18.03.2012

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18.03.2012
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18.03.2012
Erfahrungsbericht Auslandssemester WS 2011/12
King Mongkut`s University of Technology Thonburi (KMUTT)
Department: School of Architecture and Design
Program: Communication Design
Thailand – das Land mit den drei Jahreszeiten: Heiß, Heißer, am Heißesten
Motivation und Ziele für den Aufenthalt
Meine Entscheidung das Auslandssemester in Thailand zu verbringen, habe ich relativ
früh während meines Studiums getroffen. Das stark praktisch orientierte Kursangebot an
der School of Architecture and Design (SoAD) in Bangkok reizte mich und war eine
willkommene Abwechslung zum relativ theoretisch ausgelegten Studium in unserem
Fachbereich. Außerdem war mir klar, ich möchte eine gewisse Zeit in einem Land
außerhalb Europas verbringen, neue Erfahrungen sammeln und auch eine Auszeit vom
normalen Bremer Uni-Alltag nehmen. Die Möglichkeit sich mit einer eher ungewöhnlichen
Sprache sowie fremden Kultur zu beschäftigen, und Selbstständig sich in einer
außereuropäischen Umgebung zurechtzufinden, gefiel mir sehr und stellte sich mir als
eine neue Herausforderung der ich mich stellen wollte.
Vorbereitung
Ich begann bereits lange vor meinem Flug mich mit der Kultur und mit den
Gegebenheiten im Land auseinander zu setzen. Das war zwar hilfreich aber nicht
zwingend notwendig. Denn während der Orientierungswoche, gibt das International
Office der KMUTT eine mehrwöchige Einführung in das Land und die Lebensweise. Es
erleichtert den Einstieg ungemein, und kann die eine oder andere unangenehme
Überraschung vorbeugen. Zusätzlich bietet das Programm eine Möglichkeit weitere
Studenten aus dem Ausland kennenzulernen.
Das Programm ist sehr gut organisiert und findet in einer lockeren Atmosphäre statt,
bestehend aus Ausflügen, Sprachkurs, Thai-Kochkurs, Campustour, Einführung in das
öffentliche Nahverkehrssystem sowie jede Menge Tipps für den Alltag.
Um mal einige vorweg zu nehmen, da wären:
Leute nicht am Kopf berühren, Mönche generell nicht berühren, nicht mit Füßen auf
Menschen deuten, nicht auf Geld treten (Hochverrat), nicht vergessen zu lächeln, nie die
Haltung verlieren oder in der Öffentlichkeit Schreien, Finger weg von Drogen und
Glücksspiel.
Übrigens, wenn so ein Auslandssemester mit einem Dauergrinsen verbracht wird, hat
man automatisch Gute Laune.
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Studium
Bangkok ist umwerfend und kann nur in Superlativen beschrieben werden. Das Bild wird
von dem chaotischen Verkehr geprägt, der zu jeder Tages- und Nachtzeit die Stadt
beherrscht. In der ca. 8 Millionen Metropole wird die Symbiose zwischen Tradition und
dem modernen Thailand sichtbar. Neben Palästen und Watts (buddhistische
Tempelanlagen), die für das Traditionsbewusstsein der Thais stehen, finden sich
Luxushotels und riesige Einkaufszentren, Symbole für die Aufholjagd an die westliche
Welt.
Abb.1: Altar vor einem Einkaufszentrum in Bangkok
Doch auf dem am Rande der Stadt gelegenen Campus der SoAD (Bangkhunthian)
bekommt man von all diesem Trubel nichts mit. Es ist sehr ruhig auf dem kleinen
Campus, umgeben von Natur und Bauernfeldern hat das Leben hier seinen eigenen
Rhythmus, an den man sich erst gewöhnen muss.
Doch bevor das lang ersehnte Semester beginnen konnte, wurde es auch schon
unterbrochen. Die schlimmste Flut seit 25 Jahren hatte 2/3 des Landes unter Wasser
gesetzt. Vor allem der Norden des Landes war davon betroffen, aber auch Bangkok sei
laut den Medien ebenso von einer Überflutung bedroht gewesen.
Für mich hieß es das Beste aus der Situation machen und sich anpassen.
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“You don`t see Muay Thai, you don`t see Thailand.”
Um der Flut zu entkommen und dem Tipp eines Freundes zu folgen, an einem Muay Thai
(Nationalsport Thailands) Camp zu trainieren, bin ich nach Chachoengsao gereist.
Aufgrund fehlender Erfahrung und mangelnden Informationen zum Fernverkehrsnetz in
Thailand und vor allem wegen der Sprachbarriere (Fahrplan auf Thai) hat sich der Weg
zum Camp als ein Abenteuer erwiesen. Die Teils mangelnde Englisch Kenntnisse der
Einheimischen außerhalb Bangkoks und meine knappen Grundkenntnisse auf Thai hatten
somit ihre Konsequenzen. Nach einer sehr langen Fahrt, diversen Telefonaten und einem
Fußmarsch war das Ziel endlich erreicht.
Hier, ca. 150 km östlich von Bangkok, im Muay Thai Camp „Por Pramuk Gym“ habe ich
eines meiner Schlüsselerlebnisse gehabt. Mitten in einem entlegenen Dorf, irgendwo im
nirgendwo besteht der Tag aus Training, Essen und Schlafen. Kein Erholungsort, keine
Urlauber, Kein Internet und keine Ablenkung.
Abseits des lärmenden Verkehrs, der Touristen Hochburg und der glitzernden Scheinwelt
Bangkoks zeigt sich hier das bescheidene Thailand. Wie eine kleine Familie, in der alle
jede Menge Spaß „Sanuk“ miteinander haben. 15 Kämpfer sind im Camp untergebracht,
darunter professionelle Thaiboxer die mit den Kämpfen ihren Lebensunterhalt verdienen.
Den Zeitpunkt hätte ich nicht besser wählen können. Buakaw Pro Pramuk (einer der
Weltbesten Thaiboxer der Welt) befand sich mitten in der Vorbereitung zu seinem
kommenden Kampf.
Das war die Gelegenheit einen Profi auf höchstem Level zu erleben, viel zu lernen und zu
sehen, wo ich mich physisch befinde.
Die täglichen Trainingsstrapazen (6 mal Training in der Woche a 2 mal am Tag) bringen
einen an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit. Es ist sehr wichtig für jede
Trainingseinheit sich zu motivieren und den täglichen Herausforderungen des Trainings
anzunehmen.
Diese Erlebnisse haben meine Perspektive verändert und eine umfassende
Neuorientierung herbeigeführt. Eine drastische Veränderung meiner ganzen körperlichen
und geistigen Verfassung.
Ich möchte sagen, dass ich dadurch mental und physisch stärker hervorgetreten bin.
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Abb.2: Por Pramuk Gym in Chachoengsao
Zurück in Krung Thep („Stadt der Engel“)
Zurück in Bangkok konnte das Semester an der School of Architecture and Design,
gestärkt und motiviert durch das Training, endlich beginnen.
Die Uni bietet den Austauschstudenten eine lange Liste von Kursen in den
verschiedensten Fachrichtungen an. Zum Beispiel „Social Science and Humanity
Courses“, „Language Courses“, „Communication Design Project Group“
(Bachelorprojekte), „Communication Design Electives“ usw. Innerhalb dieser Liste kann
man relativ frei Kurse sowohl im Grundstudium als auch aus den fortschreitenden
Semestern belegen. Die Kurse werden von Internationalen Dozenten aus den
verschiedensten Ländern (Deutschland, Großbritannien, U.S.A., Japan und mehr)
angeboten, sodass Englisch in den meisten Veranstaltungen verständlich gesprochen
wird. Die englisch-sprachigen Kurse werden zu einem großen Anteil von thailändischen
Studierenden besucht, dies macht es einfach mit den Einheimischen in Kontakt zu treten.
Dadurch hat man die meiste Zeit mit thailändischen Kommilitonen zu tun, was eine tolle
Erfahrung ist, und das kulturelle Erlebnis von Thailand fördert. Dies ist der Vorteil von
einem kleinen Campus mit relativ wenigen Austauschstudenten.
Für Studenten des Digitale Medien Studiengangs bietet sich an, aus der oben genannten
Liste, Kurse aus dem künstlerisch-kreativ ausgelegtem Communication Design (Bachelor
of Fine Arts) Programm zu belegen. Dieses Fach ist jedoch keinesfalls frei von
wissenschaftlicher Arbeit. So haben habe ich in den Kursen Psychology for Designer,
Interface Design und Postproduction Hausarbeiten angefertigt und Präsentationen
gehalten.
Mehr Freiheit hatte ich bei der Gestaltung von Abschlussarbeiten für die künstlerischkreativen Kurse „Cinematography“ und „Communication with Form and Space“.
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Hervorheben möchte ich den Kurs „Interface Design“ von Ajan (Lehrer) Pobe, das mir
besonders gefallen hat.
Im Allgemeinen kann ich sagen, dass der Kurs stark praktisch ausgelegt ist. Wir
arbeiteten
im
Team
an
einem
realen
Problem.
Das
Bus-Buchungssystem
vom
Hauptcampus(Bangmod) zum Campus der SoAD in Bangkhunthian, welches wir täglich
benutzt haben. Die kurzen Rückmeldungen von Ajan (Lehrer) Pobe während der
Vorlesungen waren optimal, sie gaben unserer Arbeit eine Richtung und den Rest der
Unterrichtszeit verwendeten wir dazu das Projekt weiterzuentwickeln, anstatt die
Probleme,
die
während
des
Schaffensprozesses
erscheinen
konnten,
im
Vorfeld
theoretisch zu besprechen. Wir hatten die Probleme während unserer Arbeit erfahren und
darauf reagiert. Das „learning by doing“-Prinzip war ein voller Erfolg, sodass wir die
methodische Vorgehensweise während der Arbeit verinnerlicht haben.
Rückblickend kann ich sagen, dass es für mich eines der abwechslungsreichsten und
spannendsten Fächer auf der SOAD war, dank den persönlichen Rückmeldungen durch
Ajan Pobe und der praktischen Arbeit an einem realen Problem. Es hat mich motiviert
und ich freute mich stets auf die kommenden Aufgaben.
Das Niveau und der Anspruch der Kurse schwankt sehr von Dozent zu Dozent, generell
ist aber Teamarbeit bei Projekten besonders erwünscht. Hier ist Interkulturelle
Kompetenz gefragt um unteranderem mit der lockeren „mai pen rai“ (Ist schon okay)
Mentalität der Kommilitonen umzugehen.
Was mir persönlich aufgefallen ist, dass die Mehrheit der einheimischen Studenten im
ersten und 2 Semester Defizite bei Präsentationen aufweisen. Das liegt vor allem daran,
dass Rhetorik-und Präsentationskompetenzen während der Schulzeit nicht vermittelt
werden und erst im Verlaufe des Studiums erworben werden müssen. Da ich bereits in
Deutschland Erfahrungen mit Präsentationsworkshops gesammelt habe, nutzte ich diese
Gelegenheit um den Menschen etwas zurück zu geben. Ich organisierte selbstständig
einen Rhetorik-und Präsentationsworkshop „A Touch of Greatness in presentations“ und
warb erfolgreich nach Teilnehmern. Mit 12 Teilnehmern war der Kurs ein voller Erfolg mit
sehr vielen positiven Stimmen von den Gästen.
Hinweise
Ich empfehle die Touristen Hochburgen zunächst zu meiden und sich auf den Weg
machen um die Landschaft Eigenständig zu Fuß zu erkunden. Den Einheimischen trotz
Sprachbarriere nicht verschließen und auf sie zugehen. Wenn es sein muss auch mit
Gesten und Mimik deutlich machen was man sagen möchte. Das ist zunächst ungewohnt
aber mit der Zeit sind die Sprachgrundkenntnisse vorhanden und das kommunizieren fällt
leichter.
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Wenn man dann die ersten Kontakte geknüpft hat, wird man auch schnell zu den
diversen Feierlichkeiten eingeladen. Es ist lohnenswert das Lichterfest Loy Krathong mit
Einheimischen Freunden zu feiern. Bei diesem Fest werden kleine Floße (Krathongs) aus
Bananenblättern mit einer Kerze beladen, zu Wasser gelassen und mit ihnen ein Wunsch
für die Zukunft. Dieses Fest wird nur noch vom thailändischen Neujahr (Songkran)
übertroffen. Es findet nach Sylvester im Dezember und dem chinesischem Fest im
Februar als drittes Neujahrsfest Thailands im April (Buddhas Erleuchtung) statt. Gefeiert
wird mit einer dreitägigen Wasserschlacht, um böse Geister zu vertreiben. Das ist ein
unheimliches Vergnügen und gleichzeitig eine hervorragende Abkühlung bei den heißen
Temperaturen in Bangkok.
Fazit
Die Thais sind gastfreundliche, hilfsbereite und offene Menschen, die auf sehr
persönlicher Ebene über sich, ihre Kultur und ihr Land erzählen.
Ich hatte eine wundervolle Zeit in Thailand und habe unglaublich tolle Menschen kennen
gelernt. Einige von Ihnen haben auf eine beeindruckende Art meinen Horizont erweitert
wiederum andere haben mich inspiriert.
Ich kann der KMUTT gar nicht genug Danken, mir diese Chance ermöglicht zu haben.
Diese unbezahlbaren Erlebnisse werden mich mein Leben lang motivieren, sowohl
persönlich als auch akademisch.
Die KMUTT ist definitiv eingestellt auf ausländische Studenten. Alles in allem ist also ein
Auslandssemester wie meines absolut zu empfehlen.
P.S.: Bei konkreten organisatorischen Fragen zum Auslandssemester in
Bangkok/Thailand können Sie mich gerne per E-Mail kontaktieren.