Musik und politischer KonText - Landeszentrale für politische

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Musik und politischer KonText - Landeszentrale für politische
Musik und politischer KonText
Abschlussbericht der Recherche
über aktuelle Ausdrucksformen des politischen Liedes
Büro für Kulturberatung
Dr. Ute Canaris
Anton-Holtzstr. 57
40667 Meerbusch
Dezember 2003
1
Inhalt:
Seite
A. Auftrag und Begriffsklärung
3
1. Aufgabenstellung
3
2. Durchführung der Recherche
3
3. Zum Begriff des „Politischen Liedes“:
Erweiterte Definition des Recherche-Gegenstandes
5
B. Ergebnis der Recherche:
Aktuelle Ausdrucksformen politischer Inhalte in Musik und Text
8
1. Das traditionelle politische Protestlied.
Aktuelle Themen und Weiterentwicklungen
8
2. Erinnerungskulturelle Kunst-Liedprogramme
9
3. Theatralische Liederabende mit erinnerungskulturellen Programmen
12
4. Musikpädagogische Projekte:
Die Zusammenarbeit von Komponisten mit Schulen und Jugendchören
5. Populäre Musik
13
15
5.1. Politisches in der populären Musik:
Rock, Pop, HipHop und Singer/Songwriting
15
5.2. Noch einmal populäre Musik: Folkmusik, Volkslied
und das politische Heimatlied aus NRW
19
6. Weltmusik, interkultureller Musikaustausch
und die Lieder der bei uns lebenden Migranten
22
C. Empfehlungen und Handlungsvorschläge
für die Landeszentrale für politische Bildung
29
Anhang: - Datenbank „Politisches Lied“
2
A. Auftrag und Begriffsklärung
1.
Aufgabenstellung
Das Büro für Kulturberatung wurde im März 2003 von der Landeszentrale für politische
Bildung NRW beauftragt, eine landesweite Recherche der aktuellen Ausdrucksformen des
politischen Liedes und ihrer wichtigsten RepräsentantInnen durchzuführen.
Der Aufbau neuer Netzwerke, das Finden von Kooperationspartnern und die
Entwicklung von Handlungsvorschlägen für die Landeszentrale war das Ziel der
Recherche.
Inhaltliche Leitlinie für die Recherche- und Beratungsarbeit war das Exposé, das die
Auftragnehmerin der Landeszentrale für politische Bildung vorgelegt und das zu der
Beauftragung geführt hatte. Seine zentrale Hypothese konnte durch die Ergebnisse der
Recherchearbeit verifiziert werden:
Künstlerische und kulturelle Ausdrucksformen – in diesem Fall Musik und Text
(Lied/Gesang) - sind in besonderer Weise dazu geeignet, Formen, Inhalte und Orte
politischer Bildung zu innovieren, zu attraktivieren und neue, junge Zielgruppen
anzusprechen.
Diese Aussage gilt vor allem dann, wenn künftige Kooperationsprojekte von politischer
Bildung und musikalischer Praxis sich konzentrieren auf gemeinsame inhaltliche
Schnittmengen bzw. Zielsetzungen der jeweiligen Arbeit. Diese versprechen am ehesten, von
beiden Seiten als gewinnbringend und die jeweilige Arbeit unterstützend angesehen und
deshalb auch wirklich in Angriff genommen und erfolgreich umgesetzt zu werden.
2.
Durchführung der Recherche
Seit Anfang April 2003 wurden landesweit über 40 Gespräche geführt. Mit ca. 15
GesprächspartnerInnen hat sich ein intensiver Kontakt entwickelt. Der Hauptteil der
Recherche bezog sich auf Gespräche mit
Musikverbänden und musikpädagogischen Vereinen;
Musikveranstaltern und Musikverlagen;
für die Förderung und Unterstützung der Musikszene zuständige MitarbeiterInnen
städtischer Kulturämter;
LiedermacherInnen, SängerInnen, ChorleiterInnen, KomponistInnen und
LiedersammlerInnen;
WissenschaftlerInnen aus Musikhochschulen, Universitäten und anderen
Forschungseinrichtungen bzw. Archiven;
VertreterInnen von Musikprojekten, zum großen Teil waren dies zugleich
Musikpädagogen,
komponierende und
ausübende KünstlerInnen
und/oder
WissenschaftlerInnen;
leitenden Mitarbeitern von Einrichtungen der politischen Bildung.
Die Liste aller GesprächspartnerInnen findet sich im Anhang.
Ziel war es, interessante KünstlerInnen, Chöre, Bands, Ensembles, Liedliteratur, Veranstalter
und Musikverleger und innovative Projekte zu identifizieren, die exemplarisch dokumentieren
können, mit welchen Themen in welchen Musikstilen und Präsentationsformen sich heute
Politisches im Lied zeigt.
3
Dazu wurden z.T. strukturierte, z.T. offene Interviews geführt, deren Dauer zwischen zwei
und vier Stunden schwankte. Ergaben die Gespräche interessante Anknüpfungspunkte, wurde
die Kooperationsbereitschaft für gemeinsame Aktivitäten von politischer Bildung und
musikalischer Praxis ermittelt.
Konzerte, Vorstellungen etc. wurden besucht, Informationen, Liedliteratur und Publikationen
zur Verfügung gestellt. Weitere Kontakte wurden vermittelt. In einem Fall führte das
Gespräch zu einer Einladung zur Diskussion mit den TeilnehmerInnen eines
Doktorandenkolloquiums an der Kölner Musikhochschule.
Erste Ergebnisse sind in den beiden Zwischenberichten (Juli und Oktober 2003) der
Landeszentrale vorgestellt worden. Eine Kontaktaufnahme mit besonders interessanten
Projekten und Gesprächspartnern und die Durchführung eines workshops der Landeszentrale
mit dem Landesmusikrat wurde empfohlen. Die Landeszentrale hat die meisten der
Empfehlungen aufgegriffen und zu einem workshop am 21. Januar 2004 eingeladen.
Kontakte zu den Medien beschränkten sich überwiegend auf die Publikationen der
Musikverbände. Der Landesmusikrat NRW unterstützte die Recherchearbeit durch einen
redaktionellen Beitrag über das Projekt in seinem Newsletter. In zwei weiteren Fällen wurden
für die Landeszentrale für politische Bildung NRW Flyer produziert, die auf
Mitgliederversammlungen verteilt wurden (Musikschulverband NRW, LAG Musik NRW).
Diese Form der Recherche hat in einem Fall zu einem erfreulich hohen Rücklauf geführt.
(Musikschulverband). Im Falle der LAG Musik wurden mit der Verteilung des Flyers die
Mitgliedsverbände aufgefordert, sich für ihre Programme im Jahr 2004 Gedanken darüber zu
machen, wie sie das Thema „Politisches Lied“ aufgreifen bzw. was sie der Landeszentrale für
politische Bildung NRW an interessanten Aktivitäten und Projekten vorstellen könnten.
Mit dem redaktionellen Beitrag und der Verteilung von ca. 300 Flyern unter wichtigen
Multiplikatoren der NRW-Musikszene konnte die Landeszentrale für politische Bildung
NRW ein positives Imagemarketing betreiben und sich als interessanter Kooperationspartner
im Musikbereich platzieren.
In den laufenden Abstimmungsgesprächen wurde vereinbart, zunächst keine Kontakte zu
Tageszeitungen, Rundfunk- und Fernsehsendern in NRW aufzunehmen. Es sollten vielmehr
erst die Ergebnisse abgewartet und danach entschieden werden, ob und in welcher Form
Presse- und Medienarbeit von der Landeszentrale über die Ergebnisse der Arbeit,
geplante Aktivitäten und Kooperationen in Angriff genommen wird. Empfohlen wird, dies in
Zukunft nur dann zu tun, wenn die Landeszentrale ein konkretes Projekt initiiert oder eine
Kooperation eingeht.
Die Recherche ist keine flächendeckende bzw. statistisch-quantitative Analyse geworden.
Sie konzentrierte sich vor allem auf das Rheinland, das Ruhrgebiet und den Raum
Wuppertal/Solingen/Remscheid.
3. Zum Begriff des „Politischen Liedes“: Erweiterte Definition des
Recherche-Gegenstandes
4
Der für die Recherche als Ausgangspunkt gewählte Titel “Aktuelle Ausdrucksformen des
politischen Liedes“ hat häufig zu Missverständnissen bei den GesprächspartnerInnen
geführt, weil er heute als überholt, altmodisch und ideologisch bzw. propagandistisch
verstanden wird. Man assoziiert mit ihm die politische Liedermacherszene der Sechziger und
Siebziger Jahre in der damaligen Bundesrepublik und die Singebewegung als Teil der
Bürgerrechtsbewegung in der ehemaligen DDR. Beide werden
als Teil der
Musikvergangenheit und für die aktuelle Musikszene in weiten Teilen als irrelevant
angesehen.
Der der Recherche zugrundeliegende Begriff des Politischen musste häufig erst erläutert
werden, um produktive Gespräche führen zu können, was nicht in jedem Einzelfall gelang.
Als ein Ergebnis der Recherche wird daher zunächst eine zeitgemäße Annäherung an das
„Politische“ in musikalischen und textlichen Äußerungen und Ausdrucksformen versucht.
3a. Kurzer historischer Abriss des Begriffs
Der Begriff „Politisches Lied“ als Genrebezeichnung ist historisch relativ jung, obwohl es
politische Lieder seit dem Mittelalter gibt .Explizit vom politischen Lied spricht man erst seit
Anfang des 20. Jahrhunderts. In der Weimarer Republik verstand man darunter zweierlei:
einmal das linke, antikapitalistische und Antikriegs-Lied. Es fand sich sowohl im Protest- und
Propagandalied der politischen Arbeiterbewegung als auch im literarisch-politischen
Chanson, Kabarett und Kunstlied, das sich mit den sozialen, lebensstilbezogenen und
ökonomischen Verhältnissen der Weimarer Republik zynisch bis bissig und z.T. musikalisch avantgardistisch auseinandersetzte.
Zum anderen waren politisch die völkisch-nationalistischen, kriegsverherrlichenden Lieder.
Sie wurden in den Gesangsvereinen der konservativen Rechten und Völkischen und später der
Nazis, die das deutsche Volksliedgut für ihre Zwecke pervertierten, gesungen.
An beide politischen Traditionen wurde im Nachkriegsdeutschland – nach einer Phase des
sogenannten unpolitischen Schlagers in den Fünfziger Jahren und dem ersten großen Schub
amerikanischer Liedkulturen im Blues und Rock in den 60ern – ab Mitte der 60er Jahre
wieder angeknüpft:
Die politischen Liedermacher der 68er Bewegung in Westdeutschland sahen ihre Wurzeln
neben dem amerikanisch-britischen politischen Folk und Blues und der „linken“ Tradition des
deutschen Volksliedes vor allem in den Liedern von Brecht/Weill/Eisler und entwickelten aus
diesen Quellen das, was heute von den Älteren als das politische Lied verstanden wird. Den
Jüngeren ist dieser Begriff kaum mehr geläufig.
Für die Geschichte der Liedermacher- und Folkszene an Rhein und Ruhr von den späten
Sechziger bis in die Achtziger Jahre sei auf den vorzüglichen, von Robert von Zahn
herausgegebenen Band 3 der Reihe Musikland NRW des Landesmusikrates NRW verwiesen:
Folk und Liedermacher an Rhein und Ruhr. Mit 2 CDs und 38 Titeln . 2002 Münster
AGENDA Verlag.
In der konservativen Musikszene wird – mit Ausnahme rechtsradikaler Gruppen – eher das
„Unpolitische“ am „deutschen Liedgut“ betont und dieses im Zusammenhang deutscher
Leitkulturdebatten „modern“ und auch ökonomisch gewendet, wenn z.B. politisch über
Quotenregelungen für deutsche Lieder/Schlager/Pop in den öffentlich-rechtlichen Medien
debattiert wird. Aber es gibt auch eine kleine, offensiv agierende, rechte Jugendkulturszene,
die sich geeigneter Stilmittel der Rock- und Popmusik für ihre Zwecke bedient.
Der historisch eher eingeengte, propagandistische und parteiliche bis parteiische Begriff des
„Politischen Liedes“ hat die Recherche nicht geleitet. Er wird aber in seiner heute
spezifischen Ausprägung und den damit verbundenen politischen Topoi und aktuellen
Anlässen mitrecherchiert (mit Ausnahme der rechten Musikszene).
5
In den Chor- und Orchesterwerken und im Kunstlied der musikalischen Hochkultur des 20.
Jahrhunderts gibt es eine große Zahl bedeutender Werke, die sich unmittelbar mit politischen
Themen auseinandersetzen wie Krieg, Gewalt, Armut, Verfolgung, Heimat, Fremde, Exil.
Wichtige Werke von Schönberg („Ein Überlebender in Warschau“), Nono („Il canto
sospeso“), Britten („War Requiem“), Opern wie Alois Zimmermanns „Soldaten“, die
Wiederentdeckungen der Werke von Schreker, die Neuinterpretation großer Stoffe für die
Fragen unserer Zeit, viele Oratorien und Kantaten zeigen das lebendige Vorhandensein des
Politischen in der Musik. Dass dies nicht nur im „schwierigen, anspruchsvollen“ Text,
sondern auch in ihrer Klangfarbe zum Ausdruck kommt, hat sie allerdings nicht zu den am
häufigsten präsentierten Werken in unseren Opern- und Konzerthäusern gemacht.
In der Tradition solch einer „politischen Musik“ sehen sich heute KomponistInnen und
Spezialensembles, die sich der zeitgenössischen Musik mit neuen, eindrucksvollen
Vermittlungsansätzen der Musik- und Konzertpädagogik widmen.
3b. Definition des Begriffs „Politisches Lied“ für diese Recherche.
Zugrundegelegt wird eine Definition von „Politischem Lied/Politischer Musik“, die von der
Kontextabhängkeit des Begriffs ausgeht.
Danach entscheidet sich die Frage, ob ein Lied, eine Band, ein Konzert politisch ist, nicht
durch den Text allein. Es sind in erster Linie der Kontext seiner Entstehung und
Präsentation, seine Rezeption, die politischen Einstellungen und Handlungen der
KünstlerInnen und die inhaltlichen Zielsetzungen von Projekten und Programmen, die
den Zusammenhang von Lied/Musik und Politischem aufzeigen.
• Ein politisches Lied kann daher ebenso ein Oratorium sein, das sich mit der sozialen
Situation von Kindern auseinandersetzt wie eine „Kantate gegen den Krieg“ oder die
Musik von Komponisten/Textern aus den Nazi-Konzentrationslagern bzw.
Flüchtlingen aus dem Exil.
• Politisch sind musikalisch-literarische Kunst-Projekte, die sich mit der Frage
auseinandersetzen: was sind heute unsere Volkslieder?
• Politisch wird ein theatralischer Liederabend mit einem Schubertliederzyklus, der
sich dramaturgisch/darstellerisch und mit seinem Aufführungsort politisch
reflektierend mit den Begriffen Heimat und Fremde auseinandersetzt, wie etwa
Christoph Marthaler mit Schuberts „Die schöne Müllerin“bei der Ruhrtriennale 2002.
• Politisch in ihren Inhalten und Wirkungen ist die Musik von in Deutschland
lebenden MigrantInnen, die Heimat und Fremde thematisiert und nach Identität
sucht oder ihren Verlust beklagt.
• Politisch sind KünstlerInnen und ihre Lieder aus dem musikalischen Genre
„Weltmusik“, die die Frage des Kultur- bzw. Musikimperialismus der westlichen
Hemisphäre im Zusammenhang einer politischen Globalisierungsdebatte aufwerfen.
• Wer die aktuelle Produktion in der Rock- und Popmusik, vor allem jenseits des
„Mainstream“ beobachtet, findet in vielen Songs Texte über (Alltags-)Politisches,
Zeugnisse des Lebensgefühls der Menschen, ihrer Fragen, Probleme und
Erwartungen/Forderungen an die Zukunft. „Rock gegen Rechts“, „HipHop für
Toleranz“ sind einige Kampagnen/Aktionen gegen Ausländerfeindlichkeit und
Gewalt.
Legt man eine solche Definition vom Politischen in Lied/Musik zugrunde, dann findet man in
der musikalischen Literatur, die heute LiedermacherInnen, SängerInnen, Bands, Chöre singen
und die in Konzertprogrammen und Projekten performiert werden, eine große Fülle an
geeignetem „Material“ für politische Bildungs- und Kommunikationsarbeit. Man findet sie in
allen Musikstilen.
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Mit Projekten, die den Kontext der Musik thematisieren, leisten MusikpädagogInnen,
KomponistInnen, DirigentInnen und SängerInnen einen wichtigen Beitrag zur musikalischen
wie politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen.
Nach Politischem wurde im Rahmen dieser Recherche in folgenden musikalischen Stilen und
Genres gesucht:
• In den aktuellen Ausdrucksformen und Themen des politischen Protestlieds
• In der Rock- und Popmusik, schwerpunktmäßig bei Kampagnen wie Rock gegen
Rechts, Hip Hop für Toleranz u.ä.. Bei Projekten des Artist Development vor allem im
Songwriting und Rappen.
• In theatralischen Liederabenden und erinnerungskulturellen Kunstliedprogrammen.
• In Chansons, Kabarett, Dialektliedern und Poetry Slam.
• In der zeitgenössischen E-Musik und konzertpädagogischen Projekten ihrer
Vermittlung.
• Im Folk und bei den „Volksliedern, bei denen die politischen Wurzeln und Inhalte
thematisiert werden.
• In der interkulturellen und Weltmusik, wo neben den Texten und der Musik die
Anlässe, Präsentationsformen und der Kontext ihrer Konzerte politisch aufgeladen
sind.
7
B. Ergebnis der Recherche: Aktuelle Ausdrucksformen politischer Inhalte
in Musik und Text
Im folgenden Überblick über die Rechercheergebnisse wird Liedliteratur benannt und
werden komponierende und performierende KünstlerInnen/ Ensembles/Chöre vorgestellt.
Programme und Projekte der Volksmusik wie der Rock- und Popmusik kommen vor.
Kompositionen und Projekte der Neuen Musik , insbesondere für junge Menschen,
werden ebenso beschrieben wie performative Liederabende oder außergewöhnliche
Musiktheaterprojekte. Liedersammlungen, Kompositionswettbewerbe und Projekte des
„Artist Development“ im Rock- und Popmusikbereich finden Erwähnung. Ein besonderes
Interesse richtet sich auf interkulturelle musikalische Äußerungen, auf das Heimat- und
Dialektlied, auf erinnerungskulturelle Liedprogramme und Projekte.
Zunächst wird der Frage nachgegangen, ob und wie sich das „Politische Lied“ in seiner
enggeführten historischen Definition heute noch in der musikalischen Kompositions- und
Aufführungspraxis wiederfindet und welche Bedeutung es hat: sowohl als „klassisches“
politisches Protestlied wie auch als erinnerungskulturell aufgeladenes Kunstlied.
1. Das traditionelle politische Protestlied. Aktuelle Themen und
Weiterentwicklungen.
Das „Politische Lied“ als Protest- oder Politpropsong spielt in den heutigen
Musikprogrammen und –szenen nur noch eine marginale Rolle .
Es gibt in NRW zwar immer noch eine Tradition der Arbeiter-, Gewerkschafts- und
Werkschöre, die das alte Liedgut der Arbeiterbewegung pflegen und durch neue,
aktuellere Inhalte, z.T. auch in Form von Musicals bzw. musikalischen Revuen
auffrischen. Meist handelt es sich um „Nischenmusik“ von geringer musikalischer
Qualität mit keiner Ausstrahlung über den eigenen Horizont hinaus. Diese Aktivitäten
dienen eher dazu, das Betriebsklima positiv zu beeinflussen, Gewerkschaftsmitglieder
„bei der Stange“ zu halten bzw. junge Mitglieder zu finden.
Ein überregionaler Chorverband, „Chorizonte“ mit Sitz in Köln ist ein Zusammenschluss
dieser Art von Chöre. Er bemüht sich um eine Modernisierung und Aktualisierung dieser
Liedliteratur – mit unterschiedlichem Erfolg.
Dr. Astrid Reimers vom Institut für musikalische Volkskunde an der Universität Köln
beschäftigt sich in ihren Forschungen u.a. mit dem Arbeiter- und betrieblichen Chorwesen
in Köln.
Ein sehr spezielle Form des „traditionellen“ politischen Liedes hat sich in Köln mit der
Straßenmusikszene gehalten. „Klaus der Geiger“, eine „Kölner Institution“ aus der
Südstadt, aus der auch Kölner Rock- und Karnevalsbands wie BAP und Bläck Föös
kommen, engagiert sich seit Jahrzehnten mit Protest- und Friedensliedern bei politischen
Anlässen, wie z.B. im Sommer 2003 bei der Verleihung des Aachener Friedenspreises.
Aus dieser immer noch lebendigen Szene kommen hin und wieder junge Sänger wie
„Mellow Mark“, die von der Straßenmusik in die Popmusikszene der Klubs und Hallen
wechseln –und dort auch weiterhin politische Musik machen .
Sicher wurden gerade in jüngster Vergangenheit diese Karrieren durch die äußeren
politischen Anlässe befördert – so machte Mellow Mark eine erfolgreiche cd mit dem
Titel „Weltweit“, die Protestmusik sowohl gegen die Globalisierungspolitik wie gegen
den Irakkrieg ist.
8
Das Protest- oder Politproplied ist eine Musikgattung, die vom aktuellen Anlass lebt.
Sie kann sich auf einen festen Liedkanon beziehen, der sich historisch aufbaut vom
politischen Folk und Country in den USA der 30er und 40er Jahre (Woodie Guthrie) über
die amerikanischen Protestsänger gegen Rassismus und Krieg der 60er und 70er Jahre
(Pete Seeger, Bob Dylan, Joan Baez etc.) und den deutschen Politrock der 70er und 80er
Jahre. Sie hat gerade in NRW eine lange Tradition und ist mit Namen wie Dieter
Süverkrüpp und Dieter Baier, der Ostermarsch- und Anti-AKW-Bewegung verbunden.
Zwei aktuelle politische Ereignisse der jüngsten Zeit haben auch in Deutschland den
Liedern/Liedermachern aus dem Umfeld der 68er-Liedermachergeneration im Westen
Hannes Wader, Konstantin Wecker, Franz Josef Degenhardt, Udo Lindenberg (und im
Osten Eckhard Wentzel mit seinem Guthrie-Programm) zu einer Renaissance verholfen:
Der 11. September 2001 und der Irakkrieg. Viele dieser Musiker stammen aus NRW:
Udo Lindenberg wurde z.B. in Gronau geboren- bzw. leben dort noch heute.
Der Protest gegen den Irak-Krieg hat bis weit in den popmusikalischen Mainstream
gewirkt (Madonna). Der Kölner Musiksender VIVA hat sich bei der Verbreitung von
Antikriegsliedern ebenso engagiert wie MTV.
Die reichhaltige weltweite Liedproduktion zum 11. September 2001 und zum Irak-Krieg
hat zu einem Forschungsprojekt des Instituts für Volkskunde an der Universität
Hamburg mit dem Titel „The world really fell out of tune„ geführt, dessen Ergebnisse im
Oktober 2003 auf einer Tagung vorgestellt und diskutiert wurden. Sie könnten auch für
die politische Bildung in NRW von Interesse sein.
Sehr viele der spontan entstandenen Lieder sind kurzlebige Gebrauchsmusik. Neben
außerordentlich aggressiven, schrillen „Tönen“ gibt es auch eher zynisch-kabarettistische
Protestlieder. Ein gelungenes Beispiel ist das hintersinnige Anti-Kriegs-Shortie von pigor,
eichhorn & der ulf aus dem Frühjahr 2003 „Amerikaner sind zu dick“, veröffentlicht von dem
Plattenlabel „roof music“ in Bochum, zu dessen Programm das literarisch-musikalischpolitische Kabarett gehört.
2. Erinnerungskulturelle Kunst-Liedprogramme
In Deutschland beziehen sich erinnerungskulturelle Kunst-Liedprogramme immer noch vor
allem auf die politischen Topoi: Nationalsozialismus, Machtergreifung, Holocaust, Krieg und
ihre Folgen.
Aus den recherchierten Chorwerken und Liedprogrammen kann man drei Zugänge
beschreiben:
a) Wiederaufführungen/Aktualisierungen von Weill- und Eisler-Musik, überwiegend
mit Texten von Brecht – vor allem im Umfeld der Hanns Eisler-Gesellschaft.
b) Aufführungen „politischer“ Komponisten des 20. Jahrhunderts, die sich mit
diesen Themen auseinandersetzen bzw. sie als politisch Verfolgte musikalisch zur
Sprache „bringen“.
c) Neue Kompositionen, die politisch-literarische Texte musikalisch interpretieren.
Zu a) Eisler, Weill und Brecht:
Die Gründung der Internationalen Hanns Eisler-Gesellschaft war zwar 1994 in Berlin,
wesentlich getragen wird sie allerdings aus Nordrhein-Westfalen. Ihr Präsident ist der
Komponist Wolfgang Hufschmidt, früherer Rektor der Folkwang-Hochschule in Essen, der
u.a. Ende der 90er Jahre im Ruhrgebiet eine alte Idee von Brecht/Weill zu einem Ruhrepos
kompositorisch wieder aufgriff und gemeinsam mit dem Medienkünstler Jörg Armbruster zu
einem multimedialen „Ruhrwerk“ weiterentwickelte, das in der Bochumer Jahrhunderthalle
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aufgeführt wurde. Die Hanns Eisler - Gesellschaft ist das Sammelbecken, aus dem heraus
Aufführungen von Eisler-Werken angeregt und veranstaltet werden und Neuarrangements und
Kompositionen unterstützt und kommuniziert werden. Heiner Goebbels „Eislermaterial“ ist
ein zentrales Werke erinnerungskultureller politischer Musik, das gerade von den Bochumer
Symphonikern, deren „Composer–In-Residence“ Goebbels zur Zeit ist, aufgeführt wurde. .
Die Eisler-Gesellschaft fördert auch Neukompositionen innovativer engagierter Chormusik.
Im Zusammenhang der politischen Auseinandersetzung um die deutsche Leitkultur gab das
Ensemble Ruhrklang 2001 in Essen ein Brecht/Eisler-Konzert und die Gesellschaft für
Neue Musik Ruhr wurde in Person ihres Vorsitzenden Frank Sielecki mit einem Programm
aus Eislers „Hollywooder Liederbuch“ aktiv. Es ist Eislers politisches Tagebuch des Exils, in
dem er neben Gedichten von Brecht auch solche von Hölderlin und Eichendorff vertont. Es
geht vor allem um die Flucht vor den Nationalsozialisten, die Trennung von der Heimat und
der damit verbundenen Ohnmacht und um die Hoffnungen auf ein „anderes“ Deutschland.
Sielecki hat daraus ein Konzertprogramm entwickelt mit Sekundärtexten, die den historischen
Hintergrund erläutern. Ein Programm, das in Veranstaltungen der politischen Bildung gut
einsetzbar wäre.
Die Ruhrtriennale widmete im Rahmen ihres Projektes „Century of Song“ im Herbst 2003
Kurt Weill einen ganzen Abend.
Zu b) Politische Kompositionen zu den Themen Krieg und Holocaust
Die Musikliteratur des 20. Jahrhunderts hat sich in vielen Werken mit seinen zentralen
politischen Themen auseinandergesetzt: Kriege, Vernichtung im Konzentrationslager,
Vertreibung, Verlust von Heimat. Im Rahmen dieser Recherche soll ein Projekt vorgestellt
werden, das seine Wirkungskraft im Umfeld politischer und musikalischer Bildung entfalten
könnte und/oder interessante, regionale Kooperationsmöglichkeiten eröffnet– im Kontext von
erinnerungskultureller und Gedenkstättenarbeit .
BEISPIEL : DAS NONO-SCHULPROJEKT.
Abschiedsbriefe von antifaschistischen Widerstandskämpfern aus Europa am Vorabend
ihrer Hinrichtung sind die Texte, die der italienische Komponist Luigi Nono in „Il Canto
Sospeso“ zum Klingen gebracht hat. Seit 1992 gibt es europaweit ein musikpädagogisches
Projekt zu dieser Komposition, die 1955 für den WDR entstand und den jungen Nono
berühmt machte.
Zu dem Projekt gibt es umfangreiche Materialien:
- die Texte aller Briefe, die Thomas Mann 1954/55 herausgab;
- ein Video;
- eine Ausstellung von Studierenden der Fachhochschule München mit künstlerischen
Interpretationen zur Komposition;
- Diskussionen mit Zeitzeugen, vor allem des Massakers an den Einwohnern von
Marzabotto, Italien, durch die deutsche Wehrmacht.
2001/2002 wurde das Nono-Schulprojekt mit SchülerInnen in Wiesbaden durchgeführt –
als aktueller Reflex auf die Erlebnisse des 11. September, aber auch in Erinnerung an die
Massenmorde von Srebrenica und Grosny.
Zu Nonos 80.Geburtstag im Jahre 2004 wird es eine großen Retrospektive bei der Kölner
MusikTriennale geben, in deren Zusammenhang Kölner Schulen – als Teil einer zur Zeit
entstehenden europäischen Friedensschulbewegung - zur Auseinandersetzung mit „Il
Canto Sospeso“ eingeladen sind.
Zu c). Kompositionen, die politisch-literarische Texte musikalisch interpretieren
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Literarische Texte von Autoren, die von den Nazis verfolgt wurden und die Erinnerung an
deren Unmenschlichkeit wach halten wollen, waren und sind für zeitgenössische
Komponisten Material für spannende Kompositionen. Dies geschieht häufig dann, wenn
es literarische Vereinigungen gibt, die diese anregen, unterstützen und z.T. finanziell
ermöglichen.
Die Landeszentrale für politische Bildung in NRW beschäftigt sich zur Zeit intensiv mit
der Frage einer grundsätzlichen Neuorientierung der Geschichtskultur- und
Gedenkstättenarbeit.„Zeitabstand und Generationenwechsel bei Besuchern und
Professionellen verändern Annäherungsweisen an die NS-Geschichte, Präsentations- und
Aneignungsmethoden, Tabus und Diskussionsbedürfnisse. Internationale Debatten legen
die Universalisierung der menschenrechtlichen Maßstäbe nahe, an denen NS-Erfahrung
gemessen wird ....“ so der Einführungstext zur Einladung zu zwei workshops zur
Neuorientierung der Arbeit im November und Dezember 2003 in Düsseldorf.
Das folgende Beispiel könnte Anregung für eine Beteiligung der Musik an diesem Prozess
sein:
BEISPIEL : WUPPERTAL UND ARMIN T: WEGNER
Der Wuppertaler Liedermacher, Komponist, Musiker und Pädagoge Ulrich Klan hat im
Jahre 2002 die Gründung einer literarischen Gesellschaft wesentlich mit angestoßen und
getragen, die sich dem Leben und Werk des in Elberfeld geborenen Schriftstellers Armin
T. Wegner widmet. Wegner (1886 – 1978), zunächst ein expressionistischer Lyriker,
wurde später ein (Reise)Schriftsteller, der sich dem orientalischen Milieu zuwandte. Zu
seinen Arbeiten gehörte u.a. ein türkisches Schattenspiel:“Wasif und Akif“.
Sein Weg führte ihn bereits im ersten Weltkrieg als Sanitätssoldat in die Türkei, von wo
aus er Länder wie den Irak, Palästina etc. bereiste.
Mit Wegner ist politisch sein mutiges Eintreten für den Frieden, die Menschenrechte und
ein tolerantes Miteinander der Kulturen verbunden. Er prangerte bereits 1915 den
Völkermord an den Armeniern an: Seine fotografischen und literarischen Dokumente
publizierte er in Deutschland und in einem offenen Brief an den US-Präsidenten Wilson.
Nach dem 1. Weltkrieg - Wegner war ein entschiedener Pazifist geworden - engagierte er
sich in der Gründung des „Bundes der Kriegsdienstgegner“.
Seine mutigste politische Tat war sein offener Brief an Adolf Hitler im April 1933, in dem
er ihn aufforderte, der Judenverfolgung Einhalt zu gebieten. Die Folge waren KZ-Haft,
Folter und Flucht ins Exil, aus dem er nicht mehr nach Deutschland zurückkam.
Erste Kompositionen zu Wegner-Gedichten von Ulrich Klan wurden bereits auf der
Gründungsversammlung der Gesellschaft vorgestellt. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht
das Projekt „Picture of a voice/Bildnis einer Stimme: Wege der Verständigung“: ein
internationaler Komponistenwettbewerb , an dem sich deutsche, arabische, armenische,
australische, türkische und Schweizer Komponisten beteiligen.
Die ersten Uraufführungen finden im Rahmen von Veranstaltungen zum 25. Todestag
Wegners im November/Dezember 2003 in Wuppertal statt. Aber auch bei den
Armenischen Kulturwochen im Winter diesen Jahres in Bremen wird Ulrich Klans und
Horst Breiters Armin T. Wegners Einspruch gegen den Genozid als Melodram für Viola
solo und Sprecher mit dem Titel „... in der Wüste“ aufgeführt.
Die Komponisten stellen vor den Uraufführungen ihre Arbeiten in Schülerworkshops an
Wuppertaler Schulen vor, die die Gesellschaft ebenfalls organisiert. Am Ende soll ein
Hörbuch entstehen.
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Dieses literarisch-musikalisch-politische Projekt steht exemplarisch für eine
interdisziplinäre erinnerungskulturelle Arbeit, die sich an lokalen Personen/Ereignissen
verortet und mit diesen die Themen Krieg, Frieden, Genozid und interkulturelle Toleranz
in einen globalen Focus nimmt und aktualisiert.
3.Theatralische Liederabende mit erinnerungskulturellen Programmen
Nicht erst seit Christoph Marthalers Beschäftigung mit den Schubert-Liedern gibt es eine
Reihe spannender theatralischer Liederabende, die sich intensiv mit dem Thema „Heimat
und Fremde. Identität und Verlust“ auseinandersetzen.
In Deutschland steht in letzter Zeit die deutsch-deutsche Vergangenheit im Mittelpunkt.
Schon 1990 gestaltete das Schweriner Theater einen deutsch-deutschen Liederabend, 1994
machte das Düsseldorfer Schauspielhaus mit „Checkpoint Charlie“ einen unterhaltsamen,
aber durchaus politisch- erinnerungskulturellen Streifzug durch das Schlager- und
Volksliedgut von Deutschland Ost und West, der von mehreren Theatern übernommen
wurde. 2002 folgte, mit einem literarischen „Plot“ von Albert Ostermeier unterlegt, das
Bochumer Schauspielhaus mit „Deutschland, Deine Lieder“.
Die europäischen Liedkulturen des 20. Jahrhunderts erklangen und erklingen
2003/2004 in der Ruhrtriennale im Rahmen von „Century of songs“, präsentiert in 12
ungewöhnlichen Liederabenden mit künstlerischen Spitzenbesetzungen aus vielen
europäischen Ländern – eine Hommage an die großen Songwriter des 20. Jahrhunderts,
flankiert von Abenden mit der Musik der amerikanischen Songwriter – aus dem „Great
American Songbook“.
Die zentrale Botschaft solcher Chroniken des 20. Jahrhunderts mithilfe des DreiMinutensongs formuliert der Triennale-Chefdramaturg Wördehoff: „Egal, welcher
Generation man angehört, bei allen Musikfans, die ich kenne, zieht sich eine Kette von
Songs, Hits und Liedern als roter Faden durch das Leben.“ Der „Popular Song“ – sei es
als Volks-, Pop- oder Kunstlied - ist für jeden Einzelnen ein Erinnerungsspeicher, der
intime Erlebnisse wie wichtige, öffentliche Geschehnisse aus der Vergangenheit wieder
aufleben lässt.
Damit hat das Format das „Liederbuches“ seine theatralische Entsprechung gefunden,
unterstützt von einer Repertoire-Entwicklung in deutschen Stadttheatern, die den
thematischen Liederabend als Publikums-Zugpferd gerade für eine jüngere Generation
nutzt. Theatermusiker wie Franz Wittenbrink haben mit ihren „konzeptuellen KaraokeAbenden“ (FAZ) der Emotion im oft intellektuell unterkühlten Schauspielhaus wieder
Raum geschaffen. Oft orientiert an literarischen Texten und sich Zeitgeistthemen
widmend, sind sie auch in NRW-Theatern zu Kassenknüllern geworden.
Viele Städte und Regionen in NRW könnten in Zusammenarbeit von Theatern, Musikern
und den Landeszentralen für politische Bildung gemeinsame Recherchen betreiben und
eine Fülle von erinnerungskulturellem Stoff zusammentragen – ähnlich den hier
vorgestellten Beispielen. Anregung und Förderung könnten durch eine Neuorientierung in
der Gedenkstättenarbeit, durch Wettbewerbe, Förderung inhaltlich und künstlerisch
besonders spannender Projekte erfolgen.
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4. Musikpädagogische Projekte: Die Zusammenarbeit von Komponisten
mit Schulen und Jugendchören.
Die Recherche hat ergeben, dass sich in der musikpädagogischen Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen ein besonders innovatives
und spannendes Tätigkeitsfeld
entwickelt hat, in dem neue musikalische Ausdrucksformen entstehen
Viele Konzerthäuser und Orchester in Deutschland haben in den letzten Jahren ihre
konzertpädagogische Arbeit intensiviert – nicht zuletzt weil sie sich um ihren
Besuchernachwuchs Sorgen machen.
Bei der Kölner Philharmonie gibt es eine Vielzahl von Angeboten und Projekten für
Schulen und musikinteressierte Jugendliche. Die meisten von ihnen orientieren sich an
dem vom Ensemble Moderne entwickelten „Response“-Modell, das eine Öffnung der
jungen Menschen für die Konzertliteratur ihrer Generation (zeitgenössische E-Musik)
durch aktive Rezeption und kreative Partizipation zum Ziel hat. Da dabei im schulischen
Kontext oft an den Alltagserfahrungen der Kinder und Jugendlichen angesetzt wird, die
auch durch soziale, gesellschaftliche und politische Themen bestimmt sind, sind die
konzertpädagogischen Projekte oft politisch – nicht zuletzt durch die Auswahl der
Komponisten und ihrer Themen. Ein Beispiel wurde bereits mit dem Nono-Schulprojekt
„Il Canto Sospeso“ im Rahmen der Kölner Musiktriennale 2004 vorgestellt.
Ein weiteres interessantes Beispiel ist die interdisziplinäre Prometeo-Akademie, die sich
mit dem Stoff des großen mehrchörigen Werks, ebenfalls von Luigi Nono, beschäftigen
wird. Die Probenarbeit und Aufführung des Prometeo werden Oberstufenkurse der
Fachbereiche Deutsch, Musik, Philosophie und Griechisch begleiten und erleben können.
Während der einwöchigen Probenphase wird es jeden Nachmittag eine „open hour“
geben, bei der Kontakte zum Dirigenten und den Mitwirkenden stattfinden und die
Schüler Vorträge zu den Themen rund um den Prometheus Mythos halten werden, die
vorab in den Kursen vorbereitet werden. Es gibt im Kölner Istituto Italiano eine
begleitende Prometeo-Ausstellung. Zum Abschluss werden die teilnehmenden
SchülerInnen die Aufführung erleben.
Eine Reihe von Orchestern und Konzerthäusern in NRW haben bereits eigenes
musikpädagogisches Personal. Dennoch suchen sie die Zusammenarbeit mit freien Teams
von Konzertpädagogen, Komponisten und Musikern, um größere, thematische Projekte
mit Schulen, Musikschulen etc. durchführen zu können.
Als ein Beispiel sei das Kölner Büro für Konzertpädagogik, ein Verein junger
KomponistInnen und MusikpädagogInnen, vorgestellt.
Seit mehreren Jahren arbeitet es mit der Kölner Philharmonie zusammen. Es führt
Themen- Projekte als aktive Hinführung zur zeitgenössischen E-Musik an Schulen durch,
oft sind es politische oder erinnerungskulturelle Themen.
Im Jahre 2003 war das Thema „Musik und Macht“ .Anknüpfen an ein Konzert mit
Werken von Schostakowitsch und Prokofjew in der Kölner Philharmonie beschäftigten
sich die SchülerInnen von Kölner und Bonner Schulen mit dem Verhältnis von Musik und
Macht im Stalinismus und im Nationalsozialismus. Diese im Unterricht reflektierend,
lernten sie , in ihrem Alltag Macht- und Unterdrückungsmechanismen zu erkennen, die sie
dann in musikalisch-textliche Ideen umsetzten und in einem Abschlusskonzert in der NSGedenkstätte im „ELDE-Haus“ in Köln aufführten.
Bereits 1998 hatte das Büro für Konzertpädagogik in Bielefeld gemeinsam mit den
Friedrich-von-Bodelschwingh-Schulen und der TheaterMaterialwerkstatt Bethel ein
erinnerungskulturelles Musik- und Theaterprojekt zum 9. November –Gedenktag in
Form einer historischen Revue produziert. Das Stück ist eine Reflexion über die
Bedeutung des 9. November in der deutschen Geschichte- wobei neben denen von
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1918,1938 und 1989 auch viele andere, die in anderen Ländern mit ganz anderen Inhalten
eine Rolle gespielt haben, textlich und musikalisch zur Sprache kamen.
Im September diesen Jahres konnte das Büro für Konzertpädagogik den Projekttag
„Musik für Kinder! Beim Bundespräsidenten„ mit dem musikalischen „SchlossSpektakel „Hotel Bellevue“ eröffnen. Aus dem Pressetext: „Hauptdarsteller dieses
Stückes wird das Schloss Bellevue sein. Seine Architektur und seine repräsentative
Funktion stehen im Mittelpunkt der raumgreifenden Komposition. Einige der
mitwirkenden Schülerinnen und Schüler haben sich im Vorfeld in Straßenumfragen,
Telefon- und Internetrecherchen mit dem Amt des Bundespräsidenten auseinandergesetzt.
Dabei wurde deutlich, dass die Welt der Diplomatie, der Staatsbesuche und –empfänge,
viel mit dem Musiktheater gemein hat. Die richtigen Bilder zu inszenieren, den richtigen
Tonfall zu treffen – davon hängt in beiden Metiers oftmals alles ab.“
Das Projekt baute auf einer Vorarbeit auf, die 2001 für den Landtag in Rheinland-Pfalz
mit einem Gymnasium in Grünstadt/Pfalz erarbeitet und mit dem Titel „Plenarmusik“ im
Landtag aufgeführt wurde. Anknüpfend an beide Projekte würde das Büro für
Konzertpädagogik gerne ein ähnliches Projekt für den NRW-Landtag mit SchülerInnen
aus NRW entwickeln und durchführen.
Die Projekte des Büros für Konzertpädagogik bedienen sich vieler musikalischer
Stilmittel und Genres – von der zeitgenössischen „Neuen Musik“ über Musical, Lieder
und Klangskulpturen bis zu musikalisch unterlegten Texten/Sprechgesängen und
Pantomimen.
Die Kreativität der beiden „Hauskomponisten“ Bernhard König und Hans Martin Koch .
und die Erfahrung und Kompetenz ihrer Arbeit haben dazu geführt, dass das Büro mit der
Planung und Durchführung des Rheinischen Kinder- und Jugendmusikfestival 2004
„stadt klang fluss“ in den Städten Bonn, Köln, Düsseldorf und Duisburg beauftragt wurde.
Grundidee des Festivals ist: die beteiligten Kinder und Jugendlichen bleiben nicht in der
Rolle von passiven Zuhörern, sondern sie werden aktiv in die Entstehung von Musik
einbezogen. Viele neue Projekte werden entstehen.
Einen anderen Ansatz verfolgt die AG Musik-Szene-Spiel im ostwestfälischen Vlotho,
deren künstlerischer Leiter der Musikpädagoge, Komponist und Instrumentensammler
Peter Ausländer ist, der hauptberuflich im Jugendhof Vlotho tätig ist.
Sie erarbeiten mit Jugendlichen und mit den in einer Gemeinde musikalisch aktiven
Erwachsenen Stadt- und Raumklangprojekte, in denen sie die Städte, ihre „Musik“ und
ihre „typischen Geräusche (Glocken, Betriebe, Verkehr) zu den Hauptakteuren machen.
Durch die ungewöhnliche musikalische Bespielung und Beschallung von Plätzen, Straßen,
Gebäuden mit Tönen aus der Stadt werden diese Orte z.T. thematisch neu oder
erinnerungskulturell aufgeladen , z.T. werden sie zu Stätten der kreativen. lustvollen
Neuentdeckung der Stadt. Im Rahmen der NRW-City-Offensive „Ab in die Mitte“ wurden
so die ostwestfälischen Städte Lemgo und Vlotho musikalisch bespielt und attraktiviert. In
Vlotho wurde z.B. ein Klangweg mit 10 Klangstationen und „Kleinen Lausch-Angriffen“
geschaffen, die die Bürger beim Überschreiten von Klangschwellen über
Bewegungsmelder selber auslösten.
Diese Art der musikpädagogischen Arbeit wendet Ausländer inzwischen auch
kleinräumiger in Stadtteilen an, vor allem solchen, die als „Problemgebiete“ gelten und
für die Stadtentwicklung eine Herausforderung darstellen. (Ein Modell, das in Bochum –
Stahlhausen früher erprobt wurde und inzwischen auch von der Stadt Düsseldorf mit ihrer
Kampagne „Platz da!“ für die Attraktivierung städtischer Plätze angewandt wird und
wobei die musikalische Bespielung eine wesentliche Rolle spielt).
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5. Populäre Musik
5.1. Politisches in der populären Musik: Rock, Pop, HipHop und Singer/Songwriter
Populäre Musik beschäftigt sich , wenn auch nicht in der Hauptsache (über 90% haben das
Thema Liebe und Sex), auch mit politischen Themen. Neben dem Text drücken Musik,
Mimik und Gestik, die „Zwischenmoderationen“ in den Konzerten, die Aufführungsorte
und –anlässe, die Interviews der Künstler und die Ästhetik der Plattencovers Gefühle und
Haltungen aus.
So war Bill Haleys „Rock around the clock“ schon allein dadurch politisch, weil er als
Weißer diesen als „Negerhit“ diskriminierten Song vehement als „Beleg“ seiner Haltung
gegen Rassismus in den USA der 60er Jahre einsetzte.
Dass man auch mit musikalischen Stilmitteln allein politische Aussagen machen kann, ist
spätestens seit Jimi Hendrix „belegt“, der den Folk durch den Einsatz der E-Gitarre
revolutionierte: Beats, Grooves, Tempi und Klangweisen , die Wahl der Instrumente – sie
alle können Politisches signalisieren: Protest, Rebellion, Mission, Erinnerung,
Ermutigung, Verzweiflung und Anklage.
Und daß in der aktuellen Popmusik Stile wie Disco, Dancefloor „in“ sind, hat nach
Auffassung der Musiker damit zu tun, daß sie am besten das in der Jugend vorherrschende
Lebensgefühl - Abkehr und Ablehnung von Politik - widerspiegeln. In einem
Roundtablegespräch in der Zeitschrift DE.BUG vom Juni 2003 fallen Sätze wie: „Das
Lebensgefühl, diese entpolitiserte Haltung, passt natürlich perfekt auf den Dancefloor.“
und „Die Entscheidung, welchen Sound ich nehme und wie ich ihn drapiere, ist eigentlich
schon eine Festlegung auf eine bestimmte Zeit und Politik, beziehungsweise die Haltung,
die dahinter steht.“
Jede Musik ist politisch, wenn sie sich gegen bis dahin vorherrschende Hörgewohnheiten
und Haltungen wendet und Ausdruck eines neuen, oft rebellischen Lebensgefühls ist.
Heute kann das Deutsch-Singen oder der Dialekt-Rap Protest gegen den usamerikanischen Mainstream in der Rock- und Popmusik bedeuten. Dancefloor mit seinem
fast vollständigen Verzicht auf Sprache/Text könnte heute auch eine politischmusikalische Demonstration gegen das ubiquitäre und endlose Talkshow-Gerede (und das
diesem entsprechende Rappen im HipHop?)sein.
Eine eindeutige Zuordnung des Politischen zu bestimmten Musikstilen gelingt nicht
mehr. Auch weil wir es immer mehr mit Stilmix und Crossover zu tun haben und die
Musikkulturen der Länder und Erdteile immer mehr miteinander verschmelzen. Von fast
allen Popmusikstilen gibt es inzwischen auch nationale Spielarten, bei uns den Deutsch
Rock, die neue Deutsche Welle und deutschen (Dialekt)Rap, anderswo Türkpop oder
Britpop usw..
Die Kontextabhängigkeit des Politischen im Lied macht sein Erkennen über Text und
Musik allein schwierig. Popmusiker, die sich als politisch verstehen, betreiben daher für
ihre Erkennbarkeit Zusatzaufwand wie: ausführliche Platten-Beihefte, Manifeste auf
Homepages, (kostenlose) Auftritte auf politischen Benefizveranstaltungen, Danksagungen
an politische Vorbilder und Weggefährten, Selfcommittments in politischen
Musikernetzwerken wie „Arsch huh, Zäng ussenander“ in Köln.
Einen flächendeckendenÜberblick über die popmusikalische Szene in NRW zu geben,
war nie Absicht der Recherche .
Die Recherche konzentrierte sich darauf, Ansatzpunkte für mögliche Kooperationen
mit der politischen Bildung zu finden. Zwei Aspekte werden beleuchtet:
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a) „Rock gegen Rechts“, „HipHop for respect“ und ähnliche Formate politischer
Rock- und Popmusik werden mit ihren Projekten, Netzwerken, Kooperations- und
Förderstrukturen vorgestellt und auf ihren innovativen Stellenwert für zukünftige
Aktivitäten der Landeszentrale für politische Bildung beurteilt.
b) Nach einer vorsichtigen Einschätzung des aktuellen Beitrags der Deutsch-Rock- und
Singer/Songwriterszene zu einer politischen Sing- und Songkultur in Deutschland
wird auf die Anstrengungen eingegangen, diese zu verbessern und einige Maßnahmen
und Projekte der Qualifizierung diskutiert.
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•
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•
•
zu a)
„Rock gegen Rechts“ hat sich als „Label“ einer bestimmten Musikaktivität durchgesetzt,
nachdem es 1979 (!) zum ersten Mal Motto eines politischen Musikfestivals in Frankfurt
war. Heute ist „Rock gegen Rechts“ ein Kampagnendach, unter dem sich eine Vielzahl
von Aktivitäten und Musikstilen versammeln. Es gibt sogar Bundeskongresse „Rock
gegen Rechts“, die einen überregionalen Austausch und Diskussionsforen über neue
Entwicklungen bieten – der letzte im Frühjahr diesen Jahres in Hannover.
Veranstalter und Kooperationspartner der zahlreichen lokalen und regionalen Aktivitäten
in NRW sind vor allem die LAG Musik, städtische Jugend- und Kulturämter, Schulen,
Musikschulen, die Jugendarbeit der politischen Parteien und der Kirchen u.v.a.m.
Gefördert werden die workshops, Wettbewerbe, Konzerte, Festivals, cd-Produktionen etc.
überwiegend aus öffentlichen Mitteln im Rahmen des Bündnis für Demokratie und
Toleranz aus Bundes- und Landesmitteln.
Stellvertretend für viele wird die Dokumentation der Projektreihe „Junge Musikszene
gegen Rechts“ und eine Auswahl aus den Projekten gegen Fremdenfeindlichkeit und
Rechtsextremismus der LAG Musik in NRW vorgestellt:
„Wir rocken gegen rechts“: workshops und Konzerte der Jungen Musikszene gegen
Rechts in Wuppertal, Velbert und Solingen – als Reaktion auf den Solinger Brandanschlag
entstanden.
„Weil keiner den anderen kennt .... Geschichten aus dem Kiez“. Jugendförderkreis
Dortmund. Ein Begegnungsprojekt zwischen Migrantenjugendlichen und Jugendlichen
aus der rechten Szene mit den Arbeitsmedien „HipHop“ und „Literatur“ – unterstützt und
begleitet von Adegoke Odukoya von B.A.N.T.U, dem Kölner Initiator des Benefizprojekt
„Brothers Keepers“. Die Integration der rechten Jugendlichen gelang. Die Ergebnisse,
auch die im Projekt entstandenen Raps, sind in einer Dokumentationsbroschüre
festgehalten.
Die NRW Schultour „Zusammenschluss – kein Rassismus“ .Eine Open Air –
Konzertreihe mit Diskussion auf Schulhöfen von Hauptschulen mit Schülerbands und
Promis (B.A.N.T.U, „True Headz“) aus der NRW-Musikszene .Sie setzt an den
Alltagserfahrungen der SchülerInnen mit Fremdenfeindlichkeit und Gewalt an. Die
beteiligten Schülerbands komponieren ihre Songs für diese Tour selbst. Besondere
Authentizität erreichte die 1. Schultour 2001 dadurch, daß eine Sängerin von B.A.N.T.U.
selber Opfer einer rassistischen Gewalttat von Skin Mädchen wurde und ihr Bericht
Anlass zum Nachdenken über Möglichkeiten der Zivilcourage und der Prävention bot.
Stark ohne Gewalt- Musikwettbewerbs für Schülerbands aus NRW Prämiiert werden
ein selbst geschriebener Song zum Thema Gewaltlosigkeit, Völkerverständigung, Frieden
und Gerechtigkeit. Die besten Songs werden auf einer cd veröffentlicht und im Radio
gespielt. Die Siegerbands bekommen einen großen Auftritt als Vorband zu einer
bekannten Band.
Junge Musikszene gegen Rechts. Gegenwind. Eine Projektreihe mit vielen
unterschiedlichen Projekten, nicht nur Rock und Pop.
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Zahlenmäßig fast größer als Rock ist HipHop als musikalisch-politische Ausdrucksform
gegen Gewalt und Ausländerhass geworden. Von seinem Ursprung ist er afroamerikanische,
politisch – aggressive, antirassistische Ghettomusik, die ihrer Wut über die Ausgrenzung und
Chancenlosigkeit der „Ghetto-Kids“ Stimme verleiht. Ihre Kennzeichen sind der Rap,ein
schneller fast balladesker Reimsprechgesang, Breakdance und der „entliehene“ Sound, der im
DJing und Scratching in eine adäquate Form gebracht wird.
HipHop begann als Musik der deutschen Migrantenjugend, vor allem der Türken und der
Afrodeutschen, derjenigen Ausländergruppen, die am meisten Erfahrungen mit rassistischer
Verfolgung und Ausgrenzung machen, und wurde schnell zu einem innovativen Inhalt der
Jugendsozialarbeit. Ihr Ort waren die Jugendzentren.
Dann begriffen engagierte Musikpädagogen die Chance, mit einem solchen
niedrigschwelligen Angebot bildungs- und musikferne Migrantenjugendliche für das
Musikmachen in Gemeinschaft zu interessieren.“Fremd im eigenen Land“ und „Operation
Artikel 3“der afrodeutschen Band „Advanced Chemistry“ aus Heidelberg sind für viele die
politische Hymne des deutschen HipHop.
Seit Anfang der 90er Jahre boomt der HipHop in den deutschen Charts. Und natürlich auch in
NRW, vor allem in den großen Städten mit einem hohen Ausländeranteil. Die Namen von
Kölner HipHop-Bands wie Afrob, B.A.N.T.U, Microphone Mafia, Die coolen Säue (DCS),
und das politische Musikprojekt „Brothers Keepers“ beziehen sich auf den politischen
Kontext ihrer Musik.
Für Politische Bildungsarbeit ist von Interesse, daß HipHop sich in der musikpädagogischen
Arbeit mit Jugendlichen einen festen Platz erobert hat – auch unter dem Dach von „Rock
gegen Rechts.“ Die LAG Musik NRW bietet ein landesweites HipHop-Vernetzungsforum
„HipHop-Connection“ für Erfahrungsaustausch und Programmplanung an.
Projekte wie „ HipHop Watch“, ein integratives Förderprojekt für Migrantenjugendliche in
Hagen und Bochum und die „Guru Music School“ an der Musikschule Bochum sind
Beispiele für Förder- und Qualifizierungsmaßnahmen für Migrantenjugendliche, aber auch
zunehmend für Deutsche, die diesen Musikstil lernen wollen. Schreib- und Tanzwerkstätten
gehören ebenso dazu wie das Scratchenlernen im Rahmen von DJing. Stoff und Themen ihrer
Raps sind die Alltagserfahrungen der Jugendlichen und das, was ihnen auf den Nägeln brennt:
sie lernen, über ihre Wut,Verletzungen, Ängste und Hoffnungen zu sprechen. Insofern ist
HipHop-Lernen auch eine Gewaltprävention.
Lokale „Heros“ wie die „Sons of the Gastarbeita“, eine multikulti-HipHop-Band im
Ruhrgebiet machen workshops in Schulen – ein Modell, das es vielerorts gibt. Und selbst im
„normalen“ Musikunterricht der Schulen spielt HipHop eine Rolle. Als ein Beispiel unter
vielen sei das Ergebnis einer Rap-Lerneinheit in einer NRW-Gesamtschule angeführt, wo im
6. Schuljahr ein neuer Rap auf den Text „Mit freundlichen Grüßen “ der Fantastischen Vier
getextet wurde.
Workshop-Aktivitäten im Rahmen eines Festivals „HipHop for Respect“ in Köln
Ehrenfeld im Sommer und Herbst diesen Jahres hat auch die Landeszentale für politische
Bildung in NRW mit unterstützt.
HipHop wird zunehmend eine Jugendmusik mit regionalen und lokalen Facetten und
Idiomen- ein Zeichen dafür, daß sie in der Alltagskultur angekommen ist. In Köln z.B.
rocken BAP und rappt „Brings“ auf Kölsch – zum Repertoire gehören auch die HipHopVarianten alter Kölner Volkslieder.
zu b.
Politische Popmusik erschöpft sich bei uns nicht im Rock und Rap.
Wenn sich aber SängerInnen und Bands in Schlager-Hits oder im Musikstil der neuen
deutschen Welle nahe am Mainstream äußern, gehen viele politisch engagierte Musikfans auf
17
Distanz: sie nehmen den SängerInnen ihr Engagement nicht ab. Andererseits sind es gerade
diese Stars, die von sich popkulturell gebärdenden Politikern als Beweis für die
„Jugendlichkeit“ und „Modernität“ ihrer politischen Auffassung gerne gebeten werden, bei
Parteiveranstaltungen und im Wahlkampf aufzutreten.
Die deutsche Singer/Songwriter-Szene, die eine traditionelle Nähe zum politischen Lied hat,
wird derzeit kaum wahrgenommen. Der Musikjournalist Magnus Klaue hat im September
2003 in der FAZ in einem Kommentar zum Stand des politischen Liedes in Deutschland
behauptet, daß die Macher politischer Songs in Deutschland fast immer zielgenau
danebenhauen und erklärt das so: “Es beruht in dem Mißverständnis, Politisches sei in
Popsongs nur als Slogan denkbar und nicht als Bestandteil der ästhetischen Form.“ Meist
komme nur Kitsch heraus, sei es als politisches Kampflied, sei es als romantische Utopie.
Dies Urteil ist zu einem Gutteil polemisch. Aber wohl richtig in seinem Befund, daß es in der
Singer/Songwriting-Kultur Defizite gibt, daß die Wurzeln zu radikal gekappt wurden nach
dem Ende der politischen Liedermacher-Bewegung im Westen und dem der oppositionellen
Singebewegung im Osten.
Wenn einer der großen und sicher politischen amerikanischen Songwriter, Randy Newman,
sich selbstverständlich in seiner Musik auf Mahler und Strawinsky beruft und eine
Weiterentwicklung in deren Sinne fordert ,dann reiht er sich damit in eine andere Tradition
der Moderne ein als die allermeisten unserer Politprop- und Pop- und Rockmusiker. Die
Qualität seiner Lieder wird auch daran deutlich, daß eines seiner älteren mit dem Titel
„Political Science“, das sich mit dem Unverständnis der Amerikaner beschäftigt, nicht überall
auf der Welt mit offenen Armen empfangen zu werden, zeitlos aktuell ist. Als er es kürzlich
in der Schweiz sang, wurde es bei der Zeile „Europe´s too old.“ ganz still.
Bei uns gibt es keine vergleichbare Qualität des Songwriting, vor allem nicht in der Breite.
Wir betreiben für zeitgemäße Formen der Literatur in neuen Medien wie Film und Popmusik
kein „Artist development“: Wir hängen immer noch dem Genie-Gedanken an, dass man es
kraft Begabung und Fleiß selber schaffen wird. Und wenn wir in der Popmusik neue Stars
machen, dann im Stil von „Star Search“ und “Deutschland sucht den Superstar“, d.h. im
schnelllebigen Verheizen und Wegwerfen von möglichen Talenten.
Gegen diesen Mainstream-Trend gibt es aber eine Gegenbewegung. Leider ist dabei nicht
NRW führend, sondern Baden-Württemberg mit seiner neugegründeten Hochschule
„Popakademie“ in Mannheim. Kleinere Ansätze gibt es aber auch hier. Die Filmstiftung
NRW und der WDR, die schon seit 10 Jahre bei der Aus- und Fortbildung von Drehbuchund Hörspielautoren zusammenarbeiten, haben in diesem Jahr erstmals eine Werkstatt für
Songtexte eingerichtet, mit einer Schriftstellerin und einem Musiker.
Die Landeszentrale für politische Bildung NRW will sich künftig vielleicht beim „Start-abWettbewerb“ des Musikschulverbandes NRW engagieren, der dieses Jahr zum dritten Mal
durchgeführt wurde: bekannte Bands bzw. SängerInnen - in diesem Jahr Herbert Grönemeyer
- stellen einen Song zur Verfügung, der in einem interaktiven remix-contest von
NachwuchsmusikerInnen neu arrangiert bzw. komponiert und anschließend durch eine Jury
prämiiert wird. Hunderte von jungen Amateuren nehmen an diesem Internet-Wettbewerb teil.
Musikalische Kreativität und Qualität wird von der Jury auch daran gemessen, wie kongruent
sich die Teilnehmer musikalisch mit den vorgegeben Inhalten auseinandersetzen. Dies wird
noch wichtiger, wenn es demnächst eine Zusatzsparte im Wettbewerb gibt, bei der es um das
musikalische Bearbeiten eines Textes/Liedes der Migrantenkultur geht.
18
5.2. Noch einmal populäre Musik: Folkmusik, Volkslied und „politische“ Heimatlieder
aus NRW.
Eine Recherche über Politisches im Lied kann das Volkslied nicht aussparen.
Im Zusammenhang dieser Recherche waren allerdings nicht die „tümelnden“
Volksliedsänger, -chöre und Musiksendungen interessant, sondern die aktuellen,
zeitgenössischen Ausdrucksformen der Volks-Lieder mit politischen und sozialen Inhalten.
Mit dem Thema Volkslied bzw. populäres Lied beschäftigt sich an der Kölner
Musikhochschule Jürgen Terhag, Professor für Musikpädagogik und populäre Musik, der
auch im internationalen Forschungskontext vernetzt ist. Seine These ist, dass im
Nachkriegsdeutschland die internationale, vor allem die deutschsprachige Popmusik die
eigentliche Volksmusik geworden ist. (so wie im 18. Jahrhundert vor allem französische
Lieder gesungen wurden). Durch die pervertierende Instrumentalisierung des deutschen
Volksliedes im Nazi-Deutschland und den danach von Adorno über das deutsche Volkslied
verhängten Bannstrahl haben wir im Nachkriegsdeutschland die merkwürdige Situation, daß
nichtreaktionäres Volkslied bei uns irische Folkmusic, amerikanische Country-Music,
vielleicht noch französische Chansons, später auch italienische Canzone und griechischer
Sirtaki ist, aber nicht deutsche politische Volkslieder. Es entwickelte sich lediglich in den
politischen Nischen, wie z.B. dem Waldeck-Festival, 1964 gegründet, das für die politische
Liedermacherszene auch in NRW, vor allem im Ruhrgebiet das große Vorbild war.
Im Zusammenhang mit großen politischen und ökonomischen Umwälzungen, z.B. der
Kohle- und Stahlkrise im Ruhrgebiet und ihren sozialen Folgen, entwickelte sich ein
politisches Heimatlied,- mal als Protest- und Kampflied, mal als Chanson oder Schlager oder
als Kabarett - das für die betroffenen Menschen und Städte/Regionen durchaus
Volksliedcharakter bekam. Im Ruhrgebiet verbinden sich mit diesen Liedern Namen wie
Frank Baier, Helge Schneider, die Misfits und Tana Schanzara.
In dieser Region entstand auch ein Lied wie Herbert Grönemeyers „Bochum“, eine
Liebeserklärung an eine geschundene hässliche Stadt mit Herz, die mit einem Schlag in ganz
Deutschland eine ganz andere Konnotation erreichte. (Ähnlich übrigens wie der legendäre
„Mond von Wanne–Eickel“) Für die Bochumer repräsentiert das Lied – neben dem
historischen Lied von den „Bochumer Jongen“ – Stadtidentität, Heimatgefühl.
Mit einer ebenso gelungenen Mischung aus Liebe und Kritik besingen die Missfits fast 20
Jahre später ihre Heimatstadt mit dem in NRW inzwischen legendären Song „Oberhausen“.
Und Tana Schanzaras Lied „Die Ruhr braucht `ne Kur“ ist fast eine Ruhrgebietshymne, die
der KVR längst hätte entdecken und einsetzen können für seine „Ruhrstadt-Kampagne“. Oder
Frank Baiers „Rabotti im Ruhrpott“.
Vor ca. 5 Jahren haben sich einige SängerInnen und Bands aus dem Ruhrgebiet – alle aus
dem Kabarett- und Chansonbereich – zu einer „Ruhrrevue“ zusammengeschlossen, mit der sie
in einem großen Zelt immer wieder durch die Städte des Reviers touren und ZuhörerInnen aus
allen Schichten und Altersgruppen zu Beifallsstürmen bringen.
Politisches Heimatlied hat im Rheinland ein ganz anderes Lokalkolorit – existiert aber auch
hier: als kabarettistisch-zynische Liebeserklärung an Köln z.B., in dem erbarmungslos die
politischen Schwächen seiner Regierenden und die Wunden, die sie der Stadt durch „falsche“
Entscheidungen beigebracht haben oder beibringen wollen, besungen werden. Legendär war
in den Siebzigern dieRevue des damals noch ganz unbekannten Richard Rogler und Partner
„Absa(h)nierung“ über den Abriss des Stollwerk-Geländes in der Kölner Südstadt.
Das kölnische Karnevalslied hat mit einer ganz typischen Form , dem „Krätzche“, immer
einen kritischen „Touch“ gehab. Diese Liedform, in der eine durchgängige Geschichte
zumeist ohne wiederkehrenden Refrain erzählt wird, unterscheidet sich vom Chanson
dadurch, dass mit viel Humor, aber dennoch deutlich, an Gängigem „gekratzt“ wird, wobei es
auch vorkommen kann, dass aus dem sanften „Pfötchen“ plötzlich die Krallen
19
hervorkommen. Aber meist gilt die alte Weisheit: „Sich selvs op de Schöpp nemme –un dann
langsam falle losse.“
Durch die Kölner Stadtgeschichte der letzten 200 Jahre kann man politische Themen, die den
Karnevalsliedern zugrunde liegen bzw. als Kritik an ihnen in diesen verpackt wurden,
verfolgen: die Kritik am Leben mit der französischen Besatzung, später die mit der
Stadterweiterung - ab den 1870er Jahren – verbundenen sozialen und ökonomischen
Probleme, die zu einer ersten großen Migrationswelle aus dem Osten Europas führte. Dann
vor allem die Lieder aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, die sich mit „hart am Rande der
Legalität“ überlebenswichtigen Verhaltensweisen wie dem „Fringsen“, dem „Maggeln“ und
dem „Hamstern“ beschäftigten.
Diese Krätzchen wurden vom alternativen Kölner Karneval wiederentdeckt und sind dann
auch übergesprungen auf Sänger wie die Bläck Fööss u.a..
Während die rheinischen und westfälischen Karnevalslieder inzwischen gut beforscht sind,
und auch in dem von Astrid Reimers hrsg. 4. Band der Reihe „Musikland NRW“ des
Landesmusikrates ausführlich beschrieben sind, gilt das nicht für die Städte- und
Regionallieder in gleicher Weise. Sie sind wichtige und reichhaltige Quellen von
Stadtgeschichte und Erinnerungskultur und in den jeweiligen Städten und ihren Archiven
sicher gesammelt. Eine nähere Untersuchung und/oder Publikation, die landesweit die
Zusammenhänge der Lieder mit den jeweiligen politischen und sozialen Ereignissen ihrer
Entstehungszeiten und –orte in den Blick nimmt, wäre m.E. eine sinnvolle und
aufschlussreiche Ergänzung einer Landesgeschichtsschreibung aus einer kulturellkünstlerischen Perspektive.
Jürgen Terhag von der Kölner Musikhochschule, dessen Forschungsschwerpunkt beim
populären Lied liegt, notiert aktuell neue Entwicklungen im politischen Volkslieds, die sich
durch Interkulturalität auszeichnen. Er leitet daraus deutliche Anzeichen für eine Renaissance
von Volkslied und Folkmusik im Kontext von Globalisierung und Fundamentalismus ab.
Der innere Konflikt zwischen Heimatliebe und Rebellion war immer zentraler Bestandteil
des Volksliedes, vor allem bei unterdrückten Völkern. Wenn Volkslieder sich in Text und
Musik mit Identitätssuche und den Sehnsüchten nach Freiheit und Frieden mit den Anderen
auseinandersetzen, dann sind sie auch und gerade in Zeiten der Globalisierung und des
Fundamentalismus aktuell und wichtig für politische Bildung.
Volkslieder sind „Erinnerungsspeicher“ kultureller Identitäten, vor allem in Form von
Liedersammlungen. Was heute unsere Lieder sind, erzählt viel über unsere Zeit. Aus dem
NRW-Umfeld sei über zwei „Liedersammlungen“ berichtet, die jenseits der üblichen
Liederbücher interessante Einblicke in das Verständnis von (politischem) Volkslied
gewähren.
Prof. Terhag von der Kölner Musikhochschule stellte ein 1982 vom Grazer Musikpädagogen
Otto Kayser erstelltes Songbook „Talkin ´bout my generation“ zur Verfügung – ein
musikalischer Kommentar zum Lebensgefühl der Nachkriegsgeneration – das meiste
(natürlich) auf Englisch. Es versammelt 248 Rocksongs, Schnulzen und Schlager der 50er
und 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Der Liedermacher, Sänger und Liedersammler Ulrich Klan aus Wuppertal hat in diesem
Jahr für einen Workshop seinen „politischen“ Volksliedkanon aufgeschrieben: von „Taler,
Taler, du musst wandern“ über Straßenmusik, Schubert und Ringelnatz bis zu „Europe meets
Australia“ und „Shalom alejchem“.
Zwei nicht in NRW im Umfeld des Herder-Gedenkjahres, des großen Volksliedersammlers,
entstandene Ausstellungprojekte könnten für die politische Bildungsarbeit in NRW als
„ungewöhnliche“ Materialien und Instrumente von Interesse sein. Deshalb seien sie hier kurz
angeführt:
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Zum einen arbeitet die junge, aber bereits international bekannte Videokünstlerin Yvonne
Buchheim im Rahmen des Europäischen Atelierprogramms in Weimar in einem
interdisziplinären Kunstprojekt mit dem Titel: „Herkunft?! Niemandsland“ an ihrem Projekt
„Die Singende Stadt“. Auf der Grundlage der Herderschen Theorie, dass sich kulturelle
Eigenheiten der Menschen in ihren Liedern widerspiegeln, stellt sie eine neue
Liedersammlung mit Hilfe von Ton- und Videoaufnahmen von Menschen in Weimar
zusammen. Ihre Ausgangsfragen sind: Welchen Einfluss hat die globale Musikkultur der
Massenmedien auf das Liedgut der Menschen in Weimar? Ist noch ein Lokalkolorit zu
erkennen? Sind politische und gesellschaftliche Verhältnisse ein Thema? Was für ein
Verhältnis haben die Deutschen zu ihren Liedern?
2004 wird Yvonne Buchheim die künstlerische Umsetzung der Antworten in einer
Ausstellung präsentieren.
Ein zweites Beispiel: „KassettenGeschichten“ ist die multimediale Präsentation der
Ergebnisse eines Forschungsprojektes des Volkskundeinstituts an der Universität Hamburg,
bei dem Mixtapes der 1980er und 90er Jahre als „Soundtracks des Lebens“ gesammelt und
die in ihnen aufgenommenen Musikstücke und Lieder in ihren erinnerungskulturellen
Bedeutungsgehalten untersucht wurden. Die Ausstellung tourt zur Zeit durch Deutschland,
nach Hamburg und Bremen kommt sie demnächst ins Museum für Kommunikation in
Frankfurt und eine Präsentation in NRW wäre begrüßenswert.
6. Weltmusik, interkultureller Musikaustausch und die Lieder der bei uns
lebenden Migranten
Der Überblick über die aktuellen Ausdrucksformen des Politischen Liedes schließt ab mit
einem Blick auf die Weltmusik. Die urbane Musik Lateinamerikas, afrikanische Lieder
können wir bei uns ebenso hören wie türkische Popmüzik, griechische und osteuropäische
Volksmusik sowie arabisch-religiöse und Kunstmusik. Vor allem in den großstädtischen
Regionen gibt es eine Fülle von weltmusikalischen Angeboten, Musik von allen Kontinenten.
Zur Erweiterung des musikalischen Horizontes haben einmal die zunehmende Globalisierung
unser Lebensbezüge sowie unser Interesse an den Kulturen fremder Völker, zu denen wir
inzwischen in fast jeden Winkel der Welt persönlich oder durch Fernsehen und Internet
reisen können, beigetragen. Aber auch politische „Issues“ wie die „Eine Welt Bewegung“
oder die Globalisierungskritik sind Anlass zur Beschäftigung mit der Weltmusik. Sie hat sich
inzwischen zu einem etablierten Musiklabel in ganz Westeuropa entwickelt und einen Markt
gefunden.
In Deutschland gibt es ein Netz von Musikagenturen, Veranstaltergemeinschaften und
Aufführungsorten, die die Stars und Newcomer der Weltmusik zu uns bringen. International
sind sie vernetzt durch die WOMEX, die Weltmusik-Messe, die jährlich alternierend einmal
im Ausland, einmal in Deutschland (Essen) stattfindet.
Weltmusik hat ihre speziellen Performance-Stile. Entweder sind es Konzerte in den speziellen
Aufführungsorten oder zeitlich auf wenige Tage im Jahr begrenzte Festivals, wo es ein
geballtes Angebot für ein lokales oder regionales Publikum gibt. Diese Festivals haben in der
Regel freie Veranstalter, die vor allem durch Rundfunksender mit einem entsprechenden
Programmschwerpunkt unterstützt werden.
Ein kleiner Überblick über die Weltmusik-Festival – Szene in NRW möge das Gesagte
illustrieren:
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In NRW gibt es
- In Köln das „Global Nights Festival“ und die „Summerstage“;
- In Düsseldorf das „Globalklang Festival“, das sich 2004 mit Saiteninstrumenten aus aller
Welt unter dem Titel „X-Saiting“ beschäftigen wird;
- In Wuppertal das „Talklang Festival;
- In Duisburg das „Traumzeit Festival“;
- In Bochum „Kemnade International“;
- In Dortmund das „Microfestival“;
- In Bielefeld das „OWL-Weltnacht“ Festival;
- In Detmold kommt dazu die „Sommerbühne“;
- In Lohmar das „Festival Kulturen der Welt“;
- Veranstaltungsstätten in Bochum, Mülheim, Dortmund, Hagen, Recklinghausen und
Wuppertal führen Konzertreihen wie „Odyssee. Kulturen der Welt“ oder
„Klangkosmos Weltmusik“ durch.
Finanziell leben diese Festivals wesentlich durch die Unterstützung von bzw. Kooperation mit
Rundfunksendern wie WDR-Funkhaus Europa, Deutsche Welle, die Konzerte der Weltmusik
senden. Dazu kommt eine Förderung durch die Musikwirtschaft und die öffentliche Hand. Da
beide sich bekanntlich in einer großen Finanzkrise befinden, ist die zukünftige
Mitfinanzierung solcher Konzerte und Festivals mehr als ungewiss.
Eine Reduktion dieses Angebots wäre mehr als bedauerlich .Denn es erscheint nur auf den
ersten Blick opulent. Es handelt sich meist um „Eintagsfliegen“, also wenige Tage im Jahr, in
denen eine Stadt wie Hagen oder Wuppertal die Gelegenheit hat und nimmt, international
renommierte SolistInnen aus der ganzen Welt und ihre Musik kennenzulernen (während sie
das in Sinfoniekonzerten und den anderen Angeboten der E-Musik über das ganze Jahr kann).
Ein weiterer Mangel ist die fehlende Information über die Angebote in der politisch
interessierten Öffentlichkeit. Wenn international renommierte SängerInnen/ Ensembles
auftreten, die in ihren Heimatländern auch eine wichtige Rolle im Kultur- und teilweise auch
im politischen Leben spielen, so ist das in der politischen Szene kaum bekannt.. So trat
kürzlich in Deutschland in einer Reihe von Konzerten Omou Sangaré aus Mali auf. Bereits in
ihrem Erstlingswerk „Moussoulou“ (Frauen) war ihr Thema die sich wandelnde Stellung der
jungen Frauen in traditionellen westafrikanischen Gesellschaften. Da sie eine Stimme hat, die
dem internationalen Vergleich auf höchstem Niveau standhält und innovativ traditionelle und
moderne Instrumente, alte Melodien und neue Klangfarben mischt, ist sie heute ein
internationaler Weltmusikstar mit politischer Botschaft.
Die Chance, mit solchen KünstlerInnen über die politischen Verhältnisse in ihren
Heimatländern zu diskutieren – Mali hätte gerade einen aktuellen Anlass geboten – oder
zumindest ihre Texte, die sich oft auf politische und kulturelle Themen ihrer Heimat beziehen,
im Konzert übersetzen und kommentieren zu lassen, wird zu wenig genutzt. Die teilweise
exotische, teilweise von westlichen Stilen beeinflusste Musik steht im Mittelpunkt des
(Konsum)-Interesses des Publikums. Kontext-Veranstaltungen, die das Politische an den
KünstlerInnen und ihrer Musik thematisieren, finden höchstens in Rundfunksendungen statt.
a) Musik/Lied der bei uns lebenden Migranten
Die bei uns lebenden Migranten haben für sich und für alle an ihrer Kultur Interessierten eine
spannende, eigene musikalische Welt geschaffen, die teilweise sogar musikalisch in ihre
Herkunftsländer zurückwirkt und deren Musikentwicklung beeinflusst.
Diese kosmopolitische Musiklandschaft wird aber bislang nur in den Metropolen mit ihren
offenen Milieus als integrierter Bestandteil unserer Kultur angenommen.
22
Das Politische an dieser Musik ist wiederum vor allem der Kontext, in dem die Musiker sich
„zu Wort“ melden, auch wenn das deutsche Publikum diese Worte häufig nicht versteht. Aber
das Lebensgefühl und der Reichtum ihrer Kultur vermitteln sich unmittelbar.
Ein besonders interessantes Beispiel aus dem Volksmusikbereich ist die erfolgreiche
„Inkulturation“ türkischer MitbürgerInnen in den Kölner (Alternativ-) Karneval .Auf
der sog. „Humba-Party“, feiern die Karnevalsbegeisterten aus den Migrantengruppen mit
Deutschen zusammen und singen und tanzen nach einem neuen, spezifischen Sound, dem
„Humba“, einer Mischung aus deutschem Karnevals- und multikulturellemVolkslied. Im
Rahmen des Kulturaustausches von Köln mit seiner Partnerstadt Istanbul hat es von Februar
bis April diesen Jahres zwei Auftritt mit dem Motto: “Global Müzik aus Nippes und Beyoglu“
gegeben.
Die beiden ausführenden Bands, die „Schäl Sick Brass Band und Gäste“ und „Buzuki
Orhan Osman & Balkan Express“ sind in sich bereits multikulturelle Schmelztiegel. Die
„Schäl Sick Brass Band“ lässt bayrische Ländler auf indische Ghazals treffen, Remetiko auf
Marschmusik. Der Balkan Express vereinigt Roma Geigen, serbische Blasklänge, türkische
Balladen und griechischen Pathos.
Beide Formationen traten in Istanbul auf dem „world music workshop“ der internationalen
Konferenz der Europäischen Rundfunk Union (EBU) auf.
In Köln gibt es auch die deutsch türkische Band TAN mit u.a. Jürgen Dahmen aus der
„Helmut Zerlett Band“ (Harald Schmidt Show) und dem türkischen Sänger Ergün Aktopraks,
die sehr erfolgreich und integriert sind.
Und im Ruhrgebiet gibt es die bereits seit vielen Jahren erfolgreichen multikulturellen „Sons
of the Gastarbeita“ und das „Project Ethno Art Ruhr“, die sich in besonderer Weise um die
Integration interkultureller Musik in die deutsche Musikszene bemühen und dabei auch in und
mit Schulen arbeiten.
Vorherrschend in Deutschland ist aber eher das Gegenteil des eben Beschriebenen:
Obwohl die hier lebenden Musiker aus anderen Ländern – Amateure wie Professionelle – in
einer Art kultureller Diaspora leben, d.h. losgelöst von ihrem heimatlichen kulturellen
Umfeld, musizieren sie dennoch in ihrer neuen Heimat weiterhin in selbstgewählten Ghettos.
Das trifft vor allem auf die größte bei uns lebende Migrantengruppe, die Türken, zu. Auch
wegen der zahlenmäßigen Größe ihrer Gemeinden können sie es sich leisten, .sich weitgehend
von der Kultur ihres „Gastlandes“ abzuschotten. Die Musik der Migrantenkulturen findet
daher bei uns weitgehend in „Parallel-Universen“ statt.
Geht man z.B. in die größte „Türkendisco“ des Ruhrpotts in Bochum, trifft man dort nur
türkische Jugend, die „pop müzik“ und „TürkHipHop“ hört und tanzt.
Die Untersuchung des Musikwissenschaftlers und –journalisten Martin Greve über das
türkische Musikleben in Deutschland bestätigt diesen Befund weitgehend für ganz
Deutschland: bis auf wenige Ausnahmen spielt sich türkische Musik bislang eher in separaten
Nischen ab – zwischen Discotheken, Vereinen und privaten Netzwerken, abseits des mit
öffentlichen Geldern subventionierten Kunst- und Kulturbetriebes. Daher sind die vielfältigen
Formen und Stile zeitgenössischer türkischer Musik, im Populärmusikbereich wie in der
Weiterentwicklung der traditionellen Hochkulturmusik in Deutschland trotz mehr als 40
Jahren Migrationsgeschichte weitgehend unbekanntes Terrain geblieben.
Auch die interkulturellen Rundfunkprogramme in Deutschland schaffen es trotz erheblichen
Engagements offensichtlich nicht, dieses abgeschlossene Nischendasein zu durchbrechen.
Eher sieht es so aus, daß ihr Publikum eine kleine Minderheit interessierter Deutscher und
sehr lang und gut assimilierter, gebildeter Migrantengruppen ist.
Der Politikwissenschaftler Jörg Becker hat im März 2003 in der FAZ lapidar festgestellt:
„Multikulti hat ausgedient. Die Türken in Deutschland laufen den ARD-Sendern davon“.
Die Dynamik des explodierenden türkischen Fernseh-, Rundfunk- und Videomarktes wird
nicht zuletzt mit dem Mangel an spezifischen Programmangeboten für die in Deutschland
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lebenden Türken durch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten begründet – ein Zustand,
der sich durch geplante weitere Einsparungen bei Funkhaus Europa des WDR wohl noch
weiter verschlechtern wird.
Es gibt aber doch Ausnahmen von diesem Befund. Martin Greve hat sie in seiner
Untersuchung vor allem in Süddeutschland gefunden, wo seiner Meinung nach die kulturelle
Integration am besten funktioniert: das Festival „Türkischer Oktober“ in München z.B. ist mit
allen großen (Hoch)Kulturinstituten der Stadt bis hin zum Konzerthaus Gasteig und dem
Literaturhaus vernetzt und in das städtische Kulturleben gut integriert. Auch in Stuttgart gibt
es mit dem deutsch-türkischen Forum ein prominent von Deutschen und Türken besetztes
kulturelles Integrationsinstrument mit einem interessanten Aktivitätenprofil. Zur Zeit wird
dort eine Ausstellung für das Linden Museum vorbereitet: „Der lange Weg der Türkei“, mit
einem auch musikalischen Begleitprogramm.
Greve untersuchte auch die Verbindungen der türkischen Migrantenmusik mit dem
Musikleben der Türkei, das seinerseits „Verwestlichungstendenzen“ zeigt und die
Eigendynamik der Entwicklung der türkischen Musikstile in der Diaspora.
Um sein Buch und die türkische Musik bei uns bekannter zu machen, hat das „yalla
Weltmusik Netzwerk“, Köln im Frühjahr 2003 in sechs nordrhein-westfälischen Städten mit
Martin Greve eine Lesereise veranstaltet, bei der auch in Deutschland lebende türkische
(professionelle) Musiker in verschiedenen Musikstilen konzertierten – von anatolischer
Volksmusik über türkische Hochzeitsmusik, von religiöser Musik bis zu türkischer
Kunstmusik. Durch die Wahl der Leseorte, u.a. Kirchen und Museen, und die Werbung bei
den türkischen Musikern, gelang es in Ansätzen, ein interkulturelles Publikum zu erreichen.
Im November machte WDR Funkhaus Europa eine einstündige Sendung mit Greve über sein
Buch.
Unter den ExpertInnen herrscht weitgehend Übereinstimmung, daß ein Netzwerk
interkultureller Musik/Musik der MigrantInnen - vergleichbar mit den Strukturen des „Folk“Netzwerkes in den 70er und 80er Jahren - nicht existiert. Seit kurzer Zeit gibt es in Hessen
einen ersten Versuch, über das Internet eine Datenbank und damit eine Vernetzung
professioneller KünstlerInnen mit Migrationshintergrund aufzubauen: drei domains
www.localaliens.net, www.musikglobal.de und www.portalglobal.de versammeln Infos über
Musikstile, eine Künstlerdatenbank und einen Veranstaltungskalender globaler
(Musik)Kulturen
Auf einer kürzlich stattgefundenen Tagung der Landeszentrale für politische Bildung Baden
Württemberg mit der Kulturrregion Stuttgart wurde der Vorschlag gemacht, sich an das
hessische Projekt anzuschließen. .
Eine ähnliche Vernetzung für NRW zu ermöglichen, wäre evtl. ein wichtiges Projekt der
Landeszentrale für politische Bildung mit dem NRW-Migrationszentrum und dem
Kultusministerium, zumal es hier durch „Alba Kultur“ ein landesweites Kompetenzzentrum
gibt, das diese Aufgabe durchführen könnte. .
Einige Beispiele aus NRW seien aber auch angeführt, bei denen interkulturelles Singen und
Musizieren von Deutschen und MigrantInnen erfolgreich funktioniert:
In NRW wurde das seit über 30 Jahren existierende politische Exilanten-Musikfestival
„Kemnade International“ in Bochum gründlich entrümpelt, innoviert und thematisch auf
Schwerpunkte konzentriert. Das Festival 2003 legte den Focus auf die Musikkulturen des
Orients und ihren Einfluss auf den westeuropäischen Kulturraum. “orient meets occident“ lud
qualitativ hochwertige weltmusikalische Ensembles aus dem Ruhrgebiet ein und stellte sie
gleichberechtigt neben ein Konzert der Bochumer Symphoniker mit weltmusikalischer
Kunstmusik und der Crossoverformation „Gnawa Impulse“, die avantgardistische
musikalisch-performative Akzente setzte. Das Festival hatte dadurch auch viel deutsches
Publikum aus allen Bildungs- und Altersgruppen.
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Mit dem neuen Wettbewerb „Klänge der neuen Heimat“ des Vereins Dialog e.V, Duisburg
fördert das Kulturministerium NRW ein Modellprojekt für Interkulturelle Kulturarbeit, das
ebenfalls helfen soll, die in NRW vorhandene kreative Vielfalt und Qualität der
interkulturellen Musikszene bekannter zu machen.
Einige Projekte widmen sich dem Ziel, die deutschen Jugendlichen aufgeschlossener und
neugieriger zu machen auf die Musik der mit ihnen zusammenlebenden ausländischen
MitbürgerInnen. Besonders spannend erscheint mir der Plan eines Rap-Musicals über die
Geschichte der Migration „Ali und Ahmet“, das im Umfeld der Kölner offenen Jazzhaus
Schule (Hannes Loh) entstand. Einer der beiden Rapper, die das Konzept entwickelt haben,
lebt in Köln, der andere in Berlin.
Zwei weitere Beispiele aus eher ländlich-kleinstädtischen Regionen in NRW seien
exemplarisch angeführt.
• Die Arbeitsgemeinschaft Musik-Szene-Spiel in Ostwestfalen Lippe bietet workshops
an zum Thema „Fremdes Lied im Nachbarhaus“. Hier geht es darum, das Lied, das die
fremden Nachbarn singen, die Tänze, die sie tanzen, als Brückenschlag der Kulturen
wahrzunehmen und kennenzulernen.
• Und die Landesmusikjugend NRW wird im Rahmen des Landesmusikfestes 2004 in
Olpe ein Jugendcamp zum Schwerpunktthema „Nations-viele Nationen in einer Stadt“
durchführen, bei dem es um die Auseinandersetzung mit den noch wenig bekannten
Musiktraditionen anderer Länder geht. Unterstützend dazu werden die Jugendlichen
Reportagen über die Lebensgeschichten von Menschen aus verschiedenen
Kontinenten, die im sauerländischen Olpe leben, machen. Dies Projekt wird von der
LAG Musik NRW fachlich beraten.
Insgesamt ist der Mangel an Bekanntheit wie die unzureichende Qualitätsförderung von
Migrantenmusik ein Defizit, das es nach Meinung der Experten unbedingt zu beheben gilt. In
diesen Zusammenhang gehört auch die Debatte über die musikalische Ausbildung, sowohl in
der Schule als auch an den Musikhochschulen.
Trotz des hohen Anteils an Migrantenkindern an unseren Schulen spielt deren Musik im
Musikunterricht kaum eine Rolle. Dasselbe gilt für das Angebot der Musikschulen und die
Ausbildungsgänge an den Musikhochschulen.
Seit einiger Zeit gibt es vereinzelt Ansätze, dieses Defizit zu beheben, in NRW vor allem:
durch Projekte der offenen Jazzhaus Schule, Köln. Kurse für Jugendliche werden angeboten,
in denen sie Musikinstrumente anderer Musikkulturen kennen-, bauen und spielen lernen.
Und trotz knapper Kassen wird z.B. in der Musikhochschule Köln darüber diskutiert, wie
Weltmusik und das handwerkliche Erlernen wichtiger Instrumente wie Ud, Balafon etc. in
ihrem Ausbildungs-Programm berücksichtigt werden können. Vorbild könnte dabei der
Fachbereich „Weltmusik“ am Konservatorium in Rotterdam sein.
In NRW führt der Verein „Dialog e.V.“ gemeinsam u.a. mit dem Landesmusikrat, dem
Landesverband der Musikschulen und gefördert vom Kulturministerium Anfang Dezember
2003 eine Fachtagung zu interkulturellem Musiklehren und –lernen in NRW durch.
Eine solche Tagung auf Bundesebene oder in mehreren Bundesländern mit zu veranstalten
und mitzufördern, könnte ein wichtiges politisches Projekt der Bundeszentrale für politische
Bildung sein, das die Landeszentrale für politische Bildung ihr vorschlagen könnte. Die
Landeszentrale könnte sich darüber hinaus im Rahmen ihrer Lehrerfortbildung zu
interkulturellem Lernen auch mit den Defiziten und Chancen der stärkeren Berücksichtigung
der Weltmusik (und der anderen Künste) beschäftigen.
25
b. Die politische Dimension der Weltmusik im Rahmen der Globalisierungsdebatte
Globalisierungskritiker werden in Zukunft auch im nationalen Kontext eine stärkere Rolle
spielen und daher wird die Globalisierungsdebatte, heruntergebrochen auf den je
regionalen/nationalen Kontext, für politische Bildung eine wachsende Rolle spielen.
Da es offensichtlich Defizite in der kulturellen Reflexion der Kritik gibt, wäre es ein
spannendes Unterfangen, die Globalisierungsgegner auch mit KünstlerInnen der Weltmusik
zu konfrontieren, um produktive Reibungsflächen zu schaffen. Denn Kunst ist ein positiver
Motor des Austauschs und Vermittler zwischen den Weltkulturen – gegen den Trend des
weltweiten Exports von westlich orientierten kulturellen Ausdrucksformen und
Lebensweisen. Und insofern ist sie mit wichtigen Projekten der politischen
Globalisierungsdebatte häufig vorausgelaufen und konfrontiert diese mit positiven
Erfahrungen in der Dynamik gleichberechtigter interkultureller Begegnung. Gerade in der
Weltmusik gibt es gegen den musikalischen Mainstream genügend gelingende Beispiele – vor
allem auch in der weltweiten Zusammenarbeit der Kunstmusik – gegen die kulturelle
Missionierungs-,
Kolonialisierungsund
Globalisierungsfalle
westlicher
Hegemonialansprüche.
Längst über die Präsentation des Fremden, Exotischen hinaus sind es gerade die
Internationalisierung kultureller Patterns, das Entstehen neuer musikalischer
Ausdrucksformen im (gleichberechtigten) Aufeinandertreffen unterschiedlicher Traditionen,
die Begegnung von universell kommunizierbaren Klassik- und Pop-Spielarten mit lokalen
musikalischen Traditionen, deren (kultur)politischer Stellenwert auch in den Reflexionen und
Aktionen der Globalisierungsgegner Platz finden müsste.
Eine Einrichtung in NRW soll in diesem Zusammenhang als Ort angeführt werden, der sich
diesem Thema immer wieder in besonderen musikalischen Projekten widmet: die Kölner
Philharmonie Neben anderen (dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin und dem Zentrum
für zeitgenössische Musik in Dresden) macht sie die Begegnung europäischer und
außereuropäischer Musikstile der experimentellen Moderne und ihre Weiterentwicklung
zu weltmusikalischen Formen zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit.
Die Kölner Philharmonie hat sich 2003 im Rahmen des Ligeti-Gedenkjahres mit Ligeti
und Afrika beschäftigt und in einem großen Erinnerungskonzert seine Musik mit der eines
afrikanischen Pygmäenchores zusammengebracht. Gemeinsame Wurzeln, Ähnlichkeiten und
Verschiedenheiten in den Ausdrucksformen wurden deutlich. Begleitend dazu hat die Offene
Jazz Haus Schule in Köln einen workshop: „Inszenierte Begegnung mit improvisierter
und komponierter Musik im Spannungsfeld europäischer und afrikanischer Tradition“
veranstaltet, in dem u.a. die Einführung in die westafrikanische Musik handwerklich durch
den Bau eines für sie typischen Instrumentes, des Balafon, unterstützt wurde. Der workshop
wurde von dem Sänger, Balafonspieler und Komponisten Aly Keita von der Elfenbeinküste
und dem Komponisten Hans Lüdemann aus Deutschland geleitet.
Im nächsten Jahr , das ein Nono-Gedenkjahr sein wird, wird mit Kölner Schulen neben dem
erinnerungskulturellen Projekt „Il Canto Sospeso“ (s. Kapitel ) auch ein innovatives
„Prometeo“-Projekt durchgeführt: die „Prometeo-Akademie“. Neben dem Besuch der Proben
werden die Schüler aus Deutsch- und Philosophiekursen den zentralen abendländischen
Prometheus-Mythos geistesgeschichtlich-kritisch reflektieren.
Eine zweite Einrichtung der NRW-Hochkultur widmet sich aus einer anderen künstlerischen
Perspektive der gleichberechtigten Einbeziehung der außereuropäischen Kunst : das „museum
kunstpalast“ in Düsseldorf. Sein Direktor, der Franzose Jean Hubert Martin, vorher sowohl im
Pariser Louvre, im Centre Pompidou und dann als Direktor des französischen
Nationalmuseums für die Kunst Afrikas und Ozeaniens tätig, verfolgt nun in Düsseldorf ein
künstlerisches Konzept der Synthese aus seinen vorherigen drei Arbeitsbereichen in seiner
26
Ausstellungsaktivität und bezieht dabei auch die Weltmusik mit ein. Der Konzertsaal im
Museum ist einer der wichtigen Veranstaltungsorte für Weltmusik in NRW. Im nächsten Jahr
wird es im museum kunstpalast eine große Afrika-Kunstausstellung geben, flankiert von
vielen interkulturellen musikalischen Ereignissen, u.a. auch einem Kindermusikfestival.
Es würde sich zweifelsohne lohnen, diese und andere Aktivitäten aus anderen Bundesländern
(z.B. das Haus der Kulturen der Welt in Berlin mit seinem „Festival of sacred music“)
zusammenzutragen, zu präsentieren und einer politischen Reflexion auszusetzen. Zu einem
Dialog der Künste mit den in der Globalisierungsdebatte eher kritischen und mahnenden
Stimmen könnte die Bundeszentrale für politische Bildung einladen und die Landeszentrale in
NRW dazu den Anstoß geben. Denn reizvoll wäre es, einen Gedanken zu spinnen in Richtung
„Documenta der Weltmusik“ und/oder die große, europäische Messe der Weltmusik, die
„WOMEX“ zum Forum einer solchen Diskussion zu machen. Die WOMEX, die jedes zweite
Jahr in NRW, und zwar in Essen, stattfindet, bietet bereits vorhandene Anknüpfungspunkte:
- ein internationales Konferenzklima mit einem großem Symposium als eingeführtem
Format, das Bundes- und Landeszentrale zu einem von ihnen vorgeschlagenen Thema
mitveranstalten könnten. Die nächste WOMEX ist im Oktober 2004 in Essen.
- Es wäre möglich, eine eigenständige Vortagung der Bundeszentrale (nebst evtl. dem
Kooperationspartner Landeszentrale NRW u.a.) mit der Deutschland-Szene der
Weltmusik zu veranstalten, entweder als Dialog zwischen Künstlern und Veranstaltern
oder zu einem Thema wie z.B. Globalisierungskritik und Weltmusik – mit musikalischen
Performances.
Die GesprächspartnerInnen bei der Recherche zur Weltmusik, die die Veranstalter der
WOMEX kennen, schätzen diese als offen für solche Kooperationen ein.
Die deutsche UNESCO Kommission in Bonn wäre ein weiterer geeigneter Projektpartner, um
das Weltkulturerbe „Musik der Kulturen der Welt“ (kultur)politisch in einem internationalen
Kontext zu bearbeiten und dadurch der Weltmusik-Praxis in Deutschland einen qualitativ
hochwertigen und neuen politischen Impuls zu geben. Ihr Geschäftsführer Dr. Traugott
Schöfthaler wurde von mehreren Gesprächspartnern als ein diesem Thema aufgeschlossener
möglicher Partner genannt.
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C. Empfehlungen und Handlungsvorschläge für die Landeszentrale für
politische Bildung
Es wird empfohlen:
1. Ein Netzwerk aufzubauen zwischen politischer Bildung, musikalischer Praxis und Kulturund Politikwissenschaften;
2. Als Auftakt dazu, einen workshop über die Ergebnisse der Recherche durchzuführen
(bereits terminiert und eingeladen für den 21. Januar 2004 gemeinsam mit dem
Landesmusikrat NRW). Zusätzlich sich für einen bundesweiten Kongress der
Bundeszentrale für politische Bildung zum selben Thema und seine Durchführung in
NRW (Köln) einzusetzen;
3. In diesem Abschlussbericht empfohlene Kooperationen und Förderungen zu prüfen, zu
entscheiden und ggf. in Angriff zu nehmen;
4. Innerhalb der Landeszentrale für politische Bildung NRW den internen Prozess der
Integration kultureller und künstlerischer Projekte in die bisherige Konzeption und Arbeit
der politischen Bildung im Lande voranzutreiben, zu klären und in die künftige
Arbeitsplanung aufzunehmen.
Zu 1.
Fast alle Gesprächspartner, die im Lauf der Recherchearbeiten angesprochen wurden, zeigten
Interesse an der Arbeit der Landeszentrale für politische Bildung. Viele von ihnen können
sich eine kontinuierliche Kommunikation gut vorstellen, aus der heraus in der Zukunft
Kooperationen entstehen könnten. Diese müssen nicht in jedem Fall besondere Projekte sein,
sondern könnten in die Arbeit der Landeszentrale integriert werden
Es wird daher empfohlen, die mit der Recherche aufgebauten Kontakte fortzuführen und mit
den interessierten PartnerInnen ein Netzwerk aufzubauenFolgende Teilschritte erscheinen sinnvoll:
• Kontaktanbahnung durch einen Brief der Landeszentrale für politische Bildung, in
dem für die Unterstützung der Recherche gedankt wird und nach dem Interesse an
einem Networking und Bereitschaft zur Mitarbeit daran gefragt wird;
• Die Interessierten, die sich zurückmelden, in den Publikations- und
Einladungsverteiler der Landeszentrale aufnehmen, unterteilt in ihre jeweiligen
Interessensschwerpunkte. Andererseits könnte die Landeszentrale darum bitten,
regelmäßig über Aktivitäten, Projekte, Programme der Partner aus dem Musikbereich
informiert zu werden, eine Themenkartei aufbauen und diese bei Planungen ihrer
eigenen Veranstaltungen/Tagungen etc. mit heranziehen für die Programmgestaltung.
So könnten alle Projekte, Programme, Veranstaltungen etc. der Partner aus dem
Musikbereich – sowohl aus der künstlerischen Praxis, der Musikpädagogik als auch
der Wissenschaft – kommuniziert werden und ein Forum für Erfahrungsaustausch
und neue Ideen entstehen.(Dasselbe könnte für den Bereich Theater, Bildende Kunst,
Film, Architektur geschehen).
Zu 2:
Da die Recherche eine Fülle an interessanten musikalischen Ausdrucksformen, Projekten und
möglichen künftigen KooperationspartnerInnen ergeben hat, wird diese im Rahmen eines
workshops im Januar 2004 präsentiert werden.
Darüber hinaus wird empfohlen, dass die Landeszentrale sich an einem Kongress der
Bundeszentrale für politische Bildung über die bundesweiten Ergebnisse der Recherche zum
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politischen Lied beteiligt, sollte dieser in NRW stattfinden. Vorgeschlagen wurde im
Endbericht für die Bundeszentrale für politische Bildung als Durchführungsort Köln.
Dieser Kongress sollte mindestens folgende Programmteile haben:
• Wissenschaftliche Vertiefung der Rechercheergebnisse
• Präsentation ausgewählter Ergebnisse – auch musikalisch in Form von Gesprächsund Lesekonzerten –möglichst aus allen sechs Recherchefeldern;
• Praktische Arbeit in workshops, evtl. Durchführung eines Präsentationsworkshops
einer konzert- bzw. musikpädagogischen Einrichtung. Hierzu sollten prominente
MusikerInnen und KomponistInnen als Lehrer gewonnen werden.
• Politische Bewertungen und Schlussfolgerungen , insbesondere für Innovationen in
der politischen Bildung
• „große“ Konzerte am Anfang und am Ende
Köln wäre aus vielen Gründen der geeignete Ort für einen solchen Kongress.
Fast alle möglichen Kooperationspartner wären vor Ort oder in der Nähe:
• der Deutsche Musikrat hat seinen Sitz in Bonn
• mit dem WDR und der Kölner Philharmonie gäbe es zwei Kooperationspartner, die
sowohl Infrastruktur als auch inhaltliche Kompetenz einbrächten und die
Öffentlichkeit in unterschiedlichen Formen ansprechen und informieren könnten;
• mit der offenen Jazzhaus Schule und dem Büro für Konzertpädagogik sind zwei
hervorragende musikpädagogische „Agenturen“ vor Ort;
• in der Kölner Musikhochschule gibt es einige interessierte Hochschullehrer, u.a.
auch den Präsidenten des Landesmusikrates NRW, die wissenschaftlichen Input in den
Kongress bringen könnten. Die Musikhochschule könnte evtl. auch ein geeigneter Ort
für den wissenschaftlichen Teil des Kongresses sein.
• Mit Alba Kultur hätte man einen engagierten und gut vernetzten Partner im Bereich
„Weltmusik“
• Je nach gewähltem Termin stünden für öffentliche Konzerte bestehende Formate als
Kooperationspartner zur Verfügung, wie z.B. „Summerstage“ oder ein
Konzertprogramm im WDR bzw. der Kölner Philharmonie.
Der Kongress sollte bereits im Programm, aber auch in der Dramaturgie ein ungewöhnliches
Format haben , indem Musik und Politik, musikalische und politische Bildung miteinander in
aktive, diskursive Beziehungen gebracht werden. So könnte u.a. auch ein musikalisches
Kongressfest oder ein Open Air Konzert stattfinden, mit dem das Kongressthema in die Stadt
hineingetragen wird.
Die beiden ungewöhnlichen Ausstellungen „Die singende Stadt“ von Yvonne Buchheim aus
Weimar und „Kassettengeschichten“ aus Hamburg könnten im Rahmen des Kongresses
gezeigt und evtl. in Aktionen mit SchülerInnen aktuell „erweitert“ werden.
Zu 3.
In den Abschlußbericht sind einige von den GesprächspartnerInnen vorgeschlagene
Kooperationen mit bzw. Förderungen durch die Landeszentrale für politische Bildung
aufgenommen worden.
Im Schlusskapitel sollen die m.E. wichtigsten noch einmal zusammengestellt werden:
• Kooperationen bieten sich an mit den Einrichtungen, Büros und Veranstaltern, die
musikpädagogische Projekte von hoher Qualität und mit politischen Inhalten
durchführen, wie das Kölner Büro für Konzertpädagogik, die Kölner Philharmonie
und die Offene Jazzhaus Schule in Köln. Als ein besonderes Projekt käme im Jahre
2005 eine Zusammenarbeit mit dem Kölner Büro für Konzertpädagogik im Landtag
NRW in Frage, zu dem es bereits eine Projektskizze gibt und Gespräche mit der
Landtagsspitze ins Auge gefasst sind. „Musik im Landtag“
29
•
•
•
•
Beteiligung am Start ab Wettbewerb des Landesmusikschulverbandes;
Die Landeszentrale NRW sollte sich dafür einsetzen, dass die Bundeszentrale mit den
Landeszentralen eine Arbeitstagung zur Innovation der Gedenkstättenarbeit
durchführt, zu der auch Chöre, KomponistInnen, Veranstalter und Projekte, die mit
erinnerungskulturellen Musik- und Liedprogrammen einen wichtigen Beitrag
dazu leisten können, eingeladen werden.(Uli Klan, Frank Sielecki, Bernhard König)
Überlegenswert wäre, evtl. den Beitrag anderer Künste mit einzubeziehen, wie z.B.
Bildende Kunst, Architektur und Landschaftsplanung, Foto- und Videokunst, Tanz
und Theater und spartenübergreifende Kunstprojekte .
Die Förderung von Netzwerken zur Bekanntmachung und Verbreitung von Musik
der bei uns lebenden MigrantInnen wird als ein Projekt von hoher Dringlichkeit von
den ExpertInnen angesehen. Über bereits bestehende Ansätze in Hessen hinaus
könnten andere Länder/Landeszentralen sich dafür einsetzen und ggf. Förder- und
Kooperationspartner finden, weitere Länder-Netzwerk aufzubauen, in NRW könnte
„Alba Kultur“ der kompetente, da am besten vernetzte Partner dafür sein. Die
Bundeszentrale für politische Bildung könnte weitere Ländernetzwerke anregen und
ggf. unterstützen und die Koordinierung eines bundesweiten Netzwerks übernehmen.
Die Kooperationsmöglichkeiten mit der WOMEX müssten in einem
Grundsatzgespräch ebenso geklärt werden wie die mit der Deutschen Unesco
Kommission. Zu beiden ist im Rahmen der Recherche kein Kontakt aufgenommen
worden, da grundsätzliche Interesse an einer Kooperation und mögliche Felder und
Projekte zunächst innerhalb der Bundeszentrale geklärt werden müssen. Mögliche
gemeinsame Aktivitäten und die Themenfelder sind in diesem Endbericht
angesprochen.
Zu 4. .
Die Landeszentrale für politische Bildung in NRW und die anderen Anbieter politischer
Bildung im Lande sollten bei all ihren Aktivitäten und Arbeitsfeldern den möglichen Beitrag
der Kultur/Künste von Anfang an mitbedenken und in die Programmplanung miteinbeziehen:
sei es bei Tagungen, workshops oder besonderen Veranstaltungen, bei Planungen von
Publikationen und Lehrerfortbildungen; in der Gedenkstättenarbeit u.v.a.m.
Die bisherigen Diskussionen und Beratungen mit MitarbeiterInnen und der Leitung der
Landeszentrale hat zu ersten Planungen geführt: bei der Jahrestagung der Landeszentrale für
das Jahr 2003/2004, wo es u.a. um den Beitrag der interkulturellen Aktivitäten zur
demokratischen Entwicklung besonderer Problemstadtteile gehen könnte . Sie könnte ihren
Fortgang finden bei der ins Auge gefassten Tagung über das „Sozialkapital“, aber auch bei
künftigen Publikationen . Evtl. wäre ein landeszentraleninterner workshop eine gute
Gelegenheit, die Ergebnisse der Recherche noch einmal konzentriert für alle Arbeitsbereiche
darzustellen.
Meerbusch, im Dezember 2003
Dr. Ute Canaris
Büro für Kulturberatung
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