Journal - Niedersächsische Musiktage

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Journal - Niedersächsische Musiktage
30. Niedersächsische Musiktage
3. Sept. – 2. Okt. 2016
leidenschaft
Das Festival für Niedersachsen – 30 Jahre Musiktage
Eine drängende Frage der Existenz . Ein Schub für die Region
Eine leidenschaftliche Affäre
www.musiktage.de
Foto: Olaf Malzahn
„
Musizieren
maximale
Leidenschaft
ist für mich
Passion,
und Intensität.
“
MARTIN GRUBINGER
KULTURPARTNER DER
NIEDERSÄCHSISCHEN MUSIKTAGE
UKW-Frequenzen unter ndr.de/ndrkultur, im Digitalradio über DAB+
Hören und genießen
leidenschaft
Karten
www.musiktage.de
0800/45 66 54 00
(kostenfrei aus dem deutschen Festnetz)
(Kar tenpreise inkl. aller Gebühren)
Inhalt
Liebe Musiktage-Freunde,
4
Leidenschaft und Begehren
Der Schriftsteller Raoul Schrott zum Festivalthema
6
Fleiß, Geduld und Leidenschaft
Die Gärtner der Herrenhäuser Gärten
9
Eine Kraft, die den Menschen ergreift
Interview mit der Intendantin Katrin Zagrosek
das Spannende an den jährlich wechselnden Themen der Niedersächsischen Musiktage ist, dass sie sofort Assoziationen
wecken. So ist es natürlich auch bei »Leidenschaft«, dem
Thema der 30. Niedersächsischen Musiktage. »Leidenschaft«
– wer hier nicht sofort an mitreißende, hingebungsvolle, wilde,
glühende oder begeisternde Momente denkt, ist vermutlich
einfach noch sehr jung. Und vielleicht fragt sich auch mancher:
Wo gibt es Leidenschaft in meinem Leben, und wofür engagiere ich mich wirklich? »Ich koche leidenschaftlich gerne …«
oder »Ich singe mit Leidenschaft …« – das sagt sich leicht
daher. Doch Leidenschaft heißt ja nie »so ein kleines bisschen«, sondern immer »mit Herzblut und voller Hingabe«. Sie
sehen: Die (emotionale) Messlatte hängt hoch!
10 Das Festival für Niedersachsen
30 Jahre Niedersächsische Musiktage
11 Grußwort des Niedersächsischen
­Ministerpräsidenten
12 Impressionen von 30 Jahren
Niedersächsische Musiktage
14 »Da muss ein Gefühl drauf« . Balkonszenen, ein
Projekt mit dem ­Landesjugendchor Niedersachsen
16 Eine drängende Frage der Existenz . Landesbischof
Ralf Meister zu Leidenschaft und Glauben
18 Klingende Orte . Spielstätten-Porträts
21 Programm . Alle Konzerte auf einen Blick
26 Meine Leidenschaft(en) . Künstler zum Festivalthema
28 Leidenschaftlich in Einbeck
Stadtporträt zum Eröffnungswochenende
32 Ein Schub für die Region
Karl-Heinz Rehkopf im Interview
Eines ist sicher: Wenn wir darauf blicken, wie sich auch im
30. Jahr ihres Bestehen alle Beteiligten – die Sparkassen und
Mitveranstalter im Land, das Team der Niedersächsischen
Sparkassenstiftung und natürlich in allererster Linie die Künstlerinnen und Künstler – für die Niedersächsischen Musiktage
einsetzen, so kann man das nur mit einem Wort beschreiben:
leidenschaftlich!
In diesem Sinne hat unsere Intendantin Katrin Zagrosek ein
Programm zusammengestellt, das die Leidenschaft in ihren
unterschiedlichen Aspekten in Szene setzt – mit Musikern, die
für ihre Kunst brennen und die ihr Publikum mit dem Feuer der
Begeisterung entzünden wollen.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen: beim Blättern,
Hören und Genießen!
33 Grußwort des NDR
34 Eine leidenschaftliche Affäre
Was der Ton im Stummfilm zu suchen hatte
37 »Ich kenne jeweils die andere Seite«
Der Klarinettist, Komponist und Dirigent
Jörg Widmann im Interview
38 Aus den Träumen gerissen
Das Ende der Pianistenlaufbahn Robert Schumanns
40 Majestuoso . Eine Geschichte aus Andalusien
44 Hüter der Flüsse . Dariusz, der Angler
46 Impressum
Thomas Mang
Präsident
Dr. Sabine Schormann
Stiftungsdirektorin
m. 3
Auguste Rodin
L’Éternel printemps (Ewiger Frühling)
1901, Marmor, 75 x 81 x 44 cm
LEIDENSCHAFT UND BEGEHREN
Der Schriftsteller Raoul Schrott, häufiger Gast beim Lite­
ra­turfest Niedersachsen der VGH-Stiftung, spannt einen
enzyklopädischen Bogen von der Antike bis heute.
In dem aus Enthusiasmus, Inspiration, Manie, Furor, Berserkertum, Besessenheit und Passion sich zusammensetzenden
Wortfeld ist die Leidenschaft ein historisch gewachsenes, über
die Jahrhunderte verändertes Bauwerk – das eigenartigerweise Göttlichem geweiht war. Das Gebäude der Leidenschaft
ruht auf einem noch greifbaren griechischen Fundament: dem
Enthusiasmus – als dem »Voll eines Gottes«-Sein. Antiken Vorstellungen nach erlangte man erst erfüllt von einem Gott Zugang zu einer Wahrheit. Inspiriert von einzelnen Gottheiten, in
Orakeln und Traumvisionen, wurde Priestern wie Dichtern und
Herrschern eine Stimme eingehaucht, die Wahres verkündete:
ob dies nun Weltschöpfungsmythen und Weisheiten oder Gesetze und Urteile waren. Wo die alten Griechen in diesem Erfüllt-Sein die Manifestation einer ihrer vielen Gottheiten
sahen, würden wir heute von einzelnen Trieben sprechen: Man
stellte sie sich als übermenschliche Verkörperungen vor, die
miteinander in ständigem Widerstreit lagen. Moral in unserem
Sinn gab es da noch nicht, nur vorübergehende Allianzen dieser Götter und Triebe – weshalb dem Menschen nur wenig Verm. 4
antwortung an seinem Tun und Handeln zukam, weil es ihm ja
von den Göttern eingeflüstert wurde. Ein Mord aus Leidenschaft etwa war Aphrodite und Eris, der Göttin des Streits, zuzuschreiben, ohne dass einem daraus Schuld erwuchs. Was
dafür jedoch eingefordert wurde, war Sühne. Sie wurde von
den Erinnyen auf einen herabgebracht, unterirdisch lebende
­Rachegöttinnen, die auch Maniai genannt wurden: die Rasenden. Das Übermaß von Gefühlen also, das man einer Leidenschaft zuschreibt und noch im geringsten Fall als Manie bezeichnet, wurde demnach vorrangig als ein überwältigendes
weibliches Prinzip gesehen, das man später als Hysterie
­bezeichnete. Es agierte sich in den Menschen aus, an deren
Fäden die Götter zogen, um sich in der Langeweile ihrer
­Ewigkeit an den Zuckungen ihrer Marionetten zu erfreuen.
­Leidenschaft und Manie bedeutete somit, den Göttern aus­
geliefert zu sein.
Auch den Römern war das Ergriffen-Sein von etwas, dessen
offenbar nicht Herr zu werden war, etwas Passives. Sie bezeichneten es als »Passio«. Passion erlebte ein Mensch, indem
die Götter mit ihm machten, was sie wollten. In Form der Obsession konnte diese Passion auch erotische Gestalt annehmen. Dabei wurde der Mensch des Nachts von Dämonen des
DA S WÖRTERBUCH DER LEIDENSCHAF T
jeweils anderen Geschlechts beschlafen: der sich weiblich,
willfährig gegebende Succubus raubte einem Mann den
Samen; der männlich eindringende Incubus vergewaltigte
eine Frau. Unsere Vorstellung von Albträumen und Albdrücken
rührt direkt von diesen Nachtmahren, die sich als weiße, gespenstische Wesen einem auf die Brust setzten und Ängste
hervorriefen. Von sich aus zeigten sich Gefühle bei den Römern eher im deutlich hyperaktiven Furor. Dessen Name verdankt sich – wie die Manie – ebenfalls weiblichen Rachegöttinnen: den Furien. Im Gegensatz zu den griechischen Maniai
wurden die Furien nun jedoch zum Ausdruck eines Übermaßes von Emotionen, die als männlich angesehen wurden. Jede
Passion konnte so zu etwas Furiosem ausarten, in dem sich
Zorn, Wut und Gewalt mischten – um sich am Schlachtfeld
auch als blinder Kampfgeist zu manifestieren. Ein Überschuss
von Gefühlen kam somit weniger in der Passion als in der Gegenreaktion auf sie zum Ausdruck. Passion war etwas Erlittenes, Furor das trotzige Aufbegehren gegen die Ursache dieser
Passion; Furor lehnte sich auf gegen die durch eine Passio geschaffenen Umstände und Konsequenzen: Leidenschaft wurde
zum Furor aufgrund von passiv Erlittenem.
Bei den Wikingern erhielt der kriegerische Furor dann seine
reinste Ausprägung im Berserkertum. Das Wort bedeutete
entweder »Bärenfell« oder »nackt« – und meinte die blanke
Eks­tase, die einem Krieger übermenschliche Kräfte verlieh, ihn
scheinbar unverwundbar machend.
Im Christentum wurde der römische Begriff der Passio bald
ausschließlich dem Leidensweg Christi vorbehalten. Er umfasste die Geschichte Jesu von seiner Menschwerdung bis zur
Kreuzigung, aus der er als Gott hervorging, als wäre Passion
etwas, das uns am Göttlichen teilhaben lässt, uns aber am
Ende für diese Hybris bestraft und als Menschen in die Schranken weist. Das Dämonische der Obsession jedoch blieb erhalten: Besessenheit war nun des Teufels.
Im Italienischen und Französischen verweltlichte dieser Begriff
allmählich. Er konnte nun auch rein menschliches Leiden benennen, um auch intensive Seelenbewegungen auszudrücken.
Aus der Passion wurden so die Symptome einer sinnlichen
Liebe, deren Qualen man erlitt und deren Emotionen man unterworfen war wie Jesus seinen Peinigern am Kreuz. Mensch­
liches im positiven Sinn stahl sich erst 1570 bei Montaigne
über das Verb »passionieren« hinein, mit dem er nunmehr auf
all das verwies, was großes Interesse und intensive Gefühle
zu erregen vermochte.
Unsere Leidenschaft haben wir dem sächsischen Pastorensohn, evangelischen Kirchenlieddichter, freien Schriftsteller
und Barockpoeten Philipp von Zesen zu verdanken, der dieses
»Passionieren« zu einem deutschen Begriff umwandelte. Im
Zuge seiner umfangreichen Übersetzungsarbeiten, bemüht,
die provinzielle deutsche Literatur dem europäischen Niveau
anzugleichen, prägte er eine Vielzahl heute üblicher Eindeutschungen von Fremdwörtern. Manche davon waren so kurios
wie Jungfernzwinger (Kloster), Lusthöhle (Grotte), Meuchelpuffer (Pistole), Tageleuchter (Fenster) oder Blitzfeuererregung (Elektrizität), viele aber setzten sich durch. Dazu gehören der Abstand (Distanz), das Weltall (Universum), Beifügung
und Beistrich (Apposition und Komma), Emporkömmling (Par-
venü), Freistaat (Republik), Gotteshaus und Grundstein (Tempel und Fundament), Kreislauf und Letzter Wille (Zirkulation
und Testament) sowie Mundart, Rechtschreibung und Verfasser (Dialekt, Orthografie und Autor). Im Zuge von Philipp von
Zesens Übersetzung eines französischen Romans über eine
karthagische Prinzessin – der »Afrikanischen Sofonisbe« – bildete von Zesen 1647 den Begriff »Leidenschaft«, um deren
Passionen wiederzugeben. Das Suffix »-schaft« drückt die Beschaffenheit eines Zustands oder eines Verhaltens aus – in
diesem Fall immer noch die des Leidens am Schicksalhaften.
Leidenschaft blieb jedoch noch lange eine neue, ungewohnte
Vokabel. Analytisch auf Gefühle übertragen wurde sie erst
durch Kant, der in seinen anthropologischen Vorlesungen
1772/73 zwischen Leidenschaft und Affekt unterschied. Affekt
gehörte für ihn »zu den Gefühlen von Lust und Unlust«; er ist
»Überraschung durch Empfindung« und »gleicht dem Schlagfluss und dem Rausch«. Leidenschaft hingegen bedeutet für
Kant »eine dominierende habituelle Begierde«; sie ist »eine
bleibende, durch die Vernunft des Subjektes schwer oder gar
nicht bezwingliche Neigung und gleicht der Schwindsucht
oder dem Wahnsinn«. An dieser Definition hat sich bis heute
nur wenig geändert. Zwar ist der Vergleich mit dem Krankhaften oder Irren in den Hintergrund getreten, das Unvernünftige
und süchtig Zwanghafte an der Auffassung von Leidenschaft
hat sich aber gehalten. Sie wird weiterhin als letztlich masochistische Triebkraft betrachtet, mit einem Hang zur Übertreibung und zur Zerstörung, der gesellschaftlich im Zaum gehalten werden muss, da jede Leidenschaft einen eigenen Freiraum fordert und ihn jedwedem Herrschaftssystem und seinen
etablierten Werten und Normen gegenüber erhalten will.
Wo Leidenschaft als Gier nach etwas dargestellt wird, das dem
Einzelnen nicht zukommen darf, gibt es jedoch auch einen Gegenentwurf dazu: das Begehren. Sein Wortfeld erstreckt sich
offen rings um den Sakralbau der Leidenschaft, welcher der
Gesellschaft oft genug als Zwinger und Narrenturm diente.
Anders als die Leidenschaft leitet sich das Begehren nicht von
Göttlichem, sondern von uns selbst ab: Das indoeuropäische
*g’her bedeutete bloß »gern haben«. Im Unterschied zur Leidenschaft und dem sadistischen Furor findet das Begehren
unschuldig an etwas Gefallen; es bringt Freude, weckt Interesse, ist kreativ, treibt an und um, verschafft Lust und identifiziert sich mit etwas. Radikal ist es, wenn es ihm nicht um den
Gewinn an einer Sache geht, sondern um Erstrebenswertes,
Richtiges, Wahres, für das es sich Kontinuität und Dauer
wünscht. Darin ist das Begehren freigeistig, ekstatisch und
aufbegehrend: Es bekennt sich zum Widerstand allen auferlegten Zwängen gegenüber, auch denen des scheinbar Göttlichen. Das Begehren als wahre Leidenschaft ist dabei alles andere als dumm. Es weiß, dass sein Verlangen in jenes Gieren
umschlagen kann, dass sich vom indogermanischen *g’hei
ableitet: dem Gähnen und Aufklaffen des Abgrunds, vor dem
all unsere Sehnsüchte enden.
In diesem Sinne ist alles leidenschaftlich Begehrende eine
Auflehnung gegen den Tod: Es behauptet das Humane, obwohl und gerade weil es weiß, dass es am Ende scheitern wird.
Darin verwirklichen wir uns: Erst im Begehren erweisen wir uns
als zutiefst menschlich.
Raoul Schrott
m. 5
Fleiß, Geduld
und Leidenschaft
Sie geben ihr Können über Generationen weiter und schaffen Kunstwerke
in der Natur: die Gärtner der Herrenhäuser Gärten
GÄRTNER MIT LEIDENSCHAF T
Gartenkunst, über viele Generationen gewachsen: Die Herrenhäuser Gärten wurden 2015 mit dem Preis »Bester Park Europas« in der Kategorie
»Historische Gärten« ausgezeichnet.
»Die vor den Hecken und an einzelnen ­
freien Plätzen des größten Theils des
Gartens befindlichen Blumenbeete werden
namentlich dem Blumenfreunde
­b each­t ungs­w erth ­e rscheinen. Sie genügen
den größesten Anforderungen, die man in
blumistischer Hinsicht an sie ­s tellen kann.«
Hermann Wendland, Oberhofgärtner
der Herrenhäuser Gärten, 1852
Es sieht aus wie eine Strickmustervorlage. Auf den Zentimeter
genau sind die Kästchen angeordnet, in Farbschattierungen
von Rosa bis Violett. Doch es geht nicht um einen ­Pullover, sondern um die Anordnung von Blumen. Es ist ein Pflanzplan, den
die Gärtnerin Madeleine Beuthner in der Hand hält. Kurze Absprache mit ihren Kollegen, dann geht es weiter. Ein Team von
acht Gärtnerinnen und Gärtnern arbeitet an ­diesem strahlenden Herbstvormittag für den Frühling. Gezielt heben sie mit
ihren Pflanzschaufeln die Erde aus dem Boden, legen Blumenzwiebeln in die Pflanzlöcher hinein, ordnen ­kleine Stauden an.
Um Ostern herum werden hier, vor dem Galeriegebäude, Ornamente von Hyazinthen, Narzissen, Tulpen, Kaukasischem Steinkraut und Stiefmütterchen erblühen. ­Geordnete Natur, deren
Eleganz die Mühe nicht anzusehen ist. Eine Mühe, die im Sommer des Vorjahres beginnt, wenn Anke Seegert, Vize-Direktorin
der Herrenhäuser Gärten, mit ihrem Team die Muster der Beete
ersinnt und sie auf Pflanzpläne überträgt. Nicht nur für die Gärtner sind sie wichtig – bereits für den Einkauf von Blumenzwiebeln
und für die Anzucht von Stauden sind sie unverzichtbar.
Anke Seegert ist Professorin für Landschaftsarchitektur an der
Leibniz Universität Hannover. Gemeinsam mit Ronald Clark,
dem Direktor der Herrenhäuser Gärten, steht sie in einer langen Tradition von Gartendirektoren, die seit Mitte des 17. Jahrhunderts für die Gestaltung verantwortlich sind. Von Generation zu Generation sind Wissen, handwerkliches Geschick und
Leidenschaft für dieses Stück Erde weitergegeben worden.
1666 erteilte Herzog Johann Friedrich seinem Gärtner Michael
Grosse den Auftrag, südlich des Schlosses einen Lustgarten
­anzulegen. Gleichzeitig berief er den Philosophen Gottfried
Wilhelm Leibniz nach Hannover, der sich gleich nach seinem
Amtsantritt mit der Konzeption und dem weiteren Ausbau des
Lustgartens beschäftigte. Den Denker packte die Leidenschaft:
Leibniz machte den Garten zu einer Lebensaufgabe. Seine
wichtigste Gesprächspartnerin am Hof zu Hannover – nicht
nur in Fragen der Gartengestaltung – wurde Kurfürstin ­Sophie,
die Gemahlin von Kurfürst Ernst August.
Die Kurfürstin kam 1680 nach Hannover – eher widerwillig. Sie war anspruchsvoll, interessierte sich für Literatur, Musik, Malerei, Philosophie. Das
länd­lich geprägte Herrenhausen schien
diesen Vorlieben nicht zu genügen.
Doch das Blatt wendete sich, als Kurfürstin Sophie des Gartens ansichtig
wurde. Mit einer ungeahnten Energie
widmete sie sich fortan der Gestaltung
und dem Ausbau der Anlage. »Der Garten ist mein Leben«, bekannte sie und
fand in Leibniz einen Verbündeten für
ihre Pläne. Die Gärtner Herrenhausens wurden auf Reisen
nach Frankreich, Holland und Italien geschickt, damit sie dort
ihren Kollegen über die Schulter, in die Gärten und vielleicht
auch in die Karten schauen konnten. Das Ziel dieser Exkursionen war es, sich von den schönsten Barockgärten Europas inspirieren zu lassen und das eigene Können zu verfeinern.
1682 engagierte Sophie einen Spezialisten aus Frankreich:
Martin Charbonnier. Dieser künstlerisch begabte Gärtner legte
den Grundstein für die prachtvolle Anlage, so wie wir sie heute
noch ­
bewundern: Das Gartentheater, der Figurenschmuck
des ­Großen Parterres, die Pavillons an den südlichen Eckpunkten und das Galeriegebäude sind in Charbonniers Amtszeit
entstanden. Eine seiner Lebensaufgaben war die Errichtung
der Großen Fontäne; sie wurde von 1704 bis 1721 erbaut. Ihre
Vollendung erlebte Charbonnier
nicht mehr, denn er starb ein Jahr
zuvor. Auch Sophie konnte diese
Attraktion nicht mehr genießen.
Sie starb am 8. Juni 1714 während eines Spaziergangs durch
ihren geliebten Garten.
Ihre Leidenschaft für die Gartenkunst übertrug sich nicht auf die
nachfolgenden Herrscher. Sophies
Sohn Georg Ludwig war in London
m. 7
Sie konnten nicht nur gärtnern: ausländische Pflanzen und Palmen, gezeichnet von Johann Christoph Wendland und Heinrich Ludolph Wendland.
1714 zum König gekrönt worden und regierte als Georg I.
Großbritannien, und ihr Enkel Georg August bestieg 1727 den
englischen Thron. Immerhin reisten beide in regelmäßigen
Abständen nach Hause, eben nach Herrenhausen, wo Sohn
und Enkel des Gärtners Charbonnier den Garten unermüdlich
pflegten: Ernst August Charbonnier und Matthias Charbonnier.
Gärtnern – das ist planvolle Arbeit mit der Natur. Sie bedarf der
Geduld und der Hingabe, denn oft dauert es lange, bis die Mühe
belohnt wird. So erklärt sich auch, dass es oft Gärtnerdynas­
tien sind, die über mehrere Generationen einer großen Gartenanlage wie Herrenhausen zu ihrer Schönheit verhelfen.
Langer Atem und Leidenschaft für die Pflanzenwelt sind
­unverzichtbar, um als Gärtner Erfolg zu haben. Die Auszeichnung der Herrenhäuser Gärten mit dem Europäischen Gartenpreis 2015 in der Kategorie »Historische Gärten« würdigt die
unermüdliche Arbeit von Generationen von Gärtnern, Landschafts- und G
­ artenarchitekten.
Konzentriert stechen die Gärtnerinnen und Gärtner vor dem
Schloss ihre Pflanzschaufeln in den Boden. Man hört nur das
scharfe Geräusch, wenn das Metall der Schaufel in die Erde
dringt. Ein Rhythmus, der sich beständig wiederholt. Auf zwei
rechteckigen Beeten, die in Nord-Süd-Richtung angelegt sind,
müssen an diesem Herbstvormittag exakt 1950 Zwiebeln eingebracht werden, damit die Frühlings­sinfonie von Tulpen und
Narzissen ein halbes Jahr später erblühen kann. Seit Jahrhunderten werden Pflanzpläne für Herrenhausen ersonnen, es
werden Blumenzwiebeln und Stauden in riesigen Mengen bestellt, es wird gesät, pikiert, notiert. Die Königliche Gartenbibliothek gibt Einblicke in die umfassende Kunst des Gärtnerns
in Herrenhausen: Manuskripte und Notizen, Geschäftsbücher
über Einkauf und Tausch von Pflanzen, botanische Verzeichnisse, Herbarien und Zeichnungen. Diese einmalige Sammlung
konnte mit Hilfe einer Förderung durch die VGH-Stiftung und
anderer Geldgeber für Hannover gesichert werden. Sie befindet
sich in der dortigen Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.
Rund 400 aquarellierte Zeichnungen stammen von Johann
Christoph Wendland, der 1780 seine erste Anstellung in Herrenhausen erhielt. Nach der Familie Charbonnier war es die
Familie Wendland, die ihr Können in den Dienst der Herrenhäuser Gärten stellte. Gelernt hatte der Spross einer süddeutschen Gärtnerfamilie im Lustgarten von Schloss Karlsruhe.
Wendland fand in Herrenhausen einen Garten, der ihn handwerklich und intellektuell forderte.
Seine Karriere in Herrenhausen begann mit der Ananas. Es gehört schon einiges an Können und Kühnheit dazu, im unwirtlichen Norddeutschland Ananas zu züchten. Aber in Herrenhausen war das möglich, hatte man dort doch auch schon Erfahrung mit dem Anbau von Melonen gesammelt. Johann Chrism. 8
toph Wendlands erste Aufgaben bestanden darin, die Treibhäuser und die Orangerie zu beaufsichtigen. Nach fast vierzig
Jahren Arbeit wurde er 1817 zum Garteninspektor befördert.
Wendlands Sohn Heinrich Ludolph und auch sein Enkel Hermann prägten Herrenhausen als Gärtner in führenden Positionen. Heinrich Ludolph baute nördlich des Großen Gartens den
Berggarten aus, der mit seinen Schau- und Gewächshäusern
noch heute eine der großen Attraktionen in Herrenhausen ist.
Und er ließ auf Befehl des Königs Ernst August von Hannover
rund um das Mausoleum der Welfen einen Eichenhain anpflanzen. Unter den mächtigen Baumkronen erblühen in
jedem Frühjahr zahllose Zwergnarzissen und Sternhyazinthen.
Enkel Hermann war Experte für Palmen. Das Palmenhaus im
Berggarten, gebaut während der Amtszeit seines Vaters, bot
ihm hervorragende Bedingungen. Es war damals das größte
Gewächshaus für Palmen in Europa, und Hermann Wendlands
Palmensammlung hatte Weltrang. Eine südamerikanische
Zwerg­palme trägt sogar seinen Namen: die »Wendlandiella«.
Exotische Pflanzen faszinieren auch heute die Besucher des
Berggartens. Wir stehen im Gewächshaus und schauen Gärtnermeister Nandino Baillot und seinen Kollegen zu, wie sie
eine Ausstellung mit eigens gezogenen Chili-Pflanzen vorbereiten. Im März 2015 hatten sie rund 100 Sorten ausgesät, ein
halbes Jahr später sind daraus 2.000 Pflanzen erwachsen, die
mindestens einen halben Meter hoch sind. Sie werden von
Hand gegossen, da ihre Blätter verschiedene Verdunstungsgrade haben. Die Lux-Zahl des Lichts, das zwölf Stunden aus
den Spezialleuchten auf die Töpfe strahlt, ist ihrem individuellen Wachstum angepasst. All das steht im Dienst der gärtnerischen Kreativität: Rund ein Jahr Vorbereitungszeit ist nötig,
bis die Früchte in ihren kräftigen Farben so reif sind, dass sie
in die entworfenen Arrangements passen. »Scharfe Früchtchen« heißt die Ausstellung, was nicht übertrieben ist: Der
Schärfegrad der Chilis reicht von »nicht vorhanden« bis »nicht
auszuhalten«.
Mit Leidenschaften verhält es sich ja ähnlich …
Ulrike Brenning
La finta giardiniera
Gesangs­solisten und Sprecher, musica assoluta, Giuliana ­Retali
(Musikalische L
­ eitung), ­Bettina Geyer (Szenische Einrichtung)
Konzertante Oper von W. A. Mozart in einer ­Fassung
von Juliane Votteler
Siehe Programm, S. 24
Sa 24.9., St. Nikolai-Kirche, Rinteln
So 25.9., Schloss Ippenburg, Bad Essen
INTERVIEW
Eine Kraft, die den Menschen e
­ rgreift
Für die Intendantin der Niedersächsischen Musiktage
Katrin Zagrosek steht Leidenschaft im Zentrum
künstlerischer Arbeit. Diese Triebfeder des Menschen
bringt Licht- und Schattenseiten hervor. Wie sich
da­raus ein Festivalprogramm a
­ ufbauen lässt, ­e rläutert
Katrin Zagrosek im Gespräch mit Ulrike Brenning.
Ist das Festivalthema »Leidenschaft« für Sie eines,
das sich besonders gut für
ein ­musikalisches Gesamtprogramm eignet?
Der eigentliche Begriff »Leidenschaft« berührt Gefühle,
Fantasien, Visionen, Träume
– wesentliche Bereiche des
menschlichen Geistes also,
die sich der Vernunft entziehen. Musik führt den Hörer
auch in diese Bereiche – so
gesehen eignet sich das
Thema »Leidenschaft« ideal
für ein musikalisches Programm. Und dies beinhaltet
nicht nur, die »leidenschaftlichsten«, mitreißendsten aktuellen Musiker des Klassikmarkts zu präsentieren.
Sie werden sich bei Ihrer
Programmkonzeption sicher
auch um Aspekte gekümmert haben, die sich nicht
gleich offenbaren – können
Sie dazu etwas verraten?
Ich habe beispielsweise überlegt, wo Leidenschaften eine
Grenzenlosigkeit und Maß­
losigkeit generieren. So kamen
wir im Gespräch mit der Direktorin unserer Sparkassenstiftung auf die Sammlertätigkeit eines Menschen wie
Karl-Heinz Rehkopf in Einbeck. Über viele Jahre hinweg hat er eine beispiellose
Sammlung von Motorrädern
und Autos aufgebaut. Diese
Leidenschaft hat er nicht
nur als privates Hobby be-
trieben, sondern mit seiner
beeindruckenden Sammlung
eine faszinierende Ausstellung und Erlebniswelt in
einem ehemaligen Kornspeicher auf­
g ebaut. Damit
hat er nicht nur einem historischen, ungenutzten Gebäude wieder neues Leben
eingehaucht, sondern auch
seine Sammlung zugänglich
gemacht und so einen hohen
Mehrwert für die Gesellschaft
geschaffen. Dieses Beispiel
einer Leidenschaft, gepaart
mit einem hohen Maß an
Selbstlosigkeit, verdient es,
erzählt zu werden. Deswegen
eröffnen wir das Festival im
PS.SPEICHER in Einbeck.
Einen ganz anderen Aspekt
zeigt Robert Schumann, der
die Figuren Florestan als
»­
lyrisch« und Eusebius als
»leidenschaftlich« geprägte
Charaktere eingeführt hat und
damit, vereinfacht gesagt,
zwei Pole seines musikalischen Denkens benannte. In
den Spielanweisungen ­sei­ner
Klavier- und Kammer­
musik
finden sich sehr häufig Formulierungen wie »leidenschaftlich«, »mit Leidenschaft«, »leidenschaftlich zu
spielen«. Über seine Fantasie
für Klavier solo schrieb er an
Clara: »… wohl mein Passioniertestes, was ich je gemacht …« Wie ist nun der Begriff der Leidenschaft in Bezug
auf sein musikalisches Werk
zu verstehen? Was spielt sich
zwischen »leidenschaftlich«
und »lyrisch« ab? Und wo
schafft Leidenschaft Leiden?
Bei den Programmplanungen
stellte ich fest, dass es notwendig ist, den Begriff einer
psychoanalytischen Betrachtung zu unterziehen. So sind
die »Räume der Leiden­
schaften« entstanden, die in
­Oldenburg und Braunschweig
stattfinden werden.
Wie begegnen Sie dem Kli­
schee, das sich bei dem Wort
»Leidenschaft« zwangs­­
läufig einstellt?
Was ist denn das Klischee?
Dass sie mit starker Emotion,
Feuer, Hingabe, Unvernunft
einhergeht? Ja, das ist wohl
so. Dieses Klischee nehme
ich einfach an. Leidenschaft
ist nun einmal eine Kraft, für
die der Mensch sich nicht
entscheidet, sondern von der
er ergriffen wird.
Was hat Ihnen bei der Arbeit an der Programmkonzeption am meisten Freude
gemacht?
Unter vielem anderen war es
die Beschäftigung mit der
Kunst des Flamenco. Die
kann­te ich zuvor nicht besonders gut. Den Flamenco in
Spanien zu sehen, das Mit­
einander von Tanz, rhythmischem Klatschen, Gesang
und Gitarre, die Zwischenrufe
der Musiker und der Zuhörer
– diese ganze Interaktion, gepaart mit einer Mischung aus
Rohheit, Stolz und atemberaubender Virtuosität, war
eine Entdeckung. Außerdem
hat mich das Gespräch mit
Jörg Widmann sehr beeindruckt, der in den drei Dis­
ziplinen Klarinette, Kompo­
sition und Dirigieren tätig
ist. Es war schon lange mein
Wunsch, diesen im besten
Sinne »maßlosen« Musiker
mit seinen drei Leidenschaften einzuladen.
Was dürfen die Besucherinnen und Besucher der diesjährigen Niedersächsischen
Musiktage zum Thema »Leidenschaft« erwarten – und
was garantiert nicht?
Wie immer darf das Publikum
eine Vielfalt von sorgfältig
ausgesuchten Programmen
erwarten – und ganz sicher
nichts, was »von der Stan­
ge« eingekauft wäre. Wir erleben die Leidenschaft und
ihre Schatten­seiten, begegnen Menschen mit ganz besonderen Leidenschaften wie
dem Daumenkinematografen Volker Gerling, leiden
mit Romeo und Julia, mit
Carmen und Blancanieves
und hören wunderbare Musik
von Claudio Monteverdi über
Iannis Xenakis bis zu Avishai
Cohen, gespielt von Interpreten, de­ren Kunst uns immer
wieder tief zu berühren und
zu fesseln vermag.
m. 9
Das Festival
für Niedersachsen
30 Jahre Niedersächsische Musiktage
V
or 30 Jahren, gleich zu Beginn der Fördertätigkeit der
­Niedersächsischen Sparkassenstiftung, wurden die ersten Niedersächsischen Musiktage ins Leben gerufen. »Ein
Festival in Niedersachsen, für Niedersachsen, von Niedersachsen« hieß die damalige Absichtserklärung und so star­
teten die ­Musiktage mit gerade einmal neun Konzerten als
kleiner ­Versuchsballon.
»Die Niedersächsischen Musiktage bereichern unser Bundes­
land und ermöglichen hochrangige Konzerte auch in Regionen,
in denen es ansonsten weniger kulturelle Angebote gibt.«
Dr. Dietrich H. Hoppenstedt (Präsident der
Niedersächsischen Sparkassenstiftung, 1985 – 1998)
Der Erfolg des ersten Versuchs bestärkte die Niedersächsische
Sparkassenstiftung, das Festival auszubauen. Mit Elmar Weingarten, damals Intendant des Radio Symphonieorchesters
Berlin, später Intendant der Berliner Philharmoniker und bis
jetzt Leiter der Tonhalle Zürich, wurde ein künstlerischer Leiter
gefunden, dem das Festival mit der »Neuen Musik in Herrenhausen« etliche avantgardistische Erlebnisse verdankt. Auf
Weingarten folgte im Jahr 1992 Rainer Neumann, derzeit Orchesterdirektor am N
­ ationaltheater Mannheim, der das Festival weiter stärkte und ausbaute. Zwei Jahre später zeigte sich
die Niedersächsische Sparkassenstiftung mit der Bestellung
des gerade 28-jährigen Michael Becker, heute Intendant der
Tonhalle Düsseldorf, mutig. Das Festival wuchs weiter, sein
künstlerischer Anspruch ebenso. Es galt nicht nur, Musik an
Orte zu bringen, die ansonsten im kulturellen Leben Niedersachsens weiße Flecken waren, vielmehr wurde aus einer
losen Konzertfolge ein ­Themenfestival, das mittlerweile eines
der profiliertesten in Deutschland ist.
»Das kulturelle Leben Niedersachsens ist ohne die Nieder­
sächsischen Musiktage nicht mehr vorstellbar. Sie haben sich
in ihrer Form als einzigartiges Themenfestival etabliert.«
Klaus Rathert (Präsident der
Niedersächsischen Sparkassenstiftung, 1998 – 2003)
Im Jahr 2006 folgte Markus Fein, derzeit Intendant der Fest­
spiele Mecklenburg-Vorpommern. Mit ihm hielten neue Konzertformate Einzug in das Festival. Konzerte im Liegen, atem­
beraubende Wandelveranstaltungen im Stahlwerk oder groß­
artige Open-Air-Erlebnisse am Cuxhavener Deich zeigten: Das
Festival hat das Zeug, Thema, Ort und Künstler auf sehr spezi­
fische Weise miteinander zu verknüpfen.
Diesen Weg gehen die Niedersächsischen Musiktage seither
konsequent weiter. Die Themen der vergangenen Jahre sind
assoziativer geworden, sie geben viel Inspiration und Spielraum
für einzigartige Konzerterlebnisse. Und damit dies auch für
künftige Generationen so bleibt, führte Katrin Zagrosek, die im
Jahr 2012 die Intendanz des Festivals übernahm, ein umfangreiches Musikvermittlungsprogramm ein: vivam. – vermitteln,
inspirieren, aktivieren, musiktage. Dieses bindet junge Menschen aktiv in das Festival ein. Ein Vorhaben, das Früchte trägt
und sich bei allen Beteiligten wachsender Beliebtheit erfreut.
Einzigartig wird das Festival auch durch seine ungewöhnliche
Organisationsstruktur: Getragen und erdacht von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, finanziell und organisatorisch
unterstützt von den Sparkassen Niedersachsens und tatkräftig
begleitet von örtlichen Mitveranstaltern ergeben drei Säulen
des Erfolgs.
LEIDENSCHAF T FÜR DIE MUSIK
Inzwischen können die Niedersächsischen Musiktage jährlich auf beeindruckende Auslastungszahlen verweisen. Rund
90 Prozent und ein überaus positives Medienecho zeigen: Der
eingeschlagene Weg ist richtig. Nach wie vor gilt der Anspruch,
Musik in die Fläche zu bringen. Allerdings haben sich die Bedingungen gewandelt. Überall in Niedersachsen ist Musik heute in
großer Vielfalt zuhause – sei es in Form von Festivals, Konzertreihen oder Ensembles, die selbst Programme auflegen. An
­diesem »Mehr an Musik« im Musikland Niedersachsen ist die
Stiftung durch ihre Fördertätigkeit zusammen mit den Sparkassen, dem Land Niedersachsen und mit anderen Stiftungen in
nicht unerheblichem Maße beteiligt und sie sorgt mit längerfristigen Partnerschaften auch für dessen Erhalt.
»Mit den Niedersächsischen Musiktagen hat die Nieder­
sächsische Sparkassenstiftung ein Festival geschaffen, das als
Innovationsmotor Vorbildfunktion für andere hat. Die stete
Weiterentwicklung der Musiktage und die Anpassung an ein
sich wandelndes Umfeld sind Garanten für ihren Erfolg.«
Thomas Mang (Präsident der
Niedersächsischen Sparkassenstiftung, 2003 bis heute)
Die Niedersächsischen Musiktage haben im Laufe der Jahre
die sich verändernden Rahmenbedingungen registriert und
sich darauf neu ausgerichtet. So waren sie stets Vorreiter, die
Beispielcharakter auch für andere hatten. Dies hat die Niedersächsische Stiftung über ihre Fördertätigkeit weitergetragen.
Und natürlich haben sich auch Organisation und Kommuni­
kation des Festivals in den vergangenen drei Jahrzehnten
professionalisiert: fachkundige Konzertbetreuung, ein aus­
­
sagekräftiger Internetauftritt mit Kartenservice, die Hotline,
regelmäßige Newsletter oder der Facebook-Auftritt des Festivals sind nur einige Stichworte.
Die Niedersächsischen Musiktage sind inzwischen groß und
erwachsen geworden. Sie haben ein eigenständiges musika­
lisches Format, sie sind als Markenzeichen der Niedersäch­
sischen Sparkassenstiftung und der Sparkassen im Lande etabliert, und sie sind dabei immer wandlungsfähig geblieben.
Dies soll auch jenseits des 30. Geburtstags so bleiben – immer
voller Leidenschaft voran!
Dr. Sabine Schormann
Stiftungsdirektorin
Niedersächsische Sparkassenstiftung
Grußwort des Niedersächsischen
­Ministerpräsidenten
Die Niedersächsischen Musiktage sind inzwischen das
flächengrößte Musikfestival Deutschlands und blicken in
diesem Jahr auf eine 30-jährige Tradition zurück. Diese
Tradition ist eine sehr dynamische, zeichnen sich die
Musiktage doch durch eine enorme Kreativität bei der
Erfindung immer neuer Veranstaltungsorte und -formate
und innovativer Konzertprogramme aus. Der hohe Publi­
kums­
zuspruch und die regelmäßig große Medien­
resonanz unterstreichen den hohen kulturpolitischen
Stellenwert der Musiktage für Niedersachsen.
Insofern gebührt der Niedersächsischen Sparkassenstiftung als Trägerin der Niedersächsischen Musiktage und
vieler weiterer kultureller Initiativen mein außerordent­
licher Dank für das große Engagement. Besonders bemerkenswert ist, dass die Niedersächsische Sparkassenstiftung kurz nach ihrer Gründung im Jahr 1987 die Festivalreihe gestartet hat. Seither kooperiert die Stiftung
bei der Durchführung der Konzerte jeweils mit Partnern
vor Ort sowie den örtlichen Sparkassen. Das stärkt die
Identifikation und Verbundenheit der Menschen mit
ihren Regionen und führt zu einer breiten kulturellen
Teilhabe. Das Konzertprogramm trägt in diesem Jahr
den Titel »Leidenschaft«. Als kreative Intendantin konzipiert Katrin Zagrosek seit 2012 alljährlich ein vielseitiges
Festivalprogramm, das durch hochinteressante Vermittlungskonzepte das jährliche Thema überzeugend aus
vielen verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Ich bin
sicher, dass die Leidenschaft der Musikerinnen und
­Musiker auf ein ebenso leidenschaftliches und begeisterungsfähiges Publikum trifft.
Für das Jubiläumsprogramm 2016 wünsche ich der
künstlerischen Leitung, den beteiligten Künstlerinnen
und Künstlern sowie der Niedersächsischen Sparkassenstiftung einen erfolgreichen Verlauf der Veranstaltungen
und dem Publikum leidenschaftliche und nachklingende
musikalische Konzerterlebnisse!
Hannover, im Februar 2016
Stephan Weil
Niedersächsischer Ministerpräsident
m. 11
IMPRESSIONEN
Ute Lemper . Elbtonal Percussion . Nils Landgren . Sophie Hunger . Patrica Kopatchinskaja . Fazil Say . NDR Radiophilharmonie . Landesjugendchor Niedersachsen …
Tausende Künstler und Künstlerinnen an Hunderten von Orten im ganzen Land.
MärchenErzählungen . Kinder . Liebe . Heimat . Freiheit . Sonne, Mond und Sterne . Die Zeit . Aufbruch . Abenteuer . Die Nacht . Freundschaft . Freiheit …
Viele Festivalthemen, ein Ziel: Begeisterung für Musik nach Niedersachsen bringen.
Auf dem Fahrrad . unterwegs mit Schafen . auf dem Deich . am Meer . in der Heide . im Harz . im Konzertsaal . in Fabriken. auf dem Werftgelände . in Gärten und Schlössern …
Dem Erfindungsreichtum, passgenaue Plätze für außergewöhnliche Konzerte auszusuchen, sind keine Grenzen gesetzt.
m. 13
»Da muss ein Gefühl drauf«
Der Park um die Landesmusikakademie in Wolfenbüttel
liegt noch im Winterschlaf. Ziellos treibt der kalte Wind
welke ­Blätter über die Wege zwischen dem modernen, rostroten Kubusbau und der historischen Seeliger-Villa. Am
letzten Wochen­ende im Januar kommen hier der Landes­
jugendchor Niedersachsen, sein Dirigent Jörg Straube und
die Choreografin Louise Wagner in einer ersten Proben­
phase zusammen. Sie wollen ein Chor- und Tanz-Projekt auf
die Beine s­ tellen, ausgehend von den zerrissenen Leidenschaften in Shakespeares Drama »Romeo und Julia«. Neugierig betrete ich das Foyer der Landes­musik­akademie, die
in diesen ­Wochen auch Flüchtlinge aus Syrien beherbergt.
Melodisches arabisches Stimmengewirr mischt sich mit
­rhythmischem Ping-Pong. Kleine syrische Jungs spielen in
bunten T-Shirts Tischtennis. Aus einem Pro­benraum dringen
­Klavierakkorde und gedämpft feiner Gesang zu mir durch.
»Percussionroom« steht in grauen Let­tern neben der Tür. Ich
drücke die Klinke und gehe hinein.
»Sind die Rhythmen klar?« Stimmbildner Michael Connaire
sitzt am Klavier und schnippt mit den Fingern. Neben ihm sitzen acht junge Chorsänger im besten Romeo-Alter, smarte
Kurzhaarschnitte, Jeans und Turnschuhe. Die Jungs nicken.
Sie haben sich mit Wasserflaschen und Coffee to go eingedeckt, um dieses Probenwochenende gut zu überstehen. Michael Connaire legt die rechte Hand auf die Klaviertasten und
schlägt einen Akkord an: »Rautavaara Seite 4, Takt 38, meine
Herren!« Von dem Mitvierziger mit Wuschelkopf geht eine
gute Energie aus. Die Jungs richten sich auf, zählen mit ihren
Bleistiften die Takte. Connaire hebt jetzt die linke Hand, die
jungen Tenöre setzen ein. Erst mal ohne Text, langgezogen
nur auf »Du-Du-Du-Du«.
Insgesamt begleiten vier Stimmbildner das Probenwochenende in Wolfenbüttel. Sie arbeiten mit den Jugendlichen einzeln
und in Stimmgruppen. Jörg Straube, der allen vertraute
62-jährige Professor für Chorleitung, sorgt dafür, dass die einzelnen Arbeitsschritte zu einem klingenden Ganzen zusammengefügt werden. Die Sängerinnen und Sänger im Alter zwischen 15 und 24 Jahren kommen aus ganz Niedersachsen. Sie
haben ein Auswahlsingen durchlaufen, und die meisten von
ihnen haben schon Konzerte mit dem Landesjugendchor
­gesungen. Aber eine Choreografie haben sie noch nie einstudiert. Deshalb sind sie gespannt auf Louise Wagner, die morgen dazukommen wird. Sie will den Chor kennenlernen und
m. 14
die Musik, die Jörg Straube für das Projekt ausgewählt hat:
Madrigale aus der Shakespeare-Zeit und »Die Erste Elegie«
des Finnen Einojuhani Rautavaara von 1993.
Im großen Rhythmusraum fordert »Die Erste Elegie« 20 jungen Sängerinnen ihr ganzes Können ab. Ton für Ton arbeiten
sich die Soprane unter Anleitung von Stimmbildnerin Franny
Fuchs an die zum Teil atonale Musik heran. Zu den präzisen
Anweisungen der Frau um die vierzig passt ihr akkurater Kurzhaarschnitt: »Bitte alle das ›e‹ treffen, das ›es‹ war toll, das ›e‹
war noch nicht pünktlich.« Sie erklärt nochmals den Wechsel
von Halb- und Ganztonschritten und ermutigt: »Jetzt ist das
Schlimmste gepackt, lasst uns das Ganze probieren.«
Die jungen Sängerinnen im besten Julia-Alter räuspern sich
kurz, lange Haarmähnen werden zurückgeworfen. Franny Fuchs
streckt zum Einsatz kurz den Zeigefinger in die Luft. Sie singen
los. Auf einmal wird aus »e« und »es« eine sehnsuchtsvoll
­klagende Melodie. Der Raum ist erfüllt mit Zeilen aus Rilkes
Duineser Elegien: »Und es bleibt uns vielleicht irgendein Baum
an dem Abhang, daß wir ihn täglich wiedersähen.« Und draußen? Die bodentiefen Fenster gewähren einen Blick in den Park,
wo zwischen kahlen Bäumen syrische Flüchtlinge spazieren.
Eigentlich ist jetzt Kaffeepause. Aber die Musik-Enthusiasten
vom Landesjugendchor möchten nie mit dem Singen aufhören. »Hei jäkkä däkkä düüdiaadi …« Mit einer schwungvollen
Armbewegung stimmt Marius aus Hardegsen im Foyer das
Lieblingsstück aus der letzten Probenphase an: El Hambo,
eine schmissige Parodie auf einen schwedischen Volkstanz.
Die anderen fallen sofort ein, singen, klatschen, stampfen. Auf
den rostroten Lederhockern versammelt sich ein kleines syrisches Publikum. Zwei schwarzhaarige Mädchen wippen auf
dem Schoß ihres Vaters begeistert mit.
Noch zehn Minuten bis zur Gesamtprobe. Die Sängerinnen
und Sänger schlendern in den Orchestersaal. Malte, der Physik
und Informatik studiert, nutzt die Zeit am Flügel und spielt
zum Spaß »krasse Noten« vor, die er im Internet aufgestöbert
hat. Ich frage mich, wie diese jungen Leute bei so viel Musikbegeisterung alles unter einen Hut bringen, wofür ihr Herz
sonst noch brennt. Von »zerrissenen Leidenschaften« kann
Esther ein Lied singen, wenn sie täglich aufs Neue alles
will: Sprechwissenschaft studieren, Gesangsstunden nehmen
und als Norwegisch-Lehrerin arbeiten. Die siebzehnjährige
Freya fasst es lakonisch zusammen: »Es ist immer Musik
gegen …« Gegen Jiu-Jitsu, Basketball, gegen das Bankkonto,
die Uhr oder die Eltern, die wie bei Freya fragen, ob Musik
zum Beruf tauge.
Tutti-Probe im fast 400 Quadratmeter großen holzgetäfelten
Orchestersaal. Die Chorsänger tragen Notenpulte und Stühle
hin und her. Jörg Straube setzt sich auf einen schwarzen Bürostuhl. Vor ihm sein »Arbeitstisch«, ein über zwei Meter langer
Grotrian-Steinweg-Flügel. Die Sängerinnen und Sänger nehmen dahinter in drei Reihen ihre Plätze ein. Am anderen Ende
des Saals erwarten die vier Stimmbildner mit gespannten Blicken und gespitzten Ohren die Zusammenführung der Stimmen, die sie einstudiert haben. Jörg Straube hebt die Hand:
»Erst mal die Bässe, Rautavaara Seite 9.«
Schicht für Schicht baut der Chorleiter jetzt eine Art Klangschiff auf. Er lässt die Stimmen nacheinander einsetzen, hört
zu, singt vor, imitiert, was ihm noch nicht gefällt, korrigiert,
lobt. Das Schiff wächst Kabine um Kabine, Deck um Deck,
Klangfarbe um Klangfarbe. Jörg Straube fordert die Soprane
auf, dem Text Leben einzuhauchen: »Bei ›Rosen‹, da muss ein
Gefühl drauf, aus der vertrockneten Blume muss eine dunkelrote Rose werden.« Das Schiff kommt in Fahrt. Dem »Kapitän«
wird warm, er legt seinen dunkelgrauen Wollschal ab. Alle
Stimmen singen jetzt. Das gewaltige Volumen durchdringt
den Raum. Straube springt auf und dirigiert im Stehen, ausladend, mit beiden Händen. Eine Stunde für eine Notenseite.
»Ja, es wird, es wird!«
Sonntagnachmittag. Louise Wagner ist da und verrät dem
Chor, was sie vorhat: »Ich will das Romeo-und-Julia-Thema mit
zwei herausragenden Tänzern aus verschiedenen Stilrichtungen als Reibungsfläche darstellen, wo sich Leidenschaft immer
wieder neu entzündet.« Die 34-jährige Ururenkelin von Richard
Wagner ist ganz in Schwarz gekleidet. Sie ist selbst Tänz­erin
und deutet eine mögliche Richtung an, in die es gehen könnte: »Ich arbeite viel an der Schnittstelle von zeitgenössischem
Tanz und Hip-Hop.« Für den Chor hat sie Pläne, die über das
Singen hinausgehen: »Es wird Bewegungsproben geben. Wer
von euch hat Bewegungserfahrung?« Etliche Finger gehen sofort hoch. Der Bassist Timo hatte Tanztheater im Studium, die
Sopranistin Mareike ist erfahren in Ballett und Jazztanz.
Genug geredet. Der Chor feilt weiter an Monteverdis 8. Madrigalbuch, das von Krieg und Liebe erzählt. Es folgt Rautavaara.
Die Choreografin lauscht regungslos. Nur die neongrünen
Scheiben ihrer Ohrringe blitzen. Das Klagelied über die Zer­
rissenheit der menschlichen Existenz durchdringt den Raum:
»… daß wir nicht sehr verläßlich zu Haus sind in der gedeuteten Welt.« Von Rautavaara geht es nochmals zu den Monte­
verdi-Madrigalen. Die jungen »Romeos und Julias« singen in
Ensembles aus je 15 bis 20 Sängern. »Ja, ich würde sterben, in
der Stunde, wo ich die Liebe küsste.« Die Musik verklingt –
Louise Wagner springt auf und klatscht begeistert. Sie sind
gezündet, die ersten Funken, die ein leidenschaftliches Projekt zum Brennen bringen sollen.
Alexandra Brecht
Balkonszenen – Ein TanzChor-Projekt zu Romeo und Julia
Landesjugendchor Nieder­sachsen, Prof. Jörg Straube ­(Musi­ka­li­sche
Leitung), Katharina Meves und Denis »Kooné« Kuhnert (Tanz),
­Louise Wagner (Regie/Choreo­grafie)
Mit Werken von Monteverdi u. a.
Siehe Programm, S. 23, 24
Fr 16.9., Besucherbergwerk Rammelsberg, Goslar
So 18.9., Orangerie Herrenhausen, ­Hannover
vivam.
musikvermittlungsprogramm
der niedersächsischen musiktage
vermitteln. inspirieren.
verbinden. aktivieren.
Aktuelle Informationen unter
www.musiktage.de/vivam.
Fan werden auf:
www.facebook.com/niedersaechsischemusiktage
m. 15
LEIDENSCHAF T UND GL AUBEN
Eine drängende
Frage der Existenz
Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche
Hannovers Ralf Meister zu Leidenschaft und Glauben
»Was ist Ihre Leidenschaft,
wofür brennen Sie?«
… Ich zögerte …
»Für irgendwas müssen Sie
sich doch richtig begeistern und einsetzen, oder
nicht?«
»Ja, also ich …«
»Ist Ihnen denn gar nichts
heilig?«, setzte er drängend
nach, ohne dass ich antworten konnte.
Fast fünfundzwanzig Jahre
ist es her, dass ich so ver­
legen war. Ein Professor, der
viele Bücher geschrieben
hatte und den ich im Rahmen eines Praktikums kennengelernt hatte, nahm mich
ins Kreuzverhör. Ich habe
diesen kleinen Dialog, der
eigentlich gar keiner war, nie
vergessen. Und die Frage
auch nicht: Was ist deine
­Leidenschaft?
Wer nach dem fragt, was
wirklich zählt, der will keine
Antwort der Vernunft. Der
fragt nach dem Herzen. Leidenschaftsfragen sind keine
Abwägungsentscheidungen
oder Pro-und-Contra-Überlegungen. Und deshalb ist
die Frage des Professors:
»Was ist Ihre Leidenschaft?«
die beste Testfrage nach dem,
wofür ein Herz schlägt. So
sprachlos wie ich damals
war, nutze ich diese Frage
heute selbst gerne und frage
andere: »Wofür brennst du?«
Glücklicherweise kann man
viele Leidenschaften haben.
Und so wäre es für mich mit
einer Antwort nicht getan.
Meine größte Leidenschaft
ist wahrscheinlich meine
­Familie. Meine Kinder, meine
Frau. Aber damit beginnt
es erst. Schnell fügen sich
Dinge an, nach denen mein
Herz sich sehnt, die große
Freude außerordentlicher
Konzerte, Theaterabende, die
stille Lektüre besonderer
­Literatur, Gedichte.
Leiden­schaft hat mit inneren
Schätzen zu tun, nicht mit äußeren Besitztümern. Ich bin
nicht leidenschaftlich für das,
was ich besitze und vor­zei­
gen kann, ich lebe aus er­
füllten inneren Räumen, voll
mit Sehnsucht und Dank­
barkeit. Auch und besonders
– wen wun­dert es – aus meinem Glau­
ben an Gott und
Gottes Liebe zu mir. Vielleicht
ist sie für mich so etwas wie
der Geschenketisch, auf dem
ich die anderen Leidenschaften in mei­
nem Leben ausbreiten darf. Besonders eben
die unverdiente Liebe anderer Menschen.
Das Wort Leidenschaft fasst
in wunderbarer Deutung zugleich die schmerzhafte Seite
einer Passion. Die Dinge, die
meine Seele bewegen und
mein Herz erfüllen, schaffen
manchmal auch Leiden. Denn
echte Leidenschaft weckt
immer die Existenzfrage auf.
Warum beantworten be­
stimm­
te Erfahrungen meine
Frage nach dem Sinn des
­Lebens? Und warum stellen
sich in dieser Antwort zugleich neue Fragen, die mich
nachsinnen lassen über
Schönheit und Schmerz, Hoff­
nung und Trost?
Leidenschaft ist der Eros
der Existenz des Menschen.
Ohne Leidenschaft vergingen
wir in Melancholie und Traurigkeit. Wir verlören uns in
der Sinnlosigkeit unseres Daseins. Mit den Leidenschaften aber entsteht das Begehren, unser Leben als große
Chance in Gottes Schöpfung
mutig zu ergreifen.
m. 17
Klingende Orte
Die Niedersächsischen Musiktage haben wieder mit viel Leidenschaft nach Spielstätten gesucht, die ein besonderes
Konzerterlebnis möglich machen. Musik und Raum ergänzen einander und bieten von der Mühle bis zum Schloss ein breites
Angebot. Hier eine Auswahl der Orte, an denen Musik zum Thema Leidenschaft erklingen wird.
Ein bezauberndes Theaterdenkmal
Das Schlosstheater Celle ist Europas ältestes regelmäßig bespieltes Barocktheater mit festem Ensemble und seit jeher von
besonderer Bedeutung für das kulturelle Angebot der Stadt
und Region. Unter Herzog Georg Wilhelm zu Braunschweig
und Lüneburg wurde es 1674 nach dem Vorbild italienischer
und französischer Bühnen errichtet. Während der Zuschauerraum nach seiner Renovierung (2010 – 2012) an die Zeit des
Aufenthalts der dänischen Königin Caroline Mathilde (von
1772 bis 1775) erinnert, ist die Bühne technisch im 21. Jahrhundert angekommen: Elektrische Maschinen- und Punkt­
züge, eine Drehbühne und weitere technische Modernisierungen erweitern die Gestaltungsmittel für zeitgemäße Inszenierungen in diesem einzigartigen Denkmal.
kommen das hochwertige Programm des Kammermusikrings
sowie zahlreiche Extras wie Lesungen, Konzertabende, Gesprächsrunden und musikalische Veranstaltungen. Das breit
gefächerte Theaterangebot mit über zwanzig Premieren im
Jahr wird durch die Produktionen des Jungen Theaters Celle
ergänzt, die sich seit der Spielzeit 2014/2015 an ein junges
Publikum, Familien und Schulen wenden. Mit Spielclubs für
Kinder und Jugendliche, Kooperationsprojekten und weiteren
theaterpädagogischen Formaten bietet das Schlosstheater
Celle vielseitige Anknüpfungspunkte für Menschen in Stadt
und Region. Und bei so viel Intensität ist das Schlosstheater
Celle auch ein passender Ort für die Niedersächsischen Musiktage zum Thema Leidenschaft.
Königin Caroline Mathilde förderte ein Kulturleben, das allen
Schichten der Bevölkerung offenstand und belebte den Celler
Hof durch ihre Aufgeschlossenheit. Und so ist es auch heute
am Schlosstheater Celle: Auf dem Spielplan wechseln sich
klassische Stoffe der Literatur, Uraufführungen, zeitgenössische Stücke sowie thematische Stückentwicklungen ab. Hinzu
Flamenco grande
m. 18
Rocío Márquez, Arcángel, Miguel A. Cortés, Dani de Morón,
Los Mellis, Agustín Diasera, Leonor Leal
Flamenco mit Gesang, Gitarre, P
­ ercussion und Tanz
Siehe Programm, S. 25
Mi 28.9., Schlosstheater Celle
SPIEL STÄT TEN-PORTR ÄTS
Claras Flügel, Roberts Musik: Die Schumanns in Braunschweig
Musik spielt im Städtischen Museum Braunschweig eine wichtige Rolle. Die Instrumentensammlung des Hauses zählt zu
den eindrucksvollsten ihrer Art in Deutschland. Im Zentrum
stehen historische Tasteninstrumente der Braunschweiger
Klavierbauerfamilie Grotrian-Steinweg: Wertvolle Instrumente
wie das Tafelklavier Nr. 1, gebaut von Heinrich Engelhard
Steinweg im Jahr 1835, und der Flügel von Robert Schumanns
Frau, der bedeutenden Pianistin Clara Schumann, gehören zu
dieser Sammlung.
Das Städtische Museum wurde bis zum Juni 2012 aufwendig
renoviert und restauriert. Das Haus beeindruckt unter anderem durch einen Lichthof, der von einer Galerie über zwei
­Etagen umrahmt wird. Diese großzügige Architektur schafft
ein beeindruckendes Raumgefühl, und die Galerie erinnert an
Ränge in einem Opernhaus – ein wunderschönes und außergewöhnliches Ambiente für Kulturveranstaltungen.
Das Städtische Museum Braunschweig wurde 1861 gegründet. Es ist eines der bedeutendsten kommunalen Museen in
Norddeutschland, mit umfangreichen Sammlungen zur Braunschweiger Kunst- und Kulturgeschichte. Die Niedersächsischen Musiktage präsentieren dort ein Konzert mit Werken
von ­Robert Schumann, einem der leidenschaftlichsten Komponisten der Romantik.
Haus der Leidenschaften
Till Fellner (Klavier), Volker Gerling (Daumenkinografie),
Dagmar Hoffmann-Axthelm (Vortrag)
Wandelkonzert mit Musik von Robert Schumann:
Humoreske B-Dur op. 20 und Fantasie C-Dur op. 17
Siehe Programm, S. 24
Sa 24.9., Städtisches Museum ­Braunschweig
Wasserkraft und Leidenschaft
Ein Schatz in Scheeßel: die Mühle, die an der Wümme steht
und aus dem Fluss ihre Kraft schöpft. Sie wurde bereits
1507 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Ihre wechselvolle
­Geschichte zu bewahren und vor allem das Müller-Handwerk
zu vermitteln, hat sich der engagierte Förderverein zur Auf­
gabe gemacht. Technische Apparaturen wie Rohrmischmaschinen und eine Hammermühle, Reinigungsmaschinen für
das Getreide und Förderbänder stammen zum Teil noch aus
dem Originalbestand. Herzstück ist eine Vier-Passagen-Roggenfeinmehlmühle vom Beginn des 20. Jahrhunderts.
Die Wassermühle Scheeßel, die zur Niedersächsischen Mühlenstraße gehört, ist umgeben von einem weitläufigen Mühlenhof mit Stallungen und Wohngebäuden, beliebte Miet­
objekte für junge Familien.
Auf dem Gelände werden Salers-Rinder gehalten, eine alte
französische Rinderrasse, die bekannt ist für äußerst wohlschmeckendes Fleisch. Die Scheeßeler Mühle knüpft mit der
Rinderhaltung an die Tradition an: Bereits im 19. Jahrhundert
war sie für ihre Rinderzucht berühmt. Seit 2007 wird diese
nach den Vorgaben des biologischen Landbaus betrieben.
­Leidenschaft für den Erhalt kulinarischer Traditionen trifft bei
den Niedersächsischen Musiktagen auf leidenschaftliche
Musik des Ensembles Quadro Nuevo.
Die Seele des Tango
Quadro Nuevo, Roberto Herrera & Laura Legazcue (Tanz)
Siehe Programm, S. 22
Fr 9.9., Scheeßeler Wassermühle
m. 19
SPIEL STÄT TEN-PORTR ÄTS
Leidenschaftlich gestaltete Natur
format war geboren und hat viele Nachahmer gefunden. Park
und Gärten von Schloss Ippenburg zählen heute zu den bekanntesten Gartenanlagen Deutschlands.
Das Konzept, das die Freifrau in jedem Jahr mit neuen Ideen
anreichert, setzt sie gemeinsam mit namhaften Gartenkünstlern und einem Gartenteam um: sei es das Rosarium 2000+,
der sogenannte Mundraubgarten, in dem Essen und Genießen
ausdrücklich erwünscht sind, seien es die Schaugärten oder
der über 5.000 Quadratmeter große Küchengarten – Park und
­Gärten von Schloss Ippenburg sind Zeugnisse gärtnerischer
Leidenschaft. Zweimal im Jahr öffnet die Familie von dem
Bussche die Gartentore für Besucher: zum Frühlings- und
­
zum Sommerfestival. Die Niedersächsischen Musiktage bieten
in diesem Jahr eine weitere Möglichkeit, dieses Garten­
paradies kennenzulernen.
Sie ist eine Pionierin: Als Viktoria Freifrau von dem Bussche
1996 den Entschluss fasste, im weitläufigen Park von Schloss
Ippenburg ein Gartenfestival zu veranstalten, kannte man
diese Veranstaltungsform in Deutschland noch nicht. In England, Frankreich und den Niederlanden hatte sich Viktoria von
dem Bussche Anregungen geholt und setzte auf Schloss Ippenburg ihre eigenen Vorstellungen um. Die Premiere im Jahr
1998 war ein grandioser Erfolg, ein neues Veranstaltungs­
La finta giardiniera
Gesangs­solisten und Sprecher, musica assoluta, Giuliana ­Retali
(Musikalische ­Leitung), ­Bettina Geyer (Szenische Einrichtung)
Konzertante Oper von W. A. Mozart in einer ­Fassung
von Juliane Votteler
Siehe Programm, S. 24
So 25.9., Schloss Ippenburg, Bad Essen
Leidenschaft
8. – 25. September 2016
Veranstalter
der VGH-Stiftung
Kulturpartner
www.literaturfest-niedersachsen.de
30. Niedersächsische Musiktage
3. Sept. – 2. Okt. 2016
leidenschaft
programm
Karten
www.musiktage.de
0800/45 66 54 00
(kostenfrei aus dem deutschen Festnetz)
sowie bei vielen örtlichen ­Vorverkaufs­stellen
und Sparkassen in Niedersachsen
(Kartenpreise inkl. aller Gebühren)
www.musiktage.de
SAMSTAG 3.9. – FREITAG 9.9.
fonie von Dmitri Schostakowitsch in
der Bearbeitung für Klaviertrio und
Schlagzeug mit den »Pléïades«
von Iannis Xenakis.
Zuvor bespielen Schülerinnen und
Schüler der Berufsbildenden Schule
Einbeck unter der musikalischen
­Leitung von Stephan Krause eine
beeindruckende Schrottskulptur, die
eigens für das Konzert entstanden
ist. Eine energiegeladene Eröffnung
für die neu erbaute PS.HALLE!
Im Anschluss an das Konzert laden wir
Sie zum Empfang ein.
Sa 3.9., 19.00 Uhr
PS.SPEICHER
€ 37 / 32 / 27 . € 32 / 27 / 22 erm.
Das Eröffnungswochenende in Einbeck
Messias: Leid und Auferstehung
Mit allen Sinnen
Kantorei Einbeck
Leitung: Ulrike Hastedt
Predigt: Dr. Jochen Arnold
Schülerinnen und Schüler
der Mendelssohn-Musikschule,
­Vladislav Bystrov (Musikalische
Einstudierung)
Martin Grubinger
Passion Percussion –
Martin Grubinger
Schülerinnen und Schüler der
Berufsbildenden Schule Einbeck,
Stephan Krause (Musikalische
Leitung), Eberhard Schmah
(­Technische Leitung)
Martin Grubinger (Schlagwerk),
The Percussive Planet Ensemble,
Boris Brovtsyn (Violine),
Alexey Stadler (Violoncello),
Per Rundberg (Klavier)
Festliches Eröffnungskonzert
Entlang des Weges erklingt Musik,
Einbecker Spezialitäten erfreuen
den Gaumen.
Kleiner Imbiss bei der Senfmühle und
ein Bier inklusive. Festes Schuhwerk und
passende Kleidung erforderlich.
Sa 3.9., 15.00 + 15.30 Uhr
Treffpunkt: PS.SPEICHER
€ 12 . € 7 erm.
Frederick, die Maus
Orchester im Treppenhaus,
­Thomas Posth (Leitung),
Maren Wilhelm (Komposition)
Kinderkonzert
Teilnahme an der Oldtimerausfahrt,
Roadbook für die Fahrer, Konzert und
kleiner Imbiss inklusive.
Bitte achten Sie auf passende Kleidung.
Für die Unterbringung und Bewachung
der Oldtimer wird gesorgt.
So 4.9., 11.30 Uhr
Treffpunkt: PS.SPEICHER
€ 22 . € 17 erm.
€ 17 . € 12 erm. mit eigenem
Fahrzeug
Pure Energie – Tingvall Trio
Musikalischer Gottesdienst
Musikalischer Stadtspaziergang
»Hören – sehen – riechen – schmecken« – die Schönheit der Fachwerkstadt Einbeck erschließt sich bei
einem musikalischen Stadtspaziergang, der alle Sinne anspricht. Vom
liebevoll restaurierten und ausgebauten PS.SPEICHER geht es vorbei
an den Sch(l)aufenstern und dem
historischen Eickeschen Haus bis
zum Einbecker Brauhaus.
Fredelsloher »Herbst-Hof« spielen
und singen Julia Schilinski und
Jakob Neubauer Lieder von Liebe
und Leid.
Wenn Martin Grubinger seinem vielfältigen Schlagwerk Töne und Rhythmen entlockt, so tut er dies voller
Inbrunst, Körpereinsatz und mit großem Können! Beim Eröffnungskonzert der Niedersächsischen Musiktage wagt sich der junge Weltstar
an zwei perkussiv-vertrackte Werke:
Raffiniert verschränkt er die 15. Sin-
Händel vertonte in seinem »Messias«
die gesamte Heils- und Lebensgeschichte Jesu Christi, sein schmetterndes »Hallelujah« triumphiert
über Leid und Tod. Im musikalischen
Gottesdienst singt die Kantorei Einbeck Ausschnitte aus Händels weltbekanntem Werk. Die Predigt von
Dr. Jochen Arnold entlässt die Besucher seelisch gestärkt in den zweiten
Tag des Eröffnungswochenendes.
So 4.9., 10.00 Uhr
Münsterkirche St. Alexandri
Eintritt frei
Vier Räder, eine Leidenschaft
Julia Schilinski (Gesang), Jakob
Neubauer (Knopfakkordeon)
Oldtimerausfahrt
Wer jemals einen Oldtimer-Besitzer
dabei beobachtet hat, wie er sein
Fahrzeug hegt und pflegt, der weiß,
was echte Liebe ist. Am Sonntagvormittag bitten die Musiktage in
Kooperation mit dem Deutschen
Automobil-Veteranen-Club zu einer
Ausfahrt – im eigenen Oldtimer,
als Beifahrer oder im historischen
Omnibus. Die Route führt durchs
idyllische Einbecker Umland. Bei
einem musikalischen Intermezzo im
Tingvall Trio
Tingvall Trio
Jazzkonzert
Mitreißende Dynamik, musikalische
Achterbahnfahrten zwischen Poesie
und Party, ein exzellenter Jazzpianist
und eine Rhythmusgruppe »mit dem
gut geölten Formel-1-Motor eines
Ferrari« – im PS.SPEICHER lässt das
Tingvall Trio das Eröffnungswochenende ausklingen, mit starken Melodien und famosem Ensemblespiel
zwischen Jazz und Pop.
So 4.9., 15.00 Uhr
PS.SPEICHER, Einbeck
€ 27 / 22 / 17 . € 22 / 17 / 12 erm.
Partner des Eröffnungswochen­
endes: Sparkasse Einbeck
Kombiticket für alle
­Veranstaltungen des
­Eröffnungswochenendes:
E 79 . E 59 erm.
Do 8.9., 16.30 Uhr
Domgymnasium Verden
€ 10 . € 5 erm.
Stiftung der Kreissparkasse Verden
Drei Leidenschaften –
Jörg Widmann
Jörg Widmann (Dirigent,
­Klarinette, Komposition),
Kammer­akademie Potsdam
Während alle anderen Mäuse Futter
für den Winter horten, sammelt
­Frederick leidenschaftlich Sonnenstrahlen, Geschichten und Lieder.
Das weltbekannte Kinderbuch von
Leo Lionni wurde für die Musiktage
neu vertont. Ein bezauberndes Kinderkonzert über Freundschaft und
Herzenswärme, über Aufziehmäuse
und Mauseflöten, bei dem die Kinder
auch Instrumente ausprobieren und
die Künstler befragen können.
Wolfgang Amadeus Mozart:
Ouvertüre zu »Don Giovanni«
Jörg Widmann: 180 beats per minute
Carl Maria von Weber: Konzert für
­Klarinette und Orchester Nr. 1
f-Moll op. 73
Felix Mendelssohn Bartholdy:
Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 11
m. 22
Jörg Widmann ist ein Tausendsassa,
sein Herz gehört dem Klarinettenspiel ebenso wie dem Komponieren
und Dirigieren. Die Musiktage zeigen
den vielbegabten Musiker mit seinen
drei großen Leidenschaften, meisterhaft begleitet von der Kammerakademie Potsdam.
Do 8.9., 20.00 Uhr
Stadthalle Verden
€ 27 / 22 / 17 . € 22 / 17 / 12 erm.
Stiftung der Kreissparkasse Verden
Für Kinder ab 5 Jahre;
Dauer ca. 1,5 Stunden
Mi 7.9., 15.00 Uhr
Romantik Bad Rehburg,
Rehburg-Loccum
€ 10 . € 5 erm.
Sparkasse Nienburg
Kammerakademie Potsdam
Fr 9.9., 20.00 Uhr
Stadthalle Walsrode
€ 27 / 22 / 17 . € 22 / 17 / 12 erm.
Kreissparkasse Walsrode
Jörg Widmann
Die Seele des Tango
Quadro Nuevo, Roberto Herrera &
Laura Legazcue (Tanz)
Der Tango gilt als der »vertikale
­Ausdruck eines horizontalen Verlangens«. Im sommerlichen Buenos
Aires suchten und fanden Quadro
Nuevo den echten, rauhen Tango der
Straße, der Kneipen und Tanzsäle.
Von ihrer musikalischen Expedition
bringen sie eine gehörige Portion
Sonne und (un-)gezügelte Leidenschaft ins herbstliche Niedersachsen, mit traditionellen Tangos und
Eigenkompositionen.
Fr 9.9., 19.30 Uhr
Scheeßeler Wassermühle
€ 22 . € 17 erm.
Sparkasse Scheeßel
Karten: www.musiktage.de 0800/45 66 54 00
(Kar tenpreise inkl. aller Gebühren)
(kostenfrei aus dem deutschen Festnet z)
SAMSTAG 10.9. – FREITAG 16.9.
Die Seele des Tango
Quadro Nuevo, Roberto Herrera &
Laura Legazcue (Tanz)
spielt das Jourist Quartett mit­
reißende Musik zwischen Vivaldi,
russischen Volksweisen und
­argentinischem Tango.
So 11.9., 15.00 Uhr
Treffpunkt: Kronsberg,
­Amelinghausen
€ 20 . € 15 erm.
Sparkasse Lüneburg
Im Paradies
Quadro Nuevo
Der Tango gilt als der »vertikale
­Ausdruck eines horizontalen Verlangens«. Im sommerlichen Buenos
Aires suchten und fanden Quadro
Nuevo den echten, rauhen Tango der
Straße, der Kneipen und Tanzsäle.
Von ihrer musikalischen Expedition
bringen sie eine gehörige Portion
Sonne und (un-)gezügelte Leidenschaft ins herbstliche Niedersachsen, mit traditionellen Tangos und
Eigenkompositionen.
Führungen durch das UNESCO-Welterbe
Fagus-Werk ab 16.30 Uhr
Sa 10.9., 19.30 Uhr
UNESCO-Welterbe Fagus-Werk,
Alfeld
€ 22 . € 17 erm.
€ 35 . € 30 erm. inkl. Imbiss
und Führung
Sparkasse Hildesheim
So 11.9., 19.00 Uhr
Ev.-luth. Kirche, Uchte
€ 22 . € 17 erm.
Sparkasse Nienburg
Bienenfleißig
Jourist Quartett,
Benjamin ­Wroblewski (Imker)
Musikalischer Spaziergang
Julia Schilinski (Gesang),
Jourist Quartett
fiert Volker Gerling Menschen – und
gestaltet aus ihren Bildern Daumenkinos, jedes von ihnen ein Kleinod.
Preziosen ganz anderer Art sammeln
die Musiker von Faltenradio: Sie
wandern zwischen musikalischen
Welten und fügen überschäumend
Volksmusik an Klassik, Klezmer und
Jazz. Ein Feuerwerk!
Do 15.9., 19.30 Uhr
Klosterstollen Barsinghausen
€ 20 / 17 . € 15 / 12 erm.
Stadtsparkasse Barsinghausen
Parlami d’amore
Etta Scollo & Band,
Joachim Król (Lesung)
Geschichten, Lieder und Gedichte
über Liebe und Leidenschaft
Julia Schilinski
Ein Apfel führte einst Adam und
Eva in Ver­suchung. Heute lädt das
Obst­paradies Schuback zum Äpfelpflücken ein – ganz ohne Sündenfall.
Inspiriert vom paradiesischen Ort
singen und spielen Julia Schilinski
und das Jourist Quartett Lieder,
die zu Herzen gehen.
Der Obsthof ist ab 19.00 Uhr für
die Musiktage-Besucher geöffnet.
Konzertbeginn: 20.00 Uhr
Bitte denken Sie an geeignete Kleidung
und Schuhwerk.
Di 13.9., 19.00 Uhr
Obstparadies Schuback, Jork
€ 20 . € 15 erm.
Sparkasse Stade-Altes Land
Bilder, Töne, Emotionen
Faltenradio (Klarinetten,
­Harmonika u. a.), Volker Gerling
(Daumenkinografie)
Etta Scollo
Carmen!
Sabine Meyer,
Modigliani ­Quartett u. a.
Georges Bizet: Carmen-Suite
(arr. Andreas Tarkmann)
Franz Schubert: Oktett für Klarinette,
Horn, Fagott und Streicher
F-Dur D 803
Da treffen zwei leidenschaftliche
Frauen aufeinander: Star-Klarinet­
tistin Sabine Meyer widmet sich
mit Inbrunst der feurigen »Carmen«.
Bizets Oper voller Liebe, Leidenschaft und Eifersucht erklingt
in einer Bearbeitung für Nonett, für
das Sabine Meyer das Modigliani
Quartett sowie weitere namhafte
Musiker um sich schart.
Fr 16.9., 20.00 Uhr
Neues Theater, Emden
€ 22 / 17 / 12 . € 17 / 12 / 7 erm.
Sparkasse Emden
Do 15.9., 20.00 Uhr
Pumpwerk, Wilhelmshaven
€ 27 . € 22 erm.
Sparkasse Wilhelmshaven
Landesjugendchor Nieder­
sachsen, Prof. Jörg Straube
­(Musi­kalische Leitung),
Katharina Meves und Denis
»Kooné« ­­Kuhnert (Tanz), Louise
Wagner (Regie/Choreo­grafie)
Fr 16.9., 20.00 Uhr
Veranstaltungshalle
Schneverdingen (Funhouse)
€ 22 . € 17 erm.
Kreissparkasse Soltau
Mit Herzblut
Jourist Quartett
Volker Gerling
Sie brennen für ihre Kunst und sind
dafür leidenschaftlich unterwegs:
Auf seinen Wanderschaften fotogra-
Fr 16.9., 19.00 Uhr
Elbschloss Bleckede
€ 20 . € 15 erm.
Sparkasse Lüneburg
»Erzähl mir von der Liebe!« – Dieser
Aufforderung folgen die sizilianische
Sängerin Etta Scollo mit ihrer Band
und der Schauspieler Joachim Król
mit italienischer Leidenschaft,
dezent orchestrierten Balladen und
feinsinniger Poesie.
Faltenradio (Klarinetten,
­Harmonika u. a.)
Passionierte Sammler gibt es viele,
die fleißigsten unter ihnen aber sind
die Bienen. Imker Benjamin Wroblewski erzählt viel Wissenswertes
über die emsigen Insekten. Bei
einem Spaziergang durch die Lüneburger Heide und dem abschließenden Konzert in der Hippolit-Kirche
von Faltenradio. Das sind sie auch,
daneben noch Kabarettisten und vor
allem: hochbegabte und bestens
ausgebildete Musiker. Ein vergnüglicher Ritt durch die Genres, zwischen
österreichischer Tradition, Klassik,
Klezmer und Jazz.
Faltenradio
»Volksmusikant aus Leidenschaft«,
so bezeichnen sich alle vier Musiker
Balkonszenen – Ein TanzChorProjekt zu Romeo und Julia
Mit Werken von Monteverdi u. a.
»Was Liebe kann, wagt Liebe zu
­versuchen.« Romeo liebt Julia, Julia
liebt Romeo, doch ihrer grenzen­
losen Zuneigung stehen gesellschaftliche Zwänge entgegen. Die
Geschichte der glücklos Liebenden
war Inspi­ration für dieses einzigartige Projekt: Es geht um den ewigen
Kampf von Ordnung, Anstand und
Disziplin gegen Rausch, Exzess und
Unvernunft. Unter der Regie der
Choreografin Louise Wagner empfinden der Landesjugendchor Nieder­
sachsen und zwei Tänzer die Zeit
Shakespeares und Monteverdis
­sinnlich nach.
Fr 16.9., 20.00 Uhr
Besucherbergwerk ­
Rammelsberg, Goslar
€ 22 . € 17 erm.
Sparkasse Goslar/Harz
SAMSTAG 17.9. – FREITAG 23.9.
Carmen!
Sabine Meyer,
Modigliani ­Quartett u. a.
Georges Bizet: Carmen-Suite
(arr. Andreas Tarkmann)
Franz Schubert: Oktett für Klarinette,
Horn, Fagott und Streicher
F-Dur D 803
Sabine Meyer
Da treffen zwei leidenschaftliche
Frauen aufeinander: Star-Klarinet­
tistin Sabine Meyer widmet sich
mit Inbrunst der feurigen »Carmen«.
Bizets Oper voller Liebe, Leidenschaft und Eifersucht erklingt
in einer Bearbeitung für Nonett, für
das Sabine Meyer das Modigliani
Quartett sowie weitere namhafte
Musiker um sich schart.
Sa 17.9., 20.00 Uhr
Kloster Lüne, Lüneburg
€ 22 . € 17 erm.
Sparkasse Lüneburg
Parlami d’amore
Etta Scollo & Band,
Joachim Król (Lesung)
Geschichten, Lieder und Gedichte
über Liebe und Leidenschaft
»Erzähl mir von der Liebe!« – Dieser
Aufforderung folgen die sizilianische
Sängerin Etta Scollo mit ihrer Band
und der Schauspieler Joachim Król
mit italienischer Leidenschaft,
dezent orchestrierten Balladen und
feinsinniger Poesie.
Karten: www.musiktage.de 0800/45 66 54 00
(Kar tenpreise inkl. aller Gebühren)
(kostenfrei aus dem deutschen Festnet z)
Joachim Król
Sa 17.9., 20.00 Uhr
Forum, Peine
€ 22 . € 17 erm.
Kreissparkasse Peine
m. 23
Ein zauberhafter Nachmittag
Faltenradio (Klarinetten,
­Harmonika u. a.)
Im Artland, direkt neben dem Golfclub (wo Ballsport-Verrückte ihrer
Leidenschaft nachgehen), liegt ein
Gelände voller Mythen und Legenden, steinzeitlicher Monumente und
geologischer Besonderheiten. Die
Musiktage laden ein zum geführten
Spaziergang durch dieses sagenhafte Areal. Längs des Weges erklingen hier und da Instrumente. Und
wen das fasziniert hat, der darf sich
freuen: Zum Abschluss spielen die
vier Musiker von Faltenradio ebenso
virtuos wie unterhaltsam open air
vor dem Herrenhaus auf.
Bitte denken Sie an geeignete Kleidung
und Schuhwerk.
So 18.9., 15.00 Uhr
Treffpunkt: Artland Golfclub,
Ankum-Westerholte
€ 20 . € 15 erm.
Kreissparkasse Bersenbrück
Carmen!
einer Bearbeitung für Nonett, für
das Sabine Meyer das Modigliani
­Quartett sowie weitere namhafte
Musiker um sich schart.
So 18.9., 17.00 Uhr
St. Matthäus-Kirche, Melle
€ 22 . € 17 erm.
Kreissparkasse Melle
Balkonszenen – Ein TanzChorProjekt zu Romeo und Julia
Landesjugendchor Nieder­
sachsen, Prof. Jörg Straube
­(Musi­kalische Leitung),
Katharina Meves und Denis
»Kooné« ­Kuhnert (Tanz), Louise
Wagner (Regie/Choreo­grafie)
Mit Werken von Monteverdi u. a.
»Was Liebe kann, wagt Liebe zu versuchen.« Romeo liebt Julia, Julia
liebt Romeo, doch ihrer grenzen­
losen Zuneigung stehen gesellschaftliche Zwänge entgegen. Die
Geschichte der glücklos Liebenden
war Inspiration für dieses einzigartige Projekt: Es geht um den ewigen
Kampf von Ordnung, Anstand und
Disziplin gegen Rausch, Exzess
und Unvernunft. Unter der Regie
der Choreografin Louise Wagner
empfinden der Landesjugendchor
Niedersachsen und zwei Tänzer
die Zeit Shakespeares und Monte­
verdis s­ innlich nach.
der Spätromantiker Erich Wolfgang
Korngold wunderbare musikalische
Nachdichtungen. Das Mittagskonzert im Rahmen der Musiktage präsentiert zwei junge, aufstrebende
Künstler mit einem leidenschaft­
lichen Lied-Programm.
So 18.9., 17.00 Uhr
Orangerie Herrenhausen,
­Hannover
€ 27 / 22 . € 22 / 17 erm.
Sparkasse Hannover
Lieder der Leidenschaft
Simon Bode (Tenor),
Nicholas Rimmer (Klavier)
Gedichtvertonungen von Mendels­
sohn Bartholdy, Wolf, Korngold
In der Romantik gingen Lyrik und
Musik eine intensive Beziehung ein.
Aus den tief empfundenen Gedichten von Heinrich Heine, Joseph von
Eichendorff oder Eduard Mörike
schufen Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Hugo Wolf oder
Simon Bode
Di 20.9., 13.00 Uhr, SparkassenForum am ­Schiff­graben, Hannover
€8
Sparkassenverband Niedersachsen
Durch Leid zum Licht
Stile Antico
Vokalmusik von di Lasso, Tallis,
Byrd u. a.
Von der Passion zur Auferstehung,
von William Cornyshs schmerzvollem
»Woefully Arrayed« zu William Byrds
überschwänglichem »In resurrectione tua«: Mit Stile Antico singt
eines der besten Vokalensembles
Englands Vertonungen der Leidensund Heilsgeschichte Jesu Christi.
Sabine Meyer,
Modigliani ­Quartett u. a.
Georges Bizet: Carmen-Suite
(arr. Andreas Tarkmann)
Franz ­S chubert: Oktett für Klarinette,
Horn, Fagott und Streicher
F-Dur D 803
Da treffen zwei leidenschaftliche
Frauen aufeinander: Star-Klarinet­
tistin Sabine Meyer widmet sich
mit Inbrunst der feurigen »Carmen«.
Bizets Oper voller Liebe, Leidenschaft und Eifersucht erklingt in
Landesjugendchor Niedersachsen
Fr 23.9., 19.00 Uhr
Ev.-luth. Kirche Harsefeld
€ 20 . € 15 erm.
Kreissparkasse Stade
SAMSTAG 24.9. – FREITAG 30.9.
Durch Leid zum Licht
Stile Antico
Vokalmusik von di Lasso, Tallis,
Byrd u. a.
zum »Haus der Leidenschaften«.
Hier ertönt Schumanns Musik und
­Dagmar Hoffmann-Axthelm geht
der Frage nach den Leidenschaften
aus Sicht der Psychoanalyse auf den
Grund. Volker Gerling zeigt seine eindrucksvollen Personen­­por­träts
in Form von Daumenkinos.
Sa 24.9., 19.00 Uhr
Städtisches Museum
­Braunschweig
€ 22 . € 17 erm.
Die Braunschweigische Stiftung
La finta giardiniera
Stile Antico
Von der Passion zur Auferstehung,
von William Cornyshs schmerzvollem
»Woefully Arrayed« zu William Byrds
überschwänglichem »In resurrectione tua«: Mit Stile Antico singt
eines der besten Vokalensembles
Englands Vertonungen der Leidensund Heilsgeschichte Jesu Christi.
Sa 24.9., 19.00 Uhr
Gymnasialkirche, Meppen
€ 20 . € 15 erm.
Sparkasse Emsland
Haus der Leidenschaften
Till Fellner (Klavier), Volker Ger­
ling (Daumenkinografie), Dagmar
Hoffmann-Axthelm (Vortrag)
Mit Musik von Robert Schumann:
Humoreske B-Dur op. 20 und
Fantasie C-Dur op. 17
Gesangs­solisten und Sprecher,
musica assoluta, Giuliana Retali
(Musikalische ­Leitung), Bettina
Geyer (Szenische Einrichtung)
Konzertante Oper von W. A. Mozart in
einer Fassung von Juliane Votteler
Ach, was tut man nicht alles aus
Liebe?! In Mozarts Oper »La finta
giardiniera« (»Die Gärtnerin aus
Liebe«) verkleidet sich die Marchesa
Violante als Gärtnerin Sandrina, um
ihrem Grafen Belfiore nahe sein zu
können. Erst nach vielen Irrungen
und Wirrungen endet die Oper mit
einem Happy End. In der eigens für
die Musiktage eingerichteten,
halbszenischen Inszenierung werden
Mozarts Oper und Goethes Roman
»Wahlverwandtschaften« sowie weitere Texte kunstvoll ineinander verwoben. Voller Spielfreude musizieren
das Orchester musica assoluta und
ein wunderbares Solistenensemble.
Durch Leid zum Licht
La finta giardiniera
Stile Antico
Gesangs­solisten und Sprecher,
musica assoluta, Giuliana Retali
(Musikalische ­Leitung), Bettina
Geyer (Szenische Einrichtung)
Vokalmusik von di Lasso, Tallis,
Byrd u. a.
Von der Passion zur Auferstehung,
von William Cornyshs schmerzvollem
»Woefully Arrayed« zu William Byrds
überschwänglichem »In resurrectione tua«: Mit Stile Antico singt
eines der besten Vokalensembles
Englands Vertonungen der Leidensund Heilsgeschichte Jesu Christi.
So 25.9., 17.00 Uhr
St. Sixti-Kirche, Northeim
€ 20 . € 15 erm.
Kreis-Sparkasse Northeim
Flamenco de tres
Rocío Márquez (Gesang),
Miguel A. Cortés (Gitarre),
­Leonor Leal (Tanz)
Flamenco-Duo und Tanz
Der Kornspeicher in Freiburg/Elbe
wird zum Flamenco-Lokal, wenn
sich die Crème de la Crème der
­Flamenco-Szene die Ehre gibt.
Da wirbeln die Röcke, leidenschaft­
liche und schmerzvolle Klänge
­steigern sich zu überschäumender Lebensfreude.
So 25.9., 17.00 Uhr
Historischer Kornspeicher,
­Freiburg/Elbe
€ 17 . € 12 erm.
Kreissparkasse Stade
Konzertante Oper von W. A. Mozart in
einer ­Fassung von Juliane Votteler
Ach, was tut man nicht alles aus
Liebe?! In Mozarts Oper »La finta
giardiniera« (»Die Gärtnerin aus
Liebe«) verkleidet sich die Marchesa
Violante als Gärtnerin Sandrina, um
ihrem Grafen Belfiore nahe sein zu
können. Erst nach vielen Irrungen
und Wirrungen endet die Oper mit
einem Happy End. In der eigens
für die Musiktage eingerichteten,
halbszenischen Inszenierung werden
Mozarts Oper und Goethes Roman
»Wahlverwandtschaften« sowie weitere Texte kunstvoll ineinander verwoben. Voller Spielfreude musizieren
das Orchester musica assoluta und
ein wunderbares Solistenensemble
in historischer Kulisse: auf Schloss
Ippenburg mit seinen voller Leidenschaft gehegten Gärten.
In Kooperation mit der Walter und
­Charlotte Hamel Stiftung Hannover
Vor dem Konzert können Teile der Gärten
besichtigt werden.
So 25.9., 17.00 Uhr
Schloss Ippenburg, Bad Essen
€ 27 . € 22 erm.
Sparkasse Osnabrück
In Kooperation mit der Walter und
­Charlotte Hamel Stiftung Hannover
Seine Fantasie C-Dur nannte Robert
Schumann »wohl mein Passioniertestes, was ich je gemacht«. Bei
kaum einem Musiker lagen Genie
und Obsession so dicht beieinander
wie bei ihm. Das Städtische Museum
Braunschweig wird für die Musiktage
Sa 24.9., 19.00 Uhr
St. Nikolai-Kirche, Rinteln
€ 27 / 22 . € 22 / 17 erm.
€ 10 . € 5 erm. Hörplätze
Sparkasse Schaumburg
m. 24
Karten: www.musiktage.de 0800/45 66 54 00
musica assoluta
(Kar tenpreise inkl. aller Gebühren)
(kostenfrei aus dem deutschen Festnet z)
Raum der Leidenschaften
Blancanieves
Rhythmus im Blut
Till Fellner (Klavier), Volker Ger­
ling (Daumenkinografie), Dagmar
Hoffmann-Axthelm (Vortrag)
NDR Radiophilharmonie,
Frank Strobel (Dirigent),
­Katharina Micada (Singende
Säge), ­Chicuelo Quartett,
Alfonso de Vilallonga (Klavier,
Akkkordeon und Ukulele)
Chicuelo Quartett
Mit Musik von Robert Schumann:
Humoreske B-Dur op. 20 und Fantasie
C-Dur op. 17
Flamenco und Tanz
Stummfilm mit Livemusik
In »Blancanieves« (2012) verlegt
Regisseur Pablo Berger das Märchen
von Schneewittchen in die Stierkampfwelt Andalusiens. Er schuf
damit einen bildgewaltigen Stummfilm, den Komponist Alfonso de
­Vilallonga kongenial musikalisch
unterlegte: imposante Orchesterklänge kombiniert mit spanischem Flamenco.
Mi 28.9., 19.30 Uhr
Forum Alte Werft, Papenburg
€ 32 / 27 / 22 . € 27 / 22 / 17 erm.
Sparkasse Emsland
Till Fellner
Seine Fantasie C-Dur nannte Robert
Schumann »wohl mein Passioniertestes, was ich je gemacht«. Bei
kaum einem Musiker lagen Genie
und Obsession so dicht beieinander
wie bei ihm. Der Ehemalige Landtag
Oldenburg wird für die Musiktage
zum »Raum der Leidenschaften«.
Hier ertönt Schumanns Musik und
­Dagmar Hoffmann-Axthelm geht
der Frage nach den Leidenschaften
aus Sicht der Psychoanalyse auf den
Grund. Volker Gerling zeigt seine
eindrucksvollen Personenporträts
in Form von Daumenkinos.
Flamenco grande
Rocío Márquez, Arcángel, Miguel
A. Cortés, Dani de Morón, Los Mel­
lis, Agustín Diasera, Leonor Leal
Flamenco mit Gesang, Gitarre,
­Percussion und Tanz
Flamenco de dos
Rocío Márquez (Gesang),
Miguel A. Cortés (Gitarre)
Flamenco-Duo
Flamenco ist nicht nur Musik und
Tanz, sondern vielmehr ein Lebensgefühl. Freude, Leid, Schmerz und
Hoffnung, all das spiegelt sich im
Flamenco in zu Herzen gehender
Intensität. Die Sängerin Rocío Márquez und der Gitarrist Miguel A. Cortés gehören zur Crème de la Crème
der Flamenco-Szene. Flamenco pur
im höchst intimen Rahmen.
Mo 26.9., 19.30 Uhr
Küsterhaus Varrel
€ 16 . € 11 erm.
Kreissparkasse Grafschaft Diepholz
Rocío Márquez, Arcángel, Miguel
A. Cortés, Dani de Morón, Los Mel­
lis, Agustín Diasera, Leonor Leal
Flamenco mit Gesang, Gitarre,
­Percussion und Tanz
Juan Gómez »Chicuelo«
Chicuelo heißt eigentlich »kleiner
Junge« – und ist in diesem Zusammenhang eine höchst charmante
Untertreibung. Denn Juan Gómez
»Chicuelo« ist einer der bekanntesten Flamenco-Gitarristen, außerdem
Komponist und musikalischer Leiter
diverser Tanzcompagnien. Zusammen mit seinem Quartett versetzt
er die Alte Kapelle mit feurigem
­Flamenco-Klang und -Tanz in rhythmische Schwingungen.
Do 29.9., 20.00 Uhr
Alte Kapelle, Haßbergen
€ 20 . € 15 erm.
Sparkasse Nienburg
NDR Radiophilharmonie, Frank
Strobel (Dirigent), Katharina
Micada (Singende Säge), Chicuelo
Quartett, Alfonso de Vilallonga
(Klavier, Akkkordeon und Ukulele)
Stummfilm mit Livemusik
Leonor Leal
Freude, Leid, Schmerz und Hoffnung,
all das spiegelt sich im Flamenco
in zu Herzen gehender Intensität.
Bei den Niedersächsischen Musik­
tagen gibt sich die Crème de la
Crème der Flamenco-Szene ein
­Stelldichein: Ein leidenschaftliches
Zusammenspiel aus Gesang, Musik
und Tanz – da wirbeln die Röcke
zu den aufwühlenden Rhythmen
der Palmeros und Percussionistas.
Mi 28.9., 20.00 Uhr
Schlosstheater Celle
€ 20 / 15 / 10 . € 15 / 10 / 5 erm.
Hörplätze: € 5
Sparkasse Celle
Fr 30.9., 20.00 Uhr
Stadthalle Gifhorn
€ 32 / 27 / 22 . € 27 / 22 / 17 erm.
Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg
Flamenco grande
Blancanieves
So 25.9., 17.00 Uhr
Ehemaliger Landtag, Oldenburg
€ 22 / 17 / 12 . € 17 / 12 / 7 erm.
Landessparkasse zu Oldenburg
kombiniert mit spanischem
­Flamenco.
In »Blancanieves« (2012) verlegt
Regisseur Pablo Berger das Märchen
von Schneewittchen in die Stierkampfwelt Andalusiens. Er schuf
damit einen bildgewaltigen Stummfilm, den Komponist Alfonso de Vilallonga kongenial musikalisch unterlegte: imposante Orchesterklänge
Freude, Leid, Schmerz und Hoffnung,
all das spiegelt sich im Flamenco in
zu Herzen gehender Intensität. Bei
den Niedersächsischen Musiktagen
gibt sich die Crème de la Crème der
Flamenco-Szene ein Stelldichein: Ein
leidenschaftliches Zusammenspiel
aus Gesang, Musik und Tanz – da
wirbeln die Röcke zu den aufwühlenden Rhythmen der Palmeros und
Percussionistas.
Fr 30.9., 20.00 Uhr
Atrium auf dem Gräflichen
­Landsitz Hardenberg,
Nörten-Hardenberg
€ 20 . € 15 erm.
Kreis-Sparkasse Northeim
Pure Energie – Tingvall Trio
Tingvall Trio
Jazzkonzert
Mitreißende Dynamik, musikalische
Achterbahnfahrten zwischen Poesie
und Party, ein exzellenter Jazzpianist
und eine Rhythmusgruppe »mit
dem gut geölten Formel-1-Motor
eines Ferrari« – das Tingvall Trio
überzeugt mit starken Melodien und
famosem Ensemblespiel zwischen
Jazz und Pop.
Fr 30.9., 20.00 Uhr
Halle IV, Lingen
€ 27 . € 22 erm.
Stehplätze: € 15 . € 10 erm.
Sparkasse Emsland
NDR Radiophilharmonie
SONNTAG 2.10.
Voller Hingabe – Avishai Cohen
Stuttgarter Kammerorchester
Avishai Cohen Trio, Stuttgarter
Kammerorchester
Kaum ein anderer Musiker versteht
es so gut, seine unbändige Lust am
Spiel und seine Passion für den Jazz
auf sein Publikum zu übertragen, wie
Avishai Cohen. Dabei gilt der vielfältig talentierte Musiker aus Israel
nicht nur als begnadeter Kontrabassist, sondern auch als gefühlvoller
Sänger. Beim Abschlusskonzert der
Niedersächsischen Musiktage kombiniert der ECHO Jazz-Preisträger
die musikalische Raffinesse seines
Trios mit dem orchestralen Impetus
des Stuttgarter Kammerorchesters.
Ein Abend der großen Gefühle zwischen Melancholie und überschäumender Freude, zwischen Klassik,
Jazz und Weltmusik.
Karten: www.musiktage.de 0800/45 66 54 00
(Kar tenpreise inkl. aller Gebühren)
(kostenfrei aus dem deutschen Festnet z)
Avishai Cohen
So 2.10., 17.00 Uhr
NDR Landesfunkhaus Nieder­
sachsen, Großer Sendesaal,
­Hannover
€ 37 / 32 / 27 / 22
€ 32 / 27 / 22 / 17 erm.
Sparkasse Hannover
NORD/LB Kulturstiftung
m. 25
Künstler zu Leidenschaft(en)
Stile Antico
Der Beruf des Mu­
sikers bedeutet, die
Leidenschaften, die
hinter den Noten
verborgen sind, hervorzubringen und
sie mit der eigenen
Leidenschaft für die
Musik zu verbinden. Zum Beispiel die wunderbaren Passionen
von Johann Sebastian Bach: Sie sind vollendete Beschreibungen und Reflexionen des Leidens Christi und für einen Musiker
immer wieder eine Herausforderung, für die es bisweilen auch
notwendig ist, zu leiden. Aber natürlich hat der Begriff der
Leidenschaft viele andere Facetten, die es als Musiker zu
­
entdecken und darzustellen gilt. Unser Ensemble arbeitet
­
­demokratisch, das heißt: Jede Stimme ist wichtig und muss
gehört werden. Auch das ist eine Leidenschaft, eine Leidenschaft unserer Probenarbeit. Wir hoffen, damit einen Beitrag
zur Bekämpfung der ungerechten Behandlung von Menschen
zu leisten. Es gibt viel zu viel soziale Ungleichheit in der
Welt! Im Konzert versuchen wir stets, unsere Leidenschaft
für die musikalischen Werke auf das Publikum zu übertragen.
Im Alltag haben wir natürlich die verschiedensten Interessen
und Leidenschaften: Kochen, Lesen, Fußball, Reisen und
­unsere Familien.
Durch Leid zum Licht
Stile Antico
Vokalmusik von di Lasso, Tallis, Byrd u. a.
Siehe Programm, S. 24
Fr 23.9., Ev.-luth. Kirche Harsefeld
Sa 24.9., Gymnasialkirche, Meppen
So 25.9., St. Sixti-Kirche, Northeim
Giuliana Retali
Die Musik ist für jeden Musiker
eine große Leidenschaft, die es
vermag, dass wir Musiker vergessen zu essen oder zu schlafen, da wir ganz und gar in
­unseren Noten aufgehen. Für
mich persönlich steht Leidenschaft für Kreativität, da ich vor
allem anderen in der Musik das
suche, was der Komponist mit
dem Stück ausdrücken wollte;
ich mache mich auf die Suche nach den Ursprüngen der Musik
und nach dem »roten Faden« einer Oper oder eines sinfonischen Werks. Dann, während der Proben und während des
Konzerts, bedeutet Leidenschaft für mich, mich von einer
guten Intuition leiten zu lassen, die mir erlaubt, das alles, was
m. 26
ich über das Stück weiß, mit dem auszudrücken, was in mir
ist, in meiner musikalischen und menschlichen Erfahrung.
Im Alltag habe ich, als gute Italienerin, eine Leidenschaft
für gute Küche. Ich kann mich auch für Sport begeistern, vor
allem fürs Schwimmen, für Trekking-Wanderungen und alles,
was mich in engen Kontakt mit der Natur bringt. Leidenschaft
ist der Motor meiner Arbeit und meines Lebens überhaupt.
Ohne sie würde mein Dasein den inneren Reichtum verlieren
und wäre sehr monoton.
La finta giardiniera
Gesangs­solisten und Sprecher, musica assoluta, Giuliana ­Retali
(Musikalische L
­ eitung), ­Bettina Geyer (Szenische Einrichtung)
Konzertante Oper von W. A. Mozart in einer ­Fassung
von Juliane Votteler
Siehe Programm, S. 24
Sa 24.9., St. Nikolai-Kirche, Rinteln
So 25.9., Schloss Ippenburg, Bad Essen
Till Fellner
Meine größte Leidenschaft als
Musiker ist es, den Komponisten zu dienen und ihre Werke
immer besser darzustellen. Bei
den Niedersäch­sischen Musiktagen werde ich Werke von
Schumann spielen; Leiden­schaft­
lichkeit ist eines der Haupt­merk­
male seiner Musik. Der 1. Satz
der Fantasie op. 17 ist mit
»Durch­
aus phantastisch und
leidenschaftlich vorzutragen« überschrieben, und in einem
Brief an Clara schreibt ­Schumann: »Der erste Satz ist wohl
mein ­Passioniertestes, was ich je gemacht – eine tiefe Klage
um Dich.« Außerdem engagiere ich mich leidenschaftlich
gegen jegliche Form von Hintergrundmusik. Leidenschaft
ist für einen Teil meines privaten Lebens reserviert. Politischen, religiösen oder moralischen Enthusiasmus dagegen
beobachte ich mit größter Skepsis.
Till Fellner (Klavier), Volker Gerling (Daumenkinografie),
Dagmar Hoffmann-Axthelm (Vortrag)
Mit Musik von Robert Schumann:
Humoreske B-Dur op. 20 und Fantasie C-Dur op. 17
Siehe Programm, S. 24, 25
Haus der Leidenschaften
Sa 24.9., Städtisches Museum ­Braunschweig
Raum der Leidenschaften
So 25.9., Ehemaliger Landtag, Oldenburg
MEINE LEIDENSCHAF T(EN)
Etta Scollo
Leidenschaft ist ein Wort, das
sehr viele Bedeutungen haben
kann. Für mich ist Kunst in all
seinen Formen ein positiver
Motor. Leidenschaftlich betrachtet ist mein Schwerpunkt
die musikalische Komposition
zu existierenden poetischen
und literarischen Texten, beziehungsweise diese in musikalische Werke zu verwandeln. Ich
liebe die Menschen und deren Kulturen und Geschichten,
vor allem, wenn diese in kreative Prozesse übersetzt werden.
Das Künstlerische und Kreative ist für mich die Verbindung
und das Medium. Insbesondere dem Film, der Dokumen­
tation und dem Theater widme ich mich mit Leidenschaft.
Mein Alltag verändert sich jeden Tag. Das ist nicht nur mein
­Schicksal, sondern meine Intention und Passion. Vor allem
wenn ich auf Reisen bin, sind alle meine Sinne offen. Für
­Begegnungen und für das Lernen. Ja, in letzter Instanz ist
»Lernen« meine Leidenschaft. Parlami d’amore
Etta Scollo & Band, Joachim Król (Lesung)
Geschichten, Lieder und Gedichte über Liebe und Leidenschaft
Siehe Programm, S. 23
Do 15.9., Pumpwerk, Wilhelmshaven
Fr 16.9., Veranstaltungshalle Schneverdingen (Funhouse)
Sa 17.9., Forum, Peine
Alexander
­Neubauer für
Faltenradio
Für uns Musiker von Faltenradio bedeutet Leidenschaft, alles das zu machen, was uns in den Sinn
kommt. Es gibt für unsere
Besetzung keine fertigen
Arrangements, das heißt:
Wir müssen jedes unserer
Stücke selbst bearbeiten
und somit sind unserer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wir
interessieren uns für alle möglichen Musikrichtungen und
sind sozusagen andauernd auf der Suche nach neuen Einflüssen und Ideen. Dabei verbindet uns vier vor allem eines: die
Volksmusik. Musiker ohne Leidenschaft? Unvorstellbar! Im
Alltag haben wir sehr verschiedene Passionen. Der eine reist
und genießt einfach, der andere sucht stets nach der alles
entscheidenden geheimen Zutat, welche seinem selbstge-
kochten Risotto die absolute Vollkommenheit verleiht, einem
ist kein Weg zu weit und kein Berg zu hoch, um die Perfektion
der Natur auf Bildern festzuhalten, einer verbringt seine Freizeit gern auf hoher See, pflegt seinen Garten und denkt schon
längst wieder an neue Abenteuer …
Faltenradio (Klarinetten, H
­ armonika u. a.)
Siehe Programm, S. 23, 24
Bilder, Töne, Emotionen
Do 15.9., Klosterstollen Barsinghausen
Mit Herzblut
Fr 16.9., Elbschloss Bleckede
Ein zauberhafter Nachmittag
So 18.9., Treffpunkt: Artland Golfclub, Ankum-Westerholte
Avishai Cohen
Leidenschaft in der Musik bedeutet für mich, die Freiheit zu
haben, mich authentisch als
Musiker ausdrücken zu können:
meine Vorlieben, meine Gefühle, ohne jede Einschränkung.
Ich bin bevorzugt, diesen Ausdruckskanal zu haben und bin
darüber hinaus in der glücklichen Situation, ihn jederzeit
nutzen zu kön­nen. Meine Leidenschaft außerhalb der Musik ist meine ­Familie, meine
Frau und meine Tochter. Sie sind es, die mich leidenschaftlich für dieses Leben begeistern, und wenn ich zu Hause in
Israel bin, versuche ich, so viel Zeit wie möglich mit meiner
Familie zu verbringen. Ich empfinde eine tiefe ­Leidenschaft
für die Schönheiten der Natur. Ich nehme Landschaften
und ­Geräusche in mich auf, und sie sind später ein Quell
meiner Inspiration.
Voller Hingabe – Avishai Cohen
Avishai Cohen Trio, Stuttgarter Kammerorchester
Siehe Programm, S. 25
So 2.10., NDR Landesfunkhaus Niedersachsen,
Großer Sendesaal, H
­ annover
m. 27
Leidenschaftlich in Einbeck
Fachwerk, Bier und Senf, dazu ein Mehr an Museum: Der PS.SPEICHER
m. 28
ERÖFFNUNG
Lassen Sie sich beim Eröffnungswochenende leidenschaftlich einstimmen auf
die Niedersächsischen Musiktage 2016: In Einbeck geben
Künstler, Schüler, das Team
des PS.SPEICHER, die ev.luth. Kirche Einbeck und der
Deutsche Automobil-Vete­ra­
nen-Club alles, um Ihre Be-
geisterung zu entfachen. Ein
musikalischer Stadtspaziergang führt Sie an interes­
sante Plätze in ­Einbeck. Das
abendliche Eröffnungskonzert mit Martin Grubinger und
dem Ensem­
ble The Percussive Planet verspricht ein
Feuerwerk der Rhythmen! Ein
musikalischer Stadtspazier-
gang führt Sie an interes­
sante Plätze in Einbeck. Nehmen Sie teil am musikalischen Gottesdienst, entdecken Sie bei einer OldtimerTour das idyllische Einbecker
Umland und tanken Sie pure
Energie mit dem Tingvall Trio.
Das Eröffnungswochenende:
siehe Programm, S. 22
ERÖFFNUNG
H
armlos. Harmlos sieht Karl-Heinz Rehkopf aus. Er selbst
behauptet sogar, jeder habe eine besondere Note, »nur
ich nicht«. Wer ihn näher kennt, weiß: Das ist keine Koketterie,
der 79-Jährige meint das, was er sagt. Trotzdem muss ihm hier
widersprochen werden. Denn Karl-Heinz Rehkopf ist ein
Sammler, ein besessener Sammler, und besessene Sammler
können trotz aller südniedersächsischen Bescheidenheit nicht
harmlos sein.
Davon zeugen nicht nur mehr als 1.000 historische Zwei- bis
Vierräder, die der erfolgreiche Kaufmann während eines halben
Jahrhunderts zusammentrug. Sondern auch ein aufwendig res­
taurierter Kornspeicher samt ausgedehnter Nebengebäude
aus dem 19. Jahrhundert, in dem die Rehkopf’sche Sammlung
seit Juli 2014 zum Bewundern freigegeben ist. Im vergangenen Jahr wurde der Einbecker Mäzen für die gelungene, innovative und erlebnisreiche Ausstellung von der Niedersäch­
sischen Sparkassenstiftung mit einem Preis für außergewöhnliches privates Engagement für Museen ausgezeichnet.
Mehr als 100.000 Menschen haben den PS.SPEICHER schon besucht. Das mag nicht einmal überraschen bei einer so abenteuerlichen Zeitreise durch die Geschichte der motorisierten Fortbewegung – es ist jedoch eine enorm hohe Zahl für das um die
30.000 Einwohner zählende Einbeck. Unter den PS-Begeisterten finden sich Alte und Junge, Technikfreaks und -banausen.
Und immer häufiger Touristen, die das rund 25.000 Quadratmeter große Areal zwar gezielt ansteuern, sich dann aber auch von
der Altstadt mit ihren Fachwerkpreziosen anlocken lassen.
»Mittelalterliches Fachwerk haben andere auch«, meint dazu
lakonisch Stefan Beumer. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Einbeck sieht vor allem im PS.SPEICHER »ein Super­
signal für die touristische Aufwertung der Stadt«. Leidenschaft, das Motto der Niedersächsischen Musiktage 2016,
passe d
­ eshalb perfekt zu Einbeck, wo die Niedersächsischen
Musiktage 2016 am ersten Septemberwochenende starten:
unter anderem in der PS.HALLE, die sich noch im Bau befindet.
­Bedenken, dass der Saal nicht rechtzeitig zum Eröffnungs­
konzert mit Meisterpercussionist Martin Grubinger fertig wird,
weiß Beumer auszuräumen: »Wenn das Team Rehkopf loslegt,
gibt’s kein Halten.«
m. 30
BMW, Victoria und ihre Schwestern finden im PS.SPEICHER
ein repräsentatives Zuhause.
E
indeutig länger wurde an Einbecks Münsterkirche St. Alexander gebaut – rund zwei Jahrhunderte lang ab dem Ende des
13. Jahrhunderts. Auch für diese heilige Halle planen die Niedersächsischen Musiktage eine Veranstaltung: Hier wird der
musikalische Gottesdienst stattfinden. Der Schutzpatron der
Kirche steht im Nordschiff, wehrhaft als Ritter gekleidet; eine
hölzerne Statue, die während der Bauzeit der Kirche entstand.
Noch ein wichtiger Heiliger für Einbeck befindet sich in dieser
altehrwürdigen, größten Hallenkirche im Norden: der heilige
Vitus, der Schutzheilige der Bierbrauer. Der schaut, links von
der Mutter Gottes mit Christuskind und gekleidet in einen goldenen Ornat, die Besucher an.
Zwischen St. Vitus und dem Kernland des Heiligen liegen nur
wenige Minuten zu Fuß: »Ohne Einbeck gäb’s kein Bock-Bier«,
triumphieren weiße Lettern auf der ziegelroten Wand des Brauhauses. Der Laden mit den begehrten Fanartikeln liegt vis-à-vis
der Braustätte, die Verwaltung hinter dem Portal der 1610 gegründeten Ratsschule. In mehr als 700 Häusern sei damals das
»Einpöckisch Bier« gebraut worden, erzählt die Stadtchronik.
Mit anekdotenreicher Tradition wartet auch die Einbecker
Senfmühle auf. 1923 gilt als Gründungsjahr, doch in den
1950er Jahren kam erst einmal ihr Ende. Am 6. März 2009
dann – an das Datum erinnert sich Geschäftsführer Siegfried
Kappey ganz genau: der furiose Neustart. Drei Freunden, unter
ihnen Kappey, kam bei einem Abendessen mit geschmack­
losem Mostrich die folgenschwere »Schnapsidee« (O-Ton Kappey) von der eigenen Senfmühle. Inzwischen ist aus der als
Hobby geplanten Beschäftigung ein kleines Imperium geworden: mit eigenem Laden in einer einstigen Metzgerei mitten in
Einbecks Altstadt und mit florierendem Versandservice. Der
71-jährige Siegfried Kappey vor seiner rotierenden Stein­mühle
ist ein schwungvolles Beispiel dafür, dass Senf mit Leidenschaft besser mundet als ohne.
Doch zurück zu den Rädern, die unsere bewegte Welt bedeuten. Zu Einbeck gehört nämlich auch das modernste Fahrradmuseum Deutschlands, das RadHaus. Es ist dem Stadtmuseum angegliedert, das hinter schmuckem Fachwerk von 1548
residiert. Wie das RadHaus nach Einbeck kam? August Stukenbrok (1867–1930) begründete eben hier die serielle Produk­
tion von Velozipeds! 1890 eröffnete Stukenbrok eine kleine
Fahrradhandlung, schon fünf Jahre später wurde daraus
Deutschlands erster Versandhandel. 1911 zählte die Firma
ASTE (= August Stukenbrok Einbeck) 600.000 Kunden. Stukenbroks noble Jugendstilvilla ist heute das Domizil der Mendelssohn-Musikschule, der ehemalige Firmensitz beherbergt das
Rathaus. Einbeck, eine Pilgerstätte für den bewegten Menschen mit Faible für Räder.
Sehr gern darf der Pilger auch von weither kommen, denn seit
Herbst 2015 gibt es sogar ein PS.SPEICHER-Hotel namens
»FREIgeist«, voll frechem Industriedesign und veritablen Oldtimer-Vespas, die im offenen Vestibül die Betonwände hochfahren. So zumindest der optische Effekt. In den Zimmern
(63 über fünf Etagen) mit Schutzhüttenflair ist der Gast dem
Biker-Paradies endgültig ganz nah.
Alexandra Glanz
m. 31
INTERVIEW
Ein Schub für die Region
Karl-Heinz Rehkopf, Vorsitzender des
Stiftungsrates der 2009 von ihm
gegründeten gemeinnützigen
Kulturstiftung Kornhaus, der Trägerin des
Projekts PS.SPEICHER, spricht mit
Alexandra Glanz über Muskelkraft und
Motoren und wie Einbeck sein ganz besonderes Fahrzeugmuseum bekam
Wie darf man sich die Anfänge Ihrer Sammelleidenschaft für motorisierte Oldtimer vorstellen: Der kleine
Karl-Heinz steht vor dem
Elternhaus – im südniedersächsischen Töpferdorf Fredelsloh – und sieht ein Motorrad vorbeirattern?
Nein, zunächst waren es ein
sogenannter Stabilbaukasten, ein Technikbaukasten,
und ein altes defektes Fahrrad, mit dem mein Vater das
Interesse für Technik in mir
weckte. Er selbst leitete eine
kleine Molkerei und dort fuhren nicht nur Traktoren und
Pferdegespanne vor, sondern
auch mal ein Motorrad. Die
Möglichkeit, ohne Muskelkraft voranzukommen, reizte
mich natürlich enorm.
Und das erste Motorrad, das
Sie erstanden: Wann genau
war das und welches Modell
war es?
m. 32
Das war im Jahr 1952 eine
Victoria V99 mit ganzen 100
Kubik für 100 Mark und damals mein ganzer Stolz. Ich
kaufte sie mir von dem Geld,
das ich mir mit Jobben jeweils nach Schulschluss in ei­
ner Tongrube und am Brennofen in Fredelsloh ­verdiente.
Danach eine Triumph 125
und später sogar eine Triumph Cornet 200. So »diente« ich mich langsam hoch
und erwarb mir neben dem
»bes­
serem Motorrad« bei
den Gleichaltrigen (auch den
Mäd­
chen!) ein wenig Anerkennung, denn Handys und
iPhones zum Imponieren
gab es noch nicht!
Seit Jahrzehnten sammeln
Sie historische Zweiräder,
Mo­
torräder und Automo­
bile, die inzwischen Besucher nach Einbeck in den
preisgekrönten PS.SPEICHER
locken. Wie kam es zu die-
ser Idee, einen »Biker-Himmel« zu installieren?
Wie andere Leute Aktien oder
fürs Sparkonto sammeln,
sam­melte ich zwei- und vierrädrige Oldtimer als historische Kulturgüter, die sich seit
Jahrzehnten als die klügste
Anlageform erwiesen haben.
Sie sollten nach meinem Tod
mit der Gründung eines Museums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Einbecker Oldtimerfreunde
und mei­ne Frau überzeugten
mich, den Plan schon vorher umzusetzen. Ein Freund
meinte frech: »Du bist kern­
gesund, das kann dauern, bis
du stirbst!« Ich gründete eine
gemeinnützige Stiftung und
­
schenkte dieser den größten
Teil meiner Sammlung.
Der PS.SPEICHER umfasst
ein 25.000 Quadratmeter
großes Areal in einer denkmalgeschützten Industrie-
anlage. War das Anwesen
von Anfang an so attraktiv
geplant? Mit einem Museumsshop, mit einem Gourmet-Restaurant und einem
Design-Hotel, die inzwischen
allesamt ­florieren?
Nein (lacht). Im Jahr 2009,
als ich die gemeinnützige
Kulturstiftung gründete und
das ehemalige Einbecker
Kornhaus für eine zusätzliche Ausstellungsnutzung erwarb, hatte ich eher eine
»Puppenstube« vor Augen –
mit kleinem Bistro, Eingangsbereich mit Garderobe
und fünf Ausstellungsräumen. Die Erweiterung auf die
heutige Fläche ist das Er­
gebnis unzähliger kreativer
Ideen, glücklicher Zufälle,
wertvoller Koopera­tions­part­
ner und natürlich auch bemerkenswerter Nachbarn, die
unsere Erweiterungen mit
Grundstücks- und Immobili-
Grußwort des NDR
enverkäufen erst ermöglichten. Ein sehr engagierter
Stiftungsrat sowie unglaublich kompetente Mit­arbeite­
rinnen, Mitarbeiter, Fachplaner, Ingenieure, Ausstellungsgestalter und Architekten
haben dann in fünfjähriger
Planungs- und dreijähriger
Bauzeit den PS.SPEICHER ins
Leben gerufen.
Ende Juli 2014 wurde der
PS.SPEICHER eröffnet – ein
knappes Jahr später konnte
schon der 50.000. Besucher
empfangen werden.
Fast genau 15 Monate nach
Eröffnung durften wir sogar
den 100.000. Besucher begrüßen. Was mich besonders freut: Die Besucher
kommen aus allen Regionen
unseres Landes und aus allen
Altersgruppen. Es sind eben
nicht nur technikaffine oder
oldtimerbegeisterte Enthusiasten. Mit dem Erwerb der
Kleinwagensammlung des
ehemaligen Museums in
Störy und der Nutzfahrzeuge
des Mobilen Fahrzeugmuseums Sittensen erschließen
wir den PS.SPEICHER für
­weitere Zielgruppen und machen damit Einbeck sicherlich dauerhaft zu einem Ort
in Deutschland, den die großen bekannten deutschen
Fahrzeugmuseen nach eigenem Bekunden bereits jetzt
in Bezug auf Attraktivität auf
Augenhöhe sehen.
Wie entwickelte sich dieses
familienfreundliche, lebendige und innovative Ausstellungserlebnis?
Tatsächlich hatten wir am
Anfang ja alle keine Ahnung,
wie wir’s am besten anpacken. Wir haben uns Museen
und Ausstellungshäuser in
ganz Europa angesehen.
Einfach gesagt haben wir all
das, was uns gut gefallen
hat, versucht, noch besser
zu machen.
Was bewog Sie, gerade diesen Standort – tief in der
südniedersächsischen Provinz – zu wählen?
Ich hatte einige interessante
Angebote von großen Städten, mein Fahrzeugmuseum
dort zu errichten und sehr
viel leichter viele Besucher
zu gewinnen, aber Einbeck
ist die Heimat meiner Vorfahren und die Stadt, in der
meine Frau und ich seit vielen Jahren leben und uns
wohlfühlen.
Meine Hoffnung und mein
Bestreben ist, mitzuhelfen,
dass durch den PS.SPEICHER,
die Stadt Einbeck, aber auch
die Region einen Schub erhalten, der eine Motivation
für Folgeinvestitionen auslöst und ein Signal setzt,
dass die Stadt aus eigener
Kraft viel Positives bewegen
kann, wenn alle Bürgerinnen und Bürger gemeinsam
ihren kleinen oder größeren
Beitrag dazu leisten.
Eine persönliche Frage zum
Abschluss: Was ist Ihr liebstes Ausstellungsstück?
Das ist ja ein wenig so, wie
die Frage an die Mutter, welches von ihren zwölf Kindern
denn ihr liebstes sei. Und
genauso schwer zu beantworten. Ich habe gerade in
den vergangenen Jahren gemerkt, dass mich eine 98er
Victoria und eine Triumph
genauso begeistern wie eine
schwere Guzzi, eine Münch,
eine alte Feuerwehr-Drehleiter oder ein Lanz Eilbulldog.
Und da ich mit jedem Fahrzeug auch eine eigene kleine
Geschichte verbinde, werde
ich Ihnen die Antwort auf
diese Frage wohl oder übel
schuldig bleiben müssen.
Schon Richard Wagner meinte: »Die Musik ist die Sprache
der Leidenschaft.« Leidenschaft – auf jeden Fall ein Motto
voller Sinnlichkeit, Tiefe und großer Gefühle – prägt auch
die Niedersächsischen Musiktage, die in diesem Jahr ihren
30. Geburtstag feiern. Der Norddeutsche Rundfunk als
langjähriger Partner gratuliert herzlich! Auch im Jubiläumsjahr begleitet der NDR das renommierte Festival, das
viele Orte des Musiklandes Niedersachsen mit hochkarätigen Veranstaltungen und, getreu dem Motto, mit Musik
voller Leidenschaft bereichern wird.
So wird die NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von
Frank Strobel einen besonderen Klanggenuss in der Alten
Werft von Papenburg bieten: die Aufführung von »Blancanieves«, einem Stummfilm nach dem Grimm’schen Märchen
von Schneewittchen, begleitet von Live-Orchestermusik
mit begeisternden Melodien, Flamenco-Rhythmen und
­Gesangseinlagen.
Die NDR Programme unterstützen seit vielen Jahren das
regionale Engagement des Festivals mit Übertragungen
­
und sachkundiger Berichterstattung. Dadurch erfahren die
Nieder­
sächsischen Musiktage Beachtung in ganz Norddeutschland. NDR Kultur zeichnet, neben dem Abschlusskonzert im Großen Sendesaal des NDR Funkhauses in
­Hannover, das Konzert der Jazzformation Tingvall Trio im
PS.SPEICHER in Einbeck auf sowie einen Abend mit dem
Klarinettisten, Komponisten und Dirigenten Jörg Widmann
in der Stadt­
halle Walsrode. »Passion und Auferstehung«
heißt das Programm des englischen Kammerchors Stile
­Antico, das NDR Kultur aus der St. Sixti-Kirche in Northeim
sendet. Darüber hinaus liefert unser Klassik- und Kultur­
programm ausführliche Berichte und Hintergrundinforma­
tionen zu den zahlreichen Veranstaltungen. Wie in den
­Jahren zuvor, werden auch NDR 1 Niedersachsen und das
NDR Fernsehmagazin »Hallo Niedersachsen« das Festivalgeschehen in Bild und Ton verfolgen. Unter ndr.de/kultur
gibt es darüber hinaus ausführliche Nachrichten und
­aktuellen Service.
Ihnen, den Besucherinnen und Besuchern der 30. Niedersächsischen Musiktage, wie auch unseren Hörerinnen und
Hörern, Zuschauerinnen und Zuschauern, wünschen wir
eine inspirierende und bereichernde Festivalzeit!
Dr. Arno Beyer
Stellvertretender Intendant Direktor NDR Landesfunkhaus Nds.
Joachim Knuth
NDR
Programmdirektor Hörfunk
m. 33
E ine leidenschaftliche Affäre
Was der Ton im Stummfilm zu suchen hatte
Es war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert: Ein dunkler Saal voller neugieriger Zuschauer, nur das Rattern einer
­unbekannten Maschine war zu hören. Plötzlich Licht, man sah von Ferne die Scheinwerfer einer Lokomotive. Sie kam näher
und näher, direkt auf die Menschen zu, Unruhe machte sich breit, erste Schreie ertönten, gleich musste die Lok in den
Zuschauerraum krachen, die ersten flohen in Panik aus dem Saal …
MUSIK UND STUMME LEIDENSCHAF T
Szene aus dem Film »Das Rad« von
Abel Gance, Frankreich 1922.
S
o erging es dem Publikum bei der ersten Begegnung mit
dem neuartigen Medium namens Kino. Was könnte in diesem Moment beruhigender gewirkt haben als Musik, und was
hätte die Geräusche des Projektors auch besser übertönen
können? Der Titel eines kurzen, aber entscheidenden Kapitels
der Stummfilmgeschichte »The Parade’s Gone By …« (Pioniere
des Films. Vom Stummfilm bis Hollywood) des englischen
Filmhistorikers und Ehrenoscar-Gewinners Kevin Brownlow ist
nach wie vor gültig: »The silents were never silent«, Stummfilme waren nie wirklich stumm. Und allen, die damals mit den
frühen Jahren des Films zu tun hatten, muss diese Formulierung wie der größte Gemeinplatz überhaupt vorgekommen
sein: Warum hätte es denn mucksmäuschenstill sein sollen,
als die Bilder laufen lernten?
War es zunächst nur ein Klavier, das die filmischen Darbietungen begleitete, kamen bald noch weitere Instrumente dazu,
bis schließlich ganze Filmorchester große Aufführungen untermalten. Die Musikauswahl bestand zuerst meist aus bewährter Klassik von Mozart bis Liszt, aber schon 1908 gab es
eine der ersten Filmmusik-Partituren: Kein Geringerer als Camille Saint-Saëns komponierte die Musik zu »Die Ermordung
des Herzogs von Guise«, einem dramatischen Kurzfilm über
Intrigen am französischen Hof des 16. Jahrhunderts. Einer der
berühmtesten französischen Filme überhaupt wurde 1927
noch zusätzlich durch die Musik eines modernen Komponisten geadelt: Arthur Honegger steuerte die Filmmusik zum monumentalen »Napoleon« von Abel Gance bei.
Was das Monumentale in der frühen Filmgeschichte betraf,
war zunächst das Opernland Italien führend. Schon bald nach
der vorletzten Jahrhundertwende entstanden Epen, die später
häufig wiederverfilmt werden sollten, darunter »Quo Vadis?«
von 1913, der als erster Welterfolg der Kinogeschichte gilt –
nicht weniger als 5.000 Statisten wirkten mit. Ein Jahr später
kam mit »Cabiria« der nächste rekordverdächtige italienische
Film in die Kinos; seine großartigen Kulissen, aufwendigen
Außendrehs und die ersten Kamerafahrten setzten ästhetische Standards. Außerdem entwickelte sich in Italien der erste
Filmstarkult: Die Schauspielerinnen Lyda Borelli, Pina Menichelli und Francesca Bertini beanspruchten den Status einer
Diva und ebneten den Weg für die Verehrung späterer Stars
wie Greta Garbo oder Douglas Fairbanks. Doch ein anderer
Schauspieler italienischer Herkunft überstrahlte sie alle, wenn
auch nur wenige Jahre lang. Von seiner ersten großen Rolle
1921 in »Die vier Reiter der Apokalypse« bis zu seinem frühen
Tod im Jahr 1926 wurde Valentino zum Inbegriff des Latin
Lover. Vor allem seine Titelrolle im ebenfalls 1921 gedrehten
Film »Der Scheich« machte ihn zur Legende der Leidenschaft:
Mehr als nur eine Frau soll versucht haben, sich an seinem
Sarg das Leben zu nehmen.
Von »The Tramp« mit Charlie Chaplin bis hin zu den umwälzenden Filmen »Die Geburt einer Nation« (1915) und »Intole­
rance« (1916) von David Wark Griffith gelang es dem amerikanischen Film, die Führung in der Entwicklung des Stummfilms,
und damit an den Kinokassen, zu übernehmen. Diese großen
m. 35
MUSIK UND STUMME LEIDENSCHAF T
Cineastische Leidenschaft in
Schwarz-Weiß: zwei Szenenbilder
aus dem Film »Blancanieves«
von Pablo Berger sowie das
­offizielle Plakat.
Produktionen wie auch »Ben Hur« (1925) stehen für das innovative Kino der Stummfilmzeit, auch wenn uns die übertrie­
bene Mimik und Gestik der Schauspieler heute oft albern vorkommen. Schon Ende der 1930er Jahre konnte das amerikanische Publikum bei der Wiederaufführung mancher Stummfilmklassiker nicht mehr nachvollziehen, worin vor Kurzem
noch die Faszination dieser Filme bestanden hatte.
Trotz des unaufhaltsamen Siegeszugs des Tonfilms zum Ausklang der »Roaring Twenties« gab es später auch Experimente,
den Stummfilm mit modernen Mitteln wieder zum Leben zu erwecken – man denke nur an Mel Brooks’ Filmkomödie »Silent
Movie« von 1976, in der das einzige Wort ausgerechnet vom
großen Pantomimen Marcel Marceau gesprochen wird. In jüngster Vergangenheit gab es gleich zwei viel gelobte Neo-Stummfilme, von denen vor allem die französische Produktion »The
Artist« von 2011 mit fünf Oscarprämierungen für Furore sorgte.
Ganz unabhängig von diesem Erfolgsfilm entstand im Nachbarland Spanien im Jahr darauf der im wahrsten Sinne des Wortes
märchenhafte Film »Blancanieves« von Pablo Berger.
Die Geschichte beruht auf dem Märchen von Schneewittchen
der Brüder Grimm, sie spielt allerdings zu Beginn des 20. Jahrhunderts und nicht in deutschen Wäldern, sondern im Süden
Spaniens. Das Grimm’sche Märchen wird höchst fantasievoll in
die Stierkampfarena transportiert – die sieben Zwerge sind
hier eine wandernde Truppe von sechs kleinwüchsigen Toreros – und bezieht auch einen ordentlichen Anteil Leidenschaft
aus dieser Atmosphäre. Dafür sorgt nicht zuletzt die Musik von
m. 36
Alfonso de Vilallonga, der bei der Live-Orchesterbegleitung
mitwirkt: Er bedient sich spanischer Melodien und Rhythmen,
ohne dabei in die Klischeekiste zu greifen.
»Blancanieves« mag im Schatten des Erfolges von »The Artist«
stehen, doch beide Filme zeigen, dass die Wiedererweckung
des Stummfilms keine bloße Spielerei oder L’art pour l’art ist.
Wie der Filmkritiker Gerhard Midding feststellte, ist der spanische Film sogar der aufrichtigere von beiden, da er nicht wie
»The Artist« insgeheim zum Tonfilm hin drängt; vielmehr
­arbeitet er einfallsreich mit den Ausdrucksmöglichkeiten, die
der Stummfilm vorgibt, und empfindet die Abwesenheit des
tönenden Dialogs nicht als Mangel. Liebe und Hass sind in
»Blancanieves« zwei treibende Leidenschaften, die sich hier
wie in so vielen klassischen Stummfilmen gegenüberstehen.
Freundschaft, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft aber sind die
Katalysatoren, die Liebe und Hass in diesem Film in ein Stück
Menschlichkeit verwandeln.
Ernst-Georg Richter
Blancanieves
NDR Radiophilharmonie, Frank Strobel (Dirigent),
­Katharina Micada (Singende Säge), ­Chicuelo Quartett,
Alfonso de Vilallonga (Klavier, Akkkordeon und Ukulele)
Stummfilm mit Livemusik
Siehe Programm, S. 25
Mi 28.9., Forum Alte Werft, Papenburg
Fr 30.9., Stadthalle Gifhorn
INTERVIEW
»Ich kenne jeweils die andere Seite«
Jörg Widmann ist eine der vielseitigsten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit. Der 1973 geborene Klarinettist,
Komponist und Dirigent wird bei den Niedersächsischen Musiktagen den Dreiklang seiner künstlerischen Begabung
­präsentieren – konzentriert in einem Konzert mit der Kammerakademie Potsdam. Im Gespräch mit Ulrike Brenning
­erläutert Widmann, wie er sich mit seinen Passionen und der Welt auseinandersetzt.
Sie treten bei den Niedersächsischen Musiktagen mit
Ihren drei künstlerischen
Leidenschaften auf: als Klarinettist, als Komponist und
als Dirigent. Welche dieser
drei Leidenschaften trat als
Erste in Ihr Leben?
Jörg Widmann (JW): Das war
die Klarinette, da war ich sieben Jahre alt. Von der Klarinette nahm alles seinen Anfang. Während des Übens
habe ich immer viel impro­
visiert. Dabei sind schöne
Stellen entstanden, an die ich
mich jedoch am nächsten Tag
nicht mehr erinnern konnte.
Damals dachte ich: Das Improvisierte aufzuschreiben,
das sei Komponieren. Dass
dazu viel mehr gehört, das
habe ich dann später erfahren. Wichtig war und ist,
dass man meiner Musik den
phy­sischen Vorgang anhört.
Die Grenzen zu kennen und
­lustvoll den entscheidenden
Schritt darüber hinauszugehen, in die extremen Situa­
tionen, von denen ich vorher nicht genau weiß, wie
sie zu lösen sind: Das ist
­s icherlich eine Haupttriebfeder von mir – oder nennen
wir es ­Leidenschaft.
Bei den Niedersächsischen
Musiktagen werden Sie die
Kammerakademie Potsdam
dirigieren. Wie kam die Leidenschaft des Dirigierens
zu Ihnen?
JW: Als Dirigent wurde ich
sozusagen »ins kalte Wasser
geworfen«. Manche Ensem­
bles haben mich schon sehr
früh gebeten, wenn sie Stücke von mir aufführten, dass
ich diese Werke auch dirigiere. Aber wirklich ernst wurde
es erstmals 1999, als ich in
Davos mein Stück »Ikarische
Klage« probte. Ganz wichtig
war auch die Erfahrung, die
ich 2008 machen durfte:
sich diese Leidenschaft von
vielen anderen, die man
haben kann. Was macht für
Sie Leidenschaft in der
Musik aus?
­ ariss Jansons sollte in MünM
chen meine Konzertouvertüre »Con brio« mit dem Symphonieorchester des Baye­
rischen Rundfunks aus der
Taufe heben. Weil ich die
Komposition erst kurz vor
Probenbeginn fertiggestellt
hatte, bat mich Jansons, die
erste Probe selber zu diri­
gieren, damit er das Stück
besser kennenlernen konnte.
Und dann gab es noch
das prägende Erlebnis mit
dem Pariser Opernorchester.
Gérard Mortier hatte mich
2009 für seine letzte Produktion an der Opéra Bastille
gebeten, mein Musiktheater
»Am Anfang« zu dirigieren,
Regie und Bühnenbild stammen von Anselm Kiefer. Das
war eine große Herausforderung. Ich dirigierte nicht nur
die Uraufführung, sondern
auch die nachfolgenden Aufführungen, also sieben oder
acht Vorstellungen. Der Dirigent Christoph von Dohnanyi, der in einer der Aufführungen saß, schrieb mir im
Anschluss: »Unbedingt weitermachen!« – Das hat mich
natürlich sehr gefreut.
Gibt es Unterschiede in den
Leidenschaften, die Sie als
Klarinettist, als Komponist
oder als Dirigent erfahren?
JW: Der Grad an Leidenschaften, sofern man das
sagen kann, ist bei allen
drei Tätigkeiten noch immer
gleich ­
feurig und intensiv.
In der ­tatsächlichen Ausgestaltung aber sind sie total
verschieden. Als Klarinettist
habe ich auf der Bühne
rund 30 Minuten Zeit, um
alles zu sagen.
Die Form des Adre­na­lin­aus­
stoßes ist hoch­kon­zentriert,
und doch muss ich beim
letzten Satz des Klarinettenquintetts von Brahms noch
genug Gestaltungskraft übrig
haben. Da ich s­ elber Komponist bin, weiß ich genau,
was das bedeutet. Ich kenne
jeweils die a
­ ndere Seite.
Die zeitlichen Abläufe beim
Komponieren sind vollkommen anders. An einem Orchesterstück oder einer Oper
sitze ich bisweilen Jahre. Es
bleibt jedes Mal ein unkalkulierbares Wagnis, ein neues
Stück zu beginnen.
Über Musik und Leidenschaft
zu sprechen, ist fast banal,
denn ohne Leidenschaft gibt
es keine wirklich gute Musik.
Und dennoch unterscheidet
JW: Bereits als Kind fand
ich das Wort »Leidenschaft«
sehr interessant! Vergessen
wir nicht, dass der Haupt­
bestandteil dieses Wortes
eben »Leiden« ist! Dass »Leiden« so positiv besetzt werden kann beziehungsweise
positiv umgedeutet wird, jedenfalls in unserem Sprachraum und auch im Lateinischen mit der »Pas­sion«, hat
mich immer be­eindruckt und
beeinflusst wohl auch mein
Gefühl. In jedem Musikerdasein, als Instrumentalist, als
Komponist, als Dirigent ist
nicht jeder ­
Moment beglückend – aber es ist immer
etwas da, was einen die Größe
dieser Kunst spüren lässt und
einen ­
anspornt, diesen Stücken oder den eigenen Ideen
gerecht zu werden. Und dafür
braucht es Leidenschaft.
Meine vierte Leidenschaft ist
übrigens das Unterrichten,
sowohl als Lehrer für Klarinette als auch für Komposition.
Drei Leidenschaften –
Jörg Widmann
Jörg Widmann (Dirigent,
­Klarinette, Komposition),
Kammer­akademie Potsdam
Wolfgang Amadeus Mozart:
Ouvertüre zu »Don Giovanni«
Jörg Widmann:
180 beats per minute
Carl Maria von Weber:
Konzert für ­Klarinette und
­Orchester Nr. 1 f-Moll op. 73
Felix Mendelssohn Bartholdy:
Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 11
Siehe Programm, S. 22
Do 8.9., Stadthalle Verden
Fr 9.9., Stadthalle Walsrode
m. 37
Aus den
Träumen gerissen
Das Ende einer Pianistenlaufbahn und der
Anfang wunderbarer Musik
D
as Weihnachtsfest war fast vorbei. Die Häuser waren erfüllt
von dem Duft guten Essens, eine süße Wärme e
­ in­gedickter
Soßen lag in der Luft. Aus den Fenstern der ­Bürgerhäuser
leuchteten die sanft glimmenden Christbäume. In den wenigen geöffneten Gastwirtschaften saßen die, die es daheim
nicht warm hatten, und ein paar junge Leute auf ­Heimatbesuch
in Zwickau. Einer von ihnen war Robert Schumann, Jurastudent in Leipzig. Er trank viel, oft zu viel. Er liebte den Rausch.
In seinem Tagebuch vermerkt der junge Mann in dieser Nacht:
»Der Arm schmerzt.« Zu mehr war er – voll des Weines – nicht
mehr in der Lage.
Am folgenden Tag konnte Robert Schumann immerhin wieder
Klavier spielen. Er musizierte vierhändig mit seiner Jugendfreundin Josephine Carus.
Auf dem Weg nach Hause stolperte er und stürzte in einen
Graben, kam aber wieder auf die Beine und schaffte die letzten
Meter ins Elternhaus am Hauptmarkt. Dort hing Trauer in den
Wänden. Drei Jahre zuvor hatte sich seine Schwester Emilie
das Leben genommen – sie war 18 Jahre alt, so wie er jetzt.
Ein Jahr später starb Roberts Vater.
Der schmerzende Arm wird ihn in den kommenden Jahren seines Lebens immer wieder begleiten. Zunächst aber kann er –
weitgehend frei von Beschwerden – an seiner Technik feilen.
Das verlangt Friedrich Wieck von ihm. Der bekannte Klavier­
pädagoge ist seit August 1828 Schumanns Klavierlehrer. Er
nennt seinen begabten, aber hitzigen Schüler »Enragé«, einen
Tollkopf auf der Tastatur.
Er trat in die schwach erleuchtete Diele. Es war still, und er war
erleichtert. In seinem angetrunkenen Zustand der Mutter zu
begegnen, hätte eine Auseinandersetzung zur Folge gehabt.
Sie war in Sorge um ihn, denn sein Jurastudium litt unter den
Exzessen. Alkohol und rauschhaftes Fantasieren am Klavier.
Oft beides zusammen.
Jeden Tag setzt sich Robert mit der Beherrschung der Mechanik und seiner eigenen Ungeduld auseinander. Er möchte lieber in Harmonien und Melodien schwelgen, als mit trockenen
Exerzitien den Quintenzirkel durchschreiten. Doch er hat Ziele.
Er will Musiker werden, nicht Jurist – davon weiß seine Mutter
noch nichts. Und er will die »Alexandervariationen« von Ignaz
m. 38
DIE LEIDEN(SCHAF TEN) ROBERT SCHUMANNS
Moscheles so gut spielen, dass er sie öffentlich vortragen
kann. Das gelingt ihm, trotz eines Umzugs von Leipzig nach
Heidelberg, trotz zunehmender Alkoholexzesse in der Studentenverbindung, trotz Schmerzen im rechten Arm, die sich inzwischen in der rechten Hand qualvoll versammelt haben.
meine alte hypochondrische Musikmechanik. Sein Endresultat
war: daß er Nutzen und Vortheile dieses Verfahrens einsähe,
daß es aber in übertriebener Anwendung auf Kosten anderer
Sachen nachtheilig sey. – Das wußt’ ich längst.« Einen Tag später schreibt er: »Der dritte Finger ist vollkommen steif.«
Am 24. Januar 1830 trägt Robert Schumann im Heidelberger
Museumssaal das Bravourstück, die »Alexandervariationen«,
öffentlich vor. Das Publikum ist begeistert. Den Ritterschlag
gibt er sich selber und trinkt auf diesen Erfolg. Zwei Tage
­später notiert er: »Mein betäubter Finger … Dies ist die liederlichste Woche meines Lebens.«
In jenen Wochen begräbt Robert Schumann seinen Traum von
der Pianistenlaufbahn. Wieck gibt sich Mühe, dem jungen
Mann zu helfen, schickt ihn zu Ärzten, zu Heilern und nimmt
sich Zeit für ihn. Robert Schumann werden sogenannte animalische Bäder empfohlen: Er hält seine rechte Hand in die Eingeweide frisch geschlachteter Tiere. Und er versucht, seine
Mutter zu beruhigen: »An den ›reisenden Virtuosen‹ denk’ ich
nicht – das ist ein saures undankbares Leben. – Bin ich fleißig,
so bin ich in zwei Jahren bis Opus 20.«
Er übt und trinkt. Er fantasiert am Klavier und bringt sich an
den Rand seiner Kräfte. Notiert jede Veränderung der rechten
Hand, setzt sie in Beziehung zu seinem Übungspensum. Im
Sommer 1830 nimmt er allen Mut zusammen und bittet seine
Mutter, dass er dem Kampf zwischen Jura und Musik ein Ende
machen dürfe. Sie antwortet skeptisch und mit einem leisen
Vorwurf: »Gehe seit dem Tode Deines guten Vaters Dein Leben
durch, und Du mußt Dir sagen, daß Du nur Dir gelebt hast. Wie
will und wird das enden?« Robert schreibt zurück: »Blieb ich
beim Jus, ich erschösse mich als Accessist aus Langeweile …«
Im Hause von Roberts Klavierlehrer Friedrich Wieck trifft wenige Tage später ein Brief von Frau Schumann ein. Sie möchte
eine fachliche Einschätzung der Pläne ihres Sohnes. Und
Wieck antwortet ihr so, wie sie es sich nicht gewünscht hatte:
»Ich mache mich anheischig, Ihren Herrn Sohn, den Robert,
bei seinem Talent und seiner Phantasie binnen drei Jahren zu
einem der größten jetzt lebenden Klavierspieler zu bilden …«
Der Herbst 1830 ist kalt in Leipzig. Robert Schumann kehrt aus
dem warmen Heidelberg zurück in die gestrenge Häuslichkeit
bei Friedrich Wieck. Da der junge Mann kein Zimmer findet,
überlässt ihm sein Klavierlehrer eine kleine Wohnung im eigenen Haus. Das erhöht die Kontrolle. Wie viel übt Robert? Was
übt Robert? Wann übt Robert?
Wenn nur der Schmerz nicht wäre! Im Tagebuch häufen sich
Einträge, wie es seiner rechten Hand geht. Er ist mit seinen
Gedanken dauernd beim Mittelfinger. Ein Stockwerk tiefer übt
Clara Wieck und erarbeitet unter der Aufsicht ihres Vaters das
Repertoire für ihre erste Konzertreise. Sie ist knapp 12 Jahre
alt. Im September 1831 reisen Vater und Tochter nach Paris ab.
Robert bleibt für ein halbes Jahr allein mit sich und seiner
schmerzenden rechten Hand.
Er grübelt und trinkt. Er macht sich Vorwürfe. Er arbeitet an
einer Umstellung der Handhaltung. Und er bastelt. »Cigarrenmechanik« nennt er das Teil, das er an seinem Klavier installiert. Es ist eine Schlinge, in die der Kummerfinger gelegt und
dort fixiert wird. Die anderen vier Finger bleiben beweglich auf
der Tastatur. Er kasteit sich und übt mit gefesseltem Finger
mehrere Monate. Am 7. Mai 1832 notiert er in seinem Tagebuch: »Mit dem dritten Finger geht’s durch die Cigarrenmechanik leidlich. Der Anschlag ist unabhängig jetzt.« Leider ist
Friedrich Wieck von der Methode nicht so überzeugt wie sein
Schüler. Es gibt nach Wiecks Rückkehr aus Paris lange Gespräche über das Für und Wider. Am 13. Juni 1832 schreibt Robert
Schumann in sein Tagebuch: »Stumpf und müde seit einigen
Tagen. Gestern hatte ich mit Wieck ein langes Gespräch über
Das Handleiden hat ihn nie mehr verlassen. In der modernen
Medizin gibt es für dieses Leiden einen Namen: tätigkeitsspezifische fokale Dystonie, auch »Musikerkrampf« genannt. Laut
Eckart Altenmüller, Professor für Musikermedizin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, ist Robert
Schumanns Krankengeschichte, die sich aus seinen Tage­
büchern der Jahre 1829 – 1832 erschließt, weltweit der erste
überzeugend dokumentierte Fall einer solchen Erkrankung.
Befreit vom Druck, Pianist werden zu wollen, konnte Schumann nun wieder frei am Klavier fantasieren, und er suchte
geschickt die Wege auf der Tastatur, um den Mittelfinger der
rechten Hand nicht einsetzen zu müssen. In seiner unmittelbaren Nähe reifte ein junges Mädchen zur Frau und zur Virtuosin – Clara Wieck, die er zunächst bewunderte, sich dann in
sie verliebte und in den folgenden Jahren harte Kämpfe um
sie mit Vater Wieck austrug. Die schmerzten anders und tiefer
als der Mittelfinger.
Er komponierte fleißig, wie er es der Mutter versprochen hatte.
Sein Opus 20, die Humoreske, die von seinem Lieblingsdichter
Jean Paul inspiriert ist, wurde zwar erst sieben Jahre nach dem
Versprechen fertig. Aber bis dahin hatte er bereits einen ganzen
Kosmos an Klavierkompositionen geschaffen. Aus vielen spricht
die Sehnsucht nach Clara, und bei einer Komposition hat er es
ihr ganz offen gesagt: »Es ist eine tiefe Klage um Dich und das
Passionierteste, was ich je gemacht habe.« – Es handelt sich um
die Fantasie C-Dur op. 17, die er 1836 komponierte.
»Durch alle Töne tönet / Im bunten Erdentraum / ein leiser Ton
gezogen / für den der heimlich lauschet« – diese Verse Friedrich Schlegels stellte Robert Schumann seiner Fantasie C-Dur
voran und gestand Clara: »Der Ton im Motto bist Du wohl.«
Ulrike Brenning
Till Fellner (Klavier), Volker Gerling (Daumenkinografie),
Dagmar Hoffmann-Axthelm (Vortrag)
Mit Musik von Robert Schumann:
Humoreske B-Dur op. 20 und Fantasie C-Dur op. 17
Siehe Programm, S. 24, 25
Haus der Leidenschaften
Sa 24.9., Städtisches Museum ­Braunschweig
Raum der Leidenschaften
So 25.9., Ehemaliger Landtag, Oldenburg
m. 39
»Majestuoso«
Eine Geschichte aus
Andalusien
Parade beim Pferdetraining
in der spanischen Hofreitschule
in Jerez de la Frontera.
m. 40
GETANZTE LEIDENSCHAF T – FL AMENCO
S
ie würde diese Geschichte auf keinen Fall aufschreiben.
Was aufgeschrieben ist, ist festgeschrieben. Wird in eine
Form gegossen, in ein Korsett geschnürt, ist beherrschbar.
Aber so war es nicht. Der Geschmack von Öl und Pfeffer. Olivenöl, grasig und fruchtig. Dazu grober, schwarzer Pfeffer, vor ihren Augen gemörsert, Pfeffer, der den Zähnen was zu tun gibt und den Augen.
– Das hatte sie im Sinn, als sie den Jungen zum ersten Mal
sah, das hatte sie auf der Zunge, als sie ihn küsste. Das lief ihr
den Rücken herunter, als …
Junge hielt sich sehr aufrecht, aber seine Hände blieben weich
und nachgiebig, unmerklich nur nahm er die Zügel auf. Um
seine Lippen spielte ein Lächeln, als verstünde er, was in dem
Tier vor sich ging. Dieses Lächeln streifte auch sie auf einer
der Besucherbänke, hoch über dem Oval der prächtigen weißen Reithalle mit ihren feierlichen Lüstern. Die ließen das tägliche Pferdetraining wie einen Ball wirken, einen Tanz zwischen
den Männern und ihren kostbaren Cartagena-Pferden. Das
Lächeln streifte sie vielleicht nur zufällig, aber es hinterließ
eine Röte in ihrem Gesicht. War sie so leicht zu durchschauen?
Jerez de la Frontera, die spanische Hofreitschule. Der Junge
lenkte mit festen Schenkeln und leichter Hand einen der andalusischen Schimmel – ein noch junges, unsicheres Pferd. Der
»Hübsches Pferd«, sagte der Mann neben ihr anerkennend. Er
hob seine Kamera. Er war Fotograf. Immer hielt er eine Kamera
zwischen sich und die Welt.
Der Junge auf seinem schüchternen Pferd kam wieder vorbei.
Und wieder lächelte er, diesmal musste es Absicht sein, zu ihr
hinauf. Sie erschrak – und durch ihr Erschrecken fuhr auch er
zusammen, und sogleich wurde das Pferd nervös und machte
ein paar Sätze zur Seite. Der Junge blieb im Gleichgewicht,
lachte und nahm gutmütig die Zügel auf, strich dem Tier sanft
über den Hals.
Er hatte eine Hand für junge Pferde, sagten die Kollegen am
nächsten Tag, als sie sich angelegentlich nach dem Jungen
erkundigte. Er nimmt sie, wie sie sind. Sie nickten anerkennend – eine verschworene Gemeinschaft von Verständigen.
Am nächsten Tag saß sie wieder auf der Tribüne, diesmal
­allein. Ihr Mann hatte abgewunken: Er habe schon alles ge­
sehen, er brauche neue Motive. Geh du nur.
Das Lächeln traf sie wieder, aber es veränderte sich. Oder war
sie es, die anders zurückschaute? Runde um Runde – Blick um
Blick. Blicke, die direkter wurden, Blicke, die sich kreuzten wie
die Klingen eines Degens, ein Schmerz im Magen, wie von
etwas getroffen, scharf, entschieden. Etwas verflüssigte sich
im Rückgrat, wurde heiß, brannte. Sie hielt sich mit beiden
Händen an der Bank fest, dass die Finger schmerzten.
Spanische Tänzerin
Wie in der Hand ein Schwefelzündholz, weiß,
eh es zur Flamme kommt, nach allen Seiten
zuckende Zungen streckt —: beginnt im Kreis
naher Beschauer hastig, hell und heiß
ihr runder Tanz sich zuckend auszubreiten.
Und plötzlich ist er Flamme, ganz und gar.
Mit einem Blick entzündet sie ihr Haar
und dreht auf einmal mit gewagter Kunst
ihr ganzes Kleid in diese Feuersbrunst,
aus welcher sich, wie Schlangen die erschrecken,
die nackten Arme wach und klappernd strecken.
Und dann: als würde ihr das Feuer knapp,
nimmt sie es ganz zusamm und wirft es ab
sehr herrisch, mit hochmütiger Gebärde
und schaut: da liegt es rasend auf der Erde
und flammt noch immer und ergiebt sich nicht —.
Doch sieghaft, sicher und mit einem süßen
grüßenden Lächeln hebt sie ihr Gesicht
und stampft es aus mit kleinen Füßen.
Rainer Maria Rilke
m. 42
Es erschöpfte sie standzuhalten. Sie sagte sich, dass sie gehen
müsse, weit fortgehen, unbedingt. In der Pause stand der
Junge plötzlich vor ihr auf dem Gang. Unwillkürlich sah sie
nach dem Pferd. Das machte ihn lächeln. Die Reitgerte hielt er
noch in der einen Hand, in der anderen einen Zettel. Er machte einen Schritt auf sie zu. Panik ergriff sie, sie wollte weglaufen, aber ihre Beine bewegten sich nicht. Im Abwenden spürte
sie seine Hand auf ihrem Arm. Eine heiße Hand, trocken, fest,
behutsam dabei.
»Warum bist du so traurig?«, fragte er ernst.
»Wie bitte?!?«
Er wiederholte die Frage nicht, schaute sie nur an.
Auf dem Zettel stand der Name eines Hotels, eine Adresse,
eine Zeitangabe und ein einziges Wort: »Komm!«
Da lief sie wirklich davon. Wie ein Schulmädchen.
Am nächsten Tag sah er bleich aus, übernächtigt, wie jemand,
den man hinterrücks überfallen hatte und der nun seine Fassung wiedergewinnen musste. Er tauschte mehrfach die Pferde, unruhig, fahrig. Er würdigte sie keines Blickes. Am folgenden Tag dann doch. Ihr Mann war diesmal dabei, sie hatten
wieder gestritten, und sie versuchte, nicht traurig zu sein und
den Jungen nicht anzusehen. Dennoch erwischte er sie vor
den Waschräumen: »Komm!«
Er war aufgebracht und entschieden. Er wusste genau, was er
tat. Er zog sie mit sich, ohne Rücksicht auf die Umstehenden.
Sie war überrumpelt, nein, das ging nicht, das ging auf keinen
Fall – und doch folgte sie ihm. Einen langen Gang entlang, den
Hof überquert, eine Türe geöffnet, weiter! In den Stallungen
jetzt, ihre Hand in seiner, und dann schob er eine Boxentür zur
Seite, ganz ruhig plötzlich, hielt inne. Vor ihnen baute sich ein
imposanter weißer Hengst auf. »Majestuoso« kannte jeder, ein
König von einem Pferd, alt, aber voll gebändigter Kraft. Das
Tier hatte den Kopf gehoben, schnaubte fragend. Der Junge
GETANZTE LEIDENSCHAF T – FL AMENCO
ging vor, zog sie in die Box, schloss die Tür und umhalste den
Hengst. Er sprach leise zu ihm hin, beiläufig, ließ ihn endlich
los, und der Hengst zog sich zurück, bedächtig, so gut es eben
in der Pferdebox ging. Der Junge schob sie in eine andere
Ecke, schaute sie bestimmt an, wartete. Wartete noch ein
wenig. Die Stille wurde sehr dicht, wurde warm, schloss sich
um sie wie sein Blick, etwas klopfte in ihrem Hals.
Jäh machte der Junge ein, zwei Schritte, hob in einer anmutigen Geste beide Arme über den Kopf und – stand. Und bewegte den Kopf und einen Arm und legte ihn in die Hüfte. Er trat
mit einem Bein nach vorn und – stand wieder. Und wieder
beide Arme und zwei Schritte, rasche jetzt, und eine Drehung
und ein Emporreißen des Kopfes – ja! Und weiter und weiter,
und ein Hin und Her und ein Gerissensein und Verhalten, ein
Treiben und Verharren, ein Stürmen und Warten – Flamenco.
Das Geräusch der Reitstiefel wurde vom Stroh verschluckt, es
raschelte, wo es hätte stampfen sollen, es knisterte, statt von
Kastagnetten zu klacken. Aber der Tanz! Der Flamenco, der
Flamenco crudo, der raue, der offene, der verletzliche und
­verletzende, der entschiedene, uralte, heiße Flamenco! Den
tanzte er für sie.
Und sie blieb, wo sie war, hörte, sah, roch die Wärme, das Fell
des Pferdes und dieses Fremde, Pfeffrige und etwas wie Gras
und Olivenöl. Sie war nur noch Lauschen und Atmen und ein
Pochen in den Fingern. Das Pferd stand still.
Atemlos, erhitzt, das Hemd verrutscht, so trat er schließlich auf
sie zu, lächelte, legte die Lippen an ihr Ohr. »Weil du traurig
bist«, sagte er. Und: »Ich werde zu dir kommen, eines Tages.«
Als es so weit war, zwei Jahre später, auf einem anderen Kontinent, in einem anderen Land, öffnete sie ihm die Tür. Drei
Stockwerke! Sie hörte seine Schritte näherkommen. Sie hätte
schwören können, dass sich die Dielen in Stroh verwandelten,
in warmes, goldgelbes Stroh unter ihren nackten Füßen. Sie
ließ ihn herein, freudig wie ein Kind, und sah, wie er mit selbstverständlicher Geste erst die Jacke ablegte. Dann wandte er
sich um und sah ihr offen ins Gesicht. Es war eine Frage. Er
hatte viel Zeit. Er war ein wenig älter geworden. Ein Junge, der
wusste. Sie hatte den Geruch von Pfeffer und Öl in der Nase.
Und dann auf den Lippen. Und dann.
Das ist nun lange her, aber aufschreiben wollte sie diese
­Geschichte nie. Niemals bändigen, niemals beherrschen. Die
Möglichkeiten im Kopf lassen wie die Schritte des Flamencos:
gezielt, bewusst, beherrscht und doch drängend nach vorn.
Wenn man nur schreibend tanzen könnte. Oder lieben.
Gabriela Jaskulla
Flamenco de tres
Rocío Márquez (Gesang), Miguel A. Cortés (Gitarre), ­
Leonor Leal (Tanz)
Flamenco-Duo und Tanz
So 25.9., Historischer Kornspeicher, ­Freiburg/Elbe
Flamenco de dos
Rocío Márquez (Gesang), Miguel A. Cortés (Gitarre)
Flamenco-Duo
Mo 26.9., Küsterhaus Varrel
Flamenco grande
Rocío Márquez, Arcángel, Miguel A. Cortés, Dani de Morón,
Los Mellis, Agustín Diasera, Leonor Leal
Flamenco mit Gesang, Gitarre, P
­ ercussion und Tanz
Mi 28.9., Schlosstheater Celle
Fr 30.9., Atrium auf dem Gräflichen L
­ andsitz Hardenberg,
Nörten-Hardenberg
Siehe Programm, S. 24, 25
m. 43
STILLE LEIDENSCHAF T
Hüter der Flüsse
Dariusz, der Angler
E
in nebliger Morgen, passables Wetter zum Laufen. Außer
­ratschenden Raben am Maschseeufer niemand zu sehen.
Aber dann brach plötzlich der Mann aus dem Gebüsch! Er trug
eine ausgebeulte Hose und eine Camouflage-Jacke, alles von
einem grauen Schleier über­zogen, vom zu häufigen, zu heftigen
Waschen vermutlich. Die ganze Erscheinung abgenutzt, ver­
blichen. Auch das Gesicht des Mannes wirkte grau, grau vor
Müdigkeit, verdüstert von einem Bart. Überraschend blaue
­
Augen jedoch schauten kindlich, offen: Dariusz, der Angler.
Es dauerte, bis ich mit Dariusz zum Angeln gehen konnte,
denn, einmal überzeugt von dem Vorhaben, machte er es
spannend: Mal war es zu kalt, mal zu feucht, mal war die Strömung der Leine zu stark, mal hatte Dariusz, der selbständige
Autohändler, mit Behördenkram zu kämpfen. Zwischen Anrufen immer wieder Text­nachrichten. Er lockte mit abenteuerlichen Vorschlägen: Nachts angeln, das sei es doch! Und ein
anderes Mal: Ob ich genug Zeit mitbrächte? Sieben, acht Stunden seien das Minimum … Und dann wurde es doch ein gewöhnlicher Sonntag an der Leine. Zwischen Flaneuren, Faulpelzen und lustlosen Hundehaltern fällt Dariusz sofort auf: ein
nicht einmal großer, jedoch seltsam gefasster, drahtiger Mann.
Konzentriert, entschlossen. Und tatsächlich: »Vorbereitet sein
ist alles«, sagt Dariusz, während er seine Ausrüstung vorführt.
Diese zielstrebige Umsicht hat sich Dariusz Kawka selbst bei­
gebracht. Geboren wurde er in der Kleinstadt Koło, die sich
­irgendwo in Polens Mitte verliert. Unter den 23.000 Einwohnern
eine Menge verrückter Angler, denn Koło wird bestimmt vom
Lauf der Warthe. Hier lernte der Junge Dariusz das Angeln – und
das Traurigsein. Denn zum Angeln ging der Vater nur, wenn er
wieder einmal gesoffen und dabei viel Unheil angerichtet hatte.
Tagelang, wochenlang. Dann besann sich der Vater – und suchte die reinigende Ruhe am Wasser. Der Sohn wurde dabei mehr
geduldet als gelitten, gelehrt hat ihn der Vater nicht viel: »Wie
du auf große Fische gehst, das hat er mir nicht gezeigt«, sagt
Dariusz, vierzig Jahre später immer noch kummervoll. »Mir hat
er immer nur die kleinen Köder gegeben. Kleine Köder – kleine
Fische. Ich hab nichts gelernt.« Fast wäre es bei diesem »Nichts«
geblieben, denn auch die Mutter, obwohl selbst sehr geschäftstüchtig, wollte den lästig fragenden Jungen nur möglichst
schnell loswerden. Also brach Dariusz die Schule ab, arbeitete
als Schlosser, als Schweißer. Das Angeln brauchte er zum Runterkommen, zur Besinnung. Der Ehrgeiz kam später. »Ehrgeiz
musst du dir leisten können«, sagt Dariusz.
1989 reiste er nach Deutschland aus und schlug sich wie viele
Landsleute durch. Vom einfachen Fahrer bei einer Spedition bis
zum Unternehmer mit eigenem Fuhrpark binnen 15 Jahren. Das
Angeln blieb beinahe auf der Strecke. Aber dann packte es
­Dariusz doch wieder. In Isernhagen entdeckte er einen eigentlich harmlosen kleinen Weiher – und da war es wieder, das alte
»Fieber auf die Fische«.
Dariusz mag alle: die Barsche, die Hechte, die Karpfen. Nur
keine Forellen: »Die benehmen sich alle gleich«, behauptet er
gutgelaunt, während er seine stattliche Sammlung von
Ködern, von »Blinkern« vorführt. Und Karpfen? Gelten die
­
nicht als besonders dumpfbackig? »Aber lecker!«, erwidert
­Dariusz. Bei ihm hat jeder Süßwasserfisch eine Chance. Auf
dem Handy hat er die dicksten Fänge gespeichert: Bis 14,9 Kilo
reicht das Gewicht der Kaventsmänner von Karpfen, für die
­Dariusz obendrein jede Menge Rezepte weiß. Der mittlerweile
50-Jährige hat durch das Angeln das ­Kochen gelernt – und
nicht nur das. »Angeln«, sagt Dariusz, »ist gut, wenn du etwas
lernen willst. Die Fischarten, die Gewässer, das Wetter – das
hört nie auf.«
Das Wasser vor uns ist plötzlich leuchtend grünblau gefärbt.
Dariusz ist sofort alarmiert. Kritisch prüft er, riecht, murmelt besorgt. Fühlen sich Angler verantwortlich für die Seen und Flüsse,
an denen sie fischen? »Aber ja!«, sagt Dariusz. »Wir sind die
Hüter der Flüsse.«
Dariusz kennt hier jede Ecke. Er weiß, wo welche Vögel nisten,
wo welche Angler hocken. Das Revier ist geteilt. Jeder Angler
in Deutschland muss Mitglied in einem Verein sein und führt
Buch darüber, wie viele Tiere er fängt, notiert akribisch deren
Größe und Gewicht. Ist das nicht lästig? »Nein, nein!«, protestiert Dariusz. »Wenn das nicht so genau geregelt wäre, gäbe
es längst keine Fische mehr.« Ausgerechnet Dariusz, der Selfmade-Mann, entpuppt sich als großer Freund der deutschen
Bürokratie. »Ich liebe deutsche Ordnung«, versichert er. »Hier
haben die Fische eine Chance. Schau dir Polen an oder Russland: Jede Menge Angler, jede Menge Passion – aber kein
Überblick.« Er schüttelt kummervoll den Kopf. Leidenschaft –
ja, aber bitte mit Weitsicht. Passion – gewiss, aber mit Verantwortung. »Sonst«, sagt Dariusz, »sonst wird es kompliziert.
Das sieht man auch in der Politik.« Dariusz, der ein so schwieriges Leben geführt hat, hegt eine innige Abneigung gegen
alles Komplizierte. Deshalb mag er das Fischen: ein Mensch,
ein Fluss. Alles andere ist Zufall – und Vorbereitung. Hingebungsvoll grübelt Dariusz, auf welche Weise er seine Köder
optimieren, seine Vorgehensweise verbessern könnte. Und
doch lehrt ihn der Lauf der Flüsse, lehren ihn Strömung und
Wetter, dass es ein Zusammenspiel aller Kräfte geben muss,
bis ein echter Coup gelingt. Und all die anderen Tage? Solche
mit mickrigen oder gar keinen Fängen? »Auch gute Tage!«,
lacht Dariusz, »dann habe ich wieder etwas gelernt.«
Die wahre Passion eines Anglers, so scheint es, ist das Lernen.
Das Lernen über Karpfen und Barsche, Hechte und Zander, die
Beschäftigung mit Flüssen und Ufern, Pflanzen, Wettern und
Gestein. Die wahre Passion eines Anglers? »… ist das Leben«,
ergänzt Dariusz sofort. »Das Leben und das Lernen. Das ist übri­
gens dasselbe.«
Gabriela Jaskulla
m. 45
31. Niedersächsische Musiktage
2. Sept. – 1. Okt. 2017
Eröffnung im Osnabrücker Land
raum
Die Niedersächsische Sparkassen­stiftung
und die ­Sparkassen in Niedersachsen
Impressum
Veranstalter
Niedersächsische
Sparkassenstiftung
Geschäftsführung:
Dr. Sabine Schormann
Schiffgraben 6 – 8
30159 Hannover
www.nsks.de
Weitere Texte
wie gezeichnet
Intendantin
Katrin Zagrosek
Marketing
Gerschau.Kroth.Werbeagentur
Organisation
Sandra Hoffmann,
Produktionsleitung
Sven-Michael Salzer,
Projektmanagement
Fotonachweis
Aleksander Marko Perkovic
(S. 32)
akg-images (S. 4/5, 35)
Arcadia-Motion-Pictures
(S. 34, 36)
Axel Herzig (S. 25)
Barbara Aumüller (S. 24)
Ben Ealovega (S. 26)
Benjamin Westhoff (S. 18)
Brigitte Sporrer/cultura/
corbis (Anz. S. 20)
Christian Ruvolo (S. 23)
Christian Schneider (S. 22)
Clara Cardona (S. 25)
Musikvermittlung
Sonja Catalano
Kommunikation
Martina Fragge, Leitung
Kirsten Karg, Redaktion
Jörg Zimmermann, Internet
Redaktion / Texte
Dr. Ulrike Brenning
Lektorat
Martina Hoffmann
Konzept, Gestaltung,
Produktion
scherrer. schilling.
Kartenvorverkauf und
Informationen
www.musiktage.de
0800/45 66 54 00
(kostenfrei aus dem deutschen Festnetz)
(Kar tenpreise inkl. aller Gebühren)
Eric Richmond (S. 26)
Franz Bischof (S. 12, 13)
Franz Ritschel Quadrat (S. 23)
Gabriela Brandenstein (S. 25)
Geboren Thielsch (S. 23, 27)
Heinz H. M. Hoppe (S. 46)
Helge Krückeberg (S. 3, 6, 7, 9,
10, 12/13, 14/15, 31, 44, 48)
Iris Nepke (S. 20)
Jan Müller (S. 19)
Jens Schulze (S. 16)
Jona Laffin (S. 25)
Jourist Quartett (S. 23)
Klaus Handner (S. 25, 42)
Kulturstiftung Kornhaus (S. 32)
Lars Blank (S. 23)
Lucille Reyboz (S. 27)
Lukas Beck (S. 23, 27)
Marco Borggreve (S. 22, 24, 37)
Micha Neugebauer (S. 24)
misu/Fotolia (Titel u. S. 3, 21)
Nikolaj Lund (S. 22)
Photo Huber (S. 26)
PS.SPEICHER (S. 28/29, 30)
Robert Eikelpoth (S. 23)
Saddo Heibat (S. 24)
Stephanie Deitenbeck (S. 12, 13)
Steven Haberland (S. 22)
van-der-voorden (S. 23)
Youri Lenquette (S. 25)
Bildnachweis
Historisches Museum
­Hannover (S. 7)
akg-images (S. 38, 40/41, 43)
Gottfried Wilhelm ­Leibniz
­Bibliothek – Nieder­sächsische
Landesbibliothek, ­Hannover:
KGBH 42,2 S. 2 und S. 5,
KGBH 49,3 S. 3 und S. 24 (S. 8)
Die Foto- und Bildnachweise
wurden nach bestem Wissen
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­bitten wir um Rückmeldung.
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© Niedersächsische
­Sparkassenstiftung
Hannover 2016
Fotos v.l.n.r.: Alexander Brodeßer | NDR; Michael Uphoff | NDR
NDR 1 Niedersachsen
Hallo Niedersachsen
im NDR Fernsehen
Von Pop bis Kult
Pop-Klassiker, Kult-Hits und die schönsten
Oldies – einfach die beste Musik gibt’s bei
NDR 1 Niedersachsen.
Immer das Aktuelleste aus dem Land
Hallo Niedersachsen berichtet, worüber in
Niedersachsen gesprochen wird: Aktuell, relevant,
zuschauernah. In bewegenden und bewegten
Bildern erzählt das Landesprogramm zwischen
halb acht und acht spannende Geschichten
über das, was die Menschen in Niedersachsen
interessiert, berührt und aufregt.
Auf den Punkt informiert
Zur vollen Stunde das aktuelle Geschehen
aus Niedersachsen und der weiten Welt.
Und immer um halb Nachrichten aus den
Regionen.
Kultur in Niedersachsen
Musikfestivals, Ausstellungen, Theater
und kulturpolitische Entscheidungen
täglich aktuell und immer
dienstags besonders ausführlich
im Kulturspiegel von 19.00 bis 20.00 Uhr.
Wer wissen will, was im Land los ist,
der guckt Hallo Niedersachsen!
Was in Niedersachsen passiert –
Hallo Niedersachsen hat es im Programm.
Sieben Abende die Woche. Hallo Niedersachsen
recherchiert, ordnet ein, analysiert und bewertet,
immer den Zuschauer im Blick.
Außerdem von Montag bis Freitag
„Niedersachsen 18.00“ – die „Tagesschau“ für
das ganze Land. Aktuell, schnell, kompakt – die
wichtigsten Informationen in einer Viertelstunde.
Begeistern
ist einfach.
Wenn Publikum auf mitreißende Künstler trifft wie in
jedem September bei den Niedersächsischen Musiktagen. Themenspezifische Konzerte an außergewöhnlichen Orten – das Erfolgsrezept seit 30 Jahren.
www.musiktage.de