Workshop: dbgs GesundheitsService GmbH Ein Unternehmen der

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Workshop: dbgs GesundheitsService GmbH Ein Unternehmen der
5. FACHTAG
TAGESREHA IN FRANKFURT AM MAIN
SUCHT UND ARBEITSWELT
11.05.2016
SUCHTPRÄVENTION IN UNTERNEHMEN
JULIA VOIGT
IAS GRUPPE
PSYCHOSOZIALE BERATUNG UND TRAININGS
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INHALTE
 Daten und Fakten zum Thema Sucht in der Arbeitswelt
 Warum ist es so schwer mit Suchtkranken am Arbeitsplatz umzugehen?
 Bausteine einer Suchtprävention im Unternehmen
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ALKOHOLKONSUMENTEN
Erwerbstätige
Bevölkerung:
Abstinente
risikoarmer ...
riskanter...
5%
80%
10%
abhängiger...
5%
... Konsum von Alkohol
Quelle: nach Wienemann, E., Universität Hannover (WA).
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SUCHTKRANKE IN DEUTSCHLAND
(Erwachsene Allgemeinbevölkerung von 18 bis 64 Jahren)
Alkoholabhängigkeit (Schätzungen 1.540.000-2.040.000)
Medikamentenabhängigkeit (Schätzungen 2.030.000-2.620.000)
Pathologisches Glücksspiel (BzgA 2012)
Nikotin (Schätzungen 5.100.000-6.110.000)
Internetabhängigkeit (14- bis 64 -jährige, Pinta-Studie 2013)
Illegale Drogen (Schätzungen 224.000-453.000)
Quelle: Suchtsurvey 2012 soweit nicht anders benannt
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CO – ABHÄNGIGKEIT IM BETRIEB
Suchtprobleme
„übersehen“
nicht ansprechen
verharmlosen
zudecken
... hilft dem Suchtkranken nicht, sondern wirkt sich suchtverlängernd aus.
… schafft „Schonraum“ im Betrieb.
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PHASEN DER ABHÄNGIGKEIT UND CO-ABHÄNGIGKEIT
Abhängigkeit
Co-Abhängigkeit
1. Abwehr-Phase
1. Abwehr-Phase
(„Ich habe kein Problem“)
(„Wir haben/sehen kein Problem“)
2. Rechtfertigungs-Phase
2. Beschützer-Phase
3. Kampf-Phase
3. Kontroll-Phase
4. Kapitulations-Phase
4. Anklage-Phase
(„Ich habe ein Problem, aber
ich habe gute Gründe…)
(„Ich habe ein Problem, aber
ich schaffe es alleine...“)
(„Ich habe ein Problem und ich
schaffe es nicht allein. Es hat
keinen Sinn mehr.“)
(„Wir haben ein Problem, aber wir
verstehen und helfen.“)
(„Wir haben ein Problem, aber wir
kriegen das in den Griff.“)
(„Wir haben ein unlösbares Problem.
Wir können/wollen nicht mehr.“)
Quelle: Institut für Betriebliche Suchtprävention Berlin e.V., Alkohol am Arbeitsplatz
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HINDERUNGSGRÜNDE FÜR INTERVENTION
Was hindert Vorgesetzte/Kollegen am meisten, Mitarbeiter mit Alkoholproblemen
anzusprechen?
Unsicherheit in der Einschätzung
74%
Mangel an Beweisen
44%
Hemmungen, Peinlichkeit
36%
34%
Angst vor Reaktion des Mitarbeiters
Mangelnde Information über Alkohol
28%
Zeitmangel
22%
Gleichgültigkeit
Befürchtung, dem Mitarbeiter zu schaden
16%
13%
eigener Alkoholkonsum
9%
Angst sich unbeliebt zu machen
8%
Wenig Unterstützung durch eigene
Vorgesetzte
Quelle: Führungskräftebefragung Landesbank Berlin 1995
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8%
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DILEMMA DES VORGESETZTEN
Der ist ein Risiko,
so betrunken wie der ist!
Da nutzt nur noch
eine Kündigung!
Ich mache das nicht
mehr mit!
Irgendwie kriegen wir das
schon hin!
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Bildquelle: Shutterstock.com Arek Malan
Aber wenn der Mitarbeiter
nüchtern ist, macht er seine
Arbeit perfekt!
Die Arbeit muss erledigt
werden!
Ich will mich nicht
unbeliebt machen!
Wenn das herauskommt,
dass er alkoholkrank ist…!
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BAUSTEINE EINER BETRIEBLICHEN SUCHTPRÄVENTION
Information
und Aufklärung
Suchtkrankenhelfer
Beratung für Führung und
Mitarbeiter
Schulungen für betriebliche
Funktionsträger
Betriebliche Regelung –
Betriebsvereinbarungen - Stufenplan
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Sensibilität für das Thema auf breiter Unternehmensebene /
Enttabuisierung / Kultur / Akzeptanz
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RECHTLICHER RAHMEN
Arbeitsschutzgesetz §§ 15 Abs. 1 und 16
Die Beschäftigen sind verpflichtet, für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
Sorge zu tragen,…
Unfallverhütungsvorschriften „Grundsätze der Prävention“ Pflichten des
Unternehmers [der Führungskraft] § 7 Befähigung für Tätigkeiten
(2) Der Unternehmer [Führungskraft] darf Versicherte, die erkennbar nicht in der
Lage sind, eine Arbeit ohne Gefahr für sich und andere auszuführen, mit dieser
Arbeit nicht beschäftigen.
Pflichten der Versicherten [des Arbeitnehmers] § 15 Allgemeine
Unterstützungspflichten und Verhalten
(2) Versicherte dürfen sich durch den Konsum von Alkohol, Drogen oder anderen
berauschenden Mitteln nicht in den Zustand versetzen, durch den sie sich selbst
oder andere gefährden können.
(3) Absatz 2 gilt auch für die Einnahme von Medikamenten.
Quelle: Gesetzliche Unfallversicherung GUV-V A 1 Unfall
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INTERVENTIONSLEITFADEN
Fürsorgegespräch
Klärungsgespräch
Stufengespräch
Persönliche, soziale,
gesundheitliche
Auffälligkeiten werden
sichtbar
Verletzung o.
Vernachlässigung
arbeitsvertraglicher
Verpflichtungen,
Zusammenhang mit
Substanzgebrauch nicht
sicher
Verletzung o.
Vernachlässigung
arbeitsvertraglicher
Pflichten in
Zusammenhang mit
Substanzgebrauch
Sorge um weitere
Entwicklung,
Hilfsangebote
Rückmeldung, Erwartung
aufzeigen, Hilfsangebote
5 Stufen mit
Hilfsangeboten und
Sanktionen
Kein Disziplinarcharakter
Reines
Unterstützungsangebot
Konkrete Vereinbarung
weiterer Schritte
Gesprächsnotiz
Rückmeldegespräch
Konkrete Vereinbarungen
Rückmeldegespräche
Gesprächsnotizen
Quelle: Prof. Dr. Wienemann und DHS
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HISTORISCHER ÜBERBLICK SUCHTPRÄVENTION DB
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-
•
•
vor 1998
K
Kein DB-weites
Alkoholverbot
Keine DB-weite
Regelung zum
Umgang mit
auffälligen und
erkrankten
Mitarbeitern
ABER: regelmäßige
Tauglichkeitsuntersuchungen der
MA mit
sicherheitsrelevanten Tätigkeiten
UND: Beratungsangebot Stiftung
Bahn-Sozialwerk
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1998
-
-
Abschluss der
„Konzernbetriebsvereinbarung zum
Suchtmittelverbot,
zum Umgang mit
Suchtmittelgefährdung und –
abhängigkeit im
Unternehmen“(KBV
S)(KBV Sucht)
Die Umsetzung der
KBV wird in einer
Konzernrichtlinie
geregelt
2002/2003
-
-
-
Personalorganisation
der Deutschen Bahn
benennt das Thema
Sucht am Arbeitsplatz
als Priorität der
betrieblichen
Gesundheitsförderung.
Das Projekt „Sucht am
Arbeitsplatz wird
initiiert.
Schwerpunkte:
Prävention, Beratung
und Hilfestellung für
bereits erkrankte bzw.
gefährdete Mitarbeiter.
…
2012
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-
Einführung des
MitarbeiterUnterstützungsteams
MUT
Telefonische
Erreichbarkeit an
Werktagen 8.00 –
20.00 Uhr
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PROJEKT „SUCHT AM ARBEITSPLATZ“ 2002/2003…
…und was sich daraus entwickelt hat:
A) Informationskampagne
• Broschüre „Sucht am Arbeitsplatz – Praxishilfe für Führungskräfte“
• Hotline und Postkartenserie
• erste Anfänge in der Etablierung einer Hotline
• begrenzt auf das Thema Sucht
• sehr geringe Nutzung und daher wieder eingestellt
10 Jahre später erfolgreiche Einführung der
MUT-Beratung, die sich dem gesamten psychosozialen
Beratungsspektrum widmet
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PROJEKT „SUCHT AM ARBEITSPLATZ“ 2002/2003…
… und was sich daraus entwickelt hat :
B) Theater und Film
• Theaterstück „Morgen hör´ ich auf“
• wurde an mehreren Standorten für
Führungskräfte der Deutschen Bahn
aufgeführt, mit anschließender
Podiumsdiskussion
• Mehrere Filme der Stiftung
Bahn-Sozialwerk / BZAL*)
zu finden hier:
http://www.blaukreuz-verlag.de/Morgenhoer-ich-auf-DVD
zu finden hier:
http://www.bsw24.de/Medien.140.0.html
• Theaterstück und Film „Gustav trinkt“
• wurde erstellt von Betrieblichen Suchtkrankenhelfern der DB und der
Sozialberatung der ias AG, die ebenfalls die Darsteller der einzelnen
Rollen sind.
*) Bahn-Zentralstelle gegen die Alkoholgefahren
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PROJEKT „SUCHT AM ARBEITSPLATZ“ 2002/2003…
… und was sich daraus entwickelt hat :
B) Schulungen und Seminare
• Seminar „Umgang mit auffälligen Mitarbeitern“ für Führungskräfte
• ist inzwischen fester Bestandteil des Schulungsangebots von DB Training, dem
internen Bildungsdienstleister der Deutsche Bahn, in Zusammenarbeit mit der
Sozialberatung der ias Gruppe und den Betrieblichen Suchtkrankenhelfern
• Ausbildung von betrieblichen Suchtkrankenhelfern (SKH)
• Der Großteil der betrieblichen Suchtkrankenhelfer wurde 2002/2003 ausgebildet.
• Seitdem finden regelmäßig weitere Basis- und Aufbauschulungen statt.
• Derzeit sind bei der Bahn über 200 betriebliche Suchtkrankenhelfer im Einsatz.
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BETRIEBLICHE SUCHTKRANKENHELFER
Betriebliche Suchtkrankenhelfer
• sind DB-Mitarbeiter, die selbst von einer Suchterkrankung betroffen sind, aber bereits
mindestens ein Jahr abstinent leben.
• beraten und unterstützen freiwillig andere Beschäftigte bei Suchtmittelgefährdung und
–abhängigkeit.
• motivieren zur Verhaltensänderung und Beratungsbereitschaft
• vermitteln zur betrieblichen Sozialberatung / zu MUT, begleiten bei der Einleitung von
Maßnahmen und Therapien, beraten und begleiten bei der Wiedereingliederung an
den Arbeitsplatz.
• Sie werden in speziellen Seminaren durch die ias Gruppe aus- und fortgebildet.
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