RADtouren 01/16

Transcription

RADtouren 01/16
Test
Test: 11 Randonneure und Gravelbikes
Ergo-Express
Reiseräder mit Rennlenker sind im Kommen. Ein Grund dürfte sein, dass die Radgattung
vielseitiger wird und immer mehr Komfort bietet. Wir haben klassische Vertreter mit Gepäckträger und Schutzblechen sowie neue Gravelbikes ab 1.100 Euro getestet.
Text: Jan Gathmann
Beste Lösung: Alle hydraulischen Scheibenbremsen glänzen mit perfektem Druckpunkt
und dosierter Verzögerung – hier: Tout Terrain.
24
RADtouren 1 | 16
ders. Denn die Haltung immer wieder zu verändern, entlastet alle Teile des Oberkörpers
gerade auf langen Strecken enorm. Gleichzeitig bringt die sogenannte „Unterlenkerhaltung“, wenn der Fahrer in die Biegung greift,
eine sehr gute Position, um dem Gegenwind
beim schnellen Fahren ein Schnippchen zu
schlagen. Dazu ein Rechenbeispiel: Ein leicht
trainierter Tourenfahrer kann 120 Watt auf
Dauer treten. Damit erzielt er beim Griff an
den Oberlenker eine Reisegeschwindigkeit
von 24,8 km/h. Am Unterlenker schafft er
mit gleicher Kraft 27,7 km/h. Anders gerechnet: Er kann mit 91 Watt 24,8 km/h fahren
(Berechnungen über: kreuzotter.de). Das ist
ein sehr moderater Krafteinsatz. Es ist bei
Randonneuren und Artverwandten der Lenker, der das Rad schneller macht, nicht die
dünnen Reifen (siehe Kaufberatung Räder &
Reifen, Seite 46).
Insofern ist eines der positivsten Ergebnisse des Tests schon das Testfeld selbst. Es
Gute Lösung: Mechanische Scheibenbremsen
stoppen witterungsunabhängig und stark – mit
140mm-Scheibe aber nur für leichte Leute.
war ein Leichtes, unsere 11 Räder für den
Test zusammenzutrommeln. Eingeladen
waren sogar über 20 Hersteller. Verstärkung
erhält die Gattung durch den Trend der Gravelbikes. Das sind geländetaugliche Räder
mit Rennlenker, gemacht um lange Strecken
auf befestigten, aber nicht geteerten Wegen
zurückzulegen. Von diesen sogenannten
„Gravelroads“, wie sie in der Trendheimat
USA heißen, haben die neuen Bikes auch
ihren Namen. Von echten Rennrädern unterscheiden sie sich meist durch einen längeren Radstand und ein tieferes Tretlager
für ruhiges Fahrverhalten. Insofern sind sie
den Randonneuren ähnlich. Anders als klassische Randonneure besitzen sie aber meist
keine Gepäckträger, sondern sind für das
Bikepacking gemacht (siehe Seite 40).
Auch Gravelbikes waren in der Einladung
berücksichtigt, weil sie häufig über alle nötigen
Ösen für den Anbau von Schutzblechen und
Gepäckträgern verfügen. Von der Forde-
Von der Hydraulik abgehängt: Die Mini-VBremse am Schauff (Bild) und VSF Fahrradmanufaktur wirkt vergleichsweise schwammig.
Fotos: Frank Gleitsmann, Lisa Partzsch (3)
D
ie Tage, in denen der Rennlenker nichts als körperquälende Sportlichkeit signalisierte,
scheinen gezählt. Dass Rennräder immer
öfter in der Werbung wie zufällig im Flur
stehen oder durch das Bild rollen, ist auch
Zeichen ihrer neuen Alltagsnähe.
Tatsächlich kann man mit Rennlenker
heutzutage ganz normal, ganz ohne übertriebenen sportlichen Ehrgeiz Radfahren.
Das liegt vor allem daran, dass die Sitzhaltung auf modernen Rädern mit Rennlenker
meist deutlich komfortabler ausfällt als noch
vor wenigen Jahren. Jetzt muss man sich
nicht mehr so stark bücken. Damit können
auch weniger trainierte Radfahrer den größten Vorteil des Rennlenkers gegenüber allen
anderen Lenkern nutzen: seine konkurrenzlos große Zahl möglicher Hand- und Sitzhaltungen. Randonneure, also Räder für das
Tourenfahren oder Reisen mit dem gebogenen Lenkerbügel, profitieren davon beson-
Randonneure
RADtouren 1 | 16
25
Test
Baukasten
ndonneu
Ra
Tipp
re
Test
Custom
16
kt
To 1| du
p - P ro
Rennstahl: Rohloff-Randonneur
4.448 Euro
Rahmen/Radstand
Dedacciai Stahl, 3-fach konifiziert/1.072 mm
Rahmen/Radstand
Reynolds 853 custom konifiziert/1.105 mm
Gabel/Federung
1 1/8" A-Head, Stahl, starr, Lowriderösen
Gabel/Federung
1 1/8" A-Head, Stahl, starr, Lowriderösen
Rahmenhöhen*
Unisex: S, M, L, XL
Rahmenhöhen*
Unisex: S, M, L, XL
Gewicht
14,9 kg (inkl. Pedale)
Gewicht
16,7 kg (inkl. Pedale)
Entfaltung
1,68–9,03 m/Pedalumdrehung
Entfaltung
1,42–8,21 m/Pedalumdrehung
Zul. Gewichte**
160/–/40 kg
Zul. Gewichte**
185 / 15 / 40 kg
Schaltung
Rohloff 14-Gang-Nabenschaltung, 19 Z., Cinq
Daumenschalthebel für Rohloff
Schaltung
Rohloff 14-Gang-Nabenschaltung, 42 Z.,
externe Klick-Box, Comotion Drehgriff
Kurbelsatz
Middleburn, BSA, 175 mm, 50 Z., Gates CDX
Riemenantrieb
Kurbelsatz
Truvativ, BSA, 170 mm, 17 Z.
Bremsen/
Bremshebel
TRP Hylex hydr. Diskbremse 200/180mm/
TRP Hylex
Bremsen/
Bremshebel
TRP Hylex hydr. Diskbremse 180/160mm/
TRP Hylex
Naben vo./hi.
SON Delux Nabendynamo/Rohloff Speedhub
Naben vo./hi.
SON Delux Nabendynamo/Rohloff Speedhub
Felgen/Speichen
Ryde Andra 210 622x19c/v.+h. 32 Speichen
Felgen/Speichen
Mavic 719, 622x19c/v.+h. 36 Speichen
Reifen
Schwalbe Marathon Supreme 37-622
Reifen
28", Schwalbe Marathon Supreme 50-622
Vorbau/Lenker
Alu, starr/Ritchey Curve, OS, 44cm
Vorbau/Lenker
Falkenjagd Titan/Ritchey Logic II, OS, 42cm
Sattel/Sattelstütze
Brooks C17/Fizi:k, Alu, starr
Sattel/Sattelstütze
Brooks C17 carved/Falkenjagd, Titan, starr
Lichtanlage vo./hi.
Supernova E3 pro/Supernova Taillight
Lichtanlage vo./hi.
SON Edelux II/b+m Toplight line brake plus
Gepäckträger vo./hi. –/rahmenintegriert
Gepäckträger vo./hi. Tubus Ergo/Tubus Logo
Ständer
– (Rahmenmontage vorbereitet)
Ständer
Pletscher Hinterbauständer
Besonderheiten
3 Paar Flaschenhalterösen, SKS-Schutzbleche,
Lenkanschlag, CodeNo-Diebstahlschutz, The
Plug USB-Lader
Besonderheiten
3 Paar Titan Flaschenhalter, SKS-Schutzbleche,
The Plug USB-Lader, Hebie-Chainglider, v.+h.
Steckachsen
Garantie
Rahmen: 5 Jahre, Gabel: 2 Jahre
Garantie
Rahmen und Gabel: 5 Jahre
Testbrief:
Testbrief:
Das Tout Terrain sieht mit seinem rahmenintegrierten Gepäckträger aus
Edelstahl nicht nur besonders aus, es steckt auch voller besonderer Lösungen. Eine Alleinstellung verleiht ihm schon der saubere Gates-Riemenantrieb mit Rohloff-Nabe – was das Rad in der Alltagswertung mit an
die Spitze bringt. Großes Lob verdienen die Rohloff-Daumenschalthebel
der Eigenmarke Cinq, die perfekt mit der Nabe harmonieren und sehr gut
zum Randonneur-Konzept passen. Kraft und Standfestigkeit der Scheibenbremsen lassen ebenso wie die sicheren Fahreigenschaften auch
schweres Gepäck zu. Das Tout Terrain läuft sauber und schnell geradeaus, zählt aber nicht zu den dynamischsten Rennern. Unsere Test-Ausstattungsvariante Rohloff Gold CDX hat alles an Bord, was edel und teuer
ist – und auf Langstrecken Sinn macht, wie der Cinq USB-Lader oder der
Lenkanschlag für komfortables Beladen eines (optionalen) Lowriders.
Das edle Rennstahl ist eher Reiserad mit Rennlenker als reisetaugliches
Rennrad. Es schafft Bestnoten im Alltags- wie im Reisebereich und
kommt dank der dicken Reifen auch passabel abseits befestigter Wege
klar. Dabei hilft die mit schwerem Gepäck bergtaugliche Übersetzung der
Rohloff-Nabenschaltung ebenso wie die sehr guten Gepäckträger. Dickes
Lob verdient der Komfort, in dem es entscheidende Punkte sammelt: Die
breiten Reifen dämpfen, die Sitzposition ist – randonneur-untypisch –
leicht aufrecht, und die flexende Titan-Sattelstütze wirkt zusammen mit
dem hängemattenartigen Brooks Cambium-Sattel fast wie eine Federsattelstütze. Viele Punkte sammelt das Rennstahl bei der Ausstattung, die
nichts zu wünschen übrig lässt. Besonders das Rahmen-Gabelset aus
Stahl mit vielen guten Details wie Steckachsen und einer innwandigen
Tauchbadbeschichtung für ein langes Leben kann glänzen.
Fazit: Pendler-Rad, Reiserad, schneller Tourer – das perfekt gemachte
Tout Terrain 5th Avvenue fährt in allen Disziplinen ganz nach vorne.
Fazit: Der Allrounder der Randonneure. Das Rennstahl kombiniert den
höchsten Komfort mit den höchsten Reisequalitäten in einem edlen Paket.
Einsatzbereich
Bewertung
Einsatzbereich
Bewertung
Radreisen
Alltag
Sport
Gelände
Fahrleistungen
Komfort
Ausstattung/Verarbeitung
Preis/Leistung
Radreisen
Alltag
Sport
Gelände
Fahrleistungen
Komfort
Ausstattung/Verarbeitung
Preis/Leistung
Sitzposition
komfortabel
Testnote: 1,2
26
5.016 Euro
RADtouren 1 | 16
ausgewogen
sportlich
Fahrverhalten
träge
ausgewogen
wendig
Sitzposition
komfortabel
ausgewogen
sportlich
Fahrverhalten
träge
ausgewogen
wendig
Testnote: 1,1
* Testgröße fett ** gesamt/Träger vorne / Träger hinten
Fotos: Lisa Partzsch
Tout Terrain: 5th Avenue GT
Randonneure
rung einer Dynamo-Lichtanlage sahen wir
auch ab, um Vertreter der Bauart berücksichtigen zu können. Aber nur Giant und Bulls
schickten ausgewiesene Gravelbikes – wobei
Bulls mit dem Daily Grinder seine alltagstaugliche Interpretation der Gattung wählte.
Viele Spielarten
Überhaupt zeigen die Reiseräder mit Rennlenker im Test inzwischen erfreulich viele Spielarten. Da sich die Modelle preislich
gravierend unterscheiden, haben wir zwei
Testklassen gebildet. In die Luxusklasse über
2.000 Euro fallen vor allem Randonneure, die
mit vielen Speziallösungen aufwarten und
weitgehend individuell aufgebaut werden.
Das kann die aufwändige Kombination einer Rohloffnabe mit Rennlenker sein, wie bei
Rennstahl und Tout Terrain, wobei Tout Terrain nach unserer Auffassung den Königsweg
dafür gefunden hat. Auch feiner Maßrahmenbau aus Stahl, den Norwid in diesem Test vertritt, hat natürlich seinen Preis und ist auch
anderswo nicht unterhalb der 2.000-EuroGrenze zu haben. Aber auch eine besondere
Schaltung wie die Shimano Ultegra DI2 am
Contoura iWerk kann dazu beitragen, dass
die Preisgrenze gesprengt wird. Gut zu wissen: Wegen der zunehmenden Individualisie-
rung gibt es oft auch eine günstigere Variante
als unsere Testmodelle. In der Preisklasse bis
2.000 Euro rollen dagegen fast ausschließlich
Serienräder an, bei denen der Käufer auf die
Ausstattung festgelegt ist. Einzige Ausnahme bildet das Poison, das im Baukasten des
Versenders indivuell von den Reifen bis zum
Lenker aufgebaut wird. Dennoch ist die Vielfalt der Serienräder groß. Da gibt es auf der
einen Seite Modelle wie das Giant. Es ist ab
Werk eher für Fitnesstouren auf unbefestigten
Wegen gemacht, kann aber wegen der hohen
Gewichtszulassung und vorhandenen Ösen
auch für Touren mit Gepäck gut genommen
werden. Die andere Seite des Spektrums vertreten Modelle wie das VSF Fahrradmanufaktur oder das Salsa. Beide, besonders aber das
Salsa, sind robust aufgebaut und ab Werk mit
allem ausgestattet, was man für Fernreisen
benötigt. Dafür muss man in der Regel Abstriche in der Fahrdynamik hinnehmen.
Worauf Achten?
Ein Randonneur kann nur bedingt belastbares Reiserad, schnelles Sportgerät und Sorglos-Alltagsrad zugleich sein. Unsere Teilnoten in der Tabelle geben darüber Aufschluss,
wo das jeweilige Rad beim Spagat zwischen
den Einsatzbereichen seine Akzente setzt.
Beste Rohloff-Integration am Rennlenker:
Tout Terrains eigene Daumenschalthebel –
den USB-Lader the Plug haben auch andere.
Perfekte Lichtinstallation am Lenker: Die höhere Montage-Position des lichtstarken Supernova beschert dem Bulls-Fahrer top Sicht.
Gute Biegung: Der Lenker am Salsa erlaubt
mit nach außen gebogenen Enden eine komfortable Unterlenkerhaltung.
Gute Stütze: Die Giant-Carbon-Sattelstütze
spendet fühlbar Komfort, ihre klevere
Schraubklemmung schützt vor Überlastung.
RADtouren 1 | 16
27
Randonneure
Baukasten
Contoura: iWerk Randonneur
2.891 Euro
Rahmen/Radstand
Alu, 3-fach konifiziert/1.100 mm
Gabel/Federung
1 1/8", A-Head, Alu, starr, Lowriderösen
Rahmenhöhen*
Unisex: 50, 54, 57, 60, 63 cm
Gewicht
13,0 kg (inkl. Pedale)
Entfaltung
2,31–9,88 m/Pedalumdrehung
Zul. Gewichte**
120/–/20 kg
Schaltung
Shimano Ultegra DI2 2x11 elektronische
Kettenschaltung, 11-32 Z.
Kurbelsatz
Shimano Ultegra, BSA, 172,5 mm, 50/34 Z.
Bremsen/
Bremshebel
Shimano R517 mech. Diskbremse 180/160 mm/
Shimano Ultegra
Naben vo./hi.
Shimano Alfine Nabendynamo/DT Swiss 350
Felgen/Speichen
Mach1 622x17c/v.+h.36 Speichen
Reifen
28", Schwalbe Kojak 35-622, Reflexprint
Vorbau/Lenker
Alu, starr/Alu, OS, 42cm
Sattel/Sattelstütze
Fizik Arione/Brut, Alu, starr
Lichtanlage vo./hi.
b+m Eyc T senso plus/trägerintegriert
Weniger Denken beim Schalten ist ein Ziel des Sram 1x11 Systems.
Im Test war es nicht vertreten. Wir haben die einfache Alternative
an einem neuen Cinelli Zydeco im Dauertest: Mehr zum Rad und
zur Sram Rival-Gruppe auf radtouren-magazin.com.
Gepäckträger vo./hi. –/Racktime iValo
Ständer
Pletscher Hinterbauständer
Besonderheiten
2 Paar Flaschenhalterösen plus Halter, AluSchutzbleche, für Nabenschaltung geeignet
Garantie
Rahmen und Gabel: 5 Jahre
Testbrief:
Der iWerk-Randonneur von Contoura kann im Baukasten der Manufaktur
individuell konfiguriert werden – von der Farbe bis zur Schaltungsvariante. Sogar eine elektronische Nabenschaltung mit Rennlenker erlaubt der
Rahmen mit verschiebbaren Ausfallenden, der bis zu einer Rahmenhöhe
von 63 cm zu haben ist. Für Große interessant! Unser Modell hat – als
einziges Testrad – die elektronische Shimano Ultegra DI2 an Bord.
Schneller, leiser und bequemer als mit ihr kann man Gänge nicht wechseln. Mit einer leicht sportlichen Sitzhaltung und nur 13 kg Gewicht zählt
das iWerk zu den dynamischen Rädern im Test. Das Fahrverhalten ist im
besten Sinne ausgewogen. Die mechanischen Schiebenbremsen verzögern gut, hydraulische Modelle würden aber besser zur Top-Funktion der
Schaltung passen. Bei der Verarbeitung hebt sich das Contoura mit vielen
Sorglos-Details positiv ab.
Fazit: Das iWerk ist ein sportlicher Allrounder. Die elektronische Schaltung und viele stimmige Sorglos-Details glänzen beim schnellen Pendeln.
Einsatzbereich
Bewertung
Radreisen
Alltag
Sport
Gelände
Fahrleistungen
Komfort
Ausstattung/Verarbeitung
Preis/Leistung
Sitzposition
komfortabel
Testnote: 2,0
ausgewogen
sportlich
Fahrverhalten
träge
ausgewogen
wendig
Danach richtet sich auch, worauf man bei der Ausstattung
achten sollte. Die aufwändige Integration einer Rohloff-Nabenschaltung wie bei Tout Terrain und Rennstahl macht
vornehmlich für Vielfahrer im Alltag oder für wochenlange
Radreisen Sinn. Fahrradpendler sollten auch auf besonders
pannensichere Reifen und eine gute Lichtanlage mit einem
hochwertigen Nabendynamo achten. Dagegen zählen für
den reinen Reisebetrieb vor allem die Fahreigenschaften mit
Gepäck inklusive des sicheren Bremsens und – je nach Fahrergewicht oder angepeiltem Gepäck – die Gewichtszulassung. Persönliche Vorlieben können dann entscheiden, ob
bevorzugt eine große Portion Fahrspaß dazukommen soll,
wie das Contoura, Bulls, Giant, Norwid oder Velotraum ihn
bringen. Oder ob eher der Komfort im Vordergrund stehen
soll, wo beispielsweise das Rennstahl gekonnt seine Akzente
setzt, aber auch das Velotraum etwas mehr zu bieten hat.
In Sachen Kettenschaltung setzen die meisten Hersteller auf eine 22-Gang-Rennradgruppe aus den ShimanoBaureihen 105 oder Ultegra von Shimano. Eine gute Wahl:
Beide Ensembles bestechen durch butterweiche und exakte
Gangwechsel und sind funktional kaum unterscheidbar.
Die höchste Schaltperfektion erreicht aber die Ultegra DI2Gruppe am Contoura. Durch ihre vorbildliche Hebelergonomie und hohe Schaltgeschwindigkeit ist sie der Tipp für
sportliche Randonneure. Das beste Übersetzungsverhältnis
für Reisen mit mehr Gepäck bieten die Spezial-Kombination
am Velotraum und die Shimano Deore-MTB-Gruppe am
Salsa Marrakesh.
Das Beste zum Schluss: Die hydraulische Scheibenbremse hat sich am Randonneur fast durchgesetzt. Die
Hydrauliksysteme bescheren einen perfekten Druckpunkt
und vorbildliches Nassbremseigenschaften – egal ob als
reines Bremssystem wie bei Tout Terrain und Rennstahl
oder als Schaltbremskombi von Shimano. Unser Tipp für
Reisen mit viel Gepäck sind dabei größere Scheiben vorne
ab 180 mm Durchmesser. Mechanische Scheibenbremsen
würden wir den – nur zweimal montierten – V-Bremsen
ebenfalls vorziehen.
RADtouren 1 | 16
29
Randonneure
So haben wir getestet
Giant
Bulls
VSF Fahrradman.
Poison
Schauff
Salsa
Contoura
Velotraum
Norwid
Rennstahl
Tout Terrain
Bewertung
Alle Fahrräder wurden bei den Herstellern zum Test angefordert. Gefragt waren tourentaugliche, mit Schutzblechen
ausgestattete Randonneure oder Gravelbikes. Die Räder werden in den gezeigten
Kategorien nach einem Punkteschema
mit über 90 einzelnen Unterpunkten bewertet: von der Dicke der Reifen und der
Fahrverhalten
37
31
44
47
44
33
36
42
34
46
42
Qualität der Kontaktpunkte für den Kom(max. 55)
fort bis hin zur Art der Kabelverlegung,
Radreisequalitäten
35,5
40
30
33
23,5
33
27
24
33
25
24,5
dem Bremsentyp (Stichwort: Wartungs(max. 47)
armut) oder dem Kettenschutz in der
Alltag (max. 32)
20,5
22,5
9,5
12
11
10
6
7
4
10
7
Alltagswertung. Mehr Details zum Testschema finden Sie auf radtouren-magaKomfort (max. 19)
5
9
2
7
4,5
3
2
2
3
5
4
zin.com. Das Punkteschema für die ReiAusstattung
33,5 32,75
27,5
21,5
22
16,5
14,5
16,5 17,75
20,5
11
seräder mit Rennlenker ist nicht direkt
(max. 45)
mit anderen Reiseradtests vergleichbar.
Service (max. 19)
11
12
15
13
11
9
15
11
13
5
15
So wurden zum Beispiel die Gepäckträger nur in der Ausstattungswertung
Gesamtpunkte
142,5 147,3 128,0 133,5 116,0 105,5 100,5 102,5 104,8 111,5 103,5
berücksichtigt, die nur den materiellen
(152=1,0)
Wert der Ausstattung berücksichtigt,
Testnote
1,2
1,1
1,6
1,5
1,9
2,2
2,4
2,3
2,2
2,1
2,3
nicht wie gut sie für einen bestimmten
Einsatzbereich ist. Wegen des großen
Preisspektrums im Test haben wir die Räder für die Vergabe der Top-Produkt- und Preis-Leistungsempfehlungen in zwei Klassen aufgeteilt: Modelle bis
2.000 Euro und Modelle über 2.000 Euro. Als Maßstab für die Bewertung der Gewichtszulassung legten wir ein Fahrergewicht von 90 kg zugrunde sowie ein
Gepäck von 15 kg. So konnte ein Rad mit einer Gewichtszulassung von 120 kg in diesem Punkt schon eine gute Bewertung erhalten. Bei unseren Reiseradtests liegt diese Grenze bei 140 kg. So konnten insgesamt weniger Punkte vergeben werden. Die Bewertung 1,0 gab es für 70 Prozent der Maximal-Punktzahl.
Die Bewertungen der Radreisequalität und des Fahrverhaltens beinhalten subjektive Einschätzungen der Tester. So wird etwa die gefühlte Fahrsicherheit
bei Lastwechseln mit einem Gepäck von 15 kg mit bis zu 10 von 47 Punkten belohnt. In der Kategorie „Fahrverhalten ohne Gepäck“ machen Einschätzungen
der Tester zum Bremsen, Beschleunigen und Geradeausfahren über die Hälfte der Punkte aus.
RADtouren 1 | 16
31