Probleme und Perspektiven der Grünlandwirtschaft im

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Probleme und Perspektiven der Grünlandwirtschaft im
ADAGIO – BOKU Wien
Probleme und Perspektiven der
Grünlandwirtschaft im
Klimawandel
Karl Buchgraber
HBLFA Raumberg-Gumpenstein
Institut für Pflanzenbau und Kulturlandschaft
3. Juli 2007
Land- und forstwirtschaftliche Nutzung in Österreich
Weinbau
Ackerbau
Wald
Grünland
Almen/Ödland/
Siedlungsraum
Datengrundlage: Corine 1990 (UBA)
Erstellung: Schaumberger / August 2005
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Geoinformation im ländlichen Raum
Grünland in Österreich
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Geologische Karte Österreichs
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Grünland in Österreich
Grünlandfläche mit unterschiedlicher Nutzung:
Æ 1,61 Millionen Hektar
Hutweiden
5%
Almen und
Bergmähder
31%
Streuwiesen
und einmähdige
Wiesen
2%
Feldfutter
9%
Kulturweiden
6%
Obstanlagen
0.5%
Weingärten
1.5%
Dauergrünland
50.4%
mehrmähdige
Wiesen
47%
Ackerland
47.7%
Quelle: BMLFUW (Invekos 2003)
HBLFA Raumberg-Gumpenstein
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Anteil des Dauergrünlandes an der LN
Salzburg
97 %
(190.000 ha)
Tirol
97 %
(311.000 ha)
Vorarlberg
97 %
(87.000 ha)
Kärnten
73 %
(178.000 ha)
Steiermark
61 %
(251.000 ha)
Oberösterreich
45 %
(240.000 ha)
Niederösterreich 20 %
(187.000 ha)
Wien
1%
(56 ha)
Burgenland
7%
(13.000 ha)
Österreich
50 % (1.457.056 ha)
Quelle: Grüner Bericht 2004
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Strukturveränderungen in der Österreichischen
Landwirtschaft von 1950 bis 2002
500.000
35
432.848
30
Land- und forstwirtschaftliche Betriebe in Österreich
400.000
25
342.169
300.000
20
239.099
17,4
15
200.000
200.000
160.000
10
6,5
100.000
5,1
4,9
0
5
0
1950
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1970
1995
7/26
2002
2015
Beschäftigte bzw. Erwerbstätige in der Land- und Forstwirtschaft in %
32,3
Anteil der land- und forstwirtschaftlichen
Betriebe in Größenklassen in Österreich in den
Jahren 1995 bis 1999
unter 5 ha
5 – 10 ha
10 – 20 ha
20 – 50 ha
> 50 ha
1995
1999
Fläche
2,4
2,0
Betriebe
28,7
25,3
Fläche
4,2
3,9
Betriebe
18,4
18,6
Fläche
9,6
8,9
Betriebe
20,6
21,0
Fläche
23,8
23,2
Betriebe
24,3
25,8
Fläche
60,0
62,0
Betriebe
7,9
9,3
1995: 67,7 % der Betriebe bewirtschaften 16,2 % der Fläche
1999: 64,9 % der Betriee bewirtschaften 14,8 % der Fläche
1995: 32,3 % der Betriebe bewirtschaften 83,8 % der Fläche
1999: 35,1 % der Betriee bewirtschaften 85,2 % der Fläche
Quelle: Statistik Austria 1999
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Milchkuhhalter in Österreich
im Jahr 2003
Betriebe
Halter von Kühen
2003
1–2
15.413
3–9
26.755
10 – 19
17.875
20 – 29
4.295
> 31
1.627
Gesamthalter
65.965
Ø Milchkuhanzahl/Betrieb = 7 (1985) 10 (1999)
Anteil der Mutterkühe ~ 30 % (2003)
9 (2003)
Quelle: Grüner Bericht 2004
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Milchmenge (A-Quote) und Betriebe
in den Jahren 1995,1999 u. 2003 in Österreich
Betriebe
Prozent
2003
1995
1999 2003
28.744
18.246
40,9
39,5
32,3
21.949
19.628
14.219
29,1
27,0
29,6
40.000 – 70.000
14.834
14.251
11.787
19,7
19,6
20,8
70.000 – 100.000
5.207
5.917
5.977
6,9
8,1
10,6
100.000 – 200.000
2.564
3.785
5.338
3,4
5,2
9,4
445
1.016
─
0,6
1,8
72.770
56.583
Referenzmenge in kg
1995
1999
bis 20.000
30.887
20.000 – 40.000
über 200.000
Gesamt
─
75.441
Ø Milchreferenzmenge/Betrieb = 48.099 kg
Milchreferenzmenge für Österreich = 2,7 Mio. Tonnen
Quelle: Grüner Bericht 2004
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Der Alpenraum
Gesamtfläche:
190.879.000 ha
Landwirtschaftliche
Nutzfläche:
4.700.000 ha Î 2,5 %
in den letzten 20 Jahren
rund 600.000 ha zugewachsen
oder verbaut
Î 13 %
davon in Österreich
ca. 100.000 ha
Î 5%
Der Alpenbogen
derzeit 370.000 landwirtschaftliche Betriebe
in den letzten 20 Jahren 240.000
aufgehört
= ca. 40 %
in Österreich in den 20 Jahren rund
80.000 Betriebsaufgaben
= ca. 30 %
nach Bätzing (2002) ist im Alpenraum bei rund 73 % der Gemeinden
ein Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen und der Rest sind
Entsiedlungsgebiete
Wiesen, Weiden und Almen sind wichtig …
¾ für eine kräftige Durchwurzelung des Oberbodens, unter Grünland beste
Aggregatstabilität vielfältiges und aktives Bodenleben, beste Lebendverbauung und hohes Nährstoffhaltevermögen.
¾ für den Erosionsschutz, insbesondere in Hang- und Steillagen.
Naturgefahren (Muren) und Nährstoffeinträge in Gewässer werden bei
intakten Grünlandflächen hintan gehalten oder vermieden.
¾ für bestes Trinkwasser. Der Alpenraum ist das „Wasserreich“ Mitteleuropas.
¾ für Sauerstoffproduktion. Grünland und Wald sorgen für beste Luftqualitäten.
Im Alpenraum herrschen kühlere Temperaturen vor. Die Alpenregionen sind
wichtige Lebens- und Erholungsräume.
¾ für eine hohe Biodiversität in Flora und Fauna. Die großen Unterschiede in
den geologischen, topographischen und klimatischen Verhältnissen bei
individueller Bewirtschaftung durch die Bauern liefern diese einzigartige
Vielfalt im Alpenraum. Die drohende Verwaldung verdrängt diese
Biodiversität.
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Wiesen, Weiden und Almen sind wichtig …
¾ für rund 370.000 landwirtschaftliche Betriebe, die mit den Raufutter
verzehrenden Tieren das Grünlandfutter produktiv zu Fleisch und Milch
veredeln und dabei die Kulturlandschaft pflegen und erhalten.
¾ für eine gewisse Nahversorgung und Verfügbarkeit von Lebensmittel, für
eine Be- und Nachverarbeitung von Lebensmittel und für Arbeitsplätze in der
Landwirtschaft und in den nachgelagerten Bereichen.
¾ für die Erhaltung der Infrastruktur im Berggebiet und damit auch für die
Erholungs- und Tourismuswirtschaft.
¾ für die Seele der Kulturlandschaft. Neben einem hohen Waldanteil ist jede
offene Grünlandfläche auch für das ökologische Gleichgewicht im
Lebensraum für Wildtiere entscheidend.
¾ für den Alpenraum und für Europa. Sie sind ein elementärer und
alternativloser Teil der Kultur- und Erholungslandschaft mit ökologischer
Produktionsleistung qualitativer Lebensmittel im Herzen Europas.
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Veränderungen auf den Weltmärkten
bis 2015
■ Weltgetreideverbrauch
+ 15 %
■ Weltölsaatenverbrauch
+ 27 %
■ Weltproduktion von Ethanol
+ 84 % (46 auf 85 Mill. t)
■ Weltproduktion von Biodiesel + 625 % (4 auf 25 Mill. t)
■ Eiweißfuttermittel
+ 33 %
Welche Perspektiven hat nun dieser
Alpenraum?
Wie sollte er weiterentwickelt werden?
Blickpunkt 2013 (Liberalisierung)
Blickpunkt 2014 (Milchkontingentierung)
Wege in der Produktion – Chancen und
Perspektiven
™ Ökologisierung
in Produktion und Umsetzung bei den
Konsumenten
Weiterentwicklung und Ausbau des ökologischen
Landbaues
™ Höchste Produktqualität bei
Milch u. Milchprodukten
„Grüne Milch“
Fleisch u. Fleischprodukten
„Fleisch aus der Natur“
sowie
die nicht importierbare
„Kulturlandschaft als wichtigstes Kapital“
™ Nieschenproduktionen – Vielfalt unterstützt Authentizität der
Alpenländer und fördert Innovationen
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Ertragspotentiale auf den Standorten bei
angepasster Düngung
(Basis: Schnittzeitpunkt beim Ähren- und Rispenschieben)
Ernte-Erträge in kg/ha/Jahr
10000
Vierschnittflächen
Dreischnittflächen
8000
Zweischnittflächen
6000
4000
Einschnittflächen
2000
1x 2x
0
Überangepasste
Nutzung
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1x 2x 3x
Unter- Überangepasste
Nutzung
1x 2x 3x 4x
Unter-
Über-
angepasste
Nutzung
19/26
1x 2x 3x 4x 5x 6x
Unter-
Über-
angepasste
Nutzung
Wege in der
Grünlandbewirtschaftung
Grünland
850.000 ha
Almen (43 %)
300.000 ha
Wiesen, Weiden
und Feldfutterbau
in gehobener
Bewirtschaftung
(15 %)
850.000 ha
mäßig bis
landesüblich
bewirtschaftete
Grünlandfläche
(42 %)
Kombinierter Grünland- und
Viehbetrieb im benachteiligten
Berggebiet mit Milchwirtschaft
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Spezialisierter
Milchviehbetrieb
in günstiger Lage
Niederschlagssumme 2003
$
Jahressumme 2003
Niederschläge in mm
Max: 1872
Min : 336
0
20
40
80
120
Kilometer
160
Datengrundlage: Messstationen 2003 (ZAMG, Hydrographische Dienste)
Erstellung: Schaumberger / März 2005
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Geoinformation im ländlichen Raum
Jahresminimum der nettopotentiellen Evapotranspiration 2003
Datengrundlage: Wetterdaten 2003 (ZAMG)
Erstellung: Schaumberger / Mai 2007
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Geoinformation im ländlichen Raum
Wasserstress als Indikator für Wachstum
Aktuelle Evapotranspiration
Verdunstung auf Grund der
aktuellen Wettersituation und
des Bodenwassergehalts
Referenz-Evapotranspiration
Verdunstung auf Grund der
aktuellen Wettersituation
:
7
Standort Hatzendorf (2003)
Referenz
Aktuell
6
5
+
4
3
2
1
0
01
.0
3.
20
03
15
.0
3.
20
03
29
.0
3.
20
03
12
.0
4.
20
03
26
.0
4.
20
03
10
.0
5.
20
03
24
.0
5.
20
03
07
.0
6.
20
03
21
.0
6.
20
03
05
.0
7.
20
03
19
.0
7.
20
03
02
.0
8.
20
03
16
.0
8.
20
03
30
.0
8.
20
03
13
.0
9.
20
03
27
.0
9.
20
03
11
.1
0.
20
03
25
.1
0.
20
03
Evapotranspiration in mm
Ausreichende Wasserversorgung vs. Wassermangel (Trockenstress)
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Versuchsstandorte für Grünland-Trockenschadenprojekt
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Trocken- und Engerlingschäden
am Grünland im Jahre 2003
betroffene
Hektar
Schaden bzw.
Aufwand pro ha
in Euro
Schaden bzw.
Aufwendungen
in Euro
Ertragsverluste im
Jahre 2003
500.000
400 1)
200.000.000
Rekultivierung
150.000
120 2)
18.000.000
Folgeschäden am
Grünland
150.000
300 3)
45.000.000
Gesamtschäden am Grünland
1)
2)
3)
rund 263.000.000
Ertragseinbußen von Ø 2.000 kg TM/ha (1.500 bis 7.000 kg TM/ha) bei durch-schnitt-lichen Ersatzkosten von 0,2
Euro/kg TM
Die Rekultivierungskosten für Technik und Saatgut liegen bei 80 bis 250 Euro/ha
Bei mittleren und massiven Narbenschäden im Jahre 2003 ist auch im Erntejahr 2004 mit rund 30 %igen
Ertragungseinbußen zu rechnen.
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Der niederschlagsreiche Alpenraum
kann durch die Klimaveränderung
profitieren, während die trockeneren
Voralpen (rund 30 % der Grünlandflächen) zu Problemzonen werden!
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