Safe Process Management in the Chemical Industry
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SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 749 CHIMIA 2003, 57, No. 12 EDITORIAL 6. Freiburg Symposium, September 2003 As many children, I was fascinated by explosions, smoke and fireworks and I played somewhat dangerously with chemicals. This certainly influenced the choice of chemistry as a profession for many of us. I realized quickly that extensive knowledge is essential to run the expected reaction safely and we all have to work daily to avoid or mitigate any unexpected reaction. For some people, these dangerous characteristics of chemistry contribute to the reputation of our industry, which is seen only as causing fire, toxic releases or environmental pollution, ignoring the many benefits that chemistry and its technical applications have brought to mankind. Although it is generally recognized that zero risk doesn’t exist, today’s society requests a very high standard of safety. The accident in 2001 in Toulouse, with its extensive damage and deaths, justifies the public concern about chemistry. In most companies HS&E commitments are part of the fundamentals and the corresponding performance is carefully followed by the board. Being chemists and engineers, it is our responsibility to reach a very high safety level in our production units. To accomplish this task, a great number of techniques on how to improve our understanding of chemistry, product characteristics, side reactions, and decomposition rates are available, along with sophisticated equipment and risk assessment methods. Additional knowledge results from incident and near-miss in-depth investigations which should be promoted in our factories (see F. Roessler on hydrogenation). Interpretation of these data requires team work, including safety experts or organizations like the Swiss Safety Institute as partners. For the Swiss chemical industry, the injury accident rate is near to that of bank services, i.e. far below other industries (SUVA statistics). However, we must still strive for further performance enhancements in line with our Sustainable Development and Responsible Care commitments to continuous improvement and zero incident target. As you will read in this CHIMIA issue, safe process management requires strong involvement of many partners who must work as a team. Below are some new challenges discussed during the symposium: – Merger, acquisition, toll-manufacturing, organization changes constitute threats: experienced individuals leave the position or the company, taking their know-how with them. Documents and memory are often lost and accidents could reoccur (typical case: tanks are often damaged during emptying or cooling, the vent is too small or closed). – Some industries call for more and more complex molecules which require dangerous reactants, liquid oxygen, hydrogen, special toxic catalysts, high pressures or temperatures. In all cases, careful design of the process, strict organizational measures, protection of the people and the environment are of course essential (see the papers by J.P. Hagenbuch and I. Obermüller). – Instructions like basic procedures for inertization, grounding, locked out during maintenance work, working in underground tunnels, have to be repeated again and again and enforced. I would like to convey my thanks to Prof. Kurt Käser, the main organizer of these valuable multilingual Freiburg Symposiums and to the Division Industrial Chemical (DIC) Committee of the Swiss Chemical Society (SCS) for their enthusiasm in preparing such an event: we must learn from the experience of others and sharing Health, Safety & Environmental practices is a total benefit for all of us. Christian Favez VP Corporate HS&E, Firmenich SA Geneva Member of the Expert Commission for Safety in the Swiss Chemical Industry (ESCIS) SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 750 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Chimia 57 (2003) 750–756 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 Über Sicherheit, Unsicherheit und Antisicherheit – Eine Exegese Definitionen, Beziehungen und Beeinflussungsmöglichkeiten; eine Analyse, nicht ausschliesslich für Industrie-Chemiker Kurt Käser* Exegesis on Security, Insecurity, and Antisecurity Abstract: The significance of the fundamental notion security is discussed in a context beyond chemistry. After attempting to give a definition of security, danger is recognized as insecurity. The parameters that characterize danger are severity, probability of occurrence, and the quality of the probability information. Some classification methods of danger used outside chemistry are presented. Accidents are identified as antisecurity. The decomposition of an incident into the four necessary components: energy potential, a sensitising element, trigger, and resulting damage is presented. Three examples illustrate this decomposition. Avoiding incidents and protection from damage is based on the reduction or elimination of at least one of the four components. Keywords: Accident · Danger · Incident · Security 1. Einleitung *Korrespondenz: Prof. Dr. K. Käser Hochschule für Technik & Architektur Freiburg Boulevard du Pérolles 81 CH–1705 Freiburg Tel.: ++41 26 429 67 04 Fax.: ++41 26 429 66 00 E-Mail: [email protected] www.eif.ch/chimie Sicherheit! Alle sprechen heutzutage gerne von Sicherheit. Wir alle wollen Sicherheit, am Arbeitsplatz, in der Freizeit, in der Gesellschaft, in unserem Land und auf der ganzen Welt. Das Bestreben nach Sicherheit ist eines der menschlichen Grundbedürfnisse, das befriedigt werden will. Aber was ist Sicherheit? Wie ist dieser Begriff zu verstehen? Was bedeutet die Negation von Sicherheit, also die Unsicherheit? Gibt es ein extremes Gegenteil der Sicherheit, also eine Anti-Sicherheit? Paradoxerweise tragen Sicherheitsleute paramilitärische Uniformen und sind oft sogar bewaffnet. Unter dem Deckmantel der Wahrung von Sicherheitsinteressen lassen sich auch Aktivitäten durchführen, die sonst nicht vertretbar wären, weil sie als unrentabel, unpopulär, unethisch oder gar unmenschlich beurteilt würden. Denken Sie nur daran, was heutzutage alles auf der Welt „zur Wahrung der Nationalen Sicherheit“ getan wird. Auch am Arbeitsplatz ist Vorsicht am Platz, wenn jemand viel und gern über Sicherheit spricht. Auch hier kann unter Umständen die folgende These zutreffen: „Wer über Sicherheit spricht, will (vielleicht) etwas Gefährliches tun.“ Das Streben nach Sicherheit kann aber auch als arbeitspolitische Waffe eingesetzt werden. Will jemand in seinem Betrieb einen Prozess verhindern, muss er nur relevante Zweifel an seiner Sicherheit äussern. Er muss seine Sicherheitsbedenken nicht einmal beweisen, es genügt, wenn er lautstark oder sogar schriftlich seine Zweifel publik macht. Die Beweislast liegt dann bei dem, der den Prozess trotz manifestierter Bedenken durchführen wird. Und dies ist nicht leicht, kostet Zeit, Geld und Nerven. Wer solches aus unlautern Gründen tut, ist ein Saboteur! Also Vorsicht: „Wer über Sicherheit spricht, will (vielleicht) am liebsten gar nichts tun.“ Im Einführungsreferat des Symposiums „Sichere Prozessführung in der chemischen Industrie“ möchte ich gerne einige Gedan- SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 751 CHIMIA 2003, 57, No. 12 ken zu diesen Fragen formulieren und Ihnen zur Kritik vorlegen. Die Struktur meines Referats versucht eine Analyse und eine Definition des Begriffs „Sicherheit“, kommt zwangsweise auf den Begriff der „Gefahr“, erläutert die Komponenten eines Schadensereignisses und wird mit einer Zusammenfassung enden. 2. Sicherheit und Gefahr Schon die grundlegende Frage nach der Bedeutung des Begriffs „Sicherheit“ bietet Schwierigkeiten. Einerseits ist sein Verständnis fundamental, intuitiv klar und als evident akzeptiert, andererseits ist aber die Formulierung einer befriedigenden Definition alles andere als einfach. Mit eigenen Versuchen, eine vernünftige Definition für „Sicherheit“ zu kreieren, mehr als unzufrieden, wandte ich mich an meine Berufskollegen und an die Teilnehmer eines Nachdiplomkurses über „Thermische Sicherheit“, der diesen Frühling an unserer Schule stattfand. Die Aufgabe lautete: „Formulieren Sie einen Satz, der möglichst einfach und präzise den Begriff „Sicherheit“ definiert“. Eine Auswahl der erhaltenen Antworten sind in Fig. 1 zusammengestellt. Bemerkenswert ist, dass die allermeisten Definitionsversuche negativ und ausschliessend formuliert sind. Der Grundtenor liegt im Ausschliessen oder in der Verminderung von Gefahr, oder in der Verhinderung von Schadensereignissen. Die Sicherheit wird offensichtlich direkt invers über ihre Kontrahenten Gefahr und Ereignis verstanden. Dies empfand ich als störend. Ich bat daher dieselben Berufskollegen um eine erneute Formulierung der Definition von Sicherheit, aber diesmal ohne inverse Begriffe wie „Gefahr, Ereignis, Verminderung von ..., Ausschluss von ..., Minimierung, etc.“ zu gebrauchen. Auch musste der Definitionssatz positiv, ohne Wörter wie „nicht, weder .. noch, Gegenteil, etc.“ formuliert werden. Die so modifizierte Aufgabe bereitete offensichtlich grosse Schwierigkeiten, die Kollegen stöhnten lautstark und die Ausbeute an sechs gelieferten Antworten war, bei über zwanzig Befragten, quantitativ sehr stark reduziert. Das Resultat ist in Fig. 2 zusammengefasst. Auch qualitativ erschienen mir die Antworten nicht als „das Gelbe vom Ei“, weil zwar schöngeistig formuliert, aber für meinen Geschmack zu wenig konkret. Sind eventuell die Antworten unbefriedigend, weil die Aufgabe, eine positiv formulierte Definition der Sicherheit zu finden, unsinnig ist? Konsultieren wir doch einfach einmal die Quellen geschriebener Weisheiten, wie Lexika und Wörterbücher. Eine nicht umfassende Suche nach den Begriffen „Sicherheit, sécurité, safety und security“ ergab das in Fig. 3 dargestellte Ergebnis. Das Resultat ist klar. Auch die Sprachwissenschaftler definieren die Sicherheit als Verminderung oder Ausschluss von Gefahr. Die Reduktion des Begriffes „Sicherheit“ auf „Abwesenheit von Gefahr“ und damit die Akzeptanz des Begriffes „Gefahr“ als Evidenz lässt uns folgende Schlussfolgerungen ziehen: – „Sicherheit“ und „Gefahr“ sind komplementäre, sich ausschliessende Begriffe. – „Sicherheit“ ist verstandesmässig abstrakter als „Gefahr“. – „Gefahr“ aber ist konkret und evident verständlich. Akzeptieren wir daher als Arbeitshypothese die folgende, qualitative Definition von Sicherheit: „Absolute Sicherheit bedeute per Definition die Abwesenheit jeglicher Gefahr, relative Sicherheit bedeute die Minimierung der Gefahr.“ Somit wird die (abstrakte) Sicherheit und ihre Änderung auf die (konkrete) Gefahr und ihrer quantitativen Veränderung reduziert. “Sicherheit“ und „Gefahr“ bilden also ein Begriffspaar mit einem abstrakten und einem konkreten Term wie andernorts „Vakuum“ und „Druck“, „Kälte“ und „Wärme“ oder „Schatten“ und „Licht“. ¾ Sous le terme de sécurité, on entend communément un sentiment de confiance que l’on ressent en relation avec une situation pouvant présenter un danger. ¾ La sécurité c’est de pouvoir effectuer son activité de manière sûre, c’est-à-dire avec une probabilité faible que quelque chose grave se passe. ¾ La sécurité c’est dans un premier temps l’analyse des risques d’une situation puis la gestion de ces risques par la mise en place de mesures pour les réduire ou annuler. ¾ Sicherheit ist das minimale Risiko. ¾ Sicherheit ist die Abwesenheit jeglicher Gefahr (Drohung) für Mensch, Güter und Umwelt. ¾ Unter Sicherheit verstehe ich, wenn ich die Gefahr kenne. ¾ Sicherheit ist das Wissen oder die Annahme, dass gefährliche Situationen mit einer grossen Wahrscheinlichkeit nicht eintreten. ¾ Unter Sicherheit verstehe ich einen mir vertrauten und stabilen Zustand. ¾ Unter Sicherheit verstehe ich einen Zustand, der den Schutz des Lebens und der Umwelt gewährleistet. Fig. 1 ‘Was bedeutet Sicherheit?’ erste Antworten einer Umfrage ¾ Unter Sicherheit verstehe ich ein ruhiges Gewissen zu haben. ¾ Sécurité : Situation tranquille dans laquelle on se sent en confiance. ¾ La sécurité c’est connaître les limites d’un système. ¾ La sécurité, c’est l’évaluation du danger et la mise en place de mesures pour le diminuer ou l’éviter. ¾ On entend par sécurité un sentiment de confiance que l’on éprouve face à une situation pouvant présenter un danger que l’on a identifié. ¾ Sicherheit ist der Zustand grösster Umsicht bezüglich Mensch, Material und Umwelt. Fig. 2. ‘Was bedeutet Sicherheit?’ Positiv formulierte Antworten auf eine Nachfrage ¾ Those activities that seek either to minimize or to eliminate hazardous conditions that can cause bodily injury. [1] ¾ The condition of being safe; freedom from danger or risks. [2] ¾ Freedom from risk. [3] ¾ Tranquillité d’esprit résultant du fait de se croire à l’abri de tout danger. [4] Fig. 3. ‘Was bedeutet Sicherheit?’ Antworten aus Lexika SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 752 CHIMIA 2003, 57, No. 12 3. Die Gefahr als Unsicherheit: Ihre Wahrscheinlichkeit und Schwere Was bedeutet aber der Begriff „Gefahr“? Ist seine Definition auch so begriffsproblematisch, wie die der Sicherheit? Nein, überhaupt nicht, der menschliche Geist akzeptiert den Begriff „Gefahr“ als Evidenz, wobei folgende Formulierung Zustimmung finden möge: „Unter dem Begriff „Gefahr“ verstehe man per Definition die Möglichkeit des Eintretens eines Schadenereignisses.“ Unsicherheit (also auch unvollkommene Sicherheit) bedeutet die Existenz von mindestens einer Gefahr. Aus der Definition ist auch ersichtlich, dass eine Gefahr aus zwei zusammenwirkenden Komponenten aufgebaut sein muss: – Erstens muss ein Ereignis drohen, das Schäden an Gut, Leib und Leben anrichten kann. Die Schwere des Ereignisses wird als quantitatives Mass des drohenden Schadens verstanden. – Zweitens wird das Ereignis mehr oder weniger häufig eintreten. Die zeitliche Häufigkeit wird durch eine Eintretenswahrscheinlichkeit quantifiziert. Da das Eintreten beliebiger denkbarer Schadensereignisse nie ganz ausgeschlossen werden kann, ist die Eintretenswahrscheinlichkeit jeder denkbaren Gefahr stets grösser als Null. Ein Ereignis mit 100-proz. Eintretenswahrscheinlichkeit gilt als stattgefunden. Infolge des Aufbaus aus den zwei unabdingbaren Komponenten „Ereignisschwere“ und „Eintretenswahrscheinlichkeit“ wird die Gefahr oft als formales Produkt aus Wahrscheinlichkeit und Schwere (=: Risiko) quantifiziert. Lassen sich die Wahrscheinlichkeit und die Schwere in vernünftig gewählten Einheiten messen, ist die Verlockung gross, für das Risiko als Mass der Gefahr direkt das arithmetische Produkt aus Wahrscheinlichkeit und Schwere zu nehmen. Risikoanalysen von chemischen Produktionsprozessen nach der HAZOP-Methode unterteilen die beiden Gefahrenkomponenten in je drei Klassen. Ein drohendes Schadensereignis kann von leichter, mittlerer oder grosser Schwere sein, seine Eintretenswahrscheinlichkeit kann klein, mittel oder gross sein. Risiken von Gefahren lassen sich somit in einer 3 × 3 Matrix klassieren und grob miteinander vergleichen. Als praktizierende Chemiker ist Ihnen diese Klassifikation sicher bestens bekannt und ich kann Ihnen hiermit sicherlich nichts Neues bieten. Gerne möchte ich, hierauf aufbauend, noch andere Klassifikationssysteme vorstellen, solche, die Sie als Chemiker vielleicht noch nicht kennen. Werden die Wahrscheinlichkeit und die Schwere nicht nur in je drei Klassen unterteilt, sondern als kontinuierliche Variablen verstanden und gemessen, wird eine direkte Erweiterung der HAZOP-Matrix erhalten. Wird das Risiko, das Mass der drohenden Gefahr, als arithmetisches Produkt aus Wahrscheinlichkeit und Schwere definiert, resultiert eine Darstellung, in der Zustände gleicher Risiken auf einer Hyperbel liegen. Obwohl nun die Parameterebene „Wahrscheinlichkeit“ × „Schwere“ mit einem kontinuierlich variierendem Gefahrenmass überdeckt ist, wird von den Benutzern dieser Darstellung oft ein Schritt zurück gemacht, indem das Risikogebiet durch die Wahl von beispielsweise zwei Hyperbeln in drei Risikozonen diskretisiert wird, z.B in ein Gebiet akzeptabler Risiken, in eine kritische Risikozone und in eine Verbotszone. Ähnliches findet sich im Anhang G des Handbuchs I der Schweizerischen Störfallverordnung [5]. Die dort verwendete Darstellung zeigt drei Zonen mit akzeptablen, kritischen und inakzeptablen Risiken. Die Trennlinie zwischen kritischen und inakzeptablen Risiken gilt dabei als Akzeptanzgrenze. Als Mass der Schwere wird ein „Störfallwert“ mit Werten von 0 bis 1 verwendet. Zudem wird diese Schadensausmass-Achse in die drei Klassen „Unfall“, Grossunfall“ und „Katastrophe“ unterteilt. Die zweite Parameterachse zeigt nicht wie gewohnt eine Wahrscheinlichkeit, sondern eine zeitliche Wahrscheinlichkeitsdichte in Form einer Anzahl eingetretener Ereignisse pro Betrieb und pro Jahr. Auch hier wird zur Plausibilisierung die Werteachse in die Klassenintervalle von „äusserst selten“, „sehr selten“, „selten“ bis „eher selten“ unterteilt. Wie wird eigentlich die Eintretenswahrscheinlichkeit eines Ereignisses während eines Prozesses verstanden? Nehmen wir als Beispiel eine Reise von Fribourg nach London. Ein komplexer Prozess wird in eine Sequenz von Prozesseinheiten unterteilt. Zuerst gehe ich zu Fuss zu meinem Auto auf dem Parkplatz, fahre dann über die Autobahn nach Zürich Kloten, fliege anschliessend über den Atlantik, usw. Jeder dieser Teilschritte birgt eine Gefahr mit eigener Ereigniswahrscheinlichkeit in sich. Für die Autostrecke von Fribourg nach Zürich sind aus Erfahrung beispielsweise die Anzahl der Unfälle pro Stunde und pro 1’000 Fahrzeuge bekannt. Diese zeitliche Wahrscheinlichkeitsdichte kann zudem noch in Funktion der Uhrzeit variieren. Bekanntlich ist vor allem am späten Freitagnachmittag die Unfallhäufigkeit besonders gross. Die Unfallwahrscheinlichkeit meiner Autofahrt von Fribourg nach Zürich wird somit zum Zeit-Integral der Wahrscheinlichkeitsdichte während der Fahrzeit. Die Ereigniswahrscheinlichkeit der gesamten Reise ist dann die Summe der Wahrscheinlichkeiten der einzelnen konsekutiven Teilreisen. Nicht alle Teilprozesse wie eine Fahrt über die Autobahn lassen sich so leicht und sicher in Bezug auf Ereigniswahrscheinlichkeit beurteilen. Treten die Ereignisse relativ häufig auf, so liegt sicherlich ein grosses Erfahrungswissen vor und die Wahrscheinlichkeit kann objektiv und mit guter Qualität bestimmt werden. Interessieren wir uns aber für Gefahren, die sehr selten eintreten, oder noch nie eingetreten sind, steht kein statistisches Beobachtungsmaterial zur Verfügung. Die Eintretenswahrscheinlichkeit lässt sich bestenfalls abschätzen oder wenigstens mit subjektiven Annahmen beziffern. Solche Wahrscheinlichkeitswerte sind wenig oder gar nichts wert; im Extremfall sind sie sogar eine eigene Gefahrenquelle, da die Qualität der Zahlen mehr als fraglich ist. Mit der Beurteilung der Qualität der ermittelten Wahrscheinlichkeit erhält die Gefahrenparametrisierung eine dritte Dimension. Der „Wissenschaftliche Beirat der Deutschen Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ [6] hat in seinem Jahresgutachten 1998 weltweite Gefahren nicht nur nach Wahrscheinlichkeit und Schwere, sondern auch nach Qualität der Wahrscheinlichkeitsbestimmung klassiert (Fig. 4). Für jede dieser Risikogruppen wurde eine spezifische Minderungsstrategie vorgeschlagen. Die Risikoklassen werden dabei je nach Temperament mit Namen von Berühmtheiten der griechischen Mythologie benannt. Weil Damokles neidisch auf den Luxus seines Herrn war, hängte der König Dionysios über seinem Thron ein Schwert an einem Pferdehaar auf und lud Damokles ein, auf seinem Thron zu speisen. Damit wollte er Damokles das gefährdete Glück eines Herrschers begreiflich machen. Damokles war auf dem Thron unter dem Schwert einer Gefahr ausgesetzt, deren Eintreten eine grosse Tragweite hätte, nämlich Damokles’ Tod. Die Wahrscheinlichkeit des Reissens des Haares ist aber experimentell mit sehr guter Qualität als gering einzustufen. Risiken mit katastrophalem Ausmass, aber mit kleiner, qualitativ sicherer Wahrscheinlichkeit sind Elemente der Damoklesklasse. Als Beispiele mögen Kernkraftwerke und Grossraffinerien genannt sein. Zyklopen sind einäugige Riesen, die ihre Umwelt nur eindimensional wahr nahmen. Sie versinnbildlichen daher Risiken, deren Ausmass genau bekannt ist, aber deren Wahrscheinlichkeit im Dunkeln liegt. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 753 CHIMIA 2003, 57, No. 12 4. Das Schadensereignis als Antisicherheit Fig. 4. Klassifikation weltweiter Risiken [6] Es sind dies beispielsweise Erdbeben, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen und das Auftreten von Aids. Pythia, die blinde Seherin des Orakels von Delphi konnte zwar ihrer Klientel bevorstehende Gefahren vorhersagen, über das Eintreten und über das Ausmass blieb sie aber stets unklar und mehrdeutig. Risiken vom Pythia-Typ sind daher solche, deren Voraussagen über Schwere und Wahrscheinlichkeit sehr unsicher sind. Beispiele hierfür sind der Treibhauseffekt und die Freisetzung gentechnisch modifizierter Pflanzen. Die schöne Pandora bestrafte die Menschen mit einer Büchse, aus der sich beim Öffnen lauter Übel ergoss und über die Erde verbreitete. Pandora-Risiken haben wenig bekannte Schadensausmasse und Wahrscheinlichkeiten; ihre Schäden verteilen sich aber weltweit und sind äusserst nachhaltig. Zu ihnen gehören beispielsweise Risiken, die von Plutonium, von Dioxinen und von fluorierten Kohlenwasserstoffen ausgehen. Kassandra, die alte Seherin der Trojaner, prophezeite den Sieg der Griechen korrekt, aber niemand glaubte ihrem Rufen. Obwohl die Wahrscheinlichkeit von katastrophalen Folgen von Kennern als hoch eingeschätzt wird, wird vom Volk das Wissen um das kassandrische Risiko verdrängt, weil eine lange Verzögerungszeit zwischen dem Ereignis und den kausalen katastrophalen Folgen liegt. Der weltweite Verlust der Artenvielfalt und der durch die Menschheit verursachte Klimawandel werden zu dieser Risikogruppe gezählt. Der Anblick der Medusa, eine der drei Gorgonenschwestern, liess jeden Betrachter vor Furcht zu Stein erstarren. Phänomene, die nach dem heutigen Wissen der Experten kein grösseres akutes Risiko darstellen, können durch subjektive Wahrnehmung und durch Unkenntnis Angst und Schrecken auslösen. Als Beispiele mögen der Elektrosmog und Castortransporte genannt sein. Ein letztes Rating-Beispiel sei das der Internationalen Atomenergie Kommission, die sogenannte Internationale Nukleare Ereignisskala [7]. Mit Hilfe eines Entscheidungsbaumes wird jedes anormale Ereignis in und um eine nukleare Anlage auf die Ereignisschwere analysiert, registriert und katalogisiert. Eine Skala von 0 bis 7 quantifiziert die Ereignisschwere als ganze Zahl. Beispielsweise wurde der Chemieunfall mit Uranylnitratlösung von Tokaimura, Japan (1999), als Stufe 4 bewertet, als Kritikalitätsunfall mit erheblicher Strahlendosisbelastung dreier Personen, jedoch ohne signifikante Gefährdung der Umgebung. Der schwerwiegende Unfall in Tschernobyl von 1986 rangiert verständlicherweise auf Stufe 7 (Fig. 5). Wie ist der Begriff der Gefahr, also der Unsicherheit, im Moment, in dem sie zum Ereignis wird, zu verstehen? Das Eintreten eines Schadenereignisses bedeutet die Existenz einer Gefahr mit momentaner 100-proz. Eintrittswahrscheinlichkeit. Ich nenne diesen Spezialfall von Unsicherheit hier Antisicherheit. Antisicherheit (oder verletzte Sicherheit) bedeute per Definition das (100-proz.) Eintreten eines Schadenereignisses schlechthin. Also: Antisicherheit: ↔ Schadensereignis Schaden produzierende Ereignisse lassen sich in eine bestimmte Anzahl unabdingbar notwendiger Komponenten zerlegen. Dabei sind verschiedene Zerlegungsarten denkbar. In meinen heutigen Überlegungen möchte ich ein 4-Komponenten-System vorstellen: These: Jedes Schadenereignis besteht genau aus vier Komponenten (Fig. 6), nämlich • aus einem Energiepotential, • aus einem Sensibilisator, • aus einem auslösenden Prozess und schliesslich • aus dem verursachten Schaden. Bildlich bildet die Einheit von Energiepotential, Sensibilisator, Auslöser und Schaden einen Schadensereignis-Tetraeder. 4.1. Das Potential Das notwendige Energiepotential charakterisiert die gespeicherte, im Ereignisfall freisetzbare Energie. Quantifiziert wird sie durch die umsetzbare Energiemenge. Die Speicherung befinde sich in einem Gleichgewichtszustand, sodass ohne äussere Beeinflussung keine Energiefreisetzung eintritt. Zudem sei das Gleichgewicht stabil, was heisst, dass infolge kleiner Störungen von aussen sich eine Ungleichge- Fig. 5. INES-Klassifikation (Internationale Nuklear-Ereignis Skala) SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 754 CHIMIA 2003, 57, No. 12 wichtslage einstellt, die rücktreibende, stabilisierende Kräfte erzeugt. Energiemengen werden je nach Quantität und Herkunft in verschiedenen gängigen Einheiten dargestellt. In Fig. 7 ist die Energie verschiedener Ereignisse in den drei Einheiten „Energie in JOULE“, „Äquivalent in TNT“ und „Ruhemassen-Äquivalent“ nach Einstein dargestellt: • die Geschossenergie der Schweizer Ordonnanz Munition 5.56 mm, bei 4.1 g Projektilmasse und 905 m/s Mündungsgeschwindigkeit, • die Explosionsenergie der Schweizer Handgranate HG 86 mit 160 g TNT, • die chemische Energie einer Reaktion mit einem Grignard-Reagens in einem Rührkessel mit 1.5 m3 Tetrahydrofuran entsprechend einem adiabatischen Temperaturanstieg von 410 °C, • die Absturzenergie einer MD-11 mit 285 Passagieren, 273 to Masse, mit einer Reisegeschwindigkeit von 950 km/h in 11’000 m über Meer, • und die Explosionsenergie der Hiroshima-Atombombe mit 15 kto TNT Äquivalent. 4.2. Der Sensibilisator Als zweite Komponente ist ein Sensibilisator erforderlich. Seine Aufgabe ist, die Stabilität des Speichergleichgewichtes der disponiblen Energie zu verringern. Das Resultat seiner Wirkung ist ein geschwächtes, störungsanfälligeres stabiles Gleichgewicht, eventuell ein indifferentes Gleichgewicht, oder gar ein labiles Gleichgewicht, eines, das sogar durch das Husten einer Fliege unrettbar gestört werden könnte. Als Beispiele nenne ich: • Chemische Katalysatoren, welche unüberwindbare Aktivierungsenergien abschwächen und damit die Reaktion ermöglichen können, • die Lunte, welche den Zündfunken vom Streichholz durch die Kanonenrohrwand hindurch zur Pulverladung bringt, • der Sicherungsmechanismus am Gewehr, • die Übertragerladungen, die einen insensitiven Sprengstoff zur Explosion bringen, • Drogen und Medikamente, welche die menschliche Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft abbauen. Spezielle geometrische Konfigurationen können sensibilisierenden (oder inhibierenden) Einfluss haben: Betrachten wir die Möglichkeit der chemischen Reaktion eines Grillfeuers von einigen Kilos Holzkohle mit genügend Luft. Durch geeignetes Zerkleinern kann man die Kohle als Pflasterstein grosse Briketts, als Stücke in der Grösse von Würfelzucker, als Fig. 6. Schadensereignis-Komponenten: Potential, Sensibilisator, Auslöser und Schaden Fig 7. Energien einiger Beispiele Kohlegries oder gar als feinstes Pulver mit genügend Luft in Kontakt bringen und versuchen anzuzünden. Je nach resultierendem Verhältnis aus reaktionsgeschwindigkeitsbestimmender Oberfläche pro energiespendendem Volumen ist das Grillfeuer mit zunehmender Feinheit der Körnung leichter zu zünden und schneller im Umsatz. Auch der Begriff der kritischen Massenanordnung hat mit geometrischer Sensibilisierung zu tun. Durch Zusammenschieben oder Auseinandernehmen der Holzscheite lässt sich ein Lagerfeuer in bezug auf Brennleistung regeln. In nuklearen Reaktoren oder Gefechtsköpfen muss spaltbares Material aus einer Menge nicht kritischer Bauteile zu einer überkritischen Anordnung zusammengefügt werden, damit die Kettenreaktion lawinenartig anlaufen kann. 4.3. Der Auslöser Durch die Wirkung des Sensibilisators allein verliert das Energiepotential sein Gleichgewicht noch nicht, nur seine Stabilität. Das Ereignis tritt erst ein, wenn noch ein auslösendes Moment als dritte Komponente zum Potential und Sensibilisator kommt. Diese Triggerfunktion stört unwiderruflich das Gleichgewicht des Energiespeichers. Ihre Wirkung manifestiert sich durch die Befreiung der gespeicherten Energie im zeitlichen Ablauf des Ereignisses. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 755 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Die Triggerfunktion wird in gewissen Fällen willentlich, vorsätzlich und bewusst ausgelöst. Dies ist der Fall bei der willentlichen Zugabe eines Polymerisationsstarters in die von Stabilisatoren befreite Monomermasse. Der Heckenschütze drückt zur Schussabgabe willentlich und bewusst auf den Abzug seines entsicherten Gewehrs, und wer ein brennendes Streichholz an eine Lunte hält, kann sich auch nicht auf ein Versehen berufen. Das Manipulieren an einer ungesicherten, geladenen Waffe, aber auch die Durchführung exothermer Reaktionen mit hoher Kritikalität ohne adäquate Runaway-Verhinderungsmassnahmen kann leicht zu tragischen Unfällen führen, deren Auslösung natürlich ungewollt, aber fahrlässig zu taxieren ist. Ist die Ursache der Auslösung bekannt und, wenigstens im Nachhinein verständlich, so sprechen wir von kausaler Auslösung. Die Reaktion begann, weil die Zündtemperatur erreicht wurde. Die Mine ging hoch, weil ein Mensch oder ein Tier sie unglücklich touchierte. Der Steinschlag im Winter wurde durch gefrierendes und wieder auftauendes Wasser verursacht. Nicht immer ist aber die Ursache der Auslösung nachvollziehbar oder gar voraussagbar; wir sprechen dann von zufälliger Auslösung. Eine Reaktion mit einem Grignard-Reagens ohne Animpfung mit Organo-Magnesium-Halogenid, überalterte schlecht gelagerte Munition und lockere Felsbrocken in Steilhängen sind Beispiele von instabilen Energiepotentialen, deren Auslösung zum Ereignis nicht oder nur schwierig voraussagbar sind. Eine genügend grosse, nuklear überkritische Masse wäre ohne natürliche Radioaktivität zwar höchst labil, aber hypothetisch noch kein Grund zum Ereignis. Erst der spontane Zerfall eines Atoms der Masse, oder ein von Aussen einfallendes Neutron wird die Kettenreaktion auslösen. Dies geschieht zwar innerhalb Bruchteilen von Mikrosekunden, ist aber doch stochastisch. Diese eventuell zu lahme Zündwilligkeit kritischer Massen kann durch Einbringen von starken Neutronenquellen verbessert werden. Triggerfunktionen müssen unter Umständen einen höchst ambivalenten Charakter haben. Einerseits darf beim Lagern von modernen, panzerbrechenden Gefechtsköpfen während mindestens 20 Jahren = 6⋅108 s keine unkontrollierte Auslösung erfolgen. Andererseits muss beim Schuss der Auslösevorgang mit einer zeitlichen Präzision innerhalb von 100 ns einsetzen. Dass diese Randbedingung hohe qualitative Anforderungen an das Konstruktionskonzept stellt, liegt auf der Hand. 4.4. Der Schaden Gefahren sind gemäss gängigem Verständnis Situationen, die mit Schadensereignissen drohen. Zum Ereignis gehört also als vierte Komponente die Erzeugung eines Schadens. Dabei handelt es sich um die Umsetzung freigesetzter Energie in Zerstörung, also um eine Auswirkung des Ereignisses auf die Umwelt. Schäden manifestieren sich beispielsweise • durch verlorene oder verdorbene Produkte, an Anlagen und an Gebäuden der Produktionszone, • aber auch an betroffenen Personen als körperliche Verletzung oder Kontamination mit eventueller Todesfolge sowie auch als traumatischer Schaden am mentalen Gleichgewicht, • und leider auch an der Umwelt der näheren, weiteren, regionalen, nationalen kontinentalen, ja sogar weltweiten Umgebung. Ein Ereignis, das sicher ohne Schadensfolge abläuft, interessiert in diesem Zusammenhang wenig. Selbst eine Atombombe, die hinter der Sonne im interplanetaren Raum explodiert, wird kaum eine Zeitungsschlagzeile auslösen. 4.5. Das Schutzkonzept Wie können wir uns vor drohenden Gefahren schützen? Da wir die Gefahr als ein mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintretendes Ereignis, aufgebaut aus den vier Komponenten Potential, Sensibilisator, Auslöser und Schaden ansehen, basiert das Schutzkonzept auf Verminderung oder Elimination mindestens einer dieser Komponenten: • Wir versuchen die Eintretenswahrscheinlichkeit zu reduzieren (beispielsweise durch Ausbildung und Training der Mitarbeiter, durch kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsvorschriften, durch Prozessfehleranalysen, usw.) • Wir reduzieren das Energiepotential (durch den Einsatz kleinvolumiger Conti-Reaktoren mit grossem Durchsatz anstelle grossvolumiger BatchRührkessel, durch dosierungskontrollierte Zugabe exothermer Edukte, durch Substitution hochenergetischer Prozesse durch sanftere Chemie, usw.) • Wir stören die Wirkung des Sensibilisators (durch Zugabe eines Katalysatorgiftes, durch zusätzliche Verwendung eines Stabilisators, durch Trennen von Zünder und Ladung, durch Aufbau physikalischer oder moralischer Hemmungen, usw.) • Wir verhindern die Auslöseaktion (durch systematisches Eliminieren aller auslösenden Prinzipien, usw.) • Wir schützen uns und die Umwelt vor den Auswirkungen des trotz allem hin und wieder eintretenden Ereignisses (durch Schutzmassnahmen, durch räumliches Trennen vom Ort des möglichen Ereignisses, durch Einkapselung des Ortes der Gefahr, usw.) 4.6. Drei Beispiele Meine etwas theoretischen Überlegungen möchte ich gerne anhand dreier Beispiele etwas konkretisieren. In jedem Fall versuche ich die Wahrscheinlichkeit und die vier Ereigniskomponenten „Energie, Sensibilisator, Auslöser und Schaden“ zu identifizieren und kurz Einflussmechanismen vorzuschlagen. Bricht hin und wieder trotz dem tödlichen Ernst der Sachlage etwas Ironie durch, möge mir dies verziehen werden. 4.6.1. Damokles unter dem Schwert Die Ereigniswahrscheinlichkeit lässt sich experimentell durch Aufhängen von einigen hundert Schwertern an Pferdehaaren und durch Beobachtung während einiger Tage ziemlich zuverlässig als sehr klein bestimmen. Damokles kann seine Sicherheit erhöhen, indem er das Pferdehaar durch eine Stahlkette substituiert. Das Potential liegt in der Masse und der Fallhöhe des Schwertes. Das Ersetzen des Eisenschwertes durch ein Kartonschwert würde das Potential und die Gefahr drastisch reduzieren, aber auch das Problem trivialisieren. Die Sensibilisierung kommt, wie Erich Käster bemerkte, durch die Spitze und die Schärfe des Schwertes. Nimmt man ihm die Schärfe und die Spitze, ist ein Ereignis mit stumpfem Schwert mit kleinerem Schaden überlebbar. Die Triggerfunktion ist quasi stochastisch, sie ist vielleicht erklärbar durch Vibrationen in der Fadenaufhängung. Das wilde Tanzen im Obergeschoss möge verboten werden, gegen erdbebenbedingte Gebäudevibrationen helfen die Verbote jedoch nicht. Als Schaden riskiert Damokles unzweifelhaft den Tod. Trägt er einen Helm oder besser, verschiebt er den Thron ein wenig aus der Gefahrenzone, so kann das Ereignis eintreten, ohne dass Damokles ums Leben kommt. Zur Wahrung der Gerechtigkeit gegenüber der Geschichte, muss ich doch klar festhalten, dass alle von mir vorgeschlagenen Risikominderungen wohl keine Akzeptanz von Dionysios gefunden hätten. 4.6.2. Der panzerbrechende Gefechtskopf TOW 96 Beim Auftreffen der Geschossspitze auf die Panzerung des angreifenden Tanks explodiert die Hauptladung. Als Hohlladung SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 756 CHIMIA 2003, 57, No. 12 deformiert die Explosion den becherförmigen metallischen Liner zu einem hochkomprimierten Metallklumpen. Wie der Saftstrahl aus einer Zitrone unter Druck schiesst ein dünner Metallstrahl mit 12 km/s Geschwindigkeit hervor. Dieser Strahl kann die Panzerung durchbohren und damit den Panzer ausser Gefecht setzen. Die Wahrscheinlichkeit eines Treffers ist eine Funktion der Anzahl angreifender Tanks, der Anzahl Verteidiger und auch der Nervenstärke des Panzerabwehrsoldaten. Ein Panzer, der sich vor einem Abwehrbeschuss schützen möchte, wird daher mit Lärm, Nebel, Blend- und Blitzlicht und durch Beschuss den Abwehrsoldaten im genauen Zielen zu stören suchen. Das Potential liegt klar in der Hohlladung aus 2.5 kg Oktogen. Gegen die Explosionsenergie hilft eine verstärkte und verbesserte Panzerung. Eine einfache Explosion von 2.5 kg Oktogen beeindruckt eine Panzerplatte von 30 cm nicht besonders. Aber das Hohlladungsprinzip funktioniert hier als Sensibilisator, indem es die Explosionswirkung in einen bohrenden Strahl umsetzt und auf eine kleine Angriffsfläche der Panzerung fokussiert. Der Panzer versucht sich vor dem Bohrstrahl mit einer Reaktiv-Panzerung zu schützen. Dabei handelt es sich um eine Sprengstoffschicht auf der Panzeroberfläche, die beim Treffer selber explodiert und damit die Bildung des Bohrstrahls der Hohlladung stört. Das auslösende Moment ist das Auftreffen der Geschossspitze auf der Panzerung. Genau dann hat der Zünder die Explosion auszulösen, sodass die Hohlladung noch etliche Zentimeter vor der Panzerung ihre Wirkung optimal entfalten kann. Der Panzer schützt sich mit möglichst runden Oberflächen gegen ein rechtwinkliges Auftreffen des Geschosses und erhöht so die Wahrscheinlichkeit eines Abprallers. Auch Panzerschürzen mit dahinter liegenden Hohlräumen schützen die Panzerung vor dem Bohrstrahl. Der entstehende Schaden liegt in der Bohrleistung des Hohlladungsstrahles. Der Strahl kann bis 1.6 m Qualitätspanzerstahl durchdringen! Welcher Schutz ist gegen ein derartiges Antitankgeschoss wirksam? Am besten ist, auf Offensivwaffen, wie Panzer zu verzichten und zur Konfliktbewältigung gewaltfreiere, politische, diplomatische Methoden einzusetzen. 4.6.3. Fussballmatch Ein Fussballspiel ist wie ein Stierkampf oder ein Gladiatorenkampf eine Art Unterhaltungsdroge für die Zuschauer. Gehen dabei die Emotionen hoch und sind unter den Zuschauern zudem noch gewaltbereite Hooligans gleich welchen Couleurs, so stellt eine derartige Massenveranstaltung, wie in Zeitungsberichten zu lesen ist, eine nicht zu vernachlässigende Gefahr dar. Die Wahrscheinlichkeit der potentiell möglichen Entartung eines Spieles ist leider relativ hoch, vor allem wenn durch Vorgeschichten, Nationalismus oder Rassismus sensibilisierte Teampaare mit ihren emotionsschwangeren Zuschauerhorden zusammentreffen. Eine Gegenmassnahme wäre die Vermeidung der Spiele zwischen sensiblen Teampaaren. Die Energie liegt in den x-zehntausend mehr oder weniger angeregten Zuschauern mit einer latenten Bereitschaft zur eigenen körperlichen Betätigung zum falschen Zeitpunkt. Spiele ohne direkte Zuschauer, ausschliesslich per Television und Radio übertragen, würden nicht unter diesem Damoklesschwert liegen. Als Sensibilisator wird heisses Wetter, übermässiger Alkoholkonsum, der Herdeninstinkt und Massenhysterie die Hemmschwelle einzelner Zuschauergruppen mehr oder weniger senken. Dies wäre mit Beschattung der Zuschauerränge und mit einer Apfelsaft-statt-Bier-Kampagne zu mildern. Als auslösendes Element braucht es nur noch einen echten oder vermeintlichen Schiedsrichter-Fehlentscheid, oder einen falschen Spruch des Moderators am Mikrofon, und schon beginnt die Masse zu Kochen. Gut instruierte und trainierte Schiedsrichter mit überzeugendem Auftreten vermindern diese Triggerfunktion. Beginnen aber trotz allem einzelne Zuschauergruppen aktiv ins Spiel einzugreifen, den Schiedsrichter oder andere Fangruppen zu verprügeln, dann gibt es schnell Sachbeschädigungen und Verletzte, in eskalierenden Fällen sogar Panik, Schwerverletzte und Tote. Abschrankungen und Unterteilungen der Zuschauerzone in kleine, von Zäunen umfasste Teilbereiche könnten da etwas Abhilfe schaffen. Leider sind auch hier die wenigsten der vorgeschlagenen gefahrenmindernden Massnahmen fördernd für die gute Stimmung im Stadion und somit kaum durchsetzbar. 5. Zusammenfassung • Sicherheit ist abstrakt wie Vakuum und Kälte, existiert an sich nicht, sondern ist vielmehr nur ein konkretes Gefühl der Abwesenheit von Gefahren. • Gefahren sind konkret, benennbar, abzählbar. Sie lassen sich einzeln, eine nach der andern abschätzen, reduzieren oder gar eliminieren. • Gefahren werden parametrisiert durch Angabe der Schwere und der Eintrittswahrscheinlichkeit des drohenden Ereignisses, sowie durch die Qualität der Wahrscheinlichkeitsinformation. • Ein Schadensereignis ist die Konsequenz des Zusammenwirkens eines Energiepotentials, eines Sensibilisators, eines Auslösers und einer Schadenwirkung. • Schadensverhinderung und Schutz basiert einerseits auf der Verminderung der Wahrscheinlichkeit und andererseits auf der Reduzierung oder Eliminierung von Energie, Sensibilisierung und Trigger sowie der Wechselwirkung mit der Umwelt. Received: October 3, 2003 [1] Encyclopædia Britannica, retrieved January 16, 2003, from Encyclopædia Britannica Online. [2] ‘The Oxford American Dictionary of Current English’, Oxford Reference Online, Oxford University Press, 16 January 2003. [3] ‘A Dictionary of Computing’, Oxford Reference Online. Oxford University Press. January 16, 2003. [4] Quillet Flamarion ’Dictionnaire usuel’, éditeurs Quillet-Flammarion Paris, 1963. [5] StFV, ‘Störfallverordnung, Handbuch I zur ...’ herausgegeben vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bezugsquelle: EDMZ, 3000 Bern, 1991. [6] H.-J. Schellnhuber, „Welt im Wandel: Strategien zur Bewältigung globaler Umweltrisiken“, WBGU-Jahresgutachten 1998, ISBN 3-540-67106-4, Springer, Heidelberg, 1999. [7] H.-R. Völkle, BAG Strahlenschutz, Leiter SueR, Privatmitteilung, 2002. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 757 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Chimia 57 (2003) 757–765 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 Physik der Explosion Kaspar Wüthrich* The Physics of Explosion Abstract: Some interesting physical aspects of chemical explosions are compiled. An explosion is understood as a fast release of energy. There are many types of explosion, including a deflagration as a pressurecontrolled explosion and a detonation as an explosion independent from boundary conditions. Using a simple model the coupling mechanisms between physics and chemistry in a reaction front of a gas explosion is enlightened. Exploding clouds of hydrocarbons dissipate the released energy mainly by means of heat radiation, blast waves and fragments. Simple theorectical considerations show the principles to be respected in damage assessments of these phenomena. Keywords: Chemical explosion · Gas explosion · Heat radiation · Modeling · Unconfined explosion 1. Einleitung 2. Terminologie Dieser Artikel beleuchtet einige interessante physikalische Aspekte von chemischen Explosionen. Leitfaden ist dabei nicht nur das Wechselspiel von Physik und Chemie. Auch der Vergleich von klassischen Explosivstoffen mit Explosivstoffen, welche in der Zivilindustrie Störfälle verursachen, wird immer wieder aufgegriffen. Last but not least, im Spannungsfeld dieser beiden Gruppen von Explosivstoffen, aber auch im Spannungsfeld von Deutsch und Englisch, muss einem konsistenten Sprachgebrauch besondere Beachtung geschenkt werden. In diesem Abschnitt sollen Definition und Gebrauch der zentralen Begriffe Explosion, Detonation und Deflagration festgelegt werden. Anschliessend wird das Phänomen der Stosswelle erläutert. *Correspondence: K. Wüthrich Quality and Innovation RUAG Munition Allmendstrasse 74 CH–3602 Thun Tel.: +41 33 228 42 85 Fax: +41 33 228 45 01 E-Mail: [email protected] www.ruag.com 2.1. Explosion Eine Explosion kann als Summe der Phänomene, die bei einer schnellen Energiefreisetzung auftreten, definiert werden. Stammt die freigesetzte Energie von Kernkräften, wird von einer nuklearen Explosion gesprochen. Die freigesetzte Energie wird insbesondere wegen der Beschleunigung von ionisierten Teilchen zu etwa 50% über elektromagnetische Strahlung an die Umgebung abgegeben. Stammt die Energie von Intermolekularkräften, wird von physikalischen Explosionen gesprochen. Die potentielle Energie, die in Intermolekularkräften gespeichert ist, entspricht dem statischen Druck. Ein frei verfügbarer Überdruck wird über Verrichtung von Volumenarbeit an die Umgebung abgegeben. Stammt die freigesetzte Energie von Kräften zwischen Valenzelektronen, wird von einer chemischen Explosion gesprochen. Die freigesetzte Energie wird lokal in einen Temperaturanstieg und einen Überdruck umgesetzt. Im Anschluss verpufft die überhöhte Energiedichte über Wärmetransport und Volumenarbeit in der Umgebung. Im Folgenden werden die chemischen Explosionen näher erörtert. 2.2. Chemische Explosion Es sollen insbesondere die chemischen Explosionen von Brennstoff/Luft-Gemischen diskutiert werden. Um deren Materialverhalten während einer chemischen Explosion formulieren zu können, braucht es entsprechende mathematische Gesetze. In einer ersten Näherung können hierzu die Materialgesetze eines idealen Gases verwendet werden. 2.2.1. Chemische Reaktion eines idealen Gases Ein abgeschlossenes System kann mit der Umgebung Energie aber keine Masse austauschen. Für ein abgeschlossenes ideales Gas gelten die wohlbekannten Zustandsgleichungen (Tab. 1). Die thermische Zustandsgleichung leitet sich ab von der mikroskopischen Impulserhaltung, die kalorische Zustandsgleichung von der mikroskopischen Energieerhaltung. Die kalorische Zustandsgleichung kann mit der Enthalpie h oder mit der mikroskopischen kinetischen Energie e formuliert werden. Aufgrund ihrer Verknüpfung h = f(e) und derjenigen der Materialparameter cP, cV, R sind diese Gleichungen äquivalent. Für jedes abgeschlossene System gilt der 1. Hauptsatz der Thermodynamik (1. HS) dq = dv - dw. Dieser Energieerhaltungssatz besagt, dass die einem System zugeführte Wärme dq der inneren Energie dv = de + ∆h0 abzüglich der vom System geleisteten Volumenarbeit dw = –P dυ äquivalent ist. Mit der kalorischen Zustands- SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 758 CHIMIA 2003, 57, No. 12 gleichung für ein ideales Gas kann die Änderung der mikroskopischen kinetischen Energie ausgedrückt werden mit de = cVdT. Werden alle erwähnten Beziehungen in den 1. HS eingesetzt, resultiert für ein ideales Gas die Formel dq – ∆h0 = cVdT + Pdυ (1) Wird die Reaktionsenergie ∆h0 < 0 langsam freigesetzt, geht sie dem abgeschlossenen idealen Gas vollständig über Wärmeabgabe dq = ∆h0 verloren. Temperaturerhöhung und Expansion sind bei Prozessen wie der Korrosion deshalb nicht zu beobachten (dT = 0, dυ = 0). Nach einer langsamen Reaktion besitzt ein abgeschlossenes ideales Gas damit keine frei verfügbare überhöhte Energiedichte, die mit der Umgebung ausgeglichen werden müsste (dq – ∆h0 = 0). Wird die Reaktionsenergie ∆h0 etwas schneller freigesetzt, kann das abgeschlossene ideale Gas nach wie vor Wärme abgeben (dq < 0). Temperatur T und Volumen υ ändern derart, dass eine Druckerhöhung vermieden wird (dP = 0). Aufgrund der thermischen Zustandsgleichung folgt beim idealen Gas R dT = P dυ (Tab. 1). Ersetzt man damit die Volumenarbeit in (1), folgt mit der Verknüpfung der Materialparameter cP, cV, R des idealen Gases schlüssig dq – ∆h0 = cPdT Tab. 1. Materialgesetze für ein ideales Gas: P: Statischer Druck; υ: Massenspezifisches Volumen; R: Gaskonstante; T: Temperatur; h: Massenspezifische Enthalpie; cP: Massenspezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck; h0: Massenspezifische Bindungsenthalpie; e: Massenspezifische mikroskopische kinetische Energie; cV: Massenspezifische Wärmekapazität bei konstantem Volumen; ρ ≡ 1/υ: Massendichte; P/ρ: Massenspezifisch gespeicherte Druckenergie (2) Nach einer Reaktion von mittlerer Kinetik besitzt ein abgeschlossenes ideales Gas damit eine frei verfügbare überhöhte Energiedichte in Form einer erhöhten Temperatur. Sie wird nach der Reaktion über Wärmetransportprozesse mit der Umgebung ausgeglichen. Wird in einem abgeschlossenen idealen Gas die Reaktionsenergie ∆h0 sehr schnell freigesetzt, kann sowohl der Wärmefluss wie die Expansion vernachlässigt werden (dq = 0, dυ = 0). Bei einer isochoren Zustandsänderung eines idealen Gases gilt aufgrund der thermischen Zustandsgleichung R dT = υ dP (Tab. 1). Einsetzen in (1) ergibt fügbare überhöhte Energiedichte, die sowohl mit einer Temperatur- als auch mit einer Druckerhöhung ausgedrückt werden kann. Die nach der Reaktion folgende Relaxation mit der Umgebung gleicht zuerst den Druck aus. Anschliessend folgt der Temperaturausgleich. 2.2.2. Klassische Explosivstoffe Bei einer chemischen Explosion wird die Energie in den allermeisten Fällen durch eine schnelle Reduzierung eines Brennstoffes mittels Sauerstoff (Redox-Reaktion) in einer schmalen Reaktionszone freigesetzt. Ein Mass für die Kinetik der Redox-Reaktion ist die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reaktionszone in den Explosivstoff. Bei einem klassischen chemischen Explosivstoff sind Brennstoff und Oxydationsmittel in einem Molekül enthalten. Sie werden aufgrund ihrer Komponenten als CHNO-Stoffe bezeichnet. Die Reaktionskinetik eines CHNO-Stoffes besitzt typischerweise drei Reaktionsmodi (Fig. 1). U [m/s] C 1000 B 100 10 – (3) Nach einer sehr schnellen Freisetzung der Reaktionsenergie besitzt ein abgeschlossenes ideales Gas damit eine frei ver- A Zeit, Ort Fig. 1. Typische Kinetik von CHNO-Stoffen [1]. U: Geschwindigkeit der Reaktionszone in den CHNO-Stoff; A: Verbrennung; B: Deflagration; C: Detonation. Der langsamste Modus ist die Verbrennung (A), bei der die Reduzierung des Brennstoffs mit von aussen zugeführtem Sauerstoff abgewickelt wird. Dementsprechend wird die Geschwindigkeit U der Reaktionszone von der Zufuhr von äusserem Sauerstoff gesteuert. Eine mittlere Reaktionskinetik besitzt der Modus der Deflagration (B), auch ‚innere Verbrennung’ genannt. In diesem Modus erfolgt die Reduzierung des Brennstoffes mittels Sauerstoff, der von den Molekülen abgespalten wird. Wegen der grossen Druckabhängigkeit ist dieser Modus stark von den Umgebungsbedingungen abhängig und dementsprechend instabil. Der Modus mit der schnellsten Reaktionskinetik ist die Detonation (C). Dieser Modus ist allein abhängig von der Präparation des Explosivstoffes. Eine Detonationsfront ist deshalb bezüglich den Umgebungsbedingungen ein stabiler universeller Zustand. Die Übergänge zwischen den Modi werden gesteuert von den Umgebungsbedingungen und dem Explosivstoff selbst. Übergänge sind komplexe Mechanismen, die im Detail nur schwer zugänglich sind. Wenn eine Deflagration eines CHNO-Stoffes selbständig in eine Detonation übergehen kann, wird von einem Hochexplosivstoff gesprochen, andernfalls von einem Treibmittel. Die Formulierungen des 1. HS (Formel 1–3) können den Reaktionsmodi eines abgeschlossenen idealen CHNO-Gases wie folgt zugeordnet werden. Bei einer unverdämmten Verbrennung kann der Zustand nach der Reaktion mit (2) approximiert werden, da in einer Verbrennung der Druck vernachlässigt werden darf. Unabhängig von der Verdämmung kann der Zustand nach einer Detonation in erster Näherung mit (3) beschrieben werden. Für eine Detonation kann damit eine Näherung verwendet werden, die unabhängig von der Umge- SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 759 CHIMIA 2003, 57, No. 12 bung ist. Bei einer unverdämmten Deflagration kann weder Vereinfachung (2) noch Vereinfachung (3) benützt werden. Formel 2 scheidet aus, da in einer Deflagration Steuerungsdrücke auftreten müssen. Formel 3 scheidet aus, weil ein deflagrierendes unverdämmtes ideales Gas Volumenarbeit leistet. Wenn der Wärmeverluste dq bei einem unverdämmt explodierenden, abgeschlossenen CHNO-Gas vernachlässigt wird, kann für den 1. HS jedoch die folgende Näherung verwendet werden ∆h0 = cVdT + Pdυ Tab. 2. Sprungbedingungen bei einer ebenen Schockfront in ruhender Luft [4]: Index 0: Zustandsgrössen der ruhenden Luft bei Normalbedingungen; Index 1: Zustandsgrössen im geschockten Zustand; a0 = 346 m/s: Schallgeschwindigkeit der Luft; M = U / a0 : Machzahl der Schockfrontgeschwindigkeit U (4) Der Druckanstieg ist gemäss der Zustandsgleichung für das ideale Gas in den totalen Differentialen dT, dυ enthalten (Tab. 1). 2.2.3. Schnelle Verbrennungen Die üblichsten Brennstoffe, die nicht zu den klassischen Explosivstoffen gehören, sind Kohlenwasserstoffe. Sie sollen im Weiteren als CH-Stoffe bezeichnet werden. Werden solche Stoffe fein in der Luft verteilt, wird je nach Aggregatszustand des CH-Stoffes zwischen Gas-, Tröpfchen- und Staubwolken sowie hybride Gemische unterschieden. Wegen der guten Durchmischung mit dem Luftsauerstoff wird dabei eine ähnliche Ausgangssituation wie bei den CHNOStoffen geschaffen. Wie bei CHNO-Stoffen kann es deshalb durch Redox-Reaktionen zu einer schnellen chemischen Energiefreisetzung kommen. Den Detonationsmodus kann die Redox-Kinetik von CH-Stoffen allerdings nur in verdämmten Gaswolken mit starken Zündquellen erreichen. Zudem ist der Deflagrationsmodus im Sinne einer inneren Verbrennung unmöglich, weil kein innerer Sauerstoff zur Verfügung steht. Eine schnelle Verbrennung eines CH/Luft-Gemisches, deren Reaktionskinetik den Aufbau eines Überdruckes bewirkt, kann deshalb als ‘Explosion’ bezeichnet werden, wie dies im deutschen Sprachgebrauch getan wird. Gesteuert wird die Kinetik einer solchen Verbrennung aber nicht durch die Zufuhr von äusserem Sauerstoff, sondern durch den Druck. Daher ist verständlich, weshalb im englischen Sprachgebrauch eine schnelle Verbrennung eines vorgemischten Brennstoff/Sauerstoff-Gemisches als ‘Deflagration’ bezeichnet wird. Im Deutschen verliert der Begriff der ‘Explosion’ im Zusammenhang mit CHStoffen die Bedeutung eines Überbegriffs für schnelle Energiefreisetzungen. Damit verbunden ist auch eine kleinere Konsi- stenz zwischen dem Vokabular für CHStoffe und demjenigen für CHNO-Stoffe. Deshalb sollen im Folgenden die Begriffe ‘Deflagration’ und ‘Explosion’ im englischen Sinne verwendet werden. 2.3. Stosswelle Zuerst soll kurz skizziert werden, wie eine detonativ freigesetzte Energie in der Umgebung vollständig dissipiert. Anschliessend fokussiert sich die Diskussion auf den Anteil der detonativ freigesetzten Energie, aus dem sich in der Umgebungsluft eine Stosswelle entwickelt. Nach einer sehr schnellen chemischen Reaktion besitzt ein unverdämmtes, abgeschlossenes ideales Gas im Vergleich zu seiner Umgebung eine erhöhte Temperatur und einen Überdruck (Formel 3). Es wird zuerst der Überdruck durch eine annähernd wärmeverlustfreie Expansion dυ abgebaut (dq = 0). Bei einem idealen Gas können damit die Adiabaten Pυγ = const. und PT-γ/(γ-1) = const. mit γ = cP/cV verwendet werden (Tab. 1). Mit diesen Gleichungen lässt sich einerseits die abgegebene Energie ∫P(υ)dυ der Volumenarbeit berechnen. Andrerseits lässt sich zeigen, dass die Temperatur des abgeschlossenen idealen Gases unter Umgebungstemperatur fällt [2]. Nach der adiabatischen Expansion erfolgt der Temperaturausgleich durch langsame Wärmtransportprozesse auf Umgebungstemperatur. Damit ist die detonativ freigesetzte Energie –∆h0 vollständig in der Umgebung dissipiert. Zur Erkennung des Energieanteils einer Stosswelle, muss der Vorgang der Expansion näher betrachtet werden. Eine Expansion beschleunigt einerseits die Umgebungsluft. Andrerseits initiiert die Expansion in dieser eine Kompressionswelle, die der beschleunigten Umgebungsluft voraus läuft. Die Energie der abgegebenen Volumenarbeit wird damit sowohl in kinetische Energie der Umgebungsluft umgesetzt, als auch in Druckenergie. Die Stosswelle umfasst allein den Energieanteil, den die Volumenarbeit in Druckenergie umsetzt. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Kompressionswelle hängt von ihrer Druckamplitude ab. Bei niedrigen Druckamplituden breiten sich alle Komponenten einer Kompressionswelle mit Schallgeschwindigkeit a0 = (γRT)1/2 aus. Bei hohen Drücken nimmt die Ausbreitungsgeschwindigkeit mit zunehmender Druckamplitude zu. Bei einer stationären Kompressionswelle mit hohen Druckamplituden läuft deshalb die Wellenkomponente mit höchster Amplitude Pmax voran (Fig. 2). P Pmax P ~ e-αt P~t P0 0 0 t+ t- t Fig. 2. Charakteristische Stosswelle im Druck – Zeit Diagramm [3]. Pmax: maximaler Druck; P0: Umgebungsdruck; t+: positive Druckdauer; t––t+: negative Druckdauer; α: Zerfallskonstante. Der Sprung ∆Pmax = Pmax – P0 von Umgebungsdruck P0 ≈ 1 bar auf den Spitzendruck Pmax ist quasi eine Unstetigkeit und wird als Schock bezeichnet. Der Schock muss sich bezüglich der Schallgeschwindigkeit der ungestörten Luft mit Überschall M > 1 fortbewegen. Andernfalls würde die maximale Druckkomponente die Kompressionswelle nicht anführen und es wäre eine akustische Welle. Die Erhaltung von Masse, Impuls und Energie geben bei einer ebenen Schockfront, die mit M > 1 in ruhende Luft einläuft, die Sprungbedingungen für alle Zustandsvariablen vor (Tab. 2). Sie leiten sich genau dann in dieser Form von den Erhaltungssätzen ab, wenn für das Verhalten der Luft dasjenige eines idealen Gases angenommen wird (Tab. 1). Bezüglich den Ma- SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 760 CHIMIA 2003, 57, No. 12 terialparametern wird bei der Herleitung eine konstante Wärmekapazität cP sowie ein konstantes Verhältnis von cP/cV = 1,4 angenommen. Für Luft sind diese Annahmen im Bereich von Normalbedingungen (1 bar, 25 °C) bis zu (10 bar, 100 °C) sehr gut erfüllt [5]. Aufgrund des Temperaturbereichs sind die angegebenen Sprungbedingungen damit mindestens gültig bis Schockwellengeschwindigkeiten von M ≈ 2,3. In einer Druckwelle, die sich mit Überschallgeschwindigkeit fortpflanzt, verteilt sich die Energie damit nicht nur auf einen statischen Überdruck und auf eine Temperaturerhöhung, sondern auch auf eine kinetische Bewegungsenergie der Luft (Tab. 2). Deshalb nennt man eine Druckwelle mit M > 1 Stosswelle. Auf die Wellenkomponente des Spitzendrucks Pmax folgen die Wellenkomponenten der niedrigeren Drücke (Fig. 2). Der Druckabfall kann mit einem exponentiellen Zerfallsgesetz P ∝ e–α t genähert werden. Konservativ kann jedoch auch ein linearer Abfall P ∝ t angenommen werden. Bei Schockwellen ist die Richtung der erzeugten Luftgeschwindigkeit mit der Expansionsrichtung identisch. Deshalb strebt die Luft auseinander und wird wegen der Massenträgheit nach der eigentlichen Druckentlastung auch nicht sofort gestoppt. In der Stosswelle erfolgt der Druckabfall deshalb unter den Umgebungsdruck (Fig. 2). Der Zeitpunkt t+, bei dem die Unterdruckphase einsetzt, ist wichtig um die Wirkung einer Stosswelle auf die Umgebung abschätzen zu können. Bei der konservativen Annahme für den Druckabfall bestimmt der Zeitpunkt t+ zusammen mit dem maximalen Überdruck ∆Pmax den positiven Impuls (pro Fläche) zu I+ = 1/ 2 ∆Pmax t+. Mit den Kenngrössen (∆Pmax, I+) kann das Gefahrenpotential einer Stosswelle eingestuft werden [6]. In der Unterdruckphase dreht die Luftgeschwindigkeit ihre Richtung um, so dass zum Zeitpunkt t– der Druckausgleich erfolgt. Sowohl der maximale Unterdruck wie der negative Impuls sind bei CH-Explosionen im Vergleich zu ihren positiven Pendants vernachlässigbar. Bis hierhin drehte sich die Diskussion um die Stosswelle, die in einem fixen Abstand r von der Explosion einen Beobachter erreicht. Erhöht der Beobachter die Distanz r, nimmt die Pulsdauer t+ zu. Die schnellsten Wellen und die langsamsten Wellen können den Puls immer länger auseinander ziehen. Zudem fällt der Spitzendruck Pmax aufgrund der Energieerhaltung ab. Bei einem Durchgang einer Schockfront kommt es aufgrund einer unstetigen Kompression zu einem Wärmeverlust. Dies kann anschaulich im klassischen P-υ Ar- beitsdiagramm von Wärmekraftmaschinen gezeigt werden. Bei einer schockartigen Kompression springt der Zustand eines abgeschlossenen Systems auf direktem Weg in den komprimierten Zustand. Mit der anschliessenden adiabatischen Entlastung wird ein Kreisprozess geschlossen. Die eingeschlossene Fläche entspricht der Energie, die der Schockwelle in einem infinitesimalen Volumen an einem Ort r entzogen wird. Die Energie EP ∝ ∆P2A einer Druckwelle ist zudem proportional zum Quadrat der Wellenamplitude und zur Fläche A der Druckfront. Bei einer Kugelwelle A ∝ r2 nimmt die Fläche quadratisch mit der Distanz zu. Aufgrund der Energieerhaltung muss damit die Amplitude ∆P mindestens mit ∆P ∝ r–1 abfallen. Bei Schockwellen ist der Abfall aufgrund der unstetigen Kompression signifikant höher (∆Pmax ∝ r–β, β > 1). Wegen dem kleiner werdenden Schocksprung ∆Pmax nimmt auch die Geschwindigkeit der Schockfront M ab (Tab. 2). Aus diesem Grund verschmiert ein Stosswellenpuls im Zeitraum weniger, als aufgrund einer Beobachtung an einem fixen Ort r erwartet werden könnte. In grossen Abständen zerfällt die Schockwelle in eine akustische Welle mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit a0 (M = 1). Bei akustischen Wellen sind die Wärmeverluste sehr klein. Bei stetiger schneller Zustandsänderung verläuft im P-υ Diagramm die Kompression und anschliessende Entlastung entlang derselben Adiabate. Deshalb zerfällt der Spitzendruck von Schallwellen gemäss einem r–1-Gesetz. Im Unterschied zu einer Schockwelle wird eine akustische Welle auch nicht abgebremst. 3. Deflagration vs. Detonation An einem simplen Modell für eine ebene Reaktionsfront soll der fundamentale Unterschied in der Koppelung von Physik a) U-u0 und Chemie bei Deflagrationen und Detonationen aufgezeigt werden. Es soll auch ein Verständnis dafür vermittelt werden, wie eine Reaktionsfront modelliert werden kann. 3.1. Modell Die ebene Reaktionsfront ∆ läuft stationär mit einer Geschwindigkeit U in ein explosionsfähiges ideales Gas 0 (Fig. 3a). In der Reaktionsfront ∆ wird das Edukt vollständig in ein ideales Gas 1 umgesetzt. Aufgrund der Stationarität bleibt die Reaktionsfront ∆ immer gleich breit und deren Geschwindigkeit U konstant. Radiale Geschwindigkeiten sollen aufgrund der schnellen Reaktionsfrontgeschwindigkeit U und vernachlässigbaren Randeffekten nicht berücksichtigt werden. Damit ist das Modell auf eine Dimension eingeschränkt. An irgend einem Ort x ist ein Systemzustand Y(x) bestimmt durch die vier Zustandsvariablen Teilchengeschwindigkeit u, Druck P, Temperatur T und Dichte ρ (Fig. 3b). Der Zustand des explosionsfähigen idealen Gases Y0 = (u0, P0, ρ0, T0) sei bekannt, die restlichen Zustände unbekannt. Änderungen des Zustands Y(x) sollen nur in der Reaktionsfront ∆ möglich sein, deren Geschwindigkeit U ebenfalls als bekannt vorausgesetzt wird. Die Reaktionsfront ∆ wird in eine Vorwärmzone ε und in eine Reaktionszone δ unterteilt. In der Vorwärmzone ε deponiert die Physik im Edukt die für die chemische Reaktion notwendige Aktivierungsenergie. An der Grenze zur Reaktionszone δ wird dies mit Zustand Yi erreicht. Weil die Chemie auf die Reaktionszone δ eingeschränkt sein soll, strömt der Explosivstoff an der gegenüberliegenden Grenze vollständig umgesetzt im Zustand Y1 aus. Durch die Reaktion wird massenspezifisch die Energie -∆h0 = h10 – h00 freigesetzt (Tab. 1). Die Freisetzung soll derart schnell verlaufen, dass Wärmeverluste ver- b) U ∆ 0 ε δ ∆ 1 U-u1 Yi Y1 Y0 ∆t (U-u0) i ∆t (U-u1) 0 ε δ 1 x Fig. 3. Das Modell Ebene Reaktionsfront. U: Reaktionsfrontgeschwindigkeit; ∆: Reaktionsfront; ε: Vorwärmzone; δ: Reaktionszone; ∆t: kleines Zeitintervall; u: Teilchengeschwindigkeit; 0: Edukte; 1: Produkte; i: aktivierter Zustand; Y: Zustand (Vierervektor); x: Ortsvariable. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 761 CHIMIA 2003, 57, No. 12 nachlässigt werden können (Formel 4). Die Reaktionsenergie –∆h0 wird ebenfalls als bekannt vorausgesetzt. 3.2. Bestimmung der Randbedingungen In einem ersten Schritt soll der Zustand der Produkte Y1 = (u1, P1, ρ1, T1) ermittelt werden. Um den Vierervektor Y1 bestimmen zu können, werden mindestens vier Beziehungen benötigt. Grundsätzlich können dazu Adiabaten, Isentropen oder anderweitige konstitutive Beziehung verwendet werden. Üblicherweise werden jedoch Materialgesetze und die Erhaltungssätze für Masse, Impuls und Energie verwendet (Tab. 3). Weil für die Energie e1, T1 zwei Variablen verwendet werden (Tab. 3, I–IV), braucht es für die eindeutige Bestimmung des Zustands Y1 = (P1, ρ1, T1, u1) zusätzlich zu den drei Erhaltungssätze zwei Materialgesetze. Es werden dazu exemplarisch die Zustandsgleichungen des idealen Gases verwendet (Tab. 1). Aufgrund der Reaktionstemperaturen von typischerweise 2000 °C wird bei CH/Luft-Explosionen das Verhalten des Gemisches in den Reaktionszonen von demjenigen eines idealen Gases abweichen [5]. Deshalb wird das angegebene Gleichungssystem die Realität nur annähern können. Die Erhaltungssätze haben universelle Gültigkeit und sind deswegen unabhängig vom Material. Die Erhaltungssätze können in verschieden Formen formuliert werden. Geläufig sind die Integraldarstellung für didaktische Zwecke, Differentialformen für eine lokale Formulierung sowie diskrete Formen in FEM-Simulationen. Zur Ermittlung des Zustands Y1 der Produkte wird im Modell der Reaktionsfront ∆ eine diskrete Form verwendet. In allen Erhaltungsgleichungen werden die Flüsse der erhaltenen Grössen berücksichtigt. In der Impulserhaltungsgleichung werden zudem die Druckkräfte, in der Energieerhaltungsgleichung deren Volumenarbeit mitgenommen. Die Chemie manifestiert sich nur in der Energieerhaltung mit der massenspezifischen Reaktionsenergie -∆h0. Deshalb werden die Erhaltungssätze für Masse und Impuls auch als die Beziehungen der Hydrodynamik bezeichnet. Werden die Erhaltungssätze mit den totalen Differentialen d( ) formuliert, lässt sich der Energieerhaltungssatz mit der Beziehung du = ρ(U-u) umformen in Formel 4. In den angeführten Erhaltungsgleichungen werden viele physikalische Mechanismen unterschlagen. Dies ist dann statthaft, wenn die vernachlässigten Terme den Ablauf nur sehr gering beeinflussen. So fehlen beispielsweise die mikroskopischen Trans- Tab. 3: Erhaltungssätze und Materialgesetze für die Reaktionsfront ∆ einer ebenen Schockwelle, (Fig. 3): I: die in die Reaktionsfront ∆ ein- und ausströmenden Massenflüsse egalisieren sich; Differentialform: d(ρ(U-u)) = 0; II: berücksichtigt werden die Druckkräfte und die Änderungen der Geschwindigkeiten; Differentialform: d(P) = ρ(U-u)⋅d(u); III: berücksichtigt wird die Volumenarbeit des Druckes und die Änderung der inneren Energie (Formel 4); Differentialform: ρ(U-u) ⋅d(e) = d(Pu) – ρ(U-u) [u d(u) + ∆h0]; IV/V: Materialgesetze des idealen Gases (Tab. 1). portmechanismen Massendiffusion, Viskosität und Wärmeleitung. Sie können situationsspezifisch deshalb vernachlässigt werden, weil der Transport von Masse, Impuls und Energie der Stosswelle viel dominanter ist (Tab. 2). Mit dem diskreten Gleichungssystem können im Modell für die Reaktionsfront ∆ die Zustände Y0, Y1 berechnet werden (Fig. 3a,b). In einem zweiten Schritt soll nur skizziert werden, wie der Zustand Y(x) im Gebiet der Reaktionsfront ∆ ermittelt werden kann. 3.3. Reaktionszone Um den Vierervektor Y(x) = (u(x), P(x), ρ(x), T(x)) bestimmen zu können, werden wiederum mindestens vier Beziehungen benötigt. Die vier Beziehungen müssen diesmal für jeden Ort x in der Reaktionsfront ∆ gelten. Für eine lokale Formulierung werden die Erhaltungssätze in eine Differentialform gebracht. Weil in der Reaktionszone δ die Chemie einsetzt, wird in den Differentialgleichungen (DGL) mindestens eine zusätzliche Grösse auftreten, die den Reaktionsfortschritt beschreibt. Zudem muss für die chemische Initiierung ein Mechanismus eingeführt werden, der in der Vorwärmzone ε den Zustand Y0 in Yi überführt. Um das Wechselspiel von Physik und Chemie in der Reaktionszone δ zu verstehen, muss deren Kinetik verglichen werden. Die Zeitskalen von chemischen Reaktionen überdecken einen Bereich von O(1 s)–O(10–10 s), physikalische Zeitskalen dagegen nur einen Bereich von O(10–2 s)–O(10– 4s) [7]. Ist die Kinetik der Chemie viel schneller als diejenige der Physik, kann mit partiellem thermodynamischen Gleich- gewicht gerechnet werden. Dies erlaubt eine Entkoppelung von Physik und Chemie. Die Bedeutung dieser Aussage soll anhand einer numerischen Simulation konkretisiert werden. Mit dem DGL-System wird über eine bestimmte Schrittweite eine Zustandsänderung ∆Y berechnet. Entkoppelt davon lässt sich mit dem neuen Zustand Y + ∆Y anschliessend das chemische Verhalten neu berechnen. Das geänderte chemische Verhalten wird im DGL-System eingesetzt und für die nächste Berechnung der Zustandsänderung verwendet. Ist die Kinetik von Physik und Chemie ähnlich, ist die Annahme eines partiellen thermodynamischen Gleichgewichts nicht korrekt. In diesem Fall verlieren die Materialgesetze, die auf einem thermodynamischen Gleichgewicht basieren, ihre Gültigkeit. Zudem muss der gesamte chemische Reaktionsmechanismus in das DGL-System der Physik eingebaut werden. Die Wirkung von Chemie und Physik kann nicht mehr getrennt werden, nicht-lineare Kopplungseffekte werden möglich. Weil dies einige Probleme bietet, wird nur selten auf die Annahme von partiellem thermodynamischem Gleichgewicht verzichtet. Werden unter Annahme eines partiellen thermodynamischen Gleichgewichts alle physikalischen Mechanismen berücksichtigt, bilden die entsprechenden Differentialgleichungen ein System von gekoppelten, nicht-linearen partiellen Differentialgleichungen [8]. Solch komplexe DGL-Systeme werden numerisch gelöst. Auch mit den heutigen Rechnerleistungen muss das DGL-System vereinfacht werden, wenn Rechenzeiten praxistauglich sein sollen. Wird das Lösungsgebiet auf eine örtliche Dimension eingeschränkt, können an- SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 762 CHIMIA 2003, 57, No. 12 stelle partieller Differentiale die totale Differentialle verwendet werden. Die einzelnen Gleichungen des Systems lassen sich in diesem Fall in eine Allgemeine Form für den Zustandsvektor Y bringen. (5) Bei stationären Bedingungen dY/dt = 0 entfällt auch die zeitliche Abhängigkeit. Die Nicht-Linearität und die Koppelung sind in den Tensoren A, B, C enthalten. Deren Elemente hängen einerseits explizit von den Komponenten der Zustandsvektoren Y, dY/dx ab. Andrerseits enthalten die Tensoren A, B, C auch Materialeigenschaften, die implizit von diesen beiden Zustandsvektoren abhängen. Die Matrix A hängt von den mikroskopischen Transportmechanismen ab. Daher wird der Term 2. Ordnung auch Diffusion genannt (5). Die Matrix B hängt von den makroskopischen Transportmechanismen ab. Daher wird der Term 1. Ordnung auch Konvektion genannt. Der Vektor C hängt von der Chemie ab. Deshalb wird der Term 0. Ordnung auch Quelle genannt. Sind die makroskopischen Transportmechanismen bedeutend schneller als die mikroskopischen Transportmechanismen, kann die Diffusion vernachlässigt werden. Null setzen von A ergibt damit ein DGLSystem 1. Ordnung. Bei Detonationen ist diese Vereinfachung aufgrund der hohen Geschwindigkeiten der Stosswellen statthaft. Bei Deflagrationen ist diese Vereinfachung wiederum problematischer; bei Verbrennungen, die gänzlich über diffusive Prozesse gesteuert werden, wäre diese Vereinfachung falsch. Ein DGL-System für die eindimensionale stationäre Reaktionsfront ∆ wird daher ein System 1. Ordnung in einer unabhängigen Ortsvariablen x sein. Die bekannten Randbedingungen Y0, Y1 lassen eine eindeutige Lösung zu. Wird für die Präparation des chemischen Initiierungszustandes Yi ein mikroskopischer Transportmechanismus verwendet, wird in der Energieerhaltung ein Term 2. Ordnung in Erscheinung treten. Bei den Randbedingung muss zusätzlich Stetigkeit der ersten Ableitung gefordert werden. Wird ein solches DGL-System für eine Verbrennung und eine Detonation numerisch gelöst, zeigen sich die Unterschiede in den Reaktionsfronten (Fig. 4a,b). Bei einer Verbrennung kommt es nur zu einer Temperaturänderung (Formel 2). Wärmeleitung und Massendiffusion präparieren in der Vorwärmzone ε den Aktivierungszustand Yi (Fig. 3a,b). Diese mikroskopischen Transportmechanismen sind immer langsamer als die lokale Schallgeschwindigkeit des ungestörten Mediums. Bei einer Deflagration verstärkt ein leichter Druckaufbau im akustischen Bereich diese Transportprozesse. Deshalb pflanzen sich die Fronten von Verbrennung und Deflagration mit einer Machzahl M < 1 relativ zum reaktionsfähigen Stoff fort. Ist die Reaktionskinetik schnell, kann sich nebst der Temperatur ein Druck aufbauen (Formel 3,4). Bei genügend hohem Druck breitet sich die entsprechende Wellenkomponente schneller als mit Schallgeschwindigkeit aus (M > 1). Das detonationsfähige Gas wird in der Vorwärmzone ε daher nicht durch mikroskopische Transportmechanismen erwärmt, sondern durch eine Schockkompression. Weil sich die Reaktionsfront in einem stationären Zustand befindet, bewegt sie sich in ihrer Gesamtheit mit der Schockgeschwindigkeit M > 1. Aufgrund der Wärmestrahlung ist immer ein leichter Temperaturanstieg vor der Schockfront zu erwarten. Die Länge der Reaktionsfront ∆ reduziert sich jedoch praktisch auf diejenige der Reaktionszone δ. Für die absolute Länge der Reaktionszone gilt aufgrund der Massenerhaltung δ⋅ϖ = ρ(U–u). Die über die Reaktionszone δ gemittelte chemisch umgesetzte Masse ϖ ist bei einer Detonation bedeutend grösser als bei einer Deflagration. Dieser Unterschied in der Kinetik der Chemie kann durch den Unterschied in der Kinetik der Physik, die unterschiedlichen Frontgeschwindigkeiten U, in obiger Formel, nicht ausgeglichen werden. Deshalb sind die Reaktionszonen δ von Deflagrationen grösser als diejenigen der Detonationen. In Simulationen wird dies ausgenutzt. Anhand der absoluten Längen werden Detonationsfronten ≤ 1 mm von Deflagrationsfronten ≥ 1 mm unterschieden [10]. Dies erlaubt eine situationsgerechte Wahl des Differentialgleichungsystems. a) Insgesamt bestimmt damit die Kinetik der Chemie in der Reaktionszone δ die Physik in der Vorwärmzone ε. 4. Schadenabschätzung In diesem Abschnitt wird aufgezeigt, wie das Gefahrenpotential bei Explosionen von Brennstoffwolken in der Luft abgeschätzt werden kann. Zuerst werden die Möglichkeiten von Simulationen diskutiert. Anschliessend wird auf die Grundsätze des Gefahrenpotentials von Wärmestrahlung, von Stosswellen und von Fragmenten eingegangen. 4.1. Simulation Thema dieses Abschnitts sind Simulationen, deren theoretische Basis so tief in den Naturgesetzen angesiedelt ist, dass sie Extrapolationen auf experimentell nicht erforschte Situationen zulassen. Bei solchen Simulationen fällt der physikalische Mechanismus einer Explosion in den Arbeitsbereich von Computational Fluid Dynamics [11], der chemische Reaktionsmechanismus in denjenigen von Chemically Reacting Flow [12]. Im physikalischen Simulationsteil sind bei Detonationen die Schocksprünge eine numerische Herausforderung. An den Unstetigkeitsstellen bieten sich dem Lösungsalgorithmus in Sachen Genauigkeit und Stabilität Probleme. Im Gegensatz dazu zwingen bei Deflagrationen Turbulenzen nicht nur zu effizienten Lösungsalgorithmen. Die Chaotik der Turbulenz verlangt in den Gleichungen des Modells auch zusätzliche Mathematik, mit der sich heute Preise gewinnen lassen [13]. Im chemischen Simulationsteil verlangt die Bestimmung von Reaktionsmechanismen bereits bei stabilen Bedingungen einen grossen Aufwand [14]. In CH-Explosionen b) Pi T1 U U P1 Ti Ti T0 0 x ε δ 1 T1 P0,T0 0 x ε δ 1 Fig. 4. Zustandsvariablen in einer eindimensionalen stationären Reaktionsfront [9] (Fig. 3 a,b). a) Verbrennung; b) Detonation. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 763 CHIMIA 2003, 57, No. 12 4.2.1. Wärmestrahlung Die Reaktionskinetik in unverdämmten Brennstoff/Luft-Gemischen schwankt bei unterschiedlichen Mischungsverhältnissen stark. Erstreckt sich die Reaktion über eine lange Zeitdauer >O(1 s), reagiert das Gemisch in einem leuchtenden Feuerball vom Radius RF. Weil keine Druckschwankungen auftreten, kann weder der Reaktionsablauf vom Druck gesteuert werden, noch kann sich eine Stosswelle entwickeln. Deshalb ist dieser Reaktionsmodus sowohl im Englischen wie im Deutschen als Verbrennung zu bezeichnen. Der dominierende Effekt ist die Temperaturerhöhung (Formel 2). In Folge der a) soll eine dicke, schwarze Holzplatte betrachtet werden. Weil Holz ein schlechter Wärmeleiter ist, ändert sich die Temperaturverteilung im Holz beim Einsetzen der Feuerballstrahlung zunächst nicht. Die Einfallsfläche der Feuerballstrahlung und die Abstrahlfläche der Holzplatte sind damit gleich gross und die exponierte Oberfläche der Holzplatte wird sich auf eine Temperatur von TH = (RF/RH)1/2 erwärmen. Wird die Oberflächentemperatur von CH-Feuerbällen zu TF⋅ = 2000 K , die Flammtemperatur von Holz zu TH,F = 500 K angenommen, entzündet ein Feuerball RF die Holzplatte bis zu einem maximalen Feuerballoberflächenabstand von 15.RF. Dies ist eines konservative Abschätzung, da die Reaktionsdauer in der Praxis zu kurz ist, um die Oberfläche von exponierten Objekten auf die Temperatur aufzuheizen, die im Strahlungsgleichgewicht erreicht wird. 4.2.2. Stosswelle Verkürzt sich die Reaktionsdauer einer CH/Luft-Wolke auf mittlere Zeiten <O (100 ms), kann sich ein Druck aufbauen (Formel 3). Die durch den Druck während und nach der Reaktion verrichtete Volumenarbeit erzeugt in der Umgebung eine Druckwelle (siehe 2.3. Stosswelle). Zur Abschätzung von Schäden, werden die Druckwellenparameter ∆Pmax = Pmax – P0 und I+ ≈ 1/2Pmax⋅t+ in Funktion des Abstandes r zum Explosionszentrum experimentell ermittelt (Fig. 5a, b). Diese Grössen werden skaliert gegeneinander aufgetragen, damit die Daten für unterschiedliche Explosionsmassen unabhängig von den Umgebungsbedingungen verwendet werden können. Aufgrund von Turbulenzen und inhomogener Brennstoffverteilung schwankt die Reaktionskinetik von CH/Luft-Gemischen beträchtlich. Die Kinetik hat jedoch b) 100 I+ a0/(E1/3 P02/3) 4.2. Praxis Zur Quantifizierung von Abläufen und Auswirkungen von Störfällen in der Industrie existieren zahlreiche Modelle [15]. Geeignet aufarbeitet und zusammengestellt, können sie von Fachleuten ohne umfangreiche Vorstudien direkt angewendet werden. Handelt es sich bei den Störfällen um Explosionen, basieren die Berechnungsmethoden auf Daten von Experimenten und echten Störfällen, die aufgrund von theoretischen Überlegungen interpoliert werden [16]. Mit kommerziell erhältlicher Software können die Modelle auch numerisch durchgespielt werden [17]. Die folgende Diskussion wird für eine Reaktionsenergie von 100 kg bis 300 kt TNT geführt. Energieangaben in TNT-Massen lassen sich in SI-Einheiten umrechnen mit 1 g TNT ≡ 4610 J bzw. in CH-Massen mit 1 g TNT ≈ 0,1 g CH. Bei stöchiometrischen CH/Luft-Gemischen wird damit bezüglich der Brennstoffmasse eine Reaktionsenergie –∆h0CH von rund 46 MJ/kg freigesetzt. Temperaturerhöhung ist die Temperatur TF an der Oberfläche des Feuerballs RF so hoch, dass die Wärmestrahlung jF,r ∝ TF4 eine tragende Rolle bei der Dissipation der freigesetzten Reaktionsenergie übernimmt. Für CH-Stoffe ist bezogen auf die freigesetzte Reaktionsenergie mit einem Strahlungsanteil ηCH = 0,2–0,4 zu rechnen [18]. Die Wärmestrahlung jF,R ist ein Energiefluss, der durch die Oberfläche des Feuerballs RF fliesst und aufgrund der Temperatur TF des Feuerballs abgegeben wird. Die Energiemenge, die durch eine gedachte Kugeloberfläche A in der Distanz r > RF fliesst, muss erhalten bleiben (jF,R⋅Ar = const.). Weil die Kugelfläche Ar ∝ r2 quadratisch mit der Entfernung zunimmt, fällt der Strahlungsfluss ausserhalb seiner Quelle gemäss jF,r ∝ r-2 ab. Dabei werden allfällige Absorptionsverluste in der Luft vernachlässigt. Die Energie der Wärmestrahlung wird mit Lichtgeschwindigkeit transferiert. Kein anderer Wärmetransportmechanismus erreicht annähernd diese Kinetik. Zwischen einem Feuerball RF und einem Objekt O im Abstand RO stellt sich deshalb ein Strahlungsgleichgewicht ein, lange bevor sich beispielsweise Wärmeleitung irgendwo stationär aufbauen kann. Im Gleichgewicht muss der beim Objekt RO einfallende Strahlungsfluss jF,Ro ∝ RO-2 des Feuerballs daher praktisch vollständig durch Abstrahlung eigener Wärme jO ∝ TO4 egalisiert werden (jF,Ro = jO). Die Abnahme der Oberflächentemperaturen TO ∝ rO-1/2 von exponierten Objekten nähert sich damit einem inversen Wurzelgesetz. Dieser Abfall ist bedeutend kleiner als das gängige r-1-Gesetz, das beispielsweise bei stationären Verhältnissen beim Temperaturabfall aufgrund von Wärmeleitung gilt. Zur Entwicklung eines Gefühls für das Gefahrenpotential der Wärmestrahlung, (P-P0)/P0 variieren die Bedingungen aufgrund inhomogener Brennstoffverteilung sowohl bei Detonationen wie bei Deflagrationen stark. Die Reaktionsmechanismen müssen daher über einen entsprechend grossen Bereich des Zustandsraums bekannt sein. Bei Detonationen von CHNO-Festkörpern sind bei einer homogenen Dichte der Edukte zwar die Reaktionsbedingungen konstant. Die hohen Drücke und Temperaturen verbreitern jedoch die Spektrallinien und erschweren damit die Bestimmung der Stoffzusammensetzung. Zudem verlangt die hohe Dynamik bei solchen Explosionen auch eine hohe zeitliche Auflösung. Stehen nur beschränkte Mittel zur Verfügung, kann aus diesen Gründen eine Simulation, mit der sich eine Explosion mittels einer Extrapolation zufriedenstellend berechnen lässt, kein Ansatz für eine Schadenabschätzung sein. Mf = 5.2 Mf = 1.0 Mf = 0.2 10 1 0.1 0.01 0.001 0.1 1 0.1 0.01 0.001 0.01 1 10 Mf = 5.2 Mf = 1.0 Mf = 0.2 0.1 1 R/ (E/P0)1/3 10 R / (E/P0)1/3 Fig. 5. Skalierte Stosswellenparameter bei unverdämmten Explosionen von kugelförmigen CH/Luft- Gemischen [19] (Fig. 2a). Maximaler Überdruck ∆Pmax = P – P0; b) Positiver Impuls I+ = I+. Mf: Machzahl der absoluten Reaktionsfrontgeschwindigkeit (Flammfrontgeschwindigkeit); R: Abstand vom Zentrum der Kugelwolke; E: Freigesetzte Reaktionsenergie; P0: Umgebungsdruck; a0: Schallgeschwindigkeit in der Umgebungsluft. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 764 CHIMIA 2003, 57, No. 12 einen entscheidenden Einfluss auf die Verteilung der freigesetzten Reaktionsenergie -∆h0CH auf Temperatur und Volumenarbeit (Formel 3). Deshalb sind die sich ausbildenden Druckwellenparameter ∆Pmax, I+ von der Flammfrontgeschwindigkeit Mf abhängig. Flammfrontgeschwindigkeiten Mf werden aus der Optik eines stationären Beobachters ermittelt. Die relative Frontgeschwindigkeit zum explosionsfähigen Gemisch ist jedoch das Mass, das die Rate der Energiefreisetzung bestimmt. Weil sich CH/Luft-Gemische bei einer Reaktion rund sieben Mal ausdehnen, bedeutet ein Mf ≤ 7 eine ‘Überschalldeflagration’. Im stöchiometrischen Gemisch besitzen CH/Luft-Gemische volumenspezifisch eine Energiedichte von rund 3,6 MJ/m3. Bei einer CH-Masse von mCH = 100 kg besitzt eine kugelförmige CH-Wolke deshalb einen Radius von RW ≈ 14 m. Die Reaktionsenergie E ≡ mCH⋅(-∆h0CH) dieser Wolke berechnet sich mit -∆h0CH ≈ 46 MJ/kg zu E ≈ 4,6 GJ. Bei einem Umgebungsdruck von P0 = 1 bar resultiert damit für den Wolkenrand RW eine skalierte Distanz von RW/(E/P0)1/3 ≈ 0,4. In den Grafen von Fig. 5 ist damit ersichtlich, dass sich das Verhalten um den Wolkenrand ändert. Nur innerhalb der Wolken unterscheidet sich das Verhalten der Stosswellen (∆Pmax, I+) von Flammfronten mit Mf > 1 im Vergleich zu denjenigen mit Mf = 1. Des Weitern zeigen die Grafen innerhalb der Wolke ein konstantes Verhalten von (∆Pmax, I+) an. Aufgrund eigener Erfahrungen kann dies nur eine Mittelung sein [20]. Ausserhalb der Wolken zeigen die Grafen für alle Flammfrontgeschwindigkeiten Mf bei beiden Stosswellenparameter ∆Pmax, I+ einen linearen Abfall mit Steigung –1 an. In einem Log-Log-Diagramm bedeutet dies eine ∆Pmax, I+ ∝ R-1 Proportionalität. Weil die Pulsdauer konservativ mit t+ ∝ I+ /∆Pmax überschlagen werden kann, ist sie bei einer unverdämmten CH/Luft-Explosion unabhängig vom Abstand R. Es handelt sich damit nicht um eine Stosswelle mit einer Schockfront, sondern um ein stetig ansteigender und abfallender Druckpuls, der keine zeitliche Druckverbreiterung zeigt (siehe 2.3. Stosswelle). Wie eine akustische Welle wird sich der Druckpuls mit lokaler Schallgeschwindigkeit vom Explosionszentrum wegbewegen. Eine einfallende Stosswelle interagiert mit jeder Fläche einer Struktur zeitlich gestaffelt. Bei der Interaktion treten in Erscheinung der Reflexionsdruck, der Staudruck, Turbulenzen sowie der Druckabfall aufgrund des Luftwiderstandes des Objektes. Die zeitliche Staffelung ist dabei abhängig von der Grösse der Struktur und der Stosswelle selbst. Bei Bauten muss für eine Schadenabschätzung die Gesamtbelastung des tragenden Strukturrahmens bekannt sein. Die Wechselwirkung einer Stosswelle mit einer Struktur ist daher komplex und von der konkreten Situation abhängig. Es ist deshalb allgemeine Praxis, sogenannte Schadendiagramme zu erstellen [21]. Zuerst werden experimentell alle Kombinationen von (∆Pmax, I+) eruiert, die bei einer konkreten Struktur zur interessierenden Schadenschwelle führen. Anschliessend werden diese Punkte in einem skalierten ∆Pmax, I+ Diagramm eingetragen und interpoliert. Trifft eine Druckwelle auf eine Struktur, wird ein System zu einer gedämpften Schwingung gezwungen. Deshalb besitzen die Schädigungskurven von verschiedenen Strukturen alle eine ähnliche Form. Sie nähern sich bei geeigneter Skalierung der Achsen sowohl für grosse Spitzenüberdrücke ∆Pmax → ∞ wie für grosse positive Impulse I+ → ∞ achsenparallelen Asymptoten. Dies bedeutet, dass für eine Schädigung sowohl ein minimaler Impuls wie ein minimaler Spitzenüberdruck Voraussetzung ist. Bei der Interpretation eines ∆Pmax’ I+ Schadendiagramms ist der Einfluss der Form des Druckpulses, für den das Schadendiagramm ermittelt wurde, essentiell. Einschlägige Schadendiagramme werden mit Schockwellen von Hochexplosivstoffen ermittelt. Aus einem solchen Schadendiagramm wird für die Lungenschädigung eines frei stehenden Menschen beispielsweise eine Schädigungsgrenze bei (∆Pmax = 700 mbar, I+ → ∞ ) abgelesen [21]. Beim abtauchen in 10 m Tiefe hat ein Taucher aber kein Problem mit der Änderung der Umgebungsbedingung von (∆Pmax = 1 bar, I+ → ∞ ). In einer konkreten Situation darf deshalb bei der Bestimmung von Schädigungsgrenzen insbesondere die Druckanstiegszeit ∆t nicht vernachlässigt werden. Aufgrund von Resonanzeffekten besitzt die Energieübertragung von einer Druckwelle auf ein schwingungsfähiges System zwischen der Anstiegszeit einer Schockwelle ∆tS = 0 und einem langsamen Druckanstieg ∆tS → ∞ beim Taucher ein Maximum. Bei gleichem (∆Pmax, I+) können akustische Druckwellen von CH-Explosionen deshalb eine höhere Schädigung verursachen, als entsprechend spezifizierte Schockwellen [6]. 4.2.3. Fragmente Mit der Energie der Volumenarbeit eines schnell expandierenden CH/Luft-Gemisches werden in der Regel auch Fragmente beschleunigt. Bei CH-Stoffen spie- len hinsichtlich Energiedissipation in der Regel nur Behälterfragmente eine Rolle. Deshalb fokussiert sich die folgende Diskussion auf verdämmte Explosionen. Wie lange ein expandierender Explosivstoff einen Behälter während der Reaktionsdauer beschleunigen kann, hängt speziell bei Metallbehältern von der Geschwindigkeit ab, mit dem sich der Explosivstoff ausdehnt. Je höher die Verformungsrate des Behälters ist, desto grösser ist dessen Verformung vor seiner Fragmentierung. Unmittelbar mit der Fragmentierung kann der expandierende Explosivstoff aus dem Innern des Behälters entweichen. Der damit einhergehende Druckabfall stoppt die weitere Beschleunigung der Fragmente instantan. Eine typische Druckanstiegszeit einer CH-Explosion besitzt O(1 ms), diejenige einer CHNO-Explosion aber nur O(1 µs). Die Fragmentierung erfolgt bei CH-Stoffen daher bedeutend früher als bei CHNO-Stoffen. Der Anteil der Volumenarbeit, der in Form von kinetischer Energie des Behälters abgeführt wird, ist entsprechend kleiner. Für CHNO-Stoffe existieren aufgrund von militärischen Studien zahlreiche Schadendiagramme, in welchen die Splitterwirkung gegen die mit der Reaktionsenergie skalierten Abstände aufgetragen werden. Diese Diagramme sind wegen der unterschiedlichen Reaktionskinektik bei CHStoffen höchstens für eine GAU-Studie verwendbar. In der Literatur werden bei berstenden Kesseln und BLEVEs (Boiling Liquid Expanding Vapour Explosion) für die kinetische Energieausbeute von Fragmenten die große Spannweite von η = 0,04 – 0,6 angegeben [22]. Damit ist klar, daß für eine adäquate Schadenabschätzung die spezifische Situation berücksichtigt werden muss. Für mögliche Methoden sei auf die Literatur verwiesen [23]. 4.2.4. Fallstudie In einem eigenen Versuch wurde bei Normalbedingungen mit rund 9 g Hochexplosivestoff, 2,3 kg Aluminiumstaub ungefähr 1,5 m über dem Boden verteilt. Der Median der Grössenverteilung der Aluminiumstaubkörner lag bei ca. 10 µm; bedingt durch die gewählte Anordnung von Verteilungsladung und Aluminium bildete sich eine zylindersymmetrische Staubwolke mit einem Höhe/Durchmesser-Verhältnis von ca. 1:6. Anschliessend wurde die Wolke mit Hilfe einer Zündladung von 200 g Hochexplosivstoff gezündet. Innerhalb der ersten 0.5 s nach Initiierung der Zündladung wurde die Videokamera aufgrund der Wärmestrahlung überbelichtet. Der statische Überdruck auf Bodenhöhe war kleiner als die SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 765 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Empfindlichkeit der Drucksensoren von 500 mbar. Trotz der starken Zündquelle und dem reaktiven Brennstoff wurde damit nur eine Verbrennung erreicht. 5. Schlussfolgerungen ‘Eine Explosion kann definiert werden als Summe der Phänomene, die bei einer schnellen Energiefreisetzung auftreten’. Es hat sich gezeigt, dass Energieformen und deren Umwandlungskinetik beim Studium von Explosionen eine gleichberechtigte Rolle spielen. Nur wenn die Kinetik verstanden ist, werden die auftretenden Energieformen verständlich. Im Brennpunkt einer chemischen Explosion, der Freisetzung der Reaktionsenergie in der Reaktionsfront, bestimmt die Kinetik der Chemie den Fortpflanzungsmechanismus der Physik. In logischer Konsequenz bestimmt die Kinetik der Explosion die Phänomene der Wechselwirkung von Energiequelle und Umgebung. Verdankung Der Autor ist seiner Frau, Herrn Dr. K. Käser und Herrn C. Herren aufgrund ihrer grosszügigen Unterstützung zu Dank verpflichtet. Herrn C. Auchli danke ich für die anregenden fachlichen Diskussionen. Eingegangen am 21. Oktober, 2003 [1] F. Aebi, in ‘Grundlagen der Pyrotechnik’, Werkzeugmaschinenfabrik OerlikonBührle AG, Interne Ausbildung MIE, Kurs 5-1/72, WWW 100 020 D 1976, S. 8. [2] G.F. Kinney, K.J. Graham, in ‘Explosive Shocks in Air’, Second Edition, Springer Verlag, 1985, S. 59. [3] G.F. Kinney, K.J. Graham, in ‘Explosive Shocks in Air’, Second Edition, Springer Verlag, 1985, S. 91. [4] G.F. Kinney, K.J. Graham, in ‘Explosive Shocks in Air’, Second Edition, Springer Verlag, 1985, S. 53, 54. [5] G.F. Kinney, K.J. Graham, in ‘Explosive Shocks in Air’, Second Edition, Springer Verlag, 1985, S. 46. [6] W.E. Baker, P.A. Cox, P.S. Westine, J.J. 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SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 766 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Chimia 57 (2003) 766–769 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 Détermination Expérimentale des Paramètres de Sécurité des Produits Chimiques Serge R. Pythoud* Experimental Determination of Safety Parameters of Chemicals Abstract: Chemicals – as all other products – can present two hazards: in condensed form, thermal decomposition by external heating or by internal heat accumulation, in scattered form, explosion. These hazards, common for all materials, each have specific characteristics and must be evaluated or measured. For this evaluation, scientists have elaborated tests, initially qualitative, which have allowed, using a large safety margin and a good know-how, the safe production and storage of chemicals for many years. Later, with the improvement of measurement techniques, we could use new quantitative tests, with better accuracy, and some computing methods. In fact, using the new available software, we can solve nearly all safety problems in relation with the chemical behavior, reducing the uncertainty margin and the safety margin, and meeting current economic requirements. Keywords: Calorimetry · Explosion · Safety · Thermal behavior Introduction *Correspondance: S.R. Pythoud Rue de Clos-novex 56 CH–1868 Collombey Tél.: +41 24 472 74 78 Fax: +41 24 472 70 17 E-Mail: [email protected] Les produits chimiques sont exposés, fondamentalement, à deux dangers: la décomposition thermique s’ils se présentent sous forme condensée ou l’explosion s’ils se trouvent sous forme dispersée. A la suite d’accidents à la fois spectaculaires et coûteux tant en matériel qu’en vies humaines, les responsables des industries chimiques ont rapidement compris que la lutte contre ces dangers était nécessaire autant sur le plan de la sécurité des personnes et du matériel que sur celui de la survie économique de l’entreprise. C’est ainsi que, dès le milieu du 20ème siècle environ, des chimistes et des physiciens cherchent à mettre au point des tests permettant d’estimer la sécurité des matières. Ils ont d’abord recours à un certain nombre de tests existants, par exemple le point d’ébullition, le point de fusion, le point d’éclair. Mais cela ne permet pas d’aller bien loin. Ils sont donc tout naturellement amenés à inventer et mettre au point des tests spécifiques. Le chimiste Jean Lütolf par exemple, s’il m’est permis de citer mon premier maître spirituel, a mis au point, dans le cadre de l’entreprise J.-R. Geigy, une série de tests qui aujourd’hui encore portent son nom et qui correspondaient au niveau de connaissances de l’époque. Mais les chimistes cherchent toujours à aller plus vite, à avoir un meilleur rendement et la nécessité de tests plus précis s’est rapidement fait sentir. Les divers calorimètres du commerce, plus ou moins modifiés par leurs utilisateurs, ont généralement répondu aux problèmes thermiques qui se sont posés. Pour l’explosion, par contre, on a dû développer des appareils spécifiques. Je vous propose un tour d’horizon de ces divers appareils. Détermination de la stabilité thermique des produits En fait, ce qui nous intéresse, c’est l’instabilité des produits: le meilleur moyen de savoir dans quel domaine de températures un produit est stable est, en effet, d’aller jusqu’à la limite inférieure, au moins, de son instabilité. Les tests de la première génération sont encore utilisés et, en fonction de la somme d’expériences qu’ils recèlent, je me vois obligé d’en dire deux mots au moins pour certains d’entre eux. Le premier test sert à SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 767 CHIMIA 2003, 57, No. 12 déterminer la combustibilité des produits, il consiste dans l’introduction d’un filament de platine porté au blanc dans une poudre en dépôt sur une plaque réfractaire. Une note de 1 à 6 qualifie sa combustibilité. Puis vient le plus employé, le test d’exothermie en vase ouvert. On chauffe un produit, par exemple à 2.5 K/min, dans une éprouvette en parallèle avec une référence inerte jusqu’à ce que les courbes de température se séparent. On peut affiner le test avec des essais isothermes qui, en général, donnent des températures de décomposition plus basses. Ce test a longtemps servi à déterminer la stabilité thermique des matières et sert encore aujourd’hui en tant que screening. Il permet en outre de déterminer quelle quantité de gaz la décomposition produit et si ces gaz sont combustibles. Le test selon Grewer, un chimiste allemand, permet, en programmation de température entre 30 et 300 °C par exemple, de tester la sensibilité d’un produit à l’oxydation. Pour ce faire on soumet l’échantillon solide placé dans un panier en treillis fin à une rampe de température et on insuffle contre le panier de l’air chauffé à la même température que le produit. Ces deux derniers tests peuvent être complétés par deux tests qui se déroulent en isopéribole, mais en tenant compte, dans une certaine mesure, des conditions adiabatiques régnant dans une masse de produit: Test de stockage à chaud, en vases Dewar de 200 ml ou plus grands dans une étuve thermostatisée ou test d’accumulation de chaleur en paniers de 400 à 2000 g, aussi placés dans une étuve thermostatisée. Ces tests sont actuellement dépassés, mais encore employés à cause de l’immense expérience qu’ils ont permis d’accumuler et aussi parce qu’ils ont servi à élaborer des directives internes dans certaines entreprises et que ces directives n’ont pas encore été modernisées. Je me propose d’insister un peu plus sur les méthodes calorimétriques de la génération suivante. La méthode la plus couramment utilisée actuellement est l’analyse thermique différentielle (ou DSC). Le test ressemble à celui d’exothermie en vase ouvert. On charge quelques mg de produit dans une capsule ouverte ou, mieux, fermée et résistant à la pression. Souvent, la capsule est en inox doré pour résister aussi à la corrosion et éviter une éventuelle catalyse de l’enveloppe. On la soumet à une rampe de température en chauffant en parallèle une capsule de référence contenant un produit inerte ou tout simplement vide. Dans le cadre de Cimo, nous utilisons le matériel de la Maison Mettler. Ce genre d’appareil, grâce à l’électronique qu’il contient, nous donne à tout instant le flux thermique (Q• = dQ/dT) passant de la capsule vers les détecteurs de température ou passant en sens inverse. L’intérêt de cette méthode consiste dans la possibilité d’intégrer cette courbe de puissance obtenue en fonction du temps. On obtient ainsi l’enthalpie de décomposition de la réaction. Or, enthalpie de réaction, c’est une expression savante pour dire ‘énergie de réaction’ donc, si l’on connaît l’énergie dégagée par une réaction et si on connaît ou si on peut estimer la capacité calorifique de la masse en question, on peut déterminer la température finale en cas de perte du contrôle de la masse réactionnelle. ∆Tad = –∆H/Cp, valeur à affiner en fonction de la capacité calorifique de l’installation et d’une éventuelle déperdition de chaleur. C’est un progrès énorme par rapport au test d’exothermie en vase ouvert qui nous disait simplement à partir de quelle température partait l’exothermie dans les conditions du test. Mais ce n’est pas tout: en choisissant quelques températures voisines du départ de l’exothermie, on peut tracer le parcours isotherme du produit pour ces températures et obtenir ainsi les valeurs de puissance maximale pour une réaction. Cela nous permet de tracer une courbe d’Arrhenius de la réaction en travaillant à hautes températures et, ensuite, par extrapolation, de déterminer les puissances maximales fournies à des températures plus basses, celles, précisément, de travail. Comme on aime bien la simplicité en science, on choisit du papier logarithmique et la courbe devient une droite. Connaissant ces puissances et sachant que la droite de régression obtenue correspond, à une constante près, à l’énergie d’activation, on peut calculer le temps de stabilité du produit à une température donnée au moyen de la formule: TMR = Cp.R.T2/Ea.Q. Exemple Un atelier de fabrication obtient et doit stocker une phase intermédiaire à 40% dans du toluène. La masse montre une réaction de décomposition fournissant 650 kJ/kg dès 200 °C en DSC dynamique et les essais isothermes permettent de déterminer une puissance de 0.5 W/kg à 25 °C et une énergie d’activation de 60’000 J/mole. A première vue, l’augmentation de température adiabatique en cas de perte de contrôle de la masse, sera ∆Tad = –∆H/Cp = 361 K et la température finale 25 + 361 = 386 °C et le temps pour que cela se produise: TMR = Cp.R.T2 /Ea.Q = 12 h. Mais il y a un trouble fête, le toluène qui, avec un point d’ébullition de 110 °C va s’évaporer dès que la masse atteint cette température. Il y en a 600 g/kg MR et la chaleur latente d’évaporation est de 425 J/g. Situation: on part de 25 °C, jusqu’à 110 °C, on consomme 85 × 1,8 = 153 kJ/kg la vaporisation consomme 255 kJ/kg On admet que pendant la vaporisation, on a eu le temps d’intervenir et que l’incident est clos, si, du moins, les vapeurs de toluène ont été recueillies correctement. Si, au contraire, elles ont servi à former un nuage explosif dans l’atelier, on n’est qu’au début de l’événement… A la fin de la vaporisation, il restera théoriquement 650 – 153 – 255 = 242 kJ/kg pouvant amener une augmentation de la température de 134 K. Il est dangereux d’utiliser les valeurs obtenues auparavant même si, en principe, les solvants sont choisis pour être inertes par rapport aux produits contenus dans la masse. Il faut cependant tenir compte de la différence de masse après évaporation et du fait que les données cinétiques ont sûrement changé à cause de la disparition du solvant, le mieux est donc de déterminer à nouveau les caractéristiques de cette nouvelle masse comme on le ferait pour n’importe quel résidu de distillation. Rien n’est simple en science, il se peut donc que l’analyse thermique différentielle ne réponde pas parfaitement à votre attente. Dans ce cas, il faudra avoir recours à d’autres appareils, tels que des calorimètres. En voici deux exemples: 1. Vous devez tester un résidu peu homogène. Les qq. mg de la DSC ne permettent pas de tester un échantillon représentatif. Alors, un calorimètre de type Calvet, C80 ou C500, de la Maison SETARAM, en France, vous permettra de travailler avec une masse de l’ordre du gramme et de faire des déterminations en programmation de température ou en isotherme. Cet appareil vous permettra aussi, grâce à des cellules variées, de faire des mélanges ou d’introduire un gaz pendant une mesure. 2. Enfin, il se peut que les thermogrammes DSC, par exemple, ou vos connaissances personnelles vous fassent croire qu’il y a une petite exothermie dans les basses températures, mais que le seuil de sensibilité de l’ATD ne soit pas atteint, vous pouvez avoir recours à un calorimètre isotherme de la firme suédoise Thermometrics, le TAM (thermal activity monitor) qui a été conçu au départ pour détecter la respiration des bactéries, et à qui rien de ce qui se passe dans une capsule n’échappe, son seuil de sensibilité étant plus bas que celui de l’ATD de plusieurs puissances de 10. Il existe en outre, une quantité d’autres appareils et d’autres tests, principalement basés sur des déterminations isothermes et le temps manque pour en parler. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 768 CHIMIA 2003, 57, No. 12 On peut aussi dessiner la courbe d’Arrhenius au moyen de plusieurs déterminations en programmation de température à différentes vitesses de chauffage et/ou avoir recours au logiciel de cinétique sans modèle. Mais le temps s’écoule et je dois passer maintenant, sans transition, aux méthodes qui nous permettent d’appréhender l’explosibilité des produits en suspension dans l’air et plus spécialement celle des poussières combustibles, l’explosibilité des gaz ou vapeurs étant, en principe, plus connue. Explosion de poussière Le domaine, bien que plus restreint, doit être traité avec sérieux car, ici, les conséquences d’une négligence sont rarement anodines. Les poudres peuvent se trouver dans deux états fondamentalement différents au sens de la sécurité. Elles peuvent être en dépôt ou en suspension dans l’air. En dépôt stabilisé dans le silo, dans une installation ou dans une conduite, la poudre obéit aux lois de la matière condensée. Elle s’étudie avec les méthodes citées plus haut. Dès qu’une poudre combustible est mise en suspension dans l’air par un moyen mécanique ou éolien, elle peut constituer un danger d’explosion. Il est alors bon de connaître au moins quelques caractéristiques: la classe d’explosion, l’énergie minimale d’allumage, la conductibilité électrique et, éventuellement, ses caractéristiques d’explosion en milieu appauvri en oxygène. Classe d’explosion Dans la série des tests ‘Lütolf’, on dispose du ‘tube de Hartmann modifié’ qui permet un screening. Il s’agit d’un tube en verre de 1.2 litre muni de deux électrodes. A sa base un récipient d’air comprimé et un support pour la poudre. La poussière est mise en suspension par la libération de l’air comprimé et la mise sous tension des électrodes amène l’énergie nécessaire à une éventuelle explosion. Le couvercle du tube est relié à un indicateur qui nous indique, en fonction de l’angle d’ouverture si la poussière est explosible et dans quelle classe (zèro, 1 ou 2) il convient de la ranger. Malheureusement seul le résultat 1 est digne de confiance avec ce matériel. Si l’on obtient 0 ou 2, il faut passer à l’étape suivante: Normalement un container de 1 m3. Dans la réalité, une loi dite ‘loi cubique’ qui énonce que ‘dp/dt * V1/3 = constante’ permet d’utiliser une boule de 20 litres qui donne les mêmes renseignements avec un investissement moindre. On remplit une nourrice avec la quantité de poudre voulue, on ajoute 20 kg d’air comprimé. On fait un vide partiel dans la boule dont le couvercle sert de support à un système de détonateurs dont l’énergie est de 2000 Joule. A l’ouverture de la vanne placée sous la boule, la poussière est mise en suspension dans la boule par l’air comprimé qui, en parallèle, rétablit la pression atmosphérique et, après un temps très précisément déterminé (dans la règle 60 mS), les détonateurs sont activés. Deux capteurs de pression transmettent les variations à un computer et il nous livre la courbe p = f(t). Si elle est différente de celle du détonateur seul, le produit est réputé explosible et on passe à une énergie de 10’000 Joule pour en déterminer les caractéristiques d’explosion. On fait une ou plusieurs série(s) d’explosion en changeant les concentrations de poussières. La pente la plus verticale obtenue permet de déterminer la classe d’explosion St, notion qui, il faut le dire, va être utile à l’ingénieur qui pourra ainsi construire une installation adaptée plutôt qu’au chimiste. Energie Minimale d’Allumage (EMA) Beaucoup plus proche du chimiste est la notion d’énergie minimale d’allumage (EMA) qui va permettre, notamment, de voir s’il y a un danger au niveau de la décharge électrostatique ou de l’étincelle mécanique. Il pourra ainsi adapter les vitesses de transfert ou les matériaux, voire ajouter un additif conducteur ou inerte à la poudre. Là encore, le tube de Hartmann modifié nous sert de screening. Son énergie étant de l’ordre de 8 Joule, tout ce qui n’explose pas dans ce test est réputé avoir une EMA > 1 Joule et donc être exempt de danger au niveau, par exemple, de la décharge électrostatique. Si par contre, la réaction dans le tube de Hartmann modifié est positive, il faut passer à l’étape suivante: Pour déterminer précisément l’EMA d’une poudre, on a recours, chez nous, à un appareil nommé MIKE III, développé dans l’ex Ciba-Geigy et construit par la Maison Kühner à Birsfelden. Fondamentalement, il n’est pas très différent du tube de Hartmann modifié, mais il est très fortement perfectionné. Les électrodes sont reliées à des condensateurs qui délivrent une énergie très précise et le système d’électrodes lui-même est muni d’une troisième électrode destinée à ioniser l’air pour assurer l’étincelle dans les basses énergies. Cet appareil a l’avantage de descendre à 1 mJ, ce qui permet de faire toutes les déterminations et, partant, de prendre toutes les mesures actuellement jugées né- cessaires dans le maniement des poudres. Dans les basses énergies, l’affaire se complique. En dessous de 10 mJ, l’EMA se détermine avec et sans inductance dans le circuit de décharge. Une étincelle due au frottement, par exemple, est plus permanente et plus énergétique qu’une décharge électrostatique. Ainsi, on utilisera le résultat avec inductance pour évaluer le danger dû aux sources très énergétiques (étincelles mécaniques, de frottement etc.) tandis que le résultat sans inductance servira à apprécier le danger face à la décharge électrostatique. Il ne faudra pas oublier non plus de déterminer la conductivité électrique de la poudre pour savoir si elle peut se charger et, partant, provoquer elle-même une décharge d’électricité statique quand les conditions s’y prêteront. Mélanges hybrides Les poussières organiques sont explosibles, les gaz ou les vapeurs aussi, c’est déjà ennuyeux. Mais dans la pratique industrielle, on rencontre quelque chose d’encore plus ennuyeux, je veux parler des mélanges hybrides: mélanges d’air, de poussière et d’une vapeur ou d’un gaz. On sait depuis la thèse de G. Pellmont, que les mélanges hybrides sont régis par des lois qui leur sont propres et qui sont différentes de celles des constituants seuls. Il est rare cependant que l’on détermine les caractéristiques d’un mélange hybride, je ne vais donc pas m’appesantir ici. Cas échéant, sachez que l’Institut Suisse de Sécurité à Bâle, entre autres, est équipé pour ce genre de détermination. Dans la pratique courante, on se base sur des règles expérimentales qui amènent une sécurité parfaite et qui découlent des caractéristiques du gaz et de la poussière qui, elles, doivent évidemment être connues. Exemple de mélange hybride Vous devez ajouter un produit pulvérulent combustible dans une chaudière qui contient déjà du toluène à température ambiante. A cette température, on sait qu’il y a assez de vapeurs dans le ciel de la chaudière pour former une atmosphère explosive. Si vous ajoutez de la poudre qui va normalement créer un nuage de poussière, il y aura fatalement un mélange hybride. Vous ne pouvez dont pas le faire sans autre, par exemple sans inertiser la chaudière. Vous pouvez aussi abaisser la température du toluène, mais à quel niveau? Pour répondre à cette question il faut connaître le point d’éclair du toluène. C’est la température la plus basse à laquelle un li- SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 769 CHIMIA 2003, 57, No. 12 quide émet assez de vapeur pour former avec l’air un mélange combustible. Il y a plusieurs méthodes et donc plusieurs appareils pour déterminer cette valeur et qui sont de pratique relativement courante, je ne m’appesantis donc pas. Si votre poudre n’est pas explosive ou seulement avec une énergie élevée, il suffira d’abaisser la température, dans la chaudière, au niveau du point d’éclair (en l’occurrence + 6 °C), mais en prenant quandmême 5 K de marge pour tenir compte des incertitudes de mesures donc à +1 °C. Si l’énergie minimale d’allumage de votre poudre est inférieure à 10 mJ, il faudra prendre un écart plus grand, par exemple 15 K pour tenir compte du fait qu’un mélange hybride peut exploser avec une teneur en vapeur inférieure à la limite inférieure d’explosibilité de la vapeur seule. Conclusion J’arrive ainsi à la fin de mon exposé. Je n’ai pas pour mission de vous parler des dangers inhérents aux produits chimiques. Je voudrais cependant souligner que si on parle des méthodes de test pour les caractériser, c‘est que ces dangers existent. Je ne saurais donc mieux conclure qu’en vous incitant à réaliser les tests de sécurité des matières pour les produits que vous manipulez et à en demander une interprétation sérieuse car elle n’est pas toujours évidente. Certes, tout cela a un prix, mais quel que soit ce prix, il est et restera toujours très inférieur à celui d’une catastrophe, ne l’oublions pas. Il existe des laboratoires spécialisés, notamment à Bâle dans le cadre de l’Institut Suisse de Sécurité et à Monthey dans le cadre de Cimo pour ne citer que ceux que je connais bien. Ces laboratoires ont des disponibilités sans doute, mais aussi et surtout des compétences à votre service, n’ayez pas peur d’y recourir. Received: October 3, 2003 SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 770 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Chimia 57 (2003) 770–772 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 Prévention des explosions: législation et management des risques Lois, ordonnances et directives réglementant la prévention des risques d’explosion. Où, quand et comment l’homme intervient-il dans ce processus? Gilbert Choukroun* Explosion Prevention: Legislation and Risk Management Abstract Prevention of the risk of explosion is subject to legislation by laws, ordinances and directives. Where, when, and how should we intervene in this process? New tools are available: organization, risk analyses, near-accidents analyses, check-lists, motivation, communication, workers’ participation in processes, mentoring for new staff, health protection, and absenteeism management. Keywords: ATEX Directives · Explosion prevention · MSST · Risk management Introduction Historiquement, les lois découlent d’événements, de catastrophes ou d’accidents. Citons les cas de Feyzin (GPL), de Flixborough (Cyclohexane), de Seveso (Dioxine), de Bhopal (Isocyanate), de Schweizerhalle (Pesticides), etc. (Fig. 1). Toutes ces catastrophes ont donné naissance à des lois et ordonnances connues sous des noms, tels que: ODS, OPair, OPAM, OPA, en Suisse ou Seveso I et II en Europe. L’homme utilise donc les enseignements du passé pour réduire les risques à un niveau acceptable pour la société. Législation *Correspondence: G. Choukroun Suva, Division sécurité au travail, Secteur chimie Avenue de la Gare 23 CH-1003 Lausanne Tél.: +41 21 310 80 36 Fax: +41 21 310 80 49 E-Mail: [email protected] Les lois (Fig. 2) indiquent les devoirs et obligations des employeurs, employés ou fabricants en posant des principes généraux. Les ordonnances (Fig. 3) décrivent les moyens possibles permettant de répondre à ces obligations ainsi que les objectifs à atteindre. Elles concrétisent les lois et sont plus détaillées. Les règles ou directives indiquent les mesures à prendre pour atteindre ces objectifs en se référant à l’état de la technique. Elles ne sont pas établies par le législateur mais par les organes d’exécution ou les organismes spécialisés. Prévention des explosions Les mesures préventives contre les explosions sont classées en trois niveaux (Fig. 4): 1. Supprimer ou limiter la formation d’une atmosphère explosible: mesures primaires 2. Eliminer les sources d’inflammation efficaces: mesures secondaires, elles appuient les mesures primaires. 3. Limiter les effets d’une éventuelle explosion: mesures tertiaires ou constructives. Directives ATEX Les directives européennes ATEX visent essentiellement à harmoniser, à l’échelle européenne, les standards et normes en vigueur. Elles exigent des analyses de risques plus approfondies, détaillées et consignées dans un document. Les fabricants et les exploitants seront ainsi plus sollicités. Pour atteindre ce but ambitieux, il faut instaurer un intense dialogue entre ces deux parte- SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 771 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Flixborough (Cyclohexane) LAA Art. 82, al. 1, 2 et 3 LSIT Seveso (Dioxine ) Feyzin (GPL) Art. 11 – Obligations du travailleur Art. 24 – Equipements de travail Art. 33 - Aération Lois/ Ordonnances OSIT LAA, OPA, OPAM, ODS, OPair Schweizerhalle (Pesticides) Bhopal (Isocyanate)) Se référent à l’état de la technique CFST 1825 Suva 2153 SBA 155 ATEX 137 Listes de contrôle Fig. 2 Fig. 1 OPA Art. 36 - Dangers d’explosion et d’incendie Art. 37 - Evacuation des déchets et entretien Art. 44 - Emploi de substances nocives Art. 46 - Liquides inflammables Fig. 3 MESURES Mesures primaires Mesures secondaires • remplacement • inertisation • système fermé • aération / ventilation • détection - action ATEX 95 Règles & Directives OPA • zones-ex • élimination des sources d ’inflammation Mesures tertiaires • constructions résistantes • surfaces de détente • suppression d ’explosion • découplage des appareils 2153 qui montre de nombreux exemples de schémas de classification en zone-ex est en cours de révision et publication. Nouveautés introduites par les directives ATEX Dans l’analyse des risques, voici les nouveaux dangers qu’il faudra prendre en compte: – les sources d’ignition non électriques: p.ex., celles d’origine mécanique (chocs et frottements); – les poussières, qui pourront créer les zones 20, 21 et 22 par analogie aux zones 0, 1 et 2 déjà connues pour les solvants et gaz inflammables. Par ailleurs, les zones devront être signalisées et désignées en conséquence. Sans oublier le suivi dans la documentation indiquant les zones, les modifications éventuelles ainsi que les exigences de la maintenance. Fig. 4 naires traditionnellement liés, avec comme intermédiaire, les spécialistes de la prévention des explosions. ATEX 95: pour les fabricants et fournisseurs En suisse ATEX 95 est déjà entièrement appliqué par l’ordonnance du 2 mars 1998 sur les appareils et les systèmes de protection destinés à être utilisés en atmosphères explosibles (OSPEX), formulée dans le cadre de la loi fédérale sur la sécurité d’installations et d’appareils techniques (LSIT). ATEX 137: pour les exploitants et employeurs ATEX 137 règle la protection de la sécurité et de la santé des travailleurs susceptibles d’être exposés au risque d’atmosphères explosives. La classification en zones et l’évaluation des dangers doivent être clairement décrites dans un document. Le feuillet Management des risques L’expérience a montré que des mesures constructives, des distances de sécurité, des ventilations, des zones-ex, des soupapes de sécurité, des stockages limités, un coordinateur de la sécurité sont certes des mesures préventives primordiales mais qu’il faut surtout les gérer dans un ensemble cohérent et hiérarchisé (Fig. 5). C’est pourquoi après la LAA, l’OPA, il a fallu créer un nouvel outil moderne de gestion des risques: la MSST (Fig. 6). La MSST est la directive relative à l’appel à des médecins du travail et autres spécialistes de la sécurité au travail. Ces dispositions, entrées en vigueur depuis le 1er janvier 2000, ont donné un nouvel essor à la sécurité et la protection de la santé au travail en Suisse. Cet outil de gestion intègre la sécurité au travail, au même titre que la qualité, la productivité et la rentabilité dans les tâches de la direction de l’entreprise et s’étend à tous les niveaux de la hiérarchie. Ce travail de coordination entre de nombreux acteurs (spécialistes techniques, médecins, financiers, organes d’exécution) est primordial et requiert le soutien ferme et décidé de toute l’entreprise. Nouvelles causes d’accidents De récents accidents et catastrophes comme ceux de Toulouse (Nitrate d’ammonium), du Tunnel du Mont-Blanc (Transport de matières grasses et de farine), de Blaye (Explosion d’un silo de céréales) montrent qu’il ne faut pas banaliser le risque (Fig. 7). En effet, de nouvelles causes typiques apparaissent: équipements vieillissants, carence en personnel, intérimaires en augmentation, entreprises soustraitantes, surcharge de travail des équipes (Fig. 8). Ces défaillances montrent dans certain cas un réel défaut de gestion de la sécurité. Il faut donc poursuivre les efforts de systématisation du concept de sécurité. Concept et conditions Les nouveaux outils s’appellent: organisation, analyses des risques et des presque-accidents, listes de contrôle, motivation, communication, participation des travailleurs aux processus, parrainage des nouveaux, protection de la santé et gestion des absences. Les outils de la MSST Les séminaires de formation montrent aux cadres comment utiliser les outils de la MSST: SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 772 CHIMIA 2003, 57, No. 12 SMS Sytème de management de la santé et de la sécurité au travail Exigences "MSST" 1. Principes directeurs, objectifs de sécurité 2. Organisation de la sécurité 3. Formation, information, instruction 4. Règles de sécurité, standards de sécurité Organisation 5. Détermination des dangers, évaluation de risques Technique Personne 6. Planification et réalisation des mesures 7. Plan d’urgence 8. Participation Stratégie MSST (CFST 6508) 9. Protection de la santé 10. Contrôle, Audit Fig. 5 Fig. 6 Toulouse (Nitrate d’ammonium) Nouvelles causes d’accidents: Tunnel du Mont-Blanc (Incendie) Ne pas banaliser les risques Blaye (Explosion d’un silo) Kaprun (Incendie du funiculaire) Fig. 7 • • • • • • • • • Fixer des objectifs (fréquence et gravité des accidents). Organiser la structure ‘sécurité’ dans l’entreprise. Former le personnel. Analyser les risques. Faire régulièrement des petits audits de sécurité. Analyser les incidents/accidents: chercher les vraies causes selon la méthode de l’arbre des causes. Gérer l’absentéisme. Appliquer et contrôler les mesures décidées dans le plan d’action. Améliorer la motivation et la communication. Routine Modifications Equipements veillissants Maintenance curative et non pas préventive Carences en personnel Intérimaires en augmentation Entreprises sous-traitantes Surcharge de travail des équipes Economie Fig. 8 • • • • Tous les cadres et employés formés à la MSST, participent activement, reçoivent des tâches et sont qualifiés en conséquence. Les petits audits de sécurité (15 à 20’), pratiqués par tous les cadres et employés, sont les moteurs qui font avancer la culture ‘sécurité’ de l’entreprise. Les systèmes de management intégré (QES: Qualité – Environnement – Sécurité) bien appliqués contribuent à un bon résultat. Les réorganisations hiérarchiques ou structurelles peuvent affaiblir la culture “sécurité” de l’entreprise. Received: October 3, 2003. Conclusion Les clés du succès • • La direction doit s’engager dans chaque étape du processus. Le responsable de la sécurité doit rapporter directement à un membre de la direction. culture de la sécurité devient de plus en plus important. Les employés assurent aussi une grande responsabilité dans le domaine de la sécurité au travail. Leur participation est désormais reconnue par la loi. Ils doivent soutenir les employeurs dans leurs efforts en faveur de la sécurité au travail tout en y contribuant personnellement. La Suva soutient les entreprises dans leurs efforts visant à intégrer les divers aspects de la protection de la santé dans leur système de gestion, sur le modèle du management de la qualité. La responsabilité éthique et légale en matière de sécurité et de santé au poste de travail est du ressort de l’employeur. Eu égard aux coûts directs et indirects que les entreprises doivent supporter pour les absences au travail, le développement d’une SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 773 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Chimia 57 (2003) 773–776 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 Opportunities and Limits of the Use of Azides in Industrial Production. Implementation of Safety Measures Jean-Pierre Hagenbuch* Abstract: Azides are very versatile precursors of organic synthesis functionalities such as amines, isocyanates, sulfonamides, triazoles, tetrazoles, triazolines, aziridines, amino acids and diazo compounds. In industry, one of the favourite starting materials for these syntheses is sodium azide which can generate hydrazoic acid whose toxicity and detonation potential is of major safety concern. However sodium azide is used daily in large tonnage in the air-bags of vehicles, in biologic institutes as a bactericide and in agriculture as a herbicide. In industrial synthesis, sodium azide is actually the starting material of herbicides, anti-HIV pharmaceuticals, anti-pain compounds and hypo tensors. This massive use of sodium azide represents severe toxicological and physical damage risks. The industrial synthesis under the scope of this presentation will be the manufacture of a tetrazole produced in several tens of tons per year. A risk assessment concluded that it would be necessary to conduct the reaction in a ‘Bunker’ and to minimise risks by absolutely avoiding generation of hydrazoic acid. This can be achieved by a careful design of the process and by strict organisational measures. Furthermore, the reaction equipment was designed to prevent any condensation of hydrazoic acid. One way to prevent its formation is to maintain the reaction medium under basic conditions at all times. This is achieved by using triethylamine hydrochloride as a buffer. In the applied reaction conditions it could be demonstrated that triethylamine was the refluxing compound at 130 °C and that a thermally stable triethyl ammonium azide was formed. The environmental problem could be resolved by incineration of the wastewaters. In conclusion, reactions with sodium azide are safe, they only need a stabilising agent. A search for such compounds could be an interesting but rather dangerous research project. Keywords: Azides · Production · Safety · Tetrazoles · Triethylamine 1. Use of Azides in Organic Synthesis (Scheme 1, a-m) *Correspondence: J.-P. Hagenbuch Orgamol SA Production department CH–1902 Evionnaz Tel.: +41 27 766 13 22 Fax: +41 27 766 14 81 E-Mail: [email protected] www.orgamol.com 1.1. Synthesis of Amines Azides are widely used in organic synthesis. Their first important usage is the synthesis of amines from alkyl halides [1]. A common process is the reaction of sodium azide with halides in polar organic solvents like dimethylformamide followed by catalytic hydrogenation or reduction with lithium aluminum hydride [2] or triphenylphosphine (Staudinger reaction) (a) [3]. Aromatic compounds can be directly aminated using trimethylsilyl azide and triflic acid as catalyst (b) [4]. In aminoglycoside syntheses, azides have been valuable as amine protecting groups allowing recovery of the original functionality with retention of configuration. The same procedure was used to produce amino acids (c) [5]. 1.2. Synthesis of Isocyanates Like alkyl halides, acyl halides are easily transformed to acyl azides which generate isocyanates after Curtius rearrangement (d) [6]. A similar procedure transforming directly a carboxylic acid to the amine in acidic conditions is named the Schmidt rearrangement. 1.3. Synthesis of Sulfonamides In the same way sulfonyl halides yield sulfonamides after reduction either by sodium hydride or by photolytic reaction in isopropanol (e) [7]. 1.4. Synthesis of Triazoline Azides add to double bonds to give triazolines (f) [8]. 1.5. Synthesis of Aziridines Photolytic or thermal treatment of triazolines gives aziridines (g) [8]. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 774 CHIMIA 2003, 57, No. 12 H2/Pt or LiAlH4 or PPh3 RX + NaN3 RNH2 RN3 (a) F3CSO2OH ArH +Me3SiN3 ArNH2 RNH2 + TfN3 RN3 RCOCl + NaN3 RCON3 RSO2Cl + NaN3 RSO2N3 (b) RNH2 (c) Curtius rearrangement RNCO RNH2 (d) hν/isopropanol or NaH RSO2NH2 N R + (e) N RN3 N (f) N hν or ∆ N N BF3 R C N + NaN3 (g) N N N N R DMF (h) H R C N + N Dibutyltin oxide Me3SiN3 R N Toluene N N 1.7. Synthesis of Reactive Intermediates Other useful applications of azides are the formation of diazo-compounds (l) [13] or nitrenes (m) [14]. 2. Industrial Uses of Azides N H R 1.6. Synthesis of Tetrazoles An increasing importance of azides has appeared in the preparation of tetrazoles. There are many methods to perform this transformation: using strong Lewis acids (h) [9], tin or silicon azides (i) [10], ammonium azides (j) [11], and more recently using zinc salts in water (k) [12]. The latest method is claimed to be the safest and the best for the environment. (i) One of the most widely used starting materials is sodium azide, which is the inflating agent in the air-bags of vehicles [15]. It is also used as a chemical preservative in hospitals and laboratories, as pest control and herbicide or as soil sterilizing agent in agriculture [16]. Many active compounds are industrially produced from azides e.g. the herbicide Fentrazamide [17], the anti-pain compound Alfentanil [18], hypotensors Losartan [19] and Irbesartan [20], and the anti-HIV drug AZT [21]. 3. Sodium Azide as Starting Material H N N N N Et3N HCl R C N + NaN3 R 1) NMP/105 °C 2) NaOH C N + Z CH2 Z' R N Scheme 1 N + NaN3 R Water reflux TsN3 Z base Z' ∆ or hν Nl H N N N N ZnBr2 R (j) (k) H CN2 + R N¦ TsNH2 + N2 (l) (m) 3.1. Production of Sodium Azide The production of such large quantities of sodium azide and the highly explosive nature of the substance requires the knowhow of specialized companies like Innochem, Dynamit Nobel or ICI Explosifs Inc. The industrial processes do not seem straightforward if we look, for example, at that given by ICI: the reaction of ammonia gas on fused sodium followed by treatment with nitrous oxide [22]. 3.2. Properties of Sodium Azide Sodium azide is a crystalline white powder which decomposes at about 275 °C. It dissolves in water giving a basic solution (pH > 9). On contact with acids, it liberates the highly toxic and detonating (at a simple vibration) hydrazoic acid. Although the latter is about 7 times less toxic (intraperitoneal LD50: 22 mg/kg) than hydrogen cyanide (2.99 mg/kg) its maximal value of exposition (VME) was set 100 times lower (0.1 mg/kg) than that of HCN (10 mg/kg). It is harmless in diluted solutions SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 775 CHIMIA 2003, 57, No. 12 but reacts with any part of the installation bearing Pb, Cu, Hg, Zn, concentrating explosive compounds. The boiling point of hydrazoic acid is 35 °C at normal pressure and its decomposition enthalpy (–6900 kj/kg) is higher than that of trinitrotoluene (TNT, –4700 kj/kg). Sodium azide should not be used in halogenated solvents since it produces highly explosive azido compounds [23]. 4. Production of a Tetrazole 4.1. Reaction The industrial synthesis under the scope of this presentation is the manufacture of a tetrazole produced in several tens of tons per year (Scheme 2). 4.2. Risk Assessment 4.2.1. Reaction Parameters From the risk assessment initiated at the start of the project, some important results appeared. The retained procedure is what is normally avoided in production: a batch type reaction where all ingredients are introduced at once and heated to a small reflux at 105 °C according a temperature ramp. However this procedure is acceptable because the reaction enthalpy is low. The reaction mixture decomposes at 150 °C with a ∆H of about –200 kJ/kg. Therefore, the temperatures must be well controlled. Of course, the greater risk is the use of sodium azide giving, under acidic conditions, hydrazoic acid, a detonating liquid like nitro-glycerine. The distillation temperature of HN3 being 35 °C, accumulation of product in any part of the distilling device must be avoided. Similarly explosive metal azides should not be formed in any part of the installation, including the drainage system. 4.2.2. Need for a Bunker If the whole quantity of sodium azide used in one batch is transformed to hydrazoic acid, there will be the equivalent of 120 kg of TNT formed. No wall is strong enough to support the explosion of such a quantity of product. However, according to the risk assessment of our customer it was decided to run the reaction in a bunker assuming that only a small quantity of hydrazoic acid (less than 1 kg) could accumulate under deviate conditions. The bunker was also important to confine the use of sodium azide to a defined area. 4.2.3. Transporting, Storing, Loading, and Disposing of NaN3 Sodium azide is delivered in double plastic bags inside metallic 25-kg drums. R C N + NaN3 Et3N HCl R 1) NMP/105 °C 2) NaOH 3) Water/HCl N N N N H Scheme 2 Storage is allowed in a dedicated closed room equipped with fire detection and dry extinguishing media. In order to avoid spoilage, the reaction size was adapted to use a whole number of drums. Those are opened inside the bunker, which also contains a retention basin. Operators wear dedicated disposable equipment. Any material is cleaned before leaving the bunker and the clothes are packed in fiber drums for incineration. No unnecessary pipes enter the bunker and acidic media are excluded. Any wastewater and organic effluents from the reaction are loaded in rail tank wagons for incineration. 4.3. Design of the Plant 4.3.1. Flux Diagram, Procedure, and Reactor The basic concept was to run the azide reaction inside the bunker and then to transfer the reaction mixture on 30% sodium hydroxide to the adjacent plant using double jacket pipes and a reactor with a retention basin (Fig. 1). The formation of explosive metal compounds was prevented by the use of glasslined reactors, Teflon pipes and anti-acid equipment (Fig. 2). To prevent any accumulation of hydrazoic acid, the distillation column was constructed as a simple tube bearing, on the top, a crown of nitrogen. A Bunker R1 Computer Control System Video screen 1) NMP Et3N.HCl IPC pH NaN3 NMP 2) Ramp 105 °C Reflux 3) IPC 5) Transfer dedicated absorber was constructed to collect the gases without creating vacuum inside the reactor. After loading N-methyl pyrrolidone (NMP) and triethylamine.HCl, an inprocess control (IPC) was introduced to assure that the mixture is not acidic by mistake (pH > 6.8) before loading sodium azide. Then the operators have to clean the room, collect the disposable clothes in fiber drums and close the bunker. Using an automatic program, the reaction is heated to a moderate reflux that is observed with a camera. At least one operator has to be present during this phase. Alarm and automatic cooling systems are auctioned when gauges placed inside the reaction mixture, at the bottom and on top of the column, reach the predefined limits. Additionally, agitation failure is under the same control. When the reaction is finished, the reactor located in the plant is filled with sodium hydroxide 30% and, to test that this substance really was introduced, an additional IPC (pH > 12 ) is performed. The organic layer is then extracted with sodium hydroxide in order to remove any sodium azide. The aqueous phase is stored in a rail tank wagon for incineration. An IPC is performed to insure that no sodium azide remains in the organic phase before extracting with water and precipitating with hydrochloric acid. Plant R2 4) NaOH IPC pH 5) Transfer 6) Decantation 7) Transfer 8) NaOH extractions 9) IPC NaN3 10) H2O 11) HCl 12) Centrifuging Double jacket pipe Fig. 1. Flux diagram Storage tank 5) Transfer 7) Transfer 12) Mother liquor Retention basin SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 776 CHIMIA 2003, 57, No. 12 However, strict reaction conditions and security measures have to be followed to assure safety. In our case, the process is quite safe due to the use of triethylamine. Looking for such compounds could be an interesting but still dangerous research project. Received: October 3, 2003 Stirring Alarm Fig. 2. Reactor 4.3.2. Organisational Measures The safety critical tests described above are monitored by using a checklist. At the beginning of a campaign, each employer is instructed concerning the process safety measures and signs that he understands them. The installation including the absorber is dismantled and thoroughly cleaned twice a year. At the same time the integrity of glass and coatings is tested. Periodically, internal audits evaluate whether the initial measures arising from the risk assessment are still correctly followed. It is present in the gas phase of the reactor at a concentration 104 to 106 higher than that of the azide ion. Solid crystals are observed in the distillation column. They consist of triethyl ammonium azide, which is heat and shock stable, in contrast to ammonium azide. In conclusion, the process is considered to be completely safe, which leads to the subsequent question: why build a bunker? The answer is that, with azides, remote risks are still present and one should never ignore them. 4.4. Controversy The reaction takes place in DMF, which has a boiling point of 202 °C. Why do we have a reflux at about 105 °C? The answer is that the refluxing entity is triethylamine. 4.5. Conclusion Azides are versatile intermediates for many organic synthesis routes. In industry they are used in large scale yielding many new important drugs and active products. [1] S.G. Alvarez, M.T. Alvarez, Synthesis 1997, 413. [2] K. Turnbull, Chem. Rev. 1988, 88, 297. [3] P.T. Nyffeler, C.-H. Liang, K.M. Koeller, C.-H. Wong, J. Am. Chem. Soc. 2002, 124, 10773. [4] G.A. Olah, T.D. Ernst, J. Org. Chem. 1989, 54, 1203. [5] D.A. Evans, T.C. Britton, J. Am. Chem. Soc. 1987, 109, 6881. [6] D.V. Banthorpe in, ‘The Chemistry of the Azido Group’, Ed. S. Patai, Wiley: NY, 1971, 397. 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SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 777 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Chimia 57 (2003) 777 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 L’inertage et les charges de produit dans un réacteur inerte Dominique Spiesser* Generating and Maintaining Inert Atmospheres for Chemical Procedures Abstract: Inertization, in other words the reduction of the partial pressure of oxygen, is the first unitary operation of every chemical reaction and/or formulation procedure carried out on an industrial scale. Oxygen is one of the components of the so-called ‘infernal triangle’: fuel, oxygen, and ignition source. The major part of the raw materials used in chemical industry is combustable. It is therefore only possible to avoid the other two components of the triangle. There are still too many incidents and accidents occurring in the chemical industry. Avoiding ignition sources can generally only be considered as an accessory measure since dosing electrically isolating liquids or solids may lead to potentially dangerous electrostatic discharges. The initial inertization of a chemical reactor is absolutely necessary but a relatively simple operation. When reagents have to be added subsequently it is important to assure that the inert atmosphere is maintained. If this is relatively easy to achieve when dosing liquids from a closed tank, it is not that straightforward if solids or liquids from open containers are to be added or if the reactor has to be opened to withdraw samples. Now there are simple devices available that guarantee the conservation of the inert atmosphere throughout the whole manufacturing procedure. Keywords: Inert atmosphere · Inertization Résumé Dans l’industrie chimique l’inertage est la première opération unitaire effectuée lors de la mise en œuvre d’un processus réactionnel ou de formulation. Elle a pour but de raréfier l’oxygène, un des trois composants du fameux “triangle infernal”: Source d’allumage – Oxygène – Combustible. *Correspondence: Dr. D. Spiesser HUNTSMAN Advanced Materials Usine de Monthey CH–1870 Monthey Tel.: ++41 24 474 63 10 Fax.: ++41 24 474 61 29 E-Mail: [email protected] La plupart des matières premières mises en jeu dans l’industrie chimique sont combustibles. Il n’est donc possible d’agir que sur les autres constituants du triangle. Portant de top nombreux incidents, voire accidents, surviennent encore dans l’industrie chimique. L’exclusion de sources d’allumage ne peut être en général considérée que comme une mesure accessoire car lors de la charge de liquides ou de solides non conducteurs, des décharges électrostatiques peuvent être dangereuses. Inerter une chaudière de réaction est une opération relativement simple et absolument nécessaire. Toutefois lors d’une charge ultérieure de produits chimiques dans un réacteur il est important de prendre toutes les mesures nécessaires à conserver l’atmosphère réactionnelle inerte. Ceci est généralement réalisé pour les transvasages en milieu fermé. Il n’en va malheureusement pas de même dès que des charges solides imposées par les procédés doivent être accomplies ou que le procédé nécessite l’ouverture de la chaudière pour prise d’échantillon ou ajout de liquide à partir d’un récipient quelconque en vase ouvert. Il existe toutefois maintenant des appareils simples permettant d’assurer la conservation d’une atmosphère inerte tut au long des procédés de fabrication. Received: October 27, 2003 SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 778 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Chimia 57 (2003) 778–780 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 Dust Explosions – Hazards, Prevention, and Protection Martin Glor* Abstract: An overview of the occurrence and characteristics of dust explosions is given. The prerequisites for the formation of a dust explosion are discussed. In particular the importance of the knowledge of the safety characteristic data to assess the ignition hazards due to the different ignition sources occurring in practice is outlined and explained. The measures of explosion prevention and explosion protection are summarized and their advantages, disadvantages, limits and requirements are listed. Keywords: Dust explosions · Explosion prevention · Explosion protection · Ignition hazard · Ignition sources Introduction In many branches of industry the awareness of the hazards associated with dust explosions is still rather poor, though the effects and damages can be even more serious than in the case of gas or vapour cloud explosions. Dust explosions have not been invented in modern times, they started to occur as soon as flammable solids were broken up or ground in industrial processes such as milling operations. Reports of dust explosions date back to the 18th century when grains began to be ground in windmills. With growing industrialization and *Correspondence: Dr. M. Glor Member of Executive Committee Swiss Institute of Safety & Security WKL – 32.3.01 CH–4002 Basel Tel.: +41 61 696 22 11 Fax: +41 61 696 70 72 E-Mail: [email protected] larger scale production more and more products were recognized to be potentially hazardous with respect to dust explosions. Nowadays it is well known that any product that burns in the solid state may undergo a dust explosion if it is finely dispersed in air in the form of a dust cloud. Even products such as aluminium, which hardly burn in the solid state because the surfaces are quickly oxidized when exposed to air, may form very dangerous explosive dust clouds. Many products are purchased in powder form or they undergo processes and operations in which the formation of fines itself is part of the designed process or at least cannot be avoided. This applies particularly to products of the chemical and pharmaceutical industry, where the following processes and operations are very common: milling, mixing, shredding, spray or fluid bed drying, powder coating, pneumatic transfer, dust ventilation, dust separation, filling, emptying, etc. Whereas in most of these processes the formation of a dust cloud is restricted to the interior of an apparatus, the probability of the formation of a dust explosion in the production area by whirling up deposited powder should not be underestimated. This particularly applies to branches of industry where – from the point of view of industrial hygiene – rather uncritical products are handled and processed. The severe dust explosion which occurred 1979 in the Rolandmühle in Bremen with 14 fatalities and 17 seriously injured demonstrates this hazard [1]. Though statistical data have always to be interpreted with caution, Fig. 1 and 2 may give some information about the relative frequency of dust explosions with respect to different products and with respect to different operations and processes. Hazards The hazards of dust explosions are similar or – as far as heat radiation is concerned – even more serious than those of gas or vapour cloud explosions. The characteristics and the course of dust explosions are nowadays well understood and investigated. They are reported in numerous publications, articles and textbooks [1–3]. Dust explosions do not only generate blast waves, projectiles and heat radiation, which are dangerous for the personnel, the equipment and installations, they are often also the origin of subsequent fires, which may destroy whole production plants. For all of these reasons they have to be taken very seriously. Dust explosions may occur if flammable solid material is subdivided into fine particles dispersed in air. Particles with a diameter of more than 0.5 mm no longer form an explosive dust cloud. Fine particles may however also be formed during the handling and processing of granules due to abrasion. The finer the particles are, the more violent will be the explosion and the more sensitive will be the dust cloud with regard to ignition sources. For a worst case assessment, the fraction below a mesh size of 63 µm is usually chosen. Under atmospheric conditions dust explosions normally show the following characteristics [1–3]: SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 779 CHIMIA 2003, 57, No. 12 25% 25 20 Reported fires and explosions, VDI Report 10, 1996 20% Reported fires and explosions, UK 1989 15 15% 10 10% 5 5% Fig. 1. Statistics of fires and explosions for different products – Explosion range: from 15 g/m3 to several kg/m3 – Maximum explosion overpressure: 9 bar for organic material and up to 13 bar for metal powder – Maximum rate of pressure rise in a 1 m3 vessel: 100 to 300 bar/s for organic material and up to approx. 1000 bar/s for metal powder. A simple calculation based on these characteristics shows that already a thin layer of e.g. 0.3 mm of product deposited on the floor and the surfaces of equipment and installations in a production building is sufficient to form a dust cloud with a concentration above the lower explosion limit, when whirled up by a blast wave. As in the case of a fire, the prerequisites for an explosion are described by the wellknown fire triangle, which tells us that a dust cloud alone is not yet dangerous as long as it does not become ignited. In addition to an explosive concentration of the fuel dispersed in air, an ignition source of sufficient energy must be present at the same time and space to form an explosion. The dust explosibility of powders is usually tested with very strong ignition sources (10 kJ in a 1 m3 vessel and 2 kJ in a 20 litre sphere). This safety characteristic tells us whether an explosive dust cloud can be formed or not. For a long period of time the ignition sensitivity of powders in the form of dust clouds has been underestimated. Therefore, the guidance given in old guidelines and codes of practice has been rather poor in the case of powders. Numerous investigations have been performed during the last 10 to 30 years demonstrating that many powders show rather high ignition sensitivities. With respect to ignition by low other sieves maschines mixer ovens drying transfer mills filters 0% silos other pigments, colorants plastics fuels animal food grain, flour chemicals, pharmaceuticals food metal paper, wood 0 Fig. 2. Statistics of fires and explosions for different processes and apparatus energy ignition sources such as static electricity or mechanical sparks, the ignition sensitivity of a dust cloud is of particular interest. It is characterized by the so-called minimum ignition energy (MIE) and minimum ignition temperature (MIT). Both the MIE and MIT are measured according to standard procedures (spark discharges produced in a specially designed circuit and apparatus and hot surface exposed to the dust cloud respectively) [1–3]. For a given material the ignition energy is lowest for very fine powder, homogeneously dispersed in a nearly quiescent dust cloud. If the MIE of a product lies below 10 mJ, the corresponding dust cloud may already be ignited by low energy electrostatic discharges. Experience shows that it is often very difficult to exclude reliably such ignition sources in practice. As a consequence powders with a MIE of less than 10 mJ should not be handled or processed in large amounts without further measures of explosion prevention or explosion protection. In addition it must be kept in mind that the MIE of powders is strongly affected by flammable gases or vapours. As soon as flammable gases or vapours are also present, so-called hybrid mixtures are formed and the MIE may drop from above 100 mJ to below 10 mJ or even into the range of the MIE of pure gases or vapours (typically 0.2 to 0.4 mJ for hydrocarbons) [1]. This occurs even if the concentration of the flammable gas or vapour is far below its own lower explosion limit. In addition to static electricity and mechanical sparks many different ignition sources may be present in practice. A comprehensive list is given in [4]. The knowledge of the safety characteristics of pow- ders is most important to assess the ignition hazard during handling and processing. Table 1 shows an overview of the safety characteristics important for an assessment of the ignition hazards of dust clouds. Prevention and Protection The measures against dust explosions are divided into two categories: Preventive measures. These measures prevent the occurrence of an explosion. They are subdivided into: – Prevention of an explosive atmosphere (either by exclusion of flammable concentrations or by reduction of the oxygen) – Avoidance of effective ignition sources Protective measures: These measures mitigate the effects of an explosion so as to ensure the safety of workers and an acceptable level of damage of the equipment. The methods of explosion protection are: – Explosion resistant construction for the maximum possible explosion pressure – Explosion venting – Explosion suppression The measures of explosion protection must always be combined with methods to exclude the propagation of an explosion into other equipment or into the open (explosion isolation). Furthermore these methods require a certain mechanical strength of the equipment, which should at least correspond to the maximum reduced pressure of the still occurring explosion. Though, as a general rule, the preventive measures – particularly the prevention SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 780 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Table 1. Overview of the safety characteristics important for an assessment of the ignition hazards of dust clouds Safety characteristics Type of ignition source Minimum ignition energy Minimum ignition temperature Electrical sparks + + Static electricity + + Hot surfaces + Mechanical + sparks + Resistivity of bulked powder Burning number Self Smoldering ignition temperature temperature + Smoldering product + + + of an explosive atmosphere – should be applied as first priority, the final decision has to be taken as the case arises. As a very general rule ‘prevention of an explosive atmosphere’ is very frequently applied in the case of flammable gases or vapours, whereas measures of explosion protection are rather common in the case of dusts. Table 2 summarizes the advantages and disadvantages of the different methods as well as the required safety characteristics important for a safe and reliable design. When taking decisions concerning the choice of preventive or protective measures many influencing parameters must be taken into consideration. This decision as well as the design of the safety measures requires expert knowledge. To ensure the safety of protective equipment and systems as well as of work equipment for use in places where explosive dust atmospheres may occur, these should comply with the corresponding national and international guidelines and directives [5–8]. Received: October 3, 2003 Table 2. Summary of the advantages and disadvantages of the different safety measures as well as of the required safety characteristics important for a safe and reliable design Advantages Disadvantages Special requirements No explosion No emission of product Reliability questionable in case of sensitive product Serious risk See Table 1 analysis required Exclusion of No explosion explosive No emission concentration of product Restrictions on the process design No dispersion of deposited dust No settling of dispersed dust Lower explosion limit Upper explosion limit Reduction of oxygen No explosion No emission of product Hazard of asphyxiation Leak proof equipment Limiting oxygen concentration Explosion resistant construction No emission of product Explosion occurs Massive and heavy construction required High mechanical strength of equipment Explosion isolation Maximum explosion pressure See also Table 1 Explosion venting Technically simple Explosion occurs Emission of product Installation location restricted Mechanical strength of equipment Explosion isolation Maximum explosion pressure K-value See also Table 1 Explosion suppression No emission of product Explosion occurs Technically elaborate Mechanical strength of equipment Explosion isolation Maximum explosion pressure K-value See also Table 1 Exclusion of ignition sources Safety characteristics required [1] W. 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[7] Directive 1999/92/EC of the European Parliament and of the Council of 16 December 1999 on minimum requirements for improving the safety and health protection of workers potentially at risk from explosive atmospheres (15th individual Directive within the meaning of Article 16(1) of Directive 89/391/EEC). Also known as ATEX 137. [8] SUVA PRO, ‘Ex-Zonen, Grundsätze des Explosionsschutzes mit Beispielsammlung’, Publikation Nr. 2153.d, Suva Bereich Chemie, Luzern, 1997 (Ausgabe 2003 in Vorbereitung). SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 781 CHIMIA 2003, 57, No.12 Chimia 57 (2003) 781–783 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 Liquid Oxygen – Fire Hazards of Oxygen and Oxygen-Enriched Atmospheres Roland Wicki* Abstract: Oxygen, which is essential to life, is not flammable in itself but supports and accelerates combustion. The normal concentration in the air that we breathe is approximately 21% by volume. Most materials burn fiercely in oxygen; the reaction could even be explosive. As the oxygen concentration in air increases the potential fire risk increases. Being heavier than air, oxygen can accumulate in low lying areas such as pits, trenches or underground rooms. This is particularly relevant when liquid oxygen spills out. In that case the generated cold gaseous oxygen is three times heavier than air. As 1 l of liquid oxygen liberates circa 850 l of gas, the phenomenon of oxygen enrichment is massively amplified by a spill of liquid oxygen, and thus fire risk is increased. Keywords: Combustible material · Cryogenic liquid · Liquid oxygen · Oxygen · Oxygen-enriched atmosphere l r ia n itio *Correspondence: R. Wicki Safety Manager CARBAGAS Hofgut CH–3073 Gümligen Tel.: +41 31 950 51 10 Fax: +41 31 950 50 02 E-Mail: [email protected] 1.4. Summary of Oxygen Properties – Percent by volume in air 21% – Gas density (kg/m3, – 1.013 bar, 15 °C) 1.36 – Boiling point –183 °C – Liquid density – (kg/l, at boiling point) 1.14 In normal atmospheric conditions 1 l of liquid oxygen liberates ca. 850 l of gas. Ign 1.3. Oxygen Is Heavier than Air Being heavier than air, oxygen can accumulate in low lying areas such as pits, trenches or underground rooms. This is particularly relevant when liquid oxygen spills out. In that case the generated cold gaseous oxygen is three times heavier than air. 2.1. Necessary Conditions for a Fire In general for a fire or explosion to occur three elements are required: combustible material, oxygen, and an ignition source. The ‘fire triangle’ (Fig. 1) is the normal way of representing these conditions. When one of the three elements is missing a fire cannot occur. eM at e 1.1. Oxygen Supports and Accelerates Combustion Most materials burn fiercely in oxygen; the reaction could even be explosive. As the 1.2. Oxygen Gives No Warning Oxygen is colorless, odorless and tasteless, hence the presence of an oxygenenriched atmosphere cannot be detected by normal human senses. Oxygen also does not give any physiological effects which could alert personnel to the presence of oxygen enrichment. Increasing the oxygen concentration of the air at atmospheric pressure does not constitute a significant health hazard. 2. Fire Hazards with Oxygen ib l Oxygen, which is essential to life, is not flammable in itself but supports and accelerates combustion. The normal concentration in the air that we breathe is approximately 21% by volume. oxygen concentration in air increases the potential fire risk increases. Co mb ust 1. General Properties Oxygen Fig. 1. Fire triangle 2.2. Oxygen Oxygen reacts with most materials. The higher the oxygen concentration and pressure in the atmosphere or in an oxygen system, then: a) The more vigorously the combustion reaction of fire takes place, SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 782 CHIMIA 2003, 57, No.12 2.2.1. Oxygen Enrichment of the Atmosphere Oxygen enrichment of the atmosphere can be the result of a) Leaking pipe connections, flanges, etc: This can be particularly hazardous in areas where there is insufficient ventilation causing the oxygen concentration to increase. b) Breaking into systems under oxygen pressure: A sudden release of oxygen under pressure can result in a relatively large jet of escaping oxygen. This may result in a torching fire. c) Oxygen use in cutting and welding processes: In process such as cutting, gouging, scarfing and thermic lancing, oxygen is used in quantities greater than necessary for the burning process. The unused oxygen remains in the atmosphere, and if ventilation is inadequate the air can become enriched with oxygen. Effective ventilation and periodic analysis for oxygen content is recommended. d) Oxygen use in metallurgical processes: Incorrect practice in the use of blowpipes can also lead to oxygen enrichment, especially in confined spaces. Therefore care should be taken: – to follow correct hose purging and lighting up procedures, – to avoid delay in lighting the blowpipe after opening the valves, – to close the valves of the blowpipe and of the gas supply when interrupting or finishing the work, – to select the correct nozzles and pressures to maintain oxygen hoses leaktight and periodically inspected. e) Desorption: Oxygen can be released in appreciable quantities when cold materials which have absorbed oxygen such as absorbents (molecular sieve, silica gel, etc.) or insulation materials are warmed to room temperature. f) Cryogenic liquid spill: A spill of liquid oxygen creates a dense cloud of oxygen-enriched air when evaporating. In an open space hazardous oxygen concentrations usually exist only within the visible cloud associated with the spill. Nevertheless, atmospheric checks should be carried out to confirm this when approaching the vicinity of the vapor cloud. g) Liquefaction of air: When using cryogenic gases with boiling points lower than oxygen, e.g. nitrogen, hydrogen and helium, oxygen enrichment can also occur. Ambient air will condense on uninsulated equipment where the temperature is lower than the liquefaction temperature of air (approx –193 °C). This will also occur on pipework lagged with an open cell insulant. The liquid air so produced can contain up to 50% oxygen and, if this liquid drips off and evaporates, the oxygen concentration in the last remaining portion can be over 80%. Consequently, special precautions must be taken with regard to the potential oxygenenriched insulation and to the vessel before starting repair work on any equipment. h) Oxygen vents: Particularly hazardous are areas where oxygen vents are located. A sudden release of oxygen can occur without warning. Note that the non-cryogenic production of oxygen or nitrogen might involve an occasional or continuous venting of oxygen. materials which look similar is extremely dangerous and many accidents are reported where the cause was incompatible replacement parts. 2.3. Combustible Material 2.3.1. In Oxygen-Enriched Atmospheres Materials that do not burn in air, including fire resistant materials, can burn vigorously in oxygen-enriched air or pure oxygen. In enriched oxygen atmospheres the most common combustible material that directly affects safety of personnel is clothing. All clothing materials will burn fiercely in an oxygen-enriched atmosphere. The same applies to plastics and elastomers. An example of this increased reactivity can be seen below, for a cotton overall material exposed to fire in atmospheres containing increasing levels of oxygen (Fig. 2). Similar curves, indicating the same kind of behavior could be drawn for other materials – in particular for plastics and elastomers. 16 14 2.2.2. Improper Use of Oxygen Many serious accidents have been caused by the use of oxygen for applications for which it was not intended. Examples of improper use of oxygen are: a) Driving pneumatic tools, b) Inflating vehicle tires, rubber boats, etc., c) Pressurizing and purging systems, d) Replacing air or inert gas, e) Cooling or refreshing the air in confined spaces, f) A welder who intends to ‘cool’ himself by blowing oxygen into his clothing, g) Dusting benches, machinery and clothing, h) Starting diesel engines. In each case the fire and explosive risk is the same and results from exposing combustible materials e.g. flammable gases, flammable solids, rubbers, textiles, oils and greases to oxygen. 2.2.3. Use of Incorrect Materials Design of oxygen equipment is very complex and the why and how is not always obvious. In essence nearly all materials are combustible in oxygen. Safe equipment for oxygen service is achieved by careful selection of suitable materials or combination of materials and their use in a particular manner. Any modifications to a design must be properly authorized to prevent incompatible materials being used. Substituting Rate of burninmg cm/s b) The lower the ignition temperature and the ignition energy to get the combustion reaction started, c) The higher the flame temperature and destructive capability of the flame. Causes of oxygen fires can be categorized as follows: a) Oxygen enrichment of the atmosphere, b) Improper use of oxygen, c) Incorrect operation and maintenance of oxygen systems, d) Use of materials incompatible with oxygen service. 12 10 8 6 4 2 0 20 30 40 50 Oxyge n in atm os phe re % Fig. 2. A cotton overall material exposed to fire in atmospheres containing increasing levels of oxygen 2.3.2. In Pressurized Oxygen Systems In principle all organic materials will burn in oxygen and so do most metals and metal alloys. Pressure affects the behavior of materials, e.g. by reducing ignition temperatures and increasing combustion rates. It is for these reasons that pressurized oxygen systems are only allowed to be constructed from materials and equipment whose design has been approved for the relevant operating conditions. Oil and grease are particularly hazardous in the presence of oxygen as they can ignite extremely easily and burn with explosive violence. In oxygen equipment, oil and grease ignition often causes a chain reaction, which finally results in metal burning or melting. In such cases the molten or burned metal residue is projected SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 783 CHIMIA 2003, 57, No.12 away from the equipment and may be followed by an oxygen release. This in turn can lead to fierce and rapidly spreading flames in any adjacent combustible material external to the equipment. Oil and grease must never be used to lubricate equipment that will be in contact with oxygen. 2.4. Ignition Sources 2.4.1. In Oxygen-Enriched Atmospheres Ignition sources in oxygen-enriched conditions could be: a) Open fires or naked flames (cigarettes, welding or other hot work, petrol driven engines, furnaces etc.), b) Electrical sparks, c) Grinding or frictional sparks. 2.4.2. In Pressurized Oxygen Systems In systems containing oxygen under pressure the sources of ignition are not as obvious as naked flames and hot surfaces. The following ignition sources have been identified as having caused fires in oxygen systems: a) Heating by adiabatic compression, b) Friction, c) Mechanical impact, d) Electrical sparks, e) High gas velocity with presence of particles, f) Heating by turbulence. 3. Prevention of Fires in Oxygen Systems Summary of Recommendations The more important points which have to receive attention if accidents are to be avoided are: a) Ensure that people who are expected to work with oxygen, are properly trained and informed of the risks caused by an excess of oxygen. b) Make sure that the proper equipment is used and that it is leak-tight and in good operational order. c) Use only materials and equipment approved for use in oxygen. Never use replacement parts which have not been specifically approved. d) Use suitable clean clothing, free from oil and easily combustible contaminants. e) Never use oil or grease to lubricate oxygen equipment. f) Check that all existing fire extinguishing equipment is in good condition and ready for use. g) When working in confined spaces where oxygen is normally used, isolate the equipment, provide good ventilation and use an oxygen analyzer. Entry shall only be allowed by means of a permit issued by a trained responsible person. h) Smoking shall be strictly forbidden where there is any possible risk of oxygen enrichment. i) People catching fire in enriched oxygen atmospheres cannot be rescued by a person entering the area to pull them out, as the rescuer will almost certainly also catch fire. j) People who have been exposed to oxygen-enriched atmospheres shall not be allowed to approach open flames, burning cigarettes, etc. until after adequate ventilation of their clothing. Make sure that all oxygen apparatus and equipment is properly identified. Escape routes must be kept clear at all times. For further information, please consult the source document on the EIGA Website: EIGA (European Industrial Gases Association), Document: Doc 04/00, www.eiga.org Received: October 3, 2003 SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 784 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Chimia 57 (2003) 784 –786 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 Explosionsschutzkonzept einer Reaktion in Sauerstoffatmosphäre im Produktionsmassstab Iris Obermüller* Explosion Protection Concept for a Production Scale Reaction in a Pure Oxygen Atmosphere Abstract: The implementation of a catalyzed oxidation, as part of a new production plant launch, describes a challenging situation with regard to safety requirements. The reaction runs under a low pressure of pure oxygen. In order not to accumulate undesired byproducts during the reaction, a continuous purge stream removes such compounds. Without a well-founded safety concept, a pure oxygen atmosphere, solvent vapour and an exothermic reaction could result in a highly explosive mixture. This could be due to an ignition spark, in particular at reduced minimum ignition energy in pure oxygen. Due to the lack of information from the literature, further trials have been conducted to gain more safety data. Various single tests and simulated series of experiments have been adopted as a basis for the plant & process design. Data could be gained from the purge-pipe detonation on the vessel top, the flame speed and from the maximum explosion pressure. The explosion-protection concept resulting from the above trials includes the following: a) The oxidation vessel needs to have an explosion-resistant construction; b) decoupling the explosion is enabled by reducing pressure with a flame interrupter and an explosion barrier, a so-called fast acting valve; c) the production steps prior and after the oxidation step are protected through inertisation and follow the concept of avoiding inflammable atmospheres. Keywords: Detonation decoupling · Explosion protection oxidation · Fast acting valve · Flame interrupter · Oxidation reaction 1. Einleitung Ziel dieses Referates ist die Darstellung der systematischen Entwicklung eines Sicherheitskonzeptes von der Risikoanalyse, also *Correspondence: I. Obermüller Roche AG Sisseln Bau 351/112 CH-4334 Sisseln Tel.: +41 62 866 27 30 Fax: +41 62 866 20 02 E-Mail: [email protected] der Identifizierung von Sicherheitsfragen, bis hin zur Implementierung. Im August 2001 fand der Spatenstich des Neubaus einer grosstechnischen Chemieanlage zur Produktion eines life-science Produktes statt. Kapazitätserhöhung, Produktivitätsteigerungen und die Zusammenführung von zwei älteren Produktionsanlagen an verschieden Standorten führten zu diesem Grossprojekt. Verschiedene Teilprojektteams werden für diese komplexe Aufgabe eingesetzt. Die Aufgabe eines Teilprojektteams besteht darin, das modifizierte Chemieverfahren aus der Verfahrensentwicklung in diese Produktionsanlage umzusetzen. für eine optimale Gasverteilung. Ferner findet die Reaktion bei leichtem Überdruck und moderater Temperatur statt. Eine Besonderheit ist die kontinuierliche Abführung des Gasstroms während der Reaktion. Das ist zwingend nötig, da sich sonst leichtflüchtige Zersetzungsprodukte im Gasraum des Reaktionskessels anreichern können (Fig. 1). Begasungsrührer Feed purge Sauerstoff 2. Prozess Es handelt sich dabei um eine katalytische Oxidationsreaktion. Dieses SemiBatchverfahren wird in reinem Sauerstoff durchgeführt. Ein Begasungsrührer sorgt Fig. 1. Reaktionskessel Die Herausforderung an die sicherheitstechnische Umsetzung wurde dem Projektteam bereits in der ersten Risikoabschät- SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 785 CHIMIA 2003, 57, No. 12 zung klar. Diese Abschätzung wird stets in einem frühen Anlagenplanungsstadium durchgeführt, um evaluierte sicherheitstechnisch relevante Punkte in das Design zu übernehmen. 3. Risikobetrachtung Hier wurde festgestellt, dass bereits zwei Bedingungen des Explosionsdreieckes von vorne herein in dieser Reaktion vorhanden sind, nämlich einerseits Sauerstoff, sogar 100% Sauerstoff. Andererseits befindet sich genügend Brennstoff, in diesem Fall leichtsiedende Lösungsmitteldämpfe, in der Gasphase des Oxidationsreaktors. Zu dieser bereits brisanten Mischung fehlt nur noch der Zündfunken, um eine Explosion in Gang zu setzen. Zwei zentrale Fragen, die sich in den Risikonalanalysensitzungen ergaben, waren: – Wie verhält sich ein Zündfunken in reinem Sauerstoff? – Was geschieht bei einer Zündung im Reaktionskessel und in der Purge-Leitung? 4. Sicherheitsdaten Die sicherheitstechnische Kennzahl für das Zündverhalten ist die Mindestzündenergie. In der Literatur finden sich Daten der Mindestzündenergien von einigen brennbaren Gasen in Luft und in Sauerstoff. Dabei ist im Schnitt die Mindestzündenergie in Sauerstoff um den Faktor 100 niedriger [1]. Eine andere Kenngrösse ist der Flammpunkt. Auch hier ist ein gravierender Unterschied zwischen den Werten in Luft und in Sauerstoff zu erkennen. Die Flammpunkte in Sauerstoff liegen um den Faktor zwei tiefer als in Luft [2]. Diese Daten deuten auf eine höhere Explosionsbrisanz in Sauerstoff als in Luft hin. Das veranlasste das Projektteam, die relevanten Sicherheitsdaten des Oxidations-Reaktionsgemisches in einem externen Sicherheitslabor ermitteln zu lassen. Gemessen wurden folgende Daten: – Die untere Explosionsgrenze in Luft liegt bei 2.6 Vol% und in Sauerstoff bei 2.8 Vol%. – Die obere Explosionsgrenze in Luft liegt bei 31 Vol% und in Sauerstoff bei >62 Vol%. – Der maximale Explosionsüberdruck (pmax) liegt in Luft bei 5.6 bar und in Sauerstoff bei 19 bar. – Die maximale Explosionskonstante (Kmax = maximaler zeitlicher Druckanstieg) liegt in Luft bei 101 m·bar/s. In reinem Sauerstoff konnte er nicht mehr gemessen werden. In 30 Vol% Sauerstoff lag Kmax bei 382 m·bar/s. Der maximale Explosionsdruck von 19 bar in reinem Sauerstoff birgt den Verdacht, sich in Rohrleitungen von einer Deflagration zu einer Detonation zu entwickeln. Bei einer Detonation erreicht die bei einer Explosion entstehende Flammenfront die vorausgehende Druckfront, während sich bei einer Deflagration Flammen- und Druckfront nicht treffen und daher auch kleinere Explosiondrücke resultieren. 5. Explosionsschutz Alle bisher gewonnen Erkenntnisse können in einer systematischen Explosionsschutzbetrachtung analysiert werden. Primäre Explosionssschutzmassnhmen sind Massnahmen, die eine explosionsfähige Atmosphäre verhindern oder einschränken. In der Oxidationsreaktion wird daher mit Hilfe des permanenten Abgas-Purges durch Vakuum eine gefahrbringende Ansammlung der leichtflüchtigen Zersetzungsprodukte aus der Gasphase eliminiert. Die Konzentration der Gasphase wird in definierten Intervallen analysiert. Zudem werden die Produktionsschritte vor und nach der Oxidation durch wirksame Inertisierung geschützt. Effektive automatisierte Gaswechselverfahren übernehmen diese Aufgabe. Beim sekundären Explosionschutz wird die Entzündung der explosionsfähigen Atmosphäre verhindert. In der Risikoanalyse konnten im Oxidationsreaktor folgende Zündquellen identifiziert werden. – Titanbrand im Reaktorinneren: Als Massnahme werden Metall-MetallKontakt vermieden, beispielsweise kommt PTFE-Metall zum Einsatz. – Defekter Gleitring: Als Massnahme wird der Gleitringflüssigkeitstand redundant überwacht. – Das Reaktionsgemisch hat Potential für Runaway: Als Massnahme dienen Temperaturüberwachungen und ein effizientes Kühlsystem. – Defekte Messinstrumente: Als Massnahme werden ATEX-zertifizierte Geräte eingesetzt. Das Risko ist das Produkt von Wahrscheinlichkeit und Tragweite eines Ereignisses. Die aufgeführten Massnahmen des primären und sekundären Explosionsschutzes wirken lediglich auf die Wahrscheinlichkeit. Das bedeutet, dass bei einem Versagen der Massnahmen eine Explosion stattfinden kann. Das hat Zerstörung unbekannten Ausmasses zur Folge. Daher stehen noch die konstruktiven Massnahmen zur Verfügung, die die Aus- wirkungen einer Explosion auf ein unbedenkliches Mass beschränken und somit die Tragweite eines Ereignisses reduzieren. Eine Möglichkeit ist die Explosionsunterdrückung anhand von Löschmittelsperren, welche in der Abgasleitung positioniert sind. Hier wird beim Entstehen des Ereignisses Löschmittel in den Reaktor eingefüllt, um die entsehende Flammenfront „auszulöschen“. Die Auslösung erfolgt über einen Drucksensor. Die zur Verfügung stehende Löschmittelmenge müsste zeitlich exakt die Flammenfront erreichen, um die Flammen auszulöschen. Dieses Vorgehen wird im Fall der Oxidationsreaktion als zu komplex bewertet und daher verworfen. Eine andere konstruktive Massnahme ist die druckfeste Bauweise des Reaktors. Damit wird das Bersten verhindert. Diese Massnahme kommt zum Zug. Nach allen bisher evaluierten Massnahmen steht das Risikoanalysenteam vor der Frage: der Reaktor ist geschützt, aber wie verhält sich die Explosionsfortpflanzung in der Purge-Leitung? Flammensperren in der Abgasleitung kommen ebenfalls nicht in Betracht, da Lösungsmitteldämpfe Reaktionsgemischanteile mitreissen könnten und die Flammensperre verstopfen könnte. 6. Experimentelle Tests Für die weitere Risikobetrachtung wurden externe Sicherheitsspezialisten kontaktiert. Schnell wurde deutlich, dass die experimentelle Ermittlung weiterer sicherheitstechnischer Kenngrössen nötig ist. In Zusammenarbeit mit externen Explosionsschutz-Experten wurde ein Testplan erarbeitet. Die Ziele sind: – Evaluierung des spezifischen Ereignisfalles und Implementierung des Explosionschutzes in die Anlagenkonstruktion, – Schutz von Personal, Umwelt und Anlage im Ereignisfall. Der Testplan beinhaltete folgende Punkte: – Reproduzierbarkeit der Testbedingungen, – Simulation des Brennstoffgemisches und Evaluierung der „worst case“ Bedingungen, – Messung der Flammengeschwindigkeiten, – Messung vom maximalen Explosionsdruck, – Bestimmung des Risikos einer Flammenfrontausbreitung nach dem Entlastungsschlot, – Wirksamkeit des Entlastungsschlots. Die Bedingungen der Oxidationsreak- SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 786 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Fig. 2. Versuchsanlage in Kansas (USA) Fig. 3. Prinzip des kombinierten Entkopplungssystems tion wurden simuliert. Anstelle des Reaktionsgemisches wurde ein definiertes Propan–Sauerstoff-Gemisch gezündet. Die Versuche wurden auf einer Versuchsanlage in Kansas (USA) durchgeführt. Fig. 2 zeigt den experimentellen Versuchsaufbau. Für die sogenannte Explosionsentkopplung wurde ein Entlastungsschlot eingesetzt. Dieser Schlot schliesst mit einer Berstscheibe ab. Am Ausgang ist eine weitere Rohrleitung montiert, welche die PurgeLeitung Richtung Vakuum simuliert. In dieser Leitung werden Flammengeschwindigkeiten und Drücke detektiert, um die Effektivität des Entlastungssschlotes zu messen. WHY WHAT Time: Early research time to evaluate finding best solution design stadium risk analysis People: Competent teams investigation of all risks specialists in following fields: chemistry, design, production, safety instrumentation Money: Budget investigations a10% of the step external experts investment experiments additional construction design Fig. 4. Erfolgsfaktoren 7. Testergebnisse Die Tests ergaben, dass der Übergang der Deflagration in eine Detonation in einer Entfernung von 7 m vom Reaktor in der Purge-Leitung stattfindet. Die Geschwindigkeiten am Ende der Leitung, d.h. im Entlastungsschlot betrugen bis zu 1000 m/s. Die ebenfalls an dieser Stelle gemessenen Drücke erreichten bis zu 30 bar. 8. Schlussfolgerungen Der Entlastungsschlot kann die entstehende Detonation abfangen. Er verhindert weitestgehend die Flammenfortpflanzung nach der Druckentlastung. Der Druck nach der Druckentlastung betrug <1 bar. In zwei Versuchen wurde kurzzeitig eine Flamme nach der Druckentlastung detektiert. Somit besteht doch noch eine Unsicherheit inwieweit der Entlastungsschlot auch wirkungsvoll die weitere Flammenausbreitung unterbrechen kann. Da das Ziel eine Entkopplung der Detonation vom Rest der gesamten Anlage ist, benötigt es einen nachgeschalteten Schieber, welcher bei einer Explosion mechanisch die Purge-Leitung in Richtung Vakuumpumpe verschliesst. Eine eventuelle weitere Flammenausbreitung wird hier unterbrochen. Als kombiniertes Entkopplungssystem dient der Entlastungsschlot mit dem sogn. Schnellschussschieber. Fig. 3 zeigt schematisch das Prinzip. Der Schnellschussschieber wird mit dem Öffnen der Berstscheibe des Entlastungsschlotes über ein unabhängiges Sicherheitssystem ausgelöst. Der Schnellschussschieber darf max. 7 m vom Entlastungsschlot entfernt plaziert werden, denn danach findet wieder der Übergang zur Detonation statt und die Anlagensicherheit wäre nicht gewährleistet. 9. Erfolgsfaktoren Die Erfolgsfaktoren sind in Fig. 4 aufgelistet: Reaktionen in Sauerstoff im produktionstechnischen Massstab sind mög- lich. Der Aufwand für die Technifizierung darf nicht unterschätzt werden. Einzelne Massnahmen genügen nicht. Das gesamte Explosionsschutzkonzept ist implementiert. Danksagung Mein Dank gehört daher insbesondere Frau Myriam Kuppinger, die als Ingenieurin der Anlage die Umsetzung dieses Sicherheitskonzept und deren Umsetzung mit Engagement vorangetrieben hat. Received: October 3, 2003 [1] W. Bartknecht, in ‘Explosionsschutz – Grundlagen und Anwendung’, SpringerVerlag, Berlin, Heidelberg, 1993, p. 26. [2] W. Bartknecht, in ‘Explosionsschutz – Grundlagen und Anwendung’,SpringerVerlag, Berlin, Heidelberg, 1993, p. 38. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 787 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Chimia 57 (2003) 787–790 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 Sécurité et mesures de protection dans les parcs à réservoirs et les galeries souterraines Jean-Pierre Kummer* and Gérard Zufferey Safety and Protection Measures in Tank Farms and Underground Piping Abstract: The chemical site at Monthey consists of nearly one hundred production buildings and 27 tank farms. The internal guidelines stipulate the safety measures for the four companies on the site regarding tank farms and for the underground water piping network. Cimo engineers have developed a special automatic fire fighting system (water + emulsifier) to protect the storage tanks situated in the tank farms as well as the storage areas. A network for chemical waters, clean water, and sewage water connect all the buildings to the wastewater treatment plant. The network is made up of inspection galleries situated roughly eight meters below ground, underneath the site. A guideline stipulates the safety measures that must be observed by any employee having to enter a confined space in order to carry out inspection rounds or maintenance work. Different types of dangers can arise, for example escape of toxic substances, explosive atmosphere, water pollution. Keywords: Confined space · Firefighting system · Sewage water · Tank farms Description du réseau d’eau et des installations de protection incendie *Correspondance: J.-P. Kummer Cimo SA Service Hygiène, Sécurité, Environnement Case postale CH-1870 Monthey Tel.: +41 24 470 3847 Fax: + 41 24 470 3919 E-Mail: [email protected] www.cimo-sa.ch Dans le contexte de la défense contre l’incendie, le site chimique s’est doté: d’un réservoir d’eau, d’un ‘réseau maillé’ et de réseaux de quartiers. La réserve d’eau incendie, de 6’000 m3 au minimum, est contenue dans l’un des deux réservoirs d’eau potable construit en commun avec la ville de Monthey (capacité totale des réservoirs: 15’000 m3). Le réservoir est relié à l’usine par une conduite maîtresse de 800 mm de diamètre, d’un débit nominal de 3’000 m3/h. Trois points d’entrée alimentent le réseau maillé de distribution à l’intérieur du site industriel. Celui-ci, sous une pression statique de 10 bar, est constitué de trois boucles faisant office de ceinture. Sa longueur totale est d’environ 3’000 m. Les conduites, d’un diamètre de 600 mm, sont en acier, revêtu de mortier de ciment. Elles alimentent les réseaux de quartiers, ainsi que des bornes incendie à grand débit. Les réseaux de quartiers sont constitués de conduites, disposées en branches, raccordées en divers points du réseau maillé. Ils amènent l’eau jusqu’aux objets à protéger, en transitant par des chambres à van- nes. La longueur totale des réseaux de quartiers est d’environ 2000 m. Les conduites, d’un diamètre de 350 mm, sont du même type que celles constituant le réseau maillé. Quelques bornes hydrants à grand débit sont également raccordées directement sur ces conduites. Des conduites posées sur les passerelles, raccordées sur une station d’émulseur disposant d’un stock de 25 m3 d’émulseur, amènent celui-ci aux chambres à vannes, dans lesquelles il est mélangé à l’eau d’extinction pour produire de la mousse. Le corps des sapeurs-pompiers est équipé, en appui, de deux camions Grande-puissance, disposant chacun d’une citerne d’émulseur de 6 m3 et capable, au moyen de canons, d’envoyer 4000 l/min à 70 m de distance. Les deux installations de pompage fixes (puits 277 et 293), permettent aux pompiers d’alimenter leurs moyens d’intervention mobiles avec de l’eau de la nappe phréatique. Cet appoint s’élève à 150 l/s. D’autre part, de nombreuses bornes hydrants sont disposées sur le réseau des eaux industrielles pompées dans le Rhône, qui peut fournir 5400 m3/h. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 788 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Principe de collecte des eaux En cas de pollution accidentelle, la Station d’épuration est équipée: • d’un bassin d’urgence de 3’500 m3, permettant de stocker les eaux chimiques, dans l’éventualité d’une charge organique trop importante pour être traitée par les installations, • d’un bassin-tampon de 3’500 m3, absorbant les charges hydrauliques excessives, • d’un bassin d’urgence de 10’000 m3, destiné à la rétention des eaux de refroidissement et des eaux d’incendie, qui sont analysées en continu. Les pompiers disposent de trois pompes grand débit, qui permettent de pomper 1000 m3/h d’eau d’extinction en direction des bassins de rétention ou d’un contenant ad hoc. Les eaux chimiques contenant des substances biodégradables s’écoulent vers la STEP, alors que des conduites aériennes amènent les eaux de procédés non biodégradables directement vers les fours. Sept séparateurs d’huiles répartis sur le site sont raccordés au réseau communal et/ou au réseau ‘Eaux propres’ du site; cette infrastructure est complétée par quatre récupérateurs d’huiles (fosses étanches sans raccordement au réseau) (Fig. 1). Protection contre l’incendie des parcs à réservoir Les parcs à réservoirs sont équipés de moyens fixes permettant automatiquement de refroidir les réservoirs et d’éteindre un feu de nappe. Des installations d’arrosage par déluge eau et émulseur sont installées sur tous les réservoirs faisant partie des catégories suivantes: • Réservoirs contenant des produits combustibles, quel que soit le point d’éclair. • Réservoirs contenant des produits incombustibles, situés dans un même compartiment que les réservoirs contenant des produits combustibles. Les compartiments voisins du compartiment sinistré sont protégés par des murets équipés de buses, créant un rideau d’eau. La détection incendie est automatique, par câble thermosensible, dans le parc à réservoirs. Le déclenchement manuel peut être effectué par bouton-poussoir sur les places de dépotage. Principes de base pour la protection incendie La protection contre l’incendie des parcs à réservoirs de l’usine de Monthey est basée sur le scénario suivant: une fuite im- portante de liquide inflammable forme une flaque sous les réservoirs qui s’enflamment. Le concept de lutte vise à éteindre le feu avec un mélange d’eau et d’émulseur qui forme un film flottant sur le combustible dans le bassin, tout en protégeant les réservoirs de la chaleur, par application d’un film d’eau sur leur surface. Il est important de garantir les débits nécessaires de mélange d’eau et d’émulseur sur le feu, ainsi que le débit nécessaire d’eau de refroidissement, tout en maintenant les installations aussi simples que possibles. Il a donc été décidé de renoncer à une application séparée de mousse sur le feu et d’eau sur les réservoirs. Chaque secteur à protéger sera équipé avec un système unique de vannes, tuyauterie, buses déluges, qui délivreront sur les réservoirs le débit d’eau nécessaire à leur refroidissement. Pour combattre le feu, de l’émulseur AFFF est ajouté à l’eau de refroidissement et la mousse à bas foisonnement est appliquée sur le feu en ruisselant sur la paroi des réservoirs. A peu près tous les réservoirs contiennent des solvants polaires; c’est pourquoi, dans un souci de standardisation, un émulseur formant un film flottant résistant aux solvants polaires à une concentration de 6% a été choisi. La quantité d’émulseur à disposition doit correspondre au moins à 10 min d’intervention sur le secteur requérant le plus fort débit. Compte tenu du fait que nous avons trouvé un émulseur 3% qui remplit les mêmes exigences, nous avons finalement acquis cet émulseur, ce qui nous a permis de doubler notre temps d’extinction. Le refroidissement des réservoirs doit entrer en action au plus tard 90 sec après que l’incendie se soit déclaré, ce qui implique un déclenchement automatique. Les tests d’incendie réalisés à l’échelle technique à Monthey ont montré que, pour des réservoirs entourés de flammes, situés dans des bassins démunis de pente et de chambres d’accumulations déportées, la quantité d’eau d’arrosage de 10 l/(min*m2) de surface de réservoir (en cas d’arrosage direct de la surface totale du réservoir), spécifiée par la NFPA pour le refroidissement de réservoirs encerclés par le feu, suffit sûrement, même dans le cas de conditions défavorables. Essais d’extinction Fig. 1. Concept des écoulements et du traitement des eaux Afin de valider les choix et les systèmes d’extinction, neuf essais d’extinction ont été effectués. Un stand d’essai grandeur nature a été construit. Il est composé d’un réservoir horizontal de 25 m3, situé au-dessus d’un bac SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 789 CHIMIA 2003, 57, No. 12 de 40 m2. Le réservoir est équipé de huit buses déluge, répartissant uniformément l’eau autour du réservoir. Tous les essais ont été effectués en déversant 4’000 l de solvant dans le bac. Il a ensuite été allumé et la combustion libre a duré de 1.5 à 2 min avant d’enclencher le système d’extinction. Huit essais ont été effectués avec un système déluge eau additionné d’émulseur, et un avec un générateur de mousse à moyen foisonnement. Le méthanol a été le combustible utilisé dans la plupart des essais, d’une part parce qu’il est difficile à éteindre, étant un solvant polaire, d’autre part car il brûle sans fumée. Un essai a été effectué avec de toluène et un avec du ‘white spirit’. Fig. 2. Schéma de l’installation d’essais en grandeur nature Résultats et conclusions Tous ces tests permettent de tirer les conclusions suivantes: Une nappe de liquide s’enflamme très rapidement. En moins de 15 sec, la surface totale des bacs brûle. L’eau de refroidissement seule permet de contrôler le feu, mais ne permet pas de l’éteindre. L’eau de refroidissement dopée par un agent AFFF, dans des proportions correctes, permet d’éteindre un feu de nappe en 3 à 5 min, lorsque le taux d’application sur le feu est d’au moins 10 l/(min*m2). Par souci de simplification et de standardisation, la même concentration (3%) d’émulseur est choisie pour tous les solvants (Fig. 2). Protection contre l’incendie des places de transvasement Les postes de chargement de wagonsciternes et de camions, comme les réservoirs de stockage, doivent être protégés au moyen de rampes de pulvérisation. A nouveau, l’injection d’émulseur dans le réseau de refroidissement permet de renforcer facilement l’efficacité d’un tel système. Les wagons seront protégés à l’aide de rampes de buses, situées de part et d’autre sur la partie supérieure et en-dehors de gabarit CFF ou du gabarit international routier. Les buses seront orientées de manière à couvrir la citerne, avec un débit surfacique égal à 10 l/(min*m2). Comme les wagons-citernes peuvent être de dimensions variées, par simplification, la surface à protéger sera égale à la longueur de la zone de dépotage multipliée par 7 m. Ces 7 m correspondent à peu près à la circonférence des citernes en service sur le site. Fig. 3. Schéma protection incendie SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 790 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Le déclenchement de l’installation sera commandé par des boutons-poussoirs, genre coup de poing (Fig. 3). Exécution de travaux dans les galeries souterraines Pour minimiser le risque de contamination du sol et de la nappe phréatique, des galeries souterraines ont été aménagées sur une longueur d’environ 5 km. Dans ces galeries, situées à une profondeur variant entre 7 et 9 m sous la plate-forme du site, sont installées les canalisations d’eaux sanitaires, de refroidissement et chimiques de l’ensemble du site (Fig. 4). Les galeries sont classées EX Zone 1 IIB T3, ce qui signifie qu’à l’intérieur de celles-ci une atmosphère explosive peut, en service normal, y régner périodiquement ou occasionnellement. En effet, les eaux chimiques sont des eaux qui entrent en contact avec le procédé. Elles peuvent donc contenir des solvants solubles et même, en cas de déversement accidentel, des solvants non miscibles dans l’eau. Des gaz inflammables et nocifs pour la santé peuvent s’échapper dans l’atmosphère de la galerie. L’intérieur de la canalisation est classée EX Zone 0 IIB T3. Ces galeries ne sont pas conçues pour être occupées par des personnes mais, à l’occasion, du personnel exécute des travaux de contrôle ou de maintenance. Avant de pouvoir y entrer, il est nécessaire de se poser les trois questions suivantes: 1) Y a-t-il suffisamment d’oxygène à l’intérieur? 2) Y a-t-il risque de présence de gaz inflammable et/ou explosibles à l’intérieur? 3) Le collaborateur est-il apte à exécuter le travail? Les quatre recommandations doivent être suivies à la lettre: 1) Evaluer les risques. 2) Informer et former le personnel. 3) Mettre en place les mesures de prévention collectives. 4) Fournir au personnel les équipements adéquats de protection individuelle. L’évaluation des postes de travail avec leur processus a été effectuée selon la méthode ‘Suva’, qui convient pour l’appréciation des risques dans ce contexte. Quelques collaborateurs amenés à intervenir fréquemment (rondiers, preneurs d’échantillons), ont été formés comme spécialistes. Le médecin du travail les a jugés aptes à accomplir les différents travaux et les contrôle régulièrement. Un collaborateur d’une entreprise externe doit toujours être accompagné par un spécialiste. Fig. 4. Galerie souterraine Lors de chaque entrée, la centrale d’alarme est préalablement avisée. Des mesures techniques ont été réalisées: nombreuses sorties de secours, ventilateurs pour l’extraction et le renouvellement de l’air, etc. En plus, chaque collaborateur est équipé: • d’un appareil respiratoire de survie, • d’un appareil individuel de détection de gaz (méthane, O2, H2S, CO), • d’un appareil de communication ‘EX’ nécessitant l’installation de plusieurs antennes passives, • d’un appareil de surveillance de personnes (alerte de position, d’inactivité) avec points de contrôle passifs. Des documents d’exécution internes ont un caractère obligatoire pour chaque personne intervenant dans les galeries. Cette façon de travailler permet de minimiser les risques, de travailler en sécurité, dans le but d’assurer la santé des collaborateurs et la pérennité des installations. Received: October 13, 2003 SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 791 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Chimia 57 (2003) 791–798 © Schweizerische Chemische Gesellschaft ISSN 0009–4293 Catalytic Hydrogenation in the Liquid Phase Felix Roessler* Abstract: Catalytic hydrogenation in the liquid phase is a very common reaction type in the production of fine chemicals and pharmaceuticals. Among the various reaction techniques, it is the slurry technique (stirred tank or venturi type loop reactor) in a semi-batch mode which is most frequently used. General safety aspects of catalytic hydrogenations will be discussed und exemplified for a typical three-phase semi-batch catalytic hydrogenation. Keywords: Catalytic hydrogenation · Hydrogen · Metal catalyst · Safety 1. Introduction Three-phase catalytic hydrogenations are reactions that can generally be carried out with low risk provided that proper precautions are followed. Within the Roche company about 10% of all chemical steps in the synthesis of pharmaceuticals, vitamins and fine chemicals are catalytic hydrogenations. Despite this high proportion of catalytic hydrogenations, no noteworthy incidents occurred in the last few decades. Nevertheless, incidents with catalytic hydrogenations occasionally take place, as is shown in the following examples. *Correspondence: F. Roessler Roche Vitamins AG CH–4303 Kaiseraugst Tel.: + 41 61 687 27 13 Fax: +41 61 687 22 01 E-Mail: felix.roessler@roche com Incident no. 1 (Decomposition in the hydrogenation of a nitroaromatic compound) In 1976 a violent explosion occurred at Du Pont de Nemours Co., Deepwater, NJ with destruction of plant and plant building [1]. The explosion occurred during the hydrogenation of 3,4-dichloro-nitrobenzene. The analysis of the process of explosion gave the following picture: (1) Hydrogen uptake ceased before complete conversion; (2) in order to complete the conversion, the temperature in the reactor was increased by heating; (3) the consequence was a violent explosion. Analysis of the chemistry showed: (1) Reaction path of desired reaction: ArNO2 → ArNO → ArNHOH → ArNH2 (Ar = aromatic ring system); (2) possible side reactions: Disproportionation of ArNHOH (2 ArNHOH → ArNO + ArNH2 + H2O), coupling reactions with formation of azoxy-, azo-, and hydrazo compounds, autodecomposition reactions of nitroaromatic compounds and arylhydroxylamines (potential explosives). Kinetics of the reaction: First and second step (ArNO2 → ArNO → ArNHOH) are fast reactions, last step (ArNHOH → ArNH2) is slow and has a high activation energy, i.e. is more temperature sensitive than the first two steps. Thermodynamics of the reaction: (1) Main reaction is strongly exothermic (ca. 170 kJ/mol H2); (2) disproportionation reaction, coupling reaction and autodecomposition also strongly exothermic. Explanation of incident: Accumulation of arylhydroxylamine ArNHOH (probably due to lower quality of nitroaromatic compound and/or catalyst than normal), which upon heating led to disproportionation and coupling reactions with temperature increase which triggered further autodecomposition of these intermediates and runaway reaction with pressure build up in the closed system which finally led to destruction of the hydrogenation vessel and plant building. Lesson: Never produce chemicals without detailed information on the underlying chemistry of the process (kinetics, thermodynamics, pathways). Incident no. 2 (Explosion during steaming of Raney nickel containing residual ethylacetate) In 1998 an explosion took place at one of Roche’s contract manufacturers. 250 kg of spent Raney nickel containing residual ethylacetate was treated with hot water steam at 3.5 barg steam (148 °C) in a 650 l backflush filter. During this operation, the pressure in the filter increased to 1.5 barg. Because of this pressure increase, all valves were closed. Nevertheless the pressure further increased to 2.5 barg within 5 min and after another 20 sec to 15 barg. The safety valve opened at 10 barg, but the enormously fast pressure build up could not be compensated quickly enough. Therefore the cover of the filter housing was lifted and the pressure was released via the opened flange. As a consequence, it came to ignition of combustible material (mainly hydrogen and ethylacetate). Retrospective analysis showed that the incident was SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 792 CHIMIA 2003, 57, No. 12 caused by liberation of adsorbed hydrogen and reaction of water with residual aluminium in the Raney nickel (and possibly nickel itself) with formation of the metal oxides and hydrogen. Further metal-catalyzed reactions such as hydrogenolysis of ethylacetate with hydrogen in the gas phase (initiated by hot spots) resulting in the formation of methane and other volatile materials were also discussed. Lesson: Never treat Raney catalysts with hot water or even steam in closed systems. Incident no. 3 (Oxyhydrogen explosion in a filter housing containing catalyst) In the process of separating used Raney nickel, it came to an explosion in a filter housing. Accidentally it came to a subatmospheric pressure and then suction of air into the filter housing containing solventwet Raney nickel. The reaction of oxygen with adsorbed hydrogen and solvent vapor led to a pressure increase which damaged the filter housing. Lesson: Never allow subatmospheric pressure in vessels containing combustible materials and/or catalysts before careful total inertization. 2. Hazards of Catalytic Hydrogenation Processes As in every chemical process, hazards in catalytic hydrogenations originate from the materials used in the process and from the reaction of these materials, whereas the reasons for an incident taking place may be of systemic nature (incorrect process design etc.) or a deviation from the design conditions (technical or human error) (Fig 1). 3. Prevention of Incidents As is common practice with chemical reactions, precaution and measures for the safe execution of catalytic hydrogenations are subdivided into: (1) Measures for the prevention of explosive mixtures (combustible material, particularly hydrogen/air mixtures) as well as prevention of conditions of reaction runaway (primary explosion protection); (2) measures for the prevention of ignitions by exclusion of ignition sources (secondary explosion protection); (3) measures for the limitation of the consequences of explosions (constructive explosion protection); (4) organizational measures, training of employees and emergency concept. Chemistry and Physics (Origin of Hazards) Materials (chemical and physical properties, health data): • Substrates • Intermediates • Products • Hydrogen • Solvents • Catalysts • Acids/Bases • Heating-/cooling liquids • Water • Oxygen (air) • Construction materials Reactions (changes of volume, temperature, pressure): • Hydrogenations with formation of: • Intermediates • Desired product • Side products by consecutive hydrogenation and parallel hydrogenation • Side reactions: • Isomerization • Decomposition • Disproportionation • Rearrangement • Polymerisationen • Oxidation • etc. Methods, Machinery and Humans (Reasons of Hazards) Systemic reasons: • Improper design of process • Improper design of machines and reactors Deviations from design data: • Technical error • Human error Fig. 1. Origins and reasons of hazards upon performing catalytic hydrogenation Unlike ‘normal chemical reactions’, catalytic hydrogenations require special additional attention due to hydrogen being a very energetic and easily ignitable combustible gas and metal catalysts being very potent ignition sources. Evaluation of hazards of catalytic hydrogenations can be made on the basis of a standard procedure [2]. Such a procedure consists of: (1) Basic information such as data on the process (material and reaction data), (2) data on the plant equipment and (3) data on methods of plant operation. A risk assessment can then be made on the basis of the hazard evaluation. Both evaluation of hazard data and risk assessment are very process specific. More details on prevention of incidents and risk assessment can be found elsewhere [3]. 4. Hydrogen and Catalyst Specific Properties and Safety Relevant Data As mentioned previously, general material data and safety relevant material data are a very important basis for hazard evaluation and risk assessment of catalytic hydrogenations. Hydrogen and metal catalysts need special attention. 4.1. Hydrogen Hydrogen is a very potent, highly energetic combustible material. Some properties of hydrogen are given in Table 1. When working with hydrogen, inertization is a must because of the broad explosion range of hydrogen/air mixtures on one hand and the low ignition energy needed to ignite hy- SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 793 CHIMIA 2003, 57, No. 12 drogen/air mixtures on the other hand. Table 2 gives threshold values for partial and complete inertization. More safety relevant key data of hydrogen and hydrogen/air mixtures can be found elsewhere [3]. 4.2. Catalysts Raney catalysts in particular, but also noble metal catalysts that contain adsorbed hydrogen are pyrophoric and therefore ignite in the presence of air. Spent catalysts are therefore preferably wetted with water before transport for recovery of the metals. Hydrogenation catalysts are very potent ignition sources (lowering of activation energy for reaction of combustible materials with oxygen). Döbereiner made practical use of platinum as an ignition source in 1829 with his invention of the catalytic fire lighter (Fig. 2). Base metal catalysts (particularly Raney catalysts) can react with water to form metal oxides and hydrogen (pressure increase in closed systems!). Contact of combustible materials in the gas phase with catalysts, particularly Raney catalysts) can lead to hot spots (reaction of adsorbed hydrogen with organic solvents at elevated temperature in the gas phase with formation of hydrogenolysis products and pressure increase in closed systems). It is good practice not to completely dry spent catalysts or preferably to wet them with water. It should also be borne in mind that powder catalysts can cause dust explosions. Table 1. Properties of hydrogen Properties of hydrogen Precautions, comments Colourless and odourless Use of hydrogen sensors recommended Flame almost invisible; flame temperature of stoichiometric mixture of hydrogen in air (29.6% H2) has flame temperature of 2110 °C Highly flammable and forms explosive mixtures with air (4-75 vol% hydrogen), oxygen (4-96 vol% hydrogen), chlorine (3-92.5 vol% hydrogen) and many other gases Avoid air, proper inertization, be careful with vacuum, good ventilation Deflagration: Deflagrative burning velocity of hydrogen in air is in the order of 3 m/s; max. pressure ratio in deflagration is ca. 7 (final pressure/initial pressure) Detonation: Detonative burning velocity of hydrogen in air is on the order of 2000 m/s Autoignition temperature of hydrogen/air mixture 580 °C High diffusion rate of hydrogen Hydrogen spill in open area diffuses rapidly to nonexplosive mixture (2000 liter hydrogen spill in unconfined area will diffuse to an nonexplosive mixture within about one minute). Low ignition energy (0.019 mJ): ignites without apparent ignition source (for comparison: hydrocarbon vapors 0.25 mJ) Ignition even by catalytic effect of surfaces, catalysts Negative Joule Thomson Heat generation upon expansion of pressurized hydrogen Small size of hydrogen molecule makes hydrogen prone to escape via leaks Proper design of piping according NFPA pamphlet 50 H: Standards for gaseous hydrogen systems at consumer sites, National Fire Protection Association, Quincy MA Storage in gas cylinders Gas cylinder must be properly secured (grounded and fixed) and should be stored in a cool and dry and well vented area; handling of compressed gases compare (www.airproducts.com) Solubility of hydrogen in solvents Rule of thumb: 0.1 normliter hydrogen per liter of solvent and bar 5. Design of Inherently Safe Hydrogenation Processes Compatibility of hydrogen with materials Compatible with almost all materials; embrittlement of materials that can form solutions with hydrogen (palladium) In order to ensure safe hydrogenation processes, the basic data of the reaction must be well established, i.e. the reaction network (main and side reactions including individual steps of multiple reactions) as well as kinetic (particularly temperature dependence) and thermodynamic data of all these processes and reaction steps must be known. Specific weight low Hydrogen has tendency to escape to top, but be careful about this rule of thumb as diffusion rates and draught may dominate this gravity driven escape direction 5.1. Reaction Network Frequent side reactions of catalytic hydrogenations and hydrogenolyses are metal-catalyzed isomerizations, disproportionations and coupling reactions, acid/base catalyzed reactions (due to acid or base traces or properties of the catalyst) as well as consecutive (primary hydrogenation product can be further hydrogenated) and parallel hydrogenations (one particular molecule can undergo different reductions leading to different products). Besides Table 2. Threshhold values for inertization Threshhold values at partial inertization with N2: Maximum oxygen concentration below which no explosive mixtures exist whatsoever the hydrogen concentration will be (LOC) 5 mol% O2 Minimum ratio of mol N2/mol air above which no explosive mixtures exist whatsoever the hydrogen concentration is (MAI) 3.0 Mol N2/mol air Threshhold values at complete inertization with N2: Minimum ratio of mol N2/mol hydrogen, above which no explosive mixtures exist whatsoever the air concentration will be (MXC) 17 Mol N2/mol hydrogen SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 794 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Fig. 2. Döbereiner fire lighter (picture taken from A. Baiker, lecture 1997) these metal-catalyzed reactions, any other type of thermal reaction can be part of the reaction network. 5.2. Thermodynamics Hydrogenations are generally exothermic (Table 3). Table 3. Average reaction enthalpies of hydrogenations Reaction Reaction heat [kJ/mol H2] Carbon-carbon double bond to single bond 125 Carbon-carbon triple bond to single bond 150 Aromatic ring saturation Ketone to alcohol 5.3. Kinetics The rate of catalytic hydrogenation is influenced by temperature, amount of catalyst, type of solvent, concentration of substrate (and product) and partial pressure of hydrogen. The rate of the surface reaction can normally best be described by a Langmuir Hinshelwood rate law, which integrates both adsorption as well as reaction rate of adsorbed species into the rate equation. 5.4. Mass- and Heat Transport, Fluid Dynamics and its Relevance for Safe Hydrogenation Processes Heterogeneous catalytic hydrogenations in the liquid phase are three-phase processes. Mass transport, heat transport and fluid dynamics have therefore to be considered in addition to the chemistry. In practice it is the gas/liquid transport (i.e. transport of hydrogen from the gas to the liquid phase) which is of most importance. Depending on the individual conditions, we speak of a reaction in the transport regime (reaction rate is limited by gas/liquid transport rate, i.e. slowest step is the transport of hydrogen from the gas to the liquid phase) or reaction in the kinetic regime (the surface reaction is the slowest step). Whether a hydrogenation takes place in the kinetic or transport limited region can be quickly Nitro to amine Carbon-halogen hydrogenolysis 70 65 170 65 found out by stirring speed and catalyst loading experiments in a stirred tank reactor in semi-batch mode. For a simple power-law rate equation, the hydrogenation rate under equilibrium conditions can be described as represented in Eqn 1: robs = kgl * agl * (cH2 g/l-interface – cH2 liquidbulk) = kreact * ccatalyst * (cH2 liquidbulk)n * (csubstrat)m where: robs = observed reaction rate, kgl = gas/liquid transport coefficient, agl = surface area gas/liquid, cH2 g/l-interface = partial pressure of hydrogen at gas liquid interface, cH2 liquidbulk = partial pressure of hydrogen in bulk liquid, kreact = reaction rate constant, ccatalyst = amount of catalyst, csubstrat = concentration of substrate. A hydrogenation can therefore always be slowed down (or even turned off) by: • Minimization of agl (decrease stirring rate or even switching off stirrer) • Minimization of (cH2 g/l-interface – cH2 liquid bulk) by decreasing pressure or feeding inert gas (1) On the other hand, the hydrogenation rate can be influenced via the rate of the surface reaction per unit volume of reaction solution: • Temperature (kreaction is dependent on the temperature) • Amount of catalyst • Hydrogen partial pressure if n > 0 • Substrate concentration if m > 0 In practice, it is therefore always possible to slow down a rapid heat production in a catalytic hydrogenation by measures such as reduction of the stirring speed, reduction of the pressure, feeding inert gas or switching off the hydrogen supply. Nevertheless SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 795 CHIMIA 2003, 57, No. 12 switching off the hydrogen supply is only a means to stop heat production which is due to reaction of hydrogen. conversion (Hydrogen) Kinetic regime: rate is controlled by kinetics of surface reaction, i.e. slowest step is the surface reaction 5.5. Safety Aspects of Various Hydrogenation Techniques Each of the subsequently described hydrogenation techniques has its specific advantages and disadvantages regarding safety. 5.5.1. Semi-batch This is the most frequently used technique in the small to medium scale production of fine chemicals and pharmaceuticals. The substrate is loaded into the reactor as one batch and the hydrogen is fed continuously; the pressure is frequently held constant over the whole cycle time. Due to the limited availability of hydrogen in the reactor (maximum amount of hydrogen in the reactor = hydrogen in the gas phase and hydrogen dissolved in the liquid phase), a high degree of safety is given. An additional safety aspect is the possibility to slow down the reaction by slowing down or even switching off the hydrogen supply. 5.5.2. Continuous Hydrogenation in a Continuous Stirred Tank Reactor In case of an instable starting material, it is possible to run the hydrogenation at a high conversion degree, thus keeping the steady state concentration of instable (and therefore safety relevant) starting material in the reactor low. 5.5.3. Continuous Hydrogenation in a Catalytic Fixed Bed Reactor Due to the generally high catalyst holdup and therefore high timespace yield of tubular fixed bed reactors, the reaction volume can be held small, which is an advantage in the case of an incident. 6. Case Study of a Semi-batch Hydrogenation 6.1. Chemistry 6.1.1. Reactions and Reaction Pathways The process to be dealt with is the catalytic hydrogenation of a diene to the corresponding saturated alkane. The overall reaction consists of a set of multiple reactions (equilibrium reactions, consecutive and parallel reactions) (Scheme). 6.1.2. Chemical Kinetics and Thermodynamics 6.1.2.1. Hydrogenation (Desired Main Reaction) Under the chosen reaction conditions (pressure, temperature, stirring frequency, Transport regime: rate is controlled by gas/liquid transport rate, i.e. slowest step is the transport of hydrogen from the gas to the liquid phase time Fig. 3. Time/conversion plot of semi-batch hydrogenation Isomers of Diene 1 + 1 H2 R1 R2 + 1 H2 n + 1 H2 Monoenes Diene 1 (n = 2) R1 R2 n Alkane (desired product) side reaction (above defined and allowed temperature of process) byproducts (polymers and decomposition products) Scheme. Hydrogenation of diene to saturated alkane amount of catalyst) the hydrogenation is very fast and therefore is mainly gas/liquid transport limited as long as dienes are present in the solution, i.e. the rate of transport of hydrogen from the gas to the liquid phase is the slowest step (slower than the maximum possible surface reaction rate of chemisorbed hydrogen with chemisorbed diene). As soon as all dienes have been converted (mixture then consists of mono-enes and alkanes), the reaction gets slower and transforms to kinetic control (reaction rate determined by rate of surface reaction) (Fig. 3). The temperature sensitivity of the desired reaction was determined to lie in a normal range (activation energy for conversion of diene to monoene and monoene to alkane in the order of 60 kJ/mol). The reaction enthalpy ∆H for diene to alkane was determined with 257 kJ/mol diene. The adiabatic temperature increase is very high with 550 °C, as the reaction is carried out in the absence of solvent (diene is a liquid). 6.1.2.2. Side Reactions Besides hydrogenation reactions, the reaction network is characterized by two main side reactions: (1) Isomerization of diene (isomerization products are finally converted to desired alkane). The rate as well as reaction enthalpy of this reaction is minor compared with the rate and enthalpy of the hydrogenation reaction, but the activation energy is slightly higher, i.e. more temperature sensitive. (2) Polymerization and decomposition of diene; as long as the hydrogenation is run within the design temperature range of the process, the rate of polymerization and decomposition reaction can be neglected. Nevertheless the activation energy for both side reactions is much higher than for the hydrogenation, i.e. a temperature increase favors the polymerization/decomposition reaction and could lead to a runaway situation. Exceeding the upper limit of the design temperature range must therefore be avoided by all means. 6.2. Reaction Technique The hydrogenation is carried out as a slurry three-phase process in a stirred tank reactor in a semi-batch mode, i.e. hydrogen is fed continuously to the batch-fed diene. It will later be explained why this technique was chosen (section 6.4.3). SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 796 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Inertization of substrate receiver Loading of substrate receiver with diene Transfer of substrate to reactor (with pump) Inertization of hydrogenation reactor : 3 times 1.3 bar N2/20 mbar (vacuum) Loading of hydrogenation reactor: - diene - catalyst suspension Loading of catalyst receiver with diene (under air) transfer of catalyst from catalyst container to catalyst receiver with Ystrahl (suction of dry catalyst into diene solution below liquid niveau), (under air) Inertization of hydrogenation reactor : 3 times 1.3 bar N2 / 20 mbar (vacuum) Inertization of catalyst receiver Loading with hydrogen (break vacuum with hydrogen) Transfer of catalyst slurry from catalyst receiver to reactor (by gravity) Reaction: conditions p max 1.5 barg, temperature 80 – 100 °C Control of reaction rate by adjusting pressure If temperature cannot be held by means of pressure decrease, then hydrogen supply is shut off. When pressure in reactor gets subatmospheric (by consumption of residual hydrogen with closed hydrogen valve, then nitrogen is automatically fed to avoid subatmospheric pressure) Liquid sampling for analysis und decontrol Liquid sampling (top of reactor with immersed tube) with special device that minimizes risk of gas and liquid spill Release of hydrogen overpressure into waste gas collection (closed inertized system, partial inerization); waste gas finally burnt off Inertization of hydrogenation reactor : 3 times 1.3 bar N2/20 mbar (vacuum), all waste gas goes into inertized waste gas collection Transfer of slurry from hydrogenation reactor to inertized filter feed tank, volume of liquid in hydrogenation reactor is replaced by nitrogen Transfer of slurry to inertized fundabac filter by pump Filtration Catalyst is “dried” with nitrogen (50 – 60 °C) Transfer of spent catalyst to disposal bags resp conainers (under nitrogen or carbon dioxide) Fig. 4. Hydrogenation process operation steps Filtrate for further operations 6.3. Results from Hazard Evaluation A hazard analysis of the hydrogenation resulted in the following potential hazard/risk potentials: (1) Hydrogen and air form explosive mixtures; (2) catalyst and air form explosive mixtures (dust explosion); (3) very high adiabatic temperature increase of hydrogenation; (4) exothermic autodecomposition of diene at high temperature (upper temperature limit in process is 140 °C); (5) spent catalyst is pyrophoric; (6) ignition sources: catalyst is potent ignition source to ignite hydrogen/air-mixtures, electrostatics; (7) spill from reactor to plant building. 6.4. Measures Taken to Minimize Risks The process operations are schematically represented in Fig. 4 and described in more detail in the following sections. 6.4.1. Measures to Prevent Dust Explosion (Fresh Catalyst/Air Mixtures) During Loading of Fresh Catalyst The dry catalyst is transferred by means of a special device (‘Ystrahl-stirrer’, Fig. 5) from the catalyst barrel to a catalyst-slurry vessel previously loaded with diene. The catalyst is wetted as soon as it enters the catalyst receiver. These operations are carried out under air. 6.4.2. Measures to Prevent Explosive Hydrogen/Air Mixtures The following measures were taken to avoid explosive hydrogen/air mixtures in the reactor, receivers, catalyst filter and tubes on one hand as well as the plant hall on the other side (Fig. 6): (1) Complete inertization of vessels before loading with hydrogen; (2) gases from inertization (including gas from evacuation) are released only into inertized waste gas collector; (3) double mechanical seals (sealing liquid under pressure, pressure of sealing liquid higher than reaction pressure, in case of sealing liquid pressure below set threshold pressure, then alarm); (4) good ventilation in plant; (5) sensors for combustible gases (combustible gases, non specific) in plant on top of stirred tank reactors; (6) appropriate definition of Ex-zone: EExdeIICT6; (7) to avoid suction of air into reactors, subatmospheric pressure is avoided during process, except for inertization under controlled conditions; (8) in order to enable opening of all system parts without risks, a sufficient number of open/close valves and flush connections are installed. SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 797 CHIMIA 2003, 57, No. 12 6.4.3. Measures to Prevent High Reaction Temperatures During the Process (Control of Reaction Rate) In order to avoid exceeding the upper temperature limit of the process and runaway situation, the following actions were taken: (1) The reaction is run in a semibatch mode: by this technique, one of the reaction partners (hydrogen) is fed continuously, i.e. its concentration in the reactor can always be kept at a low value, and if desired the hydrogen flow can be turned off to stop heat production by hydrogenation; (2) the reaction is run non-isothermally until the design temperature (80–100 °C) is reached; (3) when the design temperature is reached, the hydrogen pressure is set to a lower value. This results in a lower gas/liquid transport rate (reaction rate is gas/liquid transport limited) which allows to keep the temperature constant by means of the available cooling (Fig. 7); (4) finally when the hydrogenation slows down, the pressure is increased to 1.3 barg. Fig. 5. Separate cabin for preparation of catalyst/diene slurry (can be closed and easily cleaned in case of catalyst spills); A = suction stirrer (Ystrahl), B = catalyst slurry preparation and feed tank, C = tube for transfer of catalyst slurry to reactor, D = container with catalyst from supplier, E = nozzle for suction of catalyst a) b) PI H2 TI N2 M liquid sample Qreaction c) d) Qcooling ∆Hreaction = 128 kJ/Mol hydrogen Hydrogen consumption per unit time is a fairly good calorimetric signal: Qreaction = ∆H per mol hydrogen feed/hydrogen feed rate Rate of hydrogenation (equals hydrogen feed rate at constant pressure) is controlled by the pressure difference between feed pressure and partial pressure of hydrogen in bulk solution (for agl = constant): Rhydrogen feed (hydrogen feed rate) = kgl * agl * (pH2gas – pH2bulk liquid) Heat removal by cooling is given by: Qcooling = A * (Tr - Tc) * K where: Q = heat removed in W (1 W = 1J/s) A = heat exchange area in m2 Tr = Temperature on reaction side in K Tc = Temperature on cooling side in K K = heat trensfer coefficient in W/m2*K Fig. 6a–d. Safety devices: A = mechanical seal with sealing liquid under Under equilibrium conditions the heat production by chemical reaction equals heat pressure (pressure sealing liquid > pressure in reactor), B = flexible tube removal by cooling, i.e.: for hydrogen feed (to avoid rupture by material fatigue), C = flame barrier for all gases leaving reactor, D = pressure reduction valve (to adjust Maximum H2 feed [mol H2 / s] = Qcooling [Watt] / ∆H per mol H2 fed [J / mol H2] pressure in reactor), E = sensor on top of reactor, F = leak proof magnet driven pump for pumping liquid to filter feed tank, G = no bottom sam- Fig. 7. Semi-batch reaction mode, heat balance and maximum reacpling, H = cooling to keep reaction temperature between 80–100 °C tion rate SAFE PROCESS MANAGEMENT IN THE CHEMICAL INDUSTRY 798 CHIMIA 2003, 57, No. 12 Fig. 8. Unloading spent catalyst; A = backflush filter housing, B = lock, C = tubes for inertization, D = permanent inertization, E = plastic bag with spent catalyst (new version: steel container) 6.4.4. Prevention of Ignition of Pyrophoric Catalyst After Filtration In order to avoid contact of spent catalyst with air, the transfer of spent catalyst is carried out under nitrogen (Fig. 8). 6.4.5. Ignition Sources In order to avoid ignition by catalyst, the following actions were taken: (1) The plant, particularly the zones where the presence of hydrogen is most probable, is kept essentially free of catalyst dust; (2) catalyst addition device is placed in a separate compartment, and even there catalyst spill is avoided by a special device for the transfer of catalyst from the catalyst container to the catalyst/slurry vessel; (3) catalyst filtration units and devices to unload spent catalyst are placed in compartments far away from the hydrogenation reactors and operations are carried out under nitrogen. Special attention is given to keep the catalyst unloading area clean and free of catalyst. 6.4.6. Prevention of Flame Propagations In order to prevent propagation of flames, flame barriers are installed in all gas tube connections with the reactor. 6.4.7. Prevention of Spills In order to avoid spills, the following measures are taken: (1) To avoid leakage by squeezed sealings, tongue and groove type flanges are used; (2) in order to prevent rupture of tubings by vibrations, hydrogen feed to reactor is via flexible tubes; (3) regular control of tightness and stability against pressure (reactor 10 barg); (4) in case of overpressure in reactor due to overfilling: safety valve and expansion to blow down vessel; (5) in case of overpressure in reactor due to chemistry (explosion of hydrogen/air mixture, decomposition of diene): design pressure of reactor (7 barg) together with safety valve sufficient to survive explosion of hydrogen/air mixture; safety valve with expansion to blow down tank; (6) safe liquid sampling device; (7) hydrogen comes in with a maximum pressure of 2.0 barg (reaction pressure 1.3 barg); safety valve with 2.0 barg (control by external expert not compulsory); (8) bottom valve is fire proof; (9) provisions to stop liquids entering gas feed tubes in backward direction; (10) use of resistant and compatible materials. 6.4.8. Emergency Measures In case of emergency (spillage, fire etc.) local and sector emergency switch off buttons are installed. Received: October 3, 2003 [1] W.R. Tong, R L. Seagrave, R. Wiederhorn, Loss Prevention Bulletin 1977, 11, 71-75. [2] Schriftenreihe der Expertenkommission für Sicherheit in der chemischen Industrie der Schweiz (ESCIS), 1986, Heft 4, 2. Auflage. [3] ‘Handbuch des Explosionsschutzes’, Ed. H. Sten, Wiley-VCH-Verlag, Weinheim, 2000.