Korridor 3 - fo-net

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Korridor 3 - fo-net
2011
Korridorfortbildung Deutsch Berufliches Gymnasium
Schleswig-Holstein: Kompetenzorientiertes
Aufgabenbeispiel zur expressionistischen Lyrik (vgl.
Kernbereich 5 – Lehrplan BG) mit Hinführung
Jürgen Bucksch
16.05.2011
Inhalt:
Beispielaufgabe: Georg Heym: Printemps
Was ist Expressionismus ?
Epochenüberblick Expressionismus
Kontext: Medien der Zeit
Expressionistische Lyrik
Großstadt im expressionistischen Gedicht
Schülerlösungen zu den Großstadtgedichten
TIL 420 Szenische Interpretation expressionistischer Gedichte
TPI 33 Analytische Interpretation expressionistischer Gedichte
SMF 30 Rhetorische Figuren – Überblick –
SMF 31 Rhetorische Figuren – Übungen –
SMF 32 Rhetorische Figuren – Lösungen –
TIL 312 Lyrikinterpretation – Kontexualisierung / Aufgaben –
TIL 313 Lyrikinterpretation – Kontexualisierung / Lösungen –
TIL Textinterpretation Lyrik Beispielaufgabe eA
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIL 320
1. Aufgabenbeispiel für die schriftliche Prüfung:
Beispiel für untersuchendes Erschließen literarischer Texte
a) Prüfungsaufgabe für den erhöhten Anforderungsbereich
Georg Heym: Printemps
1
1.
2.
3.
4.
Ein Feldweg, der in weißen Bäumen träumt,
in Kirschenblüten, zieht fern über Feld.
Die hellen Zweige, feierlich erhellt,
zittern im Abend, wo die Wolke säumt,
5.
6.
7.
8.
ein düstrer Berg, den Tag mit goldnem Grat,
ganz hinten, wo ein kleiner Kirchturm blinkt.
Das Glöckchen sanft im lichten Winde klingt
herüber goldnen Tons auf grüner Saat.
9. Ein Ackerer geht groß am Himmelsrand.
10. Davor, wie Riesen schwarz, der Stiere Paar,
11. ein Dämon vor des Himmels tiefer Glut.
12. Und eine Mühle fasst der Sonne Haar
13. und wirbelt ihren Kopf von Hand zu Hand
14. auf schwarze Au, der langsam sinkt, voll Blut.
1 (französisch) Frühling
Text aus: Lyrik des expressionistischen Jahrzehnts, Einleitung von Gottfried
Benn, Limes-Verlag Max Niedermayer, Wiesbaden 1955, S. 56
Eduard Mörike: Er ist’s
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
- Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!
Text aus: Eduard Mörike, Werk in einem Band, Hanser Verlag München
1976, S. 29
Aufgabenstellung
1. Interpretieren Sie das Gedicht von Georg Heym!
2. Vergleichen Sie Eduard Mörikes Verwendung des Frühlingsotivs
mit der Gestaltung von Georg Heym!
3. Erläutern Sie am Beispiel dieses Motivwandels Charakteristika
von Expressionismus und literarischem Biedermeier!
b) Erwartungshorizont
Unterrichtliche Voraussetzungen
Als Voraussetzung gelten die Kernbereiche “Epochenwandel (12.1)” und
“Die Entfaltung der literarischen Moderne (13.1)”. Die Schülerinnen und
Schüler kennen expressionistische Themen und Motive. Aus der
Unterrichtseinheit “Epochenwandel (12.1)” kennen sie Epochenübergänge
am Beispiel von Weimarer Klassik / Romantik und Biedermeier /
Frührealismus bzw. Poetischer Realismus und Moderne. Zielsetzung
dieser Unterrichtsreihe waren reale und imaginierte Sichtweisen von
Realität.
Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung
Zu Aufgabe 1
Grundvoraussetzung ist, dass Form, Sprache, Motivik und Inhalte
funktional und Einheiten bildend untersucht wird.
Form: Vier Strophen, zwei Quartette mit dem Reimschema abba und zwei
Terzette mit dem Reimschema abc / bac, Sonett Sprache: Die ersten
beiden Sätze entwerfen ein impressionistisches Landschaftsbild. Ein
“Feldweg” “träumt” im folgenden Relativsatz und “zieht” als Subjekt des
Hauptsatzes “fern über Feld”. Dem zweiten Hauptsatz, der im 3. Vers
beginnt, sind zwei Nebensätze angehängt, die mit “wo” beginnen und in der
zweiten Strophe im 5./6. Vers mit einer Apposition zur “Wolke” und dann
mit dem Objekt “den Tag mit goldnem Grat” erweitert werden. Das einzige
zunächst nicht sichtbare Phänomen, das Glöck chen, klingt zunächst und
wird dann auch visualisiert ”goldenen Tons” Motivik: Das nahe reine
Naturbild der 1. Strophe wird in der einer Gegenbewegung im 2. Vers in
die Ferne erweitert. In den ersten beiden Strophen wird ein reines (weißes)
Naturbild gezeichnet , das im 2. Vers eine helle Farben annimmt (“grüne
Saat”) und leicht durch etwas Metaphysisches berührt wird (“kleiner
Kirchturm” / ”Glöckchen” ). Im 3. Vers kommt ein “Ackerer” ins Bild, der “
groß ”ist, auch wenn er am “ Himmelsrand ”, also am Horizont “geht”. Im
10. Vers kommen “Stiere”, groß “wie Riesen ”, vor des “Abends tiefer Glut”
hinzu. Die Farbe “schwarz” stellt eine weitere farbliche Steigerung dar. Im
letzten Terzett wird das neue Motiv der “Mühle” hinzugefügt., die “der
Sonne Haar” erfasst ( Sonnenstrahlen ). Eine langsame ( “langsam sinkt” )
löst schnelle Bewegung ( “wirbelt” ) ab. Das nachgestellte “Blut” verstärkt
im Reim “tiefe Glut” die Farbmetaphorik, die auf den Kopf bezogen ist
Thema: Umfassende synästhetische Veränderung ist Bedrohung und
Hoffnung zugleich Intention: Es gibt keinen statischen Zustand gibt;
dennoch wird der Versuch gemacht, Bilder zu bewahren.
Zu Aufgabe 2
Das Gedicht „Er ist ’s“ von Eduard Mörike beinhaltet den nahenden
Frühling. Es lässt sich gedanklich in drei Abschnitte gliedern. In den
Verszeilen 1 – 6 wird der Frühling personifiziert dargestellt, der ein blaues
Band flattern lässt. Frühlingshafte Düfte durchziehen das Land und die
ersten Veilchen sind bereits zu erwarten. Im zweiten Teil fordert das
lyrische Ich den Leser auf hinzuhören und den ankommenden Frühling
gleichsam akustisch wahrzunehmen (V. 7). In den Versen 8 und 9
schließlich wird der Frühling direkt angesprochen und seine Ankunft
erwähnt.
Das Gedicht besteht formal aus einer einzigen Strophe mit insgesamt neun
Verszeilen. Es erinnert somit an eine einfache Liedstrophe.
Der gedanklichen Gliederung entspricht auch die syntaktische Einheit. Die
Zeilen 1 und 2, sowie 3 und 4 sind durch Enjambements verbunden, die
Zeilen 5 und 6 durch eine Satzreihe. Die verbleibenden drei Verszeilen
beinhalten Ausrufe.
Hinsichtlich der Sprache fällt auf, dass vorwiegend Verben der Bewegung
und der Tätigkeit verwendet werden, so „flattern“ (V. 2), „streifen“ (V. 4),
„träumen“ (V. 5), „kommen“ (V. 6), „horch“ (V. 7), „vernommen“ (V. 9).
Weiterhin tragen zur stimmungsvollen Wirkung des Gedichts die vielen
Adjektive und Adverbien bei: „blaues“ (V. 1), „süße“ (V. 3), „wohlbekannte“
(V. 3), „ahnungsvoll“ (V. 4), „balde“ (V. 6) und „leiser“ (V. 7). Die
Substantive kommen im Allgemeinen erwartungsgemäß aus dem
gedanklichen Bereich „Natur“.
Das Gedicht ist von vielen rhetorischen Stilmitteln geprägt. Am Anfang
fallen Personifikationen auf wie der Frühling selbst, der „sein blaues Band“
(V. 1), welches beim Leser den Himmel assoziieren lässt, durch die Lüfte
flattern lässt. Ebenso werden die Düfte personifiziert, die das Land streifen.
Und letztlich „träumen“ die Veilchen und „wollen balde kommen“ (V. 5f).
Daneben werden die unterschiedlichen Sinnesbereiche angesprochen: Der
Frühling mit seinem Band und die Veilchen werden visuell wahrgenommen,
der Harfenton akustisch und die Düfte als Geruch. Dadurch und durch die
Personifikationen wird der Frühling für den Leser unmittelbar erlebbar.
Auch klanglich finden sich im Gedicht Verbindungen, so durch die
Alliteration „blaues Band“ (V. 1) und die „Ü“-Vokale bei „Lüfte“ (V. 2), „süße“
(V. 3) und „Düfte“ (V. 3).In Vers 7 wird zunächst der Leser vom lyrischen
Ich direkt angesprochen und unmittelbar in das Geschehen einbezogen. In
den letzten beiden Verszeilen dann wird der Frühling als „du“ angeredet,
somit vermenschlicht und vergegenwärtigt. Daraus ergibt sich auch, dass in
den Versen 1 – 6 die Natur eher objektiv dargestellt wird, während in den
Versen 7 – 9 die persönliche Beziehung zwischen Leser, lyrischem Ich und
dem Frühling hergestellt wird. Besonders hervorgehoben ist die 7.
Verszeile mit ihrer Anrede, dem gefühlsbetonten Ausruf, dem 5-hebigen
Metrum und dem Herausfallen aus dem Reimschema. Diese Zeile stellt
den Gipfelpunkt des Gedichts dar, in der das lyrische Ich den Frühling
wieder erkennt.
Zu Aufgabe 3
Das Motiv „Frühling“ hat Dichter der verschiedensten literarischen Epochen
immer wieder beschäftigt. Auch Eduard Mörike, ein Vertreter der
Biedermeierzeit, und Georg Heym, ein Expressionist, befassten sich mit
dieser Thematik in ihren Gedichten „Er ist ’s“ und „Printemps”.
Eduard Mörike spricht in seinem Gedicht den nahenden Frühling in
Einzelheiten an, die eher idyllisch Details der Natur wiedergeben. Der
Dichter stellt in seinem Werk seine subjektiven Empfindungen in Bezug auf
die Ankunft des Frühlings dar. Der Text ist gefühlsbetont und entspricht der
kleinbürgerlichen Sichtweise des menschlichen Lebens in der
Biedermeierzeit. Mörike gehört zu den Bürgern, die sich unbeeindruckt von
den Forderungen der Französischen Revolution und den politischen
Gegebenheiten ins bürgerliche Leben zurückzogen, ohne sich von ihrer
Sichtweise der Dinge abzuwenden und sich neuen Dingen zuzuwenden.
Im Gedicht „Printemps“ von Georg Heym beginnt mit einem
impressionistischen Bild . Er steigert die Anfangsidylle bis hin zum Tod. Er
versinnbildlicht die Unruhe und die leidenschaftliche Intensität des neuen
Lebensgefühls des beginnenden Expressionismus. Der Dichter wollte kein
Naturgedicht verfassen, in dem er den Beginn einer neuen Jahreszeit in
seiner subjektiven Empfindung niederschreibt, sondern ein Gedicht, das die
Aufbruchsstimmung der expressionistischen Zeit vermittelt. So wie das
helle auch akustisch ruhige den Auftakt gibt zu neuem Leben, so glaubt der
Dichter, dass auch der Mensch aufgerüttelt werden muss, vorwärtsdrängen
muss, selbst in unbekannte Fernen, um zu neuen Erkenntnissen, zu letzter
Wahrheit zu gelangen. Ein neuer Mensch soll geschaffen werden, eine
gewandelte Welt, ein neues Lebensgefühl.
Die beiden Gedichte „Er ist ’s“ von Eduard Mörike und „Printemps“ von
Georg Heym entstammen unterschiedlichen Epochen und wurden von den
Dichtern aus unterschiedlichen Gründen verfasst. Mörike gibt in seinem
Werk sein subjektives Empfinden in Bezug auf den Frühlingsbeginn wieder,
während Heym ein typisch expressionistisches Gedicht verfasst, in dem er
vor dem Hintergrund der Ankunft der neuen Jahreszeit die
Aufbruchsstimmung und Unruhe im Expressionismus darstellt.
Bewertungskriterien für die Noten “gut” und “ausreichend”
Die Note “gut” verlangt - bei Schwerpunktsetzungen - die diffenzierte und
kompetente Erfüllung des Erwartungshorizents, ohne jedoch auf
Vollständigkeit im Detail zu drängen. Signifikante Unterschiede zwischen
biedermeierlicher und expressionistischer Naturlyrik müssen Teil der
Erschließung sein. Die sprachlich-stilistische Gestaltung der Arbeit muss
flüssig, korrekt und verständlich und der Aufbau klar gegliedert sein.
Für die Note “ausreichend” genügt es, wenn Georg Heyms Gedicht richtig
verstanden worden ist und die Form / Sprache - Inhalt - Analyse einige
wesentliche Ergebnisse funktionalisiert erbracht hat; wenn Eduard Mörikes
Ansatz der Personifizierung und der Synästhesie prinzipiell erkannt worden
ist, wenn die fundamentalen Unterschiede expressionistischer und
frührealistischer Naturlyrik beschrieben worden sind. Der Aufbau muss
erkennbar geordnet, der Stil verständlich und die sprachliche Gestaltung
muss weitgehend fehlerfrei sei.
mehr zur
Literatur in
der Zeit der
Moderne auf
www.fonet.de LGE
31
LGR 30
Die Reihe wird mit der Beschreibung des Bildes von Otto Freundlich begonnen. Otto
Freundlich (* 1878 in Stolp, Pommern; † 1943 im KZ Lublin-Majdanek) war ein deutscher
Maler und einer der ersten Vertreter der abstrakten Kunst.1912 entstand die Plastik "Der
neue Mensch", die 1937 auf dem Titelblatt des Katalogs zur Nationalsozialistischen
Ausstellung "Entartete Kunst" erschien.
Was ist Expressionismus ? Arbeitsaufträge
Aufgabe 1:
Aufgabe 2:
Stellen Sie das Bild
“Zirkusreiterin” von Ernst
Ludwig Kirchner im Kontext der
Kunstwerke der Zeit als Werk
des Expressionismus vor.
Referieren Sie über die
Ausstellung Gesamtkunstwerk
Expressionismus. Kunst, Film, Literatur,
Aufgabe 3:
Aufgabe 4:
Stellen Sie eine Filmsequenz als Beispiel für
den expressionistischen Film vor!
Betrachten und bewerten Sie das
Video. Erstellen Sie als Gruppe zu
einem selbst gewählten Text ein Video
und stellen Sie es bei Youtube ein!
Georg Heym "Die Stadt”
Das Cabinet des Dr. Caligari Originaltitel:
Das Kabinett des Dr Caligari
Laufzeit: 72 Minuten. Produktionsjahr: 1919
Theater Tanz und Architektur 1905-1925 24.
Oktober 2010 bis 13. Februar 2011
Link zur
Vertiefung
Epochenüberblick zur Abiturvorbereitung BG SH Expressionismus
Name:
Datum:
www.fo-net.de LÜE 50
Dauer und Bezeichnung
der Epoche:
Der Begriff Expressionismus
wird aus den beiden lateinischen
Wörtern „ex“ und „premere“
zusammengesetzt, die zunächst
„ausdrücken“ bedeuten. Kurt
Hiller hat den Begriff geprägt und
benennt als Zeit 1905-1925.
Bedeutende Vertreter
und Werke
Dramatiker: Ernst Toller, Georg
Kaiser Lyriker: Ernst Barlach,
Johannes R. Becher, Gottfried
Benn, Else Lasker-Schüler
Mindestens fünf Angaben
zum Charakter der
Zeitstrahl
Literatur
Zentrales Thema
expressionistischer Literatur ist
der Aufbruch, der sich im
Verkündigungspathos der
Expressionisten widerspiegelt.
Das Bewusstsein, sich von
politischen, sozialen und
ästhetischen Fesseln der
Vergangenheit befreien zu
müssen, war allen Vertretern
gemeinsam und äußerte sich in
neuartigen Formen u. Inhalten.
Gattungen
Vor Kriegsausbruch wird der
Krieg in der Lyrik häufig als
Motiv herangezogen.Nach
Kriegsausbruch entstehen in
Bezug auf das Kriegsmotiv
ebenfalls fast ausschließlich
Gedichte. Vertreter aus der
Dramatik sind Ernst Toller oder
Ernst Barlach.
Themen und Motive
Themen Krieg, Großstadt,
Zerfall, Angst, Ich-Verlust und
Weltuntergang sowie Wahnsinn,
Liebe und Rausch.
Epochenmerkmale
Sprache und Stil
Figuren
Sprache: Subjektiv,
übersteigert, überhöht, verzerrt.
Versuchte die traditionelle
Bildungssprache zu zerstören.
Rhythmen flossen, hämmerten
oder stauten sich.
Man ließ Füllwörter, Artikel und
Präpositionen weg, bildete neue
Wörter, und betonte sie anders.
Keine pers. Charaktere, sondern
typisierte
Charaktere oft übersteigert bis
grotesk verzerrt
Protagonisten (Wortführer) ohne
Namen, meist mit Maske um das
allgm. vorzutragen
Telegrammstil/Sprachverknappu
ng - Verbalstil ("Entsubstantivierung der Welt", Schaffung
neuer Verben: tieren, blumen, ...)
1905
Die
Verwirrungen des
Zöglings
Törleß
(1906) Musil
Masse
Mensch
(1920) Toller
Zeitstrahl
1915
1910
Die
Ermordung einer
Butterblu
me (1910)
- Döblin
Gesän
ge an
Berlin
(1914)
Lichte
nstein
Gehir
ne
(1915
)Benn
Technische,
wirtschaftliche,
gesellschaftliche und
soziale Entwicklung
entstand am Vorabend des II
WK’s
ausgelöst durch Erlebnis der
inneren Krise vor I WK
(Auflösung der alten
Gesellschaft - innere Leere)
technischer Fortschritt,
industrieller Aufschwung
Vertreter des Expressionismus
waren mit ihrer Zeit
unzufrieden.,..
1920
Welte
nde
(1918)
Hoddi
s
Menschheitsdäm
merung,
Symphonie
jüngster
Dichtung (1920)
- Pinthus
1925
Masse
Mensch
(1920)
- Toller
Link zur
Vertiefung
Abiturvorbereitung BG SH Expressionismus Medien der Zeit
Name:
Datum:
www.fo-net.de LÜE 51
1. Das Radio von 1923 - 1934
2. Der Film in den zwanziger Jahren
1. Das Radio
1.1. Die erste Rundfunksendung
Berlin 29.Oktober 1923: Drei Minuten vor acht Uhr! Alles schweigt. In das Mikrophon ertönen
die Worte:
Achtung! Hier Sendestelle Berlin Voxhaus, Welle 400. Wir bringen die kurze Mitteilung, dass
die Berliner Sendestelle Voxhaus mit dem Unterhaltungsrundfunk beginnt."
(BZ am Mittag, 30.10.1923)
Die Ansage leitet die erste Radiosendung des neuen "Unterhaltungsrundfunks" ein, es war wie wir heute sagen würden - eine Live-Sendung. Die Musiker, die einzeln vorgestellt wurden,
spielten als erstes von zwölf Musikstücken ein Cello-Solo mit Klavierbegleitung, das
"Andantino" von Kreisler, und zum Schluss das Deutschlandlied.
Nach dem einstündigen Programm erklang dann die Absage:
"Wir wünschen Ihnen eine gute Nacht! Vergessen Sie bitte nicht, die Antenne zu erden!"
Gesendet wurde aus einer Dachkammer des Vox-Hauses in der Potsdamer Straße 4. das
eigentliche Aufnahmestudio lag im 3.Stock. Hier war ein Zimmer durch Wolldecken im
Verhältnis 2:1 geteilt worden. im größeren Teil stand auf einem mit zwei Adressbüchern
erhöhten Stuhl das Mikrofon. Zur Abdämpfung des Schalles waren die Wände mit violettem
Krepppapier behängt. Im kleineren Teil waren die notwendigen technischen Einrichtungen
untergebracht.
Berliner Tagblatt vom 30.10.1923: "Es gibt ... noch keinen Menschen in Berlin mit einem
rechtmäßig, d.h. postamtlich erworbenen Apparat. ... Dagegen wird es wie auch in England,
eine ganze Anzahl sogenannter „Schleichhörer‟ geben." Dahinter standen die Bedenken, ob
sich der "Unterhaltungsrundfunk" in der wirtschaftlichen und politischen Krisensituation der
jungen Weimarer Republik durchsetzen würde.
1.2. Die Papensche Rundfunkreform: Gründung der Reichs-RundfunkGesellschaft
Im Mai 1925 war die organisatorische Pionierphase des Rundfunks beendet. Als
Dachorganisation sämtlicher Rundfunkgesellschaften wurde die Reichs-RundfunkGesellschaft (RRG) gegründet, der 51 Prozent der Stimmanteile aller Gesellschaften übertragen
wurden. "Der Gegenstand des Unternehmens ist die zentrale Leitung der angeschlossenen
Rundfunkgesellschaften", hieß es in §2 der Satzung.
1.3. Rundfunk wird Teil der Reichsverwaltung
Im Februar 1926 trat die Deutsche Reichspost der RRG bei, bei gleichzeitiger Übernahme der
Gesellschaftsanteile in Höhe von 51 Prozent. Damit lagen Verwaltung und Wirtschaft des
deutschen Rundfunks in den Händen der Post, d.h. der Rundfunk war ein Teil der
Reichsverwaltung geworden. Am 1.Juni 1926 wurde der bisherige Staatssekretär im
Reichspostministerium, Hans Bredow, zum Rundfunkkommissar des Reichspostministers und
Vorsitzenden des Verwaltungsrats der RRG bestellt.
1.4. Entwicklung der zahlenden Hörer
Am 29.Oktober 1923 wurde kein einziger zahlender Teilnehmer registriert, am 1.Dezember
waren es erst 467. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Inflation zu diesem
Zeitpunkt in Deutschland auf dem Höhepunkt war. Aber es gab zahlreiche "Zaungäste", wie
Schwarzhörer damals genannt wurden.
1.5. Der Rundfunk in der NS-Zeit
Hitlers Ziele
Vom ersten Tag der Regierung an verfolgte Hitler mit den Prinzipien eines ideologischen und
terroristischen Systems seine Ziele: unbedingte Unterwerfung unter das "Führungsprinzip",
ideologische Gleichschaltung auf allen Ebenen, Ausrottung der Juden, Eroberung von
"Lebensraum im Osten" - diese zentralen Punkte benannte er schon 1924 in seinem Buch
"Mein Kampf".
Erste Rundfunkansprache
Zwei Tage nach der Machtübernahme, am 1.Februar 1933 sprach Hitler zum ersten Mal vor
einem Rundfunkmikrophon und verlaß den Propagandaaufruf der Reichsregierung "An das
deutsche Volk". In den Wochen danach benutzte die NSDAP den Rundfunk intensiv für ihre
öffentlichen Auftritte, anlässlich der Reichstagswahl.
Rundfunk in jedes Haus
Um Goebbels Ziele zu verwirklichen, wurde unter der Parole "Rundfunk in jedes deutsche
Haus" die Massenproduktion von billigen Kleinradios ( Volksempfänger) beschlossen. Mit
dieser Aktion sollten möglichst viele Hörer für die offiziellen Propagandasendungen erreicht
werden. Nach außen hin wurde hingegen die Befriedigung sozialer Bedürfnisse verkündet. Die
politische Bedeutung der Geräte wurde auch von den Gerichten bestätigt.
Volksempfänger VE 301
Für die Rundfunkindustrie brachte die Volksempfänger-Produktion nur Vorteile: Bereits am
ersten Tag seiner Vorstellung in der Öffentlichkeit, dem ersten Tag der Funkausstellung 1933 (
18. August), war die erste Produktion von 100 000 Apparaten verkauft. Im gesamten Jahr 1933
wurden über 650 000 Volksempfänger produziert. 1934 waren es über 840 000. Die
Produktionskapazitäten der Industrie waren zum ersten Mal fast ganzjährig ausgelastet.
2. Der Film in den zwanziger Jahren
Während des 1.Weltkrieges war Deutschland von internationalen Entwicklung abgeschnitten,
anschließend boomen wegen des Einfuhrverbotes private Filmfirmen. Deshalb werden Filme
nur für Inland produziert, Filmthemen ab 1910 waren Rührseligkeit und Selbstmitleid
Anschließend erfolgte die Verarbeitung des Kriegstraumas in Filmen, Themen in den 20ern
sind Lebenspläne. Die Jahre 1919- 1924 sind die künstlerisch reichste Zeit des deutschen
Films. Ab ist 1920 Einfuhr ausl. Filme wieder zugelassen. Ab 1920 regelt das von der
Nationalversammlung in Weimar erlassene Reichslichtspielgesetz eine Regelung, dass alle
Filme vor der öffentlichen Vorführung von amtlichen Prüfstellen zugelassen werden müssen.
2.1. Die Entwicklung der Ufa:
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1921 Gründung der „Efa" ( europäische Filmallianz) als deutsch- amerikanische
Verbindung
1922 Höhepunkt der Scheinblüte des deutschen Films - Erste öffentliche Vorführung
verschiedener Kurzfilme mit Ton (vom Publikum anfangs abgelehnt)
1926 Beschluss des Reichsrats: Vereinheitlichung der Vergnügungssteuersätze
1927 Übernahme der Ufa durch Hugenberg
„Metropolis" von Franz Lang ist ein filmtechnischer Erfolg, aber internationaler Erfolg
bleibt aus
1929 Ufa präsentiert in Neubabelsberg vier neue Tonfilm-Ateliers - November: Beginn
der Dreharbeiten zum „Blauen Engel" - allmähliche Umstellung von Stummfilm zu
Tonfilm - Ufa stärkster Produktions-Verleih-Theater-Konzern (Gründung 1917) - Ufa
eher politisch & wirtschaftlich orientiert als künstlerisch (Produktion künstlerisch
ambitionierter Filme eher von: Nero, Prometheus & Studio 29)
2.2. Babelsberg (bei Berlin):
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in Babelsberg sind anfangs nur Ateliers
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Erich Pommer und Fritz Lang sind die ersten, die eine reale Außenwelt im Atelier
nachbauen lassen
unbegrenztes Außengelände und kapitalkräftige Firmen machen Babelsberg zum
Hauptdrehort
wandelte sich von weit abgelegener und streng bewachter „Filmfabrik" (Anfang 20er
Jahre) zur bizarren Metropole in Dimension kalifornischer Filmstädte ( ab Mitte 20er
Jahre)
Fritz Langs „Nibelungen" & „Metropolis" dort teilweise gedreht
Babelsberg langsam zu klein
Aufrüstung bzw. Vergrößerung; Schaffung eines Kunstlichtateliers: Neubabelsberg
wird durch Größe, technischer Ausstattung und Mitarbeiter zum Hollywood
Deutschlands
Babelsberg wird zum Instrument gemacht, dass dem öffentlichen Image der Ufa dienen
soll (auch Regierungsbehörden sollten dem Film größere Beachtung schenken)
2.3. Fritz Lang
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Im Gegensatz zu Murnau benutzt Lang nicht bewegte Kamera und Montage, sondern
Bauten und Beleuchtung für Schatten und Lichteffekte
Architektonische Strukturen dominieren über graphische
Der Raum wird in Gestaltung einbezogen
Die übereinstimmende Meinung verschiedener Autoren ist , dass „ Die Nibelungen"
und „Metropolis" narzistisch angehaucht sind (in „Die Nibelungen": Kult d. Norwegen;
Diffamierung des „Undeutschen" ; Unterordnung unter d. Willen des Führers;
Vergötzung des Heldentodes; in „Metropolis" Verschleierung der sozialen Gegensätze
& „Erlösung" des Proletariats durch den überlegenen, dem Klassenkampf entrückten
Führerwillen
Langs Regie war objektiv betrachtet nicht so frei von faschistischer Ideologie wie seine
subjektiven Überzeugungen
Lang emigriert in die USA; seine Filme werden von den Nazis für sich reklamiert
Lang ist zwar fasziniert vom Chaos, lehnt es jedoch ab; er sieht dazu keine andere
Alternative als die Diktatur
Die Ordnung ist in allen seinen Filme Konzentration auf ein Machtzentrum
Nachdem sein Film „Metropolis" ein Misserfolg ist, begnügt sich Lang mit
bescheideneren Themen
Beispiel-Analyse: “M- eine Stadt sucht einen Mörder” (1931) als DVD vorhanden
2.4. Der französische Film der 20er

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Nach 1. Weltkrieg hat die französische Filmindustrie grosse Schwierigkeiten
In Kriegs- und Nachkriegsjahren entstehen neue Bedürfnisse beim Publikum nach einer
Teilung in kommerzielle und intellektuelle Produktionen
Der Avantgardefilm gibt der französischen Filmindustrie (wenn auch nur
vorübergehend) neue Strukturen
2.5. Der sowjetische Revolutionsfilm
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Im zaristisches Russland entsteht erst spät eigene Filmproduktion
Im 1. Weltkrieg gibt es eine günstige Wendung für die russische Filmindustrie (es gab
plötzlich keine Konkurrenz mehr) neue Produktionsfirmen, Studios und Laboratorien
entstanden
Nach der Oktoberrevolution (1917) emigrieren die meisten bekannten Regisseure und
Darsteller in die Hauptstädte der westl. Länder
Franz. Intellektuelle und Filmkritiker helfen mit im Paris der 20er Jahre eine Mode des
russischen Emigrationsfilms zu schaffen
Andere russische Emigranten lassen sich in Berlin nieder

1927 entsteht der Revolutionsfilm
Panzerkreuzer Potemkin s/w, 75 Min.
in der Regie von Sergej M. Eisenstein
2.6. Das Hollywood der 20er Jahre
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Die 20er Jahre sind für die amerikanische Filmwirtschaft eine Zeit radikaler Expansion
nach innen und außen
Durch Krieg ist der Import europäischer Filme in die USA gestoppt und gleichzeitig
erfolgt der Einbruch des amerikanischen Films in europäische Märkte
Neben Sowjetunion Vorherrschaft der Filmkonzerne in Europa bis gegen Ende des
Jahrzehnts
Am Ende der Stummfilmzeit beherrschen 7 Konzerne den amerik. Markt (Fox, Warner
Brothers, Paramount, Universal, United Artists, First National, MGM)
1920- 1928 erfolgt ein starker Anstieg der Produktionskosten durch hohe
Konzerninvestitionen
Finanzielle Unterstützung durch New Yorker Großbanken: Erwerb der Aktienmehrheit
der wichtigsten Produktionsgesellschaften
Durch Bankenbeteiligung Mitspracherecht in Produktion
Anonymisierung der Filme & Verfestigung der Klischees
Überwindung der Klischees nur durch schwere äußere Erschütterungen
(Wirtschaftkrise & Krieg) möglich
Wirtschaftlicher Aufschwung trifft auf Skepsis, die dem Krieg folgt
Hektische Munterkeit (Kennzeichen der Atmosphäre der „roaring twenties"
Erwartung der amerik. Gesellschaft vom Film: Bestätigung ihrer Einschätzung der
Wirklichkeit
Vermehrte Proteste von religiösen Gruppen, Bürgerlichen, Frauenclubs &
Kriegervereinen gegen den Film
2.7. Charlie Chaplin

20er Jahre Übergang von zu Kurzfilm zu ausschließlich langen Filmen
mehr zur expressionistischen Lyrik auf
www.fo-net.de LGE 32
Die Bilder von van Gogh Sternennacht (1889) und Der Schrei von Edvard Munch
(1892) eignen sich sehr gut, um Vorwissen zur Epoche abzufragen und zu fixieren.
Besonders das Munch-Bild ermöglicht die Thematisierung von Epochenübergängen.
Zu van Goghs “Sternennacht” passt das Lied von Don McLean - Stary Stary Night
Die Expressionisten drücken die innere Not der Menschen der Zeit aus - im
Gegensatz zur Beschreibung der äußeren Not im Naturalismus. In der Lyrik wird das
Anliegen der Expressionisten am deutlichsten. Gottfried Benn beschreibt es als
"Wirklichkeitszertrümmerung, als rücksichtsloses An-die-Wurzel-der-Dinge-Gehen".
Das Gedicht "Weltende" des Frühexpressionisten Jakob van Hoddis (1911) drückt
die Weltsicht der Autoren aus. Dieses auf den ersten Blick eher unscheinbare
Gedicht wird - analog zum Munch-Bild “Der Schrei” - Tagesgespräch in den
literarischen Kreisen der Avantgarde, weil es nicht nur die Verachtung einer Welt der
stumpfen Bürgerlichkeit zum Ausdruck bringt, sondern bereits die Katastrophe (1914)
vorwegnimmt.
Als ein Meilenstein expressionistischer Lyrik gilt die 1920 von Kurt Pinthus
herausgegebene Anthologie "Menschheitsdämmerung", die 1920 in einer Auflage
von 6.000 Exemplaren im Rowohlt-Verlag erschien. Dieser Gedichtsammlung wird
das van-Hoddis-Gedicht "Weltende" als Motto vorangestellt. Die Kapitelüberschriften
spiegeln das Lebensgefühl der Expressionisten wider:
1.
2.
3.
4.
Sturz und Schrei
Erweckung des Herzens
Aufruf und Empörung
Liebe den Menschen
Vertreten sind Autoren wie Georg Heym, Franz Werfel, Gottfried Benn, Else LaskerSchüler, Ernst Stadler, Georg Trakl.
Die wichtigen Themen- und Motivkomplexe des Expressionismus sind Angst, Tod,
Wahnsinn, Melancholie, Krieg. Ähnlich wie in der Malerei die Künstler ihre
Emotionalität, ihren seelischen Ausdruck in neue vereinfachte Formen, grelle Farben
kleiden und verfremden, so bedienen sich die Literaten neuer sprachlicher Mittel: Die
Sprache ist oftmals stakkatohaft, abgerissen, voller Wortneuschöpfungen und
erscheint in ungewohnten Rhythmen. Für den Leser entsteht eine unwirkliche Welt,
doch geht es dem expressionistischen Autor eben nicht um die Wirklichkeit, sondern
um die Wahrheit, die er vermitteln will.
3. Die Gedichte zum Motivkomplex “Menschheitsdämmerung”
Jakob van Hoddis 1887-1942 Weltende
1 Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
2 in allen Lüften hallt es wie Geschrei.
3 Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
4 und an den Küsten - liest man - steigt die Flut.
5 Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
6 an Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
7 Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
8 Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.
Interpretation:
Das Gedicht „Weltende“ (1911) ist das bekannteste von Jakob van Hoddis. Das
Besondere an diesem Text ist der sogenannte „Reihungsstil“ (manchmal auch als
„Simultanstil“ bezeichnet). Mit Reihungsstil ist die Schilderung simultaner Ereignisse
gemeint, die gleichzeitig geschehen. Jeder Vers bildet jeweils eine Sinneinheit.
Diese Sinneinheiten stehen in keinem offensichtlichen Zusammenhang mit den
anderen Einheiten, sodass der Leser den Eindruck hat, dass das Gedicht wirr,
abgehackt oder zusammenhanglos ist. Dieser Reihungsstil wurde von vielen
anderen expressionistischen Lyrikern verwandt, u.a. auch von Alfred Lichtenstein in
dem Gedicht „Dämmerung“. Nachfolgende Epochen haben diese Technik für sich
übernommen (z.B. der Dadaismus).
Die beiden Strophen des Gedichtes bestehen aus jeweils vier Versen . Die erste
Strophe enthält einen umarmenden Reim (abba) , die zweite Strophe einen
Kreuzreim (abab). Das Metrum ist ein fünfhebiger Jambus (unbetont-betont).
Bereits aus dem Titel geht hervor, dass es in dem Text um den Weltuntergang geht.
Sehr grotesk klingen für den Leser nicht nur die disparaten Einzelbilder aufgrund des
bereits angesprochenen Reihungsstils, sondern auch wegen der
unverhältnismäßigen Gegenüberstellungen von Katastrophenszenen. In den Versen
1 und 2 berichtet das lyrische Ich davon, dass es sehr stürmisch sei und dem Bürger
der Hut vom spitzen Kopf fliege; Hoddis spielt damit nebenbei auch gleich auf das
Spießbürgertum an. Im Gegenzug dazu fallen die Dachdecker im 3.Vers von den
Häusern und zerfallen durch den Aufschlag. Noch deutlicher sind die letzten beiden
Verse: Die „meisten Menschen haben einen Schnupfen“ und im nachfolgenden Vers
fallen die Eisenbahnen von den Brücken. Trotz des apokalyptischen Sujets, welches
viele Bezüge zur Bibel hat, wie z.B. Z.2: „Zerdrückende Dämme“, Z.5: „Wilde Meere“
oder Z.2: „In den Lüften hallt es wie Geschrei“ (Offenbarung des
Johannes/Apokalypse), werden die Beobachtungen verharmlost dargestellt, der
Beobachter ist geradezu euphemistisch. Der grausame Tod der Dachdecker wird nur
lapidar mit „Dachdecker gehen entzwei“ geschildert; die Dachdecker werden
„verdinglicht“ und depersonifiziert, als sei ihr Tod zu vergleichen mit dem
Entzweigehen einer heruntergefallenen Dachpfanne. Das Tosen des Meers wird nur
mit „hupfen“ verniedlicht. Die Dammbrüche werden durch die Alliteration „dicke
Dämme zu zerdrücken“ (Z.6) bagatellisiert und die Parenthese in Vers 4 („liest man“)
scheinen dem Leser klar zu machen, dass der Sprecher sich vom Weltuntergang gar
nicht betroffen fühlt.
Das Gedicht wirkt daher teilnahmslos, distanziert und emotionslos auf den Leser. Es
fällt schwer, dieses ironisch-satirisch klingende Gedicht in seiner tatsächlichen
Dimension ernst zu nehmen. Dazu setzt der Reihungsstil und die sehr starre äußere
Form einen Kontrapunkt zu dem ansonsten sehr bewegten Inhalt des Gedichtes;
denn bei einer Beschreibung über den Weltuntergang erwartet man nicht unbedingt,
dass noch auf Reimschema und Metrum geachtet wird. Äußere Form und Inhalt
stehen also im Kontrast zueinander.
Dieser schwarze Humor von van Hoddis speiste sich im Wesentlichen aus der Angst
der sich vollziehenden Industrialisierung. Erfindungen wie die Eisenbahn waren für
viele Menschen zunächst sehr befremdlich und man stellte absurde Theorien
darüber auf, dass ein Mensch nur eine Geschwindigkeit bis 50 km/h aushalten
könne. Die Städte erfuhren einen rasanten Bevölkerungswachstum und Zustrom aus
der ländlichen Umgebung. Viele Städte waren dem nicht gewachsen und so machte
sich Armut breit.
Weltuntergangsstimmung war latent vorhanden. Ganz besonders traf dieses
Ereignis mit der Wiederentdeckung des Halleyschen Kometen zusammen. Der
Halleysche Komet versetzte die Menschen in große Panik, da man einen Aufschlag
mit der Erde befürchtete . Van Hoddis verspottet die Weltuntergangsstimmung seiner
Zeitgenossen in „Weltende“.
Nun wird analog das folgende Gedicht interpretiert.
Alfred Lichtenstein 1889-1914 Die Dämmerung
1
2
3
4
Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.
5
6
7
8
Auf lange Krücken schief herabgebückt
Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.
9 An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
10 Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
11 Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
12 Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.
Im nächsten Schritt entwickeln die Schülerinnen und Schüler
Inszenierungsdieen zu Georg Trakls Morgenlied. Anschließend
betrachten die SchülerInnen den DVD-Clip von David Benned zum
Morgenlied und diskutieren die Umsetzung durch Ralf Schmerberg
in dem Film-Projekt POEM.
Ralf Schmerberg gehört zu einer Generation von Filmemachern,
die, wenn nötig, auch mal hergehen und schlichtweg konstatieren:
"Hey, Kultur ist was Geiles!" So steckt er den mittlerweile längst der
"Blechtrommel" entronnenen Schauspiel-Star David Bennent in
eine Ritterrüstung und lässt ihn mitten in Berlin Georg Trakl
rezitieren:
Georg Trakl: Das Morgenlied
1 Nun schreite herab, titanischer Bursche,
2 Und wecke die vielgeliebte Schlummernde dir!
3 Schreite herab, und umgürte
4 Mit zartlichten Blüten das träumende Haupt.
5 Entzünde den bangenden Himmel mit lodernder Fackel,
6 Daß die erblassenden Sterne tanzend ertönen
7 Und die fliegenden Schleier der Nacht
10 Aufflammend vergehen,
11 Daß die zyklopischen Wolken zerstieben,
12 In denen der Winter, der Erde entfliehend,
13 Noch heulend droht mit eisigen Schauern,
14 Und die himmlischen Fernen sich auftun in leuchtender
Reinheit.
15 Und steigst dann, Herrlicher du, mit fliegenden Locken
16 Zur Erde herab, empfängt sie mit seligem Schweigen
17 Den brünstigen Freier, und in tiefen Schauern erbebend
18 Von deiner so wilden, sturmrasenden Umarmung,
19 Öffnet sie dir ihren heiligen Schoß.
20 Und es erfaßt die Trunkene süßeste Ahnung,
21 Wenn Blütenglühender du das keimende Leben
22 Ihr weckest, des hohe Vergangenheit
23 Höherer Zukunft sich zudrängt,
24 Das dir gleich ist, wie du dir selber gleichst,
25 Und deinem Willen ergeben, stets Bewegter,
26 Daß an ihr ein ewig Rätselvolles
27 In hoher Schönheit sich wieder künftig erneuert.
Auf der Grundlagen der Übersicht zu rhetorischen Figuren arbeiten die SchülerInnen
nun nach Lerntyp zu strukturellen, visuellen und klanglichen Aspekten des Gedichtes
und tragen ihre Vorschläge in Gruppen auf OHP-Folien zusammen, um im Plenum
die Ergebnisse aspektiert zu ordnen. Die Hausaufgabe ist das Anfertigen einer
schriftlichen Interpretation zu dem Gedicht . Ein Schülerprodukte ist hier beispielhaft
einzeln und dann übereinander gelegt dokumentiert:
Anschließend wendet die Klasse sich dem Thema der Großstadt über ein Bild von
Ernst Ludwig Kirchner zu. Auswahlkriterien für das Bild und für den Text waren:
Das Thema Großstadt wird im Expressionismus in einer Mischung aus
Liebe und Hass betrachtet. Diese Unterschiede sollen (nach Bearbeitung der
Hausaufgabe) deutlich werden.
Die Vertrautheit mit dem Motiv "Abend"
Das Synästhetische der Epoche soll durch die Verbindung Bild (von Ernst
Ludwig Kirchner- Potsdamer Platz 1914 - Kurzbeschreibung: Die freie
Sinnlichkeit wird abgelöst durch die brutale Erotik der Großstadtprostitution.
Elegant gekleidete Prostituierte beziehen Blicke und Gesten animierend auf
Männer. Die beiden Koketten, auf einer Verkehrsinsel stehend, überragen
bedeutungsperspektivisch ins Monumentale gesteigert die Szene, die sie
beherrschen, auch durch die Formspannungen zu den anderen Figuren und
Raumteilen. Prostitution versinnbildlicht Käuflichkeit und Egoismus auf eine
besondere Weise. Kirchners stilistisches Verfahren ist dem “steinernen Stil”
Döblinsnicht unähnlich. Die winkelhaften Züge und die Zwanghaftigkeit der
Bewegungen zeigen Nähen zum Kubismus und Futurismus und zu frühen
Filmbildern. - zur genaueren Bildbeschreibung gelangen Sie durch das
Anklicken des Bildes) und Text deutlich werden.
TIL Textinterpretation Lyrik Sekundarstufe II Szenische Verfahren
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIL 410
Eine ergänzende Erarbeitungsmöglichkeit ist die Szenische Interpretation von Texten
(am Beispiel des Gedichtes “Blauer Abend in Berlin” von Oskar Loerke)
Vorbereitung:
- Besprechung der Bewertungsmöglichkeiten der szenischen Interpretation
1. Die SchülerInnen wählen eine Rolle und unternehmen in dieser Rolle (z.B. vom KirchnerBild ausgehend) eine Phantasiereise in das Jahr 1914. Sie notieren Eindrücke aus der Sicht
einer Frau usw.
2. Die SchülerInnen sprechen den Text (in diesem Fall zunehmend chorisch).
3. Die SchülerInnen gestalten vier Bilder zu den vier Strophen, die vom Kurs - vom Text
ausgehend - in die (hier abgebildete) richtige Reihenfolge gebracht werden müssen.
4. Als abschließendes kleines Spiel zu Stilmitteln der Lyrik legte die Gruppe Begriffe
des Gedichtes aus. Die Mitschüler mussten einen Begriff nehmen und den
entsprechende Partner(begriff) suchen und diesen anschließend erläutern. Beispiele
für die Begriffskarten:
2. Die Gestaltung des Gedichtes
Zielsetzung:
Die Gestaltung ist auch eine vertiefende Textanalyse. Der ganzheitliche und schüleraktive Ansatz




fördert die Freude am Lesen (Selbstkompetenz)
im gemeinschaftlichen Umgang von Schülerinnen und Schülern (Sozialkompetenz)
unter Verwendung unterschiedlicher Verfahren der Texterschließung (Methodenkompetenz)
mit dem Ziel Inhalte und Formen von Texten mit angemessener Begrifflichkeit zu erfassen
(Sachkompetenz).
Die SchülerInnen wählten selbst folgende
A. Formen
der Gestaltung aus:
1. Das sprechende Gestalten und Deuten
2. Das bildnerische Gestalten und Deuten
3. Das szenische Gestalten und Deuten
B. Ergänzend sind noch Formen
eigener Textproduktion zu unterscheiden wie
1. Das Schreiben nach Leitbegriffen
2. Das Erstellen von Gedichtcollagen
2.
3.
1.
1. Das sprechende Gestalten und Deuten
unterscheidet sich fundamental vom Lesen anderer Texte. Qualitätsmerkmale
des üblichen Lesens sind




Flüssigkeit,
Artikulation,
Tempo und
Infomationsentnahme.
Weil Gedichte vernetzte Gebilde sind, gelten für das Lesen andere Grundsätze
wie




Lesen im ursprünglichen Sinne (Lautieren und Buchstabieren)
Rhythmisches Lesen
Wiederholtes Lesen (abwechselnd überartikuliert - schleifend, laut - leise,
melodisch - unmelodisch usw.)
Das Tempo aus dem Text herausnehmen.
In der Klasse/Gruppe bieten sich folgende Umsetzungsmöglichkeiten an:





Reihum-Lesen: jemand fängt an, entscheidet, wann er aufhört usw.. So wird
das Gedicht mehrfach gelesen.
Lesen mit Stimmvariation: im Zeilen- /Strophenwechsel
Rhythmisches Lesen allein oder gemeinsam mit Körperbewegung (Fuß,
Kopf usw.) steigernd, abfallend usw.
Rollenlesen: gelangweilt, pathetisch, feierlich o.ä.
Echolesen: Worte/Zeilen werden leiser werdend von mehreren Sprechern
wiederholt.
Das Gedicht (hier dier erste Strophe des Boldt-Gedichtes “Auf der
Terrasse des Café Josty “) wird zerlegt und die SchülerInnen wählen
jeweils eine Kartei (Arbeit mit farbigen Karten) aus und bilden Paare /
Gruppen zusammengehörender Stilmittel, z.B.
Wortarten: Sieben Nomen (im Endreim) und kein Verb







Wortfelder/Metaphern: : Kälte, Akustik.
Ellipsen
Klimax
Synäthesie: 1. Zeile
Reim: männlich / weiblich
Lyrisches Ich
Klangfiguren: Alliterationen usw
.
2. Das bildnerische Gestalten und Deuten
Ziel dieses Unterrichtsvorgehens ist es, ästhetische
Erkenntnisprozesse als sinnliche Prozesse zu organisieren.
Es geht vor allem darum, eine Einheit von Emotionen und Denk-Assoziationen
herzustellen. Ein Bild kann die Aussage eines Textes wiederholen oder dekorativ
schmücken
Diese Gestaltungsform soll nicht dazu führen, dem Sprachkunstwerk ein gleichweitiges
Bildkunstwerk hinzuzufügen, wie es z.B. in der Anthologie “Gedichte auf Bilder” Hrsgg.
von Gisbert Kranze (München dtv 1975) realisiert wurde. Über diesen Link gelangen Sie zu
weiteren Beispielen.
Das bildkünstlerische Gestalten und Deuten liegt vielmehr auf der Ebene der Gestaltung
und Deutung eines Gedichtes durch Typographie (Beispiel: Eichendorff: Mondnacht) oder
der Gestaltung und Deutung durch Hypertexte (Beispiel: Die Todesfuge von Paul Celan).
Die beiden Bilder visualisieren zwei Strophen des Boldt-Gedichtes “Auf der Terrasse des
Café Josty “). Im Gespräch werden die Bezüge herausgearbeitet.
Veröffentlichung der Bilder mit freundlicher Genehmigung von Ann-Kathrin Jennet
Schließlich ist auf dem dritten Bild ein SchülerInnen-Gespräch im Rahmen eines
kontrastierenden Verfahrens zu sehen. Zu dem Gedicht “Die Stadt” von Georg Heym hatte eine
Gruppe außerhalb des Unterrichts Gestaltungen vorbereitet, die dann mit in Gruppen erstellten
Bildern verglichen wurden. Zunächst einmal mussten die Bilder den vier Strophen des Sonetts
zugeordnet werden.
3.
3. Gedichte inszenieren
Die Inszenierung eines Gedichtes bildet die Aussage eines (lyrischen) Subjektes ab, während ein
Theaterstück dialogisch angelegt ist.
Die Dramatisierung eines Gedichtes kann in der Form eines Puppen-, Masken- oder Schattenspiels
erfolgen. Die Inszenierung des Boldt-Gedichtes “Auf der Terrasse des Café Josty “ stellt den Aspekt
der Entindividualisierung, der Enthumanisierung und die Perspektive der Tiere auf der Flucht
pantomimisch dar.
4. Das Schreiben nach
Leitbegriffen
Das Selbstschreiben eines Gedichts
gelingt den Schülerinnen und Schülern,
wenn sie sich an vorgegebenen
Mustern orientieren. Die Form der
Textproduktion erfordert eine
gründliche Textanalyse. Einfache
Schreibregeln ohne Metrum, Rhythmus
usw. haben sich in diesem
Zusammenhang bewährt.
Schreibmuster können z.B.
Anfangsbuchstaben von Zeilen sein,
die z.B. das Wort STADT bilden. Oder
es werden Muster der KONKRETEN
POESIE vorgegeben:
TIP Textinterpretation Lyrik Sekundarstufe II
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIP 33
Wie interpretiere ich einen lyrischen Text ?
Kontextuelle Methode: Durch biografische, geistesgeschichtliche oder
sozialgeschichtliche Hintergründe gelangt man zu einem vertiefenden und
weiterführenden Verständnis eines poetischen Textes.
Werkimmanente Methode: Über den hermeneutischen Zirkel
(Interpretationshypothese, Analyse, Deutung, Verifizierung oder Falsifizierung der
Interpretationshypothesen) gelangt man zu einem vertieften Textverständnis. Dabei
ist sowohl eine induktive als auch eine deduktive Vorgehensweise möglich.
Textanalyse
Äußere Struktur des Gedichts:
- Vorliegen einer festen Gedichtform: Sonett, Ode, Hymne, Ballade, Bänkelsang,
Elegie, Emblem, Epigramm, Freie Verse, Lied, Minnesang, Prosa-Gedicht
- Reimart: Endreim, Binnenreim, unreiner Reim, reiner Reim, männliche oder
weibliche Kadenz, Assonanz, Schüttelreim
- Endreimarten: Paarreim (aabb), Kreuzreim (abab), umarmender Reim (abba),
Schweifreim (aabccb), Haufenreim (aaa)
Textur des Gedichts:
- Inhalt, Gedankengang, Wiederholungen: Versfüße, Laute, Wörter,
Bedeutungen, Alliteration, Endreim, Binnenreim, Parallelismus, Anapher, u.a.
- Ausdrucksmittel des Gedichts:
- klangorientierte Ausdrucksmittel (Klangfarben, Melodie, Rhythmus,
Onomatopoesie)
- bild- und vorstellungsorientierte Ausdrucksmittel (Bild, Vergleich, Metapher,
Metonymie, Akkumulation, Oxymoron, Synästhesie, Allegorie, Symbol, Gleichnis,
Periphrase, Pleonasmus)
- bedeutungsorientierte und argumentative Ausdrucksmittel (Antithetik, Klimax,
Antiklimax, Wortspiel, Paradoxon, Anspielung, Akzent, rhetorische Frage u.ä.)
- auffällige Stilmittel (Parataxe, Hypotaxe, Inversion, Parallelismus, Antithetik,
Euphemismus, Hyperbel, Anapher, Personifizierung)
Stilhaltung:
empathisch
lyrisch
neutral
sachlich
distanziert
kritisch
heiter
spielerisch
emphatisch
pathetisch
trocken
reflektierend
spöttisch
ironisch
witzig
komisch
enthusiastisch
didaktisch
sarkastisch
absurd/nonsens
praktisch
Betroffenheit
unterhaltend
Entspannung
Schärfe
Leichtigkeit
Intendierende Wirkung:
emotiv
kognitiv
Ergriffenheit
Einsicht
Tiefe
Klarheit
Interpretation
1. Worauf will das Gedicht hinaus? Was ist sein Zielpunkt, seine
Botschaft oder sein gedankliches Zentrum?
2. Wie entwickelt es sich auf den Zielpunkt hin?
3. Wie wird die innere Entwicklung durch die Ausdrucksmittel und die äußere
Struktur formal realisiert?
4. Lässt sich das gedankliche Zentrum eindeutig ausformulieren oder ist es
mehrdeutig?
5. Gibt die Mehrdeutigkeit dem Gedicht einen reicheren Sinn oder macht sie
das gedankliche Zentrum unklar?
6. Wie ist die Wahrnehmung, das Verhältnis zur fiktiven Wirklichkeit, das
Empfinden, die Stimmung, die Erfahrungen im fiktiven Raum seitens des
lyrischen Ich?
7. Aus welchem historischen Bewusstseinszustand heraus ist das
gedankliche Zentrum zu verstehen?
8. In welcher literarischen Tradition, welchem Zeithorizont steht das Gedicht?
Arbeitsschritte
1.
Gesamteindruck und erstes Gesamtverständnis
- mehrmaliges Lesen der Aufgabe und des Gedichts
- persönlicher Leseeindruck
- Assoziationen zu Titel, Autor, Thema, Epoche
- Bildung von Interpretationshypothesen
2.
Besonderheiten von Aussage und Form in ihrer Wechselbeziehung
- Analyse des Gedichts (Inhalt, Textaufbau, Klanggestalt, Bildern)
- Textdeutung : Es muss der Zusammenhang zwischen Inhalt, Aufbau und
Formmerkmalen erschlossen werden!
3.
Erstellen eines Konzepts für den Interpretationsaufsatz
3.1.
Einleitung
Mögliche Elemente können sein:
- Informationen über Autor, Titel, Gattung, Epoche
- Primärverständnis
- aktueller oder persönlicher Themenbezug
- Bezug zum inhaltlichen Kern oder einer Schlüsselstelle
3.2.
Hauptteil:
- kurze Textbeschreibung
- geordnete Wiedergabe der Textanalyse und -deutung
- Kontextuierung
3.3.
Schluss:
Mögliche Elemente können sein:
- rückblickende Bilanz
- Verallgemeinerung zentraler Aspekte
- persönliche (nicht formelhafte) Reflexion
- offene Fragen erwähnen
- Bezug zur Einleitung herstellen
Rhetorische Figuren: Gedankenfiguren Wortfiguren KlangfigurenSatzfiguren
Name:
Datum:
www.fo-net.de
SMF 30
Rhetorische
Figur
Definition
Beispiel
Wirkung
Allegorie
Konkrete Darstellung
Amor für Liebe
anschaulich
Alliteration /
Stabreim
Hervorhebung mehrerer aufeinander
folgender Wörter durch gleiche
Mit Kind und Kegel
Anlaute
eindringlich
Anapher
Wiederholung am Satz- /Versanfang
Er kam, er sah, er siegte.
eindringlich
Antiklimax
Das Gegenteil der Klimax.
Stufenfolge von Gedanken, deren
Bedeutung zum Ende hin abnimmt.
Es kamen Edelmann,
Bürger, Bauern
spannend
Antithese
Gegenüberstellung zweier Wörter
oder Begriffe, um gegensätzliche
Gedanken zu verdeutlichen.
“Irren ist menschlich ,
vergeben ist göttlich.”
eindringlich
Arm und Reich, Jung und
Alt
Apostrophe
Die überraschende Abwendung von
seinem Publikum, um eine
abwesende / verstorbene Person
anzusprechen.
“Oh göttlichste
Melancholie, dein
überirdisch Antlitz ist
hell.” "Oh mein Gott!".
Ausruf
Stilmittel des Affekts
“O Schurke..”
Chiasmus
Überkreuzstellung, spiegelbildliche
Anordnung von Satzgliedern
"Die Waffe der Kritik
kann allerdings die Kritik
der Waffen nicht
ersetzen."
Ellipse
Auslassung als Stilmittel
Schon wieder?
eindringlich
Euphemismus Beschönigung
Vergehen statt sterben
anschaulich
Hendiadyoin
Doppelung
All ihr Bitten und Flehen
half nichts.
eindringlich
Hyperbel
starke Übertreibung
Er trank ein ganzes Meer
Tee
unterhaltend
Inversion
Umstellung der Satzglieder, um eine
andere Wirkung zu erzielen.
“Grau ist alle Theorie..”
eindringlich
Ironie
Übertriebene Aussage, um das
Gegenteil des Gesagten
auszudrücken.
Das ist ja wieder eine
Leistung!
überraschend
Klimax
Steigerung von Sätzen oder
Satzteilen, vom schwächsten Glied
ausgehend
Veni, vidi,vici
spannend
Litotes
Hervorhebung einer Aussage durch
Verneinung des Gegenteils
Der Referendar hat ein
nicht unerhebliches
Wissen.
auflockernd
Metapher
Bildhafte Bedeutungsübertragung
Am Fuße des Berges
anschaulich
Metonymie
Ersetzung eines Wortes durch ein
gebräuchliches anderes Wort
Der Kreml war nicht
beteiligt.
anschaulich
Onomatopöie
Lautmalerischer Ausdruck
Kuckuck
anschaulich
Oxymoron
Verbindung von sich
ausschließenden Vorstellungen
schwarze Milch der Frühe anschaulich
eindringlich
eindringlich
unterhaltend
Parallelismus
Wiederholung gleicher syntaktischer
Er kam, er sah...
Strukturen
eindringlich
Paradoxon
Aussage, die im Widerspruch zum
gesunden Menschenverstand zu
stehen scheint.
Rüsten für den Frieden
anschaulich
Periphrase
Umschreibung
Der Tod ist ein Meister
aus Deutschland
anschaulich
Personifikation Vermenschlichung
Die Türen ächzten.
anschaulich
Rhetorische
Frage
Frage, die nicht gestellt wird, um
eine Antwort zu erhalten.
“Hast du mir je geholfen,
als ich Hilfe brauchte..?”
kommunikativ
Symbol
Sinnbild, das auf etwas Allgemeines
verweist
Das Kreuz
anschaulich
Synästhesie
Verschmelzung der
Sinneseindrücke, in der Romantik
und im Expressionismus bevorzugt
verwandt
Golden weh’n die Töne
nieder..
spannend
Tautologie
Zwillingsbegriffe
der weiße Schimmel
eindringlich
Vergleich
Stilmittel zur Veranschaulichung
wie
anschaulich
Zeugma
ungewohnte Beziehungen von
Satzgliedern
Als Peter zu Karin kam,
hatte sie Halsschmerzen
und Besuch von ihrer
Mutter
hervorhebend
Rhetorische Figuren
Name:
Aufgabenblatt
Datum:
www.fo-net.de
SMF 31
Aufgabe: Notieren Sie bitte die rhetorische Figur!
Beispiel
Auf dem Theater der Welt sind alle Menschen Spieler:
Mancher bekommt die Rolle eines Königs, mancher die eines
Bettlers
Mit Kind und Kegel
Ich fordere Moral. Ich fordere Verständnis.
Ottos mops trotzt ( Ernst Jandl )
Na und?
kräftig (anstelle von dick )
todmüde
Schöne Bescherung!
Sie arbeiten zehn zwölf ja vierzehn Stunden täglich am
Erfolg...
Er verdient sich eine goldene Nase.
alter Knabe
Geiz ist geil
Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft. ( Emil Zatopek )
Der Krieg ist der Vater aller Dinge.
Der den Tod auf Hiroschima warf.
Was ist schon normal?!
in Reih und Glied
„Schläft ein Lied in allen Dingen…“
Toilette statt Klo, vergehen statt sterben.
„lautloser Schrei“
„Es sinkt der Tag, es sinkt das Jahr, es sinkt der Mann...“
„Sie kennen sich bei den rhetorischen Stilmitteln ja schon
phantastisch aus.“
“Irren ist menschlich, vergeben ist göttlich.“
„Sein Redefluß war nicht zu bremsen.“
Das Restaurant hat eine gute Küche.
Der brummende Kreisel
Bei Wind und Wetter
Rhetorische Figur
Rhetorische Figuren
Name:
Lösungsblatt
Datum:
www.fo-net.de
SMF 32
Aufgabe: Notieren Sie bitte die rhetorische Figur!
Beispiel
Rhetorische Figur
Auf dem Theater der Welt sind alle Menschen Spieler:
Mancher bekommt die Rolle eines Königs, mancher die eines Allegorie
Bettlers
Mit Kind und Kegel
Alliteration
Ich fordere Moral. Ich fordere Verständnis.
Anapher
Ottos mops trotzt ( Ernst Jandl )
Assonanz
Na und?
Ellipse
kräftig (anstelle von dick )
Euphemismus
todmüde
Hyperbel
Schöne Bescherung!
Ironie
Sie arbeiten zehn zwölf ja vierzehn Stunden täglich am
Erfolg...
Klimax
Er verdient sich eine goldene Nase.
Metapher
alter Knabe
Oxymoron
Geiz ist geil
Paradoxon
Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft. ( Emil Zatopek )
Parallelismus
Der Krieg ist der Vater aller Dinge.
Personifikation
Der den Tod auf Hiroschima warf.
Periphrase
Was ist schon normal?!
Rhetorische Frage
in Reih und Glied
Tautologie
„Schläft ein Lied in allen Dingen…“
Personifikation
Toilette statt Klo, vergehen statt sterben.
Euphemismus
„lautloser Schrei“
Oxymoron
„Es sinkt der Tag, es sinkt das Jahr, es sinkt der Mann...“
Klimax
„Sie kennen sich bei den rhetorischen Stilmitteln ja schon
phantastisch aus.“
Ironie
“Irren ist menschlich, vergeben ist göttlich.“
Parallelismus
„Sein Redefluß war nicht zu bremsen.“
Metaphern
Das Restaurant hat eine gute Küche.
Periphrase
Der brummende Kreisel
Personifikation
Bei Wind und Wetter
Alliteration
TIL Textinterpretation Lyrik Kontextualisierung Epochenmerkmale aus Texten ableiten Aufgabenblatt
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIL 312
Aufgabe: Füllen Sie die vier Kästchen und leiten Sie daraus Epochenmerkmale ab!
Epochenmerkmale
lassen sich aus
Texten ableiten:
Literarische Texte
sind durch die
Themen, die
Sprache, den Stil,
die vorherrschenden
Gattungen.
Epochenbilder sind
Konstrukte.
1. Hauptthemen und motive:
aus: Simplicissmus. Jg. 16, H. 27, S. 450 vom 2.10.1911
2. Gattung / Genre:
3. Sprache, Stil:
Alfred Lichtenstein (1889-1914) Die Dämmerung
4. Menschenbild:
1
2
3
4
Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.
5
6
7
8
Auf lange Krücken schief herabgebückt
Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.
9 An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
10 Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
11 Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
12 Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.
Abgeleitete Epochenmerkmale:
TIL Textinterpretation Lyrik Kontextualisierung Epochenmerkmale aus Texten ableiten Lösungsblatt
Name:
Datum:
www.fo-net.de TIL 313 mehr zur Lyrik des Expressionismus Die Entfaltung der Moderne Medien in der Zeit
Epochenmerkmale
lassen sich aus
Texten ableiten:
Literarische Texte
sind durch die
Themen, die
Sprache, den Stil,
die vorherrschenden
Gattungen.
Epochenbilder sind
Konstrukte.
1. Hauptthemen und motive:
Sammlung
trostloser
Alltagsszenen,
Mitleidlosigkeit
aus: Simplicissmus. Jg. 16, H. 27, S. 450 vom 2.10.1911
2. Gattung / Genre: Die
Form dieses Gedichtes ist
konventionell: drei Strophen
zu je vier Zeilen sind im
Kreuzreim (abab) gehalten,
die einzelnen Zeilen
bestehen aus je fünf
Jamben, abwechselnd
stumpf und klingend.
4. Menschenbild: Zivilisationskritik
und der Weltuntergang werden
durch die Wörter „dick“, „fett“ und
„grau“, dem Bordellbesuch des
„Jünglings“, der sich damit seine
Unerfahrenheit rauben lässt und
dem Zeitpunkt Dämmerung (wobei
hier Sonnenuntergang gemeint ist)
ausgedrückt.
Alfred Lichtenstein (1889-1914) Die Dämmerung
1
2
3
4
Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.
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Auf lange Krücken schief herabgebückt
Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.
9 An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
10 Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
11 Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
12 Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.
3. Sprache, Stil:
gleichmütigdistanzierter Ton,
nur Hauptsätze
mit geradezu
eintönigem
Satzanfang.
Abgeleitete Epochenmerkmale:
1. Motive: Großstadt, Natur,
Verlorenheit
2. Gattung: konventionelle Lyrik zu
Beginn des Expressionismus
3. Sprache: Reihungsstil und
Simultantechnik
4. Menschenbild: Das ausgelieferte
Ich in einer absurden Welt, die
ihre Farbe verliert.