Kulturbericht 2013 - Bundeskanzleramt Kunst und Kultur

Transcription

Kulturbericht 2013 - Bundeskanzleramt Kunst und Kultur
Kultur
bericht
2013
Kulturbericht
2013
Wien, 2014
Impressum
Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:
Bundeskanzleramt, Sektion VI Kultur
Concordiaplatz 2, 1010 Wien
Redaktion: Michael P. Franz, Ruth Pröckl
Grafische Gestaltung: BKA | ARGE Grafik
Druck: REMAprint Litteradruck
Wien, Juni 2014
Vorwort
Der vorliegende Kulturbericht über das Jahr 2013 ist der letzte der abge­
laufenen Legislaturperiode und stellt daher noch die Aufgabenbereiche
in der Zuständigkeit des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und
Kultur dar. Im Ergebnis zeigt sich, dass 2013 ein für die Bundeskultur­
einrichtungen erfolgreiches Jahr war. Es hat sich aber auch gezeigt,
dass die Kulturpolitik mit Herausforderungen konfrontiert ist, die eine
laufende Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen im Sinne einer
nachhaltigen Absicherung der Bundeskulturinstitutionen erfordern.
Letzteres wurde auch angesichts der Ereignisse um das Burg­
theater deutlich, die gezeigt haben, dass ein verbindliches Regelwerk
Dr. Josef Ostermayer
als Fundament eines effizienten und transparenten Managements
© Johannes Zinner
auch für Kultureinrichtungen wichtig ist. Die Entwicklung und kon­
tinuierliche Verbesserung entsprechender Grundlagen im Sinne einer erfolgreichen Public
Governance war daher nicht nur 2013 eine wesentliche Aufgabe der Kultursektion, sondern
gehört auch weiterhin zu deren Kernaufgaben.
Der Erfolg klarer Rahmenbedingungen lässt sich an der Entwicklung des seit 2010
geltenden Freien Eintritts für Kinder und Jugendliche an den Bundesmuseen und der Öster­
reichischen Nationalbibliothek deutlich ablesen. Erstmals haben mehr als eine Million junge
Menschen den Freien Eintritt genutzt, damit sind knapp ein Viertel der BesucherInnen jünger
als 19 Jahre. Zieht man die altersgleiche Gesamtbevölkerung als Zielgruppe heran, so wurden
bereits mehr als 55% der jungen Menschen für Museumsbesuche gewonnen. Dieser Erfolg
schlägt sich auch in den Gesamtbesuchszahlen nieder, die im Berichtsjahr bei 4,65 Millionen
lagen, was einen weiteren Zuwachs von 1,44% gegenüber dem Rekordjahr 2012 bedeutet.
Ein weiterer Grund für den Erfolg der Bundeskultureinrichtungen beim Publikum ist auch
die laufende räumliche Verbesserung, für die aus dem Kulturbudget 2013 Mittel in Höhe von
€ 12,4 Millionen zur Verfügung gestellt wurden. Damit kommen Projekte zur Umsetzung, wie
die im Februar 2013 eröffnete Kunstkammer Wien. Nach elfjähriger Schließzeit ist diese ein­
zigartige Sammlung, deren Neupräsentation eines der wichtigsten Kulturprojekte der letzten
Jahre war, nun ein Highlight der österreichischen und internationalen Museumslandschaft.
Herausragende Präsentationen bilden die Grundlage, um der Bevölkerung die Bedeutung
von Kunst und Kultur für ihr tägliches Leben zu vermitteln. Dies gilt nicht nur für die Angebote
der Bundeskultureinrichtungen, sondern ganz wesentlich auch für andere kulturelle Bereiche
wie etwa das Büchereiwesen. Durch die Erstellung einer Büchereilandkarte Österreichs wurde
deutlich, dass die »Lese-Nahversorgung« in manchen Regionen starken Ausbaubedarf hat. Die
Ausarbeitung entsprechender Maßnahmenpläne war daher 2013 ein wichtiges Aufgabenge­
biet der Kultursektion und wird es auch in den kommenden Jahren bleiben.
Wie auch für weitere, primär in der Verantwortung der regionalen Entscheidungsträge­
rInnen liegende Kulturaktivitäten, stellt die Bundeskulturverwaltung hier vor allem Anreiz­
förderungen und Fachexpertise zur Verfügung, die am Ort der Umsetzung ihren gesamtgesell­
schaftlichen Mehrwert und positive Effekte auf Bildung, Wirtschaft und gesellschaftspolitische
Entwicklung einer Region entfalten sollen.
Ähnliches gilt für den Denkmalschutz. Die sachkundige Beratung und Unterstützung
durch die ExpertInnen des Bundesdenkmalamtes ist eine wesentliche Serviceleistung bei der
Suche nach bestmöglichen Lösungen für Erhaltungs- und Sanierungsprojekte, deren Rolle als
Beschäftigungsmotor in der regionalen Wirtschaft durch Studien belegt ist. Zeitgemäße Richt­
linien und Standards im Denkmalschutz, ein innovatives elektronisches Denkmalinformations­
system sowie umfassende Vermittlungsarbeit sind die österreichweit einheitlichen Fundamente
des Denkmal- und Kulturgüterschutzes. Die Kultursektion arbeitet auch in diesen Belangen
laufend in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Die 2013 insgesamt durch
den Bund zur Verfügung gestellten Mittel in Höhe von knapp € 18 Millionen für Förderungen
verstehen sich darüber hinaus als Anreiz für Erhaltungs- oder Sanierungsarbeiten durch den
jeweiligen Eigentümer des Denkmals.
Die vielfältige Bandbreite der Herausforderungen für die Bundeskulturpolitik lässt
sich aus diesen genannten Eckpunkten deutlich ablesen. Deren Bewältigung liegt nach der
Neuordnung der Aufgabenbereiche in der aktuellen Legislaturperiode seit März 2014 im
Kompetenzbereich des Bundeskanzleramtes. Ich danke allen MitarbeiterInnen der Kulturein­
richtungen des Bundes und der Kultursektion für ihre engagierte Arbeit und freue mich auf
eine erfolgreiche Zusammenarbeit in den kommenden Jahren. Mein Ziel ist es, das vielfältige
Kulturangebot unseres Landes auf höchstem Niveau zu halten und möglichst viele Menschen
daran teilhaben zu lassen. Kultur muss als wesentliches Element einer zukunftsgerichteten,
gesamtgesellschaftlichen Entwicklung gesehen und etabliert werden.
Dr. Josef Ostermayer
Bundesminister für Kunst und Kultur,
Verfassung und Öffentlichen Dienst
Inhalt
Überblick Kulturangelegenheiten
7
Kulturbudget 2013
8
Museumsaufgaben
9
Bundestheater
13
Public Governance
15
Bundes­museen
17
Albertina
18
Österreichische Galerie Belvedere
32
Kunsthistorisches Museum mit Museum für Völkerkunde
und Österreichischem Theatermuseum
42
Museum für Völkerkunde
53
Österreichisches Theatermuseum
60
MAK – Österreichisches Museum für Angewandte Kunst
66
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien – mumok
77
Naturhistorisches Museum
87
Technisches Museum Wien mit Österreichischer Mediathek
103
Österreichi­sche Nationalbibliothek
117
Österreichische Nationalbibliothek
118
Österreichi­sche Bundes­theater
129
Österreichische Bundestheater
130
Bundestheater-Holding GmbH
131
Burgtheater GmbH
137
Wiener Staatsoper GmbH
144
Volksoper Wien GmbH
153
Wiener Staatsballett
160
ART for ART Theaterservice GmbH
165
Denkmal­schutz
169
Bedeutung von Denkmalschutz
170
Abteilung Denkmalschutz des Bundesministeriums für
Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK)
171
Bundesdenkmalamt
179
Regionalbereich/Landeskonservatorate
192
Museumsquartier
201
Museumsquartier – MQ
202
Stiftungen
209
Leopold Museum-Privatstiftung
210
Österreichische Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung
223
Österreichische Ludwig Stiftung für Kunst und Wissenschaft
229
Weitere Kulturangelegenheiten
231
Wiener Hofmusikkapelle
232
Öffentliches Büchereiwesen
236
Volkskultur
243
Museumsförderungen
248
Kulturnetzwerk
252
Informationsmanagement
255
Kulturprogramme für Schulen
259
EU- und internationale­ Kulturan­ge­legen­heiten
261
EU-Kulturangelegenheiten
262
Bi- und Multilaterale Kulturelle Auslandsangelegenheiten
272
Restitution
283
Einleitung
284
Beirat – Personelle Zusammensetzung 2013
285
Kommission für Provenienzforschung
286
Zum Stand der Recherchen in den Bundesmuseen und Sammlungen
288
Sitzungen des Beirats
294
Überblick
Kulturange­
legenheiten
Bundesmuseen und Österreichische Nationalbibliothek
•• Basisabgeltungen
•• Investitionsprogramm
•• BesucherInnen
Bundestheater
•• Basisabgeltungen
•• BesucherInnen
•• Evaluierung der Bundestheater
Public Governance
Kulturbudget 2013
Die Ausgaben des Bundesministeriums für
Unterricht, Kunst und Kultur für den Kul­
Tabelle 1 Ausgaben des Bundes
für Kulturangelegenheiten
2012 und 2013 in € Mio.
Tabelle 2 Ausgaben des Bundes
für Kulturangelegenheiten
nach Aufgabenbereichen 2013
in € Mio. und Prozenten am
Gesamtkulturbudget
turbereich beliefen sich im Jahr 2013 auf
€ 343,89 Mio.
Jahr
Betrag in € Mio
2012
351,48
2013*
343,89
Aufgabenbereiche 2013
€ Mio.
%
Museumsaufgaben: Bundesmuseen, ÖNB, MQ, Leopold Museum,
Museumsvorhaben und -förderungen, Restitution
140,95
42,25 %
Bundestheater
148,94
44,65 %
33,43
10,04 %
Büchereiwesen, Volkskultur
2,67
0,8 %
Hofmusikkapelle
1,39
0,42 %
Kulturnetzwerk
0,28
0,08 %
Kulturinformation
1,02
0,31 %
Wien Aktion
4,86
1,46 %
343,89
100,0 %
Bundesdenkmalamt, Denkmalschutz
Summe Kulturbereich
*Die Differenz zu 2012 ergibt sich vor allem durch den Wegfall von 2012 geleisteten Vorlaufzahlungen in
Folge der Umstellung auf das neue Bundesfinanzgesetz.
Immer mehr junges Publikum
auch dank stabilen Bundeskulturbudgets © Albertina
8
Museumsaufgaben
Aufgabenbereich
Basisabgeltung des Bundes für die vollrechtsfähigen Anstalten gem. BM-G
2002 (Bundesmuseen; ÖNB)
Museale Förderung
Gemeinsame Museumsvorhaben
Summe museale Aufgaben
Die Basisabgeltung für die Bundesmuseen
und die Österreichische Nationalbibliothek
(ÖNB) als vollrechtsfähige Anstalten öffent­
lichen Rechts betrug 2013 € 107,653 Mio.
Rechtsgrundlage für die Bundesmuseen/ÖNB
ist das Bundesmuseen-Gesetz 2002 i.d.g.F.
Der Bereich Museale Förderung umfasst
Zahlungen an das Österreichische Museum
für Volkskunde, das Jüdische Museum Wien,
die Friedrich und Lilian Kiesler Privatstiftung
und andere Museen in Österreich.
2012
2013
107,65
107,65
1,50
1,69
28,76
31,61
137,91
140,95
Tabelle 3 Ausgaben des Bundes
für Museumsaufgaben 2012
und 2013 in € Mio.
Die Gemeinsamen Museumsvorhaben ent­
halten unter anderem das Investitionspro­
gramm für die Bundesmuseen und ÖNB
sowie die Rückzahlungsraten für das Mu­
seumsQuartier gemäß Tilgungsplan. 2013
wurden im Bereich der Investitionen für die
Bundesmuseen Mittel in Höhe von € 12,06
Mio. aufgewendet.
Der erhöhte Betrag gegenüber 2012 re­
sultiert in erster Linie aus der Auflösung von
Rücklagen im Bereich der Investitionen an
den Bundesmuseen (§5-Mittel).
Basisabgeltungen Bundesmuseen und
Österreichische Nationalbibliothek
Institution
2012
2013
16,884
16,884
Museum für Völkerkunde
4,280
4,280
Österreichisches Theatermuseum
2,615
2,615
23,779
23,779
Österreichische Galerie Belvedere
8,907
8,907
Albertina
7,684
7,684
MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst
9,598
9,598
Technisches Museum
9,670
9,670
Österreichische Mediathek
1,881
1,881
11,551
11,551
8,725
8,725
Naturhistorisches Museum Wien
14,381
14,381
Summe Bundesmuseen
84,624
84,624
Österreichische Nationalbibliothek
23,028
23,028
107,653
107,653
Kunsthistorisches Museum
gesamt
gesamt
mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig
Gesamt
Tabelle 4 Basisabgeltungen der
Bundesmuseen und Österreichischen Nationalbibliothek
2012 und 2013 in € Mio.
9
Investitionsprogramm Bundes­
museen und Österreichische Nati­
onalbibliothek
Unter dem Investitionsprogramm für die
Bundesmuseen werden nutzerspezifische
bauliche Investitionsvorhaben, Bestandsad­
Tabelle 5 Investitionen in
Bundesmuseen und Österreichischer Nationalbibliothek
2013 in €
aptierungen und technische Sicherheitsmaß­
nahmen verstanden, die durch das Bundesmi­
nisterium für Unterricht, Kunst und Kultur
nach Maßgabe der sachlichen und kulturpo­
litischen Prioritäten unter Berücksichtigung
der diesen Einrichtungen sowohl aus eige­
nen finanziellen Ressourcen als auch durch
Sponsoring zur Verfügung gestellten Mitteln
bereitgestellt werden.
Einrichtungsmaßnahmen
2013
Mittel BMUKK
2013 in €*
Institution
Gesamtvorhaben
Kunsthistorisches Museum mit Museum für Völkerkunde und Österreichischem Theatermuseum
Neugestaltung des Museums
für Völkerkunde Weltmuseum
Wien
Investitionen im Sicherheitsbereich
Österreichische Galerie
Belvedere
Sicherung der Sammlung
Rennweg 4 – Büro u. Depotflächen
Restaurierungsabteilung
Winterpalais Prinz Eugen v.
Savoyen
Albertina
Sicherung der Sammlung
Erneuerung Kamerasystem (T
2 – 4)
Investitionen im Sicherheitsbereich
604.000
MAK – Österreichisches
Museum für angewandte
Kunst
Verbesserung der BesucherInnen-Freundlichkeit und
Sicherung der Sammlung
Fortsetzung Innenfenstersanierung
Neugestaltung Schausammlung
Investitionen im Sicherheitsbereich
885.959
Technisches Museum
mit Österreichischer
Mediathek
Verbesserung der BesucherInnen-Freundlichkeit und
Sicherung der Sammlung
Neueinrichtung Verkehr Phase
II
Infrastruktur Mediathek
Investitionen im Sicherheitsbereich
mumok – Museum
Moderner Kunst Stiftung
Ludwig
Verbesserung der BesucherInnen-Freundlichkeit und
Sicherung der Sammlung
Depotverbesserungen
Erweiterung Gebäudeleittechnik
IT-Ausstattung
Naturhistorisches Museum Wien
Verbesserung der BesucherInnen-Freundlichkeit und
Generalsanierung PASiN
(Pathologisch Anatomische
Sammlung im NHM)
Generalsanierung Prähistoriensaal
Innenfassadensanierung
PASiN
4.187.006
Österreichische Nationalbibliothek
Verbesserung der BesucherInnen-Freundlichkeit und
Sicherung der Sammlung
Literaturmuseum Fenstersanierung
Investitionen im Sicherheitsbereich
3.011.191
659.257
1.390.000
1.058.292
261.295
* Die Angaben beziehen sich ausschließlich auf die vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur im Berichtsjahr 2013
für das jeweilige Projekt zur Verfügung gestellten Mittel.
10
Im Jahr 2013 wurden für die Kompetenzbe­
reiche des Bundesministeriums für Unterricht,
Kunst und Kultur insgesamt € 12.057.000,–
angewiesen. Der Bundesvoranschlag des Jah­
res 2013 für Investitionen an den Bundes­
museen und der ÖNB betrug € 10,80 Mio.
Die Differenz zum Vorjahr ergibt sich durch
die Auflösung von Rücklagen.
Besucherinnen Bundesmuseen und
Österreichische Nationalbibliothek
voll
zahlende
Personen
ermäßigt
zahlende
Personen
nicht
zahlende
Personen
% Anteil
zahlende
Personen
Museum
2012
2013
Verände­
rung in %
Albertina
620.333
631.126
1,74
223.055
233.966
174.105
72,41
Belvedere
1.139.585
957.802
-15,95
398.150
309.623
250.029
71,90
KHM
1.351.940
1.405.997
4,00
395.788
493.024
517.185
63,22
MAK
139.172
110.900
-24,91
22.832
27.459
60.609
45,35
mumok
199.602
181.072
-9,28
50.996
72.996
57.080
68,48
NHM*
564.512
754.768
33,70
219.587
161.720
373.263
50,55
TMW
316.939
366.542
15,65
58.745
69.319
238.478
34,94
ÖNB
246.538
245.033
-0,61
54.697
107.385
82.951
66,15
4.578.621
4.653.240
1,44
1.424.048
1.475.492
1.753.700
62,31
Gesamt
Ab 2013 werden zur besseren Vergleich­
barkeit der BesucherInnenzahlen zwischen
den Bundesmuseen ausschließlich die Aus­
stellungsbesucherInnen erhoben. Durch
Präzisieren der Definitionen sowie der Her­
ausnahme ausschließlicher Veranstaltungs­
besucherInnen aus der Statistik konnte
Klarheit in der Zuordnung geschaffen
werden. Trotz dieser Änderungen konnten
die Bundesmuseen im Jahr 2013 eine Be­
suchssteigerung von 1,4% gegenüber dem
Vorjahr verzeichnen.
Beeindruckende Steigerungen konnten
im Berichtsjahr die Kulturmuseen erzielen.
Im Naturhistorischen Museum beträgt
der Anstieg der BesucherInnen-Zahlen un­
glaubliche 34% im Vergleich zum Vorjahr.
Zurückzuführen ist dies auf die Erneue­
rungen in den Schausammlungen und auf
die erfolgreiche Sonderausstellungen Body
Worlds – Körperwelten & Zyklus des Lebens sowie Das Geschäft mit dem Tod – das
7. Artensterben?. Im Technischen Museum
konnte ein Plus von von 16% im Vergleich
zum Vorjahr erzielt werden; Grund dafür
sind die erfolgreichen Sonderausstellungen
Roboter – Maschine und Mensch sowie
Space – Die Weltraumausstellung. 52% der
GesamtbesucherInnen des TMW im Be­
richtsjahr waren Kinder und Jugendliche.
Bei den Kunstmuseen war 2013 das
Kunsthistorische Museum (KHM) mit 1,4
Millionen BesucherInnen das meistbesuchte
Haus. Gegenüber dem bisherigen »KlimtRekordjahr« konnte eine weitere Steigerung
um 4% erzielt werden. Trotz Anlaufschwie­
rigkeiten zu Jahresbeginn war das Berichts­
jahr für das KHM infolge der Eröffnung der
Kunstkammer und der überaus gut ange­
nommenen Lucian Freud-Ausstellung damit
äußerst erfolgreich.
Im Belvedere gingen die Besuchszahlen
gegenüber dem Vorjahr um 16% zurück; je­
doch brachte 2013 das zweitbeste Ergebnis
nach dem überdurchschnittlich erfolgrei­
chen »Klimtjahr«. Die Besuchszahlen des
11
Tabelle 6 BesucherInnen der
Bundesmuseen und Österreichischen Nationalbibliothek
2012 und 2013
Belvedere lagen damit nicht nur innerhalb
des Planungswertes, sondern fielen im Ver­
gleich zu den Jahren davor sehr gut aus:
gegenüber 2011 konnte eine Steigerung von
8% erreicht werden.
Der Vergleich der GesamtbesucherIn­
nenzahlen im MAK 2013 mit 2012 ist eben­
falls nicht aussagekräftig, da bis 2012 die
Vermietungs- und BibliotheksbesucherInnen
inkludiert waren. Tendenziell ist im Vergleich
zum Vorjahr trotz umbaubaubedingter par­
tieller Schließungen der Ausstellungsräume
eine Steigerung der zahlenden BesucherInnen
um 7% zu verzeichnen. Der Anteil zahlender
BesucherInnen im MAK hat sich in den
vergangenen Jahren erfreulich erfolgreich
entwickelt und liegt nunmehr bei 45,35%.
Das mumok zählte 2013 insgesamt
181.072 BesucherInnen. Darin sind Veran­
staltungsbesucherInnen ohne Museumsbezug
(2012: 9.425 / 2013: 8.888), welche bis
einschließlich 2012 berücksichtigt wurden,
nicht mehr enthalten. Bis auf einen leichten
Tabelle 7 U19-BesucherInnen
der Bundesmuseen und Österreichischen Nationalbibliothek
2012 und 2013
Freier Eintritt bis 19 Jahre
Die BesucherInnen in der Altersgruppe unter
19 Jahren (U19) machten 2013 erstmals
mehr als eine Million aus; das ist eine Stei­
gerung von mehr als 9% seit der Einfüh­
rung des Freien Eintritts für Kinder und
Jugendliche im Jahr 2010; mehr als 3,7 Mio.
junge Menschen haben seither die Möglich­
keit des Freien Eintritts genutzt. Auch die
begleitenden Vermittlungsprogramme wer­
den weiterhin sehr gut angenommen: bisher
haben 963.456 Kinder und Jugendliche an
insgesamt 53.194 Vermittlungsterminen teil­
genommen (Stand 31. Dezember 2013).
Museum
2012
2013
Veränderung in %
Albertina
83.507
93.454
11,91 %
Belvedere
178.601
140.961
-21,07 %
KHM
210.500
199.041
-5,44 %
MAK
8.454
10.257
8,49 %
31.800
29.658
-6,73 %
NHM
240.302
306.993
27,75 %
TMW
165.720
191.608
15,62 %
ÖNB
27.752
32.651
17,65 %
946.636
1.004.623
6,12 %
mumok
Gesamt
Tabelle 8 Entwicklung der
U19-BesucherInnen-Zahlen in
Bundesmuseen und Österreichischer Nationalbibliothek
2009 bis 2013
Rückgang von 4,8% im bereinigten Vergleich
konnte das Niveau zum Vorjahr daher auch
im mumok innerhalb der Planungswerte ge­
halten werden.
Jahr
BesucherInnen
Veränderung
2009
742.984
2010
920.199
+ 24 %
2011
858.400
- 7 %
2012
946.636
+ 10 %
2013
1.004.623
+ 6 %
12
Bundestheater
Der Konzern besteht aus fünf Gesellschaften
mit beschränkter Haftung: die Bundesthe­
ater-Holding GmbH sowie die Burgtheater
GmbH, die Wiener Staatsoper GmbH, die
Volksoper Wien GmbH und die Art for Art
Theaterservice GmbH. Letztere erhält keine
öffentlichen Mittel.
Basisabgeltung Bundestheater
Institution
2012
2013
5,6
4,9
Burgtheater GmbH
55,2
46,4
Wiener Staatsoper GmbH
57,9
54,6
Volksoper Wien GmbH
41,8
38,5
160,5
144,4
Bundestheater Holding GmbH
Gesamtsumme
Der (scheinbar) stark erhöhte Betrag 2012
ergab sich durch die Bereinigung der Zah­
lungsströme auf Grund des neuen Bundes­
finanzgesetzes. Dieses sieht keine Vorlauf­
zahlungen mehr vor; angewiesen werden die
Beträge im tatsächlich anfallenden Zeitraum.
2012 wurden daher die letztmaligen Vor­
laufzahlungen (die im Dezember 2012 für
Tabelle 9 Basisabgeltung der
Bundestheater 2012 und 2013
in € Mio.
Jänner 2013 angewiesen wurden) dargestellt;
dementsprechend ist im Berichtsjahr die Dar­
stellung um diese Vorlaufzahlungen reduziert
und beläuft sich auf € 144,4 Mio.
Die Bundestheater-Holding legt jährlich
einen umfassenden Geschäftsbericht über die
Tätigkeit der Bundestheater-Holding, der Büh­
nengesellschaften und der Art for Art vor.
BesucherInnen Bundestheater
Institution
2011/2012
2012/2013
Burgtheater
438.860
430.653
Wiener Staatsoper
588.989
599.724
Volksoper Wien
305.873
308.008
1.333.722
1.338.385
Gesamt
Im Geschäftsjahr 2012/2013haben insgesamt
1,338 Mio. Personen die Vorstellungen der
Bundestheater besucht. Das waren um 4.663
Personen oder 0,4% mehr als im Jahr davor.
13
Tabelle 10 BesucherInnen der
Bundestheater 2012 und 2013
Evaluierung der Bundestheater
Im Sommer 2011 wurde die im Regierungs­
programm vorgesehene Evaluierung der
Bundestheater abgeschlossen. Diese war
seit Ende 2008 in mehreren Etappen durch­
geführt worden. Gegenstand der Untersu­
chung waren die rechtliche Evaluierung der
Bundestheater-Gruppe,
Effizienzanalysen
der Bundestheater-Holding GmbH und der
Theaterservice GmbH, sowie wirtschaftliche
Effizienzanalysen der Bühnengesellschaf­
ten Burgtheater GmbH, Wiener Staatsoper
GmbH und Volksoper Wien GmbH.
Die Analysen waren jeweils auf die
rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte der
Gesellschaften ausgerichtet und die Evaluie­
rungsberichte vermitteln ein umfassendes Bild
über die Stärken und Optimierungspotenziale
der österreichischen Bundestheater in diesen
Bereichen. Eine Beurteilung der künstlerischen
Arbeit war nicht Gegenstand der Analyse.
Auf Basis der Ergebnisse erstellte die
Bundestheater-Holding GmbH einen Katalog
von Anpassungs- und Verbesserungsmaßnah­
men innerhalb des Bundestheater-Konzerns.
Der Maßnahmenkatalog wurde im Sommer
2011 den Aufsichtsräten aller Konzerngesell­
schaften übermittelt und von diesen Mitte
September 2011 einstimmig genehmigt.
Der Katalog sieht schrittweise Maß­
nahmen zur Umsetzung der Ergebnisse der
Evaluierung des Bundestheaterkonzerns mit
einem Optimierungspotenzial in Höhe von
ca. € 12,4 Mio. für den Zeitraum von fünf
Jahren, bis zum Ende der Saison 2014/15 vor.
Die Bundestheater-Holding legte im
Oktober 2013 einen Zwischenbericht über
die Umsetzung des Maßnahmenkataloges
aufgrund der Ergebnisse der Evaluierung des
Bundestheater-Konzerns vor.
14
Die finanziellen Optimierungsziele konnten
mit Stand Geschäftsjahr 2012/13 bei allen
Konzerngesellschaften erreicht beziehungs­
weise um insgesamt € 3,366 Mio. über­
troffen werden. Erreicht wurde dies unter
anderem durch überplanmäßige Erlösstei­
gerungen aufgrund der hervorragenden
Auslastung in den Geschäftsjahren 2011/12
und 2012/13.
Es muss hinzugefügt werden, dass die­
sen finanziellen Optimierungen zusätzliche
Ausgaben, wie Personalkostensteigerungen,
allgemeine Teuerungen im Sachaufwand etc.,
entgegenstehen. Weitergehende Maßnahmen
sind daher zu setzen, um den Fortbestand
der österreichischen Bundestheater mittelbis langfristig abzusichern.
Auf die Problematik des generell nicht
valorisierten Bundeskulturbudgets, welches
Theater wie Museen und alle sonstigen Kul­
turveranstalter, die finanzielle Unterstützung
aus Bundesbudgetmitteln erhalten gleicher­
maßen betrifft, muss hingewiesen werden.
Die Novellierung des Bundestheateror­
ganisationsgesetzes (BThOG) sieht ab dem
Jahr 2014 eine Erhöhung der Abgeltung der
Aufwendungen der Bühnengesellschaften zur
Erfüllung des kulturpolitischen Auftrages (§
7 Abs. 2 BThOG) um € 4,5 Mio. jährlich vor.
Entsprechend dem sich aus dem durch
den Bundesminister für Finanzen für die Bud­
getjahre 2014 und 2015 vorgelegten Bud­
getvorschlag hat der Bundestheater-Konzern
seine Planungen an die budgetären Vorgaben
anzupassen. Sich allenfalls daraus ergebende
Maßnahmenkataloge sind mit Beginn des
Jahres 2014 in allen Konzerngesellschaften
in Ausarbeitung und werden sich nach Be­
schluss durch die jeweiligen Aufsichtsräte in
den Budgets für die Geschäftsjahre 2014/15
sowie 2015/16 widerspiegeln.
Public Governance
Im Jahr 2013 wurden Schritte zur Umset­
zung des von der Bundesregierung im Herbst
2012 beschlossenen Bundes Public Corporate
Governance Kodex im Rahmen der Bun­
deskultureinrichtungen im Zuständigkeitsbe­
reich des Kulturressorts gesetzt. Im Jahr 2014
werden die Institutionen erstmals über die
Corporate Governance des abgeschlossenen
Geschäftsjahres 2013 berichten. An Verbes­
serungen der Public Corporate Governance
der Bundeskultureinrichtungen wird laufend
gearbeitet.
15
16
Bundes­
museen
Albertina
Österreichische Galerie Belvedere
Kunsthistorisches Museum mit Museum für Völkerkunde
und Österreichischem Theatermuseum
MAK Museum für Angewandte Kunst
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien mumok
Naturhistorisches Museum
Technisches Museum Wien mit Österreichischer Mediathek
1
Albertina
www.albertina.at
Dr. Klaus Albrecht Schröder,
Geschäftsführer
••
••
••
Kuratorium 2013
•• Dr. Christian Konrad; Vorsitzender
•• Dr. Bernhard Riessland;
stv. Vorsitzender
••
••
••
••
Albertina Außenansicht,
© Albertina/Foto Michael
Rzepa
Profil
Die Albertina ist das Bundesmuseum für
österreichische und internationale Kunst
der Zeichnung, Druckgrafik und Fotografie.
Kernkompetenz der Albertina sind Zeichnun­
gen, Druckgrafiken, Fotografien und andere
Werke auf Papier. Ergänzende Kompetenzen
18
Dr. Gerhard Popp
Günther W. Havranek
Dipl. Ing. Wolfgang
Foglar-Deinhardstein
Dr. Christian Benedik
Em. Univ. Prof. Dr. Götz Pochat
Silvia Eisenburger-Kunz
Präsident Fritz Neugebauer
der Albertina sind Arbeiten und Modelle der
Architektur sowie Plakate und Miniaturen.
Die Schausammlung der Albertina umfasst
insbesondere Werke der internationalen Ma­
lerei der Klassischen Moderne aus Dauerleih­
gaben. (aus den Leitlinien für die besondere
Zweckbestimmung § 13 der Museumsord­
nung für die Albertina, BGBl. II, Nr. 138 vom
1. Dezember 2009)
Sammlungen
••
••
••
••
••
Grafische Sammlung
Architektursammlung
Sammlung für Gegenwartskunst
Fotosammlung
Sammlung Batliner
Für das Jahr 2013 verzeichnet die Alber­
tina insgesamt 919 Neuzugänge. 442 Neu­
erwerbungen beziehen sich auf die Grafische
Sammlung, die Sammlung für Gegenwarts­
kunst und die Sammlung Batliner. Davon
sind 140 Werke Ankäufe (u. a. großformatige
Zeichnungen von Alex Katz und Robert
Longo), 278 Werke sind Schenkungen (u. a.
von Erwin Wurm, Alex Katz, Herbert Boeckl
und Markus Prachensky). An Dauerleihga­
ben (insgesamt 22) sind besonders hervorzu­
heben: Werke von Egon Schiele und Gustav
Klimt und Gerhard Richter. Die Sammlung
von Herbert und Rita Batliner wurde um
wichtige Werke erweitert; darunter Gemälde
von Henri Manguin, Alex Katz und Georg
Baselitz. Die Architektursammlung erhielt
sieben Zeichnungen (Projekte und Architek­
turdarstellungen) Clemens Holzmeisters als
Schenkung. Die Fotosammlung weist für das
Berichtsjahr 470 Neuzugänge auf. Zu den
wichtigsten Neuzugängen zählen sechs Bilder
des japanischen Fotografen Shomei Tomatsu,
die von der Österreichischen Ludwig-Stif­
tung für Kunst und Wissenschaft erworben
und der Albertina als Dauerleihgaben zur
Verfügung gestellt wurden.
mälden, Collagen und Skulpturen sowie re­
präsentativen Beispielen illustrierter Bücher
und Dokumente vereinte die Ausstellung alle
Werkphasen, Entdeckungen und Techniken
des Künstlers und stellte sein Leben und
Schaffen im biografischen wie zeitgeschicht­
lichen Kontext vor.
Max Ernst gehört mit Matisse, Picasso,
Beckmann, Kandinsky und Warhol zu den
Jahrhundertfiguren der Kunstgeschichte. Sein
Erfindungsreichtum im Umgang mit Bild- und
Inspirationstechniken, die Brüche zwischen
zahlreichen Werkphasen und der Wechsel der
Themen irritieren. Was als Konstante bleibt,
ist die Beständigkeit des Widerspruchs.
Die Ausstellung entstand in Koopera­
tion mit der Fondation Beyeler.
Im Berichtsjahr fanden in der Albertina 15
Sonderausstellungen statt. Fünf Sonderaus­
stellungen wurden unter Beteiligung interna­
tionaler Partnerinstitutionen produziert oder
an diese weitergegeben.
Bosch Bruegel Rubens Rembrandt. Meis­
terwerke der Albertina
Die Albertina besitzt eine der weltweit be­
deutendsten Sammlungen niederländischer
Handzeichnungen aus der Zeit von 1450 bis
1650. Die Epoche der »Alten Niederländer«
ist mit einzelnen herausragenden Werken
aus dem Umkreis des Jan van Eyck, von Pe­
trus Christus oder Dirk Bouts vertreten. Die
Arbeiten von Hieronymus Bosch und Pieter
Bruegel d. Ä. markieren einen ersten Höhe­
punkt der erlesenen Kollektion. Das weitere
16. Jahrhundert ist mit Meisterzeichnungen
von Gossaert, Heemskerck oder Goltzius prä­
sent. Den Schwerpunkt der Sammlung bildet
aber Hollands »goldenes« 17. Jahrhundert
mit bedeutenden Blättern von Rembrandt
und seiner Schule. Die vom Hause Habsburg
dominierten südlichen Niederlande vertreten
die berühmtesten flämischen Meister ihrer
Zeit: Peter Paul Rubens, Anton van Dyck
und Jacob Jordaens.
Eine zeitgenössische Position ergänzte
und reflektierte die Sammlungsbestände: Der
belgische Künstler Antoine Roegiers (*1980)
war mit seinem Animationsfilm und Zeich­
nungen zu Pieter Bruegels Sieben Todsünden
innerhalb der Ausstellung zu sehen.
Max Ernst. Retrospektive
Die Albertina widmete dem großen Bilder­
finder Max Ernst seine erste Retrospektive in
Österreich. Mit einer Auswahl von 180 Ge­
Gottfried Helnwein
Gottfried Helnwein zählt international zu
den bekanntesten österreichischen Künstlern.
Die Albertina widmet dem 1948 in Wien
Ausstellungen
19
geborenen Künstler, der heute in Los Angeles
und Irland lebt, eine umfassende und die
bisher größte Retrospektive im deutschspra­
chigen Raum.
Gottfried Helnweins Schaffen ist von
der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft,
deren Reiz- und Tabuthemen geprägt. Wie­
derkehrende Motive seiner Arbeiten sind
dabei das Kind, der verwundete und der
malträtierte Körper.
Ein Schwerpunkt der Ausstellung lag auf
dem Frühwerk. Gezeigt wurden zudem zen­
trale Werkgruppen, wie die in den 1990er
Jahren in Deutschland entstandenen mono­
chromen Serien Night oder Righteous Men,
die aus Helnweins ersten Jahren in den USA
stammende Serie Paradise Burning und mit
Los Caprichos, The Disasters of War und
Murmur of the Innocents auch Arbeiten der
jüngeren Zeit.
Gunter Damisch
Gunter Damisch (*1958 in Steyr/Oberös­
terreich) wurde in den 1980er Jahren im
Rahmen der »Neuen Wilden« bekannt, einer
losen Gruppe junger Künstler, die mit ihren
expressiven und farbintensiven Bildern auf
den zuvor international angesagten Tod der
Malerei reagierten. In seinem umfangreichen
Schaffen kreierte Damisch eine individuelle
Ikonografie und Mythologie, die im Grenz­
bereich zwischen Figuration und Abstraktion
seine Bildwelten ausloten. Die jüngst ent­
standenen monumentalen Holzschnitte, Uni­
katdrucke und Druckcollagen des Künstlers,
der seit 1998 als Professor für Grafik und
druckgrafische Techniken an der Akademie
der bildenden Künste tätig ist, wurden in
dieser Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit
präsentiert.
Ausstellung Gottfried
Helnwein, ©Albertina/Foto
Thomas Gorisek
20
Matisse und die Fauves
Im Herbst 2013 zeigte die Albertina zum ers­
ten Mal in Wien und Mitteleuropa eine große
Ausstellung zu Henri Matisse und seinen
»wilden« Anfängen. Abgesehen von Werken
aus den eigenen Sammlungen (Sammlung
Ausstellung Henri Matisse,
©Albertina/Foto Christian
Wachter
Batliner und Grafische Sammlung) waren
Leihgaben aus dem Centre Pompidou/Paris,
dem Museum of Modern Art/New York,
der National Gallery/Washington, der Tate/
London und der Eremitage/St. Petersburg,
um nur die wichtigsten Museen zu nennen, in
der Ausstellung zu sehen. Gezeigt wurden an
die 50 Werke, Gemälde, Aquarelle, Bronzen
und Keramiken von Henri Matisse. Um diese
wurden Arbeiten weiterer Fauvisten grup­
piert. Insgesamt wurden circa 140 Werke,
Gemälde, Aquarelle, Bronzen, Steinskulptu­
ren, Keramiken und Möbel präsentiert.
Dreaming Russia
Einen einmaligen Einblick in die russische
Kunst der Gegenwart gab die Ausstellung
Dreaming Russia. Ermöglicht wurde diese
dank einer Kooperation mit der Gazprom­
bank, deren umfangreiche Sammlung Ar­
beiten bereits renommierter, aber auch
herausragender junger Künstlerinnen und
Künstler aus Russland versammelt. Das ak­
tuelle Kunstschaffen Russlands, aus dem die
Albertina anhand 13 ausgewählter Positio­
nen einen Ausschnitt präsentierte, bedient
sich der verschiedensten Kunstgattungen: der
Malerei wie der Fotografie, der Raumins­
tallation, der Performance wie dem Skulp­
turalen. Der Fokus der Ausstellung lag auf
konzeptueller Kunst und greift die russische
Tradition des Geschichtenerzählens auf.
Sonja Gangl. Dancing With The End
Die Albertina präsentierte die erste museale
Einzelausstellung der österreichischen Künst­
lerin Sonja Gangl. In großformatigen Zeich­
nungen konzentriert sich Gangl auf Details
und Bildausschnitte, wobei sie häufig Filmund Fotomaterial zeichnerisch weiterverar­
beitet. Ihr neuer Werkzyklus beschäftigt sich
mit menschlichen Augen – Organen, die einen
Kontakt zur Welt herstellen, sich aufgrund
ihrer äußersten Verletzlichkeit aber gleichzei­
tig eine bedrohliche Welt auf Distanz halten
müssen. Ihnen gegenübergestellt wurden Ar­
beiten der Serie CAPTURED ON PAPER_
THE END, in denen Gangl die Schlussbilder
bekannter und weniger bekannter Kinofilme
in das Medium Zeichnung transformiert.
Georg Baselitz. Remix
In den Sammlungen der Albertina befinden
sich an die 120 Gemälde, Aquarelle, Druck­
grafiken und Zeichnungen von Baselitz, wo­
raus ein Querschnitt anlässlich des 75. Ge­
21
burtstages des Künstlers präsentiert wurde.
Einen Schwerpunkt der Schau bilden Werke
seiner 2005/06 entstandenen Remix-Gruppe:
Arbeiten, in denen Baselitz eigene frühere
Werke neuinterpretiert und reinszeniert hat.
Der 1938 geborene Georg Baselitz zählt zu
den wohl bekanntesten deutschen Malern
der Gegenwart. Mit seinen Werken prägte
er die moderne Malerei ab 1960. Das auf
den Kopf Stellen der Motive gilt seit über 40
Jahren als sein Markenzeichen und machte
ihn weltweit berühmt.
Parallel zur Baselitz Personale gab die
Albertina in einer Ausstellung von Farbholz­
schnitten der Renaissance auch Einblick in
die Privatsammlung des Künstlers.
In Farbe! Clair-Obscur-Holzschnitte der
Renaissance. Meisterwerke aus der
Sammlung Albertina und der Sammlung
Baselitz
Rund 160 Werke aus der Sammlung des
Malers Georg Baselitz und aus der Alber­
tina demonstrierten in dieser Ausstellung
eindringlich die Entstehung und künstleri­
sche Entwicklung des Clair-obscur-Holz­
schnitts im 16. Jahrhundert. Erste Beispiele
des Druckverfahrens, bei dem die schwarze
Linienplatte durch eine oder mehrere far­
bige Tonplatten ergänzt wird, stammen von
Lucas Cranach und Hans Burgkmair, der mit
dem Formschneider Jost de Negker zusam­
menarbeitete. Nur wenige Jahre nach der
Erfindung des Clair-Obscur-Holzschnittes in
Deutschland entstanden in Italien die ersten
Meisterwerke von Ugo da Carpi. Aufgrund
seiner technischen Weiterentwicklung erzielt
der Farbholzschnitt eine extrem malerische
Wirkung.
Ausstellungen 2013
Max Ernst. Retrospektive
23. Jänner – 5. Mai 2013
Lewis Baltz
1. März – 2. Juni 2013
Bosch Bruegel Rubens Rembrandt. Meisterzeichnungen der Albertina
15. März – 30. Juni 2013
22
Intervention Antoine Roegiers
Im Rahmen der Ausstellung Bosch Bruegel
Rubens Rembrandt
Gottfried Helnwein
25. Mai – 13. Oktober 2013
Gunter Damisch
19. Juni – 15. September 2013
Monet bis Picasso. Die Sammlung Batliner X
12. Juli 2013 – 23. September 2013
Albertina Contemporary Iv.
12. Juli – 10. November 2013
Intervention Marianne Lang
11. September 2013 – 2014
Henri Matisse und Die Fauves
20. September 2013 – 12. Jänner 2014
Dreaming Russia
12. Oktober – 1. Dezember 2013
Sonja Gangl. Dancing With The End
30. Oktober 2013 – 19. Jänner 2014
Georg Baselitz – Remix
8. November 2013 – 19. Jänner 2014
Farbholzschnitte des 16. Jahrhunderts aus
der Sammlung Georg Baselitz und der
Albertina
29. November 2013 – 2. Februar 2014
Monet bis Picasso. Die Sammlung Batliner Xi
12. Dezember 2013 – 28. Jänner 2014
Ausstellungen der Albertina, die 2013 auf
Tournee gingen
Max Ernst. Retrospektive
Ausstellung der Albertina in Kooperation mit
der Fondation Beyeler Basel
Albertina, 23. Jänner – 5. Mai 2013
Fondation Beyeler Riehen/Basel,
25. Mai – 8. September 2013
Blicke Passanten
Museum für Kunst und Geschichte Freiburg
22. März – 30. Juni 2013
Von Monet Bis Picasso. Die Sammlung
Batliner
Kunstmuseum Liechtenstein Vaduz
4. Oktober – 1. Dezember 2013
Albrecht Dürer
National Gallery Washington
24. März – 9. Juni 2013
Expressionistische Meisterwerke aus der
Albertina und der Sammlung Batliner
Eremitage St. Petersburg
9. Oktober 2013 – 12. Jänner 2014
Genderverteilung an allen Produktionen
Produktionen und
ProduzentInnen
Männer
Frauen
Gesamt
% Männer
% Frauen
Gesamt
KünstlerInnen mit Einzelpräsentationen
6
2
8
75 %
25 %
100 %
KuratorInnen
6
14
20
30 %
70 %
100 %
Kulturvermittlung
Das bereits bewährte und etablierte An­
gebot (Führungen, Kunstgespräche, Work­
shops, Audioguides, Rätselrallyes, Schul­
klassenprogramme) für Kinder, Jugendliche
und Erwachsene zu allen Ausstellungen
bildet eine solide Basis, die auch in die­
sem Berichtsjahr rege angenommen wurde.
Darauf aufbauend wurden neue Formate
entwickelt, beispielsweise das der surrealen
Führung in der Ausstellung Max Ernst, bei
der theaterpädagogische Elemente und sur­
reale Aktionen die TeilnehmerInnen aktiv in
die Gestaltung der Führung einbinden. Im
Bereich Schulklassen wurde das Museum
einmal mehr als außerschulischer Lernort
für Fremdsprachen etabliert. Hierfür kon­
zipierte das Team der KunstvermittlerInnen
ein umfang- wie materialreiches museum­
spädagogisches Programm, das individuell
auf die Sprachniveaus und das Alter der
SchülerInnen Rücksicht nimmt; angeboten
werden die Sprachen Englisch, Französisch
und Italienisch. Am österreichweiten Akti­
onstag Schule schaut Museum am sechsten
März konnten Schulklassen aus Wien und
Niederösterreich dieses Programm kosten­
frei in Anspruch nehmen. Das Audioguide­
angebot wurde um die Sprachen Spanisch
(für Monet-Picasso) sowie Russisch für alle
Produktionen erweitert.
Auch im Bereich der multimedialen
Vermittlung konnten neue Maßstäbe gesetzt
werden: in Kooperation mit Nous-Guide
und der Firma Samsung wurde ein Multi­
media-Guide zur Schausammlung Batliner
entwickelt, der nicht nur die Generation
der Digital Natives, sondern auch ältere
BesucherInnen auf spielerische Weise für die
Kunstwerke begeistern konnte. Der Multi­
mediaguide, der interaktiv die BesucherIn­
nen sowohl im Museum als auch via TVApp zu Hause erreicht, wurde auf der Messe
Museum and the Web in Portland, Oregon
(USA) der Öffentlichkeit präsentiert.
Anlässlich der Zehn-Jahresfeier der Al­
bertina konnte das Team der Kunstvermitt­
lung am 16. März die gesamte Bandbreite des
Angebots darstellen. Über 40 Kunstvermitt­
lungsaktionen, begleiteten die BesucherInnen
jeden Alters an diesem Tag.
23
Genderverteilung absolut und
in Prozent 2013
Kinderuni Kunst 2013,
©Albertina/Rainer Mirau
Besonderen Fokus legte die Kunstvermittlung
auf den Ausbau der Jugendarbeit. Mit einer
neuen Meisterklasse für 13- bis 15-Jährige
und einem monatlichen Samstagsangebot
(Führung mit Workshop) wurde unter dem
Titel AlberTEENA das Angebot für jugend­
liche IndividualbesucherInnen erweitert.
Die finanzielle Unterstützung durch die
Initiative Kulturvermittlung mit Schulen in
Bundesmuseen 2013 ermöglichte die Aktua­
lisierung der Website www.albertina-artivity.
at. Diese bildet die Arbeit der Kunstvermitt­
lung online ab, indem Ausstellungsinhalte
sowie Ideen zur Vor- und Nachbereitung des
Museumsbesuches oder einer Kunstbetrach­
tung orts- und zeitunabhängig zugänglich
gemacht werden. Die Website wurde für den
bestcontentaward.eu eingereicht.
Auch konnte durch die Initiative eine
gänzlich neue Richtung in der Vermittlungs­
arbeit mit dem Programm KuKon beschritten
werden. Hierfür erhielten die Kunstvermitt­
lerInnen eine Kurzausbildung in Mediation
sowie ein Kommunikationstraining. Auf
Basis dieser Schulungen konnte ein neues
Angebot erstellt werden, bei dem sich Schü­
lerInnen spielerisch mittels Kunstbetrachtung
24
mit gewaltfreier Kommunikation auseinan­
dersetzen. So soll dieses Programm dazu
beitragen, Peer-Gruppen in den Schulen zu
stärken, das Konfliktpotential in Schulklas­
sen zu senken und zeitgleich die SchülerInnen
für Kunst begeistern.
Ebenfalls erwähnenswert im Bereich Ausund Weiterbildung ist die Tatsache, dass das
gesamte Team der Albertina Kunstvermittlung
2013 pädagogisch zertifiziert wurde. Damit
sind sämtliche Kosten für Kunstvermittlungs­
aktivitäten für Kinder in der Albertina steu­
erlich absetzbar. So konnte für Eltern eine
finanzielle Erleichterung geschaffen werden,
die das Museum als Freizeitort attraktiver
macht; eine Entwicklung, die bereits mit dem
Gratiseintritt begonnen wurde.
Im Sommer 2013 schlossen die Teilneh­
merInnen des bereits zweiten Lehrganges
kunst.ac, einer Weiterbildung für PädagogIn­
nen in Kooperation mit der Pädagogischen
Hochschule Wien, positiv ab.
Fortgesetzt wurde die langjährige Ko­
operation mit dem Sozialpädagogischen Zen­
trum Holzhausergasse in Wien. Diese Arbeit
ist insofern sehr wichtig, als sie Jugendliche
fördert, die aufgrund ihrer psychischen und
sozialen Lage kaum Möglichkeit zur kultu­
rellen Teilhabe haben.
Bibliothek Und Archiv
Die Bibliothek der Albertina ist eine öffent­
liche wissenschaftliche Spezialbibliothek. Sie
umfasst mit einem Gesamtbestand von der­
zeit über 150.000 Medien die Schwerpunkte
Grafik, Malerei, Architektur und Fotografie,
einen wertvollen Bestand an Werkkatalogen
und Künstlermonografien, sowie eine große
Sammlung an Katalogen nationaler wie inter­
nationaler Ausstellungen der u. a. 50 ständi­
gen Tauschpartner der Albertina. Besonders
hervorzuheben sind der wertvolle Bestand
an historischen internationalen Auktionska­
talogen und die Bestände der Bibliothek der
Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt.
Der Bestand der Bibliothek wurde 2013 um
4.725 Medien ergänzt, darunter 640 Stück
durch Kauf, 3768 als Geschenk, 213 im
Tausch, 104 als Belegexemplare, sodass mit
Jahresende 76.545 Datensätze über den On­
linekatalog abrufbar sind.
Rund 4.000 Werke aus dem Bestand
der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt
wurden im Berichtsjahr in den Österreichi­
schen Bibliothekenverbund durch eine Mit­
arbeiterin der Stiftung BONARTES katalo­
gisiert und beschlagwortet. Weiters wurden
bestandserhaltende Maßnahmen getroffen.
2013 besuchten durchschnittlich mehr
als 70 Personen pro Monat die Bibliothek
über den öffentlich zugänglichen Studiensaal;
rund 3.000 Entlehnungen wurden insgesamt
verzeichnet.
Forschung und Publikationen
Im Jahr 2013 betreuten die MitarbeiterIn­
nen der Albertina insgesamt elf Forschungs­
projekte.
Hervorzuheben sind darunter vor allem:
•• Forschungen zur Gründungs- und
Sammlungsgeschichte der Albertina
(Christian Benedik und Eva Michel)
•• Der Clair-obscur-Holzschnitt des
16. Jahrhunderts (Achim Gnann)
•• Die Dürer-Zeichnungen der Albertina:
Forschungsarbeiten für die Ausstellung
»Dürer und seine Zeit«, Arbeitstitel,
Eröffnung 2016 (Christof Metzger)
•• Die niederländischen Zeichnungen der Albertina (Eva Michel)
•• Klassische Moderne und zeitgenössische Kunst aus den Sammlungen der
Albertina (Antonia Hoerschelmann)
•• Filmstills von Warren Lynch zu Erich
von Stroheims Greed (1924) – Eine
medientheoretische Untersuchung von
Fotografie und Film (Walter Moser)
Weitergeführt wurden unter anderen die For­
schungsprojekte Die Wiener Hofburg. Forschungen zur Bau- und Funktionsgeschichte
der Österreichischen Akademie der Wissen­
schaften/Kommission für Kunstgeschichte,
mit Unterstützung des Fonds für Wissen­
schaft und Forschung (Projektmitarbeit von
Christian Benedik), Die französischen Zeichnungen des 18. Jahrhunderts in der Albertina
(Christine Ekelhart) und die Erstellung des
Supplementbandes des Catalogue Raisonné
der Zeichnungen Gustav Klimts (Marian
Bisanz-Prakken), sowie die Provenienzfor­
schung gemäß dem novellierten Rückgabe­
gesetz, Bearbeitungszeitraum von 1933 bis
heute (Julia Lenz und Pia Schölnberger).
Zahlreiche Publikationen spiegeln die
umfassende Forschungstätigkeit der Al­
bertina-MitarbeiterInnen wider. An erster
Stelle zu nennen sind dabei die Kataloge
zu den Ausstellungen der Albertina und für
Ausstellungskooperationen mit anderen In­
stitutionen. Eine Reihe von Publikationen
beschäftigte sich mit Sammlungsbeständen
der Albertina; etwa Achim Gnann: In Farbe!
Clair-obscur-Holzschnitte der Renaissance.
Meisterwerke aus der Sammlung Georg Baseltitz und der Albertina in Wien; Marian
Bisanz-Prakken, Christof Metzger und Eva
Michel: Bosch-Bruegel-Rubens-Rembrandt.
Meisterwerke der Albertina.
Der Klassischen Moderne und der zeit­
genössischen Kunst widmeten sich mehrere
Publikationen, darunter die Beiträge Gisela
Fischer in: Julia Drost, Werner Spies (Hg.),
Max Ernst. Retrospektive, Ostfildern 2013;
Heinz Widauer und Claudine Grammont:
Henri Matisse und die Fauves, Köln 2013;
Elsy Lahner: Gottfried Helnwein: Die Sichtbarmachung des Schreckens, in: Ausstel­
lungskatalog Gottfried Helnwein.
Weitere Veröffentlichungen erschienen
zur Fotogeschichte Österreichs; etwa Maren
Gröning und Ulrike Matzer (Hg.): Josef
Maria Eder. Photographie als Wissenschaft.
Positionen um 1900.
Zudem verfassten die KuratorInnen und
RestauratorInnen zahlreiche Aufsätze für
Fachpublikationen. Insgesamt wurden dafür
40 Beiträge veröffentlicht; darunter Antonia
Hoerschelmann: Die Jahre 1918-1938, in:
Jasper Sharp (Hg.), Österreich und die Biennale Venedig 1895–2013; Hannah Singer
u. a.: Art and Science: Analysing Dürer’s
early pen and ink drawings, in: The Young
Dürer, Drawing the Figure, Ausstellungska­
talog, The Courtauld Gallery in Association
with Paul Holberton.
25
Auf nationalen und internationalen Sym­
posien und im Rahmen von Vortragsrei­
hen hielten MitarbeiterInnen der Albertina
mehr als 20 Vorträge; zu nennen ist darun­
ter etwa: Regina Doppelbauer, Vom Publikum her denken. »Sammlungen online«
der Albertina. Aktuelles Selbstverständnis
und Zukunft von online-Katalogen, EVA
(Elektronische Medien & Kunst, Kultur,
Historie), Berlin, 6.–8. November 2013
oder Markus Kristan: Clemens Holzmeister – Der Nachlass in der Albertina, Cle­
mens Holzmeister-Fachtagung, Innsbruck,
Adambräu, Bauarchiv der TU Innsbruck,
18. Oktober 2013.
Lehrtätigkeit
Achim Gnann: Der Clair-obscur-Holzschnitt
im 16. Jahrhundert, Institut für Kunstge­
schichte der Universität Wien, WS 2013/14.
Datenbanken
Der komplette Zeichnungenbestand der Al­
bertina, ein umfangreicher Teil der Druck­
grafiksammlung, die gesamte Fotosammlung
sowie große Teile der Architektursamm­
lung sind in der internen TMS (The Mu­
seum System)-Datenbank der Albertina mit
250.000 Datensätzen erfasst. Davon sind
190.000 mit einem »image« versehen. Diese
Datenbank wird laufend durch Nachinventa­
risierungen und Neuzugänge erweitert.
Albertina Online
Das Ende Mai 2012 online gestellte Samm­
lungsportal http://sammlungenonline.albertina.at/, mit dem die parallele Recherche in den
drei großen Datenbanken der Albertina (Bild­
datenbank, Bibliothek, Biobibliographie zur
Fotografie in Österreich) möglich ist, wurde im
Jahr 2013 in seinen Darstellungs- und Such­
funktionen weiter verbessert. Die Anzahl der
online gestellten Kunstwerke konnte nahezu
verdoppelt werden: Gegenwärtig sind über
52.000 Objekte (Vergleich Ende 2012: rund
30.000 Objekte) online recherchierbar.
Zwei MitarbeiterInnen waren im Jahr
2013 ausschließlich damit beschäftigt, die
Daten zu den Beständen der Grafischen
Sammlung zu überprüfen, die Grunddaten
zu erweitern und die in den Bestands- und
26
Ausstellungskatalogen publizierten wissen­
schaftlichen Kommentare in die Datenbank
zu übernehmen.
Es waren daher mit Ende 2013 die
Objekte aus allen Sammlungskatalogen der
Albertina online abrufbar: die Zeichnun­
gen der Deutschen Schulen bis zum Beginn
des Klassizismus; die Zeichnungen der Nie­
derländischen Schulen des XV. und XVI.
Jahrhunderts; die italienischen Zeichnungen
der Albertina; die deutschen und Schweizer
Zeichnungen des späten 18. Jahrhunderts;
die französischen Zeichnungen der Alber­
tina. Von Clouet bis Le Brun; die franzö­
sischen Zeichnungen der Albertina. Vom
Barock bis zum beginnenden Rokoko; die
französischen Zeichnungen und Aquarelle
des 19. und 20. Jahrhunderts; die englische
Schule. Zeichnungen und Aquarelle briti­
scher KünstlerInnen.
Rund 9.000 der öffentlich zugänglichen
Werke sind neben den erweiterten Grundda­
ten nun mit wissenschaftlichen Kommenta­
ren versehen.
Studiensaal
Die gute Auslastung und das positive Feed­
back der BesucherInnen sprechen für dieser
wichtige Forschungseinrichtung der Albertina.
Der Studiensaal der Albertina wird sowohl
von nationalen und internationalen Forschern
und Studierenden aber auch vom interessier­
ten Publikum konsultiert. Der Zugang zu
den internen Datenbanken der Sammlungen
und der Bibliothek ermöglicht eine besonders
rasche und besucherfreundliche Betreuung.
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Die erste Hälfte des Jahres 2013 stand ganz
unter dem Motto Zehn Jahre Wiedereröffnung der Albertina. Mit der Ausstellung
Bosch, Bruegel, Rembrandt, Rubens. Meisterwerke der Albertina startete die Albertina
eine breit angelegte Kampagne, sowohl im
Bereich der Werbung als auch der Öffent­
lichkeitsarbeit. Die Feier zum Jubiläum
begann mit der Eröffnung am Wiedereröff­
nungstag vor zehn Jahren, dem 13. März.
In den darauffolgenden Tagen gab es ein
breites öffentlich zugängliches Programm
mit Spezialpräsentation im Studiensaal der
Albertina, Führungen durch die Sammlun­
gen, einem Kinderprogramm sowie einer
Facebook-Party für die Community zu den
über 2.000 »Fans« gekommen sind. Der
Höhepunkt der Feierlichkeiten war ein Tag
der offenen Tür, den mehr als 11.000 Besu­
cherInnen nutzten.
Facebook Party Zehn Jahre Albertina,
©Albertina/Foto Claudio Farkasch
Das Ausstellungsprogramm der Albertina
war im Jahr 2013 durch eine außerordentli­
che Vielfalt geprägt. Ein besonderer Schwer­
punkt, neben dem Jubiläum, wurde auf die
Kommunikation zur Helnwein Retrospek­
tive und zur Ausstellung Matisse und die
Fauves gelegt. Besonders die Matisse-Schau
wurde von einer breit angelegten Außenwer­
bungs- und Printkampagne beworben sowie
von verstärktem Tourismus- und OnlineMarketing und einer Reihe von Medien- und
Vertriebskooperationen begleitet.
Die Presseabteilung der Albertina veran­
staltete im Jahr 2013 neun Pressekonferenzen
zu Ausstellungseröffnungen und zwei Pres­
segespräche zu Spezialprojekten der Kunst­
vermittlung. Im Ausland zeigte die Albertina
zwei große Ausstellungen, die beide auch
in den österreichischen Medien ausführlich
besprochen wurden: die große Dürer-Schau
in der National Gallery Washington und eine
Präsentation unter dem Titel Expressionistische Meisterwerke aus der Albertina und
der Sammlung Batliner in der Eremitage St.
Petersburg.
Der Anteil der TouristInnen an den Gesamt­
besucherInnen beträgt in der Albertina wei­
terhin über 50 %. Aus diesem Grund wurde
im Bereich Kommunikation und Marketing
ein besonderer Schwerpunkt auf die touristi­
sche Vermarktung im Ausland gelegt. Im Jahr
2013 war die Albertina auf elf TourismusFachmessen in Europa vertreten: der Go
Travel in Brünn, dem Salon de Tourism in
Lyon, der Tourisme SITC in Barcelona, der
Utazas in Budapest, der ITB in Berlin, der
City Fair in London, der MADI in Prag, der
No Frills in Bergamo, der TTW in Zürich
und der TTG in Rimini. Zusätzlich wurde
eine touristische Publikumsmesse besucht:
die CMT in Stuttgart. Sechs Verkaufsreisen
nach Russland und in die Ukraine, Kroatien,
Slowenien, Bayern, Oberösterreich, Steier­
mark und Niederösterreich wurden unter­
nommen. Diese Reisen richteten sich speziell
an Reisebüros und Reiseveranstalter. Das
Hauptaugenmerk lag auf der permanenten
Sammlung, den Habsburgischen Prunkräu­
men sowie den Sonderausstellungen.
Auf die Vermittlung von Kunst an ein
vornehmlich junges Zielpublikum im Alter
von 20 bis 35 Jahren wurde auch 2013 großen
Wert gelegt. Aus diesem Grund wurde die
Reihe Albert&Tina im Sommer mit großem
Erfolg fortgesetzt. Mit der Einrichtung eines
Kunstblogs versucht die Albertina einen Ein­
blick in die Arbeit der KuratorInnen zu geben.
Veranstaltungen
Im Jahr 2013 wurden insgesamt 255 Events
in der Albertina organisiert und betreut,
davon waren 93 Eigenveranstaltungen,
allen voran Ausstellungseröffnungen, Pre­
views für Sponsoren, Partner und Spezi­
alzielgruppen sowie insgesamt Sonderver­
anstaltungen für den Verein der Freunde
der Albertina. Die Veranstaltungsreihe
Albert&Tina lockte an acht aufeinander
folgenden Donnerstag­abenden im Sommer
vor allem junges Publikum in die Ausstel­
lungen und auf die Bastei der Albertina,
wo DJ-Musik und Getränke zum Verweilen
einluden. In der vom ORF organisierten
27
Albertina Veranstaltung
Albert &Tina,
©Albertina/Foto Claudio
Langen Nacht der Museen am 5. Oktober
stand die Albertina für BesucherInnen von
18:00 bis 01:00 Uhr früh offen. Dabei war
die Albertina mit 14.023 BesucherInnen
2013 das bestbesuchte Kunstmuseum Ös­
terreichs.
Besucherinnen
BesucherInnen der Albertina
2013 und 2012
Jahr
zahlend
voll zahlend
ermäßigt
nicht zahlend
U19 von nicht
zahlenden
gesamt
2012
448.149
218.583
229.566
172.184
83.500
620.333
2013
457.021
223.055
233.966
174.105
93.454
631.126
Im Berichtsjahr besuchten insgesamt 631.126
Personen die Albertina; das waren um 10.793
oder 1,74 % mehr als 2012. Rund 62 %
der BesucherInnen kamen aus dem Ausland.
Deutschland stellt weiterhin den Hauptan­
teil des internationalen Aufkommens und
verzeichnet mit 26,04 % im Vergleich zu
2012 (25,3 %) eine leicht steigende Ten­
denz. Die stärksten Zuwächse konnte die
Albertina bei BesucherInnen aus Russland
(+16 %) und Asien (+33 %) erzielen. Diese
Zahlen spiegeln den Trend in den Zahlen
des Wien-Tourismus wider. Ein erfreuliches
Besucherplus verzeichnete die Albertina beim
Anteil der Gäste aus Wien, die vor allem
28
zur erfolgreichen Retrospektive zum 65. Ge­
burtstag von Gottfried Helnwein kamen.
Der Anteil der FührungsteilnehmerInnen an
der GesamtbesucherInnenzahl betrug 2013
neun Prozent. Dies entspricht einem Plus von
sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der Verkauf von Audioguides konnte im
Berichtsjahr mit +17 % deutlich gesteigert
werden. Besonders Gäste aus Russland nutz­
ten dieses Angebot.
Freier Eintritt bis 19
Im Jahr 2013 kamen insgesamt 93.500 Besu­
cherInnen unter 19 Jahren in die Albertina;
gestützt unter anderem durch ein umfang­
reiches, dieser Altersgruppe angepasstes
Vermittlungsprogramm. Der Anteil der Be­
sucherInnen unter 19 Jahren an den Ge­
samtbesucherInnen konnte damit auf 15 %
gesteigert werden; im Vergleich dazu betrug
der Anteil im Jahr davor 12 %.
Budget Albertina
Budgetposten
2012
2013*
Umsatzerlöse
16.480,14
17.083,98
Basisabgeltung
7.684,00
7.684,00
Eintritte
3.916,70
4.260,77
563,20
788,81
Shops, Veranstaltungen etc.
4.316,24
4.350,40
Sonstige betriebliche Erträge
1.415,53
2.171,18
Personalaufwand
6.258,85
6.368,90
10.342,45
10.726,38
5.970,27
6.130,62
325,23
341,65
4.046,95
4.254,11
Abschreibungen
746,81
713,49
Betriebserfolg
547,57
1.446,39
Finanzergebnis
135,09
64,91
Jahresüberschuss
681,35
1.510,54
davon:
Spenden
sonstige Aufwendungen
davon:
Material
Sammlung
Sonstige betriebliche Aufwendungen
*Prüfung des Jahresabschlusses zum Zeitpunkt der Abgabe des Berichtes durch den Wirtschaftsprüfer abgeschlossen, dem Kuratorium jedoch noch nicht zur Genehmigung und Freigabe vorgelegt.
Die Entwicklung der Umsatzerlöse ist im
Wesentlichen auf gestiegene Einnahmen aus
Eintritten, Führungen und Veranstaltungen
zurückzuführen. Das Spendenaufkommen
konnte um 40 % erhöht werden und stellt
somit einen wichtigen Beitrag zur Unterstüt­
zung des täglichen Museumsbetriebes dar. In
den sonstigen betrieblichen Erträgen sind Er­
träge aus unentgeltlich erworbenem Samm­
lungsvermögen in Höhe von € 1,7 Mio.
enthalten. Im Bereich der Aufwendungen
führten insbesondere höhere Aufwendungen
für ausstellungsbezogene Leistungen und
notwendige Instandhaltungsmaßnahmen zu
Mehrkosten im Vergleich zum Vorjahr. Die
Entwicklung der Personalkosten (+1,76 %)
ist auf die Valorisierung der Gehälter und
Rückstellungsanpassungen zurückzuführen.
Der Stand an Beschäftigten (in Vollzeitäqui­
valenten) blieb mit 130 unverändert im Ver­
gleich zum Vorjahr. Da sowohl die Eigen­
erlöse als auch die sonstigen betrieblichen
Aufwendungen in unmittelbarem Zusam­
menhang mit dem jeweiligen Ausstellungs­
programm stehen, kann es im Jahresvergleich
zu großen Schwankungen kommen.
29
Budgetzahlen der Albertina
2012 und 2013, in Tausend €
Perspektiven
Die mit dem Bundesministerium für Un­
terricht, Kunst und Kultur abgeschlossenen
Rahmenzielvereinbarungen konnte die Al­
bertina in den letzten drei Jahren erfolgreich
erfüllen. Der finanzielle Status der Albertina
blieb auch in Zeiten eines niedrigen Wirt­
schaftswachstums und einer schwer kalku­
lierbaren Entwicklung des BesucherInnenver­
haltens der Gäste aus dem In- und Ausland
stabil. Dennoch muss auf dieses unsichere
wirtschaftliche Umfeld reagiert werden. Eine
kontrollierte Kostenentwicklung trotz erfor­
derlicher zusätzlicher Investitionen bleibt
weiterhin oberstes Ziel.
Prioritäten
Zu den wichtigsten Säulen der Albertina
zählen auch in Zukunft die Sonderaus­
stellungen, die Schausammlung und die
Habsburgischen Prunkräume. Besonde­
rer Stellenwert kommt dabei den großen
Sonderausstellungen zu den Bahnbrechern
der Kunstgeschichte und den bedeutenden
Sammlungsbereichen der Albertina zu.
Diese Ausstellungen sollen sich wie bisher
vorrangig auf die Kernbereiche der Samm­
lungen beziehen, insbesondere auf jene,
von denen die Albertina in der Grafischen
Sammlung bzw. in der Sammlung Batliner
bedeutende Meisterwerke oder Werkgrup­
pen besitzt. Damit soll die Albertina wei­
terhin als das Museum wahrgenommen
werden, in dem laufend große Retrospek­
tiven und Themenausstellungen von der
Renaissance über die klassische Moderne
bis zur Malerei und Zeichenkunst der Ge­
genwart stattfinden. Die Albertina wird
auch in Zukunft das führende Museum für
umfassende Retrospektiven vor allem inter­
nationaler KünstlerInnen bleiben. Dies ist
aufgrund anhaltender Kostensteigerungen
für Transport und Versicherung nicht ohne
Risiko; doch verspricht diese Strategie der
Durch­führung wichtiger Großausstellungen
bei entsprechendem Erfolg auch einen Er­
trag, der letztlich den allgemeinen Muse­
umsbetrieb finanziert.
30
Eine wichtige Grundlage für die Attraktivität
der Albertina im In- und Ausland bildet die
Schausammlung des Museums. Sie rekrutiert
sich im Wesentlichen aus der knapp 500 Ge­
mälde und Skulpturen umfassenden Samm­
lung Batliner. In immer neuen Präsentationen
werden die Schwerpunkte dieser Sammlung
betont. Die Werke der Sammlung Batliner
bilden jedoch nicht nur den überwiegenden
Anteil der Präsentationen der Schausamm­
lung, sondern sind auch immer wieder Aus­
gangspunkt für temporäre Sonderausstellun­
gen. Bereits in den letzten Jahren bildeten
sie die Grundlage zu den Ausstellungen über
den französischen Impressionismus, über den
Fauvismus oder zum deutschen Expressio­
nismus. Einem weiteren Schwerpunkt der
Sammlung Batliner, der russischen Avant­
garde, wird 2016 eine Sonderausstellung
gewidmet. Die Habsburgischen Prunkräume
sind ein Zeitdokument aus dem Gründungs­
jahrzehnt der Albertina und veranschauli­
chen auf der höchsten Qualitätsstufe die
Wohnkultur einer hocharistokratischen Re­
sidenz um 1800. Die positive Resonanz auf
die zahlreichen Führungen unterstreicht die
Funktion der Prunkräume als eigenständige
Exponate und als Erinnerungsort österreichi­
scher Geschichte.
Albertina Online
Die Veröffentlichung von Forschungsergeb­
nissen zu Teilbereichen der Sammlungen der
Albertina erfolgt neben den Ausstellungska­
talogen primär in den online gestellten Da­
tensätzen im Portal Albertina Sammlungen
online. Das langfristige und auf Nachhal­
tigkeit angelegte Projekt wird kontinuierlich
weiter ausgebaut und hat für die nächsten
zwei Jahre folgende Zielsetzungen:
•• Online-Stellung des Werkverzeichnis­
ses der Papierarbeiten Max Weilers.
•• Erweiterung der online gestellten
Bestände der Albertina, vor allem
auch in den Bereichen der Archi­
tektur- und Fotosammlung
•• Einrichtung weiterer Bildergale­
rien auf der Startseite von http://
sammlungenonline.albertina.at
••
••
Evaluation möglicher Beschlag­
wortungssysteme und even­
tuelle Implementierung
Bewerbung des Portals bei den
wichtigen Zielgruppen sowie in­
nerhalb der Digital Humanities
••
••
••
Reaktion auf Feedback in der
Adaptierung der Usability
Einlieferung der Daten in Europeana
Etablierung technischer Lösun­
gen für den Datenaustausch
mit weiteren Portalen
31
Österreichische Galerie Belvedere
www.belvedere.at
Kuratorium 2013
•• Dkfm. Hans Wehsely, Vorsitzender
•• Univ.-Prof. Dr. Artur Rose­
nauer, stv. Vorsitzender
•• DI Wolfgang Foglar-Deinhardstein
•• Mag. Simone Gartner-Springer
•• Dr. Viktor Lebloch
•• Mag. Manfred Mautner-Markhof
•• Ing. Stefan Schweitzer
•• Ingrid Streibel-Zarfl
•• Dr. Manfred Wimmer
Belvedere Außenansicht
© Belvedere
Profil
Das Belvedere ist das Bundesmuseum für
österreichische bildende Kunst vom Mit­
telalter bis zu Gegenwart. Kernkompetenz
des Belvedere sind Werke österreichischer
bildender Kunst aller Medien, insbesondere
Bilder und Skulpturen des späten Mittelalters
(14.–16. Jahrhundert), des Hochbarocks (18.
Jahrhundert), des Biedermeiers, des Histo­
rismus, des späten 19. Jahrhunderts sowie
des 20. und 21. Jahrhunderts. Ergänzende
Kompetenzen des Belvedere betreffen Werke
internationaler Kunst im Zusammenhang
mit seiner Kernkompetenz. (aus den Leitli­
nien für die besondere Zweckbestimmung
§ 13 der Museumsordnung des Belvedere,
BGBl. II, Nr. 397 vom 1. Dezember 2009).
32
Sammlungen
••
••
••
••
••
••
••
Mittelalter
Barock
19. Jahrhundert
20. Jahrhundert
21. Jahrhundert
Beethovenfries
Ambrosi Museum Augarten
Nach der erfolgreichen Sonderschau 150
Jahre Gustav Klimt wurde im Oberen Bel­
vedere die bewährte, nach Themenräumen
gegliederte Präsentation der Permanenten
Sammlung in den Bereichen des endenden 19.
und beginnenden 20. Jahrhunderts schritt­
weise und nach Maßgabe der für Sonder­
ausstellungen und als Leihgaben verwende­
ten Werke wieder hergestellt. Letzteres war
besonders im Herbst 2013 von Relevanz,
als bedeutende Teile der Sammlung (Klimt,
Schiele, Kokoschka etc.) zu einer umfang­
reichen Porträtausstellung in der National
Gallery nach London reisten bzw. im Rah­
men des Kooperationsprojekts Wien-Berlin
in Berlin zu sehen waren.
Die Präsentation der zeitgenössischen
Sammlung im Obergeschoß des 21er Haus
wurde auch 2013 nach jeweils unterschiedli­
chen thematischen Schwerpunktsetzungen im
Halbjahresintervall geändert, um die inhaltli­
che und zeitliche Bandbreite der Sammlung
bestmöglich zu vermitteln. Eine wesentliche
Neuerung war die Revitalisierung des ur­
sprünglichen Skulpturengartens mit der Ins­
tallation des Weltwunders von Gelatin und
der Aufstellung monumentaler Franz WestSkulpturen auf Podesten von Heimo Zober­
nig entlang der Gartenseite des 21er Haus.
Im Berichtsjahr konnten 498 Neuzu­
gänge verzeichnet werden. Dabei handelt
es sich um 79 Ankäufe, 82 Dauerleihgaben
sowie 337 Schenkungen. Die Ankäufe betra­
fen mehrheitlich den zeitgenössischen Sektor,
so wurden etwa Werke von Adriana Czernin,
VALIE EXPORT, Heinrich Dunst, Gelatin,
Franz Graf, Anna Jermolaewa, Christian
Mayer, Gerhard Rühm und Anna Witt er­
worben. Von den angekauften Arbeiten aus
früheren Epochen ist Hans Makarts Entwurf
zu dessen Monumentalgemälde Der Einzug
Karls V. in Antwerpen (1875) hervorzuhe­
ben, der aufgrund seiner den Arbeitsprozess
des Künstlers veranschaulichenden Qualität
für das Belvedere mit seinen umfangreichen
Makart-Beständen von besonderer Bedeu­
tung ist. Hervorzuheben ist auch der Vorlass
des Sammlerpaars Dr. Ingeborg und Dkfm.
Wolfgang Maurer. Mit dieser Schenkung
auf den Todesfall erhält das Belvedere rund
800 Werke, insbesondere bedeutender öster­
reichischer Künstler wie Johann Christian
Brandt, Franz Christoph Janneck oder Mar­
tin Johann Schmidt (»Kremser Schmidt«).
Zwei Höhepunkte der laufenden Res­
taurierungs- und Konservierungstätigkeiten
im Berichtsjahr lagen im Bereich der mittel­
alterlichen Sammlung: Zum einen konnte die
kunsttechnologische Erforschung und Res­
taurierung der sechs im Belvedere bewahrten
Tafelbilder des Meisters von Schloss Lich­
tenstein abgeschlossen werden, andererseits
wurde im Frühjahr mit der publikumswirk­
samen Schaurestaurierung der acht monu­
mentalen Holztafelgemälde (1490/91) von
Rueland Frueauf d. Ä. begonnen.
Ausstellungen
Im Berichtsjahr präsentierte das Belvedere
in den Räumlichkeiten des Unteren und des
Oberen Belvedere, des 21er Haus sowie des
Winterpalais 29 Sonderausstellungen. Ein
bestimmendes Ereignis des Berichtsjahres für
die Österreichische Galerie Belvedere war
die historische Wiedervereinigung der drei
Wiener Residenzen Prinz Eugens von Savo­
yen durch die vom Bundesministerium für
Finanzen überlassenen Prunkräumlichkeiten
des ehemaligen Winterpalais des Prinzen
in der Innenstadt an das Belvedere und
deren weitere Nutzung als Museumsstand­
ort. Die Eröffnung des Winterpalais erfolgte
am Abend vor dem 18. Oktober, dem 350.
Geburtstag Prinz Eugens, mit einer ihm ge­
widmeten Ausstellung.
Die Umsetzung der geplanten Verlegung
des Kassabereichs in den Seitentrakt des Un­
teren Belvedere im Dezember 2013 wirkte
sich durch die damit erzielte Verbesserung
des BesucherInnenstroms positiv auf den
Ausstellungsbetrieb aus.
Winterpalais Prinz Eugen
© Belvedere
33
Ausstellungen 2013
Barock since 1630
Unteres Belvedere
27. Februar bis 9. Juni 2013
Hundertwasser, Japan und die Avantgarde
Orangerie
6. März bis 30. Juni 2013
Intervention Gerold Tusch
Oberes Belvedere
20. März bis 30. September 2013
Meisterwerke im Fokus Formalisierung der
Landschaft
Hölzel, Mediz, Moll u. a.
Oberes Belvedere
28. Mai bis 8. September 2013
Dekadenz Positionen des österreichischen
Symbolismus
Unteres Belvedere
21. Juni bis 13. Oktober 2013
Gironcoli: Context
Andre | Bacon | Barney | Beuys | Bourgeois
| Brus | Klauke | Nauman | Schwarzkogler |
West
Orangerie
12. Juli bis 27. Oktober 2013
Meisterwerke im Fokus Michael Neder. Ohne
Kompromisse
Oberes Belvedere
18. September 2013 bis 19. Jänner 2014
Prinz Eugen von Savoyen Die Menagerie des
Prinzen
Oberes Belvedere
19. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014
Intervention Christian Mayer
Musis et Mulis
Schaudepot Schatzhaus Mittelalter im
Prunkstall
8. November 2013 bis 23. Februar 2014
Belvedere Weihnachtsbaum 2013
Constantin Luser
Sala terrena / Oberes Belvedere
2. Dezember 2013 bis 2. Februar 2014
Prinz Eugen von Savoyen 350 JAHRE
Winterpalais
18. Oktober 2013 bis 27. April 2014
Anja Ronacher Void
21er Raum / 21er Haus
24. Jänner bis 10. März 2013
Fotos Österreichische Fotografien von den
1930ern bis heute
21er Haus
30. Jänner bis 5. Mai 2013
Lili Reynaud-Dewar AM INTACT AND I
DON´T CARE
21er Raum / 21er Haus
20. März bis 14. April 2013
Mathias Pöschl you must learn
21er Raum / 21er Haus
24. April bis 12. Mai 2013
Barbara Kapusta Sie Wir Ihnen
21er Raum / 21er Haus
24. Mai bis 23. Juni 2013
Gelatin Loch
21er Haus
5. Juni bis 29. September 2013
Emil Nolde In Glut und Farbe
Unteres Belvedere
25. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014
Wien 1450 Der Meister von Schloss Lichtenstein und seine Zeit
Orangerie
8. November 2013 bis 23. Februar 2014
Ausstellungsansicht Gelatin Loch 21er Haus © Belvedere
34
Die Sammlung #3
21er Haus
22. Juni bis 10. November 2013
Susanne Kriemann RAY
21er Raum / 21er Haus
2. Oktober bis 10. November 2013
patio – scultura – basamento Schwanzer –
West – Zobernig
Skulpturengarten / 21er Haus
Ab 22. Juni 2013
Ursula Mayer BUT WE LOVED HER
21er Haus
13. Oktober 2013 bis 12. Jänner 2014
Andreas Urteil (1933-1963) Zeit und Form
Wotruba Stiftung / 21er Haus
6. November 2013 bis 27. April 2014
Andy Coolquitt Bau haus, in the middle of
our street Bau haus, in the middle of our …
21er Raum / 21er Haus
3. Juli bis 18. August 2013
Vittorio Brodmann Ups and Downs
21er Raum / 21er Haus
21. November 2013 bis 6. Jänner 2014
Philipp Timischl »Philipp, ich hab …«
21er Raum / 21er Haus
28. August bis 29. September 2013
Die Sammlung #4
21er Haus
Ab 21. November 2013
BC21 BostonConsulting & BelvedereContemporary Art Award 2013
21er Haus
5. September bis 10. November 2013
Genderverteilung an allen Produktionen
Produktionen und
ProduzentInnen
Männer
Frauen
Gesamt
% Männer
% Frauen
Gesamt
KünstlerInnen mit Einzelpräsentationen
13
7
20
65 %
35 %
100 %
KuratorInnen
23
10
33
70 %
30 %
100 %
Kulturvermittlung
Im Jahr 2013 fanden 2.675 Führungen,
Workshops und Sonderveranstaltungen mit
insgesamt 39.512 BesucherInnen statt. Alle
über Jahre hinweg konzipierten Aktivitäten
zur Förderung der jungen Generation wur­
den 2013 unter der Dachmarke des Belvedere Learning Center zusammengeführt und
im Rahmen eines neuen Webauftrittes der
Abteilung Kunstvermittlung präsentiert. Die
Schwerpunkte neuer Vermittlungsformate
lagen vor allem im Bereich interdisziplinä­
rer Kooperationen. Unter dem Motto Kunst
trifft Natur. Mehr als H2O wurde mit den
Nationalparks Austria und generation blue
ein Programm entwickelt, das jungen Men­
schen den Wert der Ressource Wasser be­
wusst machen soll. Als Beitrag zur Förderung
der Sprachkompetenz richtete sich das vom
Bundesministerium für Unterricht, Kunst
und Kultur geförderte Projekt Mit Kunst
in Bewegung kommen vor allem an Schüle­
rInnen aus dem Bereich der Sprachheilpäd­
agogik. Die Initiative Kreativer Widerstand
zielte darauf ab, Jugendliche mit Hilfe von
Kunst zu ermutigen, ihrer Gesellschaftskritik
Sprache zu verleihen. Im 21er Haus fanden
Kinderprogramme in allen Ausstellungsbe­
reichen einschließlich des Skulpturengartens
statt. Im Zuge einer Fokussierung auf das
35
Genderverteilung absolut und
in Prozent 2013
Belvedere Skulpturengarten
© Belvedere
Thema Fotografie wurden Fotogramm- und
Polaroid-Workshops für Kinder, Jugendliche
und Erwachsene konzipiert, die sich seit ihrer
Einführung besonderer Beliebtheit erfreuen.
Die Vielfalt an Vermittlungsformaten
für Erwachsene reichte von ExpertInnenfüh­
rungen über Vorträge, Theaterperformances,
Konzerte und Kunstspaziergänge bis hin zu
Workshops und Angeboten für SeniorInnen.
Regelmäßige Tastführungen eröffneten blin­
den und sehbehinderten BesucherInnen den
bedürfnisadäquaten Zugang zu Gemälden
und Skulpturen des Belvedere.
In der zweiten Jahreshälfte stand vor
allem die Etablierung eines umfassenden
Kunstvermittlungsprogramms für das Win­
terpalais im Mittelpunkt. Mit rund 6.400
FührungsteilnehmerInnen an drei Tagen er­
wies sich das Eröffnungswochenende hier als
besonders erfolgreich. Im Unteren Belvedere
und im 21er Haus wurden darüber hinaus
sechs Audioführungen zu ausgewählten Aus­
stellungen und der Sammlung produziert.
Einschließlich der bestehenden Audiotouren
im Oberen Belvedere nahmen 56.110 Besu­
cherInnen diesen Service in Anspruch.
36
Bibliothek und Archiv
Im Berichtsjahr 2013 konnte der Bibliotheks­
bestand um 3.781 Medien (ohne Zeitschrif­
ten) erweitert werden. Davon entfielen 859
auf Ankäufe, 2.331 Publikationen gingen der
Bibliothek als Schenkung zu, durch Schriften­
tausch wurden 591 neue Titel erworben. Mit
Ende des Jahres 2013 waren 70.000 Bände
der Bibliothek im Online-Katalog auf der
Homepage des Belvedere sowie über den
Kunstbibliothekenverbund artlibraries.net
recherchierbar.
Archiv und Bibliothek, eingegliedert in
das Research Center des Belvedere, wurden
im Jahr 2013 durch eine Reihe wertvol­
ler Schenkungen erweitert, etwa durch den
umfangreichen dokumentarischen und ar­
chivalischen Nachlass des Künstlers August
Schaeffer von Wienwald (1833–1916), der
historische Dokumente, Fotos, Korrespon­
denz, Skizzenbücher und Autografen bein­
haltet. Zudem überließ der Gerhart Frankl
Memorial Trust dem Research Center eine
umfassende Dokumentation zum Schaf­
fen Gerhart Frankls (1901–1965). Von der
Künstlerin Marie-Cécile Boog erhielt das
Belvedere mehrere hundert Grafiken und
Aquarelle sowie Korrespondenzen aus dem
Nachlass Herbert Boeckls (1894–1966). Wei­
tere Schenkungen ergänzten die im Belvedere
befindlichen Nachlässe von Gustinus Amb­
rosi (1893–1975), Marc Adrian (1930–2008)
und Peter Parzer (1937–2010). Der Künst­
ler, Kurator und Kunstkritiker Peter Baum
überließ dem Bildarchiv wiederum Schwarz/
Weiß-Fotografien sowie Postkarten aus dem
Nachlass Fritz Novotnys (1903–1983). Die
Galerie Altnöder in Salzburg schenkte der
Bibliothek den ersten Teil ihrer im Laufe von
Jahrzehnten aufgebauten Kunstbibliothek.
Aus den Nachlässen der Kunsthistorikerin
Elfriede Baum (1922–2012) und des Kultur­
historikers Werner J. Schweiger (1949–2012)
erhielt die Bibliothek schließlich ausgewählte
Bände als Schenkung.
Das Research Center ist stets bemüht,
alle erworbenen Materialien in den Bereichen
Archiv, Bildarchiv und Bibliothek so rasch
wie möglich formal und inhaltlich zu er­
schließen und über seine Datenbanken (TMS
– The Museum System, Bibliotheksdaten­
bank, KünstlerInnendatenbank des Archivs)
der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die
Datenbanken sind teils im Research Center,
teils über die Homepage des Belvedere re­
cherchierbar. Eine bedeutende Erweiterung
erfuhr das Research Center durch das 2007
gegründete und ursprünglich in der Kunst­
halle Wien beheimatete Ursula Blickle Video
Archiv, das zentrale Werke der Videokunst
mit Schwerpunkt auf den 1990er und 2000er
Jahren umfasst. Es wurde 2013 in Koope­
ration mit der Ursula Blickle Stiftung und
der Universität für angewandte Kunst Wien
überarbeitet, erweitert und neu im Research
Center installiert. Neben dem Online-Ange­
bot auf der neuen Website des Ursula Blickle
Video Archiv www.ursulablicklevideoarchiv.
com bietet das Research Center eine Arbeits­
station für BenützerInnen an.
Die Digitalisierung der Bibliotheks- und
Archivbestände wurde 2013 weiter vor­
angetrieben. So konnte die Bibliothek alle
Kataloge der Galerie Miethke, des Salons
Pisko sowie spätere Jahrgänge der Wiener
Secession scannen, das Archiv digitalisierte
weitere Jahrgänge des Hausarchivs. Mit
seinem umfangreichen Fortbildungs- und
Veranstaltungsprogramm vermittelte das
Research Center seine Tätigkeit nach außen
und konnte damit viele StudentInnen, For­
scherInnen und Kunstinteressierte erreichen.
Im Rahmen der Reihe Research after Work
fanden u. a. folgende Veranstaltungen statt:
Venus auf Abenteuer – die wechselvolle
Geschichte eines Spätwerks des Kremser
Schmidt (10.4.2013), Russian Art in Vienna:
From Critical Realism and Religious Scandals
to Art Nouveau and Political Propaganda.
1873–1921 (25.4.2013), Zur Geschichte und
Praxis des Video-Forums im Neuen Berliner
Kunstverein n.b.k. (11.9.2013), Der Nachlass Alfred Zoffs (6.11.2013)
Forschung und Publikationen
Die rege Publikationstätigkeit des Belvedere
leistet einen wesentlichen und dauerhaften
Beitrag zur Erfüllung der zentralen Muse­
umsaufgaben Forschung und Vermittlung.
Im vergangenen Jahr erschienen siebzehn
wissenschaftliche Publikationen zu den
Ausstellungen und Sammlungen des Hau­
ses – elf davon in fremdsprachiger Ausgabe.
Eine besondere Bestätigung der erfolgreichen
Publikationstätigkeit ist die Auszeichnung
der Ausstellungskataloge Fotos. Österreichische Fotografien von den 1930ern bis heute
sowie Hundertwasser, Japan und die Avantgarde beim Wettbewerb Schönste Bücher
Österreichs 2013 als zwei der 15 schönsten
Bücher Österreichs. Die 191 eingereichten
Publikationen wurden von einer Jury nach
technischen, gestalterischen und konzeptuel­
len Aspekten beurteilt. Hervorzuheben sind
zudem die Ausstellungskataloge Emil Nolde.
In Glut und Farbe sowie der anlässlich der
Eröffnung des Winterpalais produzierte Ka­
talog Das Winterpalais des Prinzen Eugen,
die aufgrund der großen Nachfrage neu auf­
gelegt wurden. Ebenso erwähnenswert ist das
Erscheinen des Buchs Franz Xaver Messerschmidt. Charakterköpfe in sechs Sprachen.
Ein lang geplanter monographischer Katalog
wurde wiederum zu dem erstmals in einer
musealen Einzelausstellung gezeigten Bieder­
meier-Künstler Michael Neder vorgelegt. Ein
Standardwerk der Forschung zur Malerei der
37
Wiener Gotik schließlich ist der Katalog zur
Ausstellung Wien 1450 – Der Meister von
Schloss Lichtenstein und seine Zeit, in der
weltweit versprengte Tafeln dieses anonymen
Meisters als Elemente eines einzelnen Al­
tars präsentiert werden konnten. Der beglei­
tende Katalog vermittelt die umfangreichen
kunsttechnologischen und kunsthistorischen
Untersuchungen an den Tafeln, die zur Re­
konstruktion des Altars führten.
Das dem Research Center zugehörige
Institut für die Erstellung von Werkverzeich­
nissen veröffentlichte im dritten Jahr seines
Bestehens das Werkverzeichnis der Gemälde
von Hans Makart (1840–1884).
ven Eröffnungswoche – und Ursula Mayer
intensiviert.
Neben 31 Pressekonferenzen sowie Pres­
seführungen zur ständigen Sammlung bzw. zu
den laufenden Sonderausstellungen waren im
Jahr 2013 über 125 nationale und internati­
onale Filmteams und FotografInnen an allen
Ausstellungsorten des Belvedere im Rahmen
von Berichterstattungen im Einsatz. Beleg für
die effektive Pressearbeit sind zudem über
4.700 Erwähnungen und Beiträge in natio­
nalen wie internationalen Print-, Hörfunk-,
Digitalen- und TV-Medien.
Veranstaltungen
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Aufbauend auf der starken nationalen wie
internationalen medialen Präsenz im KlimtJubiläumsjahr 2012 prägten 2013 insbeson­
dere der 350. Geburtstag Prinz Eugens sowie
die Eröffnung des Winterpalais als weiterer
Standort des Museums dessen Positionie­
rung. Der Betrieb an nunmehr vier Ausstel­
lungsorten wurden verstärkt in der zweiten
Jahreshälfte durch eine breitgefächerte Mar­
keting- sowie Kommunikationsoffensive be­
gleitet. Unterstützt durch eine innerstädtische
Außenwerbungskampagne und umfassende
nationale wie internationale Medienberichte
feierte das Museum rund um die Tage der
offenen Tür im Winterpalais mit 35.531 Be­
sucherInnen das erfolgreichste Wochenende
in seiner Geschichte.
Zur Festigung der Position des 21er
Haus als Museum für österreichische, zeit­
genössische Kunst im internationalen Kon­
text und zur dauerhaften Bindung einer vor
allem jungen, kunstaffinen Klientel wurden
neue Veranstaltungsformate wie der 21er
Club (regelmäßige performative Clubbings)
oder das 21er Haus-Sommerfest etabliert.
Ergänzend wurde die Nutzung neuer und
sozialer Medien insbesondere im Rahmen
der Ausstellungsprojekte von Gelatin –
hier vor allem während der performati­
38
Auch im Jahr 2013 waren die beiden Belve­
dere-Schlösser, das 21er Haus sowie das Win­
terpalais attraktive Locations für insgesamt
76 eigene bzw. 98 externe Veranstaltungen.
Neben den Eröffnungen der zahlreichen Aus­
stellungen, diversen Rahmenprogrammen
wie Lesungen, Vorträgen oder Diskussionen
mit KünstlerInnen und KuratorInnen sowie
exklusiven Sonderveranstaltungen wie dem
jährlichen Fundraising-Dinner fanden auch
256 spezielle Kinderveranstaltungen mit ins­
gesamt 2.177 TeilnehmerInnen statt. Dar­
über hinaus wählten zahlreiche Partner aus
der Wirtschaft die Standorte des Belvedere
als Veranstaltungsort für ihre Special-Events,
darunter das Fest zum Zehn-Jahre-Firmenju­
biläum von UBS, das Galadinner der Zürich
Versicherung, Empfang von Montblanc und
die Verleihung des österreichischen Leading
Ladies Award. Weiters waren im Jahr 2013
unter anderem folgende Kunden im Belve­
dere, dem 21er Haus sowie dem Winterpalais
zu Gast: American Express, Bank Austria,
Österreichische Post, Schiebel, Schönherr
Rechtsanwälte GmbH, Telekom Austria,
Wien Tourismus, Wiener Zeitung, Viennafair
oder die Vienna Art Week.
Besucherinnen
BesucherInnen nach Standort
Standort
2012
2013
Oberes Belvedere
814.211
605.925
Unteres Belvedere
294.447
263.091
0
55.792
1.053
0
29.874
32.994
1.139.585
957.802
Winterpalais (neu seit 2013)
Augarten
21er Haus
Gesamt
BesucherInnen des Belvedere
nach Standort 2013 und 2012
BesucherInnen nach Kartenkategorie
Jahr
zahlend
voll zahlend
ermäßigt
nicht zahlend
U 19 von nicht
zahlenden
gesamt
2012
867.017
488.659
378.358
272.568
178.601
1.139.585
2013
707.773
398.150
309.623
250.029
140.961
957.802
Mit knapp unter einer Million BesucherIn­
nen verzeichnete die Österreichische Galerie
Belvedere dennoch eines der erfolgreichsten
Jahre in der Geschichte des Museums. Ge­
genüber dem Jubiläumsjahr 2012 mit der
Jubiläums-Ausstellung 150 Jahre Klimt ist
ein Rückgang von 16 % festzustellen. Mit
957.802 BesucherInnen erreichte das Belve­
BesucherInnen des Belvedere
nach Kartenkategorie 2013
und 2012
dere gegenüber 2011 (einem »Nicht-Jubilä­
umsjahr« mit insgesamt 888.633 Besuche­
rInnen) eine Steigerung von 7,8 %. Besonders
die Öffnung der Prunkräume des Winterpa­
lais und die Ausstellung anlässlich des 350.
Geburtstags Prinz Eugens wurden von den
BesucherInnen sehr gut angenommen.
BesucherInnen bei der Eröffnung des Winterpalais
© Belvedere
39
Freier Eintritt bis 19
Insgesamt wurde das Angebot des freien
Eintritts von 140.961 BesucherInnen unter
19 Jahren genutzt. Davon nahmen 17.099
Kinder und Jugendliche an insgesamt 1.458
Vermittlungsprogrammen und Workshops
teil. Der freie Eintritt für Kinder und Jugend­
liche unter 19 Jahren erfuhr einen Rückgang
von 21 % gegenüber 2012.
Mehr als 800 Führungen, also rund
80 %, fanden im Oberen Belvedere statt,
dessen Sammlung vom Mittelalter bis in
die Gegenwart sich damit wie in den Jahren
zuvor als ideal zur Ergänzung und Vertie­
fung von Inhalten der schulischen Lehrpläne
erwies. Neben den epochenbezogenen Rund­
gängen waren vor allem jene Programme
besonders gefragt, die sich unter dem Motto
Deutsch im Museum speziell an sprachlich
und kulturell heterogene Klassen richten.
Großer Beliebtheit erfreuten sich zudem die
Familiensonntage für Kinder zwischen 3 und
12 Jahren. In diesem Bereich gelang es 2013
im 21er Haus erstmals, 645 junge Besu­
cherInnen für die stets nahezu ausgebuch­
ten Angebote zu begeistern. Der kostenlose
Museumsdetektiv, die Belvedere Kids News
und das 21er Haus-Magazin Kids 3-12 Jahre
erschienen auch im Berichtsjahr regelmäßig.
Budget Belvedere
Budgetzahlen des Belvedere
2012 und 2013, in Tausend €
Budgetposten
2012
2013
Umsatzerlöse
21.757,70
19.483,10
Basisabgeltung
8.907,00
8.907,00
Eintritte
7.075,70
6.377,10
681,10
691,80
5.093,90
3.507,20
604,80
1.228,20
7.807,70
8.224,60
13.269,40
12.184,80
5.625,90
5.495,80
850,10
647,40
6.793,40
6.041,60
Abschreibungen
822,50
1.021,80
Betriebserfolg
463,00
-720,00
458,50
-730,80
davon:
Spenden
Shops, Veranstaltungen etc.
Sonstige betriebliche Erträge
Personalaufwand
sonstige Aufwendungen
davon:
Material
Sammlung
Sonstige betriebliche Aufwendungen
Finanzergebnis
Jahresüberschuss
40
Für das 4. Quartal 2013 wurden der Ös­
terreichischen Galerie Belvedere vom Bun­
desministerium für Unterricht, Kunst und
Kultur € 638.000 für den laufenden Betrieb
des im Oktober übernommenen Winterpa­
lais zur Verfügung gestellt. Die Umsatzerlöse
haben sich gegenüber 2011 von € 15,5 Mio.
auf € 19,5 Mio. bzw. um 25,5 % erhöht. Die
Erträge aus den Eintritten konnten gegen­
über 2011 um 40,5 % verbessert werden,
gegenüber 2012 wurde ein leichter Rückgang
von ca. 10 % festgestellt. Der Eigenleistungs­
anteil des Belvedere (exklusive der zusätzli­
chen Mittel für das Winterpalais) lag 2013
bei 55,6 %.
Perspektiven
Mit der Ausstellung Love Story. Die Sammlung Anne und Wolfgang Titze, die im Som­
mer 2014 Highlights dieser österreichischfranzösischen Sammlung, bestehend aus
Inkunabeln der Minimal Art und Konzept­
kunst sowie bedeutenden Positionen der
Gegenwartskunst, im Winterpalais, im Au­
ßenraum des Belvedere und im 21er Haus
präsentiert, wird die Integration der verschie­
denen Museumsstandorte vorangetrieben.
Durch das Projekt wird neben der topogra­
phischen auch eine inhaltliche Achse zwi­
schen 21er Haus und Winterpalais errichtet,
die die Wahrnehmung des Belvedere im Sinne
seines Selbstverständnisses als epochenüber­
greifendes Museum für österreichische Kunst
im internationalen Kontext stärkt.
Diesem Selbstverständnis folgt auch das
übrige Programm der Sonderausstellungen
für 2014, das die Interessen der Wirtschaft­
lichkeit und Wissenschaftlichkeit sorgfältig
ausbalanciert. Stellvertretend sind hier die
Herbstausstellungen zu nennen: Die in ein
von der Österreichischen Nationalbank
gefördertes Forschungsprojekt eingebet­
tete Ausstellung Hagenbund – Ein internationales Netzwerk der Moderne in Wien
(1900–1938) widmet sich der weitläufigen
Wiener Künstlervereinigung Hagenbund,
an der insgesamt über 200 KünstlerInnen
beteiligt waren. Die Schau Im Lichte Monets untersucht den Einfluss Claude Monets
auf die österreichische Kunst, während im
Winterpalais die erste umfassende Einzel­
ausstellung des Barock-Porträtisten Martin
van Meytens d. J. stattfindet.
Eine wesentliche Neuerung ist die Be­
stellung eines Chefkurators für sämtliche
zeitgenössische Ausstellungsagenden mit
Jahresbeginn 2014, dessen Anforderungs­
profil auf langjähriger Erfahrung in der in­
ternationalen Museumslandschaft fokussiert.
Damit soll eine weitere Kompetenzstärkung
des Belvedere im zunehmend bedeutenden
zeitgenössischen Bereich erfolgen, die das
langfristige Ziel einer gefestigten, klar abge­
grenzten Position des 21er Haus innerhalb
des diversifizierten lokalen, nationalen und
internationalen Sektors zeitgenössischer Aus­
stellungshäuser zu erreichen hilft.
41
Kunsthistorisches Museum mit
Museum für Völkerkunde und Öster­
reichischem Theatermuseum
www.khm.at
Dr. Sabine Haag, Generaldirektorin, wissen­
schaftliche Geschäftsführerin
Dr. Paul Frey, kaufmännischer Geschäfts­
führer
Kuratorium 2013
•• Dkfm Peter Püspök, Vorsitzender
•• em. Univ. Prof. Dr. Theodor Öh­
linger, stv. Vorsitzender
••
••
••
••
••
••
••
Dr. Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Dr. Roswitha Denk
Dr. Rudolf Ertl
Dr. Josef Kirchberger
MMag. Bernhard Mazegger
Johann Pauxberger
DI Wolfgang Polzhuber
KHM Außenansicht © KHM
Profil
Das Kunsthistorische Museum (KHM) ist
das Bundesmuseum für alle kunst- und kul­
turhistorischen Epochen bis zum Ende des
19. Jahrhunderts und im Falle der Samm­
lung für Musikinstrumente und des Münz­
kabinetts bis zur Gegenwart. Kernkompe­
42
tenz des KHM sind Werke der europäischen
Kunst- und Kulturgeschichte vom Mittelal­
ter bis ins 19. Jahrhundert sowie Ägyptens,
des Vorderen Orients und des griechischrömischen Altertums (aus den Leitlinien
für die besondere Zweckbestimmung § 14
der Museumsordnung für das KHM mit
MVK und ÖTM, BGBl. II, Nr. 395, vom 1.
Dezember 2009).
Kunstkammer Saliera ©KHM
Sammlungen
••
••
••
••
••
••
KHM Haupthaus, Wien: Ägyp­
tisch-orientalische Sammlung, An­
tikensammlung, Münzkabinett,
Kunstkammer, Gemäldegalerie
Alte Hofburg, Wien: Weltliche
und Geistliche Schatzkammer
Neue Burg, Wien: Hofjagd- und
Rüstkammer, Sammlung alter Mu­
sikinstrumente, Ephesos-Museum
Schönbrunn, Wien: Sammlung
historischer Prunk- und Ge­
brauchswagen (Wagenburg)
Schloss Ambras, Innsbruck: Hel­
denrüstkammer, Kunstkammer,
Porträtgalerie, Spanischer Saal
Nicht ausgestellte Sammlungs­
komplexe: Tapisseriensammlung,
Monturdepot, Heroon von Trysa
Seit 1. März 2013 ist die Kunstkammer des
KHM wieder öffentlich zugänglich. Ihre Wie­
dereröffnung nach elfjähriger Schließzeit und
die zeitgemäße Präsentation dieser einzigar­
tigen Sammlung stellen eines der wichtigsten
Kulturprojekte Österreichs der letzten Jahre
dar. Mit der Finanzierungszusage durch das
Bundesministerium für Unterricht, Kunst
und Kultur konnten ab Sommer 2010 die
vollständige Sanierung der 20 Räume auf
einer Fläche von rund 2.700 m2 sowie die
Neuaufstellung der Sammlung, bestehend aus
rund 2.200 ausgewählten Kunstkammerob­
jekten, in Angriff genommen werden. Die
Gesamtkosten für die Neuaufstellung der
Kunstkammer betrugen insgesamt € 18,56
Mio. Die Finanzierung erfolgte durch Mittel
des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst
und Kultur in Höhe von € 15,06 Mio. sowie
durch Eigenmittel in Höhe von € 3,5 Mio.
Die Umgestaltung der Gemäldegalerie
wurde auch 2013 fortgeführt. Weitere Säle
wurden neu bespannt, mit neuen Beleuch­
tungssystemen und Beschriftungs-DistanzEinhaltungssystemen ausgerüstet.
Am 18. März 2013 konnte im Corps
de Logis der Neuen Burg die neu einge­
richtete Hofjagd-Galerie eröffnet werden. In
dieser Dauerausstellung werden die älteren
Bestände (Mittelalter und Renaissance) der
Hofjagdsammlung des Kunsthistorischen
Museums vereint präsentiert. Als zentrales
Gestaltungselement wurde eine große gol­
dene Volière eingesetzt, um auf lebensnah
geformten Falkenmodellen alle Falkenhäub­
chen Kaiser Maximilians I. und Erzherzog
Ferdinands II. von Tirol zu zeigen. In die
Wege geleitet wurde die Neuaufstellung von
Christian Beaufort-Spontin, der mit diesem
Projekt nach 26 Jahren als Direktor der
Hofjagd- und Rüstkammer in den Ruhestand
getreten ist. Die Finanzierung ermöglichte
eine Förderung des Vereins der Freunde der
Hofjagd- und Rüstkammer.
In Schloss Ambras, Innsbruck, wurde
am 21. März 2013 die Glassammlung Rudolf
Strasser (1919-2014), die 2004 vom Kunst­
historischen Museum erworben werden
konnte, in vier neu adaptierten und tempe­
rierten Räumen des Hochschlosses Ambras
dauerhaft aufgestellt. Ein kleinerer Teil dieser
Sammlung ist in der Wiener Kunstkammer
zu sehen.
43
Ausstellung Lucian Freud
© KHM
Ausstellungen
Im Berichtsjahr wurden im Kunsthistori­
schen Museum insgesamt 14 Sonderausstel­
lungen präsentiert. Das Ausstellungsjahr hat
mit der faszinierenden und wissenschaftlich
vielschichtigen Ausstellung Im Schatten der
Pyramiden. Die österreichischen Grabungen
in Giza (1912–1929) zum 100. Jahrestag
des Beginns der österreichischen Grabungen
am Pyramidenfeld von Giza begonnen und
endete mit der eindrucksvollen, international
viel beachteten Lucian Freud-Ausstellung,
die erwartungsgemäß besonders viele Besu­
cherInnen anzog.
Die Abteilung Ausstellungsmanagement
war während des Jahres 2013 an der Or­
ganisation, Koordination und Vorbereitung
sowie an vertraglichen Agenden von fast
40 Projekten maßgeblich beteiligt. Für die
Realisierung der Ausstellungen wurde mit
über 100 LeihgeberInnen verhandelt, letzt­
lich wurden rund 2.300 Objekte von etwa
90 internationalen LeihgeberInnen zur Ver­
fügung gestellt.
Ausstellungen 2013
Im Schatten der Pyramiden
22. Jänner bis 20. Mai 2013
Ansichtssache #4: Dirck van Delen.
Großer Gartenpalast
14. Februar bis 19. Mai 2013
Ansichtssache #5: Bernardino Licinio,
Ottaviano Grimani‘
23. Juni bis 1. September 2013
Ansichtssache #6: David Ryckaert,
Dulle Griet
5. September bis 1. Dezember 2015
Ansichtssache #7: Trophime Bigot,
Schreiender Mann
5.Dezember 2013 bis 9. Februar 2014
Kaiser Karl V. erobert Tunis.
Dokumentation eines Feldzuges
7. Mai bis Jänner 2015
Bessere Hälften (Intermezzo05)
18. Juni bis 8. September 2013
Lucian Freud
8. Oktober 2013 bis 12. Jänner 2014
44
Neue Burg
Zu Gast im Ambras 03- Meisterwerke
aus dem KHM
1. Oktober bis 1. November 2013
Fly to Baku. Zeitgenössische Kunst aus
Aserbaidschan
6. Mai bis 28. Mai 2013
Lilly Sauter (1913-1972) zum
100. Geburtstag
20. Juni bis 1. November 2013
Theseustempel
Richard Wright
18. April bis 25. September 2013
Ausstellungen des KHM im Ausland
Wettstreit in Erz. Porträtmedaillen der deutschen Renaissance
22. November 2013 bis 15. März 2014
München, Staatliche Münzsammlung Mün­
chen
Schloss Ambras
Ritter! Traum und Wirklichkeit
6. Juni bis 8. September 2013
Gegenwelten-Künstlerische Seismographie
27. September bis 1. November 2013
Genderverteilung an allen Produktionen
Produktionen und
ProduzentInnen
Männer
Frauen
Gesamt
% Männer
% Frauen
Gesamt
KünstlerInnen mit Einzelpräsentationen
11
0
11
100 %
0 %
100 %
KuratorInnen
22
30
52
42 %
58 %
100 %
Kulturvermittlung
Die Kunstvermittlung des Kunsthistorischen
Museums stand 2013 weitgehend im Zeichen
der wiedereröffneten Kunstkammer und der
Ausstellung Lucian Freud.
Insgesamt nahmen rund 87.800 Besuche­
rInnen aller Altersgruppen an über 5.350 Ate­
lierworkshops, Ferienspielaktionen, Führungen
und Vorträgen teil. Dies bedeutet gegenüber
2012 eine Steigerung von über 30 %; sie war
also deutlich höher als das Wachstum der Be­
sucherInnenzahlen insgesamt und sehr ungleich
verteilt: Der Bereich der unter 19jährigen Teil­
nehmerInnen wuchs um ca.6 %, das Erwachse­
nensegment um mehr als 60 %.
Beginnend mit Preview und Festakt am
27. und 28. Februar hat die Kunstvermittlung
des Kunsthistorischen Museums 2013 über
29.500 Personen in rund 1.800 Gruppen mit
der neu aufgestellten Kunstkammer bekannt
gemacht. Für junge BesucherInnen wurde ein
eigenes Kunstkammer-Buch Pfeffer im Dach
und worüber der Kaiser noch staunte produ­
ziert, das Bundesministerin Claudia Schmied
am 1. März 2013 der ersten Schulklasse in
der Kunstkammer überreichte. Mag. Barbara
Herbst und Larissa Kopp konzipierten Ateli­
erworkshops für Kinder zu unterschiedlichen
Kunstkammer-Themen. Im Erwachsenenpro­
gramm wurden die BesucherInnen im Feb­
ruar in Kunstkontexten auf die Kunstkammer
vorbereitet; letzterer waren von März bis Juni
2013 die gesamten Mittagszyklen und alle
Spezialführungen gewidmet.
Bei der überaus erfolgreichen Lucian
Freud-Ausstellung hat die Kunstvermittlung
über 7.000 BesucherInnen in 415 Gruppen
begleitet. Zu 75 % waren die TeilnehmerIn­
45
Genderverteilung absolut und
in Prozent 2013
nen Erwachsene. Die rund 1.750 SchülerInnen
wurden in diskursiven Führungs- und Atelier­
programmen, darunter auch ein Aktmalkurs,
mit dem Werk Lucian Freuds vertraut gemacht.
Im Erwachsenenprogramm wurde die Ausstel­
lung durch KuratorInnen-Führungen, Spezial­
führungen und einen Mittagszyklus begleitet.
Bibliothek und Archiv
Die Bibliothek des Kunsthistorischen Mu­
seums ist Sammlung und wissenschaftliche
Präsenzbibliothek mit Fachbibliotheken in
allen dreizehn Sammlungen und anderen Or­
ganisationseinheiten des Hauses einschließ­
lich der Außenstellen. Der Gesamtbestand
(Stand 31.12.2013) umfasst 265.142 Bände.
Gesamtzuwachs 2013: 2.108 Bände (Kauf:
464; Tausch: 426; Geschenk: 226; Beleg­
exemplare: 367; Leihgeberexemplare: 79;
Zeitschriften/Periodika: 546). Die Bestand­
serschließung umfasste 2013 durch Neu­
aufnahmen und Retrokatalogisierung 2.651
Titel. Der Bestand KHM-OPAC umfasste im
Berichtsjahr insgesamt 22.457 Medien.
1.297 BesucherInnen nützten im Be­
richtsjahr die Bibliothek für Recherchen und
die Bereitstellung von Fachliteratur. Die Bib­
liothek war zudem mit 44 Leihgaben an neun
Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt.
Das Archiv übernahm 2013 Aktenbe­
stände und audiovisuelle Medien der General­
direktion, des Ausstellungswesens sowie der
Personalabteilung. 2013 erfolgte die Digitalisie­
rung von 12 Photo-Inventarbänden. Den zwölf
TMS (The Museums System)-Datensätzen wur­
den insgesamt 3.597 Bilder zugespielt. Damit
sind alle Photoinventare, welche die Jahre von
1899 bis 1992 umfassen und 109.581 Posten
enthalten, über TMS benutzbar.
2013 wurde als Gemeinschaftsprojekt
mit dem Münzkabinett die Geschichte der
habsburgischen und lothringischen Münz­
kabinette im 18. Jahrhundert anhand bis­
lang unbekannter sowie unberücksichtigter
Dokumente neu aufgearbeitet. Schließlich
wurde im Berichtsjahr intensiv der Quellenund Regestenband zur Schatzkammer, zur
Gemäldegalerie und zu den drei Kabinetten
46
aus dem Archivbestand des k. k. Oberstkäm­
mereramtes 1777–1787 vorbereitet, der als
eigener Band des Jahrbuchs des Kunsthistorischen Museums voraussichtlich Ende 2014
erscheinen wird.
Zeitgerecht zu deren Wiedereröffnung
fand die im Jahr 2012 begonnene Provenienz­
forschung in der Kunstkammer ihren vorläufi­
gen Abschluss. Nach Abgabe von vier Dossiers
(Otto Feist, Silbermann/Weinstein, Johannes
Jantzen, Silbermadonna aus habsburgischem
Besitz) wurde der Leitung der Kommission
für Provenienzforschung im Sommer ein um­
fangreicher Gesamtbericht zur Kunstkammer,
zur Tapisseriensammlung sowie zur Weltlichen
und Geistlichen Schatzkammer vorgelegt. Ei­
nige Ergebnisse der Provenienzforschung in
der Kunstkammer wurden im Themenheft 15
Jahre Provenienzforschung der Fachzeitschrift
Neues Museum vom Dezember 2013 präsen­
tiert. Vorbereitet wurde auch ein Aufsatz über
den im Jahr 1932 verstorbenen Kunstsammler
Gustav Benda, der seine international bekannte
Sammlung der damaligen Sammlung für Plas­
tik und Kunstgewerbe (heutige Kunstkammer)
vermachte. Der Beitrag erscheint voraussicht­
lich 2014 in Band fünf der Schriftenreihe der
Kommission für Provenienzforschung.
Der Kunstrückgabebeirat empfahl in
der Sitzung vom 3. Mai 2013, die aus der
Sammlung Otto Feist stammende Bronzebüste des Herkules nicht an die Rechtsnach­
folgerInnen von Todes wegen nach Feist zu
restituieren. In derselben Sitzung plädierte
der Beirat für die Rückgabe des Gemäl­
des von Sir Thomas Lawrence Diana Sturt,
Lady Milner (GG 9001) an die Rechtsnach­
folgerInnen nach Valentine Springer. Zwei
Steinschlossgewehre, die Valentine Springer
ursprünglich dem Volkskundemuseum ge­
widmet hatte und die im November 1950
an das Kunsthistorische Museum abgegeben
wurden, verbleiben dagegen auf Empfehlung
des Kunstrückgabebeirats in der Hofjagdund Rüstkammer. Über einen Hammerflügel
aus dem ehemaligen Eigentum von Mary
Wooster wurde ebenfalls ein Dossier erstellt
und der Kommissionsleitung übergeben.
Seit dem Sommer 2013 wird die 2009
unterbrochene Provenienzforschung in der
Antikensammlung fortgesetzt.
Forschung und Publikationen
Das Kunsthistorische Museum ist eine be­
deutende außeruniversitäre Forschungsein­
richtung. Seine Sammlungen stellen Orte
lebendiger wissenschaftlicher Forschung dar
und stehen in engem Kontakt und Austausch
mit anderen nationalen und internationalen
wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen.
Im Berichtszeitraum wurden am KHM 35
eigen- und drittmittelfinanzierte Forschungs­
projekte durchgeführt.
Die wichtigsten Projekte waren:
•• Die Wiener Gemäldegalerie im
Wandel der Zeiten – von 1911 bis
1938 Projektleitung: Dr. Sylvia Fe­
rino –Pagden; Projektmitarbeit: Dr.
Wencke Deiters Finanzierung: Ju­
biläumsfonds der Österreichischen
Nationalbank Projekt-Nr. 15006
•• The Panels by Pieter Brueghel the
Elder in the Kunsthistorisches Museum, Vienna. Technical Study and
Survey of their Structural Condition
Projektleitung: Mag. Elke Oberthaler
und Dr. Sabine Pénot; Finanzierung:
The Getty Foundation, Panel Paintings
Initiative, Projekt-Nr. 20121237
•• Katalog der deutschen Gemälde bis ca.
1540 im Kunsthistorischen Museum
Projektleitung: Dr. Guido Messling;
Projektmitarbeit: Dr. Karl Schütz,
Mag. Alice Hoppe-Harnoncourt,
Mag. Monika Strolz, Mag. Ute Tüch­
ler , Michael Eder; Finanzierung:
FWF, Projekt-Nr. P19829-G13
•• Portable ART Analyser (PART ) –
Development and construction of
an innovative and optimised portable XRF instrument for the in situ,
non-destructive study of unique and
valuable artworks (Kurztitel: »Portables RFA -Gerät zur Untersuchung
von Kunstwerken«); Projektleitung:
Dr. Martina Griesser; Finanzierung:
FWF (Projekt Nr. L430-N19)
••
••
The Cultural History of the Western
Himalaya from the 8th century:PreIslamic Numismatic Histor; Projektlei­
tung: Univ.-Doz. Dr. Michael Alram;
Projektmitarbeit: Dr. Matthias Pfisterer,
Dr. Klaus Vondrovec; Finanzierung:
Fonds zur Förderung der wissenschaft­
lichen Forschung FWF, Projekt-Nr.S
9806-G08; Österreichische Akade­
mie der Wissenschaften; KHM
Integrated Pest Management (IPM;
Projektleitung: Dr. Pascal Querner;
Projektmitarbeit: Dipl. Rest. Micha­
ela Morelli; Finanzierung: KHM
Im Berichtszeitraum fanden im KHM außer­
dem Forschungskonferenzen und vier interna­
tionale Symposien zu folgenden Themen statt:
•• CODART ZESTIEN: Old favorites or
new perspectives? Dividing your time
and attention between the permanent
collection and temporary Exhibitions
21.–23. April 2013
•• International Conference on IPM in
Museums, Archives and Historic Houses
5.–7. Juni 2013
•• Getty Panel Paintings Initiative/Kunsthistorisches Museum Vienna, 1st interim meeting The Panel Paintings by
Pieter Bruegel the Elder in the Kunsthistorisches Museum Vienna – Technical Study and Survey of their Structural
Condition Project
10.–12. November 2013
•• Nahaufnahme – Erste Forschungskonferenz des KHM
11. Dezember 2013
2013 wurden zehn Ausstellungskataloge he­
rausgegeben, darunter zu den Ausstellungen
Im Schatten der Pyramiden, Ritter und Lucian Freud. Daneben erschienen diverse Pu­
blikationen anlässlich der Wiedereröffnung
der Kunstkammer sowie das Jahrbuch des
Kunsthistorischen Museums (Bd. 13/14) und
die Technologischen Studien (Bd. 9/10).
47
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Auch 2013 kommunizierte die Abteilung
Kommunikation und Marketing die künst­
lerischen und kulturpolitischen Ziele der In­
stitution KHM an eine breite Öffentlichkeit.
Das große Thema war 2013 die feierliche
Wiedereröffnung der Kunstkammer. Mehr
als 300 internationale MedienvertreterInnen
waren auf der Pressekonferenz anlässlich der
Wiedereröffnung vertreten und die Kunst­
kammer konnte weltweit positive mediale
Resonanz erzielen. Zur Eröffnung wurde ein
»Making-of-Film« mit dem ORF produziert,
der österreichweit, so wie auf 3sat ausge­
strahlt wurde.
Mit der Lucian Freud Ausstellung im
Herbst konnte ein weiteres erfolgreiches PR
Highlight erzielt werden. Die Ausstellung
fand starkes internationales Medienecho und
wurde in zahlreichen Fernsehbeiträgen in
Deutschland, der Schweiz, Großbritannien
und den USA kommuniziert.
Neu gestaltete Kunstkammer
©KHM
48
Die ORF Lange Nacht der Museen am 5.Ok­
tober konnte auch 2013 wieder erfolgreich
beworben werden; rund 22.700 BesucherIn­
nen wurden im Museumsverband des KHM
gezählt.
Die erste Forschungskonferenz am 11.
Dezember 2013 setzte heuer einen Schwer­
punkt in der Kommunikationsarbeit für
Wissenschaft- und Forschung. Es konnten
zahlreiche Beiträge zur Sichtbarmachung der
Forschungstätigkeit am Kunsthistorischen
Museum und der Verankerung des Museums
als außeruniversitäre Forschungsanstalt er­
zielt werden.
Im Herbst 2013 fanden die zweijähri­
gen Dreharbeiten zum Kinofilm Das große
Museum ihren Abschluss. Produzent dieses
Films ist Johannes Rosenberger (Navigator
Film), Drehbuch und Regie stammen von
Johannes Holzhausen. Der Film wird im
Rahmen der Berlinale 2014 und bei der
Diagonale in Graz vorgestellt. Kinostart ist
im Herbst 2014.
Veranstaltungen
Die Eventabteilung betreute 2013 in allen
zum Verband gehörenden Häusern 731 Ver­
anstaltungen. Über 50 % davon fanden im
Kunsthistorischen Museum statt, ca. 20 %
im Weltmuseum Wien. Fast 45 % aller Veran­
staltungen waren Vorträge, Workshops oder
Diskussionen, 5 % Pressekonferenzen, nur
12 % der Events Galadinner oder Empfänge.
Prozentuell hat sich diese Aufteilung in
den letzten Jahren kaum geändert; sie zeigt
weiterhin die wissenschaftliche Ausrichtung
auch im Veranstaltungsbereich. Diese Ver­
teilung der Veranstaltungsarten demonstriert
zugleich die über Jahre hinweg kontinuierliche
Aufteilung in externe und interne Veranstal­
tungen (interne Veranstaltungen werden von
Kunsthistorischem Museum, Weltmuseum
Wien oder Theatermuseum organisiert) im
Verhältnis von 40 % (extern) zu 60 % (intern).
Das jährliche Fundraising Dinner des
Kunsthistorischen Museums fand im Rah­
men der Ausstellung Lucian Freud statt.
Etwa 250 Persönlichkeiten aus Wirtschaft,
Kunst und Kultur nahmen daran teil; da­
runter auch Mitglieder der Familie Freud
und der langjährige Assistent des Künstlers,
David Dawson.
BesucherInnen
BesucherInnen nach Standort
Standort
2012
2013
KHM Haupthaus und Neue Burg
703.588
778.853
Schatzkammer
265.633
249.850
Wagenburg im Schloss Schönbrunn
96.980
81.333
Österreichisches Theatermuseum
45.561
33.483
Theseustempel
89.770
118.146
Museum für Völkerkunde
59.542
59.917
Schloss Ambras
90.956
84.415
1.351.940
1.405.997
Gesamt
BesucherInnen des KHM nach
Standorten 2013 und 2012
BesucherInnen nach Kartenkategorie
Jahr
zahlend
voll zahlend
ermäßigt
nicht zahlend
U19 von nicht
zahlenden
gesamt
2012
875.159
471.790
403.369
476.781
210.500
1.351.940
2013
888.812
395.788
493.024
517.185
199.041
1.405.997
49
BesucherInnen des KHM nach
Kartenkategorie 2013 und
2012
Insgesamt war 2013 für das KHM mit MVK
und ÖTM ein erfreuliches Besucherplus von
rund 4 % zu verzeichnen. Besonders gut
haben sich 2013 die Eintrittserlöse entwi­
ckelt. Mit einem Rekordwert von über € 9,1
Mio. wurde der langjährige Durchschnitt
übertroffen und gegenüber dem Vorjahr um
20 % gesteigert. Im 5-Jahres-Vergleich zu
2009 konnte damit eine Eintrittserlössteige­
rung von knapp 70 % erreicht werden. 2013
wurden die bisher als vollzahlend gewer­
teten JahreskartenbesucherInnen erstmals
als ermäßigte Eintritte eingestuft. Mehr
als 100.000 Besuche mit der Jahreskarte
seit Einführung konnten 2013 verzeichnet
werden und rund 30.000 Neuverkäufe der
Jahreskarte bedeuteten 2013 einen neuen
Rekord.
Freier Eintritt bis 19
BesucherInnen des KHM unter
19 Jahren nach Standorten
2013 und 2012
Standort
2013
U 19
%
KHM Haupthaus und Neue Burg
778.853
120.463
15,5
Schatzkammer
249.850
46.216
18,5
Wagenburg
81.333
10.967
13,5
Österreichisches Theatermuseum
33.483
6.433
19,2
Museum für Völkerkunde
59.917
6.252
10,4
Schloss Ambras
84.415
8.710
10,3
Theseustempel
118.146
k.A.
k.A.
1.405.997
199.041
14,2
Gesamt
Im Jahr 2013 besuchten 199.041 junge Besu­
cherInnen die Museen des KHM Museums­
verbands. Das waren 14,2 % der Gesamtbe­
sucherInnen des Berichtsjahres. Gemessen
an der Gesamtzahl der BesucherInnen wurde
zum Vorjahr ein Rückgang von 1 % verzeich­
50
net. 117.175 Kinder und Jugendliche besuch­
ten das KHM im Klassenverband; 81.866
waren EinzelbesucherInnen. Vom KHM wur­
den im Berichtsjahr insgesamt 3.358 Vermitt­
lungsprogramme angeboten, die von 54.636
jungen BesucherInnen genutzt wurden.
Budget KHM
Budgetposten
2012
2013
Umsatzerlöse
37.323
39.554
23.779
23.779
7.610
9.128
566
1.121
5.368
4.602
770
924
Personalaufwand
22.549
23.808
sonstige Aufwendungen
12.969
13.723
2.801
3.176
102
96
10.168
10.451
1.448
1.375
Betriebserfolg
357
648
Finanzergebnis
-392
-283
-35
365
davon:
Basisabgeltung
Eintritte
Spenden
Shops, Veranstaltungen etc.
Sonstige betriebliche Erträge
davon:
Material
Sammlung
Sonstige betriebliche Aufwendungen
Abschreibungen
Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag
Das KHM hat das geplante Jahresergebnis
um € 343.000,– übertroffen. Der Personal­
aufwand lag im Berichtsjahr mit € 23,8 Mio.
geringfügig über Plan und aufgrund der zu­
sätzlich erforderlichen MitarbeiterInnen im
Besucherdienst bei Eröffnung der 3.000m²
umfassenden Dauerausstellung der neuen
Kunstkammer um 5 % über dem Vorjahr.
Der über Plan gestiegene Personalaufwand
konnte durch höhere Besucherzahlen sowie
höhere besucherbezogene Erlöse, aber auch
durch Senkungen bei den Sachkosten über­
kompensiert werden, wodurch positiv abge­
schlossen werden konnte.
Die größte Investition des Jahres 2013
betraf die Einrichtung der Kunstkammer, die
im vorgesehenen Zeit- und Budgetplan am
28. Februar 2013 eröffnet werden konnte.
Perspektiven
Die Geschäftsführung sieht die Zielsetzungen
der unternehmerischen Entwicklung der nächs­
ten Jahre in einem klaren und eigenständigen
Außenauftritt der drei zur wissenschaftlichen
Anstalt gehörenden Museen, einer grundle­
genden Verbesserung der Infrastruktur und
einer Stärkung der finanziellen Ausstattung der
Anstalt, die dazu dienen soll, Wissenschaft und
Forschung auch in den kommenden Jahren auf
hohem Niveau zu halten.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Neuaus­
richtung der Sammlungen des Museums für
Völkerkunde. Diese erhielten 2013 als Weltmuseum Wien einen neuen, eigenständigen
Außenauftritt, der einen ersten Schritt in einer
Reihe von für die kommenden Jahre geplan­
ten Maßnahmen zur Neupositionierung und
stärkeren Verankerung des Hauses darstellt.
51
Budgetzahlen des KHM 2012
und 2013, in Tausend €
Das Motto der Geschäftsführung bleibt wei­
terhin »Öffnen und Eröffnen«. Die ständige
Sammlung ist der Dreh- und Angelpunkt des
Museums als nationale Schatzkammer und
Tourismusattraktion. Für wiederholte Besu­
che und eine Bindung des Publikums an das
Museum ist jedoch eine lebendige Ausstel­
lungspolitik Voraussetzung. Gut inszenierte
Sonderausstellungen national und internati­
onal prägen wie die Dauerausstellungen das
Image und die Identität des Kunsthistorischen
Museums und positionieren das Museum als
Ort der Bildung und der Forschung.
52
Die Geschäftsführung legt auch in den nächs­
ten Jahren den Schwerpunkt auf die Trans­
parenz der Forschungsleistung am Museum
und deren Sichtbarmachung für eine breite
Öffentlichkeit. Als verbindendes Grund­
prinzip der Museumsarbeit steht die Ver­
mittlung sämtlicher Museumsaufgaben im
Vordergrund. Das vielfältige Spektrum von
Präsentations- und Vermittlungsangeboten
orientiert sich dabei ständig an den verän­
derten Voraussetzungen und Bedürfnissen
der Gäste.
Museum für Völkerkunde
www.ethno.museum.ac.at
Dr. Steven Engelsmann, Direktor
Dr. Barbara Plankensteiner, stv. Direktorin
Kuratorium 2013
Siehe Kunsthistorisches Museum
Völkerkundemuseum Außenansicht © KHM
Profil
Das Museum für Völkerkunde (MVK) ist
das Bundesmuseum für materielle und im­
materielle Zeugnisse fremder und vertrauter
Lebenswelten der Vergangenheit und Gegen­
wart. Kernkompetenz des MVK ist die Aus­
einandersetzung mit der kulturellen Vielfalt
auf Grundlage ethnografischer und kultur­
anthropologischer Forschung (aus den Leit­
linien für die besondere Zweckbestimmung
§ 15 der Museumsordnung für das KHM
mit MVK und ÖTM, BGBl. II, Nr. 395, vom
1. Dezember 2009).
Sammlungen
••
••
••
••
••
••
••
Nordafrika, Vorder- und Zen­
tralasien, Sibirien
Afrika südlich der Sahara
Süd- und Südostasien, Himalaya
Insulares Südostasien
Ostasien
Ozeanien und Australien
Nord- und Mittelamerika
••
••
••
••
Südamerika
Fotosammlung
Bibliothek
Archiv
Im April 2013 erhielt das Museum für Völ­
kerkunde als Weltmuseum Wien einen neuen
Markenauftritt. Mit seinen einmaligen Ob­
jekten und Kulturdokumenten zählt es zu
den größten und bedeutendsten Museen sei­
ner Art. Seine Bestände zeugen nicht nur von
den alten und weitreichenden Beziehungen
Österreichs zum außereuropäischen Raum,
sondern allem voran von der Vielfalt, dem
Reichtum und der Kreativität von Menschen
und Kulturen aus allen Erdteilen.
Die Ursprünge des Museums reichen
in das Jahr 1806 zurück, als mit dem Er­
werb eines Teils der Cookschen Sammlungen
eine eigene K.K. Ethnographische Sammlung im kaiserlichen Hofnaturalienkabinett
eingerichtet wurde. Seit 1876 wurden die
stark angewachsenen Bestände in der An­
thropologisch-Ethnographischen Abteilung
des Naturhistorischen Museums verwal­
tet. 1928 erfolgte schließlich die Gründung
eines eigenen Museums für Völkerkunde im
Corps de Logis der Neuen Burg. Seit 2001
53
Rahmenprogramm zur Ausstellung Getanzte Schöpfung
©KHM
ist das Museum Teil der wissenschaftlichen
Anstalt Kunsthistorisches Museum mit Mu­
seum für Völkerkunde und Österreichischem
Theatermuseum.
Ausstellungen
Neben der permanenten Schausammlung
Götterbilder. Süd-, Südoastasien und Himalayaländer und der Präsentation des altme­
xikanischen Federkopfschmuckes Penacho:
Pracht und Passion, wurden im Berichtsjahr
fünf Sonderausstellungen durchgeführt.
Im Februar wurde erstmals die Mög­
lichkeit geboten, verschiedene Rituale der
Bön-Religion als kontinuierliche Perfor­
mance zu erleben. Lama Yangön Sherab
Tenzin verließ zum ersten Mal seine Heimat
um mit seinem Assistenten Kim Tsewang
und zwei weiteren Priestern am Weltmuseum Wien eine vierwöchige Zeremonie
anlässlich des Jahreswechsels im tibetischen
Kalender durchzuführen. Beides wurde
unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. De­
borah Klimburg-Salter und in Koopera­
tion mit der interfakultären Forschungs­
plattform und Dokumentationsstelle für
die Kulturgeschichte Inner- und Südasiens
54
(CIRDIS) der Universität Wien sowie dem
nationalen Forschungsnetzwerk The Cultural History of the Western Himalaya from
the 8th century des Fonds zur Förderung
der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
durchgeführt.
Zeitgleich mit der Einweihung des
neuen Markenauftritts eröffnete am 16.
April 2013 die Ausstellung Getanzte Schöpfung. Asien zwischen den Welten. In Asien
ist der Tanz ein wesentlicher Bestandteil des
kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen
Lebens. Schließlich waren sechs zeitgenös­
sische ChoreographInnen und TänzerInnen
aus Asien, die sich mit der interkulturellen
Dimension ihrer Aufführungen beschäf­
tigen, »lebendiger« Teil der Ausstellung.
Zusätzlich wurde unter anderem in Ko­
operation mit der Asia-Europe Foundation
(ASEF), der Stadt Wien, ImPulsTanz sowie
den Botschaften Koreas, Indiens, Indonesi­
ens und der Philippinen ein umfangreiches
Rahmenprogramm organisiert. Im April
2010 bereisten John D. Marshall und Wil­
liam Holaday Java. Dabei hatten sie Thea­
ter, Tänze und musikalischen Darbietungen
besucht und fotografisch dokumentiert. Das
Ergebnis ihrer Reise wurde in Java tanzt!
Einblicke in das javanische Leben im Be­
richtsjahr präsentiert.
Die Fotoausstellung Historische Stadt Diyarbakir widmete sich der Arbeit von Gültekin
Tetik, dessen Fotografien kulturelle, soziale
und historische Elemente der Stadt Diyar­
bakir/Amed im Südosten der türkischen Re­
gion Anatolien zeigen.
Die Präsentation Schaustelle / Baustelle
ermöglicht es dem Publikum, erstmals hinter
die Kulissen des Architekturwettbewerbs zum
Weltmuseum Wien zu schauen. Nachdem die
Bewerbungen im zweistufigen Vergabever­
fahren anonym blieben, wurden nun sämt­
liche Einreichungen namentlich vorgestellt.
Ausstellungen 2013
BÖN: Geister aus Butter
1. Februar 2013 – 1. März 2013
Getanzte Schöpfung. Asien zwischen
den Welten
17. April 2013 – 5. Oktober 2014
Java tanzt! Einblicke in das javanische Leben
29. Mai 2013 – 30. Oktober 2014
Historische Stadt Diyarbakir
2. September 2013 – 30. Oktober 2013
Schaustelle / Baustelle
19. Dezember 2013 – 2. November 2014
Genderverteilung an allen
Produktionen
Siehe Kunsthistorisches Museum
Kulturvermittlung
EinzelbesucherInnen hatten im Berichtsjahr
die Möglichkeit an regelmäßig stattfindenden
Überblicksführungen in den Ausstellungen
(mittwochs, freitags und sonntags), spezifi­
schen Ausstellungsgesprächen und Kinderfüh­
rungen (jeweils mittwochs) zu wechselnden
Themen teilzunehmen. Außerdem nutzten
viele die Chance an Workshops und Veran­
staltungen des Rahmenprogramms der Aus­
stellung Getanzte Schöpfung teilzunehmen.
Wie auch im Vorjahr war das Angebot
für Schulen (1.bis 13. Schulstufe) und Kin­
dertagesheime um Schwerpunktführungen
erweitert, die inhaltlich dem Schulunterricht
angepasst waren und welche die Inhalte der
jeweiligen Ausstellungen ergänzten. Neben
interaktiven Führungen zu allen Ausstellun­
gen in Deutsch oder Englisch, wurde zum
Beispiel die Internetplattform Wisdom Kids
– Buddhismus macht Schule entwickelt.
Kinderprogramm im Weltmuseum Wien © Wien
55
Schulen aus den Bundesländern wird damit
ein Zugang zu einem Thema und zu Ob­
jekten geboten, der bislang nur durch einen
Besuch im Museum möglich war. Zusätzlich
fanden spezielle Führungen, Seminare und
Workshops für BetreuerInnen von Kinder­
tagesheimen, LehrerInnen und StudentInnen
der pädagogischen Hochschulen statt. Dabei
wurden allgemeine Methoden der Vermitt­
lung erläutert, die Angebote des Museums
vorgestellt und deren Einsatzmöglichkeit für
den allgemeinen Schulunterricht, für spezielle
Lerneinheiten und vor allem für fächerüber­
greifende Projekte vermittelt und zum Teil
gemeinsam erarbeitet.
Schulen, denen ein Besuch des Museums
aufgrund von Kindern mit gesundheitlichen
oder sozial-psychischen Problemen nicht
möglich war, wurden im Rahmen von Museum auf Besuch mit einem Museumskof­
fer »besucht«. Dieser enthält Objekte aus
der pädagogischen Sammlung, Bildmaterial,
Hör-, Geruchs- und Kostproben, didakti­
sches Material, Spiele und/oder Bücher und
wurde durch die finanzielle Unterstützung
der Vermittlungsinitiative Kulturvermittlung
mit Schulen in Bundesmuseen des Bundesmi­
nisteriums für Unterricht, Kunst und Kultur
und mit beratender Begleitung von KulturKontakt Austria erstellt. Ebenfalls fanden
2013 wieder in Kooperation mit kinderaktiv/
WienXtra/ Magistrat Wien die monatlichen
Aktionsreihen Ethno-Kids, Märchen von nebenan, als auch während aller Schulferien
das Ferienspiel statt.
Unter dem Titel Weniges kann viel erzählen wurde eine Veranstaltungsreihe speziell
für SeniorInnen angeboten. Bei Kaffee und
Kuchen wurden anhand ausgewählter Ob­
jekte aus dem Depot oder der pädagogischen
Sammlung Themen wie Glücksbringer Japans,
Kaffeekultur, Tanz, und vieles mehr diskutiert.
Bibliothek und Archiv
Im Jahr 2013 erweiterte die Bibliothek ihren
Bestand auf 147.133 Medien (Bücher, Zeit­
schriften, Atlanten, DVDs und CD-ROMs).
Insgesamt wurden 1.284 neue Medien in
56
den Bestand aufgenommen. Zu den neu
inventarisierten Bänden zählt unter ande­
rem An Asiens Küsten und Fürstenhöfen.
Tagbuchblätter von der Reise Sr.Maj.Schiffes »Fasana« und über den Aufenthalt an
asiatischen Höfen in den J.1887, 1888 und
1889 / Leopold von Jedina / Wien u. Ölmütz
: Hölzel 1891 / Inv. Nr. 36.851 Hist.
Das Archiv beschäftigte sich eingehend
mit der Bearbeitung und Umbettung des
Teilnachlasses zur Weltreisesammlung des
Erzherzogs Franz Ferdinand von ÖsterreichEste, der Transkription der Briefe von Ro­
bert Unterwelz (1886-1927) an seine Eltern
aus Ostafrika und des Heger-Tagebuchs 61,
19010 Mexico.
Im Rahmen der Provenienzforschung
wurden Kurzdossiers zu Bücherkonvoluten
(vor allem Judaica), zum Missionsethno­
graphischen Museum St. Gabriel und zu
Leihgaben erstellt. Des Weiteren wurden
Recherchen zur Sammlung von Anton und
Walter Exner durchgeführt und es entstand
ein vorläufiger Endbericht.
Forschung und Publikationen
Im Zuge der organisatorischen Umstruk­
turierung des Weltmuseums Wien 2013
wurden die regionalen Sammlungen, die
Fotosammlung, das Archiv und die Bib­
liothek unter der Leitung von Dr. Barbara
Plankensteiner zur Abteilung Sammlungen
und Wissenschaft zusammengefasst. Mit
den Schwerpunkten auf der Dokumen­
tation, Erforschung und Vermittlung der
Bestände ist der Aufgabenbereich der Mit­
arbeiterInnen jeweils gleich geblieben und
ist nach wie vor das inhaltliche Herzstück
des Museums.
Im Fokus des Jahres 2013 standen
die Planungen für die Neueinrichtung des
Hauses. In ganz- und mehrtägigen Work­
shops wurden für die 15 Säle und vier
Schaudepots der Neuaufstellung Themen
definiert, welche die Einzigartigkeit und
die Besonderheiten der Wiener Bestände
unterstreichen. Die Entwicklung und Aus­
arbeitung des mehr als 500 Seiten starken
Ausstellungsbuches nahm einen wesentli­
chen Teil der Zeit aller MitarbeiterInnen in
Anspruch.
2013 war aber auch ein Jahr des regen
wissenschaftlichen Austausches. Die Samm­
lungsbestände wurden wieder vielfach von
internationalen ForscherInnen und Kurato­
rInnen besucht und für die Forschung he­
rangezogen. Zwei Beispiele sollen hier ge­
nannt werden. So beschäftigte sich Dr. Judith
Charlin von der Universidad de Buenos Aires
während eines dreimonatigen Stipendiums
mit amerikanischen und ozeanischen Pfeil­
spitzen. Im Rahmen des Forschungsprojekts
Pacific Presences: Oceanic Art in European
Museums des Museum of Archaeology &
Anthropology in Cambridge fand unter der
Leitung von Maia Nuku und Billie Lyth­
berg aus Neuseeland im Depot und in den
Archiven eine einwöchige Recherche zur Po­
lynesiensammlung statt. Alle BesucherInnen
wurden von den KuratorInnen sowie weite­
ren MitarbeiterInnen des Hauses fachkundig
und mit großem Engagement betreut.
Der 2010 initiierte Benin-Dialog wurde
2013 fortgeführt und fand einen Höhepunkt
während des von der National Commission
for Museums and Monuments organisierten
Arbeitstreffens in Benin City, bei dem auch
der nigerianische Kulturminister zugegen
war. Die VertreterInnen der teilnehmenden
europäischen Museen konnten in einer Au­
dienz bei Oba Erediauwa über den Fortgang
der Gespräche berichten und man einigte
sich auf ein gemeinsames Memorandum of
Understanding.
2013 endete mit einer internationalen
Abschlusskonferenz im Rahmen des EU fi­
nanzierten Projekts RIME (Network of Eth­
nographic Museums) am Pitt Rivers Museum
in Oxford. Unter dem Titel The Future of
Ethnographic Museums wurden viele The­
men diskutiert, die gerade für das Weltmuseum Wien in den kommenden Jahren
relevant sein werden.
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Mit Jänner 2013 wurde eine eigenständige
Abteilung Marketing- und Kommunikations­
agenden im Weltmuseum Wien aufgebaut,
deren Aufgaben sich im Wesentlichen auf
die Entwicklung und Präsentation des neuen
Markenauftritts und die Gestaltung und Be­
treuung des Rahmenprogramms und anderer
Veranstaltungen konzentriert.
Veranstaltungen
Eines der erklärten Ziele des Weltmuseums
Wien ist es, mit kulturellen Gemeinschaf­
ten in Wien zusammenzuarbeiten und ihnen
eine Plattform zu bieten; dies geschieht nicht
zuletzt in Form von Kulturfesten. Vom 24.
bis 29. Juni 2013 fand zum ersten Mal mit
großem Erfolg im Weltmuseum Wien die von
Oluyemi Ogundele, Präsident von NANCA
(National Association of Nigerian Commu­
nity Austria), organisierte Nigerian Cultural
Week statt. Auch das vom brasilianischösterreichischen Kultur- und Bildungsverein
Papagaio organisierte Brasilianische Kulturfest gastierte zu seiner Eröffnung am 3. Juli
im Weltmuseum Wien Dies sind lediglich
zwei Beispiele aus der großen Zahl der viel­
fältigen Veranstaltungen des Hauses, die von
dessen KuratorInnen initiierten Kooperati­
onsprojekte ermöglicht wurden.
Music Distillery präsentierte am 06.
April 2013 ein musikalisches Blind & Speed
Dating Experiment mit 20 KünstlerInnen,
die sich durch ihren unterschiedlichen kul­
turellen, als auch musikalischen Background
ergänzen. Am 20. September 2014 wurde die
TEDx Konferenz erstmals im Weltmuseum
Wien abgehalten. Das Wort TEDx steht für
Technology, Entertainment und Design und
versucht Organisationen, Communities und
individuellen Personen eine Plattform zur
freien Entfaltung diverser Themen und Ideen
zu bieten.
57
Weihnachtsprogramm im
Weltmuseum Wien © KHM
Das altmexikanische Totenfest, Días de los
Muertos, zählt zu den Veranstaltungshöhe­
punkten und fand bereits zum zweiten Mal
im Weltmuseum Wien statt. 1.600 Besuche­
rInnen feierten die mexikanische Version von
Allerheiligen und machten die Veranstaltung
zu einem grandiosen Erfolg.
Ein etwas anderes Weihnachtsfest,
Schmuseum Episode 1 – Ein Fest der Liebe
fand großen Anklang beim Publikum, das
bei »kreativen Stationen« in Themenbereiche
wie Wärme, Nähe und Harmonie eintauchen
konnte. Im Rahmen der Veranstaltung ent­
führten KünstlerInnen die BesucherInnen am
06. Dezember 2013 in eine (be)sinnliche Welt
abseits des Weihnachtsstresses.
Im Jahr 2013 wurde der Museumsbo­
den im Rahmenprogramm von Getanzte
Schöpfung zum Tanzparkett und zahlrei­
che Tanzperformances wurden präsentiert:
argentinischer Tango, balinesischer Tanz,
koreanischer Friedenstanz, klassischer indi­
scher Tanz, Cham – tibetischer Maskentanz,
javanischer Tanz, Tari Rantak – Tanz aus
Westsumatra, Cheoyongmu – koreanischer
Maskentanz, AIKO, Yang Ge-Tanz, ungari­
scher Tanz, zeitgenössischer philippinischer
Tanz, sakraler javanischer Hoftanz, orien­
talischer und thailändischer Tanz. Neben
diversen Tanz-Workshops wurde auch der
58
Tanz-Contest K – Pop Dance Festival Vienna im Weltmuseum Wien ausgetragen.
BesucherInnen
siehe Kunsthistorisches Museum
Budget
siehe Kunsthistorisches Museum
Perspektiven
Das Jahr 2013 markierte einen essentiellen
Meilenstein in der Geschichte des Weltmuseums Wien. Zum einen erhielt das Haus am 17.
April offiziell seinen neuen Markennamen und
eine neue Corporate Identity. Zum anderen
wurde das Projekt Neueinrichtung des Museums vom Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur in die Mittelfristplanung
aufgenommen und mit dem Bundesministe­
rium für Wirtschaft, Jugend und Familie eine
Finanzierungsvereinbarung getroffen.
Bereits im Herbst 2013 stand nach einem
monatelangen Vergabeverfahren das Archi­
tektenteam fest, welches die umfangreichen
Pläne des Weltmuseums Wien umsetzen
wird. Das Konsortium bestehend aus dem
internationalen Museums- und Ausstellungs­
gestalter Ralph Appelbaum Associates, dem
schottische Architekturbüro Gareth Hoskins
Architects sowie dem österreichischen Ingeni­
eursbüro Vasko + Partner als Fachplaner für
die technische Gebäudeausrüstung, wird das
altehrwürdige Museum mit seinen einzigar­
tigen ethnografischen Sammlungen im Corps
de logis der Neuen Burg in neuem Glanz
erstrahlen lassen. Neben der zeitgemäßen
Einrichtung der Schausammlung stehen auch
die Schaffung gänzlich neuer Bereiche, wie
zum Beispiel eines eigenen Kindermuseums
(in Kooperation mit dem ZOOM Kindermuseum) oder eines innovativen Restaurants auf
dem Plan. Die Erwartungen liegen hoch: Das
Weltmuseum Wien will seine BesucherInnen
im Herbst 2016 in neu gestalteten Räumlich­
keiten willkommen heißen.
59
Österreichisches Theatermuseum
www.theatermuseum.at
Dr. Thomas Trabitsch, Leitung
Kuratorium 2013
Siehe Kunsthistorisches Museum
Profil
••
••
Theatermuseum
Außenansicht © KHM
Das Österreichische Theatermuseum (ÖTM)
ist das Bundesmuseum für die österreichische
Bühnengeschichte in einem internationalen
Kontext. Kernkompetenz des ÖTM sind die
Zeugnisse aller theatralen Darstellungsfor­
men von der Barockzeit bis in die Gegenwart
(aus den Leitlinien für die besondere Zweck­
bestimmung § 16 der Museumsordnung für
das KHM mit MVK und ÖTM, BGBl. II,
Nr. 395, vom 1. Dezember 2009).
Bibliothek
Archiv
Das Theatermuseum vereint Sammlungsbe­
stände zu allen Themen der darstellenden
Künste und ist weltweit eine der größten und
bedeutendsten Dokumentationsstätten seiner
Art. Zeugnisse zur Bühnenkunst österrei­
chischer und internationaler Prägung vom
Sprech- und Musiktheater über Tanz und
Film bis hin zum Figuren- und Puppentheater
werden in seinen Archiven bewahrt, erschlos­
sen, zur Recherche aufbereitet, der Wissen­
schaft zur Verfügung gestellt, erforscht, pub­
liziert und in Ausstellungen präsentiert.
Sammlungen
••
••
••
••
••
••
60
Autographen und Nachlässe
Handzeichnungen
Druckgraphik, Programme, Plakate
Fotos und Dias
Kostüme und Modelle
Gemälde, Quisquilien, Figu­
ren- und Papiertheater
Ausstellungen
Im Berichtsjahr wurden im ÖTM drei Son­
derausstellungen durchgeführt. Das Ausstel­
lungsjahr begann mit Die Arbeit des Zuschauers – Peter Handke und das Theater.
Am 21.Oktober 1965 schrieb der damals
Peter Handke Automatenfoto © KHM
22-jährige Peter Handke an den Verleger
Siegfried Unseld: »Ich habe gerade mit Ach
und Krach ein Stück geschrieben. Es heißt
›Publikumsbeschimpfung‹ und ist mein erstes
und mein letztes. Ich möchte es nun auffüh­
ren lassen und auch sonst dazu sehen, daß ich
es vielleicht anbringe.« Bereits im Juni 1966,
kurz nach seinem legendären Auftritt vor der
Gruppe 47 in Princeton, wurde das Stück
mit seiner radikalen Kritik am konventionel­
len Theater in einer Inszenierung von Claus
Peymann uraufgeführt. Es machte Handke
über Nacht berühmt. In mittlerweile zwanzig
Stücken entwickelte der Autor seither ein
neues »episches Theater« und prägte damit
das deutschsprachige Theater maßgeblich.
Die Ausstellung anlässlich des 70. Ge­
burtstages von Peter Handke im Dezember
2012 setzte sich erstmals umfassend mit der
Theaterarbeit des Autors auseinander. Im
ersten Teil, der von der Publikumsbeschimpfung bis zum Ritt über den Bodensee reicht,
war Handke als der junge Star eines neuen
Theaters zu sehen; als »fünfter Beatle« wurde
er damals in den Medien bezeichnet. Der
zweite Teil führte in vielfältig neue Gegen­
den: Er reichte von Über die Dörfer bis zum
jüngst aufgeführten Geschichtsdrama Immer
noch Sturm. Hier fand auch Die Fahrt im
Einbaum ihren Platz, samt einer Dokumen­
tation jener Erregungen, die das JugoslawienEngagement des Autors ausgelöst hatte. Die
Ausstellung wurde in Kooperation mit dem
Literaturarchiv der Österreichischen Natio­
nalbibliothek konzipiert.
Mit diesen meinen zwei Händen…Die
Bühnen des Richard Teschner widmete sich
allen Aspekten des Phänomens Teschner.
Felix Salten brachte es auf den Punkt: »Die
Hauptsache ist das Puppenspiel. Da sind frei­
lich noch Zeichnungen und Bilder, Statuen
aus Holz und Alabaster, Figuren in Speck­
stein und in Selenit. Aber das Puppenspiel ist
die Hauptsache.« Tatsächlich war Teschners
symbolistisches Figurentheater, in dem sich
das Entrückte mit kühner technischer Inno­
vation verschränkte, die Sublimierung einer
ungewöhnlichen künstlerischen Laufbahn.
Das Theatermuseum besitzt als einen seiner
zentralen Sammlungsbestände den Nachlass
Richard Teschners (1879–1948) und widmete
dem »Magier von Gersthof« eine umfangrei­
che Ausstellung. Der in Karlsbad geborene
Künstler machte seine Anfänge im Prag der
Jahrhundertwende. Dort schuf er als Maler
und Grafiker eine grotesk-märchenhafte,
schaurige und teilweise auch schwülstig-ero­
tische Poetik, welche die Werke einer ganzen
Reihe von Zeitgenossen wie Alfred Kubin in
Erinnerung ruft. Seit 1909 in Wien ansässig,
entwickelte Teschner ein eigenes pantomi­
misches Figurentheater. Von meditativen
Klängen des Polyphons untermalt, sollten
sich die Figuren – ob zierliche Prinzessinnen
oder schrullige Fabelwesen – lediglich durch
ihre Bewegungen mitteilen. Neben einem
umfangreichen Katalog zur Ausstellung wur­
den in Kooperation mit dem Film Archiv
Austria auch zwei DVDs produziert. Diese
beinhalten historisches Filmmaterial, Neu­
verfilmungen mehrerer Figurenspiele sowie
eine ergänzende Dokumentation.
Im Rausch der Kirschblüten-Japonismus auf der Bühne war das dritte Ausstel­
lungsprojekt des Berichtsjahres. Nach einer
über 200-jährigen selbstgewählten Isolation
öffnete sich Japan 1854 dem Westen. Die
exotischen Beschreibungen des Landes in
darauffolgenden Reiseberichten und seine
61
Im Rausch der Kirschblüten,
Ausstellungsplakat © KHM
Richard Teschner, Spielfigur © KHM
Selbstdarstellung auf den Weltausstellungen
des 19. Jahrhunderts in London, Paris und
Wien lösten in Europa eine Begeisterung für
alles Japanische aus, welche die bildenden
und angewandten Künste nachhaltig beein­
flusste. Doch der Japonismus beschränkte
sich nicht nur darauf. Als Japanmode er­
fasste er ein breites Publikum: Tee, Fächer,
Kimonos oder japanische Papiere waren
in Importwarenhandlungen für jedermann
erhältlich und man präsentierte seine ja­
panischen Schätze stolz zuhause oder auf
thematischen Festen. Ein so populäres und
vor allem optisch reizvolles Sujet konnte
und wollte sich das Theater nicht entgehen
lassen. Das Fremde verschmolz dabei mit
dem Imaginären und brachte die unter­
schiedlichsten Bühnenwelten hervor.
Die Ausstellung des Theatermuseums
erzählte von pseudojapanischem Ausstat­
tungskitsch, romantischer Verklärung und
exotisch-erotischen Wunschvorstellungen,
aber auch von bühnentechnischen Neuerun­
gen und darstellerischer Stilisierung nach
japanischem Vorbild. Diese reflektierten
künstlerischen Entwicklungen gründen in
den traditionellen Theaterformen Japans,
deren Präsentation ein eigener Schwerpunkt
62
gewidmet war. Von besonderem Interesse
sind dabei die erhabenen Masken und der
symbolhafte Darstellungsstil des Nô sowie
die Farbenpracht und ausgefeilte Bühnen­
technik des Kabuki.
Ausstellungen 2013
Die Arbeit des Zuschauers – Peter Handke
und das Theater
31. Jänner – 8. Juli 2013
Mit diesen meinen zwei Händen. Die Bühnen
des Richard Teschner
25. April 2013 – 21.April 2014
Im Rausch der Kirschblüten – Japonismus
auf der Bühne
17. Oktober 2013 – 3. März 2014
Genderverteilung an allen
Produktionen
Siehe Kunsthistorisches Museum
Kulturvermittlung
In der Abteilung Kulturvermittlung fanden
2013 insgesamt 503 Aktivitäten für 9.559
BesucherInnen statt (7.582 Kinder und Ju­
gendliche sowie 1.977 Erwachsene). Die
MuseumsbesucherInnen konnten aus über
40 unterschiedlichen Programmen wählen.
Allein im Theateratelier wurden 20 ausstel­
lungunabhängige Workshops – wie beispiels­
weise Tanz-, Schatten-, Improvisations- oder
Maskentheater – zu Stücken wie Die Zauberflöte, Faust oder Romeo und Julia angeboten.
Zu den Ausstellungen wurden unter­
schiedlichste Vermittlungsprogramme an­
geboten. Richard Teschner inspirierte zum
Malen, Modellieren, Figuren bauen oder
Geschichten erfinden, Japan zum Spiel mit
Kimonos und Masken. Zur Ausstellung über
Peter Handke fand unter anderem das von
der Initiative Kulturvermittlung mit Schulen
in Bundesmuseen des Bundesministeriums
für Unterricht, Kunst und Kultur geförderte
Projekt Das ist kein Spiel statt, bei dem sich
vor allem SchülerInnen aus berufsbildenden
Schulen neben dem Ausstellungsbesuch prak­
tisch mit Handkes Publikumsbeschimpfung
oder den »stummen Stücken« auseinander­
setzten. Außerdem wurden Unterrichtsma­
terialien zu Themen wie Handkes Leben im
Werk oder Handke und die »falsche« Seite
online gestellt, die Lehrenden die Ausein­
andersetzung mit dem bedeutenden zeitge­
nössischen Schriftsteller erleichtern sollen.
Für Erwachsene wurden Expertenführungen
mit KuratorInnen, RegisseurInnen, Choreo­
grafInnen oder RestauratorInnen angeboten,
im Rahmen der Kulturcafés konnten die
BesucherInnen nach einer Führung bei Kaffee
und Kuchen mit ExpertInnen sprechen, einen
Film sehen oder sich spielerisch mit Texten
auseinander setzen.
Bibliothek und Archiv
Das Theatermuseum beherbergt eine um­
fangreiche Fach- und Studienbibliothek mit
dem Schwerpunkt Sprech- und Musiktheater,
Ballett und Tanz, Puppenspiel, Film Fernse­
hen und Hörspiel, basierend auf einer 1922
von Burgschauspieler Hugo Thimig erwor­
benen Büchersammlung. Diese öffentlich zu­
gängliche Präsenzbibliothek ist als Expositur
der Österreichischen Nationalbibliothek in
das Theatermuseums integriert.
Forschung und Publikationen
Im Focus des Berichtsjahres lagen die Fort­
führung und teilweisen Abschlüsse langjäh­
riger Projekte im Rahmen der Provenienzfor­
schung. Die Identifikation der zur Restitution
beschlossenen Sammlungsbestände zu Oskar
Strnad konnte abgeschlossen werden; der
gesamte Bestand wurde vom Theatermu­
seum schließlich erworben. Weiter fortgesetzt
wurde die Arbeit am Fall Wilhelm Bermann,
beziehungsweise der Werkstätte für dekora­
tive Kunst, der 2014 abgeschlossen werden
wird. Ebenfalls weitergeführt wurde die Er­
forschung des Falles Margarethe und Eva
Henriette Sonnenthal. Darüber hinaus wurde
an der Weiterentwicklung der Datenbank der
Provenienzmerkmale gearbeitet, sowie zur
Entstehung der Theatersammlungen in Wien
und Köln geforscht.
Im Berichtsjahr wurden vom ÖTM zwei
Publikationen herausgegeben:
•• Mit diesen meinen zwei Händen…Die
Bühnen des Richard Teschner
Herausgegeben von Kurt Ifkovits
verlag filmarchiv austria
•• Im Rausch der Kirschblüten.Japans
Theater und sein Einfluss auf Europas
Bühnenwelten
Herausgegeben von Daniela Franke
und Thomas Trabitsch
Verlag Christian Brandstätter
63
Kommunikation und
Öffentlichkeitsarbeit
Im Berichtsjahr erhielt das ÖTM ein neues
Logo. Mit leicht verändertem, prägnantem
Namen geht das Theatermuseum neue Wege
und möchte noch deutlicher zeigen, wofür es
steht, wo seine Aufgaben und Ziele liegen.
Sucht das Theater in der unmittelbaren Be­
gegnung den Zauber des Augenblicks, findet
das Museum Raum und Zeit für dessen
Reflexion. Dieses Wechselspiel von Konfron­
tation und Spiegelung bestimmt das Logo,
es charakterisiert die Ausstellungs- und Ver­
anstaltungsprojekte und führt ins Herz des
Theaters selbst.
Seit Herbst 2013 präsentiert sich das
Theatermuseum in einem neuen Design: Ein­
gangsbereich und Leitsystem des Museums,
Plakate, Veranstaltungsfolder, Briefpapier
und Visitkarten haben ein neues Gesicht. Als
eine der größten Dokumentationsstätten sei­
ner Art versucht das Museum, das Theater
in all seinen Spielarten – vom Sprechtheater
bis zur Oper, vom Puppenspiel bis zum
Tanz – festzuhalten und in wechselnden
Ausstellungen dem Publikum und in seinen
Archiven der Wissenschaft zugänglich zu
machen. Zahlreiche Begleitveranstaltun­
gen und Vermittlungsprogramme für alle
Altersgruppen ergänzen diese Aktivitäten.
Theatralische Lebendigkeit und archivari­
sche Funktionalität mischen sich so in der
Atmosphäre des Hauses und sollen sich
auch in den Kommunikationsmitteln des
Museums finden lassen.
Bei all dem sind die Aufgaben des The­
atermuseums aber gewissermaßen geprägt
von der Abwesenheit seines Gegenstandes.
Das Theater selbst, die flüchtige Kunst par
excellence, fehlt. Mit all dem, das ȟbrig
bleibt, wenn der Vorhang fällt«, umkrei­
sen wir das thematische Zentrum. Die neue
Website führt deshalb Vor den Vorhang für
Ausstellungen, Veranstaltungen und Vermitt­
lungsprogramme und Hinter die Kulissen zu
den Sammlungen, Archiven, der Bibliothek
und den Restaurierwerkstätten. Die Bühne
bleibt ausgespart.
64
Veranstaltungen
Neben der umfangreichen Ausstellungstä­
tigkeit ist das ÖTM mit einer Vielzahl von
Veranstaltungen auch 2013 zu einem Ort
des Austausches auf dem Gebiet Theater
und Musik geworden. So waren Konzerte,
Theateraufführungen, Buchpräsentationen,
Vorträge und Symposien Teil eines auf die
jeweiligen Ausstellungen abgestimmten Rah­
menprogramms.
BesucherInnen
Siehe Kunsthistorisches Museum
Budget
siehe Kunsthistorisches Museum
Perspektiven
Das Bemühen der Ausstellungsarbeit des
Theatermuseums gilt der differenzierten
Vertiefung und attraktiven Präsentation
einzelner Themen und Zusammenhänge
aus der gesamten Welt der darstellenden
Künste. Viele der Ausstellungen entstehen
in Kooperation mit anderen Kulturinstituti­
onen und werden auch in anderen Museen
im In- und Ausland gezeigt. Die Unterneh­
mung, diese Vielfalt offen zu halten, hat im
Herzen von Wien seinen idealen Ort, ist
doch Wien nicht nur historisch gesehen die
Theaterstadt schlechthin. Es ist einerseits
die Begeisterung für die Bühne – ob Oper,
Operette oder Sprechtheater – der Wien
diese Qualität verdankt, andererseits der
Umstand, dass Wien weltweit mit Musikthe­
ater identifiziert wird. Weitere Kernaufgaben
des Museums liegen in Bewahrung, Erschlie­
ßung und Erforschung seiner umfangreichen
Bestände von über zwei Millionen Objekten.
Die aktuellen Projekte galten zu einem großen
Teil der Einrichtung und optimalen Nutzung
des neuen großen Depots und der Erfassung
und Erschließung in der Datenbank TMS
(The Museum System).
Ziel des Theatermuseums ist es, trotz
des erfreulichen BesucherInnenzuwachses
und des hervorragenden medialen Echos
in den letzten Jahren seinen Bekanntheits­
grad und die BesucherInnenzahlen weiter
zu erhöhen. Entsprechend den vielfältigen
Themen und Zugangsweisen gilt es, die
verschiedenen Zielgruppen des Publikums
zu berücksichtigen. Kinder, Jugendliche,
Berufstätige und Senioren sollen ebenso
spezifische Angebote vorfinden, wie Wis­
senschaftlerInnen und Bühnenfans mit ihren
jeweils eigenen Wünschen.
Dies führt manchmal zu einem dialek­
tischen, intellektuellen Prozess, in anderen
Fällen aber zu mehr emotionalen Vorgängen.
Der Bogen kann und soll sich vom pro­
vokanten Diskurs bis zur phantasievollen
Sentimentalität spannen.
65
MAK – Österreichisches Museum
für Angewandte Kunst
www.MAK.at
DDr. Christoph Thun-Hohenstein,
Geschäftsführer
Kuratorium 2013
•• Mag. Andreas Treichl, Vorsitzender
•• Dr. Johannes Sereinig, stell­
vertretender Vorsitzender
••
••
••
••
••
••
••
••
Profil
Sammlungen
Das Museum für angewandte Kunst (MAK)
ist das Bundesmuseum für angewandte Kunst
an der Schnittstelle zu Design, Architektur
und Gegenwartskunst. Die Kernkompetenz
des MAK besteht in der zeitgenössischen
Auseinandersetzung mit angewandter Kunst,
Design und Architektur. Ergänzende Kompe­
tenzen des MAK betreffen den internationa­
len Austausch kultureller Strömungen und
den Dialog mit DesignerInnen, KünstlerInnen
und ArchitektInnen auf künstlerischer und
wissenschaftlicher Ebene (aus den Leitlinien
für die besondere Zweckbestimmung § 13
der Museumsordnung des MAK, BGBl. II,
Nr. 396, vom 1. Dezember 2009).
MAK-Schausammlung
•• Romanik Gotik Renais­
sance (bis Oktober)
•• Barock Rokoko Klassizismus
•• Renaissance Barock Rokoko
•• Empire Biedermeier
•• Historismus Jugendstil
•• Wien 1900, Stufe 1 (bis Juni)
•• Wien 1900, Stufe 2 (ab September)
•• Gegenwartskunst
•• Orient (bis Oktober)
•• Asien (bis Oktober)
Claudia Biegler
Dkfm. Heinz Hofer-Wittmann
Georg Mayer (bis September)
Paul Wünsche (ab Oktober)
Claudia Oetker
DI Wolfgang Polzhuber
Univ.-Prof. Dr. August Ruhs
Mag. Alexander Zeuner
MAK Außenansicht
© Gerald Zugmann
66
MAK-Studiensammlung
•• Design-Info-Pool
•• Frankfurter Küche (bis Oktober)
•• Glas (bis Oktober)
•• Keramik (bis Oktober)
•• Kunstblätter
•• Metall (bis Oktober)
•• Sitzmöbel (bis Oktober)
•• Textil (bis Oktober)
•• Möbel (bis Oktober)
MAK-Exposituren
•• MAK-Gegenwartskunstdepot Gefechts­
turm Arenbergpark
Dannebergplatz/Barmherzi­
gengasse, 1030 Wien
•• MAK-Expositur Geymüllerschlössel
(Sammlung Franz Sobek)
Khevenhüllerstraße 2, 1180 Wien
•• MAK Center for Art and Architecture,
Los Angeles, Schindler House
835 North Kings Road, West
Hollywood, CA 90069, USA
•• Mackey Apartments MAK Artists and
Architects-in-Residence Program
1137 South Cochran Avenue,
Los Angeles, CA 90019, USA
•• Fitzpatrick-Leland House MAK
UFI – Urban Future Initiative
••
••
Mullholland Drive/8078 Woo­
drow Wilson Drive, Los An­
geles, CA 90046, USA
Josef Hoffmann Museum, Brtnice
Eine gemeinsame Expositur der Mähri­
schen Galerie in Brno und des MAK
Wien
Námeští Svobody 263, 58832 Brt­
nice, Tschechische Republik
Als eines der traditionsreichsten und inno­
vativsten Museen seiner Art weltweit ver­
folgt das MAK einen grenzüberschreitenden
Dialog zwischen angewandter Kunst, De­
sign und Architektur sowie bildender Ge­
genwartskunst im Interesse eines positiven
gesellschaftlichen Wandels. Auf Basis der
Geschichte des 1864 als »k. k. Österreichi­
sches Museum für Kunst und Industrie« ge­
gründeten Hauses, seiner unvergleichlichen
Sammlung von angewandter Kunst, darunter
wertvolle orientalische Teppiche, Porzellane
und Gläser, Möbel aus acht Jahrhunderten
sowie herausragende Objekte der Wiener
Werkstätte und des Jugendstils, sowie sei­
nes einzigartigen internationalen Netzwerks
mit Außenstellen in Brtnice, Tschechien und
Los Angeles positioniert sich das MAK als
Mehrspartenmuseum mit interkreativem und
MAK-Schausammlung Wien
1900. Design / Kunstgewerbe
1890–1938 © MAK/Georg
Mayer
67
internationalem Profil. Den Auftakt zur suk­
zessiven Umgestaltung der Schausammlung
bildete die in zwei Stufen realisierte Neu­
aufstellung der MAK-Schausammlung Wien
1900. Nach der inhaltlich-kuratorischen
Neugestaltung in Form einer temporären
Präsentation von November 2012 bis Juni
2013 wurde im September 2013 die finale,
von EMBACHER/CO gestaltete MAKSchausammlung Wien 1900. Design / Kunstgewerbe 1890–1938 eröffnet.
Mit den grundlegend neu konzipierten
MAK-Schausammlungen Asien und Tep­
piche folgen im Frühjahr 2014 zwei wei­
tere wegweisende Projekte. Im Jahr 2013
wurden € 123.009,21 in die Erweiterung
der MAK-Sammlung investiert, davon mehr
als € 54.000 im Rahmen der österreichi­
schen Galerienförderung. Unter anderem
konnten die Werke Verner Panton, S-Stuhl,
Thonet Modell 275 (1956), Carl Auböck,
Teekanne (1979), Barbara Kruger, I shop
therefore I am (1990), Jenni Tischer, Small
Blue with Woven Detail (2012) oder auch
ein Vasenpaar von Johannes van Duijn
(De Porceleyne Schotel, Delft, nach 1764)
angekauft werden. Die im Rahmen von
NOMADIC FURNITURE 3.0. Neues befreites Wohnen? entwickelte Arbeit Root
’n’ Books – Identity Anchor in Nomadic
Times (2013) von Matali Crasset, das erste
Kapitel der Manga-Serie Nippon Chinbotsu
(2004–2009) von Tokihiko Ishiki sowie
skandinavische Stoffbahnen von Göta Trä­
gardh, Sienna (1940–50) oder Arne Jacob­
sen, Nasslör (1944/45) gingen ebenfalls in
die MAK-Sammlung über.
Ein Großteil der Neuzugänge im Jahr
2013 beruht auf großzügigen Donationen.
Dem MAK wurden Werke im Wert von
€ 478.751,00 geschenkt. Der künstlerische
und biografische Nachlass des Grafikers Otto
Hurm wie auch ein Teil des Archivs des
Architekten Gustav Peichl stellen wichtige
Neuzugänge dieses Jahres dar. Des Weite­
ren konnte die Sammlung etwa um Helmut
Langs Jacke der Marke Fallwick (1989),
Patrick Rampelottos, Xenia (2013), Hilda
Hellströms Heat & Heart (2013) oder Bene­
dikt Fischers Brosche FELES FELES (2011)
bereichert werden.
68
Ausstellungen
Als Auftakt eines facettenreichen Jahrespro­
gramms mit insgesamt 24 Ausstellungen und
Präsentationen (31 inklusive Ausstellungen
im MAK Center L.A.) skizzierte die Ausstel­
lung ZEICHEN, GEFANGEN IM WUNDER. Auf der Suche nach Istanbul heute eine
einmalige gegenwärtige Momentaufnahme
zeitgenössischer Kunstproduktion im Kon­
text Istanbuls. Während NOMADIC FURNITURE 3.0. Neues befreites Wohnen? oder
TOUR DU MONDE. Fahrradgeschichten
unterschiedliche Verschränkungen von Kunst
und Alltag, ein zentrales Anliegen des MAK,
thematisierten, läutete die neu aufgestellte
MAK-Schausammlung Wien 1900. Design
/ Kunstgewerbe 1890–1938 eine sukzessive
Umgestaltung der Schausammlungsräume
ein. Die Architekturausstellung EASTERN
PROMISES. Zeitgenössische Architektur
und Raumproduktion in Ostasien erforschte
das Potenzial ostasiatischer Länder als Ka­
talysatoren für eine sozial und ökologisch
orientierte, visionäre Architektur. Auch die
MAK-Exposituren boten ein dichtes Pro­
gramm. Die Ausstellungsreihe MAK DESIGN SALON im Geymüllerschlössel wurde
mit STUDIO FORMAFANTASMA. The
Stranger Within fortgesetzt, das Josef Hoff­
mann Museum, Brtnice präsentierte JOSEF
HOFFMANN – FRIEDRICH KIESLER.
Contemporary Art Applied.
MAK-Ausstellungshallen
NIPPON CHINBOTSU. Japan sinkt. Ein
Manga
16. Jänner – 21.April 2013
ZEICHEN, GEFANGEN IM WUNDER. Auf
der Suche nach Istanbul heute
23. Jänner – 21. April 2013
SOUND:FRAME 2013 »collective« Ausstellung »The House of Drift«
5. April – 21. April 2013
TOUR DU MONDE. Fahrradgeschichten © MAK,Katrin
Wißkirchen
EASTERN PROMISES. Zeitgenössische
Architektur und Raumproduktion in Ostasien
5. Juni – 6. Oktober 2013
100 BESTE PLAKATE 12. Deutschland Österreich Schweiz
4. September – 10. November 2013
NOMADIC FURNITURE 3.0.
Neues befreites Wohnen?
12. Juni – 6. Oktober 2013
FRANZ VON ZÜLOW. Papier
27. November 2013 – 11. Mai 2014
MAK Design Space
TOUR DU MONDE. Fahrradgeschichten
14. Juni – 6. Oktober 2013
MAK-Galerie
SICHTWECHSEL #3: KERSTIN VON
GABAIN city of broken furniture
20. März – 26. Mai 2013
SICHTWECHSEL #4: VERENA DENGLER
Anna O. lernt denglisch in den Energieferien
19. Juni – 6. Oktober 2013
MAK-Kunstblättersaal
LOOS. Zeitgenössisch
13. März – 23. Juni 2013
MAK FASHION Lab #01. SONIC FABRIC
feat. Bless N°45 Soundperfume engineered
by Popkalab
26. Juni – 13. Oktober 2013
MAK FASHION Lab #02. SCIENTIFIC
SKIN feat. Bare Conductive in collaboration
with Fabio Antinori + Alicja Pytlewska
30. Oktober 2013 – 16. März 2014
MAK-Studiensammlung Möbel
ANGEWANDTE KUNST. HEUTE. MARCO
DESSÍ. STILL LIFE
30. Jänner – 5. Mai 2013
ANGEWANDTE KUNST. HEUTE. Lisa Truttmann. MY STAGE IS YOUR DOMAIN
19. Juni – 6. Oktober 2013
69
MAK-Schausammlung Wien 1900
WIEN 1900. Design / Kunstgewerbe
1890–1938 Neuaufstellung der MAKSchausammlung
ab 18. September 2013 permanent
MAK Center for Art and Architecture, Los
Angeles at Schindler House,
Mackey Apartments, Fitzpatrick-Leland
House
MAK-Schausammlung Gegenwartskunst
Plan Your Visit
14. Februar – 7. April 2013, Schindler House,
Mackey Apartments und Garage Top
PAE WHITE. O R L L E G R O
9. Oktober 2013 – 12. Oktober 2014
Everything Loose Will Land
9. Mai – 4. August 2013, Schindler House
MAK-Studiensammlung Metall
Schindler Lab, Round Two: A Little Joy of a
Bungalow
17. Oktober 2013 – 5. Jänner 2014, Schindler
House
J E X. Jewelry Exhibition. Schmuck von Petra
Zimmermann
20. Februar – 20. Mai 2013
GEGENWÄRTIG – RETROSPEKTIV. Eligius-Preis 2013. Schmuck in Österreich
29. Mai – 29. September 2013)
Garage Exchange Vienna – Los Angeles
Smooth Matter: Bernhard Sommer und Neil
M. Denari
19. April – 10. August 2013, Mackey Garage
Top
MAK-Studiensammlung Glas und Keramik
ALT-WIENER PORZELLAN 1904
9. April – 13. Oktober 2013
THEOPHIL HANSEN. Kunsthandwerk
28. Mai – 13. Oktober 2013
Garage Exchange Vienna – Los Angeles
Constanze Ruhm & Christine Lang and First
Office
8. November 2013 – 1. März 2014, Mackey
Garage Top
MAK Artists and Architects-in-Residence
MAK-Studiensammlung Textil
EIN SCHUSS RHYTHMUS UND FARBE.
Englisches Textildesign des ausgehenden
19. Jahrhunderts
6. Februar – 13. Oktober 2013
MAK-Expositur Geymüllerschlössel
MAK DESIGN SALON #02. STUDIO FORMAFANTASMA. The Stranger Within
14. September – 1. Dezember 2013
Josef Hoffmann Museum Brtnice
Eine gemeinsame Expositur der Mährischen
Galerie in Brno und des MAK
JOSEF HOFFMANN – FRIEDRICH KIESLER. Contemporary Art Applied
28. Mai – 27. Oktober 2013
70
FINAL PROJECTS XXXV
8. März – 10. März 2013, Mackey Apart­
ments und Garage Top
FINAL PROJECTS XXXVI
13. September – 15. September 2013,
Mackey Apartments und Garage Top
Genderverteilung an allen Produktionen
Produktionen und
ProduzentInnen
KünstlerInnen mit Einzelpräsentationen
KuratorInnen
Männer
Frauen
Gesamt
% Männer
% Frauen
Gesamt
6
5
11
54,5 %
45,5 %
100 %
19
17
36
52,8 %
47,2 %
100 %
Kulturvermittlung
Mit über 8.000 InteressentInnen konnten die
MAK-Bildungsprogramme und Führungen
im Jahr 2013 ein deutliches TeilnehmerIn­
nenplus verbuchen. Vor allem NIPPON
CHINBOTSU. Japan sinkt. Ein Manga, NOMADIC FURNITURE 3.0. Neues befreites
Wohnen? und TOUR DU MONDE. Fahrradgeschichten wie auch die neu aufgestellte
MAK-Schausammlung Wien 1900. Design /
Kunstgewerbe 1890–1938 erwiesen sich als
Publikumsmagneten und zogen mit speziell
entwickelten, innovativen Workshops rund
3.000 SchülerInnen ins MAK. Auch MINI
MAK, MAK4FAMILY und MAK SeniorInnen
sowie die Spezialprogramme zum MAK DAY
Genderverteilung absolut und
in Prozent 2013
oder zur ORF-Langen Nacht der Museen
erfreuten sich hoher Beliebtheit. Insgesamt
316 Kinder beteiligten sich am abwechslungs­
reichen Programm des wienXtra Sommer- be­
ziehungsweise Semesterferienspiels.
Bibliothek und Archiv
Die MAK-Bibliothek und Kunstblätter­
sammlung umfasst eine für Europa ein­
zigartige Fachbibliothek zu angewandter
Kunst, bildender Kunst, Kunsttheorie und
Architektur vom 16. Jahrhundert bis heute,
insgesamt über 250.000 Bände. Der Bestand
wurde im Jahr 2013 um 3.845 Publikatio­
nen erweitert, 2.335 davon durch Ankauf,
Ausstellung Nomadic Furniture
© MAK,Katrin Wisskirchen
71
1.046 über Donationen, 133 als Belegex­
emplare, sowie 331 im Schriftentausch. Die
Kunstblättersammlung umfasst mit 400.000
Exponaten Handschriften, Ornamentstiche,
Fotografien und Originalentwürfe weltbe­
rühmter österreichischer Manufakturen,
darunter das Archiv der Danhauser’schen
Möbelfabrik und 17.000 Entwurfszeichnun­
gen aus dem Archiv der Wiener Werkstätte.
Das weltweit älteste Archiv für angewandte
Kunst kann wie die Bücher und Kunst­
blätter im Lesesaal eingesehen werden, der
gegen Vorlage eines Lichtbildausweises
frei zugänglich ist und einen A2-PublicBuchscanner kostenlos zur Verfügung stellt.
Im Jahr 2013 wurde der Lesesaal von 7.778
Interessierten frequentiert.
Forschung und Publikationen
Die SammlungsleiterInnen des MAK arbei­
teten 2013 an über 50 Forschungsprojekten.
Als einziger österreichischer Partner unter
23 europäischen Institutionen ist das MAK
in das EU-Projekt Partage Plus – Digitising
and Enabling Art Nouveau for Europeana
eingebunden. Mit dem Ziel, europäisches
Kulturgut über die multimediale OpenAccess-Datenbank Europeana einer breiten
Öffentlichkeit zugänglich zu machen, konn­
ten 2013 insgesamt 4.600 Sammlungsobjekte
des MAK wissenschaftlich bearbeitet und
größtenteils digitalisiert werden, 180 Objekte
wurden 3D gescannt.
Weitere wichtige Projekte waren unter
anderem die Digitalisierung und Katalo­
gisierung der hochkarätigen japanischen
Färbeschablonen (katagami) oder die Über­
arbeitung und Korrektur der Datenbank
Wiener Werkstätte-Zeichnungen. Die wis­
senschaftliche Neubearbeitung des bedeu­
tenden künstlerischen Nachlasses der Wiener Porzellanmanufaktur wurde begonnen,
die weltberühmte Teppichsammlung konnte
für die Online-Stellung 2014 vorbereitet
werden und die Barockbibliothek, einer der
wertvollsten Bestände der MAK-Bibliothek
und Kunstblättersammlung, wurde in einer
Datenbank erschlossen und wissenschaft­
72
lich bearbeitet. Zur digitalen Erfassung und
Vereinheitlichung der MAK-Sammlung ist
der Aufbau des zentralen Museumsdaten­
banksystems Collection and Museum Management System (C/MMS) von Adlib bis
zum Jahr 2015 ein weiteres wesentliches
Projekt.
MAK-Publikationen 2013
ZEICHEN, GEFANGEN IM WUNDER. Auf
der Suche nach Istanbul heute in der zeitgenössischen Kunst
Hg. von Christoph Thun-Hohenstein, Simon
Rees und Bärbel Vischer, mit Texten von
Mario Levi, Markus Neuwirth, Bige Örer,
Nikos Papastergiadis, Simon Rees, Gerhard
Roiss, Christoph Thun-Hohenstein und Bär­
bel Vischer sowie einem Interview mit Vasıf
Kortun, deutsch/englisch, 168 Seiten, MAK/
Hatje Cantz, Ostfildern 2013
Everything Loose will Land
Hg. von Sylvia Lavin mit Kimberli Meyer,
mit Texten von Sylvia Lavin, Margo Hand­
werker, Alex Kitnick, Suzy Newbury, Peggy
Phelan und Simon Sadler, herausgegeben
mit Unterstützung der Getty Foundation,
Elise Jaffe + Jeffrey Brown, der Los Angeles
County Arts Commission, und dem Österrei­
chischen Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur, englisch, 344 Seiten, MAK
Center / Verlag für moderne Kunst Nürn­
berg, 2013
EASTERN PROMISES. Zeitgenössische
Architektur und Raumproduktion in Ostasien
Hg. von Christoph Thun-Hohenstein, And­
reas Fogarasi und Christian Teckert, mit Tex­
ten von Andreas Fogarasi, Bert de Muynck
& Monica Carriço, Christian Teckert, Chris­
tina Nägele, Christoph Thun-Hohenstein,
Harry den Hartog, Julian Worrall, Jun Jiang,
Kim Sung Hong, Roan Ching-yueh, deutsch/
englisch, 304 Seiten, MAK/Hatje Cantz, Ost­
fildern 2013
MAK/ZINE #1/2013: Applied Arts/Architecture/Design. In Bewegung / On Mobility
Hg. von Christoph Thun-Hohenstein, mit
Beiträgen von David Byrne, Alison J. Clarke,
Sean Cubitt, Peter Daniel, Michael Embacher,
Martina Fineder, Thomas Geisler, Sebastian
Hackenschmidt, James Hennessey, Katherine
Satorius, deutsch/englisch, 120 Seiten, MAK/
Volltext Verlag, Wien 2013
MAK/GUIDE WIEN 1900. Design / Kunstgewerbe 1890–1938
Hg. von Christoph Thun-Hohenstein, mit
Beiträgen von Rainald Franz, Sebastian Ha­
ckenschmidt, Barbara Karl, Peter Klinger,
Kathrin Pokorny-Nagel, Elisabeth Schmut­
termeier, Christoph Thun-Hohenstein, Jo­
hannes Wieninger und Christian Witt-Dör­
ring, deutsch/englisch, 224 Seiten, MAK/
Prestel Verlag, München 2013
MAK Studies: Franz von Zülow. Papier
Hg. von Christoph Thun-Hohenstein und
Kathrin Pokorny-Nagel, mit Beiträgen von
Roland Girtler, Friedrich C. Heller, Peter
Klinger, Gerd Pichler, Kathrin Pokorny-Na­
gel, Christoph Thun-Hohenstein, deutsch/
englisch, 144 Seiten, Verlag für moderne
Kunst Nürnberg, 2013
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Die nachhaltige Verankerung des Museums
im virtuellen Raum lag im Jahr 2013 im
Fokus der Marketingaktivitäten des MAK.
Zusätzlich zu den klassischen Distributions­
kanälen konnte die Social Media Präsenz
sowie die Nutzung des Multiplikatorenef­
fekts der sozialen Netzwerke forciert wer­
den. Vor allem die Bewerbung der Großaus­
stellungen lief verstärkt über Online-Banner,
Social Media und Communities. Im Rahmen
der Neuaufstellung der MAK-Schausamm­
lung Wien 1900 wurde erstmalig auch im
angrenzenden Ausland das Tourismusseg­
ment mit Plakat- und Onlinekampagnen
in tschechischer und slowakischer Sprache
angesprochen. Kooperationen wie die ORFLange Nacht der Museen, die Fahrrad Rät­
selrallyes des Lilarum Kindertheaters oder
das 13 festival for fashion and photography
zogen unterschiedlichste BesucherInnen­
gruppen ins MAK.
EASTERN PROMISES. Zeitgenössische Architektur und
Raumproduktion in Ostasien
© MAK/Katrin Wißkirchen
73
Die MAK-Abteilung Presse und PR beglei­
tete im Jahr 2013 alle 24 Ausstellungen des
MAK sowie alle Veranstaltungen des Hauses
mit speziell auf die jeweiligen Zielgruppen
zugeschnittenen Kommunikationsstrategien.
Bei insgesamt 12 Pressekonferenzen, einer
Pressereise und zahlreichen individuellen
Vorbesichtigungsterminen, JournalistInnen­
führungen oder Exklusivinterviews konnten
die MAK-Ausstellungen in nationalen wie
internationalen Medien breit positioniert
werden. Zur vertiefenden Vermittlung des
MAK-Programms wurden in Kooperation
mit der Tageszeitung Der Standard zwei
Ausgaben der Kunstschrift artpaper her­
ausgebracht. Auch im Bereich Presse und
Öffentlichkeitsarbeit kristallisierte sich im
Jahr 2013 eine verstärkte Relevanz von di­
gitalen Medien und Fachblogs heraus, der
mit intensiver Recherche und Kontaktpflege
Rechnung getragen wird. Laut Erhebungen
des Medienbeobachters Observer erzielte das
MAK im Jahr 2013 insgesamt 5.637 mediale
Erwähnungen (Print: 4.313, Radio/Fernse­
hen: 124, Online: 1.200).
Veranstaltungen
Mit über 160 Eigen- und Fremdveranstaltun­
gen bot das MAK rund um die Ausstellungen
2013 ein facettenreiches Programm. Hochka­
rätige Gäste wie Yehuda E. Safran, Tokihiko
Ishiki, James Hennessey, Sabine Seymour
oder Matali Crasset begeisterten in Vor­
trägen, Ausstellungsgesprächen, Workshops,
DIY-Vorführungen oder Werkstatt-Touren.
Weitere Höhepunkte bildeten Podi­
umsdiskussionen und Symposien mit Vasıf
Kortun, Ou Ning, Go Hasegawa oder Ryo
Abe sowie die, in Kooperation mit der VI­
ENNA ART WEEK und der kanadischen
Fogo Island Arts Stiftung realisierte Diskus­
sionsreihe Fogo Island Dialogues. In Ko­
operation mit departure, der Kreativagentur
der Stadt Wien, lud das MAK anlässlich der
VIENNA DESIGN WEEK zur DESIGN
(IT-YOURSELF) NITE, den Auftakt der
MAK-Specials in dieser Woche bildete ein
hochkarätiger Schwerpunkt-Tag der MAK
ART SOCIETY (MARS) zur Firma Thonet.
Konzerte in der MAK-Expositur Geymüller­
schlössel, der MAK DAY und die MAK ON
TOUR Kulturreisen zum Josef Hoffmann
Museum, Brtnice sowie zur Villa Tugendhat
und zur Villa Jurkovič in Brno rundeten das
Veranstaltungsprogramm ab.
BesucherInnen
BesucherInnen nach Standort
BesucherInnen des MAK nach
Standort 2013 und 2012
Standort
2012
2013*
MAK Hauptgebäude
137.147
99.005
Geymüller Schlössel
2.025
2.103
0
0
MAK Center Los Angeles
6.587
7.768
Josef Hoffmann Museum, Brtnice
1.923
1.924
Gefechtsturm Arenbergpark
74
BesucherInnen nach Kartenkategorie
Jahr
zahlend
voll zahlend
ermäßigt
nicht zahlend
U19 von nicht
zahlenden
gesamt
2012
43.455
25.517
17.938
51.235
8.454
139.172
2013
50.291
22.832
27.459
60.609
10.257
110.900*
BesucherInnen des MAK nach
Kartenkategorie 2013 und 2012
* Zählung 2013 entsprechend neuer Vorgaben exklusive Vermietung und Bibliothek; 2012 noch inklusive dieser beiden Kategorien
Das MAK freut sich über einen markanten
Aufwärtstrend in der BesucherInnenent­
wicklung: Mit 110.900 BesucherInnen im
Jahr 2013 (inklusive Außenstellen Geymül­
lerschlössel, MAK Center Los Angeles und
Josef Hoffmann Museum, Brtnice; ohne Ver­
mietung und ohne Bibliothek) konnte trotz
der umbaubedingten Schließung großer Teile
der permanenten Schausäle im MAK am Stu­
benring ein BesucherInnenplus von 17,65 %
gegenüber der entsprechenden Vergleichszahl
2012 (94.261 BesucherInnen; ohne Vermie­
tung und Bibliothek) erzielt werden. Der
Vergleich mit den für das Jahr 2012 gemel­
deten GesamtbesucherInnenzahlen für das
MAK und seine Exposituren (147.682) ist
nicht aussagekräftig, da bis 2012 Vermie­
tungs- und BibliotheksbesucherInnen mitge­
zählt wurden. Im Haupthaus am Stubenring
konnte bei den zahlenden BesucherInnen
gesamt an den Aufwärtstrend, der sich nach
der Abschaffung des eintrittsfreien Samstags
mit 1. Jänner 2012 abzeichnete, angeknüpft
und neuerlich um 7 % zugelegt werden. Das
BesucherInnenplus schlägt sich auch in den
Eintrittserlösen nieder; die Einnahmen aus
Eintritten erhöhten sich gegenüber 2012 um
rund 5 %.
Freier Eintritt bis 19
Im Berichtsjahr haben 10.257 BesucherInnen
unter 19 Jahren das MAK besucht. Das
waren um 1.803 Personen mehr als 2012,
was einem Plus von 21,3 % entspricht.
Budget MAK
Budgetposten
2012
2013
Umsatzerlöse
10.867,68
11.652,46
9.598,00
9.598,00
Eintritte
270,15
285,25
Spenden, Sponsoring, Shop, andere Profitcenter
999,53
1.769,21
Sonstige betriebliche Erträge
1.473,40
1.748,68
Personalaufwand
5.734,52
5.997,94
sonstige Aufwendungen
incl. aller Aufwendungen für Ausstellungen, Sammlungstätigkeit
5.866,99
6.583,06
Abschreibungen
378,35
408,11
Betriebserfolg
361,23
412,03
Finanzergebnis
170,84
54,14
Jahresüberschuss
532,07
466,17
davon:
Basisabgeltung
75
Budgetzahlen des MAK 2012
und 2013, in Tausend €
Das MAK hat auch im Jahr 2013 ein positives
Ergebnis erzielt. Die Einnahmen aus Spenden
und anderen Zuwendungen (Subventionen)
konnten um € 538.000,– gesteigert werden.
Die Erträge aus Sponsoring haben sich 2013
im Vergleich zu 2012 um € 300.000,– erhöht.
Der Personalaufwand ist im Vergleich zum
Vorjahr um rund € 263.000,– gestiegen.
Während sich der außergerichtliche Vergleich
mit dem ehemaligen Geschäftsführer positiv,
also kostenmindernd, ausgewirkt hat, hat
sich die Aufstockung des Personalstandes
kostenerhöhend ausgewirkt. Diese Aufsto­
ckung steht primär im Zusammenhang mit
dem Projekt Museumsdatenbank, welches
zeitlich limitiert ist und vom Bundesminis­
terium für Unterricht, Kunst und Kultur
gefördert wird. Aufgrund der intensiven Aus­
stellungstätigkeit und der Neuaufstellung der
MAK-Schausammlung Wien 1900 ist der
Ausstellungsaufwand auch im Jahr 2013 um
€ 368.000,– gestiegen.
76
Perspektiven
Das MAK feiert im Jahr 2014 sein 150-JahrJubiläum und präsentiert sich zu diesem
Anlass mit radikal neuen räumlichen und ge­
schärften inhaltlichen Qualitäten. Die völlige
Transformation der MAK-Studiensammlung
zum dynamischen MAK Design Labor (Er­
öffnung am 12. Mai 2014, exakt zum 150.
Geburtstag des MAK) schafft als zentrales
Jubiläumsprojekt unmittelbare Zugänge zur
weltberühmten MAK-Sammlung. Die neuen
MAK-Schausammlungen ASIEN. China –
Japan – Korea (ab 19. Februar 2014) und
Teppiche (ab 9. April 2014) stärken den
Modellcharakter des MAK als Mehrsparten­
museum mit internationalem Profil.
Darüber hinaus verdeutlichen die drei
Jubiläumsausstellungen VORBILDER. 150
Jahre MAK: Vom Kunstgewerbe zum Design (MAK-Ausstellungshalle, 11. Juni – 5.
Oktober 2014), WEGE DER MODERNE.
Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen (MAK-Ausstellungshalle, 10. Dezem­
ber 2014 – 19. April 2015) und HOLLEIN
(MAK-Ausstellungshalle, 25. Juni – 5. Okto­
ber 2014) die Relevanz des MAK als inter­
kreatives Globallabor. »Mit den Jubiläum­
sprojekten 2014 soll das MAK nachhaltig
als inspirierendes Museum für Kunst und
Alltag im Bewusstsein der Menschen veran­
kert werden.
Museum Moderner Kunst Stiftung
Ludwig Wien – mumok
www.mumok.at
Mag. Karola Kraus, Direktorin und
Geschäftsführerin
Kuratorium 2013
•• Mag. Dr. Johannes At­
tems, Vorsitzender
•• Mag. Dr. Tomas Blazek
•• DI Roman Duskanich
•• Dr. Petra Eibel (bis Oktober)
•• Dr. Sylvia Eiblmayr
•• Dr. Susanne Gaensheimer (bis Juli)
•• Mag. Christian Rubin
•• Beatrix Ruf (ab August)
•• Dagmar Steyrer
•• Stefan Stolitzka
warb die Österreichische Ludwig-Stiftung ein
Hauptwerk der Künstlerin, welches ebenfalls
eine große Bereicherung für den Kernbe­
stand der 1960er-Jahre darstellt. Zusätzlich
wurde von der Stiftung mit der mehrteiligen
Arbeit Voyelle von Rebecca Quaytman eine
bedeutende Werkgruppe der amerikanischen
Künstlerin für das mumok angekauft.
Profil
Das Museum Moderner Kunst Stiftung Lud­
wig Wien (mumok) ist das Bundesmuseum
für die internationale Kunst des 20. und 21.
Jahrhunderts. Kernkompetenz des mumok
sind Werke der Klassischen Moderne, der
objekt- und gesellschaftsbezogenen, konzep­
tuellen und performativen Kunst der 1960er
und 1970er Jahre und zeitgenössische Werke
der internationalen bildenden Kunst aller Me­
dien. Ergänzende Kompetenzen des mumok
betreffen Werke österreichischer Kunst im
Zusammenhang mit seiner Kernkompetenz
(aus den Leitlinien für die besondere Zweck­
bestimmung § 13 der Museumsordnung des
mumok, BGBl. II, Nr. 401, vom 1. Dezember
2009).
Sammlungen
Die Sammlung des mumok wurde auch
2013 in ihren Kernbereichen, der Kunst der
1960er- und 1970er-Jahre sowie der Foto-,
Video- und Medienkunst und im zeitgenössi­
schen Bereich erweitert. Mit dem Ankauf des
Werkkomplexes Genitalpanik von VALIE
EXPORT gelangte diese für die Aktionskunst
der 1960er-Jahre zentrale Arbeit ins mumok.
Mit Sphinx von Carolee Schneemann er­
2013 wurden umfangreiche fotografische
Serien von Christian Philipp Müller und
Sharon Lockhart erworben. Mit Hilfe der
Galerieförderung des Bundes konnten Arbei­
ten von Verena Dengler, Christian Hutzin­
ger und Otto Mühl, mit der Unterstützung
der Gesellschaft der Freunde der Bilden­
den Künste ein größerer Werkkomplex von
Judith Hopf für die Sammlung erworben
werden. Die Baloise Group schenkte dem
mumok einen umfassenden Werkkomplex
von Simon Denny. Zudem konnte die Samm­
lung mit bedeutenden Schenkungen von
Privatsammlern erweitert werden: Gertraud
77
mumok Außenansicht
© MQ/Gian Marco Castelberg
und Dieter Bogner überließen dem mumok
eine Filminstallation von David Maljkovic,
Bärbel Grässlin einen Siebdruck von Franz
West, die Galerie Meyer-Kainer Werke von
Verena Dengler, Günter Lorenz eine Instal­
lation von Christian Philipp Müller sowie
Alexander Schröder Skulpturen von Tom
Burr und eine skulpturale Arbeit von Chris­
tian Philipp Müller. Eine Privatperson, die
nicht genannt werden möchte, bereicherte
die Sammlung um ein zentrales Bild von
Albert Oehlen. Unter den Künstlerschenkun­
gen sind 2013 Werke von Heimo Zobernig,
Christian Hutzinger und Florian Pumhösl zu
erwähnen.
Ausstellungen
Das insgesamt sieben Sonderausstellungen
umfassende Programm 2013 beinhaltete mit
Präsentationen von Franz West und Albert
Oehlen großangelegte Einzelausstellungen
bedeutender Gegenwartskünstler der mittle­
ren und älteren Generation. Noch kurz vor
dem Tod von Franz West wurde gemeinsam
mit dem Künstler eine Ausstellung konzipiert,
Ausstellung Albert Oehlen,
© mumok/Rudolf Schmied
78
die Arbeiten aus verschiedenen Werkphasen
neu miteinander verband. Indem diese Kom­
binationen Werkgruppen wie Passstücke,
Möbel, Skulpturen, Videos und Arbeiten
auf Papier aus allen Schaffensperioden –
sowie auch Arbeiten befreundeter Künstler
– enthielt, gab die Ausstellung gleichzeitig
einen Überblick über die Bandbreite seines
Oeuvres. Ein für die neue Malereigeschichte
revolutionäres Werk, das durch Kritik an der
malerischen Tradition und Konvention sowie
durch Einbeziehung fotografischer und com­
putergenerierter Bildproduktion dem Me­
dium Malerei seit den 1980er-Jahren neue
Perspektiven eröffnete, zeigte die Ausstellung
Albert Oehlen – Malerei.
Um die Vielfalt an Ansätzen unterschied­
licher Generationen von KünstlerInnen zu
wahren und zu vertiefen, wurden mit Verena
Dengler, Simon Denny und Marge Monko klei­
nere Ausstellungen mit jüngeren zukunftwei­
senden Positionen präsentiert. Verena Dengler
untersuchte Klischees nationaler, kultureller
und künstlerischer Identität in ihren Wechsel­
bezügen, um zugleich in selbstironischer Weise
ihre eigene Rolle als Künstlerin zu thematisie­
ren. Sie verband die unterschiedlichen Medien
Malerei, Zeichnung, Skulptur und zog die
Fäden zwischen Computerästhetik und tex­
tilem Ornament in einem eigens dafür kon­
zipierten Ausstellungsdisplay. Simon Denny,
der Gewinner des Baloise Preises 2012, setzte
sich mit den aktuellen Entwicklungen im Be­
reich der Massenmedien und mit Manipulati­
onsversuchen bzw. den Widerständen dagegen
innerhalb urbaner Gesellschaften auseinander.
In seiner raumgreifenden Installation Channel
Document thematisierte er die Umstruktu­
rierung der Medien und die damit einher­
gehenden gesellschaftlichen Auswirkungen.
Marge Monko, die Siegerin des Henkel Art
Award 2012, zeigte in ihren filmischen und
fotografischen Arbeiten den geschichtlichen
Umbruch in Osteuropa nach dem Fall des
Eisernen Vorhangs und dessen Auswirkun­
gen auf die aktuellen Gesellschaftsstrukturen,
insbesondere aus der Sicht weiblicher Prot­
agonistinnen. Neben diesen monografischen
Ausstellungen zeichnete auch eine thematisch
angelegte Präsentation, die der in New York
arbeitende Kurator Richard Birkett konzi­
pierte, ein lebendiges Bild der jüngeren inter­
nationalen Szene. Anhand der Arbeiten von
14 KünstlerInnen (u. a. Sam Lewitt, Cheyney
Thompson, Lucy Raven, Gareth James, Maria
Eichhorn, R.H. Quaytman) wurden Zusam­
menhänge zwischen ökonomischer Krise, den
Funktionsweisen des Finanzkapitalismus und
Fragen der Materialität bzw. der Materialisie­
rung innerhalb der Kunst dargestellt.
Im Bereich der Sammlungspräsentation
gaben Hauptwerke der Klassischen Moderne
und der darauf aufbauenden Kunstrichtun­
gen einen Überblick über die Sammlungsge­
schichte des Museums und dessen internatio­
nalen Stellenwert. Sie schlug eine Brücke von
der Vermittlung von Meisterwerken hin zur
verdichteten Darstellung ihres jeweiligen sti­
listischen und ideengeschichtlichen Umfeldes.
Im Kinoprogramm wurden neue filmi­
sche Positionen in Verbindung mit aktu­
ellen künstlerischen Diskursen vorgestellt.
Einen thematischen Schwerpunkt bildete die
in Zusammenarbeit mit der Akademie der
bildenden Künste realisierte Film- und Vor­
tragsreihe Proben aufs Exempel. Unter dem
Titel Changer d´image wurden Performances
vorwiegend osteuropäischer KünstlerInnen
gezeigt. Weiters präsentierten die Künstle­
rInnen T. J. Wilcox, Katrina Daschner, Lucy
Raven, Christian Mayer, Nadim Vardag,
Björn Kämmerer, Emily Wardill, Gabriele
Mathes und Friedl Kubelka eigene Filmpro­
gramme bzw. Publikationen.
Ausstellungen 2013
Franz West – Wo ist mein Achter?
23. Februar – 26. Mai 2013
Verena Dengler – Fantastischer Sozialismus
23. Februar – 23. Juni 2013
in progress – Werke aus der mumok
Sammlung
22. Februar 2013 – 23. Februar 2014
Albert Oehlen – Malerei
8. Juni – 20.Oktober 2013
Simon Denny (Baloise Preis)
5. Juli – 13.Oktober 2013
and Materials and Money and Crisis
8. November 2013 – 2. Februar 2014
Marge Monko (Henkel Art Award)
25. Oktober 2013 – 9. Februar 2014
Genderverteilung an den Produktionen
Produktionen und
ProduzentInnen
Männer
Frauen
Gesamt
% Männer
% Frauen
Gesamt
KünstlerInnen mit Einzelpräsentationen
3
2
5
60 %
40 %
100 %
KuratorInnen
4
2
6
66,7 %
33,3 %
100 %
79
Genderverteilung absolut und
in Prozent 2013
Kulturvermittlung
Der Schwerpunkt der Kunstvermittlung im
mumok liegt in der Aufbereitung der viel­
schichtigen Themengebiete, die sich über das
Verständnis und die Strategien der modernen
und zeitgenössischen Kunst erschließen las­
sen. Das Team der Kunstvermittlung entwi­
ckelt für alle Ausstellungen altersspezifische
Konzepte, vor allem die intensive Arbeit
in Kleingruppen bildet die Grundlage der
erfolgreichen Arbeit. Kunstgespräche ermög­
lichen die aktive Teilnahme an Gestaltung
und Ablauf und fordern die kritisch reflexive
Annäherung von Kindern und Jugendlichen
heraus. Workshops im Rahmen eines Ateli­
erprogramms stellen einen experimentellen
Zugang zu den Techniken und Inhalten bil­
dender Kunst her. Insgesamt nahmen 2013
21.064 Personen das Angebot der Kunstver­
mittlung in Anspruch, 13.648 Kinder und
Jugendliche nutzten die Programmschienen
für Schulen, Kinder und Jugendliche, 7.416
Personen jene für erwachsene BesucherInnen.
Im Jahr 2013 fanden zwei Kinder­
aktionstage mit insgesamt 1.426 Besuche­
rInnen statt. Aufgrund des Erfolges und
des Bedarfs nach Angeboten im Rahmen
Vermittlungsprogramm zur
Ausstellung in progress
©mumok/Niko Havranek
80
der LehrerInnenweiterbildung wurden die
Veranstaltungen für PädagogInnen inten­
siviert. So konzipierte die Kunstvermitt­
lung beispielsweise die Materialien für den
Unterricht grundsätzlich neu und initiierte
eine Veranstaltung mit dem Titel Widerstand im Museum. Sie bietet Lehrenden
die Möglichkeit, sich mit den eigenen, aber
auch mit den Widerständen ihrer Schü­
lerInnen gegenüber moderner und zeitge­
nössischer Kunst auseinander zu setzen.
Die Vermittlungsinitiative des Ministeriums
ermöglichte die Erarbeitung der Publika­
tion Kunst und, die sich mit theoretischen
Reflexionen und Praxisbeispielen an Pä­
dagogInnen in ganz Österreich wendet.
Erstmals konnte dieses Jahr eine Ausstel­
lung mit Arbeiten von SchülerInnen in den
Räumlichkeiten der Hofstallungen realisiert
werden. Als Abschluss eines dreisemestri­
gen Lehrgangs in Kooperation mit der Pä­
dagogischen Hochschule Niederösterreich
wurden Werke, welche in Auseinanderset­
zung mit dem Museum erarbeitet wurden,
präsentiert. Anlässlich der Teilnahme an
dem EU Projekt mix@ges konnten unsere
intergenerativen Projekte im Rahmen einer
Tagung in Ljubljana einem europaweiten
Fachpublikum vorgestellt werden.
Die Abteilung konzipierte einen Multime­
diaguide für IndividualbesucherInnen zu
allen Ausstellungen und Sammlungspräsen­
tationen zur medialen Vermittlung, der mit
Texten von KunstvermittlerInnen und Vi­
deointerviews mit KünstlerInnen die Inhalte
mit Bild- und Filmmaterial unterstützend
aufbereitete. Personelle Vermittlung bedeu­
tet im mumok auch immer ein Angebot
zur gemeinsamen Kunstbetrachtung, die
eine medien- und gesellschaftskritische Hal­
tung ermöglicht. Dazu wurden besondere
Formate erarbeitet: Themenführungen mit
vertiefenden Fragestellungen, Ausstellungs­
gespräche, Performances und Konzerte in
den Ausstellungen mit international renom­
mierten PerformerInnen und Ensembles. Die
mumok matinee verband die Themen der
Kunst mit zeitgenössischer Musik in den
Ausstellungsräumen, begleitet von Spezial­
führungen. Ein Musik- und Performance­
abend fand zur Ausstellung Franz West – Wo
ist mein Achter? statt. Jeden Freitag bot
eine Kurzführung in Kombination mit Mit­
tagslunch einen niederschwelligen Einstieg
in die Themen der Ausstellungen. Samstags
fanden Touren durch das Museum statt, bei
denen zur Kunstbetrachtung die Haltung der
BesucherInnen performativ zum Leitmotiv
gemacht wurde (Touren für Faule, Eilige und
Andere). Monatliche Workshops für Erwach­
sene im Atelier des mumok boten Einblicke
in experimentelle künstlerische Techniken,
in Kunstgesprächen für SeniorInnen wurden
verschiedene künstlerische Entwicklungen
und Epochen diskutiert. Eine seit Jahren er­
folgreiche Workshopreihe für BesucherInnen
mit besonderen Bedürfnissen veranstaltete
die Kunstvermittlung in Kooperation mit
dem Verein Dialog, der Personen mit Sucht­
problemen Beratung und Betreuung bietet.
Bibliothek und Archiv
Die mumok Bibliothek ist eine öffentliche
Bibliothek, die alle Kunstinteressierten zur
Nutzung einlädt. Die attraktiven Räume der
Bibliothek, die kostenlos von Dienstag bis
Donnerstag besucht werden können, sind mit
12 Leseplätzen für BesucherInnen ausgestat­
tet. Der Bestand der Bibliothek umfasst rund
40.000 Bücher, Kataloge und Zeitschriften
zur modernen und zeitgenössischen Kunst
und lässt sich online über die Website des
Museums und über den OPAC der Bibliothek
recherchieren. Die Freihandaufstellung der
Bücher lädt zum Suchen und Forschen direkt
an den Regalen ein. Die Bibliothek verfügt
über eine ständig wachsende Sammlung. Die
jeweils aktuellen Ausstellungskataloge kom­
men vorwiegend aus dem intensiven Schriften­
tausch mit internationalen Kunstmuseen, das
mehrsprachige Angebot an Literatur zur The­
orie der Moderne wird durch strukturierten
Kauf sichergestellt. Darüber hinaus verfügt
die Bibliothek über eine ansehnliche Schwer­
punktsammlung an Literatur aus den 1960erund 1970er-Jahren, darunter Künstlerbücher,
seltene Kataloge und Zeitschriften.
Die Erwerbungsstrategie der Bibliothek
ist konzeptionell auf die Sammlung des Mu­
seums sowie dessen Aufgaben im Bereich von
Forschung, Diskurs und Vermittlung abge­
stimmt. Kernaufgabe ist der Auf- und Ausbau
eines hochwertigen Medienbestandes mit dem
Ziel, eine homogene und zugleich vielfältige
Sammlung zu schaffen. Neben der Erfüllung
vielfältiger bibliothekarischer Aufgaben sowie
der notwendigen Neuorganisation des Archivs
ist es das erklärte Ziel der Bibliothek, als
lebendiger Studienort für Fragen zur zeitge­
nössischen Kunst wahrgenommen zu wer­
den. Zur Positionierung der Bibliothek als
sichtbares Informations- und Kompetenzzen­
trum innerhalb der Kulturlandschaft Wiens
sind laufend diverse Konzepte und Strategien
in Entwicklung und Umsetzung. Es ist eine
große Auszeichnung, dass der Bibliothek zum
zweiten Mal das Qualitätszertifikat für die
Einhaltung der gültigen Standards der Ar­
beitsgemeinschaft der Kunst- und Museums­
bibliotheken verliehen wurde.
81
Forschung und Publikationen
Die Forschungsergebnisse der Sonderaus­
stellungen wurden in den ausstellungsbe­
gleitenden Publikationen zusammengefasst.
Im Bereich der Sammlungsforschung wurde
mit der Erstellung des zweiten Bandes zur
Sammlung Gertraud und Dieter Bogner be­
gonnen. Der Vertrieb dieser Publikationen
erfolgte in Kooperation mit internationalen
Verlagen, im Zuge des Schriftentausches mit
internationalen Museen und Ausstellungs­
häusern sowie durch den Verkauf im muse­
umseigenen Shop. Damit ist eine intensive
öffentlichkeitswirksame
Kommunikation
der Forschungsergebnisse gewährleistet. Die
Publikationen belegen die Aktualität der
erforschten künstlerischen Richtungen und
der von den KuratorInnen und AutorInnen
vertretenen interdisziplinären wissenschaftli­
chen Ansätze. Einige Publikationen besitzen
teilweise selbst Kunstcharakter. So hat der
Katalog zur Ausstellung von Albert Oehlen
durch die grafische Gestaltung von Heimo
Ausstellung Franz West,
© mumok/Laurent Ziegler
82
Zobernig zu seinem wissenschaftlichen In­
halt einen Eigenwert als Künstlerbuch. Auch
die Publikationen zu den Ausstellungen von
Simon Denny und Verena Dengler haben
neben ihrem dokumentarischen Wert einen
künstlerischen Anspruch. Das Buch and Materials and Money and Crisis ist nicht als Do­
kumentation der gleichnamigen Ausstellung
entstanden, sondern als grundlegende wis­
senschaftliche Aufsatzsammlung anlässlich
eines Symposiums, welches den inhaltlichen
Anstoß zur Ausstellung gab.
Da dem Haus ein zentrales Archiv zur
Geschichte des Museums von den Anfängen
bis heute fehlte, wurde dieses im Laufe des
Jahres eingerichtet und ist in seiner Erstauf­
stellung fertig und zugänglich. 2013 konnte
das Viktor Matejka-Archiv in einer Erster­
fassung erschlossen werden. Das Archiv von
Wolfgang Hahn soll 2014 umfassend inven­
tarisiert und gegebenenfalls auch digitalisiert
werden. Die Digitalisierung der Sammlungs­
bestände wurde 2013 abgeschlossen und die
Werke in weiten Teilen auf der Webseite des
mumok online gestellt.
Kommunikation und
Öffentlichkeitsarbeit
Im Fokus der Marketing- und Kommunika­
tionsmaßnahmen des mumok standen die
nationale und internationale Markenposi­
tionierung und -bekanntheit sowie die Bin­
dung bestehender und die Ansprache neuer
BesucherInnen. Um diese Ziele zu erreichen,
wurde auf einen differenzierten Marke­
tingmix gesetzt: Print (Einladungen, Public
Space Advertising, Programmfolder, Flyer,
Inserate), Online (Einladungen, Newsletter,
Facebook, Twitter, google+, Instagram, On­
line Advertising), Eventmarketing und stra­
tegische Pressearbeit wurden erfolgreich zur
Positionierung und Bewerbung des Museums
und seines spezifischen Programms genutzt.
Die Marketingstrategie musste den Prä­
missen der Effizienz- und Effektivitätssteige­
rung folgen, ohne Shifts in der Medienland­
schaft und im Konsumverhalten Richtung
online außer Acht zu lassen. In diesem Sinne
lag ein Fokus auf dem Ausbau von Reich­
weiten bei den klassischen Werbeformen und
gleichzeitiger Stärkung der online Kanäle.
Weiters wurden die eigenen Kommunika­
tionskanäle wie Newsletter (Optimierung
durch Implementierung eines neuen News­
lettertools) und Social Media (strukturelle
Verankerung in PR & Marketing) ausgebaut,
die auch der Erweiterung des Leistungskata­
logs für Sponsoringaktivitäten dienen.
Die große Personale des bedeutenden
Wiener Künstlers Franz West nutzte in der
Kommunikation und den Veranstaltungen
Synergien der Zusammenarbeit mit verschie­
denen österreichischen Kooperationspartne­
rInnen und Kulturinstitutionen.
Über die Sommermonate richtete sich
das mumok mit der Bewerbung der Aus­
stellung in progress an seine touristischen
Zielgruppen und warb im öffentlichen Raum
verstärkt mit den Highlights aus der Samm­
lungspräsentation. Der diskursive Ansatz
und die atmosphärische Präsentation der
Ausstellung and Materials and Money and
Crisis fanden in den sozialen Netzwerken Re­
sonanz. Mit Verena Dengler – Fantastischer
Sozialismus band das mumok die junge,
lokale Kunstszene an das Haus. Gemeinsam
mit Marge Monko und Simon Denny vertrat
sie die jüngeren Positionen, die vor allem in
der Fachpresse und den sozialen Netzwerken
Niederschlag fanden.
Veranstaltungen
Das breite Veranstaltungsprogramm (Tag der
offenen Tür, Symposien, Lange Nacht der
Museen, Buchpräsentationen, KünstlerIn­
nengespräche und -führungen, Diskurspro­
gramm) suchte über ein qualitativ hochwer­
tiges und den verschiedensten Ansprüchen
angepasstes Angebot zum Erst- und Wieder­
besuch zu bewegen.
Im Rahmen der Gesprächsreihe Fünf
Mal reden über Franz West waren die Künst­
ler Andreas Reiter Raabe, Martin Guttmann
und Christian Mayer, der Filmemacher Bern­
hard Riff sowie die Musiker Michael Maut­
ner, Philipp Quehenberger und Fred Jellinek
eingeladen. Die Ausstellung Franz West – Wo
ist mein Achter? wurde mit einer öffentlichen
Party eröffnet, auf der Franz Wests Wegbe­
gleiter Philipp Quehenberger sowie die DJs
guy guy und Elin dem verstorbenen Künstler
musikalisch ausgelassen gedachten. Philipp
Quehenberger veranstaltete gemeinsam mit
Didi Kern am Folgetag ein Konzert in der
Ausstellung, das Teil des Triple Features
zu Franz West war und dem eine Führung
und die Solo-Performance I-On des bulga­
rischen Performancekünstlers Ivo Dimchev
vorangingen. Ein weiterer musikalischer Hö­
hepunkt im Rahmen der Ausstellung war
das Konzert von Fennesz, dem Großmeister
elektronischer Musik. In Kooperation mit
dem Dschungel Wien wurde das Erfolgs­
stück NippleJesus des Bestsellerautors Nick
Hornby aufgeführt. Die Finissage der Aus­
stellung wurde bei freiem Eintritt und reich­
haltigem Vermittlungsprogramm im Rahmen
des Dorotheumstags gefeiert.
Über den Künstler und zu seiner Ar­
beit sprachen bei der Veranstaltungsreihe
Fünf Mal reden über Albert Oehlen mumok
Direktorin Karola Kraus, der Kulturwissen­
83
schaftler, Kritiker, Journalist, Kurator und
Autor Diedrich Diederichsen, die Künstle­
rin Silke Otto-Knapp sowie der Sprachwis­
senschaftler Martin Prinzhorn. Highlight
des Veranstaltungsreigens war das Künst­
lergespräch zwischen Albert Oehlen und
dem schwedischen Free Jazz-Musiker Mats
Gustafsson nach einem Konzert des inter­
national gefragten Jazz-Percussionisten Paal
Nilssen-Love in den Ausstellungsräumen
des mumok. Einen Tag freien Eintritt in die
Ausstellung ermöglichte das mumok den
BesucherInnen in Zusammenarbeit mit der
Tageszeitung Der Standard.
Mit dem Artist Talk von Simon Denny
im Rahmen seiner Ausstellung The Personal
Effects of Kim Dotcom bot das mumok die
Möglichkeit mit einem der gefragtesten Nach­
wuchskünstler der Gegenwart zu sprechen.
Ausstellung Simon Denny
© mumok/Rudolf Schmied
Besucherinnen
BesucherInnen des mumok
2013 und 2012
Jahr
zahlend
voll zahlend
ermäßigt
nicht zahlend
U 19
gesamt
2012
136.036
56.493
79.543
63.566
31.800
199.602
2013
123.992
50.996
72.996
57.080
29.658
181.072
2013 zählte das mumok 181.072 Besuche­
rInnen. Darin sind Veranstaltungsbesuche­
rInnen, welche bis einschließlich 2012 be­
rücksichtigt wurden und seit Anfang 2013
nicht mehr gezählt werden, nicht enthalten.
Im bereinigten Vergleich zum Vorjahr ent­
spricht dies einem Rückgang von 4,8 %. Der
84
Vergleich der nicht bereinigten Zahlen ergibt
einen Rückgang von 9,28 %.
Eine kontinuierliche BesucherInnenForschung lieferte umfangreiche Daten zum
BesucherInnen-Verhalten des Museums und
zeigte Möglichkeiten zur gezielten Ansprache
neuer Publikumsschichten auf.
Freier Eintritt bis 19
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen be­
trug 2013 insgesamt 29.658; das sind 7 %
weniger als 2012.
Der Kinderclub des Museums verzeichnet
mit Ende des Jahres 2013 rund 1.400 Mit­
glieder. Die Nachfrage ist weiterhin steigend,
weshalb eine Aufstockung an Workshops für
die jüngsten BesucherInnen zwischen vier und
sechs Jahren und neuen Kursen zur Kreativi­
tätsförderung für Kinder im Alter zwischen
zehn und 14 Jahren vorgenommen wurde.
Überaus beliebt ist zudem der mumok Kinderkunsttransporter. Im Rahmen des Jugend­
clubs wurde mit KünstlerInnen unterschied­
licher Kunstsparten unter anderem gerappt,
fotografiert, Geld gedruckt und aus Müll neue
Objekte gebaut. Der Jugendclub verließ auch
das erste Mal das Museum und entwickelte
gemeinsam mit dem DJane Kollektiv Brunnhilde der Brunnenpassage ein Konzept für
einen Kunstbus, der mit Tanz und Musik in
allen Bezirken Wiens unterwegs ist und auch
im MuseumsQuartier zwei Mal Halt machte.
Budget mumok
Budgetposten
2012
2013
Umsatzerlöse
11.274,10
10.749,66
8.725,00
8.725,00
Eintritte
702,81
697,43
Spenden
834,21
502,11
Shops, Veranstaltungen etc.
1.064,78
821,41
Sonstige betriebliche Erträge
1.778,33
2.149,66
Personalaufwand
4.942,37
4.686,42
sonstige Aufwendungen
incl. aller Aufwendungen für Ausstellungen, Sammlungstätigkeit
7.258,32
6.637,07
Abschreibungen
376,89
363,62
Betriebserfolg
474,85
1.212,21
Finanzergebnis
25,19
4,39
500,04
1.216,60
35,14
168,60
davon:
Basisabgeltung
Jahresüberschuss vor Bereinigung der Kunstwerksschenkungen
Jahresüberschuss /Jahresfehlbetrag nach Bereinigung
der Kunstwerksschenkungen
Das mumok konnte auch im Jahr 2013
ein positives Jahresergebnis erzielen. Der
Jahresüberschuss von € 1,21 Mio. resultiert
maßgeblich aus den umfangreichen Kunst­
werksschenkungen und hohen einmaligen
außerordentlichen Rückstellungsauflösun­
gen im Personalaufwand. Die Kunstwerks­
schenkungen (Schenkungsvolumen in Höhe
von € 1,048 Mio) konnten im Vergleich
zum Vorjahr mehr als verdoppelt werden.
Im Budget sind die Schenkungen in den
sonstigen betrieblichen Erträgen abgebildet.
Das Eigenkapital konnte 2013 auf € 4,66
Mio. ausgebaut werden (Vorjahr: € 3,44
Mio). Der Eigendeckungsgrad (Eigenerlöse
im Verhältnis zum Gesamtaufwand) er­
höhte sich im Vergleich zum Vorjahr um
rund 2 % auf 35,7 %.
85
Budgetzahlen des mumok
2012 und 2013, in Tausend €
Im Jahr 2013 waren im Durchschnitt 158
MitarbeiterInnen im mumok beschäftigt, dies
entspricht einem Vollbeschäftigungsäquiva­
lent von 111, der Anteil an Frauen betrug
genau zwei Drittel der Gesamtbeschäftigung.
Der Jahresüberschuss nach Bereinigung
der Kunstwerksschenkungen fließt in die
Deckungsvorsorge.
Perspektiven
Das mumok versteht sich als diskursives
Museum und als wissenschaftliches Kompe­
tenzzentrum, zudem als Forschungs- und Ide­
enwerkstatt mit explizitem Bildungsauftrag
im Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Pub­
likationswesen. Durch ein breit angelegtes
und ambitioniertes Vermittlungsprogramm
steht das mumok mit einem großen Publi­
kumskreis in intensivem Dialog über mo­
derne und zeitgenössische Kunst. Ziel ist es,
durch ein medial breit gestreutes, aber in sich
jeweils präzise strukturiertes und abgestimm­
tes Programm sowie durch Vermittlungsmaß­
nahmen neue Publikumsschichten zu den
bereits bestehenden dazu zu gewinnen.
Für das mumok bedeutet dies die kon­
sequente Fortsetzung und Vertiefung seiner
Programmlinien im Sinne eines diskursiven
Museums, um sich damit national und inter­
national weiter zu profilieren und Österreich
als internationalen Kunst- und Kulturstand­
ort zu positionieren. Ein weiteres Hauptau­
genmerk liegt auf der Präsentation jüngerer
Positionen und von Künstlerinnen, die neben
ihren männlichen Kollegen Entwicklungen
und Stile wesentlich mitgeprägt haben. Fer­
ner gilt es, KünstlerInnen aus dem osteuropä­
ischen Bereich bzw. aus der nichtwestlichen
Hemisphäre den ihnen gebührenden Platz
einzuräumen und der Globalisierung Rech­
nung zu tragen. Und schließlich sieht sich
das mumok verpflichtet, den bedeutendsten
86
Positionen der österreichischen Kunst ihren
internationalen Stellenwert zu sichern und
der heimischen Szene einen Bezugsort zu
bieten. Das permanente Filmprogramm ist
in Ergänzung zu diesen programmatischen
Anliegen zu sehen, wobei im nächsten Jahr
eine Veranstaltungsschiene etabliert wird, die
der jungen Szene und damit dem Referenz­
rahmen der Gegenwart eine Plattform bieten
soll. Beide Aktivitäten stehen für die Öffnung
des Museums für ein zeitgemäßes und an
neuen medialen Ausrichtungen der Kunst
interessiertes Publikum.
Die Herausforderung für das Team des
mumok besteht nicht nur in der inhaltli­
chen Präzisierung und Neuausrichtung der
Sammlung, sondern in der Absicherung be­
ziehungsweise in der Erstellung der dafür
notwendigen budgetären Mittel. Dabei wird
es darauf ankommen, noch intensiver als
bisher Kooperationen mit Gönnern und
Sponsoren anzustreben und durchzuführen.
In den letzten Jahren ist es gelungen, bedeu­
tende Schenkungen von privaten Förderern
und Mäzenen an das Haus zu binden und
dadurch die Sammlung durch zentrale Werke
junger sowie renommierter österreichischer
und internationaler KünstlerInnen zu ergän­
zen und zu erweitern.
Um dem Anspruch gerecht zu wer­
den, ein bedeutendes Forschungszentrum
für die österreichische und internationale
Kunst seit der Moderne zu sein, möchte
das mumok zu den bereits im Museum be­
findlichen Archiven weitere Archive an das
Haus binden. Auf längere Sicht ist es Ziel,
in der Nachbarschaft des mumok geeignete
Räumlichkeiten zu finden, um diese Archive
für Forschungszwecke der Öffentlichkeit zu­
gänglich machen zu können.
Die wissenschaftliche und ausstellungs­
politische Standortbestimmung sieht das
Haus als fortwährenden lebendigen Prozess,
in dem das bereits Geleistete einer ständigen
Vertiefung und Neubewertung unterliegt.
Naturhistorisches Museum
www.nhm-wien.ac.at
Univ. Prof. Dr. Christian Köberl,
Generaldirektor
Dr. Herbert Kritscher,
wirtschaftlicher Geschäftsführer
Kuratorium 2013
•• Mag. Christian Cap, Vorsitzender
•• Dr. Sonja Hammerschmid,
stv. Vorsitzende
Profil
Das Naturhistorische Museum (NHM) ist
das Bundesmuseum für Lebens- und Geo­
wissenschaften sowie für Ur- und Frühge­
schichte. Die Kernkompetenz des NHM
besteht in der lebendigen und zeitgemäßen
Auseinandersetzung mit natur- und kultur­
geschichtlichen Phänomenen und Zeugnissen
im ökologogisch-evolutiven Zusammenhang
sowie mit ökologischen Fragestellungen. Ins­
besondere werden die großen erd- und früh­
geschichtlichen sowie aktuellen biologischen
und ökologischen Probleme thematisiert. Das
NHM dient auch als für WissenschafterInnen
und Wissenschafter offene Forschungsstätte
••
••
••
••
••
••
••
Ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Katrin Schäfer
Mag. Christa Bock
Gerhard Ellert
Monika Gabriel
Ing. Walter Hamp
Dr. Gerhard Hesse
DI Michael Hladik
und ist im Bereich wissenschaftlicher Dienst­
leistungen, wie insbesondere der Erstellung
von Artenlisten, inhaltlichen Beiträgen für
internationale Konventionen, Gutachtertä­
tigkeit für Umweltaspekte und wissenschafts­
politische Beratung tätig (aus den Leitlinien
für die besondere Zweckbestimmung § 13
der Museumsordnung des NHM, BGBl. II,
Nr. 399, vom 1. Dezember 2009).
Sammlungen
••
••
Anthropologische Abteilung und Pa­
thologisch Anatomische Sammlung
Archiv und Wissenschaftsgeschichte
87
NHM Außenansicht
© NHM Kracher
••
••
••
••
••
••
••
••
Zerstörung der Biodiversität
durch menschliche Profitgier
©NHM Kracher
Botanische Abteilung
Geologisch-Paläontologische
Abteilung und Karst- und Höh­
lenkundliche Arbeitsgruppe
Mineralogisch-Petrographische Ab­
teilung und Staatl. Edelsteininstitut
Prähistorische Abteilung und Au­
ßenstelle Hallstatt Alte Schmiede
Zentrale Forschungslaboratorien
1. Zoologische Abteilung (Wirbeltiere)
und zoologische Hautpräparationen
2. Zoologische Abteilung (Insekten)
3. Zoologische Abtei­
lung (Wirbellose Tiere)
Nach 16 Jahren Schließzeit und zweijähriger
intensiver Vorarbeit sind die Anthropolo­
gischen Schausäle seit 2013 wieder für das
Publikum verfügbar. In den beiden Schau­
räumen des NHM steht wieder der Mensch
und dessen Entwicklung mit den beiden
Schwerpunkten aufrechter Gang und Gehir­
nevolution im Mittelpunkt. Die Zielsetzung
bestand darin, dass die MuseumsbesucherIn­
nen die Entstehung des Menschen nicht nur
als historisch biologischen Prozess verstehen,
sondern auch die kulturelle Entwicklung als
bedeutende Komponente der Menschwer­
dung wahrnehmen. Um dies umzusetzen,
wurde eine modulartige Aufbereitung der
Wissensinhalte gewählt, die sowohl einen
spielerischen, interaktiven Zugang wie auch
die Möglichkeit zur Vertiefung in komple­
88
xere Themen ermöglicht. Durch das Angebot
von mehreren Textierungsebenen wird ver­
sucht, den unterschiedlichen Interessen und
Vertiefungsbedürfnissen der Ausstellungsbe­
sucherInnen gerecht zu werden.
Man war bemüht, die Top-Funde der
letzten Zeit zusammenzustellen, wie etwa
die im Jahr 2005 entdeckten Zwillinge vom
Wachtberg in Krems a.d. Donau, die – ge­
schützt vom Schulterblatt eines Mammuts
– in einem 28.000 Jahre alten Grab der jün­
geren Altsteinzeit bestattet wurden. Dieser
und andere fossile Funde bringen auch den
geforderten Österreich-Bezug der Ausstel­
lung zum Ausdruck. Als besonderes High­
light wurden dem NHM in Zuge der Neu­
eröffnung drei 120.000 Jahre alte, originale
Neandertaler-Funde aus der Höhle von Kra­
pina für zwei Wochen zur Verfügung gestellt
sowie auch vier fossile menschliche Schädel
aus Tel Aviv, darunter auch das auf rund.
50.000 Jahre datierte Original des Homo
neanderthalensis von Amud. Besondere An­
ziehungspunkte der Dauerausstellung sind
Monddisplay mit lunaren Bodenproben © NHM
Weichteilrekonstruktionen von Australopi­
thecinen, Neandertalern, dem Homo erectus
und Homo sapiens, eine Morphing- und
eine Augmented Reality-Station sowie ein
CSI-Tisch, bei welchem mittels Mikroskop,
Lupe, Röntgen- und Isotopenuntersuchung
ein virtuelles Skelett auf Alter, Geschlecht,
Krankheiten und Todesursache untersucht
werden kann. Sechs Hands on-Stationen
wurden entwickelt, um vor allem auch seh­
schwachen und blinden BesucherInnen die
Etappen der Menschwerdung »begreifbar«
zu machen. Ein sogenannter »Stammbusch«
aus Glas visualisiert die Nicht-Linearität der
menschlichen Entwicklungsgeschichte. Eine
»What´s hot in Anthropology«-Installation
dient dem Zweck, die Dauerausstellung auf
dem jeweils neuesten Stand zu erhalten und
neueste Erkenntnisse dieses Wissenschaftsbe­
reiches zu implementieren.
Mondgestein der NASA-Missionen
Apollo 15 und 17 ist seit 2013 als neue Dau­
erleihgabe in Saal fünf zu sehen. Die wissen­
schaftliche Untersuchung von Mondgestein
bildet die Grundlage für unser heutiges Ver­
ständnis vom Mond und die Rekonstruktion
seiner Entwicklungsgeschichte.
Dem Naturhistorischen Museum ist es
gelungen, drei Proben von Mondgesteinen
der Missionen Apollo 15 und 17 als langfris­
tige Leihgaben von der NASA zu erhalten.
Dabei handelt es sich um ein 84 g schweres
Fragment eines Mondbasalts, ein vulkani­
sches Gesteins, aus dem die dunklen, mit
freiem Auge gut sichtbaren dunklen Gebiete,
die sogenannten »Mare« bestehen. Die Mare
selbst sind vor rund vier Milliarden Jahren
durch Einschläge von großen Asteroiden
entstanden und wurden erst später durch
basaltische Gesteinsschmelzen aufgefüllt.
Das Bruchstück, Teil einer Gesteinsprobe,
die bei der Apollo 15-Mission aufgesammelt
und später für wissenschaftliche Zwecke
zersägt wurde, befindet sich in einem mit
Stickstoff gefüllten Spezialbehälter und wird
mit diesem auch ausgestellt. Neben diesem
Mondgestein wurden dem NHM auch zwei
lunare Bodenproben zur Verfügung gestellt,
die größtenteils aus vulkanischen Glas­
kügelchen und winzigen Fragmenten von
Mare-Basalten bestehen und von der Apollo
15- (grüne Glaskügelchen) und Apollo
17-Mission (orange/braune Glaskügelchen)
stammen. Diese Glaskügelchen sind das Pro­
dukt explosiver vulkanischer Tätigkeit am
Mond, bei der durch sehr rasches Abkühlen
Gesteinsschmelzen zu feinsten Glaskügelchen
zerstäubt worden sind.
Ausstellungen
Im Berichtsjahr wurden vom Naturhistori­
schen Museum sechs Sonderausstellungen
sowie eine Wanderausstellung durchgeführt.
Das Ausstellungsjahr begann mit der Prä­
sentation des Projekts Maßnahme, einer
Diplomarbeit, die in Kooperation mit ao.
Univ.-Prof. Dr. Maria Teschler-Nicola, An­
thropologische Abteilung des NHM und ao.
Univ.-Prof. Dr. Harald Wilfing, Institut für
Anthropologie an der Universität Wien, im
Rahmen der Eröffnung der neuen Anthropo­
logie-Dauerausstellung durchgeführt wurde.
Die Ausstellung Maßnahme akzentuierte den
menschlichen Vermessungsdrang als schein­
bare Notwendigkeit einer Selbstversicherung
im exponentiellen Fortschritt der technologi­
schen Möglichkeiten.
MenschMikrobe. Das Erbe Robert Kochs
und die moderne Infektionsforschung war
eine Ausstellung der Deutschen Forschungs­
gemeinschaft und des Robert Koch-Instituts
in Kooperation mit dem NHM und dem FWF
Wissenschaftsfonds. Sie vermittelte einen Ein­
blick in das moderne Wissen über Bakterien,
Viren und Parasiten und verdeutlichte zugleich
die historische und soziale Dimension von
Seuchen. Als fundierte und allgemeinverständ­
liche Schau richtete sich MenschMikrobe an
ein breites Laienpublikum und thematisierte
in zehn Stationen grundlegende Fragen etwa
nach der Natur der Mikroorganismen, der
Funktion der Körperflora oder nach den öko­
logischen und sozialen Entstehungsbedingun­
gen von Epidemien bis hin zu der Bedeutung
und den Grenzen der Antibiotikatherapie und
den Möglichkeiten der Krankheitsverhütung.
MenschMikrobe bediente sich einer moder­
nen und abwechslungsreichen Ausstellungsdi­
daktik: Ausstellungswände aus Glas wurden
ergänzt durch interaktive Exponate, aufwän­
dig produzierte Audio-Features und spezielle
Kindertexte. In einer eigenen Kinderstation
wurden grundlegende Zusammenhänge für
junge BesucherInnen ab dem Grundschulalter
aufbereitet.
Mit Gunther von Hagens´ Körperwelten
& der Zyklus des Lebens kam nach den
Körperwelten der Tiere 2010/2011 nun auch
89
die weltweit erfolgreichste Sonderausstellung
über Anatomie, Physiologie und Gesundheit
des menschlichen Körpers nach Wien an das
Naturhistorische Museum. 36 Millionen Be­
sucherInnen in 80 Städten in Europa, Afrika,
Amerika und Asien hatten seit Beginn der
Ausstellungsserie 1995 in Japan die mittels
Plastination nicht verwesenden menschlichen
Exponate bestaunt. Auf rund 700 m² zeigte
das NHM 200 Präparate, darunter 20 Ganz­
körperplastinate sowie einzelne Organe, Or­
gankonfigurationen und transparente Kör­
perquerschnitte. Unter dem Titel Zyklus des
Lebens bot die Aufstellung in Wien eine Reise
durch die einzelnen Entwicklungsstadien des
menschlichen Körpers im Laufe seines Le­
bens, vom Zeitpunkt der Befruchtung und
des Heranwachsens über die Phase mensch­
licher Höchstleistungsfähigkeit bis hin zum
Alterungsprozess. Außerdem wurden die
Auswirkungen einer gesunden Lebensweise
weniger günstigen und krankheitsfördernden
Lebensgewohnheiten wie Rauchen und Al­
koholkonsum gegenübergestellt und anhand
von Vergleichen von gesunden und krank­
haft veränderten Körperteilen und Organen
veranschaulicht. Die ausgestellten Plastinate
menschlicher Körper und Körperteile führ­
ten deren erstaunliche Leistungsfähigkeit
Neuer Schausaal Mensch(en)
werden © NHM Kracher
90
ebenso wie auch die häufigsten Krankhei­
ten in unserer Gesellschaft eindrucksvoll vor
Augen. Der Zyklus des Lebens wollte so die
Menschen dazu inspirieren, bewusster und
gesünder zu leben.
Das Geschäft mit dem Tod – das letzte
Artensterben? Diese hauseigene Produktion
ist in Kooperation mit dem WWF Österreich
entstanden und war einer der Höhepunkte
des Jahres; sieht sich das NHM doch als
Forschungszentrum und Archiv der Vielfalt
verantwortlich, die Öffentlichkeit über das
sechste und – im Vergleich zu den bisher
natürlich verursachten – massivste Artenster­
ben durch menschliches Handeln zu infor­
mieren und mögliche Auswege aus der Krise
zu zeigen. Pro Stunde sterben weltweit drei
Tier- oder Pflanzenarten aus. Sechs Stationen
auf 550 m² Ausstellungsfläche informierten
nach einem Einleitungsteil über die Themen
»Ausrottung«, »Lebensraumverlust«, »Töd­
licher Luxus«, »Ausbeutung der Meere«,
»Vergiftung« und »Klimawandel«.
Durch einen ausstellungsdidaktischen
Mix aus von der eigenen Tierpräparations­
abteilung aufwändig hergestellten Tierexpo­
naten, anderen dreidimensionalen Objekten,
Text-, Bild- und Tonschauelementen sollten
die BesucherInnen die Problematik rasch er­
fassen, berührt und angeleitet werden, womit
sie dazu beitragen können, dieser alarmie­
renden Entwicklung entgegenzusteuern. Der
WWF bringt in die Ausstellung sein Fachwis­
sen aus den zahlreichen österreichischen und
internationalen Projekten mit ein.
Die Abteilung Ausstellung & Bildung
des Naturhistorischen Museums übernahm
2013 auch die Konzeption und Szenografie
der Ausstellung Kingdom of Salt – a 7000year history of Hallstatt, einer internationa­
len Wanderausstellung des NHM in Koope­
ration mit Museumspartner GmbH (erste
Station in Europa: Museo Arqueologico de
Alicante, Spanien, 16. Juni 2013 – 6. Jänner
2014). Die Abteilung zeichnete für die Er­
stellung und Redaktion der Ausstellungstexte
sowie die Konzeption der audiovisuellen Me­
dien und der Gestaltung verantwortlich.
Ausstellungen 2013
Nicole Prutsch – Maßnahmen
23. Jänner 2013 – 17. März 2013
MenschMikrobe. Das Erbe Robert Kochs
und die moderne Insektenforschung
12. April 2013 – 14. Juli 2013
Gunther von Hagens Körperwelten & Zyklus
des Lebens
13. März 2013 – 11. August 2013
Das Geschäft mit dem Tod – Das letzte
Artensterben
23. Oktober 2013 – 30. Juni 2014
Kelly Richardson: Mariner 9
9. Juni 2013 – 6. Jänner 2014
Ensisheim 1942. Der älteste Meteoritenfall
Europas
14. November – 18. November 2013
Kingdom of Salt – a 7000-year history of
Hallstatt
Internationale Wanderausstellung
Museo Arqueologico de Alicante, Spanien
16. Juni 2013 – 6. Jänner 2014
Ausstellung Die Geschichte des
Salzabbaus in Hallstatt
© NHM
91
Genderverteilung an allen Produktionen
Genderverteilung absolut und
in Prozent 2013
Produktionen und
ProduzentInnen
Männer
Frauen
Gesamt
% Männer
% Frauen
Gesamt
KünstlerInnen mit/genderspezifische Einzelpräsentationen
0
1
1
0 %
100 %
100 %
KuratorInnen
5
3
8
62,5 %
37,5 %
100 %
Kulturvermittlung
Die Museumspädagogik plante, organisierte
und koordinierte 2013 ca. 5.026 Veran­
staltungen, ein Spektrum von Führungen
und Vorträgen im Rahmen des öffentlichen
Programms (Monatsprogramm) in Zusam­
menarbeit mit den WissenschafterInnen des
Museums und externen Fachleuten, Kinder­
programmen an Wochenenden und in den
Ferien, öffentlichen Mikrotheatervorstellun­
gen an Wochenenden und an Feiertagen,
Veranstaltungen für Schulklassen, Kinder­
gartengruppen, private Kindergruppen und
Erwachsenengruppen, die Organisation der
Langen Nacht der Forschung am 27. April
und die der Langen Nacht der Museen am
6. Oktober zum Thema Alles balzt – Sex im
Naturhistorischen Museum.
Folgende Projekte wurden im Rahmen
der Vermittlungsinitiative Kulturvermittlung
mit Schulen in Bundesmuseen, finanziert vom
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und
Kultur, durchgeführt: Blind Date im NHM:
Ein Pfad für blinde und sehschwache Schüle­
rInnen wurde erstellt. Gemeinsam mit einem
blinden Keyworker wurden 15 geeignete Ob­
jekte oder Objektgruppen ausgewählt und
verschiedene Zugänge zu diesen Objekten
und ihrer Geschichte erarbeitet. Mit einer
Schulklasse des Bundesblindeninstitutes
(BBI) wurde der Pfad an drei Projekttagen
gemeinsam mit MuseumspädagogInnen und
dem blinden Keyworker detailliert ausgear­
beitet und getestet. Die erarbeiteten Objekte
sind nach Beendigung des Projekts sowohl
im Internet abrufbar, als auch in Form eines
Handouts in Brailleschrift verfügbar.
92
Ein Zeitreisepfad mit dem Titel Vom Urknall bis zum Homo sapiens wurde in
Form einer Rallye für Schulklassen ab der
siebten Schulstufe erstellt. Die gesamte
Information ist allgemein zugänglich und
kann von der Homepage des Museums
heruntergeladen werden. Die Tour kann
ohne Begleitung durch MitarbeiterIn­
nen des Museums durchgeführt werden.
An drei Halbtagen besuchte eine Schulklasse
der Neuen Mittelschule Koppstraße das
Museum, wählte in den erdwissenschaft­
lichen und anthropologischen Schausälen
gemeinsam mit MuseumspädagogInnen 24
Objekte aus, interviewte WissenschafterIn­
nen des NHM und arbeitete kreativ zu die­
sen Objekten. Die Ergebnisse dieser Arbeit
mit den Objekten nutzten die Museumspäd­
agogInnen zur Erstellung der Forscherbögen
für den Zeitreisepfad.
Projekt Rohstoffkoffer: Im Jahr 2011
wurde von der Diplom-Geologin Britta
Bookhagen der Rohstoffkoffer »Was steckt
im Handy« entwickelt. Er gibt LehrerIn­
nen ein Unterrichtstool in die Hand, mit
dem sie Geowissenschaften auch abseits des
Museums auf spannende Weise vermitteln
können. Die SchülerInnen zerlegen Handys
in ihre Einzelteile und können chemische
Bestandteile, deren Herkunft und Entstehung
»hands on« kennen lernen. Die Themen
Rohstoffknappheit und Nachhaltigkeit wer­
den ebenfalls bearbeitet; somit wird auch
die Wichtigkeit von Recycling und Wieder­
verwertbarkeit vermittelt. Über das Projekt
konnten 540 Koffer für 91 Schulen finanziert
werden. Die 500 Koffer, die 2012 neu aufge­
legt worden waren, und die über den Verlag
des NHM angeboten wurden, waren bis
Ende 2013 ausverkauft. 500 weitere Koffer
werden seit Dezember 2013 von der Abtei­
lung Ausstellung und Bildung produziert.
Dank der weiteren Unterstützung der Indus­
triellenvereinigung Wien, die zum zweiten
Mal das Projekt sponserte, kann der Koffer
weiterhin zu einem günstigen Preis an Schu­
len verkauft werden.
Ein weiteres Projekt wurde durch das
ZIT (Zentrum für Innovation und Technolo­
gie) gefördert: Time Trips. Im Rahmen dieses
Projektes hatten Jugendliche mit unterschied­
lichem Ausbildungshintergrund Gelegenheit,
in Zusammenarbeit mit WissenschafterInnen
und PädagogInnen des Museums und den
ExpertInnen der Mediaproduktionsfirma
7reasons neue didaktische und technische
Darstellungsformen abstrakter Zeitbegriffe
und Zeitdimensionen zu entwickeln. Über ein
Social media-Recruiting wurden Jugendliche
über das Internet zur Teilnahme motiviert.
Auf diesem Weg konnten sechs Jugendliche
gewonnen werden. Zusätzlich meldeten sich
drei Schulklassen. Die zwölf im Rahmen
des Projekts gestalteten Infosäulen zeigten in
einem Parcours die Dimension Zeit; sie rich­
ten sich an eine breite BesucherInnen-Schicht
und wurden im Februar 2014 vorgestellt.
Beim Projekt ModernMediaGuide ging
es einer Schulklasse aus dem Gymnasium
Kandlgasse und der Firma Datanet Solutions
um die Entwicklung und Erstellung eines
»Smart Guides« zum Abruf multimedialer
Inhalte via Smartphone für den Sauriersaal.
Young Science: Rohstoffe und ihre Endlichkeit – The Future we want war eine Koope­
ration mit dem OeAD (Österreichischer Aus­
tauschdienst) und dem Goethegymnasium
Wien. Die Aufgabe der Abteilung Ausstellung
& Bildung bestand in der wissenschaftlichen
Begleitung und inhaltlichen Projektleitung
des Schul-Forschungsprojekts. Im Rahmen
dieses Projekts fanden mehrere Sitzungen
und ein dreitägiger Schreibworkshop für die
SchülerInnen statt. In der Außenstelle Petronell Carnuntum der Fachabteilung Ökologie und Umweltbildung wurden auch 2013
wieder interessante umweltpädagogische
Programme angeboten. Neu im Programm
waren Spezialführungen in der Wintersai­
son, die besonders von den Institutionen der
Umgebung besucht wurden. So standen Bird
watching (v. a. Seeadler), Spurenwanderun­
gen und Bestimmungsübungen von Früchten
im Mittelpunkt der Veranstaltungen. Über
250 BesucherInnen im Zeitraum Jänner bis
Februar 2013 schätzten diese neuen Ex­
kursionsprogramme. In der Hauptsaison
April – September 2013 konnte die Außen­
stelle Petronell über 2000 BesucherInnen
verzeichnen. 22 Projektwochen (drei bis fünf
Tage dauernd), 69 Tagesexkursionen sowie
zehn Betriebsausflüge wurden betreut.
Bibliothek und Archiv
Die Abteilung Bibliotheken stellt zum einen
den WissenschafterInnen des Hauses unver­
zichtbare Arbeitsbehelfe in Form von Perio­
dika und Monographien zur Verfügung, ist
aber auch für alle interessierten Externen
(z. B. StudentInnen) zugänglich. Der Bib­
liotheksbestand umfasst ca. 500.000 Titel.
Ein Viertel davon ist historisch, also vor
1900 entstanden und stammt zum Teil aus
Sammlungen der Habsburger. Die Arbeits­
schwerpunkte 2013 bestanden unter ande­
rem in der elektronischen Katalogisierung.
Es wurden 1.100 neue Datensätze in die
sogenannte »Micro-CDS-ISIS«-Datenbank
aufgenommen. Somit hat die Datenbank be­
reits über 62.100 Einträge, es sind sowohl
alle Zeitschriftentitel erfasst als auch die
Monographien, die seit 1991 erworben wur­
den. Die älteren Titel sind über Karteikarten
erschlossen, die zusätzlich für die Geolo­
gisch-Paläontologische und die Zoologische
Hauptbibliothek gescannt vorliegen.
Die MitarbeiterInnen des Archivs für
Wissenschaftsgeschichte sind laufend mit
einer Vielzahl von speziellen Anfragen von
interessierten BesucherInnen und aus diver­
sen Fachkreisen konfrontiert. 2013 wurden
insgesamt 2.970 solcher Anfragen beant­
wortet. Dafür waren oft umfangreichere Re­
cherchen erforderlich. Das Fragenspektrum
erstreckte sich von der Geschichte der Na­
turwissenschaften allgemein über bestimmte
Forschungsreisen, Biographien und Illustra­
tionen, von der Geschichte des Museums
93
und der Sammlungen bis hin zu speziellen
Fragestellungen betreffend Fotogeschichte,
Kulturgüterschutz und spezifische Theorien
der Naturwissenschaften. Erheblicher Auf­
wand floss 2013 in den Aufbau der neuen
Datenbank für die Fotosammlung. Diese
wurde auf Basis aktueller Archiv-und Mu­
seumsstandards entworfen und zeigt neben
den schriftlichen Informationen auch Bilder
der Objekte an. Aufgrund der großen Zahl
an Anfragen zur historischen Fotosammlung,
wird angedacht, die Datenbank zukünftig
der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die
Erfassung der »Intendanzakten« wurde fort­
gesetzt, und die Datenbanken der Nachlässe
von Personen, die mit dem Naturhistorischen
Museum zu tun hatten, wurden erweitert und
online gestellt. Abrufbar sind die Daten auf
der Homepage des NHM unter http://www.
nhm-wien.ac.at/forschung/archiv_fuer_wissenschaftsgeschichte/sammlungen/intendanzakten und http://www.nhm-wien.ac.at/forschung/archiv_fuer_wissenschaftsgeschichte/
sammlungen/uebersicht_nachlaesse.
Alte,
bereits gescannte und online gestellte Samm­
lungsverzeichnisse wurden ergänzt und sind
ebenfalls von der Homepage des Naturhis­
torischen Museums abrufbar unter: http://
www.nhm-wien.ac.at/forschung/archiv_
fuer_wissenschaftsgeschichte/sammlungen/
alte_sammlungsverzeichnisse.
Forschung und Publikationen
Als eine der größten außeruniversitären For­
schungseinrichtungen werden am Naturhis­
torischen Museum jährlich eine große Anzahl
von Forschungsprojekten durchgeführt, von
denen nur einige hier exemplarisch angeführt
werden können. Zur Unterstützung bei den
oft sehr komplexen Einreichungsverfahren
nationaler und internationaler Forschungs­
projekte steht am Naturhistorischen Museum
eine Stabsstelle für Forschungskoordination
und Fundraising zur Verfügung. Der wis­
senschaftliche Bereich des Naturhistorischen
Museum gliedert sich in zehn Abteilungen,
in denen rund 60 WissenschafterInnen in der
Grundlagenforschung auf den verschiedens­
94
ten Gebieten der Erd-, Bio- und Humanwis­
senschaften tätig sind. Weiters verfügt das
Naturhistorische Museum über moderne For­
schungslaboratorien inklusive Elektronenmi­
kroskopie und DNA-Labor. Somit ist das
Museum ein wichtiges Kompetenzzentrum
für öffentliche Fragen. Forschungsarbeiten
finden oft projektbezogen, nach Möglichkeit
unter Gerierung von Drittmitteln, statt.
Von den im Jahr 2013 laufenden Projek­
ten wurden insgesamt 81 in Teilen oder zur
Gänze durch Drittmittel finanziert. Mehr als
die Hälfte davon (48) waren Forschungspro­
jekte, der Rest setzt sich aus Auftrags- oder
Pilotstudien zusammen. Das Gesamtförder­
volumen der 2013 bearbeiteten Forschungs­
projekte beläuft sich auf rund drei Millio­
nen Euro, das Volumen der Auftragsstudien
betrug rund € 330.000,–.Neben zentralen
Einrichtungen zur Forschungsförderung wie
dem Wissenschaftsfond (FWF; neun Projekte)
und der Österreichischen Forschungsförde­
rungsgesellschaft (FFG; zwei Projekte) sowie
Forschungsträgern wie der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften (ÖAW; vier
Projekte) unterstützen eine Vielzahl kleinerer
SponsorInnen und FördergeberInnen die For­
schungsarbeit am NHM.
Der folgende Ausschnitt aus der Liste
der laufenden Projekte soll zeigen, wie groß
die Bandbreite der geförderten Forschung am
NHM ist; angegeben ist dabei jeweils auch
die am NHM für das Projekt verantwortliche
Person und der/die FördergeberIn:
Forschungsprojekte 2013
nach Abteilungen
Anthropologische Abteilung
Kelten im Traisental untersucht die Lebensbedingungen der keltischen Populationen, die das Untere Traisental zwischen ca. 450-200 v. Chr. besiedelten.
Erfasst werden demographische Parameter sowie krankhafte und traumatische Veränderungen in einigen Skelettpopulationen zur Erfassung mikroevolutionärer Trends in der zwischen
Neolithikum und Frühmittelalter dicht
besiedelten Region (Univ.-Prof. Dr. Maria Teschler-Nicola, Anthropologische
Abteilung; Fördergeber FWF).
Botanische Abteilung
SYNTHESYS – Network Activities 2
hat die Entwicklung einer Methode
zur Evaluation naturwissenschaftlicher Sammlungen zum Ziel, um den
Zustand von Sammlungen bewerten
zu können (Dr. Ernst Vitek, Botanische Abteilung; Fördergeber EU).
Geologisch-Paläontologische Abteilung
Impact of Oligo-Miocene climate changes on Mongolian mammals
untersucht die Zusammensetzung und
Evolution der Säugetierfaunen des
Valleys of Lakes in der Mongolei im
Zusammenhang mit der globalen Abkühlung an der Wende von Eozän zu
Oligozän (Univ.-Doz. Dr. Gudrun Höck,
Geologisch-Paläontologische Abteilung; Fördergeber FWF).
und rezente Seen über 7000 Arten werden erfasst (Priv.-Doz. Mag. Dr. Mathias
Harzhauser, Geologisch-Paläontologische Abteilung; Fördergeber FWF).
Smart-Geology für das größte fossile
Austernriff der Welt testet neue Verfahren und Methoden (LaserscanningSysteme und bildgebende Verfahren
zur Optimierung der 3D-Digitalisierung) im Zusammenhang mit der Qualität von Datenanalyse und -interpretation am Austernriff der Fossilienwelt
Weinviertel (Priv.-Doz. Mag. Dr. Mathias
Harzhauser, Geologisch-Paläontologische Abteilung; Fördergeber FWF).
Molluskenevolution der miozänen Dinariden Seesysteme hat faunistische
und stratigraphische Untersuchung der
neogenen Dinariden-Seen zum Ziel.
Diese repräsentierten über mehr als
20 Millionen Jahre ein endemisch-lakustrines Umfeld innerhalb einer sich
allmählich hebenden Gebirgslandschaft zwischen Zentraler Paratethys
und dem frühen Mittelmeer (Mag. Dr.
Oleg Mandic, Geologisch-Paläontologische Abteilung; Fördergeber FWF).
Neotektonik in den Ostalpen untersucht
in Höhlen die junge Tektonik und Dynamik von Verschiebungen an den großen
Bruchsystemen der Ostalpen. Geländeuntersuchungen, Erdbebendaten und
GPS-Beobachtungen weisen auf eine
junge Aktivität der großen Störungssysteme der Ostalpen hin (Mag. Dr. Lukas
Plan, Geologisch-Paläontologische Abteilung; Fördergeber FWF).
Taxonomische Revision, phylogenetische
Analyse und Biogeografie der Schwimmkäfergattung Exocelina Broun, 1886 in
Neuguinea – ein Beispiel für die Evolution
einer hyperdiversen Insektengruppe einer
tropischen Insel hat das Erstellen einer
Theorie zur Entstehung der Artenvielfalt
der Gattung unter den komplexen geologischen und ökologischen Bedingungen Neuguineas zum Ziel (Dr. Helena V.
Shaverdo, Geologisch-Paläontologische
Abteilung; Fördergeber FWF).
Süßwassersysteme im Neogen und
Quartär Europas: Biodiversität der Gastropoda, Provinzialismus und Faunengradienten beschäftigt sich mit der Erstellung einer Datenbank für alle Süßwasserschnecken aus Seen der letzten 23
Millionen Jahre. Mehr als 600 fossile
Känozoische Biogeographie der Zehnfußkrebse in der Westlichen Tethys untersucht die Verbreitung der Zehnfußkrebse
im Raum der westlichen Tethys während
der letzten 66 Millionen Jahre (Mag. Dr.
Andreas Kroh, Geologisch-Paläontologische Abteilung; Fördergeber FWF).
95
3D modelling of the Carnian Crisis. Tracing the Genesis and History of a Triassic Ammonite Mass-Occurrence dient
der Entwicklung neuer Methoden zur
zerstörungsfreien Untersuchung von
Fossilien mittels 3D-Laser-Scans mit
FARO-Scanner und Computertomographie (Mag. Dr. Alexander Lukeneder, Geologisch-Paläontologische
Abteilung; Fördergeber FWF).
Mineralogisch-Petrographische Abteilung
First exploration of the ~38 km-in-diameter Omeonga structure, the »Eye of
the Democratic Republic of Congo«, a
possible meteorite impact structure untersucht die Frage, ob die so genannte
Omeonga-Struktur das Ergebnis eines
Meteoriteneinschlags ist (Mag. Dr. Ludovic Ferrière, Mineralogische Abteilung; Fördergeber National Geographic
Society/USA, Freunde des NHM).
Prähistorische Abteilung
Hall-Impact befasst sich mit der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der prähistorischen Salzbergwerke im Hallstätter Hochtal und deren
Umgebung (Salzkammergut, Niedere
Tauern, Voralpenland). Landschaftsund umweltarchäologische Fragestellungen stehen im Vordergrund (Mag.
Kerstin Kowarik, Prähistorische Abteilung; Fördergeber ÖAW).
Holz für Salz behandelt mit Methoden
der experimentellen Archäologie alle
Arbeitsschritte der für den Salzbergbau
im Hallstätter Salzbergtal essentiellen Holzgewinnung für die Herstellung
von Grubenhölzern, Werkzeugen und
Leuchtspänen (Mag. Johann Reschreiter, Prähistorische Abteilung; Fördergeber BMfWuF).
96
CinBA – Creativity and Craft Production in Middle and Late Bronze Age Europe beschäftigt sich mit der Kreativität, die hinter jedem handwerklichen
Prozess liegt – behandelt wurden die
Materialgruppen Metall, Keramik und
Textilien. Bronzezeitliche Textilien aus
ganz Europa wurden dabei untersucht
(Dr. Anton Kern, Prähistorische Abteilung; Fördergeber HERA JRP Handling Agency/Frankreich).
1. Zoologische Abteilung
Studie zu Verbreitung, Habitatwahl und
Populationsgröße und Populationsökologie der Bayerischen Kurzohrmaus
(Microtus bavaricus) im Rofangebirge
dient der Erforschung der lange Zeit
als verschollen geltenden Art (Mag. Simon Engelberger, 1. Zoologische Abteilung; Fördergeber Land Tirol).
City Slickers – Erfolgsstrategien des
Turmfalken als Großstadtjäger behandelt Fragestellungen zu Lebensraum- und Nahrungsverfügbarkeit bzw.
-nutzung im Zusammenhang mit der
Reproduktionsrate, dem Geschlechterverhältnis und dem Parasitenbefall des
Turmfalken (Falco tinnunculus) im urbanen Raum Wiens (Priv.-Doz. Dr. Anita
Gamauf, 1. Zoologische Abteilung; Fördergeber ÖAW, MA22).
Beringung eines jungen Turmfalken am Dach des NHM ©NHM
Amphibien- und Reptilienkartierung im
Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel zielt auf ein Update herpetologischer Verbreitungsdaten im Bereich
des Nationalparks ab, das als Grundlage für zukünftige Managementmaßnahmen dienen und auch für die Besucherinformation (Führer) herangezogen werden soll (Mag. Silke Schweiger, 1. Zoologische Abteilung; Fördergeber Nationalpark Neusiedlersee/
Seewinkel).
2. Zoologische Abteilung
Guide to the aquatic Heteroptera of
Singapore and Peninsular Malaysia
dient der Entwicklung von Bestimmungsschlüsseln zu den aquatischen
und semiaquatischen Heteropteren
(Wanzen) von Singapur und Westmalaysien und der Beschreibung bislang
unbekannter Arten aus der Region (Dr.
Herbert Zettel, 2. Zoologische Abteilung; Fördergeber National University
of Singapore)
Zentrale Forschungslaboratorien
Populationsgenetische Untersuchung
von Fischottern (Lutra lutra) im Waldviertel untersucht die Anzahl an Fischotterindividuen sowie deren räumlichzeitliche Verteilung in Abhängigkeit
vom verfügbaren Nahrungsangebot in
Fischteichen (Priv.-Doz. Dr. Elisabeth
Haring, Zentrale Forschungslaboratorien; Fördergeber ARGE Fischotter).
Relationships of Old World woodpeckers (Aves: Picidae) – new insights
and taxonomic implications zielt unter
Einsatz genetischer Methoden (mitochondriale Gene; cyt b Gen, 12S rRNA)
und der Berücksichtigung von Gefiedermerkmalen auf neue Erkennt-
nisse zu den Verwandtschaftsbeziehungen (Phylogenie) der Gruppe ab
(Priv.-Doz. Dr. Anita Gamauf, 1. Zoologische Abteilung & Priv.-Doz. Dr. Elisabeth Haring, Zentrale Forschungslaboratorien; Fördergeber KLIVV – Konrad Lorenz Institut für vergleichende
Verhaltungsforschung).
DNA extraction from alcohol preserved
mucopolysaccharide rich taxa beschäftigt sich mit der Methodik zur Gewinnung von DNA aus Alkoholpräparaten, insbesondere von Mollusken (Mag.
Anita Eschner 3. Zoologische Abteilung & Priv.-Doz. Dr. Elisabeth Haring,
Zentrale Forschungslaboratorien; Fördergeber Dr. Thomas von Rintelen Museum für Naturkunde Berlin).
Von den WissenschafterInnen des Hauses wur­
den 2013 rund 230 Monografien bzw. Beiträge
in Monografien und Peer-Review-Artikel ver­
fasst. Der Verlag des Naturhistorischen Muse­
ums gab 2013 folgende Werke heraus:
•• Annalen des Naturhistorischen
Museums, Serie A, Band 115, he­
rausgegeben von A. Kroh
•• Stefan Jellinek und das Elektropathologische Museum (Kooperation mit
dem Technischen Museum Wien)
•• Quadrifinia, Band Zehn, her­
ausgegeben von M. Lödl
•• LehrerInnenbroschüre Rohstoffkoffer Handy
•• Annalen des Naturhistorischen
Museums, Serie B, Band 115, he­
rausgegeben von E. Vitek
•• Festband Wilhelm Angeli zum
90. Geburtstag (Online), heraus­
gegeben von der Anthropologi­
schen Gesellschaft in Wien
•• A taxonomic revision of the genus
Astragalus Leguminosae in the Old
World (three volumes), herausgege­
ben von D. Podlech und Sh. Zarre
•• Orchids in the life and work of
Auguste R. Endrés (two volumes),
herausgegeben von C. Ossen­
bach, F. Pupulin und R. Jenny
97
••
••
Pflanzen und Tiere des Mölinger Eichkogels, Jahresbericht 2012, herausgege­
ben von C. Koeberl und H. Kritscher
Paleornithological Research
2013, herausgegeben von U.B.
Göhlich und A. Kroh
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Zu den zentralen Aufgaben der Kommunika­
tionsabteilung gehört es, die Einzigartigkeit
des Hauses mit seiner langen Geschichte,
genauso wie die Funktion als Kompetenz­
zentrum der internationalen Forschung mit
geballtem Potenzial und Fachwissen in den
Naturwissenschaften, noch breiter in der Öf­
fentlichkeit zu manifestieren. Die Abteilung
Kommunikation & Medien ist neben den
klassischen PR-Aufgaben wie der Betreu­
ung von JournalistInnen, Organisation von
Pressekonferenzen und Fototerminen, Archi­
vierung der Medienclippings, Aktualisierung
der Journalistendatenbank für ein breites
Aufgabenspektrum zuständig; darunter etwa
Einladungsmanagement bei Eigenveranstal­
tungen, die Betreuung der Presse-Seite der
Homepage, der Facebook-Seite, die Betreu­
ung des hauseigenen Bildarchives, die Ver­
handlung und Abwicklung von Film- und
Fotoaufnahmen bis zur Verrechnung, aber
auch für Marketingaktivitäten wie die Erstel­
lung von Werbematerialien (Einladungskar­
ten, Folder, Plakate, Transparente, Inserate),
für Mediaplanung (Gewista, Infoscreen) und
Medienpartnerschaften zuständig.
Im Jahr 2013 versandte die Abteilung 40
Presseaussendungen (zum Teil auch gemein­
sam mit anderen Kooperationspartnern) und
27 APA-OTS-Nachrichten. Insgesamt wurden
elf Pressekonferenzen abgehalten und in Ko­
operation mit den Salzwelten/ Salinen Austria
eine Pressefahrt nach Hallstatt organisiert.
Mit über 3.566 Medienclippings (ge­
samt) in den vergangenen zwölf Monaten
konnte das NHM seine mediale Präsenz im
Vergleich zum Vorjahr insgesamt um mehr
als 11,5 % steigern (Vergleich 2012: 3.200)
98
bzw. im Rundfunk- und Online-Bereich
sogar massiv verbessern. 2.195 Erwähnun­
gen wurden in nationalen und internatio­
nalen Printmedien erreicht (Vergleich 2012:
2.179 Erwähnungen); dies entspricht einem
Plus von 0,7 %. 296 Erwähnungen wurden
im Rundfunk verzeichnet (Vergleich 2012:
125); dies entspricht einem Plus von 137 %.
1.170 Erwähnungen wurden im OnlineBereich erzielt (Vergleich 2012: 898); dies
entspricht einem Plus von 30,3 %.
Veranstaltungen
Im Jahr 2013 fielen 167 Veranstaltungen
an. Bei 100 davon war das NHM Veranstal­
ter, Mitveranstalter oder stellte im Rahmen
von Charity-Kooperationen seine Räumlich­
keiten zur Verfügung. Die übrigen Veran­
staltungen waren Einmietungen. Geschätzt
werden sowohl das Ambiente, der stilvolle
architektonische Rahmen und die Gastro­
nomie, besonders aber das attraktive, nach
individuellen Wünschen zusammengestellte
Begleitprogramm wie Mikrotheater, Dachund Highlight-Führungen.
Darüber hinaus erstreckt sich das Ver­
anstaltungsprogramm des Naturhistorischen
Museums vom täglichen museumspädago­
gischen Führungsprogramm über Vorträge
und Spezialveranstaltungen, wie etwa jenen
des Vereins Freunde des NHM, bis hin zu
wissenschaftlichen Fachveranstaltungen, Se­
minaren, Tagungen, Workshops etc. Beispiele
dafür sind für das Jahr 2013 die Jahrestagung
der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie, die Tagung Bienen und Wespen
Europas, die 19. Jahrestagung der Öster­
reichischen Paläontologischen Gesellschaft,
die BioSystEU-Tagung oder ein Workshop
der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft
(ZooBot).
Besucherinnen
BesucherInnen nach Standort
Standort
NHM Haupthaus
PASiN
2012
2013
540.249
726.207
24.236
28.561
BesucherInnen des NHM nach
Standort 2013 und 2012
BesucherInnen nach Kartenkategorie
Jahr
zahlend
voll zahlend
ermäßigt
nicht zahlend
U 19 von nicht
zahlenden
gesamt
2012
260.069
149.980
110.089
304.443
240.302
564.512
2013
381.505
219.785
161.720
373.263
306.993
754.768
Das Naturhistorische Museum samt der ihm
seit 2012 angeschlossenen Pathologischanatomischen Sammlung im Narrenturm
konnte 2013 eine beachtliche Steigerung der
Besuchszahlen erzielen. Insgesamt besuchten
754.768 Personen das NHM. Dies entspricht
einem Zuwachs von 190.256 Personen oder
33,70 %. Von den 726.207 BesucherInnen
des Haupthauses haben 93.282 an Führun­
gen teilgenommen, das sind rund 13 %.
Grund für die starke Steigerung der Be­
suchszahlen im Haupthaus waren hauptsäch­
lich die Erneuerungen in der Schausamm­
lung, erfolgreiche Sonderausstellungen und
Aktionen wie die Lange Nacht der Museen.
Letztere bescherte dem NHM 14.203 Besu­
cherInnen. Damit lag das NHM an erster
Stelle der Beliebtheitsskala der Österreichi­
schen Museen und konnte das Vorjahreser­
gebnis noch um rund 1.200 BesucherInnen
übertreffen.
Besonders erfreulich ist, dass auch die
Pathologisch-anatomische Sammlung im
Narrenturm eine positive Besuchsentwick­
lung aufweist. Trotz der laufenden Renovie­
rungsarbeiten an den Innenhoffassaden und
in den Büro- und Sanitärräumen wurde der
laufende Museumsbetrieb aufrechterhalten
und die Gesamtbesuchszahl konnte von
24.263 Personen im Jahr 2012 auf 28.561
im Berichtsjahr gesteigert werden. Dies
entspricht einem BesucherInnen-Plus von
4.298 Personen oder 17,71 %. Besonderen
Zuspruch erfuhr die Sammlung während der
Langen Nacht der Museen, im Zuge deren
2.103 BesucherInnen ins Museum kamen. In
der Pathologisch-anatomischen Sammlung
im Narrenturm beläuft sich die Zahl der
FührungsteilnehmerInnen durch die völlig
anderen Gegebenheiten (wenig frei zugäng­
liche Schaufläche, geschützte Sammlungen,
Zutritte nur in Verbindung mit Führung)
auf 61 %.
Freier Eintritt bis 19
Im Berichtsjahr haben insgesamt 306.993
BesucherInnen unter 19 Jahren das NHM
besucht. Der Anteil der unter 19-Jährigen an
den Gesamtbesuchszahlen des NHM belief
sich damit auf rund 41 %. Gegenüber 2012
konnte in dieser Altersgruppe ein Zuwachs
von 27,7 % erzielt werden. Darin spiegeln
sich Erfolg und Publikumsannahme dieser
Initiative, aber auch Herausforderungen
und Ansprüche, die dadurch an das Vermitt­
lungsprogramm und die Infrastruktur des
Naturhistorischen Museums gestellt werden.
Spezielle auf die Zielgruppe zugeschnittene
Programme wurden bereits unter dem Be­
richtsabschnitt Kulturvermittlung angeführt.
99
BesucherInnen des NHM nach
Kartenkategorie 2013 und
2012
Budget NHM
Budgetzahlen des NHM 2012
und 2013, in Tausend €
Budgetposten
2012
2013
Umsatzerlöse
19.718,96
22.138,66
14.381,00
14.381,00
3.265,65
4.027,35
Shops, Veranstaltungen etc.
1.069,64
1.261,13
Sonstige betriebliche Erträge
2.072,31
2.469,18
- 13.011,81
- 13.494,38
sonstige Aufwendungen
inkl. aller Aufwendungen für Ausstellungen, Sammlungstätigkeit
- 5.076,86
- 7.119,19
Abschreibungen
-1.330,34
- 1.305,65
Betriebserfolg
299,95
219,44
Finanzergebnis
309,24
146,72
Jahresüberschuss
594,80
360,64
davon:
Basisabgeltung
Eintritte
Spenden
Personalaufwand
Die Umsatzerlöse waren 2013 um € 2,023
Mio. höher als 2012. Darin inkludiert sind
Eintrittsgelder in Höhe von € 1,022 Mio.
für die Sonderausstellung Körperwelten &
der Zyklus des Lebens, die auch in den
sonstigen betrieblichen Aufwendungen für
Ausstellungen enthalten sind. Die restliche
Steigerung der Eintritts- und Führungsgel­
der sowie Shoperlöse beruht auf dem Besu­
cherInnenanstieg von 540.249 Personen im
Jahr 2012 auf 726.207 im Jahr 2013. Der
Anstieg der sonstigen betrieblichen Erträge
ist insbesondere auf erhöhte Projektgelder
und Subventionen – davon € 1,040 Mio. für
die Sanierungskosten des Narrenturms – zu­
rückzuführen.
Der Personalaufwand ist 2013 um
€ 483.000,– bzw. plus 3,7 % gegenüber 2012
bei 225,32 Vollbeschäftigtenäquivalenten
(VBÄ) gestiegen. 2012 waren es 219,22 VBÄ.
Der Anstieg trotz Nulllohnrunde resultiert
im Wesentlichen aus der höheren Anzahl
der MitarbeiterInnen und den verpflichtend
anfallenden Biennalsprüngen bei BeamtInnen
und Vertragsbediensteten. Ein Großteil des
Anstiegs ist auf die Erhöhung der subventi­
100
onierten ProjektmitarbeiterInnen zurückzu­
führen: von 12,93 VBÄ auf 17,96 VBÄ mit
einer Kostensteigerung von € 282.000,– für
plus 5,03 VBÄ.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendun­
gen sind 2013 um € 2,042 Mio. höher als
2012. Darin enthalten sind die Fremdeintritte
für die Sonderausstellung Körperwelten &
der Zyklus des Lebens in Höhe von € 1,022
Mio. sowie € 1,040 Mio. für die Sanierung
des Narrenturms und € 133.000,– anteiligen
Kosten für Fenstersanierungen. Für 2013
ergibt sich somit ein Jahresüberschuss von
€ 361.000,–
Perspektiven
Das Berichtsjahr stand vor allem im Zeichen
der Planung und Konzeptentwicklung des
bevorstehenden Umbaus der prähistorischen
Schauräume unter Federführung von Archi­
tekt Dipl. Ing Rudolf Lamprecht. Die letzte
Neugestaltung des Schaubereiches der Prä­
historischen Abteilung liegt bereits mehr als
40 Jahre zurück. Umgebaut werden nunmehr
die Schauräume 11 bis 13; dazu kommen
noch zwei kleinere neue Räume; einer davon
für die zum Großteil noch nie ausgestellten
archäologischen Goldfunde und ein weiterer
für die beiden »ältesten Damen des Hau­
ses«, die Venus von Willendorf und Fanny,
die tanzende Figur aus Stratzing. Gemäß
der Grundidee des Hauses soll auch in den
neu gestalteten Schausälen die Evolution ge­
zeigt werden. Ziel ist die Darstellung einer
»Kultur-Evolution« anhand eines Überblicks
über die kulturelle Entwicklung der Men­
schen von der Eiszeit bis an das Ende des
Frühmittelalters. Dank der geographischen
Lage in Zentral-Europa und der ehemaligen
Größe der Habsburger-Monarchie verfügt
die Prähistorische Abteilung über bedeutende
Originalfunde, die diese Themen ausgezeich­
net vermitteln können.
Saal 11 wird in Zukunft die Altstein­
zeit, die Jungsteinzeit und die beginnende
Bronzezeit beinhalten. Hier ist unter ande­
rem ein virtueller Besuch von paläolithischen
Höhlen mit ihren fantastischen Malereien
geplant sowie ein großes Display, das in die
einzigartige Welt der Pfahlbauten einführt,
die seit 2012 zum UNESCO Weltkulturerbe
zählen. Saal 12 wird als neuer Hallstattsaal
die 7.000-jährige Geschichte des Salzabbaus
erzählen. Salzgewinnung und Bergbau ab der
Jungsteinzeit und die großen Salzbetriebe der
Bronzezeit und Eisenzeit bis in die Moderne
sind hier die Themen, die mit einzigartigen
Objekten, Filmen, Animationen etc. erläutert
werden. Zentrales Ausstellungsobjekt wird
ein 3D-Geländemodell sein, wobei verschie­
dene projizierte Texturen Einblicke in die
abwechslungsreiche Geschichte des Hochta­
les erlauben. Eine transparente Seitenwand
gewährt einen räumlichen Einblick in die
prähistorischen Salzreviere. Vom berühm­
ten Hallstätter Gräberfeld werden Beigaben
von Altgräbern des 19. Jahrhunderts ebenso
gezeigt wie einige spannende Grabausstat­
tungen aus den neuen Grabungen. In Saal 13
werden die späte Bronzezeit, die ältere und
jüngere Eisenzeit, sowie das erste nachchrist­
liche Jahrtausend, die sogenannte »Frühge­
schichte«, präsentiert. Ein Großbildschirm
ermöglicht eine interaktive Zeitreise von der
Gründung Roms bis zur Babenbergerzeit,
dem Ende des Frühmittelalters in Österreich.
Zu den inhaltlichen Neuerungen kommen
auch infrastrukturelle Umbauten wie Hei­
zung, Licht, Sicherheitstechnik und Boden­
renovierung. Die Eröffnung soll im Frühjahr
2015 erfolgen. Bis dahin steht sozusagen als
»Zitat« für die Archäologie die Venus von
Willendorf im Saal vier der Mineralogischen
Abteilung in unmittelbarer Nähe des be­
rühmten Edelstein-Blumenstraußes.
Im Saal 16 ist ein Digitales Planetarium geplant. Dieses besteht aus einer ca.
8,5 m durchmessenden Innenkuppel (präzise
Projektionsfläche in fugenloser Technik) mit
einer schallisolierten Außenkuppel. Etwa 60
Sitzplätze sind vorgesehen. Die Projektion
soll mit zwei hochauflösenden Videopro­
jektoren von den Rändern der Kuppel er­
folgen. Die digitale Planetariums-Software
umfasst alle bekannten astronomischen Ob­
jekte (inklusive der Planeten und der Erde in
hochauflösenden Darstellungen) und erlaubt
eine deutlich vielseitigere Darstellung als bei
einem klassischen optomechanischen Projek­
tor. So ist es etwa möglich, zum Mond »zu
fliegen«, durch die Saturnringe, zu entfern­
ten Nebeln, Exoplaneten oder sogar an den
Rand des Milchstraßensystems – und das
alles wissenschaftlich exakt. Im neuen Digitalen Planetarium des NHM kann auf Grund
der Fulldome-Projektionsanlage eine Vielzahl
an Programmen angeboten werden – sowohl
Live-Vorführungen wie auch Fulldome-Filme
zu den verschiedensten Themen, wie etwa
Biologie, Prähistorik, Saurier, Tiefsee etc. Die
Fulldome-Projektion mit Planetariums-Soft­
ware im NHM erlaubt eine ideale Ergänzung
der Darstellung der Themen, die in der klas­
sischen Museumsausstellung gezeigt werden.
Neue interaktive Vorstellungen bringen das
Museum in das 21. Jahrhundert und sollen
neue und vor allem junge BesucherInnenge­
nerationen ansprechen.
101
Durch die Eingliederung des ehemaligen Pa­
thologisch-Anatomischen Bundesmuseums
mit 1. Jänner 2012 in die Sammlungen des
NHM ergab sich auch die Verpflichtung zur
Sanierung des Narrenturms. Das Jahr 2013
stand dabei ganz im Zeichen der im Herbst
2012 begonnenen Generalsanierung des aus
dem 18. Jahrhundert stammenden Gebäudes.
Die zu bewältigenden baulichen Maßnahmen
der ersten Renovierungsphase – die noch in
der Fertigstellung begriffen ist – umfassen
die Fenster- und Fassadenrenovierung der
Innenhöfe, die Neueinrichtung der sanitären
Anlagen und den Rückbau der Räume im
Bereich der so genannten »Sehne« sowie die
Renovierung und Adaptierung der zukünf­
tigen Arbeitsräume im obersten Stockwerk.
Infrastrukturelle Maßnahmen betreffen unter
102
anderem die Erneuerung der elektrischen
Anlagen und des EDV-Netzwerks. Alle er­
wähnten baulichen Maßnahmen erfolgen
unter der Federführung von Architekt Dipl.
Ing. Thomas Kratschmer in Absprache mit
den ExpertInnen des Bundesdenkmalamtes.
Mit der Inbetriebnahme der neuen Büro-,
Bibliotheks- und Präparationsräumlichkeiten
ist ab Mitte 2014 zu rechnen. Die Fassaden­
arbeiten im Innenhof sollten ebenfalls in
diesem Jahr beendet werden. In einer zweiten
Bauphase soll die Sanierung der Außenfas­
sade in Angriff genommen werden, deren
Finanzierung von der Stadt Wien in Aussicht
gestellt wurde. Darauf aufbauend werden
vom NHM Pläne für die Neugestaltung und
Sanierung der Sammlungs- und Präsentati­
onsräume erarbeitet.
Technisches Museum Wien
mit Österreichischer Mediathek
www.technischesmuseum.at
Dr. Gabriele Zuna-Kratky, Geschäftsführerin
••
••
Kuratorium 2013
•• Thomas Joszeffi (bis März 2013)
•• Dr. Peter Kostelka (ab Juni 2013)
•• Dr. Doris Rothauer, stv. Vorsitzende
•• Dr. Ilsebill Barta
••
••
••
••
Ewald Bilonoha
O. Univ. Prof. i. R. DI
Dr. Peter Fleissner
Mag. Manfred Claus Lödl
Präsident Dkfm. Dr. Claus Raidl
Dr. Brigitte Sandara
Dr. Michael Stampfer
TMW Außenansicht © TMW
Profil
Sammlungen
Das Technische Museum Wien (TMW) ist das
Bundesmuseum für angewandte Naturwis­
senschaften und Technik. Kernkompetenz des
TMW sind Objekte und Archivalien interna­
tionaler technischer Entwicklungen vornehm­
lich vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart
aus einer primär österreichischen Perspektive
Archive (aus den Leitlinien für die besondere
Zweckbestimmung der Österreichischen Me­
diathek § 14 der Museumsordnung des TMW,
BGBl. II, Nr. 400, vom 1. Dezember 2009).
••
••
••
••
••
••
••
Technisch-naturwissen­
schaftliche Grundlagen
Information und Kommunikation
Energie und Bergbau
Produktionstechnik
Verkehr
Alltag und Umwelt
Österreichische Mediathek
Für die Abteilung Sammlungen stand 2013
die verstärkte Auseinandersetzung mit der
103
Die Elektrolok 1099.02 auf
dem Transport von St. Pölten
ins neue Eisenbahndepot
Marchegg © Thomas Winkler
bestehenden Schausammlung, ihrer Pflege
und Aktualisierung im Vordergrund. Einige
Projekte konnten im Jahresverlauf zum Ab­
schluss gebracht werden, darunter Erweite­
rungen in der Dauerausstellung Alltag – eine
Gebrauchsanweisung oder in der Daueraus­
stellung medienwelten, die 2013 ihr zehn­
jähriges Jubiläum feierte. Die Erneuerung
der Medienstationen stellte einen weiteren
Schwerpunkt dar. Gleichzeitig wurden um­
fangreiche Vorbereitungsarbeiten für zwei
Großprojekte geleistet, die 2014 zur Umset­
zung kommen werden: die Neuaufstellung
der Sammlung Verkehr (Projekt Mobilität)
und die Neukonzeption des Bereichs Erdöl
und Erdgas in der Schausammlung Energie.
Abseits der Aktivitäten für die Daueraus­
stellung erfolgte die Konzeption für die zum
Gedenkjahr des Ersten Weltkrieges geplante
Sonderschau. Hinter den Kulissen konnten
weitere erfreuliche Verbesserungen erreicht
werden, insbesondere für die Aufbewah­
rung und wissenschaftliche Erschließung der
Sammlungsgruppen Musikinstrumente und
Warenkunde. Auch das bereits seit längerer
Zeit geplante Eisenbahn-Depot in Marchegg
wurde 2013 Realität. Damit besteht nun
die Möglichkeit zur langfristigen Erhaltung
besonders gefährdeter Schienenfahrzeuge.
Die Inbetriebnahme der neuen Muse­
umsdatenbank (adlib) brachte für alle Mitar­
beiterInnen auch Neuerungen im virtuellen
Raum. Gemeinsames Ziel ist die Verbesserung
der Datenqualität und die schrittweise online-
104
Veröffentlichung der Museumsdatenbank. Ins­
gesamt konnten 233 Objekte mit einem An­
kaufsbudget von € 25.000,– erworben werden.
Dem gegenüber steht die Annahme von 159
Schenkungen, die aus über 500 Objektangebo­
ten hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Samm­
lungen bewertet und ausgewählt wurden.
Ausstellungen
Die Sonderausstellungen des Technischen
Museums Wien sollen den BesucherInnen
innovative und interdisziplinäre Zugänge zu
den Hauptthemen des Museums – Tech­
nik, Naturwissenschaften sowie die damit
verbundenen gesellschaftspolitischen Frage­
stellungen – zu vermitteln und dabei ein
möglichst weit gestreutes Publikum zu errei­
chen. Darüber hinaus gilt es, kontinuierlich
Sammlungsbestände zugänglich zu machen,
die in der Schausammlung nicht permanent
präsentiert werden können.
Seit Oktober 2013 steht das Haus
ganz im Zeichen der Raumfahrt und des
Weltraums. Auf mehr als 600 m² Ausstel­
lungsfläche widmet sich das Technische Mu­
seum Wien mit der Ausstellung SPACE. Die
Weltraumausstellung dem Thema Weltraum
in all seinen Facetten – von träumerischen
Überlegungen aus der Barockzeit über die
ambivalente Entwicklung der Raumfahrt im
20. Jahrhundert bis hin zu visionären Ideen
der Gegenwart.
2013 waren auch drei Ausstellungen
des Technischen Museums Wien außerhalb
der eigenen Räumlichkeiten zu sehen: Die
Ausstellung At your service – Kunst und
Arbeitswelt ging nach ihrer Beendigung im
März 2013 ans Museum Arbeitswelt in Steyr.
Ebenso hat die Kinder-Mitmach-Ausstellung
IN ARBEIT seit November 2013 ein Gast­
spiel in der DASA Dortmund. Mit der Aus­
stellung Neu und Gut. Porzellan-Innovationen der Biedermeierzeit aus den kaiserlichen
Sammlungen war das Museum zu Gast im
Porzellanmuseum im Augarten.
Plakat zur Sonderausstellung
Space ©TMW
Ausstellungen 2013
Space. Die Weltraumausstellung
25. Oktober 2013 – 29. Juni 2014
At your service – Kunst und Arbeitswelt
23. März 2012 – 03. März 2013
22.März – 31. Juli 2013 Museum
Arbeitswelt Steyr
Kinder-Mitmach-Ausstellung IN ARBEIT
17. November 2013 – 25. Mai 2014 in der
DASA Dortmund
Neu und Gut. Porzellan-Innovationen der
Biedermeierzeit aus den kaiserlichen
Sammlungen
26. Februar – 14. September 2013
Genderverteilung an allen Produktionen
Produktionen und
ProduzentInnen
KünstlerInnen mit/genderspezifische Einzelpräsentationen
KuratorInnen
Männer
Frauen
Gesamt
% Männer
% Frauen
Gesamt
0
0
0
0 %
0 %
100 %
13
12
25
52 %
48 %
100 %
*Die Ausstellungen im Berichtsjahr betrafen Männer wie Frauen gleichermaßen; eine nach Gendern erfasste Trennung der Präsentationen ist daher nicht möglich.
Im Jahr 2013 nahmen 79.748 BesucherInnen
an 3.279 Vermittlungsangeboten des Techni­
schen Museums Wien teil; dazu zählten vor
allem Führungen, Workshops in der Schaus­
ammlung und den Sonderausstellungen sowie
Kindergeburtstage und Thementage für Fa­
milien und SchülerInnen. Damit wurde 2013
ein Plus von 5.257 TeilnehmerInnen und
103 Vermittlungen gegenüber dem Vorjahr
erzielt. Für das mini, der Bereich für Kinder
zwischen zwei und sechs Jahren, war 2013
mit insgesamt 30.228 kleinen BesucherInnen
das bisher erfolgreichste Jahr.
Zusätzliche Vermittlungen, Veranstal­
tungen und out-door Veranstaltungen waren
Ferienspiele und Familientage in Kooperation
mit wienXtra, Kinderuni Technik und Kinderuni Kunst. Im Berichtsjahr fanden auch
14 Camp-In Übernachtungen, Technik-und
Tiere Erlebniscamps (sechs Wochen zu fünf
Tagen in Kooperation mit dem Tiergarten
Schönbrunn), der Töchtertag, Spezialangebote
anlässlich des Nationalfeiertags, die Lange
Nacht der Museen, das Hochspannungsfest
und Sonderprogramme im Rahmen des Wie­
ner Stadtfests statt. Weitere Vermittlungs­
aktivitäten des TMW fanden im Rahmen
folgender Veranstaltungen statt: Ferienmesse,
Leonardino+Galilea Contest, Ruefa Famili­
entag, Inquiry Day-Fachtagung der Pädago­
gischen Hochschule Wien zum Forschenden
Lernen, PädogogInnenführungen, Fortbil­
105
Genderverteilung absolut und
in Prozent 2013
Aus dem Fotoarchiv Lösen der
Tabakblätter für die Zigarettenerzeugung, aufgenommen
zwischen 1910 und 1930
© TMW
dungsveranstaltungen für die Pädagogische
Hochschule Wien und die Kirchliche Päda­
gogische Hochschule Wien sowie das Science
Center Netzwerk.
Zur Sonderausstellung Space wurden neue
Vermittlungsprogramme angeboten. Das
vom Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur geförderte Projekt Die
Mobilitätsexplosion fand in Kooperation
mit der Wagenburg statt. Die Schulklas­
sen konnten dem Thema Mobilität auf den
Grund gehen: Wie reisten die Menschen frü­
her; wie könnte die Mobilität der Zukunft
aussehen? Die Aktionen fanden an insge­
samt 30 Terminen statt. Das mehrsprachige
Schulprojekt zum Thema Fliegen ging 2013
in die dritte Runde. Im Schuljahr 2012/13
nahmen acht Schulklassen daran teil. Beim
großen Abschlussfest mit allen Klassen lud
ein mehrsprachiger Experimentmarktplatz
alle BesucherInnen zum Experimentieren
ein. Die Unterrichtsmaterialien wurden um
die Sprache Hocharabisch ergänzt.
MitarbeiterInnen der Vermittlung hiel­
ten im Berichtsjahr zahlreiche Vorträge und
nahmen auch an nationalen und internatio­
nalen Fachtagungen teil.
Bildungspartnerschaften gab es mit fol­
genden Institutionen: Haus der kleinen For­
scher, Wissensfabrik und Science Center Netz­
106
werk, Pädagogische Hochschulen. Zwischen
dem Technischen Museum Wien und der
Pädagogischen Hochschule Wien wurde eine
fünfjährige Kooperationsvereinbarung fixiert.
Bibliothek und Archiv
Das rund drei Regalkilometer umfassende
Archiv umfasst Schriftgut, Bilddokumente
und Planmaterial zur Naturwissenschaftsund Technikgeschichte mit Schwerpunkt
Österreich sowie zur Geschichte des Techni­
schen Museums Wien.
Die MitarbeiterInnen des Archivs leg­
ten 2013 im Rahmen der Datenbankumstel­
lung auf Adlib die Archivtektonik für das
Museums-, Post- und Eisenbahnarchiv an.
Mit Blick auf das Gedenkjahr zum Ersten
Weltkrieg 2014 wurden im Museumsar­
chiv rund 200 bisher nicht erschlossene
Archivalien, im Postarchiv mehrere hundert
Feldpostkarten und Briefe sowie im Eisen­
bahnarchiv die privaten Aufnahmen des
Eisenbahnfotografen Josef Stögermayer aus
dem Jahren 1915 bis 1918 in der Datenbank
erfasst und digitalisiert.
Das Eisenbahnarchiv setzte die Erschlie­
ßung und Konservierung der Archivbestände
mit der Erfassung einzelner Bahnlinien fort:
die Südbahn unter besonderer Berücksich­
tigung der Teilstrecke Semmeringbahn, die
Kaiserin Elisabeth Westbahn und die Kai­
ser Ferdinand Nordbahn. Konservatorisch
versorgt wurde auch bereits der Bestand
StEG (Österr.-Ungar. Staats-Eisenbahn-Ge­
sellschaft, 1854-1909).
Im Fotoarchiv konnte die Erfassung
der Glasplatten-Großformate in die Ar­
chivtektonik mit reprofähigen Bilddateien
fertig gestellt werden. Zahlreiche neue Fo­
toverknüpfungen mit Archiv-Datensätzen
von größeren Beständen wurden ebenfalls
durchgeführt; so etwa die Plakatsammlung
des Elektropathologischen Museums und
die Theyer-Druckgrafiken. Die Umlage­
rung und Erfassung des Nachlasses von
Johann Radinger (1842-1901) wurde 2013
abgeschlossen. Der Nachlass umfasst 74
Kartons.
Der Sammlungszuwachs im Archiv betrug
65 Neuzugänge, davon 35 Ankäufe und
30 Schenkungen. Es handelt sich dabei um
Einzelstücke wie Plakate, Prospekte und
Postkarten sowie um Konvolute wie Teil­
nachlässe oder Foto-Sammlungen. Die Bib­
liothek des Technischen Museums Wien ist
eine wissenschaftlich geführte Fachbiblio­
thek mit einem Bestand von etwa 110.000
Bänden, darunter Spezialsammlungen wie
jene der Weltausstellungskataloge oder der
Firmenkataloge sowie die Bibliothek des ehe­
maligen Postmuseums und des ehemaligen
Eisenbahnmuseums.
Der Zuwachs für 2013 betrug 1.280
Bände, davon wurden 380 Bände ange­
kauft. Der restliche Zuwachs umfasst
Schenkungen, Tausch- und Belegexemplare
sowie die Katalogisierung bisher nicht auf­
genommener Bestände. Für die Bestands­
vermehrung und laufende Abonnementkos­
ten wurde im Berichtsjahr ein Betrag von
€ 23.038,– aufgewendet.
Forschung und Publikationen
für Warenlehre in Obersdorf (Niederöster­
reich) bearbeitet dabei unter Anderem zwei
ältere Inventarbücher, welche Aufschlüsse
über Alter und Hersteller einer größeren
Zahl von Objekten der umfangreichen Wa­
renkundesammlung des TMW ermöglichen.
Insgesamt wurden im Berichtsjahr 43 Publika­
tionen vom Museum und dessen Mitarbeite­
rInnen publiziert; beispielhaft zu nennen sind:
•• Tabu Depot. Das Museumsdepot in Geschichte und Gegenwart,
Martina Griesser-Stermscheg
•• Technikgeschichte. Eine Annäherung
(Basistexte Wirtschafts- und Sozial­
geschichte 3), Hubert Weitensfelde
•• medien.welten. Die Kulturgeschichte der modernen Mediengesellschaft, Wolfgang Pensold
•• Imposant schwer oder unscheinbar klein – Kulturgut bewegt. Zur
Manipulation und Lagerung von
Objekten im Technischen Museum
Wien, in: Kunst unterwegs, Öster­
reichischer Restauratorenverband,
23. Tagung des ÖRV 2012, Birgitt
Lerch und Martina Wetzenkircher
Aus den Abteilungen Sammlungen, Archiv,
Wissensvermittlung, Restaurierung und der
Mediathek hat sich 2013 eine Arbeitsgruppe
gebildet, die sich verstärkt den Aktivitäten
im Bereich der wissenschaftlichen Forschung
widmet. Erster Schritt war die Diskussion
eines gemeinsamen Forschungsprofils, das
sich – so der status quo – mehr im Bereich der
angewandten Forschung als in der universitär
dominierten Exzellenzforschung abzeichnet.
Dieses Profil betrachtet das TMW als Stärke.
Der Bereich Konservierung-Restaurierung erhielt für die Entwicklung einer
umfassenden Strategie zum Umgang mit
Museumsobjekten, die asbesthaltiges Mate­
rial aufweisen, den TÜV-Wissenschaftspreis
2013 in der Kategorie Beispiele aus der Unternehmenspraxis. Seit Juli 2013 finanziert
der Jubiläumsfonds der Österreichischen Na­
tionalbank ein Forschungsprojekt mit dem
Titel Die Wiener Warenkundesammlung –
Erweiterung des Datenbestandes aus der k.k.
Konsularakademie. Der Forschungsverein
Koch schnell mit TURBO,
Broschüre mit Bedienungsanleitung und Rezepten zum
Schnellkochtopf, um 1960
©TMW
107
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Die Kommunikationsarbeit im Jahr 2013
stand vorrangig im Zeichen der beiden Son­
derausstellungen Roboter. Maschine und
Mensch? und Space – Die Weltraumausstellung. Für die Kampagne zur Sonderaus­
stellung Roboter. Maschine und Mensch?
wurde das erfolgreiche Konzept eines spie­
lerischen Zugangs gewählt; so wurden unter
Anderem klassische Citylights und Rolling
Boards als Roboter verkleidet und Robo­
ter mit einer interaktiven Augmented Rea­
lity App »belebt«. Die Roboter-Kampagne
wurde mit einer bronzenen Venus des CCA
ausgezeichnet. Neben diesem Werbepreis
gewann das Technische Museum im Jahr
2013 auch den Travellers‘ Choice Award der
Reiseplattform Trip Advisor.
Im Herbst 2013 startete die Bewerbung
der neuen Sonderausstellung SPACE, die sich
rasch zum Besuchermagneten entwickelte.
Vorbereitend auf die Ausstellungen im
Jahr 2014 zum Thema Mobilität wurde mit
der Aktion Traumjob Museumsobjekt bereits
2013 ein neuer Weg der aktiven Objektsuche
eingeschlagen. In Aufrufen, die an Jobin­
serate erinnern, sucht das Museum für die
»langfristige Aufnahme in die Sammlung
zum sofortigen Eintritt« Mopeds, AutoAccessoires und Wanderstöcke für das groß
angelegte Projekt.
Ein Schwerpunkt in der Akquisition
lag auf der Sonderausstellung SPACE, für
die namhafte neue PartnerInnen gewonnen
werden konnten. Zu den Aktionen, die
mit Partnerinnen des Museums gemeinsam
umgesetzt wurden, zählten 2013 wieder
das Hochspannungsfest sowie diverse Spe­
zialtage mit freiem Eintritt ins Museum.
Im Herbst fand im Festsaal des Museums
eine Live-Übertragung einer Herz-OP statt.
Auch 2013 lag ein Fokus auf Aktionen und
Kooperationen für Kinder, Jugendliche und
PädagogInnen.
Die Website des Technischen Museums
wurde im Berichtsjahr rund 425.000mal be­
sucht, was eine Steigerung von über zehn
108
Prozent im Vergleich zum Jahr 2012 bedeu­
tet. Insgesamt wurden im Jahr 2013 rund 3,4
Mio. Seitenaufrufe registriert. Mit der Imple­
mentierung des Online-Shops und der EventDatenbank wurde die Website erneut wei­
terentwickelt. Führungen, Workshops und
Veranstaltungen lassen sich online nun nach
Interesse, Altersgruppe und Verfügbarkeit
filtern, sofort buchen und, wenn erforder­
lich, auch gleich bezahlen. Dieses Tool ließ
die Ausfallsquote bei diversen Angeboten
erheblich sinken. Artikel des Museumsshops
können nun ebenfalls über den Online-Shop
bestellt werden.
Die Abteilung Public Relations des
Technischen Museums Wien setzte 2013
den Schwerpunkt der Pressearbeit auf die
Sonderausstellung SPACE. Die redaktionelle
Berichterstattung in den Print- und elektro­
nischen Medien konnte erheblich – um rund
31 % – gesteigert werden. Es wurden 18
Presseveranstaltungen zu den beiden Sonder­
ausstellungen, zu Themen der Österreichi­
schen Mediathek und verschiedenen anderen
Bereichen des Hauses durchgeführt. Weiters
wurden insgesamt 35 TV-Drehs von in- und
ausländischen Kamerateams betreut.
Der Start der Sonderausstellung SPACE –
Die Weltraumausstellung Ende Oktober 2013
wurde von den Medien umfassend beachtet;
bis Jahresende konnten insgesamt rund 183
mediale Erwähnungen verzeichnet werden.
Das Museumsmagazin Forum erschien
2013 in vier Ausgaben mit aktuellen Muse­
umsberichten. Zusätzlich wurde eine Son­
dernummer SPACE herausgegeben. Neben
der klassischen Pressearbeit für die Muse­
umsinhalte und Sonderausstellungen sowie
der Betreuung von redaktionellen Medienko­
operationen führte die Abteilung Public Relations auch diverse öffentlichkeitswirksame
Veranstaltungen für spezielle Zielgruppen
durch; darunter etwa die Buchpräsentati­
onen Achtung Strom in Zusammenarbeit
mit dem Naturhistorischen Museum oder
die Übergabe der E-Lok 1099.22 von der
Niederösterreichischen Verkehrsorganisati­
onsgesellschaft (NÖVOG) an das TMW.
Besucherinnen
BesucherInnen nach Standort
Standort
TMW Haupthaus
Mediathek
2012
2013
314.620
364.044
2.319
2.498
BesucherInnen des TMW nach
Standort 2013 und 2012
BesucherInnen nach Kartenkategorie
Jahr
zahlend
voll zahlend
ermäßigt
nicht zahlend
U 19 von nicht
zahlenden
gesamt
2012
106.885
52.773
54.152
207.735
165.720
314.620
2013
128.064
58.745
69.319
238.475
191.608
366.542
Das Jahr 2013 verlief für das TMW sehr
erfolgreich: 366.542 BesucherInnen wurden
in diesem Jahr im Technischen Museum
Wien und der Österreichischen Mediathek
insgesamt gezählt. Das bedeutet ein Plus von
rund 16 % gegenüber 2012. 128.064 Perso­
nen, rund 35 %, waren zahlende Besuche­
rInnen. Etwa die Hälfte der Gäste kam aus
Wien, knapp 32 % aus den Bundesländern
und rund 18 % aus dem Ausland.
Das Angebot der günstigen Jahreskarte
wurde im Berichtsjahr erneut verstärkt genutzt.
Im Vergleich zum Vorjahr steigerten sich die
Verkaufszahlen bei Jahreskarten um 26,8 %.
Freier Eintritt bis 19
Insgesamt machten im Berichtsjahr 191.608
Kinder und Jugendliche, das sind rund 52 %
aller BesucherInnen, vom freien Eintritt unter
19 Jahren Gebrauch. Dies waren 25.888
Personen mehr im Vergleich zum Vorjahr,
was einem Zuwachs von 13,5 % entspricht.
109
BesucherInnen des TMW nach
Kartenkategorie 2013 und
2012
Budget TMW
Budgetposten
2012
2013
Umsatzerlöse
13.642
14.094
11.551
11.551
836
1.009
4
10
Shops, Veranstaltungen etc.
1.251
1.524
Sonstige betriebliche Erträge
1.052
1.233
Personalaufwand
8.483
8.437
sonstige Aufwendungen
inkl. aller Aufwendungen für Ausstellungen, Sammlungstätigkeit
6.432
6.656
Abschreibungen
1.137
1.076
Betriebserfolg
1.360
853
Finanzergebnis
91
91
-1.269
-762
davon:
Basisabgeltung
Eintritte
Spenden
Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
Das Jahr 2013 war für das Technische Mu­
seum Wien das erfolgreichste hinsichtlich
der Eintrittserlöse, bei denen eine Steigerung
um rund 20 % erzielt wurde. Eine wesent­
liche Rolle bei den Eintrittserlösen spielt
der Verkauf von Jahreskarten, der von rund
€ 40.000,– in den Jahren 2010 und 2011
auf über € 110.000,– im Berichtsjahr gestei­
gert werden konnte. Aber auch die anderen
Erlösgruppen wie Shop, Kulturvermittlung
und Sponsoring entwickelten sich besser als
geplant. Diese gute Ertragslage war mit ein
Grund, weshalb der geplante Jahresverlust
von rund € 1,8 Mio. auf € 971.000,– gesenkt
werden konnte.
Der Personalaufwand blieb 2013 stabil,
der durchschnittliche Personalstand betrug
205 Personen (im Jahr 2012 waren es 200
Personen). Dies entspricht einem Vollbe­
schäftigtenäquivalent von 163,8. Der Frau­
enanteil bei den Beschäftigten betrug 51 %;
in leitenden Positionen 45 %.
Diese positiven wirtschaftlichen Ergeb­
nisse dürfen jedoch nicht darüber hinweg­
täuschen, dass die finanziellen Reserven des
Technischen Museums Wien sich weiter re­
110
duzieren: Die liquiden Mittel sanken gegen­
über 2012 um rund € 500.000,– auf einen
Gesamtwert von € 5 Mio. Das Eigenkapital
(ohne Berücksichtigung des Sonderpostens
Schenkungen) sank von 39,08 % im Jahr
2012 auf 34,63 %.
Perspektiven
Für den Planungszeitraum 2013 bis 2015
werden die Schwerpunktthemen Weltraum,
Mobilität und Innovationen in der Technik
und Forschung umgesetzt. Diese Themen
prägen nicht nur das Ausstellungsprogramm,
sondern bilden auch Teil der »Strategie
2020«. Sonderausstellungen, neue Vermitt­
lungsaktionen, die Lange Nacht der Museen,
die Website, eine neue Museums-App sowie
Publikationen sind nur einige Beispiele, wie
diese Inhalte an die BesucherInnen herange­
tragen werden.
Die Kooperationen mit weiteren Part­
nerInnen aus dem Bildungsbereich, aus For­
schungseinrichtungen und der Wirtschaft
und Industrie sind weiter auszubauen und so
die Bedeutung des TMW als Ort der vielfäl­
tigen Wissenskommunikation zu erweitern.
Darüber hinaus werden nicht nur neue Ziel­
gruppen erschlossen, sondern auch die schon
museumsaffinen Schichten aktiver in das Mu­
seumsgeschehen einzubinden sein. Gemäß
dem Bildungsauftrag des Museums hat die
Vermittlung die Aufgabe, unter Berücksich­
tigung von Methodenvielfalt und aktuellen
Kommunikationstechniken, ein innovatives
Angebot zu den Inhalten des TMW für die
verschiedenen Ziel- und Altersgruppen zu
konzipieren und umzusetzen.
Die Österreichische Mediathek wird
den bis 2020 konzipierten Masterplan zur
Digitalisierung und Langzeitarchivierung
weiterführen und die Planung weiterer Pro­
jekte zur Etablierung als Wissenschaftliche
Einrichtung forcieren. Die Planungen für ein
Zentraldepot sind abgeschlossen, die Stand­
ortentscheidung fällt im Laufe des Jahres
2014.
Ein zeitgemäßer Mobilitätsbereich, der
den konservativ aufgestellten Verkehrsbe­
reich ablösen soll, ist in Umsetzung. Gemein­
sam mit dem Bereich Mobilität interaktiv, der
als Neukonzeption des Science Centers im
Sockelgeschoß geplant ist, soll dieser die Be­
sucherInnen zur aktiven Auseinandersetzung
mit Mobilitätsfragen anregen. Die Eröffnung
ist Ende 2014 geplant.
Weiters in Planung ist ein neues Aus­
stellungsformat, welches sich parallel zu den
Sonderausstellungen mit der Vermittlung
von Wissenschaft und Forschung in Öster­
reich auseinandersetzen wird. In periodisch
wechselnden Themenbespielungen sollen ge­
meinsam mit PartnerInnen zukunftsweisende
Innovationen präsentiert werden.
111
Österreichische Mediathek
www.mediathek.at
Profil
Die Österreichische Mediathek ist das
Archiv für das audiovisuelle Kulturerbe
Österreichs (ausgenommen Film auf foto­
grafischem Träger und Fotografie). Kern­
kompetenz der Österreichischen Mediathek
ist die benutzerorientierte Archivierung von
veröffentlichten und unveröffentlichten au­
diovisuellen Medien mit Österreichbezug.
Die Österreichische Mediathek koordiniert
die Zusammenarbeit aller österreichischen
audiovisuellen Archive (aus den Leitlinien
für die besondere Zweckbestimmung der
Österreichischen Mediathek § 15 der Mu­
seumsordnung des TMW, BGBl. II, Nr. 400,
vom 1. Dezember 2009).
Wichtigste Aufgabe der Mediathek ist
es, die digitale Sammlung Österreich zugäng­
lich zu machen. Angesichts der steigenden
Bedeutung des Internets in den Bereichen
Bildung und Kultur sind für Institutionen
wie Museen, Archive und Bibliotheken ge­
meinsame Portale wichtig. Sie vereinfachen
Mediathek; Das neue
Schellack-Archiv ©TMW
112
den Zugang zum kulturellen Erbe, besonders
zum digitalen – eine Ebene, die die Österrei­
chische Mediathek schon seit längerer Zeit
intensiv nützt. Um vor allem Synergieeffekte
zu erzielen sind jene Einrichtungen zu ver­
netzen, die das österreichische Kulturerbe
sammeln, öffentlich machen und sichern.
Sammlung
Kooperationen mit Kulturinstitutionen und
wissenschaftliche Projekte haben 2013 neue
Bestände an die Mediathek gebracht und
den Online-Auftritt erweitert: Vom Burg­
theater wurde ein einzigartiger Bestand an
Live-Mitschnitten von Premieren, Lesungen
und Matineen zur Digitalisierung und di­
gitalen Langzeitarchivierung übernommen
und zur wissenschaftlichen Nutzung online
gestellt. Mit dem Abschluss des Projektes
www.journale.at konnte der Webauftritt um
weitere wesentliche zeithistorische Doku­
mente erweitert werden. Unter Einbeziehung
der beiden Vorgängerprojekte sind nun rund
8.000 Stunden Sendezeit mit über 100.000
Einzelbeiträgen zu den wichtigsten österrei­
chischen und internationalen Themen aus
Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur
der Jahre 1967 bis 1999 online verfügbar.
Kulturgeschichtlich wertvolle Inhalte sind
im Bereich der audiovisuellen Archive oft
auf gefährdeten Trägern gespeichert – die
langfristige Verfügbarkeit ist ohne Maßnah­
men zur Digitalisierung und digitalen Lang­
zeitarchivierung nicht gewährleistet. Stra­
tegien gegen das Verschwinden materieller
und immaterieller Kulturgüter zu entwickeln
und umzusetzen ist, neben der Öffnung der
Archive im Internet, vorrangiges Ziel der
Österreichischen Mediathek.
Insgesamt wurden im Berichtsjahr
22.787 Medien neu in die Sammlung auf­
genommen, darunter 12.041 Schenkungen
und 1.264 Ankäufe. Unter den Sammlungs­
übernahmen 2013 sei beispielhaft auf zwei
Sammlungen verwiesen:
Sammlung Burgtheater
Seit 1955 werden die Premieren des Burgund Akademietheaters akustisch mitge­
schnitten. Durch diese kontinuierliche Auf­
nahmetätigkeit entstand im Verlauf von über
50 Jahren eine eindrucksvolle Sammlung von
über 1500 Live-Mitschnitten mit Premieren,
Generalproben, Lesungen und Matineen aus
Burg- und Akademietheater, Vestibül und
Kasino am Schwarzenbergplatz. Um diese
gefährdeten Tonträger vor dem Zerfall zu
bewahren, gibt es seit März 2013 eine Ko­
operation zwischen dem Burgtheater und der
Österreichischen Mediathek zur Sicherung
dieser kulturgeschichtlich wertvollen Doku­
mente mit Originalaufnahmen und Stimmen
der berühmtesten SchauspielerInnen ihrer
Zeit . Projektstart war im März 2013, bis
Herbst konnten bereits etwa 500 Aufführun­
gen digital gesichert werden. Die Besuche­
rInnen können die Mitschnitte auch über die
Online-Plattform Österreich am Wort (www.
oesterreich-am-wort.at) nach persönlicher
Anmeldung für Recherchen nützen.
Sammlung Brita Steinwendtner
Die österreichische Schriftstellerin Journalis­
tin und Leiterin der Rauriser Literaturtage,
Brita Steinwendtner, hat eine Sammlung von
Tonträgern mit Interviews und Materialien zu
Radiosendungen aus dem Bereich Literatur
an die Österreichische Mediathek übergeben.
Die Medien werden in den Jahren 2013 und
2014 inhaltlich erschlossen und digitalisiert
und stehen im Laufe des Jahres 2014 vor Ort
im Publikumsbetrieb zur Verfügung. Ausge­
wählte Medien sollen einer Rechteklärung
unterzogen werden, um einen Online-Zugang
zu diesen Tonaufnahmen zu ermöglichen.
Digitalisierung und
Katalogisierung
Im Jahr 2013 wurden rund 6.200 Einheiten
an Eigenbeständen digitalisiert. Die weit­
gehend automatisiert laufenden digitalen
Radiomitschnitte des Senders Österreich 1
sind 2013 um 7.439 Einheiten gestiegen.
Bestehende Digitalisierungsaufträge für die
Österreichische Nationalbibliothek wurden
auch 2013 weitergeführt. Dazu kamen wei­
tere Digitalisierungsaufträge für Zeit Kunst
Niederösterreich (Landesgalerie für zeitge­
nössische Kunst) und mehrere kleinere Auf­
träge wie etwa für das 21er Haus oder das
Forschungsinstitut Brennerarchiv.
Die Katalogdatenbank erzielte im Jahr
2013 einen Zuwachs von rund 41.000 Ein­
zeleinträgen. Die in die Katalogdatenbank
integrierte Inventurdatenbank wurde 2013
um 23.100 Inventardatensätze erweitert,
28.200 Inventardatensätze wurden überar­
beitet und ergänzt.
Webpräsenz
Mit dem Relaunch von www.journale.at und
dem Abschluss des Projektes zu den 1990er
Jahren konnte auch 2013 der Webauftritt der
Österreichischen Mediathek um wesentliche
Archivbestände erweitert werden. Weitere
3.000 Journale in voller Länge stehen nun
auch online zur Verfügung.
Unter www.journale.at sind insgesamt
rund 8.000 Stunden Sendezeit digital in vol­
ler Länge abrufbar, der Schwerpunkt liegt
113
vor allem bei den Mittagsjournalen. Das ent­
spricht über 100.000 Einzelbeiträgen sowohl
zu österreichischen als auch internationalen
Themen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft
und Kultur der Jahre 1967 bis 1999.
Dazu kommen über 700 Live-Mit­
schnitte aus dem Burgtheater: Die Benützung
relevanter Archivbestände kann sich zuneh­
mend auf den Online-Bereich verlagern; ak­
tuell stehen dafür rund 20.000 Stunden an
Archivmaterial zur Verfügung.
Mediathek; Screen für ö1-Journale ©TMW
Forschung und Publikationen
2013 wurden folgende laufende wissen­
schaftliche Projekte der Österreichischen
Mediathek weitergeführt, ein neues Projekt
begonnen und ein Projekt abgeschlossen:
»Journale« – The Radio News of ORF
1990 –1999
Zentrales Ergebnis des Projektes ist die neu
gestaltete Internetplattform www.journale.at.
Über 3.000 Stunden Journale der 1990er Jahre
sind derzeit digital in voller Länge abrufbar.
Im Zentrum des Projektes standen die Mit­
tagsjournale – die Hauptnachrichtensendung
des Senders Ö1. Diese Sendungen – im Archiv
der Österreichischen Mediathek auf Tonband
und DAT-Kassette vorhanden – wurden digi­
talisiert und digital langzeitarchiviert, bis auf
Einzelbeitragsebene inklusive aller vorkom­
menden »Originaltöne« in einer Datenbank
erfasst und in die Online-Plattform integriert.
Das entspricht rund 45.000 Einzelbeiträgen
zu den wichtigsten österreichischen als auch
internationalen Themen der Jahre 1990 bis
1999. Adaptiert auch für Smartphone ist eine
intensivere Nutzung einer bislang kaum zu­
gänglichen Quellenform nun möglich.
••
••
Gefördert vom FWF
Laufzeit: 2010–2013
MenschenLeben
Dieses mehrjährige Oral-History-Forschungs­
projekt strebt auf der Basis von Audio- und
Video-Interviews die Schaffung eines Bestan­
des von Zeugnissen an, der alle Lebensberei­
114
che der österreichischen Gesellschaft in ihren
sozialen, regionalen und kulturellen Ausprä­
gungen umfasst. Für die mittlerweile rund
1.000 ausführlichen lebensgeschichtlichen
Interviews stellt die Österreichische Media­
thek eine fachgerechte Archivierung sicher
und ermöglicht ihre Verwendung für wissen­
schaftliche und biografische Forschung und
Nutzung. Ausgewählte Interviews stehen im
Rahmen der Plattform Österreich am Wort
online: http://www.oesterreich-am-wort.at/
ausstellungen/menschenleben-oral-history/
menschenleben-eine-sammlung-lebensgeschichtlicher-erzaehlungen.
••
••
Gefördert von einem privaten Mäzen
Laufzeit: 2009–2014
Wissenschaft im Film
Projektziel ist es, wissenschaftliche Filme
(hier Filme des ÖWF von 1900 bis in die
1990er Jahre) als Quellentypus besser zu­
gänglich zu machen sowie zur vermehrten
Beschäftigung mit der Gattung wissenschaft­
licher Film als Quelle für wissenschaftshis­
torische Forschung anzuregen. 2013 lag der
Schwerpunkt vor allem auf den 319 Filmen
des Referates Ethnologie des ÖWF, die einer
ersten Klassifizierung unterzogen werden
konnten. Daneben wurde die Digitalisierung
und Rechteklärung des Materials fortgesetzt;
beides sind wesentliche Voraussetzungen für
die geplante Online-Plattform.
••
••
Gefördert vom Jubiläumsfonds der
Österreichischen Nationalbank
Laufzeit: 2012–2015
The changing role of audio-visual archi­
ves as memory storages in the public
space. Using the example of private video
sources.
Ende 2013 konnte in der Österreichischen
Mediathek ein weiteres Forschungsprojekt
gestartet werden, das eine Quelle behandelt,
die bislang kaum im Fokus wissenschaftli­
cher Forschung bzw. audiovisueller Archive
steht: Private Video-Quellen, die aufgrund
ihrer Materialbeschaffenheit stark gefähr­
det sind. Ziel dieses Projekts soll es des­
halb sein, private Videoaufnahmen ab den
1980er Jahren zu sammeln, zu dokumen­
tieren, langfristig zu sichern und zugänglich
zu machen. Weiters versucht das vorlie­
gende Forschungsvorhaben eine Verbindung
von archivwissenschaftlicher Theorie und
der Entwicklung einer langfristigen Erwer­
bungs- und Sammlungsstrategie in diesem
Bereich sowie einer Veröffentlichungspoli­
tik, orientiert an rechtlichen und ethischen
Grundlagen.
••
••
Gefördert vom WWTF – Wie­
ner Wissenschafts-, Forschungsund Technologiefonds
Laufzeit: November 2013–
November 2016
Als Forum zum Austausch zwischen Archi­
ven und Wissenschaft wurde am 27. No­
vember 2013 im Technischen Museum die
Tagung Authentisch im Netz? veranstaltet.
Im Berichtsjahr wurden von der Media­
thek auch folgende Beiträge in Publikationen
veröffentlicht:
••
••
Vom Festhalten des Flüchtigen. Digitalisierung und digitale Langzeitarchivierung in der österreichischen Mediathek,
in: Die Stellwand. Österreichische
Zeitschrift für Museen und Sammlun­
gen, 2/2013. Autorin: Gabriele Fröschl
www.oesterreich-am-wort.at. Kultur
im Internet. Das neue Online-Archiv
der Österreichischen Mediathek, in:
Die Stellwand. Österreichische Zeit­
schrift für Museen und Sammlungen,
2/2013. Autorin: Gabriele Fröschl
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
siehe Technisches Museum
BesucherInnen
siehe Technisches Museum
Budget
siehe Technisches Museum
Perspektiven
Siehe Technisches Museum
••
••
Österreich am Wort. Hörbare
Kultur im Internet – Das neue
Online-Archiv der Österreichischen Mediathek, in: neues museum.
die österreichische museumszeit­
schrift. Autorin: Gabriele Fröschl
Eine neue Dimension des Kabaretts
– Humor auf Schallplatte und im
Radio bis 1938, in: Alle Meschugge?
Jüdischer Witz und Humor, her­
ausgegeben von Marcus G. Patka,
Alfred Stalzer. AutorInnen: Rai­
ner Hubert, Gabriele Fröschl
115
116
2
Österreichi­
sche National­
bibliothek
Österreichische Nationalbibliothek
www.onb.ac.at
Dr. Johanna Rachinger, Generaldirektorin
und Geschäftsführerin
Kuratorium 2013
•• Dr. Gottfried Toman, Vorsitzender
•• Mag. Gerald Leitner, stv. Vorsitzender
••
••
••
••
••
••
••
Dr. Barbara Damböck
KR Martina Dobringer
Dir. Christine Gubitzer
Beate Neunteufel-Zechner
DI Wolfgang Polzhuber
Univ. Prof. DDr. Oliver Rathkolb
Mag. Heidemarie Ternyak
ÖNB Außenansicht © ÖNB
Profil
Die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB)
ist die Universalbibliothek für alle in Öster­
reich erschienenen oder veröffentlichten Pu­
blikationen einschließlich der elektronischen
Medien nach Maßgabe der einschlägigen ge­
setzlichen Regelungen. Kernkompetenz der
ÖNB sind die bibliothekarische Erschließung
und Bereitstellung von Sammlungsbeständen
und der Modernen Bibliothek durch Nutzung
zeitgemäßer Informationstechnologien sowie
die wissenschaftliche Forschung an Hand der
Sammlungsobjekte und deren Präsentation in
wechselnden Ausstellungen. Die ÖNB ist Her­
ausgeberin der Österreichischen Bibliographie
(aus den Leitlinien für die besondere Zweck­
118
bestimmung § 13 der Bibliotheksordnung der
Österreichischen Nationalbibliothek, BGBl.
II, Nr. 402 vom 1. Dezember 2009).
Sammlungen
Die ÖNB umfasst neben der Modernen Bi­
bliothek (Druckschriftensammlung) und
Digitalen Bibliothek acht nach Medienar­
ten beziehungsweise Fachgebieten getrennte
Spezialsammlungen:
•• Archiv des Österreichischen
Volksliedwerkes
•• Bildarchiv und Grafiksammlung
•• Kartensammlung und Globenmuseum
•• Literaturarchiv
••
••
••
••
Musiksammlung
Papyrussammlung und Papyrusmuseum
Sammlung für Plansprachen
und Esperantomuseum
Sammlung von Handschriften und
alten Drucken
Das Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes wurde 1994 der ÖNB angegliedert. Es
widmet sich der Sammlung und Erschließung
von Dokumenten zur Volksmusik und zum
Volkstanz. Mit seinen Partnerinstitutionen ist
es im virtuellen Datenbankverbund der Volks­
liedarchive in Österreich und Südtirol vernetzt.
Der Bestand Bildarchiv und Grafiksammlung ist mit rund drei Millionen Ob­
jekten die größte Sammlung Österreichs an
fotografischen wie auch druckgrafischen
Bilddokumenten. 2013 konnten 50.000
ausgewählte fotografische Meisterwerke aus
dem Archiv Wenzel-Jelinek und außerdem
ein wertvoller Fotobestand des Fliegerfoto­
grafen Franz Pachleitner zum Ersten Welt­
krieg erworben werden. Durch eine Koope­
ration mit der Austria Presse Agentur (APA)
wird laufend eine Auswahl tagesaktueller
Fotos zum Zeitgeschehen in den Bestand der
Sammlung übernommen.
Zum Bestand der Kartensammlung mit
dem angeschlossenen Globenmuseum gehö­
ren neben Karten ebenso Atlanten, geogra­
fisch-topografische Ansichten, geografische
Reliefs und die entsprechende historische
und aktuelle Fachliteratur. Das Projekt zur
Digitalisierung von 75.000 Ansichtskarten
konnte 2013 abgeschlossen werden.
Das Literaturarchiv sammelt und er­
schließt literarische Vor- und Nachlässe
österreichischer AutorInnen ab dem 20.
Jahrhundert. Der Bestand konnte 2013
durch die Schenkung einer bedeutenden
Briefsammlung des Dichters Richard von
Schaukal sowie durch den Ankauf des Brief­
wechsels Peter Handke - Walter Kappacher
erweitert werden.
Der
Musiksammlung,
Österreichs
größtes Musikarchiv und zugleich moderne
musikwissenschaftliche
Gebrauchsbiblio­
thek, gelang 2013 mit dem Ankauf des so
genannten Kitzler-Studienbuchs eine wert­
volle Ergänzung seiner Bruckner-Sammlung.
Es enthält Kompositionsstudien des jungen
Anton Bruckner, die er bei seinem Lehrer,
dem Linzer Kapellmeister Otto Kitzler, zwi­
schen 1861 und 1863 anfertigte.
Die Papyrussammlung mit dem ange­
schlossenen Papyrusmuseum zählt mit etwa
180.000 Objekten zu den größten Samm­
lungen ihrer Art weltweit und wurde 2001
in die UNESCO-Liste des Weltdokumenten­
erbes Memory of the World aufgenommen.
In Kooperation mit der Österreichischen
Auszug aus dem KitzlerStudienbuch von
Anton Bruckner © ÖNB
119
Akademie der Wissenschaften und der Uni­
versität Wien ist die Sammlung ein renom­
miertes internationales Forschungszentrum
zur Papyrologie, an dem zahlreiche wissen­
schaftliche Projekte laufen.
Die Sammlung für Plansprachen mit
angeschlossenem Esperantomuseum doku­
mentiert rund 500 Plansprachen. Erworben
werden konnte 2013 u. a. das 1880 von
Johann Martin Schleyer veröffentlichte erste
Lehrbuch der Sprache Volapük, einem Vor­
läufer von Esperanto.
Die Sammlung von Handschriften und
alten Drucken betreut einen der weltweit
bedeutendsten Bestände an historischen
Handschriften aus nahezu allen großen
Schriftkulturen, weiters Korrespondenzen
und Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten
sowie die Sammlung von Inkunabeln und
alten Drucken vor 1850. 2013 konnte der
Nachlass des »Bauernphilosophen« Konrad
Deubler (1814–1884) nach Österreich zu­
rückgeholt werden, der mehr als ein Jahrhun­
dert lang als verschollen galt.
Der Wiener Heldenplatz am
15. März 1938 auf einem Foto
von Herbert Glöckler © ÖNB
Ausstellungen
Zusätzlich zu ihren Dauerausstellungen in
Globenmuseum, Esperantomuseum und Pa­
pyrusmuseum eröffnete die ÖNB im Jahr
2013 folgende vier Ausstellungen, deren Aus­
stellungsobjekte fast zu Gänze aus eigenen
Beständen stammten.
Die Ausstellung zum 75. Jahrestag
des »Anschlusses« Österreichs an HitlerDeutschland zeichnete eine Chronologie der
Ereignisse anhand eindrücklicher Fotos, per­
sönlicher Erinnerungen und literarischer Re­
aktionen nach. Dem gegenüber standen die
Lebensgeschichten jüdischer KünstlerInnen,
die rechtzeitig ins Exil fliehen konnten, unter
ihnen die Autoren Albert Drach und Erich
Fried, der Schönberg-Schüler Egon Wellesz,
die Malerin Soshana und die Salonière Berta
Zuckerkandl, deren Fluchttagebuch erstmals
öffentlich zu sehen war.
Dazu kam eine Ausstellung zum dra­
matischen Werk Peter Handkes im Öster­
reichischen Theatermuseum (Die Arbeit des
Zuschauers. Peter Handke und das Theater,
31. Jänner – 8. Juli 2013), an der das Litera­
turarchiv der ÖNB wesentlich beteiligt war.
Als gefragte Leihgeberin stellte die ÖNB
2013 insgesamt 249 Leihgaben für Ausstel­
lungen anderer Institutionen zur Verfügung.
Ausstellungen 2013
Nacht über Österreich. Der Anschluss 1938
– Flucht und Vertreibung
7. März – 28. April 2013, Prunksaal
Zwischen Königgrätz und Córdoba. Meldungen, die Österreich bewegten
17. Mai – 3. November 2013, Prunksaal
Wege zur Unsterblichkeit. Altägyptischer
Totenkult und Jenseitsglaube
14. Juni 2013 – 12. Jänner 2014, Papyrus­
museum
Kinder, wie die Zeit vergeht! Kleine Prinzen und
große Mädchen in historischen Fotografien
22. November 2013 – 23. Februar 2014,
Prunksaal
120
Zusätzlich zu ihren Dauerausstellungen in
Globenmuseum, Esperantomuseum und Pa­
pyrusmuseum eröffnete die ÖNB im Jahr
2013 folgende vier Ausstellungen, deren Aus­
stellungsobjekte fast zu Gänze aus eigenen
Beständen stammten.
Die Ausstellung zum 75. Jahrestag
des »Anschlusses« Österreichs an HitlerDeutschland zeichnete eine Chronologie der
Ereignisse anhand eindrücklicher Fotos, per­
sönlicher Erinnerungen und literarischer Re­
aktionen nach. Dem gegenüber standen die
Lebensgeschichten jüdischer KünstlerInnen,
die rechtzeitig ins Exil fliehen konnten, unter
ihnen die Autoren Albert Drach und Erich
Fried, der Schönberg-Schüler Egon Wellesz,
die Malerin Soshana und die Salonière Berta
Zuckerkandl, deren Fluchttagebuch erstmals
öffentlich zu sehen war.
Dazu kam eine Ausstellung zum dra­
matischen Werk Peter Handkes im Öster­
reichischen Theatermuseum (Die Arbeit des
Zuschauers. Peter Handke und das Theater,
31. Jänner – 8. Juli 2013), an der das Litera­
turarchiv der ÖNB wesentlich beteiligt war.
Als gefragte Leihgeberin stellte die ÖNB
2013 insgesamt 249 Leihgaben für Ausstel­
lungen anderer Institutionen zur Verfügung.
Genderverteilung an allen Produktionen
Produktionen und
ProduzentInnen
Männer
Frauen
Gesamt
% Männer
% Frauen
Gesamt
KünstlerInnen mit Einzelpräsentationen
0
0
0
0 %
0 %
100%
KuratorInnen
5
4
9
55 %
45 %
100%
Kulturvermittlung
Im Jahr 2013 wurden insgesamt 1.497
Führungen durch die ÖNB organisiert. Sie
vermittelten den BesucherInnen sowohl die
Bandbreite an Serviceleistungen im Bereich
der Modernen Bibliothek, als auch die his­
torischen und musealen Bereiche. Im Mit­
telpunkt des Interesses stand auch in diesem
Jahr der barocke Prunksaal am Josefsplatz,
der besonders durch die wechselnden Son­
derausstellungen großes Interesse bei Besu­
cherInnen und Medien hervorrief.
In der Gesamtzahl der Führungen ent­
halten sind die unter dem Titel Wissenswelten lancierten speziellen Vermittlungsange­
bote für Schulklassen, die mit finanzieller
Unterstützung des Bundesministeriums für
Unterricht, Kunst und Kultur und fachlicher
Begleitung von KulturKontakt Austria rea­
lisiert werden. 2013 wurden insgesamt 119
Wissenswelten-Veranstaltungen für verschie­
dene Schulstufen bzw. -typen durchgeführt.
Die ÖNB beteiligte sich auch 2013 mit gro­
ßem Erfolg an einer Reihe übergreifender
Rahmenprogramme wie Lange Nacht der
Sprachen, Tag des Denkmals, Lange Nacht
der Museen, Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek und dem Tag der offenen Tür am
Nationalfeiertag.
Auch die Nutzung des digitalen Ange­
bots steigt weiterhin enorm: Die Zahl der
»Visits« auf der Homepage der ÖNB betrug
2013 3,33 Mio. (2012: 2,75 Mio.), das ent­
spricht über 73 Mio. Seitenaufrufen.
Archiv
Die Bibliothek wuchs 2013 um insgesamt
328.307 Einheiten. Über das benutzerInnen­
freundliche Portal QuickSearch ist erstmals
eine gemeinsame Suche in bisher getrennten
Katalogen möglich. Weiters setzte die ÖNB
mit einem 10.000 Bände umfassenden EBook-Paket 2013 auch in diesem immer wich­
121
Tabelle 1 Genderverteilung
absolut und in Prozent 2013
SchülerInnen bei einem Workshop im Rahmen des Schulprogramms Wissenswelten
© MA 49/Aleksandra Kawka
tiger werdenden Mediensektor einen Akzent
in Richtung digitales BenützerInnenservice.
Das Archiv der ÖNB verwahrt die Ver­
waltungs- und Dienstakten der Hofbiblio­
thek von 1575 bis 1919, der Nationalbibli­
othek von 1920 bis 1945 sowie die Akten
der heutigen Institution ab 1945. Der um­
fangreiche, historisch und zeitgeschichtlich
wichtige Archivbestand wird seit 2004 in der
Datenbank ÖNB-Archiv im Bibliothekssys­
tem Aleph erfasst. 2013 konnten die Jahre
1930, 1925 und 1926 vollständig erfasst
werden. Zudem wurden Ergänzungen aus
verschiedenen Jahren inhaltlich erschlossen.
Forschung und Publikationen
Auch 2013 hat die ÖNB ihre intensive Mit­
arbeit an insgesamt neun laufenden EUProjekten in den Bereichen Digitalisierung
und Langzeitarchivierung fortgesetzt. Die
Schwerpunkte dabei lagen weiterhin auf dem
gemeinsamen europäischen Kulturportal Eu­
ropeana (http://www.europeana.eu/). Dazu
gehört etwa das Projekt Europeana Creative
(Laufzeit: 2013 – 2015), an dem 26 Partner
122
aus 14 Ländern beteiligt sind, und das von
der ÖNB geleitet wird. Dabei wird die Wie­
derverwendung von digitalisierten Inhalten
durch die Kreativwirtschaft gefördert.
Die aktive wissenschaftliche Tätigkeit
der ÖNB wird auch mit neun Projekten be­
legt, die vom FWF finanziert werden. Einen
Schwerpunkt bilden Projekte zur vertief­
ten Bestanderschließung wie etwa die Forschungsplattform Peter Handke (Laufzeit:
2011 – 2015). 2013 wurde das Webportal
http://handkeonline.onb.ac.at/ freigeschaltet,
das die Quellen zur Entstehung des literari­
schen Werks verzeichnet und beschreibt.
Wichtige langjährige Forschungskoope­
rationen bestehen im Rahmen der beiden
Ludwig Boltzmann-Institute (Ludwig Boltz­
mann Institut für Geschichte und Theorie der
Biographie und Ludwig Boltzmann Institut
für Neulateinische Studien), der Österreichi­
schen Akademie der Wissenschaften sowie
dem Institut für Alte Geschichte, Papyrologie
und Epigraphik der Universität Wien.
Die MitarbeiterInnen der ÖNB pub­
lizierten 2013 97 selbständige und unselb­
ständige Publikationen, darunter Kataloge
zu den Ausstellungen sowie Editionsprojekte,
beispielsweise zu Ödön von Horváth.
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Im Jahr 2013 wurden sechs Pressekonferen­
zen abgehalten: vier zu aktuellen Sonderaus­
stellungen in Museen, und zwei zu aktuellen
Projekten der ÖNB. Besonderes Interesse
erweckte die Begehung der zukünftigen
Räume des Literaturmuseums im ehemaligen
k.k. Hofkammerarchiv (Johannesgasse 6),
zu der die Generaldirektorin im Juli einlud.
Zahlreiche JournalistInnen informierten sich
vor Ort über den Stand der Bauarbeiten
und den siegreichen Architektenentwurf für
die Innengestaltung des neuen Museums der
ÖNB, das 2015 eröffnet wird. Auch das
Hintergrundgespräch zu Projekten anläss­
lich des 100. Jahrestags des Ausbruchs des
Ersten Weltkriegs stieß auf großes mediales
Echo. Univ.-Prof. Dr. Manfried Rauchen­
steiner stellte erste Objekte aus der von ihm
kuratierten Ausstellung An Meine Völker!
Der Erste Weltkrieg 1914–1918 vor.
2013 wurden insgesamt 22 Presseaussen­
dungen publiziert. Die Berichterstattung über
die ÖNB in österreichischen und internati­
onalen Medien konnte auf insgesamt 1.721
Artikel gesteigert werden (2012: 1.537).
Die digitalen Informationsservices der ÖNB
wurden mit der grafisch neu gestalteten
Homepage und einem innovativen Angebot
wie dem zentralen InfoDesk, Live-Chat und
dem virtuellen Bibliothekar Hugo Blotius,
einem automatisierten Chatbot, umfassend
erweitert und modernisiert.
Im Rahmen der erfolgreichen Aktion
Buchpatenschaft übernahm Bundespräsident
Dr. Heinz Fischer die 7.000ste Buchpaten­
schaft. Unter den zahlreichen weiteren Buch­
patInnen fanden sich, neben vielen privaten
SpenderInnen und Unternehmen, 2013 auch
Wissenschaftsminister Dr. Karlheinz Töch­
terle, der ehemalige Gouverneur Kaliforni­
ens, Arnold Schwarzenegger, US-Schauspie­
lerin Julie Andrews und Sänger Howard
Carpendale, die damit wesentlich zum Erhalt
des kulturellen Erbes beitrugen.
Innerhalb der Gesellschaft der Freunde
der ÖNB gab es 2013 eine erfreuliche Steige­
rung sowohl bei den Privatmitgliedschaften
als auch bei den Corporate Memberships
und daraus resultierend eine Erhöhung der
Einnahmen, die statutengemäß direkt den
Zwecken der ÖNB zugeführt werden.
Presse-Hintergrundgespräch
über Projekte zum Gedenkjahr
Erster Weltkrieg: Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger
und Univ.-Prof. Dr. Manfried
Rauchensteiner, Kurator
der Ausstellung An Meine
Völker! Der Erste Weltkrieg
1914–1918 © ÖNB
123
Bundespräsident Dr. Heinz
Fischer und Generaldirektorin
Dr. Johanna Rachinger mit
der Urkunde zur 7.000sten
Buchpatenschaft © ÖNB/APAFotoservice/Bargard
Veranstaltungen
Die ÖNB lud 2013 zu 157 Eigenveranstaltun­
gen, darunter vier große Ausstellungseröff­
nungen, sowie sechs Musiksalons und sechs
Literatursalons. In zwei Archivgesprächen
standen Persönlichkeiten der Literaturwelt
im Mittelpunkt: die Journalistin und Saloni­
ère Berta Zuckerkandl sowie Gerhard Rühm,
legendäres Mitglied der Wiener Gruppe.
Darüber hinaus war die ÖNB auch
Gastgeberin für eine Reihe externer Veran­
staltungen wie etwa das Vienna R20 Student
Event, an dem Anfang des Jahres rund 800
Studierende zusammen mit Bundesminister
Dr. Karlheinz Töchterle und Arnold Schwar­
zenegger teilnahmen. Für die Vorstellung
des Festspielprogramms 2014 der Salzburger
Festspiele, den Jahreskongress des Haupt­
verbandes des Österreichischen Buchhandels
sowie die Verleihung des Bruno-Kreisky-Prei­
ses für Verdienste um die Menschenrechte
bildeten die Prunkräume der ÖNB den feier­
lichen Rahmen.
Besucherinnen
Einen Zuwachs von 8% im Vergleich zum
Vorjahr verzeichnete die ÖNB bei den Mu­
seumsbesucherInnen. 2013 besuchten insge­
samt 245.033 Personen den Prunksaal, das
Papyrus-, Globen- und Esperantomuseum
und andere museale Einrichtungen.
Lesesäle
Tabelle 2 Benützung der Lesesäle 2013 und 2012
Benützung Lesesäle
Gesamt
124
2012
2013
277.871
224.052
Die Erfassung der LesesaalbesucherInnen
wurde Ende 2012 auf ein neues automa­
tisiertes Zugangskontrollsystem umgestellt.
Dadurch können nun Mehrfachzählungen
einzelner BesucherInnen an einem Tag aus­
geschlossen werden. Daraus ergibt sich zwar
ein Rückgang bei der Gesamtzahl der Bi­
bliotheksbenützerInnen, allerdings ist die
tatsächliche Auslastung der Lesesäle gleich
hoch geblieben.
Museen
Besuchte Museen
2012*
2013
Gesamt
227.038
245.033
Prunksaal
165.829
178.887
Globenmuseum
19.678
20.435
Papyrusmuseum
18.561
22.114
Esperantomuseum
12.209
14.288
Sonstige
10.761
9.309
Tabelle 3 BesucherInnen der
Museen in der ÖNB nach
Standort 2013 und 2012
* Die Zahlen von 2012 wurden um die »externen« VeranstaltungsbesucherInnen bereinigt,
um eine Vergleichbarkeit mit den Zahlen von 2013 herzustellen
MuseumsbesucherInnen nach Kartenkategorie
Jahr
zahlend
vollzahlend
ermäßigt
nicht zahlend*
U19 von nicht
zahlenden
2012*
150.552
47.811
102.741
76.486
27.752
227.038
2013
162.082
54.697
107.385
82.951
32.651
245.033
Freier Eintritt bis 19
2013 kamen insgesamt 32.651 und damit um
17,7% mehr Kinder und Jugendliche unter
19 Jahren in die ÖNB als im Jahr davor. Von
den insgesamt 32.651 Kindern und Jugend­
Gesamt
lichen unter 19 Jahren kamen 19.592 im
Klassenverband und 13.059 als Individualbe­
sucherInnen. 13.957 Kinder und Jugendliche
nahmen die 663 Vermittlungsangebote der
ÖNB wahr.
125
Tabelle 4 BesucherInnen der
Museen in der ÖNB nach Kartenkategorie 2013 und 2012
Budget ÖNB
Tabelle 5 Budget der ÖNB
in € Tsd
Budget ÖNB in € Tsd.
2012
2013
25.728
26.323
23.028
23.028
651
702
Spenden und andere Zuwendungen
1.008
1.500
Veranstaltungen und sonstige Umsätze
1.041
1.093
611
677
17.544
17.476
8.848
8.469
davon:
Material
0
0
Sammlung
1.524
1.082
Sonstige betriebliche Aufwendungen
7.324
7.387
Abschreibungen
1.356
1.303
Betriebserfolg
-1.409
-248
Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag
-1.023
-128
Betriebsleistung
davon:
Basisabgeltung
Museale Eintritte
Sonstige betriebliche Erträge
Personalaufwand
sonstige Aufwendungen
Mit 31. Dezember 2013 weist die ÖNB
einen Jahresfehlbetrag in der Höhe von
€ 128.254,36 aus, der aufgrund getroffener
Einsparungsmaßnahmen wesentlich gerin­
ger als budgetiert ist. Der Jahresfehlbetrag
wird von der in den Vorjahren gebildeten
Deckungsvorsorge abgedeckt; somit konnte
die ÖNB das Jahr 2013 ausgeglichen bi­
lanzieren. Das buchmäßige Eigenkapital
beträgt mit Stichtag 31. Dezember 2013
€ 10.103.094,26.
Die Investitionen des abschreibbaren
Anlagevermögens betrugen € 1.797.534,18
und umfassten zusätzlich zu den notwendi­
gen Investitionen für die laufende Instand­
haltung insbesondere Planungskosten für die
Errichtung des Literaturmuseums, Kosten
zur Adaptierung der technischen Sicherheits­
einrichtungen im Handschriftendepot sowie
die Sanierung von Innenfenstern.
126
Perspektiven
Der fortschreitende Medienwandel von
analogen hin zu digitalen Medien stellt Bi­
bliotheken bereits seit einigen Jahren vor
neue Herausforderungen und erweitert ihre
traditionellen Aufgabenbereiche. Die ÖNB
greift diese neuen Entwicklungen im Bereich
der Informations- und Kommunikationstech­
nologien engagiert auf. Neben dem weiteren
Ausbau der Online-Services (wie Bestands­
digitalisierung, Volltextsuche, Social Media)
bleibt auch die Vorsorge für die dauerhafte
Erhaltung des teilweise unikalen analogen
Kulturerbes ein unveränderter Schwerpunkt.
Zu den vorrangigen Aufgaben gehört ebenso
die Bereitstellung von attraktiven und mo­
dern ausgestatteten Benützungsbereichen für
konzentriertes Studium und Lektüre. Die
ÖNB profiliert sich auch weiterhin selbst als
wissenschaftliche Forschungsinstitution, eng
vernetzt mit anderen Forschungseinrichtun­
gen, und als verlässlicher Projektpartner auf
nationaler und internationaler Ebene.
Wichtige geplante Maßnahmen 2014
Die Vorbereitungsarbeiten für das Literaturmuseum werden 2014 weitergeführt. Dabei
werden die Ausstellungspräsentation fina­
lisiert, die konservatorische Betreuung der
Objekte umgesetzt sowie Medienstationen
und Vermittlungsprogramme erarbeitet.
Zu ihrem Strategieplan 2012 – 2016
wird die ÖNB 2014 eine Zwischenevalu­
ierung vornehmen und den Stand der Er­
reichung der festgelegten Arbeitsziele über­
prüfen. Wichtige Umsetzungsschritte 2014
umfassen die Überspielung der Daten des
Druckschriftenkatalogs (1930 – 1991) in
die Verbunddatenbank, die Integration der
Musikhandschriften in die österreichweite
Nachlass-Datenbank, die Implementierung
eines neuen Langzeitarchivierungssystems
und die Weiterentwicklung von Technologien
für die automatisierte Texterkennung (OCR).
Im Bereich Digitale Bibliothek ist - in
Weiterführung der Katalogoptimierung - die
Integration sämtlicher Sonderkataloge der
ÖNB in die Suchmaschine QuickSearch ge­
plant, weiters ein selektives Web-Harvesting
zur EU-Wahl und zum Gedenken an den
Ersten Weltkrieg sowie die Fortsetzung der
Medien- und Politikkollektion. Planmäßig
fortgeführt wird die Digitalisierung im Rah­
men des Projekts Austrian Books Online mit
weiteren rund 75.000 Bänden des Druck­
schriften-Altbestands, wodurch bis Ende
2014 260.000 Bände online zugänglich sein
werden. Die digitalen Portale ANNO und
ALEX werden ausgebaut und ANNO um 1
Mio. digitalisierte Zeitungsseiten erweitert.
2014 sind folgende Ausstellungen ge­
plant: An Meine Völker! Der Erste Weltkrieg
1914 - 1918 (Eröffnung 12. März 2014) im
Prunksaal; Kinder Abrahams. Die Bibel in
Judentum, Christentum und Islam im Pa­
pyrusmuseum (Eröffnung Juni 2014) sowie
Engel. Himmlische Boten in Prachthandschriften (Eröffnung November 2014), die
ebenfalls im Prunksaal gezeigt wird.
Drei neue, bereits genehmigte EUProjekte werden 2014 anlaufen: Europeana
Sounds, Europeana V3 und Ambrosia zum
Thema Ess- und Trinkkultur. Die Projekte
DM2E, Europeana Newspapers und Europeana Creative werden weitergeführt,
alle anderen EU-Projekte werden 2014
abgeschlossen.
127
128
3
Österreichi­
sche Bundes­
theater
Bundestheater Holding GmbH
Burgtheater GmbH
Wiener Staatsoper GmbH
Volksoper Wien GmbH
Wiener Staatsballett
ART for ART Theaterservice GmbH
Österreichische Bundestheater
www.bundestheater.at
Profil
Seit der Ausgliederung der Österreichischen
Bundestheater aus der Bundes­
ver­
waltung
mit Wirksamkeit vom 1. September 1999
sind die Bundestheater als ein aus fünf ei­
genständigen Gesellschaften mit beschränk­
ter Haftung bestehender Konzern organi­
siert: der Bundestheater-Holding GmbH
und ihren Tochtergesellschaften Burgthe­
ater GmbH, Wiener Staatsoper GmbH,
Volksoper Wien GmbH und ART for ART
Theaterservice GmbH.
Die Bühnengesellschaften Burgthe­
ater GmbH, Wiener Staatsoper GmbH,
Volksoper Wien GmbH wurden als wirt­
schaftlich eigenverantwortliche und künst­
lerisch autonome Gesellschaften errichtet.
Die Kostüm- und Dekorationswerkstätten,
130
der Kartenvertrieb, die Gebäudeverwaltung
sowie die EDV wurden in einer vierten Ge­
sellschaft, der ART for ART Theaterservice
GmbH zusammengefasst, die ihrerseits zu
100%-Eigentümerin der ART FOR ART
Kreativ-Werkstätten GmbH und der ART
FOR ART Bukarest S.R.L. ist.
Die Bundestheater-Holding GmbH, die
zu 100% im Eigentum des Bundes steht,
ist Alleineigentümerin der drei Bühnenge­
sellschaften – Burgtheater GmbH, Wiener
Staatsoper GmbH und Volksoper Wien
GmbH – sowie Mehrheitseigentümerin
(51,1%) der ART for ART Theaterservice
GmbH. Die übrigen 48,9% sind zu gleichen
Teilen (jeweils 16,3%) auf die drei Bühnen­
gesellschaften verteilt.
Das künstlerisch und finanziell auto­
nome Wiener Staatsballett ist eine den bei­
den Musiktheatern nachgeordnete ARGE,
zu der die Ballett-Kompanien der Wiener
Staatsoper und der Volksoper Wien 2005
vereinigt wurden.
Bundestheater-Holding GmbH
www.bundestheater-holding.at
•• Dr. Georg Springer, Geschäftsführer
•• Mag. Othmar Stoss, Prokurist
Aufsichtsrat 2013
•• Mag. Max Kothbauer (Vorsitzender)
•• Mag. Bettina Glatz-Kremsner (Stell­
vertreterin des Vorsitzenden)
•• BM a. D. Dr. Hilde Hawlicek
•• Dr. Ingrid Kapsch-Latzer
•• Präs. Prof. Dr. Hellmuth Matiasek
•• SC Dr. Manfred Matzka
•• SC Univ. Doz. Dr. Gerhard Steger
•• Dr. Victor Valent
•• Michael Bladerer
•• Josef Luftensteiner
•• Viktor Schön
•• Walter Tiefenbacher
Publikumsforum
•• zehn Mitglieder aus dem Kreis
der TheaterbesucherInnen
Alleingesellschafter: Bund
•• Vertreten durch den Eigentümervertre­
ter im Bundesministerium für Unter­
richt, Kunst und Kultur Sektionschef
Dr. Michael Franz
Profil
Die Bundestheater-Holding GmbH bildet ge­
meinsam mit ihren Tochtergesellschaften den
größten Theaterkonzern der Welt:
Saison 2012/2013
•• 1.338.385 BesucherInnen
•• 1.555 Vorstellungen
•• 40 Neuproduktionen
•• 136 Werke im Repertoire
•• 7 Spielstätten
•• 2 Schulen
•• 1.054 KünstlerInnen
•• 1.144 techn. MitarbeiterInnen
•• 235,3 Mio. Euro ertragsseitiges Budget
•• 66,5 Mio. Euro Umsatz
•• 148,9 Mio. Euro Basisabgeltung
•• 5 Gesellschaften
Zielsetzung
Wesentliche Rechtsgrundlagen für die Arbeit
der Bundestheater-Holding sind das BThOG
und die Errichtungserklärung vom 21. Juni
1999 (Gesellschaftsvertrag, zuletzt geändert
mit Generalversammlungsbeschluss vom 28.
November 2012).
Die Erfüllung des – in § 2 Bundesthe­
aterorganisationsgesetz (BThOG) gesetz­
lich festgeschriebenen – kulturpolitischen
Auftrages erfolgt im Wesentlichen auf der
finanziellen Grundlage der von der Republik
Österreich der Bundestheater-Holding und
den Bühnengesellschaften jährlich zugewie­
senen Basisabgeltung, deren Verwendung
durch die Grundsätze der Sparsamkeit,
Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit be­
stimmt ist.
Zu den Hauptaufgaben der
Bundestheater-Holding zählen:
•• die strategische Führung der
Tochtergesellschaften
•• das konzernweite Controlling
•• die konzernweite Interne Revision
•• die finanzielle Absicherung der Bühnen­
gesellschaften als Voraussetzung für die
Erfüllung ihres kulturpolitischen
Auftrages
•• die einheitliche Regelung von Grund­
satzfragen des Konzerns und deren
Durchsetzung
•• die Verhandlung und der Abschluss von
Kollektivverträgen für die
Konzernbetriebe
•• die bauliche Instandhaltung der histori­
schen Theatergebäude
Die Bundestheater-Holding erbringt für ihre
Tochtergesellschaften auch Serviceleistun­
gen, etwa in Rechts-, Steuer-, Budget- und
Finanzfragen. In Abstimmung mit ihren
Tochtergesellschaften erfüllt die Bundesthe­
ater-Holding die Funktion einer Ansprech­
partnerin gegenüber Politik, Wirtschaft und
Öffentlichkeit.
Ein wesentliches Aufgabengebiet ist die
bauliche Instandhaltung der historischen
Gebäude (Burg- und Akademietheater,
131
Staats- und Volksoper). Die BundestheaterHolding investierte dafür im Geschäftsjahr
2012 /2013 rund € 2,7 Mio.
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Neben den Marketingstrategien der einzelnen
Tochtergesellschaften ist es ein wesentliches
Anliegen der Bundestheater-Holding, den
Bundestheaterkonzern in seiner Gesamtheit
nach dem Grundsatz »Das Ganze ist mehr
als die Summe seiner Teile« unter der Marke
bundestheater.at zu positionieren.
In diesem Sinn wurde auch im Geschäfts­
jahr 2012/13 das Bonusprogramm der bun­
destheater.at-CARD weiter ausgebaut sowie
die Internetseite www.bundestheater.at www.
bundestheater.atum ausgewählte Funktionen
erweitert.
Die kostenlose bundestheater.at-CARD er­
möglicht als KundInnenkarte die Teilnahme
am Bonuspunkteprogramm der Österreichi­
schen Bundestheater und gewährt den Bun­
destheater-KundInnen u. a. ermäßigten Ein­
tritt bei ausgewählten Veranstaltungen und
die bevorzugte Reihung bei Standby-Tickets.
Die Kooperation mit der Gerstner Catering
Betriebs GmbH ermöglicht bundestheater.atCARD-KundInnen die Ausstellung von Gut­
scheinen, die bei den Gerstner Buffets in der
Wiener Staatsoper, der Gerstner K&K Hofzu­
ckerbäcker und bei La Cité Gerstner bei Peek
& Cloppenburg eingelöst werden können.
Die Internetseite www.bundestheater.
at stellt die Monatszeitschriften aller drei
Bühnengesellschaften bereit. So können die
Magazine SpielBurgSchau des Burgthea­
ters, Prolog der Wiener Staatsoper sowie
VolksOperZeitung komfortabel online
durchgeblättert und gelesen werden. Aktu­
elle Meldungen der Bundestheater werden
ebenso online veröffentlicht wie auch als
bundestheater.at-Newsletter versandt.
Budget
Tabelle 1 Budgetzahlen der
Bundestheater Holding für die
Geschäftsjahre 2011/2012 und
2012/13 in Tausend €
Budgetposten
2012/2013**
2011/2012*
66.467
62.706
Karteneinnahmen
49.098
47.154
sonstige Umsatzerlöse
17.369
15.552
Bestandsveränderung
-19
-6
14.465
16.543
153.946
153.003
148,9**
144.436*
4.721
8.567
-181.299
-167.999
Material und sonstige betriebliche Aufwendungen
-46.949
-44.949
Abschreibungen
-29.663
-28.072
Umsatzerlöse
davon:
aktivierte Eigenleistungen
sonstige betriebliche Erträge
davon:
Basisabgeltung
sonstige betriebliche Erträge
Personalaufwand
132
Budgetposten
Betriebsergebnis
Finanzergebnis
Steuern
Jahresfehlbetrag /-überschuss
Veränderung Rücklagen
Gewinnvortrag
Bilanzgewinn
2012/2013**
2011/2012*
-22.784
-9.166
1
59
-19
-65
-22.802
-9.171
540
7.349
0
1.822
-22.262
0
* Ab dem Bundesfinanzjahr 2011 wurde die jährliche Basisabgeltung um einen Betrag von € 2,291 Mio. zur Finanzierung des neuen
Kollektivvertrages für das Orchester der Wiener Staatsoper GmbH erhöht.
** Zur Abdeckung des zusätzlichen Finanzbedarfs des Bundestheaterkonzerns im Geschäftsjahr 2012/2013 wurde im Bundesfinanzjahr 2013 eine Zusatzabgeltung gemäß § 7 Abs. 3 BThOG in der Höhe von € 4,501 Mio. aus den Budgetansätzen des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur zur Verfügung gestellt.
Perspektiven
Auch im Geschäftsjahr 2012/2013 – dem 14.
Geschäftsjahr seit der Ausgliederung – konnte
der Bundestheaterkonzern trotz knapper
budgetärer Mittel das hohe künstlerische
Niveau der Österreichischen Bundestheater
aufrechterhalten. Trotz der positiven Jah­
resergebnisse ihrer Schwesterngesellschaften
wirkte sich der Bilanzverlust der Burgtheater
GmbH auf den Konzernabschluss dahinge­
hend aus, dass dieser einen Bilanzverlust in
der Höhe von € -22,262 Mio ausweist.
Zur Aufrechterhaltung des kulturpoli­
tischen Auftrags, im bisher gewünschten so­
wohl im qualitativen als auch quantitativen
Ausmaß, ist für das Geschäftsjahr 2013/2014
ein Finanzbedarf des Bundestheaterkonzerns
von rund € 13 Mio gegeben. Mit In-KraftTreten der Novelle zum Bundestheateror­
ganisationsgesetz wird ab dem Bundes-Fi­
nanzjahr 2014 die jährliche Basisabgeltung
um € 4,5 Mio nachhaltig erhöht. Damit
beläuft sich der Finanzbedarf des Bundesthe­
aterkonzerns für das laufende Geschäftsjahr
2013/2014 auf € 8,5 Mio, die folgenderma­
ßen aufgebracht werden müssen:
•• Kürzung des Instandhaltungsbudgets
der Bundestheater-Holding für die
Aufrechterhaltung der historischen
Gebäudesubstanzen von Burgtheater,
••
Staatsoper und Volksoper (nach Auflö­
sung aller Rückstellungen) in der Höhe
von € 5,2 Mio auf € 1,7 Mio. Dies
bedeutet, dass nur die zur Sicherheit
der BesucherInnen und Beschäftigten
unbedingt erforderlichen Instandhal­
tungsmaßnahmen durchgeführt und
dadurch dem Spielbetrieb € 3,5 Mio
zur Verfügung gestellt werden kön­
nen. Dies wurde bereits auch bei der
Verteilung der Basisabgeltung für das
Geschäftsjahr 2013/2014 im Jänner
2014 entsprechend berücksichtigt.
Der verbleibende Finanzierungsbe­
darf von rund € 5 Mio. wird durch
den Verkauf einer Immobilie und
durch eine erhebliche Reduktion
der Investitions- und Instandhal­
tungsaufwendungen der Bühnen­
gesellschaften finanziert werden.
Festzuhalten ist jedoch, dass die hier be­
schriebene, grundsätzliche Finanzierungsthe­
matik des Bundestheaterkonzerns durch den
unerwarteten Jahresverlust der Burgtheater
GmbH im Geschäftsjahr 2012/2013 in der
Höhe von € 19,643 Mio zusätzlich erheblich
verschärft wird. [...]
Unabhängig von der Situation der Burg­
theater GmbH befinden sich die Österreichi­
schen Bundestheater – trotz grundsätzlich
evaluierter und laufend überprüfter spar­
133
samer, wirtschaftlicher und zweckmäßiger
Gebarung sowie fortgesetzter, umfassen­
der Rationalisierungsmaßnahmen – in der
schwierigsten wirtschaftlichen, insbesondere
finanziellen Situation ihres Bestehens. [...]
Die mit Beginn 2014 kommunizierte Ent­
scheidung über die für die Budgetjahre 2014
und 2015 geltenden budgetären Rahmenbe­
dingungen bildet nunmehr die Basis für die
[...] gemeinsam mit den Geschäftsführungen
und Aufsichtsräten der Gesellschaften zu
treffenden besonderen Maßnahmen.
(Auszug aus dem Konzernlagebericht
der Bundestheater-Holding GmbH für das
Geschäftsjahr 2012/13.)
Genderstatistik 2012/13
Künstlerische Personengruppen der Österreichischen Bundestheater
in der Saison 2012/13*
Tabelle 2 Geschlechterverteilung im Ensemble (SchauspielerInnen, SängerInnen)
Tabelle 3 Geschlechterverteilung im Orchester/Bühnenmusik
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
47
32
79
59 %
41%
Wiener Staatsoper
35
25
60
58 %
42 %
Volksoper Wien
38
29
67
57 %
43 %
Gesamt
120
86
206
58 %
42 %
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
0
0
0
-
-
175
18
193
91 %
9 %
63
35
98
64 %
36 %
Gesamt
238
53
291
82 %
18 %
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
0
0
0
-
-
Wiener Staatsoper
47
46
93
51 %
49 %
Volksoper Wien
32
32
64
50 %
50 %
Gesamt
79
78
157
50 %
50 %
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
0
0
0
-
-
50
56
106
47 %
53 %
0
0
0
-
-
50
56
106
47 %
53 %
Wiener Staatsoper
Volksoper Wien
Tabelle 4 Geschlechterverteilung im Chor
Tabelle 5 Geschlechterverteilung im Ballett
Wiener Staatsoper**
Volksoper Wien**
Gesamt
*) Die Geschlechterverteilung in der Gruppe Ensemble, Chor, Ballett ergibt sich durch Repertoire, jeweiliges Rollenverzeichnis
und Rollenbesetzung.
**) Das Wiener Staatsballett ist eine der Wiener Staatsoper und Volksoper Wien zugeordnete ARGE und tritt in beiden Häusern auf.
134
Werke (AutorInnen/KomponistInnen**) und Leading Team
der Neuproduktionen in der Saison 2012/13
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
16
5
21
76 %
24 %
Wiener Staatsoper
5
0
5
100 %
0 %
Volksoper Wien
8
1
9
89 %
11 %
Gesamt
29
6
35
83 %
17 %
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
0
0
0
-
-
Wiener Staatsoper
1
0
1
100 %
0 %
Volksoper Wien
10
1
11
91%
9 %
Gesamt
11
1
12
92 %
8 %
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
0
0
0
-
-
Wiener Staatsoper
20
0
20
100 %
0 %
Volksoper Wien
10
0
10
100 %
0 %
Gesamt
30
0
30
100 %
0 %
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
0
0
0
-
-
Wiener Staatsoper
9
2
11
82 %
18 %
Volksoper Wien
2
0
2
100 %
0 %
Gesamt
11
2
13
85 %
15 %
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
0
0
0
-
-
Wiener Staatsoper
7
0
7
100 %
0 %
Volksoper Wien
14
0
14
100 %
0 %
Gesamt
21
0
21
100 %
0 %
135
Tabelle 6 Geschlechterverteilung bei AutorInnen (DramatikerInnen, LibrettistInnen...)
Tabelle 7 Geschlechterverteilung bei Co-AutorInnen,
Lied-, Couple-DichterInnen,
Textbearbeitung...
Tabelle 8 Geschlechterverteilung bei KomponistInnen
Tabelle 9 Geschlechterverteilung bei ChoreografInnen –
abendfüllende Ballette
Tabelle 10 Geschlechterverteilung bei DirigentInnen
Tabelle 11 Geschlechterverteilung bei RegisseurInnen
Tabelle 12 Geschlechterverteilung bei BühnenbildnerInnen
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
17
5
22
77 %
23 %
Wiener Staatsoper
5
0
5
100 %
0 %
Volksoper Wien
6
0
6
100 %
0 %
Gesamt
28
5
33
85 %
15 %
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
16
5
21
76 %
24 %
Wiener Staatsoper
10
1
11
91%
9 %
7
1
8
88 %
13 %
Gesamt
33
7
40
83 %
18 %
Theater
m
w
gesamt
m in %
w in %
Burgtheater
1
19
20
5%
95%
Wiener Staatsoper
9
6
15
60%
40%
Volksoper Wien
3
5
8
38%
63%
13
30
43
30%
70%
Volksoper Wien
Tabelle 13 Geschlechterverteilung bei KostümbildnerInnen
Gesamt
**) KomponistInnen/AutorInnen/LibrettistInnen des klassischen Repertoires im Sinne des kulturpolitischen Auftrages
gemäß § 2 Abs. 1 Z. 1 Bundestheaterorganisationsgesetz sind historisch bedingt vorwiegend Männer.
136
Burgtheater GmbH
www.burgtheater.at
•• Matthias Hartmann, Direktor
•• Mag. Silvia Stantejsky, Kauf­
männische Geschäftsführe­
rin (bis 31. August 2013)
•• Dr. Thomas Königstorfer, Kauf­
männischer Geschäftsführer
(ab 1. September 2013)
Aufsichtsrat 2013
•• Dr. Georg Springer (Vorsitzender)
•• Dr. Viktoria Kickinger (Stellver­
treterin des Vorsitzenden)
•• Dr. Monika Hutter
•• Dr. Michael Längle (ab 10.05.2013)
•• Dr. Karl Stoss (ab 01.02.2013)
•• Mag. Susanne Moser
•• Dr. Josef Schmidinger
•• Dr. Heide Schmidt
•• Dr. Christian Strasser, MBA
•• BRV Dagmar Hölzl
•• BRV Viktor Schön
Burgtheater © Burgtheater /
Georg Soulek
Profil
Spielplan
Nach der Comédie Française ist das Wie­
ner Burgtheater das älteste Sprechtheater
Europas. Heute zählt das ehemalige »K. K.
Hoftheater nächst der Burg« mit seinen drei
weiteren Spielstätten Akademietheater, Ka­
sino und Vestibül und einem rund 80-köpfi­
gen Ensemble zu den größten Sprechbühnen
Europas.
Andrea Breths Festspielproduktion Prinz
Friedrich von Homburg von Heinrich von
Kleist eröffnete im Burgtheater die Spielzeit.
Mit der zweiten Premiere, Ferdinand Rai­
munds Der Alpenkönig und der Menschenfeind, wurde der Österreich-Schwerpunkt
dieser Spielzeit eingeleitet. Ihr folgten Hugo
von Hofmannsthals Elektra, Thomas Bern­
hards Der Ignorant und der Wahnsinnige,
Liliom von Franz Molnár, die Uraufführung
von räuber.schuldengenital von Ewald Pal­
137
metshofer , die Erstaufführung von Elfriede
Jelineks Schatten, Der Talisman von Johann
Nestroy, Die Marquise von O. von Ferdinand
Bruckner sowie Franz Grillparzers Ahnfrau.
Im Vestibül wurde die junge Tirolerin Petra
Maria Kraxner uraufgeführt, und Dorothee
Hartinger zeigte Marlene Haushofers Die
Wand als Solostück auf der Feststiege des
Burgtheaters.
Die Wand (Marlen Haushofer)
6. Dezember 2012 | Feststiege Landtmannseite
Der Ignorant und der Wahnsinnige
(Thomas Bernhard)
31. Dezember 2012
Liliom (Franz Molnár)
6. April 2013
Akademietheater
Der Komet (Justine del Corte)
9. September 2012, Uraufführung
Onkel Wanja (Anton Tschechow)
2. November 2012
Einige Nachrichten an das All (Wolfram Lotz)
23. November 2012, Österreichische Erst­
aufführung
räuber.schuldengenital (Ewald Palmetshofer)
20. Dezember 2012¸ Uraufführung
Schatten (Eurydike sagt) (Elfriede Jelinek)
17. Jänner 2013, Erstaufführung der Thea­
terfassung
Elektra © Burgtheater GmbH Georg Soulek
Premieren 2012/13
Burgtheater
Prinz Friedrich von Homburg
(Heinrich von Kleist)
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen
6. September 2012
Der Talisman (Johann Nestroy)
2. März 2013
Die Marquise von O. (Ferdinand Bruckner)
19. April 2013
Tartuffe (Molière)
Koproduktion mit den Wiener Festwochen
28. Mai 2013
Kasino
Der Alpenkönig und der Menschenfeind
(Ferdinand Raimund)
29. September 2012
Marketplace 76 (Jan Lauwers & Needcompany, Artists in Residence)
4. Oktober 2012, Österreichische Erstauf­
führung
Elektra (Hugo von Hofmannsthal)
25. Oktober 2012
Die Ahnfrau (Franz Grillparzer)
14. April 2013
In 80 Tagen um die Welt (nach Jules Verne)
18. November 2012
138
Vestibül
Ego Shooter — Michael Kohlhaas (nach
Heinrich von Kleist)
5. Mai 2013, Junge Burg
Großen Anklang bei BesucherInnen ab sieben
Jahren fand auch die aufwändig inszenierte
Familienproduktion von Jules Vernes‘ »In 80
Tagen um die Welt« im Burgtheater.
Neben den neuen Inszenierungen liefen
30 Stücke im Repertoire, zahlreiche Sonder­
veranstaltungen und Veranstaltungsreihen
wie Europa im Diskurs – Debating Europe
als Kooperation mit ERSTE Stiftung, dem In­
stitut für die Wissenschaften vom Menschen
und Der Standard; Kakanien – Neue Heimaten in Kooperation mit ERSTE Stiftung und
dem Medienpartner DIE PRESSE. Die PoetrySlamShows im Kasino und nicht zuletzt
Stefan Zweifels Denkstube Das Reflektorium
mit interessanten Gästen aus Literatur und
Philosophie rundeten den Spielplan ab.
Der Österreich-Schwerpunkt dieser Spielzeit
in allen Spielstätten wurde von Publikum und
Presse sehr gut aufgenommen. Michael Thal­
heimers ausdrucksstarke und zugleich ext­
rem reduzierte Inszenierung von Hofmanns­
thals Elektra gewann den NESTROY in der
Kategorie Beste Regie und Hauptdarstellerin
Christiane von Poelnitz den NESTOY in
der Kategorie Beste Schauspielerin. Elfriede
Jelinek wurde für Schatten (Eurydike sagt)
mit dem NESTOY für das Beste Stück – Autorenpreis ausgezeichnet.
Gastspiele
Im Burgtheater gastierte das Deutsche Thea­
ter Berlin, und anlässlich des 70. Geburtsta­
ges von Klaus Maria Brandauer gab es eine
Festvorstellung von Samuel Becketts Das
letzte Band. Das Burgtheater selbst gab 49
auswärtige Vorstellungen im Rahmen von
26 Gastspieleinladungen nach Amsterdam,
Berlin, Bozen, Gmunden, Graz, Dresden,
Hamburg, Mannheim, Mexiko City, Mont­
pellier, Moskau, Paris, Warschau, Wiesba­
den, Winterthur und Zürich.
demut vor deinen taten baby
(Laura Naumann)
12. Jänner 2013, Österreichische Erstauf­
führung
Die gesetzliche Verordnung zur Veredelung
des Diesseits (Petra Maria Kraxner)
3. März 2013, Uraufführung
Invasion! (Jonas Hassen Khemiri)
17. März 2013, Junge Burg
Schatten (Eurydike sagt)
© Burgtheater GmbH
Reinhard Werner
139
Kulturvermittlung
Großen Anklang fanden auch im aktuellen
Berichtszeitraum die Begleitprogramme der
Jungen Burg für Kinder und Jugendliche,
von TheaterClubs, WorkShops bis zum Back­
stageSpecial rund um das angebotene Kin­
derstück sowie das 1. TheaterClubFestival zu
Beginn und das 4. SchülerTheaterTreffen am
Ende der Spielzeit.
Von 13 Volksschulen und 25 Klassen
wurde der »Theaterkoffer« gebucht: Eine
Theaterpädagogin besuchte Volksschulen
mit einem »Koffer voll Theater« für eine
Schulstunde im Klassenzimmer. Auch die
spielerischen Vor- und Nachbereitungen für
Schulklassen wurden genutzt: 775 SchülerIn­
nen nahmen an den 31 theaterpädagogischen
Vorbereitungen, ca. 175 SchülerInnen an den
sieben theaterpädagogischen Nachbereitun­
gen zu unterschiedlichen Inszenierungen des
Spielplans teil.
Mit dem Ensemble ins Gespräch kom­
men konnte das Publikum bei den »Publi­
kumsgesprächen« zu aktuellen Neuinszenie­
rungen, die jeweils nach einer Vorstellung
im Theater stattfinden. Auf großes Interesse
stieß die Reihe KünstlerInnen-Gespräche in
Zusammenarbeit mit den Freunden des Burg­
Onkel Wanja © Burgtheater
GmbH Reinhard Werner
140
theaters: Einmal im Monat stehen dabei zwei
SchauspielerInnen oder MitarbeiterInnen des
Hauses theaterbegeisterten ZuhörerInnen
Rede und Antwort.
Um blinden und sehbehinderten Men­
schen einen entsprechenden Zugang zu den
Aufführungen im Burgtheater zu ermög­
lichen, wurde ab der Saison 2012/13 die
akustische Bildbeschreibung, die sogenannte
Audiodeskription, für ausgewählte Abende
angeboten. Die Audiodeskription liefert
neben dem auf der Bühne gesprochenen Text
zusätzlich eine Beschreibung des Bühnenbil­
des, des Geschehens auf der Bühne oder der
Bewegungen der SchauspielerInnen.
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Die Marke »Burg« ist als eigenständiges und
unverwechselbares visuelles und inhaltliches
Profil in der Stadt erkennbar, nicht zuletzt
aufgrund der jährlichen Eröffnungskampa­
gne zu Saisonstart auf Plakatwänden, City
Lights und Straßenbahnen. Als Informati­
onsmedien dienen Saisonvorschau, Monats­
spielplan und das fünfmal als Beilage in
Liliom © Burgtheater GmbH
Georg Soulek
der Tageszeitung der Standard erscheinende
Burgtheatermagazin SpielBurgSchau, das zu­
sätzlich per Post an alle AbonnentInnen ver­
sandt wird. Bewährte Medienkooperationen
mit ORF Radio Wien, Ö1, Standard, Falter
und Wien live werden flankierend fortgesetzt.
Die umfangreiche Website www.burgtheater.at wird laufend erweitert. Seit 2012/13
gibt es den Burgtheater-App für Iphone und
Android Handys. Stetig steigende Zugriffe
auf die facebook-Seite des Burgtheaters und
twitter tragen der wachsenden Bedeutung
von »Social Media Angeboten« Rechnung.
Die jeweils in der Vorsaison angesetzte Spiel­
planpräsentation erregt große mediale Auf­
merksamkeit, durch die Dichte an Premieren
und Projekten sowie den hohen Bekannt­
heitsgrad des Ensembles ist eine durchge­
hende Präsenz in Print- und Online-Medien,
in Hörfunk und Fernsehen mit Ankündigun­
gen, Rezensionen, Interviews, Porträts und
Reportagen gesichert.
BesucherInnen
Die Rekordspielzeit 2011/12 konnte an
Veranstaltungen noch übertroffen werden:
430.653 BesucherInnen kamen in 896 Vor­
stellungen in das Burgtheater und dessen
Spielstätten. Damit wurde eine Sitzplatzaus­
lastung von 86% und € 7,6 Mio. an Karten­
erlösen erreicht.
141
Budget
Tabelle 14 Budgetzahlen der
Burgtheater GmbH für die
Geschäftsjahre 2011/2012 und
2012/13 in Tausend €
Budgetposten
2012/2013
2011/2012
9.836
10.019
Karteneinnahmen
7.486
7.354
sonstige Umsatzerlöse
2.350
2.665
Aktivierte Eigenleistungen
1.701
2.254
47.205
48.267
46.431
46.431
774
1.836
-48.036
-38.603
--17.859
-13.323
Abschreibungen
-14.124
-12.226
Betriebsergebnis
-21.276
-3.612
633
-92
-20.643
-3.705
1.000
41
Kapitalherabsetzung
0
3.653
Gewinnvortrag
0
11
-19.643
0
Umsatzerlöse
davon:
Sonstige betriebliche Erträge
davon:
Basisabgeltung
sonstige betriebliche Erträge
Personalaufwand*
Material und sonstige betriebliche Aufwendungen**
Finanzergebnis
Jahresfehlbetrag
Veränderung Rücklagen
Bilanzgewinn
* inkl. eines Betrages in Höhe von bis zu € 7,9 Mio. für mögliche Steuernachzahlungen.
** inkl. eines Betrages in Höhe von bis zu € 1,893 Mio. als Vorsorge für bestehende Ungewissheiten und sonstige Risiken.
Perspektiven
Künstlerisch und in der Akzeptanz der Besu­
cherInnen weiterhin auf Erfolgskurs bleibt
das Burgtheater auch in seiner Jubiläums­
spielzeit »125 Jahre Haus am Ring«, die mit
einem Theaterkongress im Oktober 2013
gefeiert wird. Große Shakespeare-Produk­
tionen und Bühnenklassiker von Nestroy,
Brecht und Hebbel gestalten den Burgthea­
terspielplan, das Zeitzeugenprojekt 75 Jahre
nach dem Novemberpogrom 1938 findet
starkes Publikumsinteresse und wird zum
Berliner Theatertreffen eingeladen. Das
142
Akademietheater zeigt neben Ibsen, Dorst
und Tschechow drei Uraufführungen und
im Kasino inszeniert erstmals die britische
Starregisseurin Kathie Mitchell. Thomas Kö­
nigstorfer wurde im September 2013 neuer
kaufmännischer Geschäftsführer.
Im Lauf der Spielzeit 2013/14 wurden
zunächst die frühere kaufmännische Ge­
schäftsführerin und stellvertretende künst­
lerische Direktorin, in weiterer Folge auch
der künstlerische Geschäftsführer nach einer
Gebarungsprüfung und forensischen Un­
tersuchung entlassen. Der Geschäftsbericht
2012/13 wird mit einem Bilanzverlust von
€ 19,6 Mio. abgeschlossen. Dr. Josef Oster­
mayer, seit 01. März 2014 amtierender Bun­
desminister für Kunst und Kultur, Verfassung
und öffentlichen Dienst, betraute am 19.
März 2014 Karin Bergmann mit der interi­
mistischen künstlerischen Geschäftsführung
bis längstens August 2016. Die künstlerische
Geschäftsführung ab 2016/17 wurde ausge­
schrieben. Um eine klare Funktionstrennung
zwischen Eigentümer (Generalversammlung)
und Aufsichtsrat zu erreichen, zieht sich der
Geschäftsführer der Bundestheater-Holding
am 11. März 2014 aus den Aufsichtsräten
der Tochtergesellschaften des Bundesthea­
terkonzerns zurück und entsendet den Pro­
kuristen der Bundestheater-Holding in diese
Aufsichtsräte. Der Aufsichtsrat des Burgthe­
aters wählt Dr. Christian Strasser zum neuen
Vorsitzenden.
143
Wiener Staatsoper GmbH
www.wiener-staatsoper.at
•• Dominique Meyer, Direktor
•• Franz Welser-Möst,
Generalmusikdirektor
•• Manuel Legris, Ballettdirektor
•• Thomas W. Platzer, Kaufmän­
nischer Geschäftsführer
Aufsichtsrat 2013
•• Dr. Georg Springer (Vorsitzender)
•• Dr. Viktoria Kickinger (Stellvertreterin des Vorsitzenden)
•• MR Dr. Monika Hutter
•• Mag. Susanne Moser
•• Dr. Christian Strasser
•• Univ.-Prof. Dr. Clemens Jabloner
•• Univ.-Prof. Dr. Karl Korinek
•• Gen. Dir. Dr. Walter Rothensteiner
•• BRV Michael Dittrich
•• BR KS Herwig Pecoraro
Wiener Staatsoper © Wiener
Staatsoper GmbH / Michael
Pöhn
Profil
Die Wiener Staatsoper zählt zu den inter­
national bedeutendsten Opernhäusern. Die
Spielzeit von September bis Juni bietet über
300 Vorstellungen von mehr als 60 ver­
schiedenen Opern- und Ballettwerken. Die
künstlerischen Eckpfeiler dieses Opernhauses
sind das Staatsopernorchester / Wiener Phil­
harmoniker, das Bühnenorchester, der Chor
sowie das fest engagierte SolistInnen- und
das Ballett-Ensemble. Hinzu kommen in­
ternationale Gast-SängerInnen, -TänzerInnen
und DirigentInnen.
144
Insgesamt arbeiten am Haus am Ring rund
950 fix angestellte MitarbeiterInnen, inklu­
sive Technik, Direktion und Verwaltung.
Spielplan
Ein zentrales Anliegen der Staatsoperndi­
rektion ist die Repertoire-Pflege und Reper­
toire-Erneuerung sowie eine systematische
Repertoire-Erweiterung durch zahlreiche Erst­
aufführungen. In der Saison 2012/2013 war
dies die Erstaufführung der Pariser Fassung
in der Originalsprache von Alceste sowie die
Staatsopern-Erstaufführung von Pollicino.
In der Wiener Staatsoper findet jährlich der
Wiener Opernball statt. Am Tag darauf kön­
nen 7.000 Kinder aus ganz Österreich in der
Dekoration des Opernballs Die Zauberflöte
für Kinder erleben.
2012/2013 standen 48 Opern, eine Ope­
rette, vier Kinderopern, neun Ballettwerke
und 30 Matineen auf dem Spielplan der
Wiener Staatsoper.
Pollicino (Henze)
28. April 2013
Véronique Gens als Alceste © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Margarita Gritskova als Tisbe, Tara Erraught als Angelina und
Valentina Naforniţă als Clorinda in La cenerentola © Wiener
Staatsoper / Michael Pöhn
Tristan und Isolde (Wagner)
13. Juni 2013
Ballett: Nurejew Gala 2013
29. Juni 2013
Premieren 2012/2013
Ballett: Der Nussknacker (Nurejew)
7. Oktober 2012
Alceste (Gluck)
12. November 2012
Musikalische Neueinstudierung
2012/2013
Capriccio (Strauss)
20. Juni 2013
Wiederaufnahmen 2012/2013
Ariadne auf Naxos (Strauss)
19. Dezember 2012
La cenerentola (Rossini)
26. Jänner 2013
Ballett: Tanzperspektiven
(Dawson | Pickett | Maillot | de Bana)
20. Februar 2013
I vespri siciliani (Verdi)
9. September 2012
Das Traumfresserchen (Hiller)
im A1 Kinderopernzelt
16. September 2012
145
Die Meistersinger von Nürnberg (Wagner)
21. November 2012
Ballett
Belgrade Dance Festival
Mehrteiliger Abend
12. April 2013 | Belgrade Dance Festival,
Sava Centar Belgrad
Ballett: Manon (MacMillan)
8. Jänner 2013
Die Feen (Wagner) im A1 Kinderopernzelt
24. Februar 2013
Aida (Verdi)
14. März 2013
Festival Les Étés de la Danse
Nurejew-Hommage, Mehrteilige Abende,
Don Quichotte (Nurejew – Minkus)
4. bis 27. Juli 2013 | Paris, Les Étés de la
Danse, Théâtre du Châtelet Paris
Wozzeck (Berg)
24. März 2013
Kulturvermittlung
La Fille du régiment (Donizetti)
28. April 2013
SolistInnenkonzerte 2012/2013
Jonas Kaufmann | Klavier: Helmut Deutsch
23. Oktober 2012
Ramón Vargas | Klavier: Mzia Bakhtouridze
15. Jänner 2013
Angela Denoke | Klavier: Tal Balshai | Klarinette, Saxophon: Norbert Nagel
13. Februar 2013
Ferruccio Furlanetto | Klavier: Igor Tchetuev
28. Mai 2013
Gastspiele 2012/2013
8. Japan-Gastspiel der Wiener Staatsoper
Salome (Strauss) | Tokio, Bunka Kaikan |14.,
16., 19. Oktober 2012
Le nozze di Figaro (Mozart) | 20., 23., 28.
Oktober 2012 | Yokohama, Kenmin Hall
Die Zauberflöte für Kinder (Mozart) |
26. Oktober 2012 | Yokohama, Kanagawa
Arts Theatre
Anna Bolena (Donizetti) | 27., 31. Oktober,
4. November 2012 | Tokio, Bunka Kaikan
Richard Strauss Festival
Ariadne auf Naxos (Strauss)
Kongresshaus
(Festsaal
Garmisch-Partenkirchen
14. Juni 2013
146
Werdenfels),
Zu Saisonbeginn veranstaltete die Wiener
Staatsoper am 2. September 2012 einen Tag
der offenen Tür. An zwei Terminen konnten
interessierte BesucherInnen das Haus und
den Opernbetrieb aus einem neuen Blickwin­
kel kennenlernen. Viele Bereiche, die an den
normalen Vorstellungstagen für das Publi­
kum nicht zugänglich sind, durften betreten
werden, so etwa die Haupt-, Seiten- und
Hinterbühne oder die Probensäle. Aus nächs­
ter Nähe konnte SolistInnen, dem Chor, Or­
chester und Ballett bei musikalischen und
szenischen Proben über die Schulter geschaut
werden. Ebenso gab es Einblicke in die Ar­
beit der Abteilungen Kostüm und Maske, des
Notenarchivs und der Requisite. Großen Zu­
spruch erhielten die Technik-Show einer der
weltweit modernsten Bühnenanlagen sowie
ein für den Tag der offenen Tür produzierter
Kurzfilm.
Mit hervorragender Bildqualität und ab­
wechslungsreicher Kameraführung mit sechs
HD-Kameras setzte die Wiener Staatsoper die
im Mai 2009 begonnenen Live-Übertragun­
gen auf den Herbert von Karajan-Platz fort.
In den Monaten September 2012 sowie März,
April, Mai und Juni 2013 wurden insgesamt
80 ausgewählte Vorstellungen der Wiener
Staatsoper live auf eine LED-Videowand auf
den Herbert von Karajan-Platz übertragen.
Dadurch machte die Wiener Staatsoper die
Aufführungen einem noch breiteren Publi­
kum zugänglich, öffnete das Haus und gestal­
tete den Herbert von Karajan-Platz zu einem
belebten Platz der Kultur. 45 Minuten vor
der Vorstellung und in den Pausen wurden
Informationen über das jeweilige Werk, die
Besetzung, die Wiener Staatsoper und ihre
Vorstellungen sowie allgemeine Informatio­
nen und die SponsorInnen präsentiert.
Zum Saisonauftakt wurden unter dem
Motto »Wiener OpeRn Air« die Vorstellun­
gen von L’elisir d’amore am 6. und Don
Carlo am 7. September 2012 auf einen großen
LED-Screen am Vorplatz der Elbphilharmonie
in der Hamburger Hafencity live übertragen.
Mit Pollicino wurde zum ersten mal seit
zwölf Jahren wieder eine Kinderoper auf der
Großen Bühne gespielt. Mit 30 Vorstellun­
gen von zwei Kinderopern und acht Tanz­
demonstrationen sowie vier Aufführungen
von Cipollino der Ballettschule der Wiener
Staatsoper im A1 Kinderopernzelt hat sich
die Wiener Staatsoper auch 2012/2013 be­
müht, die Theaterbedürfnisse von Kindern
ernst zu nehmen und den musikalischen
Nachwuchs zu pflegen.
7.000 neun- und zehnjährige Schulkin­
der aus ganz Österreich besuchten am 8.
Februar 2013 kostenlos die zwei Vorstel­
lungen von Die Zauberflöte für Kinder in
der Dekoration des Wiener Opernballs. Die
Abwicklung der Einladungen an Österreichs
Schulen, die Anmeldungen und die Karten­
vergabe für die geschlossene Vorstellung
um 14.30 Uhr erfolgten über das Bundesmi­
nisterium für Unterricht, Kunst und Kultur
sowie über die Landesschulräte Österreichs
und den Stadtschulrat für Wien. Für die
Vorstellung um 17.00 Uhr wurden 3.500
kostenlose Karten ausgegeben.
In der Spielzeit 2012/2013 wurden vier
Matineen zu den Premieren veranstaltet.
Des Weiteren gab es eine Matinee anlässlich
des 85. Geburtstages von Kammersängerin
Christa Ludwig, moderiert von Karl Löbl.
Außerdem fanden elf Matineen der
Reihe Das Ensemble stellt sich vor sowie
zehn Kammermusik-Matineen der Wiener
Philharmoniker statt.
Generalmusikdirektor Franz WelserMöst veranstaltete zwei Gesprächsmatineen
im Gustav Mahler-Saal unter dem Titel Positionslichter. Beim ersten Termin sprach er
mit Peter Stein und Konrad Paul Liessmann
über die Frage »Ist das deutsche Regietheater
tot?«, beim zweiten diskutierte er mit Rüdi­
ger Safranski über »Die Sehnsucht nach der
Sehnsucht oder die Vollendung der deutschen
Romantik im Tristan«.
Darüber hinaus fanden zwei Publikums­
gespräche mit dem Direktor, dem Kaufmän­
nischen Geschäftsführer und dem Publi­
kumsforum statt.
Vor den Vorstellungen von 15 ausge­
wählten Opern wurden Werkeinführungen
angeboten.
Um Teenager für Oper und Ballett zu
begeistern, wurde Jugendlichen im Alter von
15 bis 18 Jahren ermöglicht, Vorstellun­
gen der Wiener Staatsoper zum ermäßig­
ten Preis zu besuchen. Drei Stunden vor
Aufführungsbeginn wurden die Jugendlichen
von einem Mitarbeiter der Opern- oder der
Ballett-Dramaturgie in Empfang genommen
und erhielten Informationen über Oper bzw.
Ballett und die Wiener Staatsoper sowie eine
kurze Werkeinführung zur Produktion. Un­
mittelbar vor Vorstellungsbeginn hatten die
SchülerInnen die Gelegenheit, einen Blick
hinter die Kulissen zu werfen; inklusive einer
technischen Führung auf der Bühne. Nach
der Vorstellung konnten die Jugendlichen
mit den KünstlerInnen des Abends über ihre
Eindrücke diskutieren.
In Kooperation mit dem Stadtschulrat
für Wien, aber auch mit Schulen aus den
Bundesländern, wurden Schulprojekte zu den
Neuproduktionen veranstaltet. Dabei bekam
jeweils eine Schulklasse Einblick in die Ent­
stehung einer Opern- oder Ballettproduktion
und die Gelegenheit, mit RegisseurIn bzw.
ChoreographIn und anderen künstlerisch
Mitwirkenden Gespräche zu führen.
Um den Nachwuchs beim Publikum
der Wiener Staatsoper zu fördern, wurde
für Kinder bis zum vollendeten 14. Lebens­
jahr bei Opern- und Ballettvorstellungen ein
Kontingent von maximal 100, mindestens
jedoch 25 Kinderkarten zum Einheitspreis
von 15 Euro (unabhängig von der gewählten
Preiskategorie) zur Verfügung gestellt. In der
Saison 2012/2013 wurden 5.923 Kinderkar­
ten ausgegeben.
Die Wiener Staatsoper bietet mit der
Opernschule für Kinder seit September 2001
147
einen mehrjährigen Ausbildungslehrgang für
stimmlich begabte und musikalische Kinder
zur Mitwirkung in Bühnenproduktionen der
Wiener Staatsoper an. Im »Basischor« erhal­
ten die Kinder neben den Chorproben indivi­
duellen Gesangsunterricht. Die Hauptaufga­
ben des Kinderchores in der Oper übernimmt
der »Kernchor« ab dem 2. Ausbildungsjahr.
Die musikalisch-künstlerische Ausbildung
der Kinder erfolgt in den Bereichen Chor­
gesang, Stimmbildung, szenisches Gestalten,
Sprecherziehung, Gehörbildung sowie Solo­
gesang und Bewegen in Einzel-, Gruppenund Ensembleunterricht. Die Opernschule
bietet auch Jugendlichen, die aus den Kin­
derkostümen entwachsen sind mit dem Ju­
gendchor »OPERA-teens« ein professionelles
Podium. In der Saison 2012/2013 wirkten die
Kinder der Opernschule in 71 Vorstellungen
der Wiener Staatsoper mit.
Die Ballettschule der Wiener Staatsoper
bietet eine umfassende praktische und theo­
retische Bühnentanz-Ausbildung. Der Unter­
richt umfasst Klassischen Tanz, Pas de deux,
Repertoire, Charaktertanz, Contemporary
Dance, Jazz Dance / Dance Rhythms, Inter­
pretation / Improvisation, Wiesenthal-Tech­
nik, Historischen Tanz, Rhythmik, Anatomie
und Theorie. Die Ballettschule ist in acht
Ballettklassen sowie eine praxisbezogene
Theaterklasse eingeteilt. Durch die Koope­
ration mit dem Ballettzweig des Bundesre­
algymnasiums mit musischem Schwerpunkt
(HIB), Wien 3, Boerhaavegasse, und dem
angeschlossenen Internat ist eine optimale
Schulausbildung mit Matura-Abschluss ge­
währleistet. Eine weitere Zusammenarbeit
gibt es seit 2011 mit der Kooperativen Mit­
telschule in der Renngasse, wodurch den
SchülerInnen der Ballettschule ermöglicht
wird, die Pflichtschule (von zehn bis 15 Jah­
ren) zu absolvieren.
In der Saison 2012/2013 wirkten die
ElevInnen der Ballettschule in 80 Vorstel­
lungen in der Wiener Staatsoper und in der
Volksoper Wien mit.
Im Staatsopernmuseum dokumentiert
eine Dauerausstellung die Geschichte des
Hauses seit dessen Eröffnung am 25. Mai
1869. Anhand von historischen Kostümen,
Bühnenbildentwürfen, Abendzetteln und an­
148
deren Dokumenten werden wichtige Ereig­
nisse wie Ur- und Erstaufführungen, bedeu­
tende Inszenierungen oder maßstabsetzende
musikalische Interpretationen in Erinnerung
gerufen. An drei Info-Terminals können
die Besetzungen und Bühnenbilder zu allen
Opernvorstellungen seit November 1955
abgerufen werden. In der Saison 2012/2013
wurden im Staatsopernmuseum außerdem
die Sonderausstellungen Mimi Coertse: Eine
Wienerin aus Südafrika, Bernd Weikl – Verachtet mir die Meister nicht und Waldemar
Kmentt – O zauberhafter Klang gezeigt.
2012/2013 wurde im Gustav MahlerSaal der Wiener Staatsoper die Ausstellung
Wagner und die Wiener Oper gezeigt, am
Balkonumgang war die Ausstellung Zeichnungen von Benedikt Kobel zu sehen.
In Kooperation mit museum in progress
wird seit 1998 die Ausstellungsreihe Eiserner Vorhang (Safety Curtain) realisiert, die
den Eisernen Vorhang temporär in einen
dynamischen Ausstellungsraum zeitgenös­
sischer Kunst verwandelt. In der Spielzeit
2012/2013 gestaltete der britische Künstler
David Hockney das 15. Großbild für den
Eisernen Vorhang.
In der Saison 2012/2013 nahmen
177.170 Personen an Führungen durch das
Gebäude der Wiener Staatsoper teil – für
Kinder wurden eigene Kinderführungen an­
geboten. Im Zeitraum von 1. September 2012
bis 31. August 2013 fanden 875 Führungen
in zehn Sprachen statt.
Im Rahmen der Kooperation Lied.
Bühne mit der Gesellschaft der Musikfreunde
in Wien fanden fünf Liederabende mit Solis­
tInnen der Wiener Staatsoper im Gläsernen
Saal des Wiener Musikvereins statt, die beim
Publikum großen Anklang fanden.
Von 4. bis 7. April 2013 fand erst­
mals eine Konferenz von Opera Europa,
der Interessensvertretung von europäischen
Opernhäusern, in Wien statt. Die Konferenz,
die anlässlich des Jahres der Europäischen
BürgerInnen unter dem Thema Citizenship
stand, wurde von EU-Kommissionspräsident
José Manuel Barroso mit einer Rede über
den Anspruch des europäischen Bürgers auf
Kultur (The European Citizen’s Entitlement
to Culture) eröffnet.
Anschließend diskutierten die Direktoren
von Wiener Staatsoper (Dominique Meyer),
Volksoper Wien (Robert Meyer), Theater an
der Wien (Roland Geyer) und der Geschäfts­
führer der Bundestheater-Holding Dr. Georg
Springer unter dem Titel Wie viel Oper verträgt die Stadt über die Sonderstellung Wiens
im internationalen Opernbetrieb. An der
Veranstaltung in der Wiener Staatsoper und
in der Volksoper Wien nahmen rund 350 In­
tendantInnen, kaufmännische Geschäftsfüh­
rerInnen, BetriebsdirektorInnen, Technische
LeiterInnen sowie Marketing- und Sponso­
ring-Verantwortliche von 86 Opernhäusern
aus 32 Ländern teil.
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Die Wiener Staatsoper produziert regel­
mäßige Druckschriften wie den Monats­
spielplan, die Monatszeitschrift Prolog,
Programmhefte zu den Premieren, Plakate
mit Ankündigungen der Vorstellungen und
Veranstaltungen, jährlich die Saisonvorschau
sowie den Geschäftsbericht. In der Saison
2012/2013 erschienen zudem die Publikatio­
nen Wagner und die Wiener Oper, Impressionen zur Spielzeit 2012/2013, Die temporären
Eisernen Vorhänge 1998/1999–2012/2013,
Fotobücher zu den Produktionen Alceste,
Ariadne auf Naxos, Cardillac, Carmen, La
cenerentola, Don Carlo, Eugen Onegin,
Der Nussknacker und Werther, die Fotobü­
cher Wiener Opernball 2013 und KS Elīna
Garanča sowie je ein Wandkalender für das
Jahr 2013 mit Fotos aktueller Opern- bzw.
Ballettproduktionen. Außerdem wurde eine
Broschüre mit den aktuellen Lebensläufen
aller KünstlerInnen des Hauses in der Sparte
Oper veröffentlicht. Darüber hinaus erschien
das Buch Glamour – Costumes | Kostüme |
Costumes mit Texten von Dominique Meyer
und Annette Beaufaÿs – Fotos: Lois Lammer­
huber (Edition Lammerhuber).
Erstmals gab es bei L’elisir d’amore im
September 2012 zu einer Staatsopernproduk­
tion neben einem neuen deutschen auch ein
englischsprachiges Programmheft. Englische
Programmhefte wurden in weiterer Folge für
die Premierenproduktionen, Wiederaufnah­
men und ausgewählte Repertoirewerke der
Spielzeit produziert.
Im Dezember 2012 ging die offizielle
Facebookseite der Wiener Staatsoper online.
Informationen zu laufenden Vorstellungen,
Backstage-Eindrücke, Fotos und Videos er­
öffnen dem Haus neue Möglichkeiten, direkt
mit seinen Besucherinnen und Besuchern in
Kontakt zu treten.
Im März 2013 präsentierte Direktor
Dominique Meyer auch das Redesign des
Webauftritts der Wiener Staatsoper. Nach
diesem Relaunch wirkt die Webseite nun
noch eleganter, übersichtlicher und ist vor
allem auch informativer und funktioneller.
Eine Slideshow auf der Startseite sowie ein
erweiterter Newsbereich informieren über
die nächsten Höhepunkte am Spielplan. Ein
gewünschter Vorstellungstermin kann von
jeder Seite aus direkt über einen Kalender
ausgewählt werden. Gleichzeitig werden
mehr Multimediainhalte, wie etwa Produk­
tionsfotos und -videos, angeboten und ak­
tuelle Inhalte erweitert (Debüts, Interviews,
Künstlerportraits). Der Facebook-Auftritt
der Wiener Staatsoper ist jetzt direkt über
die Webseite aufrufbar.
Seit Juni 2013 ist die japanische Website
der Wiener Staatsoper online. Somit sind die
wichtigsten Informationen zum Haus, Spiel­
plan, zu den Neuigkeiten und Aktivitäten der
Wiener Staatsoper für das opernbegeisterte
japanische Publikum, mit dem die Wiener
Staatsoper eine langjährige Partnerschaft
nicht zuletzt aufgrund der regelmäßigen
mehrwöchigen Gastspiele verbindet, in ja­
panischer Sprache verfügbar. Für die Wie­
ner Staatsoper bedeutete dies einen weiteren
wichtigen Schritt bei der Verbesserung der
Servicequalität für die internationalen Gäste.
Die Spielplan-App der Wiener Staats­
oper wurde überarbeitet und noch benut­
zerfreundlicher gestaltet. Der Fokus lag auf
Cross-Device-Kompatibilität, um die Inhalte
auf verschiedenen Smartphones und Tablets
noch einfacher und einheitlicher zugänglich
zu machen. Die Werkinformationen inner­
halb der App inkludieren jetzt auch Produk­
149
KS Nina Stemme als Isolde und
KS Peter Seiffert als Tristan in
Tristan und Isolde © Wiener
Staatsoper / Michael Pöhn
tionsvideos, aktuelle News informieren über
das Geschehen am Haus und das Monatsma­
gazin ist innerhalb der App abrufbar.
Regelmäßige E-Mail-Newsletter infor­
mieren KundInnen und Interessierte über
aktuelle Vorstellungen und Veranstaltungen,
Umbesetzungen sowie Restkartenangebote.
Weiters bietet die Wiener Staatsoper seit
April 2011 auf www.wiener-staatsoper.at/
archiv ein Spielplanarchiv an, wo sämtli­
che Opern-Aufführungen seit der Wieder­
eröffnung 1955 abgerufen werden können.
Systematisch werden auch die historischen
Aufführungen – zurückreichend bis 1869
– aufgearbeitet.
Die Vorstellung von Richard Strauss’
Capriccio am 27. Juni 2013 wurde live auf
ORF 2 sowie Classica HD übertragen.
Außerdem wurden Wiederholungen von
Opernaufzeichnungen auf ORF 2 und III,
Classica HD und 3sat sowie zahlreiche Fern­
seh-Dokumentationen und Portraits gesendet.
Radio Ö1 hat in der Saison 2012/2013
vier Opernpremieren sowie einige Reper­
toirevorstellungen, insgesamt zehn Abende
der Wiener Staatsoper, größtenteils live über­
tragen, die auch von zahlreichen Stationen
der European Broadcast Union (EBU) – ins­
gesamt 88 Hörfunk-Ausstrahlungen – über­
nommen wurden.
150
Darüber hinaus standen die Wiener Staats­
oper und ihre KünstlerInnen immer wieder
im Mittelpunkt diverser Sendungen von Ö1
sowie von Radio Stephansdom.
In der Edition Wiener Staatsoper Live er­
schienen in der Spielzeit 2012/2013 drei neue
CDs mit Archivaufnahmen (Richard Wagners
Lohengrin – Aufnahme der Premiere vom 16.
Mai 1965, Die Walküre – Aufnahme des 1.
Aktes der Premiere vom 2. Dezember 2007
und Der Ring des Nibelungen – Aufnahme
vom November 2011) sowie zwei DVDs von
Produktionen der Wiener Staatsoper (Richard
Strauss’ Arabella – Aufnahme vom 9. Mai
2012 und die Kinderoper nach Richard Wag­
ner Die Feen – Aufnahme vom 3. März 2012).
Die Aufnahme von Richard Wagners
Der Ring der Nibelungen war für einen
Grammy in der Kategorie »Best Opera Re­
cording« nominiert.
Bei verschiedenen Pressekonferenzen sowie
durch Presseaussendungen wurden die Me­
dienvertreterInnen regelmäßig über das Ge­
schehen an der Wiener Staatsoper informiert.
Die hohe Präsenz in diversen Print- und
Online-Medien, in Hörfunk und Fernsehen
(national und international) mit Ankündi­
gungen, Rezensionen, Berichten, Interviews,
Porträts, Reportagen etc. zeugt von der weit­
reichenden Resonanz der Aktivitäten der
Wiener Staatsoper.
BesucherInnen
In der Saison 2012/2013 fanden auf der
Hauptbühne der Wiener Staatsoper 289 Vor­
stellungen vor insgesamt 584.124 Besuche­
rInnen statt. Die Sitzplatzauslastung betrug
99,19%. Weiters fanden auf der Hauptbühne
der Wiener Staatsoper sieben Matineen statt,
die von 6.424 Gästen besucht wurden, sowie
23 Matineen im Gustav Mahler-Saal, die von
3.736 Gästen besucht wurden.
Im A1 Kinderopernzelt wurden 42 Vor­
stellungen gezeigt, die von insgesamt 5.440
ZuschauerInnen, vornehmlich Kindern, be­
sucht wurden.
Die GesamtbesucherInnenzahl in der
Saison 2012/2013 betrug 599.724.
Budget
Budgetposten
2012/2013
2011/2012
45.088
38.472
Kartenvertrieb
33.120
31.306
sonstige Umsatzerlöse
11.968
7.166
466
425
63.071
59.451
58.777
54.577
4.294
4.874
Personalaufwendungen
-76.303
-72.697
Material und sonstige betriebliche Aufwendungen
-24.593
-23.474
-7.224
-7.459
504
-5.280
Finanzergebnis
1.026
90
Jahresverlust
1.529
-5.190
-76
5.191
2
1
1.455
2
Umsatzerlöse
davon
andere aktivierte Eigenleistungen
sonstige betriebliche Erträge gesamt
davon
Basisabgeltung
sonstige betriebliche Erträge
Abschreibungen
Betriebsergebnis
Auflösung/Zuweisung von/zu Gewinnrücklagen
Gewinnvortrag
Bilanzgewinn
Perspektiven
Für die Spielzeit 2013/2014 sind fünf Opern­
premieren im großen Haus angesetzt: Gia­
como Puccinis La fanciulla del West, Wolf­
gang Amadeus Mozarts Die Zauberflöte,
Antonín Dvořáks Rusalka, Francesco Ci­
leas Adriana Lecouvreur, Richard Wagners
Lohengrin und Leoš Janáčeks Das schlaue
Füchslein. Im A1 Kinderopernzelt findet die
Uraufführung von Elisabeth Naskes Das
Städtchen Drumherum statt.
Ballettdirektor Manuel Legris präsen­
tiert in der Wiener Staatsoper drei Premieren:
Ballett-Hommage mit Choreographien von
William Forsythe, Natalia Horecna und Ha­
rald Lander, Rudolf Nurejews Schwanensee
sowie die Nurejew Gala 2014.
Gastspiele führen die Wiener Staatsoper mit
einer konzertanten Vorstellung von Wolf­
gang Amadeus Mozarts Le nozze di Figaro
nach Hamburg, mit Le nozze di Figaro
(szenisch) nach Muscat, sowie – in Koopera­
tion mit den Wiener Philharmonikern – mit
Ludwig van Beethovens IX. Symphonie,
Alban Bergs Wozzeck und Richard Strauss’
Salome nach New York.
Das vielfältige Programm mit insge­
samt 53 Opern- und neun Ballettwerken
wird ergänzt mit folgenden etablierten
Veranstaltungsreihen:
•• Matinee-Reihe Das Ensemble stellt sich
vor: An insgesamt zehnTerminen prä­
sentieren sich junge EnsemblesängerIn­
nen abseits des Vorstellungsbetriebes.
•• Solistenkonzerte: An sechs Abend­
terminen stellen international
151
Tabelle 15 Budgetzahlen der
Wiener Staatsoper GmbH für
die Geschäftsjahre 2011/2012
und 2012/13 in Tausend €
••
••
herausragende InterpretInnen at­
traktive Konzertprogramme vor.
Kammermusik-Reihe der Wiener
Philharmoniker: In zehn Mati­
neen musizieren Mitglieder des
Orchesters in wechselnden En­
sembles und mit unterschiedlichen
Kammermusik-Programmen.
Positionslichter – Gesprächsmatineen
von und mit Franz Welser-Möst: Der
Generalmusikdirektor leitet zwei
Gesprächsrunden mit ausgesuchten,
international gefragten Persönlich­
keiten. Erörtert werden handlungsbe­
stimmende Themen zu Neuproduk­
tionen sowie musikalische Fragen.
Abgerundet wird das umfangreiche Pro­
gramm durch eine Verdi-Gala, den beliebten
Tag der offenen Tür zu Saisonbeginn sowie
verschiedene Matineen.
152
Für den Wiener Opernball am 27. Februar
2014 wird die Wiener Staatsoper zum 58.
Mal in der Geschichte des Hauses in einen
großen Ballsaal verwandelt, wo am darauf­
folgenden Tag zwei Vorstellungen von Die
Zauberflöte für Kinder stattfinden.
Ab 27. Oktober 2013 können dank des
wegweisenden Projektes Wiener Staatsoper
live at home unbegrenzt viele Opern- und
BallettfreundInnen weltweit eine Auswahl
von Vorstellungen der Wiener Staatsoper zu
Hause in höchster Bild- und Tonqualität via
Livestream verfolgen. Die Wiener Staatsoper
setzt sich damit in der Nutzung und Weiter­
entwicklung innovativer Technologien zur
Verbreitung ihrer Vorstellungen international
an die Spitze.
Volksoper Wien GmbH
www.volksoper.at
•• Robert Meyer, Direktor
•• Mag. Christoph Ladstätter, kauf­
männischer Geschäftsführer
Aufsichtsrat 2013
•• Dr. Georg Springer (Vorsitzender)
•• Dr. Viktoria Kickinger (Stellver­
treterin des Vorsitzenden)
•• MR Dr. Monika Hutter
••
••
••
••
••
••
••
Mag. Susanne Moser
Dr. Christian Strasser, MBA
Dr. Ingrid Nowotny
Dr. Hans Michel Piëch
Dr. Leo Wallner
Peter Gallaun
Georg Schuster
Volksoper Wien © Volksoper
Wien GmbH / Dimo Dimov
Profil
••
••
••
••
••
••
••
Über 150 SolistInnen
95 OrchestermusikerInnen
64 ChorsängerInnen
über 100 TänzerInnen
218 TechnikerInnen
1.000 Überraschungen
und nur 1 Haus
Die Volksoper ist Wiens großes Haus
für Operette, Oper, Musical und Ballett, das
anspruchsvolle musikalische Unterhaltung
bietet. Farbig, vielschichtig und lebensfroh
widmet sie sich als einziges Wiener Haus dem
Genre Operette.
Zwischen September und Juni stehen in
knapp 300 Aufführungen rund 30 verschie­
dene Produktionen auf dem Programm des
1.337 Plätze fassenden Repertoiretheaters.
Operette, Oper des 18., 19. und 20. Jahrhun­
derts, klassisches Musical und Ballett sind die
Repertoiresäulen der Volksoper.
Spielplan
Die Volksoper startete am 3. September 2012
auf unkonventionelle Weise mit einem insze­
nierten Flashmob anlässlich der Eröffnungsp­
remiere Ein Walzertraum in die neue Saison.
153
Ziel war es, die Volksoper in einem anderen
Umfeld zu präsentieren, offen und neugierig
auf das Publikum zuzugehen und ungewöhn­
liche Wege der Kommunikation zu beschrei­
ten. Das Wiener Museumsquartier als Ort
der Begegnung erwies sich als idealer Schau­
platz eines Walzertraums, basierend auf der
Musik von Oscar Straus und interpretiert vom
Volksopern-Orchester, von Mitgliedern des
Wiener Staatsballetts und von PassantInnen.
Die Mitglieder des Orchesters standen auch im
Zentrum einer Fotostrecke in der Saisonvor­
schau 2012/13, in der sie an ungewöhnlichen
Orten hinter den Kulissen präsentiert wurden.
Den Premierenreigen eröffnete Ein
Walzertraum in der Regie von Robert
Meyer. Auch zu Saisonende stand mit der
Volksopern-Erstaufführung von Paul Linckes
Frau Luna eine Operetten-Premiere auf dem
Spielplan. Die verkaufte Braut (Regie: Hel­
mut Baumann) und Der Wildschütz (Regie:
Dietrich W. Hilsdorf) – zwei sogenannte
»Volks-Opern«, die zum Kernrepertoire des
Hauses zählen – kehrten in die Volksoper zu­
rück. Als 50. Neuinszenierung der Ära Meyer
feierte Wolfgang Amadeus Mozarts Die
Hochzeit des Figaro in der Regie von Marco
Arturo Marelli Premiere – 23 Jahre nach
Kiss me, Kate © Volksoper
Wien / Barbara Pállfy
seiner ersten Inszenierung an der Volksoper
gelang ihm ein gefeiertes Revival. Einem der
»Jahresregenten« des Jahres 2013, Richard
Wagner, war Loriots kongeniale konzer­
tante Fassung von Wagners RING an einem
Abend gewidmet. 90 MusikerInnen und 20
SolistInnen bildeten den imposanten Rahmen
für die umjubelte Aufführung. Auch Robert
Meyers fulminanter Solo-Abend Tannhäuser
in 80 Minuten wurde anlässlich des 200.
Geburtstages des Komponisten wieder in das
Programm aufgenommen.
56 Jahre nach der Österreichischen Erst­
aufführung erlebte das Musical Kiss me, Kate
eine von Publikum und Presse gleicherma­
ßen gefeierte Neuinszenierung (Regie: Bernd
Mottl). Zusatzvorstellungen zeugen von der
ungeheuren Popularität dieses klassischen
Musicals.
Blaubarts Geheimnis war die erste Bal­
lettpremiere des Wiener Staatsballetts in der
Saison 2012/13. Mitte März 2013 folgte
mit Ein Sommernachtstraum ein weiterer
Ballett-Höhepunkt. Die dritte Ballettpremi­
ere, Kreation und Tradition, schloss den
Ballettpremierenreigen ab.
Der erstmals abgehaltene Perückenfloh­
markt im Jänner wurde angesichts der bevor­
stehenden Faschingszeit von BesucherInnen
sehr gut angenommen und war in kürzester
Zeit ausverkauft.
Das bereits zum vierten Mal veranstal­
tete Sponsoringdinner stand 2013 unter dem
Motto Ein Sommernachtstraum. 120 Be­
sucherInnen nahmen dabei auf der Bühne
Platz und wurden von kulinarischen und
musikalischen »Schmankerln« verwöhnt;
die Einnahmen des Abends ermöglichten die
Neugestaltung der Damen-Chorgarderoben.
Abgerundet wurde der Spielplan mit
Sonderveranstaltungen wie dem Weihnachtskonzert, mit einem Abend der Wiener Comedian Harmonists und vielem mehr.
Premieren
Ein Walzertraum (Straus)
08. September 2012
Kiss me, Kate (Porter)
27. Oktober 2012
154
Ein Sommernachtstraum
(Elo/Mendelssohn Bartholdy)
16. März 2013
Der Wildschütz (Lortzing)
20. April 2013
Kreation und Tradition. Ein Abend
mit dem Wiener Staatsballett
(Künstlerische Leitung: Manuel Legris)
27. April 2013
Wagners RING an einem Abend
(Wagner/Loriot)
23. Mai 2013
Frau Luna (Lincke)
08. Juni 2013
Wiederaufnahmen
Die Hochzeit des Figaro © Volksoper Wien / Barbara Pállfy
Die Hochzeit des Figaro (Mozart)
25. November 2012
Blaubarts Geheimnis (Thoss/Górecki/Glass)
15. Dezember 2012
Die verkaufte Braut (Smetana)
17. Februar 2013
Tosca (Puccini)
04. Oktober 2012
Der Barbier von Sevilla (Rossini)
12. Jänner 2013
Tannhäuser in 80 Minuten (Binder/Nestroy)
14. Juni 2013
Frau Luna © Volksoper Wien /
Barbara Pállfy
155
Kulturvermittlung
Die Volksoper versteht sich als Musikthe­
ater für die ganze Familie und bietet ein
vielfältiges und anregendes Kulturvermitt­
lungsprogramm für Kinder, Jugendliche und
Erwachsene.
In der Saison 2012/13 standen vier Werke
speziell für das junge Publikum auf dem Spiel­
plan: das Familienkonzert Volksoper tierisch,
die Märchenoper Hänsel und Gretel, das
Ballettstück Max und Moritz sowie die Ope­
rette Frau Luna. Zahlreiche Vorstellungen
mit frühen Beginnzeiten erleichterten zudem
Familien mit Kindern den Opernbesuch.
Um Kindern neben dem Vorstellungs­
besuch auch einen aktiven und spielerischen
Zugang zu Musiktheater zu ermöglichen, bot
die Volksoper auch 2012/13 die beliebten
Workshops für Kinder von acht bis 14 Jah­
ren an. Einige Kinderworkshops fanden zu
ausgewählten Produktionen statt: Kiss me,
Kate, My Fair Lady, Die verkaufte Braut und
Frau Luna, weitere zu speziellen Themen wie
Kostüm- und Maskenbildner. Zwei Gesangs­
workshops (Adventsingen und Kinderchor)
sowie ein weiterer Workshop gemeinsam
mit dem Orchester der Volksoper rundeten
das Angebot ab. Die teilnehmenden Kinder
wurden spielerisch an die einzelnen Werke
und an den Theaterbetrieb herangeführt und
hatten die Möglichkeit, nicht nur SängerIn­
nen, MusikerInnen und TänzerInnen ken­
nenzulernen, sondern auch selbst aktiv und
kreativ Musiktheater zu erfahren.
In der Überzeugung, dass der Zugang
zu Operette, Oper und Musical durch aktive
Teilnahme intensiver gestaltet werden kann,
hat die Volksoper bei ausgewählten Vorstel­
lungen ein Kinderrätsel angeboten, bei dem
die jungen ZuseherInnen mittels eines Fra­
gebogens zur Auseinandersetzung mit den
Werken angeregt wurden: Die spinnen, die
Römer!, Madame Pompadour, Kiss me, Kate,
Die Zauberflöte, My Fair Lady, Die verkaufte
Braut, Die Fledermaus, Die lustige Witwe.
Zahlreiche Schulklassen nutzten die
Möglichkeit, gemeinsam mit der Dramaturgie
Bühnenproben der Volksoper zu besuchen. Im
Rahmen von Backstageführungen ermöglichte
156
die Volksoper erwachsenen BesucherInnen
ebenso wie Schulklassen Einblicke in einen
modernen Musiktheaterbetrieb. Insgesamt
nahmen 1.402 Kinder und Jugendliche sowie
201 Erwachsene dieses Angebot in Anspruch.
Ein umfassendes Schulprojekt zur
Paul Lincke Operette Frau Luna, bei dem
SchülerInnen den Entstehungsprozess einer
Neuproduktion vom Bühnenbildentwurf bis
zur Premiere miterlebten, wurde wie jedes
Jahr zu einem großen Erfolg sowohl für die
SchülerInnen der fünf teilnehmenden Wiener
Schulklassen als auch für die MitarbeiterIn­
nen der Volksoper.
In dem seit 2005 bestehenden Kin­
derchor der Volksoper Wien werden 80
Mädchen und Buben im Alter von sieben
bis 15 Jahren in vier Leistungsgruppen in
Chorgesang, Stimmbildung und Sologesang
unterrichtet. Zudem werden mit den Kindern
stückbezogene Choreographien und Solo­
rollen erarbeitet. Nach einem Eignungstest
werden jede Saison etwa 20 Kinder neu
in den Chor aufgenommen. In der Spiel­
zeit 2012/13 trat der Kinderchor in einigen
Produktionen auf: Max und Moritz, Carmen, Carmina Burana, Tosca, Ein Sommernachtstraum, Der Wildschütz, Der Bajazzo,
Weihnachtskonzert.
Bei folgenden Produktionen fanden
Kurzeinführungen durch die Dramaturgie
im Galerie-Foyer jeweils vor der Vorstellung
statt: Rusalka von Antonin Dvořák sowie
Das Wundertheater/Der Bajazzo von Hans
Werner Henze/Ruggero Leoncavallo.
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Den nachhaltigen, erfolgreichen Kurs der
Volksoper durchgängig zu kommunizieren,
bleibt ein wesentliches Anliegen der Öffent­
lichkeitsarbeit. Die Berichterstattung konzen­
trierte sich auf Premieren und Wiederaufnah­
men (Vorberichte, Interviews mit bzw. Porträts
über KünstlerInnen, Premierenfeierberichte
sowie Rezensionen). Zusätzlich wurde eine
Saisonvorschau-Pressekonferenz abgehalten.
Mit speziellen PR-Veranstaltungen wurde ein
Schwerpunkt auf die Gesellschaftsberichter­
stattung gelegt. Medienkooperationen mit
Ö1, ORF Wien und der Kronen Zeitung
unterstützten die Pressearbeit.
In der Weihnachtszeit setzte ORF III in der
Sendereihe Erlebnis Bühne einen Volksopern­
schwerpunkt mit den Ausstrahlungen von
Don Giovanni, Das Land des Lächelns, Die
Weberischen, Die Bernauerin, Antonia und
der Reißteufel sowie Max und Moritz.
Die Arbeit im Bereich Social Media
wurde weiter ausgebaut, besonders zu er­
wähnen ist dabei der Erfolg des Flashmobs
Ein Walzertraum im Museumsquartier.
Die Corporate Identity, die alle Druck­
sorten, Marketingmedien sowie die Home­
page prägt, trägt als Visualisierung die
Vielfalt des Hauses weiterhin sichtbar nach
Außen. Die Plakate, Straßenbahn- sowie UBahn-Werbung kommunizierten ebenfalls
das Selbstverständnis des Hauses als leben­
diges und vielfältiges Musiktheater im Stadt­
bild. In der Saison 2012/13 wurde die Au­
ßenwerbung der Volksoper Wien im Rahmen
einer Kooperation erstmals auf ausgewählte
Werbeflächen der ÖBB ausgeweitet.
Als Ergänzung zu diesem breitenwirksa­
men Werbekonzept hat die Volksoper Wien
ihre zentralen BesucherInnengruppen weiter­
hin auch direkt und individuell angesprochen.
SeniorInnen wurden zum einen durch die
Teilnahme der Volksoper an beiden Wiener
Seniorenmessen sowie an der Bleib Aktiv! Se­
niorenmesse in St. Pölten gezielt angesprochen
und zum anderen mittels eines eigenen Folders,
der zielgerichtet an Seniorenorganisationen
verschickt wurde, informiert.
Das Konzept der direkten Ansprache
wichtiger BesucherInnengruppen wurde in
der Saison 2012/13 intensiviert: Nach den
großen Erfolgen in den letzten Jahren nahm
die Volksoper Wien abermals an der Messe
UniLeben in der Universität Wien teil, auf
der speziell StudienanfängerInnen über das
Studentenangebot der Volksoper Wien infor­
miert wurden.
Das Kinderheft, mit dem Kinder und Familien
gezielt angesprochen werden, wurde abermals
dazu benutzt, der großen Bedeutung des jun­
gen Publikums Rechnung zu tragen.
Das Internet stellt einen immer wichtiger
werdenden Kommunikations- und Vertriebs­
weg dar. Die umfangreiche Website www.
volksoper.at informiert über das Angebot
der Volksoper auf Deutsch, Englisch und Ja­
panisch. Hier wurden konstant Adaptionen
durchgeführt, um die Website noch kunden­
freundlicher und übersichtlicher zu gestalten.
Die Facebook-Seite der Volksoper Wien trägt
der gestiegenen Bedeutung von Social-Me­
dia-Plattformen Rechnung. Die WebApp für
iPhone und Android-Handys wurde dahin­
gehend weiterentwickelt, dass nun auch der
Kartenkauf direkt aus der App heraus mög­
lich ist. Der YouTube-Channel der Volksoper
wurde ausgeweitet und neben den Flashmobs
um zahlreiche Backstagevideos zu den Pro­
duktionen des Hauses ergänzt.
Als größte Neuerung hinsichtlich virtu­
eller Kommunikationswege wurden in der
Saison 2012/13 zwei Apps veröffentlicht,
die die Publikationen der Volksoper Wien in
digitaler Form zugänglich machen. Die Zei­
tung und die Saisonvorschau sind kostenlos
erhältlich, die Programmhefte aller Neupro­
duktionen können um € 0,89 im Apple App
Store und im Google Play Store herunter­
geladen werden. Ergänzt durch zahlreiche
eigens dafür produzierte Videos, Interviews
und Backstageberichte sorgen die Apps für
schnelle und informative Kommunikation
auf mobilen Endgeräten.
BesucherInnen
Die Sitzplatzauslastung in der Saison
2012/13 betrug 82,28%. Die insgesamt 310
Vorstellungen (inkl. der Reihe »Heute im
Foyer...« sowie einer Vorstellung im Musik­
theater Wien MuTh) wurden von 308.008
ZuschauerInnen besucht. Diese Summe
umfasst 44.789 Abonnement-, Wahlabonne­
ment- und Zyklenkarten.
157
Budget
Tabelle 16 Budgetzahlen der
Volksoper Wien GmbH für die
Geschäftsjahre 2011/2012 und
2012/13 in Tausend €
Budgeposten
2012/13
2011/12
8.924
11.060
8.493
8.494
sonstigeUmsatzerlöse
431
2.566
Aktivierte Eigenleistungen
445
392
39.575
40.435
38.802
38.501
773
1.934
Personalaufwand
-36.082
-36.094
Material und sonstige betriebliche Aufwendungen
-10.460
-11.591
Abschreibungen
-5.133
-5.485
Betriebsergebnis
-2.732
-1.283
532
72
-2.200
-1.211
2.200
810
Gewinnvortrag aus dem Vorjahr
0
401
Bilanzgewinn
0
0
Umsatzerlöse
davon:
Karteneinnahmen
Sonstige betriebliche Erträge
davon:
Basisabgeltung
Sonstige betriebliche Erträge
Finanzerfolg
Jahresüberschuss/Fehlbetrag
Auflösung von Rücklagen
Perspektiven
Die erste Operettenpremiere der Saison
2013/14 fand noch im Dezember 2013 statt:
Johann Strauß‘ Eine Nacht in Venedig. Im
März 2014 wird Emmerich Kálmáns Gräfin
Mariza folgen.
Nachdem in der Saison 2012/13 Ri­
chard Wagner gefeiert wurde, werden
2013/14 die Jahresregenten Giuseppe Verdi
mit Il trovatore (Regie: Dietrich W. Hils­
dorf) und Benjamin Britten mit seiner ko­
mischen Oper Albert Herring (Regie: KS
Brigitte Fassbaender) im Zentrum des Spiel­
plans stehen.
Mit Beethovens einziger Oper Fidelio
(200 Jahre nach der Erstaufführung der drit­
ten Fassung) und der konzertanten Auffüh­
158
rung von Richard Strauss‘ Feuersnot (zum
150. Geburtstag des Komponisten) werden
zwei weitere wichtige Jubiläen begangen.
Der weltberühmte Tenor Neil Shicoff
wird in der Wiederaufnahme von Turandot
sein Rollendebüt als Calaf geben.
Für Familien und Kinder sind zwei Pre­
mieren geplant: Märchenwelt Ballett und
– als Koproduktion mit dem MuTh und den
Wiener Sängerknaben – die Österreichische
Erstaufführung von Mike Svobodas Kinde­
roper Erwin, das Naturtalent.
Als Eröffnungspremiere wird der Musi­
cal-Thriller Sweeney Todd (in Anwesenheit
des Komponisten Stephen Sondheim) zur
Premiere gelangen. Erstmals werden im Jän­
ner und Februar Musical-Wochen mit 32
Musicalvorstellungen in 64 Tage program­
miert. Neben der Wiederaufnahme von Guys
and Dolls werden My Fair Lady, Sweeney
Todd und Kiss me, Kate zu sehen sein. Ein
erstmals aufgelegter Musical-Pass wird einfa­
chen und bequemen Zugang zu den begehr­
ten Musical-Karten bieten.
Ein Reigen, als zweite Premiere des Wie­
ner Staatsballetts, wird inhaltlich in Wien um
die Jahrhundertwende führen.
Sonderprogramme wie eine Kálman-Soiree
zum 60. Geburtstag des Komponisten, Reigen-Variationen, Klassik trifft Volksmusik
oder die Musical-Soiree Do I Hear a Waltz
werden das Programm, das zehn Premieren
und drei Wiederaufnahmen umfasst, auch
inhaltlich abrunden.
159
Wiener Staatsballett
www.wiener-staatsballet.at
•• Manuel Legris, Ballettdirektor
•• Mag. Simone Wohinz, Kauf­
männische Leiterin
Aufsichtsrat 2013
•• siehe Wiener Staatsoper
und Volksoper Wien
Profil
Spielplan
Das Wiener Staatsballett ist seit seiner Zu­
sammenlegung am 1. September 2005 eine
eigenständige Arbeitsgemeinschaft der Wie­
ner Staatsoper und Volksoper Wien mit einer
künstlerischen und kaufmännischen Leitung.
Zum Aufgabenbereich der Ballettkompanie
zählen neben abendfüllenden Ballett- und
Tanztheatervorstellungen auch Balletteinla­
gen in Produktionen der Wiener Staatsoper
und der Volksoper Wien sowie die Durch­
führung von Gastspielen. In mehr als 80
Vorstellungen pro Saison kann das Ballett
mit über 100 TänzerInnen fast 140.000 tan­
zinteressierte Besucher in zwei Opernhäusern
begeistern.
Der engagierten Aufbruchsstimmung im
Wiener Staatsballett – hervorgerufen durch
die Ära Manuel Legris – folgten in der Saison
2012/2013 herausragende Gastspiele. Dieser
zunehmenden internationalen Anerkennung
wurde auch in der dritten Spielzeit unter sei­
ner Direktion im Spielplan weiter Rechnung
getragen, um das gängige Ballettrepertoire
sukzessive zu erweitern. An 82 Abenden – 51
in der Wiener Staatsoper, 31 in der Volksoper
Wien – wurden vierzehn neue Stücke dar­
geboten. Das umfangreiche Programm von
vierzehn unterschiedlichen Abenden gliederte
sich in sechs Premieren, eine Wiederauf­
nahme und sieben Repertoireabende, und
gab dem Wiener Publikum erneut die Mög­
lichkeit, noch nie zuvor in Wien gezeigte Bal­
lette und Choreographen kennenzulernen.
Der Nussknacker: Liudmila
Konovalova © Wiener Staatsballett/Michael Pöhn
160
Unterschiedlichste Werke internationaler
und heimischer Choreographen wurden vom
hauseigenen Ensemble – in neuer Prägung
– gekonnt und vielumjubelt präsentiert. So
waren im Haus am Ring, neben den tra­
ditionell/klassischen, auch zeitgenössisch/
neoklassische Aufführungen zu sehen. Die
erste Saisonpremiere in der Wiener Staats­
oper – und zugleich Auftakt zu Ehren des
»Nurejew-Jahres« (75. Geburtstag, 20. To­
destag) – bildete im Herbst Der Nussknacker
in der Choreographie von Rudolf Nurejew.
Im Februar 2013 folgte mit Tanzperspektiven
eine weitere Premiere, die das bemerkens­
wert breitgefächerte Können der Kompanie
auf sehr hohem Niveau unter Beweis stellte,
und vier international renommierten Cho­
reographen die Möglichkeit bot, ihre Arbeit
in Wien zu präsentieren. Dazu kam in dieser
Saison im Jänner 2013 mit Kenneth MacMil­
lans Manon ein weiterer Handlungsballett­
klassiker zur Wiederaufnahme.
In der Volksoper Wien fand im Dezember
2012 die Premiere von Stephan Thoss‘ Stück
Blaubarts Geheimnis statt. Diesem folgte im
März 2013 die Premierenübernahme von
Jorma Elos preisgekröntem Ballett Ein Sommernachtstraum nach William Shakespeare
sowie im April 2013 der mehrteilige Premie­
renballettabend Kreation und Tradition, der
u. a. zahlreiche neue Stücke junger heimischer
Choreographen zur Aufführung brachte.
Gepflegt und intensiviert wurde auch
weiterhin das Repertoire. Im Herbst 2012
fanden auf Grund des Japan Gastspiels der
Wiener Staatsoper erstmals die Wiener Ballett
Tage statt, bei denen das Wiener Staatsballett
die Gelegenheit hatte, im Zeitraum vom 21.
Oktober bis 12. November an elf Abenden
intensiv sein Können zu präsentieren.
Auf dem Repertoire-Programm der
Wiener Staatsoper standen in der Saison
2012/2013 John Crankos Romeo und Julia,
Pierre Lacottes La Sylphide und Rudolf Nu­
rejews Don Quixote sowie die mehrteiligen
Ballettabende Balanchine | Neumeier | Robbins und Meisterwerke des 20. Jahrhunderts. In der Volksoper Wien kamen aber­
mals das Familienballett Max und Moritz
sowie der dreiteilige Ballettabend Carmina
Burana | Nachmittag eines Fauns | Bolero
zur Aufführung. Die Nurejew Gala 2013
stand unter dem besonderen Eindruck des
75. Geburtstages sowie 20. Todestages von
Rudolf Nurejew und verstand sich abermals
als Hommage an diesen Ausnahmekünstler,
dem Mentor Manuel Legris’. Darüber hinaus
wirkte das Ballett in rund 140 Opern-, Ope­
retten- und Musicalabenden in der Wiener
Staatsoper und in der Volksoper Wien mit.
Premieren 2012/13
Der Nussknacker (Rudolf Nurejew / Peter
Iljitsch Tschaikowski)
Wiener Staatsoper
7. Oktober 2012
Blaubarts Geheimnis (Stephan Thoss / Henryk Górecki, Philip Glass)
Volksoper Wien
15. Dezember 2012
Tanzperspektiven (David Dawson, Helen
Pickett, Jean-Christophe Maillot, Patrick de
Bana / Johann Sebastian Bach, Philip Glass,
Jan Garbarek, Anouar Brahem, Shaukat Hussain, Ravi Shankar, John Adams, Peter Iljitsch
Tschaikowski)
Wiener Staatsoper
20. Februar 2013
Ein Sommernachtstraum (Jorma Elo / Felix
Mendelssohn Bartholdy)
Volksoper Wien
16. März 2013
Kreation und Tradition (Diverse / Diverse)
Volksoper Wien
27. April 2013
Nurejew Gala 2013 (Diverse / Diverse)
Wiener Staatsoper
29. Juni 2013
Gastspiele
Internationale Gastspiele sind die Visiten­
karte einer jeden großen Kompanie. Und
so wurden auch für die Saison 2012/2013
161
Blaubarts Geheimnis: Dagmar
Kronberger, Kirill Kourlaev,
Alice Firenze © Wiener Staatsballett/Michael Pöhn
sehr erfolgreiche und ausverkaufte Gastspiele
(Belgrad, Paris) durchgeführt. Das dreiwö­
chige Paris Gastspiel mit insgesamt 21 Vor­
stellungen war nach dem erfolgreichen Japan
Gastspiel im Jahr zuvor bereits das zweite
dieser Art für die Wiener Kompanie. Diese
Tätigkeit soll auch in den folgenden Saisonen
kontinuierlich ausgebaut werden, um die
Qualität des Wiener Staatsballetts auch inter­
national nachhaltig zu manifestieren und das
Wiener Staatsballett als Kulturbotschafter
Österreichs zu präsentieren. Bereits geplant
für 2014 ist ein Gastspiel im Oman.
Paris
Belgrad
Kulturvermittlung
Windspiele (Patrick de Bana)
A Million Kisses to My Skin (David Dawson)
Le Souffle de l’esprit (Jíři Bubeníček)
Glow – Stop (Jorma Elo)
Belgrade Dance Festival
12. April 2013
Das Wiener Staatsballett setzt seit vielen Jah­
ren intensiv auf gezielte Kulturvermittlung. Im
Vordergrund steht hier insbesondere der per­
sönliche Kontakt mit dem Publikum, der im
Rahmen von organisierten Gruppenbesuchen
bei Ballettvorstellungen durch dramaturgische
Werkeinführungen sowie Backstage- und Trai­
ningsbesuche auch in dieser Saison verstärkt
werden konnte. Ein weiteres Augenmerk legt
das Ballett auf das Heranführen von Kindern
und Jugendlichen an die Welt des Tanzes, was
durch betreute Probenbesuche gelungen ist.
Erweitert wurde der Nachwuchs-Zirkel in
den letzten Jahren durch Workshops und Pro­
benbesuche für Schulklassen und Vorschul­
162
Nurejew-Hommage (Diverse)
Don Quixote (Rudolf Nurejew)
A Million Kisses to My Skin (David Dawson)
Eventide (Helen Pickett)
Windspiele (Patrick de Bana)
Vers un pays sage (Jean-Christophe Maillot)
Festival Les Étes de la Danse, Théâtre du
Châtelet
5.- 27. Juli 2013
klassen. Für Jugendliche vom 15. bis zum
vollendeten 25. Lebensjahr gab es im Rahmen
der Wiener-Ballett-Tage erstmals ein spezielles
Angebot, schon im Vorverkauf Tickets zum
Vorzugspreis zu beziehen.
Mit der Direktion Legris intensivierten
sich die nationalen und insbesondere inter­
nationalen Kontakte und ein stetig wach­
sendes Netzwerk von BallettfreundInnen
wurde weiter aufgebaut. Für BesitzerInnen
von Ballettzyklen bietet das Ballett weiterhin
zu jedem einzelnen Zyklus spezielle Wer­
keinführungen, die entweder im Teesalon
der Wiener Staatsoper oder im Pausenfoyer
der Volksoper Wien durch die Dramaturgie
abgehalten werden.
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Ein Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist seit Anbe­
ginn, dem Publikum zu kommunizieren, dass
das Ballett in beiden Opernhäusern als ein und
dasselbe Ensemble auftritt. Dieser Umstand
wurde vor allem durch regelmäßige Hinweise
auf Ballettvorstellungen im jeweils anderen
Opernhaus in den Ballett-Programmheften
(durch Beileger bzw. Informationen auf den
Abendzetteln) unterstrichen.
Zu den zentralen Presseagenden zählte
neben den klassischen Premieren- und Reper­
toireberichterstattungen in Print-, Online-,
Radio- und TV-Medien auch die intensive
Pflege der Medienkooperationen.
Neben klassischen KundInnenbindungs­
maßnahmen, wie dem Ballett-Bonus, der als
Ergänzung zur bundestheater.at-CARD fun­
giert, gab es außerdem einen zweimonatigen
elektronischen Ballett-Newsletter, der über
aktuelle Ballett-Produktionen und Besetzun­
gen informiert.
Ein Schwerpunkt im Bereich Marketing
ist nach wie vor die klassische Imagewerbung.
Die jährlich produzierte Ballettsaisonvor­
schau wurde einerseits an Kulturinteressen­
tInnen versandt, andererseits bei Kultur­
partnerInnen, in Kaffeehäusern, Hotels und
anderen touristischen Einrichtungen sowie
beim sommerlichen Tourismusmagnet Film
Festival am Rathausplatz aufgelegt.
Darüber hinaus konnte mittels einer
umfangreichen Plakatwerbung, die Wien
weit in Erscheinung trat, gezielte Aufmerk­
samkeit auf die jeweiligen Premieren in der
Vorverkaufsphase gelenkt werden, was auch
zu einer weiteren Imageprägung des Wiener
Staatsballetts führte.
Zu einem nach wie vor wichtigen Bereich
der Öffentlichkeitsarbeit des Balletts zählt das
Internet. Die aktuelle Ballettwebseite www.
wiener-staatsballet.at ist eng vernetzt mit den
Webseiten der Stammhäuser und dient als zu­
sätzliche Unterstützung des Kartenvertriebs.
Aktuelle Online Berichte und Interviews
mit ChoreographInnen und TänzerInnen in­
formieren über anstehende Premieren und
Repertoirevorstellungen. Unterstützt werden
diese Berichterstattungen ebenfalls durch
zahlreiche, extra fürs Web und die Kassen­
hallen produzierte Imagevideos. Die Biogra­
fien werden laufend mit filmischen TänzerIn­
nenporträts, die das individuelle Können der
einzelnen Künstler herausstreichen sollen,
ergänzt. Künstlerisch gestaltete Proben- und
Vorstellungsvideos sollen das Publikum zu­
sätzlich an die Welt des Balletts heranführen.
Im neu hinzugekommenen App des Wiener
Staatsballetts, das analog zur Website über
das aktuelle Geschehen im Ballett informiert,
werden auch interaktiv aufbereitete Ballett­
programmhefte der beiden Opernhäuser zum
Download angeboten.
Verstärkt wurde das Interesse von Print­
medien an Modeshootings mit TänzerInnen
des Wiener Staatsballetts genutzt, um auf
bevorstehende Premieren bzw. Wiederauf­
nahmen hinzuweisen. Mehr und mehr inter­
nationale Magazine und Fachzeitschriften
sind vor allem auch durch die Gastspiele
des Wiener Staatsballetts auf die Kompanie
aufmerksam geworden.
Die jährliche Teilnahme am Neu­
jahrskonzert der Wiener Philharmoniker
sowie die künstlerische Darbietung bei der
Opernballeröffnung sichern dem Wiener
Staatsballett außerdem eine hohe TV-Präsenz
mit weltweiten Einschaltquoten. Darüber hi­
naus wurden zwei der beliebtesten Produkti­
onen des Wiener Staatsballetts – Der Nuss-
163
knacker sowie Max und Moritz – rund um
die Weihnachtszeit 2012 als Aufzeichnung
im TV ausgestrahlt und im Sommer 2013
einerseits im Rahmen des Filmfestivals am
Wiener Rathausplatz und andererseits auch
bei den Salzburger Festspielen im Rahmen
des Siemens Kinder Festivals als Aufzeich­
nungen übertragen. Ebenso trat das Wiener
Staatsballett Im Herbst 2012 als Österrei­
chischer Kulturrepräsentant im Rahmen der
Eröffnungsfeierlichkeiten des internationalen
ITS Kongresses in der Wiener Messe auf.
Das verstärkte Interesse am Ballett und
die international gestiegene Reputation hatten
auch zur Folge, dass Firmen wie Agrana (Der
Nussknacker) sich in dieser Saison zu Spon­
sor-Partnerschaften entschließen konnten.
BesucherInnen
Die Sitzplatzauslastung betrug in der Saison
2012/2013 in der Wiener Staatsoper bei 51
Ballettvorstellungen 99,08% mit 100.475
BesucherInnen und in der Volksoper Wien bei
31 Ballettvorstellungen 86,74% mit 35.806
BesucherInnen. Zusätzlich konnten im Zuge
der Gastspiele des Wiener Staatsballetts über
24.400 Gäste im Ausland Ballettvorstellun­
gen besuchen, was insgesamt eine Gesamt­
auslastung von 160.000 BesucherInnen in
der Saison 2012/2013 ergibt.
Budget
••
siehe Wiener Staatsoper und
Volksoper Wien
Perspektiven
Nachdem in den letzten Jahren das Reper­
toire unter der Leitung von Manuel Legris
nahezu vollkommen erneuert wurde, galt es
2012/2013 kontinuierlich diesen erfolgreich
eingeschlagenen Weg fortzusetzen, und dieses
dem Publikum in gebührender Form zu prä­
164
sentieren und ihm vor Augen zu führen, dass
Wien auf dem besten Wege ist, sich durch den
qualitätsvollen Anstieg seines Repertoires als
weltweite Balletthauptstadt zu etablieren.
Dabei sollen weiterhin eine ganz ei­
gene Mischung neuer Werke sowie die Pflege
und Bewahrung des großen, klassischen Re­
pertoires dem Wiener Staatsballett seinen
eigenen, speziellen Charakter geben, um
somit das Renommee der Kompanie durch
die kontinuierliche Stärkung der Ensemble­
mitglieder weiterzuentwickeln. Diese sollen
einen erstrangigen Bekanntheitsgrad beim
Publikum erlangen und somit die Kompanie
prägen. Dieser Umstand führte bereits in den
letzten Jahren dazu, dass die TänzerInnen als
gefragte Gäste von diversen international an­
erkannten Ballettkompanien eingeladen und
mit internationalen Preisen ausgezeichnet
wurden. So erhielt z. B. die Choreographin
Vesna Orlic in der Kategorie »Beste Ballett­
produktion« für Carmina Burana den neu
geschaffenen Musiktheaterpreis »Goldenen
Schikaneder« und wurde in ihrer Heimat
mit dem »VIP poziva«-Preis für erfolgreiche
serbische Künstler im Ausland ausgezeich­
net. Auf dem Nachwuchssektor konnten
ebenfalls unsere jungen Ensemblemitglieder
zahlreiche Preise erringen.
Für die Saison 2013/14 sind fünf Pre­
mieren geplant. Dazu zählen der mehrteilige
Ballettabend Ballett-Hommage mit Choreo­
graphien von William Forsythe, Natalia Ho­
recna und Harald Lander, Rudolf Nurejews
Schwanensee und die Nurejew Gala 2014
in der Wiener Staatsoper sowie Märchenwelt Ballett mit Choreographien von Andrey
Kaydanovskiy und Vesna Orlic und Ein Reigen – eine Uraufführung von Ashley Page
und Antony McDonald – in der Volksoper
Wien. Ergänzt wird der Spielplan durch wei­
tere neun Repertoirestücke. Darüber hinaus
sind eine Ausstellung im Staatsopernmuseum
über den bedeutenden österreichischen Bal­
lettkomponisten Ludwig Minkus, wie auch
eine Fotoausstellung zu Ehren von Rudolf
Nurejew in der Staatsoper geplant. Außer­
dem sollen in regelmäßigen Abständen auch
Social Media Plattformen wie Facebook ver­
stärkt zur Kommunikation von alltäglichen
Inhalten genutzt werden.
ART for ART Theaterservice GmbH
www.artforart.at
Aufsichtsrat 2013
•• Dr. Georg Springer (Vorsitzender)
•• Dr. Monika Hutter
•• Dr. Viktoria Kickinger (Stellver­
treterin des Vorsitzenden)
•• Mag. Susanne Moser
••
••
••
••
••
••
••
••
Dr. Christian Strasser, MBA
Ing. Peter Kozak
Mag. Christoph Ladstätter
Mag. Silvia Stantejsky
Christian Mayer
Christian Pizato
Kurt Rothfuss
Walter Tiefenbacher
La cenerentola © Wiener
Staatsoper GmbH / Michael
Pöhn
Profil
Ob im Outback von Australien, im Tierpark
in Afrika oder sonst irgendwo auf der Welt –
Wien steht für Kunst, Kultur und Musik. Die
Wiener Staatsoper, die Volksoper Wien und
das Burg- und Akademietheater sind kultu­
relle Aushängeschilder der Republik und die
ART for ART Theaterservice GmbH leistet
ihren Beitrag zu dieser Reputation, die diese
Institutionen in aller Welt genießen.
Die Herstellung und Lagerung der
Kostüme und Dekorationen, aber auch die
Betreuung der Gebäude und der bühnen­
technischen Einrichtungen gehören ebenso
165
zu den Aufgaben von ART for ART wie die
Bereiche Elektrotechnik, Sicherheit, Infor­
mations- und Kommunikationstechnik. Dar­
über hinaus zählen auch die Information der
KundInnen und der Verkauf der Karten zu
den Aufgaben, die ART for ART möglichst
effizient und kostengünstig im Auftrag der
Bundestheater wahrnimmt.
Der Nussknacker © ART for
ART Theaterservice GmbH /
Lois Lammerhuber
Zielsetzung
ART for ART vereinigt jene Bereiche, die
gemeinsam sparsamer, wirtschaftlicher und
zweckmäßiger organisiert werden können,
als dies jedes Theater für sich könnte. Damit
ist gewährleistet, dass die vorhandenen Mit­
tel der Theater optimal für die künstlerischen
Projekte eingesetzt werden können.
Oberstes Ziel ist eine optimale Betreu­
ung der Bundestheater mit einem Minimum
an eingesetzten Mitteln. Dafür wurde das
Unternehmen gegründet und dem fühlen sich
auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
verpflichtet.
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Die KundInnen-Information und der Kar­
tenverkauf sind auch in Zeiten des Internets
und der Online-Bestellungen von entschei­
dender Bedeutung. Eine gut funktionierende
technische Abwicklung wird vorausgesetzt.
Entscheidend jedoch ist die Kompetenz der
MitarbeiterInnen und deren Bereitschaft,
sich sowohl mit dem künstlerischen Angebot
als auch mit den Anliegen der KundInnen
auseinanderzusetzen.
166
Budget
Budgetposten 2012/2013
2011/2012
Betriebsleistung
42.522
44.619
41.732
42.146
Bestandsveränderungen
-19
-6
aktivierte Eigenleistungen
263
308
sonstige betriebliche Erträge
546
2.171
Personalaufwand
-19.091
-18.921
Material und sonstige betriebliche Aufwendungen
-20.415
-22.074
-2.944
-2.689
72
934
Finanzergebnis
-40
-68
Steuern
-12
-58
Jahresüberschuss
20
807
Veränderung Rücklagen
57
1.010
Gewinnvortrag
3.902
4.260
Bilanzgewinn
3.979
6.078
davon:
Umsatzerlöse
Abschreibungen
Betriebsergebnis
Das Geschäftsjahr 2012/2013 wurde mit
einem Jahresgewinn von € 0,077 Mio. abge­
schlossen. Mit dem Gewinnvortrag aus dem
Vorjahr ergibt sich ein Bilanzgewinn von
€ 3,979 Mio. Das gute Ergebnis ist nicht nur
auf die zufriedenstellende Auslastung durch
die Bundestheater zurückzuführen, sondern
auch auf Projekte, die seitens der Kostümund Dekorationswerkstätten, aber auch vom
Facility Office für konzernfremde Auftragge­
ber abgewickelt werden konnten.
Auf Grund der positiven Geschäftsentwick­
lung konnte ART for ART einen wichtigen
Beitrag für die Finanzierung des laufenden
Betriebes in den Bundestheatern leisten.
Nach einer Gewinnausschüttung von € 2,176
Mio. im Vorjahr wurde eine weitere Gewinn­
ausschüttung in der Höhe von € 3,979 Mio.
beschlossen. Insgesamt wurde bzw. wird an
die Wiener Staatsoper, die Volksoper Wien
und an das Burg- und Akademietheater ein
Betrag von € 6,155 Mio. ausbezahlt.
167
Tabelle 17 Budgetzahlen der
ART for ART Theaterservice
GmbH für die Geschäftsjahre
2011/2012 und 2012/13 in
Tausend €
168
Denkmal­
schutz
4
Bedeutung von Denkmalschutz
Abteilung Denkmalschutz des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur
Bundesdenkmalamt
Bedeutung von Denkmalschutz
Denkmalschutz verfolgt das Ziel, Denkmale
bzw. materielle Kulturgüter in ihrer Vielzahl
und Vielfalt dauerhaft zu erhalten. Voraus­
setzung ist deren geschichtliche, künstle­
rische oder sonstige kulturelle Bedeutung.
Als wesentliche Rechtsgrundlage dient das
Denkmalschutzgesetz – DMSG, BGBl. Nr.
533/1923 idF BGBl. I Nr. 92/2013 www.ris.
bka.gv.at/Bundesrecht.
Die niederösterreichische
Denkmallandschaft ist um eine
Kostbarkeit reicher: Im Dezember 2013 wurde die Altstadt
von Melk als Ensemble unter
Denkmalschutz gestellt © Stadt
Melk/Markus Haslinger
170
Die Wahrnehmung der Kompetenz Denk­
malschutz mit den Kernaufgaben Schützen,
Pflegen, Forschen und Vermitteln erfolgt in
unmittelbarer Bundesverwaltung in erster
Instanz durch das Bundesdenkmalamt mit
Außenstellen für jedes Bundesland (Landes­
konservatorate): www.bda.at.
Abteilung Denkmalschutz des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und
Kultur (BMUKK)
Oberste Rechtsmittelinstanz
Die Abteilung führte bis zur mit 1. Jänner
2014 wirksam gewordenen Einführung der
»Zweistufigen Verwaltungsgerichtsbarkeit«
die Berufungsverfahren für die Bundesmi­
nisterin für Unterricht, Kunst und Kultur als
oberste Rechtsmittelinstanz für alle aufgrund
des DMSG ergehenden Bescheide durch, so­
weit nicht Archivalien betroffen waren.
Legistik
Die Abteilung erarbeitet rechtliche Instru­
mente zur Gewährleistung eines optimalen
Denkmalschutzes.
Internationale Aktivitäten
Die Abteilung entsendet VertreterInnen in
internationale Gremien und Ausschüsse der
UNESCO, des Europarats und der EU.
Strategische Weiterentwicklung
des Denkmalschutzes
Im Rahmen der Gesamtverantwortung des
BMUKK für Denkmalschutzangelegenhei­
ten werden die strategischen und organi­
satorischen Rahmenbedingungen gestaltet.
Als Gesamtplan für das Bundesdenkmalamt
stellt das ProjektBDA 2013 dabei das Leit­
projekt der laufenden Legislaturperiode dar,
welches ein umfassendes Unterschutzstel­
lungskonzept ebenso vorsieht wie Richtli­
nien und Standards in der Denkmalpflege,
ein innovatives Denkmalinformationssys­
tem, eine neue Aufgabenverteilung im Be­
reich der Förderungen zwischen BDA und
BMUKK sowie inhaltliche Schwerpunktset­
zungen oder die Neugestaltung des Denk­
malbeirates.
Im Rahmen der zweiten Etappe der
Haushaltsrechtsreform 2013 wurde 2013
nach einer zweijährigen Erprobungsphase
zum dritten Mal zwischen dem BMUKK und
dem BDA eine Vereinbarung im Rahmen des
Budgetvollzugs abgeschlossen. Dieser liegt
der Wirkungskreislauf Denkmalschutz zu­
grunde und enthält die angestrebten Ziele,
die zur Zielerreichung erforderlichen Maß­
nahmen und Leistungen sowie die finanziel­
len Ressourcen. Die Ziele nehmen Bezug auf
die die drei Elemente des Wirkungskreislau­
fes des Denkmalschutzes:
Standards für Ensemble-Unter­
schutzstellungen
Die Standards wurden im Rahmen eines
mehrphasigen Pilotprojektes zum Thema
UNESCO-Welterbe – Ensembleschutz, Neue
Wege der Zusammenarbeit zum Nutzen der
Bürgerinnen und Bürger, von der Abteilung
Denkmalschutz des Bundesministeriums für
Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) ge­
meinsam mit dem Bundesdenkmalamt (BDA)
unter Einbeziehung von multidisziplinären
Expertinnen und Experten erarbeitet und
verstehen sich als Qualitätsstandards für die
vom BDA im öffentlichen Interesse durchzu­
führenden Ensemble-Unterschutzstellungen.
Sie knüpfen an die vom Ministerrat am
2. Juli 2008 beschlossenen Standards der
Öffentlichkeitsbeteiligung an und enthal­
ten speziell für den Bereich Ensembleschutz
Empfehlungen für die gute Praxis.
Die Gestaltung dieser einerseits von
denkmalfachlichen und andererseits rechtli­
chen Fragen geprägten Großvorhaben wird
im Interesse der Transparenz und Bürgernähe
sowie Effektivität der Verfahren gleichsam
um eine Dimension erweitert. Die Bausteine
dieser dritten »Säule« (Prozesssteuerung,
Planung, Umfeld, Kommunikation & In­
formation sowie Dokumentation & Evalu­
ierung) sollen ein differenziertes Vorgehen
unterstützen, das insbesondere Formen einer
geeigneten Einbindung von Anspruchsgrup­
pen umfasst, ohne dabei die im Denkmal­
schutzgesetz (DMSG) vorgesehenen Ent­
scheidungszuständigkeiten aufzuheben. Die
Aktivitäten sind zum jeweils geeigneten Zeit­
punkt aus diesen Bausteinen zu entnehmen.
Diese stehen nicht in einer fixen Reihenfolge,
171
sondern kommen im Gesamtprozess flexi­
bel, also anlass- und situationsbezogen zum
Tragen. Jedem Baustein sind kurz gefasste
Grundsätze vorangestellt, welche die Erfor­
dernisse für die Anwendung und die damit
verbundenen Ziele benennen. Im jeweiligen
Themenspeicher sind wesentliche Aktivitäten
und Maßnahmen beispielhaft angeführt. Die
Kommentare geben noch kurze Hinweise
zur Anwendung. Eine Besonderheit im Bau­
stein Kommunikation & Information ist der
Abschnitt Materialien, in welchem Themenund Ablaufpunkte für Informationsformate
gesondert aufgelistet sind.
Ergänzt werden die Standards durch
namentlich gekennzeichnete Erläuterungs­
texte mit ausführlichen allgemeinen the­
mabezogenen Darlegungen. Eine Übersicht
des Objektschutzes nach unterschiedlichen
Rechtsgrundlagen sowie relevante Gesetzes­
materialien runden das komplexe Thema
der Ensemble-Unterschutzstellungen unter
besonderer Berücksichtigung des UNESCOWelterbes ab.
Denkmalschutzmedaille
Als Anerkennung für herausragende Leistun­
gen von EigentümerInnen denkmalgeschütz­
ter Objekte vergibt die Bundesministerin für
Unterricht, Kunst und Kultur Medaillen für
Verdienste um den Denkmalschutz. Verlei­
hungen der Denkmalschutzmedaillen 2013
erfolgten aus Anlass der Präsentationen der
Österreichischen Kunsttopographie für den
Politischen Bezirk Neusiedl am See und die
Stadt Graz-Die Profanbauten des II., III.
und VI. Bezirks, für das betreffende gesamte
Bundesland.
Die Verleihung der Medaillen wurde
jeweils im Rahmen eines Festaktes für das
Bundesland Burgenland am 21. März 2013
im Schloss Kittsee und für die Steiermark am
4. Juni 2013 in der Aula der alten Universität
Graz vorgenommen.
172
PreisträgerInnen des Jahres 2013
Burgenland
•• Dr. Anna Schlanitz-Bolldorf
•• OAR Wofgang Meyer
•• Dr. Otto Kiss
•• Andrea und Alexander Almásy-Berger
•• Melitta Müller
•• Karin Eckler
•• Ilse Hallemann
•• Rudolf und Regina Golubits
•• Gerald Strass
•• IVB/ Komm. Rat Günter
Buchinger, Dr. Matthias Zachs
•• Prof. Anton Lehmden
Steiermark
•• Walter Leitner
•• Mag. Heimo Ecker-Eckhofen
•• Dr. Wiltraud Resch
•• DI Werner Hochegger
•• Mag. Sieglinde Köberl
•• HR Dr. Joachim Gruber
TV-Kurzdokureihe Denkmalschutz
in Österreich
Im November 2013 startete als Koopera­
tionsprojekt mit ORF III über bemerkens­
werte Denkmale und die Welterbestätten
Österreichs die Kurzdokureihe Denkmalschutz in Österreich im Rahmen von Kultur
heute (20 Uhr).
Im Mittelpunkt stehen die Menschen,
die sich für Erhaltung, Renovierung, Res­
taurierung und Revitalisierung der Denk­
male und in Welterbestätten engagieren. Sie
zeichnen viele Eigenschaften aus: historisches
Interesse, Verantwortungsbewusstsein, per­
sönlicher Einsatz und handwerkliches Know­
how. Enthusiasmus und Freude prägen die
entsprechenden Projekte. Wichtig ist, dass
Denkmalschutz und Weltkulturerbe als Res­
source für Lebensqualität und nachhaltige
regionale bzw. wirtschaftliche Entwicklung
verständlich werden.
Die Filme sind über http://tv.orf.at/orf3/
stories/2617036 verfügbar und werden nach
der Letztausstrahlung auch als Material zur
Unterrichtsgestaltung den Schulen zur Verfü­
gung stehen.
Denkmale und Welterbestätten der
TV-Serie im Überblick
•• Gastwirtschaft Freihof (Vorarlberg)
•• Schloss Ernstbrunn (Niederösterreich)
•• WKE Salzburg Zentrum (Salzburg)
•• Rathaus Lustenau (Vorarlberg)
•• Raddampfer Gisela (Oberösterreich)
•• Salzburg Hauptbahnhof (Salzburg)
•• WKE Pfahlbauten Keutschach
(Kärnten)
•• Nordkettenbahn Innsbruck (Tirol)
•• Graz Stadtpark (Steiermark)
•• Turmschule Tauchen (Burgendland)
•• Jüdisches Viertel Hohenems
(Vorarlberg)
•• Mauthausen (Oberösterreich)
•• WKE Graz + Schloss Eggenberg
(Steiermark)
•• WKE Hallstatt (Oberösterreich)
•• Hallein (Salzburg)
•• WKE Semmering (Niederösterreich)
•• Glasofen Greisdorf (Kärnten)
•• Rattenberg (Tirol)
•• Glockenspiel (Salzburg)
•• Szabohaus Jabing (Burgenland)
•• Bürs, ehemalige Textilfabrik
Lünersee (Vorarlberg)
•• Bewegliches Denkmal:
Sammlung Leopold (Wien)
•• Payerbach, Landhaus Khuner von
Adolf Loos (Niederösterreich)
•• Damtschach, Schloss und
Park (Kärnten)
••
••
••
••
••
••
••
••
••
••
••
••
••
••
••
••
Faggen bei Landeck (Tirol)
Parndorf, Katholische Pfarrkirche
Sankt Ladislaus (Burgenland)
Schule, Schäffergasse 3 in Wien (Wien)
Gmünd, historisches
Stadtzentrum (Kärnten)
Korea Kulturhaus (Wien)
St. Georgen ob Judenburg,
Rauchstubenhaus (Steiermark
Kartause Mauerbach (Niederösterreich)
Stift Altenburg (Niederösterreich)
Art&Style (Wien)
Kulturlandschaft Wachau
(Niederösterreich)
Donaulimes (Niederösterreich,
Oberösterreich, Wien)
Historisches Zentrum von Wien (Wien)
Kulturlandschaft Fertö /
Neusiedler See (Burgenland)
Kapuzinergruft (Wien)
Ossiach, Steinhaus Günther
Domenig (Kärnten)
Schloss und Gärten von
Schönbrunn (Wien)
Förderung der Denkmalpflege
Die Förderung der Instandhaltung, Instand­
setzung und Restaurierung von Denkmalen
spielt eine wesentliche Rolle in der Denkmal­
pflege. Sie hat zudem arbeitsplatzfördernde
und konjunkturbelebende Wirkungen.
173
Subventionen für Projekte (Anzahl), Profan-, Sakralbauten in den Jahren 2009 – 2013
Tabelle 1 Subventionen im
Burgenland
Tabelle 2 Subventionen in
Kärnten
Tabelle 3 Subventionen in
Niederösterreich
Tabelle 4 Subventionen in
Oberösterreich
Tabelle 6 Subventionen in der
Steiermark
Jahr
Projekte
Profanbauten
Sakralbauten
Gesamtsumme
%
2013
74
468.494,00
235.800,00
704.294,00
5,26 %
2012
66
513.826,00
217.900,00
731.726,00
5,20 %
2011
65
287.108,00
298.968,00
586.076,00
4,26 %
2010
81
398.529,00
310.598,00
709.127,00
5,13 %
2009
78
289.630,00
298.440,00
588.070,00
4,16 %
Projekte
Profanbauten
Sakralbauten
Gesamtsumme
%
2013
130
633.822,00
807.397,00
1.441.219,00
10,76 %
2012
116
537.944,00
722.550,00
1.260.494,00
8,95 %
2011
80
591.660,00
615.085,00
1.206.745,00
8,77 %
2010
141
354.790,00
651.440,00
1.006.230,00
7,23 %
2009
104
218.170,00
446.316,00
664.486,00
4,70 %
Projekte
Profanbauten
Sakralbauten
Gesamtsumme
%
2013
310
1.497.533,00
1.669.149,00
3.166.682,00
23,65 %
2012
336
2.233.729,00
1.397.280,00
3.631.009,00
25,79 %
2011
318
1.520.414,00
1.856.221,00
3.376.635,00
24,55 %
2010
373
1.866.376,00
1.874.250,00
3.740.626,00
27,04 %
2009
286
2.063.179,00
1.787.366,00
3.850.545,00
27,25 %
Projekte
Profanbauten
Sakralbauten
Gesamtsumme
%
2013
63
638.761,00
637.640,00
1.276.401,00
9,53 %
2012
57
755.386,00
739.591,00
1.494.977,00
10,62 %
2011
60
778.464,00
669.076,00
1.447.540,00
10,52 %
2010
80
524.860,00
617.185,00
1.142.045,00
8,25 %
2009
68
583.172,00
709.029,00
1.292.201,00
9,15 %
Projekte
Profanbauten
Sakralbauten
Gesamtsumme
%
2013
155
838.608,00
500.615,00
1.339.223,00
10,00 %
2012
160
772.676,00
586.310,00
1.358.986,00
9,65 %
2011
113
545.886,00
1.000.089,00
1.545.975,00
11,24 %
2010
195
643.744,00
937.363,00
1.581.107,00
11,43 %
2009
160
597.728,00
768.364,00
1.366.092,00
9,67 %
Jahr
Jahr
Jahr
Jahr
174
Jahr
Projekte
Profanbauten
Sakralbauten
Gesamtsumme
%
2013
134
656.825,00
613.630,00
1.270.455,00
9,49 %
2012
153
530.525,00
676.052,00
1.206.577,00
8,57 %
2011
115
770.085,00
734.612,00
1.504.697,00
10,94 %
2010
168
619.732,00
523.221,00
1.142.953,00
8,26 %
2009
194
1.194.676,00
715.510,00
1.910.186,00
13,52 %
Projekte
Profanbauten
Sakralbauten
Gesamtsumme
%
2013
85
534.211,00
193.329,00
727.540,00
5,43 %
2012
83
395.393,00
268.706,00
664.099,00
4,72 %
2011
72
241.765,00
204.100,00
445.865,00
3,24 %
2010
87
303.497,00
237.310,00
540.807,00
3,91 %
2009
89
390.047,00
233.787,00
623.834,00
4,42 %
Projekte
Profanbauten
Sakralbauten
Gesamtsumme
%
2013
81
745.248,00
798.561,00
1.543.809,00
11,53 %
2012
93
718.969,00
869.290,00
1.588.259,00
11,28 %
2011
80
646.418,00
1.136.720,00
1.783.138,00
12,96 %
2010
104
931.832,00
1.059.038,00
1.990.870,00
14,39 %
2009
75
654.307,00
1.111.593,00
1.765.900,00
12,50 %
Projekte
Profanbauten
Sakralbauten
Gesamtsumme
%
2013
15
349.693,00
–
349.693,00
2,61 %
2012
20
499.482,00
–
499.482,00
3,55 %
2011
9
87.811,00
–
87.811,00
0,63 %
2010
8
231.794,00
–
231.794,00
1,68 %
2009
8
229.000,00
–
229.000,00
1,62 %
Projekte
Profanbauten
Sakralbauten
Gesamtsumme
%
2013
1222
7.069.950,00
6.321.844,00
13.391.794,00
100 %
2012
1258
7.714.336,00
6.365.402,00
14.079.738,00
100 %
2011
1070
6.283.277,00
7.467.464,00
13.750.741,00
100 %
2010
1415
6.682.103,00
7.151.593,00
13.833.696,00
100 %
2009
1267
7.206.743,00
6.921.506,00
14.128.249,00
100 %
Jahr
Jahr
Jahr
Jahr
175
Tabelle 7 Subventionen in
Tirol
Tabelle 8 Subventionen in
Vorarlberg
Tabelle 9 Subventionen in
Wien
Tabelle 10 Subventionen bezüglich UNESCO-Welterbe
Tabelle 11 Subventionen
gesamt
Anmerkung
Die Förderungen für Profan- und Sakral­
bauten verstehen sich einschließlich Klein­
denkmäler, Grabungen, Gärten, technische
Denkmäler und Klangdenkmäler. Zu den
Sakralbauten wurden nicht nur Kirchen,
sondern auch Stifts- und Klosteranlagen,
Pfarrhöfe, Kapellen, Wegkreuze und sonstige
religiöse Kleindenkmale gezählt.
In den Gesamtbeträgen nicht inbegriffen
sind alle Förderungen aus Sponsorengeldern
sowie Beträge für Stipendien und Internatio­
nale Verbände.
Daher kommen 2013 weiters hinzu:
SponsorInnengelder
•• € 4.314.941,00
135 Objekte / sakral
•• € 164.231,00
9 Objekte / profan
Sonstiges
•• € 109.500,00
11 Projekte / profan
Stipendium
•• € 3.000,00
1 Projekt / profan
Die Gesamtsumme der vergebenen
Förderungen betrug daher im Jahr 2013
€ 17.983.466,00.
Steuerliche Begünstigungen
Zu den Förderungen zählen auch nachfol­
gende steuerliche Begünstigungen:
•• Anschaffungs- oder Herstellungs­
kosten, die für denkmalgeschützte
Betriebsgebäude im Interesse der
Denkmalpflege aufgewendet werden,
können gemäß § 8 Abs. 2 Einkom­
menssteuergesetz gleichmäßig auf 10
Jahre verteilt abgeschrieben werden;
gleiches gilt auch gemäß § 28 Abs. 3
Zif. 3 Einkommenssteuergesetz bei
der Abschreibung für Einkommen
aus Vermietung und Verpachtung.
•• Gemäß § 4a Abs. 4 lit. c sowie gemäß §
18 Abs. 1 Einkommensteuergesetz sind
Zuwendungen an das BDA und den
176
Denkmalfonds – in Abstimmung mit
der Finanzverwaltung– abzugsfähig.
Wesentlich sind auch die außerordentlichen
Begünstigungen für Denkmale im Rahmen
des Bewertungsgesetzes. Bei diesen Bestim­
mungen handelt es sich um zum Teil auch
international gesehen exemplarische Förde­
rungen im Interesse der Denkmalpflege bei
Revitalisierungsvorhaben ebenso wie bei der
Übertragung des Eigentums von Denkma­
len durch Schenkung oder Vererbung. Nach
Schätzungen übersteigt die steuerliche För­
derung der Denkmalpflege die Vergabe von
Subventionen um ein Vielfaches.
Weitere steuerliche Begünstigungen für
Maßnahmen der Denkmalpflege würden
deren gesamtwirtschaftliche Wirkungen un­
terstützen: vor allem eine Abschreibungs­
möglichkeit von denkmalpflegerischen Auf­
wendungen für nicht betrieblich verwendete,
unter Denkmalschutz stehende Objekte in
Privateigentum und eine umfassende Vor­
steuerabzugsfähigkeit für unter Denkmal­
schutz stehende Objekte, die nicht für be­
triebliche Zwecke genutzt werden.
Internationale Aktivitäten
UNESCO-Welterbe
Das mit 18. März 1993 für die Republik
Österreich in Kraft getretene Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt (Welterbekonvention 1972),
BGBl Nr. 60/1993, hat sich als ein überaus
dynamisches Element für viele öffentliche
und private Lebensbereiche erwiesen. In der
Fachwelt gilt die mittlerweile von 190 Staa­
ten ratifizierte Welterbekonvention (Stand:
Mai 2014) als weltweit wirksamstes Instru­
ment zum Schutz und zur vorausschauenden
Erhaltung von unbeweglichem Kultur- und
Naturgut: www.whc.unesco.org.
Die Feststellung in der Präambel der
Konvention, »dass das Kulturerbe und das
Naturerbe zunehmend von Zerstörung be­
droht sind, nicht nur durch die herkömmli­
chen Verfallsursachen, sondern auch durch
den Wandel der sozialen und wirtschaftlichen
Verhältnisse, der durch noch verhängnisvol­
lere Formen der Beschädigung oder Zerstö­
rung die Lage verschlimmert…«, hat in den
vergangenen Jahrzehnten nichts an Aktuali­
tät eingebüßt. Wer verliert im Fall von Be­
schädigung oder Zerstörung von Kultur- und
Naturerbe? Hier besagt die Konvention, dass
»das Erbe aller Völker der Welt« geschmälert
wird, unabhängig davon, wem dieses Gut
gerade gehört. Teilen dieses Kulturgutes wird
außergewöhnliche universelle Bedeutung zu­
gemessen, weswegen diese Teile als Bestand­
teile des Welterbes der ganzen Menschheit
zu erhalten sind. Anzustreben ist daher eine
durch die einzelnen Staaten, aber auch durch
die internationale Gemeinschaft insgesamt
getragene Entwicklung, welche die Stätten
von Kultur- und Naturerbe nicht länger als
Hemmnis ansieht, sondern auf diese Stät­
ten als bestimmende Faktoren aufbaut. Der
Erfolg der Welterbekonvention und das mit
der Handhabung betraute Welterbezentrum
werden heute auch innerhalb der UNESCO
als wegweisend anerkannt.
Schutzfunktion des Welterbes
Die Konvention ist eine internationale Ver­
pflichtung, der Österreich durch Ratifika­
tion zugestimmt hat. Für die Gewährleistung
des Schutzes der Welterbegebiete und deren
Erhaltung in Bestand und Wertigkeit sind
alle betroffenen Gebietskörperschaften ver­
antwortlich. Bei Verletzung dieser Verpflich­
tung ist vorerst die Eintragung in die Rote
Liste (List of World Heritage in Danger)
vorgesehen, welcher die Streichung aus der
Welterbeliste folgen kann.
Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein /
Salzkammergut
1997 (Hallstatt – Dachstein / Salzkammergut Cultural Landscape)
Semmeringeisenbahn
1998 (Semmering Railway)
Stadt Graz – Historisches Zentrum und
Schloss Eggenberg
1999 und 2010 (City of Graz – Historic
Centre and Schloss Eggenberg)
Kulturlandschaft Wachau
2000 (Wachau Cultural Landscape)
Kulturlandschaft Fertö / Neusiedler See
2001 (Fertö / Neusiedlersee Cultural
Landscape; transboundary property)
Historisches Zentrum von Wien
2001 (Historic Centre of Vienna)
Prähistorische Pfahlbauten rund um die
Alpen
2011 (Prehistoric Pile Dwellings around
the Alps, serial transboundary property
with Switzerland, Gernany, France, Italy,
Slovenia)
Welterbestätten in Österreich nach Jahr der
Aufnahme
Historisches Zentrum der Stadt
Salzburg
1996 (Historic Centre of the City of
Salzburg)
Schloss und Gärten von Schönbrunn
1996 (Palace and Gardens of
Schönbrunn)
Aktivitäten im Berichtsjahr
Das Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur (BMUKK) war 2013 für
die Umsetzung der UNESCO-Konvention
zum Schutz des Weltkultur- und Naturerbes
in Österreich federführend und koordinierte
die Arbeit mit der UNESCO in allen das
Welterbe betreffenden Angelegenheiten.
177
Am 29. April 2013 feierte Österreich mit
einem Festakt im Parlament den Beitritt zur
UNESCO-Welterbekonvention vor 20 Jah­
ren. Wegen der zeitlichen Nähe wurde auch
der Schaffung der Welterbekonvention vor
40 Jahren gedacht.
In Mondsee fand im September 2013
das neunte Treffen der österreichischen Welt­
erbestätten mit dem Ziel des Erfahrungsaus­
tausches statt. Der fünfte Welterbe- Kongress
in Hallstatt widmete sich dem Wertesystem
Welterbe im Hinblick auf Arbeit, Tourismus,
Kultur. An beiden Veranstaltungen nahm
ein Vertreter des BMUKK teil und referierte
über den aktuellen Stand der innerstaatlichen
Umsetzung der Konvention.
Zu den Treffen der Arbeitsgruppe der
Alpenkonvention zur Erarbeitung von Einrei­
chungen zum UNESCO Welterbe entsandte
das Kulturministerium einen Experten.
Der zweite Zyklus der Periodischen Be­
richterstattung konnte durch termingemäße
Abgabe der Berichte Ende Juli 2013 zu den
österreichischen Welterbestätten abgeschlos­
sen werden. Die Berichte für die beiden
grenzüberschreitenden Stätten sind Ende Juli
2014 fällig, wobei die Berichte für FertöNeusiedlersee und die Prähistorischen Pfahl­
bauten von Österreich koordiniert werden.
Seit Juni 2011 befindet sich der ös­
terreichische Abschnitt des Donaulimes
als Frontiers of the Roman Empire – the
Danube Limes in Austria auf der offiziel­
len Nationalen Vorschlagsliste. Die weitere
Erarbeitung der Einreichdokumente wurde
durch eine Steuerungsgruppe aus den drei
betroffenen Bundesländern Niederösterreich,
Oberösterreich und Wien unter der Leitung
des BMUKK koordiniert.
178
Im April 2013 fand eine von Österreich erbe­
tene Beratungsmission zur Erarbeitung von
Strategien zur Lösung von Konflikten um
Bauprojekte in Salzburg und einen Monat
darauf eine solche in Fertö-Neusiedlersee
wegen zur Evaluierung der im Bau befindli­
chen Windenergieparks statt.
ICCROM (International Centre for the
Preservation and Conservation of Cultural
Property)
ICCROM ist die zwischenstaatliche interna­
tionale Fachorganisation der Denkmalpflege
mit Sitz in Rom. Der Welterbereferent des
Kulturministeriums nahm an der jährlichen
Sitzung dieses Gremiums im Dezember 2013
statt. Ein Mitarbeiter des Bundesdenkmal­
amtes absolvierte den in Rom und anderen
italienischen Städten abgehaltenen Spezial­
kurs zur Konservierung von Steindenkmalen.
ICOMOS (International Council on Monu­
ments and Sites)
Diese nichtstaatliche internationale Fach­
organisation der Denkmalpflege mit Sitz in
Paris unterhält dort ein Dokumentations­
zentrum zur Denkmalpflege. Das BMUKK
leistet an das ICOMOS-Dokumentations­
zentrum in Paris einen jährlichen Mitglieds­
beitrag und förderte im Berichtsjahr auch
das österreichische ICOMOS-Nationalko­
mitee. Bei der Erhaltung der österreichi­
schen UNESCO-Welterbestätten beraten
und vermitteln auch die ExpertInnen des
Österreichischen Nationalkomitees von
ICOMOS bei Fragen der Erhaltung und
Veränderung von Städten und Kulturland­
schaften, die über die Kompetenz des Denk­
malschutzgesetzes hinaus reichen.
Bundesdenkmalamt
••
••
Dr. Barbara Neubauer, Präsidentin
Dr. Bernd Euler-Rolle, Fachdirektor
••
Wissenschaftliche Grundlagen
und Dokumentation
Zusammenarbeit mit internationalen
Organisationen
Öffentlichkeitsarbeit
Rechts- und Verwaltungsbereich
–– Rechtsangelegenheiten
–– Interne Dienste
Fachbereich
–– Archäologie
–– Architektur und Bautechnik
–– Bewegliche Denkmale –
Internationaler
Kulturgütertransfer
–– Informations- und Weiterbildungs­
zentrum Baudenkmalpflege –
Kartause Mauerbach
–– Inventarisation und
Denkmalforschung
–– Konservierung und Restaurierung
–– Spezialmaterien
Regionalbereich/Landeskonservatorate
••
••
••
••
••
Wissenschaftliche Grundlagen und
Dokumentation
Basis der Arbeit des Bundesdenkmalamtes
(BDA) ist die fundierte wissenschaftliche
Erforschung und Dokumentation des Denk­
malbestandes in Österreich, ebenso wie eine
intensive Zusammenarbeit mit internatio­
nalen Organisationen. Die Ergebnisse die­
ser wissenschaftlichen Arbeit fließen in die
Publikationsreihen und Periodika des BDA
ein aber auch in zahlreiche wissenschaftliche
Beiträge in internationalen Fachpublikatio­
nen sowie in Vorträge im Rahmen von Ta­
gungen und Symposien.
Präsenzbibliothek
Die wissenschaftliche Präsenzbibliothek
des BDA umfasst die Schwerpunkte Denk­
malschutz, Denkmalpflege, Konservierung,
mittelalterliche Glas- und Wandmalerei,
österreichische Kunstgeschichte und topo­
grafische Werke sowie die Zentralkartei zur
Kunstgeschichte Österreichs.
Der Zuwachs im Berichtjahr 2013 be­
trug 2.131 Werke. Es wurden 3.469 Medien
bearbeitet und 2.274 neue Titelsätze in den
elektronischen Katalog Umberto eingearbei­
tet. Die Anzahl digitaler Bestände beläuft
sich auf 193 Stück.
Fotodokumentation
In der Fotodokumentation sind derzeit
551.650 Negative (Zuwachs: 508), 677.634
Fotos und Prints (Zuwachs: 6.256) und
14.739 Digitale Aufnahmen auf 5.188 CDs
(Zuwachs: 717) vorhanden.
Planarchiv
Im Planarchiv des BDA betrug der Zuwachs
2013 insgesamt 250 Pläne auf einen Gesamt­
stand von 39.719. Weiters wurden rd. 1000
Pläne des Bestandes digitalisiert.
Archiv
Auch im Berichtsjahr wurden die Archiv­
bestände für einschlägige Recherchen und
für die Beantwortung von rund 150 wis­
senschaftlichen Anfragen aus dem In- und
Ausland verfügbar gemacht.
Publikationen des BDA
Periodika
•• Fundberichte aus Österreich
•• ÖZKD – Österreichische Zeitschrift für
Kunst und Denkmalpflege
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
– gem. hrsg. mit dem Institut für
Kunstgeschichte, Universität Wien
Reihen
•• Arbeitshefte zur Baudenkmalpflege/­
Kartause Mauerbach
•• Bedeutende Kunstwerke: gefährdet,
konserviert, präsentiert – gem. hrsg. mit
der Österreichischen Galerie Belvedere
179
••
••
••
••
••
••
••
Corpus der mittelalterlichen Wand­
malereien Österreichs – gem.
hrsg. mit der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften
Corpus Vitrearum Medii Aevi Öster­
reich – gem. hrsg. mit der Österreichi­
schen Akademie der Wissenschaften
Dehio – Handbuch.
Die Kunstdenkmäler Österreichs
FOKUS DENKMAL
Materialhefte/Fundberichte aus
Österreich
Österreichische Kunsttopographie –
ÖKT
Studien zu Denkmalschutz
und Denkmalpflege
Sonstige wissenschaftliche Arbeiten und
Publikationen
•• Es erschienen zahlreiche wissen­
schaftliche Publikationen in in- und
ausländischen Periodika und Fach­
publikationen zu den Themenkreisen
Theorie, Methodik und Geschichte der
Denkmalpflege, Konservierung und
Restaurierung von Denkmalen, Ur- und
Frühgeschichte, Archäologie
sowie Kunst- und Kulturgeschichte
Österreichs.
Vorträge, Führungen
•• Zu unterschiedlichen Themen des
Denkmalschutzes wurden Vorträge in
Fachinstitutionen sowie im Rahmen
von nationalen und internationalen
Fachtagungen und Kolloquien gehalten.
Im Rahmen einschlägiger Veranstaltun­
gen wurden Ergebnisse der Denkmal­
pflege vorgestellt bzw. in Führungen
durch Ausstellungen und Grabungen
erläutert.
180
Zusammenarbeit mit internationa­
len Organisationen
Die Erforschung, Dokumentation und Erhal­
tung des historischen Erbes erfolgt gemein­
sam mit internationalen Organisationen und
Fachinstitutionen. Laufende Fachkontakte
bestehen zu Denkmalpflegeinstitutionen im
Rahmen von Tagungen, Kongressen und
Fachsymposien.
Das BDA beteiligt sich im Rahmen sei­
ner wissenschaftlichen Tätigkeit auch regel­
mäßig an Projekten der EU.
Im Rahmen von ICOMOS (Internatio­
nal Council of Monuments and Sites) war
das österreichische Nationalkomitee auch
im Berichtsjahr in der Diskussion um die
österreichischen Welterbestätten aktiv.
Die Mitarbeit bei CIHA (Comité in­
ternational d’histoire de l’art) konzentriert
sich auf die Wahrnehmung des Fachbereichs
der Denkmalforschung/Denkmalpflege. Im
Rahmen von Kulturabkommen erfolgt eine
fachliche Zusammenarbeit mit einschlägigen
Fachinstitutionen anderer Länder.
Öffentlichkeitsarbeit
Die bundesweite Presse- und Medienbe­
treuung in Form von Medieninformationen
über die Tätigkeit des BDA auf den Gebieten
Denkmalschutz und Denkmalpflege sowie
die Veranstaltung von Pressekonferenzen
und Koordinierung von Presseführungen
waren auch 2013 eine der Aufgaben der Öf­
fentlichkeitsarbeit des BDA. Neben redakti­
oneller Tätigkeit wurde die Dokumentation
der Medienberichterstattung weitergeführt.
2013 erfolgten Relaunch und Neukonzipie­
rung des Internet-Auftritts des BDA. Unter
der Dachdomain http://www.bda.at/ werden
in Zukunft drei Websites dargestellt. Die
Eventseite http://www.tagdesdenkmals.at/
konnte pünktlich zur Veranstaltung online
gehen. Die Internetplattform Lernort Denk­
mal (http://www.bda.at/rubrik/136/1643/
LERNORT-DENKMAL) startete zu Schulbe­
ginn im Herbst. Der umfangreiche Relaunch
der Homepage http://www.bda.at/ wird
2014 abgeschlossen sein. Die Web 2.0 Stra­
tegie wurde mit zwei Fanseiten auf facebook
und einem eigenen youtube Kanal ausgebaut.
Das für eine breite Öffentlichkeit konzipierte
Magazin Denkmal heute, das in einer Koope­
ration mit der Österreichischen Gesellschaft
der Denkmalfreunde herausgegeben wird,
erhielt ein neues grafisches Design. 2013
erschienen zwei Ausgaben in einer Auflagen­
höhe von 40.000 Stück, wobei Heft Zwei
dem Schwerpunktthema Tag des Denkmals
gewidmet und gratis verteilt wurde.
European Heritage Days / Journées
européennes du Patrimoine /
Tag des Denkmals
Mit 305 Programmpunkten bot der 16. Tag
des Denkmals am 28. September 2013 einen
kostenlosen Zutritt zu sonst oft verschlosse­
nen Orten. Die österreichweite Veranstaltung
unter dem Motto aus Stein? verzeichnete
70.700 BesucherInnen; das waren annähernd
gleich viele BesucherInnen wie im Jahr zuvor.
Ob Granit als Rohstoff, Gips als Werkstoff,
oder Sandstein als Baustoff, als Dekor,
Symbol oder Gedächtnisspeicher, Stein be­
herrschte den Tag des Denkmals. Burgruinen,
Kirchen, Schlösser, Häuser, Steinmetzateliers
sowie Friedhöfe luden ein, durch ExpertIn­
nen-Führungen, handwerkliche Workshops,
Familien- und Kinderprogramme, Stein als
grundlegenden Bestandteil des kulturellen
Erbes hautnah zu erfahren oder auf den
zahlreichen geführten Touren zu erwandern.
Die Bandbreite reichte heuer von Stein­
wanderungen, von der urgeschichtlichen und
römischen Ausgrabung bis zu Günther Do­
menigs Steinhaus oder dem Wotruba-Depot
im Wiener 21er Haus.
Die Kooperation mit Wikipedia im Rah­
men des Fotowettbewerbs Wiki Loves Monuments Österreich 2013 konnte mit der
Preisverleihung im November erfolgreich
abgeschlossen werden.
Parallel zum Tag des Denkmals wurde bereits
zum achten Mal der internationale Jugendfo­
towettbewerb IHPE / International Heritage
Photographic Experience in Kooperation
mit der Graphischen zum gleichen Thema
veranstaltet.
Tag des Denkmals 2013: BesucherInnen im Risgarten der
Riskapelle in Flaurling (Tirol)
© Neumann, Hall in Tirol
181
Denkmaltag für Schulen 2013, Workshop © BDA, Dworak
IHPE 2013 Siegerfoto
Medusa, Lisa Frank, 16 Jahre
Hofburg/Wien, Austria
© Lisa Frank/Graphische
Kulturvermittlung LERNORT DENKMAL
LERNORT DENKMAL ist das Kulturver­
mittlungsprogramm des BDA. Sämtliche
Schulprojekte, die vom BDA veranstaltet
werden bzw. in Kooperation mit dem BDA
stattfinden, sind unter diesem Begriff zu­
sammen gefasst und unter http://www.bda.
at/rubrik/136/1643/LERNORT-DENKMAL
abrufbar.
Denkmaltag für Schulen
Einen Schwerpunkt stellt der im Juni stattfin­
dende Denkmaltag für Schulen dar. Ziel ist
eine Präsentation aller im laufenden Schul­
jahr durchgeführten Projekte vor Ort.
Die Klasse 3c der Musisch-Kreativen Neuen
Mittelschule am Enkplatz in Wien-Simme­
ring beteiligte sich bereits zum dritten Mal in
Folge und arbeitete im Schuljahr fächerüber­
greifend zum Thema aus Stein? – Architektur,
Skulptur und historische Handwerkstechniken. Neben mehreren Exkursionen fand auch
ein Kreativworkshop über Pigmente in der
Kartause Mauerbach statt.
182
Weiters zu nennen sind das Projekt DENKMAL – Was ist das? Unsere Schule! einer
vierten Klasse der Volksschule Ober St. Veit
oder das klassenübergreifende Kreativpro­
jekt Erbaut in Hietzing des BG 13; Fichtner­
gasse, Wien.
Mit Römischen Inschriftensteine der ÖNB
beschäftigen sich SchülerInnen des BG 14;
Linzer Straße, Wien, im Wahlfach Latein. Am
Tag des Denkmals wurde von den Maturan­
tInnen dazu eine Spezialführung angeboten.
LERNORT DENKMAL konnte am
Tag des Denkmals 2013 wieder einer breiten
Öffentlichkeit vorgestellt werden: Der Folder
Denkmaltag für Schulen 2013 wurde bun­
desweit aufgelegt. Ausgewählte Schulpro­
jekte waren in der BDA-Zentrale ausgestellt.
Denkmalkoffer
Der Denkmalkoffer enthält Materialien und
Lehr- sowie Lernbehelfe, die eine sinnvolle
Bearbeitung der Themen Denkmale und
Denkmalpflege im Unterricht möglich ma­
chen. Ziel ist eine bundesweite Einbindung
von Schulen durch das Bereitstellen von BestPractice-Beispielen zum kulturellen Erbe.
Projekt Denkmal:Foto
Eine bewährte Zusammenarbeit verbindet
das BDA und die Graphische im Fotoprojekt
Denkmal:Foto. Im Rahmen ihrer Ausbildung
können Fotografie-Klassen in historischen
Gebäuden angewandte Fotografie umsetzen.
Im Schuljahr 2012/2013 war das Motto des
Tages des Denkmals Aufgabenstellung für
zwei Fotografieklassen.
Girls’ Day im Bundesdienst © BDA, Dworak
Girls’ Day im Bundesdienst
Diese Initiative bietet Schülerinnen zwischen
zehn und 16 Jahren interessante Einblicke
zur Berufsorientierung im öffentlichen Dienst,
insbesondere abseits der traditionellen Berufe.
Das BDA beteiligte sich am 25. April
2013 bereits zum fünften Mal. Thema waren
die Berufsbilder in der Denkmalpflege mit
Schwerpunktsetzung auf Steinrestaurierung
und Archäologie. 30 Mädchen im Alter von
zwölf bis 14 Jahren nutzten die Gelegen­
heit und informierten sich vor Ort über
eine mögliche Berufswahl im Bereich der
Restaurierung.
Das BDA beteiligte sich 2013 auch an
verschiedenen Events. Als Beispiel sei das
Wiener Forschungsfest genannt.
Der Informationsstand wurde vom Lan­
deskonservatorat für Wien, der Abteilung für
Restaurierung und Konservierung und der
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam
bespielt.
Wiener Forschungsfest 2013, Hightech im Dienste der Moderne © BDA, Dworak
Rechts- und Verwaltungsbereich
Rechtsangelegenheiten
Zentrale Aufgabe der Rechtsabteilung ist die
Durchführung von Unterschutzstellungsver­
fahren (Stellungen unter Denkmalschutz),
wobei die Auswahl der Objekte und die
Erstellung der Fachgutachten durch die Lan­
deskonservatorate erfolgt. Im Berichtsjahr
konnten 179 Unterschutzstellungen verfügt
werden. Aufhebungen des Denkmalschutzes
erfolgten in 18 Fällen. Eine umfangreiche En­
sembleunterschutzstellung wurde bearbeitet.
Die sonst von der Abteilung für beweg­
liche Denkmale erteilten Ausfuhrbewilli­
gungen für Kulturgut werden in schwierige­
ren Fällen von der Rechtsabteilung verfasst.
Es wurden fünf befristete und drei end­
gültige Ausfuhrbewilligungen erteilt. Über
einen Antrag auf Wiederausfuhr wurde
abschlägig entschieden. Über gravierende
Veränderungen an Denkmalen wurden sie­
ben Bescheide erlassen.
Die Abteilung verfasst auch Strafan­
zeigen wegen widerrechtlicher Veränderung
beziehungsweise Zerstörung von Denkmalen
sowie Anträge an die Bezirksverwaltungs­
183
Ferdinand Lepie, Schloss Lichtenegg mit Nebengebäuden
und Blick in die Landschaft,
1862 © Musealverein Wels
behörde auf Anordnung von Sicherungs­
maßnahmen oder auf Wiederherstellung des
früheren Zustandes des Denkmals. 2013
erfolgten vier Anzeigen, fünf Sicherungsan­
träge und fünf Wiederherstellungsanträge.
Weiters werden die Aufname der verfüg­
ten Unterschutzstellungen in das Grundbuch
sowie die Ausstellung von Löschungs- und
Freilassungserklärungen für Grundstücks­
teile, auf denen sich kein Denkmal befindet,
veranlasst.
Fachbereich
Bewegliche Denkmale – Internationaler
Kulturgütertransfer
Im Berichtjahr wurden 1.287 Ausfuhrbewil­
ligungen erteilt. Davon waren 449 befriste­
teund 316 endgültige Ausfuhren innerhalb
der EU sowie 96 befristete und 372 end­
gültige Ausfuhren außerhalb der EU; dazu
kamen 54 Ansuchen um Wiederausfuhr.
99 Katalogauktionen (81 Auktionen im Do­
rotheum, fünf bei den Wiener Kunstaukti­
onen im Kinsky, zwei beim Auktionshaus
Galerie Hassfurther, zwei bei Nauert Kunst­
auktionen, sechs Auktionen des Auktions­
hauses H. D. Rauch, zwei der Galerie West­
licht sowie eine Auktion des Auktionshauses
184
Artemide) wurden hinsichtlich eines mögli­
chen Denkmalschutzes und, damit verbun­
den, einer Ausfuhrsperre bearbeitet. Ebenso
wurden die angebotenen Kunstgegenstände
auf zahlreichen Antiquitätenmessen und Ver­
kaufsausstellungen begutachtet.
2013 wurden insgesamt 22 Unter­
schutzstellungsverfahren eingeleitet bzw.
durchgeführt. In sechs Fällen erging ein Un­
terschutzstellungsbescheid, vier Mal erfolgte
ein Ankauf durch öffentliche Sammlungen.
In vier Fällen wurde auf den bestehenden
Denkmalschutz und das damit verbundene
Ausfuhrverbot hingewiesen. Für drei denk­
malgeschützte bzw. denkmalwürdige Ob­
jekte wurde eine Ausfuhrgenehmigung er­
teilt. Unter Denkmalschutz gestellt wurden
unterschiedliche Gegenstände, von Werken
der Barockzeit bis zur Klassischen Moderne,
Gemälde, Autographen, Musikinstrumente
sowie kunstgewerbliche Objekte. Bei je zwei
Gemälden aus denkmalgeschützten Gebäu­
den in der Steiermark beziehungsweise in
Kärnten war im Berichtsjahr eine Sicherstel­
lung noch in Arbeit respektive eine Rück­
bringung an den ursprünglichen Standort
beabsichtigt.
Auch 2013 war die Abteilung ist mit
einer Anzahl von Rückbringungsverfahren
gemäß der Richtlinie 93/7/EWG konfron­
tiert, ebenso mit Verfahren bei internati­
onalen Diebstahlsdelikten. Ein Antrag auf
Rückführung einer illegal aus Österreich
ausgeführten Inkunabel aus einer Stiftsbib­
liothek wurde gestellt.
Inventarisation und Denkmalforschung
Die Aufgabe der Abteilung ist die Erfassung,
Erforschung, Inventarisation, Dokumenta­
tion und Publikation des österreichischen
Denkmalbestandes.
Publikationen
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler
Österreichs
Dehio Oberösterreich Süd: Weitere Erhebungen und Textierung von Monumentalbauten, Redaktionsarbeit
Präsentation der ÖKT Graz in
der Aula der Alten Universität
Graz © BDA
Österreichische Zeitschrift für Kunst
und Denkmalpflege ÖZKD
Heft 1/2 2012, Themenheft zur Tagung Modern, aber nicht neu. Architektur nach 1945 in Wien
Heft 3/4 2012, Themenheft zur Tagung Dynastische Repräsentation in
der Glasmalerei. Akten des 26. Internationalen Colloquiums des Corpus Vitrearum (Präsentation am 10. September
2013 im BDA)
Heft 1/2 2013 Themenheft zur Tagung
kirchenRÄUMEn (Erscheinungstermin:
Frühjahr 2014)
Österreichische Kunsttopographie
ÖKT, Band LIX, Politischer Bezirk Neusiedl am See, Präsentation am 21.
März 2013 im Neuen Schloss Kittsee
ÖKT, Band LX, Die Kunstdenkmäler der
Stadt Graz. Die Profanbauten des II.,
III. und VI. Bezirkes, Präsentation am 4.
Juni 2013 in der Aula der Alten Universität Graz
Sonstige Publikationen
CVMA, Band Niederösterreich Teil Zwei
(Krenstetten bis Zwettl): Weiterführung
der Manuskripterstellung, Vorbereitung
von Graphik und Layout.
Bundesdenkmalamt Image-Broschüre,
Redaktion der zweiten Auflage (Erscheinungstermin: Jänner 2014)
Denkmal heute
Heft 1/2013 Retro, Vintage, Shabby
chic – Chancen für den Denkmalschutz?
Heft 2/2013 Aus Stein? – Tag des
Denkmals 2013
Sonstige Aktivitäten
Mitwirkung am Tag des
Denkmals 2013
29. September 2013
Mitwirkung an der Tagung kirchenRÄUMEn. Zukunftsperspektiven für die Nutzung von Sakralbauten
7. Juni – 8. Juni 2013, Linz
185
Unterschutzstellungen
Erstellung und Monitoring des Einzelunterschutzstellungsprogramms
(Schwerpunkte Sakralbauten, Burgen
und Schlösser) sowie von Unterschutzstellungsgutachten für Burgenland,
Kärnten, Niederösterreich, Salzburg
und Steiermark
Mitwirkung an den Ensembleunterschutzstellungen Melk (Abschluss des
Verfahrens) und Drosendorf (neuerliche Einleitung des Verfahrens)
Abschluss des Verfahrens beim ehem.
Konzentrationslager Gusen / Gemeindegebiet Langenstein
Haager Konvention
Abschluss der Eintragung für Oberösterreich und Steiermark
Vorbereitung der Eintragung für Salzburg
Teilnahme UNESCO-Tagung
Dezember 2013, Paris
Denkmalverzeichnis
Fotoarchiv
Laufende Dokumentation von Baudenkmalpflege und Restaurierungen
an Kunstdenkmalen
Fotografische Aufnahmen für Tag
des Denkmals und verschiedene
Veranstaltungen
Bibliothek
Die Amtsbibliothek umfasst rund 92.000
Titel. Es werden rund 350 Reihen in Fort­
setzung geführt. Mit rund 90 Institutionen
erfolgt ein Schriftentausch. Im Berichtjahr
2013 gab es rund 15.000 Katalogabfragen
und knapp 5.000 Entlehnungen an der als
Freihandbibliothek geführten Bibliothek.
Architektur und Bautechnik
Die Kernkompetenz der zentralen Abteilung
liegt in der internen und externen fachspe­
zifischen Beratungstätigkeit bei baulichen
Veränderungen an denkmalgeschützten Ob­
jekten. Damit verbunden erfolgt die Erstellung
alternativer Nutzungs- und Adaptierungsvor­
schläge auf der Basis von Baudokumentati­
onen aus dem zugehörigen Plan- und Mess­
bildarchiv bzw. von externen Plangrundlagen.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Ent­
wicklung, Implementierung und Evaluierung
von Standards zur Qualitätssicherung der
bundesweiten Baudenkmalpflege.
Laufende Aktualisierung des
Denkmalverzeichnisses und der
Denkmaldatenbank
Statistik der Geschäftsfälle des BDA
Kärnten, Klein Vassach, Ruprechter Weg 11,
Binder-Keusche © BDA
186
Ein Beispiel aus dem Berichtsjahr ist die in
Klein Vassach bei Villach auf einer kleinen
Geländekuppe gelegene Keusche (Kleinanwe­
sen als Sitz für Kleingewerbe). Diese wurde
1810 erbaut und ist heute, bis auf geringfü­
gige Veränderungen der ursprünglichen An­
lage, eines der selten gewordenen Dokumente
dieses Bautyps. Der Bestandsplan dient als
Grundlage für ein statisches Gutachten und
denkmalgerechteSanierungsmaßnahmen.
Konservierung und Restaurierung
Ziel der Abteilung für Konservierung
und Restaurierung ist es durch Erstellung
von Restaurierungskonzepten, Durchfüh­
rung von Probe- und Musterarbeiten an
ausgewählten Objekten sowie schließlich
auch Ausführung von Modellprojekten
Maßstäbe für die erforderliche Qualität
im denkmalpflegerischen und restaurato­
rischen Umgang mit den Kunstdenkmalen
zu setzen. Materialkundliche und techno­
logische Untersuchungen durch das Natur­
wissenschaftliche Labor sowie die damit
verbundene Forschungs- und Entwicklungs­
arbeit bilden eine unverzichtbare Basis für
das Restaurierungswesen in der österreichi­
schen Denkmalpflege.
Wesentliche Voraussetzung hierfür ist
die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit
mit externen RestauratorInnen. Ein Beispiel
für ein fächerübergreifendes Projekt war die
Behandlung der Blockbergungen und Frag­
mente von römerzeitlichen Wandmalereien
des dritten und vierten Jahrhunderts aus
Lorch bei Enns, an der die Fachbereiche
Wandmalereirestaurierung und Archäologische Restaurierung beteiligt waren.
Bereits im Jahr 2000 wurden im Vorfeld
eines Parkplatzbaues römische Wandmale­
reifragmente entdeckt, die durch mehrere
Blockbergungen gerettet werden konnten.
In diesen geborgenen Blöcken waren bis zu
vier übereinander liegenden Putzschichten
enthalten, die mit prachtvollen dekorativen
und figuralen Elementen gestaltet sind. Als
erster Schritt wurde nun ein Konzept für die
Lösung der Blöcke, Freilegung, Dokumenta­
tion und konservatorische Versorgung sowie
für die Lagerung der Funde erarbeitet und in
die Praxis umgesetzt.
Ein Arbeitsschwerpunkt ist der Umgang mit
großen Bildformaten. Bei Ausstattungen, die
nicht permanent gezeigt werden, steht die
Frage der Deponierung im Vordergrund, die
unter ungeeigneten Umständen zu schwe­
ren Schäden an der Substanz führen kann.
Daher hat die Abteilung die Initiative ergrif­
fen, den Aufbau des Heiligen Grabes aus der
ehemaligen Stiftskirche von Garsten dem
Vergessen zu entreißen.
Enns, römerzeitliche Wandmalereien, Auftrennung und
Konservierung einer Blockbergung mit unterschiedlichen
Wandmalereischichten © BDA
Garsten, ehem. Stiftskirche,
Heilig-Grab-Aufbau, Detail,
Musterrestaurierung © BDA
Tagung der österreichischen
RestauratorInnen für archäologische Bodenfunde in der
Abteilung für Konservierung
und Restaurierung, Mai 2013
© BDA
187
Es ist dies ein mehrteiliger barocker Kulis­
senaufbau mit gemalter Scheinarchitektur
von Johann Wenzel Bergl aus den Jahren
1777/78, der in früherer Zeit vor Ostern
aufgestellt wurde. Eine Bestandsaufnahme,
die Erarbeitung einer geeigneten Depotsitua­
tion und Musterrestaurierungen bildeten die
Grundlage für eine neue Wertschätzung.
Miniumanstrich © BDA
Ausbleien © BDA
Die Abteilung versteht sich auch als Platt­
form für den fachlichen Diskurs und die
entsprechende Vermittlung in Partnerschaft
mit den in der Denkmalpflege handelnden
RestauratorInnen und anderen Verantwort­
lichen. In diesem Sinne wurden 2013 die Ta­
gung der österreichischen RestauratorInnen
für archäologische Bodenfunde sowie ein
188
Fachgespräch zur Restaurierung von Kir­
chenausstattungen in der Stiftskirche von
Zwettl abgehalten.
Informations- und Weiterbildungszentrum
Baudenkmalpflege – Kartause Mauerbach
Die Vermittlung der vielfältigen Themen der
Baudenkmalpflege, die Weiterbildung aller
am Altbau tätigen Berufsgruppen und die
Beratungstätigkeit für Denkmaleigentüme­
rInnen und Ausführende bildeten im Jahr
2013 die Aufgabenschwerpunkte. Das auch
international wahrgenommene und etablierte
Kurs- und Seminarangebot insbesondere zum
Thema Architekturoberfläche wurde weiter
ausgebaut. In 23 Kursen bzw. Seminaren
wurden über 270 TeilnehmerInnen für die
Anliegen der Denkmalpflege sensibilisiert
und ihnen traditionelle Handwerkstechniken
und moderne Konservierungs- und Restau­
rierungsmethoden vermittelt.
Besonderes Augenmerk galt dem Thema
Ölanstrich auf Holz und Eisen. Dieses tra­
ditionelle Beschichtungssystem erlebt auch
Dank der Kurse in Mauerbach derzeit eine
Renaissance. Das Wissen um die Anwendung
und den Aufbau ölgebundener Farben wurde
über Jahrhunderte tradiert, ging aber in den
letzten 40 Jahren durch das Aufkommen
moderner Industrielacke immer mehr ver­
loren. Bis heute gibt es kein nachhaltigeres
Beschichtungssystem auf Holz und Eisen.
Der Ölanstrich ist reparaturfähig, wie­
derholbar ohne alle bestehenden Schichten
abnehmen zu müssen, und dampfdiffusions­
offen. Der typisch orange Miniumanstrich
auf Eisen, Bleioxyd in Leinölfirnis, gilt bis
heute als bester Korrosionsschutz. Grundlage
für die Qualität des Anstrichs ist die ent­
sprechende Ausführung durch spezialisierte
Handwerker und RestauratorInnen – ein
Wissen, das durch das BDA wieder vermit­
telt wird. Neben den Ölanstrichkursen in
Mauerbach wurde im April 2013 das Thema
im Rahmen des EU-Förderprogramms INTERREG auf der Burg Hasegg in Hall in
Tirol auch international einem Kreis von
Holz- und MetallrestauratorInnen, Denk­
malpflegerInnen, ArchitektInnen, Malern,
Tischlern und Schmieden in Theorie und
Praxis nähergebracht.
Der Konservierung von Mischbauwerken
bei Ruinen und Umfassungsmauern widmete
sich ein Workshop auf der Schallaburg im
Mai 2013. Neben theoretischen Fragestel­
lungen wie der Definition des Restaurierziels
bei Ruinen wurden technologische Aspekte
wie Mauerkronensicherung, Fugenmaterial,
Direktlöschen von Kalk, statische Sanie­
rungsmöglichkeiten diskutiert und Muster­
arbeiten umgesetzt.
Bei der Tagung Romanzement, Branntkalk und Blei im Frühjahr 2013 wurden diese
historischen Materialien der Steinrestaurie­
rung vorgestellt und deren Aktualität pra­
xisnah auch durch Vorführung des Ein- und
Ausbleivorgangs an über 140 TeilnehmerIn­
nen vermittelt.
Die Projektpartner des EU-Forschungs­
projektes ROCARE informierten über Zu­
sammensetzung, Produktion und Anwen­
dungsmöglichkeiten von Romanzement,
Steinrestauratoren berichteten über Erfah­
rungen mit Branntkalk in der Stein- und
Putzkonsolidierung.
Die Service- und Beratungsfunktion
der Abteilung wurde 2013 vermehrt wahr­
genommen. Fragen zu Altbausanierung,
Konservierungs- und Sanierungsmethoden,
traditionellen und modernen Baumateria­
lien und deren Verwendung konnten ent­
sprechend gelöst werden.
Archäologie
Die Abteilung für Archäologie nimmt die viel­
fachen Agenden der praktischen archäologi­
schen Denkmalpflege durch ihre in allen Bun­
desländern vertretenen MitarbeiterInnen wahr.
Darüber hinaus sorgt sie als eine der Fachabtei­
lungen auch für Standards, die bei der Durch­
führung archäologischer Maßnahmen und an
archäologischen Objekten zur Anwendung
gelangen: Im Berichtsjahr galt ein besonderes
Bemühen der Erstellung von Arbeitspapieren
für den wichtigen Bereich der archäologischen
Konservierung und Restaurierung.
Die Abteilung betreibt nach Maßgabe
der Möglichkeiten auch grundlegende ar­
chäologische Denkmalforschung, die in der
Inventarisierung und Unterschutzstellung
von Bodendenkmalen mündet; 2013 wurde
das Projekt mit der Publikation Der norische
Limes in Österreich abgeschlossen.
Die Abteilung für Archäologie initiiert
und leitet einzelne wissenschaftliche Vorha­
ben, von denen das Sonderprojekt Wissenschaftliche Aufarbeitung des Schatzfundes
von Wiener Neustadt einen Schwerpunkt des
Jahres 2013 bildete.
189
Der spätmittelalterliche Schatzfund von Wiener Neustadt
© Foto: Paul Kolp; Bearbeitung Franz Siegmeth
Fingerring mit gefassten
Edelsteinen © Foto: Paul Kolp;
Bearbeitung Franz Siegmeth
Der interdisziplinäre Zugang öffnete neue
Perspektiven auf die Zusammensetzung, Da­
tierung und kulturhistorische Einordnung des
dem BDA gemeldeten spätmittelalterlichen
Sensationsfundes, die in die 2014 erschei­
nende Publikation und in die Präsentation des
Schatzes im Urgeschichtemuseum MAMUZ
Schloss Asparn/Zaya einfließen werden.
Bei diesem Schatz handelt es sich um ein
Konvolut von außer Gebrauch gestelltem
Kleidungszubehör, Schmuck und Tafelgerät,
also quasi um Altmetall, das offenbar von
einem Goldschmied (oder einem Händler)
gegen Ende des 14. Jahrhunderts in der Nähe
des ehemaligen Galgens von Wiener Neustadt
verborgen wurde. Über die genauen Ursachen
für die Deponierung lässt sich nur spekulieren,
eine Umgehung der städtischen Maut oder
eine für kurze Zeit geplante Verwahrung aus
persönlichen Gründen wären vorstellbar.
Spezialmaterien
Die Abteilung für Spezialmaterien ist bundes­
weit für historische Gartenanlagen, Klang­
denkmale und technische Denkmale zustän­
dig. Ihre Tätigkeit konzentriert sich auf die
Erforschung und Vermittlung dieses Denk­
malbestandes einschließlich der notwendigen
Unterschutzstellungen sowie auf die Vorbe­
reitung und Betreuung von Restaurierungen.
Die Herausforderung besteht darin, dass bei
diesen Denkmalgruppen zusätzlich immate­
rielle Dimensionen eine Rolle spielen, welche
bei der Behandlung der materiellen Substanz
190
einzubeziehen sind. Dies sind beispielsweise
die lebendigen, wachsenden Komponenten in
einer Gartenanlage, Musik und historisches
Klangbild bei den Klangdenkmalen oder Be­
wegung und mechanische Zusammenhänge
bei den Technikdenkmalen, die in der Sach­
kenntnis und Methodik eine entsprechende
Spezialisierung erfordern.
Historische Gärten und Parkanlagen
sind aus baulichen und pflanzlichen Ele­
menten komponierte, künstlerisch gestaltete
Grünanlagen, bei denen die Konzeption der
Freiräume eine entscheidende Rolle spielt. Die
Vegetationsbestände sowie das künstlerisch
gestaltete Ensemble sind wie auch Gebäude
»Bausteine« einer Gesamtkomposition.
Pottendorf, Schlosspark © BDA, Bstieler
Beispielhaft ist die Unterschutzstellung des
Schlossparks Pottendorf. 1802 gelangte das
barocke, heute verfallene Schloss Pottendorf
in den Besitz von Fürst Nikolaus Esterházy,
der die zugehörige Parkanlage durch den
französischen Architekten Charles de Moreau
in einen Landschaftsgarten umgestalten ließ.
Der Schlosspark zeichnet sich durch großzü­
gige Wegeführungen, elegant gestaltete Was­
serläufe mit Inseln und einer malerischen
Anordnung der Bepflanzung aus. Mit der
Unterschutzstellung des Schlossparks Potten­
dorf wurden denkmalpflegerische Entwick­
lungsziele formuliert, die in den nächsten
Jahren schrittweise umgesetzt werden.
Klangdenkmale sind historische Musik­
instrumente durch deren Erhaltung auf viel­
fältige Weise ein Stück österreichischer Mu­
sikgeschichte und Klangkultur dokumentiert
wird. Den Großteil der betreuten Instrumente
machen baugebundene Musikinstrumente,
insbesondere Orgeln und Glocken aus.
Realisiert werden konnte die Restau­
rierung der jahrzehntelang unspielbaren äl­
testen Orgel Vorarlbergs realisiert werden.
Das 1699 von einem heute nicht namentlich
bekannten Orgelbauer geschaffene Orgelpo­
sitiv, zu dem sich ein Zwillingsinstrument im
Liechtensteiner Landesmuseum erhalten hat,
wurde 1960 durch unsachgemäße Eingriffe
Feldkirch, Orgel © BDA
stark in Mitleidenschaft gezogen und nun
restauriert und fehlende Teile detailgenau
rekonstruiert.
Technische Denkmale sind Objekte der
Industrie, des Handels, des Verkehrs und
der Versorgung und haben hohe Relevanz
als Denkmale der Sozial- und Wirtschaftsge­
schichte. Die Vielfalt der Denkmale schließt
auch Objekte der Eisenverarbeitung oder
der Textilindustrie, Eisenbahn- und Stra­
ßenbrücken, Wasserversorgungs- und Kraft­
werksanlagen, Mühlen sowie Maschinen und
Fahrzeuge ein. 2013 wurde der 1871 erbaute
Raddampfer Gisela am Traunsee restauriert.
Raddampfer Gisela © BDA
191
Regionalbereich/Landeskonservatorate
Parndorf, Apsisausmalung von
Johann Gfall, 1768/69, nach
Freilegung © BDA, Adam
Der über eine oszillierende Verbunddampf­
maschine angetriebene Dampfer steht seit
1981 unter Denkmalschutz und wurde nun
vor dem endgültigen Verfall gerettet, indem
die Sanierung des Unterwasserschiffes, eines
Schaufelrades, des unteren Achterdec.
Burgenland
Leitung:
Mag. Peter Adam
Im März 2013 fand mit der Präsentation
der Kunsttopographie des Bezirks Neusiedl
in Kombination mit der Denkmalpflegeme­
daillenverleihung eine wichtige Veranstal­
tung statt.
Ebenfalls im Frühjahr führte eine mehr­
tägige Exkursion die Restaurierklassen der
Hochschule für angewandte Kunst ins Bur­
genland, wo aktuelle Restaurierungen vorge­
stellt und diskutiert werden konnten.
Im Rahmen der Vermittlungstätigkeit­
wurde an verschiedensten Veranstaltungen
teilgenommen und die Vortragstätigkeit ver­
stärkt. Erstmals wurde auch eine Eröffnungs­
veranstaltung zum Tag des Denkmals in der
Martinkaserne in Eisenstadt ausgerichtet.
Der Einsatz von EU-Fördermitteln er­
möglichte in den letzten Jahren einige drin­
gende Restaurierungen.
192
Bruckneudorf, Kriegerdenkmal (1916/17)
nach Restaurierung © BDA, Falkner
So konnte im Berichtsjahr die mehrjährige
Freilegung der barocken Apsisausmalung
von Johann Gfall von 1769 in der Pfarrkirche
Parndorf zum Abschluss gebracht werden.
Dieses anspruchsvolle Großprojekt ließ ein
Hauptwerk der barocken Monumentalmale­
rei im Burgenland wiedererstehen.
Die Fassadenrestaurierung des Erdö­
dyschlosses Rotenturm, ein jahrzehntelang
verfallendes kunsthistorisches Juwel und ent­
wicklungsgeschichtlich bedeutsames Werk
des Historismus, 1862–65 von Antal Weber
errichtet, konnte fertiggestellt werden.
Bedeutende Projekte, wie die Fassaden­
restaurierung des Schlosses Kobersdorf oder
die Weiterführung der Restaurierung der
Seitenaltäre in der WallfahrtskircheLoretto,
brachten die erhofften Ergebnisse.
Von den zahlreichen Restaurierungen
seien einige hervorgehoben, die die fachlichen
Standards und die partnerschaftliche Arbeits­
weise mit den EigentümerInnen zeigen. Das aus
dem Hochmittelalter stammende ruinöse Alte
Schloss Kittsee hatte einen wichtigen Arbeits­
fortschritt zu verzeichnen. Schloss Nebersdorf
erstrahlt durch die gelungene Fassadenfärbe­
lung in Kalk wieder im alten Glanz, für die
weithin sichtbare Martinkaserne in Eisenstadt
konnte die erste Etappe der Fassadenrestaurie­
rung abgeschlossen werden. Die klassizistische
Nepomukkapelle in Kohfidisch konnte durch
eine Rekonstruktion der Originalfassung als
Kleinod bewahrt werden. Im profanen Bereich
gelang die Rettung einer vermutlich frühbaro­
cken Steinbrücke in Bernstein.
Zwei wichtige Projekt gab es in Bruck­
neudorf: Einerseits wurde die fachlich vor­
bildliche Restaurierung des in seiner Art
singulären Kriegerdenkmals von 1917 zum
Abschluss gebracht. Andererseits konnte mit
der Sicherung wesentlicher Teile der ehem.
Erbsenschälerei, einem gründerzeitlichen
Industriedenkmal, ebenfalls ein wichtiger
Schritt zu deren langfristigen Erhaltung ge­
setzt werden.
Gelegenheit zum fachlichen Erfahrungsaus­
tausch und zur Besichtigung aktueller Res­
taurierungen.
Bei begonnenen beziehungsweise um­
gesetzten großen Denkmalprojekten wurde
2013 der Fokus auf Funktionalität und
Nachhaltigkeit gelegt.
Kärnten
Leitung:
Mag. Gorazd Živkovič
Um Anliegen des Denkmalschutzes und der
Denkmalpflege adäquat zu positionieren,
kommt der Vermittlungs- und Öffentlich­
keitsarbeit ein großer Stellenwert zu. Neben
dem 2013 mit besonderer medialer Aufmerk­
samkeit bedachten Tag des Denkmals wurde
das Amt für den Schutz des kulturellen Erbes
Sloweniens (ZVKDS) im Oktober zu einer
zweitägigen Fachtagung nach Kärnten ein­
geladen. Über 60 slowenische Konservato­
rInnen und RestauratorInnen nutzten die
Gurk, Diözesanmuseum, Kapelle, nach Restaurierung © Diözesanmuseum Gurk
Bei der begonnenen Adaptierung des ehema­
ligen Propsthofes in Gurk als künftiges Di­
özesanmuseum Schatzkammer Gurk wurde
die architektonische Inszenierung auf den
Denkmalbestand abgestimmt. Unter Einbe­
ziehung der gotischen Kapelle in das künftige
Museum konnte ein musealen und denk­
malpflegerischen Ansprüchen entsprechendes
Präsentationskonzept entwickelt werden.
In Klagenfurt machten massive Schä­
den an Dach und Fassaden des 1884 er­
richteten Landesmuseums Kärnten eine
Außenrestaurierung unaufschiebbar. Bei
der Sanierung des Konzerthaussaales im
ehemals bombenzerstörten, wieder aufge­
bauten Musikvereinsgebäude gelang es,
sowohl der zu erhaltenden Raumschöpfung
der 1950er Jahre als auch zeitgemäßen
bühnentechnischen und akustischen Erfor­
dernissen gerecht zu werden.
Die Bandbreite an denkmalgerechten
Interventionen reichte von der Teilsanie­
rung und -restaurierung der mittelalterlichen
Stadtmauer in Gmünd über die Instandset­
zung einer barocken Brunnenanlage im ehe­
maligen Stift Viktring bis zur Sanierung und
193
Klagenfurt, Konzerthaus,
»Großer Saal«, nach Restaurierung © LIG
Adaptierung des 1971 bis 1975 errichteten
BG und BRG für Slowenen/ZG in ZRG za
Slovence in Klagenfurt.
Niederösterreich
Leitung:
Mag. Dr. Hermann Fuchsberger
Der Schwerpunkt der Tätigkeit lag im Be­
richtsjahr auf Adaptierung, Umnutzung und
Sanierung vieler Wohnhäuser, Kirchen und
Klöster, Schlösser und Ruinen, Kapellen und
Kleindenkmale. 363 ausgestellte Bescheide,
mit denen Veränderungen an Denkmalen
bewilligt wurden, und 350 abgeschlossene
Förderverfahren zeigen den Umfang der Auf­
gaben in der Betreuung von mehr als 10.500
unter Denkmalschutz stehenden Objekten
und weiteren 1.800 Bauten in den niederös­
terreichischen Schutzzonen. Im kirchlichen
Bereich sind einige, auf mehrere Jahrese­
tappen ausgerichtete Stiftsrestaurierungen
hervorzuheben.
Mit einem Festakt wurde im Septem­
ber 2013, dem Jahr der 875. Wiederkehr
der Gründung des Stiftes Zwettl, die Re­
staurierung der Stiftskirche abgeschlossen.
Begonnen 2007 mit der Neudeckung der
Stiftskirche präsentiert sich der Kirchenraum
heute in der ersten nachbarocken Farbgestal­
tung um 1850.
Im Stift Klosterneuburg sind die Re­
staurierungsarbeiten an den Fassaden der
Stiftsgebäude weit fortgeschritten, und im
Stift Melk stellt die Stiftsbibliothek auf­
grund der schwierigen klimatischen Situa­
tion eine denkmalpflegerische Herausfor­
derung dar.
Begonnen wurde mit einer umfangrei­
chen Sanierungsetappe an den Dächern im
Stift Göttweig. Um die Wirkung der neuen
Dächer an das Erscheinungsbild der histo­
rischen Dächer anzunähern, wählte man
keramische Dachziegel mit unterschiedli­
cher Oberflächenbearbeitung und unter­
schiedlichen Längen, um die gewünschten
Unregelmäßigkeiten zu erhalten. Zahlreiche
Kirchen wurden baulich instandgesetzt und
restauriert, neben vielen Dorfkirchen mit
kleineren Instandsetzungsarbeiten handelte
es sich unter anderem um die Weiterfüh­
rung der umfangreichen Innenrestaurierung
der Kremser Stadtpfarrkirche St. Veit und
die Innenrestaurierung der Pfarrkirchen
Poysdorf und Waidhofen/Ybbs.
Zwettl, Stiftskirche, Einblick
Hauptschiff © BDA
Korneuburg, Rathaus, Detail © BDA
194
Im profanen Bereich wurden Restauriermaß­
nahmen an den Schlössern Pitten, Wolkers­
dorf, Frohnsdorf, Thalheim, Rappoltenkir­
chen, dem Töpperschloss in Scheibbs und an
öffentlichen Gebäuden (Rathaus von Kor­
neuburg, Kaiserhaus in Baden) sowie Wohn­
häusern (Martinschlössl in Klosterneuburg,
Rainervilla in Baden) durchgeführt.
Einen weiteren Schwerpunkt bildeten
bauhistorischen Forschungen als Grundlage
für eine wissenschaftlich fundierte Denkmal­
pflege. Neben der Betreuung von Fassaden­
restaurierungsaktionen in Krems und Stein,
ist die Abteilung als Sachverständige im Rah­
men vieler Schutzzonen in historischen Orts­
kernen tätig, einerseits bei der Erarbeitung
der jeweiligen Verordnungen, andererseits
bei der regelmäßigen Abstimmung des Schut­
zes eines historischen Ensembles im Fall von
beabsichtigten Eingriffen in die historischen
Strukturen und Bausubstanzen. Dem Wa­
shington Abkommen entsprechend fand der
Auftakt für die landesweite Instandsetzung
der zahlreichen jüdischen Friedhöfe Nie­
derösterreichs statt. Diese Arbeiten werden
in den nächsten Jahren einen Schwerpunkt
bilden. Im Rahmen des Unterschutzstellungs­
programmes konnte die Unterschutzstellung
des Ensembles Melk beendet werden. Im
Sinne einer bürgernahen Servicestelle bietet
die Abteilung seit 2013 in den größeren
Städten regelmäßige Sprechtage an.
Oberösterreich
Leitung:
Dr. Ulrike Knall-Brskovsky
Die intensive Regenperiode im Frühsommer
2013 verursachte große Schäden an bedeu­
tenden Ruinen des Landes, sodass ein Not­
programm gestartet werden musste. Stark be­
troffen war die Ruine Klingenberg, bei der die
romanische Nordmauer ins Tal stürzte. Bei
der ebenfalls romanischen Südmauer musste
ein großflächiger Ausbruch der Außenmauer
des Schalenmauerwerks geschlossen werden.
Sicherungs- und Restauriermaßnahmen er­
folgten auch an weiteren Ruinen wie Spiel­
Linz, Landesgalerie, Attikafigur, Abnahme © BDA
berg, Oberwallsee, Losenstein, Marsbach,
Falkenstein und am Turm in Sarmingstein.
Bei den kirchlichen Denkmalen konn­
ten bereits Jahre dauernde Großvorhaben
abgeschlossen werden: Dies gilt etwa für
die Außenrestaurierung der Pfarrkirche in
Neustift, die Gesamtrestaurierung in Wels,
Pfarre Herz-Jesu, und die Prunktreppe im
Stift St. Florian, weiters für die bedeutenden
Innenräume mit Wandmalereien und Stucka­
turen in den Pfarrkirchen in Frankenmarkt,
Niederthalheim,
Aurolzmünster/Marien­
kapelle und der Burgkapelle Reichenstein,
wobei in unterschiedlichem Ausmaß auch die
künstlerisch hochwertigen Einrichtungsteile
mitumfasst waren.
Zahlreiche profane und sakrale Kunst­
werke wurden sensibel restauriert. Als Bei­
spiel sei die Abnahme der aus Zink beste­
henden Attikafiguren der Landesgalerie in
Linz genannt.
Die Restaurierung der großen, aus Lei­
nen und Wachs bestehenden Krippenfiguren
in Wartberg ob der Aist und der Kalvari­
enbergkapellen in Hallstatt stellten weitere
Höhepunkte dar.
In der Linzer Tabakfabrik, dem bedeu­
tendsten Bau der Moderne in Oberösterreich,
wurde die Revitalisierung von Bau 2, der
ehemaligen Pfeifentabakproduktionsstätte,
195
Enns, Stadtturm, Türmerstube
als Hotelzimmer © BDA
Salzburg, Linzergasse 66, restaurierte Holzdecke
© Johannes Jäger-Waldau
durchgeführt, ohne die Originalsubstanz zu
beschädigen. Durch das Einstellen von Boxen
aus Glas blieben sowohl die Außenhaut, als
auch die original erhaltene Innenausstattung
unangetastet.
Für Reisende, die das Abenteuer su­
chen, steht seit heuer ein Zimmer über den
Dächern von Enns zur Verfügung, denn die
ehemalige Türmerstube des Stadtturmes von
Enns wurde als Pixelhotel adaptiert.
Salzburg
Leitung:
DI Eva Hody
Eine Reihe großer Umbau- und Sanierungs­
projekte in der Landeshauptstadt prägten
2013 die Arbeit der Denkmalpflege in Salz­
burg. Beispielhaft dafür ist das ehemalige
Pfanzelter-Haus in der Judengasse,, bei des­
sen mehrjährigem Umbau qualitätvolle Ge­
wölberäume und Wandmalereien sowie das
einzige Jugendstilportal in der Salzburger
Altstadt restauriert wurden.
Einen bemerkenswerten Fund brachte
die Sanierung des Hauses Linzer Gasse 66
zum Vorschein: Im 2. Obergeschoß wurden
eine aufwändig mit Blüten und exotischen
Früchten bemalte Holzdecke und Wandma­
lereien aus der Zeit um 1600 entdeckt.
Neben teils freskal, teils in Secco-Technik
aufgetragenen Malereien mit floralen Mo­
tiven wurde auch eine Kreuzigungs-Dar­
stellung freigelegt, wohl früherer Standort
eines Hausaltars. Nach Festigung und Rei­
nigung der Malschicht konnte mit neutralen
Kittungen und lasierenden Retuschen eine
Beruhigung der stellenweise durch starke
Störungen beeinträchtigten Malerei erreicht
werden. Zusammen mit der eindrucksvollen
Decke, bei der mit Reinigung und wenigen
partiellen Retuschen ein gealtertes Erschei­
nungsbild bewahrt wurde, bildet der Raum
ein eindrucksvolles Zeugnis frühneuzeitlicher
Wohnkultur.
Begonnen wurde 2013 mit der Erar­
beitung eines Konzepts für die langfristige
Sanierung der Salzburger Wehranlagen, ein
Großprojekt, das die Denkmalpflege in der
Weltkulturerbe-Stadt Salzburg noch länger
beschäftigen wird.
Im sakralen Bereich wurde mit der feier­
lichen Eröffnung der Salzburger Kollegienkir­
che am 6. 7. 2013 ein ambitioniertes zehnjäh­
riges Restaurierungsprojekt abgeschlossen.
Mariapfarr, Ansitz Gröbendorf © BDA
196
Außerhalb der Landeshauptstadt verdient
die Sicherung des ehemaligen Ansitzes Grö­
bendorf in Mariapfarr im Lungau besondere
Erwähnung.
Nach dem Einsturz einer Außenmauer
war der Weiterbestand des bis ins 14. Jahr­
hundert zurückgehenden Gebäudes akut
bedroht. Dank eines neuen Eigentümers
konnten das Mauerwerk saniert und ein
neuer Dachstuhl errichtet werden, sodass der
Erhalt dieses Denkmals gesichert ist.
Steiermark
Leitung:
Dr. Christian Brugger
Die Präsentation der Österreichischen Kunst­
topographie Graz, einer Publikation über die
Profanbauten des zweiten, dritten und sechs­
ten Bezirks, war einer der Höhepunkte der
steirischen Denkmalpflege. Die Veranstaltung
in der Aula der Alten Universität Graz bot
auch einen Rahmen für die Verleihung von
Denkmalschutzmedaillen an Persönlichkei­
ten, die sich durch ihr Engagement in der
Denkmalpflege verdient gemacht hatten. Die
Ausgezeichneten stehen pars pro toto für viele
Denkmalverantwortliche, mit denen das BDA
täglich bei unterschiedlichsten konservato­
rischen und baulichen Vorhaben kooperiert.
Einige Beispiele der 2013 betreuten
Maßnahmen verdeutlichen die große Band­
breite der aktuellen Denkmalpflege. Bei der
metalltechnischen Sanierung des Turmes
am Grazer Landhaus wurden unter größt­
möglicher Substanzerhaltung die Kuppelde­
ckung und Verkleidung der Wandflächen
aus Kupfer ausgebessert und der bekrönende
steirische Panther restauriert. Die Neuge­
staltung der ehemaligen Kanonenhalle des
Landeszeughauses zeigt, dass Denkmalpflege
auch mit sensibler architektonischer Weiter­
entwicklung verbunden ist. Die profanierte
Heiligen Geist Kapelle in Bruck/Mur, als
spätgotischer Zentralbau über gleichseitigem
Dreieckgrundriss eine Rarität, war im 19.
Jahrhundert zu einem Gast- und Wohnhaus
umfunktioniert worden. Eine Privatinitiative
hat sie ihrem Dämmerschlaf entrissen und im
ersten Bauabschnitt durch Entfernung späte­
rer Einbauten den ursprünglichen Raumein­
druck wieder hergestellt.
Unerwartet war bei einer Fassadenrestaurie­
rung der Fund einer mit gotischen Pflanzenund Vogeldarstellungen versehenen Nische
am Karlstrakt der Grazer Burg.
Noch sind die Forschungen über deren
Bedeutung nicht abgeschlossen, sie wurde
jedoch nach Restaurierung durch ein Glas
geschützt in den Fassadenspiegel miteinbe­
zogen. Gläsernen architektonischen Schutz
bekam auch eine museal aufgestellte Schau­
turbine beim technisch erneuerten, in seiner
Bausubstanz restaurierten Murkraftwerk in
Pernegg, das 1925 /27 im Sinne des Steiri­
schen Werkbundes von Fritz Haas erbaut
worden war.
Graz, Burg, Karlstrakt, Hoffassade, Nischenmalerei © BDA
Pernegg, Kraftwerk nach
Umbau und Restaurierung, im
Vordergrund die Schauturbine
© BDA
Bei der katholischen Pfarrkirche mit frei­
stehendem Campanile als Sichtbetonbau in
Thörl von 1962 waren vor allem abplat­
zende Betonteile so zu restaurieren, dass die
Ausbesserungen im Erscheinungsbild nicht
auffallen.
197
Tirol
Leitung:
DI Werner Jud
Der Trend Kapital in die Restaurierung
eigener Immobilien zu investieren, hat für
die Denkmalpflege auch 2013 angehalten.
Dadurch konnten im Privatbereich zahlrei­
che Sanierungs- und Restaurierungsprojekte
verwirklicht werden. Die Spanne reicht
von der Generalsanierung großbürgerlicher
Stadtvillen im Innsbrucker Saggen über die
Restaurierung von Altstadthäusern in Hall
und Rattenberg bis zur Restaurierung eines
kleinen, in seiner Bausubstanz bedeutenden
ehemaligen Knappenhauses in Schwaz.
Baumkirchen, Schlossstrasse 4,
Ansitz Wohlgemutsheim Don
Bosco © Hubert Dorfstetter
Thaur
Bei den Monumentalbauten wäre neben der
Restaurierung mehrerer Stuckdecken und der
baulichen Adaptierung der ehemaligen Küche
der Hofburg in Innsbruck, vor allem die Fas­
sadenrestaurierung des Landhauses und des
Barock-Palais Fugger-Taxis hervorzuheben.
Die seit mehreren Jahren laufende Außen­
restaurierung der Burg Matzen in Reith im
Alpbachtal konnte abgeschlossen werden.
2013 wurden zahlreiche Innen- bzw.
Außenrestaurierungen von Pfarr- und Fili­
alkirchen sowie Kapellen und Widen durch­
geführt. Zu nennen wäre hier die Außenund Innenrestaurierung der Lindenkirche in
Stans, Georgenberg und der Annenkirche in
Vils, und die Außenrestaurierung der Pfarr­
kirche in Schnann, Pettneu.
198
Zu den wichtigsten Projekten sakraler
Denkmalpflege zählte die Restaurierung der
Barbarakirche in Fließ. Ziel der Restaurie­
rung war die Wiederherstellung des neoba­
rocken Erscheinungsbildes, das im Zuge der
letzten Restaurierung seinen ursprünglichen
Charakter weitgehend verloren hatte. Die
Maßnahmen betrafen die statische Sanie­
rung des Bauwerkes, die Adaptierung der
Vorhalle, die Sanierung des Gestühles, die
Restaurierung der Raumschale und der
künstlerischen Ausstattung.
In Vorbereitung auf die geplante Innen­
restaurierung der Stadtpfarrkirche St. Niko­
laus in Hall wurde vor der Wandmalerei-Re­
staurierung eine Probearbeit durchgeführt.
Neben der Fortführung der Dach- und
Fassadenrestaurierungen im Kloster Stams
wurde auch im Kloster Thurnfeld in Hall
umfangreiche Restaurierungen durchgeführt.
Erstaunlich war das Ergebnis einer bauhisto­
rischen Befundung. Es konnten historische
Baudetails und Oberflächen mit Wandmale­
reien aus dem späten 18. und frühen 19. Jahr­
hundert gefunden und restauriert werden.
In Baumkirchen wurde der spätmit­
telalterliche Ansitz Wohlgemutsheim für
seine künftige Funktion als Exerzitien- und
Bildungshaus der Don Bosco Schwestern
generalsaniert.
Wert wurde auf die Sichtbarmachung
der Baugeschichte durch die Konservierung
des romanischen Turmmauerwerks und der
gotischen Gewölbeflächen gelegt.
Von den vielen Almen in Tirol sind nur
wenige Anlagen geschützt. Die Alpe Diaz,
eine im Kern aus dem Barock stammende
Alm, im Tiroler Paznauntal im Gemeindege­
biet von Kappl, liegt auf knapp 2.000 Metern
Seehöhe und besteht aus einer Almhütte und
mehreren Kuhschermen.
Die Gemeinde ist sich der Bedeutung
dieser weniger bekannten Denkmalkatego­
rie bewusst und hat im Jahre 2012 ein
Konzept für die museale Nutzung dieses
Komplexes ausgearbeitet, das 2013 gemein­
sam mit dem Bundesdenkmalamt umgesetzt
werden konnte.
Schon während des Sommers war das Me­
dienecho sehr groß und erreichte beim Tag
des Denkmals seinen Höhepunkt.
Sibratsgfäll/Bregenzerwald,
Augsburger-Säge
© BDA, Keiler
Kappl, Alpe Diaz © BDA
Vorarlberg
Leitung:
DI Mag. Barbara Keiler
In Fortführung der Arbeit vergangener Jahre
konnten zahlreiche Objekte in den Ensem­
bles Bregenzer Oberstadt, Feldkirch und
Hohenems innen wie außen instand gesetzt
werden. Besonders erfreulich ist die Entwick­
lung in der erst vor wenigen Jahren unter
Schutz gestellten Hohenemser Markt- bzw.
Christengasse, wo durch Sanierungen von
Wohn- und Geschäftshäusern und einen aus­
gewogenen Branchenmix die Belebung der
Innenstadt vorangetrieben wird.
Zudem wurden der bauliche Bestand
der Stadt Dornbirn und noch ausstehende
Technischen Objekte in Vorarlberg auf ihre
Denkmalwürdigkeit überprüft.
Hervorzuheben ist die denkmalpflegeri­
sche Arbeit an der Pfarr- und Wallfahrtskir­
che Bildstein. Die Restaurierung der barocken
Kreuzwegstationen aus Sandstein sowie die
gesamte technische Außensanierung konnte
im vergangenen Sommer abgeschlossen und
beim Tag des Denkmals präsentiert werden.
Mit der Fortführung der Burgenaktion
Vorarlberg, die 2012 startete und 2013
ihren Höhepunkt erreichte, sind zahlreiche
Instandsetzungs- und Konservierungsmaß­
nahmen an Burgen im Rheintal und Walgau
durchgeführt worden.
In der Propstei St. Gerold im Großen
Walsertal steht eine Generalsanierung
an, für die im Vorfeld Bauforschung und
archäologische Prospektionen durchgeführt
wurden. Parallel konnte mit den zuständigen
Architekten ein neues Nutzungskonzept des
Wirtschafts- und Beherbergungstraktes aus­
gearbeitet werden.
Im Juni 2013 eröffnete das Neue Vor­
arlberger Landesmuseum am Kornmarkt­
platz seine Pforten.
Die ehemalige Bezirkshauptmannschaft, ein
Neorenaissancebau mit Jugendstildetails,
wurde in das neue Museum integriert. Ob­
wohl es im Vorfeld zahlreiche Diskussionen
199
Bregenz, neues Vorarlberger
Landesmuseums, Verwaltungstrakt © BDA, Oberer
über den Erhalt und die Überbauung des Alt­
bestandes gab, überwog nach der Inbetrieb­
nahme bei BesucherInnen und MitarbeiterIn­
nen das positive Echo. Das Museum prägt nun
mit dem Landestheater, dem Kunsthaus und
dem Postgebäude maßgeblich die Ansicht der
Bregenzer Innenstadt vom Bodensee aus.
Wien
Leitung:
Univ.-Doz. Dr. Friedrich Dahm
Denkmalschutz ist ein gesamtgesellschaft­
liches Anliegen. Im Jahr 2013 konnte die
denkmalgerechte Instandsetzung einiger be­
deutender Denkmale des sozialen Wohnbaus
der 1920er und frühen 1930er Jahre in Wien
auf den Weg gebracht oder fortgeführt wer­
den. So wurde gemeinsam mit der Wiener
Substanzerhaltungs GmbH ein Konzept zur
denkmalgerechten, sozial und wirtschaftlich
nachhaltigen Generalsanierung aller Häuser
der Wiener Werkbundsiedlung entwickelt
und bei drei Musterhäusern umgesetzt.
Fortgeführt wurde auch die beispielhafte
Instandsetzungskampagne der Außenbereiche
des Karl-Marx-Hofes. Langjährige Instandset­
zungsarbeiten und Restaurierungen an zwei
Hauptwerken der Wiener Barockarchitektur
konnten zu einem Abschluss gebracht wer­
den: die Stadtpaläste des Fürsten Lichtenstein
und des Prinzen Eugen. In letzterem ist die
Wiedergewinnung der Sala terrena hervorzu­
heben, deren wiederentdeckte und mühevoll
freigelegte Groteskenmalereien und Herkules­
darstellungen einmal mehr den erfolgreichen
Feldherren Prinz Eugen huldigen.
Im Bereich der Inneren Stadt ist das Landes­
konservatorat für Wien seit vielen Jahren
mit dem Wunsch nach einem Ausbau der
Dachgeschosse konfrontiert. Aufbauend auf
den Erfahrungen der vergangenen Jahre kön­
nen heute in den meisten Fällen Lösungen
gefunden werden, bei der sich der Wunsch
nach Schaffung von attraktivem Wohnraum
mit der substanziellen Erhaltung der denk­
malwürdigen Dachstuhlkonstruktionen ver­
binden lässt. Ein gelungenes Beispiel für den
Ausgleich der Interessen des Denkmalschut­
zes und der Nutzungswünsche der Bewohne­
rInnen stellt die Sanierung und Restaurierung
eines bis in das Mittelalter zurückreichenden
Wohngebäudes in der Wollzeile dar. Dort
galt es den Eigentümer von der Qualität
der wandverbundenen Raumausstattung der
Barockzeit zu überzeugen, die aufwändig
freigelegt wurde und heute als historische
Referenz die lange Geschichte des Hauses
vorbildhaft ablesbar macht.
Die öffentlichkeitswirksame Vermittlung
dieser und anderer Leistungen der Denkmal­
pflege ist dem Landeskonservatorat für Wien
seit vielen Jahren ein wichtiges Anliegen,
wie nicht zuletzt die Teilnahme am Wiener
Forschungsfest belegen mag.
Wien, Werkbundsiedlung,
»Musterhäuser«, nach Restaurierung © BDA
Wien 1., Wollzeile 13, freigelegte Wandausstattung © BDA
200
Museums­
quartier
Leopold Museum
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (mumok)
Kunsthalle Wien
Architekturzentrum Wien
Tanzquartier Wien
Halle E + G
ZOOM Kindermuseum
DSCHUNGEL Wien Theaterhaus für junges Publikum
wienXtra-kinderinfo
quartier21
5
Museumsquartier – MQ
www.mqw.at
Dr. Christian Strasser, Direktor
Profil
Aussenansicht MQ-Haupthof
© Hertha Hurnaus
Kultur und Raum – das MuseumsQuar­
tier Wien (MQ) ist mit rund 60 kulturellen
Einrichtungen nicht nur eines der weltweit
größten Kunst- und Kulturareale sondern
mit seinen Innenhöfen, Cafés und Shops
auch eine Oase der Ruhe und Erholung
inmitten der Stadt. Das MQ ist ein Ort der
Vielfalt mit einem umfangreichen Angebot
an unterschiedlichen Kunstrichtungen und
-stilen. Das Spektrum reicht von Digitaler
Kultur, Design und Mode über Medien-,
Konzept- und Klangkunst bis hin zu Game
Culture, Street Art, Fotografie und Literatur.
Neben den Ausstellungen und Programmen
in den Kulturinstitutionen finden zahlrei­
che kulturelle Veranstaltungen in den Höfen
des MQ statt von Tanzperformances, Aus­
202
stellungsprojekten, Filmfestivals, Literatur­
lesungen bis hin zu DJ-Lines. Durch die
Kombination aus Kunst- und Lebensraum
ist das MQ ein beliebter Ort sowohl für
WienerInnen als auch TouristInnen aus aller
Welt. Kunstschaffen und Kunsterleben sowie
Freizeitgestaltung und Erholung wachsen im
MuseumsQuartier zu einer untrennbaren
Einheit zusammen.
Inhaltliche Schwerpunkte 2013
Erstmals in der Geschichte des Museums­
Quartier gab es für die BesucherInnen im
Rahmen der SommerÖffnung am 8. Mai
2013 von 17:00 bis 22:00 Uhr freien Eintritt
in alle MQ Institutionen. Neben den lau­
fenden Ausstellungen wurden spezielle Füh­
rungen oder Workshops sowie künstlerische
Performances und Projekte in den Höfen
geboten – ein fließender Übergang zwischen
innen & außen sowie Kunst- und Lebens­
raum. Zahlreiche kulturelle Veranstaltun­
gen fanden bei freiem Eintritt auch während
des MQ Festivalsommers statt, wie etwa der
Auftakt zum 30-jährigen Jubiläum des ImPulsTanz Festivals, im Rahmen dessen sich
der gesamte MQ Haupthof in eine riesige
Rasenfläche verwandelte oder die Performance T Theater-Tanz-Tripleact- Produkti­
onen im Fürstenhof bzw. MQ Haupthof in
Kooperation mit DSCHUNGEL WIEN und
Pflasterspektakel Linz.
Zwischenorte und Übergangsriten
waren das Thema des ungewöhnlichen
Kunst-im-öffentlichen-Raum-Projekts Passagen Passagiere, mit dem das Museums­
Quartier erstmals die Ein- und Durchgänge
des MQ ins Zentrum rückte. In Kooperation
mit zahlreichen Kulturinstitutionen am Areal
aber auch anderen Kultureinrichtungen in
Wien wurden an zwei Terminen im Frühjahr
und Herbst jeweils an drei Abenden zwölf
der überdachten Durchgänge im MQ zu tem­
porären Bühnen, um die BesucherInnen auf
dieses Spezifikum aufmerksam zu machen
und diese besonderen Räume für künstleri­
sche Installationen zu nutzen.
Im Rahmen der Programmreihe freiraum quartier21 INTERNATIONAL, die
in Kooperation mit dem Bundesministe­
rium für europäische und internationale
Angelegenheiten länderübergreifende Aus­
stellungen und Projekte verwirklicht, fanden
2013 drei große Ausstellungen statt: Im
Frühjahr beschäftigte sich die multimediale
Kunstausstellung Dive and Run mit der
Notwendigkeit der Verlangsamung und des
Innehaltens angesichts einer zunehmenden
weltumfassenden Rasanz. Die zweiteilige
Sommer- und HerbstausstellungFACELESS
part I und FACELESS part II wiederum
ging anhand zahlreicher zeitgenössischer
Arbeiten dem Phänomen der unausweich­
lichen Wiedererkennbarkeit in den Medien
nach und den daraus resultierenden Stra­
tegien der MedienbenutzerInnen gleichsam
»gesichtslos« zu werden.
Veranstaltungen
Neben Ausstellungen und Veranstaltungen
in den Innenräumen ist es dem MQ ein An­
liegen, den BesucherInnen auch in den Au­
ßenflächen ein vielfältiges kulturelles Pro­
gramm zu bieten und Kultur im gesamten
Areal spür- und erlebbar zu machen. Ins­
besondere im Rahmen der SommerÖffnung
sowie des MQ Festivalsommers aber auch
während des gesamten Jahres fanden 2013
zahlreiche Veranstaltungen mit tausenden
BesucherInnen statt. Geboten wurden u. a.
Ausstellungen, Installationen, Performan­
ces, Workshops und vieles mehr. Im Rah­
men des Sommer im MQ gab es anlässlich
der zehnten Ausgabe des Literaturfestivals
O-Töne bei den Open-Air Lesungen im
Juli und August ein spezielles Programm
zur Österreichischen Gegenwartsliteratur.
Ebenfalls fortgesetzt wurde im Juli und
August das Filmfestival frame[o]ut. Beim
Winter im MQ sorgten im Haupthof Eis­
pavillons, eine Eisstockbahn, Visuals &
Musik für vorweihnachtliches Flair. Zudem
gab es erstmals ein Kunstprojekt bei dem
die BesucherInnen live vor Ort dabei sein
konnten. Die Street Artists John Fekner
und Don Leicht schufen die Installation
Your Space has been invaded. Für 2014 ist
im Rahmen des Themenschwerpunkts MQ
Summer of Sounds ein umfangreiches Pro­
gramm sowohl in den Kulturinstitutionen
als auch in den Höfen des MuseumsQuar­
tier geplant.
Im Zentrum Wiens gelegen sowie in
der Nähe der historischen Sehenswürdig­
keiten bietet das MuseumsQuartier Wien
mit seiner Mischung aus Kunst-, Schaffensund Lebensraum ein einzigartiges Ambiente
für Veranstaltungen. Die unterschiedlichen
Räumlichkeiten mit modernster Event-Tech­
nik können gemietet und je nach Anlass
adaptiert und kombiniert werden. Punktuell
stehen auch die Außenflächen für Veranstal­
tungen zur Verfügung.
203
Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit
Im Rahmen der MQ Frühjahrspressekonfe­
renz im Februar 2013 wurde ein Überblick
über das vielfältige Programmangebot des
MQ, wie die SommerÖffnung, das Kunstpro­
jekt Passagen Passagiere, den MQ Festivalsommer oder die Ausstellungen im freiraum
quartier21 INTERNATIONAL geboten.
Insgesamt sind 2013 rund 5.000 Pressebei­
träge national und international über das
MuseumsQuartier Wien und das kulturelle
Angebot im MQ erschienen.
Gleichzeitig arbeitete das MQ daran,
die Serviceleistungen ständig zu verbessern
und weiterzuentwickeln. So gibt es seit Sep­
tember 2013 in drei Eingängen des MQ Info
Screens, die auf jeweils zwei Bildschirmen die
BesucherInnen sowohl über das tagesaktuelle
als auch über das permanente Kulturangebot
in den verschiedenen Kultureinrichtungen
informieren und den BesucherInnen so einen
noch schnelleren Überblick über das um­
fangreiche Programm des MQ ermöglichen.
Die bestehenden MQ Informationskanäle
werden laufend überarbeitet und aktualisiert.
Im Bereich Social Media ist das Muse­
umsQuartier auf den wichtigsten Kanälen
und Plattformen vertreten (Facebook, Twit­
ter, Google+, Youtube, foursquare, Pinte­
rest, Instagram), um noch direkter mit den
BesucherInnen in Kontakt zu treten, ihnen
Hintergrundinformationen zum Areal zu lie­
fern und gleichzeitig besser und schneller auf
Anfragen und Wünsche reagieren zu können.
Der MQ Blog bietet zudem Interviews und
Wissenswertes zu den verschiedenen Veran­
staltungen im MuseumsQuartier.
204
BesucherInnen
Rund vier Millionen Menschen haben 2013
das MuseumsQuartier Wien besucht, entwe­
der um die Ausstellungen und Programme in
den Kultureinrichtungen zu sehen oder um
die Kulturoase MQ mit ihren vielfältigen An­
geboten zu genießen. Damit ist die Zahl der
BesucherInnen auf konstant hohem Niveau.
Das ist das erfreuliche Ergebnis der vom
Marktforschungsinstitut Integral regelmäßig
durchgeführten Frequenzmessungen.
Bei den BesucherInnenzahlen in den Instituti­
onen des MuseumsQuartier verzeichneten das
ZOOM Kindermuseum, die wienXtra-kinde­
rinfo und das quartier21 im Vergleich zum
Vorjahr Besucherzuwächse. In der Kunsthalle
Wien kam es auf Grund des Umbaus und einer
damit verbundenen Schließzeit von 184 Tagen
zu einem Besucherrückgang.
Insgesamt konnten 1,2 Millionen BesucherIn­
nen in den Institutionen verzeichnet werden.
Arealsführungen
Die MQ E+B organisiert laufend Areals­
führungen für KulturmangerInnen, Medien­
vertreterInenn, nationale und internationale
VertreterInnen aus dem Bereich Politik, Stu­
dentInnengruppen sowie am MQ interes­
sierte Gruppen aus aller Welt. Zudem wird
eine eigene Audiotour für Privatpersonen
angeboten, die spannende Informationen
zum gesamten Areal bietet.
Budget MQ
Budgetposten
2012/2013
2013/2014
Umsatzerlöse
7.606
7.640 Betriebskosten
3.805
3712 Ticketeinkauf
682
551 HW Einsatz
197
205 sonstige var. Kosten
366
398
Rohertrag
2.556
2.774 sonstige Erträge
1.392
1.182 Personalaufwand
2.119
2.172 Sonstiger Aufwand
3.291
3.164 Summe Aufwand
5.410
5.336 Betriebsergebnis
-1.462
-1.380
8
5 271
109 -263
-104 -1.725
-1.484
Finanzerträge
Finanzaufwendungen
Finanzergebnis
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT)
Die Museumsquartier Errichtungs- und Be­
triebs GesmbH erhielt vom Bundesministe­
rium für Unterricht, Kunst und Kultur im
Geschäftsjahr 2013/2014 € 15,550.169,04
zur Tilgung des aushaftenden Kredites und
zur Bedeckung des Betriebsabganges.
Die
durch den Bund geleisteten Zahlungen be­
ruhen auf dem Bundesgestz von 7. Juni 1990
zur Errichtung einer Museumsquartier- Er­
richtungs- und Betriebsgesellschaft, BGBl. I
372/1990.
Perspektiven
Nach dem großen Erfolg des MQ Summer
of Fashion 2012 setzt das MuseumsQuar­
tier im Sommer 2014 erneut einen The­
menschwerpunkt, im Rahmen dessen die
zahlreichen Kunst- und Kulturinstitutionen
im MuseumsQuartier ein vielfältiges Pro­
gramm unter einem gemeinsamen Schwer­
punkt präsentieren und damit zusätzlich zur
individuellen eine starke kollektive Präsenz
zeigen: der MQ Summer of Sounds wird sich
unter dem Motto the relationship of sound
to space mit dem Verhältnis von Raum und
Klang beschäftigen. Die Eröffnung ist für
Juni 2014 geplant. Bis Ende September 2014
erwarten die BesucherInnen Ausstellungen,
Konzerte, Workshops, Performances, In­
stallationen und viele weitere Veranstal­
tungen zu diesem Thema sowohl in den
Höfen als auch in den unterschiedlichen
Kultureinrichtungen. Neben allen Museen-,
Ausstellungs- und Veranstaltungshäusern
im MQ sowie zahlreichen Kulturinitiativen
des quartier21 beteiligen sich zudem viele
externe PartnerInnen.
Im Juli und August 2014 werden das Li­
teraturfestival O-Töne sowie das Filmfestival
frame[o]ut fortgesetzt, die sich ebenfalls dem
Thema MQ Summer of Sounds widmen.
205
Tabelle 1 Budget des MQ 2012
und 2013, in Tausend €
Permanente Kultureinrichtungen
im Museumsquartier Wien
Leopold Museum
Das Leopold Museum präsentiert die ein­
zigartige, von Rudolf Leopold (1925-2010)
und seiner Frau Elisabeth (*1926) zusam­
mengestellte Sammlung Leopold. Die mehr
als 5.400 Objekte umfassende Kunstsamm­
lung enthält den weltweit größten und be­
deutendsten Bestand an Meisterwerken von
Egon Schiele (1890-1918), Höhepunkte des
Jugendstils und der Klassischen Moderne.
Dazu sind auch erlesene Beispiele des Kunst­
handwerks aus der Produktion der Wiener
Werkstätte zu sehen. Die Sammlung umfasst
ebenfalls Kunst des 19. Jahrhunderts, Werke
der Zwischenkriegszeit aber auch Kunst nach
1945, Volkskunst und Objekte des außer­
europäischen Kunstschaffens. Ergänzend zu
den wechselnden Präsentationen der Samm­
lung zeigt das 2001 eröffnete Museum auch
aufwändige Sonderausstellungen.
www.leopoldmuseum.org
museum moderner kunst stiftung ludwig
wien (mumok)
Das mumok) ist das größte Museum für
moderne und zeitgenössische Kunst in Mit­
teleuropa mit einer umfassenden Sammlung
internationaler Kunst des 20. Jahrhunderts.
Die Sammlung spannt einen Bogen von der
Klassischen Moderne bis hin zu Pop Art,
Fluxus, Nouveau Réalisme und dem Wiener
Aktionismus. Wechselnde Ausstellungen zei­
gen die Kunst der Avantgarden seit 1945 und
der Gegenwart.
www.mumok.at
Kunsthalle Wien
Die Kunsthalle Wien, mit ihren beiden
Standorten im MuseumsQuartier und am
Karlsplatz, ist das Ausstellungshaus Wiens,
in dem zeitgenössische Kunst nicht nur prä­
sentiert, sondern auch in ihren jeweiligen
Kontexten betrachtet wird. Thematische
Gruppenausstellungen, Einzelpräsentationen
internationaler KünstlerInnen, Retrospekti­
ven bekannter VertreterInnen der Gegen­
206
wartskunst sowie Ausstellungen bislang noch
weniger bekannter KünstlerInnen verleihen
der Kunsthalle Wien ein prägnantes Profil,
das ihrer Verortung im Lokalen wie ihrer
Positionierung in einer zunehmend internati­
onalen Kunstszene gleichermaßen Rechnung
trägt. Die diskursive Verschränkung künstle­
rischer Praxis und ihrer theoretischen Refle­
xion steht dabei im Zentrum.
www.kunsthallewien.at
Architekturzentrum Wien
Alles über Architektur
Das Architekturzentrum Wien ist das öster­
reichische Architekturmuseum und versteht
sich als Ausstellungs-, Veranstaltungs- und
Forschungszentrum zum Thema Architek­
tur und Baukultur. Die Dauerausstellung
a_schau. Österreichische Architektur im
20. und 21. Jahrhundert zeigt Highlights
der österreichischen Baugeschichte, zudem
präsentieren jährliche Wechselausstellungen
die Fülle zeitgenössischer Architektur. Ein
breit gefächertes Führungs-, Vermittlungsund Rahmenprogramm, eine Fachbibliothek,
die umfangreiche Architektursammlung des
20. und 21. Jahrhunderts sowie eine konti­
nuierlich wachsende Baudatenbank (www.
azw/baudatenbank) und das Online-Archi­
tektenlexikon (www.architektenlexikon.at)
ergänzen das vielfältige Angebot des öster­
reichischen Architekturmuseums.
www.azw.at
Tanzquartier Wien
Das Tanzquartier ist Österreichs erstes Zen­
trum für zeitgenössischen Tanz und Perfor­
mance. Während der Saison von Oktober
bis Juni findet das wöchentlich wechselnde
Bühnenprogramm überwiegend in der TQW
Halle G und in den TQW Studios statt. Tags­
über werden in den Studios unterschiedliche
zeitgenössische Trainings und Workshops
für professionelle TänzerInnen angeboten.
Zudem befindet sich im Studiokomplex ein
öffentliches Theorie- und Medienzentrum
mit Bibliothek und Mediathek.
www.tqw.at
Halle E+G
Die Halle E+G im MuseumsQuartier ist
der exklusive Veranstaltungsort im Zentrum
Wiens. Neben den Veranstaltungen der Wie­
ner Festwochen, des Tanzquartier Wien und
der jungen Wiener Musiktheaterszene wer­
den zahlreiche internationale Produktionen
aus den Bereichen Musik, Theater und Tanz
präsentiert. Die Halle E+G bietet sich durch
die gelungene Verbindung von barocker und
moderner Architektur für gesellschaftliche
Events, Kongresse und Präsentationen als
idealer Veranstaltungsort an.
www.halleneg.at
ZOOM Kindermuseum
Das ZOOM Kindermuseum bereitet in vier
unterschiedlichen Bereichen verschiedenste
Themen aus den Bereichen Kunst, Wissen­
schaft oder Alltagskultur kindgerecht auf.
Neben zwei großen Jahresausstellungen gibt
es den Spiel- und Erlebnisbereich ZOOM
Ozean für die jüngsten BesucherInnen
sowie das ZOOM Trickfilmstudio und das
ZOOM Atelier, in denen regelmäßig ver­
schiedene Workshopsstattfinden.
www.kindermuseum.at
DSCHUNGEL WIEN – Theaterhaus für
junges Publikum
DSCHUNGEL WIEN bildet ein Zentrum
für Kinder, Familien, Jugendliche und junge
Erwachsene. Das Programm beinhaltet ein
breites Spektrum vom Schauspiel über Er­
zähltheater, Musik-, Objekt- und Figuren­
theater bis hin zu Oper und Tanztheater
sowie interdisziplinären Formen. Zudem
finden regelmäßig Festivals, Workshops
und Dialogveranstaltungen mit KünstlerIn­
nen statt.
www.dschungelwien.at
wienXtra-kinderinfo
deine Freizeit – deine Infostelle
Die wienXtra-kinderinfo informiert kosten­
los und umfassend über das gesamte Freizeit­
angebot der Stadt Wien für 0- bis 13-Jährige.
Neben dem Info- und Beratungsservice gibt
es auf 170 m² jede Menge Broschüren, Folder
und Prospekte mit aktuellen Programmen
für Kinder sowie ein angenehmes, familien­
freundliches Ambiente zum Recherchieren.
www.kinderinfowien.at; www.kinderwiki.at
quartier21
Das quartier21 ist eine offene Trägerstruktur
für die Kunst und Kultur des 21. Jahrhun­
derts, die innerhalb des MuseumsQuartier
kleinen und mittelgroßen Kulturinitiativen
auf rund 7.000 m² Platz und Unterstützung
bietet. Das Spektrum reicht von Medien­
kunst, Konzeptkunst, Klangkunst über Game
Culture, Street Art, Mode, Design und Foto­
grafie bis hin zu Literatur. Die Kulturinitiati­
ven treten mit neuen Themen, Produktions­
formen und Präsentationsweisen neben die
traditionelle Museumslandschaft.
Mit etwa 200.000 BesucherInnen im
Jahr tragen die quartier21-Partner maßgeb­
lich zum Gesamterfolg des MuseumsQuar­
tier Wien bei. Der Großteil der Veranstal­
tungen findet bei freiem Eintritt statt. Das
Vermittlungsprogramm bietet Individualbe­
sucherInnen, Gruppen und Schulklassen die
Möglichkeit, die Vielfalt des quartier21 zu
entdecken und einen Einblick in die Arbeit
der Kulturinitiativen zu gewinnen.
Mit der Programmreihe freiraum quartier21 INTERNATIONAL präsentiert das
quartier21 seit Herbst 2009 länderübergrei­
fende Ausstellungen und Projekte im gleich­
namigen Ausstellungsraum. In Kooperation
mit dem Bundesministerium für europäi­
sche und internationale Angelegenheiten
und den österreichischen Kulturforen sowie
den ausländischen Kulturinstitutionen in
Wien und anderen Partnern aus dem Inund Ausland werden Ausstellungen bei
freiem Eintritt verwirklicht.
Das Artist-in-Residence Programm des
quartier21 wird in Zusammenarbeit mit pri­
vaten Sponsoren finanziert. Rund 40 interna­
tionale KünstlerInnen werden jährlich über
das Studioprogramm eingeladen, für rund
zwei Monate im MuseumsQuartier zu leben
und Projekte mit den ansässigen Kulturiniti­
ativen zu verwirklichen. Seit dem Beginn des
Programms im Jahr 2002 haben über 450
KünstlerInnen in einem der mittlerweile acht
Künstlerateliers auf dem MQ-Areal gelebt
und gearbeitet.
www.quartier21.at
207
208
Stiftungen
Leopold Museum Privatstiftung
Österreichische Friedrich und Lilian Kiesler Privatstiftung
Österreichische Ludwig Stiftung für Kunst und Wissenschaft
6
Leopold Museum-Privatstiftung
www.leopoldmuseum.org
•• Dr. Tobias G. Natter, Museologischer
Geschäftsführer (bis Oktober 2013)
•• Dr. Franz Smola, interimisti­
scher museologischer Geschäfts­
führer (seit November 2013)
•• Ing. Mag. Peter Weinhäupl,
Kaufmännischer Direktor
Außenansicht Fassadenprojektion von Victoria Coeln
©Ludwig Schedl
Profil
Das Leopold Museum beherbergt die Samm­
lung Leopold, die Prof. Dr. Rudolf Leopold
(1925-2010) im Jahr 1994 in die Leopold
Museum-Privatstiftung eingebracht hatte.
Das Leopold Museum wurde eigens für die
Präsentation der Sammlung Leopold errich­
tet und im Jahr 2001 eröffnet. Die Stiftungs­
urkunde aus dem Jahr 1994 definiert den
Aufgabenschwerpunkt des Leopold Museum
und umfasst im Wesentlichen die klassischen
Museumsaufgaben Sammeln, Bewahren,
Forschen. Darüber hinaus wurden folgende
Positionen festgelegt:
210
Stiftungsvorstand 2013
•• Dr. Helmut Moser, Vorsitzender
•• Dir. Mag. Werner Muhm
•• Dir. Mag. Carl Aigner
•• Dr. Wolfgang Nolz
•• Med.-Rat Dr. Elisabeth Leopold
•• Dr. Diethard Leopold
•• RA Dr. Andreas Nödl
••
••
••
••
Das Leopold Museum ist ein klassi­
sches Sammlermuseum und präsentiert
die von Prof. Dr. Rudolf Leopold in
Jahrzehnten zusammengetragene,
einzigartige Kunstsammlung.
Das Leopold Museum beher­
bergt die bedeutendste Egon
Schiele-Sammlung der Welt und ist
Egon-Schiele-Kompetenzzentrum.
Forschung zu Egon Schiele: Das Egon
Schiele-Dokumentationszentrum
(ESDZ) betreibt, fördert und ver­
netzt Forschung zu Egon Schiele.
Das Leopold Museum unterstützt
die internationale Positionierung
der Marke Egon Schiele und Wien
••
••
1900. Sonderausstellungen mit
diesen Schwerpunkten präsentie­
ren die Sammlung im Ausland.
Das Leopold Museum besitzt eine der
bedeutendsten Sammlungen österrei­
chischer Kunst aus der Zeit der klas­
sischen Moderne und ist das Museum
mit der umfassendsten Dauerpräsen­
tation zu Wien 1900 mit Gemälden,
Grafiken, Architektur, Kunsthandwerk
und Möbel der Wiener Werkstätte.
Das Leopold Museum ist Schau­
platz internationaler Sonderaus­
stellungen. Durch intensive Zu­
sammenarbeit mit den führenden
Museen weltweit ist es möglich, die
Sammlung in einen Kontext mit in­
ternationaler Kunst zu setzen.
Das Leopold Museum ist ein Ort der Kunst­
vermittlung mit dem permanenten LEO
Kinderatelier, speziellen Schulprogrammen
und Gratis-Führungen zur Sammlung und
zu Sonderausstellungen an Donnerstagen,
Wochenenden und Feiertagen.
Sammlung
••
••
••
••
••
••
••
••
Egon Schiele
Wien 1900
Österreichischer Expressionismus
Österreichische Kunst 1918-1938
Kunst nach 1945
Österreichische Kunst des
19. Jahrhunderts
Außereuropäische Kunst
Volkskunst
Der Fokus der Sammlung Leopold liegt auf
der österreichischen Kunst der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts. Schwerpunkte der
Sammlung sind die bedeutendste und um­
fassendste Egon Schiele-Sammlung der Welt,
die permanente Wien 1900-Präsentation
(Gustav Klimt, Kolo Moser, Wiener Werk­
stätte), die Kunst des österreichischen Ex­
pressionismus (Richard Gerstl, Egon Schiele,
Oskar Kokoschka) und das Kunstschaffen der
Zwischenkriegszeit. Auch Werke der öster­
reichischen Kunst des 19. Jahrhunderts und
Objekte außereuropäischer Kunst sind in der
Sammlung vertreten. Punktuelle Ergänzungen
internationaler Kunst setzen die Kunstwerke
in einen spannenden Kontext.
Im Jahr 2013 konnte die Sammlung um
insgesamt 19 Objekte erweitert werden. Im
Detail handelt es sich um die Erwerbung einer
Fotografie des bedeutenden österreichischen
Fotografen Moritz Nähr (1859-1945). Es
zeigt das Gemälde Die große Pappel II Aufsteigendes Gewitter von Gustav Klimt, das
sich in der Sammlung des Leopold Museum
befindet, auf einer Staffelei im Garten des
letzten Ateliers von Klimt in der Josefstäd­
terstraße. Der Maler benutzte es von 1912
bis zu seinem letzten Lebensjahr, 1918. Neu
in der Sammlung sind auch 17 Fotografien
des Fotostudios Atelier Elvira, Adolph Reiss
und Originalfotografien von Backformen
der Kupferschmiede bzw. Wiener Kupfer- u.
Eisenwaren-Fabrik P. Jecmen & F. Lein.
Ebenfalls erworben wurde eine Offset-Arbeit
von Gerda Leopold, New York, entstanden
2000, aus der Serie Schattenreliefs.
Im Februar 2013 wurden im Aukti­
onshaus Sotheby’s in London drei Blätter
von Egon Schiele aus dem Bestand des Le­
opold Museum versteigert um Vergleiche
unter Anderem zu Schieles Gemälde Häuser
am Meer im Zuge einer just and fair solu­
tion zu finanzieren. Angeboten wurden die
Gouache Liebespaar Selbstdarstellung mit
Wally (1914/15) das um 9,16 Millionen Euro
– und damit um den Schiele »WeltrekordPreis« für Arbeiten auf Papier – den Besitzer
wechselte. Weiters angeboten wurden das
Werk Selbstdarstellung in grünem Hemd mit
geschlossenen Augen und die Zeichnung Am
Rücken liegendes Mädchen mit überkreuzten
Armen und Beinen«. Insgesamt erzielten die
Arbeiten 16,3 Millionen Euro.
Zahlreiche wichtige Leihgaben aus dem
Privatbesitz der Familie Leopold (Sammlung
Leopold II) ergänzten im Berichtsjahr die
Präsentation der ständigen Sammlung des Le­
opold Museum. Werke der Privatsammlung
Leopold wurden auch für Sonderausstellun­
gen im Museum sowie für nationale und
internationale Ausstellungen zur Verfügung
gestellt.Im Berichtsjahr weiterhin ausgestellt
211
blieb die bereits 2012 von Andreas Maleta
zur Verfügung gestellte temporäre Leihgabe
Elfe am Bach (1898/99) des Jugendstilkünst­
lers Josef Maria Auchentaller. Gemälde des
norwegischen Künstlers Aksel Waldemar Jo­
hannessen wurden als Leihgaben des norwe­
gischen Sammlers Haakon Mehren ebenfalls
weiterhin präsentiert; darunter das Gemälde
Zwei Kinder am Strand von Edvard Munch,
entstanden 1904.Die Möbel des im Rahmen
der Ausstellung Klimt persönlich (2012) re­
konstruierten Vorraumes von Gustav Klimts
Atelier in der Josefstädter Straße aus der
Sammlung Dr. Ernst Ploil bereichern seit
2013 als Leihgabe die permanente Wien
1900-Präsentation im Leopold Museum.
Das Leopold Museum verfügt über eine
modern ausgestattete Restaurierungswerk­
stätte. Der Schwerpunkt der Tätigkeiten in
der Restaurierung lag 2013 überwiegend
auf den Ausstellungsaktivitäten. Im Mit­
telpunkt standen dabei Arbeiten rund um
die Sonderausstellungen JAPAN – Fragilität
des Daseins, MANFRED BOCKELMANN
– Zeichnen gegen das Vergessen und KOKOSCHKA. Das Ich im Brennpunkt.
Fassadenprojektion zur
Ausstellung Zeichnen gegen
das Vergessen © Katharina
Roßboth
Objekte, wie zum Beispiel Grafiken, wur­
den für die entsprechende Präsentation in
Passepartouts montiert und gerahmt. Die
Begutachtung der Leihgaben sowie die Er­
fassung des Zustands mit Hilfe von Proto­
kollen, Betreuung der Objekte während der
Aufbauphase sowie das Objekthandling sind
weitere Aufgabenbereiche der Restaurierung.
Je nach Zustand der präsentierten Werke
wurden konservatorische sowie restaurato­
rische Maßnahmen im Vorfeld durchgeführt.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt der
Tätigkeit in der Restaurierung lag auf der
konservatorischen und restauratorischen
Betreuung und Pflege des gesamten Samm­
lungsbestandes. Dazu zählten Werke auf
Papier, Gemälde, Zierrahmen, Möbel sowie
dreidimensionale Objekte mit verschiedenen
Materialgruppen. In der permanenten Aus­
stellung wurde die Kontrolle der Ausstel­
lungsbedingungen (Lichtwerte, allgemeine
Klimawerte und Sicherheitsmaßnahmen)
regelmäßig durchgeführt.
Aufgrund der vermehrten Leihanfragen
ist die Restaurierung in zunehmendem Maße
mit der konservatorischen Vorbereitung von
Leihgaben konfrontiert. Dazu gehören im Be­
sonderen die Begutachtung der Objekte auf
ihren Zustand, das Erstellen von Zustandspro­
tokollen, Überlegungen zu deren Behandlung,
Verpackung und Transport. Je nach Zustand
der Objekte umfasst dies auch die Durchfüh­
rung restauratorischer Maßnahmen, wie zum
Beispiel beim Blatt Kranker Russe von Egon
Schiele, das für die Ausstellung 1914. Die
Avantgarden im Kampf an die Bundekunst­
halle in Bonn verliehen wurde. Kurierbeglei­
tungen im In- und Ausland und die Betreuung
der Leihgaben vor Ort sind ebenfalls Bestand­
teil der Arbeit der Restaurierung.
Ausstellungen
Sämtliche Objekte wurden konservatorisch
begutachtet und mit Hilfe von Zustandspro­
tokollen erfasst. Besondere konservatorische
Richtlinien bezüglich der Ausstellungsbedin­
gungen und Wünsche der Leihgeber wurden
im Vorfeld geklärt und umgesetzt. Diverse
212
Das Leopold Museum eröffnete auch 2013
wieder vier neue Sonderausstellungen. Ab
März beschäftigte sich die Ausstellung
WOLKEN. Welt des Flüchtigen mit Dar­
stellungen »schwer fassbarer Gebilde aus
Wasser, Luft und Licht« und zeigte Meis­
terwerke von Turner bis Warhol, Gemälde,
Aquarelle, Fotografien, Videos und Instal­
lationen.
Im Mai folgte die Ausstellung MANFRED BOCKELMANN Zeichnen gegen das
Vergessen. Sie zeigte großformatige Zeich­
nungen, Porträts von Kindern und Jugend­
lichen, die zu Opfern des Nazi-Terrors wur­
den. Die Arbeiten entstanden um »zumindest
einigen wenigen Namen und Nummern Ge­
sichter zu geben, ein paar Menschen aus der
Anonymität der Statistik herauszuheben«.
Die Schau dokumentierte die jahrelange
Auseinandersetzung des Künstlers mit dem
Holocaust.
Eine gänzlich neue Sicht auf Oskar Ko­
koschka, das »Enfant Terrible« des öster­
reichischen Expressionismus, bot die Schau
KOKOSCHKA – Das Ich im Brennpunkt ab
Oktober des Jahres. Die in Kooperation mit
dem Oskar Kokoschka-Zentrum der Univer­
sität für angewandte Kunst Wien entstan­
dene Ausstellung rückte erstmals Fotografien
aus Kokoschkas Leben prominent in den
Mittelpunkt. Einzigartige Fotos und ganze
fotografische Serien wurden den Werken des
Künstlers unmittelbar gegenübergestellt.
Zu allen Ausstellungen erschienen um­
fangreiche Kataloge, der Katalog zur Ausstel­
lung MANFRED BOCKELMANN Zeichnen gegen das Vergessen wurde zweisprachig
Deutsch/Englisch publiziert.
Ausstellungen 2013
WOLKEN Welt des Flüchtigen
22. März 2013 – 1. Juli 2013
MANFRED BOCKELMANN Zeichnen
gegen das Vergessen
17. Mai 2013 – 2. September 2013
KOKOSCHKA Das Ich im Brennpunkt
4. Oktober 2013 – 27. Jänner 2014, verlän­
gert bis 3. März 2014
Innerhalb der ständigen Sammlungen wur­
den neben der Egon Schiele Sammlung und
der Wien 1900 Präsentation sowie der Kunst
der Zwischenkriegszeit auch selten gezeigte
Blätter Egon Schieles aus der Sammlung Leopold II präsentiert, ergänzt durch Werke aus
Privatbesitz aus der Sammlung Ernst Ploil.
EGON SCHIELE GRAFIKKABINETT
Zeichnungen und Aquarelle
27. Juni 2013 – 6. Oktober 2013
Leihverkehr
Das Leopold Museum pflegt einen regen
Leihverkehr mit zahlreichen bedeutenden
nationalen und internationalen Museen.
2013 beteiligte sich das Museum an ins­
gesamt 19 internationalen und nationalen
Ausstellungen.
Ausstellungsansicht Zeichnen
gegen das Vergessen © Leopold
Museum
213
Im Sommer 2013 präsentierte das Leopold
Museum in der Schau Egon Schiele und
seine Zeit des Szépmüvészeti Múzeum (Mu­
seum der schönen Künste) in Budapest 69
Werke aus seiner Sammlung. Acht wichtige
Werke des Leopold Museum waren in der
Londoner National Gallery in der Ausstel­
lung Facing the Modern. The Portrait in
Vienna 1900 zu sehen.
Weiters lieh das Museum innerhalb Ös­
terreichs Werke für die Ausstellungen Egon
Schiele. Der Anfang im Egon Schiele Mu­
seum Tulln, Dachlandschaften im Museum
Kitzbühel, zu den Ausstellungen über Wilhelm Thöny (Im Sog der Moderne) in der
Neuen Galerie Graz, Johann Baptist Reiter
im Schlossmuseum Linz und Nordico und
innerhalb Wiens für die Ausstellungen Mit
diesen meinen zwei Händen. Die Bühnen
des Richard Teschner im Österreichischen
Theatermuseum, über Michael Neder – Ohne
Kompromisse im Belvedere und zur Ausstel­
lung Matisse und die Fauves in der Albertina.
Das Klimt-Meisterwerk Ein Morgen am Teiche war 2013 Höhepunkt der Präsentation im
GUSTAV KLIMT-Zentrum am Attersee. Ein
Werk Egon Schieles bereicherte die Dauerprä­
sentation im Lentos Kunstmuseum in Linz.
Weiters zu erwähnen sind Leihgaben für
internationale Ausstellungen; wie etwa in
Japan für die Schau Klimts Goldener Reiter
und Wien. Zur Feier des 150. Geburtstages
von Gustav Klimt im Nagasaki Prefectural
Museum und im Utsunomiya Museum of Art,
Tochigi. Auch für die Ausstellung Der nackte
Mann im Ludwig Múzeum in Budapest, die
Ausstellung der International Netsuke Soci­
ety in der Japanischen Botschaft in London,
die Schau Koloman Moser. Designing Modern Vienna 1897-1907 in der Neuen Galerie
in New York und The Museum of Fine Arts,
Houston sowie für die Ausstellung 1914. Die
Avantgarden im Kampf in der Bundeskunst­
halle Bonn wurden Leihgaben der Sammlung
Leopold zur Verfügung gestellt.
Museum goes Public: GUSTAV KLIMTZentrum am Attersee
Auch im Jahr 2013 wurde die partnerschaft­
liche Kooperation des Leopold Museum mit
dem am 14. Juli 2012 zu Gustav Klimts 150.
214
Geburtstag eröffneten GUSTAV KLIMTZentrum in Kammer/Schörfling am Attersee
fortgesetzt. Das wissenschaftliche Konzept
des Zentrums stammt vom Direktor des
Leopold Museums, Mag. Peter Weinhäupl,
und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin
des Museums, Mag. Sandra Tretter. Sie ku­
ratierten bereits die Eröffnungsausstellung
2012 und betreuten die Präsentation des
Jahres 2013. Im Sommer 2013 war erneut
ein Meisterwerk Gustav Klimts am Attersee
zu Gast. Kehrte 2012 zur Eröffnung des
Klimt-Zentrum das Gemälde Am Attersee
nach über 100 Jahren als Leihgabe des
Leopold Museum an seinen Entstehungsort
zurück, so wurde 2013 mit der Klimt-Land­
schaft, Ein Morgen am Teiche ein weiteres
bedeutendes Bild der Sammlung Leopold
präsentiert. Das 1899 entstandene Werk
zeigt den Egelsee in Golling und ist das
erste von Klimts typischen Landschaften im
modernen, quadratischen Format.
Das GUSTAV KLIMT-Zentrum ver­
mittelt auf spannende, multimediale Weise
wichtige Informationen rund um Klimts
Sommeraufenthalte am Attersee in den Jah­
ren 1900 bis 1916. Gezeigt werden hochka­
rätige Zeichnungen, Autografen, Fotogra­
fien, Lichtdrucke, Möbel und Skulpturen.
Die Ausstellung ist jeweils in den Sommer­
monaten, von Juni bis September, geöffnet.
Der eigens für das Zentrum produzierte
Film Sehnsucht nach »dort«. Gustav Klimt
am Attersee informiert über Klimts Leben
und Schaffen am Attersee. Auf multimedi­
alen Touch-Screens lassen sich im Zentrum
Klimts Korrespondenz, seine am Attersee
entstandenen Landschaften und historische
Ansichtskarten aus der Region abrufen.
Das speziell für den Attersee publizierte,
im Brandstätter Verlag erschienene Buch
Gustav Klimt. Sommerfrische am Attersee 1900–1916 gibt die im Klimt-Zentrum
präsentierten Informationen in kompakter
Form wieder. Das GUSTAV KLIMT-Zent­
rum wurde mit Mitteln des Bundesministe­
riums für Wirtschaft, Jugend und Familie,
des Landes Oberösterreich und des Tou­
rismusverbands der Ferienregion AtterseeSalzkammergut gefördert.
Provenienzforschung
Seit 2008 untersuchen zwei unabhängige,
vom Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur (BMUKK) finanzierte
ProvenienzforscherInnen systematisch, nach
einem in Phasen gegliederten Arbeitsplan,
den Sammlungsbestand des Hauses. Ihre
Forschungsergebnisse werden regelmäßig
auf der Website des BMUKK (ab März 2014
des Bundeskanzleramtes, BKA) publiziert.
Ein eigens dafür konstituiertes Gremium
unter dem Vorsitz von Bundesminister
a.D. Dr. Nikolaus Michalek begutachtet
diese Berichte unter dem Gesichtspunkt des
Kunstrückgabegesetzes, wobei die hypothe­
tische Frage gestellt wird, ob – wäre das
Leopold Museum ein Bundesmuseum – die
Voraussetzungen für eine Rückgabe erfüllt
wären. Die zuständige Bundesministerin/der
zuständige Bundesminister übermittelt die
unverbindlichen Beschlüsse des Gremiums
an den Vorstand der Leopold MuseumPrivatstiftung zur Entscheidung. Die Be­
schlüsse werden ebenfalls auf der Website
veröffentlicht.
Im Jahr 2013 wurden zehn Dossiers
der beiden ForscherInnen mit Berichten zu
16 Objekten übermittelt und online publi­
ziert. Es handelte sich dabei ausschließlich
um Arbeiten auf Papier von Egon Schiele.
Das Gremium veröffentlichte in diesem Jahr
neun Beschlüsse, die sich auf 52 Werke be­
ziehen. In keinem Fall kam das Gremium zu
dem Schluss, dass ein Tatbestand nach dem
Kunstrückgabegesetz vorläge, stünden die
Werke im Eigentum des Bundes.
Die eigene Provenienzforschung der
Stiftung wird seit 2003 von Dr. Robert
Holzbauer wahrgenommen, der seine Er­
gebnisse dem Stiftungsvorstand berichtet U.
a. überprüfte er routinemäßig die Ausstel­
lungsleihgaben. Im September 2013 wurde
der Klimt-Bestandskatalog des Museums
Gustav Klimt. Die Sammlung im Leopold
Museum präsentiert, für den sämtliche
Provenienzen der Werke Klimts bearbeitet
wurden.
Wie auch in den vergangenen Jahren wur­
den die Ergebnisse der Provenienzforschung
in mehreren Vorträgen der Öffentlichkeit
zuganglich gemacht. Unter dem Titel Wie
kommt die Kunst ins Museum wurde min­
destens einmal pro Monat eine öffentliche
Themenführung angeboten.
Kulturvermittlung
Die Kunst- und Kulturvermittlung des Le­
opold Museum sieht ihre Aufgabe darin,
die Inhalte der Sammlung und der Son­
derausstellungen verschiedenen Zielgruppen
in profunder Weise näher zu bringen. Das
Kunstvermittlungsteam des Museums entwi­
ckelte und koordinierte im Jahr 2013 vielfäl­
tige Vermittlungskonzepte für die ständige
Sammlung und die Sonderausstellungen des
Hauses, deren Inhalte altersgruppengerecht
aufbereitet wurden.
Schulprogramme
Zu den Sonderausstellungen wurden zwölf,
zur Sammlung Leopold elf verschiedene, für
unterschiedliche Altersgruppen konzipierte
interaktive Schulprogramme angeboten, die
größtenteils auch einen Besuch des Mu­
seumsateliers inkludierten. Die praktische
Umsetzung der gewonnenen Eindrücke und
der eigenen Vorstellungen mit Hilfe von ver­
schiedensten Techniken und Materialien war
Ziel dieser Programme. Bei zahlreichen In­
formationsterminen für LehrerInnen zu den
Sonderausstellungen und Schulprogrammen
wurden die Angebote näher vorgestellt. Im
Rahmen der Sonderausstellung MANFRED
BOCKELMANN – Zeichnen gegen das Vergessen wurden Gratisprogramme für über
50 Schulen angeboten.
LEO Kinderatelier
Das LEO Kinderatelier bot Kindern zwi­
schen fünf und zwölf Jahren jeden Sonn­
tag einen spannenden Kunstnachmittag.
Die 16 unterschiedlichen Programmpunkte
orientierten sich an den Sammlungshigh­
lights, an Sonderausstellungen, Festen und
Jahreszeiten. Die Mottos lauteten unter
215
Ausstellungsansicht Wolken ©
Leopold Museum
anderem Wenn der Himmel zaubert –
Wetter zum Mitmachen, mit dem Meteo­
rologen und Journalisten Thomas Wostal,
Geschenke des Himmels: Zum Muttertag
(Programme zur Ausstellung WOLKEN.
Welt des Flüchtigen), Buche deinen Strandurlaub im Museum, Bunte Sonnenregentage (Sommerferienprogramme), Eine Reise
ins Farben-Zauberland, (Programm zur
Sammlung) und OKs Schule des Sehens
(Programm zur Ausstellung KOKOSCHKA
– Das Ich im Brennpunkt).
Gratis-Führungen zu Sammlung und
Sonderausstellungen
An Sonn- und Feiertagen, an Donnerstagen
sowie auch größtenteils an Samstagen und
im Zuge von Aktionstagen wurden auch im
Berichtsjahr wieder Gratis-Führungen zur
jeweiligen Sonderausstellung und zur ständi­
gen Sammlung angeboten.
Rahmenprogramm zu den
Sonderausstellungen
Zur Sonderausstellung nackte männer. von
1800 bis heute standen 2013 Vorträge zum
Thema Der homoerotische Blick (Andreas
Brunner, Zentrum QWIEN), zu Richard
Gerstls Selbstporträts (Diethard Leopold,
216
Leopold Museum-Privatstiftung) und über
nackte Männer in der Antike Idealbild
oder Realität (Alfred Bernhard Walcher,
Kunsthistorisches Museum) am Programm.
Darüber hinaus wurden auch Themenfüh­
rungen und Künstlergespräche angeboten.
Ein weiteres Highlight zu nackte männer
war der Salon d’Amour, die von Martin
Gruber und Martin Ojster konzipierte le­
gendäre, anarchische aktionstheater ensemble-Kunstlounge.
Im Rahmen der Sonderausstellung
WOLKEN. Welt des Flüchtigen gab es Vor­
träge wie etwa Wolken im Film- Filmische
Wolken. Ein Streifzug durch die Filmgeschichte (Thomas Ballhausen, Filmarchiv
Austria), weiters Lesungen mit Franzobel
und Peter Scholz sowie Künstlergesprä­
che und Expertenführungen. Zur Sonder­
ausstellung KOKOSCHKA – Das Ich im
Brennpunkt standen Kuratorenführungen,
Künstler- und Expertengespräche wie etwa
Die Kunst der Fotografie im Jahrhundert
Kokoschkas (Johannes Faber, Galerie Faber,
Wien) oder die Lesung Kokoschka als Dichter: »Und ich fiel nieder und träumte« mit
Peter Scholz am Programm. Der Besuch
der Rahmenprogramme war mit gültigem
Museumsticket gratis.
Workshops für Erwachsene
2013 wurden Kunstworkshops für Erwach­
sene zu den verschiedenen Sonderausstellun­
gen angeboten: Aktmalerei (nackte männer.
von 1800 bis heute) Wolken – oder Weiß
ist nicht gleich Weiß (zu WOLKEN. Welt
des Flüchtigen) und Stadt, Land, Fluss (zu
KOKOSCHKA – Das Ich im Brennpunkt).
Audio-Guides
Zusätzlich zu den Sammlungs-Audioguides
in den Sprachen Deutsch, Englisch, Italie­
nisch und Französisch wurden auch zu den
Sonderausstellungen nackte männer. von
1800 bis heute; WOLKEN. Welt des Flüchtigen und KOKOSCHKA – Das Ich im
Brennpunkt deutsche und englische Audio­
guides produziert.
Egon Schiele-Dokumentationszen­
trum ESDZ
Das Egon Schiele-Dokumentationszentrum
(ESDZ) des Leopold Museum wurde im
April 2011 auf Initiative von Dr. Elisabeth
Leopold und Dir. Mag. Peter Weinhäupl in
Gedenken an den Museumsgründer, Stifter
und Schiele-Sammler Professor Dr. Rudolf
Leopold (1925–2010) eröffnet. Grundlage
des Zentrums ist das umfangreiche Archiv
Rudolf Leopolds, das er vor allem in Zusam­
menhang mit dem Erscheinen seines SchieleWerkverzeichnisses (Egon Schiele. Gemälde,
Aquarelle, Zeichnungen, Residenz Verlag,
Salzburg 1972) seit dem Jahr 1972 aufgebaut
und ständig erweitert hat.
In Nachfolge von Mag. Sandra Tretter
übernahm MMag. Stephan Pumberger im
Oktober 2013 die Leitung des ESDZ. Durch
die konkrete Vernetzung der drei Bereiche
Egon Schiele-Dokumentation (MMag. Ste­
phan Pumberger), Bibliothek (Dr. Stefan
Kutzenberger) und Provenienzforschung (Dr.
Robert Holzbauer) wurden auch 2013 neue
Forschungssynergien möglich. Das kontinu­
ierlich ins Museum gelangende Material wird
fortlaufend archiviert, dokumentiert und für
Forschungszwecke zugänglich gemacht. Son­
derausstellungen im Leopold Museum, die
Präsentation der permanenten Egon Schiele
Sammlung und externe Sonderausstellungen
über Egon Schiele werden vom Team des
ESDZ mit Katalogbeiträgen, Vorträgen und
Archivmaterialien bereichert.
Seit Eröffnung des ESDZ im April 2011
haben zahlreiche nationale und internationale
InteressentInnen die Einrichtung ein- oder
mehrmals für Recherchen vor Ort genutzt;
zahlreiche externe Anfragen wurden digital
bearbeitet. In einigen Fällen wurden Kontakte
zu anderen Institutionen, Sammlungen und
ForscherInnen vermittelt. In Anbetracht der
kontinuierlich an das Leopold Museum her­
angetragenen Anfragen betreffend Werke, die
für solche von Egon Schiele gehalten werden,
wurden erste Impulse für eine Fälschungsda­
tenbank gesetzt. Zu erwähnen ist auch die Zu­
sammenarbeit mit den im Leopold Museum
tätigen, unabhängigen ProvenienzforscherIn­
nen des Bundes, Dr. Sonja Niederacher und
MMag. Dr. Michael Wladika, die die Ressour­
cen des ESDZ intensiv nützen und diesem im
Gegenzug neue Quellen und Literaturhinweise
zur Verfügung stellen.
Die vom ESDZ konzipierte und 2011
online gestellte Egon Schiele-Datenbank der
Autographen (www.egonschiele.at) wurde
um neue Einträge ergänzt, in diesem Zusam­
menhang haben sich über 200 Personen für
die extern zugängliche »ExpertInnensuche«
registriert. Der Aufbau einer Schiele-spezi­
fischen Fachbibliothek wurde fortgesetzt;
zudem wurde ein Projekt mit der Universität
Wien in Kooperation mit Dr. Stefan Kutzen­
berger durchgeführt: das Proseminar zum
Thema Netzwerk Wien 1900. Circa 30.000
Korrespondenzen wurden dafür ausgewertet,
um Schiele und Klimt in einem breiteren
Netzwerk zu verorten. Eine Visualisierung
der Ergebnisse ist in Vorbereitung.
Mag. Birgit Summerauer (Leopold Mu­
seum) hat mit der detaillierten Bestands­
dokumentation aller Schiele-Gemälde der
Leopold Museum-Privatstiftung begonnen.
Gemeinsam mit MMag. Stephan Pumberger
(Egon Schiele-Dokumentation) wird diese
Dokumentation in Hinblick auf einen Be­
standskatalog aller Schiele-Gemälde des Le­
opold Museum weitergeführt.
217
Kommunikation und Öffentlich­
keitsarbeit
Im Zentrum von Öffentlichkeitsarbeit und
Marketing des Leopold Museum standen
im Jahr 2013 die begleitenden Aktivitäten
zu den Großausstellungen WOLKEN. Welt
des Flüchtigen und KOKOSCHKA – Das
Ich im Brennpunkt. Die Presseaktivitäten
des Leopold Museum konzentrierten sich
auf die Sammlung Leopold und die Sonder­
ausstellungen. Die Ausstellungen wurden in
Pressekonferenzen präsentiert, die Vorschau
auf das Jahresprogramm 2014 wurde mit­
tels OTS Aussendung veröffentlicht.
Rund
30 Presseaussendungen wurden systematisch
verbreitet, vor allem im deutschsprachigen
Raum und teilweise auch international.
Hohes Medieninteresse war unter anderem
in Italien, Frankreich, den östlichen Nach­
barländern, England und den USA zu ver­
zeichnen. Zusätzlich zu den Aussendungen
wurden zahlreiche elektronische Newslet­
ter an die Presse, an die Leopold Museum
NewsletterempfängerInnen und an tausende
weitere Interessierte und FreundInnen des
Leopold Museum versendet.
Die kontinuierliche Pressearbeit, die
aktive Betreuung der Website und Schwer­
punkte im Social Media Bereich (Facebook)
führten zu hunderten nationalen und in­
ternationalen Print- und Onlineartikeln,
Ausstellungs- und Programmtipps sowie zu
einer Fülle relevanter TV- und Radiobei­
träge. Die systematische Medienbeobachtung
konzentrierte sich auf heimische Medien im
Print- und elektronischen Bereich und inter­
nationale Medien im online Bereich.
In Zusammenarbeit mit Wien Tourismus
und ComPRess wurden zahlreiche internatio­
nale Pressegruppen, Filmteams, FotografInnen
und Besuche von TV-, Radio- und Internet­
journalistInnen sowie BloggerInnen betreut.
Auf besonderes Medieninteresse stieß auch
2013 die bereits seit Herbst 2012 laufende
Ausstellung nackte männer, die an einem
kalten Februarabend auch den NaturistInnen
die Tore des wohltemperierten Museums für
einen Ausstellungsbesuch im »Eva/Adams­
218
kostüm« öffnete. Die Ausstellungsidee wurde
vom Musée d’Orsay übernommen und höchst
erfolgreich ab 24. September 2013 unter dem
Titel Masculin/Masculin in Paris gezeigt.
Bereits die erste neue Ausstellung des
Jahres 2013 WOLKEN. Welt des Flüchtigen
wurde von höchster kultureller Ebene gewür­
digt: Die Bundesministerin für Unterricht,
Kunst und Kultur eröffnete die »WolkenSchau« im Leopold Museum, die weltwei­
tes internationales Medienecho hervorrief.
Im Februar wurde das Museum von der
Londoner Tageszeitung THE TIMES (THE
SATURDAY TIMES), einer der renommier­
testen internationalen Tageszeitungen, unter
die 50 besten Kunstmuseen der Welt ge­
wählt, neben Weltmuseen wie dem Prado
in Madrid oder den Uffizien in Florenz und
dem Kunsthistorischen Museum Wien als
einzigem weiteren im Ranking vertretenen
österreichischen Museum.
Die unter Schirmherrschaft des Euro­
päischen Parlaments stehende dramatische
Schau MANFRED BOCKELMAN – Zeichnen gegen das Vergessen sorgte für intensive
mediale Debatten zum Pro und Contra hin­
sichtlich der Ausstellbarkeit einer intensiven
künstlerischen Auseinandersetzung und per­
sönlichen Aufarbeitung der Shoa. Zur Eröff­
nung sprachen André Heller und Dr. Danielle
Spera, Direktorin des Jüdischen Museums
Wien. Sie zeigten sich, wie u. a. auch Martin
Engelberg und Udo Jürgens, Manfred Bo­
ckelmanns Bruder, tief betroffen von der vi­
suellen Intensität dieser außergewöhnlichen
Thematisierung des »Unaussprechlichen«.
Das vom Museologischen Direktor des
Leopold Museum Tobias G. Natter bei Ta­
schen herausgegebene opulente Klimt-Ge­
mäldeverzeichnis Gustav Klimt: Sämtliche
Gemälde wurde im Juni 2013 vom alljähr­
lich stattfindenden Festival International du
Livre d’Art et du Film (FILAF) im französi­
schen Perpignan mit dem Prix d’or als Bestes
Kunstbuch ausgezeichnet.
Die Marketing- und Werbemaßnahmen
konzentrierten sich schwerpunktmäßig auch
auf die Sammlung und die Sonderausstellun­
gen. In den Bereichen Außenwerbung und
Kooperationen wurden ebenfalls die bereits
genannten Schwerpunkte fokussiert.
Ausstellungsansicht Wolken
© Leopold Museum
Als langjähriger Partner und als Hauptspon­
sor unterstützte in bewährter Weise die Wie­
ner Städtische / Vienna Insurance Group das
Leopold Museum; als Kooperationspartner
und Sachsponsor unter anderem Goldeck und
das Weingut Schloss Gobelsburg sowie die
Firma siwacht. Medienpartner 2013 war der
Ö1 Club, Partner der Ausstellung WOLKEN.
Welt des Flüchtigen die ZAMG Zentralan­
stalt für Meteorologie und Geodynamik.
Im Bereich Social Media wurde der er­
folgreiche Facebook Auftritt des Museums
prolongiert. Die Zahl der »facebook follo­
wer« stieg gegenüber dem Vorjahr neuerlich.
Im Vergleich zu 2012 verfolgten rund ein
Drittel mehr Interessierte die Angebote des
Leopold Museum auf facebook. Insgesamt
lag die Anzahl der Follower bei rund 12.000.
Die Website des Leopold Museum wurde
kontinuierlich aktualisiert, erweitert und die
Vorbereitungen für das Adaptieren der Web­
site für die verbesserte mobile Darstellung auf
Smartphones getroffen. Der Audioguide (in
den Sprachen Deutsch und Englisch) wurde
als App zum Download auf der Website zur
Verfügung gestellt. Ein neuer rasanter Leopold
Museum Trailer von Philipp Kaindl sorgte
für Rekordzugriffe auf die Leopold MuseumWebsite http://www.leopoldmuseum.org/de.
Die Beleuchtung der Museumsfassade zu den
Ausstellungseröffnungen und im Dezember
begleitend zum Winter im MQ in Koopera­
tion mit dem MuseumsQuartier sorgte für
besondere visuelle Akzente.
Am 26. Oktober bot das Leopold
Museum anlässlich des Nationalfeiertages
stark ermäßigten Eintritt und zahlreiche
Gratis-Führungen zur Sonderausstellung
KOKOSCHKA – Das Ich im Brennpunkt.
Josefstadt Schauspieler Peter Scholz las aus­
gewählte Texte von Oskar Kokoschka. Und
ich fiel nieder und träumte -Kokoschka als
Dichter war der Titel der Lesung.
Zahlreiche prominente Gäste besuchten
2013 das Leopold Museum. Leopold Mu­
seum Vorstandsmitglied Dr. Elisabeth Leo­
pold und Sammlungsleiter Dr. Franz Smola
führten etwa Dr. José Manuel Barroso, Prä­
sident der Europäischen Kommission, durch
das Museum. Sein besonderes Interesse galt
der Egon Schiele-Sammlung und Wien 1900.
In Kooperation mit der Kronen Zeitung
bot das Leopold Museum für Krone-Abon­
nentInnen einen Monat lang ermäßigten Ein­
tritt in die Ausstellung WOLKEN. Welt des
Flüchtigen.
219
Die Tourismusaktivitäten stellten die per­
manente Sammlung mit Schwerpunkt Wien
1900 und Egon Schiele in den Mittelpunkt.
Die Teilnahme an Tourismusmessen und
Workshops führte zur Pflege bestehender
Kontakte, einem Ausbau des b2b Netzwerks
und der Marktaktivitäten. Die Intensivie­
rung der Kooperation mit Wien Tourismus,
die Zusammenarbeit mit der Österreich
Werbung und weiteren Tourismusverbän­
den, Reiseveranstaltern, Incoming Reise­
büros, Busunternehmen, Hotels, Vereinen,
Verbänden und anderen touristischen An­
bietern ermöglichte es, die Partnerschaften
zu intensivieren und neue Zielgruppen zu
erschließen. Die Leopold Museum Samm­
lungsfolder werden ständig erweitert und
standen 2013 in den Sprachen Deutsch/Eng­
lisch, Französisch, Italienisch, Japanisch,
Portugiesisch, Russisch, Spanisch und Un­
garisch zur Verfügung.
Veranstaltungen
Im Februar 2013 öffnete das Museum die
Ausstellung nackte männer an einem Abend
eigens für NudistInnen und NaturistInnen.
Im März gastierte die Donau Uni Krems
mit der Blue Hour im Leopold Museum;
Thema der Diskussionsveranstaltung war
Investigative JournalistInnen. Das renom­
mierte, international tätige Architektur­
büro ATP präsentierte die ATP-designten
Sitzlandschaften KORNATA im Leopold
Museum. Drei Sitzgruppen wurden vom
Leopold Museum erworben und permanent
im Atrium des Hauses platziert. Beim ersten
»Probesitzen« waren neben anderen Leo­
pold Museum Direktor Mag. Peter Wein­
häupl, Designer Architekt Mario Travas
und KHM-Generaldirektorin Dr. Sabine
Haag anwesend. Zum 70. Geburtstag von
Bodo Hell luden der Künstler und sein
Freundeskreis zu einem Fest für Bodo Hell,
in dessen Rahmen das im Mandelbaum
Verlag erschienene Künstlerbuch mit Tages­
zeichnungen von Linde Waber und Texten
Bodo Hells vorgestellt wurde. Der Titel des
Buches lautet Im Flug der Tage.
220
Im April und im Oktober legte das Modela­
bel Clemens & August Zwischenstopps im
Leopold Museum ein und präsentierte die
neuesten Kollektionen der fashionablen De­
signermodelinie. Die Kunstmesse Art Austria
gastierte zum dritten Mal mit österreichi­
scher Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts
im Leopold Museum. Im Mai öffnete das
Museum bei freiem Eintritt anlässlich eines
Lotterien Tages und der Eröffnung des Sommer im MQ.
Spezielle Juni-Highlights waren die
Präsentation einer Briefmarke zu Ehren des
bahnbrechenden Malers Richard Gerstl
(1883-1908). Die Sonderpostmarke wurde
im Leopold Museum von Post Generaldirek­
tor Ing. Dr. Georg Pölzl und Dr. Elisabeth Le­
opold vorgestellt, musikalisch begleitet vom
Cellisten Prof. Rudolf Leopold. Die Marke
zeigt ein Hauptwerk der Sammlung Leopold,
Richard Gerstls Selbstbildnis als Halbakt aus
dem Jahr 1904.
Ende Juni lud das Leopold Museum die
MQ Anrainer zum bereits traditionellen MQ
Grillfest. In den Sommermonaten führte der
Weg der ArtNight im MQ-Führungen auch
regelmäßig ins Leopold Museum. Gerne zeigt
sich das Museum auch sportlich. Im Septem­
ber nahm das Haus bereits zum zweiten Mal
am Wien Energie Business Run teil, bewies
großartigen Teamgeist und erreichte beacht­
liche Platzierungen.
Buchpräsentation
Der erste Band des Bestandskataloges des
Leopold Museum wurde im September 2013
präsentiert: Gustav Klimt: Die Sammlung des
Leopold Museum. Leopold Museum Vor­
standsmitglied Dr. Elisabeth Leopold, KlimtExpertin und Katalogautorin Dr. Marian
Bisanz-Prakken und Tobias G. Natter, der
Museologische Direktor des Museums, stell­
ten das Buch in der Klimt-Lounge der Wien
1900 Sammlungsräume des Hauses vor. Das
Buch ermöglicht ein detailliertes Studium des
Klimt-Gemälde- und Zeichnungsbestandes
der Sammlung Leopold.
Auszeichnung
Der Museologische Direktor des Leopold
Museum, Dr. Tobias G. Natter, wurde im
Oktober 2013 im Künstlerhaus mit dem
OscART des Wirtschaftskammer-Gremiums
Kunsthandel ausgezeichnet. Er erhielt den
Preis, der bereits zum elften Mal vergeben
wurde, für besondere Leistungen in der Kate­
gorie Museumswesen. Die Laudatio hielt Al­
bertina Direktor Dr. Klaus Albrecht Schröder.
Lange Nacht der Museen
Im Oktober präsentierte Leopold MuseumDirektor Tobias G. Natter das Programm
der Langen Nacht der Museen im Rahmen
der Pressekonferenz im ORF Zentrum. Die
vom ORF koordinierte Lange Nacht der
Museen gilt längst als Fixpunkt des Kul­
turjahres und fand 2013 bereits zum 14.
Mal statt. Das Leopold Museum war auch
in diesem Jahr im MuseumsQuartier das
bestbesuchte Haus dieser Veranstaltung.
Mehr als 6.500 BesucherInnen strömten
am Abend und in der Nacht des 5. Oktober
2013 aus diesem Anlass in das Museum. Im
Mittelpunkt standen die ständige Sammlung
mit Wien 1900 und Egon Schiele sowie die
Sonderausstellung KOKOSCHKA – Das
Ich im Brennpunkt. Highlight der Langen
Nacht der Museen war die spätabendliche
Lesung von Schriftsteller und Bühnenautor
Peter Turrini und Theater in der JosefstadtDirektor, Kammerschauspieler Herbert
Föttinger. Die Künstler lasen aus Texten
Turrinis. Großformatige Gemälde, »abs­
trakte Landschaften« des Künstlerduos Die
Schichtarbeiter (Bernard Antl und Markus
Schmidel) bildeten die Kulisse des Auftritts
im Unteren Atrium des Leopold Museum.
Heimlicher Mittelpunkt war dabei ein Büh­
nenbild aus Turrinis Stück Aus Liebe.
Lichtinstallation
Zur Ausstellung KOKOSCHKA – Das Ich
im Brennpunkt veranstaltete das Leopold
Museum ein prominent besuchtes Fundrai­
sing Dinner. Lichtkünstlerin Victoria Coeln
tauchte das Museum anlässlich der Aus­
stellungseröffnung in ein kaleidoskopartiges
Lichtstrahlenmeer. Günter Brus würdigte
in einer beeindruckenden, kritischen Rede
Oskar Kokoschka. Die Gäste des Medien­
partners Ö1 Club besuchten eine Spezialfüh­
rung zur Kokoschka-Ausstellung. Chadwick
V.R. Williams war im Oktober mit der von
ihm gegründeten Schülerinitiative Who I am
zu Gast und stellte die neuesten Projekte
rund um das Thema Kulturelle Identität vor.
Art Night
Die auf Initiative des Leopold Museum 2004
eingeführte ArtNight lockte von Mai bis
September 2013 mit einem stark ermäßigten
Kombiticket zum Besuch von drei »Kunst­
häusern« im MuseumsQuartier. Das günstige
Ticket bietet einmal pro Monat im Rahmen
von Spezialführungen die Möglichkeit zum
Ausstellungsbesuch in den sommerlichen
Abendstunden. Dabei können drei Instituti­
onen, das Leopold Museum, das mumok und
die Kunsthalle Wien besucht werden.
Art Austria
Die Kunstmesse Art Austria fand von 11.
bis 14. April 2013 zum sechsten Mal statt;
davon bereits zum dritten Mal im Leopold
Museum. Rund 50 AusstellerInnen zeigten
im dabei auf 2.450 m² Ausstellungsfläche
Werke der Klassischen Moderne und der
zeitgenössischen Kunst.
Vienna Art Week
Im Rahmen der Vienna Art Week (18. bis
24. November 2013) führte die Kunsthis­
torikerin Mag. Alexandra Matzner eine ex­
klusive Gruppe durch die Ausstellung KOKOSCHKA – Das Ich im Brennpunkt.
Konzertmatinéen
Das Leopold Museum veranstaltete auch
2013 regelmäßig Konzerte in den Ausstel­
lungsräumen des Hauses. Die Matinéen fan­
den, mit Ausnahme der Sommermonate an
jedem ersten Sonntag im Monat um 11 Uhr
statt. Das Musikprogramm wird vom re­
nommierten Cellisten Prof. Rudolf Leopold
zusammengestellt.
Es spielten das Vienna Wind Ensemble
(Steffi Mölle, Markus Adenberger, Sebastian
Frese, Agnes Fejes, Zoltán Vass) Werke von
Mozart, Beethoven, Ibert, Dvořák, Onslow,
Bizet, Ágay, Josef Strauss und Johan Strauss
221
II, der Akademische Orchesterverein Wien
unter der Leitung von Carlos Manuel
Fernández Hernández anlässlich Dr. Elisa­
beth Leopolds 87. Geburtstag Werke von
Lalo und Brahms (Solist Rudolf Leopold).
Rudolf Leopold (Violoncello) und Denise
Benda (Klavier) präsentierten Werke von
Beethoven, Schumann und Tschaikowsky,
Valerie Leopold (Violine) und Noémi Cavallo
(Klavier) Musik von Prokofjew, Janaček,
Roussel. Unter dem Motto Gefährliche Liebschaften spielten die 12 Cellisten Musik von
Schubert, Wagner, Offenbach und Ravel.
Bilder aus dem Osten lautete das Motto der
Hommage an George Enescu mit Rudolf
Leopold (Violoncello) und Raluca Stirbat
(Klavier). Das Trio Grisart widmete sich dem
»Triptychon« Ungarn – Schweiz – Österreich
mit Kompositionen von Kodály, Veresse und
Mozart. Zum Jahresende spielten die Rising
Stars – Studierende von Teresa Leopold an
der Universität für Musik und darstellende
Kunst – ein Adventkonzert mit Stücken von
Kuhlau, Chatschaturjan und Schumann.
Besucherinnen
Im Jahr 2013 verzeichnete das Leopold Mu­
seum 325.459 BesucherInnen. Dies bedeutet
zwar einen Rückgang von 10,6% gegenüber
2012, liegt aber dennoch in der Planung des
Hauses, die von Besuchszahlen zwischen
300.000 und 350.000 Personen pro Jahr
ausgeht.
Budget
Tabelle 1 Budget des Leopold
Museums im Geschäftsjahr
2012/2013 in €
Tabelle 2 Subventionen des
Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in €
Stiftungsvermögen per
Betrag
Stand 1. März 2012*
159.952.908,02
Stand 1. März 2013*
159.952.908,02
Budgetposten
Basissubvention
Mietsubvention
Projektsubvention
Subventionen gesamt
Geschäftsjahr 2011/2012*
Geschäftsjahr 2012/2013
2.514.480,00
2.514.480,00
211.934,64
211.934,64
0,00
0,00
2.726.414,64
2.726.414,64
* Das Geschäftsjahr beginnt am 1. April jeden Jahres und endet am 31. März des Folgejahres
222
Österreichische Friedrich und Lillian
Kiesler-Privatstiftung
www.kiesler.org
•• Mag. Monika Pessler, Direktion
•• Mag. Peter Bogner, Direk­
tor ab 1. Dezember 2013
••
••
Stiftungsvorstand 2013
•• Dr. Dieter Bogner (Vorsit­
zender bis April 2013)
•• o. Univ. Prof. BArch. March. Hani Ras­
hid (Vorsitzender ab 23. April 2013)
••
••
••
••
••
••
DI Birgit Brodner
Mag. Thomas Drozda
(bis Oktober 2013)
Mag. Thomas Angermair
(ab 8. Oktober 2013)
Mag. Andrea Ecker
Sylvia Eisenburger
Dr. Michael P. Franz
Dr. Monika Hutter
Dr. Barbara Weitgruber, MA
Ausstellungsansicht Paul T.
Frankl Ein Wiener Designer in
New York © Kiesler Stiftung
Wien
Profil
1997 wurde mit öffentlichen Mitteln der Re­
publik Österreich, der Stadt Wien und durch
private StifterInnen der Nachlass des 1965
verstorbenen Architekten und Künstlers
Friedrich Kiesler angekauft, von New York
nach Wien übersiedelt und seither durch die
zu diesem Zweck gegründete Österreichische
Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung
(kurz: Kiesler Stiftung Wien) bewahrt, ver­
waltet und erforscht.
Es ist Aufgabe der Kiesler Stiftung Wien,
das komplexe Werk des Architekten, Künst­
lers, Designers und Theoretikers Friedrich
Kiesler (1890-1965) weltweit zu verbrei­
ten und die reichhaltigen Materialien des
Nachlasses zu erforschen sowie als Impuls
gebenden Faktor in den zeitgenössischen Ar­
chitektur- und Kunstdiskurs einzubringen.
Die Stiftung organisiert und betreut daher
Symposien, Forschungsprojekte und Ausstel­
lungen und veröffentlicht deren Ergebnisse.
Die umfangreichen und vielschichtig
interpretierbaren Archivalien ermöglichen
vor allem auch weiterführende Ausstel­
lungs- und Publikationstätigkeiten mit inter­
nationalen KooperationspartnerInnen aus
den Bereichen der Wissenschaftstheorie und
künstlerischen Praxis.
Die kontinuierlich ansteigende Re­
zeption von Friedrich Kieslers Konzepten
ist nicht allein von der zeitgenössischen
und interdisziplinär wirkenden Kunstpro­
duktion ablesbar. Auch im Kontext der
223
universitären Ausbildung und Lehre stellen
Kieslers Entwürfe zunehmend maßgebliche
Einflussfaktoren dar, wie zahlreiche Anfra­
gen und Kooperationen der Kiesler Stiftung
Wien belegen.
Sammlung
Der Schwerpunkt in der Archivarbeit der
Kiesler Stiftung Wien lag weiterhin auf der
Digitalisierung (Scannen, Reprofotografie­
ren) und der Datenpflege sowie auf konserva­
torischen Maßnahmen. Auch die Datenpflege
der Bilddatensätze wurde intensiviert.
Im Berichtsjahr umfasste die Inventari­
sierung insgesamt 15.309 Datensätze. 2.808
wurden überarbeitet und 401 neue erstellt.
Der Bestand der Bilddatensätze umfasste
22.077 insgesamt; 2.705 wurden überarbei­
tet und 2.687 neu erstellt.
Die Website der Kiesler Stiftung Wien
http://www.kiesler.org verzeichnete 2013
insgesamt 16.542 Downloads (Ausstel­
lungspublikationen), 286.977 Visits und
3.611.690 Hits.
Ausstellungen
Zwei große Sonderausstellungen wurden
im Berichtsjahr in der Kiesler-Stiftung Wien
präsentiert: Breton Duchamp Kiesler. Surreal
Space 1947 und Paul T. Frankl. Ein Wiener
Designer in New York und Los Angeles.
Um die ungebrochene Vitalität des Sur­
realismus unter Beweis zu stellen, konzi­
pierten André Breton und Marcel Duchamp
1947 die Exposition Internationale du Sur­
réalisme und luden Friedrich Kiesler ein, als
Architekt und Künstler an diesem Ereignis
mitzuwirken. Dieses führte über 200 Werke
von mehr als 100 KünstlerInnen in der
Pariser Galerie Maeght zusammen. Die mit
den surrealen Vorstellungen eng verknüpfte
Gestaltung der Salle de Superstition (Raum
des Aberglaubens), der Salle de Pluie (Re­
genraum) oder dem Dédale (Labyrinth) als
Parade spirituelle (spirituelle Parade) stellt
224
bis heute einen Meilenstein in der Entwick­
lungsgeschichte der (Re-)Präsentation von
Kunst dar.
Diese Bestandsaufnahme der surrealis­
tischen Bewegung nach dem Zweiten Welt­
krieg sollte 1948 mittels einer fotografischen
Dokumentation auch in New York gezeigt
werden – ein Vorhaben, das nie realisiert
wurde. Originalabzüge aus dem Archiv der
Kiesler Stiftung Wien ermöglichten es 65
Jahre später im Rahmen der Ausstellung
dieses Versäumnis nachzuholen und erstmals
eine nahezu lückenlose Rekonstruktion der
Exposition Internationale du Surréalisme in
Wien zu präsentieren. Die Ausstellung wurde
von Eva Kraus kuratiert und umfasste auch
Leihgaben von Julius Hummel.
Der 1886 in Wien geborene und 1958
in Los Angeles verstorbene Architekt und
Designer Paul T. Frankl prägte wie kaum ein
anderer die amerikanische Moderne. Mitte
der 1920er Jahre reüssierte er mit seinen
»Skyscraper«-Möbeln in der New Yorker
Gesellschaft, und seine Galerie für zeitgenös­
sisches Möbeldesign wurde zum Epizentrum
moderner Raumgestaltung. 1934 übersie­
delte Frankl nach Los Angeles, wo er als
Designer die Apartments der High Society
Hollywoods einrichtete. Seine mondänen In­
terieurs bestechen durch eine Kombination
aus ostasiatischen Motiven und der moder­
nistischen Formensprache der europäischen
Avantgarde.
Heute ist Frankl in Österreich nur noch
Wenigen ein Begriff, daher versuchte die Aus­
stellung, diesen außergewöhnlichen Designer
und seine bewegte Lebensgeschichte in das
kulturelle Gedächtnis seiner Geburtsstadt zu­
rückrufen. Kuratiert wurde die Ausstellung
von Christopher Long und Laura McGuire;
Leihgaben stammten von Paulette Frankl.
Ausstellungen 2013
Breton Duchamp Kiesler. Surreal Space
1947
27. Februar – 21. September 2013
Paul T. Frankl. Ein Wiener Designer in New
York und Los Angeles
5. Oktober 2013 – 1. März 2014
Nationale und internationale Ausstel­
lungskooperationen
Nationale und internationale
Ausstellungsbeteiligungen
Die Kulisse explodiert. Frederick J. Kiesler,
Architekt und Theatervisionär
Eine Ausstellung des Museum Villa Stuck in
Zusammenarbeit mit dem Österreichischen
Theatermuseum, Wien, und La Casa Encen­
dida, Madrid. Die Ausstellung wurde organi­
siert in Kooperation mit der Österreichischen
Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung,
Wien. Kuratorin: Barbara Lesák
Museum Villa Stuck, München
21. März – 23. Juni 2013
GEO – NEO – POST
Museum Vasarely, Budapest
2. Februar – 28. April 2013
Josef Hoffmann – Friedrich Kiesler. Contemporary Art Applied
Eine Kooperation der Mährischen Galerie in
Brno (Brünn), des MAK Wien und der Kiesler
Stiftung Wien. Kuratiert von Rainald Franz
Josef Hoffmann Museum, Brtnice
28. Mai – 27. Oktober 2013
Frederick Kiesler – El escenario explota
Eine Ausstellung der Casa Encendida in
Zusammenarbeit mit dem Österreichischen
Theatermuseum, Wien, und dem Museum
Villa Stuck, München. Die Ausstellung wurde
organisiert in Kooperation mit der Österrei­
chischen Friedrich und Lillian Kiesler-Privat­
stiftung, Wien. Kuratorin: Barbara Lesák
La Casa Encendida, Madrid
3. Oktober 2013 – 12. Januar 2014
Kiesler – Cara a cara con la vanguardia
La Casa Encendida, Madrid
3. Oktober – 3. November 2013
Ausstellungsansicht Frederick Kiesler – El escenario explota,
La Casa Encendida, Madrid; © La Casa Encendida
Théâtres en utopie
Saline Royale d’Arc et Senans, Frankreich
22. Juni 2013 – 30. März 2014
Wifredo Lam Retrospective in reconstruction
of 1940s designs by Frederick Kiesler
Galerie Gmurzynska bei der Frieze Masters
2013, London
17. – 20. Oktober 2013
Wien Berlin. Kunst zweier Metropolen. Von
Schiele bis Grosz
Berlinische Galerie, Berlin
24. Oktober 2013 – 27. Januar 2014
Adolf Loos: Our Contemporary
Arthur Ross Architecture Gallery, Columbia
University, New York
11. November – 10. Dezember 2013
The Map. Artistic Migrations and the Cold War
Zachęta — National Gallery of Art, Warschau
29. November 2013 – 9. Februar 2014
Forschung und Publikationen
Im Sommer 2014 zeigt die Kiesler Stiftung
Wien Architekturprojekte, an denen Fried­
rich Kiesler mit seinem Partner Armand Bar­
tos in den späten 1950er Jahren arbeitete.
Zur Vorbereitung dieser Ausstellung wurde
2013 das umfangreiche Planmaterial in der
Kiesler Stiftung Wien erneut gesichtet und
architekturhistorisch aufgearbeitet.
Die Aufarbeitung des Nachlasses von
Stefi Kiesler (1897-1963) war auch 2013 ein
Schwerpunkt. Der Nachlass Stefi Kieslers,
der ersten Frau von Friedrich Kiesler, wird
als Kryptonachlass im Archiv der Kiesler
Stiftung Wien verwahrt. Forschungs- und Ar­
chivassistentin MMag. Jill Meißner arbeitet
laufend an der Aufarbeitung dieses Teilbe­
225
standes. Zahlreiche Dokumente der Tätigkeit
von Stefi Kiesler in der New York Public Lib­
rary sowie für die Zeitschrift Aufbau wurden
2013 inventarisiert und digitalisiert.
2013 betreute das Team der Kiesler
Stiftung Wien fünfundzwanzig externe Wis­
senschaftlerInnen aus Australien, Kanada,
Deutschland, Großbritannien (England,
Schottland), Griechenland, Italien, China,
Polen, Schweiz, Spanien, Südkorea, Ungarn,
Tschechien, Niederlande, den USA und aus
Österreich. Ein wesentlicher Aufgabenbereich
war im Berichtsjahr auch die Betreuung von
LeihnehmerInnen, sowie die wissenschaftli­
che Arbeit im Bereich von Ausstellungsbetei­
ligungen und Forschungskooperationen.
Gerd Zillner, Face to Face with the
Avant-Garde, in: La Casa Encendida,
Hg., Frederick Kiesler
In Kooperation zwischen dem Kunsthisto­
riker Herbert Molderings und der Kiesler
Stiftung Wien erschien 2013 weiters:
Herbert Molderings, Marcel Duchamp
im Alter von 85 Jahren. Eine Inkunabel der konzeptuellen Fotografie mit
einem Vorwort von Dieter Bogner.
Publikationen 2013
Kiesler Stiftung Wien, Hg, Herbert Molderings: Marcel Duchamp im Alter von
85 Jahren. Eine Inkunabel der konzeptuellen Fotografie
Monika Pessler, Hg., Breton Duchamp
Kiesler. Surreal Space 1947
Monika Pessler, Hg. Bewahren und Aktivieren. Dieter Bogner, 1. Präsident der
Kiesler Stiftung
Monika Pessler, Hg., Paul T. Frankl. Ein
Wiener Designer in New York und Los
Angeles
Gerd Zillner, Covering the skies with
dream-realities of Eros’ Friedrich Kiesler
presents
Wifredo Lam, in: Galerie Gmurzynska,
Hg., Bloodflames 1947. Bloodflames
1947. Catalogue-documentation published on the occasion of Galerie
Gmurzynska’s Wifredo Lam retrospective installed in reconstructions from
the 1940s by Frederick Kiesler for
Frieze Masters
226
Kulturvermittlung
Im Bereich der Kulturvermittlung wurden
von der Kiesler Stiftung Wien 2013 Vor­
träge und Ausstellungsgespräche sowie eine
Veranstaltung im Rahmen der Reihe Kiesler
Lectures durchgeführt. So fand am 6. Mai
2013 im MAK der Vortrag von Dieter Bog­
ner Friedrich Kiesler im Spannungsfeld von
Josef Hoffmann und Adolf Loos statt.
Am 5. Juni sprach Andrea Zittel im
Rahmen der Kiesler Lecture III zum Thema
How to live. Die Veranstaltung wurde in Ko­
operation mit dem MAK durchgeführt und
fand in den Räumlichkeiten des MAK statt.
Die amerikanische Künstlerin Andrea Zittel,
Preisträgerin des Österreichischen Friedrich
Kiesler-Preises für Kunst und Architektur,
sprach dabei erstmals in Österreich über ihr
umfassendes Werk, das als »Soziale Skulp­
tur« die Grenzen zwischen Kunst, Architek­
tur, Design und Technologie überschreitet.
»Was mich vielleicht am meisten an Friedrich
Kiesler inspiriert, ist wie sein Gehirn arbei­
tete. Er war an der Materie ebenso interes­
siert wie an der Interaktion von Kräften, an
menschlichen Bedürfnissen, kontinuierlichen
Bewegungen und elastischen Räumen. Er
fühlte, dass jedes Objekt im Universum in
Bezug auf seine Umwelt betrachtet werden
muss, und er beschrieb dies als einen Aus­
tausch von wechselwirkenden Kräften, die
er als Co-Realität bezeichnete – als Wissen­
schaft von Beziehungen«, sagt Andrea Zittel
über ihren Bezug zu Kiesler.
Herbert Molderings Vortrag Marcel
Duchamp im Alter von 85 Jahren. Eine
Inkunabel der konzeptuellen Fotografie
fand am 20. September 2013 anlässlich der
Präsentation des Buchs zum Thema in der
Kiesler Stiftung Wien statt. 1945 veröffent­
lichte Marcel Duchamp in der amerikani­
schen Zeitschrift View ein Selbstporträt, das
ihn laut Bildlegende »at the Age of 85«
abbildete. Da Duchamp das Porträt als sein
eigenes ausgab, fand es 1996 auch Eingang
in sein Werkverzeichnis, wurde dort jedoch
irrtümlich als das Bildnis eines anonymen,
Duchamp ähnelnden Mannes bezeichnet. Ein
Typoskript aus dem Archiv der Kiesler Stif­
tung Wien, in welchem Kiesler detailliert be­
schreibt, wie er Duchamp im Januar 1945 bei
seiner fotografischen Selbststilisierung assis­
tierte, lässt die Genese dieser Duchamp’schen
Meisterleistung nun in völlig neuem Licht
erscheinen. Der bekannte Duchamp-Spezia­
list und Kunsthistoriker Herbert Molderings
schilderte in seinem Vortrag wie auch in
der gleichnamigen Publikation Duchamps
Selbstinszenierung als Inkunabel eines neuen
künstlerischen Umgangs mit der Fotografie:
Fotografie nicht als Dokumentation eines
vergangenen Moments, des »Es ist so gewe­
sen« (Roland Barthes), sondern als bildneri­
sche Aktualisierung von Möglichkeiten, als
Aussageform des Werdens.
Im Rahmen der Vienna Art Week 2013
fand am 22. November in der Kiesler Stiftung
Wien ein Ausstellungsgespräch zum Thema
Schicksale österreichischer Architekten und
Designer im Exil statt. Die Architekturhisto­
rikerin Ruth Hanisch, TU Dortmund, sprach
mit Gerd Zillner, Archivar der Kiesler Stif­
tung Wien, ausgehend von Paul T. Frankl
und Friedrich Kiesler über unterschiedliche
Schicksale österreichischer Architekten und
Designer im Exil.
Auch 2013 hat die Kiesler Stiftung Wien
an der ORF-Aktion Lange Nacht der Museen
teilgenommen. Der Schwerpunkt der Ange­
bote konzentrierte sich auf die jüngsten Besu­
cherInnen. In einer Kinderwerkstatt wurden
Programme mit dem Motto WolkenkratzerBücherregal, Wolkenkratzer-Schreibtisch,
Wolkenkratzer-Schlafstatt…angeboten. Dabei
TeilnehmerInnen der Kinderwerkstatt, © Kiesler Stiftung
Wien
227
konnten junge DesignerInnen ab sechs Jahren
Modelle von Wolkenkratzer-Möbeln bauen,
die danach in der Ausstellung präsentiert
wurden. Die Werkstatt fand unter der Lei­
tung der Künstlerin und Pädagogin Beatrix
Preissl statt.
Budget
Im Jahr 2013 betrug das operative Budget
der Kiesler Stiftung Wien € 210.000,–
Die Mittel wurden unter anderem
zur Abdeckung folgender Aufwendungen
verwendet: Archivarbeit, Digitalisierung,
Tabelle 3 Budget der Kiesler
Stiftung in €
Registratoren-Tätigkeiten und für die Ak­
tivitäten der Kiesler Stiftung Wien, wie die
Betreuung von nationalen und vor allem
internationalen ForscherInnen und Wis­
senschaftlerInnen, für die Organisation
und Durchführung von Ausstellungen und
Vorträgen, für die Ausstellungskoopera­
tionen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
für die Vermittlung und laufende Kosten
wie Miete der Büro- und Präsentations­
räumlichkeiten, Personalkosten und weitere
Dienstleistungen.
Weitere Aktivitäten konnten durch die
Unterstützung privater SponsorInnen und
Einrichtungen sowie durch eigene Einnah­
men ermöglicht werden.
Subventionsgeber
Betrag
Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
90.000,00
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur/ Kultursektion
45.000,00
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur/ Kunstsektion
25.000,00
Stadt Wien/Kulturabteilung
50.000,00
Gesamt
228
210.000,00
Österreichische Ludwig Stiftung
für Kunst und Wissenschaft
www.ludwigstiftung.at
•• Dr. Gottfried Toman, Generalsekretär
Stiftungsrat 2013
VertreterInnen der Republik Österreich
•• Dr. Michael P. Franz
•• Univ. Prof. Mag. Dr. Sabeth Buchmann
•• Em. Univ. Prof. Dr. Hermann Fillitz
•• Dir. MMag. Max Hollein
•• Mag. Boris Marte
•• Dir. i. R. Dr. Katharina Schmidt
•• Dr. Pia Theis, M.A.
Vertreter der deutschen Peter und
Irene Ludwig Stiftung
•• Walter Queins
Profil
Die Österreichische Ludwig-Stiftung für
Kunst und Wissenschaft verfolgt den Zweck,
in Österreich »Vorhaben im Bereich der bildenden Kunst anzuregen, durchzuführen und
zu fördern«, wodurch – wie in der Stiftungs­
satzung festgehalten – dem kulturellen Leben
in Österreich »lebendige und nachhaltige
Impulse« gegeben werden sollen. Dadurch
soll die Stiftung »zu einer Neukonzeption der
Darstellung der Moderne in den österreichischen Bundessammlungen beitragen.«
Dementsprechend wurden seit der
Gründung der Stiftung internationale Kunst­
werke von höchster Qualität, unter anderem
aus den Bereichen Abstrakter und Klassi­
scher Expressionismus, Arte Povera, Fluxus,
Fotorealismus, Konzept- und Videokunst,
Minimal Art, Nouveau Réalisme, Pop Art
und Wiener Aktionismus angekauft, welche
vorrangig dem Museum Moderner Kunst
Stiftung Ludwig Wien (mumok) und der
Albertina als Dauerleihgaben zur Verfügung
gestellt werden.
Sammlung
Rebecca Howe Quaytman, Voyelle, Chapter 26 (Das Lied des
gelben Domino), 2013 © mumok/ Deinhardstein
Anlässlich der 39. Stiftungsratssitzung im
November 2013 wurde für MUMOK der
Ankauf von hochrangigen Kunstwerken
zweier Künstlerinnen beschlossen: Die Arbeit
Sphyinx der 1939 in Pennsylvania geborenen
Künstlerin Carolee Schneemann aus dem
Jahr 1962 ist eine frühe Assemblage, die ihre
künstlerische Nähe zu den frühen Combine
Paintings von Robert Rauschenberg oder Jim
Dine zeigt. Gleichzeitig unterstützt die Öster­
reichische Ludwig-Stiftung mit dem Ankauf
dieses Objektbildes auch die österreich-spezi­
fische Aufgabenstellung des MUMOK, seiner
Sammlung des Wiener Aktionismus einen
bedeutenden Akzent zuzufügen, gilt doch
gerade Schneeman als eine der wichtigsten
Künstlerinnen performativer Kunst, womit
sich museumspolitisch der Wiener Aktionismus in einen weiteren internationalen Kon­
text stellen lässt.
229
Mit dem Erwerb der siebenteiligen Arbeit
Voyelle, Chapter 26, eine konzeptionell an­
gelegte Serie, die Rebecca Howe Quaytman
2013 für die Ausstellung and Materials and
Money and Crisis im MUMOK geschaffen
hat, fördert die Österreichische LudwigStiftung das Bestreben des Museums, gerade
auch Arbeiten von Künstlerinnen in ihre
Sammlung aufzunehmen. Mit den zu Serien
und Kapiteln verknüpften, konzeptionellen
Malereien führt die 1961 in Boston geborene
Künstlerin die Komplexität des Sehens mit li­
terarischen bzw. historischen Referenzen vor.
Gemäß ihrer Ankaufs- und Förderpoli­
tik erwarb die Ludwig-Stiftung überdies im
Berichtsjahr für die Sammlung der Albertina
sieben Fotografien des 1938 in der Ukraine
geborenen Künstlers Boris Mikhailov aus der
Serie At Dusk von 1993. Die Stiftung unter­
stützt damit wie auch in den vergangenen
Jahren die Sammlungspolitik der Albertina,
den bestehenden Schwerpunkt der sogenann­
ten Street Photography weiter zu ergänzen,
wobei mit diesem Ankauf der Fotografien
von Mikhailov die Sammlung des Museums
um bildgestalterische Aspekte sozialer Um­
brüche der 1990er Jahre in der Heimat des
Künstlers erweitert wurde.
Tabelle 4 Budget der Österreichischen Ludwig Stiftung für
Kunst und Wissenschaft in €
Stiftungskapital
Stiftungskapital mit 31. Dezember 2013*
* Zum Zeitpunkt der Drucklegung vorläufig festgestellt
230
Gemäß dem ebenso der Stiftungssatzung
zugrunde liegenden Aspekt der Sammlungs­
ergänzung bieten die Ankäufe des Berichts­
jahres einen Einblick in die Vielfalt der von
der Stiftung und ihrer Sammlungspolitik zu
wahrenden Kunstrichtungen und ihres weit
gespannten, kulturpolitischen Auftrages.
Budget
Die Anlage der zur Verfügung stehenden
finanziellen Mittel erfolgte gemäß Stiftungs­
satzung sowie Beschlüssen des Stiftungsrats
in mündelsicheren beziehungsweise de­
ckungsstocksicheren Wertpapieren. Der auf
30 Jahre begrenzte Bundeszuschuss wurde
letztmalig im Jahr 2010 überwiesen
Mit Stichtag 31. Dezember 2013 betrug
– neben dem Wert der seit dem Jahr 1981
angekauften und den Museen als Leihgaben
zur Verfügung gestellten Kunstwerke – der
summarische Wert aus den veranlagten Wert­
papieren und zweier Girokonten vorläufig
festgestellt € 27,588.994,81.
Damit ist auch in den kommenden Jah­
ren eine gesicherte Basis für die weitere Tätig­
keit und Ankaufspolitik der Stiftung gegeben,
damit sie ihrem durch die Satzung vorgegebe­
nen Auftrag Rechnung tragen kann.
Betrag
27,588.994,81
7
Weitere
Kulturange­
legenheiten
Wiener Hofmusikkapelle
Öffentliches Büchereiwesen
Volkskultur
Museumsförderungen
Kulturnetzwerk
Informationsmanagement
Kulturprogramme für Schulen
Wiener Hofmusikkapelle
••
••
••
••
Dr. Brigitte Böck, Geschäftsfüh­
rende Leiterin (bis August 2013)
Dr. Walter Dobner (ab Sep­
tember 2013)
Dr. Ernst Pucher, Rek­
tor der Hofburgkapelle
Univ. Prof. Erwin Ortner,
Künstlerischer Leiter
Organisation
Die Wiener Hofmusikkapelle ist die älteste
musikalische Institution Österreichs und
eine der ältesten ihrer Art weltweit. Sie
Ensemble der Wiener Hofmusikkapelle © Lukas Beck
232
reicht jedenfalls bis in die Zeit Kaiser Ma­
ximilians I. zurück. Ursprünglich für die
musikalische Umrahmung weltlicher und
geistlicher Anlässe im Kaiserhaus verant­
wortlich, besteht ihre Aufgabe heute in der
Pflege der österreichischen Kirchenmusik,
wobei das Spektrum von der Renaissance
bis in die Gegenwart reicht. Einen Schwer­
punkt bilden die Werke der Wiener Klassik,
von Schubert und Bruckner, die beide selbst
in der Hofmusikkapelle wirkten.
Das Ensemble der Hofmusikkapelle
setzt sich aus 42 Mitgliedern des Orchesters
der Wiener Staatsoper (respektive der Wie­
ner Philharmoniker), aus 18 Mitgliedern des
Herrenchors der Wiener Staatsoper sowie
den Wiener Sängerknaben zusammen. Das
Proprium im Gregorianischen Choral wird
von der Choralschola der Wiener Hofburg­
kapelle gestaltet.
Die künstlerische Leitung hat Univ. Prof.
Erwin Ortner inne. Ständiger Dirigent ist
Prof. Helmuth Froschauer. Zu den Gastdi­
rigenten zählt der Künstlerische Leiter der
Wiener Sängerknaben Gerald Wirth. Den Or­
ganistendienst bestreiten Univ. Prof. Martin
Haselböck, Univ. Prof. Alfred Halbartschla­
ger sowie die beiden gleichfalls als Konzert­
organisten und Lehrende renommierten Mu­
siker Jeremy Joseph und Wolfgang Kogert.
In der Geschäftsführung kam es mit
1. September 2013 zu einem Wechsel: auf
Dr. Brigitte Böck folgte SR Prof. Dr. Walter
Dobner.
BesucherInnen
Inklusive den Stehplatzbesuchern haben
2013 ingesamt 18.900 Personen die Messen
in der Hofburgkapelle besucht, um 700 mehr
als im Jahr davor.
BesucherInnen-Angebote
Fortgeführt wurden in Kooperation mit dem
Bundesdenkmalamt die Führungen in den
Räumlichkeiten der Hofmusikkapelle für
SchülerInnen. Spezielle Führungen, in deren
Rahmen die BesucherInnen auch Einblick
in die übrigen Räumlichkeiten der Hofmu­
sikkapelle erhielten, fanden im Rahmen des
wiederum vom Bundesdenkmalamt ausge­
richteten Tag des Denkmals am 29. Septem­
ber 2013 statt.
Vermehrt kommt es auch zu Kooperati­
onen mit der Universität Wien. Im Jahr 2013
wurden Seminare des Instituts für Zeitge­
schichte und des Instituts für Kunstgeschichte
in der Hofburgkapelle abgehalten.
Musikalische Höhepunkte des
Jahres 2013
Traditionell wurde von der Hofmusikka­
pelle, diesmal am 13. Februar 2013, der
Aschermittwoch der Künstlerinnen und
Künstler ausgerichtet. Die Einnahmen der
Veranstaltung unter dem Titel Die Spiegel
Blick in die Hofmusikkapelle
© Lukas Beck
233
sind blind geworden gingen an die St. Anna
Kinderkrebsforschung. Zu den Mitwirken­
den, die ein gewohnt abwechslungsreiches
Programm boten, zählten renommierte
SchauspielerInnen wie Katharina Stember­
ger, Chris Pichler, Franz Robert Wagner und
Peter Matic, sowie Mitglieder des Ensemb­
les der Wiener Hofmusikkapelle.
Tradition hat auch die Geistliche Abendmusik, eine Benefizveranstaltung der Liturgie­
wissenschaftlichen Gesellschaft Klosterneu­
burg im Zusammenwirken mit dem Institut
für Orgel, Orgelforschung und Kirchenmusik
der Universität für Musik und darstellende
Kunst Wien und dessen Leiter Univ. Prof.
Erwin Ortner. Zur Aufführung am 13. März
2013 kamen Werke von William Byrd.
Die Hofburgkapelle bildete auch einen
wiederum gerne besuchten Schauplatz der
Langen Nacht der Kirchen in Wien, bei dem
am 24. Mai 2013 unter anderem das Ensem­
ble der Wiener Hofmusikkapelle, Brigitte
Karner, Chorus Juventus, Wolfgang Kogert
und VieVox auftraten.
Seit Jahrzehnten gastiert das Ensemble
der Wiener Hofmusikkapelle im Rahmen der
Abonnementkonzerte der Gesellschaft der
Musikfreunde in Wien in deren »Goldenem
Saal«. Am 15. und 16. Juni 2013, stand der
Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper,
Franz Welser-Möst, der in der Vergangenheit
auch Sonntagsmessen in der Hofburgkapelle
dirigiert hatte, am Pult für ein reines Schu­
bert-Programm mit der Unvollendeten und
der Es-Dur-Messe.
234
Veranstaltungen
Die Hofburgkapelle bot im Berichtsjahr auch
für andere Veranstaltungen einen stimmungs­
vollen Rahmen:
•• Galafestkonzert der Slowakischen
Botschaft, 14. Jänner 2013
•• Passionskonzert der Chorvereini­
gung Wien-Neubau, 21. März 2013
•• Eröffnungskonzert Osterklang, 23. März 2013
•• Eröffnungskonzert des 9. Festivals der
Kroatischen Musik, 5. November 2013
•• Vorweihnachtliche Hörnermu­
sik unter der Leitung von Clemens
Gottfried, 1. Dezember 2013
•• Benefiz-Adventkonzert des Lions
Club Wien, 8. Dezember 2013
•• Adventkonzerte des Musikgymnasi­
ums Wien, 9./11. Dezember 2013
•• Weihnachtskonzert der Slowakischen
Botschaft, 13. Dezember 2013
•• Adventkonzerte der Cho­
ralschola der Wiener Hofburgka­
pelle, 15./16. Dezember 2013
•• Adventkonzert des Wiener Kam­
merchors, 19. Dezember 2013
Die Hofburgkapelle ist seit jeher eine be­
liebte Anlaufstelle für Trauungen und Tau­
fen – im Jahr 2013 wurden zusätzlich zu
den sonntäglichen Messen zwölf liturgische
Feiern zelebriert.
Selten finden sich Architektur und ge­
lebte Vergangenheit in einem solchen harmo­
nischen Einklang wie in der Hofburgkapelle,
was immer wieder Prominenz, aber auch
zahlreiche Medien anzieht. Zuletzt zählten
dazu der Besuch der Königin von Lesotho
im April 2013, wiederholte Besuche des USBotschafters S.E. William C. Eacho, sowie
mediale Beiträge von diversen Japanischen
und einem Chilenischen Filmteam. Am 10.
Juni 2013 wurde ein Feature von Johannes
Leopold Mayer in der Sendung Apropos
Musik auf Ö1 ausgestrahlt.
Budget Hofmusikkapelle 2013
Budget in €
2012
2013
Umsatzerlöse
377.820,94
364.453,48
1.405.199,92
1.388.559,88
Personal
923.229,29
951.008,03
Anlagen
17.761,25
438.90
464.209,38
437.112,95
Aufwendungen
davon:
Betriebsaufwand
Die Umsatzerlöse werden durch den Verkauf
von Eintrittskarten erzielt und fließen dem
Bundesbudget zu. Dies bedeutet eine durch­
schnittliche finanzielle Auslastung von 73%.
Die Aufwendungen für die Hofmusikkapelle
wurden 2013 vom Bundesministerium für
Unterricht, Kunst und Kultur getragen.
235
Tabelle 1 Budget Hofmusikkapelle 2013
Öffentliches Büchereiwesen
Entwicklungsplan für Öffentliche
Büchereien
Die vom Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur hierfür einberufene Ar­
beitsgruppe hat ihren Abschlussbericht vor­
gelegt: In einem einleitenden Text wird die
Bedeutung der Öffentlichen Büchereien für
den gleichen und freien Zugang zur Bildung
als Voraussetzung für eine demokratische Ge­
sellschaft gewürdigt. Die Büchereien gewähr­
leisten den freien und unmittelbaren Zugang
von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
zum Buch, zur Zeitschrift sowie zu den digita­
len Medien. Damit ermöglichen sie Menschen
unabhängig von deren sozialer, ökonomischer
und kultureller Herkunft, jene Medien zu
benutzen, die sie sich aus Eigenem nicht leis­
ten könnten oder zu denen sie nie hingeführt
wurden. Daran anschließend werden drei
Themenbereiche ausführlich behandelt und
mit Anregungen und Vorschlägen versehen.
1. Eine Büchereilandkarte für Österreich
Erstmals wurde eine Landkarte der Öffentlichen Büchereien erstellt, die in einer
ersten Entwicklungsstufe auf den Ebenen
Bundesgebiet, Bundesländer und Bezirke den
Versorgungsgrad mit Büchereien und deren
Leistungsfähigkeit darstellt. Auch wenn Ös­
terreich grundsätzlich über ein dichtes Netz
an Büchereien verfügt, zeigen sich doch große
Unterschiede im Versorgungsgrad zwischen
den Bundesländern mit einem West-Ost- und
einem Nord-Süd-Gefälle.
Das Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur hat bereits 2010 sieben
Zielstandards für Öffentliche Büchereien
festgelegt, bei denen nach der jeweiligen
Größe der Gemeinde differenziert wird. Aus
der Bücherei-Landkarte lässt sich entnehmen,
dass rund die Hälfte der österreichischen
Büchereien die Standards weitgehend erfüllt.
Auch hier zeigt sich, dass die Büchereien im
Norden und Westen des Bundesgebiets sich
den Zielen stärker annähern. Daraus ergeben
sich folgende Vorschläge:
236
••
••
••
Es werden wegen der geringen Größe
vieler österreichischer Gemeinden
Maßnahmen angeregt, die zu einer re­
gionalen Versorgung mit Büchereien in
Verbünden führen. Dabei sind die Mög­
lichkeiten der E-Medien einzubeziehen.
Es ist anzustreben, dass die Bundeslän­
der konkrete Vorschläge formulieren
und daran anschließend Maßnah­
men setzen, die dazu beitragen, einen
einheitlichen optimierten Wissens­
raum in Österreich zu schaffen, in
welchem die Unterschiede zwischen
den Bundesländern beseitigt sind.
Mit der Büchereilandkarte liegt eine
erste Übersicht über die Verteilung
und Qualität der Öffentlichen Büche­
reien in Österreich vor. Diese sollte
in einer zweiten Phase mit den Daten
anderer Bildungseinrichtungen ver­
netzt untersucht werden. Weiters ist
eine Darstellung sinnvoll, die von
der reinen Gemeindebetrachtung zu
einer Einbeziehung des regionalen
Umfeldes kommt. Hier geht es darum,
festzustellen, welche Möglichkeiten
BürgerInnen haben, in ihrer geografi­
schen Nähe Öffentliche Büchereien zu
erreichen, auch wenn in der Gemeinde
selbst eine solche nicht vorhanden ist.
2. Aus- und Weiterbildung
Das Berufsfeld der BibliothekarInnen hat sich
in den letzten 20 Jahren enorm verändert. Im
Zeitalter der Informationstechnologie sind im
Bibliothekswesen technische Qualifikationen
ebenso gefordert wie Medienkenntnisse und
Fertigkeiten im Projekt- und Veranstaltungs­
management. Um die MitarbeiterInnen der
Öffentlichen Büchereien für die ständig neuen
und wachsenden Herausforderungen vorzube­
reiten, werden folgende Anregungen gegeben:
•• Überarbeitung und Aktualisie­
rung der Ausbildungscurricula
•• Konzeption von (neuen)
Fortbildungsschwerpunkten
•• Erweiterung der Fortbildungsangebote
•• Verstärkung dezentra­
ler Fortbildungsangebote
•• Standardisierung von Qualifi­
kationen und Kompetenzen
••
Eine deutliche Erhöhung der Mittel,
um diese Vorhaben umzusetzen
3. Österreichs Bibliotheken und die
Herausforderungen durch E-Books
Die Transformation der Medien und der
Verfügbarkeit von Information ist eine der
größten sozialpolitischen Herausforderungen
unserer Zeit. Um, im Sinn der Chancen­
gleichheit, den Zugang aller BürgerInnen
zum europäischen Wissens- und Kulturerbe
zu ermöglichen, sind auch digital publizierte
Werke einfach und rechtssicher durch öf­
fentlich zugängliche Bibliotheken nutzbar zu
machen. Durch zeitgemäße und die tech­
nologischen Änderungen berücksichtigende
Maßnahmen werden Informationsfreiheit,
Meinungsvielfalt, Medienpluralismus und
letztlich die Vielfalt der Kulturen gesichert.
Derzeit besteht Rechtsunsicherheit da­
rüber, ob die Büchereien das Recht haben,
E-Books zu erwerben und zu verleihen.
Die Verlage sind der Ansicht, dass es ihnen
frei steht, ob sie den Zugriff auf Werke
gewähren wollen und, falls ja, zu welchen
Bedingungen. Eine Entscheidung des Euro­
päischen Gerichtshofs in einer verwandten
Causa deutet hingegen darauf hin, dass sol­
che Einschränkungen nicht zulässig sind. Es
ist daher entscheidend, Rechtssicherheit zu
schaffen. Daher schlägt die Gruppe vor:
••
••
••
dass das zuständige Bundesministerium
in Brüssel für eine Veränderung des Ur­
heberrechts und verwandter Rechte im
Sinne des vorliegenden Papiers eintritt
dass die Mitglieder des Kulturaus­
schusses ersucht werden, auf ihre
FraktionskollegInnen im EU-Parlament
einzuwirken, sich für eine Verände­
rung des Urheberrechts und verwand­
ter Rechte bei E-Books im Sinne des
vorliegenden Papiers einzusetzen
dass Bund und Länder Maßnahmen
im Bereich der Förderung des Öster­
reichischen Verlagswesens ergreifen,
die eine Verpflichtung von Verkauf
von E-Book-Lizenzen für den Verleih
in Bibliotheken vorsehen. Die zustän­
dige Bundesministerin wurde ersucht,
dies als Modell in der Konferenz der
KulturministerInnen einzubringen.
Zusammenfassung 2013
Im Berichtsjahr haben die Öffentlichen Bü­
chereien ihre Leistungszahlen neuerlich stei­
gern können. 10.809.924 Medien standen
in den erfassten Öffentlichen Büchereien
934.980 eingeschriebenen BenutzerInnen
zur Verfügung. Der Medienbestand konnte
um 1,7% gesteigert werden, die Zahl der
BesucherInnen stieg um 1,3% auf 9.887.441
an. Bei den Entlehnungen erreichten die Öf­
Leserin der Bücherei Krumbach © Bücherei Krumbach
237
fentlichen Büchereien mit 21.533.696 ein
Plus von 2,5% im Vergleich zum Vorjahr.
Die BenutzerInnenzahlen sanken hingegen
um 6,2%.
Auch die umfangreiche Veranstaltungs­
tätigkeit der Öffentlichen Büchereien spie­
gelt sich in der Statistik wieder: bei 39.068
Büchereiveranstaltungen wurden 1.188.868
TeilnehmerInnen gezählt. Einen hohen Anteil
daran haben Gruppenführungen; sie machen
mit 22.137 mehr als die Hälfte der Ver­
anstaltungen aus und sind ein Zeichen für
die aktive Zusammenarbeit der Büchereien
mit Kindergärten und Schulen zur Leseför­
derung. Einmal mehr zeigt sich: Ohne das
Netz der Öffentlichen Büchereien wäre eine
flächendeckende Versorgung mit Literatur
in Österreich nicht möglich. Keine andere
außerschulische Bildungseinrichtung erreicht
derart viele Menschen in Österreich.
Übersicht Öffentliche Büchereien 2013
Tabelle 2 Übersicht Entlehnungen und NutzerInnen-Zahlen
2013
Einrichtung
Büche­
reien
Medien
1.345
ÖB und SB*
kombiniert
ÖB gesamt
Öffentliche
Büchereien
(ÖB)
BenutzerInnen
Entleh­
nungen
BesucherInnen
9.854.515
859.427
20.190.060
116
955.409
75.553
1.461
10.809.924
934.980
MitarbeiterInnen
ehrenamtl.
neben­
berufl.
haupt­
berufl.
9.015.165
6.918
521
778
1.343.636
872.276
683
110
43
21.533.696
9.887.441
7.601
631
821
* Öffentliche Büchereien und Schulbibliotheken
Das Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur unterstützte auch 2013
wieder die Büchereien und Serviceeinrich­
tungen mit Basis-, Projekt- und Personalför­
derungen bei der Erfüllung ihres Kultur- und
Bildungsauftrags.
••
Büchereiservice des Österrei­
chischen Gewerkschaftsbundes
als Servicestelle der Betriebsbü­
chereien; www.buecherei.at
Projektförderungen
Basisförderungen
Diese dienen der Sicherstellung der Tätigkeiten
und der Infrastruktur der Büchereiverbände:
•• Büchereiverband Österreichs (BVÖ),
Dachverband der Öffentlichen Bü­
chereien sowie der Träger- und
Personalverbände; www.bvoe.at
•• Österreichisches Bibliothekswerk
(BW), Dachverband Öffentlicher Bü­
chereien in kirchlicher Träger- oder
Mitträgerschaft; www.biblio.at
238
Die Projektförderungen umfassen de­
nAusbau von »Zentralen Diensten«, wie
Aus- und Fortbildung für BibliothekarIn­
nen, Aktivitäten zur Leseanimation und Li­
teraturförderung, Technologiesupport und
Publikationen.
Kultur- Und Leseförderung
Wir lesen!
Der Büchereiverband Österreichs (BVÖ) hat
seine Leseförderungsinitiativen erweitert und
bietet nun alle Aktivitäten unter der neu
geschaffenen Marke Wir lesen! Mit dem vom
Bundesministerium für Unterricht, Kunst
und Kultur finanzierten Projekt wurden die­
Aktivitäten nun gebündelt und ergänzt. Le­
sekampagnen, didaktische Materialien, eine
Fortbildungsoffensive, das Webportal www.
wirlesen.org und viele weitere Angebote sol­
len die Freude am Lesen auf kreative und
innovative Weise fördern. Wir lesen! reagiert
damit auf die zunehmende Leseschwäche
von Kindern und Jugendlichen in Österreich.
Aber auch andere Zielgruppen – wie mehr­
sprachige oder bildungsschwache BürgerIn­
nen – sollen für das Lesen begeistert werden.
Im Fokus des Projekts stehen die Öf­
fentlichen Bibliotheken. Diese möchte der
Büchereiverband Österreichs in ihrer Rolle
als attraktive Leseorte weiter stärken und mit
hochwertigem Know-how auf dem Gebiet
der Leseförderung unterstützen. Wir lesen!
ist somit auch eine gesellschaftspolitische
Antwort auf die Frage, wie und wo sich
das Lesen in Zukunft präsentieren soll: als
lustvolles, freiwilliges, gemeinschaftliches
und kreatives Lesen in der Öffentlichen Bi­
bliothek. Den Gedanken des gemeinsamen
Lesens symbolisiert das von Nele Steinborn
entwickelte Logos, das als starke Wortbild­
marke gleichermaßen für Offenheit wie für
Vernetzung steht.
LESERstimmen – Der Preis der jungen
LeserInnen
Der BVÖ organisierte von April bis Mai
2013 das größte Lesefestival für Kinder und
Jugendliche in den Büchereien Österreichs.
Im Rahmen von LESERstimmen – Der Preis
der jungen LeserInnen begaben sich von
April bis Mai 2013 österreichische Auto­
rInnen und IllustratorInnen von zwölf aus­
gewählten Kinder- und Jugendbüchern auf
Lesereisen in ganz Österreich und lasen in
mehr 240 Bibliotheken. Darüber hinaus fan­
den in den Bibliotheken zahlreiche weitere
Leseanimationsveran-staltungen und Work­
shops und statt: Der BVÖ stellte hierfür
Werbematerialien sowie Materialien für die
Leseanimation zur Verfügung.
Plakat LESERstimmen – Der
Preis für junge LeserInnen
© Büchereiverband Österreich
Östererreich liest.Treffpunkt Bibliothek
Tausende Veranstaltungen, zahlreiche teil­
nehmende Bibliotheken und über eine halbe
Million BesucherInnen bereicherten 2013
wieder die Aktion Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek. Eine Woche lang wurden
die österreichischen Bibliotheken durch Le­
sungen und interaktive Leseaktionen – von
Bilderbuchkinos über Kriminächte bis hin
zum literarischen Konzert – zum Treffpunkt
für Literatur: Alle Altersgruppen wurden
eingeladen, »ihre« Bibliothek neu für sich
zu entdecken. Die österreichweite Inseraten­
kampagne, die 2006 erstmals durchgeführt
wurde, ist heute bereits Tradition. Das Er­
folgskonzept ist ein qualitätsvolles Veranstal­
tungsprogramm in den Bibliotheken, gepaart
mit einer professionellen Werbekampagne in
österreichischen Printmedien. Die Kampagne
war bereits beim Start ein großer Erfolg, das
Literaturfestival wurde in den Folgejahren
sukzessive erweitert und verbessert und ist
heute das größte Literaturfestival des Landes.
239
Rezensionen.online.open
Mit dem neu entwickelten Literaturportal
Rezensionen.online.open (www.rezensionen.
at) wurde 2013 der in seinen Funktionen viel­
fältigste Online-Besprechungspool Europas
geschaffen. 22 Zeitschriften und Institutio­
nen aus Österreich, Italien und Deutschland
beteiligen sich an diesem Projekt und speisen
ihre Katalogdaten und Rezensionen ein. In
der Vernetzung mit globalen, nationalen und
regionalen Informationsdiensten aus den Be­
reichen Bildung und Medien wurden neue
richtungsweisende technologische Maßstäbe
gesetzt, die international Beachtung finden.
Leselandschaft Österreich
Die im Jahr 2013 erfolgte Neuprogrammie­
rung der Leselandschaft Österreich (www.
leselandschaft.at) bietet eine auf Google-Geo­
coding basierende Österreichkarte mit allen
im Bereich von Buch und Lesen befassten Ein­
richtungen: Öffentliche Büchereien, Wissen­
schaftliche Bibliotheken, Klosterbibliotheken,
Literaturhäuser, Leseförderungsinstitutionen,
Buchhandlungen und Verlage werden auf der
Basis von Karten für alle Interessierten sicht­
bar und über Links zugänglich.
Buchstart Österreich
Mit Buchstart Österreich (www.buchstart.
at) entwickelt das Österreichische Biblio­
thekswerk zusammen mit österreichischen
KünstlerInnen, AutorInnen und Verlagen
ein gleichermaßen kreatives wie praxisnahes
Projekt im Bereich Family Literacy, das von
zahlreichen Bibliotheken sowie mehreren Re­
gionen und Bundesländern aufgegriffen und
umgesetzt wird. Mit seiner Fülle an hochwer­
tigen Materialien und Projektideen zählt das
Projekt europaweit zu den elaboriertesten
und erfolgreichsten im Feld frühkindlicher
Leseförderung.
Aus- und Fortbildung
240
Aus- und Fortbildung 2013
Zur Qualifizierung der MitarbeiterInnen
in den Öffentlichen Büchereien wurde vom
Bundesministerium für Unterricht, Kunst
und Kultur gemeinsam mit dem Büchereiver­
band Österreichs ein umfangreiches Aus- und
Fortbildungsprogramm sowohl im Bundesin­
stitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang
als auch in den Bundesländern angeboten.
Die Nachfrage war im Berichtszeitraum wei­
terhin hoch – sowohl im hauptamtlichen als
auch im ehrenamtlichen Bereich.
Kurse
Kursteilnahmen
Tagesteilnahmen
Hauptamtliche Ausbildung im bifeb*
103
515
Ehrenamtliche Ausbildung im bifeb*
410
2.050
Fortbildung im bifeb*
137
607
Ehrenamtliche Ausbildung St. Virgil
20
100
Regionale Ausbildung
22
132
629
629
0
0
Leseakademie
709
709
Kinder und Jugendlesekurse
779
779
14
28
Erzählte Identitäten
9
9
Seminar zur vorwissenschaftlichen Arbeit
8
8
Medienboxen
63
63
ExpertInnentagungen
26
26
2.929
5.655
Kurse zur Ausbildung
Kurse zur Fortbildung in den Bundesländern
Softwareschulungen
Internetschulungen
Barrierefreie Bibliothek
GesamtteilnehmerInnen
* Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang in Strobl
Technologiesupport
Auch im Jahr 2013 wurden zahlreiche Ser­
viceleistungen im Bereich Technologiesup­
port über den Büchereiverband Österreichs
durchgeführt.
Publikationen
Der Büchereiverband Österreichs bietet in
seiner viermal pro Jahr erscheinenden Mit­
gliederzeitschrift Büchereiperspektiven um­
fassende Informationen über und für das Bib­
liothekswesen. Mit einer Auflagenstärke von
4500 Stück sind die Büchereiperspektiven
die bibliothekarische Fachzeitschrift mit der
größten Reichweite in Österreich. In jeder
Ausgabe finden die LeserInnen ein aktuell
aufbereitetes Schwerpunktthema sowie einen
umfassenden Informations- und Serviceteil.
Die bn.bibliotheksnachrichten sind Öster­
reichs führendes Medium im Bereich bib­
liothekarischer Buchkritik. Sie bieten unter
anderem Neuvorstellungen aktueller Medien
(größte Rezensionszeitschrift Österreichs),
Berichte aus der Buch- und Medienwelt und
der Bibliotheken, Impulse für die praktische
Bibliotheksarbeit, AutorInnen-, IllustratorIn­
nen- und KünstlerInnenporträts und Impulse
zur Leseförderung und zur sozialintegrati­
ven Bibliotheksarbeit. Die Förderung der
bn.bibliotheksnachrichten durch das Bundes­
ministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
sichert die unabhängige und kontinuierliche
Arbeit von rund 100 kompetenten Rezen­
sentInnen und stellt damit für die Büchereien
eine wichtige Informationsquelle hinsichtlich
aktueller Neuerscheinungen sowie ein be­
deutsames Orientierungsmittel zur Bestands­
ergänzung dar.
Der Büchereiservice des Österreichi­
schen Gewerkschaftsbundes bietet mit seiner
Zeitschrift Bücherschau eine anspruchsvolle
241
Tabelle 3 TeilnehmerInnen an
Kursen im öffentlichen Büchereiwesen 2013
Besucherfreundlichkeit in
der Bücherei Krumbach
© Bücherei Krumbach
Auswahl an Rezensionen, AutorInnenport­
räts undInformationen für Öffentliche, Be­
triebs- und Gewerkschaftsbüchereien.
rung empfohlen. 240 für Struktur- und 28 für
Projektförderungen; davon 16 für Neu- oder
Umbauten, zehn für innovative Dienstleis­
tungen sowie zwei für Bücherei-Netzwerke
und Verbünde.
Neue Öffentliche Büchereien
Eine große Anzahl von Büchereineu- und
-umbauten boten auch im Berichtsjahr wieder
Highlights: unter anderem wurden die Büche­
reien in Lockenhaus, Hainburg, Poysdof, Pi­
berbach, Henndorf, Hof bei Salzburg, Ellmau,
Lienz oder Krumbach feierlich eröffnet.
Budget/Förderungen
Im Jahr 2013 standen für den Bereich des
Öffentlichen Büchereiwesens insgesamt
€ 2.026.000,- zur Verfügung.
Büchereiförderung
2013 wurden 268 Anträge vom Beirat für
Büchereiförderung beim Bundesministerium
für Unterricht, Kunst und Kultur zur Förde­
Tabelle 4 Aufteilung der
Förderungen im Öffentlichen
Büchereiwesen 2013
Aufteilung der Fördermittel in € Mio.
Summe
Basisförderungen
0,743
ProjektförderungenS
1,208
davon für Büchereiförderung
0,500
Personalförderungen
0,075
Gesamt
2,026
242
Volkskultur
Volkskultur manifestiert sich in unterschied­
lichsten Ausdrucksformen. Sie findet sich
nicht nur im lebendigen Brauchtum, son­
dern auch in der Kreativität der Bevölkerung
auch in der Form von sehr innovativen und
zeitgebundenen Themen. Volkskultur ist auf
Grund ihrer gesellschaftlichen Vielschich­
tigkeit keineswegs mehr ausschließlich als
Traditionspflege zu verstehen. Um diesem
modernen Selbstverständnis zu entsprechen,
bedarf es eines offenen Klimas, das es zu
fördern gilt. Denn nur wer sich seiner eige­
nen kulturellen Werte bewusst ist, hat jenes
Gefühl der Sicherheit, das für eine fruchtbare
Auseinandersetzung mit anderen Kulturen,
für die dazu notwendige Offenheit und ge­
genseitige Akzeptanz erforderlich ist.
Um dieser Entwicklung Rechnung zu
tragen, wurden der Aufgabenbereich Volkskultur im Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur neu gestaltet und die För­
derungsmaßnahmen auf drei Schwerpunkte
gelegt, und zwar auf die:
•• Förderung der gesamtösterrei­
chischen Dachverbände (Bun­
desverbände) der Volkskultur
•• Förderung von innovativen, auf
Nachhaltigkeit abzielenden, vor allem
bundesweiten Projekten zur Anregung
des gesellschaftlichen, interkulturel­
len und interregionalen Diskurses
•• Förderung bilateraler und inter­
nationaler Kontakte der Verbände
sowie anderer Vereine und Gruppen
der Volkskulturpflege zum Aus­
bau der internationalen Vernetzung
und des interkulturellen Dialogs
Förderungswesen
Rechtsgrundlage für die Subventionierung
dieses Bereiches durch das Bundesministe­
rium für Unterricht, Kunst und Kultur ist
das Bundesgesetz über die Förderung der
Erwachsenenbildung und des Volksbüche­
reiwesens aus Bundesmitteln (BGBl. Nr.171
vom 21. März 1973 i.d.g.F). Die finanzielle
Unterstützung wird in Form von Basis- und
Projektsubventionen gewährt, wofür im
Berichtsjahr ein Budget in der Höhe von
€ 0,511 Mio. zur Verfügung stand.
Basisförderungen
Den nachstehenden volkskulturellen Bun­
desverbänden (Dachverbänden) wurden zur
Sicher-stellung ihrer Tätigkeit und zur Ko­
ordination ihrer zahlreichen Verbände und
Gruppen im Kalenderjahr 2013 Basisförde­
rungen (Jahresförderungen) in Gesamthöhe
von € 0,440 Mio. gewährt, und zwar:
•• dem Bund der Österreichischen
Trachten- und Heimatverbände
•• der Bundesarbeitsgemeinschaft
Österreichischer Volkstanz
•• dem Chorverband Österreich (ChVÖ)
•• dem Österreichischen Arbei­
tersängerbund (ÖASB)
•• dem Österreichischen Blas­
musikverband (ÖBV)
•• dem Österreichischen Bundes­
verband für außerberufliches
Theater (ÖBV Theater)
•• dem Österreichischen Volks­
liedwerk (ÖVLW)
•• dem Verband der Amateurmusiker
und -vereine Österreichs (VAMÖ)
•• der Internationalen Organisation für
Volkskunst – Österreich (IOV-A)
Projektförderungen
Der Schwerpunkt bei den Projektförderun­
gen wurde auch im Berichtsjahr auf Ver­
anstaltungen und Projekte mit modellhaf­
tem Charakter sowie auf die internationale
Kooperation und Kontaktpflege gelegt und
im Rahmen des Förderungsschwerpunktes
Innovative Projekte auch die nachstehenden
Projekte wieder mit finanzieller Unterstüt­
zung des Bundesministeriums für Unterricht,
Kunst und Kultur durch- bzw. weitergeführt:
Romane Thana - Orte der Roma
Das gemeinsam mit dem Romano Centro,
dem Wien Museum und dem Burgenländi­
243
schen Landesmuseum für drei Jahre anbe­
raumte Vermittlungsprojekt Romane Thana
- Orte der Roma der Initiative Minderheiten
zur Gestaltung einer Ausstellung über die Ge­
schichte der Roma in Österreich, wurde auch
2013 intensiv weitergeführt. Dieses innova­
tive Diversions-Projekt hat zum Ziel, sowohl
zu einer besseren Bewusstseinsbildung und
Sensibilisierung innerhalb der Gadje (NichtRoma) zu führen, als auch zur Stärkung des
Selbstbewusstseins der Roma beizutragen.
Ein wichtiger Grundsatz dabei ist, die Ge­
schichte der Roma und Sinti aus deren Sicht
zu erzählen. Daher wurden im Berichtsjahr
bei Treffen mit Burgenland-Roma, Sinti und
Lovara potentielle ForscherInnen aus diesen
Communities angesprochen, deren Geschich­
ten Teil einer Ausstellung sein werden. So
wird etwa ein Thema den GastarbajteriRoma anhand des Busbahnhofs in Erdberg
gewidmet sein, ein weiteres den jugoslawi­
schen Roma-HausmeisterInnen in Wien und
dem Roma-Reinigungspersonal im Allgemei­
nen Krankenhaus Wien (AKH). Auch die
Geschichte des in den frühen 1960-er Jahren
eröffneten Cafés des Wiener Ringturms, das
als Treffpunkt für Sinti-Frauen vor dem Hau­
sieren gegolten hat, wird in der Ausstellung
präsentiert werden.
Die Ausstellung Romane Thana nähert
sich dem Thema über Orte, an denen Roma
kurz oder längerfristig bleiben durften und
wo sie mit oder neben Nicht-Roma lebten
und arbeiteten. Es ist der Versuch, Lebens­
weisen zu rekonstruieren, die verschwunden
sind, durch die physische Vernichtung dieser
Menschen im Holocaust und auch durch
den Strukturwandel, durch den die Nach­
frage an vielen Waren und Dienstleistungen,
die Roma traditionell anzubieten hatten, ge­
schwunden ist. Der Kontakt zwischen Roma
und Nicht-Roma, das Verhältnis von Selbstund Fremdwahrnehmungen ist wesentlicher
Teil des Themas. Eine der Grundthesen der
Ausstellung ist die Widerlegung des allge­
meinen Bildes der Roma als »fahrendes
Volk«. Die meisten Roma, wie etwa die
Burgenland-Roma, die im 18. Jahrhundert
von Maria Theresia und deren Sohn Joseph
II sesshaft gemacht wurden, sind beispiels­
weise keine »Fahrenden«. Die Ausstellung
244
vermittelt unterschiedliche Materialien, wie
Fotografien, Filme, Landkarten und diverse
Objekte enthalten und anhand einzelner Orte
verschiedene Themen.
Musikalische Volkskultur der Minderhei­
ten und Volksgruppen in West-Österreich
Auch das Projekt Musikalische Volkskultur
der Minderheiten und Volksgruppen in WestÖsterreich des Instituts für Volkskultur und
Kulturentwicklung in Innsbruck wurde im
Berichtsjahr neuerlich realisiert. Das Festival
gliederte sich in zwei Teile: zum einen das in
Zusammenarbeit mit dem Verein Initiative
Minderheiten veranstaltete Konzert Echos der
Vielfalt – Musik der Welten, das Musike­
rInnen mit Migrationshintergrund oder von
ethnischen Minderheiten als Plattform dient
und bei dem diesmal senegalesische, türkische
und Roma-MusikerInnen sowie die kubani­
sche Sängerin Gina Dueñas mit ihrer Gruppe
La Banda del Sol auftraten; zum anderen das
Open-Air-Festival KLANGstadt, das auf ver­
schiedenen Plätzen der historischen Altstadt
von Hall in Tirol zur kreativen Auseinander­
setzung von österreichisch-regionaler traditi­
oneller Volksmusik mit innovativer »Volks(x)
musik« beitrug. Das Festival hat bei den etwa
eintausend BesucherInnen wie auch in den
Medien wieder große Beachtung gefunden.
Städtebegegnung zwischen
Athen und Wien
Im Rahmen des Wienerliedfestivals wean
hean veranstaltete das Wiener Volksliedwerk
im April des Berichtsjahres im RadioKultur­
haus seinen musikalischen Kulturaustausch
2013 in Form einer Städtebegegnung zwi­
schen Athen und Wien unter dem Titel Es
war der Kuckuck - nicht die Eule. Das Duo
Bohatsch & Skrepek, das den ersten Teil des
Konzertes bestritt, brachte vieles »wiene­
risch« auf den Punkt - musikalisch, sprach­
lich und interpretatorisch. Im zweiten Teil
dieser gut besuchten Veranstaltung sang die
Schauspielerin und Sängerin Vasiliki Roussi
erstmals Lieder in ihrer Muttersprache.
Der Abend war auch in einer weite­
ren Hinsicht eine Premiere. Die unter der
Leitung von Lakis Jordanopoulos seit über
dreißig Jahren griechische Musik produzie­
Lakis Jordanopoulos und Vasiliki Roussi © Herbert Zotti
rende Gruppe Lakis & Achwach nahm die
Herausforderung an, mit Vasiliki Roussi
gemeinsam aufzutreten, ohne dass sie sich
vorher persönlich kennengelernt hätten - ein
Wagnis dessen gelungener Ausgang große
Zustimmung fand. Diese musikalische Städ­
tebegegnung zwischen Athen und Wien war
beim Publikum wie auch für den Veranstalter
ein großer Erfolg.
Weitere im Berichtsjahr geförderte Ver­
anstaltungen und Projekte von bundesweiter
und inter-nationaler Bedeutung waren unter
anderem:
•• das grenzüberschreitende Blasmusik­
treffen Der böhmische Traum 4.0 der
Trachtenkapelle Brand in Brand/NÖ
•• das 11.Internationale Folklorefestival 2013 der Folkloregruppe des
Österreichisch-Kroatischen Dach­
vereines für Bildung, Kultur und
Soziales ANNO ‘93 in Wien
•• das Internationale Kinder-Tanz
und Friedens-Festival 2013 der
Kindervolkstanzgruppe Klagen­
furt in Klagenfurt und Viktring
Entsprechend einem weiteren Förderschwer­
punkt wurden auch die von den Bundesver­
bänden und anderen mit gesamtösterreichi­
schen Aufgaben befassten Einrichtungen der
Volkskultur(pflege) im Berichtsjahr durchge­
führten Aus- und Fortbildungsveranstaltun­
gen auf bundesweiter wie regionaler Ebene
zur Qualifizierung ihrer MitarbeiterInnen
sowie zur Professionalisierung der Volkskul­
turarbeit finanziell unterstützt.
Darüber hinaus wurden im Berichtsjahr
Konzert- und Kulturreisen von Musikka­
pellen, Chören, Volkstanz-, Trachten- und
Volksmusikgruppen als Beitrag zum Ausbau
der bilateralen und internationalen Kontakt­
pflege gefördert
Der Österreichische Maultrommelverein entsandte SolistInnen und Ensembles auf
Konzertreisen in die Ukraine und nach Un­
garn, um deren Können bei internationalen
Festivals unter Beweis zu stellen.
Beim Obertonik Festival in Kiew prä­
sentierten im Völkerkundlichen Museum
neben dem Vertreter Österreichs auch Mu­
sikerInnen aus Russland, Jakutien, Ungarn,
Estland und dem Gastgeberland ihre Vir­
tuosität auf diesem Instrument. Bei einem
Vortrag konnte dem interessierten Publikum
die österreichische Maultrommelspieltech­
nik, deren Besonderheit von der UNESCO
als Weltkulturerbe deklariert ist, näher ge­
bracht werden. Beim Global Vibes Festival
2013 im ungarischen Kecskemét mit Teil­
nehmerInnen aus zahlreichen europäischen
Ländern wurde Österreich u. a. durch das
Duo Maul und Trommelseuche vertreten,
deren avantgistischer Stil beim Publikum
viel Anklang fand.
245
Duo Maul und Trommelseuche
© Bakó Fotostudio
Die Tanzgruppe des Trachtenvereines
D’Steirerherz’n z’Graz unternahm im Juli
des Berichtsjahres eine Kulturreise nach
Deutschland, um unser Land beim 28. Europäischen Folklore Festival in Neustadt in
Holstein zu vertreten.
D’Steirerherz’n z’Graz hatten im Verlauf
des Festivals bei mehreren Auftritten die
Möglichkeit, ihre steirischen und österrei­
chischen Volkstänze und Schuhplattler vor
einem Publikum mit bis zu 4.000 Besuche­
rInnen zu präsentieren und mit ihrem Kön­
nen sowie mit traditioneller österreichischer
Tracht und Volksmusik zu begeistern.
Die Tanzgruppe des Trachtenvereines »D’Steirerherz’n
z’Graz« in Neustadt/Holstein
© Anita Grundner
246
Finanzielle Unterstützungen in Form von
Fahrtkostenzuschüssen erhielten 2013:
•• die Bürgermusikkapelle Höfen, Tirol,
für ihre Konzertreise nach Norwegen
•• der Chor Cantoria Plagensis des
Prämonstratenserstiftes Schlägl für
seine Konzertreise nach Italien
•• der Chor Longfield Gospel aus Wien
für seine Konzertreise nach Dänemark
•• der chorus lacus felix, Gmunden,
für seine Konzertreise nach Italien
•• die Chorvereinigung Wien-Neubau
für ihre Konzertreise nach Ungarn
•• die Klagenfurter Fahnenschwinger
••
••
••
••
für ihre Kulturreise nach Holland
zum 14. Internationalen Fahnen­
schwingertreffen in Eindhofen
der Männergesangverein Liederkranz
Telfs, Tirol, für seine Konzertreise
nach England und Schottland
die Musikkapelle Oberhofen im
Inntal, Tirol, für ihre Konzertreise
nach Italien zur Teilnahme am
Internationalen Wettbewerb Flicorno d’Oro in Riva del Garda
die Jugendtrachtenkapelle Frauenkirchen, Burgenland, für ihre
Konzertreise nach Rom
die Stadtmusikkapelle Landeck,
Tirol, für ihre Konzertreise nach
Holland zur Teilnahme am World
Music Contest der symphonischen
Blasmusik 2013 in Kerkrade
••
••
••
••
der Trachtenverein Floninger, Kapfenberg, für seine Kul­
turreise nach Deutschland der
Weltfriedens-Chor, Wien, für
seine Konzertreise nach China
die St. Florianer Sängerknaben für
ihre Konzertreise nach Thailand
die Werkskapelle Ferndorf, Kärnten,
für ihre Konzertreise nach Holland
das Wiener Vokalensemble für seine
Konzertreise nach Bulgarien
Diese Aktivitäten und Projekte 2013 wurden
mit einer Gesamtsumme von € 0,071 Mio.
unterstützt.
Budget/Förderungen
Budget/Förderungen in € Mio.
Summe
Basisförderungen
0,440
Projektförderungen
0,071
Gesamt
0,511
247
Tabelle 5 Aufteilung der Förderungen im Bereich Volkskultur
2013
Museumsförderungen
Laut Bundesverfassung fallen ausschließlich
die Bundesmuseen und die Sammlungen des
Bundes in die Kompetenz des Bundes, die
Belange der übrigen Museen sind Landessa­
che und stehend damit unter Verantwortung
ihrer jeweiligen Rechtsträger.
Der Bund fördert dennoch auch regi­
onale Museen, um so gesamtösterreichisch
relevante kulturpolitische Entwicklungen
zu unterstützen. Voraussetzung dafür war
auch 2013 ist die Erfüllung der Förderrichtli­
nien des Bundesministeriums für Unterricht,
Kunst und Kultur. Die stetige Zunahme von
FörderwerberInnen, die diesen Kriterien ent­
sprechen, ergibt sich aus einem erfreulichen
Qualitätssprung der österreichischen Museen
in den letzten Jahren. Klare Förderrichtlinien
und eine transparente Entscheidungsfindung
sind daher Voraussetzung für die Umsetzung
museumspolitischer Leitlinien des Bundes.
Die Förderungen werden aus zwei Budgetan­
sätzen bestritten: der reellen Gebarung sowie
aus der zweckgebundenen Gebarung.
Reelle Gebarung
Aus den Mitteln der reellen Gebarung
werden jene Institutionen und Projekte
unterstützt, deren Förderung primär im
Interesse des Bundes liegt. Aus dem För­
deransatz reelle Gebarung wurden im Be­
richtsjahr 2013 Subventionen in Höhe von
€ 1.023.565,--vergeben.
Geförderte Einrichtungen
Tabelle 6 Museumsförderungen in € nach Bundesländern
2013
Bundesland
Förderung
Burgenland
Österreichisches Jüdisches Museum in Eisenstadt
21.800
Kärnten
Museum im Lavanthaus Wolfsberg
15.000
Niederösterreich
Südmährer Kulturstiftung
20.000
Schloss Rohrau GmbH – Graf Harrach’sche Familie
20.000
Salzburg
Salzburger Freilichtmuseum Großgmain
20.000
Steiermark
Stiftung Österreichisches Freilichtmuseum Stübing
73.000
Vorarlberg
Jüdisches Museum Hohenems
50.000
Wien
Jüdisches Museum der Stadt Wien GesmbH
Liechtenstein. Die fürstlichen Sammlungen Wien
Österreichische Friedrich und Lillian Kiesler Privatstiftung
Verein für Volkskunde (Österreichische Museum für Volkskunde)
Summe
190.000
3.765
45.000
475.000
Österreichweit
Gesamt
248
Museumsbund Österreich
20.000
Universalmuseum Joanneum GmbH
70.000
1.023.565
Zweckgebundene Gebarung
Der Ansatz für Förderungsmittel der zweckgebundenen Gebarung wird aus dem mit den
ORF-Gebühren eingehobenen Kunstförde­
rungsbeitrag anteilig gespeist und betrug für
das Jahr 2013 € 670.000,-Die Förderung seitens des Bundes dient
primär dazu, museumspolitisch wichtige As­
pekte des Bundes in bestehenden und funkti­
onierenden Institutionen schwerpunktmäßig
zu unterstützen. Dies setzt voraus:
•• das Vorhandensein einer aus­
reichenden Eigenleistung
•• die Ausgewogenheit nach Größe
und Bevölkerungszahl der ein­
zelnen Bundesländer
•• Nachhaltigkeit (Erschließung
neuer und benachteiligter Ziel­
gruppen: audience development)
•• Besondere Leistungen auf dem Gebiet
der besucherspezifischen Vermitt­
lungsarbeit und Berücksichtigung
spezieller pädagogischer Aspekte
(Verbindung von Bildung, Kunst
und Kultur: kulturelle Bildung)
•• Gefördert werden:
•• die Restaurierung von Objekten aus
den Sammlungen von Museen, ins­
besondere wenn sie dauerhaft der
Öffentlichkeit präsentiert werden
•• die Konservierung musealer Objekte
mit Prioritätensetzung auf Bedeu­
tung und Dringlichkeit (Zustand)
•• die Inventarisierung musealer Objekte
•• die Objektsicherung durch geeignete
Maßnahmen im Bereich safety and
security (Alarmanlagen, Video-Über­
wachungen, Sicherheitsvitrinen etc.)
••
der Einsatz neuer Medien insbeson­
dere für Zwecke der zeitgemäßen
Präsentation (PC, Video- und Audio­
einrichtungen, Audio-Guide etc.)
Die Förderungsanträge, die bis spätestens
31. Oktober jedes Jahres bei der Fachab­
teilung für museale Förderungen des Bun­
desministeriums für Unterricht, Kunst und
Kultur eingebracht werden müssen, werden
vom Beirat für Museumsförderungen beim
Bundesministerium für Unterricht, Kunst
und Kultur geprüft. Dieser setzt sich zusam­
men aus:
•• 6 VertreterInnen vorgeschlagen vom
BMUKK auf die Dauer von drei Jahren
•• 2 VertreterInnen aus den Bun­
desländern, auf Vorschlag des
jeweiligen Kulturlandesrates
(auf die Dauer von ein Jahr)
•• Im Berichtsjahr 2013 ge­
hörten dem Beirat an:
•• Mag. Dr. Monika Sommer (Vor­
sitzende, Wien Museum)
•• Dr. Bettina Habsburg-Lothringen (Stv.
Vorsitzende, Museumsakademie Graz)
•• Dr. Eva Badura-Triska
(MUMOK, Wien)
•• Dr. Arno Grünberger (SPUR­
WIEN, Wien)
•• Kathrin Rhomberg (Wien)
•• Melanie Thiemer (Art
and the City, Wien)
•• Dr. Pia Bayer (Vertreterin
des Landes Burgenland)
•• Dr. Karl Albrecht Weinberger
(Vertreter des Landes Wien)
249
Geförderte Einrichtungen
Tabelle 7 Museumsförderungen in € nach Bundesländern
2013
Bundesland
Förderungen
Kärnten
Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal
30.000
FV Gailtaler Heimatmuseum Georg Essl Hermagor
10.000
Landesmuseum Kärnten
44.000
Museum für Quellenkultur, Klein St. Paul
Niederösterreich
7.056
Museum für Technik und Verkehr, Nostalgiebahnen Kärnten
15.000
Museumsverein Feldkirchen
1.2000
Diözesanmuseum St. Pölten
15.000
Museum Retz Förderverein
34.775
NÖ Museum Betriebs GmbH, Museum Gugging
30.000
Stadtgemeinde Klosterneuburg Stadtmuseum
3.000
Stadtgemeinde Wiener Neustadt Stadtmuseum
9.000
Verein Dr. Karl Renner Gedenkstätte
Oberösterreich
Summe
Angerlehner Museum und Immobilien GmbH, Thalheim
20.000
9.870
Ars Electronica Linz GmbH
21.029
Heimat- und Kulturverein Pregarten
10.000
Oberösterreichische Landesmuseen
10.000
Verein Museen am Österreichischen Donaulimes Enns
45.000
Salzburg
Verein Haus der Natur, Museum für Natur und Technik
45.000
Steiermark
Verein Arge Ausseer Kammerhofmuseum
13.000
Verein Steirisches Kuratorium für Vor- und Frühgeschichte
15.000
Archäologisches Museum Innsbruck (Universität Innsbruck)
1.000
Tirol
Vorarlberg
Verein Curatorium pro Agunto, Dölsach
17.000
Frauenmuseum Hittisau
22.000
Freunde des Angelika Kaufmann Museum Schwarzenberg
18.000
Heimatpflege- und Museumsverein Feldkirch
Wien
Gesamt
250
7.000
Heimatschutzverein Montafon
10.000
Vorarlberger Kulturhäuserbetriebs GmbH, Vorarlberg Museum
36.600
Vorarlberger Museumswelt
40.000
Eintagesmuseum Ephermal Museum
10.000
Forschungszentrum für historisches Minderheiten
10.000
Museen der Stadt Wien
20.000
QWIEN – Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte
29.000
Universität für angewandte Kunst – Kostüm und Modesammlung
25.000
Universität für angewandte Kunst – Kunstsammlung und Archiv
14.000
Verein ZOOM Interaktives Kindermuseum
21.590
670.000
Österreichischer Museumspreis
••
die Originalität der dem Mu­
seum zugrunde liegenden Idee
(Leitbild Sammlungskonzept)
den Erhaltungszustand der
Sammlungsbestände
die ausstellungstechnische Umset­
zung und Gesamtatmosphäre
die Intensität, Kreativität und den Ein­
fallsreichtum der Vermittlungsarbeit
die Umsetzung eines adäquaten samm­
lungsbezogenen Sicherheitskonzepts
die wissenschaftliche Aufarbeitung
die Verhältnismäßigkeit der
aufgewendeten Mittel
Der Österreichische Museumspreis soll An­
reiz für die Museen sein, ihre Inhalte, die
Präsentation und die Vermittlung anspre­
chend und zeitgemäß zu gestalten. Gemäß
den im Jahr 2004 erneuerten Statuten wird
der Museumspreis alle zwei Jahre vergeben
und ist mit insgesamt € 35.000 dotiert, die
sich auf drei Kategorien aufteilen.
•• Hauptpreis€ 20.000,•• Förderungspreis€ 10.000,•• Würdigungspreis€ 5.000,-
••
Der für die Vergabe verantwortlichen Jury
gehören die Bundesministerin für Unterricht,
Kunst und Kultur sowie sieben weitere Per­
sonen an, die von der Bundesministerin nach
Anhörung des ICOM-Nationalkomitees Ös­
terreich (International Council of Museums)
bestellt werden.
In der Jury vertreten sind Publikumsver­
treterInnen, JournalistInnen und Personen,
die in Museen unterschiedlicher Trägerschaft
tätig sind. Sie berücksichtigen in der Be­
wertung von Museen vor allem folgende
Aspekte:
Die Preisgelder sind zweckgebunden für die
Belange der Museen zu verwenden und wer­
den zusammen mit einer Urkunde und einem
Widmungsschild an die ausgezeichneten Mu­
seen übergeben. Die Preisverleihung findet
traditionell in jenem Museum statt, das den
Hauptpreis erhalten hat.
Die nächste Verleihung des Museums­
preises findet im Jahr 2014 statt. Die entspre­
chende Ausschreibung ist 2013 erfolgt.
••
••
••
••
••
251
Kulturnetzwerk
Dialog zwischen Bildung
und Kultur
Der Dialog zwischen Bildung und Kultur
vermittelt jungen Menschen das Verständnis
für kulturelle Werte und bietet ihnen Raum
zur Entfaltung ihrer Kreativität. Kulturelle
Partizipation ist außerdem ein essentieller
Faktor für die Persönlichkeitsbildung junger
Menschen. Die Förderung kultureller Parti­
zipation hat daher im Bildungssystem einen
zentralen Stellenwert.
Kunst- und Kulturvermittlung
Die Abteilung Kulturnetzwerk trug mit In­
itiativen zur Kulturvermittlung dazu bei,
jeder Schule in Österreich eine Kunst- und
Kulturpartnerschaft mit einer Kulturein­
richtung zu ermöglichen. Die Initiativen
Macht|schule|theater, culture connected und
p[ART] mit Blickwechsel regen SchülerInnen
zur Partizipation an. Die Kooperationen sol­
len den Lernort Schule öffnen und erweitern.
Dabei entstehen neue Kommunikations- und
Arbeitsmodelle, die nachhaltig das Verständ­
nis unterschiedlicher Kulturen prägen.
Macht|schule|theater, Produktion OUT © Dusana Baltič
252
Unter dem Titel Kunst macht Schule waren
alle partizipativen Kulturprogramme des
Bundesministeriums für Unterricht, Kunst
und Kultur zusammengefasst. Kunst macht
Schule war auch ein Schwerpunkt des Mi­
nisteriums bei der Bildungsfachmesse Interpädagogica 2013, die von 14. bis 16.
November im Messezentrum Graz stattfand.
Die Präsentation der verschiedenen kreativen
und innovativen Vermittlungsprojekte wurde
ebenfalls von der Abteilung Kulturnetzwerk
koordiniert und mitbetreut.
Die Arbeitsgruppe zur Kunst- und Kul­
turvermittlung wurde 2008 mit dem Ziel
eingerichtet, alle Kunst- und Kulturvermitt­
lungsaktivitäten und -initiativen des Minis­
teriums zu vernetzen und zu koordinieren.
TeilnehmerInnen in der Arbeitsgruppe waren
alle Sektionen, die Aktionen und Programme
im Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung
durchführen sowie KulturKontakt Austria.
Theaterinitiative
Macht|schule|theater
Die bundesweite Theaterinitiative Macht|­
schule|theater wurde gemeinsam mit den
Kooperationspartnern KulturKontakt Austria und DSCHUNGEL Wien im Schuljahr
2013/2014 bereits das sechste Mal mit gro­
ßem Erfolg durchgeführt.
Macht|schule|theater ist eines der Leit­
projekte von Kunst macht Schule und als
Kunst- und Kulturvermittlungsprogramm
auch ein wesentlicher Teil der Initiative
Weiße Feder - Gemeinsam für Fairness und
gegen Gewalt. Neben der individuellen Ent­
wicklung und dem kreativen Lernen war die
Auseinandersetzung mit Gewalt und Gewalt­
prävention eine zentrale Aufgabe der bundes­
weiten Theaterinitiative. Seit dem Schuljahr
2008/2009 haben über 3.500 SchülerInnen
aktiv mitgewirkt und ca. 55.000 Zuschaue­
rInnen haben die Aufführungen gesehen.
Im Schuljahr 2012/2013 wurde
Macht|schule|theater in drei Kategorien
durchgeführt. Es arbeiteten KünstlerInnen
von 25 österreichischen Bühnen und The­
atergruppen mit 1.014 SchülerInnen von
64 Schulen zusammen. Die Produktionen
wurden bei 183 Vorstellungen und Präsen­
tationen insgesamt 13.287 ZuschauerInnen
gezeigt. Am 25. Juni 2013 fand die große
Abschlusspräsentation im Rahmen der Aktionstage Weiße Feder im Museumquartier in
Wien statt. Mit der Durchführung von Dia­
logveranstaltungen war Macht|schule|theater
auch in die Aktionstage Politische Bildung
eingebunden. Für das Schuljahr 2013/2014
wählte eine Jury 26 Theaterhäuser und -grup­
pen aus. Weitere Informationen zur Initiative
und den Produktionen sind über die Webseite
www.machtschuletheater.at abrufbar.
Initiative culture connected
Kooperation zwischen Schulen
und Kulturpartnern
Die Initiative culture connected wurde 2011
ins Leben gerufen, um Kooperationsprojekte
zwischen Schulen und Kultureinrichtungen
aus allen Bereichen von Kunst und Kultur zu
fördern. Die Initiative war ein erfolgreiches
Leitprojekte im Rahmen von Kunst macht
Schule. Zur Teilnahme eingeladen waren
Schulen aller Schularten, Projektteams der
schulischen Tagesbetreuung, Kultureinrich­
tungen, Kulturinitiativen und -vereine. Schu­
len und Kultureinrichtungen waren dabei
gleichrangige Partner. Der Dialog zu den
vielfältigen Aspekten von Kunst und Kultur
eröffnet allen Beteiligten neue Sichtweisen
und soll vor allem die SchülerInnen zu kultu­
reller Partizipation anregen.
Culture Connected Musical
Ausgetickt © Christine Huber
Im Schuljahr 2012/2013 waren 196 Pro­
jektkonzepte eingereicht worden. Die Jury
wählte aus den Einreichungen 134 Konzepte
aus, deren Realisierung im Sommersemester
2013 mit bis zu € 1.500,- unterstützt wurde.
Die Schulen und Kulturpartner arbeiteten
gemeinsam an Projekten zu Themen aus
Literatur, Malerei, Musik, Tanz, aber auch
aus Kunstgeschichte, Kulturverwaltung usw.
KulturKontakt Austria begleitete die Initia­
tive konzeptionell, beratend und organisa­
torisch.
Weitere Informationen bietet die Web­
site www.culture-connected.at.
253
Programm p[ART] Partnerschaften
zwischen Schulen und Kulturein­
richtungen
Im Rahmen des Programms p[ART] arbeiten
je eine Schule und eine Kultureinrichtung in
Form einer dreijährigen Partnerschaft konti­
nuierlich zusammen und finden so Zugang
zur jeweils anderen Lebenswelt. Ziel ist es,
langfristige und nachhaltige Partnerschaften
zwischen Schulen und Kultureinrichtungen
anzuregen und zu etablieren.
254
p[ART] geht über punktuelle Projekte hinaus
und versteht sich als Begleitung auf dem Weg,
beispielsweise ein eigenes Schul-Kultur-Profil
zu entwickeln oder die Angebote zur Kultur­
vermittlung partizipativ zu gestalten.
Im Jahr 2013 waren 30 Partnerschaf­
ten aktiv. Die Schwerpunktausschreibung
»Blickwechsel« im Herbst 2013 war an Part­
nerschaften gerichtet, die sich der Auseinan­
dersetzung mit sprachlicher, sozialer und kul­
tureller Vielfalt widmeten. 10 Partnerschaften
wurden für die Unterstützung mit jährlich
€ 3.500,- ausgewählt. Das Programm wird
von KulturKontakt Austria durchgeführt.
Informationsmanagement
Die Schwerpunkte der Aktivitäten im Bereich
Informationsmanagement liegen in der In­
formationsvermittlung über österreichische
Kultureinrichtungen sowie in der Aufberei­
tung und Zugänglichmachung kultureller
Informationen. Der Fokus liegt dabei auf
verstärkter Öffentlichkeitsarbeit, der strate­
gischen Planung des Einsatzes von Informati­
onstechnologien im Kulturbereich sowie der
Kulturstatistik.
sierung, seine Zugänglichkeit für den Bil­
dungsbereich sowie für Interessierte und die
bessere Vernetzung von Schul-, Kunst- und
Kulturbereich sind dabei zentrale Anliegen.
Besondere Problemstellungen für die freie
Zugänglichkeit sind rechtliche Beschränkun­
gen (Urheberrecht und verwandte Schutz­
rechte) sowie im Bereich der Digitalisierung
die hohe quantitative Menge von Objekten.
Weiterverwendung von Daten
Um Aktuelles, Informationen und Neuerun­
gen an alle, die in den Bereichen Kunst und
Kultur tätig sind, vorzustellen, erschienen
2013 drei Ausgaben des online Kunst- und
Kulturnewsletters. Dieser wurde an über
9.000 AdressatInnen verschickt und infor­
mierte regelmäßig über wichtige Vorhaben
und Aktivitäten, sowie über neue Initiativen
und kommende Veranstaltungen in den Be­
reichen Kunst und Kultur.
Ein weiterer Focus der Informations­
tätigkeit lag auch 2013 auf den Einsatz­
möglichkeiten der IKT –Informations- und
Kommunikationstechnik-Anwendungen
– im Kulturbereich. Zielsetzung ist es, die
Potenziale der IKT für Kunst und Kultur
für die Weiterentwicklung des Kultur- und
Kreativstandortes Österreich gezielt zu nut­
zen. Die Erschließung und Bewahrung des
Kultur- und Wissenserbes durch Digitali­
Dabei steht nicht nur die direkte Nutzung der
Daten im Vordergrund. Auch die problemlose
Wiederverwertung und Verwendung wird als
Kriterium für eine gelungene Integration im
Bereich öffentlicher Informationsanbieter an­
gesehen. Mit der Novellierung der Richtlinie
2003/98/EG des europäischen Parlaments
und des Rates über die Weiterver­
wendung
von Informationen des öffentlichen Sektors
(PSI-Richtlinie) soll der Umgang mit Infor­
mationen des öffentlichen Sektors EU-weit
angepasst werden. Von öffentlicher Hand sub­
ventionierte Kulturträger sollen Daten und
Inhalte in Zukunft – soweit rechtlich möglich
– kostengünstig und maschinenlesbar pub­
lizieren. Dies wird als demokratiepolitische
Notwendigkeit sowie als wirtschaftliches Er­
fordernis für eine prosperierende europäische
Informationsökonomie angesehen.
Wesentliche Bereiche der Novellierung
sind die Ausweitung des Anwendungsbe­
reichs der Richtlinie auf Kultureinrichtun­
gen (Bibliotheken, Museen und Archive;
explizit ausgenommen sind Opern, Ballette
und Theater), die Verpflichtung zur Ge­
stattung der Weiterverwendung verfügbarer
Dokumente im Besitz öffentlicher Stellen
(im Falle der Kultureinrichtungen vor allem
der gemeinfreien Werke) sowie eine Gebüh­
renregelung für die Weiterverwendung. Die
Novellierung der Richtlinie wurde im Juni
2013 vom Europäischen Parlament und Rat
angenommen und trat mit der Veröffentli­
chung im Amtsblatt der EU vom 26. Juni
2013 in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt muss
innerhalb von zwei Jahren die Umsetzung
der Novelle der PSI-Richtlinie in nationales
255
Recht in den Mitgliedsstaaten erfolgen. Auf
Bundesebene soll die Richtlinie durch die
Novellierung des Informationsweiterver­
wendungsgesetzes umgesetzt werden.
Um zu beleuchten, welchen Herausfor­
derungen sich die digitale Nutzung kultu­
reller Produktion stellen muss, welche Hin­
dernisse es dabei zu überwinden gilt und
welche Rolle staatlichen Kulturinstitutio­
nen in digitalen Informationslandschaften
zukommt, fand im Juni 2013 ein Workshop
und eine öffentlichen Diskussionsveranstal­
tung mit dem Titel Die neuen Zugänge zu
Kultur – Österreichische Kulturinstitutionen und ihre Zukunftsperspektiven statt.
Der Workshop fokussierte die sich verän­
dernde Rolle der Kulturerbe-Einrichtungen
im digitalen Zeitalter und analysierte die
daraus entstehenden Chancen und Heraus­
forderungen. Dabei präsentierten interna­
tionale ExpertInnen europäische Beispiele
und Modelle, wie das niederländische Digi­
talisierungsprojekt Images for the Future,
die Kooperation des deutschen Bundesar­
chivs mit Wikimedia oder ein Strategiepa­
pier der britischen Tate Modern, das Digital
as a Dimension of Everything konzeptua­
lisiert. VertreterInnen der österreichischen
Kulturinstitutionen berichteten über ihre
digitale Strategien und Digitalisierungspro­
jekte, Erfolge, Probleme und Erkenntnisse.
Inhaltlich können dabei vier Punkte hervor­
gehoben werden: Der Handlungsbedarf im
Bereich des Urheberrechts, die notwendige
Veränderung der internen Abläufe der Insti­
tutionen durch die Digitalisierung, die Ver­
änderung der Kommunikation nach außen
und die Notwendigkeit, mit vielen Stimmen
unterschiedliche (Teil-)Öffentlichkeiten an­
zusprechen und die mit der Digitalisierung
verbundene Chance für die Institutionen,
sich von der Rolle als Hüterin alter Kul­
turgüter hin zu ImpulsgeberInnen neuen
Kulturschaffens zu wandeln.
Das kulturelle Angebot in den euro­
päischen Ländern einzubeziehen und die
Rolle von öffentlichen Museen und Samm­
lungen anzusprechen, ist auch Ziel der Digital Agenda for Europe 2010 – 2020. Zur
besseren Sichtbarmachung der »Sammlung
Österreich« und zur Forderung der enge­
256
ren Verknüpfung von Kultur und Bildung
werden Informationsplattformen wie etwa
der Kulturpool als zentrales Suchportal für
digitalisierte Objekte in österreichischen
Kulturinstitutionen gemanagt. Dieser dient
durch die Verbindung mit der Europäischen
Digitalen Bibliothek Europeana auch zur
Verbreitung des österreichischen Kulturer­
bes auf europäischer Ebene.
Kulturpool und Europeana
Der Umgang mit (digitalem) kulturellem
Erbe ist von zentraler Bedeutung für zu­
künftige Strategien in der Informations­
gesellschaft. Als ein wichtiger Punkt gilt
dabei der übergreifende Zugang zu den
digitalisierten Beständen von Museen, Bi­
bliotheken und Archiven. Der Kulturpool
bietet diesen Zugang mittels eines zent­
ralen Übersichts- und Such-Portals über
digitalisierte Objekte in österreichischen
Kulturinstitutionen. Mit einer semantischen
Suchmaschine werden die Datenbanken der
verschiedenen Institutionen durchsucht und
den BenutzerInnen in einer einheitlichen
Form übersichtlich zur Verfügung gestellt.
Darüber hinaus werden zielgruppenspezifi­
sche Funktionen angeboten, die den Benut­
zerInnen zusätzlichen Mehrwert bieten. Im
Laufe des Jahres 2013 konnten dem Kulturpool 3.379 Objekte aus dem Ars Electronica Archiv hinzugefügt werde. Diese
werden über den Kulturpool an die Europeana weitergereicht. Das Ars Electronica
Archiv zählt weltweit zu den umfangreichs­
ten Archiven zur digitalen Medienkunst der
letzten 30 Jahre. Eines der Werke aus den
Beständen des Ars Electronica Archivs, der
Animationsfilm The Fantastic Flying Books
of Mr. Morris Lessmore, wurde von Seiten
der Europeana Foundation als jenes Objekt
präsentiert, das die Anzahl der Objekte in
Europeana auf 30 Millionen vervollstän­
digte. Es handelt sich um ein audiovisuelles
Werk zeitgenössischer Kunst mit umfang­
reichen frei zugänglichen Metadaten.
Seit Juli 2012 stehen Metadaten von Objek­
ten, auf die über die Europeana zugegriffen
wird, zur uneingeschränkten Weiterverwen­
dung zur Verfügung. Dies ist Voraussetzung
für die Aufnahme von Objekten in die Eu­
ropeana. Der Kulturpool sorgt in seiner
Rolle als Daten-Aggregator dafür, dass diese
Voraussetzungen für die Weiterverwendung
der Metadaten von Objekten, die in die Eu­
ropean eingebracht werde, erfüllt sind. Die
Möglichkeit des Zugriffs auf Metadaten aus
der Europeana als »Open Linked Data« er­
laubt das Einbinden von Metadaten in neue
Anwendungen oder auch das Anreichern
von Objekten mit zusätzlichen Metadaten.
Enumerate
Um den Umfang und den Fortschritt bei
der Digitalisierung in Kulturinstitutionen
feststellen zu können, wurde von der Eu­
ropäischen Kommission das Projekt ENUMERATE beauftragt. Projektziel war die
Erhebung gesicherter statistischer Daten
zur Digitalisierung und Bewahrung von
Kulturgut in Europa und deren Implemen­
tierung in eine Datenbank, welche online
zugänglich ist. Im Frühjahr 2012 erfolgte
eine erste Datenerhebung bei KulturerbeInstitutionen aus den Bereichen Bibliothe­
ken, Museen und Archiven. In einem Re­
port auf gesamteuropäischer Ebene wurden
die Ergebnisse nach Kategorien dargestellt.
Zusätzlich werden aufgrund der Auswer­
tungen Werkzeuge angeboten, mit denen
sich Institutionen mit dem europäischen
Durchschnitt vergleichen können. In der
darauf folgenden Projektphase 2013 wur­
den von ExpertInnen zu diesen Themen
tiefergehende Fragestellungen ausgearbei­
tet oder bisherige angepasst. Der Bericht
mit den Auswertungen der Ergebnisse der
zweiten Erhebung werden zu Projektende
im ersten Quartal 2014 präsentiert werden.
In Zukunft sollen auf Basis der Ergebnisse
aus dem Projekt ENUMERATE in regel­
mäßigen Abständen Erhebungen zur Di­
gitalisierung an Kulturerbe-Einrichtungen
stattfinden.
Digitalisierungsprojekte
Die Digitalisierung des kulturellen Erbes ist
ein wichtiges Anliegen der österreichischen
Kulturpolitik. Daher wurden auch 2013 die
Bestrebungen fortgesetzt, entsprechend dem
Regierungsprogramm 2008–2013 die Digi­
talisierung im Sammlungsbereich der Bun­
desmuseen zu forcieren. Folgendes Projekt
konnte im Jahr 2013 abgeschlossen werden:
mumok – museum moderner kunst
stiftung ludwig wien Bilddatenbank –
Online-Sammlung
Das mumokist das größte österreichische
Museum für internationale moderne und
zeitgenössische Kunst mit den Sammlungs­
schwerpunkten Klassische Moderne, Kunst
der 1960/70er Jahre mit Pop Art und Flu­
xus, Nouveau Réalisme, Wiener Aktio­
nismus, Performance-, Konzeptkunst und
Minimal Art sowie internationale Medien­
kunst und Gegenwartskunst. Die Sammlung
umfasst rund 10.000 Werke österreichischer
und internationaler KünstlerInnen – Ge­
mälde, Skulpturen, Plastiken, Installatio­
nen, Zeichnungen, Grafiken, Fotos, Videos,
Filme – aber auch Architekturmodelle und
Möbel sowie Dokumentations- und Archiv­
material. U. a. Arbeiten von Picasso, Johns,
Rauschenberg, Lichtenstein, Oldenburg,
Warhol, Richter, Baselitz, Kokoschka, Valie
Export, Brus, Lassnig etc. um nur einige
zu nennen. Im Auftrag des Bundesminis­
teriums für Unterricht, Kunst und Kultur
hat das mumok seine Bestände digitalisiert
und in einer umfassenden Bilddatenbank
erschlossen. Die Online-Bilddatenbank ist
eine laufende Aufgabe mit dem Ziel, die
gesamte Sammlung via Internet zugäng­
lich zu machen. Zurzeit steht ein repräsen­
tativer Sammlungs-Querschnitt mit circa
4.000 Werken und über 9.000 Abbildungen/
Digitalisaten online für Recherchezwecke
zur Verfügung. Mit diesem Projekt der Di­
gitalisierung des größten österreichischen
Museums für internationale moderne und
zeitgenössische Kunst wurde nicht nur ein
weiterer Teil der »Sammlung Österreich«
sichtbar und für alle Bildungsebenen zu­
257
gänglich gemacht sondern auch ein wichti­
ger Sammlungsbereich des kulturellen Erbes
Österreichs dauerhaft gesichert.
Auftragnehmer:
mumok – museum moderner kunst
stiftung ludwig wien
Projektdauer:
2010 – 2013
Projektkosten:
€ 556.958,Homepage:
www.mumok.at/sammlung/
online-sammlung
258
Kulturprogramme für Schulen
Wien Aktion
Die Wien Aktion oder Österreichs Jugend lernt
ihre Bundeshauptstadt kennen ist ein wichti­
ger Bestandteil der politischen und kulturellen
Bildung der österreichischen Jugend und ver­
mittelt während eines einwöchigen Aufent­
haltes die historisch-politische, kulturelle und
wirtschaftliche Bedeutung Wiens in Vergan­
genheit, Gegenwart und Zukunft, sowie die
Zusammengehörigkeit von Bundeshauptstadt
und Bundesländern und die internationale Be­
deutung einer Weltstadt im Herzen Europas.
Die Wien Aktion ist eine seit mehr als 60
Jahren geförderte Einrichtung, die es Schüle­
rinnen und Schülern der 8. – 13. Schulstufe
aus ganz Österreich ermöglicht, mit sehr
geringem finanziellem Aufwand ihre Bun­
deshauptstadt kennen zu lernen. Die WienAktion schafft die Möglichkeit, die Teilhabe
am kulturellen Leben zu erleichtern, breiter
zu gestalten und damit Werte zu schaffen, die
die Qualität des Lebens verbessern und iden­
titätsstiftend wirken. Neu ins Programm auf­
genommen wurden 2013 die wiedereröffnete
Kunstkammer des KHM und das 21er-Haus
des Belvedere. Zur Unterstützung des Freien
Eintritts bis 19 Jahre in die Bundesmuseen
wurden neue Vermittlungsprogramme entwi­
ckelt. So wurden die Internetplattformen der
Bundesmuseen mit Vermittlungsangeboten
erweitert und bieten Unterrichtsmaterialien
zum Download an, die von Schulen auch
außerhalb Wiens als Unterstützung für einen
Museumsbesuch genutzt werden können.
Europa Aktion
Die Europa Aktion oder Europas Jugend
lernt Wien kennen ist im Wesentlichen darauf
ausgerichtet, Jugendlichen aus ganz Europa
die historische und kulturelle Bedeutung einer
Stadt näherzubringen, in der über Jahrhun­
derte hinweg auch europäische Geschichte
mitbestimmt wurde. Ziel ist es, einen offenen,
alle Lebensbereiche umfassenden Kulturbe­
griff zu ermöglichen, dabei den Respekt vor
den Anderen, die Wertschätzung einer Viel­
zahl von kulturellen Erscheinungsformen zu
etablieren und die Bereitschaft zu einer dyna­
mischen Weiterentwicklung im Rahmen der
europäischen Gemeinschaft im Bewusstsein
der Jugendlichen zu verankern. Der Teilneh­
merInnenkreis der Europa Aktion erstreckt
sich vom hohen Norden bis tief in den Süden
(von Finnland bis Spanien) und von Ost nach
West (von der Ukraine bis nach Frankreich).
TeilnehmerInnen und Budget 2013
TeilnehmerInnen
2012
2013
24.650
23.532
3.463
3.038
28.113
26.570
2012
2013
Einnahmen (TeilnehmerInnenbeiträge)
4.129.593,62
3.975.535,50
Aufwendungen
3.787.981,44
3.842.748,90
2.921.101,76
2.925.930,40
866.879,68
916.818,50
Wien – Aktion
Europa – Aktion
Gesamt
Budget Wien Aktion in €
davon:
Unterkunft und Verpflegungskosten
Kunst- u. Kulturprogramme, Netzkarten Wiener Linien
259
Tabelle 8 TeilnehmerInnen
Wien/Europa Aktion, 2012
und 2013
Tabelle 9 Budget Wien Aktion
in €, 2012 und 2013
Schulschach und Zug um Zug Schach in der Schule
Viele wissenschaftliche Studien belegen,
dass Schachspiel für Kinder und Jugendli­
che unabhängig von ihrer gesellschaftlichen,
sozialen und kulturellen Herkunft für die
Persönlichkeitsbildung und als Förder- und
Bildungsunterstützung von besonderer Be­
deutung ist. Es kennt weder sprachliche noch
kulturelle Grenzen und fördert den Erwerb
von sozialen Kompetenzen wie Toleranz,
Respekt vor Anderen und Dialogbereitschaft.
Das Ministerium förderte daher Pro­
jekte, die den gesellschaftlichen, sozialen
und kulturellen Aspekten des Schachspiels
gewidmet waren. Dazu gehörten neben
dem Schulschach Veranstaltungen, die das
Schachspiel im öffentlichen Raum etablieren,
Projekte im außerschulischen Bereich sowie
wissenschaftliche Forschungsarbeiten zum
Schachspiel. Besonders gefördert wurde auch
die LehrerInnenausbildung und -fortbildung.
Unter dem Motto Zug um Zug - Schach
in der Schule wurde ein neuer Schwerpunkt
beim qualitativen und quantitativen Ausbau
des Schachunterrichts in allen Schulstufen
gesetzt. 250 Schulen erhielten zum Beispiel
Schachpakete mit Grundausstattungen.
Schulschach SchülerInnenliga
© Etzmannseder
260
Für den Bereich Schulschach wurden im Be­
richtsjahr € 132.978,75 aufgewendet. 2012
waren es € 119.325,46.
Wiener Staatsoper Zauberflöte für
Kinder
Die Kooperation Zauberflöte für Kinder mit
der Wiener Staatsoper besteht seit mehr als
zehn Jahren und ist ein fester und mit großer
Begeisterung angenommener Bestandteil der
Kulturprogramme für Schulen.
Am Tag nach dem Opernball finden
zwei Aufführungen der Zauberflöte für Kinder statt. Zur Einführung stellen Mitglieder
der Wiener Philharmoniker unter Leitung
bekannter Dirigenten ihre Instrumente vor
und begleiten anschließend Solisten und So­
listinnen der Wiener Staatsoper auf ihrem
Streifzug durch das Werk.
Die Staatsoper lädt SchülerInnen der
vierten und fünften Schulstufe aus ganz Ös­
terreich zum Besuch der Vorstellungen ein.
Die Karten sind kostenlos. So erhalten jähr­
lich 7.000 Kinder die Gelegenheit, die Welt
der Oper kennen zu lernen. Im Jahr 2013
fanden die Vorstellungen am 8. Februar statt.
8
EU- und
internationale­
Kulturan­ge­legen­
heiten
EU Kulturangelegenheiten
Bi- und multilaterale Kulturangelegenheiten
EU-Kulturangelegenheiten
EU-KulturministerInnentreffen
Der Vorsitz der Europäischen Union wurde
2013 für jeweils sechs Monate von Irland
und Litauen wahrgenommen. Der EU-Kul­
turministerrat tagte am 17. Mai und am 26.
November 2013 in Brüssel.
EU-Programm Kreatives Europa
(2014-2020)
Nach zweijährigen Verhandlungen haben
der Rat und das Europäische Parlament die
Verordnung Creative Europe 2014-2020im
Dezember 2013 formal bestätigt, womit sie
zum 1. Jänner 2014 in Kraft getreten ist.
Creative Europe ist das neue EU-Rah­
menprogramm für den Kultursektor sowie
die Film- und Kreativbranche. Ziel ist es,
die kulturelle und sprachliche Vielfalt zu
fördern und die Wettbewerbsfähigkeit des
Kultur- und Kreativsektors in Europa zu
stärken. Mit einem Gesamtbudget von rund
€ 1,5 Mrd, dies entspricht einer Budgetstei­
gerung von 9%, sollen europaweit 250.000
Kulturschaffende, 2.000 Kinos, 800 Filme
und 4.500 Buchübersetzungen finanziell
unterstützt werden. Das Programm unter­
teilt sich in das Subprogramm KULTUR
(€ 455 Mio.), das Subprogramm MEDIA
(€ 824 Mio.), die Maßnahme für transnatio­
nale politische Zusammenarbeit (€ 63 Mio.)
und den Garantiefonds für den Kultur- und
Kreativsektor (€ 121 Mio.). Der Creative
Europe Desk Austria (www.creativeeurope.
at) ist die nationale Kontaktstelle für das
gesamte Programm. Beratungsleistungen für
die einzelnen Subprogramme werden vom
Creative Europe Desk Austria – Culture im
Bundeskanzleramt und dem Creative Europe
Desk Austria – Media im Österreichischen
Filminstitut angeboten.
262
EU-Programm Europa für Bürge­
rinnen und Bürger (2014-2020)
Auf europäischer Ebene konnte im Herbst
2013 nach knapp zwei Jahren Verhandlungs­
dauer eine grundsätzliche Einigung zum EUProgramm Europa für Bürgerinnen und Bürger in der Laufzeit 2014-2020 erzielt werden.
Die formale Annahme des Programms ist für
das erste Halbjahr 2014 vorgesehen.
Europa für Bürgerinnen und Bürger 2014-2020 zielt auf die Stärkung des
Geschichtsbewusstseins und der demokra­
tischen Beteiligung der BürgerInnen. Das
Gesamtbudget von rund € 186 Mio. soll
sich auf die beiden Programmprioritäten Geschichtsbewusstsein und europäische Bürgerschaft (€ 37 Mio.) und Demokratisches
Engagement und Bürgerbeteiligung (€ 112
Mio.) verteilen. Damit sollen Projekte im
Rahmen von Städtepartnerschaften, grenz­
überschreitende Kooperationsprojekte von
zivilgesellschaftlichen Organisationen und
der Jahresbetrieb von europaweit tätigen
Organisationen gefördert werden. Weitere
€ 18 Mio. sind für die Analyse, Verbrei­
tung und Valorisierung der Projektergebnisse
vorgesehen. Der Europe for Citizens Point
Austria (www.europagestalten.at), die Be­
ratungsstelle im Bundeskanzleramt, bietet
umfassendes Informationsmaterial und Un­
terstützung in allen Projektphasen an.
2013 wurden europaweit 319 Kultur­
einrichtungen mit knapp € 60 Mio. unter­
stützt. Zwölf österreichische Institutionen
erhielten EU-Zuschüsse von rund € 4 Mio;
dies entspricht einem Rückfluss von 292%.
Außerdem beteiligten sich österreichische
Einrichtungen rege an Projekten unter Fe­
derführung anderer Länder.
Kulturhauptstädte Europas
2013 teilten sich Košice in der Slowakei und
Marseille in Frankreich den Titel. Die Rei­
henfolge der Mitgliedstaaten, die als Gast­
geber für die Veranstaltung in den Jahren
2005-2019 fungieren, ist im Vorfeld durch
einen Beschluss des EU-Kulturministerrates
festgelegt.
Für die Fortführung der Aktion in den
Jahren 2020-2033 hat die Europäische Kom­
mission im Juli 2012 einen Vorschlag vorge­
legt. Dieser setzt auf langfristige kulturelle
Planung, verstärktes Monitoring, politischen
Konsens, stabiles Budget und »good gover­
nance«. Eineinhalb Jahre später haben das
Europäische Parlament, der Europäische
Rat und die Europäische Kommission das
Dossier erfolgreich abgeschlossen; in den
Verhandlungen hatten insbesondere das neue
Auswahlsystem der Europäischen Jury und
die Frage, welche EU-Institution den Städten
den Titel verleihen soll, für längere Auseinan­
dersetzungen gesorgt. Die formale Annahme
des Beschlusses erfolgt im Frühling 2014.
2024 wird wieder einer Stadt in Öster­
reich der Titel Europäische Kulturhauptstadt
verliehen.
Europäische Zusammenarbeit im
Bereich Digitalisierung
Die Europeana (www.europeana.eu) ist ein
multimediales Online-Portal zu Europas
kulturellem Erbe, das Internet-NutzerInnen
aus aller Welt freien Zugriff auf Millionen
digitalisierter Texte, Bilder, Töne und FilmAufnahmen aus Kulturinstitutionen (Mu­
seen, Bibliotheken und Archive) der EUMitgliedstaaten ermöglicht.
Der EU-Aktionsplan für die Digitalisie­
rung und Online-Zugänglichkeit von kultu­
rellem Material sieht mehrere Maßnahmen
für qualitative und technische Standards, für
das Urheberrecht, die Öffentlichkeitsarbeit
und nicht zuletzt für die Finanzierung der
Europeana Stiftung vor, die bis 2015 grei­
fen sollen. 2013 wurde intensiv die Basisfi­
nanzierung der Europeana Stiftung aus der
EU-Connecting Europe Facility verhandelt;
die formale Annahme durch das Parlament
und den Rat soll im ersten Halbjahr 2014
erfolgen. Das Ziel, bis 2015 den gesamten
Datenbestand der Europeana auf 30 Millio­
nen anzuheben, konnte frühzeitig bereits im
Herbst 2013 erreicht werden.
Carnuntum: Heidentor
© AKP Schleinzer
263
Europäisches Kulturerbe-Siegel
Mit dem Siegel werden Stätten ausgezeichnet,
die eine Schlüsselrolle in der Geschichte Eu­
ropas oder im EU-Einigungsprozess gespielt
haben. Im Rahmen eines umfassenden Kon­
zepts müssen Aktivitäten zur Vermittlung
für junge Menschen, Öffentlichkeitsarbeit,
Mehrsprachigkeit (Website, Beschilderung,
Personalschulung) und Vernetzung mit ande­
ren Stätten vorgesehen werden. Darüber hin­
aus sollen die Stätten den Tourismus fördern
und damit einen wirtschaftlichen Beitrag in
ihrer Region leisten.
Nach einer öffentlichen nationalen Vo­
rauswahl hatte Österreich im März 2013
zwei Stätten gegenüber der Europäischen
Kommission nominiert. Im Februar 2014 hat
die Kommission aus den Bewerbungen Carnuntum sowie drei weitere europäische Stätten
ausgewählt. Diese sind der Friedenspalast
und Camp Westerbork in den Niederlanden
sowie die Große Zunfthalle in Estland. Die
offizielle Verleihung des Siegels findet im
April 2014 in Brüssel statt.
EU-Arbeitsplan für Kultur
2011-2014
2013 wurde die Umsetzung des vierjährigen
EU-Arbeitsplans fortgeführt. Folgende Maß­
nahmen wurden gesetzt:
•• Erstellung von Handbüchern zu den
Arbeitsgruppen Kulturelle Vielfalt und
interkultureller Dialog (Anne Wie­
derhold), Internationalisierung und
Exportstrategien für die Kultur- und
Kreativwirtschaft (Sylvia Amann)
und Förderung von Kreativen Part­
nerschaften (Barbara Neundlinger).
•• Durchführung eines eintägigen Semi­
nars zur Verwaltungspraxis hinsichtlich
Mobilität von KünstlerInnen mit be­
sonderem Fokus auf Visafragen (MarieChristine Baratta und Yvonne Gimpel)
264
••
••
Einrichtung einer thematischen EUArbeitsgruppe zu Residenzstipendien
für KünstlerInnen (Annemarie Türk)
Fortführung der zivilgesellschaftlichen
EU-Plattformen zum interkulturellen
Dialog, zum Zugang zur Kultur und
zur Kulturwirtschaft, wie auch der Eu­
ropean Creative Industries Alliance.
Die Abteilung EU-Kulturpolitik informiert
die österreichischen Stakeholder laufend über
neueste Entwicklungen zu den Themen des
EU-Arbeitsplans. Die 2011 gestartete Ver­
anstaltungsreihe wurde 2013 weitergeführt.
Am 12. April 2013 fand der Workshop zu
den Aktivitäten der Kulturhauptstadt Marseille-Provence 2013 statt. Im Workshop am
4. Juni ging es um die Chancen und Heraus­
forderungen für Kulturakteure hinsichtlich
Interkultur, der gemeinsam mit der brunnenpassage durchgeführt wurde. Der dritte
Workshop am 30. September drehte sich um
die Frage Ist Kultur messbar? Dabei wurde
gemeinsam mit dem NPO-Institut der Wirt­
schaftsuniversität Wien (Kompetenzzentrum
für Non Profit Organisationen) die Studie zur
Wirkungsmessung von grenzüberschreiten­
den Kulturprojekten präsentiert.
EU-Programm Kultur (2007-2013)
In der Laufzeit 2007–2013 hat das EU-Kul­
turprogramm die Vernetzung von Veranstal­
tern in ganz Europa unterstützt, künstlerische
und kulturelle Kooperationsprojekte in allen
Sparten sowie literarische Übersetzungen
gefördert und Zuschüsse zum Jahresbetrieb
von europaweit tätigen Organisationen ge­
leistet. Damit wurden die grenzüberschrei­
tende Mobilität von KulturakteurInnen un­
terstützt, Kunstwerke europaweit verbreitet
und der interkulturelle Dialog gestärkt. Am
Programm konnten öffentliche und private
Organisationen aus dem Kulturbereich teil­
nehmen. Das gesamte Programmbudget be­
lief sich auf € 400 Mio.
Gesamtergebnisse der Förderperi­
ode 2007 – 2013
In der gesamten Förderperiode von 20072013 wurden 91 österreichische Projekte
mit einem Gesamtvolumen von rund € 23,2
Mio. gefördert. Insgesamt wurden 53 Ko­
operationsprojekte, 21 Festivals, 12 Netz­
werke und 5 literarische Übersetzungen
unterstützt. Weitere 131 österreichische Mi­
torganisatoren haben sich an europäischen
Projekten beteiligt. EU-weit erhielten 1.998
Projekte Förderungen in Höhe von € 336,4
Mio.
danceWEB Stipendiumprogramm 2011 © Annika
Goetz (nur eines von beiden
auswählen)
danceWEB Stipendiumprogramm 2011 © Hanna Bauer
Geförderte österreichische Institutionen 2013
Geförderte Projekte
Gesamtkosten in €
EU-Zuschuss in €
5.000.000
2.500.000
((superar)) Verein zur Förderung des aktiven Musizierens: El
sistema, European Development Programme
400.000
200.000
Ad libitum Konzertwerkstatt GmbH: Projekt PurPur – A European Opera Sound
630.000
200.000
Kulturverein Time`s Up, Future Fabulators
400.000
200.000
EDUCULT Denken und Handeln im Kulturbereich: Access to
Culture-Policy Analysis
251.000
151.163
ImpulsTanz – Vienna International Dance Festival
214.362
100.000
Kulturverein Kammermusikfest Lockenhaus
197.083
50.000
Steirischer Herbst Festival (3 jährig)
269.905
100.000
in €
in €
International Music and Media Centre (IMZ)
449.938
109.200
Eurozine – Gesellschaft zur Vernetzung von Kulturmedien
mbH
188.738
120.000
82.400
65.096
danceWEB – Life Long Burning
Betriebskostenzuschüsse für folgende Projekte
European Federation of National Youth Orchestras
265
Tabelle 1 Geförderte österreichische Institutionen 2013
Geförderte Projekte mit österreichischen MitorganisatorInnen 2013
Tabelle 2 Geförderte Projekte
mit österreichischen MitorganisatorInnen 2013
MitorganisatorIn Österreich
AntragstellerIn
Projekt
Österr. Akademie der Wissenschaften
Comune di Tarquinia (IT)
European Music Archaeology
Project
Kunsthistorisches Museum
Centre for Fine Arts of Brussels (BE)
Ottoman Europe – Promoting
500 years of cultural relations
IMZ – International Music and
Media Centre
Maison de la Dance (FR)
European Video Dance Heritage
Schmiede Hallein – Verein zur
Förderung der digitalen Kultur
Kulturreferat der Landeshauptstadt
München (DE)
whats´s the deal?
Wiener Festwochen GesmbH
Toneelhuis S.O.N (BE)
Van den vos (About Reynard the
Fox)
Vierhochdrei
theater: playstation e. V. (DE)
European Ministry for Favorite
Songs
Oberösterreichische Landesmuseen
Nazareno Societa‘ Cooperativa Sociale (IT)
IRREGULAR TALENTS
University of Art and Design Linz
Bergen Academy of Art and Design
(NO)
NE©XT2 – NEW EUROPEAN
CREATIVE TALENT
Theater im Bahnhof
Gorilla Theater e. V. (DE)
Should I stay or should I go? A
collective storytelling project
Wiener Festwochen GesmbH
Württembergischer Kunstverein
Stuttgart (DE)
Politik der Form – Die Wiederentdeckung der Kunst als politische
Imagination
Go-operate – Grenzüberschreitende Förderung des gemeinsamen Lernens und Erlebens
((superar)) – Verein zur Förderung des
aktiven Musizierens (AT)
El sistema European development programme
Freier Rundfunk Oberösterreich
GmbH
CORAX e. V. – Initiative für freies
Radio (DE)
Creative approaches to living
cultural archives
Universalmuseum Joanneum
GmbH
Muzej suvremene umjetnosti, Zagreb/
Museum of Contemporary Art (HR)
Bauhaus – Networking Ideas and
Practice
Austrian Caucasian Society
Kultur Aktiv e. V. (DE)
Transkaukazja – Caucasian trails
in Europe
RABOLD UND CO. / Agentur für
Kommunikation und Design
Pro Progressione Tanácsadó Betéti
Társaság (HU)
Rivers of Europe
266
EU-Programm Europa für Bürge­
rinnen und Bürger (2007-2013)
Gesamtergebnisse der Förderperi­
ode 2007 – 2013
In den vielfältigen Maßnahmen dieses Pro­
gramms wurden Projekte von Gemeinden
und Städten, zivilgesellschaftlichen Orga­
nisationen, Forschungseinrichtungen sowie
Think Tanks unterstützt. Ziel war es, die
BürgerInnen und zivilgesellschaftliche Orga­
nisationen in den europäischen Integrations­
prozess einzubeziehen und ihnen Möglichkei­
ten zu geben, das Zusammenwachsen eines
demokratischen, weltoffenen Europas aktiv
mitzugestalten. Damit sollte zur Entwicklung
eines europäischen Identitätsgefühls und zur
Verbesserung des Verständnisses der Europä­
erInnen füreinander beigetragen werden. Für
die Laufzeit 2007-2013 war das Programm
mit insgesamt € 215 Mio. ausgestattet.
In der Programmperiode 2007-2013 wurden
125 österreichische Projekte mit rund € 4,9
Mio. gefördert. Insgesamt wurden 68 Pro­
jekte im Bereich der Städtepartnerschaften,
37 Initiativen von zivilgesellschaftlichen Or­
ganisationen und Forschungseinrichtungen
sowie 20 Projekte im Bereich Aktive europäische Erinnerung unterstützt. EU-weit er­
hielten 6.514 Projekte durch das Programm
Europa für Bürgerinnen und Bürger Förde­
rungen in der Höhe von € 176 Mio.
Ergebnisse 2013
Im Jahr 2013 wurden europaweit 666 Pro­
jekte mit rund € 30 Mio. unterstützt. 14
österreichische Institutionen wurden mit
€ 888.640 gefördert, was einem Rückfluss
von 129% entspricht. Darunter waren acht
Städtepartnerschaften, zwei Projekte im
Rahmen der »flankierenden Maßnahmen«,
ein zivilgesellschaftliches Projekt, eine Struk­
turförderung für eine zivilgesellschaftliche
Organisation sowie zwei Projekte in der
Kategorie Aktive europäische Erinnerung.
267
Geförderte österreichische Institutionen 2013
Tabelle 3 Europa der Bürgerinnen und Bürger – Förderung
österreichischer Institutionen
2013
Gemeinde bzw. Institution
Projekt
EU-Zuschuss
in €
Aktion 1 – Aktive BürgerInnen für Europa
Gemeinde Ratten
35 Jahre europäische Freundschaft als Basis für eine
gemeinsame Zukunft
9.000
Marktgemeinde Hallstatt am See
Junges Engagement für ein Europa, wir bewegen uns
für ein gemeinsames Ziel über Berge und Täler hinweg
15.000
Marktgemeinde Eggersdorf bei
Graz
Kulturelles Erbe in Europa- Verantwortung und Herausforderung für die gemeinsame Zukunft
23.000
Marktgemeinde St. Georgen am
Walde
Europa daheim entdecken und erleben
Stadtgemeinde Murau
Murau trifft Fagagna
Stadtgemeinde Trieben
50 Jahre Jubiläum-Gemeindepartnerschaft Quierschied
– Trieben
7.000
Marktgemeinde Lassee
How to involve citizens in reducing the impact of climate
change in European rural communities
150.000
Marktgemeinde
St. Margarethen an der Raab
Thematisches Netzwerk zur Förderung von nachhaltigen,
energieeffizienten Kreislaufwirtschaftsgemeinden
150.000
Steiermärkischer Gemeindebund
Stamp to Europe 2
99.464
Amt der Steiermärkischen Landesregierung
Capacity Building programme for municipalitiy co-operationin the Adria-Balkan-Countries under the Europe for
Citizens Programme 2014 – 2020
99.569
7.000
11.000
Aktion 2 – Aktive Zivilgesellschaft in Europa
Europäisches Paralympisches
Komitee
Betriebskostenzuschuss
96.186
Salzburger Bildungswerk
Mehrwert Europa – Mehrwert Frieden
69.000
Aktion 4 – Aktive Europäische Erinnerung
Verein ARGE grenzen erzaehlen
Biographien und Postkarten von Wiener Jüdinnen und
Juden im Getto Litzmannstadt 1941-1944. Ausstellung
und Gedenkbuch.
92.500
Österreichische Akademie der
Wissenschaften
After the traces of our neighbors: Jews in Bosnia and
Herzegovina and the Holocaust
59.924
Gesamt
268
888.643
Unterstützung von EU-Projekten
Seitens der Abteilung für EU-Kulturpolitik
wird Projekten, die eine EU-Förderung er­
halten, eine Kofinanzierung nach Maßgabe
der budgetären Mittel zur Verfügung gestellt.
Des Weiteren werden Kulturprojekte mit
einem EU-Bezug, beispielsweise anlässlich
der EU-Themenjahre, unterstützt.
Der jüdische Friedhof in Sarajevo, Grabsteine von Hajim
und Sara Atijas, © Davor
Ilinčić
269
Geförderte Institutionen 2013
Tabelle 4 Unterstützung von
EU-Projekten 2013
Förderung
in €
Institution
Projekt
danceWEB – Verein zur Förderung
des internationalen Kulturaustausches
Life Long Burning
40.000
ad libitum Konzertwerkstatt GmbH
PurPur – A European Opera Sound
35.000
Wachau Kultur Melk GmbH
Donauforum der Europäischen Literaturtage 2013
28.000
KunstSozialRaum brunnenpassage
Kunst für alle! – Projekt im Rahmen des Europäischen Jahrs der Bürgerinnen und Bürger 2013
28.000
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Auf der Suche nach unseren Nachbarn: Die Juden
in Bosnien und Herzegowina und der Holocaust
26.000
ESEDP – El Sistema European Development
Programme
25.000
Bahamut Productions
Slobodija Odysseia, mon Amour!
25.000
ARGE grenzen erzaehlen, Verein zur Förderung wissenschaftlicher Forschung und deren
künstlerischer Umsetzung zu Fragen der
regionalen und transregionalen Identität und
ihrer Brüche
Post 41 – Biographien und Postkarten von Wiener
Jüdinnen und Juden im Getto Litzmannstadt
1941-1944. Ausstellung und Gedenkbuch
22.300
Eurozine – Gesellschaft zur Vernetzung von
Kulturmedien mbH
Reviewing Europe 2013
20.126
Kulturverein Time‘s Up
Future Fabulators
20.000
Szene – Verein zur Förderung der Kultur
apap (advancing performing arts) – performing
europe
20.000
IG Kultur Österreich
Romani Lives
15.000
WUK Werkstätten und Kulturhaus, Kunsthalle Exnergasse
Curators Network
10.000
Backyard GmbH
Griechenland blüht – DVD-Produktion
10.000
Kunsthistorisches Museum
Ganymed Goes Europe
9.900
eu-art-network
Symposium 2013 – Fallende Mauern – Öffnende
Räume
9.500
Crossing Europe Filmfestival Linz GmbH
Crossing Europe Filmfestival 2013
7.000
Danube Cultural Cluster – Verein für die
engere kulturelle Zusammenarbeit der
Donauländer
Etablierung eines internationalen Informationsund Projektbüros
7.000
Impuls. – Verein zur Vermittlung zeitgenössischer Musik
Ulysses – a European odyssey with young artists
for new music
6.000
Österreichische Kulturdokumentation. Internationales Archiv für Kulturanalysen
Evaluierung von Kulturpolitik und EU-Programmen
zu kultureller Vielfalt und interkulturellem Dialog in
Südosteuropa (SEE)
5.029
IMZ Internationales Musik und Medienzentrum
EDVH European Dance Video Heritage
5.000
OHO – Offenes Haus Oberwart
Beyond Front@: Bridging New Territories
5.000
270
Förderung
in €
Institution
Projekt
EU XXL – Kulturverein zur Förderung der
europäischen Integration
EU XXL Forum 2013
5.000
Verein für neue Tanzformen – D.ID Dance
Identiy
Dance Exploration Beyond Front@ – Bridging
New Territories
5.000
MICA (Music Information Center Austria)
The European Talent Exchange Program (2.0)
4.750
AAC Verband österreichischer Kameraleute
IMAGO Cinematographers Forum Inspiration
3.200
Gesamt
396.805
271
Bi- und Multilaterale Kulturelle
Auslandsangelegenheiten
Der Schwerpunkt der Aktivitäten im Bereich
der bi- und multilateralen kulturellen Aus­
landsangelegenheiten liegt einerseits auf der
Kooperation mit internationalen Organisa­
tionen wie UNESCO und Europarat sowie
mit Kulturministernetzwerken, andererseits
in der Unterstützung von Auslandsaktivitä­
ten österreichischer KünstlerInnen auf Basis
bestehender Kulturabkommen und Memo­
randa of Understanding, einem Artist-inResidence Programm sowie bilateralen Be­
suchsprogrammen von KulturministerInnen
(incoming und outgoing).
Bilaterale Auslandskulturangele­
genheiten
Kulturabkommen
Diese zwischenstaatlichen Verträge erleich­
tern die Bedingungen für die Internationa­
lisierung von Kunst und Kultur und den
internationalen Künstleraustausch. Kultur­
abkommen bestehen jeweils zwischen Öster­
reich und folgenden Ländern: Ägypten, Al­
banien, Belgien, Bulgarien, China, Finnland,
Frankreich, Großbritannien, Guatemala,
Italien, Kroatien, Luxemburg, Mazedonien,
Mexiko, Montenegro, Polen, Portugal,
Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien,
Spanien, Tschechien, Tunesien, Ungarn und
Russland. Sie regeln in Kulturprotokollen
bzw. Kulturprogrammen im Wesentlichen die
Formen der bilateralen kulturellen Zusam­
menarbeit, legen deren Rahmenbedingungen
fest und beinhalten auch Vereinbarungen
über den Austausch von ExpertInnen, kul­
turellen Aktivitäten, Künstlergruppen, En­
sembles und Tanzkompanien in limitierter
Zahl. Die allgemeinen und finanziellen Be­
stimmungen unterliegen den jeweils ausge­
handelten Übereinkommen und Protokollen.
Ohne formelles Kulturabkommen besteht ein
analoges periodisches Arbeitsprogramm mit
Norwegen. Mit Israel und dem Iran besteht
ein Kulturprogramm auf der Basis eines Memorandum of Understanding on Cultural
and Educational Cooperation.
272
Auf Basis der Kulturabkommen mit der Slo­
wakei, Rumänien und Slowenien wurden
2013 Arbeitsprogramme für die nächsten drei
bis fünf Jahre verhandelt. Darüber hinaus
fanden mit der Schweiz Kulturgespräche über
aktuelle Kooperationen im Bildungs- und Kul­
turbereich statt. Das Kulturabkommen zwi­
schen Österreich und Bulgarien aus 1974 soll
auf Wunsch der bulgarischen Seite den aktuel­
len Kooperationsbedingungen angepasst und
daher neu verhandelt werden. Die entspre­
chenden Vorbereitungen wurden begonnen.
Ohne Basis eines formellen Kulturab­
kommens bestehen Memoranda of Understanding zwischen dem Bundesministerium
für Unterricht, Kunst und Kultur und den
jeweiligen Kulturministerien der Länder
Armenien, Aserbaidschan, Kuba, Litauen,
Türkei und Zypern.
Vorbereitungen für Memoranda of Understanding mit Kasachstan, Bolivien, Geor­
gien und Indien sowie für die Verlängerung
der bestehenden Memoranda of Understanding mit Aserbaidschan und Litauen wurden
getroffen. Am 20. Mai 2013 fand ein kasa­
chischer Kulturtag statt, im Zuge dessen ein
Galakonzert des Kazakh State Kurmangazy
Academic Orchestra of National Instruments
im Wiener Konzerthaus veranstaltet wurde.
Im Rahmen der Umsetzung der be­
stehenden Kulturabkommen und Arbeits­
programme wurden Kunstschaffende und
ExpertInnen nach Österreich eingeladen.
Beispielsweise hielt sich im November eine
Delegation von Kulturerbeexpertinnen aus
Rumänien auf Einladung des Bundesminis­
teriums für Unterricht, Kunst und Kultur zu
einem Studienbesuch in Österreich auf.
Artist-in-Residence Programm
Seit einigen Jahren werden internationale
KünstlerInnen zu einem Artist-in-Residence
Aufenthalt nach Wien (Schloss Laudon)
eingeladen. 2013 verbrachten im Rahmen
dieses Programmes Kunstschaffende aus
Iran, Liechtenstein, Luxemburg, Litauen,
Polen, Rumänien, Russland und Türkei einen
dreimonatigen Aufenthalt in Österreich. Die
KünstlerInnen traten auch mit österreichi­
schen KollegInnen in Kontakt und tauschten
ihr künstlerisches Wissen sowohl auf kultu­
reller, philosophischer als auch technischer
und formaler Ebene aus. Die Ergebnisse der
Residencies wurden in Ausstellungen des
Bundesministeriums für Unterricht, Kunst
und Kultur einer breiteren Öffentlichkeit zu­
gänglich gemacht.
Im Rahmen des Artist-in-Residence Pro­
grammes wurde 2013 gemeinsam mit der
Schweizer Botschaft in Wien das Ausstellungs­
projekt Come and Go verwirklicht. Artists in
Residence des Bundesministeriums für Un­
terricht, Kunst und Kultur, die 2013 in Wien
lebten und arbeiteten, setzen sich gemein­
sam mit österreichischen und internationalen
KünstlerInnen mit dem Thema von Weggehen
und Verbleiben und der globalen Mobilität
auseinander. 15 KünstlerInnen aus Rumä­
nien, Serbien, der Türkei, der USA, aus Polen,
Deutschland, der Schweiz und aus Österreich
waren Teil des Projektes Come and Go.
Bilaterale Kulturkooperationen
Das Bundesministerium für Unterricht,
Kunst Und Kultur setzt sich für die Entwick­
lung der Potenziale junger zeitgenössischer
KünstlerInnen ein und schafft im Rahmen
von Artist-in-Residence Programmen aber
auch durch die Teilnahme an internationalen
Ausstellungen und Biennalen wichtige Platt­
formen Chancen für Kunstschaffende.
Die Wanderausstellung des Bundesministeri­
ums für Unterricht, Kunst und Kultur Desiring the Real. Austria Contemporary wurde
2013 in folgenden internationalen Museen
gezeigt: Galeria GAALS, Culiacan, Mexiko;
MSU Museum of Contemporary Art, Zag­
reb, Kroatien; Kunst Meran, Meran, Italien;
MUSEION, Bozen, Italien; National Gallery
of Macedonia Chifte Hamam, Skopje, Maze­
donien; DEPO und Jewish Bakery, Istanbul,
Türkei und Österreichisches Kulturforum in
Istanbul, Türkei.
Die Ausstellung präsentiert Werke von
22 österreichischen bzw. in Österreich ar­
beitenden jungen Künstlerinnen und Künst­
lern, die in den vergangenen Jahren für
die Kunstsammlung des Bundes angekauft
wurden, ergänzt durch Leihgaben. Die Aus­
stellung soll nicht nur zur Verbreiterung des
Wissens über zeitgenössische österreichi­
sche Kunst, sondern auch zur internationa­
len Präsenz österreichischer Kunstschaffen­
der beitragen.
Für 2014 sind folgende Stationen vor­
gesehen: Europarat, Straßburg, Frankreich;
Nationalgalerie von Bosnien und Herzego­
wina, Sarajewo, Bosnien Herzegowina; Na­
tional Center for Contemporary Art, Nishnij
Novgorod, Russland; National Center for
Contemporary Art, Moskau, Russland.
Ausstellung Desiring the Real
© Bernhard Rehn
273
Weitere bilaterale Kooperationsprojekte mit
Beteiligung des BMUKK waren 2013 etwa die
Ausstellungsserie Garage Exchange Vienna –
Los Angeles in Kooperation mit dem MAK
CENTER FOR ART AND ARCHITEC­
TURE, Los Angeles, USA, bzw. incoming
die Ausstellungen Brot und Salz – Transition
und Gender Positionen junger mazedonischer
Kunst und Der Weg nach Europa – mit
Princip(ien) oder ohne Zeitgenössische Kunst
aus Serbien im Palais Porcia, Wien.
Das Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur ist seit Jahren in einem in­
tensiven kulturellen Dialog mit Russland. Der
Austausch von Künstlerinnen und Künstlern
hat sich vervielfacht, zahlreiche Projekte und
Kooperationen im Bereich zeitgenössischer
Kunst und des kulturellen Erbes konnten ins
Leben gerufen bzw. vertieft werden.
Das Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur beschickt regelmäßig die
Biennale zeitgenössischer Kunst in Moskau
und realisiert gemeinsam mit dem Öster­
reichischen Kulturforum Moskau ein am­
bitioniertes Ausstellungsprogramm. Im
Rahmen der Österreichischen Kultursaison
2013/2014 in Russland hat das Ressort eine
große Zahl an Kunstprojekte veranstalten
und gefördert. Ausstellungen, Theatergast­
Biennale Moskau Projekt
KRFTWRK © Bernhard Rehn
274
spiele, Konzerte der Kulturinstitutionen des
Bundes wie der Albertina in der Eremitage
St. Petersburg, des Burgtheaters im Teresa
Durowa Theatrium wurden durchgeführt.
Im zeitgenössischen Kunstbereich hat Rainer
Prohaska im Rahmen der Biennale Moskau
die Installation KRFTWRK Moskau im öf­
fentlichen Raum verwirklicht, die Ausstel­
lung des Bundesministeriums für Unterricht,
Kunst und Kultur Desiring the Real. Austria
Contemporary wird 2014 in Moskau und
Nishnij Nowgorod gezeigt. Weitere künst­
lerische Interventionen erfolgten 2013 bei
der Biennale Samara und in der Ausstellung
Lenin: Eisbrecher in Murmansk, Moskau
und Linz. Darüber hinaus wurden vom Bun­
desministerium für Unterricht, Kunst und
Kultur in Nishnij Nowgorod spartenüber­
greifende Veranstaltungen für GermanistIn­
nen und DeutschlehrerInnen in Verbindung
mit Kunstprojekten durchgeführt. Noch nie
zuvor war das Ressort an einer so großen
Zahl österreichischer Kultur- und Bildungs­
projekte in Russland beteiligt.
Die bilateralen Kooperationen im Kul­
turbereich wurden auch 2013 durch Treffen
der Bundesministerin für Unterricht, Kunst
und Kultur mit internationalen Amtskolle­
gInnen bereichert.
Multilaterale Kulturelle
Kooperationen
UNESCO
Die United Nations Educational, Scientific
and Cultural Organization (UNESCO), die
Organisation der Vereinten Nationen für
Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kom­
munikation, ist eine eigenständige Sonder­
organisation der Vereinten Nationen und
zählt 195 Mitgliedstaaten (und 9 assoziierte
Mitglieder). Ziel der UNESCO ist es, durch
Förderung der Zusammenarbeit zwischen
den Völkern in den Bereichen Bildung, Wis­
senschaft, Kultur und Kommunikation zur
Wahrung des Friedens und der Sicherheit
beizutragen. Die Österreichische UNESCOKommission (ÖUK) ist ein Bindeglied der
innerösterreichischen Koordination, aber
auch in der Koordination zwischen dem Se­
kretariat der UNESCO und österreichischen
Institutionen tätig.
Von 5. bis 20. November 2013 fand die
37. Generalkonferenz der UNESCO Mit­
gliedsstaaten statt. Österreich war durch
Bundesministerin für Unterricht, Kunst und
Kultur im Plenum der Generalkonferenz ver­
treten, die als höchstes Entscheidungsgre­
mium über Strategie, Programm und Budget
der Organisation bestimmt. Zu den wich­
tigsten Ergebnissen der Kulturkommission
zählt die Fokussierung der Ressourcen auf
die Implementierung der UNESCO-Rechts­
instrumente (1954er, 1970er, 1972er, 2001er,
2003er und 2005er Konvention), die Bekräf­
tigung des Engagements der UNESCO, Kul­
tur in die Post-2015 Entwicklungsagenda zu
integrieren, sowie die Aufnahme der Arbei­
ten für eine Empfehlung zum Schutz und zur
Förderung von Museen und Sammlungen.
Konvention über den Schutz und
die Förderung der Vielfalt kultureller
Ausdrucksformen
Jüngstes und besonderes Rechtsinstrument
von großer Tragweite für die Mitgliedstaaten
der UNESCO ist das Übereinkommen über
den Schutz und die Förderung der Vielfalt
kultureller Ausdrucksformen. Das Überein­
kommen wurde bei der 33. Generalkonfe­
renz der UNESCO im Oktober 2005 ange­
nommen und ist seit 18. März 2007 in Kraft.
Derzeit zählt die Konvention 132 Staaten
sowie die Europäische Union zu ihren Ver­
tragsparteien. Österreich hat das Überein­
kommen im Dezember 2006 ratifiziert.
2013 tagte die Konferenz der Vertrags­
parteien, das oberste Beschlussfassungsorgan
des Übereinkommens, von 11. bis 14. Juni.
Erstmals wurden Umsetzungsberichte – da­
runter auch jener Österreichs – zum Über­
einkommen diskutiert. Sowohl seitens der
eingeladenen internationalen ExpertInnen
als auch in der Debatte der Mitgliedstaaten
wurden Maßnahmen, die Österreich im Be­
reich der öffentlichen Verwaltung als auch
auf NGO-Ebene gesetzt hat, als innovativ
und beispielhaft bewertet. Ferner wurden die
Arbeitsschwerpunkte für 2013 – 2015 be­
schlossen, ein Logo für das Übereinkommen
ausgewählt sowie die 12 neu zu bestellenden
Mitglieder des Zwischenstaatlichen Komitees
gewählt. Österreich kandidierte erfolgreich
für einen der neu zu bestellenden Sitze und ist
damit Mitglied des Komitees bis 2017.
Das mit Begleitung, Führung und Mo­
nitoring des Übereinkommens betraute Zwi­
schenstaatliche Komitee tagte von 10. bis
12. Dezember 2013. Im Mittelpunkt der
Komiteesitzung stand die prekäre Finanz­
situation des UNESCO-Sekretariats zum
Übereinkommen, welches eine Reihung der
geplanten Aktivitäten nach Prioritäten er­
forderlich machte. Höchste Priorität wurde
dabei der Analyse der Umsetzungsberichte
der Vertragsparteien sowie unterstützenden
Maßnahmen zum Aufbau von Kapazitäten
in Entwicklungsländern eingeräumt.
Hinsichtlich der innerstaatlichen Umset­
zung wurde die Zusammenarbeit mit der (auf
Basis einer Ressortvereinbarung zwischen
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und
Kultur sowie Bundesministerium für europä­
ische und internationale Angelegenheiten)
2010 bei der Österreichischen UNESCOKommission eingerichteten nationalen Kon­
taktstelle zum Übereinkommen fortgesetzt.
Im Mittepunkt der Aktivitäten 2013 stand
der internationale Erfahrungsaustausch über
Modelle und Ansätze der nationalen Um­
275
setzung – etwa im Rahmen eines von der
UNESCO finanzierten regionalen Workshops
mit Staaten Zentral- und Südosteuropas und
im Rahmen der Östlichen Partnerschaft der
EU. Der Dialog und Austausch mit der ös­
terreichischen Zivilgesellschaft wurde auch
2013 im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft
Kulturelle Vielfalt fortgesetzt. Diese konzen­
trierte sich inhaltlich auf die rechtlichen Rah­
menbedingungen und die Praxis der Visaer­
teilung für Kunst- und Kulturschaffende aus
EU-Drittstaaten sowie die Konsequenzen in­
ternationaler Freihandelsverhandlungen für
den Medien- und Kultursektor anlässlich der
Aufnahme der Verhandlungen zur Transat­
lantischen Investitions- und Handelspartner­
schaft zwischen der EU und den USA. Eine
vertiefende Auseinandersetzung mit diesen
Themenstellungen ist auch für 2014 geplant,
unter anderem im Rahmen einer Fachtagung
zu den EU-USA Freihandelsverhandlungen
sowie einem Workshop zu praktischen An­
sätzen der Visaerleichterung mit internatio­
nalen ExpertInnen.
Konvention zur Erhaltung des Immateriel­
len Kulturerbes
Die Konvention wurde bei der 32. UNESCO
Generalkonferenz 2003 verabschiedet und
trat 2006 in Kraft. 158 Staaten haben die
Konvention bis Ende 2013 ratifiziert. Ös­
terreich ist seit Juli 2009 Vertragsstaat zur
Konvention.
Seit der Ratifizierung ist die Österrei­
chische UNESCO-Kommission mit der na­
tionalen Umsetzung des Übereinkommens
betraut. Die zentralen Aufgaben sind dabei
Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung für die
Erhaltung, Vermittlung und Förderung des
immateriellen Kulturerbes in Österreich zu
setzen. Zudem sind die Vertragsstaaten auf­
gefordert, nationale Inventarlisten zu erstel­
len, die das im jeweiligen Hoheitsgebiet des
Staates befindliche immaterielle Kulturerbe
dokumentieren sollen. Dazu wurde ein Fach­
beirat bei der Österreichischen UNESCO
Kommission (ÖUK) eingerichtet, der alle
Stakeholder einbezieht, einschließlich der
Bundesländer und ExpertInnen. Der Fach­
beirat entscheidet anhand eines Kriterienka­
talogs über die Aufnahme von beworbenen
276
immateriellen Kulturgütern in das Österrei­
chische Verzeichnis des Immateriellen Kul­
turerbes sowie über die Nominierung von
Elementen für die internationalen Listen der
Konvention. 2013 wurden 13 Elemente von
immateriellem Kulturerbe in das Verzeichnis
des immateriellen Kulturerbes in Österreich
aufgenommen. Alle Informationen zu den
derzeit insgesamt 68 Elementen sind in einer
Online-Datenbank unter http://immateriel­
leskulturerbe.unesco.at abrufbar. In gedruck­
ter Form zeigt eine bebilderte Broschüre, die
auch 2013 wieder veröffentlicht wurde, alle
im Jahr 2012 und 2013 in das Verzeichnis
aufgenommene Traditionen.
Auf internationaler Ebene fand von
2. – 7. Dezember 2013 in Baku, Aserbaid­
schan die achte ordentliche Sitzung des aus
24 Vertragsstaaten bestehenden Zwischen­
staatlichen Komitees statt. 25 Elemente
wurden auf die Repräsentative Liste (RL),
vier Elemente auf die Liste des dringend
erhaltungsbedürftigen immateriellen Kul­
turerbes (USL) und ein Element auf die Best
Practice Liste (BPL) eingeschrieben. Aus
Österreich sind seit 2012 zwei Elemente
vertreten: Die Fasnacht Imst – Schemenlaufen und die Falknerei (eine multinationale
Nominierung mit 13 beteiligten Ländern).
Insgesamt umfasst die Repräsentative Liste
257 Elemente. Auf der »Liste des dringend
erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kul­
turerbes« sind 31, auf der »Best-Practice
Liste der Programme, Projekte und Tätig­
keiten zur Erhaltung des Immateriellen Kul­
turerbes« zehn Elemente enthalten. Die von
Österreich vorgelegte Nominierung Classical horsemanship and the High School of
the Spanish Riding School Vienna wurde
zurück gestellt und wird mit ergänzten In­
formationen 2014 neu eingereicht werden.
Eine vom Internal Oversight Service (IOS)
der UNESCO durchgeführte Evaluations­
studie bestätigte die Qualität der Umsetzung
der Konvention, empfahl aber auch eine
Reihe von Änderungen auf nationaler und
internationaler Ebene.
Anlässlich des Zehn-jährigen Jubiläums
der Konvention wurden weltweit zahlreiche
Ausstellungen, Symposien und Konferenzen
zum immateriellen Kulturerbe in den Ver­
tragsstaaten veranstaltet. Ein eigens einge­
richteter Online-Veranstaltungskalender auf
der UNESCO-Webseite informierte über die
Veranstaltungen (http://www.unesco.org/cul­
ture/ich/). In Österreich wurde anlässlich des
Zehn-jährigen Bestehens des Übereinkom­
mens gemeinsam mit der ÖUK von 19. – 21.
Juni 2013 ein internationales Austauschsemi­
nar mit ExpertInnen aus Kroatien, der Tsche­
chischen Republik, Deutschland, Ungarn, der
Slowakei, Slowenien und der Schweiz veran­
staltet. Der Austausch bezog sich auf un­
terschiedliche Einblicke in die Implementie­
rung des Übereinkommens in den jeweiligen
Ländern und nationale Scherpunktsetzungen
(z. B. traditionelle Handwerkstechniken).
Memory of the World-Programm
Mit dem Programm Memory of the World/
Gedächtnis der Menschheit (MoW) hat es
sich die UNESCO zur Aufgabe gemacht,
das dokumentarische Erbe – Bücher, Manu­
skripte, audiovisuelle Medien in Bibliotheken
und Archiven – weltweit zu sichern. Zum
einen sollen Dokumente vor Zerstörung durch
Umwelteinflüsse, schlechte Lagerbedingungen
sowie zeitbedingte Zersetzung des Materials
bewahrt werden, zum anderen soll der welt­
weite Zugang zu kulturell bedeutsamen und
historisch wichtigen Dokumenten auf neuen
informationstechnischen Wegen sichergestellt
werden. Entstehen soll ein Weltregister der
historisch bedeutendsten Dokumente wie
wertvoller Buchbestände, Handschriften, Par­
tituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdoku­
menten (Memory of the World Register). Über
die Aufnahme in das Weltregister entscheidet
ein internationales ExpertInnenkomitee.
Im Juni 2013 entschied das Internatio­
nal Advisory Committee des MoW, die von
Österreich gemeinsam mit Deutschland no­
minierte Goldenen Bulle, das bedeutendste
Rechtsdokument des Heiligen Römischen
Reiches, in das Weltregister aufzunehmen.
Damit stellt Österreich 13 der insgesamt
299 Dokumente bzw. Sammlungen aus allen
Kontinenten und zählt damit zu den erfolg­
reichsten Staaten weltweit.
Um die Ziele des Memory of the WorldProgramms nicht nur auf globaler Ebene zu
verfolgen sondern auch national voranzu­
treiben, wurde bei der ÖUK ein Fachbeirat
eingerichtet, der als Memory of the WorldNationalkomitee fungiert.
2013 wurde die Vorbereitung eines Na­
tionalen Registers weitergeführt und anhand
eines Kriterienkatalogs eine Liste potentieller
Dokumente bzw. Sammlungen von natio­
naler Bedeutung erstellt. Das Bundesminis­
terium für Unterricht, Kunst und Kultur
ermöglichte die Erstellung des Memory of the
World/Austria Registers / Datenbank durch
einen finanziellen Beitrag (gemeinsam mit
Bundeskanzleramt und Bundesministerium
für Wissenschaft und Forschung).
Die erste Ausschreibung zum Memory
of the World/Austria Register findet im Früh­
jahr 2014 statt.
Kultur und nachhaltige Entwicklung
Im Zusammenhang mit der zentralen Rolle
von Kultur in jeder nachhaltigen Entwick­
lung bemüht sich die UNESCO zwei Jahre
vor Ende des Millennium Development Goals
Zyklus Kultur als integralen Bestandteil der
Sustainable Development Goals in der post2015 Development Agenda zu verankern.
Hauptveranstaltung war eine breit angelegte
Konferenz Culture: Key to Sustainable Development von 15. – 17. Mai in Hangz­
hou, China, über den Beitrag von Kultur zu
nachhaltiger Entwicklung auf verschiedenen
Ebenen (materielles und immaterielles Kul­
turerbe, nachhaltige Stadtentwicklung, Krea­
tivwirtschaft, Beitrag zu Frieden und Versöh­
nung, Förderung der sozialen Intregration
und Gleichberechtigung, Bekämpfung von
Armut, nachhaltige Umweltpolitik, Publicprivate-partnerships).
Europarat
Als zwischenstaatliche Organisation un­
mittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg
gegründet, stellt der Europarat allgemein
humanistische und demokratische Werte
in den Mittelpunkt seiner kulturellen und
erzieherischen Aktivitäten. Im kulturellen
Bereich sind vor allem die Europäische Kul­
turkonvention sowie das Lenkungskomitee für Kultur, Kulturerbe und Landschaft
(CDCPP) von Bedeutung. Die Europäische
Kulturkonvention vom Mai 1955 verpflichtet
277
die Unterzeichnerstaaten des Europarats zur
Zusammenarbeit und schafft die Grundlage
für die Durchführung von Kultur- und Bil­
dungsprogrammen. 50 europäische Staaten
haben die Kulturkonvention unterschrieben
und sie gilt damit bis heute als eines der
wenigen, praktisch gesamteuropäisch gülti­
gen kulturpolitischen Dokumente. Darüber
hinaus nehmen an den Kulturprogrammen
des Europarats auch Israel, Japan, Kanada
und Mexiko teil.
Zu den wichtigsten Veranstaltungen des
Europarates im Kulturbereich gehörte 2013
die zehnte Kulturministerkonferenz des Europarates zum Thema Governance of Culture – Promoting Access to Culture von 15.
bis 16. April in Moskau, Russland, an der
Bundesministerin Dr. Claudia Schmied als ös­
terreichische Delegationsleiterin teilnahm. Als
Prioritäten für die nächsten Jahre wurden die
Erarbeitung von Indikatoren für den Einfluss
von kulturellen Aktivitäten auf Demokratie­
entwicklung sowie die Schaffung einer Platt­
form für den Austausch über die Bedeutung
von Digitalisierung für Kultur festgelegt.
Von 14. November 2013 bis 14. Mai 2014
hat Österreich den Vorsitz im Ministerkomi­
tee des Europarates inne. Das Bundesministe­
rium für Unterricht, Kunst und Kultur nützte
die Möglichkeit, mit einer Reihe von Ver­
anstaltungen verstärkt die österreichischen
Aktivitäten zur Erreichung der Ziele des
Europarates (Menschenrechte, Demokratie,
Rechtsstaatlichkeit) im Bereich Kunst und
Kultur sichtbar zu machen.
Das Lenkungskomitee für Kultur, Kulturerbe und Landschaft CDCPP (Steering
Committee for Culture, Heritage and Landscape) umfasst die Bereiche kulturelle Ent­
wicklung sowie Kulturerbe und Landschaft.
Den Schwerpunkt bei der zweiten Sitzung des
Steering Committee for Culture, Heritage and
Landscape (CDCPP) im Mai 2013 stellte die
Diskussion um das Arbeitsprogramm 201415 auf Basis der von der KulturministerInnenKonferenz in Moskau genannten Prioritäten
dar. Die Faro-Konvention (Wert des Kultur­
erbes für die Gesellschaft) soll durch einen
gezielten Aktionsplan beworben werden, um
die Mitgliedsstaaten zu ihrer Ratifikation zu
ermutigen. Ende 2013 fand eine Evaluierung
278
des CDCPP durch das Ministerkomitee statt,
das seine Fortführung beschloss.
Bei dem auf eine österreichische Initi­
ative zurückgehenden Programm Compendium of Cultural Policies and Trends in
Europe erfolgte 2013 eine Erweiterung der
erfolgreichen Datenbank mit Berichten und
Analysen zu kulturpolitischen Entwicklun­
gen in 42 Mitgliedsstaaten. Der Erfolg des
Programmes hat andere Weltregionen inspi­
riert, mit WorldCP ein ähnliches Programm
unter der Koordination der International
Federation of Arts Councils and Culture
Agencies (IFACCA) zu starten.
Aus Anlass der österreichischen Präsi­
dentschaft im Ministerkomitee veranstaltete
das Bundesministerium für Unterricht, Kunst
und Kultur in Zusammenarbeit mit der Öster­
reichischen Kulturdokumentation, ERICarts
und dem Europarat vom 12. bis 13. Dezember
2013 die 12th Assembly of Experts of the
Council of Europe Compendium of CulturalPolicies and Trends in Europe zum Thema
Democracy in the Digital Era – Hopes and
Threats im Architekturzentrum Wien. Am
13. Dezember fand ein öffentlich zugängliches
und hochrangig besetztes Diskussionsforum
zu dem Thema statt. Das CompendiumsTreffen knüpfte an die Konferenz der Kultus­
ministerInnen in Moskau an, die Ergebnisse
der Konferenz und des Public Forums werden
in den Arbeitsprozess für die Implementierung
des Moskau Aktionsplanes einfließen.
Das seit 1986 laufende Evaluierungspro­
gramm staatlich-nationaler Kulturpolitiken
mit Berichten über kulturpolitische Leitli­
nien, Konzeptionen, Strukturen und Budgets
der im European Programme of National
Cultural Policy Reviews involvierten Län­
der und Expertisen von außen stehenden
Fachleuten wurde 2013 fortgesetzt. Derzeit
werden Russland und die Türkei überprüft.
2013 wurde zudem das Kulturprogramm
Culture Watch Europe weitergeführt, welches
eine Gesamtdarstellung und zentrale Infor­
mationsschnittstelle der kulturpolitischen
Situation in den Bereichen Kunst/Kultur, Au­
diovisuelles und kulturelles Erbe bietet.
Das Kulturstraßenprogramm des Europarates besteht seit 1987 und zielt auf die
Umsetzung der Grundprinzipien des Euro­
parates in die Praxis um: Menschenrechte,
kulturelle Demokratie, kulturelle Vielfalt und
Identität, Dialog, gegenseitiger Austausch
und kulturelle Bereicherung über Grenzen
hinaus. Zudem soll der nachhaltige Tou­
rismus entlang dieser Routen vor allem in
weniger bekannten und benachteiligten Des­
tinationen gefördert werden. Derzeit gibt es
in Europa 26 zertifizierte Kulturrouten, drei
davon führen durch Österreich: Mozartwege
(2004), Transromanica (2007) und Europäische Friedhofsroute (2010). Aufgrund einer
bilateralen Vereinbarung zwischen dem Eu­
roparat und dem Großherzogtum Luxem­
burg wurde das Programm am Europäischen
Institut für Kulturstraßen angesiedelt und
durch die Gründung eines Erweiterten Teil­
abkommens (Enlarged Partial Agreement)
im Dezember 2010 weiter gestärkt. Öster­
reich ist Gründungsmitglied des Erweiterten
Teilabkommens. Der jährliche Mitgliedsbei­
trag wird vom Bundesministerium für Unter­
richt, Kunst und Kultur, vom Städtebund und
den Ländern Kärnten, Wien und Vorarlberg
getragen (www.culture-routes.lu).
Ebenfalls aus Anlass der österreichi­
schen Präsidentschaft im Ministerkomitee
des Europarates richtete Österreich das jähr­
liche Advisory Forum des Cultural Routes
Programmes aus, das im Zeichen der Fort­
führung des Programmes nach seiner drei­
jährigen Pilotphase stand: Council of Europe
Cultural Routes 2014-2024: Quo vadis?.
Die Veranstaltung fand von 21. bis 22. No­
vember 2013 in der Hofburg Innsbruck statt
und war eine Gemeinschaftsveranstaltung
der für die Kulturstraßen zuständigen Mi­
nisterien (Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur, Bundesministerium für
Wirtschaft, Familie und Jugend, Bundesmi­
nisterium für europäische und internatio­
nale Angelegenheiten). Die Fortführung des
Programmes auf permanenter Basis wurde
vom Ministerkomitee des Europarates im
Dezember beschlossen.
2013 hat das Bundesministerium für Unter­
richt, Kunst und Kultur die Vorbereitungen
für die Ratifizierung von zwei Europarats­
konventionen getroffen. Das Rahmenübereinkommen über den Wert des Kulturerbes
für die Gesellschaft (Faro Konvention) wird
als notwendige Ergänzung der internatio­
nalen Rechtsinstrumente im Kulturbereich
gesehen, da es den Kulturerbebegriff ge­
genüber den bisherigen Schutzmaßnahmen
weiter ausweitet und eine nachhaltige Un­
terstützung bietet. Mit der Ratifizierung des
Übereinkommens zum Schutz des archäologischen Erbes (Valetta Konvention) bekennt
sich Österreich zu den in diesem (revidierten)
Übereinkommen grundgelegten europäischen
Standards.
Europarat Compendiumskonferenz Wien © EuropeERICarts
279
KulturministerInnen-Konferenz
Moskau © BKA
Kulturministernetzwerke
Der Rat der Kulturminister Südosteuropas
ist ein KulturministerInnen-Netzwerk von elf
Ländern (Albanien, Bosnien-Herzegowina,
Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Monte­
negro, Rumänien, Serbien, Slowenien, Maze­
donien und Türkei), in das Österreich 2008
offiziell als Beobachter aufgenommen wurde.
Die jährliche Konferenz fand 2013 in Ptuj/
Laibach, Slowenien, statt. Schwerpunktthe­
men der Konferenz waren die Erarbeitung
von zukünftigen Prioritäten in der Zusam­
menarbeit auf Basis einer Evaluation der
bisherigen Aktivitäten sowie eine Zusam­
menschau von bestehenden Plattformen in
den Bereichen kulturelle Entwicklung und
Kulturerbe (Kooperation mit UNESCO, Eu­
roparat und EU). 2014 hat Mazedonien den
Vorsitz in dem Netzwerk.
280
Im Jahr 2013 fand in Baku, Aserbaidschan,
das zweite World Forum for Intercultural
Dialogue statt. Die Konferenz ist eine ge­
meinsame Veranstaltung der Regierung Aser­
baidschans mit der UNESCO, der UN Alli­
ance of Civilizations, der UN World Tourism
Organization, dem Europarat, des NordSüd-Zentrum des Europarates und ISESCO
(Islamic Educational, Scientific and Cultural
Organisation).
Budget
Insgesamt wurden für den Geschäftsbe­
reich € 400.285,72 an Aufwendungen und
€ 217.704,87 an Förderungen eingesetzt.
Geförderte Projekte 2013
Projektträger
Projekt
Betrag in €
Österreichische UNESCO-Kommission
Personalkosten Immaterielles Kulturerbe
47.278,87
Österreichische UNESCO-Kommission
Sachkosten Kulturelle Vielfalt, Focal Point
25.000,00
Österreichische UNESCO-Kommission
Broschüre Immaterielles Kulturerbe
3.696,00
Österreichische UNESCO-Kommission
Nationale Implementierung des UNESCO Memory of
the World Programms
2.000,00
Mishkenot Sha `ananim Jerusalem
Teddy Kollek Stipendium, Leopold Kessler
6.700,00
Klaus Obermayer
Korea Art Festival, Busan International Performing
Arts Festival 2013
5.600,00
KulturKontaktAustria
Projekt Österreichische Auslandsschulen – Orte des
kulturellen Dialogs, Schuljahr 2012 – 2013
Nathalie Koger und Kulturforum
Budapest
Kulturvermittlungsprojekt Überholte Geschichte?
2.000,00
ENTARTEOPERA, Verein für Musiktheaterprojekte, Israel Chamber
Orchestra
Produktion Der Schatzgräber von Franz Schreker
2.500,00
Danube Cultural Cluster – Verein für
engere kulturelle Zusammenarbeit
der Donauländer
Etablierung eines internationalen Informations- und
Projektbüros für die Realisierung der Zielsetzungen
(Kunstprojekte) des Danube Cultural Cluster
7.000,00
Alekander Niskac
ZOOM AUSTRIA 2013, Präsentation zeitgenössischer österreichischer Videos und Kurzfilme, Skopje
1.000,00
Ensemble XX. Jahrhundert
Festival 6th New Music Week 2013 Shanghai Conservatory of Music
3.000,00
Gabriela Gantenbein
Artist in Residence Ausstellungsprojekt Come and
Go in der Schweizer Botschaft in Wien
10.000,00
Verein GARAGE
A Future Archeology -Ein internationales RaumPerformance-Projekt Berlin-Wien-Kairo
10.000,00
Katrin Hornek
VIII Shiryaevo Biennale -Zwischen Europa und Asien
2.000,00
Swetlana Heger
VIII Shiryaevo Biennale -Zwischen Europa und Asien
2.000,00
Volkstheater GmbH
Die Besten aus dem Osten – Albanien
2.000,00
Totales Theater – Internationales
Laboratorium für künstlerische Forschung und Zusammenarbeit
Oper Der Kaiser von Atlantis und Vermittlungsprogramm
Reinhard Auer
Lesung Odessa – Einladung vonFreundschaftsbrücke
Gloria
450,00
Dance WEB
Stipendienprogramm für Zeitgenössischen Tanz 2013
4.300,00
Music & Poetry Basket – Verein für
junge Kunst
Festival Cubanismo Urbano, Wien 2013
Verein Medienplattform PlanetNext
Katalogbuch Luca Faccio Commonground
3.000,00
Museum ohne Grenzen
Online Ausstellungsprojekt Sharing History
5.000,00
10.000,00
12.500,00
10.000,00
281
Tabelle 5 Geförderte Projekte
bi- und multilateraler Kulturangelegenheiten 2013 in €
Projektträger
Projekt
Universalmuseum Joanneum GmbH
Workshop für ein Ausstellungsprojekt Sarajevo 1914
-2014«
2.000,00
Alekander Niskac
ZOOM AUSTRIA 2013/2014 Präsentation zeitgenössischer österreichischer Videos und Kurzfilme in
Laibach, Oslo, Graz und Sarajewo
5.000,00
Kunstkanzlei Yedermann-Productions
Teilnahme am 2. Jazzfestival von Santiago de Cuba
AMIGOS DE JAZZ
2.000,00
Österreichisches LateinamerikaInstitut
Tagung: Weltmacht Brasilen, Chancen und Risiken
eines Aufstiegs
3.000,00
VBKÖ-Vereinigung bildender KünsterlerInnen Österreichs
Ausstellung Take Place
1.680,00
VIENNAFAIR Betriebsgesellschaft
mbH
Non-Profit-Project-Spaces (Triana Expres, Center of
Contemporary Art Tiblisi, Stacion-Center of Contemporary Art Prishtina, Rupert Vilnius, Remont, Belgrad)
5.000,00
Verein zur Unterstützung der Österreichisch -Koreanischen Philharmonie
15. Konzert Österreichisch -Koreanischen Philharmonie im Wiener Konzerthaus
1.000,00
Margit Niederhuber
Buchprojekt Mein / My Johannesburg
2.500,00
Marcello Farabegoli
Club der polnischen Versager, Spezial Projekt der
Vienna Art Week 2013
1.500,00
Akademie Graz
Europäisches Roma – Kunstprojekt TRIN ALAVA /
TRIN LAFJA / TRIN VORBE
10.000,00
Zenita Komad
Ausstellung Use the switch operator before it is too
late, Museum für angewandte Kunst Moskau
5.000,00
Drago Druskovic
Ausstellung Culture Flow, Auroville Südindien
2.000,00
Gesamt
282
Betrag in €
217.704,87
Restitution
9
Einleitung
Personelle Zusammensetzung des Beirats
Kommission für Provenienzforschung
Stand der Recherche in den einzelnen Bundesmuseen und Sammlungen
Sitzungen des Beirats
283
Einleitung
Der vorliegende Bericht legt Rechenschaft
über den Fortgang der Provenienzforschung
und Kunstrückgabe des Bundes im Jahr 2013
ab und erscheint wie in den vorangegangenen
Jahren als Teil des Kulturberichts.
Sowohl das Büro der Kommission für
Provenienzforschung als auch die Forschen­
den in den Bundesmuseen schildern die Fort­
schritte des vergangenen Jahres. Vor allem
durch die Reihe der Mittagsgespräche, einen
Workshop im Juni 2013 und die Teilnahme
der Forschenden der Kommission an Tagun­
gen wurden die Vernetzung und der Aus­
tausch weiter gefördert.
Der Kunstrückgabebeirat, über dessen
Tätigkeit ebenfalls berichtet wird, trat im
Jahr 2013 zu fünf Sitzungen zusammen und
beschloss 19 Empfehlungen über Rückgaben.
Die Empfehlungen werden hier in verkürzter
Form dargestellt und sind im Volltext auf
der Netzseite der Kommission für Prove­
nienzforschung (www.provenienzforschung.
gv.at) nachzulesen. Die Bundesministerin für
Unterricht, Kunst und Kultur ist – wie in den
vergangenen Jahren – den Empfehlungen
ausnahmslos gefolgt.
Auch im Berichtsjahr erfolgte die Suche
nach den Rechtsnachfolgerinnen und Rechts­
nachfolgern der Geschädigten durch die Is­
284
raelitische Kultusgemeinde Wien; vor allem
Mag. Sabine Loitfellner und Karen Szyjowicz,
BA, ist für ihre unverzichtbaren Recherchen,
die sich aufgrund der verstrichenen Zeit fast
durchwegs komplex gestalten, besonders zu
danken. Die Finanzprokuratur hat durch
Prokuraturanwalt Dr. Martin Windisch die
zu den Erbfolgen gefundenen Dokumente
rechtlich bewertet und damit wesentlich
zur raschen Abwicklung der Rückgabefälle
beigetragen.
Besonders zu erwähnen ist die Rückgabe
von zwei Blättern von Rudolf von Alt aus
der Albertina an Eva Kantor entsprechend
der Empfehlung des Kunstrückgabebeirates
vom 3. Mai 2013. Eva Kantor, die heute
hochbetagt bei einer Verwandten in Ka­
nada lebt, musste die Blätter im Dezember
1938 veräußern. Dem außergewöhnlichen
Umstand Rechnung tragend, dass hier eine
Rückgabe an die Geschädigte selbst möglich
war, konnte durch die aktive Unterstützung
der Albertina und des Bundesministeriums
für europäische und internationale Ange­
legenheiten eine Übergabe in der Österrei­
chischen Botschaft in Ottawa erfolgen. Dr.
Maria Luise Sternath (Albertina) und Mag.
Susanne Ranetzky (BMeiA) haben hierzu
entscheidend beigetragen.
Beirat – Personelle Zusammensetzung
2013
Vorsitz
Präsident des Verwaltungsgerichtshofes
Univ. Prof. Dr. Dr.h.c. Clemens Jabloner
Stellvertretende Vorsitzende
Rektorin Mag. Eva Blimlinger
Mitglieder
Dr. Ilsebill Barta (Bundesministerium für
Wirtschaft und Arbeit)
Direktor Dr. M. Christian Ortner (Bundesmi­
nisterium für Landesverteidigung)
Univ.-Prof. Dr. Artur Rosenauer (Universitä­
tenkonferenz)
Dr. Eberhard Schrutka-Rechtenstamm (Fi­
nanzprokuratur)
Dr. Franz-Philipp Sutter (Bundesministerium
für Finanzen)
Generalanwalt i.R. Dr. Peter Zetter (Bundes­
ministerium für Justiz)
Ersatzmitglieder
Dr. Reinhard Binder-Krieglstein (Bundesmi­
nisterium für Unterricht, Kunst und Kultur)
Oberstaatsanwältin Dr. Sonja Bydlinski
(Bundesministerium für Justiz)
Dr. Christoph Hatschek (Bundesministerium
für Landesverteidigung)
Dr. Eva Ottilinger (Bundesministerium für
Wirtschaft und Arbeit)
Univ.-Doz. Dr. Bertrand Perz (Universitäten­
konferenz)
Mag. Daniel Pfau (Bundesministerium für
Finanzen)
Univ.-Prof. Dr. Michael Viktor Schwarz (Uni­
versitätenkonferenz)
Dr. Hans Tuma (Finanzprokuratur)
Geschäftsstelle gemäß §3 der Geschäfts­
ordnung des Beirates
Dr. Christoph Bazil (Leiter)
Dr. Heinz Schödl (Stv. Leiter)
Christine Arabatzis
285
Kommission für Provenienzforschung
Büro der Kommission für
Provenienzforschung
Neben den administrativen Geschäften sowie
den laufenden Recherchen zu aktuellen Fäl­
len der Provenienzforschung stand das erste
Halbjahr 2013 im Büro der Kommission
für Provenienzforschung ganz im Zeichen
der publizistischen Arbeit. Mitarbeiterinnen
des Büros verfassten Beiträge zu Band V der
Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung. Alexandra Caruso und Anne­
liese Schallmeiner schrieben zu den Samm­
lungen der Brüder Gottfried und Hermann
Eissler, Anita Stelzl-Gallian begab sich in
ihrem Aufsatz auf die Spuren der Sammler­
familie Kulka und Lisa Frank widmete sich
der Sammlung Ernst und Gisela Pollacks.
Geplanter Erscheinungstermin des Bands ist
im Herbst 2014.
Anita Stelzl-Gallian publizierte in der
Zeitschrift Muzealnictwo 54/2013, die vom
Nationalmuseum in Szczecin, Polen, heraus­
gegeben wird, den Artikel Die Kommission
für Provenienzforschung/ Gründungsgeschichte und Grundlagen der Tätigkeit (Komisja do badan proweniencyjnych w Austrii/
Powstanie i zasady dzialania). (http://kunstgeschichte.univie.ac.at/forschungsprojekte/
sonderauftrag-ostmark/)
Am 19. Juni 2013 fand im Volkskunde­
museum Wien ein von der Kommission für
Provenienzforschung organisierter Workshop
zum Thema Museen im Nationalsozialismus
statt, der dem fachlichen Austausch im er­
weiterten Kollegenkreis diente. Lisa Frank
und Anneliese Schallmeiner sprachen dort
zum Zentraldepot beschlagnahmter Kunstgegenstände in der Neuen Burg und zwei im
Restitutionsbestand des Archivs des Bundes­
denkmalamts befindlichen »Zentraldepot­
karteien«. Im Vorfeld konnte eine davon als
»Sicherstellungs-Kartei« identifiziert werden.
Im Oktober 2013 war das Büro auf
Einladung des Documentation Centre for
Property Transfers of Cultural Assets of
WWII Victims in Prag auf der Konferenz
»The West« Versus »The East« or United Europe in Podebrady mit Anita Stelzl-
286
Gallian und ihrem Vortrag zur Tätigkeit der
Kommission für Provenienzforschung vertre­
ten. Lisa Frank nahm am 30. Oktober 2013
an dem Kolloquium am Zentralinstitut für
Kunstgeschichte in München zum Thema
Provenienz- und Sammlungsforschung (IV)
teil, Alexandra Caruso verfolgte die am 5.
und 6. Dezember 2013 stattfindende Ta­
gung Forschungen zu Hans Posse in den
Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und
berichtete die neuesten Forschungsergebnisse
zum Thema im Kreis der Mitglieder der
Kommission für Provenienzforschung.
Im Zusammenhang mit der Rückfor­
derung von Klimts Beethoven-Fries durch
Rechtsnachfolger des ehemaligen Eigentü­
mers meldete sich eine Reihe historischer
Zeitzeugen, deren Erinnerungen durch das
Büro der Kommission in Form von Inter­
views aufgezeichnet wurden.
Mit der Mitarbeit Ulrike Nimeths im
Projekt Sonderauftrag Ostmark: Hitlers
Kunstraub- und Museumspolitik in Österreich (Projektleiterin: Birgit Schwarz, mitfi­
nanziert durch den Zukunftsfonds der Repu­
blik Österreich und den Nationalsfonds der
Republik Österreich für Opfer des National­
sozialismus) wird ein wesentlicher Akzent
in der Grundlagenforschung gesetzt, der die
Forschungsergebnisse Frank/Schallmeiner
betreffend Zentraldepot ergänzen soll und
idealerweise auch an Fragestellungen an­
schließen wird, die in der bereits erwähnte
Dresdner-Tagung zu Hans Posse formuliert
wurden. Das Projekt hat die systematische
Verteilung beschlagnahmter und sicherge­
stellter Kunst an das Linzer Kunstmuseum
einerseits und an die österreichischen Mu­
seen im Rahmen des von Hans Posse geleite­
ten Sonderauftrags zum Thema und soll die
Durchführung der Verteilung, deren organi­
satorische Struktur und das zugrundeliegende
kunstpolitische Programm sowie die Rolle
der involvierten Institutionen und der lei­
tenden Personen untersuchen. (http://kunstgeschichte.univie.ac.at/forschungsprojekte/
sonderauftrag-ostmark/)
Ausführliche Recherchen zu zahlreichen
Fällen, in Kooperation mit nationalen und
internationalen Einrichtungen, bestimmten
auch 2013 das Tagesgeschäft (u. a. betreffend
die Sammlungen Heinrich Schwarz, Ernst
Pollack, Oskar Bondy, Albert Pollak, Irma
und Edwin Czeczowiczka, Auguste und Josef
Blauhorn, Alphons Thorsch, Philipp Gom­
perz, Serena und August Lederer)
Im Berichtsjahr wurde das Thema
Kunstraub öffentlichkeitswirksam in Film
und Fernsehen präsentiert. Materialien aus
dem Archiv der Kommission wurden für
verschiedene Produktionen herangezogen
und das Büro war mehrmals Schauplatz von
Fernsehinterviews und Filmaufnahmen.
Weiters wurde in sechs Mittagsgesprächen ForscherInnen, deren Interessensphä­
ren an jene der Kommission angrenzen, die
Möglichkeit gegeben, vor einem über die
Kommission hinaus erweiterten Personen­
kreis zu referieren:
4. April
MMag. Maria Männig (Wien)
Völkische Argumentationsfiguren in Verlust
der Mitte
26. Nov.
Mag. Iris Petrinja (Wien)
Findbuch der Opfer des Nationalsozialismus
8. Mai
Dr. Meike Hopp (München)
Rudolf von Alt – Zeichnungen und Aqua­
relle. Ein Einblick in das laufende Proveni­
enzrechercheprojekt der Staatlichen Graphi­
schen Sammlung München
6. Juni
Benno Widmer, lic.iur (Bern)
Umgang der Museen des Bundes in der
Schweiz mit NS-Raubkunst und Provenienz­
forschung
12. Dez.
Dr. Andrea Baresel-Brand (Magdeburg)
Die Koordinierungsstelle Magdeburg und
Lostart.de
19. Dez.
Dr. Uwe Hartmann (Berlin)
»Bestandsprüfung, Sammlungsdokumenta­
tion und historische Kontextforschung. Eine
Bilanz nach fünf Jahren Projektförderung für
die Suche nach NS-Raubkunst in Deutsch­
land«
287
Zum Stand der Recherchen in den
Bundesmuseen und Sammlungen
Albertina
Die Provenienzforscherinnen der Albertina,
Mag. Julia Lenz und Dr. Pia Schölnberger,
setzten wie im Jahr zuvor die Überprüfung
des größten Bestands der Sammlung, der
Zeichnungen, fort. Einen Schwerpunkt bil­
deten dabei jene Ankäufe, die 1938/1939
vom Amt des Reichstatthalters, Abteilung
III, subventioniert worden waren. Darun­
ter fielen eine Zeichnung eines anonymen
Künstlers aus dem ehemaligen Eigentum
von Adella Feuer sowie zwei Bleistiftskiz­
zen Rudolf von Alts, die von Eva Kantor
verkauft werden mussten. Die Dossiers Her­
mann Kolisch, Hans und Meta Körbel sowie
Hans Leinkauf gingen ebenso aus diesen
Untersuchungen hervor. Weiters konnten
acht Blätter Friedrich Oliviers, die 1939
im Kunstantiquariat C.G. Boerner, Leip­
zig, erworben worden waren, der Wiener
Sammlung Schmidl zugeordnet werden. Im
Fall Ferdinand Bloch-Bauers gelangte der
Kunstrückgabebeirat zu dem Beschluss der
Restitution eines Aquarells Rudolfs von Alt,
das im Zuge eines vom damaligen AlbertinaDirektor angestrebten Tauschgeschäftes im
Jahr 1949 ins Museum gelangt war. Dieser
Tausch kam in Verbindung mit einem Aus­
fuhrverbot für andere Teile der Sammlung
Bloch-Bauer zu Stande.
Zudem befasste sich der Beirat mit
zwei Aquarellen Josef Kriehubers, deren
eines 1963 aus dem Bestand des »Linzer
Kunstmuseums« an die Albertina gelangt
war. Das andere war 1943 von einer Pri­
vatperson direkt an die Albertina verkauft
worden. Beide Werke konnten als aus der
Sammlung des nach England geflohenen
Kunstsammlers Dr. Josef Blauhorn stam­
mend identifiziert werden.
Abgesehen von den vorgelegten Dossiers
beforschte die Provenienzforschung der Al­
bertina 2013 weitere Objekte, die für das so
genannte »Linzer Kunstmuseum« erworben
worden waren und der Albertina durch das
Bundesdenkmalamt 1963 zugewiesen wur­
den, sowie die zwischen 1939 und 1945
getätigten Ankäufe aus dem Kunstantiqua­
riat C.G. Boerner. Dazu erfolgten intensive
288
Forschungen hinsichtlich der Geschichte der
Sammlung und ihrer AkteurInnen in den Jah­
ren 1938 bis 1945 sowie der unmittelbaren
Nachkriegszeit.
Belvedere
Die systematische Überprüfung sämtlicher
Kunstwerke, die das Museum seit 1933
erwarb, wurde im Auftrag der Kommission
für Provenienzforschung durch Katinka
Gratzer-Baumgärtner und Monika Mayer
fortgesetzt.
Die Provenienz-Recherchen zum hausei­
genen Inventarbestand erfolgten auch im Zu­
sammenhang mit diversen Ausstellungspro­
jekten und Leihvorgängen, der Bearbeitung
interner und externer Anfragen und wurden
ergänzt durch die Autopsie von Kunstwer­
ken. Im Zuge der externen Quellenrecher­
chen wurde ein besonderes Augenmerk auf
die Sichtung der im Archiv des Bundesdenk­
malamtes überlieferten Wohnungsanforde­
rungen bzw. auf die Prüfung der Wiener und
Grazer Melderegister gelegt.
Fertiggestellt wurde das Dossier zu
einem Landschaftsgemälde Rudolf Matthias
Tomas aus der Sammlung Hugo Marmorek.
Katinka Gratzer-Baumgärtner war beteiligt
an einem Projekt zur Erfassung von Kriegs­
verlusten in den Bundesmuseen.
Umfassende Recherchen zu Personen
und Kunstinstitutionen wurden von Katinka
Gratzer-Baumgärtner für das geplante Le­
xikon der österreichischen Provenienzfor­
schung durchgeführt.
2013 wurden insgesamt sechs zur Rück­
gabe empfohlene Kunstwerke an die Rechts­
nachfolgerInnen nach Rudolf Bittmann, Dr.
Josef Blauhorn, Valerie Karplus, Alice und
Hans Rubinstein und Friedrich Spiegler aus­
gefolgt. Das Makart-Gemälde Der Einzug
Karls V. in Antwerpen aus der Sammlung
Karplus konnte ebenso wie das gotische Ta­
felbild des Meisters der Veitslegende Martyrium des heiligen Veit aus der Sammlung
Spiegler nach der erfolgten Restitution wie­
der erworben werden.
Im April 2013 nahm Monika Mayer an dem
Frühjahrestreffen des Arbeitskreises Proveni­
enzforschung im Märkischen Museum Berlin
teil. Auf Einladung des Museum Rietberg
in Zürich referierte Monika Mayer im Juni
2013 auf der Tagung Sammlungsgeschichte
und Provenienzforschung – Erwerbungspolitik im 20. Jahrhundert zu dem Thema
Jenseits von Klimt und Schiele. Zur Provenienzforschung in österreichischen Museen am
Beispiel des Belvedere in Wien.
Kunsthistorisches Museum
Zeitgerecht zur Wiedereröffnung der Kunst­
kammer im März 2013 fand die 2012 begon­
nene Provenienzforschung zur Kunstkammer,
zur Tapisseriensammlung sowie zur Weltli­
chen und Geistlichen Schatzkammer ihren
vorläufigen Abschluss. Nach Abgabe von
vier Dossiers, die sich mit sich mit der Erwer­
bung von 17 Objekten befassen (Otto Feist,
Silbermann/Weinstein, Johannes Jantzen,
Silbermadonna aus habsburgischem Besitz),
wurde der Leitung der Kommission für Pro­
venienzforschung im Sommer 2013 ein um­
fangreicher Gesamtbericht vorgelegt. Einige
Ergebnisse der Provenienzforschung in der
Kunstkammer sind im Themenheft 15 Jahre
Provenienzforschung der Fachzeitschrift
Neues Museum (erschienen im Dezember
2013) publiziert. Vorbereitet wurde zudem
ein Aufsatz für Band Fünf der Schriftenreihe
der Kommission für Provenienzforschung
über den im Jahr 1932 verstorbenen Indus­
triellen und Kunstliebhaber Gustav Benda,
der seine international bekannte Sammlung
der damaligen Sammlung für Plastik und
Kunstgewerbe vermachte.
Der Kunstrückgabebeirat empfahl in der
Sitzung am 3. Mai 2013 die aus der Samm­
lung Otto Feist stammende Bronzebüste des
Herkules (KK 9948) nicht an die Rechts­
nachfolgerInnen von Todes wegen nach Feist
zu restituieren. In derselben Sitzung sprach
sich der Beirat auf der Basis eines in Zusam­
menarbeit mit dem Büro der Kommission,
der Albertina, dem Heeresgeschichtlichen
Museum und dem Museum für angewandte
Kunst (MAK) erstellten Dossiers für die
Rückgabe des Gemäldes Sir Thomas Law­
rence Diana Sturt, Lady Milner (GG 9001)
an die RechtsnachfolgerInnen nach Valentine
Springer aus. Zwei Steinschlossgewehre, die
Valentine Springer ursprünglich dem Volks­
kundemuseum gewidmet hatte und die im
November 1950 ins Kunsthistorische Mu­
seum abgegeben wurden, verbleiben dagegen
auf Empfehlung des Kunstrückgabebeirats
in der Hofjagd- und Rüstkammer (HJRK A
2291, HJRK A 2292). Über einen Hammer­
flügel (SAM 795) aus dem ehemaligen Eigen­
tum von Mary Wooster wurde ebenfalls ein
Dossier erstellt und der Kommissionsleitung
übergeben. Seit dem Sommer 2013 wird die
2009 unterbrochene Provenienzforschung in
der Antikensammlung fortgesetzt.
Susanne Hehenberger und Monika Lö­
scher präsentierten im März 2013 im Kunst­
historischen Museum den von ihnen heraus­
gegebenen Band Vier der Schriftenreihe der
Kommission für Provenienzforschung Die
verkaufte Malkunst. Jan Vermeers Gemälde
im 20. Jahrhundert. Im Juni 2013 referierten
sie über die AkteurInnen im Kunsthistorischen Museum. Personelle Kontinuitäten
und Brüche 1933/34 – 1938 – 1945 in Berlin
und Wien und waren an der Vorbereitung
und Gestaltung des Workshops Museen im
Nationalsozialismus, der im Wiener Volks­
kundemuseum stattfand, beteiligt. Beide
Forscherinnen nahmen regelmäßig an den
Jours fixes der Kommission und an den
Mittagsgesprächen teil, tauschten sich mit
den österreichischen KollegInnen aus und
bemühten sich um internationale Vernetzung
durch die Teilnahme an den Treffen des
Arbeitskreises Provenienzforschung in Berlin
und Hamburg. Im Herbst 2013 organisierte
Monika Löscher eine Fachexkursion nach
Bad Aussee.
289
Museum für Völkerkunde
(Weltmuseum Wien)
Im Jahr 2013 wurden ausführliche Sachver­
haltsdarstellungen zu Bücherkonvoluten un­
geklärter Provenienz in der Bibliothek (vor
allem Judaica), zu den während des Krieges im
Museum gelagerten Objekten des Missionseth­
nographischen Museums St. Gabriel sowie zu
ungeklärten Leihgaben vorgelegt. Das Leih­
gabendossier befasste sich auch mit zum Teil
von NS-Verfolgten stammenden Objekten, die
nicht zurückgegeben werden können, weil die
Erbensuche bisher erfolglos verlaufen ist.
Des Weiteren wurde ein vorläufiger End­
bericht mit einer ausführlichen Einleitung
vorgelegt. Er umfasst die Erwerbungen von
Objekten in den Jahren 1933 bis 1999 –
Ergebnisse und Bewertungen wurden in die
Museumsdatenbank TMS eingetragen.
Im zweiten Halbjahr wurde ein Ar­
beitsplan für die Provenienzforschung zur
Sammlung Anton und Walter Exner im
Weltmuseum Wien sowie im MAK – Öster­
reichisches Museum für angewandte Kunst;
er bildet die Basis für die weiteren Untersu­
chungen in diesem Bereich.
Die Provenienzforscherin Gabriele An­
derl hat ferner einen längeren Artikel über
die Provenienzforschung im Weltmuseum für
die Zeitschrift Neues Museum verfasst.
Österreichisches Theatermuseum
In der Fotosammlung wurden von Ilse Eich­
berger innerhalb des vergangenen Jahres
insgesamt 6.401 Objekte bearbeitet. Zudem
wurde ein Zwischenbericht über die bis zum
September 2013 eingegeben Fotografien des
»Altbestandes« erstellt. Der Schwerpunkt
dieses 40.000 Objekte umfassenden Berich­
tes lag in der Rückseitendokumentation,
also beispielsweise der Erfassung von hand­
schriftlichen Notizen, Stempeln, Adressen
und Widmungen, die in die einzelnen Da­
tenblätter der Museumsdatenbank TMS
aufgenommen wurden.
290
Martina Jäger setzte im Sammlungsbereich für
Handzeichnungen ihre Forschungen bezüglich
des Falles Wilhelm Bermann fort. Im Zuge
dessen wurden das Format HR der allgemei­
nen Aufstellung sowie im Format HG in der
Aufstellung nach KünstlerInnen die Personen
Schütte, Stern, Geyling, Goltz, Nigrin, Hlawa,
Kautsky, Kniepert, Kunz, Lefler, Moser, Nie­
dermoser und Pühringer bearbeitet.
Christina Gschiel befasste sich 2013
mit der erweiterten Erforschung des Falles
Margarethe und Eva Henriette Sonnenthal
sowie der Weiterentwicklung der Datenbank
der Provenienzmerkmale. Zudem wurde die
Rückseitendokumentation der Gemäldes­
ammlung fortgesetzt, die jedoch seit Ende
2012 durch die Verlagerung eines großen
Teiles der Sammlung in das Zentraldepot des
Kunsthistorischen Museums nach Himberg
erschwert wurde. Des Weiteren erfolgte eine
Überprüfung der Karteien der Vermögens­
verkehrsstelle und der Finanzlandesdirek­
tion auf alle bisher bekannten Fälle, Namen
und Schlagworte die im direkten Zusam­
menhang mit der Provenienzforschung im
Theatermuseum stehen. Im Juni beteiligte
sie sich am Workshop der Kommission für
Provenienzforschung zum Thema Museen
im Nationalsozialismus mit dem Beitrag Gregor versus Niessen – Theatersammlungen
im Spannungsfeld zwischen Wien und Köln.
Zudem verfasste sie für den fünften Band der
Reihe der Kommission für Provenienzfor­
schung den Artikel Joseph Gregor und die
Theatersammlung der Nationalbibliothek in
Wien – rastlose Tätigkeit im Interesse der
Sammlung. Im Zuge dessen wurden auch
Recherchen zu den Biographien der einzel­
nen SammlungsmitarbeiterInnen der Thea­
tersammlung, mit Schwerpunkt auf die Zeit
von der Gründung in den 1920er Jahren bis
zur Pensionierung von Joseph Gregor im Jahr
1953, durchgeführt.
MAK – Österreichisches Museum
für angewandte Kunst
Museum Moderner Kunst Stiftung
Ludwig Wien (MUMOK)
Für die Provenienzforschung sind wie in
den Jahren zuvor Dr. Rainald Franz als Be­
auftragter des Museums und Mag. Leon­
hard Weidinger als Forscher im Auftrag der
Kommission für Provenienzforschung ver­
antwortlich.
Der Leitung der Kommission wurden
im Jahr 2013 folgende Berichte vorgelegt:
ein Dossier zu drei 1938 beim Auktions­
haus Weinmüller erworbenen Gläsern aus
der Sammlung Rudolf Bittmann, ein Dossier
zu 15 Porzellanen aus der Sammlung Ferdi­
nand Bloch-Bauer, die 1941 erworben wur­
den und nach einem Rückstellungsvergleich
1949 im Museum verblieben waren, ein Dos­
sier zu einer silbernen Prunkdeckelvase aus
der Sammlung Emma Budge, die über den
Sammler Ernst Böhm ins MAK gekommen
war, ein Zwischenbericht zu den rund 3.700
Objekten, die das MAK von Anton bzw.
Walter Exner übernommen hat, ein Dossier
zu 83 Objekten, die das heutige MAK 1935
bzw. 1940 an das Kunsthistorische Museum
übergeben hatte und die dort in der Samm­
lung für Plastik und Kunstgewerbe (heute
Kunstkammer) inventarisiert wurden.
Darüber hinaus nahm Leonhard Weidin­
ger an den halbjährlichen Treffen des Arbeits­
kreises Provenienzforschung am 8./9. April
2013 in Berlin und am 11./12. November
2013 in Hamburg, am Workshop der Kom­
mission für Provenienzforschung am 19. Juni
2013 und am Workshop Market & Might im
Getty Research Center in Los Angeles vom
23. bis zum 27. September 2013 teil.
Im Jahr 2013 wurde die Bestandsaufnahme
der Werke im abgeschlossen, die trotz vor­
maliger Beforschung 1998 ein weiteres Mal
hinsichtlich ihrer Provenienz untersucht wer­
den sollten. Die Bestandsaufnahme wurde
um Listen der seit damals neu ins Haus
gekommen Bestände ergänzt. Über diese Be­
standsaufnahme wurde ein Zwischenbericht
angefertigt. Ferner wurden die in der Samm­
lung festgestellten Plastiken und Gemälde,
die mit den ehemaligen Galerien Flechtheim
in Zusammenhang stehen könnten, einge­
hender bearbeitet und von zwölf Werken
wurden vier zur weiteren Erforschung ver­
merkt. Die ausführliche Beschäftigung mit
der Geschichte der Galerien Alfred Flecht­
heims wurde in einem Beitrag für Band Fünf
der Schriftenreihe der Kommission für Prove­
nienzforschung zusammengefasst.
Die Rückseitenautopsie der zu unter­
suchenden Werke wird laufend fortgesetzt;
aufgrund des hierfür notwendigen Zugangs
zum Depot müssen genaue Absprachen bzw.
Terminplanungen durchgeführt werden.
Nach Möglichkeit wurden die Ankäufe des
mumok aus diversen Galerien und Aukti­
onshäusern im noch im Aufbau befindlichen
Zentralarchiv des internationalen Kunsthan­
dels in Köln überprüft.
Vorbereitungen für drei Dossiers wur­
den unternommen, die voraussichtlich in der
ersten Jahreshälfte 2014 abgeschlossen wer­
den. Diese betreffen:
•• Acht »abstrakte Bildideen« genannte
Zeichnungen von Raoul Hausmann
aus dem Jahr 1919, hierzu besteht
Kontakt mit dem Musée départemental
d’art contemporain de Rochechouart
und der Berlinischen Galerie sowie
den Archives of American Art imS­
mithsonian Museum Washington.
•• Ein Gemälde Max Oppenheimers (Por­
trät Rosa Kraus) von 1910, das der
Familie der Dargestellten, der Schwä­
gerin des Schriftstellers Karl Kraus
gehört hat, deren Wohnung 1938
291
••
»arisiert« wurde. Die Porträtierte ist
nach ihrer Deportation verschollen.
Einen Sessel aus dem Sanatorium
Purkersdorf von Josef Hoffmann von
1905, der sich als Dauerleihgabe im
Museum für angewandte Kunst in
Wien befindet. Hierzu werden vor
allem die Unterlagen der Schiedsinstanz
für Naturalrestitution, die 2011 eine
Wiederaufnahme des Restitutionsver­
fahrensfür die ehemals im Besitz der Fa­
milie Zuckerkandl befindlichen Liegen­
schaften des Sanatorium Purkersdorf
ablehnte, sukzessive nachvollzogen.
Naturhistorisches Museum
Der derzeitige Arbeitsschwerpunkt der Pro­
venienzforscherin Dr. Claudia Spring sind
die Abteilungs- und Sammlungsbibliotheken.
Ende 2013 waren die aufwändigen Vorarbei­
ten zurAnthropologischen Bibliothek abge­
schlossen, die Ergebnisse der so genannten
Buchautopsie (also die systematische Suche
nach Ex Libris, Widmungen und anderen
Hinweisen auf mögliche VorbesitzerInnen)
dokumentiert und mit jenen anderer öster­
reichischer und deutscher Bibliotheken abge­
glichen. 2014 sollen die ersten Dossiers dem
Kunstrückgabebeirat vorgelegt werden.
Auch 2013 gab es zahlreiche Mög­
lichkeiten zum Informationsaustausch mit
den ProvenienzforscherInnen anderer Insti­
tutionen: unter anderem im Rahmen eines
Workshops zum Thema Museen im Nationalsozialismus, durch die Mitwirkung am
geplanten Personenlexikon zur Provenienz­
forschung und durch einen kurzen Beitrag
für das Schwerpunktheft zur Provenienz­
forschung der österreichischen Zeitschrift
Neues Museum.
292
Technisches Museum Wien mit
Österreichischer Mediathek
Tausende Objekte, Bücher und Archivalien
wurden bereits auf die Unbedenklichkeit
ihrer Herkunft überprüft. Die systematische
Überprüfung der Österreichischen Media­
thek, des Archivs, der Bibliothek und der
Inventarverwaltung des Technischen Muse­
ums konnte bereits abgeschlossen werden.
Im Jahr 2013 wurde die Untersuchung der
Leihgaben von der Gründung des Museums
bis zum Jahr 1933 fortgesetzt. Ausständig
sind noch die Untersuchung der Bestände des
ehemaligen Österreichischen Eisenbahnmu­
seums sowie der Bibliothek des ehemaligen
Post- und Telegraphenmuseums.
Die Arbeit konzentrierte sich im Jahr
2013 auf die Implementierung der über
52.000 bisher recherchierten Provenienz­
merkmale in die neue Objekt-Datenbank des
TMW. In Zusammenarbeit mit der Samm­
lungsleitung und den KustodInnen wurde
eine Vorgehensweise entwickelt, um die
Provenienz von neuen Sammlungsobjekten
noch vor der Aufnahme in den Bestand des
TMW zu überprüfen. Damit soll verhindert
werden, dass Objekte, die möglicherweise
vor 1945 ihren rechtmäßigen EigentümerIn­
nen entzogen wurden, in den Sammlungsbe­
stand des TMW neu aufgenommen werden.
Seit September 2013 wurde die Provenienz
von 17 Sammlungsobjekten sowie die Er­
werbung eines Nachlasses für das Archiv
des TMW überprüft.
Der Restitutionsfall Paul Herzfeld konnte
durch die Übergabe der Schallplatten an den
rechtmäßigen Erben abgeschlossen werden.
Im Mai 2013 wurde die On-line Da­
tenbank zum NS-KFZ-Raub der Öffent­
lichkeit präsentiert. Die Datenbank wurde
im Zuge des Forschungsprojekts Entzug
und Restitution von Kraftfahrzeugen und
die sozio-ökonomischen Folgen. Aspekte
zur Verkehrsgeschichte Österreichs 19301955 in Kooperation mit der Israelitischen
Kultusgemeinde Wien erstellt. Bisherhaben
über 6.000 Personen die Datenbank benutzt.
Auch konnten zahlreiche Informationen von
NutzerInnen in die Datenbank neu aufge­
nommen werden. Diese Datenbank stellt für
die Provenienzforschung ein wichtiges Hilfs­
mittel zur Identifizierung von NS-Raubgut in
öffentlichen und privaten Sammlungen dar
und dient auch dem Oldtimerhandel im Inund Ausland als Orientierungshilfe.
chung zu geben, wurden jene Werke, die
einen Wiedererkennungswert aufweisen, in
einer eigens für die Erfassung von Raubgut
erstellten Online-Datenbank des National­
fonds publiziert.
Heeresgeschichtliches Museum
Österreichische Nationalbibliothek
Bereits Anfang Dezember 2003 hatte die
ÖNB ihren Provenienzbericht über unrecht­
mäßige Erwerbungen in der NS-Zeit vorge­
legt. Der Bericht, dem sorgfältige und auf­
wändige Nachforschungen in allen Beständen
des Hauses vorausgingen, listet genau 52.403
Einzelobjekte auf, die als unrechtmäßige Er­
werbungen der NS-Zeit qualifiziert werden
mussten. Für einen Großteil der betroffenen
Objekte ist es gelungen die VorbesitzerIn­
nen zu erfassen und deren Schicksal sowie
die Vorgänge der Entziehung und Verteilung
von Bibliotheksgut nachzuzeichnen. Seit dem
Jahr 2003 wurde intensiv an einer mög­
lichst raschen Rückgabe des unrechtmäßig in
ihren Beständen befindlichen Sammlungsguts
gearbeitet: Mit Ende 2013 wurden bereits
38.268 Einzelstücke an die rechtmäßigen
ErbInnen der Beraubten zurückstellt; der
2013 abgewickelte Fall betraf die Rückstel­
lung einer Druckschrift an die Erben nach
Walter Federn. Hinsichtlich jener Fälle, die
namentlich bekannten VorbesitzerInnen zu­
geordnet werden konnten, ist bereits eine
Rückgabequote von 97% zu verzeichnen.
Gemeinsam mit den im Juni 2010 an den
Nationalfonds der Republik Österreich für
Opfer des Nationalsozialismus übergebenen
8.363 erblosen Druckschriften erhöht sich
die Zahl auf 46.631 restituierte Werke. Die
Österreichische Nationalbibliothek ist damit
ihrem Ziel, der Bereinigung ihrer Bestände
von NS-Raubgut, bereits sehr nah.
Für weitere 5.772 voraussichtlich erblos
bleibende Druckschriften, Handschriften,
Fotografien, Musikalien und Kartenwerke
ist eine Entscheidung des Kunstrückgabe­
beirats noch ausständig. Um ErbInnen der
Verfolgten die Möglichkeit zur Beanspru­
Am 26. Februar 2013 wurden drei Ölge­
mälde, welche 1939 vom damaligen Hee­
resmuseum von der jüdischen Familie Klein
vor deren unmittelbaren Flucht ins Ausland
angekauft wurden, seitens des Bundesmi­
nisteriums für Landesverteidigung/Heeres­
geschichtliches Museum/Militärhistorisches
Institut (BMLV/HGM/MHI) restituiert. Der
Kunstrückgabebeirat hatte die Restitution
am 26. November 2010 empfohlen, jedoch
gelang es erst mit bedeutender Unterstützung
durch die Israelischen Kultusgemeinde (IKG)
die rechtmäßige Erbin nach Albert Klein aus­
zuforschen, welche zurzeit in England lebt.
Auf Wunsch der Erbin wurden die drei Ge­
mälde stellvertretend an die IKG übergeben.
Am 8. März 2013 empfahl der
Kunstrückgabebeirat die Restitution einer
Aquarellminiatur aus dem Jahr 1847 an die
rechtmäßigen Erben nach Eduard Epstein.
Auch in diesem Fall wird aktuell in Zu­
sammenarbeit mit der Israelischen Kultusge­
meinde laufend versucht, die rechtmäßigen
Erben auszuforschen, um der Empfehlung
des Beirats und dem Beschluss des Bundes­
ministers für Landesverteidigung und Sport
Folge leisten zu können.
Im Rahmen der Provenienzforschung
wurden im Jahr 2013 insgesamt 26.340 Ob­
jekte auf ihre Provenienz hin geprüft und
analysiert. Dadurch gelang es die Gesamt­
zahl der geprüften Datensätze im Verlauf
des Jahres von 172.400 auf aktuell 201.129
Objekte zu erhöhen. Bei den Recherchen
ergaben sich jedoch vorderhand kein weite­
ren, für eine eventuelle Restitution relevante
Verdachtsmomente.
293
Sitzungen des Beirats
Der Kunstrückgabebeirat ist im Berichtszeit­
raum zu fünf Sitzungen zusammengetreten,
nämlich am 8. März 2013, am 3. Mai 2013,
am 21. Juni 2013, am 8. Oktober 2013 und
am 6. Dezember 2013.
Er setzte in diesen Sitzungen eingehend
mit den von der Kommission für Provenienz­
forschung übermittelten Dossiers auseinan­
der, die beschlossenen Empfehlungen werden
nachstehend dargestellt und finden sich im
Volltext auf der Seite der Kommission für
Provenienzforschung (www.provenienzforschung.gv.at).
Sitzung vom 8. März 2013
Es erfolgten Empfehlungen zur Rückgabe in
folgenden Fällen:
aus dem Österreichischen Staatsarchiv
•• Teile des Rothschild’schen Fami­
lienarchivs, an die Nachkommen
des Wiener Zweigs der Familie
Das Rothschild’sche Familienarchiv wurde
1938 von der Gestapo aus Wien nach Berlin
überführt und gelangte nach 1945 durch
die Rote Armee nach Moskau. Die nun zur
Rückgabe empfohlenen Teile des Familienar­
chivs wurden 1960 von der damaligen Sow­
jetunion dem Österreichischen Staatsarchiv
als »Aktenspende« übergeben worden; die in
Moskau verbliebenen Teile des Familienar­
chivs wurden bereits im Jahr 2001 von Russ­
land an die Familie Rothschild rückerstattet.
aus dem Heeresgeschichtlichen Museum
•• eine Aquarell-Miniatur, an die
Erben nach Eduard Epstein
Die Aquarell-Miniatur wurde im Jahr 1940
vom Heeresgeschichtlichen Museum von
Eduard Epstein vor dessen Flucht in die USA
erworben. Da Eduard Epstein als Jude von
den Nationalsozialisten verfolgt war, ist die
Veräußerung als Entziehung zu bewerten.
294
aus der Albertina
•• acht Blätter; an die Erben nach
Dr. Marianne Schmidl
•• eine Bleistiftzeichnung; an die
Erben nach Adella Feuer
Dr. Marianne Schmidl, die zu den ersten
Ethnologinnen Wiens zählte, war Erbin einer
bedeutenden Kunstsammlung. Die acht Blät­
ter stammen aus der Sammlung und wurden
von Dr. Marianne Schmidl über Vermittlung
eines Wiener Kunsthändlers beim Leipziger
Auktionshaus C.G. Boerner in Leipzig im Jahr
1939 versteigert, wo sie von der Albertina er­
worben wurden. Dr. Marianne Schmidl wurde
1942 nach Izbica deportiert und ermordet. Da
dieser Verkauf im Zusammenhang mit ihrer
Verfolgung zu sehen ist, liegen die Vorausset­
zungen einer Rückgabe an die Erben vor.
Ähnlich gelagert ist der Fall Adella
Feuer, die im März 1939 eine anonyme Blei­
stiftzeichnung des Wiener Bürgermeisters
Leopold Rössler an die Albertina veräußerte.
Adella Feuer gelang 1939 die Flucht nach Ita­
lien, wurde jedoch dort 1940 interniert und
1944 nach Auschwitz deportiert. Sie erlebte
die Befreiung und wanderte in die USA aus.
Keine Empfehlung zur Rückgabe er­
folgte im Fall:
aus dem Museum moderner Kunst –
Stiftung Ludwig Wien (MUMOK)
•• Gemälde von George Grosz, Bündnis
/ Andenken, an die Erben nach Geor­
ges Grosz bzw. Alfred Flechtheim.
Der Beirat stellte fest, dass die Voraussetzun­
gen für eine Rückgabe des im mumok befind­
lichen Werks nicht erfüllt sind. Das Gemälde
war im Jahr 1986 vom mumok aus dem
Kunsthandel erworben worden. Der Beirat
hatte sich mit dem Gemälde bereits in seiner
Empfehlung vom 29. März 2006 befasst und
überprüfte nun die Angelegenheit nach der
durch die Novelle des Kunstrückgabegesetzes
im Jahr 2009 geänderten Rechtslage. Der
Beirat stellte fest, dass George Grosz das
Gemälde im Jahr 1931 dem Kunsthändler
Alfred Flechtheim in Kommission gab; in der
Folge wurde es in Brüssel und in Amsterdam
ausgestellt. Im Jahr 1938 wurde das Gemälde
in Amsterdam aus dem Nachlass von Alfred
Flechtheim, der 1937 gestorben war, verstei­
gert. Da die relevanten und bekannt gewor­
denen Rechtsgeschäfte jedenfalls außerhalb
des Gebietes des Deutschen Reiches und vor
der deutschen Besetzung der Niederlande
stattfanden, sah der Kunstrückgabebeirat die
Voraussetzungen auch unter der geänderten
Rechtslage nach § 1 Abs. 1 Z 2a Kunstrück­
gabegesetz nicht gegeben.
Sitzung vom 3. Mai 2013
Es erfolgten Rückgabeempfehlungen in fol­
genden Fällen:
aus der Albertina
•• zwei Blätter von Rudolf von
Alt, an Frau Eva Kantor
•• zwei Blätter von Josef Krie­
huber, an die Rechtsnachfol­
ger nach Dr. Josef Blauhorn
Die beiden Blätter von Rudolf von Alt, Karlskirche und Technische Hochschule in Wien
sowie Das Landhaus, Herrengasse, Wien
stammen aus dem Eigentum der von den
Nationalsozialisten verfolgten Eva Kantor.
Sie verkaufte die Blätter am 3. Dezember
1938 der Albertina; im August 1939 floh sie
aus Österreich.
Der Wiener Kunstsammler Dr. Josef
Blauhorn musste ebenfalls 1939 vor der
nationalsozialistischen Verfolgung fliehen.
Der Beirat konnte bereits mit Beschluss vom
29. Juni 2012 die Rückgabe von zwei be­
deutenden Ölgemälden aus der Österreichi­
schen Galerie zur Rückgabe an die Erben
empfehlen. Die nun behandelten Werke sind
zwei Aquarelle von Josef Kriehuber, nämlich
Bildnis der Gattin und Tochter des Künstlers
und Bildnis eines Herrn. Das Blatt Bildnis
der Gattin und Tochter des Künstlers wurde
1943 von der Albertina, das Blatt Bildnis
eines Herrn im selben Jahr für den »Sonder­
auftrag Linz« erworben; dieses Blatt wurde
von den amerikanischen Militärbehörden
dem Bundesdenkmalamt übergeben, von wo
es 1963 an die Albertina gelangte.
aus dem Kunsthistorischen Museum
•• Gemälde von Sir Thomas Law­
rence, Diana Sturt, Lady Milner, an die RechtsnachfolgerIn­
nen nach Valentine Springer
Valentine Springer wurde als Jüdin von den
nationalsozialistischen Machthabern verfolgt
und musste aus Wien fliehen. Da sie engli­
sche Staatsbürgerin war, wurde ihr Vermögen
nicht unmittelbar eingezogen, sondern es
wurde ein »Feindvermögensverwalter« be­
stellt. Durch diesen wurden acht Gemälde
aus der Sammlung im Februar 1941 an das
Kunsthistorische Museum verkauft. Die
Rückgabe der Gemälde wurde von Valentine
Springer seit 1946 beansprucht, im Novem­
ber 1947 kam es insoweit zu einer Einigung,
als Valentine Springer sieben Gemälde zu­
rückgestellt werden, jenes nunmehr empfoh­
lene jedoch im Bundeseigentum verbleiben
sollte. Das Bundesdenkmalamt erteilte die
Ausfuhrgenehmigung für die rückzustel­
lenden Gemälde unter der Voraussetzung,
dass das Bild Diana Stuart, Lady Milner im
Kunsthistorischen Museum verbleibt. Der
Beirat sah daher einen engen Zusammen­
hang zwischen einer Rückstellung, einem
Verfahren nach dem Ausfuhrverbotsgesetz
für Kulturgut und der Widmung des Gemäl­
des gegeben, weshalb der Tatbestand des §1
Abs.1 Z1 Kunstrückgabegesetz erfüllt war.
Keine Empfehlung zur Rückgabe er­
folgte in folgenden Fällen
aus dem Kunsthistorischen Museum
•• Italienische Bronzebüste des Herkules,
an die Rechtsnachfolger nach Otto
Feist bzw. dessen Söhne Dr. Ernst FeistWollheim und Dr. Hans Feist-Wollheim
Die Büste stammte aus den Kunstsammlun­
gen der Berliner Industriellenfamilie FeistWollheim und wurde im Jahr 1936 durch
einen Vergleich, der Schulden der Brüder Dr.
Ernst Feist-Wollheim und Dr. Hans FeistWollheim regelte, in das Eigentum der Firma
Caesar Wollheim übertragen. Im Jahr 1939
wurde die Büste mit anderen Sammlungsge­
genständen durch die Berliner Kunsthand­
lung Hans W. Lange versteigert und vier
295
Jahre später durch das Kunsthistorische
Museum von einer Wiener Kunsthändlerin
erworben. Auch wenn die Brüder Ernst und
Hans Feist-Wollheim von den nationalso­
zialistischen Machthabern verfolgt waren,
so stellte der Beirat dennoch fest, dass die
Schulden, welche durch dem Vergleich von
1936 geregelt wurden, unabhängig und vor
der NS-Machtübernahme entstanden waren.
Der Vergleich des Jahres 1936 wurde daher
nicht als ein gemäß §1 Nichtigkeitsgesetz
1946 nichtiges Rechtsgeschäft beurteilt.
aus dem Kunsthistorischen Museum, der
Albertina, dem Heeresgeschichtlichen
Museum und dem MAK-Österreichisches
Museum für angewandte Kunst
•• verschiedene Objekte aus Wid­
mungen von Valentine Springer
Bei den späteren Widmungen von Valentine
Springer an das Kunsthistorische Museum,
aber auch an die Albertina, das Heeresge­
schichtliche Museum und das Österreichi­
sche Museum für angewandte Kunst, die
zwischen 1950 und 1960 erfolgt sind, konnte
der Zusammenhang zwischen einer Rückstel­
lung, einem Verfahren nach dem Ausfuhrver­
botsgesetz für Kulturgut und der Widmung
nicht festgestellt werde. Diese Objekte wur­
den daher nicht zur Rückgabe empfohlen.
Sitzung vom 21. Juni 2013
Es erfolgten Rückgabeempfehlungen in fol­
genden Fällen:
aus der Parlamentsbibliothek
•• 29 »Signaturen« (Bücher), an 20 von
den Nationalsozialisten verfolgte
Personen bzw. Organisationen
Im Auftrag der Parlamentsdirektion wurde
durch externe Experten des Vereins für
wissenschaftliche und kulturelle Dienstleistungen unter der Leitung von Dr. Harald
Wendelin eine umfassende Datenbank zur
Provenienz von rund 15.000 Bänden er­
stellt. Aus den Recherchen ergab sich, dass
296
nach dem Zweiten Weltkrieg auch Bücher
in die Parlamentsbibliothek einsigniert
wurden, die aus Beständen stammen, als
das Parlamentsgebäude als »Gauhaus« der
NSDAP genutzt wurde. Der Beschluss des
Kunstrückgabebeirates empfahl gemäß § 1
Abs. 1 KRG die Rückgabe der insgesamt
29 Signaturen (Bücher) an Dr. Edwin Bader
und Dr. Lily Bader, Richard Beer-Hofmann,
Auguste Goldschmid, Siegfried Graubart,
Robert Holzinger, Dr. Paul Kisch, Hans T.
Korolanyi, Ing. Felix B. Kraus, Ida Schnü­
rer, Dr. Leopold Singer, Dr. Israel Taglicht,
Hugo Tannenbaum, Lese- und Redehalle jü­
discher Hochschüler in Wien, Bibliothek der
Z.T.V. Avoda, Trumpeldor-Bücherei Wien­
Jugendbund Josef Trumpeldor, Dr. Edmund
Weber, Schwarz-Gelbe Aktion der Jugend
im Reichsbund der Oesterreicher, Verein der
Vivisektionsgegner sowie an die Israelitische
Kultusgemeinde Wien.
Die Bestätigung einer Rückgabeempfeh­
lung erfolgte im Fall
Schönbrunnensia-Sammlung von
Dr. Ernst Moriz Kronfeld
Der Kunstrückgabebeirat bestätigte seine
Empfehlungen zur Rückgabe der Schön­
brunnensia-Sammlung von Dr. Ernst Moriz
Kronfeld, von der heute Teile in der Öster­
reichischen Nationalbibliothek, im Natur­
historischen Museum, bei den Bundesgärten
und bei der Schloss Schönbrunn Kultur- und
BetriebsgesmbH verwahrt werden.
Der Beirat erörterte einen neu aufge­
tauchten Hinweis zu früheren Empfehlun­
gen, wonach Dr. Ernst Moriz Kronfeld, der
ein bedeutender Sammler gartenhistorischer
Unterlagen war, seine reiche Sammlung be­
reits im Jahr 1937 der Österreichischen Gar­
tenbau Gesellschaft geschenkt haben könnte.
Ergänzende Recherchen der Kommission für
Provenienzforschung in den historischen Do­
kumenten belegten jedoch, dass Dr. Ernst
Moriz Kronfeld, der 1942 in Wien vor seiner
Deportation verstarb, seine Schönbrunnen­
sia-Sammlung, die Gegenstand der bereits
gefassten Empfehlungen war, nach dem »An­
schluss« Österreichs zu veräußern versuchte.
Die Annahme, dass diese Sammlung, die
ab 1980 im Antiquariatshandel auftauchte,
bereits 1937 der Gartenbau Gesellschaft ge­
schenkt worden und dann dieser Gesellschaft
verloren gegangen wäre, konnte sich nicht
bestätigen.
Sitzung vom 8. Oktober 2013
Es erfolgten Rückgabeempfehlungen in fol­
genden Fällen:
aus der Albertina
•• vier Arbeiten von Carl Spitzweg, Peter
Fendi und Friedrich Gauermann, an
die Erben nach den Geschwistern Dr.
Hermann und Dr. Käthe Kolisch
•• eine Druckgrafik von Wallerand Vail­
lant, an die Erben nach Hans Leinkauf
Die Geschwister Dr. Hermann und Dr.
Käthe Kolisch mussten 1939 vor der Ver­
folgung durch die Nationalsozialisten aus
Österreich flüchten. Vor ihrer Flucht, im
Jänner 1939 verkauften sie die vier Blätter
im Preis von 350,– Reichsmark der Alber­
tina. Die Geschwister kehrten nicht mehr
nach Österreich zurück, sondern starben
1977 bzw. 2002 in den USA.
Ähnlich gelagert ist der Erwerb einer
Druckgrafik von Wallerand Vaillant, die
Hans Leinkauf vor seiner Flucht an die Al­
bertina veräußerte. Hans Leinkauf verstarb
1946 in Los Angeles, Versuche seiner Witwe,
die für eine Verschiffung vorgesehene Kunst­
sammlung ihres Mannes wiederzufinden,
scheiterten.
aus dem MAK- Österreichisches Museum
für angewandte Kunst
•• drei Becher, an die Erben
nach Rudolf Bittmann
•• eine Prunkdeckelvase, an die
Erben nach Emma Budge
•• drei Gläser, an die Erben nach
Willibald Duschnitz
•• zwei Porzellanschüsseln, an die
Erben nach Heinrich Rothberger
Die drei Gläser aus der Sammlung von Ru­
dolf Bittmann, nämlich ein Glasbecher von
Gottlieb Mohn, ein Ranftbecher von Anton
Kothgasser und ein Lithyalinglas, wurden
vom MAK am 8./9. Dezember 1938 im Wie­
ner Auktionshaus Weinmüller ersteigert. Ein
Abgleich des Katalogs mit anderen Quellen,
darunter ein Foto der Glassammlung Rudolf
Bittmanns, machte die Zuordnung der Gläser
möglich. Auch Rudolf Bittmann musste aus
Österreich flüchten. Die Prunkdeckelvase war
Teil einer Silbersammlung, welche das 1944
bzw. 1945 verstorbene Ehepaar Ernst und
Emma Böhm dem MAK testamentarisch wid­
mete. Die Recherchen der Kommission für
Provenienzforschung ergaben, dass die Vase
ursprünglich aus der Sammlung der 1937
verstorbenen Hamburger Kunstsammlerin
Emma Budge stammte. Emma Budge und
ihre Erben waren von den Nationalsozialisten
verfolgt, nach dem Tod von Emma Budge war
die Sammlung zur Versteigerung gelangt.
Schließlich empfahl der Beirat in zwei
Beschlüssen die Rückgabe von Kunstgegen­
ständen, die vom MAK im Zusammenhang
mit der Anwendung des Ausverbotsgesetzes
für Kulturgut auf Sammlungen erworben
wurden, die an ehemalige NS-Verfolgte zu­
rückzugeben gewesen wären. Im einen Fall
handelt es sich um drei Gläser aus der Samm­
lung Willibald Duschnitz, im anderen Fall um
zwei Porzellanschüsseln aus der Sammlung
von Heinrich Rothberger. In beiden Fällen
versagte das Bundesdenkmalamt aufgrund
von Interventionen des am Ankauf interes­
sierten MAK die Ausfuhrbewilligungen.
Sitzung vom 6. Dezember 2013
Es erfolgten Rückgabeempfehlungen in fol­
genden Fällen:
aus der Albertina
•• ein Aquarells von Carl Goe­
bel, an die Rechtsnachfolge­
rInnen nach Meta Körbel
297
••
Aquarell von Rudolf von Alt, Portal der Kirche des Stiftes Nonnberg in Salzburg, an die Erben
nach Ferdinand Bloch Bauer
Meta Körbel, die als Jüdin verfolgt wurde,
verkaufte das Aquarell von Carl Goebel im
Zusammenhang mit ihrer Flucht vor der NSVerfolgung die Albertina.
Der Beirat sah die Voraussetzungen für
eine Rückgabe des im Jahr 1949 im Tausch
von den Erben nach Ferdinand Bloch-Bauer
erworbenen Aquarells wegen des engen Zu­
sammenhangs mit einem Ausfuhrverfahren
erfüllt. Das damals im Tausch an die Erben
gegangene Aquarell (Rudolf von Alt, Hof
des Dogenpalastes in Venedig) wäre im Falle
einer Rückgabe zurückzustellen.
Die Beratungen zum Erwerb von 15
Porzellanen, die ebenfalls aus der Sammlung
Ferdinand Bloch-Bauer stammten, durch das
MAK im selben Jahr, wurden vertagt.
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aus der Österreichischen
Nationalbibliothek
•• ein Konvolut von Autographen Jo­
hann Wolfgang von Goethes, an die
RechtsnachfolgerInnen des bedeuten­
den Kunstsammlers Rudolf Gutmann
Rudolf Gutmann musste 1938 nach Kanada
fliehen. Die Autographen wurden 1944 von
der Nationalbibliothek erworben. Im Jahr
1947 verzichtete Rudolf Gutmann im engen
Zusammenhang mit einem gleichzeitigen
Verfahren nach dem Ausfuhrverbotsgesetz
auf eine Rückstellung.