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Beta-Glucan aus Gerste: Fachtext
Schweizerische Schälmühle E. Zwicky AG, Januar 2015
Inhaltsverzeichnis
1.
Zusammenfassung .......................................................................................................................... 2
2.
Hintergründe zu Gerste .................................................................................................................. 2
3.
Beta-Glucan und BetaGerste .......................................................................................................... 2
3.1. Was sind Beta-Glucane? .................................................................................................................. 2
3.2 Was ist BetaGerste? ........................................................................................................................ 2
4.
Cholesterinsenkende Wirkung von Beta-Glucan ........................................................................... 3
4.1. Mechanismus .................................................................................................................................. 3
4.2. Lebensmittelrechtliche Hintergründe ............................................................................................. 4
4.3. Wissenschaftliche Hintergründe ..................................................................................................... 4
4.4. Nötige Konsummenge an Beta-Glucan zur Cholesterinsenkung..................................................... 5
5.
Weitere ernährungsphysiologische Eigenschaften von Beta-Glucanen ....................................... 5
6.
Literaturverzeichnis ........................................................................................................................ 6
1
1. Zusammenfassung
Gerste ist seit Jahrtausenden als wertvolles Nahrungsmittel bekannt. Aus gesundheitlicher Sicht ist
Gerste vor allem aufgrund ihres hohen Gehaltes an Beta-Glucan von Interesse, einer speziellen Gruppe
von löslichen Nahrungsfasern. Die cholesterinsenkende Wirkung von Beta-Glucan ist heute wissenschaftlich erwiesen und wurde im Jahr 2011 auch von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA anerkannt. Die positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel stellt sich beim täglichen
Verzehr von 3 g Beta-Glucan aus Gerste ein.
2. Hintergründe zu Gerste
Gerste wird von Menschen schon seit Jahrtausenden angebaut und ist in bestimmten Regionen auch
heute noch ein bedeutendes Nahrungsmittel: z.B. in Nordafrika, in Zentralasien, am Horn von Afrika,
im Nahen Osten, in den Anden sowie im Baltikum. In den westlichen Ländern wird Gerste vorwiegend
als Tierfutter verwendet.
In den letzten Jahren nahm das Interesse an Gerste als Nahrungsmittel weltweit und auch hierzulande
stark zu. Hauptgrund dafür sind die vielen gesundheitsfördernden Eigenschaften von Gerste im Hinblick auf Cholesterinsenkung und Glukosetoleranz, die wissenschaftlich inzwischen erwiesen und anerkannt sind.
3. Beta-Glucan und BetaGerste
3.1. Was sind Beta-Glucane?
Beta-Glucane kommen natürlicherweise in Gerste und anderen Getreidesorten vor. Beta-Glucane sind
eine heterogene Gruppe linear unverzweigter Polysaccharide, welche aus D-Glucose-Molekülen bestehen, die durch β-glycosidische Bindungen miteinander verknüpft sind. Sie zählen zu den löslichen Nahrungsfasern.
3.2 Was ist BetaGerste?
BetaGerste ist eine speziell gezüchtete, gentechnikfreie Gerstensorte mit besonders hohem Gehalt
an Beta-Glucan. Die Züchtung der Beta-Gerste hat mehr als 20 Jahre gedauert. Gerste enthält per se
schon sehr viel Beta-Glucan; BetaGerste enthält noch höhere Gehalte (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Beta-Glucangehalte verschiedener Getreidesorten
Getreidesorte
Beta-Glucangehalt
BetaGerste
13.0-17.0%
Gerste
4.0-7.0%
Hafer
2.2-7.8%
Roggen
1.2-2.9%
Weizen
0.4-1.4%
Quellen: Bartlomiej et al., 2012; Referat Prof. Dr. Laura Nyström, 2014.
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BetaGerste ist eine bespelzte Getreidesorte. Die Spelze bildet die äusserste Schicht und schützt das Korn
vor Krankheiten und schädlichen
Umwelteinflüssen. Vor der Vermahlung wird die Spelze entfernt. Bei der
BetaGerste sind die Beta-Glucane die
wichtigsten Gerüstsubstanzen der
Zellwände des Mehlkörpers (Endosperm) und der Aleuronschichten.
Abbildung 1: Gerstenkorn
Quelle: Schweizerische Schälmühle E.
Zwicky AG, 2015
4. Cholesterinsenkende Wirkung von Beta-Glucan
4.1. Mechanismus
Der cholesterinsenkenden Wirkung von Beta-Glucan liegt folgender Mechanismus zu Grunde:
Beta-Glucan bindet Gallensäuren
und Cholesterin im Darm und
scheidet diese auf natürlichem
Weg über den Stuhl aus. Dadurch
wird in der Leber die Bildung
neuer Gallensäuren aus Cholesterin angeregt. In der Folge verbleibt
insgesamt weniger Cholesterin im
Blut. Gesamt- und LDL-Cholesterinspiegel sinken; HDL-Cholesterin- sowie Triglyceridwerte bleiben
jedoch unverändert. Der Mechanismus der cholesterinsenkenden
Wirkung von Beta-Glucan und die
Einflussfaktoren auf diesen Mechanismus sind noch nicht umfassend erforscht; die Wissenschaft
gewinnt in diesem Bereich laufend
neue Erkenntnisse.
Abbildung 2: Verdauungstrakt
Quelle: Schweizerische Schälmühle
E. Zwicky AG, 2015
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4.2. Lebensmittelrechtliche Hintergründe
Zahlreiche Studien belegen die cholesterinsenkende Wirkung von Beta-Glucan. Zu diesem Schluss kam
auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA, welche im Jahr 2011 ein Gutachten zur
cholesterinsenkenden Wirkung von Beta-Glucan aus Gerste erstellte. Zur Beurteilung hat die EFSA 3
Metaanalysen, 10 Interventionsstudien am Menschen, 2 Tierstudien und eine mechanistische Studie
untersucht und bewertet. Die EFSA hat den Health Claim (Auslobung) zur cholesterinsenkenden Wirkung von Beta-Glucan aus Gerste aus wissenschaftlicher Sicht befürwortet. 2012 hat die EU-Kommission den Health Claim auf Basis des EFSA-Gutachtens bewilligt: Art. 14 (1) (a), 08/11/2012: «Barley
beta-glucans has been shown to lower/reduce blood cholesterol. High cholesterol is a risk factor in the
development of coronary heart disease». Auch die Schweizer Behörden haben die Auslobung der cholesterinsenkenden Wirkung von Beta-Glucan bewilligt.
«Beta-Glucan aus Gerste verringert/reduziert nachweislich den Cholesteringehalt im Blut. Ein hoher
Cholesterinwert ist ein Risikofaktor für die koronare Herzerkrankung.»
Zulässiger Health Claim in der Schweiz gemäss Verordnung des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI)
über die Kennzeichnung und Anpreisung von Lebensmitteln
EFSA – European Food Safety Authority
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit der Grundpfeiler der Risikobewertung der Europäischen Union (EU). In enger Zusammenarbeit mit nationalen Behörden und offenem Austausch mit betroffenen Interessengruppen
stellt die EFSA unabhängige wissenschaftliche Beratung zur Verfügung und kommuniziert deutlich
und verständlich über vorhandene und aufkommende Risiken.
Die EFSA ist eine unabhängige europäische Behörde, die aus dem EU-Haushalt finanziert wird, aber
unabhängig von der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und den EU-Mitgliedstaaten arbeitet.
4.3. Wissenschaftliche Hintergründe
Die wichtigsten Erkenntnisse rund um die cholesterinsenkende Wirkung von Beta-Glucan liefert die
Metaanalyse von AbuMweis et al. aus dem Jahr 2010. Diese umfasste 11 Studien (randomisierte kontrollierte Studien: 7 mit Cross-over-Design, 4 mit Parallel-Design) mit insgesamt 591 Probanden im
Durchschnittsalter zwischen 20 bis 63 Jahren und durchschnittlichem BMI von 19-35 kg/m2. Die Dauer
der Interventionen reichte von 4 bis 12 Wochen (Mittelwert: 5.2 Wochen). Es wurden sowohl Teilnehmende mit normalen Cholesterinwerten als auch solche mit Hypercholesterinämie eingeschlossen
(Durchschnittsblutcholesterinwerte von 3.6-8.6 mmol/l). Die durchschnittliche tägliche Einnahme von
Beta-Glucan betrug 3-12 g (Mittelwert 5 g/Tag). In den Studien wurden verschiedene Nahrungsmittel
mit Beta-Glucan konsumiert: Gerstenmehl, Gerstenflocken, Graupen und Gerstenkleie. Die Kontrollgruppen erhielten meist vergleichbare Produkte basierend auf Weizen oder Reis. Die Metaanalyse
kommt zum Schluss, dass Beta-Glucane aus Gerste die Gesamtcholesterinwerte insgesamt um 0.30
mmol/l (95% CI: 0.39-0.21, p <0.00001) und die LDL-Cholesterinwerte insgesamt um 0.7 mmol/l (95%
CI: 0.34-0.20, p <0.00001) verringern. Die HDL-Blutcholesterinwerte bleiben unverändert.
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Eine weitere Metaanalyse von Talati et al. aus dem Jahr 2009 umfasste 8 Studien, von denen 7 auch in
der Metaanalyse von AbuMweis et al. 2010 integriert waren. Die zusätzliche Studie war eine ran-domisierte Interventionsstudie über 30 Tage mit 79 Probanden mit Hypercholesterinämie. Die Ergebnisse
dieser Metaanalyse sind ähnlich wie diejenigen der Metaanalyse von AbuMweis et al.: Beta-Glucane
aus Gerste senken die Gesamtcholesterinwerte um 0.35 mmol/l (95% CI: 0.48-0.21, p <0.05) und die
LDL-Cholesterinwerte um 0.26 mmol/l (95% CI: 0.36-0.16, p <0.05). Andere Blutfettwerte bleiben unverändert.
Ausgewählte Einzelstudien aus den genannten Metaanalysen sowie weiterführende Übersichtsartikel
und Studien sind auf www.vitalglucan.ch zu finden.
4.4. Nötige Konsummenge an Beta-Glucan zur Cholesterinsenkung
Die positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel stellt sich beim täglichen Verzehr von 3 g Beta-Glucan
aus Gerste ein. Aufgrund der bestehenden Datenlage ist unklar, ob eine dosisabhängige Wirkung besteht. Die gegenwärtige Datenlage scheint darauf hinzudeuten, dass eine höhere Dosis als 3 g BetaGlucan pro Tag den Cholesterinspiegel nicht weiter senkt. Dies muss durch weitere Studien aber noch
bestätigt werden.
5. Weitere ernährungsphysiologische Eigenschaften von Beta-Glucanen
Beta-Glucane haben wie alle löslichen Nahrungsfasern ein hohes Quellvermögen. Sie bilden ein Gel,
wodurch die Magenentleerung verzögert wird, was einerseits zu einem besseren Sättigungsgefühl
führt und andererseits auch die Blutzuckerwerte positiv beeinflusst, indem sie den Blutzuckeranstieg
nach dem Verzehr von Mahlzeiten verlangsamen. Beta-Glucane und andere Nahrungsfasern in der
Gerste fördern generell eine gesunde Verdauung, indem sie das Stuhlvolumen erhöhen und die
Stuhlfrequenz positiv beeinflussen. Schliesslich haben Beta-Glucane auch antioxidative Eigenschaften
und wirken somit als Radikalfänger.
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6. Literaturverzeichnis
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EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA); Scientific Opinion on the substantiation
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(coronary) heart disease pursuant to Article 14 of Regulation (EC) No 1924/2006. EFSA Journal
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