Vietnam

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Vietnam
Bau- und
Baustoffmaschinen
Vietnam
Konjunkturbericht
Bauindustrie
April 2013
Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt
und Richtigkeit keine Haftung.
www.gtai.de
Marktbericht Bauwirtschaft - Vietnam
Verfasser: Thomas Hundt , Germany Trade & Invest, Hanoi
Hanoi (gtai) - Vietnams Baukonjunktur durchläuft eine Schwächephase. Die privaten
Bauinvestitionen fallen, weil die Immobilienmärkte unter Angebotsüberhängen leiden.
Der Staat möchte bis 2020 etwa 260 Mrd. US$ in die Infrastruktur investieren, muss
aber selbst sparen. Auch Baustoffbranchen haben Überkapazitäten geschaffen.
Mittelfristig werden das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sowie die Urbanisierung
die Märkte wieder beflügeln. Deutsche Unternehmen benötigen Durchhaltekraft und gute
Verbindungen.
1 Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zum
Bausektor
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Vietnams Volkswirtschaft wuchs 2012 immerhin um 5,0%, dies entsprach allerdings der
geringsten Rate seit 1999. Für 2013 prognostiziert die Deutsche Bank einen Zuwachs von
5,5%, der nach Meinung der Analysten die Exportwirtschaft und die Bruttoanlageinvestitionen antreiben wird. Die konjunktursensible Bauwirtschaft legte 2012 unterdurchschnittlich um nur 2,1% zu.
Das Schwellenland verlässt damit seinen eindrucksvollen Wachstumspfad mit durchschnittlichen Raten von über 7%. Als Gründe nennen Analysten hauptsächlich interne
Probleme. Strukturelle Defizite legt nun die abgeschwächte Weltkonjunktur schonungslos
offen. Als Schwächen des Standortes bezeichnen Unternehmen den niedrigen Ausbildungsstand und Lücken in der Infrastruktur. Probleme bereiten hier beispielsweise
Stromausfälle und teure Binnentransportkosten.
In einem einmaligen Vorgang entschuldigte sich im Oktober 2012 das Zentralkomitee der
Kommunistischen Partei beim Volk für das schwache Management der Volkswirtschaft,
Fehler und Irrtümer. Premierminister Dung wurde verantwortlich gemacht für die gefährliche Schieflage staatlicher Banken und Konzerne, Vetternwirtschaft und Korruption.
Seine Kompetenzen bei der Reform dieser Problembereiche wurden beschnitten, er bleibt
aber im Amt.
Als wichtigste Standortvorteile gelten motivierte Arbeitskräfte, bedeutende Rohstoffvorkommen und erzielte Agrarüberschüsse. Die günstigen Bedingungen führen weiterhin
Investoren in den Zukunftsmarkt. Die deutschen Exporte von Waren und Dienstleistungen könnten vom angestrebten Fortschritt des Landes stärker profitieren.
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Allgemeine Wirtschaftsdaten Vietnam
Bevölkerung (Mio.)
BIP pro Kopf (Euro)
BIP-Wachstum (real, %)
Inflation (Anstieg der Verbraucherpreise, %)
Arbeitslosigkeit (%)
Devisenkurs (Jahresdurchschnitt) 1 Euro = Dong
(D)
2011
2012
87,9
1.062
5,9
18,7
4,5
29.480
88,8
1.193
5,0
9,2
4,5
27.148
Quelle: General Statistics Office
Kaufkraft-/Einkommensentwicklung
Vietnam gehört mit einem Volkseinkommen von rund 1.600 US$ pro Kopf im Jahr 2012
in die Gruppe der "lower-middle-income countries" (laut Weltbank Länder mit einem ProKopf-Einkommen zwischen 1.026 und 4.035 US$). Damit liegen die Einkommen der Vietnamesen unter dem Gesamtdurchschnitt in Südostasien, sie holen aber auf.
Die Regierung strebt bis zum Jahr 2020 den Status eines Industrielandes an. In die
Gruppe der "high-income-countries" mit einem Volkseinkommen von 12.476 US$ und
mehr je Einwohner aufzusteigen, dürfte erst wesentlich später erreichbar sein; es erscheint aber möglich.
Investitionen
Die Investitionen machen etwa 35% der Nachfrage aus und legten 2012 nach Ansicht der
Deutschen Bank real um etwa 7,0% zu (nach -10,4% im Vorjahr). Große Sorgen herrschen allerdings in Branchen, die auf den Binnenmarkt angewiesen sind, wie die Bauindustrie oder das Kfz-Gewerbe. Die Firmenpleiten in konjunktursensiblen Branchen erreichten 2012 Höchststände.
Die Geschäfte exportorientierter Betriebe laufen dagegen relativ gut, insbesondere die
der Niederlassungen der zahlreichen ausländischen Investoren. Das Ministerium für Planung und Investitionen (MPI) genehmigte von 1988 bis Oktober 2012 genau 14.198
ausländische Investitionsprojekte im Wert von umgerechnet 208 Mrd. US$. Erfahrungsgemäß realisieren die Investoren etwa 40% der zugesagten Projektvolumina. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Japan (13% des registrierten Auslandskapitals), Korea/Rep.
(12%), Taiwan (11%) und Singapur (11%). Deutschland liegt etwas abgeschlagen auf
Rang 23 mit 192 Investitionsvorhaben im Gesamtwert von 949 Mio. $.
Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Vietnam exportieren wollen, sollten
bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:
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Konsum
Der private Konsum wuchs 2012 real um rund 4,2% und damit langsamer als in den
Vorjahren. Die Konsumenten verschieben angesichts des angespannten Klimas zunächst
große Anschaffungen. Noch entfällt die Hälfte der Konsumausgaben auf Lebensmittel.
Der Nachholbedarf bei Gebrauchsgütern bleibt immens.
Das Statistikamt verzeichnete 2012 einen Einzelhandelsumsatz von 1,79 Billiarden Dong
(etwa 67 Mrd. Euro). Das nominale Wachstum betrug 15,2% gegenüber 2011. Bei einer
relativ hohen Inflationsrate von 9,2% lag das Plus preisbereinigt bei ungefähr 6%.
Der überwiegend unorganisierte Einzelhandel bleibt für ausländische Engagements interessant. Zunehmend erweitern Super- und Hypermarktketten, wie Metro Cash and Carry
(Deutschland), Big C (Thailand), Lotte Mart (Korea, Rep.), Fivimart (Vietnam), Intimex
(Vietnam) und Coopmart (Vietnam), sowie die Betreiber von Einkaufszentren ihre Netze
und ringen dabei um die besten Standorte.
Strukturdaten zur Bauwirtschaft
Die Bauindustrie zählt zu den tragenden Wirtschaftszweigen Vietnams und machte 2012
rund 6,1% des nominalen BIP aus. Zum Vergleich: der Anteil in Deutschland lag bei
4,6%. Die Baukonjunktur ist aber heftigen Schwankungen unterworfen. Nach einem realen Plus von 10% im Jahr 2010 schrumpfte der Sektor 2011 und erholte sich 2012 mit
einem leichten Wachstum von 2,1%. Das Marktforschungsunternehmen Business Monitor
International (BMI) erwartet 2013 einen Zuwachs der Wertschöpfung der Branche von
sehr optimistischen 7,3% und prognostiziert bis 2020 eine durchschnittliche Wachstumsrate von 6,3%.
Die Bauindustrie erbrachte 2012 eine Bruttowertschöpfung (Bruttoproduktionswert abzüglich Vorleistungen) im Wert von umgerechnet 8,4 Mrd. US$. Laut BMI dürfte sich bis
zum Jahr 2020 die Wertschöpfung des Sektors um das Zweieinhalbfache erhöhen.
Daten der Bauindustrie
Kennzahl
2010
2011
2012
2020 1)
Bauindustrie (reales Wachstum in %)
10.1
-1,0
2,1
6,3 2)
Wertschöpfung der Bauindustrie (nominal in Mrd.
US$)
.Wertschöpfung Wohnungs- und Wirtschaftsbau
7.3
7,9
8,4
21,4
3.9
4,2
4,5
12,5
.Wertschöpfung Infrastrukturbau
3.4
3,7
3,9
8,9
…darunter Straßenbau
0,8
1,2
1,3
3,0
…Eisenbahnbau
0,7
0,5
0,5
1,1
…Flughafenbau
0,4
0,3
0,3
0,6
…Bau von Häfen und Wasserstraßen
0,4
0,5
0,5
1,1
2,71
2,69
2,68
4,2
Beschäftigte der Bauindustrie (in Mio.)
1) Prognose, 2) durchschnittliches Wachstum 2013 bis 2020
Quellen: General Statistics Office, Business Monitor International
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Die Sparten Wohnungsbau und Tiefbau bilden mit jeweils rund einem Drittel die wichtigsten des Baugewerbes.
Bruttoproduktionswerte des Baugewerbes (umgerechnet in Mrd. US$, Veränderung
in %)
Insgesamt, davon nach Baufirmen
.staatlich
.privat
.ausländisch
nach Branchen
.Wohnungsbau
.Bau sonstiger Gebäude
.Tiefbau
.Vorbereitende Baustellenarbeiten,
Bauinstallation
Devisenkurs (Jahresdurchschnitt) 1 US$
= Dong
2011
2012
Nominale
Veränd. (auf
Basis von
laufenden
Preisen in
Dong)
Reale Veränd. (in
konstanten
Preisen)
31,7
5,3
25,3
1,1
34,5
5,4
27,9
1,2
8,6
2,6
10,1
4,0
2,1
-3,9
3,5
-0,3
11,9
5,0
10,4
4,4
12,9
5,4
11,6
4,6
8,2
6,6
11,3
6,4
-0,8
k.A.
2,0
1,9
20.714
20.900
-
-
Quelle: General Statistics Office
Über 80% des Bruttoproduktionswertes erwirtschaften private Bauunternehmen. Sie sind
2013 verunsichert. Viele Bauherren hatten zu ambitionierte Vorhaben angesetzt, verzögern aufgrund von finanziellen Engpässen nun Ausschreibungen, die Bauvorhaben machen langsame Fortschritte oder liegen völlig "auf Eis". Später werden Projekte unter
Umständen als Ruine enden oder mit einer Finanzspritze wiederbelebt werden müssen.
Der Infrastruktursektor stellt in einem Schwellenland wie Vietnam einen vergleichsweise
wichtigen Leistungsbereich dar. Er macht 46% der Wertschöpfung in der Bauindustrie
aus, während der Anteil weltweit bei etwa 36% liegt. Viele Infrastrukturprojekte finanzieren internationale oder nationale Entwicklungsorganisationen, deren Ausschreibungen
für deutsche Unternehmen interessante Chancen bieten. Die Weltbank, Asian
Development Bank (ADB) und Japan sind die größten Geber mit relativ konstanten Mittelzusagen.
Der Immobilienmarkt befindet sich in einigen Branchen und Orten in einer Krise. Wegen
hoher Leerstände erscheinen neue Investitionen weniger attraktiv. Bei Baufinanzierungen
schauen die Banken angesichts ihrer bereits hohen Bestände an uneinbringlichen Immobilienkrediten inzwischen genauer hin. Auch der Staat wird die angeschlagenen Immobilienentwickler nicht retten können. Er beabsichtigt 2013 zumindest, Käufern von
kleinen und mittleren Wohnungen mit günstigen Finanzierungsangeboten unter die Arme
zu greifen.
Neben den nationalen Entwicklungsgesellschaften sind im Immobiliensektor ausländische
Gesellschaften - insbesondere aus Japan, Korea (Rep.) und Singapur - seit Jahren äußerst aktiv und eruieren in dem kriselnden Markt, die Möglichkeiten, ihre geplanten Engagements fortzuführen. Sie zeigten 2012 durchaus Interesse. Die Foreign Investment
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Agency (FIA) genehmigte ihnen zehn neue Projekte und sechs Erweiterungen im Gesamtwert von 1,8 Mrd. $.
Allein die Genehmigung der japanischen Investition in die "Binh Duong New City" mit 1,2
Mrd. $ machte 2012 den Löwenanteil aus. Anfang 2012 unterzeichnete die japanische
Tokyu Corporation mit der vietnamesischen Infrastrukturgesellschaft Becamex
(www.becamex.com.vn) einen Joint-Venture-Vertrag, der die Errichtung einer seit 2010
geplanten Gartenstadt vorsieht. In der Provinz Binh Duong, nördlich von Ho-Chi-MinhCity soll eine City nach japanischem Vorbild unter anderem mit über 7.500 Apartments
und Häusern entstehen.
Im Vorjahr registrierte die FIA etwa 1,0 Mrd. $ für 140 ausländische Immobilienvorhaben. Allerdings ist die Umsetzungsquote der ausländischen Bauvorhaben und Immobilienprojekte relativ gering. Von den 12,6 Mrd. $ an Zusagen, welche die FIA in den vergangenen Jahren insgesamt genehmigte, flossen tatsächlich 4,0 Mrd. $. Anfang 2013
bestimmen die Presse Meldungen über den Rückzug von ausländischen Investoren aus
Immobilienprojekten.
Die Überführung von Grundstücken gilt als der größte Problembereich, der geplante Projekte um Jahre verzögern kann. Weil die Besitzer von Landnutzungsrechten bei Bauprojekten auf hohe Preise spekulieren, erreichen Grundstückspreise in Hanoi und Ho-ChiMinh-City asiatische Spitzenniveaus.
Für den Standort sprechen wiederum niedrige Baukosten, die nach Berechnung von Davis
Langdon and Seah im regionalen Vergleich auf einem günstigen Niveau liegen.
Durchschnittliche Baukosten (in US$ pro qm, 1. Quartal 2012)
Sparten
Vietnam
Beijing
Kuala
Lumpur
Singapur
Standardwohnungen in Hochhäusern
622-747
667
556
1.670
Standardbüros in Hochhäusern
744-864
952
770
2.065
Einkaufszentren
680-800
1.063
770
2.225
Einstöckige Fabriken
387-502
k.A.
533
3.415
1.7872.022
1.984
2.295
3.415
5-Sterne-Hotels einschl. Inneneinrichtungen
Quelle: Davis Langdon and Seah
Ein weiterer Trumpf sind die allgemein niedrigen Arbeitskosten. Ein Arbeiter verdient im
Durchschnitt umgerechnet etwa 125 Euro monatlich und damit deutlich weniger als eine
Arbeitskraft auf den Philippinen (über 200 Euro) oder in Chinas Städten (etwa 350 Euro).
Baufirmen bezahlen die Kräfte teilweise pro Tag. Ein Tagelöhner verdient nur 100.000 bis
150.000 Dong (D; umgerechnet rund 3,6 bis 5,4 Euro; 1 Euro = etwa 28.000 D). Die
Baufirmen setzen daher vergleichsweise massiv den Faktor Arbeit ein. Eine Mechanisierung oder Verwendung von industriellen, modernen Bautechniken findet kaum statt. Auf
den Baustellen bestehen bei der Arbeitsproduktivität und leider auch beim Arbeitsschutz
große Verbesserungsmöglichkeiten.
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2 Hochbau
Marktlage und Marktentwicklung
Wohnungsbau
Wichtigster Trend im Wohnungsbau ist die Urbanisierung. Noch leben nur rund 30% der
Vietnamesen in Städten. Der Anteil dürfte nach Ansicht der Weltbank bis 2020 auf 45%
steigen. Bis 2020 werden jährlich rund 1,3 Mio. Menschen in die Städte ziehen, schätzt
die Weltbank. Dort ist der Wohnraum bereits knapp, und es wird noch enger zugehen,
wenn der Wohnungsbau nicht forciert wird.
Der städtische Wohnungsbau steht somit vor gewaltigen Herausforderungen und müsste
nach Ansicht von Fachleuten 100 Mio. qm pro Jahr an Wohnflächen errichten. Das
Bauministerium stellte 2011 ein Strategiepapier für den öffentlichen Wohnungsbau vor.
Die "Housing Development Strategy to 2020 and Vision to 2030" hat zum Ziel, die
Wohnfläche je Person bis 2020 auf 25 qm anzuheben. Gemäß der letzten Erhebung gab
es 2009 landesweit rund 22,2 Mio. Häuser und Apartments mit einer Gesamtfläche von
1,4 Mrd. qm. Dies entsprach 19,2 qm je Bewohner. Das Strategiepapier prognostiziert,
dass alleine im sozialen Wohnungsbau 2011 bis 2020 ungefähr 600.000 neue Häuser und
Apartments mit einer Fläche von 30 Mio. qm entstehen werden.
Weiterhin beinhaltet das Programm für Arbeiter in Industriezonen 500.000 Wohnungen
mit einer Fläche von 24 Mio. qm. Auch neue Studentenheime sind vorgesehen, denn in
Hanoi und Ho-Chi-Minh-City sollen die 80 bestehenden Universitäten bis 2030 in neue,
außen gelegene Stadtteile verlagert werden. Allein Hanoi möchte bis 2050 fünf Satellitenstädte (Hoa Lac, Son Tay, Xuan Mai, Phu Xuyen-Phu Minh, Soc Son) errichten, die 1,4
Mio. Menschen ein Zuhause bieten sollen.
Gemäß den Plänen müssen auch veraltete, teilweise einsturzgefährdete Wohnanlagen
ersetzt oder renoviert werden. Wegen der schlechten Bauqualität und des feuchten Klimas sind entsprechende Baumaßnahmen häufiger notwendig. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von Bauten ist relativ kurz.
In Wohnimmobilien ist bereits ein großer Teil der ausstehenden Kredite des Landes investiert, die Banken zunehmend als "notleidend" einstufen müssen. Der Bestand an nicht
verkauften und nicht vermietbaren Luxuswohnungen häuft sich. An bestimmten Orten
werde es Jahre dauern, bis das aktuelle Angebot Käufer gefunden habe, berichten Analysten. Wohnungskäufer warteten Anfang 2013 auf weiter sinkende Preise, Fachleute
bezeichnen den Markt daher als "eingefroren". Die Viet Nam Real Estate Association
(http://www.vnrea.vn) ruft nach staatlicher Hilfe, um die Nachfrage zu beleben.
Der gewerbliche Markt für Luxuswohnungen schwächelt bereits seit 2011. Die Preise, die
in der Vergangenheit von Spekulanten nach oben getrieben worden waren, sind stark
zurückgegangen. Viele Entwicklungsgesellschaften bringen Überangebote, hohe Zinsen
und Finanzierungsprobleme in Schwierigkeiten. Die Branche dürfte eine Bereinigung
durchlaufen.
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In Ho Chi Minh City beträgt das Angebot an Apartments nach Berechnung der Berater
von Colliers Ende 2012 etwa 90.000 Wohnungen. Die Preise fielen 2012 um 10 bis 35%.
Weitere 110.000 Wohnungen aus ungefähr 200 Projekten sollen künftig das Angebot
ergänzen, Darunter befinden sich nur 2% im Bau, berichten Fachleute. Der Rest steckt in
der Planungsphase fest oder der Bau wurde gestoppt.
In Hanoi sanken die geforderten Preise 2012 um etwa 16%. Weiterhin sind viele Wohnungen nicht verkauft. Etwa 50 neue Projekte mit circa 34.000 Wohnungen wurden angekündigt. Auch in der Hauptstadt dürfte ein großer Teil der Neuprojekte verschoben
werden, meinen Immobilienanalysten.
Etwas stabiler liefen Anfang 2013 die Verkäufe von mittelpreisigen Wohnungen. Die
kleine, aber wachsende Mittelschicht kann sich Apartments von 40 bis 70 qm leisten, die
zwischen 500 und 1.000 US$ je qm kosten. Diese Nachfragegruppe vernachlässigten
Immobiliengesellschaften bisher. Der Bau von erschwinglichen Immobilien und der soziale Wohnungsbau werden den Wohnungsbau 2013 dominieren.
Bürobau
Die Mehrheit der vietnamesischen Kunden ist sehr preissensibel und wird auch künftig in
kleinen "Shop"-Häusern ihre Büros einrichten. Und die Zahl der ausländischen Firmen im
gesamten Land sei begrenzt, meint CBRE. Die Hauptmärkte für moderne Bürogebäude
befinden sich daher in Ho-Chi-Minh-City und Hanoi. In beiden Metropolen wurden seit
2011 viele neue Bürogebäude eröffnet. Die Märkte durchlaufen dort eine schwierige
Phase. Die Angebote übersteigen inzwischen die Nachfrage und viele Büroräume stehen
leer.
In Hanoi waren die Angebote an hochwertigen "Grade-A"-Bürohochhäusern bis 2011 eher
begrenzt. Der langjährige Vermietermarkt drehte sich seitdem und die Mieter bestimmen
nun die Konditionen. Denn 2011 drückte der eröffnete Büroturm Keangnam Landmark
mit seinen 89.000 qm an neuen Premiumbüros auf das gesamte Preisgefüge. Er liegt im
Westen der Stadt und wer nicht unbedingt im Zentrum arbeiten will, kann auch andere
neue Objekte im neuen Weststadtteil My Dinh finden. In My Dinh werden die meisten
neuen Bürobauten entstehen; die Regierung will sukzessive ihre Büros in diesen Stadtteil
verlegen.
Nach Berechnung von CBRE wird Hanois Angebot an "Grade A und B"-Büroflächen von
1,3 Mio. auf ungefähr 2,7 Mio. qm im Jahr 2015 steigen. Bei diesen geplanten und im
Bau befindlichen Projekten rechnen die Analysten und Consultants, wie Colliers, CBRE,
Knight Frank und Jones Lang LaSalle, jedoch mit Verzögerungen. Anvisierte Eröffnungstermine dürften sich in vielen Fällen nach hinten verschieben.
Das Preisniveau in der Hauptstadt war 2011 und 2012 gefallen, liegt aber nach wie vor
über dem in Ho-Chi-Minh-City. Für "Grade-A"-Gebäude verlangten die Vermieter 2009
noch rund 50 US$ je qm, im 4. Quartal 2012 waren es 39 $ Monatsmiete je qm. Auch die
"Grade-B"-Objekte folgten in den letzten Jahren dem Trend zu sinkenden Preisen.
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Büromarkt im 4. Quartal 2012
Geforderter Mietpreis für ein Premiumbüro "Grade A" (in
US$ monatlich pro qm)
Leerstandsrate Premiumbüros "Grade A" (in %)
Angebot in Mio. qm
Neues Angebot im Jahr 2013 in qm
Geplante Bürobauten 2014 bis 2016 in qm
Ho-Chi-Minh-City
Hanoi
35,4
38,9
13,5
23,1
1,3
1,3
130.000
500.000
circa 770.000
circa 950.000
Quelle: Colliers
Für "Grade A" Büros in Ho-Chi-Minh-City fielen die Preise weniger dramatisch. Anfang
2010 verlangten die Vermieter etwa 40 US$ pro qm, Ende 2012 waren es immer noch 35
US$. Von den etwa 900.000 qm, die bis 2016 das Angebot ergänzen werden, befindet
sich etwa die Hälfte der Flächen bereits im Bau, meinen die Berater von Jones Lang
LaSalle. Sie erwarten, dass sich 2014 die Nachfrage nach Büros in Ho-Chi-Minh-City wieder belebt, daher dürften mutige Bauherren gegen den Negativtrend investieren.
So unterzeichnete im Dezember 2012 die vietnamesische Eximbank mit dem Consultant
Turner (Tochter der Hochtief) und der japanischen Architekturfirma Nikken Sekkei einen
Vertrag, der den Bau eines 150 Mio. US$ Eximbank Towers vorsieht. Der Turm soll ein
umweltschonendes energieeffizientes Beispiel in Ho-Chi-Minh-City abgeben. Eröffnung ist
für 2017 vorgesehen.
Am Anfang stehen die Märkte für Büroimmobilien in den meisten Mittelstädten. Relativ
weit sind höchstens die nordvietnamesische Hafenstadt Haiphong und die aufstrebende
zentralvietnamesische Stadt Da Nang entwickelt. In Haiphong gibt es bislang ein "GradeA"-Office-Gebäude, das TD-Plaza. Die Vincom Gruppe aus Vietnam kündigte 2012 in
Haiphong den Bau eines Einkaufszentrums mit einem Büro- und Apartmentkomplex an.
Nach Meldung der Researchfirma BCI Asia sollen sich sogar sieben Bürogebäude in
Haiphong im Bau befinden.
BCI Asia meldet, dass in Da Nang 15 Büroprojekte gebaut werden. In Da Nang gibt es
ebenfalls ein "Grade-A"-Gebäude, der Indochina Riverside Tower, dessen Mietpreis recht
konstant bei rund 18 $ pro qm liegt, stellt CBRE fest. Die "Grade-B"- und "Grade-C"-Bürobauten verlangen 10 bis 13 $ Miete. Die Leerstandrate in diesen Kategorien lag Ende
2012 bei knapp 30%.
Handelsimmobilien
Noch bevorzugen Vietnamesen den Einkauf in ihren Nachbarschaftsläden und an kleinen
Marktständen. Die Verbraucher überzeugen sich aber allmählich von den Vorzügen des
modernen Einzelhandels. Mit einer Vielfalt an Restaurants, Cafes, Imbissen und Unterhaltungsangeboten kann der Zulauf an Kundschaft von Einkaufszentren stark gesteigert
werden. Bei Handelsimmobilien setzen lokale Investoren aber auf Masse und weniger
Qualität. Das oft einfallslose Design lösen inzwischen etwas mutigere Entwürfe ab. Geld
werde sich auf Dauer mit Vorhaben verdienen, die sich von der Masse abheben, heißt es.
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Der moderne Einzelhandel expandiert. In- und ausländische Investoren bauen neue Supermärkte, Warenhäuser und Einkaufszentren. Die Ladenflächen waren bisher schnell
vermietet, weshalb neue Projekte aufgelegt wurden. In bestimmten Lagen entstehen
inzwischen Überangebote. Die Mieten für gute Einzelhandelsflächen in Innenstadtbereichen dürften stagnieren oder unter Druck geraten.
Ordentliche Einzelhandelsimmobilien waren vor 2009 noch sehr knapp. Das begrenzte
Angebot traf auf einen großen Bedarf und erzielte gute Mietpreise. Von 2009 bis 2012
eröffneten viele neue Handelsimmobilien, die Auswahl wird breiter. Die durchschnittlichen
Mieten fielen in Ho-Chi-Minh-City beispielsweise von 2008 bis 2012 von über 80 auf 65 $
je qm und in Hanoi von knapp 90 auf 67 $, berichten Immobilienberater von Colliers.
Colliers veranschlagte das Angebot an modernen Einzelhandelsflächen in Ho-Chi-MinhCity im 4. Quartal 2012 auf 782.000 qm, davon entfielen 44% auf Einkaufszentren und
30% auf Supermärkte. Mehr als 1,2 Mio. zusätzliche qm befänden sich im Bau oder werden konkret auf dem Reißbrett geplant, kalkulieren die Analysten.
Beispielsweise will Keppel Land aus Singapur 2015 in Ho-Chi-Minh-City sein zweites
50.000 qm großes Einkaufszentrum "Saigon Center" eröffnen. Als ein Hauptmieter wurde
das Kaufhaus Takashimaya gefunden. Außerdem legte ein Joint Venture aus Saigon Coop
und Mapletree (Singapur) 2012 den Grundstein für die Shopping Mall "SC VivoCity", die
mit einer Fläche von 72.000 qm um Mieter wirbt. Als Eröffnungstermin setzt das Gemeinschaftsunternehmen Anfang 2014 an. Die japanische Aeon will 2014 ebenfalls in Ho-ChiMinh-City ihr erstes Einkaufszentrum "Aeon-Tan Phu Celadon" aufmachen. Der Konzern
möchte auch in Hanoi bis 2015 ein Einkaufszentrum für 200 Mio. $ errichten und landesweit mit anderen Shop-Formaten aus seinem Portfolio expandieren.
In Hanoi waren nach Angaben von Colliers im 4. Quartal 2012 etwa 708.000 qm an Flächen im Angebot, darunter 32% in Einkaufszentren und 35% in Supermärkten. Allein
2013 werden insgesamt 550.000 qm dazukommen. In Hanoi stehen unter anderem Eröffnungen der Einkaufszentren Royal City, Times City, U-Silk City und des Lotte Center
an.
Moderne Einzelhandelsflächen in Hanoi und Ho-Chi-Minh-City (Stand Ende 2012)
Ho-Chi-MinhCity
Hanoi
Gesamtes Angebot (in qm)
782.000
708.000
Neues Angebot im Jahr 2013 (in qm)
130.000
550.000
Leerstandrate (in %)
17
11
Durchschnittlicher Mietpreis (in US$ im
Monat pro qm)
62
66
Quelle: Colliers
Industriebau
Der Industriebau entwickelte sich 2012 solide. Insbesondere die konjunkturstabilen Sektoren Nahrungsmittelverarbeitung, Getränkeindustrie und die Erzeuger von Futtermitteln
bauten neue Werke. Auch die Hersteller von Spezialchemikalien gaben neue Fabriken in
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Auftrag. Der Preiswettbewerb im Industriebau habe allerdings angezogen, berichten Beratungs- und Ingenieurbüros.
Ausländische Ingenieur- und Baufirmen treffen auf einen Markt mit einigen Möglichkeiten, weil lokale Anbieter über begrenzte Kompetenzen verfügen. Beispielsweise greifen
die Tochtergesellschaften des größten inländischen Konzerns Petrovietnam auf ausländische Expertise beim Bau von Anlagen zurück. Petrovietnam will bis 2015 umgerechnet 40
Mrd. $ im Lande investieren. Dazu zählen Projekte der Förderung von Öl und Gas, Raffinerien, Pipelines, Häfen, Rohstoffverarbeitungs- und Kraftwerke.
Auch lokale Industriefirmen kommen als potenzielle Kunden in Frage, wenn der Preis
stimmt. Hier ist aufgrund der allgemein angespannten Finanzlage besonders auf die
Zahlungssicherung zu achten.
Die wichtigsten ausländischen Investoren im Industriesektor stammen aus Japan, Korea
(Rep.) und Taiwan. Bauherren aus diesen Ländern greifen in der Regel auf ihre nationalen Ingenieur- und Baufirmen zurück. Für europäische Firmen sind Bauherren aus Europa
und den USA eine interessante Kundengruppe. Sie planen und bauen meist nach internationalen Qualitätsstandards, die vietnamesische Firmen nicht bieten können.
Unter den ausländischen Ingenieur- und Beratungsbüros im Industriebau sind unter anderem Haskoning (Niederlande), Tebodin (Tochter von Bilfinger und Berger), Archetype
(Frankreich) und Meinhardt (Australien) vor Ort aktiv. Die Auftragseingänge und Größen
ihrer Büros schwanken stark je nach Geschäftslage. Kontakte zu den deutschen Ingenieurfirmen mit Sitz in Vietnam vermitteln die Delegation der Deutschen Wirtschaft
(http://www.vietnam.ahk.de) und die German Business Association (http://www.gbavietnam.org).
Etwas ins Stocken ist die Entwicklung von neuen Industrieparks (IP) geraten. Landesweit
gibt es 260, die sich über eine Gesamtfläche von 71.400 ha erstrecken. Insbesondere
Parks in den Wirtschaftsregionen um Ho-Chi-Minh-City und Hanoi haben sich gut entwickelt. Solche mit guter Infrastruktur und professionellem Management ziehen in- und
ausländische Unternehmen nahezu wie Magneten an. Etwa 40% der Exporte Vietnams
werden in den IP erzeugt.
Touristikanlagen
Der Tourismus bildet ein immer wichtigeres Standbein und erwirtschaftete 2012 ungefähr
7,6 Mrd. US$ Umsatz. Chancen bieten sich für Anbieter deutscher Qualitätsprodukte der
Hotel-Zuliefererindustrie, denn im Drei- bis Vier-Sterne-Segment ist die Nachfrage trotz
einiger Verbesserungen nicht gedeckt.
Nach Angaben der VNAT verfügt das Tropenland über 13.500 Herbergen mit 285.000
Zimmern. Die durchschnittliche Belegungsrate der Hotels betrage landesweit 58%, kalkuliert die VNAT. Die aktuellen Kapazitäten der 57 Fünf-Sterne-Hotels mit 14.000 Zimmern, 147 Vier-Sterne-Hotels (18.000 Zimmer) und 335 Drei-Sterne-Hotels (24.000)
seien ausreichend, aber nicht überall. Die Behörde möchte beispielsweise, dass Feriendestinationen in Zentralvietnam und auf der südlichen Insel Phu Quoc ausgebaut werden.
Wegen knapper Gelder laufen die Projekte derzeit aber langsamer als geplant.
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Aber nicht alle Fremdenverkehrsvorhaben stehen still. Einer der größten inländischen
Investoren ist das Unternehmen Vinpearl, das zur Vingroup gehört. Der Konzern plant
mehrere Resorts, Hotels, Golfanlagen und Freizeitparks an verschiedenen Ferienorten.
Auch die lokale Immobiliengesellschaft Bitexco ist an laufenden Prestigeprojekten wie
dem Marriott Hotel in Hanoi und dem Ritz-Carlton in Ho-Chi-Minh-City beteiligt.
Die Metropolen Hanoi und Ho-Chi-Minh-City bauen das Gastgewerbe auch in mittleren
Segmenten weiter aus. Der japanische Hotelbetreiber Toyoko Inn kündigte Anfang März
2013 an, dass er etwa 100 Hotels der Drei-Sternekategorie errichten werde. Die entweder neu gebauten und renovierten Objekte will der Konzern zusammen mit lokalen Investoren am Markt anbieten.
Die Immobilienberatungsgesellschaft Savills schätzt den Bestand an Drei- bis FünfSterne-Herbergen in Ho-Chi-Minh-City Ende 2012 auf 86 Hotels mit 11.500 Zimmern. Die
Auslastung lag bei etwa 75%. Im Jahr 2013 werden vier Fünf-Sterne- und ein VierSterne-Hotel mit insgesamt 1.100 Zimmern neu eröffnen. In Hanoi zählt Savills 51 Dreibis Fünf-Sterne-Hotels mit 7.450 Zimmern. Der Wettbewerb um Kurzzeitgäste habe
durch Service Apartments und neue nicht klassifizierte Hotels zugenommen. Dennoch
werden von 2013 bis 2015 etwa 13 neue Hotels mit 2.065 Zimmern das Angebot ergänzen.
Angebote in Städten sind auch auf inländische Geschäftsreisende zugeschnitten sowie in
Küsten- und Strandgebieten auf die Inlandstouristen. Die wachsende Zahl an wohlhabenden Vietnamesen investiert inzwischen ebenfalls in Ferienapartments und -villen. Einen
neuen Masterplan für die Entwicklung der bekannten Ferienhalbinsel Mui Ne in Südvietnam wird ab 2013 ein deutsches Konsortium der Unternehmen IPP, Iproplan und IBS
Sauer entwerfen.
Konkrete Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen
Bauherren in den drei größten Städten des Landes, Ho-Chi-Minh-City, Hanoi und Da
Nang, zeigen von einem niedrigen Niveau ausgehend mehr Interesse an einem ausländischen Baumanagement, effizienten Bautechnologien, exquisiten internationalen Architekturdienstleistungen und hochwertigen importierten Baumaterialien. Gründe sind
schlechte Erfahrungen mit billigen Lösungen sowie die Hervorhebung des Gebäudes in
einem wettbewerbsintensiveren Markt.
Für die Akquisition von Aufträgen ist ein gut informiertes Netzwerk unabdingbar. Architekten müssen über hervorragende persönliche Kontakte verfügen. Größere Firmen bezahlen beispielsweise lokale Agenten, die von Mitarbeitern der Genehmigungsbehörden
und Immobiliengesellschaften frühzeitig über Neuprojekte informiert werden.
Die Niederlassungen ausländischer Architekturfirmen berichteten Anfang 2013 allerdings
von einer schwierigen Auftragslage. Neue Projekte werden kaum angeschoben. Einige
Büros fahren ihren Personalbestand zurück oder schließen. Nach Angaben des Medienportals für Architekten und Bauingenieure www.ashui.com arbeiten im Lande ungefähr
11.000 Architekturbüros.
13
3 Tiefbau/Infrastrukturbau
Marktlage und Marktentwicklung
Die öffentlichen Bauinvestitionen werden aufgrund von Budgetengpässen 2013 kaum
zulegen, daher wird sich ein langfristiges, massives Infrastrukturprogramm verzögern.
Nach Entwürfen des Ministeriums für Planung und Investitionen benötigt das Land eigentlich von 2011 bis 2020 Infrastrukturinvestitionen in Höhe von 5.550 Billionen Dong
(circa 260 Mrd. US$). Hierbei handelt es sich aber um eine Wunschliste, denn 26 Mrd. $
an Infrastrukturinvestitionen jährlich sind unrealistisch, da die Finanzierungsmöglichkeiten nicht ausreichen.
Benötigte Investitionen in die Infrastruktur (in Billionen Dong)
Infrastrukturbereiche
2011-2015
2016-2020
1.050
1.950
427
503
Bewässerungssysteme
80
150
Wasserversorgung
30
100
Abwasser
30
100
Technische Infrastruktur Bildungssektor
30
110
Technische Infrastruktur im Gesundheitswesen
30
90
Stadtentwicklung und ländliche Räume
220
200
Informations- und Kommunikationstechnik
100
350
1.997
3.553
Verkehrsinfrastruktur
Stromversorgung
Insgesamt
Quelle: Ministry of Planning and Investment
Die Planung, Bewertung, Auswahl und Durchführung von Infrastrukturprojekten obliegt
den 58 Flächenprovinzen sowie den fünf unabhängigen Stadtverwaltungen von Hanoi,
Ho-Chi-Minh-Stadt, Da Nang, Can Tho und Haiphong. Die Weltbank bemerkt, dass die
Verlagerung der Zuständigkeit von der Zentralregierung auf die regionalen Volkskomitees
im Jahr 2005 die lokalen Entwicklungsbestrebungen erheblich beflügelte und einen zum
Teil scharfen Wettbewerb zwischen den Provinzen auslöste. Jede erarbeitete ihr eigenes,
isoliertes Infrastrukturkonzept.
Diese fragmentierten Strukturen bezeichnen die Weltbankanalysten inzwischen als suboptimal und zu ambitioniert. Falls die Provinzen alle anvisierten Projekte verwirklichen,
würde das Land über die weltweit höchste Dichte an Tiefseehäfen, internationalen Flughäfen und Industrieparks in Relation zur Größe seiner Volkswirtschaft verfügen.
Angesichts der benötigten Investitionssummen ist klar, dass die öffentlichen Haushalte
selbst bei größerer Verschuldung nicht die Finanzierungen schultern können. Das Land
baut auf Mittelzuflüsse aus der Entwicklungszusammenarbeit (Official Development
Assistance, ODA). Für 2013 sagen die Geber 6,5 Mrd. US$ zu, im Vorjahr waren es 7,4
Mrd. $ gewesen. Vietnam gehört seit 2010 in die Gruppe der Länder mit mittleren Einkommen (BIP über 1.000 $ pro Kopf), daher werden die Geber bei Projektverhandlungen
künftig weniger günstige Vorzugskonditionen anbieten können.
14
Die größten Mittel für 2013 sagten Japan (2,6 Mrd. $) und die ADB (1,4 Mrd.) zu. Die EU
will etwa 1 Mrd. $ geben. Auch die Weltbank finanziert größere Infrastrukturvorhaben.
Wichtige Felder der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sind Transport, Kommunikation,
soziale Infrastruktur, Energieversorgung und die ländliche Entwicklung.
Die Geberorganisationen schreiben das Ausschreibungsverfahren vor. Deutsche Unternehmen können bei diesen international üblichen Wettbewerbsbedingungen eher zum
Zuge kommen als bei lokal zu vergebenden Projekten. Ausschreibungsanzeigen aus Vietnam und anderen Ländern werden unter www.gtai.de veröffentlicht.
Die Japan International Cooperation Agency finanziert einige Schlüsselprojekte im Infrastrukturbereich (Überblick unter www.jica.go.jp/vietnam/english/activities/index.html).
Nippon unterstützt mit ODA-Krediten unter anderem den zweiten Terminal am Hanoier
Noi Bai International Airport, die Verbindungsstraße zwischen der Nhat-Tan-Brücke über
den Roten Fluss zum Noi Bai Airport, die Infrastruktur des Hoa Lac High-Tech-Parks und
die Renovierung von Brücken zwischen Can Tho und der Provinz Ca Mau im MekongDelta. Darüber hinaus gibt Japan Geld für den Lach-Huyen-Tiefseehafen bei Haiphong,
für Autobahnbauabschnitte der Nord-Süd-Achse sowie für ein Wasserwerk mit Kläranlage
in Dong Nai. Ferner finanziert Tokio Metro-Linien in Ho-Chi-Minh-City und Hanoi.
Deutschland beteiligt sich am Bau der Linie 2 in Ho-Chi-Minh-City.
Häfen
Vietnams Hafeninfrastruktur belegt nach Messung des World Economic Forum nur Rang
113 von 144 untersuchten Ländern. Die meisten Häfen verfügen über keine modernen
Beladungsvorrichtungen und sind unzureichend mit dem Hinterland verbunden. In der
Tat hat die 3.260 km lange Küstenlinie die jeweiligen Provinzregierungen dazu verleitet,
zu viele Hafenprojekte anzuschieben.
Fachleute raten, sich bei der Modernisierung und bei Neubauten auf wenige Hafenstandorte zu konzentrieren. Diese sollten insbesondere den internationalen Transportbedarf
der Industriezonen rund um Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi bedienen können und mit modernen Ausrüstungen versehen werden.
Die Vietnam Seaports Association (VPA, www.vpa.org.vn) zählt landesweit 166 Häfen,
davon gehören 56 dem Verband an. In den Häfen wurden nach Berechnungen der Vietnam Maritime Administration (Vinamarine) 2012 rund 294 Mio. t Seefracht umgeschlagen
(+3% gegenüber dem Vorjahr). Ein 2009 verabschiedeter "Masterplan on Development
of Vietnam Seaport System" prognostiziert ungefähr eine Verdoppelung des Volumens im
Fünfjahresrhythmus auf 500 Mio. bis 600 Mio. t bis 2015 und auf 900 bis 1.000 Mio. t bis
2020. Auf die Region um Ho-Chi-Minh-City entfällt das größte Umschlagvolumen. Die
Häfen der Wirtschaftsregion um Hanoi holen aber auf, so Logistikexperten. Der Masterplan visiert bis 2020 Investitionen von 20 Mrd. bis 25 Mrd. US$ an. Neben der Modernisierung der bestehenden Hafeninfrastruktur ist die Verbesserung der Verkehrsanbindungen dringend nötig. Zudem beschränken geringe Zugangstiefen die Schifffahrt.
In der Südprovinz Ba Ria-Vung Tau entstehen gleich mehrere Umschlag- und Logistikzentren. In den Flussdeltas bei Ho-Chi-Minh-City sind zehn Erweiterungen und Neubauten
15
von Häfen geplant. Insgesamt wurden in der Region Cai Mep im Mündungsdelta des
Saigon River bereits fünf Containerhäfen errichtet, sie sind aber nur zur Hälfte ausgelastet und weitere sind im Bau.
Als zentraler Hafen für Nordvietnam wird im Roten-Fluss-Delta Lach Huyen bei Haiphong
entwickelt. Dem Joint Venture gehören die japanischen Partner Itochu, NYK und Mitsui
an. Die Gelder für das rund 320 Mio. US$ teure PPP-Projekt streckt die Japan Bank for
International Cooperation auf ODA-Basis vor.
Das dritte als strategisch eingestufte Hafenprojekt, der internationale Transithafen Van
Phong in Zentralvietnam, besteht nach vorbereitenden Bauarbeiten 2009 nur noch auf
dem Papier. Der Staatskonzern Vinalines sucht nun nach einem Partner, der das Vorhaben neu beleben möchte. Vinalines ist die größte nationale Reederei und der bedeutendste Hafenbetreiber.
In Zentralvietnam ruft die Stadt Da Nang ebenfalls zu einer finanziellen Beteiligung am
Ausbau der Hafeninfrastruktur auf. Die Anlagen müssen modernisiert werden, berichtet
die Da Nang Port Holding.
Flughäfen
Vietnam verfügt über 21 Zivilflughäfen. Die größten sind die internationalen Airports von
Hanoi und Ho-Chi-Minh-City. Bis 2020 soll die Zahl der Zivilflughäfen auf 26 steigen, darunter zehn internationale Destinationen (Noi Bai, Cat Bi, Phu Bai, Da Nang, Chu Lai,
Cam Ranh, Tan Son Nhat, Long Thanh, Can Tho und Phu Quoc). Über 2 Mrd. Euro werden nach Plänen der Aufsichtsbehörde Civil Aviation Administration of Vietnam in den
Ausbau der Flughäfen fließen. Für deutsche Firmen bilden die Erweiterungen und Modernisierungen einige interessante Zulieferchancen, angefangen bei Signal- und Leittechnik
bis zu Feuerwehrausrüstungen und Förderbändern.
Das Entwerfen der Flughäfen ist prinzipiell Aufgabe der dem Militär nahestehenden und
dem Innenministerium nachgeordneten Airport Design Construction Consultancy (ADCC).
Als nationale Betreibergesellschaft gründete das Verkehrsministerium zum 18.2.12 die
Airports Corporation of Vietnam (ACV), welche die bisherigen Northern, Middle und
Southern Airports Corporations zusammenführte. Die ACV soll für den Betrieb und die
Infrastruktur aller Flughäfen sowie die Beschaffung von Ausrüstungen zuständig sein.
Als vorrangige Aufgaben schreibt das Ministerium ins "Lastenheft" der ACV den Ausbau
des Noi-Bai-Flughafens von Hanoi (für mehr als 500 Mio. Euro), wobei der Bau des zweiten Terminals (rund 250 Mio. Euro) zu großen Teilen aus japanischen ODA-Mitteln finanziert wird, sowie Weiterführung des Projektes auf der Ferieninsel Phu Quoc (ungefähr 300
Mio. Euro) und des Urlauberflughafens Cam Ranh bei Nha Trang für circa 130 Mio. Euro.
Am 19.3.13 begannen ferner die Arbeiten am Ausbau des Flughafens Cat Bi in Haiphong,
der für 175 Mio. US$ auf 126 ha Größe erweitert wird. Er soll bis 2015 in sechs Phasen
mit einer größeren Landebahn, einem größeren Terminal, neuen Fluggastbrücken, Abwasser- und Beleuchtungssystemen ausgestattet werden.
16
Geplanter Flughafenausbau bis 2020
Flughafen/Provinz
Passagieraufkommen 2011
(in Mio.)
Passagier- Geplante FrachtumFrachtumaufkommen Kapazität
schlag schlag 2012
2012 ( in 2020 (in 2011 (in t)
(in t)
Mio.)
Mio.)
Geplante
Kapazität (in
Mio. t)
Noi Bai/Hanoi
10,60
11,3
25
241.769
279.411
2
Tan Son Nhat/HCMC
16,73
17,5
25
337.310
340.221
2,5 bis 3
Danang
2,82
3,02
4
14.281
9.940
0,08
Phu Bai/Thua ThienHue
Phu Quoc/Phu Quoc
0,78
0,70
5
1.833
1.826
0,1
0,56
0,49
2,7
648
904
0,01
Haiphong/Haiphong
0,63
0,63
2
4.936
4.563
0,2
Chu Lai/Quang Nam
0,06
0,05
2,3
17
35
1,5
Can Tho/Can Tho
0,21
0,19
1
1.160
1.435
0,1
Cam Ranh/Khanh
Hoa
1,00
1,07
5,5
3.636
5.065
0,1
Dong Hoi/Quang
Binh
Gesamt
0,07
0,08
0,2
124
234
0,0002
33,46
35,01
72,7
605.714
643.634
6,6 bis 7,1
Quelle: Civil Aviation Administration of Vietnam (CAAV)
Die Planungen für einen neuen 40 km von Ho-Chi-Minh-City entfernten Großflughafen,
den Long Thanh International Airport in der Provinz Dong Nai, werden seit Jahren immer
wieder vorgestellt. Konkret wurde noch kein ausländisches privates Vorhaben, weil die
ökonomische Basis nicht überzeugte. Die lokale Joinus Company und die Korea Airports
Corporation schlugen 2010 vor, einen 400 ha großen Flughafen in Van Don, Provinz
Quang Ninh zu bauen. Der Airport in Nähe der weltbekannten Ha Long Bucht soll als
BOT-Modell umgesetzt werden. Die Ausführungsplanung liefert das Büro HNS Architects
and Designers aus Korea (Rep.). Ende 2012 unterzeichnete das Volkskomitee der Provinz
auch mit der Canadian Commercial Corporation eine Kooperationserklärung, die das
Projekt voranbringen soll.
Straßenbau
Den Zustand der 210.000 km Straßen bezeichnet die Weltbank angesichts des Entwicklungsstandes des Landes als ordentlich. Das Investitionsvolumen im Straßenbau liegt
allerdings deutlich unter den Vorgaben eines 2008 vom Verkehrsministerium veröffentlichten Masterplans. Für dessen fristgerechte Umsetzung würden bis 2020 Mittel in Höhe
von 60 Mrd. US$ benötigt, das wären im Schnitt 5 Mrd. jährlich.
Geldmangel verzögert die Umsetzung von vielen geplanten Vorhaben und selbst laufende
Projekte müssen temporär ausgesetzt werden. Andere Projekte nehmen aber Gestalt an,
insbesondere wenn Mittel aus der Entwicklungszusammenarbeit fließen oder sich private
Investoren beteiligen.
17
Ziel eines Masterplans speziell für Schnellstraßen ist, von 2010 bis 2020 ein nationales
Netz aus Fernverbindungen von insgesamt 5.873 km Länge für geschätzt 40 Mrd. $ zu
errichten. Das Transportministerium geht inzwischen davon aus, dass 3.925 km erst
nach 2020 gebaut werden können. Es schlägt vor, die Leistungsfähigkeit und Kosten der
Abschnitte zu reduzieren. Fachleute bestätigen, dass der Bau eines Schnellstraßenkilometers in Vietnam etwa doppelt so teuer wie in anderen asiatischen Ländern sei.
Die Projekte beaufsichtigt die Vietnam Expressway Administration, die dem Transportministerium untersteht. Herzstück der Planungen bildet die 1.942 km lange Ostroute des
"North South Expressway". Diese Mautautobahn wird von Phap Van aus, das südlich von
Hanoi liegt, über die Metropole Ho-Chi-Minh-City nach Can Tho im Süden führen. Von
den 16 Segmenten befinden sich fünf im Bau, für andere wird eine Machbarkeitsstudie
erstellt oder nach Investoren gesucht. Betreibergesellschaften wollen die Autobahnabschnitte über Mautgebühren finanzieren. Bei Teilstücken wird sich der Baustart weit verzögern.
North South Expressway
Betreibergesellschaft
Abschnitt
Stand Februar 2013
VEC
Cau Gie-Ninh Binh
im Bau
VEC
Noi Bai-Lao Cai
im Bau
VEC
HCMC-Long Thanh-Dau Giay
im Bau
VEC
Danang-Quang Ngai
VEC
Ben Luc-Long Thanh
VEC
Hanoi-Lang Son
Ausführungsplanung, Geldgeber Weltbank und JICA
Ausführungsplanung, Geldgeber ADB und JICA
Machbarkeitsstudie
PMU2
Hanoi-Thai Nguyen
im Bau
BEDC
Trung Luong-My Thuan
Ausführungsplanung
Cuu Long CIPM
HCMC-Trung Luong
eröffnet
Cuu Long CIPM
My Thuan-Can Tho
Machbarkeitsstudie
Cuu Long CIPM
HCMC 3rd Ring road
Machbarkeitsstudie
th
Cuu Long CIPM
HCMC 4 Ring Road
Machbarkeitsstudie
Bitexco
Dau Giay-Phan Thiet
Vidifi
Hanoi-Haiphong
Finanzierung durch Weltbank, Betreibermodell
Ausführungsplanung
BVEC
Bien Hoa-Vung Tau
Machbarkeitsstudie
TEDI
Ninh Binh-Thanh Hoa
Machbarkeitsstudie
TEDI
Thanh Hoa-Ha Tinh
Machbarkeitsstudie
PMU Thang Long
Lang-Hoa Lac
eröffnet
Becamex
My Phuoc-Tan Van
Machbarkeitsstudie
Quelle: Vietnam Expressways Management Office, Ministry of Transport
Die Regierung rief 2012 das Verkehrsministerium auf, auch die Nationalstraße 1 von
Hanoi nach Can Tho bis 2016 vierspurig und gebührenpflichtig auszubauen. Die 1.446 km
lange Fernstraße verläuft parallel zur geplanten Route des North South Expressways. Die
beiden Mautstraßen würden um die Fahrzeugnutzer konkurrieren. Verkehrsexperten fordern eine bessere Koordinierung dieser Fernstraßenprojekte. Die Finanzierung des etwa 6
Mrd. $ teuren Ausbaus der Nationalstraße 1 steht noch nicht.
18
Den Nord-Süd-Expressway ergänzen Pläne für acht Abschnitte von "Northern
Expressways" von insgesamt 1.099 km Länge. Der Bau von drei Teilstücken dieses Nordnetzes hat begonnen. In Südvietnam sind "Southern Expressways" auf einer Länge von
insgesamt 984 km geplant. Von den sieben Teilstrecken wird voraussichtlich 2013 mit
dem 76 km Stück von Bien Hoa nach Vung Tau begonnen. Die anderen Abschnitte dürften nach Ansicht von Experten erst nach 2020 starten.
Konkrete Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen
Im Bereich Consulting- und Engineering-Leistungen können hochspezialisierte Ingenieurbüros aus Deutschland im Vorfeld durchaus Aufträge akquirieren. Das Geschäft mit den
Straßenbauarbeiten machen in der Regel nur Firmen, aus deren Ländern die ODA-Mittel
oder Bankkredite zur Finanzierung der Projekte stammen.
Das erste ausländische, privat finanzierte Straßenbauvorhaben möchte die Central
Nippon Expressway Company starten. Der japanischen Betreiber von Expressstraßen will
ein Build-Operate-Transfer (BOT) Modell für den Ausbau der 30 km langen Schnellstraße
von Phap Van bei Hanoi nach Cau Gie einsetzen.
Auch die 105 km lange Autobahn von Hanoi nach Haiphong unterstützt Japan. Die Vietnam Development Bank (VDB) unterzeichnete 2012 mit der Sumitomo Mitsui Banking
und der Citibank Japan einen 270 Mio. US$ zinsgünstigen Kredit, mit dem die Baupakete
drei und vier finanziert werden.
Eisenbahnbau
Der Ausbau des Eisenbahnnetzes kommt nur im Schneckentempo voran. In der Folge hat
die Bahn gegenüber dem Straßen- und Luftverkehr an Attraktivität eingebüßt. Der Nachholbedarf im schienengebundenen Fern-, Nah- und Stadtverkehr bleibt immens. Ein
Masterplan für den Eisenbahnsektor sieht bis 2020 eine komplette Modernisierung vor.
Das Netz ist marode, verfügt überwiegend über alte Schmalspurgleise und ist nicht
elektrifiziert. Vom Gesamtschienennetz von 3.106 km entfallen 2.169 km auf die Meterspur und 178 km auf die Normalspur (sowie 506 km auf Abstellgleise). Über beide Spurweiten verfügen 253 km.
Konkrete Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen
Konkrete Chancen für deutsche Lieferungen bieten die künftigen Metro-Linien in Ho-ChiMinh-City und Hanoi. Ausländische Geber haben Finanzierungszusagen für erste Linien
gegeben, Ausschreibungen laufen. Für die übrigen geplanten Strecken suchen die Planer
ausländische Kreditgeber.
Am weitesten sind die Planungen für das Metro-Bahnsystem in Ho-Chi-Minh-City. Insgesamt sollen 100 km einschließlich einer Straßenbahn- und von zwei Monorail-Linien entstehen. Einen Überblick über die Vorhaben gibt die zuständige Management Authority for
Urban Railways auf ihrer Webseite (www.maur-hcmc.vn).
19
Speziell die 2013 vorgesehenen Ausschreibungen der "deutschen Linie" Nummer zwei,
deren erster 11 km langer Abschnitt unter anderem von der KfW finanziert wird, bieten
gute Chancen. KfW und BMWi finanzieren die Beschaffung von Ausrüstungen und Beratungsleistungen. ADB sowie EIB finanzieren und schreiben die Bauarbeiten aus. Im Jahr
2013 werden es sieben Pakete sein. Das Konsortium Obermeyer, Pöyry Infra, ILF Beratende Ingenieure und das lokale Büro Tedi South unterzeichneten im Januar 2012 den
Vertrag als Durchführungsconsultant für Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung
des Vorhabens.
Masterplan Ho-Chi-Minh-City Urban Rail Transport Project
Linie/Route
Länge Geldgeber
(km)
Kosten
Status
1/Ben Thanh-Suoi Tien
20
ODA: JICA (Japan)
circa 2,4 Mrd.US$
2/An Suong Bus Terminal-Thu Thiem
19
ODA: ADB 540 Mio US$, Erste Phase 11 km:
KfW 313 Mio US$, EIB
1,4 Mrd. US$
195 Mio US$
3A/Ben Thanh-Tan Kein
16
gesucht
Linie geteilt in zwei Abschnitte,
Bauleistungen Teil 1b an
Sumitomo, Schienenfahrzeuge
von Hitachi
Phase 1: Tham Luong-Ben
Thanh, Vorqualifizierung, Ausschreibungen 2013, Fertigstellung 2017
Planungsphase
3B/Cong Hoa-Hiep Binh
Phuoc
4/ Ben Cat BridgeNguyen Van Linh
12
gesucht
24
Planungsphase
5/New Can Giuoc Bus
Terminal- Sai Gon
Bridge
6/Ba Queo-Phu Lam
Roundabout
Straßenbahn Nr.1 Sai
Gon-Cho Lon-Eastern
Bus Terminal
26
Interesse der Italian2,5 Mrd. US$
Thai Development
Corporation an PPP
ODA: EIB, ADB, Spanien 2,3 Mrd. US$
7
gesucht
600 Mio. US$
Planungsphase
12
250 Mio. US$
Finanzierung nicht gesichert
Monorail Nr.2 Nguyen
Van Linh, Highway
No.50-District 2
Monorail Nr.3 Go Vap
Roundabout-Quang
Trung Software ParkTan Thoi Hiep
14
BOT: Thanh Danh
Construction and Trade,
Titanium Management
(Malaysia)
gesucht
350 Mio. US$
Planungsphase
9
gesucht
200 Mio. US$
Planungsphase
1,5 Mrd. US$ für Abschnitt 1
1,2 Mrd. US$
Planungsphase
Machbarkeitsstudie erstellt,
Verhandlungen mit Gebern
Quelle: Management Authority for Urban Railways, Ho Chi Minh People’s Committee
Auch Hanoi feierte für die ersten Metro-Linien bereits offiziell einen Baustart, Baumaßnahmen sind im Stadtbild aber nur vereinzelt zu erkennen. Die Umsiedlung der Bevölkerung und andere Hindernisse verzögern dem Vernehmen nach weitere Ausschreibungen
und konsequentere Baufortschritte.
20
Masterplan Hanoi Metropolitan Rail Transport Project
Linie/Route
Länge Geldgeber
(km)
Kosten
Status
1/Ngoc Hoi-Yen
Vien-Nhu Quynh
38
1,1 Mrd. US$
2/Noi Bai- Stadtzentrum-Thuong
Dinh
35
Offiziell hat Bau des Abschnitts 1 begonnen, davon 15,4 km oberirdisch,
Fertigstellung 2017; Abschnitt 2: Gia
Lam-Duong Xa in Planung
Offiziell hat Bau des Abschnitts 1 begonnen, Länge 11,5 km; Abschnitt 2:
Tran Hung Dao-Thuong Dinh, 6 km in
Planung
2A/Cat Linh-Yen SoHa Dong
14
3/Nhon-Hanoi Bahnhof-Hoang Mai
21
4/Dong Anh-Me Linh
53
Vietnam Railway
Corporation, ODA
Japan 670 Mio.
US$
Hanoi Metropolitan
Rail Transport
Project Board, ODA
Japan rund 790
Mio. US$
Vietnam National
Railways Agency,
ODA China 419
Mio. US$
Hanoi Metropolitan
Rail Transport
Project Board, ODA
AFD (250 Mio.
Euro), ADB (220
Mio. Euro), EIB (73
Mio. Euro)
gesucht
5/Nam Ho Tay-Ngoc
Khanh-Lang Hoa Lac
6/Noi Bai-Ngoc Hoi
35
43
1,1 Mrd.US$
553 Mio. US$,
Baustart von Brücken und Depots 2009,
kleine Baufortschritte
783 Mio. Euro
Abschnitt 1: Nhon-Hanoi Bahnhof im
Bau; Abschnitt 2 nach Hoang Mai Vereinbarungen mit der ADB getroffen.
k.A.
Suche nach Finanzierung
ODA
k.A.
ODA
k.A.
7/Me Linh-Duong Noi 35
gesucht
k.A.
Machbarkeitsstudie JICA und Transportministerium erstellt
Machbarkeitsstudie JICA und Transportministerium erstellt
Suche nach Finanzierung
8/Co Nhue-Duong Xa 28
gesucht
k.A.
Suche nach Finanzierung
Quelle: Hanoi Metropolitan Rail Transport Project Board, Hanoi People’s Committee
Kraftwerksbau
Unter Hochdruck stockt Vietnam seine Stromerzeugungskapazitäten auf. Diese stiegen
allein von 2001 bis 2011 von 6,7 auf 25 GW beziehungsweise auf 150 TWh (tatsächliche
Produktion: rund 111 TWh). Trotzdem hält der Ausbau der Kapazitäten nicht mit dem
BIP-Wachstum mit. Wirtschaft und Haushalte benötigen immer mehr Energie. Durch
Stromausfälle erhalten ländliche Gebiete oft nur stundenweise Strom, auch in Städten
und Industrieparks sind Ausfälle und Rationierungen möglich. Die Errichtung weiterer
Kraftwerke und besserer Stromleitungen hat daher hohe Priorität. Gemäß einem Energiemasterplan für 2011 bis 2020 sollen die Kapazitäten verdreifacht werden. Der Fokus
liegt auf Kohlekraftwerken.
Wichtigster Produzent ist der staatliche Versorger Electricity Vietnam (EVN), bei der
Übertragung und Verteilung ist EVN sogar Monopolist. Seit Ende der 1990er-Jahre gewinnen neben EVN unabhängige Stromanbieter (Independent Power Producers, IPP) an
Bedeutung und erzeugen inzwischen rund die Hälfte des Stroms.
Der Premierminister genehmigte 2011 den 7. Energiemasterplan bis 2020 mit Ausblick
auf 2030. Angestrebt wird eine Erweiterung der Kapazitäten auf 75 GW bis 2020. Deshalb sollen etwa 95 Kraftwerke entstehen. Eine Liste der Investoren und geplanten Fertigstellungen ist unter www.vir.com.vn/data/files/electricity_list.pdf abrufbar.
21
Viele Projekte hinken dem ursprünglichen Zeitplan bereits hinterher. Dennoch bieten die
laufenden Ausschreibungen Consultingfirmen, Ingenieurbüros gute Auftragschancen. Die
Niederlassung des Ingenieurbüros Fichtner aus Stuttgart ist beispielsweise an der Umsetzung von Kraftwerken an 17 Standorten beteiligt.
Zur ordnungsgemäßen Umsetzung der geplanten Vorhaben wären Investitionen in Höhe
von umgerechnet 49 Mrd. US$ erforderlich. Diese Summen können weder der Staat noch
die Energieerzeuger aufbringen. Ein Teil der benötigten Mittel kommt daher aus dem
Ausland. Die Kraftwerke bauen dann in der Regel Konzerne aus dem Land, welches das
Projekt finanziert. Dies sind meist die VR China, Japan, Korea (Rep.) und Malaysia.
Vorgesehen ist eine gravierende Umschichtung innerhalb des Energiemixes. Im Segment
Thermokraftwerke soll der Anteil der Kohlekraftwerke erheblich auf 48% nach oben gebracht werden (bisher 18,3%). Der Anteil der Gaskraftwerke würde nach den neuen Planungen hingegen von 30,6 auf 16,5% halbiert. Die Gewinnung von Strom aus Diesel und
Öl wird eingestellt. Der Anteil der Wasserkraft an der Gesamtstromerzeugung soll bis
2020 von 38 auf 23% heruntergefahren werden. Neu hinzu kommen Pumpspeicherkraftwerke (Zielanteil: 2,4%). Der Plan enthält eine Steigerung des Anteils erneuerbarer
Energieträger auf 5,6%; Windkraft und Biomasse verfügen über große Potenziale. Die
Einspeisevergütungen sind allerdings wenig lukrativ. Trotz Fukushima hält Vietnam an
den Planungen von Atomkraftwerken fest. Langfristig sollen acht Kernkraftwerke ans
Netz gehen.
Wasserver- und -entsorgung
Die Versorgung mit Leitungswasser ist in den Städten im Großen und Ganzen gegeben.
Es erreicht aber nur selten Trinkwasserqualität und kann durch eine Verseuchung mit
Ammonium, Arsen oder Bakterien gesundheitsschädigend sein. Die Leitungen sind zudem
stark verbesserungsfähig. In Ho-Chi-Minh-City schätzt die zuständige Saigon Water
Supply Company die Verluste bei der Verteilung von Frischwasser auf 40%.
Trübe steht es um die Entsorgung. Ein Großteil der Abwässer wird unbehandelt zusammen mit dem Regenwasser abgeleitet und verschmutzt Flüsse sowie das Grundwasser.
Betriebe und Haushalte sind selten an effektive Kanalnetze angeschlossen. An deren
Ende befinden sich wenige Kläranlagen. Kleine und mittlere Städte haben in der Regel
gar keine Kläranlagen. Die wenigen vorhandenen sind zumeist alt und arbeiten mit ungenügenden Resultaten. Wohnhäuser in Großstädten verfügen meist über sogenannte
"Septic Tanks", die kaum gewartet werden und keine sichere Entsorgung darstellen.
Gravierend ist auch die Situation bei Industrieabwässern. Von den 1 Mio. cbm Abwässern, die Industrieparks täglich ausstoßen, werden nur 35% behandelt, berichten Behörden. So verfügen von den 232 Industrieparks des Landes 143 über Kläranlagen, stellte
die Umweltabteilung des Ministeriums für öffentliche Sicherheit Mitte 2012 fest. Die Wasserqualität im Umfeld von einigen Industrieparks leide zunehmend. Industrieparkverwaltungen und Betriebe nehmen meist die geringen Strafzahlungen in Kauf.
Ein neues Wassergesetz (Law on Water Resources Nr. 17/2012/QH) trat zum 1.1.13 in
Kraft. Es löst das Gesetz von 1999 ab. Seit 1999 wurden bereits zahlreiche Verordnungen
und Richtlinien verabschiedet.
22
Fachleute schätzen die Wasserverbrauchsmenge in Hanoi auf rund 1 Mio. cbm pro Tag,
davon stellt die öffentliche Versorgung rund 600.000 cbm zur Verfügung, der Rest entfällt auf die ungeregelte Entnahme aus Brunnen. Die vier Kläranlagen der Stadt können
von dem anfallenden Abwasser nur etwa 48.000 cbm behandeln. Die Stadtverwaltung
möchte neue Trinkwasser-, Klärwerke, Kanalisationsleitungen errichten und den Hochwasserschutz verbessern. Ein Masterplan sieht Investitionen von 3,4 Mrd. US$ bis zum
Jahr 2030 vor. Die Projekte können als Betreibermodelle oder in anderen Vertragsmodellen umgesetzt werden.
Für Privatinvestoren ist der Wassersektor aufgrund der schwierigen Gebührenrückflüsse
aber nur in Ausnahmefällen interessant. So hat der malaysische Baukonzern Gamuda mit
Arbeiten für eine 200.000 cbm Kläranlage in Hanoi begonnen. Sie entsteht im Rahmen
einer "Gamuda Township" (www.yensopark.com.vn). Die Landübertragung an die Gesellschaft enthielt die Vorgabe, eine Kläranlage für die Südstadt zu bauen.
Auch ein Joint Venture aus den japanischen Firmen TSS, Metawater und der Hanoi Water
Supply Company sollte Mitte 2012 mit dem Bau eines 150.000 cbm Klärwerkes beginnen.
Es wird rund 130 Mio. $ kosten und zum Teil von der Japan International Cooperation
Agency (JICA) finanziert, die nach Presseangaben der führende Partner bei der Entwicklung des Abwassersektors ist. Sie finanziert Projekte unter anderem in Hanoi, Ho-ChiMinh-City, Hue, Haiphong, Thu Dau Mot (Provinz Binh Duong) und Vinh Yen (Provinz Vinh
Phuc).
Auch die Saigon Water Management Corporation (Sawaco) in Ho-Chi-Minh-City meint,
dass sie bis 2025 rund 2,5 Mrd. $ benötigt, um neue Wasserwerke und Leitungen zu installieren. Die Werke von Sawaco verfügen über Kapazitäten von 1,6 Mio. cbm Frischwasser täglich. Der staatliche Betrieb möchte den Ausstoß bis 2015 auf 2,4 Mio. cbm
erhöhen.
Konkrete Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen
Das deutsche Unternehmen Passavant-Roediger gewann im November 2012 den EPCVertrag (Engineering, Procurement and Construction) für eine 300.000 cbm Anlage, die
Flusswasser zu Trinkwasser aufbereiten wird. Damit wird die Versorgung des Distriktes
Thu Duc in Ho-Chi-Minh-City erweitert.
Auch deutsche Organisationen setzten sich für eine Verbesserung der Situation ein. In
der Entwicklungszusammenarbeit bildet der Bereich Umwelt einen Schwerpunkt. So errichtet die KfW Kläranlagen in neun kleinen und mittleren Städten. Das Programm läuft
von 2003 bis 2016 (www.wastewater-vietnam.org). Die Projekte werden international
und somit auch in Deutschland ausgeschrieben. Die Bauarbeiten werden in der Regel an
lokale Bauunternehmen vergeben, die Ausrüstungen stammen im Wesentlichen aus Europa.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert mehrere Forschungs- und
Entwicklungsvorhaben in der Abwasserreinigung, der Seesanierung und dem Ressourcenmanagement. Mit der Durchführung wurden mehrere deutsche Universitäten beauftragt, die mit deutschen Unternehmen kooperieren.
23
Auftragschancen bieten auch Projekte der Weltbank und ADB. Ein Vorhaben der ADB mit
mehreren Komponenten gewann die Inros Lackner AG 2011. Ausschreibungen internationaler Geber veröffentlicht Germany Trade & Invest unter www.gtai.de. Über Projekte und
Partner informiert auch die Interessengruppe German Water Partnership unter
www.germanwaterpartnership.de.
4 Branchenüberblick und Geschäftspraxis
Branchenstruktur und Wettbewerbssituation
Einfache Bauleistungen werden ausschließlich von heimischen Unternehmen erbracht. Die
Zahl der im Bausektor tätigen Firmen beziffert das Bauministerium 2012 auf 55.870,
davon sollen 17.000 Verluste ausweisen und 2.637 habe bereits aufgegeben. Die meisten
sind kleine und mittelständische Betriebe. Das Projektgeschäft dominieren die großen
Staatsunternehmen. Private Firmen gewinnen aber an Bedeutung.
Größter Akteur ist die zum Bauministerium gehörende Vietnam Construction and ImportExport Joint Stock Corporation (Vinaconex; www.vinaconex.com.vn), der 91 Firmen mit
40.000 Beschäftigten angehören. Davon sind 23 Unternehmen im Bausektor und 15 als
Baustoffhersteller tätig. Dem Bauministerium unterstehen auch die Branchengrößen
Lilama (www.lilama.com.vn) und Song Da (www.songda.com.vn). Weitere 15 Bauunternehmen gehören zum Ministerium.
Fusionen und Übernahmen könnten die Wettbewerbsfähigkeit der öffentlichen Anbieter
stark verbessern, meinen Marktkenner. Als zuverlässige staatliche Gesellschaft bezeichnen Fachleute beispielsweise die Cofico (www.cofico.com.vn). Außerdem gelten die privaten Baufirmen Hoa Binh (http://hoabinhcorporation.com.vn) und Coteccons
(http://www.coteccons.vn) als verlässliche, konkurrenzfähige Partner.
Als Dachorganisation der Branche fungiert die Vietnam Federation of Civil Engineering
Associations (www.tonghoixaydungvn.org), der 13 regionale Organisationen und Fachverbände angehören.
Asiatische Investoren arbeiten vorzugsweise mit vertrauten Generalunternehmen zusammen. Aus Korea (Rep.) sind die Firmen Samsung, GS Engineering and Construction,
Hyundai, Kumho und Posco als sogenannte EPC-Kontraktoren im Markt erfolgreich. Die
meisten japanischen Baukonzerne wie Sumitomo Mitsui, JGC, Toneco und Tokyu
Construction unterhalten in Vietnam ebenfalls Büros.
Auch bilaterale Geber von Mitteln der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit lenken
Ausschreibungen in Richtung heimischer Unternehmen. Deutsche Firmen kommen aber
durchaus als Subkontraktoren in Spezialbereichen zum Zuge. Hier konnte beispielsweise
die Firma Bauer bei schwierigen Gründungsarbeiten punkten.
Geschäftspraxis
Wenn deutsche Bauunternehmen mit lokalen Unternehmen zusammenarbeiten, ist darauf
zu achten, dass Konsortialverträge einen wirksamen Durchgriff auf die Partner gewähr24
leisten. Bei der Formulierung von Verträgen sollte eine Rechtsberatung eingeholt werden.
Die allgemein schwache Zahlungsmoral in Vietnam leidet im Baugewerbe besonders. Das
Inkassomanagement kostet Zeit und Mühen.
Auch für das Baugewerbe gilt: Nord- und Südvietnam unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Die Nordvietnamesen gelten als sparsamer und konservativer, wobei sie eher die
Baukosten und weniger die späteren Betriebskosten im Auge haben. Der Süden gilt als
qualitätsbewusster und neuen Techniken gegenüber etwas aufgeschlossener. Darüber
hinaus ist der Süden privatwirtschaftlicher orientiert und damit etwas transparenter. Andererseits soll die Hauptstadt Hanoi gegenüber der erfolgreichen Wirtschaftsmetropole
Ho-Chi-Minh-City aufholen und gemäß einem staatlichen Masterplan bis zum Jahr 2030
eine der modernsten Städte in Asien sein.
Die politische Führung gibt zu, dass Vietnam ein Korruptionsproblem hat. Dies bestätigt
auch das Korruptionsranking von Transparency International. Dies trifft insbesondere auf
das Bauwesen zu.
Germany Trade and Invest informiert über internationale Ausschreibungen und Entwicklungsprojekte staatlicher und halbstaatlicher Stellen unter www.gtai.de. Das Ministerium
für Planung und Investitionen betreibt die Tender-Portale http://muasamcong.mpi.gov.vn
und http://muasamcong.vn (Informationen auf Vietnamesisch). Das Bauministerium informiert über Aktivitäten im Bausektor unter http://www.xaydung.gov.vn/en, die Informationen liegen dort auf Vietnamesisch vor.
Die Beschaffungsportale http://thongtindauthau.com und http://www.moithau.vn benachrichtigen in Vietnamesisch umfänglich über Bauprojekte und -vergaben. Die Stadt
Da Nang veröffentlicht Ausschreibungen unter http://dauthau.danang.gov.vn.
Kontaktadressen
Bezeichnung
Internetadresse
Ministry of Construction
Ministry of Transport
http://www.moc.gov.vn
http://mt.gov.vn
Department for Urban Planning and Architect
Federation of Civil
Engineering Associations
Vietnam’s Association of
Construction Contractors
Vietnam Green Building
Council
’’Vietnam International
Construction and Building
Exhibition’’
Anmerkungen
Bauministerium
Verkehrsministerium, zuständig für Straßenbau
http://www.qhkthn.gov.vn
Bauausschuss für Stadtplahttp://www.qhkt.hochiminhcity.gov.vn nung und Architektur in
Hanoi und Ho-Chi-Minh-City
http://www.tonghoixaydungvn.org
Baudachorganisation mit 13
Fachverbänden
http://www.buildviet.info
Bauverband mit rund 1.000
Mitgliedern
http://www.vgbc.org.vn
Rat für umweltfreundliches
Bauen
http://www.construction-vietnam.com Baumesse, 18.bis 20.7.13 in
Ho-Chi-Minh-City
25
5 Baustoffe und Zulieferprodukte
Die Baustoffindustrie strauchelt 2013 heftig, weil die Baukonjunktur lahmt. Die fehlende
inländische Nachfrage nach lokal produzierten Baustoffen wie Zement, Ziegeln, Fliesen
oder Glas gleichen die schwachen Exportaktivitäten kaum aus. Die Produktionskapazitäten wurden in der Vergangenheit viel stärker ausgebaut als die Nachfrage zulegte und
mehrere Werke müssen inzwischen aufgeben.
Zement
Vietnam verfügte 2011 weltweit mit 73 Mio. t über die sechstgrößten Kapazitäten zur
Herstellung von Zement nach der VR China (1,4 Mrd. t), Indien (301 Mio.), den USA (114
Mio.), der Türkei (82 Mio.) und Russland (80 Mio.). Staatskonzerne dominieren den
Sektor, vor allem die Vietnam Cement Industry Corporation (VICEM). Neue Werke wurden in den letzten Jahren eröffnet, ohne alte Anlagen zu schließen. Im Jahr 2012 wurden
immense Überkapazitäten ersichtlich.
Nach Angaben des Bauministeriums nehmen 2013 daher nur zwei von sechs geplanten
Zementwerken den Betrieb auf. Dies sind Trung Son mit einer Kapazität von 910.000
jato und Quang Phuc (1,8 Mio. jato). Der staatliche Masterplan für die Branche, der von
2011 bis 2020 etwa 54 weitere Zementwerke und eine Gesamtkapazität des Sektors von
130 Mio. t vorsah, dürfte nicht einzuhalten sein. Der Bau von weiteren neuen Werken
wurde gemäß staatlichen Plänen bereits auf die Jahre nach 2015 verschoben.
Nach Angaben des Bauministeriums gibt es 67 Zementwerke und der Zementverband
zählt etwa 50 Branchenunternehmen. Die meisten sind klein bis mittelständisch. Nach
Pressemeldungen gibt es drei ausländische Hersteller. Des Weiteren verfügt die BASF AG
in Südvietnam über ein Werk zur Herstellung von Betonzusatzstoffen.
Konkrete Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen
Angesichts dieser Entwicklungen eröffnet die Krise auch Chancen. Wenn die alten Anlagen schließen, können sie mittelfristig durch modernere ersetzt werden. Das Ministry of
Construction (MoC) hat dem Sektor beispielsweise das Ziel vorgegeben, seinen Energieverbrauch bis 2020 um 5 bis 7% zu drosseln. Für neue Werke wurden maximale Verbrauchswerte festgesetzt. Sie dürfen bis zu 90 kWh je t Zement einsetzen. Alle Werke
mit einer Kapazität von mehr als 2.500 t pro Tag sollen nach Vorgabe des Bauministeriums bis 2015 zudem ihre Abwärme für die Stromproduktion einsetzen.
Ziegel
Die landesweiten Produktionskapazitäten an Ziegeln betrugen 2012 rund 400 Mio. cbm.
Der Markt hatte ein Volumen von 20 Mrd. Ziegeln nach 25 Mrd. im Vorjahr. Bis 2020 sagt
das MoC einen Absatz von ungefähr 42 Mrd. Stück voraus.
26
Vietnam will die Verwendung von gebrannten Ziegeln auf ungebrannte, umweltfreundlichere Produkte umstellen. Die unzähligen kleinen Ziegeleien, die Ton von umliegenden
Feldern entnehmen, sollen sukzessive geschlossen werden.
Im November 2012 veröffentlichte das Bauministerium das Rundschreiben Nummer
09/2012/TT-BXD. Demnach müssen öffentliche Bauvorhaben in Großstädten künftig ungebrannte Materialien verwenden, andere Bauherren sollen mindestens zu 50% ungebrannte Steine einsetzen. Ab dem Jahr 2015 gilt diese Regelung für alle Bauvorhaben.
Noch bevorzugen Baufirmen gebrannte Ziegelsteine wegen ihres sehr günstigen Preises
und weil sie mit den kleineren Steinen besser vertraut sind. Die Association For Building
Materials (ABM) sieht allerdings Absatzchancen für Steine aus Porenbeton, wenn Architekten und Bauherren von den Vorteilen überzeugt sind.
2011 nahmen die Vietnam Glass and Ceramics for Construction Corp (Viglacera) und die
Vinh Duc Home Fabriken zur Herstellung von in Autoklaven ausgehärtetem Porenbeton in
Betrieb. Die 2010 gegründete Khang Minh Brick (www.gachkhangminh.vn) verfügt
ebenfalls über ein Werk zu Herstellung von ungebrannten Hohlblocksteinen im Süden
Hanois mit einer Jahreskapazität von 150 Mio. Stück. Die DMC Gruppe
(http://dmcgroup.vn) betreibt eine Ziegelfabrik im Westen Hanois.
Fertigelemente
Der Baumaterialverband ABM geht davon aus, dass sowohl im Hausbau als auch bei Infrastrukturprojekten vermehrt Fertigelemente verwendet werden. Hierfür gab es bislang
nur wenige Herstellungskapazitäten. Beispielsweise hat die deutsche Firma BFS an den
vietnamesischen Röhrenhersteller Cuong Thuan in Dong Nai Maschinen zur Fertigung von
Abwasserrohren geliefert. Im März 2012 eröffnete das chinesisch-vietnamesische Gemeinschaftsunternehmen Kien Hoa-Dat Viet das nach eigenen Angaben landesweit größte
Werk zur Herstellung von Betonpfählen. Und im Oktober 2012 nahm ein Werk zur Herstellung von Betonfertigelementen des australischen Unternehmens Conrock in Ho-ChiMinh-City den Betrieb auf. Anlagen zur Herstellung von Fertigelementen haben von einem geringen Niveau ausgehend auch künftig Chancen.
Fliesen
Ebenfalls stark ausgeweitet wurde in den letzten Jahren die Fliesenfabrikation. Seit 2010
liegt Vietnam unter den weltweiten Produzenten auf Rang sechs. Laut der Vietnam
Building Ceramic Association (Vibca) lagen die Kapazitäten 2012 bei 447 Mio. qm, davon
360 Mio. qm für keramische Fliesen, 70 Mio. für Feinsteinzeug und 17 Mio. für Terrakotta. Die Binnennachfrage hielt mit dem Zuwachs nicht Schritt. Die Auslastung der
Werke betrage inzwischen nur 70%. Die Branchenfirmen haben große Lagerbestände von
etwa 40 Mio. qm angehäuft und reduzieren inzwischen ihren Ausstoß.
Auch in dieser Branche haben lokale Produkte Probleme, sich im Binnenmarkt zu behaupten. Falsch deklarierte Importe aus der VR China, die nach Verbandsangabe teilweise unverzollt und unversteuert verkauft werden, setzen den Firmen zu, heißt es. Der
Verband fordert bessere Kontrollen.
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Der Marktführer Prime Group (http://www.prime.vn) beliefert nach Pressemeldungen
20% des inländischen Marktes. Prime verfügt über 6.500 Absatzmittler und betreibt
sechs Werke mit einer Gesamtkapazität von 75 Mio. qm. Im Dezember 2012 übernahm
die Siam Cement Group aus Thailand für 240 Mio. US$ einen 85%-Anteil an der Prime
Gruppe, die ihre Aktivitäten im Ausland verstärken möchte. Weiterer inländischer Hersteller ist Viglacera, deren Werke über 30 Mio. qm an verschiedenen Fliesen fertigen
können. Die Aktiengesellschaft Vitaly verfügt über Anlagen mit einer Kapazität von 7,5
Mio. qm. Das Unternehmen My Duc Ceramics gibt eine Kapazität von 4 Mio. qm für glasierte Keramikfliesen an.
Baubeschläge, Sanitärprodukte
Nach einem recht ordentlichen Geschäftsverlauf im Jahr 2012 sind die Aussichten 2013
ungewiss, meinen Marktkenner. Die Preise sind gefallen und die Konkurrenz zwischen
den Anbietern verschärft sich. Waren aus der VR China dominieren den Massenmarkt.
Die jungen Vietnamesen legen bei Ausstattungen von Küchen und Bädern zunehmend
Wert auf ein modernes, europäisches Design. Auch bei Immobilienprojekten werden Ausstattungen "Made in Germany" beliebter. Kunden verlangen aber entsprechende Belege
zum Beispiel Ursprungszeugnisse. Sie wollen sicher gehen, dass sie keine Nachahmerprodukte erwerben. Der Lieferant sollte wiederum strikte Richtlinien bei den Zahlungsmodalitäten setzen.
Im gehobenen Segment gibt es für europäische Marken und Qualität somit Auftragschancen. Die deutsche Firma Häfele vertreibt beispielsweise Beschläge, Sanitärprodukte und
Sicherheitstechnik sowohl im Projektgeschäft als auch über den Handel. Andere internationale Anbieter wie die Firma Kai International sind über Vertriebspartner oder über eigene Niederlassungen aktiv. Die Firma Lixil Inax aus Japan produziert seit 1997 Sanitärwaren in mehreren Werken.
Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik
Das Klima in Vietnam ist im Norden subtropisch und im Süden tropisch. Klimaanlagen
übernehmen in größeren Gebäuden die Kühlung und in den Wintermonaten die Heizfunktion. Energieeffiziente Baumaterialien und -planungen haben noch nicht den Durchbruch
geschafft.
Stromtariferhöhungen wie zuletzt im Dezember 2012 schärfen aber die Aufmerksamkeit.
Der durchschnittliche Tarif beträgt seitdem 1.506 Dong pro kwh (umgerechnet 7,2 USCent). Tariferhöhungen erfolgen seit 2013 sogar automatisch, wenn die Stromentstehungskosten steigen. Denn langfristig sind Energiesubventionen nicht zu halten, die
Nachfrage nach Energie steigt rasant. Seit Jahren hat der Versorger EVN Probleme, den
Bedarf zu decken. Stromausfälle sind keine Seltenheit.
Energiesparen spielt für die meisten Bauherren aber eine untergeordnete Rolle. Der
Haushaltsstromtarif liegt im regionalen Vergleich noch am unteren Ende. Wegen der geringen Energiekosten rechnen sich aus Sicht der Bauherren Investitionen in energiesparende Fenster, Isolierungen und Kühlsysteme kaum. Selbst bei Klimaanlagen, auf die in
28
Wirtschaftsgebäuden im Schnitt 75% des Stromverbrauchs entfallen, setzen Investoren
selten auf energieeffiziente Technologien und Steuerungen.
Positive Ausnahmen stellen das Premiumsegment und einige ausländische Auftraggeber
dar. Ausländische Hotelgesellschaften errichten Gebäude gemäß ihrem eigenen energieeffizienten Standard. Dazu gehört dann eine moderne Klimatechnik. Ähnlich sieht es im
Industriesektor aus. Wenn der ausländische Investor einen hohen Standard vorschreibt,
wird eine umweltschonende Anlage eingebaut. Den hohen internationalen Ansprüchen
folgen Bauherren aus Westeuropa, Australien und teilweise aus Korea (Rep.), berichten
Kenner des Marktes.
Bei vietnamesischen Auftraggebern müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst sollte ein nachhaltiger Investitionsplan die Kostenersparnis effizienter Klimatechnik klar verdeutlichen. Falls dieser Plan mit einer ausreichenden Finanzierung untermauert ist, muss ein Bauplaner gefunden werden, der das moderne Lüftungssystem von
vornherein einplant. Die meisten Ingenieure folgen bei der Bauplanung aber den gewohnten einfachen Lösungen.
Umweltexperten vom Vietnam Green Building Council (VGBC) verweisen seit längerem
auf die vielen Energiesparchancen im Bauwesen. Einen Mindeststandard für den Energieverbrauch von Gebäuden gibt es zwar seit November 2005 mit der "Decision 40/QDBXD" des Bauministeriums. Die Kommunen wenden den Mindeststandard bei der Erteilung von Baugenehmigungen allerdings nicht an, heißt es.
Ein 2011 in Kraft gesetztes Energieeffizienzgesetz und seine Ausführungsbestimmung
(Dekret Nummer 21/2011/ND-CP) verpflichten zumindest Hauptenergieverbraucher zum
Umdenken. Dazu zählen Wirtschaftsgebäude, die mehr als 500 t Öleinheiten pro Jahr
verbrauchen. Hier sollen die Immobilienbesitzer Energiemanagementsysteme, Energiepläne und Vorschläge für Energieeinsparungen abgeben und einen Energiebeauftragten
ernennen. Außerdem werden die Gebäude von staatlichen Inspektoren geprüft. Standards liegen unter den international üblichen. Wärmedämmung wurde nicht aufgenommen. Die Strafen bei einem Verstoß gegen die Richtlinien sind gering.
Der Vertrieb erfordert eine kompetente dauerhafte Präsenz. Die Kunden müssen von den
Vorteilen überzeugt werden und erwarten nach Auftragsvergabe eine gesicherte Wartung. Der deutsche Hersteller von Lufttechnik Alko Therm arbeitet beispielsweise mit dem
Vertriebspartner Reetech zusammen.
Türen und Fenster
Kunden fragen überwiegend günstige Türen und Fenster aus heimischer Produktion oder
Importe aus der VR China nach. Selbst teure Geschäftsgebäude und Wohnhäuser werden
mit einfachen Verglasungen ausgestattet, weil die wenigsten Käufer auf die Qualität und
Energieeffizienz achten. Ein luxuriöser Anschein beeindruckt sie mehr als die Dämmeigenschaften von Mehrscheiben-Isolierglas.
Innovative, hochpreisige Fenster und Türen treffen auf einen Nischenmarkt, in dem einige umweltbewusste Kunden die Betriebskosten, Nachhaltigkeit und technische Finesse
im Auge haben. Aufklärungsarbeit, wie sie der Vietnam Green Building Council und aus29
ländische Entwicklungsorganisationen leisten, sowie steigende Strompreise werden effizienteren Fenstern und Türen langfristig den Markt weiter öffnen.
Gebäude entstehen bisher unter großem Zeitdruck und unter den Vorgaben sehr knapper
Kostenkalkulationen. Weil die Qualität der Bauten am unteren Ende ansetzt, müssen sie
anschließend häufiger modernisiert werden. Eine Renovierung findet in der Regel nicht
statt. Der Investor reißt ab und lässt neu bauen. Daher ist der Umschlag mit Bauelementen groß.
Fenster und Türen werden auf dem Land oft noch traditionell aus Holz hergestellt. Der
Werkstoff verliert allgemein an Bedeutung. Vollholztüren und -fenster weichen Elementen
aus PVC, Aluminium und beschichteten Materialien. Industrielle Hersteller von Türen und
Fenstern setzen mehrheitlich auf Kunststoff.
Einer der ersten industriellen Hersteller ist das Unternehmen Eurowindow
(http://eurowindow.biz). Es stellt seit 2003 Türen und Fenster aus PVC, seit 2008 auch
aus Aluminium und seit 2010 aus Holz her. Der Marktanteil soll nach Presseangaben bei
50% liegen. Der Umsatz erreichte 2011 umgerechnet rund 100 Mio. US$. Nach eigenen
Angaben importiert Eurowindow das Gros der Profile aus Deutschland und etwa 30% des
verwendeten Glases aus dem Ausland.
An zweiter Stelle liegt das Unternehmen Phi Kha (www.phikha.com), das deutsche Produktionstechnik verwendet. Weitere bedeutende Fensteranbieter sind die lokalen Unternehmen Dong A Plastic mit der Marke "Smartwindow" und die Firma Hung Phat mit der
Marke "Austdoors". Es handelt sich um ein vietnamesisch-australisches Joint Venture.
Die Firma European Building Materials (www.ebm.com.vn) gehört einer polnischen Muttergesellschaft. Die Fabrik in der Provinz Dong Nai setzt deutsche Profile von Inoutic sowie Beschläge von Roto, G-U, Winkhaus und Avocet (Großbritannien) ein. Die gleichen
Materialien verwenden die drei Fabriken des Unternehmens Dong Tam
(www.dongtam.com.vn). Weitere Hersteller sind unter anderem Hanowindow
(www.hanowindow.com), Windows Plastic and Construction Company
(http://starwindows.vn), Viet Sec Window(www.vietsecwindow.com), Truong Thinh
Production and Trading Service (www.truongthinhwindow.com), Le Hoang Nam
(www.artwindow.vn) und Minh Viet Company (www.minhvietdoor.com). Seit 2010 betreibt auch das deutsche Unternehmen Gattner eine Fabrik in Hanoi (www.gattner.vn).
Hausautomatisierungstechnik und Gebäudesicherheit
Die Märkte für Hausautomatisierungs- und Sicherheitstechnik sind noch überschaubar,
die Produkte finden in modernen Gebäuden aber durchaus ihre Nische. Höhere Ansprüche
an Gebäudemanagementsysteme stellen Krankenhäuser, gute Hotels, moderne Büros
und Einkaufszentren. Hospitäler und Hotels beauftragen inzwischen ausländische Anbieter wie das deutsche Unternehmen Dussmann, die das Catering oder die Reinigung übernehmen. Die Firmen legen dafür entsprechende Qualitätszertifikate wie ISO vor. Auch
hochwertige Schlösser und Sicherheitssysteme der Firma Häfele finden qualitätsbewusste
Kunden.
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Ähnliches gilt für den Einsatz von Sicherheitstechnik in Shopping-Centern und Bürogebäuden. Wenn Auftraggeber internationale Standards fordern, kommen westliche Lieferanten zum Zuge. So rechnet die Marktforschungsfirma IMS Research bei Videoüberwachungsanlagen (CCTV) bis 2015 mit einem Wachstum von über 20% jährlich, allerdings
von einem geringen Nachfrageniveau ausgehend.
Automatisierung und Technisierung von Prozessen im Gebäude müssen sich noch auf
absehbare Zeit gegenüber dem günstigen Einsatz des Faktors Arbeit behaupten. Personal
kostet im südostasiatischen Vergleich sehr wenig. Büroangestellte verdienten nach einer
Studie der Japan External Trade Organization 2012 etwa 430 US$ monatlich. Wachleute
bekommen je nach Aufgabe zwischen 100 und 200 US$ im Monat.
Die meisten Bauherren sind zudem nicht bereit, in größerem Ausmaß in technische Gebäudeeinrichtungen zu investieren. Die Kunden legen auch später in der Nutzungsphase
wenig Wert auf eine effizient gemanagte Wartung. Bauherren rechnen mit viel kürzerer
Lebensdauer und Abschreibungsfrist als in Europa.
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