Stadt der Enklaven - Geographisches Institut - Hu

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Stadt der Enklaven - Geographisches Institut - Hu
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ZEITSCHRIFT FÜR STADT-, REGIONAL- UND LANDESENTWICKLUNG
2/2009
Siedlungsentwicklung
bündeln
Gifhorn
Renaissance der Städte
Wolfsburg
Stadtentwicklungspolitik
Peine
Braunschweig
Stadtplanung
Helmstedt
Immobilienentwicklung
Wolfenbüttel
Informationen über
Leitbilder und Ziele für die nachhaltige Raumentwicklung
sind beim Zweckverband Großraum Braunschweig
Frankfurter Straße 2, 38122 Braunschweig
einzusehen
Besser und einfacher geht es per Internet:
www.zgb.de
Regionalplanung
NEUES ARCHIV FÜR NIEDERSACHSEN
Regionales Raumordnungsprogramm
für den Großraum Braunschweig 2008
Goslar
ISSN 0342-1511
Salzgitter
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Neues Archiv
für
Niedersachsen
2 | 2009
Z eitschrift f ü r S tadt- , R egional - und L andesentwicklung
Neues Archiv
für
Niedersachsen
2 | 2009
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EDITOR I A L
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
Renaissance der Städte - nur „gefühlt" und nicht statistisch erwiesen? Der Begriff wird von einigen Fach-
zwar inzwischen auch in Mittelstädten. Welche Potenziale für Stadtentwicklungspolitik sie entfalten,
leuten kritisiert, weil die Städte nie ihre Bedeutung und Attraktivität verloren haben, andererseits noch vor
hängt zu einem großen Teil von ihrer Lage ab. In der Nähe von hochwertigen Innenstadt-Einkaufsmög-
20 Jahren vom Bedeutungsverlust der Kernstädte gesprochen wurde. Neu ist, dass erstens die globalisier-
lichkeiten können sie eine Attraktivitätssteigerung für die Städte bedeuten und komplementäre Maßnah-
te Wissensgesellschaft verbunden mit demographischen Alterungsprozessen der wirtschaftlichen, sozia-
men der alteingesessenen Händler sowie der Stadt auslösen. Sie können aber andererseits kontraproduk-
len, kulturellen und letztlich auch infrastrukturellen Vielfalt der Städte ein großes Gewicht zuordnet und
tiv wirken, wenn sie neue Zentren neben den bestehenden Zentren induzieren. In Reaktion darauf setzt
dass zweitens die Städte sich ihrer härter gewordenen Wettbewerbssituation bewusst werden und sich
sich das Konzept der Business Improvement Districts in Deutschland durch, bei dem private innerstädti-
intensiver um eine attraktivitätssteigernde Stadtentwicklung bemühen. Häufig erschöpft sich der Ansatz
sche Unternehmen sich zusammentun, um gemeinsam ihre Straße oder ihr Viertel attraktiver zu machen.
allerdings in Großprojekten, Großveranstaltungen und Großer Symbolik (zum Beispiel unter Mitwirkung
Robert Pütz, Geographieprofessor in Frankfurt/M., zeigt in seinem Beitrag die Potenziale und Probleme
von Stararchitekten) und wird in der Regel über Formen der Public-Private Partnership organisiert.
auf, die dieser, aus Kanada und den USA übernommene Ansatz im deutschen Handlungsrahmen bewir-
Immer weniger kommt es allerdings auf die einzelnen Städte an, sondern auf ihre Einbindung in ein re-
ken kann. Auch hier ist die Kommune involviert, weil sie meist komplementäre Leistungen im Umfeld
gionales Netzwerk von Kommunen, die zunehmend auch arbeitsteilig zusammenarbeiten. Die „Region ist
beisteuern und eine entsprechende Satzung erlassen muss, damit die relevanten Akteure Entscheidungs-
die Stadt“ war deshalb der Titel einer gemeinsamen Veranstaltung (1998) der beiden raumplanerischen
sicherheit haben und die Koordination ihres Handelns effektiver gestaltet werden kann.
Akademien ARL und DASL.
Prozesse der Stadtentwicklung unter überregionalem Wettbewerbsdruck sind schwierig zu gestalten: Sie
Heft 2/2009 versucht, zum Stand der Diskussion einen Überblick zu verschaffen. Ilse Helbrecht, Geogra-
sind langfristig angelegt, müssen privates Kapital mobilisieren und auf einen breiten Konsens in der kom-
phieprofessorin an der Humboldt-Universität Berlin, zeigt an Beispielen von Chicago und London, wie
munalen Gesellschaft gestützt werden, auch wenn dabei Entscheidungen von den heute Lebenden für
Städte in der Wissensgesellschaft einen neuen Typus der Städter ausbilden, die sich „auszugrenzen“ ten-
diejenigen in 10 bis 15 Jahren getroffen werden. Wegen der hohen Bindungen durch bestehende Bauten,
dieren - entweder einer Ideologie der „Ethik der Autonomie“ folgend oder auf der Suche nach sicheren,
fehlende Freiflächen, private Bodenrechte und Finanznot der Kommunen sind solche Prozesse zudem ho-
übersichtlichen Stadtteilen von hoher Lebensqualität. Helbrecht warnt vor der damit verbundenen Ge-
hen Restriktionen ausgesetzt. Wie man damit umgehen kann, wird von Rolf Wernstedt (früherer Land-
fahr, Toleranz und Offenheit in den Städten durch Ausgrenzungen zu verlieren. Klaus Habermann-Nieße,
tagspräsident von Niedersachsen und Moderator im Stadtentwicklungsprozess „Hannover 2020“) aus In-
Inhaber eines bundsweit agierenden Büros für Stadtplanung (Hannover), geht auf ausgewählte Probleme
siderperspektive skizziert. Er macht u. a. darauf aufmerksam, dass solche Prozesse nicht nur unter archi-
deutscher Städte ein (Abbau von Segregation, Förderung nachhaltiger Stadtentwicklung u. ä.) und zeigt,
tektonisch-städtebaulichen Aspekten, sondern mit hoher politischer Sensibilität zu führen sind: Sie kön-
dass für die entsprechenden Stadtentwicklungsstrategien Bürgermitwirkung essentiell ist. Städte müs-
nen Erwartungen wecken, die später nicht zu befriedigen sind; sie können der Steuerungsmacht der
sen dafür den Rahmen schaffen, Planungsbüros können dabei intermediäre Funktion wahrnehmen - eine
Kommune entgleiten und immer mehr unter privatwirtschaftliche Imperative geraten. Der Beitrag zeigt
Renaissance der Städte muss kollektiv gestaltet werden. Vor allem die Großprojekte sind ambivalent zu
aber auch: Selbst unter den schwierigen Bedingungen moderner deutscher Städte bleibt Spielraum für
beurteilen, worauf Susanne Heeg (Geographie-Professorin an der Universität Frankfurt/M.) eingeht. Ei-
gestaltende Stadtentwicklungspolitik – wenn man ihn denn wahrnimmt und nutzt.
nerseits verschaffen sie den Städten wichtige Impulse, überregionale Aufmerksamkeit und Attraktivitäts-
Außerdem finden Sie in dem Heft einen sehr interessanten Beitrag von Jörg Jerusel von der Universität
gewinne. Andererseits zwingen sie den Städten stadtplanerische Imperative auf. Es kommt dann auf eine
Hannover über die Leistungskraft niedersächsischer Forschungseinrichtungen in der Einwerbung von
positiv-kooperative Gemeinschaftsleistung von Stadt und Investor an, um städtischen wie privatwirt-
Drittmitteln aus der EU-Forschungsförderung – hochinteressante Zahlen, auch in ihrer regionalen Vertei-
schaftlichen Interessen gleichermaßen gerecht zu werden. Deutlich wird aber, dass sich daraus neue
lung. Und wie immer bietet dieses Heft einen Überblick über die neueste Literatur zu Themen nieder-
Handlungsmöglichkeiten für eine langfristig angelegte Stadtentwicklungspolitik ergeben können. Das
sächsischer Landeskunde, in bewährter Weise von Siegfried Hübner zusammengestellt.
betrifft nicht nur Großstädte, sondern vermehrt auch Mittelstädte, wie Rolf Junker und Gerd Kühn (Stadtplaner am DIFU/Berlin) am Beispiel der Einzelhandelsgroßprojekte für Osnabrück und Wilhelmshaven zeigen. Denn seit Mitte der 90er Jahre werden solche Projekte verstärkt in den Innenstädten platziert, und
Ihre
Axel Priebs
Dietrich Fürst
(Verantwortliche für dieses Heft)
II
III
Autoren
Inhalt
Dr. Ing. Klaus Habermann-Nieße
Dr. Gerd Kühn
plan zwei Stadtplanung und Architektur Deutsches Institut für Urbanistik
Morgensternweg 17 A, Straße des 17. Juni 110
30419 Hannover 10623 Berlin
Tel.: 0511-279495 41
Tel.: 030-39001 255
Fax: 0511-279495 59; Fax: 030-39001 268
[email protected]
[email protected]
Inhalt
Themenschwerpunkt: Renaissance der Städte
Ilse Helbrecht „Stadt der Enklaven“? Neue Herausforderungen der Städte
in der globalen Wissensgesellschaft
Klaus Habermann-Nieße Neuere Tendenzen in der Stadtentwicklungspolitik
Susanne Heeg Immobilienwirtschaft und Stadtplanung – property-led
development in der Stadtentwicklung
Prof. Dr. Susanne Heeg
Prof. Dr. Robert Pütz
Institut für Humangeographie
Institut für Humangeographie
JWG-Universität
JWG-Universität
Robert-Mayer-Str. 6 – 8
Robert-Mayer-Str. 6 – 8 60325 Frankfurt am Main 60325 Frankfurt am Main Tel.: 069-798 22278 Tel.: 069-798 28792
Rolf Junker und
Einkaufscenter und Innenstädte – Trends, Auswirkungen,
Fax: 069-798 28173
Fax: 069-798 28173
Gerd Kühn
Handlungsempfehlungen [email protected]
[email protected]
Robert Pütz Business Improvement Districts als Instrument der
Quartiersentwicklung Rolf Wernstedt Hannover City 2020 – Mehr Demokratie gewagt in einem
Stadtentwicklungsprozess Hannover
Prof. Dr. Ilse Helbrecht
;
Waldstr. 11
Unter den Linden 6, 30823 Garbsen
10099 Berlin
Tel.: 05137-875373
[email protected]
[email protected]
Fax: 030-2093 6853
Jörg Jerusel
18
34
52
72
Prof. Rolf Wernstedt
TU Berlin, Geographisches Institut
Tel.: 030-2093 6830
2
88
Berichte
Jörg Jerusel Niedersachsen im Fokus der EU-Forschung:
Die Teilnahme von niedersächsischen Einrichtungen
am 6. Forschungsrahmenprogramm der EU
96
Leibniz Universität Hannover;
Dezernat für Forschung und EU-Hochschulbüro
Brühlstraße 27
30169 Hannover
[email protected]
Rolf Junker
Dipl.-Ing. Rolf Junker
Büro Junker & Kruse
Stadtforschung/Planung
Dortmund
IV
Literatur
Siegfried Hübner
Neue Literatur zu Niedersachsen, Bremen und Hamburg
124
„S tadt der Enklaven“?
Ilse Helbrecht
„Stadt der Enklaven“?
Neue Herausforderungen der Städte
in der globalen Wissensgesellschaft
1. Einleitung
mational city“ (Castells 2000) zunächst die harten
Standortfaktoren der Wissensökonomie im Vorder-
2
„Jedes Geheimnis, jedes Wissen ist in seiner Ge-
grund standen, wie etwa das Vorhandensein von
sellschaft geborgen; jede menschliche Gesell-
Hightech-Infrastrukturen etc., so hat sich jüngst
schaft ist Wissensgesellschaft, seit Jahrmillionen.
der Fokus der Debatte stark auf die kulturellen und
Jede hütet ihre Überlieferungen, und seien sie des
städtebaulichen Erfolgsfaktoren von Städten in der
Teufels, verwaltet oder mehrt ihren Schatz, stellt,
Wissensgesellschaft verschoben. So vertritt Ri-
was sie weiß, auf Dauer. Jede lebt von ihrem
chard Florida (2002, 2005) markant die These, wo-
­Wissen seit dem Zuhauen handlicher Chopper, der
nach ein Aufschwung kreativer Talente in der Stadt
Rathäusern Australiens, der USA, Kanadas wie
­einen kausalen Zusammenhang, wonach im inter-
frühesten Domestikation von Tieren, dem allerers-
mit einer Zunahme an Diversität und Toleranz in-
auch in Europa (vgl. Helbrecht/Meister 2007,
nationalen Wettbewerb um Talente jene Städte
ten Anbau von Getreide bis hin zu den gigan-
nerhalb der Bevölkerung einhergehe. Um das
­Atkinson/Easthope 2009). Der marketingwirksame
und Regionen Standortvorteile haben, die sich
tischsten Unternehmungen zur Erforschung der
volkswirtschaftlich begehrte Humankapital lokal
Dreiklang der Begriffe „Technologie, Talent und
durch eine ethnisch, demographisch und kulturell
Erde und des Kosmos. Und eine jede dürstet nach
zu attrahieren, müssten weiche Faktoren wie das
­Toleranz" wirbt weltweit politisch effektiv für eine
gemischte Zusammensetzung der Bewohner-
Wissen, das ihr über andere Macht verleiht.“ (Fried
„people climate“ in einer Stadt besondere Auf-
Argumentation, die behauptet, der Aufstieg der
schaft auszeichnen? Braucht Kreativität soziode-
2002, S. 17)
merksamkeit erfahren. Floridas Thesen haben da-
kreativen Ökonomie würde nicht nur zu einer
mographische ebenso wie ethnische Diversität der
Kann es eine Renaissance der Städte geben ohne
bei nicht so sehr globale Verbreitung gefunden,
­Wiederkehr der Städte führen. Vielmehr würden
Bevölkerung und Toleranz als Nährboden (vgl. Flo-
eine gravierende Veränderung ihrer urbanen Kul-
weil die Gemeinde der Wissenschaftler mit großer
geradezu philanthropische Städte mit positiven
rida 2002)?
tur? Und welcher Art werden der Wandel der
Überzeugung seiner Argumentation gefolgt wäre.
­sozialkulturellen Standortfaktoren wirtschaftlich
In den Gegenargumenten zu Richard Florida wird
Stadtkultur und der Stadtgesellschaft sein, die mit
Vielmehr ist der politischen Anwendbarkeit von
besonders erfolgreich sein. Gerade jene Städte, die
vielfach betont, dass Creative City Politics exklusiv
einer „Wiedergeburt“ – denn das bedeutet Renais-
Floridas Thesen ihre heute große Verbreitung zu
ästhetisch anspruchsvoll gestaltet sind und sich
wirken würden, weil sie als neoliberale Wachs-
sance – der Stadt unter den Bedingungen der
„verdanken“. Ich vermute, wohl kaum hat in der
menschenfreundlich geben, indem sie eine offene,
tumsstrategie und Hightech-Förderung Verdrän-
­Wissensgesellschaft einhergehen?
Geschichte der Stadt- und Regionalwissenschaf-
tolerante, lebenswerte urbane Kultur entwickelten,
gungsprozesse induzierten. Ärmere Stadtbewoh-
Die neuen Stadtqualitäten in Zeiten der Wissens-
ten jemals zuvor ein wissenschaftlich generiertes
würden kreative Köpfe anziehen. Insbesondere der
ner würden durch Gentrification aus ihren Quartie-
gesellschaft werden seit Jahren intensiv diskutiert
Konzept zur Stadtentwicklung so rasch einen so
letzt genannten Punkt steht international im Zent-
ren verdrängt, öffentliche Räume einseitig für die
(vgl. Atkinson/Easthope 2009, Cheshire/Magrini
hohen Wirkungsgrad in der Stadtpolitik erreicht.
rum kritischer Debatten zu Creative City Politics
Bedürfnisse der Creative Class zugerichtet und da-
2009). Während in den frühen Debatten zur „infor-
Die Thesen Floridas sind allgegenwärtig in den
(vgl. Peck 2005, Scott 2006): Gibt es tatsächlich
mit sozial Schwächere sowie Minderheiten aus
3
„Stadt der Enklaven“ ?
„S tadt der Enklaven“?
dem Stadtleben ausgeschlossen, seien diese ethni-
scher Konkurrenz und Abschottung der neuen
Wissens. Es sei nach Bell vor allem das von den
rung und die Bedeutung wissenschaftlichen
scher, sexueller oder kultureller Natur (vgl. Atkin-
­sozialen Großgruppen in der Wissensgesellschaft
Forscherinnen und Forschern in den Universitäten
­Wissens in aller Munde. Die prominente Rolle des
son/Easthope 2009). Mit anderen Worten, die Wis-
zu beschreiben. In dieser Debatte möchte ich mit
entwickelte theoretische Wissen, das durch die zu-
Wissens hat das gesellschaftliche Bewusstsein so
sensgesellschaft würde im Gewande kreativer
dem vorliegenden Text erste Anregungen bieten.
nehmende Technologieorientierung der Wirtschaft
weit durchdrungen, dass Medien, Öffentlichkeit
Stadtpolitiken bestehende Unterschiede sowie
Hierzu wird im Folgenden zunächst der Begriff
an Bedeutung gewinnen würde. Wissenschaft und
und Politik nahezu im Übermaße beständig die
­Exklusionsmechanismen benachteiligter Bevölke-
Wissensgesellschaft diskutiert (Kap. 2). Anschlie-
Technologie würden zu treibenden Kräften der Ge-
Freude der Forschung, die Bedeutung der Innova-
rungsgruppen, die nicht am Aufschwung der
ßend wird am Beispiel zweier sozialer ebenso wie
sellschaft, weil theoretisches Wissen zum Wert-
tionskraft für die Wirtschaftsleistung des Landes
­Wissensgesellschaft teilhaben, verstärken.
stadträumlicher Phänomene diskutiert, inwiefern
schöpfungsfaktor werde. Wissenschaftler, Ingeni-
bis hin zur pädagogischen Förderung des Ent­
Die „Stadt der Enklaven“ ist derzeit noch kein fest-
Enklavenbildung zutrifft und welchen Zwecken sie
eure und Technokraten wären „die Oberpriester
deckergeistes der Kinder als „jungen Forschern“
stehender Begriff in der Literatur. Das Wort­gespann
dient (Kap. 3 und 4). Im Fazit wird versucht, zu-
der neuen Gesellschaft“ (Bell 1985, S. 32).
steigern und verbreiten möchten (vgl. Helbrecht
scheint mir als Leitidee jedoch geeignet zu sein
sammenfassend die Herausforderungen für Stadt-
„Nach der These, die im vorliegenden Buch aufge-
2009). Auch die Stadtentwicklung in Metropolen
zur Beschreibung einer neuen Herausforderung,
politik und Stadtgesellschaft aus den genannten
stellt wird, ist die Hauptursache für den strukturel-
wie etwa Hamburg oder München wird von
die auf Städte in der globalen Wissensgesellschaft
drei Entwicklungstendenzen heraus zu diskutieren
len Wandel der Gesellschaft – den Wandel der Neu-
­Debatten um die mögliche Campusverlagerung
zukommt. Denn das Aufkommen der Wissensöko-
(Kap. 5).
erungsmethoden im Verhältnis von Wissenschaft
der Universität oder Campuserweiterung geprägt.
nomie hat die Beschäftigungsverhältnisse gewan-
und Technologie und den Wandel der Politik – ein
Durchgreifender, als wir es in Deutschland heute
delt. Dieser wirtschaftliche Wandel hat neue Be-
Wandel in der Art des Wissens: durch das Expo-
erleben, konnte sich auch der Amerikaner Daniel
nentialwachstum und die Auffächerung des Wis-
Bell den Siegeszug seiner eigenen Prognose wohl
sens, das Aufkommen einer neuen intellektuellen
kaum vorstellen.
Technologie, die systematische Forschung durch
Auf der anderen Seite ist die Bellsche Position zur
schäftigungsgruppen, neue Lebensstile und kulturelle Wertemuster, neue Risikobegriffe, neue Un­
2. Der Begriff der
„Wissensgesellschaft“
sicherheiten hervorgerufen, die auch und neu mo-
4
tivierte und neu strukturierte Abgrenzungsbedürf-
Daniel Bell (1985) hat in seinem 1973 erschienen
entsprechende Gelder und, all dies krönend und
Rolle von theoretischem Wissen in der Wissens­
nisse befördern. Mit dem Wortgebilde „Stadt der
Werk „The coming of postindustrial society“ als
zusammenfassend, die Kodifizierung des theoreti-
gesellschaft zwischenzeitlich entschieden revi-
Enklaven“ versuche ich also, die veränderten Ab-
­einer der ersten Sozialwissenschaftler eine präg-
schen Wissens.“ (Bell 1985, S. 54)
diert worden. In den großen Zügen der Argumen-
grenzungsprozesse vor allem der Wissensarbeiter
nante Interpretation des Trends zur Wissensgesell-
Ginge es nach dem amerikanischen Soziologen, so
tation liegt Daniel Bell richtig. Was er jedoch unter-
in einer Stadt, die durch die Wissensökonomie
schaft vorgelegt. Er war vor über 35 Jahren mutig
gäbe es einen Primat theoretischen Wissens, im
schätzt ist die tatsächliche Funktions- und Wir-
­gekennzeichnet ist, zu beschreiben. Gerade weil
genug, eine Prognose aufzustellen zur zukünftigen
Rahmen dessen vor allem die Naturwissenschaft
kungsweise von Wissen im Detail – und eben die
Städte in Zeiten der Wissensgesellschaft erneut in
Entwicklung von Industriegesellschaften. Bell sag-
mit Technologie verknüpft würde und beide ge-
Details sind entscheidend für das, was in den Städ-
den Mittelpunkt ökonomischer und kultureller
te voraus, dass eine nachindustrielle Gesellschaft
meinsam den gesellschaftlichen Fortschritt be-
ten als Renaissance, als neuer Standortwettbewerb
­Aufmerksamkeit rücken, finden auch neue Konkur-
zwar nicht umfassend zu beschreiben und zu pro-
stimmten. Dadurch entstünde auch eine neue
und innere Restrukturierung geschieht.
renzkämpfe – und damit Verdrängungsprozesse –
gnostizieren sei. Denn im Gegensatz zu den Natur-
Konkurrenz zwischen Wissenschaft und Politik in
Der deutsch-kanadische Soziologe Nico Stehr ent-
zwischen sozialen Gruppen um städtisches Terrain
wissenschaften sei in den Gesellschaftswissen-
Bezug auf den Führungsanspruch in der Gesell-
wickelt, aufbauend auf Daniel Bell, einen modifi-
statt. Stadtteilstrukturen und Stadtteilidentitäten
schaften eine soziale Prognose stets mit größerer
schaft. Wie präzise und tragfähig ist diese Be-
zierten Wissensbegriff. Er sieht in Anklang an den
reformieren sich in der gesellschaftlichen Ausein-
Unsicherheit behaftet. Dennoch meinte er sicher
schreibung der Wissensgesellschaft noch heute?
amerikanischen Soziologen ebenfalls Wissen in das
andersetzung um Anerkennung, Integration und
zu erkennen, was „das bewegende Prinzip“ der
Und gibt es – gerade aus Sicht der Stadt- und
Zentrum von Wirtschaft und Gesellschaft rücken:
Reputation. Ebenso bilden sich neue Motive und
nachindustriellen Gesellschaft sei, die zentrale
Raumforschung – tragfähigere Konzepte, die deut-
„In jüngster Zeit wird aus der monetären eine sym-
Formen von Abgrenzungsprozessen heraus, die
Achse, um die sie sich drehen werde. Diese zentra-
licher vor Augen stellen, was in Städten geschieht?
bolische Ökonomie. Wissen wird zunehmend zum
sich als Phänomene im Stadtteilleben deutlich
le Achse sozialen Wandels identifizierte Daniel Bell
Die Einschätzungen hierzu sind ambivalent: Auf
wichtigsten Produktionsfaktor. In der Wissensge-
­unterscheiden von den Segregationsmustern und
als theoretisches Wissen (Bell 1985, S. 32). Mit dem
der einen Seite hat Daniel Bell in großen Zügen
sellschaft machen kognitive Faktoren, Kreativität,
Abgrenzungsmotiven der Industriegesellschaft.
Begriff der nachindustriellen Gesellschaft als Wis-
recht behalten und zu einem frühen Zeitpunkt eine
Wissen und Information in zunehmendem Maße
Die Stadt- und Regionalwissenschaft ist noch in
sensgesellschaft ist also ein besonderer Wissens-
später zutreffende soziale Prognose gewagt. Heute
den Großteil des Wohlstands eines Unternehmens
den Anfängen, diese neuen Phänomene städti-
begriff verbunden, nämlich der des theoretischen
sind technologischer Fortschritt, Innovationsförde-
aus.“ (Stehr 2001, S. 30) Jedoch meint Stehr mit
5
„Stadt der Enklaven“ ?
6
„S tadt der Enklaven“?
„Wissen“ etwas anderes als Bell. Erstgenanntem
sein ­Potenzial für soziales Handeln entfalten.
– als Handlungsmöglichkeit Bedeutung, so rücken
tes Wissen gesellschaftlich relevant wird, sind die
geht es beim Wissen nicht um theoretisches, kodi-
Die Konstanzer Soziologin Karin Knorr Cetina
die sozialen Bedingungen der Wissensherstellung,
privaten Haushalte und sozialen Gruppen gezwun-
fiziertes Wissen, sondern er versteht Wissen „als
(2000, 2002) betont in ähnlicher Weise, dass nicht
der Wissensaneignung, des Wissenstransfers, der
gen, ihre Aneignungsprozesse ebenso wie die
etwas, das der Mensch tut.“ (Stehr 2001, S. 56)
ein allgemeines theoretisches Wissen gegenwärti-
Adaption und Verfügung über Wissen in den Mit-
­Anwendungsprozesse des Wissens effizient zu
­Wissen bestimme sich nicht nur über den Wissens­
ge Wissensgesellschaften präge. Sie argumentiert
telpunkt – also Wissen als Teil eines sozialen Pro-
­gestalten und stetig zu verbessern. Es werden so-
inhalt (das, was man weiß). Wissen sei ebenso
für die Betrachtung der sozialen Einbettung des
zesses (vgl. Stehr 2003, S. 32f). Dafür ist die Gestal-
mit nur jene Städte eine Renaissance in der Wis-
­definiert durch die Art, wie man weiß (Wissens-
Wissens in Form der Untersuchung von „Wissens-
tung von Standorten notwendig, die den Akteuren
sensgesellschaft erleben, die in ihren Ausstat-
form). Wissen sei ein Prozess (Stehr 2001, S. 56).
kulturen.“ (Knorr Cetina 2002, S. 12)
in der Wissensökonomie die intensive Steigerung
tungsmerkmalen den Bedürfnissen der Wissensar-
Und dieser Prozess wäre in seinem gesellschaftlich
Die hochkarätige Bedeutung von Wissen als Hand-
intellektueller Aneignungsprozesse durch Indivi-
beiter entgegenkommen. Hierfür ist die Stadt so-
relevanten Kern vor allem die Handlungskompe-
lungsvermögen und damit der intellektuellen An-
duen und Gruppen und somit eine erhöhte Bedeu-
wohl als Produktionsstandort für intellektuelle
tenz eines Menschen. Erst dasjenige kodifizierte,
eignungsprozesse von Wissen durch Individuen
tung von nicht-kodifiziertem Wissen erlauben. Ge-
­Aneignungsprozesse von Wissen, also als Lernort
theoretische Wissen, das von einer Person, einem
und Gruppen in der Wissensgesellschaft ist eine
rade das inkorporierte Wissen, das der Einzelne
­wesentlich, ebenso wie als Ort der Reproduktion
Individuum, einer Gruppe intellektuell so angeeig-
entscheidende Voraussetzung für die neue Rolle
oder die soziale Gruppe sich tatsächlich angeeig-
zur Erholung und zum Erhalt der Arbeitskraft der
net wurde, dass diese es auch verwenden und
von Städten in der Wissensgesellschaft (vgl. Hel-
net hat und über das er oder sie kompetent verfügt
Wissensarbeiter. Welche räumlichen Strategien
­souverän anwenden kann, versteht Stehr als sozial
brecht 2004, Kunzmann 2004). Ginge es getreu
als Handlungspotenzial, macht lebenswerte Städte
helfen Individuen oder sozialen Gruppen bei der
relevantes Wissen in der Wissensgesellschaft. Wis-
­Daniel Bell allein darum, dass Naturwissenschaft-
zu interessanten Orten in der Wissensökonomie.
Aneignung und Anwendung von Wissen? Welche
sen ist somit gesellschaftlich entscheidend als „die
ler im Verbund mit Technokraten theoretisches
Nico Stehr, der Soziologe, den räumliche Entwick-
städtischen Strukturen helfen den Menschen bei
Fähigkeit zum sozialen Handeln (Handlungsver-
Wissen produzierten und die Industrie dieses wirt-
lung per se wenig interessiert, stellt fest, dass in
ihrer Reproduktion als Wissensarbeiter?
mögen)“ (Stehr 2001, S. 62) und ist auch als solches
schaftlich verwertet, so würden vermutlich rein
der Wissensgesellschaft „die erhebliche Isolation
Im Folgenden möchte ich anhand von zwei empi-
definiert. Damit sind es bei Stehr nicht so sehr die
funktionale Orte der Wissensproduktion entstehen.
zwischen Regionen, Städten und Dörfern erhalten“
rischen Beispielen zeigen, dass den Stadtteilen so-
Wissenschaftler, die mit wissenschaftlicher Er-
Wissensstädte könnten dann insgesamt die doch
bleibe (Stehr 2001, S. 120). Richard Florida (2002)
wohl in der Produktion wie auch der Reproduktion
kenntnis neues Wissen in die Welt setzen, die in
oft charakterlos wirkenden Gesichtszüge von
überhöht dieses Argument, indem er vermutet,
der Wissensökonomie eine ganz besondere Auf­
den Mittelpunkt der Betrachtung rücken, sondern
Hochtechnologie-Standorten im deutschen Wis-
dass gerade in Zeiten globaler Kommunikation die
gabe zukommt. Am Beispiel von zwei unterschied-
die Fähigkeiten der Anwender von Wissen, dieses
senschaftssystem annehmen, wie wir dieses
Bedeutung von Orten und besonderen Städten
lichen Gruppen der Wissensarbeiter in Chicago
tatsächlich produktiv und kompetent in soziales,
jüngst auf dem Campus der TU München in Gar-
steige: „It’s often been said that in this age of high
und London wird veranschaulicht, wie die Praxis
politisches oder ökonomisches Handeln umzu­
ching oder dem Technikcampus der Humboldt-
technology ‚geography is dead‘ and place doesn’t
des Wissens als Prozess und soziales Handeln an
setzen.
Universität zu Berlin in Adlershof beobachten kön-
matter any more. Nothing could be further from the
bestimmte Voraussetzungen im Stadtteil bzw. in
Nico Stehr verweist auf den gewaltigen Unter-
nen: Diese nüchtern von Städtebauern gestalteten,
truth: Witness how high-tech firms themselves
Städten gebunden ist.
schied, der zwischen einem theoretisch zugäng­
technologisch konstruierten und wenig an einzel-
concentrate in specific places like the San Francis-
lichen, kodifizierten Wissen besteht, das oft nur
nen Menschen, an sozialen Bedürfnissen oder kul-
co Bay Area or Austin or Seattle. Place has become
theoretisch verbleibt, und dem in gesellschaftli-
turellen Hintergründen orientierten Produktions­
the central organizing unit of our time.“ (Florida
cher Praxis virulenten Wissen, das als Handlungs-
standorte des Wissens wirken wenig urban. Ein
2002, 6)
vermögen der Akteure gesellschaftlich wirksam
­solcher Universitätscampus mag – jedoch selbst
In den folgenden Betrachtungen zur „Stadt der En-
wird. Indem sich der Blick auf die Praktiken der
darüber ließe sich trefflich streiten – für naturwis-
klaven“ in der Wissensgesellschaft knüpfe ich an
Wicker Park, ein Stadtteil im Westen Chicagos, ist
Wissens­aneignung und Wissensverwendung rich-
senschaftliche Hochschulforschung adäquat sein.
den von Nico Stehr erarbeiteten Begriff des Wis-
seit den 1990er Jahren das Zentrum einer lebendi-
tet, wird zugleich betont, wie entscheidend indivi-
Den umfassenderen Bedürfnissen der Wissens­
sens an. Ich werde in ersten Ansätzen versuchen
gen Musik-Szene. Er hat in seiner Bedeutung für
duelle und soziale Lernprozesse in Gruppen, Fir-
gesellschaft und Wissensökonomie werden derart
zu zeigen, welche städtischen Folgen das Herauf-
das Chicagoer Stadtleben große Ähnlichkeit mit
men oder Stadtregionen sind. Nur dasjenige theo-
für naturwissenschaftlich-theoretisches Wissen
ziehen eines Wettbewerbes der Individuen und
dem Distrikt South of Market in San Francisco oder
retische Wissen, das auch von einem Individuum
konstruierten Standorte nicht vollständig gerecht.
Gruppen um Wissen als Handlungsvermögen hat.
New Yorks Silicon Alley. Hier hat die Arbeits- und
vor Ort inkorporiert und verstanden wurde, kann
Gewinnt Wissen nämlich – wie u. a. Stehr es sieht
Denn wenn Wissen nur als persönlich angeeigne-
Lebenswelt der neuen Medien ein urbanes Zuhau-
3. Produktionsstandort Wissensstadt:
Neo-Bohemia
7
„Stadt der Enklaven“ ?
8
„S tadt der Enklaven“?
cern (Selbstständigen) und Künstlern, die flexi-
dass der enge räumliche Zusammenschluss im
bel für Projektarbeit beschäftigt werden. Nach
Stadtteil auch die Herausbildung einer be-
Lloyd verschwimmt bei dieser Beschäftigungs-
stimmten Arbeitskultur befördert. Es gibt, so
und Aufgabenstruktur die Grenze zwischen
Lloyd, einen spezifischen neuen Arbeitsethos
­artistischer Produktion und kapitalistischer
der Neo-Bohemia, der sich deutlich unter-
Produktion (Lloyd 2006, S. 220f). Der Stadtteil
scheidet von der protestantischen Ethik des
selbst wird zur Organisationseinheit, die als
Industrie-Kapitalismus. Nach Max Weber sind
­lokaler Markt Angebot und Nachfrage nach
in der protestantischen Ethik Pflichtbewusst-
­Arbeit vor Ort vermittelt. In den Straßen, Bars
sein und Arbeitsamkeit des Einzelnen auch
und Cafés ist aufgrund der hohen Kontaktdich-
­religiös motiviert, weil beruflicher Erfolg als
te der Ansässigen ein Informationsfluss über
­Indikator für göttliche Gnade galt. Ganz anders
laufende Projekte gewährt. Die flexible, billige,
geht die Neo-Bohème der flexiblen Ökonomie
kreative Arbeitskraft einzelner Freelancer kann
mit dem Wert der Arbeit und dem Wert des
schnell zu Projektteams verwoben werden,
­Lebens um. Demnach pflegten Firmen und
weil die räumliche Nähe im Stadtteil die sozia-
Freelancer einen Ethos der Non-Konformität,
le und institutionelle Nähe, die für diese flexib-
der vor allem auf einem „feeling of autonomy“
le Form der Produktion notwendig ist, beför-
basiere (Lloyd 2006, S. 225). Die zu Teilen pre-
dert (vgl. Scott 2006). Ähnliche Phänomene
kären Beschäftigungsverhältnisse der Freelan-
sind in Deutschland am Beispiel von Berlin un-
cer, für die beruflicher Aufstieg kaum möglich
tersucht worden (vgl. Lange 2005). An der
ist, weil sie nicht Bestandteil einer Firmen­
Stadtteilstudie zu Wicker Park wird deutlich,
hierarchie sind, werden von den Freelancern
wie sehr eine räumlich an den Stadtteil gebun-
gerechtfertigt und heroisiert als positives Ele-
dene Arbeits- und Wohnkultur Voraussetzung
ment ihrer persönlichen und künstlerischen
se gefunden. Aufgrund seiner Vitalität und Anzie-
in dreifacher Hinsicht eine Ressource für die
und Folge einer bestimmten Form von Wissens­
Freiheit. Es gibt also nahezu einen Verzicht da-
hungskraft auch für Künstler beschrieb ihn die
Schaffung von neuem wie auch die Aneignung
ökonomie ist. In der flexiblen Ökonomie der
rauf, sich durch viel oder hochwertige Arbeit zu
New York Times in ihrem Reisemagazin im Jahr
und Anwendung von bestehendem Wissen.
Kreativwirtschaft übernimmt somit der Raum
profilieren. Gerade wenig Geld zu verdienen,
2002 als „Chicago’s bohemian hub of funkiness
A) Inhaltlich ist die im Quartier vorhandene le-
auf der Ebene des Stadtteils eine koordinieren-
eben nicht fest angestellt zu sein, keine Ren-
and creativity“ (New York Times zitiert nach Lloyd
bendige subkulturelle Szene kreativer Lebens-
de Funktion, die bisher die Firma als zentrale
teneinzahlungen zu machen wird stilisiert als
2006, S. 11). Richard Lloyd beobachtete über zehn
künstler und schaffender Künstler ein intellek-
Organisationseinheit der Industriegesellschaft
bewusste Entscheidung für persönliche Auto-
Jahre lang den Wandel des Stadtteils und entwi-
tueller Humus für die Produktentwicklung in
inne hatte: „In this environment, it is geogra-
nomie – und nicht als Konfliktlinie oder gar
ckelte eine konzise Beschreibung seiner Arbeits-
den Neuen Medien. Die Medienindustrie sucht
phic place rather than the corporation that pro-
Ausbeutungsverhältnis einer flexiblen Ökono-
und Kulturszene als „Neo-Bohemia“. Wicker Park
im Stadtteil bewusst die räumliche Nähe zur
vides the organizational matrix for matching
mie gewertet. Der Verzicht auf höhere Löhne,
kann in seinen ökonomischen und kulturellen
Subkultur, um hieraus als Ideenpool kommer­
people and jobs.“ (Florida 2002, 6)
finanzielle Sicherheit und soziale Mobilität
Stadtteilstrukturen als beispielhaft gelten für einen
ziell zu schöpfen.
C) Kulturell befördert die hohe Konzentration im
wird ebenso wie die Individualisierung von
­Risiken von den Beteiligten im Stadtteil ver-
neuen Trend in der Entwicklung von Städten: Das
B) Formal ist der Stadtteil darüber hinaus Vermitt-
Stadtteil zudem die Herausbildung eines spe-
Cluster im Stadtteil wird für einen bestimmten Teil
lungsagentur und Drehscheibe für Personen,
zifischen Arbeitsethos der flexiblen Ökonomie.
der Wissensökonomie zum entscheidenden Orga-
Produkte und Projekte. Während die meisten
Richard Lloyd analysiert in Wicker Park neben
Die Wissensökonomie der neuen Medien ist somit
nisationsprinzip von Arbeit und Leben. Wicker
Firmen in den Neuen Medien nur wenige fest
den Produktionsstrukturen auch die kulturel-
auf die Herausbildung spezifischer, dichter Stadt-
Park verfügt über eine hohe Dichte an Firmen aus
angestellte Beschäftigte haben, ist der Stadtteil
len Werte der Beschäftigten und Selbstständi-
teilstrukturen angewiesen in mindestens dreierlei
der Medienwelt. Die Bevölkerung des Stadtteils ist
durchsetzt mit einem großen Pool an Freelan-
gen in den Neuen Medien. Hierbei entdeckt er,
Hinsicht: Erstens sucht sie die räumliche Nähe zur
dichtet zu einem sozialkulturellen Wert.
9
„Stadt der Enklaven“ ?
Inspirationsquelle Subkultur. Zweitens in Bezug
und klärendes Beispiel. Nirgendwo sonst in Europa
jüngeren Singles besteht, die ihre Flexibilität im
von Mittelschichthaushalten in Innenstadtrand-
auf ihre betriebliche Organisationsform, da der
wird so hart um jeden Quadratmeter Wohn- und
Beruf als persönliche Autonomie umzudeuten
quartieren im Letzten auch eine Antwort der Mit-
Stadtteil – bzw. die Cafés, Partys und öffentlichen
Bürofläche gekämpft. Nirgends sonst ist die
wählen, fühlen sich viele Londoner Mittelschicht-
telschichtfamilien auf die Verunsicherungen der
Räume in selbigem – als Organisationseinheit
­Wissensökonomie sowohl im Bereich des Finanz-
haushalte in späteren Jahren und abseits der Neu-
Arbeitswelt. Gentrification, also die Aufwertung
­frühere Aufgaben von Firmen übernimmt (vgl. Lan-
wesens wie der Medien, der Mode wie der Musik,
en Medien bedroht in ihrem Familienleben durch
innenstadtnaher Stadtteile, die in London seit den
ge 2005). Drittens durch die Herausbildung einer
der Versicherungswirtschaft wie der Wissenschaft
die neuen Erfordernisse der Flexibilität am Arbeits-
1960er Jahren bekannt ist, erfährt 40 Jahre später
Arbeitskultur und pseudo-autonomen Wertestruk-
so weit entwickelt und konzentriert in Europa wie
platz (vgl. Butler/Robson 2003). „Wann ist noch
von den nachfolgenden Generationen einen neuen
tur, die als Arbeitsethos der Neo-Bohème die
hier. Zugleich fordert der harte Wettbewerb auf
Zeit füreinander?“ fragen sich Paare. Wie viel bio-
Schub aufgrund einer veränderten Motivlage. Die
­Wissensökonomie der Neuen Medien kulturell
dem städtischen Bodenmarkt von allen Akteuren –
graphisches Vertrauen können Kinder entwickeln
neue Phase der Gentrification wird zu einer räum-
­abfedert und die Arbeitsmoral unter Bedingungen
beruflich wie privat – ein ausgesprochen effizien-
und wie viel Verlässlichkeit erfahren sie, wenn die
lichen Coping-Strategie vieler Hochqualifizierter in
flexibler Ökonomie stützt und forciert.
tes, marktwirtschaftlich tragfähiges Verhalten.
Eltern flexibel Arbeitgeber und Arbeitsort zu wech-
der Wissensgesellschaft. Mit dem Wunsch nach
Wicker Park bildet somit innerhalb Chicagos eine
Tim Butler hat zusammen mit Garry Robson (2003)
seln in der Lage sein müssen? Welche lokalen
überschaubaren Stadtteilstrukturen, dem eigenen
multipel motivierte räumliche Enklave der Neuen
in der Studie „London Calling. The Middle Class
Identitäten vermitteln den Familienmitgliedern
Haus, dem sicheren Schulweg wird ein Gegen­
Medien. Erst durch die räumliche Strategie der
and the Re-making of Inner London“ einige neue
Stabilität, wenn die Berufswelt sich so oft im
gewicht gegen die zunehmenden internationalen,
­Enklavenbildung sind die ökonomischen und kul-
Logiken sozialräumlicher Segregationsprozesse
schwer übersehbaren, internationalen Rahmen ab-
flexibilisierten und destabilisierend wirkenden
turellen Praktiken dieses speziellen Teiles der
untersucht. Der Untersuchungsraum London steht
spielt? Diese Fragen müssen individuell von den
­Anforderungen der Berufswelt gesetzt. Es finde
­Wissensökonomie realisierbar. Somit sind Verdich-
dabei aufgrund seiner großen Anziehungskraft auf
privaten Haushalten beantwortet werden. Sie wer-
eher soziale Abschottung als Kompensation denn
tung und Abgrenzung essenzieller Bestandteil die-
Hochqualifizierte aller Arten exemplarisch für die
den dabei gesellschaftlich gerahmt durch eine Zu-
Offenheit und Toleranzzunahme zur sozialen Inte-
ses neuen Phänomens der urbanen Wissensgesell-
weltweite Herausbildung einer urbanen „interna­
nahme der prekären Beschäftigungsverhältnisse
gration statt.
schaft. In der Stadt der Wissensgesellschaft wird
tional service class“ (Butler/Robson 2003, S. 10). In
auch im öffentlichen Sektor. So haben im Vereinig-
Während Gentrification früher in London ebenso
die Welt der Stadtteile zunehmend zu einem eige-
empirischen Befragungen in mehreren Stadtteilen
ten Königreich gegenwärtig ca. 20 Prozent aller
wie in Kanada, Australien und den USA oftmals
nen Kosmos (vgl. Keller 2005). Manuel Castells
Londons stellen Butler und Robson fest – inspiriert
Beschäftigten Arbeitsverträge, die als prekär zu
von Politikern und Wissenschaftlern gefeiert wurde
sieht deshalb die Zukunft der Stadtteile als zuneh-
durch die Thesen des Amerikaners Richard ­Sennett
­bezeichnen sind, weil sie kurzfristig und temporär
als ein Prozess der sozialen Durchmischung von
mend sozial differenziert und funktional vernetzt
zur „Corrosion of Character“ –, dass die Wohn­
sind, auf Zeitarbeit beruhen oder dem Niedrig-
Bevölkerungsgruppen durch den Zuzug von kos-
(vgl. Castells 2000, S. 12).
standortwahl der Mittelschichten und ihr stadt-
lohnsektor zugeordnet werden (vgl. McDowell/
mopolitanen Mittelschichtfamilien in innerstädti-
räumliches Verhaltens innerhalb Londons wesent-
Batnitzky/Dyer 2009, S. 8).
sche Quartiere, so wird in jüngster Zeit zunehmend
lich zu erklären sei als Coping-Strategie. Unter
Offensichtlich reagieren Teile der Mittelschicht auf
deutlich, dass die neuen Wellen der Gentrification
­Coping verstehen Psychologen Anpassungspro-
diese neuen Bedrohungen der Arbeitswelt mit
eher der Abschottung der durch die flexible Öko-
zesse an Stress und Bewältigungsstrategien
räumlichen Bewältigungsstrategien. Der Stadtteil
nomie zu Teilen überforderten Mittelschichten
schwieriger Situationen oder Ereignisse. Offenbar
als Wohnstandort wird zu einem zentralen Element
­dienen als der Mischung (vgl. Slater 2005, Lees
4. Reproduktionsort Wissensstadt:
„Education and Location“ –
das Beispiel London
10
„S tadt der Enklaven“?
besteht aus Sicht vieler Mittelschichtangehöriger
des Coping. Robson und Butler (2003) entwickeln
2008). Obwohl die empirischen Studien in den
Die Neuen Medien sind ein spezifisches Subseg-
neuer Anpassungsdruck und vielleicht sogar Lei-
die These, wonach aufgrund der veränderten ge-
Londoner Quartieren Barnsbury, Battersea, Brixton,
ment der Kreativwirtschaft und damit in ihrer
densdruck in der Arbeitswelt der Wissensgesell-
sellschaftlichen Verhältnisse in London eine neue
Docklands, London Fields, Telegraph Hill und
räumlichen Organisation nicht verallgemeinerbar
schaft. Dieser ist nach den soziologischen Studien
Phase der Gentrification zu beobachten sei. Diese
Wandsworth durchaus unterschiedliche Stadtteil-
für weitere Teile der Wissensökonomie. In einem
innerhalb Londons entscheidend verbunden mit
neue Phase sei sowohl durch die gestiegene Quan-
profile ergeben haben, sind nach Butler/Robson
zweiten empirischen Beispiel sollen deshalb wei-
den neuen Beschäftigungsverhältnissen und
tität in der Verbreitung von Gentrification als auch
doch alle Gentrifier bemüht, eine sichere Heimat
tere Teile der Mittelschicht in ihrem Verhalten im
­Arbeitsanforderungen der flexiblen Wissensöko­
durch ihre neue Qualität definiert. Insbesondere in
für ihre Familien im zunehmend destabilisierenden
Stadtraum unter den Bedingungen der Wissens­
nomie – eine klare Parallele zum Fall Wicker Park.
qualitativer Hinsicht bei der Untersuchung der
London zu finden. Dabei sind soziale Mischung
gesellschaft beobachtet werden. Hierfür ist Lon-
Während die Gruppe der Kreativen in den Neuen
Motive der Wohnstandortwahl der neuen Gentrifier
und Andersartigkeit im Stadtteil oftmals kein Wert
don ein extremes, aber auch sehr interessantes
Medien im Chicagoer Beispiel noch vielfach aus
wäre die verstärkt zu beobachtende Standortwahl
sondern ein Hindernis.
11
„Stadt der Enklaven“ ?
„S tadt der Enklaven“?
Vor allem wird deutlich – diesen Sachverhalt sehen
xibilität, Globalität und Kurzfristigkeit eingefordert
2009). Es stehen also unter neuer Ausgrenzung vor
Ausgewählte „Profiteure“ der Wissensgesellschaft
wir in Deutschland schon in Anzeichen und wer-
werden, suchen viele Mittelschichthaushalte in-
allem die Verlierer der Wissensgesellschaft im
wurden am Beispiel von Chicago und London
den ihn zukünftig verstärkt zu gewärtigen haben –,
nerhalb Londons einen stabilisierenden Ausgleich
Blickpunkt – und dies gewiss zu Recht.
­betrachtet: erstens eine Gruppe von Kreativen, die
in welch hohem Maße die Wahl der Schulen für die
in einem überschaubaren, sozial nicht bedroh­
In diesem Text wurde in Ergänzung dazu eine
in den Neuen Medien am Aufschwung der
Kinder die Wohnstandortwahl der Eltern prägt.
lichen, sondern harmonischen Umfeld. Dabei sind
­andere, weitere Perspektive gewählt. Es wurden
Wissens­ökonomie profitiert, zweitens weitere Teile
Oftmals wird explizit durch den Hauskauf in einem
– anders als dies Richard Florida in seiner Argu-
die zukünftigen Gewinner des Trends zur Wissens-
der innerstädtischen Londoner Mittelschicht, die
besonderen Stadtteil Londons versucht, den Kin-
mentation des Dreiklangs von „Technologie, Talent
gesellschaft betrachtet, also Segmente qualifizier-
allgemein im Dienstleistungssektor wie zum Bei-
dern Zugang zu einer bestimmten Qualität von Bil-
und Toleranz“ vertritt – sozialkulturell homogene
ter Wissensarbeiter. Während hier die Literatur, un-
spiel der Finanz- und Versicherungswelt, in den
dung und Erziehung zu gewähren. „Education and
Strukturen durch eine intensive Gentrifizierung
ter anderem gestützt durch die Thesen Richard
Schulen und Hochschulen oder im Gesundheits-
Location“ – diese beiden Aspekte werden von
des Viertels und damit die räumliche Konzentra­
Floridas, bisher eine höhere soziale Integrationsfä-
wesen als Wissensarbeiter beschäftigt sind. Beide
­britischen Mittelschichthaushalten zunehmend
tion von Gleichgesinnten erwünscht. Fast scheint
higkeit und größeres Vermögen im Umgang mit
Gruppen können insofern als „Gewinner“ des sozi-
eng verwoben. Dass sozialer Aufstieg oder Posi­
es, als würde die professionell geforderte Offenheit
dem kulturell Fremden vermutet (und erhofft) hat,
alen Wandels gelten, als sie aufgrund ihrer Bildung
tionserhalt in der Wissensgesellschaft über die
für Neues privat zu einem Wunsch nach Schlie-
zeigen die empirischen Beispiele aus Chicago und
und Ausbildung Lohn, Brot und Reputation in der
­Bildung und Ausbildung der Kinder im wesentli-
ßung und einer neuen Sehnsucht nach Homogeni-
London (leider) in eine andere Richtung. Auch bei
Wissensgesellschaft finden. Obwohl somit formal
chen vonstatten geht, ist tief eingedrungen in das
tät durch kulturelle Abgrenzung führen.
der Gruppe der Wissensarbeiter scheinen sich
eine Arbeitsmarktintegration besteht, zeigen sich
­neuartige Abgrenzungsbedürfnisse aufgrund neu-
dennoch im Verhalten beider Gruppen in der
artiger Anforderungen – und zu Teilen Überforde-
Wohnstandortwahl und dem Stadtteilleben neue
rungen – der flexiblen Ökonomie zu entwickeln.
Stressfaktoren.
elterliche Bewusstsein (vgl. Butler/Robson 2003,
S. 164ff).
Um die neuen Qualitäten im Wohnstandortverhal-
5. Fazit
ten der Mittelschichten auf den Begriff zu bringen,
12
bestehen im anglophonen Diskurs zwei Vorschlä-
Besondere Städte erleben in der Wissensgesell-
ge. Loretta Lees (2000) entwickelt den Terminus
schaft einen besonderen Aufschwung. An vielen
„super-gentrification“, um die besonderen, hoch-
Orten wie den bekannten Metropolen Chicago,
karätigen Prozesse in London und New York durch
London, Berlin, Hamburg oder New York zum Bei-
die Gruppe der „financifier“ zu beschreiben. Butler
spiel ergeben sich hieraus Chancen einer urbanen
und Robson (2003, S. 9) schlagen vor, die neue
Renaissance. Aber auch kleinere und mittlere
­Welle der Gentrification, die sich nicht nur auf die
­Universitätsstädte wie Bonn, Münster, Heidelberg,
Mitglieder der Finanzwelt beschränke, als „re-gen-
Erlangen oder Freiburg erleben einen lokalen
trification“ zu bezeichnen. „Wieder-Gentrifizie-
Boom durch den Aufstieg der Wissensökonomie.
rung“ erscheint ihnen angemessen, weil es sich
Mit den neuen Möglichkeiten urbaner Knotenbil-
um eine erneute Überformung ehedem gentrifizier-
dung geht jedoch gleichzeitig eine neue Gefahren-
ter Gebiete handele durch eine neue Welle von
bildung einher, die von der Stadtforschung und
Mittelschichthaushalten mit zu Teilen neuen Moti-
Stadtpolitik zurzeit noch weitgehend unerkannt
ven und Handlungszwängen.
bleibt. Bisher wurde unter der Fragestellung von
Insgesamt zeigt das empirische Beispiel „London
sozialer Integration und neuer Spaltung in Städten
Calling“, wie die Wissensökonomie auf Seiten der
das Augenmerk von Wissenschaft und Stadtpolitik
Mittelschichten zu einer Re-Orientierung auf den
zumeist auf diejenigen sozialen Gruppen gerichtet,
Stadtteil führt. Diese ist einerseits zu deuten als
die vom Arbeitsmarkt der Wissensökonomie ver-
kompensatorisches Verhalten und private Coping-
stärkt ausgeschlossen sind und aufgrund ihrer
Strategie für den (über-)fordernden Stress im beruf-
­Bildungsarmut an den Rand der Wissensgesell-
lichen Alltag. Gerade weil beruflich beständig Fle-
schaft gedrängt werden (vgl. Atkinson/Easthope
13
„Stadt der Enklaven“ ?
14
„S tadt der Enklaven“?
Literatur
Die empirischen Studien in Chicago und London
tion ist bei weiten Teilen der Londoner Mittel-
wird in der Wissensgesellschaft von den Hochqua-
deuten an, wie sehr der Wandel in der Arbeitswelt
schicht zunächst privat motiviert und Teil der
lifizierten am Innenstadtrand gesucht als kultivier-
von den Beschäftigten bzw. Freelancern neue Wer-
­Reproduktionsstrategie der gentrifizierenden Mit-
tes Stadtteilleben in der Nähe zum Arbeitsort in
Atkinson, R.; H. Easthope (2009): The Consequen-
tesysteme und neue Coping-Strategien fordert.
telschicht. Bei Freelancern Chicagos innerhalb des
gentrifizierten Gebieten. Stets geht es um die
ces of the Creative Class: the Pursuit of Creativity
Dabei wird erkennbar, dass entgegen der Annah-
engeren Feldes der neuen Medien in Wicker Park
Möglichkeit der Entwicklung eines störungsfreien
Strategies in Australia’s Cities. In: International
men von Richard Florida es keinesfalls einen
scheinen die Konzentration im Stadtteil und damit
Privatlebens im Alltag – in räumlicher Distanz von
Journal of Urban and Regional Research 33.1,
­Automatismus gibt, wonach mehr lokale Wissens-
zunehmende Segregation auch beruflich motiviert
den jeweiligen kulturellen, sozialen oder wirt-
S. 64 – 79.
ökonomie mit mehr Toleranz unter den sozialen
zu sein aufgrund der kreativen, organisatorischen
schaftlichen Verwerfungen seiner Zeit. So könnte
Gruppen in der Stadt einhergeht (vgl. Peck 2005,
und kulturellen Anforderungen der flexiblen Öko-
der Innenstadtrand bald eine ehedem gesellschaft-
Bell, D. (1985): Die nachindustrielle Gesellschaft.
Scott 2006). Vielmehr zeigt sich, dass die neuen
nomie. Beide Tendenzen in Bezug auf Reproduk­tion
liche Funktion der Suburbia übernehmen, nämlich
Frankfurt/M, New York.
Wirtschaftsstrukturen zu Teilen als derart verun­
und Produktion in der Wissensgesellschaft deuten
sozialkulturelle Abschottung durch räumliche
sichernd wahrgenommen werden, dass es a) ent-
auf eine sich herausbildende veränderte stadt-
­Enklavenbildung.
Butler, T.; G. Robson (2003): London Calling. The
weder zu der Herausbildung einer kompensatori-
räumliche Formation als „Stadt der Enklaven“ hin.
Wo Gemeinsamkeiten bestehen, lauern auch
Middle Class and the Re-Making of Inner London.
schen Ethik der Autonomie kommt, oder aber b)
Diese Enklavenbildung beruht dabei sowohl auf
­Unterschiede. Diskontinuierlich erscheint mir im
Oxford, New York.
durch Gentrification und den Rückbezug auf einen
Kontinuitäten wie auch auf Diskontinuitäten im
Vergleich von Wissensgesellschaft und Industrie-
sozialstrukturell homogenen Stadtteil im Privaten
Vergleich mit den sozialräumlichen Strukturen der
gesellschaft in Bezug auf die Abschottungstenden-
Castells, M. (2000): European cities, the Informatio-
die Übersichtlichkeit und Sicherheit versucht wird
traditionellen Industriestadt. Die Kontinuität be-
zen und Enklavenbildungen vor allem eines: die
nal Society, and the Global Economy. In: Léon
herzustellen, die beruflich verloren gegangen
steht darin, dass Segregation gewiss ein bekann-
politische Perspektive. Der Einzug der Wissensöko-
­Deben; Willem Heinemeijer; Dick van der Vaart
scheint.
tes Phänomen der Stadtentwicklung ist. Abschot-
nomie gab ursprünglich Anlass zur Hoffung auf
(eds.): Understanding Amsterdam. Essays on Eco-
Somit wird die Wissensgesellschaft zu Teilen be-
tung und sozialräumliche Abgrenzung finden da-
­eine tolerantere, offenere Gesellschaft. Diese Hoff-
nomic Vitality, City Life and Urban Form. Amster-
stimmte Städte und bestimmte Stadtteile fördern
bei traditionell in schärferem Maße gerade von
nungen nicht aufzugeben, sondern als Potenziale
dam: Het Spinuis Publishers, S. 1 – 18.
und bevorzugen. Städte können – wie Saskia
­statushöheren gegenüber statusniedrigen Grup-
zu bergen, scheint mir ein zentraler politischer
­Sassen (1991) zeigt – zu lokalen Knoten einer
pen statt. Diese Tradition scheint sich auch in der
Auftrag zu sein.
Cheshire, P.; S. Magrini (2009): Urban Growth Dri-
­glo­balen Dienstleistungswirtschaft werden. Inner-
Wissensgesellschaft fortzusetzen. Flohen die Ober-
Die Stadtpolitik ist herausgefordert, mit den neuen
vers in a Europe of sticky People and implicit
halb der Städte wiederum können bestimmte
und Mittelschichten in der Industriegesellschaft
stadträumlichen Verhältnissen, den veränderten
Boundaries. In: Journal of Economic Geography 9,
Stadtteile wichtige Clusterfunktionen für bestimm-
nach Suburbia aus Angst vor den Umweltschäden
Abgrenzungsbedürfnissen und neuen Enklaven
S. 85 –115.
te Branchen (wie zum Beispiel die Neuen Medien)
und negativen kulturellen Einflüssen des Industrie-
konstruktiv umzugehen (vgl. Lees 2008). Es bedarf
übernehmen. Ebenso zutreffend, wie eine Renais-
proletariats im Zentrum der Städte, so suchen die
der Entwicklung einer plausiblen stadträumlichen,
Florida, R. (2002): The Rise of the Creative Class
sance ­bestimmter Städte und Stadtteile in der glo-
Wissensarbeiter nun die Innenstadtrandgebiete
politischen Strategie zur Erhöhung der sozialen In-
and how it’s transforming work, community and
balen Wissensgesellschaft, könnte auch die Zu-
auf als kulturell anregende und homogen gesicher-
tegration in den Städten der Wissensgesellschaft.
everyday work. New York.
nahme neuer Abgrenzungsprozesse zwischen den
te Idyllen aus Angst vor den Folgen der flexiblen
Ein gangbarer Lösungsweg im Umgang mit der
sozialen Gruppen wahrscheinlich werden. Somit
Ökonomie. Gemeinsam ist dem Mittel- und Ober-
Gefahr der „Stadt der Enklaven“ könnte sein, den
Florida, R. (2005): The Flight of the Creative Class.
könnte sich der Typus der Wissensstadt zu einer
schichtverhalten der Industriegesellschaft wie
öffentlichen Räumen (noch) mehr Aufmerksamkeit
The New Global Competition for Talent. New York.
„Stadt der Enklaven“ entwickeln. Damit wird eine
auch der Wissensgesellschaft somit, dass räum­
zu schenken. Wenn sich die Wohn- und Arbeits-
neue Konfliktlinie zukünftiger städtischer Politik
liche Strategien verwendet werden, um ökonomi-
quartiere zunehmend zu „Enklaven“ entwickeln,
Fried, J. (2002): Erfahrung, Wissen und Gesellschaft
identifiziert. Es entstehen bei den Gewinnern der
sche, ökologische oder soziale Bedrohungen zu
kommt den öffentlichen Räumen in der Stadt – und
– Erfahrungen der Wissensgesellschaft. In: Killius,
Wissens­ökonomie, den qualifizierten Wissensarbei-
­bewältigen. Was im Industriezeitalter noch die
vor allem der Innenstadt – eine noch gewaltigere
N.; J. Kluge; L. Reisch (Hrsg.): Die Zukunft der
tern, ­verstärkt Sehnsüchte nach sozialstruktureller
­Suburbia als homogene Vorstadtidylle für die bür-
Bedeutung zu für die soziale Integration in der
­Bildung. Frankfurt/M., S. 14 – 44.
­Homogenität im privaten Umfeld und somit nach
gerliche Kleinfamilie bedeutete als Hort der Privat-
Stadt, als wir uns das für die Industriegesellschaft
räumlicher Segregation. Diese räumliche Segrega-
heit, des Familienlebens und der Kindererziehung,
je haben vorstellen können.
15
„Stadt der Enklaven“ ?
„S tadt der Enklaven“?
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16
17
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
Klaus Habermann-Nieße
Neuere Tendenzen
in der Stadtentwicklungspolitik
18
1.
Die Stärke der Stadt ist ihre
Ökonomische Produktivität –
Voraussetzung sind Größe, Dichte,
Heterogenität
(Häußermann, 2002: 21; Läpple, 2000: 195). Die
­traditionelle Zentralität drückt sich aus in einer
­gewissen Persistenz der alten Strukturen, konkre­
tisiert in den zentralen Konzernsitzen, der KostenNutzen-Analyse einer Produktionsverlagerung und
Durch den Wandel der Erwerbsarbeit und die
der Repräsentativität von Gebäuden und Anlagen.
­demografischen Faktoren ergeben sich neue An-
Ergänzt wird die traditionelle Zentralität durch
forderungen an die städtischen Arbeitsmärkte. Die
neue Dienstleistungs- und Produktionsstrukturen.
Industrialisierung hat mit ihrer Arbeitsteilung und
Mit dem sog. „Quartären Sektors“ (Informations-
Konzentration das Bild der modernen Großstadt
und Wissensverarbeitung) bilden sich neue Dienst-
maßgebend beeinflusst. Die Arbeit wurde aus den
leistungskomplexe in der Stadt heraus, die eben-
Haushalten herausgelöst und in funktional selb-
falls in der Regel zentrale Standorte besetzen.
ständigen Einheiten zusammengefasst. Die Tren-
Auch wenn durch die modernen Kommunikations-
nung von Wohnen und Arbeiten ist eine der Folgen
techniken Standorte in der ganzen Welt vernetzt
Der Beitrag geht in kurzen analytischen Skizzen
Alterung der Gesellschaft verstärkt.
dieses Konzentrationsprozesses. In der Konzentra-
werden, so bleiben die Metropolen die Netzknoten
auf die aktuellen Tendenzen der Stadtentwicklung
Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft
tion von Produktion und Arbeit liegt aber auch eine
dieses Kommunikationssystems. „Die Konstrukti-
ein. Sie erfüllen nicht den Anspruch einer umfas-
und der Perspektive europaweit sinkender Bevöl-
der Triebkräfte der Stadtentwicklung. Der mit den
on von neuen Finanzierungsmodellen, die Ver-
senden Darstellung, sondern spiegeln bewusst
kerungszahlen sind die Städte und Stadtregionen
Städten geschaffene gesellschaftliche Raum findet
schmelzung von Unternehmen, der Handel mit
­eine persönliche Sichtweise, die gleichwohl im
auf Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit zu über-
seine ökonomische Grundlage in erster Linie in der
Wertpapieren, die Produktion von Dienstleistun-
Kontext der aktuellen Planungsdebatte wieder zu
prüfen. Angesichts anhaltender Konzentration der
Produktivität der Stadt. Georg Simmel hat die spe-
gen – das sind strategische Kompetenzen, die
finden ist. Im Ausblick wird die Rolle intermediärer
Arbeit und demografischen Wandels scheint sich
zifische Produktivität der Großstadt in seinem Es-
­innerhalb der großen Städte realisiert werden. Die-
Prozesse im Kontext des Wandels der Aufgaben der
das Nebeneinander von Wachstumsräumen und
say „Die Großstädte und das Geistesleben“ mit
se Dienstleistungskomplexe sind stark verflochten,
Stadtentwicklungspolitik herausgestellt.
absinkenden Regionen zu verstärken. Für die Ent-
den Charakteristika Größe, Dichte und Heterogeni-
bilden aber eine Insel in der Stadt – eine Ökonomie
Angesichts des demografischen und gesellschaft-
wicklung der Städte und Regionen werden damit
tät bezeichnet (Simmel, 1993). Der entstandene
der Stadt.“ (Häußermann, 2002: 22).
lichen Wandels steht die Stadtentwicklung in
die Aufgaben der Stadtentwicklungspolitik un-
­gesellschaftliche Raum hat allerdings im 20. Jahr-
Hinzu kommt die spezifische „Produktivität der
­Europa im 21. Jahrhundert vor neuen Herausforde-
überschaubarer aber auch vielseitiger.
hundert die engen räumlichen Grenzen der Grün-
Stadtökonomie“, die mit den Begriffen Fühlungs-
rungen. Als Rahmenbedingung zukünftiger Ent-
Im Folgenden möchte ich – daraus abgeleitet – ein
derzeitstadt überschritten. Nicht wenige Stadtfor-
vorteile (Vorteile der räumlichen Nähe und der
wicklung sind die veränderten Grundlagen der
Mosaik von Aufgaben der Stadtentwicklung be-
scher haben die Auflösung der Großstadt entlang
Vielfalt von Anbietern sowie Wissensträgern) und
­Erwerbsarbeit zu thematisieren, wenn mit der
schreiben. Erst in Addition wird es zu einem
der Beurteilung der Muster der Entwicklung ame-
Netzwerke belegt werden. Sie drückt sich aus in
­Dominanz der Informationstechnologien der
­Element des politischen Handelns in den Städten
rikanischer Großstädte prognostiziert. Wenn auch
einem Kommunikationsnetz und räumlichen
Mensch selbst in die Nähe von Maschinen gerückt
und rückt über die Umsetzung eines integrierten
in Deutschland mit der seit den 1950er Jahren ver-
­Angeboten für Starterbetriebe, in Unternehmens-
wird und wenn beschleunigte Innovation erheb­
Handlungsansatzes immer stärker in den Fokus
stärkten Suburbanisierung der Bevölkerung auch
gründungen ebenso wie in der Konzentration der
liche Anpassungsleistungen im Alltag verlangt.
der Stadtentwicklungspolitik. In den Projekten zur
die Suburbanisierung von Arbeit verbunden ist
Beratungskompetenz und der Nähe der dazugehö-
Veränderung der Arbeitswelt und der Arbeitsver-
Nationalen Stadtentwicklungspolitik des Bundes
und damit ein relativer Bedeutungsverlust der
rigen Dienstleistungen. Kooperationsstruktur und
hältnisse scheinen Anforderungen an hohe Mobi­
(www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de), den
Städte eintritt, so hat dies nicht einen permanen-
Arbeitsteilung sind Merkmale der neuen lokalen
lität und neue Zeitorganisation zu verstärken. Mit
Programmen zur Stadterneuerung in Hamburg
ten Prozess der Auszehrung der Städte zur Folge.
Ökonomie. Diese urbane Ökonomie entspricht in
der Auflösung von Normalarbeitsverhältnissen
(­RISE) und in Berlin (Rahmenprogramm zur Stadt-
Immer noch sind die Kernstädte in den Ballungs-
hohem Maße den neuen Anforderungen der Er-
geht die Auflösung der Normalfamilie einher. Zu-
erneuerung) möchten Politik und Verwaltung zu
räumen das größte Arbeitsplatzzentrum. Es kann
werbsgesellschaft der hoch industrialisierten Ge-
nehmende Individualisierung wird durch den
einem integrierten Handlungsansatz in Stadt- und
von einer „Gleichzeitigkeit“ von traditioneller und
sellschaften. „In den Großstädten sind wechselnde
­demografischen Wandel mit der unabweisbaren
Stadtteilentwicklung auffordern.
Aufbau neuer Zentralität
Existenzen möglich, es gibt keine durch soziale
gesprochen werden
19
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
Herkunft oder Normenvorschriften festgelegten
Nicht zuletzt durch Floridas Untersuchungen wur-
Lebensweisen und Karrieren. In den Informations-
de ins Bewusstsein gebracht, dass konkrete Orte
netzen werden die Kooperanten und Arbeitsplätze
ökonomisch auch in einer globalisierten Welt eine
gefunden, die sich aufgrund ihrer gleichen Lebens-
zentrale Rolle spielen („place matters!"). Die Krea-
stile in den gleichen Milieus bewegen. Anregun-
tivitätsdebatte hat zu einem Bedeutungszuwachs
gen, neue Ideen und Produktionsinnovationen ent-
des konkreten städtischen Raums und seiner inno-
stehen so eher beiläufig als Nebenprodukte von
vationsfreudigen Milieus geführt. Städtischer
kulturellen und gesellschaftlichen Aktivitäten.“
Raum ist damit im Prinzip der Planung zugänglich.
(Häußermann, 2002: 22). Wenn auch diese Be-
Stadtplanung wird zu einem Bestandteil der Orts-
schreibung des „freien Urbaniten“ das zwiespälti-
bestimmung in der Form der Aktivierung von Pla-
ge Abbild einer städtischen Lebensweise ohne
nungsprozessen wie auch in der Entwicklung von
Kontinuität und materielle Bindungen liefert, so
Orten der Stadt, über die man spricht.
stellt sie eine der Grundlagen der städtischen Pro-
20
duktivität dar.
1.1 Praxisbeispiel: Integrative Stadtteilarbeit
Ein tolerantes, vielfältiges Klima in dem sich unter-
zum Aufbau lokaler Verantwortungs-
schiedlichste kulturelle Impulse gegenseitig berei-
gemeinschaften
chern, macht eine Stadt oder eine Region für
Die Landeshauptstadt Hannover startete im Som-
­Wissensarbeiter im weitesten Sinne und damit für
mer 2005 ein ambitioniertes Modellprojekt, um das
wissensintensive Dienstleistungsbereiche attrak-
zivilgesellschaftliche und ehrenamtliche Engage-
tiv. Richard Florida hat mit seinen Untersuchungen
ment auf Stadtteilebene zu stärken und die eigen-
und Veröffentlichungen zur so genannten „creative
verantwortliche Mitarbeit der Bürger an relevanten
class“ (Florida, 2002; Landry, 2007) erweiterte
Handlungsfeldern der Stadtteilentwicklung anzu-
Grundlagen für Impulse zur Stärkung des Städti-
regen: „Moderationsprozess als Modellprojekt: Ziel
könnten. Der beobachtete Wandel bezog sich auf
bessern bzw. erstmals herzustellen, um Projekte
schen erarbeitet. Das Bild, das Image oder die Mar-
ist Zusammenhalt in neun ausgewählten Stadttei-
eine Veränderung der Bewohnerstruktur, auf zu-
zur Attraktivierung der Stadtteile und des Images
ke, eine kreative Stadt zu sein, führt zu einer höhe-
len“ so fasste die Landeshauptstadt Hannover ihre
nehmende soziale Problematiken und den Rück-
insbesondere mit der Unterstützung von privaten
ren Attraktivität und zieht unter der Voraussetzung
Intention zusammen und forderte „das Engage-
gang der Bedeutung der lokalen Ökonomie, die
Investoren zu entwickeln und umzusetzen. Im
einer weltoffenen und toleranten Stadtkultur wei-
ment von Akteuren, die sich eigenverantwortlich
sich insbesondere im Wandel und Rückgang des
Laufe der „Integrativen Stadtteilarbeit“ wurde ein
tere qualifizierte Talente an. Die Betonung kreati-
für die Belange ,ihres‘ Stadtteils“ einsetzen. Eine
ansässigen Einzelhandels äußert.
kleines Budget für Stadtteilprojekte zur Verfügung
ver Fähigkeiten geht nach Florida über die reine
Besonderheit des neuen Verfahrensansatzes lag in
Das Projekt verfolgt somit einen präventiven An-
gestellt, um eine zielorientierte Arbeitsweise zu
Wissensakkumulation hinaus: Kreativität wird zu
dem Aufbau neuer Bürgergremien und aktiver
satz, um umfassendere Erneuerungsprogramme
gewährleisten und sichtbare Erfolge der Arbeit zu
einem neuen Rohstoff der Produktionsentwicklung
­Arbeitsgruppen, die unterhalb der politischen
wie beispielsweise „Stadtteile mit besonderem
ermöglichen. Mit den angestoßenen lokalen Pro-
und gewinnt dementsprechend als Standortfaktor
­Repräsentanz der Bezirke (Bezirksräte) selbständig
Entwicklungsbedarf – Die soziale Stadt“ entbehr-
jekten haben sich in vielen Fällen neue Vereine im
und strategische Ressource an Bedeutung. Florida
handeln.
lich zu machen. In Abgrenzung zu den Program-
Quartier gegründet oder alte wiederbelebt, die in
betont, dass es bei der Etablierung der Wissens-
Mit Hilfe intermediärer Träger sollten diese neuen
men der Stadterneuerung sollte keine langfristige
der Regel viele Geschäftsleute und vereinzelt auch
und Kreativwirtschaft vor allem um die Schaffung
Kommunikations- und Beteiligungsstrukturen in
externe Betreuung angestoßen, sondern zunächst
Eigentümer als neue Akteure gewinnen konnten.
eines „people climate“ und weniger eines „busi-
den Stadtteilen aufgebaut und soweit möglich ge-
das Eigenengagement der Bürger in den Stadt­
Es wurden Entwicklungsprozesse angeschoben,
ness climate“ gehe. Dieser Perspektivenwechsel
festigt werden. Der Fokus richtete sich auf neun
teilen gestärkt werden („peoples climate“). Hierzu
die als ein Baustein zur Stärkung des städtischen
vom Unternehmen hin zum Individuum fordert die
Stadtteile in Hannover, in denen die sich abzeich-
ist die Kooperation zwischen Einwohnern, Haus-
Marktes dienen und somit Grundlagen zur Stabili-
Stadtgesellschaft als Ganzes heraus, ihre kreativen
nenden Veränderungsprozesse in letzter Konse-
und Grundeigentümern, den lokalen Wirtschafts-
sierung der Produktivität der Stadt liefern. (Ger-
Potentiale zu entwickeln.
quenz eine Destabilisierung nach sich ziehen
kräften und den staatlichen Institutionen zu ver-
nert/Habermann-Nieße:2007)
Aktivierung der Einzelhändler für Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Geschäftswelt in Oberricklingen.
21
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
2.
22
Die Schwäche der Stadt ist ihre
soziale Unausgewogenheit –
Soziale Abgrenzung, Lärm, Dichte,
Isolation
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
Durch die ungleiche Einkommensentwicklung und
die anregungsarme Umgebung in diesen Quartie-
Zwar gilt der Satz: „Urbanität ist geregelte soziale
eine zunehmende soziokulturelle Differenzierung
ren zu einer Beeinträchtigung ihrer Entwicklungs-
Gleichgültigkeit zwischen einander Fremden auf
nehmen soziale und kulturelle Disparitäten zu. So-
chancen führen. Bildungserfolge und die Beteili-
der Basis einer gesicherten systemischen Integra-
ziale Unterschiede und Gegensätze zwischen und
gung an beruflichen Qualifikationsprozessen sind
tion durch den Arbeitsmarkt“. (Häußermann, 1995).
auch innerhalb einzelner Stadtteile sind nicht per
hier oft erheblich geringer als in anderen Quartieren.
Aber es ist gerade die Heterogenität, die die gesell-
Die spezifischen Merkmal des Städters hat Georg
se Indizien für problematische Entwicklungen oder
In allen Großstädten gibt es Stadtteile, in denen
schaftliche Identifikation mit Stadtteilen mittels
Simmel in seiner Großstadtsoziologie mit Intellek-
die Gefährdung des sozialen Zusammenhalts der
überdurchschnittliche Anteile von Menschen le-
Beurteilung unterschiedlicher soziokultureller Le-
tualität, Blasiertheit und Reserviertheit beschrie-
Stadt insgesamt. Probleme entstehen für die Stadt-
ben, bei denen sich soziale Risiken so bündeln,
benszusammenhänge und die darauf basierende
ben. Diese Haltung wird als Reaktion auf die Größe
gesellschaft, wenn sich Stadtteile herausbilden, in
dass sie in der Gefahr stehen, von der allgemeinen
städtische Wohnstandortwahl entscheidend prägt.
und Dichte der Städte und die durch die Dominanz
denen es auf Grund kumulierter sozialer Problem-
wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung abge-
Die freiwillige Wahl einer Stadtwohnung lebt von
der Geldwirtschaft bedingte Rationalität hervorge-
lagen zu einer zunehmenden Desintegration und
koppelt zu werden. Im gesamtstädtischen Ver-
der Qualität der entwickelten soziokulturellen
rufen (Simmel: 1993). Walter Siebel hat die daraus
Marginalisierung von großen Teilen der Bewohner-
gleich der relevanten Sozialindikatoren weisen
­Lebenswelten und Milieus – von der „richtigen“
resultierende städtische Ambivalenz treffend zu-
schaft kommt. Trotz zum Teil intensiver Bemühun-
diese Stadtteile meist relativ schlechte Werte oder
Mischung – in den Stadtteilen. Ob Städte als krea-
sammengefasst: „Die Stadt als Ort der Heterogeni-
gen um eine städtebauliche und soziale Stabilisie-
eine negative Dynamik bei der Entwicklung dieser
tiv empfunden werden, hängt davon ab, ob ihnen
tät, Größe und Dichte, hoch spezialisierter Arbeits-
rung laufen in diesen Gebieten verstärkt soziale
Indikatoren auf. Ihre Sozialstruktur, die Einkom-
Integration und soziale Inklusion gelingen. Große
teilung und Fremdheit treibt zum einen die Indivi-
Entmischungsprozesse ab. Ursächlich hierfür ist
menssituation, das Arbeitsplatzangebot, das Bil-
soziale Ungleichheit führt zu Exklusion und ver-
dualisierung voran, positiv, indem eine differen-
weniger das Fortbestehen städtebaulicher Miss-
dungs- und Ausbildungsniveau, die Ausstattung
hindert Toleranz. Vielfalt ist entscheidendes Merk-
zierte Arbeitsteilung und hoch differenzierte
stände als vielmehr zunehmende Armut, Langzeit-
mit sozialer und kultureller Infrastruktur sowie der
mal des Städtischen. Kulturelle Differenzierung
Marktangebote den Individuen sehr unterschied­
arbeitslosigkeit und eine wachsende soziale und
bauliche Zustand von Gebäuden, Straßen und Plät-
führt zu Spannungen, die aber nicht desintegrie-
liche berufliche und Konsummöglichkeiten, also
kulturelle Ungleichheit.
zen, die Qualität der Wohnungen, des Wohnumfel-
rend wirken müssen. Deshalb hat Stadtentwick-
individualisierte Lebensweisen eröffnen, negativ,
Die Konzentration sozial belasteter Gruppen be-
des und der Umwelt weichen erheblich vom ge-
lungspolitik Kreativitätsförderung und soziale Inte-
indem sie den einzelnen aus Traditionen heraus­
wirkt Abwanderungsprozesse, die zusätzlich zur
samtstädtischen Durchschnitt ab. Die Wahrneh-
grationspolitik zusammenzuführen. Stadtplanung
lösen.“ (Siebel, 2000: 270). Das Bild der Stadt spie-
sozialen Entmischung beitragen: Familien, deren
mung der sozialen Disparitäten führt zur Abwen-
hat in diesem Kontext nicht nur eine gestaltende
gelt also die möglichen Folgen von Heterogenität
Einkommenssituation es erlaubt, ziehen nach und
dung aus städtischen Lebenszusammenhängen.
baukulturelle Verpflichtung, die sich zum Beispiel
wider als Orte nicht nur der ausschließlich positi-
nach aus diesen Quartieren weg. Die Tatsache,
In den Motiven der Stadtumlandwanderung wird
in der baulich räumlichen Aufwertung benachteili-
ven Chancen von Individualisierung, sondern auch
dass auch gut integrierte und aufstiegsorientierte
erkennbar, dass die positive Wahrnehmung der
gend wirkender Stadtteile widerspiegelt, sondern
als Orte der Fremdheit, des Verfalls sozialer Bin-
Migranten-Familien diese Quartiere aus ähnlichen
Stadt als Kristallisationspunkt begrenzt wird von
auch eine Managementaufgabe, die zum Beispiel
dungen und der Ungleichheit. Sie werden doku-
Gründen wie die deutschen Familien verlassen,
sozialräumlicher Polarisierung, ethnischen Segre-
in Ressortübergreifenden Handeln bei der Sozialen
mentiert durch das enge Nebeneinander von Ein-
macht deutlich, dass es primär um die Konzentra-
gation und sozialen Disparitäten: Während die
Stadterneuerung wieder zu finden ist.
kommensarmut und Wohlstand.
tion sozialer Problemlagen und ihre negativen
Kernstädte als kulturelles Zentren weiterhin At-
Großstädte bestehen in der Regel aus differenzier-
Rückwirkungen auf ganze Stadtteile geht. Denn
traktivität und Beliebtheit aufweisen, werden Un-
2.1 Praxisbeispiel: Raumgestaltung
ten, von einander abgegrenzten Stadtquartieren,
die Herkunft aus diesen Quartieren kann zum Stig-
zufriedenheit mit dem Wohnumfeld, soziale Dispa-
in der sozialen Stadterneuerung
die sich baulich-räumlich, funktional und soziokul-
ma werden und deren Bewohnerinnen bei der
ritäten und Wohnwünsche („das freistehende Ein-
Göttingen Grone
turell unterscheiden. Die Ursachen für die unter-
­Suche nach einem Arbeitsplatz oder einer Ausbil-
familienhaus“) als Wanderungsgründe herange­
1999 sind Teilgebietes des Göttinger Stadtteils
schiedliche Entwicklung der Stadtquartiere liegen
dungsstelle behindern. Soziale Kontakte der Quar-
zogen. Dabei ist nicht unerheblich, dass Umzüge
Grone in das Programm „Stadtteile mit besonde-
primär in der selektiven Wirkung des Bodenmark-
tiersbewohner beschränken sich häufig auf Perso-
im Stadtgebiet zwischen den einzelnen fragmen-
rem Entwicklungsbedarf – die Soziale Stadt“ auf-
tes auf Grund der anhaltend hohen Wohnungs-
nen, die selbst mit vielen sozialen Problemen be-
tarisierten Stadtteilen ebenfalls eine polarisierende
genommen worden. Die Erneuerungsgebiete sind
nachfrage, unterschiedlicher Einkommen der Woh-
haftet sind. Vor allem Kinder und Jugendliche, für
Tendenz zwischen Stadtteilen der unterschied­
in das Alte Dorf Grone eingebettete und an das
nungssuchenden und stadträumlich konzentrier-
die das Quartier ein wichtiger Sozialisationsraum
lichen sozialen Lebenswelten, Milieus und Ein-
Dorf arrondierte Siedlungsbereiche aus den 60er
ten Angeboten bestimmter Wohnungstypen.
ist, werden dadurch stark beeinflusst. Für sie kann
kommensgruppen aufweisen.
und 70er Jahren, die die typischen Strukturen der
23
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
Großsiedlungen dieser Bauzeit aufweisen. Als
gruppen an die Stadt zu binden. Denn selbst in sta-
von Pendlerpauschalen, durch den hohen Moto­
­Reaktion auf jahrzehntelange Desinvestition in
gnierenden Regionen hält die Stadt-Umlandwan-
risierungsgrad, die gute Erreichbarkeit der Kern-
Wohnung, Wohnumfeld und öffentlichen Raum
derung, wenn auch auf geringerem Niveau, an. Die
städte und das Bodenpreisgefälle zugunsten des
­signalisiert die Förderung der Sozialen Stadterneu-
Beweggründe für die Stadtumlandwanderung sind
Umlandes.
erung einen Neuanfang. (Habermann Nieße, 2003)
vielfältig und von den unterschiedlichen Lebens-
Im gegenwärtigen gesellschaftlichen und demo-
Die Erneuerung der öffentlichen Räume und die
stilen und der persönlichen Werteentscheidung
grafischen Wandel lassen sich Trends ausmachen,
Wiederbelebung der Quartierszentren sind zentra-
mittlerer und höherer Einkommensgruppen nicht
die gegenläufige Tendenzen bewirken können.
le Bausteine der sozialen Stadterneuerung in Göt-
zu trennen. Die von Walter Siebel und Hartmut
Traditionelle Lebensmuster wie die „Normalfami-
Häußermann formulierte Polarisierung der Wan-
lie“ (allein verdienender Vater, Hausfrau und
dernden beschreibt die notwendigen Unterschei-
­Mutter, zwei Kinder) verlieren an Bedeutung. Heu-
dungen. Sie sprechen einerseits von den Stadtbe-
te entsprechen nur noch elf Prozent aller Haushalte
tingen Grone. Reagiert wird damit auch auf die
symbolische Beeinträchtigung des Stadtteils, weil
Jonaplatz in vielfältiger Nutzung nach seiner Umgestaltung.
der in Teilen verwahrloste öffentliche Raum den
wohnern, für die Wohnungen vor allem praktisch
dem Typus der Standardfamilie mit zwei Kindern
Das negative Image des Quartiers wurde in allen
deutlich, welche Potenziale der neue Raum bietet.
und bequem zu sein haben, weil sie die Hausarbeit
unter 18 Jahren. Die Normalfamilie wird zur statis-
Untersuchungen zur Vorbereitung der Stadterneu-
Nach vielen Jahren der Distanz zwischen Alt Gro-
minimieren wollen, um Zeit und Energie für den
tischen Ausnahme. Darüber hinaus nimmt die Zahl
erung in der Wahrnehmung von innen als auch von
ne und Grone Süd hat das Sommerfest 2009 die in-
Beruf und für die aufwendigen Freizeitaktivitäten
der Familien gründenden Haushalte in der Alter-
außen bestätigt. Die Umgestaltung der zentralen
tegrative Kraft der Stadterneuerung wiedergege-
zu haben, und andererseits von den Vorstädtern,
gruppe zwischen 28 und 35, die die Stadtumland-
Aufenthaltsbereiche sollte direkt darauf reagieren.
ben, da auch der Verein „Wir sind Grone“ aus dem
die in der Wohnung Geborgenheit und Sicherheit
wanderung überwiegend prägten, beständig ab.
Der Weg zur Umgestaltung des Quartiersplatzes
Altdorf erstmalig einen Stand aufgemacht hat. Die
suchen, sich ein Nest ´bauen´, das durch eine
Die Bedeutung des „Städtischen“ wächst, wenn
Grone-Süd – heute Jona Platz – steht stellvertre-
Jugendband aus dem Stadtteil hat nach vielen Jah-
­unsichtbare (häufig auch sichtbare) Mauer gegen
flexiblere Arbeitszeiten, die Orientierung auf neue
tend für Schritte der Stadterneuerung in Grone und
ren auch nicht vorrangig russische Lieder gesun-
die öffentliche Sphäre abgegrenzt ist (Häußer-
Technologien und Dienstleistungen eine Neu­
die damit verbundenen Beteiligungsprozesse.
gen, sondern eine Mixtur aus europäischer Pop
mann/Siebel, 1996: S. 309). Diese gegensätzlichen
orientierung des Wohnen-Arbeiten-Verhältnisses
Durch die Gestaltung des Jonaplatzes wurden
Musik. Es sind also die „Brücken gebaut“, die zu
Wohnstiltypen geben Hinweise auf eine Unter-
bewirken, in dem die Wohnung tendenziell auch
neue städtebauliche und bauliche Strukturen ge-
Beginn der Stadterneuerung erwartet wurden.
scheidung zwischen Stadtbefürwortern und Um-
Arbeitsplatz wird und Nähe zu städtischen Netz-
schaffen, die die Bildung von Nachbarschaft unter-
Symbolische Schritte, die sich beobachten lassen,
landwanderern.
werken gefordert wird. Damit wird das Städtische
stützen, die funktionale Einbindung verbesserten
sind aber gewiss keine Antwort auf die vielfältigen
Die polarisierende Betrachtung eröffnet die Option,
auch Ausdrucksform der Emanzipation im Sinne
und die räumlich-ästhetische Wahrnehmung stei-
Fragen nach der Zukunft der urbanen Lebens­weise
dass es Möglichkeiten zu einer Einflussnahme auf
der Geschlechtergerechtigkeit, da in den Vorstäd-
gern. Darüber hinaus entwickelte die bauliche
in Göttingen Grone, die auch akzeptiert, dass die
die Wanderungsentscheidung gibt, wenn sich
ten die Integration in Arbeitsmarkt und Stadtkultur
­Gestaltung des öffentlichen Raumes mit zeitgemä-
tatsächliche Inanspruchnahme des öffentlichen
­wenigstens die Stadtbefürworter, die nicht zuletzt
erheblich schwieriger zu gestalten ist.
ßen Strukturelementen eine neue funktionale Qua-
Raums sehr unterschiedlich sein kann. Sie wird
aus Mangel an attraktiven Angeboten die Stadt
Die Bedeutung des Städtischen wächst aber auch
lität, deren Wirkung in engem Zusammenhang zur
durch die weitere Praxis des Quartierslebens zu
verlassen haben, sich tatsächlich wieder in der
in einer alternden Gesellschaft, wenn im dritten
zukünftigen sozialen Kommunikation steht. Dieses
beantworten sein. (Habermann-Nieße/Nieße: 2009)
Stadt einrichten könnten. Die Gründe ihrer Wande-
Lebensabschnitt kulturelle Vielfalt, kurze Wege zu
rung liegen in dem Wunsch nach der Einbettung in
attraktiven Infrastrukturen, Nähe zu Gesundheits-
das eigene soziale Milieu, in dem Familie geborgen
diensten und sozial homogene Nachbarschaften
und Kinder aufwachsen sollen, dem Wunsch nach
an Wert gewinnen.
mehr Stadtgrün und einem attraktiven Wohnum-
Nutzungswandel in den Städten verbessert das
feld und dem Wunsch nach einem repräsentativen
Baulandangebot, wenn mit der Aufgabe von Pro-
selbst gewählten Wohnen auf möglichst preis-
duktionsstätten und der Konversion militärischer
Bewohnern ihre eigene Wertlosigkeit signalisiert.
wird allabendlich deutlich wenn auch an Regenabenden unterschiedliche Bevölkerungsgruppen unter der Loggia stehen und sich noch einmal
auf dem Weg nach Hause unterhalten. Dabei wird
dieser Alltag nicht von denen geprägt, vor denen
3. Das Städtische zwischen Ent
wertung und Stärkung – Gibt es
einen Reurbanisierungstrend?
alle zu Anfang gewarnt haben.
Der Platz hat sich im Stadtteil eingerichtet und der
Kennzeichen der westdeutschen Großstädte im
günstigen Baugrundstücken. Befördert wurde die
Anlagen attraktive innerstädtische Lagen dem
Stadtteil hat den Platz angenommen. Spätestens
beginnenden 21. Jahrhundert ist aber auch das
Umsetzung des Wunsches jahrzehntelang durch
Wohnen zugeführt werden können. Und nicht zu-
beim jährlichen Internationalen Straßenfest wird
­Bemühen der Kernstädte, höhere Einkommens-
die staatliche Eigenheimförderung, die Gewährung
letzt kann der prognostizierte Bevölkerungsrück-
25
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
gang ein Umdenkens bei den Akteuren der Stadt-
und Wohnungswirtschaft gemeinsam auszuarbei-
der Planung, d.h. das Mitgestalten und Entwerfen
tätigkeit in der Stadt Hannover auf festen Füßen.
entwicklung und des Wohnungsmarktes bewirken,
ten und umzusetzen.
der eigenen Wohnung.
Hannover war und ist auf der Basis dieser Tradition
Auch nach der Planungs- und Bauphase – wenn
immer wieder ein aktiver Katalysator für die Wohn-
um der Gefahr der Perforation der Kernstadt mit
26
Nutzungsbrachen und wenig ausgelasteter Infra-
3.1 Praxisbeispiel: Aufbau von Baugemein-
die Wohnphase beginnt – möchten viele Bewohner
projektebewegung in der Bundesrepublik gewe-
struktur frühzeitig zu begegnen.
Verantwortung für „ihr“ Projekt, für „ihr“ Haus, für
sen. Wenn in diesem Jahr die Baugemeinschaftsin-
Andererseits gibt es einige Befunde, die das „Zu-
Während heute die demographischen und gesell-
„ihre“ Nachbarschaft übernehmen. Bei Fragen der
itiative des Berliner Senats hannoversche Beratung
hause in der Stadt“ als selbstverständliche Ent-
schaftlichen Veränderungen zu einer Ausdifferen-
Nachbelegung von freien Wohnungen, der In-
durch das Bürgerbüro anfordert oder eine junge
wicklungsoption in Frage stellen. Weiterhin sind
zierung der Lebensformen und -stile führen und
standhaltung und der Verwaltung der gemein­
hannoversche Genossenschaft in Veröffentlichun-
vor allem die städtischen Räume von hoher Ver-
diese eine vielfältige Nachfrage nach „Wohnen“
samen Anlagen (Gärten, Gemeinschaftsräume etc.)
gen des Bauministeriums als Katalysator für Quar-
kehrsbelastung geprägt. Auch in den Städten neh-
erzeugen, ist festzustellen, dass ein entsprechend
werden sie mitbestimmen und mitgestalten und
tiersentwicklung herausgestellt wird, zeigt sich,
men die traditionellen Qualitäten des hohen Stan-
differenziertes Angebot an Miet- wie auch Eigen-
dies nicht einem Eigentümer oder Verwalter außer-
dass Hannover über kreatives Potenzial zur Ent-
dards der wohnortnahen Versorgung mit Gütern
tumswohnungen begrenzt existiert. Als Reaktion
halb des Projekts überlassen. Die Übernahme von
wicklung des Wohnprojektegedankens verfügt.
des täglichen Bedarfs und sozialer Infrastruktur ab.
auf Individualisierung tritt neben den traditionel-
Verwaltungsaufgaben geht einher mit der Über-
Weiterhin hat das Wohnen zur Miete oder in der
len anbieterorientierten Wohnungsmarkt eine
nahme von Verantwortung für das Objekt und
­Eigentumswohnung den Ruf noch zu verdienen,
Nachfrage nach gemeinschaftlichen und integrati-
­damit auch für das Wohnumfeld, was wiederum
familien- und kinderfreundlich zu sein. Auch darf
ven Wohnformen, die in selbst gewählten Nach-
die Identifikation mit und die Bindung an das
nicht übersehen werden, dass die Stadt sehr viele
barschaften – sei es, in Eigentümergemeinschaf-
Wohnquartier erhöht.
und unterschiedliche soziale Milieus beherbergt,
ten oder neuen Genossenschaften – realisiert
In Hannover blickt die Bewegung für Wohnprojek-
deren Zusammenleben in Vielfalt und Differenz
­werden. Die neuen Eigentumsformen beinhalten
te auf eine lange Geschichte zurück, die Ende des
Das Thema Klimaschutz und Anpassung an den
nicht von der ganzen Stadtgesellschaft als Qualität
in unterschiedlichen Abstufungen Elemente
19. Jahrhunderts mit dem Aufbau der Genossen-
Klimawandel ist für die Städte seit langem sehr be-
wahrgenommen wird.
­eigenverantwortlichen Wohnens. Sie weisen
schaftsbewegung begann. In Hannover sind die
deutungsvoll. Dies wird aufgrund der ehrgeizigen
Zusammengefasst heißt das: Die Chancen für eine
­n achbarschaftliche
gemeinsame
seinerzeit entstandenen Traditionsgenossenschaf-
Klimaschutzziele der Bundesregierung angesichts
Aufwertung oder gar Renaissance der Stadt als
­Ver­fügungsrechte bis zum Gemeinschaftseigen-
ten mittlerweile gestandene Wohnungsunterneh-
eines noch „mäßigen“ prognostizierten Tempera-
­Arbeits- und Wohnort liegen vor allem im gesell-
tum und ­besondere Formen des Zusammenlebens
men. Nach dem Krieg lieferten die Wiederaufbau-
turanstiegs von zwei Grad Celsius mit allen seinen
schaftlichen Wandel mit einem verändertem Kon-
auf.
genossenschaften die guten Beispiele für einen
Folgen in den nächsten Jahrzehnten allerdings
sumverhalten, dem Wechsel der Lebensstile und
Die Palette dieser Wohnprojekte reicht von dem
­kooperativen Nachkriegswohnungsbau. In den
noch an Bedeutung zunehmen. In Europa und
Milieus, der demografisch bedingten Alterung bis
Studentenwohnen bis zu Gemeinschaftsprojekten
1980er Jahren erhielt die Wohnprojektebewegung
Deutschland ist aufgrund der erwarteten steigen-
zur Neustrukturierung der Arbeitswelt. Vorausset-
gehobener Einkommensgruppen, von sozialen
mit der Gründung von Selbsthilfegenossenschaf-
den Temperaturen, zunehmender Hitzewellen, län-
zung für das „Sich einrichten“ in der Stadt ist das
­Jugendwohninitiativen bis zu gemeinschaftlichem
ten und zahlreichen nachbarschaftlich verfassten
gerer Trockenperioden, extremerer Niederschläge,
Herausarbeiten einer unterscheidbaren Identifika-
Wohnen von Jung und Alt. Allen ist gemeinsam,
Eigentumsprojekten eine neue Kraft, die auch auf
saisonaler Stürme und Hochwässer mit neuen
tion mit der Stadt und den Stadtquartieren und die
mehr aus dem Wohnen zu machen, als es traditio-
die Wohnungswirtschaft zurück wirkt. Vorausset-
­Anforderungen an Raum- und Stadtentwicklung
Aktivierung lokaler Ressourcen für alle Formen
nelle Angebote zulassen. Eine der zentralen Vor-
zung waren gesellschaftspolitische Rahmenbe­
sowie Infrastrukturauslegung zu rechnen.
städtischer Lebenswelten. Damit ist die „Renais-
aussetzungen ist die selbst gewählte Nachbar-
dingungen, die in Zeiten der Wohnungsnot im
Für die Städte geht es in Zukunft zum einen darum,
sance des Städtischen“ kein eindimensionales
schaft, d.h. die Bewohner bekommen die Chance
19. Jahrhundert oder in Zeiten der übermäßigen
einen eigenen Beitrag zur Verlangsamung des
Handlungsprogramm, sondern ein umfassendes
zur Mitbestimmung an der Zusammensetzung
Spekulation mit Wohnraum in den 1980er Jahren
­Klimawandels zu leisten, zum anderen darum, in
Konzept einer integrierten Stadt- und Stadtteilent-
­ihrer Nachbarschaft. Die Organisationsform der
den Aufbau von Alternativen beim Wohnen unter-
eigenem Interesse mögliche negative Auswirkun-
wicklung. Die neuen Städter kommen nicht von
einzelnen Projekte ist die der Hausgemeinschaft:
stützten. Heute stehen die Förderung von Bauge-
gen zu antizipieren und präventiv zu handeln. Der
selbst, die dafür erforderlichen Konzepte und Stra-
Alle wohnen in einem baulichen Zusammenhang,
meinschaften durch das Bürgerbüro Stadtentwick-
Anpassung an die Folgen des Klimawandels
tegien sind von der ganzen Stadtgesellschaft, der
aber doch in einzelnen abgeschlossenen Wohnun-
lung und der Aufbau von nachbarschaftlich orien-
kommt deshalb in der modernen Stadtentwick-
Stadtpolitik, der Stadtplanung und der Immobilien-
gen. Ebenso bedeutsam ist die Mitbestimmung bei
tierten Projekten als ein Baustein der Wohnbau­
lungsstrategie größere Bedeutung zu, worauf hier
schaften in der Stadt Hannover
Qualitäten,
4. Erhalt der lebenswerten Stadt
durch Klimaschutz: Stadtklima,
Mobilität, Stadtgrün
27
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
allerdings aus Platzgründen nicht eingegangen
Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen im
sieren, so dass ein rechnerischer Ausgleich bei der
steht ein reduzierter Handlungsspielraum ange-
werden kann.
Bereich des Verkehrs kommt deswegen den Raum-
Betrachtung der jährlichen Energiebilanz erreicht
sichts prekärer Haushaltslagen vieler Kommunen
Klimaschutz ist eine Querschnittsaufgabe, von der
und Siedlungsstrukturen, die einen Beitrag zur
wird.
gegenüber. Darüber hinaus geraten die histori-
mehrere Handlungsfelder und Ressorts betroffen
CO2-Reduzierung leisten können, eine besondere
Dazu wurde ein städtebaulicher Wettbewerb aus-
schen Formen sozialer Bindekraft wie Familie,
sind. In der Stadtentwicklung ergeben sich zahlrei-
Bedeutung zu. Damit erhält Stadtentwicklungs­
geschrieben, der aufzeigt, welche Möglichkeiten
­Arbeitsplatz, kulturelle Identität, Vereinsstruktur
che Möglichkeiten, die Aufenthaltsqualität in den
politik auch eine raumordnerische Komponente.
der CO2-Minderung im Baugebiet zu erreichen
und lokaler Einzelhandel im gesellschaftlichen
Städten im Sinne des Klimaschutzes zu beeinflus-
Zukunftsfähige klimaschonende Siedlungsstruktu-
sind: Für eine effektive Nutzung der aktiven und
Wandel unter Druck. In den Stadtteilen verringert
sen und ihre Energieeffizienz zu verbessern, wenn
ren haben das komplexe Zusammenspiel von Ver-
passiven Solarenergie kann durch Anordnung der
sich damit die Teilnahmebereitschaft an Aktivitä-
zum Beispiel sowohl Pendlerverkehre aus dem
kehrs-, Wirtschafts-, Raumordnungs-, Energie-,
Baukörper die Verschattung der Südfassaden wei-
ten zur Qualifizierung und Entwicklung von Stadt-
Umland als auch Freizeitverkehre ins Umland re-
Stadt-, Boden-, Ordnungs-, Sozial- und Umwelt­
testgehend minimiert werden. Darüber hinaus
teilkultur, Stadtteilidentität und lokaler Demokra-
duziert werden. Kompakte Stadtstrukturen, kurze
politik zu berücksichtigen. Um den komplexen
wird eine optimale Anordnung für Hauptwohnräu-
tie. Auf diese Weise geht die konkret-örtliche Ge-
Wege, Funktionsmischung, Verkehrsmanagement,
­Anforderungen für eine nachhaltige Entwicklung
me und für die zur aktiven Solarenergienutzung
meinschaft als Partner für soziale Stabilisierung,
effizienter, energiesparender öffentlicher Nahver-
gerecht zu werden, sind integrierte Handlungs­
geneigten Dachflächen (Neigung von ca. 30 – 50°)
Integration und Kooperation verloren. In der Folge
kehr, großzügige Freiflächen und insbesondere
ansätze erforderlich, die Maßnahmen und Projekte
im Süden (+ - 45°) empfohlen wie auch eine kom-
sind Kommunen immer mehr aufgefordert, vor Ort
wohnortnahes Grün sind wichtige Elemente zur
in unterschiedlichen Handlungsfeldern berück-
pakte Realisierung der Baukörper. Der bereits ge-
lokale Partnerschaften aufzubauen und in den
Stabilisierung städtischer Lebenswelten. Grün in
sichtigen. Die Einbettung dieser Konzepte in ge-
nannte geringe Energieverbrauch bei Passivhäu-
Stadtteilen Kooperationspartner zu gewinnen, die
der Stadt bindet nicht nur Staub- und Schadstoff-
samtstädtische Entwicklungsstrategien bis hin zu
sern lässt sich auf wirtschaftlichem Wege nur bei
mit ihnen zusammen die Folgen sozialräumlicher
mengen und verbessert das Stadtklima, sondern
regionalen Strategien ist eine wichtige Vorausset-
einem günstigen Verhältnis von Außenfläche zu
Polarisierung und möglicher Qualitätsverluste auf-
stärkt auch das Städtische. Die Umsetzung einer
zung, um der Komplexität des Problems einer
Gebäudevolumen erreichen.
halten. Denn viele Handlungsfelder einer nachhal-
nachhaltigen Stadtentwicklung und damit in er-
„nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung“
Das Energiekonzept für die Siedlung (Stadt Hanno-
tigen Stadtentwicklung sind auf die kreative
heblichem Umfang zur Minderung von CO2-Emis-
gerecht zu werden.
ver 2006) zeigt im Einzelnen auf, welche Kompo-
­Unterstützung der Stadtgesellschaft und auf bür-
nenten für das Erreichen der angestrebten Stan-
gerschaftliche Initiative und Aktivität angewiesen.
sionen beizutragen, kann als ökonomische Produk-
28
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
tivität betrachtet werden. Denn es geht dabei
4.1.2 Praxisbeispiel: Planerische Vorbe
dards hinsichtlich Wärmeschutz, Heizung und
Eine solche Beteiligungskultur setzt die Überwin-
nicht darum, die Mobilität als Bestandteil der indi-
reitung der Nullemissionssiedlung
Warmwasser, Haushaltsstrom und Emissionen aus
dung der wechselseitigen Sprachlosigkeit sowie
viduellen Lebensqualität zu beeinträchtigen oder
„In der Rehre“ in Hannover
Verkehr anzustreben sind. Die Städtebauliche Pla-
vertrauenbildende Maßnahmen der Politik voraus.
in Frage zu stellen, sondern um neue Ansätze,
Die politischen Gremien der Landeshauptstadt
nung strukturiert die baulich-räumliche Charakte-
Sie erfordert folglich nicht nur ein neues Selbstver-
gleichzeitig Umweltqualitätsziele zu erreichen.
Hannover haben die Verwaltung beauftragt, die
ristik des Baugebietes und die planungsrechtli-
ständnis der kommunalen Verwaltungen, sondern
Allein der Suburbanisierungsprozess bei Wohnen,
Wohnbaufläche „In der Rehre“ im südwestlichen
chen Verfahren werden an die Entwicklungsziele
auch Reformen in den vorhandenen bürgerschaft-
Gewerbe, Grundstückspreisen, Dienstleistungen,
Quadranten der Stadt als Modellprojekt einer Null-
angepasst. (Habermann-Nieße u.a., 2007)
lichen Institutionen und Verbänden sowie eine ge-
Handel und Freizeiteinrichtungen bewirkt mit sei-
emissionssiedlung zu entwickeln. Es wird das Ziel
nen absoluten wie relativen Siedlungsflächenzu-
verfolgt Stadtbürger durch innerstädtische Bau-
wächsen im Umland von Agglomerationsräumen
landangebote in der Stadt zu halten und gleichzei-
eine Entmischung von Funktionen, mit der Folge,
tig weit reichende Klimaschutzziele umzusetzen.
dass dafür kaum wirtschaftlich tragfähige Lösun-
Ziel der Nullemissionssiedlung ist es, den Energie-
gen für den ÖPNV in ausreichender Attraktivität
bedarf und die damit verbundenen CO2-Emissio-
angeboten werden können. Die Folge ist, dass der
nen der gesamten Neubebauung für Heizung,
erhebliche Anstieg des Verkehrsaufkommens und
Warmwasserbereitung und Haushaltsstrom zu mi-
Dem Handlungsbedarf für eine Stadtentwicklungs-
zug zum konkreten Ort. Dafür bieten sich die
seine räumliche Ausweitung den mobilisierten
nimieren und die verbleibenden Restemissionen
politik, die auf sozial selektive Stadtumlandwande-
Stadtquartiere als Ort bürgerschaftlicher Aktivie-
­Individualverkehrs (MIV) und den privaten Wirt-
durch regenerative Energieerzeugungsanlagen
rung, Verstärkung sozialen Disparitäten und in
rung an. Bürgerengagement im Sinne ehrenamt­
schaftsverkehr intensiviert. Angesichts des hohen
­innerhalb und außerhalb der Siedlung zu kompen-
Wert Setzung städtischer Produktivität reagiert,
licher Betätigung verlangt konkrete Projekte, Hilfe-
nerelle Öffnung für die Einmischung der Bürger in
das kommunale politische Geschehen.
5.
Einbindung der Stadtgesellschaft –
Aktivierung der Stadtbürger durch
Stärkung der Beteiligungskultur
als neue Stadtentwicklungspolitik?
Das Einbeziehen der Bürgerschaft in stadtpolitische Entscheidungen erscheint angesichts der
Herausforderungen und Veränderungen, vor denen
die Städte stehen, als notwendige Aufgabe. Partizipation in den Städten braucht allerdings den Be-
29
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
stellung und Anerkennung. Für die Städte bleibt
Das Akteursszenario, mit dem Stadtplanung be-
Übermäßige Regulation weicht den modernen
liche Kooperation zu begegnen, die die Chance
die Aufgabe, eine Beteiligungskultur zu unterstüt-
schäftigt ist, ist vielfältig und reicht von Investoren,
­Regeln des schlanken Staates und auch der Staat
­unterschiedlicher Rollenbestimmungen und unter-
zen, die den vielfältigen Realitäten, Lebenswelten
Grundstückeigentümern.
Gewerbetreibenden
verändert sich in seinem Rollenverständnis. Neue
schiedlicher Rollenwahrnehmungen nutzt. Aller-
und Interessen der Menschen gerecht wird. Betei-
über lokale Politik bis zu den Haushalten. Stadtpla-
Vorstellungen des Staates sind die des aktivieren-
dings führen bereits die zeitintensiven Abstim-
ligungskultur entfaltet sich dort, wo sich Politik
nung wird in diesem Spannungsfeld ein Element
den Staates oder des gewährleistenden Staates.
mungsverfahren zwischen den Verwaltungsres-
und Verwaltung ernsthaft und in ständigem Rin-
von lokaler Demokratie und Planungskultur.
Der Unterschied zeigt sich beispielsweise in der
sorts in der Regel zu einer geringen Bereitschaft
gen um die kreative Mitarbeit der Bürger und Bür-
Fragestellung, ob Lebenschancen durch Umvertei-
der Verwaltung, sich anschließend noch auf Betei-
gerinnen bemühen und auch diejenigen in die Ent-
lung oder die Gewährung individueller Rechtsan-
ligungsschritte einzulassen. Voraussetzung für
sprüche zu sichern sind. Die Gewährleistung allge-
­kooperatives Verfahren ist deshalb die auf Partizi-
meiner Zugangsvoraussetzungen für gesellschaft-
pation abstellende vorausschauende Beratung von
liche Teilhabe und die Realisierung individueller
Projekten in der Verwaltung. Abbau von Ressort-
Lebensentwürfe kommt dann eine entscheidende
denken, Förderung des ressortübergreifenden
Rolle zu.
Handelns und Einbeziehung der Partizipationsver-
Zeitgleich mit dem Paradigmenwechsel der Pla-
In den Stadtteilen werden die Widersprüche und
fahren in das Verwaltungshandeln sind Wege für
nungsaufgaben erreicht die fiskalische Krise die
Konflikte der Stadtentwicklungspolitik ganz be-
die Verankerung einer aktiven Beteiligungskultur.
staatlichen und kommunalen Akteure die Stadt-
sonders deutlich. Wenn die Entwicklung des Mark-
Vor Ort eingesetzt haben sich intermediäre Orga-
entwicklungspolitik. Auch wenn die aktuelle
tes die öffentliche Daseinsvorsorge in Frage stellt,
nisationsstrukturen mit den „Weiten der Ebene“ zu
Stadtentwicklung in Deutschland zurzeit noch in
ist kommunales Handeln gefordert. In lokalen Zu-
befassen. Bemühungen um den Aufbau bürger-
großen Teilen von staatlichen Regulierungen do-
sammenhängen werden allerdings auch die Gren-
schaftlichen Engagements stößt allerdings nicht
miniert wird, verweisen politische Entscheidungen
zen des kommunalen Handelns schnell sichtbar.
immer auf die Aktivierungsbereitschaft der ange-
wie zum Beispiel die Stärkung der Vertragsfreiheit
Die Aktivierung lokaler Akteure für das Gemein­
sprochenen Bürgerschaft, und andererseits wird
im Mietwohnrecht oder die zunehmende Anwen-
wesen setzt voraus, dass sie die Erkenntnis haben,
entfaltetes bürgerschaftliches Engagement von
dung von produktorientierten Vorhaben- und Er-
dass ihr Engagement nicht nur kommunalen Auf-
Verwaltung und Politik nicht gerne gesehen, wenn
schließungsplänen auf einen Wandel in der kom-
gaben ergänzt, sondern auch für sie selbst eine
zusätzliche Arbeit für die Verwaltungsmitarbeiter
munalen Grundhaltung. Stadtentwicklungspolitik
­soziale und wirtschaftliche Verbesserung mit sich
anfällt oder zwischen den politischen Parteien ge-
setzt immer mehr, nicht zuletzt aus fiskalischen
bringt. In das Wechselverhältnis zwischen den
troffene Vereinbarungen durch das Engagement in
Gründen, darauf, Akteure der Stadtgesellschaft,
­Erwartungshaltung der Privaten gegenüber der
Frage gestellt werden. Für den Aufbau eines krea-
aber auch investives Kapital zu befähigen, Stadt-
Kommune und der Kommune gegenüber den
tiven Wechselverhältnisses haben deshalb inter-
entwicklung in eigene Hände zu nehmen und
­Privaten treten immer häufiger intermediäre Orga-
mediäre Organisationen die richtige persönliche
sches Handeln, Ermunterung für nicht ausschließ-
­kooperativ mit der Stadt zu betreiben, wobei sich
nisationsstrukturen, die einen Interessenaustausch
Ansprache zu finden, die passenden Methoden
lich ökonomische Lösungen, politische Unterstüt-
das öffentliche Handeln auf die Begleitung und
auf Augenhöhe organisieren und im besten Fall
und Verfahren zu wählen und damit den Aus-
zung für Innovation, Risikoübernahme oder Risiko-
­gelegentliche Intervention beschränken kann.
­einen Interessenausgleich initiieren können (Selle,
tausch unterschiedlicher Interessen zu organisie-
strukturfonds. Zu überwinden sind Negativwir-
Gerd Albers hat 1997 diesen Wandel des Planungs-
1991).
ren. Beteiligung sollte die Erfahrung erlauben, dass
kungen von Verwaltungsstrukturen, die aus Hier-
verständnisses als Berufsoption der Stadtplanung
Ein ergebnisorientierter Interessenausgleich stößt
Zielformulierungen und Situationsbeschreibungen
archien, strenger Budgetierung, mangelhafter
benannt: „Der Planer wird zum „Manager of
allerdings nicht selten an Grenzen der Bereitschaft
nicht nur als gegeben, sondern auch als veränder-
Steuerung, schlechter Bezahlung und Personal-
Change“, der als Moderator oder Mediator das Ziel
der demokratisch legitimierten Akteure und der
bar begriffen werden können. Die Kontinuität von
mangel resultieren können. Der Planungsberuf
verfolgt, die verschiedenen Akteure für ein Ziel
Verwaltung, Verantwortung abzugeben und eine
Projekten, die Stärkung der Stadtteilakteure, der
steht an der Schnittstelle zwischen kommunalen
oder einen Plan zu gewinnen und zu motivieren,
für die Stadtentwicklung verlässliche neue Beteili-
Ausbau von Netzwerken und die permanente Be-
Verwaltungshandeln
sie zur wirksamen Kooperation zusammenzufüh-
gungsstruktur einzurichten. Der Sorge um einen
teiligung an Planungs- und Bauprozessen ist erfor-
ren und damit Synergieeffekte auszulösen.“
potenziellen Kontrollverlust ist durch eine vertrau-
derlich, um die Bewohnerinnen und Bewohner zur
scheidungsprozesse einbeziehen, die oft ausgegrenzt werden. (vgl. Sauter 2004; Selle 2001)
Das bedeutet: Kreative Stadtentwicklungspolitik
braucht Veränderungen und in den Stadtverwal-
6.
Stadtentwicklung als intermediärer Prozess – zwischen
klaren Vorgaben und dauerhaften
Durchwurschteln
tungen mehr Motivation zu ungewöhnlichen
­Lösungen, ressortübergreifendes und unbürokrati-
Bürgerinformation in Hildesheim Drispenstedt
und
bürgerschaftlichem
­Engagement für das Gemeinwesen.
31
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
Übernahme von Verantwortung für das Quartier zu
Literatur
führen.
Neuere T endenzen in der S tadtentwicklungspolitik
Häußermann, Hartmut; Siebel, Walter (1996): Sozio-
Siebel, Walter (2001): Segregation und Integration,
logie des Wohnens, München.
Voraussetzungen für die Integration von Zuwan-
Intermediäre Träger – das sind in vielen Fällen Pla-
Florida, Richard (2002): The rise of the creative
Häußermann, Hartmut ; Siebel, Walter (1987): Neue
derern; In: Schader Stiftung (Hrsg.) wohn.wandel,
nungsbüros – können im Auftrag der kommunalen
class, New York
Urbanität, Frankfurt am Main.
Szenarien, Prognosen, Optionen zur Zukunft des
Wohnens, Darmstadt,2001, S. 228 ff.
Verwaltung die Aufgabe übernehmen, Stadtteil­
akteure und Bewohner/innen durch umfassende
Gernert, Verena; Habermann-Nieße, Klaus (2007):
Läpple, Dieter (1991): Essay über den Raum, In:
ansprechende Information in moderierten Verfah-
„Integrierte Stadtteilarbeit - Vernetzende Stadtteil-
Häußermann Hartmut; Ipsen, Detlev; Krämer-Ba-
Sieverts, Thomas (1998): Zwischenstadt – zwi-
ren mittels wertschätzender Methoden entlang
konferenzen - Ein Modell zur Aktivierung des Bür-
doni, Thomas; Läpple, Dieter; Rodenstein, Marian-
schen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und
­aktivierender Projekte als neue gemeinschaftlich
gerengagements in: SRL eV (Hrsg.), PlanerIN Heft 4
ne; Siebel, Walter(Hrsg.): Stadt und Raum – Soziolo-
Land, Braunschweig/Wiesbaden, 2. Auflage.
Handelnde für ihren Stadtteil zu gewinnen. Die
2007.
gische Analysen, Band 1, Pfaffenweiler, S. 157 – 207.
Simmel, Georg (1993): Die Gross-Städte und das
Chance steckt in dem Aufbau neuer lokaler quartiersbezogener Aktionsräume der Bürgerschaft.
Habermann-Nieße (2007): Vorbereitende Untersu-
Läpple, Dieter (2000): Ökonomie der Stadt. In: Hart-
Geistesleben, in: Georg Simmel, Das Individuum
Die Risiken aber liegen in dem Wecken neuer Wün-
chungen gem. § 141 BauGB für den Bereich „In der
mut Häußermann (Hrsg.) Großstadt, Soziologische
und die Freiheit, Frankfurt.
sche der Quartiersbewohner, die die ausgehandel-
Rehre Süd“ (unveröffentlichtes Manuskript).
Stichworte (2000), Opladen, S. 194 ff.
stellt. Wenn die aktivierten Prozesse an Fahrt ge-
Habermann-Nieße (2007): Akteurskonstellationen
Landry, Charles (2007): The art of city making,
schutzsiedlung, FB Umwelt und Stadtgrün (unver-
winnen, dann sollte lokale Politik und Verwaltung
in der Stadterneuerung – Am Beispiel der Sozialen
­London.
öffentlicht).
die neu gewonnenen Akteure in ihre Entschei-
Stadterneuerung – Hildesheim Drispenstedt, in:
dungsprozesse einbinden, um ein Verständnis für
„Strukturell überfordert? Bürgerinnen und Bürger
Sauter, Matthias (2004): Die Zukunft der Sozialen
die vorhandenen unterschiedlichen Logiken und
als neue Hoffnungsträger“ Lehrstuhl für Planungs-
Stadt. Integrierte Stadtteilentwicklung von staat­
die unterschiedlichen Zeitverläufe kommunalen
theorie – RWTH Aachen, Aachen 2006.
licher Steuerung und zivilgesellschaftlicher Selbst-
Stadt Hannover (2006): Konzept für eine Klima-
te Zuteilung kommunaler Ressourcen in Frage
organisation, Münster/Dortmund.
Handelns zu gewinnen.
Stadtentwicklung ist somit durch intermediäre
Habermann-Nieße, Klaus, Nieße, Brigitte (2009):
Prozesse zu strukturieren. Stadtentwicklungspoli-
„Umgestaltung öffentlicher Räume in benachtei-
Selle, Klaus (2001): Stadtentwicklung zwischen
tik wird aufgefordert, den lokalen Interessenaus-
ligten Quartieren – Das Beispiel Quartiersplatz
­Erlebniswelt und Alltagsort, Überlegungen zu
gleich durch Kooperation und nicht durch Ent-
Göttingen Grone“, in: "Was ist los mit den öffentli-
­Großen Projekten, Quartiersentwicklung und
scheidung auf den Weg zu bringen. Wenn Stadt-
chen Räumen (Hrsg. Klaus Selle), neue überarbei-
bürger­rientierte Politik; in ILS (Hg.): Stadt macht
entwicklung also in Zukunft die Aufgabe hat, die
tete Auflage 2009 (in Vorbereitung).
Zukunft, Neue Impulse für eine Nachhaltige Infrastrukturpolitik, ILS-Schriftenreihe 170, Dortmund.
Produktivität des Städtischen zu sichern, soziale
Disparitäten zum Ausgleich zu bringen und eine
Habermann-Nieße, Klaus (2003): „Chancen zur so-
Nachhaltigkeit im Klimawandel zu garantieren, ist
zialen Integration in benachteiligten Quartieren“,
Selle, Klaus (1991): Mit den Bewohnern die Stadt
Stadtentwicklungspolitik auf Kooperation der
in: Neues Archiv für Niedersachsen Heft 2/2003.
erneuern, Der Beitrag intermediärer Organisa­
tionen zur Entwicklung städtischer Quartiere –
Stadtgesellschaft und damit auf die Pflege intermediärer Prozesse zu orientieren.
Häußermann, Hartmut (2002): Wohnen und Arbei-
­Beobachtungen aus sechs Ländern, Dortmund.
ten – neue Perspektiven für urbane Milieus, in:
Döllmann, Peter; Temel, Robert (Hg.), Lebensland-
Siebel, Walter (2000): Urbanität, in: Hartmut Häu-
schaften, Frankfurt.
ßermann (Hrsg.) (2000): Großstadt, Soziologische
Stichworte, Opladen, S. 264 ff.
32
33
Immobilienwirtschaft und Stadtplanung
Susanne Heeg
Form der modernen Struktur- und Wirtschaftspolitik zu verstehen.1
Dies muss vor dem Hintergrund abnehmender na-
Immobilienwirtschaft und
Stadtplanung
tionalstaatlicher Unterstützung, umfangreicher
städtischer Problemlagen und eines verstärkten
Städte und Regionen sind in den letzten beiden
Städtewettbewerbs gesehen werden, in dem der
Jahrzehnten in verschiedene, sehr tief greifende
Druck zunimmt, urbane Potenziale zu mobilisieren,
Umstrukturierungsprozesse eingebunden gewe-
um Investitionen, Arbeitsplätze und Kaufkraft zu
sen, die Neuansätze für die städtische Wirtschafts-
generieren. Daraus ergibt sich eine hohe Wert-
und Sozialpolitik sowie für die städtische Entwick-
schätzung der gebauten Umwelt in der Form von
lungsplanung nach sich gezogen haben. Städte
architektonischen Landmarks, Flagships bzw. all-
sind mit einem latenten Abwanderungsdruck
gemein städtebaulichen (Groß-)Projekten; diese
scheinbar oder tatsächlich standortunabhängiger
Wertschätzung begünstigt einen stadtplaneri-
Unternehmen konfrontiert bei gleichzeitig anstei-
schen bzw. -politischen Ansatz, der im Folgenden
gender Arbeitslosigkeit und Notwendigkeit zu so-
schaften neu zu erobern und/oder Wohnraum zu
als „property-led development“ bezeichnet wer-
zialen Transferzahlungen. Diese neuen Anforde-
schaffen, der sich in das Stadtbild und die Nach-
den soll. Der Begriff „property-led development“
rungen werden begleitet von einer Transformation
Großprojekte sind inzwischen ein vertrautes Phä-
barschaft einfügt, sondern Großprojekte scheinen
umfasst Strategien, die gebaute Umwelt als Dreh-
von Städten – je nach ihrer Position in der Städte-
nomen in vielen Städten – ob in Europa, Nordame-
eine Chance darzustellen, das städtische Image
und Angelpunkt einer proaktiven Stadtentwick-
hierarchie – zu Knotenpunkten in der Organisation,
rika oder Asien. Auf innerstädtischen Konversions-
mit gehobenem Wohnraum und außergewöhn­
lungspolitik zu nutzen (vgl. Heeg 2008). Die ­Fragen,
dem Management und der Kontrolle überregiona-
flächen (zum Beispiel South Boston Waterfront, Ha-
licher Architektur im internationalen Städtewett-
die den vorliegenden Beitrag strukturieren, sind:
ler bzw. transnationaler Produktions-, Verkehrs-
fencity Hamburg, Victoria & Albert Waterfront/
bewerb und bei gut verdienenden Haushalten be-
Welche Ausdrucksformen nimmt ein solcher
und Handelsbeziehungen (Sassen 1996; Castells
Cape Town, London Docklands etc.) sowie in ehe-
kannt zu machen. Mit Großprojekten wird gegen-
­Ansatz an, welche Folgen und Ergebnisse lassen
2001; Knox 1995; Taylor 2004).2
maligen Arbeiterquartieren (zum Beispiel Pudong/
wärtig versucht, eine Reurbanisierung zu fördern,
sich erkennen und was ist die Rolle des lokalen
Diese Situation zwischen Chance und Herausfor-
Shanghai, Poble Nou/Barcelona) wurden und wer-
die aber nicht auf breite Schichten der Bevölke-
Staates dabei?
derung zusammen mit zunehmenden finanziellen
den großangelegte Umbaumaßen realisiert, die auf
rung zielt, sondern auf jene mit einem überdurch-
Im Folgenden wird zuerst der Kontext umrissen, in
Restriktionen bewirken gegenwärtig einen Zwang
eine Wiederinwertsetzung und Aufwertung ent-
schnittlichen Einkommen. Großprojekte werden
dem property-led development zu einem politi-
zur permanenten Attraktivitätssteigerung der
sprechender Areale zielen. Auch wenn der Erfolg
häufig als Motor genutzt, um dem Image der
schen Maßnahmenfeld wurde. Dieser Abschnitt
Stadt als Standort. Städte werden inzwischen so-
der realisierten Projekte für die unmittelbare Nach-
­Krisenanfälligkeit und der sozialstrukturellen
enthält eine Definition und Charakterisierung von
wohl von städtischen Akteuren als auch in der
barschaft eher durchwachsen ist, da die Großpro-
­Problematik als Hinterlassenschaft der fordisti-
property-led development. Anschließend wird am
Wissenschaft nicht mehr länger als Orte der „kol-
jekte häufig kaum einen städtebaulichen Bezug
schen Stadt ein Aufbruchszenario entgegenzu­
Beispiel der South Boston Waterfront ein Fallbei-
lektiven Konsumtion“ (Castells 1977) gesehen,
aufweisen und es in sozialstruktureller Hinsicht
stellen. Inwieweit dies gelingt, soll hier aber nicht
spiel für property-led development dargestellt. Im
­sondern als „Unternehmen Stadt“ (Harvey 1989;
große Unterschiede zwischen der Bewohnerschaft
thematisiert werden, sondern es soll der Übergang
Ausblick wird auf Begründungsmuster eines sol-
Mayer 1990). Demnach müssen Städte und Regio-
der neu realisierten Projekte und den alten umge-
zu ­einer neuen Form der Stadtentwicklungspolitik
chen Ansatzes eingegangen.
nen, wenn sie den Konsequenzen einer Arbeits-
benden Quartieren gibt, so wird die in Gang ge-
analysiert werden, die insbesondere Bauprojekte
setzte Aufwertung als ein Gewinn für die Stadt und
als eine neue Form der Wirtschaftsförderung be-
das Stadtimage betrachtet. Damit ist ein Aspekt
trachtet. Die Hoffnung, die mit Großprojekten ver-
der Großprojekte angesprochen, der in diesem
bunden wird, ist es, Investitionen anzuregen sowie
­Artikel von zentraler Relevanz sein soll: Gegenwär-
zur Ansiedlung neuer Unternehmen und zusätz­
tig zielen Großprojekte weniger darauf, bislang
licher Haushalte beizutragen. Das Politikfeld
nicht/kaum zugängliche Areale für Nachbar­
Städte­bau/Stadtentwicklung ist damit als eine
Property-led development in der Stadtentwicklung
1. Einführung
34
2. Neoliberale Stadtpolitik:
unternehmerische Stadt und
property-led development
1 Ein Beispiel hierfür ist die aktuelle Schwerpunktsetzung im Arbeitsprogramm Städtebau des Bundesamtes für Bauwesen
und Raumordnung (BBR 2005). Demnach stellt die Förderung eines verstärkten Engagements von Wirtschaft und Immobilieneigentümern in ihren urbanen Geschäfts- und Lebensräumen eine Möglichkeit dar, die lokale Ökonomie zu stärken.
2 Einerseits sind sie damit wichtige Zentren, möglicherweise sogar die Motoren und Vorreiter der sich herausbildenden globalen Welt(un)ordnung. Städte übernehmen Knotenfunktionen, die gleichermaßen die Bündelung internationaler Finanz-,
Handels- und Informationsströme und die transnationale Steuerung und Kontrolle in Konzernzentralen durch unternehmens­
orientierte Dienstleistungen betreffen. Andererseits nehmen sozioökonomische Disparitäten in den Großstädten, gemessen
in Kategorien des verfügbaren Einkommens, der beruflichen Situation und sozialen Stellung der Bewohner, zu.
35
Immobilienwirtschaft und S tadtplanung
36
Immobilienwirtschaft und Stadtplanung
markt- und Haushaltskrise entkommen wollen,
Wachstumsprozesse geschaffen werden sollen.
­ihre ökonomischen Strategien, Institutionen, For-
Das Ziel der Wirtschaftsförderung steht in einem
men der Governance und des Staates ändern. Ein
engen Zusammenhang mit den anderen Zielen, die
Ansatzpunkt scheint hierbei zu sein, den Städte-
oben genannt wurden. Unter einem verschärften
bau zu nutzen, um ein neues urbanes Image und
Wettbewerbsdruck nutzen politische Entschei-
Sichtbarkeit herzustellen (vgl. Hall/Hubbard 1996:
dungsträger architektonische Flagships als Sym-
162; Swyngedouw 1992: S. 58, Zukin 1993, De
bol und Träger einer wirtschaftlichen Regenera­
Frantz 2005, Boyle/Hughes 1994): die gebaute Um-
tion, einer Stärkung des städtischen Images und
welt wird zum Instrument für lokale Wirtschaftsförderung; sie erhält die Funktion, als Bühne für ein
neues Images zu fungieren und das kulturelle Ka-
mit überregionaler Ausstrahlung gestaltet werden,
pital einer Stadt zu spiegeln. Die gebaute Umwelt
wird zum Transmissionsriemen einer städtischen
Tab. 1: Ziele von PLD und Verbindung zwischen Immobilienentwicklung und
Wirtschaftsentwicklung
Aims of PLD and links between property development and economic regeneration
Bautätigkeit
Endogenes
Inward
Urbane und
Lokale Wirt­
Wachstum
Investment
Stadtteil­
schafts-
aufwertung
entwicklung
Schaffung von
Raum/Fläche für
Anziehung und
Physische Auf-
Ausgedehnte
des Stadtmarketings (De Frantz 2005; Bianchini et
Arbeitsplätzen
expandierende
Ansiedlung
wertung erhöht
Neuentwicklung
al. 1992). Es sollen spektakuläre Stadtlandschaften
und Einkommen
Unternehmen
externer
Lebensqualität
und wirtschaft-
Unternehmen
und steigert
liche Diversifika-
die u.a. Besucher, Touristen und Unternehmen an-
Interesse am
tion
ziehen (Hubbard 1996). Häufig sind die Konzepte,
Investieren &
Erneuerung. Diesbezügliche Strategien werden im
um die städtische Erscheinung zu ändern, Kopien
Besuchen
Folgenden als „property-led development“ be-
von „best practices“ anderer Städte. Insbesondere
zeichnet und zielen auf
Landmarks, Flagships bzw. allgemein Großprojekte
Räumliche Wirksamkeit
– Wirtschaftsförderung,
werden häufig als „best practice“ betrachtet. Bei-
Ortsspezifisch
– Verbesserung des städtischen Images und des
spiele wie die spektakuläre Architektur des Gug-
Zeitliche Wirksamkeit
genheim Museums in Bilbao oder des Sydney Ope-
Kurzfristig
– Stabilisierung des städtischen Haushaltes.
ra House sollen die innovativen Fähigkeiten und
(nach Turok 1992, 364)
Das erste Ziel umfasst kurz- und langfristige Effek-
die Offenheit der jeweiligen Stadt symbolisieren.
te. Kurzfristig wird erwartet, dass durch Bauaktivi-
Sie sollen zu einem positiven Stadtimage beitragen
täten Arbeitsplätze im Bausektor geschaffen wer-
und ein Ausdruck für den erfolgreichen Übergang
den. Langfristig soll neuen sozioökonomischen
von einer industriellen zu einer dienstleistungsori-
zehn Jahren die Einnahmen kommunaler Haushal-
zes als Steuer abführen. In der Folge wird in Boston
­Aktivitäten Raum geboten werden (zum Beispiel
entierten Stadtgesellschaft sein. Physische Rege-
te im Verhältnis zu Privateinkommen um 7,5 Pro-
ähnlich wie in anderen Städten und Kommunen
Lowe 2005). Durch neue Wohnungen und attrak­
neration einer Stadt wird in diesem Zusammen-
zent. Diese Abnahme verdeutlicht den Druck, dem
der USA Boden- und Immobilienbesitz als „Gold-
tive Standorte sollen Unternehmen und Haushalte
hang als Teil eines fundamentalen Restrukturie-
städtische Haushalte zur Identifizierung neuer Ein-
esel“ genutzt: Je mehr Grundstücke und Projekte
motiviert werden, sich anzusiedeln bzw. zusätzli-
rungsprozesses verstanden. Die Erwartungen sind,
nahmequellen ausgesetzt sind (Chapman u. Facer
entwickelt werden, umso höher werden die Steu-
chen Raum zu beanspruchen. Möglicherweise be-
dass sich infolge einer Veränderung der gebauten
II 2005, S. 6). Einer der wichtigsten Lösungsansätze
ereinahmen sein. Zudem besteht ein positiver
wirkt dies nur eine Verlagerung innerhalb einer
Umwelt und der Bodennutzungsmuster in be-
besteht in einer Erhöhung der Einnahmen aus der
­Zusammenhang zwischen der Aufwertung eines
Stadt, aber die Hoffnung ist, externe Zuwanderung
stimmten Lagen die Revitalisierungsdynamik auf
Grundsteuer („property-tax“). Tatsächlich ist das
Standortes/Gebäudes und der sich daraus erge-
zu bewirken. In diesem Sinne ist property-led de-
weitere städtische Gebiete ausdehnt.
Budget US-amerikanischer Städte in hohem Maße
benden Steuer. Die indirekte Dimension besteht in
velopment in Strategien des Städtewettbewerbs
Das dritte Ziel im Rahmen von property-led deve-
auf diese Einnahmequelle angewiesen. In Boston
zusätzlichen Steuereinnahmen, die sich infolge
eingeordnet. Jenseits lang- und kurzfristiger Effek-
lopment ist das einer Stabilisierung städtischer
– als dem Fallbeispiel für property-led develop-
neu in eine Stadt zuziehender Haushalte und Un-
te eines property-led development sollen zudem
Haushalte: Die Errichtung zusätzlichen Wohn- und
ment im folgenden Kapitel – nahm der Anteil der
ternehmen ergeben sollen. Dieser Effekt wird so-
räumliche Wachstumskorridore geschaffen werden.
Gewerberaums wird als Möglichkeit gesehen, hö-
Grundsteuereinnahmen am städtischen Haushalt
wohl durch das Steuersystem in den USA als auch
Bestimmte städtische Teilräume können als Ent-
here Steuereinnahmen zu erzielen. Dieser Effekt
von 50,3 Prozent im Jahr 1999 auf ca. 57,2 Prozent
vieler europäischer Länder getragen. Höhere indi-
wicklungsgebiete festgelegt werden, in denen mit
hat eine direkte und indirekte Dimension. Die di-
2005 zu (BMRB 2005, 2). Immobilieneigentümer
rekte Steuereinnahmen (zum Beispiel Mehrwert-
Sanierungstätigkeiten oder Projektentwicklungen
rekte Dimension trifft vor allem auf US-amerikani-
müssen im Bundesstaat Massachusetts jährlich
steuer, Einkommens-, Unternehmenssteuer etc.)
die infrastrukturellen Voraussetzungen für neue
sche Städte zu. In den USA fielen in den letzten
2,5 Prozent des aktuellen Wertes ihres Grundbesit-
sind auf Ausgaben zusätzlicher Bewohner und
Stadtmarketings,
stadtweit
langfristig
37
Immobilienwirtschaft und S tadtplanung
Immobilienwirtschaft und Stadtplanung
Touristen sowie zusätzliche Erträge von Unter­
gierenden Interessen zwischen dem lokalen Staat
und Thornley (1996) konstatieren weiterhin eine
nehmen zurückzuführen.3
und der Immobilienwirtschaft (d. h. Grundstücks-
Schwerpunktverschiebung in den Aufgaben der
Ein Versuch der Charakterisierung möglicher Ver-
besitzer, Projektentwickler, Investoren, Finanzie-
Stadtplanung: von einer Gewährleistung öffent­
bindungen zwischen städtischen Immobilienpro-
rung, Bauindustrie). Tatsächlich wird in Bezug auf
licher Infrastrukturausstattung zugunsten einer
jekten und wirtschaftlicher Regeneration wird in
Planung und Städtebau in der stadtgeogra­
­Sicherstellung und Mobilisierung privater Investi-
Tab. 1 unternommen.
phischen Literatur von einer Zunahme von Kon-
tionen. Fainstein (2001) bestätigt in ihrer verglei-
Property-led development umfasst in diesem Sinn
zessionen gegenüber immobilienwirtschaftlichen
chenden Untersuchung von Immobilienentwick-
eine Anpassung der industriellen Stadt an post­
Interessen berichtet. Die zentrale Feststellung ist,
lung in New York und London, dass es die Tendenz
industrielle Notwendigkeiten. Jedoch endet diese
dass ein Übergang zu einer flexibleren bzw. weni-
gebe, Projektentwickler mit dem Angebot an direk-
Aufgabe nicht mit einem tatsächlich oder ver-
ger regulierten Planung stattgefunden habe, um
ten und indirekten Anreizen/Subventionen dazu zu
meintlich erfolgreichen Übergang zur postindus­
Wirtschaftswachstum und Innovationen zu beför-
motivieren, Projektentwicklungen umzusetzen.
triellen Stadt, sondern beinhaltet eine stetige
dern (vgl. Turok 1992, Deakin/Edwards 1993,
Der Preis für property-led development scheint in
­Anpassung an sich ändernde sozioökonomische
­Solesbury 1990, Healey et al. 1992, McGuirk/Ma-
diesem Sinne hoch zu sein: Um Immobilienent-
Dynamiken (Harvey 1985).
cLaran 2001). Gene Desfor und John Jorgensen
wicklungen zu forcieren, wird Planung dereguliert
Die Herausforderung besteht jedoch darin, die un-
(2004, 487) heben bei der Untersuchung der Water-
und es werden großzügige Anreize gewährt.
terschiedlichen Interessen städtischer Planung
frontentwicklung in Kopenhagen hervor, dass die
Im nächsten Abschnitt soll property-led develop-
und privater immobilienwirtschaftlicher Akteure
Planung zentraler Waterfrontgebiete außerhalb
ment am Beispiel von Boston konkretisiert werden.
auszubalancieren. Damit die gebaute Umwelt im
­bestehenden Planungsrechts stattgefunden habe.
Der Abschnitt beginnt mit einer Beschreibung des
Rahmen städtischer Vorgaben entwickelt wird, ist
Seitens der zuständigen Projektplanungsgruppe
Konversionsprojektes „South Boston Waterfront“.
es notwendig, die Immobilienakteure von den Vor-
„Vision Group“ wurde argumentiert, dass der um-
Im Anschluss daran werden die Entwicklung des
teilen städtischer Planung zu überzeugen (Adrian
fassende Hafenplan auf dieses Gebiet nicht an-
Projektes und die daran geknüpften Erwartungen
1998). Diese Herausforderung ist drängender ge-
wendbar sei, da es einen besonderen Charakter
dargestellt. Besondere Aufmerksamkeit erhält die
worden, denn Stadtplanung geht seit den 1980er
habe, sowie beträchtliche Differenzen zwischen
Interessensvermittlung zwischen Akteuren aus
cial land use is crucial to the continued growth of
Jahren mit einer Angewiesenheit des lokalen Staa-
den Waterfrontstandorten und der restlichen Stadt
Stadtplanung und Immobilienwirtschaft.
the city, the continued increase in jobs, and the
tes auf privates Kapital einher, um Bauprojekte in
bestehen würden. Es wurde die Notwendigkeit
continued interplay between residents, workers,
die Tat umsetzen zu können. Der lokale Staat ist
hervorgehoben, Flexibilität in der Planung sowie
shoppers, and those seeking entertainment that
kaum noch als Bauherr tätig – selbst dann, wenn er
einen immobilienfreundlichen Planungsprozess zu
Eigentümer der jeweiligen Fläche ist. Grund dafür
realisieren. Swyngedouw et al. (2002, S. 215) stellen
ist, dass der Planungs- und Entwicklungsprozess
ähnliche Entwicklungen fest: „Against the crisis of
sehr kapitalintensiv ist und deshalb externe Bau-
the comprehensive Plan – the classic policy instru-
„Continued commercial growth in Boston, then,
ton Redevelopment Authority (BRA), der quasi-
herren/Investoren gesucht werden. In Reaktion
ment of the Fordist age – the large, emblematic
appears to demand that two paths are pursued.
staatlichen Stadtplanungs- und Wirtschaftsförde-
darauf wird der Planungsprozess offen gestaltet,
Project has emerged as a viable alternative,
The first is to take advantage of any re-develop-
rungsagentur von Boston, zeigt, sind die Erwartun-
d.h. Planung wird für investitionsbereite Akteure
­allegedly combining the advantages of flexibility
ment opportunities inside the downtown core and
gen, die mit der South Boston Waterfront verbun-
flexibilisiert (Heeg 2003). Aus diesem Kontext er-
and targeted actions with a tremendous symbolic
to re-build on obsolete or under-utilized sites as
den werden, eindeutig am Wirtschaftswachstum
gibt sich eine Spannung zwischen privaten Immo-
capacity.“ Dies beinhaltet die Aufgabe einer ge-
they become available. The second is to be alert for
orientiert. Mit der Entwicklung des Standortes soll
bilieninteressen und Stadtplanung.
samtstädtischen Planung zugunsten teilräumli-
opportunities for commercial growth outside
ein Angebot an Wohnungen und kommerziell nutz-
Die Herausforderung besteht in potenziell diver-
cher und projektspezifischer Planungen. Newman
downtown – whether in the Seaport District (im
barer Fläche geschaffen werden, welches als Vor-
Jahr 2000 wurde der Seaport District zur South
aussetzung für neue Wirtschaftsaktivitäten und
Boston Waterfront umbenannt, S. H.) or elsewhere
damit Wirtschaftswachstum verstanden wird. Die
– when appropriate. Continued efficient commer-
Annahme eines positiven Zusammenhangs von
3 Entgegen der steuerrechtlichen Fachsprache werden diese Steuerarten hier deshalb als „indirekte" Steuern bezeichnet, weil
sie indirekt vermittelte Effekte von neuen Gebäuden sein können.
38
3. Property-led development in
Boston: South Boston Waterfront
Abb. 1: South Boston Waterfront im
Verhältnis zu weiteren städtische
Teilräumen in Boston
make Boston such a vibrant place to live, work and
visit.“ (Perez et al. 2003)
Wie das Zitat aus einer Veröffentlichung der Bos-
39
Immobilienwirtschaft und S tadtplanung
Abb. 2: Teilgebiete der South Boston Waterfront SBW Teilgebiete.pdf
Immobilienwirtschaft und Stadtplanung
Projektentwicklung und sozioökonomischer Dyna-
der Central Artery-Baumaßnahme entstand auch
mik wurde sowohl in Planungsdokumenten als
der Ted Williams Tunnel, der eine direkte Anbin-
auch in zahlreichen Interviews betont . Die South
dung des Gebietes an das überregionale Auto-
Boston Waterfront wird in diesem Sinne als eine
bahnsystem und den Logan Airport herstellt. Der
Möglichkeit diskutiert, das Image von Boston als
Logan Airport kann dadurch von der South Boston
Tourismusstandort, als Wirtschaftsmotor der Ost-
Waterfront aus in fünf Autominuten erreicht wer-
küste und als eine kulturell offene Stadt zu stärken.
den. Schließlich wurde noch mit der „Silver Line“
Die South Boston Waterfront (vgl. Abb. 1) ist ein an
eine Erweiterung des öffentlichen Nahverkehrs-
die Innenstadt angrenzendes Gebiet, das bereits in
systems vorgenommen, welche die Waterfront mit
den 1980er Jahren seine Funktion als Industrieha-
der Stadt und dem Flughafen verbindet. Diese Inf-
fen verloren hat. Gegenwärtig wird es in Teilberei-
rastrukturmaßnahmen und Umweltverbesserun-
chen als Parkplatz für die Beschäftigten im Central
gen haben zu einer beträchtlichen Standortauf-
Business District (CBD) genutzt. Aufgrund seiner
wertung und zu einer Steigerung des Bodenwerts
Nähe zum CBD bietet sich das Areal als Erweite-
beigetragen.
rungsfläche für innerstädtische Dienstleistungen,
Da sich die South Boston Waterfront als Erweite-
Unterhaltung, Tourismus und Wohnfunktionen an.
rungsgebiet des Financial District, als hochwerti-
Das Gebiet von insgesamt 10,3 Hektar befindet
ges Wohngebiet und als Tourismusdestination eig-
sich überwiegend im Privatbesitz. Bei den attrak-
net, bestehen Aussichten auf weitere, nicht uner-
tivsten Entwicklungsflächen in der South Boston
hebliche Miet- und Bodenpreissteigerungen. Tat-
Waterfront handelt es sich um Fort Point Water-
sächlich gilt die South Boston Waterfront im Jahr
front und Inner Harbor (vgl. Abb. 2). Mit nur fünf bis
2005 – in Vorwegnahme und Spekulation auf die
zehn Gehminuten befinden sich diese Gebiete in
zukünftigen Entwicklungen – als einer der attrak-
unmittelbarer Nachbarschaft zum Financial Dis-
tivsten und zugleich teuersten Standorte an der
trict als Teil des CBD (vgl. Abb. 1).
Ostküste. Städtische Planungen für das Gebiet
Umfangreiche öffentliche Investitionen haben in
­sehen vor, eine Kombination aus historischen
vielfältiger Weise zur Attraktivität der South Boston
­Lagerhäusern, neuer innovativer Architektur sowie
Waterfront beigetragen. So wurde aus einem ver-
ein gehobenes Einzelhandelsangebot zu realisieren
nachlässigten Industrieareal durch die Verbesse-
(BRA 1999). Zum einen soll damit ein Standort für
rung der Wasserqualität im Zuge des „Harbor Clea-
gut verdienende Haushalte und Touristen für
nup“ ein hochwertiges Wohngebiet. Durch die Un-
Wohn-, Freizeit- und Shoppingbedürfnisse ge-
tertunnelung der Interstate 93 („Central Artery/Big
schaffen werden. Zum anderen soll der Standort
Dig“) wurde die Trennung zwischen der Waterfront
Büroraum zur Ausdehnung des Financial Districts
und dem CBD sowie der restlichen Stadt aufgeho-
bieten. Anders als im CBD bestehen in der South
ben bzw. die Zugänglichkeit verbessert. Im Zuge
Boston Waterfront große untergenutzte Flächen,
4
4 Von Mai bis September 2005 wurden zahlreiche Interviews mit Akteuren rund um die Entwicklung der South Boston Waterfront geführt. Die Akteure umfassen Stadtplaner, Wirtschaftsförderer, Beratungsunternehmen, Investoren, Projektentwickler,
Nachbarschaftsorganisationen, Bewohner und nichtstaatliche Organisationen. Darüber hinaus wurde die Presseberichterstattung nationaler und lokaler Zeitungen für den Zeitraum von 1993 bis 2008 verfolgt und graue Literatur ausgewertet.
40
41
Immobilienwirtschaft und S tadtplanung
Immobilienwirtschaft und Stadtplanung
die als dringend benötigte Erweiterungsflächen für
1996/7, als zum ersten Mal Planungsziele für die
frage erwiesen sich Projektentwickler in der South
2008 wurden insgesamt ca. 300 Künstler bei der
den Financial District zur Verfügung stehen. Die an
South Boston Waterfront diskutiert wurden, forder-
Boston Waterfront als zögerlich in der Beantragung
Umwandlung von Studios in Büros und einigen
den CBD angrenzenden nördlichen, westlichen
ten der Architektenverband („Boston Society of
von Wohnprojekten. Anlass ist, dass die South Bos-
­Eigentumswohnungen vertrieben (Bleitgen 2009:
und südlichen Gebiete sind dicht bewohnt; eine
­Architects“) und weitere nicht-staatliche Organi-
ton Waterfront die letzte verbliebene Expansions-
S. 50 f). Alle diese Umwandlungen wurden von der
Ausdehnung in diese Areale würde Widerstand der
sationen 10.000 bis 15.000 Wohneinheiten als Min-
fläche des CBD ist, bei der Aussichten auf langfris-
BRA genehmigt, was bei Künstlern, Bewohnern
Bewohner erzeugen.
destgröße für die Ermöglichung einer lebhaften
tig hohe Renditen im Büromarkt bestehen. Da der
und in vielen lokalen Zeitungsberichten auf Verbit-
Ein zusätzliches Ziel, das weniger in das öffentlich
Nachbarschaft. Aufgrund eines Immobilienbooms
Boden also eine begrenzte, endliche Ressource ist,
terungen stieß angesichts der Missachtung von
verkündete Ziel der Herstellung einer „vital, mixed-
beinhalteten die zu dieser Zeit von privaten Grund-
befördert dies eine abwartende Haltung.
gemeinsam erarbeiteten Planungszielen (SAND
use 24/7-neighborhood“ (BRA 1999, S. 2) passt, ist
stückseigentümern eingereichten Projektvorschlä-
Die Situation, dass kaum Wohnprojekte bzw. Woh-
2008a, SAND 2008b, The Boston Globe 18. 10. 2007
es, mit den durch die Entwicklung der South Bos-
ge jedoch überwiegend Büroentwicklungen. Es
nungen realisiert wurden, verschärfte sich bis
„Fort Point Channel vision clouding over“).
ton Waterfront erzielten Grundsteuereinnahmen
wurde bald deutlich, dass das Ziel von 10.000 Ein-
­Ende 2008, was sich damit erklären lässt, dass im
den Haushalt der Stadt Boston zu stabilisieren. Wie
heiten nicht erreicht werden konnte. Im Jahr 1999
Zuge eines kurzzeitigen Wiederauflebens des
Büroraum statt Grün- und Freiflächen?
bereits weiter oben erwähnt, ist der städtische
reagierte Bürgermeister Menino darauf, indem er
­Büroimmobilienmarktes von 2005 bis 2008 Eigen-
Aber nicht nur in Bezug auf das Verhältnis von
Haushalt in hohem Maße von der Grundsteuer ab-
6.000 bis 8.000 Wohneinheiten als wünschenswer-
tümer und Investoren Druck auf weniger rendite-
Wohn- und Büroraum, sondern auch in Bezug auf
hängig, was das starke Interesse an Immobilie-
tes Ziel formulierte. Obwohl sich der Büroimmobi-
starke Mischnutzungen ausübten. Dies betraf vor
Grün- und Freiflächenentwicklung zeigt sich eine
nentwicklungen erklärt. Gewerbliche und Wohn-
lienmarkt schon kurz darauf, nämlich um das Jahr
allem Künstler, die seit den 1990er Jahren alte
Anpassung der Planung an Immobilieninteressen,
nutzungen anstelle von Parkplätzen im Teilgebiet
2000, krisenhaft entwickelte, nahm der Anteil der
­Lagerhäuser zu Studios umgewandelt hatten, in
die sich damit erklären lässt, dass die BRA den Ei-
des Inner Harbor sowie die Aufwertung der gebau-
Wohnimmobilien nicht beträchtlich zu. Anfang
denen gearbeitet und gewohnt wurde. Diese lang-
gentümern versucht entgegenzukommen, um sie
ten Umwelt in der Fort Point Waterfront würden
2005 waren nur 2.920 Wohneinheiten bereits reali-
jährigen Aktivitäten hatten dazu beigetragen, dass
zum Bauen zu motivieren. Damit einhergehend er-
voraussichtlich einen nicht unerheblichen Beitrag
siert bzw. bewilligt. Die lokale Bewohnerinitiative
sich die South Boston Waterfront einen Ruf als
laubt die Analyse der Verhandlungen rund um die
zu den öffentlichen Einnahmen leisten.
SAND („Seaport Alliance for a Neighborhood De-
Künstlerviertel von Boston erwarb. Allerdings
Grünflächenfrage die unterschiedlichen Einfluss-
sign“) schätzt, dass auf dem verbliebenen, ent-
­boten sich diese Studios an, um vergleichsweise
möglichkeiten in der South Boston Waterfront zu
Büroraum statt Wohnraum?
wicklungsfähigen Land nur noch rund 1.000 Wohn-
kurzfristig auf die Büroraumnachfrage reagieren zu
identifizieren.
Ein starker Impuls zur Entwicklung der South Bos-
einheiten realisiert werden können (SAND 2005a).
können. Während einige Eigentümer Anträge bei
Zwischen 1997/98 und 2005 fanden verschiedene
ton Waterfront wurde durch einen Immobilien-
In diesem Sinne blieb die Umsetzung hinter den
der BRA auf Aufstockung der Lagerhäuser und
Workshops und öffentliche Anhörungen statt, wel-
boom in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre gege-
Planungszielen zurück. Die Differenz zwischen
­zusätzliche Einbauten in die Innenhöfe stellten,
che u.a. die Entwicklung der Grünfläche im Gebiet
ben. Spekulative Entwicklungen sprangen auf-
den geplanten und realisierten Zahlen hängt zum
wurde vielen Künstlern bereits gekündigt. Allein
von „100 Acres“6) zum Thema hatten. Im Verlauf
grund der Knappheit an entwicklungsfähigem
Teil damit zusammen, dass die Wohneinheiten
im Jahr 2006 wurde das Aufstocken von ein oder
der Verhandlungen entstanden zwei Planungsdo-
Land und einer hohen Büroflächennachfrage im
durchschnittlich größer geworden sind als geplant.
zwei Stockwerken auf zehn historischen Lagerge-
kumente mit zentralem Stellenwert. Eines ist der
­Financial District auf die South Boston Waterfront
Hintergrund hierfür sind die von Projektentwick-
bäuden genehmigt. Die Genehmigung bezog sich
Seaport Public Realm Plan (SPRP) als ein Ausdruck
über. Um die Immobilienentwicklungen zu kontrol-
lern antizipierten Käufer und Mieter, die als ver­
überwiegend auf Büronutzungen. In der Folge
konzertierter Planungsaktivitäten verschiedener
lieren, formulierten die BRA und der Bürgermeister
mögende Dienstleistungsbeschäftigte mit einem
mussten 91 Künstler und zwei Gallerien ausziehen,
Interessensgruppen: Bewohner, nichtstaatliche Or-
Thomas Menino Ende der 1990er Jahre erstmals
hohen Wohnflächenkonsum gesehen werden. Ein
und das in einem Gebiet, in dem bereits 85 Prozent
ganisationen, Nachbarschaftsorganisation, Grund-
Planungsziele. Wenn diese Ziele jedoch mit dem
weiterer Grund für die niedrige Anzahl von Wohn-
des bestehenden Raums als Büroraum genutzt
stückseigentümer, Projektentwickler und BRA
Stand von 2005 verglichen werden, dann wird
einheiten ist, dass die Renditen in Büroprojekten in
wurde (vgl. SAND 2008a, Banker and Tradesman
(BRA 1999). Der SPRP – mit Geltungsanspruch für
deutlich, dass Immobilieninteressen die Entwick-
der Regel höher sind als in Wohnimmobilien. Trotz
21. 4. 2008 „Waterfront Project Developer Pledges
die gesamte South Boston Waterfront – wurde als
lung dominiert haben.
Anzeichen einer abnehmenden Büroflächennach-
Housing for Seaport). Im Zeitraum von 2000 bis
Ergebnis der Planungsdiskussionen, die von einem
5
5 Die erste Büroimmobilie wurde jedoch zehn Jahre früher in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre entwickelt. Das „World Trade
Center“ war die vorläufig einzige und letzte Entwicklungsmaßnahme bis in die zweite Hälfte der 1990er Jahre hinein.
42
6 „100 Acres“ ist ein Teilgebiet im Süden der Fort Point Waterfront.
43
Immobilienwirtschaft und S tadtplanung
Immobilienwirtschaft und Stadtplanung
renommierten New Yorker Beratungsunternehmen
für diese Übereinkunft, von welcher die Bewohner
zu erhalten bzw. zu stärken. Dies umfasst Konzes-
tivsten und teuersten Standorte an der US-ameri-
koordiniert wurden, im Jahr 1999 veröffentlicht.
ausgeschlossen waren, war, dass die Grundstücks-
sionen hinsichtlich der Bauhöhe, der Nutzungen
kanischen Ostküste zur Anwendung kommen soll.
Das Planwerk sollte die Grundlage für den „100-­
eigentümer als die zentralen Akteure in der Pla-
und der Ausnutzung der Fläche sowie Steuerer-
Rachel Weber (2002, S. 187 ff.) bemerkt, dass US-
Acres-Master-Plan“ sein – als dem zweiten wichti-
nung nicht zu umgehen seien. Nach umfangrei-
leichterungen. 2005/06 sind in Boston verschiede-
Städte District Increment Financing vor allem ge-
gen Planungsdokument mit Entwicklungsvorga-
chem und dauerhaftem Protest der Bewohner prä-
ne Steuerinstrumente diskutiert worden. Jedes In-
nutzt hätten „for large-scale downtown redevelop-
ben für das Teilgebiet 100 Acres.
sentierte die BRA im Januar 2006 einen modifizier-
strument der Steuererleichterung baute auf der
ment projects and in gentrifying neighborhoods,
Im Verlauf der Ausarbeitung des SPRP als auch in
ten 100-Acres-Master-Plan, der sowohl den Inter-
Idee auf, dass reduzierte Steuereinnahmen in der
bypassing the slow-turnover parts of the cities
anschließenden öffentlichen Planungsgesprächen
essen der Bewohner als auch denen der Eigentü-
Anfangszeit durch die zukünftigen höheren Steu-
where there is little hope of generating additional
zum 100-Acres-Master-Plan konnte die Nachbar-
mer entsprechen sollte. Um die Interessen der Be-
ereinnahmen infolge von neuen Gebäuden und
pro­perty taxes“. Die Begründung für den Einsatz in
schaftsorganisation das zentrale Anliegen eines
wohner zu berücksichtigen, erstreckt sich der
­Arbeitsplätzen – und damit zusätzlichen Grund-
aussichtsreichen Gebieten ist, dass eine Win-win-
Parks in der Form eines grünen Korridors durchset-
Parkkorridor wieder durchgehend bis an den Fort
und Einkommenssteuern – kompensiert werden
Situation hergestellt wird: Für die öffentliche Hand
zen. Dieser Park, der sich vom Fort Point Channel
Point Channel. Dafür wurden jedoch die Höhe und
würden. Auf diese Erwartung zukünftig höherer
gehen kurzfristige Steuerausfälle mit hohen, durch
nach Osten erstrecken soll, wurde sowohl von der
Dichte der angrenzenden Gebäude erhöht sowie
Einnahmen gibt die Stadt bzw. der Staat Bonds
Bonds finanzierten Erschließungskosten einher, die
Nachbarschaftsorganisation als auch verschiede-
der Park in der Breite verengt, um die Interessen
aus, um damit die grundlegende Infrastruktur in
durch langfristig höhere Steuereinnahmen ausge-
nen nichtstaatlichen Organisationen als zentral
der Grundstückseigentümer zu befriedigen.
der South Boston Waterfront zu finanzieren (The
glichen werden sollen; für die privaten Immobilien-
Boston Globe 6. 5. 2005 „City looks at new tool to
akteure soll die Steuerersparnis als eine Entschei-
7
­erachtet; es wurde argumentiert, dass er ähnlich
wie der „Boston Common“ im historischen Zent-
Planung als property-led development
speed up growth“; The Boston Globe 17. 2. 2006
dungshilfe wirken, da dadurch die Projektkosten
rum von Boston identitätsstiftenden Charakter
Die Frage, warum Planungsziele aufgegeben bzw.
„Mayor: Let state fund Fort Point infrastructure“).
reduziert werden können und damit eine schnelle-
entfalten könne und damit die Attraktivität und
reformuliert wurden, macht in diesem Zusammen-
Während das Instrument, das Bonds an die Erwar-
re Projektumsetzung begünstigt werden soll. Mit
­Lebensqualität im Quartier beträchtlich erhöhen
hang wenig Sinn; vielmehr sollte man die Verände-
tung zusätz­licher Arbeitsplätzen bindet, um neue
dem Instrument District Increment Financing sind
würde.
rungen in der Planung als Anlass nehmen, um sich
Infrastruktur zu finanzieren, noch in der Diskussion
Städte bei öffentlichen Investitionen in hohem
Nach Beendigung der öffentlichen Planungs­
mit den Implikationen eines property-led develop-
ist, ist das so genannte „District Increment Finan-
­Maße auf den Finanzmarkt und in der Immobilie-
gespräche fanden zwischen August 2004 und Feb-
ment auseinanderzusetzen. Dies umfasst die
cing“ bereits im Einsatz. Dieses erlaubt dem loka-
nentwicklung auf privates Beteiligungskapital an-
ruar 2005 mehrere private Gespräche zwischen der
­Analyse der spezifischen Interessen und Formen
len Staat, fik­tive zukünftige Grundsteuereinnah-
gewiesen. Dies beinhaltet eine stark spekulative
BRA und den Grundstückseigentümern statt, im
der Mediation zwischen Stadtplanung und Immo-
men dazu zu verwenden, Bonds auszugeben. Da-
Entwicklung.8 Ein zusätzliches Problem ist, dass
Zuge derer die Grünflächenvorgaben beträchtlich
bilienakteuren. Property-led development geht mit
mit einhergehend werden Steuererleichterungen
die Bonds ausschließlich im jeweiligen Entwick-
modifiziert wurden. Als ein Ergebnis dieser Ver-
einer Betonung der Ermöglichung von Immobilien-
gewährt, um eine bauliche Aufwertung oder eine
lungsgebiet eingesetzt werden und damit eine
handlungen – und als Baustein für den 100-Acres-
projekten einher, wodurch Grundstückseigentü-
Standortverlagerung (wie im Falle von JPMorgan
­potenziell räumlich umverteilende Funktion von
Master-Plan – präsentierte die BRA im Mai 2005
mer und Investoren begünstigt werden. Seitens
Chase, vgl. The Boston Globe 30. 4. 2008 „City
Steuern konterkariert.
ein „Memorandum of Understanding“, in dem die
der Stadtplanung beinhaltet dies das grundsätzli-
­offers band $4m tax break to relocate. From down-
Aus der Darstellung sollte jedoch nicht der Ein-
Fläche des Nachbarschaftsparks reduziert und
che Ziel, Projektanträge in kurzen, überschaubaren
town, a move to waterfront“) attraktiv zu machen.
druck entstehen, dass im Falle der South Boston
durch zwei Bürogebäude unterbrochen wurde.
Zeiträumen zu bearbeiten, um eine zeitnahe Reali-
Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie,
Waterfront, wo sich der Boden überwiegend im
Standpunkt der BRA war, dass die Zustimmung zu
sierung zu ermöglichen. Während einer krisenhaf-
dass dieses Instrument, das für die Aufwertung so-
Privatbesitz befindet, der Stadtplanung die Hände
den Bürogebäuden unerlässlich sei, um die Koope-
ten Entwicklung des Immobilienmarktes werden
zioökonomisch und städtebaulich problematischer
gebunden sind. Die Zustimmung der Grundstücks-
ration der Grundstückseigentümer im Planungs-
verschiedene Anreize verwendet, um die Baunei-
Gebiete („blighted areas“) vorgesehen war, nun in
eigentümer zu einer Planung ist keine Vorausset-
prozess zu sichern. Die letztendliche Begründung
gung von Eigentümern und Immobilieninvestoren
der South Boston Waterfront als einem der attrak-
zung, um „Zoning“ anzuwenden bzw. einen
7 Der Chefplaner betonte in einer öffentlichen Anhörung im Juli 2005, dass nicht die Bewohner die entscheidenden Akteure
seien, sondern die Grundstückseigentümer. Ob die Bewohner den Master Plan akzeptieren oder ablehnen würden, sei nicht
wichtig. Wichtig sei vielmehr, dass es zu einer Übereinkunft zwischen den Grundstückseigentümern und der BRA käme,
­damit die Projekte realisiert werden könnten.
44
8 In diesem Sinne impliziert urbane Governance der unternehmerischen Stadt spekulative Risiken: "Despite the bull market,
however, several TIF [tax increment financing – ein alternativer Begriff für District Increment Financing, S.H.] bonds defaulted in the 1990s, and for every default, there were a hundred close calls that strained the contract state's capacity for fiscal
management.“ (WEBER 2002, 189)
45
Immobilienwirtschaft und S tadtplanung
­Masterplan zu entwickeln, der Höhe, Nutzungen
Stadtplanung als ausgleichendem, abhängigem
der Krise würden Planer jedoch eine Ökonomisie-
politische Agenda und damit der städtische Ent-
und andere Dimensionen wie Infrastrukturausstat-
und/oder interessengeleitetem Faktor nachgegan-
rung der Planung vorantreiben (Harvey 1985, S.
wicklungsprozess eng an die Ökonomie bzw.
tung und Freiflächen festlegt. Der BRA obliegt die
gen werden. Wie ist die Rolle der Stadtplanung zu
180f.) In diesem Sinne gibt es keinen Raum jenseits
­Unternehmen gebunden. Es sind Unternehmen,
Kompetenz, Regeln und Vorgehensweisen zu ent-
konzeptionalisieren, und was ist die Bedeutung
der kapitalistischen Ordnung. Stadtplanung muss
die Arbeitsplätze, Werte und Einkommen schaffen;
wickeln und sie Grundstücksbesitzern, Bewohnern
von property-led development in diesem Kontext?
in einem begrenzten Korridor von Möglichkeiten
als solche sind sie von höchster Wichtigkeit für die
und anderen Akteuren aufzuerlegen. Damit be-
David Harvey (1985, S. 165ff.) betont die Autonomie
funktionieren, der durch die kapitalistische Akku-
politische Agenda. Obwohl Stadtpolitik keinen
steht allerdings die Gefahr, dass in Phasen von ge-
lokaler Politik sowie progressive Traditionslinien in
mulation gesetzt wird und sowohl ermöglichend
vorgegebenen Mustern folgt, muss sie sich in eine
ringer Nachfrage auf dem Immobilienmarkt Grund-
der Stadtplanung; zugleich hebt er die kapitalisti-
als auch einschränkend wirkt. Ähnliche Ergebnis-
wirtschaftliche Logik fügen.
stücksbesitzer bzw. Investoren ihre Immobilien
sche Gesellschaftsordnung als den Rahmen hervor,
se und Einblicke bietet die urbane Regimetheorie,
In diesem Verständnis kann der lokale Staat und
nicht entwickeln bzw. Projekte nicht umsetzen.
in dem lokale Politik eingebunden ist und funktio-
allerdings von einem anderen Ausgangspunkt aus:
Stadtplanung nicht als eine Vermittlung zwischen
Aus der Perspektive der BRA bzw. des lokalen
nieren muss (vgl. auch MacLaran u. McGuirk
Der Schwerpunkt liegt hier auf politischen Aus-
gegensätzlichen Interessen begriffen werden. Viel-
Staates stellt dies den „worst case“ dar: Wenn ein
2003). Diese kapitalistische Gesellschaftsordnung
handlungen anstelle von wirtschaftlichen Bedin-
mehr stellt der lokale Staat eine beteiligte Partei
Gebiet nicht entwickelt wird, kann es nicht zur
begrenzt nach Ansicht von Harvey die potenzielle
gungen als wichtigen Koordinaten der Stadtpla-
mit einem Set an kontingenten Interessen dar. Wie
Wachstumsdynamik und zu zusätzlichen Steuer-
Autonomie und Progressivität der Stadtplanung.
nung. In der Regimetheorie steht die Autonomie
die Debatte über unternehmerische Stadtpolitik
einnahmen beitragen.
Seine Analyse ermöglicht einen Einblick in die
lokaler Politik in einem engen Bedingungsverhält-
hervorgehoben hat, geht Stadtpolitik in der Ära
Aus dieser Analyse ergibt sich die Frage nach der
­Rolle der Planung.
nis zu politischen Prozessen. Es wird angenom-
von Städtewettbewerb mit einer diskursiven Beto-
Rolle der Planung und der Bedeutung des lokalen
Harvey argumentiert, dass jede Stadt(region) die
men, „that the effectiveness of local government
nung einer Aktivierung und Mobilisierung privater
Staates im Kontext von property-led development
Autonomie besitzt, einen eigenen Entwicklungs-
depends greatly on the cooperation of nongovern-
Akteure und privaten Kapitals einher. Es wird da-
und sozialer Reproduktion. Was ist der Vorteil die-
weg einzuschlagen. Jedoch muss sich dieser Weg
mental actors and on the combination of state
von ausgegangen, dass lokale Wirtschaftsentwick-
ser Art und Weise der Stadtplanung?
als kontingent erweisen zum Prozess kapitalis­
­capacity with nongovernmental resources.“ (Stone
lung und Großprojekte auf property-led develop-
tischer Akkumulation und zur Zirkulation von Pro-
1993, S. 6) In diesem Sinne ist die Autonomie des
ment, d. h. eine Form der quasi-privaten Stadt­
fiten in Raum und Zeit (Harvey 1985, S. 158). Lokale
­lokalen Staates bzw. der lokalen Regierung relativ,
planung in der Form von PPPs angewiesen sind. In
Politik steht in diesem Sinne vor der Herausforde-
da Stadtentwicklung die Zusammenarbeit städti-
der Außendarstellung, aber auch in der Selbst-
rung, Investitionen und gebaute Umwelt so zu
scher Eliten aus dem wirtschaftlichen, politischen
wahrnehmung von Beschäftigten, ist die BRA die
Nach Einschätzung wichtiger Akteure in der Ent-
­gestalten, dass eine Reproduktion wirtschaftlicher
und gesellschaftlichen Bereich voraussetzt. Ohne
am stärksten wirtschaftsnahe Unternehmung der
wicklung der South Boston Waterfront – der Nach-
und sozialer Aktivitäten in einer Stadt gewährleis-
deren erfolgreiche Kombination von Ressourcen
Stadt Boston. Verhandlungen sollen auf Augenhö-
barschaftsorganisation SAND, Grundstückseigen-
tet ist. Die Aufgabe der Stadtplanung besteht dem-
kann Stadtentwicklung – insbesondere spezifische
he mit den immobilienwirtschaftlichen Akteuren
tümer, Projektentwickler und Stadtplaner – ist die
zufolge darin, die notwendige physische Infra-
Immobilienprojekte – kaum kohärent gestaltet
laufen; hierzu sollen die für einzelne Projekte zu-
Aufgabe und Rolle der Planung unzweifelhaft: Sie
struktur für Produktion, Reproduktion, Zirkulation,
werden, da einzelne Akteure zentrale Besitzstände
ständigen Beschäftigten der BRA die gleiche (Im-
wird in der Vermittlung zwischen verschieden
Austausch und Konsumption zu sichern.
kontrollieren. Akteure wie Grundstückseigentümer
mobilien-)Sprache sprechen wie die Projektent-
mächtigen Akteuren gesehen. Die Einschätzung
In diesem Sinne kann Planung sowohl progressiv
oder Investoren verfügen über essentielle Ressour-
wickler. Damit soll ein günstiges Wirtschafts- und
variiert jedoch dahingehend, inwieweit die Stadt-
als auch konservativ, sowohl ermöglichend als
cen – in diesem Fall Boden und Kapital, und nur
Verhandlungsklima geschaffen werden. Die Direk-
planung in Boston in der organisatorischen Form
auch einschränkend wirken – die konkrete Aus­
wenn städtische Verantwortliche eine Überein-
toren der BRA stammen überwiegend aus der Im-
der BRA dieser Aufgabe gerecht wird. Projektent-
prägung und Wirkung einer Planung hängt von
kunft mit ihnen erzielen können, kann ein Projekt
mobilienwirtschaft: Sie waren vorher als Projekt-
wickler betonen die objektive und vermittelnde
zeit- und raumspezifischen Dynamiken des Akku-
bzw. Programm umgesetzt werden. Nach Fain-
entwickler, Immobilienberater, in der Bauindustrie
Rolle, während die Nachbarschaftsorganisation
mulationsprozesses ab. In Zeiten wirtschaftlicher
stein (1990, S. 123) genießen politische Kräfte einer
etc. tätig9. Damit wird erwartet, dass sie über ein
hervorhebt, dass die BRA vor allem den Interessen
Prosperität kann Planung zu einem sozialräum­
Stadt eine beträchtliche Autonomie, jedoch sei die
immobilienwirtschaftliches Wissen verfügen und
der Grundstückseigentümer und Immobilienin-
lichen Ausgleich beitragen, indem infrastrukturelle
dustrie nachkomme. In der Schlussbetrachtung
Bedingungen bzw. die gebaute Umwelt in benach-
soll dieser kontrastierenden Einschätzung der
teiligten Stadtteilen verbessert werden. In Zeiten
5. Ausblick: Rolle der Stadtpolitik
46
Immobilienwirtschaft und Stadtplanung
9 Nachdem sie ihre Tätigkeit in der BRA aufgegeben haben, sind sie in der Regel wieder auf Positionen in der Immobilienwirtschaft zurückgekehrt.
47
Immobilienwirtschaft und S tadtplanung
48
Immobilienwirtschaft und Stadtplanung
Literatur
als gleichberechtigte Akteure akzeptiert werden.
Materialität bedeutet, dass mit Immobilienprojek-
zustande kommen. Im Unterschied zu vielen Poli-
In diesem Sinne wird in der Stadt­planung die Logik
ten – insbesondere in der Form von Großprojekten
tikfeldern ist Stadtplanungs- und Baupolitik ein
der privaten immobilienwirtschaftlichen Akteure
– Wahrzeichen geschaffen werden können. Inno-
genuin lokales Politikfeld und somit ein strategi-
Adrian, H. (1998): Wer gestaltet die Stadt? In:
akzeptiert.
vative Architektur schafft materielle Ergebnisse,
scher Hebel städtischer Wirtschaftspolitik. In dem
­Sauberzweig, D.; Laitenberger, W. (Hg.): Stadt der
Einzelne umkämpfte Planungsaspekte in der South
die als städtische Landmarks wirken können.
Maße, in dem andere Gestaltungsmöglichkeiten
Zukunft – Zukunft der Stadt. Baden-­Baden,
Boston Waterfront haben gezeigt, dass im Rahmen
Wenn diese Landmarks mit politischen Persönlich-
verloren gehen bzw. nicht bestehen, aber gleich-
S. 251 – 266.
von property-led development eine kleine Gruppe
keiten verbunden werden, dann können sie dazu
zeitig drängende Problemlagen zunehmen, scheint
von Grundstückseigentümern die Macht erhält,
eingesetzt werden, den Einfluss des Politikers oder
property-led development einen Ausweg anzubie-
BBR (Bundesamt für Bauwesen und Raumord-
weitgehend darüber zu entscheiden, ob, was und
der Politikerin zu stärken. In diesem Sinne kann
ten.
nung) (2005): Neue Impulse für die Forschung. In:
wie gebaut wird. Grundstückseigentümer und
property-led development mit sichtbaren Ergeb-
Unabhängig davon, dass property-led develop-
Informationen aus der Forschung des BBR 6, 1.
Projektentwickler haben die Macht, die Planung
nissen für die Wähler, emotional besetzten Reprä-
ment aber im Rahmen einer kapitalistisch vermit-
entsprechend ihren Interessen zu beeinflussen.
sentationen für Bewohner und einem international
telten Immobilienwirtschaft und Stadtentwicklung
Bianchini, F.; Dawson, J.; Evans, R.; Healey, P.;
Die jüngsten Entwicklungen im 100-Acres-Gebiet
ausgeprägten Profil einhergehen. Darüber hinaus
die Position der Eigentümer stärkt, ist noch ein
­Davoudi, S.; O’toole, M. (1992): Flagship projects in
haben gezeigt, dass Bemühungen, Bewohnerinter-
ermöglichen städtische Entwicklungsprojekte
weiteres Problem damit verbunden, das weiterer
urban regeneration. In: Healey, P.; Davoudi, S.;
essen in die Planung einzubeziehen, so gestaltet
Praktikabilität: Grundsätzlich eröffnen Immobilien-
Untersuchen bedarf. Property-led development
O’toole, M.; Tavsanoglu, S.; Usher, D. (HG.): Rebuil-
werden, dass sie nicht die wirtschaftlichen Interes-
projekte die Möglichkeit, praktisch sichtbare Re-
scheint ein Politikansatz zu sein, der überwiegend
ding the city. London.
sen der Projektentwickler beeinträchtigen (vgl.
sultate zu schaffen und lokale Präferenzen zu ge-
in innerstädtischen Standorten Wirkung zeigt. Dort
auch Jacobs 2004 für ein britisches Beispiel).
stalten. Mit Stadtplanung verfügen lokale Staaten
greift eine starke Nachfrage aufgrund des Wandels
Bleitgen, C. (2009): Stadtmarketing und Gentrifica-
Stadtplanung beinhaltet die Macht, verschiedene
über eine Werkzeugkiste, um den städtischen
von Lebensstilen sowie einer veränderten Wert-
tion am Beispiel von drei Nachbarschaften in Bos-
Akteure zu koordinieren, aber dies baut auf der
Standort für zukünftige Projekte zu gestalten. Pro-
schätzung von Wohnstandorten. Insofern ist pro-
ton (USA). Diplomarbeit am Fachbereich Wirt-
­Voraussetzung auf, dass die Präferenzen der wich-
perty-led development erlaubt also Machbarkeit.
perty-led development mit dem Makel räumlicher
schaftswissenschaften der Goethe-Universität
tigsten Akteure, nämlich der Grundstückseigen­
Städtische Entwicklungsprojekte sind ein Aus-
Restriktionen belegt: Dieser Ansatz zur Wirt-
Frankfurt. Frankfurt: Goethe-University, 2009.
tümer, nicht beeinträchtigt werden.
druck für tatkräftige Politik, d.h. damit kann belegt
schaftsförderung wird überwiegend in innerstädti-
Wenn aber die Strategie des property-led develop-
werden, dass auf lokaler Ebene etwas bewegt und
schen Standorten greifen, wo gut verdienende
BMRB (Boston Municipal Research Bureau) (2005):
ment von Marktzyklen und Interessen der Immo­
Resultate geschaffen werden. Technologie-, Ar-
Haushalte und Dienstleistungsunternehmen eine
Special Report 04-4. Boston.
bilienakteure abhängig und aus diesen Gründen
beitsmarkt- oder Geldpolitik werden überwiegend
starke Nachfrage entfalten. Peripherere Standorte
schwierig umzusetzen ist, was sind dann die
auf anderen politischen Maßstabsebenen gestal-
– in Bezug auf die räumliche Lage sowie soziale Si-
Boyle, M.; Hughes, G. (1994): The politics of urban
­Vor­teile bzw. warum wird diese Strategie angewen­
tet. Um eine Technologiepolitik formulieren und
tuation – als jene Stadtteile, die besondere Unter-
entrepreneurialism in Glasgow. In: Geoforum 25,
det? Turok (1992) argumentiert, dass positive Ef-
umsetzen zu können, sind große Kapitalsummen
stützung benötigen, drohen damit, aus der planeri-
S. 453 – 470.
fekte schwierig zu evaluieren sind. Seiner Meinung
notwendig, über die Städte in der Regel nicht ver-
schen Aufmerksamkeit zu geraten.
nach ist nicht nachweisbar, dass sich aus proper-
fügen. Auf der lokalen Ebene ist es jedoch möglich,
BRA (Boston Redevelopment Authority) (1999):
ty-led development stadtweite sozioökonomische
über Flächennutzungs-, Bau- und andere Planwer-
The seaport public realm plan. Boston.
Vorteile ergeben. Die potenziellen Vorteile haben
ke auf die gebaute Umwelt Einfluss zu nehmen. In
vielmehr einen anderen Charakter: Property-led
diesem Sinne bietet property-led development den
Castells, M. (1977): The urban question: a marxist
development birgt die Möglichkeit, die ­Kooperation
Vorteil, auf der lokalen Ebene anwendbar zu sein
approach. London. – (2001): Der Aufstieg der Netz-
privater Akteure zu befördern und ­gestalterisch tä-
und mit Ressourcen – zum Beispiel Boden – zu
werkgesellschaft. Opladen.
tig zu werden. Die Qualitäten ­bestehen in der Ma-
agieren, die eine lokale Qualität haben. Entwick-
terialität, Praktikabilität und Machbarkeit dieser
lungsprojekte sind sehr „lokal“ in dem Sinne, dass
Strategie. Dies beinhaltet, dass diese Strategie sich
projekt-/standortbezogene Übereinkünfte zwi-
in die Logik des lokalpolitischen Prozesses einfügt.
schen Stadtplanern und Immobilienakteuren lokal
49
Immobilienwirtschaft und S tadtplanung
Immobilienwirtschaft und Stadtplanung
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50
51
Einkaufscenter und I nnenstädte – T rends, Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Rolf Junker und Gerd Kühn
Abb. 1: Umsatzentwicklung im gesamten Einzelhandel und in der ECE-Gruppe 2000 – 2006
Einkaufscenter und Innenstädte –
Trends, Auswirkungen,
Handlungsempfehlungen
(Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent)
6
3,5
4
2,0
2
2,0
1,4
0,5
0
0,5
0,1
-2
Die Aktivitäten im Einzelhandel sind für die Stadt-
die Innenstadtentwicklung haben. Die nachste-
entwicklung seit langer Zeit von herausragender Be-
hend kurz skizzierten Prozesse geben die wich-
deutung. Aktuell werden zentrale Stadträume – In-
tigsten Einflüsse dieser Entwicklung wider:
nenstädte und Stadtteilzentren – wieder zum Aus­
– Der Wandel in den Betriebsformen geht weiter.
tragungsort neuer Ansiedlungsbegehren des Einzel-
Besonders auffallend dabei ist, dass ehemals
handels. Aber über die Wirkungszusammenhänge
das Geschehen dominierende Betriebsformen
zwischen innerstädtischen Einkaufscentern und
mit in Teilen kaum lösbaren Schwierigkeiten zu
Stadtentwicklung gibt es trotz guter statistischer
tun haben, während andere sich erfolgreich am
Daten wenig verlässliche Information. Deshalb soll
Markt behaupten können: Derzeit unüberseh-
das im Jahr 2008 abgeschlossene Projekt „Wir-
bar die katastrophale Situation bei den Waren-
kungsanalyse großer innerstädtischer Einkaufscen-
häusern – sie kämpfen vielerorts um ihr Überle-
ter"1 einen Beitrag zur Klärung liefern. Im Folgenden
ben. Gleichzeitig geben nach Angaben der
– Das Wachstum der einzelnen Verkaufsein­
schehen, weil dezentrale, verkehrlich bestens
wird über die Ergebnisse des Projekts berichtet.
Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und
heiten hat zumindest in den Innenstädten
erschlossene Lagen sowohl bei Entwicklern
Großbetriebe im Einzelhandel (BAG) Jahr für
noch keine Obergrenze erreicht. Die Anforde-
und Betreibern als auch bei der autoorientier-
Jahr ungefähr 10.000 kleinere Fachhändler ih-
rungen an Breite und Tiefe des Sortiments so-
ten mobilen Kundschaft besonders begehrt
ren Laden auf. Im scharfen Kontrast zu diesen
wie an die Qualität der Präsentation sind in
waren, hat sich die Ansiedlungswelle – auch
Trends stehen Entwicklungsverläufe bei den
den vergangenen Jahren ständig gestiegen.
aus genehmigungsrechtlichen Gründen – seit
Einkaufscentern oder – wie sie auch häufig be-
Letztlich führen diese Trends zu wachsenden
einiger Zeit dort abgeschwächt. Seit etwa
1. Entwicklungsprozesse beim
Einzelhandel und die Folgen
für die Städte
-2,8
-2,5
-3,0
-4
Einzelhandel im engeren Sinne
-6
2000
2001
2002
ECE-Mieter
2003
2004
2005
2006
Quelle: http:/www.ece.de/shopping/einzelhandelskompetenz/sonderkonjunktur, Abruf am 16.2.2008.
zeichnet werden – Shopping-Centern . Spätes-
Flächenansprüchen der Betreiber, denen die
­einer Dekade wird wieder verstärkt in Innen-
Der Einzelhandel unterliegt einer Reihe von Verän-
tens seit den 1990er Jahren sind die ­Erfolge
Gebäudegrößen und -strukturen in den lang-
städte und in die Stadtteilzentren von Groß-
derungszwängen, die auch unmittelbare Folgen für
dieser Betriebsform geradezu sprichwörtlich.
fristig gewachsenen alten Stadträumen kaum
städten investiert. Dabei ist wiederum die Vor-
noch entsprechen.
reiterrolle der Einkaufscenter nicht zu über­
2
1 Unter demselben Titel erschienen als Band 7 der Difu-Schriftenreihe Edition Difu. Stadt Forschung Praxis, Berlin 2008. Das Projekt entstand als „Gemeinschaftsproduktion“ des Deutschen Instituts für Urbanistik, Berlin, des Planungsbüros Junker und Kruse Stadtforschung/Planung, Dortmund sowie des Braunschweiger Architekten und Bauhistorikers Dr. Holger Pump-Uhlmann.
2 „Shopping-Center sind aufgrund zentraler Planung errichtete großflächige Versorgungseinrichtungen, die kurz-, mittel- und
langfristigen Bedarf decken … Sie verfügen über eine Mietfläche inklusive Nebenfläche von mindestens 10.000 m2.“ (EHI
Retail Institute GmbH [Hrsg.] [2006]: Shopping-Center-Report 2006, Köln, S. V.4)
52
3,0
2,5
– Bei der Standortwahl von Betrieben, der dritten
sehen.
„Triebfeder“ für Veränderungen, ist Folgendes
Vor diesem Hintergrund stehen Einkaufscenter
zu beobachten: Dominierten Ansiedlungen auf
­beziehungsweise Shopping-Center und deren
der „Grünen Wiese“ jahrzehntelang das Ge-
Auswirkungen in den Städten wegen ihres seit
53
Einkaufscenter und I nnenstä dte – Trends , Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Einkaufscenter und I nnenstädte – T rends, Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Jahren anhaltenden starken Vordringens in
„Grüne-Wiese-Standorten“ größer sind und weil
Deutschland gegenwärtig im Mittelpunkt vieler
zudem auch ein innerstädtischer Centertypus
Diskussionen. Dabei gehen die Meinungen über
­geschaffen wird, der die „natürliche Frequenz“ der
die Chancen und Risiken einer Centeransiedlung
Innenstadt gerne nutzt. Inzwischen gibt es fast
Anzahl
je nach Blickwinkel und Zielrichtung sowohl in der
200 Shopping-Center in den Innenstädten. Die
400
Öffentlichkeit als auch in der Fachwelt weit ausei-
Mieterstrukturen in den Anlagen unterscheiden
nander. Dabei ist die Auseinandersetzung mit dem
sich – gliedert man nach Einzelhandel, Gastrono-
Thema „Center in the City“ aus stadtplanerischer
mie und Dienstleistungen – kaum voneinander.
Sicht deshalb so bedeutungsvoll, weil die Ausbrei-
Der Einzelhandel ist mit einem Mietflächenanteil
tung der Einkaufscenter nicht nur die Einzelhan-
von generell über 80 Prozent, zum Teil sogar über
delslandschaft verändert, sondern – wegen ihrer
90 Prozent, der die Center dominierende Nutzer.
Stärke – auch die Struktur der Innenstädte insge-
Die Wettbewerbsvorteile großer Center liegen auf
samt.
der Hand: Durch ihre Größe und durch ihre Mög-
Wie Abbildung 1 zeigt, sind Einkaufscenter offen-
lichkeiten, über ein einheitliches Management
sichtlich erfolgreicher als der traditionelle Handel:
Miethöhen, Branchenmix und Marketing ausge-
Während zum Beispiel die ECE-Gruppe, der Markt-
richtet an einem gemeinsamen Unternehmensziel
Abb. 2: Entwicklung der Zahl der Einkaufscenter und deren Verkaufsflächen
in Deutschland 1965 bis 2008
Zahl der Shoppingcenter
350
300
300
250
8
200
179
100
50
Die in Abbildung 2 abzulesenden Verkaufsflächen-
chen Zeitraum deutlich schlechter ab.
zuwächse bei den Einkaufscentern sind trotz der
Die Situation bei den Einkaufszentren insgesamt
allgemein ungünstigen ökonomischen Rahmenbe-
lässt sich kurz so beschreiben: Anfang 2009 gab es
dingungen entstanden – die Umsätze im Einzel-
in Deutschland 414 großflächige Einkaufscenter
handel stagnieren und die Kaufkraft, insbesondere
mit einer Gesamtmietfläche von ungefähr 13 Mio.
als Folge der negativen Bevölkerungs- und Wirt-
m2. Darüber hinaus ist bekannt, dass in den nächs-
schaftsentwicklung, sinkt. Zudem ist die Verkaufs-
ten drei Jahren etwa 50 Center hinzukommen wer-
flächenausstattung insgesamt heute in Deutsch-
Umsatz in Mrd. Euro
den. Die Größe der in jüngster Zeit fertig gestellten
land als Folge einer rasanten Aufwärtsentwicklung
500
All dies muss zumindest mittel- bis langfristig
Bereich von 10.000 m2 Mietfläche, liegt zum Bei-
zwangsläufig zu einem massiven Verdrängungs-
spiel das Haerder-Center in Lübeck. Das Forum
wettbewerb führen. Wegen der in Centern angebo-
Duisburg hingegen ist mit 50.000 m2 Gesamtmiet-
tenen innenstadtrelevanten Sortimente werden
fläche die größte im Jahr 2008 eröffnete Handels-
von dieser Verdrängung unmittelbar der Einzel-
immobilie .
handel in den Innenstädten und Stadtteilzentren
Seit Mitte der 1990er Jahre wird zudem verstärkt
betroffen sein. Die Hoffnung, mehr Kaufkraftzufluss
der Standort Innenstadt gesucht, weil, wie schon
aus dem Umland der Städte zu gewinnen, könnte
angesprochen, die Genehmigungsvorbehalte bei
sich vor dem Hintergrund der zunehmenden räum-
3
4
93
2
14
schneidet der traditionelle Einzelhandel im glei-
lichen Bandbreite. An der unteren Grenze, also im
65
81
50
überlegen.
Vergangenheit sehr hoch (vgl. Abbildung 3).
6
150
zu steuern, sind sie vielen Einzelkonkurrenten
bei verschiedenen Betriebsformen in der jüngeren
10
249
Jahren relativ hohe Umsatzsteigerungen meldet,
den Mietflächen) bewegt sich auf einer beträcht­
318
279
führer im deutschen Centergeschäft, in den letzten
innerstädtischen Einkaufszentren (gemessen an
338
Gesamtfläche in m2
Verkaufsfläche in Mio. m2
399
14
372
363
352
12
0
2
0
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 1998 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2008
Quelle: Eigene Darstellung nach EHI Retail Institute GmbH (Hrsg.) (2008): Shopping-Center-Report 2009, Köln.
Abb. 3: Entwicklung von Verkaufsflächen und Umsätzen des Einzelhandels
in Deutschland 1995 bis 2008
480
Verkaufsfläche in Mio. m2
Umsatz
Verkaufsfläche
125
120
460
115
440
110
420
105
400
100
380
95
360
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
90
Quelle: Eigene Darstellung nach Eurohandelsinstitut: Handel aktuell 2008/2009, Köln 2008, S. 184 f.
3 EHI Retail Institute GmbH [Hrsg.] [2008]: Shopping-Center-Report 2009, Köln, S. 36.
54
55
Einkaufscenter und I nnenstä dte – Trends , Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Einkaufscenter und I nnenstädte – T rends, Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
lichen Centerdichte als sehr trügerisch erweisen.
­einem Blick in die Städte deutet einiges darauf hin,
hinsichtlich der entscheidenden Frage, welche
Auf dem Weg einer klassischen Vorher-Nachher-
Für die Kommunen sind diese Entwicklungen hin
dass den Innenstädten und Stadtteilzentren durch
Wirkungen im Hinblick auf ökonomische, räum-
Untersuchung wurden die Auswirkungen in zwölf
zu immer mehr Einkaufscentern also ambivalent:
ein zu massives und vorbehaltlos hingenommenes
lich-funktionale und städtebauliche Aspekte von
Kommunen untersucht: Als Auswahlkriterien wur-
Auf der einen Seite waren Veränderungen stets das
Vordringen zu großer, stereotyp angelegter und
solch großen neuen Handelsimmobilien auf die
den die großräumliche Lage, die Stadtgröße6 und
Markenzeichen prosperierender Innenstädte und
suboptimal verorteter Einkaufscenter nachhaltig
zentralen Stadträume ausgehen können.
das Einzugsgebiet herangezogen. Ausschlagge-
natürlich werden durch Investitionen die Kraft und
geschadet werden kann. Dadurch wird die Stel-
die ökonomische Leistungsfähigkeit des Stand­ortes
lung der Innenstädte als ideelle Mitte europäischer
Innenstadt grundsätzlich gestärkt. Auch haben
Städte gefährdet, des Weiteren werden möglicher-
viele Innenstädte sicherlich einen Impuls nötig.
weise die Bemühungen des Bundes und der Län-
Andererseits können die neuen Einzelhandels-
der konterkariert, die Innenstädte durch den
strukturen nicht ohne Weiteres in die bestehenden
­Einsatz von Städtebauförderungsmitteln und die
innerstädtischen Einzelhandels- und Baustruktu-
Entwicklung neuer Programme zu stärken und
ren eingefügt werden. Oft sind gravierende bauli-
­attraktiver zu machen. All das bedeutet letztlich,
che Eingriffe notwendig, um sie zu realisieren, und
die Zukunft vieler Innenstädte kann auf dem Spiel
Angesichts der hier vorgestellten stadtentwick-
städte­baulichen Strukturen, insbesondere bei his-
räumliche und ökonomische Brüche deren Folge.
stehen.
lungspolitischen „Gemengelage“ wird deutlich,
torisch gewachsenen Innenstädten, zu prüfen,
An dieser Stelle ist als Zwischenfazit festzuhalten:
Für Städte, die sich mit dem Themen- bzw. Aufga-
dass Städte, die sich mit der Ansiedlung eines
wurden für vier ausgewählte Städte auch städte-
Einkaufscenter sind aus Sicht der Entwickler und
benfeld „Ansiedlung eines großen Einkaufscen-
­großen innerstädtischen Einkaufscenters beschäf-
bauliche und das Stadtbild prägende Aspekte
Betreiber zu einem Erfolgsmodell der Immobilien-
ters“ auseinandersetzen, ist es deshalb bedauer-
tigen, vor außerordentlich schwierigen Entschei-
­untersucht7. Eine weitere wesentliche Vorausset-
und Einzelhandelsentwicklung geworden. Die
lich und darüber hinaus mit Blick auf ein allgemei-
dungsprozessen stehen. Unterstützung bei der
zung für die Aufnahme in die Untersuchung war,
meisten dieser großen Verkaufseinrichtungen sor-
nes Erkenntnisinteresse bemerkenswert, dass es
Entscheidungsfindung erhalten die Rathäuser
dass die Center mindestens zwei Jahre in Betrieb
gen für gute Renditen, denn sie arbeiten nicht zu-
bisher nur wenige gesicherte Ex-post-Betrachtun-
durch das im Jahr 2008 abgeschlossene Projekt
waren. Die nach diesen Kriterien ausgewählten
letzt aufgrund eines straffen Centermanagements
gen zu den Wirkungen solcher Verkaufsanlagen auf
„Wirkungsanalyse großer innerstädtischer Ein-
Städte stellen, wie Tabelle 1 zeigt, einen breiten
wesentlich professioneller als die Einzelbetreiber,
die Städte gibt. Die Planungspraxis befindet sich in
kaufscenter“ .
Querschnitt der bundesdeutschen Städteland-
bei denen Grundeigentümer und Einzelhändler
einer paradoxen Situation: Zwar liegen mannig­
Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen mehrere
schaft dar.
unterschiedliche Ziele verfolgen und die es meist
faltige Daten und Fakten vor, indes kann mit ihnen
Fragen:
Analysiert wurden zwar hauptsächlich die Auswir-
nicht schaffen, einen schlagkräftigen Standortver-
die entscheidende Frage, welche Größe, Lage und
1. Welche Wirkungen gehen von großen Einkaufs­
kungen auf die Innenstädte, aber der Blick richtet
bund aufzubauen. Für die Ansiedlungskommunen
Form und welche Branchenzusammensetzung
centern auf den innerstädtischen Einzelhandel
sich auch auf gesamtstädtische Entwicklungen
besteht deshalb die Chance, die Anziehungskraft
­eines Centers der Stadt dient und wodurch eher
aus?
und Folgen für das regionale Umfeld. Grundlagen
und damit die Kaufkraftbindung im Einzelhandel
nachteilige Wirkungen zu erwarten sind, heute
zu erhöhen und den Kunden aus Stadt und Region
nicht schlüssig beantwortet werden; Ansiedlungs-
ein besseres Angebot zu bieten; dies nützt zu-
entscheidungen müssen auf der Basis von häufig
3. Welche Entwicklungen sind in Innenstädten
und Gutachten sowie die Resultate zahlreicher
nächst einmal auch den bestehenden Einkaufs­
stark umstrittenen, meist nur absatzwirtschaftli-
ohne große Einkaufscenter zu beobachten?
Gespräche in zuständigen Institutionen im Rah-
lagen.
che Aspekte berücksichtigenden Verträglichkeits-
Allerdings – so ist gerade in den vergangenen
prognosen getroffen werden. Deshalb besteht an-
­Jahren deutlich geworden – treten diese positiven
gesichts der bisherigen Erfahrungen, aber gerade
Wirkungen nicht immer, nicht in allen Standort­
auch in Erwartung weiterer Centeransiedlungen in
lagen und schon gar nicht von selbst ein. Bei
Innenstädten und Stadtteilzentren Klärungsbedarf
4
4 Aktuell von besonderer Bedeutung ist das Projekt Nationale Stadtentwicklungspolitik, initiiert vom Bundesministerium für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS).
bende Merkmale waren bei allen Städten mit einem Einkaufscenter neben diesen Kriterien die mi-
2.
Forschungsprojekt „Wirkungsanalyse großer innerstädtischer
Einkaufscenter“ – Vorgehen,
Ergebnisse aus beteiligten
niedersächsischen Städten
kroräumliche Lage des Centers in der Innenstadt
bzw. in deren Nähe und die Größe des Einkaufs­
centers. Um die Ergebnisse besser einordnen zu
können, wurden auch Kommunen ohne Einkaufs­
center in ihrer Innenstadt einbezogen. Um zusätzlich die Integration der Einkaufscenter in die
5
2. Wie fügen sich diese Handelsimmobilien in die
gewachsenen Stadtstrukturen ein?
für die Gewinnung von Ergebnissen waren Primärerhebungen, die Auswertung von Sekundärdaten
5 Unter demselben Titel erschienen als Band 7 der Difu-Schriftenreihe Edition Difu. Stadt Forschung Praxis, Berlin 2008. Das
Projekt entstand als „Gemeinschaftsproduktion" des Deutschen Instituts für Urbanistik, Berlin, des Planungsbüros Junker
und Kruse Stadtforschung/Planung, Dortmund, sowie des Braunschweiger Architekten und Bauhistorikers Dr. Holger PumpUhlmann.
6 Berücksichtigt wurden vorrangig kleine Großstädte und Mittelstädte. Kommunen dieser Größenordnung befinden sich gegenwärtig und sicherlich auch künftig im Fokus der Projektentwickler, weil hauptsächlich dort noch Handlungspotenziale
für entsprechende Großvorhaben vermutet werden. Bei großen Großstädten mit nicht selten mehreren Einkaufscentern in
zentralen Stadtlagen ist es zudem noch schwieriger, eine klare Zuordnung der Wirkungen vorzunehmen.
7 Es handelt sich um die Städte Erfurt, Minden, Schwerin und Siegen.
57
Einkaufscenter und I nnenstä dte – Trends , Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Tab. 1: In die Untersuchung einbezogene Fallstudienstädte
Lage des Einkaufscenters in der Stadt
Vergleichsstädte
Einkaufscenter und I nnenstädte – T rends, Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Einzelhandelsstruktur in Osnabrück
„junge Mode“ bestehende Lücken schließen,
Die Osnabrücker Innenstadt zeichnete sich bereits
schon deshalb, um Betriebsschließungen der An-
in der Vergangenheit durch einen attraktiven und
bieter Brinkmann, Wöhrl sowie eines ortsansässi-
vielseitigen Einzelhandelsbesatz aus, gleichzeitig
gen Herrenausstatters zu kompensieren.
im Haupt­
am Rand des
abgesetzter
ohne großes
haben jedoch auch Standorte in nicht integrierten
geschäftsbereich
Hauptgeschäfts­
Standort
innerstädtisches
Lagen mit großflächigem Einzelhandel an Gewicht
Einkaufscenter „Kamp Promenade“
Einkaufs­center
gewonnen. Diese Entwicklungen waren für die
Die gezielte Entwicklung der Fläche am Kamp
(ehemaliger Parkplatz) bot das Potenzial zur Stär-
bereiches
Düren
Bocholt
Regensburg
Bremen
Stadt Osnabrück Anlass, über zukünftige Einzel-
Erfurt
Kempten
Schwedt
Mannheim
handelsstrukturen und konkrete Entwicklungs­
kung des Einzelhandels in der Osnabrücker Innenstadt. Ein Investorenwettbewerb schaffte die pla-
Hagen
Schwerin
Minden
potenziale in der Innenstadt, den Stadtteilen und
Osnabrück
Siegen
Potsdam
Nahversorgungszentren nachzudenken. Fragen zu
nerische Voraussetzung zur Entwicklung eines
Wetzlar
den gesamtstädtischen Einzelhandelsstrukturen
Einzelhandelsstandortes mit direkter Anbindung
Wilhelmshaven
wurde im Jahr 2001 durch ein Märkte- und Zent-
an die 1a-Lage Große Straße. Durch die Entwick-
renkonzept nachgegangen. Neben diesem Kon-
lung sollte neben dem oben formulierten Ziel eine
zept gab es 2004 Überlegungen zum Stadtentwick-
Konzentration des Einzelhandels innerhalb des
lungsprozess in Osnabrück. Ziel des entwickelten
Hauptgeschäftsbereichs erreicht werden. Weiter-
Konzeptes war und ist es, gezielt Rahmenbedin-
hin war es das erklärte Ziel, einen neuen Rundlauf
men der Bereisungen aller beteiligten Kommunen.
Osnabrück
gungen zu schaffen, die eine hohe Wohn-, Arbeits-
zu ermöglichen. In dem Wettbewerb setzte sich
Die Ergebnisse der Analysen der 16 Fallstudien­
Osnabrück liegt im Südwesten von Niedersachen
und Lebensqualität in der Stadt Osnabrück sicher-
der Projektentwickler Multi Development GmbH
städte, darunter mit Osnabrück und Wilhelms­
in der Nähe des Teutoburger Waldes. Als Oberzen-
stellen.
aus Duisburg (damals noch Düsseldorf) durch. Die
haven auch zwei niedersächsische Kommunen,
trum mit rund 163.000 Einwohnern übernimmt
Die Entwicklung des Einzelhandels in der Osna-
Umsetzung der Planung wurde durch einen Beirat
wurden im Rahmen von Städteprofilen vorgestellt.
­Osnabrück überregionale Versorgungsfunktionen.
brücker Innenstadt stagnierte in den 1990er-Jah-
aus Vertretern der Politik, der Verwaltung, der
Den jeweiligen Mittelpunkt der Profile bildet eine
Die erweiterte Stadtregion verfügt über ein Ein-
ren. Die rückläufige Zentralität, die Flächenaus-
­Kammern, der Verbände und des Einzelhandels
Darstellung der städtischen Einzelhandelsstruktu-
wohnerpotenzial von rund 272.000 Personen. In
weisungen in nicht integrierten Lagen und die
­begleitet.
ren und des Einkaufscenters mit den Basisdaten
den vergangenen Jahren hatte Osnabrück einen
starken Konkurrenzstädte Bielefeld und Münster
Im Jahr 2004 wurde am Standort Kamp / Große
und seiner Entstehungsgeschichte. Durch einen
leichten Einwohnerrückgang zu verzeichnen. Die
haben diese Problematik weiter verstärkt. Zudem
Hamkenstraße die „Kamp Promenade“, ein offenes
Vorher-Nachher-Vergleich wurden die Auswirkun-
Prognosen bis zum Jahr 2016 sehen einen weiteren
konnte die steigende Nachfrage nach adäquaten
Einkaufscenter mit rund 12.000 m2 Einzelhandels-
gen des jeweiligen Einkaufscenters auf den Einzel-
Rückgang der Bevölkerung bis auf 150.000 Ein-
Einzelhandelsflächen für expandierende Einzel-
mietfläche, eröffnet. Ankermieter sind der Elektro-
handel analysiert.
wohner voraus9. Durch verstärkte Baulandauswei-
handelsbetriebe, insbesondere Filialisten, in Osna-
fachmarkt Saturn und Karstadt Sport. Durch das
Im Folgenden werden die Analyseergebnisse der
sungen und ein aktives Baulückenprogramm will
brück nicht befriedigt werden. Eine Stärkung der
offene städtebauliche Konzept wurde ein Raum
beiden Städte Osnabrück und Wilhelmshaven ex-
die Stadt Osnabrück dem Abwanderungsprozess
oberzentralen Funktion stand im Fokus der Innen-
geschaffen, der die typische Stadtstruktur auf-
emplarisch vorgestellt und eingeordnet8. Dabei
ins Umland entgegenwirken.
stadtentwicklung. Zur Realisierung wurde eine
nimmt. Vier Gebäude mit unterschiedlich farbigen
wird auch der Analysepfad in weiten Teilen er-
­Arbeitsgemeinschaft „Einzelhandelssteuerung“
Fassaden gruppieren sich um einen zentralen Platz
sichtlich.
gegründet, die sich aus Vertretern innerstädtischer
mit Cafés, Sitzmöglichkeiten und Bäumen. Neben
Akteure (Verwaltung, Politik, Verbände usw.) zu-
den Einzelhandelsflächen wurden rund 3.200 m2
sammensetzte. Gemeinsame Abwägungsprozesse
Büroflächen und eine Tiefgarage mit 245 Stellplät-
führten letztendlich zu Zielvorstellungen und Pro-
zen realisiert.
jekten, die von allen Beteiligten getragen wurden.
8 Die Analyseergebnisse geben den Sachstand bis zum Jahr 2008 wieder.
9 Stadt Osnabrück, Amt für Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung (2004): Stadtentwicklungskonzept Osnabrück „Wachsende Stadt in einer starken Region“, Osnabrück.
58
Vor allem sollten gezielte Entwicklungen in den
Sortimentsbereichen Unterhaltungselektronik und
59
Einkaufscenter und I nnenstä dte – Trends , Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Einkaufscenter und I nnenstädte – T rends, Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Tab. 2: Vergleich von Nutzungsstrukturen und absatzwirtschaftlichen Entwicklungen
Lage und Nutzungsstrukturen
1999
Gesamtverkaufsfläche
299.700 m
Verkaufsfläche Innenstadt
103.100 m
2
Verkaufsfläche Center
Geschäfte Innenstadt
90
2007
2
508
353.930 m
2
80
108.890 m2
70
10.800 m
60
2
580
18
davon Geschäfte im Center
69,1 %**
Anteil der Leitbranchen 1a-Lage
49,4 %*
51,9 %**
Leerstand 1a-Lage
1,2 %*
0 %**
20
Passantenfrequenz Große Straße
7.810
8.205
10
Mietpreise 1a-Lage
77 Euro/m2
115 Euro/m2**
143,0
138,4**
Kaufkraftkennziffer
98,8
100,5**
Umsatzkennziffer
149,8
141,4
Angaben aus: *2000, **2006.
Quelle: Angaben der zuständigen Dienststellen, Auswertung vorliegender Gutachten und statistischer Unterlagen,
eigene Erhebungen.
Wirkungsanalyse
4
4
53
1
4
2
19
40
68,8 %*
Zentralität
1
4
4
47
50
Filialisierungsgrad 1a-Lage
Absatzwirtschaftliche Grundlagen
60
Abb. 4: Einzelhandels- und Betreiberstruktur in der 1a-Lage
30
0
8
24
3
3
15
3
25
3
17
2
12
2000
n=86
Große Str.
2006
n=89
Große Str.
1
1
2006
n=35
Krahnstr.
1
3
2006
n=6
Domhof
3
1
3
1
2006
n=89
Nikolaiort
inhabergeführt
inhabergeführte Filiale
Filialist
Dienstleistung
Gastronomie
Sonstiges
2006
n=46
Johannisstr.
Quelle: Eigene Darstellung auf der Grundlage von „Kempers CityScout“.
diesem Bereich zu. Lageveränderungen sind in
geführt. Ebenso investieren die ansässigen großen
bereitschaft des Einzelhandels positiv entwickelt,
erster Linie in den 1b-Lagen bzw. Nebenlagen zu
Unternehmen in den Standort. Beispielsweise hat
nicht zuletzt weil auch die Kaufkraft gestiegen ist.
Die Entwicklung der „Kamp Promenade" mit zu-
beobachten. Besonders die Johannisstraße südlich
das Warenhaus L+T (Lengermann + Trieschmann)
Durch die Realisierung der „Kamp Promenade" ist
sätzlicher Einzelhandels- und Gastronomiefläche
des Neumarktes hat an Attraktivität verloren. Glei-
eine Markthalle eröffnet, und C&A wird von der
es mit einem relativ kleinen Investment offensicht-
bedeutet einen Verkaufsflächenzuwachs von zehn
ches gilt für den Neumarkt, der insbesondere
Möserstraße in die Große Straße umziehen.
lich gelungen, dem Hauptgeschäftsbereich mehr
Prozent in der Innenstadt von Osnabrück. Weiter-
durch den Leerstand des Textilkaufhauses Wöhrl
hin wurde die Fußgängerzone durch die Promena-
an Anziehungskraft in der Osnabrücker Innenstadt
Folgen der Einkaufscenteransiedlung
zu erhöhen. Gleichzeitig haben sich aber auch Ver-
de um 200 Meter erweitert, was einem prozentua-
verloren hat.
Die Entwicklungen im Einzelhandel in den vergan-
änderungen im vorhandenen Standortgefüge erge-
len Zuwachs von vier Prozent entspricht. In Rich-
Insgesamt betrachtet hat die Realisierung der
genen Jahren haben sich auf die Stellung der Stadt
ben. Insbesondere die bereits etwas abgesetzt lie-
tung Promenade ist es nur zu wenigen, kleinflächi-
„Kamp Promenade“ zu einer Konzentration des
Osnabrück in der Region positiv ausgewirkt. Die
gende Johannisstraße hat in den vergangenen
gen Einzelhandelsverlagerungen gekommen.
Einzelhandels und einer Stärkung der 1a-Lage
konzentrierte Innenstadtentwicklung, insbesonde-
Jahren weiter an Attraktivität verloren.
Wie Tabelle 2 zeigt, haben der Filialisierungsgrad
Große Straße im Hauptgeschäftsbereich von Osna-
re die Ausweisung von Einzelhandelsflächen aus-
Ein wichtiger Indikator für die Lageveränderungen
und der Anteil der Leitbranchen in der 1a-Lage
brück geführt. Ein gutes Indiz dafür ist auch das
schließlich an integrierten Standorten, hat dazu
im Hauptgeschäftsbereich ist die Mietpreisent-
keine nennenswerten Änderungen erfahren. Eine
gesteigerte Interesse von Filialisten am Standort
beigetragen, die Zentralität der Stadt Osnabrück
wicklung. In Städten, die vergleichbare Bevölke-
Steigerung der Frequenz in der Großen Straße lässt
Osnabrück. Diese Entwicklungen haben zu einer
auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Zu-
rungszahlen aufweisen wie die Stadt Osnabrück,
den Schluss einer Erhöhung der Attraktivität in
deutlichen Steigerung der Mieten in der 1a-Lage
dem haben sich die Situation und die Investitions-
lassen sich sinkende Mietpreise in den verschiede-
Tiefe zu verleihen und die Frequenz in der 1a-Lage
61
Einkaufscenter und I nnenstä dte – Trends , Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
nen Einzelhandelslagen ablesen. In Osnabrück ist
ort mit größtenteils hochwertigen Sortimenten
Ziele (Stabilisierung der Zentralität, Verbesserung
Einzelhandelsstruktur in Wilhelmshaven
durch die „Kamp Promenade“ die gestiegene
entwickelt. Die Altstadt hat das Entwicklungspo-
der Angebotssituation in der Innenstadt und Stär-
In der polyzentrisch aufgebauten Stadt hat sich
Nachfrage nach adäquaten Einzelhandelsflächen
tenzial im gastronomischen Bereich genutzt und
kung des Einzelhandelsstandortes und seiner
mit der Marktstraße erst nach dem Krieg ein Ein-
nur zum Teil gestillt werden. Die Mieten sind infol-
ein eigenständiges Gastronomieviertel zum Leben
räumlichen Struktur) zum großen Teil erreicht wer-
zelhandelsschwerpunkt in der Wilhelmshavener
gedessen in der Großen Straße (1a-Lage) weiter
erweckt.
den konnten. Allerdings wurde die mit der Projekt-
Innenstadt herauskristallisiert12. Sie wurde in den
angestiegen. Darüber hinaus sind bisher in der
An einigen Leerständen in den Randlagen des Os-
entwicklung angestrebte hochwertige Sortiments-
1960er- bzw. 1970er-Jahren als Fußgängerzone
Großen Straße ansässige Einzelhändler in preis-
nabrücker Hauptgeschäftsbereichs werden Prob-
struktur in der „Kamp Promenade“ nicht vollstän-
umgestaltet. Um die Innenstadt weiter zu stärken
günstigere Lagen verdrängt worden.
leme im Einzelhandelssektor deutlich. Diese kön-
dig erreicht. Zudem bestehen weiterhin Entwick-
und den öffentlichen Raum und private Immobilien
Als Reaktionen auf die Lageveränderungen und
nen, wegen ihrer mangelnden Lagequalität nicht
lungspotenziale im Bereich der Woolworth-Immo-
aufzuwerten, wurden zwischen 1985 und 2003 um-
die Mietentwicklungen gerade auch abseits der
zwingend auf die Realisierung der „Kamp Prome-
bilie.
fangreiche Stadterneuerungsmaßnahmen in vier
1a-Lagen sind Initiativen von Einzelhändlern und
nade“ zurückgeführt werden.
Dienstleistern zu beobachten. Die Krahnstraße hat
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die mit der
Wilhelmshaven
2006 war Wilhelmshaven Pilotstadt im ExWoSt-
sich zu einem speziellen Facheinzelhandelsstand-
­Realisierung der „Kamp Promenade“ verfolgten
Die kreisfreie Stadt Wilhelmshaven liegt im Nord-
Forschungsvorhaben „Stadtumbau West“. In die-
westen Niedersachsens. Wilhelmshaven versorgt
sem Projekt wurden Leitbilder und Entwicklungs-
als Oberzentrum den umliegenden ländlichen
ziele erarbeitet sowie Projekte umgesetzt. Im Jahr
Raum Frieslands. Insgesamt setzt sich die Stadt
2006 wurde zudem ein Einzelhandelsentwick-
aus 27 Stadtteilen zusammen. Wilhelmshaven ist
lungskonzept für die Stadt Wilhelmshaven erstellt,
geprägt durch die Lage an der Nordsee und zahl-
um Entwicklungsperspektiven und Handlungs­
reiche Häfen. Die Stadt wurde im Zweiten Welt-
leitlinien für den Einzelhandel in der Stadt zu defi-
krieg, wegen ihrer Bedeutung als Kriegshafen, bis
nieren.
zu 60 Prozent zerstört. Durch Zerstörung und
Die Einkaufsinnenstadt Wilhelmshavens ist im
­Wiederaufbau entstanden städtebauliche Defizite,
­Wesentlichen als lang gestrecktes Band an der
die jedoch durch große Sanierungsgebiete weitest-
Marktstraße, hauptsächlich zwischen Mitscher-
gehend behoben worden sind. Die Innenstadt
lichstraße und Virchowstraße, organisiert. Nur im
­gliedert sich in die Bereiche City, Innenstadt-Nord,
parallel verlaufenden Straßenzug Börsenplatz und
Hansaviertel und Innenstadt-West. Wilhelmshaven
Grenzstraße sind noch innenstadtrelevante Nut-
hat in hohem Maße Bevölkerungsverluste zu be-
zungen anzutreffen. Der Versuch, die Grenzstraße
klagen. Lag die Bevölkerungszahl in den 1970er-
auch als Einzelhandelsstandort zu etablieren (u.a.
Jahren noch bei über 100.000, sind es heute nur
durch die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes),
Abb. 5: Lagestrukturen in der Osnabrücker Innenstadt im Vergleich
2001
2007
Innenstadtsanierungsgebieten umgesetzt. Bis
82.797
10
62
gelang nicht.
rungsrückgang von über drei Prozent festzustellen.
Mit dem seit Anfang der 1990er-Jahre verfolgten
Die Prognosen bis zum Jahr 2020 sehen eine wei-
Bau der „Nordseepassage“ sollte verloren gegan-
terhin negative Bevölkerungsentwicklung: Bis
gene Kaufkraft zurückgewonnen und damit die
2020 soll die Einwohnerzahl auf rund 78.000 Ein-
Zentralität gesteigert werden. Zudem galt es, den
wohner sinken.
desolaten Bahnhof und sein Umfeld aufzuwerten.
11
Quelle: Eigene Darstellung nach Kartenmaterial und Auskünften der Stadt Osnabrück.
Einwohner. Seit 2000 ist ein Bevölke­
10 Stadt Wilhelmshaven, Abteilung Statistik und Wahlen, 2007.
11 Niedersächsisches Landesamt für Statistik (2004): Bevölkerungsvorausschätzung für Wilhelmshaven.
12 Neben der Auswertung relevanter Gutachten und Statistiken, die im Folgenden dargestellt sind, basieren die Ergebnisse auf
Expertengesprächen mit der Stadt Wilhelmshaven, der Industrie- und Handelskammer Oldenburg, sowie des zuständigen
Einzelhandelsverbandes.
63
Einkaufscenter und I nnenstädte – T rends, Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Das Vorhaben wurde in der Stadt nicht strittig dis-
hof eröffnet; zusätzlich wurden rund 1.000 m2 Gas-
kutiert. Planerischer Einfluss konnte über die Lage
tronomieflächen geschaffen; das Parkplatzangebot
des Vorhabens im Sanierungsgebiet ausgeübt wer-
liegt bei 600 Stellplätzen. Ankermieter sind ein
den. Eine unmittelbar mit der Projektentwicklung
C&A-Textilkaufhaus, ein Elektro-Markt sowie ein
in Verbindung stehende Verträglichkeitsanalyse
Lebensmittelmarkt. Im Center stehen einige Flä-
bezüglich der Einzelhandelsentwicklung wurde
chen leer und einige sind untergenutzt. Der
nicht durchgeführt. Anfang der 1980er-Jahre war
­Centerstandort liegt etwa einen Baublock, knapp
allerdings im Rahmen einer Markt- und Tragfähig-
100 Meter, entfernt von der Fußgängerzone Markt-
60
keitsanalyse bereits eine Mindestgröße von 12.000
straße und bildet eine Einheit mit dem Hauptbahn-
40
m2 ermittelt worden. Als Projektentwickler und
hof Wilhelmshaven. Das Center ist auf den Flächen
­Investor trat die STOBAU (Stoffel-Bau) auf.
des alten Bahnhofs sowie auf angrenzenden Bahn-
Abb. 6: Einzelhandels- und Betreiberstruktur in der 1a-Lage
140
120
5
8
10
40
100
10
9
9
46
80
5
9
10
54
2
33
20
0
flächen errichtet. Städtebaulich optimiert das
1997
n=121
2000
n=117
2007
n=113
Einkaufscenter „Nordseepassage“
­Center seine Verbindung zum Bahnhof, die Bezüge
1997 schließlich wurde die „Nordseepassage“ mit
zur Stadt sind durch das konsequente Ausrichten
inhabergeführt
inhabergeführte Filiale
Filialist
rund 19.000 m Einzelhandelsmietfläche am Bahn-
nach innen eher unzureichend ausgebildet.
Dienstleistung
Gastronomie
Sonstiges
2
Quelle: Eigene Darstellung auf der Grundlage von „Kempers CityScout".
Tab. 3: Vergleich von Nutzungsstrukturen und absatzwirtschaftlichen Entwicklungen
Lage und Nutzungsstrukturen
1997
2007
Es ist Folgendes zu beobachten: Im Zeitraum von
Die ursprüngliche Verkaufsfläche der Innenstadt
1997 bis 2007 hat sich der Anteil der inhaberge-
ist durch die Realisierung des Centers um 17.190
führten Geschäfte in der Marktstraße um rund 40
Gesamtverkaufsfläche
137.396 m *
174.665 m
m gestiegen, die Länge der Fußgängerzone wuchs
Prozent reduziert, um den annähernd gleichen An-
Verkaufsfläche Innenstadt
k. A.
45.660 m2
von 1.650 auf 2.150 Meter, also um rund 30 Prozent.
teil erhöhte sich der Anteil der Filialbetriebe. Der
17.190 m2
Die in Abbildung 7 dargestellten Lageklassifizie-
durch die Verlagerung des C&A in die „Nordsee-
171
rungen zeigen die Veränderungen im Wilhelms­
passage“ entstandene Leerstand wird seit einigen
36
havener Hauptgeschäftsbereich: Durch den Bau
Jahren vollständig von einem Sonderpostenwaren-
2
Verkaufsfläche Center
Geschäfte Innenstadt
k. A.
davon Geschäfte im Center
2
2
Filialisierungsgrad 1a-Lage
42,9 %
62,9 %****
des Centers ist es zu einer Verkürzung der Ge-
markt genutzt. Eine Nutzungsverschiebung vom
Anteil der Leitbranchen 1a-Lage
34,7 %
31,5 %****
schäftslagen in Richtung Center gekommen. Ver-
Einzelhandel in Richtung Dienstleistungen hat es
Leerstand 1a-Lage
4,1 %
4,4 %
lierer der Entwicklung sind nach Meinung der
in der Marktstraße nicht gegeben. Die einzelhan-
Passantenfrequenz Marktstraße
3.960
3.000
­befragten Experten die Randlagen des Haupt­
delsrelevante Kaufkraftkennziffer ist seit 1995 von
Mietpreise 1a-Lage
56 Euro/m2***
30 Euro/m2
geschäftszentrums und vor allem die Nebenzent-
99,2 gesunken und liegt für das Jahr 2006 bei
ren der Stadt. Größte Standortverlagerung von Ein-
96,713. Für die Wilhelmshavener Bevölkerung ergibt
zelhandelsbetrieben zum Zeitpunkt der Centerer-
sich somit ein einzelhandelsrelevantes Kaufkraft-
öffnung war der Umzug des C&A-Kaufhauses von
potenzial von rund 4.879 Euro pro Kopf. Dagegen
der Virchowstraße ins Center. Daneben haben
hat sich die Zentralität von 110 auf 117 erhöht.
auch eine ganze Reihe kleinerer Betriebe ihren
Laut Kempers14 ist die Passantenfrequenz in der
Standort ins Center verlagert.
1a-Lage Marktstraße in etwa gleich geblieben.
Absatzwirtschaftliche Grundlagen
Zentralität
110,78
117
Kaufkraftkennziffer
99,2**
96,7
Umsatzkennziffer
k. A.
118,5
Angaben aus: *1993, **1995, ***1991, ****2006.
Quellen: Angaben der zuständigen Dienststellen, Auswertung vorliegender Gutachten und statistischer Unterlagen,
eigene Erhebungen.
64
Wirkungsanalyse
13 Cima GmbH Lübeck (2007): Einzelhandelsentwicklungskonzept für das Oberzentrum Wilhelmshaven.
14 Kempers (1997 und 2000): City-Scout.
65
Einkaufscenter und I nnenstä dte – Trends , Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Abb. 7: Lagestrukturen in der Wilhelmshavener Innenstadt im Vergleich
1996
2007
Quelle: Eigene Darstellung nach Kartenmaterial und Auskünften der Stadt Wilhelmshaven.
Einkaufscenter und I nnenstädte – T rends, Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Abb. 8: Gesamtbilanz der Eckdaten der Centerentwicklung
Bilanz
Flächen­
zuwachs
Lage in der
Innenstadt1
Baustruktur
Längenzu­ Anzahl der
wachs der Stellplätze
Fußgänger­
zone
Verkaufs­
fläche je
Stellplatz
Düren
25 %
integriert
geschlossen
23 %
700
20
Erfurt
17 %
integriert
geschlossen
15 %
750
26
Hagen
2
12 %
integriert
geschlossen
16 %
867
26
Osnabrück
10 %
integriert
offen
4%
245
44
Bocholt
61 %
Rand
beides
52 %
1.170
27
Kempten
25 %
Rand
geschlossen
32 %
1.070
18
Schwerin
62 %
Rand
geschlossen
58 %
1.000
17
Siegen
33 %
Rand
geschlossen
44 %
1.200
17
Wetzlar
32 %
Rand
geschlossen
42 %
1.700
11
Wilhelms­
27 %
Rand
geschlossen
30 %
600
29
23 %
extern
geschlossen
16 %
1.500
14
130 %
extern
geschlossen
50 %
1.500
10
2
haven
gängerzone gelegen, verfolgte die Stadt Wilhelms-
in der 1a-Lage als auch in den 1b-Lagen im Zeit-
haven zum einen das Ziel, die Kaufkraftbindung
raum von 1995 bis 2000 zurückgegangen. Das be-
und -anziehungskraft der Stadt zu stärken, zum
stätigen auch die Expertengespräche. Hier wird
anderen galt es, den Bahnhof und das Bahnhofs­
die Auffassung geäußert, dass die Mietpreise seit
umfeld neu zu gestalten bzw. neu zu nutzen. ­Beide
der Eröffnung des Centers um 30 bis 50 Prozent
Ziele sind, so belegen es die Zahlen und die Exper-
­zurückgegangen sind. Nach Angaben der Stadt
tenmeinungen, erreicht worden. Dennoch sind
führt. Neue Filialbetriebe, die den inhabergeführ-
auf das von städtischer Seite gemeinhin verfolgte
Wilhelmshaven konnte jedoch im Jahr 2004 das
auch in Wilhelmshaven Leerstände in Rand­lagen
ten Einzelhandel in Teilen abgelöst haben, konnten
Ziel der Zentralitätssteigerung, bei gleichzeitiger
Mietniveau von 1995 annähernd wieder erreicht
des Hauptgeschäftsbereichs vorzufinden. Dabei ist
zu einer gleich bleibenden Qualität beitragen und
Stabilisierung der räumlich-funktionalen Struktur
werden.
zu berücksichtigen, dass sich der Einwohnerrück-
diese sogar in Teilen erhöhen. Insgesamt hat sich
des Hauptgeschäftsbereichs, zu den positiveren
Größter Leerstand ist der ehemalige WalMart-Ver-
gang in den letzten zehn Jahren (ein Verlust von
jedoch die Ausdehnung des Einzelhandelsbestan-
Beispielen. Osnabrück konnte den Zentralitätsin-
brauchermarkt in der Grenzstraße mit ca. 10.000
rund 6.000 Einwohnern) nachteilig auf die vorhan-
des verringert. Unabhängig davon machen indes
dex sichern und gleichzeitig die Attraktivität der
Schwedt
1 integriert = in 1a-Lage, Rand = am Rand des Hauptgeschäftsbereichs, extern = abgesetzt vom Hauptgeschäftsbereich.
2 Wert geschätzt.
m Verkaufsfläche. Zuzüglich der nicht exakt zu
dene Kaufkraft ausgewirkt. Die Stadt gibt den
die Analysen deutlich, dass das Center selbst nicht
Innenstadt steigern. In Wilhelmshaven stieg die
­beziffernden kleineren Leerstände steht dadurch in
Kaufkraftrückgang für die betrachteten zehn Jahre
optimal funktioniert, der Wegzug wichtiger Anker-
Zentralität und es wurde ein Modernisierungs-
etwa die Fläche leer, die durch den Centerbau
mit rund 29 Mio. Euro an.
mieter sowie einige Leerstände und Unternutzun-
schub erreicht, der offensichtlich mithalf, die Stel-
­entstanden ist. Dabei ist anzumerken, dass zum
Die „Nordseepassage“ hat also offensichtlich die
gen sind dafür Indiz.
lung der Innenstadt zu sichern. Allerdings sind
Zeitpunkt der Erhebung auch im Center Flächen
Anziehungskraft der Innenstadt verbessert. Eine
leer standen bzw. extensiv genutzt wurden.
Schwächung der 1a-Lage ist nicht erkennbar. Die
Einordnung der Ergebnisse aus den
beobachten.
Verlagerung bzw. Aufgabe von inhabergeführten
niedersächsischen Fallstudienstädten
Insgesamt reicht bei den untersuchten Fällen das
Folgen der Einkaufscenteransiedlung
Geschäften und die Ansiedlung von Filialbetrieben
Wie Abbildung 8 zeigt, ist in die Untersuchung ein
Spektrum des innerstädtischen Verkaufsflächenzu-
Mit dem Bau der „Nordseepassage“, am Bahnhof
hat in den letzten zehn Jahren dort zu keinem
breites Spektrum von Centern eingegangen. Die
wachses durch die Einkaufscenter von moderaten
Wilhelmshaven in Randlage zur bisherigen Fuß-
­Niveauverlust des Einzelhandelsbestandes ge-
niedersächsischen Städte gehören dabei, mit Blick
Zuwächsen über ein starkes Wachstum bis hin zu
2
66
Regensburg
Die Mietpreise sind laut Angaben des RDM sowohl
dort zum Teil deutliche Lageverschiebungen zu
67
Einkaufscenter und I nnenstä dte – Trends , Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Einkaufscenter und I nnenstädte – T rends, Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
Abb. 9: Gesamtbilanz der Auswirkungen des Centerbetriebs
Bilanz
Entwicklung
der 1a-Lage
Zentralität
Veränderung Umgang mit
Stadtbildder Lage­
Baubestand/ Maßstäblich­
strukturen
Denkmal­ keit u. Einbin­
schutz
dung in Stadt­
struktur
+
+
0
Erfurt
+
+
+
Hagen
0
–
0
Osnabrück
+
–
0
Bocholt
+
+
–
Kempten
+
–
+
Schwerin
–
+
––
–
–
Siegen
--
+
––
0
–
Wetzlar
–
+
–
Wilhelms­
–
+
–
+
+
+
0
+
haven
Schwedt
++ sehr positive Entwicklung,
– negative Entwicklung,
68
+
+ positive Entwicklung,
– – sehr negative Entwicklung
Einzelhandelsmieten in der 1a-Lage und in den an-
zwölf untersuchten Centerstandorten.
grenzenden 1b-Lagen als Auswirkung der „Nord-
Die Auswirkungen der untersuchten zwölf Ein-
seepassage“ mittlerweile deutlich abgeschwächt.
kaufscenter auf die lokale Einzelhandelsentwicklung werden festgemacht an den Veränderungen
innerhalb der 1a-Lagen, der Zentralität und bei den
Lagestrukturen (vergleiche Abbildung 9). Dabei
3. Zentrale Ergebnisse und
Handlungsempfehlungen
setzt sich das Kriterium „Veränderungen der 1a-
Düren
Regensburg
hinter Osnabrück den zweiten Platz unter den
0 Stagnation
Lage“ zusammen aus den Veränderungen beim
Insgesamt führen die Recherchen im Rahmen des
­jeweiligen Filialisierungsgrad, der Leitbranchenan-
Forschungsprojektes zu folgenden grundlegenden
teile, der Passantenfrequenzen sowie der Mieten
Ergebnissen:
für Einzelhandelsflächen. Bei den Lagestrukturen
– Zwischen den beiden zentralen Zielen „Erhö-
werden die Entwicklungen in der Wertigkeit der
hung der Zentralität“ sowie „Weitgehender
Lagen (untergliedert in 1a-Lagen, 1b-Lagen,
­Erhalt und behutsame Weiterentwicklung
­Neben- und Randlagen) in den Blick genommen.
­bestehender Einzelhandels- bzw. Innenstadt-
Vergleicht man die jeweiligen Veränderungen, fällt
strukturen“ besteht ein erheblicher Zielkon-
auf, dass gerade die gesamtstädtischen Zentrali-
flikt: Eine starke Ausweitung des innerstädti-
tätsgewinne in Schwerin und in Wetzlar mit sehr
schen Verkaufsflächenangebotes führt zwar in
negativen Veränderungen der innerstädtischen
der Regel zu Zentralitätsgewinnen, gleichzei-
­Lagestrukturen erkauft wurden. Die Folgen einer
tig jedoch auch zu einer deutlichen Verände-
die Innenstadt dominierenden Centeransiedlung
rung der Lagestrukturen im Hauptgeschäfts-
in beiden Städten springen insofern besonders ins
bereich und der Baustrukturen der Innenstadt.
Auge, als dort die alten 1a-Lagen zu 1b-Lagen ab-
– Für die funktionale Struktur des bestehenden
gesackt sind; als heutige 1a-Lagen können nur die
Hauptgeschäftszentrums sind dann die ge-
Malls der beiden Einkaufscenter eingestuft wer-
ringsten negativen Entwicklungen zu erwar-
massiven Größensprüngen. Osnabrück weist mit
Ein Blick auf die Stellplatzsituation macht deutlich,
den. Der ganz leichte Rückgang der Einzelhan-
ten, wenn das Center in seiner Mitte liegt und
einer Flächenzunahme von lediglich zehn Prozent
dass ein Teil der analysierten Center über ausge-
delszentralität in Osnabrück ist – vergleichbar mit
es den Flächenbestand moderat erweitert.
den geringsten Zuwachswert aller untersuchten
sprochen großzügig dimensionierte Stellplatzanla-
der Entwicklung im westfälischen Hagen – zum
– Ein positiver Schub für 1a-Lagen wird in der
zwölf Innenstädte mit einem Center aus, Wilhelms-
gen verfügt. Das „Forum Wetzlar“ steht mit seiner
­einen auf eine starke Konkurrenz im Umland
Regel durch kleinere, integrierte Einkaufscen-
haven dagegen verzeichnet mit einer geschätzten
Stellplatzzahl an der Spitze, dicht gefolgt von den
­zurückzuführen. Zum anderen sind als Folge der
ter ausgelöst.
Flächenzunahme von 27 Prozent ein starkes
Center-Stellplatzanlagen in Schwedt und Regens-
sehr moderaten Verkaufsflächenerweiterungen
– Baulich introvertiert angelegte Center haben
Wachstum, ist aber noch weit von den „Spitzenrei-
burg. Die „Kamp Promenade“ in Osnabrück ist das
durch die „Kamp Promenade“ die „anschieben-
negative Auswirkungen auf das Stadtbild zur
tern“ Schwedt/Oder, Schwerin und Bocholt ent-
Einkaufscenter mit den wenigsten Stellplätzen –
den“ Wirkungen auf die Zentralität eben ausge-
Folge und erschweren ihre innerstädtische
fernt. Während Osnabrücks „Kamp Promenade“
dort stehen nur 245 Stellplätze in einer Tiefgarage
sprochen begrenzt. Indes zählt Osnabrück zu den
­Integration.
direkt in der 1a-Lage vorbildhaft in offener Bauwei-
zur Verfügung. Die Verkaufsfläche je Stellplatz ist in
untersuchten sechs Kommunen mit einer positiven
– Große Einkaufscenter in Innenstadtrandlagen
se errichtet wurde, positioniert die „Nordseepassa-
Osnabrück mit 44 m am höchsten; ganz am ande-
Entwicklung der 1a-Lage. Der leichten Zunahme
sind von allen Lagekategorien am ehesten mit
ge“ am Rand des Hauptgeschäftsbereichs und
ren Ende der Skala Schwedt mit zehn Quadrat­
der Zentralität von Wilhelmshaven stehen minima-
der Gefahr verbunden, die bestehenden Struk-
wurde – wie die ganz überwiegende Zahl der un-
metern und Wetzlar mit elf. Wilhelmshavens „Nord-
le negative Veränderungen in der 1a-Lage und bei
turen des Hauptgeschäftsbereichs ungünstig
tersuchten Shopping-Center – als geschlossene
seepassage“ belegt hinsichtlich des sparsamen
den Lagestrukturen gegenüber. Allerdings hat sich
Anlage in introvertierter Form gebaut.
Umgangs mit Flächen für den ruhenden Verkehr
zum Beispiel der zeitweilige starke Rückgang der
2
zu beeinflussen.
– Und: Innenstädte können sich auch ohne ein
69
Einkaufscenter und I nnenstä dte – Trends , Auswirkungen , H andlungsempfehlungen
denen Geschäftsbereich angrenzen und
Centers ist durch ein Grundrisskonzept sicher-
an Attraktivität sowie Zentralität zulegen. Un-
gleichzeitig einen in etwa gleich großen
zustellen, welches sich mit dem vorhandenen
abdingbare Voraussetzung für „centerlose“
Gegenpol haben.
öffentlichen Raum verzahnt. Der Grundriss
Die Projektergebnisse sind letztlich ein Plädoyer
Entwicklungserfolge ist jedoch ein möglichst
4) Wenn größere Umwälzungen in der Struktur
darf nicht ausschließlich zur inneren Mall aus-
dafür, das Thema innerstädtische Einkaufscenter
komplettes Einzelhandelsangebot mit moder-
des bestehenden Geschäftsbereichs vermie-
gerichtet sein, sondern muss sich ebenso zu
in seiner ganzen Komplexität zu betrachten: Öko-
nen Einzelhandelsformaten in einem möglichst
den werden sollen, sind die Flächenerweite-
den öffentlichen Räumen (Straßen, Plätzen)
nomische Aspekte spielen genauso eine Rolle wie
kompakten Innenstadtraum.
rungen durch ein Einkaufscenter im modera-
­orientieren.
städtebauliche oder baukulturelle. Die Städte
Aus den angestellten Analysen lassen sich für den
ten Rahmen zu halten. Das bedeutet konkret,
8) Aus Gründen der stadträumlichen Integration
­müssen daher ein solches Investment nicht nur als
Umgang mit künftig ins Auge gefassten Ansied-
dass bei einer durchschnittlich ausgestatteten
ist die Geschossigkeit des Centers der ört­
Projektentwicklung, sondern als Stadtentwicklung
lungen von Einkaufscentern in Innenstädten die
Innenstadt eine Verkaufsflächenerweiterung
lichen Situation anzupassen. Das bedeutet, die
verstehen, bei dem es gilt, alle relevanten Aspekte
folgenden Handlungsempfehlungen ableiten:
um 15 Prozent, bezogen auf die innerstädti-
Verkaufsflächen sollten möglichst intensiv ge-
zu berücksichtigen. Hierzu gehört bereits zu
1) Ziele, die mit einer Centeransiedlung erreicht
sche Verkaufsfläche, nicht überschritten wer-
stapelt werden. Zudem eignen sich die oberen
­Beginn des Vorhabens die Diskussion eines Ziel-
werden sollen, und mögliche unerwünschte
den sollte. Gleichzeitig sollten bei Städten bis
Geschosse für andere innenstadtrelevante
systems, das die stets vorhandenen Zielkonflikte
Wirkungen müssen im Vorfeld dargestellt und
200.000 Einwohner die innerstädtischen Ver-
Nutzungen, wie zum Beispiel Wohnen, Büros,
nicht ausklammert. Erst wenn unter diesem Blick-
diskutiert werden. Zudem ist es sinnvoll, um
kaufsflächen im Regelfall um nicht mehr als
öffentliche Dienstleistungen.
winkel alle Chancen und Risiken abgewogen wor-
isolierte Zielaussagen zu vermeiden, die for-
15.000 m2 ausgeweitet werden, um einer
9) Um eine Integration des Centers in die Innen-
den sind, können stadtverträgliche Lösungen ge-
­Autarkie des Einkaufscenters vorzubeugen.
stadt zu ermöglichen, ist die Zahl der Stellplät-
funden werden. Hierzu leisten die Ergebnisse der
Die Flächenerweiterung kann größer ausfallen,
ze im Center wie folgt zu begrenzen: Das Stell-
vorgelegten Studie sicherlich einen ersten Beitrag.
darzustellen, welches Zukunftsbild für die In-
wenn in einer Innenstadt Unterausstattungen
platzangebot im Center darf nicht das größte
Künftig wird es von besonderer Bedeutung sein,
nenstadt in den nächsten zehn bis 20 Jahren
bzw. eklatante Angebotslücken zu beseitigen
der Innenstadt sein, und die Stellplatzzahl ist
dass im Sinne von Best-practice-Lösungen Vor­
angestrebt wird. Die Einbindung in regionale
sind oder auch, wenn die Größenstruktur der
nicht über den vorhandenen Schlüssel Ver-
gehensweisen und Fallbeispiele benannt werden,
Konzepte ist dabei genauso selbstverständlich
innerstädtischen Läden nicht mehr modernen
kaufsfläche/Stellplatz hinaus auszudehnen.
die die Städte noch besser in die Lage versetzen,
mulierten Ziele in einen Rahmen- oder Masterplan für die Innenstadt einzubetten. Hier ist
wie die in die Stadtentwicklungsplanung.
Ansprüchen genügt. Gleiches gilt für den Fall
Für diese Empfehlungen zum Umgang mit Ein-
ihre Anforderungen an ein Center bzw. an andere
2) Der Zuschlag für eine Centerentwicklung an
einer dringend erforderlichen Stärkung der
kaufscentern gilt: Sie sind als Prüfschema für die
geeignete Betriebsformen zu formulieren und
einen Investor/Entwickler darf wegen der Stär-
kurzfristigen Bedarfsstufe. Ein Überschreiten
kommunale Praxis heranzuziehen. Es soll zur
­damit in die Verhandlungen mit Investoren und
ke der Intervention und der damit verbunde-
der als „Regelgröße“ zu verstehenden Flächen-
­Beurteilung der relevanten Eckpunkte im zeit­
Entwicklern zu gehen. Die Betriebsform Center –
nen Bedeutung für die Stadt nur im Rahmen
erweiterung um 15 Prozent setzt jedoch eine
lichen Vorfeld einer Ansiedlung anhand klarer
auch das ist deutlich geworden – hat weitere Inno-
eines formalisierten, nachvollziehbaren Aus-
besonders intensive und kritische Prüfung vo­
­Kriterien und unter der Zielsetzung bestmöglicher
vationen im Hinblick auf stadtverträglichere For-
wahlverfahrens erfolgen. Erforderlich sind des-
raus.
Integration dienen. Bei der Anwendung dieses
men und Größen dringend nötig.
halb zwingend die Ansprache mehrerer Pro-
5) Der Branchenmix eines Einkaufscenters muss
Prüfschemas ist die spezifische Situation vor Ort –
jektentwickler und die Einleitung eines fairen
mit dem Projektentwickler so definiert werden,
insbesondere Stadtgröße und deren Struktur sowie
und transparenten Verfahrens. Dadurch wer-
dass das Angebot eine Ergänzung zum bereits
die regionale Struktur – stets zu berücksichtigen.
den der Wettbewerb untereinander und damit
vorhandenen Angebot des innerstädtischen
Die Empfehlungen verstehen sich nicht als Dog-
auch die Qualität des Projektes erhöht.
Einzelhandels darstellt.
ma, jedoch als Maßstab und Anleitung für kommu-
3) Für die Lokalisation eines neuen Einkaufs­
6) Monostrukturierte Einkaufscenter sind zu ver-
nales Handeln. In ihrer inhaltlichen Zielrichtung
centers in der Innenstadt kommen nur zwei
meiden, stattdessen sind auch kulturelle Ein-
stellen sie den Erhalt gesunder und zukunftsfähi-
Standorttypen in Frage:
richtungen oder Wohnungen zu integrieren,
ger Stadtstrukturen über das Ziel der Zentralitäts-
– unmittelbar in der 1a-Lage oder
um urbanes Leben nicht nur bis zum Laden-
erhöhung.
– an einem neuen Pol der Innenstadt. Dieser
muss jedoch unmittelbar an einen vorhan-
70
4. Fazit
Einkaufscenter weiter positiv entwickeln und
schluss zu ermöglichen.
7) Die räumliche Innenstadtverträglichkeit eines
71
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
Robert Pütz
Business Improvement Districts
als Instrument der Quartiers­
entwicklung
In der Diskussion um Instrumente zur Revitalisierung von Innenstädten und Stadtteilzentren sind in
1. BID als neues Modell sub
kommunaler Steuerung
jüngerer Zeit Business Improvement Districts (BID)
72
sind, die Stadt auf ökonomische Inwertsetzung
zwischen hoheitlich-­öffentlicher und privater
und Effizienz auszurichten (Ward 2000; Wilson
Sphäre verflüssigen, beispielhaft zum Aus-
2004). Sie gehen einher mit spezifischen Problem-
druck: Sie sind quasi-­öffentlich, weil sie ge-
wahrnehmungen sowie stadtpolitischen Zielen
setzlich legitimiert sind und der Staat die
und Problemlösungsstrategien, die weitreichende
­Abgaben von den Grundeigentümern erhebt
Auswirkungen auf die Gestaltung und Nutzung ur-
und an den BID-Träger weiterleitet. Sie sind
baner Räume sowie das Selbstverständnis und die
zugleich privater Natur, weil Grundbesitzer
Ausfüllung kommunaler Aufgaben haben. BID
und Gewerbetreibende die maßgeblichen Ak-
können dabei stellvertretend für eine Reihe neuer
teure in BID-Träger-Organisationen stellen
stadtpolitischer Instrumente bzw. Problemlö-
und entsprechend ihrer zumeist wirtschaftli-
sungsstrategien angesehen werden.
chen Interessen die Handlungsfelder von BID
Als zentrale Bestandteile der unternehmerischen
ausrichten. Solchermaßen gewinnen BID der-
Stadtpolitik (Harvey 1989, Jessop 1997; Peck/­
zeit weltweit als machtvoller Akteur der Stadt-
Tickell 2002) gelten neue Akteurskonstellationen
entwicklung an Bedeutung, dem zunehmend
mit einer Stärkung privatwirtschaftlicher Akteure,
auch über das eigene Quartier hinaus Verant-
ein Bedeutungsgewinn der sublokalen Ebene so-
wortung übertragen wird. So sind BID in Ham-
wie eine zunehmende Privatisierung in unter-
burg jüngst als Träger öffent­licher Belange ak-
in den Fokus von Politik und Planung gerückt. Sie
Als Business Improvement Districts (BID) werden
schiedlichen Kontexten. Diese Elemente der „un-
zeptiert worden und können durch diese for-
seien in der Lage, privates Kapital und Engage-
allgemein Gebiete bezeichnet, die auf Antrag eines
ternehmerischen Stadt“ kommen sowohl in insti-
melle Einbindung in Planungsverfahren zu-
ment für die Quartiersentwicklung zu gewinnen
bestimmten Anteils der dort ansässigen Grundbe-
tutioneller als auch in inhaltlicher Perspektive
künftig eine noch stärker gestalterische Rolle
und würden die innerstädtischen Zentren dadurch
sitzer räumlich definiert und eingerichtet werden.
­paradigmatisch in Business Improvement Districts
bei Stadtentwicklungsplanungen einnehmen.
im Wettbewerb mit peripheren Lagen und geplan-
In BIDs sind alle Grundeigentümer oder Geschäfts-
als neuer subkommunaler Steuerungsform zum
ten Shopping Centern nachhaltig stärken. Als
inhaber anschließend gesetzlich verpflichtet, eine
Ausdruck:
einher mit einem Bedeutungsgewinn der lokal-
­Beleg für den Erfolg von BID wird dabei häufig auf
Abgabe für eine private Organisation (BID-Auf­
– BID sind als eine spezielle Form des Public-Pri-
politischen Ebene, der in der Literatur unter
die USA verwiesen, insbesondere New York, wo
gabenträger) zu leisten, die Programme zur Attrak-
vate-Partnership typisch für neue Akteurskon-
dem Begriff re-scaling diskutiert wird (Brenner
BID in den 1990er Jahren einen Boom erlebten. Im
tivitätssteigerung des Gebiets durchführt. Die
stellationen und allgemein für neue Formen
1997a; 1997b). BID stehen als subkommunale
nachfolgenden Beitrag sollen Business Improve-
Gründung und Finanzierung eines BID bedarf an-
der Interaktion zwischen öffentlichen, privaten
Governance-Form darüber hinaus für eine
ment Districts zunächst in die allgemeine Debatte
fänglich der Zustimmung eines Mindestteils der
und semi-privaten Akteuren in der „unterneh-
­Re-Territorialisierung, bei der fixierte politisch-
um Stadtpolitiken im neoliberalen Zeitalter einge-
Betroffenen und ist gesetzlich legitimiert.
merischen Stadt“ (Hall/Hubbard 1998). ­Damit
administrative Territorialisierungen wie kom-
ordnet werden. Anschließend wird skizziert, unter
Durch die gesetzlich legitimierte Übertragung von
gewinnen netzwerkförmige Regierungsformen
munale Grenzen an Bedeutung verlieren und
welchen Bedingungen sich die Idee ausgehend
Verantwortung für die Quartiersentwicklung von
sowie informelle Herangehensweisen und Pro-
sich zunehmend zu verflüchtigen scheinen.
von Kanada nahezu weltweit als neues Gover-
kommunalen auf private Akteure können BID als
jektorientierung gegenüber ­traditioneller Steu-
Dies wird dadurch befördert, dass räumlich
nance-Modell ausgebreitet hat. Abschließend sol-
paradigmatisch für Veränderungen angesehen
erung der öffentlichen Hand an Bedeutung
­gekammerte „Zugriffe“ auf gesellschaftliche
len mit Blick auf die Entwicklungen in Deutsch-
werden, die seit dem Ende der 1990er Jahre v.a. in
(Benz/Einig u. a. 2005; Fürst 2003, Pütz 2004).
oder ökonomische Prozesse leichter möglich
land die Hauptproblemfelder vorgestellt werden,
der angloamerikanischen Stadtforschung unter
Die neuen städtischen ­Regime fokussieren
scheinen, wenn sie eben nicht an tradierten
die im Zusammenhang mit BID diskutiert werden.
dem Stichwort neoliberale Stadtpolitiken zusam-
­dabei vornehmlich auf ökonomische Zielset-
Planungsebenen und den damit verbundenen
mengefasst werden. Diese werden verstanden als
zungen der regionalen Wettbewerbsfähigkeit
Institutionen- und Machtgefügen ansetzen,
ein Set von neuen Regulationen, Programmen und
von Städten. In der ambivalenten Natur von
sondern sie durch neue und flexible Regionali-
Politiken, die – gemäß des Leitbildes der „unter-
BID kommen die neuen Akteurskonstellatio-
sierungen umgehen. BID, die in ihren Grenz-
nehmerischen Stadt“ – primär darauf ausgerichtet
nen, in denen sich die traditionellen Grenzen
ziehungen quer zu existierenden Gemeinde-
– Die Stärkung privater Akteure geht zunächst
73
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
gung einer Marktlogik auf vormals öffentlich
So steht die Einführung von BID in Deutschland in
„geschützte“ Bereiche der Stadt- und Quar-
einer langen Reihe von Ländern, die BID als neues
tiersentwicklung und der Wahrnehmung von
Instrument der Quartiersentwicklung eingeführt
Kontroll- und Sicherheitsaufgaben im öffent­
haben. Nach übereinstimmender Literaturlage
lichen Raum, zum anderen durch die Regulie-
wurde das BID-Konzept in den 1960er Jahren in
rung öffentlichen (Straßen-)Raums durch pri-
Kanada entwickelt, und zwar in Bloor West Village,
vate Organisationen.
einem seinerzeit unter Abwertungsdruck stehen-
Peck und Tickell verstehen die Durchsetzung neo-
den Stadtteil im Zentrum von Toronto. Lokale Ge-
liberaler Politikmuster wie die oben aufgezeigten
schäftsleute forderten seinerzeit von der Stadt die
nicht als einfachen Abbruch bisheriger Regula­
Verabschiedung eines Gesetzes, das die Erhebung
tionsmodi, sondern konzeptualisieren zwei Etap-
einer Abgabe für Immobilieneigentümer ermög-
pen eines „roll back and roll out neoliberalism“
licht, um damit Aufwertungsmaßnahmen des Ge-
(Peck/Tickell 2002). Die Vermarktlichung der Stadt-
schäftsviertels finanzieren zu können (Wiezorek
politik, die mit einer Abkehr von einer wohlfahrts-
2004: S. 23). Die Bloor West Village Business Impro-
staatlichen Grundorientierung einhergeht, sowie
vement Area wurde 1971 gegründet und bezeich-
die Liberalisierung, die vor allem die Priva­tisierung
net sich als weltweit ersten Business Improvement
öffentlicher Unternehmen bedeutet, ­können dabei
District. In den folgenden Jahrzehnten breitete
als Merkmale der „roll back“-Phase aufgefasst
sich das BID-Konzept zunächst in Toronto und der
werden. Business Improvement ­Districts stehen
Provinz Ontario, schließlich über ganz Kanada und
dagegen paradigmatisch für die „roll out“-Phase,
die Vereinigten Staaten aus.
die durch die Entwicklung und Durchsetzung neu-
1975 entstand mit dem „Downtown Development
er Regulationsmodi zur Krisenregulierung gekenn-
District“ in New Orleans der erste BID in den USA
zeichnet ist.
(vgl. Houstoun 2003; Hoyt 2003c: S. 2). In den Vereinigten Staaten gab es jedoch bereits in den
1960er Jahren eigene Innenstadtkonzepte wie den
2. Internationale Ausbreitung von BID
74
„special purpose district“ und den „special assessment district“, die als Vorbilder gedient haben, so
oder Bezirksgrenzen verlaufen, verkörpern da-
kommunalem in privates Eigentum. Privatisie-
her idealtypisch die „Politics of Scale“ (Ossen-
rung steht darüber hinaus vor allem für die zu-
Die geschilderten Prozesse des „roll back and roll
dass US-amerikanische BID mit Hoyt (2003c: S. 9)
brügge 2003: S. 164), in deren Rahmen über-
nehmende Verbreitung markt- bzw. wettbe-
out neoliberalism“ wie auch die damit einherge-
als „hybrid of these two concepts“ aufgefasst wer-
kommene politisch-administrative Gliederun-
werbsorientierter Ansätze in der Organisation
hende Durchsetzung neuer Steuerungsmodelle
den können. In den 1990er Jahren kam es dann zu
gen umso stärker an Bedeutung verlieren, je
öffentlicher Aufgaben, die bis zur Übertragung
und Stadtpolitiken vollziehen sich scheinbar zeit-
­einem regelrechten Boom an BID-Gründungen in
mehr neue Territorialisierungen wie Business
vormals öffentlicher Aufgaben an private
gleich in vielen Ländern. Am Beispiel von Business
den USA. Etwa zwei Drittel aller gegenwärtigen
Improvement Districts auf subkommunaler
Dienstleister reichen kann (Naschold u. a. 1998;
Improvement Districts als einem neuen und zu-
BID, deren Zahl auf mehrere tausend geschätzt
Ebene entstehen.
Naschold 1993; Glasze 2001), sowie für eine
gleich klar definierten Instrument der Stadtent-
wird, wurden nach 1990 gegründet (Briffault 2004:
– Letztlich stehen BID paradigmatisch für zu-
­zunehmende Verlagerung von klassischen
wicklung kann dabei exemplarisch deutlich ge-
S. 1; Ward 2007: S. 660). Mehr als 60 Prozent aller
nehmende Tendenzen einer Privatisierung in
städtischen Funktionen wie die Marktfunktion
macht werden, wie sich Problemwahrnehmungen
amerikanischen BID befinden sich dabei in den
der Stadtentwicklungspolitik. Privatisierung
von öffentlichen Räumen in zunehmend privat
und Problemlösungsstrategien durch konkrete
fünf Bundesstaaten New York, Kalifornien, New
meint in diesem Zusammenhang nicht nur
regulierte Bereiche wie Shopping Center. BID
Stadtentwicklungsmodelle im Zusammenhang mit
Jersey, North Carolina und Wisconsin (Mitchell
­eine eigentumsrechtliche Überführung von
stehen stellvertretend für diese Formen der
Globalisierungsprozessen derzeit weltweit ver-
1999; 2001). BID in den USA konzentrieren sich
zum Beispiel Wohnungsunternehmen von
­Privatisierung, zum einen durch die Übertra-
breiten (Ward 2006, Mccann 2008).
mehrheitlich auf Geschäftszentren, entsprechend
75
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
76
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
dominieren Politikfelder, welche die Attraktivitäts­
ökonomischen Effizienz etc. einschwört. Sol-
rung BID top-down einführte: Sie initiierte
schaften, die von thematisch orientierten
steigerung eines Viertels aus Sicht der Grund­
che Diskurse, deren Untersuchung in einem
­einen landesweiten Wettbewerb für Kommu-
Fachkongressen für ihre Mitglieder über die
eigentümer und Gewerbetreibenden beinhalten:
­internationalen Maßstab noch aussteht, sind
nen und wählte aus 80 Bewerbungen ins­
Publikation einschlägiger Ratgeberliteratur bis
Marketing (Corporate Design) sowie „Sicherheit
deshalb so machtvoll, weil sie die Wahrneh-
gesamt 22 Pilotprojekte aus, in denen BID
zur Veranstaltung von Fortbildungsseminaren
und Sauberkeit". Allerdings arbeiten nicht alle BID
mung bzw. Definition gleicher Problemstruktu-
­später implementiert wurden. Blair erklärte:
maßgeblich zur Erstellung und globalen Zirku-
bis ins Detail nach einem einheitlichen Schema.
ren bewirken, die dann wiederum ähnliche
„These will be similar to the successful US
lation von Blaupausen-Konzepten der Innen-
Vielmehr gibt es Variationen zwischen den Bun-
Konzepte der Problemlösung nahe legen (zum
­examples where local businesses help pay for
stadtrevitalisierung durch BID beitragen. Zum
desstaaten, die sich von den Anforderungen an
Beispiel die Wahrnehmung eines Bedeutungs-
projects that improve their local area“ (DETR
anderen sind es internationale Organisationen
den Gründungsablauf und die dabei notwendigen
verlustes der Innenstädte bzw. gewachsener
2001: S. 1). Britische Regierungsvertreter pro-
der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit,
Zustimmungsquoren, über den Kreis der Abgabe-
Geschäftslagen im Wettbewerb mit nicht-­
klamierten BID weiterhin als „New-York-style
die als „Globalisierungsbeschleuniger“ von
pflichtigen und Modelle der Kostenverteilung bis
integrierten Standorten, die Maßnahmen zur
schemes“. Auch in Neuseeland, das mit zahl-
BID wirken. Dies lässt sich vor allem in Ost­
hin zu Zielsetzungen und Bestimmungen über die
Attraktivitätssteigerung erfordern). Die Folge
reichen radikalen Reformen seit den 1980er
europa beobachten, wo BID im Zuge der Un-
Form und Besetzung der Lenkungsgremien erstre-
ist auf lokaler Ebene Anpassungshandeln in
Jahren international als Musterstaat für neo­
terstützung der Verwaltungsmodernisierung
cken (Houstoun 2003: S. 16; Vollmer 2008: S. 39f.).
Form der Übernahme neuer Institutionen (wie
liberal geprägte Politikmodelle gilt, werden
implementiert werden. So wurde das BID-­
In den 1990er Jahren haben sich die USA zum
BID) und die Ausrichtung auf spezifische Poli-
BID, von denen es mittlerweile rund 140 gibt,
Modell in Serbien durch das Serbia Local
weltweiten Vorbild bei der Expansion der BID ent-
tikfelder (zum Beispiel „Sicherheit und Sauber-
durch die lokalen Regierungen initiiert, etab-
Government Reform Program (SLGRP), das im
wickelt. In den meisten Ländern, die gegenwärtig
keit“ als ein international zu beobachtender
liert und genehmigt, konkrete Maßnahmen
Juni 2002 vorgestellt wurde, finanziell unter-
über das BID-Modell verfügen, galten für die Initi-
Fokus von BID) oder Bauprojekte (zum Beispiel
dann von einem Aufsichtsrat, bestehend aus
stützt durch die US Agency for International
atoren einige wenige Business Improvement Dis-
Wohnen am Wasser oder Revitalisierungs­
Grundbesitzern und Geschäftsinhabern, um-
Development (USAID 2007). Das Programm
tricts aus New York City, das alleine derzeit 59 BID
projekte, die auf die Wohnwünsche „globaler
gesetzt (Town Center Development Group
sah zunächst vier BID vor, die nach nordameri-
beherbergt, und Philadelphia als empirischer Beleg
Eliten“ zielen, von denen man sich vermehrte
2005: S. 9). In anderen Ländern vollzog sich die
kanischem Vorbild von einer international
für den Erfolg des Modells und die Übertragbarkeit
Investitionen etc. erhofft), was insgesamt Pro-
Einführung von BID daher eher als Bottom-up-­
­arbeitenden Unternehmensberatung etabliert
auf eigene Städte. Zu diesen wenigen Vorbildern
zesse der internationalen Politikkonvergenz
Prozess, wobei ebenfalls internationale Lern-
worden sind. Mitglieder der BID-Präsidien
gehören in New York die Bryant Park Restoration
stark befördert.
prozesse bedeutsam waren – allerdings eher
­haben darüber hinaus Informationsreisen nach
Corporation, die Grand Central Partnership, die
– Konzepte wie BID verbreiten sich zweitens
auf Initiative lokaler Akteure zurückgingen.
New York City unternommen, um sich dort
Downtown Alliance sowie die Times Square Alli-
über internationale Imitations- und Lernpro-
Auch hierbei spielen die „Referenz-BID“ in
über das BID-Modell zu informieren. Entspre-
ance und in Philadelphia der Center City District
zesse. In Ländern, die die Durchsetzung neo­
Philadelphia und New York eine zentrale Rolle,
chend ähneln die Organisationsstruktur sowie
BID (WARD 2007: S. 662).
liberaler Steuerungsmodelle in den vergange-
nämlich als Ziel von Informationsreisen lokaler
die Politikfelder dem New Yorker Vorbild (Ward
BID sind derzeit weltweit in mindestens 16 Län-
nen Jahren bewusst forciert haben, vollzog
Repräsentanten, die in ihren Kommunen BID
2007: S. 664). Auch bei der Initiative in ­Albanien,
dern etabliert (WARD 2007), in weiteren Staaten
sich die Implementierung des BID-Konzeptes
gründen wollen, was sich zum Beispiel für
einen BID in Tirana umzusetzen, kommt aus-
werden entsprechende Gesetzesinitiativen vor­
dabei vor allem im Rahmen eines Top-down-
Südafrika (Hoyt 2006: S. 232, Peyroux 2008)
ländischen Beratern und international tätigen
bereitet (zum Überblick vgl. Pütz 2008: S. 9ff.). Es
Prozesses. So wurde die Einführung von BID in
oder Deutschland (zum Beispiel Fuchs u. a.
Institutionen eine entscheidende Rolle zu. Im
­lassen sich drei Gründe dafür identifizieren, dass
Großbritannien durch den Politikwechsel
2004) zeigen lässt.
Falle Albaniens ist es die GTZ, die Projekte der
das BID-Konzept sich so erfolgreich verbreiten
durch Tony Blairs New Labor maßgeblich vor-
– Einen erheblichen Einfluss auf die internatio-
Politikberatung finanziert, bei denen Fachleute
konnte:
angetrieben. Das nordamerikanische BID-­
nale Verbreitung von BID besitzen drittens
aus unterschiedlichen Aufgabenfeldern den
– So gibt es erstens zahlreiche Anzeichen dafür,
Modell, speziell BID in New York und Philadel-
­internationale Organisationen. Hierzu zählen
Umbau und die Modernisierung der Kommu-
dass sich das Leitbild der unternehmerischen
phia, diente dabei explizit als Vorbild, wobei –
zum einen Vereinigungen wie die International
nalverwaltung und Stadtplanung in Tirana un-
Stadt international als ein hegemonialer Dis-
im Unterschied zu den USA, wo die Etablie-
Downtown Association (IDA, vgl. www.ida-
terstützen sollen. Im Zuge dessen wird auch
kurs etabliert hat, der Stadtpolitiken auf Ziele
rung von BID vornehmlich auf private Initiati-
downtown.org), ein Netzwerk von mehr als
ein privates Beratungsunternehmen aus Frank-
der interkommunalen Wettbewerbsfähigkeit,
ven zurückzuführen ist – die britische Regie-
weltweit 650 Institutionen und Gebietskörper-
furt finanziert, das auch in Deutschland Kom-
77
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
78
munen zur Implementierung von BID berät,
turiert denn nivelliert werden, kann auf Grundlage
um in Tirana unter den Geschäftsleuten der
der bislang vorliegenden Untersuchungen noch
Hauptgeschäftsstraßen Überlegungen zu einer
nicht hinreichend beantwortet werden.
BID-Initiative anzustoßen.
Was ein Blick auf die inhaltliche Fokussierung der
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
Wie der kursorische Überblick zeigt, sind BID mitt-
BID im internationalen Vergleich jedoch nahe legt,
lerweile in nennenswertem Umfang global verbrei-
ist, dass die Gestaltung öffentlicher Räume nach
tet bzw. im Prozess der Verbreitung begriffen. Aus-
kommerziellen Interessen prinzipiell das Risiko
gewählte BID aus den USA – insbesondere New
birgt, eine Politik zu befördern, die auf Ausschluss-
York – dienen dabei weltweit als Vorbilder und
prinzipien setzt. Zahlreiche Selbstdarstellungen
„Blaupause“. Dies kann beinhalten, dass BID hin-
von BID-Initiativen bestärken diese Befürchtung
sichtlich der Organisationsstruktur oder/und der
der sozialwissenschaftlichen BID-Forschung. Ex-
inhaltlichen Ausrichtung nachgebildet werden,
emplarisch hierfür mag der BID in Dublin gelten,
aber auch, dass auf „erfolgreiche“ Beispiele ver-
der – zahlreiche nordamerikanische Vorbilder imi-
wiesen wird, um die Etablierung eines BID zu legi-
tierend – vor allem auf Sicherheit, Sauberkeit und
timieren. Nicht zu unterschätzen ist aber auch die
den Ausschluss „störender" Bevölkerungsgruppen
Rolle internationaler Organisationen der Entwick-
setzt, um die Innenstadt als Einkaufs- und Aufent-
lungszusammenarbeit oder anderer internationaler
haltsort zu stärken: „Imagine a Dublin city with
Institutionen für die grenzüberschreitende Verbrei-
landscaped streets, without chewing gum, without
tung von Governance-Mustern.
graffiti, with no overflowing rubbish bins, with no
Empirisch noch nicht hinreichend geklärt ist die
broken paths, with no drunken revellers on our
Frage, ob sich durch die internationale Verbreitung
streets, no dilapidated buildings, a city with a wel-
von BID auch grenzüberschreitend dominierende
coming and embracing environment, with hospita-
Tätigkeitsfelder von BID herausbilden, die für eine
lity wardens helping people […]. Business Impro-
internationale Homogenisierung von Politikfeldern
vement Districts (BID) will transform our Capital
bzw. zunehmende Politikkonvergenz sprechen.
City to reach its full potential“ (Dublin BID 2008).
Erste Anzeichen sprechen dafür, dass die Neuver-
Wie Gentrifizierung als eine ökonomische Strategie
teilung von Kompetenzen in der Quartiersentwick-
der Wohnungswirtschaft beschrieben werden
lung mit einer stärkeren Gewichtung von kommer­
kann, so sind Homogenisierungen von Besuchern
durchaus heterogenen Entwicklungen noch nicht
sowie Institutionen wie das Deutsche Seminar für
ziellen, den Grundstückswert steigernden Interes-
einer Einkaufsstraße Bestandteil des ökonomi-
abschließend beantwortet werden.
Städtebau und Wirtschaft (DSSW) – vor allem aus
sen bei der Entwicklung von Stadträumen einher-
schen Kalküls der Betreiber. Um einen exklusiven
geht, das heißt, dass die vielschichtigen Privatisie-
Charakter zu erzeugen oder zu stärken, setzen vor
rungsprozesse zu einer Kommodifizierung der BID-
allem BID in Großbritannien und in den USA auf
Bereiche in den Innenstädten bzw. Subzentren
Kontroll- und Überwachungsstrategien – zum Bei-
führen. Ob hiermit eine Homogenisierung von An-
spiel eine höhere Präsenz privater Sicherheitskräf-
Deutschland zählt zu den Vorreitern des BID-­
dere New York, eine wichtige Vorbildfunktion bei
gebotsstrukturen einhergeht, welche sich zum
te –, was dazu führen kann, dass „Sicherheit und
Modells in Europa. Seit Ende der 1990er Jahre wird
der Übertragung des BID, wie Informationsreisen
Beispiel am Mainstream-Shopping und an Mana­
Sauberkeit“ als Feld der Stadtentwicklungspoli­
hier in unterschiedlichen Kontexten – angestoßen
zahlreicher deutscher Delegationen nach New
gementstrukturen ökonomisch erfolgreicher Ein-
tiken immer mehr in den Vordergrund rückt. Die
durch Interessenverbände wie die Bundesarbeits-
York vermuten lassen. Das erste deutsche BID-­
kaufscenter orientiert, oder ob lokale Besonderhei-
Frage, ob diese kritisch zu betrachtende Fokussie-
gemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des
Gesetz wurde Ende 2004 in Hamburg verabschie-
ten von Stadtquartieren als Wettbewerbsvorteil
rung auch in Deutschland dominant werden wird,
Einzelhandels (BAG) oder die Bundesvereinigung
det und trat am 1. Januar 2005 in Kraft. Es folgten
aufgefasst werden und durch BID eher stärker kon-
kann angesichts der erst jungen und teilweise
City- und Stadtmarketing Deutschlands (BCSD)
Hessen, Bremen und Schleswig-Holstein (alle
praxisorientierter Perspektive über Möglichkeiten
und Übertragbarkeiten des Modells auf deutsche
3. BID in Deutschland
Verhältnisse diskutiert (Wiezorek 2004: S. 121).
Auch in Deutschland spielten die USA, insbeson-
79
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
2006) sowie das Saarland (2007) und Nordrhein-
identifizieren, die mit absteigender Intensität die
Projekten vor dem Hintergrund von Stadt­
Hierbei zielt die Kritik v.a. auf die Ausgrenzung
Westfalen (2008). Andere Bundesländer gehen
Debatten dominieren:
planung, Citymarketing und Quartiersmanage-
sozioökonomisch benachteiligter Gruppen
­allerdings bewusst den gegensätzlichen Weg der
– Fallstudien mit nationalem oder lokalem Fokus
ment befassen. Der größte Vorteil von BID wird
durch oftmals primär auf Sicherheit, ­Ordnung
freiwilligen Mitwirkung an Initiativen zur Aufwer-
dominieren: Publikationen oder Forschungs-
dabei übereinstimmend in der Überwindung
und Sauberkeit zielende Maßnahmenpakete
tung von innerstädtischen Quartieren (in Bayern
projekte zu Business Improvement Districts
des sog. Trittbrettfahrerproblems gesehen, an
und die Verdrängung alteingesessener Händler
zum Beispiel mit der Initiative „Leben findet
bleiben meist auf nationale oder kommunale
dem freiwillige Lösungen regelmäßig scheiter-
durch finanzstarke Unternehmen, gleichzeitig
­Innenstadt").
Fallstudien beschränkt, liefern lediglich eine
ten
transaktionskostentheoretischer
werden vermeintliche posi­tive Effekte wie bei-
Angesicht der steigenden Zahl an Bundesländern
Beschreibung des BID-Modells in unterschied-
Sicht1 dazu zum Beispiel Heinze 2007). Best-
spielsweise die Kriminalitätsreduzierung kri-
mit entsprechenden Gesetzesinitiativen scheint
lichen Kontexten oder der lokalen Unterschie-
Practice-Lösungen, optimale Finanzierungs-
tisch hinterfragt (vgl. Hoyt 2005; Wiezorek
sich der Ansatz der verpflichtenden Anliegerein­
de bei der Implementierung innerhalb eines
modelle, Empfehlungen zum Vorgehen bei der
2004; Marquardt und Füller 2008). Sehr häufig
beziehung in die Mitfinanzierung von Projekten
Landes. Briffault 1999 und Mitchell 2001 unter-
Etablierung eines BID, Überlegungen hinsicht-
wird die umstrittene Frage der demokrati-
zur Quartiersentwicklung in der deutschen Stadt-
suchten die Entwicklung von BID in den USA,
lich effektiver BID-Gebietsgrößen etc. dominie-
schen Legitimierung aufgegriffen und ein
entwicklung zu etablieren (Heinze/Tschentscher
Ward dokumentierte die Übertragung des BID-
ren die Literatur. Gründungsmodalitäten,
­Verlust an Partizipationsmöglichkeiten kon­
2008: S. 21). Dies gilt umso mehr, als bislang frei-
Konzepts nach Großbritannien, Hoyt legte Fall-
Strukturen, Finanzierung, Funktionen und
statiert, die sich aus der Übertragung von Kom-
willige Modelle in verpflichtende Modelle transfor-
studien zur Implementierung von BID in den
Maßnahmen vor allem der nordamerikanischen
petenzen der Stadtentwicklung von öffent­
miert werden, wie es in NRW 2008 mit Inkrafttre-
USA, in Kanada, Südafrika und Neuseeland vor
BID sind dabei aufgrund ihres Vorbildcharak-
lichen auf private Akteure ergibt (Briffault
ten des „Gesetzes über Immobilien- und Standort-
(2003a, 2003b, 2005). Die Ansätze sind dabei in
ters ausführlich erforscht (vgl. u. a. Briffault
gemeinschaften (ISGG NRW)“ zu beobachten war.
ihrer Mehrzahl anwendungsbezogen. Es fehlt
1999; Houstoun 2003; Gross 2005). In Deutsch-
– Privatisierung des öffentlichen Raumes als pro-
Darüber hinaus ist Deutschland noch in einer an-
eine Studie, die sich mit dem Vergleich interna-
land wurden verschiedene Arbeiten zur Klä-
minentes Thema: Ein vierter Strang der Dis-
deren Dimension Antreiber einer Ausbreitung des
tionaler Implementierungsansätze befasst und
rung der Übertragbarkeit des Modells verfasst,
kussion rankt sich um BID als neue Form von
BID-Modells, allerdings weniger in räumlicher als
nicht nur die jeweiligen Unterschiede be-
die sich teilweise auch mit juristischen Frage-
Governance im Kontext neoliberaler Stadtent-
vielmehr in funktionaler Dimension, indem das
schreibt, sondern die Hintergründe der unter-
stellungen befassen (vgl. Bloem/Bock 2001;
wicklungsprozesse: Über die Macht- und Kom-
BID-Modell von Geschäftsvierteln auf andere
schiedlichen Ansätze und ihre globale Verbrei-
Mswks 2001), darüber hinaus existieren bereits
petenzverlagerung von staatlichen an private
Stadt­räume übertragen wird. Hier hat Hamburg
tung und „Übersetzung“ (Implementierungs-
Ratgeber zur Implementierung von BID, die
Akteure werden bestehende Hierarchien im
mit dem „Gesetz zur Stärkung von Wohnquartie-
strategien, Transfermodi, mächtige Akteure)
zum einen allgemeine Informationen enthalten
Bereich der räumlichen Planung (die bislang
ren“, das am 1.1.2008 in Kraft trat, auch auf inter-
beleuchtet. Das Potenzial, am Beispiel von BID
und den legislativen Prozess beschreiben, zum
weitgehend demokratisch legitimiert sind)
nationaler Ebene eine Vorreiterrolle eingenommen.
Erkenntnisse über die Mechanismen der Glo-
anderen einen Leitfaden zur konkreten Umset-
­rekonfiguriert, wobei private Akteure nicht
Es wird interessant sein zu beobachten, wie die
balisierung von Governance-Modi der unter-
zung anbieten (vgl. HDE 2004; DIHK 2006 u. a.).
gleichberechtigt an Teilhabechancen gewin-
hier geschaffenen „Housing Improvement Districts
nehmerischen Stadt zu gewinnen, bleibt damit
– Soziale Ausgrenzung als zentrales sozialwis-
nen, sondern spezifische Akteurskonstella­
(HID)“, die weitgehend die BID-Funktionsweise
bislang ungenutzt.
senschaftliches Forschungsfeld: Der Schwer-
tionen mit – so die Befürchtung – partikulär
– Praxisbezug vorherrschend: Eine zentrale Fra-
punkt der sozialwissenschaftlichen Forschung
kommerziellen Interessen an Bedeutung ge-
ge in der Diskussion um BID ist deren Eignung
liegt in den sozialen Auswirkungen von BID.
winnen (zum Beispiel weil sie traditionell bes-
als Werkzeug zur Steigerung der lokalen Wett-
Vermeintlich positive Entwicklungen in Bezug
ser organisiert sind als beispielsweise Anwoh-
bewerbsfähigkeit und zur Revitalisierung von
auf die Wettbewerbsfähigkeit, Immobilien­
ner und damit leichter ansprechbar). Diese
Stadtteilzentren, die durch die Konkurrenz von
preise und Leerstandsraten werden kritisch zu
­Rekonfiguration von Akteuren geht einher mit
suburbanen Einkaufszentren an Attraktivität
betrachtende Tendenzen gegenübergestellt.
einer Neuverteilung von Kompetenzen und
adaptieren, sich in die globale Zirkulation von Ideen und Konzepten einspeisen.
4. BID – Leitlinien der wissenschaft
lichen Auseinandersetzung
(aus
1999).
verloren haben (Mitchell 2001; Rothenberg
80
Die Literaturlage zu BID ist mittlerweile umfang-
Pack 1992). Diesem Tenor folgend besteht die
reich. Insgesamt lassen sich in der internationalen
Mehrzahl der Literatur zu BID aus Hand­
Debatte um BID vier zentrale Diskussionsstränge
büchern, die sich mit der Umsetzung von BID-
1 „Transaktionstheorie“ ist eine wirtschaftswissenschaftlich fundierte Theorie, die sich primär auf Organisationen bezieht
(„­Institutionenökonomik“), aber auch generell zur Erklärung von Verhaltensänderungen und institutionelle Änderungen
­verwendet wird. „Transaktionen“ wurden ursprünglich als vertragliche Regelungen begriffen, die um so schwieriger zu
­gestalten sind, je höher die damit verbundenen Veränderungskosten sind.
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Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
Verfügungsrechten. Der Staat setzt Anreize zur
sieht BID darüber hinaus als paradigmatisches
privaten Steuerung und setzt diese in entspre-
Beispiel für ein „­splintered street manage-
chenden Regelsystemen (v.a. Gesetze) um.
ment“ und eine Privatisierung, die auf „steuer-
­Besonderes Augenmerk gilt hier den neuen
licher Exklusivität“ beruht, die die Grundprin-
Managementpraktiken im Rahmen von Public-
zipien freier und ­demokratisch legitimierter
Private-Partnership und der Verschiebung von
Zugänglichkeit und Gestaltung bedrohe (2001:
Grenzen zwischen öffentlichen und privaten
S. 365).
Sphären, die mit der außergewöhnlichen
In Deutschland ist die kritische Auseinanderset-
­Stellung von BID einhergeht: Sie sind quasi-­
zung ähnlich strukturiert wie auf internationaler
öffentlich, weil sie durch legislative Akte be-
Ebene. Hier nimmt jedoch die Debatte um die de-
gründet werden und der (lokale) Staat die
mokratische Legitimierung von BID einen deutlich
­Finanzierung organisiert; sie sind privater
prominenteren Platz ein. Die meisten Publikatio-
­Natur, weil sie außerhalb politisch-administra-
nen, die über reine Ratgeberliteratur hinausgehen,
tiver Hierarchien stehen (Morcöl/Zimmermann
stellen diesen Aspekt in den Vordergrund (zum
2006: S. 22). BID werden interpretiert als Teil
Beispiel Vollmer 2008). Der Zwangscharakter von
­eines Trends zu „private cities“ (Glasze/Webs-
BID wird in der Literatur weitgehend akzeptiert, da
ter/Frantz 2006), in denen „pseudo-public
der Trittbrettfahrerproblematik anders nicht beizu-
spaces of consumption and distraction“ (Light/
kommen sei. Dass in Deutschland die Frage nach
Smith 1998: S. 17) zunehmend den ­städtischen
einer freiwilligen oder erzwungenen Mitwirkung
Raum prägen. Begünstigt durch die zentrale
dominiert, dürfte vor allem damit zusammenhän-
Rolle, die Grundeigentümer bei der Finanzie-
gen, dass zeitgleich mit dem Aufkommen des
rung und Steuerung von BID spielen, ist die
­BID-Modells auch andere Organisationsformen
Vermutung einer größeren Rolle von kommer-
gegründet wurden, welche die Attraktivitätsstei-
ziellen, den Grundstückswert steigernden In-
gerung von innerstädtischen Zentrenlagen zum
teressen bei der Entwicklung von Stadträumen
Ziel haben und die sich vor allem dadurch unter-
naheliegend. Die Frage ist also, ob es über die
scheiden, dass die Abgaben von den Grundeigen-
vielschichtigen Privatisierungsprozesse zu ei-
tümern bzw. Gewerbetreibenden freiwillig erfol-
ner Kommodifizierung der BID-Bereiche in den
gen. Hierzu zählten insbesondere die Initiative
Innenstädten bzw. Subzentren kommt. Zudem
„Leben findet Innenstadt“ in Bayern. Die freiwillige
wird diskutiert, ob der Umstand, dass auch Flä-
Mitwirkung wurde hier insbesondere gewählt, um
chen im öffentlichen ­Eigentum zunehmend
auch andere gesellschaftliche Akteure (Anwohner,
privatwirtschaftlichen Interessen unterliegen,
Soziale Institutionen) stärker mit beteiligen zu
mit Exklusionsprak­tiken einhergehe (Kilian
­können.
1998) und infolgedessen das Politikfeld
„­Sicherheit und Sauberkeit“ an Raum gewinnt.
Hier stehen vor allem die sicherheitspolitische
Orientierung von BID und die damit einhergehende Zunahme von ­Videoüberwachung und
anderen Kontrollstrategien im Blickpunkt (Eick
2006, Töpfer/Eick/Sambale 2007). Graham
82
83
Business I mprovement D istricts als I nstrument der Quartiers­entwicklung
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87
Hannover C ity 2020 – M ehr D emokratie gewagt in einem Stadtentwicklungsprozess H annover
Rolf Wernstedt1
Hannover City 2020 – Mehr
Demokratie gewagt in einem
Stadtentwicklungsprozess
Hannover
Die Stadt Hannover führt zur Zeit einen öffentli-
1. Hannover City 2020
chen Diskurs zur Entwicklung der City bis zum
nen vorgetragene Anregungen wurden in den fol-
– Verbundenheit mit und Kenntnis der
genden Planungsskizzen berücksichtigt.
Die Foren wurden vollständig aufgezeichnet und
Innenstadt
– persönliche und institutionelle Unabhängigkeit,
mehrmals im örtlichen Fernsehkanal gesendet. Die
– Interessenfreiheit
Presseberichterstattung war überaus ausführlich.
– Erfahrung mit öffentlichen Belangen
Alle Papiere und Veranstaltungen sind auf der
Man hat sich auf die im Ruhestand befindlichen
Homepage (www.hannovercity-2020.de) abrufbar.
ehemaligen EXPO-Planer Jürgen Eppinger, den
Ein eigens eingerichteter Chatroom ermöglicht di-
ehemaligen Stadtsuperintendenten Hans-Werner
rekte Kommunikation mit den Beamten des Bau-
Dannowski und des ehemaligen niedersächsi-
dezernats und den Mentoren.
schen Kultusminister und Landtagspräsidenten
Prof. Rolf Wernstedt verständigt.
Phase 3: Herbst 2008
Die drei wurden im Fortgang des Prozesses Men-
Beauftragung eines Architektenbüros, das die auf-
toren des Stadtentwicklungsprozesses Hannover
gezeigten Probleme und Anregungen versucht,
City 2020 genannt.
zeichnerisch umzusetzen.
Man näherte sich in drei Phasen dem Problem, wo-
Jahr 2020. Prof. Rolf Wernstedt, früherer Landtags-
Für die Innenstadtentwicklung Hannovers hat sich
bei zu jeder Zeit die sachliche Zuarbeit und Feder-
Phase 4: März bis Sept. 2009
präsident Niedersachsens, hat an diesem Prozess
die rot-grüne Mehrheit des Rates im Jahre 2007
führung des Projektes beim Baudezernat und dem
Drei öffentliche Foren, ebenfalls von Hunderten
als „Mentor“ mitgewirkt. Im Folgenden trägt er
­eine Besonderheit einfallen lassen:
Baudezernenten lag.
Interessierter besucht und von jeweils einem Men-
seine Überlegungen zu Schwierigkeiten solcher
Sie möchte im Jahre 2010 einen internationalen
Prozesse in einer repräsentativen Demokratie vor
Wettbewerb ausloben, um Gesichtspunkte für die
Phase 1: Mitte 2007 bis Mitte 2008
a) Die lebendige Stadt (Eppinger)
und berichtet über die bisherigen Erfahrungen mit
städtebauliche Entwicklung der Innenstadt Han-
Intensive Innenstadtbegehungen sowie Gesprä-
b) Die schöne Stadt (Dannowski)
„Hannover City 2020“.
novers bis zum Jahre 2020 und darüber hinaus zu
che mit Experten verschiedener Interessengrup-
c) Die aktive Stadt (Wernstedt)
Stadt-Diskurse sind inzwischen in vielen Städten
finden. Dieses Projekt, „Hannover City 2020“ (HC
pen (Wohnungswirtschaft, Geschäftsleute, Kultur-
Diese Foren dienten der präziseren Identifizierung
üblich geworden – nicht nur die Träger öffentlicher
2020) genannt, verbindet traditionelle und neue
schaffende, Medienvertreter usw.) und Formulie-
von städtebaulichen Interventionsräumen, die von
Belange interessieren sich dafür, sondern die Bür-
Beteiligungssegmente.
rung eines Papiers, in dem Stärken und Schwä-
dem beauftragten Architekturbüro zeichnerisch
gerschaft engagiert sich in diesen Überlegungen.
Der Ausschreibung sind Diskussions- und Arbeits-
chen des gegenwärtigen Zustands der Innenstadt
und grafisch dargestellt und immer wieder zur Dis-
Gleichwohl sind solche Diskurse nicht frei von Pro-
schritte vorgeschaltet, die sich von bisher bekann-
nach Beurteilung der Mentoren beschrieben wer-
kussion gestellt wurden. Auch diese Foren wurden
blemen. Am Beispiel des laufenden Diskurses zum
ten Arbeitsformen unterscheiden.
den: „Hannover City 2020, Erste Leitvorstellungen),
vom örtlichen Fernsehen übertragen.
zukünftigen City-Konzept der Stadt Hannover wer-
Von politischer Seite sind in Abstimmung mit dem
September 2008“.
den im Folgenden vier Aspekte herausgestellt:
Oberbürgermeister Repräsentanten der Stadtge-
a) das Verhältnis zur repräsentativen Demokratie
sellschaft benannt worden, die sich freiwillig und
Phase 2: Sept. bis Dez. 2008
b) die materielle Stoßrichtung des Prozesses
ehrenamtlich bereit erklärt haben, mit Unterstüt-
Vier öffentliche Foren, auf denen von Experten, die
c) das Verhältnis zur kommunalen Gesamtver-
zung des Baudezernats diesen Prozess unabhän-
nicht aus Hannover kamen, spezifische Probleme
gig zu begleiten.
von Stadtentwicklung referierten und diskutierten
Wie demokratisch ist unsere repräsentative Demo-
d) die Identifikation und der Einbezug relevanter
Die Auswahlkriterien für die Personalauswahl
(historische, ökonomische, wohnungspolitische,
kratie? Man muss sich dieser Frage ernsthaft stel-
­waren:
­architektonische stadträumliche Probleme und
len, wenn man das weit verbreitete Urteil (selbst,
Fragen der Urbanität)
wenn es ein Vorurteil sein mag) wahrnimmt, dass
Foren wurden von jeweils etwa 600 bis 700 Inter-
die repräsentative Demokratie die Mitwirkungs-
essierten der Stadtöffentlichkeit besucht. Von ih-
möglichkeiten auf den alle vier oder fünf Jahre
waltung und
Akteure.
1 Mentor im Stadtentwicklungsprozess Hannover City 2020
2 Die folgenden Ausführungen basieren zu einem großen Teil auf dem „Impulsreferat“, das der Autor im Rahmen des Projektes
Hannover City 2020 am 9. September 2009 im Sprengelmuseum in Hannover vortrug
88
– Zeitabkömmlichkeit
tor eingeleitet, die unter den Themen standen:
2. Verhältnis zur repräsentativen
Demokratie
89
H annover C ity 2 0 2 0 – M ehr D emokratie gewagt in einem Stadtentwicklungsprozess H annover
stattfindenden Wahlakt reduziere.
Sowohl die populäre als auch die seriöse Demo­
Hannover C ity 2020 – M ehr D emokratie gewagt in einem Stadtentwicklungsprozess H annover
3. Die materielle Stoßrichtung
des Konzepts
kratiekritik macht seit Jahrzehnten darauf auf-
90
merksam, dass wir in Deutschland zu wenige
Im Rahmen des Projektes Hannover City 2020 (HC
Möglichkeiten direkter Entscheidungsteilnahme
2020) können Überlegungen zu einer aktiven Stadt
haben: Volksbegehren und Volksentscheide in den
nur bedeuten, die bisher in den Foren und Vorbe-
Kommunen und Ländern scheinen zu gering, fach-
reitungsgesprächen erarbeiteten und diskutierten
kundige Einwände gegen geplante Vorhaben sind
Zielvorstellungen für die weitere Stadtentwicklung
zu betont auf die dem korporatistischen Modell
Hannovers zu benennen und diese zur Grundlage
­geschuldete einflussreicher Lobbygruppen zuge-
für weitere Diskussionen und Entscheidungspro-
schnitten; das Petitionsrecht wird durch die forma-
zesse für alle Akteure zu machen. Das betrifft
lisierte Behandlung von Eingaben und Einsprü-
­sowohl die Akteure der „Hardware“ (Immobilien-
chen in ihrer Wirkung eingeschränkt; die Klage-
wirtschaft, Eigentümer, Planungsbevollmächtigte
möglichkeiten erscheinen häufig zu schwerfällig
usw.) als auch der „Software“ (Kulturaspekte,
und kompliziert.
Eventplanungen und -organisationen, Bespielung
Der klassische Einwand der politischen Parteien
öffentlicher Räume usw.).
und Repräsentanten gegen diese Kritik lautet, dass
Diese Zielaspekte müssen in einem regelmäßigen
jede Einzelentscheidung sich in die rechtliche und
Verständigungsprozess gesichert, überprüft und
finanzielle Gesamtsituation einordnen muss (Haus-
gegebenenfalls angepasst werden.
halt und Verfassungsgrundsätze). Obwohl dieses
Berücksichtigung der Zielaspekte bedeutet, dass
Argument richtig ist, bleibt ein Unbehagen bei
jede Einzelmaßnahme im Horizont der Gesamtvor-
komplexen Entscheidungsvorgängen.
stellungen als integrierte Perspektive bewusst sein
Stadtentwicklung ist seit jeher ein solch komplexer
sollte und gesehen werden muss. Dies ist keine
den sollte. Wirtschaftliche und baukulturelle
Vorgang. Die gewöhnliche Form der Entschei-
lästige Begleitmusik, sondern eine demokratische
Interessen gehören zusammen.
dungsfindung findet über Rahmenvorgaben in
Denk- und Handlungsweise, deren Nutzen mehr
2. Ermöglichung von mehr Wohnvielfalt und ihre
vielfalt und kulturell-sportliche Dynamik sicht-
Form von Wettbewerben statt, die wiederum nach
umfasst als kurzfristige Kosten-Nutzen-Berech-
Einbindung in die Stadtquartiere war in allen
und erlebbar sein sollen. (Zusammenarbeit der
stark formalisierten Verfahren verlaufen, weil das
nungen.
Diskussionen Konsens
Museen, Open-Air-Veranstaltungen auf ver-
eventuell. hinter den Plänen stehende große Fi-
Bisher im Prozess HC 2020 erkennbar gewordene
3. Wie ein cantus firmus zog sich durch alle Be-
schiedenen Plätzen, Hannovers Kunst im öf-
nanzvolumen rechtssichere Verfahren erfordert.
Ansprüche, die Bestandteil von Leitvorstellungen
gegnungen der Wunsch, dass der architektoni-
fentlichen Raum hat Vorbildcharakter mit Ent-
Wie man aber in großflächigen Stadtentwicklungs-
sein können und sollen:
sche Reiz einer Stadt nicht vernachlässigt wer-
wicklungspotenzial, Perspektivwechsel der
planungen in Großstädten verfahren soll, um die
1. Ökonomische Prosperität und ihre städtebau­
den darf. Anspruchsvolle und gefällige Archi-
ökonomischen Interessen, Funktionszusammen-
lichen Gesichtspunkte sind unverzichtbare
tektur müssen sich nicht ausschließen. Ein-
6. Es gehört zum Selbstverständnis einer europä-
hänge, Leistungsfähigkeit, Zielvorstellungen, äs-
Stadtentwicklungs-Faktoren. Immobilienwirt-
heitsarchitektur von Wladiwostok bis Paris gibt
ischen Stadt, dass die Bewahrung, Sichtbarma-
thetische Bedürfnisse und erwartete Lebensquali-
schaft und Liegenschaftsverwaltung, Einzel-
es genug. Die Schönheit einer Stadt kann ohne
chung und eventuelle Rekonstruktion histori-
tät unterschiedlicher Nutzergruppen beteiligungs-
handel oder andere Gewerbe müssen daran
diesen Punkt nicht erblühen (ein misslungenes
scher Gebäude und Orte beachtet wird (In
gerecht zur Geltung bringen kann, ist ein durchaus
­interessiert werden und bleiben, dass ihre öko-
Beispiel ist offenbar der vorgesehene Umbau
Hannover sind es zum Beispiel Nikolaikapelle,
ungelöstes Problem.
nomischen Interessen eine auf die Allgemein-
des Kröpke)
Lavesachsen, Wasser, Innenstadtfriedhöfe)
Neue Architektur prägt das Stadtbild am Aegi.
5. Auch unausgesprochen besteht Einigkeit in
dem Wunsch, dass künstlerische Anregungs-
Museen usw.)
heit bezogene Komponente hat, die sich auch
4. Keine moderne Stadt kann sich ohne Balance
7. Eine Stadt sollte ein gewisses Maß von Reprä-
im Zusammenspiel von Funktionalität und
zwischen Verkehrsgünstigkeit und -belästi-
sentations- und Inszenierungsfähigkeit besit-
sichtbarer Gestalt des Stadtbildes wieder fin-
gung entwickeln
zen (Platzdenomination, Blick auf die Stadt von
91
H annover C ity 2 0 2 0 – M ehr D emokratie gewagt in einem Stadtentwicklungsprozess H annover
den Freiflächen aus usw.)
Hannover C ity 2020 – M ehr D emokratie gewagt in einem Stadtentwicklungsprozess H annover
fer, Touristen, Kinder, Behinderte, Flaneure,
Stadt. Alle möglichen Akteure haben die Aufgabe,
– die Interdependenzen zu beschreiben und
8. Gerade Hannover hat immer viel Wert auf seine
Wohnbevölkerung, Ältere, Arbeitende und
die Entwicklung der Innenstadt insgesamt im
Umweltgerechtigkeit und landschaftsräum­
Dienstleistende usw.). Ein paradigmatischer
Blick zu haben. Es reicht für eine aktive Stadt nicht
– ihr Interesse an der Weiterentwicklung zu ver-
liche Gestaltung gelegt (Die Diskussion um die
Konflikt zwischen Schönheit und Lebensgefühl
aus, wenn die Akteure nur die eigenen spezifi-
„Stadt der Gärten“ oder „Stadt als Garten“ ist
ist nach Fertigstellung des Areals südlich der
schen und möglicherweise legitimen Interessen
noch nicht zu Ende. Muss das Verständnis von
Oper zwischen den jugendlichen Skatern und
vertreten. Eine aktive Stadt nimmt die Interdepen-
den anderen Nutzern zu besichtigen.
Natur und Urbanität als Kulturlandschaft neu
stetigen,
– ihre Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit glaubwürdig zu organisieren,
denzen von Einzelentwicklungen in ihren Bezügen
– Ermutigungen zu öffentlichen Meinungsäuße-
gedacht werden? Entstehen dadurch eventuell
Wohlfühlqualität hat vielgestaltige und manchmal
wahr (Beispiel: ECE hat den Einzelhandel moti-
rungen, Vorschlägen und Interventionen zu
neue Interventionsräume?)
auch flüchtige Anlässe. Die Stadt ist der Ort des
viert, aktiv zu werden). Eine aktive Stadt ist inso-
9. In Hannover ist die Präsentation und Integra­
Sehens und Gesehenwerdens, der materiellen und
fern eine kommunizierende Stadt, die in vernetzten
– Formen zu entwickeln, in denen von der Dis-
tionskraft unterschiedlicher kultureller und
der lebendigen Seiten. In einer Stadt muss man
Strukturen lebt und ihr Aktivierungspotenzial im-
kussion, der Interessenbekundung, der Infor-
ethnischer Einflüsse in der Innenstadt noch
das Geschenk des Ansehens anbieten und auch
mer neu bestimmt.
mationsverarbeitung und der Akzeptanz von
unzureichend, wie man am Steintorviertel
genießen können. Die Wahrnehmung des Glücks
gefundenen Lösungen die Realisierung von
­sehen kann.
des Augenblicks ist in der Stadt intensiver als ir-
Projekten betrieben werden kann.
10. Die Stadt sollte ihre Fähigkeit zur Interaktivität
verstärken (Wie aktiviert man verschiedene
gendwo. Die Innenstadt ist die Repräsentanz der
Gesamtstadt.
5. Identifikation der relevanten
Akteure und deren Einbezug
Ethnien? Wer kann sich realistischer Weise
sen?)
11. Über das Nachtleben ist kaum gesprochen
leisten,
Die Organisierung eines solchen Prozesses ist
nicht einfach. Man muss auch die Demokratie
nicht neu erfinden. Ob für komplexe Strukturen
längerfristig oder bei Projekten aktivieren las-
4. Verhältnis zur kommunalen
Gesamtverwaltung
In unserem Prozess HC 2020 haben sehr viele or-
und Anforderungen aber schon alle Möglichkeiten
ganisierte und unorganisierte Akteure mitdisku-
bedacht worden sind, ist eine immer wieder neu zu
tiert, Vorschläge eingebracht und Anregungen ge-
stellende Frage.
geben. Alle diejenigen, die sich eingebracht haben,
worden. Aber was ist eine lebendige und
­aktive Stadt nachts über das Geschehen im
Es ist davon auszugehen, dass die Prozesse der
werden weiter gebraucht. Darüber hinaus muss
Rotlichtviertel hinaus? (Zinnober, Nacht der
Stadtentwicklung vielfältiger geworden sind. Die
man wissen, dass es in einer Großstadt auch infor-
Museen und Theater, Breslau, Rom,)
verantwortliche Kommunalpolitik mit ihrer politi-
melle Strukturen gibt, die sich nur zeitweise oder
12. Ein Dauerthema war und wird immer das
schen Repräsentanz (Rat und Oberbürgermeister)
örtlich begrenzt zu Wort melden. Die Jugend- und
HC 2020 hat mit seinen mehrgestaltigen Akzenten
­angemessene Verhältnis von öffentlichen und
und ihrer Fach- und Planungskompetenz (Dezer-
die Kulturszenen sind ein solches nicht geformtes
(Benennung von Mentoren und Stadtrundgänge
privaten Räumen sein.(Gestaltung von Straßen
nate, Baudezernat und nachgeordnete Behörden
Potenzial, das zu einer Stadtgesellschaft dazuge-
zur Identifizierung von Schwachstellen und Inter-
und Plätzen wie Lange Laube, Bahnhofsvor-
wie Denkmalschutz usw.) bleibt im Rahmen der
hört. Manchmal stellt sich erst später heraus, dass
ventionsorten, Mentorenaufriss, Bauverwaltung,
platz, Platz der EXPO 2000, Raschplatz, Opern-
Landes- und Bundesgesetze die erste, weil einzige
in ihnen viel Zukünftiges steckt. Bei Betrachtung
öffentliche Foren, Beauftragung von Architekten-
platz
demokratisch legitimierte Instanz jeder Stadtent-
der Kulturszenen, die sich um den Pavillon herum
und Stadtplanungskompetenz, Beteiligungsge-
6. Offene Fragen
wicklung.
formieren oder in Linden lebendig ist, kann man
spräche, Öffentliche Präsentation, Wettbewerbs-
sollte sich durch den Respekt verschiedener
Sie muss sich aber darauf einstellen, dass sich je-
dies sehen. Ob es da Chancen gibt, davon in der
vorbereitung und -durchführung etc.) einige neue
Nutzer der Innenstadt zu unterschiedlichen
weils lokal spezifische Akteurskonstellationen und
Innenstadt zu profitieren, muss man sehen. Aber
Elemente eingeführt und zu einem respektablen
Tages- und Jahreszeiten auszeichnen. Man
Kooperationsstrukturen etablieren. Insofern wird
auch feine Strukturen, wie sie bei der Modernisie-
Zwischenstand geführt. Gleichwohl bleiben einige
muss wissen, dass eine Innenstadt nie ein
sie je nach Konstellation verschiedene Rollen ein-
rung der Luisenstraße und -passage oder bei der
offene Fragen:
­völlig konfliktfreier Raum sein kann. Dazu sind
nehmen, mal als Ermöglicherin, mal als Reguliere-
Etablierung der Quartiersinitiativen zum Ausdruck
– Die Mitarbeit des gesamten Dezernententeams
die sozialen und kulturellen Spannungen zu
rin, mal als Impulsgeberin, mal als Investorin, mal
kommen, sind hier zu erwähnen. Es kommt darauf
ist verbesserungswürdig. Ein solcher Prozess
groß. Aber das Wissen um die Verschieden­
als Unternehmerin, mal als Mediatorin, mal als
an,
muss Sache aller Dezernate sein und werden,
artigkeit der Erwartungen und der Nutzung
Kommunikatorin oder als Vorschriftengeberin.
– ihre Interessen zu verstehen,
nicht nur der tüchtigen unteren Referate. Denn
der Innenstadt fördert Friedfertigkeit (Einkäu-
Eine aktive Stadt ist eine interaktive und lebendige
– ihr Engagement zu stimulieren,
alle Diskussionen haben gezeigt, dass Wirt-
13. Hannover im Jahre 2020 und darüber hinaus
92
bewusst zu machen,
93
H annover C ity 2 0 2 0 – M ehr D emokratie gewagt in einem Stadtentwicklungsprozess H annover
Hannover C ity 2020 – M ehr D emokratie gewagt in einem Stadtentwicklungsprozess H annover
wichtiges Ziel der weiteren Stadtentwicklung. Die-
des Prozesses ist. Das schließt selbstverständ-
ser Ansatz wird umso wichtiger, wenn die Leit-
lich die Initiativrolle der Bauverwaltung mit
funktion öffentlicher Investitionen immer seltener
ein, denn der Prozess bleibt in der Gesamtverantwortung der Stadt.
eingesetzt werden kann (Finanzkrise). Sichere
Rahmenbedingungen sind deshalb gerade für die
3. Die hohe Beteiligung an den Foren und die
privaten Akteure wichtig, um die öffentliche Ver-
große Resonanz in der örtlichen Öffentlichkeit
antwortung der Stadtentwicklung durchzusetzen
zeigt, dass es interessierte, formulierungsstar-
und sichtbar zu machen. Dies setzt voraus, dass
ke und mitwirkungsbereite Teile der Stadtge-
sich die verschiedenen Dezernate der Stadtverwal-
sellschaft gibt, die im Vorfeld von Entscheidun-
tung in diesen Prozess einbringen. Die Zuständig-
gen ansprechbar sind und bei den normalen
keit ist fachlich begründet, die Verantwortung all-
Verfahren nicht einbezogen werden. Die große
gemein.
Offenheit des Prozesses garantiert auch die öffentliche Wahrnehmbarkeit vorgebrachter Argumente.
7. Einschätzung
Es handelt sich bei diesem Prozess um einen
bisher gelungenen Versuch, bürgerschaftliche
Zum Charakter des bisherigen Prozess, der noch
Beteiligung zu verbreitern und damit die Kraft
nicht abgeschlossen ist, lässt sich Folgendes sa-
demokratischer Legitimität zu erhöhen. Ob ein
gen:
solches Vorgehen auch auf andere Städte über-
1. Die Installierung von Mentoren ist ein neuer
tragbar ist, ist ohne genaue Kenntnis örtlicher
Ansatz einer zusätzlichen Reflexions- und Be-
Das Rathaus von Hannover ist ein Magnet für tausende von Besuchern.
Verhältnisse nicht einzuschätzen.
rücksichtigungsebene in den sonst so streng
an Zuständigkeiten orientierten Stadtexeku­
schaftsbelange, Umweltgesichtspunkte, sozia-
Innenstadt zeigt, wäre eine kontinuierliche
tive und Rat darstellt. Die Mentoren können
le Fragen, kulturelle Entwicklung unmittelbar
und auch aktive Rolle des Landes wünschens-
mehr Zeit und Konzentration auf das „Ganze“
tangiert sind. Diese Gesichtspunkte frühzeitig
wert. Die Debatte um den Neu- oder Umbau
aufwenden als es die Ratsmitglieder in der Re-
einzubeziehen, würde im Übrigen auch mög­
des Landtages macht das ebenso deutlich wie
gel können.
liche spätere Konflikte vermindern (aktuell
die zögerliche Handhabung der weiteren Pers-
Ballhof).
pektive von Staatskanzlei und Waterlooplatz.
Aber die Installierung von Mentoren ist nur
dann sinnvoll, wenn sie selbst unabhängig, mit
– Außerdem ist ein solch aufwändiger Prozess
– Im Kern geht es um die Frage, ob es im Interes-
ausreichender persönlicher Autorität ausge-
nur dann nachhaltig erfolgreich, wie es die
se der Weiterentwicklung der Stadt erweiterte
stattet und kooperativ sind. Kooperationsbe-
zeitliche Perspektive 2020 anzeigt, wenn die
demokratische Beratungsrechte geben kann
reitschaft muss untereinander, zur Bauverwal-
Stadt dies mit einer gewissen finanziellen Ste-
und wie man ein solches Mitwirkungsrecht so
tigkeit begleitet. Ob dies eine feste Etatsumme
gestaltet und ermutigt, dass nicht nur geredet,
2. Die Arbeit in dieser Konstellation kann nur er-
oder ein Liegenschaftsfonds oder andere For-
sondern auch qualitätvoll gedacht und gehan-
folgreich sein, wenn die Stadtverwaltung (hier:
delt werden kann.
der Baudezernent und sein Verwaltung) ohne
men revolvierender Finanzgenerierung ist, der
94
tung und zum Rat bestehen.
hier eingebracht wird, mag noch diskutiert
Überzeugende städtebauliche Pläne erleichtern
Zögern und vertrauensvoll mit den Mentoren
werden.
schon aufgrund ihrer Qualität die Realisierung der
zusammenarbeitet. Es hat sich gezeigt, dass
– Für eine Landeshauptstadt, die sich in ihren
mit ihnen verbundenen Ziele. Ihre Verankerung in
der in der Fachverwaltung versammelte Sach-
Gebäuden wesentlich in oder am Rande der
den Köpfen möglichst vieler Akteure ist daher ein
verstand unerlässlich für das Voranscheiten
95
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Bericht
Niedersachsen im Fokus der EU-Forschung
Die Teilnahme von niedersächsischen Einrichtungen
am 6. Forschungsrahmenprogramm der EU
Ein Beitrag von Jörg Jerusel
wieweit sich die niedersächsische Forschungs-
der EU-Kommission: weniger und finanzstärkere
landschaft an die sich geänderten Bedingungen
Forschungskonsortien
des letzten Rahmenprogramms angepasst hat.
Bezüglich des 6. FRP wird in obiger Abbildung
Demgemäß ist es das Ziel des vorliegenden Auf­
deutlich, dass dieser Trend weiter anhält. Während
satzes, die niedersächsische Teilnahme am
die Beteiligungszahlen für den niedersächsischen
6. FRP statistisch-quantitativ zu erfassen und für
Forschungsstandort im 6. FRP auf 767 zurück­
etwaige forschungspolitische Steuerungspro­
gegangen sind, ist jedoch die Mittelakquise vom
zesse auf ­Lan­desebene Basisinformationen anzu­
5. (173,2 Mio. Euro) auf das 6. FRP (219,6 Mio.
bieten.
­Euro) um 26,7 Prozent angestiegen.
Während diverse Erhebungen, die sich mit der
Während also die Beteiligungszahlen rückläufig
­EU-Forschungsförderung und ihren regionalen
sind, ist der monetäre „Kuchen“ der europäischen
Auswirkungen beschäftigen, an einer unsicheren
Forschungsförderung für die niedersächsischen
Datenbasis kranken, stellt der vorliegende Aufsatz
Einrichtungen über die Rahmenprogramme hin-
für den niedersächsischen Raum durch das Erhe-
weg in absoluter Betrachtung kontinuierlich grö-
bungsinstrument der Befragung für die Einrich-
ßer geworden. Im nächsten Abschnitt wird des-
tungstypen Hochschule (HES) und außeruniver­
halb untersucht, wie sich die Partizipationsstruktur
sitäre Forschungseinrichtungen (REC) eine Total-
der Einrichtungstypen an den Rahmenprogram-
erhebung dar. Durch diese Vorgehensweise kann
men entwickelt hat.
Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit
Im 6. FRP (2002 – 2006) der EU fand das Bestreben
für den privaten Einrichtungstyp (IND) von einer
Betrachtet man die Beteiligungsentwicklung über
der niedersächsischen Teilnahme an den For-
der EU-Kommission (KOM), einen gemeinsamen
ausreichenden Annäherung an die Grundgesamt-
die letzten drei Rahmenprogramme hinweg zu-
schungsrahmenprogrammen (FRP) der EU seit
Europäischen Forschungsraum (EFR) zu konstitu-
heit ausgegangen werden (vgl. Jerusel, 2008a,
nächst nach Einrichtungstyp, so fällt auf, dass bei
1984, insbesondere am 6. FRP, und stellt einen for-
ieren, erstmals seinen Niederschlag. Basierend auf
S. 4f).
den niedersächsischen HES und REC ein positiver
schungsbezogenen Leistungsindikator vor. Des
dieser neuen Ausrichtung wurden nun weniger,
Beteiligungstrend sichtbar wird. Hingegen geht
Weiteren wird die Beteiligung des niedersächsi-
aber größere Projektkonsortien gefördert, neue
die prozentuale Beteiligung der IND bzw. For-
schen Forschungsstandorts innerhalb von ausge-
Förderinstrumente (Exzellenznetzwerke; Integrier-
wählten Förder­linien, u.a. der Lebensmittelwissen-
te Projekte) sollten eine stärkere strukturelle Wir-
schaften, ­erfasst und bewertet. Abschließend wer-
kung auf die Forschung in Europa erreichen. Neue
den die ­Ergebnisse in knapper Form resümiert.
Förderprogramme sollten helfen, einzelstaatliche
1
2.
Die Partizipation niedersächsischer Einrichtungen am 6. FRP
im Vergleich zu früheren Rahmenprogrammen
Förderprogramme auf europäischer Ebene zu ver-
richtungstyp „Sonstige“ (OTH) lässt sich eine stabile Beteiligung auf niedrigem Niveau konstatieren.
Bei einem Beteiligungsvergleich nach Rahmenprogrammen wird sichtbar, dass im 4. FRP die priva-
netzen. Nicht zuletzt wurde im 6. FRP die Zusam-
Um sich einen Überblick der niedersächsischen
ten Forschungseinrichtungen dominierten (rund
menarbeit zwischen Hochschulen, außeruniversi-
Einrichtungen in den verschiedenen Forschungs-
37 Prozent). Während sich im 5. FRP bezüglich der
tären Forschungseinrichtungen und Unternehmen,
rahmenprogrammen der EU zu verschaffen, be-
Beteiligungsstruktur eher eine „Drittellösung“ ab-
Die Forschungsrahmenprogramme der EU haben
wobei die Bedürfnisse von klein- und mittelständi-
trachtet man zwei Merkmale: die Beteiligungsan-
zeichnete, scheint sich im 6. FRP eine Dominanz
sich mittlerweile zum weltweit größten Forschungs-
schen Unternehmen (KMU) eine herausragende
zahl und die Mittelakquise. Bezüglich beider Krite-
der Hochschulbeteiligungen am EU-Programm he-
förderinstrument entwickelt und weisen auch für die
Rolle spielen sollten, stärker betont (vgl. BMBF,
rien ist bis einschließlich dem 4. FRP ein positiver
rauszukristallisieren. Der Beteiligungsanteil der
niedersächsische Forschungslandschaft eine stetig
2002: S. 7f; 90f).
Trendverlauf in Niedersachsen sichtbar.
privaten Einrichtungen ist hier auf rund 28 Prozent
wachsende Bedeutung auf (vgl. BMBF, 2007, S. 6f).
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, in-
Während die Beteiligungen ab dem 5. FRP rück-
abgesunken.
läufig sind, ist der Mittelrückfluss aus Brüssel auch
Eine Betrachtung der EU-Zuwendungen aus Brüs-
im 5. FRP weiter angestiegen. Insgesamt ent-
sel zeigt ein ähnliches Bild: Während die nieder-
spricht diese Entwicklung der Konzeption seitens
sächsischen außeruniversitären Forschungsein-
1. Einleitung
1 Die diesem Aufsatz zugrundeliegende Studie (Jerusel 2008, 2008a) ist abrufbar unter http://www.eu.uni-hannover.de/index.
php?id=333. Im vorliegenden Aufsatz wird sich auf das Bundesland Niedersachsen konzentriert. Darüber hinaus möchte ich
mich bei Christian Scholz für seine engagierte Mitarbeit bedanken.
96
schungsabteilungen weiter zurück. Für den Ein-
97
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Abb. 1: Beteiligung und Drittmitteleinwerbung nds. Einrichtungen den FRP der EU
250
Mio.
Beteiligungen
904
Mitteleinwerbung
875
Beteiligungen
200
219,6
150
511
767
40
900
700
34,0
36,3
39,5 40,0
34,4
4. FRP
5. FRP
33,1
6. FRP
30
600
138,5
500
76,2
300
52,2
200
84
0
1.000
21,9
20
400
312
50
Differenziert nach Einrichtungstyp, Angaben in Prozent
800
173,2
100
Abb. 3: Partizipationsstruktur (Mittelakquise) nds. Einrichtungen am 4., 5. u. 6. FRP d. EU
10
100
6,4
2. RP
1. RP
3. RP
4. RP
5. RP
6. RP
0
1. RP: 1984 – 1987; 2. RP: 1987–1991; 3. RP: 1990 –1994; 4. RP: 1994 –1998; 5. RP: 1998 – 2002; 6. RP: 2002 – 2006.
0
0,9 1,2
HES
REC
IND
2,5
OTH
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim
Abb. 2: Partizipationsstruktur (Beteiligungen) nds. Einrichtungen am 4., 5. u. 6. FRP d. EU
Differenziert nach Einrichtungstyp, Angaben in Prozent
40
36,9
36,9
34,4
30
31,0
29,7
30,9
32,6
4. FRP
5. FRP
32,0
6. FRP
28,0
20
richtungen und Hochschulen jeweils positive Ein-
schen Hochschulen, deren Akquiseanteil (mit 79,7
werbetrends verzeichnen, sind die Ergebnisse be-
Mio. Euro im 6. FRP) von 31,7 Prozent auf 36,3 Pro-
züglich der privaten Forschungseinrichtungen und
zent angestiegen ist. Die prozentuale EU-Drittmit-
-abteilungen auch hier rückläufig. Die prozentuale
teleinwerbung der privaten Einrichtungen ist vom
Verschiebung zugunsten der beiden erstgenann-
4. auf das 6. FRP kontinuierlich gesunken, vom
ten Einrichtungstypen geht demnach auf „Kosten“
zweiten auf den dritten Platz. Zwar wird dieser
der privaten Einrichtungen. Für den Einrich-
Trend durch die Entwicklung bei der absoluten
tungstyp „Sonstige“ lässt sich ein positiver Trend
Mittelakquise relativiert, bewegt sich jedoch auf
auf niedrigem Niveau festhalten.
niedrigem Niveau. Es gilt, diese Entwicklung wei-
Gleichzeitig wird in Abb. 3 deutlich, dass es bei der
ter zu beobachten.
Mitteleinwerbung im 4. FRP annähernd eine „Drittellösung“ gab. Bezüglich der nachfolgenden RP
10
scheint sich jedoch eher eine „Einwerbehierarchie“
2,2 2,7 2,5
0
HES
REC
IND
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim
98
OTH
abzuzeichnen: Am einwerbestärksten sind hier die
niedersächsischen außeruniversitären Forschungs-
3. Die Beteiligung der niedersächsi
schen Forschungseinrichtungen
im 6. FRP
einrichtungen und diese Entwicklung macht die
Bedeutung dieser Einrichtungen für den nieder-
Mit Abschluss des 6. FRP der EU konnten die nie-
sächsischen Forschungsstandort nochmals deut-
dersächsischen Einrichtungen mittels 767 Projekt-
lich. An zweiter Position folgen die niedersächsi-
beteiligungen insgesamt 219,6 Mio. Euro EU-Dritt-
99
Bericht – N iedersachsen im F okus der E U - F orschung
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Abb. 5: Akquisequoten der nds. Einrichtungen im Vergleich der letzten
drei EU-Forschungsrahmenprogramme
Abb. 4: Beteiligung und Mitteleinwerbung der niedersächsischen Einrichtungen im 6. FRP
Differenziert nach Einrichtungstyp. Bet. Ges.: 767; Fördersumme ges. 219.636.711 Euro
Beteiligungen
300
283
250
79,8
Mio.
100
87,9
250
1,5
90
80
215
1,0
70
200
1,08
0,96
0,92
60
150
50
48,0
0,5
40
100
19
3,9
6. FRP
HES
REC
IND
OTH
10
0
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim
einwerben. Ähnlich wie bei den universitären und
Niedersachsen personell in der bundesdeutschen
privaten Einrichtungen ist bei der prozentualen
Forschungslandschaft innehatte.3
Betrachtung auch bei den sonstigen Einrichtun-
Nach Einrichtungstypen spezifiziert konnte zu-
gen der Beteiligungswert (2,5 Prozent) oberhalb
mindest für die niedersächsischen Hochschulen
der Mittelakquise von 1,8 Prozent.
ein Akquisewert von 1,0 ermittelt werden – das
mittel einwerben. Die durchschnittliche Förder-
-abteilungen in 215 EU-Projekten eingebunden
summe je Projekt beträgt somit 286.358 Euro. Bis
und konnten so 48,0 Mio. Euro EU-Drittmittel ak-
zum Programmende waren 195 niedersächsische
quirieren.
3.1 Die Akquisequote der niedersächsischen
zum Anteil der Hochschulprofessorenschaft im
Einrichtungen am 6. FRP der EU beteiligt, wobei
Die 19 Beteiligungen bzw. rund 3,9 Mio. Euro EU-
Einrichtungen im Rahmenprogrammver-
Bundesgebiet (vgl. Jerusel, 2008, Bd. 1). Entspre-
die Beteiligungsspanne von 63 Beteiligungen,
Mittel des Einrichtungstyps „Sonstige“ spielen in-
gleich – ein wichtiger Leistungsindikator
chend bedeutet eine Akquisequote von 0,92 trotz
durchgeführt von der Leibniz Universität Hanno-
nerhalb der EU-Förderung nur eine marginale Rolle.
Der niedersächsische Anteil an den bundesweit
der absolut gestiegenen EU-Zuwendungen einen
ver, bis zu 126 Mal einer Beteiligung reicht.
Gleichzeitig wird in Abb. 4 deutlich, dass die nie-
eingeworbenen EU-Fördergeldern beträgt insge-
leicht unterproportionalen Zuwachs. Wenn auch
Die Abb. 42 zeigt, dass die niedersächsischen
dersächsischen Hochschulen mit 36,9 Prozent die
samt 7,2 Prozent (219,6 Mio. Euro von 3.030,7 Mio.
diese leicht unterproportionale Zunahme keinem
Hochschulen an 283 EU-Projekten beteiligt sind
meisten Beteiligungen (283) für sich verbuchen
Euro). In Abb. 5 wird dieser Wert zum Anteil des
Einrichtungstyp zugeordnet werden kann, so kann
und mittels dieser Beteiligung abschließend rund
können, bei der EU-Drittmitteleinwerbung waren
Landes an den FuE-Beschäftigten des gesamten
doch zumindest bezüglich des Hochschulsektors
79,8 Mio. Euro akquirieren konnten.
wiederum die außeruniversitären Forschungsein-
Bundesgebiets, der im Jahr 2004 7,8 Prozent ­betrug
auf die moderate Akquisequote von 1,0 verwiesen
Während die außeruniversitären Forschungsein-
richtungen mit 40,0 Prozent (87,9 Mio. Euro) am er-
(vgl. BMBF, 2008, S. 560), in Beziehung gesetzt. So
werden.
richtungen an 250 EU-Projekten beteiligt sind und
folgreichsten. Die privaten Einrichtungen waren
lässt sich die niedersächsische Mitteleinwerbung
Auch für das Bundesland Nordrhein-Westfalen lie-
hierdurch rund 87,9 Mio. Euro für den niedersäch-
bis zum Abschluss des 6. FRP an 28,0 Prozent EU-
als leicht unterproportional einstufen – während
gen zwei Akquisequoten vor: Während die Akqui-
sischen Forschungsstandort einwerben konnten,
Projekten beteiligt und konnten 21,9 Prozent der
die eingeworbenen Mittel zumindest im Vorläufer-
sequote für den Hochschulsektor des Bundeslan-
waren die privaten Forschungseinrichtungen und
EU-Fördermittel, die nach Niedersachsen flossen,
programm in etwa der Bedeutung entsprachen, die
des NRW mit 0,91 unterhalb des Einserwerts liegt,
2 Das Kombinationsdiagramm beinhaltet die zwei Größenachsen „Beteiligung" und „EU-Drittmitteleinwerbung in Mio. Euro".
Die Beteiligungen werden in Form der Säulen dargestellt (Vordergrund), die Mitteleinwerbung mittels eines Flächendiagramms (Hintergrund).
100
5. FRP
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim
20
50
0
4. FRP
30
heißt, die Mittelakquise verhält sich proportional
3 Werte für Niedersachsen im 4. FRP: Eingeworbene Mittel an Bund in Prozent: 7,0; FuE-Personal an Bund in Prozent: 7,3; Werte für Niedersachsen im 5. FRP: Eingeworbene Mittel an Bund in Prozent: 8,2. FuE-Personal an Bund in Prozent: 7,6. Vgl. Elspaß, 2000, S. 23 f., sowie Jerusel, 2004, S. 36f.
101
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Tab. 1: Regionale Beteiligung am 6. FRP der EU, differenziert nach Einrichtungstypen
Region
Beteili­
EU-Mittel
EU-Mittel je Einrichtungstyp
gungen
Braunschweig
239
64.190.028
HES
REC
IND
12.857.118
33.939.152
17.374.480
OTH
19.278
Bremen-
tential, nicht nur auf EU-Ebene, wird längst als
lich stärkeren Maße Forschungsaktivitäten durch
Standortfaktor und Wettbewerbsvorteil verstanden.
die außeruniversitären Einrichtungen.
Für eine regionale Darstellung wurden die EU-Mit-
Während bei den zwei aktivsten Regionen Hanno-
teleinwerbungen der einzelnen Einrichtungen mit
ver und Braunschweig eine relativ ausgewogene
Hilfe der Raumordnungsregionen (ROR) gruppiert
Mischung der verschiedenen Einrichtungstypen
und somit dreizehn Regionen gebildet, die die EU-
bezüglich der Mitteleinwerbung sichtbar ist, offen-
1.104.230
27.282
Forschungsaktivität abbilden. Diese Ausdifferen-
bart sich in der Region Göttingen ein starkes Ge-
4.949.222
145.343
zierung ermöglicht somit die Darstellung von EU-
fälle zwischen den außeruniversitären Einrichtun-
Forschungszentren und forschungsschwachen
gen und Hochschulen einerseits und den Unter-
Räumen in Niedersachsen. Neben der Darstellung
nehmen in der Region andererseits. In dieser ge-
der EU-Forschungsleistung je Region ist es hier-
ringen Forschungsaktivität der privaten Unterneh-
959.542
846.769
Bremerhaven*
12
1.131.512
9
5.094.565
146
51.552.705
8
911.945
213
64.132.606
17.069.369
30.665.277
3.818.059
157.315
754.630
34.840.221
12.167.368
13.781.451
3.343.566
durch auch möglich, die spezifische Beteiligungs-
men auf EU-Ebene drückt sich allerdings auch ein
488.035
1.338.454
130.000
struktur der Einrichtungstypen je Region detailliert
Strukturproblem der südniedersächsischen For-
aufzuzeigen.6
schungsregion aus, da auch der Anteil des FuE-
2.960.052
Zwei Regionen in Niedersachsen sind in der EU-
Personals in Unternehmen in der Region Göttingen
473.626
Forschung besonders aktiv, zusammen akquirieren
mit 8,9 Prozent ausnehmend gering ist. Hier kann
sie rund zwei Drittel aller eingeworbenen Drittmit-
vermutet werden, dass die Ausstrahleffekte der
tel. Tab. 1 zeigt, dass die Regionen Braunschweig
­öffentlichen Grundlagenforschung in die ange-
mit 239 Beteiligungen (31,2 Prozent) bzw. 64,2 Mio.
wandte Forschung und experimentelle Entwick-
Euro (29,2 Prozent) und Hannover mit 213 Beteili-
lung der Wirtschaft nicht sehr ausgeprägt sind (vgl.
* Nicht Stadt Bremerhaven, zur ROR Bremerhaven zählen hier Cuxhaven und die Wesermarsch
gungen (27,8 Prozent) bzw. 64,1 Mio. Euro (29,2
NIW, 2004, S. 22).
Quelle: Raumordnungsregionen 1998; Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim
Prozent) die aktivsten Regionen in Niedersachsen
Primär aktiv in der Region Braunschweig sind auf
sind.
Seiten der elf teilnehmenden außeruniversitären
Neben der regional unterschiedlichen quantitati-
Forschungseinrichtungen die Institute des Deut-
ven Forschungsaktivität in Niedersachsen ist dar-
schen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V.
HamburgUmland
Hannover
Hildesheim
13
2.595.073
638.584
Lüneburg
6
827.580
710.850
Oldenburg
72
19.589.493
6.453.486
Osnabrück
26
7.333.886
6.860.260
9
1.093.898
340.000
Ost-Friesland
Südheide
3
Gesamt
767
116.730
10.175.955
319.698
223.878
283.150
151.050
223.878
219.636.711 79.769.888 87.912.800 48.024.731
3.929.292
kann die Akquisequote des gesamten Forschungs-
EU-Ebene leicht stärker engagiert als der Hoch-
über hinaus die Forschungsaktivität der Einrich-
(DLR), das Helmholtz-Zentrum für Infektionsfor-
standorts mit 1,08 leicht oberhalb des Einserwerts
schulsektor des Landes.4
tungstypen innerhalb der einzelnen Regionen für
schung GmbH (HZI) sowie die Biologische Bun-
den jeweiligen Standort von Bedeutung.
desanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA).
verortet werden. Während sich also im Bundesland
Niedersachsen der Hochschulsektor leicht stärker
So weist die Region Hannover, bedingt durch die
Neben den Technischen Universitäten in Braun-
engagiert als die anderen Einrichtungstypen bzw.
3.2 Regionale Beteiligung nach
hohe Konzentration von Hochschulen in dieser Re-
schweig und Clausthal-Zellerfeld sind 28 private
als ein anderer Einrichtungstyp, verhält es sich für
gion, landesweit die höchste Forschungsaktivität
Einrichtungen der Region im 6. FRP der EU tätig,
das Bundesland Nordrhein-Westfalen genau spie-
Im Folgenden soll einerseits die regionale Vertei-
innerhalb dieses Einrichtungstyps auf.7 Hingegen
im Vergleich zum Zwischenbericht mehr als das
gelbildlich: Hier sind die anderen Einrichtungsty-
lung der EU-Forschung für Niedersachsen darge-
pen bzw. ist ein anderer Einrichtungstyp auf der
stellt werden und andererseits sollen die Träger der
Einrichtungstyp
4 Zur genaueren Erläuterung der Akquisequote im Allgemeinen und für die Bundesländer NI und NRW im Speziellen vgl.
­Jerusel, 2008, Bd. 1. Neben Niedersachsen ist Nordrhein-Westfalen das einzige Bundesland, das die Beteiligungen an den
Rahmenprogrammen erfasst. Die Zahlen werden in regelmäßigen Abständen von der Zenit GmbH in Mülheim an der Ruhr
erhoben und sind von der Homepage der Landesregierung Nordrhein-Westfalen abrufbar. Vgl. Homepage der Landesregierung Nordrhein-Westfalen (http://www.frp.nrw.de/frp2/de/lib/fp6/sum/). Zugriff: September 2008.
102
mit 33,9 Mio. Euro und 30,7 Mio. Euro im wesent-
112.773
11
Göttingen
zeigen die Regionen Braunschweig und Göttingen
sichtbar gemacht werden. Denn Forschungspo-
5
Umland
Emsland
EU-Forschung innerhalb der einzelnen Regionen
5 Die Raumordnungsregionen werden seit 1981 als räumliche Bezugseinheit für bundesweite Analysen zum Stand und zurEntwicklung der regionalen Lebensbedingungen in der Bundesrepublik Deutschland herangezogen. Sie stellen ein räum­
liches Raster für bundesweit vergleichende Analysen dar, das in der empirischen Regionalforschung breite Verwendung
­gefunden hat. Vgl. NIW, 2004, S. 22, sowie die Homepage des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung: http://www.
bbr.bund.de.
6 Eine direkte Vergleichbarkeit bzgl. der regionalen Aktivitäten zur Vorgängerstudie zum 6. FRP ist somit nicht mehr gegeben.
7 Dieser Befund deckt sich mit dem Anteil der Region Hannover beim FuE-Personal nach Sektoren (Hochschulen, Wiss.
­Einrichtungen, Unternehmen) in Niedersachsen: Auch hier liegt die Region Hannover mit 36,0 Prozent an erster Stelle. Vgl.
Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, 2004, S. 22.
103
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Doppelte. Hierbei überrascht es nicht, dass die
schulen die Brüggen GmbH, die Seecon GmbH
und der privaten Einrichtungen für die Metropol­
Wissenschaftsmanagement und bedarf somit ent-
Volkswagen AG zum wichtigsten privaten For-
und die Gesellschaft für wirtschaftliche Struktur-
regionen zusammen, ergibt sich ein deutliches
sprechender Forschungserfahrung. Koordinatoren
schungsakteur in der Region Braunschweig zählt.
forschung mbH im privaten Forschungssektor
Bild: Die Metropolregion H-BR-GÖ-WOB wirbt mit
haben nicht nur projektintern den größten Einfluss,
In der Region Hannover sind es die Universität
­aktiv. In der Region Osnabrück kann sich keine
83 Prozent (182,5 Mio. Euro; 611 Beteiligungen) der
sie geben aufgrund ihrer exponierten Position
Hannover, die Medizinische Hochschule sowie die
­außeruniversitäre
in Niedersachsen akquirierten Mittel eindeutig die
­innerhalb der Scientific Community oft auch die
Tierärztliche Hochschule, die das EU-Forschungs-
6. FRP der EU beteiligen.
meisten Fördergelder ein. Ein Vergleich der beiden
Richtung innerhalb eines Forschungsbereichs an.
feld von Seiten der Hochschulen dominieren. Von
Im Bundesland Niedersachsen gibt es seit einigen
Metropolregionen H-BR-GÖ-WOB und Bremen-
Der erhöhte Arbeitsaufwand drückt sich in einer
den acht außeruniversitären Forschungseinrich-
Jahren auch geografische Räume, die unter dem
Oldenburg gestaltet sich schwierig, da hier Län-
höheren durchschnittlichen Fördersumme von
tungen sind vor allem das Laser Zentrum Hanno-
Dach der (europäischen) Metropolregionen zusam-
dergrenzen überschritten werden. Rechnet man
570.723 Euro je Projekt aus. In Projekten mit dem
ver, die Max-Planck-Gesellschaft, die Bundesan-
mengefasst werden. Diese Regionen, die stark ver-
zur letztgenannten Metropolregion das Zwei-­
Teilnehmerstatus Partner beträgt die durchschnitt-
stalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und die
dichtete Großstadtregionen mit besonderen Gate-
Städte-Bundesland Bremen, die Raumordnungsre-
liche Fördersumme 241.255 Euro. Gleichzeitig hat
Fraunhofer-Gesellschaft zu nennen. Als private
way-Funktionen (vgl. IKM, 2006) darstellen, set-
gionen Bremen-Umland und Oldenburg sowie die
ein Koordinator größeren Einfluss auf die Ausrich-
Einrichtungen sind die Hacon Ingenieurgesell-
zen insbesondere auch auf das Wissenschaft- und
Landkreise Cuxhaven und Wesermarsch, ergeben
tung des Themas sowie auf die Partnerwahl. Darü-
schaft mbH, die Digital Video Systems GmbH
Forschungspotential ihrer Mitglieder. Für die
sich ca. 339 Projektbeteiligungen für diese Metro-
ber hinaus wird die „Sichtbarkeit“ der koordinie-
­sowie die Varta Microbattery GmbH in Hannover
­Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttin-
polregion, 272 weniger als in H-BR-GÖ-WOB. Aus
renden Einrichtung in Europa stark erhöht. Mag
aktiv. In der Region Hannover beteiligen sich
gen-Wolfsburg (H-BR-GÖ-WOB) ist dies sogar ein
Sichtweise des vorliegenden Erhebungsdesigns
der Arbeitsaufwand für die Projektkoordination
34 Unternehmen an der EU-Forschung.
Alleinstellungsmerkmal, „als wichtigste metropoli-
kein überraschender Befund, der jedoch andern-
aufgrund der größeren Konsortien und der neuen
In Göttingen sind neben der Universität Göttingen
tane Funktion der Metropolregion wird [hier] der
orts als strukturelle Schwäche der Metropolregion
Instrumente IP und NoE größer geworden sein: Im
die Max-Planck-Gesellschaft, das DLR sowie das
hohe Besatz an Forschungs- und Entwicklungs-
Bremen-Oldenburg ausgelegt wird. (vgl. BAW,
Vergleich zum 5. FRP hat der durchschnittliche
Deutsche Primatenzentrum auf Seiten der außer­
einrichtungen genannt.“ (s. Haude, 2007, S. 119).
2007, S. 101).
Zuschuss für Koordinatoren um rund 127 Tsd. Euro
universitären Einrichtungen aktiv. In der Region
Neben der genannten Metropolregion H-BR-GÖ-
Deutlich wird aus diesem Blickwinkel erneut eine
zugenommen.10 Hingegen ist in den Projekten mit
Göttingen sind 13 Unternehmen an EU-Projekten
WOB gibt es in Niedersachsen noch die Metropol-
besonders hohe Beteiligung von Ballungsräumen.
Teilnahmestatus „Partner" im Vergleich zum vor-
beteiligt, mit zwei Ausnahmen alle in der Stadt
region Bremen-Oldenburg im Nordwesten e.V., die
Ländlich geprägte Gebiete weisen eher geringe
herigen Rahmenprogramm die Fördersumme
Göttingen angesiedelt. Schwerpunktmäßig sind
jedoch auch den hansestädtischen Raum mit ein-
Beteiligungsstrukturen auf. Ob die Metropolregion
­lediglich um rund 12,3 Tsd. Euro gestiegen.11
dies die Gesellschaft für Entwicklung und Realisa-
schließt und somit als bundeslandübergreifendes
als Konzept letztendlich zu einer erhöhten Dritt-
Niedersächsische Forschende sind nicht allein als
tion Adaptiver Systeme mbH (ERAS), die Satorius
Raumordnungskonzept zu betrachten ist. Die Me-
mitteleinwerbung durch forschende Institutionen,
Partner, sondern auch als hauptverantwortliche
AG sowie die Develogen AG.
tropolregion Bremen-Oldenburg sieht sich als Wis-
Einrichtungen und Unternehmen führen kann,
Koordinatoren in Projekten aktiv. Insgesamt treten
Neben der Universität Oldenburg, dem OFFIS-­
sens- und Innovationsregion, die insbesondere
muss durch weitere, grundlegende (Folge-)Studien
bei den 767 niedersächsischen Projektbeteiligun-
Institut, einem An-Institut der Universität Olden-
„Schnittstellen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft
belegt werden.
gen im 6. FRP 83 Projektteilnehmer als Koordinato-
burg, und der Hörtech GmbH sind in der Oldenbur-
und Innovationsfeldern […] unterstützen will“
ger Region im privaten Bereich primär folgende
(s. ebd.). Die dritte Metropolregion, die Nieder-
3.3 Koordinatorfunktion im EU-Projekt
10,8 Prozent aller Forschungsprojekte.12 Die meis-
Unternehmen aktiv: Planet – Planungsgruppe
sachsen tangiert, ist die Metropolregion Hamburg.
Eine besondere Rolle beim Aufbau eines Konsorti-
ten EU-Projekte werden im LSH-Programm koordi-
Energie und Technik GBR, Chip Vision Design Sys-
Diese hat ebenfalls Partner im Flächenland Nieder-
ums, bei der Antragstellung und der Durchführung
niert (15), gefolgt vom SUSTDEV-Programm (13)
tems AG, Energy & Meteo Systems GmbH, Over-
sachsen, insbesondere im südlichen Hamburger
von Projekten spielen die Koordinatoren. Diese
und vom AEROSPACE-Programm (11). In Abb. 6 ist
speed GmbH & Co. Kg sowie das Hörzentrum
Umland.
Rolle stellt auch erhöhte Anforderungen an das
zu erkennen, dass die Hochschulen 27-mal als Ko-
­Oldenburg GmbH.
Fasst man die EU-Fördermittel der beteiligten
In der Region Osnabrück sind neben den Hoch-
Hochschulen, außeruniversitären Einrichtungen
Forschungseinrichtung
am
8
8 Neben der Gatewayfunktion sind für die Metropolregion auch die Entscheidungs- und Kontrollfunktion sowie die Innova­
tions- und Wettbewerbsfunktion ausschlaggebend.
104
9
ren eines Forschungsprojekts auf. Dies entspricht
9
10
11
12
Fördersummen können an dieser Stelle nicht genannt werden bzw. sind nicht für alle Einrichtungstypen bekannt.
Im 5. FRP betrug die durchschnittliche Fördersumme für einen Koordinator noch 443.000 Euro. Vgl. Jerusel, 2004, S. 42.
Im 5. FRP betrug die durchschnittliche Fördersumme für ein Projekt mit dem Teilnehmerstatus „Partner" rd. 229.000 Euro.
Um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewähren, wird hier das HRM-Programm ausgeklammert. Berücksichtigt man alle Programme, werden bis zum jetzigen Zeitpunkt 105 bzw. 13,7 Prozent der 767 Projekte als Koordinatorprojekte durchgeführt.
Hier nicht tabellarisch ausgewiesen.
105
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Abb. 6: Koordinatoren je Einrichtungstyp
40
Abb. 7: Häufigkeit der Koordinatorfunktion (CO) der Leibniz Universität Hannover (LUH)
im Rahmenprogrammvergleich
Beteiligungen
30
Beteiligungen
35
25
30
27
20
15
20
16
10
11
9
10
5
5
6
4
0
HES
REC
IND
OTH
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
1
4
6
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
ordinator in einem EU-Forschungsprojekt fungie-
3.4 Die Partizipation niedersächsischer
was im Wesentlichen zur Steigerung beiträgt.
3.5 Die außeruniversitären Forschungs-
ren. Hiervon werden neun der Forschungsprojekte
Hochschuleinrichtungen am 6. FRP
Insgesamt kann also ein Zuwachs festgestellt wer-
an der Leibniz Universität Hannover koordiniert.13
Bei einem Blick auf die beiden letzten Rahmenpro-
den, trotzdem muss auch aufgezeigt werden, dass
Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen
Dies ist jedoch als negativer Trend zu bewerten,
gramme wird deutlich, dass die niedersächsischen
dieser ganz unterschiedlich getragen wird. Es gibt
in Niedersachsen sind für die bundeslandinterne
wie Abb. 7 deutlich macht.
Hochschulen und ihre medizinischen Einrichtun-
auch Hochschulen, deren Mittelakquise im Ver-
Forschungslandschaft bezüglich der EU-For-
Zwar konnte die LUH im Vergleich vom 5. zum 6.
gen im 6. FRP insgesamt 38 Prozent mehr Mittel
gleich zum Vorgängerprogramm stagnierten oder
schung ein bedeutender Faktor. Immerhin entfal-
FRP rund 22 Prozent mehr EU-Zuwendungen auf-
einwerben konnten als noch im 5. FRP, eine deutli-
gar einen (deutlichen) Einbruch verzeichnen muss-
len 40 Prozent der erwirtschafteten Fördergelder
weisen (von 16,1 Mio. Euro auf 19,7 Mio. Euro), je-
che Steigerung. Die Träger dieses Erfolges sind in
ten. Die TU Clausthal (-14 Prozent) und die Univer-
im Rahmen des 6. FRP auf diesen Einrichtungstyp,
doch sank zeitgleich die Anzahl der koordinierten
erster Linie die großen Hochschulen des Landes,
sität Göttingen (-10 Prozent) gehören zu diesen
insgesamt fast 90 Mio. Euro. Getragen wird diese
Projekte um zwei Drittel. Während im 5. FRP noch
so die Leibniz Universität Hannover mit einer
Einrichtungen.
hohe Einwerbesumme von 33 Einrichtungen, die
rund ein Drittel der EU-Projekte als Koordinator
­Mittelsteigerung von 22,5 Prozent sowie die bei-
Bemerkenswert ist die Aktivität der Hochschule
insgesamt an 250 Projekten beteiligt sind (32,6 Pro-
durchgeführt wurden, sind es im 6. FRP nur noch
den medizinischen Einrichtungen. Die Univer­
für Musik und Theater Hannover (HMT), da es ihr
zent). Davon können elf Einrichtungen 42-mal als
rund 14 Prozent.
sitätsmedizin Göttingen (UMG) und die Medizi­
als Kunsthochschule gelingt, sowohl im 5. als auch
Koordinator auftreten und somit federführend auf
nische Hochschule Hannover (MHH) haben es je-
im 6. FRP forschungsaktiv zu sein. Nach Hoch-
die jeweiligen Forschungsprojekte einwirken.
weils geschafft, ihre Mittelakquise zu verdoppeln,
schulart betrachtet, können bundesweit insgesamt
Wie Tabelle 2 zeigt, ist die erfolgreichste Einrich-
nur drei Kunsthochschulen Beteiligungen am
tung in Niedersachsen nach wie vor das DLR mit
6. FRP der EU vorweisen. Bezüglich der HMT
seinen Standorten in Braunschweig und Göttin-
Hannover ein Indiz für die exzellente Forschungs-
gen. Mit insgesamt 56 Projektbeteiligungen (davon
aktivität auf EU-Ebene.
zehnmal als Koordinator) und einer Mittelakquise
13 Weitere Hochschulen mit Koordinatorfunktion: Universität Göttingen: 14-mal; Medizinische Hochschule fünfmal; Universität
Oldenburg dreimal; Technische Universität Braunschweig, TU Clausthal, Tierärztliche Hochschule und Universität Osna­
brück, jeweils zweimal; Die Hochschule für Musik und Theater und die FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven treten
jeweils einmal als Koordinator in Erscheinung.
106
0
einrichtungen
107
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Tab. 2: Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Niedersachsen, die ersten fünf
Projektbeteiligungen
Einrichtung
Fördersumme
Programm-Akronym
Beteiligungen
Fördersumme in Euro
AEROSPACE
56
26.618.404
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der
LSH
34
15.312.390
Wissenschaften e. V.
29
14.639.124
IST
27
10.435.186
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH (HZI)
23
8.008.343
SUSTDEV
24
4.133.874
Oldenburger Forschungs- und Entwicklungsinstitut
HRM
18
6.949.987
für Informatik-Werkzeuge und -Systeme e. V. (OFFIS)
20
9.303.868
SSP
17
2.037.537
Laser Zentrum Hannover e. V. (LZH)
16
5.375.788
EURATOM
16
3.368.016
SME
14
3.462.907
NMP
14
5.081.117
FOOD
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
56
26.203.658
Quelle: Raumordnungsregionen 1998; Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
108
Tab. 3: Programmstruktur der außeruniversitären Forschungseinrichtungen,
sortiert nach Beteiligungen14
11
2.506.950
INFRAS
7
4.178.800
NEST
6
2.187.835
von 26,2 Mio. Euro setzt sich das DLR deutlich von
den ca. sieben Mio. Euro EU-Drittmittel eingewor-
ERA-NET
3
851.550
den folgenden Einrichtungen ab. Eine Dreier-Gruppe,
ben. Forschung, die sich im weitesten Sinne mit
CITIZENS
1
168.942
bestehend aus den niedersächsischen Max-Planck-
Atomkraft auseinandersetzt, ist in Niedersachsen
INNOV
1
119.305
Instituten (29 Bet.; 14,6 Mio. Euro), dem Helmholtz-
beim außerhochschulischen Einrichtungstyp stark
INCO
1
500.000
Zentrum für Infektionsforschung GmbH (23 Bet.;
vertreten, vier Einrichtungen platzieren so insge-
Gesamt
250
87.912.800
8,0 Mio. Euro) und OFFIS (20 Bet.; 9,3 Mio. Euro),
samt 16 Projektbeteiligungen im 6. FRP. Aber auch
findet sich auf den Plätzen zwei bis vier. Rang fünf
in Programmen, die eher an Universitäten durch-
belegt das LZH mit insgesamt 16 Projektbeteiligun-
geführt werden, können niedersächsische For-
gen und einer Einwerbesumme von 5,4 Mio. Euro.
schungseinrichtungen Projektbeteiligungen vor-
Dabei ist zu betonen, dass auch die Max-Planck-
weisen, so etwa im CITIZENS-Programm. Hier ist
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
Institute zehnmal Projektkoordinator ist, OFFIS und
das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen
durchgeführt, in der ROR Hannover immerhin 45
­privatwirtschaftlich geführten Unternehmen betei-
das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung je
e. V. (SOFI) mit einem Projekt vertreten.
(12,17 Mio. Euro), in der ROR Oldenburg 24 (10,18
ligen sich mit 28 Prozent (insg. 215 Projekte) an den
sechsmal als Koordinatoren auftreten.
Zieht man einmal mehr den geografischen Blick-
Mio. Euro). In den ROR Hildesheim, Ost-Friesland
niedersächsischen Projektbeteiligungen. Bei der
Die meisten Projekte werden im AEROSPACE-­
winkel in die Analyse des Forschungsstandorts
und Hamburg-Umland-Süd wird ebenfalls an au-
akquirierten Fördersumme schaffen sie es dage-
Programm abgewickelt (56), erst dann folgen die
Niedersachsen mit ein, lassen sich auch für die au-
ßeruniversitären Forschungseinrichtungen auf EU-
gen „nur“ auf 21,9 Prozent oder 48 Mio. Euro.
beiden Programme LSH und IST (34 und 27 Pro-
ßeruniversitären Forschungseinrichtungen klare
Ebene geforscht.
Die wichtigsten Unternehmen, die sich im Feld der
jektbeteiligungen). Die hohe Anzahl der Beteili-
Aussagen treffen. Die Raumordnungsregion (ROR)
gungen im AEROSPACE-Programm spiegelt je-
Braunschweig führt hier das Feld an, insgesamt
3.6 Die privaten Forschungseinrichtungen
Volkswagen AG, die Jos L. Meyer Werft, die Hacon
doch nicht die breite Forschungslandkarte des
werden hier 115 der 250 niedersächsischen Pro-
Neben den Universitäten und den außeruniversitä-
Ingenieursgesellschaft aus Hannover oder die
Bundeslandes wider, denn 49 der insgesamt 56
jektbeteiligungen des Einrichtungstyps REC
ren Forschungseinrichtungen beteiligen sich auch
­Neonman Bus GmBH, ein Tochterunternehmen der
Projektbeteiligungen werden vom DLR durchge-
durchgeführt, 33,93 Mio. Euro fließen somit in die
private Unternehmen am 6. FRP der EU. Diese
M.A.N.
führt. Im SUSTDEV-Programm werden 24 Projekte
Region Braunschweig. In der ROR Göttingen wer-
durchgeführt und im HRM-Programm 18, hier wer-
den 60 Projektbeteiligungen (30,67 Mio. Euro)
EU-Forschung platzieren, sind zum Beispiel die
14 Die Erläuterung zu den Abkürzungen findet sich im Anhang.
109
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Tab. 4: Programmstruktur der privaten Unternehmen, sortiert nach Beteiligungen, 6. FRP
Programm-Akronym
Beteiligungen
Fördersumme in Euro
SUSTDEV
65
19.863.648
IST
43
9.789.950
SME
31
2.482.249
LSH
22
5.701.223
NMP
17
5.054.532
FOOD
13
1.683.149
AEROSPACE
9
1.304.473
EURATOM
6
1.332.355
SSP
4
270.120
HRM
2
300.052
INNOV
1
146.620
ERA-NET
1
51.960
CITIZENS
1
44.400
215
48.024.731
Gesamt
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
Mit 50 Beteiligungen und 13,8 Mio. Euro Einwer-
dersächsische Forschungs- und Technologie-
besumme folgt die ROR Hannover. Auch hier sind
schwerpunkte auf der EU-Ebene wiederfinden las-
die zwei stärksten Programme SUSTDEV (16 Bet.;
sen bzw. wie sich der Trendverlauf bezüglich der
5,2 Mio. Euro) und IST (12 Bet.; 2,8 Mio. Euro). Den
Beteiligungen und der Mittelakquise im Rahmen-
dritten Platz belegen je nach Betrachtungsweise
programmvergleich darstellt.
entweder das Emsland (FS: 4,9 Mio. Euro; 8 Bet.)
oder die ROR Oldenburg (FS: 2,9 Mio. Euro; 23 Bet.).
wissenschaften" (NUTRI)
Niedersachsen ist zum einen mit einem Anteil von
4.
Die niedersächsische Partizipation
an den Forschungsrahmenprogrammen der EU – untersucht
nach Förderlinien
16,4 Prozent an der deutschen Bruttowertschöpfung der deutschen Landwirtschaft nach Bayern
(19,9 Prozent) das bedeutendste Agrarland in
Deutschland und somit ist die Landwirtschaft in
Niedersachsen von herausragender wirtschaftli-
Da sich die jeweiligen Rahmenprogramme der EU
cher Bedeutung (vgl. Windhorst, 2008, S. 1). Zum
bezüglich der einzelnen Förderprogramme bzw.
anderen ist die Agrar- und Ernährungswirtschaft
deren Programminhalte zum Teil erheblich unter-
nach der Automobilindustrie der zweitwichtigste
scheiden – so lassen sich die lebenswissenschaft-
Wirtschaftszweig Niedersachsens, mit einer engen
lichen Programme QoL (5. FRP) und LSH (6. FRP)
Verzahnung zwischen Wirtschaft und Wissen-
oder die Mobilitätsprogramme IHP (5. FRP) und
schaft (vgl. MWK Niedersachsen, 2005, S. 2).
HRM (6. FRP) nur bedingt miteinander verglei-
Der Forschungsstandort Niedersachsen verfügt
chen – ist ein Rahmenprogrammvergleich wie in
mit dem Deutschen Institut für Lebensmitteltech-
15
110
4.1 Die Förderlinie „Agrar- und Ernährungs-
den vorherigen Kapiteln nur auf allgemeiner Ebene
nik (DIL) in Quakenbrück, der Bundesanstalt für
Elf Unternehmen treten in insgesamt 17 Projekten
den 65 der 215 Projekte durchgeführt (18 davon
möglich.
Landwirtschaft (FAL), der Biologischen Bundesan-
als Koordinatoren auf, dabei hat kein Unternehmen
­alleine durch ein Unternehmen). Im IST-Programm
Um hier eine tiefergehende Analyse unterhalb der
stalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA), der Tier-
mehr als drei koordinierend durchgeführte Projek-
liegt ein weiterer Schwerpunkt der niedersächsi-
einzelnen Rahmenprogramme und gar unterhalb
ärztlichen Hochschule Hannover sowie den Agrar-
te. Ein Anzeichen dafür, dass private Unternehmen
schen privaten Unternehmen, 43 Projekte werden
der einzelnen Programmebenen zu ermöglichen,
wissenschaften an der Universität Göttingen und
mit der Durchführung von wenigen Projekten voll
hier durchgeführt. Im SME-Programm, das auf den
werden in diesem Abschnitt rahmenprogramm-
dem Fach Gartenbau bzw. Lebensmittelwissen-
ausgelastet sind. Tatsächlich haben die meisten
Wissen und Technologietransfer zwischen Hoch-
übergreifend sogenannte Förderlinien (FL) gebil-
schaften an der Leibniz Universität Hannover
beteiligten Unternehmen zwei oder weniger Pro-
schulen und privaten Unternehmen abzielt, wer-
det. Einerseits kann mittels dieser einzelnen FL,
­sowie diverser weiterer, kleinerer oder größerer,
jekte, die durch die EU gefördert werden. Die För-
den 31 Projekte in Einrichtungen des IND-Sektors
die jeweils eine Art thematische Klammer bilden,
privater Einrichtungen über international renom-
dersummen, die bei privaten Einrichtungen einge-
durchgeführt.
der Trendverlauf der Beteiligungen bzw. der Mittel­
mierte Forschungseinrichtungen und -institute.
worben werden, reichen von fast acht Mio. Euro
Ähnlich wie bei den außerhochschulischen For-
akquise unabhängig von den Rahmenprogrammen
Da­rüber hinaus sind die Hochschulen in Hannover
bis zu einer Fördersumme von null Euro.
schungseinrichtungen führt auch bei den privaten
sichtbar gemacht werden.16 Andererseits kann
(TIHO), Göttingen, Vechta und Oldenburg im For-
Ein Schwerpunkt der EU-Forschung lässt sich bei
Unternehmen die ROR Braunschweig mit 68 Betei-
mittels der FL erfasst werden, inwieweit sich nie-
schungsverbund Agrar- und Ernährungswissen-
den privat geführten Unternehmen im SUSTDEV-
ligungen und einer Mittelakquise von 17,3 Mio.
Programm erkennen, das sich mit nachhaltigen
Euro das Feld aus geografischer Betrachtungswei-
Energiesystemen, nachhaltigem Land- und See-
se an. Dabei sind alleine 23 Beteiligungen (7,3 Mio.
verkehr sowie mit den globalen Veränderungen
Euro) dem Programm SUSTDEV zuzuordnen und
und der Ökosysteme auseinandersetzt. Hier wer-
14 Beteiligungen (4,1 Mio. Euro) dem Programm IST.
15 Ein Beispiel: So beinhaltet das lebenswissenschaftliche Programm QoL des 5. FRP sowohl die medizinische als auch die
­lebensmittelwissenschaftliche Forschungsförderung. Im 6. FRP wurden diese Themen in den beiden Programmen LSH und
FOOD separat ausgeschrieben und gefördert.
16 Ähnlich wie bei den Fünfjahresbewertungen ist somit für den nds. Forschungsstandort eine rahmenprogrammunabhängige
oder -übergreifende Betrachtung möglich. Vgl. Five-Year Assessment of the European Union Research Framework Programmes, 2005, S. 27.
111
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Tab. 5: Förderlinie Agrar- und Ernährungswissenschaften (NUTRI), Mittel in Mio. Euro
5. FRP
Programme
Abb. 8: Agrar- und Ernährungswissenschaften (NUTRI) im FRP-Vergleich,
Mittelakquise nach E-Typen, in Mio. Euro
6. FRP
7
Relevante Key-Actions des
FOOD-Programm, relevante
6
QoL-Programms. Titel- und
Unterprogramme des SSP-
Abstraktanalyse relevanter
Programms; Titel- und Ab­
IHP-Projekte; SME-Projekte
straktrecherche relevanter
mittels des QoL-Programms
HRM- und SME-Projekte
5. FRP
5,9
6. FRP
5
4
3,2
3
Mittelakquise NI:
11,0
9,2
2,0
2
Entwicklung NI:
Rückgang von 16 Prozent
Rückgang von 16 Prozent
0,9
1
0,2 0,1
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
0
HES
REC
IND
OTH
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
112
schaften (FAEN) organisiert. Diese Rahmenbedin-
bzw. 16 Prozent weniger als noch im Vorgänger-
gungen lassen die Frage interessant erscheinen,
programm.
wie die niedersächsische Agrar- und Ernährungs-
Abb. 8 gibt einen Einblick dahingehend, welche
wissenschaft auf internationalem Niveau positio-
Einrichtungstypen die primären Träger der ernäh-
schulen im 5. FRP rund 3,9 Mio. Euro innerhalb
Zuwendungen der Universität Göttingen stark
niert ist.
rungswissenschaftlichen Förderlinie sind und wie
dieser Förderlinie eingeworben haben, waren es
­zurückgegangen. Während im 5. FRP mittels neun
In Tab. 5 ist die Zusammenführung der relevanten
sich die Mittelakquise im RP-Vergleich entwickelt
im 6. FRP immerhin noch 3,2 Mio. Euro – typenin-
Projektbeteiligungen rund zwei Mio. Euro einge-
Förderbereiche aus den beiden letzten Rahmen-
hat.
tern betrachtet ein Rückgang von 0,7 Mio. Euro
worben wurden, beläuft sich die Mittelakquise im
programmen zur Förderlinie „Agrar- und Ernäh-
So ist zunächst zu sehen, dass die außerhochschu-
bzw. um rund 18 Prozent.
6. FRP in der agrar- und ernährungswissenschaftli-
rungswissenschaft“ (NUTRI) nachvollziehbar. Da
lischen Forschungseinrichtungen sowohl im 5. als
Die privaten Einrichtungen hingegen konnten die
chen Förderlinie lediglich auf rund 0,2 Mio. Euro.
hierbei auch Unterprogramme und einzelne Pro-
auch im 6. FRP die primären Träger dieser Förder-
Mittelakquise mehr als verdoppeln, wenn auch nur
Weiter ist in der Tabelle sichtbar, dass die Tierärzt-
jekte diverser Programme der Förderlinie zugeord-
linie sind. Gleichzeitig ist bei diesem Einrich-
auf geringem Niveau. Wurden von diesem Einrich-
liche Hochschule bei den Beteiligungen zwar un-
net wurden, ist eine Angabe bezüglich der Ent-
tungstyp ein deutlicher Rückgang in der Mittelak-
tungstyp im 5. FRP noch knapp eine Mio. Euro ein-
wesentlich zugelegt hat, jedoch bei der Mittelak-
wicklung der Mittelausstattung über die Rahmen-
quise zu verzeichnen: Während im 5. FRP noch
geworben, waren es im 6. FRP rund zwei Mio.
quise mit 2,1 Mio. Euro der Hauptträger dieser För-
programme hinweg nicht möglich.
knapp sechs Mio. Euro von den außerhochschuli-
­Euro. Dieser Positivtrend ist demnach dafür ver-
derlinie geworden ist. Jedoch kann dieser deutli-
In obenstehender Tab. 5 wird deutlich, dass die
schen Forschungseinrichtungen eingeworben
antwortlich, dass in der Gesamtbetrachtung
che Mittelzuwachs den Gesamttrend innerhalb
Mittelakquise im agrar- und ernährungswissen-
wurden, waren es mit Ablauf des 6. FRP „nur“
„­lediglich“ ein Rückgang von 16 Prozent zu ver-
dieser Förderlinie bzw. den Negativtrend des Ein-
schaftlichen Forschungsbereich für den nieder-
noch vier Mio. Euro – ein typeninterner Rückgang
zeichnen ist.
richtungstyps Hochschule nicht kompensieren.
sächsischen Standort leicht rückläufig ist: Wurden
um rund 33 Prozent.
Die Beteiligungen des Einrichtungstyps OTH wer-
Die Leibniz Universität Hannover weist im Rah-
im 5. FRP von den niedersächsischen Einrichtun-
Auch die Hochschulforschung ist innerhalb der
den in dieser Betrachtung nicht weiter thema­
menprogrammvergleich auf niedrigem Niveau
gen in dieser Förderlinie noch 11,0 Mio. Euro EU-
agrar- und ernährungswissenschaftlichen For-
tisiert.
­eine konstante Partizipation an der Förderlinie NU-
Zuwendungen akquiriert, so waren es zum Ende
schung rückläufig, wenn auch in deutlich geringe-
Die Tab. 6 wiederum macht drei Hauptaspekte
TRI auf – jeweils drei Beteiligungen bei einer leicht
des 6. FRP mit 9,2 Mio. Euro rund 1,8 Mio. Euro
rem Maße: Während die niedersächsischen Hoch-
sichtbar. So sind die Beteiligungen und EU-­
fallenden Mittelakquise, vertreten durch die natur-
113
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Tab. 6: Beteiligung und Mittelakquise innerhalb der Förderlinie NUTRI im FRP-Vergleich,
nur Einrichtungstyp REC; Mittelakquise in Mio. Euro
Hochschule
5. FRP
Beteiligung
Teilnehmer
6. FRP
Mittelakquise
Beteiligung
Tab. 7: Beteiligung und Mittelakquise innerhalb der Förderlinie NUTRI im FRP-Vergleich,
nur Einrichtungstyp REC; Mittelakquise in Mio. Euro
Mittelakquise
U Göttingen
9
2.030.859
2
267.394
Beratung und Forschung für
UMG
0
0
1
277.423
den Tierschutz in der Nutztier-
TiHo
7
895.555
8
2.142.000
LUH
3
481.262
3
258.749
MHH
2
577.632
0
0
TU Braunschweig
1
6.000
1
59.346
Bundesanstalt für Geowissen-
HS Vechta
0
0
1
229.878
schaften und Rohstoffe (BGR)
22
3.991.308
16
3.234.790
Gesamt
haltung (BFN)
1
180.061
0
0
10
2.798.288
10
2.020.498
0
0
1
63.014
4
567.700
10
1.091.579
0
0
1
85.500
2
462.725
1
15.840
1
149.520
0
0
0
0
1
726.000
0
0
1
157.315
1
1.332.646
0
0
1
22.500
0
0
1
163.500
0
0
Biologische Bundesanstalt für
Land- und Forstwirtschaft (BBA)
Bundesforschungsanstalt für
Landwirtschaft (FAL)
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
6. FRP
5. FRP
Beteiligung Mittelakquise Beteiligung Mittelakquise
Clausthaler UmwelttechnikInstitut GmbH (CUTEC)
Deutsche Sammlung von
Mikroorganismen und Zell-
114
wissenschaftliche Fakultät bzw. durch die garten-
Euro (BBA) bzw. rund 1 Mio. Euro (FAL) als die
bauwissenschaftlichen Institute.
Hauptakteure in der agrar- und ernährungswissen-
Auch eine genauere Betrachtung der Beteiligun-
schaftlichen Förderlinie.
gen bzw. der EU-Mittelakquise der außerhoch-
Auch ist in Tab. 7 sichtbar, dass das Deutsche
schulischen Forschungseinrichtungen zeigt ein
­Primatenzentrum innerhalb der agrar- und ernäh-
interessantes Bild: Neben dem schon bekannten
rungswissenschaftlichen Förderlinie an den Erfolg
Befund des monetären Rückgangs von 5,9 auf
im 5. FRP nicht anknüpfen konnte: Warb das
4,0 Mio. Euro ist in Tab. 21 zunächst zu sehen,
­Deutsche Primatenzentrum mittels einer Projekt-
dass im 5. FRP neun außerhochschulische Ein-
beteiligung im vorletzten RP noch 1,3 Mio. Euro
richtungen mittels 22 Projekten an der Förderlinie
ein und war es darüber hinaus in diesem Projekt
beteiligt waren. Im 6. FRP sind dies nunmehr nur
als Koordinator aktiv, so ist diese renommierte
noch sechs Einrichtungen, die sich mittels 24
­Göttinger Forschungseinrichtung im 6. FRP zu-
Beteiligungen innerhalb dieser Förderlinie enga-
mindest innerhalb dieser Förderlinie nicht mehr
gieren.
aktiv.
Darüber hinaus ist hierbei auffällig, dass im 6. FRP
Bezüglich einer anderen außeruniversitären For-
jeweils zehn Projekte von der Biologischen Bun-
schungseinrichtung zeigt sich nicht nur bei der
desanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) so-
EU-geförderten agrar- und ernährungswissen-
wie der Bundesforschungsanstalt für Landwirt-
schaftlichen Forschung ein deutlich rückläufiger
schaft (FAL) durchgeführt werden. Typenintern
Trend: War das Deutsche Institut für Lebensmit-
­betrachtet erweisen sich diese beiden Einrichtun-
teltechnik (DIL) im 5. FRP noch mit einer Beteili-
gen mit einer Mittelakquise von rund zwei Mio.
gung vertreten, ist in Tab. 7 zu sehen, dass das
kulturen GmbH (DSMZ)
Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e.V. (DIL)
Helmholtz-Zentrum für
Infektionsforschung GmbH
Obstbau-Versuchs- und
Beratungszentrum
Deutsches Primatenzentrum
GmbH
INTOX Institut für angewandte
Toxikologie und Umwelthygiene
GmbH an der Universität
Oldenburg
Max-Planck-Gesellschaft zur
Förderung d. Wissenschaften e.V.
Niedersächsische Forstliche
Versuchsanstalt
Gesamt
1
273.400
0
0
22
5.950.340
25
4.159.746
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
DIL im 6. FRP keine agrar- und ernährungs­wissen­
bzw. die Abstinenz auf der EU-Ebene sicherlich
schaft­lichen EU-Forschungsprojekte durchführt.17
kritisch zu bewerten. So zeigt eine Analyse der Be-
Für die privaten Einrichtungen zeigt sich, dass es
teiligungen, dass das DIL auch auf EU-Ebene ein
innerhalb der agrar- und ernährungswissenschaft-
wichtiger Forschungsdienstleister für KMU war,
lichen Forschung auf EU-Ebene keinen Hauptak-
auch für niedersächsische KMU – somit eine wich-
teur gibt. Dies deuten schon die Beteiligungszah-
tige Funktion im Innovationsprozess bzw. im Wett-
len an, da im 5. FRP 18 Einrichtungen 21-mal und
bewerb wahrgenommen hat. Das Einstellen des
im 6. FRP 17 Einrichtungen 19-mal innerhalb der
„europäischen Engagements“ seitens des DIL ist
Förderlinie NUTRI aktiv waren. Auch lässt sich hier
sicherlich auch auf die prekäre Personalsituation
festhalten, dass es keine rahmenprogrammüber-
innerhalb des Instituts zurückzuführen.
greifende Beteiligungskontinuität gibt – Ausnah-
Tab. 8: Förderlinie Humanmobilität (HM), Mittel in Mio. Euro
5. FRP
Programme
Unterprogramme des IHP-
6. FRP
HRM-Programm
Programms: Netze, Stipendien,
Konferenzen; mobilitätsspezifische Instrumente in
anderen Programmen
Mittelausstattung RP
men bilden hier lediglich die Lohmann Animal
4.2 Die Förderlinie „Humanmobilität“ (HM)
Health GmbH bzw. die Lohmann Tierzucht GmbH
Unabhängig von den Programmen besteht seitens
jeweils mit Sitz in Cuxhaven. Beide Einrichtungen
der EU-Kommission (KOM) für den Bereich der
sind sowohl im 5. als auch im 6. FRP tätig.
personellen Mobilität das Ziel, eine breite Basis
Zusammenfassend stellt die gestiegene Mittelak-
und Unterstützung für die Mobilität von Forschen-
quise seitens der privaten Einrichtungen sicherlich
den zu schaffen. Die Maßnahmen innerhalb dieser
einen positiven Befund dar. Der oben festgehaltene
Programme sollen helfen, „die grenzüberschreiten-
Rückgang bei der Mittelakquise bezüglich der Ein-
de und intersektorale Mobilität und Ausbildung
richtungstypen HES und REC kann zum Teil auch
europäischer Forschender weiter zu fördern, um so
als ein positiv zu bewertender Mitnahmeeffekt sei-
einem bereits länger bekannten Defizit an mobilem
tens der Hochschul- und außerhochschulischen
und hochqualifiziertem Forschungspersonal in
Forschungseinrichtungen innerhalb des 5. FRP in-
­Europa im Vergleich zu anderen Regionen Abhilfe
terpretiert werden: So haben beispielsweise die
zu leisten und die Schaffung eines Europäischen
oritäten (TP) des 5. FRP dem kompletten Mobili-
Entwicklung sind die Universität Göttingen, die
Tierärztliche Hochschule und das Deutsche Prima-
Forschungsraumes zu unterstützen.“ (s. BMBF,
tätsprogramm (HRM) des 6. FRP gegenüberge-
Universitätsmedizin Göttingen sowie die Tierärzt-
tenzentrum bedingt durch die BSE-Krise, die zu-
2002, S. 70)
stellt (vgl. Tab. 8).
liche Hochschule Hannover. Erstmalig partizipiert
mindest für den deutschen Raum ihren (medialen)
In diesem Unterkapitel ist von Interesse, wie sich
Während bei der Mittelausstattung im FRP-Ver-
auch die Universität Osnabrück mit zwei Beteili-
Höhepunkt um die Jahrtausendwende hatte, ver-
der niedersächsische Forschungsstandort im FRP-
gleich ein Zuwachs um 75,9 Prozent zu verzeich-
gungen an dieser Förderlinie. Trotz dieser positiven
stärkt lebensmittelrelevante Forschung betrieben
Vergleich an den Mobilitätsmaßnahmen der EU
nen ist, zeigt sich für den niedersächsischen For-
Entwicklung ist auffällig, dass die TU Braun-
und somit flexibel und schnell auf das zusätzliche
beteiligt hat und welche Einrichtungstypen die
schungsstandort für den Vergleichszeitraum eine
schweig (TU BS), die im 5. FRP mit fünf Beteiligun-
Forschungsförderangebot innerhalb des 5. FRP
Träger dieser Maßnahmen waren.
Steigerung um 68,1 Prozent. Somit kann der Zu-
gen im Mobilitätsprogramm der EU aktiv war, im
­reagiert.
Für einen rahmenprogrammübergreifenden Ver-
wachs für die hiesigen Einrichtungen als leicht un-
6. FRP nicht an dieser Förderlinie beteiligt ist.
Da das DIL als ein zentraler Akteur innerhalb der
gleich bzw. für eine Zusammenführung zu einer
terproportional bezeichnet werden.
Ähnliches gilt für die Medizinische Hochschule
niedersächsischen agrar- und lebensmittelwissen-
Förderlinie wurden relevante Unterprogramme des
An der Förderlinie Humanmobilität (HM) haben
Hannover: Während Letztere im 5. FRP noch rund
schaftlich relevanten Forschung angesehen wer-
Mobilitätsprogramms IHP sowie mobilitätsspezifi-
am 5. FRP acht Hochschulen mit 37 Beteiligungen
400 Tsd. Euro im Mobilitätsprogramm akquirierte,
den kann, ist der abnehmende Beteiligungstrend
sche Instrumente innerhalb der Thematischen Pri-
und am 6. FRP neun Hochschulen mit 39 Beteili-
waren es im 6. FRP mit 40 Tsd. Euro bedeutend
gungen teilgenommen. Wie in Abb. 9 zu sehen ist,
weniger EU-Zuwendungen.
beläuft sich die Steigerung der Mittelakquise von
Ein ähnlich positiver Befund zeichnet sich in
5,1 Mio. (5. FRP) zu 7,6 Mio. Euro (6. FRP) auf rund
Abb. 9 für die außerhochschulischen Einrichtun-
50 Prozent. Primär verantwortlich für diese positive
gen ab: Während sich im 5. FRP fünf Einrichtungen
17 Eine rahmenprogrammübergreifende Analyse zeigt, dass das DIL im 3. und 4. FRP jeweils viermal und im 5. FRP einmal auf
EU-Ebene aktiv war – somit ein deutlicher Negativtrend zu erkennen ist. Hierbei zeigt u. a. eine Instrumentenanalyse, dass
das DIL in sechs der neun Projektbeteiligungen als Forschungsdienstleister auftritt. Somit erfüllt das DIL eine wichtige
Scharnierfunktion zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Auch für nds. KMU, wie einige Projektbeteiligungen zeigen.
116
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
(nur Unterprogramme IHP)
898,0
1.580,0
Entwicklung RP
Steigerung um 75,9 Prozent
Steigerung um 75,9 Prozent
Mittelakquise NI
8,8
14,8
Entwicklung NI
Steigerung um 68,1 Prozent
Steigerung um 68,1 Prozent
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
117
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Abb. 9: Humanmobilität (HM) im FRP-Vergleich, Mittelakquise nach E-Typen, in Mio. Euro
8
5. FRP
7
6. FRP
6
5
5,1
4
3
2,1
2
1,5
1
0,3
0
HES
REC
IND
Quelle: Forschungsprojektdatenbank EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim.
118
­einem positiven Trend (vgl. hierzu Jerusel, 2004, S.
In der prozentualen Betrachtung ist die Beteili-
49 sowie Jerusel, 2008, S. 189). Auch bezüglich der
gung der privaten Einrichtungen auf Niedersach-
weiteren Einrichtungstypen lässt sich der Trend
senebene im Rahmenprogrammvergleich rück­
als ein nachholender interpretieren: So beläuft sich
läufig.
die Mittelausstattung des HRM-Programms inner-
Die niedersächsischen Hochschulen beteiligen
halb des 6. FRP mit 1,5 Mrd. Euro auf rund zehn
sich am häufigsten am 6. FRP der EU (283 Mal). Be-
Prozent an Gesamt. Während die Mobilitätsmaß-
dingt durch die häufige Koordinatorfunktion der
nahmen vom deutschen Forschungsstandort mit
außeruniversitären Forschungseinrichtungen wer-
8,1 Prozent schon leicht unterproportional nachge-
ben diese mit 87,9 Mio. Euro am meisten EU-För-
fragt wurden, war die Nachfrage seitens des nie-
dermittel ein.
dersächsischen Forschungsstandorts mit 6,8 Pro-
In einer regionalen Perspektive zeigt sich, dass die
zent an Gesamt sogar noch geringer (vgl. Jerusel,
Raumordnungsregionen Braunschweig und Han-
2008, Bd. 2, S. 24 ff.).
nover am stärksten von der EU-Forschungsförde-
Neben dieser Bewertung als nachholende Ent-
rung profitieren. Interessant ist bei der regionalen
wicklung wird in Abb. 9 jedoch auch deutlich, dass
Betrachtung, dass auch periphere Regionen wie
es im 5. FRP nach Einrichtungstypen betrachtet
beispielsweise Cuxhaven oder die Wesermarsch
nur einen Hauptträger dieser Förderlinie gab, näm-
erstaunlich häufig am 6. FRP partizipieren. Ein
lich die niedersächsischen Hochschulen. Für das
­Effekt, der sicherlich auf die Nähe zu den Ober­
6. FRP lässt sich mit der deutlich angestiegenen
zentren oder Metropolen wie Bremerhaven, Bre-
Mittelakquise seitens der außerhochschulischen
men oder Hamburg zurückzuführen ist.
Einrichtungen ein zweiter Träger identifizieren –
Nach Einrichtungstyp betrachtet wird deutlich,
auch diese Einrichtungen haben sich nun verstärkt
dass die Hochschulen mitverantwortlich sind für
mit zehn Beteiligungen und im 6. FRP acht Ein-
jekten beteiligten und somit rund 2,1 Mio. Euro für
das Mobilitätsprogramm der EU als Förderquelle
den Mittelzuwachs im Rahmenprogrammver-
richtungen mit 18 Beteiligungen engagieren – also
den niedersächsischen Forschungsstandort einge-
und als Transfermöglichkeit von Wissen erschlos-
gleich. Jedoch profitieren nicht alle Hochschulen
eine leicht gestiegene Anzahl von außeruniversitä-
worben haben, beteiligen sich im 6. FRP noch ge-
sen.
gleichermaßen von der EU-Forschungsförderung,
ren Einrichtungen von dieser Förderquelle profi-
rade mal zwei Einrichtungen an dieser Förderlinie
wie es das Beispiel der TU Clausthal zeigte.
tiert –, ist die Mittelakquise für den angegeben
mit jeweils einem Projekt – die BIOBASE GmbH
Bezogen auf die außeruniversitären Forschungs-
Zeitraum um das Fünffache angestiegen. Hier sind
­sowie die IPF PharmaCeuticals GmbH.
die primären Träger der positiven Entwicklung die
Abschließend wird die oben dargelegte positive
Max-Planck-Institute sowie das Helmholtz-Zent-
Entwicklung in dieser Untersuchung als nachho-
Während die Projektbeteiligungen der nieder-
herausragende Rolle in der niedersächsischen For-
rum für Infektionsforschung.
lendes Engagement verstanden. Die Abschlusser-
sächsischen Einrichtungen seit dem 5. FRP rück-
schungslandschaft einnehmen. Bedingt durch de-
Für die niedersächsischen Unternehmen muss
hebung zum 5. FRP (s.a. Jerusel, 2008) hatte noch
läufig sind, ist der Mittelrückfluss im Rahmen-
ren Engagement, überrascht es nicht, dass der
hingegen gesagt werden, dass sie sich im FRP-
(deutlich) unterproportionale Aktivitäten in diesem
programmvergleich kontinuierlich gestiegen – im
Luft- und Raumfahrtforschungsbereich das am
Vergleich fast komplett von den Fördermöglichkei-
Programm konstatiert: So lässt sich für die nieder-
Vergleich der beiden letzten Programme um
stärksten nachgefragte Förderprogramm ist.
ten im Mobilitätsbereich verabschiedet haben –
sächsischen Hochschulen sagen, dass diese im
26,7 Prozent.
Bedingt durch die hohe Partizipation der Volks­
und somit auch von dem positiven Effekt, den der
5. sowie 6. FRP in der Gesamtschau jeweils den
Die niedersächsische Akquisequote von 0,92 für
wagen AG liegen die Forschungsschwerpunkte
Wissenstransfer über Köpfe im wahrsten Sinne des
4. Rang behaupten konnten, während sie bei
das 6. FRP deutet im Rahmenprogrammvergleich
der privaten Einrichtungen bei den nachhaltigen
Wortes mit sich bringen kann: Während sich im
dem Mobilitätsprogramm den 7. (5. FRP) sowie
jedoch darauf hin, dass die niedersächsischen For-
Energiesystemen sowie dem nachhaltigem See-
5. FRP der EU immerhin noch sieben Einrichtun-
6. (6. FRP) Platz innehatten, jeweils also unter-
schenden – gemessen an ihrer Anzahl – unter
und Landverkehr innerhalb des SUSTDEV-­
gen an der Förderlinie Humanmobilität mit elf Pro-
durchschnittliche Positionen – wenn auch mit
­ihren Möglichkeiten geblieben sind.
Programms.
5. Ergebnisse auf einen Blick
einrichtungen ist festzuhalten, dass die Forschungsinstitute des DLR auch auf EU-Ebene eine
119
Bericht – N iedersachsen im Fokus der E U - F orschung
Betrachtet man das niedersächsische Forschungs-
Literatur
engagement nach Förderlinien, ist für den lebens-
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Initiativkreis Europäische Metropolregionen in
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft
Deutschland IKM (Hrsg.): Europäische Metropolre-
und Kultur: Ernährungswissenschaft in Nieder-
mittelwissenschaftlichen Forschungsbereich im
BAW Institut für regionale Wirtschaftsforschung
gionen in Deutschland. Ansatz – Akteure – Aktivi-
sachsen. Innovationen für die Lebensmittelwirt-
Rahmenprogrammvergleich ein leichter Rückgang
GmbH (Hrsg.): Innovationsleistung und Innovati-
täten. Stuttgart, 2006.
schaft. Hannover, 2005.
von rund 16 Prozent festzuhalten. Auch ein gestie-
onspotential. Die Metropolregion Bremen-Olden-
genes Forschungsengagement seitens der priva-
burg im Nordwesten im Vergleich der Verdich-
Jerusel, Jörg.: Niedersächsische Beteiligung an
Windhorst, H.-W.; Grabkowsky, B.: Die Bedeutung
ten Einrichtungen kann den Rückgang der ande-
tungsräume in Deutschland. Regionalwirtschaftli-
EU-geförderten Forschungs- und Bildungsprojek-
der Ernährungswirtschaft in Niedersachsen. Hoch-
ren Einrichtungstypen innerhalb dieser Förderlinie
che Studien 24. Bremen, 2007.
ten sowie die Bedeutung des EU-Mobilitätspro-
schule Vechta. Vechta, 2008.
nicht kompensieren.
gramms für die Hochschulforschung in Nieder-
Für die Förderlinie „Humanmobilität“ ist im Rah-
BMBF – Bundesministerium für Bildung und For-
sachsen (Eine Analyse des Marie Curie Stipendien-
menprogrammvergleich eine Steigerung von rund
schung: Das 6. Forschungsrahmenprogramm.
programms der EU). Entwicklung von 1987 – 2003.
68 Prozent erfasst. Dieser positive Befund wird
Chancen für Deutschland und Europa. Bonn, 2002.
EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim. Hanno-
trotzdem als eine unterproportionale Entwicklung
ver, 2004.
gewertet, da sie unterhalb des Anstiegs der Mittel-
BMBF – Bundesministerium für Bildung und For-
ausstattung von 76 Prozent liegt.
schung: BioRegionen in Deutschland. Starke Im-
Jerusel, Jörg.: Die Beteiligung der deutschen Hoch-
pulse für die nationale Technologieentwicklung.
schulen am 6. Forschungsrahmenprogramm der
Berlin, 2005.
Europäischen Union – unter besonderer Berücksichtigung der EU-Beteiligungen des niedersäch-
BMBF – Bundesministerium für Bildung und For-
sischen Forschungsstandorts. Die Entwicklung
schung: Das 7. EU-Forschungsrahmenprogramm.
von 1987 – 2006. EU-Hochschulbüro Hannover/­
Berlin, 2007.
Hildesheim. Hannover, 2006.
BMBF – Bundesministerium für Bildung und For-
Jerusel, Jörg.: Die Beteiligung der deutschen Hoch-
schung: Bundesbericht Forschung und Innovation
schulen am 6. Forschungsrahmenprogramm der
2008. Berlin, 2008.
Europäischen Union. Abschlussbericht. Studie 7.
Bd. 1. Hannover. EU-Hochschulbüro Hannover/
Elspaß, Peter A.: Niedersächsische Beteiligung an
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EU-geförderten Forschungs- und Bildungsprojekten. Entwicklung 1987 – 1998 und Analyse der
Jerusel, Jörg.: Die Beteiligung des niedersächsi-
­Kooperation Hochschule – Wirtschaft. EU-Hoch-
schen Forschungsstandorts am 6. Forschungsrah-
schulbüro Hannover/Hildesheim. Hannover, 2000.
menprogramm (FRP) der Europäischen Union.
­Abschlussbericht. Studie 7. Bd. 2. Hannover. EU-
Haude, Jan: Regional Governance mit organisatori-
Hochschulbüro Hannover/Hildesheim. Hannover,
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2008a.
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Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e. V. (NIW): Forschung, Technologie, Innovationen und Wirtschaftsstruktur. Herausforderungen für die niedersächsische Technologie- und
­Innovationspolitik. Hannover, 2004.
120
121
Bericht – N iedersachsen im Fokus der EU-F orschung
Abkürzungsverzeichnis
INNOV = Forschung und Innovation (Förderpro-
SSP = Politikorientierte Forschung (Förderpro-
gramm im 6. Forschungsrahmenprogramm)
gramm im 6. Forschungsrahmenprogramm)
IP = Integriertes Projekt; Instrument im 6. FRP
SUSTDEV = Nachhaltige Entwicklung, globale Ver-
AEROSPACE = Luft- und Raumfahrt (Förderprogramm im 6. Forschungsrahmenprogramm)
änderung und Ökosysteme (Förderprogramm im 6.
Bet. = Beteiligung(en)
IST = Benutzerfreundliche Informationsgesell-
Forschungsrahmenprogramm)
schaft (Förderprogramm im 5. ForschungsrahmenBMBF = Bundesministerium für Bildung und For-
programm); Technologien für die Informationsge-
schung
sellschaft (Förderprogramm im 6. Forschungsrahmenprogramm)
CITIZENS = Bürger und Staat in der Wissensgesellschaft (Förderprogramm im 6. Forschungsrahmen-
LSH = Biowissenschaften, Genomik und Biotech-
programm)
nologie im Dienste der Gesundheit (Förderprogramm im 6. Forschungsrahmenprogramm)
ERA-NET = Koordinierung regionaler, nationaler
und europäischer Forschungsinitiativen und -poli-
NEST = Künftiger Wissenschafts- und Technolo-
tiken (Förderprogramm im 6. Forschungsrahmen-
giebedarf (Förderprogramm im 6. Forschungsrah-
programm)
menprogramm)
EURATOM = Europäische Atomgemeinschaft für
NI = Niedersachsen
Forschung und Ausbildung auf dem Gebiet der
Kernenergie (Förderprogramm im 5. und 6. For-
NMP = Nanowissenschaften und Nanotechnologi-
schungsrahmenprogramm)
en, wissensbasierte multifunktionale Werkstoffe,
FOOD = Lebensmittelqualität und -sicherheit (För-
neue Produktionsverfahren und -anlagen (Förder-
derprogramm im 6. Forschungsrahmenprogramm)
programm im 6. Forschungsrahmenprogramm)
HES = Hochschuleinrichtungen
NoE = Exzellenznetzwerk oder Netzwerke; Instrument im 6. FRP
HRM = Humanressourcen und Mobilität (Förderprogramm im 6. Forschungsrahmenprogramm)
QoL = Lebensqualität und Management lebender
Ressourcen Entwicklung (Quality of Life), (Förder-
IHP = Ausbau des Potentials an Humanressourcen
programm im 5. Forschungsrahmenprogramm)
in der Forschung und Verbesserung der sozioökonomischen Wissensgrundlage Entwicklung (För-
REC = Außeruniversitäre Forschungseinrichtun-
derprogramm im 5. Forschungsrahmenprogramm)
gen
IND = Private Forschungseinrichtungen
SME = Klein- und mittelständische Unternehmen
im 6. Rahmenprogramm (Förderprogramm im 6.
INFRAS = Forschungsinfrastrukturen (Förderpro-
Forschungsrahmenprogramm)
gramm im 6. Forschungsrahmenprogramm)
122
123
LITERATUR
2. Umwelt
Siegfried Hübner
Kulturlandschaftliche
Informationssysteme
in
Deutschland: erfassen, erhalten, vermitteln / Bund
Freifläche
Neue Literatur über Niedersachsen,
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Text und als Anhang sowie auf einer CD. – Berlin
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Univ., Diss., 2005; ISBN 978-3-443-64322-5
Geest]
ISBN 978-3-7843-3959-7
124
125
LITERATUR
LITERATU R
Klima
Geodäsie
Zugl.: Habil.-Schr., Bremen, Univ.;
Erfahrungen für Hamburg nutzbar machen; Doku-
ISBN 3-531-15714-0
[Türkische Migranten in Bremen]
Klimawandel – globale Herausforderung des 21.
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mentation der Fachtagung am 23. und 24. Novem-
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Integrating digital photogrammetry and terrestrial
ber 2007/Internationale Bauausstellung Hamburg.
lichen Tagung in Osnabrück vom 29. und 30.5.2008
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978-3-89678-988-4
seminar am 9. und 10. Februar 2009 im Forum
5. Kultur
4. Bevölkerung
Museen
[Darin S. 101 – 121: Practical work (S. 101 – 108: Lion
Michaels, Sonja:
Gretzschel, Matthias; Michael Zapf:
status, Braunschweig)]
Leben auf einem Adelssitz im Niederstift Münster:
Schifffahrtsgeschichte ist Menschheitsgeschichte:
Bauen, Wohnen, Arbeiten und Haushalten auf Burg
Peter Tamm und das Haus an der Elbchaussee. –
Dinklage zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert. –
Hamburg: Internationales Maritimes Museum,
Cloppenburg: Museumsdorf, 2008. – 494 S.: Ill.,
2008. – 124 S.: zahlr. Ill.; ISBN 978-3-9812348-0-0
Wasser im Gartenbau: Tagungsband zum Status-
3. Siedlung
graph. Darst., Kt. (Quellen und Studien zur Regio-
des vTI in Braunschweig/Johann-Heinrich-von-
Kunst und Literatur
Thünen-Institut (vTI). Walter Dirksmeyer … (Hrsg.).
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i.W., Univ., Diss., 2006; ISBN 978-3-938061-16-9
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Lang, 2009. – 235 S.: Ill., graph. Darst., Kt. (Stadt
ISBN 978-3-86576-053-1
und Region als Handlungsfeld; 7);
Garten, Klaus auf dem; Peter Kuckuk:
die Schönheiten des Altertums im 18. Jahrhundert;
[Darin S. 11 – 20: F. Wendland (u.a.): Area differenti-
ISBN 978-3-631-57908-4
Bürgerliche Jugendbewegung in Bremen: vom
Ausstellung im Herzog-Anton-Ulrich-Museum
ated analysis of impacts of climate change scena-
[Darin S. 111 – 126: K. Habermann-Neiße: Möglich-
Wandervogel zur Bündischen Nachkriegsjugend
Braunschweig, 21. August – 16. November 2008,
rios on groundwater resources in NW Germany]
keiten und Grenzen der sozialen Durchmischung
(1907 bis 1960). – Bremen: Ed. Temmen, 2009. – 395
Herzog-Anton-Ulrich-Museum
Reiz der Antike: die Braunschweiger Herzöge und
Braunschweig,
in der europäischen Stadt (Beispiel Bremen und
S.: zahlr. Ill.; (Beiträge zur Sozialgeschichte Bre-
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Rau, Sönke:
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von Gisela Bungarten … – Petersberg: Imhof, 2008.
Klimaänderungen und Tourismus in Norddeutsch-
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­einer Sozialraumanalyse (Beispiel Hannover)]
– 255 S.: zahlr. Ill.; ISBN 978-3-86568-396-0
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gen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008. – 223 S.;
Alexander Calvelli: Werften – Schiffe – Häfen [hrsg.
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ISBN 978-3-525-36757-5
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[Darin S. 93 – 119: Bernhard Parisius: „Dass man
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Lange, Beate:
Ill., graph. Darst. (Göttinger kulturwissenschaft­
natürlich in der Stadt mehr Möglichkeiten hat, das
2008. – 64 S.: überw. Ill.; ISBN 978-3-89757-433-5
Ökologische Auswirkungen des Schwerölge-
liche Studien; 3); ISBN 978-3-926920-43-0
zu verwirklichen, was man will, ist klar“: Integra­
2008. – 22 S.: graph. Darst. (GKSS; 2008,10)
Umweltverschmutzung
tionen in Niedersachsen und Hamburg]
brauchs als Schiffsbrennstoff: [Hintergrundpapier
126
IBA-Labor Hafen – Logistik – Stadt: internationale
Häusser, Robert:
der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste].
Leben im Weltkulturerbe: ethnographische Skizzen
– Varel, 2009. – 76 S.: Ill., Kt., zahlr. graph. Darst.
zum alltagskulturellen Umgang mit dem Prädikat
Farwick, Andreas:
einem Essay von Claude W. Sui. Hrsg. Alfried Wie-
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czorek … – Regensburg: Schnell & Steiner, 2008. –
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72 S.: zahlr. Ill.; (Publikationen der Reiss-Engel-
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horn-Museen; 27); ISBN 3-7954-2069-5
ISBN 978-3-926920-42-3
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[Moorlandschaft im Emsland]
[Betr. Kulturerbestätten Hildesheim und Goslar]
(Stadt, Raum und Gesellschaft)
Das Moortagebuch: Fotografien und Notizen / Mit
127
LITERATUR
LITERATU R
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Gesundheitswesen
Wasserbau und -wirtschaft
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ISBN 978-3-8353-0460-4
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2009. – 192 S.: graph. Darst. (Schriftenreihe des
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Museen
Sozialarbeit
ISBN 3-89757-385-7
Hafen
Ostersehlte, Christian:
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Schlutow, Martin:
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Ill., Kt. + 2 Hafenpläne (von 1931 und 1938)
8. Wirtschaft
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= Metropolitan region Bremen-Oldenburg in the
Kt.; Systemvoraussetzungen: Acrobat reader; [Voll-
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text/Image:] http://resolver.sub.uni-goettingen.de/
S.: zahlr. Ill. (Rammelsberger Forum; 5);
delskammer Bremen … Textred.: Christine Back-
purl/?webdoc-2098
ISBN 978-3-9809704-5-7
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6. Bildung und Soziales
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Schule
Verkehr
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Festschrift [hrsg. von der Stiftung Landschulheim
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Löttgers, Rolf; Horst Dreyer, Pero Schmidt:
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am Solling. Red.-Leitung: Martin Wortmann]. –
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Pestke, Silvia:
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– 120 S.: zahlr. Ill. (TenDenZen: Jahrbuch des Über-
ISBN 978-3-940751-14-0
Offshore-Windfarmen in der ausschließlichen Wirt-
ISBN 3-00-025126-x
see-Museums; 15.2008); ISBN 978-3-89946-140-4
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128
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Westfalen. – Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller,
129
LITERATUR
LITERATU R
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Leben und Jagen im Saupark Springe: Geschichte
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Zurück in den Beruf nach der Familienphase: ein
kritischer Rückblick über die gesetzlichen und
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Banken und Versicherungen
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Fachplanung
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Thiel, Reinhold:
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men, Univ., Diss., 2008; ISBN 978-3-8329-3664-8
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nover, Univ., Diss., 2008; ISBN 978-3-8300-4043-9
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Zugl.: Oldenburg, Univ., Diss., 2007;
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ISBN 3-89518-653-8
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Market – hierarchy – networking: coordination in
ISBN 978-3-8300-4003-3
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130
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ISBN 978-3-88838-347-2
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Finanzwirtschaft
Militär
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Deutsches Architekturmuseum. [Hrsg. von Annette
Klaus Peter Bruns: ein Leben als Landwirt und
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­Politiker / hrsg. von Thomas Oppermann … – Göt-
zahlr. Ill., graph. Darst., Kt.; ISBN 978-3-7025-0599-8
tingen: Steidl, 2008. – 240 S.: Ill. + 1 CD-ROM;
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ISBN 978-3-86521-782-0
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2008; ISBN 978-3-531-16822-7
Ill., Kt.; ISBN 978-3-930510-34-4
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tin, 2008. – 350 S.: Ill.; ISBN 978-3-940955-28-9
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132
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Univ., Diss.; [Darin S. 244 – 268: Umsetzung des
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der Stadt Bramsche]
ISBN 978-3-8258-1970-5
11. Geschichte
Landesgeschichte
Recht und Gerichtsbarkeit
Insel-Reflexionen: [Carl-Hans Hauptmeyer zum
Behrens, Christian:
60. Geburtstag] hrsg. von Martin Stöber … – Han-
Die Wassergesetzgebung im Herzogtum Braun-
nover: Ecrivir-Verl., 2008. – 94 S.: Ill., Kt.;
schweig nach Bauernbefreiung und industrieller
ISBN 978-3-938769-07-2
133
LITERATUR
LITERATU R
Von der Burg zur Residenz: Kolloquium des Wis-
Wurthmann, Nicola:
Oldenburg: Stadtgeschichte in Bildern und Texten;
König, Sonja:
senschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenver-
Senatoren, Freunde und Familie: Herrschafts­
vom Heidenwall zur Wissenschaftsstadt / Udo El-
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Braubach: Dt. Burgenvereinigung, 2009. – 148 S.:
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Bremen, 2009. – 624 S.: Ill., Kt. (Veröffentlichungen
ums Oldenburg; 60); ISBN 978-3-89995-609-2
von Peter Scholz … – Rahden/Westf.: Leidorf, 2009.
schen Burgenvereinigung e.V.: Reihe B, Schriften;
aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt
11); ISBN 978-3-927558-30-4
­Bremen; 69); Zugl.: Hamburg, Univ., Diss., 2007;
Groot, Rolf-Bernd de:
zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens; 39);
[Darin S. 33 –X40: Cord Meckseper: Spätmittel­
ISBN 978-3-925729-55-3
Jüdisches Leben in der Provinz: Schicksale jüdi-
Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 2006;
scher Familien in Schaumburg seit 1560, erzählt
ISBN 978-3-89646-972-4
alterliche Sitze der Welfen und Bischöfe von Hildes­
– 375, 94 S.: zahlr. Ill., graph. Darst. (Materialhefte
heim im ehemaligen Herzogtum Braunschweig-
Hamburg – Sansibar, Sansibar – Hamburg: Ham-
und dokumentiert; mit einem Dokumentarteil über
Lüneburg: auf dem baulichen Weg zur Residenz?
burgs Verbindungen zu Ostafrika seit Mitte des
den Jüdischen Friedhof in Obernkirchen von Gün-
11 Abb.]
19. Jahrhunderts / Landeszentrale für Politische
ter Schlusche. Familienblätter, Interviews: Siegfried
Bildung, Hamburg. Rita Bake (Hrsg.). – Hamburg,
Bönsch. – Hamburg: Ellert & Richter, 2008. – 238 S.:
Ziessow, Karl-Heinz:
2009. – 232 S.: zahlr. Ill., Kt.;
zahlr. Ill., Kt. (Kulturlandschaft Schaumburg; 16);
Hamburg, Schleswig-Holstein / bearb. von Johan-
Der Erste Weltkrieg: Kriegswahrnehmung und
ISBN 978-3-929728-19-4
ISBN 978-3-8319-0333-7
nes Habich, Christoph Timm (Hamburg) und Lutz
12. Architektur und Denkmalpflege
Wilde (Lübeck). – 3., durchges. und erg. Aufl. – Ber-
­Erinnerung in der Region; [Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Museumsdorf Cloppen-
In den Tod geschickt: die Deportationen von ­Juden,
Steinhude: Flecken zwischen Meer und Moor /
lin [u.a.]: Dt. Kunstverl., 2009. – XIV, 1030, 6 S.: Ill.,
burg vom 15. März bis 26 Juli 2009], mit Beitr. von
Roma und Sinti aus Hamburg 1940 bis 1945 / hrsg.
Schaumburg-Lippischer Heimatverein e.V., Orts-
graph. Darst., Kt. (Handbuch der deutschen Kunst-
Juliane Schikade … – Cloppenburg, 2009. – 276 S.:
von Linde Apel im Auftr. der Behörde für Kultur,
gemeinschaft Seeprovinz (Hrsg.). – Hannover: ecri-
denkmäler / Georg Dehio); ISBN 978-3-422-03120-3
zahlr. Ill., Kt. (Materialien und Studien zur Alltags-
Sport und Medien … – Berlin: Metropol, 2009. – 288
vir, 2009. – 300 S : Ill.; ISBN 978-3-938769-10-2
geschichte und Volkskultur Niedersachsens; 39);
S.: zahlr. Ill., Kt. + 1 DVD (mit Ton und Videose-
ISBN 978-3-938061-18-3
quenzen); ISBN 978-3-940938-30-5
Archäologie
Schäfer-Richter, Uta:
Der Novemberpogrom 1938 in Hannover: Begleit-
75 Jahre Niedersächsischer Landesverein für Urge-
von ICOMOS, der Hochschule für angewandte
Im Niemandsland: Christen jüdischer Herkunft im
band zur Ausstellung vom 5. November 2008 bis
schichte, [Schriftl.: Stephan Veil]. – Hannover, 2009.
Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/
Nationalsozialismus. Das Beispiel der hannover-
18. Januar 2009 im Historischen Museum Hanno-
– 268 S.: Ill. (Die Kunde ; N.F., Jg. 58. 2007);
Göttingen und der Diözese Hildesheim in Zusam-
schen Landeskirche. – Göttingen: Wallstein, 2009.
ver, [Konzeption, Red.: Wolf-Dieter Mechler …]. –
ISBN 978-3-89995-596-5
menarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Lan-
– 336 S.: Ill.; ISBN 978-3-8353-0469-7
Hannover, 2008. – 127 S.: zahlr. Ill. (Schriften des
Weltkulturerbe Deutschland: präventive Konservierung und Erhaltungsperspektiven; internatio­
nale Fachtagung des Deutschen Nationalkomitees
deskirche Hannovers, Hildesheim, 23. – 25. No-
Historischen Museums Hannover; 33);
„Moora“ – das Mädchen aus dem Uchter Moor:
vember 2006 / International Council on Monuments
Einzelne Regionen und Orte
ISBN 978-3-910073-34-0
­eine Moorleiche der Eisenzeit aus Niedersachsen
and Sites. Ursula Schädler-Saub (Hrsg.). – Regens-
I / Andreas Bauerochse … (Hrsg.). – Rahden/Westf.:
burg: Schnell & Steiner, 2008. – 184 S.: zahlr. Ill.
Sommer, Michael:
Meiners, Dieter:
Leidorf, 2008. – 138 S.: zahlr. Ill., graph. Darst., Kt.
(Hefte des Deutschen Nationalkomitees/ICOMOS;
Die Arminiusschlacht: Spurensuche im Teutoburger
Die Grafschaft Oldenburg und die Republik der
(Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Nieder-
45). – (Schriften des Hornemann Instituts; 10);
Wald. – Stuttgart: Kröner, 2009. – 190 S.: Ill., Kt. (Krö-
Vereinigten Niederlande im 17. Jahrhundert: ein
sachsens; 37); ISBN 978-3-89646-970-0
ISBN 978-3-7954-2137-3
ner-Taschenbuch; 506); ISBN 978-3-520-50601-6
Strukturvergleich. – Oldenburg: Isensee, 2009. –
Römling, Michael:
87 S. (Oldenburger Studien; 65);
Varusschlacht im Osnabrücker Land: Museum und
ISBN 978-3-89995-630-6
Park Kalkriese / Red.: Heidrun Derks … – Mainz:
Bremen: Geschichte einer Stadt. – Soest: Tertulla-
von Zabern, 2009. – 256 S.: zahlr. Ill., graph. Darst.,
Verl., 2008. – 290 S.: zahlr. Ill., Kt.;
Kt.; ISBN 978-3-8053-3949-0
ISBN 978-3-9810710-5-4
134
135
Literatur
Arnhold, Elmar:
Literatur
13. Allgemeines
Die Braunschweiger Kemenate: Steinwerke des
12. bis 14. Jahrhunderts in Braunschweig / Mit
Es begann in Hannover …: Menschen, Technik,
­einem Beitr. zu archäologischen Befunden von
Welterfolge; über Persönlichkeiten,Traditionsunter­
Götz Alper. – Braunschweig: Meyer, 2009. – 104 S.:
nehmen und Meilensteine der Technik-Geschich-
zahlr. Ill., Kt. (Braunschweiger Werkstücke; 111: Rei-
te/hrsg. von Dieter Tasch … Arbeitskreis Technik-
he A, Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv; 52);
und Industrie-Geschichte in der Region Hannover.
ISBN 978-3-926701-76-3
– Hannover: Leuenhagen u. Paris, 2009. – 96 S.:
zahlr. Ill., graph. Darst.; ISBN 978-3-923976-65-2
Rümelin, Hansjörg:
St. Nicolai in Lüneburg: Bauen in einer norddeut-
Region Hannover – kennen wir uns schon? / Karl
schen Hansestadt 1405 –1840. – Hannover: Hahn,
Johaentges Fotografie; Bernd Haase Text. – Han-
2009. – 864 S.: Ill., graph. Darst., Kt. + 3 Kt.-Beil.,
nover: KaJo-Verl., 2008. – 204 S.: überw. Ill.;
1 CD (Veröffentlichungen der Historischen Kom-
ISBN 978-3-925544-31-6
mission für Niedersachsen und Bremen; 248). –
(Beiträge zur Architektur- und Kulturgeschichte;
Hamburgische Biografie: Personenlexikon/hrsg. von
2); Zugl.: Hannover, Univ., Diss., 2007;
Franklin Kopitzsch. – Bd. 4. – Göttingen: Wallstein-
ISBN 978-3-7752-6048-0
Verl., 2008. – 421 S.: Ill.; ISBN 978-3-8353-0229-7
Meyer, Wolfgang:
Hamburg in historischen Karten / Landesbetrieb
Fernando Lorenzen: ein Hamburger Architekt des
Geoinformation und Vermessung. – Erfurt: Sutton,
Deutschen Kaiserreichs 1859 bis 1917. – Neu-
2009. – 120 S.: 150 farb. Abb.;
münster: Wachholtz, 2008. – 175 S.: Ill., Kt.;
ISBN 978-3-86680-526-2
ISBN 978-3-529-05179-1
„Wir fingen ganz von vorne an!“: Siedlungsbau und
Wagner-Kyora, Georg:
Flüchtlingsintegration im Großraum Hamburg
Schloss ohne Geschichte: der Braunschweiger
1945 – 1965 / Thomas Schürmann (Hrsg.). – Ehes­
Wiederaufbau-Konflikt 1950 – 2007. – Berlin: Vor-
torf: Förderverein des Freilichtmuseums am Kieke-
wärts-Buch, 2009. – 288 S.: Ill. (Veröffentlichungen
berg, 2009. – 190 S.: zahlr. Ill., graph. Darst., Kt.
des Instituts für Sozialgeschichte Braunschweig
(Schriften des Freilichtmuseums am Kiekeberg;
e.V.; 5); ISBN 3-86602-910-1
69); ISBN 978-3-935096-30-0
Hartlap, Detlef:
Heimatkunde Ostfriesland. – Hamburg: Hoffmann
und Campe, 2008. – 190 S. (Cadeau);
ISBN 978-3-455-38047-7
136
137
WISSENSCHAFTLICHE GESELLSCHAFT
ZUM STUDIUM NIEDERSACHSENS E.V.
Bestellschein
NEUES ARCHIV für NIEDERSACHSEN
Wissenschaftliche Gesellschaft zum
Studium Niedersachsens e. V.
z. Hd. Frau Christa Bartelt
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
c/o Institut für Entwicklungsplanung und
Strukturforschung GmbH
die Wissenschaftliche Gesellschaft zum Studium Niedersachsens e. V. ist eine gemeinnützige Organisati-
Bödekerstraße 7
on, die 1925 gegründet wurde und deren Aufgabe es ist, sich mit der Situation und Entwicklung Nieder­
30161 Hannover
sachsens wissenschaftlich aus historischer, sozialwissenschaftlicher, raumwissenschaftlicher, ökologi-
Tel.: 0511/3997-215; Fax: 0511/3997-200
scher und ökonomischer Perspektive zu befassen. Sie regt Themen an, führt dazu Tagungen durch, fördert
e-mail: [email protected]
den wissenschaftlichen Nachwuchs über Preise und Veröffentlichungen und verfügt über ein weites
Netzwerk von interessierten Wissenschaftlern und Praktikern aus Wirtschaft, Verbänden, Politik und Verwaltung auf Landes-, Regional- und Kommunalebene.
Name
Unsere Zeitschrift „NEUES ARCHIV FÜR NIEDERSACHSEN“ erscheint zweimal pro Jahr, jeweils im Juni
Institution/Firma
und Dezember. Die Hefte sind so organisiert, dass sie Schwerpunktthemen behandeln sowie – regelmäßig
– Beiträge zu neueren Veröffentlichungen zu Niedersachsen aus den unterschiedlichen wissenschaft­
Straße
lichen Disziplinen und (einmal pro Jahr) zur Strukturberichterstattung für Niedersachsens Regionen
­bringen.
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Vorstand des Vereins sind: Prof. Dr. Hansjörg Küster (Vors.), Prof. Dr. Dietrich Fürst (Stv. Vors.), Annedörthe
Fax-Nr.
Anker, Dr. Rainer Ertel, Dr. Dirk Heuwinkel, Verbandsrat Ulrich Kegel, Prof. Dr. Axel Priebs. Der Vorstand
wird von einem Beirat unterstützt, dem angehören: Dr. jur. Christian Ahrens, Dr. Arno Brandt, Prof. Dr. Sonning Bredemeier, Prof. Dr. Stephan Hartke, Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer, Dr. Rainhold Kolck, Prof. Dr.
Ich möchte Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens e. V. werden.
Heiderose Kilper, Dr. Gernot Schlebusch, Prof. Dr. Dietmar Scholich, Dr. Wolfgang Schrödter sowie Karl-
Der Mitgliedsbeitrag von 25,00 Euro (Institutionen 150,00 Euro) schließt den Bezug des
Ludwig Strelen.
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