Labordiagnostik bei Osteoporose
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Labordiagnostik bei Osteoporose
Laborinformation Labordiagnostik bei Osteoporose Allgemeines In einer alternden Gesellschaft ist die zeitnahe Diagnostik einer Osteoporose von elementarer Bedeutung. Nach aktuellen Schätzungen sind in Deutschland ca. 6-8 Millionen Menschen betroffen; statistisch erleidet jede 3. Frau eine Wirbel-, jede 6. Frau eine Schenkelhalsfraktur. Die WHO definiert Osteoporose als eine systemische Skeletterkrankung, die durch eine Verminderung an Knochenmasse und Veränderungen der Knochen-Mikrostruktur gekennzeichnet ist. Nach dem initialen Erfassen von Anamnese, Klinik und evtl. Risiko-Faktoren sollte eine Osteodensitometrie (DXA) erfolgen, die zudem zwischen der geringergradigen Osteopenie und einer höhergradigen Osteoporose unterscheiden kann. Anatomischer und physiologischer Hintergrund Knochen besteht zu 65% aus Hydoxylapatit-Kristallen und zu 35% aus organischer Matrix. Letztere ist zu 90% aus Kollagen-Fibrillen vom Kollagen-Typ-I aufgebaut. Die beim Knochenabbau freiwerdenden KollagenFragmente werden in Form von Telopeptiden (CTX, Crosslaps) und Pyridinolinen/Desoyypyridinolinen (DPD, Crosslinks) detektiert. Diese stellen die katabolen Marker dar. Bei den restlichen 10% Matrixbestandteilen handelt es sich um Proteoglykane, sowie um das OsteoblastenProdukt Osteocalcin. Darüberhinaus sezernieren die Osteoblasten auch eine alkalische Phosphatase (Ostase) (anabole Marker). Klinische Bedeutung 95% der Osteoporose-Formen sind primäre Formen (Typ-I oder postmenopausale Osteoporose, bzw Typ-II oder senile Osteoporose), bei denen entweder ein Östrogen-Mangel (bei Frauen, Typ-I) im Vordergrund steht oder im Falle der ab dem 70. Lebensjahr einsetzenden senilen Osteoporose (bei Frauen und Männern) eine verminderte alimentäre Zufuhr von Vitamin D und Calcium ursächlich ist. Nur ca. 5% sind sekundärer Genese, wobei Endokrinopathien (z.B. Hyperthyreose, primärer Hyperparathyreoidismus, M. Cushing), Metastasen solider Malignome bzw. das multiple Myelom, Malassimilations-Syndrome und Medikamenten-Einflüsse (z.B. Antiepileptika, Heparine) zu berücksichtigen sind. Ebenfalls sollte eine renale Osteopathie sicher ausgeschlossen werden. Einteilungsübergreifend kann von der Dynamik des Knochenumbaus her zwischen „high“ und „low turnover“Osteoporose-Formen unterschieden werden: „High turnover“ Osteoporose (z.B. postmenopausal, Hyperthyreose, Knochen-Metastasen): Hierbei dominiert ein ausgeprägter Abbau mit hohen DPD/CTX-Werten, reaktiv sind die Anbaumarker Ostase/Osteocalcin leicht vermehrt. „Low turnover“ Osteoporose (z.B. senile Osteoporose, Steroid-induzierte Osteoporose): Hier dominiert der unzureichende Anbau mit niedrigen Ostase/Osteocalcin-Konzentrationen, während der Abbau nur leicht vermehrt ist (DPD/CTX normal oder leicht erhöht). Labordiagnostik Im Stadium der Verdachtsdiagnose sollte parallel zur Durchführung der osteodensitometrischen (DXA) Untersuchung die Bestimmung von Laborwerten erfolgen, um vor allem häufige sekundäre Formen sicher auszuschließen: BSG, CRP, kl. Blutbild, y-GT, AP, Ca i.S., Phosphat i.S., Kreatinin, Serum-Protein-Elektrophorese, TSH, PTH intakt, Cortisol, 25-Hydroxy-Vitamin D, FSH, LH, SHBG, E2 (bei postmenopausalen Medizinisches Versorgungszentrum Labor Nord-West GmbH Geschäftsführer: PD Dr. med. Jan Kramer, Thomas Wolff Amtsgericht Osnabrück HRB 201752 Steuernummer: 5520413785 Ust.-Id.-Nr.: DE258669508 Volksbank Münster eG BLZ 401 600 50 Konto-Nr. 503 100 900 Technikerstr. 14 Telefon: Fax: Email: Internet: D-48465 Schüttorf +49 (0)5923 9887100 +49 (0)5923 9887300 [email protected] www.labor-nordwest.de Laborinformation Frauen), Testosteron, Ca-und Phosphat-Ausscheidung im 24-h-Sammelurin. Nach definitiver Diagnose „Osteoporose“ bzw. „Osteopenie“ mittels Osteodensitometrie (DXA) dient die Bestimmung der Knochenumsatzmarker CTX/Crosslaps, bzw. DPD/Crosslinks (bei Metastasen und multiplem Myelom) neben den Anbaumarkern Ostase, AP und Osteocalcin der Entscheidung zur Therapie und der Überprüfung des Therapie-Erfolges im Rahmen eines Monitoring. Da neben einer spezifischen Therapie in der Regel eine supportive Calcium- und Vitamin-D-Substitution erfolgt, sollten auch diese Parameter mitbestimmt werden: DPD, CTX, Ostase, AP, Osteocalcin, Vit. D, Ca i.S:, Ca-Ausscheidung im 24-h-Sammelurin. Stellenwert der Bestimmung der Knochenumsatzmarker Sowohl zur Diagnosefindung als auch zur Dokumentation eines Therapie-Erfolgs einer medikamentösen Osteoporose-Therapie ist die Knochendichtemessung (DXA) unverzichtbar. Da sie jedoch ein statisches Verfahren ist, kann der Erfolg bzw. Misserfolg der eingeleiteten Maßnahmen frühestens nach einem Jahr beurteilt werden, da erst dann eine Dichtezunahme detektiert werden kann. Um den Erfolg jedoch schon kurzfristig nach Beginn der Therapie beurteilen zu können, ist ein Monitoring mittels Bestimmung der Knochenumbaumarker sinnvoll, denn: Ist ein Therapie-Erfolg anzunehmen, sinken die Abbaumarker bereits nach einem Monat nach Beginn der Therapie (bei Bisphosphonaten) deutlich unter den Ausgangswert ab (je nach Medikation 20-70 %), die Anbau- oder Formationsmarker reagieren nach ca. 6 Monaten.; nach 12 Monaten ist die Bestimmung je nach Wert ggf. zu wiederholen. Zur Erfassung eines gesteigerten postmenopausalen Knochenabbaus, bzw. einer Osteoporose/Osteopenie empfiehlt sich die Bestimmung der Crosslaps (CTX) im Serum, der bessere Marker bei Knochenmetastasen und multiplem Myelom ist allerdings die Bestimmung von Pyridinolinen/Desoyypyridinolinen (DPD, Crosslinks) im Urin. Bezüglich der Anbaumarker ist noch darauf hinzuweisen, dass unter einer Vitamin D-Medikation ein Anstieg des Osteocalcins zu erwarten ist, während die Knochen-AP bzw. Ostase einen Abfall zeigt. Fazit Die Bestimmung einzelner Laborwerte zur Abklärung einer Osteoporose liefern einen wesentlichen Beitrag zur raschen ätiologische Klärung der diagnostizierten Osteoporose. Darüber hinaus geben sie eine wertvolle Hilfestellung in der Therapieentscheidung und erfüllen den Wunsch nach frühzeitiger Aussage über den anzunehmenden Erfolg oder Misserfolg der Medikation und eröffnen die Möglichkeit einer engmaschigen Adaptierung der Therapie ohne größeren Zeitverlust. Material Für die Bestimmung der CTX/Crosslaps wird 1 ml Serum (morgens, nüchtern) benötigt. Für die Bestimmung der DPD/Crosslinks wird 10 ml Harn (morgens, nüchtern) benötigt. Für die Bestimmung des Parathormon intakt, von 25-Hydroxy-Vitamin D und von Osteocalcin wird jeweils 1 ml Serum tiefgefroren benötigt. Für die Bestimmung der Ostase benötigen wir 1 ml Serum. Medizinisches Versorgungszentrum Labor Nord-West GmbH Geschäftsführer: PD Dr. med. Jan Kramer, Thomas Wolff Amtsgericht Osnabrück HRB 201752 Steuernummer: 5520413785 Ust.-Id.-Nr.: DE258669508 Volksbank Münster eG BLZ 401 600 50 Konto-Nr. 503 100 900 Technikerstr. 14 Telefon: Fax: Email: Internet: D-48465 Schüttorf +49 (0)5923 9887100 +49 (0)5923 9887300 [email protected] www.labor-nordwest.de Laborinformation Algorhythmus zum Einsatz des Knochenumbaumarkers CTX Knochendichtemessung (DXA) "Osteoporose" "Osteopenie" Präventive Maßnahmen: Risikofaktoren? - Bewegung - frühere Frakturen nach leichtem Trauma - Substitution von Calcium und Vitamin D (Personen > 45 Jahre) - Sturzvermeidung - gegenwärtiges Rauchen - Steroid-Exposition zu beliebiger Zeit - Familienanamnese mit Schenkelhalsfrakturen Bestimmung von CTX ja nein hoch: normal: Präventive Maßnahmen: hohes Frakturrisiko niedriges Frakturrisiko - Bewegung - Substitution von Calcium und Vitamin D Einleitung einer spezifischen Therapie - Sturzvermeidung nach 3-6 Monaten: erneute CTX-Bestimmung Keine Reduktion des Ausgangswertes Reduktion des Ausgangswertes - < 35% bei HRT - > 35% bei HRT - < 55% bei antiresorptiver Therapie-HRT - > 55% bei antiresorptiver Therapie-HRT - < 40% bei anabolischer Therapie - > 40% bei anabolischer Therapie Fortsetzung der Medikation - Prüfen der Compliance - Ggf. Korrektur der Medikation - erneute CTX-Bestimmung nach 1 Jahr - erneute DXA nach 2 Jahren Medizinisches Versorgungszentrum Labor Nord-West GmbH Geschäftsführer: PD Dr. med. Jan Kramer, Thomas Wolff Amtsgericht Osnabrück HRB 201752 Steuernummer: 5520413785 Ust.-Id.-Nr.: DE258669508 Volksbank Münster eG BLZ 401 600 50 Konto-Nr. 503 100 900 Technikerstr. 14 Telefon: Fax: Email: Internet: D-48465 Schüttorf +49 (0)5923 9887100 +49 (0)5923 9887300 [email protected] www.labor-nordwest.de