Trisomie 13 Pätau-Syndrom
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Trisomie 13 Pätau-Syndrom
Kindernetzwerk e.V. für Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene mit chronischen Krankheiten und Behinderungen Krankheitsübersicht Trisomie 13 / Pätau-Syndrom KINDERNETZWERK AN ALLE BEZIEHER UND NUTZER DIESER KRANKHEITSÜBERSICHT Mit den in dieser Krankheitsübersicht enthaltenen Informationen bietet das Kindernetzwerk e.V. lediglich einen ersten Überblick über die Erkrankung, die Behinderung oder das entsprechende Schlagwort. Alle Informationen werden nach bestem Wissen – mit tatkräftiger Unterstützung unseres pädiatrischen Beraterkreises und wissenschaftlichen Fachbeirats – aus diversen Quellen ( Fachbücher, Fachartikel, Kindernetzwerk-Archiv sowie aus dem Internet ) zusammengestellt. Bei der Krankheitsübersicht wird darauf geachtet, dass die Informationen verständlich und gut leserlich geschrieben sind. Wir möchten Eltern, Betroffenen und Nichtmedizinern dadurch ermöglichen, insbesondere auch seltene Erkrankungen besser zu verstehen. Wir streben einen möglichst hohen Grad an Aktualität an, können aber wegen des rapiden medizinischen Fortschrittes nicht in jedem Fall garantieren, stets den allerneusten Stand des Wissens komplett abzubilden. Gerade deshalb empfehlen wir, sich immer an einer der zuständigen Selbsthilfegruppen zu wenden (siehe beiligende Adressen) um dort weiteres aktuelles Material anzufordern und individuelle Beratung einzuholen! Die Krankheitsübersicht ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch bestimmt. Eine Weitergabe an Dritte ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. Die Unterlagen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Inhalte der beigefügten Materialien stellen keine Bewertung von Seiten des Kindernetzwerks dar, sondern dienen der übersichtlichen Zusammenfassung vorhandener Informationsmaterialien in kompakter Form. Bei einem Teil der Krankheitsbildern liegen beim Kindernetzwerk noch umfassendere Informationen (Infopakete) vor. Näheres erfahren Sie über die Geschäftsstelle. Aufgrund der Seltenheit vieler Erkrankungen ist es nicht möglich, bei allen Krankheitsübersichten ein Fallbeispiel darzustellen. Falls Sie uns dabei unterstützen möchten, nehmen sie bitte Kontakt mit dem Kindernetzwerk e.V. auf. Servicetelefon: Telefonzeiten : Internet : 0 60 21/1 20 30 oder 01 80/5 21 37 39 Mo-Do 10-12.00 Uhr www.kindernetzwerk.de Kindernetzwerk e.V. – Hanauer Straße 8 – 63739 Aschaffenburg – http://www.kindernetzwerk.de Telefon 0 60 21 / 1 20 30;01 80 / 5 21 37 39 - eMail: [email protected] Spendenkonto IBAN DE02 7955 0000 0000 9242 90 - Sparkasse Aschaffenburg – BIC BYLADEM1ASA 1 Trisomie 13 Pätau-Syndrom Zusammengestellt für das Kindernetzwerk von: Dr. med. Imma Rost, Martinsried 11/2010 Kurzbeschreibung Schweres Fehlbildungssyndrom mit Entwicklungsstörung und eingeschränkter Lebenserwartung durch ein zusätzliches Chromosom 13 Symptome Die meisten Kinder fallen spätestens nach der Geburt durch eine Kombination schwerer äußerer und v.a. Organfehlbildungen auf: ● ● ● ● ● ● Lippen-Kiefer-Gaumenspalte Mikrophthalmie bis Anophthalmie (unterentwickelte Augäpfel), Kolobome Hirnfehlbildungen im Sinne einer Holoprosencephalie mit Mikrozephalie postaxiale Hexadaktylie (zusätzliche Finger/Zehen an der Kleinfinger- bzw. Kleinzehenseite) Nierenfehlbildungen, Genitalfehlbildungen Herzfehler Die Entwicklungsstörung bei den wenigen Patienten, die längere Zeit überlebt haben, ist tiefgreifend. Sprache und selbständiges Gehen werden nur selten erreicht. Bei der Mosaik-Trisomie 13 variiert die Symptomatik stark; meist kann von einer weniger starken Ausprägung und einer etwas besseren Prognose ausgegangen werden. Es gibt auch Patienten, die lediglich durch Pigmentierungsunterschiede der Haut als Zeichen des chromosomalen Mosaiks auffallen, andere, die das Vollbild der Trisomie 13 zeigen. Diagnostik Chromosomenanalyse aus Heparinblut 2 Ursachen ● ● ● ca. 90% der Fälle Nachweis eines zusätzlichen, dritten Chromosoms 13 5-10% Trisomie 13 infolge einer chromosomalen Translokation, meist Robertsonsche Translokation zwischen einem Chromosom 13 und 14 ca. 5% chromosomales Mosaik mit Zellen mit normalem Chromosomensatz und Zellen mit Trisomie 13 Häufigkeiten 1:5000 bis 1:20000 Geburten Differenzial-Diagnose andere Fehlbildungssyndrome, v.a. Meckel-Gruber-Syndrom mit Zystennieren und Enzephalozele, aber normalen Chromosomen Standard- Therapie In Anbetracht der Schwere der Fehlbildungen und der deutlich eingeschränkten Lebenserwartung (s.u.) gibt es keine Standardtherapie bzw. werden invasive Maßnahmen wie Operationen bei z.B. schwersten nicht korrigierbaren Fehlbildungen im Bereich des Gehirns nur zurückhaltend eingesetzt. Oft kommt nach Absprache aller beteiligten Fachdisziplinen mit den Eltern nur eine begleitende palliative Betreuung in Frage. Es gibt bisher keine Möglichkeit, bei einem Neugeborenen mit Trisomie 13 vorherzusagen, ob es zu den wenigen Kindern mit einer längeren Lebenserwartung gehören wird. Dies scheint auch nicht unbedingt abhängig vom Ausmaß der angeborenen Fehlbildungen. Daher sollte die Entscheidung für oder gegen Aufnahme und/oder Fortführung oder auch Beendigung einer Therapie eines Kindes mit Trisomie 13 immer eine Einzelfallentscheidung sein, die heutzutage die Wünsche der Eltern unbedingt mit einbeziehen sollte. In den letzten Jahren wurden einige Studien durchgeführt, um zu klären, ob der Einsatz auch chirugischer Therapie die Überlebenszeit verlängert; da nur wenige Kinder behandelt wurden, ist hierzu keine definitive Aussage möglich, v.a. auch nicht, ob sich durch therapeutische Maßnahmen tatsächlich ein Zugewinn an Lebensqualität ergibt. Prognose ungünstig; die mittlere Überlebenszeit liegt bei nur 3-8 Tagen. Nur 3% überleben das erste Jahr. Die wenigen länger Überlebenden zeigen eine schwere globale Entwicklungsstörung. Bei Mosaik-Trisomie 13 teilweise bessere Prognose 3 Beratung der Familien Nach Geburt eines Kindes mit Trisomie 13 benötigen die Eltern eine intensive Betreuung und evtl. Krisenintervention, da sie mit einem schweren Krankheitsbild und einer ausgespochen ungünstigen Prognose bezüglich des Überlebens und der Entwicklung ihres Kindes konfrontiert werden. Sie müssen mit allen Möglichkeiten der Behandlung und dem Unterlassen von Therapien vertraut gemacht werden und mitentscheiden. Diese Betreuung sollte im optimalen Fall durch ein interdisziplinäres Team erfolgen, dem auch in der pädiatrischen Palliativmedizin Erfahrene angehören. Eine schwierige Situation ergibt sich, wenn Eltern auf eine sehr kurze Lebenszeit ihres Kindes vorbereitet sind und deshalb noch keine starke Beziehung zum Kind aufnehmen, das Kind aber länger überlebt. Hier ist eine einfühlsame Begleitung erforderlich, gegebenenfalls auch über den Tod des Kindes hinaus. Durch die Pränataldiagnostik sind werdende Eltern heute oft schon während der Schwangerschaft mit der Diagnose einer Trisomie 13 beim Ungeborenen und mit der Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch konfrontiert. Auch in dieser Situation ist eine intensive Beratung durch den betreuenden Gynäkologen und Humangenetiker unter Hinzuziehung anderer Fachdisziplinen (Pädiater, Kinderkardiologen, Kinderchirurgen) notwendig. Humangenetische Beratung: Bei der häufigsten Form, der freien Trisomie 13, auch als nicht erbliche Form bezeichnet, ist das Risiko für das erneute Auftreten einer Trisomie (auch eines anderen Chromosoms) in einer weiteren Schwangerschaft etwa auf das Doppelte im Vergleich zu Gleichaltrigen erhöht. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ganz allgemein das Risiko für eine chromosomale Trisomie mit dem Alter der Mutter zunimmt. Bei einer Translokations-Trisomie 13 sollten beide Eltern auf das Vorliegen einer balancierten Translokation unter Beteiligung eines Chromosoms 13 untersucht werden, da Träger einer solchen balancierten Translokation zwar selbst gesund sind und bleiben, aber ein erhöhtes Risiko haben, die Translokation unbalanciert, also mit einer Trisomie, an ihre Kinder weiterzuvererben. Literatur Gardner, RJM., Sutherland, GR: Chromosome Abnormalities and Genetic Counseling, 3rd edition, 2004, Oxford University Press; Cassidy SB, Allanson JE, Management of Genetic Syndromes, 2nd edition, 2005, Wiley; Vendola C. et al.: Survival of Texas Infants Born With Trisomies 21, 18, and 13. Am J Med Genet 152A:360-366(2010); Baty, BJ et al.: Natural history of trisomy 18 and trisomy 13. I. Growth, physical assessment, medical histories, survival, and recurrence risk. Am J Med Genet 49:175-188 (1994) Baty, BJ et al.: Natural history of trisomy 18 and trisomy 13. II. Psychomotor development Am J Med Genet 49:189-194 (1994); Kunze J: Wiedemanns Atlas klinischer Syndrome, 6. Auflage, 2010, Schattauer BUNDESVERBÄNDE Bei folgenden BUNDESWEITEN ANLAUFSTELLEN können Sie Informationsmaterial anfordern. Fragen Sie dort auch nach Ansprechpartnern des jeweiligen Verbandes in der Umgebung Ihres Wohnortes! Falls vorhanden, sind auch Auslandsadressen mit aufgelistet. Bitte haben Sie dafür Verständnis, daß wir in Bereichen, in denen bereits bundesweite Ansprechpartner existieren, primär diesen Initiativen den Versand von Informationsmaterial und die Vermittlung spezieller Hilfen überlassen. Bei zusätzlichen Fragen können Sie sich natürlich jederzeit wieder an das Kindernetzwerk wenden! LEONA – Verein für Eltern chromosomal geschädigter Kinder e.V. Geschäftsstelle Kreihnbrink 31 30900 Wedemark Tel.: 0 51 30/37 49 92 Fax: 0 51 30/79 06 25 e-mail: [email protected]; [email protected] Internet: www.leona-ev.de Ansprechpartner/innen: Birgit Binnebößel Bürozeiten: Mo 10-13 Uhr MITGLIED IM KINDERNETZWERK