Fertigkeiten – Verderben oder Segen?

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Fertigkeiten – Verderben oder Segen?
Nummer 2/2008
Info-Magazin der Kantonsschule Enge Zürich
aktuell
Eine flog über
das Kuckucksnest
– Theateraufführung
an der KEN
berichte
Gestern Industrie-,
heute Kulturwelten
– ein Bericht über Bochum
fokus
Maturitätsarbeiten
– drei Erfahrungsberichte
wortschatz
«Wie erlebe ich die KEN?»
Eine Erst- und eine
Viertklässlerin erzählen.
Fertigkeiten – Verderben oder Segen?
Etwas können. Nicht nur ein wenig,
sondern richtig, mit dem todsicheren
Gespür und mit der Selbstverständlichkeit, die sich aus langer Übung
ergibt. Die Rede ist von der Faszination aussergewöhnlicher Fertigkeiten. Dass solche hoch im Kurs
stehen, muss nicht erst betont werden: Ein gefälliges Kunstwerk, eine Pirouette auf dem Eisfeld, ein
scheinbar leichtes Gleiten mit dem Skateboard über
ein Geländer - Spitzenleistungen werden in den verschiedensten Lebensbereichen erbracht und finden
ihr Publikum.
Mitunter beschleicht uns allerdings auch der Verdacht, dass Menschen mit brillanten Fähigkeiten
Gratwanderer sind, die stets den Abgrund vor Augen haben. Ein Verdacht, der sich bei einem Streifzug durch die deutsche Literatur verdichtet.
Grenouille (Das Parfüm), Dr. B (Die Schachnovelle) oder Cardillac (Das Fräulein von Scuderi) zum
Beispiel können als solche Gratwanderer wahrgenommen werden. Von den Schriftstellern mit solch
aussergewöhnlichen Fertigkeiten ausgestattet, sind
sie auf ihrem Gebiet unschlagbar. Grenouille mischt
Düfte, dank denen ihm die Mächtigen der Welt
buchstäblich zu Füssen liegen, Dr. B kombiniert
die Spielzüge ein X-faches schneller als der amtierende Schachweltmeister und Cardillac vermag aus
Gold und Edelsteinen Schmuck zu zaubern, dass die
Reichen und Adligen zu Bittstellern werden. Nur –
zufrieden bzw. glücklich sind diese Tausendsassas
nicht wirklich. Trotz ihrer herausragenden Fähigkeiten, trotz ihrer Brillanz.
Und zudem scheitern sie alle – Grenouille beendet
sein Leben als kannibalischer Liebesschmaus, Cardillac kommt auf einer nächtlichen Mordtour um
und Dr. B muss sich aus der entscheidenden Schachpartie verabschieden, damit er nicht den Verstand
verliert. Bedeutungslos ist auf einmal die Fertigkeit
für Grenouille, inhaltslos für Cardillac und gar be-
drohlich wird sie für Dr. B – kurz: Seelenkrücken
brechen, büssen ihren Wert ein.
Aus diesen Dichterphantasien jedoch zu schliessen,
dass hartnäckiges Streben und besondere Anstrengung per se problematisch und daher abzulehnen
seien, wäre bequem, kurzsichtig und käme gar einem Stolpern über die Quelle dichterischer Einsicht
gleich. Denn die Schriftsteller lassen ihre Figuren
nicht scheitern, weil diese zu genial und zu perfekt
sind, sondern unter anderem, weil deren Fertigkeiten nicht an ein Du gebunden sind und die Beziehung zu einem Gegenüber bzw. zu Menschen nicht
stärken. Grenouille bleibt einsam, auch wenn die
Menschen um ihn herum wegen seines Parfüms
röhren wie Hirsche in der Brunft; das Schachspiel
ist und bleibt für Dr. B ein monomanisches Umsich-selbst-Drehen und Cardillac kann sich nicht
mit seinen Kunden mitfreuen, sondern muss sie übel
traktieren oder gar ermorden.
Fertigkeiten, das die Vermutung, machen Menschen
nur glücklich, wenn sie im Hinblick auf ein Du bzw.
eine Gemeinschaft erworben werden. Ein simpler
und einleuchtender Gedanke, der allerdings – weil
wohl die Gestaltung des Scheiterns ästhetisch anspruchsloser ist – nicht allzu oft aufgegriffen wurde. Ein Schriftsteller, der sich davon dennoch hat
inspirieren lassen, ist Jeremias Gotthelf. In Ueli
der Knecht führt der Erwerb von Fertigkeiten den
Protagonisten unter anderem zum bäuerlichen und
häuslichen Glück. Dieser Erwerb ist nun eng verquickt mit dem Wohlwollen der fördernden Bauersleut. Ueli spürt deren echtes Interesse und beginnt,
an seinen Fertigkeiten zu wachsen. Aus dem Laueriknecht wird ein Meisterknecht, aus dem Meisterknecht ein tüchtiger und respektierter Bauer. Dieser
Erwerb von Fertigkeiten geschieht in einem sozialen
Kontext und ist letztlich gewinnbringend, für beide,
für die Förderer wie auch den Geförderten.
Aus den eben angestellten Überlegungen drängt
sich der Schluss auf, dass Fertigkeiten besonders
dann wertvoll sind, wenn sie im
Hinblick auf eine Gemeinschaft erworben werden, wenn sie einem Du
oder der Gemeinschaft nützen und
damit rückkoppelnd auch das Selbst
stärken.
Dass alltägliches Lernen in der
Schule diesem Umstand nicht unmittelbar gerecht werden kann, ist
wohl nicht von der Hand zu weisen.
Umso bedeutungsvoller erscheinen
daher Projektkurse (das Theaterprojekt des Wintersemesters ist Thema
dieser Ausgabe), Maturitätsarbeiten
(auch darüber wird in dieser Ausgabe geschrieben) und Freifachkurse
(diese Ausgabe ist zum grossen Teil
Produkt des Freifachkurses «Journalismus»). Es sind dies Bildungsgelegenheiten, die mitunter einem sehr
ursprünglichen Prinzip des Fertigkeitenerwerbs gehorchen und daher
eine Mittelschule nur bereichern
können.
Viel Vergnügen wünscht Ihnen bei
der Lektüre dieser Ausgabe
Urs Bigler
Freifachkurs:
Das neue Team der
Journalistinnen und
Journalisten
Zum ersten Mal greifen für das kenzeichen
Schüler/innen in die Tasten, die den Freifachkurs «Journalismus» belegen. Hier nun ihre
Kurzporträts:
Rebecca Blum (W1c)
Theater
Rebecca ist 16 Jahre alt, wohnt
und lebt seit drei Jahren in
Zürich.In ihrer Freizeit liest
sie historische Romane, geht
tanzen und verabredet sich im
Freundeskreis.
Floyd Doka (W1c)
Floyd, 16, ist in Richterswil
wohnhaft. Nach erfolgreichem
Abschluss möchte er Medizin
studieren oder sich im Ausland
fortbilden.
Leonie Hiller (N4d)
Leonie besucht seit drei Jahren
die Kanti Enge und schliesst
dieses Jahr mit der Matura ab.
Noch bevor sie Kommunikationswissenschaften studiert, wird
sie einige Zeit in Down Under
verbringen.
Stefan Brader (W3c)
E
iner flog über das Kuckucksnest
– ein schwieriges Stück, das sich
Michael Aeschbach, Sandro Paproth
und Annette Ehrlich mit ihrem Schüler/
innen-Team vorgenommen haben. Ein
Stück, das hohe Anforderungen an die
Schauspielkunst stellt: Zum einen müssen Schauspieler glaubhaft hochkranke
Psychiatrie-Insassen darstellen, zum
anderen als durchtriebene Bösewichte
mit einem Hang zum Sadismus glänzen.
Ich wurde nicht enttäuscht. Wie jedes
Jahr wusste das Theaterteam auch
dieses Jahr wieder zu beeindrucken.
Das Stück wurde umgeschrieben und
so forderte es auch keine Toten, bot dafür ein Happyend und bestätigte meine
Annahme, dass Michael Aeschbach ein
wahrer Fan des FC Zürich ist.
Dafür, dass es ein eher trauriges Theaterstück ist, gab es überraschend viel zu
lachen. Dies liegt auch zu einem Grossteil an den grossartigen Leistungen
der Schauspieler – man erkannte seine
eigenen Schulkameraden nicht wieder.
Da wurde ein Plüsch-Marsupilami ohne
Erbarmen liebkost und gedrückt, während von tsunamiartigen Wellen berichtet wurde, was so gut wirkte, dass
man das Gefühl hatte, das Geschehen
sei real. Auch mit dem Geografen, der
vor all den Problemen der Welt kapituliert, konnte man gut mitfühlen. Es war
allgemein erstaunlich, wie es der Regie
gelang, alle Charaktere so wirkungsvoll einzubringen, dass sie einem auch
einzeln in Erinnerung blieben.
Das liegt wahrscheinlich auch an der
Liebe zum Detail, die man vor allem
an den sorgfältig gefertigten Kostümen
der Schauspieler erkennen konnte, so
zum Beispiel an der Uniform des Herrn
Oberst, der sich ohne viele Worte in
Szene zu setzen wusste.
Völlig vergessen gingen auch die harten
Sitzgelegenheiten, man nennt sie auch
Stühle, und auch die Zeit verging wie im
Fluge. Ich konnte völlig eintauchen in
die Geschichte und zog auch bald keine
Vergleiche mehr zum Film. Was ich hier
sah, war etwas Eigenständiges, was
sich aber keineswegs vor dem Original
zu verstecken braucht. Man könnte das
Stück tatsächlich an der nächsten FCZMeisterfeier aufführen sowie auch vor
einem theatererprobten Publikum. Bei
dieser Aufführung ist auf jeden Fall für
jeden etwas dabei.
Marco Büsch
Stefan ist seit Ewigkeiten ein
SO-Mitglied. Im Winter trifft man
ihn oft auf der Piste in Obersaxen an.
Luka Dobec (W3b)
Luka, 18, wohnt in Horgen.
In seiner Freizeit stemmt er
Gewichte oder treibt all die tausend Sachen, die das jugendliche
Herz begehren.
Marco Büsch (W3b)
Marco lebt in Zürich. Seine
Leidenschaft sind die Rap-Musik
und das Texten von Songs. www.
myspace.com/voedijohnrecords
Fabian Lehner (W3b)
Fabian ist in Adliswil zu Hause,
wo er für den FC Adliswil auf
dem Platz steht. Nach dem Abschluss plant er ein Austauschjahr im hohen Norden.
Ivan Vukadin (I3a)
Ivan, ein spontaner, offener
19-jähriger Horgener. Das Fussballspiel ist seine Leidenschaft.
Zurzeit – wie schon so oft in
jüngster Vergangenheit – hindert
ihn eine Verletzung daran, dieser
Leidenschaft nach Herzenslust
zu frönen.
Gestern
Industrie-,
heute
Kulturwelten
I
m Rahmen des Projektunterrichts «Chumm
uf Bochum» machte ich eine Fotoarbeit über
drei Industrieanlagen des Ruhrgebiets. Ich
war während der fünf Tage in Bochum fleissig
unterwegs und schoss Fotos.
Auf die Reise nach Bochum bereitete ich mich
vor, indem ich mir überlegte, wo ich hingehen
könnte. Aber wie das so ist, kam natürlich alles
anders.
man fragt sich, wo die ganzen Museumsbesucher
bleiben, die man eigentlich erwartet hat.
Etwas ganz anderes war der Bochum Westpark.
Die Industrieanlagen wurden abgerissen, und wo
früher schwarzer Rauch aus den Schornsteinen
kam, ist heute ein grüner Park, in dessen Zentrum noch die Jahrhunderthalle steht. Sie diente
lange Zeit als Gebläsehalle. Heute ist sie eine
modern umgebaute Veranstaltungshalle. Die
Glasfront, der alte hintere Teil und der alte Wasserturm sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich in
diesen Anlagen das «Heute» und das «Damals»
vereinen. Genau diesen Kontrast wollte ich in
meinen Schwarzweissbildern zeigen.
Im Labor der KEN entwickelte ich alle Fotos
selbst. Am Ende gestaltete ich eine gebundene
Fotoarbeit mit einem kurzen Text und einem Lageplan zu jeder Anlage.
Joshu Jullier (W3d)
Glasfront der
Jahrhunderthalle
Mir boten die Tage in Bochum eine Entdeckungsreise. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten
würde. Die erste Anlage, die Kokerei Hansa, war
fast menschenleer. Die fünf riesigen Kompressoren in der Gaskompressionshalle standen unheimlich still da, als ich sie fotografierte.
In der Henrichshütte Hattingen, die heute ein
Museum ist, begegnete ich auch nur ein paar wenigen Menschen. Sie sieht auf den ersten Blick
wie ein normales Museum aus, ist aber riesengross (Museumsgelände umfasst 50000 m2), und
Auf Hochofen 3 (Henrichshütte)
Eine flog über das Kuckucksnest
Interview mit Michael Aeschbach über das Theater
Sie betreuen dieses Projekt bereits zum
achten Mal. Was motiviert Sie, dieses
immer wieder von neuem anzugehen?
(überlegt): Es ist wohl nicht in erster
Linie das Produkt, das mich reizt. Gewiss, es muss sehr gut werden, wenn
es für die Schüler/innen als Erlebnis
in Erinnerung bleiben soll. Aber das
Faszinierende ist für mich die Entwicklung, welche die Schüler/innen
durchlaufen. Einige haben noch nie
Theater gespielt und beginnen praktisch bei null. Ihre Leistungen am
Schluss sind dann schon beachtlich.
Auch die Bildung eines Gruppengefühls ist etwas Wichtiges. Auf jeden
Einzelnen kommt es letztlich darauf
an. Klemmt einer, so wirkt sich das
sofort auf den ganzen Prozess aus. Ja,
ein gutes Gruppengefühl, das schätze
ich wirklich.
Und was hat Ihnen in diesem Jahr besonders gefallen bzw. missfallen?
Diese Gruppe ist wirklich gut gewesen; indem sie sich als sehr selbständig und zuverlässig erwiesen hat. Sehr
beeindruckt hat mich, dass die Schauspieler/innen zwei Stunden, während
der ganzen Aufführung nie aus der
Rolle gefallen sind und sich durch
nichts haben ablenken lassen.
Was war weniger beeindruckend?
Eigentlich nichts (lacht). Ja, sie waren
einfach eine tolle Truppe.
Für wie viel Schlafentzug sorgte das
Projekt diesmal?
Ja…zu wenig Schlaf kam ich nur, als
wir die Lichtregie machten, Abendaufführungen hatten und einmal nach
der Derniere ein kleines Fest abhielten.
Was mich allerdings mehr Kraft kostete, waren die Tage, die ich neben dem
herkömmlichen Schulbetrieb für das
Projekt aufwendete. Im Ganzen setzte
ich wohl 11–12 neunstündige Arbeitstage während der Ferien und während
der Schulzeit für das Projekt ein. Tage,
die nicht im Stundenplan erscheinen.
Sie haben mit «Eine flog übers Kuckucksnest» ein oscarprämiertes Manuskript
überarbeitet, worauf haben Sie besonders
geachtet?
(überlegt): Mich hat interessiert, was
geschieht, wenn jemand in einen geschlossenen Rahmen eindringt und
Gaskompressor
(Kokerei)
starre Regeln antastet. Maggie Murphy bringt ja alles durcheinander, und
das finde ich interessant. Besonderen
Wert habe ich darauf gelegt, die sexistischen Themen aus dem Manuskript
zu entfernen. Ken Kesey hat ein ziemlich mieses Frauenbild, überall taucht
es auf. Und das ist natürlich nicht gut,
sowieso wenn das Stück hauptsächlich
von Mädchen aufgeführt wird. Ich
ersetzte also die sexistisch gefärbten
Themen durch aktuellere aus dem gegenwärtigen Zeitgeschehen. Beispielsweise der Klimawandel und den Umgang damit - der einen wirklich zum
Wahnsinn treiben kann.
Hatten Sie sich den Film noch mal zu Gemüte geführt, bevor Sie sich an die Arbeit
machten?
Ja, ich habe das Buch gelesen und den
Film mehrmals geschaut. Dabei habe
ich schnell gemerkt, dass ich mich für
die Dialoge mehr auf das Buch als auf
den Film verlassen musste. Das ist damit zu erklären, dass der Film mehr
mit der Bewegung der Kamera arbeitet als mit den Dialogen. Gab es einen besonderen Höhepunkt
während des Projekts?
Natürlich die Aufführungen, vor
allem die letzte, die war total präzise
und auch voller Schwung. Die war
wirklich der Hammer. > weiterlesen
Agenda
2008
April
Mo
14.04.
Sechseläuten: Unterricht ganzer Tag eingestellt.
Mo–Fr
21.04.–02.05.
Frühlingsferien (Auffahrt am Do 01.05.)
Mo, Di
05., 06. 05.
Schriftliche Aufnahmeprüfungen jeweils vormittags
Unterricht Montag ganzer Tag und Dienstag bis 13.10 Uhr eingestellt.
Achtung IMS: Unterricht am BZZ findet gemäss Stundenplan statt.
Di
06.05.
13.15 Uhr
Mi
07.05.
bis 12.00 Uhr
Fr
12.05.
Pfingstmontag
Fr
16.05.
Rockkantate «Creation» – Chorkonzert in der Aula
Fr
23.05.
Mündliche Aufnahmeprüfung: Schule bis 13.10 eingestellt.
Mo–Fr
26.05.–30.05.
Sternwoche: Arbeits- bzw. Projektwoche
4. Klassen und 3. HMS: Tutoratswoche
Mo–Fr
26.05.–13.06.
Ausstellung ausgezeichneter Maturitätsarbeiten im Stadthaus;
Prämierung am Do 29.05. 18.30 Uhr.
Mai
Schulbeginn nach den Frühlingsferien (IMS siehe oben)
Abgabeschluss nachbearbeitete Maturitätsarbeiten
Juni
Do
12.06.
13.30 Uhr
Gesamtkonvent
Fr
13.06.
bis 16.00 Uhr
Schulschluss (reg. Unterricht) für Dipomanden nach Stundenplan
Mo–Fr
16.–20.06.
Fr
20.06.
Mo–Fr
30.06.–02.07.
Schriftliche Diplomprüfung H3a/H3b sowie Abschlussprüfungen I3a
16.00 Uhr
Abgabeschluss Kontrakt Maturitätsarbeiten (3. Klassen)
Mündliche Prüfungen H3a; H3b und I3a
Juli
Di
01.07.
Do
03.07.
20.00 Uhr
Sommerkonzert Chor und Blasorchester in der Aula
12.30 Uhr
Schulschluss für Maturanden nach Stundenplan
Instrumentalstunden-Einteilung (Schoellergut)
Fr
04.07.
Notenkonvente (Unterricht eingestellt)
Mo–Fr
07.–11.07.
Schriftliche Maturitätsprüfungen
Di
08.07.
08.00 Uhr
Mathematikdiplom H2a, H2b und I2a
Mi
09.07.
08.00 Uhr
I2a: schriftliche Abschlussprüfung Französisch
Do
10.07.
15.30 Uhr
Fr
11.07.
Abgabetermin für wiederholte Stipendiengesuche
Mo–Fr
14.07.–15.08.
Sommerferien
Abschlussfeier für H3a, H3b, I3a und Berufsmaturanden IMS
Achtung: Termine können im Laufe des Semesters ändern.
Massgebend ist der Terminkalender auf der KEN-Homepage: www.ken.ch
Und einen Tiefpunkt? Gab es den auch?
Wie eigentlich jedes Jahr war die Zeit von
November bis Dezember für die Schüler/
innen besonders hart. Das, weil vor allem
Szene für Szene gepaukt wird, ohne dass
sie den Zusammenhang erkennen. Aber
da mussten sie halt hindurch.
Vielen Dank für das Gespräch!
Gern geschehen!
Fabian Lehner
Impressum
kenzeichen: Info-Magazin der
Kantonsschule Enge Zürich
Nr. 2, April 2008
Kantonsschule Enge, Redaktion kenzeichen,
Steinentischstrasse 10, 8002 Zürich
[email protected], www.ken.ch/kenzeichen
Herausgeber: KEN-Media, [email protected]
Auflage: 1300 Exemplare, erscheint vierteljährlich
Redaktion: Jürg Dreifuss und Urs Bigler
Fotos: Urs Bigler, Jürg Dreifuss, Andreas Haag, Corinne Roos
Gestaltung: WüDeSign, Niki Wüthrich, Marion Grögli
Layout: Markus Kachel
Druck: J. E. Wolfensberger AG, Zürich
My home
High School Prom
Olympic Stadium (1976)
La vie à Montréal
– An insight
into a story…
High School Graduation
During the first semester I went to a public high school,
where I earned my high school degree in summer. It
felt (and still does feel) awesome to have earned this
degree.
Even though there was some school work to be done, I
had lots of leisure time. And you can bet on one thing:
My friends and I, we partied it up. You can imagine,
my host family was not really pleased by that all the
time…
… qui a commencé le quatre janvier 2007. Avec des
Besides amusing myself, I played rugby for the John
grandes attentes, j`ai volé à Montréal, la ville francoRennie High seniors team. Rugby’s some kind of a
phone la plus grande hors de la France.
rough sport, but I can tell you – if you have never tried
Quelques heures plus tard, je suis arrivé … mais mon
it, you have been missing out. Once when I asked my
année a commencé par des soucis – l’ambassade cacoach about the popularity controversy of rugby versus
nadienne m’avait seusoccer, he told me: «You
lement registré pour
know, the explanation is
le Québec, mais pas
simple: Soccer is a genpour le Canada. Ça
tlemen-sport, played by
fait beaucoup de sens,
hooligans. But rugby is a
n’est-ce pas ? Après
hooligan sport played by
deux heures dans le
gentlemen.»
bureau de l’immigraWhile playing rugby, partion canadienne, je
tying and so on, I found
pouvais enfin saluer
some really good friends.
Downtown
Montreal
seen
from
the
Mount
Royal
Plateau
ma famille d’accueil.
I could fully enjoy their
Je la connaissais déjà
company and we hung out and did the craziest things
de ma première visite à Montréal en juin 2006. Voilà
together.
pourquoi on m’a reçu très chaleureusement. Mais ma
nouvelle famille n’était pas française, pas du tout :
Lower Canada College
As you might know, one third of all Montréalais are
After one of my best summer breaks ever (which, by
English. And exactly this was one of the reasons why I
the way, lasts two months in Canada), when I traveled
went to Montreal - to live and study in a bilingual city.
to Toronto, San Francisco and Lake Tahoe with one of
During my year in Montreal, I attended two different
my best friends, I had to return to school. But because
schools.
I had finished high school, college was the next step
in line. Lower Canada College is a private school; and
John Rennie High School
darn, the rules there were strict, draconic I might say.
Winters in Montreal are very harsh. Lots (and I mean
Suit and tie every day, polished black shoes, short hair
LOTS) of snow and temperatures at a low of minus forcut, no prominent jewelry. And those were just some of
ty in the morning, climbing to a maximum of minus
the clothing regulations. Also the work load increased
thirty during the day; that was something I first had
excessively once I attended LCC. Even though I had
to get used to. This weather just keeps you at home or
to spend around two hours a day doing homework, I
you go to school:
Marcel
Günthart
am very impressed by the school. After all, it’s one of the
best English colleges of Montreal. People, activities and
field trips were extraordinary. For example, I filmed football
games and produced demo tapes for students that apply
for a sport scholarship. Hanging out and working with the
football team was just simply one thing: loads of fun!
La vie à Montréal
La vie à Montréal est complètement différente de celle en
Suisse. Par exemple les distances : À Montréal je me suis
accoutumé aux distances très longues. Ça veut dire que si
on veut faire ses courses, on doit y mettre deux heures au
minimum, justement pour le trajet, si on se déplace à pied.
Mais l’importait de la vie montréalaise ce n’était pas les
distances ou les grands buildings, non. La chose qui m’a
impressionné le plus est la
vie anglaise/française (la vie
Québécoise, on peut dire) et
comment ça fonctionne. Mais
on doit savoir que l’anglais
meurt à cause du régime français. Toutes les choses officielles sont écrites en français,
et c’était une des raisons pourquoi j’ai décidé de prendre un
cours de littérature française
à LCC – pour améliorer mon
français. Le bon aspect de la
vie à Montréal était que je
pouvais également m’exercer
en parlant. Et ce n’était pas
mal si on pense aux filles francophones… ;-)
En conclusion, je peux dire
que c’était une expérience pas
seulement extraordinaire, mais aussi très enrichissante.
On n’apprend pas seulement une langue, mais on fait des
amis, on a beaucoup de plaisir, et on fait des expériences
remarquables qu’on n’oubliera jamais. Si tu es privilégié
comme moi et tu pourrais faire cette expérience d’un séjour
à l’étranger, fais-le. Moi, même après avoir vécu des expériences provocantes et températures extrêmement froides…
j’ y retournerais tout de suite, si je pouvais.
Ruedi Hug (W3i)
Wer ist der Mann, welcher an unserer Schule für Ordnung sorgt? Der
Hausmeister, seit kurzem neu an
der KEN, wirkt im Hintergrund und
sorgt dafür, dass der Schulalltag so
reibungslos wie möglich ablaufen
kann.
Marcel Günthart ist seit einiger Zeit der
neue Hausmeister an unserer Schule
und ersetzt den pensionierten Herrn
Bärtschinger. Nach der Maurerlehre arbeitete Herr Günthart in diversen Berufen, beispielsweise beim Abfuhrwesen
als Betriebsdisponent, an der Universität Irchel als Hausmeister sowie als
Car- und Postautochauffeur. Anpassen
musste sich Herr Günthart oft in seinem
Leben, ungünstige Umstände zwangen
ihn immer wieder zu Berufswechseln,
wodurch er jedoch auf einen reichen
Erfahrungsschatz zurückgreifen kann.
Wenn möglich will er bis zu seiner Pensionierung hier als Hausmeister wirken, zu
erledigen habe er sowieso noch genug.
Die Aufgabe an der KEN erfülle ihn, sie
sei herausfordernd und abwechslungsreich, einen Alltag gebe es nicht. Herr
Günthart sieht seine Arbeit vor allem im
Organisieren, er zieht die Fäden, leitet
die gesamte Equipe, welche an unserer
Schule für die Sauberkeit verantwortlich
ist. Die Schülerschaft empfindet er nicht
als unangenehm, es gebe kaum wirklich
schwierige Personen oder allzu schlimme Aufgaben.
Das Privatleben war und ist Herrn Günthart in jeder Lebenssituation wichtig.
Seine Frau, seine Tochter, welche zurzeit
in Ausbildung ist, sowie sein Hund liegen dem 53-Jährigen am Herzen. Nach
der Pensionierung möchte er gerne reisen, vielleicht auch Hunde züchten. An
seinem Haus habe er auch noch zu tun.
Von den vielen Dingen, die Herr Günthart noch ändern möchte bzw. muss,
steht vor allem die Abfallproblematik im
Vordergrund. Viele Schüler, aber auch einige Lehrer achten noch immer nicht auf
die Abfalltrennung oder entsorgen ihren
Abfall überhaupt nicht. Herr Günthart
ist durchaus zuversichtlich, auch wenn
er sich bewusst ist, dass der Umgang
mit Abfall ständiges Aufklären und Sensibilisieren erfordert. Doch, meint er zum
Schluss, das werde schon noch.
Stefan Brader
Aus dem Verein Ehemaliger der
Kantonsschule Enge
Der Verein Ehemaliger der KEN hat im letzten Jahr grosse
Veränderungen erfahren. Die wesentliche Neuerung ist die
vom Präsidenten angestrebte starke Verjüngung des Vereins. So sitzen seit der letzten Generalversammlung sechs
Jungehemalige im Vorstand.
Der Verein Ehemaliger der KEN hat grosse Veränderungen
hinter sich. So wurden die Jungehemaligen Christian Hanslin (M04), Davide Loss (M06), Thierry Pool (M03), David Shilling (M05), Peter Strickler (M05) und Daniel Widrig (M04)
an der Generalversammlung im Dezember 2007 in den Vorstand gewählt. Zudem richtete der Verein Ehemaliger eine
Website ein (www.ken-ve.ch), auf welcher über die Vereinsaktivitäten informiert und diskutiert werden kann.
Der Präsident hatte sich die Verjüngung des Vorstands
zum Ziel seiner Tätigkeit gesetzt. Dieses Ziel wurde mit der
Förderung der jungen Ehemaligen und deren Wahl in den
Vorstand erreicht. Erste Absicht des verjüngten Vorstands
ist es, möglichst viele Maturandinnen und Maturanden der
KEN zu motivieren, dem Verein Ehemaliger beizutreten. Ein
Beitritt eröffnet die Möglichkeit, wertvolle Kontakte für das
Berufsleben zu sammeln, sich mit andern Ehemaligen auszutauschen und den Kontakt zur KEN nicht zu verlieren. Orientier dich und mach mit! Du bist jederzeit willkommen!
Davide Loss,
Vizepräsident Verein Ehemaliger der KEN
Maturitätsarbeiten
WS 07/08
Auch dieses Jahr war die Palette der Maturitätsarbeiten vielfältig.
Hauptpreisträger/innen der Prämierung (von links nach rechts):
Marty Zoë (N4b), Ducry Fabian (W4d), Kremer Nadine (N4a),
Hochstrasser Michael (W4c), Fehlmann Sandro (W4i),
Pasztor Elisabeth (N4a), und Kellerhals Thomas (W4b).
auf humorvolle Art zusammen: «Das Meer
stört es nicht, wenn es zwei oder drei Meter
höher ist – aber Holland!»
Holland ist allerdings nicht Thema meiner
Untersuchung – die Maturitätsarbeit schrieb
ich über die Folgen der Klimaänderung für
die Tourismusregion Hasliberg.
Sie ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten
Teil wird der konkrete Wandel des Klimas
dokumentiert und die Veränderung der drei
Indikatoren «Temperatur», «Niederschlag»
und «Schneehöhe» festgehalten. Im zweiten
Teil meiner Arbeit diskutiere ich die Folgen
dieser Klimaänderung. Dabei beschränke ich mich auf die Bereiche Vegetation,
Schneesicherheit, Landschaftsbild, Naturkatastrophen, Wasserhaushalt, Landwirtschaft und Tourismus. Geholfen haben mir
einerseits ein Programm, das ich zur Auswertung und Darstellung der Datenmenge
entwarf, und andererseits Interviews, die
ich mit betroffenen Personen führte.
Michael Hochstrasser
An dieser Stelle nun drei Erfahrungsberichte.
Relaxationsoszillatoren
Isodynamik in verschiedenen Wissenschaften
Ich wollte ursprünglich eine Arbeit über das Herz schreiben. Doch mein Betreuer war der Ansicht, dass auch ein
wenig praktische Forschung zu einer Maturitätsarbeit gehöre. Also beschloss ich, den Herzrhythmus mit einer chemischen Reaktion zu vergleichen. Zu Beginn hatte ich keine Ahnung,
worauf ich mich einliess. Interdisziplinäre Arbeiten in den Fächern Biologie und Chemie wurden zwar schon geschrieben, hatten jedoch völlig
andere Themen zum Gegenstand.
Da ich einige Experimente nur in der Freizeit machen konnte, startete
ich in den Frühlingsferien. Die Experimente klappten von Beginn weg
sehr gut. Mit den Messungen haperte es allerdings. Von den einen Experimenten konnte ich gar keine Messdaten aufnehmen. Bei anderen
brauchte ich Monate, bis ich die Probleme behoben hatte. Es war oft
sehr frustrierend. Immer wieder hatte ich Lösungen vor Augen, doch
der Durchbruch gelang erst spät.
Auch das Beschaffen der Daten übers Herz gelang mir nur über Umwege. Ich ging ins Triemlispital und nahm ein EKG auf. Doch ich konnte
die digitalen Daten nicht bekommen. Deshalb entschloss ich mich, Daten eines fremden Herzens aus dem Internet zu verwenden.
Die Experimente waren sehr interessant. Im Laufe der Arbeit lernte ich,
dass man die praktische Arbeit nicht einfach nebenbei machen kann.
Wenn ich nicht so früh begonnen hätte, wäre ich arg in Zeitnot geraten.
Fabian Ducry
Das Klima im Trend – Folgen der Klimaänderung am Beispiel des Haslibergs
Die Veränderung des Klimas beschäftigt uns wie noch nie
zuvor. Dadurch dass wir glauben, unsere Umwelt schützen zu müssen, boomen Massnahmen gegen den Klimawandel. Viele möchten schwere Autos von den Strassen verbannen und
durch Hybrid-Autos ersetzen, Unternehmen machen sich stark für den
Klimaschutz, um ihr gutes Image zu bewahren, und Billigfluggesellschaften werden als Klimasünder verdammt.
Es scheint fast so, als möchten viele alles geben, um das Klima in seinem
jetzigen Zustand zu konservieren. Wenn wir von Klimaschutz sprechen,
sollte jedoch klar sein, dass nicht eine selbstlose Hilfsaktion zum Schutz
des Klimas gemeint ist, sondern vielmehr unser Schutz vor den Folgen
des Klimawandels. Wir möchten nicht durch eine Veränderung unserer
Umwelt Nachteile erleiden. Der Komiker Nuhr fasst den Sachverhalt
SAVANT–
unglaublich aber
wahr
Auf die Idee, meine Maturitätsarbeit zum Thema «Savant» zu schreiben, kam ich,
als ich im Fernsehen eine Dokumentation
über behinderte Personen mit aussergewöhnlichen Fähigkeiten sah. Diese Menschen, Savants genannt, können sehr grosse Zahlen im Kopf multiplizieren, haben
spezielles gestalterisches Talent oder sind
musikalisch genial. Was jedoch alle Savants
miteinander verbindet, ist ihr phänomenales Gedächtnis. So kennt zum Beispiel Kim
Peek, der durch den Film Rain Man bekannt
wurde, 12´000 Bücher auswendig.
Überwältigt von den ersten Eindrücken,
wollte ich mehr herausfinden. Weiterhalfen
mir unter anderem verschiedene Besuche.
Besonders speziell war die Begegnung mit
Savant Rüdiger Gamm, dessen Zahlenkünste ich live erleben und dem ich alle meine
Fragen und Theorien unterbreiten konnte.
Neben diesem Savant (es gibt nur wenige
auf der Welt) nahmen sich auch ein Hirnforscher, eine Maltherapeutin und verschiedene andere Personen die Zeit, mit mir über
ihr jeweiliges Fachgebiet zu diskutieren
und meine Fragen zu klären. Sogar der führende Experte auf dem Gebiet der Savantforschung, Dr. Treffert von der Universität
Wisconsin, beantwortete mir einige Fragen.
Alle Personen, die ich beim Schreiben meiner Maturitätsarbeit kontaktierte, waren offen und ausnahmslos sehr hilfsbereit. Entscheidend für das Gedeihen eines solchen
Projekts ist dabei der Mut, auch bekannte
Persönlichkeiten anzufragen.
Dank der Beschäftigung mit den Savants
und der Hirnforschung hat sich mir ein
neues, äusserst interessantes Themenfeld
eröffnet, das seine Faszination nicht so bald
verlieren wird!
Jasmin Ducry
Wie erlebe ich die KEN? Diese Frage haben sich eine Erst- und eine Viertklässlerin des Journalistenteams gestellt. Viel Vergnügen beim Lesen ihrer Antworten (Red.).
Wie erlebe ich die KEN?
Leonie Hiller
Rebecca Blum
Rosarot! Mathematikaufgaben auf rosarotem Hintergrund! Ich blättere und blättere,
aber der Schreck nimmt kein Ende. Zehn
volle Seiten Mathematikaufgaben in Rosa!
Aufnahmeprüfung an der KEN. Doch meine
Empörung verflüchtigt sich, als ich zwei Wochen später
die Aufnahmebestätigung in den Händen halte. Vergessen
sind die rosaroten Mathe-Aufgaben und der FranzösischAufsatz über den Maroni-Verkäufer.
Probezeit. Alle kennen sie. Neue Klasse. Neue Lehrer.
Neue Fächer. Alles in allem, eine völlig neue Welt, die
da auf mich zukommt. Unfreundlich und abweisend erscheint mir der Betonklotz, als ich zum Schulbeginn das
KEN-Areal betrete. Unsicher und nervös stehe ich also
da vor meinem neuen Klassenzimmer im obersten Stock.
Plötzlich wird man gesiezt, muss Verantwortung für die
Hausaufgaben übernehmen – kontrolliert wird praktisch nichts mehr –,
sich mit neuen Sprachen, Denkweisen
und Menschen auseinandersetzen. Ich
fühle mich toll, erwachsen und gescheit. Ich sitze in einer spannenden,
wenn auch sehr grossen Klasse (24
sind wir anfänglich, heute zählen wir
noch 12) und finde meine Lehrer ganz
o.k. Doch ich lerne schnell, dass das
mit dem Gescheit-Sein und Erwachsen-Sein noch lange nicht der Fall ist.
Spanisch. Ich erhalte ein Blatt, das so
rot ist, wie ich noch nie ein Ex zurückbekommen habe. Solch viele Zweier
ebenfalls noch nicht. Oder die Matheprüfungen, die sind
der Hammer. Ich bin überglücklich, als ich es endlich auf
eine Drei schaffe. Das ist sie, meine Probezeit. Trotz allem
schaffe ich sie. Haarscharf.
Langsam kehrt der Alltag ein. Der Betonklotz erscheint
mir nicht mehr so klotzig, die Mathe-Aufgaben befinden
sich zwar nicht mehr auf rosarotem Papier, Kopfzerbrechen bereiten sie mir aber immer noch. Die SpanischBlätter verlieren allmählich ihre Korrektur-Röte (durch
Frau Caspars Hilfe und eine Menge Anstrengung), und das
Schulleben nimmt seinen Lauf. Abwechslung in den schulischen Alltag bringen Klassenreisen und Austauschwochen. In Kroatien zeigt Herr
Lüscher uns, wie man Seegurken aufschneidet und erklärt
denjenigen, die es sehen wollen oder können, was sich da
so im Innern des Tieres befindet. In Riazzino schreiben wir
Kriminalromane, und in Konstanz beobachten wir einen
Tag lang Meerestiere. Es sind super Tage und Wochen, in
welchen wir als Klasse ein Fest nach dem anderen feiern. Die dreieinhalb Jahre an der KEN gefallen mir. Die
gemeinsame Zeit ist mit Sicherheit nicht immer so super
und entspannt - klagen tun wir alle oft, aber ich glaube,
im Nachhinein werden wir sagen: Das Leben war so schön
damals, weisst du noch?
Viele von uns denken wohl, wenn der
Name «KEN» fällt, an einen Klotz, welcher,
architektonisch betrachtet, von so wunderschöner Form sein soll, dass er eine anziehende Wirkung besitze. Doch hat er diese
wirklich? Oder ist es womöglich ganz etwas anderes, was
uns beinahe magisch an sie zu binden scheint?
Ich weiss nicht, wie andere darüber denken, doch ich
kann ein Gebäude nicht erleben! Ein Gebäude bietet mir
Schutz, und sollte ich doch einmal dessen Form bewundern, so doch nur während eines Wimpernschlags. Trotzdem nehme ich die KEN wahr, nicht wegen ihrer materiellen Eigenschaften, sondern wegen der Personen, welche
ihre Mauern füllen.
Ohne sie würde es für mich in einem Klassenzimmer keine
Rolle spielen, wo ich sitze. Menschen sind es, die einem
Raum Leben geben, die ihm die Atmosphäre verleihen, die ich gerne mag.
Was würde ein Chemiezimmer mit den
vielen Extrakten denn so speziell erscheinen lassen, hätte man nicht einen
Lehrer, welcher einem ihre besonderen
Eigenschaften näherbringt?
Tagtäglich verändere ich mich, genauso wie es alle um mich herum tun. Deshalb sehe ich die KEN täglich anders,
erlebe sie anders. Mal erscheint mir
alles wie durch eine rosarote Brille.
Die Freude über das Leben droht mich
schier zu zerreissen, ich gehe gerne in
den Unterricht und mag auch alle Leute, mein Leben scheint perfekt. Ein anderes Mal bin ich
schlecht gelaunt, würde dem Typen, der da vorne Unterricht gibt, am liebsten ins Gesicht schreien, dass mich der
Kram gerade nicht interessiert, und zu allem Übel zickt
meine Kameradin noch rum.
Spannend ist dabei, dass mein Erleben dieser Schule im
Fluss bleibt. Täglich lerne ich die KEN von einer anderen
Seite kennen. Meine heutige Sicht entspricht nicht der von
gestern, wie sie sich wohl auch nicht mit jener von morgen decken wird. Was ich zu diesem Zeitpunkt mit gutem
Gewissen sagen kann, ist, dass ich mich freue, weiterhin
an der KEN Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln.