Lagerhalle im Krug-Logistikzentrum Ehemaliges Kaliwerk
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Lagerhalle im Krug-Logistikzentrum Ehemaliges Kaliwerk
Gezähekiste Heft 11 Ausgabe: 01/2013 Zeitschrift des Hessischen Landesverbandes e. V. im Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e.V. 3. Hessischer Bergmannstag, Bergparade in Neuhof Ehemaliges Kaliwerk Volkenroda Lagerhalle im Krug-Logistikzentrum Heizöl | Propangas | Schmierstoffe | Kraftstoffe | Chemie Voller Energie für Sie da – seit über 60 Jahren Besuchen Sie unsere Website: www.roth-energie.com Energie ist ROTH. 35398 Gießen Fon 06 41 / 6 02 -52 Fax 064 1 / 6 02 -256 [email protected] Partner von 40 Jahre Hessischer Landesverband Das Werk Neuhof-Ellers gratuliert Das Kaliwerk Neuhof-Ellers besteht seit mehr als 100 Jahren und gehört mit ca. 700 Mitarbeitern zu den bedeutendsten industriellen Arbeitgebern in der Region Fulda. Dieser traditionsreiche Bergwerksstandort gratuliert dem Hessischen Landesverband e.V. im Bund deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenverein e.V. zum 40-jährigen Bestehen. K+S KALI GmbH Werk Neuhof-Ellers Am Kaliwerk 6 · 36119 Neuhof Telefon 06655 81-0 · Telefax 06655 81-1009 [email protected] · www.kali-gmbh.com Ein Unternehmen der K+S Gruppe 2 Editorial Angesprochen …… Inhaltsverzeichnis Verehrte Leser! Inhaltsverzeichnis Termine Impressum „Angesprochen ...“ (Editorial) Aktivitäten des Hessischen Landesverbandes 150 Jahre Kalibergbau in Deutschland (Teil 2) Logistikzentrum der Fa. Krug Entwicklung der Hessischen Bergbehörde (Teil 2) Porträt letzter Hessischer Berghauptmann Dr. Schade 40 Jahre Hessischer Landesverband In der aktuellen Ausgabe erscheint der zweite Teil zur Entwicklung der Hessischen Bergbehörde. Da die Bergaufsicht in Hessen vor Jahren neu geordnet wurde, hat sich die Redaktion entschlossen, in dieser Ausgabe über unseren letzten Berghauptmann Dr. Schade ein Porträt zu veröffentlichen. Der zweite Teil „150 Jahre KalibergFoto: Brigitte Striehn bau“ von Prof. Dr. Slotta ist in dieser Ausgabe nachzulesen. Das neu erstellte Logistikzentrum der Firma Krug in Bebra wird in einem Artikel vorgestellt. Seit der Gründung unseres Hessischen Landesverbandes sind nun 40 Jahre vergangen. Unser erster Vorsitzender und Gründungsmitglied, Kamerad Horst Bannert, berichtet in einem Artikel von der Idee, der Gründung und den Anfangsjahren unseres Zusammenschlusses. Im Bericht „Aktivitäten des Hessischen Landesverbandes“ sieht man ansatzweise das Wirken des Vorstandes und unserer Mitgliedsvereine. Der Landesvorstand hatte satzungsgemäß zu seiner Landesdelegiertenversammlung nach Neuhof eingeladen. Ich konnte die angereisten Delegierten, Vorstandsmitglieder, Beiratsmitglieder und unsere Ehrenmitglieder begrüßen. Nach den Grußworten berichtete unser Geschäftsführer über unsere Aktivitäten und unser Wirken. Unser Kassierer konnte über eine gesicherte Kassenlage informieren. In diesem Jahr wurde der geschäftsführende Vorstand neu gewählt. Für mich war es erfreulich, dass sich der gesamte Vorstand zur Wiederwahl gestellt hat. Dem Wahlvorstand mit den Beiratsmitgliedern Dieter Friedrich und Fredy Nothhelfer und als Vorsitzenden Kamerad Adolf Geis gilt mein Dank für die Leitung des Wahlvorganges. Ich möchte mich bei den Delegierten, auch im Namen meine Vorstandskameraden, für das durch die Wahl ausgesprochene Vertrauen bedanken! Die Landesdelegiertenversammlung endete mit unserem Bergmannslied. Die nächsten Wochen und Monate sind reichlich mit Terminen bestückt. Im Juni wird unser Landesverband mit einigen Mitgliedsvereinen am 15. Europäischen Knappentag im Slowakischen Kosice teilnehmen. Wir freuen uns darauf und in der nächsten Ausgabe wird darüber zu lesen sein. Zu lesen sein wird in der nächsten Ausgabe auch über das Jubiläum der Bergkapelle Neuhof, sie feiert in diesem Jahr ihr 35-jähriges Bestehen. Der Vorstand des Hessischen Landesverbandes würde sich über eine starke Beteiligung am Jubiläum unseres Mitgliedsvereins freuen! Ich wünsche uns allen viel Erfolg bei der Tätigkeit für unseren Landesverband und Freude beim Lesen dieser Ausgabe. Seite 3 Seite 3 Seite 3 Seite 3 Seite 4 Seite 5 Seite 11 Seite 14 Seite 17 Seite 18 Erläuterung zum Titel dieser Zeitschrift: Die Gezähekiste ist die Werkzeugkiste des Bergmanns. Unser Titelmotiv: Schachtgerüst der ehemaligen Braunkohlengrube Stolzenbach im Borkener Kohlerevier. Das Schachtgerüst wurde als Erinnerung an das tragische Grubenunglück des Jahres 1988 in die Kernstadt Borken versetzt und fachgerecht aufgearbeitet; heute steht es direkt am Gebäude des Hessischen Braunkohle Bergbaumuseums in der Borkener Altstadt. Die Museumsbesucher passieren es auf ihrem Weg vom Museumsgebäude in den Besucherstollen. Aufnahme: Ingo Sielaff Termine 6. Juli 2013 13. - 14. Juli 2013 13. - 14. Juli 2013 6. Oktober 2013 30. November 2013 30. November 2013 6. Dezember 2013 7. Dezember 2013 14. Dezember 2013 31. Dezember 2013 9. Februar 2014 35 Jahre Bergmannskapelle Neuhof - Hattenhof 450 Jahre Caisse des Mineurs D`Echery (Saint-Marie-aux-Mines) Frankreich-Elsass 20 Jahre Landesverband Sachsen – Anhalt in Sangerhausen Bergmannsandacht in Neuhof Barbarafeier Knappenverein Sontra Barbarafeier Bergmannsverein Neuhof Barbarafeier Bergbaumuseum Nentershausen Barbarafeier Bergmannsverein Borken Barbarafeier Knappenverein Hirschberg Abschlussgottesdienst in Borken 20. Kirchschicht in Heringen Weitere Termine und Veranstaltungen sind bei den Mitgliedsvereinen zu erfragen (siehe auch www.bergbau-hessen.de). Impressum Herausgeber: Hessischer Landesverband e.V. im Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e.V. (www.bergbau-hessen.de) Vorsitzender: Dieter Guderjahn, Bodenweg 8 36266 Heringen (Werra) (0 66 24) 13 84 [email protected] Redaktionsteam „Gezähekiste“ [email protected] 5.000 H A B E K O S T , Burg 1, 36341 Lauterbach 1867-0458 Telefon: E-Mail: Redaktion: Kontakt: Auflage: Gestaltung: ISSN: Die „Gezähekiste“ erscheint zwei Mal im Kalenderjahr. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos, Bücher und sonstige Publikationen wird keine Haftung übernommen. Die „Gezähekiste“ sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Verbreitung von Beiträgen oder Auszügen in Druckerzeugnissen oder elektronischen Speichermedien (inklusive Hörfunk und Fernsehen) bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Autoren oder der Redaktion/des Herausgebers. Die Redaktion behält sich das Recht zur Kürzung von Beiträgen in enger Abstimmung mit den Autoren vor. Mit herzlichem Glückauf Dieter Guderjahn, Vorsitzender des HLV 3 Aktivitäten des Hessischen Landesverbandes Dr. Dagmar Mehnert-Vöcking Kirchschicht / u. a. Die letzten Monate waren von vielen Feierlichkeiten geprägt. So war es eine Ehre für die Mitglieder des Hessischen Landesverbandes, während der Adventszeit 2012 an den traditionellen Barbarafeiern in Sontra, Nentershausen, Borken und Hirschberg sowie an der Barbarafeier und den Festlichkeiten zur 105. Jahrfeier des Bergmannvereins Neuhof teilzunehmen. Am 22.12.2012 waren sowohl die Vertreter des Landesverbandes als auch die Bergmannskapelle und der Bergmannsverein Wintershall Teilnehmer der sächsischen Bergparade in Leipzig. Das alte Jahr wurde feierlich im Abschlussgottesdienst in Borken verabschiedet. Der Einladung des Bergmannsvereins „Glückauf“ Wintershall (Heringen/Werra) zu seiner 19. Kirchschicht folgten am 10. Februar 2013 über 400 Bergleute aus dem gesamten Bundesgebiet. Der ökumenische Bergdankgottesdienst thematisierte den Konflikt zwischen Bergbau und Umwelt, der in neuerer Zeit diese Grundstoffindustrie belastet. Höhepunkt des Gottesdienstes war die Weihe der neuen Vereinsfahne des Bergmannsvereins, bevor der Tag beim Tzscherperfrühstück im Heringer Bürgerhaus ausklang. Im Hessischen Landesverband sind derzeit 24 Vereine mit mehr als 2500 Mitgliedern verbunden. Am 23. März trafen sich 96 Delegierte dieser Vereine in Neuhof (Kreis Fulda), um für die nächsten vier Jahre einen Gesamtvorstand zu wählen sowie über Zukunftsperspektiven zu beraten. Der bisherige Gesamtvorstand wurde für weitere vier Jahre im Amt bestätigt: Vorsitzender Dieter Guderjahn, Stellv. Vorsitzender Holger Schmidt, Geschäftsführer Bernd Stahl, Kassierer Bernhard Kottusch, Stellv. Kassierer Norbert Deisenroth, Protokollführer Axel Hartmann und Justiziar Meinhard Goldmann. Geehrte Kameraden in Neuhof v. links Helmut Spahn, Walter Kress, Gerold Ihrig Ehrungen bei der Barbarafeier in Borken Zum Abschluss der Delegiertenversammlung teilte Dieter Guderjahn mit, dass der Landesverband mit einer großen Abordnung an dem europäischen Bergmannsund Knappentag im slowakischen Košice teilnehmen wird. Zudem lud er zum 35-jährigen Jubiläum des Musikvereins „Eintracht“ Hattenhof 1912 e.V., der als Bergmannskapelle für das Werk Neuhof tätig ist, am 6. und 7. Juli ein. Hattenhof richtet an seinem Jubiläum das 63. Bundesmusikfest aus. Der Landesverband fördert nicht nur Traditionsbewusstsein, sondern ist auch dafür zuständig, mit der Zeit zu gehen, so ist er seit dem 18.4. im Internet auch unter facebook.de zu finden. 4 Fahnenweihe bei der Heringer Kirchschicht Delegierte mit Vorstand bei der Delegiertenversammlung in Neuhof 150 Jahre Kalibergbau Prof. Dr Rainer Slotta, bis Mitte 2012 Direktor des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum: 150 Jahre Kaliproduktion in Deutschland - Teil 2 auf der Scholle von Calvörde bauend, am Anfang der 1970er-Jahre in Produktion ging und die Fördermengenbilanz der mitteldeutschen Standorte nachhaltig anhob. Bild 12: Bandanlage im Grubenbetrieb Im Bereich der Bundesrepublik existierten 10 Kaliwerke im Revier Hannover (Bergmannssegen-Hugo, Friedrichshall, Hansa, Hope, Niedersachsen-Riedel, Ronnenberg, Salzdetfurth, Siegfried-Giesen, Sigmundshall und Hildesia-Mathildenhall), drei Werke im Werra-Fulda-Gebiet (Hattorf, Neuhof-Ellers und Wintershall) und das Kaliwerk Buggingen im Markgräflerland. Die technische und personelle Ausstattung der Werke in Ost und West sowie ihre Produktivität waren anfangs noch ähnlich. 1949, im Jahr der Gründung der Bundesrepublik und der DDR, förderten im hessischen Teil des Werra-Reviers 3.677 Mitarbeiter rd. 3,45 Mio t Rohsalz, im thüringischen Teil des Reviers 6.054 Mitarbeiter etwa 5,15 Mio t. Bis in die frühen 1960er-Jahre bauten die Kaliwerke beiderseits der Grenze die Belegschaften aus und steigerten die Förderungen. Während die ostdeutschen Betriebe diesen Weg unbeirrt weitergingen, stellte sich die westdeutsche Kaliindustrie auf die stärker werdende Konkurrenz auf dem Weltmarkt ein und passte ihre Strukturen der neuen Entwicklung an. 1970 legten die Wintershall AG und die Salzdetfurth AG ihre Kali- und Steinsalzaktivitäten zusammen; es kam zur Gründung der Kali und Salz GmbH in Kassel, ab 1971 Kali und Salz AG. Inzwischen hatten sich die Weltmärkte verändert: Von 1944, als Deutschland noch mit 53 % an der Weltkaliproduktion beteiligt gewesen war, bis zum Jahre 1989 wuchs die Weltproduktion um das Zehnfache an. Der Anteil der Bundesrepublik stieg zwar bis zum Jahre 1980 absolut, fiel aber relativ auf unter 10 %, während der Anteil der DDR sich bis zur Wiedervereinigung von 26 % im Jahre 1950 auf Grund der gravierenden Substanzverluste auf unter 11 % verringert hat. Erstmals im Jahre 1954 konnten die bundesdeutschen Kaliwerke mehr produzieren als die DDRWerke, von 1967 an aber übertrafen die DDR-Werke wieder die westdeutschen, weil Kali für die DDR eines der wenigen Exportgüter war, das gegen harte Devisen gehandelt werden konnte. Unabhängig von der Lage am Weltmarkt und ohne Rücksicht auf die Lagerstättenverhältnisse steigerte das volkseigene Kalikombinat seine Fördermenge, gleichzeitig wurde an Investitionen und Instandhaltung gespart und „von der Substanz“ gelebt. Hervorgehoben werden muss an dieser Stelle der Aufbau des Kaliwerks Zielitz bei Magdeburg, das, 5 Die technische Entwicklung der Kaliwirtschaft verlief nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in ihren Grundzügen wie folgt: Die oben erwähnte schnelle Produktionsausweitung zwischen 1945 und 1955 erfolgte zunächst noch mit der Technik der Vorkriegsjahre. Von 1956 bis 1965 konnte die Produktion gesteigert werden, diesmal jedoch durch Innovationen im technischen Bereich: Erste Sprenglochbohrwagen, bewegliche Ladefahrzeuge und Pendelwagen ersetzten die Schrapper, die in den USA entwickelte Gewinnungs- und Fördertechnik fand Eingang z. B. in den hessischen Werken, das „Room-and-Pillar“-System ersetzte dort den Örterbau mit Langpfeilern als Abbauverfahren. In der Streckenförderung wurden Seilbahnen, Kettenbahnen und Lokomotivförderung durch Bandanlagen ersetzt (Abb 12). Zwischen 1966 und 1977 wurde unter zunehmendem Konkurrenzdruck sowohl auf den west- als auch auf den mitteldeutschen Standorten die LHD-Technik eingeführt; die erhofften Rationalisierungserfolge stellten sich ein, doch fanden zumindest in der westdeutschen Kaliindustrie auch erste Werksstilllegungen statt, weil jetzt mit der UdSSR und Kanada neue Anbieter auf dem Weltmarkt auftraten. Ein Überangebot an Kali auf dem Weltmarkt war die Folge und der Preisverfall des Dollars von 3,56 DM im Jahre 1970 auf 1,81 DM im Jahre 1980 wirkte sich negativ auf die Ertragslage der Werke aus, die vor allem für den Export produzierten. Bild 14: Kaliwerk Neuhof-Ellers Mitte der 70er Jahre Ende 1989 besaßen die WerraWerke in der Bundesrepublik noch eine Belegschaft von 3.352 Mitarbeitern: Dies bedeutete eine Reduzierung gegenüber Ende 1944 mit noch 4.900 Mitarbeitern um 35 % ! Eine ganz besondere Leistung der westdeutschen Kaliindustrie betrifft die Aufbereitung von Rohsalzen mit Hilfe des trockenen und energiesparenden elektrostatischen Trennverfahrens (ESTA). Nach der Bild 13: Einlagerungsraum für Abfälle Feinstmahlung des in der Untertage-Deponie Herfa-Neurode Rohsalzes werden Die letzte Phase der westdeutschen Kalidie elektrischen Eigenschaften der verproduktion vor der Wende in den Jahren schiedenen Minerale des Rohsalzes so bezwischen 1978 und 1989 ist dann charakeinflusst, dass sie sich unterschiedlich aufterisiert durch einen stagnierenden Absatz, laden und bei eine Weiterentwicklung der Technik und einem freien Fall die Konzentration auf einige starke Produrch ein elektriduktionsstandorte. So gingen schon im sches HochspanJahre 1979 die Grubenbetriebe Hattorf nungsfeld getrennt und Wintershall an der Werra einen Föraufgefangen werderverbund ein, um eine optimale und den können. Die flexible Rohstoffversorgung der beiden erste derartige Kalifabriken zu ermöglichen. Der stagnie- ESTA-Großanlage rende Absatz führte zu Überlegungen, wie zur trockenen man die bestehenden untertägigen HohlGewinnung von räume nutzen könnte: Daraufhin wurden Kieserit konnte im die Schachtanlage Herfa-Neurode im Jahre Jahr 1974 auf dem 1972 zur Untertage-Deponie Herfa-NeuWerk Neuhof-Ellers rode (Abb. 13) ausgebaut und das Werk (Abb. 14) in Betrieb Hattorf Anfang der 90er Jahre um eine genommen werden, untertägige Reststoffverwertung erweitert. 1977 erfolgte die 6 Betriebsaufnahme der ESTA-Anlage auf dem Werk Wintershall (Abb. 15) mit einem Durchsatz von zunächst 300 t/h, der bis 1981 auf rd. 900 t/h gesteigert werden konnte. Seit Dezember 1982 verfügt auch das Kaliwerk Hattorf über eine ESTAAnlage. Derartige Aufbereitungsanlagen bedürfen zwar erheblicher Investitionen, doch lässt sich die Anwendung des ökologisch problematischen Heißlöseverfahrens dadurch auf wenige Produktionsbereiche beschränken. Vor allem unter Umweltaspekten stellt das ESTA-Verfahren eine bedeutende Verbesserung der ehemals bestehenden Situation dar, auf technischem Gebiet aber ist diese Art der Rohsalzaufbereitung eine Ingenieur-Meisterleistung allerersten Ranges. Die Entwicklung nach der „Wende“ Die Wende brachte den Deutschen nicht nur die staatliche Einheit wieder, sondern führte schließlich auch die deutsche Kaliindustrie Ende 1993 wieder unter einem Dach zusammen. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wurde im Jahre 1990 die Mitteldeutsche Kali AG gegründet, die die Nachfolge des mitteldeutschen VEB Kombinats Kali antrat. Auf Grund gerin- Bild 15: Blick in Esta-Anlage Wintershall fungierte als Muttergesellschaft der Kali und Salz GmbH. Im Jahre 1999 wurde die Kali und Salz Beteiligungs AG in K+S Aktiengesellschaft umbenannt, schließlich wurde im Jahre 2002 der Geschäftsbereich Kalium- und Magnesiumprodukte aus der Kali und Salz GmbH ausgegliedert und in die neu gegründete K+S KALI GmbH, einer 100 %igen Tochter der K+S Aktiengesellschaft, übernommen. Auch die übrigen Aktivitäten der Kali und Salz GmbH wurden auf andere Tochtergesellschaften übertragen, die Kali und Salz GmbH wurde auf die K+S Aktiengesellschaft verschmolzen. Bild 16: Standort Hattorf des Werkes Werra gerer Absatzmärkte in Osteuropa (Kali musste nun in harter DM bezahlt werden), niedriger Weltmarktpreise und ineffizienten Strukturen wurde die mitteldeutsche Kaliindustrie rationalisiert: Von den zehn im Jahre 1989 noch in Betrieb stehenden Kaliwerken förderten seit Anfang 1994 nur noch zwei – die Werke Zielitz bei Magdeburg und Unterbreizbach an der Werra. Alle anderen Standorte wurden in die bundeseigene GVV (Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben) überführt und befan- den sich danach – z. T. auch heute noch – im Verwahrungsprozess. Auf den mitteldeutschen Standorten waren davon mehrere Tausend Beschäftigte betroffen. In diesem Zusammenhang steht auch der Streik der Kalikumpel von Bischofferode. Ende 1993 wurden die Kali- und Steinsalzaktivitäten der Kali und Salz AG und der Mitteldeutschen Kali AG in die neu gegründete Kali und Salz GmbH eingebracht. Die Kali und Salz AG firmierte gleichzeitig in Kali und Salz Beteiligungs AG um und Bild 17: Das Kaliwerk Zielitz nördlich von Magdeburg 7 Im Zuge eines straffen Restrukturierungsprogramms wurde im Gebiet der alten Bundesländer die Förderung zwischen 1987 und 1996 an vier von acht Standorten eingestellt. Nach dem im Jahre 1997 erfolgten Zusammenschluss weiterer drei Standorte zum Verbundwerk Werra fördern derzeit noch vier Kaliwerke mit insgesamt sechs Bergwerken in Deutschland – dies sind die Werke Werra – mit den Standorten Hattorf (Abb. 16), Unterbreizbach und Wintershall – sowie Zielitz (bei Magdeburg, Abb. 17), Sigmundshall (bei Hannover, Abb. 18) und Neuhof-Ellers (bei Fulda, Abb. 14). Die erwähnten vier Kaliwerke verarbeiten das geförderte Rohsalz gegenwärtig – bei Vollauslastung – zu bis zu 7,5 Mio t kali- und magnesiumhaltigen Produkten und beschäftigen knapp 8.000 Mitarbeiter. Die Steinsalzbergwerke Bernburg (südlich von Magdeburg), Braunschweig-Lüneburg (bei Helmstedt) und Borth (bei Wesel am Rhein) sind heute Standorte der esco – european salt company GmbH & Co. KG – ,einer 100-prozentigen Tochter der K+S Aktiengesellschaft in Kassel. esco ist aus einem Joint-Venture von K+S und der belgischen Solvay hervorgegangen. Zusammenfassend muss man feststellen: Die Fusion der Kaliwerke in Mittel- und Westdeutschland verlangte den Belegschaften auf beiden Seiten Opfer ab: Mehr als 1.700 Mitarbeiter mussten jeweils in Ost und West ausscheiden, aber mehr als 3.000 Arbeitsplätze wurden auf den mitteldeutschen Werken gesichert. Aber es wurde das Ziel erreicht, dem deutschen Kalibergbau gegen harte internationale Konkurrenz wieder eine wirtschaftliche Zukunft zu geben. Die Produktionskapazitäten wurden auf den absehbaren Bedarf ausgerichtet und auf die Standorte mit den günstigsten Strukturen konzentriert. Mit hohem finanziellen Aufwand wurden die Werke in Ostdeutschland modernisiert, um neue Produktlinien erweitert und den Anforderungen des Umweltschutzes angepasst. Die Position der deutschen Kaliindustrie in der Welt – Versuch einer Bestandsaufnahme und Zukunftsaussichten Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war Deutschland quasi der einzige Kaliproduzent, danach stießen Frankreich und die USA dazu, später Spanien und die UdSSR. Anfang der 1930er-Jahre begann auch in Palästina die Gewinnung von Kali aus dem Toten Meer, die vom 1948 gegründeten Staat Israel übernommen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Länder in Zentral- und Westeuropa sowie die USA die führenden Produzenten, in den 1960erJahren wuchs die sowjetische Kaliindustrie stark an und die UdSSR wurde weltweit der führende Kaliproduzent. Ebenfalls in den 1960er-Jahren nahm das erste Kaliwerk im kanadischen Saskatchewan den Betrieb auf, nach einigen Jahren waren dort mehrere große Kaliwerke in Betrieb und Kanada wurde der zweitgrößte Kaliproduzent nach der Sowjetunion. Italien und der Kongo mussten ihren Kalibergbau Ende der 1970er-Jahre wieder einstellen, Bild 18: Kaliwerk Sigmundshall bei Wunstorf in den 1970er- und 1980er-Jahren kamen aber noch Großbritannien, Jordanien und Brasilien als Kali produzierende Länder hinzu. Nach der bislang höchsten Jahresproduktion im Jahre 1988 sank diese wieder, was im Wesentlichen durch den Nachfragerückgang in der ehemaligen Sowjetunion und in Osteuropa, in einigen Entwicklungsländern sowie teilweise auch in Westeuropa und in Nordamerika verursacht worden ist. In den 1990er-Jahren entwickelten sich kleinere Kaliproduktionen in China und Chile, gleichzeitig setzte ein Konzentrationsprozess ein, um unwirtschaftliche Kapazitätsüberhänge abzubauen und die globale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Neben dem Wandel in den GUS-Staaten und in Osteuropa belasteten auch eine ganze Reihe weiterer Faktoren den Kalimarkt, z.B. die Reformen der EUAgrarpolitik am Anfang der 1990er-Jahre, die niedrigen Agrarpreise in Nordamerika und die Liberalisierung der Wirtschaftspolitik großer Verbraucherländer wie Indien, China und Brasilien. Erst seit einigen Jahren belebt sich die Nachfrage wieder, vor allem durch den auf Grund der Bevölkerungsexplosion stark ansteigenden Kalibedarf in Asien und Lateinamerika. In Ost- und Mitteleuropa ist eine Stabilisie8 rung, wenn auch auf recht niedrigem Niveau, erreicht, die russischen und weißrussischen Produzenten sind dabei mit einem Anteil von rd. 32 % die weltweit größten Kaliproduzenten, gefolgt von der nordamerikanischen Canpotex mit rund 31 % und Deutschland (mit knapp 10 %). Ein Blick zurück: Der landwirtschaftliche Bedarf der ehemaligen COMECON-Länder wurde vollständig von der UdSSR und der DDR gedeckt. In Westeuropa wurde der Markt nahezu ausschließlich durch westeuropäische Produzenten beliefert. In Nordamerika bestimmten kanadische und US-amerikanische Produzenten den Markt. Kanada hatte wie Europa und Jordanien gute Exportmöglichkeiten nach Asien. Der lateinamerikanische Markt wurde hauptsächlich von kanadischen Produzenten sowie aus der DDR und der UdSSR beliefert. In den beiden letzten Jahrzehnten haben die politischen und ökonomischen Veränderungen im ehemaligen Ostblock, die Wiedervereinigung Deutschlands, der Kurs des Dollars und unternehmerische Übernahmen von Kaliproduzenten im globalen Rahmen zu Veränderungen geführt. Hier muss u. a. der Erwerb des kanadischen Kali-Unterneh- mens Potash One im Jahr 2011 durch die K+S Aktiengesellschaft erwähnt werden, eine konsequente Fortsetzung der Akquisitionsaktivitäten der K+S Gruppe, die bereits im Jahr 2006 den chilenischen Steinsalz-Produzenten Sociedad Punta de Lobos (Abb. 19) sowie im Jahr 2009 die nordamerikanische Morton Salt erworben hatte. Die zukünftige Entwicklung der Kaliexporte wird stark durch die Importe von Staaten in Asien und Lateinamerika beeinflusst. In China, das als größter Agrarproduzent der Welt mit 1,2 Mrd. Menschen einen gewaltigen Bedarf an Kalidüngemitteln hat, werden weniger als 10 % des benötigten Kalis im Inland selbst erzeugt. Indien als zweitgrößter Kaliverbraucher in Asien verfügt über keine eigenen Lagerstätten. Bedeutendster Kaliabnehmer in Lateinamerika ist Brasilien. Insgesamt ist die Welt-Kalinachfrage in Westeuropa, in Nordamerika sowie in den Ländern der früheren Sowjetunion weitgehend stabil, in Lateinamerika, Indien und China steigend. Der Verbrauch in Afrika hingegen bleibt deutlich hinter dem notwendigen Nährstoffbedarf zurück. Für die Zukunft rechnet man mit einem Wachstum der Weltkaliproduktion und des Weltkaliabsatzes (ab 2011) zwischen 3 und 5 %. Mittelfristig ist davon auszugehen, dass der steigende Nahrungsmittelbedarf der wachsenden Weltbevölkerung dazu führen wird, dass eine zunehmende Agrarproduktion bei gleichzeitig tendenziell rückläufiger Agrarfläche nur durch eine Steigerung der Intensität und damit durch einen erhöhten und gezielten Einsatz u.a. von Kali-Düngemitteln erreicht werden kann. Bild 19: Tagebau der chilenischen SPL - einer K+S Tochter in der Atacama-Wüste eingesetzten Kali handelt es sich größtenteils um das Standardprodukt Kaliumchlorid. Bei der K+S Gruppe mit ihren speziellen Lagerstätten entfallen mittlerweile mehr als 50 % der produzierten Ware auf Düngemittelspezialitäten und Industrieprodukte. Bei den kaliumsulfat- und magnesiumhaltigen Spezialprodukten (Düngemittel und Industrieprodukte) hat die K+S Gruppe die „Nase“ vorn, ist mit ihrer Tochtergesellschaft K+S KALI GmbH weltweit der führende Anbieter: Liefert diese doch – bis auf wenige kleinere Lager- Von der Weltkaliproduktion findet der überwiegende Anteil als Düngemittel Verwendung. Zudem findet Kali mit steigender Tendenz Anwendung in industriellen Prozessen. Bei dem als Düngemittel stättenteile in den USA – allein ein Rohsalz mit in der Spitze über 20 % Magnesiumsulfat. Die Kalifabriken im Werra-FuldaRevier können gesuchte und begehrte Kalium-Magnesium-Produkte anbieten und liefern. Sollte man ein Fazit ziehen, dann wird man feststellen müssen, dass die deutsche Kaliindustrie für die Zukunft gut aufgestellt ist – sowohl konzeptionell als auch in technischer Hinsicht (Abb. 20 und 21). Die produzierenden Werke sind hoch effektiv, Bild 20: Ausbildung am Bohrwagen-Simulationsstand 9 die Lagerstättenvorräte reichen noch für Jahrzehnte aus, um „normale“ und spezielle Düngemittel herstellen zu können. Für den hohen Exportanteil stehen im Hamburger Hafen leistungsfähige Verladeanlagen am sog. Kalikai (Abb. 22) zur Verfügung, die von einer 100 %-Tochter der K+S Aktiengesellschaft, der K+S Transport GmbH, betrieben werden. Die Ausweitung der Kali- und Salz-Aktivitäten auf außereuropäische Lagerstätten in Amerika hat erfolgreich eingesetzt – damit werden geographisch näher gelegene potentielle Kaliabnehmer kostengünstiger beliefert werden können. Die K+S Gruppe hat klar erkannt, dass die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung das wichtigste zu lösende Problem der Zukunft ist. Auf diesem Feld muss gehandelt werden, wenn nicht bereits heute unübersehbare Konflikte mit dramatischen Folgen wissentlich in Kauf genommen werden sollen. Deshalb ist verantwortliches Handeln gefragt. Die deutsche Kaliindustrie hat dieses Problem erkannt und arbeitet an dessen Lösung. Bild 21: Flacher Lader für niedrige Abbaubereiche Die deutsche Kaliindustrie kann mit berechtigtem Stolz auf ihr 150-jähriges Bestehen zurückblicken. Die Entwicklung – so wird man ohne Einschränkungen sagen müssen – ist eine Erfolgsgeschichte. Vom ungeliebten, auf Halde geworfenen bunten, bitteren Salz hin zu einem hoch begehrten Produkt, ohne das die Welt und seine Bevölkerung nicht auskommen kann. Diese einzigartige Entwicklung hat in einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt eingesetzt. Heute ist Kali ein Produkt, das die Entwicklung unserer Welt mitbestimmt und unverzichtbar ist. Die Geschichte der Kaliproduktion hat in Deutschland begonnen, sorgen wir also dafür, dass diese Entwicklung noch möglichst lange verantwortungsvoll und erfolgreich in Deutschland zum Wohl der Menschheit fortgesetzt wird. Bild 22: Kali-Verladekai im Hafen Hamburg 10 Kooperation K+S KALI GmbH / Fa. Krug Geschäftsführer Ulrich Till, Fa. Krug: Abfüllung von Mineraldüngern in Bebra und wird – gesteuert durch die eigenen Logistikabteilungen – an die Kunden in aller Welt transportiert. Der Anteil, der in verpackter Form von den Kunden nachgefragt wird, hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Dies geht einher mit einem erhöhten Qualitätsanspruch an die Verpackung, die Ladungssicherung, Kennzeichnung etc. Diese Aufgabe wird für einen Teil des Produktspektrums, zum Beispiel für Siloturm in der Produktabfüllanlage hochreine Anwendungen, an den K+S Seit Anfang 2011 werden Mineraldünger KALI GmbH - Standorten und in Eigenreder K+S KALI GmbH vom nordhessischen gie erledigt. Bebra in alle Welt versandt. Täglich gehen Aber in speziellen Fällen, z.B. wenn eine von hier ca. 40 LKW-Ladungen bzw. ConVielzahl von unterschiedlichen Artikeln tainer mit palettierten Säcken oder in Big aus unterschiedlichen Werken verpackt Bags der unterschiedlichsten Größen auf werden müssen, macht die Übertragung die Reise in alle Welt. Wie kam es dazu? auf externe Dienstleister durchaus Sinn. Wie kommt das Kali nach Bebra? Gibt es So kam es, dass bei der Neukonzipierung einen neuen K+S - Standort? der Verpackung für Magnesiumsulfat, Aber der Reihe nach…. Patentkali, Kornkali etc. die Fa. Krug mit In den Werken der K+S KALI GmbH wer- ihrem Hauptsitz in Alheim ins Spiel kam. den große Mengen von unterschiedlichen Die Geschäftsbeziehung zwischen beiden Produkten für den Einsatz als DüngemitFirmen besteht schon seit Jahrzehnten und tel, aber auch für diverse industrielle Einkonzentrierte sich bisher überwiegend im satzzwecke, produziert. Der überwiegende Bereich des Transportgeschäftes – und Anteil verlässt die Werke in „loser Schütdort sehr stark im Bereich der Entsorgung tung“ per Bahn, Schiff oder im Container von toxischen Abfällen. 11 Aber Krug verfügte im nordhessischen Bebra auch über die notwendige Infrastruktur, Grundstücke und Fähigkeiten, eine derartige neue Aufgabe anzugehen. Bebra ist bekannt als Eisenbahnknotenpunkt – und somit sind mehrere LogistikStandorte des Unternehmens Krug sehr gut per Bahn und LKW erreichbar. Die Nähe zu den K+S – Werken im Kalirevier an Werra und Fulda sowie die zentrale Lage stellt auch für die weiter entfernt liegenden Kali-Standorte die Grundlage für eine sehr gute Erreichbarkeit dar. So war es naheliegend, eine Erweiterung der Zusammenarbeit zu wagen. Es wurde ein anspruchsvolles Pflichtenheft erstellt, in dem die Erfahrungen der Vergangenheit, die veränderten gesetzlichen Grundlagen, ein erhöhter Anspruch an die Verpackungsqualität und erweiterte Anforderungen wie Rückverfolgbarkeit sowie Vermeidung von Kreuzkontaminationen in den Abfüllanlagen Berücksichtigung fanden. Das Konzept von Krug war schnell entwickelt und wurde in den Fachabteilungen der K+S vorgestellt und für gut befunden. Der Auftrag wurde erteilt – und in nur 8 Monaten Bauzeit entstanden ein neues Gebäude, eine neue Abfüllanlage, ein neuer Gleisanschluss und vieles mehr, welche mit Beginn des Jahres 2011 unter dem Namen „Krug Logistikzentrum Bebra“ in Betrieb gingen. Die alten Hallen von früheren Betrieben auf dem Gelände mussten weichen, Neues entstand und neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. Seitdem werden täglich ca. 16 Schüttgutwaggons in die Krug-eigene Gleisanlage bereit gestellt, die am nächsten Tag das Betriebsgelände wieder verlassen. Die Koordination der Produktherstellung, der Verladung in den Werken und der Transport per Bahn nach Bebra erfolgen durch wahl des richtigen Silos, die Nutzung des besten Materialtransportweges zentral bestimmt. Die Materialförderung endet in 2 Verpackungslinien. In der vollautomatischen FFS-Abfüllmaschine (FFS = Form, Fill and Seal) werden aus Folienrollen Kunststoffsäcke hergestellt, mit 25 bzw. 50 kg Material befüllt und verschlossen. Die fertigen Säcke werden vollautomatisch auf Palletten unterschiedlicher Größe und Qualität im Lagenverbund auf2 Wegefahrzeug beim Rangieren von Tds-Waggon gestapelt und die gesamte Einheit die Spezialisten der K+S in Kassel. mit einer Stretchhaube versehen. Mit dem eigenen 2-Wege-Fahrzeug werden Hier sind alle gängigen Standardmaße – die Tds-Waggons in die geschlossene Ent- vom klassischen EURO-Palettenmaß ladehalle rangiert. Je nach Produktgüte 80 x 120 cm bis hin zu Paletten mit erfolgt die Entleerung der Waggons über 120 x 120 cm Größe einsetzbar. pneumatische Förderung oder über BeParallel dazu werden Big Bags in Größen cherwerke in 3 Silos. Evtl. Verklumpungen von 500 kg bis zu 1 t halbautomatisch bewerden durch Siebe abgetrennt. Aus den füllt, etikettiert und auf Paletten in das Silos werden 2 Verpackungslinien mit Ma- Lager befördert. Hier stehen für beide Verterial versorgt. Bis hierhin erfolgt der gepackungslinien Lagerflächen von 7.200 qm samte Förderprozess in geschlossenen zur Verfügung – und wenn es eng wird, Rohrleitungen bzw. Anlagen. Der gesamte lässt sich die Lagerfläche durch die beMaterialdurchlauf wird von einer hochefnachbarten eigenen Läger schnell auf das fektiven Entstaubungsanlage begleitet, die Doppelte erweitern. für eine Minimierung der Staubbelastung Die Anlagentechnik ist so konzipiert, dass der Mitarbeiter und der Umwelt sorgt. eine breite Palette unterschiedlicher MateGleichzeitig wird das Einbringen von rialien verarbeitet werden kann. Diese geht Fremdstoffen vermieden. Die Anlagenvon sehr feinen und staubförmigen Prosteuerung erfolgt durch den Schichtdukten über kristalline Formen bis hin zu meister, der über die visualisierte Software granulatförmigen Strukturen. Darüber die notwendigen Einstellungen, die Aushinaus werden weitere Spezialprodukte, 12 z.B. in Futtermittelqualität, über Silo-LKW angeliefert. Alternativ können auch Kipper-LKW angenommen werden. Somit gibt es eine große Variabilität, die besonders dann zum Tragen kommt, wenn es Störungen oder Probleme in den vorgesehenen Transportabläufen bei der Zulieferung geben sollte. Alle Maschinen-Zustände, die Anzeige welcher Artikel, welcher Auftrag abgewickelt wird und wie viele Paletten für diesen Auftrag schon produziert wurden, lassen sich webbasiert von den Verantwortlichen überwachen. Neben der Errichtung des Neubaus, der Erneuerung der Gleisanlage und der Konzipierung der Abfüllanlagen wurde parallel ein IT-Integrationsprojekt gestartet. Zusammen mit den Spezialisten der K+S IT Services GmbH (Kassel) wurde die Einbindung der Prozesse am Standort in Bebra in die SAP-Welt der K+S integriert. Im Online-Zugriff werden kundenspezifische Etikettierungen vorgenommen, automatisch generierte Materialbuchungen durchgeführt, Arbeitsschritte und Statusmeldung bis hin zur Transportabwicklung mit Scannern so gestaltet, dass eine Realtime-Verarbeitung der Prozessschritte gegeben ist. Somit ist jederzeit die Rückverfolgbarkeit für jede in Bebra abgefüllte bzw. verladene Palette mit K+S Produkten sichergestellt. Und das gilt inzwischen auch für Artikel, die zur Ergänzung der Produktpalette von anderen Standorten fertig verpackt zugeliefert werden. Die Arbeitsschritte sind so gestaltet, dass eine große Sicherheit gegeben ist, dass Fehler soweit wie möglich vermieden werden. Dies gilt im gleichen Maße für die Abfüllaktivitäten wie für die Verladungen – nach menschlichem Ermessen ist es nahezu ausgeschlossen, dass es zu Fehlverladungen oder fehlerhafter Produktion kommt. Fahrzeug das neue Werk innerhalb von max. 2 Stunden wieder verlassen kann. Selbstverständlich können die Fahrer eine evtl. Wartezeit kostenlos zum Duschen nutzen oder sich preiswert mit Getränken versorgen, aber auch mit evtl. notwendigen Gerätschaften zur Ladungssicherung eindecken oder Gefahrgutausrüstungen beschaffen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – trotzdem findet man dies nicht an allen LaAbfüllen von Bigbags auf Palette destellen in gleicher Weise vor. Der hohe Qualitätsstandard wird durch Das Logistikzentrum ist nunmehr seit diverse Zertifizierungen, wie ISO 9001, über 2 Jahren in Betrieb – die unvermeidHACCP und GMP+, ständig überwacht lichen Kinderkrankheiten sind abgestellt und durch das Krug-eigene QM, das K+S- und die Abläufe auf allen Hierarchieeigene QM und durch externe Zertifizierungsgesellschaften regelmäßig auditiert und überprüft. Damit wird sichergestellt, dass die vorgegebenen Abläufe und die Einhaltung der Vorschriften dauerhaft in der erforderlichen Qualität erfolgen. Selbstverständlich gehört zu einer partnerschaftlichen Kooperation, dass auch kontinuierliche Verbesserungen, Abstimmung auf Veränderungen der Absatzmärkte und aus evtl. auftretenden Fehlern die richtigen Maßnahmen besprochen, vereinbart und umgesetzt werden. Für die Beladung der LKW steht arbeitstäglich ein Zeitfenster von 14 h zur Verfügung – bei der Anmeldung über das Internet ist somit sichergestellt, dass jedes 13 ebenen so eingespielt, dass die Aufgaben routiniert erledigt werden. Im 2-Schicht Betrieb werden derzeit ca. 100.000 t pro Jahr abgefüllt. Der Absatz von Düngemitteln ist sehr stark jahreszeitabhängig – wobei sich durch die nationalen und internationalen Absatzmärkte die Spitzen auf mehrere Monate verteilen. Als Logistiker ist Krug auf eine flexible Anpassung der Kapazitäten vorbereitet. Mit der Vollauslastung eines 3-Schicht-Betriebes können bis zu 170.000 t pro Jahr verarbeitet werden – auch die kurzfristigen Bedarfsspitzen können mit nur geringem Vorlauf abgedeckt werden. Die offene und partnerschaftliche Zusammenarbeit, zielgerichtete und sachliche Problemlösungsstrategien, Mut und Engagement, auch neue Wege zu gehen und der Wille zu einer langfristigen erfolgreichen Zusammenarbeit haben eine neue Anlage entstehen lassen, die sehenswert ist. Kunden aus Europa und Übersee haben sich schon einen Eindruck machen können, was sie bei ihren Einkäufen in Nordhessen erwarten können: ein besonderes Produkt – in einer dazu passenden Verpackung! Einlagern von Produkten in der Lagerhalle Entwicklung der Hessischen Bergbehörde Berghauptmann a.D. Dr.-Ing. Hartmut Schade, Wiesbaden: Die Hessische Bergbehörde – gestern und heute - Teil 2 heim und wurde 1898 aufgehoben. Die nun als untere Bergbehörde für das ganze Land zuständige Bergmeisterei Darmstadt und die Obere Bergbehörde in Darmstadt haben ihre Aufgaben nach dem Hessischen Berggesetz auch über den Wechsel vom Großherzogtum zum Volksstaat Hessen in 1918 hinaus bis 1942 erfüllt. 2.6 Die Zeit von 1943 bis heute in Hessen Bild 2: Bergverwaltungs – Einteilung 1953 – 1964 Mit Wirkung vom 1.4.1943 wurden 2.5 Die Zeit von 1876 bis 1942 in ganz Deutschland anstelle der bisher in Hessen-Darmstadt zuständigen Landesbergbehörden der 1876 erließ der Großherzog von HessenReichswirtschaftsminister oberste, die Darmstadt nach preußischem Vorbild ein Oberbergämter obere und die Bergämter Hessisches Berggesetz. Die Funktion der untere Reichsbergbehörden. Kurz vorher obersten Bergbehörde lag beim Innenmiwaren durch die Reichsverordnung über nisterium, später beim Arbeits- und Wirt- die Aufsuchung und Gewinnung mineraschaftsministerium in Darmstadt. Nach lischer Bodenschätze feuer- und säurevorübergehender Funktion der Oberforst- fester und keramischer Ton, Bleicherde und Domänendirektion als oberer Bergbe- und Bentonit, Kaolin, Feldspat und Pegmahörde wurde 1879 die selbständige Obere titsand, Glimmer, zur Herstellung von feuBergbehörde in Darmstadt errichtet. Als erfesten Erzeugnissen oder Ferrosilizium untere Bergbehörden gab es nur noch zwei geeigneter Quarzit und Quarz, Magnesit, Bergmeistereien in Darmstadt für die süd- Bauxit, Flussspat, Schwerspat, Talkum, lichen und in Gießen für die nördlichen Speckstein und Kieselgur zu grundeigenen Landesteile. Die Bergmeisterei Gießen war Bodenschätzen im Sinne des Bergrechts 1890 bis 1892 vorübergehend in Bad Nau- geworden, soweit nicht regional verliehen 14 oder verleihbar. Damit kamen nach den 1933 unter Bergaufsicht gestellten Untertagebetrieben auch Tagebaubetriebe solcher Steine und Erden unter die Aufsicht der Bergbehörde. Mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945 und der Errichtung von Ländern durch die Besatzungsmächte entstand am 19.9.1945 auch das Land Hessen in seinen heutigen Grenzen. Durch Zusammenfügen der 1944 durch Teilung der Provinz Hessen-Nassau entstandenen, Waldeck einschließenden Preußischen Provinz Kurhessen, des südlichen Teils der Preußischen Provinz Nassau und des rechts-rheinischen Teils des Volksstaates Hessen unterstanden der nun aufzubauenden neuen Hessischen Bergbehörde Gebiete mit unterschiedlicher Bergrechts- und Bergbehördenentwicklung. Schon im Oktober 1945 wurde das Hessische Wirtschaftsministerium oberste Bergbehörde des neuen Landes Hessen und erhielt einen Berghauptmann als Abteilungsleiter Bergbau zur Wahrnehmung dieser Aufgabe. Die zuletzt von den Oberbergämtern als Reichsbergbehörden wahrgenommenen Aufgaben wurden 1946 durch Verordnung ebenfalls dem Hessischen Wirtschaftsminister übertragen. Anstelle der innerhalb der neuen Landesgrenzen bis 1945 zuständigen 8 Bergämter wurden die Bergämter Kassel, Dillenburg, Weilburg und Darmstadt zu Bergämtern des neuen Landes Hessen. Da Schmalkalden in der sowjetischen Besatzungszone lag, wurden die hessischen Landkreise des bisherigen Bergamtsbezirks Schmalkalden mit dem Kalisalzbergbau an Werra und Fulda dem Bergamt Kassel zugeordnet. Die zunächst recht ungleichen Bergamtsbezirke wurden 1953 zwecks gleichmäßiger Arbeitsvertei- lung neu abgegrenzt (Abb.2). Dabei kam der Landkreis Fulda mit dem vor der Wiedereröffnung stehenden Kaliwerk NeuhofEllers zum Bergamtsbezirk Darmstadt. Nachdem im Mai 1949 das Grundgesetz in Kraft getreten und die Bundesrepublik Deutschland mit zunächst nur den westlichen Bundesländern entstanden war, errichtete das Bundesland Hessen im Juni 1949 das Hessische Oberbergamt in Wiesbaden. Dadurch erhielt Hessen wieder eine dreistufige Bergbehörde mit einem für den Bergbau zuständigen Fachreferat im Hessischen Wirtschaftsministerium als oberste Landesbergbehörde, dem nun vom Berghauptmann geleiteten Hessischen Oberbergamt mit mehreren Fachdezernaten als obere Bergbehörde und den 4 Bergämtern als untere Bergbehörden. Um der unterschiedlichen Bergbauentwicklung und damit auch Aufgabenverteilung Rechnung zu tragen, wurde Hessen ab 1965 unter Aufhebung der Bergämter Darmstadt und Dillenburg und Neugründung des Bergamts Bad Hersfeld in nur noch 3 Bergamtsbezirke aufgeteilt. Die Bezirke des Bergamts Kassel mit Schwerpunkt Braunkohlenbergbau, des Bergamts Bad Hersfeld mit Schwerpunkt Kalisalzbergbau und des Bergamts Weilburg mit Braunkohlen-, Eisenerz-, Steine und Erden- sowie Erdöl- und Erdgasbergbau wurden 1977 noch einmal verändert und blieben so bis 1997 (Abb.3). 1985 gingen die Aufgaben der obersten Bergbehörde vom Wirtschaftsministerium auf das Hessische Umweltministerium in Wiesbaden über. setzt, dazu im ehemaligen Volksstaat Hessen auch das Gesetz über die Beaufsichtigung der unterirdischen Mineralgewinnungsbetriebe und Tiefbohrungen von 1933, Erdölgesetz und -verordnung von 1934 und das Phosphoritgesetz von 1934. Das ABG für das Land Hessen wurde 1969 modernisiert. Nun konnte die Betriebsplanzulassung mit Beschränkungen, Bedingungen und Auflagen verbunden und dabei eine Sicherheitsleistung verlangt werden. Die Beteiligung anderer Behörden, deren Belange durch Betriebsmaßnahmen berührt waren, wurde vorgeschrieben. Der Bergwerksunternehmer hatte die Verantwortung für die Sicherheit im Betrieb und dafür fachkundige und zuverlässige Personen mit lückenloser Abgrenzung ihrer Aufgaben und Befugnisse und geordneter Zusammenarbeit zu bestellen. Aus der Bergpolizei wurde die Bergaufsicht. Statt der bisherigen Bergpolizeiverordnung wurden nun Bergverordnungen zur Durchführung der berggesetzlichen Vorschriften vom Hessischen Oberbergamt erlassen. Das als Grundlage für die hoheitliche Tätigkeit der Bergbehörde in Hessen geltende Bergrecht wurde erst 1952 durch Gesetz vereinheitlicht. Das Hessische Berggesetz von 1876 und ergänzende hessische Rechtsvorschriften wurden außer Kraft gesetzt und das Preußische Allgemeine Berggesetz (ABG) von 1865 mit einigen Änderungen in ganz Hessen in Kraft geBild 3: Bergverwaltungs – Einteilung 1977 – 1997 15 1982 trat das Bundesberggesetz (BBergG) in Kraft und ersetzte das gleichzeitig außer Kraft tretende ABG für das Land Hessen. Seitdem gibt es keinen Staatsvorbehalt mehr, sondern nur noch bergfreie und grundeigene Bodenschätze. Ihr Katalog wurde den heutigen Erfordernissen entsprechend erweitert. Zu den bergfreien Bodenschätzen kam insbesondere die Erdwärme und zu den grundeigenen Bodenschätzen Basaltlava mit Ausnahme des Säulenbasalts hinzu. Anstelle des Schürfens und Mutens ist die Erlaubnis zur Aufsuchung bergfreier Bodenschätze getreten. Zu ihrer Gewinnung bedarf es einer Bewilligung oder der Verleihung von Bergwerkseigentum durch die Bergbehörde. Das Betriebsplanverfahren wurde mit Haupt-, Sonder-Rahmen- und Abschlussbetriebsplänen differenziert. 1990 wurde für größere bergbauliche Vorhaben, die einer Umweltverträglichkeitsprüfung bedürfen, durch Gesetzesänderung ein bergrechtliches Planfeststellungsverfahren eingeführt. Die damit verbundene umfangreiche eigentliche Tätigkeit der Bergbehörde wird vermehrt durch die Genehmigung und Beaufsichtigung der Abfallverwertung und -beseitigung in Bergbaubetrieben unter- und übertage und der Besucherbergwerke und -höhlen. Die Aufsicht über unterirdische Hohlraumbauten über 8 qm Querschnitt aufgrund des §130 BBergG betraf zahlreiche unterirdische Verkehrsbauten, endete aber 1986 durch Aufhebung dieser Vorschrift. 1997 wurde das Hessische Oberbergamt in Wiesbaden mit den drei nachgeordneten Bergämtern Kassel, Bad Hersfeld und Weilburg durch ein Gesetz zur Neuorganisation der Umweltverwaltung aufgelöst. Ihre Aufgaben und ihr Fachpersonal wurden den drei hessischen Regierungspräsidien in Kassel, Gießen und Darmstadt zugeordnet. Seit dem 1.10.1997 gibt es in jedem Regierungspräsidium ein Dezernat Bergaufsicht, das als obere Bergbehörde die Bergamtsbefugnisse im Regierungsbezirk hat. Das für den Regierungsbezirk Kassel zuständige Bergaufsichtsdezernat in Bad Hersfeld, das für den Regierungsbezirk Gießen zuständige Bergaufsichtsdezernat in Gießen und das für den Regierungsbezirk Darmstadt zuständige Bergaufsichtsdezernat in Wiesbaden sind dem Hessischen Umweltministerium in Wiesbaden als oberster Bergbehörde fachlich nachgeordnet. In der damit nur noch zweistufigen Hessischen Bergbehörde nimmt das Bergaufsichtsdezernat in Wiesbaden neben den Bergamtsaufgaben im Regierungsbezirk Darmstadt für das Land Hessen insgesamt die Aufgaben des Berechtsamswesens mit der Verwaltung und Fortschreibung der umfangreichen zugehörigen Akten und Grubenrisse und die Aufsicht über die das Risswerk der unter Bergaufsicht stehenden Betriebe führenden Personen unter Leitung eines staatlichen Markscheiders wahr. 3. Rückblick und Ausblick Die seit über 700 Jahren bestehende Hessische Bergbehörde hat unter wechselnden politischen und wirtschaftlichen Randbedingungen in von der jeweiligen Landesregierung bestimmten unterschiedlichen Organisationsformen die ihr aufgrund des Bergregals und von Bergordnungen, später von Berggesetzen und -verordnungen gestellten Aufgaben bis heute erfüllt. War diese Tätigkeit bis weit ins 19. Jahrhundert vom Direktionsprinzip bestimmt, so ist seitdem das Inspektionsprinzip für die hoheitlich-sicherheitliche Aufsicht der Bergbehörde über alle Bergbaubetriebe und sonstigen ihr unterliegenden Anlagen maßgebend. Neben den Arbeits- und Gesundheitsschutz ist der Umweltschutz als wichtige Aufgabe getreten. Entsprechend der bergbaulichen Entwicklung standen dabei in den ersten Jahrhunderten Erzbergbau und Salinenbetrieb im Vordergrund, später kamen Braunkohlenberg16 bau, Kali- und Steinsalzbergbau, Erdölund Erdgasbergbau, Steine und ErdenBergbau und schließlich Erdwärmeaufsuchung und -gewinnung neben Sonderaufgaben als Arbeitsschwerpunkte hinzu. Nachdem Erz-, Braunkohlen-, Erdöl- und Erdgasbergbau in Hessen zu Ende gegangen sind, haben der Kali- und Steinsalzbergbau und die Gewinnung von Steinen und Erden unter Bergaufsicht zugenommen, so dass der Umfang des Gesamtbergbaus und die mit ihm verbundenen bergbehördlichen Aufgaben sich nicht vermindert haben. Für die genannten Sonderaufgaben gilt das Gleiche. Der Bergaufsicht in Hessen unterstehen z.Z. 287 Betriebe, die eine jährliche Rohförderung von über 20 Mio. t Kali- und Steinsalz und von über 25 Mio. t Steine und Erden, also mindestens 45 Mio. jato insgesamt erbringen. Die Hessische Bergbehörde wird ihren berggesetzlichen Auftrag, zur Sicherung der Rohstoffversorgung das Aufsuchen, Gewinnen und Aufbereiten von Bodenschätzen unter Berücksichtigung der Standortgebundenheit und des Lagerstättenschutzes bei sparsamem Umgang mit Grund und Boden zu ordnen und zu fördern, die Sicherheit der Betriebe und der Beschäftigten des Bergbaus zu gewährleisten sowie die Vorsorge gegen Gefahren für Leben, Gesundheit und Sachgütern Dritter aus bergbaulicher Tätigkeit zu verstärken und den Ausgleich vermeidbarer Schäden zu verbessern (§1 BBergG), trotz erschwerter Bedingungen durch Verlust der bergbehördlichen Selbständigkeit und Personaleinsparungen auch künftig bestmöglich zu erfüllen suchen. Ende der eigenständigen Bergverwaltung in Hessen Portrait Dr. Ing. Hartmut Schade Letzter Hessischer Berghauptmann Seit dem Jahr 1543 hatte Hessen eine zentrale Bergverwaltung und seit 1559 einen Berghauptmann. Über die Entwicklung der hessischen Bergbehörde hat der letzte Hessische BerghauptBerghauptmann a. D. mann, Herr Dr. Ing. Dr. Hartmut Schade 2012 Hartmut Schade, in der Gezähekiste Nr. 10 und in dieser Ausgabe Nr. 11 umfassend berichtet. Dies ist Anlass, den letzten Hessischen Berghauptmann in einem Porträt zu würdigen. Herr Dr. Schade wurde am 27. Mai 1932 in Deutsch-Krone (Grenzmark Posen-Westpreussen) geboren. Nach berufsbedingtem Umzug der Familie 1937 nach Berlin ging er dort und nach Bombenschaden 1943 in Rastenburg (Ostpreußen) und 1944 in Naumburg/Saale, nach dem Krieg in Hofgeismar zur Schule, wo er 1950 Abitur machte. Als der Vater einen Lehrstuhl an einer Universität in Kolumbien erhielt und die Familie dorthin umzog, begann er 1951 ein ingenieurwissenschaftliches Studium an der Bergbauhochschule in Medellin, das er nach der im Juni 1952 auf dem Kaliwerk Wintershall begonnenen praktischen Ausbildung als Bergbaubeflissener 1953 an der Bergakademie Clausthal in den Fächern Bergbau und Geologie fortsetzte. An das Diplomexamen 1958 in Clausthal schloss sich die Bergreferendarausbildung mit zahlreichen Stationen in verschiedenen Bergbauzweigen und bei verschiedenen Bergbehörden an und wurde mit der 2. Staatsprüfung für den höheren Staatsdienst im Bergfach 1961 abgeschlossen. Der Einstellung als Bergassessor am Bergamt Kassel folgte 1965 die Versetzung an das neue Bergamt Bad Hersfeld zu dessen Aufbau. In 1966 kam die Berufung an das Hessische Oberbergamt als Dezernent mit Beförderung zum Oberbergrat. Parallel zum Dienst promovierte jetzt Herr Dr. Schade an der TU Clausthal mit dem bergmännisch-geologischen Thema „Der Kulm in dem nordöstlich der Lahn gelegenen Teil der Dill-Mulde“. Über weitere Stufen der Karriereleiter (1972 Oberbergamtsdirektor, 1976 Leitender Bergdirektor und stellvertretender Leiter des Oberbergamts) folgte in 1990 die Ernennung zum Berghauptmann und damit Leiter der Hessischen Bergbehörde. Im Alter von 65 Jahren endete im Mai 1997 die bergbehördliche Berufslaufbahn mit Übergang in den Ruhestand. 4 Monate später erlosch nach fast 440 Jahren die eigenständige Hessische Bergverwaltung mit deren Auflösung und Integration in die Umweltämter der 3 Regierungspräsidien. Dies entsprach sicher nicht der Wunschvorstellung von Herrn Dr. Schade, aber die politischen Gegebenheiten wollten dies so. Die 39 Jahre Tätigkeit in der Hessischen Bergverwaltung waren geprägt von einer Fülle an Veränderungen und neuen Situationen im Bergbau. Von den zahlreichen Eisenerzgruben im Lahn-Dill-Gebiet blieb nur ein Besucherbergwerk übrig. Gleiches gilt für die Braunkohlengruben in Nord- und Mittelhessen. Dafür expandierten die 3 Kaliwerke kräftig bis auf eine Förderung von ca. 75 000 t/Tag. In einer sich zunehmend verändernden Bergbaulandschaft kamen zahlreiche Betriebe der Steine und Erden Gewinnung unter Bergaufsicht, zeitweise auch Tunnelbauten insbesondere der Schnellbahnstrecken sowie Abfalldeponien unter und über Tage. Das 1980 erlassene Bundesberggesetz und zunehmend auch europäische Vorschriften waren umzusetzen, und damit entstanden im Bergbau und für die Bergaufsicht neue Schwerpunkte, indem neben dem Aufsuchen, Gewinnen und Aufbereiten der Bodenschätze zur Sicherung der Rohstoffversorgung, der Sicherheit der Betriebe und dem Arbeits- und Gesundheitsschutz der Umweltschutz immer stärkeres Gewicht erhielt. Auch nach Übernahme der Gesamtverantwortung für die Hessische Bergbehörde brachte Herr Dr. Schade seine Bergamts- und Oberbergamtserfahrungen in eine Fülle von speziellen Sachgebieten ein. So hat er sich einen Ruf als anerkannter Fachmann auf den Gebieten des Sprengwesens, der Abfallvermeidung, -verwertung und -beseitigung im Bergbau, der 17 Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes sowie der Tagebaurekultivierung erworben. Dies wurde dokumentiert durch sein Engagement und die Mitarbeit in vielen Fachgremien, z.T. als deren Vorsitzender. So war er z.B. stellvertretender Vorsitzender des Prüfungsausschusses für den höheren Staatsdienst im Bergfach, Vorsitzender des Arbeitskreises „Bergbauliche Hohlräume und Abfallentsorgung“, er vertrat die Deutschen Bergbehörden des Nichtsteinkohlenbergbaus in der Konferenz der Sprengstoffreferenten des Bundes und der Länder. Diese Liste an Beispielen ließe sich noch umfangreich fortsetzen. Als Berater hat er nach der Wende beim Aufbau der Thüringischen Bergbehörde mitgewirkt. Herrn Dr. Schades profundes Wissen und seine von hoher Sorgfalt gekennzeichnete behördliche Arbeit war begleitet von Verständnis für die Belange der Grundstoffindustrie Bergbau. So erlangte er höchste Wertschätzung in der Bergbauindustrie. Am Ende seines Berufsweges ließ ein schmerzlicher Reformprozess seinen Wunsch nach Erhaltung der Selbständigkeit der Hessischen Bergbehörde nicht Wirklichkeit werden. Dafür hatte er sich mit unermüdlicher sachlicher Argumentation und ganz persönlichem Einsatz vehement eingesetzt. Auch im Ruhestand ist Herr Dr. Schade noch als bergbaulicher Sachverständiger tätig und ist Mitglied in diversen Fachausschüssen. Norbert Deisenroth Hessisches Oberbergamt in Wiesbaden 1997 Geschichte des Hessischen Landesverbandes Horst Bannert, Neuhof: 40 Jahre Hessischer Landesverband Wie es begann Angefangen hat alles schon 1965. Das Kaliwerk Neuhof-Ellers erhielt eine Einladung vom Bund Nordrhein-Westfälischer Knappenvereine zu einem 1. Deutschen Bergmannstag, der in Essen und Duisburg stattfinden sollte, mit der Bitte, eine Delegation des Neuhofer Bergmannsvereins zu entsenden. Die Werksleitung beauftragte den Vorstand des Vereins, eine Gruppe von vier Vorstandsmitgliedern zu benennen, die der Einladung Folge leisten sollten. Benannt wurde neben mir Willi Leitsch, August Gutberlet und Josef Knoll. Willi Leitsch und ich nahmen in der Mercatorhalle in Duisburg an einem Gespräch der Vertreter aller anwesenden Bergmannsund Knappenvereine aus den Bergbau treibenden Bundesländern teil. Thema dieses sehr regen Gespräches war die Gründung eines deutschen Bundes der Bergmanns-, Knappen- und Hüttenvereine. Da Einigkeit über einen solchen Zusammenschluss bestand, wurde ein Arbeitskreis zur Vorbereitung einer Gründungsversammlung beschlossen. Als hessischer Vertreter wurde ich in den Arbeitskreis berufen. Nach Erarbeitung eines Satzungsentwurfes wurde 1966 die Satzung gebende Gründungsversammlung nach Bochum einberufen mit der Vorgabe, dass von den Bundesländern, in denen es noch keinen Landesverband gab, jeweils vier Vertreter stimmberechtigt waren. Vier Delegierte des Bergmannsvereins Neuhof vertraten hier also das Land Hessen. Nach Annahme der Satzung wurde der Bundesvorstand gewählt, dem ich als Schriftführer angehörte. In den Bundesländern Bayern, Niedersachsen, NRW und Saarland bestanden bereits Zusammenschlüsse. Der Neuhofer Berg- Bild 1: 3. Hessischer Bergmannstag 1977 in Neuhof, Gottesdienst mannsverein bemühte sich durch Teilnahme an den Hessentagen Aufmerksamkeit für einen künftigen Hessischen Landesverband zu erregen, leider ohne Erfolg. Aus Anlass unseres 60-jährigen Vereinsjubiläums veranstalteten wir den I. Hessischen Bergmannstag in Neuhof, an dem über 150 Bergleute aus den bereits bestehenden Landesverbänden teilnahmen, die wir alle in Privatquartieren unterbringen konnten. Das ist heute kaum noch denkbar. Doch leider war dabei kein weiterer hessischer Bergmannsverein. Erst eine Fragebogenaktion 1971, die sich an die Bergbau treibenden Gesellschaften in Hessen und an die ehemaligen und aktiven Bergbaugemeinden richtete, brachte einen Erfolg. Wir erhielten Reaktionen von fünf Bergmannsvereinen. Es waren dies die BV Adorf, Borken, Frielendorf, Giershagen und Hoher Meissner. Obwohl Giershagen in Nordrhein- Westfalen liegt, orientierte sich dieser Verein mehr nach Hessen wegen der Bindung an Adorf. Die Vorstände der genannten BV luden wir zu einem Gespräch über die Gründung eines Hessi- 18 schen Landesverbandes nach Neuhof ein. Das Gespräch fand am 31. März 1973 statt und alle eingeladenen Vorstände nahmen daran teil. Ebenso folgte der damalige Bundesvorsitzende Hugo Biesewinkel mit seinem Schatzmeister Otto Datt der Einladung. Somit waren 23 hessische Vereinsvertreter und zwei Bundsvorstandsmitglieder bei diesem Gespräch anwesend. Der Bundesvorsitzende stellte in einem kurzen Abriss den Deutschen Bund vor und danach erläuterte ich, als einladender Vorsitzender, unser Vorhaben, einen Hessischen Landesverband zu gründen. Dabei betonte ich, dass die Selbstständigkeit der einzelnen Vereine nicht angetastet würde. Bei der Aussprache zeigte sich die Bereitschaft aller Vereinsvertreter zur Gründung eines Landesverbandes. Die Vorbereitung einer Satzung gebenden Gründungsversammlung wurde in die Hände des Neuhofer Bergmannsvereins gelegt. Nach Erarbeitung eines Satzungsvorschlages luden wir die Hessischen Bergmannsvereine zu einer Gründungsversammlung nach Neuhof am 8. September 1973 ein. Unserer Einladung folgten: Knappenverein Adorf mit 4 Kameraden, Bergmannsverein Borken mit 3 Kameraden, Bergmannsverein Frielendorf mit 4 Kameraden, Knappenverein Giershagen mit 3 Kameraden und Bergmannsverein Neuhof mit 8 Kameraden. Es wurde festgelegt, dass jeder Verein mit vier Stimmen votieren konnte. Wichtigster und aufwendigster Tagesordnungspunkt war die Beratung und Beschlussfassung zu einer Satzung. Um fast jeden Paragraphen wurde eifrig diskutiert, ja gerungen. Über jeden Paragraphen wurde nach eingehender Diskussion abgestimmt. Während einer Mittagspause konnte nun die beschlossene Satzung „ins Reine“ geschrieben werden und jedem Mitgliedsverein überreicht werden, nachdem alle anwesenden Kameraden sie mit ihrer Unterschrift bestätigt hatten. Der Satzung entsprechend wurde ein Wahlausschuss mit den Kameraden Kaufmann (Adorf), Schnurr (Borken) und Wehmüller (Neuhof) gebildet und die Wahl des Landesvorstandes vorgenommen. Gewählt wurden: Landesvorsitzender: Horst Bannert, Neuhof Stellv. Landesvorsitzender: Karl Baum, Borken Geschäftsführer: Dieter Herbst, Neuhof Kassierer: Willi Leitsch, Neuhof Protokollfiihrer: Helmut Stansler, Neuhof Rechnungsprüfer: Gerhard Cziescyna, Adorf und Heinrich Erb, Frielendorf. Satzungsgemäß bildeten die Kameraden Bannert, Herbst und Leitsch den geschäftsführenden Landesvorstand. Zur Finanzierung des Landesverbandes wurde ein Beitrag der Mitgliedsvereine in Höhe von 0,05 DM/Vereinsmitglied beschlossen. Nach sechsstündiger Dauer en- Bild 2: 4. Hessischer Bergmannstag, Festakt Bild 3: 4. Hessischer Bergmannstag 1987 in Neuhof, Knappenchor Borken dete die Satzung gebende Landesdelegiertenversammlung. Somit ist der 8. September 1973 der Geburtstag des Hessischen Landesverbandes. Der beschlossenen Satzung entsprechend hat der Landesverband einen Beirat zu bilden, der aus mindestens sechs Persönlichkeiten der hessischen Ministerien und Behörden, aus der Bergbauwirtschaft, den berufständischen Organisationen und den Bürgermeistern der Bergbaugemeinden bestehen soll. Zum 13. Dezember 1975 lud dann der geschäftsführende Landesvorstand die Persönlichkeiten, die sich für den Beirat bereitgefunden hatten, zu einer konstituierenden Sitzung nach Neuhof ein. Es nahmen teil: Staatssekretär Adolf Philippi, Hessisches Sozialministerium Min.-Rat Wolfgang Blasig, Hessisches Wirtschaftsministerium Bergw.-Dir. Klaus Friedrich, Hessische Braunkohle Bergw.-Dir. Dr. Ernst Messer, Hessische Kaliindustrie Bürgermeister G. Kniest, Borken Bürgermeister K. Heimüller, Neuhof. Leider konnte kein Vertreter der Gewerkschaft gewonnen werden. Berghauptmann E.-A. Einecke, Hessisches Oberbergamt, konnte nicht teilnehmen, erklärte aber seine Bereitschaft zur Mitarbeit. Ebenso nahm der geschäftsführende Landesvorstand teil. Alle anwesenden Persönlichkeiten waren bereit, im Beirat mitzuarbeiten und schlugen vor, Herrn Berghauptmann Einecke das Amt des Beiratssprechers anzutragen. Herr Min.-Rat Blasig sollte Herrn Einecke darüber informieren. Die Konsolidierung des Hessischen Landesverbandes ging nicht reibungslos vonstatten. Sie war belastet durch die Unstimmigkeiten zwischen den Vereinen Giershagen und Adorf, die schließlich 1985 zum Austritt des Bergmannsvereins Adorf führten. Der Bergmannsverein „Hoher Meißner“ hatte um sein Bestehen zu kämpfen, da seine Mitglieder verstarben. Daher teilte uns sein Vorsitzender Heinrich Apel 1978 die Auflösung des Vereins mit. Auch der Bergmannsverein Frielendorf überlegte, sich aufzulösen, nachdem der Vorsitzende Heinrich Guthardt verstorben war. In einer gemeinsamen Sitzung der Vereinsmitglieder mit dem geschäftsführenden Landesvorstand und dem Vorstand Borken wurde erreicht, dass mit Hilfe der Borkener Kameraden der Verein weiter bestehen blieb. Dazu fand sich auch ein neuer Vorsitzender in Hans-Georg Kleimann, der den Bergmannsverein Frielendorf zu einer neuen Blüte führen konnte. In der Folgezeit konnten weitere neue Vereine gewonnen werden, sodass der Hessische Landesverband heute 24 Mitgliedsvereine hat. 19 SICHERE ENTSORGUNG I N D U ST R I E L L E R A B FÄ L L E • Untertage-Deponie • Untertage-Verwertung • Sekundäraluminium-Services • Baustoffrecycling K+S Entsorgung GmbH www.ks-entsorgung.com