2007-02-21 Kurzdokumentation-Endfassung.pub

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2007-02-21 Kurzdokumentation-Endfassung.pub
STADT OSNABRÜCK
BUGA Entwicklungsgesellschaft Piesberg mbH
Referat für Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung
Fachbereich Umwelt
Fachbereich Städtebau
HERBSTREIT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN
KURZDOKUMENTATION
Kultur– und Landschaftspark Piesberg
Aktionsplan Piesberg 2030
Februar 2007
3
Aktionsplan Piesberg 2030 - Kurzdokumentation
1
Einleitung
4
Ziele des Aktionsplans
4
Planungsraum Piesberg
4
2
Zielbestimmung
5
3
Konzepte und Ideen *
4
Thematischer Aktionsplan
6
Themenkorridore
6
Projektblätter
9
5
6
Räumlicher Aktionsplan
10
Kultur– und Landschaftspark Piesberg
10
Städtebauliche Optimierung
16
Landschaftsräumliche Optimierung
20
Projektmanagement
21
GIS - Datenbank
21
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
21
Bürgerbeteiligung
21
* Dieses Kapitel ist im Aktionsplan ausführlich dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
4
Einleitung
Ziele des Aktionsplans
Das Vorhaben der Stadt Osnabrück, am Piesberg 2015 eine Bundesgartenschau durchzuführen, war der entscheidende Impuls, sich mit der langfristigen Entwicklung des
Piesbergs auseinander zu setzen. Verschiedene Gutachten und Workshops zur strategischen Entwicklung des Piesbergs wurden seit dem Zuschlag durch den Zentralverband Gartenbau im April 2003 durchgeführt. Im Herbst 2006 entschied der Rat der
Stadt Osnabrück, die Ausrichtung der Bundesgartenschau 2015 in Osnabrück abzusagen. Die langfristige Planung, einen Kultur- und Landschaftspark am Piesberg zu entwickeln, soll jedoch gemäß Ratsbeschluss vom 21.11.2006 fortgeführt werden.
Der Standort Piesberg verfügt über besondere Potenziale, die ihn – auch ohne Bundesgartenschau – prädestinieren, überregionale Wahrnehmung sowie Wachstumsimpulse
für Osnabrück und die gesamte Region zu erzeugen. Seine Entwicklung zu einer touristischen Destination im westlichen Niedersachsen birgt Chancen, die weit über eine normale Stadtentwicklungsmaßnahme hinaus gehen. Gleichzeitig handelt es sich um ein
Projekt, das aufgrund der Vielzahl an Akteuren, des langen Planungszeitraumes und
der vielen Einzelbausteine den üblichen Rahmen einer Projektentwicklung sprengt. Es
gilt, eine Strategie zu entwickeln, die flexibel auf kurzfristige Trends und Entwicklungen
reagieren kann, ohne das gesamte Projekt zu gefährden.
Ziele des Aktionsplans
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Richtungsweiser und Steuerungsinstrument der weiteren Strategieverwirklichung
Zusammenfassung aller vorhandenen Unterlagen (Gutachten, Ideen etc.)
Zusammenführung eines städtebaulichen und thematischen Masterplans
Formulierung der Meilensteine der weiteren Projektentwicklung
Komprimierte Zusammenstellung aller Planungsschritte, Zuständigkeiten sowie
Meilensteine der zeitlichen Umsetzung
Schaffung von Verbindlichkeit bei allen beteiligten Akteuren
Instrument zur regelmäßigen Überprüfung und Fortschreibung des Projekts
Der Aktionsplan unterstützt somit einen offenen Planungsprozess
1 Einleitung
Planungsraum
5
Zielbestimmung
Zielbestimmung
Seit Jahrhunderten bestimmen industrielle Nutzungen am Piesberg die städtebaulichen Entwicklungen im Nordwesten der Stadt Osnabrück. Der Piesberg wurde
jahrzehntelang durch Gesteinsabbau und eine Mülldeponie geprägt. Mit dem Abschluss der Mülldeponie 2005 und dem sukzessiven Rückzug des Gesteinsabbaus bis 2030 stehen die Stadt Osnabrück und die Gemeinde Wallenhorst vor der Aufgabe, dem ca. 400 ha großen Areal mit intensiv industriell genutzten Landschaftsteilen eine neue Zukunftsperspektive zu geben und den Piesberg in das Stadtgefüge Osnabrücks zu reintegrieren.
Geplant ist die langfristige Etablierung eines unverwechselbaren Freizeitstandortes mit überregionaler Ausstrahlungskraft. Die zentrale Lage des
Piesbergs im Naturpark TERRA.vita sowie die Aufnahme in den Verbund der weltweiten Unesco Geoparks bestätigen die Vision eines Kultur- und
Landschaftsparks. Aufgrund seines hohen Potenzials sowie seiner günstigen Lage könnte der Piesberg darüber hinaus im Geopark TERRA.vita eine hervorgehobene Rolle als Erlebnis-, Orientierungs- und Informationszentrum übernehmen, das die vielfältigen Angebote der Region unter einem
thematischen Dach zusammenführt. Das neue Themenfeld Energie stärkt den Standort zusätzlich und unterstreicht das Image Osnabrücks als
Friedensstadt.
Ziel ist die Schaffung eines Kultur- und Landschaftsparks, der die besonderen Potenziale des Piesbergs zusammenführt und präsentiert. Im Kern
der neuen Parklandschaft steht die ungewöhnliche Historie des Piesbergs, die eine vielschichtige Industriekulturlandschaft hinterlassen hat.
Der „ steckengebliebene Vulkan“, das geologische Geschichtsbuch Piesberg, der Bergbaustandort und der durch die industrielle Nutzung entstandene Steinbruchkrater bilden dabei wesentliche Themenbausteine.
Der Entwicklungsprozess des Piesbergs und seine Anbindung an die Stadt sind langfristig angelegt (Ziel 2030).
Das Museum Industriekultur stellt durch die vorhandenen historischen und authentischen Angebote einen hervorragenden Ausgangspunkt für die Entwicklung
des Kultur- und Landschaftsparks am Piesberg dar. Dem räumlichen Konzept liegt ein zentraler Kernraum am Museum Industriekultur und im Steinbruch zu
Grunde. Weitere wesentliche Teilflächen stellen der unterhalb des Museums Industriekultur liegende Steinlagerplatz, der Piesberger Hafen sowie die ehemalige
Osnabrücker Zentraldeponie dar. Die Teilräume stehen in engem, thematischem Zusammenhang mit der bergbaulichen Vergangenheit des Piesberges.
Daneben wird ein langfristiger Stadtentwicklungsprozess mit Schwerpunkt im Stadthafen angestoßen. Die Stärkung des städtebaulichen Umfelds und der Achse
Piesberg - Innenstadt über den Stadthafen unter Einbindung der Winkelhausenkaserne stellt ein weiteres zentrales Ziel der Entwicklungsplanung dar.
2 Zielbestimmung
6
Themenkorridore
Das Ideenlabor radical landscape hat vor dem Hintergrund des sehr langen Planungszeitraumes 2030 plus als methodischen Ansatz vorgeschlagen, Themenkorridore zu definieren, die - auch bei kurzfristigen Änderungen von Trends - langfristig die Orientierung geben. Auf diese Weise können zeitnah Einzelmaßnahmen ausgetauscht oder ergänzt werden, das Image des Standortes bleibt jedoch bestehen.
Auch können während des langen Planungszeitraums weitere Themenkorridore hinzugefügt werden – ohne dabei die Identität der Projektentwicklung Piesberg
zu gefährden.
Geologie
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Geologische Schichtenfolge/Fossilienlagerstätte von internationalem Rang
„Steckengebliebener Vulkan“
(Bramscher Pluton vor 70 Mio. Jahren)
Schichten des Steinkohlengebirges nahe
der Oberfläche (z. B. im 20 km entfernten
Ibbenbüren schon 2000 m unter der Erdoberfläche), nördlichster Karbonaufschluss Europas
Entwicklungsansätze
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Geologische Aufschlüsse im Steinbruch
(freigelegte Schichten)
Steinbruchbetrieb
Planungsziel
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Natur
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Entwicklungsansätze
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Hohe Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz, bereits z. T. unter gesetzlichem Schutz
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Überlassung der Abbau- und Betriebsflächen einer natürlichen Dynamik
Vermittlung von Naturprozessen, Artenund Biotopschutz
Der Piesberg ist von einer interessanten
Industriekultur geprägt:
Sichtbare Spuren der frühen Bergbaugeschichte/historische Gebäude
Entwicklungsansätze
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Museum Industriekultur (MIK) als etablierter Anker
Piesberger Gesellschaftshaus
Alte Brecheranlage
Planungsziele
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Planungsziele
Lernstandort Geologie
4 Thematischer Aktionsplan
Wertvolle und seltene Lebensräume für
Pflanzen und Tiere
Von überregionaler Bedeutung: Fledermausquartiere (FFH-Gebiete), Amphibienvorkommen mit Kreuzkröte
Vielfältige Tierwelt: Uhu, Flussregenpfeifer, Hohltaube, Laufkäfer, Libellen, Tagfalter etc.
Industriekultur
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Einbindung der Planungen des MIK in die
weitere Gesamtstrategie
Unterstützung/Förderung der Planungen
des MIK: u. a. Piesberg - Forum
Ausbau der alten Brecheranlage, z. B. zu
einem Museum für feldspurige Industriebahnen, Nutzung durch die Dampflokfreunde
7
Themenkorridore
Energie/Frieden
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Profilierung eines weiteren Themas am
Piesberg, das Besonderheiten des Ortes
aufgreift und das Image der Stadt Osnabrück als Friedensstadt international weiter
stärkt
Entwicklungsansätze
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Energie durch Kohle
Windkraft
Deponiegasnutzung
Pflanzen/Gartenkultur
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Steigerung der überregionalen Attraktivität
(Tourismusförderung)
Beitrag der Friedensstadt zu weltweiten
Energiefragen
Energie-Biennale, Klimahüllen
Erste Schritte:
Machbarkeitsstudien Energiekommunikationszentrum
Nutzung Geothermie, Geysir
„
Entwicklungsansätze
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Planungsziele
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Trend zur Gartenkultur (Mustergärten,
Gartenkompetenzzentren etc.)
Erholung/Sport
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1920er Jahre: System der „Grünen Finger“ von Stadtbaurat Lehmann
Grüne Fakultäten der FH Osnabrück in
Haste, Fakultät Agrarwissenschaft und
Landschaftsarchitektur
Seit 1983 international renommierte
„Osnabrücker Baumpflegetage“
Botanischer Garten am Westerberg,
Universität Osnabrück
Planungsziele:
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Stärkung des vorhandenen Profils
Standort für „grün-affines“ Gewerbe
Spannungsreiches, reizvolles Gelände
für verschiedenste Freizeit- und Erholungsnutzungen
Entwicklungsansätze
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Rad- und Fußwege
Motorrad-Trial und Fahrrad-Trial
Mountainbiking
Osnabrücker Ruderverein am Kanal
Planungsziele
„
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Landschaftsgerechte Erholungsnutzung
mit „standorttypischen“ Sportarten
Trendsportarten als touristische Attraktion mit überregionalem Einzugsbereich
(z. B. Klettergarten, längste Seilstrecke
Europas über den Steinbruch möglich)
4 Thematischer Aktionsplan
8
Themenkorridore
Events/
Kunst/Kultur
Bildung
Veranstaltungen
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Besondere Events locken auch überregionale Besucher an den Piesberg
Entwicklungsansätze
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Bergfest
Truck-Trial-, Motorrad- und Fahrrad-Trialmeisterschaften
Planungsziele
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Etablierung des Piesbergs als Veranstaltungsstandort
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Entwicklungsansätze
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Industriekultur
Kulturangebote des Piesberger Gesellschaftshauses
Kunstwerk „Dem Berg seine Spitze geben“ als Entree zum Piesberg
Planungsziele
„
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4 Thematischer Aktionsplan
Kultur und Landschaft als ein faszinierendes Spannungsfeld
Künstlerische Beiträge verändern den
Blick auf und in das Gelände
Etablierung des Piesbergs als Kulturstandort
Große Potenziale für pädagogische Programme zu den Themen Umwelt, Industriegeschichte, Energie, Natur, Geologie,
Kunst/Kultur
Entwicklungsansätze
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Veranstaltungsprogramme des Museums
Industriekultur
Planungsziel
„
Profilierung des Piesbergs als Lernstandort mit Bezug auf die einzelnen Themenkorridore
9
Themenkorridore
Projektblätter zu den Themenkorridoren
Zu den Themenkorridoren wurden Projektblätter entwickelt, die einen
schnellen Überblick zum Projektinhalt und dessen Entwicklungsstand
(Kurzbeschreibung, Zuständigkeiten, Finanzbedarf, Zeitplan, Flächenbezug u. ä.) geben. Für den Aktionsplan wurden bereits folgende Projektblätter erstellt:
GEOLOGIE
Geo-Erlebnis-Zentrum Piesberg
Workshop der „Karbon-Geologen“
Nr. 1-1
Nr. 1-2
NATUR
Biologische Station (Arbeitstitel)
Dynamik-Insel für die Kulturlandschaft
Naturentwicklung am Piesberg
Nr. 2-1
Nr. 2-2
Nr. 2-3
INDUSTRIEKULTUR
Entwicklung und Bau des „Piesberg Forums“
Stüveschacht
Historisches Archiv Piesberg
Museumsrundgang
Alte Brecheranlage
Cafe Hindenburg
Tunnel Lechtingen
Nr. 3-1
Nr. 3-2
Nr. 3-3
Nr. 3-4
Nr. 3-5
Nr. 3-6
Nr. 3-7
ENERGIE / FRIEDEN
Geysir (Geothermieprojekt)
Energiekommunikationszentrum
Klimahüllen
Nr. 4-1
Nr. 4-2
Nr. 4-3
PFLANZEN / GARTENKULTUR
Arboretum
Steinbruch Westerberg
Bürgerpark
Gertrudenberghöhlen
GartenWelten
Hasefriedhof
Nr. 5-1
Nr. 5-2
Nr. 5-3
Nr. 5-4
Nr. 5-5
Nr. 5-6
ERHOLUNG / SPORT
Abenteuerspielplatz
Terra.trail (Naturpark terra.vita / Unesco Geopark
Bike Park
Klettergarten
Wanderwegenetz
Verbindung von Felsrippe und Museum Industriekultur
Hängebrücke
Höhenweg West
Nr. 6-1
Nr. 6-2
Nr. 6-3
Nr. 6-4
Nr. 6-5
Nr. 6-6
Nr. 6-7
Nr. 6-8
EVENTS / VERANSTALTUNGEN
Bergfest als etablierter Event
Europ. Truck-Trial-Meisterschaft / Motorrad– u. Fahrradtrial
Tagungen zu Themenkorridoren
Energie-Biennale
Jahrestagung 2008 des Unesco-Geoparks
Open-Air-Bühne auf dem Grund des Steinbruchs
Nr. 7-1
Nr. 7-2
Nr. 7-3
Nr. 7-4
Nr. 7-5
Nr. 7-6
KUNST / KULTUR
Definition von kulturell interessanten Orten / Kulturpfad
Kulturförderinitiative Piesberg
Gipfelarchitektur
Piesberger Gesellschaftshaus
Nr. 8-1
Nr. 8-2
Nr. 8-3
Nr. 8-4
BILDUNG
Pädagogische Programme
Veranstaltungsprogramm Museum Industriekultur „Natur“
Nr. 9-1
Nr. 9-2
4 Thematischer Aktionsplan
10
Kultur– und Landschaftspark Piesberg
Piesberg - Einführung
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Entwicklungsziele - Industriekulturlandschaft
Das Gesamtareal des Piesbergs umfasst ca. 400
Hektar Fläche. Waldpartien wechseln mit offenen
Bereichen, im Norden befinden sich der Steinbruch
Piesberg und die 2005 geschlossene Osnabrücker
Zentraldeponie.
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Seit den 20er Jahren ist der Piesberg ein wesentlicher Landschaftsbestandteil der damals entwickelten freiraumplanerischen Konzeption der „Grünen
Finger“. Der Landschaftsraum Piesberg vernetzt
die nordwestlichen Stadtteile Osnabrücks mit der
umliegenden Landschaft.
Große Teile des Piesbergs sind Bestandteile der
Landschaftsschutzgebiete „Naturpark Nördlicher
Teutoburger Wald – Wiehengebirge“ und „Piesberg – Haster Berg – Kleeberg“. Bereiche des
Piesbergs sind als FFH-Gebiet ausgewiesen. Das
Osnabrücker Land mit dem Piesberg ist Teil und
räumliche Mitte des Unesco Geoparks TERRA.vita.
Der Piesberg ist ein wichtiges Naherholungsgebiet
für landschaftsbezogene Erholung in Osnabrück.
Über viele Jahrhunderte hinweg bis heute ist der
Piesberg zugleich ein Standort für Rohstoffgewinnung und in großen Teilen gewerblich/industriell
geprägt. Im Umfeld des heutigen Steinbruchs finden sich noch viele Zeugnisse und Denkmäler seiner bergbaulichen Vergangenheit (Stüveschacht,
Lechtinger Kaue, Piesberger Gesellschaftshaus
etc.).
5 Räumlicher Aktionsplan
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Der Unesco Geopark TERRA.vita umfasst Bereiche des nördlichen Teutoburger Waldes, des Wiehengebirges und des Osnabrücker Landes. Die Stadt Osnabrück mit dem Piesberg liegt
zentral im Geopark zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge. Der Piesberg stellt den geologischen Kern des Geoparks
dar.
Entwicklungsziele - Grünsystem
„
Der Piesberg wird als hochwertiger Freizeitund Kulturstandort mit überregionaler touristischer Bedeutung entwickelt. Im Zentrum steht
die Schaffung eines Kultur- und Landschaftsparks, der die hervorragenden Potenziale des
Piesbergs zusammenführt und präsentiert.
Der Piesberg wird als dauerhafter und fester
Bestandteil im Grünsystem der Stadt bestätigt und gesichert.
Am Piesberg entsteht ein industriehistorisches
Gesamtensemble mit einer Kernzone im ehemaligen Steinbruch und am Museum Industriekultur. Ziel ist die Sicherung und Entwicklung
der entstandenen Industriekulturlandschaft, deren Ausprägung primär durch die geologische
Situation, die entstandene Naturvielfalt und die
baulichen Zeugnisse der Industriekultur bestimmt wird.
Das Umfeld des zukünftigen Kernbereichs zwischen Steinbruch und Piesberger Hafen wird
bergbauhistorisches „Entdeckerland“. Thematische Rundgänge erschließen alle wesentlichen
Sehenswürdigkeiten der Industriekulturlandschaft Piesberg.
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Die trennende Wirkung des Piesbergs aufgrund
seiner industriellen Widmung wird aufgehoben.
Der Piesberg entwickelt sich zu einem Verbindungsraum.
Der Piesberg wird in seiner Anbindungsfunktion
zwischen der Innenstadt und dem zukünftigen
Freizeitschwerpunkt am Museum Industriekultur/Piesberger Hafen gestärkt. Die allseitige Anbindungsfunktion zum Stadtraum Osnabrücks
und zu den benachbarten Ortschaften wird über
Grünachsen, Wegesysteme und Zugänge weiter entwickelt.
11
Kultur– und Landschaftspark Piesberg
Piesberger Hafen/Zechenbahnhof
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Der Piesberger Hafen repräsentiert das logistische Vorfeld des Bergbaustandortes Piesberg. Zahlreiche
industriearchitektonische Zeugnisse wie beispielsweise der Zechenbahnhof oder das angrenzende Piesberger Gesellschaftshaus zeugen von der bergbaulichen Geschichte des Piesbergs. Heute dient das
Areal vorwiegend als Betriebs– und Lagerfläche. Die vorhandene große Gewerbehalle nutzt das Museum
Industriekultur zur Aufbewahrung von Exponaten.
Entwicklungsziele
Der Piesberger Hafen stellt einen Kernbereich der
angestrebten Entwicklung des Piesbergs zu einem
Freizeitstandort mit überregionaler Bedeutung dar.
Er ist ein wesentlicher Baustein zukünftiger Freizeitangebote am Piesberg und bildet den attraktiven, wasserbezogenen Gegenpol zur städtebaulichen Entwicklung am Stadthafen.
Mit der Rückgewinnung räumlich-funktionaler Zusammenhänge soll das wertvolle Ensemble gesichert und künftigen Besuchern ein attraktiver
Auftakt zur Geländeerkundung bereitet werden.
Wichtige Teilfunktionen und Gestaltungsmotive:
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Zukünftig ist der Piesberger Hafen der wasserseitige Ankunftsort im Kultur- und Landschaftspark Piesberg.
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Der Entwicklungsbedarf wird durch die Planungen
zum Ausbau der Wendestelle im Stichkanal und
zur Wiederherstellung des Gleislückenschlusses
für die vorhandene Eisenbahntrasse unterstrichen.
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Wasserpromenade mit Anlegestelle als wasserseitiger Ankunftsort
Aufbereitung der industriearchitektonischen
Zeugnisse
Nutzung der Topografie zur Gestaltung eines
terrassierten Aufgangs zum Piesberg
Teildarstellung des historischen Haseverlaufs
Ansiedlung freizeit– und sportrelevanter Angebote
Kombinierte Hafennutzung: Wendestelle, Anlegestelle für Freizeit-Schifffahrt ...
5 Räumlicher Aktionsplan
12
Kultur– und Landschaftspark Piesberg
Museum Industriekultur/Steinlagerplatz
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Das Museum Industriekultur wurde 1994 in den
Gebäuden und Anlagen der ehemaligen Steinkohlenzeche Piesberg eröffnet. Es hat sich die Erforschung und Dokumentation der industriellen Geschichte des Piesbergs und der Region zur Aufgabe gesetzt. Die unterhalb des Haseschachtgebäudes gelegene Fläche wird als Stein– und Materiallagerplatz genutzt. Durch betriebliche Umstrukturierungen stehen der Steinlagerplatz sowie die
ehemalige Brecheranlage ab 2007 anderen Nutzungen zur Verfügung. Der Steinlagerplatz spielt
eine wesentliche Rolle bei der Darstellung der
räumlich-funktionalen Bezüge zwischen den bergbauhistorisch bedeutsamen Orten am Piesberg. Er
ist ein zentrales Bindeglied zwischen dem Piesber-
ger Hafen, dem Piesberger Gesellschaftshaus,
dem Museum Industriekultur und dem Steinbruch
mit der Felsrippe.
Entwicklungsziele
Das Museum Industriekultur mit der vorhandenen Infrastruktur und seinen geplanten Erweiterungen bildet das Zentrum des zukünftigen Kultur- und Landschaftsparks Piesberg.
Die Funktion des Museums als zentraler Anlaufpunkt am Piesberg soll durch korrespondierende Projekte auf dem Steinlagerplatz unterstützt werden.
Der Steinlagerplatz kann weitere museumsnahe
Nutzungen im Sinne einer Museumslandschaft
aufnehmen, die den Standort langfristig als Kulturund Freizeitstandort stärken. Strukturell wird die
Gesamtanlage als Park mit eingebetteten, hochwertigen architektonischen Solitären interpretiert.
Im Ergebnis der aktuellen Überlegungen, am Piesberg authentische und identitätsstärkende Nutzungen anzusiedeln, haben sich folgende thematische
Schwerpunkte herauskristallisiert:
„Internationales Energiekommunikationszentrum“
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Osnabrück ist europäische Friedensstadt. Energie und Frieden sind untrennbar miteinander
verbunden und stellen Themenkomplexe von
hoher gesellschaftlicher Bedeutung dar. Das
Image Osnabrücks als „Friedensstadt“ gilt als
starke Basis für die Glaubwürdigkeit und die Erfolgsaussichten dieses Vorhabens. Vorliegende
Untersuchungsergebnisse zur Anlage eines
Geysirs mit Thermalsee zeigen diesen als mögliche Attraktion und verbindendes Schauobjekt
zum Thema Energie.
„Geo-Erlebniszentrum“
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5 Räumlicher Aktionsplan
Das „Geo-Erlebniszentrum“ ergänzt die touristischen Angebotsbausteine des Steinbruchs. Es
stellt eine authentische, touristische Leitnutzung
dar, die die Anziehungskraft des Piesbergs in
geeigneter Weise unterstützt und das standortspezifische Thema Geologie informativ, anschaulich und unterhaltsam kommuniziert. Seine regionale Einbindung könnte es im Unesco
Geopark TERRA.vita finden.
13
Kultur– und Landschaftspark Piesberg
Steinbruch
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Seit dem 18. Jahrhundert bis heute werden die Bodenschätze des Piesbergs, Steinkohle und Karbonquarzit, abgebaut. Die Folge war zunächst die „Perforierung“ des
Berges durch die Stollen des Steinkohlenbergbaus und danach im Zuge des Gesteinsabbaus die „Aushöhlung“ des Berges. Im Ergebnis entstand ein gewaltiger
Steinbruchkrater, in dessen Felswänden sich aufgrund besonderer tektonischer Verhältnisse Jahrmillionen Erdgeschichte ablesen lassen. Die mittelfristige Aufgabe des
Steinbruchs Piesberg bis 2030 und die Schließung der angelagerten Mülldeponie im
Jahre 2005 ermöglichen jetzt neue Nutzungsbestimmungen des Standortes Piesberg.
Entwicklungsziele
Der heutige Steinbruch wird sich sukzessive mit dem abrückenden Steinbruchbetrieb
zum landschaftlichen Kern des Kultur- und Landschaftsparks Piesberg entwickeln. Die
unerwartete Raumdramaturgie des Steinbruchkessels ist wesentlicher Inhalt der Anziehung und Faszination des Ortes. Bei den Überlegungen zur Zukunft des Steinbruchs sollen darüber hinaus die erdgeschichtlichen Zeugnisse sowie die industrielle
Geschichte die Planung und die Gestaltung des Raumes bestimmen. Im Vordergrund
steht die Wirkung der Landschaft, die durch einzelne architektonische Fixpunkte ergänzt wird.
Raumcharakter: Ein robustes, klares
Raumgerüst im Sinne einer selbstredenden Landschaftsarchitektur bildet die Basis für künftige Nutzungen im eindrucksvollen Raum.
Geologie: Steilwände und Abbruchkanten prägen das Raumerlebnis. Fossilien
und geologische Schichtprofile in den
Steilwänden sollen erschlossen und präsentiert werden.
Die Überführung von einem Ort der Ressourcengewinnung zu einem öffentlichen Raum soll die stadträumlich trennende Wirkung
des aktiven Steinbruchbetriebs aufheben und die neu entstehende Landschaft in die Stadttopografie reintegrieren.
Freizeit, Erholung und Naturrefugium:
Der Steinbruch wird als attraktives Ziel
für Freizeit und Erholung weiterentwickelt. Besondere Orte und Angebote sollen geschaffen werden (z. B. Steilwand
mit Wasserfläche/Geysir, Hängebrücke,
Veranstaltungsfläche auf der Ostrandhalde etc.). Neben intensiv gestalteten
Kernzonen sollen große Areale der freien Entwicklung zu naturbestimmten Arealen zur Verfügung stehen.
5 Räumlicher Aktionsplan
14
Kultur– und Landschaftspark Piesberg
Felsrippe
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Kohlebergbau und Gesteinsabbau am Piesberg haben im Zentrum des Geländes ein topografisch bemerkenswertes Relikt hinterlassen. Die so genannte Felsrippe stellt heute den
dramaturgischen Höhepunkt des Raumes dar und ist mit 188 m ü. NN zugleich der höchste
Punkt Osnabrücks. Sie bietet dem Besucher ein besonderes Höhenerlebnis im direkten
Kontrast zwischen der Weite der Landschaft und der Tiefe des Kraters. Von hier erlebt man
einen faszinierenden Überblick über die Stadt und die gesamte Region. Zugleich ist diese
höchste Erhebung in Osnabrück weithin sichtbar.
Entwicklungsziele
Die besondere topografische Situation der Felsrippe prädestiniert sie zum weithin
erkennbaren Sichtpunkt mit Symbolcharakter für den Piesberg und die Stadt/Region.
Eine qualitätsvolle Gipfelarchitektur besetzt als neue Landmarke die Bergkuppe und
wird zum Wahrzeichen und Identitätsträger des gesamten entstehenden Kultur– und
Landschaftsparks.
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5 Räumlicher Aktionsplan
Das gesamte Hochplateau wird als eigenständige Einheit mit Terrassen,
Aussichtspunkten und „krönender“
Gipfelarchitektur auf dem höchsten
Punkt entwickelt („land-mark“).
Der raue und geröllige Charakter als
Dokument der bergbaulichen Tätigkeit
am Piesberg ist Ausgangspunkt und
Maßstabsgeber aller Gestaltungen auf
der Felsrippe.
Die Anlage auf der Felsrippe fungiert
als Raumdominante. Durch ihre groß-
„
„
formatige Zeichenhaftigkeit bindet sie
die umliegenden thematischen Bausteine wirksam an. Das prominente
Aussichtsplateau wird Hoch- und Kulminationspunkt des Rundwanderweges.
Die Gipfelarchitektur ist Ausgangspunkt einer spektakulären freitragenden Brücke über den Steinbruch.
Die Felsrippe ist möglicher Standort
einer zentralen Informationsstelle des
Unesco Geoparks TERRA.vita.
15
Kultur– und Landschaftspark Piesberg
Zentraldeponie
Stollen und Schächte
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Bestand und Bedeutung
Nach Einstellung des Gesteinsabbaus im „Süd-feld“
begann man 1976 mit der Nutzung als Zentraldeponie. Die genehmigte Laufzeit der Deponie endete
2005. Die endgültige Form der Deponie und ihre
Unterhaltung sind in der Rekultivierungsplanung
von 1998 vorgezeichnet. Die Änderung des Planfeststellungsbescheides sieht ein einstufiges Deponieabschlussverfahren vor.
Infolge der bergbaulichen Tätigkeit seit dem Mittelalter ist der gesamte Piesberg von Stollen in unterschiedlichen Tiefen durchzogen. Im Zuge der Sanierung des Haseschachtgebäudes und seiner Eröffnung als Museum Industriekultur 1994 wurde der
Haseschacht wieder freigelegt und der Öffentlichkeit zur EXPO im Jahr 2000 zugänglich gemacht.
Entwicklungsziele
Die Künstlichkeit des Deponiekörpers und seiner Infrastrukturen prägt sein heutiges Erscheinungsbild. Dieser Charakter soll auch langfristig erkennbar bleiben und ist Ausgangspunkt
seiner Gestaltung zu einem „Landschaftskunstwerk“ (landart). Die Deponie soll als Freifläche
für Spiel- und Erholungsaktivitäten verfügbar
werden.
Die Wegeführung soll sich an vorhandenen bzw.
notwendigen Erschließungsstrukturen orientieren.
Die Möglichkeit des Blickes vom Hochplateau der
benachbarten Felsrippe auf die Deponie ist Anlass
für eine signifikante Oberflächengestaltung, die diese überwölbte Großform zu einem spezifischen
Merkmal des Landschaftsparks werden lässt. Teile
der planfestgestellten Deponie sind als potenzielle
Standorte für benötigte Infrastruktureinrichtungen
(z. B. Sonderparkplätze, Gastronomie, Sanitäranlagen) denkbar.
Weitere Stollen und Schächte sind zurzeit nicht zugänglich. Einige Stollen, wie beispielsweise der
Lechtinger und der Mosberger Stollen, sind wertvolle Habitate für Fledermäuse und unterliegen den
Bestimmungen der europäischen FFH-Richtlinie.
Zeitnah ist die Restaurierung des noch existierenden Stüveschachtgebäudes mit Einrichtung einer
Datenbank für Industriearchitektur in Niedersachsen
geplant. Der Stüveschacht ist nicht zerstört und wird
als sanierbar eingestuft.
Entwicklungsziele
Die vorhandenen Stollen stellen ein authentisches Zeugnis der bergbaulichen Vergangenheit am Piesberg dar. Die weitere Öffnung von
Stollen als zusätzliche Zugänge in den Steinbruchkrater kann dem Besucher eindrücklich
die besondere Lebenswelt Unter Tage vermitteln. Wünschenswert für die Besucher wäre
insbesondere die Öffnung des Stüveschachtgebäudes mit seinen Schacht- und Stollenanlagen, die z. T. im Steinbruch enden.
5 Räumlicher Aktionsplan
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Städtebauliche Optimierung
Stadthafen
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Der Osnabrücker Hafen ist ein in sich geschlossenes Gewerbe- und Industriegebiet und Teil eines Industrie- und Gewerbebandes, das sich entlang der Hase von Südosten nach Nordwesten
durch das gesamte Stadtgebiet zieht. Schwer-
punktmäßig haben sich Unternehmen aus den Bereichen Spedition/
Logistik, Tanklagerbetriebe, Baustoffgewerbe, Rohstoffrecycling und
Papierproduktion angesiedelt. Der Hafen ist ein vitaler Motor für
Wachstum und Beschäftigung in Osnabrück und für die gesamte Region. Für die Entwicklung des Piesbergs zum Freizeitstandort spielt
der Hafen als wesentlicher Verflechtungs- und Potenzialraum zwischen Innenstadt und Piesberg eine wesentliche Rolle.
Entwicklungsziele
Ausgangspunkt und Anlass einer Konzeptsuche für den Stadthafen ist
der angekündigte Abzug der britischen Streitkräfte aus der benachbarten Winkelhausen-Kaserne ab 2008. Das neue Gemeinschaftsunternehmen Hellmann worldwide logistics (s. Seite 17) hat Interesse
geäußert, die frei werdenden Flächen für eine Erweiterung der Unternehmensaktivitäten in unmittelbarer Nachbarschaft des bestehenden
Standortes im Stadthafen zu nutzen. In diesem Zusammenhang können neue städtebauliche Strukturen, insbesondere im Hinblick auf die
stadträumliche Anbindung des Piesbergs, gefunden werden. Daneben
entstehen weitere Impulse zur Neuordnung benachbarter Gewerbeflächen, beispielsweise an der Hansastraße.
Der Stadthafen ist das stadtseitige Tor zum neuen Kultur- und Landschaftspark Piesberg. Er ist Auftakt und Teilstück einer geplanten Stadtachse Innenstadt — Piesberg und soll die City mit der Römereschstraße verbinden. Diese schließt auch die Integration bestehender Gebäude im Bereich des
bestehenden Wendebeckens ein. Neben der Aufwertung des Osnabrücker Stichkanals soll der Stadthafen in seiner besonderen Funktion als prominentes Logistik-Zentrum der Stadt gesichert und qualitätsvoll weiterentwickelt werden.
Für die östlichen Gewerbeansiedlungen zwischen Mühleneschweg und Hansastraße wird eine Neuordnung, Nachverdichtung und Aufwertung der bestehenden Gewerbestrukturen vorgeschlagen.
Ausgangspunkt der Neuordnung ist die Entwicklung eines Grünzugs als Teilstück einer übergeordneten Grünverbindung zwischen der Innenstadt und dem Piesberg. Die Entwicklungen im Bereich
Stadthafen werden mit einer generellen Aufwertung der städtebaulichen Situation entlang der Hansastraße verbunden.
5 Räumlicher Aktionsplan
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Städtebauliche Optimierung
Winkelhausen-Kaserne
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Unternehmenserweiterung Hellmann worldwide logistics
Die Winkelhausen-Kaserne wurde auf dem ehemaligen Flugplatz Netter Heide errichtet und 1935 eingeweiht. Ein Hangar nördlich des Kasernenareals
(Baudenkmal) verweist auf die ehemalige Nutzung
als Flughafen und stellt den ältesten in Deutschland noch existierenden Hangar dar. Nach dem
Zweiten Weltkrieg übernahmen die britischen
Streitkräfte die Kaserne. Besondere Impulse für
den Raum sind mit dem geplanten Abzug der britischen Streitkräfte aus Osnabrück ab 2008 zu erwarten. Damit stehen die jahrzehntelang militärisch
genutzten Flächen der Winkelhausen-Kaserne für
zivile Folgenutzungen zur Verfügung. Die attraktive
Lage zwischen der Innenstadt und dem Kultur- und
Landschaftspark Piesberg verleiht dem Standort
ein besonderes Entwicklungspotenzial.
Das neue Gemeinschaftsunternehmen „China and Europe
Recycling Portal“, an dem die Hellmann Process Management (HPM) zur Hälfte beteiligt ist, soll für die chinesischen
Hersteller von Haushaltsgeräten europaweit den zentralen
Dienstleister darstellen, wenn es um die Rücknahme der Altgeräte, deren Entsorgung und die Rückgewinnung von sogenannten Sekundärrohstoffen geht. Die Hellmann-Tochter
HPM soll mit dem Aufbau einer Recycling-Drehscheibe am
Standort Osnabrück beginnen. Die Winkelhausen-Kaserne,
die an das Hellmann-Zentralgelände grenzt, kommt als potenzieller Unternehmensstandort in Betracht. Damit könnte
HPM Impulsgeber für die Entwicklung des ehemaligen Kasernengeländes zum Dienstleistungs- und Logistikstandort
im Hafen werden.
Entwicklungsziele
Der Abzug der britischen Streitkräfte 2008 und
die damit verbundene Konversion der Winkelhausen-Kaserne wird als Chance zu einer städtebaulichen Neuordnung des Raumes erachtet.
Wesentliche Nachnutzungsoptionen werden
vor allem in den Bereichen Logistik/Dienstleistung gesehen. Aufgrund des gewerblichen Umfelds sind die Flächen nicht als Wohnstandort
geeignet.
Stadtachse Innenstadt – Piesberg
Die parallel zur Straße „An der Netter Heide“ gelegenen Kasernenflächen sollen für die Entwicklung eines neuen Grünzuges genutzt werden, der im Verbund mit dem NetteGrünzug Teilstück der neuen und nachhaltigen Grünverbindung Innenstadt — Kultur- und Landschaftspark Piesberg ist.
Ansiedlung von hochwertigem Gewerbe/Dienstleistungsunternehmen
Die Ausbildung einer attraktiven Adresse für gewerbliche und
dienstleistungsorientierte Ansiedlungen entlang des Straßenzuges „An der Netter Heide“ ist Bestandteil der städtebaulichen Entwicklung.
5 Räumlicher Aktionsplan
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Städtebauliche Optimierung
Fürstenauer Weg
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Der Fürstenauer Weg liegt im städtebaulichen Entwicklungsraum zwischen Innenstadt, Piesberg und
Osnabrücker Hafen. Er ist die zentrale Verkehrsachse zwischen City und Piesberg und erschließt den Steinbruch Piesberg sowie den Gewerbe- und Industriestandort Osnabrücker Hafen/
Kanal.
Entwicklungsziele
Der Fürstenauer Weg soll in seinen stadträumlichen Funktionen als Stadteingang und als Tor
zum Landschaftsraum Piesberg entwickelt werden. Die Positionierung des Standortes als
hochwertiger Dienstleistungs- und Gewerbestandort ist Ziel der weiteren Projektentwicklungsmaßnahmen am Piesberg.
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Vor dem Hintergrund der verkehrsgeografisch
günstigen Lage Osnabrücks und dem hohen
Potenzial von Logistikdienstleistern wurden am
Fürstenauer Weg Flächen für ein Güterverkehrszentrum (GVZ) ausgewiesen. Diese sollen
zukünftig auch anderen gewerblichen Nutzungen zur Verfügung stehen. Für die GVZ-Flächen
östlich des Fürstenauer Weges wird die Ansiedlung von hochwertigem Gewerbe und Dienstleistungsunternehmen angestrebt.
Als Ankerbaustein der zukünftigen Entwicklung
wird die Ansiedlung eines Unternehmens aus
der „Grünen Branche“ vorgeschlagen. Unter ei5 Räumlicher Aktionsplan
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ner gläsernen Klimahülle mit Außenbereich/
Schaugärten soll das Projekt „GartenWelten“,
für das Herbstreit Landschaftsarchitekten eine
Konzeptstudie erstellt hat, maßstabsgebende
Zeichen für die weitere bauliche Entwicklung
am Fürstenauer Weg setzen.
Die Verbindungsfunktion des Fürstenauer Weges zwischen Innenstadt und Piesberg sowie
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die angestrebte Ansiedlung von hochwertiger
Gewerbe-/Dienstleistungsnutzung soll durch eine signifikante gestalterische Aufwertung des
Straßenraumes betont werden.
Die geplante gestalterische Gesamtaufwertung
des Fürstenauer Weges soll zur Adressbildung
und Profilierung des Standortes beitragen.
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Städtebauliche Optimierung
Stadtteil Pye
Gemeinde Wallenhorst
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Bestand und stadträumliche Bedeutung
Der Stadtteil Pye (ca. 3.260 Einwohner) liegt im Norden der Stadt Osnabrück. Wesentliche Nahversorgungseinrichtungen fehlen. Der Stadtteil zeichnet sich
durch eine reizvolle landschaftliche Situation aus und
ist im Vergleich zu anderen Stadtteilen Osnabrücks
stark agrarisch geprägt. Vor diesem Hintergrund sind
die städtebaulichen Entwicklungsperspektiven eingeschränkt. Während die Bevölkerung Pyes sich jahrzehntelang mit den Schattenseiten des Piesbergs
auseinander zusetzen hatte, besteht nunmehr mit
dem Projekt „Kultur- und Landschaftspark Piesberg“
die Chance, an den positiven Entwicklungsimpulsen
teilzuhaben.
Das 47 km² umfassende Gemeindegebiet Wallenhorst
liegt nördlich der Nachbarstadt Osnabrück und hat
24.000 Einwohner. Die wirtschaftliche Entwicklung
war wie in Osnabrück eng mit der bergbaulichen Tätigkeit am Piesberg verbunden. Die Gemeinde verfügt
über ein modernes Einkaufs- und Verwaltungszentrum am neuen Rathaus und eine Fußgängerzone. Sie
hat eine stabile Wirtschaftsstruktur mit über 5.000 Arbeitsplätzen. Heute sind noch rund 100 landwirtschaftliche Betriebe aktiv. Attraktive Naherholungsmöglichkeiten sind u. a. das Ruller Bruch, der Haster Berg
und der Hollager Berg sowie der Piesberg.
Ortsteil Lechtingen / Gemeinde Wallenhorst
Aufwertung der umliegenden Stadtteile und der Gemeinde Wallenhorst
durch den Kultur– und Landschaftspark Piesberg.
Stadtteil Pye
Entwicklungsziele
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Aufgrund der landschaftlichen Situation und der
agrarischen Prägung soll die zukünftige Wohnbauflächenentwicklung äußerst moderat erfolgen. Es
soll auf eine stadtteilspezifische bauliche Ausprägung geachtet werden.
Die Nahversorgungssituation soll verbessert werden (s. Stadtteilzentrum „Am Weingarten“/„Fürstenauer Weg“).
Der Bereich südlich „Am Weingarten“ soll als Freiraum im Sinne einer „agrarischen Kulturlandschaft“ entwickelt werden, die in der Ausgestaltung
noch zu modifizieren ist.
Entwicklungsziele
Die Gemeinde Wallenhorst verbindet mit den Entwicklungen am Piesberg zum Kultur- und Landschaftspark
eine Reihe von Projektansätzen:
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Aufwertung/Umbau Ortseingang und Ortsdurchfahrt Osnabrücker Straße
Sicherung und Sanierung des Standorts Café Hindenburg, des Arboretums und der Alten Bergmeisterei
Umnutzung ehemalige Lagerfläche Bauhof
Der „Ideenspeicher“ der Gemeinde enthält weitere
Entwicklungsgedanken (Seilbahn-Talstation, Tunnelverbindung zum Grund des Steinbruchs, Sommerrodelbahn, Open Air Bühne im Steinbruch u. ä.).
5 Räumlicher Aktionsplan
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Landschaftsräumliche Optimierung
Haseaue
Haseuferweg
Grünverbindungen
Bestand und landschaftsräumliche Bedeutung
Bestand und landschaftsräumliche Bedeutung
Bürgerpark - Hasefriedhof - Vehrter Landstraße -
Die Haseaue ist zwischen dem Wassersportzentrum und der Bundesautobahn A1 durch binsenund simsenreiche Nasswiesen, Quellwiesen und
Großseggenrieder geprägt. Die Fachplanung stellt
die Flächen als naturschutzgebietswürdig dar. Daher sollen die Flächen keiner weiteren Intensivierung für die Erholungsnutzung zugeführt werden.
Der Haseuferweg stellt eine wesentliche Grünverbindung von der Innenstadt in Richtung Kultur- und Landschaftspark Piesberg dar. Er wird
sowohl von Freizeitradlern als auch von Berufspendlern sehr gut angenommen. Der Haseuferweg dient der Aufwertung der Innenstadt und ist
wichtiges Verbindungsglied im überregionalen
Fahrradwegenetz. Der Kultur- und Landschaftspark Piesberg kann vom Haseuferweg kommend
über die Brückenstraße und die Glückaufstraße/
Süberweg erreicht bzw. angebunden werden.
Nettetal - Kultur– und Landschaftspark Piesberg
Entwicklungsziele
Das Projekt „Kultur- und Landschaftspark Piesberg“ ist mit dem städtischen Projekt „Lebendige
Hase“ zu verknüpfen, da die Hase das Rahmenplangebiet auf einer Länge von etwa 5 km durchfließt. Mit dem Projekt „Lebendige Hase“ verfolgt
die Stadt Osnabrück das Ziel der ökologischen Aufwertung der Hase mit ihrer Aue. Zu den wesentlichen Entwicklungszielen zählen:
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Die Hasewiesen und die auentypischen Relikte
werden erhalten und entwickelt. Die Strukturvielfalt der Haseaue soll u. a. auch durch die
Schaffung weiterer Wasserflächen erhöht werden. Im Bereich des Wassersportzentrums soll
der Hasealtarm an die Hase angebunden werden.
Der Haseuferweg soll ausgebaut und an den
„Leinpfad“ angebunden werden. Letzterer wird
als touristischer Fahrradweg entlang des Kanals
ausgebaut.
5 Räumlicher Aktionsplan
Bestand und landschaftsräumliche Bedeutung
Bei dieser planerisch gesicherten Grünverbindung
handelt es sich um eine der zentralen Grünverbindungen der Stadt Osnabrück, mit denen innerstädtische Siedlungsflächen an das Osnabrücker Freiflächensystem, die so genannten „Grünen Finger“,
angebunden werden sollen.
Entwicklungsziele
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Entwicklungsziele
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Der Charakter des Haseuferweges als Fließgewässer begleitender Fuß- und Radweg
bleibt erhalten und stellt damit den eher landschaftlichen Charakter gegenüber dem Leinpfad und der eher städtebaulich geprägten
geplanten Uferpromenade entlang des Osnabrücker Stichkanals heraus.
Durch den Haseuferweg wird der Osnabrücker Stadtfluss erlebbar.
Bereits in den 1920er Jahren schlugen sich
Überlegungen zur Erhaltung der stadtgliedernden Freiflächen im ersten Generalbebauungsplan der Stadt Osnabrück nieder. Für
den damaligen Stadtbaurat Lehmann war es
erklärtes Ziel, die „von Natur aus gegebenen
Grüngebiete“ zu konservieren und die innerstädtischen Freiflächen sowohl untereinander
als auch mit den „äußeren Grünbeständen“
zu verknüpfen. Diesem auch heute noch gültigen Entwicklungsziel kommt die Stadt Osnabrück durch die Realisierung der beschriebenen Grünverbindung ein Stück näher.
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Projektmanagement
GIS - Datenbank
Kommunikation und
Bürgerbeteiligung
Öffentlichkeitsarbeit
In Ergänzung zum Aktionsplan wurde eine Datenbank aufgebaut, die mittels eines Geographischen Informationssystems (GIS) einen schnellen Zugriff auf räumliche Informationen zulässt.
Ein Grundstock an Informationen und entwickelten Ideen ist bereits aufgenommen worden und
derzeit durch die GIS-Anwender abrufbar.
Für die weitere Projektentwicklung Piesberg ist
eine Kommunikationsstrategie/Konzeption für die
Öffentlichkeitsarbeit zu erstellen. Dabei sind insbesondere die unterschiedlichen Zielgruppen zu
berücksichtigen, u. a. InvestorInnen, BürgerInnen, SchülerInnen und TouristInnen/KurzurlauberInnen.
Ziel ist es, zukünftig die Informationen auch im
städtischen Intranet und auf der Internetseite
zur Verfügung zu stellen, so dass auf diese
Weise der Benutzer der GIS-Datenbank mit
Klick auf die Flächen oder Eingrenzung eines
Bereiches die Informationen und andiskutierten
Ideen schnell abrufen kann.
Auch gilt es eine Strategie aufzubauen, die über
den langen Zeitraum der Projektentwicklung die
Aktualität der Informationen sichert sowie das Interesse bei den Zielgruppen fördert.
Durch die Eingabe und regelmäßige Aktualisierung der Nutzungen, Planungen, Vorhaben und
Restriktionen wird der Informationsfluss erheblich vereinfacht. Daneben können alle in der
Verwaltung digital vorliegenden Daten wie Flächennutzungsplan, Daten aus dem Umweltbereich usw. in das Projekt eingestellt werden.
Das Referat für Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung hat eine Bürgerbeteiligungskonzeption für die
Projektentwicklung Piesberg/BUGA 2015 erstellt,
auf der die weitere Bürgerbeteiligung aufgebaut
werden kann. Dabei werden unterschiedliche Zielgruppen definiert und zwischen Information, Beteiligung bei der Entwicklung von Ideen und Bürgerengagement im Sinne von ehrenamtlicher Arbeit auf
dem Gelände unterschieden.
Vor dem Hintergund der abgesagten Bundesgartenschau muss die erarbeitete Bürgerbeteiligungskonzeption den neuen Rahmenbedingungen angepasst werden.
Der Aktionsplan stellt das Fundament für die weitere Projektentwicklung dar. Hierfür werden die Projektblätter zu den Themenkorridoren und zur städtebaulichen Optimierung sowie eine GIS-Datenbank
entwickelt. Die weiteren Schritte der Kommmunikation/Öffentlichkeitsarbeit sowie der Bürgerbeteiligung
sind - basierend auf Konzepten, die für die BUGA bereits erstellt wurden - zu entwickeln bzw. zu modifizieren.
6 Projektmanagement