Neue Befunde zur Entwicklung der islamisch
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Neue Befunde zur Entwicklung der islamisch
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Geographisches Institut im Wintersemester 1997/98 Neue Befunde zur Entwicklung der islamisch-orientalischen Stadt Proseminar Anthropogeographie: Verdichtungsräume Dozent: Prof. Dr. Hans Gebhardt von Sebastian Klüsener Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Einführung in die wissenschaftliche Diskussion 2.1 Ein umstrittenes Konzept 2.2 Charakteristika und Entwicklungsfaktoren 2.2.1 Ethnische Segregation 2.2.2 Starke Trennung zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre 2.2.3 Separierung von Wohn- und Arbeitsstätten 2.2.4 Klimatische Einflüsse 2.3 Verbreitungsgebiet und räumliche Differenzierungen 3 Neue Befunde zur Entwicklung der islamisch-orientalischen Stadt 3.1 Neue Befunde zu Teilaspekten 3.1.1 Vom Modell der Medina zu Verflechtungsmodellen 3.1.2 Die Stadt und ihr Umland 3.1.3 Einflüsse durch das islamische Rechtssystem 3.1.3.1 Religiöse Stiftungen (Waqf/ Habous) 3.1.3.2 Hadithe mit Auswirkung auf die Stadtentwicklung 3.2 Übersicht über zukünftige Forschungsfelder 4 Schlußbemerkung 5 Literaturverzeichnis 1 1 Einleitung Die islamisch-orientalische Stadt ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld. Sie beschäftigt nicht nur Geographen, sondern u.a. auch Archäologen, Kunsthistoriker, Architekten, Anthropologen, Historiker, Soziologen und Stadtplaner. Die Arbeit gibt eine Einführung in die oft kontroverse wissenschaftliche Diskussion, einen Überblick über allgemein anerkannte Charakteristika/ Entwicklungsfaktoren und erläutert neue Befunde bezüglich der Entwicklung der islamisch-orientalischen Stadt. Hierbei konnten aus Mangel an Sprachkenntnissen nur Quellen berücksichtigt werden, die in westlichen Sprachen erschienen sind. Nach Abu-Lughod (1987) stellt sich dieses Problem auch vielen westlichen Orientforschern. 2 Einführung in die wissenschaftliche Diskussion 2.1 Ein umstrittenes Konzept Am Anfang einer Arbeit über die neuen Befunde einer islamisch-orientalischen Stadt sollte eine Definition des Begriffes stehen. Dieses stellt sich schwierig dar, da er nicht unumstritten ist. So setzt sich Hofmeister (1991) für den Begriff orientalische Stadt ein, weil sich Charakteristika wie Sackgassengrundriß und Innenhofhaus (wahrscheinlich auch die ethnische Segregation) schon vor Beginn der islamischen Hidjra (Mohammeds Auszug nach Medina 622) ausgebildet hatten, also altorientalischen Ursprungs sind (Wirth, 1975). Daneben stehen nach Hofmeister (1991) der Bazar, die Karawanserei und der Hammam (öffentliches Bad) jeweils in der Tradition der Kolonnaden, der Basilika und der Thermen der Stadt der Antike. Ein anderer Kritikansatz aus der angewandten Stadtforschung hält zwar das „Islamic-CityModel“ in der geschichtlichen Dimension für sinnvoll, jedoch sollte nach Ansicht seiner Vertreter die Priorität auf die Erforschung von gegebenen Problemstellungen gelegt werden, deren Ergebnisse einer Stadtplanung konkrete Alternativszenarien und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen können (Blake und Lawless, 1980/ Ahmad, 1995). Darüber hinaus merkt Ahmad (1995) an, daß durch die Entwicklung von Megastädten im muslimischen Kulturraum im Zuge der Globalisierung die drängenden Problemen der islamisch-orientalischen Stadt wie Armut, Arbeitslosigkeit, Slumbildungen, Umweltverschmutzung etc. globalen und nicht spezifisch islamischen Charakters sind. 2 Allgemeine Kritik übt Abu-Lughod (1987), die anerkannt (Ehlers, 1993a) nachweisen konnte, daß das Konzept nur auf wenigen Fallstudien größtenteils aus einer Region (dem Maghreb) beruhend in die internationale Lehrmeinung eingeführt wurde. Darüber hinaus kritisiert Abu-Lughod, daß das Konzept zu sehr auf ein Entwicklungsstadium fixiert ist, anstatt die Prozesse zu beleuchten, die eine Stadt islamisch-orientalischen Charakters bewirkt haben. Ist das Konzept der islamisch-orientalischen Stadt also überholt? Wenn auch einige charakteristische Merkmale dieses Stadttyps nicht ihren Ursprung in der islamischen Kultur haben, so wurde durch die islamischen Weltreiche zumindest entscheidend dazu beigetragen, in deren Einzugsbereich einen relativ homogenen Stadttyp zu entwickeln, der gegenüber Städten anderer Kulturkreise abgrenzbar ist (Wirth, 1975). Die vorliegende Arbeit versucht, anhand vorliegender Befunde aufzuzeigen, wie wichtig die Erforschung der islamisch-orientalischen Stadt als Grundlagenforschung ist, denn gegebene Problemstellungen haben „ihre Wurzeln sehr häufig in tief verborgenen und weit zurückreichenden Aspekten kultureller oder religiös-weltanschaulicher Konflikte und Differenzierungen“ (Ehlers, 1990/ siehe auch: Schöller, 1978). Aus diesem Grundverständnis heraus bezeichnet der Begriff „islamisch-orientalische“ Stadt die idealtypische Stadt des islamischorientalischen Kulturraumes, des von islamischer Religion und Kultur geprägten Orients (siehe dazu: Kolb, 1962). 2.2 Charakteristika und Entwicklungsfaktoren Die nachfolgenden Darstellungen geben einen groben Überblick über die wichtigsten allgemein anerkannten Charakteristika und Entwicklungsfaktoren, die islamisch-orientalische Städte von Städten anderer Kulturkreise unterscheiden (zur Vertiefung siehe: Falaturi (1990)). Unter den neuen Befunden explizit behandelte Charakteristika/ Entwicklungsfaktoren StadtUmland-Beziehungen (3.1.2)/ Rechtssystem (3.1.3) bleiben hier unberücksichtigt. 2.2.1 Ethnische Segregation Nach Schweizer (1990) sind die Gründe für die Ausbildung dieses Charakteristikums nicht hinreichend erforscht. Eine Erklärung könnte das umma-Prinzip Muhammeds liefern, das stammes- und religionsübergreifend als oberste Identifikationsebene das Zusammenleben verschiedenster Gruppen (z.B. Sunniten, Schiiten, Juden, orthodoxe Christen, Nestorianer) in einer Stadt/ Gesellschaft erlaubte. 3 Dieses steht jedoch im Spannungsfeld mit den traditionellen tribalen Strukturen, in denen sich zum Teil bis in die Gegenwart das Individuum durch die Abstammung und die ethnische Zugehörigkeit definiert. Es ist seiner Sippe in Rechten und Pflichten eng verbunden, nicht aber einer städtischen Gesellschaft (im Gegensatz zum Bürgertum als Gesellschaft aller Stadtbewohner im europäischen Kulturkreis). Darüber hinaus führten die verschiedenen religiösen Ansichten auch oft zu stark divergierenden politischen und gesellschaftlichen Ausrichtungen, die immer wieder zu innerstädtischen Konflikten (jüngstes Beispiel: Beirut) führen konnten. Diese heterogene Gesellschaftsstruktur mit nach innen sehr homogenen Gruppen kann diese ausgeprägte Viertelsbildung begünstigt haben. Dafür spricht auch die Praxis, bei Stadtgründungen im Zuge der islamischen Eroberungen Stämmen Baublöcke zuzuweisen, um Konflikte zu vermeiden (Schweizer, 1990). 2.2.2 Starke Trennung zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre Für Wirth (1975) ist das hohe Gewicht der Privatsphäre ein wichtiges Abgrenzungskriterium gegenüber Städten anderer Kulturräume. Abu-Lughod (1987) führt dieses auf die im Islam oft praktizierte Trennung der Geschlechter zurück, welche zum Ziel hat, daß die Frauen zwar die Männer, die Männer aber nur die Frau sehen können, mit denen sie in einer Beziehung stehen. Der Wille zur Durchsetzung dieser Geschlechtertrennung ist abhängig von Säkularisierungsbewegungen bzw. entgegenwirkenden fundamentalistischen Bestrebungen. Die Umsetzung ist auch eine Kostenfrage, sie geht desto besser, je reicher die Familie ist (Abu-Lughod, 1987). Innenhofhaus: Das Innenhofhaus, das nach außen von Mauern umgeben ist, kommt der Geschlechtertrennung entgegen. Das Haus ist traditionell abgesehen vom öffenlichen Bad an Frauentagen der einzige Platz, an dem sich eine Frau unverschleiert bewegen darf. Gäste dürfen nur den Empfangsraum betreten und keinen Blick in den Rest des Hauses werfen. Das Innenhofhaus entspricht auch der islamischen Vorschrift, seinen Reichtum nicht nach außen zu zeigen. Abgesehen von den Turmhäusern im Südwesten der arabischen Halbinsel ist es der dominierende Haustyp in der traditionellen islamisch-orientalischen Stadt (Schweizer, 1990). Sackgassengrundriß: Insgesamt entspricht der Sackgassengrundriß dem hohen Bedürfnis nach Privatsphäre, da eine Sackgasse nur von anliegenden Bewohnern und deren Besuchern betreten wird, Fremde daher sofort auffallen (Wirth, 1975). Ein durch Sackgassen erschlossener Baublock wird in der Regel von nur einer ethnischen Gruppe bewohnt. Er konnte bei Angriffen von Nomaden, Überfällen durch den Stadtherrn oder bei innerstädtischen Konflikten 4 (etwa zwischen Sunniten und Schiiten) gut verteidigt, oft sogar durch Tore abgeriegelt werden. Auch wenn schon die altorientalische Stadt vom Sackgassensystem geprägt war, begünstigte das islamische Rechtssystem die Entwicklung, indem es kaum Vorschriften hinsichtlich der Straßenführung machte und Sackgassen im Gegensatz zu Durchgangsstraßen als Privateigentum betrachtete (Wirth, 1975). In einer durch Sackgassen erschlossenen harah (Nachbarschaft) kann sich daher nach Abu-Lughod (1987) eine Frau traditionell auch in den Kleidern bewegen, die innerhalb des Hauses akzeptabel sind. Das die Sackgassen ein typisches Element des islamisch-orientalischen Kulturkreises sind, zeigen ehemalige hellenistisch-römische Stadtgründungen (z.B. Damaskus), deren ursprüngliche Schachbrettschemata heute von Sackgassensystemen überprägt sind (Dettmann, 1969). Auch in neu geplanten Vierteln wird dieser Straßenverlauf verwendet (Wirth, 1975). 2.2.3 Separierung der Wohn- und Arbeitsstätten Charakteristisch für die traditionelle islamisch-orientalischen Stadt ist, daß die ökonomischenen Funktionen (Produktion, Lagerhaltung, Handel, Finanzierung, etc.) im Bazar (arabisch: Suq) zusammengefaßt sind (Lichtenberger, 1991), der in der Regel zentral nahe der Großen Moschee liegt. Der Bazar ist als eigenständige Entwicklung des islamischen Mittelalters anerkannt (Wirth, 1974 - 1975), die Gründe seiner Entstehung sind aber bisher nicht hinreichend erklärt (Lichten-berger, 1991/ Schweizer 1990). Ein Grund könnte sein, daß die Herrscher der Stadt die Kontrolle über die ökonomischen Funktionen haben wollten, aus denen sie finanzielle Einnahmen zogen (Lichtenberger, 1991). Daneben gab es auch den Wunsch, den Bazarbereich über Nacht abschließen zu können, was eine Wohnfunktion ausschloß (Schweizer, 1990). Ebenso kann die Geschlechtertrennung und das hohe Gewicht der Privatheit, denen Produktionsstätten oder Läden im Privathaus nicht entsprechen; die Entstehung beeinflußt haben. 2.2.4 Klimatische Einflüsse Der islamisch-orientalische Kulturkreis liegt größtenteils im durch starke Sonneneinstrahlung und geringe Niederschläge geprägten altweltlichen Trockengürtel. Dieses hat starke Auswirkungen auf die Architektur. Aus dem akuten Holzmangel erklärt sich u.a. der vorherrschende Kuppelbau, da dieser kein Stützmaterial benötigt. 5 Kuppeln dienen auch der Innenraumkühlung, da sich außer im Zenitstand der Sonne immer Teile der Kuppel im Schatten befinden. Andere diesem Zweck dienende Architekturelemente, die uns islamisch-orientalisch vorkommen, sind die im Raum des persischen Golfes verbreiteten Windtürme (Malkaf), mit Gitterwerk verkleidete Fensteröffnungen (Maschrabiya), die gleichzeitig auch die Privatsphäre wahren, oder bei in moderner Stahlbaubeton errichteten Gebäuden gestaffelte Fassaden oder Brise-Soleil (vorgehängte Blendfassaden) (Eichler, 1987). 2.3 Verbreitungsgebiet und räumliche Differenzierungen Aus dem Kulturraumverständnis heraus orientiert sich diese Arbeit an Bonine u.a. (1994), die den Verbreitungsraum des „Islamic Urbanism“ in einen Kernraum und einen Randraum einteilen. Islamic Urbanism: Core Areas and Fringe Areas Quelle: Bonine u.a.(1994) Bei der Stadt im islamisch-orientalischen Kulturkreis handelt es sich keinesfalls um einen in allen Aspekten homogenen Stadttyp. Exemplarisch zeigt Ehlers (1993a) die baulich6 formale Entwicklung hinsichtlich der Morphologie in regional-zeitlicher Differenzierung seit 1850 auf, wobei keineswegs bewiesen ist, das 1850 morphologisch ein homogener Stadttyp im islamischen Orient existiert hat (b.w.). Die baulich-formale Entwicklung der Städte des Islamischen Orients in raumzeitlicher Entwicklung Quelle: Ehlers (1993a) 3 Neue Befunde zur Entwicklung der islamisch-orientalischen Stadt Als wegweisend für die westliche Forschung der letzten 20 Jahre gilt die von Bonine 1977 vorgelegte Schrift „From Uruk to Casablanca“ (Findlay, 1993a). In dieser wurde u.a. eine verstärkte Übersetzung von arabischen, persischen und türkischen Texten, ein Atlas traditioneller Stadtpläne, flexiblere Modelle einer islamisch-orientalischen Stadt (siehe 3.1.1), weitere Untersuchungen bezüglich der Stadt-Umlandbeziehungen (siehe 3.1.2), die Analyse des Einflusses religiöser Stiftungen (siehe 3.1.3.1) und die Erstellung einer Bibliographie über Stadtforschung im Mittleren Osten gefordert. Letztgenannte ist mittlerweile zumindest für Veröffentlichungen in Deutsch, Englisch und Französisch fertiggestellt (Bonine u.a., 1994). 3.1 Neue Befunde zu Teilaspekten 3.1.1 Vom Modell der Medina zu Verflechtungsmodellen Die deutsche kulturgenetische Stadtforschung hat sich gerade wegen ihrer auf die Chicagoer Schule aufbauenden Modelle von Städten in verschiedenen Kulturen ein internationales Re7 nommee geschaffen. Hinsichtlich der islamisch-orientalischen Stadtforschung ist das Modell von Dettmann (1969), das die funktionale Struktur herausstellt, wohl am bekanntesten. Dieses berücksichtigt jedoch nicht die Entwicklung der letzten 100-150 Jahre, in denen viele Städte im Zuge der Kolonialisierung/ Industrialisierung über ihre Stadtgrenzen herausgewachsen sind. Bei islamisch-orientalischer Großstädte etwa nimmt die Altstadt nur noch einen verschwindend geringen Teil der Siedlungsfläche ein. Dieses berücksichtigt Ehlers bei seiner Aktualisierung des Dettmannschen Modells. Modell der islamisch-orientalischen Stadt Quelle: Ehlers (1993a) Ein anderer Ansatz verfolgt die Verdeutlichung der Bipolarität vieler islamischorientalischer Städte mit zwei Zentren, dem Bazar der Altstadt und dem Central Business District der Neustadt, wie Seger (1978) es am Beispiel von Teheran veranschaulichte. Bipolares Stadtmodell: Das Beispiel Teheran Quelle: Seger (1978) 8 Ehlers (1993a) setzt den Gedanken der Bipolarität fort und entwickelt daraus ein Modell aufbauend auf einer sozioökonomischen Differenzierung des Gebietes der Stadt, an dem das räumliche Nebeneinander sowohl der verschiedenen Bevölkerungsgruppen als auch ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten und ihres Verhaltens im Raum. Modell der Stadt des islamischen Orients nach Form, Funktion, Wachstumstendenzen und Verflechtungsbereichen Quelle: Ehlers (1993a) 9 3.1.2 Die Stadt und ihr Umland Die Stadt-Umlandbeziehungen der islamisch-orientalischen Stadt sind ein klassisches Forschungsfeld deutschsprachiger Geographen. Bobek (1959, 1974) prägte dafür den Begriff des Rentenkapitalimus, bei dem die in der Regel in der Stadt wohnenden Eigentümer (Ehlers, 1977) der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Umlandes und der Produktionsmittel Ertragsanteile (Renten) abschöpfen, ohne Investitionen zur Erhaltung oder Steigerung der Produktivität zu tätigen. Die Kapitalströme fließen also im überwiegendem Maße eingleisig parasitär Richtung Stadt. Die Kleinbauern, die als Pächter den Faktor Arbeit stellen, stehen oft in einem starkem Abhängigkeitsverhältnis, da sie durch die Pachtabgaben hoch verschuldet sind (oft müssen sie auch ihre Bedarfsgüter beim Landeigentümer kaufen, weil dieser Bazarhändler ist). Es konnte empirisch nachgewiesen werden, daß die städtischen Händler bestrebt sind, das Hinterland allein durch das regionale Zentrum zu versorgen und die Entstehung eines ländlichen Einzelhandels zu verhindern (Bonine, 1980). Auch die ländliche Manufakturindustrie (z.B. Teppichknüpferei) ist fest in Besitz der Stadtbewohner (Ehlers 1977, 1982). Darüber hinaus neigen Großstädte des islamisch-orientalischen Kulturkreise dazu, den gesamten nationalen Handel zu kontrollieren und so als überregionales Distributionszentrum zu wirken. Dieses führt nach Bonine (1980) zu einem „central place system of dominance“. Schema zwischenstädtischen Produkten und Warenaustauschs: „industriell-zentralörtlichen“ System / „central place system of dominance“ Quelle: Ehlers(1993a) 10 Dieses System ist in den Ländern des islamischen Orients nicht nur auf wirtschaftlicher, sondern auch auf politischer und sozialer Ebene wirksam. Dieses führt zu einer klaren Abfolge Nationale Metropole-Provinzkapitale-Bezirkshauptstadt-Kreisstadt etc., deren unumstrittene Einzugsgebiete hierarchisch gestuft sind. Vernetzung zentralörtlicher Funktionen und Hierarchien in einem industriell-zentralörtlichen System/ „central place system of dominance“ Quelle: Ehlers (1993a) Ehlers (1993a) schränkt ein, daß diese Erkenntnisse sich größtenteils auf traditionellen wirtschaftlichen Aktivitäten und politischen Strukturen aufbauen. Diese sind teilweise durch Modernisierungen (Industrie westlicher Prägung, Banken, Versicherungen, Verkehr) außer Kraft gesetzt worden oder nur noch für die Altstadt bzw. Klein- und Mittelstädte in peripheren Räumen abseits der Metropolen gültig. Zukünftige Forschung sollte diese Entwicklung beobachten und klären, ob dieses „central place system of dominance“ auch in anderen Kulturräumen/ Entwicklungsländern nachgewiesen werden kann oder ob es wirklich ein unverwechselbares Merkmal ist (Ehlers, 1993a). 3.1.3 Einflüsse durch das islamische Rechtssystem 11 Das islamische Rechtssystem beruht auf der Scharia (Weg, Gesetz), die sich aus Koran (von Gott vorgetragenes) und Sunna (Kommentare Mohammeds zum Koran) ableitet. Bemerkenswert ist, das seit dem Beginn des 10. Jahrhunderts die Igtihad (Anpassung des Rechtssystem auf neue Problemstellungen durch Analogieschluß aus Koran und Sunna) offiziell abgeschlossen ist. Lücken in der Rechtsordnung können daher nur durch Verwaltungsakte (im Gegensatz zu Gesetzesverfahren im westlichen Recht) ausgefüllt werden. Noch heute definieren außer der Türkei die Staaten des islamisch-orientalischen Kulturkreises die Scharia als eine oder die Rechtsquelle, was ihr Rechtsverständnis grundlegend vom westlichen unterscheidet und sich konkret (auch gerade durch das Fehlen von Richtlinien) auf die Stadtentwicklung ausgewirkt hat (Winkelhane, 1990). 3.1.3.1 Religiöse Stiftungen (Waqf/ Habous) Erst in den letzten 20 Jahren entdecken Geographen (Bonine, 1977) den schon lange von Islamwissenschaftlern und Historiker betonten großen Einfluß der religiösen Stiftungen auf die Stadtentwicklung über den heutigen Zeitpunkt hinaus (Ehlers, 1993a). Das Waqf-Recht (in Nordafrika: Habous) erlaubt die Gründung einer frommen Stiftung, „d.h. die Stiftung von Eigentum zur dauerhaften Nutzung für wohltätige Zwecke, wobei sämtliche Verfügungen über Art und Umfang der Stiftung und ihrer Nutzung als ein verbindlicher Rechtsakt betrachtet werden“ (Winkelhane, 1990). Neben einer gemeinnützigen Form (waqf hairi) gibt es die Familienstiftung (waqf ahli), deren Erträge den Angehörigen bzw. Nachkommen des Stifters zu Gute kommen. Die Familienstiftung war gerade von großer Bedeutung, da man damit die Tochter um den ihr nach Gesetz zustehenden Erbanteil bringen konnte, indem man die Stiftung nur den Söhnen zugute kommen ließ, was erlaubt war. Stiftungsobjekte sind (solange sie sich selbst finanzieren können) unveräußerlich, was für die Wirtschaft von großer Bedeutung ist. In einigen Ländern des islamisch-orientalischen Kulturkreises ist dieses Rechtselement jedoch abgeschafft worden (Winkelhane, 1990). Nach Ehlers (1992, 1993a, 1993b) ist der Einfluß von Stiftungen in genetischer, sozioökonomischer und politischer Hinsicht von Bedeutung. 12 Einfluß auf die Genese Aufgrund des Fehlens einer zentralen munzipalen Institution war Waqf ein zentrales Gestaltungselement städtischer Entwicklung, das auch gezielt als Steuerungsmittel eingesetzt wurde (Bonine, 1987; Ehlers/ Momeni, 1989; Stöber 1986). Durch die Stiftung von Moscheen, Handelszentren (Läden, Werkstätten, Färbereien etc.), Bädern, Krankenhäusern, Wasserleitungen und Bildungsstätten ermöglichte man für ein urbanes Leben notwendige Einrichtungen (Elisséeff, 1980). Gestiftete Unternehmen wurden die treibende Kraft der wirtschaftlichen Entwicklung (Inalcik, 1969). Darüber hinaus konnten ganze Stadtgründungen durch Stiftung durchgeführt werden (Momeni, 1976). Sozioökonomische Bedeutung Stiftungen erfüllen heute sozioökonomisch eine Vielzahl von Funktionen. Sie stellen innerstädtisch preiswerte Wohnungen und Geschäfte zur Verfügung (Subventionierung), bezahlen Mitarbeiter von Moscheen, Schulen und Krankenhäusern (Johansen, 1982). Politische Bedeutung Da Waqf unveräußerlich sind, stehen viele Immobilien einem urbanen Wandel entgegen. Nach Ehlers (1993a) erlangen sie sogar internationale politische Bedeutung, wenn sie geänderten Rahmenbedingungen als persistente Rechtsgebilde entgegenstehen. So besitzen WaqfVerwaltungen eine Vielzahl von Immobilien in Jerusalem (Khater, 1987) und in der von Israel beanspruchten bzw. besetzten West Bank; dasselbe gilt im ehemals muslimisch geprägten Norwestindien (z.B.: Dehli) (Krafft, 1993). 3.1.3.2 Hadithe mit Auswirkung auf die Stadtgestaltung Daneben ist u.a. durch Hakim (1986) und Maulana Muhammed Ali (1978) die Bedeutung der aus der Sunna abgeleiteten Hadithen für Grundsätze und Richtlinien der Stadtentwicklung aufgezezeigt worden, was hier exemplarisch verdeutlicht wird: Baurecht/ Nachbarschaft: „Kennt ihr die Rechte des Nachbarn?...Ihr dürft nicht so bauen, daß ihr ihm den Wind abschneidet ohne seine Erlaubnis.“ Straßenbreite: 13 „Wenn ihr über die Breite der Straße uneinig seid, macht sie sieben Ellen breit“ (ausreichend, damit sich zwei Lastkamele/ Tragtiere begegnen können). Privatheit: „Wenn jemand in ein Haus blickt ohne die Erlaubnis der Bewohner und sie Ihm ein Auge ausschlagen, so hat er keinen Anspruch auf Blutgeld oder Strafverfolgung.“ „Wenn ein Mann einen Vorhang wegzieht und seinen Blick hineinwirft, bevor es ihm erlaubt wurde, hat er eine Grenze erreicht, die er nicht zu erreichen berechtigt ist.“ Notwendigkeit öffentlicher Bäder: „Es ist die Pflicht eines jeden Muslim, (mindestens) einmal in der Woche ein Bad zu nehmen und seinen Kopf und den ganzen Körper zu waschen.“ „Der Prophet ordnete an, in vier Fällen ein Bad zu nehmen: nach Geschlechtsverkehr, freitags, sowie im Falle des Schröpfens und nach dem Waschen eines Toten.“ Darüber hinaus regelten sie etwa auch die Lage von Türen, Fenstern, Müll und Wasserkanälen. Ein wichtiger Punkt ist aber gerade auch das Fehlen von Richtlinien, die dem Individuum einen viel größeren Freiraum geben als etwa in der europäischen Stadt. 3.2 Übersicht über zukünftige Forschungsfelder Hinsichtlich einer zukünftigen Forschungsagenda sah ein Treffen deutscher , britischer und französischer Geographen in Glasgow 1991 vier Schwächen bzw. nicht ausreichend erforschte Aspekte (Troin, 1993). Diese Aufstellung will einen Eindruck hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen vermitteln. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Klärung des speziell „islamischen“ Charakters der Städte Kapitel 2.1 hat gezeigt, daß gerade der islamische Einfluß umstritten ist. Weitere Argumente für ein islamisch-orientalisches Stadtkonzept könnte nach Lavergne (1993) etwa die Erforschung der Lebensstilgruppe der„Islamisten“ in der Stadt liefern, die im Zuge einer Zunahme des islamischen „Fundamentalismus“ an Einfluß gewinnen (revolutionär im Iran und in Afghanistan (Taliban) oder durch Wahlen (Algerien/ Türkei)). Ehlers (1993b) hält eine weitere Erforschung der Rolle der religiösen Stiftungen für notwendig. Zukünftige Forschung sollte sich genauer mit der räumliche Bedeutung dieser Institutionen, ihrer sozialökonomischen Rolle und ihrem politischen Einfluß beschäftigen. 14 Verstärkung der Forschung auf dem ökonomischen Sektor Teilaspekt kann hier etwa eine Untersuchung der Finanzplätze und Geldtransaktionen in den Städten des islamisch-orientalischen Kulturkreises sein, die einer anderen Stadthierachie entsprechen, als lange Zeit demographisch und/ oder ökonomisch galt („central place of dominance“; siehe 3.1.2). Dieses birgt nach Findlay (1993b) Konfliktpotential. Als Beispiel dafür führt er den 2.Golfkrieg an. Feldarbeit und Ansätze aus den Sozialwissenschaften müssen verknüpft werden „Anthropologists and geographers will discover ‘meaning’ only after the necessary ‘fieldwork’ in the court records of Isalmic cities has been done“ (Inalcik, 1990) Feldarbeit gehört nach Ansicht von Troin (1993) immer noch zu den vernachlässigten Punkten. Er sieht hierbei die Notwendigkeit, nicht nur Einzelfälle oder lokale Trends zu untersuchen, sondern sich sozialwissenschaftliche Ansätze zu eigen zu machen. Problemfelder sind hier, daß Sprachbarrieren überwunden und Vertrauensverhältnisse mit den Interviewten aufgebaut werden müssen. Auch die Verwaltung legt der Forschung oft Steine in den Weg. Untersuchung des Einflusses imaginären Visionen auf politische und wissenschaftliche Handlungen „(...) the construction of the concept of the islamic city was an integral part of the colonial project of distancing, objectifying, and dehumanizing the people who were to be treated as ‘lesser’ “ (Abu-Lughod, 1989). Auch wenn obengenanntes Zitat es eventuell überspitzt formuliert, zeigt Heffernan (1993), daß die Erforschung der islamisch-orientalischen Stadt gerade in den Anfängen zwischen dem 18. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts davon geprägt war, wie Forscher die Städte als Zeugnisse glorreicher Zeiten, als gefährlich mit gewalttätigen und unvorhersehbaren Einwohner und/oder exotisch empfunden haben, die im krassen Gegensatz zu den von hohen moralischen Ansprüchen geprägten viktorianischen Städten Britanniens oder des 2. Französischen Empires standen. Dieses Eindrücke führten seiner Ansicht nach zu dem Kolonialansatz, die „lost cities“ durch europäische Ordnung zu erhalten. Es sollte erforscht werde, inwieweit auch heutige Forscher unbewußt von ihrem persönlichen Empfinden gelenkt werden und was dieses für Auswirkungen hat (Troin, 1993). 15 4 Schlußbemerkung Die Erforschung der islamisch-orientalischen Stadt ist bei weitem nicht abgeschlossen, die aufgezeigten neuen Befunde belegen jedoch, daß diese Forschung über das Verstehen von Urbanisierungsprozessen hinaus für das Verständnis des islamisch-orientalischen Kulturraumes von großer Bedeutung ist. Ob das Kulturraumkonzept durch die Globalisierung hinfällig wird, wird die Zukunft zeigen, jüngste Beispiele (Gescheiterte Aufnahme der Türkei in die EU) sprechen dagegen. 16 5 Literaturverzeichnis Abu-Lughod, J. L. (1987): The Islamic City - Historic Myth, Islamic Essence, and Contemporary Relevance. In: International Journal of Middle East Studies 19. S. 155 - 176. Abu-Lughod, J. L. (1989): What is an islamic city? Some comparative reflections. In: Yukawa, Takeshi (Hg.) (1989): Urbanism in Islam. Tokyo. 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(1975): Die orientalische Stadt : Ein Überblick aufgrund jüngerer Forschungen zur materiellen Kultur. In: Saeculum 26. S. 45 - 94. 19 Hadithe mit Auswirkung auf die Stadtgestaltung Baurecht/ Nachbarschaft: „Kennt ihr die Rechte des Nachbarn?...Ihr dürft nicht so bauen, daß ihr ihm den Wind abschneidet ohne seine Erlaubnis.“ Straßenbreite: „Wenn ihr über die Breite der Straße uneinig seid, macht sie sieben Ellen breit“ (ausreichend, damit sich zwei Lastkamele/ Tragtiere begegnen können). Privatheit: „Wenn jemand in ein Haus blickt ohne die Erlaubnis der Bewohner und sie Ihm ein Auge ausschlagen, so hat er keinen Anspruch auf Blutgeld oder Strafverfolgung.“ „Wenn ein Mann einen Vorhang wegzieht und seinen Blick hineinwirft, bevor es ihm erlaubt wurde, hat er eine Grenze erreicht, die er nicht zu erreichen berechtigt ist.“ Notwendigkeit öffentlicher Bäder: „Es ist die Pflicht eines jeden Muslim, (mindestens) einmal in der Woche ein Bad zu nehmen und seinen Kopf und den ganzen Körper zu waschen.“ „Der Prophet ordnete an, in vier Fällen ein Bad zu nehmen: nach Geschlechtsverkehr, freitags, sowie im Falle des Schröpfens und nach dem Waschen eines Toten.“ Darüber hinaus regelten sie etwa auch die Lage von Türen, Fenstern, Müll und Wasserkanälen. Quellen: Hakim (1986) und Maulana Muhammed Ali (1978) 20