Korrespondenzblatt 2012/1 - Sozialdienst katholischer Frauen

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Korrespondenzblatt 2012/1 - Sozialdienst katholischer Frauen
DA SEIN,
LEBEN HELFEN
Korrespondenzblatt
2012 / 1
SOZIALDIENST KATHOLISCHER FRAUEN GESAMTVEREIN E.V.
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Impressum
Selbstverlag und Herausgeber: Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein e.V.
Agnes-Neuhaus-Straße 5, 44135 Dortmund
Telefon: 02 31 55 70 26-0
Fax:
02 31 55 70 26-60
E-Mail: [email protected]
Internet: www.skf-zentrale.de
Konto: Dresdner Bank, Kto.-Nr. 10 755 433 · BLZ 440 800 50
Verantwortlich: Gaby Hagmans
Redaktion: Renate Jachmann-Willmer, Britta Plonka
Erscheinungsweise: zweimal jährlich
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Inhalt
Inhalt
1.Vorwort
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2. Geistliches Wort 7
3.Verbandsentwicklung
Delegiertenversammlung Vorstellung des neuen Bundesvorstandes
Rede von Dr. Anke Klaus
Dr. Peter Neher: Laudatio für Maria Elisabeth Thoma Dr. Annette Schavan trommelt für Haus Widey 9
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4.Fachthemen
Guter Start ins Leben (GSL)
GSL – Einblicke in die Ergebnisse der Evaluation Jugendhilfeexkursion – Pflegekinderhilfe im Dialog
Ausbau der Kindertagesbetreuung in katholischer Trägerschaft 26
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5.Kontakte/Kooperationen
Jahresempfang Deutscher Caritasverband
Projekt Personalauswahl
DKM-Stiftung spendet für die Gewinnung Ehrenamtlicher
Spende des SkF Wirtschaftsbeirats Benefizveranstaltung für gewaltlos.de
SkF-Stiftungspreisträger 2011
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6. Berichte aus Diözesen und Landesverband Bayern
SkF Landesverband Bayern Diözesan-Arbeitsgemeinschaft für das Erzbistum Köln
Diözesanstelle SkF für die Diözese Münster
Diözesanverein für die Diözese Osnabrück
Diözesan-Arbeitsgemeinschaft des SkF im Erzbistum Paderborn
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7. Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
SkF Augsburg
SkF Bad Soden-Salmünster
SkF Berlin
SkF Cloppenburg
SkF Dortmund
SkF Dortmund-Hörde
SkF Gesamtverein, Dülmen, Anna-Katharinenstift Karthaus SkF Dülmen SkF Düren
SkF Elmshorn
SkF Frankfurt
SkF Fulda
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Inhalt
SkF Gießen SkF Gesamtverein, Göttingen, Jugendhilfe Am Rohns
SkF Gütersloh
SkF Hamburg-Altona
SkF Herford
SkF Karlsruhe
SkF Kempen
SkF Konstanz
SkF Krefeld SkF Leverkusen
SkF Lingen
SkF Mainz
SkF Mannheim
SkF Marburg
SkF Meschede
SkF Moers
SkF München
SkF Nordhorn
SkF Nürnberg-Fürth
SkF Paderborn
SkF Radebeul
SkF Saarbrücken
SkF Singen
SkF Steinfurt
SkF Stuttgart
SkF St. Wendel
SkF Trier
SkF Waldkirch SkF Warburg
SkF Warendorf
SkF Wiesbaden
SkF Wuppertal
SkF Würzburg
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120
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8.Ehrungen
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9. Unsere Verstorbenen
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10.Öffentlichkeitsmaterialien im SkF
Display-Roll-Up „Ich bin stark“
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Vorwort
liche Vorstände und hauptberufliche
Geschäftsführungen. Ich freue mich,
über die große Resonanz. Mir liegt
daran, die Verantwortung für unsere
Vereine den aktuellen Anforderungen
entsprechend weiter zu entwickeln
und für die Zukunft mit unserem ehrenamtliche Potential und den hauptberufliche Kompetenzen in eine gute
Perspektive zu bringen.
Dr. Anke Klaus,
Bundesvorsitzende
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
die Delegierten des SkF haben im Juni
2011 einen neuen Bundesvorstand
gewählt. Die Vorstellung aller neuen
Bundesvorstandsmitglieder finden sie
für ein erstes Kennenlernen in dieser
Ausgabe des Korrespondenzblattes.
Als neue Bundesvorsitzende freue ich
mich, die Herausforderungen an der
Spitze unseres lebendigen, eigensinnigen Frauenfachverbandes kennenzulernen und anzugehen. Wir werden
die begonnen Fachdiskussionen und
verbandlichen Prozesse intensiv fortsetzen. So befassen wir uns in vier Regionalen Diskussionsforen mit den Anforderungen an die Leitungsstrukturen
unserer Ortsvereine durch ehrenamt-
Der Ausschuss Verbandsentwicklung
hat ein Diskussionspapier zu Kriterien eines frauenspezifischen Profils
an alle Ortsvereine geschickt. Ich bin
gespannt, zu welchen Ergebnissen wir
dadurch kommen und hoffe, dass wir
uns auf eine gemeinsame Perspektive
in diesem wichtigen Profilmerkmal des
SkF verständigen.
Seit Jahren ringen wir leidenschaftlich
um ein gutes Angebot für Frauen, die
die Geburt ihres Kindes in Panik versetzt, bzw. die diese vor der Umwelt
verheimlichen müssen. Wir warten
gespannt auf die angekündigten gesetzlichen Regelungen und bringen
uns weiter engagiert in die Klärungsprozesse für angemessene Angebote
und deren Qualitätsstandards ein. Die
nächste Ausgabe des Korrespondenzblattes wird sich schwerpunktmäßig
mit diesem Themenbereich befassen.
Das Team „Guter Start ins Leben“
hat seine Arbeit begonnen und steht
den Ortsvereinen bei der Etablierung
dieses Angebotes zur Verfügung. Ich
5
6
Vorwort
hoffe, dass sich bald viele Orts­vereine
unter dem Rahmenkonzept „Guter
Start ins Leben“ in den Frühen Hilfen
engagieren.
Bei aller notwendigen Konzentration
der Politik und Gesellschaft auf die
ersten Lebensjahre darf man die Unterstützung von Jugendlichen und
jungen Erwachsenen nicht vernachlässigen. Wir erleben, dass sich die
Jugendhilfe aus ihrer Verantwortung
für diese Altersgruppe etwas zurückzuziehen scheint. Der Druck seitens
der Kostenträger ist spürbar, die Jugendlichen möglichst schon mit 16
oder 17 Jahren aus der stationären
Erziehungshilfe zu entlassen. Nicht
immer ist allerdings die notwendige
Selbständigkeit erreicht. In der Wohnungslosenhilfe tauchen immer mehr
junge Erwachsene auf, mittlerweile
entstehen in unseren Ortsvereinen
Wohnheime für obdachlose Jugend­
liche und junge Erwachsene. Der
Anteil der jungen Betreuten in der
rechtlichen Betreuung wächst. Die
Gewährung von Hilfen nach § 41 SGB
VIII gehen zurück. Als Träger sozialer
Arbeit sind wir damit befasst, wie wir
diese jungen Menschen adäquat unterstützen und begleiten können und
auch, welche Verbesserungen hier zu
erzielen sind. So entstehen in unseren
Ortsvereinen ganz neu Arbeitsplätze
für junge Menschen ohne Schulab-
schluss. In Kooperation mit der öffentlichen Hand wird in einer Kombination aus Praktikum und Schule der
Schulabschluss nachgeholt, im offenen Ganztag erreichen wir viele junge
Menschen, die wir, leider häufig über
Spenden finanziert, sozialpädagogisch begleiten können. Wir bieten im
Rahmen der Jugendsozialarbeit und
der Berufsqualifizierung viele Angebote an. Wir werden diese Entwicklung in
der Jugendhilfe auf unserer Delegiertenversammlung vom 25. bis 27. Juni
2012 in Augsburg thematisieren. Wir
werden mit Experten diskutieren, wie
weiter damit umzugehen ist. Sicherlich
wird eine politische vielleicht sogar
gesellschaftliche Initiative notwendig
sein, um auch den Unterstützungsbedarf von Jugendlichen und jungen Erwachsenen wieder öffentlich deutlich
werden zu lassen.
Mir liegt an einem guten Austausch mit
unseren Ortsvereinen. Bei Sitzungen
der diözesanen Arbeitsgemeinschaften, Jubiläen und Empfängen konnte
ich inzwischen viele Ortsvorstände
näher kennenlernen. Herzlich lade ich
Sie ein, sich mit Ihren Anliegen und
Anregungen an mich zu wenden.
Mit herzlichem Gruß
Dr. Anke Klaus,
Bundesvorsitzende
Geistliches Wort
Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade
Oft fällt es uns nicht leicht, die Zeit, in
der wir leben, auf Anhieb als Gnadenzeit zu erkennen. Zu groß sind die Probleme oder Anforderungen, die uns
bedrängen. Das Vertrauen in unsere
Kirche ist bei vielen erschüttert; mehr
als je zuvor müssen wir uns die Frage
nach unserer Glaubwürdigkeit stellen.
Oft führt das dazu, dass Schuldige
gesucht werden; irgendjemand muss
es ja gewesen sein. Die Amtskirche
oder ihre Amtsträger gehören dazu.
Manche schimpfen über die Priester
und die weiteren Hauptamtlichen, die
nicht genug täten; andere beklagen
sich über die Laien, die nicht fromm
oder engagiert genug seien. Noch
grundsätzlicher ist der Vorwurf, dass
es in der Kirche einen ungeheuren Reformstau gebe, und die Verantwortlichen in den eigenen Reihen jeglicher
Modernisierung eine Absage erteilten.
Schließlich beobachte ich auch, dass
der Diskussionsstand in den Diözesen
sehr unterschiedlich ist. Die einen sind
hoch motiviert, sich in den innerkirchlichen Dialog einzubringen; andere interessieren sich gar nicht dafür.
Wir haben einen Auftrag für die Menschen innerhalb und außerhalb der
Kirche. Daran besteht kein Zweifel.
Aber wir erfahren zugleich auch deutlich: Es mangelt uns an Kraft oder
auch an Zeit. Wir sind einfach zu we-
Weihbischof Manfred Grothe
nig und so vieles von dem, was wir
täglich tun, kommt uns ohnehin vergeblich vor. Und wie sehr leiden wir
immer wieder darunter, dass wir uns
nicht einig genug sind und nicht geschlossen unsere Aufgaben vertreten
können. Und trotz allem versichert der
Apostel Paulus, dass die Zeit der Gnade angebrochen sei; und zwar eben
nicht irgendwann, sondern jetzt. „Jetzt
ist sie da, die Zeit der Gnade, jetzt ist
er da, der Tag der Rettung“ (2 Kor 6,2).
Was bedeutet das nun? Die Zeit als
Gnadenzeit zu betrachten, erfordert
einen Blickwechsel. Das kostet etwas
und liegt nicht immer schon im Blut.
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8
Geistliches Wort
Da müssen wir manchmal gegen unsere eigene Schwerkraft in eine andere Richtung schauen – auf ihn, den
Auferstandenen, der in unserer Mitte
ist. Schauen wir zum Beispiel auf das,
was dem SkF in der letzten Zeit alles gelungen ist; eine Bilanz, die sich
doch sehen lassen kann. Schauen wir
auf das, was uns an unserem Glauben Freude macht, was uns stärkt. Ich
freue mich immer, wenn ich erlebe, wie
selbstverständlich bei unserer Arbeit
auch das Gebet, die Meditation, die
Liturgie dazugehören.
Schauen wir auf ein gutes Gespräch,
das uns bereichert hat, oder in dem
wir einem anderen Menschen helfen
konnten. Schauen wir auf die Glaubenskraft so vieler Frauen und Männer, der älteren und vieler jüngerer, auf
die gelebte Treue und auf das begeisterte Engagement bei vielen Initiativen
im Dienst am Nächsten, für Kirche und
Gesellschaft.
Das alles bedeutet ja nicht, sich etwas vorzumachen. Das heißt aber,
aufmerksam wahrzunehmen und zuversichtlich anzuerkennen, wo sich
tatsächlich das Wirken Gottes zeigt.
Und das ist nicht auf unsere vertraute Umgebung beschränkt; das findet
nicht nur im innergemeindlichen Rahmen statt. Gott wirkt auch anderswo
in der Welt, außerhalb unseres christlichen Milieus. Es lohnt sich deshalb auf
tägliche Entdeckungsfahrt zu gehen.
Bei all dem spüre ich sehr konkret, um
es mit den Worten des Evangeliums
von der wunderbaren Brotvermehrung zu sagen: Wir haben fünf Brote
und zwei Fische – ja, das ist wenig
für fünftausend. Und doch ist es nicht
nichts. Die Gnade – der Geist Gottes –
wirkt in uns persönlich, in unserer Gemeinschaft. Aber auch außerhalb der
Kirche; da überall lebt etwas. Daraus
kann Gott etwas machen. Das kann
uns die Sorge vor der Zukunft nehmen,
und so kann daraus Neues entstehen.
„Wer den Kairos nutzt, verwandelt die
Zeit in einen Weg“ formuliert der Dichter Hannes Weinelt.
So gesehen haben wir allen Grund zur
Hoffnung.
Weihbischof Manfred Grothe, Paderborn, Geistlicher Berater SkF Gesamtverein e. V.
Verbandsentwicklung
Delegiertenversammlung 2011
SkF Gesamtverein
Die Delegiertenversammlung des SkF
Gesamtvereins fand vom 20. bis 22.
Juni 2011 im Kardinal-Schulte Haus
in Bergisch-Gladbach, Bensberg statt.
Delegierten zur Wahl gestellt hatte. Die
gewählten Mitglieder des neuen Bundesvorstandes stellen wir Ihnen an
Hand ihres Beitrages im Wahlheft vor.
Mittelpunkt waren die Neuwahlen zum
Bundesvorstand und die Verabschiedung des bisherigen Bundesvorstandes.
Wir drucken an dieser Stelle die Rede
der neuen Bundesvorsitzenden Dr.
Anke Klaus ab mit der Sie sich vor den
Die Mitglieder des ausscheidenden
Bundesvorstandes hatten bereits im
Korrespondenzblatt 2011/1 eigene
Beiträge. In dieser Ausgabe drucken
wir die Ansprache des Präsidenten
des Deutschen Caritasverbandes,
Herrn Prälat Dr. Peter Neher, zur Ver-
o. l.: Bürgermeister Lutz Urbach, Bergisch-Gladbach,
begrüßte die Delegierten in Bensberg
o. r.: Neue und ausscheidende Delegierte erhalten zur
Begrüßung eine Rose
u. l.: Maria Elisabeth Thoma gratuliert der neuen
Bundesvorsitzenden Dr. Anke Klaus und dankt dem
Wahlausschuss Gundula Otto 2. v. r., Isabel Kaiser
links, Gaby Hagmans rechts
u. r.: Josephin von Spiegel, Andrea Kürner, SkF
Hamburg-Altona
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Verbandsentwicklung
leihung des Brottellers an Frau Maria
Elisabeth Thoma ab.
Der SkF Stiftungspreis wurde zum
ersten Mal verliehen, siehe Beitrag
­
Seite 54.
Neben den Regularien, die ein wichtiger Bestandteil jeder Versammlung
sind, diskutierten die Delegierten inhaltlich über die Aufnahmeanträge des
SKFM Mettmann und des KSD Hamm
als juristische Personen im Gesamtverein, zukünftige Leitungsmodelle in
SkF Ortsvereinen, die Weiterentwicklung der strategischen Partnerschaft
mit IN VIA, und die Frage der Präimplantationsdiagnostik.
o. r.: Gabriele Hund-Martin, Josephin von Spiegel
o. l.: Cäcilia Kaufmann, SkF Werl und Eva-Maria
Treder, KSD Hamm
u. l.: Marion Paar, Generalsekretärin IN VIA
Delegiertenversammlung
Der neue Bundesvorstand
v.l.n.r. Miryam M. Artschwager, Angelika Nordmann-Engin, Stefanie Sassenrath, Michael Bender, Monika MeierPojda, Ulla Dietz, Huberta von Boeselager, Monika Walter, Weihbischof Manfred Grothe, Dr. Anke Klaus,
Gaby Hagmans, Gabriele Hund-Martin
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Verbandsentwicklung
Vorstellung des neuen Bundesvorstands
Gabriele Hund-Martin
Berlin
stellvertretende Bundesvorsitzende
64 Jahre, Juristin
derzeitige Funktionen im SkF
®® Vorsitzende des SkF e.V. Berlin
®® stellvertretende Bundesvorsitzende
®® Mitglied im Stiftungsrat der SkFStiftung Agnes Neuhaus
persönliche Schwerpunktthemen
Vorstandsarbeit im Ortsverein und im
Bundesvorstand, vor allem:
®® Entwicklung und Durchsetzung
zeitgemäßer Strukturen sowie
­neuer Konzepte/Aufgaben im
­Geiste von Agnes Neuhaus
®® Vernetzung in der Alltagsarbeit mit
den anderen Fachverbänden der
Caritas, mit regionalen – auch nicht
kirchlichen – Fraueninitiativen und
mit insbesondere katholischen
Sozialpolitikerinnen und -politikern
aller demokratischen Parteien
®® Wahrnehmung unserer Interessen
in kirchlichen und außerkirchlichen
Gremien
Was motiviert mich, für den Vorstand
des SkF Gesamtvereins zu kandidieren?
Im bisherigen Bundesvorstand habe
ich mich für die Umsetzung der in
Weimar verabschiedeten Satzung
eingesetzt; jetzt möchte ich die Vor-
standsarbeit in den neuen Strukturen
weiter mittragen und mitgestalten.
Eine Daueraufgabe, aber auch ein aktuelles Schwerpunktthema ist dabei
für mich, transparente und konsensfähige Lösungen für eine zukunftsfähige, erfolgreiche Zusammenarbeit von
Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen
auf allen Ebenen des SkF zu finden.
In diesem Sinne will ich im neuen Vorstand dazu beitragen, die strukturelle
Weiterentwicklung des SkF zu ermöglichen.
Unsere caritative Arbeit möchte ich
inhaltlich in Abstimmung mit den Gliederungen voranbringen. Wichtig bleibt
es auch, dass wir bundesweit die
spezifische Sicht des SkF in sozialen
und gesellschaftlichen Themen in den
kirchlichen und politischen Diskurs
einbringen.
Delegiertenversammlung
Miryam M. Artschwager
Wiesbaden
45 Jahre, Rechtsanwältin und Fach­
anwältin für Steuerrecht und Schlich­
terin der Gütestelle der Rechtsan­
waltskammer Frankfurt am Main
persönliche Schwerpunktthemen:
®® Austausch mit anderen SkF Ortsvereinen – Synergieeffekte
®® Rechtliche Fragestellungen im
Zusammenhang mit allen den SkF
betreffenden Themen
®® Finanzierungsfragen und -möglichkeiten
®® Aktuelle Fragestellungen in Kirche,
Gesellschaft, Politik mit Bezug zu
SkF Themen, z. B. PID, Anonyme/
Vertrauliche Geburt, Alleinerziehende (gemeinsame elterliche Sorge
nichtehelicher ­Eltern – Alleinsorge
eines Elternteils)
®® Öffentlichkeitsarbeit: Herstellen
und Pflegen persönlicher Kontakte zu Vertretern der katholischen
Kirche, katholischen Verbänden,
Gesellschaft und Politik vor Ort, im
Bistum und auf Landesebene
Was motiviert mich, für den Vorstand
des SkF Gesamtverein zu kandidieren?
Überörtliche Zusammenarbeit mit
Menschen unterschiedlicher Professionen, Fähigkeiten und Erfahrungen
aus Ortsvereinen mit unterschiedli-
chem Umfeld – ländlich, städtisch,
Diaspora – und unterschiedlicher Organisation – ehrenamtliche/hauptamtliche Geschäftsführung – zur Bündelung der Ideen und deren Umsetzung
auf Bundesebene
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Verbandsentwicklung
®®
®®
soziales Engagement von Frauen
für Frauen in Notlagen vor Ort und
möchte den Bekanntheitsgrad der
Organisation in Politik und Öffentlichkeit vergrößern
das Nachdenken im Team über
neue soziale Fragen und zeitge­
mäße Antworten
der christliche Hintergrund
Huberta Freifrau von Boeselager
München
60 Jahre, Studienrätin
derzeitige Funktion im SkF
®® seit November 2009 Mitglied im
Vorstand des SkF München
persönliche Schwerpunktthemen
®® Sozialpolitische Grundsatzfragen
(Soziale Aufgabenverteilung zwischen Staat und Zivilgesellschaft)
®® Familien/Mutter-Kind Bereich
®® Obdachlosenhilfe
®® Neue Wege der Mitgliederwerbung
und der Mitgliedervernetzung/
Öffentlichkeitsarbeit
Was motiviert mich, für den Vorstand
des SkF Gesamtvereins zu kandidieren?
®® die sozial- und gesellschaftspolitische Verantwortung für einen so
bedeutenden Sozialverband
®® ich kenne den SkF als eine wunderbare Plattform für sinnvolles
Ulla Dietz
Krefeld
61 Jahre, Dipl. Sozialpädagogin
derzeitige Funktionen im SkF
®® seit 2007 Mitglied des Bundesvorstands
®® seit 2008 Mitglied des Ausschusses Verbandsentwicklung
®® seit 2007 Diözesanvorsitzende
Aachen
®® seit 1997 Vorsitzende des SkF
Krefeld
persönliche Schwerpunktthemen
®® Langfristige wirtschaftliche Entwicklung
Delegiertenversammlung
®®
®®
®®
®®
®®
®®
Verbandsentwicklung
Personalpflege und –kultur
Zusammenspiel Ortsverein zu
Gesamtverein
Bedürfnisse der Ortsvereine
Gewaltprävention
Kinder- und Jugendhilfe
Was motiviert mich, für den Vorstand
des SkF Gesamtvereins zu kandidieren?
®® Übernahme von Verantwortung für
die Bundesebene
®® Verbandspolitische Vertretung
®® Spezielle Zielsetzung des Frauenund Fachverbands in Caritas und
katholischer Kirche
Monika Walter
Wunstorf
70 Jahre, Beruf/Berufsausbildung:
Religionspädagogin i. R. im Schulund Gemeindedienst
derzeitige Funktion im SkF:
®® stellvertretende Vorsitzende des
SkF Hannover
®®
®®
®®
orsitzende der Diözesan-ArbeitsV
gemeinschaft
Mitglied der Delegiertenversammlung im Diözesan-Caritasverband
Mitglied des Diözesanrates im
Bistum Hildesheim
persönliche Schwerpunktthemen:
®® Motivation und Qualifikation zum
Ehrenamt
®® das caritative Profil in den Arbeitsfeldern z. B. Betreuungsverein
®® rechtlich gesicherte Vereinbarkeit
von Familie und Beruf
®® Entwicklung weiterer Arbeitsbe­
reiche für Frauen im Alter
®® Arbeit mit Kindern und Jugend­
lichen in Migrantenfamilien
Was motiviert mich, für den Vorstand
des SkF Gesamtvereins zu kandidieren?
®® Freude am kirchlich-caritativen
Engagement
®® Die Möglichkeit, an Gestaltungsund Entscheidungsprozessen
mitwirken zu können
®® Die Stärke des frauenpolitischen
Profils als kirchlicher Frauenfachverband
®® Die sozialethischen Grundlagen
und die spirituelle Ausrichtung der
Arbeit im SkF
®® Die Mitwirkung in einem engagierten Team
®® Die Vernetzung und Kommunika­
tion von der Bundesebene zur
­Diözesanebene und den Orts­
vereinen
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16
Verbandsentwicklung
Stefanie Sassenrath
Neuss
48 Jahre, Musikerin, Pädagogin
derzeitige Funktionen im SkF
®® Vorstandsmitglied SkF Neuss
®® Mitglied der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft in der Erzdiözese Köln
®® Kooptiertes Mitglied des Diözesancaritasrates Köln
persönliche Schwerpunktthemen
die persönlichen Schwerpunktthemen
sind geprägt durch die Arbeit des
Ortsvereins Neuss:
®® Familienzentren und offene Ganztagsschulen
®® familienunterstützende Arbeitsfelder wie z. B. „Frühe Hilfen“
®® Schwangerenberatung und sozialpädagogische Familienhilfen
®® Projekt „gewaltlos.de“
Was motiviert mich, für den Vorstand
des SkF Gesamtvereins zu kandidieren?
®® Interesse an politischen Themen,
die in die Arbeitsfelder des SkF
reichen und einer inhaltlichen Auseinandersetzung bedürfen
®® Versuch, zu diesen aktuellen
politischen Themen Verbandsmeinungen zu entwickeln und diese
öffentlich zu kommunizieren
®®
®®
eiterentwicklung des Verbands
W
unter dem Gesichtspunkt unseres
frauenspezifischen Profils
Gewinnung und Weiterentwicklung
von Arbeitsfeldern, die aufgrund
nicht mehr regional einzuschränkender Kommunikationsmöglichkeiten auch nicht mehr nur lokal zu
betrachten sind und insofern interessant für den gesamten Verband
erscheinen
Delegiertenversammlung
beratende Mitglieder im Bundesvorstand
Monika Meier-Pojda
München
56 Jahre, Diplom-Sozialpädagogin
(FH)
derzeitige Funktionen im SkF
®® Geschäftsführerin SkF Landesverband Bayern e. V.
®® Berufliches Mitglied im Bundesvorstand
persönliche Schwerpunktthemen
®® Verbandsentwicklung auf der
Grundlage unseres Selbstverständnisses als Frauenfachverband in der katholischen Kirche
®® Frauen- und fachpolitisch relevante
Themen für den SkF benennen und
aufgreifen
®® Weiterentwicklung von Strategien
zur Vereinbarkeit von Familie und
Beruf
®® Zukunftssicherung des SkF auf
allen Ebenen
®® Netzwerkarbeit
Was motiviert mich, für den Vorstand
des SkF Gesamtvereins zu kandidieren?
®® Innovative Ideen bundesweit
befördern
®® Rahmenbedingungen für die
Zukunft der inhaltlichen Arbeit
gestalten und sichern
®®
®®
angjährige Erfahrungen aus der
L
Arbeit auf Landesebene in die Arbeit auf Bundesebene einbringen
Verantwortung auf verschiedenen
Ebenen zu übernehmen
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Verbandsentwicklung
Angelika Nordmann-Engin
Bocholt
55 Jahre, Soziologin M.A., Studium
der Soziologie, Psychologie und
Kunstgeschichte, Diplom-Sozialar­
beiterin FH
derzeitige Funktionen im SkF
®® hauptberufliche Geschäftsführerin
des SkF Bocholt
®® Sprecherin der Geschäftsführungskonferenz der Fachverbände SkF
und SKM in der Diözese Münster
®® Mitglied des Diözesanvorstandes
SkF in der Diözese Münster
®® Mitglied des Sprecherteams der
Arbeitsgemeinschaft der ehrenamtlichen und hauptberuf­lichen
GeschäftsführerInnen von SkF
Ortsvereinen auf Bundesebene
persönliche Schwerpunktthemen
®® Interessenslage und Zukunftsperspektiven von kleinen und mittleren
SkF Ortsvereinen
®® Gewinnung von Ehrenamtlichen für
die Arbeit auf der Ortsebene
®® Entwicklung von sinnvollen und
ansprechenden Aufgabengebieten
für Ehrenamtliche
®® Gewaltschutz
®® Sexualpädagogik
®® Medienpädagogik
®® Psychisch kranke Menschen
®® Öffentlichkeitsarbeit
Was motiviert mich, für den Vorstand
des SkF Gesamtvereins zu kandidieren?
®® Interessensvertretung für Frauen
und Familien in Gesellschaft und
Kirche
®® Weiterentwicklung von fachlichen
Konzeptionen
®® Partnerschaftliches Zusammenwirken von ehrenamtlichen
Vorständen und hauptberuflichen
Geschäftsführungen
®® Mitgestaltung an der Zukunfts­
fähigkeit des SkF als Bundesverband
Delegiertenversammlung
Rede Dr. Anke Klaus
Sehr geehrte Vorsitzende,
sehr geehrter Herr Weihbischof,
sehr geehrte Damen des Präsidiums,
liebe Vorstandskolleginnen,
sehr geehrte männliche Minderheit,
ich darf mich Ihnen heute vorstellen
und finde, Sie haben dabei das Recht
auf ein paar Ausführungen nicht nur
zu meiner Person, sondern auch zu
meinen Motiven, meiner Arbeitsweise, meinen Ansichten zum und Visionen für den SkF. Mein Name ist Anke
Klaus. Ich lebe zusammen mit meinem
Mann und einem meiner erwachsenen Söhne in Würzburg. Mein älterer
Sohn lebt und arbeitet in Amsterdam.
Von Haus aus bin ich Ökotrophologin
– Ernährungswissenschaftlerin – und
komme aus der pharmazeutischen
Forschung. In den letzten Jahren habe
ich jedoch mehr und mehr Verwaltungs- und Managementaufgaben in
unserer Praxis übernommen – wenn
ich nicht gerade in Sachen SkF tätig
oder unterwegs war.
Meine Tätigkeiten im SkF in aller Kürze:
Vorsitzende im OV Würzburg seit über
10 Jahren, somit hier in der BundesDelegiertenversammlung; für den SkF
Diözesanratsmitglied, z. T. im Vorstand, Delegierte für die SkF‘s Unterfranken in der Vertreterversammlung
des DiCV Würzburg, DiCV Caritasrat,
Delegierte der Vertreterversammlung
des DiCV Würzburg in die Delegierten-
versammlung des DCV, für den DCV
Mitarbeit in der Kommission Sozialpolitik.
Was motiviert mich, für den Vorstand
des SkF Gesamtvereins zu kandidieren?
Nachdem meine Männer jetzt erwachsen und bereits an SkF Vorstandsarbeit gewöhnt sind, möchte ich jetzt
mein Engagement in unserem Frauenfachverband ausdehnen. Schließlich
habe ich seit über 10 Jahren Erfahrung als Vorsitzende in einem großen
OV sammeln können und will jetzt gerne Verantwortung auf Bundesebene
übernehmen. Ich stelle mir die Arbeit
im Bundesvorstandsteam und die Zusammenarbeit mit allen OV ungeheuer
spannend vor und möchte alle Gestaltungsmöglichkeiten, die sich bieten,
ausschöpfen.
Sie müssen nämlich wissen: ich bin
eine Teamplayerin! Ich sehe mich nicht
als einsame Solistin an der Spitze. Ich
gehe sogar so weit, von Ihnen – im
Falle meiner Wahl – eine Bringschuld
einzufordern. Als Vorsitzende würde ich von Ihnen Ideen, Vorschläge,
Initiativen, Infos, Einspruch, Widerspruch, Diskurs erwarten! Meine Hoffnung wäre eine gemeinsame kritische
Auseinandersetzung mit aktuellen
Themen, die eventuell auch herausfordernd sein können. Nicht nur Strukturdebatten, so notwendig sie auch
19
20
Verbandsentwicklung
sind. Fach- und Dienst übergreifend
müssen wir wieder stärker den Menschen „in Not“ sehen.
Dabei ist meine Arbeitsweise von
Pragmatismus geprägt. Mir geht es
um einen lösungsorientierten Umgang mit Problemen und um strategische Zukunftsplanung. Ich sehe für
den Vorstand eine Kernaufgabe darin,
die politischen Entwicklungen aufmerksam zu beobachten, sorgfältig
zu überdenken und mit zu gestalten.
Besonders die Auswirkung von politischen Entscheidungen auf unsere
KlientInnen und die Funktionsfähigkeit
unserer Dienste dürfen wir auch weiterhin nicht aus dem Focus verlieren.
Dazu ist es notwendig, dass wir neue
Ressourcen erschließen und kooperatives Verhalten pflegen. Das kann
sich nur in zeitnaher, offener Zusammenarbeit entfalten. Daran, dass ich
die einzige Kandidatin für den Vorstandsvorsitz bin, sieht man eine der
Herausforderungen für die Weiterentwicklung unseres Vereins. Keine Frau
hat heute mehr ein unbegrenztes Zeitbudget. Die meisten sind berufstätig
und/oder mit Kindern beschäftigt. Arbeit in Vorstand, im Verein, erfordert,
wie wir alle wissen, Zeit. Zeit, die sehr
genau geplant werden muss. Jede
Funktionsträgerin braucht eine exakte
Zeitplanung. Und es kann durchaus
passieren, dass die neue Vorstandsvorsitzende nicht jede Aufgabe persönlich übernehmen, nicht jedes Jubiläum, nicht jede Konferenz nicht jedes
… besuchen kann. Die Aufgabenverteilung muss auf den ganzen Vorstand
erfolgen. Sie nehmen sicher auch jede
Vertreterin der Vorsitzenden mit offenen Armen auf!
Um effektive Arbeit leisten zu können,
müssen Rahmen gesetzt werden. Ehrlichkeit mit sich selbst und dem Verband gegenüber sind notwendig, um
Grenzen zu erkennen und nicht durch
unbedachten Aktionismus vorzeitig
auszubrennen.
In diesem Zusammenhang sehe ich
mich als Vordenkerin und nicht ausschließlich als herumreisende Repräsentantin. Seit über 100 Jahren stellt
sich der SkF mit einem markanten
Profil in der Öffentlichkeit dar. Im Sinne
unserer Gründerin Agnes Neuhaus engagiert sich unser Frauenfachverband
– ehrenamtlich und beruflich kombiniert – immer noch parteilich für Kinder und Jugendliche, Mädchen und
Delegiertenversammlung
Frauen, Familien in Not. Eine unserer
großen Stärken war und ist es, gesellschaftliche Probleme, die auftauchen,
auf Grund unserer Erfahrung frühzeitig
wahrzunehmen, frühzeitig aufzugreifen
und angemessen zu reagieren. Dieses
Profil gilt es nicht aufzuweichen, sondern eher noch zu schärfen. Nur so
können wir unseren eigenen Werten
treu bleiben und couragiert handeln.
Sollten Sie mich wählen, werde ich
meine Kraft dafür einsetzen, unsere
Eigenständigkeit in allen Verbänden zu
bewahren. Gerade als Verband engagierter katholischer, christlicher Frauen
haben wir unseren eigenen Kopf, den
wir zum Denken benutzen, auch wenn
uns manche Wertschätzung deswegen vorenthalten oder entzogen wird,
wir uns manchmal unbeliebt machen.
Zum Wohle der uns Anvertrauten, ist
es eben bisweilen notwendig, unbequem zu sein. Und noch ein Gedanke
ist mir wichtig: Bei all unseren Ideen
und kreativen Ansätzen, müssen wir
darauf achten, Probleme zu bündeln,
um nicht in einen Aktionismus in der
Breite zu verfallen, Unternehmungen
langfristig anzulegen, um nicht ausschließlich in der – in der Politik so beliebten – 3-jährigen Projektförderung
zu landen. Ich weiß, dass es hierzu
so viele unterschiedliche Strukturen
und Meinungen wie Ortsvereine gibt.
Den Erhalt und die Diskussion um unterschiedliche Positionen möchte ich
befeuern und in der Zentrale bündeln.
Damit stärken wir unsere Schlagkraft.
Wo sehe ich den SkF in der Zukunft?
Ich habe die Vision, dass der SkF die
Realität der Gesellschaft nie aus den
Augen verliert, dass der SkF als bundesdeutscher Frauenfachverband von
Nord bis Süd im Sinne der Gründerin
Ansprechpartner, helfende Hand oder
Feuerwehr bleibt für alle in Not geratenen, dass der SkF sich nicht verbiegen lässt, weder von Nachbarn,
Neidern, Politikern oder Bischöfen,
dass der SkF zu allen Zeiten – wie
bisher – genügend aktive, einsatzbereite, ehrenamtliche, für Not sensible,
liebenswerte Frauen findet. Als geborene NRWlerin, lebend in Bayern
und mit einem Schwaben verheiratet,
glaube ich, die Interessen aller im Sinne meiner Ausführungen vertreten zu
können.
Dr. Anke Klaus,
SkF Bundesvorsitzende
21
22
Verbandsentwicklung
Laudatio für Maria Elisabeth Thoma anlässlich der
Verabschiedung als SkF Bundesvorsitzende
Sehr geehrte Frau Thoma,
nach vielen Jahren als Bundesvorsitzende des Sozialdienstes katholischer
Frauen geben Sie nun den Stab weiter.
Im Namen des Deutschen Caritasverbandes und auch persönlich danke ich
Ihnen ganz herzlich für Ihr großes Engagement, Ihre fachliche Kompetenz
und Ihren Kampfgeist.
Schon bei unseren ersten Begegnungen im damaligen Zentralrat vor mehr
als zehn Jahren sind Sie mir mit Ihren
engagierten Beiträgen aufgefallen; und
das nicht nur, wenn es um benachteiligte Frauen und Mädchen ging.
1. Ihr Einsatz gegen Armut und Benachteiligung von Frauen und Alleinerziehenden
Sie haben sich immer dafür eingesetzt,
dass Frauen und Familien in schwierigen Lebenslagen befähigt werden, ihr
Leben selbstverantwortlich zu gestalten. Sie setzten sich dafür ein, dass
Frauen und Paare in der Schwangerschaftsberatung offene Anlaufstellen
finden, wo sie kompetent beraten
werden. Ganz wichtig war Ihnen dabei
die Stärkung der Autonomie der Frau
sowohl im Schwangerschaftskonflikt
als auch bei Fragen der Pränataldiagnostik. Sie litten – wie viele unter uns
– unter dem Ausstieg unserer Kirche
aus der Schwangerschaftskonfliktberatung und haben bis zuletzt um einen
Verbleib gekämpft, gerade weil Sie da-
rin einen Beitrag zum Wohl der Frauen,
Paare und Kinder sahen. Ganz wichtig
war Ihnen stets eine differenzierte Positionierung des SkF zu bioethischen
Fragen.
Sie haben viel dazu beigetragen, dass
sich die Schwangerschaftsberatung
unter dem Dach der Caritas und ihres Fachverbandes SkF auch nach
dem unfreiwilligen Ausstieg mit neuen Aufgaben zu einer wertvollen Hilfe
weiterentwickeln konnte. Von Anfang
an waren Sie vom Konzept der frühen Hilfen überzeugt, die eine koordinierte Begleitung von Frauen und
Familien in problematischer Lebenssituation vorsehen. Sie haben sich
immer dagegen gewehrt, dass Kinder
zu schnell aufgrund eines staatlichen
Aktionismus aus den Familien heraus
genommen werden. Ihr Anliegen war
es, ein wirkungsvolles Netz von Hilfen
und Unterstützungssystemen aufzubauen, das der Prävention dient und
Frauen und Familien zur Sorge für
das Kind befähigt. Bei der Frage der
bundesweiten Zuständigkeit der Caritas für die frühen Hilfen waren wir
nicht einer Meinung. Aber ich danke
Ihnen für die offene und fair geführte Auseinandersetzung. Sie haben in
Ihrem sozialpolitischen Engagement
stets eine langfristige und nachhaltige
Strategie verfolgt, um Armut und Benachteiligung gerade von Alleinerziehenden und ihren Kindern vorzubeugen; ­tragen sie doch nach wie vor das
Delegiertenversammlung
größte Armutsrisiko in Deutschland.
So schlug Ihr Herz selbstverständlich
für bessere Bildungs- und Arbeitsmarktchancen von Frauen.
2. Ihr Einsatz für einen starken SkF unter dem Dach der Caritas
Sie haben sich auch immer für einen
starken SkF eingesetzt, was von einer
Bundesvorsitzenden auch zu erwarten
ist. Dabei hatten Sie einen guten Draht
zu Ihren Ortsverbänden und förderten
einen engen Kontakt zwischen der
Orts- und der Bundesebene des SkF.
Dass Ihnen ein selbstbewusstes Verhältnis des SkF zum DCV wichtig war,
versteht sich fast von selbst.
Ihre nicht selten kritischen Beiträge
und Anmerkungen im Caritasrat und
der Delegiertenversammlung haben
nicht nur mich dann und wann in eine
„Hab-Acht-Haltung“ versetzt; letztlich
aber konnte Ihnen niemand Ihr Bemühen um ein konstruktives Miteinander
und eine gute Kooperation absprechen. Ich bin dankbar für die gute und
vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem SkF und dem DCV. Ganz
herzlich danke ich deshalb auch Ihnen, liebe Frau Hagmans, für die offenen Gespräche und Impulse aus dem
SkF.
Wir haben in den letzten Jahren miteinander gut gelernt, unsere Kooperation mit gemeinsamen Strategien
und Anliegen zu gestalten und auch
politisch und kirchlich zu nutzen. Ich
bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft gut darauf aufbauen können.
Immer war zu spüren, dass Sie, Frau
Thoma, sich mit der verbandlichen
Caritas identifizieren und hinter dem
DCV stehen, auch wenn es Ihnen der
Verband nicht immer leicht gemacht
hat. Ihre kämpferische Ader hat in der
23
24
Verbandsentwicklung
Vergangenheit auch zu Irritationen geführt, die es letztlich verhindert haben,
dass Sie 2002 zur Vizepräsidentin des
DCV gewählt werden konnten; was
ich damals nicht verstanden habe und
was mir sehr leidgetan hat. Aber Sie
haben nicht aufgegeben und sind dem
DCV als Impulsgeberin treu geblieben.
Vielen Dank für Ihr Engagement im
Caritasrat und in der Delegiertenversammlung.
3. Ihr Engagement für eine zukunftsfähige Kirche
Jeder, der Sie kennt, weiß, wie sehr
Sie sich für eine dialogbereite und zukunftsfähige Kirche einsetzen; für eine
Kirche, die sich nicht scheut, eigene
Strukturen und Tabus zu hinterfragen. Sie nehmen auch in kirchlichen
Gremien und in der Öffentlichkeit kein
Blatt vor den Mund, um auf Schwachstellen und Zukunftsnotwendigkeiten
hinzuweisen. Dabei vertreten Sie mit
dem SkF auch deutlich die Perspektive eines Frauenfachverbandes in der
Kirche und ihrer verbandlichen Caritas. Sie hinterfragen die Strategien
einer männerdominierten Kirche, die
vielerorts vor allem von Frauen getra-
gen wird. Ich danke Ihnen für diesen
mutigen Einsatz und hoffe, dass Sie
auch in Zukunft Ihre Beharrlichkeit und
Kompetenz in unsere Kirche einbringen. Denn nur durch ein solches Engagement kann die Kirche ihren Weg
mitten unter den Menschen finden,
wenn sie nicht eine Kirche des heiligen
Restes werden will.
Bei dieser Gelegenheit darf ich auch
Sie, Frau Dr. Klaus, als neu gewählte
Bundesvorsitzende und den ganzen
neu gewählten Vorstand beglückwünschen und die Zusammenarbeit mit
dem Deutschen Caritasverband anbieten. Gottes Segen für Sie und Ihre
Arbeit im neuen Aufgabenfeld.
Liebe Frau Thoma, jetzt aber wünsche
ich Ihnen für die Zukunft alles Gute
und Gottes Segen zusammen mit Ihrem Mann und Ihrer ganzen Familie.
Als Anerkennung für Ihre großen Verdienste, darf ich Ihnen nun den Brotteller als höchste Auszeichnung des
Deutschen Caritasverbandes überreichen.
Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des
Deutschen Caritasverbandes
Delegiertenversammlung
++++++ aus der Presse ++++++ aus der Presse
25
26
Fachthemen
Frühe Hilfen im SkF haben Zukunft
Das SkF Modellprojekt „Guter Start
ins Leben“, durchgeführt an den
Modellstandorten Frankfurt, Freiburg
­
und Neuss, wurde erfolgreich beendet. Damit der gelungene Ansatz der
Frühen Hilfen für Schwangere und
Familien mit Kindern bis drei Jahren
auch zukünftig fortgeführt und sowohl
qualitativ als auch quantitativ weiterentwickelt werden kann, richtete die
Bundesgeschäftsstelle des SkF das
Referat „Frühe Hilfen“ ein. Möglich
wurde dies dank der weiteren Förderung der privaten Stiftung, die bereits
das Modellprojekt unterstützt hat. Im
Referat stehen drei Fachreferentinnen
als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung: Claudia Buschhorn, die bisher
an der Universität Münster das Modellprojekt wissenschaftlich betreut hat,
­­Dr. Petra Kleinz, die seit vielen Jahren
in verschiedenen Arbeitsfeldern des
SkF an der Bundesgeschäftsstelle tätig ist, und Bettina Prothmann, die die
Leitung des Modellprojektes „Guter
Start ins Leben“ beim SkF inne hatte.
Diese drei Mitarbeiterinnen werden
in den nächsten Jahren das Ziel verfolgen, die von vielen Ortsvereinen
bereits vorgehaltenen Angebotsbausteine Früher Hilfen unter dem Rahmenkonzept „Guter Start ins Leben“
zu etablieren sowie Ortsvereine, die
bisher noch keine Angebote Früher
Hilfen vorhalten, bei der Einführung zu
unterstützen. Die Rahmenkonzeption
wurde unter Mitwirkung zahlreicher
Ortsvereine erstellt. Das einheitliche
Logo „Guter Start ins Leben“ soll zum
Markenzeichen der Frühen Hilfen im
SkF werden.
Die Mitarbeiterinnen des Teams Frühe Hilfen freuen
sich auf die Zusammenarbeit mit den Ortsvereinen!
Claudia Buschhorn, Dr. Petra Kleinz,
Bettina Prothmann
Das Team Frühe Hilfen bietet SkF
Ortsvereinen Fachberatung vor Ort
zur ­
Unterstützung bei der Konzeptentwicklung und dem Auf- und Ausbau von Angeboten für junge Familien an, stellt Öffentlichkeitsmaterial
zur Verfügung, organisiert regionale
und bundesweite Fachtagungen und
Fortbildungen. Auch die Vertretung in
Fach- und fachpolitischen Gre­
mien
dient dem Aufbau und der Förderung
eines Netzwerkes „Guter Start ins
Leben“. Ortsvereine, die neu in die
­
Frühen Hilfen einsteigen oder etablierte Angebote weiterentwickeln möchten, können eine finanzielle Förderung
erfahren. Dazu steht ein von der privaten Stiftung bereitgestellter Fonds zur
Verfügung, der den Ortsvereinen über
die Bundesgeschäftsstelle des SkF
zugänglich ist.
Guter Start ins Leben
Guter Start ins Leben –
Einblicke in die Ergebnisse der Evaluation
Das Modellprojekt „Guter Start ins Leben“ des SkF wurde von Anfang 2008
bis Ende 2010 an drei Modellstandorten, Freiburg, Frankfurt und Neuss,
durchgeführt. Wesentliches Ziel der
formativen Evaluation des Projektes
durch die WWU Münster war es einerseits Indikatoren zu entwickeln, die
aussagekräftige Beurteilungen darüber erlauben, als wie gut und hilfreich
sich die Angebote der Modellprojektes für die (werdenden) Eltern und ihre
Kinder zwischen 0 und 3 Jahren erwiesen haben. Darüber hinaus sollten die
vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen
(NZFH) definierten Qualitätskriterien
an das Modellprojekt angelegt und
das Projekt anhand dieser Dimensionen eingeordnet werden.
Aufbau und Ziel der Evaluation
Die Daten zu den Adressat_innen zur
Erhebung der Wirkfaktoren „Fähigkeit
der Eltern zur Versorgung von Säuglingen“, „elterliche Kompetenzüberzeugung“, „Kompetenz das soziale
Umfeld zu gestalten“ sowie „elterliche Erziehungseinstellung“ wurden
zunächst zu zwei Messzeitpunkten
in Form eines standardisierten Telefoninterviews erhoben. Die Inhalte
der Angebote sowie sozioökonomische Daten über die AdressatInnen
wurden insbesondere in Form von
für die Modellstandorte entwickelten Dokumentationssystemen, qualitativen (ExpertInnen-) Interviews
mit den Fachkräften vor Ort sowie
durch standardisierte Beobachtungen einzelner Kinder erhoben. Da-
rüber hinaus gab es standardisierte
Netzwerkanalysen mit dem Ziel, das
Eingebundensein der drei Modellstandorte in die Strukturen vor Ort
bezüglich der Unterstützungsangebote für (werdende) Eltern darzustellen. Eine Zufriedenheitsbefragung
der Eltern, die an Angeboten im
Rahmen von „Guter Start ins Leben“
teilgenommen haben, zielte auf eine
Ermittlung der subjektiven Zufriedenheit der Eltern mit dem jeweiligen
besuchten Angebot sowie den MitarbeiterInnen vor Ort.
Ergebnisse hinsichtlich der
Wirkfaktoren
Ob die Angebote elterliche Erziehungs- und Versorgungskompetenzen
beeinflussen bzw. verbessern, wurde
anhand der oben genannten Wirkfaktoren überprüft. Die Auswertungen der
hierzu telefonisch zu Beginn und zum
Ende der Teilnahme an „Guter Start
ins Leben“ erhobenen Daten zeigte,
dass sich die Mütter nach der Teilnahme an einem Angebot kompetenter
im Umgang mit ihrem Kind fühlen und
vor allem Wissen und Vertrauen hinsichtlich ihrer Versorgungskompetenz
erworben haben. Darüber hinaus fühlen sich die Mütter nun nicht mehr so
isoliert wie zu Beginn des Angebotes,
die Einbindung in soziale Netzwerke
gelang weitgehend.Die Mütter zeigen
sich nach der Inanspruchnahme eines
Angebotes tendenziell überzeugter
von ihren elterlichen Kompetenzen
und fühlen sich selbstwirksamer. Einige Mütter geben zum zweiten Befra-
27
28
Fachthemen
gungszeitpunkt an, zum strafenden
Umgang mit ihrem Kind zu neigen;
allerdings könnte ein negativer Effekt
hinsichtlich des Faktors „Tendenz
zum strafenden Umgang mit dem
Kind“ auch als Zeiteffekt durch ein
„Mehr an Zeit“ mit dem Kind gedeutet werden, der möglicherweise durch
das Angebot abgeschwächt wurde.
Auch eine reflektiertere Einschätzung
der eigenen Lebenssituation sowie
der elterlichen Erziehungseinstellung
könnte als Erklärung dienen. So wäre
es etwa möglich, dass Aussagen wie
bspw. „Wenn ich sauer bin, fasse ich
mein Kind härter an als ich eigentlich möchte“ oder „Häufig bin ich so
mit den Nerven fertig, dass ich mein
Kind schütteln möchte“ aufgrund dieser reflektierteren Haltung der Mutter
nun eher zugestimmt wird. Insgesamt
decken sich die nachgewiesenen
Stärken der Effekte mit denen, die in
internationalen Studien nachgewiesen
werden konnten.
Ergebnisse der Evaluation mit Blick auf
die Qualitätsdimensionen des NZFH
Das Nationale Zentrum hat Qualitätsdimensionen Früher Hilfen definiert,
anhand derer die weiteren Ergebnisse
gegliedert dargestellt werden:
Systematisch und umfassend Zugang
zu Familien finden
Hierunter wird vor allem die Frage danach gefasst, wer (werdende) Eltern
und/oder Eltern mit Kindern bis zum
3. Lebensjahr in Angebote von „Guter
Start ins Leben“ vermittelt. Anhand
der durch die Fachkräfte ausgefüllten
Dokumentationsbögen wird deutlich,
dass sich viele Eltern/Mütter von sich
aus im Projekt melden, was für einen
hohen Bekanntheitsgrad der Angebote spricht. Zudem gelingt es, die
AdressatInnen über die SkF-interne
Schwangerschaftsberatung zu erreichen und damit einen bekannten Zugang zu nutzen, der nicht stigmatisierend wirkt.
Familien zur aktiven und häufigen Teilnahme an Angeboten aktivieren
Hierunter fällt neben der Anzahl der
Kontakte zu den Eltern/Müttern, die
im Dokumentationssystem erfasst
wurde, auch die Frage nach einer
freiwilligen Teilnahme der Adressat_
innen. Hinsichtlich der Anzahl der
Kontakte konnten durchschnittlich
17,31 Kontakte pro Familie (zwischen 1 und 182 Kontakten) erfasst
werden. Die Eltern/Mütter wurden
überwiegend in Gruppenangebote
vermittelt, aber auch in Geburtsvorbereitungskursen
oder
durch
aufsuchende Arbeit betreut. Die im
Rahmen der Evaluation durchgeführte Zufriedenheitsbefragung verdeutlicht, dass die Adressat_innen sich
nicht zur Annahme an Angeboten im
Rahmen von „Guter Start ins Leben“
gedrängt fühlten, sondern stets das
Gefühl hatten, das Angebot auch
ablehnen zu können. Die Mütter/ Eltern erlebten die Angebote überwiegend als hilfreich und unterstützend
und würden sie auch einer Freundin
weiterempfehlen, was insgesamt für
eine hohe subjektive Zufriedenheit
der AdressatInnen mit den Angeboten spricht.
Angebote an die Bedarfe der Familien
anpassen
Innerhalb dieser Qualitätsdimension
gilt es systematisch und objektiviert
Guter Start ins Leben
Risiken und Ressourcen durch den
Einsatz standardisierter Instrumente,
wie das im Rahmen der Evaluation
entwickelte Dokumentationssystem,
zu erkennen. Zur Einschätzung der Risiken und Ressourcen in einer Familie
und für die in diesen Familien lebenden Kinder hat es sich in den Modellprojekten bewährt, folgende Dimensionen zu beachten:
1.
Lebensweltliche Dimension (finanzielle Situation, Schulbildung, berufliche Situation, soziale Netzwerke etc.)
2.
Familiäre Dimension (alleinerziehend, Schwierigkeiten in der Partnerschaft, Fürsorglichkeit der Eltern
etc.)
3.
Situation des Kindes/der Kinder
(körperliche Erscheinung und psychischer Zustand, Versorgungs­
lage, sprachliche Entwicklung etc.)
4.Eltern-Kind-Interaktion (Gewalt gegen das Kind/gegen die Kinder,
Einstellung zum Kind/zu den Kindern, Auswirkungen der Partner­
situation auf das Kind/die Kinder
etc.)
29
30
Fachthemen
Deutlich wurde im Rahmen der Evaluation, dass die erreichten Eltern/Mütter vor allem Belastungen hinsichtlich
der Lebensweltlichen Dimension aufweisen, aber auch die familiäre Situation wird als belastet erlebt. Die
Kinder selbst weisen demgegenüber
deutlich geringer ausgeprägte Belastungen auf; der Kontakt zu den Adressat_innen wird also größtenteils
hergestellt, bevor sich die innerfamiliären Belastungen auf die Kinder
auswirken.
Monitoring des Angebotsverlaufs
Unter dieser Dimension wurden Fragen wie „Finden durch die Angebote
Veränderungen in den Familien statt?“
und „Erfolgt, wenn nötig, ein sicherer Übergang der Familien in andere,
möglicherweise intensivere Angebote?“ beleuchtet. Zur Einschätzung der
Veränderungen in den Familien hat
es sich in den Modellprojekten bewährt, folgende Kompetenzen zu fokussieren. Diese decken sich mit den
vom NZFH formulierten Zielen Früher
­Hilfen.
1.
Stärkung von Beziehungs- und
Erziehungskompetenzen (Feinfühligkeit, Förderung der kindlichen
kognitiven und emotionalen Entwicklung, Wissen über die kindliche
Entwicklung etc.)
2.
Stärkung von Versorgungskompetenz (Förderung der körperlichen
Entwicklung des Kindes, Ernährung
und Pflege des Kindes, Erste Hilfe
etc.)
3.
Stärkung von Kompetenzen das
soziale Umfeld zu gestalten (Aufbau und Pflege sozialer Netzwerke, Schaffung eines kindgerechten
Wohnumfeldes etc.)
4.
Stärkung von Kompetenzen zur
­Lebensgestaltung (Partnerschaft,
Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sprachliche Kompetenz, Umgang mit Angst und Stress etc.)
Anhand der Auswertungen wurde
deutlich, dass vor allem hinsichtlich
der Stärkung der Beziehungs- und
Erziehungskompetenzen
positive
Veränderungen in den Familien beobachtet werden konnten. Auch hinsichtlich der Versorgungskompetenz
sowie der Stärkung der Kompetenzen das ­soziale Umfeld zu gestalten
zeigten sich positive Veränderungen,
wenngleich weniger deutlich. Die
Dokumen­ta­tionsbögen verdeutlichen
darüber hinaus, dass im Falle einer
Weitervermittlung der Familien/Mütter
an die vielfältigen KooperationspartnerInnen des Projektes ein sicherer
Übergang durch intensive Gespräche
mit den kooperierenden AkteuerInnen
und zum Teil eine Begleitung der Mütter zu den ersten Gesprächen erfolgte.
Darüber hinaus konnten anhand der
Einzelfallstudien, die im Rahmen der
Evaluation mittels der Entwicklungstabelle von Beller und Beller (2008)
durchgeführt wurden, gezeigt werden, dass insbesondere mit Blick
auf die Mutter-Kind-Bindung positive Veränderungen durch die unterschiedlichen Angebote initiiert
werden konnten. Zudem wurde im
Rahmen einer Einzelfallstudie deutlich, dass „Guter Start ins Leben“
durch die ausgeprägte psychische
Erkrankung der Mutter an Grenzen
stieß und dass in diesem Fall die
Vermittlung in ein intensiveres Hilfeangebot gelungen ist.
Guter Start ins Leben
Vernetzung und verbindliche Kooperation der unterschiedlichen Akteure
verschiedener Disziplinen
Unter dieser Dimension werden die
unterschiedlichen AkteurInnen, die
Angebote für (werdende) Eltern und
Eltern mit Kindern zwischen 0 und 3
Jahren bereithalten, gefasst. Hierzu
zählen die Kinder- und Jugendhilfe,
Gesundheitswesen, Beratungsstellen
etc. Die Netzwerkanalysen der drei
Modellstandorte zeigten vielfältige
Netzwerke im lokalen Kontext auf. Mit
etwa der Hälfte der genannten KooperationsparterInnen bestanden schrift­
liche Kooperationsvereinbarungen.
Ausblick
Die rechtliche Verankerung Früher
Hilfen ist fixiert im Bundeskinderschutzgesetz, das am 1. Januar 2012
in Kraft getreten ist. Frühe Hilfen sind
hier als objektive Rechtsverpflichtung
des öffentlichen Trägers, jedoch ohne
Rechtsanspruch für alle (werdenden)
Eltern in einem Artikelgesetz – Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz (KKG) – sowie im
SGB VIII fixiert sein: Unter § 1 KKG
„Kinderschutz und staatliche Mitverantwortung“ heißt es diesbezüglich:
„Aufgabe der staatliche Gemeinschaft
ist es, soweit erforderlich, Eltern bei
der Wahrnehmung ihres Erziehungsrechtes und ihrer Erziehungsverantwortung zu unterstützen damit sie im
Einzelfall ihrer Verantwortung besser
gerecht werden können, im Einzelfall
Risiken für die Entwicklung ihrer Kinder frühzeitig erkannt werden können
und im Einzelfall eine Gefährdung des
Wohls eines Kindes vermieden werden kann“ und weiter: „...zu diesem
Zweck umfasst die Unterstützung der
Eltern bei der Wahrnehmung ihres Erziehungsrechtes und ihrer Erziehungsverantwortung durch die staatliche
Gemeinschaft insbesondere auch Information, Beratung und Hilfe; Kern ist
die Vorhaltung eines möglichst frühzeitigen, koordinierten und multi-professionellen Angebots im Hinblick auf
die Entwicklung von Kindern vor allem
in den ersten Lebensjahren für Mütter
und Väter sowie schwangere Frauen
und werdende Väter (Frühe Hilfen).“
Darüber hinaus wurde der § 16 SGB
VIII um Absatz 3, um werdenden Mütter und Väter ergänzt und heißt nun:
„(3) Mütter und Väter sowie schwangere Frauen und werdende Väter sollen Beratung und Hilfe in Fragen der
Partnerschaft und des Aufbaus elterlicher Erziehungs- und Beziehungskompetenzen angeboten werden.“
Es besteht jedoch (noch) kein Rechtsanspruch auf Frühe Hilfen, sondern
lediglich eine objektive Rechtsverpflichtung des öffentlichen Trägers
(„Soll-Leistung“). Darüber hinaus wird
nur die Kinder- und Jugendhilfe in
die Leistungsverantwortung genommen, der Bereich Gesundheit (SGB
V) bleibt, auch was die finanzielle
Leistungsübernahme angeht, außen
vor. Die mangelnde Einbeziehung des
Gesundheitswesens wird möglicherweise die Bildung disziplinübergreifender Netzwerke vor Ort erschweren,
da eine strukturelle Verknüpfung der
beiden Systeme mit Blick auf eine gesetzliche Rahmung nach wie vor nicht
gegeben ist.
Claudia Buschhorn
31
32
Fachthemen
SkF Gesamtverein
Fachkräfteexkursion –
Pflegekinderhilfe im Dialog mit Praxis,
Wissenschaft und Forschung
16. bis 18. November 2011
Die Idee
Freie Träger bieten in ihren Pflegekinderdiensten qualifizierte Beratung und
entwickeln ihre Arbeit in organisatorischer, konzeptioneller und fachlicher
Hinsicht stetig weiter. Dazu bedarf
es neben dem Erfahrungsaustausch
unter Fachdiensten auch der Auseinandersetzung mit (sozial)wissenschaftlichen Erkenntnissen der Pflegekinderforschung. Ein solcher Dialog
®® trägt zur Schärfung der Fachlichkeit
bei,
®® dient dem Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse in die Praxis und führt perspektivisch dazu
®® auf praxistaugliche Wissensbestände zurückgreifen zu können und
nicht nur auf Alltagserfahrungen.
An der Umsetzung der Idee beteiligt
haben sich Fachteams aus folgenden
Einrichtungen und Organisationen:
Die Realisierung
Caritas Kinder- und Jugendheim –
Rheine
Die Einrichtung hält eine breite Palette
von stationären/teilstationären Angeboten vor. Von besonderer Bedeutung
für die Pflegekinderhilfe ist das Konzept „Therapeutische Übergangshilfe“, als einer zeitlich begrenzten Heimunterbringung zwecks Diagnose und
Klärung der angemessenen Form einer erzieherischen Hilfe für Kinder, die
vorübergehend oder auf Dauer nicht in
ihren Herkunftsfamilien leben können.
An dem Gespräch nahmen Fachkräfte
des heilpädagogischen und psychologischen Dienstes und der Therapeutischen Übergangshilfe teil.
Dieser Dialog ist mit einer Exkursion
von sechs Fachkräften aus Pflegekinderdiensten in katholischer Trägerschaft, der Referentin für Kinder- und
Jugendhilfe des SkF Gesamtvereins
und einer Pädagogin als Honorarkraft
zu WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen aus (angrenzenden) Fachbereichen, die über Modell- bzw. bestpractice-Projekte Anregungen für eine
differenzierte Pflegekinderarbeit gegeben haben, angestoßen worden.
Pfiff gGmbH – Hamburg
Die „Pfiff gGmbH – Pflegekinder und
ihre Familien“ hat in den vergangenen Jahren immer wieder den Diskurs
über das Thema Kinder in Pflegefamilien angeregt, Konzepte entwickelt
und unterschiedliche Projekte initiiert
und durchgeführt wie die ´Aufsuchende kurzzeitige Therapie in Familien
in Verbindung mit zeitlich befristeter
Vollzeitpflege´ oder die Netzwerker-
Jugendhilfeexkursion
kundung, die beide inzwischen zum
Regelangebot gehören. Das Fachgespräch wurde mit der Geschäftsführerin und Fachkräften aus den Bereichen
Netzwerkpflege/Familienrat, Öffentlichkeitsarbeit, Verwandtenpflege und
Pflegeelternschule geführt.
alternative
Unterbringungsmöglichkeiten für das Kind/die Kinder vorzubereiten. In den Fachaustausch waren
die Leiterin der Einrichtung und Fachkräfte aus der Mutter-Kind-Einrichtung
und der Kinderwohngruppe einbezogen.
Eltern-Kind-Einrichtung, Sozialdienst
katholischer Frauen – Wesel
In der Einrichtung werden Menschen
mit psychischen Erkrankungen und/
oder geistigen Behinderungen und
deren Kind/Kinder betreut. In nicht
wenigen Fällen geht es darum, die
Bindungs-, Beziehungs- und Erziehungsfähigkeit zwischen Eltern und
Kind/Kindern einzuschätzen, um ggf.
Forschungsgruppe Pflegekinder –
Universität Siegen
Die Forschungsgruppe befasst sich
schwerpunktmäßig mit dem Aufwachsen von Kindern in Pflegefamilien und
liefert mit ihren Forschungsergebnissen wertvolle Impulse für die Praxis.
Beteiligte an dem Fachaustausch waren Prof. Dr. Klaus Wolf und Mitglieder
seines Forschungsteams.
v. l. Die Teilnehmerinnen der Fachkräfteexkursion: Jacqueline Kauermann-Walter, Frauke Zensen-Napieraj, Janna
Lorenzen, Uschi Siewecke, Christiane Stellmacher. Es fehlen Anne Grebenstein, Barbara Mertmann und Christel
Hanenberg
33
34
Fachthemen
Eine vorab zur Verfügung gestellte Informationsmappe bot den Exkursionsteilnehmerinnen die Möglichkeit, sich
über die verschiedenen Einrichtungen/
Organisationen, deren Konzepte, zu
informieren und sich Gedanken zu den
aus ihrer Praxis relevanten Fragestellungen zu machen.
Die Fachgespräche:
Nachdenkenswertes,
Überdenkenswertes, Herausforderndes
Die thematische Bandbreite in den
vier Fachgesprächen war groß und
zeichnete sich aus durch eine Mischung aus klassischen Themen der
Pflegekinderhilfe (Werbung von Pflegeeltern, Gestaltung der Anbahnung,
Perspektivklärung, Geschwistervermittlung), solchen, die aus fachlicher
Sicht bislang eher als randständig
betrachtet wurden (Verwandtenpflege) und der Diskussion zu innovativen
Konzepten und Methoden wie der
Netzwerkpflege. Zweifellos vermochte es die Fachkräfteexkursion nicht,
die vielfältig eingebrachten Themen
vertieft zu diskutieren. Insofern erhebt
die Darstellung ausgewählter thematischer Schwerpunkte aus den Diskussionsrunden auch nicht den Anspruch,
diese differenziert theorie- und praxisbasiert zu beleuchten. Sie verschafft
aber vielleicht einen Einblick in die
verschiedenen fachlichen Facetten
dieses Arbeitsfeldes, das inzwischen
auch fachpolitisch bundesweit Beachtung und Aufmerksamkeit findet.
Geschwistervermittlung
Dieses Thema stand in allen vier Fachdiskursen auf der Agenda. Geschwisterbeziehungen sind im Leben eines
Menschen von großer Bedeutung.
Sowohl in der Vorbereitung einer Unterbringung als auch im Verlauf der
Betreuung von Geschwisterkindern
treten Fragen auf:
®® Welche Bedeutung haben Geschwister füreinander?
®® Sollen Geschwister gemeinsam
oder getrennt untergebracht werden?
®® Welche Rolle spielt der Geschwisterverband für das einzelne Kind?
Unterstützt oder belastet er dabei
mit der veränderten Lebenssitua­
tion zurechtzukommen?
Aus der Betrachtung unterschiedlicher Fallbeispiele aus den Einrichtungen und Fachdiensten wurde
deutlich, dass es gute Gründe für die
Entscheidung geben kann, Geschwister gemeinsam als auch getrennt
unterzubringen. Eine „dogmatische“
Herangehensweise, Geschwister „immer“ oder „nie“ getrennt unterzubringen wurde von den DiskutantInnen
als wenig hilfreich erachtet. Die Beantwortung der Frage „gemeinsam“
oder „getrennt“ ist das Ergebnis eines
differenzierten Abwägungsprozesses
darüber, ob eine Trennung im individuellen Fall angemessen erscheint.
Leitgedanke bei der Entscheidung
sollte sein, jedem Kind seine individuellen Entwicklungschancen zu ermöglichen.
Bei der getrennten Unterbringung
von Geschwistern ist es wichtig,
so empfehlen es vorliegende Forschungsergebnisse,
Informationen
über den Verbleib des anderen Geschwister zu geben und Kontakte
zwischen den Geschwistern zu ermöglichen. Denn Geschwister stellen
Jugendhilfeexkursion
eine Beziehung zur Herkunftsfamilie
her, sie schaffen eine Verbindung zu
den eigenen biografischen Wurzeln
und sind somit auch gleichzeitig ein
wichtiger Anker, der Anhaltspunkte
liefert für Fragen wie z. B. „zu wem
gehöre ich?“, oder „woher komme
ich?“. In diesem Zusammenhang ist
die Fachkraft im Pflegekinderdienst
eine wichtige Ansprechperson für
das Kind/die Kinder.
Akquise von Pflegeeltern: Pflegeeltern
als Multiplikatoren
Eine Kernaufgabe des Pflegekinderdienstes ist die Gewinnung von Pflegeeltern. In dem Fachgespräch mit
Pfiff wurde die Multiplikatorenfunktion von Pflegefamilien als besonders
wirksame Strategie zur Gewinnung
von Bewerbern hervorgehoben. Bei
informellen Gelegenheiten, z. B. in Kindergarten oder Schule können Pflegeeltern von ihrem Alltag berichten. Auf
diese Weise treten sie in ihrer Funktion
als Pflegeeltern in die Öffentlichkeit.
Pfiff unterstützt Pflegeltern dabei z. B.
durch personalisierte Visitenkarten,
die sie in den Netzwerken, in denen
sie sich bewegen, einsetzen können.
(Nachgehende) Begleitung der Herkunftsfamilie: Pflegekinderdienst oder
Allgemeiner Sozialer Dienst?
Eine zentrale Frage in der Praxis dreht
sich um die Verantwortlichkeit für die
Begleitung der Herkunftsfamilie nach
Herausnahme bzw. Vermittlung des
Kindes. Die Arbeit mit Herkunftsfamilien ist von enormer Bedeutung,
weil die Erfahrung zeigt, dass Kinder
in Pflegefamilien ihre ungewöhnliche
Lebenssituation besser bewältigen,
wenn es eine Balance zwischen ihren
beiden Familien gibt. Zusätzlich zur
Haltung der Pflegeeltern, tragen Herkunftseltern ganz entscheidend dazu
bei, wie gut oder schlecht ihr Kind mit
der Realität der Fremdplatzierung aufwachsen kann.
Eltern sind nach der Herausnahme
bzw. Abgabe ihres Kindes mit einer
Restrukturierung ihrer Familie konfrontiert. Dabei steht auch die Thematisierung bzw. Bearbeitung der
Schuldfrage im Raum. In der Praxis
kann nicht selten ein linearer Zusammenhang zwischen dem Ausagieren der Herkunftseltern bzw. ein
„Sich-wieder-ins-Spiel“ bringen durch
35
36
Fachthemen
Gerichtsverhandlungen
beobachtet werden. Auf diese Weise werden
Herkunftseltern wieder Adressaten
von sozialen Diensten. Deshalb, so
die Erkenntnisse der Forschungswerkstatt Pflegekinder, ist eine professionelle Begleitung dieses Transformationsprozesses wichtig. In der
Praxis herrscht allerdings häufig eine
unklare Zuständigkeit zwischen dem
Allgemeinen Sozialen Dienst und dem
Pflegekinderdienst. Gefragt danach,
ob es eine Präferenz gäbe, welcher
Dienst die Aufgabe der Begleitung
übernehmen sollte, sehen die WissenschaftlerInnen die Zuständigkeit
für die Begleitung der Herkunftsfamilie durchaus beim Pflegekinderdienst,
da der ASD aufgrund seiner bestehenden Aufgaben häufig überlastet
ist.
Professionalisierung von Pflegeeltern?
Diese in der Fachpraxis kontrovers
diskutierte Frage wurde von Seiten
der Fachkräfte an die Forschung
gerichtet. Im Unterschied zu institutionellen Einrichtungen gibt es für
Pflegeeltern jedenfalls nicht obligatorisch eine Struktur, die sie z. B. mit
regelmäßiger Supervision versorgt
oder unmittelbare Unterstützung in
akuten Krisensituationen bietet. Vor
diesem Hintergrund ist mit der Entwicklung spezialisierter Formen der
Vollzeitpflege wie z. B. Erziehungsstellen eine Diskussion um eine professionalisierte Pflegeelternschaft im
Sinne einer Verberuflichung angestoßen worden. Allerdings stellt sich die
Frage, ob sog. „Professionswissen“
Eigenschaften und Fähigkeiten die
Pflegeeltern mitbringen (sollten), wie
Fürsorglichkeit, flexible Problemlösungsfähigkeiten, Humor überhaupt
hervorbringen kann und ob diese
„unterrichtet“ werden können. Zudem geht es bei der Leistung von
Pflegefamilien im Vergleich zur institutionellen Betreuung gerade darum
„Familie“ für das Kind herzustellen.
Fazit der Diskussion war, dass es
nicht unbedingt einer Entwicklung
der Pflegeelternschaft hin zu einer
beruflichen Tätigkeit bedarf, sondern
einer professionellen Infrastruktur.
Das Familiensystem muss auf eine
gute und professionelle Infrastruktur (z. B. Supervision, Entlastungsmöglichkeiten in Krisensituationen)
zurückgreifen können, die das an
Leistungen bereitstellt, was es selbst
nicht leisten kann.
Netzwerkerkundung/Familienrat
Bei der Entscheidung, ob ein Kind/
Jugendlicher bei seinen Eltern leben
kann oder eine Trennung erforderlich
ist, können die Methoden der Netzwerkerkundung oder des Familienrates zu tragfähigen Lösungen führen.
Dort, wo es die Familie alleine nicht
schafft eine Lösung zu finden, nutzt
Pfiff die Methode der Aktivierung des
sozialen, nachbarschaftlichen oder
familiären Netzwerkes, um für das
Kind und die Familie Hilfemöglichkeiten zu entwickeln. Die Methode des
Familienrats setzt bei den Ressourcen der Familien an und unterstützt
sie, eigene Lösungen zu finden. Die
Familien sollen gemeinsam mit Verwandten, Freunden, Nachbarn und
weiteren Bezugspersonen, möglichst
eigenständige Entscheidungen über
Lösungen und Hilfen für das Kind/
Jugendhilfeexkursion
Jugendlichen, für die Familie, treffen.
Diese Methode kann im Prozess des
Clearings – Verbleib des Kindes in
der Familie oder Fremdunterbringung
– eingesetzt werden oder auch dazu
dienen, ein Reintegrationsmodell zu
entwickeln.
In der Diskussion über diese Methode
wurde als einer der Vorzüge herausgestellt, dass damit die Verantwortung
und die Fähigkeit der Problemlösung
der Familie betont wird. Das bedeutet
insofern einen Paradigmenwechsel,
als zur Problemlösung bislang kaum
Hilfequellen innerhalb der Familie oder
des sozialen Umfeldes erschlossen
worden sind. Selbstkritisch merkten
die TeilnehmerInnen an, dass das Gelingen eines Familienrats maßgeblich
von der Haltung der fallzuständigen
Fachkräfte abhängt. Vor allem von der
Bereitschaft Partizipation zu ermöglichen und dem Zutrauen in die Fähigkeit der Familie selbst Lösungsansätze zu finden.
Das Resümee
Die Exkursion als Methode des fachlichen Diskurses wurde von den Teilnehmerinnen sehr positiv bewertet.
Die Diskussion von Themen, Fragen,
Problemanzeigen mit denen sie in
ihrem beruflichen Alltag konfrontiert
sind im direkten Austausch mit Fachkräften, die an Schnittstellen zum
Pflegekinderdienst arbeiten, wurde als
sehr anregend und bereichernd qualifiziert. Eine Herausforderung bleibt,
die Erkenntnisse der Pflegekinderforschung in die eigene Fachpraxis zu
integrieren. Besonders wichtig war
den Teilnehmerinnen auch zukünftig
regelmäßig Fachgespräche mit WissenschaftlerInnen angeboten zu bekommen, die es ihnen ermöglichen,
sich mit relevanten Forschungsergebnissen und Methodenentwicklung zu
befassen und deren Umsetzung in den
Alltag der Pflegekinderhilfe zu prüfen.
Jacqueline Kauermann-Walter,
Janna Lorenzen
37
38
Fachthemen
SkF Köln
Ausbau der Kindertagesbetreuung in Kindertagesstätten
und bei Tageseltern durch Einrichtungen und Dienste in
katholischer Trägerschaft
Ausgangslage
Der gesamten mit solcher Verve und
zum Teil emotionaler Wucht geführten
familienpolitischen Diskussion liegt die
Auseinandersetzung um ein Familienund damit Frauenbild zugrunde, das in
dieser Form erst mit dem Beginn des
20. Jahrhunderts und dann auch vor
allem in den bürgerlichen Kreise entstanden ist.
Bis dahin war es vollkommen selbstverständlich, dass in wohlhabenden
und reichen Familien Kinder durch
Ammen und Erzieherinnen betreut und
erzogen wurden und in armen Familien, in denen beide Elternteile z. B. auf
dem Bauernhof, im Handwerksbetrieb
oder der Fabrik arbeiteten, um die Familie zu ernähren, die Kinder unbetreut
blieben, die Eltern begleiteten oder
von jemandem betreut wurden, der
gerade verfügbar war.
Nur in der Mittelschicht, in der das Familieneinkommen nicht ausreichte, um
Personal für die Kinder einzustellen
und hoch genug war, um alle zu versorgen, war es die vornehmliche Aufgabe der Mütter, sich um die Kinder
zu kümmern. So wurde die sorgende
Mutter auch zum Symbol des gesellschaftlichen Aufstiegs.
Dieses Familienbild wurde in der Zeit
des erstarkenden Bürgertums zum
gesellschaftlichen Ideal bis es dann im
Nationalsozialismus zum Muttermythos pervertierte.
In den Jahren des Krieges und des
Wiederaufbaus mussten die Frauen
wieder für beides sorgen: für die Betreuung ihrer Kinder und die Sicherung der Existenz der Familie. Erst das
Wirtschaftswunder brachte die Rückkehr zum Ideal der Mutter, die für ihren
Mann und ihre Kinder auf die eigene
Berufstätigkeit verzichtet und nur
arme Frauen oder eben „Rabenmütter“ gaben ihre Kinder in eine Betreuung, weil sie mussten oder, was noch
schlimmer war, wollten.
Dass der vielzitierte Satz Konrad Adenauers, nachdem die Menschen immer Kinder bekommen werden, nicht
mehr die Realität abbildet, ist seit
mehr als 40 Jahren abzusehen.
Ende der sechziger Jahre kamen die
letzten Kinder der Babyboomer-Generation zur Welt, seither sinken die Geburtenraten in Deutschland kontinuierlich von 2,53 Kindern pro Frau im Jahr
1966 auf 1,36 im Jahr 2009.
Familienpolitik ist immer auch Ausdruck des vorherrschenden Frauenbildes. Mit der Einführung der Pille Ende
der 60er Jahre erhielten und nahmen
sich die Frauen in den meisten entwickelten Staaten die Möglichkeit, selbst
darüber zu bestimmen, wann und ob
sie Mutter werden wollten.
Das hatte zur Folge, dass in ganz
Westeuropa die Geburtenrate sank.
Kindertagesbetreuung
Anne Rossenbach,
M. A., Referentin für
Öffentlichkeitsarbeit und Ehrenamt,
Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Köln
Während andere Länder in Europa
angesichts der auch dort zu beobachtenden demographischen Entwicklung konsequent auf den Ausbau von
Kindertageseinrichtungen,
flexiblen
Betreuungsformen und institutionalisierter früher Bildung gesetzt haben,
wurden in der Bundesrepublik die materiellen Unterstützungssysteme wie
Kindergeld, Elternfreibeträge angehoben und durch weitere flankierende
Leistungen wie das Erziehungsgeld
ergänzt – Maßnahmen, die ohne Auswirkung auf die Geburtenrate selbst
blieben.
Immer mehr – vor allem gut ausgebildete – Frauen und Paare entschieden sich, auch angesichts fehlender
Kinderbetreuungsmöglichkeiten trotz
materieller Anreize gegen die Familiengründung.
Hinzu kam, dass sich durch verlängerte Ausbildungswege und unsichere
Beschäftigungsverhältnisse am Beginn einer Berufstätigkeit das Durchschnittsalter, in dem Frauen ihr erstes
Kind bekommen, ebenfalls in den vergangenen Jahren deutlich nach hinten
verschoben hat 1 und damit der Reproduktionszyklus verkürzt wurde.
Auf diese sichtbaren Veränderungen
wurde in Deutschland nicht reagiert.
Die politische und gesellschaftliche
Wahrnehmung von Familie blieb traditionell.
Ein langsames Umdenken begann erst
nach dem Zusammenbruch der DDR.
Auch im Bereich der Familien- und
Frauenpolitik mussten nun zwei divergierende Auffassungen miteinander zu
einem möglichst konsensfähigen Ganzen zusammengefügt werden.
Während die 17 Millionen ehemaligen
DDR-Bürger von der Staatsdoktrin des
berufstätigen, gleichberechtigten Ehepaares mit der dadurch notwendigen
Ganztagsbetreuung der Kinder geprägt waren, wurde in Westdeutschland weiterhin am Bild des berufstätigen Vater mit einer – höchstens
teilzeitarbeitenden und ansonsten die
Erziehungsarbeit leistenden – Mutter
festgehalten.
In der Diskussion über die zukünftig
gemeinsame Familienpolitik wurde mit
dem Verweis auf das angeblich wenig
1 Vgl. http://die-korrespondenten.de/beitrag/unsere-lebenseinteilung-ist-ueberholt/
39
40
Fachthemen
kindgerechte und politisch indoktrinierende Krippensystem der DDR die
Forderung nach mehr Kindertagesbetreuung als nicht mit den Werten der
Bundesrepublik vereinbar, abgelehnt.
Doch weiter sinkende Geburtenraten
in beiden Teilen Deutschlands und vor
allem die lauter werdenden Forderungen von Frauen und Familien nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie
und Beruf führten zu einem langsamen
Umdenken in der Politik.
1996 wurde allen Eltern ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz
ab dem dritten Lebensjahr des Kindes eingeräumt. Mit der Einführung
des
Tagesbetreuungsausbaugesetzes 2005 wurde der bedarfsgerechte
Ausbau der Kindertagesbetreuung in
Einrichtungen und bei Tageseltern bis
2010 angestrebt. 2007 wurde beim
Krippengipfel von Bund und Ländern
beschlossen, für 35 % alle Unter3-Jährigen bis zum Jahr 2013 einen
Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung oder bei Tageseltern
einzurichten. Erweitert wurde dieses
Gesetz durch das Kinderförderungsgesetzes 2008, mit dem ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz
für jedes Kind nach dem vollendeten
ersten Lebensjahr ab 2013/2014 festgeschrieben wurde.
Das Bundesfamilienministerium stellt
dazu 2010 fest: „Mit einer Betreuungsquote bei unter Dreijährigen von
23,1 Prozent im März 2010 (West 17,4
Prozent, Ost 48,1 Prozent – jeweils
ohne Berlin; 2009 lag die bundesweite
Betreuungsquote noch bei 20 Prozent)
hat der Ausbau inzwischen in allen
Bundesländern an Dynamik gewonnen.“ 2
Gleichwohl bleibt, angesichts der Krise der kommunalen Haushalte, der
Ausbau hinter den Erwartungen und
Notwendigkeiten zurück.
Ende 2011 veröffentlichte Zahlen des
Statistischen Bundesamtes zeigen
deutlich, dass die Betreuungsquoten in der gesamten Bundesrepublik
höchst ungleich verteilt sind:
„In der Altersgruppe der unter 3-Jährigen insgesamt wurden damit zum
Stichtag 1. März 2011 bundesweit 514
500 Kinder in einer Kindertageseinrichtung oder durch eine Tagespflegeperson betreut. Dies entspricht einem
Anteil von 25,2 % an allen Kindern in
dieser Altersgruppe (…). Während die
Betreuungsquote in den westdeutschen Bundesländern bei 19,8 % lag,
war sie im Osten mit 49,0 % zweieinhalbmal so hoch; in Berlin waren
41,9 % der Kinder in Kindertagesbetreuung. Die höchsten Betreuungsquoten für Kinder unter 3 Jahren
gab es in Sachsen-Anhalt (56,1 %),
Mecklenburg-Vorpommern (51,7 %)
und Brandenburg (51,6 %). Unter den
westdeutschen Flächenländern hatte
Rheinland-Pfalz mit 24,7 % die höchste Betreuungsquote. Die bundesweit
niedrigste Betreuungsquote gab es im
März 2011 nach wie vor in NordrheinWestfalen (15,9 %).“ 3
2http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Kinder-und-Jugend/kinderbetreuung.html
3Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Kinderbetreuung regional 2011, Wiesbaden 2011, S. 6. http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/
Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Fachveroeffentlichungen/Sozialleistungen/KinderJugendhilfe/KindertagesbetreuungRegional52254
05117004,property=file.pdf
4 A.a.O. S. 11
5 A.a.O.
Kindertagesbetreuung
Noch eklatanter sind die Unterschiede,
betrachtet man das Alter der Kinder in
Kindertageseinrichtungen oder bei Tageseltern sowie den Betreuungsumfang. So wird, laut dem vorliegenden
Bericht der statistischen Bundesämter
nur „etwa jedes vierzigste Kind (2,6 %)
unter einem Jahr“ 4 in einer Einrichtung
oder bei Tageseltern betreut, bei den
1-Jährigen steigt der Anteil auf 25,8 %
und bei den 2-Jährigen auf 47 %.
In Westdeutschland wird mit 17,9 %
annähernd jedes fünfte einjährige Kind
(Ostdeutschland 60,6 %) in einer Tageseinrichtung oder bei Tageseltern
betreut, bei den 2-jährigen Kindern
steigt betrug die Betreuungsquote
38,9 % (Ostdeutschland 81,5 %).5
Ähnlich sieht es bei den Betreuungszeiten aus. „Die Ganztagsbetreuung
von Kindern im Alter unter 3 Jahren
ist nach wie vor ein Bereich, der vergleichsweise wenig ausgebaut ist. So
wurde im März 2011 im bundesweiten
Durchschnitt nur etwa jedes achte
Kind (12,9 %) unter 3 Jahren (264 000)
mehr als sieben Stunden in einer Kindertageseinrichtung oder in Kindertagespflege betreut.“ 6 Dabei lag die
Ganztagsbetreuungsquote im Westen
bei 7,7 % fünfmal niedriger als in Ostdeutschland.
Dass die tatsächlich vorhandene Betreuungsquote vor allem in den alten
Bundesländern nicht bedarfsdeckend
und auch nicht bedarfsgerecht ist,
zeigen auch die Ergebnisse einer im
6 A.a.O., S. 13
7 Vgl. http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2011-02/kinderlosigkeit-studie
Auftrag der Zeitschrift „Eltern“ durchgeführten Forsa-Umfrage, nach der
60 % der noch kinderlosen Befragten
angaben, dass eine verlässliche Kinderbetreuung ein Anreiz sein könnte,
sich für ein Kind zu entscheiden./
Diskussion
Die Frage nach der optimalen Kinderbetreuung wird in Deutschland, wie in
einigen anderen Ländern auch, stark
von der eigenen Wahrnehmung von
Familie und Frauen bestimmt. Und
selbst heute, angesichts von Studien
und Zahlen, beginnt sich erst langsam
eine pragmatischere Sicht der Dinge
durchzusetzen.
Dennoch, von der aktuellen Diskussion um den Ausbau der Kindertagesbetreuung fühlen sich alle betroffen.
Familien, die sich für ein traditionelles
Familienmodell entschieden haben,
sehen sich durch Begriffe wie „NurHausfrau“ oder „Herdprämie“ diskreditiert. Frauen und Familien, nach
kurzer Zeit wieder in den Beruf zurückkehren wollen, werden immer noch als
„Rabenmütter“ und „egozentrische
Rabeneltern“ bezeichnet und schlagen sich mit Vorwürfen herum, dass
ihre Kinder durch die frühe „Fremdbetreuung“ sicherlich irgendwann zu
beziehungsunfähigen Menschen werden.
Der Streit um den richtigen Weg, um
„Rabenmütter“ und „Nur-Hausfrauen“
zieht sich durch Familien und Freundeskreise, spaltet Mütter und Töchter,
41
42
Fachthemen
die ihre jeweils eigenen Lebensmodelle angegriffen und nicht ausreichend
gewürdigt finden.
Viele Verfechterinnen und Verfechter
der vornehmlichen Betreuung des
Kindes durch Mutter oder Vater formulieren bereits die Befürchtung, in
Deutschland gäbe es „bald „französische oder schwedische Verhältnisse
wo sich Mütter und Eltern dafür rechtfertigen müssen, wenn sie wegen der
Kinder für einige Jahre oder sogar für
immer auf eine Berufstätigkeit verzichten“.
Es wird ins Feld geführt, es müsse
weiterhin Wahlfreiheit bestehen und
die Akzeptanz der Kinderbetreuung in
der Familie gestärkt werden.
Hier wird eine Wahlfreiheit beschworen, die es zumindest für die Mütter
und Väter, die schnell in den Beruf zurückkehren wollen, gar nicht gibt. Diese Eltern müssen heute noch – zumindest in den alten Bundesländern – viel
zu oft auf privat organisierte Kinderbetreuung mit Kinderfrauen, Au Pairs,
Freunden und Familienangehörigen
zurückgreifen.
Dabei bleiben oft genug die von Kindertageseinrichtungen und Tageseltern zu Recht geforderten Qualitätsstandards unberücksichtigt.
So weicht auch die Annahme, die dem
Kinderförderungsgesetz
zugrunde
liegt, von der Lebenswirklichkeit vieler Eltern ab, weil schon heute zu erkennen ist, dass es viele Gegenden in
Deutschland gibt, in denen der Bedarf
höher ist als die für 2013 avisierten
Betreuungsplätze für 35 % der Kinder
unter drei Jahren.
Wenn sich alle Eltern mehr Kinderfreundlichkeit und wirkliche Wahlfreiheit wünschen, reichen 35 % nicht
aus, sondern es sollte dann auch im
Westen ein dem Osten vergleichbaren
Angebot geben.
Bei den gegenwärtigen Planungen
und bei der Umsetzung dieser Planung wird es noch über Jahre hinaus so sein, dass Eltern, die eine
Kinderbetreuung für ihr Kind wünschen, sich bereits vor der Geburt
um einen Betreuungsplatz bemühen
müssen, um dann die Zeit nach der
Geburt für die Erstellung für inzwischen notwendigen Bewerbungen zu
nutzen oder sie sind weiterhin auf
privat organisierte Betreuungsformen
angewiesen.
Selbst wenn es ausreichend Betreuungsplätze in Kindertageseinrichtungen oder bei Tageseltern gäbe, bedeutet dies in einer auf Flexibilität und
Mobilität ausgerichteten Arbeitswelt
noch lange nicht, dass es ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot für den
gesamten Tag, in Randzeiten oder in
akuten Notlagen (z. B. Erkrankung der
Tagespflegeperson) gibt. Auch hier
werden Eltern weiterhin darauf angewiesen sein, individuelle Sicherungsund Hilfesysteme zu konzipieren und
zu organisieren.
Kindertagesbetreuung
Für Köln zeigt die aktuelle Entwicklung, dass die Stadt weiterhin einen
Zuzug von jungen Familien mit steigenden Kinderzahlen und einer stabilen bis steigenden Geburtenrate zu
verzeichnen hat.
Durch diesen Zuzug und den Verzicht
auf die Einschulung von Kindern im
Alter von fünf Jahren ist schon heute
der Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz für Kinder über drei
Jahren nicht mehr einzulösen.
Die Hoffnung, die durch das frühere
Einschulungsalter freiwerdenden Plätze für Über-3-Jährige für Kinder im Alter von zwei und einem Jahr nutzen zu
können, hat sich zerschlagen.
Köln geht angesichts dieser Entwicklungen von einem Betreuungsbedarf
von 60 bis 70 % für Unter-3-Jährige
aus und versucht, bis zum Jahr 2013
eine Betreuungsdichte von 40 % zu
realisieren. Dazu müssen weitere Plätze für Über-3-Jährige geschaffen werden, da auch hier der Rechtsanspruch
nicht mehr eingelöst werden kann.
Da es aufgrund der angespannten
Haushaltslage, fehlender oder unzureichender Grundstücke und ebenso
fehlender privater Investoren nicht
realisierbar erscheint, diese Quote
über den Ausbau der institutionellen
Kindertagesbetreuung in Einrichtungen zu erreichen, hat sich der Rat der
Stadt Köln entschlossen, den Ausbau
der Tagespflege bei Tageseltern zu
forcieren.
Dazu wurde die Suche, Schulung und
Begleitung von Tageseltern und das
Matching von Tageseltern und Eltern
an freie Träger delegiert.
Unbestritten dabei ist, dass das Primat der Eltern, ihren Kindern eine verlässliche und qualitativ hochwertige
Kinderbetreuung anzubieten, an erster
Stelle stehen muss. Hinzu kommt aber
auch, den Wunsch von Eltern zu respektieren, die sich für ihre Kinder eine
familienähnlichere
Betreuungsform
wünschen und daher eine Betreuung
bei Tageseltern der in einer Kindertagesstätte vorziehen.
Position
Analog zum Thesenpapier des Verbandes Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband
e. V. vertreten wir folgende Positionen
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ie Kindertagesbetreuung bei TaD
geseltern und die in einer Kindertagesstätte sind als gleichwertig und
gleichrangig zu betrachten.
Die Ausbildung, Qualifizierung und
intensive weitere Begleitung von
Kindertageseltern stellt sicher, dass
Eltern, die eine familiennähere Betreuung für ihr Kind wünschen, ein
qualitativ hochwertiges Angebot
erhalten.
Eltern und Tageseltern gehen eine
enge und durch gegenseitiges
Vertrauen geprägte Erziehungspartnerschaft im Sinne des Kindes
ein, ohne auf einen institutionellen
Rahmen zurückgreifen zu können
– diese enge Partnerschaft gilt es
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Fachthemen
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anzuerkennen und zu fördern und,
wo möglich durch die enge Zusammenarbeit mit sozialräumlich
organisierten Familienzentren zu
stützen.
Es bietet sich an, dass Tagesstätten und Tageseltern zusammenarbeiten, um z. B. die praktische
Ausbildung und Weiterqualifizierung von Tageseltern begleiten, die
Versorgung in Randzeiten oder bei
Notfällen sicherstellen oder einen
Begegnungsort für Tagespflegepersonen im Stadtteil oder Viertel zur
Verfügung stellen zu können.
Die gemeinsame Betreuung von
Kindern unterschiedlichen Alters
bei Tageseltern kann für die Entwicklung von Kindern ebenso förderlich sein wie die in einer Kindertageseinrichtung,
vorausgesetzt,
sie ist qualifiziert, zertifiziert und
wird fachlich begleitet.
Die Betreuung von Kindern in einem
privat organisierten System – ob
nun materiell gut ausgestattet mit
entsprechendem Personal wie Kinderfrauen oder Au Pairs oder aber
prekär durch Freunde, Familienangehörige, Babysitter etc. – wird hinsichtlich von Bindungsqualität und
Förderung nur selten oder gar nicht
in Frage gestellt, weil es nicht Teil
der Jugendhilfeplanung ist.
Darüber hinaus gibt es gesellschaftliche Realitäten, die es anzuerkennen
und auf der Grundlage ethischer, vom
katholischen Glauben geprägter Über-
zeugungen und dem daraus abgeleiteten Familienbild zu gestalten gilt.
Hier vertritt der SkF e. V. Köln folgende
Positionen:
®® Paare und Frauen haben die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob
sie Eltern oder Mutter werden wollen oder nicht. Von einem Paar oder
einer Frau zu erwarten, die eigenen
Wünsche und Notwendigkeiten zu
ignorieren, um eine Familie zu gründen, ist mit der gesellschaftlichen
und individuellen Realität nicht
mehr zu vereinbaren. Kinderbetreuung ist längst nicht mehr nur eine
hinzunehmende Notwendigkeit für
Frauen und Eltern, die keine anderen Optionen zur Existenzsicherung haben, sondern etwas, worauf
Kinder und ihre Eltern ein Anrecht
haben.
®® Der Familie muss es freigestellt
sein, wie sie ihr Leben mit einem
oder mehreren Kindern gestalten
will. Dabei werden Familien, in denen Mutter oder Vater teilweise
oder vollständig auf eine eigene
Berufstätigkeit zugunsten der Kindererziehung verzichten wollen,
ebenso wert geschätzt, wie solche, bei denen beide Partner sofort
oder nach dem Ende der Elternzeit
wieder in den Beruf zurückkehren
wollen. Deshalb ist es eine gesellschaftliche und staatliche Pflichtaufgabe, ausreichende und qualitativ hochwertige, bedarfsgerechte
Betreuungseinrichtungen zu schaf-
Kindertagesbetreuung
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fen, um den Eltern wirkliche Wahlfreiheit zu ermöglichen.
Der Wunsch nach einer eigenständigen beruflichen Entwicklung und
Weiterentwicklung ist heute weniger ein Thema der Notwendigkeit bei der arme oder Alleinerziehende ihr Kind in eine Betreuung
„geben müssen“, um die Existenz
zu sichern als vielmehr ein Thema
der gut ausgebildeten Frauen und
Familien – Es ist doch wesentlich
attraktiver wieder in die Redaktion
einer Zeitung zurückzukehren als
an die Kasse eines Supermarktes.
Alle vorliegenden Studien zeigen,
dass die Fremdbetreuung von Kindern diesen keineswegs schadet,
sondern eher nützt 8.
Frühe Förderung, Bildungsan
gebote, der intensive Kontakt zu
anderen Kindern, das zeigen verschiedene Studien der OECD und
anderer Organisationen, sind allen
Kindern zuträglich. Kinder, die in ihrem Elternhaus ohnehin Förderung
erfahren, erhalten in einer Kindertageseinrichtung oder bei Tageseltern zusätzliche Impulse, erweitern schon früh ihren Horizont und
geben das Erlernte an jüngere und
gleichaltrige Kinder weiter. Kinder,
die in ihren Elternhäusern wenig
Förderung erfahren, können durch
gezielte individuelle Förderung und
durch Gruppenangebote vorhandene Defizite ausgleichen.
Das Familienrecht hat sich inzwi
schen grundlegend geändert. Frau-
8 http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-10/studie-kinderkrippen
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en, die sich dafür entscheiden, auf
eine eigene Berufstätigkeit zugunsten der Kindererziehung langfristig zu verzichten, haben heute bei
der Trennung kein Anrecht mehr
auf eine lebenslange Versorgung
durch den ehemaligen Partner,
sondern sind gehalten, so schnell
wie möglich wieder eine zumutbare
Beschäftigung anzunehmen, es sei
denn, in einem Ehevertrag werden
zwischen den Partnern andere Verabredungen getroffen.
Der demographische Wandel und
die damit einhergehende Entwicklung bei den Renten machen den
längeren Berufsausstieg für Frauen
zu einer Armutsfalle im Alter.
Unternehmen wollen und können
nicht mehr langfristig auf gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verzichten. Sollten sich also
Staat und Freie Träger nicht stärker
in der Kinderbetreuung engagieren, wird es über kurz oder lang zu
einem Ausbau von betrieblichen
Kindertageseinrichtungen kommen
– ob und inwieweit hier dann katholische Träger Berücksichtigung finden oder gewerbliche Anbieter zum
Zuge kommen, bleibt abzuwarten.
Die kritische Haltung gegenüber
einer Betreuung von Kindern durch
Kindertageseltern ist sicherlich
auch darauf zurückzuführen, dass
es hier in der Vergangenheit durchaus zu Missständen gekommen ist.
Nicht vernachlässigen sollte man
aber auch einen anderen, eher emo-
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Fachthemen
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tionalen Aspekt: Die Abgabe des eigenen Kindes in einen Kindergarten
oder eine Kindertagesstätte – also
in die Institution – bedeutet, das
Kind wird in einer Gruppe mit anderen von hauptberuflichen Erzieherinnen und Erziehern betreut. Es
bleibt eine professionelle Distanz.
Die morgendliche Abgabe bei einer
Tagesmutter bedeutet die Abgabe des Kindes an einen einzelnen
Menschen, der für einige Stunden
oder für den gesamten Tag die Rolle der Mutter beim Kind übernimmt.
Die distanzierte Wahrnehmung der
Betreuung durch eine Tagespflegeperson hat sehr viel mit der Sicht
auf die Rolle der Mutter und die
Wahrnehmung der Mutterrolle zu
tun, die an dieser Stelle noch eng
an ein sehr traditionelles Mutterbild
anschließt.
Zu Ende gedacht, intendiert die
Entscheidung für eine Tagespflege eine Abwertung der Mutter, die
wegen ihrer Berufstätigkeit ihr Kind
einer „Fremden“ anvertraut.
Dieses Rollenmuster und vor allem
das sich dahinter verbergende Mutterbild sind nicht mehr zeitgemäß.
Das Betreuungsgeld setzt einen
falschen Anreiz. Dabei geht es
nicht um die Höhe des Betrages. Dieser ist für die Familien,
die ihn nutzen können – Gut- und
Besserverdienende – nicht hoch
genug, um attraktiv zu sein und
bei den Beziehern von Transferleistungen wird er nicht ankommen. Das Betreuungsgeld ist ein
Zugeständnis an alle für die die
Fremdbetreuung von Kindern kein
gesellschaftlich akzeptiertes Modell ist und damit eine weitere
Abwertung der Eltern, die sich für
Kinder und Beruf entscheiden. Es
ist ja nicht so, dass die Betreuung
von Kindern in Deutschland kostenfrei wäre, sondern es entstehen Eltern, die ihr Kind betreuen
lassen wollen oder müssen, zusätzliche Kosten.
Die katholischen Träger sollten die
wertorientierte, tolerante und wertschätzende, fördernde und inkludierende Pädagogik, die das Kind und
seine jeweils altersgemäßen Bedürfnisse in den Vordergrund stellt, als
Markenzeichen ausbauen und so mit
einem eigenen Profil Standards setzen, die Eltern überzeugen. Und das
sollten sie überall tun, in den von Ihnen
getragenen Kindertageseinrichtungen
und bei den Tagespflegepersonen, die
sie ausbilden und begleiten. Ein Roll
Back in der gesellschaftlichen und
sozialen Entwicklung wird es trotz Betreuungsgeld und aller anderen Bemühungen um den Erhalt eines tradierten
Frauen- und Familienbildes nicht geben.
Kontakte/Kooperationen
Deutscher Caritasverband e. V.
Jahresempfang 2011
Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben in der Gesellschaft
zu ermöglichen, dafür setzt sich der
DCV in besonderer Weise ein. So
stand das Kampagnenthema „Kein
Mensch ist perfekt. Behinderte Menschen: Menschen wie du und ich“
im Zentrum des Jahresempfangs des
DCV, zu dem Caritas-Präsident Peter
Neher am 11. Mai 2011 in Berlin eingeladen hatte.
Zum Thema sprachen aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Staatsekretär Andreas Storm (in Vertretung von Bundesarbeitsministerin
Ursula von der Leyen), die Generalsekretärin der SPD, Andrea Nahles und
der Magdeburger Bischof Gerhard
Feige.
Neher erinnert daran, dass durch die
UN-Behindertenrechtskonvention, die
in Deutschland seit März 2009 in Kraft
ist, die Diskussion über ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit
Behinderung eine neue Qualität erhalten habe. Doch in zentralen Bereichen sei noch viel zu tun. Dies gelte
beispielsweise für den Bereich der
Bildung. „Eltern müssen wählen können, ob sie spezielle Angebote der
Betreuung und Bildung für ihre Kinder
nutzen wollen oder die Regelschulen
und Kindertagesstätten vor Ort. Von
dieser Wahlfreiheit sind wir jedoch in
Deutschland noch weit entfernt“, so
Peter Neher. Den Ländern und Kommunen käme dabei eine besondere
Rolle zu. Nach wie vor sei das Bildungssystem jedoch überwiegend
noch nicht auf die besonderen Anforderungen von Menschen mit Behinderung eingestellt. „Wir brauchen einen
Rechtsanspruch auf inklusive Schulbildung, der in den Schulgesetzen der
Länder verankert wird“, fordert Neher.
Erneut spricht sich Neher gegen die
Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) in Deutschland aus. Ihm
sei bewusst, dass das Leben mit einer Behinderung auch voller Leid sein
könne. Die Not der Paare, die in Sorge seien, ein behindertes Kind zu bekommen, sei nachvollziehbar. „Doch
ich befürchte, dass im Falle der Zulassung der PID der gesellschaftliche
Perfektions- und Erwartungsdruck auf
werdende Eltern zunehmen wird“, so
Neher. Er äußert die Sorge, dass die
PID eine Entwicklung begünstigt, die
die Illusion nährt, Krankheit und Behinderung seien letztlich vermeidbar.
Für einen offenen, anderen Blick auf
ein Leben mit Behinderung setze sich
deswegen auch die Kampagne der
Caritas in Deutschland ein.
Claudia Beck, Pressesprecherin
v. l. Maria Loers, Vorsitzende CKD, Dr. Hans-Jürgen
Markus, Diözesancaritasdirektor Bistum Hildesheim,
Prälat Neher, DCV, Gaby Hagmans, Heinz-Josef
­Kessmann, Vizepräsident DCV und Diözesancaritas­
direktor Bistum Münster, Theresa Wunderlich, DCV
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48
Kontakte/Kooperationen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in sozialen Einrichtungen
zielsicher auswählen – aber wie?
Ein Gemeinschaftsprojekt des SkF Gesamtverein e. V. mit dem IFAMS-Institut an der
Fachhochschule Mainz und dem Anna-Katharinenstift Karthaus in Dülmen.
Wie wählt man die richtige Person für
die richtige Tätigkeit aus? Wie führt
man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
so in eine Organisation ein, dass sie
sich wohlfühlen, sich ins Team integrieren und einen wertvollen Arbeitsbeitrag leisten. Das sind Kernfragen, die
sich jede Institution stellt.
Professor Dr. Rüdiger Nagel und Professor Dr. Christoph Reiss – beide
lehren und forschen an der Fachhochschule Mainz – haben im Rahmen eines Pilotprojekts wichtige Werkzeuge
zur Personalauswahl und Personalbetreuung zum Einsatz in sozialen
Einrichtungen entwickelt. Im Rahmen
einer ersten Projektsitzung mit der Geschäftsführung des SkF Gesamtverein
e. V. sowie Personalverantwortlichen
des Anna-Katharinenstifts Karthaus in
Trägerschaft des SkF Gesamtverein e.
V. Mitte Januar 2011 in Dortmund wurden die genauen Aufgabenstellungen
für die Projektarbeit festgelegt. Das
Anna-Katharinenstift Karthaus ist mit
über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber
im Raum Dülmen.
Alle weiteren Aktivitäten des Projekts
wurden dann in enger Zusammenarbeit zwischen einer eigens für diesen
Zweck gebildeten Projektgruppe des
Anna-Katharinenstifts Karthaus und
den beiden Hochschullehrern aus
Mainz durchgeführt. Prof. Dr. Nagel
und Prof. Dr. Reiss haben sich meh-
rere Tage vor Ort aufgehalten, um mit
der Projektgruppe für die Einrichtung
maßgeschneiderte Konzepte und Instrumente zu entwickeln und die Umsetzung zu begleiten.
Was wurde nun konkret entwickelt?
Bislang wurden Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Anna-Katharinenstifts
Karthaus mit einem klassischen Bewerberinterview ausgewählt. Das
heißt, der Bewerber oder die Bewerberin wurde von einem oder mehreren
Interviewern im Rahmen eines Bewerberinterviews befragt. Hierzu stellten
sich folgende Fragen: Bekommen wir
hier sichere Informationen über die
Menschen? Wie wird sich die Mitarbeiterin/der Mitarbeiter im späteren
Berufsalltag verhalten? Inwieweit ist
sie/er überhaupt motiviert, in einer
sozialen Einrichtung tätig zu werden?
Wird sie/er in der Lage sein, im Team
zu arbeiten? Diese Fragen werden im
klassischen Bewerberinterview nur
ansatzweise beantwortet. Deshalb
gingen die Projektmitarbeiterinnen
und -mitarbeiter neue Wege.
Im ersten Schritt wurde ein sogenannter „Biografischer Fragebogen“ entwickelt, der gegenüber dem „normalen“
Personalbogen tiefergehende Fragen
zur Biografie des Bewerbers enthält.
Welche zentralen Lebensereignisse
haben die Person geprägt? Wo liegen
Projekt Personalauswahl
Berührungspunkte zum sozialen Bereich? Engagiert sich der Bewerber
auch in seiner Freizeit in irgendeinem
Bereich über das normale Maß hinaus?
Dieser Bogen wird mit der Einladung
zum Bewerbergespräch verschickt
und ermöglicht den Interviewern eine
sehr fundierte Vorbereitung auf das
Bewerbergespräch.
Ein zweites Element der Personalauswahl ist ein Intensivinterview, das
in der Intensität der Fragen weit über
klassisches Bewerbergespräch hinausgeht. Nach einhelliger Meinung
der Beteiligten bringt diese Art des
Interviews erheblich mehr Erkenntnisse über die Bewerber als das herkömmliche Bewerberinterview. Dieses
Interview wird immer von mehreren Interviewern (mindestens zwei) geführt.
Die Ergebnisse werden in einen Bewertungsbogen eingetragen.
Um zu testen, ob die Bewerber auch
teamfähig sind, werden alle Bewerber für eine Stelle gemeinsam in eine
Gruppenübung eingebunden, in der es
darum geht, gemeinsam eine vorgegebene Aufgabenstellung zu lösen. In
dieser Übung werden die Teilnehmer
bzw. Teilnehmerinnen durch Beobachter beobachtet und anhand vorgegebener Listen beurteilt. Voraussetzung
für die Durchführung eines derartigen
Auswahlverfahrens ist, dass alle Bewerber an einem Tag gemeinsam eingeladen werden.
Ein weiteres neues Element der Bewerberauswahl ist auch, dass die
Kandidaten noch am gleichen Tag ein
Feedback von den Interviewern bzw.
Beobachtern bekommen. Die Ent-
scheidung über die Besetzung wird
zwar noch nicht kommuniziert, aber
der Bewerber bzw. die Bewerberin
erhält eine qualifizierte Rückmeldung
auf das während des Tages gezeigte
Verhalten. Das wurde in einer ersten
Auswahlrunde von den Bewerbern
sehr geschätzt und als sehr innovativ gelobt. Oft ist es eher so, dass die
Organisation den Bewerberinnen bzw.
Bewerbern nach einer Woche eine
nichtssagende Absage bzw. Zusage
erteilt.
Daneben entwickelte die Arbeitsgruppe des Anna-Katharinenstifts Karthaus
gemeinsam mit den beiden Mainzer
Hochschullehrern zahlreiche weitere
Instrumente moderner Personalarbeit,
wie z. B. ein Mentorenkonzept, ein
Kompetenzmodell, das es erlaubt, die
in einer Stelle geforderten Kompetenzen systematisch abzubilden und ein
Programm zu Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
Das Projekt wurde von allen Projektbeteiligten als sehr erfolgreich empfunden. Gelobt von den Vertretern
des Anna-Katharinenstifts Karthaus
wurde vor allem der Mehrgewinn an
Erkenntnissen über die Bewerber und
die damit erhöhte Treffsicherheit von
Personalentscheidungen. Die Kandidaten, die an der ersten Auswahlrunde
am 1. Juli 2011 teilgenommen haben,
haben das gesamte Verfahren als sehr
professionell beschrieben und insbesondere das direkte Feedback durch
die Interviewer als sehr hilfreich empfunden. Auch Prof. Dr. Nagel und Prof.
Dr. Reiss haben die Zusammenarbeit
mit dem SkF und den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des Anna-Katharinenstifts Karthaus als hochkompetent
49
50
Kontakte/Kooperationen
und professionell erlebt. Prof. Dr. Nagel und Prof. Dr. Reiss sind gern bereit, ähnliche Projekte auch in anderen
Ortsvereinen bzw. Institutionen des
SkF durchzuführen.
Das Projekt wurde gefördert durch die
Lotterie GlücksSpirale.
Michael Bender, Verwaltungsleiter
DKM-Stiftung spendet für die Gewinnung Ehrenamtlicher
in SkF Leitungspositionen
Für Maßnahmen zur Qualifizierung
ehrenamtlicher Vorstände nahm Dr.
Anke Klaus, neue Bundesvorsitzende
des SkF, auf der SkF Delegiertenversammlung in Bensberg von Christoph
Bickmann, Vorstandsmitglied der Darlehnskasse Münster eG (DKM), einen
Scheck der DKM Stiftung in Höhe von
20.000 Euro entgegen.
„Aus dem Selbstverständnis des SkF
heraus werden Leitungsfunktionen
ausschließlich mit ehrenamtlichen
Frauen besetzt. Mit dieser Spende
können wir kompetenten und interessierten Frauen eine solide Basis für die
erfolgreiche Wahrnehmung von Füh-
rungsaufgaben in unserem Verband
bieten“, zeigte sich Dr. Anke Klaus
erfreut.
Ehrenamtliche Vorstandsfrauen tragen im SkF die Verantwortung für 146
Ortsvereine mit ihren Diensten und
Einrichtungen, in denen über 6.000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der
Sozialen Arbeit beschäftigt sind. Eine
fundierte Fortbildung der Vorstände
hat im SkF Tradition. Qualifizierungen
zu den Anforderungen einer professionellen Geschäftsführung, zu Personalführung- und management, Kommunikationstechniken, Werten und
Leitbildern des SkF bilden eine bewährte Grundlage für eine anspruchsvolle Aufgabe.
In Anerkennung des sehr verantwortungsvollen und hohen zeitlichen
Engagements der ehrenamtlichen
Vorstände und ihrer Bereitschaft, unentgeltlich eine umfängliche Trägerverantwortung zu übernehmen, unterstützt die Stiftung DKM Darlehnskasse
Münster die Qualifizierungsmaßnahmen des SkF Gesamtverein.
Claudia Steinborn
SkF-Stiftung
SkF-STIFTUNG
AGNES NEUHAUS
Spende des Wirtschaftsbeirates
Der Wirtschaftsbeirat des SkF Gesamtvereins hat sich anlässlich der
Verabschiedung von Maria Elisabeth
Thoma als SkF Bundesvorsitzende
im Juni 2011 und ihrer anschließenden Wahl in den Stiftungsvorstand
der SkF-Stiftung Agnes Neuhaus
entschlossen, deren Engagement zugunsten von SkF Hilfsprojekten mit
einer Spende zu unterstützen. Hierfür
stellten die fünf Mitglieder des Wirtschaftsbeirates aus ihren privaten
Budgets insgesamt 750 Euro zur Verfügung.
Die Scheckübergabe fand auf der ersten Sitzung des Stiftungsvorstandes
nach der Delegiertenversammlung in
Bensberg statt.
Da passte es gut, dass Maria Elisabeth
Thoma, die ein wesentlicher Motor für
die Gründung der SkF-Stiftung war,
zuvor zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gewählt worden war.
Ihr überreichte Kirsten Geroneit-Jepp,
Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats,
den symbolischen Spendenscheck.
Der Wirtschaftsbeirat sieht die Stiftung
als ein sinnvolles Fundraising- und Finanzierungsinstrument des Verbandes
an. Mit seiner Zuwendung möchte er
auch Andere dazu anregen, die SkFStiftung Agnes Neuhaus finanziell auf
„gute Füße“ zu stellen, damit die Stiftung tatkräftig qualifizierte SkF Hilfsprojekte unterstützen kann.
Claudia Steinborn
Kirsten Geroneit-Jepp überreicht Maria
Elisabeth Thoma, stellvertretende Vorsitzende der SkF-Stiftung Agnes Neuhaus,
den Spendenscheck
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52
Kontakte/Kooperationen
SkF-Stiftung Agnes Neuhaus
Mit einem Klick aus der Gewalt
Benefizveranstaltung für gewaltlos.de
Über 60 Gäste fanden sich am 26.
Oktober 2011 in der Joseph Kirche
auf St. Pauli ein, wo die SkF-Stiftung
Agnes Neuhaus zu einer Benefizveranstaltung zugunsten von gewaltlos.
de, der SkF Onlineberatung für unter
häuslicher Gewalt leidende Mädchen
und Frauen, eingeladen hatte.
die Onlineberatung wenden. Die Gäste erhielten einen beklemmenden Eindruck vom „Alltag“ im Chat aus Sicht
einer Beraterin.
Neben den Gästen zeigte sich auch
Erzbischof Dr. Werner Thissen beeindruckt und sprach seine Unterstützung für die Onlineberatung aus. Die
v. l.
Dr. Josephin von Spiegel,
Lydia Ossmann,
Erzbischof Dr. Werner Thissen
Die Stiftungsvorsitzende Dr. Josephin
von Spiegel zeigte sich erfreut, dass
so viele Gäste den Weg auf die Reeperbahn gefunden hatten. Hausherr
Pfarrer Schulz betonte, er könne sich
keinen besseren Ort vorstellen, um für
dieses Hilfsangebot zu werben, da die
Not vieler Frauen vor der Kirchentür
auf der „Großen Freiheit“ unmittelbar
zu greifen sei.
Lydia Ossmann von gewalt-los.de berichtete von dem Leidensdruck und
den Gewalterfahrungen von Mädchen
und Frauen, die sich Hilfe suchend an
neuen Medien seien wichtig, um hilfesuchende Mädchen und Frauen heute
überhaupt erreichen zu können. Das
Internet, das oft als Werkzeug von Tätern wahrgenommen würde, werde so
zu einem Hilfsmittel für die Opfer.
Bei Brot und Wein im Gemeindehaus
von St. Joseph konnten sich die Gäste
unmittelbar in die Onlineberatung einloggen und einen Eindruck gewinnen,
wie Beratung im Internet funktioniert.
Lydia Ossmann und Vertreter der Stiftung standen Rede und Antwort zu allen Fragen rund um gewaltlos.de und
gewaltlos.de
den Möglichkeiten, die Onlineberatung zu unterstützen.
Frauen und Mädchen, die unter häuslicher Gewalt leiden, brauchen Schutz,
gute Projekte wie www.gewalt-los.de
brauchen Unterstützer. Daher bat die
SkF-Stiftung Agnes Neuhaus um Zustiftungen oder Spenden zugunsten
der Onlineberatung, die sich zu einem
großen Teil aus Spenden finanziert.
Der Stiftungsfonds „Gewaltschutz“
soll zukünftig dazu beitragen, das Projekt langfristig zu finanzieren.
Die Zugriffszahlen auf das Portal
gewaltlos.de steigen stetig. Waren
­
es zu Beginn der Internetberatung
im Jahr 2005 erst 700 Mädchen und
Frauen, die das Angebot nutzten, wird
die Internetseite heute bis zu 1.500
mal im Verlauf eines Monats aufgerufen. Aufgrund der steigenden Nachfrage müssen die Beratungszeiten im
Chat dringend ausgeweitet werden.
Um für alle Hilfesuchenden da sein zu
können, sollen weitere Beraterinnen
eingestellt werden.
Zwischen 40.000 und 45.000 Frauen suchen jährlich in Deutschland
Schutz in einem Frauenhaus. Doch
Mädchen und Frauen, die von sexuellem Missbrauch und Gewalt bedroht
sind, leiden oft über Jahre unter der
Gewalt, bevor sie in der Lage sind,
diesen Schritt zu gehen. Oft schweigen sie aus Scham, Angst vor der
Bestrafung durch ihren Peiniger, oder
weil sie sich schuldig fühlen. Die Onlineberatung www.gewaltlos.de hilft
durch einen anonymen Zugang, diese
Hemmschwelle zu überwinden und ist
in vielen Fällen erste Anlaufstelle für
die betroffenen Mädchen und Frauen.
Hier erhalten sie Zugang zu einem geschützten Raum – direkt von zu Hause
aus.
www.gewaltlos.de bietet erste Hilfe in
einem Chatroom, in dem die M
­ ädchen
und Frauen zunächst Gespräche mit
ehrenamtlichen Beraterinnen führen
und sich mit anderen Betroffenen
austauschen können. Viele melden
sich, nachdem sie Vertrauen gefasst
haben, zu Einzelgesprächen mit den
hauptamtlichen
Sozialarbeiterinnen
und Psychologinnen an. Hier können sie häufig zum ersten Mal über
ihre Gewalterlebnisse und ihre Ängste sprechen. Es werden konkrete
­Maßnahmen besprochen, wie sie sich
beim nächsten Übergriff verhalten und
wo sie weitere konkrete Hilfe erhalten
können. Ziel ist es, mit den Mädchen
und Frauen gemeinsam einen Weg
aus ihrer Opferrolle zu finden, damit es
ihnen gelingt, die Spirale der Gewalt
langfristig zu durchbrechen.
www.gewaltlos.de ist in den nächsten
drei Jahren ein Förderschwerpunkt
der SkF-Stiftung Agnes Neuhaus.
Spenden oder Zustiftungen für www.
gewaltlos.de an: SkF-Stiftung Agnes
Neuhaus, Konto 777 101, BLZ 400
602 65, Stichwort: „Stiftungsfonds
Gewaltschutz“.
Claudia Steinborn
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54
Kontakte/Kooperationen
SkF-Stiftung Agnes Neuhaus
SkF-Stiftungspreis 2011: Die Preisträger
Die Freude war groß. Drei Projekte aus den SkF Ortsvereinen Lingen,
Osnabrück und Wuppertal zeichnete
die SkF-Stiftung Agnes Neuhaus im
Rahmen der Delegiertenversammlung
in Bensberg im Juni 2011 erstmals
mit dem SkF-Stiftungspreis aus. Den
ersten Preis in Höhe von 5.000 Euro
erhielt die Waschtrommel des SkF Lin-
gen. Zwei zweite Preise im Wert von
1.000 Euro gingen an das Projekt Jobpaten des SkF Wuppertal und an Madame Courage, SkF Osnabrück.
Lesen Sie mehr über die preisgekrönten Projekte und was die Jury überzeugt, berührt und begeistert hat.
1. Preis - Waschtrommel, SkF Lingen
„Das Projekt Waschtrommel war für
mich beim Lesen der Beschreibung
zunächst ein interessantes und vorbildliches Konzept, vielen Menschen
durch ein Zusammenwirken zu helfen: alte oder behinderte Menschen
können ihre Wäsche gegen marktübliches Entgelt pflegen lassen, ohne
unbedingt ihre Wohnung verlassen
zu müssen und arbeitslose Frauen
erlernen sowohl Wäschepflege als
auch die Arbeitsweise eines serviceorientierten Kleinbetriebs. Sie erhalten eine Ausbildung, die ihnen den
Wiedereinstieg in das Berufsleben
erleichtert.
Bei meinem Besuch in Lingen fühlte
ich den Schwung, den die Beteiligten in diesem Projekt entwickelten
und mit dem sich manche vielleicht
­dauerhaft aus der Resignation be­­­-
freien können. Die heitere Atmosphäre war schon beim Eintritt in den
Raum zu spüren. Die Dankbarkeit
mancher Projektteilnehmerin und von
Kunden für diese Hilfe zur Selbsthilfe, die sich in der Treue zur Gemeinschaft über die Ausbildung hinaus
zeigte, haben mich tief berührt. Ich
sah in diesem Projekt plötzlich auch
ein Konzept, das die Arbeit des SkF
vielen Menschen sympathisch in ihrem Alltag nahebringt. Deshalb hoffe
ich, dass sich das Projekt auf längere
Sicht weiterhin zunehmend selbst finanzieren kann.“
Dr. Corinna Brandi, Jury
Weitere Informationen zum Projekt „Wasch­
trommel“ finden Sie auf Seite 127.
SkF-Stiftungspreis
2. Preis - Jobpaten, SkF Wuppertal
„Das Projekt „Jobpaten“ des SkF
Wuppertal hat mich begeistert, weil
es jungen Frauen mit Migrationshintergrund den – aus meiner Sicht
besten – Weg in ein unabhängiges
und selbstbestimmtes Leben öffnet:
eine berufliche Ausbildung. Die positiven Effekte der Projektarbeit auf
Fähigkeiten und Persönlichkeit der
Teilnehmerinnen haben mich ebenso beeindruckt wie das hohe persönliche Engagement der Jobpaten
und aller anderen Beteiligten. In einem positiven Sinn überrascht war
ich über die weitreichende Ausstrahlung des Projekts sowohl auf das
soziale Umfeld der jungen Teilnehmerinnen als auch auf die Familien
der Jobpaten. Beide Seiten haben
von diesem überzeugenden Beitrag
zum gegenseitigen Verständnis und
zur Integration profitiert.“
Susanne Niemann, Jury
Weitere Informationen zum Projekt „Job­
paten“ finden Sie auf Seite166.
2. Preis - Madame Courage, SkF Osnabrück
„An dem Projekt Madame Courage
hat mich die Einfachheit und Klarheit
der Botschaft sofort überzeugt: Sie
unterstützen in wirtschaftliche Not
geratene alleinerziehende Eltern, die
kurz vor dem Abschluss stehen, damit sie ihre Universitätsexamen machen und sich eine eigene Existenz
aufbauen können, wenn keine andere Geldquelle zur Verfügung steht.
Berührt hat mich die Erfahrung, dass
gerade alleinerziehende Studentin-
nen bis zur Erschöpfung Alternativen
suchen, und erst mit dem Rücken an
der Wand um Unterstützung bitten.
Positiv überrascht war ich darüber,
dass kein Cent des SkF dafür aufgewandt werden musste, sondern
das benötigte Geld über kreativ eingeworbene Spenden zur Verfügung
gestellt wurde.“
Birthe Böckel-Stödter, Jury
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56
Kontakte/Kooperationen
Wie gutes Beispiel Schule macht und
Kooperation beflügelt
Für allein erziehende Studierende
ist die Herausforderung, ihr Studium
abzuschließen, besonders groß. Daneben noch den Lebensunterhalt zu
erwirtschaften, ist für sie kaum mehr
möglich. Problematisch wird es zum
Beispiel, wenn allein erziehende Studierende BAföG nicht bzw. nicht länger in Anspruch nehmen können oder
wenn die Eltern ihrer Unterhaltspflicht
nicht nachkommen. Einen Anspruch
auf Leistungen nach dem SGB II haben diese Studierenden in der Regel
nicht. Deshalb unterbrechen viele Studierende ihr Studium kurz vor oder
nach der Geburt eines Kindes oder
geben es ganz auf.
Diesen Studierenden hilft Madame
Courage. Das in Münster bereits seit
über zehn Jahren erfolgreiche Projekt
konnte 2009 auch in Osnabrück in
enger Kooperation zwischen Universität, Hochschule, Bischof und SkF
ins Leben gerufen werden. Madame
Courage ermöglicht allein erziehenden
Studierenden, denen keine anderen
finanziellen Ressourcen zur Verfü-
gung stehen, durch eine zeitlich befristete Förderung von maximal zwei
Semestern den Abschluss des Studiums und damit die eigenständige
Existenzsicherung. „Elternschaft darf
nicht zu sozialer Benachteiligung oder
geringeren Bildungschancen führen“,
beschreibt Birgit Ottens, Geschäftsführerin des SkF Osnabrück, die Motivation des Programms.
Durch eine breite Öffentlichkeitsarbeit und Benefizveranstaltungen aller
Beteiligten konnte auf die besondere
Notlage allein erziehender Studierender aufmerksam gemacht und Spenderinnen und Spender für Madame
Courage gewonnen werden. Schon
nach der ersten Presseveröffentlichung meldeten sich Studierende in
SkF Stiftungspreis
der Schwangerenberatung des SkF
und den Beratungsbüros der Hochschulen. Vielen konnte in den Beratungsgesprächen ein bisher noch
nicht genutzter Anspruch aufgezeigt
werden. Bislang bemühten sich überwiegend alleinerziehende Mütter um
eine Förderung durch Madame Courage Osnabrück:
Eine allein erziehende Studentin und
Mutter von drei Söhnen im Alter von
10, 13 und 19 Jahren, die sich im 6.
Semester befindet, bittet um Unterstützung. Die freiberufliche Tätigkeit
als Hebamme, mit der sie sich finanziert hatte, kann Sie zeitlich nicht mit
der Prüfungsphase im Studium in Einklang zu bringen. Sie lebt nun nach
eigenen Angaben nur von Kindergeld
und Kindesunterhalt.
Eine Studentin und Mutter zweier
Töchter im Alter von 5 und 8 Jahren
hat sich von ihrem Ehemann getrennt
und möchte in der nächsten Zeit ihre
Diplomarbeit schreiben. Aufgrund von
Kindererziehungszeiten hat sich ihr
Studium sehr lange hinausgezögert.
Sie bekommt kein BAföG mehr, auch
der Studienkredit ist abgelaufen.
„Ich könnte mir nicht vorstellen, in so
einer Situation auch noch Vater oder
Mutter zu sein“, äußerte sich der Osnabrücker Bischof Bode über die Belastung, der ExamenskandidatInnen
ausgesetzt sind. „Dieses Verständnis
ist oft der Punkt, an dem wir anknüpfen und dann auch Spenden einwerben können“, bestätigt Doris Schomaker, Vorsitzende des SkF. Mittlerweile
haben die ersten beiden Studentinnen
ihre Diplome mit Hilfe von Madame
Courage erworben.
Wertvoller Mehrwert der erfolgreichen
Zusammenarbeit ist das entstandene Netzwerk der SkF-Beratungsstelle
und der Familienservicebüros der
Hochschulen. So ist für 2012 bereits
das nächste Event geplant: ein Sponsorenlauf der Hochschulen unter dem
Motto „Madame Courage läuft weiter“.
Claudia Steinborn
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58
Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern
SkF Landesverband Bayern
Vorsitzende für weitere vier Jahre in ihrem Amt bestätigt
Elisabeth Maskos und drei Mitglieder
des bisherigen Vorstands des Landesverbandes des SkF wurden in der
Delegiertenversammlung am 12. Mai
2011 von den Vertreterinnen der 16
bayerischen Ortsvereine einstimmig
bestätigt. Neu in den Vorstand wurde
Edeltraud Barth gewählt. Dem Landesvorstand gehören nun an: Elisabeth
Maskos, Vorsitzende (OV Schweinfurt), Leopoldine Grupp, stellv. Vorsitzende (OV München), Edeltraud Barth
(OV Würzburg), Doris Hallermayer (OV
Augsburg) und Jutta Schneider-Gerlach (OV Aschaffenburg).
Mit dem SkF Kristall ehrte die Bundesvorsitzende Maria Elisabeth Thoma in
der anschließenden Landestagung
Frau Daigeler für ihre engagierte langjährige ehrenamtliche Arbeit auf Landesebene.
Nach dem ausdrücklichen Dank der
Vorsitzenden für das Vertrauen der
Delegierten versicherte Elisabeth
Maskos, dass sie und ihre Vorstandskolleginnen sich gemeinsam auch
weiterhin als Lobbyistinnen für die
Anliegen der Frauen und Familien auf
Landesebene einsetzen werden, um
die Grundlagen zu schaffen, die Notlagen derer die unsere Unterstützung
benötigen, gut und umfassend abzufedern. In der anschließenden Bayerischen Landestagung des Verbandes
mit vielen Gästen aus den SkF Ortsvereinen, Vertretern der Kirche und
Politik und weiterer Verbände, wurde
das Thema „Familienfreundliche Zeiten? – Balanceakt im Spannungsfeld
zwischen Sorgeverantwortung und
Existenzsicherung“ aufgegriffen.
In einer Podiumsdiskussion zogen
die Podiumsgäste aus Wissenschaft,
Verbänden und Wirtschaft zu diesem
sehr aktuellen Thema folgendes Resümee, das die Landesvorsitzende
Elisabeth Maskos in ihrem Schluss-
v. l. Edeltraud Barth, Doris Hallermayer, Elisabeth
­Maskos, Leopoldine Grupp, Jutta Schneider-Gerlach,
und Monika Meier-Pojda
Landesverband Bayern
wort zusammenfasste. Sie forderte „Familien muss mehr Zeit für ihre
Lebensgestaltung – mit Blick auf die
Kinder aber auch auf die ältere Generation – eingeräumt werden. Dazu sind
Rahmenbedingungen wie vor allem
familienorientierte Arbeitszeiten und
ausreichende Kinderbetreuungseinrichtungen, notwendig. Von der Politik und den Unternehmerverbänden
eingeführte Maßnahmen dürfen keine
bloßen Lippenbekenntnisse bleiben.
Das Klima und die Kultur in den Unternehmen und Verbänden müssen sich
ändern, damit Familie mit Kindern gelebt und Pflegearbeit geleistet werden
kann“.
Der SkF sieht es als seine Aufgabe an,
das Thema weiter zu befördern und
die verschiedenen Taktgeber miteinander zu verbinden.
Elisabeth Maskos, Landesvorsitzende
Familienfreundliche Zeiten?
– Balanceakt im Spannungsfeld zwischen Sorgeverantwortung und
Existenzsicherung
In den fachlichen Teil der Landestagung führte Dr. Michaela Schier vom
Deutschen Jugendinstitut und Leiterin
der Schumpeter Nachwuchsgruppe
„Multilokalität von Familie“ mit ihrem
Referat „Entgrenzte Arbeit – Entgrenzte Familie“ ein.
Sie zeigte, wie vielschichtig Familienverhältnisse heute gelebt werden und
wie intensiv die beiden Felder – Arbeit
und Familie – miteinander verknüpft
bzw. „entgrenzt“ sind. Familienplanung und soziale Kontakte werden
durch lange Wege zum Arbeitsplatz,
Wochenendpendeln, arbeitsbedingte
Umzüge und flexible Arbeitsverhältnisse (von denen rund 80% der arbeitenden Frauen betroffen sind) erschwert.
Die Pluralisierung der Familienformen
trägt ebenso zur Entgrenzung bei. Zeit
für Familie muss immer wieder neu
„genommen“ werden, was mit einem
täglichen Aufwand aller Beteiligten
verbunden ist.
Inhaltlich ergänzend zum Thema folgten am zweiten Tag der Landestagung
weitere Vorträge. Über den Bereich
„Väter und Elternzeit“ referierte Johanna Possinger vom Deutschen
Verein, die in ihrer Untersuchung die
„neuen Väter“ in den Blick nahm. Sie
stellte in einer Umfrage fest, dass die
jungen Väter den Wunsch nach neuen
Formen im Erwerbs- und Familienleben äußerten, familienfreundliche Angebote mancher Betriebe jedoch aus
Angst vor einem Karriereknick nicht
annehmen wollen. Die „Kultur“ in den
Unternehmen steht faktisch dagegen
und verhindert damit neue Familienmodelle.
Die Situation der Alleinerziehenden,
belegt durch die Zahlen des Mikrozen-
59
60
Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern
sus 2009, beleuchtete Thomas Haustein vom Statistischen Bundesamt in
Wiesbaden. In seinen Ausführungen
wurde sehr deutlich, wie viel schwieriger es für Alleinerziehende ist, den
Balanceakt zwischen Sorgeverantwortung und Existenzsicherung zu meistern.
Einen weiteren Blickwinkel auf das
Thema ermöglichte Silvia Ruppenthal
vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden. In ihrem Vortrag ging sie auf die berufsbedingte
räumliche Mobilität ein und zeigte die
daraus folgenden Konsequenzen für
die Familie auf. Sie verglich diesen Aspekt auch mit der Situation in weiteren
europäischen Ländern. Die von den
Arbeitgebern geforderte Mobilität ist in
Deutschland schwer mit der Lebenswirklichkeit von Familien zu verbinden
und festigt damit langfristig wieder
mehr die traditionellen Rollenbilder.
Die anschließende Podiumsdiskussion, sehr professionell moderiert von
der Journalistin Angelika Knop, ergänzte und vertiefte die vorangegangen Kurzvorträge.
Die Referentinnen der Landestagung im Gespräch:
v. l. Dr. Michaela Schier, Deutsches Jugendinstitut,
Silvia Ruppenthal, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, und Johanna Possinger, Deutscher Verein
Zusätzlich zu den Referentinnen Johanna Possinger und Silvia Ruppenthal, waren auf dem Podium
anwesend: Magdalena Heck-Nick,
Grundsatzreferentin beim BDKJ Landesverband Bayern, Susanne Ehlert,
Sachgebietsleiterin Alleinerziehende
beim Erzbischöflichen Ordinariat München und Freising und Franz Niedermaier vom Verband der Bayerischen
Wirtschaft.
Aus der Diskussion mit den Podiumsgästen aus Wissenschaft, Verbänden,
Wirtschaft mit den Gästen der Landestagung zog die Landesvorsitzende zu diesem sehr aktuellen Thema
zum Abschluss folgendes Resümee:
„Familien muss mehr Zeit für ihre Lebensgestaltung mit Blick auf die Kinder, aber auch auf die ältere Generation eingeräumt werden. Dazu sind
Rahmenbedingungen, wie vor allem
familienorientierte Arbeitszeiten und
ausreichende Kinderbetreuungseinrichtungen, notwendig. Von der Politik und den Unternehmensverbänden
eingeführte Maßnahmen dürfen keine
bloßen Lippenbekenntnisse bleiben.
Das Klima und die Kultur in den Unternehmen und Verbänden müssen sich
ändern, damit Familie mit Kindern gelebt und Pflegearbeit geleistet werden
kann“.
Ein besonderes Highlight der Landestagung war der gemeinsame Gottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx und
den Konzelebranten Prälat Karl-Heinz
Zerrle, Landes-Caritasdirektor und
Geistlicher Beirat des SkF Landesverbandes Bayern sowie Kaplan Eugen
Daigeler. Der Gottesdienst wurde vom
Vorstandsmitglied Rita Daigeler und
Landesverband Bayern/Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Köln
Silvia Wallner-Moosreiner, Referentin
des Landesverbandes, vorbereitet.
Den musikalischen Rahmen gestalteten die Sopranistin Irina Firoozi und
der Kirchenmusiker Raphael Gerd Jacob.
Die Landestagung wurde sehr positiv bewertet. Die Thematik, deren
grundsätzliche Bedeutung auch für
die weitere Arbeit des SkF als wichtig
angesehen wird, traf das Interesse der
Versammlung.
Im Anschluss an den Gottesdienst trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu angeregten Gesprächen im
Schlosskeller.
Monika Meier-Pojda,
Landesgeschäftsführerin
Diözesanarbeitsgemeinschaft SkF für das Erzbistum Köln
Beständigkeit und Wandel
SkF Ortsvereine im Erzbistum Köln diskutieren Fragen der Verbandsentwicklung
In einem einjährigen Prozess befasste sich die Diözesan-Arbeitsgemeinschaft des SkF im Erzbistum Köln mit
den Themen
®® Frauenspezifisches Profil des SkF
®® Leitungsmodelle für SkF-Orts­
vereine
Die folgenden Ausführungen geben
einen Einblick in die Gestaltung des
Diskussionsprozesses sowie die inhaltlichen Ergebnisse.
Eine wichtige Vorbemerkung
Es war für alle Beteiligten eine gute
Erfahrung, sich Zeit zu nehmen, die
Themen zu durchdenken und damit
eine Haltung in der Weiterentwicklung
des eigenen Vereins und in der Wahrnehmung der Rolle als Vorstände und
Geschäftsführungen zu finden. Mit Hilfe unterschiedlicher Methoden hat es
sehr viel Spaß gemacht, miteinander
zu arbeiten. Ein deutliches Zeichen
war die große Beteiligung. 24 Frauen
aus 10 (von insgesamt 11) Ortsverei-
nen haben kontinuierlich mitgearbeitet. Diejenigen, die selber nicht kommen konnten, haben dies ausdrücklich
bedauert. Viele wünschen sich, solche
Arbeitsformen zu wiederholen – trotz
des hohen Zeitdruckes, den alle in
der Wahrnehmung ihrer Leitungsfunktionen haben. Unschätzbar war das
gemeinsame Arbeiten von Vorständen und Geschäftsführungen – mit
unterschiedlichen Sichtweisen, aber
immer im konstruktiven Miteinander.
Es wurde spürbar, wie stark der SkF in
dieser Kombination ist, wenn jede ihre
Aufgabe findet und ausfüllt, eine gute
Kommunikation gepflegt wird und die
Zusammenarbeit von Vertrauen und
Wertschätzung geprägt ist. Es geht
nur zusammen.
Der Anstoß
In der Delegiertenversammlung des
Gesamtvereins in Hildesheim legte der
Ausschuss Verbandsentwicklung im
Juni 2010 ein Impulspapier vor, in dem
61
62
Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern
Fragen der Verbandsentwicklung aufgeworfen wurden. Die Delegierten der
Diözese Köln kamen in der Vorbereitung auf die Delegiertenversammlung
zu dem Schluss, dass viele dieser
Fragen zukunftswichtig sind, aber einer vertieften Beratung und intensiven
Nachdenkens bedürfen. So entstand
die Idee eines diözesanen Prozesses
Verbandsentwicklung der SkF-Vereine
in der Diözese Köln.
®®
Der zeitliche Ablauf im Überblick
®® 20. Mai 2010: Die Delegiertenversammlung der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft beschließt, zu
den angesprochenen Fragen im
Impulspapier des Ausschusses
Verbandsentwicklung einen Klausurtag durchzuführen. Eine Arbeitsgruppe wird beauftragt, den Tag
vorzubereiten.
®® 18. September 2010: An diesem
Samstag treffen sich Vorstände und
Geschäftsführungen, insgesamt 24
Frauen. Es werden drei Themen
ausgewählt: das frauenspezifische
Profil – Leitungsmodelle in Ortsvereinen – Einbindung von Geschäftsführungen. Am Ende des Klausurtages werden drei Arbeitsgruppen
beauftragt, die Beratungsergebnisse zu bündeln und zu formulieren.
In den Arbeitsgruppen werden die
Themen vertieft diskutiert und die
Gesprächsergebnisse zu Papier
gebracht.
®® 11. November 2010: Die Delegiertenversammlung der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft beschließt zum
Thema Einbindung von Geschäftsführungen eine Stellungnahme und
leitet diese an den Bundesvorstand
weiter. Sie enthält ein eindeutiges
®®
Plädoyer, die Fachkompetenz der
Geschäftsführungen in angemessener Weise an den Beratungen
der Verbandsorgane zu beteiligen.
Zu den anderen beiden Themen
berichten die Arbeitsgruppen. Sie
schlagen einen zweiten Klausurtag
vor, da es in wichtigen Fragen noch
inhaltlichen Klärungsbedarf gibt.
Die vorläufigen Arbeitspapiere werden den Ortsvereinen zugesandt.
12. Februar 2011: In einem zweiten Klausurtag werden sechs Fragestellungen ausgewählt, diskutiert und eine Richtung festgelegt.
Anschließend arbeiten die Arbeitsgruppen die Ergebnisse in die Papiere ein.
16. Mai 2011: Die Delegiertenversammlung der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft beschließt einstimmig
die Papiere „Leitungsmodelle in
Ortsvereinen“ und „Frauenspezifisches Profil des SkF“.
Die Methoden
Ein wesentlicher Beitrag zum Gelingen war die methodische Gestaltung
der Workshops/Klausurtage. Es war
wichtig, dass in den Klausurtagen
Rahmenbedingungen für kreatives
Denken geschaffen wurden. Ideen
und Überzeugungen sollten ihren
Raum haben, wieder verworfen werden dürfen, geschärft und präzisiert
werden im gemeinsamen Suchen.
Also keine Debattenkultur, sondern
ein Raum des kreativen Schaffens,
wo jeder Beitrag willkommen ist. Der
erste Klausurtag wurde mit der Methode des World-Cafès gestaltet. Es
gab drei Thementische zu den o. g.
Fragen. Auf großen Plakaten wurden
alle Beiträge, Gedanken, Fragen und
Diözesan-Arbeitsgemeinscaft Erzbistum Köln
Anregungen gesammelt. Jede hatte die Möglichkeit, an zwei Tischen
nacheinander Platz zu nehmen. Eine
Tischmoderatorin sorgte für die Kontinuität und dafür, dass alle Beiträge
notiert wurden. Aus dieser Materialfülle konnten die Arbeitsgruppen
später schöpfen. Im Plenum wurden
anschließend die Fragestellungen
präzisiert und die Arbeitsaufträge formuliert. Für den zweiten Klausurtag
wurden auf Vorschlag der Arbeitsgruppen insgesamt sechs Fragestellungen ausgewählt, wo eine grundsätzliche Ausrichtung diskutiert und
festgehalten werden sollte. Mit Hilfe
großer Metaplanwände, Leitfragen
und Bewertungsinstrumenten hatte
jede Teilnehmerin die Möglichkeit,
sich zu äußern. Auch diese Einheit
wurde im Plenumsgespräch gebündelt und präzisiert. Mit den Ergebnissen des Klausurtages waren die
beiden Arbeitsgruppen in der Lage,
die Papiere fertig zu stellen und der
Delegiertenversammlung im Mai 2011
zur Beschlussfassung vorzulegen.
Im Nachhinein lässt sich sagen, dass
sich gerade die verschiedenen Arbeitsorte bewährt haben. Die beiden
Klausurtage als Orte des gemeinsamen Nachdenkens, Verwerfens, Diskutierens – ohne Entscheidungsdruck.
Die Arbeitsgruppen mit dem Auftrag,
die Gesprächsergebnisse zu präzisieren und zu formulieren. Schließlich die
Delegiertenversammlungen als Orte
zur Klärung strittiger Meinungen und
zur abschließenden Entscheidung.
Die Ergebnisse
Es sprengt hier den Rahmen, die Ergebnisse ausführlich darzustellen.
Deshalb sind aus den beiden Themen
nur einige wichtige Punkte herausgegriffen.
Frauenspezifisches Profil des SkF
Der SkF versteht sich als Frauenfachverband. Dies wird nicht in Frage gestellt. Aber was ist die Begründung,
und welche Kriterien rechtfertigen die
Behauptung? Was macht den Frauenfachverband aus? Bei aller Unterschiedlichkeit der Ortsvereine – wann
ist ein Verein frauenspezifisch und
wann nicht mehr?
Sind es die Arbeitsfelder?
Es gibt Arbeitsfelder im SkF, die
in sich eindeutig frauenspezifisch
ausgerichtet sind, so z. B. Gewaltschutz, Frauenhäuser, Mutter-KindEinrichtun­
gen etc. In anderen Arbeitsfeldern können frauenspezifische
Schwerpunkte gesetzt werden, z. B.
in der Arbeit mit psychisch Kranken
und der Wohnungslosen- oder Straffälligenhilfe. Viele SkF-Vereine haben
hier einen Schwerpunkt, es gibt andere, deren Zielgruppen umfassender
sind. Darüber hinaus hat der SkF Arbeitsgebiete, die nicht spezifisch auf
Frauen, sondern allgemein auf Kinder,
Jugendliche und Familien ausgerichtet sind.
Sind es die Personen, die den Verein
prägen und nach außen vertreten?
Hier sind vor allem die Repräsentanten – Vorstände und Geschäftsführungen – im Blick. Die Besetzung der
Vorstandsämter ist entsprechend der
Satzung eindeutig weiblich. Bei den
Geschäftsführungen sagt die Statistik,
dass ein Drittel aller Geschäftsführungen im SkF männlich ist.
63
64
Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern
Gibt es eine spezifische weibliche Kultur? Welches Bild hat der SkF nach
außen?
Die Frage nach einer spezifisch weiblichen Kultur ist objektiv schwer zu
beantworten. In seinem Image nach
außen wird der SkF durchaus als ein
Frauenfachverband gesehen, der sich
für Frauen und Kinder in besonderen
Problemlagen einsetzt.
Als Fazit wurde festgehalten:
®® Das frauenspezifische Profil des
SkF ist sein Alleinstellungsmerkmal.
Es macht sich an drei Aspekten fest
- der Bearbeitung von spezifischen
Aufgaben
- den Personen, die den SkF repräsentieren
- den Themen, die politisch vertreten werden
Das Zusammenspiel dieser drei
Aspekte macht die Stärke des SkF
als Frauenverband aus. In einem
Ortsverein kann mal der eine, mal
der andere Aspekt betont werden.
Wichtig ist, dass der SkF insgesamt
mit diesen Eigenschaften wahrgenommen wird.
®® Frauenpolitisch sollte der SkF
Frauen in Leitungspositionen fördern. Leitungspositionen sollten
so ausgestaltet sein, dass sie
auch mit der Verantwortung für
Familien- und Erziehungsaufgaben
in Einklang zu bringen sind. Dies
gilt sowohl für die Ehrenamtlichen, die ein verantwortungsvolles Vorstandsamt mit beruflichen
und familiären Anforderungen verbinden müssen, wie auch für die
hauptberuflichen
Leitungskräfte.
Der SkF sollte sich als Arbeitgeber präsentieren, der die Verein-
®®
®®
barkeit von Familie und Beruf für
Frauen und Männer fördert und
unterstützt.
Finanzieller und politischer Druck
werden die SkF Vereine zu mehr
Kooperationen und Verbundprojekten mit anderen Verbänden und
Trägern zwingen. Das Risiko solcher Verbünde ist, dass das eigene
Profil nicht mehr sichtbar ist. Es bedarf einer sensiblen Bewertung, in
welchen Feldern dies unschädlich
ist und in welchen Themen der SkF
eine selbstständige Stimme bleiben
will. Dies ist von Fall zu Fall zu entscheiden.
Der SkF sollte in der politischen
Arbeit und der Öffentlichkeitsarbeit die Themen nach vorne schieben, die einen frauenspezifischen
Schwerpunkt haben. Mit Blick nach
außen gilt es, den frauenspezifischen und den frauenpolitischen
Blick zu verstärken. Hierzu gehört,
Lebenslagen von Frauen zu thematisieren, anwaltschaftlich für
bestimmte Zielgruppen aufzutreten, zu allgemeinen politischen Entwicklungen Stellung zu beziehen
in Bezug auf die Auswirkungen auf
Frauen. Der SkF könnte noch mehr
als bisher eine gesellschaftliche
und kirchliche Gestaltungsmacht
wahrnehmen.
Leitungsmodelle für SkF Ortsvereine
Bundesweit gibt es im SkF große Ungleichgewichte; von Vereinen, die rein
ehrenamtlich tätig sind bis zu großen
Vereinen mit mehreren hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und
einer Vielfalt und Vielzahl von Arbeitsfeldern, die wie Unternehmen geführt
werden wollen und müssen.
Diözesanarbeitsgemeinschaft Erzbistum Köln
Gerade in den Vereinen, die sich zu
mittelständischen sozialen Unternehmen entwickelt haben (100–300 Mitarbeiterinnen) äußern Vorstandsmitglieder, wie schwierig es wird, einen
solch großen und vielfältigen Betrieb
zu verantworten, wo sie kaum in der
Lage sind, die Geschäfte im Einzelnen zu durchdringen. Viele Vereine
klagen darüber, dass sie keine Vorstandsfrauen und erst recht keine
Vorsitzende finden, die bereit sind,
dieses Maß an Zeit und Verantwortung zu übernehmen. Heute sind
Frauen neben ihrem Familienleben
berufstätig und daneben bleibt nicht
mehr viel an Zeit und Energie übrig.
Es entsteht ein Dilemma. Einerseits
werden an die Vorstandsfunktion erhebliche Anforderungen gestellt, andererseits fällt es immer schwerer,
diese Positionen adäquat zu besetzen.
Viele Vorstandsmitglieder suchen daher nach Modellen, die ihnen helfen,
in einem angemessenen zeitlichen
Rahmen die Verantwortung zu tragen
und zu einem gleichberechtigten Miteinander von Ehren- und Hauptamt zu
kommen.
Eine wichtige Frage in der Diskussion
ist: Was macht die besondere Bedeutung des Ehrenamtes in der Leitung
der SkF Vereine aus, und in welcher
Struktur kommt dies am besten zur
Geltung?
®® Ehrenamt ist Teil des Profils des
SkF und damit Wesensmerkmal im
Selbstverständnis des Verbandes.
®® Ehrenamtliche sind unabhängiger
in der politischen und kirchlichen
Positionierung.
hrenamtliche können ein LobE
bying für gesellschaftliche Problemthemen bzw. für bestimmte
Zielgruppen betreiben.
®® Das Engagement von Ehrenamtlichen in verantwortlichen Positionen
trägt zum guten Image des SkF bei.
Vorstände fühlen sich oft zerrissen
zwischen den Anforderungen der Trägerverantwortung und der Aufgabe,
die Anliegen der Klientinnen und des
SkF nach außen zu repräsentieren. So
bedarf es einer klugen Überlegung,
wie die Zusammenarbeit zwischen
Vorstand und Geschäftsführung gestaltet wird, wie ehrenamtliche Vorstände auch von Trägeraufgaben
entlastet werden können, damit ihnen
mehr Zeit für anderes bleibt.
®®
Zusammenfassend einige wichtige
Aspekte:
®® Vorstandsarbeit im SkF ist anspruchsvoll, sie fordert Zeit, Engagement und
Qualifikation,
sie muss mit familiären und beruflichen Anforderungen vereinbar sein,
sie muss attraktiv sein.
Vorstandsmitglieder sollen die Vorstandsarbeit als sinnvoll eingesetzte Zeit erfahren, die motivierend,
persönlich bereichernd und fördernd ist, in der man mit anderen
etwas gestalten und bewirken und
auch eigene Kompetenzen weiterentwickeln kann.
®® Das Modell des ehrenamtlichen
Vorstands und einer hauptberuflichen Geschäftsführung nach geltender Satzung wird auch weiterhin
überwiegend die Struktur der SkF
Vereine prägen. Hier bedarf es einer
guten Abstimmung der Aufgaben,
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66
Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern
®®
®®
Verantwortlichkeiten und Kompetenzen.
Das Modell eines hauptberuflichen
Vorstands ist für SkF Vereine nicht
anzustreben. Es widerspricht dem
Selbstverständnis des SkF. Die
oben beschriebene besondere Bedeutung von Ehrenamt in der Leitung lässt sich mit einem hauptberuflichen Vorstand nicht realisieren.
Das Modell eines gemischten Vorstands wird in einer ersten Einschätzung für SkF Vereine als ein
denkbares zusätzliches Modell
erachtet. Die Geschäftsführung
wird in die Verantwortung hineingenommen. Dies hebt die Wichtigkeit
ehrenamtlicher Leitungsverantwortung nicht auf, führt aber zu einer
gemeinsamen Verantwortung und
damit auch Entlastung der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder. Und
es nimmt den Anspruch des SkF
ernst, die Arbeit im Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt zu
gestalten – auch auf der Leitungsebene. Es sollte daher genauer geprüft werden, ob ein solches Modell
hinsichtlich seiner rechtlichen und
verbandlichen Auswirkungen für
SkF Vereine geeignet ist und durch
einen Satzungsvorschlag konkretisiert werden kann.
Fazit
Die Diskussion ist nicht beendet. Es ist
ein Zwischenstopp auf einem Weg.
Für die Beteiligten war dieser Prozess
eine Hilfe, sich zu vergewissern, wo sie
im Moment stehen. Nun ist es an der
Zeit, hierzu mit anderen ins Gespräch
zu kommen. Nicht so sehr über Richtig und Falsch, sondern mehr über
Erfahrungen und Ideen – im gemeinschaftlichen Weiterdenken.
Maria Elisabeth Thoma,
Diözesanvorsitzende
Lydia Ossmann, Diözesanreferentin
Diözesanstelle SkF für die Diözese Münster
Helmut Flötotto neuer Diözesanreferent SkF und SKM
Seit dem 1. Mai 2011 ist Helmut
Flötotto neuer Referent im Diözesancaritasverband Münster für die Fachverbände SkF und SKM. Damit ist
nach einem halben Jahr Vakanz die
Stelle im DiCV Münster wieder besetzt. Neben seiner Aufgabe als Diözesanreferent ist zugleich er für die
sozialpolitische Interessenvertretung
des DiCV Münster zuständig.
Helmut Flötotto kommt aus dem fachverbandlichen Bereich: Die letzten 15
Jahre hat er als Geschäftsführer beim
SKM im Kreisdekanat Warendorf gearbeitet und dort insbesondere die Arbeit mit straffällig gewordenen jungen
Menschen weiter entwickelt und den
SKM als wichtigen Sozialpartner in
Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit
platziert.
Seit vielen Jahren ist er in unterschiedlichen Gremien auf Diözesanund Bundesebene engagiert und
kennt von daher die caritativen und
fachverbandlichen Strukturen. Für
die Fachverbände war er bislang in
Diözesanstelle Münster/Diözesanverein Osnabrück
der Delegiertenversammlung und der
Beitragskommission des DiCV Münster vertreten. Auf Bundesebene ist er
noch im SKM Bundesvorstand bis
Juni 2012.
Helmut Flötotto freut sich auf seine
neue Aufgabe im DiCV Münster. Durch
die Teilnahme an der Delegiertenversammlung des Bundesverbandes SkF
im Juni in Bensberg hat er schon einen Überblick über die derzeitigen
Themenfelder im SkF erhalten. Auf
Diözesanebene wird es darum gehen,
diese Themen für die örtlichen Verbände weiter zu akzentuieren in Rückkoppelung an die Entwicklungen auf Bundesebene. Zudem sind die Verbände
gefordert, die strategischen Ziele des
DiCV Münster, die im Sommer verabschiedet worden sind, für sich weiter
zu entfalten. Zugleich gilt es, diese mit
guten Konzepten zu untermauern, die
deutlich machen, wie der Einsatz des
SkF für Frauen, Kinder und Familien in
Not heute aussehen kann um Leben
zu helfen.
Helmut Flötotto, Stabsstelle Verbandspolitik und
Kommunikation
SkF für die Diözese Osnabrück
Delegierten wählen neuen Vorstand
Doris Schomaker und Helga Tillar erhalten silberne SkF Ehrennadel
Die Delegierten des SkF Diözesanvereins haben einen neuen Vorstand gewählt, neue Vorstandsvorsitzende ist
Dr. Simona Schulte, SkF Lingen.
Volles Programm bei der gut besuchten Delegiertenversammlung des SkF
für die Diözese Osnabrück im Exercitienhaus in Schwagstorf. Delegierte des
SkF Diözesanvereins wählten ihren
neuen Vorstand und ehrten langjährige
Mitstreiterinnen.
Helga Tillar, SkF Lingen, bisherige Vorsitzende des SkF Diözesanvereins und
ihre Stellvertreterin Doris Schomaker,
SkF Osnabrück, erhielten von Dr. Anke
Klaus, SkF Bundesvorsitzende, mit
der silbernen Ehrennadel die zweithöchste Auszeichnung im SkF.
Verwaltungsmitarbeiterin Maria Spanger, SkF Osnabrück, erhielt für ihre
langjährigen Verdienste eine Ehrenurkunde.
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Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern
Der neue Vorstand des
SkF Diözesanvereins:
v. l.
Beate Nürenberg,
SkF Meppen,
Dr. Simona Schulte,
SkF Lingen,
Renate Berens,
SkF Bersenbrück,
Marita Theilen,
SkF Lingen,
Doris Schomaker,
SkF Osnabrück,
und Dr. Anke Klaus
Dr. Anke Klaus würdigte die Arbeit der
drei Frauen und hob in ihrem Vortrag
die Verdienste für den SkF hervor:
„Helga Tillar hat 1999 des SkF Diözesanverein mit gegründet und seitdem Vorsitzende. Sie hat sich in den
vielen Jahren mit Leidenschaft und
aus christlicher Überzeugung für die
Belange des SkF eingesetzt und war
immer eine zuverlässige, vertrauensvolle und freundliche Vorsitzende für
alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“.
Doris Schomaker ist seit 1998 Mitglied
beim SkF Ortsverein Osnabrück. Auch
sie ist Gründungsmitglied des Diözesanvereins und wurde von der ersten
Stunde an zur ersten stellvertretenden
Vorsitzenden gewählt. „Doris Schomaker war der Dialog unter den verschiedenen Ortsvereinen immer wichtig, in schwierigen Fragen suchte sie
nach Wegen, gemeinsam Kompromisse zu finden“, so Dr. Klaus.
Maria Spanger bekam für ihre Tätigkeit
als Verwaltungsmitarbeiterin des SkF
Diözesanvereins eine Ehrenurkunde:
„Ohne ihre Zuverlässigkeit, ihre Bereitschaft in schwierigen Zeiten, über die
normale Arbeitszeit präsent zu sein,
hätten der Vorstand und die Referentinnen so manchen Sturm nicht bestehen können“, betonte ‚Frau Dr. Klaus.
Maria Spanger wird am 1. April 2012
in die Ruhephase der Altersteilzeit gehen.
„Alle drei Frauen setzen sich seit vielen Jahren mit hohem Engagement
für den SkF ein. Sie haben gezeigt,
dass sie auch in schwierigen Situa­
tionen stets nach Wegen suchen, um
gemeinsame Kompromisse zu finden
und das mit Ausdauer und Elan“, so
Dr. Anke Klaus.
Michael Löning, Assistenz Geschäftsleitung
Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Paderborn
Diözesan-Arbeitsgemeinschaft des SkF im Erzbistum Paderborn
Margarete Potthoff verabschiedet
Innovationsförderpreise nach Bielefeld, Dortmund und Warburg
Nach 27-jähriger Amtszeit wurde am
13. Mai 2011 Margarete Potthoff als
Diözesanvorsitzende des SkF im Erzbistum Paderborn verabschiedet. Der
Festakt fand im Rahmen der Delegiertenversammlung des Verbandes statt,
die gemeinsam mit dem Sozialdienst
Katholischer Männer (SKM) im Paderborner Liborianum veranstaltet wurde.
Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig würdigte dabei die Verdienste der
Gütersloherin um den Aufbau einer
tragfähigen SkF Struktur im Erzbistum. „Sie waren ein Geschenk für den
SkF, ein Geschenk für das Erzbistum
Paderborn“. So führte Frau Potthoff
unter anderem die 24 SkF Ortsverei-
ne zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Um die Ortsebene für die
Zukunft fit zu machen, richtete sie
regelmäßige Entwicklungsgespräche
mit den einzelnen SkF Vereinen vor Ort
ein. Von 1991 bis 2007 war Frau Potthoff zudem stellvertretende SkF Bundesvorsitzende. Auch auf der Ebene
des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn und der katholischen
Frauenverbände engagierte sich Frau
Potthoff in Gremien und Arbeitskreisen. Als Zeichen der Anerkennung für
dieses ungewöhnliche ehrenamtliche
Arbeitspensum verlieh Caritasdirektor
Lüttig ihr die Dankmedaille des Deutschen Caritasverbandes.
Eine Ruhebank als Abschiedsgeschenk: Margarete Potthoff
(rechts) mit SkF DiözesanGeschäftsführerin Reinhild
Steffens-Schulte. Hinter Frau
Potthoff die neue Vorsitzende
Cäcilia Kaufmann vom SkF
Werl mit Diözesan-Caritas­
direktor Josef Lüttig
Foto: Sauer/cpd
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70
Berichte aus den Diözesen und dem Landesverband Bayern
Die Delegiertenversammlung hatte
vorab einen neuen Diözesanvorstand
gewählt. Neue SkF Diözesanvorsitzende ist Cäcilia Kaufmann aus Werl.
Weiter im SkF Diözesanvorstand vertreten sind Birgit Poggenpohl (Gütersloh), Eva-Maria Treder (Hamm),
Christel Nacke-Hüwel (Paderborn)
und, für den hauptamtlichen Bereich,
Ute Stockhausen (Lippstadt) und
Claudia Englisch-Grothe (Paderborn).
Für den SKM engagieren sich im Diözesanvorstand aus dem ehrenamtlichen Bereich Klaus Siepmann (Bielefeld), Hans-Wilhelm Becker (Herford),
Franz Daniel (Menden) und Helmut
Feldmann
(Rheda-Wiedenbrück).
Hauptamtliche Vertreter sind Alwin
Buddenkotte (Dortmund) und Andreas
Thiemann (Hamm-Werne).
Neben Themen wie der Ehrenamtsförderung stand die Verleihung des Innovationsförderpreises 2011 auf dem
Programm. Zum dritten Mal wurden
beispielhafte Projekte der Ortsvereine durch den Vorstandsvorsitzenden
der Bank für Kirche und Caritas, Dr.
Richard Böger prämiert. Auf Platz eins
landete das Stadtteilmütterprojekt
des SkF Bielefeld. Im Stadtteil Sieker
unterstützt der SkF Eltern mit Migrationshintergrund bei Erziehungsproblemen und stärkt deren Erziehungskompetenz. Über Platz zwei darf sich der
SkF Dortmund-Hörde freuen. Er hat
eine präventive Gesundheitsberatung
für Seniorinnen im häuslichen Umfeld
eingerichtet. Platz drei geht an den
SkF Warburg für das Projekt „SAFE –
Sichere Ausbildung für Eltern“. Dabei
sollen werdende Eltern im Rahmen eines Kurses darin unterstützt werden,
mit ihren Kindern eine sichere Bindung
einzugehen. Die Förderpreise sind mit
insgesamt 8000 Euro dotiert, das Siegerprojekt erhält 3000 Euro, die zweitund drittplatzierten Projekte erhalten
jeweils 2500 Euro.
Jürgen Sauer,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Caritasverband für das Erzbistum
Paderborn e. V.
Innovationsförderpreis für den
SkF Bielefeld für ein Stadtteil­
mütterprojekt in Bielefeld-Sieker
Foto: Sauer/cpd
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
SkF Augsburg
Bunte Cocktails und ein
guter Zweck
Benefizgala des SkF ­Augsburg im
Viermetzhof öffnet Herzen und
Geldbörsen
Das Ambiente hätte kaum stilvoller
sein können: Im überdachten Atrium
des Maximilianmuseums, bei klassischer Musikuntermalung durch die
Schwestern Angela und Ruth Maria
Rossel an Violine und Cello und bunten
Cocktails der Barfly-Crew hat der Sozialdienst katholischer Frauen Augsburg nun zum dritten Mal seine Benefizgala „Summertime im Viermetzhof“
veranstaltet. Gesponsert und organisiert wurde der Event von den SkFactivities, die in Dr. Christof Trepesch,
dem Direktor der Städtischen Kunstsammlungen und Museen, einen hilfsbereiten Hausherrn gefunden hatten.
Knapp 130 Gäste waren der Einladung
gefolgt. Sie öffneten nicht nur ihre Her-
zen, sondern auch ihre Geldbörsen für
einen Verband, der gemäß Schirmherrin Alexandra Fürstin Fugger-Babenhausen „einen überragenden Dienst
an den Menschen verrichtet und unbedingt erhalten werden muss.“ Über
diese soziale Arbeit, so die SkF Vorsitzende Gudrun Schubert, spannt
sich ein weiter Bogen von der Geburt
eines Kindes über die Höhen und Tiefen im Leben von Familien bis hin zu
dem Tag, an dem es die Gesundheit
nicht mehr erlaubt, zuhause zu leben,
und es notwendig werde, eine neue
Heimat zu finden. Dabei setzt der SkF
Augsburg an den Stärken von Frauen
an, um gemeinsam mit ihnen neue
Perspektiven zu entwickeln. Gudrun
Schubert wörtlich: „Man kann auch
aus den Steinen, die einen in den Weg
gelegt werden, ein Haus bauen. Genau dazu er­mutigen und befähigen wir
unsere Frauen, Mädchen und Kinder.“
Wie dies konkret in den drei Bereichen „Mosaik Heilpädagogische Mädchenwohngruppen“, „Beratungsstelle
für Frauen – Straffälligenhilfe“ und
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Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
„Wohnhilfeprojekt“ für von Obdachlosigkeit bedrohte Frauen aussieht,
schilderten Gabriele Dotzer, Barbara
Marbach-Kliem und Gisela HettingerGion in einer lockeren Gesprächsrunde mit der Moderatorin des Abends,
Ursula Baier Pickartz, Leiterin Kommunikation & Sponsoring am Theater
Augsburg. Insgesamt verfügt der SKF
Augsburg, der im kommenden Jahr
100 Jahre alt wird, über 13 Einrichtungen in ganz Schwaben.
Bürgermeister Hermann Weber bedankte sich für dieses Engagement
mit den Worten von Albert Schweitzer:
„Was ein Mensch an Gutem in die Welt
hinaus gibt, geht nicht verloren.“ Festredner Dr. Markus Günther, Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen
schilderte – gewürzt mit einer guten
Prise Humor – seine Erfahrungen über
die überaus großzügige Spendenbereitschaft seiner früheren Wahlheimat
Amerika. Er warb dafür, dem amerikanischen Beispiel folgend, für eine so
wichtige soziale Aufgabe wie die Hilfe für Mütter und Kinder auch einmal
tiefer in die Tasche zu greifen, denn,
so schloss Dr. Günther seinen Beitrag:
„Wenn wir das nicht machen, macht‘s
keiner!“ Und diesem eindringlichen
Appell schlossen sich die Gäste offenbar sehr gerne an. Bis heute kamen
bereits fast 10.000 Euro an Spendengeldern für die wichtige Arbeit des
SkF zusammen und Tag für Tag gehen
noch weitere Spenden ein.
Die SkF-activities sind eine Gruppe
engagierter Ehrenamtlicher im SkF
Augsburg, die sich zum Ziel gesetzt
haben, regelmäßig für die SkF Mitglieder, -Förderer und -Freunde zum Dank
für deren finanzielle und ideelle Unterstützung kulturell hochwertige Veranstaltungen zu organisieren.
Martina Kobriger, Geschäftsführerin
SkF Augsburg
Wenn Stehlen zur
Sucht wird
Selbsthilfegruppe für Kleptomanen
Ein Feuerzeug, ein Stift oder auch
eine Tafel Schokolade: Kleptomanen
stehlen überwiegend Dinge von geringem materiellen Wert. Sie wollen sich
nicht bereichern. Meist benötigen sie
die Waren auch nicht, könnten sie im
Zweifelsfall mühelos kaufen. Die Betroffenen werden vielmehr von einem
inneren Zwang zu stehlen beherrscht.
Selbst millionenschwere HollywoodStars leiden darunter.
Innerhalb der „Beratungsstelle für
Frauen – Straffälligenhilfe“ des SkF
Augsburg ist seit wenigen Wochen
eine Selbsthilfegruppe angesiedelt.
Sie soll, wie die Einrichtungsleiterin
Bärbel Marbach-Kliem erklärt, „Men-
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
schen, die suchtartig stehlen, dabei
helfen, im Gespräch mit anderen Leidensgenossen und einer geschulten
Gruppenleitung ihre Störung selbst in
den Griff zu bekommen, um so einer
erstmaligen oder auch wiederholten
gerichtlichen Verurteilung vorzubeugen.“ Kleptomanie, das weiß die erfahrene Fachfrau im Bereich der Straffälligenhilfe, schützt nämlich nicht vor
Strafe. „Die Gerichte sehen in psychischen Störungen nicht immer Gründe
für eine verminderte Schuldfähigkeit.
Es liegt somit im Ermessen des Richters, ob ein psychiatrisches Gutachten
in Auftrag gegeben wird und inwieweit
eine psychische Erkrankung als ursächlich für das Stehlen angesehen
werden kann und mildernde Auswirkungen auf das Strafmaß hat. Betroffene, die wiederholt Straftaten begehen, und keine Bereitschaft zeigen,
ihre Zwangshandlung therapeutisch
aufzuarbeiten, landen, so viel steht
fest, eines Tages im Gefängnis.“
Die SkF Selbsthilfegruppe, die sich
14-tägig immer mittwochs in den Geschäftsräumen der Beratungsstelle
für Frauen trifft, nennt sich INKA und
war noch vor wenigen Wochen ein
Bestandteil des Angebots der Arbeitsgemeinschaft für psychische Gesundheit im Diakonischen Werk Augsburg.
Durch die Umsiedlung soll sich jedoch
nichts an der Form der Betreuung ändern. „Man hat sich für diesen organisatorischen Schritt entschieden, weil
es zwischen der Selbsthilfegruppe und
dem Angebot der SkF Straffälligenhilfe viele Berührungspunkte und Überschneidungen gibt. Dadurch kann den
Betroffenen gezielt geholfen werden“,
erläutert Bärbel Marbach-Kliem.
Die Beratungsstelle für Frauen – Straffälligenhilfe des SkF Augsburg unterstützt straffällig gewordene Frauen
und deren Angehörige vor, während
und nach der Haft. Die Mitarbeiterinnen bieten Hilfestellung bei der
Beseitigung akuter Notlagen, bei
Ämterkontakten, bei der Wohnungsund Arbeitssuche sowie im psychosozialen Bereich. In der JVA bieten
die Beraterinnen Sprechstunden an,
nehmen Kontakt mit Bezugspersonen
auf, begleiten bei Vollzugslockerungen
und bereiten die Entlassung vor. Die
Übergangswohngemeinschaft bietet
volljährigen, straffällig gewordenen
Frauen eine mit Betreuung verbundene Wohnmöglichkeit. Freizeitpädagogische Maßnahmen als ein weiteres
Angebot sollen den Klientinnen zum
Aufbau eines neuen sozialen Umfelds
verhelfen, um sie aus ihrer Isolation
herauszuholen.
Daniela Ziegler,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SkF Bad Soden-Salmünster
Verabschiedung von
Helga Hansmann
„Ein offenes Ohr, ein hörendes und liebendes Herz“, bescheinigte die Vorsitzende des SkF Bad Soden-Salmünster, Marion Meister, dem scheidenden
Vorstandsmitglied Helga Hansmann
bei der Verabschiedung. Helga Hansmann war seit der Gründung des Ortsvereins im Jahr 1995 verantwortlich
tätig. Sie baute den SkF Ortsverein mit
auf und wird auch ohne Vorstandsamt
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Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Vorsitzende Marion Meister (l.) und Vorstandsmitglied Adele Schenk verabschieden Helga Hansmann (M.)
Foto: Elisabeth Schmitt
weiterhin im Kleiderstübchen tätig
sein.
Helga Hansmann erinnerte, wie es
mit dem Kleiderstübchen und dem
SkF begann. Schon 1986 habe sie
russischen Aussiedlern in den Unterkünften mit Kleidung, Spielsachen für
Kinder und anderem geholfen. Daraus
entwickelte sich die „Kleiderkiste“ für
Kinder und Erwachsene. Durch diese
Arbeit lernte Hansmann Brigitte Lehr
kennen, die damals die Außenstelle
des SkF Hanau in Bad Soden leitete. Lehr ermutigte Hansmann, einen
eigenen Ortsverein zu gründen und
der Verein wurde 1995 errichtet. Unter dessen Namen richtete Hansmann
das Kleiderstübchen nur für Kinder
ein. Dass auch heute großer Bedarf
besteht, belegte sie mit Zahlen: 2008
wurden 160 Kinder versorgt, ein Jahr
später 169 und im 2010 sogar 300.
Diese Zahl wurde in den ersten neun
Monaten des Jahres 2011 schon erreicht. „Frau Hansmann war fast Tag
und Nacht erreichbar. Sie haben keine Arbeit gescheut“, sagte die Vorsitzende Marion Meister bei der Feier in
den Räumen des SkF, die sich einem
Wortgottesdienst in der Kapelle des
Bildungs- und Exerzitienhauses in
Salmünster anschloss. In den 16 Jahren habe sie den Spagat zwischen
SkF und Familie geschafft und diese
auch oft eingebunden. „Sie handelt
besonnen und voller Gottvertrauen“
und häufig helfe ihr Wahlspruch „Er
wird‘s schon richten“, so Meister über
Helga Hansmann. „Sie wollte bei den
Menschen sein, Kindern, Müttern und
schwangeren Frauen helfen“, sagte
Marion Meister.
„Dankbarkeit kostet nichts, sie tut
Gott und den Menschen wohl“, sagte Stadtrat Werner Wolf, dankte Helga Hansmann im Namen von Bürgermeister Lothar Büttner für ihre Arbeit
und überreichte ihr ein Geschenk.
Die
Diözesanreferentin
Elisabeth
Werthmüller, die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen Anke Linnemann, Sarah
Schlimme Dagmar Weger, Sozialpädagoginnen, und Jutta Müller, Verwaltungsfachangestellte, sowie Marion
Meister und Adele Schenk für den
Vorstand würdigten Helga Hansmanns
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Wirken im SkF und ihre Persönlichkeit.
„Ich bin überwältigt“, fasste Frau
Hansmann ihre Empfindungen in wenige Worte. „Es ist eine wunderbare
Gemeinschaft im SkF“.
Am Tag vor der Verabschiedung war
Helga Hansmann in der DiözesanArbeitsgemeinschaft in Fulda von der
Bundesvorsitzenden Dr. Anke Klaus
für ihren unermüdlichen Einsatz mit
dem SkF Kristall des Gesamtvereins
geehrt worden.
Elisabeth Schmitt,
Kinzigtal Nachrichten
SkF Berlin
Spendenerlös aus dem
Neujahrskonzert
Staatsministerin Emilia Müller und
Karin Seehofer überreichten einen
Scheck in Höhe von knapp 15.000
Euro an die Berliner Einrichtung „Evas
Haltestelle“. Mitarbeiter der Bayerischen Vertretung spenden Trinkgelder
in Höhe von weiteren rund 6.000 Euro.
ist ein Benefizkonzert, dessen Spenden traditionell einer sozialen Einrichtung in Berlin zugutekommen. Das
Konzert fand im Januar 2011 mit den
Regensburger Domspatzen unter der
Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner statt. Es stand unter der
Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und
seiner Gattin Karin Seehofer.
Neben dem Erlös aus dem Neujahrskonzert haben auch die Mitarbeiter aus Küche und Service der Bayerischen Vertretung ihre Trinkgelder an
„Evas Haltestelle“ gespendet. In den
letzten Jahren sind von den vielen
tausend Besuchern der „Bayerischen
Botschaft“ in der Bundeshauptstadt
Trinkgelder in Höhe von 5.717 Euro
aufgelaufen. Diese wurden heute als
weitere Spende an die Weddinger Einrichtung überreicht.
Das Projekt „Evas Haltestelle“ steht
in der Trägerschaft des SkF in BerlinMitte und ist eine Tagesstätte für wohnungslose Frauen.
Bayerische Staatskanzlei
Die Bayerische Bundesratsministerin Emilia Müller und Karin Seehofer
überreichten am 17. Juni 2011 einen
Scheck in Höhe von knapp 15.000
Euro an die Einrichtung „Evas Haltestelle“ im Berliner Stadtteil Wedding.
Die Summe ist der Erlös des Neujahrskonzertes 2011 der Bayerischen
Vertretung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Das Neujahrskonzert
v. l. Scheckübergabe mit Staatsministerin Emilia Müller, Christof Hartmann, Regensburger Domspatzen,
Karin Seehofer und Gabriele Hund-Martin
Foto: Henning Schacht
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Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
SkF Cloppenburg
Fotoshooting mit
Erdbeerkönigin
Christina Beering ist die amtierende Erdbeerkönigin des Oldenburger
Münsterlandes. Der SkF Cloppenburg
hatte die Regentin im Juni zur Gartenpartie ins Museumsdorf eingeladen.
Bei hochsommerlichen Temperaturen
holten kleine Blumenmädchen die
Erdbeerkönigin vom alten Eingang
des Museumsdorfes ab und führten
sie zu einem schattigen Plätzchen
neben dem Dorfkrug. Hier fand das
Fotoshooting zu Gunsten des SkF
Kindertreffs statt. Anschließend gab
es fruchtig frische Erdbeeren aus dem
Oldenburger Münsterland zur Verkostung. Die Erdbeere, auch Königin unter den Früchten genannt, wurde in allen Variationen zum „Erdbeerfest“, im
Mehrgenerationenhaus an der WilkeSteding-Straße 6 in Cloppenburg angeboten. Die Aktion im Museumsdorf
war eine Werbeaktion für das 3. Erdbeerfest im Mehrgenerationenhaus.
Das Erdbeerfest besuchten im vergangenen Jahr ca. 150 Gäste. Es wurde
Erdbeermarmelade, Erdbeerlikör, Erdbeereis, Erdbeerboden. Erdbeertorten
usw. verkauft. Das Geld kommt verschiedenen Aktionen im SkF Kindertreff zu Gute.
Brigitte von Häfen,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SkF Cloppenburg
Märchenabend für Frauen
im Dorfkrug
Schneeweißchen & Rosenrot und einen alkoholfreien Froschkönig-Cocktail gab es zur Begrüßung für 160
Frauen im Dorfkrug des Museumsdorfes Cloppenburg. Ursula Brokamp,
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt
Cloppenburg, begrüßte die Gäste, die
Mitveranstalter: SkF, Dorfkrug, KAS
Stapelfeld und eine 15 Märchenerzählergruppe der europäischen Märchengemeinschaft. Dr. Heinrich Dickerhoff eröffnete mit dem Märchen „Das
Glück des Tagelöhners“ den Abend im
märchenhaft geschmückten Dorfkrug.
Heiko Fabig von der kath. Akademie
Stapelfeld sorgte mit seinem Piano für
eine gelungene musikalische Untermalung. Es folgten die „Skelettfrau“,
„Schwank“ und „Das kluge Gretel“,
vorgetragen von Frauen der euro-
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Brigitte von Häfen bedankt sich bei Ute Schlömer, Gleichstellungsbeauftragte Brokamp überreicht Blumen und
Weinpräsente an die Märchenerzählerinnen im Hintergrund
päischen Märchengesellschaft. Eine
„Märchenpfanne“ mit buntem Marktgemüse, Hähnchenbrustfilet, Schweinerücken mit gebackenem Obst in
heißer Pfanne serviert, Rosmarinkartoffeln, Curryrahmsauce und frischen
Champignons á la creme sorgten
in einer kleinen Pause für einen Leckerbissen. Märchen aus Malta, „Die
blaue Rose“ aus China und ein kaukasisches Märchen vorgetragen von
Sabine Lutkat ließen den Abend bei
einem Gläschen Wein ausklingen. Der
SkF bedankte sich ganz herzlich für
die freundliche Unterstützung der Mitwirkenden und hier ganz besonders
bei der Hausherrin Ute Schlömer für
das großartige Entgegenkommen. Dr.
Heinrich Dickerhoff liebäugelte schon
mit einer Fortsetzung eines Märchenabends im nächsten Frühjahr mit „Es
war einmal ...“.
Der Spendenerlös des Abends betrug
600 Euro.
Brigitte von Häfen,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SkF Dortmund
Zukunftsperspektiven
im Blick
Der SkF Dortmund feierte seine
Gründung vor 111 Jahren
Festvortrag der Bundesvorsitzenden
Dr. Anke Klaus
Weniger mit einem Blick zurück, als
vielmehr mit möglichen Perspektiven
für die Zukunft befasste sich der SkF
Dortmund aus Anlass seiner Gründung vor 111 Jahren: „Wozu noch
Frauenverbände?“ – Diese Frage
stand im Mittelpunkt des offiziellen
Festaktes.
So machte die zum Zeitpunkt der
Jubiläumsveranstaltung gerade neu
gewählte SkF Bundesvorsitzende,
Dr. Anke Klaus, in ihrem Festvortrag
vor rund 200 Gästen im Katholischen
Centrum in der Dortmunder Innenstadt die aktuelle Situation des Frauenfachverbandes deutlich und stellte
77
78
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
gleichzeitig die Frage, welche Position
er in Zukunft einnehmen könne. Die
Gründungsidee des SkF, dass Frauen andere Frauen in Notlagen effektiv
und mit „schwesterlichem“ Verständnis unterstützten, sei heute aktueller
denn je, erklärte sie: „Nach wie vor ist
es so, dass soziale Problemlagen wie
Arbeitslosigkeit und Armut Frauen besonders hart zusetzen.“
Fachliche Kompetenz, die Nähe des
SkF zu seinen Klientinnen und Klienten, sein frauenspezifisches Profil und
sein meistens sehr pragmatisches
Handeln hätten dazu geführt, dass der
Dortmunder SkF als Gründungsverein
sein 111-jähriges Bestehen feiern könne. In Zukunft, sagte die Bundesvorsitzende, werde es darauf ankommen,
Klientinnen und Klienten stärker als
bisher zu beteiligen. Die Umsetzung
der im Kinder- und Jugendhilfegesetz
festgeschriebenen
Partizipations-
Zahlreiche offizielle
Vertreterinnen und Vertreter
würdigten während des
Festaktes das Wirken
des SkF Dortmund: v. l.
Josef Lüttig, DiözesanCaritasdirektor Paderborn,
Dr. Brigitte Klein, Zonta-Club
Dortmund, Dr. Mechthild
Geller, Dr. Anke Klaus, Inge
Kleist, Vorstandsvorsitzende
SkF Dortmund, Ulla Dietz,
Bundesvorstand, Propst
Andreas Coersmeier, Dortmunder Stadtdechant
rechte stehe in vielen Bereichen noch
aus. Als weitere Themenfelder für die
Zukunft nannte sie die Auswirkungen
des demografischen Wandels sowie
die Frage, wie das Thema Migration in
den Ortsvereinen aufgegriffen werde.
Lob für das in 111 Jahren Geleistete
gab es während des Festaktes von
politischer Seite: „Hier wird Nächstenliebe wirklich gelebt“, bilanzierte
Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich
Sierau in seinem Grußwort: Die Abkürzung SkF, sagte er, stehe für diejenigen in Dortmund, die sich um die
soziale Arbeit verdient machten. Der
Fachverband sei aus der sozialen Arbeit in der Ruhrgebietsmetropole nicht
wegzudenken, blickte auch der Dortmunder Oberbürgermeister optimistisch nach vorn.
Die „Fürsorge für die Verstoßenen
des weiblichen Geschlechts“, heißt
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
es in der Chronik des SkF Dortmund,
hatte Agnes Neuhaus im Blick, als sie
zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in der damals von der Industrialisierung geprägten Stadt den „Verein
zum guten Hirten“ gründete. Gerade
die bedrückende Situation der Mütter von „unehelichen“ Kindern sowie
geschlechtskranken Frauen und Prostituierten sollte verbessert werden.
„Dabei weiß sich der Dortmunder
Ortsverein als Gründungsverband
dem Erbe von Agnes Neuhaus in besonderer Weise verpflichtet“, erklärte SkF Geschäftsführerin Hildegard
Drywa mit Blick auf das Jubiläum:
„Auch wenn sich die gesellschaftlichen Verhältnisse seit der Gründung
stark gewandelt haben, bleiben diejenigen im Fokus unseres Tuns, die
Rat und Hilfe suchen – insbesondere Frauen, Kinder und Jugendliche.“
Aus dieser Motivation heraus habe
sich der SkF in Dortmund als Frauenfachverband eine anerkannte Position
in der Kinder- und Jugendhilfe, in der
sozialpädagogischen Familienarbeit,
der gesetzlichen Betreuung und der
Prostituiertenhilfe erworben, zog die
Geschäftsführerin eine positive Bilanz. Damit dies so bleibt, war es für
Dr. Mechthild Geller vom ehrenamtlichen Vorstand des SkF Dortmund
folgerichtig, dass der Ortsverband
zum Jahrestag die Frage nach der
Zukunft ins Auge fasste: „Angesichts
eines sich immer schneller vollziehenden Wandels der Gesellschaft ist es
unerlässlich, die eigene Position permanent zu hinterfragen und die Angebote den aktuellen Gegebenheiten
anzupassen.“
Astrid Lübberstedt, Geschäftsführerin
SkF Dortmund
Für gerechte Verteilung
SkF Dortmund erneut beim Equal-PayDay aktiv
Einkaufswagen in der Dortmunder
Fußgängerzone – sicherlich kein ungewohntes Bild. Doch was in diesem Fall präsentiert wurde, hatte mit
„schickem Shopping“ nichts zu tun:
Die Aktion unter dem Motto „Kröten
zählen statt Frösche küssen“ war als
„Walking Act“ Teil der Dortmunder
Aktionen zum „Equal Pay Day 2011“.
Wie im Jahr davor gehörte auch der
SkF Dortmund wieder zum Aktionsbündnis, das mit öffentlichkeitswirksamen Auftritten auf die Ungerechtigkeit bei der Bezahlung von Frauen
und Männern im Beruf aufmerksam
machen wollte.
Mit Einkaufswagen machte das Aktionsbündnis auf
sich aufmerksam
Aktuell liegt dieser Unterschied bei
rund 23 Prozent, das heißt, dass
Frauen im Durchschnitt fast ein Viertel weniger verdienen als Männer.
Diese Entgeltunterschiede haben
vielfältige Ursachen. Eine besondere Rolle kommt den tradierten Rollenstereotypen zu. Diese beeinflussen nicht nur die Aufgabenverteilung
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Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
in den Familien, sondern auch das
Berufswahl- und Erwerbsverhalten
von Frauen und Männern. So unterbrechen Frauen ihre Erwerbsarbeit
häufiger familienbedingt, arbeiten
nach wie vor vielfach in Teilzeit und
sind nur selten in Führungspositionen zu finden. Dies führt zu Einbußen bei Gehalt und Karriere und
letztlich nicht selten auch zu einer
nicht existenzsichernden Rente. Das
derzeitige Steuer- und Sozialversicherungsrecht unterstützt nach Einschätzung des Aktionsbündnisses
diese Entwicklung, indem es immer
noch die Alleinverdiener-Ehe fördert.
Deshalb gab es bei den Aktionen
zum Equal-Pay-Day in diesem Jahr
eine Unterschriftenaktion, in der unter
anderem eine „Unternehmens- und
Arbeitskultur, die eine sinnvolle Vereinbarung von Arbeit und Familie für
Frauen und Männer gewährleistet“ sowie die die gleichmäßigere Aufteilung
der Elternzeit zwischen Müttern und
Vätern gefordert wurde.
Renate Scheideler war 30 Jahre
in der SkF Bundeszentrale als
Verwaltungsangestellte tätig.
Seit 2002 enga­
giert sie sich als
Vorstandsmitglied und stellvertretende Vorsitzende im SkF Hörde. Dort
brachte sie insbesondere ihre Sachkenntnis auf dem Gebiet der Satzungen und Strukturen im SkF in die Arbeit ein.
Susanne Smolen, Geschäftsführerin
SkF Dortmund-Hörde
Innovationspreis für SkF
SkF Kristall an Renate
Scheideler verliehen
Das Projekt „Aktiv bleiben – Gesundheitsberatung im häuslichen Umfeld“,
das der SkF Dortmund-Hörde gemeinsam mit der BKK Hoesch gestartet
hat, ist mit dem Innovationsförderpreis
des SkF/SKM Diözesanverbandes
ausgezeichnet worden. Dem Hörder
Gesundheitsprojekt wurde in Paderborn der zweite Preis zuerkannt. Er ist
mit einem Preisgeld in Höhe von 2.500
Euro verbunden, gespendet von der
Bank für Kirche und Caritas eG, Paderborn.
Für ihr Engagement ist Renate Scheideler (rechts) aus dem Vorstand des
SkF Hörde mit dem SkF Kristall geehrt worden. Überreicht wurde die
Auszeichnung von der scheidenden
SkF Diözesanvorsitzenden Margarete
Potthoff.
Ziel des Modellprojektes ist es, Menschen über 70 zu unterstützen: Sie
sollen möglichst lange in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld gesund
und aktiv bleiben können. Dazu erhalten sie ein umfangreiches Beratungsangebot, das individuell gestaltet
Astrid Lübberstedt, Geschäftsführung
SkF Dortmund-Hörde
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
werden kann. Es reicht von altersgerechter Ernährung über Sturzvorbeugung bis hin zu Hinweisen rund um
Patientenverfügung oder Schwerbehindertenausweis.
SkF Geschäftsführerin Susanne Smolen und Sabine Eggert, die das Projekt
auf Seiten des SkF betreut, sehen in
der Auszeichnung eine Bestätigung
dafür, dass SkF und BKK Hoesch mit
dem Projekt einen zukunftsweisenden
Weg beschritten haben: „Die Senioren
bleiben länger selbstständig, die Krankenkasse spart Geld – und das nicht
auf Kosten der älteren Menschen,
sondern zu ihrem Nutzen!“
Susanne Smolen, Geschäftsführerin
v .l. Susanne Smolen, Sabine Eggert und Dr. Richard Böger, Vorstandsvorsitzender der Bank für Kirche und Caritas eG, Paderborn
SkF Gesamtverein, Dülmen, Anna-Katharinenstift Karthaus
90 Jahre Anna-Katharinenstift: Zeitreise mit Modenschau
Die Idee, dass Bewohnerinnen des
Anna-Katharinenstiftes von ihrem Leben erzählen, gab es schon länger,
sagte Einrichtungsleiterin Annelie
Windheuser. Doch dass die Berichte
jetzt zu einem Buch zusammengefasst
wurden, das sei eine Premiere. Und so
ließ es sich Windheuser nicht nehmen,
den Festakt zum 90-jährigen Bestehen der Einrichtung für die Buchpremiere zu nutzen – und den Autorinnen selbst die Erstlingsausgaben von
„Sturmallee“ zu überreichen. Ab sofort
ist das Buch, das mit Unterstützung
des Fördervereins erscheint, im Stift
erhältlich.
Rund 700 Bewohner, Eltern und Betreuer, Nachbarn und geladene Gäste hatten sich am Samstagmittag, im
Anschluss an einen von Weihbischof
Dieter Geerlings gehaltenen Gottesdienst, im Innenhof versammelt. Neun
Engel schmückten das Gelände. Jeder stehe für ein Jahrzehnt und sei von
den unterschiedlichen Bereichen dekoriert worden, berichtete Windheuser. Sie konnte zahlreiche Ehrengäste
begrüßen, darunter auch Herzog und
Herzogin von Croÿ. Deren Vorfahren
hätten 1921 eine Zuckerfabrik an den
kirchlichen Fürsorgeverein verkauft,
erinnerte die Leiterin an die Gründung
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82
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Bei der modischen Zeitreise führten die Bewohner des Anna-Katharinenstiftes Karthaus unter anderem Gartenund Küchenkleidung aus neun verschiedenen Jahrzehnten vor. Foto: Kristina Kerstan
des Stiftes, damals als „Haus für gefallene Mädchen“.
Gerade in den ersten Jahrzehnten
habe es auch „belastende Kapitel“ gegeben, betonte Gaby Hagmans, Bundesgeschäftsführerin des SkF, dem
Träger des Stiftes. Statt Schutz hätten
einige Mädchen physische und psychische Gewalt erfahren, Hagmans
bat die Bewohner um Entschuldigung.
Heute sei das Anna-Katharinenstift
eine „moderne und hoch geschätzte
Einrichtung in der Region“, lobte die
Bundesgeschäftsführerin. „Die Überschrift ‚Bauen, bauen, bauen’ trifft für
das Anna-Katharinenstift in der Geschichte zu.“ Vor allem die starke Gemeinschaft im Haus bewundere sie.
Diesem Eindruck schloss sich Bürgermeisterin Lisa Stremlau an. „Immer
bin ich offenen, herzlichen Menschen
begegnet“, erinnerte sie sich an ihre
Besuche. „Wir in Dülmen sind stolz
darauf, eine derartige Einrichtung mit
hoher Kompetenz und Vorbildcharakter in unserer Gemeinde zu haben“.
Wie sehr sich das Leben auf der Karthaus seit 1921 gewandelt hat, verdeutlichten zwischen den Grußworten
Bewohner bei einer Zeitreise, die zur
Modenschau wurde. So wurde etwa
alte Hauswirtschafts- der modernen
Küchenkleidung
gegenübergestellt.
Einen aktuellen Einblick in das AnnaKatharinenstift gewährten zudem die
Mitglieder des Beirates, die sich und
ihr Leben in kurzweiligen Interviews
vorstellten.
Kristina Kerstan, Ahlener Zeitung
Gaby Hagmans
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
„Erinnern, nicht
verschweigen“
Eine Erinnerungs- und Mahnfeier zu
Erfahrungen von Unrecht und Gewalt
Pfingstmontag 2011 fand im AnnaKatharinenstift Karthaus eine ganz
besondere Feier statt. Im Rahmen eines Wortgottesdienstes, der draußen
zwischen einigen Wohnheimen der
Dülmener Einrichtung auf einer kleinen
Insel stattfand, wurde an Erfahrungen von Unrecht und Gewalt erinnert,
die Bewohnerinnen erlebt haben. Die
Idee zu dieser Aktion war infolge der
öffentlichen Diskussion über sex­uelle
Übergriffe in kirchlichen Einrichtungen
im Frühjahr 2009 entstanden. Es stand
die Frage im Raum: Wie war das eigentlich in unserer Einrichtung?
Sich den Erfahrungen stellen
Bei der Spurensuche zu diesem sensiblen Thema gab es ein Gespräch
zwischen der Einrichtungsleitung und
dem Bewohnerbeirat des Stifts. Dabei
wurde deutlich, dass nicht so sehr sexuelle Übergriffe, die manche Bewohnerinnen sowohl in der Zeit vor ihrem
Aufenthalt in Karthaus als auch in ihrer
Zeit dort erlebt haben, im Mittelpunkt
standen, sondern vor allem die Erfahrung von struktureller Gewalt durch
Sanktionen und die Tatsache, dass
die Bewohnerinnen der in früheren
Zeiten sehr strengen Struktur wehrlos
ausgeliefert waren. Die Mitglieder des
Bewohnerbeirats, die in der Mehrzahl
seit 30, 40 und noch mehr Jahren in
der Einrichtung leben, erzählten von
Regeln und Strafen, denen sie ausgeliefert waren, und es wurde deutlich,
dass sie in den damaligen Strukturen
keine Chance hatten, als ebenbürtige
Personen angesehen und behandelt
zu werden. Viele dieser Erfahrungen
waren keineswegs tabu. Die älteren
Bewohnerinnen erzählten schon länger von dem, was sie erlebt hatten
und wie es früher war. Dennoch wurde
im Gespräch mit dem Beirat deutlich,
wie tief die Erfahrungen und die damit
verbundenen Verletzungen und Kränkungen auch nach vielen Jahren noch
sitzen.
Deshalb entstand die Idee für ein Angebot, bei dem die Unrechtserfahrungen benannt und auch als Unrecht bestätigt und anerkannt werden sollten,
um so den Betroffenen ein Stück innere Aussöhnung mit ihrer Vergangenheit
zu ermöglichen. Dabei war eine öffentliche Aktion schon im Blick. Allerdings
war es den MitarbeiterInnen und der
Einrichtungsleitung, die sich mit der
Frage nach einer angemessenen Form
der Auseinandersetzung und Bearbeitung beschäftigten, wichtig, dass es
nicht um einen einmaligen Akt geht,
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84
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
sondern dass eine Feier, die in Verknüpfung mit einem Ritual gedacht
war, nur ein Schritt in einem Prozess
sein könnte. Aus diesem Grund luden
Martine Thewes-Feldmann als Verantwortliche für den Seniorenbereich und
ich für den Bereich Seelsorge alle Bewohnerinnen, die schon länger in der
Einrichtung leben, ein zu Workshops,
bei denen die sie von ihren Erfahrungen berichteten. Mit den etwa 35 Teilnehmerinnen gab es in zwei Gruppen
jeweils zwei Treffen über einen ganzen Vormittag, darüber hinaus auch
das Angebot zum Einzelgespräch. Es
wurde deutlich, dass viele ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das regte
immer neue Erzählungen und Berichte
an. Die Bewohnerinnen spürten, dass
sie mit ihrem Erleben und ihrer Wahrheit ernst genommen worden, und
gewannen über das Erzählen gewissermaßen die Regie über ihre Lebensgeschichte zurück.
Ich habe viele ihrer Erzählungen und
Erlebnisse festgehalten, die später
in die Erinnerungsfeier eingeflossen
sind. Darüber hinaus bestand schon
seit 2009 die ausdrückliche Einladung, dass einzelne Bewohnerinnen
auch persönlichen Kontakt zu Annelie
Windheuser als Einrichtungsleiterin
aufnehmen konnten, um ihr von ihren
Erfahrungen zu berichten. Aus dieser
Initiative ist ein fester Gesprächskreis
mit Bewohnerinnen entstanden, der
sich in regelmäßigen Abständen trifft.
Die Mitarbeitenden der Einrichtung
wurden über die Beschäftigung mit
dem Thema strukturelle Gewalt und
den Prozess der Bearbeitung wie
auch über die Idee für eine Erinnerungsfeier in Verbindung mit einem Ritual informiert. Dabei gab es durchaus
Bedenken: Ist es gut, wenn die alten
Erinnerungen wachgerufen werden?
Ist es sinnvoll, einen religiös-rituellen
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Rahmen zu wählen, wo doch manche
Sanktionen sogar scheinbar religiös
legitimiert wurden?
Mit diesen kritischen Fragen haben wir
uns ernsthaft auseinandergesetzt. Das
machte uns noch einmal darauf aufmerksam, wie sorgsam wir mit diesem
sensiblen Thema umgehen müssen.
An der Grundidee, von der wir sehr
überzeugt waren, haben wir festgehalten und sie umgesetzt.
Der Einladung zur Erinnerungs- und
Mahnfeier sind ca. 130 Personen gefolgt, vor allem ältere Bewohnerinnen,
aber auch MitarbeiterInnen und Gäste.
Die Wahrheit sagen und ausdrücken
Im ersten Teil der Feier auf dem Außengelände der Einrichtung wurde
an die schmerzvollen Erfahrungen,
die Bewohnerinnen im Anna-Katharinenstift gemacht haben, erinnert. Die
beiden Mitarbeiter, die die Bewoh-
nerinnen in den Workshops begleitet
haben, sprachen die Erfahrungen der
betroffenen Frauen aus: ein schwerer
Start in der Familie, Ankunft im AnnaKatharinenstift – oft unter Vorwänden
und Täuschungen, Enttäuschungen,
Strafen, Scham, Gewalt und Übergriffe. In mehr als zehn Aussagen wurden
Erfahrungen, die Bewohnerinnen tief
verletzt haben, die aber keine Einzelfälle waren, benannt. Nach jeder
Aussage legten einige Bewohnerinnen
kantige Steine als Zeichen und Ausdruck für das Schwere ab. So entstand
auf der Insel ein kleines Mahnmal, das
auch in Zukunft an diese schlimmen
Erfahrungen erinnern soll, und für die
Bewohnerinnen ein Ort, der Bestätigung des erlittenen Unrechts bleibt.
„Ich glaube Euch“ – Bestätigung und
Anerkennung
Im Anschluss an die Erinnerung
brachte Frau Windheuser als Einrich-
85
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Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
tungsleiterin zunächst ihre persönliche
Betroffenheit zum Ausdruck. Sie bestätigte das Gehörte und übernahm
für das, was sie gehört hatte, die Verantwortung, weil es unter dem Dach
der Einrichtung geschehen sei, und
sie in der Reihe derjenigen stehe, die
Leitungsverantwortung tragen. Darüber hinaus machte sie deutlich, dass
wir Erfahrungen von Gewalt, Beschämung und Machtmissbrauch nicht
nur der Vergangenheit zuschreiben
können, sondern auch heute noch die
Möglichkeit zu struktureller Gewalt
von Mitarbeitenden an Bewohnerinnen in anderen Formen besteht. Deshalb sei ein starkes Augenmerk darauf
zu legen, dass so etwas nicht mehr
vorkommt. Dies berühre vor allem die
Grundhaltung aller, die in der Einrichtung arbeiten.
Der Blick nach vorne – Leben mit der
Erinnerung
Der Würdigung und Anerkennung
durch die Leiterin folgte ein biblischer Text aus dem Buch des
Propheten Jesaja, der betont, dass
Gott auf der Seite der Unterdrückten steht und Gerechtigkeit für alle
Menschen will. Damit wurde das
bisher Gesagte noch einmal bestätigt und eine Hoffnungsperspektive
eröffnet. Abschließend wurden Fürbitten und das Vaterunser gesprochen. Dadurch wurde das erlittene
Unrecht in einen noch weiteren Horizont der Anerkennung und Würdigung gestellt und im Gebet der
Beistand für die Opfer und alle erbeten, die Verantwortung dafür tragen, dass die Würde des Menschen
gewahrt bleibt und seine Rechte
respektiert werden.
Zukunft gestalten im Bewusstsein der
Vergangenheit
Die Feier war für die Betroffenen und
für alle Teilnehmenden sehr bewegend.
Sie ist kein Schlussstrich unter das
Geschehene, sondern nur ein Meilenstein in der Auseinandersetzung mit
der Lebensgeschichte der Einzelnen
und der Geschichte der Einrichtung.
Diese
Auseinandersetzung
muss
weitergehen, um aus den leidvollen
Erfahrungen zu lernen und an einem
Bewusstsein zu arbeiten, das ähnliche
Formen von struktureller Gewalt für
die Zukunft unmöglich macht.
Für viele Betroffene war die Feier ein
wichtiger Akt der Würdigung und Anerkennung, indem das, was sie erlebt
und erlitten haben öffentlich benannt
und bestätigt wurde.
So war es konsequent, dass die Bundesgeschäftsführerin des SkF, Gaby
Hagmans, den betroffenen Bewohnerinnen bei der Feier des 90-jährigen
Jubiläums des Anna-Katharinenstiftes
im Namen des Verbands eine offizielle
Anerkennung und eine Entschuldigung
für das erlittene Unrecht aussprach.
Bei der anschließenden Begegnung
nach der Mahnfeier wurden von den
Teilnehmerinnen viele Geschichten erzählt, auch die weniger dramatischen,
alltäglichen, all das, was die Geschichte der Bewohnerinnen geprägt
hat. Diese Geschichte offen zu halten
und nicht für abgeschlossen zu erklären, ist die Voraussetzung dafür, dass
Bewohnerinnen ein Stück der Hoheit
über ihre eigene Historie zurückgewinnen können.
Ferdi Schilles, Seelsorger
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von Gabriele Hund-Martin,
stellvertretende SkF Bundesvorsitzende
Liebe Frau Windheuser,
ich freue mich, dass ich Ihnen, liebe
Frau Windheuser, in einem so wunderbaren Rahmen im Namen des SkF Gesamtverein für Ihr außergewöhnliches
Engagement während der letzten acht
Jahre im Anna-Katharinenstift Karthaus danken darf.
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Qualitätsmerkmal fehlen.
Ihnen ist es gelungen, die behinderten Menschen, die hier leben und arbeiten, anzunehmen wie sie sind, ihre
individuellen Bedürfnisse zu erfahren und diese in der konzeptionellen
Weiterentwicklung mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stets zu
Kreativ
berücksichtigen. Es war Ihnen immer
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Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
köstlich wie die Biomarmelade und
vieles mehr. Zuletzt haben Sie mit dem
Aufbau eines Pflegebereichs begonnen und damit die gute Versorgung
älterer Menschen mit Behinderung für
die Zukunft sichergestellt.
te Aufgabe, wie es Agnes Neuhaus
einmal formulierte, diesen Menschen
gegenüber die volle mütterliche Liebe
und Opferfreudigkeit walten zu lassen,
die Gott in das Frauenherz hineingelegt hat. Sie haben sich auch dem in
der Vergangenheit im Anna-Katharinenstift begangenen Unrecht gestellt
und es mit den Bewohnerinnen besonders sensibel aufgearbeitet. Immer
wieder haben Sie sich den neuen Herausforderungen der Behindertenhilfe
gestellt und fachliche Akzente gesetzt,
die – von Ihrem christlichen Glauben
geprägt – zum Abbau von Benachteiligungen der behinderten Menschen
in unserer Gesellschaft beigetragen
haben.
Unter Anderem haben Sie neben
den ambulanten Wohnformen auch
Wohn- und Betreuungskonzepte für
schwerst-mehrfach-behinderte
und
psychisch kranke Menschen entwickelt und mit Fertigstellung der Reithalle im Jahr 2006 das Konzept der
Hippo-Therapie erfolgreich umgesetzt. Mit der Eröffnung des Cafés und
des Bioladens auf dem Gelände des
Anna-Katharinenstifts Karthaus haben
Sie eine Oase geschaffen, in der auch
Menschen aus der Umgebung erfahren können, wie viel behinderte Menschen können: der Kuchen ist ebenso
Sie haben die Arbeitsbereiche der
Werkstätten Karthaus innovativ ausgebaut, um den Menschen mit Behinderung die gleichberechtigte Teilhabe
am Arbeitsmarkt zu eröffnen. Mit der
Gründung der NeuHaus Integrations
GmbH als Betreiberin des Integrationshotels in Dortmund an der Bundeszentrale des SkF Gesamtverein haben
Sie Arbeitsplätze des allgemeinen Arbeitsmarkts geschaffen und damit einen wichtigen Auftrag der Werkstätten
für Menschen mit Behinderung erfüllt.
Alle baulichen Veränderungen, die die
konzeptionellen Weiterentwicklungen
einforderten, haben Sie kompetent
mitgestaltet, überwacht und begleitet
– immer in Abstimmung mit dem Träger. Wir konnten uns auf Sie verlassen!
Das Zusammenwirken von Haupt- und
Ehrenamtlichen – ein Wesensmerkmal
des Sozialdienst katholischer Frauen
– haben Sie mit Ausbildung und Einstellung einer Ehrenamtskoordinatorin besonders unterstützt und damit
vielen Menschen besondere Freude
bereitet.
Ihre Kontakte zu den SkF Ortsvereinen, die Sie als Generalsekretärin
des SkF aufgebaut haben, haben Sie
ebenso weiter gepflegt wie das gute
Verhältnis zum Träger, das von gegenseitiger Achtung und von Vertrauen
geprägt war.
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Liebe Frau Windheuser, Sie haben
uns immer vermittelt, dass behinderte Menschen wertvoll sind, wertvoll
für unseren Gesamtverein, wertvoll
für unsere Gesellschaft und wertvoll
für unser Land. Dafür und besonders
für Alles, was Sie in den letzten Jahren geleistet haben, danken wir Ihnen
von ganzem Herzen. Der Sozialdienst
katholischer Frauen lebt von solchen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir
wünschen Ihnen für die Freistellungsphase Ihrer Altersteilzeit beglückende
Momente, Gesundheit und Gottes reichen Segen.
Gisela Wiels-Heckmann
wird neue
Leiterin
Am 1. November 2011 hat
Frau Wiels-Heck­
mann Ihren Dienst,
als Leiterin der Gesamteinrichtung
Anna-Katharinenstift Karthaus, aufgenommen. Frau Wiels-Heckmann
(49 Jahre) war über 20 Jahre Geschäftsführerin eines Kinder- und Jugendverbandes im Bistum Münster.
Eine angestrebte persönliche Veränderung führte Frau Wiels-Heckmann
zum Sozialdienst katholischer Frauen
e. V. in Recklinghausen. Ihre dortige
Tätigkeit, als Geschäftsführung umfasste eine Vielzahl verschiedenster
sozialer Bereiche, die ihr nicht nur die
Vielschichtigkeit des Verbandes sondern auch die inhaltliche Ausrichtung
und Strukturen des Verbandes näher
brachten.
Ihre Motivation, sich noch einmal auf
ein völlig neues Arbeitsfeld einzulassen, begründet Frau Wiels-Heckmann
wie folgt: Mit dieser Tätigkeit verbinde ich die Möglichkeit einen Teil der
Gesellschaft, und als solches verstehe ich unsere Einrichtung maßgeblich
mitzugestalten. Neue innovative zukunftsweisende Perspektiven, auf der
Basis von bereits stattfindender solider Arbeit mit den dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu entwickeln
und der Umsetzung voranzutreiben.
Gisela Wiels-Heckmann,
Leiterin der Gesamteinrichtung
SkF Dülmen
Frauen zeigen ihr Gesicht
Eine besondere Ausstellung
Bei den Vorbereitungen zu den Veranstaltungen der Jubiläumsfestwoche
zum 700 jährigen Stadtjubiläum in
Dülmen entstand beim SkF die Idee,
zum „Tag der Frauen“ Gesichter von
Frauen und Mädchen zu fotografieren
und die Bilder zu einer Fotoausstellung zusammenzufassen.
Die Fotos wurden von Gerhard Pieper
erstellt und zeigen Porträtaufnahmen
von Frauen und Mädchen aller Altersgruppen quer durch die unterschiedlichsten Lebens- und Kulturkreise.
Wir haben Frauen an dem „Tag der
Frauen“ aufgefordert, sich für diese
Aktion zur Verfügung zu stellen und es
war eine überaus große Resonanz bei
der „Dülmener Weiblichkeit“ zu finden,
freute sich Helga Fütterer, Vorsitzende
des SkF in Dülmen.
89
90
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
v. l. Gerhard Pieper, Fotograph, I. D. Alexandra
Herzogin von Croÿ und Helga Fütterer
Zahlreiche Porträts sind zusammengekommen, die nun in den Räumen
des SkFs, Mühlenweg 88 in Dülmen
noch bis Ende des Jahres zu sehen
sind.
Am 28. September 2011 wurde die
Ausstellung „Gesichter von Frauen
und Mädchen im Jubiläumsjahr 2011“
eröffnet. Die erste Frau, die fotografiert wurde, war die Bürgermeisterin
Lisa Stremlau. Das jüngste Modell war
gerade acht Monate alt.
Alle interessierten Dülmener Bürger,
besonders natürlich die fotografierten Frauen sowie alle ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen und Mitglieder des
SkF’s, waren zur Ausstellungseröffnung herzlich eingeladen. Der SkF
Dülmen erfreute sich einer überwältigenden Resonanz.
Als weiteres Highlight wurde bekannt
gegeben, das I. D. Alexandra Herzogin von Croÿ von nun an die Schirmherrschaft über den SkF Dülmen
übernehmen werde. Sie wurde herzlich willkommen geheißen und Helga
Fütterer schmückte sie zudem mit der
Anstecknadel des Vereins. Ihr Gesicht
– sowie andere bekannte oder weniger
bekannte Gesichter der Stadt – finden
sich ebenfalls unter den Fotografien
wieder. Die Besucherinnen und ein
paar wenige Besucher schlenderten
mit großem Interesse durch die Bilderreihe und hielten nach ihnen bekannten Gesichtern Ausschau. Viele der
Besucherinnen konnten sich selber in
groß oder klein wiederfinden. „Wichtig
war es, die Frauen so authentisch wie
möglich abzulichten. Die Frauen hatten keine Zeit, sich vorher eine besondere Pose zu überlegen“, hebt Helga
Fütterer hervor. Das mache auch den
Reiz dieser Fotografien aus.
Monika Schulz-Wehrmeyer,
Geschäftsführung
SkF Dülmen
Unterstützt von starken
Frauen – Mit ganzem
Herzen dabei
SkF Vorsitzende Helga Fütterer und
ihre Vorstandskolleginnen gehen in
den Ruhestand – nun geht die Vorstandsarbeit in jüngere Hände über.
Auf der Mitgliederversammlung am 7.
November 2011 wählten die SkF Mitglieder den neuen Vorstand: Cordula
Schönthaler, Sabine Reinermann, Bärbel Bleiker, Angelika Surholt und Meike Wiesmann erhielten das Vertrauen
des Plenums. Zur neuen Vorsitzenden
des SkF bestimmte der neu gewählte
Vorstand Cordula Schönthaler, zu ihrer
Vertreterin Sabine Reinermann. „Wir
verstehen uns als Team und vertei-
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Der neue Vorstand will die Arbeit der bisherigen Vorstandsfrauen fortsetzen: v. l. Doris Bagnewski, Geschäftsführerin Monika Schulz-Wehrmeyer, Cordula Schönthaler, Bärbel Bleiker, Helga Fütterer, Meike Wiesmann, Angela
Hannig, Sabine Reinermann und Angelika Surholt
len die vielfältigen Aufgaben auf viele
Schultern“, sagten die Frauen.
„Jeder Abschied fällt schwer – auch
wenn man sich darauf freut.“ Mit diesen Worten beschrieb Helga Fütterer
ihre Stimmungslage: Wehmut über
das Ende eines wichtigen Abschnitts
in ihrem Leben und zugleich Vorfreude auf die neue Freiheit. 14 Jahre lang
war Helga Fütterer Vorsitzende des
Sozialdienst katholischer Frauen in
Dülmen, gab dem Verein ein Gesicht,
bestimmte die Arbeit, die Entwicklung
mit. In der Zeit ihres Vorsitzes verdoppelte sich die Zahl der hauptamtlichen
Mitarbeiterinnen nahezu, von anfangs
15 auf heute 28. Die Aufgaben waren vielfältig. So kümmerte sich die
Vorsitzende um fachliche Fragen wie
die Entwicklung von Beratungskonzepten, behielt die Übersicht über die
wirtschaftliche Situation des Vereins,
sie pflegte den Kontakt zu den hauptund ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen
und Mitgliedern, zu Kooperationspartnern, Sponsoren und der Stadt.
Unterstützung hat sie seit 2005 durch
die hauptamtliche Geschäftsführerin
Monika Schulz-Wehrmeyer. Gut und
vertrauensvoll sei die Zusammenarbeit mit dem Vorstand gewesen, un-
terstreicht Helga Fütterer, dass sie
starke und engagierte Frauen an ihrer
Seite hatte. Mit Helga Fütterer haben
auch Angela Hannig und Doris Bagnewski den SkF Vorstand verlassen.
Helga Fütterer wird jetzt Zeit für ihre
persönlichen Interessen und ihre Familie haben – und darauf freut sie sich.
Mitarbeiterinnen, Mitglieder, aber auch
Kooperationspartner und Förderer des
SkF verabschiedeten sich in einer Feierstunde im Barbara-Haus von Helga
Fütterer, die 14 Jahre lang Vorsitzende
des SkF war. Angela Hannig gehörte
als stellvertretende Vorsitzende dem
Vorstand 23 Jahre an, und Doris Bagnewski arbeitete fünf Jahre dort mit.
Die Wertschätzung, die den Frauen,
aber auch dem Sozialdienst katholischer Frauen in Dülmen entgegengebracht wird, zeigte sich in der große
Zahl der Gäste, darunter Vertreter der
Stadt, der Diakonie, der Kirchen, der
Politik und der Sozialverbände.
Dr. Klaus Winterkamp, Vertreter des
Caritasverbandes für die Diözese
Münster, unterstrich, dass die Frauen
mit ganzem Herzen „bei der Sache
und bei den Menschen waren“. Er
lobte Helga Fütterer, die mit dem SkF
91
92
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Dr. Klaus Winterkamp, Helga Fütterer, Angela Hannig, Doris Bagnewski, Lisa Stremlau und Monika Walter
„neue, kreative Wege“ entdeckt und
Initiativen entwickelt habe. Auch Bürgermeisterin Lisa Stremlau würdigte
die Arbeit der scheidenden Vorsitzenden und des SkF, der ein wichtiger Kooperationspartner für die Stadt sei. Ein
Meilenstein in der Geschichte des Vereins sei die Übernahme der Offenen
Ganztagsgrundschule an der Augustinusschule gewesen. Aus der OGGS
waren Kinder zur Verabschiedung gekommen, und Augustinus-Schulleiter
Thomas Sudeik buchstabierte angesichts der guten und fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der Schule
und dem Träger der OGGS auch SkF
neu: „Schule kreativ fördern“. Vom SkF
Bundesverband sprach Renate Jachmann-Willmer Grußworte, und Monika
Walter vom SkF Bundesvorstand ehrte die scheidenden Vorstandsfrauen:
Helga Fütterer mit der silbernen Ehrennadel des Vereins, Angela Hannig
mit dem SkF Kristall und Doris Bagnewski mit der Ehrenurkunde.
Monika Schulz-Wehrmeyer,
Geschäftsführung
SkF Düren
Einsegnung der neuen
Geschäftsstelle
Im Rahmen Ihres Patronatsfestes haben Vorstand, Mitglieder und Angestellte des SkF in Düren nun Ihre neue
Geschäftsstelle offiziell eingeweiht.
Die Einsegnung zelebrierte der geistliche Beirat des Vereins, Pfarrer Günter
Gerkowski.
Seit März hat der SkF nun viele seiner
Dienste gebündelt im neuen, eigenen
Haus untergebracht. Direkt gegenüber
dem „Caritashaus“ in der Friedrichstr.
16 residiert nun der katholische Fachverband. Mit dieser Adresse geht für
den mittlerweile 105-jährigen Verein
und dessen Geschäftsstelle ein lang
gehegter Wunsch in Erfüllung, auf
Dauer an einem Ort bleiben zu können
um den Dürenerinnen und Dürenern
auch langfristig eine verlässliche Adresse für Ihre Sorgen und Nöte bieten
zu können.
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Foto: Lehwald/SkF
Es gab aber auch ganz praktische
Gründe, die den Umzug notwendig
machten. Die alte Geschäftsstelle in
der Bonner Str. 34 in der ehemaligen
„Villa Kappler“, bot dem Verein und
seinen wachsenden Aufgabenfeldern
nicht mehr genügend Platz, so dass
manche Bereiche ausgegliedert werden mussten.
Im neuen Haus sind nun, neben der allgemeinen Verwaltung, die Verwaltung
der offenen Ganztagsschulen, der
Kindertagesstätten und des Betreuten Wohnens, die Schwangerschaftsberatungsstelle „Rat und Hilfe“, der
Jugendmigrationsdienst JMD und
sein Projekt „STEPS“, der Bereich der
gesetzlichen Betreuungen, die Büros
der „Ambulanten Erziehungshilfen“,
des Jugendbusses „Wilde 13“, der
schulbezogenen Jugendsozialarbeit
„BREAK“ und weitere Projekte und
Servicestellen wie Koordination der
Ehrenamtlichen und das Sozialmarketing alle unter einem Dach vereint.
Der am 23. April 1906 in Düren gegründete Ortsverein, beschäftigt nahezu
400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Viele im Bereich der Kinder-, Jugendund Familienhilfe und im Bereich der
offenen Ganztagsschulen. Er unterhält
zwei weitere Häuser im Stadtgebiet
mit unterschiedlichen Zielsetzungen:
das Jugendhilfezentrum in der Bonner
Straße 11–13 und die Erziehungsberatungsstelle für Kinder-, Jugendliche
und Eltern in der Joachimstraße 2a.
Als katholischer Fachverband engagiert er sich solidarisch für benachteiligte Menschen und Gruppen. Er berät
unabhängig von Glaubenszugehörigkeit, Geschlecht oder Nationalität und
bietet dies kostenfrei an.
Erik Lehwald, Stabsstelle Sozialmarketing und Öffentlichkeitsarbeit
SkF Düren
Die letzten
Schritte sind gemacht
Abschluss des zweiten Kurses
„STEPS… – Sozialpädagogisch
gestütztes Trainings- und
Qualifizierungsprogramm für den
Einstieg in die Pflege- und Sozialberufe
für Migrantinnen und Migranten“
Ein Jahr ist seit dem Beginn im Mai
2010 vergangen und nun können 13
93
94
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Absolventinnen mit den Gratulanten v. l., hinten: BM Paul Larue, Ulrich Lennartz, SkF, Petra Wolf, DRK;
v .r. Thomas Flossdorf, CDU, Kreisdirektor Georg Beys und Sybille Haussmann, Integrationsbeauftragte
Kreis Düren · Foto: SkF Düren/Lehwald
Teilnehmerinnen stolz ihr Zertifikat in
Händen halten. Während einer kleinen Feierstunde am Freitag erhielten
die Absolventinnen des Kurses ihre
Abschlussdokumente durch den SkF.
Auch Dürens Bürgermeister Paul Larue sowie Kreisdirektor Georg Beys
zählten zu den Gratulanten.
Sie wurden vom Team des SkF begleitet, sprachlich geschult und an
wöchentlichen Studientagen und in
integrierten Betriebspraktika auf das
Berufsleben vorbereitet. Für die Schulungen im Pflegehilfsdienst war das
Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband
Düren, verantwortlich. Insgesamt 18
Frauen mit ausländischen Wurzeln
haben sich vor einem Jahr auf dem
schwierigen Weg gemacht, Pflegediensthelferin zu werden und die Berufssprache zu erlernen. Fünf Frauen
sind verzogen oder aus persönlichen
Gründen ausgeschieden.
Meist haben die Frauen Praktika in
Altenheimen oder Altentagespflegen
absolviert, waren aber auch auf Stationen in Krankenhäusern oder sogar
im OP-Bereich tätig. Die Praxisstellen
standen dabei in engen Kontakt mit
dem Team von „STEPS“.
Eine „bunte Truppe“ hatte sich da
aus 15 Nationen zusammengefunden
– Frauen aus Chile, Äthiopien, dem
Kongo, der Elfenbeinküste, Marokko,
Mazedonien, Rumänien, Polen, Russland, Aserbaidschan, der Mongolei,
China, Thailand, Marokko und der Türkei haben an dem Projekt teilgenommen. Mit ihren vielfältigen kulturellen
Hintergründen und den verschiedenen
Religionen haben sie täglich bewiesen,
dass Konflikte nicht vorprogrammiert,
sonder sogar mehr Bereicherung als
Hindernis sein können.
Alle ausländischen Frauen verbindet
das Engagement, ihre Chancen auf
dem Arbeitsmarkt zu verbessern und
ihre Integration in Deutschland voranzutreiben. „Dazu ist Sprache natürlich
die Schlüsselkompetenz“ erläutert
Projektleiter Erik Lehwald, SkF, „darum liegt am Anfang ein Akzent auf der
Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten“. In STEPS erhalten die Teilneh-
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
menden – zu denen im Übrigen auch
Männer zählen können – zunächst
ein Intensivtraining „Berufssprache“,
bevor sie dann eine Grundausbildung
im Pflegehilfsdienst absolvieren. Danach können sie ihre neuen Sprachund Berufskenntnisse in begeleiteten
Praktika unter Beweis stellen.
„Praxisanbindung ist uns sehr wichtig.
Studien zeigen, dass in der Kombination von schulischem Lernen und
betrieblicher Tätigkeit die besten Effekte erzielt werden. Natürlich sollen
dort auch Kontakte zu möglichen Arbeitgebern geknüpft werden“ erläutert
Co-Projektleiterin Gaby Uerlichs, SkF.
Und das zunehmenden Erfolg: „Mit
unserem bekanntheitsgrad steigt auch
die Akzeptanz von Betrieben, unseren
Absolventen zu beschäftigen“ so die
Migrationsberaterin weiter. Dennoch
bleibt es sehr mühsam, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen,
das betont sie ausdrücklich.
Die Mehrzahl der Teilnehmerinnen
beziehen ALG II und sind Kundinnen
der „job-com“ des Kreises Düren, die
seit 2005 die Verantwortung für alle
langzeitarbeitslosen Menschen in der
Region innehat. Die Behörde arbeitet bei diesem Projekt eng mit dem
SkF zusammen. Interessenten/innen
werden von den Fallmanagern/innen
der job-com über das STEPS-Projekt
informiert und geeignete Teilnehmer/
innen vorgeschlagen, so Kreisdirektor
Beys.
„Die ersten beiden Jahre waren sehr
arbeitsintensiv und auch wir haben
viel dazugelernt. Vor allem die Sprachbarriere in Prüfungs- und Lernunterlagen ist sehr hoch“ so resümiert der
Projektleiter Erik Lehwald. „Ein Rie-
senproblem in Düren sind fehlende
Brückenangebote wie Internationale
Förderklassen an Berufsschulen, die
auf eine Ausbildung in einem Lehrberuf grundlegend vorbereiten.“
Der dritte STEPS-Kurs für Frauen und
Männer mit Migrationsgeschichte
startete ab dem 2. Mai 2011.
STEPS wird von der Europäischen
Union im Rahmen des Europäi­
schen Sozialfonds/XENOS-Bundesprogramm und durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
gefördert. Das Projekt ist insgesamt
auf drei Jahre angelegt.
Erik Lehwald, Stabsstelle Sozialmarketing und Öffentlichkeitsarbeit
SkF Elmshorn
25 Jahre SkF in Elmshorn
2011 konnte der Verein in Elmshorn
sein 25-jähriges Bestehen feiern.
1986 hatten sich siebzehn engagierte
Frauen zusammengeschlossen, um
Frauen in Notsituationen, insbesondere bei Schwangerschaftskonflikten zu
helfen. Schon bald nach der Vereinsgründung wurde eine Beratungsstelle
mit einer hauptamtlichen Kraft aufgebaut.
Inzwischen haben sich sowohl die
Aufgaben als auch die Anzahl der aktiven Frauen deutlich erweitert. Drei Beraterinnen und eine Verwaltungskraft
sind zurzeit zusätzlich zur Schwangerenberatung in den Bereichen Familien-, Frauen-, Männerberatungen,
psychoonkologische und psychoso-
95
96
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
ziale Beratung, Patientenschulungen
für Menschen, die an Krebs erkrankt
sind sowie in dem Projekt ,“Elternschaft auf Probe“ in Elmshorn tätig.
Seit März 2011 gibt es außerdem ein
Gruppenangebot für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien.
Unterstützt werden die hauptamtlichen Kräfte von nunmehr 55 ehrenamtlichen Frauen.
Die Feierlichkeit am 8. Oktober 2011
begann mit einem ausgiebigen Frühstück im Gemeindezentrum der katholischen Kirche St. Mariae Himmelfahrt
mit geladenen Gästen. Im Anschluss
vermittelte Renate Jachmann-Willmer
von der SkF Zentrale in Dortmund in
einem sehr ansprechenden und kurzweiligen Vortrag das Leben und Wirken der Vereinsgründerin Agnes Neuhaus.
Eine musikalische und eine schauspielerische Darbietung rundeten das
Programm ab. Den Abschluss des
Festes bildete am Abend die von Vereinsfrauen gestaltete
Gemeindemesse.
Dorothee Boß
SkF Frankfurt
Auf den
Anfang kommt es an!
Bundesweit anerkannte Experten
nahmen Stellung zum Thema
„Frühe Hilfen“
Am 1. Januar 2012 trat das neue Bundeskinderschutzgesetz in Kraft. Das
nahm der SkF Frankfurt zum Anlass,
am 31. Oktober 2011 eine Veranstaltung mit dem Titel “Die Chancen des
Anfangs nutzen!” – Frühe Hilfen für
junge Familien im Spannungsfeld zwischen Projekt und Regelangebot”,
durchzuführen.
Die Angebote der Frühen Hilfen verursachen Kosten und aus ökonomischer
Sicht mögen sie in Zeiten knapper
Kassen als nicht finanzierbar erscheinen. Wenn man allerdings längerfristig
die Folgekosten, die Kindesvernachlässigung oder Misshandlung nach
sich tragen können, betrachtet, sind
diese weitaus höher, als die Kosten der
Frühen Hilfen. Das Familienzentrum
Monikahaus mit Martine Buchwald,
Projektleitung GSL (Guter Start ins
Leben), stellte das dreijährige Modellprojekt und die besonderen Methoden
der Frühen Hilfen mit Familien anhand
von konkreten Beispielen vor. Neben
Frankfurt wurde das Projekt auch in
Freiburg und Neuss durchgeführt.
Hochkarätige Referenten wie Prof. Dr.
Dr. h. c. Reinhard Wiesner, der ehemalige Leiter des Referates Kinder- und
Jugendhilfe des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe von
der Justus-Liebig-Universität Gießen,
die Nutzen und Kosten der Frühen
Hilfen gegenüber stellte und Dipl.Pädagogin Claudia Buschhorn, die
die Ergebnisse der wissenschaftlichen
Begleitforschung des Modellprojekts
GSL im Familienzentrum Monikahaus
erläuterte, nahmen Stellung zu einer
Regelförderung der Frühen Hilfen. Die
Sozialdezernentin der Stadt, Prof. Dr.
Daniela Birkenfeld, berichtete über
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
die Frankfurter Situation der Frühen
Hilfen, Prof. Dr. Ludwig Salgo, Goethe Universität Frankfurt, wertete die
Fachtagung aus und sprach sich für
die Evaluation und Investition in die
Frühen Hilfen aus.
In Frankfurt vernetzt sich das Präventionsprogramm „Guter Start ins Leben“
mit den schon bestehenden Hilfen
für Familien unter dem Dach des Familienzentrums Monikahaus. Es setzt
sich aus folgenden Schwerpunkten
zusammen:
®® Schwangerenberatung und Hebammenangebote
®® Entwicklungspsychologische
Frühberatung
®® Präventionsprogramm STEEP™ –
Sichere Bindung zwischen Eltern
und Kind
®® Familien- und Elternbildungsangebote
®® Oma/Opa-Vermittlung
Über diese sehr unterschiedlichen
Module (individuelle Kurz-, mitteloder längerfristige Beratungen, Gruppenangebote, aufsuchende Arbeit,
Patenschaften) bieten wir niedrigschwellig allen Familien eine bedarfsgerechte und individuelle Hilfe an. Ziel
des Präventionsangebotes „Guter
Start ins Leben“ ist es, die gesunde Entwicklung von Säuglingen und
Kleinkindern zu fördern und die Eltern
in ihren Beziehungs- und Erziehungskompetenzen zu stärken. Somit trägt
das Familienzentrum Monikahaus einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Frühen Hilfen in Frankfurt bei.
Angelika Angermeier,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SkF Frankfurt
„Wir sind dabei!“
Das Familienzentrum Monikahaus
erweitert seine Kontakte mit Israel
Die Heilpädagogischen Heimgruppen
im Familienzentrum Monikahaus des
SkF Frankfurt pflegen seit 1998 Kontakte mit israelischen Jugendlichen,
die in Einrichtungen der Hilfe zur Erziehung in Tel Aviv untergebracht sind.
Im Rahmen dieses bestehenden Austauschprogramms besuchen sich die
Heimjugendlichen aus beiden Ländern im jährlichen Wechsel. Als 2010
die Anfrage von „Kom-Mit-Nadev“
kam, ob das Familienzentrum die junge Israelin Yael Paz für einen freiwilligen Einsatz für ein Jahr bei sich aufnehmen würde, fiel die Entscheidung
leicht. „Ja, wir sind dabei!“
Kom-Mit-Nadev ist der Name für ein
neues deutsch-israelisches Freiwilligenprogramm. Auf Deutsch übersetzt
bedeutet es in etwa: „Komm mit, steh
auf Freiwilliger“. Das Programm wurde
im Jahr 2009 gemeinsam mit verschiedenen Organisationen in Israel und
Deutschland erarbeitet und als neues
Freiwilligenprogramm 2010 ins Leben
gerufen (Laufzeit 2010–2013). Die Idee
ist, israelischen jungen Menschen die
Möglichkeit zu bieten, am Alltagsleben in Deutschland teilzunehmen und
Erfahrungen in zivilgesellschaftlichen
Bereichen sammeln zu können. Dadurch können die jungen Israelis ihre
interkulturellen Erfahrungen erweitern und ihre Sensibilität für soziale
und gesellschaftliche Belange schärfen. Jeweils für ein Jahr kommen am
1. September israelische Freiwillige im
97
98
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Alter zwischen 18 und 30 Jahren nach
Deutschland, um einen Freiwilligendienst entweder in Bildungsprojekten,
sozialen Einrichtungen, kulturellen
Projekten, ökologischen Projekten
oder in der Gedenkstättenarbeit zu
leisten. Die Freiwilligen werden im
Frühjahr geworben, ausgewählt und
durch Seminare und Sprachkurse auf
ihre Mitarbeit vorbereitet. Trotz der
seit vielen Jahren bestehenden Jugendkontakte zwischen Deutschland
und Israel kommen erst wenige junge
Israelis zum Freiwilligendienst nach
Deutschland.
Das Familienzentrum Monikahaus
plante den Arbeitseinsatz mit KomMit-Nadev für das bevorstehende
freiwillige Jahr von Yael im Vorfeld.
So begann sie ihren Einsatz im Kinder- und Familienzentrum Knirps&Co.
und wechselte auch in andere Bereiche wie z. B. das Familien-Info-Café
MoniKaffee oder die Förderschule
für Erziehungshilfe – die Monikahausschule, um die Arbeit im ganzen
Haus zu erleben und die Vernetzung
der einzelnen Bereiche untereinander
zu verstehen. Der freiwillige Einsatz
von Yael Paz leistet einen wichtigen
Beitrag zum gegenseitigen Kennenlernen und Verstehen der deutschisraelischen Beziehungen. Die Kinder
mögen ihren warmherzigen Umgang
und alle im Monikahaus schätzen ihre
tatkräftige Unterstützung und können
sich kaum vorstellen, dass sie wieder
zurück nach Tel Aviv geht. Was jedoch
bleibt ist der positive Eindruck, den
Yael durch ihre Arbeit hinterlässt.
Angelika Angermeier, Presse- und ­Öffentlichkeitsarbeit
SkF Frankfurt
Interne Vernetzung im Familienzentrum Monikahaus
Kennzeichen – Synergie­effekte – Nutzen
I. Veränderte gesellschaftliche
Rahmenbedingungen für Familien
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Lebenslagen von
Familien haben sich in den letzten
Jahrzehnten erheblich verändert. Die
Erfahrungen aus unserer Arbeit mit
Familien zeigen, dass der Alltag von
Eltern immer häufiger geprägt ist von
der als anstrengend erlebten Versorgung der Kinder, zunehmenden Anforderungen der Berufswelt und der
Bewältigung alltäglicher Lebensanforderungen. Zusätzlich bestimmen
immer stärker materielle Not und
gravierende Sorgen, die aus Partnerschaftsproblemen, zerbrochenen
Familienstrukturen, Einsamkeit, Überforderung und Existenzängsten resultieren, die Lebenssituation von Eltern
und Familien. Unterstützende Netzwerke, etwa im eigenen Familienverband, fehlen zunehmend. Gleichzeitig verstärken die gesellschaftlichen
Erwartungen an die Erziehungsleistungen von Familien noch den Druck
auf Eltern. Dieser Wandel führte zu
veränderten Bedürfnissen und Anforderungen, die Familien an die soziale
Infrastruktur haben. Aufgrund dieser
komplexen Herausforderungen dürfen
Familien nicht alleine gelassen werden, sondern müssen verstärkt unterstützt und gefördert werden, und zwar
alle Familien unabhängig von ihrem
sozialen Status. Die Inanspruchnahme
von Unterstützung rund um die Geburt
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
und Erziehung eines Kindes sollte in
unserer Gesellschaft selbstverständlich sein. Zusätzlich bedarf es spezifischer Angebote für Eltern in besonders belasteten Lebenssituationen, die
sich nach Art und Intensität am Bedarf
der Familien orientieren. Zwar gibt es
bisher schon eine Vielfalt an Familien
unterstützenden Diensten, die jedoch
ihre Zielgruppe aus unterschiedlichen
Gründen häufig nicht erreichen. Aus
dieser Erfahrung heraus entwickelten
sich bundesweit, angelehnt an das
Konzept der Early Excellence Center
in England, Familienzentren, u. a. mit
dem Ziel, die Zugangswege für Familien zu unterstützenden Diensten zu
erleichtern.
II. Entwicklung des Familienzentrums
Monikahaus
Der Sozialdienst katholischer Frauen
e.V. Frankfurt kann auf eine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit sozialund bildungsbenachteiligten Familien
in belastenden Lebenssituationen
zurückgreifen. Die Erfahrungen aus
dieser Arbeit zeigen, dass die Biografie von Kindern und Jugendlichen
mit Problemen, insbesondere mit
Beziehungs- und Bindungsdefiziten,
bereits durch sehr schwierige Startbedingungen in der Familie geprägt
ist. Hilfe und Unterstützung setzen
daher oft viel zu spät ein, erst dann,
wenn schon offensichtliche, massive
Probleme oder Entwicklungsdefizite
diagnostiziert werden. Auf Grundlage dieser Erfahrungen aus der Erziehungshilfe machte sich der Sozialdienst katholischer Frauen schon
1998 auf den Weg, seine damals bestehenden Angebote zu einem Familienzentrum weiter zu entwickeln. Das
Ziel war stets, die Angebote, Dienste
und Einrichtungen so zu verändern,
dass rechtzeitig und flexibel auf neue
Anforderungen reagiert und bedarfsgerechte, passgenaue Hilfsangebote
für Familien konzipiert und umgesetzt
werden können.
Ein Meilenstein zur Entwicklung unseres Familienzentrums war unsere
Fachtagung anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des heilpädagogischen Kinder- und Jugendheims am
5. März 1997 mit dem Thema: Erziehungshilfe unter einem Dach – das
Heim als Zentrum ambulanter, teilstationärer und vollstationärer Hilfen
für die Familie. Damals diskutierten
wir mit Fachleuten aus der sozialen
Arbeit unsere Vorstellungen einer
zielführenden zukünftigen sozialen
Arbeit für Familien. Im Jahr 2010 ist
das Monikahaus nun ein Ort für Familien, der vielfältige, integrierte und
miteinander vernetzte Angebote unter
einem Dach anbietet.
III. Konzeptionelle Grundlagen des
Familienzentrums Monikahaus
Beziehungs- und Bindungsarbeit
Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen
die Kinder mit ihren Familien. Eltern
sind die wichtigsten Bezugspersonen
für ihre Kinder. Aufgrund dieser Bindung halten wir die Einbeziehung der
Eltern im Sinne einer beziehungsorientierten Erziehungspartnerschaft auch
bei der öffentlichen Erziehung ihrer
Kinder für unerlässlich. Wir sind für die
Eltern ein verlässlicher Ansprechpartner, der für ihre Lebenslage Verständnis zeigt, sie in der Erziehung ihrer
Kinder begleitet, ihre Erziehungskompetenzen stärkt und weiterführende
99
100
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Hilfen in allen ihren Lebensbereichen
anbietet. Die daraus resultierende
Entlastung wirkt sich positiv auf die
Bindungsfähigkeit der Eltern und damit auf die gesunde Entwicklung des
Kindes aus.
Wertschätzende und ressourcenorientierte Grundhaltung
Ein wertschätzender, beziehungsorientierter Umgang mit unseren Klienten gehört zu unserer fachlichen
Überzeugung. Grundlage unserer
Arbeit ist ein christliches Menschenbild, das jeden Menschen in seiner
Einzigartigkeit und Würde sieht. Wir
begegnen jedem Menschen unabhängig von seiner Herkunft und Religion ohne Voreingenommenheit
mit Wertschätzung und Respekt.
Wir setzen an den Ressourcen und
Stärken der Menschen an, ohne ihre
jeweiligen Probleme aus den Augen
zu verlieren. Auf der Basis einer vertrauensvollen Beziehung nehmen wir
ihre Sorgen und Nöte ernst und unterstützen sie dabei, eigenverantwortlich und selbstständig zu leben (Auszug aus unserem Leitbild). „Schritt für
Schritt – Hand in Hand“ auf der Basis
einer vertrauensvollen Beziehung begleiten wir Familien in ihrem Leben.
Über persönliche Ansprache, das Anknüpfen an den Alltag von Familien
und ihren Ressourcen vermitteln wir
Erfolgserlebnisse, gewinnen Vertrauen und werden als kompetenter Erziehungspartner angenommen. Dies
erfordert hohe soziale, fachliche und
kommunikative Kompetenzen der
MitarbeiterInnen, die es zu entwickeln
und in den Fallbesprechungen und in
der Supervision immer wieder zu reflektieren gilt.
Lebenswelt- und Sozialraumorientierung
Leitlinie für die Ausgestaltung unserer
Familien unterstützenden Dienstleistungen war und ist, von den Bedarfen, Anregungen und Wünschen der
Familien auszugehen und im Dialog
mit den NutzerInnen unsere Angebote zu entwickeln. Dazu haben wir
viele Gespräche mit Klienten geführt,
versucht, ihre grundlegenden Sorgen
und Nöte sensibel zu erspüren, sowie
schriftliche Elternbefragungen durchgeführt. So nehmen wir z. B. in unserer Familienbildungsstätte eine monatliche und keine jährliche Planung
unserer
Familienbildungsangebote
vor. Dadurch können wir flexibel auf
aktuelle Wünsche und Interessen der
Eltern eingehen. Wir vernetzen uns aktiv mit anderen Leistungsanbietern im
Stadtteil, um ein soziales Netzwerk im
Lebensumfeld von Familien und den
Aufbau neuer Unterstützungsstrukturen zu fördern.
Niedrigschwellige, stadtteilorientierte
und offene Angebote
Das Monikahaus bietet unter einem
Dach vielfältige zielgruppenspezifische Angebote unterschiedlicher
Ausprägung. Neben unseren schon
langjährig bestehenden Erziehungshilfeangeboten war uns wichtig, auch
einen niedrigschwelligen und barrierefreien Zugang zum Monikahaus
zu ermöglichen. Dazu haben wir im
Jahr 2007 unser Familien-Info-Café
MoniKaffee eröffnet. In unserem MoniKaffee haben Eltern mit Kindern im
Vorschulalter aus dem Stadtteil, unsere Krippeneltern und Eltern aus allen Arbeitsfeldern des Monikahauses
die Möglichkeit, sich in einer gemüt-
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
lichen und behaglichen Atmosphäre
ungezwungen mit anderen Familien
zu treffen. Wichtig ist uns stets, eine
Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, in
der Menschen sich angenommen,
akzeptiert und erwünscht fühlen. Dadurch werden Hemmschwellen und
Barrieren abgebaut, da Menschen
über einen an ihren Stärken orientierten Zugang eher zu erreichen sind als
über eine Problem- oder Defizitorientierung. Bei gemeinsamen Gesprächen, Basteln und Spielen lernen Eltern Gleichgesinnte kennen, knüpfen
Kontakte, tauschen Erfahrungen aus,
treten aus der Isolation heraus und
entwickeln ihre eigenen Netzwerke.
Das MoniKaffee ist für Familien eine
Info-Plattform, ein Wegweiser durch
die Angebotsvielfalt der Stadt Frankfurt. Insbesondere bietet es auch Migranten eine Möglichkeit, sich in den
oft undurchschaubaren Strukturen der
deutschen Hilfesysteme zurechtzufinden. Die Leiterinnen des MoniKaffees
beraten die Besucher bei der Suche
nach individuellen Problemlösungen,
sind bei Bedarf Vermittler und Begleiter zu weitergehenden passgenauen
Hilfen.
Integrierte Familienbildung
Neben Information und Beratung bieten wir im MoniKaffee integrierte Angebote zur Eltern- und Familienbildung
mit Themen rund um Familie, Gesundheit und Erziehung, Kultur und Religion an. Unsere Angebote zur Familienbildung erreichen auch sozial- und
bildungsbenachteiligte Familien, die
von den herkömmlichen Familienbildungsangeboten bisher nicht erreicht
werden, da unsere Kursangebote
von einer speziell auf diese Zielgrup-
pe abgestimmten Herangehensweise
geprägt sind. Der niedrigschwellige
Zugang führt im Zusammenhang mit
einer Wohlfühlatmosphäre zum Abbau
von Hemmschwellen. Ein ressourcenorientierter Ansatz, das Vermeiden
von Überforderung und ein intensives
Beziehungsangebot ermöglichen den
Aufbau von Vertrauen. Kostenfreie Bildungsangebote oder finanzielle Beiträge, die von allen Familien geleistet
werden können, senken Barrieren und
eröffnen Teilnahmechancen für alle
Familien. Die Kinderbetreuung durch
Ehrenamtliche oder Honorarkräfte
während der Bildungsangebote ermöglicht und erleichtert die Teilnahme.
Interkulturelle Arbeit
Unsere
Familienbildungsangebote
sind deshalb vor allem für diejenigen
Frauen/Familien mit Migrationshintergrund interessant, denen diese Form
der Unterstützung bisher nicht vertraut war. Gerne nutzen sie die Begegnungsmöglichkeiten mit Frauen aller
Kulturen und insbesondere unsere
zahlreichen Möglichkeiten Deutsch zu
lernen und zu üben. Unsere Deutschkurse sind alltagsorientiert angelegt
und ermöglichen den Frauen, anhand
lebenspraktischer Themen die deutsche Kultur kennen zu lernen, sich
leichter in der deutschen Gesellschaft
zurecht zu finden und den Familienalltag besser zu bewältigen. Das MoniKaffee ist so ein ungezwungener
interkultureller Treffpunkt und führt unterschiedliche Familien über den gemeinsamen Interessensschwerpunkt,
ihren Kindern möglichst gute Entwicklungschancen zu eröffnen, zusammen.
Der Anteil an Familien mit Migrationshintergrund in den unterschiedlichen
101
102
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Arbeitsfeldern des Monikahauses lag
2010 mit Ausnahme der Krippe (36%)
und Schule (50%) zwischen 60 (Heimund Tagesgruppen) und 80% (z. B.
STEEP™).
Rund 25% unserer MitarbeiterInnen
verfügen auch über einen Migrationshintergrund und wir haben uns 2010
gezielt in einer Inhouse-Fortbildung
mit dem Thema „Interkulturelle Kompetenz“ auseinander gesetzt.
Frühzeitiger, präventiver und aufsuchender Zugang zu Familien
Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung aus dem Bereich Erziehungshilfe
ist uns wichtig, möglichst frühzeitig einen präventiven Zugang zu besonders
belasteten Familien zu finden. Deshalb
haben wir neben dem MoniKaffee seit
2007 eine breite Palette an Frühen
Hilfen entwickelt, z. B. unser Projekt
„Guter Start ins Leben“ (GSL), das
Frühpräventionsprogramm STEEP™
oder die Entwicklungspsychologische
Frühberatung. Im Rahmen des Modellprojekts GSL hat die wissenschaftliche Begleitforschung gezeigt, dass
wir mit diesen Angeboten psychosozial belastete Familien erreichen. Die
Vielfalt differenzierter Beratungsformen von (krisenorientierter) Kurzberatung über unterschiedliche Gruppenangebote bis hin zu langfristiger, auch
aufsuchender Elternbegleitung durch
ein interdisziplinäres Team aus Sozialarbeit, Therapie und Gesundheitswesen, entspricht dem tatsächlichen
Unterstützungsbedarf in den Familien. Der frühzeitige Beginn, möglichst
noch während der Schwangerschaft,
nutzt die Motivation der Eltern, Beratungs- und Unterstützungsangebote
anzunehmen, die in der Phase nach
der Geburt des ersten Kindes besonders hoch ist. Unsere Schwangerenberatungsstelle hat sich hier als ein
wichtiger Zugangsweg und eine Brücke zu den Frühen Hilfen erwiesen.
Individuelle,
zielgruppenspezifische
und passgenaue Hilfen
Das Kinder- und Familienzentrum Monikahaus ermöglicht mit seinem breiten Hilfespektrum unter einem Dach,
individuelle, den Bedarfen der Familie
entsprechende, passgenaue und flexible Hilfen anzubieten. Wichtig sind
neben der breiten Palette an Angeboten die Kontinuität in der Betreuung
und vor allem die interne vernetzte
Begleitung der Übergänge zwischen
den Hilfen. Die MitarbeiterInnen des
Monikahauses nehmen die Familien
bei Bedarf „an die Hand“ und begleiten die individuellen Schritte. Viele
Familien werden von einem Hilfenetz
getragen, indem sie mehrere Angebote des Monikahauses nutzen, etwa
unser Familien-Info-Café MoniKaffee
besuchen, an den Familienbildungsangeboten teilnehmen und ihr Kind in
unserer Kinderkrippe betreuen lassen.
Breites Spektrum an Erziehungshilfen
Eine Besonderheit des Familienzentrums Monikahaus ist, dass wir unter
einem Dach neben den familienunterstützenden auch familienergänzende
oder ersetzende Erziehungshilfeangebote vorhalten, wie das heilpädagogische Kinder- und Jugendheim mit stationären und teilstationären Gruppen,
die Förderschule für Erziehungshilfe
oder die ambulanten Familienhilfen.
Diese Mischung bedeutet eine spezifische Herausforderung, liegt uns
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
aber auch besonders am Herzen. Die
Integration gerade von Kindern und
Jugendlichen und ihren Familien, die
häufig vielfältige, leidvolle Ausgrenzungserfahrungen erleben mussten,
ist eine Herausforderung für unsere
Gesellschaft, der vor dem Hintergrund
einer alternden, kinderarmen Gesellschaft immer deutlicher werden sollte,
wie wertvoll jedes einzelne Kind für
unsere Zukunft ist. Das Monikahaus
bietet deshalb gerade auch Familien in
besonders belasteten Lebenssituationen ein hochspezialisiertes fachliches
Angebot, um sie zu unterstützen und
die Entwicklung und Integration ihrer
Kinder und Jugendlichen zu fördern.
Das breite Netz an Unterstützungsangeboten im Familienzentrum erzeugt vielfältige Synergieeffekte. Das
Monikahaus ist so zu einer wichtigen
Begegnungsstätte im Stadtteil geworden, ein Ort für Menschen jeden
Alters, aller Schichten und Kulturen,
der die soziale Integration fördert und
den Abbau von Vorurteilen unterstützt.
Ein besonders schönes Beispiel ist
z. B. neben unserem bunt gemischten
Sommerfest die tägliche Begegnung
der Kinder und Jugendlichen aus den
Heim- und Tagesgruppen mit unseren
Krippenkindern auf dem Spielgelände. Hier entdeckt so mancher „coole“
Große seinen weichen Kern und tröstet ganz liebevoll einen “Knirps“, der
sich weh getan hat.
Ehrenamtliches Engagement
65 ehrenamtliche MitarbeiterInnen be­
reichern das Angebot der 93 hauptamtlichen Mitarbeiter des Monikahauses. Sie werden für ihre Tätigkeit
geschult und durch die hauptamtlichen Fachkräfte unterstützt. Daneben
bietet der SkF seinen Ehrenamtlichen
jährlich ein Fortbildungsprogramm an,
das auch für andere Interessierte geöffnet ist. Gute Rahmenbedingungen,
wie Versicherungsschutz, Erstattung
von Sachkosten sowie eine Kultur der
Wertschätzung kennzeichnen unseren
Umgang mit den freiwillig Engagierten.
Ehrenamtliche sind z. B. als Unterstützung im Familien-Info-Café MoniKaffee, als Ansprechpartner für Gäste
oder als Anbieter von Kursen tätig.
Sie ermöglichen die Kinderbetreuung während der Familienbildungsangebote oder bei den STEEP™Gruppentreffen. Sie unterstützen das
Notruftelefon der Aktion Moses und
die Mitarbeiterinnen der Krippe, sind
als Vorlesepaten sehr beliebt oder als
Patengroßeltern heiß begehrt.
IV. Welche Rahmenbedingungen
braucht es, damit die interne
Vernetzung in einem Familienzentrum
gelingen kann?
Interne Vernetzung und Kooperation
entsteht nicht von alleine, sondern
braucht zum Gelingen förderliche
Rahmenbedingungen. Auch wenn die
Überwindung von Fachfeldgrenzen
unter dem Dach eines gemeinsamen
Trägers einfacher ist, so bedeutet die
Entwicklung eines übergreifenden, die
gängige Versäulung in der Kinder- und
Jugendhilfe überwindenden Arbeitens
in einem Familienzentrum dennoch
einen stetigen Auseinandersetzungsprozess. Die Definition des eigenen
Standortes in den einzelnen Arbeitsfeldern, die Klärung von Schnittstellen und die Aufarbeitung von Konkurrenzen ist eine unabdingbare
Voraussetzung für ein gutes Gelingen
von Vernetzungsprozessen. Auch die
103
104
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
entstehende Binnendynamik, wenn
neue Angebote zu den „alteingesessenen“ hinzukommen, muss im Blick
behalten werden. Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine gute Kooperation ist eine gemeinsame fachliche und ethische Grundhaltung, ein
gemeinsames sinnstiftendes Leitbild,
gemeinsame Ziele und ein verbindliches pädagogisches Grundkonzept.
Eine Kooperation auf Augenhöhe in
einem multiprofessionellen Team und
das Gefühl einer win-win-Situation für
alle Mitarbeiter erhöhen die Motiva­
tion.
Im Monikahaus ist die Ausrichtung
an einem psychoanalytisch systemischen Konzept, die wertschätzende
und akzeptierende Grundhaltung im
Sinne christlicher Nächstenliebe den
Nutzern gegenüber, sowie die Haltung, Eltern als Erziehungspartner zu
verstehen und nicht als Objekt von
Belehrung, Grundlage für unser fachliches Handeln. Der SkF e.V. Frankfurt arbeitet zudem seit 2000 auf der
Grundlage des Qualitätsentwicklungskonzepts EFQM. Die stetige Weiterentwicklung der Qualität unserer
Arbeit ist eine Maxime unseres Handelns, verbindliche Kernprozesse und
Qualitätsleitlinien sind gemeinsam in
Qualitätszirkeln erarbeitet worden und
in unserem Qualitätshandbuch verbindlich festgeschrieben.Im Rahmen
unseres Qualitätsmanagements evaluieren wir unsere Arbeit oder nutzen,
wenn möglich, externe wissenschaftliche Begleitforschung.
Den Bereichsleitungen in unserem Familienzentrum kommt eine besondere
Aufgabe zu: Sie müssen die sinnstif-
tende Idee am Leben erhalten, beständiger Motor sein, mögliche Synergien in den Blick nehmen und kreativ
entfalten. In der Personalführung und
-entwicklung gilt es daran zu arbeiten,
dass alle Mitarbeiter die Vorteile des
vernetzten, multiprofessionellen Arbeitens für sich entdecken. Über eine
fachbereichsübergreifende
Besprechungsstruktur, die an den Grundideen
des Familienzentrums ausgerichtet ist,
reflektieren wir die Arbeit in unserem
Familienzentrum selbstkritisch und
entwickeln sie weiter, greifen etwaige
Konkurrenzsituationen auf und klären
sie. Gute Erfahrungen haben wir mit
Fachfeld übergreifenden, gemeinsamen Inhouse-Fortbildungen gemacht,
z. B. zu den Themen Bindungstheorie
und Entwicklungspsychologie, interkulturelle Kompetenz oder Weiterentwicklung der Kooperation in einem
Kinder- und Familienzentrum.
Unsere hausinterne Mitarbeiterzeitung
gibt allen Bereichen die Möglichkeit,
ihre Arbeit darzustellen und die KollegInnen über Weiterentwicklungen zu
informieren. Viele gemeinsame Feste,
die in bereichsübergreifenden Arbeitsgruppen vorbereitet werden, gehören
zur Kultur unseres Familienzentrums.
Dies trägt zum besseren Kennenlernen und zur Identifikation bei.
V. Worin liegt der Nutzen eines
Familienzentrums?
Ein Familienzentrum ist nicht nur ein
innovatives Zukunftsmodell, das sich
den heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen stellt. Durch das
„Unter einem Dach-Modell“ entstehen
Synergieeffekte, die sich auf vielen
Ebenen positiv auswirken. Die Ver-
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
netzung aller Fachbereiche bedeutet,
dass Ressourcen effektiv zum Einsatz
kommen, alle einem gemeinsamen
Grundsatzziel verpflichtet sind, sich
gegenseitig unterstützen und die sich
ergebenden Synergieeffekte nutzen
können. Alle Teilbereiche können z. B.
die im Haus vorhandenen Verwaltungs- und Organisationsstrukturen
nutzen, Räume und Freiflächen innerhalb der Liegenschaften bestmöglich
belegen, Arbeitsmittel und Materialien
optimal einsetzen. Damit lassen sich
Arbeitszeit und Kosten einsparen.
Viele unterschiedliche Qualifikationen
und Professionen erweitern nicht nur
das fachliche Spektrum: Die einzelnen
Mitarbeiter profitieren von den fachlichen Kompetenzen anderer Berufsgruppen und von der Zusammenarbeit
in bereichsübergreifenden Teams.
So kann ein umfassendes, individuelles und passgenaues Hilfenetz für den
eigenen Klienten geflochten werden.
Nicht zuletzt bietet das Monikahaus
aufgrund seiner vielfältigen Arbeitsfelder in der sozialen Arbeit für die
Mitarbeiter die Chance, ihre berufsspezifischen Qualifikationen entweder
gezielt einzusetzen oder sich persönlich und beruflich durch die Möglichkeit des hausinternen Wechsels innerhalb der verschiedenen Fachbereiche
weiterzuentwickeln.
Die Nutzer finden unter dem Dach des
Monikahauses Ansprechpartner, die
über familienunterstützende Angebote
in Frankfurt informieren oder bei Bedarf weitergehende Hilfen passgenau
vermitteln. Langsam und kontinuierlich aufgebaute Beziehungen und das
einmal aufgebaute Vertrauen ermuti-
gen die Familien, sich wenn nötig auf
weitere Hilfen einzulassen. So können
die Übergänge von einer Hilfe zur anderen „fließend“ gestaltet werden,
ohne dass Familien „verloren“ gehen.
Besonders in Krisensituationen wird
es dadurch für sie leichter, auf die
ihnen bekannte Einrichtung zurück
zu greifen. Zudem stellen die kurzen
Wege eine enorme Zeitersparnis dar,
was wiederum den Kinder in den Familien zu Gute kommt.
Die Offenheit, Flexibilität und Kommunikationskultur im Familienzentrum unterstützen die Öffnung in den
Stadtteil. Dadurch erreichen wir auch
Familien, die nicht zu den angemeldeten Klienten des Familienzentrums
gehören. Insbesondere die Mund-zuMund-Propaganda hat sich als ein
wichtiger Informations- und Zugangsweg erwiesen. Das Monikahaus hat
eine gute Verkehrsanbindung und ist
im Sozialraum bekannt und etabliert.
Durch sein positives Image werden
umfassende Hilfsangebote, die den
Bedürfnissen der Familien entsprechen, gerne angenommen. Das breitgefächerte Hilfenetz ermöglicht, durch
die ineinander greifenden Angebote,
begleitete Übergänge von einer Hilfe zur anderen nach unserem Motto
„Schritt für Schritt – Hand in Hand”.
Die Fachkräfte kennen sich untereinander, tauschen sich fachlich aus oder
vermitteln im Bedarfsfall an andere
Institutionen. Somit geht niemand in
dem engmaschigen Hilfenetz verloren.
VI. Ausblick
Der SkF Frankfurt wird auch in Zukunft
Problemlagen von Menschen in dieser
105
106
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Fallbeispiel
Schwangerschaftsberatung
Entwicklungspsychologische
Frühberatung
Geburtsvorbereitung
MoniKaffee
Familienbildung
Deutschkurs
Treffpunkt
Hebammenangebote
KiFaZ
Knirps & Co.
Stadt aufspüren und seinen Möglichkeiten entsprechend darauf reagieren,
d.h. seinem Familienzentrum dem
Bedarf entsprechend noch Bausteine
hinzuzufügen, die Familien heute benötigen, um ihren Alltag in einer sich
immer schneller entwickelnden und
immer weniger Halt und Orientierung
bietenden Informationsgesellschaft zu
bewältigen.
Die nun über 110-jährige Geschichte
unseres Vereins hat gezeigt, dass soziale Arbeit vielfältigen Wandlungen
unterworfen ist. Darüber hinaus gibt
es aber Werte und Handlungsmotive für unsere Arbeit, die heute noch
genauso aktuell sind wie zu Zeiten
der Vereinsgründung im Jahre 1901
und die auch in Zukunft unser Wirken
­bestimmen sollen.
Die Fassade des geplanten Neubaus in
der Kriegkstraße
Quelle: Architekturbüro Katharina
Wallenborn
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Charakteristisch für unsere Arbeit ist
die Offenheit für hilfesuchende Menschen, das Sich-Berühren-Lassen
von ihren Wünschen, Sorgen und
Unsicherheiten. Es handelt sich um
eine lebendige Arbeit an und mit
­Beziehungen, in der der professionelle Helfer sich einlassen und mitfühlen
muss, um seine Klienten zu verstehen.
Andererseits muss er sich aber auch
zurücknehmen können, distanzieren,
diagnostizieren, verstehen und reflektieren, um einen für den und mit dem
jeweiligen Hilfesuchenden angemessenen Problemlösungsweg einschlagen zu können.
Hierzu bedarf es Menschen, die diese Fähigkeiten in ihrer Persönlichkeit
vereinen und darin auch selbst unterstützt werden. Denn nur so kann die
„Hilfe von Mensch zu Mensch“ auch
in Zukunft gelingen.
Im Sommer 2011 war ­Baubeginn für
eine neue Kindertageseinrichtung für
Kinder im Alter von 0–6 Jahren. In
diesem Neubau auf dem Gelände des
Monikahauses werden neben der Kinderbetreuung unsere weiteren Fami­
lien unterstützenden Leistungen, wie
Das bunte Treiben an der Mühle
die Schwangeren­beratung, die Familienbildung und unsere Frühen Hilfen
unter einem Dach untergebracht sein.
Durch diese räumliche Nähe können
sich die vorher beschriebenen Vorteile und Synergieeffekte sowohl für
die Mitarbeiter als auch für die Nutzer
unserer Angebote noch besser entfalten.
Margit Grohmann, Geschäftsführerin
SkF Fulda
Großes
Familienfest des SkF
Rund 3.000 Besucher aus der ganzen Region Fulda kamen zum großen Familienfest des SkF nach Hainzell, einem idyllisch gelegenen Dorf
im Vogelsberg, um dort den letzten
Tag der hessischen Sommerferien
gemeinsam zu verbringen. Kleine
und große Gäste trafen sich zu allerlei Kurzweil: Musizieren, werkeln,
Armbrustschießen, Stockbrot backen
oder einfach nur mit Freunden ge-
107
108
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
mütlich im Sonnenschein sitzen,
dabei gepflegte Speisen und Getränke verzehren und plaudern. Das
Vergnügen der Gäste diente dabei
einem guten Zweck: Der Erlös des
Festes in Höhe von 2.800 Euro wird
den beiden Kinderprojekten des SkF
Fulda – Rosen(B)rot und Mogli – zu
Gute kommen. Im Projekt Rosen(B)
rot werden nachmittags Grundschulkinder außerhalb ihrer Familien betreut, während sich bei Mogli ehrenamtliche SkF Patinnen und Paten
um jeweils ein Kind in besonderer
Weise kümmern.
Rund um das Bürgerhaus und eine
historische Mühle waren viele Stände
aufgebaut worden. Bäcker und Metzger der Region waren mit ihren nahrhaften Angeboten vertreten und haben
mit einer Spende aus ihrem Erlös die
SkF-Projekte ebenfalls unterstützen.
Viele Gruppen und Vereine waren ehrenamtlich beteiligt, um die Gäste zu
unterhalten. Zahlreiche freiwillige Helfer hatten den ganzen Tag lang alle
Hände voll zu tun mit der Bewirtung
der Besucher.
Puppentheater, Ponyreiten, Planwagenfahren, Mirabellenkerne-Weitspucken, ein Bienenvolk beobachten,
sich von einem Portraitmaler zeichnen lassen, eine historische Feuerspritze (aus dem Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda) bedienen, im
„Menschenkicker“ gegen andere kleine Fußballer antreten: Die Angebote
beim Familientag waren bunt und
vielfältig. Der ­
Familientag hatte mit
einem musikalisch schwungvoll umrahmten Gottesdienst begonnen, den
Prof. Christoph G. Müller, der Geist-
liche Beirat des SkF Fulda, mit den
Gläubigen feierte.
Karin Schambony, Vorstand
SkF Gießen
SkF Gießen baut neues
Sprachheilzentrum und
Agnes-Neuhaus-Schule
Ein halbes Jahr nach dem „ersten Spatenstich“ konnte der SkF Gießen im
August den Abschluss des Rohbaus
feiern. In den beiden dreigeschossigen Neubauten mit einer Grundfläche
von 800 Quadratmetern und insgesamt 4.800 Quadratmetern Nutzfläche
am Stadtrand von Gießen werden im
Sommer 2012 das Sprachheilzentrum
und die Agnes-Neuhaus-Schule für
Kinder mit Entwicklungsbeeinträchtigungen einziehen.
„Zuerst war da die Notwendigkeit,
dann war da der Wunsch, dann kam
die Planung und jetzt die Realisierung“, erklärte die Vorsitzende des
SkF Gießen, Maria Graubert-Bellinger, beim Richtfest. Die mit sieben
Millionen Euro veranschlagten Neubauten seien notwendig geworden,
weil der Platz in den bisher genutzten Räumen am Wartweg nicht mehr
ausreiche und die Brandschutzauflagen nicht mehr erfüllt würden. Daher
wurde 2005 die Entscheidung gefällt, ein neues Gebäude zu errichten. 2007 wurde das knapp 6.000
Quadratmeter große an der AdolphKolping-Straße von der Stadt ge-
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Richtfest
kauft und 2010 waren die Planungen
und das Finanzierungskonzept abgeschlossen.
Für den Sommer 2012 ist der Einzug
in die neuen Räumlichkeiten geplant.
Die Gebäude am Wartweg sollen dann
umgestaltet und einer neuen Nutzung
zugeführt werden.
Yvonne Fritz, Geschäftsleitung
SkF Gießen
Benefizkonzert
In St. Thomas Morus fand im September 2011 ein Benefizkonzert zugunsten der Neubauten des Sprachheilzentrums und der Agnes-Neuhaus-Schule
des SkF statt. LaCappella und LaCappella Junior, Mädchenensembles aus
Friedrichsdorf-Burgholzhausen unter
der Leitung von Veronika Bauer präsentieren eine farbenfrohe Exkursion
in die deutsche und skandinavische
Vokalmusik der letzten 900 Jahre.
A-cappella-Musik auf hohem ­
Niveau
und in jungen Jahren ist das Ziel
dieser beiden Ensembles, die be-
Die Vorsitzende Maria Graubert-Bellinger und
Architekt Uwe Hoegen (r. „Baufrösche“) hielten die
Ansprachen beim Richtfest.
reits Preisträger diverser Wettbewerbe sind, zuletzt im Internationalen ­
Harmonie-Wettbewerb 2011 in
Linden­holzhausen.
Für LaCappella und den SkF war
es eine besondere Freude für dieses Chorkonzert den Oberstufenchor der Liebigschule, Gymnasium
mit Schwerpunkt Musik, gewinnen
zu können. Der Liebigchor unter der
Leitung von Peter Schmitt, ebenfalls
ausgezeichnet durch Preise bei Wettbewerben, bereichert immer wieder
das kulturelle Leben der Stadt Gießen.
Neben beeindruckenden Schulkonzerten, gab es Anfang des Jahres ein
Konzert für eine größere Öffentlichkeit
im Stadttheater Gießen gemeinsam
mit dem Orchester der Liebigschule.
Somit war die Verbindung dieser drei
Chöre eine wunderbares Miteinander:
Zwei Mädchenensembles und ein großer Schulchor traten gemeinsam mit
einem anspruchsvollem Programm in
einem Benefizkonzert in St. Thomas
Morus auf.
Die Idee zu dem Benefizkonzert mit
LaCappella hatte Frau Schellhas,
Mutter eines ehemaligen Schülers
109
110
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
der Agnes-Neuhaus-Schule und des
Sprachheilzentrums. Sie ist immer
noch im Förderverein aktiv und wollte
mit diesem Konzert das Konzept und
die Ausstattung des Sprachheilzentrums und die Agnes-Neuhaus-Schule,
in Trägerschaft des SkF, unterstützen.
Die Vorbereitungen für dieses Ereignis
wurden vom Wirtschaftsbeirat, dem
Vorstand, den Ehemänner, den SkF
Mitgliedern aus St. Thomas Morus
und natürlich auch von einigen hauptamtlichen MitarbeiterInnen getragen.
Petra Tatsch, Vorstand
Jugendhilfe Am Rohns, Göttingen
Spielfilmprojekt „Das Duell“
Die Lerngruppe 5 der Schule Am
­Rohns beteiligte sich an einem Projekt
zur Gewaltprävention auf dem Hintergrund der immer wiederkehrenden
Konflikte unter den Schülerinnen und
Schülern. Das Projekt wurde unter der
Leitung der Schulleiterin, Frau Habig,
und des Schulsozialpädagogen, Herrn
Birkefeld, durchgeführt. Sie arbeiteten gemeinsam mit der Lerngruppe,
die sich aus zwei Mädchen und vier
Jungen im Alter von 12 bis 14 Jahren
zusammensetzt, an drei Tagen in der
Woche. Das Ziel bestand darin, die
Stärkung der Klassengemeinschaft,
die Verbesserung des Sozialverhaltens sowie die Förderung der Eigenverantwortung für jeden Einzelnen zu
verfolgen bzw. umzusetzen.
Hierzu war es für die Schülerinnen und
Schüler wichtig, Schritt für Schritt vorzugehen, d. h. zuerst mussten selbst
erlebte Erfahrungen mit Gewalt niedergeschrieben werden. Anschließend wurde gemeinsam diskutiert,
um eine fiktive Geschichte, die sich
aus den einzelnen wahren Begebenheiten zusammensetzt, zu erarbeiten.
Bereits bei der Rollenverteilung war
zu beobachten, wie die Begeisterung
der Schüler an dem Vorhaben stieg.
An dem Schreiben des Drehbuches
und der Erstellung des Drehplanes
ließen sie sich gern von Frau Habig
und Herrn Birkefeld beraten. Zur Auflockerung des Filmes fanden die Aufnahmen an unterschiedlichen Drehorten statt. Natürlich gab es auch einige
verpatzte Szenen, die fielen in die Zuständigkeit des Projektleiters, der den
Film schnitt.
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Nach Fertigstellung der Dreharbeiten ergab eine gemeinsame Reflexion, dass die gemeinschaftliche
Zusammenarbeit zu diesem Film ein
besonderes Highlight im Schulalltag
­hervorrief.
Die Premiere des Films fand am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien in einem kleinen Kino in Göttingen
statt. Es nahmen alle Schülerinnen
und Schüler, die Lehrkräfte und die
pädagogischen Fachkräfte teil, anschließend endete die Vorstellung mit
einer kleinen Premierenfeier.
Der Film wurde von Herrn Birkefeld bei
mehreren Wettbewerben eingereicht.
Die Resonanz war überwältigend:
1. Preis beim Wettbewerb der Volksbanken und Raiffeisenbanken in
Niedersachsen und Bremen in der
Kategorie „Kreativ“, überreicht in Hannover, 1.000 Euro und eine Filmkamera im Wert von 3.500 Euro.
2. Preis bei der Göttinger Filmklappe
in der Sparte „Förderschule“, Kinogutschein inklusive Cola und Popcorn für
die Schauspieler.
5. Preis vom Bündnis für Kinder – Gegen Gewalt, München,
2.500 Euro.
Die Lerngruppe unternahm vom
Preisgeld für 500 Euro eine Klassenfahrt zum Hofgut Stammen, an der
die Schüler mit Kanu fahren, Mountainbike fahren, Bogenschießen und
Stockbrot backen gern teilnahmen.
Inzwischen wurde eine Filmkamera
gekauft und der zweite Film wird gedreht.
Regine Schünemann,
Einrichtungsleitung
SkF Gütersloh
Stabwechsel beim SkF
Zum letzten Mal nach 27 Jahren als
Vorstandsvorsitzende begrüßte Margarete Potthoff die Mitglieder und Mitarbeiterinnen des SkF zur jährlichen
Mitgliederversammlung in den Räumen der Geschäftsstelle im Franziskus-Haus. Unter ihnen war auch der
Geistliche Beirat des Vereins, Pfarrer Elmar Quante, sowie zahlreiche
neue Gesichter, die erfreulicherweise
im vergangenen Jahr als Mitglieder
gewonnen werden konnten. Neben
der langjährigen Vorsitzenden Margarete Potthoff scheiden mit Sylvia
Hild und Elisabeth Otten zwei weitere
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Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Der neue Vorstand des SkF Gütersloh. v. l. Jutta Schmitz-Bücker, Dr. Ursula Pantenburg, Vorsitzende,
Birgit Poggenpohl, im Hintergrund: Pfarrer Elmar Quante, Geistlicher Beirat
Vorstandsmitglieder aus, so dass die
Wahl eines neuen Vorstandes im Mittelpunkt der Versammlung stand. Die
Geschäftsführerin des SkF, Astrid Hölscher, sprach von einem ‚Glücksfall’,
dass drei engagierte Bewerberinnen
bereit stünden zu kandidieren, was
absolut nicht selbstverständlich sei.
Alle drei Kandidatinnen, Dr. Ursula
Pantenburg, Jutta Schmitz-Bücker
und Birgit Poggenpohl haben bereits
Erfahrungen mit der ehrenamtlich
wahrgenommenen
Vorstandsarbeit
beim SkF gesammelt und sich auf diese Aufgabe durch eine umfassende
Weiterbildung vorbereitet. Sie wurden
einstimmig von der Versammlung gewählt.
Als neue Vorsitzende bedankte sich
Ursula Pantenburg für das Vertrauen,
dass aus dem Wahlergebnis spricht,
dankte auch nochmals dem ausgeschiedenen Vorstand für seinen lang-
jährigen Einsatz und versprach, dass
man sich bemühen werde, in die
„großen Schuhe“ hineinzuwachsen,
die von ihren Vorgängerinnen zurück­
gelassen worden sind.
Als inhaltliche Schwerpunkte für das
kommende Jahr nannte der neue
Vorstand die Konsolidierung und den
Ausbau der Allgemeinen Sozialberatung, die 2009 eingerichtet worden ist,
die Mitgliederwerbung und eine gute
Vernetzung mit den Gremien des SkF
auf Diözesanebene und Bundesebene.Auch die große Politik im fernen
Berlin fand Erwähnung bei dieser Sitzung. Die teilweise Freigabe der Präimplantationsdiagnostik (PID) werde,
so die ausscheidende Vorsitzende,
die Dienste des SkF vor neue Herausforderungen in der Beratungstätigkeit
stellen.
Astrid Hölscher,
Geschäftsführung/Betreuungsverein
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
SkF Gütersloh
SkF Hamburg-Altona
Abschied
der Vorstandsmitglieder
25 Jahre Soziale
Beratungsstelle HamburgMitte – 25 Jahre
Wohnungslosenhilfe
„Möge unsere Arbeit noch lange
Früchte tragen“ haben sich wohl die
ehemaligen Vorstandsmitglieder des
SkF Gütersloh gedacht und als Abschiedsgeschenk und zur Erinnerung
an ihre langjährige Tätigkeit einen
Apfelbaum im Garten des FranziskusHauses, in der die Geschäftsstelle untergebracht ist, gepflanzt.
Sylvia Hild, Elisabeth Otten und
Margarete Potthoff, hoffen, dass
­
schon bald zum Beispiel die Kinder
aus den Eltern-Kind-Gruppen die
ersten ­
­
Äpfel pflücken können. Die
neue Vorsitzende Dr. Ursula Pantenburg bedankte sich im Namen von
Vorstand und M
­ itarbeiterinnen für dieses ganz besondere und symbolträchtige ­Geschenk.
Astrid Hölscher, Geschäftsführung/
Betreuungsverein
v. l. Margarete Potthoff, Elisabeth Otten und
Sylvia Hild
Seit dem 1. Juni 1986 betreibt der
SkF Hamburg-Altona in Kooperation
mit der Herz As gGmbH die Soziale
Beratungsstelle Hamburg-Mitte. Die
Beratungsstelle liegt im Herzen von
Hamburg und ist vom Hauptbahnhof
fußläufig in drei Minuten erreichbar.
Der Bezirk Hamburg-Mitte entspricht
mit seiner Einwohnerzahl einer Stadt
wie Karlsruhe und wird dominiert von
mehreren Armutsquartieren.
Das Angebot richtet sich an Menschen, die obdach- oder wohnungslos
sind, oder denen der Verlust der Wohnung droht. Die Arbeit der Beratungsstelle gliedert sich in 3 Bereiche:
offene Sprechstunde
persönliche Hilfe und Unterstützung gemäß § 67 ff SGB XII
Straßensozialarbeit
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
beraten, unterstützen oder vermitteln
bei Problemen der vorübergehenden Unterkunft, der Wohnungssuche
und des Wohnungserhalts, bei finanzieller Absicherung, Arbeitssuche,
gesundheitlichen Einschränkungen,
Beschaffung notwendiger Papiere
und dem Aufbau sozialer Kontakte.
Durch ­fachbereichsübergreifende Vernetzung und Zusammenarbeit wird
Lobby­arbeit geleistet und den Ratsuchenden die Wege geebnet.
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Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
In den letzten 25 Jahren wurden rund
18.000 Kurzberatungen durchgeführt
und 1.061 Wohnungen konnten vermittelt werden. Außerdem konnte ca.
5.000 Menschen eine längerfristige,
durchaus auch mehrjährige, Unterstützung angeboten werden.
Dies alles war Anlass, das 25-jährige
Jubiläum der Beratungsstelle am 7.
Juni 2011 gebührend zu feiern. Der
Weihbischof und Bischofsvikar des
Erzbistums Hamburg, Dr. Hans-Jochen Jaschke, und der Senator für Arbeit, Soziales, Familie und Integration
in Hamburg, Detlef Scheele, gratulierten mit einem Grußwort den Trägern
und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Weihbischof Dr. Jaschke legte den
Schwerpunkt auf die Armut in Hamburg: „In unserer reichen, schönen
Stadt dürfen Menschen, die strau-
Senator Scheele hob die Leistungen
der Träger und Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Beratungsstelle hervor:
„Die Bereitschaft der Sozialen Beratungsstelle, neue Konzepte und Strukturen mit zu gestalten, eng vernetzt
mit anderen zusammenzuarbeiten und
den Ratsuchenden die Hilfen zu vermitteln oder selbst zur Verfügung zu
stellen, die sie brauchen, macht die
besondere Qualität der langjährigen
Arbeit aus. Dadurch überzeugen die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch
immer wieder Menschen, die sonst
keine Hilfe mehr annehmen wollen.
Der Fachbereichsleiter für Migration
und Existenzsicherung des Diakonischen Werkes, Dr. Dirk Hauer, gab
ein Impulsreferat zum Thema „Subsidiarität“, in Hamburg eine aktuelle
Diskussion. Zitat: „Das soziale Netz
Grußwort Weihbischof Dr. Jaschke
Die Vorstandsdamen Andrea Kürner und Elisabeth
Schriefer mit Kooperationspartner Ulrich
Hermannes, Geschäftsführer der Herz AS gGmbH
cheln, Hilfe erwarten. Sie brauchen ein
Netz der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“. An die Träger der Beratungsstelle gewandt: „Sie helfen, dass Menschen ihre Würde nicht verlieren und
ihre Würde wieder selbst wahrnehmen
können. So tragen Sie dazu bei, dass
unsere Stadt eine lebenswerte Stadt
bleibt“.
in Deutschland braucht autonome
freigemeinnützige Träger, die ökonomisch überleben können. Sie werden
gebraucht, weil der Markt nicht soziale Sicherungsgarantien für alle produzieren kann. Sie werden gebraucht,
weil sie in vielen Fällen bessere soziale Dienstleistungen produzieren, als
es staatliche Einrichtungen könnten.
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Und sie werden gebraucht, weil immer
mehr Menschen sich und ihre Anliegen nicht selbst artikulieren können
– Eigenverantwortung hin oder her.
Und weil gemeinwohlorientierte Träger
auch und gerade in ihrer Eigenständigkeit und Eigensinnigkeit gebraucht
werden, müssen sie strukturell auf sichere ökonomische Füße gestellt werden – eine Aufgabe, für die der Staat
Sorge zu tragen hat. In der Tat sind
das Trägerinteressen, aber es sind
auch die Interessen des Sozialstaates.
150 Gäste nahmen das Jubiläum zum
Anlass des gegenseitigen Austausches, angeregten Gesprächen und
fröhlichem Beisammensein. Es war ein
„rauschendes“ Fest.
Elisabeth Schriefer, Vorstand
Die Verleihung wurde vorgenommen
von Monika Walter, Mitglied des SkF
Bundesvorstandes. In ihrer Laudatio würdigte Frau Walter das über die
Kreisgrenzen Herfords hinausgehende vereinspolitische Engagement von
Frau Mausolf. „Ihre 16jährige Vorstandserfahrung haben Sie Gewinn
bringend auf Tagungen und Sitzungen
sowohl auf der Diözesan- als auch
auf der Bundesebene eingebracht“.
Ebenso herzlich gratulierte die Diözesanvorsitzende des SkF im Erzbistum Paderborn Cecillia Kaufmann
und überreichte ein persönliches Geschenk. Im Namen der zahlreichen
ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitenden hob der Geschäftsführer
Stefan Heckers das Einfühlungsvermögen, den umfangreichen Blick für
Zahlen, Daten und Fakten und das
Einstehen für christliche Werte von
Marie-Theres Mausolf hervor.
SkF Herford
Marie-Theres Mausolf
mit dem SkF Kristall
ausgezeichnet
Mit einer einstimmenden Meditation
durch den neuen Herforder Pastoralverbundsleiter Pfarrer Gerald Haringhaus wurde die Jahreshauptversammlung des SkF Herford eröffnet. In einem
feierlichen Rahmen wurde die langjährige Vorsitzende Marie-Theres Mausolf
für ihr ehrenamtliches Engagement mit
einer besonderen Auszeichnung, dem
SkF Kristall geehrt. Der durchsichtige Kristall steht für Klarheit, Kraft und
Stärke und trägt die Aufschrift „Da sein
– Leben helfen“.
v. l. Monika Walter, Marie-Theres Mausolf,
Cäcilia Kaufmann
Bei der vorausgegangenen Vorstandwahl trat Frau Mausolf aus krankheitsbedingten Gründen nicht mehr als
Kandidatin für den vertretungsberechtigten Vorstand an. Dem neuen Vorstand gehören nunmehr Frau Theresia
Hallau, Christina Böckemeier, Walburga Densborn, Vorsitzende, und Stefan
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Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
Heckers, Geschäftsführer, an. Frau
Mausolf ist als beratendes Mitglied
des Vorstandes auch zukünftig für die
Finanzen mit verantwortlich.
Die Mitgliederversammlung bedankte sich bei den ausscheidenden Vorstandsdamen Agnita Burdich, Hildegard Rösel und Dr. Christiane Richter
mit Urkunden, Blumenpräsenten und
lang anhaltendem Applaus für die
geleistete Arbeit in den vergangenen
zwölf Jahren.
Ebenso bedankte sich die Mitgliederversammlung für die gelungene Präsentation der zahlreichen Beratungsangebote durch die hauptamtlich
Mitarbeitenden. Im Jahr 2010 wurde
insgesamt ca. 1.600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Rahmen der
Trennungs- und Scheidungsberatung,
der Sozialberatung für Schuldnerinnen
und Schuldner/Verbraucherinsolvenzberatung, der rechtlichen Betreuung
für Erwachsene, den Vormundschaften und Pflegschaften für Minderjährige, der Bereitschaftspflege, der Arbeit
mit Alleinerziehenden, der Wohnungslosennotfallhilfe für junge Erwachsene
und der allgemeinen Sozialberatung
begleitet, unterstützt und gefördert.
Nach der Verlesung des positiven
Geschäfts- und Kassenberichtes sowie des Prüfungstestates beantragte
die stellvertretende Geschäftsführerin Heike Wiechers die Entlastung
des Vorstandes, die einstimmig erteilt
­wurde.
Stefan Heckers, Geschäftsführer
SkF Karlsruhe
Familienbildungsfreizeit in
der Jugendherberge
Forbach
In der Sozialpädagogischen Familienhilfe des SkF Karlsruhe sind ca. 30
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig,
die ca. 80 Familien längerfristig intensiv betreuen. Schon seit längerem bestand bei uns die Idee gemeinsam mit
einigen interessierten Familien eine
Familien-Freizeit über ein Wochenende durchzuführen. Die Umsetzung
scheiterte zunächst an den nicht vorhandenen benötigten finanziellen Mitteln.
Stehend v. l. Chistina Böckemeier, Stefan ­Heckers,
Theresia Hallau, sitzend Marie-Theres Mausolf,
Walburga Densborn
Mit dem Familienbildungs-Programm
STÄRKE, der Landesregierung Baden-Württemberg, welches finanzielle
Unterstützung auch für familienbildende Freizeitmaßnahmen bereitstellt,
Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
sahen wir endlich die Möglichkeit gekommen, eine Familienfreizeit durchzuführen. Unserem Antrag auf Unterstützung wurde stattgegeben, indem
Personalkosten für Arbeitszeit und
Unterbringung sowie Materialkosten
übernommen wurden. Gleichzeitig
hatten wir das Glück durch mehrere
großzügige Spenden einiger unserer
Ehrenamtlichen und dem SkF nahestehenden Menschen einen Topf zur
Verfügung zu haben, um die Unterbringungskosten für die Familien zu
bezuschussen. In unserem Familienfreizeitteam verständigten wir uns
zunächst über Zielgruppe, Teilnehmerzahl und Ziele für die geplante Familienbildungsfreizeit.
Als Zielgruppe definierten wir: besonders belastete Familien, die innerhalb
der SPFH von uns betreut werden und
aufgrund ihrer finanziellen Situation,
ihrer sozialen Fähigkeiten und eventueller psychischer Belastungen zurzeit
nicht in der Lage sind ohne Unterstützung an einer Familienbildungsfreizeit teilzunehmen. Als Teilnehmerzahl
stellten wir uns sechs bis zehn Familien (ca. 30 Personen) vor, die von vier
bis fünf Betreuerinnen begleitet werden sollten. Zunächst einmal wollten
wir den Familien eine Ausgleichsmöglichkeit zu ihrem häufig dauerhaft problembelasteten, spannungsgeladenen
Alltag schaffen. In einem begleiteten
Umfeld sollten sie die Möglichkeit
haben miteinander soziales Lernen
einzuüben. Dabei wollten wir Familien
mit unterschiedlichen Bildungshintergründen ansprechen, die gleichermaßen Unterstützungsbedarf in der Erziehung haben. Mittels Durchführung
von verschiedenen Gruppenangeboten und angeleiteten Freizeitaktivitä-
ten wollten wir den Teilnehmern ein
breites Spektrum von Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten zur Verfügung
stellen. Durch Beteiligung an der Programmgestaltung sollten die Familien
ihre Selbstwirksamkeit erleben.
Im nächsten Schritt kümmerte sich
eine Untergruppe um ein angemessenes Quartier für unsere Freizeit, welches nicht zu teuer sein, den Familien
jedoch Vollverpflegung und Möglichkeiten des Rückzuges bieten sollte.
Wir entschieden uns, die Freizeit in
einer landschaftlich schön gelegenen Jugendherberge anzubieten, die
uns zusagte jeder Familie ein eigenes
Zimmer zur Verfügung zu stellen und
wo wir zusätzlich einen Pavillon als
Gruppenraum anmieten konnten. Die
Freizeitausschreibung fand großen
Anklang, sodass wir relativ schnell
10 angemeldete Familien beisammen
hatten.
In einem Vortreffen hatten die Familien
und wir die Gelegenheit uns gegenseitig kennenzulernen. Alle Familienangehörigen hatten die Möglichkeit ihre
Ideen, Wünsche und Anregungen für
die Freizeit einzubringen. Eine Mutter
stellte sich zur Verfügung Bastel- und
Spielangebote mit zu begleiten. Da wir
uns im Vorfeld nicht sicher waren, wie
unsere Idee der Mitgestaltung durch
die Familien aufgenommen werden
würde, waren wir sehr erfreut über die
rege und kreative Beteiligung der Teilnehmer. Es war eine hohe Motivation
aller spürbar an dem Gelingen einer
schönen Freizeit mitzuwirken.
Nach dem gemeinsamen Treffen ging
es dann an die Umsetzung der Vor-
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Berichte aus Ortsvereinen und Einrichtungen
schläge in einen Ablaufplan für die
Freizeit, sowie die Beschaffung der
benötigten Materialien. Am Freitag
den 15. Juli 2011 war es dann endlich
soweit und wir trafen uns am Hauptbahnhof Karlsruhe, um in die Freizeit
zu starten. Alle Teilnehmer fuhren mit
der S-Bahn nach Forbach, wo ein
45-minütiger recht anstrengender
Fußmarsch bis zur Jugendherberge auf sie wartete. Bei gutem Wetter,
wunderschöner Natur und Stimmung
gelang dies selbst den Kleinsten und
so kamen wir gegen 17:00 Uhr an
der Jugendherberge an. Das Gepäck
wurde von zwei Betreuern mit einem
freundlicherweise von unserem St.
Antoniusheim zur Verfügung gestellten Kleinbus transportiert. Nachdem
wir herzlich von den Herber