Ganter AKTIV
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Ganter AKTIV
Ganter 2007 Zusammenfassender Bericht - Gutachten Die funktionellen Eigenschaften des “Ganter AKTIV” Institut für Biomechanik und Orthopädie Deutsche Sporthochschule Köln Köln, Deutschland Prof. Dr. G.-P. Brüggemann Zusammenfassung des Forschungsberichtes zur Evaluation der funktionellen Eigenschaften des Schuhs „Ganter AKTIV“. Eine wissenschaftliche Studie durchgeführt im Auftrag der GANTER shoe fashion GmbH Brüggemann, Gert-Peter Lersch, Christian Wisseman, Inga Gräßle, Dominik Institut für Biomechanik & Orthopädie Deutsche Sporthochschule Köln Carl-Diem-Weg 6 D-50858 Köln Deutschland Phone: +49 221 49825660 Fax: +49 221 4971 598 e-mail: [email protected] Die funktionellen Eigenschaften des „Ganter AKTIV“ Einleitung und Vorbemerkung Zur Beurteilung der funktionellen Eigenschaften des „Ganter AKTIV“ wurde eine biomechanische Untersuchung zur Abrolldynamik, zur Muskelbeanspruchung und zum Tragekomfort des „Ganter AKTIV“ durchgeführt. Im Rahmen einer experimentellen Explorationsstudie wurde die Schuhbedingung als unabhängige Variable gewählt und Effekte auf die abhängigen Variablen der Abrolldynamik, der Muskelaktivierung und des subjektivem Komfortempfindens geprüft. Untersucht wurde das Gehen im „Ganter AKTIV“, in einem Neutralschuh und barfuss auf einem weichen Untergrund. Der gewählte weiche Untergrund simuliert das Gehen auf natürlichem Untergrund wie weichem Waldboden oder festem Sand. Methodik Die Untersuchung wurde an 12 Probanden (6 Männern, 6 Frauen) im Alter zwischen 23 und 35 Jahren durchgeführt. Alle Untersuchungsteilnehmer waren zum Untersuchungszeitraum gesund und schmerzfrei. Die Versuchspersonen waren über den Ablauf des Untersuchungsgangs informiert, jedoch nicht über die technischen Eigenschaften der untersuchten Schuhe unterrichtet. Für alle experimentellen Bedingungen wurden mindestens fünf Versuchswiederholungen realisiert und dabei jeweils 10 Schrittzyklen komplett untersucht. Im Anschluss an die Versuche mit standardisierten Geschwindigkeiten führten die Probanden barfuss, in einem Neutralschuh und im „Ganter AKTIV“ weitere Gehversuche bei frei gewählter Gehgeschwindigkeit durch, wobei das subjektive Komfortempfinden geprüft und die gewählte Geschwindigkeit gemessen wurde. Bei allen Gehversuchen wurde die Abrolldynamik mittels der Methode der plantaren Druckverteilungsmessung untersucht. Unter Verwendung einer Druckverteilungsmesssohle Pedar (Novel GmbH, München) mit über 100 Einzelsensoren wurde unter dem vollständigen Fuß sowie in wohl definierten Arealen der Druck, die Kraft, die Stützdauer und die Verweildauer des Kraftangriffspunkt (Druckzentrums) sowie Kraftintegrale und Druckintegrale analysiert. Die Muskelaktivität wurde mittels der Methode der Oberflächenelektromyographie untersucht, wobei neun Muskeln bzw. Muskelgruppen in die Untersuchung eingingen. Zur Untersuchung des subjektiven Empfindens wurden visuelle Analogskalen verwendet, um den generellen Komfort, der Komfort des Fußaufsatzes und den Komfort bei der Abrollbewegung zu analysieren. Ergebnisse Der Fußaufsatz beim Gehen mit dem „Ganter AKTIV“ wird deutlich angenehmer als mit dem Neutralschuh empfunden. Er kommt nach der subjektiven Wahrnehmung der Probanden der barfuss Situation auf weichem Untergrund mit Abstand am nächsten und zeigt in Bezug auf das subjektive Empfinden des Fußaufsatzes keinen statistisch signifikanten Unterschied zur barfuss Bedingung. Die Abrollbewegung wird am günstigsten für die barfuss Bedingung beurteilt; auch hier kommt der „Ganter AKTIV“ dem barfuss Gehen am nächsten und das Gehen mit dem „Ganter AKTIV“ wird deutlich komfortabler als der Gang im Neutralschuh eingestuft. Die Abrollbewegung wird ebenfalls beim „Ganter AKTIV“ signifikant günstiger als beim Neutralschuh beurteilt. In Bezug auf den Gesamtkomfort wird der barfuss Situation auf weichem und nachgiebigem Untergrund von den Probanden nachhaltig der Vorrang eingeräumt, wobei der „Ganter AKTIV“ beim Vergleich der unterschiedlichen Schuhbedingungen den geringsten Abstand zur barfuss Situation aufweist. Bei freier Geschwindigkeitswahl wurde die geringste Geschwindigkeit mit dem Neutralschuh, die höchste Geschwindigkeit mit dem „Ganter AKTIV“ gewählt. Dieses Ergebnis stützt nachhaltig die Aussage zum angenehmen Trageverhalten und zur natürlichen Gangunterstützung durch den „Ganter AKTIV“. Abrolldynamik und Druckverteilung Die Ganglinie und damit der Verlauf des Druckzentrums (Center of pressure) wird durch die untersuchten Schuhe nachhaltig beeinflusst. In Bezug auf die posterioranteriore Richtung gelingt es dem „Ganter AKTIV“ den anterioren Hebel beim Abstoß um knapp 10 mm gegenüber der Neutralschuh-Situation zu vergrößern, gestattet jedoch nicht die völlige Simulation des barfuss Gangs. Beim Fußaufsatz wird die beim Neutralschuh beobachtete extreme posteriore Lage des Kraftangriffspunktes mit dem „Ganter AKTIV“ deutlich nach anterior verschoben, so dass der unerwünscht große Hebel für die externen Kräfte beim Fußaufsatz durch den „Ganter AKTIV“ angenehm reduziert wird. Die Folge ist ein natürlicherer und der barfuss Situation näher kommender Fußaufsatz mit einer günstigeren Fußabwicklung. Eine extreme und durch Schuhe im Allgemeinen unterstützte posteriore Lage des Kraftangriffspunktes beim frühen Bodenkontakt erzeugt ein externes Plantarflexionsmoment, welches durch erhebliche Anstrengungen des M. tibialis anterior balanciert werden muss. Bei medial am Fuß angreifender Kraft dieses Muskels wird gleichzeitig dem Fuß eine Supination aufgezwungen, die ebenfalls den Bewegungsablauf stört. Durch den „Ganter AKTIV“ gelingt es, den Kraftangriffspunkt bereits früh bei Stützbeginn nach anterior zu verschieben und damit die beschriebenen negativen Effekte „normaler“ Schuhe zu vermeiden. Mit dem Ganter AKTIV gelingt weiterhin eine deutliche medio-laterale Variation des Druckzentrums gegenüber einer Neutralschuhbedingung. Das Druckzentrum wird im Mittel um nahezu 3 cm nach lateral verschoben. Dieser Effekt wird durch die höhere Aktivierung der Supinationsmuskulatur – und hier insbesondere des M. tibialis posterior und des M. flexor hallucis longus – erzeugt. Es ist davon auszugehen, dass die angeformte Sohle des „Ganter AKTIV“ für diesen Effekt verantwortlich zeichnet. Bemerkenswerterweise finden sich ähnliche Effekte bei Gangversuchen im Sand, welche gern zum Training der Stabilisationsmuskeln des Fußes genutzt werden. In Bezug auf die Fußlängsachse erscheint der „Ganter AKTIV“ dennoch nicht zu instabil, was bei anderen „Therapieschuhen“ beobachtet und negativ beurteilt wird. Die Untersuchung der Verteilung der regionalen Kontaktphasen findet eine deutliche Nähe des Gehens mit dem „Ganter AKTIV“ und dem barfuss Gehen auf natürlichem Untergrund. Die maximalen Druckbeanspruchungen unter dem Rückfuß und dem Vorfuß sind gegenüber der Neutralschuhbedingung reduziert und auch die maximalen Kräfte sind deutlich verringert. Die regional belastete Fläche, insbesondere im Mittelfuß, findet sich beim „Ganter AKTIV“ sehr nahe an der belasteten Fläche an der natürlichen Situation beim Gehen auf relativ festem Sand oder nachgiebigem natürlichen Untergrund. Die Aktivierung der Muskulatur beim Gehen im „Ganter AKTIV“ ist ähnlich der beim barfuss Gehen auf natürlichem Boden; insbesondere finden sich in der mittleren Stützphase keine Unterschiede zwischen der Muskelaktivierung beim „Ganter AKTIV“ und der barfuss Situation. Deutlich werden die Muskelaktivitäten der Fußund Unterschenkelmuskeln durch normale Schuhe (wie der untersuchte Neutralschuh) beeinflusst. Bei den Kniebeugern und Kniestreckern konnten keine wesentlichen Effekte bzw. Unterschiede unter den verschiedenen Bedingungen beobachtet werden. Es ist zu betonen, dass beim Tragen des „Ganter AKTIV“ die Pronationsmuskulatur repräsentiert durch den M. peroneus longus - eine moderate Vergrößerung der Aktivierung über den gesamten Stütz erfährt. Damit wird der stärkste Pronator des Fußes höher belastet als unter den anderen experimentellen Bedingungen. Da diesem Muskel eine wichtige Rolle zur Protektion von Supinationsverletzungen zugeschrieben werden kann, sollte dieser Effekt nicht unterbewertet werden. In Bezug auf die Inversionsmuskulatur oder Supinationsmuskulatur konnte zwar nur der M. tibialis anterior quantitativ erfasst werden, die laterale Verschiebung des Kraftangriffspunktes in der Mittelstützphase jedoch verweist deutlich auf eine höhere Beanspruchung der Inversions- und Supinationsmuskulatur – nämlich des M. tibialis posterior und des M. flexor hallucis longus. Bedingt durch die Flexiblität des „Ganter AKTIV“ im Vorfußbereich gelingt zudem in der finalen Abstoßphase eine Dorsalextension des Metatarsalphalangealgelenkes, so dass auch eine Längenänderung der Muskel-Sehnen-Einheit des M. flexor hallucis longus generiert werden muss. Dies kann nicht nur als eine zusätzliche Aktivierung des wichtigen Zehenbeugers beurteilt werden, sondern muss als ein wichtiger Effekt zum Erhalt der Funktion und Beweglichkeit des Zehengrundgelenks eingeordnet werden. Zusammenfassung 1. Der „Ganter AKTIV“ gestattet ein subjektiv komfortabel empfundenes Gehen und unterstützt nachhaltig die Abrollbewegung. 2. Der Fußaufsatz und das Abrollen des Fußes unterscheiden sich beim Gehen mit dem „Ganter AKTIV“ signifikant vom Gang mit einem Normal- oder Neutralschuh. In Bezug auf die posterior- anteriore Abwicklung kommt der Bewegungsablauf mit den „Ganter AKTIV“ dem Gang auf natürlichem Untergrund sehr nah. 3. Der maximale sowie der mittlere Druck unter dem Rückfuß wird signifikant gegenüber der Neutralschuh Situation reduziert und auch gegenüber der barfuss Situation beim Gehen auf festen Untergrund. Der „Ganter AKTIV“ reduziert damit die Belastung beim Fußaufsatz. 4. Die kraftaufnehmende Fläche unter dem Mittelfuß ist durch einen günstigen Formschluss signifikant größer als beim Neutralschuh und auch beim barfuss Gehen auf festen Untergrund. Damit können bei moderatem mittleren plantaren Druck große Kraftimpulse in der Mittelstützphase übernommen werden. 6. Die Vorfußbelastung wird durch den „Ganter AKTIV“ gegenüber der Neutralschuh Situation reduziert, jedoch nicht völlig unterbunden. Damit ist der „Ganter AKTIV“ kein absoluter Vorfußentlastungsschuh, aber ein Schuh zur Reduktion und Modulierung der Belastung des Vorfußes und insbesondere der Metatarsalphalangealgelenke. 7. Der „Ganter AKTIV“ gestattet eine natürliche Muskelaktivierung ohne den Fuß künstlich zu destabilisieren. 8. Die natürliche Muskelaktivierung der Fuß- und Unterschenkelmuskeln wird sich auf die komplette kinematische Kette der unteren Extremität sowie Hüfte und Becken positiv auswirken. 9. Prospektive Trageversuche werden den Effekt des „Ganter AKTIV“ auf (a) Verbesserung der neuromuskulären Leistungsfähigkeit der Fuß- und Unterschenkelmuskulatur, (b) die Verbesserung der aufrechten Haltung und (c) einen möglichen Effekt auf Hüft- und gegebenenfalls Rückenbeschwerden zeigen. Fazit: Das Tragen des „Ganter AKTIV“ wurde von den Probanden als äußerst angenehm empfunden, die Ganglinie und die Abrolldynamik werden nachweislich durch den Ganter AKTIV, seine Konstruktions- und Formelemente beeinflusst, sowie die Muskelaktivierung einer natürlichen Beanspruchung zugeführt. Der „Ganter AKTIV“ ist vor diesem Hintergrund als Alltags- und moderater Trainingsschuh zum Erhalt und möglicherweise zur Wiederherstellung der natürlichen Gangfunktionen geeignet. Prospektive Studien sollten die langfristigen Effekte quantitativ belegen.