Teil 14: Apportierhunde (Retriever)

Transcription

Teil 14: Apportierhunde (Retriever)
WEIDMANN
Jagdhund
Welcher Hund
für welches Revier? 
Hat man sich dazu entschlossen, einen Jagdhund anzuschaffen, steht man in der
Regel vor der Frage, für welche Rasse man sich entscheiden soll. Welcher Hund
eignet sich für welches Revier am besten? Wo liegen die jagdlichen „Talente“ bei
den einzelnen Jagdhunderassen? – Diese mehrteilige Serie gibt Auskunft und
hilft bei der Entscheidung. 14. und letzter Teil: Apportierhunde (Retriever).
Dr. Gabriele Lehari
Fotos Hans-Friedemann Zedka (LRET Arbeitslinie)
Retriever
haben zwei
ganz große
Leidenschaften:
die Freude
am Bringen
sowie an der
Wasserarbeit
34
Bei den Apportierhunden handelt
es sich um die 6 Retriever-Rassen,
von denen sich einige auch bei
Nichtjägern großer Beliebtheit
erfreuen, nicht zuletzt wegen ihres angenehmen Wesens und ihres
typischen „will to please“. Von
den Jägern wiederum werden sie
wegen ihrer hervorragenden
Bringleistung und ihrer Weichmäuligkeit geschätzt.
Allerdings muss man von vorn­
herein sagen – und das gilt wohl
für alle 6 Rassen –, dass es sich bei
diesen Hunden um Spezialisten
für die Arbeit nach dem Schuss
handelt. Zwar werden so manche
Retriever vielseitig eingesetzt, wie
zum Stöbern oder zum Buschieren, ihre Leidenschaft und ihr
besonderes Talent bleibt aber das
Apportieren, und da sind sie im
Vergleich zu allen anderen Jagdhunderassen unschlagbar.
Da die zweite Leidenschaft der
Retriever die Freude am Wasser
und am Schwimmen ist, gehören
sie natürlich vor allem in Reviere
mit Gewässern. Das Haarkleid
mit der dichten Unterwolle be­
fähigt diese Rassen, bei jedem
Wetter für die Wasserarbeit eingesetzt zu werden.
Die Wurzeln
Nachgewiesenermaßen waren die
Vorfahren von fünf der sechs
Retriever-Rassen die „St. John’s
Hunde“, deren Ursprung in
Kanada zu finden ist. Vor mehr
als 500 Jahren segelten Fischer aus
dem südenglischen Devon nach
Neufundland, um vor der Halbinsel Avalon bei St. John’s auf
Fischfang zu gehen. Für die Aufgabe, Schiffstaue und Fische aus
dem eiskalten Wasser zu apportieren, hatten diese Fischer
schwimmbegeisterte Hunde aus
ihrer Heimat mitgebracht.
Als die Fischer ansässig wurden,
betrieben sie auch in Neufundland die Jagd auf Federwild. Sie
setzten ihre eigenen vierbeinigen
Begleiter zur gezielten Zucht ein
und „erschufen“ so den St. John’s
Hund. Dass trotzdem laut Standard Großbritannien als Ursprungsland für vier RetrieverRassen angegeben wird, liegt daran, dass die St. John’s Hunde
etwa Mitte des 19. Jahrhunderts
auf die britischen Inseln gelangten
und erst dann mit der Zucht der
verschiedenen Retriever-Rassen
begonnen wurde.
Aber auch wenn alle sechs Retriever-Rassen zusammen die Gruppe
der Apportierhunde innerhalb
der FCI-Rassengruppe 8 bilden
und so typische Eigenschaften
und Merkmale aufweisen, gibt es
doch Unterschiede, die sich auch
auf ihre Verwendbarkeit auswirken. – Ursprünglich wurden vor
allem Labrador und Golden Retriever wegen ihrer großen Wasserfreudigkeit, dem ausgeprägten
Apportiertrieb und der Weichmäuligkeit für die Jagd auf
Wasser­vögel, später auch anderes
Federwild und Haarwild, eingesetzt. Während des Treibens gehen die Hunde ruhig neben ihrem
Führer oder sitzen, wenn geschossen wird. Dann müssen sie
sich die Stellen, an denen erlegtes
Wild liegt, merken und es auf
­Befehl apportieren. Der Retriever
sollte auf kürzestem Weg direkt
WEIDWERK 5/2012
zu seinem Führer kommen und
dabei das Wild unbeschädigt – dafür ist die Weichmäuligkeit so
wichtig – bringen und abgeben.
Für diese Arbeit muss ein Hund
ruhig und konzentriert bei der
­Sache sein und das Jagdgeschehen
verfolgen, ohne einzugreifen,
wenn nicht das entsprechende
Kommando gegeben wird. So
darf ein Retriever zum Beispiel
nicht einfach einem unverletzten
Wild hinterherjagen. Das Auffinden des erlegten Wildes erfordert
eine hervorragende Nase und eine
gewisse Ruhe bzw. Geduld, um es
auch wirklich aufzufinden, wenn
es in einem unwegsamen und unübersichtlichen Gelände zu suchen ist. Für den Fall, dass der
Jäger zwar gesehen hat, wo sich
das erlegte Wild befindet, der
Hund es aber nicht hat sehen
können oder sich das Wild einfach sehr weit entfernt befindet,
ist das Einweisen des Hundes
sehr wichtig. In diesem Fall weist
der Hundeführer ihn mithilfe von
Handzeichen und Pfiffen ein und
dirigiert ihn so zum Wild.
Labrador Retriever
Der Labrador Retriever ist zurzeit die häufigste und beliebteste
der sechs Retriever-Rassen. Alle
lret
¢ Rasse:
Labrador Retriever
¢ FCI-Nummer:
122
¢ Herkunftsland:
Großbritannien
¢ Größe:
Rüden 56–57 cm,
Hündinnen 54–56 cm.
¢ Haarkleid:
Kurz, dicht, nicht wellig, ohne
Befederung; wetterbeständige
Unterwolle.
¢ Fellfarbe:
Schwarz; Gelb (von Hellcreme
bis Fuchsrot); Leber- oder
Schokoladenbraun; kleiner weißer Brustfleck ist zulässig.
WEIDWERK 5/2012
Der Labrador Retriever (Arbeits­
linie) zählt zu den beliebtesten
der sechs Retriever-Rassen
heute lebenden Labrador Retriever gehen auf drei Zuchtlinien
von englischen bzw. schottischen
Adelsfamilien zurück. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde
der Name „Labrador Retriever“
offiziell eingeführt und ein Standard definiert. Da er sich in den
letzten Jahren zu einer Art Modehund entwickelt hat, haben sich
verschiedene Zuchtlinien etabliert. Als Familienhunde werden
meist Labrador-Retriever aus
sogenannten „Schönheitslinien“
verwendet, die über einen kräftigeren Körperbau verfügen und
jagdlich weniger einsatzfähig sind
als jene aus den Arbeitslinien, die
schlanker und dadurch agiler sind
und in der Regel ausschließlich
für die jagdliche Arbeit gezüchtet
werden. Für viele ist der sogenannte „Dual-Purpose-Typ“ das
Zuchtziel, der sich sowohl für die
Jagd eignet als auch durch Schönheit besticht.
Das kurze, dichte Fell mit der
schützenden Unterwolle kann
schwarz, gelb oder braun gefärbt
sein, wobei die schwarze Farbe
beim jagdlich geführten Labrador
Retriever immer schon bevorzugt
wurde. In letzter Zeit ist auch die
braune Farbe, die allerdings rezessiv vererbt wird und daher nur
35
Perfektion
im Detail.
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durch gezielte Zucht und richtige
Verpaarungen
hervorgebracht
werden kann, sehr begehrt.
Der Labrador Retriever ist
freundlich, aufmerksam, lernbegierig und ein echtes Energiebündel. Durch frühzeitige Erziehung
und Konsequenz muss er lernen,
sein Temperament zu zügeln. Er
ist aufgeschlossen gegenüber
Fremden und neigt dazu, jede
Person stürmisch zu begrüßen.
Einen Wach- oder Schutzinstinkt
findet man bei ihm nicht. Außerdem ist seine Reizschwelle sehr
hoch. Sein Markenzeichen ist die
ständig wedelnde „Otterrute“.
Labrador Retriever neigen zu
Übergewicht, was durch konsequentes Abteilen der Futterrationen und natürlich ausreichende
Bewegung vermieden werden
kann.
Golden Retriever

Ich bin
-Abonnent.
Mein Name
Straße
PLZ
Ort
Ich habe unten stehenden neuen Abonnenten geworben.
Aus den St. John’s Hunden entstanden sogenannte Wavy Coated
Retriever. Als 1868 ein gelber
Rüde dieser Rasse mit einer
Tweed-Spaniel-Hündin (Tweed
Spaniels waren wasserbegeisterte
Apportierhunde) verpaart wurde,
begann die Geschichte des Golden Retrievers. Unter weiterer
Einkreuzung der Ausgangsrassen
sowie eines Bloodhounds und
verschiedenen Irish Settern entstand diese Rasse, die erst 1913
anerkannt wurde und 1920 ihren
endgültigen Namen erhielt. Zunächst waren dunkle Varianten
sehr gefragt. Seit den 1930er-Jah-
gret
¢ Rasse:
Golden Retriever
¢ FCI-Nummer:
111
¢ Herkunftsland:
Großbritannien
¢ Größe:
Rüden 56–61 cm,
Hündinnen 51–56 cm.
¢ Haarkleid:
Glatt oder wellig mit guter Befederung; dichte, Wasser abweisende Unterwolle.
¢ Fellfarbe:
Jede Schattierung von Gold
oder cremefarben; kein Rot
oder Mahagoni; einige weiße
Haare nur an der Brust sind
zulässig.
ren wurde auch die Farbe
„Creme“ in den Standard auf­
genommen, da man immer mehr
Gefallen an den helleren Hunden
fand.
Dank ihrer großen Lernbereitschaft und Freundlichkeit werden
Golden Retriever wie auch ihre
Vettern, die Labrador Retriever,
heute häufig auch zum Beispiel
zu Blindenführhunden, Behindertenbegleithunden oder Therapiehunden ausgebildet, sodass wohl
für die meisten Vertreter dieser
Rasse der jagdliche Einsatz in den
Hintergrund gerückt ist.
Wie beim Labrador Retriever
unterscheidet man auch beim
­
Golden Retriever Arbeitslinie,
Dual-Purpose-Linie und Schön­
heits­linie, wobei sich in Jägerhand
Senden Sie mir bitte folgendes Geschenk:
Unterschrift
Ich bestelle das WEIDWERK für mindestens 2 Jahre. Ich erkläre,
in den letzten 5 Jahren nicht WEIDWERK-Abonnent gewesen
zu sein.
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Datum
Unterschrift
Beim Golden Retriever wird konsequent in Arbeitslinie, Dual-PurposeLinie und Schönheits­linie unterschieden
Foto Österr. Retrieverclub, Landesgruppe Wien
Datum
natürlich Hunde aus den Arbeits­
linien bewährt haben. In der Regel erkennt man Golden Retriever
aus jagdlichen Linien vor allem
am dunkleren, goldenen Haarkleid, dem schlankeren, athletischen Körper und dem etwas
stärkeren Temperament als ihre
Vettern aus den Schönheitslinien.
Flat Coated Retriever
Der vom St. John’s Hund abstammende Wavy Coated Retriever ist
wohl der direkte Vorfahre des
Flat Coated Retrievers. In der
Mitte des 19. Jahrhunderts wollte
man die hervorragenden Appor­
tierleistungen mit einem eleganten Erscheinungsbild kombinieren. Hierzu wurden extrem dunkle
Irish Setter sowie Schottische
Schäferhunde mit eingekreuzt.
1898 wurde der Flat Coated Retriever erstmals ins Zuchtbuch des
Kennel Clubs eingetragen. Neben
den schwarzen Exemplaren sah
man auch immer wieder leberbraune, die aber wegen der rezessiven Ver­erbung dieses Merkmals
bis heute nur selten auftreten. Gelegentlich werden aber auch gelbe
Welpen geboren. Diese Farbe hat
sich aber nicht durchgesetzt und
wird offiziell nicht anerkannt.
Obwohl der Flat Coated Retriever vor rund hundert Jahren in
England der beliebteste Retrieverschlag war, sieht man ihn bei
uns heute noch, vor allem in Jägerhand, verhältnismäßig selten.
Dabei ist der Flat Coated Retriever ideal für Jäger geeignet, die
fret
¢ Rasse:
Flat Coated Retriever
¢ FCI-Nummer:
121
¢ Herkunftsland:
Großbritannien
¢ Größe:
Rüden 59–61,5 cm,
Hündinnen 56,5–59 cm.
¢ Haarkleid:
Dicht von feiner bis mittelstarker
Textur, so glatt wie möglich.
Läufe und Rute gut befedert.
¢ Fellfarbe:
Schwarz, Leberbraun.
sich einen temperamentvollen
Apportierhund mit extrem enger
Führerbindung wünschen. Der
Flat Coated Retriever erbringt
dieselbe Leistung wie der Labrador Retriever, wobei er oft noch
intensiver und begeisterter arbeitet. Die Arbeit mit Wild ist ihm
sozusagen mit in die Wiege gelegt.
Der Flat Coated Retriever ist somit die richtige Wahl für Jäger,
die einen Hund suchen, der die
angenehmen Eigenschaften der
Retriever und eine elegante Erscheinung sowie Temperament in
sich vereint.
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Nova Scotia Duck
Tolling Retriever
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Der Name Nova Scotia Duck
Tolling Retriever würde – wörtlich übersetzt – „Neuschottländischer Enten anlockender Apportierhund“ heißen. Tatsächlich
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Foto Dr. Gabriele Lehari
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peramentvollen Apportierhund mit extrem enger Führerbindung wollen
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Nova Scotia Duck
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¢ Größe:
Rüden 48–51 cm,
Hündinnen 45–48 cm.
¢ Haarkleid:
Mittellang und weich mit einer
noch weicheren, dichten Unterwolle. Befederung an Kehle,
hinter den Ohren und an den
Hinterseiten von Ober- und
Unterschenkel.
¢ Fellfarbe:
Verschiedene Schattierungen
von Rot oder Orange; meist ist
mindestens eine weiße Markierung an Rutenspitze, Pfoten
oder Brust bzw. eine Blesse
vorhanden.
wurde diese Hunderasse auch zu
dem Zweck – nämlich Enten anzulocken und nach dem Schuss zu
apportieren – gezüchtet. Diese
Art des Verhaltens wird als „Tolling“ bezeichnet.
Im Standard steht genau beschrieben, wie man sich die Tätigkeit
des Hundes vorzustellen hat: Der
Lockhund rennt, springt und
spielt entlang des Strandes und
kann dabei von einer Entenschar
uneingeschränkt beobachtet werden. Manchmal verschwindet er
dabei aus der Sicht, um schnell
wieder zu erscheinen. Hierbei
wird er von dem Jäger aus dessen
Versteck unterstützt, der dem
Hund kleine Stöcke oder Bälle
zuwirft. Diese spielerische Aktion erweckt die Neugierde der
Enten, die in einiger Entfernung
von der Küste schwimmen; sie
werden somit in die Reichweite
der Flinte gelockt. Der Toller
wird dann zum Apportieren geschickt.
Somit wird klar, dass der Toller,
wie er kurz genannt wird, ein
Jagdhund ist, der ganz speziell
für die Wasserarbeit gezüchtet
wurde. Und auch heute noch nutzen Jäger die spezielle Fähigkeit
dieser Rasse aus. Besonders wichtig für das „Tolling“ ist der angeborene Spieltrieb des Hundes,
denn ohne diesen würde er nicht
die Aufmerksamkeit des Federwildes auf sich lenken.
Diese Art des Verhaltens ist im
Reich der Rassehunde nahezu
einmalig. Nur der holländische
Kooikerhondje, der etwas kleiner
als der Toller ist, ihm aber vom
äußeren Erscheinungsbild etwas
ähnelt, versteht es ebenso, durch
spielerisches Verhalten Enten anzulocken.
Die genaue Herkunft des Nova
Scotia Duck Tolling Retrievers ist
nicht eindeutig geklärt. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist aber
der Stammvater dieser Rasse –
ebenso wie für die anderen fünf
Retriever-Rassen – der St. John’s
Hund bzw. der von ihm abstammende Wavy Coated Retriever.
Um 1860 wurde eine leberfarbene
Wavy-Coated-Retriever-Hündin
mit einem St. John’s Hund vom
Labradortyp gekreuzt. Die da­
Das Verhalten des Nova Scotia Duck Tolling Retrievers bei der
Wasserjagd ist einmalig – er lockt das Wild an
Foto Dr. Gabriele Lehari
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WEIDWERK 5/2012
Aus
Leidenschaft
und Präzision an den Tag legen.
Bei entsprechender Ausbildung
kann man ihm sogar Sicht- und
Standlaut antrainieren. In Skandinavien wird die Rasse auch bei
Riegeljagden eingesetzt.
Chesapeake
Bay Retriever
Im Jahr 1807 erlitt ein englisches
Handelsschiff auf dem Weg von
Neufundland Schiffbruch. Ein
amerikanisches Schiff rettete die
Besatzung und mit ihnen zwei St.
John’s Hunde. Sie gelangten nach
Norfolk an der Chesapeake Bay
und wurden dort mit einheimischen Apportierhunden gepaart.
Ihre Nachkommen wurden mit
Irish Water Spaniels und vermutlich auch mit Settern gekreuzt.
Der neue Retrieverschlag sollte
für die Entenjagd im eiskalten
Wasser geeignet sein, also ein
Wasser abweisendes, isolierendes
Fell und eine braune Tarnfärbung
besitzen. Diese Eigenschaften
zeichnen den Chesapeake Bay
Retriever, der 1878 offiziell anerkannt wurde, noch heute aus.

Cret
Kodiak-©-2011 · www.kodiak.de
Abgabe von Waffen nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis.
raus hervorgegangenen Hunde
paarte man mit braunen Cocker
Spaniels und Irish Settern. Es gibt
aber noch eine zweite Theorie, die
das Zustandekommen der besonderen Verhaltensweise des Entenlockens besser erklären würde.
Hiernach könnten die Vorfahren
des Tollers die rotbraunen Indianerhunde von Neuschottland gewesen sein, die mit ähnlichen
Jagdtechniken arbeiteten. Mit ihnen kreuzte man Cocker Spaniels,
Irish Setter und Shetland Sheepdogs sowie den holländischen
Kooikerhondje.
Zunächst wurde die Rasse als
„Little River Duck Dog“ bezeichnet. Erst ab 1945, als der
Canadian Kennel Club die Rasse
offiziell anerkannte, erhielt sie
den heute noch gültigen Namen.
Allerdings wurde der Nova Scotia
Duck Tolling Retriever erst 1981
von der FCI anerkannt.
Manchmal wird der Toller als
„kleine Ausgabe“ des Golden
Ret­rievers bezeichnet. Dies trifft
aber – abgesehen von einigen
Ähnlichkeiten in Farbe und Fellbeschaffenheit – keineswegs zu.
Der Golden gilt als der ruhigste
Vertreter der Retriever, der Toller
ist dagegen der spritzigste und
aktivste und besitzt aufgrund seiner ursprünglichen Verwendung
ganz andere Anlagen und Charaktereigenschaften, wie zum Beispiel die Zurückhaltung gegenüber Fremden oder die Wachsamkeit, die mit einer gewissen Bellfreude verbunden sein kann.
Auf keinen Fall darf ein Toller
aufgrund seiner äußeren Erscheinung unterschätzt werden. Die
Einsatzgebiete des Tollers sind
sehr vielfältig. Vornehmlich eignet er sich natürlich für seine ursprüngliche Verwendung als Helfer bei der Jagd auf Wasserwild.
Er apportiert zuverlässig aus dem
Wasser, aber auch an Land. Mit
seiner guten Nase kann er auch
für die Nachsuche eingesetzt werden, wobei aber nicht alle Vertreter die dabei gewünschte Ruhe
¢ Rasse:
Chesapeake Bay Retriever
¢ FCI-Nummer:
263
¢ Herkunftsland:
USA
¢ Größe:
Rüden 58–66 cm,
Hündinnen 53–61 cm.
¢ Haarkleid:
Dicht und kurz (nicht länger als
4 cm) mit dichter, feiner Unterwolle. Das Fell sollte absolut
Wasser abweisend sein.
R8 BARONESSE
¢ Fellfarbe:
Dunkelbraun über herbstlaubund schilffarben bis blassrot
(Anm.: Diese Beschreibung erscheint deutlicher als die Formulierung im Rassestandard);
ein weißer Fleck an Brust,
Bauch, Zehen oder hinten an
den Pfoten ist zulässig.
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Seine apportier­
freude und die
ausdauer beim
Schwimmen
machen den
Chesapeake Bay
Retriever zu
einem be­
gehrten Jagd­
begleiter im
Revier mit
Wasserwild
Rechts:
der Curly
Coated Retrie­
ver ist kräftig,
belastbar und
besitzt einen
ausgeprägten
Bringtrieb – so­
mit ist er beson­
ders für die
Entenjagd im
sumpfigen ge­
lände geeignet
Foto Judith Mitterer
Foto Österr. Retrieverclub, Landesgruppe Wien
WEIDMANN
Seine enorme Apportierfreude,
die Unempfindlichkeit gegen extreme Witterungsverhältnisse und
seine Ausdauer beim Schwimmen
machten diese Rasse zu einem begehrten Jagdbegleiter. Er wurde
nicht nur für die Entenjagd, sondern auch für die Jagd auf Haarwild
eingesetzt.
Außerdem
schätzten Jäger und Fischer ihn
wegen seines ausgeprägten Wachund Schutztriebes. Er gilt als der
am stärksten führerbezogene Retriever, dem auch eine gewisse
Mannschärfe zugeschrieben wird.
Daher ist eine frühzeitige Sozialisation mit Fremden bei dieser
Rasse sehr wichtig.
Der Chesapeake Bay Retriever ist
arbeitswillig, lebhaft, selbstständig und wachsam und besitzt eine
äußerst robuste Kondition. Wie
der Curly Coated Retriever ist er
Fremden gegenüber zurückhaltend und kann ebenfalls als „EinFamilien-Hund“ bezeichnet werden. Seine mitunter eigenwillige
Persönlichkeit erfordert bei der
Erziehung viel Geduld und Konsequenz. Er muss aufgrund seiner
Eigenschaften unbedingt rassegerecht eingesetzt werden und
gehört daher am besten in Jägerhände.
Curly Coated Retriever
Entstanden ist der Curly Coated
Retriever, indem man in die St.
John’s Hunde verschiedene Ras-
40
sen mit dichtem, lockigem Haarkleid und großer Wasserfreudigkeit eingezüchtet hat. Um 1800
wurde erstmalig ein „extrem
kraushaariger“ Retriever erwähnt. 1854 wurde der Curly
Coated Retriever als eigenständige Rasse anerkannt. Er war in
England ein beliebter Jagdhund
und soll in Australien sogar zum
Viehtreiben oder als Wachhund
eingesetzt worden sein.
Dank des dichten, Wasser abweisenden Fells ist der Curly Coated
Retriever unempfindlich gegenüber längeren Aufenthalten im
Wasser. Er ist kräftig, ausdauernd
und belastbar und besitzt einen
ausgeprägten Bringtrieb. Daher
wurde er besonders für die En-
CCREt
¢ Rasse:
Curly Coated Retriever
¢ FCI-Nummer:
110
¢ Herkunftsland:
Großbritannien
¢ Größe:
tenjagd und im sumpfigen Gelände, später aber auch für die
Haarwildjagd eingesetzt. Der
Curly Coated Retriever besitzt
eine größere Selbstständigkeit als
die anderen Retriever und ist
somit weniger leichtführig. Diese
Rasse ist ein angenehmer Familienhund, der sich aber weniger
durch seine überschäumende
Freundlichkeit gegenüber Fremden, sondern durch einen stärker
ausgeprägten Wach- und Schutztrieb auszeichnet. Er besitzt also
eine gewisse Mannschärfe, ist
mutig und selbstsicher, mitunter
auch eigenwillig, und erfordert
eine gründliche, konsequente Erziehung. Er schließt sich eng seinen Menschen an und kann als
„Ein-Familien-Hund“ bezeichnet
werden. Aufgrund dieser Eigenschaften ist er für Jäger geeignet,
die sich einen etwas zurückhaltenderen Hund, der auch Fremden gegenüber reservierter bleibt,
an ihrer Seite wünschen. Der
Curly Coated Retriever ist mit
Abstand die seltenste der sechs
Retriever-Rassen.
Rüden 67,5 cm,
Hündinnen 62,5 cm.
¢ Haarkleid:
Kleine, dichte, feine Locken
vom Hinterhauptbein bis zur
Rutenspitze; sonstiges Haar
glatt; keine Unterwolle.
¢ Fellfarbe:
Schwarz, Braun (Leberbraun).
Die Teile 1–14 der Artikel-Serie
„Welcher Hund für welches
Revier“ können auf der WEIDWERKWebsite gratis heruntergeladen
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WEIDWERK 5/2012