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IRLANDS SÜDWESTEN
So schön kann Europa im Atlantik versinken: Die Halbinsel
Dingle ragt weiter nach Westen als die Küste Portugals
test the west
Guinness im Pub, rote Haare, grüne Hügel und Regenwetter – gut, dass manche IrlandKlischees stimmen, andere nicht: Der Sommer kann auch mal sonnig sein, immer noch führen
autoleere Straßen über grüne Berge, und in jedem Pub wartet ein netter Plausch auf Radler
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IRLANDS SÜDWESTEN
TE X T: S TE FA N I E W E I N B E R G E R
F OTO S : F R A N K H E U E R
W
enn John O’Sullivan Radlern
und Autofahrern die rote Seite seines Schildes zeigt, stoppt
der Verkehr. Den ganzen Tag steht der
Straßenarbeiter in seiner knallorangen Reflexweste an einer Baustelle
kurz vor Dingle, der westlichsten
Stadt Europas, und dreht mit stoischer Ruhe das Verkehrsschild in sei-
kann es auch kräftig regnen, aber
dauerhaft schlechtes Wetter ist ein
Irland-Klischee, das so mancher
Sommer entkräftet. Und dass Iren
nicht automatisch rothaarig und sommersprossig sind, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dass sie nicht
alle den ganzen Tag in urigen Pubs
sitzen und schwarzen Tee oder dunkel-öliges Guinness durch die Kehle
rinnen lassen, vielleicht auch. Aber
was ist mit den vielen, fast fabrikneu-
Vom Healy-Pass bis ans Meer sind es keine
zehn Kilometer. Irlands Südwesten bündelt
schöne Landschaften auf schmalen Halbinseln
ner Hand von „Stop!“ auf „Go!“ und
wieder zurück. Jetzt, da eine Planierraupe den Weg versperrt, steht sein
Schild auf „Stop!“. Zeit für einen
Plausch mit den Wartenden: „Nice
day for cycling today, isn’t it?“ Was für
ein schöner Tag zum Radfahren!
Da hat er Recht: Noch Anfang September strahlt die Sonne sommerlich
vom stahlblauen Himmel und wärmt
die Luft auf 28 Grad. Ihr Licht bringt
in den Nachmittagsstunden die roten
Blüten der Fuchsienhecken zum
Leuchten und verwandelt die Pastellfarben der Hausfassaden in Bonbonbunt. Alte Männer sitzen auf Bänken
vor ihren Häusern, auf der Straße
spielen Kinder und winken lachend
herüber. Eine fast mediterrane Szenerie, nicht untypisch für einen Spätsommertag im vom Golfstrom erwärmten Südwesten.
Natürlich können auch Regenwolken die Küste umhüllen, manchmal
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Saftige Weiden, sanfte Hügel, von Hecken durchzogen: So kennt man die „grüne Insel“
en Autos auf den Straßen? Was mit
italienischen, chinesischen oder französischen Restaurants, Coffee-Shops,
Internet-Cafés oder Software-Fir-
men, die es fast überall genauso gibt
wie Steinmauern, grüne Hecken und
friedlich weidende Schafe? In den
vergangenen zehn Jahren hat sich auf
Wolken auf,
Spot an: Wie ein
riesiger Scheinwerfer taucht die
Abendsonne den
Hafen in Dingle in
prächtige Farben
der grünen Insel einiges verändert.
Mit EU-Geldern gefördert, erlebte
das einstige Agrar-Land einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung zur
modernen Dienstleistungsgesellschaft. Viele gut ausgebildete Iren
kamen sogar aus dem Ausland zurück,
weil sie in der Heimat neue Arbeitsplätze fanden – in Branchen, die es in
Irland früher gar nicht gab.
VON DER FARM
IN DEN SATTEL
Dem ehemaligen irischen Radprofi
Sean Kelly hätte Mitte der 70er Jahre
wohl ein ärmliches Leben auf dem
Bauernhof seiner Eltern geblüht,
wenn er der ländlichen Enge und Arbeit nicht auf den schmalen Reifen
entkommen wäre. „Mit 15 fuhr ich
meine ersten Rennen“, erzählt er,
„was den angenehmen Nebeneffekt
hatte, dass ich dann am Wochenende
nicht auf dem Hof arbeiten musste.“
Für die Aussicht, eines Tages als Radprofi durch die ganze Welt zu reisen,
tauschte Kelly die bäuerliche Mühsal
gerne gegen die Plackerei auf dem
Rad. Drei Jahre später, 1977, bekam er
seinen ersten Profivertrag im belgischen Team Flandria. Damals lebte er,
genauso wie sein Landsmann und
Profi Stephen Roche, bereits in
Frankreich, später 15 Jahre in Belgien.
„Auch heute noch gehen die Nachwuchsfahrer aus Irland meist nach
Belgien, weil sie dort mehr Konkurrenz finden, an der sie sich messen
können“, erklärt Kelly und betont,
dass es nicht der Regen oder die
Straßenverhältnisse gewesen seien,
die ihn während seiner aktiven Karriere aus der Heimat vertrieben. „Im
Gegenteil – hier konnte ich aufgrund
des milden Klimas das ganze Jahr über
trainieren; Regen ist doch nur
schlimm, wenn die Temperatur unter
fünf Grad sinkt, was aber selbst im Januar nur selten der Fall ist.“ Vielleicht
war es gerade das stete Wintertraining, für dass Kelly jedes Jahr wieder
für einige Monat nach Irland kam, das
ihn so fit in die Saison starten ließ:
Siebenmal konnte er die Fernfahrt
Paris-Nizza gewinnen. Kelly, der
mittlerweile wieder in seinem Hei-
matort Carrick-on-Suir im Südosten
der Insel lebt und dort ein FitnessCenter betreibt, ist dem Rennsport
noch immer sehr verbunden: Er trainiert mehrmals pro Woche und kommentiert Radrennen für den Fernsehsender Eurosport.
Betritt Irlands Rad-Legende einen
Pub, erkennt ihn auch heute noch fast
jeder, trotz starker Konkurrenz populärer Sportarten wie Hurling – eine
Mischung aus Fußball und Hockey –
und Football. Für Mike Corkery war
Kellys Vorbild einer der Gründe, sich
ein Rennrad zu kaufen. Fast jeden Tag
und bei jedem Wetter fährt der Filialleiter eines Supermarktes in Kenmare
rund 20 Kilometer von seinem Wohnort, einem Fischernest an der Nordküste der Halbinsel Beara, mit dem
Rad zur Arbeit – Training für sein
sportliches Ziel im September. Dann
will beim „Lost Sheep Triathlon“
starten, der ganz in der Nähe seines
Häuschens über den berüchtigten
Healy-Pass führt.
Der Bau des Passes, der sich mit
atemberaubenden Ausblicken durch
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die karg-grünen Caha-Berge im Inneren der Beara-Halbinsel windet,
zog sich über mehr als hundert Jahre
hin. 1845 bis 1848, in den Jahren der
großen Hungersnot, bot die Maloche
am Pass Lohn und Brot für verarmte
Bauern. Die Arbeit an den steilen
Berghängen forderte jedoch so viele
Stein gewordene Mühsal am Healy-Pass:In der Straße durch die Bergeinsamkeit steckt viel
Handarbeit – ihr Bau dauerte mehr als 100 Jahre und kostete einige Menschen das Leben
Irland oder
Tropen? Beides!
Wärme und
Feuchte, die der
Unfallopfer, dass man den Bau
zunächst einstellte. Erst 1931 wurde
die Straße unter Leitung des Ingenieurs Timothy Healy vollendet.
Golfstrom aus
den Tropen
bringt, lassen
Palmen wachsen
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PASS-LEGENDEN
Radler, die abends im Pub die geplante Überquerung des Healy-Passes
ankündigen, ernten respektvolle Anerkennung; es erhebt sich aber auch
die eine oder andere warnende Stimme. Na ja, wahrscheinlich ist noch keiner der Guinness-Trinker mit dem
Rad weiter als bis zum nächsten Pub
geradelt, geschweige denn auf den
Healy-Pass. Erfahrene Pässe-Radler
werden vergeblich auf giftige Rampen oder lange, kräftezehrende Anstiege warten. Die maximale Steigung
klettert kaum über die Fünf-ProzentMarke, und etwa 400 Meter über dem
Meer ist auch schon die Passhöhe erreicht. Doch wen interessieren in dieser Landschaft schon Höhenmeter
und Steigungsprozente auf dem RadComputer? Wo es viel eher den Anschein hat, als könnten jeden Moment
Feen oder Zwerge aus einer irischen
Legende hinter moosgrünen Hecken,
aus grauen Felsnischen oder unergründlich schwarzblau funkelnden
Seen auftauchen.
Filialleiter Mike scheint fast ein
wenig enttäuscht, dass am Healy-Pass
nichts Spektakuläres, Unerwartetes,
extrem Schwieriges oder wenigstens
Lustiges passierte – nicht mal einen
Plattfuß gab es, nur ein kurzer Schauer ging nieder. Wenn Radler sich dann
später von den Erlebnissen erzählen,
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dichten sie die Berge schnell mal ein
paar Fuß höher, das Unwetter ein
klein wenig dramatischer und den
aufkommenden Hungerast ein bisschen schlimmer. Das hat nichts mit
Lügen zu tun, allenfalls mit Flunkern.
Ausführlich zu erzählen, zu dichten,
Erlebnisse episch zu schildern – und
dabei das verdiente Kompliment über
die Einzigartigkeit der Landschaft
nicht zu vergessen –, das gehört einfach zum irischen Miteinander. Der
Zuhörer wird die Schilderung mit
ebenso vielen Anekdoten, teils bizarren Geschichten und Geheimtipps
erwidern und der vollbrachten Leistung Respekt zollen.
Mehr als nur Respekt über die vielen Radler-Kilometer empfindet
wohl der alte Mann mit Tweedmütze
in seinem Weiler in den Slieve Mish
Mountains, der am Wegrand vor seinem Haus Brombeeren fürs Abendbrot pflückt: Als er hört, dass die Radler vom Hafenstädtchen Dingle aus
einmal halb herum um die gleichnamige Halbinsel gefahren sind, bekreuzigt er sich reflexartig. Seine Vorstellungskraft scheint dafür kaum
auszureichen. Erst nachdem er sich
über Herkunft, Ziel und Grund der
Reise genau informiert hat, gibt er das
Geheimnis des weiteren Wegverlaufs
preis – und den Rennradfahrern
Gottes Segen mit auf den Weg.
Seine Warnung vor der „extremen
Steilheit“ der nächsten Kilometer ist
diesmal aber ernst zu nehmen: Ohne
Serpentinen führt die Straße nach
oben, der Steigungsmesser klettert
stellenweise fast auf 20 Prozent und
die Höhe von Meeresniveau schnell
auf 300 Meter. Das ist zwar absolut
gesehen nicht viel, doch auf der 100
Kilometer langen Dingle-Route summieren sich die Anstiege auf mehr als
1.200 Höhenmeter. Auf der ebenso
steilen Abfahrt öffnet sich der Blick
auf die Südseite der Landzunge von
Dingle, die wie ein schachbrettartig
gemusterter Teppich aus verschiedenen Grüntönen in den Atlantik ragt.
In der Ferne leuchtet ein Sandstrand.
Im gleißenden Sonnenlicht wirkt der
fünf Kilometer lange Inch-Beach fast
fremdartig, als gehöre er nicht auf
diese Insel. 1970 war er Naturkulisse
im Hollywood-Film „Ryan’s Tochter“ und zeigte aller Welt eine feinsandige Schönheit, die man eher unter südlicher Sonne vermutet. Heute
herrscht Ruhe am Strand: Wenige Kite-Surfer fliegen an ihren Schirmen
über die Wellen der Bay, ein paar Spaziergänger schlendern den InchBeach entlang, ein Unerschrockener
badet. Im Strandrestaurant verkündet
eine Inschrift: „Von weit bin ich gekommen, würd’ so gern noch verweilen, muss aber weiter – ‘oh Inch, must
I leave you...“ Radler mit Zielort
Dingle müssen nicht gleich weiter –
bis dorthin wartet nur noch ein überschaubarer Weg. Zeit für ein Bier und
einen kleinen Plausch über dramatische Radler-Geschichten.
War schon Hollywood-Filmkulisse: der Inch-Beach
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Gibt’s an fast jeder Ecke:
INFOS
Bed-and-Breakfast-Quartiere
ZUR ORIENTIERUNG
Die Republik Irland zählt mit 3,6 Millionen
Einwohnern auf etwas mehr als der Fläche
Bayerns zu den am dünnsten besiedelten
Ländern Europas. Die Halbinseln Dingle,
Iveragh und Beara bilden die nördlichsten
drei der fünf südwestlichen Ausläufer Irlands, die wie Finger in den Atlantik ragen.
Sie sind den Grafschaften Cork und Kerry
zugeordnet. Besonders die größte Halbinsel, Iveragh, zieht im Sommer viele Touristen an, die auf dem „Ring of Kerry“ die
Küste umrunden. Radler sollten deshalb
auf ruhigere Straßen im Inneren von Iveragh und auf den angrenzenden Halbinseln ausweichen. Dingle, Hauptort der
gleichnamigen Halbinsel und Ausgangspunkt für zwei unserer Touren, liegt geschützt in einer Bucht mit Naturhafen. Unser zweiter Standort Kenmare liegt in der
Bucht zwischen Iveragh und Beara.
Bunte Fassaden
setzen auch an
tristen Tagen
heitere Akzente
BESTE REISEZEIT
Steter Westwind treibt die Wolken vom
Atlantik gegen die irische Küste, wo sie in
den Bergen kräftig abregnen. Ebenso
schnell bläst der Wind den Himmel aber
auch wieder frei. Wetterfeste Kleidung
gehört immer ins
Gepäck. Südwest-Irland wird
vom warmen
Golfstrom verwöhnt, der das
Klima mäßigt: Im
Hochsommer
wird es nur selten
wärmer als 25 Grad, im Winter gibt es fast
nie Frost. Juli und August sind die wärmsten Monate, allerdings verstopfen dann
viele Autos die Straßen und es regnet häufiger als im Mai, Juni und September, den
besten Monaten für einen Besuch.
TOUREN-CHARAKTERISTIK
Die Küstenstraßen wellen sich sanft entlang einsamer Meeresbuchten oder steiler
Klippen. Im bergigen Inneren der Halbinseln ist von moderaten, längeren bis hin zu
knackig-kurzen Anstiegen alles geboten.
Vorsicht: Schlaglöcher oder Schafe können unversehens zum Anhalten oder Ausweichen zwingen. Der meist raue Asphalt
erschwert das Vorankommen; dicke Reifen (mindestens 25 Millimeter) und doppeltes Lenkerband nehmen ihm die Ruppigkeit. Manche Straßen sind so schmal
wie ein Auto breit; zum Überholen und
Ausweichen bleibt nicht viel Platz. „Loose
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chippings“, scharfkantiges Geröll, kann in
Kurven zur Gefahr werden und lässt pannensichere Reifen angeraten sein. Die
Größe der Straßen lässt sich nicht immer
aus ihrer Bezeichnung ableiten; wenn
möglich, sind Regional Roads (Abkürzung
R) und Nebenstraßen den National Roads
(N) vorzuziehen, die mangels Autobahnen
oft den gesamten Fern- und Schwerverkehr aufnehmen müssen.
ALLGEMEINES
2002 führte auch Irland den Euro ein; der
direkte Preisvergleich fördert nicht immer
Erfreuliches zutage: Ein Menü ohne
Getränke schlägt schnell mit 30 Euro zu
Buche, ein Guinness kostet im Pub um die
vier Euro. Auch wenn es die Iren nicht gerne hören – das Land ist britisch geprägt:
Man fährt links und misst vielerorts immer
noch in Meilen (eine Meile entspricht rund
1,6 Kilometer), Feet, Inch, Gallons und Zoll.
Englisch hat als Alltagssprache die
ursprüngliche iro-keltische Sprache
Gälisch/Irisch verdrängt. Nur in den Gaeltacht-Gebieten sprechen die Bewohner
noch Irisch, offiziell zweite Amtssprache.
Dingle und der westliche Teil Iveraghs
gehören dazu. Schilder können verwirren,
wenn sie in entlegenen Gebieten nur den
gälischen Namen nennen. Kommt ein Mix
von Kilometer- und Meilenangaben hinzu,
kann die Verwirrung komplett sein.
ANREISE
Flugzeug: Preislich und zeitlich am günstigsten: Ryanair (Telefon 01 90/17 01 00;
www.ryanair.com) verbindet den Flughafen Kerry (bei Faranfore) direkt mit Frankfurt-Hahn (ab etwa 120 Euro, Hin- und
Rückflug, Preise schwanken jedoch stark;
Fahrradmitnahme 50 Euro, unbedingt vorher buchen!). Dingle und Kenmare sind
vom Flughafen Kerry per Bus (www.buseireann.ie) oder Taxi zu erreichen. Die Fahrradmitnahme in den Bussen hängt allerdings vom Platz ab und wird nicht vorher
zugesagt. Aer Lingus ( Telefon 01 80/5 97
59 00; www.aerlingus.ie) fliegt Dublin
direkt an und Shannon mit Umsteigen in
Dublin und/oder London von Frankfurt/
Main, München, Düsseldorf und Berlin;
hin und zurück ab ca. 160 Euro, Fahrradmitnahme 40 Euro, muss angemeldet werden. In der Hauptsaison gibt es auch Char-
Die Strecken auf der Beara-Halbinsel führen durch die
romantischen Täler der Caha-Berge
terflüge nach Shannon und Cork. Bus: Umweltfreundliche Alternative für die Anreise
aus dem westdeutschen Raum in der
Hochsaison bei Highländer Aktivreisen,
(Köln – Dublin 235 Euro mit Rad, Telefon
02 21/ 7 60 99 70; www.highlaender.de).
Auto: Direkt nach Cork beispielsweise mit
Brittany Ferries in rund elf Stunden von
Rosscoff in Nordfrankreich (www.brittanyferries.com; rund 300 Euro für zwei Personen inklusive Pkw im September, ohne
Kabine). Bahn: nicht zu empfehlen.
UNTERKUNFT
Überall zu finden: Bed-and-Breakfast mit
ordentlichen Zimmern, gutem Frühstück
und oft Familienanschluss. Preise zwischen 20 und 60 Euro pro Person im Doppelzimmer; Einzelreisende zahlen Zuschläge. Mehrere Verbände, zum Beispiel
das Tourist Board, geben Verzeichnisse
heraus und gewährleisten einen Mindeststandard. Weitere preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten: Jugendherbergen
„An Oige“ (8 bis 12 Euro) und Campingplätze sowie Farmhouses (Bauernhöfe),
Guesthouses (Pensionen) und CountryHomes (Landhäuser). Hotels gibt es ab 50
bis 240 Euro pro Nacht.
ESSEN UND TRINKEN
Guinness kennt auch in Deutschland fast
jeder. Wem der kräftige, herb-würzige Geschmack zu intensiv ist, sollte das „dunkelblonde“ Kilkenny probieren. Außer Bier
trinken die Iren gern Cider, ein leicht alkoholhaltiger, moussierender Apfelsaft. Gut
für Radler: Das Frühstück ist so deftig,
dass es fast den ganzen Tag vorhält: Toast
und Chips (Pommes Frites) mit gebratenen
Würstchen und Speck, Rührei, Baked
Beans (Bohnen mit Tomatensoße) und
Black Pudding (Blutwurst). Besser für
Vegetarier: Porridge (Haferbrei). Abends
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INFOS
ANS WESTLICHSTE ENDE EUROPAS
kann man den Hunger am billigsten an Fish-andChips-Buden stillen. Gut und relativ preiswert ist
auch das Essen im Pub, zum Beispiel das Nationalgericht Irish Stew, ein Eintopf aus Kartoffeln,
Weißkohl, Lammfleisch und Karotten. Restaurants an der Küste bieten Fisch und Meeresfrüchte wie Garnelen oder Hummer – teuer! Dingle:
„Out of the Blue – Seafood only Restaurant“, Waterside, Tel. 0 03 53/(0) 66/915 08 11. Tischreservierung empfehlenswert. Kenmare: „The Horseshoe“; www. neidin.net/horseshoe. Gemütliche,
traditionelle Kneipe mit herzhaftem Barfood.
Pub-Kultur:
Pint, Plausch
und „Smoke“.
FAHRRAD-SERVICE
In Dingleund Kenmare
gibt es für Rennräder
kaum brauchbaren Service. Ersatzteile wie
Schrauben sind oft nur
in Zollmaßen und überteuert erhältlich – das
Nötigste von zu Hause
mitnehmen! Minimale Versorgung in Dingle bietet: Paddy’s Bicycle Hire, Dykegate Lane, Telefon
0 03 53/(0) 66/ 9 15 23 11
59 Kilometer, 400 Höhenmeter, maximal vier Prozent Steigung
Dingle – Ventry – Fahan – Dunquin – Ballyferriter – Murreagh –
Feohanagh – Ballinloghig – Dingle
Die Westspitze der Dingle-Halbinsel ist gespickt mit landschaftlichen und kulturgeschichtlichen Attraktionen. Die Route ist leicht
zu finden: einfach der Beschilderung „Slea Head Drive“ folgen.
Dingle am Hafen vorbei in westlicher Richtung verlassen, am
Kreisverkehr links, die Milltown-Brücke überqueren. Links der
Beschilderung auf die R 559 Richtung Ventry (gälisch: Ceann Trá)
folgen. Weiter bis Fahan, vorbei am Dunberg Promontory Fort, einer Befestigungsanlage aus der Eisenzeit, und den bienenkorbartigen Beehive-Huts, die Mönchen als Behausung gedient haben
könnten. Nahe Slea Head wird die Landschaft wilder; bis Dunquin
(Dún Chaoin) gibt es imposante Ausblicke auf die vorgelagerten
Blasket Islands. In Dunquin Richtung Ballyferriter (Baile an Fheirtéaraigh). Von hier lohnt ein Abstecher in den Nordwestzipfel der
Halbinsel, etwa nach Smerwick Harbour. Wer geradeaus durch
Ballyferriter weiter fährt, folgt links dem Schild „Slea Head Drive“
Richtung Murreagh (An Mhuiríoch). Von hier aus weisen Schilder
den Weg zum berühmten frühchristlichen Gebetshaus Gallarus
Oratory. Von dort kann man, wieder zurück auf der R 559, den
Schildern zur Meerenge Brandon Creek folgen, zu der man über
Murreagh und Feohanagh (An Eheothanach) gelangt. Von dort
Den Qualm hat
aber wer will
alten Iren das
Pub verwehren?
INFORMATIONEN
In Deutschland: Irische Fremdenverkehrszentrale, Gutleutstraße 32, 60329 Frankfurt/Main,
Telefon 0 69/66 80 09 50; www.irland-ferien.de;
Gaeltacht Irland Reisen: Telefon 0 28 41/
93 01 11; www.gaeltacht.de.
In Irland: Go Ireland, Killorglin, Co. Kerry. Beratung, auf Wunsch Tourenbegleitung, Buchung
von Unterkünften. Telefon 0 03 53/(0) 66/
9 76 20 94; www.govisitireland.com;
Cork/Kerry Tourism – gibt den Radführer heraus.
Telefon 0 03 53/21/ 4 25 51 00; www.corkkerry.ie
Internet-Portale: für Dingle: www.dodingle.com;
Mietwagen-Datenbank etc.: www.irish-net.de
KARTEN UND LITERATUR
Karten: Überblick:„Ireland South, Holiday
Map“, 1: 250.000. Ordnance Survey,
ISBN 1-901496-90-2; 9,90 Euro;
Detail: „Discovery Series“, 1: 50.000. Nummern
70, 71, 78, 83, 84. Ordnance Survey, je 7-9 Euro;
Reiseführer: Vis á Vis „Irland“. Schön und
umfassend. Dorling Kindersley 2003,
ISBN 3-92804-428-1; 20,90 Euro;
Bernhard Irlinger: „Die schönsten Radtouren,
Irland“. Bruckmann 2002, ISBN 3-7654-3666-6;
16,90 Euro;
Literatur: Gabrielle Alioth: „Irland – Eine Reise
durchs Land der Regenbogen“. Unterwegs mit
der Sagengestalt Finn Mac Cool. Sanssouci
2003, ISBN 3-7254-1273-1; 14,90 Euro;
Heinrich Böll: „Irisches Tagebuch“. dtv 1961,
ISBN 3-4230-0001-5; 6 Euro
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Sanft schlängelt
sich das schmale
Sträßchen entlang der Klippen
am Kap Slea Head
aus soll dem Mönch Brandon im 6. Jahrhundert die Überfahrt
nach Amerika in einem mit Leder bespannten Boot geglückt sein;
ein Denkmal erinnert daran. Am Fuß des Brandon Mountain wendet sich die Straße wieder scharf Richtung Süden und führt fast
geradeaus nach Dingle Town (An Daingean) zurück.
ÜBER DEN CONNOR-PASS
ROUTEN
die EU verboten,
2
100 Kilometer, 1.220 Höhenmeter, maximal 20 Prozent Steigung
Dingle – Connor-Pass – Stradbally – (Castlemain) – Aughacasla –
Camp – Clahane – Castlemaine – Boolteens – Fybagh – Inch –
Anascaul – Lispole – Dingle
Dingle direkt aus dem Zentrum in nordöstlicher Richtung verlassen. Der Connor (Chonair)-Pass ist ausgeschildert; mit maximal
zehn Prozent klettert die Straße zur knapp 500 Meter hohen Passhöhe, die man nach etwa fünf Kilometern erreicht und die tolle
Ausblicke auf Ozean, Berge und Seen bietet. Rechts und links
säumen dann bergab Granitfelsen den Weg, von denen Wasserfälle hinabstürzen. Unten liegt weitläufig die Brandon Bay mit ihrer nach Norden auslaufenden Landzunge und ihrem hellen
Sandstrand. Nach der Abfahrt rechts halten, die nächsten Kilometer führen sanft gewellt nach Stradbally. Dort bietet sich zum
Lunch ein drei Kilometer kurzer Umweg über den beschaulichen
Urlaubsort Castlegregory an – dazu erst geradeaus, dann scharf
links auf die R 560 abbiegen. Von Castlegregory den gleichen Weg
ein Stück zurück, weiter Richtung Osten. An Camp vorbei bis kurz
vor Blennerville, wo man an einer scharfen, unübersichtlichen
Linkskurve – gekennzeichnet als „Accident Black Point“, unfallträchtige Stelle – die Hauptstraße nach rechts verlässt. Auf sehr
unscheinbaren, schmalen Wegen erst rechts, gleich wieder links;
nach drei Kilometern geradeaus (schwer zu finden – notfalls fragen). An der nächsten Kreuzung rechts Richtung Süden abzweigen in eine leicht zu übersehende Straße (ohne Wegweiser). Das
kaum befahrene, bis 20 Prozent, im Schnitt sieben Prozent steile
Sträßchen führt über die Slieve Mish Mountains nach Castlemain.
Von dort ist der Weg über Inch und Anascaul – kurz davor links abbiegen – entlang der Südküste nach Dingle kaum zu verfehlen.
KILLARNEY NATIONALPARK
3
CHRISTIAN ROLLE; HOLZKIRCHEN
Es grünt so grün: Urwald bei Glengarriff auf der Halbinsel Beara
90 Kilometer, 877 Höhenmeter, maximal zehn Prozent Steigung
Kenmare – Templenoe – Blackwater Bridge – Gap of Dunloe –
Beaufort – Killarney – Muckross – Kenmare
Die Tour durch das Herz Kerrys verbindet kahle Berge und liebliche Seen, die von dichten, tropenartigen Wäldern umgeben sind.
Kenmare am nördlichen Ortsausgang verlassen und nach der Esso-Tankstelle links abbiegen auf die N 70 Richtung Sneem. Nach
zwölf Kilometern auf dem verkehrsreichen „Ring of Kerry“ an der
Blackwater-Bridge rechts ab ins Tal des Blackwater River. An der
nächsten großen Kreuzung rechts auf die R 568 – ihr Richtung
Moll’s Gap folgen. Kurz davor, nach dem Barfinnihy Lake, scharf
links auf eine wesentlich schlechter ausgebaute Straße biegen,
Richtung Black Valley. Durchs Tal des Owenreagh Rivers hält man
auf den mit über tausend Metern höchsten Berg Irlands zu, den
Carrauntohill in den MacGillcuddy’s Reeks. Entlang eines Stücks
der Ring-of-Kerry-Cycling-Route führt der Weg weltabgeschieden
durch karges Gebirge. Nach einer Jugendherberge rechts steil
bergauf zum Gap of Dunloe, einem dramatisch engen Tal, das für
den Autoverkehr gesperrt ist. Die schlechte Straße ist stellenweise nur von Schotter bedeckt. Die Landschaft belohnt die Strapaze, von der man sich in Kate’s Kearny’s Cottage am Ende des Tals
erholen kann. Von dort geht es über Beaufort, hinter dem man
rechts auf die N 72 biegt, in den Trubel des Touristenorts Killarney,
den man Richtung Nationalpark verlässt. Auf der N 70 erreicht
man auf langgezogenen, aber nicht besonders steilen Anstiegen
den wohl bekanntesten Aussichtspunkt Irlands, Ladie’s View, von
dem der Blick über eine eiszeitliche Seenkette schweift. Das 250
Meter hohe Moll’s Gap überqueren und zurück nach Kenmare.
RING OF BEARA – HEALY-PASS
4
85 Kilometer, 870 Höhenmeter, maximal fünf Prozent Steigung
Kenmare – Tuosist – Bunaw – Lauragh – Healy Pass – Adrigole –
Trafrask – Glengarriff – Bunane – Kenmare
In Kenmare die Henry Street hinauf und über die Brücke Richtung
Castletown Bearhaven auf die N 71. Von ihr kurze Zeit später nach
rechts in die R 571 Richtung Tuosist biegen
(Schild „Ring of Beara“).
Kurz vor Tuosist geht es
ein Stück weiter auf der
immer schmaler werdenden, farngesäumten R
573 entlang der Küste
zum beschaulichen Kilmakilloge Harbour (Einkehrmöglichkeit). Links
an der Kreuzung Richtung Kenmare/HealyPass fahren, bei Lauragh links den Schildern zum Pass auf die
R 574 folgen. Nach der anfangs äußerst kurvigen, gefährlichen
Abfahrt links auf die R 572nach Glengarriff. Eine Sehenswürdigkeit dort ist Garinish Island, eine Insel mit exotischen Pflanzen in
mediterran-subtropischen Gärten. Hinter Glengarriff links zur
N 71, vorbei an üppigen Eichen- und Pinienwäldern und durch ein
Flusstal mit reicher Vegetation. Kurvenreich und durch mehrere
Tunnel führt die Straße über die Bergkette zurück nach Kenmare.
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Nie ausgeschlossen: Tierische
Begegnungen
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