Rasseporträt Französische Bulldogge
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Rasseporträt Französische Bulldogge
Rasseporträt Französische Bulldogge Ein sehr großer und hochbeiniger Bully Die Französische Bulldogge ist ein kleiner Begleithund, der in letzter Zeit immer mehr Herzen erobert. Er ist ein freundlicher, lebhafter Mini-Molosser, der mit seinem kurzen Fell sehr pflegeleicht ist. Die ideale Bulldogge ist lebhaft, aber nicht überdreht, freundlich und gesellig, aber nicht aufdringlich, mutig und etwas eigensinnig, aber nicht größenwahnsinnig, durch ein gesundes Selbstbewusstsein wachsam ohne ein Kläffer zu sein, in der Regel ohne besondere Jagdpassion. Wohlerzogen und aus seriöser, gesunder und wesensfester Zucht kann der Bully selbstsicher auch als kleiner, „großer“ Hund viele Jahre seinen Menschen erfreuen. Aufgrund seiner handlichen Größe ist der Bully auch gut in einer Wohnung oder der Stadt zu halten. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch hier Rassevertreter gibt, die viel Auslauf und geistige Auslastung brau- 1 der absolut-hund report • 4 / 2011 chen. Es gibt die gemütlichen Bullys, aber auch unerschöpfliche, agile Hunde, die den großen Rassen kaum nachstehen. Mitunter kann auch der kleine Bully seine Vorfahren, die großen Bullenbeißer und Doggen nicht verbergen. Er ist niemals unsicher oder ängstlich und stellt sich selbstbewusst neuen Situationen. Er wird auch oftmals als Geselle für den großen Wächter von Haus und Hof gehalten. Das mit dem Größenwahnsinn ist relativ ... Rasseporträt Der Bully gilt als großer Kinderfreund. Natürlich muss wie bei allen anderen Rassen auch hier auf sorgfältige Annäherung geachtet werden. Aber dieser kleine Hund auf Augenhöhe hat Dank seiner hohen Reizschwelle ein unglaubliches Nachsehen für etwas gröbere Ausrutscher. Aber Vorsicht! Harmonieren Kind und Bully zu sehr, potenzieren sich die Streiche und Blödsinnigkeiten auf ein Vielfaches. Der Bully kann sehr gelehrig sein, es gibt aber auch recht sture Vertreter der Rasse, die erst über den Sinn der Befehle nachzudenken scheinen. Erwartet letzten Jahrzehnte. Zu kurze Körper, zu kurze und zu enge Nasen brachten viele Vertreter dieser wunderbaren Rasse in die Nähe der Qualzucht, ja sehr viele Hunde können ihr Leben ohne korrigierende Operationen oder Schäden am Skelett nicht genießen. Diesen Trend gilt es unbedingt abzuwenden. Daher gibt es schon viele Züchter, die diese Rasse auch ohne Einkreuzung, wie es bei anderen Bulldog-Rassen schon vorgekommen ist, wieder vitaler und robuster züchten. Frei nach dem Motto: Wir machen den Bully erst wieder gesund und dann wieder hübsch. Wobei hübsch sicher- Unter den Bullys gibt es die gemütliche Variante, aber auch sehr agile Hunde, die den großen Rassen in nichts nachstehen man einen wirklich unterwürfigen Hund, wird man mit einem Bully auf Dauer weniger glücklich werden. Doch mit liebevoller Konsequenz und einer Menge Geduld kommt man auch hier bald zum Ziel. ABER: Die Intelligenz dieses Clowns darf man besonders dann nicht unterschätzen, wenn er auf Umwegen an sein erwünschtes Ziel kommen will. Manche Vertreter sind hier wirklich sehr einfallsreich und raffinierte Nervensägen. Gerade diesen „selbstbewussten Ungehorsam“ schätzen und lieben die Fans dieser Rasse so sehr. Die Zucht ist auch hier ihre seltsamen Wege gegangen und viele Hunde des Bulldogtyps leiden unter der extremen Übertypisierung des Standards der Der internationale Standard beschränkt das Gewicht der Bulldoggen auf 14 kg. Einige Zuchtvereine dulden aber eine obere Abweichung von circa 15 %. Diese Toleranz ist auch wichtig, da die etwas größeren Tiere häufig weniger Einschränkungen in ihrer Gesundheit haben, sofern das erhöhte Gewicht sich nicht nur auf breitere Köpfe und Schultern bezieht. Das beginnt mit der Fähigkeit der natürlichen Zeugung und Geburt und endet mit weitaus weniger Beschwerden der Atemwege und des Skelettes (www.gesunde-bulldoggen. de/). Gesunde Tiere aufgrund von geringer Gewichtsüberschreitung nicht zur Zucht zuzulassen, wäre aufgrund der momentanen Situation der Bulldoggen töricht. lich auch eine subjektive Einstellung ist, der FCI-Standard auch längere Nasen und Ruten zulässt (www.deichbullys.de). Ihn zu ändern ist nicht notwendig, wie es bei den Englischen Bulldoggen der Fall war (www.bulldogge.de). Ihn korrekt zu lesen und im Sinne des Tierschutzes richtig zu interpretieren und auch auf Ausstellungen zu bewerten allerdings schon. Ein gesunder Bully macht einfach nur Spaß, dieser Rasse wohnt so eine unbändige Lebensfreude inne, dass es einfach eine züchterische Todsünde ist, gewisse erbliche Krankheiten zu tolerien bzw. diesen nicht massiv und mit aller Konsequenz entgegenzutreten. Aus derartiger Unzucht sind ganze 4 / 2011 • der absolut-hund report 2 Rasseporträt veterinärmedizinische Fachrichtungen entstanden (www.kleintierklinik.unileipzig.de/). Wer genau darüber nachdenkt, erkennt schnell das Groteske auf Kosten jedes einzelnen, betroffenen Tieres und den leidenden Besitzern, die dahinterstehen. Was man auch nicht außer Acht lassen darf, ist die Tatsache, dass der Bully in den letzten Jahren vom Schmusehund zu einem echten Begleiter für die ganze Familie herangezogen wurde, d. h., er muss ganzjährig als Hund und nicht nur als skurriles, übertypisiertes Maskottchen funktionieren. Der Bully ist quasi vom Sofa ins Leben gesprungen mittlerweile robuste Sportler, die auch die Begleithundeprüpfung absolvieren. Hunde, die Sommer wie Winter ihre Leistung bringen und nicht bei 18 Grad in den Schatten getragen werden müssen. Wer sich verschiedene Zuchthunde ansieht, wird schnell erkennen, dass es sowohl den gedrungenen Showbullys als auch die etwas größeren, schlankeren Allround-Bully-Hunde gibt. Gesund und munter können sicherlich beide sein, letztendlich entscheidet der persönliche Geschmack und die Erwartung, die man an Freund Hund stellt. Diesen kann das Tier nur gerecht werden, wenn Körper und Wesen gesund harmonieren. Wie alles im Leben, hat auch diese Entwicklung zwei Seiten. Es nutzt dem Hund nichts, wenn er den sportlichen Körper, aber den Atemapparat des kurAuf einen ausgebildeten Nasenrücken der Elterntiere sollte man vor dem Kauf eines Bully-Welpen unbedingt achten und genießt dieses in vollen Zügen, wenn er darf und kann. Dies sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die jeder einzelne Züchter in der Hand hat! Wenn man sich ein bißchen in der Zucht der Bullys umschaut, findet man 3 der absolut-hund report • 4 / 2011 zen Standardbullys, schlimmstenfalls mit richtig agilem Charakter, erbt. Dann steckt Freund Hund mit einem Geist in einem Körper, den gewisse Organe nicht bedienen können. Eine ganz neue Perspektive der Qualzucht! Daher gehört die Zucht der Bulldoggen wirklich nur in sehr erfahrene und aufgeschlossene Hände (http://petwatch.blogspot. com). Achten Sie daher immer auf einen gut ausgebildeten Nasenrücken der Elterntiere, wenn Sie sich für einen Welpen der kurzköpfigen Rassen interessieren. Es ist bewiesen, dass eine ausreichende Thermoregulierung (http://petwatch. blogspot.com) über die Hundenase mit allzu kurzem Gesicht nicht möglich ist, diverse Tierärzte empfehlen eine Länge von mindestens 4-5 cm. Ein gesunder Bully kann auch in der sommerlichen Mittagshitze geräuschlos seine kleine Gassirunde gehen, ohne sich permanent abkühlen zu müssen. Ein gesunder Bully hechelt, aber röchelt nicht. DAS ist normal, nicht diverse Empfehlungen, dass der Bully kein Sommerhund ist. Angemessene Bewegung bei Hitze ist nicht rasseabhängig, wenn die Klimaanlage, d. h. die Nase des Hundes ohne Einschränkungen funktioniert. Die Verfechter des übertriebenen Kindchenschemas werden sich mittelfristig umgewöhnen müssen, wenn der Bully nicht irgendwann doch auf die Qualzuchtliste rutschen soll. Wir hoffen sehr, dass der Bully die Wende schafft und uns noch lange als drolliger Freund erfreuen wird. Letztendlich muss der einzigartige Charakter der Bulldoggen überleben. Und das wird er, wenn die Liebhaber der Rasse es richtig anpacken. Züchter müssen Rückschläge als Chance für Erkenntnis und Verbesserung und nicht als Kritik und Versagen ansehen. Lasst den Bully leben, er hat es verdient! Text und Fotos: Claudia Fuhrmann www.deichbullys.de