Diana, die Göttin der Jagd und ihre Nachfolgerinnen

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Diana, die Göttin der Jagd und ihre Nachfolgerinnen
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Diana, die Göttin der Jagd und ihre Nachfolgerinnen
Dr. Sigrid Krieger-Huber
Was Artemis bei den Griechen, war Diana bei den Römern. Sie
übernahmen schon vor der Zeitenwende fast vollständig die
griechische Göttin Artemis als Diana in ihre römische Mythologie.
Diana mit Hunden und erlegtem Wild, Passauer
Porzellanmanufaktur um 1800; Foto: Dr. S. Krieger-Huber.
Diana, die Göttin der Jagd und der Wildnis, Herrin der Tiere, Beschützerin der Frauen und Mädchen, Helferin bei
der Niederkunft, wurde von den Römern auch Mondgöttin genannt und daher häufig mit der Mondsichel im Haar
dargestellt. Diana, die Tochter des Jupiter und der Latona und Zwillingsschwester des Apoll ist die jungfräuliche
Göttin, die mit Männern auf dem Kriegsfuß stand. Ausgerüstet mit Bogen und goldenen Pfeilen, begleitet von ihren
Hunden und den Nymphen, streifte sie als leidenschaftliche Jägerin durch die Wälder und ergötzte sich an der
Verfolgung der schnellen Hirsche.
Der Göttersohn Aktäon, von den Zentauren zu einem erfahrenen Jäger ausgebildet, rühmte sich, sein Handwerk
besser zu verstehen als Diana.
Während er mit seinen Hunden durch die Wälder jagte, überraschte er die entblößte Göttin beim Bad mit ihren
Nymphen. Wutentbrannt verwandelte Diana ihn in einen Hirsch und nahm ihn auch die Sprache, damit er sich
nicht rühmen konnte, sie nackt gesehen zu haben. Aktäon, den seine eigenen Hunde nicht mehr erkannten, wurde
daraufhin von diesen zerrissen. Als eine von ihren Priesterinnen den Tempel durch die Annahme des Besuchs
ihres geliebten Jünglings entweihte, bestrafte sie das ganze Land mit Pest und Seuchen, bis man ihr das
schuldige Paar zum Opfer brachte. In der Dichtung richtete die Göttin auch auf ungerechte Menschen ihre
schrecklichen Geschosse, sie erlegte diese mit verderblichen, Krankheit und Seuchen bringenden Pfeilen. Als
aber Diana die noch mächtigere Göttin Juno zum Streit aufforderte, sprach Juno: „Das Wild auf den Bergen kannst
du töten, aber nicht mit Mächtigeren streiten“. Sie nahm den Köcher von Dianas Schultern und schlug sie damit
auf beide Wangen, dass die Pfeile zur Erde fielen. Gleich einer furchtbaren Taube vor dem Habicht, floh die stolze
Göttin weinend und tief gedemütigt und lies ihren Köcher zurück.
Kultstätten für Diana fanden sich während der Kaiserzeit im gesamten römischen Reich. Zum Kult wurde auch ihre
Darstellung in der Kunst der letzten Jahrhunderte. Diana mit Köcher, Pfeil und Bogen, Hirsch und Hunden, man
findet sie als Skulptur in Versailles und in den fürstbischöflichen Parks von Würzburg oder Veitshöchheim , auf
Gemälden, Gobelins, Mosaiken, Münzen oder als Porzellanfigur.
Berühmte Maler aller Jahrhunderte widmeten ihre Werke der göttlichen Jägerin: Dürer, Bruegel, Renoir, Cranach,
Berühmte Maler aller Jahrhunderte widmeten ihre Werke der göttlichen Jägerin: Dürer, Bruegel, Renoir, Cranach,
Rubens, Tizian bis hin zu dem Wiener Zeitgenossen Ernst Fuchs. Unwillkürlich verbindet man den Namen „Diana“
mit der Jägerin, der Frau auf der Jagd. Die Jagd war ehemals vorwiegend ein höfisches Vergnügen. Darstellungen
und Berichte belegen, dass adelige Damen schon im frühen Mittelalter nicht nur die Beizjagd pflegten, sondern
auch auf Hirsch, Damwild, Hasen ,Kaninchen und sogar auf Wildschwein, Wolf und Bär jagten.
Von einigen Damen wird berichtet, dass sie bereits im ausgehenden Mittelalter und der Renaissance die Hetzjagd
aktiv ausübten. Karl der Große (768-814) jagte in Begleitung seiner im „Spreizsitz“ reitenden Gemahlin und seiner
6 Töchter auf Wildschwein und Auerochse. Anne de Beaujeu (1460-1522), französische Königin, liebte die
Wildschwein- und Wolfsjagd. Sie war eine hervorragende Reiterin und erfolgreiche Hundezüchterin. Ihre
berühmteste Schülerin war die schöne Diane de Poitiers (1499-1565), einflussreiche Maitresse von König Henri II
von Frankreich, besungen als „erste Jägerin von Frankreich“, die „ im gleichen Köcher Pfeile der Jagd und der
Liebe hatte.“. Er baute ihr das fantastische Jagdschloss Chenonceau an der Loire, wohin sie sich 1559 nach dem
frühen Tod ihres Geliebten zurückzog. Eine der berühmtesten Diana-Darstellungen ist das von einem
unbekannten Meister stammende Gemälde der makellos schönen Diane de Poitiers als Diana mit dem Hirsch.
Das Bett von Diane de Poitiers ersteigerte Prinz Charles für seine
erste Frau, Lady Di, der wohl berühmtesten Diana unserer Zeit.
Auch die florentinische Catharina de Medici (1519-1589),
Gemahlin von Henri II und Thronfolgerin nach dessen frühen Tod,
verbrachte viel Zeit mit Pferden, Hunden und der Jagd. Sie
machte in Frankreich den Damensattel populär und ritt mit bis zu
500 Herren beherzt auf den Hetzjagden. Von Anne Boleyn (
1501-1536), der unglücklichen zweiten Gemahlin von König
Diane de Poitiers (1499-1565) „erste Jägerin von Frankreich,
Andre Castelot "Les Chateaux de la Loire" Geneve 1981
Heinrich VIII von England wird berichtet, dass sie die Jagd mit
dem Bogen liebte.
Ihre Tochter, Königin Elisabeth I. von England (1533-1603), ritt noch 50-jährig jeden zweiten Tag auf die Jagd.
Königin Isabella von Kastilien (1451-1504), erste Königin Spaniens, soll nicht nur Hasen und Hirsche sondern
auch Wildschweine und gelegentlich sogar Bären erlegte haben. Eifrig jagte Liselotte von der Pfalz (1652-1722),
Schwägerin König Ludwigs XIV. und Verfasserin von ca. 60 000 Briefen. Viele ihrer Aufzeichnungen berichten von
der Jagd. Nichts bereitete ihr mehr Vergnügen, als ihren Schwager, der ihre urwüchsige Kraft schätzte, bei Wind
und Wetter beritten auf die Jagd zu begleiten. Die aufwändigen Prunk-Jagdkostüme der Damen des französischen
Hofs schaffte sie bald ab.
Die Zugehörigkeit zum Adelsstand war im Mittelalter
Voraussetzung für die Jagdausübung der Frau. Selbst Äbtissinnen
und Priorinnen gingen gelegentlich ihrer Jagdpassion nach. Von
allen Höfen Europas wird zu jeder Zeit über die Lust am Jagen
berichtet. Nahtlos geht die Liste der jagenden Dianen in die
Neuzeit über. Von ihnen seien ein paar bekannte Namen erwähnt.
Margarete Trappe (1884-1957), deutsch-britische Farmerin und
Großwildjägerin am Fuß des Kilimandscharo in Tansania, war
Inhaberin der Lizenz als Professional Hunter. Nach der Scheidung
von ihrem Mann und der Enteignung 1918 (Verlust der Deutschen
Ost-Afrika Kolonien) fast mittelllos, schaffte sie für sich und ihre
Familien durch professionelle Führung von Jagdgästen eine neue
Existenz auf der berühmte Momella-Farm.
Liselotte von der Pfalz ( 1652-1722) im Jagdkostüm,
Karen von Blixen–Finecke, (1885-1962) in Dänemark geborene
Schriftstellerin, war mit dem schwedischen Afrika-Großwildjäger
Baron Bror Blixen-Finecke verheiratet. Sie wurde nicht nur durch
ihre autobiografischen Afrika-Erlebnisberichte und zahlreiche
fantastische Geschichten bekannt, sondern auch durch den mit 7
Oskars prämierten Film „Out of Afrika“. Während 17 Jahre
bewegter, aber letztendlich missglückter Bewirtschaftung einer
Kaffefarm in Kenia schildert sie malerisch und eindrucksvoll in
Karen Blixen 1914 auf der Löwenjagd, Dinesen, Isak "Letters
from Afrika 1914-1931" Picador PAN Books, 1983
vielen ausführlichen Briefen an ihre Mutter und ihren Bruder
Tommy ihre Jagderlebnisse auf 20 verschiedene Wildarten,
darunter Leoparden, Löwen und Büffel. Ernest Hemingway zählte
sie zu den großen Frauengestalten ihres Jahrhunderts.
Natasha Illum Berg (geb. 1971), dänisch-schwedische Schriftstellerin, Enkelin des Tierfotografen und Jägers
Bengt Berg, ist derzeit die einzige Frau in Tansania mit einer Berufsjägerlizenz und als erste Frau Mitglied der
African Professional Hunters Association. Ihre Spezialität ist die Büffeljagd. Auch eine legendäre Wilderin sei
erwähnt, die der Not gehorchend und nicht aus Lust, aber durchaus mit Passion jagte:
Elisabeth Lackner (1845-1921) vulgo „die Flötenschlag-Staude“, war eine mutige, arme Almbäuerin aus dem
Zillertal. Um ihre 9 Kinder (von denen am Ende nur 2 überlebten) auf einem kargen, hochgelegenen
Bergbauernhof zu ernähren, kirrte sie die Gämsen am Berghang hinter dem Haus an und erlegte sie vom
Fensterbrett aus, sehr zum Ärger der fürstlichen Revierjäger. Das Jagen hatte sie von ihrem Vater gelernt. Die
Reihe der berühmten jagenden Frauen ist lang und reicht von Eleanor Roosevelt zu Marion Gräfin von Dönhoff bis
zur Königin Elisabeth II von England, die Liste der unbekannten Dianen ist endlos. Kaiser Albrecht I.(+1308 ) soll
gesagt haben „die Jagt gebür den Mannen, der Dantz den Weibern“. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Es gibt
viele jagenden Dianen, die ihr Handwerk geschickt verstehen, moderne Waffen trefflich gebrauchen und auch ihre
Pfeile gezielt setzen.
Heute beträgt der Frauenanteil der ca. 350.000 Jagdscheininhaber in Deutschland mehr als 10 %.
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