redaktioneller Teil

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redaktioneller Teil
www.lespress.de
l espress
D a s andere F r a u e n m a g a z i n
Fremde
Haut
Jasmin Tabatabai & Angelina Maccarone
Queerfilmfestivals 2005
oktober 2005, ausgabe 120 jahrgang 11
editorial/impressum
Guten Tag,
vielen Dank, liebe LespressleserInnen, fŸr Ihre schon jetzt gro§e Resonanz auf unser neues
Angebot, Lespress nun als e-Magazin anzubieten!
Ein erstes Fazit kšnnen wir schon ziehen:
Viele von Ihnen hŠtten gerne eine kleinere Datei, denn es stimmt, dass 7 MB ein 56k-Modem schnell rauchen lassen - wir arbeiten dran!
Das Layout muss nun auch in Zukunft etwas umgestaltet werden, denn in der Tat lasssen sich †berschriften, die Ÿber zwei Seiten laufen, nicht so gut auf dem Bildschirm lesen.
Auch das bauen wir gerade um.
Den Terminkalender werden wir ab November ausschlie§lich online zur VerfŸgung stellen, so dass €nderungen und ErgŠnzungen schneller als bisher gemacht werden kšnnen. Die
erste Version lŠuft schon in der Testphase, muss aber noch nach Ihren WŸnschen optimiert
werden. In Zukunft wird es dann z. B. mšglich sein, online direkt alle Parties in einem speziellen Postleitzahlenbereich anzeigen zu lassen - oder alle Sporterlinnentreffen oder alle
Lesungen, usw.
Schauen Sie einfach immer mal wieder vorbei auf unserer Website www.lespress.de!
Etliche Leserinnen mšchten nun aber weiterhin ein gedrucktes Heft bekommen - sei es,
weil sie ohnehin den ganzen Tag am Rechner sitzen, sei es, weil sie zuhause gar keinen Internetanschluss haben, oder sei es, weil Lespress sich am besten in der Badewanne liest ;-)
FŸr Sie entwickeln wir ebenfalls eine Lšsung, die allerdings wahrscheinlich erst im
nŠchsten Jahr umgesetzt werden kann. Bis dahin ist Lespress fŸr alle kostenlos zum Ausprobieren und ãEinlesenÒ im Internet erhŠltlich. Bestehende Abos werden dann je nach gewŸnschter Aboform ab Januar 2006 fortgesetzt; die Laufzeiten werden also entsprechend
verlŠngert.
Nun aber erst einmal viel VergnŸgen mit der aktuellen Ausgabe von Lespress!
Einen schšnen Oktober
wŸnscht
Lespress-Redaktion
IMPRESSUM
TV-Tipps: Dagmar TrŸpschuch
Comic: Margreet de Heer
Herausgeberin:
lespress/Anhamm Neue Medien
Dyroffstra§e 12
D-53113 Bonn
Tel.: 0228- 97 68 044
FAX: 0228 -97 68 048
e-mail: [email protected]
www.lespress.de
Weitere MitarbeiterInnen
dieser Ausgabe:
Regine Anhamm, Silke Buttgereit,
Susanne Ehlerding, Michaela Gšltl,
Christiane Leidinger, Michael Lenz,
Bernadette Repplinger, Ute Roos,
Irene Schmitt, Tanja Thiel
Titelbild: Fremde Haut
Redaktion: Ulrike Anhamm, Sabine Kšnig, Angela Schmerfeld, Dagmar TrŸpschuch
Assistenz: Ulrike Jung
Terminredaktion: Ulrike Küpper
Service-Seiten: B. GrŠfe
lespress ❘ oktober 2005
Gestaltung: Babette Dšrmer, HH
Anzeigenbetreuung:
0228-97 68 046, [email protected]
Kleinanzeigenbetreuung:
[email protected], 0228-9768046
Termine: 0228-97 68 044,
[email protected]
Anzeigenleitung
Angela Schmerfeld, 030-78703094
[email protected]
Abobetreuung:
0228-9768047, [email protected]
Lespress erscheint seit September
2005 als eMagazin. Es gilt die
Preisliste 8 vom 01.09.2005.
Redaktionsschluss:
jeweils 10. des Vormonats
Anzeigenschluss:
jeweils 15. des Vormonats
Druckunterlagenschluss: jeweils
10. des Vormonats.Namentlich ge-
kennzeichnete Artikel geben die
Meinung der jeweiligen AutorInnen
wieder. Die Abbildung oder ErwŠhnung einer Person ist kein Hinweis
auf deren sexuelle Orientierung. FŸr
unaufgeforderte Manuskripte und
Photos Ÿbernimmt der Verlag keine
Haftung. Der Nachdruck von Text,
Photos und Grafik sowie die Veršffentlichung in elektronischen Medien, auch auszugsweise, bedarf der
Genehmigung durch den Verlag.
Veranstaltungshinweise werden kostenlos abgedruckt. FŸr die Richtigkeit wird keine GewŠhr Ÿbernommen.
lespress erscheint seit November
1995, ISSN: 1616-2099
3
inhalt
26
„Fremde Haut“ - Nach
diversen TV-Produktionen,
die sich mit Coming-Out,
Frauenliebe und -Freundschaft beschäftigten, erzählt „Fremde Haut“, der
erste Kinofilm von Angelina
Maccerone, über den Verlust von Identität, auch der
sexuellen, und dem Kampf
um individuelle Freiheit.
editorial/impressum
3
lesmopolitan
06
Informationen zum lesbischen Leben aus der ganzen Welt
recht
13
schwarz auf weiß
16
Neue BŸcher
28
„Weibliche Homosexualität? - darüber
spricht man nicht“
Jasmin Tabatabai und
Angelina Maccarone
im Lespress-Interview
zum Film „Fremde Haut“
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Im Duden steht „ex-„ zwischen „Ewigkeit„ und „exakt„, und das trifft die Sache für Lesben meist im
Kern: „Wir dachten, unsere
Liebe sei für die Ewigkeit,
und dann dauerte sie exakt
drei Jahre, fünf Monate
und zehn Tage.“ Tja, so ist
das, stellte Silke Buttgereit
fest und beleuchtet in
ihrem gerade erschienenen
Buch „Auf ewig war ich
Dein. Lesben und ihre ExGeliebten“ eben jene.
ausstellung
19
hör zu
20
kling und klang
22
daheim
24
bewegte bilder
26
Fremde Haut
interview
28
Jasmin Tabatabai
interview
30
Angelina Maccarone
auszug
32
Lesben und ihre Ex
35
bewegte bilder
Das Leben ist eine Leinwand - Die fünfte Jahreszeit
für cinephile Lesben hat Ende September mit dem
Queerfilmfestival in Karlsruhe begonnen und wird
Anfang Dezember mit dem
verzaubert-Filmfestival in
Berlin den. Alle VeranstalterInnen zeigten sich ambitioniert, sowohl preisgekrönte
Kurz- und Langfilme als
auch Filmpremieren auf
ihren Festivals zu präsentieren. Alle Festivals und eine
Übersicht über die für
Lesben interessante Filme
finden Sie hier.
lespress ❘ oktober 2005
35
Queerfilmfestivals
bewegte bilder
38
Anders Leben
filmtipp des monats
40
Die LeibwŠchterin
fern sehen
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Unsere TV-Tipps
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lesmopolitan international
Rom: Spendenboykott
Rom
Spendenboykott
Nur zwei Wochen nach dem katholischen Woodstock von Kšln musste
sich Papst Benedikt XVI. wieder der
RealitŠt stellen. Katholische Lesben
und Schwule demonstrierten vor seiner
HaustŸre auf dem Petersplatz in Rom
gegen die Lesben- und Schwulenfeindlichkeit der Katholischen Kirche. Mitglieder der US-amerikanischen Organisation ãSoulforceÒ (www.soulforce.org) erinnerten in mit einer Mahnwache an Alfredo Ormando, der sich
im Januar 1998 auf dem Petersplatz
verbrannt hatte. Der Grund fŸr den
Suizid: Ormandos Verzweiflung Ÿber
die radikale Anti-Homosexuellenpolitik von Papst Johhanes Paul II. und
dem damaligen Chef der Glaubenskongregation, Josef Kardinal Ratzinger
(heute Benedikt XVI.). ãSoulforceÒ
rief die GlŠubigen dazu auf, ihrem Unmut Ÿber die Lesben- und Schwulenfeindlichkeit der Kirche durch einen
Spendenboykott Luft zu machen. Der
ehemalige katholische Priester Ormando hatte in einem Abschiedsbrief von
dem Schmerz gesprochen, den ihm die
Kirche durch die Ablehnung und Verurteilung seiner SexualitŠt zugefŸgt
habe. (ml)
Sacramento
Terminator
killt Homo-Ehe
Kalifornien wird der zweite Staat der
USA, in dem Lesben und Schwule in
Zukunft heiraten kšnnen. Mit 41 zu 35
Stimmen gab das Parlament in Sacramento sein Ja-Wort. Allerdings kann
das Gesetz erst in Kraft treten, wenn
der Gouverneur seine Unterschrift darunter gesetzt. Amtsinhaber Arnold
Schwarzenegger will aber von seinem
Vetorecht Gebrauch machen. Nicht
Parlamentarier, sondern die WŠhler
oder die Gerichte hŠtten Ÿber die Frage
der Homosexuellen-Ehe zu entscheiden, findet der ehemalige Hollywood-
6
Sacramento: Arnold Schwarzenegger
star. Die WŠhler haben allerdings inzwischen die Nase von ã ArnieÒ. Nach
neuesten Umfragen sind 56 Prozent
gegen eine zweite Amtszeit des ãTerminatorsÒ. In Massachusetts kšnnen
Lesben und Schwule seit Mai dieses
Jahres die Ehe eingehen. (ml)
New Orleans
CSD trotz Katrina
Trotz der verheerenden Zerstšrungen
und der menschlichen Tragšdien in
New Orleans durch den Hurrican ãKatrinaÒ feierten ein paar Unentwegte den
Gay Pride der Stadt. Normalerweise ist
das Festival ãSouthern DecadenceÒ
(www.southerndecadence.com) ein
mehrtŠgiges lesbisch-schwules Fest
mit vielen Tausend Besuchern. Nur etwa 30 Personen zogen in bunten KostŸmen durch das French Quarter und
versuchten nach eigenen Worten ãdie
Menschen etwas aufzumunternÒ. Dem
Vorwurf der Geschmacklosigkeit begegneten die Teilnehmer des MiniCSD mit dem Verweis auf die Tradition in New Orleans, Tod und Beerdigungen mit Musik und Party zu begehen. ãWenn jemand stirbt, gehen die
Leute auf die Stra§e und singenÒ, sagten sie gegenŸber lokalen Medien. In
Houston im US-Bundesstaat Texas, in
das viele Evakuierte transportiert worden sind, kŸmmert sich das ãGay and
Lesbian SwitchboardÒ um heimatlos
gewordene Lesben und Schwule aus
New Orleans. (ml)
Dublin
Adoptionsrecht
durch die Hintertür
In Irland will Generalstaatsanwalt Rory Bradywill laut Medienberichten den
Weg fŸr die Adoption von Kindern
durch homosexuelle Paare freimachen.
Die Regierung ist aber noch zšgerlich.
New Orleans
Es gebe keine PlŠne, unverheirateten
Paaren gleich welcher sexuellen Orientierung die Adoption von Kindern zu
gestatten, wie es die Neuinterpretation
des Adoptionsrechtes durch den Generalbundesanwaltes suggeriere, sagte
der Minister fŸr Gesundheit und Kinder, Brian Lenihan, gegenŸber irischen
Medien. Der Lesben- und Schwulenverband (GLEN) sowie irische Medien
vermuten, Generalstaatsanwalt Bradywill wolle mit seinem Vorsto§ Adoptionsbehšrden durch mehr Spielraum
ermutigen, auch Adoptionen durch unverheiratete Paare zu ermšglichen.
Nach Bekanntgabe der liberaleren
Auslegung des Adoptionsgesetztes
durch den Generalstaatsanwalt starte
ein lesbisches Paar Mitte September
die Probe aufs Exempel: die beiden
Frauen beantragten die Adoption eines
Kindes, das sie seit vielen Jahren in
Pflege haben. (ml)
Chicago
Beachvolleyballerin als frohe
Botschafterin
Die olympische Beachvolleyballerin
Leigh-Ann Naidoo ist als erste Afrikanerin in den illustren Kreis der ãGay
Games AmbassadorsÒ (www.gaygames.org) berufen worden. ãBeach-Volleyball hat in den vergangenen zehn
Jahren einen unglaublichen Boom erlebt und wird im nŠchsten Jahr sein
Debut bei den Gay Games in Chicago
haben. Deshalb schŠtze ich mich sehr
glŸcklich, dass ich dazu beitragen
kann, fŸr diese Sportart zu werbenÒ,
sagte 29-jŠhrige SŸdafrikanerin. Nach
den Olympischen Spielen war LeighAnn von Kapstadt nach Chicago gezogen, weil ihre Lebenspartnerin Kelly
Gillespie an der dortigen UniversitŠt
ihren Doktor in Anthropologie macht.
Sie selbst habe sich ein Jahr Auszeit
vom Sport gegšnnt, wolle aber jetzt
wieder mit dem Training anfangen,
sagte Naidoo. Im ãGay Games AmbassadorsÒ-Programm der ãFederation of
Chicago
Gay GamesÒ sind Stars wie die ehemalige Rad-Weltmeisterin Petra Rossner,
Tennislegende Billie Jean King, Rockstar Melissa Etheridge sowie die
Schauspielerin und Regisseurin Amanda Bearse aktiv. (ml)
Genf
Burma verhindert
AIDS-Hilfe
Der ãGlobal Fund zur BekŠmpfung
von AIDS, Tuberkulose und MalariaÒ
zieht sich aus Myanmar (Burma) zurŸck. Zum Jahresende werde er die Finanzierungszusagen im Wert von
knapp 36 Millionen US-Dollar fŸr
Hilfsprogramme in dem sŸdostasiatischen Land einstellen, kŸndigte der in
Genf ansŠssige Global Fund Ende August an. Immer grš§ere EinschrŠnkungen der Bewegungsfreiheit der Mitarbeiter in humanitŠren Projekten durch
die regierende MilitŠrjunta machten es
unmšglich, die Projekte umzusetzen,
gab die Organisation als Grund an.
Nach SchŠtzungen der WHO sind
mehr als 600.000 Menschen in Menschen in Burma mit HIV infiziert. Das
Land leidet nicht nur unter schlimmsten AIDS-Epidemie in SŸdostasien,
sondern hat auch eine der hšchsten Tuberkuloseraten der Welt. Auch andere
UN-Organisationen sehen sich in Burma zunehmenden Restriktion gegenŸber. Besonders im Visier der MilitŠrs
steht die ãInternational Labour OrganisationÒ (ILO) der Vereinten Nationen.
(ml)
Warschau
Ab nach Straßburg
Polens lesbisch-schwule Community
will den Warschauer BŸrgereister Lech
Kaczynski vor den EuropŠischen Menschenrechtsgerichtshof bringen. Nach
Ansicht lesbisch-schwuler Organisa-
lespress ❘ oktober 2005
ZÜLPICH ON TOUR:
Wellington: Ngarimu Daniels
tionen in Polen hat Kaczynski mit seinem Verbot der diesjŠhrigen CSDParade in Warschau die Menschenrechte der Lesben und Schwulen verletzt. Der Politiker hatte seine Entscheidung mit dem Umstand begrŸndet, die Parade sei fŸr den gleichen Tag
geplant wie die Feiern zu Ehren des
FŸhrers der polnischen Untergrundarmee gegen die Nazis. ãDie Veranstaltung einer Gay Parade an diesem Tag
ist ein WitzÒ, hatte Kaczynski gesagt.
Die Lesben und Schwulen finden, die
Entscheidung Ÿber die Genehmigung
einer Veranstaltung habe nach Recht
und Gesetz zu erfolgen und nicht den
persšnlichen Ansichten des BŸrgermeisters. Die Gay Community Warschaus setzte sich Ÿber das Verbot hin
und hielt trotz massiver Gewalt von
Rechtsradikalen einen Umzug durch
Warschau ab. (ml)
Wellington
Werte der Maoris
Eigentlich war der Fall von Ngarimu
Daniels nichts Besonderes. Die offen
lesbische Frau und Nachrichtensprecherin im Maori TV hatte an einer Protestveranstaltung von Maoris gegen
Neuseelands Regierung teilgenommen. Das fanden die Chefs des ãMaori
TVÒ jedoch nicht gut. Die Teilnahme
von Mitarbeitern des Senders an Protesten kšnnte die Finanzierung des Fernsehens fŸr die neuseelŠndischen Ureinwohner durch die Regierung gefŠhrden, fand die Chefin des Senders, verbannte Daniels vom Bildschirm und
zog Ÿber deren Leonie Pihama als ãdiese Lesbe LeonieÒ her. Die beiden Frauen klagten und gewannen. Daniels habe das Recht zur Teilnahme von Protestveranstaltung und die UmstŠnde,
unter denen die Bemerkung Ÿber die
sexuelle Orientierung Pihamas gefallen seien, legten unterschwellig nahe,
HomosexualitŠt sei eine ãPerversionÒ.
Der Rechtsgeschichte schaffende Satz
aber in der UrteilsbegrŸndung war: der
Sender habe mit seinem Verhalten gegen die ãWerte der MaorisÒ versto§en.
(ml)
lespress ❘ oktober 2005
Tokio: Kanako Otsuji
Tokio
Outing in Japan
Eine japanische Politikerin hat wŠhrend des ersten Gay Prides seit drei
Jahren in Tokio das Coming Out gewagt. Kanako Otsuji forderte mehr
ãVerstŠndnis fŸr die sexuelle VielfaltÒ
in Japan. Zuviele wŸrden ihre sexuelle
Orientierung aus ãAngst vor Diskriminierung und VorurteilenÒ verschweigen. ãDurch die Bekanntmachung meiner HomosexualitŠt mšchte ich auf
diese Probleme aufmerksam machen
und diesen Teufelskreis(...) durchbrechenÒ, sagte Otsuji. Die 30-JŠhrige ist
Mitglied des Parlaments von Osaka,
der zweitgrš§ten Stadt Japans. Mehr
Details Ÿber ihr Lesbischsein und ihr
Coming Out will die Politikerin in ihrer Autobiographie veršffentlichen, die
Ende des Jahres auf den Markt kommen soll. Mehr als 3.000 Menschen
hatten in dem Gay Pride in Tokios zentralem Einkaufsviertel teilgenommen.
HomosexualitŠt gilt in Japan noch immer als ein Tabuthema. (ml)
London
Klage gegen
Rückstufung
Celia Kitzinger und Sue Wilkinson
wollen, dass ihre Ehe in Gro§britannien rechtlich anerkannt wird. Diesen
Anspruch will das lesbische Ehepaar
vor dem hšchsten Gericht des Landes
durchsetzen. Kitzinger und Wilkinson
hatten vor zwei Jahren in Kanada geheiratet. Jetzt sind die beiden Frauen
zurŸck in ihrer Heimat Yorkshire und
wollen auch zu Hause als Ehepaar anerkannt werden. Das aber geht nach
britischem Recht nicht. Ab Dezember
tritt zwar das neue Partnerschaftsgesetz
in Kraft, das eine Registrierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften vorsieht, nicht aber die Ehe fŸr lesbische
und schwule Paare. Kitzinger und Wilkinson sehen die dadurch bevorstehende ZurŸckstufung ihrer Ehe auf eine
ãEingetragene PartnerschaftÒ als
Bruch der Menschenrechte. In ihrer
Klageschrift verlangen die beiden
Frauen von dem Gericht die Feststellung, dass ihre in Kanada geschlossene Ehe ebenso anerkannt wird wie
jede im Ausland geschlossene heterosexuelle Ehe. (ml)
Diskussionsabend
mit dem Frauenbildungshaus
Zülpich und 5 Lesben/
Frauen-Initiativen
in 5 Städten NRW’s im Rahmen der Reihe:
Normalitäten Vielfalt der LAG Lesben NRW
Vielfalt leben lernen !
Affidamento und Diversity
im Frauenprojekt.
Netherfield
Brandbombenserie
gegen lesbische
Frau
Eine lesbische Frau im englischen Netherfield ist seit Monaten das Ziel Attentaten mit Brandbomben. Carolanne
Nailor ist Ÿberzeugt, dass ihre sexuelle
Orientierung der Grund fŸr die Attacken ist. Bei dem vorerst letzten Angriff im August war eine Benzinbombe
auf einen Teppich geworfen worden,
den sie auf ihrer Veranda gelassen hatte. Zuvor war ihr Auto durch eine
Brandbombe schwer beschŠdigt worden. Eine weitere Bombe war in ihr
Haus geworfen worden, zŸndete zum
GlŸck jedoch nicht. UnlŠngst hatten
unbekannte TŠter ãTštet diese Gay
BitchÒ auf ihren Wohnwagen gesprŸht.
Die arbeitslose Frau sagte gegenŸber
Polizei und Medien, sei habe keine Ahnung, wer hinter den AnschlŠgen stecken kšnnte. ãIch habe Angst, im Haus
zu sein und ich habe Angst davor, das
Haus zu verlassenÒ, sagte Nailor, die
zusammen mit ihrem 17 Jahre alten
Sohn, ihrer Lebenspartnerin und deren
ebenfalls 17-jŠhriger Tochter lebt.
Stadtverwaltung und Polizei versicherten, alles zu tun, um der Frau zu helfen
und ihren Schutz zu gewŠhrleisten.
(ml)
Santa Ana
Klagen
auf Kussrecht
ãA kiss is just kissÒ hei§t es in dem berŸhmten Lied aus dem Kultfilm ãCasablancaÒ. Ein Kuss zwischen zwei Frauen ist nicht einfach nur ein Kuss, son-
Kooperationspartnerinnen
und Veranstaltungsorte:
■ 24.10., 19h: Dortmund,
Vielfalt e.V., Hospitalstr. 16
■ 2.11., 20h: Aachen,
Frauenkultur Aachen e.V.,
Gasborn 13
■ 4.11., 19.30h: Duisburg,
.LiDu, Lesben in Duisburg,
Heerstr. 113
■ 15.11., 20h: Münster,
Livas, Am Hawerkamp 31
■ 24.11., 19.30h:
Meschede,
Frauenberatungsstelle + Lesben
im HSK, Kolpingstr. 18
mit freundlicher Unterstützung
des Ministeriums für
Generationen, Familie, Frauen und
Integration NRW.
Frauenbildungshaus Zülpich
Seminare und Fortbildungen
für Frauen/Lesben
Prälat-Franken-Str. 22
53909 Zülpich
Tel: 02252 - 6577
Fax: 02252 - 4257
www.frauenbildungshaus-zuelpich.de
info@frauenbildungshaus-zuelpich
7
➧
lesmopolitan international
Nassau: Gari McDonald
Hollywood: Verliebt statt ...
dern noch immer ein Skandal. Das
mussten jetzt zwei SchŸlerinnen in Kalifornien erfahren. Die 17-jŠhrige
Charlene Nguon wurde von der Leitung ihrer Schule in Santa Ana bestraft,
weil sie ihre Freundin gekŸsst hatte.
Zudem verfŸgte die Schulleitung, entweder Nguon oder ihre Freundin solle
auf eine andere Schule gehen. Die
Schule hat aber nicht mit der Entschlossenheit von Nguon gerechnet,
fŸr ihre sexuelle Orientierung und ihre
Liebe zu ihrer Freundin einzustehen.
Auch nicht damit, dass die SchŸlerin
UnterstŸtzer haben wŸrde. Nguon hat
nŠmlich die Schule verklagt. Als NebenklŠgerinnen stehen ihr die eigene
Mutter sowie das ãGay-Straight Alliance NetworkÒ zur Seite. ãIch verstehe nicht, warum meine Freundin und
ich nicht unsere Zuneigung zueinander
zeigen dŸrfen, wŠhrend es bei anderen
kein Problem istÒ, sagte Nguon nach
Einreichung der Klage gegenŸber šrtlichen Medien. (ml)
Holmdel
Terror
gegen Schülerin
Lesbische SchŸlerinnen in den USA
lassen sich nichts mehr gefallen. Nancy Wadington ist Ÿber zwei Jahre lang
in ihrer Schule in Holmdel im USBundesstaat New Jersey wegen ihrer
sexuellen Orientierung verbaler und
kšrperlicher Gewalt ausgesetzt gewesen. Dann verlie§ sie aus Sorge um ihre
Sicherheit die Schule. Jetzt hat sie die
Schule verklagt. Obwohl sie selbst und
auch ihre Mutter mehrfach die Angriffe
bei der Schulleitung angezeigt hŠtten,
habe diese nichts dagegen unternommen. MitschŸler hŠtten sie beschimpft
und beleidigt, sie mit Flaschen beworfen, die Treppe hinunter gesto§en, ihre
BŸcher und Schultasche zerfetzt und
einmal gar in ihren Rucksack uriniert,
sagte Wadington nach Einreichung der
Klage Anfang September auf einer
Pressekonferenz. Ihr Anwalt Alphonso
David von der lesbisch-schwulen
Rechtshilfeorganisation Lambda Legal
sagte: ãDie Holmdel High School hat
8
in erschreckender Weise versagt, Nancy Wadington zu schŸtzen und dafŸr
gibt es keine Entschuldigung.Ò
Nassau
Gerichtssaal
statt Laufsteg
Lesben dŸrfen keine Schšnheitskšniginnen sein. Die Organisatoren eines
ãMissÒ-Wettbewerbs auf den Bahamas
wollen Gari McDonald den Titel ãMiss
Teen BahamasÒ entziehen und mit aller
Macht verhindern, dass die 18 Jahre alte Frau an einem internationalen
ãMissÒ-Wettbewerb in Chicago teilnimmt. Grund: die Teenagerin hat als
lesbische Frau geoutet. McDonald ist
aber nicht nur schšn, sondern auch
kŠmpferisch. Sie kŸndigte in Nassau
an, gegen das ãMiss Teen Bahamas
CommitteeÒ klagen zu wollen. Das
Komitee habe sie wegen ihrer sexuellen Orientierung vor die Wahl gestellt,
entweder ãin WŸrde zurŸckzutretenÒ,
oder aber den Titel šffentlich aberkannt zu bekommen. Das Komitee
wies die VorwŸrfe zurŸck, gab aber
keine AuskŸnfte darŸber, warum sie
McDonald nicht nach Chicago schicken wollen. Die Gay Community der
Bahamas vermutet, die auf der Karibikinsel immer einflussreicheren evangelikalen Christen steckten hinter der
Kampagne gegen McDonald. (ml)
Hollywood
Verliebt statt
verzweifelt
Nur wenige Wochen nach dem energischen Dementi, sie sei lesbisch, hat
ÔDesperate HousewifeÕ-Star Marcia
Cross jetzt ihre Verlobung angekŸndigt. Mit einem Mann natŸrlich. Die
Schauspielerin, die in der Kultserie die
neurotische Bree Van De Camp spielt,
hat Mitte August den Antrag ihres
Freundes Tom Mahoney angenommen.
Der Hochzeitstermin steht noch nicht
London: Prinzessin Margaret mit Nurejew
fest. Klar ist aber, dass es fŸr 43 Jahre
alte Cross und ihren 47-jŠhrigen Verlobten, Bšrsenmakler von Beruf, die
erste Ehe ist. GerŸchte, Cross sei lesbisch, kursierten seit langem. Sie selbst
hatte …l ins Feuer gegossen, als sie vor
wenigen Monaten bei der jŠhrlichen
Gala der US-amerikanischen lesbischschwulen Organisation ãGay and Lesbian Alliance against DefamationÒ ihren Co-Star Felicity Huffman auf offener BŸhne leidenschaftlich kŸsste.
Aber Cross wies Spekulationen Ÿber
ihre sexuelle Orientierung energisch
zurŸck. ãDas schon sehr komisch. Ich
nehme an, dass kommt davon, wenn
man Ÿber 40 und Single istÒ, sagte
Cross in einem Interview mit der Starjournalistin Barbara Walters. (ml)
London
Prinzessin
Margaret Der Film
Sie liebte Sex, hatte es auch mit einer
Frau und rauchte Cannabis. Das jedenfalls behauptet ein englischer Fernsehfilm Ÿber das Leben der verstorbenen
Prinzessin Margaret, der Schwester
von Kšnigin Elisabeth II. In dem Film
wird die kšnigliche Dame beim Oralsex gezeigt. Zu sehen ist auch ein leidenschaftlicher Zungenkuss zwischen
der Adeligen und der Tochter eines
amerikanischen Kongressabgeordneten. Auf einer Party in London taucht
die Prinzessin mit einem Joint in der
Hand auf. Der Fernsehsender Channel
4 behauptet, diese Episoden aus dem
Leben der skandaltrŠchtigen Prinzessin, die in den 50er und 60er Jahren der
Liebling der High Society war, basierten auf sorgfŠltig recherchierten Fakten. Lord Snowdon, ein Ex-Ehemann
von Margaret Windsor, nennt diese Behauptung ãBullshitÒ. Mit ihm habe niemand gesprochen. Die Beamten des
Buckingham Palast prŸfen dem Vernehmen nach die rechtlichen Mšglichkeiten, die Ausstrahlung des Films zu
verhindern. (ml)
London
Geheimauftrag
Lesbenjagd
Vor fŸnf Jahren fiel das Verbot fŸr Lesben und Schwule, Ihrer MajestŠt der
Kšnigin auch im britischen MilitŠr zu
dienen. Das MilitŠr geht inzwischen
gar soweit, an den CSD-Paraden im
Vereinigten Kšnigreich teilzunehmen.
Aber jetzt kommt ans Licht, wie in den
Jahrzehnten der Homophobie in der
Royal Air Force (RAF) systematisch
Jagd auf Lesben gemacht worden war.
Die RAF habe von den 50er Jahren bis
Anfang 1990 Listen Ÿber ãverdŠchtige
unnatŸrliche weibliche FreundschaftenÒ gefŸhrt. Das berichtete Ende August die Tagszeitung ãGuardianÒ. Den
Frauen auf dieser Liste sei systematisch von der weiblichen Polizei der
RAF nachspioniert worden. Die ãSpezialeinheitÒ gegen Lesben sei zu EinsŠtzen rund um die Welt geflogen worden. Die Spinde und die persšnlichen
Dinge der Frauen seien auf ãHinweise
auf gleichgeschlechtliche BeziehungenÒ klammheimlich durchsucht worden. Es sei nicht bei einmaligen
Checks geblieben. Den ãverdŠchtigenÒ
Frauen mit dem ãLesbenindexÒ habe
man die Befšrderung verweigert. (ml)
Townsville
Sexskandal
im Gefängnis
Schwere VorwŸrfe sind gegen die lesbischen Insassinnen des Hochsicherheitstrakts in einem australischen GefŠngnis sowie die Leitung des GefŠngnisses erhoben worden. Eine 17 Jahre
alte Strafgefangene seit mit Wissen der
GefŠngnisleitung systematisch sexuell
missbraucht und vergewaltigt worden,
hei§t es in einer unabhŠngigen Dokumentation Ÿber die ZustŠnde im GefŠngnis von Townsville. Die WŠrter
hŠtten das MŠdchen vorsŠtzlich zusammen mit lesbischen Frauen in eine
Zelle gesperrt, die fŸr ãihre sexuelle
AggressivitŠtÒ bekannt seien. Die Do-
lespress ❘ oktober 2005
London: Prinzessin Margaret
kumentation legte auch andere Skandale offen. So wurden BenzinschnŸffler bewusst zur Arbeit in der Autowerkstatt eingesetzt. Die GefŠngniswŠrter hŠtten diese Praktiken geduldet
und gefšrdert, um die Gefangenen ãruhig zu haltenÒ. Die Polizei sowie die
Antikorruptionseinheit der Regierung
von Queensland haben Ermittlungen
aufgenommen. (ml)
Hollywood
Portia de Rossi
lehnte Sex mit
Angelina Jolie ab
Wenige bis gar keine MŠnner wŸrden
eine Sex-Szene mit Angelina Jolie verweigern. Auch etliche Frauen wŸrde
sich finden lassen, gilt Angelina doch
als bisexuell. Schauspielerin Portia de
Rossi lehnte jedoch genau aus diesem
Grund ein intimes Stell-Dich-ein vor
der Kamera ab.
Die 32-jŠhrige US-Schauspielerin
Portia de Rossi, bekannt aus Serien wie
ãAlly McBealÒ oder dem Film
ãScream 2Ò, verweigerte 1998 das Angebot, mit Angelina Jolie im Streifen
ãGiaÒ eine Sex-Szene zu drehen. Der
Grund: Sie wollte damals nicht als Lesbe geoutet werden.
De Rossi war eifrig darauf bedacht
ihr privates Sex-Geheimnis zu bewahren, als Jolie mit dem Angebot fŸr eine
lesbische Szene zu ihr kam. Jolie stand
schon damals zu ihrer bisexuellen Neigung, wŠhrend Portia sich erst relativ
spŠt als Lesbe outete.(sk/krone.at)
Salecina
Internationales
Ost-West-Treffen
von queeren
Filmschaffenden
Wer schon immer Bildung mit Urlaub
verbinden wollte, ist vom 6. bis 10.
November 2005 eingeladen, im Fe-
lespress ❘ oktober 2005
USA: Schulverweis
rien- und Kulturzentrum von Salecina/
Maloja, mitten in den Schweizer Alpen, an einem Film- und Video-Workshop mit dem Schwerpunkt Ost-Westeuropa und dem Thema Menschenrechte teilzunehmen. Erwartet werden
Lesben, Schwule, Bisexuelle und TransidentInnen aus unterschiedlichen ostund westeuropŠischen Regionen, insbesondere aus Polen, Russland, der
Ukraine, den baltischen Staaten und
den LŠndern des Balkans. Ziel des
Workshops ist es, Mšglichkeiten der
Zusammenarbeit zu fšrdern, die auf eine StŠrkung des politischen Filmschaffens in europŠischen ZusammenhŠngen hinauslaufen. Dabei werden
sowohl Film-Projekte einzelner TeilnehmerInnen vorgestellt und besprochen als auch selber Videoprojekte realisiert. Entsprechendes Equipment
steht fŸr die Filmschaffenden bereit.
Im Anschluss an den Workshop findet in Bern vom 11. - 14. November
das Filmfestival QUEERSICHT statt.
Das Thema âOsteuropaÕ bildet in diesem Jahr den Kern des Festivals und
die Salecina-Filmprojekte werden
einen zentralen Teil des Programms
ausmachen.
Infos und Anmeldung unter
www.salecina.ch oder
www.queersicht.ch.
(dt)
USA
Mutter lesbisch Mädchen fliegt
von Schule
Eine 14jŠhrige SchŸlerin wurde von
ihrer kalifornischen Schule verwiesen,
weil sie von zwei lesbischen Frauen
aufgezogen wird. Die ãOntario Christian SchoolÒ in Ontario unweit von
Los Angeles begrŸndete die Verbannung damit, dass ãihre Familie nicht
den Zulassungsbedingungen der SchuleÒ entsprŠche.
Die Schule verlange, ãDass wenigstens ein Elternteil ein bekennender
Christ istÒ, hei§t es auf einer Web-Site
der Kirche (www.ocschools.org). Im
Fall der betroffenen SchŸlerin sei diese
Bedingung nicht erfŸllt, da die Mutter
in einer homosexuellen Beziehung lebe. Die Vertreter der Schule bedauern,
dass sie zum Zeitpunkt der Anmeldung
nicht Ÿber diese Beziehung in Kenntnis
gesetzt wurde.Ò Schuleintritt und der
Anlass fŸr ein ãMissverstŠndnisÒ hŠtten so vermieden worden kšnnen.Ò
Bern
QUEERSICHT 2005
Vom 10. bis 14 November finden in
Bern zum neunten Mal das lesbischschwule Filmfestival QUEERSICHT
statt. Etwa 30 nationale und internationale Produktionen aller Genres (Spiel-,
Dok- und Kurzfilme) werden an fŸnft
Tagen in verschiedenen KinosŠlen der
Stadt gezeigt.
Den diesjŠhrigen Schwerpunkt des
Festivals bildet das Thema ãIm Osten
nichts Neues? - Lesbisch-schwules Leben vor und nach dem fall der Mauer in
den ehemaligen sozialistischen LŠndernÒ. Einerseits ermšglicht QUEERSICHT den BesucherInnen unter dem
cineastischen Blickwinkel die Situation von Lesben und Schwulen vor
1999 kennen zu lernen. Anderseits
zeigt es die aktuellen Tendenzen auf,
welche zum Beispiel in Polen und Ungarn ganz verschieden sind: So wurde
in Polen zum zweiten Mal die DurchfŸhrung des CSD verboten, wŠhrend
umgekehrt in Ungarn Lesben und
Schwulen eine eingetragene Partnerschaft eingehen kšnnen. QUEERSICHT wird sich diesen Herbst damit
beschŠftigen.
Das Programm und alle weiteren Informationen lassen sich finden unter
www.queersicht.ch
9
➧
lesmopolitan
Konstanz: Fest-Organisatorinnen
Konstanz
belladonna
feiert Jubliäum
Auch zum eigenen Erstaunen kann das
Konstanzer Frauenzentrum belladonna
in diesem Jahr sein 25jŠhriges Bestehen feiern und gehšrt damit zu den Šltesten noch existierenden Frauen- und
Lesbentreffs der Republik. Am 22. Oktober soll das bejubelt werden mit einem Konzert der Schweizer Frauenband ãLes Reines ProchainesÒ und anschlie§ender Party mit mehreren Djanes. Veranstaltungsort ist der gro§e
Veranstaltungssaal im Neuwerk (Oberlohnstr.3), in dem belladonna seit 2004
seine RŠumlichkeiten hat. Alles weitere zu belladonna und zur JubilŠumsparty unter www.belladonna-konstanz.de.
Köln
Fachtagung zum
Alter(n)
Die Schwulen ALTERnativen NRW
laden fŸr den 22. Oktober zur ersten
eigenen Fachtagung unter dem Titel
ã(Un)Sichtbarkeit im AlterÒ ein. In vier
Workshops wird es in den RŠumlichkeiten des RUBICON unter anderem
um ãSelbstbestimmtes SterbenÒ und
ãSpiritualitŠt und HomosexualitŠtÒ gehen. Anmeldungen (bis 10.10.) und
weitere Informationen bei Dr. Stefan
JŸngst, T: 0221-2766999, F: 0221-276
6999-99,
[email protected]
Hamburg
Tango Argentino!
Bereits zum fŸnften mal findet in Hamburg das ãInternational Queer Tango
Argentino FestivalÒ statt. Vom 7. bis 9.
Oktober kann dabei nicht nur bei den
Abendveranstaltungen ausgiebig getanzt, sondern am Tag in zahlreichen
10
Konstanz: Les Prochaines Reinnes
Workshops geŸbt und neues gelernt
werden. Zentraler Anlaufpunkt dabei
ist das Haus3 in Altona. Alle Preise,
…rtlichkeiten, Kurse und Anmeldung
unter www.queer-tango.de.
Hamburg: Tango Argentino
Rahmen der 20-Jahr-Feier prŠsentiert
sich der Verein u.a. mit VorfŸhrungen
der Little Tigers MŠdchengruppe, mit
philippinischer Stockkampfkunst und
einer SchwarzgŸrtelvorfŸhrung mit
Schwertkampf und Bruchtest. Alles
weitere dazu unter www.fib-ev.com.
Bremen
Leitfaden für
die Jugendhilfe
Der Senator fŸr Arbeit, Frauen, Gesundheit und Jugend der Freien Hansestadt Bremen und das Rat und Tat
Zentrum fŸr Schwule und Lesben e.V.
haben einen Leitfaden fŸr eine Fortbildung zum Thema HomosexualitŠt in
der Jugendarbeit herausgegeben. Der
Leitfaden ist nach dem Baukastenprinzip konstruiert, so dass danach mit pŠdagogischen FachkrŠften aus Jugendhilfe und Schule aber auch mit Jugendlichen gearbeitet werden kann. Er beinhaltet im ersten Teil Module wie ãHomosexualitŠt und GesellschaftÒ und
ãComing OutÒ. Daran schlie§t im
zweiten Teil ein Curriculum an, in dem
Lehrinhalte, Lernziele und Methoden
aufgezeigt werden.
Der Leitfaden kann bei Rat und Tat
gegen Zusendung von 1,65 Û in Briefmarken bestellt werden: Theodor-Kšrner-Str. 1, 28203 Bremen,
[email protected].
Köln
Neues CSD-Motto
gesucht
The same procedure as every year ...
Der CSD Kšln braucht ein Motto fŸr
2006. Deshalb lŠdt der Kšlner Lesben.
Und Schwulentag e.V. (KluST) als
Veranstalter des CSD zu jŠhrlichen
Diskussion. Ziel ist es, ein Motto zu
finden, unter dessen Mantel eine mšglichst gro§e Bandbreite von Schwulen,
Lesben, Bi- und Transsexuellen auf die
Stra§e gehen kann, um fŸr gesellschaftliche Akzeptanz und politische
Gleichstellung zu demonstrieren. Das
Ganze findet statt am 13. Oktober um
19.00 Uhr in den RŠumen des RUBICON, Rubensstr. 8-10.
Bielefeld
FundraisingSeminar
Die Akzeptanzkampagne ãAndersrum
ist nicht verkehrt: Lesben und Schwule
in NRWÒ bietet wieder ein Seminar fŸr
Ehrenamtliche aus der schwul-lesbischen Selbsthilfe zum Schwerpunkt
ãPresse- und …ffentlichkeitsarbeitÒ an.
Das Seminar ist in zwei Teile gegliedert: Im theoretischen Teil werden allgemeine Ausgangspunkte der Presseund …ffentlichkeitsarbeit vorgestellt,
im zweiten Teil werden konkrete
Handwerksinstrumente dieser Arbeit
erlŠutert und anhand mitgebrachter
Materialien geŸbt. Eigene Arbeitsproben - gute wie schlechte zum Vergleich
- (Flyer, Plakate, Pressemeldungen
oder auch geplante Projekte) sind
gewŸnscht.
Mit den Seminaren sollen Gruppen
darin unterstŸtzt werden, ihre vorhandenen Talente und Ressourcen zu entdecken und effektiver einzusetzen, damit sie ihre Anliegen noch besser darstellen und die jeweilige Zielgruppe
optimal erreichen kšnnen.
Das Seminar findet am 22. Oktober
im Autonomen Schwulenreferat der
Uni Bielefeld (UniversitŠtsstr. 35) statt.
Anmeldung Ÿber das Akzeptanz-KampagnenbŸro, T/F 0211-6801350 oder
[email protected]
Hannover
Frauenkongress
Frankfurt/Main
20 Jahre
Kampfkunst
für Frauen
Der Frankfurter Verein ãFrauen in
Bewegung e.V.Ò feiert am 8. Oktober
sein 20. JubilŠum im ãHaus der
JugendÒ (Deutschherrenufer 12).
Kampfkunst und Frauenfšrderung zu
verbinden war das Ziel der USAmerikanerin Sunny Graff, einer ehemaligen Taekwondo-Weltmeisterin, als
sie 1985 den Verein grŸndete.
Inzwischen trainieren hier mehr als
230 MŠdchen mehrmals die Woche. Im
AnlŠsslich des 20. JubilŠums der Fraueninitiative Laatzen AnlŠsslich des 20.
JubilŠums der Fraueninitiative Laatzen
findet in Hannover am 8. Oktober der
Frauenkongress ãZwischen Wurzeln
und VisionenÒ statt. Nach 3 Impulsreferaten zu den Themen Frauenbewegung (Brigitte Siegel, Geld und Rosen), Generationen (Sigrid HŠfner Organisations- und Gender-Beraterin)
und Jutta Sundermann (freie Journalistin und Attac) werden im Rahmen eines World-CafŽs Zukunftsfragen diskutiert. NŠhere Infos unter www.hanno
verfrauen.de, www.slu.info. Anmeldung im Frauenzentrum Laatzen unter
Tel: 05102 - 3300.
Berlin
Entweder richtig
oder gar nicht
Sabbatjahr für das
‚Lesben Film Festival Berlin’
Nachdem das âLesben Film Festival
BerlinÕ im letzten Jahr seinen 20. Geburtstag feierte, nimmt es sich jetzt ein
Jahr Auszeit. Die Organisatorinnen, die
fŸr ihr Engagement um lesbischschwule Belange 2003 vom Regenbogenfonds e.V. mit dem RainbowAward ausgezeichnet wurden, wollen
neue KrŠfte sammeln. ãSeit Jahren
lespress ❘ oktober 2005
Bremen
arbeiten wir ehrenamtlich und unterstŸtzen das Festival auch finanziell,Ò
erklŠrt Dagmar Boguslawski, Mitarbeiterin beim Lesben Film Festival, die
Pause. Und die Ressourcen, das alles
zu leisten seien zurzeit erschšpft. ãUnd
da wir keine halben Sachen machen
wollen, legen wir ein Sabbatjahr ein.Ò
Bislang finanzierte sich das Festival
Ÿber ZuschŸsse, Spenden, private Darlehen und die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern. Um das Festival fortfŸhren zu kšnnen, ist das âLesben Film
Festival BerlinÕ auf zusŠtzliche Gelder
angewiesen. (dt)
www.lesbenfilmfestival.de
bundesweit
Mehr als
12.500 Lebenspartnerschaften
in Deutschland
In Deutschland hatten Ende 2004 Ÿber
25.000 MŠnner und Frauen Lebenspartnerschaften mit einem Partner bzw.
einer Partnerin desselben Geschlechts
begrŸndet. Dies hat der Autor Dr. Stephan StŸber fŸr die 2. Auflage des
ãHandkommentar
LebenspartnerschaftsrechtÒ ermittelt, der in KŸrze im
Nomos-Verlag Baden-Baden erscheinen wird.
Die Zahl ist Ÿberraschend, weil
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries Ende Oktober 2004 von nur
5.000 Lebenspartnerschaften ausgegangen war (Deutscher Bundestag,
Plenarprotokoll 15/136 der Sitzung
vom 29.10.2004, S. 12483).
Manfred Bruns, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes: ãDie
Untersuchung zeigt, dass Lesben und
Schwule fŸr einander Verantwortung
Ÿbernehmen wollen, selbst wenn dies
zwar mit allen Pflichten verbunden ist,
die Ehegatten haben, aber eine Gleichstellung insbesondere im Steuerrecht
noch immer aussteht.Ò
Eine offizielle Statistik Ÿber die Lebenspartnerschaften wird -anders als
fŸr Ehen -in Deutschland nicht gefŸhrt.
Die Zahl der Lebenspartnerschaften
lespress ❘ oktober 2005
Frankfurt/Main: Frauen in Bewegung
lŠsst sich schwer ermitteln, weil in den
LŠndern ganz unterschiedliche Behšrden fŸr die BegrŸndung der Lebenspartnerschaften zustŠndig sind. WŠhrend in Berlin, Bremen, Hamburg,
Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein die
Standesbeamten zustŠndig sind, haben
die Ÿbrigen LŠnder die Kreise und
kreisfreien StŠdte (Baden-WŸrttemberg, Rheinland-Pfalz, ThŸringen)
oder die Gemeinden (Brandenburg,
Hessen, Saarland) fŸr zustŠndig erklŠrt. Die Gemeinden und kreisfreien
StŠdte konnten die Aufgabe dann den
Standesbeamten Ÿbertragen; sie mŸssten dies aber nicht tun. Deshalb sind
sogar innerhalb dieser LŠnder wiederum unterschiedliche Stellen zustŠndig.
Ganz andere Wege sind schlie§lich
Sachsen und Bayern gegangen:
WŠhrend in Sachsen Lebenspartnerschaften bisher nur bei den drei RegierungsprŠsidien begrŸndet werden
konnten, sind in Bayern die Notare zustŠndig.
Die unterschiedlichen Stellen der
LŠnder sind auch melderechtlich Ÿber
die Landesgrenzen hinweg nur unzureichend mit einander verknŸpft. Die
Familiengerichte und Nachlassgerichte
kšnnen deshalb zurzeit nicht zuverlŠssig feststellen, ob jemand in einer Lebenspartnerschaft lebt oder ob eine Lebenspartnerschaft inzwischen aufgehoben ist.
Da die Lebenspartnerschaften nicht
Ÿberall systematisch statistisch erfasst
werden, haben einige LŠnder die Zahlen zu bestimmten Stichtagen ermittelt.
Niedersachsen war das einzige Land,
dass die Zahl der im Land begrŸndeten
Lebenspartnerschaften nicht mitteilen
konnte. Es ist aber davon auszugehen,
dass sie sich mindestens in der Grš§enordnung von Rheinland-Pfalz und
Schleswig-Holstein bewegt.
Inteventione.V.
Göttingen
Bundesverdienstkreuz für
Rainer Marbach
Dr. Rainer Marbach, GrŸnder und Leiter der ãAkademie WaldschlšsschenÒ
bei Gšttingen, ist fŸr sein vielfŠltiges
ehrenamtliches gesellschaftliches und
politisches Engagement mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am
Bande durch den BundesprŠsidenten
geehrt worden.
Eine gro§e Anzahl von Gratulanten
aus Politik, Erwachsenenbildung, VerbŠnden und Selbsthilfegruppen beglŸckwŸnschten Marbach zur Verleihung des Verdienstkreuzes. Prof. Dr.
Rita SŸ§muth, PrŠsidentin des Deutschen Bundestages a.D. und der Arbeit
Marbachs und des Waldschlšsschens
seit ihrer Zeit als Bundesgesundheitsministerin verbunden, Mitglied des
Beirats der Stiftung Akademie Waldschlšsschen, vermittelte ihre Freude
ãŸber diese hohe Auszeichnung, auf
welche Sie zu recht insbesondere im
Kampf fŸr sexuelle Toleranz stolz sein
kšnnenÒ, und wŸnschte Marbach ãweiterhin die Kraft und den Mut, den Sie
in den vielen Jahren der Schwulen- und
Lesbenarbeit, aber auch der Erwachsenenbildung eindrucksvoll bewiesen habenÒ.
Volker Wei§, Vorstand des SFN erinnerte daran: dass der Verpflichtung
zum Abbau der Diskriminierung homosexueller Menschen in der RegierungserklŠrung der rot-grŸnen Koalition in Niedersachsen 1990 ãauch Taten gefolgt sind, ist ganz wesentlich
das Verdienst von Rainer Marbach. Er
erkannte nicht nur die sich im politischen Raum eršffnende Chance, die
Diskriminierung von Schwulen und
Lesben abzubauen, er hatte auch eine
Idee, wie diese Chance zu nutzen
sei.(...)Ò
Marbach, bereits mit dem ãRosa
CourageÒ-Preis ausgezeichnet, ist einer
der erfolgreichsten Aktiven der deutschen Schwulenbewegung. Er arbeitete seit 1972 in verschiedenen schwulenpolitischen Zusammen-hŠngen, seit
Mitte der siebziger Jahre in der
NARGS (Nationale Arbeitsgemein-
schaft Repression gegen Schwule) und
war an der Planung und DurchfŸhrung
des gro§en Schwulentreffens ãHOMOLULUÒ 1979 in Frankfurt beteiligt.
Auch an der GrŸndung der Deutschen
Aids-Hilfe (DAH) und des Bundesverbands HomosexualitŠt (BVH) wirkte
er mit und arbeitete in dessen Beirat
mit.
Er grŸndete 1981 zusammen mit
seinem Lebenspartner Ulli Klaum die
ãAkademie WaldschlšsschenÒ und
fŸhrte sie 1999 zur Anerkennung durch
das Land Niedersachsen als fšrderungsberechtigte Heimvolkshochschule. Er baute die mit ihren Hauptschwerpunkten in der Lesben- und Schwulenbildung sowie der Aids-Fortbildungsund Betroffenen-Arbeit fŸr Deutschland zentrale und in Europa einzigartige Bildungseinrichtung ma§geblich 20
Jahre ehrenamtlich auf, bis er ihre
hauptamtliche Leitung im Jahre 2000
Ÿbernahm. 2004 ŸberfŸhrte er die Einrichtung in eine gemeinnŸtzige Stiftung, der er auch die Immobilien stiftete. Sein ehrenamtliches Engagement in
der Erwachsenenbildung in Niedersachsen erstreckte sich auch auf den
Aufbau des VNB -Landeseinrichtung
der Erwachsenenbildung, dessen langjŠhriger stellvertretender pŠdagogischer Leiter und GrŸnder der landesweiten GeschŠftsstelle des VNB fŸr
Schwulen- und Lesbenbildung, Aids
und Gesellschaft er war.
Lespress reiht sich gerne ein in den
Kreis der GartulantInnen und wŸnscht
weiterhin viel Erfolg!
Hamburg
Der Hamburger
Frauenball
wird 20.
Kaum zu glauben,
aber es ist wahr!
Wir feiern dieses besondere JubilŠum
im Congress Centrum Hamburg (direkt
am Fernbahnhof Dammtor), in den
modernisierten tollen SŠlen 3 und 4.
Wir freuen uns wie jedes Jahr auf
11
➧
lesmopolitan
Göttingen: Dr. Rainer Marbach
Terre Des Femmes
gutgelaunte Frauen, die gern tanzen
oder/und mit anderen Frauen ausgelassen feiern kšnnen. Au§erdem sind alle
mitwirkenden KŸnstlerinnen der 19
vorherigen FrauenbŠlle eingeladen.
In Saal 3 fŸhrt Bettina Bšttinger
durchs Programm und auf einer riesengro§en TanzflŠche kann Walzer, Tango, Foxtrott, Latein uvm. getanzt werden.
Eine Hochseilartistin und eine SŠngerin sorgen in den Tanzpausen fŸr
erstklassige Unterhaltung.
In Saal 4 moderiert und singt Marion Scholz (von Duotica). In diesem
Saal wird hauptsŠchlich Discomusik
gespielt, so das auch Frauen, die Standardtanz nicht so prickelnd finden, hier
die Nacht durch tanzen kšnnen.
In den beiden gro§en Foyers gibts es
ein gro§es Buffet und viel Platz zum
Essen und Kommunizieren und au§erdem einige StŠnde, an denen Frauen ihre Projekte und Unternehmen vorstellen. Die StŠnde bitte bis zum 25. Okt
05 bei uns anmelden:
frauen@cafe-endlich.
schen, katholischen und škumenischen
christlichen Gruppen zusammen.
Das gegenseitige Kennenlernen
stand im Vordergrund, dazu gab es eine
FŸlle von Workshops zu theologischen
und politischen Themen.
Aber auch kirchenpolitische Zusammenarbeit stand auf dem Programm:
ãBisher gab es einzelne Kontakte zwischen den Gruppen, jetzt werden wir
gezielter zusammenarbeiten,Ò kŸndigte
Thomas Beckmann (Homosexuelle
und Kirche) an. Konkrete Projekte zu
Kirchen- und Katholikentagen und
auch zu einzelnen Christopher-StreetDays konnten jetzt verabredet werden.
Auch ein gemeinsames Internetportal
sowie eine strukturierte Kommunikation zwischen den Netzwerken wurden angeschoben. Kontakte zu christlichen Lesben- und Schwulengruppen
im europŠischen Kontext sollen ausgebaut werden.
ãTrotz aller Unterschiede sind wir
eine aktive Gemeinschaft, die zusammen etwas gestalten will. Das wurde
besonders im gemeinsamen Gottesdienst deutlich,Ò fasst Tomke Ande
(Lesben und Kirche) ihre EindrŸcke
zusammen.
Im Herbst 2008 oder im FrŸhjahr
2009 soll es einen zweiten Kongress
geben.
In den beiden gro§en deutschen Kirchen werden lesbische und schwule
Lebensweisen immer noch als Problem
wahrgenommen. Dabei ist vor allem
im evangelischen Bereich vielerorts eine Akzeptanz Homosexueller einfacher geworden.
Fazit der Veranstalter: Es macht
Sinn, dass Lesben und Schwule sich
kennenlernen. Es ist gut, dass sich
Menschen aus verschiedenen Konfessionen persšnlich treffen. Angesichts
der schwierigen Situation, in der sich
vor allem katholische Homosexuelle
befinden, gibt es Kraft, miteinander in
gro§er Gemeinschaft zu arbeiten und
Gottesdienst zu feiern.
Aber es gibt noch viel mehr Tolles
auf dem 20. Hamburger Frauenball,
nachzulesen unter www.frauenball.de .
Dort kšnnen auch die Eintrittskarten
bestellt werden.
Wir freuen uns auf Frauen aus ganz
Deutschland und aus dem Ausland.
Herzliche Gr٤e vom Ballvorbereitungs-Team und hoffentlich bis zum
Frauenball am 05.11.05!!
Bielefeld
Christliche Lesben
und Schwule:
Erster deutschlandweiter Kongress erfolgreich
Vom 30.9-3.10. hat der erste deutschlandweite Kongress zur Vernetzung
christlicher Lesben- und Schwulenorganisationen in Bielefeld-Sennestadt
getagt. Unter dem Motto ãAm Anfang
war die VielfaltÒ kamen ca. 150 TeilnehmerInnen aus dreizehn evangeli-
12
Basel: Helvetia am Rhein
Bundesweit
Kampagne für
‘Saubere’ Kleidung
Tübingen. Skandal in Tchibos NŠhstube - unter diesem Motto werden die NŠherin Rina Begum und die Gewerkschafterin Shahida Sarker Ÿber Arbeitsbedingungen bei einem Zulieferbetrieb
des Gro§konzerns Tchibo in Bangladesch berichten. Auf Einladung von
TERRE DES FEMMES und der
ãKampagne fŸr ÔSaubereÕ KleidungÒ
reisen die beiden Aktivistinnen vom 12.
- 30. Oktober 2005 durch 11 deutsche
StŠdte und nach Wien.
Tchibo gehšrt zu den so genannten
Billiganbietern, die Massenware zu
Niedrigstpreisen auf den Markt werfen
- die Arbeitsbedingungen der vorwiegend weiblichen Mitarbeiterinnen in
den Zulieferbetrieben interessieren den
Discounter nicht. WŠhrend der Rundreise werden die beiden Frauen an Podiumsdiskussionen und bei Stra§enaktionen teilnehmen, sie besuchen VerbŠnde, PolitikerInnen und Gewerkschaften. Gemeinsam mit kritischen
KonsumentInnen aus ganz Deutschland
wollen die Frauen den Druck auf Tchibo verstŠrken. ãDer Handelsriese muss
endlich seine soziale Verantwortung
wahrnehmenÒ, fordert Dr. Gisela
Burckhardt von der Kampagne fŸr
ÔSaubereÕ Kleidung.
Rina Begum verbrachte neun Tage
in Haft und wurde anschlie§end fristlos
entlassen, weil sie gegen eine LohnkŸrzung ihrer Fabrik, die Tchibo regelmŠ§ig beliefert, protestiert hatte. Sie ist
seitdem arbeitslos.
Shahida Sarker, Vorsitzende der Gewerkschaft ãNational Garment Workers
FederationÒ (NGWF), wird darŸber
hinaus Ÿber die tšdliche Katastrophe in
den Fabriken Spectrum und Shahariyar
berichten: Am 11. April stŸrzte in
Savar/Bangladesch das neunstšckige
FabrikgebŠude zusammen, weil Sicherheitsstandards nicht eingehalten wurden. Das UnglŸck forderte 64 Tote und
viele Verletzte. Hier lie§en auch die
deutschen Unternehmen Karstadt/
Quelle, Kirsten Mode, Steilmann, New
Yorker, Dr. Rehfeld und Bluhmod produzieren. Ein halbes Jahr nach der Katastrophe warten die Arbeiterinnen von
Spectrum / Shahariyar noch immer auf
EntschŠdigungszahlungen.
Die ãKampagne fŸr ÔSaubereÕ KleidungÒ (CCC) - ein TrŠgerkreis, in dem
die Gewerkschaften IG Metall und Ver.
di, das DGB Bildungswerk, die Kirchen und NROs wie INKOTA und die
Frauenrechtsorganisation TERRE DES
FEMMES vertreten sind - setzt sich seit
vielen Jahren fŸr die Verbesserung der
Arbeitsbedingungen der NŠherInnen in
den BilliglohnlŠndern des SŸdens und
Ostens und die Umsetzung von Sozialstandards bei den Zulieferern der deutschen Unternehmen ein.
Die aktuelle Reiseroute unter www.
frauenrechte.de
Basel
Neues Webangebot für Lesben
und Schwule
Unter der Webadresse www.Gaybasel.
ch finden Interessierte seit September
laufend aktualisierte Veranstaltungen
rund um das lesbisch-schwule Leben in
Basel sowie redaktionell betreute Ausgeh- und Einkauf-Tipps. Das lesbischschwule Basel bekommt damit endlich
auch im Internet ein Forum; denn seit
dem 5. Juni dieses Jahres ist es amtlich:
Mit 68 Prozent Ja-Stimmen zum Partnerschaftsgesetz fŸhrt Basel die Liste
der BefŸrworter-Kantone an und ist somit die heimliche Gay-Metropole der
Schweiz
Basel beweist mit seiner FŸlle an
Veranstaltungen und kulturellen Angeboten, dass sich die Gay-Kultur nicht
verstecken muss. LokalitŠten wie Kaserne, BarRouge, NT-Areal, Borderline,
Smalltown - um nur einige zu nennen sind Orte, die immer wieder von
Schwulen und Lesben inszeniert werden. Mehr oder weniger regelmŠssig,
mehr oder weniger bestŠndig.
Gaybasel.ch gibt diesem bunten
Treiben ein Gesicht und reagiert mit der
Online-Plattform auf den steten Wandel
der lesbisch-schwulen Region. Veranstaltungs-Hinweise werden unter redak
[email protected] entgegen genommen.
URL: http://www.gaybasel.ch
lespress ❘ oktober 2005
recht
LIEBE LESERINNEN,
„Johnny“ (um den geht es auch noch einmal in der nächsten Lespress), Photo: Braxxl
diesmal werde ich keine Ausführungen zu einem bestimmten Rechtsgebiet machen, sondern möchte einfach mal anhand eines Falles schildern, wie ein Gerichtsverfahren in
Zivilsachen abläuft.
ie immer handelt es sich selbstverstŠndlich um einen fiktiven Fall, aber einzelne VorfŠlle haben sich dennoch zumindest so Šhnlich bereits in der RealitŠt ereignet.
Bei mir in der Kanzlei erscheint eines Tages Alexandra N., die mir
erzŠhlt, dass sie gegen Petra X. einen Anspruch geltend machen mšchte.
Sie hat Petra X zum wiederholten Male ihr Auto geliehen.
Nachdem dies auch schon in der Vergangenheit ein bisschen zu Verstimmungen gefŸhrt hat, hat sie diesmal im Beisein ihrer Freundinnen
Carla, Sabine und Christa, Petra laut und deutlich gesagt, dass sie ihr
zwar das Auto erneut zur VerfŸgung stellt, wenn diese allerdings eine
Beule hineinfahren wŸrde, dann mŸsste Petra X. die Reparaturkosten
bezahlen.
Petra X. ist nur froh, dass sie mit dem Auto von dannen ziehen kann,
stimmt zu und fŠhrt davon.
W
lespress ❘ oktober 2005
Als sie unterwegs etwas hektisch beim RŸckwŠrtsfahren einen
Baum Ÿbersieht, gibt es eine richtig schšne Beule im KotflŸgel.
Zum GlŸck bleibt der Baum unversehrt, Petra fŠhrt davon und stellt
Alexandra das leicht demolierte Auto vor die TŸr, wobei sie noch stolz
verkŸndet, dass sie es diesmal tatsŠchlich geschafft hat, das Auto
pŸnktlich wieder zurŸckzugeben.
Alexandra sa§ schon wie auf Kohlen und will zusammen mit ihrer
Freundin Sabine sofort losfahren.
Als sie zum Auto kommt, stellt sie fest, dass es eine Beule hat, Petra
hat sich bereits aus dem Staub gemacht.
Wutentbrannt ruft sie Petra an und fordert von dieser, dass sie dafŸr
sorgen soll, dass die Beule repariert wird. Als Petra dies wiederholt ablehnt und am Schluss sogar behauptet, sie hŠtte gar keine Beule in das
Auto gefahren, wird Alexandra richtig wŸtet und kommt zu mir in die
Kanzlei.
13
➧
recht
Liebe Lese
Die Kosten fŸr die Reparatur belaufen sich auf 900 Û, die Vollkaskoversicherung hat eine Selbstbeteiligung von 1.000 Û, so dass Alexandra diese vernŸnftigerweise nicht in Anspruch nehmen will.
Nachdem ich Petra ein erstes Mal angeschrieben und sie aufgefordert habe, den Betrag zu bezahlen und die Frist verstrichen ist, vereinbaren wir, dass die Klage bei Gericht eingereicht wird.
Alexandra hat zum GlŸck eine Rechtschutzversicherung, so dass ich
als erstes bei dieser die Deckungszusage fŸr die Klageeinreichung einhole.
Als diese vorliegt, fertige ich einen Klage-Schriftsatz, in dem ich
beantrage, dass Petra an Alexandra 900 Û plus Zinsen bezahlen muss.
Au§erdem soll sie die Kosten des Verfahrens tragen, da sie die Klage
verursacht hat.
In meinem Schriftsatz muss ich ganz genau den Sachverhalt schildern, so dass ich diesen zuvor auch lŸckenlos von Alexandra erzŠhlt
bekommen haben muss.
Au§erdem muss ich fŸr alle anspruchsbegrŸndenden Tatsachen
Zeuginnen und Zeugen benennen und zwar mit vollstŠndigem Namen
und vollstŠndiger Anschrift.
Alexandra muss die ZeugInnen vorher nicht fragen, ob sie bereits
sind, Aussagen zu machen, da dies eine sogenannte BŸrgerInnenpflicht
ist und die ZeugInnen gegebenenfalls bei Gericht erscheinen mŸssen.
Ist eine davon aber eine heimliche Verehrerin von Petra, so empfiehlt es sich, diese als Zeugin lieber erst mal raus zu lassen.
Zusammen mit der Klageeinreichung muss ein
saftiger Gerichtskostenvorschuss einbezahlt werden, den aber glŸcklicherweise die Rechtschutzversicherung vorschie§t, andernfalls muss
dies die Mandantin selbst machen.
Die Klage kommt jetzt zunŠchst in die Einlaufstelle bei Gericht,
dort wird geprŸft, welche RichterIn zustŠndig ist (unterschiedlich, bei
manchen Gerichten nach einem Buchstabenverteilungssystem, bei
manchen einfach nach Eingang) und die Klage wird dann an die GeschŠftsstelle der zustŠndigen RichterIn weitergeleitet.
Bei dieser wird die Klage erst einmal durchgelesen und es wird geprŸft, ob irgendwelche gravierenden Fehler vorliegen oder vielleicht
das verkehrte Gericht erwischt wurde.
Wenn hier soweit alles in Ordnung ist, lŠsst die RichterIn die Klage
an die Gegenseite zustellen und wird in der Regel dieser eine Frist zur
Erwiderung setzen und gleichzeitig einen Gerichtstermin zur GŸteverhandlung und zur ersten Verhandlung ansetzen.
Wenn Ihr gerade euren Urlaub fŸr die Woche geplant
habt, in der der Termin liegt, oder eine wichtige berufliche Besprechung habt, so kann entweder beantragt werden, dass der Gerichtstermin vertagt wird oder dass ihr vom persšnlichen Erscheinen entbunden
werdet, so dass die AnwŠltin alleine hingehen kann. Meistens werden
von den Gerichten aber Nachweise fŸr die Verhinderung verlangt.
14
In der Zwischenzeit hat sich Petra auch eine AnwŠltIn genommen
und dieser eine komplett andere Geschichte erzŠhlt.
Diese Geschichte wird von der AnwŠltIn von Petra in eine sogenannte Klageerwiderung gefasst und an das Gericht geschickt, wir erhalten die Klageerwiderung in Kopie zur Stellungnahme. Ganz wichtig
ist es zu wissen, dass bei Verfahren nichts ãheimlichÒ dem Gericht mitgeteilt werden kann, ohne dass die Gegenseite davon erfŠhrt.
Alles was dem Gericht mitgeteilt wird, wird in Abschrift an die Gegenseite zugeleitet, ebenso natŸrlich umgekehrt.
Oft werde ich gefragt, ob ich wŸsste, was sich die Gegenseite denkt
oder warum die AnwŠltIn denn nicht merkt, dass die Gegenseite eine
LŸgengeschichte auftischt oder aber auch, wie ich denn meine, wie das
Gericht entscheiden wird.
Das Dumme an der Sache ist nur: Wenn ich all diese Fragen beantworten kšnnte, wŸrde ich als Wahrsagerin auftreten und unheimlich
viel Geld verdienen.
Im ersten Termin, zu dem in der Regel keine ZeugInnen geladen
werden, versucht das Gericht eine Einigung herbeizufŸhren.
Eine Einigung bzw. ein sogenannter Vergleich ist immer etwas Freiwilliges.
D.h. das Gericht kann euch nicht dazu zwingen, diese Einigung
abzuschlie§en, auf der anderen Seite sagt das Gericht im Normalfall in
diesem ersten Termin auch schon einmal seine vorlŠufige Rechtsmeinung, so dass es manchmal durchaus Sinn macht, einen Vergleich abzuschlie§en, wie vom Gericht vorgeschlagen.
Kommt es zu keiner Einigung, hŠngt es davon ab, ob das Gericht eine Beweisaufnahme fŸr notwendig erachtet oder nicht.
Nehmen wir einmal an, in diesem Fall hŠtte Petra jetzt behauptet,
sie hŠtte eine ZeugIn dafŸr, dass sie Alexandra unmittelbar nach dem
Unfall angerufen hat und gesagt hat, es sei doch nicht so schlimm und
sie mŸsse nicht bezahlen. In diesem Fall wird das Gericht dann einen
neuen Termin anberaumen, in dem dann die ZeugInnen geladen und
angehšrt werden.
Mit den ZeugInnen verhŠlt es sich keineswegs so, wie beim Bruchrechnen.
Das hei§t, wenn ihr fŸnf ZeugInnen aufwarten kšnnt und die Gegenseite nur drei, dann seid ihr keineswegs im Vorteil, sondern es muss
sich das Gericht, nachdem es alle ZeugInnen angehšrt hat, ein Bild
davon machen, wen es fŸr glaubwŸrdiger hŠlt.
Kann das Gericht dies nicht entscheiden, so ist mšglicherweise das,
was behauptet wird, nicht bewiesen. In diesem Fall wŠre es so, dass
dann Alexandra eventuell nicht bewiesen hŠtte, dass sie mit Petra vereinbart hat, dass diese den Schaden bezahlen muss.
Nur damit ihr mal so ein GefŸhl dafŸr bekommt, von welchen Faktoren alles abhŠngen kann werde ich einfach mal drei von mindestens
drei§ig mšglichen Versionen schildern, wie das Verfahren weitergehen
kann. SelbstverstŠndlich ist wieder alles všllig frei erfunden und natŸrlespress ❘ oktober 2005
erinnen,
lich wŸrden unsere RichterInnen niemals so entscheiden.......obwohl
wenn ich so recht Ÿberlege, bei der Richterin Y oder dem Richter X
kšnnte ich es mir vielleicht doch schon vorstellen.......
a) Version Zahnschmerzen:
In dem Gerichtstermin mit der Beweisaufnahme machen alle ZeugInnen relativ klare und glaubwŸrdige Angaben.
Allerdings sind sie entsetzlich langatmig und der Richter, der Zahnschmerzen hat, ist reichlich genervt.
Da die zwischenzeitlich verzweifelten AnwŠltInnen durch Fragen
versuchen, die gegnerischen ZeugInnen unglaubwŸrdig zu machen,
dauert der Termin schon zwei Stunden, der pochende Schmerz wird
immer schlimmer.
Der Richter ist genervt und stellt fest: er kann nicht entscheiden, wie
das Ganze jetzt abgegangen sein soll und befindet, dass er weder die eine, noch die andere Version wirklich glaubwŸrdig findet und weist
dementsprechend die Klage ab, da Alexandra nicht beweisen kann,
dass s’e die Vereinbarung getroffen hat.
b) Version Sympathie:
Diesmal ist eine ZeugIn von Alexandra schŸchtern und verschreckt und
bringt nicht so recht was raus.
Trotz der vorsichtigen Nachfragen durch die AnwŠltin kann sie
nicht so recht Ÿberbringen, was sie sagen will, eine RŸckfrage der gegnerischen Kollegin verunsichert sie total. Eine andere ZeugIn dagegen
labert ununterbrochen, ohne tatsŠchlich die wichtigen Punkte zu benennen und ist einfach nicht zu stoppen und zeigt unverhohlen, dass sie
Petra einfach nicht leiden kann. Die dritte ZeugIn, eine Ex von Alexandra macht zwar gute und klare Aussagen, auf die bohrende Nachfrage
der gegnerischen AnwŠltin gibt sie aber zu, doch noch reichlich verliebt in Alexandra zu sein. Die ZeugIn von Petra dagegen ist bestens
prŠpariert, tritt souverŠn auf, kennt ihre Geschichte in- und auswendig,
verwickelt sich nicht in WidersprŸche und schenkt der RichterIn ihr
reizendstes LŠcheln. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass eine derart
reizende Person doch nicht lŸgen kann, wŠhrend ihr die anderen drei
ZeugInnen reichlich suspekt vorkommen, so dass sie kurzerhand mitteilt, dass sie Alexandras ZeugInnen alle drei fŸr unglaubwŸrdig hŠlt
und daher die Klage abweisen wird.
c) Version Heiligenschein:
Die RichterIn sitzt erneut in der Beweisaufnahme und hšrt sich aufmerksam die AusfŸhrungen der ZeugInnen an, obwohl diese umfangreich sind und die AnwŠltInnen viele Nachfragen stellen.
Sie hat vorher die Akten gelesen (ein Wunder) deckt den einen oder
anderen Widerspruch auf und hšrt ganz genau hin.
Diese RichterIn stellt dann bald bei der Aussage der ZeugIn von Petra fest, dass hier doch einige Unstimmigkeiten drin sind und entscheilespress ❘ oktober 2005
det zu Gunsten von Alexandra.
Dies alles schreibt sie in einem grŸndlichen, umfangreichen Urteil
nieder.
Das Urteil, das meist nicht direkt nach der Beweisaufnahme verkŸndet wird, wird der AnwŠltin zugestellt, diese leitet es mit entsprechenden Kommentaren an die Mandantin weiter.
Alexandra ist nun
a) sauer
b) niedergeschmettert
c) glŸcklich
In allen FŠllen ist es fraglich, ob eine Berufung Aussicht auf Erfolg
hŠtte.
So oder so ähnlich können Gerichtsverfahren ablaufen...
Aber ich will euch nicht verschrecken, es gibt zum GlŸck doch einige RichterInnen ãmit HeiligenscheinÒ.
Nur eines ist wichtig: es sollte immer alles bereits in der ersten Instanz am besten vor dem ersten Termin schriftlich vorgetragen sein.
Bis zum nächsten Mal hofft Eure Anwältin,
dass ihr nicht bei Gericht erscheinen müsst.
RA Irene Schmitt (Foto von BRAXXL)
RechtsanwŠltin und FachanwŠltin fŸr Familienrecht Irene Schmitt,
MŸnchen bietet auf ihrer homepage www.rechtsanwaeltin-ireneschmitt.de weitere ausfŸhrliche Informationen an. Kontakt zu Irene
Schmitt: 089 - 300 92 21 oder [email protected]
15
schwarz auf weiß
Susanne Nadolny:
Gelebte Sehnsucht
Eine Hommage and Grenzgängerinnen der Moderne
edition ebersbach, 25 Euro
Die Ôedition ebersbachÕ feiert in diesem Jahr ihr 15jŠhriges Bestehen. Brigitte Ebersbach hat es sich zur Auf-
gabe gemacht, BŸcher Ÿber Frauen zu
veršffentlichen, vorzugsweise Ÿber
KŸnstlerlinnen oder ungewšhnliche
Frauen aus den 20er- und 30er Jahren.
So verdanken wir ihr die Wiedergeburt
der ãDada BaronessÒ Elsa von Freytag-Lohringhoven, einen Besuch bei
den Schriftstellerinnen und KŸnstlerinnen der Pariser Left Bank in ãParis
was a womanÒ oder einen Ausflug ins
weibliche New York der 20er- und 30er Jahre in ãCrazy New YorkÒ. Auch
die ãWilden Jahre in BerlinÒ wurden
in ihrem Verlag gefeiert. Ihre neueste
Edition âGelebte SehnsuchtÕ widmet
sich den GrenzgŠngerinnen der Moderne - Mina Loy, Dorothy Parker, Helen Hessel, Katherine Mansfield, Claire Goll, Nancy Cunard, Elsa Triolet
und Annemarie Schwarzenbach. Angefangen bei der Geburt von Mina
Loy im Jahre 1882 und beendet mit
dem Tod der Annemarie Schwarzenbach im Jahr 1942 werden 60 Jahre
Frauengeschichte erzŠhlt, aus einer
Zeit, in der sowohl die Emanzipation
der Frau als auch Homo- und BisexualitŠt noch keine šffentlichen The-
men und gelebter Feminismus noch
weit in der Zukunft lag. All diesen
Frauen, ob hetero-, homo- oder bisexuell, war gemein, dass sie ihr Leben
nicht im Kreise der Familie als allumsorgende Hausfrauen verbringen wollten. Sie wollten anders leben, wollten
frei sein, wollten ihrer Berufung folgen. Oft mit ungeahnten Konsequenzen, wenn sie ihr gutbŸrgerliches bis
gut situiertes Elternhaus verlie§en.
KŸnstlerisch erfolgreich waren sie alle, aber hatten teilweise auch stark mit
den Anforderungen der Zeit und ihrem
persšnlichen SelbstverstŠndnis zu
kŠmpfen. Manche bezahlten dafŸr mit
ihrer Gesundheit. So war beispielsweise die Journalistin und Schriftstellerin
Dorothy Parker dem Alkohol verfallen
und die Reisejournalistin Annemarie
Schwarzenbach starb 30-jŠhrig
schwerkrank in einer Privatklinik,
nachdem sie ihr kurzes Leben lang mit
ihrer nicht erfŸllbaren Liebe zu Erika
Mann und ihrer Drogensucht zu kŠmpfen hatte. Katherine Mansfield starb
mit 35 Jahren an Tuberkulose und Mina Loy verbachte ihre letzten Lebens-
jahre in den Bowery-Slums unter
SŸchtigen und Obdachlosen. Vier Autorinnen, Unda Hšrner, Alexandra Lavizzari, Susanne Nadolny und Jutta
Rosenkranz, haben die Lebensgeschichten der kŠmpferischen Frauen
zusammengetragen. Obwohl keine der
Kurz-Biografie, die das Leben der
Frauen auf bis zu 30 Seiten beschreibt,
in die Tiefe geht, vermitteln die Autorinnen einen guten Einblick in den
Geist der Zeit, in die Psyche und das
Leben der Frauen. Reich bebildert, geschrieben mit leichter Feder und wie
alle BŸcher der Herausgeberin schšn
gestaltet, gibt âGelebte SehnsuchtÕ einen interessanten Einblick in das Leben von acht ungewšhnlichen Frauen und damit Lust auf mehr: ihre Werke
zu lesen, ihre Bilder zu sehen oder sich
eine weiterfŸhrenden Biografie zu
kaufen.
dem sie etliche Tipps fŸr das Leben
auf der Stra§e bekommt.
In dieser Zeit hat sie die ersten Kon-
takte zu Lesben in Berlin und fragt
sich immer mehr, wo sie selbst eigentlich steht und was sie empfindet.
Sie wei§, dass sie sich zu MŠdchen
und Frauen hingezogen fŸhlt, sie hat
auch schon einige sexuelle Erfahrungen mit MŠdchen hinter sich, fŸhlt
sich aber in ihrem eigenen weiblichen
Kšrper fremd und všllig unstimmig,
wie eine ãMogelpackungÒ, die viel
Raum bietet fŸr das, was andere in ihr
sehen wollen.
Immer drŠngender wird ihr Wunsch
und ihr BedŸrfnis herauszufinden, wo
ihr Platz ist und wie sie Klarheit in ihre
GefŸhlswelt bringen kann.
ãDas ist schon echt komisch: Jirko
hat mich als MŠdchen gewollt. Kai
wollte mich als Schwulen. Nina will
mich zwar sowieso nicht, aber wenn,
dann hšchstens als Lesbe. Nichts von
all dem haut hin. Und was, verdammt,
kommt als NŠchstes.Ò
Einen Halt findet sie nach und nach
bei zwei Šlteren Lesben, die sie sehr
unterstŸtzen und bei einem flippigen
Punk in ihrem Alter.
Sie erfŠhrt viel Ÿber Frauen- und
Lesbengeschichte, die ersten CSDs in
Berlin und die Situation von Transgendern.
Und sie lernt Caroline kennen...
Eine unglaublich dichte Geschichte,
wie immer bei Karen-Susan Fessel
gro§artig, aufwŸhlend und dabei sehr
poetisch erzŠhlt.
Sie beschreibt eine IdentitŠtssuche,
die sich an mehreren Grenzen entlang
entwickelt und die ein PlŠdoyer fŸr
Toleranz und gegenseitige Akzeptanz
darstellt, bei aller Vielfalt in den Facetten des individuellen Anders-Seins
und dem gleichzeitigen Suchen nach
Zugehšrigkeit.
Ein Buch, dem es gelingt, viele Botschaften in einer packenden, sehr berŸhrenden Weise zu transportieren:
keine leichte Kost, dafŸr um so gehaltvoller!
Tanja Thiel
Karen-Susan Fessel:
Jenny mit O
Querverlag, 17,90 Euro
ãIch wei§ eigentlich nicht recht, wer
ich bin. Ich hab nur so eine Ahnung.Ò
Diese Ahnung ist fŸr Jenny eine
wichtige Spur, der sie folgt.
Mit knapp 17 Jahren haut sie aus
Gro§ Klein bei Rostock, wo sie unter
heftiger familiŠrer Missbilligung und
Gewalt und in einem rechtsradikal geprŠgten gesellschaftlichen Umfeld ohne Ausbildungs- oder Berufsperspektiven und fast ohne Freizeitangebote
aufgewachsen ist, nach Berlin ab, als
sie merkt, dass sie das alles endgŸltig
nicht mehr aushŠlt.
In Berlin verbringt sie die ersten Tage mit Stra§enkids, dann mit einem
frŸheren Schulkollegen und schlie§lich lernt sie einen schwulen Punk
kennen, mit dem sie eine Art †berlebensgemeinschaft eingeht und von
Angelika Scholz:
Wünsch dir was
Orlanda Frauenverlag
Das lesbische PŠrchen Carla und Lotte
lebt seit Jahren eigentlich ganz glŸcklich vor sich hin. Einzig die immer
wiederkehrenden Diskriminierungen
und ZwischenfŠlle aufgrund ihres Geschlechts und ihrer SexualitŠt nerven
die beiden Frauen: Mal ist es der hochnŠsige AutohŠndler, mal der tŸrkische
Jugendliche, der ãmit RechtÒ seine
Freundin vertrimmt.
Einmal ein Mann sein, den blšden
Typen Respekt einflš§en kšnnen - das
fŠnden Carla und Lotte ganz prima.
Und eines Morgens erwacht Carla
16
schlie§lich als Carl mit diesem fremdartigen Geschlechtsteil zwischen den
Beinen ...
Die mŠnnlichen Verhaltensweisen
lernen sich jedoch schnell, weil einfach: Gro§spuriges Auftreten verhilft
Carl bei seiner Karriere in der ITBranche, die SekretŠrin ist auch
schnell herumzukriegen. Einzig mit
der nunmehr heterosexuellen Beziehung zu Lotte wird es schwierig. Jene
nŠmlich, weil eben lesbisch, empfindet den Stoppel-behaarten Mann in ihrer gemeinsamen Wohnung verstŠndlicherweise als Fremdgegenstand. Als
jedoch auch aus Lotte Ÿber Nacht ein
Leo wird und die beiden eine schwule
Beziehung fŸhren ã... ist das Chaos
perfektÒ (Klappentext).
Dagmar Trüpschuch
Eigentlich eine schicke Idee: Geschlechterwechsel ãŸber NachtÒ kennen wir spŠtestens seit Virginia Woolfs
ãOrlandoÒ. Dieser Kniff gestattet viel
Raum, Geschlechter-Klischees zu
schaffen und auch wieder zu brechen.
Leider bestreitet Angelika Scholz dieses Thema zu kurz - und zu asexuell.
Gerade die wandelnde SexualitŠt der
beiden Hauptpersonen zueinander
(von lesbisch zu hetero zu schwul)
wŠre auch ohne allzu pornographische
AusflŸge ein notwenig zu behandelndes Thema, das Die Autorin jedoch
komplett ausspart. Schade.
Sabine König
lespress ❘ oktober 2005
Claudia
Breitsprecher:
Vor dem Morgen
liegt die Nacht
Verlag Krug & Schadenberg,
19,90 Euro
Der Šu§erst gelungene und hintergrŸndige Roman beginnt mit der Wiederbegegnung zwischen Maria und Nina,
die sich seit 25 Jahren nicht mehr gesehen haben.
Dieses zufŠllige Treffen in einem
Theaterfoyer ist fŸr Nina ãder Moment, vor dem sie sich ein Leben lang
gefŸrchtet und den sie doch herbeigesehnt hatte wie nichts anderes auf der
WeltÒ.
Maria, die frŸhere Nachbarin von
Nina und deren Eltern, ist in Begleitung von Michelle, ihrer aus Ost-Berlin stammenden Nichte.
Sehr raffiniert miteinander verwoben werden die Geschichten dieser
drei Frauen erzŠhlt.
Nina, deren Mutter zunehmend in
AlkoholabhŠngigkeit glitt, je mehr sie
ihre TrŠume in ihrer Hausfrauenrolle
gefangen sah, lebt nach dem Tod ihrer
Eltern sehr zurŸckgezogen hinter einem Schutzwall, durch den sie neue
Verletzungen und EnttŠuschungen verhindern will.
Michelle ist eine sehr begabte, funkensprŸhende Schauspielerin, die die
BŸhne und das damit verbundene
Licht liebt- und Frauen, seit ihrer stŸrmischen ersten Liebe zu Vanessa, die
wie sie selbst damals SchauspielschŸlerin in der DDR war.
Sehr lebendig knŸpft an diese zurŸckliegende
Liebesgeschichte
deutsch-deutsche Vergangenheit an, da
beide Frauen ihre Liebe zueinander
nicht ohne sozialpolitisch bedingte
Konflikte leben konnten. Michelle, die
Ÿberzeugte Sozialistin war, hinterfragte- durch Vanessa ausgelšst- das kontrollierende Staatssystem der DDR
immer kritischer und rebellierte
schlie§lich dagegen, Vanessa wŠhlte
einen fŸr sie unumgŠnglichen Ausweg.
Maria reprŠsentiert mit ihren 83
Jahren eine kraftvolle, sehr lebenserfahrene Frau. In ihre rŸckblickend
erzŠhlten Lebensstationen flie§t ebenfalls viel Zeitgeschichte ein. Sie ist eine Figur voller zuversichtlichem Aufbegehren gegen Einengungen und mit
viel Reife, die aus Herausforderungen
und auch aus Fehlern entstanden ist.
Und sie ist letztlich die Verbindung
zwischen allen FŠden, die sich an einem fŸr alle entscheidenden Knotenpunkt zusammenfŸgen.
Durch sie lernen sich Nina und Michelle kennen und wagen eine AnnŠherung in ihre GegensŠtze hinein.
Ein wunderbares, unbedingt lesenswertes, tiefsinniges Buch, sehr realistisch in der Darstellung und dennoch
voller Zuversicht und angefŸllt mit
einer Bandbreite verschiedenster Formen der Freundschaft und Liebe.
Tanja Thiel
Florian Mildenberger: Allein unter
Männern.
Helene Stourzh-Anderle
in ihrer Zeit (1890-1966),
Herbolzheim:
Centaurus-Verlag 2004
Helene Stourzh-Anderle (1890-1966)
machte als BŸrgertochter 1910 recht
selbstverstŠndlich Abitur und durfte
wie ihre Schwester in Wien studieren.
1914 wurde sie recht flott zu wissenschaftlichem Arbeiten angehalten. Ein
Jahr spŠter promovierte sie. Es folgte
eine Ausbildungsstelle, ihre Spezialisierung auf GynŠkologie, 1918 die Ernennung zur AssistenzŠrztin, eine
Stellung, die nicht von langer Dauer
war: Frauen fungierten nicht nur in der
Medizin als Platzhalter, bis die MŠnner aus dem Krieg wiederkamen. 1920
eršffnete sie - als ÔAlternativeÕ zu ihrer
zwangsweise beendeten universitŠren
lespress ❘ oktober 2005
Laufbahn - eine eigene Praxis in Wien.
Nebenbei publizierte sie und referierte
sie u.a. Ÿber das Thema AufklŠrung in
MŠdchen- und an der Volkshochschule. Politisch schloss sich die €rztin
1930 der …sterreichischen Frauenpartei an, worŸber die Leserin gern mehr
erfahren hŠtte. 1953 rŸckte in den Vor-
➧
17
schwarz auf weiß
stand der Organisation von €rztinnen
…sterreichs auf und wirkte zeitweilig
an der 1954 gegrŸndeten šsterreichischen Gesellschaft fŸr Sexualforschung mit.
Selbst heterosexuell, billigte Helene
Stourzh-Anderle Lesben und Schwulen eine vergleichbare GefŸhlsfŠhigkeit wie Heterosexuellen zu - nicht ohne aber zu betonen, dass nur das eine
ãnaturgewolltÕÒ sei und HomosexualitŠt hormonell bedingt.
Helene Stourzh-Anderle war und
blieb Zeit ihres Lebens eine biologistische Denkerin: Auch der diesbezŸglich gleichheitsorientierte FlŸgel der
Alten Frauenbewegung scheint sie
nicht beeindruckt zu haben. Trotzdem
favorisierte sie eine Vorstellung von
Gleichberechtigung und Gleichrangigkeit von Frauen und MŠnnern. Sexuell
sah sie durchaus unterschiedliche Rollen: ãBeim Verkehre fŠllt dem Mann
der tŠtige und daher komplizierte Teil
zu, wŠhrend die Frau nur eine untŠtige
Haltung einzunehmen hat.Ò Kein
Wunder also, dass auch die Neue
Frauenbewegung in ihr keine VerbŸndete sah und nicht fŸr postume Rezeption sorgte...
Kritisch zu werten sind Ÿberdies ihre AusfŸhrungen Ÿber Kšrperbaulehren und rassenhygienische †berlegungen. Die Arbeiten Helene Stourzh-Anderles wurden zwar recht breit rezipiert - was nicht eben viele Autorinnen
von sich sagen konnten - aber dennoch
konnte sie keine ãbreitere Wirkung auf
Forschung und LehreÒ erzielen.
Eingangs geht Florian Mildenberger zu hart mit der bisherigen Forschung Ÿber Frauenbiographien ins
Gericht: Diese folge den ãeingefahrenen Routen der GeschichtsschreibungÒ (was allerdings nicht weiter
ausgefŸhrt wird) und au§erdem seien
ãentweder herausragende und schon
halbwegs bekannte Persšnlichkeiten
biographisch untersucht worden oder
aber ganze Teile der Emanzipationsbewegung ohne RŸcksicht auf Individualbiographien beleuchtetÒ worden.
WŠhrend der letzten Kritik uneingeschrŠnkt zuzustimmen ist, ist die andere doch mit Blick auf den Forschungsstand zu relativieren: Es liegen nach
wie vor vergleichsweise wenige Biographien von Frauen speziell aus feministischen Bewegungskontexten vor,
systematischen Analyse sind weiterhin
notwendig. Kritischer und spannender
wŠre es gewesen, sich etwa archivund quellenkritisch mit den vielfŠlti-
gen Problemen biographischen Arbeitens auseinanderzusetzen - und zum
Beispiel aufzuzeigen, das die Rekonstruktion von Lebensgeschichten von
Frauen, die keine bŸrgerliche Herkunft
hatten und gar nicht oder wenig publizierten, so gut wie unmšglich ist.
Nichtsdestoweniger: Die werk-biographische Analyse von Florian Mildenberger liest sich von wenigen fachwortlastigen Passagen abgesehen gut,
kontextualisiert Leben und Werk der
€rztin politisch-historisch mit interessanten Querverbindungen und eršffnet
eine interessante sexualwissenschaftliche, medizinhistorische, speziell gynŠkologiegeschichtliche Welt und deren
frauenorientierte Kritik ˆ la Helene
Stourzh-Anderle aus bŸrgerlich liberal-reformerischer Sicht.
Christiane Leidinger
Monika Richrath:
Das kleine Singlewohlfühlbuch für
Frauen
um ihnen
die mannigfaltigen
Mšglichkeiten aufzuzeigen,
kreativ mit
der Einsamkeit
umzugehen.
Der neu
zu entdeckende Freundeskreis, SpaziergŠnge
mit viel Zeit zum Nachsinnen oder der
klassische Wellness-Abend mit Ba-
dewanne und gutem Buch - Alleinsein
kann eben doch schšn sein.
Praktisch wird es dann in den Kapiteln ãSei freundlich zu Deinem LeibÒ
und ãDinner for oneÒ: es wird viel
Sport empfohlen (gut fŸr den Marktwert und den Geist) und der gepflegte
Umgang mit den dem Kšrper zwangslŠufig zuzufŸhrenden Nahrungsmitteln (kein einsames Fast Food vor dem
Fernseher). Auch Tipps fŸr den ãBloody SundayÒ-Blues gibt Richrath: Einfach die Lieblingsmusik auflegen und
dazu tanzen. Oder puzzeln. Und falls
das nicht hilft: Im Kapitel ãWas Sie
schon immer Ÿber Sex wissen woll-
tenÒ wird Ÿber die Freuden der Selbstbefriedigung mit und ohne Hilfsmitteln aufgeklŠrt. Leider kommt das
ãSinglewohlfŸhlbuchÒ nicht ohne den
obligatorischen Teil Ÿber das Wieschalte-ich-das-Single-sein-wiederab? aus. Da scheint es mit dem WohlfŸhlen also doch recht schwierig zu
sein ...
Alles in allem hat Monika Richrath
mit ihrem Ratgeber jedoch ein feines,
kleines BŸchlein mit der richtigen
Prise Humor geschaffen, das mindestens einen Badewannen-Abend zu einem Genuss werden lŠsst.
Sabine König
mvg Verlag,
Die langjŠhrige Mit-lespress-Herausgeberin Monika Richrath hat sich mit
dem ãKleinen SinglewohlfŸhlbuchÒ
auf das Gebiet der Ratgeber-ÒLiteraturÒ gewagt. Unter dem Motto ãLernen Sie Ihr Leben zu genie§en - auch
allein!Ò nimmt sie frische und auch
langjŠhrige ãSolistinnenÒ an die Hand,
ausstellung
W
I
E
N
Küchengeschichten
love’s rite
Die Küche als Ort der HeimArbeit oder um lustvoll
ein außergewöhnliches Gericht
zuzubereiten, das Kochen an
sich - alltägliche Notwendigkeit
oder außerhäusliche Profession?
U
m diese Themenbereiche kreisen die Fotoarbeiten der
Wiener KŸnstlerin Christa Zauner, die im Oktober und
November im neuen Kunstraum Primoartista in Guntramsdorf gezeigt werden.
go home
Die Politiker versuchen in den letzten Jahren wieder verstŠrkt, die steigende Arbeitslosigkeit dadurch zu verbergen, indem das ãHeimÒ wieder als wertvoller Wirkungs- und Arbeitsbereich - vor allem fŸr Frauen
- angepriesen wird. Diese Tendenz war Ausgangspunkt fŸr Christa Zauner, sich in ihren Serien ãgo homeÒ und ãkŸche macht freiÒ mit dem
Ort ãKŸcheÒ zu beschŠftigen. .
FŸr ãgo homeÒ bat sie Bekannte, ein Lieblingsgericht pantomimisch
zu kochen, also ohne Hilfsmittel die Handlungen nachzuvollziehen. Sie
stellten sich das Backrohr vor, Ÿberlegten, wie sie die TŸr šffnen, wie
sie den Teig ausrollen. Eine PortrŠtierte wirft mit Genuss die gehackten NŸsse in die Teigmasse, eine sitzt und schneidet Zwiebel fŸrs Gulasch - und die TrŠnen flie§en....
Bei den Aufnahmen kamen die speziellen Eigenheiten der PortrŠtierten beim Kochen zu tage, was sie am liebsten kochen, welche TŠtigkeit ihnen am meisten Freude macht - und auch ihre unterschiedlichen Motivationen, sich in die KŸche zu begeben.
WŠhrend Christa Zauner in dieser Serie die fehlenden Kochutensilien dadurch ergŠnzt, indem sie sie in das Negativ kratzt und so wei§e
und schwarze Grafiken Ÿber den Fotos schweben, zeigt sie in der zweiten Serie ãkŸche macht freiÒ die leeren KŸchen - und zeichnet dann die
fehlenden Personen auf die Negative. Durch diese Überlagerungen werden die abwesenden Handelnden ersetzt, die unterschiedlichen KŸchen
bleiben somit ãfreiÒ, laden ein, sie zu benŸtzen, sollen aber in
wirtschaftlich schlechten Zeiten nicht Ort festgelegter Zuordnung werden. Auf dieses Paradoxon verweist auch der Titel, der eine Freiheit
verspricht, die nicht eingefordert werden kann.
lespress ❘ oktober 2005
Einen všllig anderen Zugang stellen Michaela Gšltls Arbeiten dar: sie verbindet
Tortenspitzen aus der Massenproduktion
mit ShakespeareÕs Sonetten, Liebesgedichten also, die er ãnebenbeiÒ fŸr eine
angebetete ãschwarze DameÒ und einen
jungen Adeligen schrieb.
Die Gedichte geben ein breites Spektrum von Emotionen wieder, das von
Verliebtheit, Verehrung und starkem Begehren bis zu Angst, Wut und Verzweiflung reicht. GlŸck und Sehnsucht, aber
auch Eifersucht und Streit werden schonungslos offen beschrieben.
Die Gedichte sind in einsamen, sehnsuchtsvollen Momenten entstanden und sind Ausdruck von gerade nicht auslebbaren BedŸrfnissen,
die so verewigt und durch das Kunstschaffen sublimiert wurden.
Indem Michaela Gšltl diese Texte von Shakespeare abfotografierte
und Tortenpapier als TrŠgermaterial fŸr die Fotografien verwendete,
stellt das Endprodukt eine Verbindung von Reproduktion und Original
dar, von Alltagsgegenstand und hoher Kunst, von Massenprodukt und
individueller €u§erung.
Die Requisiten aus der KŸche spielen auf die oft fatale Verbindung
von unausgelebten GefŸhlen und Essen als Ersatzbefriedigung an,
schšn verziert sind die intimen und heftigen Emotionen Shakespeares
verdaubare Happen.
Neben diesen spielerischen und doch auch vielschichtigen Arbeiten
rund um den hŠuslichen Herd werden die beiden KŸnstlerinnen gleichzeitig zur Ausstellung in Guntramsdorf weitere Fotografien in der
Galerie Ariadne in Wien zeigen.
Christa Zauner und Michaela Göltl
Primo Artista
Galerie und Kunsthandels G.m.b.H.
Neudorferstrasse 114
A-2353 Guntramsdorf
Web: www.primoartista.com
E-mail: [email protected]
Tel: +43 (0) 664 / 533 744 2
Tel: +43 (0) 664 / 16 16 478
Ausstellung: 22.10.05 bis 10.12.05
…ffnungszeiten: Fr, Sa, So, 15.00 - 19.00 Uhr
oder gegen telefonische Vereinbarung
Weitere Arbeiten in der
Galerie Ariadne, Fleischmanngasse 1, 1040 Wien
Christa Zauner: 18.10.05 bis 12.11.05
Michaela Gšltl: 15.11.05 bis 10.12.05
19
hörzu
DONNA LEON
BEWEISE, DASS ES BÖSE IST
Hörspiel mit Udo Wachtveitl, Barbara Auer u. a.
2 CDs, Laufzeit 107 Minuten, Der Hörverlag
Die 83-jährige Maria Battestini liegt ermordet in ihrer Wohnung. Ihre Familie ist schon lange tot und Freunde hatte
die wenig liebenswerte alte Dame, die die Nachbarn mit ihrem lauten Fernseher fast in den Wahnsinn trieb, keine.
Aber auch garstige Menschen darf man nicht einfach so umbringen, befindet Commissario Brunetti und macht sich
auf die Suche nach Motiv und Mörder. Sein rechthaberischer, aber stets auf dem Holzweg befindlicher Vorgesetzter
Patta ist ihm dabei ebenso im Weg wie die italienische Bürokratie, die der deutschen offenbar in nichts nachsteht.
Glücklicherweise steht ihm die pfiffige Signora Elettra zur Seite, die die offiziellen Wege der Informationsbeschaffung elegant umgeht. Eines ist Brunetti in diesem rätselhaften Fall jedenfalls schnell klar: Maria Battestini wurde
nicht wegen ihres lauten Fernsehers ermordet ...
So weit und so spannend die Handlung. Auch die hervorragend ausgewählten Sprecher geben wenig Anlass zur
Kritik. Die Inszenierung jedoch, genauer gesagt die atmosphärische Untermalung durch Musik und Geräusche, ist
sicher originell, aber ausgesprochen geschmacksabhängig. Anhänger des hektischen Videoclip-Stils werden an der
üppigen, selbst Dialoge begleitenden Musikkulisse ihre helle Freude haben. Alle anderen - so auch die Rezensentin
- werden damit beschäftigt sein, mit beruhigenden Atemübungen das beginnende Herzrasen zu bekämpfen. Es
scheint, als hätte auch die gute alte Hörspielkultur ein paar Modernisierungsmaßnahmen hinter sich gebracht - was
nicht zwingend schlecht sein muss, nur eben geschmacksabhängig.
Von allen Comissario-Brunetti-Fällen gibt es außer den Hörspielen noch die vollständig vorgelesenen Hörbücher
- perfekt geeignet für alle, denen die Hörspielinszenierungen zu aufreibend sind und die es gerne ruhiger angehen
lassen (die Rezensentin gesteht...). Donna-Leon-Anfängern sei an dieser Stelle wärmstens Brunettis fünfter Fall
„Aqua alta“ empfohlen. Im Mittelpunkt stehen die berühmte Opernsängerin Flavia Petrelli und ihre Lebensgefährtin,
die Archäologin Brett Lynch, die eines Tages scheinbar ohne Motiv zusammengeschlagen wird. Mit viel Feingefühl
für die beiden verbandelten Frauen, aber auch mit unerbittlicher Härte untersucht Brunetti diesen Fall, der sich zu
einem stadtweiten Kunstfälschungsskandal ausweitet.
Diesen Brunetti-Fall und viele weitere Hörbücher liest auf höchst eingängige und angenehme Art der aus verschiedenen Fernsehproduktionen bekannte Schauspieler Christoph Lindert, der vor kurzem freiwillig aus dem Leben
schied, da er den Krebstod seiner Frau, der Lindenstraßen-Darstellerin Ute Moira, nicht verkraften konnte.
Ute Roos
HÖRNEWS UND TERMINE
Frankfurter Buchmesse:
Hörbuchtrends
Rund 70 Aussteller zum Thema Hörbuch präsentieren sich in diesem Jahr vom 19. bis zum 23.
Oktober auf der Frankfurter Buchmesse an einem
gemeinsamen Stand (Halle 4.1, Stand B 139), soviel wie nie zuvor. Zahlreiche Lesungen, Diskussionen und Veranstaltungen rund ums Hörbuch
sollen Fachpublikum und Privatbesucher informieren und unterhalten. Immerhin gibt es in
Deutschland ungefähr 6 Millionen Fans des gesprochenen Wortes, rund 13 000 Titel von über
500 Verlagen sind mittlerweile erhältlich. Weitere
Messeinformationen und Termine finden Interessierte unter www.buchmesse.de. Dort in der Suchmaschine „Hörbuch“ eingeben.
Hörbuch-Version in den Startlöchern. Wer lieber
vorlesen lässt statt selbst zu lesen, muss sich aber
noch bis zum nächsten Jahr gedulden: Vorraussichtlicher Erscheinungstermin für das Hörbuch
ist der 17. Februar 2006. A propos Harry Potter,
wer andere gerne ärgern möchte, kann sich im Internet unter http: //www.tshirthell.com/ ein TShirt mit folgender Aufschrift bestellen: „xxx
(hier steht der Name einer beliebten Figur aus
dem Harry-Potter-Universum, der den sechsten
Band nicht überlebt) dies on page 596. I just
saved you 4 hours and 30 $“. Die Rezensentin bittet um Verständnis: Die (Selbst-)Zensur an dieser
Stelle erfolgte zur Wahrung der Sympathie ihrer
geneigten Leserinnen.
Toolbar für Hörbuchfans
Hörspiel unterm
Sternenhimmel
Harry Potter Band VI
in Vorbereitung
Während sich hierzulande noch das Harry-PotterFieber rund um die Printausgabe des Jugendbuchbestsellers verbreitet, steht der bewährte HP-Vorleser Rufus Beck schon für die Produktion der
20
autoren wie Patricia Highsmith mit ihrem zwielichten, bisexuellen Helden Ripley („Der Junge,
der Ripley folgte“), Frankreichs Georges Simenon („Die Brüder Rico“, „Die Ehe der Bébé Donge“), Ernest Tidyman mit seinem schwarzen Kultdetektiv Shaft („Shaft und das Mordkomplott“)
und viele weitere. Karten kann man unter 0621/
41 56 92 oder im Internet unter www.planetarium-mannheim.de reservieren, das vollständige
Programm findet sich unter www.swr2.de/hoerspiel.
Ab 8. Oktober veranstaltet das Planetarium
Mannheim (Wilhelm-Varnholt-Allee 1, 68165
Mannheim) wieder Hör-Events unter Sternen. An
jedem zweiten Samstag von 19.30 bis 22.00 Uhr
kommen Krimifreunde für 7 Euro (ermäßigt 5 Euro) auf ihre Kosten. Zu hören sind etwa Krimistar-
Mit nur wenigen Mausklicks können sich Freundinnen und Freunde des gesprochenen Wortes
eine so genannte Toolbar auf ihrem Computer instalieren. Nach der Installation erscheinen im Internet-Browser verschiedene Icons, die mit einem
Klick hörbuchspezifische Webseiten aufrufen, Internetradio abspielen und vieles mehr. Mehr Informationen dazu findet sich bei den Anbietern
der Toolbar auf deren Website www.hoerothek.de,
eine der bekanntesten und meistbesuchten Internetseiten zum Thema Hörbuch.
lespress ❘ oktober 2005
kling und klang
HÖRNEWS UND TERMINE
Zum Verschenken:
Spannende Hörbuch
“truhen“
Spätestens mit dem Erscheinen der Lebkuchenbrezeln in den Supermarktregalen taucht auch die
Frage nach Weihnachtsgeschenken auf für alle,
die einem lieb und teuer sind. Zwei frühe Empfehlungen seien an dieser Stelle schon einmal
ausgesprochen: Random House Audio hat eine
feine Auswahl der spannendsten John-GrishamBestseller (Die Firma, Die Bruderschaft, Das Urteil, Die Schuld etc.) zusammengepackt und verkauft „Die Truhe“, die 36 CDs mit insgesamt rund
40 Stunden Laufzeit enthält, für 89,50 Euro.
Wer statt nervenzerfetzender Action mehr auf
Klassiker der Weltliteratur steht, der sei die Hörbibliothek von Weltbild wärmstens empfohlen. 30
CDs mit einer Laufzeit von ungefähr 33 Stunden
sind für 49,90 Euro zu haben. Bekannte, aber
auch weniger bekannte Romane, Theaterstücke,
Erzählungen und Balladen von Goethe, Schiller,
Balzac, Dostojewski, Dickens, Puschkin, Wilde
und anderen locken zum Anhören.
Neue Download-Portale
für Hörbücher
Immer mehr Anbieter kommen auf den Geschmack. Nach den beiden Erstlingen www.soforthoeren.de des süddeutschen Diderot-Verlages
und www.audible.de starten in Kürze mehrere
Portale im Internet, bei denen sich Interessierte
Hörbücher kaufen und gleich herunterladen können. Unter www.claudio.de will die Claudio
Medien AG, an der unter anderem der Hörverlag
und der Focus-Magazin-Verlag beteiligt sind, in
Kürze ein Portal anbieten, bei dem alle
Beteiligten - Autoren, Sprecher, Verlage, Käufer
etc. - auf ihre Kosten kommen. Start soll die
Frankfurter Buchmesse sein, bei der vermutlich
mehr Details zu erfahren sind.
Speziell für Kinder soll das Portal des Münchner
Terzio-Verlags www.hoerbie.de sein. Bis zu tausend kindertauglichen Titeln will Terzio anbieten.
Ein in Zusammenarbeit mit Soforthoeren.de entwickeltes, kinderfreundliches Zugangsprogramm
soll ermöglichen, dass Kinder sich für ein
bestimmtes, von den Eltern genehmigtes
Guthaben Hörspiele nach eigenem Gusto herunterladen können. Start ist voraussichtlich Ende
Oktober.
Umfassende
Studie zu Hörbüchern
Das Portal Echthörbuch.de veröffentlichte kürzlich die wichtigsten Ergebnisse einer Studie zum
Thema Hörbücher, an der 1800 Interessierte teilgenommen hatten. Beliebte Genres, so die Studie,
sind Krimis und Horror. Erwachsene hören gerne
Kinderhörbücher und bei den Vorlieben gibt es
geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen
bevorzugen Hörbücher, während Männer mehr
auf Hörspiele stehen. Die weiteren Ergebnisse
finden sich auf der Website des Portals
(www.echthoerbuch.de).
Ute Roos
kling und klang
CHAKA KHAN
FEAT. THE LONDON SYMPHONY ORCHESTRA: CLASSIKAHN
Earthsong (Import-CD)
„I’m every Woman“ war einer ihrer Hits in den achtziger Jahren, der erst so richtig bekannt wurde durch das Remake
von Whitney Houston in den Neunzigern. Leider, leider war es Chaka Khan nie vergönnt, den absoluten Hit direkt
zu landen. Dabei kann die Dame so wahnsinnig viel, dass jede Durchschnittssängerin im Genrespektrum Pop-RockSoul-Jazz sofort Ihr Notenbüchlein (wenn sie es denn überhaupt lesen kann) sofort zuklappen müsste, um fürderhin
zu schweigen und sich einen anderen Job zu besorgen. Allein die Wahnsinnsoktavsprünge Chaka Khans sind - in
welchem Song auch immer - das Zuhören wert. Nun hat sich Chaka Khan mit ihrem aktuellen Album ein wenig von
Pop-Versuchen abgewandt und sich Jazz-Klassikern gewidmet, mit denen sie nach eigener Aussage groß geworden
ist. Das Ergebnis ist nicht nur für Fans umwerfend. Schließlich begleitet hier nicht ein Plastikorchester mit allerlei
lustigen Features aus dem Studio die Sängerin, sondern das London Symphony Orchestra. Es ist schon erstaunlich,
dass Chaka Khan selbst so abgenudelten Jazz-Songs wie „Crazy“ (kennen Sie spätestens auch aus „Desert Hearts“)
oder „Stormy Weather“ immer noch eine eigene ‘Note’ zu geben weiß. Und spätestens bei Interpretationen von
„Goldfinger“ oder „Diamonds Are Forever“ kann man sich Chaka Khan auch sehr, sehr gut als Sängerin des nächsten Bond-Films vorstellen.
Unbedingt reinhören!
❤❤❤❤❤❤
ufa
KEELY SMITH
VEGAS 58 - TODAY
Concord Music
Keely Smith, Jahrgang 1932 (!) gehört zu den hierzulande leider nicht so bekannten Diven des Jazz. Gemeinsam mit
ihrem Partner Louis Prima war sie ein Top-Act im Las-Vegas der Fünfziger; die beiden traten bis zu fünf Mal an
einem Tag in der legendären Sahara’s Casbar Lounge auf, und im Publikum saßen Celebrities wie Frank Sinatra,
Dean Martin, Sammy Davis, Jr., Spencer Tracy, Gary Cooper, Natalie Wood oder auch der junge damals noch Senator J.F. Kennedy. In Erinnerung an ihren 1978 verstorbenen Partner entstand das Programm „Vegas 58 -Today“,
das im New Yorker Feinstein’s aufgenommen wurde. Die Live-Aufnahme ist technisch und atmosphärisch wunderbar gelungen; Keely Smith singt immer noch voller Esprit und mit einer Verve, dass man sich beim Zuhören
wünscht, dabei gewesen zu sein. Einen großen Anteil an diesem Erfolg hat allerdings auch die Begleitband mit einer
fetzig aufspielenden Bläsersection und dem sagenhaften Drummer Joe Cucozzo. Live-Musik at ist best!
❤❤❤❤❤❤
ufa
DEBBY BOONE
REFLECTIONS OF ROSEMARY
Concord Records
Ihren ersten Hit hatte Debby Boone, eine Tochter von Pat Boone, bereits 1978 mit „You Light Up My Life“; die
Platte wurde übrigens vier Millionen Mal verkauft, ohne dass Debby Boone (nach eigener Aussage) auch nur einen
Penny daran verdiente. Pech im Spiel, Glück in der Liebe: Debby Boone heiratete zwei Jahre später Gabriel Ferrer,
den Sohn der legendären Sängerin Rosemary Clooney, mit der sie sich nicht nur musikalisch ausgezeichnet verstand.
Als Rosemary Clooney 2002 starb, vererbte sie ihrer Schwiegertochter all ihre musikalischen Arrangements. Und
so entstand nun das Album „Reflections of Rosemary“, das zum Glück so gar nicht kitschig daher kommt, sondern
durch die eigenen Interpretationen von Debby Boone ähnlich beeindruckend ist wie das 2003 erschienene Album
und Rosemary Clooney gewidmete Album von Bette Midler. Sehr charmant erzählt gibt es zu jedem Song im Booklet eine kleine Geschichte oder eine Erinnerung aus dem Leben von Clooney. Und als kleine Überraschung zum
Schluss einen hidden Track, auf dem Clooney selbst noch einmal ganz privat und a capella zu hören ist.
Ein ruhiges, aber schönes Album, das die Qualitäten einer inzwischen ja nun erwachsenen Debby Boone zeigt und
hoffen lässt auf mehr; nicht also nur etwas für Rosemary-Clooney -Fans.
❤❤❤❤❤❤
ufa
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lespress ❘ oktober 2005
SARAH JANE MORRIS
IN CONCERT
in-akustik/SWR DVD
Eigentlich wollte Sarah Jane Morris bei der Schauspielerei bleiben, aber dann kam es auf Umwegen zu einem Zusammentreffen mit den Communards, mit denen Sie das Remake des Donna-Summer-Hits „Don’t Leave Me This
Way“ aufnahm. Ihre leicht rauchige, dunkle Stimme passte einfach wunderbar zu Jimmy Summervilles FalsettStimmchen. Und so wurde „Don’t Leave Me This Way“ 1986 nicht nur zu einem Megahit, sondern auch zu einem
Meilenstein in ihrer Karriere als Sängerin. Mitte der Achtziger war es längst noch nicht schick, schwul zu sein und
fast schon gefährlich für die Karriere, sich gemeinsam mit einem Schwulen auf die Bühne zu stellen, aber Sarah Jane Morris hatte damit keine Probleme - im Gegenteil: Sie setzte noch eins drauf, indem sie ihre Version von „Me
And Ms Jones“ herausbrachte. Der Song wurde prompt von den britischen Radiosendern boykottiert und mit umso
mehr Interesse von Lesben gehört...
Die in diesem Jahr erschienene DVD ist ein Mitschnitt der „Ohne-Filter“-Sendungen des SWR von 1990 und enthält auch den legendären Titel „Ms-Jones“-Song sowie eine harsche Abrechnung mit der damaligen
Regierungschefin Maggie Thatcher, die von Sarah Jane Morris in ihrer Ankündigung als „Diktatorin“ bezeichnet
wird. Nun sind die Songs eben schon so alt wie sie sind, nämlich mindestens 15 Jahre, und ein wenig altbacken
kommt auch der Mitschnitt daher, aber those were the days. Dennoch: eine hübsche Zeitreise ins vorige Jahrzehnt
- die Extras sind allerdings nur etwas für Freaks und fast schon eine Lachnummer.
❤❤❤❤❤❤
ufa
ALEXANDRA
DIE LEGENDE EINER SÄNGERIN
Film von Marc Boettcher (ARD Video), DVD
„Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot“ - das ist eine der Zeilen eines Liedchens, das viele Kinder einer gewissen Generation geprägt hat. Eigentlich hat Alexandra mit diesem wie auch anderen „kritischen“
Songs im Schlagerkontext der Sechziger und Siebziger einen großen Anteil an der späteren grünen Bewegung - richtig zugeben will es natürlich keine(r). Und ganz so richtig ist diese Behauptung auch nicht, denn die Sängerin selbst
hat sich (außer in ein, zwei Songs) zu Lebzeiten kaum zu gesellschaftspolitischen Themen geäußert, sondern eher
ganz brav versucht, als „besondere“ Künstlerin ihren Weg durch die Hitparaden zu machen. Das ist ihr wohl gelungen, der Preis allerdings war hoch: ihr Privatleben ging schlichtweg dabei drauf. Alexandras mysteriöser Tod, der
bis heute nicht geklärt ist, markiert den Schlusspunkt einer Karriere, die gerade erst begonnen hatte. Die „Legende
einer Sängerin“ ist eine eher brave Dokumentation, die wenig überraschende Neuigkeiten bietet, aber immerhin ein
interessanter Spiegel jener Jahre ist.
❤❤❤❤❤❤
ufa
lespress ❘ oktober 2005
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daheim
Die Geister, die ich rief ...
„Tante Bella?“, fragte das zarte
Stimmchen meiner Nichte Marie auf
mein unhöflich ins Telefon gebellte
„Hallo?“. Aus dem Stand mutierte ich
zur lieben und lustigen Tante. „Ja
Marie, was rufst Du mich denn an?“,
fragte ich ziemlich dämlich. „Tante
Bella, die Magdalena und ich, wir wollen Dich nächsten Freitag besuchen.
Und mit Dir zum Oktoberfest gehen.
Du hast mir doch zur Taufe einen
Gutschein fürs Oktoberfest
geschenkt.“. Ich konnte mich nicht
recht erinnern, schließlich war das 10
Jahre her. Solche Gutscheine kommen
wie Bumerangs immer wieder zurück.
D
er ganze Besuchsplan war auf dem Mist meines
Bruders, seines Zeichens Vater der MŠdchen, gewachsen. Er war auch fŸr die Anrede ãTante BellaÒ
verantwortlich, weil er, fŸnf Jahre jŸnger als ich, als
Kind meinen Vornamen nie hatte aussprechen kšnnen und einfach ãBellaÒ zu mir gesagt hatte. Mein Bruder wollte sich
mit seiner Frau ein schšnes Wochenende im Voralpenland machen, zu
diesem Behufe seinen JŸngsten, Markus, bei dessen Taufpaten abgeben
und die beiden MŠdchen, Magdalena und Marie, Ÿbers Wochenende zu
uns bringen. Da kam ihm der alte Gutschein zum Oktoberfestbesuch
gerade recht. Als gute Tante und bewŠhrte ãgro§e SchwesterÒ zeigte ich
mich zŠhneknirschend mit allem einverstanden.
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Meine Frau gab die BedenkentrŠgerin: ãDie sind doch alle furchtbar
katholisch - wundern die MŠdchen sich nicht, dass wir beide in einem
Bett schlafen? Am Ende mŸssen wir mit denen in die Kirche, ich wei§
gar nicht, ob in der kleinen Kirche am Friedhof Ÿberhaupt AuffŸhrungen sind ...Ò. ãDas hei§t Gottesdienst oder Messe, das wei§t du genau!Ò, tadelte ich meine ungetaufte Frau. ã†brigens: meine Nichten
wissen doch, dass wir Lesben sind.Ò ãMit allen Konsequenzen?Ò, fragte meine Frau. ãKonsequenzen? Maries Definition geht so: ÔLesben
sind Frauen, die keine MŠnner brauchen.ÕÒ. ãDann sind aber viele
Frauen Lesben.Ò, murmelte meine Frau.
Ein bisschen enttŠuscht waren Magdalena und Marie schon, als wir
Freitagabend ãwegen der LichterÒ nur einmal mit dem Auto um das
lespress ❘ oktober 2005
Oktoberfest herum fuhren und nicht gleich auf die Wiesn gingen.
ãTagsŸber ist es besserÒ, betonte ich ein ums andre Mal, ãda ist es nicht
so voll und weniger Betrunkene sind unterwegs!Ò. Wie zum Beweis
torkelten, wŠhrend wir im Auto an der roten Ampel warteten, zwei Besoffene zielstrebig auf unseren Wagen zu und kotzten synchron auf die
Motorhaube. Gut, dass es gleich danach zu regnen begann.
Der nŠchste Vormittag brachte einen sonnig-bayrischen, wei§-blauen Himmel. Oktoberfest-Wetter! Schlag 12 Uhr brachen wir auf. Auf
wundersame Weise ergatterten wir gleich an der Theresienwiese einen
Parkplatz.
ãWir machen das jetzt soÒ, erklŠrte ich, einem pŠdagogisch wertvollen Vorschlag meines Bruders folgend, ãwir gehen jetzt Ÿber den
ganzen Platz und Ihr schaut euch alles an. Dann dŸrft Ihr euch drei Sachen aussuchen, mit denen Ihr fahren wollt.Ò Sehr zum Erstaunen meiner Frau - deren Nichte erst vor kurzem unter ihrer Aufsicht siebenmal
hintereinander Achterbahn gefahren war, um dann den folgenden Tag
mit Drehschwindel im Bett bleiben zu mŸssen - erklŠrten sich Magdalena und Marie mit dem Plan ohne Murren einverstanden. Gelobt sei
die katholische Erziehung!
Meine Nichten standen mit glŠnzenden Augen da und sagten: ãWir
haben uns im Internet schon informiert, wir wollen zuerst zu den lebenden Geistern!Ò Von denen hatte ich auch schon gelesen. Irgendwelche
Studenten oder 1-Euro-Jobber verdienten sich in den dunklen Tunneln
einer Geisterbahn wŠhrend des Oktoberfests ihr Geld, indem sie den
Nervenkitzel suchende FahrgŠste ãin echtÒ zwickten. WerÕs mag! ãHaben Sie lebende Geister?Ò, war nun meine Standardfrage an den Geisterbahn-Kassen. Die fŸnfte Geisterbahn endlich war die richtige. Eine
aufgeregte Menschentraube stand mehr oder weniger Schlange, Marie
und Magdalena reihten sich geschickt ganz vorne ein, ein bisschen enttŠuscht, dass ich nicht mitfahren und mich Zwicken lassen wollte. Ich
lasse mich ungern im Dunkeln von fremden MŠnnern begrapschen,
aber das wollte ich den MŠdchen so nicht erklŠren. ãDie lebenden Geister haben nur buhu geschrien und nur gekitzelt!Ò, beschwerte sich Marie nach der Geisterbahn-Fahrt. ãNa, wenn euch nach deftigem Kšrperkontakt ist, da wei§ ich was!Ò Lebenserfahren schlug ich das Teufelsrad
vor. ãDas FahrgeschŠft hat eine lange Tradition, es
ist Ÿber hundert Jahre alt, als ich in eurem Alter war,
bin ich mal als letzte auf dem Teufelsrad gesessen,
ganz toll war das!Ò dozierte ich. Meine Frau und die
beiden MŠdchen schauten mich unglŠubig an.
Drinnen im stickigen Teufelsrad-Zelt ging es zur
Sache. Das Prinzip ist einfach: Ein Schmierlappen
von Anheizer fordert Ÿber sein Mikrophon bestimmte Zielgruppen auf, auf das ebenerdig angebrachte
Teufelsrad zu springen. In Windeseile ist die gro§e
runde Holzscheibe gefŸllt, beginnt sich erst langsam,
dann immer schneller zu drehen. Die ersten purzeln,
von der Schleuderkraft getrieben, vom Teufelsrad in
die weich gepolsterte Absperrung. Nur wer genau in
der Mitte des riesigen Holztellers sitzt, kann sich lŠnger halten. Der Letzte wird dann von oben von einer
Art Medizinball an der Angel attackiert, verliert auch
irgendwann das Gleichgewicht und wird unter dem
hŠmischen GelŠchter der Zuschauer vom Teufelsrad
verscheucht.
ãJetzt Sšhne und ihre VŠter!Ò, rief der Anheizer,
und Pulks von kleinen Buben mit ihren Papas stŸrmten aufs Teufelsrad. Marie und Magdalena staunten,
wie grauhaarige Herren rotgesichtig in die Banden
geschleudert wurden. Freiwillig. ãTante Bella, Du
musst auch mit uns aufs Teufelsrad!Ò, forderte mich
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Marie auf. ãDa kšnnen wir nicht so einfach raufÒ, erklŠrte ich besserwisserisch, ãda muss der Mann am Mikrofon schon die richtige Ansage
machen.Ò.
Meine Frau blickte mich streng an. ãFeigling!Ò, las ich in ihren
Augen. Gšttin sei Dank wurden jetzt ãAlle Madeln, die noch in die
Schule gehen!Ò, aufs Teufelsrad gebeten, ich nickte meinen Nichten zu,
und sie stŸrmten aufs Rad. Sie hielten sich ganz gut, hatten aber nicht
die guten PlŠtze in der Mitte der Scheibe ergattert.
Irgendwann bekamen die MŠdchen Durst, und wir verlie§en das
Teufelsrad-Zelt, um etwas zu Trinken zu besorgen. ãWenn wir uns
verlieren, treffen wir uns hier, hier ist es lustig!Ò, schlug Magdalena im
Gehen vor.
ãDu musst endlich mal was mit den Kindern mitfahren, die sind
sonst ganz enttŠuscht von ihrer Tante BellaÒ, flŸsterte mir meine Frau
ins Ohr. Ich entschied mich fŸr die Wildwasserbahn. Wasser ist immer
gut, aber leider las ich erst in der Warteschlange das Schild, das Menschen mit RŸcken- oder Herzbeschwerden vor der Mitfahrt warnte.
Auch war die Bahn mitnichten ebenerdig, frau sa§ in einer Art Kanu
auf Schienen und wurde ein ums andre Mal viele Meter hochgezogen,
um im freien Fall durch WasserfontŠnen zu Boden zu stŸrzen. Meine
Nichten, die vor mir im Kanu sa§en, johlten begeistert, ich kauerte hinten geduckt, mir war schlecht.
Meine Frau erwartete uns am Ausgang des FahrgeschŠfts. Sie umarmte mich und flŸsterte stolz: ãDu warst so tapfer!Ò. Ich genoss den
Trost.
Plštzlich waren die MŠdchen verschwunden. Panik kroch in mir
hoch. Meine einzigen Nichten! Verschwunden, nur, weil ich bei der
Wildwasserbahn schwŠchelte!
ãWo werden sie schon seinÒ, meinte meine Frau ãbeim Teufelsrad,
wo sonst!Ò. Wir stŸrmten durch die Massen zurŸck zum TeufelsradZelt. Drinnen sahen wir sie gleich, sie standen beide beim Ansager.
Marie und Magdalena winkten mir zu. Der Ansager grinste hŠmisch
und nahm sein Mikrophon: ãSo, auf gehtÕs. Jetzt alle Tanten und ihre
Nichten. Das gilt auch fŸr Tante Bella!Ò
Bernadette Repplinger
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bewegte bilder
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FREMDE HAUT
Anne und Fariba
Nach diversen TV-Produktionen,
die sich mit Coming-Out, Frauenliebe
und -Freundschaft beschäftigten,
erzählt „Fremde Haut“, der erste
Kinofilm von Angelina Maccerone,
über den Verlust von Identität,
auch der sexuellen, und dem Kampf
um individuelle Freiheit.
D
ie Frauen nehmen sich den Tschador ab, eine steht auf,
geht in die Flugzeugtoilette, verdeckt den Rauchmelder
mit ihrem Kopftuch und zŸndet sich eine Zigarette an.
Die ersten Gesten von Freiheit, als das Flugzeug aus Teheran die Grenze nach Deutschland passiert. Fariba
zieht hektisch an ihrer Zigarette, der junge Iraner Siamak zappelt nervšs mit den FŸ§en, die ersten Anzeichen dafŸr, dass diese FluggŠste
keine Touristen auf einem Erholungsurlaub in die Bundesrepublik sind.
Siamak wird im Iran politisch verfolgt, Fariba muss wegen ihrer Liebe
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zu einer Frau das Land verlassen. Doch es ist nur ein kurzer Ausflug in
die Freiheit. Im Auffanglager kreuzt sich das Schicksal der beiden
FlŸchtlinge. Als Siamak den emotionalen Druck nicht mehr aushŠlt,
bringt er sich um - zwei Tage vor seiner Anhšrung und der Genehmigung des Asylantrages. Fariba hingegen soll abgeschoben werden, weil
sie wegen widersprŸchlicher Aussagen unglaubwŸrdig geworden ist.
Kurzerhand schlŸpft sie in die Haut von Siamak und darf in die Bundesrepublik der gro§en Freiheit einreisen. Als Mann, als Asylsuchender, in ein FlŸchtlingsheim, ohne Arbeitserlaubnis.
Schwer hat es Siamak, seine ãfremde HautÒ zu schŸtzen
- nach getaner, durchaus illegaler Arbeit kann er nicht mit den anderen
MŠnnern duschen und macht sich zum Gespštt. Und Ÿberhaupt, er ist
anders als die anderen. ZurŸckhaltend, aufmerksam, feinfŸhlig. Gro§artig wie Ÿberzeugend Jasmin Tabatabai ihre mŠnnliche Rolle spielt.
Kleidung, Gestik, Mimik und Gang - alles wirkt Ÿberzeugend und nie
Ÿbertrieben ge-drag-kingt. Und als sie sich zurecht macht, um ihre Kollegin Anne zu einem ersten Date zu treffen, knšpft sie sich den obersten Hemdknopf zu - kšnnte der fehlende Adamsapfel sie doch verraten - und klopft sich ganz fachmŠnnisch Rasierwasser auf Hals und
Wangenpartie.
Kein Wunder, dass sich Anne, gespielt von der gro§artigen Anneke
Kim Sarnau (Die Polizistin, Ich liebe das Leben), von dem smarten
Fremdarbeiter angezogen fŸhlt. Im Grunde ihres Herzens ein freiheitslespress ❘ oktober 2005
liebender Mensch, fŸhlt sie sich in der engen schwŠbischen Welt eingesperrt, kontrolliert und in Zaum gehalten von ihren Freunden, einer
angepassten Frau und zwei horizontbeschrŠnkten MŠnnern.
Irgendwie hat es Angelina Maccerone drauf,
die Enge von Provinzen Ÿberzeugend darzustellen, ohne ins †bertriebene abzugleiten. Die einschnŸrende Enge der Provinz mit ihren toleranzarmen Bewohnern hat sie schon mit ihrer ersten Arbeit ãKommt
Mausi rausÒ beschrieben, als die gerade geoutete Kati in ihr kleines
Dorf zurŸckkehrt. Das €ngstliche allem Fremden gegenŸber, das
Kleinkarierte, die Bewahrung des dšrflichen Status quo und der Ausbruch einzelner aus dieser Enge sind ihre Themen - neben dem gro§en
Thema weibliche HomosexualitŠt, das sie auch in ãFremde HautÒ
ebenso wie in den Fernsehproduktionen ãKommt Mausi rausÒ und
ãAlles wird gutÒ unverkrampft behandelt. NatŸrlich gibt es in ihren
Filmen auch immer die, die HomosexualitŠt absto§end finden - aber
das ist leider unsere RealitŠt. Aber da gibt es auch immer die anderen,
die sie als so selbstverstŠndlich wahrnehmen, dass sie nicht thematisiert werden muss. So lŠsst Anne sich auf Siamak bzw. Fariba ein, ohne
auch nur einmal ãOh Gott, du bist eine FrauÒ oder ãHilfe bin ich jetzt
lesbisch?Ò Ÿber ihre Lippen kommen zu lassen. Sie hat sich verliebt, in
etwas ihr fremdes, das hat sie irritiert - aber, dass das Fremde in Gestalt
einer Frau daher kommt, ist ihr vollkommen unwichtig. Ein schšner
Zug in dem Film.
Fariba und Anne
Das Drehbuch hat Angelina Maccerone zusammen mit Kamerafrau Judith Kaufmann geschrieben, mit der
sie auch schon in ihren TV-Produktionen zusammenarbeitete. Die
Bilder von Judith Kaufmann zeigen wirklichkeitsnahe Aufnahmen aus
dem FlŸchtlingslager, dem Wohnheim, der falschen Dorfidylle. Zeigen
Aufnahmen vom Wunsch nach der gro§en Freiheit in Form von VogelschwŠrmen, die Angst vor Abschiebung in Form von ins Nirgendwo
startenden Flugzeugen. Die Cutterin Bettina Bšhler, deren Arbeit gerade bei Christian Petzolds ãGespensterÒ zu sehen ist, arrangiert Handlung und Bilder zu einem ruhigen ErzŠhlfluss - die Bilder gewinnen
nur an Fahrt, als Anne und Siamak ihren ersten gemeinsamen Ausflug
auf Annes alter Vespa unternehmen.
Doch die Zukunft, der sie hier entgegenfahren kšnnten, erweist sich als Trugschluss.
Angelina Maccerone erzŠhlt die Geschichte mit einem dramatischen Einbruch zu Ende. Das GlŸck war fŸr den Moment und ein Happy-End gibt es schon gar nicht. Aber das ist leider durchaus realistisch.
Angelina Maccerone sagt dazu in einem Interview, dass sie es vorgezogen habe zu zeigen, dass unser System unerbittlich zugreife, bei auch
nur dem kleinsten Fehler. Und sie zeigt, dass ein Happy-End nicht unbedingt ein gutes Filmende ausmacht. Der Anblick einer kŠmpferischen Frau, die nicht aufgeben wird, ist eines der schšnsten Enden in
einem der erwachsensten Filme von Angelina Maccerone.
Dagmar Trüpschuch
Fariba vor einer Bäckerei
Fremde Haut
Von Angelina Maccarone
Mit Jasmin Tabatabai und Anneke Kim Sarnau
BRD, 2005
Deutsch/Farsi mit Untertiteln
Filmstart 20.10.05
Queerfestivals:
Esslingen: Mo. 3.10. 05 um 19 Uhr und Fr. 7.10.05 um 17 Uhr
Hannover: Sa. 29.10.05 um 19 Uhr mit Angelina Maccerone
Fariba in der Sauerkrautfabrik
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interview
Weibliche Homosexualität? darüber spricht man nicht
Interview mit Jasmin Tabatabai
Zwei Jahre nach der Geburt ihres Kindes ist
Jasmin Tabatabai wieder zurück auf der
Leinwand. In dem Spielfilm „Fremde Haut“
spielt sie die Rolle der Fariba, die wegen
ihrer Homosexualität aus dem Iran fliehen
muss und im Schwäbischen landet. Jasmin
Tabatabai selber war 12 Jahre alt, als sie
zusammen mit ihrer deutschen Mutter und
ihren drei Geschwistern von Teheran nach
Bayern kam. Im Interview spricht sie über
Doppelkultur, Homosexualität im Iran und
über die Dreharbeiten zu „Fremde Haut“.
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? Wurdest du für die Rolle gecastet, weil deine Wurzeln im Iran liegen?
! Es geht nicht explizit um den Iran in diesem Film. Es geht um eine
Frau, die aus einem Land kommt, wo es halt nicht so tolerant zugeht
wie bei uns. Das kšnnte auch der Irak sein, andere arabische LŠnder
und sogar SŸditalien oder SŸdspanien. Es geht einfach um diese Frau,
die anders ist und was anderes lebt, als das, was in der Gesellschaft anerkannt ist. Und was faszinierend ist, nicht resigniert, sondern sich gegen ihr Schicksal auflehnt.
? In wie weit hast du - gerade mit deinem Wissen um die iranische
Kultur - auf das Drehbuch Einfluss genommen?
! Ab dem Punkt, wo ich dabei war, habe ich viel Input gegeben. Und
mir war es extrem wichtig, dass es von der MentalitŠt einigerma§en
stimmt. Zum Beispiel gibt es in der Drehbuchfassung eine Szene, in der
Fariba von einem Grenzbeamten interviewt wird, der fragt, warum sie
denn nach Deutschland ausreisen wolle. Und sie so rumdruckst und
dann sagt: aus politischen GrŸnden. Dann fragt er aber nach und dann
sagt sie: Ja ok, ich war halt mit âÕner Frau zusammen. Und da habe ich
gesagt, das ist UNM…GLICH, dass eine Iranerin, egal wie modern sie
ist, Ÿber ihre SexualitŠt redet und dann noch mit einem fremden Mann
und dann auch noch darŸber, dass sie homosexuell ist - da ist gar nicht
dran zu denken. Der Iran ist ja ein Land, in dem im allgemeinen nicht
so Ÿber SexualitŠt gesprochen wird wie hier und im speziellen geht es
hier ja auch noch mal um weibliche SexualitŠt. Und in dieser Kultur
lespress ❘ oktober 2005
haben Frauen sowieso schon mal keine SexualitŠt zu haben. Die haben
nur MŠnner. Von Anfang an werden Jungs und MŠdchen auch komplett
anders erzogen. Jungs kommen auf die Welt und dann singt man Lieder
darŸber ãOh mein Goldpimmelchen, oh wie tollÒ und dann spŠter gibt
man damit an wie viele Freundinnen er schon hatte - also immer irgendwie positiv. Und bei Frauen ist es genau das Gegenteil. Da wird
immer gesagt, bedeck dich, schŠm dich, schŸtze deine JungfrŠulichkeit, die ja letztlich das einzige ist, was sie haben, um verheiratet werden zu kšnnen.
? Wie werden Lesben im Iran wahrgenommen?
! Ich habe im Vorfeld im Internet recherchiert, um zu erfahren wie
die Lesben im Iran so leben, aber ich habe nichts gefunden. Die einzige lesbische Iranerin, mit der ich gesprochen habe, kam Ÿber die Regisseurin und die lebt auch schon seit 28 Jahren in Deutschland. Und auch
hier erst offen, im Iran war sie verheiratet. Und wenn ich an meine
Kindheit denke, habe ich eigentlich immer nur Witze Ÿber Schwule gehšrt. Aber weibliche HomosexualitŠt É? Wie gesagt, das ist etwas,
worŸber nicht gesprochen wird.
? Steht auf Homosexualität die Todesstrafe?
! Laut Gesetz ja, aber vollzogen wird sie bis jetzt praktisch nur an
MŠnnern, weil die weibliche gibtÕs ja nicht É
Aber ich war seit 1987 nicht mehr im Iran. Es ist das Land meiner
Kindheit und ich kann auch nur als Au§enstehende berichten.
? Der Film handelt vom Verlust von Identität und davon als Fremde
in einem neuen Land anzukommen. Wie war es damals für dich, als 12Jährige von Teheran nach Deutschland zu kommen? Hast du dich da
auch in „fremder Haut“ gefühlt?
! Ja, am Anfang sicherlich, weil ich mich unwohl gefŸhlt habe, einfach fremd. Das hatte aber sicherlich bei mir damit zu tun, dass ich 12
war, vorpubertŠr und dann ist es sowieso ganz schrecklich, wenn man
seinen Freundeskreis zurŸcklŠsst. Ich hatte gro§e Anpassungsschwierigkeiten. Klimatisch sowieso. Ich hatte auch einen anderen Entwicklungsstand. Im Iran war ich noch Kind und dann kam ich hier in eine
sechste Klasse. Da haben halt alle schon geraucht und rumgeknutscht,
was ganz normal ist - aber fŸr mich war das der všllige Schock. Und
obwohl ich deutsch sprach, zweisprachig aufgewachsen war, eine deutsche Schule besucht hatte und jedes Jahr in den Ferien in Deutschland
war, war es enorm schwer fŸr mich, hier Fu§ zu fassen. Deutschland ist
ja auch nicht unbedingt das Land, wo man mit offenen Armen Fremde
empfŠngt. Wenn das Eis mal gebrochen ist, dann ist gut. Ich wollte eigentlich die ersten vier, fŸnf Jahre nur zurŸck.
? Du trägst beide Kulturen, iranische und deutsche, in dir. Was würdest du sagen ist eher der iranische und was der deutsche Anteil in dir?
lespress ❘ oktober 2005
! Ich denke iranisch ist sicherlich alles in mir, was ums Temperament geht - cholerisch und emotional aus mir rauszugehen. Das ist sicherlich etwas, was Iranern zugeschrieben wird. Dann habe ich natŸrlich auch deutsche Seiten, auf die ich sehr viel Wert lege. Eine bestimme ZuverlŠssigkeit, eine bestimmte Ernsthaftigkeit. Und ich mag auch
die deutsche Sprache sehr gerne.
? Obwohl Fariba/Siamak in dem Film nicht so temperamentvoll
und überschäumend sonder eher zurückhaltend rüberkommt …
! Das hat den Grund, dass sie sich nicht verraten darf und deswegen
auch wenig spricht. Und dann gibt es natŸrlich auch die gro§e melancholische Seite bei den Iranern.
? Was hat dich daran gereizt, die Rolle von Fariba/Siamak zu spielen?
! Das ist eine klassische Hosenrolle. Das ist die totale Herausforderung, dass meine eine absolute Fremdfigur spielen muss. Aber fŸr mich
war einfach die Figur sehr spannend, diese Zerrissenheit, der †berlebensdrang, dass sie nicht aufgibt. Fariba ist ja wahnsinnig zŠh, und so etwas
ist immer spannend fŸr mich. Gerade bei Frauenrollen, die ja traditionell
eher mit Opfergeschichten besetzt sind und meistens dann auch resignieren. Und gerade fŸr mein Alter sind gute Frauenrollen eher dŸnn gesŠt.
? Wie hast du dich auf deine männliche Rolle
vorbereitet? Gerade auch, weil sie ziemlich detailgenau auf den Verkleidungsritus eingeht: Brust abbinden, Hemd zuknöpfen damit man den Adamsapfel nicht sieht, Bart stylen, Gang, Habitus - alles
Dinge, die man in einem Drag-King-Workshop erlernen kann.
! Ich kšnnte jetzt ja Legendenbildung machen.
Es wŠre wahrscheinlich schlauer ich kšnnte jetzt
sagen ãIch habe als Drag King gelebt und so weiterÒ. Aber es ist ganz einfach. Ich habe einen Bruder, der ist ein Jahr Šlter, und im Prinzip habe ich
einfach den kopiert und ein bisschen meinen Vater.
Obwohl die Regisseurin mich manchmal korrigieren musste, wenn ich zu weiblich war. Dann kamen
wir darauf, dass MŠnner einen fester ansehen,
wenn sie sprechen, weniger mit dem Blick ausweichen als wir Frauen es tun. Und es funktioniert.
Sobald du fester guckst, wirkst du mŠnnlicher.
Aber die Rolle war eine uneitle Rolle, denn mir
die Haare abzuschneiden war schon ein gro§es
Opfer fŸr mich. Ich bin ein richtiges Hippiekind.
? Die Regisseurin Angelina Maccarone hat
sechs Jahre für den Film recherchiert. Wie lange
hast du daran gearbeitet?
! Also ich bin zwei Jahre dabei gewesen. Habe immer wieder rumgemeckert an dem Buch, wir haben uns viel zu Proben getroffen, viele
Probeaufnahmen gemacht, viel improvisiert. Es ist immer gut, wenn
Schauspieler so frŸh zu einem Film kommen. Man beschŠftigt sich
zwei Jahre lang mit dieser Person und einem wird die Rolle immer
mehr auf den Leib geschrieben.
? Was waren für dich die schwierigsten Momente und die schönsten
Momente im Film?
! Was ich allgemein immer wahnsinnig schwierig finde, weil es anstrengend ist, sind Heulszenen, wenn jemand begraben wird oder wenn
du einen Toten findest. Das finde ich wahnsinnig unangenehm, weil
man sich ja da reinbegeben muss und das macht ja kein Mensch gerne.
Und das kostet sehr viel Energie. Und ich hatte fast jeden Tag eine
superdramatische Szene zu drehen. Was ich sehr schšn finde, sind die
Szenen zwischen Anneke und mir. Und es war sehr fraglich, ob wir das
hinbekommen wŸrden, zumal wir uns bei den Proben eigentlich Ÿberhaupt nicht verstanden haben. Aber das ist jetzt wieder das Tolle, denn
ich habe selten in meinem Leben mit so einer begabten Kollegin
gespielt. Und man muss nicht unbedingt beste Freunde sein, um trotzdem gut zusammen spielen zu kšnnen. Sie ist einfach eine ganz tolle
Schauspielerin. Man muss ihr nur in die Augen gucken und reagieren,
denn es ist alles wahrhaftig, was sie macht. Das ist fŸr mich besonders
spannend an dem Film, wie sich das mit uns entwickelt.
Dagmar Trüpschuch
29
interview
Angelina ist zurück
Interview mit Angelina Maccarone, der Regisseurin von ‚Fremde Haut’
Sieben Jahre war Ruhe im Kasten. Der
letzte Film von Angelina Maccarone ‚Ein
Engel schlägt zurück’ wurde 1998 im
Fernsehen ausgestrahlt. Der Film über
eine Frauenfreundschaft war ebenso ein
Publikumserfolg wie der im selben Jahr
fertiggedrehte Film ‚Alles wird gut’ und
der Dauerbrenner aus dem Jahre ‘94
‚Kommt Mausi raus’. Jetzt ist Angelina
Maccarone zurück. Sie hat sich nicht etwa sieben Jahre Kreativpause gegönnt, sondern an
ihrem neuen Film ‚Fremde Haut’ gearbeitet, einem Kinofilm, der im Oktober sowohl bundesweit im Kino als auch auf den Hamburger Filmfestspielen und diversen Queerfilmfestivals läuft.
(siehe Besprechung). Zurzeit dreht Angelina Maccarone in Hamburg ihren neuen Film. Einen
Tag Drehpause nutzte sie zu einem Heimaturlaub in Berlin und einem Interview mit lespress:
? Was hat dich dazu bewogen, einen Film über eine Frau zu schreiben und
zu drehen, die aufgrund ihrer Homosexualität ihre Heimat verlassen muss?
! Judith und mich hat die Frage beschŠftigt: Was macht die IdentitŠt eines
Menschen aus? Was bleibt, wenn jemand alles verliert, worŸber wir uns definieren? Familie, Freunde, Zuhause, Kultur, Beruf, Sprache... Das passiert jeden
Tag ganz vielen Menschen, die ihre Heimat verlassen mŸssen. Das Thema sexuelle IdentitŠt spielt auch eine gro§e Rolle. Fariba muss den Iran verlassen, weil
30
lespress ❘ oktober 2005
HomosexualitŠt dort nicht nur ein gro§es Tabu darstellt, sondern sogar
unter Todesstrafe steht. Dass sie eine MŠnnerrolle annehmen muss, um
in Deutschland bleiben zu kšnnen ist eine weitere Zuspitzung.
? Du hast schon in deinen anderen Filmen mit Kamerafrau Judith
Kaufmann gearbeitet, nun habt ihr auch zusammen das Drehbuch geschrieben. Was hat es für Vorteile mit der Frau, die die „Augen des
Films“ hat, zusammen am Drehbuch zu arbeiten?
! Wir haben bei den anderen Filmen viel Ÿber die Geschichten gesprochen, als es um die filmische Umsetzung ging. Dabei ist mir Judiths dramaturgische Klugheit aufgefallen und ich hatte Lust, etwas
von Anfang an mit ihr gemeinsam zu entwickeln. Das hat gro§en Spa§
gemacht. Beim Schreiben ist der Fokus allerdings ein anderer. Die Geschichte diktiert wichtige Elemente. Wir haben irgendwann entsetzt
festgestellt, dass wir uns eine ganze Reihe ãunattraktiverÒ und schwieriger Drehorte hineingeschrieben haben: BŸros, Auffanglager, FlŸchtlingsheim. Nicht gerade der Traum fŸr szenische Auflšsung, aber unerlŠsslich fŸr die Geschichte.
? Hattest du beim Schreiben des Drehbuchs schon im Kopf, mit Jasmin Tabatabai zu drehen, weil sie im Iran geboren wurde und Farsi
spricht? Oder wieso hast du dir den Iran ausgesucht?
! Iran ist eines von vier LŠndern, in denen auf HomosexualitŠt die
Todesstrafe steht. Jasmin tauchte ziemlich bald als Mšglichkeit auf,
aber nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sie in Teheran geboren ist.
Ich wollte schon bei âEin Engel schlŠgt zurŸckÕ mit ihr arbeiten, das
ging aus zeitlichen GrŸnden nicht. Dass sie Farsi spricht kam als weiterer Vorteil dazu.
? Wie hast du die Geschichte von Fariba recherchiert? Auf welche
Erfahrungen, welches Wissen konntest du zurückgreifen?
! Ich habe alles gelesen, was ich zum Thema finden konnte. âFremde HautÕ ist ja auch ein Film Ÿber Deutschland und deutsche Asylpolitik. Die Quellen widersprechen sich teilweise, Gesetze und Regelungen
verŠndern sich, manches ist Bund-, anderes LŠndersache. Es ist ein Paragraphendschungel. Selbst die BGS-Beamten, mit denen wir natŸrlich
auch gesprochen haben, mussten zugeben, dass es kompliziert ist, da
durchzublicken. Ich habe fast den Eindruck, das ist Absicht. Es war
auch nicht so leicht, eine iranische Lesbe zu finden, aber durch den einen Kontakt kamen dann weitere. Diese GesprŠche waren sehr wichtig
und aufschlussreich.
? Du hast ein gutes Gespür dafür, die Enge der Provinz darzustellen - in diesem wie auch in deinen anderen Filmen. Was verbindet dich
damit?
! Ich komme selber aus der Provinz und hatte so lange ich denken
kann Fluchttendenzen.
? Deine Filme handeln alle in irgendeiner Art von Fremdsein. Am
vordergründigsten in ‚Ein Engel schlägt zurück’ und jetzt in ‚Fremde
Haut’. Warum ist das so ein Thema für dich?
! Vielleicht ist das Thema eher Zugehšrigkeit. Dazugehšren wollen.
Aber dann doch nicht ganz, eben der Enge der Provinz entfliehen zu
wollen. Das kennen bestimmt viele Menschen. Als ãGastarbeiterkindÒ
habe ich mich zusŠtzlich immer als irgendwie anders empfunden. Der
Name war das sichere Indiz, auch wenn ich hier geboren bin und nicht
mal Italienisch spreche, wurde ich oft fŸr meine deutschen Sprachlespress ❘ oktober 2005
kenntnisse gelobt.
? Ich finde es gibt einen sehr großen Schritt zwischen deinen vorherigen Filmen, die Produktionen fürs Fernsehen waren, und deinem
ersten Kinofilm „Fremde Haut“.
! FŸr mich spielt âFremde HauÕÒ in einer ganz anderen Liga als die
TV-Produktionen. Was ist passiert? Sowohl ãKommt Mausi rausÒ als
auch ãAlles wird gutÒ sind Geschichten Ÿber Coming-Out und gro§e
Lieben im Jugendwahn.
ãFremde HautÒ dagegen ist erwachsen, politisch und nicht mehr so
locker-leicht wie die anderen Filme É
NatŸrlich ist mein Bestreben, mich weiterzuentwickeln, und wenn
du das so empfindest, freut mich das. Ich war ja nicht auf der Filmschule. Mein ã†benÒ fand šffentlich statt. âMausiÕ war eine gro§e Chance.
Das war damals der Film, den ich gerne gesehen hŠtte. Da war ich 27
und das Thema Coming-Out war wichtig. Ich habe die Komšdienform
gewŠhlt, um zu zeigen, wie absurd dieser ganze Bekenntnis-Vorgang
ist. Lesben, die als tragische Figuren durch die Filmgeschichte geistern
und ihr Begehren mit dem Leben bezahlen, brauchten meiner Meinung
nach dringend ein positives Gegengewicht. Das habe ich durchaus auch
als politisch empfunden. Der politische Fokus und ernstere Ton in
âFremde HautÕ sollen ja andererseits die Schaulust nicht mindern. GefŸhle, emotionale Identifikationsangebote, sind im Kino das Wichtigste
fŸr mich.
? Du hast großartige Schauspielerinnen für den Film gewählt. Warum die Wahl auf Jasmin Tabatabai fiel, hast du eben erklärt. Was hat
dich dazu inspiriert, Anneke Kim Sarnau zu casten?
! Auch Anneke hatte ich schon fŸr eine Rolle in einem anderen Film
vorgesehen, der sich dann aber auf unbestimmte Zeit verschoben hat.
Die Vorstellung, sie und Jasmin als Paar zu besetzen fand ich aufregend.
? Was war für dich die größte Herausforderung am Dreh zu „Fremde Haut“?
! Ich hatte vorher Bedenken, einen Teil des Films in einer Sprache
zu drehen, die ich selber nicht spreche. Trotzdem war es dann beim
Drehen fŸr mich sehr klar nachvollziehbar, wann welcher Satz gesprochen wurde, weil Jasmin und Navid (der den Siamak spielt, dessen
IdentitŠt sie nach seinem Selbstmord annimmt) tolle Schauspieler sind,
und ich den Emotionen folgen konnte. Die mŠnnliche Verkleidung hat
mich auch lange beschŠftigt. Wie wir das glaubhaft machen kšnnen.
Welches KostŸm, welche Maske, welcher Habitus. Das war eine Gratwanderung.
? Du drehst jetzt gerade in Hamburg an einem neuen Film. Was ist
sein Thema?
! Der Titel ist âVerfolgtÕ. Das Buch hat Susanne Billig geschrieben.
Es geht um eine 50-jŠhrige BewŠhrungshelferin die sich auf eine S/MAffŠre mit ihrem minderjŠhrigen Probanden einlŠsst. Sie fŸgt ihm
Schmerzen zu und entdeckt darin ihre eigene Verletzlichkeit. FŸr diese
IntensitŠt und diesen Aufbruch riskiert sie ihr gesichertes Leben.
Dagmar Trüpschuch
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auszug
Lesben und ihre Ex-Geliebten
- nun auch als Buch
Im Duden steht „ex-“ zwischen
„Ewigkeit“ und „exakt“, und das trifft
die Sache für Lesben meist im Kern:
„Wir dachten, unsere Liebe sei für
die Ewigkeit, und dann dauerte sie
exakt drei Jahre, fünf Monate und
zehn Tage.“ Wir haben die serielle
Monogamie vielleicht nicht erfunden,
aber zur Hochkultur entwickelt und
glauben jedesmal aufs neue nicht
an die Endlichkeit der Liebe. In der
Folge ist die Spur unserer Liebesbiographie gesäumt von den vielen, die
einmal auf ewig unser waren - die Ex
ist aus dem lesbischen Leben und
Lieben nicht wegzudenken. Sie wird
innig geliebt, umhegt, gepflegt und
von der neuen Geliebten oft verwünscht und gefürchtet. Doch was ist
es, das zwei Frauen verbindet, die
erst die Liebe und dann das Drama
einer Trennung miteinander durchlebt haben? Ist es sentimentale
Nostalgie, Freundschaft oder immer
noch Liebe?
32
lespress ❘ oktober 2005
ilke Buttgereit beleuchtet in ihrem gerade erschienenen Buch ãAuf ewig war ich Dein. Lesben und ihre
Ex-GeliebtenÒ die enorme Bandbreite der Beziehungen zur ehemals geliebten Frau und macht eine lebendige Ex-Kultur sichtbar: Modern und zeitgemŠ§ knŸpfen lesbische Frauen Beziehungsnetze, in denen vielfŠltige LebensentwŸrfe ihren Raum finden.
Silke Buttgereit, Jahrgang 1966, schreibt fŸr diverse Medien Ÿber
Schlager, Autos, Frauen und andere Leidenschaften. In den 90er Jahren
war sie Mitherausgeberin des Berliner FemZines BLAU, verlegte sich
spŠter aufs Internet und grŸndete die Webagentur TXT. Sie lebt und arbeitet als Webagentin und freie Autorin in Berlin.
Aus dem Kapitel: Ex-Geliebte und neue Geliebte
(leicht gekürzter Text)
S
Ein Ex-Telefonat
(Etwas aufgeregt.) - Wie findest du sie denn?
(Schweigen.) - Warum fragst du das?
(Leichte Panik.) - Na, einfach so, du hast sie doch jetzt kennengelernt.
(Pause.) - Ja, aber was willst du hšren?
(Ruhig bleiben.) - Gar nichts, ich dachte nur, wir hatten einen netten
Nachmittag miteinander und du fandest das vielleicht auch.
(Enerviert.) - Ach, ich soll dir jetzt sagen, dass sie nett ist?
(Stottern.) - Ja. Nein. Aber du warst doch so neugierig, wie sie ist. Und
jetzt hast du sie kennengelernt.
(Vernünftig.) - Ich habe sie kennengelernt, aber was willst du nach den
zwei Stunden schon wissen?
(Ganz ruhig.) - Es hŠtte mich einfach interessiert, wie du sie findest.
(Aus dem Hinterhalt.) - Was mich Ÿberrascht hat, war, dass du dich seit
neuestem fŸr Standardtanz interessierst. Das fandest du doch bisher immer albern.
(Achtung!) - Man kann sich ja auch Šndern.
(Weisheit.) - Man muss aber auch aufpassen, dass man sich nicht zu
sehr anpasst oder gar verliert.
(Paroli bieten.) - Was du gleich wieder in den Dingen siehst.
(Aha.) - So habe ich mir das gedacht. Du mšchtest etwas von mir wissen und wenn ich dann tatsŠchlich etwas sage, ist es auch wieder nicht
recht.
(Raffiniert ausweichen.) - Ich habe dich auch nicht gefragt, wie du
mich findest, sondern wie du sie findest.
(Denkste.) - Das kann man ja nicht immer voneinander trennen.
(Bitte!) - Kannst du nicht einfach auf meine Frage antworten? Wie findest du sie denn?
(Bitte ausgeschlagen.) - Ich soll ja doch nur sagen, dass ich sie nett finde. Ich glaube, ich bin nicht die richtige fŸr diese Frage.
(Langsam reicht’s.) - Hšr mal, du kennst mich einfach sehr gut, wir
sind befreundet, dann kann ich dich doch wohl mal fragen, wie du meine neue Freundin findest.
(Mir auch.) - Eben, wir sind befreundet, und ich mšchte das auch gern
bleiben. Ich kann doch jetzt nur was Falsches sagen.
(Jetzt geht’s los.) - Was hei§t denn hier falsch? Du kannst doch einfach
sagen, ich finde sie sympathisch, unsympathisch, hŸbsch, hŠsslich,
lespress ❘ oktober 2005
pfiffig, still, geschwŠtzig, was auch immer, irgendwas musst du doch
gedacht haben.
(Lieber nicht.) - Ach, ich wei§ nicht.
(Freundlich.) - Jetzt sag doch!
(Entwaffnend.) - Ich glaube, die ist sehr kompliziert.
Klugheit und Phantome
ãWir kšnnen Ÿber alles reden, nur nicht Ÿber Exen.Ò Diese Ansage, aufgestšbert in einer Frau-sucht-Frau-Kontaktanzeige eines einschlŠgigen
MŸnchner Magazins, spricht wohl vielen Frauen aus dem Herzen, erweist sich im wahren Leben aber meist als frommer Wunsch.
Ein gewisser Erfahrungsgrad in Liebesangelegenheiten bedingt,
dass man keine Frau mehr ohne Vergangenheit und einen ganzen Tross
von Exen im Gefolge kennenlernen wird.
Die erste Liebe wird frau ab einem gewissen Alter sowieso nie wieder sein. Dass das auch fŸr das geliebte GegenŸber gilt, mag tršsten.
Anfangs lŠsst sich noch behaupten, die andere sei zwar nicht die erste,
aber die erste gro§e Liebe, und die nŠchste ist die erste wahre Liebe,
hernach kommt die, mit der alles ganz anders ist, und schlie§lich vielleicht noch die, mit der man endlich und ganz erwachsen all das lebt,
was man in den Beziehungen zuvor gelernt hat. Aber die Superlative
erschšpfen sich, und auch das bemŸhte Ringen um Einzigartigkeit
kommt in die Jahre. Es geschieht nichts Neues unter der Sonne, und das
Wunder der Liebe beschrŠnkt sich dann auf die immerhin erstaunliche
Tatsache, dass man immer wieder einen neuen Versuch geschenkt bekommt.
NatŸrlich haben die Exen fŸr die Nachfolgerinnen auch ihre TŸcken. Mit etwas GlŸck kann sich eine die Geliebte selbstbestimmt aussuchen und fŠllt nicht nur jedesmal aufs neue auf das von der anderen
benutzte ParfŸm, das dem vŠterlichen Rasierwasser so sehr gleicht, herein oder folgt den immer gleichen Reflexen, die ein markantes Profil
kombiniert mit der prŠferierten Haarfarbe bei ihr auslšst. Die Exen
aber wŠhlt man nicht, die sind schon da und machen sich nach GutdŸnken breit.
Dass man im Liebesfalle die ganze Kindheit mitsamt den Eltern der
anderen gleich mitgeliefert bekommt und auch die eigenen Eltern auf
dem Buckel trŠgt, ist den meisten spŠtestens seit der ersten Therapie
kein Geheimnis. Als Gespenster durchdringen sie die WŠnde des
Schlafzimmers, reisen mit in jeden Urlaub, lassen beim Zeltaufbau HŠringe verschwinden, stellen bei jeder Autofahrt falsche Stra§enschilder
auf, versalzen das Essen und schlagen beim anschlie§enden Streit krŠftig auf die Pauke. Wenn aber vergangene gro§e Lieben sich gleichfalls
in Phantome verwandeln und allgegenwŠrtig die neue Beziehung belagern, kann die Sache unŸbersichtlich werden.
Was die real existierenden Exen aus Fleisch und Blut angeht, so gebieten Vernunft und Diplomatie eine bedingungslose Adoption - man
wird sie als neue Geliebte allemal nicht los. Manchmal nŸtzt es schon,
sich darŸber im Klaren zu sein, um diese unumstš§liche Tatsache lebbar zu machen. Wenn sie wieder genau dann am Telefon ist, genau
dann vor der TŸr steht, justamente dann eine Krise, die ja so viel Aufmerksamkeit verlangt, einlegt, wenn endlich einmal Zeit sein kšnnte,
es richtig nett miteinander zu haben. Wenn sie ihren Jahresurlaub in der
33
➧
auszug
Lesben und ihre Ex-Geliebten
Wohnung der Ex verbringt, wenn sie an jedem Geburtstag auf den
Punkt genau um Mitternacht anruft und die SektglŠser klanglos in der
Luft stehen bleiben.
Eine Gebrauchsanweisung
Merke - die ganz gro§en Lieben hinterlassen immer Spuren, und die
Exen sind die lebende Inkarnation dieser Spuren. Doch die Liebesbeziehung, die die beiden verband, ist Vergangenheit. Alles, was nicht
mehr Wirklichkeit ist, gehšrt in die SphŠre der Nostalgie und der Phantome.
Phantome jedoch lassen sich nicht mit Argumenten und Wahrheiten
verjagen; gegen sie anzukŠmpfen ist sinnlos - wer sie greifen will, langt
immer daneben. Gegen Phantome hilft entweder nichts oder die Zeit
oder viel Humor. Und ein wenig auch die gelassene Erkenntnis, dass
alles erstens nicht zu haben und zweitens auch meist zuviel des Guten
wŠre. Alles, das wŠre eine Person mit Haut und Haar und Vergangenheit und Zukunft. Dieses ãAllesÒ wird mit Fortschreiten der Lebenszeit
allemal immer weniger, weil ãAllesÒ einen starken zeitlichen Aspekt
34
hat. Mit vierzig kann man nicht mehr ãAllesÒ
mit einer Frau leben, denn von dem ãAllesÒ,
das eine andere Frau bekommen kšnnte, ist
vieles schon gewesen - mit anderen geliebten
Frauen. Das erste graue Haar, das sich im
mediterranen Sonnenlicht eines wunderschšnen Urlaubs zeigt, wird eine spŠtere Geliebte
nicht mehr entdecken kšnnen, wenn eine
schon seit Jahren grau ist. Auf das erste eigene Auto wird man nicht mehr zusammen
ansto§en, wenn dieses lŠngst verschrottet ist.
Eifersucht auf gewesenen Lieben ist auch
immer Trauer Ÿber die fortschreitende
Lebenszeit. Dieses Bedauern ist der ureigenste
Ursprung menschlicher Melancholie, und
nichts spricht dagegen, sich ihr zuweilen hinzugeben. Sie sollte aber besser an milden
Herbstabenden bei einem Glas Wein und nicht
im Umgang mit den Ex-Geliebten der aktuellen Geliebten kultiviert werden.
Es gibt jedoch auch den umgekehrten Fall.
Dann solidarisieren sich Ex und neue Liebe,
und schon hat man den Schlamassel. Die eine
Ÿbertrifft die andere in der spitzfindigen
Formulierung von SchwŠchen und Charaktereigenschaften der Ex-Frau beziehungsweise neuen Geliebten. Sie entdecken ihre Seelenverwandtschaft, gemeinsame Hobbys, gehen zusammen zum Yoga und lesen die gleichen BŸcher. In Konflikten machen
die beiden fŸrderhin gemeinsam Front, weil die eine immer meint,
schon zu kennen, was die andere gerade erlebt. Die andere heult sich
ihrerseits gern und ausfŸhrlich bei der VorgŠngerin aus und findet dort
ach so viel VerstŠndnis. Jetzt wei§ die neue Liebe, dass frau schon
immer so bockig, so unsensibel, so begriffsstutzig war, wie ja diese und
jene Geschichte aus der Liebes-Vergangenheit mit der Ex beweist. So
war die Sache mit der bedingungslosen Adoption nicht gemeint. Bitte im Zusammentreffen von Ex und neuer Geliebter ist Reden Silber und
Schweigen Gold. Es gibt bessere Tršsterinnen als die Ex der anderen ...
Silke Buttgereit
Auf ewig war ich Dein.
Lesben und ihre Ex-Geliebten.
160 Seiten, gebunden, Verlag Krug & Schadenberg
16.00 EUR - 28.60 sFr, ISBN 3-930041-49-9
Book Release Party im Oktober in Berlin (s. Terminkalender)
lespress ❘ oktober 2005
lespress ❘ oktober 2005
Savin Face
Das Leben ist eine Leinwand
bewegte bilder
D
ie fünfte Jahreszeit für cinephile Lesben hat Ende September mit
dem Queerfilmfestival in Karlsruhe begonnen und wird voraussichtlich Anfang Dezember mit dem verzaubert-Filmfestival in Berlin
enden. Alle VeranstalterInnen zeigten sich ambitioniert, sowohl
preisgekrönte Kurz- und Langfilme als auch Filmpremieren auf ihren
in ehrenamtlicher Arbeit organisierten Festivals zu präsentieren. Der
Spielfilm „Fremde Haut“ von Angelina Maccarone, der auf allen
Festivals laufen wird, feiert bei einigen Festivals sogar Premiere vor
dem eigentlichen Filmstart am 20. Oktober. Zu sehen sein werden aber auch
viele kleinere Produktionen, die einfach Festivalperlen bleiben, wie der mit dem
Teddy ausgezeichnete Film ‚Katzenball’ von Veronika Minder, in dem sechs ältere Schweizer Lesben recht amüsant aus ihrem Leben plaudern oder der mit
dem Berlinale-Publikumspreis geehrte Kurzfilm der Schweizerin Claudia
Lorenz ‚Hoi Maya’, der sowohl im gemischten Kurzfilmprogramm Bremen und
den gemischten Kurzperlen in Hannover das Festival eröffnen wird. Der Film
zeigt zwei ältere Damen, die sich in einem Frisörsalon treffen und ihre Liebe
füreinander wieder entdecken.
Die Queerfilm-Saison bietet die einmalige Gelegenheit, sich ein Bild über das
internationale, lesbische und schwule Filmschaffen des letzen Jahres zu
machen. Alle Festivals bieten interessante Rahmenveranstaltungen an, wie zum
Beispiel die Ausstellung der Fotokünstlerin Anja Müller in Bremen oder
Rahmenveranstaltungen zu ‚Transgender und Intersexualität’ in Hamburg.
Im Folgenden geben wir eine Übersicht aller lesbischen Festivalfilme und über
die Veranstaltungsorte in den verschiedenen Städten. Im Heft selber finden Sie
die Besprechungen zu zwei Festivalperlen: ‚Fremde Haut’ von Angelina
Maccarone und ‚anders leben - Lesben im Alter’, eine Dokumentation von Isabel
Rodde, Mitveranstalterin des Perlen-Festivals in Hannover und Autorin von lespress. (dt)
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➧
bewegte bilder
Annemonenherz
Hardcore
WAS - WANN - WO
Alle lesbischen Filme
der Queerfilmfestivals
auf einen Blick
A KNOCK OUT
Die mitreißende Dokumentation beleuchtet den
Abstieg der erfolgreichen Profiboxerin Michele Aboro.
Vorfilm: 100% WOMAN
Die Dokumentation folgt den
halsbrecherischen Fahrten der
erfolgreichsten kanadischen
„Downhill-Mountainbikerin“.
Michelle Dumaresque, die
früher Michael war.
Hamburg: So, 16.10.
um 15:00, Studio 1
DOMINATRIX WAITRIX
Abgefahrene, kurze, erotischen Clips
- Dominatrix Waitrix
- Feetish
- Der Hammer
- Bonne Fete!,
- Sarania
- Drag Kings On Tour
Hamburg: Do, 13.10. 22:30, B-Movie
Ginger Snaps
GINGER SNAPS
Die Teenagerinnen Ginger und Brigitte haben
ein morbides Hobby: Sie stellen blutige
Todesfälle nach und halten dies auf Fotos fest.
Der lesbische Subtext in dem Film ist eher versteckt. Ein Film für gute Nerven.
Hamburg: Sa, 15.10. um 22:30, Studio 1
HARDCORE
Die beiden Minderjährigen Martha und Nadia
arbeiten als Prostituierte bei einer kleinen dreckigen Untergrund-Agentur. Nach zögerlichem
Kennenlernen verlieben sich die beiden ineinander und ziehen zusammen. Doch ihre Beziehung ist zum Scheitern verurteilt. Eine Milieustudie, die nur
einen kleinen Funken Hoffnung
lässt für glückliche Momente
am Rande der Gesellschaft.
Hamburg: Fr, 14.10.
um 22:30, Studio 1
ANDERS LEBEN LESBEN IM ALTER
Ein Film über drei selbstbewusste, unkonventionelle Frauen.
Hamburg: Fr, 14.10.
um 18 Uhr, Studio
Hannover: Sa, 29.10.
um 17 Uhr
Drag Kings On Tour
ANEMONENHERZ
… aus Freundschaft wird Liebe, doch schon
bald bekommt das Traumland Risse...
EIN NEUES LAND
Das Filmteam begleitet die Berlinerin Astrid
und Larissa aus Sibirien über 3 Monate in St.
Petersburg und Berlin und zeichnet ein nahes,
unspektakuläres Portrait der beiden jungen
Frauen und ihrer ungewöhnlich-gewöhnlichen
Liebesgeschichte.
LUCIE & VERA
… es entstehen Eifersucht und Konkurrenz und
in einer tragischen Nacht eskalieren die Gefühle...
Hamburg: Sa, 15.10
um 13:00, Metropolis
Hannover: Fr, 28.10.
um 19 Uhr
BUTTERFLY
In einem Supermarkt trifft die Lehrerin Flavia
auf Yip, eine junge Sängerin, die unbeschwert
durchs Leben zu gehen scheint. Eine folgenschwere Entscheidung liegt vor Flavia...
Bremen: Sa, 15.10. um 18 Uhr
Hamburg: So, 16.10.
um 15:00, CinemaxX 8
Karlsruhe: So, 2.10. um 20.45
FREMDE HAUT
Spielfilm über eine Iranerin, die aufgrund ihrer Homosexualität ihr Land verlassen muss.
Bremen: Sa, 15.10. um 20:30
Esslingen: Mo, 3.10. um 19 Uhr /
Fr,7.10. um 17 Uhr
Hannover: Sa, 29.10. um 19 Uhr,
Gast: Angelina Maccerone
Hamburg: Sa, 15.10. um 20:15,
Metropolis
Karlsruhe: Fr, 1.10. um 23 Uhr
FUCKING DIFFERENT
Lesbische Filmemacherinnen zeigen ihre Vorstellungen von schwuler Liebe, schwule Regisseure zeigen Kurzfilme über lesbische Sexualität. Ein kurzweiliges, spannendes
Projekt.
Bremen:
Fr, 14.10.
um 23 Uhr
Esslingen:
So 2.10
um 21 Uhr
Keep Not Silent
HIGH TENSION
An einem lauschigen Sommertag sind Alex und ihre beste
Freundin Marie auf dem Weg
zum Landgut ihrer Eltern. Diesen Ausflug möchte Marie nutzen um Alex ihre heimlichen
Gefühle zu gestehen. Als die
Nacht hereinbricht, hält auch
das Grauen Einzug in die friedvolle Umgebung. SplatterMovie.
Hamburg: Do, 13. 10
um 22:30, CinemaxX 8
HOI MAYA
Kurzgeschichte über zwei ältere Damen, die
sich in einem Frisiersalon begegnen und sich
ineinander verlieben. PanoramaPublikumspreis, Berlinale 2005.
Bremen: Di, 11.10. um 20.30
Hannover: Di, 25.10. um 20 Uhr
KATZENBALL
Fünf Lesben aus der Schweiz verschiedener
Generationen geben Einblick in ihr Leben.
Teddy 2005 für den besten Dokumentarfilm:
Bremen: Mi, 12.10. um 20:30,
Gast: Regisseurin Veronika Minder
Esslingen: Mi, 5.10. um 21 Uhr
Hamburg: So, 16.10.
Joy Of Live
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The Journey
Well...
lespress ❘ oktober 2005
um 20 Uhr, Metropolis
Hannover: Mi, 26.10. um 21 Uhr
Karlsruhe: Sa, 1.10. um 18:30
KEEP NOT SILENT
Der preisgekrönte Film dokumentiert drei lesbische Jüdinnen in Jerusalem.
Hamburg: So, 16.10. um 17:30, Studio 1
LESBIAN’S SHORTS
Esslingen: Sa, 8.10. um19 Uhr
Hannover: Di, 25.10. 20 Uhr
MAKE A WISHL
… ist eine Genreparodie, die mit Klischees und
Effekten spielt und sich dabei selbst nicht so
ernst nimmt. Gruselthriller.
Hannover: So, 30.10. um 19 Uhr,
NACHBARINNEN
Ein präzises und durchaus humorvolles Porträt
einer Frau, die sich von der Welt zurückgezogen hat, bis ihre lebenslustige Nachbarin auf
der Flucht vor der Polizei bei ihr Unterschlupf
sucht.
Esslingen: Do 6.10. um 19 Uhr
Karlsruhe: So, 2.10. um 16 Uhr
ROUND TRIP
„Round Trip ist eine ungewöhnliche
Liebesgeschichte, die viel vom Alltag und
Überlebenskampf in Israel erzählt. Ein Film
mit zwei beeindruckenden Schauspielerinnen,
der soziale Themen direkt, unsentimental und
doch leichtfüßig anpackt.“ Bester Film beim
Lesbisch-schwulen Filmfestival Turin 2004
Hannover: Do, 27.10. um 21 Uhr
SAVING FACE
Die chinesischstämmige New Yorkerin Wil verliebt sich in die Balletttänzerin Vivian, was sie
vor den Augen der Gesellschaft verborgen halten muss. Doch plötzlich steht ihre Mutter,
unehelich schwanger und von der community
geächtet, vor der Tür und sucht Unterschlupf.
Hamburg, Di 11.10. 19:30 Eröffnungsfilm
SÉVIGNÉ
Für die angesehene Theaterregisseurin Júlia
Berkowitz wird die neue Produktion mit der
unbekannten Autorin Marina zu einem Wendepunkt in ihrem Leben. Ihre bestehenden Beziehungen geraten ins Wanken und Marina zieht
sie immer mehr in ihren Bann
Hamburg: 12.10. um 20:15, CinemaxX 8
SOME REAL HEAT
Wunschfilm:
Sechs Frauen vom Fire-Department San
Francisco erzählen über ihren Alltag als
Feuerwehrfrau.
Hamburg: Sa, 15.10. um 17:30, B-Movie,
THE AGGRESSIVES
Im Jahr 1999 traf Daniel Peedle auf eine
Gruppe von schwarzen Lesben, die sich selbst
„The Aggressives“ nannten. Peedle begleitete
die einzelnen Frauen fünf Jahre lang mit der
Kamera.
Hamburg: Mi, 12.10. 22:30, Metropolis
THE JOURNEY - SANCHARAM
Aus der langen Freundschaft der
Nachbarsmädchen Kiran und Delilah entsteht
eine heimliche Liebe, die zahlreiche
Hindernisse zu überwinden hat. Ein Film von
der Kraft und Macht indischer Frauen inmitten
gesellschaftlicher Zwänge.
Bremen: Do, 13.10. um 18 Uhr
Hamburg: Mi, 11.10.
um 18:00, CinemaxX 8
THE JOY OF LIFE
Vom Vergnügen wie auch von der Verzweiflung
am Leben handeln die zwei Erzählungen dieses
Films. Zuerst berichtet Harriet „Harry“ Dodge über das Leben als butch dyke in San Francisco, im zweiten Teil steht die Geschichte der
Golden Gate Bridge, einer der bekanntesten
Suicide Spots der USA, im Mittelpunkt..
Hamburg: Sa, 15.10. um 20:15, B-Movie
TRANSFAMILY
Ein sensibles und humorvolles Portrait zweier
Männer, die als Frauen geboren wurden.
HALBES LEBEN
Vor der Kamera berichten drei Schwule, eine
Lesbe und eine Transsexuelle offen über ihre
Erfahrungen im Alltag.
Hannover: So, 30.10. um 15 Uhr
WEIBLICHE JUNGEGESELLEN
Norrtullsligan ist das schwedische Wort für
„weibliche Junggesellen“ und ein sprachlich
etwas verdrehter Begriff für Frauen, die sich
in den 20er und 30er Jahren selbstständig
durchs Leben schlugen. Stummfilm von 1923
mit Klavierbegleitung Bremen: So, 16.10. um
18 Uhr
Hamburg: So, 16.10.
um 11 Uhr, Metropolis
ZERO DEGREES OF SEPERATION
Flanders dokumentiert den Alltag zweier
homosexueller israelisch-palästinensischer
Paare in Israel und zeigt dabei, wie sehr das
Private politisch wird, wenn Beziehungen die
Erwartungen der
Gesellschaft nicht
einhalten.
Hamburg:
Sa,15.10. um
20:15, Studio 1
FESTIVALADRESSEN:
BREMEN:
12. queer film festival
11. - 16. Oktober
www.queerfilm.de
Kino 46
Waller Heerstrafle 46
28217 Bremen
ESSLINGEN:
18. QueerFilmFestival
2. 8. Oktober
www.koki-es.de
Kommunales Kino Esslingen
Maille 4 9
78728 Esslingen
HAMBURG:
16. Lesbisch Schwule Filmtage
11. 16. Oktober
www.lsf-hamburg.de
Metropolis
Dammtorstr. 20a
20354 Hamburg
Passage
Mönckebergstr. 17
20095 Hamburg
b-movie
Brigittenstr. 5
20359 Hamburg
CinemaxX
Dammtorplatz 1
20354 Hamburg
HANNOVER:
8. Perlen 2005
25. 30. Oktober
www.filmfest-perlen.de
Kommunales Kino
Sophienstr. 2
30159 Hannover
KARLSRUHE
12. lesbisch-schwule Filmtage
27. September - 2. Oktober
www.filmtage-karlsruhe.de
Prinz-Max-Palais
Akademiestr. 38a
76133 Karlsruhe
(dt)
Zero Degrees
lespress ❘ oktober 2005
Sevigné
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bewegte bilder
E I N E
H O M M A G E
A N S
Ä L T E R W E R D E N
Eigentlich ist es klar, dass frau im Alter anders leben muss,
wenn sie schon ihr ganzes Leben lang anders war. Aber so
anders ist ihr Leben im Alter
halt auch nicht, oder nur in
dem Maße, wie sie es selber als anders empfindet
oder wie es sich an das
Leben anschließt, das frau
Ein Dokumentarfilm von Isabel Rodde
vorher geführt hat.
ANDERS LEBEN LESBEN IM ALTER
Ÿr alle von uns eine gro§e Frage, wie es wohl im Alter aussehen wird, welche Lebensform wir wŠhlen werden. Wahrscheinlich eine noch grš§ere Herausforderung fŸr diejenigen, die nicht mit der SelbstverstŠndlichkeit der Andersartigkeit, der HomosexualitŠt in ihrer Jugend leben konnten, wie
die nach 1980 geborenen. Die Filmemacherin Isabel Rodde hat drei
lesbische Frauen zwischen 60 und 80 zu ihrem Leben interviewt, sie
zeigt, wie sie heute leben und wie sie frŸher gelebt haben. Mit Fotos
und Home-Videos begibt sie sich gemeinsam mit ihren Interviewpartnerinnen auf Zeitreise.
F
Christel Rieseberg aus Berlin war die erste Frau, die
in Berlin eine Frauenkneipe eršffnet hat. Schon Anfang der 70er Jahre.
Danach bewirtschaftete sie die legendŠre Frauendisco ãDie ZweiÒ und
spŠter die Frauenkneipe ãDineloÒ, die sie gemeinsam mit ihrer LebensgefŠhrtin fŸhrte. Nun ist sei nicht mehr im Berliner Nachtleben zu
Hause, sondern ist mit ihren weit Ÿber 70 Jahren an die NordseekŸste
gezogen, wo sie seit Jahren mit ihrer Freundin eine Frauenpension leitet. Somit ist sie dem Gastro-Gewerbe treu geblieben. Allerdings kann
sie es sich auch nicht leisten, sich auf ihr Altenteil zurŸckzuziehen.
Arbeiten bis ans Lebensende ist die Konsequenz immer ein anderes Leben und sich nicht um die BŸrokratie in Form von Renteneinzahlungen
gekŸmmert zu haben. Aber auch wiederum Zukunftscredo fŸr viele von
uns, ob KŸnstlerin, selbststŠndig, geringfŸgig beschŠftigt oder arbeitslos, nicht genŸgend fŸr das Alter vorgesorgt zu haben.
Auch Hannelore Keydel war schon immer anders, sagt
sie. Als Bundestrainerin sowieso und als lesbische Bundestrainerin besonders. Die ehemalige DDR-Leistungssportlerin hatte mit Mitte 30 ihr
Coming-Out, lernte ihre gro§e Liebe kennen und zog mit ihr in ein Reihenhaus auf dem Land mit Blumenbeet, TanzvergnŸgen und Dorffesten. Gar nicht so anders wie die anderen, die auch dort leben, anders
nur aufgrund ihrer SexualitŠt und mutig genug ãesÒ mittenmang in der
Provinz zu tun.
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Wirklich anders und mit einem starken Bruch
in ihrem Leben lebt Wienke Zitzlaff. Sie war eigentlich schon immer
lesbisch. Nur zwischendurch mal nicht, weil sie keine Frau zum lieben
fand, aber einen netten Mann. Aber irgendwann kam die Trennung und
damit auch das Frauenliebenleben wieder. Aber nur versteckt, denn die
Direktorin einer Sonderschule konnte und wollte ihren Job nicht riskieren. HŠtte es sie wahrscheinlich auch gekostet - in den Zeiten vor
Wowereit, Westerwelle und Co. Nun aber ist sie auf Rente und lebt in
Hannover in einem Lesbenprojekt. Ganz offen, ganz lesbisch, ganz
glŸcklich. Und sie hat noch einiges mehr aus ihrem Leben zu erzŠhlen.
Obwohl sie den Schritt zum Coming-Out nicht wagte, war sie ihr
Leben lang politische Aktivistin. Aber das liegt in der Familie - doch
das, das will sie Ihnen selber erzŠhlen.
Dagmar Trüpschuch
Vorführungen
Queerfilmfestivals in Hamburg und Hannover
und
13.10.05 in Verden
23./24.10.05 in Weiterstadt
05.11.05 in Münster
DVD
Stiftung Leben und Umwelt,
Heinrich-Bšll-Stiftung Niedersachsen
Schuhstr. 4
30159 Hannover
Tel.: 0511 / 301857-11
E-Mail: [email protected]
Ankauf fŸr ausschließlich private Verwendung:
15,00 EUR plus 1,50 EUR Porto
lespress ❘ oktober 2005
filmtipp des monats
Die Frau an ihrer Seite
Ulrike Folkerts ist „Die Leibwächterin“
Als Mona unbeobachtet ist, fotografiert sie
Johannas Unterlagen. Endlich kann sie sich
bei dem Erpresser freikaufen.
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Die Ankündigung klingt gut:
Barbara Rudnik und Ulrike
Folkerts als Liebespaar in
einem Politthriller. Rudnik als
mutige EU-Politikerin, die gegen
Tabaksubventionen kämpft,
Folkerts als ihre Leibwächterin.
Tatsächlich gelungen ist die
Besetzung gegen den Strich: Die
Leibwächterin ist hetero und geschiedene Mutter eines Sohnes,
die Politikerin eine Lesbe, die in
Scheinehe
lebt. Und
sich in die
Leibwächterin verliebt.
Mona (Ulrike Folkerts) und ihr Sohn Philip (Marco Bretscher-Coschignano)
lespress ❘ oktober 2005
Mona muss geschockt mitansehen, wie ihre
Klientin Johanna attackiert wird.
Die Politikerin Johanna Sieber (B.Rudnik) ahnt
nicht, in welche Gefahr sie ihre Forderung zur
Abschaffung der EU-Tabaksubventionen bringen. Sie geht weiter ihren Geschäften nach.
L
Mona gesteht Johanna ihren Verrat. Doch diese
schwebt noch immer in Lebensgefahr.
eider fŸhrt der Aspekt, unter dem dieser ZDF-Fernsehfilm,
vermarktet wird, in die Irre. ErzŠhlt wird zuallererst die
Geschichte von Mona Dengler, der LeibwŠchterin. Sie war
frŸher beim BKA und hat sich aus der Asservatenkammer
Heroin beschafft, um an reinen Stoff fŸr ihren sŸchtigen
Sohn zu kommen. Das macht sie erpressbar. Monas schwachen Punkt nutzen dunkle HintermŠnner der Tabakmafia
aus. Die LeibwŠchterin soll ein Attentat auf die Politikerin ermšglichen.
Die Figur der verschlossenen, verunsicherten Mona hat Tatort-Autor Harald Gšckeritz eigens fŸr Ulrike Folkerts entwickelt. ãDie Rolle
bietet mir endlich die Chance, eine andere Seite von mir zu zeigen. Ich
bin es diesmal, die sich mit eigenen Konflikten auseinandersetzen
muss, und begegne nicht Menschen mit Konflikten, wie es Lena Odenthal im Tatort dauernd passiertÒ, sagt sie. Dass Mona Dengler die Probleme meistert, ist genrebedingt vorhersehbar, aber spannend zu verfolgen, sowohl der Kampf um ihr Kind und die Auseinandersetzung
mit dem Ex-Mann als auch das Ringen mit dem absto§enden Handlanger der Tabakindustrie.
Dagegen ist ãDie LeibwŠchterinÒ definitiv ãkein Film Ÿber Frauenlie beÒ, sagt Ulrike Folkerts, auch wenn sie es spannend fand, ãeine
Frau zu spielen, die plštzlich damit konfrontiert wird, dass eine andere
Frau etwas fŸr sie empfindet, und die zunŠchst gar nicht damit umgehen kann.Ò. Diese Liebesgeschichte aber wird nur nebenbei erzŠhlt.
ãWir wollten das Thema nicht skandalisieren, sondern es sollte NormalitŠt seinÒ, erklŠrt Produzent Christian Granderath. So weit einverstanden.
Zum Nebenaspekt wird aber auch das, was anfangs der Motor des
Films zu sein scheint, der mutige Kampf gegen die Tabakindustrie. Die
Politikerin Johanna Sieber ist auf ein paar Statements reduziert, die realitŠtsnah recht formelhaft ausfallen. Vor dem gro§en Essen mit den
Landwirtschaftslobbyisten beschŠftigt Johanna Sieber vor allem, warum Mona plštzlich so kŸhl ist. Den entscheidenden Verhandlungserfolg um die Mehrheit im Ausschuss erzielt dann ein smarter Mitarbeiter
der Politikerin. Wie Kai aus der Kiste sind ãdie FranzosenÒ plštzlich
doch fŸr die Streichung der Subventionen.
ãDie Geschichte mit der Politik kommt zu kurzÒ, rŠumt Regisseur
Markus Imboden ein. Gern hŠtte er den Film noch zehn Minuten lŠnger gemacht. ãAber das geht nicht, denn um 21.45 Uhr kommt die
nŠchste Sendung.Ò Es war dann eine bewusste Entscheidung, sich auf
den LoyalitŠtskonflikt der LeibwŠchterin zu konzentrieren.
Schšn erfasst ist auch die Seelenlage ihres GegenŸbers, einer mŠchtigen Frau, die HŠrte gelernt hat, aber nicht hart sein will. Die keine
Kompromisse macht, aber NŠhe braucht. Den schšnsten Moment hat
der Film, wenn ihr Scheinehemann bemerkt: ãDu magst sie. Wei§t
ganz genau, von wem ich rede.Ò Da wird Barbara Rudniks Blick ganz
weich und ihr LŠcheln leuchtet.
Susanne Ehlerding
Mona und Johanna verbringen ein gemeinsames Wochenende in einer kleinen Pension.
Dort kommen sich die beiden Frauen näher.
ZDF, 17. Oktober, 20.15 Uhr
Photos: ZDF/Hermann Ebling
lespress ❘ oktober 2005
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fern sehen
Donnerstag, 20. Oktober
2005, 20.15 Uhr, WDR
schule und benštigt dringend Geld,
um sich Stoffe fŸr eine wichtige
Modenschau zu kaufen. Natascha,
eine verwšhnte Studentin, will nach
New York ziehen. Da ihre Mutter
ihr kein Geld geben will, stiehlt Natascha zu Hause eine wertvolle
Ikone.
Mit gestohlenen Stoffen auf der
Flucht, rennt Julie zeitgleich mit
Natascha Ÿber die Stra§e. Ein Auto
weicht Julie notgedrungen aus, trifft
dafŸr Natascha tšdlich. Im Sterben
bittet Natascha Julie, die Ikone zurŸckzubringen. Julie sieht in der
Ikone jedoch die Rettung fŸr ihre
Modeschau und beschlie§t, sie zu
versetzen.
Aus Angst um ihren Seelenfrieden
mischt sich Natascha nun als Geist
in Julies Leben ein. ZunŠchst ist Julie nur wenig begeistert von ihrer
neuen stŠndigen Begleiterin. Doch
schon bald entwickelt sich eine
Freundschaft und die beiden merken, dass sie als Team unschlagbar
sind...
Drehbuchautorin, Produzentin und
Regisseurin Bettina Wilhelm
erzŠhlt mit ihrem au§ergewšhnlichen Film Ÿber die Seelenverwandtschaft von Julie und Natascha
die Geschichte einer Frauenfreund-
schaft erfrischend neu. ãJulies
GeistÒ wurde 2002 beim WorldFest
Houston, dem drittŠltesten Filmfestival Nordamerikas, als bester
Spielfilm ausgezeichnet
So., 23. Okt., 23.45 Uhr, K 1
Thelma & Louise
TV-TIPPS OKTO
Tatort - Gewaltfieber
Eine Tat wie im Gewaltrausch: Im
Lehrerzimmer eines Gymnasiums
werden die Leichen von drei Lehrern und einem SchŸler gefunden,
durch ein Dutzend SchŸsse getštet.
Nicht nur Jacky BrŠutigam, der die
Toten gefunden hat, auch Lena und
ihr Team sind von dem Anblick erschŸttert. Die Waffen liegen neben
dem SchŸler Paul Cordes. Damit
scheint offensichtlich, wer der
AmokschŸtze war.
Lena Odenthal hšrt nicht auf, nach
Motiven und HintergrŸnden zu fragen. Sie ist sicher, dass etwas vertuscht werden soll und fragt sich, ob
Paul wirklich der einzige TŠter gewesen ist. Zu Koppers †berraschung gibt eine weitere Untersuchung der Spuren ihr recht: Paul
Cordes ist ermordet worden.
Fr., 21. Okt., 00.35 Uhr, VOX
Julies Geist
Thriller
Deutschland/Schweiz 2001
Julie besucht eine Modeschšpfer-
27.10., Line Hatland
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Frauengruppe um Dorothee von Gagern (Mitte, Hexenname: Sirilya):
Zurück zur Natur, Kräuterweisheiten, Tanz und feministische Ideale, 30.10.)
Sa., 22. Okt., 22.40 Uhr, Arte
Die Dirigentin
Simone Young
Von Australien an die Alster
Simone Young ist 1961 in Sydney
geboren und studierte bereits mit 15
Jahren Komposition und Klavier
am Sydney Conservatorium. 1987
ging sie nach Deutschland, um zunŠchst als Korepetitorin an der Kšlner Oper zu arbeiten. In Berlin,
Bayreuth und Paris assistierte sie
dann Daniel Barenboim, der ihr
zum kŸnstlerischen Durchbruch
verhalf. Von 2001 bis 2003 war sie
Generalmusikdirektorin des Opernhauses Sydney. Seit der Spielzeit
2005/2006 ist sie Intendantin und
Generalmusikdirektorin der Hamburgischen Staatsoper und damit
Chefdirigentin der Philharmoniker
Hamburg. Das Pendeln zwischen
den Kontinenten gehšrt fŸr die temperamentvolle Musikerin zum Beruf. Der Film begleitet Simone
Young auf einer Reise von Europa
nach Australien und wieder zurŸck.
An berŸhmten OpernhŠusern wie
der Wiener Staatsoper, der Berliner
Staatsoper Unter den Linden und
der Sydney Opera beobachtet das
Kamerateam die Arbeit der vielseitigen KŸnstlerin vor und hinter den
Kulissen. Ob auf dem Podium oder
im Interview - ihre Ausdruckskraft
ist bezwingend, ihre Begeisterung
ansteckend. Im Film erzŠhlt sie von
ihrer Arbeit mit Orchestern und
SŠngern, von den Herausforderungen ihres Dreifachpostens als
Intendantin, Generalmusikdirektorin und Chefdirigentin in Hamburg,
von den Geheimnissen der Dirigierkunst und von ihrer Heimat Australien. Wenn die Superstars der Klassikszene Ÿber ihre Erfahrungen mit
Simone Young berichten, geraten
sie schnell ins SchwŠrmen. Das
Filmteam trifft Daniel Barenboim
und Pl‡cido Domingo, die der
KŸnstlerin nicht nur ihre Bewunderung aussprechen, sondern auch
Ÿberraschende Einblicke in das Dirigierhandwerk gewŠhren. DarŸber
hinaus kommen Persšnlichkeiten
zu Wort, die in Simone Youngs
kŸnstlerischem und privatem Leben
eine wichtige Rolle spielen: die Eltern in Sydney, Orchestermusiker
und SŠnger. Der Film zeigt, dass
man bei Simone Young vor †berraschungen nicht sicher ist: So erfŠhrt
man unter anderem, warum in ihrer
Mozart-Interpretation plštzlich eine
Melodie von den Beatles auftaucht.
Road Movie, USA, 1991
Thelma fŸhrt mit ihrem Mann Darryl ein ziemlich unbefriedigendes
Leben als Ehe- und Hausfrau. Zusammen mit ihrer Freundin, der
Kellnerin Louise, will sie nun ihrem
frustrierenden Alltag auf einem Wochenendtrip in die Berge entfliehen.
Doch der Ausflug wird zum
schrecklichen Albtraum: Als ein
Betrunkener versucht, Thelma auf
einem Parkplatz zu vergewaltigen,
erschie§t Louise den Mann. Beide
fliehen in Richtung Mexiko - doch
die Polizei sitzt ihnen bereits im
Nacken.
Do., 27. Oktober, 20.15 Uhr,
WDR
Tatort - Die Zärtlichkeit des Monsters
Diesmal ist Lena Odenthal nicht nur
JŠgerin, sondern auch Gejagte. Der
Mann, der sie tšten will: Hans-Martin Carsdorff. Carsdorff, einst erfolgreicher Schauspieler und Publikumsliebling, sitzt nach dem Mord
an seiner Freundin hinter Gittern.
Lena Odenthal ist fŸr seine Verhaftung und Verurteilung verantwortlich. Durch sie hat er Ruhm, Ansehen und Karriere verloren. Jetzt will
er Rache.
Do., 27. Okt., 20.40 Uhr, Arte
Themenabend:
Was uns auf den
Nägeln brennt
Was bin ich,
Mann oder Frau?
Dokumentation
Frankreich 2005
Der Film erzŠhlt die Geschichte
einer Frau, die in einem MŠnnerkšrper, und die eines Mannes, der
in einem Frauenkšrper geboren
wurde. Was spielte sich in ihrem
Inneren ab, bevor sie ihr seelisches
mit ihrem anatomischen Geschlecht
in Einklang brachten? Die beiden
au§ergewšhnlichen
Schicksale
werden vorurteilslos geschildert,
denn es geht hier in erster Linie um
allgemein menschliche Fragen.
Do., 27. Okt., 22.15 Uhr, Arte
Anleitung zum
Glücklichsein
Dokumentarfilm
Norwegen 2003
Regie: Line Hatland
lespress ❘ oktober 2005
LŠsst sich GlŸck messen? Kann
man den Grad der eigenen GlŸckseligkeit oder der eines anderen Menschen auf einer Skala abbilden? Die
norwegische Filmemacherin Line
Hatland versucht in ihrer ãAnleitung zum GlŸcklichseinÒ zu ergrŸnden, warum manche Menschen mit
ihrem Leben offenkundig zufriedener sind als andere. Dabei stŸtzt sie
sich sowohl auf spezielle wissenschaftliche Forschungen, die dieser
Sa., 29. Okt., 13.30 Uhr, ARD
WŠnden.
Rita Süßmuth
höchstpersönlich
Liebeszauber ausprobiert, geklappt
hat es nicht so recht: ãWir mŸssen
halt noch einiges dazulernenÒ. Sektenbeauftragte finden den neuen
Magie-Boom gar nicht lustig. Labile Menschen kšnnten in AbhŠngigkeiten geraten und psychische
Mechanismen in Gang gesetzt werden, die sich schwer kontrollieren
lassen, warnt die Hexen-Expertin
der evangelischen Landeskirche
Hamburg Lademann-Priemer.
TOBER 2005
Film von Thorsten Jeß
ãRita SŸssmuth ist heute eine eigenstŠndige politische InstanzÒ, sagt
eine gute Freundin Ÿber sie und ãals
wir uns zu Zeiten der Studentenrevolte kennen lernten, war sie Ÿberhaupt nicht politisch aktivÒ. Die
ARD-Reihe ãhšchstpersšnlichÒ
So., 30. Okt., 15.40 Uhr, WDR
Hexen Die Rückkehr der
magischen Frauen
Die Welt der magischen Frauen ist
eigentlich eine verborgene. Die
Di., 01. Nov., 14.05 Uhr, 3sat
Clever und ganz
schön cool Frauen in Shanghai
Film von Jochen Graebert
700 Frauen aus Shanghai hat die
Hobbyfotografin He Zhaoya fotografiert. AnfŠnglich ging es ihr nur
um die Kunst, doch dann interessierte sie sich immer mehr fŸr die
Charaktere der fotografierten Frauen, so dass sie ein Buch Ÿber die
Bewohnerinnen Shanghais schrieb.
Der Film zeigt einige dieser Frauen
und wie verschieden ihre Lebensvorstellungen sind: Gu Wenying gehšrt mit ihren 22 Jahren zur ãmodernen GenerationÒ, Zou Shi ist 95
Jahre alt, und als sie geboren wurde,
regierte in China noch der Kaiser.
22.10., Simone Young
Frage seit langem nachgehen, als
auch auf ihre eigenen Erfahrungen
und GefŸhle. Das Ergebnis ist ein
subjektiver und kritischer Film, der
sich - mit einem Schuss Ironie durchaus als ãLeitfaden des
GlŸcksÒ verstehen lŠsst.
Sa., 29. Okt., 01.55 Uhr, MDR
Full of Grace
Kurzfilm, Belgien 1987
Buch + Regie:
Nicole von Goethem
Ein Film Ÿber das geheimnisvolle
Leben der Karyatiden. Eine Allegorie Ÿber Frauen, die die sexuelle
Last loswerden wollen, die ihnen
von den mŠnnlich geprŠgten Traditionen der westlichen Zivilisation
aufgebŸrdet wurde.
lespress ❘ oktober 2005
portrŠtiert die ehemalige Familienund Frauenministerin und BundestagsvizeprŠsidentin und kommt dabei bisweilen zu Ÿberraschenden
Einsichten.
Rita SŸssmuth hat sich in der Politik nie verbiegen lassen und bei aller LoyalitŠt zu ihrer politischen
Heimat, der CDU, ihr eigenstŠndiges Profil bewahrt. Die Anliegen
von Frauen, Familien, Migranten
hat sie in den Mittelpunkt ihres politischen Handelns gestellt und wirkungsvoll vertreten. ãWer nicht
kŠmpft, hat schon verlorenÒ, hei§t
ein Buchtitel von ihr, es ist gleichzeitig ihr politisches Motto.
HR-Autor Thorsten Je§ hat die beliebte Politikerin auf Reisen durch
Deutschland und …sterreich aber
auch daheim in Neuss mit der Kamera begleitet. Dabei sind ihm einige Beobachtungen gelungen, die es
in der politischen Berichterstattung
nicht zu sehen gibt: Rita SŸssmuth
als Tour-Guide durch den Berliner
Reichstag, beim Turnen auf dem
Assistentinnen-Kongress und beim
Ausspannen in den eigenen vier
meisten organisieren sich in geheimen Zirkeln - ãCovensÒ genannt.
Autor Wolfgang Luck ist es dennoch gelungen, Einblick in ihre Rituale zu bekommen. Es ist eine
Spurensuche durch die verschiedensten Spielarten: Esoterik und
Okkultismus gehšren dazu, aber
auch die Sehnsucht, die Natur neu
zu erleben. Da ist zum Beispiel die
schwŠbische Hexengruppe um die
Ritualleiterin Syrilia, die im stršmenden Regen um einen Kraftplatz
tanzt, um in Kontakt zu kommen
mit den ãSeelen der AhninnenÒ. Die
modernen Hexen wollen das fast
verloren gegangene KrŠuter- und
Heilwissen der verfolgten Frauen
aus dem Mittelalter wieder aufleben
lassen. Und ein rein mŠnnliches Kamerateam ist deshalb unterwegs im
Wald mit einer ško-feministischen
Frauengruppe... Wir treffen aber
auch ganz junge Hexen. Carina und
Isabelle sind gerade mal 15 und die
Hexen-Serie ãCharmedÒ hat sie auf
die Idee gebracht, es selbst einmal
mit dem Zaubern zu versuchen. In
der Walpurgisnacht haben sie einen
Mi., 02. Nov., 02.15 Uhr, 3sat
Shanghai
Mon Amour
Die Pop-Poetin
Mian Mian
Film von
Francesco Conversano
und Nene Grignaffini
Sex, Drugs & Rock ÔnÕ Roll in China: Die Schriftstellerin Mian Mian
beschreibt in ihren BŸchern das
neue, wilde China. Ihr DebŸt ãLalalaÒ zog die chinesische Zensur drei
Tage nach Erscheinen aus dem Verkehr, danach kursierte es in Raubkopien und wurde zum Kultbuch
der Jugendlichen.
Mian Mian, Pop-Poetin und Szenestar Shanghais, fŸhrt durch die unbekannte Seite ihrer Stadt und stellt
KŸnstler und Kreative vor und
zeigt, was es offiziell im Reich der
Mitte gar nicht gibt: das Nachtleben, die Welt der Drogen, die Lesben- und Schwulen-Szene.
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