Fischzucht im Stall
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Fischzucht im Stall
Fischzucht im Stall Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung Schüpfheim, 4. April 2012 Andreas Graber Dipl. Umwelt-Naturwissenschafter ETH ZHAW, Postfach 335, CH-8820 Wädenswil [email protected] www.iunr.zhaw.ch/fischforum Inhalte Fischmarkt Schweiz Lebewesen Fisch: Ansprüche Kreislaufanlagen Fischarten Gesetzliche Vorgaben BachtellachS Zukunftsmodelle Fischzucht Ablaufwasser Weitere Informationsquellen Ausgangslage Fischzucht Schweiz 2011 • 93 % der in der Schweiz konsumierten Fische werden importiert. • Prognose eines Wissenschafters: 2050 wird Wildfisch die Ausnahme sein. Wer Fisch essen will, muss ihn züchten – wie bei jeder anderen Tierart auch. • Die Frage ist nicht, OB Fische gezüchtet werden, sondern WIE. • Die Schweizer Landwirtschaft soll diese Angebotslücke als neuen Erwerbszweig erschliessen. • Die Nutzung öffentlicher Gewässer wird zunehmend eingeschränkt. • Fischproduktion in geschlossenen Kreislaufanlagen ermöglicht eine effiziente Produktion ohne Beeinträchtigung der Umwelt. • Die Zukunft der Fischzucht liegt in Kreislaufanlagen. Bedürfnisse von Fischen Überlebenswichtig (artspezifisch, absteigende Wichtigkeit): • Wasser: frisch oder gereinigt (kein NH3, kein NO2, kein CO2) • Sauerstoff • Futter • Temperatur • pH-Wert Sehr unterschiedlich (Art, Zeit): • Licht • Artgenossen • Laichsubstrate • Platz • Verstecke (Ruhephasen) Flussbarsch Perca fluviatilis Kreislaufanlagen Vorteile • geringer Wasserverbrauch • Kontrolliertes System • Standortunabhängig • Produktion ganzjährig und gezielt steuerbar • Geringe Abwassermengen • Verkürzter Produktionszyklus Nachteile • Hohe Investitionskosten • Hohes Betriebsrisiko aufgrund anspruchsvoller Technik Kreislaufanlage (Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen) • Artenwahl eingeschränkt (meist Raubfische,100 % Zufütterung) • hohe Betriebskosten Komponenten einer Kreislaufanlage (KLA) GFK Fischbecken Mechanische Feststoffabscheidung Festbett / Wirbelbett - Biofilter Know-how Energiesparende Pumpen Druckluftgebläse Besatzfische ?Erbrütungssysteme Fischfutter Sauerstoffkonzentrator Futterautomaten Indoor Kreislaufanlage: Valperca Ansicht KLA 15 t/Jahr von Modulofish, www.ichthys.ch Integration KLA in der Landwirtschaft Quellwasser Hälterungsbecken Trommelfilter Biofilter Fischbecken O2 Rücklaufpumpe niveaugesteuert Absetzbecken Gebäude BiogasAnlage Fischgülle Pumpe Kreislauf Pumpe Ablaufwasser Schlammpumpe Intervall Verdunstung Ablaufwasser Ackerfläche Klärteich im Freien Vorfluter Eckdaten einer Kreislaufanlage • • • • • • • Fischart Tilapia 29 °C Wassertemperatur dank Abwärmenutzung Jahresproduktion 10 t Gebäudefläche ca. 150 m2 Wasservolumen 50 m3 Frischwasserbedarf = Abwasseranfall = 15 m3/Tag Düngeranfall ca. 4.5 DGVE, davon 2-3 als Schlamm in den Betrieb und 2-3 als Ablaufwasser ins Gewässer Fischarten Warmwasser 29°C Tilapia Oreochromis niloticus + «Ökofisch», Satzfische, Futter - Marktpreis 24°C Flussbarsch, Egli Perca fluviatilis + Marktpreis Zander Sander lucioperca - Satzfische Fischarten Kaltwasser 14-18°C Bachforelle Salmo trutta fario + Satzfische - Markt gesättigt Regenbogenforelle Oncorhynchus mykiss Japanischer Kirschenlachs / BachtellachS ® Oncorhynchus masou + Marktpreis - lokal Schlachten & Verarbeiten • Schlachtung (h&g) von Kleinmengen ist vor Ort erlaubt • Verarbeitung muss in bewilligten Räumlichkeiten erfolgen • Mehrertrag durch Filets statt Frischfisch? Räucherware statt Frischfisch? Bei Kleinanlagen nicht, nur Arbeitskosten gedeckt • Direktvermarktung ist der rentabelste Weg, aber ineffizient Saiblingsfilets in Verarbeitung bei www.forellen.ch Gesetzliche Vorgaben 1. Tierschutz (Grundlagen, Haltung und Umgang, Fang, Zucht, Transport, Betäuben und Töten von Fischen) 2. Anforderungen an Fischhalter nach Tierschutz- und Tierseuchengesetzgebung (Ausbildungspflichten, Registrierungsund Bewilligungspflichten) 3. Tiergesundheit (Tierseuchen, Medikamenteneinsatz, Dokumente) 4. Verpflichtungen nach Gewässerschutz– und Fischereigesetzen 5. Produktion von Fischen zur Lebensmittelgewinnung (Schlachten von Fischen, Lebensmittelhygiene, Entsorgung tierischer Nebenprodukte) Schumacher, I. (2011): Rechtsgrundlagen Fischzucht. Kurs FBA Aquakultur, www.iunr.zhaw.ch/fba Erforderliche Bewilligungen konkret 1. Haltebewilligung bei exotischen Fischarten -> Fischerei 2. Betriebsbewilligung -> Veterinäramt 3. Ausbildungsnachweis für Betriebsbewilligung -> Veterinäramt 4. Bestandestierarzt (2 Kontrollen pro Jahr) -> www.fishdoc.ch oder www.aquasana.ch 5. Baubewilligung -> Gemeinde, Raumplanungsamt 6. Bewilligung für die Einleitung von Ablaufwasser in Oberflächengewässer -> Umweltschutz (im Rahmen der Baubew.) 7. ev. Wasserkonzession für Grund- oder Bachwasser 8. ev. Bewilligung von Schlacht- und Verarbeitungsräumen Schumacher, I. (2011): Rechtsgrundlagen Fischzucht. Kurs FBA Aquakultur, www.iunr.zhaw.ch/fba Der Konsument ist König • Ein erfolgreicher Fischzüchter beginnt nicht damit, Fische zu füttern, sondern seine Fische zu verkaufen ! • • • • • WER kauft Ihren Fisch ab? WELCHEN Fisch möchte er kaufen? In welcher FORM soll der Fisch sein: h & g, Filet, Grösse? WANN möchte er welche Mengen beziehen? Welchen PREIS ist er bereit zu zahlen? In 3 Schritten zum Erfolg: 1. Detaillierte Marktrecherche (Abnahmeverträge?) 2. Betriebskonzept optimal einbetten (Verarbeitung?) 3. Aufbau einer gezielten Produktion (Anlage, Satzfische, Futter) Checkliste für Landwirte A – Ressourcen (Grundvoraussetzungen der Produktion) 1. Mensch: Zeit, Spass (Starten mit Fischereipatent & Aquarium) 2. Gebäude: Fläche vorhanden, brauchbar (Isolation, Feuchte)? 3. Wasser: eigenes Quellrecht? Auch Trinkwasser möglich B - Business 4. Markt: Abnehmer, Preise, Volumen, Zeitpunkt Alle vier müssen erfüllt sein. www.iunr.zhaw.ch/fischforum www.fischforum.ch 7. Februar 2013 Fischforum Schweiz – jährliche Tagung zu Neuen Technologien Produktionsstandorten Investitionsmöglichkeiten Konsumentenwünsche Forschung „Praktische Erfahrungen bei der Produktion von afrikanischem Wels in RECIRC – Anlagen“ Dr. Scheibe PAL-Anlagenbau GmbH D - 18510 Abtshagen 08. Dezember 2011 2. Fischforum Schweiz - Schloss Au - CH - 8804 Au Mit dem Markennamen „Welsmeister“ verbunden mit einem eigenen Produktions- und Managementsystem werben wir für unser System Schlussfolgerungen aus unserer Arbeit und Empfehlungen - Die Produktion von afrik. Wels in Verbindung mit der Nutzung der Abwärme aus Biogasanlagen ist mit der gewählten technischen Lösung mit guten tierischen Leistungen möglich. - Der Verbraucher ist bereit, für ein qualitativ hochwertiges Produkt auch einen entsprechenden Preis zu bezahlen. - Die Wertschöpfung beginnend mit der Jungfischproduktion über die Futterbereitstellung, der Produktion selbst bis hin zur Schlachtung, Verarbeitung und Vermarktung ist so zu strukturieren, das in allen Stufen Geld verdient wird! - Für die Einführung des afrik. Welses auf dem Markt ist wie bei jedem neuen Produkt mit Anlaufkosten zu rechnen, die von den Produzenten selbst vorfinanziert werden müssen oder ein Vermarkter übernimmt sie! - Die Zusammenarbeit in einer Erzeugergemeinschaft ist nach unseren Erfahrungen Voraussetzung für eine erfolgreiche Produktion. Indoor-Kreislaufanlage zur Produktion von BachtellachS® im Franchise 1. Pilotanlage dieser Art in der Schweiz Inbetriebnahme Sommer 2011 www.bachtellachs.ch 23 2. Fischforum Schweiz, 08.12.2011, www.fischforum.ch Eckdaten Anlage 3 t/a Produktion 24 • Investition ~100‘000.— • Mastdauer 9-18 Monate max. (9-12 bis Abnahme) • Lieferung von fressfähiger Brut während 3 Mte./Jahr • 30 m3 Fischbecken & 12 m2 Filterbecken auf 50m2 • Garantierte Abnahmepreise (ohne Vertriebsgenehmigung) • Kalkulierbares Risiko • Abschreibung der Anlagekomponenten auf 8 Jahre • ~420 Arbeitsstunden/Jahr à CHF 15.-- • Ausbildung bei ZHAW • Technische und ökologische Konzeption durch ZHAW bis hin zur Antragsstellung bei den involvierten Aemtern • Mittelfristig Abgabe von Verkaufslizenzen erstrebenswert 2. Fischforum Schweiz, 08.12.2011, www.fischforum.ch Herausforderungen für eine 3 t Jahresproduktion 25 • Wärmequelle soll ökologisch sein • 10 % Austauschwasser/Tag müssen durch Schönungsteich gereinigt werden (N/P) • Fütterung/Fischhaltung nach Pflichtenheft • Umsatz mit Fischzucht soll Urproduktionsumsatz NICHT übersteigen • Idealerweise Nutzung bestehender Gebäude • Nährstoffaustrag pro 1000 kg Fischproduktion rund 0.45 DGVE bezüglich N und P neu in die Hofbilanz 2. Fischforum Schweiz, 08.12.2011, www.fischforum.ch BachtellachS® Eine Partnerschaft mit Vorteilen 26 • Investitionen für Indoor-Anlagen verlangen nach schnellwüchsigen Spezies mit rekordverdächtigen Absatzpreisen • Der BachtellachS® ist die einzige Lachs-Spezies, welche ab 18°C naturgegebene hohe Abwachsleistung zeigt • gute Akzeptanz im Hochpreis-Segment • Hat sich nachweislich in Indoor-Kreislaufanlagen bewährt. • Deshalb kann mit dem BachtellachS® in der Landwirtschaftszone nachhaltig Wertschöpfung generiert werden. • Fischzüchter erhält Jungfische aus sicherer Quelle und in bester Qualität • Konzentration auf die Fischproduktion • Verkauf Lebendfisch ab Hof, direkt aus Ausnüchterungsbecken • Aufgabenteilung: jeder kann seine Stärken einsetzen 2. Fischforum Schweiz, 08.12.2011, www.fischforum.ch Zukunft Schweizer Zuchtfisch? Karpfen ! • Verein www.karpfenpurnatur.ch • Der Karpfen ist DER BIOFISCH schlechthin • Produktion ausschliesslich mit natürlichem Futterangebot im Teich Zukunft Schweizer Zuchtfisch? Melander • www.melander.ch bei Oberriet im Rheintal • der Melander ist eine Welskreuzung, ähnelt Clarias gariepinus • Welsfilet, Weisswurst, Wienerli, Brätling und Schnitt-Paté Zukunft Schweizer Zuchtfisch? OceanSwiss • www.oceanswiss.ch bei Buttisholz LU • grösste geplante Aquakultur der Schweiz • Salzwasser zur Vermeidung von off-flavour (Modergeschmack) • nachhaltig, umweltfreundlich und wirtschaftlich erfolgreich • 1’000 Tonnen/a qualitativ hochwertige Fische und Krustentiere • geschlossene Kreislaufanlage, 30 m3/Tag konzentrierte Fischgülle • Komplette Verwertung: Abfälle aus der Verarbeitung und Produktion werden direkt weiterverarbeitet, für Pharmaindustrie oder Biogas. Aquaponic-Anlagen Vorteile • Nährstoffverwertung • Geringer Wasserverbrauch • Pflanzenproduktion zusätzlich zu Fischen • Keine Verwendung von Pestiziden und Herbiziden Nachteile (wie Kreislaufanlage) • Fisch- sowie Pflanzenkenntnisse erforderlich • Komplexes System erfordert grosses Know-how • Gekoppelte Produktionssysteme erfordern geplanten Kombinationsbetrieb www.urbanfarmers.ch Ausbildung: FBA Aquakultur • • • Fachspezifische Berufsunabhängige Ausbildung (FBA) Aquakultur Tierhalter können Fische und Panzerkrebse artgerecht und gesund halten und verantwortungsbewusst züchten. Die Teilnehmenden erhalten einen vom BVET anerkannten Kursabschluss, der ihnen erlaubt, eine kommerzielle Speisefischzucht bis max. 30 t/Jahr zu betreiben. • 6 Kurstage zu: Rechtsgrundlagen und Biologie der Fische und Panzerkrebse Produktionssysteme Anlagenbetreuung und Spektrum der Krankheiten Umgang mit Krankheiten und deren Prävention Fische züchten Exkursion • Ein dreimonatiges Praktikum vervollständigt die Ausbildung. • www.iunr.zhaw.ch/fba • nächster Kurs: 2./9./16./23./30. August und 6. Sept 2012 Allgemeine Anforderungen an Fliessgewässer (gemäss Gewässerschutzverordnung) die nach der Einleitung des gereinigten Abwassers eingehalten werden müssen: Parameter Anforderungen Biochemischer Sauerstoffbedarf (BSB5) 2 – 4 mg / Liter O2 Gelöster organischer Kohlenstoff (DOC) 1 – 4 mg / Liter C Ammonium (NH4-N) über 10 °C: 0.2 mg / L unter 10°C: 0.4 mg / L Nitrat (NO3-N) für Fliessgewässer, die der Trinkwassernutzung dienen 25 mg / Liter Nitrat Die Temperatur eines Fliessgewässers darf durch den Wärmeeintrag gegenüber dem unbeeinflussten Zustand um höchstens 3 °C, in Gewässerabschnitten der Forellenregion um höchstens 1.5 °C, verändert werden. Thomas Keller, Abteilung Abwasser und Gewässerschutz Fisch aus der Landwirtschaft, Landwirtschaftliches Zentrum SG, 30.01.2012 32 Einleitung in Gewässer Entscheidend für die Einhaltung der vorher genannten Anforderungen an das Fliessgewässer ist die Grösse und die Wasserführung, also das Verhältnis zwischen eingeleiteter Menge gereinigten Abwassers und Wassermenge im Gewässer. Falls die Anforderungen an das Gewässer nicht eingehalten werden, müssen die Anforderungen an die Einleitung (Reinigung des Abwassers) verschärft werden (Bereiche DOC und NH4-N). Thomas Keller, Abteilung Abwasser und Gewässerschutz Fisch aus der Landwirtschaft, Landwirtschaftliches Zentrum SG, 30.01.2012 33 Versickerung der gereinigten Abwassers Eine Versickerung des gereinigten Abwassers ist möglich und abhängig vom Gewässerschutzbereich, in dem diese erstellt werden soll: Zum Beispiel eine flächenförmige Versickerung über die belebte Bodenschicht im Gewässerschutzbereich üB. Die Möglichkeiten zum Versickernlassen des gereinigten Abwassers sind im Einzelfall zu prüfen. hydrogeologisches Gutachten erforderlich Thomas Keller, Abteilung Abwasser und Gewässerschutz Fisch aus der Landwirtschaft, Landwirtschaftliches Zentrum SG, 30.01.2012 34 Der Leitfaden Fischzucht … • Kostenlose Information • ist eine komplette Webapplikation: optimale Benutzerfreundlichkeit • ermöglicht ein einfaches Navigieren durch die Prozessschritte • sammelt Ihre Daten zentral – Papierstapel waren gestern • bewahrt Ihre Daten permanent und sicher auf: personalisiertes Login, Sie hinterlegen nur die e-mail • Verlinkt auf www.iunr.zhaw.ch/fischforum • Aktuell: Erste qualitative Einschätzung des eigenen Standortpotentials in Form eines «Kompass» • Weiterer Ausbau in Vorbereitung Weitere Informationsquellen • Leitfaden Fischzucht mit kantonalen Adresslisten • www.iunr.zhaw.ch/fischforum Veranstaltungen Literatur Videoarchiv Weitere links zu Verbänden, Info-Stellen • Tagungsunterlagen 2. Fischforum Schweiz, CHF 90.• Forum Aquakultur an der Eurotier.de, Hannover, 13.-16. Nov 2012 • 3. Fischforum Schweiz, 7. Feb 2013 Bücher: • Schmidt-Puckhaber, Fisch vom Hof?! • Schäperclaus, Lehrbuch der Teichwirtschaft (Die Bibel der Fischzucht) • Bohl, Zucht und Produktion von Süsswasserfischen • Baur & Rapp, Gesunde Fische