Zöllners Flucht nach vorn -

Transcription

Zöllners Flucht nach vorn -

Monatszeitung der Landesorganisation Berlin der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP)
Ausgabe Oktober 2008
Scheindemokratie
3
Der erfolgreiche Bürgerentscheid zu
Media-Spree und wie Parteien und
BVV damit umgehen
Spende 50 Cent
DKP und Europäische Linke
6
Die DKP Berlin diskutierte mit Leo
Mayer, stellv. Vorsitzender der DKP,
über den Beobachterstatus in der ELP
Helft Kuba!
10
Aleida Guevara March, Tochter
von Ché Guevara, war zu Besuch in Berlin
Zöllners Flucht nach vorn -
Zur Krise des Berliner Schulwesens
D
er chaotische Beginn des neuen
Schuljahres, wie wir es in der Vergangenheit regelmäßig erlebt haben,
blieb aus. Vor allem durch die Umsetzung der Vorschläge der im Frühjahr
2007 eingerichteten Projektgruppe
„Lehrkräfteplanung und -zuteilung“
zeigte der zuständige Senator Zöllner,
dass sich das Ausmaß an Irrationalität
im Agieren der Schulbehörde verringern lässt, ohne an den sonstigen Rahmenbedingungen etwas zu ändern.
Er hatte es zunächst mit einer rein
technokratischen Lösung auf der Basis
neoliberaler Vorgaben versucht: eine
Ausstattung der Schulen mit Lehrkräften von 100 % und eine dreiprozentige
Vertretungsreserve in Form von Geldmitteln, über die die Schulleitungen
direkt verfügen können und die einen
Fokus prekärer (stundenweise, kurzfristige) Beschäftigungsverhältnisse
bilden. Doch Zöllner musste einsehen:
Das reicht nicht; die selbst gesetzten
Maßstäbe wurden verfehlt. So wurden
ihm für das neue Schuljahr tatsächlich
400 neue Lehrerstellen zugestanden,
die auch besetzt wurden, sofern die
Bewerber nicht schon wegen der eklatant schlechteren Einstellungsbe-
dingungen in Berlin in andere Bundesländer abgewandert sind. (In Hamburg
z. B. werden Lehrer im Unterschied zu
Berlin verbeamtet und verdienen zwischen 500 und 700 Euro mehr.) Einige
Stimmen aus den regionalen Schulämtern deuten darauf hin, dass auch dies
nicht genügen wird und dass weiterhin
die Lehrkräfte aus dem Vertretungspool faktisch zur Abdeckung des Regelunterrichts benutzt werden.
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Gemeinschaftsschulen
11 Schulen haben freiwillig – nach einer knapp einjährigen Pilotphase – das
neue Schuljahr als Gemeinschaftsschule begonnen. Ein Gymnasium ist
nicht dabei. Unter dem Prinzip der
Freiwilligkeit ist das auch kein Wunder. Entschlösse sich ein Gymnasium
zur Teilnahme am Gemeinschaftsschulprojekt, verlöre es mittelfristig
seine guten Schüler und die konkurrierenden Gymnasien der Nachbarschaft
freuten sich über den Zugewinn. Das
Prinzip der Gemeinschaftsschule unterscheidet sich nicht von dem der
Einheitsschule; doch wird dieser Begriff tunlichst vermieden, weil das die
DDR aufwerten würde. Es lässt sich
so wenig an einzelnen Schulen durchsetzen wie der Sozialismus in einem
einzelnen Betrieb. Die Brechung des
Bildungsprivilegs der herrschenden
Klasse steht natürlich nicht auf der
Agenda der SPD. Von anderer Qualität als die Stümperei in Berlin ist das
Volksbegehren in Hamburg zur Einführung der Gemeinschaftsschule als
Regelschule bis zur 10. Klasse.
Zöllners Strukturreform
Am 10. September verkündete Zöllner
mit hinreichender Deutlichkeit, wohin
die Reise in Berlin gehen soll: Zunächst
werden – bei gleichzeitigem Ausbau
des Ganztagsbetriebs - Haupt- und
Realschulen zusammengelegt; in einer
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
zweiten Stufe ab 2014 sollen die integrierten Haupt- und Realschulen mit
den Gesamtschulen zu so genannten
Regionalschulen zusammengezogen
werden. Ob gemeinsamer Unterricht
für alle Schüler verbindlich sein soll,
ist noch unklar. Jedenfalls hätten wir
es mit einem veritablen zweigliedrigen
Schulsystem zu tun: Regionalschulen
und Gymnasien. Eine Konsequenz
wird die Schließung einer Reihe von
Standorten sein. Zöllner schätzt, dass
von 120 Standorten nur 70 übrig bleiben werden – mit einem Einspareffekt
von ungefähr 17,5 Mio. Euro. So sieht
eine neoliberale Antwort auf reale Probleme aus, die sich in der Regression
der Hauptschule zur „Restschule“, der
Schule der Perspektivlosen, zeigten
und durch den Notruf der Rütli-Schule
an die Oberfläche kamen. Die grundsätzlichen Probleme der Aussonderung
und Benachteiligung werden nicht gelöst, und die Eliten und „Leistungsträger“ behalten mit dem Gymnasium ihr
Biotop zur Selbstreproduktion.
Während „die Wirtschaft“ Zöllners
Konzept begrüßte, kritisierte die Vorsitzende der Berliner GEW, Rose-Marie Seggelke: „Die vorliegenden Ideen
machen deutlich, dass sich die SPD
in Berlin niemals wirklich hinter die
Konzeption der Gemeinschaftsschule
gestellt hat. Diese taucht in den langfristigen Plänen nur sehr beiläufig auf.
Es droht die Gefahr, dass sie damit
schon erledigt ist, bevor sie überhaupt
Ergebnisse zeigen kann.“
Georg Spitzweg
DKP Neukölln läd ein:
Feiert mit uns den
40.Geburtstag der DKP!
Filmvorführung:
„40 Jahre DKP“
Live-Musik
Buffet
31.10.2008
Ab 19 Uhr
Savador-Allende-Club
Jonasstr. 29
Neukölln
Eröffnungsfeier der
Leihbücherei „Elli Fuchs“
-Marxismus-Geschichte-BelletristikJonasstr. 29, Neukölln
7.November 2008
Ab 19 Uhr
Sektempfang, Lesung
mit Norbert Büttner (Werkskreis
der Literatur der Arbeitswelt),
Klezmer-Live, Buffet
Die Leihbücherei wird betrieben von Symphatisanten und Mitgliedern der DKP und ist als
Arbeitskreis der DKP Neukölln anerkannt
Berichtigung
Im Artikel Was für eine Linke braucht Europa? in der September-Ausgabe des Berliner Anstoß hatte ich geschrieben:
„In der politischen Praxis heißt das dann, dass die EL kein Wort über die Kriminalisierung des Kommunismus in einigen
ehemals sozialistischen Ländern verliert.“ Diese Formulierung ziehe ich zurück, weil sie so nicht stimmt. Genosse Mayer
wies auf eine Erklärung des Exekutivausschusses der EL vom 29.10.2006 hin, in der das Verbot des kommunistischen
Jugendverbandes Tschechiens (KSM) verurteilt wurde, und auf einen auf dem 2. Kongress der EL in Prag (23. - 25. November 2007) angenommenen Antrag, in dem im Zusammenhang mit dem Erstarken des Neofaschismus vor der Unterdrückung von Kommunisten gewarnt wird, ohne dass dabei allerdings auf konkrete Vorgänge in ehemals sozialistischen
Ländern Bezug genommen wird (www.european-left.org/fileadmin/downloads/pdf/2ELCongress-motion-Neo-Fascism_ans_Militant_Anti-Communism.pdf; die erstgenannte Erklärung ist im Internet nicht präsent). Beide Dokumente
liegen offenbar nicht auf Deutsch vor. Richtig ist also, dass die EL ein Wort über die Kriminalisierung des Kommunismus
in einigen ehemals sozialistischen Ländern verloren hat. Ich bitte die Leser, die unkorrekte Formulierung zu entschuldigen.
Helmut Dunkhase
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
H
err Anschutz rief und alle kamen
zur Eröffnung der O2-Arena, die
Eingeladen und die nicht Eingeladenen. Klaus Wowereit wurde mit Sekt
und Sushi bewirtet, die nicht-VIPs jedoch wurden außen vorgelassen und
mit ungenießbaren „Bulletten“ abgespeist.
Aber so ungestört lief es dann doch
nicht ab. Die Demonstranten sorgten
für eine angemessene Verspätung der
Teilnehmer und nicht jeder Eingeladene traute sich auch an dieser Verunstaltung teilzunehmen. Über hundert
mischten sich unter die Gäste und
übernahmen kurz die Moderation des
Spreeradios. Das Feuerwerk konnten
sich die VIPs auch nur über das hausinterne Fernsehen anschauen.
Wer dieser Herr Anschutz ist, dürfte ja
inzwischen allseits bekannt sein. Weltweit arbeitet er daran, mit seinem Firmengeflecht den Unterhaltungs- und
Sportbereich noch weiter der kapitalistischen Verwertung zu unterwerfen.
Und dazu sucht er sich auch immer
willige Erfüllungsgehilfen. Daß er in
Berlin fündig geworden ist, wird wohl
keinen Menschen überraschen. Nicht
nur Herr Wowereit und Frau JungeReyer von der SPD, sondern auch
Herr Wolf von der Partei „Die Linke“
versuchen alles, es ihm hier gemütlich
zu machen. Da werden ungeachtet der
in Friedrichshain-Kreuzberg lebenden Menschen ganze Bereiche vom
„Investor“ verplant, um ein neues Eventzentrum mitten in der Stadt zu etablieren und wie immer in dieser Stadt
ist nur das Größte gut genug.
Kosten spielen keine Rolle. Wenn gespart wird, dann im Sozialbereich, da
wird mal eben die Lehrmittelfreiheit
geopfert, da werden den Blinden mal
kurz ein Teil ihrer notwendigen Mittel
gestrichen.
Diese Umverteilung öffentlicher Mittel zum Nutzen international agierenden Konzerne ist das Alltagsgeschäft
des Kapitals und von uns innerhalb
des bestehenden Systems kaum aufzuhalten. Natürlich können Bürgerinitiativen an der einen oder anderen Stel-
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Scheindemokratie
Die Eroberung des Spreeraumes
le auch schon mal ein paar Steine ins
Getriebe werfen, aber wir dürfen uns
nichts vormachen, dieser Staat ist willens und bereit diese Stolpersteine mit
allen in seiner Macht stehenden Mittel
aus den Weg zu räumen.
und Tempelhof hat sich die Baumafia
auch schon ihre Startlöcher gegraben.
Sorgen wir dafür, daß diese Löcher
groß genug werden, um die ganze
Mischpoke darin versenken zu können.
Wie das mit der Scheindemokratie
geht, läßt sich sehr gut an dem Geschehen um den erfolgreichen Bürgerentscheid „Spreeufer für alle!“ verfolgen.
Der Bürgerentscheid hat sich durchgesetzt und zwar mit einer Anzahl
von Stimmen, die keine in der BVV
Kreuzberg-Friedrichshain
vertretene Partei erzielt hat. Bürgerentscheid
2008: 29.786 Stimmen, BVV-Wahl
2006: Grüne 28.352, SPD 25.257, Die
Linke 15.226, usw.
Am 03.10 2008 besteht die §Initiative Mediaspree“ Versenken ein Jahr.
Sie plant eine Infoveranstaltung zum
Bereich des Umbaus des Spreeraums
(wozu auch das O2-Gelände gehört)
mit Diskussion, Volksküche und anschließender Fete. Weitere Infos unter
http://www.ms-versenken.org/
Nachdem nun ein Sonderausschuß beschlossen wurde und die vier Fraktionen in der BVV zunächst ihre Deputiertenmandate der Initiative „Mediaspree
Versenken“ zur Verfügung stellten, ist
die erste Partei (SPD) schon wieder zurück gerudert und beansprucht dieses
Mandat für sich selbst. Der Bezirksbürgermeister Herr Schulz (Grüne)
machte auf der Sitzung des Bauausschusses auch nicht den Eindruck, daß
er willens ist, entgegen seiner sonstigen verbalen Äußerungen, den Bürgerentscheid umzusetzen. Mit Verweis
auf andere Zuständigkeitsbereiche und
der langwierigen Verwaltungsarbeit
versucht er Zeit zu schinden.
Es bleibt festzustellen, daß ohne demokratische Beteiligung der Bevölkerung, ohne Änderung der Eigentumsverhältnisse eine den Bedürfnissen der
Menschen entsprechende Stadtraumgestaltung nicht möglich ist. Über
Friedrichshain-Kreuzberg hinaus ist
an vielen Stellen in der Stadt die Umgestaltung zur investorenfreundlichen
Stadtraumvernutzung
eingeläutet.
Schon geschehen am Potsdamer Platz,
in Vorbereitung in Schöneberg in der
Umgebung des Gasometers. In Tegel
Cladoe (Bezirksgruppe F’hainKreuzberg)
Korrektur zum
Media-Spree-Artikel aus
BA 09/08
In den Mediaspree-Artikel der
Septemberausgabe des Anstoß findet sich ein Fehler, der Anlaß zu
einigen Mißverständnissen geben
könnte. Im ersten Abschnitt „Worum ging es?“ wurde versehentlich
die (erfolglosen) Forderungen der
BVV Friedrichshain-Kreuzberg
abgedruckt, gemeint waren aber
die (erfolgreichen) Forderungen
des Initiativkreises „Mediaspree
Versenken“. Diese lauten:
- Spreeufer für Alle statt einem
Uferwanderweg entlang riesiger
Baublocks und Hochhäuser!
- 50 Meter Mindestabstand zum
Spreeufer für sämtliche Neubauten.
- Keine weiteren Hochhäuser
- Einhaltung der Berliner Traufhöhe.
- Keine neue Straßenbrücke über
die Spree“.
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Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
Berliner Armutsviertel unter der Lupe
Was uns der Sozialstrukturatlas sagt
Z
ugegeben, neu ist er nicht mehr,
der Berliner Sozialstrukturatlas
2007. Im November 2007 wurde die
aktuellste Fortschreibung des seit 1998
im Auftrag der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung laufenden Projekts
der Öffentlichkeit vorgestellt. Trotz
eines deutlich abgespeckten Untersuchungsumfangs gegenüber früheren
Studien von 1999 bis 2006 wurden
dramatische Fakten erneut bekannt und
neu untermauert. Ganze Viertel entwickeln sich zu Armutsgebieten. Es sind
die Großsiedlungen in den Stadtrandlagen, aber auch Teile von Wedding,
Moabit, Neukölln und Kreuzberg. Eine
Entwicklung, die sich schon länger abzeichnet und nun verschärft. Daran ändert auch die zunehmende Aufwertung
(Gentrifizierung) von Friedrichshain
und Kreuzberg-„SO36“ wenig. In der
Debatte überwog der - die Ursachen
der Armut ignorierende - Wunsch, zur
Rettung des sozialen Friedens eine
bessere Durchmischung von Armutsund Reichtumsbevölkerung herzustellen. Die Autoren wollen durch die
Erkennung von Stabilisierungsbedarf
bei Wohngebieten Kosten vermeiden
helfen.
Worin besteht nun der Ansatz des,
fachlich korrekt „Monitoring soziale
Stadtentwicklung“ genannten, Projekts? Gezeigt werden sollte die Zusammensetzung von Bevölkerung und
Wohnquartieren und deren Dynamik,
d.h. ihre Veränderung. In früheren Studien wurden insgesamt 17 Indikatoren
zur sozialen Lage und Zusammensetzung erhoben. Jeweils aufgeschlüsselt
für 338 als Verkehrszellen bezeichnete
Gebiete, in die ganz Berlin unterteilt
wurde. Jeweils mit einer durchschnittlichen Einwohnerzahl von 10.000.
Bisher wurden die Ergebnisse aus den
Verkehrszellen zu einer so genannten Clusteranalyse unterzogen. Dabei
werden die Wohngebiete in Gruppen
jeweils spezifischer Entwicklungstendenzen zusammen (Cluster). Im Ergeb-
nis wurde so aus einem Flickenteppich
an Daten eine übersichtliche Karte.
Vielleicht sind solche Ergebnisse der
Politik nicht so genehm, Transparenz
ist nicht gern gesehen. Jedenfalls wurde 2007 darauf verzichtet und zugleich
die Zahl der Indikatoren von 17 auf 12
reduziert. Begründet wird dies mit den
erheblichen Veränderungen in der Da-
nicht herleiten, ist es doch wohl eher
interessegeleitete Beschönigung harter
Realitäten.
tenstruktur durch die Einführung von
Hartz IV. Die damit verbundene Änderung der Sozialgesetzbücher II, III
und XII zum 1.1.2005 fassten ganze
Personenkreise neu zusammen. Zudem seien Migranten durch vermehrte
Einbürgerung nicht mehr so exakt zu
erfassen.
tum in Berlin gibt. Und dass es Verdrängung von Armutsbevölkerung in
bestimmte Bezirke gibt. Damit ist aber
nicht alles gesagt. Für unsere Arbeit,
vor Ort im Wohngebiet wie auch für
den Gesamtberliner Rahmen, benötigen wir Kenntnisse der Feinstruktur
dieser Stadt und ihrer Entwicklungstendenzen. Da wir keine eigene Feldforschung betreiben können, sind wir
auf die Ergebnisse der bürgerlichen
Wissenschaft angewiesen. Bei aller notwendigen Kritik an deren Begrenztheit ist es doch möglich, mit den
Ergebnissen der Sozial- und Gesundheitsberichterstattung den Lebensbedingungen in Berlin auf die Spur
zu kommen. Versäumnisse, Fehlentscheidungen und soziale Ausgrenzung
durch die herrschende Politik werden
besser belegbar. Um so leichter werden wir es haben, vor Ort überzeugender zu agieren und geeignete stadtpolitische Forderungen aufzustellen.
Die verbliebenen Indikatoren wurden
nach folgenden Kriterien festgelegt:
Jugendarbeitslosigkeit soll abschätzbar
sein, der Anteil an Transferbeziehern
der Sicherungssysteme soll erkennbar
sein, darunter besonders die betroffenen Kinder und Jugendlichen. Die Erfassung von Wanderungsbewegungen
wurde dagegen kaum einer Veränderung unterzogen.
Zusätzlich zu Tabellen sind die Ergebnisse in Form von Karten dargestellt.
Zu jeder Verkehrszelle der Studie sind
die wichtigsten Daten angegeben, einzelne werden exemplarisch ausführlicher dargestellt. Die Autoren folgern
aus dem festgestellten Rückgang der
Arbeitslosigkeit und relativen Verbesserungen besonders in Friedrichshain-Kreuzberg, dass die Entwicklung
insgesamt eher positiv sei und dass getroffene Maßnahmen des Quartiermanagements recht erfolgreich seien. Das
alles lässt sich aber aus den Daten so
Worin liegt nun der Nutzen des Sozialstrukturatlas aus kommunistischer
Sicht?
Sicherlich ist es für uns nicht neu, dass
es zunehmende Stadtarmut und Reich-
Der Sozialstrukturatlas 2007 ist zu finden unter:
http://www.stadtentwicklung.berlin.
de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/monitoring/de/2007/karten.shtml
rm
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
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Bedeutende antifaschistische Gedenkstätte soll vernichtet werden
E
ine bedeutende antifaschistische
Gedenkstätte in Ziegenhals soll
vernichtet werden - Aus der Erklärung des Freundeskreises der „ErnstThälmann-Gedenkstätte Ziegenhals“
e.V.
Ein Spitzenbeamter des Landes
Brandenburg, tätig im Ministerium
für Infrastruktur und Raumplanung.
ersteigert sich billig ein Grundstück,
auf dem eine denkmalgeschützte Gedenkstätte steht, tauscht die Schlösser zur Gedenkstätte aus, lässt alles
verkommen und will schließlich die
Gedenkstätte abreißen lassen. Als
seine Pläne, die Gedenkstätte durch
Sommervillen zu ersetzen, wegen
bundesweiter und internationaler
Proteste nicht zu realisieren sind,
will er wieder verkaufen und das
mit höchstmöglichem Profit. Doch
scheinbar sind seine Preis-Vorstellungen zu hoch – die Verhandlungen
endeten ergebnislos. Anstatt die Aussichtslosigkeit seines Tuns einzusehen, versucht er nun die Einheit von
Grundstück und Inventar zu trennen,
um beides separat – mit noch höheren
Gewinnaussichten – zu verhökern.
Abgesehen davon, dass er zum Verkauf des Inventars nicht berechtigt
ist, will er sich dadurch der letzten
Hürde entledigen, die einem Abriss
noch im Wege stehen. (...)
Zudem, als wichtigster Aspekt: Es
werden völlig undifferenziert Gegenstände nebeneinander gestellt
und zum Verkauf angeboten, die bei
der letzten Inventur im März 1989
vorhanden waren, mit Gegenständen, die wir als Freundeskreis nach
1990 käuflich erworben haben, bzw.
die uns geschenkt oder als Spende
überreicht wurden. Dieses Prüfungsergebnis haben wir mit anwaltlicher
Unterstützung dem Bürgermeister der Stadt Königs-Wusterhausen
schriftlich mitgeteilt. Wir haben ihn
auch über unsere Klage beim Verwaltungsgericht Cottbus informiert.
Gleichzeitig wurde der Eigentümer
erneut darauf hingewiesen, dass es
Unterstützt Ziegenhals!
sich beim Inventar nicht um sein
Eigentum handelt und er es deshalb
auch nicht zum Verkauf anbieten
kann.
Staatsratsgebäude der DDR in Berlin, von dem aus Karl Liebknecht
1918 die Sozialistische Republik
ausrief. (...)
Wir vom Freundeskreis sind der
Meinung, dass die Ernst-ThälmannGedenkstätte Ziegenhals erneut in
größter Gefahr ist, da sich der Ministerialbeamte durch den geplanten
Verkauf des Inventars, der beiden
oben genannten Auflagen (also Dokumentation und Einlagerung der
Gegenstände) und damit der letzten
Hürden vor dem Abriss entledigt
hätte.
Wir rufen auf, uns in dieser äußerst
kritischen Situation zu unterstützen
und fordern:
· Die Abrissgenehmigung muss vom
Tisch!
· Stoppt den Verfall von Gebäude
und Areal!
· Überprüfung von Rechtmäßigkeit
und Gültigkeit des Gesamtdeals!
· Wiedereröffnung und Erhalt der
Ernst-Thälmann-Gedenkstätte am
authentischen Ort!
Die Gedenkstätte gehört der Öffentlichkeit!
Der ganze hier geschilderte Sachverhalt ist nun seit mehreren Wochen
den größeren politischen Parteien
in Brandenburg, der SPD, der PdL
und der CDU bekannt und keiner hat
bisher etwas getan. Alle sehen zu,
wie ein leitender Beamter Brandenburgs versucht, möglichst viel Geld
zu scheffeln. Und das alles auf unwürdige Weise und auf Kosten der
Ernst-Thälmann-Gedenkstätte
in
Ziegenhals als dem Ort, an dem eine
Woche nach der Machtübergabe an
Hitler die KPD als erste und einzige Partei zum frühsten und aktiven
Widerstand mit dem Ziel des Sturzes
des Hitlerfaschismus aufrief. (...)
Und: Es geht hier nicht um irgendeine Gedenkstätte. Diese Gedenkstätte
in Ziegenhals wurde vom Landesamt
für Denkmalpflege als ein Ort bezeichnet, der in geschichtlicher und
wissenschaftlicher Hinsicht einen
einmaligen Wert hat. Gleichgesetzt
wird sie mit dem Bendler-Block, auf
dessen Hof Stauffenberg und andere
führende Männer des 20. Juli 1944
erschossen wurden und in dem sich
seit 1968 die „Gedenkstätte deutscher Widerstand“ befindet, sowie
mit der „Gedenkstätte Plötzensee für
die Opfer des Nationalsozialismus“
und mit dem Balkon des früheren
Der Landesvorstand Berlin der DKP
und die Redaktion des „Berliner Anstoß“ bitten alle Freunde und Genossen, den Freundeskreis nach Kräften
zu unterstützen und an die Landesregierung Brandenburg zu schreiben.
Entsprechende Postkarten sind der
Oktober-Ausgabe beigefügt oder in
der Geschäftsstelle des Landesvorstandes zu erhalten.
„Berliner Runde Freidenker im Gespräch“
Mittwoch, 08.10.2008, 18.30 Uhr
Thema: Der gesellschaftliche Prozess in der VR China und die Rolle
der Religion
Referent: Rolf Berthold (ehem. Botschafter der DDR in China)
Mittwoch, 12.11.2008, 18.30 Uhr
Thema: Der Buddhismus als Weltanschauung und seine Rolle in unserer
Zeit
Referentin: Frau Dr. Annemarie
Esche
Im Klub der Volkssolidarität, Torstraße 203-205, 10115 Berlin
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Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
DKP und Europäische Linke
Berliner DKP diskutierte mit Leo Mayer über Beobacherstatus
N
icht gerade ein Heimspiel war
es für den Bayern Leo Mayer,
stellvertretender DKP-Vorsitzender,
als er sich am 9. September auf Einladung der Bezirksgruppe Tempelhof-Schöneberg einer parteiöffentlichen Diskussion stellte. Thema: Der
Beobachterstatus der DKP bei der
Partei Europäische Linke (EL), der
sowohl linkssozialdemokratische
Parteien (etwa die deutsche Linkspartei) als auch etliche kommunistische Parteien (so die tschechische
und die französische KP oder die italienische Rifondazione Comunista)
angehören. Mit Mayer diskutierten
auf dem Podium der Berliner DKPVorsitzende Rainer Perschewski sowie Dietmar Koschmieder von der
Bezirksgruppe Treptow-Köpenick.
Leo Mayer nannte zunächst die
Beschlüsse, die dem jetzigen Beobachterstatus zu Grunde liegen:
der Beschluss der PV-Tagung vom
März 2005 (hier irrt Gen. Mayer:
auf dieser PV-Tagung wurde kein
Beschluss gefasst, der den Beobachterstatus zum Gegenstand hat,
die Red.) sowie die im Februar 2008
auf dem 18. Parteitag der DKP gefassten Beschlüsse über die Arbeitsvorhaben und zur internationalen
Tätigkeit der DKP.
Leo Mayer beschrieb die EL als
„kompliziert“ und sich in einem offenen Prozess befindend. Zwar sei
sie keine sozialistische Partei, die
Aussagen zu Macht und Eigentum
blieben verschwommen, doch ausgehend von den demokratischen
und sozialen Errungenschaften des
europäischen Sozialmodells erweitere sie ihre programmatischen
Vorstellungen um feministische,
ökologische und alternative Inhalte.
Die Mitarbeit der DKP in diesem
Spektrum sei im Sinne des Parteiprogramms, in dem es heißt, dass
es darauf ankommt, die Kräfte im
Widerstand gegen die neoliberale
Politik zu bündeln und zu diesem
Zweck Allianzen verschiedener sozialer und gesellschaftlicher Kräfte zu bilden. Die EL sei solch ein
Bündnis, in welches die DKP die
kommunistische Komponente einbringen könne, ohne dabei jedoch
um Hegemonie zu kämpfen. Unterschiede seien zu akzeptieren und
produktiv zu machen, schließlich
gebe es selbst zwischen den europäischen KPs inhaltliche Differenzen. Trotzdem lasse sich gemeinsam Politik machen, ideologische
Klärungsprozesse ergäben sich aus
dieser gemeinsamen Praxis.
aus kommunistischer Sicht umzugehen sei, beschäftigte auch Dietmar
Koschmieder. Es sei etwas völlig
anderes, ob man in einer kommunistischen europäischen Partei auf
gemeinsamer marxistischer Grundlage Differenzen diskutieren und
austragen würde oder ob man in
einer Partei wie der EL ein buntes
Gemisch von unterschiedlichsten
Positionen zusammenbringe, um
daraus eine gemeinsame Politik zu
entwickeln. Letzteres könne immer
nur Bündnispolitik heißen, aber
nicht die Grundlage für eine Partei sein. In diesem Zusammenhang
wurde mehrmals auch in Beiträgen
aus dem Publikum auf die deutliche Niederlage der Rifondazione
Comunista bei den italienischen
Rainer Perschewski beklagte, dass
die Mitarbeit und die faktische Mitgliedschaft der DKP in der EL in
der Partei nicht programmatisch diskutiert worden seien. Er könne sich
in den Dokumenten der EL, die er
als sozialdemokratisch einschätzte,
nicht wiederfinden. Dort gebrauchte Begriffe wie „Transformation“,
„neues Verhältnis von Gesellschaft
und Politik“, „neues Subjekt“ entbehrten jeder Konkretisierung, so
dass auch die von Leo Mayer gelobte Vielfalt neuer sozialer Akteure,
die sich auf die Fahne geschrieben
hätten, den Kapitalismus zu überwinden, ins Unverbindliche abgleite. Die EL stelle Menschheitsfragen
über Klassenfragen. Zudem schätze sie den Charakter der EU völlig
falsch ein, indem sie diese nicht als
imperialistischen Block verstehe,
der sowohl nach außen wie nach
innen die Auseinandersetzungen
verschärft. Für die DKP sei es ein
großes Problem, dass mit ihrer Mitarbeit in der EL der Unterschied
zwischen Bündnispolitik (gegen die
ja nichts einzuwenden wäre) und
Mitgliedschaft verwischt sei.
Unsere österreichischen Freunde von der KI
Die Frage, wie mit Differenzen und
Gemeinsamkeiten in Bündnissen
Leo Mayer erwiderte im Verlauf der
Parlamentswahlen im Frühjahr dieses Jahres hingewiesen. Koschmieder meinte, dass die DKP generell
zu wenig betone, dass sie etwas Besonderes anzubieten habe: nämlich
die marxistische Analyse der Gesellschaft und eine darauf aufbauende Politik. Kommunistische Parteien seien immer dann stark, wenn
sie ihre eigene Positionen deutlich
profilierten. Je stärker und eigenständiger sie seien, desto gefragter
würden sie auch als Bündnispartner
sein.
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Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
Es ist Krieg
I
m Irak starben seit Beginn der
US-Aggression und Okkupation 4.155 US-Soldaten und von
den Hilfswilligen Staaten 176
Briten, 33 Italiener, 22 Polen, 18
Ukrainer, 13 Bulgaren, 11 Spanier, 7 Dänen, 5 Georgier, 5 Salvadorianer, 4 Slowaken, 3 Rumänen, 3 Litauer, 2 Niederländer,
2 Esten, 2 Thai, 2 Australier, 1
Cheche, 1 Ungar, 1 Aserbeidja-
ner,
1 Kasache, 1 Koreaner, 1
Fidschi, insgesamt 4 469 Tote,
30 634 GI wurden verwundet. Im
gleichen Zeitraum starben 87 500
– 95 500 Zivilisten im Irak durch
militärische,
paramilitärische
oder kriminelle Aktivitäten.
In Afghanistan starben 956 Soldaten, davon 585 aus den USA,
118 aus Großbritannien, 97 Ka-
nadier, 23 Deutsche, 23 Spanier,
22 Franzosen, 17 Niederländer,
16 Dänen, 11 Italiener, 8 Polen,
7 Rumänen, 6 Australier, 3 Norweger, 3 Esten, 3 Chechen, 2
Ungarn, 2 Portugiesen, 1 Finne,
1 Lette, 1 Litauer, 1 Koreaner. 2
443 GI wurden verwundet. Die
Zahl der zivilen Opfer ist nicht
bekannt.
Schluss mit völkerrechtswidrigen
Kriegen!
Raus mit den ausländischen Truppen aus dem Irak und Afghanistan!
Foto: SDAJ und
DKP auf der
Demonstration
der
Friedensbewegung
am
20.09.08 in Berlin
Fortsetzung von Seite 6
Diskussion, dass die Vermischung
von Bündnis und Partei in der EL
eine Widerspiegelung der Realität
sei. Als europäische Partei, die sich
nur um europäische Politik kümmere, bündele sie die nationalen Parteien, die dadurch aber nicht ihre
nationale Identität verlören. Er habe
genug Selbstvertrauen in unsere
Partei, in den ideologischen Auseinandersetzungen in der EL zu bestehen. So habe die DKP in der Beschreibung der Kräfteverhältnisse
im Kapitalismus positiven Einfluss
auf das EL-Wahlprogramm nehmen
können.
Dietmar Koschmieder wies Mayers
Ansicht zurück, dass die Verweigerung einer Mitarbeit in den europäischen Institutionen (und damit auch
in der EL, die dem europäischen
Parteiengesetz unterworfen ist) oder
die Forderung nach Austritt aus der
EU in der Konsequenz nationalistisch sei. Dies sei eine bloße Behauptung und nicht wissenschaftlich analysiert. Im Gegensatz zum
Staat und den Gemeinden, die sich
historisch entwickelt hätten und in
denen deshalb auch Kommunisten
sich einzufinden hätten, sei die EU
ein imperialistisches Projekt, dessen
Konstruktion von der Mehrheit der
Bevölkerung abgelehnt werde, wie
die entsprechenden Abstimmungen
zu EU-Verfassung oder EU-Vertrag
deutlich gezeigt hätten.
Jörg
(Gruppe Tempelhof-Schöneberg)

Seite 8
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
Berliner
Kahlschlag-Telegramm
September 08
Der
Berliner
Senat
plant die Finanzen bis
2012. Weiter so, heißt
die Devise. Rotstift in
der ganzen Stadt, keine
Lohnerhöhungen für die
Beschäftigten und einseitige Belastungen der
kleinen Leute. Aber auch
ein Sarrazin ist bereit
Perspektiven zu bieten:
Bis 2020 können die Bediensteten damit Rechnen wieder Anschluss an
den bundesweiten Löhnen des Öffentlichen
Dienstes zu haben.
Ihr heldenhafter Kampf wurde
unsere Wirklichkeit
***
Die Berliner Innenstadtbezirke verlieren Einwohner. Immer mehr
Menschen versuchen in
die Vororte zu ziehen.
Die beliebtesten Stadtbezirke sind Spandau,
Steglitz-Zehlendorf,
Pankow, Reinickendorf
und Treptow-Köpenick.
Die Stadtbezirke Mitte und FriedrichshainKreuzberg hatten die
meisten Wegzüge.
***
Eine
Qualitätsbewertung der Schulen in
Deutschland lässt Berlin
auf Platz 11, also eher
mittelmäßig erscheinen.
Hinzu kommt, dass andere Bundesländer für
ausgebildete Lehrer immer attraktiver werden
und diese inzwischen
nach
Presseberichten
gezielte Abwerbung betreiben.
***
M
it diesem Satz wurde
aus dem Denkmal
im Gamengrund ein dreifaches: Zum einen für eine
Versammlung von über 50
Berliner Antifaschisten am
24. August 1941, kurz nach
dem Überfall auf die Sowjetunion. Einige von ihnen
gerieten durch Verrat im
Februar 1942 in die Fänge
der Faschisten und wurden
ermordet.
An vier dieser Männer erinnert der Stein darüberhinaus
namentlich: Beppo Römer,
der einst im Freikorps gegen
die Weimarer Republik gekämpft hatte, sich später aber
eines viel besseren besann.
Er hatte – gegen alle Regeln
der Konspiration – diese
Versammlung organisiert,
weil es dringend notwendig
war, den Mut der Genossen
zu heben. Als erfahrener
Soldat konnte er nachweisen, daß es der Hitlerarmee
nie gelingen würde, die Sowjetunion zu besiegen. Er
wurde am 25.9.1944 hingerichtet. Die drei anderen
waren Kommunisten und
Arbeitersportler.
Zum Dritten ist der Ehrenstein ein Mahnmal für uns,
sich nie wieder die Macht
aus den Händen nehmen zu
lassen, wenn wir sie einmal
erlangt haben. Denn die auf
dem Stein benannte „Wirklichkeit“ existiert nicht
mehr. Am 7. Oktober feiern
wir keinen Geburtstag mehr,
sondern einen Gedenktag.
Was aber hat die Gruppe
Kreuzberg-Friedrichshain
mit diesem Stein zu tun?
Schon lange hatten die Genossen der DKP Strausberg
versucht, mit uns Kontakt
aufzunehmen. So richtig
hatten wir nicht verstanden:
Was wollen die eigentlich?
Auf unserem Gruppenabend am 2. September war
der Genosse Rüdiger Kramer aus Strausberg bei uns
zu Gast. Nun wußten wir es:
Die drei Arbeitersportler und
Antifaschisten lebten und
wirkten in Friedrichshain.
Es gibt sogar noch Spuren
von ihnen: Ein gut gepflegter Stein auf dem Friedhof in
der Boxhagener Straße trägt
ihre Namen: Willy Sachse,
Kurt Ritter und Fritz Riedel. Nach Kurt Ritter heißt
ein Sportplatz in der Gürtelstraße, der Name taucht allerdings nur auf dem winzigen Schild des Bezirksamts
auf, die Tafel verschwand
bei der Sanierung Mitte der
90er Jahre. Die POS 23 in
der Scharnweberstraße, die
auch seinen Namen trug, ist
geschlossen, verwahrlost,
mit Schutzplatten verrammelt. Die Fritz-Riedel-Straße durfte ihren Namen behalten.
Der Gamengrund wurde für
die illegale Zusammenkunft
gewählt, weil es schon lange enge Verbindungen zwischen Berliner und Strausberger Genossen gab.
1931 fand z.B. eine große
Kundgebung in Strausberg
statt, an der auch viele Jugendliche aus Friedrichshain und Lichtenberg teilnahmen. In Berlin war es
ihnen verboten worden, den
Kommunistischen Jugendtag zu begehen.
Die Strausberger Genossen
holten uns am S-Bahnhof
Strausberg Nord ab. Dann
ging es durch schöne Landschaft bis an die Straße nach
Tiefensee. Dort, am 66Seen-Wanderweg, steht der
Gedenkstein, fast verborgen
Berliner Anstoß ■ Olktober 2008
Seite 9
Neukölln zeigte den Nazis
die Rote Karte
E
twa 500 Neuköllnerinnen
und Neuköllner
haben am 23. August den Nazis die
rote Karte gezeigt.
Die NPD hatte unter dem Vorwand,
gegen den Bau von
Hindu-Tempeln
demonstrieren zu
wollen, zu einem
Aufmarsch durch
Britz aufgerufen.
Die Initiative für
die antifaschisti-
Die Zahl der Analphabeten in Berlin ist alarmierend. Nach einer
neuen Studie können
16.4000 Berliner weder lesen noch schreiben.
***
sche Gegendemonstration
ging vom Antifaschistischen
Bündnis Neukölln aus, ein
breites Spektrum gesellschaftlicher Gruppen unterzeichnete den Aufruf gegen
Rechts. Es reichte von der
Autonomen Neuköllner Antifa bis zur SPD, vom Dachverband Arabischer Vereine
in Deutschland bis zur DKP.
Nur der Jungen Union war
von ihrer Mutterpartei CDU
die Beteiligung an der antifaschistischen Einheitsfront
verboten worden.
Fortsetzung von Seite 8
der auch von seiner Mutter,
dessen Schwester, berichtete, die mehrere Wochen
Nazihaft ertragen mußte.
Zu DDR-Zeiten wurde der
Stein von mehreren Schulklassen besucht und gepflegt. Doch seit der „verordnete“ Antifaschismus
der verordneten Geistlosigkeit gewichen ist, kümmert
er sich allein. Der Neffe entpuppte sich als engagierter
Forscher auf den Spuren der
Geschichte seiner Familie
und der Zusammenkunft im
Gamengrund. So verabredeten sich die Strausberger
hinter Büschen und Efeu.
Und hier lüftete sich auch,
worüber die Strausberger
Genossen schon lange gerätselt hatten: Wer pflegt
den Stein? Der Genosse
Heinz Hoffmann hatte seine Telefonnummer an dem
Stein hinterlassen, außerdem das Datum unserer Zusammenkunft: Der 7. September, der 34. Jahrestag
der Aufstellung des Steins.
Und in einer bewegenden
Begegnung trafen wir dort
den Neffen von Fritz Riedel,
Berliner
Kahlschlag-Telegramm
September 08
Lautstark hat die kleine
Schar Faschisten zu hören
bekommen, dass sie unerwünscht war und bleibt.
Redner aus Gewerkschaften,
Parteien - darunter der DKP
- und VVN-BdA waren sich
einig: Die NPD darf nicht
akzeptiert werden. Faschis-
mus ist keine Meinung, sondern bleibt ein Verbrechen.
Jedes Wort sozialer Demagogie der Faschistenist eine
Lüge. Besonderen Applaus
erhielt der Vertreter der hinduistischen Gemeinde, die
ihr Gotteshaus in Britz baut
und nach Fertigstellung zum
Besuch einlädt.
AS
Genossen mit ihm zu einem
Gruppenabend. Die Gruppe
Kreuzberg-Friedrichshain
ist auch eingeladen. Wir
verpflichteten uns gerne, die
Spurenorte in Friedrichshain aufzusuchen und zu
dokumentieren.
Zum 35. Jahrestag der Aufstellung des Steins werden
wir bestimmt wieder dort
sein.
Petra Lehmann
(Gruppe FriedrichshainKreuzberg)
Die im Bau befindliche U Bahnstation
„Brandenburger Tor“
(„Kanzler-U-Bahn“)
soll als „Gedenkbahnhof“ genutzt werden
und mit Bildern und
Zitaten der Berliner
Mauer verziert werden.
Rot-Rote Geschichtsklitterung auf Kosten
des Stadtsäckels.
***
Seit 2005 hat sich die
zahl der Klagen gegen
Hartz IV Bescheide in
Berlin von rund 7.000
auf rund 21.400 verdreifacht. 40 % der
Klagen geht es um Kosten für Unterkunft und
Heizung. Jede zweite
Klage ist auch erfolgreich.
***
Seite 10
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
Eine Kubanerin in Berlin
Aleida Guevara March informierte ver.di über das kubanische Gesundheitssystem und demonstrierte gegen den Afghanistan-Krieg
E
ine Diskussionsveranstaltung unter dem Motto „Kubas Kinder sind
gesünder“ zog am Freitagabend rund
350 Besucher in den Aida-Saal des
Bundesvorstands der Gewerkschaft
ver.di in Berlin. Mehrere kubanische
Podiumsgäste waren auf Initiative der
DKP-Ortsgruppe Berlin Mitte und der
Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba
erschienen, um über soziale Menschenrechte und deren Verteidigung
zu sprechen.
Neben dem Abgeordneten der Nationalversammlung Thomas Cardenas
und Rolando Gonzalez-Patricio, dem
Präsidenten des Kulturzentrums Juan
Marinello, saß Elisabeth Palmeiro auf
dem Podium, die sich seit Jahren für
die Freilassung ihres Ehemannes und
vier weiteren wegen „Spionage“ in
den USA inhaftierten Kubanern einsetzt, die der Solidaritätsbewegung als
„Cuban Five“ bekannt sind. Aber die
bekannteste Referentin war wohl Dr.
Aleida Guevara March.
Viele der Zuhörer waren auch gekommen, um einmal die Tochter des
berühmten Revolutionärs Ernesto
Che Guevara zu sehen - doch sie trat
nicht als Tochter des Nationalhelden
auf, sondern als engagierte Ärztin und
Staatsbürgerin, deren Land gerade
eine Hurricane-Katastrophe überstanden hat. Während die Zahl der Todesopfer durch frühzeitige Massenevakuierungen auf sieben begrenzt werden
konnte, muß das Land unter Blockadebedingungen mit Sachschäden in Milliardenhöhe und zehntausenden zerstörter Wohnungen fertig werden. Die
USA hätten sich geweigert, auch nur
für sechs Monate die Blockade aufzuheben, so Aleida Guevara March, die
wegen der US-Sanktionen auch schon
um das Leben einer kleinen Patientin
bangen mußte. Das acht Monate alte
Mädchen hustete Blut und benötigte
ein Medikament, das dem US-amerikanischem Patentrecht unterlag. des-
halb durfte es unter Androhung einer
Geldstrafe in Millionenhöhe nicht
nach Kuba verkauft werden. „Das
Kind war durch die Blockade zum
Tod verurteilt. Nur dank der weltweiten Solidaritätsbewegung konnte sein
Leben gerettet werden.“ Das Ende der
hatte sich im Namen von zwei Millionen ver.di-Mitgliedern auch der letzte
ver.di-Bundeskongreß ausgesprochen.
Dies betonte Gastgeber Andreas Köhn
vom ver.di-Landesbezirk Berlin-Brandenburg zum Abschluß der Veranstaltung. Bei einer Spendensammlung für
DDR vor 18 Jahren bedeutete für das
kubanische Gesundheitssystem eine
schwere Belastungsprobe, denn von
dort habe man erstklassige Medizintechnik erhalten. „In dem Krankenhaus in dem ich arbeite, hat eines der
Röntgengeräte aus der DDR noch bis
vor wenigen Monaten funktioniert“, so
Aleida Guevara March. „Wir vermissen die DDR.“ Das Gute um Schlechten sei aber, daß „unsere Ärzte wieder
lernen mußten, zu sehen, zu hören und
zu riechen, um notfalls auch ohne die
modernste Technik die richtige Diagnose zu stellen“. Zehntausende dieser
Ärzte befinden sich regelmäßig im
Auslandseinsatz.
die Hurricane-Opfer kamen 872 Euro
und 30 englische Pfund zusammen.
Aleida Guevara March, die während
ihrer Deutschlandreise zuvor auch vor
180 Zuhörern in Köln aufgetreten war,
nahm am Samstag darauf an der Berliner Großdemonstration gegen den
deutschen Kriegseinsatz in Afghanistan teil. In ihrem Redebeitrag verurteilte sie die Medienmanipulation in
Europa, von der das afghanische Volk
ebenso betroffen sei wie das kubanische. Außerdem mache sie sich wegen
der fortschreitenden Privatisierung
von Gesundheit und Bildung Sorgen
um die Europäer.
Trotz aller Schwierigkeiten ist die medizinische Versorgung auf Kuba nach
wie vor kostenlos, „denn Gesundheit ist
kein Privileg, sondern ein Menschenrecht“. Um diese Werte zu verteidigen,
seien auch die „Cuban Five“ angetreten. Für Solidarität mit den fünf Männern der kubanischen Terrorabwehr
Claudia Wangerin
Cuba braucht unsere Hilfe!
Spendet unter dem Stichwort „Hurrican“ auf das Spendenkonto bei der
Postbank Köln: Konto 307 984 507,
BLZ 370 100 50
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
Seite 11
Palast der Republik – ein Nachruf
Z
um 19. Jahrestag der als Wiedervereinigung apostrophierten
feindlichen Übernahme der DDR
durch die BRD ist ein Wahrzeichen
Berlins, der Palast der Republik, bis
auf graue Quader, die seine einstige Position auf dem Marx-Engels-
anstaltungen waren Konzerte, Shows
und Kulturprogramme. Erinnert sei
nur an die beliebte Show „Ein Kessel Buntes“. Die 13 Gaststätten für
zusammen 1.500 Gäste waren meist
überfüllt. Sie boten bei niedrigen
Preisen hohe Qualität.
Platz (heute Schlossplatz) markieren, verschwunden.
Mit einem Aufwand von einer halben Milliarde Mark von den Werktätigen der DDR errichtet, wurde er
unversehrt in die deutsche Einheit
eingebracht. Die nun fast vollendete
Zerstörung ist ein Akt kulturfeindlicher Barbarei, an der der einstige
Bundesbauminister Stolpe und die
Regierenden Bürgermeister Berlins,
Diepgen und Wowereit maßgeblich
beteiligt waren.
Also musste die Asbestbelastung
vorgeschoben werden, von der weder Personal noch Besucher gesundheitliche Schäden davon getragen
hatten, um die Plünderung des Inventars und schließlich den Abriss
in die Wege zu leiten.
Offensichtlich handelt es sich um die
Liquidierung eines Symbols, das der
regierungsamtlich verordneten tristen
DDR-Sicht abträglich war, zählte er
doch in der Zeit seiner allgemeinen
Zugänglichkeit von 1975 bis 1990 70
Millionen Besucher, täglich bis zu 13
Tausend, die mit diesem, ihrem Palast schöne kulturelle, sportliche und
gesellige Erlebnisse verbanden, von
denen sie keineswegs befreit werden
wollten. Mehr als 90 Prozent der Ver-
Dem Palast lagen Unterlagen
Schinkels zugrunde, nach denen
dieser ein Volkshaus bauen wollte.
Prof. Graffunder griff diesen Gedanken auf, setzte ihn in das 20.
Jahrhundert um und schuf mit seinem Kollektiv dieses phantastische
Haus des Volkes in der Tradition
der Arbeiterbewegung. Volkshäuser
gehörten seit dem 19. Jahrhundert
zur Tradition der Gewerkschaften
wie auch der Sozialdemokratie. Er
hat die Nutzung des Palastes konzipiert und damit noch vor dem Centre
Pompidou in Paris ein bedeutendes
europäisches Volkshaus realisiert.
Mit dem Palast der Republik entstand ein moderner Multifunktions-
bau. Neu durchdachte funktionelle
Strukturen, neue räumliche Zusammenhänge und neue Technologien
dienten der quantitativen und qualitativen Optimierung vielfältigster
Nutzungsmöglichkeiten. Der große
sechseckige Saal mit seinem bisher
unübertroffenen Know-how gestattete die gleichberechtigte Durchführung von drei Veranstaltungsgrundformen: Frontal, Arena, Tisch- und
Tanzveranstaltung. In der BRD
existierte nichts Vergleichbares.
Augenfälligstes Merkmal des Baus
nach außen war die bronzeverspiegelte Glasfassade. Im Innern lag
zum Dom hin der Saal der Volkskammer, zum Marstall der Große Saal für bis zu 5.000 Besucher.
Ein fünfgeschossiger Mittelteil mit
Empfangsbereich, Galerieemporen,
die großformatige Gemälde der bekanntesten bildenden Künstler der
DDR enthielten (www.dhm.de/ausstellungen/pdr/homegal.htm) und
einem Theater unterm Dach verband die beiden Bereiche. Im Erdgeschoss und im zur Spree hin offenen Tiefgeschoss lagen das Foyer,
Garderoben, Restaurants und eine
Bowlingbahn.
Der bekannte Architekt Dr. Wladimir Rubinow, tätig am Institut für
Kulturbauten der DDR bis zu seiner
Fortsetzung Seite 12
Seite 12
Auflösung 1991, bezeichnet es als
entsetzlich, „was einem seit Jahren
in Versammlungen, Talkshows,
Medien, sogar im Haushaltsausschuss des Bundestages“ - im Juli
1995 war er dort anlässlich einer
Anhörung zum Thema als Experte
geladen – „zugemutet wird. Kaum
mit Wissen belastet, dafür aber
selbstsicher und arrogant, treten
da Leute auf mit Doktor- und Professorentiteln, Politiker, aber auch
Mode- oder sogenannte Stararchitekten und präsentieren scheinbar
besonders attraktive Nutzungsvarianten, die im Grunde nichts
weiter als die banale Addition
von Aktivitäten beinhalten, Plattitüden, in mehr oder weniger geschickter Rhetorik verpackt. Von
Kenntnissen zur Problematik der
Polyvalenz keine Spur“.
Die Frage nach der Kompetenz
zur Beurteilung des Palastes der
Republik beantwortet Rubinow
so: „Zuerst das ganze Publikum,
das den Palast der Republik erlebt hat. Die Eindrücke der Gäste des Hauses sind positiv. Noch
heute zehrt ein Großteil von der
Vielfalt der Erlebnisse und Aktivitäten, die dort stattfanden. Die
Erinnerungen werden oft emotional vorgetragen. Es war interessant, anregend, lustig oder traurig,
man hat sich wohlgefühlt, konnte
kommunizieren, war unter Gleichgesinnten. Das Publikum hat von
seinem Volkshaus profitiert. Die
Meinungen sind ziemlich einhellig. Allerdings stellen die emotionalen Bindungen nur einen, wenn
auch einen nicht zu unterschätzenden, Bruchteil der Argumente dar,
die für den Palast sprechen.
Es gibt darüber hinaus Leute, die
genau definieren können, warum
ein Volkshaus eine positive Wirkung auf sein Publikum hat. Sie
sind unter dem technischen Personal des Palastes, den Organisatoren, Künstlern, Gesellschaftswissenschaftlern, Kunsthistorikern,
Journalisten, Architekten und Architekturkritikern zu suchen, die
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
sich aktiv für den Erhalt des Hauses einsetzen. Aus dem engeren
Insiderkreis wäre an erster Stelle
der sehr geschätzte und leider viel
zu früh verstorbene Prof. Heinz
Graffunder zu nennen“.
Vom 20.8. bis 9.11.2004 wurde
der Palast der Republik als Kulturzentrum genutzt. Der Palast
der Republik, der im Stadtbild immer noch prägnant die Spannung
zwischen Vergangenheit und Zukunft widerspiegelte, sollte durch
seine temporäre Umwandlung in
den „Volkspalast“ eine kulturelle,
multifunktionelle Wiederbelebung
erfahren als Ballsaal, Konzerthalle, Tagungsort, Theater, Chorsaal,
Club, Sporthalle, Ausstellungsfläche, Marktplatz, Wasserstadt, Labyrinth, zu einem - wie es in der
Pressemitteilung hieß - zeitlich
befristeten urbanen Labor für neue
Formen von Öffentlichkeit, Kommunikation und Interaktion.
Das Ziel, das Initiatoren mit der
Aktion verfolgten, war ein offenes
Kommunikationszentrum für alle
zu schaffen, ein Begegnungsort
für jung und alt, ostdeutsch, westdeutsch oder nicht-deutsch, ein
Ort, der Berlin nicht ins 19., sondern ins 21. Jahrhundert bringt.
Gestützt auf die Resonanz dieser
„Zwischennutzung“ und 83.870
dem Petitionsausschuss des Bundestages seit 1996 vorliegende
Unterschriften von Bundesbürgern
für den Erhalt des Palastes der
Republik stellten die Fraktionen
von Die Linke.PDS und Bündnis
90/Die Grünen im Bundestag den
Antrag, den Abriss zu stoppen.
Mit 431 zu 120 Stimmen lehnte
das Parlament am 19. Januar 2006
diesen Antrag ab - und unterstrich
damit seine bereits im Jahr 2002
gefasste Entscheidung, die Meinung von Experten und der Nutzer dieses Volkshauses, das DDRÜberbleibsel zu entsorgen. Der
Vorgang, dass ein nationales Parlament die Vernichtung einer bedeutenden funktionsfähigen Kulturstätte der eigenen Nation mit
primitivem Hass auf das gesellschaftliche System beschließt, das
die Errichtung und Unterhaltung
dieses Volkshauses ermöglichte,
dürfte in der Geschichte der zivilisierten Menschheit einmalig sein.
Nach vollendetem Abriss wird
grüner Rasen auf Jahre die einstige Kulturstätte decken, bis mit
dem als Ersatz geplanten Humboldt-Forum die Lücke geschlossen sein wird.
Ganz anders wird mit dem ebenfalls, wie beim Palast der Republik unter Verwendung von
Spritzasbest – ein in den 1970-ern
international üblichen Verfahren errichteten ICC verfahren. Am 27.
Mai 2008 fällte der Berliner Senat
die Entscheidung, das ICC mit einem Aufwand von mindestens 182
Millionen Euro(laut Berliner Zeitung) zu sanieren.
Damit ist bewiesen, dass nicht Asbest sondern der politische Wille
unfähiger und ignoranter reaktionärer Politiker das Zerstörungswerk bewirkte. Es mahnt uns,
wachsam zu sein und weiteres und
größeres Unheil abzuwenden. Die
Erinnerung an den Palast der Republik und unser Zorn bleiben.
Hartwig Strohschein
www.pdr.kultur-netz.de
www.palastschaustelle.eu
www.palastgeschichten.de
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
Seite 13
Archie im Kaukasus
A
m schönsten sind die Erinnerungen, die man vergessen hat,- soll
der US-Schriftsteller,Nobelpreisträger
von 1976, Saul Bellow gesagt haben.
Das mag für bittere Geschehnisse im
Leben zutreffen, aber manchmal auch
für Erlebnisse, die so selbstverständlich
schienen, daß man sie nicht mehr besonders erwähnte. Die traurige Jetztzeit läßt
manches früher Erlebte jedoch in strahlendem Licht erscheinen. So kommt
es Archie vor, wenn er an seinen Aufenthalt in Georgien vor über 35 Jahren
denkt. Große Freude erfüllte ihn damals,
als er erfuhr, daß er an dem mehrwöchigen Gastspiel des Berliner Ensembles
teilnehmen durfte, Anfang der 1970-er
Jahre in Tbilissi, nicht zuletzt wegen
russischer Sprachkenntnisse. Fuhren
Dramaturgen mit, mußten sie auch doppelt nützlich sein und auf der Bühne
mitspielen. Und so wurde Archie in die
„Dreigroschenoper“ in den Bettlerzug
miteingebaut und kämpfte im „Coriolan“ in der Schlacht wacker mit.
Auf dem Markt bekam man alles, von
A bis Z, von Aal bis Zucchini, nur
Schwarzbrot gab es beim Spezialisten.
Restaurants, gut besucht, aber immer
Platz, viel spielte sich im Freien ab.
Schaschlyk und Rostbrätchen reichlich
und preiswert, nationale süße Backwaren dazu, Obst und Gemüse in Hülle
und Fülle, guten Wein im Überfluß.
Arbeitskräfte stets gesucht, Vollbeschäftigung eine soziale Selbstverständlichkeit, keine Bettler! Gewiß gab es auch
Defizite, z.B. bei, der Altstadtsanierung
oder beim Straßenbau. Damaliges georgisches Theaterpublikum, hochgebildet
und engagiert, füllte Abend für Abend
die Zuschauer- und Konzertsäle. -Es
gab neun Theater, eine Philharmonie,
zehn Hochschulen, zwei Filmstudios;
zahlreiche Museen. Vom neuen Hochhaushotel an der Kura hatten die BEMitglieder einen Blick über das schöne
Tbilissi. Bei nächtlichen Gesprächen mit
georgischen Kulturschaffenden wurde
auch die jüngere Geschichte Georgiens
erörtert.
Einstimmigkeit herrschte stets, wenn es
um georgisches Kernland ging, wo unter anderem Abchasien und Südossetien
nicht dazu gehörte. Das wurde betont.
Man brauchte Russisch als Verständigungssprache, weil z.B. Ossetisch zu
den iranischen Sprachen gehört, Abchasisch ist für die Georgier auch nicht
verständlich. Georgisch ist eine sehr alte
Sprache, die ihr Alphabet aus dem Aramäischen entwickelte. Die Abchasen
sind mehrheitlich sunnitische Moslems.
Sie sagten sich 1992 mit Waffen, weil
es nicht anders ging, von Georgien los,
bildeten schon immer eine autonome
Republik. Südossetien betrachtet sich
als unabhängigen Staat, trotzte 1989
Präsident Gamsachurdia von Georgien, der versucht hatte, Zchinwali mit
Gewalt einzunehmen. Für die kleinen
Völker war die Oktoberrevolution von
großem Vorteil, den sie sich nicht mehr
nehmen lassen wollten, ein positives
Erbe der Leninschen Nationalitätenpolitik. Typisch für Georgien, aber auch für
die anderen Republiken, ist die große
Tafelrunde, mit der die verschiedensten,
auch nationalen, Feste gefeiert werden.
Unter Vorsitz des Gastgebers wetteifern
die Tafelgäste um die besten Trinksprüche, Gedichte, Geschichten und Lieder.
So hat es Archie damals von Abchasien
über Georgien bis Südossetien kennen
gelernt, konnte zwischen den Völkern
nicht unterscheiden, nur die Süd - Osseten kamen ihm gelegentlich größer vor,
dazu manchmal blond und helläugig.
In Gori, wo noch eins der letzten großen Stalin-Monumente steht, war die
Gastfreundschaft besonders herzlich,
mit Stadtrundfahrt und anschließender
Tafelrunde. Jetzt sind teilweise die Autobahnen durch Südossetien und die Eisenbahnlinien nach Abchasien zerstört,
die Menschen stehen sich mißtrauisch
gegenüber. Schon 1990 erfolgte eine
starke Fluchtbewegung von Südossetien nach Norden, obwohl sich das Land
erst ein Jahr später zur Unabhängigen
Republik erklärte. Man sollte auch folgendes nicht vergessen, daß unter menschewistischer Führung 1918 die „Republik Georgien“ ausgerufen wurde, die
mit starker ausländischer Unterstützung,
deutscher und britischer Truppen, bis
1921 als bürgerliche Republik existierte.
Auch gab es 1956 schon einmal einen
Aufstand in Tbilissi. Das war Anfang
der 70-er Jahre, zu Archies Erstaunen,
in den nächtlichen Gesprächen thematisiert worden, wenn auch nicht oft. Jetzt
scheint dieser georgische Nationalismus
wieder hochzukochen, um die schlechte
wirtschaftliche Lage zu kompensieren,
so hat es den Anschein. 90% der georgischen Wein-, Tee- und Obstproduktion
sind überflüssig geworden durch Wegfall des russischen Marktes. Die früher
so begehrten grusinischen Weine und
Spirituosen finden keinen Absatz mehr.
Das Land steht eigentlich vor dem Ruin,
die bekannten kapitalistischen Desaster sind eingetroffen: Man spricht von
einem zerstörten georgischen Paradies,
wenn man die betont antirussische
Kampagne in den Medien wahrnimmt
und die wenigen ausgesuchten Bilder
sieht, die die russische Zerstörungswut
dokumentieren sollen, die „Unverhältnismäßigkeit“ der Reaktionen aus
Moskau. Dieses georgische Paradies
wurde schon durch den totalen Zusammenbruch der Sowjetunion zerstört, der
identisch war mit der Zersetzung der georgischen Wirtschaft als Folgeerscheinung. Nach Gamsachurdias Sturz 1991
und der Wiederkehr des ehemaligen sowjetischen Außenministers Schewardnadse 1992 kam es in und um Georgien
zu kriegerischen Auseinandersetzungen
mit negativen Auswirkungen für die
Wirtschaft. 1972 konnte Archie in Begleitung noch kreuz und quer durch blühende kaukasische Republiken fahren.
Das war seit Ende der 80-er Jahre nicht
mehr möglich. Die US-Militärberater
in Tiflis haben dem Land keinen guten
Dienst erwiesen, indem sie Georgien
ermunterten, Südossetien im militärischen Handstreich nehmen zu wollen.
Die Südosseten sind nicht so zäh und
kampfstark wie die Abchasen, aber sie
haben ein gutes Gedächtnis. Sie wissen,
wo es ihnen bisher am besten gegangen
ist im Kaukasus. Das war die SowjetZeit. Der Georgier Saakaschwili wird
in der Geschichte eine der übelsten und
finstersten Episoden für den Kaukasus
darstellen.
Manfred Hocke
Seite 14
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
Tage und Wolken -
Ein Muss auch für Linke, die Kinobesuche
längst gestrichen haben
S
cherben bringen Glück? Für die
Mittvierzigerin Elsa (Margarita
Buy), die nach einer fröhlich durchzechten Nacht aus dem Bett in die
Scherben der dabei zu Bruch gegangenen Lampe tritt, wird dies am Ende
wie der Beginn ihres Unglücks aussehen. Dabei könnte sie als frisch gebackene Doktorin der Kunstgeschichte
sich nun ganz ihrem Lieblingsprojekt
der Restaurierung eines alten Freskos
widmen. Nach öden Brotjobs hatte
sie sich das Studium leisten können,
weil ihr Mann Michele (Antonio Albanese) als Mitinhaber einer Firma für
Schiffsausrüstungen genügend Geld
für ein recht luxuriöses Leben mit vielen Reisen nach Hause bringt. Brachte,
müsste es heißen, denn Elsas Scherbenmissgeschick bringt Michele dazu,
ihr nach zwei Monaten des Verschweigens endlich zu gestehen, dass sein
Kompagnon Roberto ihn ausgebootet
und die Firma an einen Großkonzern
verkauft hat. Aus ist’s mit der Kambodschareise, die Elsa zum Geburtstag kriegen sollte, aus auch mit der
komfortablen großen Wohnung, und
während Michele gegen alle Einsicht
in die Notlage weiter den spendablen
Besserverdiener spielt, verzichtet Elsa
auf ihre brotlose Kunst und beginnt
wieder zu jobben.
Filme, die ganz nah an der sozialen
Wirklichkeit unserer Tage sind und mit
dem privaten Schicksal einer Familie
zugleich die großen gesellschaftlichen
Zusammenhänge im Blick haben,
schienen eigentlich längst ausgestorben. Schon darum ist Silvio Soldinis neuestes Werk „Giorni e nuvole“
(„Tage und Wolken“), das ab 9. Oktober in die Kinos kommt, ein Muss auch
für Linke, die Kinobesuche längst aus
ihrer Freizeitgestaltung gestrichen haben. Zugegeben, ein Unternehmer wie
Michele taugt nicht zum Urbild eines
Proletariers, Elsa als Kunsthistorikerin
gehört kaum zur Arbeiterklasse, und
in die kommunistische Partei treten
die beiden trotz ihrer Erfahrungen mit
dem Kapitalismus auch nicht ein, wie
dies wohl in vergleichbaren Filmen der
revolutionärer gestimmten 1970er Jahre die „logische“ Folge gewesen wäre.
Doch solcher Holzhammer-Agitprop
würde auch nicht passen zu so einem
sensiblen Beobachter menschlicher
Psyche wie Soldini. Der hält es mehr
mit der Realität und einem Ensemble
fein gezeichneter Nebenfiguren, an
denen sich der soziale Abstieg seiner
Hauptpersonen subtil spiegelt. Ihre
Tochter Alice traut der ihr zugedachten akademischen Karriere schon lange nicht mehr und jobbt als Kellnerin
bei ihrem Freund, und zwei Arbeiter,
die Micheles Kompagnon schon vor
ihm entlassen hat, werden für den
früheren „Boss“ nun Freunde in der
Not – und mit ihrer lange vergeblichen Jobsuche zugleich ein Abbild der
Perspektivlosigkeit, die auch Michele
und Elsa bald wie eisige Kälte befallen
wird. Das Schlussbild, das beide auf
dem Kirchenboden unter Elsas Fresko
zeigt, scheint typisch für einen sozialen
Realismus, der sich weder in dumpfe
Resignation noch in rosige Happyends
flüchtet.
Albert Ronnseiß
Alberts Kinotipps
für Oktober
Lemon Tree (R: Eran RIKLIS):
Eine Zitronenplantage im palästinensichen Grenzgebiet muss dem
Sicherheitswahn der Bodyguards
eines
israelischen
Ministers
weichen. Traurige Groteske um
die Absurdität des Besatzungsregimes, mit der wunderbaren
Hauptdarstellerin Hiam Abbas
(Start: 2.10.)
Lornas Schweigen (R: Jean-Pierre & Luc DARDENNE): Eine
illegal nach Belgien eingereiste
Albanierin gerät für ihren Traum
von der eigenen Imbissbude in
ein Mordkomplott finsterer Gestalten. Was nach billigem Thriller klingt, machen die DardenneBrüder wie gewohnt zum subtilen
Filmkunstwerk. (Start: 9.10.)
Elli Makra, 42277 Wuppertal (R:
Thanassis
KARANIKOLAS):
Ein „kleiner“ Film mit viel authentischer Atmosphäre um drei
griechische Schwestern, die seit
Jahren in Wuppertal leben, aber
weder in der Kneipe der einen
noch als Fabrikarbeiterinnen ihr
Glück gefunden haben. (Start:
23.10.)
Gleichheit?
„...... sollten wir uns abschminken!“
Lesung und Gespräch mit der Autorin MONIKA NEHR
Was ist Gerechtigkeit?, fragten Platon und Aristoteles. Ihre Antwort: Gleichheit.
Seit einiger Zeit beunruhigt mich die Beschäftigung mit diesem alten Thema.
Denn je tiefer ich in alte und neue Debatten eindringe, umso deutlicher zeigt sich
allenthalben die Un-Gleichheit als kaum noch verhülltes gesellschaftliches Projekt . Dabei offenbart sich die Auffassung von der Ungleichheit der Geschlechter
als am tiefsten verwurzelt.
Öffentlich infrage gestellt wird mittlerweile alles: die Chancengleichheit ebenso
wie die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Gerechtigkeit, die Gleichwertigkeit der Menschen, der Nationalitäten und Staaten - und zwar nicht allein von
der Neuen Rechten; auch der mainstream redet heute ohne Scheu von notwendigen Unterschieden und sozialen Härten. Die Verelendung erreicht inzwischen
auch die Erste Welt.
Mittwoch, 8. Oktober 2008 um 19.30 Uhr
Galerie futura, Berlin-Friedenau, Wiesbadener Str. 83
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
Seite 15
GBM zeigt Plakate der DDR
D
ie Galerie der GBM zeigt kulturpolitische, politische, soziale
und werbende Plakate aus der DDR.
Die Exponate waren Teil der repräsentativen DDR-Plakat-Ausstellung
»überklebt - Plakate aus der DDR«,
die im Sommer 2007 im SchleswigHolstein-Haus der Stadt Schwerin
gezeigt wurde. Mit dieser Ausstellung wurde der Versuch unternommen, einen umfassenden Eindruck
vom Plakatschaffen in der DDR zu
vermitteln.
Die Auswahl aus der Fülle des Gedruckten und Bewahrten ist subjektiv, dennoch - inhaltlich und formal
- repräsentativ. Plakate sind wichtige
Zeitzeugen und waren besonders in
der DDR eine höchst politische Angelegenheit, denn trotz ideologischer
Differenzen konnten sich herausragende künstlerische Ideen durchsetzen. So hängen Auftragsplakate,
die die staatstragende Auffassung
repräsentieren, gleichberechtigt neben Eigenaufträgen, die sich in die
gesellschaftlichen Umstände einmischten - leise oder auch etwas lauter. Erstmalig nach 1990 wurde eine
so umfassende Präsentation von Plakaten der DDR zusammengetragen
und ihre Wirkung kritisch in ihren
zeitgeschichtlichen,
aber
auch unter heutigen gestaltungsrelevanten
Zusammenhängen entfalten diese
Entwürfe eine bemerkenswerte künstlerische Kraft.
Gleichzeitig sind sie als
eigenständiger Bestandteil
der deutschen Plakatkunst
der Nachkriegszeit zu werten. Aus Platz-, leih- und
versicherungstechnischen
sowie
konservatorischen
Gründen kann nur etwa ein
Fünftel der Plakate in Berlin
betrachtet werden.
Tiefere Einblicke gewährt
der Schweriner Katalog mit
dem Begleittext des Schriftstellers und Publizisten
Friedrich Dieckmann und
einem wissenschaftlichen
Beitrag zur Plakatkunst der
DDR der Kuratorin und
Kunstwissenschaftlerin Dr.
Sylke Wunderlich.
Geschäftsstelle der GBM
Weitlingstr. 89
Geschäftszeiten:
Montag - Freitag 09:00 Uhr
bis 16:00 Uhr
Gruppe Tempelhof-Schöneberg
14.10.08 - 18.00h
28.10.08 - 18.00h
Restaurant „Paloma Blanca“, Eisennacher Str. 23
Gruppentermine der DKP Berlin
Gruppe Neukölln
02.10.08 - 19.30h, „Kernbelegschaften und Klassenbewußtsein
am Beispiel von Daimler/Marienfelde“
16.10.08 - 19.30h
Chile Freundschaftsgesellschaft, Jonasstr. 29
Gruppe F’hain-Kreuzberg
07.10.08 - 19.00h
21.10.08 - 19.00h
Franz-Mehring-Platz 1
Gruppe Lichtenberg
30.09.08 - 19.00h, „Bildungsveranstaltung zur nationalen Frage“
21.10.08 - 19.00h, „40 Jahre DKP“
Raum 341,Franz-Mehring-Platz 1
Gruppe Pankow
0610.08 - 19.00h
20.10.08 - 19.00h
Franz-Mehring-Platz 1
Gruppe Treptow-Köpenick
06.10.08 - 19.00h
Franz-Mehring-Platz 1
Gruppe Mitte
06.10.08 - 19.00h
20.10.08 - 19.00h
Club der Volkssolidarität, Torstr. 203-205
Seite 16
Berliner Anstoß ■ Oktober 2008
DKP & SDAJ laden ein:
Antifaschistische Filme
Ostdeutsches Kuratorium
Verbänden e.V.
von
Eintritt: kostenlos
Einladung zur
Alternativen Einheitsfeier
Freitags um 19.30 Uhr laden die DKP Neukölln und die SDAJ Berlin in den Salvador-Allende-Club, Jonasstr. 29, Neukölln ein, um gemeinsam antifaschistische Filme
anzusehen. Im Oktober stehen anlässlich des 70. Jahrestages der Progrome vom
9.11.1938 Filme zur Judenverfolgung im Faschismus auf dem Programm.
„Gegen Kriegstreiberei und Sozialabbau, für universelle Menschenrechte im geeinten Deutschland“
3.10.: Die Bilder des Zeugen Schattmann
Teil I: Der Freitag Abend (78 min); Teil II: Der Entschluss (92 min)
10.10. Die Bilder des Zeugen Schattmann
Teil III: Die Wiederkehr (72 min), Teil IV: Die Vorladung (87 min)
DDR 1972. Regie: Kurt Jung-Alsen. Vierteiliger Fernsehfilm nach dem autobiographischen Roman von Peter Edel (DDR 1969)
Frank Schattmann, Alter ego des Autors, muss sich erinnern, denn er soll vor dem
Obersten Gericht der DDR im Prozess gegen Hans Globke (Hitlers Kommentator der
Nürnberger Rassegesetze und bis in die 60er Jahre Staatssekretär in der Bundesregierung) aussagen. Auf diese Rahmenhandlung baut der Film auf, der in Rückblenden Verfolgung und Widerstand von Schattmann und seiner in Auschwitz ermordeten
Freundin Esther zeigt.
17.10.: Lebende Ware. DDR 1966. Regie: Wolfgang Luderer
1944 nimmt der SS-Obersturmbandführer und Chef des SS-Ausräumkommandos in
der Budapester Villa des Juden Dr. Chorin, Hauptaktionär eines Konzerns, Quartier.
Er stellt Chorin vor die Alternative: Deportation in ein Vernichtungslager oder Rettung
ins Ausland für alle Familienangehörige der Aktionäre, wenn er Becher „freiwillig“ den
Konzern in Treuhand gibt. Chorin wählt das Leben. Für Becher ist dies der Anfang eines bestialischen Handels: Vermögen gegen Leben. Den größten Teil der Beute bringt
Becher auf ein Schweizer Konto. Nach dem Krieg gelingt es ihm, alle Verfahren gegen
ihn unbeschadet zu überstehen und mit den erbeuteten Millionen ein Unternehmen
aufzubauen.
24.10.: Chronik eines Mordes. DDR 1965. Regie: Joachim Hasler
Die Jüdin Ruth Bodenheim ist nach Kriegsende völlig gebrochen in ihre westdeutsche
Heimatstadt zurückgekehrt. Mit siebzehn war sie von den Nazis in ein Bordell nach
Polen verschleppt worden, ihre Eltern ins KZ. Mit viel Geduld und Liebe hat ihr damaliger Verlobter, Dr. Martin, der sie nach der Rückkehr heiratete, neuen Lebenswillen in
ihr wecken können. Doch die furchtbare Vergangenheit lebt wieder auf, als der für die
Deportation der Juden Verantwortliche, Bürgermeister Zwischenzahl, zehn Jahre nach
dem Krieg wieder auftaucht, als Bürgermeister kandidiert und gewählt wird.
Ab Mitte November zeigen wir vor dem Hintergrund des 90.Jahrestages der Novemberrevolution Filme über die Arbeiterbewegung zwischen 1917 und 1924.
Das Programm finden Sie rechtzeitig auf unserer Homepage:
IMPRESSUM
www.dkp-neukoelln.de
am 2.Oktober 2008
16-19 Uhr
Einlass ab 15 Uhr
Unkostenbeitrag 3,- Euro
Mit Eckhard Spoo, Dr. Norman
Paech (MdB PdL), Dr. Siegfried
Mechler (OKV), Dr. Eckart Mehls
Kultur: Gisela Steineckert, Gabi
Rückert und Ingo Koster
UCI-Kinowelt, Saal 1
Landsberger Allee 54,
10249 Berlin-Friedrichshain
UZ
Unsere Zeit
Sozialistische Wochenzeitung
Zeitung der DKP
10 Wochen
o
kostenlos Probeab
Zu beziehen über:
CommPressVerlag
Hoffnungsstr. 18
45127 Essen
Telefon 0201/2486482
E-mail: UZAbo@t-online.
http//www.unsere-zeit.de
Herausgeber: Deutsche Kommunistische Partei (DKP) Landesorganisation Berlin
Anschrift der Redaktion und des Herausgebers, DKP Berlin, Franz-Mehringplatz 1, 10243 Berlin
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Tel.: 030/29783132
V.i.S.d.P.: Dr.Hartwig Strohschein
Layout: RF
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Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 22.10.2008