- I - VOM REGISSEUR VON DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE

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- I - VOM REGISSEUR VON DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE
HELENA BONHAM CARTER JUDY DAVIS CALLUM KEITH RENNIE KYLE CATLETT
VOM REGISSEUR VON
DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE JEAN-PIERRE JEUNET
- I -
Haben Sie jemals das Gefühl, dass Sie
irgendwo in Ihrem Kopf bereits alles
über das Universum wissen?
Dass Sie schon mit einer vollständigen
Karte dieser Welt geboren sind,
eingezeichnet in die Windungen Ihres
Gehirns, und dass Sie Ihr gesamtes
Leben mit der Frage verbringen, wie Sie
an diese Landkarte herankommen?
VERLEIH
PRESSEBETREUUNG
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VIA BERLIN
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präsentiert
Regie
Jean-Pierre JEUNET
mit
Helena Bonham Carter, Judy Davis, Callum Keith Rennie, Kyle Catlett,
Jakob Davies, Niamh Wilson u. v. m.
TECHNISCHE DATEN
Originaltitel: THE YOUNG AND PRODIGIOUS T.S. SPIVET
Lauflänge: 105 Min.
Bildformat: 1:2,35 / 2D und 3D
Tonformat: 5.1 digital
Ab 10. Juli nur im kino
Official site: www.KarteMeinerTraeume.de
Facebook: www.facebook.com/KMTfilm
INHALT
02 – KURZINHALT & PRESSENOTIZ
03 – LANGINHALT
06 – INTERVIEW MIT JEAN-PIERRE JEUNET
21 – DIE CHARAKTERE
24 – T.S. SPIVET
25 – SEINE MUTTER
28 – SEIN VATER
29 – SEIN BRUDER LAYTON
32 – SEINE SCHWESTER GRACIE
33 – MISS JIBSEN
35 – JEAN-PIERRE JEUNET
36 – CAST & CREW
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Kurzinhalt
T.S. Spivet ist hochbegabt, ein talentierter Zeichner und begeistert sich leidenschaftlich für die
Wissenschaft. Mit seinen Geschwistern und Eltern, die unterschiedlicher nicht sein könnten,
lebt er auf einer abgelegenen Ranch im ländlichen Montana. Als er vom berühmten Smithsonian
Museum unerwartet nach Washington D.C. eingeladen wird, um den prestigeträchtigen Baird-Preis
entgegenzunehmen, macht er sich nachts heimlich auf den Weg in die weit entfernte Hauptstadt.
Seiner Familie hinterlässt er nur eine simple Notiz. An Board eines Güterzugs fährt er als blinder
Passagier quer durch die USA und erlebt dabei so manches Abenteuer. In Washington ahnt allerdings
niemand, dass der Preisträger erst 10 Jahre alt ist – und noch dazu ein tragisches Geheimnis hütet.
Pressenotiz
Jean-Pierre Jeunet verzauberte im Jahr 2001 weltweit die Zuschauer mit dem Film DIE FABELHAFTE
WELT DER AMÉLIE, der von Publikum und Kritikern gleichermaßen gefeiert wurde. Nun hat
Frankreichs Ausnahme-Regisseur den gleichnamigen, internationalen Bestseller „Die Karte meiner
Träume“ des amerikanischen Autors Reif Larsen verfilmt. In atemberaubenden Bildern erzählt
Jeunet eine außergewöhnliche Reise aus Sicht des kleinen Jungen T.S. Spivet, dessen Welt ebenso
fantastisch wie einsam ist. Der Newcomer Kyle Catlett, der selber hochbegabt ist und mehrere
Sprachen fließend spricht, gibt als T.S. Spivet ein eindrucksvolles Kino-Debüt. In weiteren Rollen
brillieren u. a. Helena Bonham Carter (DARK SHADOWS, THE KING’S SPEECH) als seine Mutter
sowie die australische Charakterdarstellerin und Woody-Allen-Muse Judy Davis (TO ROME WITH
LOVE, ABSOLUTE POWER) als hysterische Kuratorin des Smithsonian Museum. DIE KARTE MEINER
TRÄUME ist sowohl in 2D als auch 3D ab dem 10. Juli im Kino zu sehen.
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Langinhalt
Der 10-jährige T.S. Spivet (Kyle Catlett) lebt auf einer
Ranch im Nirgendwo von Montana, wo man nicht viel
anderes machen kann, als auf Dosen zu schießen oder
Lassowerfen zu üben. Er stellt sich dabei nicht besonders
geschickt an, aber er verbringt gern Zeit mit seinem
Zwillingsbruder Layton ( Jakob Davies). Layton ist größer
als T.S. und ein richtiger kleiner Cowboy – ganz der Vater.
Mit T.S. kann der wortkarge Rancher und Western-Fan
Spivet (Callum Keith Rennie) wenig anfangen. Der Kleine
ist hochbegabt, zeichnet fast ununterbrochen, erstellt
Diagramme und tüftelt an neuen Erfindungen. Sogar die
Lehrer in der Schule treibt der selbst ernannte „Leonardo
da Vinci von Montana“ manchmal zur Weißglut, weil er
alles besser weiß. Wirklich.
Mit vollem Namen heißt T.S. übrigens Tecumseh
Sparrow, weil im Moment seiner Geburt ein Spatz gegen
das Küchenfenster geflogen ist. Das behauptet zumindest
seine Mutter Dr. Clair (Helena Bonham Carter). Sie hat
ihrem Sohn sogar das Skelett des Spatzen geschenkt. Dr.
Clair ist die Einzige, die T.S.’ Wissensdrang versteht und
fördert. Sie ist Insektenforscherin, eine Koryphäe auf
ihrem Gebiet, aber reichlich verschroben. Vor allem, seit
sie sich der Mission verschrieben hat, den sagenhaften
Tigermönchkäfer zu finden, dessen Existenz bislang nicht
belegt werden konnte. Manchmal fragt sich T.S., wie seine
Mutter und sein Vater jemals ein Paar werden konnten. Dr.
Clair und der Cowboy sind wie Tag und Nacht.
T.S.’ große Schwester Gracie (Niamh Wilson) findet
sowieso ihre ganze Familie doof. Gracie sieht sich im
Fernsehen am liebsten Schönheitswettbewerbe an und
malt sich eine glamouröse Zukunft als Schauspielerin aus,
vielleicht in New York – Hauptsache, raus aus dem öden
Montana!
An einem warmen August-Nachmittag sitzt T.S. mit
Gracie auf der Veranda und sieht ihr beim Maisputzen zu, als
das Telefon klingelt. Dr. Clair ist wie immer etwas zerstreut.
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Minuten vergehen, bis sie T.S. endlich mitteilt, dass der
Anruf für ihn ist. Sie hat völlig vergessen zu fragen, wer
ihren Sohn sprechen will. Am anderen Ende der Leitung
wartet Miss Jibsen, die Kuratorin des Smithsonian Instituts
in Washington – das Forschungs- und Bildungszentrum der
Nation! – und möchte Mr. Spivet sprechen: Er habe für sein
formidables Perpetuum mobile den renommierten BairdPreis gewonnen, und ob er bei der Gala vor dem Kollegium
sprechen könne. T.S. verschlägt es den Atem. Sein Vater sei
nicht da, sagt er, und legt auf.
T.S. will nicht lügen, aber er muss nach Washington!
Heimlich ruft er Miss Jibsen zurück, mit verstellter Stimme:
Danke, Mr. Spivet komme gern nach Washington. Dass
der Preisträger erst zehn Jahre alt ist, würde ihm sowieso
niemand glauben. Ausgerechnet heute fragt Dr. Clair, ob
T.S. sie auf eine Expedition begleiten möchte. Sie müssten
allerdings sehr früh los. Schweren Herzens schwindelt T.S.,
er müsse ein Projekt für die Schule fertigmachen.
T.S. behält sein aufregendes Geheimnis für sich und
packt heimlich seinen Koffer – für eine so weite Reise
eine echte Herausforderung. Fernglas, Rosinen, Teddy und
sein Talisman, das Spatzenskelett, müssen auch mit. Im
Morgengrauen schleicht T.S. die Treppe hinunter. Seinen
Eltern hinterlässt er eine knappe Notiz. Dr. Clair scheint
schon aufgebrochen zu sein. Ohne zu überlegen, steckt
T.S. das Notizbuch vom Schreibtisch seiner Mutter ein, als
Reiselektüre.
Den schweren Koffer schiebt T.S. in Laytons Bollerwagen.
Plötzlich blenden Scheinwerfer auf: Der Pick-up seines
Vaters kommt direkt auf ihn zu. Doch er fährt einfach an
ihm vorbei. Vater hat ihn wohl nicht gesehen. Oder wollte
er ihn nicht sehen? T.S. hat keine Zeit, lange darüber
nachzudenken. Wenn er den Zug um 5.44 Uhr erwischen
will, muss er sich beeilen. Zumal er nicht halten wird: Die
Güterzüge der Union Pacific donnern mehrmals täglich
durchs Tal, aber eine Station gibt es hier nicht. Auch daran
hat T.S. gedacht: Er malt das Eisenbahnsignal einfach mit
rotem Filzer an – stopp! Der Zug hält tatsächlich, und nach
einer halsbrecherischen Anfahrt, bei der sich der blinde
Passagier unter dem Waggon verzweifelt an die Kupplung
klammert, schafft es T.S. unbemerkt auf den Zug. Die lange
Fahrt von Westen nach Osten wird unerwartet komfortabel:
Der Zug transportiert ein nagelneues Wohnmobil.
T.S. zieht ein. Während vor dem Fenster die Landschaft
vorbeizieht, studiert T.S. das Album seiner Mutter. Doch
darin geht es ausnahmsweise nicht um Insekten, sondern
um ihre Söhne: T.S. und Layton. Dr. Clair hat alles
aufbewahrt – Fotos, Zeichnungen, die ersten Pflaster – und
Notizen dazu gemacht. Schlagartig begreift T.S., dass seine
Mutter keineswegs so abwesend ist, wie er oft dachte, und
dass sie ihn über alles liebt.
T.S. fühlt sich nun doch sehr einsam in seinem Abenteuer.
Sein einziger Gesprächspartner ist Layton, obwohl der
natürlich gar nicht wirklich da ist. Als der Zug in Nebraska
auf einem Rangierbahnhof Halt macht, traut sich T.S.
auszusteigen und steuert den Hotdog-Stand gegenüber an.
Zunächst kommt er jedoch nicht weit. Der Landstreicher,
der sich als Zweite Wolke (Dominique Pinon) vorstellt,
wirkt freundlich und lädt T.S. in seinen Waggon ein. Er ist
begeistert von T.S.’ Namen und erzählt ihm die Fabel vom
Spatz und der Kiefer, die dem kleinen Vogel als einziger
Baum Schutz bot und zur Belohnung auch im Winter ihre
Nadeln behalten darf. Als Naturwissenschaftler hält T.S. die
Geschichte für Humbug, aber es tut gut, endlich wieder mit
jemandem zu sprechen.
Als er sich seinen Hotdog holt, fällt T.S. eine Zeitung ins
Auge. Auf dem Titelblatt prangt seine Vermisstenanzeige.
Die beiden Polizisten, die neben T.S. warten, gucken auch
schon so komisch. Schnell nimmt er Reißaus.
Aus Land ist Stadt geworden. In Chicago ist für T.S.
Endstation. Seinen Koffer schließt er ein, das Wichtigste hat
er vorher umsichtig in einen Rucksack gepackt. Die Flucht
gelingt trotzdem nur knapp: Ein wütender Eisenbahnpolizist
will den kleinen Herumtreiber festnehmen, doch T.S. rennt
los und erreicht einen Kanal. In dem Moment öffnet sich
die Schleuse, mit einem Hechtsprung schafft es T.S. auf die
andere Seite. Dabei bricht er sich allerdings mindestens
zwei Rippen, und der kostbare Inhalt seines Rucksacks ist
kaputt – auch sein geliebtes Spatzenskelett.
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Der gutmütige Trucker Ricky ( Julian Richings) nimmt
den schwer angeschlagenen T.S. bis nach Washington mit
und setzt ihn sogar am Smithsonian ab. Endlich ist T.S. am
Ziel. Miss Jibsen ( Judy Davis) ist natürlich sprachlos, als
sie ihren kleinen Preisträger kennenlernt und stellt viele
Fragen. Spontan erzählt T.S. ihr, seine Eltern seien tot. Er
bereut es sofort.
Das geniale Waisenkind ist eine Sensation. T.S. besteht
darauf, seine Ansprache beim großen Galadinner selbst zu
halten. Endlich redet er sich das Geheimnis vom Herzen,
das ihn schon so lange quält: Sein Bruder Layton hat sich
dieses Jahr erschossen, ein schrecklicher Unfall. Layton
hatte in der Scheune schießen geübt, T.S. wollte die
Schallwellen der Schüsse messen und gibt sich die Schuld
an Laytons Tod. Die Wissenschaftler und Mäzene im Saal
sind tief gerührt, und die ehrgeizige Miss Jibsen wittert
ihre Chance: Damit ist die Sensation endgültig perfekt!
T.S. ist berühmt. Miss Jebsen schleppt ihren „Mozart
der Wissenschaft“ von einem Fototermin ins nächste
Radiostudio. Selbstverständlich hat er versucht, seine Eltern
zu erreichen, aber zu Hause auf der Ranch geht niemand ans
Telefon. An diesem Abend sitzt T.S. in einer TV-Talkshow.
Für seine wissenschaftlichen Erkenntnisse interessiert
sich der aalglatte Moderator natürlich kein Stück, nur für
seine tragische Familiengeschichte. Als Überraschungsgast
präsentiert er – auch für T.S. ein Riesenschock – Dr. Clair,
die Mutter des Wunderknaben, die doch angeblich tot ist …
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IN T ERV IEW m it
Es wirkt fast so, als wäre „Die Karte meiner Träume“
extra für Sie geschrieben worden. Wie sind Sie auf Reif
Larsens Roman gestoßen?
Nach MICMACS war mir nicht danach, erneut ein
eigenes Drehbuch zu verfassen. Ich mag die Abwechslung.
Also fragte ich den „Profi-Leser“ Julien Messemackers,
ob er interessante Bücher für mich wüsste. Julien hatte
damals ein Resümee von DIE FABELHAFTE WELT DER
AMÉLIE für mich geschrieben, als das Projekt noch in den
Kinderschuhen steckte – und es war
fabelhaft. Seine Zusammenfassung
beinhaltete praktisch schon alles,
was später auch im Film vorkam.
Das war mir in diesem Stadium eine
Riesenhilfe. Im Frühjahr 2010 drehte
ich gerade einige Werbespots in
Australien, als Julien anrief: „Hör
mal, du musst unbedingt das Debüt
dieses jungen amerikanischen Autors
lesen, ‚Die Karte meiner Träume‘
von Reif Larsen.“ Er schickte mir ein
Exemplar, ich nutzte meinen Jetlag und
hatte das Buch in ein paar Nächten
durch. Ich war hingerissen von dem
Protagonisten,
der
bewegenden
Geschichte, dem Reichtum an Details
und dem Ambiente: die Züge, Montana, das weite Land …
Haben Sie den Autor Reif Larsen persönlich kennengelernt?
Bei meinem ersten Treffen mit Reif Larsen sagte er zu
mir: „Als ich AMÉLIE sah, hatte ich das Gefühl, jemand
hätte in meinem Kopf herumgestöbert!“ Dann schenkte
er mir einen Bildband, den ich gerade selbst an all meine
Freunde verschenkt hatte. Wir sind Komplizen. Wir müssen
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verwandt sein! Reif und ich haben denselben Geschmack,
die gleichen Spleens und Schwärmereien, begeistern uns
für dieselben Dinge. Reif ist wie ich vor 30 Jahren! Er
war bis zum Schluss in das Projekt involviert, war am
Set dabei und ist sogar als Statist im Film zu sehen. Seit
wir uns kennen, schreiben wir uns regelmäßig E-Mails …
Jedenfalls wollte ich sein Buch sofort verfilmen. Denn ich
sah darin die Gelegenheit, einen Film zu machen, der sich
zwar einerseits in mein Universum einfügt, andererseits
aber auch ganz weit davon weg ist
– schon aufgrund der Sprache, der
weiten amerikanischen Landschaft
und dem Einsatz von 3D.
Es stand also von Anfang an fest,
dass Sie DIE KARTE MEINER TRÄUME
in 3D drehen?
Ja, anders war das Projekt gar
nicht vorstellbar. Im Buch ergänzt
Reif Larsen den Text durch kleine
Zeichnungen am Rand: Landkarten,
Skizzen, Stadtpläne, Porträts, Notizen...
Es lag auf der Hand, sie auch in den
Film einzubauen – da bot 3D natürlich
die besten Möglichkeiten. So können
die Zeichnungen aus der Leinwand
hervorhüpfen und durch den Kinosaal schweben, wie es
das Publikum liebt. Aber wie schon in AMÉLIE, sind die
Effekte der Handlung untergeordnet, die 3D-Technik dient
der Geschichte und der Poesie. Deshalb dachte ich schon
in 3D, während ich noch am Drehbuch saß. Außerdem
war es für mich eine Reise in die Vergangenheit: Als Junge
besaß ich einen View-Master (Gerät zur Betrachtung
von stereoskopischen Bildern, die als Dias auf einer
Pappscheibe stecken, zu sehen im Abspann des Films).
Diese 3D-Bilder faszinierten mich und führten auch zu
meinen ersten Versuchen als Filmemacher. Da war ich
gerade acht Jahre alt. Ich schrieb Dialoge, schnitt die
Scheiben auseinander, ordnete die Bilder neu an und
führte sie. Aber ich erinnere mich noch genau an den
Geruch, wenn der Projektor heiß lief. Wenn ich heute im
Auto sitze und der Kühler sich erhitzt, muss ich immer
sofort daran denken. Das ist meine persönliche Variante
von Prousts Madeleine. (In „Auf der Suche nach der
verlorenen Zeit“ erinnert das französische Gebäck den
Ich-Erzähler an seine Kindheit.)
Was hat Sie an der Geschichte von T.S. am meisten
berührt, als Sie den Roman lasen?
Abgesehen von vielen Aspekten, die mich ansprachen,
wie dem zwanghaften neurotischen Naturell des Kindes,
interessierten mich vor allem die unterschwelligen
Schuldgefühle. Wenn T.S. seine große Rede hält und in einem
einzigen Satz alles erklärt, ist das einfach überwältigend.
Beim Lesen bekam ich Gänsehaut. Das gab für mich den
Ausschlag: „Ich mache diesen Film“, sagte ich mir. Und sei
es nur um dieses einen Satzes willen.
Es ist das erste Mal, dass Sie in einem Film so direkt
und ohne Umschweife Gefühl zeigen, ganz besonders in
besagter Szene.
Das stimmt. In MICMACS lehnte ich jede Emotionalität ab,
ich sah ihn eher als Satire, als Cartoon. Das war ein Fehler,
denn ich hatte mir Pixar zum Vorbild genommen. Und die
Pixar-Filme sind hoch emotional. Das ist aber auch eine Frage
der Persönlichkeit: Manche holen die Geigen raus, andere
nicht. Ich bin sehr scheu, deshalb sind Gefühlsregungen bei
mir oft subtil, nur angedeutet. Aber in T.S. Spivets Geschichte
steckt ein großes Melodram. Da konnte ich gar nicht anders
– auch wenn ich dennoch eher zurückhaltend bleibe. Der
Mensch kann eben nicht aus seiner Haut.
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Reif Larsen and Kyle Catlett
Man hat den Eindruck, dass T.S. Spivet zur selben
Familie gehört wie Miette, ihre Heldin in DIE STADT DER
VERLORENEN KINDER, oder Amélie Poulain als Kind …
Ich sage es noch einmal: T.S. ist wie ich! Ich identifiziere
mich mit ihm. Dank seiner Fantasie gewinnt T.S. diesen
renommierten Preis. Aber als er dann im Rampenlicht
steht, will er bloß nach Hause auf seine Ranch. Genau wie
ich: Ich fühle mich immer fehl am Platz. Als ich zur Schule
ging, fragte ich mich, was ich dort soll. Von der Armee
fange ich lieber gar nicht erst an! Auch später fühlte ich
mich nie wirklich zu Hause, nicht beim Animationsfilm und
auch nicht im französischen Kino. Und in Hollywood ist
es noch schlimmer! Ich fühle mich nirgends wohl. Immer
bleibt das Gefühl, auf dem falschen Planeten gelandet zu
sein. Wenn ich die Nachrichten sehe, denke ich mir: „Was
mache ich eigentlich hier? Das muss alles ein Irrtum sein.“
Richtig wohl fühle ich mich nur, wenn ich mit Leuten
zusammenarbeite, die genauso leidenschaftlich bei der
Sache sind wie ich.
Sie haben den Roman gemeinsam mit Ihrem langjährigen
Schreibpartner Guillaume Laurant adaptiert. Wie sind Sie
vorgegangen?
Der Roman ist sehr umfangreich – über 400 Seiten –
und praktisch unmöglich zu adaptieren. Aber das machte
es ja gerade so spannend! Wir mussten uns von ganzen
Passagen verabschieden, kürzten Nebenhandlungen
– die Biografie von T.S.’ Ururgroßmutter, der ForscherClub in Washington – und konzentrierten uns ganz auf
die Geschichte von T.S. In unserer Fassung gewinnt
er den Baird-Preis für die Erfindung eines Perpetuum
mobile – das war Guillaumes Idee, und nicht für seine
virtuosen Landkarten, Diagramme und Illustrationen.
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Das Perpetuum macht optisch mehr her. Darüber hinaus
bauten wir seinen Bruder Layton im Zentrum der
Geschichte ein, gaben der Mutter eine wichtigere Rolle
– im Roman kommt sie gen Ende kaum noch vor – und
verdichteten T.S.’ Medienauftritte zu einem einzigen TVSpektakel. Das war viel Arbeit, fiel uns aber andererseits
ziemlich leicht, zumal wir aus einer Fülle großartigen
Materials schöpfen konnten. Das ist immer einfacher,
als bei null anzufangen. Viel Arbeit also, aber auch
ein großes Vergnügen. Mein Romanexemplar sah aus
wie ein Malbuch: Alles, was mir besonders gefiel oder
unverzichtbar erschien, wurde rot markiert; alles, was
ich so lala fand, gelb; was ich nicht mochte, wurde grün.
Dann schnitt ich die entsprechenden Seiten heraus und
sortierte sie in Mappen. Auf diese Weise konnte ich die
Geschichte neu strukturieren. Und ich hatte kein Problem
damit, die Seiten völlig neu zu mischen! Anschließend
setzten wir uns hin und fingen an zu schreiben.
Guillaume war wie immer für die Dialoge zuständig, ich
für die Beschreibungen. Wir tauschten uns per E-Mail
aus, verglichen, ergänzten, redigierten. Dann ließen wir
das Ganze von Fred Cassidy ins Englische übersetzen. Er
lebt in Los Angeles und hatte schon meinen letzten Film
LIFE OF PI: SCHIFFBRUCH MIT TIGER übersetzt.
Sie sprechen von Ihrem „letzten Film“, dabei haben Sie
den doch gar nicht gedreht.
Ein schöner Freud’scher Versprecher. (lacht) Ich habe
so lange an dem Projekt gearbeitet – es gab sogar schon
Storyboards –, dass es mir vorkommt, als hätte ich ihn selbst
gedreht! Aber ich habe mir Ang Lees Film selbstverständlich
angesehen. Den Mittelteil fand ich fabelhaft, allein schon
weil er eine Technologie nutzen konnte, die es vor drei
Jahren so noch gar nicht gab. Von dem computergenerierten
Tiger hätten wir damals nicht mal träumen können… Am
Anfang und Ende allerdings wurde einfach eins zu eins
die Vorlage übernommen, anstatt eine echte Adaption zu
schreiben. Außerdem muss der Film an die 150 Millionen
Dollar gekostet haben. Da sind zweifellos die Behörden
in Taiwan eingesprungen, mit denen Ang Lee ja gut steht.
Unser Budget betrug 80 Millionen, Fox wollte aber nicht
mehr als 60 investieren.
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Trauern Sie dem Projekt nach?
Nein, denn es hätte schlicht zu lange gedauert. Hätte
ich LIFE OF PI: SCHIFFBRUCH MIT TIGER tatsächlich
gemacht, hätte ich insgesamt sieben Jahre darauf
verwendet. Jeder Regisseur hat ein Herzblut-Projekt, das
er nie realisieren konnte. Für Marcel Carné war es „L’île
des enfants perdus“, für Tim Burton „Superman“ und für
Stanley Kubrick „Napoléon“. Für mich ist es eben „Life of
Pi“. Voilà. Klammer zu, Ende des Exkurses. (lacht)
Sie drehen bevorzugt im Studio. Das gilt sogar für
MATHILDE – EINE GROSSE LIEBE mit seinen Schlachtfeldern
und der bretonischen Landschaft. Diesmal mussten Sie
an Originalschauplätzen in den USA drehen – im weiten
Land, und noch dazu in englischer Sprache; erstmals seit
ALIEN – DIE WIEDERGEBURT, der in den Fox-Studios in
Hollywood entstand. War das eine Herausforderung?
Das alles zusammengenommen: Selbstverständlich!
Mein Englisch ist seit ALIEN – DIE WIEDERGEBURT
wesentlich besser geworden, ich brauche nicht mal mehr
einen Dolmetscher am Set. Aber das Wichtigste ist für
mich künstlerische Freiheit. In Frankreich haben wir das
Glück, dass wir abgesichert sind: Das Recht auf den Final
Cut ist gesetzlich geregelt. Das brachte mich auf die Idee,
einen amerikanischen Film als französische Produktion zu
realisieren: mit Frédéric Brillion, meinem Co-Produzenten
bei Epithète, und Gaumont. Produzent Francis Boespflug
hatte Gaumont das Projekt vorgeschlagen und sie waren
begeistert. Und unsere Co-Produzenten sind keine
Amerikaner, sondern Kanadier. Gedreht wurde in Quebec
– auf Französisch – und in der Provinz Alberta. Dorthin
weichen auch viele US-Produktionen aus, wenn sie
einen Ersatz für Montana brauchen, siehe BROKEBACK
MOUNTAIN. So behielten wir die Kontrolle über unseren
Film. Letzten Endes habe ich keinen Fuß auf amerikanischen
Boden gesetzt. Ach doch, einmal: Auf der Suche nach
geeigneten Locations war eine direkt an der Grenze
dabei, umgeben von Stacheldraht. Da stand ich wohl mit
einem Fuß auf der anderen Seite. Die Außenaufnahmen
in Chicago und Washington filmte unsere Second Unit.
Der einzige Amerikaner im Ensemble ist tatsächlich unser
kleiner Hauptdarsteller, Kyle Catlett. Helena Bonham
Carter ist Britin, Judy Davis Australierin und alle weiteren
Schauspieler sind Kanadier … Anfangs hatten wir den
Traum, die Berge, den Bach, die Blockhütten und unsere
Ranch an ein und demselben Ort zu finden, um dort auch
die Innenaufnahmen drehen zu können. Was waren wir
naiv! Wir haben lange gesucht, erst im Internet und dann vor
Ort. In Alberta fanden wir endlich den Berg, die verlassene
Gegend mit der Scheune und dem Bach. Dort bauten
wir unsere Ranch auf. Aus der Haustür hatte man einen
herrlichen Ausblick auf das Land und den Berg, traumhaft!
Die Innenräume der Ranch – und auch alle weiteren –
filmten wir in Montreal, das meiste im Studio. Jedenfalls
hatten wir ein Riesenglück, denn normalerweise ist es in
Alberta sehr windig. Aber als wir im Sommer 2012 drehten,
war es fast immer windstill. Wenigstens das Wetter war auf
unserer Seite! In Alberta fuhren wir in SUVs zu den Sets.
Staub wirbelte auf, wir hatten die Musik voll aufgedreht,
sahen unterwegs wilde Tiere… Es war unglaublich.
Die Naturaufnahmen in DIE KARTE MEINER TRÄUME
sind umwerfend, sinnlich und poetisch zugleich, wie in
den frühen Filmen von Terrence Malick. Und der 3D-Effekt
verstärkt diesen Eindruck noch.
Die Landschaften verlangten einfach danach. In 3D
wirken sie tatsächlich noch sinnlicher, fast greifbar.
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Naturaufnahmen können ziemlich frustrierend sein, weil
man nichts hinzu erfinden und nie alles unter Kontrolle
haben kann. Man sucht sich einfach den richtigen Ort
und sieht zu, dass man morgens früh genug da ist. Der
Kamerawinkel darf nicht zu nah und nicht zu weit sein.
Ich mag Perspektiven, aus denen ich ein Bild komponieren
kann. Dazu benutze ich Teleobjektive mit kurzer
Brennweite. Die Zugszenen gleichen das wieder aus. Das
war ein bisschen wie mit einer Modelleisenbahn zu spielen
– nur in Lebensgröße!
Das größte Problem war sicher, einen kleinen Jungen
zu finden, der den Film tragen kann. Aber Kyle Catlett
ist wirklich ein Wunderkind – genau wie T.S. Spivet. Wie
haben Sie ihn entdeckt?
Mithilfe einer tollen Casting-Agentin in Quebec,
die auch schon mit Denis Arcand gearbeitet hat: Lucie
Robitaille. Wir suchten in Montreal, Ottawa, Toronto,
Vancouver, New York, Los Angeles und London nach
Nachwuchstalenten. Ich weiß nicht, wie viele Jungen wir
uns angesehen haben … Jedenfalls war keiner von ihnen
besonders aufregend und ich machte mir allmählich
Sorgen. Also fragte ich Kandidat Nummer 2 und 3 für
Scorseses HUGO CABRET an. Da sagte mir Lucie, dass
ich beide schon gesehen und abgelehnt hätte. Panik!
Dann zeigte sie mir eines Tages diesen Screentest: Der
Junge war viel zu klein. Er war neun, sah aber aus wie
sieben. Und dennoch hatte er das gewisse Etwas, etwas
Schrulliges, Faszinierendes, Einzigartiges. Das war Kyle.
Ich meinte noch: „Das geht nicht, der ist viel zu klein für
die Rolle. T.S. soll eigentlich zwölf sein.“ Aber er ging mir
nicht mehr aus dem Kopf. Also skypten wir und Kyle legte
ein flammendes Plädoyer hin: „Ich kann auf Kommando
heulen, ich bin zäh, ich bin stark, ich bin Weltmeister
in Martial Arts bei den Kids unter sieben!“ Da war also
dieser unglaubliche kleine Kerl, der mir perfekt erschien
und auch die komischen Szenen verstand. Das war’s
dann: Ich war kaum in Kanada angekommen, da flog ich
schon weiter nach New York und machte ein paar Tests
mit Kyle. Zwei Tage überlegte ich hin und her, aber er
war so großartig, dass ich mich trotz seiner Größe für
ihn entschied. Er sollte mein T.S. Spivet sein. Und dann
erfuhr ich, dass er gerade am Tag zuvor für eine US-Serie
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unterschrieben hatte, „The Following“. Sein Agent hatte
geschwindelt. Uns hatte er erzählt, Kyle habe keine anderen
Angebote und stehe zur Verfügung. Wir hatten unsere
Zweifel, aber er war einfach zu gut. Also gingen wir das
Risiko ein und engagierten ihn. Einige Zeit später, unsere
Dreharbeiten hatten Halbzeit, ging dann seine Serie vor die
Kamera. Und damit fingen die Probleme an!
Inwiefern?
Wir hatten darauf gebaut, dass die Produzenten der
Serie uns entgegenkommen würden. Es ist ja nichts
Ungewöhnliches, dass Drehpläne von Schauspielern
kollidieren, da muss man sich eben abstimmen. Doch in
diesem Fall haben die keinen Finger gerührt, um uns zu
helfen. Also schrieb ich ihnen. Die Antwort kam direkt von
der Rechtsabteilung, die kundtat, dass Kyle ihnen gehört!
Wir wurden wirklich wie kleine Stinkekäse behandelt und
sind durch die Hölle gegangen, um unseren Drehplan in
Alberta an Kyles Termine anzupassen: Am Montag stand er
uns zur Verfügung, nicht aber am Dienstag; Donnerstag ja,
Freitag nein. Wir mussten ganz schön jonglieren. Zum Glück
drehte er wenigstens in New York und nicht in Los Angeles.
So nahm Kyle den Nachtflug und wurde im Hubschrauber
wieder abgeholt, wir arbeiteten die Wochenenden durch…
Das ändert aber alles nichts daran, dass er einfach umwerfend
ist! Einmal, als es so aussah, als müsste er DIE KARTE MEINER
TRÄUME wegen der Serie tatsächlich absagen, brach Kyle in
Tränen aus: „Aber ich will T.S. spielen. Ich bin T.S. Ich will
diesen Film unbedingt machen...“ Als Regisseur musste ich
wahre Wunder vollbringen, um den Film um Kyle herum zu
drapieren. Aber das wird keinem Zuschauer auffallen.
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Und wie war dann schließlich die Arbeit mit Kyle
Catlett? Wie haben Sie ihn geführt?
Vor Drehstart arbeiteten wir eine Woche lang mit
einem Coach und gingen gemeinsam das gesamte
Drehbuch durch. Er wirkte gelangweilt, machte sich aber
brav Notizen. Er schien überhaupt nicht bei der Sache
zu sein. Aber siehe da: Kyle hatte das Ganze auf seiner
Festplatte abgespeichert, von A bis Z! Der Coach war
zunächst auch während der Dreharbeiten dabei, um ihm
hin und wieder auf die Sprünge zu helfen: Was ist T.S.’
Motivation usw. Aber Kyle machte instinktiv alles richtig,
er brauchte keine Unterstützung. Später, beim zweiten Teil
des Drehs ohne Coach, ging ich davon aus, dass ich ihm
viel Zeit widmen müsste. Aber von wegen: Er kannte T.S.
inzwischen besser als ich! Ich erinnere mich besonders
an die Szene, in der er an den Eisenbahnpolizisten gerät.
Kyle spielte sie anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Er war viel selbstsicherer und frecher. Ich fand, dass er
ängstlicher wirken müsste, merkte aber gleich, dass Kyle
sich sträubte. Als ich dann die fertige Szene sah, wurde
mir klar, dass er völlig richtig lag: T.S. hat zu diesem
Zeitpunkt eine lange Reise hinter sich und schon einiges
erlebt. Er ist reifer geworden und hat keine Angst mehr.
Auch an seine große Ansprache im Smithsonian muss
ich oft denken. Das sind sieben, acht Minuten am Stück.
Plötzlich hielt Kyle inne. Der Coach gab ihm Zeichen,
aber er meinte nur: „Das ist kein Texthänger, ich setze
hier nur eine Pause. Falls ich meinen Text vergesse,
wackle ich mit dem Fuß.“ Ein echter Profi! Aber kein
kleines Monster, sondern einfach ein Kind, das man
auch wie ein Kind behandeln muss.
Wie haben Sie Ihre übrige Besetzung gefunden?
Mit Helena Bonham Carter wollte ich schon seit
Langem zusammenarbeiten – seit ich sie am Set von
David Finchers FIGHT CLUB traf und sie auf Französisch
zu mir sagte: „Ich würde jederzeit einen Film mit Ihnen
machen, wann Sie wollen!“ Ich mag ihre Erfindungsgabe
und ihre Verrücktheit. Die Rolle der Dr. Clair habe ich
ihr auf den Leib geschrieben. So was ist natürlich immer
riskant, aber als ich ihr das Drehbuch schickte, war sie
sofort begeistert. Es lief ganz unkompliziert – das gilt
übrigens auch für Helena selbst. Über die Besetzung der
übrigen Rollen diskutierte ich lange mit Lucie Robitaille.
Sie zeigte mir einige tolle Schauspieler aus Quebec und
stellte mir Casting-Agenten in Toronto und Vancouver vor.
So fanden wir unsere anderen Hauptdarsteller: Callum
Keith Rennie, der den Vater spielt und den man aus TVSerien wie „Kampfstern Galactica“ und „Californication“
kennt, Niamh Wilson als T.S.’ Schwester Gracie und
Jakob Davies als T.S.’ Bruder Layton – aus dem wir im
Film übrigens einen Zwillingsbruder gemacht haben,
weil wir keinen Kinderdarsteller finden konnten, der
noch kleiner war als Kyle.
Und Judy Davis, Ihre grandiose Kuratorin des
Smithsonian?
Dieser Part war am schwierigsten zu besetzen.
Ich habe viel über diese Figur nachgedacht – in
der Romanvorlage ist Jibsen ein Mann – und viele
Schauspieler und Schauspielerinnen kontaktiert, bevor
ich mich entschied. Eine Zeit lang war Kathy Bates im
Gespräch: Ihre Agenten richteten aus, dass sie mich
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anbetet, das Drehbuch liebt und unbedingt dabei sein
möchte. Dann zwei Monate Schweigen. Zwei Wochen
vor Drehbeginn flog auf, dass sie das Skript nie auch
nur gesehen hatte! Also schrieb ich Kathy direkt an und
schickte ihr das Drehbuch. Sie war hingerissen und
sagte zu. Doch bei dem vorgeschriebenen medizinischen
Check-up stellte sich heraus, dass sie Brustkrebs hat.
Das war natürlich ein Schock. Daraufhin wandten wir
uns an Robin Williams, der sofort Ja sagte – um wenige
Tage vor Drehstart wieder abzusagen! Unsere kanadische
Produzentin Suzanne Girard kam schließlich auf Judy
Davis. Zwei Tage, bevor die erste Klappe fiel, reiste sie
aus Sydney an. Das war ein Stress.
Ihr Freund Dominique Pinon durfte natürlich nicht
fehlen.
Es ging nicht ohne ihn. (lacht) Aber selbst das
war knapp. Wegen Kyles Doppelbelastung mussten
wir ja ständig den Drehplan umstellen. Beinahe hätte
Dominique nicht dabei sein können, denn er hatte ein
Theater-Engagement in Paris. An seinem Drehtag kam
er also in Montreal an und wir brachten ihn direkt zu
dem Eisenbahndepot, das wir zwischen Highways und
Einkaufszentren entdeckt hatten. Seinen Look kreierten
wir direkt vor Ort. Er drehte seinen Part noch in der
Nacht. Am nächsten Morgen setzten wir ihn wieder ins
Flugzeug, und so kam Dominique gerade rechtzeitig zum
ersten Vorhang in Paris an! Zum Glück hatte er seinen
Text drauf. Da er in den USA Englisch gelernt hat, gab es
keinerlei Sprachbarriere. Er ist perfekt als Zweite Wolke,
wirklich eine wundervolle Figur.
Auch hinter den Kulissen arbeiten Sie erneut mit
Ihrem eingespielten Team zusammen: Aline Bonetto
(Szenenbild), Madeline Fontaine (Kostüme), Nathalie
Tissier (Maske)… Allerdings arbeiten Sie diesmal mit
einem neuen Kameramann.
Wenn ich einen europäischen Film auf dem
amerikanischen Kontinent drehe, möchte ich vertraute
Kollegen um mich haben – meine Familie sozusagen.
Also nahm ich alle mit auf diesen Abenteuer-Trip.
Dazu zählen übrigens auch mein Skriptgirl, meine
Assistentin, mein Toningenieur, mein Cutter usw.
Auch Bruno Delbonnel (DIE FABELHAFTE WELT DER
AMÉLIE, MATHILDE – EINE GROSSE LIEBE) hätte ich
gern dabei gehabt, wir konnten schon MICMACS nicht
zusammen machen. Aber Bruno hatte gerade zwei USProduktionen gefilmt: DARK SHADOWS für Tim Burton
und INSIDE LLEWYN DAVIS mit den Coens. Da kam
ein drittes Projekt in Amerika nicht infrage, das hätte
ihn einfach zu lange von Frankreich und seiner Familie
ferngehalten. Also fing ich bei null an. Aber dank des
Internets steht uns ja die Welt offen! Ich sah mir möglichst
unvoreingenommen Arbeitsproben von sämtlichen
französischen Kameramännern an, als hätte ich noch nie
von denen gehört. Dabei stieß ich zufällig auf Thomas
Hardmeier. Ich mochte seine Bildgestaltung bei vielen
Filmen von Richard Berry und dem Science-FictionDrama CHRYSALIS von Julien Leclercq. Also trafen
wir uns. Thomas ist Deutschschweizer und hat einen
herrlich trockenen Humor, fast wie die Briten. Wir sahen
uns zusammen Bilder an, sprachen über den Einsatz von
3D, den Film… Er war mir gleich sympathisch.
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Gibt es bestimmte Filme oder auch Gemälde, an denen
Sie sich orientiert haben?
Die gibt es immer. Aber letzten Endes haben wir
den Film, den wir anfangs im Hinterkopf hatten, wieder
gestrichen: DIE ERMORDUNG DES JESSE JAMES DURCH
DEN FEIGLING ROBERT FORD. Diese ungesättigten Farben
gefallen mir sehr. Aber dadurch hätte DIE KARTE MEINER
TRÄUME eher wie ein Historienfilm gewirkt, und das war
ja nicht unser Ansatz. Außerdem eignet sich dieser Look
überhaupt nicht für 3D, denn 3D verlangt nach kräftigen
Farben und Kontrasten. Sonst sieht das nach nichts aus.
Optisch unterscheidet sich DIE KARTE MEINER
TRÄUME dennoch von ihren letzten Filmen – nicht nur, was
die Farbgebung angeht, sondern auch die Bildkomposition.
Stimmt. Einerseits wollte ich meinem Stil und meiner
Ästhetik treu bleiben, andererseits sollte DIE KARTE
MEINER TRÄUME kein typischer Jeunet werden. Das
bedeutet: weniger warme, goldene Farben, sondern
mehr „Normalität“, mehr Realismus. Zumal die Handlung
heute spielt und durchaus realistisch ist. Und was meinen
Sinn für Ästhetik angeht: Ich konnte mich hier ganz auf
die Schönheit der Landschaft verlassen und – wie sonst
auch – auf die Auswahl der Sets und Kostüme. Ich arbeite
nach wie vor bevorzugt mit kurzen Brennweiten. Wenn
man in 3D filmt, kann man allerdings nicht ständig die
Objektive wechseln. Das dauert zu lange. Also habe ich das
21-Millimeter-Objektiv einfach auf der Kamera gelassen –
ist mir ohnehin das Liebste – und bestimmt drei Viertel
des Films damit gedreht. Ich weiß gar nicht, ob die Bilder
wirklich so anders aussehen. Es ist wohl eher der 3D-Effekt,
der ihnen eine andere Dimension verleiht. Aber es ist
richtig, dass es weniger Kamerafahrten gibt. Und wenn
doch, dann sind sie langsamer – wegen der 3D-Technik.
DIE KARTE MEINER TRÄUME ist Ihr erster Film in 3D.
Sie haben eingangs gesagt, dass 3D integraler Bestandteil
des Projekts war. Wie haben Sie sich vorbereitet?
Das war vor allem Learning by Doing! Ich hatte
mir alles Mögliche angesehen, um die Möglichkeiten,
aber auch die Grenzen von 3D zu begreifen; die Dos
and Don’ts, was funktioniert und was nicht. Dabei fiel
mir auf, dass viele US-Filme in 2D gedreht und erst
nachträglich in 3D konvertiert werden. Das gibt ein
Massaker! Ich habe kaum Filme gefunden, die von
vornherein in 3D geplant waren. Eigentlich nur LIFE OF
PI: SCHIFFBRUCH MIT TIGER von Ang Lee und HUGO
CABRET von Martin Scorsese – dessen Stereograf ich
übrigens engagiert habe: Demetri Portelli. Als Demetri
in Paris HUGO CABRET drehte, schrieb er mir nämlich,
dass er gern mit mir arbeiten würde. Während ich
das Drehbuch verfasste, dachte ich in 3D; während
ich Storyboards zeichnete, dachte ich in 3D. Ich habe
sogar die Figuren schraffiert, damit sie dreidimensional
wirken. Beim eigentlichen Dreh und auch in der
Postproduktion waren die 3D-Effekte natürlich ständig
Thema. Jetzt geht es darum, dass der Film in den Kinos
auch korrekt projiziert wird. Das ist ein Kampf, der
viel Zeit, Geld und Energie kostet. 3D steckt immer
noch in den Kinderschuhen, wir sind gewissermaßen
die Versuchskaninchen. So waren wir beispielsweise
die Ersten, die die neue Digitalkamera Alexa M von
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Technovision benutzt haben. Sie ist so winzig, dass sie
mit einem Kabel an den Recorder angeschlossen wird.
Und wir haben Lichtleiterkabel verwendet, die können
nämlich bis zu 300 Meter lang sein. Lichtleiter ziehen
nur leider Staub an. Wenn man zwei Stunden auf eine
schöne Wolke am Himmel gewartet hat und loslegen will,
heißt es dann gern mal: „Wir haben da ein Problem.“ Da
könnte man zum Mörder werden!
Wie stark hat die neue Technik den Dreh beeinflusst?
Sehr, versteht sich. Man muss so viel beachten. Aber
das macht es umso spannender. So ist es ja mit allem, was
neu ist. Aber die Technik setzt eben auch Grenzen. Die
Schauspieler durften sich vor der Kamera nicht zu schnell
bewegen; der Vordergrund durfte nicht zu überladen sein;
und bloß keine Spiegelungen – also auch keine blanken
Oberflächen –, das schädigt die Augen. Deshalb setzte
ich auf ruhige, beschauliche Bilder. Alles muss sorgfältig
arrangiert werden, um den 3D-Effekt zu verstärken.
Deshalb war die Arbeit der Requisite und meiner
Produktionsdesignerin Aline Bonetto besonders wichtig.
Das Gleiche gilt für Madeline Fontaine und ihre Kostüme:
Wenn man in 3D filmt, spielt die Auswahl der Stoffe eine
große Rolle. Manche kommen besser zur Geltung als
andere. Während wir drehten, rannte ich ständig vom Set in
das Zelt, in dem unsere 3D-Bildschirme standen. So konnte
ich immer gleich überprüfen, wie das Material aussah und
ob wir alles hatten, was wir brauchten. T.S.’ Notizen und
Illustrationen bauten wir erst in der Postprodukton ein.
Die Zuschauer lieben es, wenn ihnen aus der Leinwand
Gegenstände entgegenfliegen, als könnte man sie greifen.
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In einem Werbespot kann man so was gut machen, aber
bei einem Spielfilm muss es inhaltlich passen – so wie hier.
Diese kleinen Zeichnungen, Spivets Erfindungen, sehen
aus wie Gespenster, wie Träume, die aus den Buchseiten
heraus und uns regelrecht ins Gesicht springen.
Neben Kameramann Thomas Hardmeier haben Sie mit
Komponist Denis Sanacore noch einen „Neuen“ im Team.
Da wir eine französisch-kanadische Co-Produktion
sind, erschien es mir logisch, mit einem kanadischen
Komponisten zu arbeiten. Aber nicht mit den Großen wie
Howard Shore oder Mychael Danna. Deren Stil ist mir etwas
zu pompös aufdringlich. Ich hatte immer eine Schwäche
für die unkonventionelleren Kollegen: Carlos d’Alessio,
Yann Tiersen, Angelo Badalamenti, Raphaël Beau … Mein
Wegweiser war, wie schon bei Thomas, wieder das Internet.
Ich hörte mir alles an, was zurzeit in Kanadas Musikszene
passiert – es waren bestimmt 400 Musiker. Einer beschrieb
sich so: „Schreibt Musik und wechselt Reifen.“ Da
sehen Sie mal, wie tief ich da eingestiegen, wie weit ich
vorgedrungen bin! Schließlich stieß ich auf die Website von
Denis Sanacore, der noch nie ein Album aufgenommen
und noch nie mit Film zu tun hatte. Zusammen mit seiner
Frau bildet er das Duo Sanacore: Er spielt Gitarre, sie
Violine. Die beiden haben ein breit gefächertes Repertoire
und treten bei Hochzeiten auf. Jedenfalls stand auf seiner
Seite auch eine Melodie, die er selbst komponiert hatte.
Die war ideal für Spivet: ein bisschen Country, etwas Folk,
aber sehr gefühlvoll. Als ich in Quebec ankam, hörte ich
mir noch mehr von ihm an und bat um ein Treffen. Denis
war total überrascht. Ich machte ihm das gleiche Angebot
wie Raphaël Beau bei MICMACS: „Schreib mir 30 Stücke.
Ich kann nicht garantieren, dass ich sie wirklich verwende.
Aber wenn sie mir gefallen, machst du den Soundtrack.“ Er
sagte zu und schickte mir jede Woche neue Kompositionen.
Denis ist genial, seine Melodien gehen einem nicht mehr
aus dem Kopf. Und dann, eines Drehtages, unterlegte Julien
Lecat, der unser Making-of macht und eine vorläufige
Schnittfassung des Films vorliegen hatte, eine Szene mit
Sanacore. Perfekt! Denis bekam den Auftrag. Genauso lief
es mit Yann Tiersen: Er steuerte einige Stücke bei, die ich
in einzelnen Szenen oder Bildfolgen verwendete. Irgendwo
passte es immer. Zwei oder drei seiner Stücke sind sogar
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gezielt für bestimmte Szenen entstanden, aber Yann braucht
grundsätzlich viel Freiraum. Einiges, was Yann in seinem
Wohnzimmer aufgenommen hatte, wollten wir eigentlich im
Studio neu einspielen: Zwischendurch geht er ans Telefon
oder der Hund knurrt. Diese Atmosphäre hätten wir im
Studio aber niemals einfangen können, deshalb blieben wir
bei der ersten Version. Ich liebe solche Zufallstreffer.
Was war das Schwierigste bei diesem Film?
In erster Linie die Terminprobleme mit Kyle. Und dann
die Gewerkschaftsauflagen in Alberta. Uns Franzosen ist
gar nicht bewusst, wie viel Bewegungsfreiheit wir am Set
genießen. Alles ist viel entspannter und flexibler. Dann
natürlich die technischen Anforderungen durch 3D, denn
in der Praxis ist das sehr kompliziert. Und schließlich:
den Drang zu unterdrücken, einen oder zwei US-Agenten
umzulegen – die größten Lügner der Welt.
Vor welcher Szene hatten Sie am meisten Manschetten?
Vor T.S.’ Rede im Smithsonian. Denn das ist die wichtigste
Szene, der ganze Film hängt davon ab. Am ersten Drehtag,
der dafür angesetzt war, fand Kyles Mutter, dass er noch
nicht bereit war. Sie können sich vorstellen, wie mir an Tag
zwei zumute war. Ich besuchte Kyle in seinem Trailer und
fragte, ob alles okay sein. Darauf er: „Yeah, alles cool!“ Also
fragte ich, ob er seinen großen Auftritt lieber vor Publikum
– also den Statisten – oder erst mal allein drehen möchte.
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Kyle: „Es wäre gut, wenn die dabei sind, das könnte helfen.“
Da stand nun also dieser kleine Kerl mit seinen zehn Seiten
Text vor 130 erwartungsvollen Komparsen. „Action!“ Und
nach zwei Takes war das Ding komplett im Kasten.
Und auf welche Szene haben Sie sich am meisten gefreut?
Na, auf diese! Kyle hat das so toll gemacht. Und ich
wusste: Mit dieser Szene im Kasten haben wir einen Film.
Kurz darauf hieß es dann, dass Kyle wegen der Serie nicht
mehr zur Verfügung steht. Da sagte ich mir: Wir haben
seine Ansprache, wir haben die schwierigsten Szenen, das
Schlimmste ist vorbei. Wir können jetzt nicht aufhören, wir
müssen uns eben was einfallen lassen. Und das taten wir!
Glücklicherweise hatten wir in Montreal schon abgedreht,
bevor es anschließend nach Alberta ging. Sonst hätten wir
ein echtes Problem gehabt.
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Die Charaktere
FAMILIE SPIVET
Schwer zu sagen, wer das „normalste“ Mitglied der
Spivet-Familie ist. Da wäre der Sohn, der seinen Altersgenossen weit voraus ist; der Vater, der hundert Jahre zu
spät geboren wurde; die Schwester, die unbedingt ein
Star werden möchte, und die Mutter jagt einem Käfer
nach, der womöglich ebenso ein Mythos ist wie das Einhorn. Also, eigentlich ist Layton der Normalste …
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Jean-Pierre Jeunet über
Kyle Catlett
T.S. SPIVET
Er ist erst zehn, weiß aber mehr als mancher 40-Jährige.
Dank seiner lebhaften Fantasie, unstillbaren Neugier und
außergewöhnlichen Beobachtungsgabe gilt T.S. als Montanas
Antwort auf Leonardo da Vinci. Wenn er ein Magnetrad
oder Perpetuum mobile ausklügelt, ist er mehr in seinem
Element, als wenn er seinem Vater auf der Ranch zur Hand
geht. Und seine Socken passen auch nicht immer zusammen.
Bevor er noch länger zu Hause herumhängt, fährt er lieber
allein nach Washington, um sich mit Amerikas Koryphäen,
den hohen Tieren der Wissenschaft, zu messen. Während
er unterwegs über paradoxe Fragen sinniert – „Wie kann
es sein, dass der Mensch so viele rechte Winkel baut, wenn
sein Verhalten doch so unlogisch ist?“ –, muss T.S. ständig
an seine Familie denken, die er auf der Ranch in Montana
zurückgelassen hat …
„Ein unglaublicher kleiner Kerl. Mit seinen zehn Jahren
hat er schon mehr erlebt, als die meisten Menschen
in ihrem ganzen Leben. Er ist hochintelligent und ein
brillanter Schauspieler. Kyle ist völlig unbefangen, besitzt
komisches Talent, einen tollen Sinn für Timing und große
Wandlungsfähigkeit. Leichte Komödie liegt ihm genauso
wie ernste, gefühlvolle Stoffe. Das war mir schon während
der Dreharbeiten klar, aber im Schnitt fiel es mir noch
stärker auf. Jeden Tag entdeckte ich in seinem Spiel eine
neue Nuance, vor allem in den Gruppenszenen, in denen
er am Rande sein Ding machte, obwohl es niemand anders
sah. Aber alles war immer genau auf den Punkt. Er ist zwar
klein, aber unfassbar stark und hat dafür gekämpft, dass er
seine Stunts selbst machen darf. Nur einmal habe ich ihn
weinen sehen, weil ihm etwas Furchtbares passiert war:
Ihm war eine Grille abhanden gekommen! Kyle hat nie
schlappgemacht, weder körperlich noch seelisch. Er blieb
immer konzentriert, war nie müde oder quengelig, sondern
immer glänzend aufgelegt. Er strahlt von innen!“
Kyle Catlett, 2002 in den USA geboren, spricht sechs
Sprachen, darunter Russisch (seine Mutter ist russischer
Herkunft) und Mandarin. Er war drei Jahre in Folge
Weltmeister in Mixed Martial Arts und vertrat die USA 2010
im Wushu-Juniorenkader. Mit sieben Jahren stand er für
erste Werbespots vor der Kamera und übernahm bald erste
TV-Rollen. So fiel Kyle in den US-Serien „Mercy“ (2009),
„Unforgettable“ (2009) und vor allem in „The Following“
(2013) neben Kevin Bacon auf. Für seine Hauptrolle in
Jacob Sillmans Kurzfilm THE PALE OF SETTLEMENT wurde
er 2013 beim Greenville International Film Festival zum
Besten Darsteller gekürt. DIE KARTE MEINER TRÄUME ist
sein erster Kinofilm.
FILMOGRAFIE (Auswahl)
2013 DIE KARTE MEINER TRÄUME
2013 The Following
2011 Unforgettable
2009 Mercy
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SEINE MUTTER
Die attraktive, ziemlich schrullige Dr. Clair ist Expertin
für Grashüpfer und Insekten im Allgemeinen. Die längste
Zeit ihres Lebens hat sie damit zugebracht, die winzigen
Geschöpfe mit der Lupe zu untersuchen und in Gattungen
und Arten einzuteilen. Nebenbei verheizt sie Toaster.
Eines Tages ließ sie alles stehen und liegen, um sich ganz
ihrer großen Mission zu verschreiben: den legendären
Tigermönchkäfer aufzuspüren. Obwohl es gut möglich
ist, dass er gar nicht existiert. Die Kinder sehen Dr. Clair
nie ohne ihr taxonomisches Lexikon. Zwar fördert sie T.S.’
Begabung, schließlich hat er Fantasie und Forschungsdrang
von ihr geerbt. Trotzdem findet T.S., dass seine Mutter in
letzter Zeit kaum für ihn da war. Das gilt übrigens auch für
den Rest der Familie.
Jean-Pierre Jeunet über
Helena Bonham Carter
„Als Schauspielerin liebe ich sie sehr. Sie ist so
einfallsreich, dass ich manchmal das Gefühl hatte, einen
Porsche gerade mal mit lächerlichen 20 km/h zu fahren.
Aber diese 20 km/h hatten es in sich! Als Dr. Clair zeigt
sich Helena ganz anders, als man sie sonst kennt. Es war
eine Freude, mit ihr zu arbeiten. Sie ist heiter unbeschwert
und tiefsinnig zugleich, kann schrill, aber gleichzeitig
sensibel sein. Und sie scheut vor nichts zurück. Wir drehten
eine lange Einstellung, in der sie sich zwischen Dolly
(Kamerawagen) und Schienen werfen musste. Helena
bestand darauf: „Ich habe Gymnastik gemacht, dann kann
ich auch das für dich tun“. Sie machte es 35 Mal. Ihre
Knie waren schon blutig geschlagen, aber sie hielt durch.
Manchmal spielte sie eine Szene à la Tim Burton, nur zum
Spaß. Helena ist völlig unkompliziert. Ich sehe sie noch vor
mir, wie sie abends vor unserem Hotel in Pincher Creek
saß und ihren Hamburger aß. Direkt gegenüber parkten
die Transporter von den Jungs, die bei den Bohrlöchern
arbeiten oder Rodeos reiten. Und alle fragten sich: ‚Wer
zum Teufel ist das denn?‘“
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Helena Bonham Carter wurde 1966 in London geboren.
Ihre Familie ist seit Generationen in der Politik aktiv,
doch Helena wurde Schauspielerin. Ihre erste Kinorolle
in ZIMMER MIT AUSSICHT („A Room with a View“, 1985)
machte sie berühmt. Mit Regisseur James Ivory drehte sie
daraufhin auch MAURICE (1987) und WIEDERSEHEN IN
HOWARDS END („Howard’s End“, 1992). In der Folge stand
sie weiterhin für Kostüm-Klassiker wie HAMLET (1990)
von Franco Zeffirelli, MARY SHELLEYS FRANKENSTEIN
(„Frankenstein“, 1994) von Kenneth Branagh oder WAS
IHR WOLLT („Twelfth Night“, 1996) von Trevor Nunn vor
der Kamera, drehte aber auch mit Woody Allen GELIEBTE
APHRODITE („Mighty Aphrodite“, 1995) oder David Finchers
Kultfilm FIGHT CLUB (1999). Für DIE FLÜGEL DER TAUBE
(„The Wings of the Dove“, 1997) erntete sie eine Oscar®Nominierung als Beste Hauptdarstellerin. Seit PLANET
DER AFFEN („Planet of the Apes“, 2001) ist sie Tim Burtons
Lieblingsschauspielerin (und Lebensgefährtin) und wirkte
auch in allen seinen nächsten Filmen BIG FISH (2003),
CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK („Charlie and
the Chocolate Factory“, 2005), CORPSE BRIDE – HOCHZEIT
MIT EINER LEICHE („Corpse Bride“, 2005), SWEENEY
TODD: DER TEUFLISCHE BARBIER AUS DER FLEET STREET
(„Sweeney Todd“, 2007), ALICE IM WUNDERLAND („Alice
in Wonderland“, 2010) sowie DARK SHADOWS (2012) mit.
Bekannt ist Helena Bonham Carter auch als die grausame
Bellatrix Lestrange in den letzten vier Filmen der HARRY
POTTER-Reihe. Zu ihren Kinoerfolgen zählen außerdem
der mit vier Oscars® gekrönte THE KING’S SPEECH (2010)
und das Musical LES MISÉRABLES (2012). Die Times
nahm Helena Bonham Carter in ihre Liste der zehn besten
britischen Schauspielerinnen aller Zeiten auf.
FILMOGRAFIE (Auswahl)
2013 DIE KARTE MEINER TRÄUME
2013 Lone Ranger
2012 Les Misérables
2012 Große Erwartungen
2012 Dark Shadows
2010 The King’s Speech
2010 Alice im Wunderland
2009 Harry Potter und der
Halbblutprinz
2007 Harry Potter und der Orden
des Phönix
2005 Charlie und die
Schokoladenfabrik
2001 Planet der Affen
1999 Fight Club
1997 Die Flügel der Taube
1994 Mary Shelleys Frankenstein
1992 Wiedersehen ins Howards End
1985 Zimmer mit Aussicht
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Szene X dran. Ich weiß ja nicht, ob du das hinkriegst. Du
taugst nichts, du bist so ein Hitzkopf – das wird sicher
katastrophal!‘ Zuerst war er vor den Kopf gestoßen, aber
dann begriff er, dass ich bloß Spaß machte und entspannte
sich zusehends. Damit habe ich ihn rumgekriegt, und unser
kleines Spielchen wurde zur Gewohnheit: ‚Was für eine
tolle Einstellung! Mit deinem Bart und der schimmernden
Haut vor dem blauen Himmel siehst du aus wie aus einem
Sergio-Leone-Western. Das haut einen um. Nur schade,
dass du so ein miserabler Schauspieler bist!‘ Ich ließ mich
nicht aus der Ruhe bringen, egal wie Callum sich aufführte.
Und Callum wusste das. Letztlich haben wir uns prächtig
verstanden. Er ist fantastisch in der Rolle.“
SEIN VATER
T.S.’ Dad ist mit Leib und Seele Cowboy, sieht mit
seinem zerfurchten Gesicht auch wie einer aus und wirkt
etwas aus der Zeit gefallen. Reden ist für ihn eine lästige
Pflicht, ähnlich wie Pferde beschlagen. Wenn er doch mal
den Mund aufmacht, schweift sein Blick zum Horizont.
Er sieht dich nie direkt an. In seinem Büro finden sich
ein Schrein für Billy the Kid, ein ausgestopfter Puma und
ganze Sammlungen von Hufeisen und Stiefeln – das reinste
Western-Museum. Seinen Sohn Layton liebt er über alles
und kann überhaupt nicht verstehen, kapiert einfach nicht,
wie T.S. so aus der Art schlagen konnte, dass auch T.S.
von ihm sein soll. Der kann weder mit einem Gewehr
noch mit dem Lasso umgehen, nicht mal mit einer Hacke.
Stattdessen präsentiert er eine bescheuerte Erfindung nach
der anderen, das Weichei!
Jean-Pierre Jeunet über
Callum Keith Rennie
Callum Keith Rennie wurde 1960 in England geboren und
wuchs im kanadischen Alberta auf. Seine Laufbahn begann
mit 25 Jahren als Theaterdarsteller in Edmonton. Bald folgten
erste TV- und Filmrollen in Vancouver. Callum trat in einer
Vielzahl von Serien auf („Ein Mountie in Chicago“, „Akte X“,
„Highlander“, „Mein Leben als Hund“, „24“, „The Killing“,
„The Firm“), ist aber vor allem als Zylonen-Bösewicht
Leoben Conoy aus „Battlestar Galactica“ (2004–2009) und
als Rocker Lew Ashby in „Californication“ (2008–2013)
bekannt. In den kanadischen Independent-Erfolgen DOUBLE
HAPPINESS (1994, mit Sandra Oh) und HARD CORE
LOGO (1996) war er erstmals auf der Leinwand zu sehen.
Zu seinen weiteren Filmen zählen EXISTENZ (1999) von
David Cronenberg, Christopher Nolans MEMENTO (2000),
BUTTERFLY EFFECT mit Ashton Kutcher, BLADE: TRINITY
(beide 2004), UNSICHTBAR – ZWISCHEN DEN WELTEN („The
Invisible“, 2007) von David S. Goyer, AKTE X – JENSEITS DER
WAHRHEIT („The X Files: I Want to Believe“, 2008) und FALL
39 („Case 39“, 2009) von Christian Alvart.
FILMOGRAFIE (Auswahl)
„Ein kurzer Screentest mit Callum Keith Rennie genügte
und ich wusste, dass er mit seinem tollen Gesicht den
perfekten Vater abgeben würde. Callum hatte bislang
vor allem Fernsehen gemacht und war etwas nervös
und verkrampft, zumal ich bei der Arbeit mit meinen
Schauspielern sehr penibel bin. Er wurde sogar ein wenig
aggressiv. Da habe ich ihn absichtlich getriezt: ‚Morgen ist
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2013 DIE KARTE MEINER TRÄUME
2009 Fall 39
2008 Akte X – Jenseits der Wahrheit
2007 Seide
2006 Snow Cake
2004 Blade: Trinity
2004 Butterfly Effect
2003 Paycheck – Die Abrechnung
2000 Memento
1999 eXistenZ
LAYTON, SEIN BRUDER
Layton ist sogar T.S.’ Zwillingsbruder, aber sie sind nicht
eineiig und könnten kaum unterschiedlicher sein. Die gute
Fee hat Layton zwar etliche Zentimeter mehr beschert, aber
dafür hat T.S. mehr im Kopf. Layton schießt gern mit seiner
Winchester, und zwar auf alles, was sich bewegt – von der
Blechbüchse (am Schwanz der Katze) bis zum Kojoten.
Der kleine Cowboy kommt ganz nach seinem Vater. Eines
Tages übernimmt er bestimmt die Spivet-Ranch.
Jean-Pierre Jeunet über
Jakob Davies
Schauspieler, sehr lieb und höflich. Alle im Team hatten ihn
gern. Er nimmt die Schauspielerei sehr ernst und übt wahrscheinlich zu Hause, so gut vorbereitet, wie er zur Arbeit
erscheint. Fast schon zu gut. Da ist es manchmal schwer,
ihn zu führen. Aber was er macht, das macht er perfekt.“
Jakob Davies stammt aus Kanada. Nach ersten
Werbeauftritten erhielt er bald erste TV- und Filmrollen
und hat bereits in 20 Produktionen mitgewirkt. Bekannt
wurde er als Lex Luthor in der Serie „Smallville“ (2010) und
als Pinocchio in „Once Upon a Time – Es war einmal …“
(2011–2013). Zu seinen Kinofilmen zählt das MysteryDrama THE TALL MAN (2012) mit Jessica Biel.
FILMOGRAFIE (Auswahl)
„Jakob haben wir erst recht spät gefunden, denn wir
suchten lange nach einem noch kleineren Jungen als
Kyle. Ein Ding der Unmöglichkeit! Also machten wir im
Film aus den Brüdern Zwillinge. Jakob ist ein fabelhafter
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2013 DIE KARTE MEINER TRÄUME
2012 Das gibt Ärger
2012 The Tall Man
2011 Once Upon a Time – Es war einmal …
2011 Gregs Tagebuch 2 – Gibt’s Probleme?
2010 Smallville
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GRACIE, SEINE SCHWESTER
Gracie fragt sich jeden Tag aufs Neue, was sie bei dieser
Hinterwäldler-Familie in der kulturlosen Provinz verloren
hat. Ihr Ziel ist Hollywood, Glamour und Ruhm. Bei jeder
Gelegenheit gibt sie zu Hause die verhinderte Diva. Aber
vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht, wenigstens die
Schwester einer Berühmtheit zu sein…
Jean-Pierre Jeunet über
Niamh Wilson
„Niamh entdeckten wir bei einem Casting-Termin in
Toronto. Sie hob sich von allen anderen ab. Bei einer
Figur wie Gracie – ein unausstehlicher Teenager – läuft
man Gefahr, dass sie schnell nervt. Aber Niamh schafft es,
dass man mit ihr fühlt. Sie hat die seltene Fähigkeit, auf
Kommando Gefühle zu zeigen. Als die Szene kam, in der
sie T.S. im Fernsehen sieht, betonte ich noch einmal, dass
sich Gracie hier nicht, wie sonst, über ihren Bruder lustig
macht, sondern total zusammenbricht. Niamh sah mich nur
an und – zack! fing sie an zu weinen. Wir brauchten nur
einen einzigen Take. Stark!“
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Niamh Wilson kam 1997 im kanadischen Oakville,
Ontario, zur Welt und spielte schon als Fünfjährige in dem
TV-Drama „Chasing Amy“. Zwei Jahre später war sie die
Titelheldin des Mystery Thrillers „Haunting Sarah“, was ihr
einen Young Artist Award einbrachte. 2006 übernahm sie in
den Horrorfilmen THE MARSH und SAW 3 („Saw III“) erste
Kinorollen und fiel in der Serie „Runaway“ neben Donnie
Wahlberg auf. 2012 konnte sie erstmals ihr komisches Talent
unter Beweis stellen: Für die Familienserie „Debra“ erhielt
sie einen weiteren Young Artist Award, diesmal als Beste
Hauptdarstellerin in einer TV-Serie.
FILMOGRAFIE (Auswahl)
2013
2011
2008
2007
2006
2005
2003
DIE KARTE MEINER TRÄUME
Falling Skies
Saw 5
Saw 4
Saw 3
Haunting Sarah
Chasing Alice
MISS JIBSEN, DIE KURATORIN
DES SMITHSONIAN MUSEUM
Insgeheim ist Miss Jibsen überzeugt, dass das
renommierte Institut – „die Schatzkammer der Nation“ –
ohne sie nicht läuft. Für T.S. verkörpert sie wissenschaftliche
Kompetenz, aber er ist ja auch erst zehn. Er würde seine
Gönnerin niemals bloßstellen, vorführen, auflaufen lassen
– obwohl ihm der Gedanke durchaus gekommen ist…
Jean-Pierre Jeunet über
mich zum Lachen!‘ Und das hat sie. Judy ist sehr witzig, es
macht Spaß, mit ihr zu arbeiten. Sie ist das Comic-ReliefElement der Geschichte, die ja letztlich ganz schön ernst
ist. Durch den Kontrast kommen T.S.’ Gefühle umso stärker
zur Geltung.“
Judy Davis wurde 1955 in Perth, Australien, geboren
und schloss 1977 ihre Ausbildung am National Institute
of Dramatic Arts ab. Zwei Jahre danach fiel sie in MEINE
BRILLANTE KARRIERE („My Brilliant Career“, 1979) von
Gillian Armstrong auf. Die Rolle brachte ihr die erste von
vielen Auszeichnungen ein. Sie hat mit vielen namhaften
Regisseuren zusammengearbeitet: Mit David Lean drehte sie
REISE NACH INDIEN („A Passage to India“, 1984), mit den
Coen Brothers BARTON FINK und mit David Cronenberg
NAKED LUNCH (beide 1991). Clint Eastwood besetzte Judy
Davis in ABSOLUTE POWER (1997) und Sofia Coppola in
MARIE ANTOINETTE (2006). Für Fred Schepisis IM AUGE
DES STURMS („The Eye of the Storm“, 2011) kürte das
Australian Film Institute sie zur Besten Hauptdarstellerin.
Am häufigsten stand sie jedoch für Woody Allen vor der
Kamera, nachdem sie sich 1980 kennengelernt hatten,
so in EHEMÄNNER UND EHEFRAUEN („Husbands and
Wives“, 1992), HARRY AUSSER SICH („Deconstructing
Harry“, 1997), CELEBRITY – SCHÖN, REICH, BERÜHMT
(„Celebrity“, 1998) und zuletzt in TO ROME WITH LOVE
(2012). Als Titelstar von „Life with Judy Garland: Me and
My Shadows“ (2001) gewann Judy Davis ihren zweiten
Golden Globe.
FILMOGRAFIE (Auswahl)
Judy Davis
„Judy kam in letzter Minute, an einem Freitagabend.
Übers Wochenende entwarfen wir einen Look für sie: Sie
probierte drei Anzüge an, wir suchten eine Brille aus, ihre
Frisur ließen wir, wie sie war. Montagmorgen hieß es dann:
‚Action!‘ Da wir so wenig Zeit hatten, gab ich Judy eine
einzige Regieanweisung: ‚Sei einfach du selbst und bring
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2013 DIE KARTE MEINER TRÄUME
2012 To Rome with Love
2006 Marie Antoinette
2003 Gegen den Strom
1998 Celebrity – Reich, schön, berühmt
1997 Absolute Power
1996 Blood & Wine – Ein tödlicher Cocktail
1992 Ehemänner und Ehefrauen
1991 Naked Lunch
1991 Barton Fink
1991 Verliebt in Chopin
1984 Reise nach Indien
1979 Meine brillante Karriere
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JEAN-PIERRE JEUNET
(Regie, Drehbuch, Produktion)
Jean-Pierre Jeunet, 1953 in Roanne an der Loire geboren,
brachte sich sein Handwerk selbst bei und etablierte sich
schnell als Regisseur von Werbefilmen und Musikvideos.
Mit dem Zeichner und Designer Marc Caro inszenierte er
drei viel beachtete, auf Festivals preisgekrönte Kurzfilme.
LE MANÈGE (1980) wurde sogar mit einem César
ausgezeichnet. Mit DELICATESSEN (1991) legte das Duo
seinen ersten Kinospielfilm vor und wurde für seinen
originellen, surrealistischen Stil gefeiert. Die schwarze
Komödie, in der auch Jeunets Lieblingsschauspieler
Dominique Pinon bereits eine Hauptrolle übernahm,
entwickelte
sich
zum
internationalen
Kulthit
und
gewann vier Césars. Nach dem düster-skurrilen FantasyMärchen DIE STADT DER VERLORENEN KINDER („La
cité des enfants perdus“, 1995) drehte Jeunet seine erste
Hollywood-Produktion ALIEN – DIE WIEDERGEBURT
(„Alien: Resurrection“, 1997), den vierten Teil der Saga.
Sein französisches Comeback DIE FABELHAFTE WELT
DER AMÉLIE („Le fabuleux destin d’Amélie Poulain“,
2001) wurde ein Welterfolg und machte Audrey Tautou
zum Star. Für ihr Drehbuch ernteten Jeunet und sein CoAutor Guillaume Laurant einen BAFTA und eine Oscar®Nominierung. Der Nachfolger MATHILDE – EINE GROSSE
LIEBE („Un long dimanche de fiançailles“, 2004), erneut
mit Tautou in der Titelrolle, brachte dem Regisseur und
FILMOGRAFIE (Auswahl)
2013
2009
2004
2001
1997
1995
1991
DIE KARTE MEINER TRÄUME
Micmacs – Uns gehört Paris!
Mathilde – Eine große Liebe
Die fabelhafte Welt der Amélie
Alien – Die Wiedergeburt
Die Stadt der verlorenen Kinder
Delicatessen
Produzenten Nominierungen für den Golden Globe und
den BAFTA als Bester nicht englischsprachiger Film ein.
Das Angebot, HARRY POTTER UND DER ORDEN DES
PHÖNIX („Harry Potter and the Order of the Phoenix“,
2007) zu inszenieren, lehnte Jeunet ab und realisierte
stattdessen MICMACS – UNS GEHÖRT PARIS! („Micmacs
à tire-larigot“, 2009) mit Dany Boon sowie Audrey Tautous
Werbespot für Chanel No. 5.
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CAST
DR. CLAIR............................. Helena BONHAM CARTER
JIBSEN............................................................ Judy DAVIS
VATER.............................................Callum Keith RENNIE
T.S. SPIVET.................................................Kyle CATLETT
GRACIE................................................... Niamh WILSON
LAYTON..................................................... Jakob DAVIES
ZWEITE WOLKE................................ Dominique PINON
RICKY .................................................. Julian RICHINGS
MR STENPOCK.......................................Richard JUTRAS
CREW
Regie.....................................................Jean-Pierre JEUNET
Drehbuch.............................................Jean-Pierre JEUNET
Guillaume LAURANT
Nach dem Roman von....................................Reif LARSEN
Produzenten..........................................Frédéric BRILLION
Jean-Pierre JEUNET
Suzanne GIRARD
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Kamera............................................. Thomas HARDMEIER
Schnitt....................................................... Hervé SCHNEID
Produktionsdesign....................................Aline BONETTO
Kostüm...............................................Madeline FONTAINE
Maske....................................................... Nathalie TISSIER
Musik...................................................... Denis SANACORE
Casting................................................... Lucie ROBITAILLE
- III -