- I - VOM REGISSEUR VON DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE
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- I - VOM REGISSEUR VON DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE
HELENA BONHAM CARTER JUDY DAVIS CALLUM KEITH RENNIE KYLE CATLETT VOM REGISSEUR VON DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE JEAN-PIERRE JEUNET - I - Haben Sie jemals das Gefühl, dass Sie irgendwo in Ihrem Kopf bereits alles über das Universum wissen? Dass Sie schon mit einer vollständigen Karte dieser Welt geboren sind, eingezeichnet in die Windungen Ihres Gehirns, und dass Sie Ihr gesamtes Leben mit der Frage verbringen, wie Sie an diese Landkarte herankommen? VERLEIH PRESSEBETREUUNG DCM FILM DISTRIBUTION GMBH VIA BERLIN Schönhauser Allee 8 10119 Berlin Tel.: +49 30 885974-0 Fax: +49 30 885974-15 [email protected] Hilde Läufle, Johanna Marschall Uhlandstraße 127 10717 Berlin Tel.: +49 30 240877-3 Fax: +49 30 240877-47 [email protected] präsentiert Regie Jean-Pierre JEUNET mit Helena Bonham Carter, Judy Davis, Callum Keith Rennie, Kyle Catlett, Jakob Davies, Niamh Wilson u. v. m. TECHNISCHE DATEN Originaltitel: THE YOUNG AND PRODIGIOUS T.S. SPIVET Lauflänge: 105 Min. Bildformat: 1:2,35 / 2D und 3D Tonformat: 5.1 digital Ab 10. Juli nur im kino Official site: www.KarteMeinerTraeume.de Facebook: www.facebook.com/KMTfilm INHALT 02 – KURZINHALT & PRESSENOTIZ 03 – LANGINHALT 06 – INTERVIEW MIT JEAN-PIERRE JEUNET 21 – DIE CHARAKTERE 24 – T.S. SPIVET 25 – SEINE MUTTER 28 – SEIN VATER 29 – SEIN BRUDER LAYTON 32 – SEINE SCHWESTER GRACIE 33 – MISS JIBSEN 35 – JEAN-PIERRE JEUNET 36 – CAST & CREW - 1 - Kurzinhalt T.S. Spivet ist hochbegabt, ein talentierter Zeichner und begeistert sich leidenschaftlich für die Wissenschaft. Mit seinen Geschwistern und Eltern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, lebt er auf einer abgelegenen Ranch im ländlichen Montana. Als er vom berühmten Smithsonian Museum unerwartet nach Washington D.C. eingeladen wird, um den prestigeträchtigen Baird-Preis entgegenzunehmen, macht er sich nachts heimlich auf den Weg in die weit entfernte Hauptstadt. Seiner Familie hinterlässt er nur eine simple Notiz. An Board eines Güterzugs fährt er als blinder Passagier quer durch die USA und erlebt dabei so manches Abenteuer. In Washington ahnt allerdings niemand, dass der Preisträger erst 10 Jahre alt ist – und noch dazu ein tragisches Geheimnis hütet. Pressenotiz Jean-Pierre Jeunet verzauberte im Jahr 2001 weltweit die Zuschauer mit dem Film DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE, der von Publikum und Kritikern gleichermaßen gefeiert wurde. Nun hat Frankreichs Ausnahme-Regisseur den gleichnamigen, internationalen Bestseller „Die Karte meiner Träume“ des amerikanischen Autors Reif Larsen verfilmt. In atemberaubenden Bildern erzählt Jeunet eine außergewöhnliche Reise aus Sicht des kleinen Jungen T.S. Spivet, dessen Welt ebenso fantastisch wie einsam ist. Der Newcomer Kyle Catlett, der selber hochbegabt ist und mehrere Sprachen fließend spricht, gibt als T.S. Spivet ein eindrucksvolles Kino-Debüt. In weiteren Rollen brillieren u. a. Helena Bonham Carter (DARK SHADOWS, THE KING’S SPEECH) als seine Mutter sowie die australische Charakterdarstellerin und Woody-Allen-Muse Judy Davis (TO ROME WITH LOVE, ABSOLUTE POWER) als hysterische Kuratorin des Smithsonian Museum. DIE KARTE MEINER TRÄUME ist sowohl in 2D als auch 3D ab dem 10. Juli im Kino zu sehen. - 2 - Langinhalt Der 10-jährige T.S. Spivet (Kyle Catlett) lebt auf einer Ranch im Nirgendwo von Montana, wo man nicht viel anderes machen kann, als auf Dosen zu schießen oder Lassowerfen zu üben. Er stellt sich dabei nicht besonders geschickt an, aber er verbringt gern Zeit mit seinem Zwillingsbruder Layton ( Jakob Davies). Layton ist größer als T.S. und ein richtiger kleiner Cowboy – ganz der Vater. Mit T.S. kann der wortkarge Rancher und Western-Fan Spivet (Callum Keith Rennie) wenig anfangen. Der Kleine ist hochbegabt, zeichnet fast ununterbrochen, erstellt Diagramme und tüftelt an neuen Erfindungen. Sogar die Lehrer in der Schule treibt der selbst ernannte „Leonardo da Vinci von Montana“ manchmal zur Weißglut, weil er alles besser weiß. Wirklich. Mit vollem Namen heißt T.S. übrigens Tecumseh Sparrow, weil im Moment seiner Geburt ein Spatz gegen das Küchenfenster geflogen ist. Das behauptet zumindest seine Mutter Dr. Clair (Helena Bonham Carter). Sie hat ihrem Sohn sogar das Skelett des Spatzen geschenkt. Dr. Clair ist die Einzige, die T.S.’ Wissensdrang versteht und fördert. Sie ist Insektenforscherin, eine Koryphäe auf ihrem Gebiet, aber reichlich verschroben. Vor allem, seit sie sich der Mission verschrieben hat, den sagenhaften Tigermönchkäfer zu finden, dessen Existenz bislang nicht belegt werden konnte. Manchmal fragt sich T.S., wie seine Mutter und sein Vater jemals ein Paar werden konnten. Dr. Clair und der Cowboy sind wie Tag und Nacht. T.S.’ große Schwester Gracie (Niamh Wilson) findet sowieso ihre ganze Familie doof. Gracie sieht sich im Fernsehen am liebsten Schönheitswettbewerbe an und malt sich eine glamouröse Zukunft als Schauspielerin aus, vielleicht in New York – Hauptsache, raus aus dem öden Montana! An einem warmen August-Nachmittag sitzt T.S. mit Gracie auf der Veranda und sieht ihr beim Maisputzen zu, als das Telefon klingelt. Dr. Clair ist wie immer etwas zerstreut. - 3 - Minuten vergehen, bis sie T.S. endlich mitteilt, dass der Anruf für ihn ist. Sie hat völlig vergessen zu fragen, wer ihren Sohn sprechen will. Am anderen Ende der Leitung wartet Miss Jibsen, die Kuratorin des Smithsonian Instituts in Washington – das Forschungs- und Bildungszentrum der Nation! – und möchte Mr. Spivet sprechen: Er habe für sein formidables Perpetuum mobile den renommierten BairdPreis gewonnen, und ob er bei der Gala vor dem Kollegium sprechen könne. T.S. verschlägt es den Atem. Sein Vater sei nicht da, sagt er, und legt auf. T.S. will nicht lügen, aber er muss nach Washington! Heimlich ruft er Miss Jibsen zurück, mit verstellter Stimme: Danke, Mr. Spivet komme gern nach Washington. Dass der Preisträger erst zehn Jahre alt ist, würde ihm sowieso niemand glauben. Ausgerechnet heute fragt Dr. Clair, ob T.S. sie auf eine Expedition begleiten möchte. Sie müssten allerdings sehr früh los. Schweren Herzens schwindelt T.S., er müsse ein Projekt für die Schule fertigmachen. T.S. behält sein aufregendes Geheimnis für sich und packt heimlich seinen Koffer – für eine so weite Reise eine echte Herausforderung. Fernglas, Rosinen, Teddy und sein Talisman, das Spatzenskelett, müssen auch mit. Im Morgengrauen schleicht T.S. die Treppe hinunter. Seinen Eltern hinterlässt er eine knappe Notiz. Dr. Clair scheint schon aufgebrochen zu sein. Ohne zu überlegen, steckt T.S. das Notizbuch vom Schreibtisch seiner Mutter ein, als Reiselektüre. Den schweren Koffer schiebt T.S. in Laytons Bollerwagen. Plötzlich blenden Scheinwerfer auf: Der Pick-up seines Vaters kommt direkt auf ihn zu. Doch er fährt einfach an ihm vorbei. Vater hat ihn wohl nicht gesehen. Oder wollte er ihn nicht sehen? T.S. hat keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Wenn er den Zug um 5.44 Uhr erwischen will, muss er sich beeilen. Zumal er nicht halten wird: Die Güterzüge der Union Pacific donnern mehrmals täglich durchs Tal, aber eine Station gibt es hier nicht. Auch daran hat T.S. gedacht: Er malt das Eisenbahnsignal einfach mit rotem Filzer an – stopp! Der Zug hält tatsächlich, und nach einer halsbrecherischen Anfahrt, bei der sich der blinde Passagier unter dem Waggon verzweifelt an die Kupplung klammert, schafft es T.S. unbemerkt auf den Zug. Die lange Fahrt von Westen nach Osten wird unerwartet komfortabel: Der Zug transportiert ein nagelneues Wohnmobil. T.S. zieht ein. Während vor dem Fenster die Landschaft vorbeizieht, studiert T.S. das Album seiner Mutter. Doch darin geht es ausnahmsweise nicht um Insekten, sondern um ihre Söhne: T.S. und Layton. Dr. Clair hat alles aufbewahrt – Fotos, Zeichnungen, die ersten Pflaster – und Notizen dazu gemacht. Schlagartig begreift T.S., dass seine Mutter keineswegs so abwesend ist, wie er oft dachte, und dass sie ihn über alles liebt. T.S. fühlt sich nun doch sehr einsam in seinem Abenteuer. Sein einziger Gesprächspartner ist Layton, obwohl der natürlich gar nicht wirklich da ist. Als der Zug in Nebraska auf einem Rangierbahnhof Halt macht, traut sich T.S. auszusteigen und steuert den Hotdog-Stand gegenüber an. Zunächst kommt er jedoch nicht weit. Der Landstreicher, der sich als Zweite Wolke (Dominique Pinon) vorstellt, wirkt freundlich und lädt T.S. in seinen Waggon ein. Er ist begeistert von T.S.’ Namen und erzählt ihm die Fabel vom Spatz und der Kiefer, die dem kleinen Vogel als einziger Baum Schutz bot und zur Belohnung auch im Winter ihre Nadeln behalten darf. Als Naturwissenschaftler hält T.S. die Geschichte für Humbug, aber es tut gut, endlich wieder mit jemandem zu sprechen. Als er sich seinen Hotdog holt, fällt T.S. eine Zeitung ins Auge. Auf dem Titelblatt prangt seine Vermisstenanzeige. Die beiden Polizisten, die neben T.S. warten, gucken auch schon so komisch. Schnell nimmt er Reißaus. Aus Land ist Stadt geworden. In Chicago ist für T.S. Endstation. Seinen Koffer schließt er ein, das Wichtigste hat er vorher umsichtig in einen Rucksack gepackt. Die Flucht gelingt trotzdem nur knapp: Ein wütender Eisenbahnpolizist will den kleinen Herumtreiber festnehmen, doch T.S. rennt los und erreicht einen Kanal. In dem Moment öffnet sich die Schleuse, mit einem Hechtsprung schafft es T.S. auf die andere Seite. Dabei bricht er sich allerdings mindestens zwei Rippen, und der kostbare Inhalt seines Rucksacks ist kaputt – auch sein geliebtes Spatzenskelett. - 4 - Der gutmütige Trucker Ricky ( Julian Richings) nimmt den schwer angeschlagenen T.S. bis nach Washington mit und setzt ihn sogar am Smithsonian ab. Endlich ist T.S. am Ziel. Miss Jibsen ( Judy Davis) ist natürlich sprachlos, als sie ihren kleinen Preisträger kennenlernt und stellt viele Fragen. Spontan erzählt T.S. ihr, seine Eltern seien tot. Er bereut es sofort. Das geniale Waisenkind ist eine Sensation. T.S. besteht darauf, seine Ansprache beim großen Galadinner selbst zu halten. Endlich redet er sich das Geheimnis vom Herzen, das ihn schon so lange quält: Sein Bruder Layton hat sich dieses Jahr erschossen, ein schrecklicher Unfall. Layton hatte in der Scheune schießen geübt, T.S. wollte die Schallwellen der Schüsse messen und gibt sich die Schuld an Laytons Tod. Die Wissenschaftler und Mäzene im Saal sind tief gerührt, und die ehrgeizige Miss Jibsen wittert ihre Chance: Damit ist die Sensation endgültig perfekt! T.S. ist berühmt. Miss Jebsen schleppt ihren „Mozart der Wissenschaft“ von einem Fototermin ins nächste Radiostudio. Selbstverständlich hat er versucht, seine Eltern zu erreichen, aber zu Hause auf der Ranch geht niemand ans Telefon. An diesem Abend sitzt T.S. in einer TV-Talkshow. Für seine wissenschaftlichen Erkenntnisse interessiert sich der aalglatte Moderator natürlich kein Stück, nur für seine tragische Familiengeschichte. Als Überraschungsgast präsentiert er – auch für T.S. ein Riesenschock – Dr. Clair, die Mutter des Wunderknaben, die doch angeblich tot ist … - 5 - IN T ERV IEW m it Es wirkt fast so, als wäre „Die Karte meiner Träume“ extra für Sie geschrieben worden. Wie sind Sie auf Reif Larsens Roman gestoßen? Nach MICMACS war mir nicht danach, erneut ein eigenes Drehbuch zu verfassen. Ich mag die Abwechslung. Also fragte ich den „Profi-Leser“ Julien Messemackers, ob er interessante Bücher für mich wüsste. Julien hatte damals ein Resümee von DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE für mich geschrieben, als das Projekt noch in den Kinderschuhen steckte – und es war fabelhaft. Seine Zusammenfassung beinhaltete praktisch schon alles, was später auch im Film vorkam. Das war mir in diesem Stadium eine Riesenhilfe. Im Frühjahr 2010 drehte ich gerade einige Werbespots in Australien, als Julien anrief: „Hör mal, du musst unbedingt das Debüt dieses jungen amerikanischen Autors lesen, ‚Die Karte meiner Träume‘ von Reif Larsen.“ Er schickte mir ein Exemplar, ich nutzte meinen Jetlag und hatte das Buch in ein paar Nächten durch. Ich war hingerissen von dem Protagonisten, der bewegenden Geschichte, dem Reichtum an Details und dem Ambiente: die Züge, Montana, das weite Land … Haben Sie den Autor Reif Larsen persönlich kennengelernt? Bei meinem ersten Treffen mit Reif Larsen sagte er zu mir: „Als ich AMÉLIE sah, hatte ich das Gefühl, jemand hätte in meinem Kopf herumgestöbert!“ Dann schenkte er mir einen Bildband, den ich gerade selbst an all meine Freunde verschenkt hatte. Wir sind Komplizen. Wir müssen - 6 - verwandt sein! Reif und ich haben denselben Geschmack, die gleichen Spleens und Schwärmereien, begeistern uns für dieselben Dinge. Reif ist wie ich vor 30 Jahren! Er war bis zum Schluss in das Projekt involviert, war am Set dabei und ist sogar als Statist im Film zu sehen. Seit wir uns kennen, schreiben wir uns regelmäßig E-Mails … Jedenfalls wollte ich sein Buch sofort verfilmen. Denn ich sah darin die Gelegenheit, einen Film zu machen, der sich zwar einerseits in mein Universum einfügt, andererseits aber auch ganz weit davon weg ist – schon aufgrund der Sprache, der weiten amerikanischen Landschaft und dem Einsatz von 3D. Es stand also von Anfang an fest, dass Sie DIE KARTE MEINER TRÄUME in 3D drehen? Ja, anders war das Projekt gar nicht vorstellbar. Im Buch ergänzt Reif Larsen den Text durch kleine Zeichnungen am Rand: Landkarten, Skizzen, Stadtpläne, Porträts, Notizen... Es lag auf der Hand, sie auch in den Film einzubauen – da bot 3D natürlich die besten Möglichkeiten. So können die Zeichnungen aus der Leinwand hervorhüpfen und durch den Kinosaal schweben, wie es das Publikum liebt. Aber wie schon in AMÉLIE, sind die Effekte der Handlung untergeordnet, die 3D-Technik dient der Geschichte und der Poesie. Deshalb dachte ich schon in 3D, während ich noch am Drehbuch saß. Außerdem war es für mich eine Reise in die Vergangenheit: Als Junge besaß ich einen View-Master (Gerät zur Betrachtung von stereoskopischen Bildern, die als Dias auf einer Pappscheibe stecken, zu sehen im Abspann des Films). Diese 3D-Bilder faszinierten mich und führten auch zu meinen ersten Versuchen als Filmemacher. Da war ich gerade acht Jahre alt. Ich schrieb Dialoge, schnitt die Scheiben auseinander, ordnete die Bilder neu an und führte sie. Aber ich erinnere mich noch genau an den Geruch, wenn der Projektor heiß lief. Wenn ich heute im Auto sitze und der Kühler sich erhitzt, muss ich immer sofort daran denken. Das ist meine persönliche Variante von Prousts Madeleine. (In „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ erinnert das französische Gebäck den Ich-Erzähler an seine Kindheit.) Was hat Sie an der Geschichte von T.S. am meisten berührt, als Sie den Roman lasen? Abgesehen von vielen Aspekten, die mich ansprachen, wie dem zwanghaften neurotischen Naturell des Kindes, interessierten mich vor allem die unterschwelligen Schuldgefühle. Wenn T.S. seine große Rede hält und in einem einzigen Satz alles erklärt, ist das einfach überwältigend. Beim Lesen bekam ich Gänsehaut. Das gab für mich den Ausschlag: „Ich mache diesen Film“, sagte ich mir. Und sei es nur um dieses einen Satzes willen. Es ist das erste Mal, dass Sie in einem Film so direkt und ohne Umschweife Gefühl zeigen, ganz besonders in besagter Szene. Das stimmt. In MICMACS lehnte ich jede Emotionalität ab, ich sah ihn eher als Satire, als Cartoon. Das war ein Fehler, denn ich hatte mir Pixar zum Vorbild genommen. Und die Pixar-Filme sind hoch emotional. Das ist aber auch eine Frage der Persönlichkeit: Manche holen die Geigen raus, andere nicht. Ich bin sehr scheu, deshalb sind Gefühlsregungen bei mir oft subtil, nur angedeutet. Aber in T.S. Spivets Geschichte steckt ein großes Melodram. Da konnte ich gar nicht anders – auch wenn ich dennoch eher zurückhaltend bleibe. Der Mensch kann eben nicht aus seiner Haut. - 7 - Reif Larsen and Kyle Catlett Man hat den Eindruck, dass T.S. Spivet zur selben Familie gehört wie Miette, ihre Heldin in DIE STADT DER VERLORENEN KINDER, oder Amélie Poulain als Kind … Ich sage es noch einmal: T.S. ist wie ich! Ich identifiziere mich mit ihm. Dank seiner Fantasie gewinnt T.S. diesen renommierten Preis. Aber als er dann im Rampenlicht steht, will er bloß nach Hause auf seine Ranch. Genau wie ich: Ich fühle mich immer fehl am Platz. Als ich zur Schule ging, fragte ich mich, was ich dort soll. Von der Armee fange ich lieber gar nicht erst an! Auch später fühlte ich mich nie wirklich zu Hause, nicht beim Animationsfilm und auch nicht im französischen Kino. Und in Hollywood ist es noch schlimmer! Ich fühle mich nirgends wohl. Immer bleibt das Gefühl, auf dem falschen Planeten gelandet zu sein. Wenn ich die Nachrichten sehe, denke ich mir: „Was mache ich eigentlich hier? Das muss alles ein Irrtum sein.“ Richtig wohl fühle ich mich nur, wenn ich mit Leuten zusammenarbeite, die genauso leidenschaftlich bei der Sache sind wie ich. Sie haben den Roman gemeinsam mit Ihrem langjährigen Schreibpartner Guillaume Laurant adaptiert. Wie sind Sie vorgegangen? Der Roman ist sehr umfangreich – über 400 Seiten – und praktisch unmöglich zu adaptieren. Aber das machte es ja gerade so spannend! Wir mussten uns von ganzen Passagen verabschieden, kürzten Nebenhandlungen – die Biografie von T.S.’ Ururgroßmutter, der ForscherClub in Washington – und konzentrierten uns ganz auf die Geschichte von T.S. In unserer Fassung gewinnt er den Baird-Preis für die Erfindung eines Perpetuum mobile – das war Guillaumes Idee, und nicht für seine virtuosen Landkarten, Diagramme und Illustrationen. - 8 - Das Perpetuum macht optisch mehr her. Darüber hinaus bauten wir seinen Bruder Layton im Zentrum der Geschichte ein, gaben der Mutter eine wichtigere Rolle – im Roman kommt sie gen Ende kaum noch vor – und verdichteten T.S.’ Medienauftritte zu einem einzigen TVSpektakel. Das war viel Arbeit, fiel uns aber andererseits ziemlich leicht, zumal wir aus einer Fülle großartigen Materials schöpfen konnten. Das ist immer einfacher, als bei null anzufangen. Viel Arbeit also, aber auch ein großes Vergnügen. Mein Romanexemplar sah aus wie ein Malbuch: Alles, was mir besonders gefiel oder unverzichtbar erschien, wurde rot markiert; alles, was ich so lala fand, gelb; was ich nicht mochte, wurde grün. Dann schnitt ich die entsprechenden Seiten heraus und sortierte sie in Mappen. Auf diese Weise konnte ich die Geschichte neu strukturieren. Und ich hatte kein Problem damit, die Seiten völlig neu zu mischen! Anschließend setzten wir uns hin und fingen an zu schreiben. Guillaume war wie immer für die Dialoge zuständig, ich für die Beschreibungen. Wir tauschten uns per E-Mail aus, verglichen, ergänzten, redigierten. Dann ließen wir das Ganze von Fred Cassidy ins Englische übersetzen. Er lebt in Los Angeles und hatte schon meinen letzten Film LIFE OF PI: SCHIFFBRUCH MIT TIGER übersetzt. Sie sprechen von Ihrem „letzten Film“, dabei haben Sie den doch gar nicht gedreht. Ein schöner Freud’scher Versprecher. (lacht) Ich habe so lange an dem Projekt gearbeitet – es gab sogar schon Storyboards –, dass es mir vorkommt, als hätte ich ihn selbst gedreht! Aber ich habe mir Ang Lees Film selbstverständlich angesehen. Den Mittelteil fand ich fabelhaft, allein schon weil er eine Technologie nutzen konnte, die es vor drei Jahren so noch gar nicht gab. Von dem computergenerierten Tiger hätten wir damals nicht mal träumen können… Am Anfang und Ende allerdings wurde einfach eins zu eins die Vorlage übernommen, anstatt eine echte Adaption zu schreiben. Außerdem muss der Film an die 150 Millionen Dollar gekostet haben. Da sind zweifellos die Behörden in Taiwan eingesprungen, mit denen Ang Lee ja gut steht. Unser Budget betrug 80 Millionen, Fox wollte aber nicht mehr als 60 investieren. - 9 - Trauern Sie dem Projekt nach? Nein, denn es hätte schlicht zu lange gedauert. Hätte ich LIFE OF PI: SCHIFFBRUCH MIT TIGER tatsächlich gemacht, hätte ich insgesamt sieben Jahre darauf verwendet. Jeder Regisseur hat ein Herzblut-Projekt, das er nie realisieren konnte. Für Marcel Carné war es „L’île des enfants perdus“, für Tim Burton „Superman“ und für Stanley Kubrick „Napoléon“. Für mich ist es eben „Life of Pi“. Voilà. Klammer zu, Ende des Exkurses. (lacht) Sie drehen bevorzugt im Studio. Das gilt sogar für MATHILDE – EINE GROSSE LIEBE mit seinen Schlachtfeldern und der bretonischen Landschaft. Diesmal mussten Sie an Originalschauplätzen in den USA drehen – im weiten Land, und noch dazu in englischer Sprache; erstmals seit ALIEN – DIE WIEDERGEBURT, der in den Fox-Studios in Hollywood entstand. War das eine Herausforderung? Das alles zusammengenommen: Selbstverständlich! Mein Englisch ist seit ALIEN – DIE WIEDERGEBURT wesentlich besser geworden, ich brauche nicht mal mehr einen Dolmetscher am Set. Aber das Wichtigste ist für mich künstlerische Freiheit. In Frankreich haben wir das Glück, dass wir abgesichert sind: Das Recht auf den Final Cut ist gesetzlich geregelt. Das brachte mich auf die Idee, einen amerikanischen Film als französische Produktion zu realisieren: mit Frédéric Brillion, meinem Co-Produzenten bei Epithète, und Gaumont. Produzent Francis Boespflug hatte Gaumont das Projekt vorgeschlagen und sie waren begeistert. Und unsere Co-Produzenten sind keine Amerikaner, sondern Kanadier. Gedreht wurde in Quebec – auf Französisch – und in der Provinz Alberta. Dorthin weichen auch viele US-Produktionen aus, wenn sie einen Ersatz für Montana brauchen, siehe BROKEBACK MOUNTAIN. So behielten wir die Kontrolle über unseren Film. Letzten Endes habe ich keinen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt. Ach doch, einmal: Auf der Suche nach geeigneten Locations war eine direkt an der Grenze dabei, umgeben von Stacheldraht. Da stand ich wohl mit einem Fuß auf der anderen Seite. Die Außenaufnahmen in Chicago und Washington filmte unsere Second Unit. Der einzige Amerikaner im Ensemble ist tatsächlich unser kleiner Hauptdarsteller, Kyle Catlett. Helena Bonham Carter ist Britin, Judy Davis Australierin und alle weiteren Schauspieler sind Kanadier … Anfangs hatten wir den Traum, die Berge, den Bach, die Blockhütten und unsere Ranch an ein und demselben Ort zu finden, um dort auch die Innenaufnahmen drehen zu können. Was waren wir naiv! Wir haben lange gesucht, erst im Internet und dann vor Ort. In Alberta fanden wir endlich den Berg, die verlassene Gegend mit der Scheune und dem Bach. Dort bauten wir unsere Ranch auf. Aus der Haustür hatte man einen herrlichen Ausblick auf das Land und den Berg, traumhaft! Die Innenräume der Ranch – und auch alle weiteren – filmten wir in Montreal, das meiste im Studio. Jedenfalls hatten wir ein Riesenglück, denn normalerweise ist es in Alberta sehr windig. Aber als wir im Sommer 2012 drehten, war es fast immer windstill. Wenigstens das Wetter war auf unserer Seite! In Alberta fuhren wir in SUVs zu den Sets. Staub wirbelte auf, wir hatten die Musik voll aufgedreht, sahen unterwegs wilde Tiere… Es war unglaublich. Die Naturaufnahmen in DIE KARTE MEINER TRÄUME sind umwerfend, sinnlich und poetisch zugleich, wie in den frühen Filmen von Terrence Malick. Und der 3D-Effekt verstärkt diesen Eindruck noch. Die Landschaften verlangten einfach danach. In 3D wirken sie tatsächlich noch sinnlicher, fast greifbar. - 10 - Naturaufnahmen können ziemlich frustrierend sein, weil man nichts hinzu erfinden und nie alles unter Kontrolle haben kann. Man sucht sich einfach den richtigen Ort und sieht zu, dass man morgens früh genug da ist. Der Kamerawinkel darf nicht zu nah und nicht zu weit sein. Ich mag Perspektiven, aus denen ich ein Bild komponieren kann. Dazu benutze ich Teleobjektive mit kurzer Brennweite. Die Zugszenen gleichen das wieder aus. Das war ein bisschen wie mit einer Modelleisenbahn zu spielen – nur in Lebensgröße! Das größte Problem war sicher, einen kleinen Jungen zu finden, der den Film tragen kann. Aber Kyle Catlett ist wirklich ein Wunderkind – genau wie T.S. Spivet. Wie haben Sie ihn entdeckt? Mithilfe einer tollen Casting-Agentin in Quebec, die auch schon mit Denis Arcand gearbeitet hat: Lucie Robitaille. Wir suchten in Montreal, Ottawa, Toronto, Vancouver, New York, Los Angeles und London nach Nachwuchstalenten. Ich weiß nicht, wie viele Jungen wir uns angesehen haben … Jedenfalls war keiner von ihnen besonders aufregend und ich machte mir allmählich Sorgen. Also fragte ich Kandidat Nummer 2 und 3 für Scorseses HUGO CABRET an. Da sagte mir Lucie, dass ich beide schon gesehen und abgelehnt hätte. Panik! Dann zeigte sie mir eines Tages diesen Screentest: Der Junge war viel zu klein. Er war neun, sah aber aus wie sieben. Und dennoch hatte er das gewisse Etwas, etwas Schrulliges, Faszinierendes, Einzigartiges. Das war Kyle. Ich meinte noch: „Das geht nicht, der ist viel zu klein für die Rolle. T.S. soll eigentlich zwölf sein.“ Aber er ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Also skypten wir und Kyle legte ein flammendes Plädoyer hin: „Ich kann auf Kommando heulen, ich bin zäh, ich bin stark, ich bin Weltmeister in Martial Arts bei den Kids unter sieben!“ Da war also dieser unglaubliche kleine Kerl, der mir perfekt erschien und auch die komischen Szenen verstand. Das war’s dann: Ich war kaum in Kanada angekommen, da flog ich schon weiter nach New York und machte ein paar Tests mit Kyle. Zwei Tage überlegte ich hin und her, aber er war so großartig, dass ich mich trotz seiner Größe für ihn entschied. Er sollte mein T.S. Spivet sein. Und dann erfuhr ich, dass er gerade am Tag zuvor für eine US-Serie - 11 - unterschrieben hatte, „The Following“. Sein Agent hatte geschwindelt. Uns hatte er erzählt, Kyle habe keine anderen Angebote und stehe zur Verfügung. Wir hatten unsere Zweifel, aber er war einfach zu gut. Also gingen wir das Risiko ein und engagierten ihn. Einige Zeit später, unsere Dreharbeiten hatten Halbzeit, ging dann seine Serie vor die Kamera. Und damit fingen die Probleme an! Inwiefern? Wir hatten darauf gebaut, dass die Produzenten der Serie uns entgegenkommen würden. Es ist ja nichts Ungewöhnliches, dass Drehpläne von Schauspielern kollidieren, da muss man sich eben abstimmen. Doch in diesem Fall haben die keinen Finger gerührt, um uns zu helfen. Also schrieb ich ihnen. Die Antwort kam direkt von der Rechtsabteilung, die kundtat, dass Kyle ihnen gehört! Wir wurden wirklich wie kleine Stinkekäse behandelt und sind durch die Hölle gegangen, um unseren Drehplan in Alberta an Kyles Termine anzupassen: Am Montag stand er uns zur Verfügung, nicht aber am Dienstag; Donnerstag ja, Freitag nein. Wir mussten ganz schön jonglieren. Zum Glück drehte er wenigstens in New York und nicht in Los Angeles. So nahm Kyle den Nachtflug und wurde im Hubschrauber wieder abgeholt, wir arbeiteten die Wochenenden durch… Das ändert aber alles nichts daran, dass er einfach umwerfend ist! Einmal, als es so aussah, als müsste er DIE KARTE MEINER TRÄUME wegen der Serie tatsächlich absagen, brach Kyle in Tränen aus: „Aber ich will T.S. spielen. Ich bin T.S. Ich will diesen Film unbedingt machen...“ Als Regisseur musste ich wahre Wunder vollbringen, um den Film um Kyle herum zu drapieren. Aber das wird keinem Zuschauer auffallen. - 12 - Und wie war dann schließlich die Arbeit mit Kyle Catlett? Wie haben Sie ihn geführt? Vor Drehstart arbeiteten wir eine Woche lang mit einem Coach und gingen gemeinsam das gesamte Drehbuch durch. Er wirkte gelangweilt, machte sich aber brav Notizen. Er schien überhaupt nicht bei der Sache zu sein. Aber siehe da: Kyle hatte das Ganze auf seiner Festplatte abgespeichert, von A bis Z! Der Coach war zunächst auch während der Dreharbeiten dabei, um ihm hin und wieder auf die Sprünge zu helfen: Was ist T.S.’ Motivation usw. Aber Kyle machte instinktiv alles richtig, er brauchte keine Unterstützung. Später, beim zweiten Teil des Drehs ohne Coach, ging ich davon aus, dass ich ihm viel Zeit widmen müsste. Aber von wegen: Er kannte T.S. inzwischen besser als ich! Ich erinnere mich besonders an die Szene, in der er an den Eisenbahnpolizisten gerät. Kyle spielte sie anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Er war viel selbstsicherer und frecher. Ich fand, dass er ängstlicher wirken müsste, merkte aber gleich, dass Kyle sich sträubte. Als ich dann die fertige Szene sah, wurde mir klar, dass er völlig richtig lag: T.S. hat zu diesem Zeitpunkt eine lange Reise hinter sich und schon einiges erlebt. Er ist reifer geworden und hat keine Angst mehr. Auch an seine große Ansprache im Smithsonian muss ich oft denken. Das sind sieben, acht Minuten am Stück. Plötzlich hielt Kyle inne. Der Coach gab ihm Zeichen, aber er meinte nur: „Das ist kein Texthänger, ich setze hier nur eine Pause. Falls ich meinen Text vergesse, wackle ich mit dem Fuß.“ Ein echter Profi! Aber kein kleines Monster, sondern einfach ein Kind, das man auch wie ein Kind behandeln muss. Wie haben Sie Ihre übrige Besetzung gefunden? Mit Helena Bonham Carter wollte ich schon seit Langem zusammenarbeiten – seit ich sie am Set von David Finchers FIGHT CLUB traf und sie auf Französisch zu mir sagte: „Ich würde jederzeit einen Film mit Ihnen machen, wann Sie wollen!“ Ich mag ihre Erfindungsgabe und ihre Verrücktheit. Die Rolle der Dr. Clair habe ich ihr auf den Leib geschrieben. So was ist natürlich immer riskant, aber als ich ihr das Drehbuch schickte, war sie sofort begeistert. Es lief ganz unkompliziert – das gilt übrigens auch für Helena selbst. Über die Besetzung der übrigen Rollen diskutierte ich lange mit Lucie Robitaille. Sie zeigte mir einige tolle Schauspieler aus Quebec und stellte mir Casting-Agenten in Toronto und Vancouver vor. So fanden wir unsere anderen Hauptdarsteller: Callum Keith Rennie, der den Vater spielt und den man aus TVSerien wie „Kampfstern Galactica“ und „Californication“ kennt, Niamh Wilson als T.S.’ Schwester Gracie und Jakob Davies als T.S.’ Bruder Layton – aus dem wir im Film übrigens einen Zwillingsbruder gemacht haben, weil wir keinen Kinderdarsteller finden konnten, der noch kleiner war als Kyle. Und Judy Davis, Ihre grandiose Kuratorin des Smithsonian? Dieser Part war am schwierigsten zu besetzen. Ich habe viel über diese Figur nachgedacht – in der Romanvorlage ist Jibsen ein Mann – und viele Schauspieler und Schauspielerinnen kontaktiert, bevor ich mich entschied. Eine Zeit lang war Kathy Bates im Gespräch: Ihre Agenten richteten aus, dass sie mich - 13 - anbetet, das Drehbuch liebt und unbedingt dabei sein möchte. Dann zwei Monate Schweigen. Zwei Wochen vor Drehbeginn flog auf, dass sie das Skript nie auch nur gesehen hatte! Also schrieb ich Kathy direkt an und schickte ihr das Drehbuch. Sie war hingerissen und sagte zu. Doch bei dem vorgeschriebenen medizinischen Check-up stellte sich heraus, dass sie Brustkrebs hat. Das war natürlich ein Schock. Daraufhin wandten wir uns an Robin Williams, der sofort Ja sagte – um wenige Tage vor Drehstart wieder abzusagen! Unsere kanadische Produzentin Suzanne Girard kam schließlich auf Judy Davis. Zwei Tage, bevor die erste Klappe fiel, reiste sie aus Sydney an. Das war ein Stress. Ihr Freund Dominique Pinon durfte natürlich nicht fehlen. Es ging nicht ohne ihn. (lacht) Aber selbst das war knapp. Wegen Kyles Doppelbelastung mussten wir ja ständig den Drehplan umstellen. Beinahe hätte Dominique nicht dabei sein können, denn er hatte ein Theater-Engagement in Paris. An seinem Drehtag kam er also in Montreal an und wir brachten ihn direkt zu dem Eisenbahndepot, das wir zwischen Highways und Einkaufszentren entdeckt hatten. Seinen Look kreierten wir direkt vor Ort. Er drehte seinen Part noch in der Nacht. Am nächsten Morgen setzten wir ihn wieder ins Flugzeug, und so kam Dominique gerade rechtzeitig zum ersten Vorhang in Paris an! Zum Glück hatte er seinen Text drauf. Da er in den USA Englisch gelernt hat, gab es keinerlei Sprachbarriere. Er ist perfekt als Zweite Wolke, wirklich eine wundervolle Figur. Auch hinter den Kulissen arbeiten Sie erneut mit Ihrem eingespielten Team zusammen: Aline Bonetto (Szenenbild), Madeline Fontaine (Kostüme), Nathalie Tissier (Maske)… Allerdings arbeiten Sie diesmal mit einem neuen Kameramann. Wenn ich einen europäischen Film auf dem amerikanischen Kontinent drehe, möchte ich vertraute Kollegen um mich haben – meine Familie sozusagen. Also nahm ich alle mit auf diesen Abenteuer-Trip. Dazu zählen übrigens auch mein Skriptgirl, meine Assistentin, mein Toningenieur, mein Cutter usw. Auch Bruno Delbonnel (DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE, MATHILDE – EINE GROSSE LIEBE) hätte ich gern dabei gehabt, wir konnten schon MICMACS nicht zusammen machen. Aber Bruno hatte gerade zwei USProduktionen gefilmt: DARK SHADOWS für Tim Burton und INSIDE LLEWYN DAVIS mit den Coens. Da kam ein drittes Projekt in Amerika nicht infrage, das hätte ihn einfach zu lange von Frankreich und seiner Familie ferngehalten. Also fing ich bei null an. Aber dank des Internets steht uns ja die Welt offen! Ich sah mir möglichst unvoreingenommen Arbeitsproben von sämtlichen französischen Kameramännern an, als hätte ich noch nie von denen gehört. Dabei stieß ich zufällig auf Thomas Hardmeier. Ich mochte seine Bildgestaltung bei vielen Filmen von Richard Berry und dem Science-FictionDrama CHRYSALIS von Julien Leclercq. Also trafen wir uns. Thomas ist Deutschschweizer und hat einen herrlich trockenen Humor, fast wie die Briten. Wir sahen uns zusammen Bilder an, sprachen über den Einsatz von 3D, den Film… Er war mir gleich sympathisch. - 14 - Gibt es bestimmte Filme oder auch Gemälde, an denen Sie sich orientiert haben? Die gibt es immer. Aber letzten Endes haben wir den Film, den wir anfangs im Hinterkopf hatten, wieder gestrichen: DIE ERMORDUNG DES JESSE JAMES DURCH DEN FEIGLING ROBERT FORD. Diese ungesättigten Farben gefallen mir sehr. Aber dadurch hätte DIE KARTE MEINER TRÄUME eher wie ein Historienfilm gewirkt, und das war ja nicht unser Ansatz. Außerdem eignet sich dieser Look überhaupt nicht für 3D, denn 3D verlangt nach kräftigen Farben und Kontrasten. Sonst sieht das nach nichts aus. Optisch unterscheidet sich DIE KARTE MEINER TRÄUME dennoch von ihren letzten Filmen – nicht nur, was die Farbgebung angeht, sondern auch die Bildkomposition. Stimmt. Einerseits wollte ich meinem Stil und meiner Ästhetik treu bleiben, andererseits sollte DIE KARTE MEINER TRÄUME kein typischer Jeunet werden. Das bedeutet: weniger warme, goldene Farben, sondern mehr „Normalität“, mehr Realismus. Zumal die Handlung heute spielt und durchaus realistisch ist. Und was meinen Sinn für Ästhetik angeht: Ich konnte mich hier ganz auf die Schönheit der Landschaft verlassen und – wie sonst auch – auf die Auswahl der Sets und Kostüme. Ich arbeite nach wie vor bevorzugt mit kurzen Brennweiten. Wenn man in 3D filmt, kann man allerdings nicht ständig die Objektive wechseln. Das dauert zu lange. Also habe ich das 21-Millimeter-Objektiv einfach auf der Kamera gelassen – ist mir ohnehin das Liebste – und bestimmt drei Viertel des Films damit gedreht. Ich weiß gar nicht, ob die Bilder wirklich so anders aussehen. Es ist wohl eher der 3D-Effekt, der ihnen eine andere Dimension verleiht. Aber es ist richtig, dass es weniger Kamerafahrten gibt. Und wenn doch, dann sind sie langsamer – wegen der 3D-Technik. DIE KARTE MEINER TRÄUME ist Ihr erster Film in 3D. Sie haben eingangs gesagt, dass 3D integraler Bestandteil des Projekts war. Wie haben Sie sich vorbereitet? Das war vor allem Learning by Doing! Ich hatte mir alles Mögliche angesehen, um die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen von 3D zu begreifen; die Dos and Don’ts, was funktioniert und was nicht. Dabei fiel mir auf, dass viele US-Filme in 2D gedreht und erst nachträglich in 3D konvertiert werden. Das gibt ein Massaker! Ich habe kaum Filme gefunden, die von vornherein in 3D geplant waren. Eigentlich nur LIFE OF PI: SCHIFFBRUCH MIT TIGER von Ang Lee und HUGO CABRET von Martin Scorsese – dessen Stereograf ich übrigens engagiert habe: Demetri Portelli. Als Demetri in Paris HUGO CABRET drehte, schrieb er mir nämlich, dass er gern mit mir arbeiten würde. Während ich das Drehbuch verfasste, dachte ich in 3D; während ich Storyboards zeichnete, dachte ich in 3D. Ich habe sogar die Figuren schraffiert, damit sie dreidimensional wirken. Beim eigentlichen Dreh und auch in der Postproduktion waren die 3D-Effekte natürlich ständig Thema. Jetzt geht es darum, dass der Film in den Kinos auch korrekt projiziert wird. Das ist ein Kampf, der viel Zeit, Geld und Energie kostet. 3D steckt immer noch in den Kinderschuhen, wir sind gewissermaßen die Versuchskaninchen. So waren wir beispielsweise die Ersten, die die neue Digitalkamera Alexa M von - 15 - Technovision benutzt haben. Sie ist so winzig, dass sie mit einem Kabel an den Recorder angeschlossen wird. Und wir haben Lichtleiterkabel verwendet, die können nämlich bis zu 300 Meter lang sein. Lichtleiter ziehen nur leider Staub an. Wenn man zwei Stunden auf eine schöne Wolke am Himmel gewartet hat und loslegen will, heißt es dann gern mal: „Wir haben da ein Problem.“ Da könnte man zum Mörder werden! Wie stark hat die neue Technik den Dreh beeinflusst? Sehr, versteht sich. Man muss so viel beachten. Aber das macht es umso spannender. So ist es ja mit allem, was neu ist. Aber die Technik setzt eben auch Grenzen. Die Schauspieler durften sich vor der Kamera nicht zu schnell bewegen; der Vordergrund durfte nicht zu überladen sein; und bloß keine Spiegelungen – also auch keine blanken Oberflächen –, das schädigt die Augen. Deshalb setzte ich auf ruhige, beschauliche Bilder. Alles muss sorgfältig arrangiert werden, um den 3D-Effekt zu verstärken. Deshalb war die Arbeit der Requisite und meiner Produktionsdesignerin Aline Bonetto besonders wichtig. Das Gleiche gilt für Madeline Fontaine und ihre Kostüme: Wenn man in 3D filmt, spielt die Auswahl der Stoffe eine große Rolle. Manche kommen besser zur Geltung als andere. Während wir drehten, rannte ich ständig vom Set in das Zelt, in dem unsere 3D-Bildschirme standen. So konnte ich immer gleich überprüfen, wie das Material aussah und ob wir alles hatten, was wir brauchten. T.S.’ Notizen und Illustrationen bauten wir erst in der Postprodukton ein. Die Zuschauer lieben es, wenn ihnen aus der Leinwand Gegenstände entgegenfliegen, als könnte man sie greifen. - 16 - In einem Werbespot kann man so was gut machen, aber bei einem Spielfilm muss es inhaltlich passen – so wie hier. Diese kleinen Zeichnungen, Spivets Erfindungen, sehen aus wie Gespenster, wie Träume, die aus den Buchseiten heraus und uns regelrecht ins Gesicht springen. Neben Kameramann Thomas Hardmeier haben Sie mit Komponist Denis Sanacore noch einen „Neuen“ im Team. Da wir eine französisch-kanadische Co-Produktion sind, erschien es mir logisch, mit einem kanadischen Komponisten zu arbeiten. Aber nicht mit den Großen wie Howard Shore oder Mychael Danna. Deren Stil ist mir etwas zu pompös aufdringlich. Ich hatte immer eine Schwäche für die unkonventionelleren Kollegen: Carlos d’Alessio, Yann Tiersen, Angelo Badalamenti, Raphaël Beau … Mein Wegweiser war, wie schon bei Thomas, wieder das Internet. Ich hörte mir alles an, was zurzeit in Kanadas Musikszene passiert – es waren bestimmt 400 Musiker. Einer beschrieb sich so: „Schreibt Musik und wechselt Reifen.“ Da sehen Sie mal, wie tief ich da eingestiegen, wie weit ich vorgedrungen bin! Schließlich stieß ich auf die Website von Denis Sanacore, der noch nie ein Album aufgenommen und noch nie mit Film zu tun hatte. Zusammen mit seiner Frau bildet er das Duo Sanacore: Er spielt Gitarre, sie Violine. Die beiden haben ein breit gefächertes Repertoire und treten bei Hochzeiten auf. Jedenfalls stand auf seiner Seite auch eine Melodie, die er selbst komponiert hatte. Die war ideal für Spivet: ein bisschen Country, etwas Folk, aber sehr gefühlvoll. Als ich in Quebec ankam, hörte ich mir noch mehr von ihm an und bat um ein Treffen. Denis war total überrascht. Ich machte ihm das gleiche Angebot wie Raphaël Beau bei MICMACS: „Schreib mir 30 Stücke. Ich kann nicht garantieren, dass ich sie wirklich verwende. Aber wenn sie mir gefallen, machst du den Soundtrack.“ Er sagte zu und schickte mir jede Woche neue Kompositionen. Denis ist genial, seine Melodien gehen einem nicht mehr aus dem Kopf. Und dann, eines Drehtages, unterlegte Julien Lecat, der unser Making-of macht und eine vorläufige Schnittfassung des Films vorliegen hatte, eine Szene mit Sanacore. Perfekt! Denis bekam den Auftrag. Genauso lief es mit Yann Tiersen: Er steuerte einige Stücke bei, die ich in einzelnen Szenen oder Bildfolgen verwendete. Irgendwo passte es immer. Zwei oder drei seiner Stücke sind sogar - 17 - - 18 - gezielt für bestimmte Szenen entstanden, aber Yann braucht grundsätzlich viel Freiraum. Einiges, was Yann in seinem Wohnzimmer aufgenommen hatte, wollten wir eigentlich im Studio neu einspielen: Zwischendurch geht er ans Telefon oder der Hund knurrt. Diese Atmosphäre hätten wir im Studio aber niemals einfangen können, deshalb blieben wir bei der ersten Version. Ich liebe solche Zufallstreffer. Was war das Schwierigste bei diesem Film? In erster Linie die Terminprobleme mit Kyle. Und dann die Gewerkschaftsauflagen in Alberta. Uns Franzosen ist gar nicht bewusst, wie viel Bewegungsfreiheit wir am Set genießen. Alles ist viel entspannter und flexibler. Dann natürlich die technischen Anforderungen durch 3D, denn in der Praxis ist das sehr kompliziert. Und schließlich: den Drang zu unterdrücken, einen oder zwei US-Agenten umzulegen – die größten Lügner der Welt. Vor welcher Szene hatten Sie am meisten Manschetten? Vor T.S.’ Rede im Smithsonian. Denn das ist die wichtigste Szene, der ganze Film hängt davon ab. Am ersten Drehtag, der dafür angesetzt war, fand Kyles Mutter, dass er noch nicht bereit war. Sie können sich vorstellen, wie mir an Tag zwei zumute war. Ich besuchte Kyle in seinem Trailer und fragte, ob alles okay sein. Darauf er: „Yeah, alles cool!“ Also fragte ich, ob er seinen großen Auftritt lieber vor Publikum – also den Statisten – oder erst mal allein drehen möchte. - 19 - Kyle: „Es wäre gut, wenn die dabei sind, das könnte helfen.“ Da stand nun also dieser kleine Kerl mit seinen zehn Seiten Text vor 130 erwartungsvollen Komparsen. „Action!“ Und nach zwei Takes war das Ding komplett im Kasten. Und auf welche Szene haben Sie sich am meisten gefreut? Na, auf diese! Kyle hat das so toll gemacht. Und ich wusste: Mit dieser Szene im Kasten haben wir einen Film. Kurz darauf hieß es dann, dass Kyle wegen der Serie nicht mehr zur Verfügung steht. Da sagte ich mir: Wir haben seine Ansprache, wir haben die schwierigsten Szenen, das Schlimmste ist vorbei. Wir können jetzt nicht aufhören, wir müssen uns eben was einfallen lassen. Und das taten wir! Glücklicherweise hatten wir in Montreal schon abgedreht, bevor es anschließend nach Alberta ging. Sonst hätten wir ein echtes Problem gehabt. - 20 - Die Charaktere FAMILIE SPIVET Schwer zu sagen, wer das „normalste“ Mitglied der Spivet-Familie ist. Da wäre der Sohn, der seinen Altersgenossen weit voraus ist; der Vater, der hundert Jahre zu spät geboren wurde; die Schwester, die unbedingt ein Star werden möchte, und die Mutter jagt einem Käfer nach, der womöglich ebenso ein Mythos ist wie das Einhorn. Also, eigentlich ist Layton der Normalste … - 21 - - 22 - - 23 - Jean-Pierre Jeunet über Kyle Catlett T.S. SPIVET Er ist erst zehn, weiß aber mehr als mancher 40-Jährige. Dank seiner lebhaften Fantasie, unstillbaren Neugier und außergewöhnlichen Beobachtungsgabe gilt T.S. als Montanas Antwort auf Leonardo da Vinci. Wenn er ein Magnetrad oder Perpetuum mobile ausklügelt, ist er mehr in seinem Element, als wenn er seinem Vater auf der Ranch zur Hand geht. Und seine Socken passen auch nicht immer zusammen. Bevor er noch länger zu Hause herumhängt, fährt er lieber allein nach Washington, um sich mit Amerikas Koryphäen, den hohen Tieren der Wissenschaft, zu messen. Während er unterwegs über paradoxe Fragen sinniert – „Wie kann es sein, dass der Mensch so viele rechte Winkel baut, wenn sein Verhalten doch so unlogisch ist?“ –, muss T.S. ständig an seine Familie denken, die er auf der Ranch in Montana zurückgelassen hat … „Ein unglaublicher kleiner Kerl. Mit seinen zehn Jahren hat er schon mehr erlebt, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Er ist hochintelligent und ein brillanter Schauspieler. Kyle ist völlig unbefangen, besitzt komisches Talent, einen tollen Sinn für Timing und große Wandlungsfähigkeit. Leichte Komödie liegt ihm genauso wie ernste, gefühlvolle Stoffe. Das war mir schon während der Dreharbeiten klar, aber im Schnitt fiel es mir noch stärker auf. Jeden Tag entdeckte ich in seinem Spiel eine neue Nuance, vor allem in den Gruppenszenen, in denen er am Rande sein Ding machte, obwohl es niemand anders sah. Aber alles war immer genau auf den Punkt. Er ist zwar klein, aber unfassbar stark und hat dafür gekämpft, dass er seine Stunts selbst machen darf. Nur einmal habe ich ihn weinen sehen, weil ihm etwas Furchtbares passiert war: Ihm war eine Grille abhanden gekommen! Kyle hat nie schlappgemacht, weder körperlich noch seelisch. Er blieb immer konzentriert, war nie müde oder quengelig, sondern immer glänzend aufgelegt. Er strahlt von innen!“ Kyle Catlett, 2002 in den USA geboren, spricht sechs Sprachen, darunter Russisch (seine Mutter ist russischer Herkunft) und Mandarin. Er war drei Jahre in Folge Weltmeister in Mixed Martial Arts und vertrat die USA 2010 im Wushu-Juniorenkader. Mit sieben Jahren stand er für erste Werbespots vor der Kamera und übernahm bald erste TV-Rollen. So fiel Kyle in den US-Serien „Mercy“ (2009), „Unforgettable“ (2009) und vor allem in „The Following“ (2013) neben Kevin Bacon auf. Für seine Hauptrolle in Jacob Sillmans Kurzfilm THE PALE OF SETTLEMENT wurde er 2013 beim Greenville International Film Festival zum Besten Darsteller gekürt. DIE KARTE MEINER TRÄUME ist sein erster Kinofilm. FILMOGRAFIE (Auswahl) 2013 DIE KARTE MEINER TRÄUME 2013 The Following 2011 Unforgettable 2009 Mercy - 24 - SEINE MUTTER Die attraktive, ziemlich schrullige Dr. Clair ist Expertin für Grashüpfer und Insekten im Allgemeinen. Die längste Zeit ihres Lebens hat sie damit zugebracht, die winzigen Geschöpfe mit der Lupe zu untersuchen und in Gattungen und Arten einzuteilen. Nebenbei verheizt sie Toaster. Eines Tages ließ sie alles stehen und liegen, um sich ganz ihrer großen Mission zu verschreiben: den legendären Tigermönchkäfer aufzuspüren. Obwohl es gut möglich ist, dass er gar nicht existiert. Die Kinder sehen Dr. Clair nie ohne ihr taxonomisches Lexikon. Zwar fördert sie T.S.’ Begabung, schließlich hat er Fantasie und Forschungsdrang von ihr geerbt. Trotzdem findet T.S., dass seine Mutter in letzter Zeit kaum für ihn da war. Das gilt übrigens auch für den Rest der Familie. Jean-Pierre Jeunet über Helena Bonham Carter „Als Schauspielerin liebe ich sie sehr. Sie ist so einfallsreich, dass ich manchmal das Gefühl hatte, einen Porsche gerade mal mit lächerlichen 20 km/h zu fahren. Aber diese 20 km/h hatten es in sich! Als Dr. Clair zeigt sich Helena ganz anders, als man sie sonst kennt. Es war eine Freude, mit ihr zu arbeiten. Sie ist heiter unbeschwert und tiefsinnig zugleich, kann schrill, aber gleichzeitig sensibel sein. Und sie scheut vor nichts zurück. Wir drehten eine lange Einstellung, in der sie sich zwischen Dolly (Kamerawagen) und Schienen werfen musste. Helena bestand darauf: „Ich habe Gymnastik gemacht, dann kann ich auch das für dich tun“. Sie machte es 35 Mal. Ihre Knie waren schon blutig geschlagen, aber sie hielt durch. Manchmal spielte sie eine Szene à la Tim Burton, nur zum Spaß. Helena ist völlig unkompliziert. Ich sehe sie noch vor mir, wie sie abends vor unserem Hotel in Pincher Creek saß und ihren Hamburger aß. Direkt gegenüber parkten die Transporter von den Jungs, die bei den Bohrlöchern arbeiten oder Rodeos reiten. Und alle fragten sich: ‚Wer zum Teufel ist das denn?‘“ - 25 - Helena Bonham Carter wurde 1966 in London geboren. Ihre Familie ist seit Generationen in der Politik aktiv, doch Helena wurde Schauspielerin. Ihre erste Kinorolle in ZIMMER MIT AUSSICHT („A Room with a View“, 1985) machte sie berühmt. Mit Regisseur James Ivory drehte sie daraufhin auch MAURICE (1987) und WIEDERSEHEN IN HOWARDS END („Howard’s End“, 1992). In der Folge stand sie weiterhin für Kostüm-Klassiker wie HAMLET (1990) von Franco Zeffirelli, MARY SHELLEYS FRANKENSTEIN („Frankenstein“, 1994) von Kenneth Branagh oder WAS IHR WOLLT („Twelfth Night“, 1996) von Trevor Nunn vor der Kamera, drehte aber auch mit Woody Allen GELIEBTE APHRODITE („Mighty Aphrodite“, 1995) oder David Finchers Kultfilm FIGHT CLUB (1999). Für DIE FLÜGEL DER TAUBE („The Wings of the Dove“, 1997) erntete sie eine Oscar®Nominierung als Beste Hauptdarstellerin. Seit PLANET DER AFFEN („Planet of the Apes“, 2001) ist sie Tim Burtons Lieblingsschauspielerin (und Lebensgefährtin) und wirkte auch in allen seinen nächsten Filmen BIG FISH (2003), CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK („Charlie and the Chocolate Factory“, 2005), CORPSE BRIDE – HOCHZEIT MIT EINER LEICHE („Corpse Bride“, 2005), SWEENEY TODD: DER TEUFLISCHE BARBIER AUS DER FLEET STREET („Sweeney Todd“, 2007), ALICE IM WUNDERLAND („Alice in Wonderland“, 2010) sowie DARK SHADOWS (2012) mit. Bekannt ist Helena Bonham Carter auch als die grausame Bellatrix Lestrange in den letzten vier Filmen der HARRY POTTER-Reihe. Zu ihren Kinoerfolgen zählen außerdem der mit vier Oscars® gekrönte THE KING’S SPEECH (2010) und das Musical LES MISÉRABLES (2012). Die Times nahm Helena Bonham Carter in ihre Liste der zehn besten britischen Schauspielerinnen aller Zeiten auf. FILMOGRAFIE (Auswahl) 2013 DIE KARTE MEINER TRÄUME 2013 Lone Ranger 2012 Les Misérables 2012 Große Erwartungen 2012 Dark Shadows 2010 The King’s Speech 2010 Alice im Wunderland 2009 Harry Potter und der Halbblutprinz 2007 Harry Potter und der Orden des Phönix 2005 Charlie und die Schokoladenfabrik 2001 Planet der Affen 1999 Fight Club 1997 Die Flügel der Taube 1994 Mary Shelleys Frankenstein 1992 Wiedersehen ins Howards End 1985 Zimmer mit Aussicht - 26 - - 27 - Szene X dran. Ich weiß ja nicht, ob du das hinkriegst. Du taugst nichts, du bist so ein Hitzkopf – das wird sicher katastrophal!‘ Zuerst war er vor den Kopf gestoßen, aber dann begriff er, dass ich bloß Spaß machte und entspannte sich zusehends. Damit habe ich ihn rumgekriegt, und unser kleines Spielchen wurde zur Gewohnheit: ‚Was für eine tolle Einstellung! Mit deinem Bart und der schimmernden Haut vor dem blauen Himmel siehst du aus wie aus einem Sergio-Leone-Western. Das haut einen um. Nur schade, dass du so ein miserabler Schauspieler bist!‘ Ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen, egal wie Callum sich aufführte. Und Callum wusste das. Letztlich haben wir uns prächtig verstanden. Er ist fantastisch in der Rolle.“ SEIN VATER T.S.’ Dad ist mit Leib und Seele Cowboy, sieht mit seinem zerfurchten Gesicht auch wie einer aus und wirkt etwas aus der Zeit gefallen. Reden ist für ihn eine lästige Pflicht, ähnlich wie Pferde beschlagen. Wenn er doch mal den Mund aufmacht, schweift sein Blick zum Horizont. Er sieht dich nie direkt an. In seinem Büro finden sich ein Schrein für Billy the Kid, ein ausgestopfter Puma und ganze Sammlungen von Hufeisen und Stiefeln – das reinste Western-Museum. Seinen Sohn Layton liebt er über alles und kann überhaupt nicht verstehen, kapiert einfach nicht, wie T.S. so aus der Art schlagen konnte, dass auch T.S. von ihm sein soll. Der kann weder mit einem Gewehr noch mit dem Lasso umgehen, nicht mal mit einer Hacke. Stattdessen präsentiert er eine bescheuerte Erfindung nach der anderen, das Weichei! Jean-Pierre Jeunet über Callum Keith Rennie Callum Keith Rennie wurde 1960 in England geboren und wuchs im kanadischen Alberta auf. Seine Laufbahn begann mit 25 Jahren als Theaterdarsteller in Edmonton. Bald folgten erste TV- und Filmrollen in Vancouver. Callum trat in einer Vielzahl von Serien auf („Ein Mountie in Chicago“, „Akte X“, „Highlander“, „Mein Leben als Hund“, „24“, „The Killing“, „The Firm“), ist aber vor allem als Zylonen-Bösewicht Leoben Conoy aus „Battlestar Galactica“ (2004–2009) und als Rocker Lew Ashby in „Californication“ (2008–2013) bekannt. In den kanadischen Independent-Erfolgen DOUBLE HAPPINESS (1994, mit Sandra Oh) und HARD CORE LOGO (1996) war er erstmals auf der Leinwand zu sehen. Zu seinen weiteren Filmen zählen EXISTENZ (1999) von David Cronenberg, Christopher Nolans MEMENTO (2000), BUTTERFLY EFFECT mit Ashton Kutcher, BLADE: TRINITY (beide 2004), UNSICHTBAR – ZWISCHEN DEN WELTEN („The Invisible“, 2007) von David S. Goyer, AKTE X – JENSEITS DER WAHRHEIT („The X Files: I Want to Believe“, 2008) und FALL 39 („Case 39“, 2009) von Christian Alvart. FILMOGRAFIE (Auswahl) „Ein kurzer Screentest mit Callum Keith Rennie genügte und ich wusste, dass er mit seinem tollen Gesicht den perfekten Vater abgeben würde. Callum hatte bislang vor allem Fernsehen gemacht und war etwas nervös und verkrampft, zumal ich bei der Arbeit mit meinen Schauspielern sehr penibel bin. Er wurde sogar ein wenig aggressiv. Da habe ich ihn absichtlich getriezt: ‚Morgen ist - 28 - 2013 DIE KARTE MEINER TRÄUME 2009 Fall 39 2008 Akte X – Jenseits der Wahrheit 2007 Seide 2006 Snow Cake 2004 Blade: Trinity 2004 Butterfly Effect 2003 Paycheck – Die Abrechnung 2000 Memento 1999 eXistenZ LAYTON, SEIN BRUDER Layton ist sogar T.S.’ Zwillingsbruder, aber sie sind nicht eineiig und könnten kaum unterschiedlicher sein. Die gute Fee hat Layton zwar etliche Zentimeter mehr beschert, aber dafür hat T.S. mehr im Kopf. Layton schießt gern mit seiner Winchester, und zwar auf alles, was sich bewegt – von der Blechbüchse (am Schwanz der Katze) bis zum Kojoten. Der kleine Cowboy kommt ganz nach seinem Vater. Eines Tages übernimmt er bestimmt die Spivet-Ranch. Jean-Pierre Jeunet über Jakob Davies Schauspieler, sehr lieb und höflich. Alle im Team hatten ihn gern. Er nimmt die Schauspielerei sehr ernst und übt wahrscheinlich zu Hause, so gut vorbereitet, wie er zur Arbeit erscheint. Fast schon zu gut. Da ist es manchmal schwer, ihn zu führen. Aber was er macht, das macht er perfekt.“ Jakob Davies stammt aus Kanada. Nach ersten Werbeauftritten erhielt er bald erste TV- und Filmrollen und hat bereits in 20 Produktionen mitgewirkt. Bekannt wurde er als Lex Luthor in der Serie „Smallville“ (2010) und als Pinocchio in „Once Upon a Time – Es war einmal …“ (2011–2013). Zu seinen Kinofilmen zählt das MysteryDrama THE TALL MAN (2012) mit Jessica Biel. FILMOGRAFIE (Auswahl) „Jakob haben wir erst recht spät gefunden, denn wir suchten lange nach einem noch kleineren Jungen als Kyle. Ein Ding der Unmöglichkeit! Also machten wir im Film aus den Brüdern Zwillinge. Jakob ist ein fabelhafter - 29 - 2013 DIE KARTE MEINER TRÄUME 2012 Das gibt Ärger 2012 The Tall Man 2011 Once Upon a Time – Es war einmal … 2011 Gregs Tagebuch 2 – Gibt’s Probleme? 2010 Smallville - 30 - - 31 - GRACIE, SEINE SCHWESTER Gracie fragt sich jeden Tag aufs Neue, was sie bei dieser Hinterwäldler-Familie in der kulturlosen Provinz verloren hat. Ihr Ziel ist Hollywood, Glamour und Ruhm. Bei jeder Gelegenheit gibt sie zu Hause die verhinderte Diva. Aber vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht, wenigstens die Schwester einer Berühmtheit zu sein… Jean-Pierre Jeunet über Niamh Wilson „Niamh entdeckten wir bei einem Casting-Termin in Toronto. Sie hob sich von allen anderen ab. Bei einer Figur wie Gracie – ein unausstehlicher Teenager – läuft man Gefahr, dass sie schnell nervt. Aber Niamh schafft es, dass man mit ihr fühlt. Sie hat die seltene Fähigkeit, auf Kommando Gefühle zu zeigen. Als die Szene kam, in der sie T.S. im Fernsehen sieht, betonte ich noch einmal, dass sich Gracie hier nicht, wie sonst, über ihren Bruder lustig macht, sondern total zusammenbricht. Niamh sah mich nur an und – zack! fing sie an zu weinen. Wir brauchten nur einen einzigen Take. Stark!“ - 32 - Niamh Wilson kam 1997 im kanadischen Oakville, Ontario, zur Welt und spielte schon als Fünfjährige in dem TV-Drama „Chasing Amy“. Zwei Jahre später war sie die Titelheldin des Mystery Thrillers „Haunting Sarah“, was ihr einen Young Artist Award einbrachte. 2006 übernahm sie in den Horrorfilmen THE MARSH und SAW 3 („Saw III“) erste Kinorollen und fiel in der Serie „Runaway“ neben Donnie Wahlberg auf. 2012 konnte sie erstmals ihr komisches Talent unter Beweis stellen: Für die Familienserie „Debra“ erhielt sie einen weiteren Young Artist Award, diesmal als Beste Hauptdarstellerin in einer TV-Serie. FILMOGRAFIE (Auswahl) 2013 2011 2008 2007 2006 2005 2003 DIE KARTE MEINER TRÄUME Falling Skies Saw 5 Saw 4 Saw 3 Haunting Sarah Chasing Alice MISS JIBSEN, DIE KURATORIN DES SMITHSONIAN MUSEUM Insgeheim ist Miss Jibsen überzeugt, dass das renommierte Institut – „die Schatzkammer der Nation“ – ohne sie nicht läuft. Für T.S. verkörpert sie wissenschaftliche Kompetenz, aber er ist ja auch erst zehn. Er würde seine Gönnerin niemals bloßstellen, vorführen, auflaufen lassen – obwohl ihm der Gedanke durchaus gekommen ist… Jean-Pierre Jeunet über mich zum Lachen!‘ Und das hat sie. Judy ist sehr witzig, es macht Spaß, mit ihr zu arbeiten. Sie ist das Comic-ReliefElement der Geschichte, die ja letztlich ganz schön ernst ist. Durch den Kontrast kommen T.S.’ Gefühle umso stärker zur Geltung.“ Judy Davis wurde 1955 in Perth, Australien, geboren und schloss 1977 ihre Ausbildung am National Institute of Dramatic Arts ab. Zwei Jahre danach fiel sie in MEINE BRILLANTE KARRIERE („My Brilliant Career“, 1979) von Gillian Armstrong auf. Die Rolle brachte ihr die erste von vielen Auszeichnungen ein. Sie hat mit vielen namhaften Regisseuren zusammengearbeitet: Mit David Lean drehte sie REISE NACH INDIEN („A Passage to India“, 1984), mit den Coen Brothers BARTON FINK und mit David Cronenberg NAKED LUNCH (beide 1991). Clint Eastwood besetzte Judy Davis in ABSOLUTE POWER (1997) und Sofia Coppola in MARIE ANTOINETTE (2006). Für Fred Schepisis IM AUGE DES STURMS („The Eye of the Storm“, 2011) kürte das Australian Film Institute sie zur Besten Hauptdarstellerin. Am häufigsten stand sie jedoch für Woody Allen vor der Kamera, nachdem sie sich 1980 kennengelernt hatten, so in EHEMÄNNER UND EHEFRAUEN („Husbands and Wives“, 1992), HARRY AUSSER SICH („Deconstructing Harry“, 1997), CELEBRITY – SCHÖN, REICH, BERÜHMT („Celebrity“, 1998) und zuletzt in TO ROME WITH LOVE (2012). Als Titelstar von „Life with Judy Garland: Me and My Shadows“ (2001) gewann Judy Davis ihren zweiten Golden Globe. FILMOGRAFIE (Auswahl) Judy Davis „Judy kam in letzter Minute, an einem Freitagabend. Übers Wochenende entwarfen wir einen Look für sie: Sie probierte drei Anzüge an, wir suchten eine Brille aus, ihre Frisur ließen wir, wie sie war. Montagmorgen hieß es dann: ‚Action!‘ Da wir so wenig Zeit hatten, gab ich Judy eine einzige Regieanweisung: ‚Sei einfach du selbst und bring - 33 - 2013 DIE KARTE MEINER TRÄUME 2012 To Rome with Love 2006 Marie Antoinette 2003 Gegen den Strom 1998 Celebrity – Reich, schön, berühmt 1997 Absolute Power 1996 Blood & Wine – Ein tödlicher Cocktail 1992 Ehemänner und Ehefrauen 1991 Naked Lunch 1991 Barton Fink 1991 Verliebt in Chopin 1984 Reise nach Indien 1979 Meine brillante Karriere - 34 - JEAN-PIERRE JEUNET (Regie, Drehbuch, Produktion) Jean-Pierre Jeunet, 1953 in Roanne an der Loire geboren, brachte sich sein Handwerk selbst bei und etablierte sich schnell als Regisseur von Werbefilmen und Musikvideos. Mit dem Zeichner und Designer Marc Caro inszenierte er drei viel beachtete, auf Festivals preisgekrönte Kurzfilme. LE MANÈGE (1980) wurde sogar mit einem César ausgezeichnet. Mit DELICATESSEN (1991) legte das Duo seinen ersten Kinospielfilm vor und wurde für seinen originellen, surrealistischen Stil gefeiert. Die schwarze Komödie, in der auch Jeunets Lieblingsschauspieler Dominique Pinon bereits eine Hauptrolle übernahm, entwickelte sich zum internationalen Kulthit und gewann vier Césars. Nach dem düster-skurrilen FantasyMärchen DIE STADT DER VERLORENEN KINDER („La cité des enfants perdus“, 1995) drehte Jeunet seine erste Hollywood-Produktion ALIEN – DIE WIEDERGEBURT („Alien: Resurrection“, 1997), den vierten Teil der Saga. Sein französisches Comeback DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE („Le fabuleux destin d’Amélie Poulain“, 2001) wurde ein Welterfolg und machte Audrey Tautou zum Star. Für ihr Drehbuch ernteten Jeunet und sein CoAutor Guillaume Laurant einen BAFTA und eine Oscar®Nominierung. Der Nachfolger MATHILDE – EINE GROSSE LIEBE („Un long dimanche de fiançailles“, 2004), erneut mit Tautou in der Titelrolle, brachte dem Regisseur und FILMOGRAFIE (Auswahl) 2013 2009 2004 2001 1997 1995 1991 DIE KARTE MEINER TRÄUME Micmacs – Uns gehört Paris! Mathilde – Eine große Liebe Die fabelhafte Welt der Amélie Alien – Die Wiedergeburt Die Stadt der verlorenen Kinder Delicatessen Produzenten Nominierungen für den Golden Globe und den BAFTA als Bester nicht englischsprachiger Film ein. Das Angebot, HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHÖNIX („Harry Potter and the Order of the Phoenix“, 2007) zu inszenieren, lehnte Jeunet ab und realisierte stattdessen MICMACS – UNS GEHÖRT PARIS! („Micmacs à tire-larigot“, 2009) mit Dany Boon sowie Audrey Tautous Werbespot für Chanel No. 5. - 35 - CAST DR. CLAIR............................. Helena BONHAM CARTER JIBSEN............................................................ Judy DAVIS VATER.............................................Callum Keith RENNIE T.S. SPIVET.................................................Kyle CATLETT GRACIE................................................... Niamh WILSON LAYTON..................................................... Jakob DAVIES ZWEITE WOLKE................................ Dominique PINON RICKY .................................................. Julian RICHINGS MR STENPOCK.......................................Richard JUTRAS CREW Regie.....................................................Jean-Pierre JEUNET Drehbuch.............................................Jean-Pierre JEUNET Guillaume LAURANT Nach dem Roman von....................................Reif LARSEN Produzenten..........................................Frédéric BRILLION Jean-Pierre JEUNET Suzanne GIRARD - 36 - Kamera............................................. Thomas HARDMEIER Schnitt....................................................... Hervé SCHNEID Produktionsdesign....................................Aline BONETTO Kostüm...............................................Madeline FONTAINE Maske....................................................... Nathalie TISSIER Musik...................................................... Denis SANACORE Casting................................................... Lucie ROBITAILLE - III -