Las Vegas - Katinka Fischer

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Las Vegas - Katinka Fischer
ReiseJournal
Das Reise-Magazin der Rhein Main Presse
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Samstag, 15. Juli 2006
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Sündigen ist am Strip sehr erwünscht
In Las Vegas im Bundesstaat Nevada treibt das Glücksspiel gigantische Blüten / Selbst Hotels werden zu Attraktionen
Fotos: Katinka Fischer
Paris liegt in der Wüste von Nevada: Illusionismus pur am „Strip“ von Las Vegas.
A
lles, worüber Amerika
normalerweise die Nase
rümpft, ist in Las Vegas
ausdrücklich erwünscht. Dass
die Stadt eine letzte Oase für
Raucher ist und auch auf nackte
Haut nicht so hysterisch reagiert wie die übrige Nation,
dient vor allem der Förderung
einer dritten Sünde, die zugleich den wirtschaftlichen
Wohlstand der Region sichert:
des Glücksspiels. 1909 war Nevada der erste amerikanische
Bundesstaat, der es verbot, aber
1931 auch der erste, der es
wieder erlaubte. Der Rest ist
Geschichte.
In jenen megalomanischen
Hotels, die den zentralen, viereinhalb Meilen langen Las Vegas Boulevard – oder kurz den
Strip – säumen, ersetzt das
hauseigene Casino ein Foyer.
Zur Rezeption gelangt der Gast
erst durch eine fensterlose
Spielhöhle, wo ihn sofort eine
Welle aus sich überlagernden
akustischen und optischen Sinneseindrücken erfasst. In einen
Klangteppich aus Maschinengeklingel, live gespieltem BarJazz
und
Konserven-Pop
mischt sich von Zeit zu Zeit
Jubelgeschrei über einen vervielfachten Einsatz. Unterdes-
sen blinken Slot-Machines im
ewigen Kunstlicht und potente
Belüftungsanlagen verschlingen Zigaretten-Qualm, nicht
aber das Zitrus-Aroma vom
Putzmittel. Roulette-, Pokerund Baccara-Tische sowie –
längst per Knopfdruck zu bedienende – einarmige Banditen reihen sich zu Spalieren, die wiederum ein labyrinthisches
Gangsystem bilden. Und nirgends ein Schild, das den Weg
zum Ausgang weisen würde.
24 Stunden täglich sind die
Casinos geöffnet und niemand
unterscheidet dort mehr zwischen Tag und Nacht: Erste (oder letzte?) Zocker trifft man
schon beim Gang zum Frühstück. Um ihre Gäste bei SpielLaune zu halten, lassen die Hotels nichts unversucht. Angefangen damit, dass, wer spielt,
umsonst trinkt. Wer einmal da
war, soll nicht wieder weg, wenigstens aber zurück kommen.
Deswegen tritt der eigentliche
Hotel-Zweck in den Hintergrund: Schlafen soll man einfach nicht länger als unbedingt
nötig. Hotels in Las Vegas werden vielmehr selbst zur Attraktion, sind Mikrokosmen, die
kein menschliches Bedürfnis
unbefriedigt lassen – angefan-
gen beim „Dining“, das neben
dem „Gaming“ zu den zentralen Beschäftigungen in Las Vegas gehört. Dafür engagieren
Hotel-Restaurants „Celebrity
Chefs“ aus aller Herren Länder,
die von Sushi-Häppchen bis
zum Kobe-Rind erlesenste Köstlichkeiten auf die Teller zaubern.
Auf dem Strip bewegt man
sich zwischen Luxor und New
York, Venedig und Paris. So
heißen einige der Bettenburgen, deren Architektur die namensgebenden Städte en miniature und detailgenau bis zur
Gondelfahrt über den Canal
Grande nachstellt. In der Kunstwelt von Las Vegas nimmt
Amerikas
kindlich-naiver
Drang zur – nahezu perfekten –
Kopie von historischen Orten
bizarre Gestalt an und toppt mit
diesem Illusionismus noch die
Parks der Disney-Welt. Denn
das hier ist kein großer Rummelplatz, sondern das richtige
Leben.
Der Konkurrenzkampf, der
diese Gigantomanie beflügelt,
macht aus Las Vegas die Stadt
mit der wohl höchsten Superlativ-Dichte. So ist das „Mandalay
Bay“ mit 5 000 Zimmern das
derzeit größte Hotel. Unterdes-
sen bemüht sich Steve Wynn
zurzeit um den Titel der exklusivsten Adresse am Strip. Mit
dem „Mirage“ erbaute der
Tycoon 1989 das erste MegaResort-Hotel. Jetzt scheint er
sein Wirken noch einmal krönen zu wollen, indem er den
bislang unangefochten größten
Fünf-Sterne-Luxus des ebenfalls zu seinem Besitz gehörenden „Bellagio“ auf die Plätze
verweist. Für die Qualität seines
neuesten Hauses bürgt Wynn
schlicht mit seinem guten Namen: Seine faksimilierte Unterschrift ziert als Logo den
schwarz glänzenden Glasbau
des „Wynn“.
Knapp 40 Millionen Menschen kamen im vergangenen
Jahr auch wegen der guten
Show nach Las Vegas, die oft
schon vor den Hotel-Portalen
mit Piratenschlachten und Vulkanausbrüchen beginnt und innen ihre Entsprechung findet.
Zu jedem namhaften Haus gehört eine „Arena“: ein Theater,
das – wie im Fall des „MGM
Grand“ – ein bis zu 15 000köpfiges Publikum fassen kann.
Im „Caesar’s Palace“, das einem antiken Tempel nachempfunden ist, tritt täglich Celine
Rhein-Main-Presse, 15. Juli 2006
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Dion auf. Und wenn die kanadische Diva nicht kann, springt
Elton John ein. An die goldenen
Zeiten von Siegfried und Roy im
„Mirage“ erinnern noch weiße
Tiger, die hinter Glas durch eine
künstliche Eislandschaft trotten. Wachsender Beliebtheit erfreuen sich schließlich die mit
dem Adjektiv „burlesque“ verbrämten Erotik-Shows. Selbst
die Artisten der aus Kanada
stammenden Truppe von Cirque du Soleil, die die Stadt mit
verschiedenen Shows an mehreren Orten unterhält, haben
sich unter dem Titel „O“ ein
sehr körperbetontes Programm
erarbeitet, das regelmäßig den
Theater-Saal des „Bellagio“
füllt. Für „Le Rêve“ wurde zum
Beispiel ein neun Meter tiefer
Pool im „Wynn“ installiert.
Zwar wohnt man in Las Vegas
nicht mehr ganz so günstig wie
einst, aber die Zimmerpreise
sind je nach Saison und gemessen am Standard in den übrigen
USA immer noch erschwinglich. Es muss ja nicht gerade ein
in neobarocker Pracht ausgestattetes Promi-Penthouse unterm Dach des „Mirage“ sein,
wo der Preis für eine Nacht mit
750 Dollar beginnt. Ein dennoch sehr komfortables Doppelzimmer bekommt man allenthalben auch mal für um die
70 Dollar.
In dem nicht zuletzt für seine
Blitzhochzeiten berühmten Las
Vegas gehört noch eine andere
Einrichtung zum besseren Hotel-Standard: 100 000 Ja-Worte
jährlich werden in den insge-
samt etwa 50 „Wedding-Chapels“ der Stadt gehaucht. Zu
den abgefahrensten der durchweg nicht ganz normalen „locations“ gehört ein DriveThrough-Tunnel für ganz Eilige
und die Kommando-Brücke von
Raumschiff Enterprise, die man
im „Hilton“ nachgebaut hat und
wo
Hochzeitsgesellschaften
schon mal in Klingonen-Kostümen auflaufen.
Völlig „crazy“ ist das Inferno
von Las Vegas, das man aber
mal gesehen haben sollte.
Schließlich kann man schnell in
eine komplette Gegenwelt fliehen und gelangt per PropellerFlugzeug in kaum einer Stunde
in die nicht minder gigantische
Natur des Grand-Canyons.
Katinka Fischer
Informationen: Empfohlene Rei-
sezeiten sind Frühling und
Herbst. Zwischen Juni und September liegt die Tageshöchsttemperatur bei 38 Grad Celcius,
von Dezember bis Januar bei etwa 13 Grad. Für die Einreise genügt ein Reisepass, der noch
mindestens sechs Monate gültig
sein muss.
Die Ferienfluggesellschaft Condor fliegt im Sommer drei Mal,
im Winter zwei Mal wöchentlich
von Frankfurt nonstop nach Las
Vegas.
Der Reiseveranstalter Neckermann bietet mehrere Pakete an,
mit denen man Shows, Rundflüge
über den Grand Canyon und sogar Hochzeiten individuell kombinieren kann. Service-¡:
0 18 03 / 88 88 55 (9 Cent / Min.)
Wo Übernachtungen
am teuersten sind
In Genf zahlen Touristen im
Schnitt mit 199 Euro europaweit am meisten für eine Nacht
in einem Hotel. Vergleichsweise teuer sind auch Moskau (188
Euro), Paris (185), London
(156) und Rom (152), während
Übernachtungen in Budapest
(75), Warschau (81), Berlin
(83), Salzburg (86) und Göteborg (93) eher günstig geraten.
Besonders ungeniert – so
zeigt ein Vergleich der Unternehmensberatung Deloitte &
Touche unter 25 beliebten Städten – drehten Moskaus Hoteliers im vergangenen Jahr an
der Preisschraube: Dort zogen
die Tarife im Vergleich zu 2004
um 34,4 Prozent an. Dagegen
gaben die Hotelpreise in Athen
am meisten nach: In Griechenlands Metropole kostete ein Hotelzimmer 133 Euro – ein Fünftel weniger als 2004. Im Schnitt
zahlten Hotelgäste in Europa
2005 für ihre Unterkunft 103
Euro – 2,1 Prozent mehr als im
tdt
Jahr 2004.
Luzern: Stadtführung
mit Shopping-Trip
Viele Informationen während
einer Stadttour mit Führer oder
doch lieber ein Einkaufsbummel? Die Stadt Luzern hat dieses
Problem gelöst und bietet erstmals einen City-Shopping-Trip
mit einer Insiderin an. Die Kombination von Stadtführung und
Einkaufserlebnis führt Urlauber
abseits der Touristenpfade
durch die Stadt und gibt gleichzeitig die Gelegenheit exklusive
Boutiquen mit Blick hinter die
Kulissen kennenzulernen. Dabei kann man sich den Schwerpunkt des Shoppings selbst aussuchen: Die Bereiche Fashion /
Accessoires, Uhren / Schmuck,
Schokolade, Souvenirs oder
Märkte stehen zur Wahl. Die
Führungen dauern zwischen
gst
drei und fünf Stunden.
Informationen: Luzern Tourismus, Bahnhofstraße 3,
CH-6002 Luzern,
¡: 00 41 / 41 / 2 27 17 17,
Fax: 2 27 17 18,
[email protected],
www.luzern.org
Reiseredaktion
Skulpturen vor dem „Mirage“ erinnern an die goldenen Zeiten der Magier
Siegfried und Roy.
Assistenz:
Margit Komor
Telefon:
(0 61 31) 24 07 07-25
Fax:
(0 6 1 31) 24 07 07-22
Redaktion:
Gert Stephan-Kaselow (gst)
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