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Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin Freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science in Wirtschaftsinformatik Eine kritische Betrachtung des Kommunikationsszenarios „Steuerung von Lasten im Smart Grid“ nach BSI TR-03109 und die Vorstellung eines Erweiterungsszenarios Masterthesis im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften II im Studiengang Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin vorgelegt von: Marco Pultz Thomas-Müntzer-Str. 19 15806 Zossen Matrikel-Nr.: 529532 Erstbetreuer: Prof. Dr.-Ing. Jörg Courant Zweitbetreuer: Prof. Dr. Thomas Pietsch Abgabetermin: 30.03.2015 Zusammenfassung Zusammenfassung Die Energiewende in Deutschland ist eingeleitet. Der damit verbundene rasante Ausbau von regenerativen Energien und der einhergehenden fluktuierenden Stromerzeugung führt unser Stromnetz zunehmend an seine Belastungsgrenze. Der notwendige Stromnetzausbau soll zukünftig durch den Einsatz von intelligenten Messsystemen zur Realisierung eines Erzeugungs- und Lastmanagements reduziert werden. Die Arbeit hebt Potentiale intelligenter Steuerungssysteme hervor und identifiziert bestehende Herausforderungen der notwendigen Kommunikationsinfrastruktur zur Steuerung dezentraler Geräte im Smart Grid. Hierzu werden, die für den 2017 geplanten Rollout intelligenter Messsysteme maßgeblichen Vorgaben der technischen Richtlinie „BSI TR-03109“, auf Stärken und Schwächen untersucht. Weiterhin wird die Möglichkeit betrachtet, dass regional unterversorgte Kommunikationsnetz auf Basis des neuen e*Nergy Funkrufnetz der e*Message GmbH mit einer Empfängerinfrastruktur auszustatten. Darauf aufbauend wurden verschiedene Varianten zur Ergänzung der vorgestellten Smart Meter Gateway Systemarchitektur erarbeitet. Das vorgestellte Erweiterungsszenario kompensiert identifizierte Schwächen bei der Gruppenschaltung von Anlagen und soll den Stromnetzbetreiber bis zum geplanten Rollout intelligenter Messsysteme dazu befähigen, Geräte aus netzdienlichen Gründen zu schalten. Die Eingliederung der Umsetzungsvarianten in einen Planungshorizont und das damit verdeutlichte Ergänzungspotential zum Rollout intelligenter Messsysteme 2017, bildet eine Gesprächsgrundlage, um diese in einem Dialog mit den zuständigen Gremien und Arbeitsgruppen des BMWi, BSI und FNN zu diskutieren. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite I Abstract Abstract The energy transition is initiated in Germany. The associated swift development of renewables and the associated fluctuating power generation is resulting in our grid reaching its maximum load. The necessary electricity grid can be reduced by the application of intelligent measuring systems in the implementation of generative and load management. This thesis discusses the potential of intelligent control systems and identifies existing challenges of the essential communications infrastructure for the steerage of peripheral devices within the Smart Grid. For this purpose the strengths and weaknesses of the decisive standards of the technical guideline “BSI TR-03109” of the projected rollout of intelligent measuring systems in 2017 will be assessed. Furthermore the possibility will be considered, to equip the regional underdeveloped communication network on the basis of the new e*Nergy radio circuit from the e*Message GmbH. Based on this, different options for the supplement of the introduced Smart Meter Gateway system architecture have been acquired. The presented enlargement scenario is mitigating identified weaknesses of the multiple series of facilities and is believed to enable the grid operator to control devices for appropriate reasons till the rollout of intelligent measuring systems. The integration of implementation variants in a planning horizon and the thereby clarified supplementary potential to the rollout of intelligent measuring systems in 2017 provides the foundation for discussions with responsible committees and working groups of the BMWi, BSI and the FNN. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite II Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung.............................................................................................. I Abstract .............................................................................................................. II Inhaltsverzeichnis.............................................................................................. III Abbildungsverzeichnis........................................................................................ V Tabellenverzeichnis........................................................................................... VI Abkürzungsverzeichnis .................................................................................... VII 1 Einleitung ....................................................................................................... 1 1.1 Zielstellung und Aufbau der Arbeit ........................................................... 2 1.2 Unternehmensvorstellung der Bosch Software Innovations GmbH ......... 4 2 Überblick über das deutsche Stromnetz ........................................................ 5 2.1 Die Energiewende – hochgesteckte Ziele bis 2050 ................................. 5 2.2 Erneuerbare Energien als Herausforderung einer sicheren Stromversorgung ..................................................................................... 8 2.3 Möglichkeiten der Reduzierung von Zusatzkosten im Netzausbau........ 12 2.4 Schalten in der Niederspannung............................................................ 15 3 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen...................................................................................... 18 3.1 Klärung des regulatorischen Rahmens .................................................. 18 3.2 Die Rolle des Smart Meter Gateways .................................................... 23 3.3 Systemarchitektur, Sicherheit und Prozess nach BSI TR-03109 ........... 24 3.4 Prozessschritte zur Steuerung von CLS Geräten .................................. 29 4 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid ........ 35 4.1 Status des Breitbandausbaus in Deutschland ....................................... 35 4.2 Weitere Herausforderungen beim Aufbau der Kommunikationsstrecken hinzu intelligenten Messsystemen........................................... 37 4.3 Das e*message Sicherheitsnetz ............................................................ 40 5 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung 44 5.1 Ausgangsszenario „Netzdienliches Schalten von CLS-Geräten“ ........... 44 5.2 Identifikation von Schwachstellen beim netzdienlichen Schalten........... 47 5.3 Versenden von Gruppensteuerbefehlen mittels e*nergy Funknetz ........ 52 5.3.1 Steuerbefehl mittels e*Nergy Sicherheitsfunknetz......................... 52 5.3.2 Vorteile des Ergänzungsszenarios ................................................ 54 5.3.3 Getroffene Annahmen zur Geräteinfrastruktur .............................. 56 5.3.4 Variante 1 – Rückmeldung über Ortsnetztransformatoren ............ 58 5.3.5 Variante 2 – ereignisgesteuerte Rückmeldung über das SMGW .. 61 5.3.6 Variante 3 – Messwertanfrage über SMGWA................................ 65 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite III Inhaltsverzeichnis 5.4 Weitere Einsatzmöglichkeiten des e*message Sicherheitsnetzes ......... 67 5.5 Gegenüberstellung der erarbeiteten Kommunikationsszenarien ........... 69 5.6 Entwicklungspfad des vorgestellten Ergänzungsszenarios.................... 73 6 Zusammenfassung der Erkenntnisse........................................................... 78 Literaturverzeichnis ..............................................................................................i Anhang............................................................................................................... vi A BPD - Steuerung von CLS Geräten nach BSI TR-03109......................... vi B Expertenbefragung Stromnetz Berlin (Gedächtnisprotokoll) ................... vii C Expertenbefragung e*message GmbH .................................................... xi D Inhaltsverzeichnis der CD ...................................................................... xiv Eidesstattliche Versicherung ............................................................................. xv Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite IV Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 : Anteil Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland (gesamt 610 TWh)........................................................................ 7 Abbildung 2 : Funktionsweise der Stromversorgung (Ausschnitt Bildquelle) ...... 8 Abbildung 3 : Leitungslängen der Spannungsebenen im deutschen Verteilnetz 9 Abbildung 4 : Netzausbaubedarf bis 2032 - Zeitliche Entwicklung der Zusatzkosten, ............................................................................. 11 Abbildung 5 : Mögliche Auswirkungen des Einspeisemanagements................ 14 Abbildung 6 : Struktur der Technischen Richtlinie BSI TR-03109 .................... 21 Abbildung 7 : geplante Stufen des Rollouts intelligenter Messsysteme............ 22 Abbildung 8 : Smart Meter Gateway im Zentrum der verschiedenen Kommunikationsnetze ................................................................ 25 Abbildung 9 : Absicherung der Kommunikation zwischen CLS und EMT......... 26 Abbildung 10 : Überblick Prozess „Steuerung von CLS Geräten“ .................... 30 Abbildung 11 : Prozess „Steuerung von CLS Geräten“ Detailausschnitt 1 & 2 31 Abbildung 12 : Prozess „Steuerung von CLS Geräten“ Detailausschnitt 3 ....... 32 Abbildung 13 : Prozess „Steuerung von CLS Geräten“ Detailausschnitt 4 ....... 33 Abbildung 14 : Breitbandverfügbarkeit ≥ 1 Mbit/s in Deutschland .................... 36 Abbildung 15 : StromPager Kommunikationsweg ............................................ 43 Abbildung 16 : Ausgangsszenario im Niederspannungsnetz............................ 45 Abbildung 17 : Überblick identifizierter Schwachstellen ................................... 48 Abbildung 18 : Steuerbefehl mittels e*Nergy Funknetz versenden................... 53 Abbildung 19 : Variante 1 - Rückmeldung über kommunikationsfähige ONTs . 60 Abbildung 20 : Variante 2 - Rückmeldung mittels ereignisgesteuerten Teilprozess ............................................................................... 62 Abbildung 21 : Variante 2 - Schaltbefehl löst Messwertanfrage bei Zähler aus 62 Abbildung 22 : HKS3 - Transparenter Kanal initiiert durch CLS ....................... 63 Abbildung 23 : Variante 3 – Messwertanfrage über SMGWA........................... 66 Abbildung 24 : Entwicklungspfad der vorgestellten Varianten .......................... 75 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite V Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle 1 : Bewertung der Umsetzungsvarianten............................................. 71 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite VI Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Abk Abkürzung BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BPD Business Process Diagramm BPL Broadband over Power Lines BPMN Business Process Model and Notation CLS Controllable Local System DSL Digital Subscriber Line EE erneuerbaren Energien EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz EMT Externer Marktteilnehmer EnWG Energiewirtschaftsgesetz HAN Home Area Network iMSys intelligente Messsysteme IKT Informations- und Telekommunikationstechnologie iZ intelligenter Zähler KNA Kosten-Nutzen-Analyse LMN Local Metrological Network MSB Messstellenbetreiber ONT Ortsnetztransformator SMGW Smart Meter Gateway SMGWA Smart Meter Gateway Administrator BSI TR Technische Richtlinie BSI TR-03109-11 VNB Verteilnetzbetreiber WAN Wide Area Network 1 BSI 2013c Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite VII Einleitung 1 Einleitung Strom ist in unserer hoch entwickelten Gesellschaft ein existentielles Gut. Als Grundlage unserer modernen, arbeitsteilig organisierten und zunehmend stärker vernetzten Lebensweise ist ein stabiles Stromversorgungssystem ausschlaggebend für die Wahrung unseres Wohlstandes und den Zusammenhalt der Gesellschaft. Ein gefürchteter flächendeckender „Blackout“ (Stromausfall) würde die Grundfeste unserer modernen Gesellschaft stark erschüttern und hätte Auswirkungen in allen Lebensbereichen.2 Glücklicherweise gehört das deutsche Stromnetz mit einer durchschnittlichen Ausfalldauer von 15 Minuten zu den sichersten in ganz Europa. 3 Jedoch stellen die weiter voranschreitende Energiewende und der damit verbundene rasante Ausbau von regenerativen Energieerzeugungsanlagen, unser bestehendes Energienetz zunehmend vor erhebliche Herausforderungen. Deutlich wird dies anhand der bevorstehenden Sonnenfinsternis am 20. März 2015. Die bei wolkenfreien Himmel zu erwartenden überdurchschnittlich hohen Schwankungen der Solarstromerzeugung müssen durch Ersatzkapazitäten ausgeglichen werden. 4 Eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin fasst die Situation insgesamt als beherrschbar zusammen, weist aber auf eine ganze Reihe notwendiger Maßnahmen, wie den Einsatz von Energiespeichern und die gezielte Steuerung von Erzeugungsanlagen, hin.5 Mit den ambitionierten Ausbauzielen erneuerbarer Energien6 und dem beschlossenen vorzeitigen Atomausstieg bis 20227 für Deutschland wird die aktuelle Situation weiter verschärft und es ist an der Zeit das deutsche Stromversorgungsnetz für die stetig zunehmende Dynamik der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen vorzubereiten. Der dafür notwendige milliardenschwere Netzausbau soll durch den Einsatz von intelligenten Netztechnologien abgemildert werden.8 Diese befinden sich aktuell in der Entwicklungs- oder Erprobungsphase. So werden erste standardisierte Lösungen für 2017 in Form von intelligenten Messsystemen erwartet. Doch der geplante 2 Thomas Petermann et al. 2010, S. 1 Niederhausen et al. 2014, S. 52 4 FAZ 2015 5 Johannes Weniger et al. 2014 6 Bundestag 2014 § 1 Abs. 2 7 Bundesregierung 2015b 8 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014 3 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 1 Einleitung stufenweise Rollout intelligenter Messsysteme wird aufgrund des Umfangs weitere Jahre Zeit beanspruchen, um erste Konzepte der intelligenten Netze (Smart Grids) zu realisieren. Doch wie beherrschbar werden die täglichen Leistungsschwankungen, verursacht durch die fluktuierenden regenerativen Energieträger Wind und Photovoltaik, dann noch sein? Ein wichtiger Bestandteil für diese zu etablierenden intelligenten Netze stellt die kommunikationstechnische Vernetzung der verschiedenen Komponenten dar, um die Schaltvorgänge im Smart Grid zu realisieren. Aber ist das Kommunikationsnetz in Deutschland auf den bevorstehenden Wandel vorbereitet? 1.1 Zielstellung und Aufbau der Arbeit Die vorliegende Arbeit geht auf das Potential der Steuerung von dezentralen Einspeise- und Verbrauchsanlagen im Rahmen der Energiewende ein. In diesem Zusammenhang werden die gesetzlichen Vorgaben zur Realisierung einer Schaltinfrastruktur zur „Steuerung von Lasten im Smart Grid“ auf Umsetzungsrisiken untersucht. So soll sich die Bearbeitung an den folgenden beiden Thesen orientieren. „Die BSI TR-03109 erfüllt höchste Sicherheitsstandards im Smart Grid, aber die Architektur reicht für die Anforderungen des netzkritischen Schaltens im Niederspannungsnetz nicht aus.“ „Die Regelungen der BSI TR-03109 schützen den Verbraucher, aber es bedarf zusätzlicher Kommunikationsansätze für das netzdienliche Schalten von CLS-Anlagen.“ Weiterhin soll für identifizierte Schwachstellen ein möglicher Lösungsansatz vorgestellt werden, der den bestehenden gesetzlichen Umsetzungsrahmen ergänzt. Der vorgestellte Lösungsansatz soll die SMGW-Systemarchitektur mit seinen hohen Sicherheitsstandards in keiner Weise gänzlich anzweifeln, sondern ist vielmehr als konstruktiver Vorschlag zu verstehen, den es in einem Dialog mit den zuständigen Gremien und Arbeitsgruppen des BMWi, BSI und FNN zu diskutieren gilt. Aufbau der Arbeit Um sich den aufgestellten These zu nähern, wird in Kapitel 2 zunächst die aktuelle Situation der Stromversorgung in Deutschland aufgegriffen, um die Notwendigkeit von Geräteschaltungen zu klären. Dazu wird auf aktuelle Ziele, den Ausbaustand und bestehende Herausforderungen der Energiewende eingegangen. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 2 Einleitung Weiterhin werden die Begriffe netzdienlich und netzkritisch im Kontext der deutschen Stromversorgungsinfrastruktur voneinander abgegrenzt. Darüber hinaus werden in Kapitel 3 der aktuelle Rechtsrahmen und die vorgesehene Systemarchitektur zur Integration der geplanten intelligenten Messsysteme nach technischer Richtlinie vorgestellt. Zudem werden neben einem exemplarischen Kommunikationsszenario zur Steuerung von Geräten auch die hohen Sicherheitsstandards der technischen Richtlinie erläutert. Kapitel 4 stellt den aktuellen Stand des Breitbandausbaus in Deutschland dar und geht auf mögliche Aufwandstreiber zur Realisierung, des in Kapitel 3 erläuterten Kommunikationsszenarios, ein. Darüber hinaus wird ein Funknetz vorgestellt, dass in dem vorgestellten Erweiterungsszenario zum Einsatz kommt. Kapitel 5 untersucht den in Kapitel 3 vorgestellten Kommunikationsprozess nach technischer Richtlinie anhand eines Ausgangsszenarios auf Schwachstellen. Weiterhin wird ein Erweiterungsszenario zur Ergänzung des vorgestellten Kommunikationsszenarios erarbeitet. Dieses soll die identifizierten Herausforderungen entsprechend kompensieren und somit einen Beitrag zum erfolgreichen Rollout intelligenter Messsysteme in Deutschland leisten. Eine Eingliederung des Lösungsvorschlages in einen möglichen Entwicklungspfad, fasst die Ergänzungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung bestehender Systeme und dessen gemeinsamer Entwicklung, zusammen. In Kapitel 6 werden abschließend die erarbeiteten Ergebnisse und Erkenntnisse unter Einbeziehung der aufgestellten Thesen zusammengefasst. Die vorliegende Arbeit bedient sich nicht nur der aktuellen Gesetzeslage, verfügbarer Fachartikel, veröffentlichter Studien und technischer Spezifikationen, sondern wird durch fundierte Erkenntnisse aus durchgeführten Expertenbefragungen ergänzt. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 3 Einleitung 1.2 Unternehmensvorstellung der Bosch Software Innovations GmbH Die Erstellung der Arbeit wurde durch die Bosch Software Innovations GmbH unterstützt und ist in enger Abstimmung mit den Kollegen Matthias Gutschmidt und Jens Borchart, aus dem Produktbereich „Energie“ entstanden. Aus diesem Grund soll das Unternehmen und dessen Bezug zum Energiemarkt einleitend vorgestellt werden. Die Bosch Software Innovations GmbH wird als Teil der Bosch-Gruppe mit 550 Mitarbeitern an Standorten in Deutschland, China, Singapur und den USA vertreten. Mit professionellen Softwarelösungen werden die Kunden aus Industrie, Mobilität und dem Energiesektor auf dem Weg in das „Internet of Things“ (Internet der Dinge) begleitet.9 Aber auch die klassischen Geschäftsbereiche werden mit dem Kernprodukt „Bosch IoT Suite“ unterstützt. Dieses vereint die Möglichkeiten eines modernen Business-Process-Management (BPM) und Business-RulesManagement (BRM) Systems zur Realisierung eines durchgängigen Geschäftsprozessmanagements, einer Stamm- und Bewegungsdatenverwaltung sowie Prozessautomatisierungen. Aus der langjährigen Projekterfahrung des Unternehmens sind im Bereich „Energy“ innovative Softwarelösungen hervorgegangen, die den Energiemarkt bei aktuellen und zukünftigen Aufgabenstellungen unterstützen. Hierunter befindet sich eine Lösung zur Realisierung notwendiger Marktkommunikation zwischen den unterschiedlichen Rollen im Energiemarkt. Im Produktportfolio befinden sich aber auch Softwarelösungen zum Betrieb virtueller Kraftwerke, der notwendig werdenden Administration von Smart Meter Gateways sowie der „Rollout Process Manager“ zur optimalen Umsetzung des geplanten Rollout intelligenter Messsysteme.10 9 Bosch SI 2015b Bosch SI 2015a 10 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 4 Überblick über das deutsche Stromnetz 2 Überblick über das deutsche Stromnetz Mit seinen Zielen und Projekten zum Gelingen der Energiewende tritt Deutschland als einer der Top 10 Stromverbraucher weltweit (Platz 6 im Jahr 2013) 11 in eine Vorbildfunktion für andere Länder. Die Bestrebungen Deutschlands für eine erfolgreiche Energiewende rücken also nicht nur in den Fokus der deutschen Öffentlichkeit, sondern werden auch auf europäischer und weltweiter Ebene diskutiert. Die bevorstehenden Herausforderungen der Energiewende müssen durch innovative Konzepte gemeistert werden und Lösungen für den deutschen, aber auch den internationalen Markt hervorbringen. In diesem Kapitel soll der notwendige Handlungsbedarf unter Einbeziehung der Ziele im Rahmen der ausgerufenen Energiewende hervorgehoben werden. Weiterhin wird das Potential zur Reduktion des notwendigen Verteilnetzausbaus mittels intelligenter Lösungen dargestellt. 2.1 Die Energiewende – hochgesteckte Ziele bis 2050 „Die Energiewende ist unser Weg in eine sichere, umweltverträgliche und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft.“12 Sie beschreibt den Wandel des deutschen Energieversorgungssystems von der zentralen Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Gas und Atomenergie, hin zu regenerativen Energieträgern wie Sonne, Wind und Wasser. Diese Entwicklung wird neben dem europaweit steigenden Umweltbewusstsein (vgl. Ziele Energiefahrplan 2050)13 und formulierten Zielen durch zunehmende Ängste vor Atomkatastrophen, wie dem Reaktorunglück von Fukushima im Jahr 2011, politische Abhängigkeiten von Öl- und Gasimporten und der endlichen Reichweite fossiler Energieträger (zwischen 50 und 160 Jahre)14 weiter angetrieben. 11 statista 2014b BMWi 2015b 13 European Commission 2011 14 Wesselak et al. 2012, S. 126 12 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 5 Überblick über das deutsche Stromnetz Ziele der Energiewende Zur weiteren Intensivierung der bereits erreichten Bemühungen wurden für Deutschland die Kernziele des Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Erhöhung der Energieeffizienz formuliert.15 Die folgenden Ziele stellen einen Auszug der formulierten Ziele dar und repräsentieren einen Teil der „10-Punkte-EnergieAgenda des BMWi“.16 Mit dem Reaktorunglück in Fukushima wurde der vorzeitige Atomausstieg bis 2022 entschieden.17 Der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase soll bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden.18 Reduzierung der Unabhängigkeit von Öl- und Gasimporten.19 Der Betrieb von 1 Million Elektrofahrzeuge bis 2020 in Deutschland.20 Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung soll bis 2050 stufenweise auf 80 Prozent steigen.21 Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fasst die Erzeugungsarten der Wasserkraft, Windenergie, Geothermie sowie Energie aus Biomasse und solarer Strahlungsenergie unter dem Begriff „erneuerbare Energien“ zusammen.22 Die aktuellen Anteile der verschiedenen Energieträger an der Bruttostromerzeugung in Deutschland werden in der folgenden Grafik deutlich. So werden heute (Abbildung 1 - Stand 2014) bereits 25,8 % aus erneuerbaren Energien gewonnen. 15 BMWi 2015b BMWi 2015b 17 Bundesregierung 2015b 18 BMUB 2014 19 Thomas Meyer 2014 20 Bundesregierung 2015a 21 Bundestag 2014 § 1 Abs. 2 22 Bundestag 2014 § 5 Abs 14 16 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 6 Überblick über das deutsche Stromnetz Abbildung 1 : Anteil Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland (gesamt 610 TWh)23 Dieser heute schon hohe Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung Deutschlands und die gesetzlich fixierte Erwartung diesen Anteil in den nächsten Jahren auf 45 % (bis 2025), 60 % (2035) bis hin zu 80 % zu erhöhen hat jedoch umfangreiche Folgen für die bestehende Versorgungsinfrastruktur in Deutschland. Wind- und Photovoltaik als fluktuierende Energieträger Mit einem Anteil von 14,6 % an der Bruttostromerzeugung wird mehr als die Hälfte der erneuerbaren Energie aus Wind- oder Photovoltaikenergie (PV) erzeugt. Diese sind in ihrer erzeugten Strommenge jedoch sehr stark von der jeweiligen Wetterlage und der Tages- sowie Jahreszeit abhängig. So erreichen diese Erzeugungsformen, verglichen mit konventionellen Kraftwerken wie Kohle- oder Gaskraftwerken, nur verhältnismäßig wenige Volllaststunden und unterliegen recht hohen Leistungsschwankungen über den Tagesverlauf. Aus diesem Grund spricht man auch von fluktuierender oder volatiler Energieerzeugung.24 Neben der immer stärker schwankenden Menge des erzeugten Stroms stellt die zunehmende Dezentralisierung der Erzeugungsanlagen ein weiteres Problem für den Transport und die Verteilung des Stroms im Verteilnetz dar. Zur Verdeutlichung der Auswirkungen dieses Wandels werden anschließend die Struktur sowie die Anforderungen an das deutsche Verteilnetz vorgestellt. 23 24 BMWi 2014a dena 2015 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 7 Überblick über das deutsche Stromnetz 2.2 Erneuerbare Energien als Herausforderung einer sicheren Stromversorgung Das Stromnetz in Deutschland wurde historisch bedingt für den Transport und die Verteilung, des durch wenige zentrale Großkraftwerke25 erzeugten Stromes, hin zu den Verbrauchern26 für einen gerichteten Lastfluss (siehe Abbildung 2 „traditionelle Lastflüsse“) konzipiert. Abbildung 2 : Funktionsweise der Stromversorgung (Ausschnitt Bildquelle)27 25 Anmerkung: z. B. Kohle- und Kernkraftwerke Anmerkung: z. B. Industrie- und Haushaltskunden 27 Agentur für Erneuerbare Energien 2015 26 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 8 Überblick über das deutsche Stromnetz Die großen und mittleren Kraftwerke speisen den Strom in das Hoch- und Höchstspannungsnetz, mit dessen Hilfe dieser über große Entfernungen direkt zu industriellen Großabnehmern transportiert oder in die Mittelspannungsnetze zur weiteren Verteilung eingespeist wird. Vom Mittelspannungsnetz wird der Strom über Umspannwerke in die lokalen Niederspannungsnetze (230 bis 400 Volt) eingespeist, um über das jeweilige Ortsnetz den Endverbrauchers (z. B. Haushalte und Gewerbe) zu versorgen.28 Für den Betrieb der Höchstspannungsnetze sind in Deutschland vier Übertragungsnetzbetreiber zuständig.29 Die restlichen Netzebenen werden dem Verteilnetzbetrieb zugeordnet, der sich auf etwa 888 Verteilnetzbetreiber (VNB) aufteilt. 30 Die Verteilnetzbetreiber sind für die Versorgung von circa 46 Mio. Haushalts- und rund 3 Mio. Gewerbekunden zuständig, wozu eine nicht unerhebliche Netzinfrastruktur benötigt wird (siehe Abbildung 3). Abbildung 3 : Leitungslängen der Spannungsebenen im deutschen Verteilnetz31 Der Betrieb der Verteilnetze unterliegt strikten Regeln. So sind die Verteilnetzbetreiber für eine gleichbleibende Versorgungsqualität verantwortlich und müssen die Frequenz sowie die Spannung des Niederspannungsnetzes in definierten Grenzbereichen halten. Die in der Norm „DIN EN 50160“ definierten Spannungskriterien bilden eine wichtige und zugleich auch restriktive Randbedingung für die Integration von erneuerbaren Energien (EE).32 Denn als Folge der zunehmenden Einspeisung dezentraler und volatiler erneuerbarer Energie (Wind und PV) auf den untersten Spannungsebenen, kann sich der ursprüngliche Lastfluss umkehren, (siehe Abbildung 2; „wetterabhängige Lastflüsse“) was zu erhöhten Belastungen 28 acatech 2012, S. 18 f. Anmerkung: Tennet TSO, 50Herz Transmission, Amprion, TransnetBW 30 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 5 31 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 5 32 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 87 29 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 9 Überblick über das deutsche Stromnetz und somit auch Spannungsschwankungen im Verteil- und Übertragungsnetz führt und nicht unerhebliche Infrastrukturmaßnahmen zur Stabilisierung der Stromversorgung in Form von Netzausbau nach sich zieht (siehe Abschnitt 2.3). Neben dem notwendigen Netzausbau ist ebenfalls eine Erweiterung der Überwachungsinfrastruktur notwendig, denn eine Beobachtung der Netzdienlichkeitsparameter (z. B. Spannung und Frequenz) war bisher aufgrund der beschriebenen unidirektional ausgerichteten Stromversorgung auf der unteren Verteilungsebene nicht notwendig. Daher fehlt es bis heute in der Mittel- und Niederspannung an notwendigen Überwachungsvorrichtungen. Nur rund 5 % der insgesamt circa 650.000 Ortsnetzstationen werden überwacht. Diese sind jedoch notwendig, um dem Netzbetreiber die notwendigen Informationen über den gegenwärtigen Zustand seiner Netze beurteilen zu können und dieses weiterhin stabil und zuverlässig zu betreiben.33 Verschärft wird dieser Umstand mit einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes34. Demnach haftet der Netzbetreiber für Überspannungsschäden gegenüber dem Endverbraucher. Dies führt zu einer Nachweispflicht des Produktes „Strom“ durch den Lieferanten gegenüber dem Kunden in der untersten Spannungsebene.35 Der weitere EE-Ausbau fordert hohe Investitionen in die Netzinfrastruktur. Die beschriebenen Anforderungen an das Verteilnetz und seine Auslastung werden sich mit dem zunehmenden Ausbau von EE-Anlagen sehr dynamisch entwickeln. In Anbetracht der ehrgeizigen Ziele (siehe Abschnitt 2.1) wird die Anzahl der EE-Anlagen in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Die installierte Leistung wird sich bis 2032 mindestens auf 120 GW installierte Leistung verdoppeln (vgl. Szenarien der Verteilnetzstudie).36 Mit der installierten Leistung wird sich auch die Anzahl der installierten Anlagen erhöhen. So sind heute bereits über 1 Million PV-Anlagen im Niederspannungsnetz angebunden, was dem überwiegenden Teil der installierten PV-Leistung entspricht. Windanlagen sind hingegen vorrangig in der Mittelspannung eingebunden.37 33 BITKOM 2011, S. 7 BGH 2014 35 Mark Nigge 2014, S. 5 36 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 10 ff. 37 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 6 f. 34 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 10 Überblick über das deutsche Stromnetz Die hohe Beschleunigung des Ausbaus der dezentralen, fluktuierenden erneuerbarer Energieanlagen bringt das Netz zunehmend an seine Grenzen, wodurch dessen Ausbaubedarf stetig steigt. Um die Versorgungssicherheit weiterhin gewährleisten zu können, ist schnelles Handeln notwendig. Die vorgestellten Entwicklungsannahmen der EE-Anteile an der Bruttostromerzeugung machen einen nicht unerheblichen Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze notwendig. Die Notwendigkeit wird in der Verteilnetzstudie sehr differenziert nach angenommenem Ausbauszenario, Region38 und Spannungsebene im Zeitverlauf bis 2032 betrachtet. Bei konventionellem Netzausbau geht man im EEG-Szenario von zusätzlichen Investitionen39 von rund 23 Mrd. Euro aus, um den steigenden Anforderungen an die Netzinfrastruktur gerecht zu werden (siehe Abbildung 4). Abbildung 4 : Netzausbaubedarf bis 2032 - Zeitliche Entwicklung der Zusatzkosten40, 41 Diese Zusatzkosten wirken sich entsprechend negativ auf die Höhe der zu erhebenden Netzentgelte aus und tragen beispielsweise für die Niederspannungsebene (Gewerbe und Haushalte) je nach Region im Entwicklungsszenario „EEG 2014“ zu einem Kostenanstieg von 4 % bis zu 17 % bei.42 38 Anmerkung: Nord, Ost, Süd und West sowie ländlich und städtische Netze Anmerkung: Zusätzlich zu den ohnehin erforderlichen Investitionen zur Aufrechterhaltung der Netzinfrastruktur 40 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 50 41 Anmerkung: OPEX: „Operating Expenses“ – jährliche Betriebskosten für Messstellenbetrieb, Messung, Abrechnung 42 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 63 39 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 11 Überblick über das deutsche Stromnetz 2.3 Möglichkeiten der Reduzierung von Zusatzkosten im Netzausbau Bereits im vorigen Absatz wurde deutlich, dass die Zunahme von EE-Anlagen im Rahmen der ausgerufenen Energiewende einige Verteilnetzbetreiber, vor allem im Niederspannungsbereich, vor erhebliche Herausforderungen stellen wird. So werden der bestehende Trend einer zunehmenden Anzahl von dezentralen Verbrauchs- und Erzeugungsgeräten, die Verfügbarkeit von kosteneffizienten Speicherlösungen für den Endverbraucher und erste auslaufende Förderungen von EEG-Anlagen die Stromflüsse in Zukunft stärker beeinflussen und deren Prognose immer schwerer machen. Aus diesem Grund sollen Möglichkeiten dargestellt werden, die dazu beitragen können, die notwendigen Zusatzkosten des Netzausbaus zu reduzieren. Die Verteilnetze müssen „intelligenter“ werden. Wurde bisher genau so viel Strom erzeugt, wie er benötigt wurde, so muss in Zukunft möglichst Energie verbraucht werden, wenn sie zur Verfügung steht. Dieser Wandel von einem nachfrage- zum angebotsorientierten System soll auf Basis eines intelligenten Versorgungssystems, auch Smart Grid genannt, realisiert werden. 43 „Ein Smart Grid (intelligentes Energieversorgungssystem) umfasst die Vernetzung und Steuerung von intelligenten Erzeugern, Speichern, Verbrauchern und Netzbetriebsmitteln in Energieübertragungs- und -verteilungsnetzen mit Hilfe von IKT.“44,45 Die Smart Grid Infrastruktur soll den Energiemarkt revolutionieren und zur Lösung der Herausforderungen der Energiewende beitragen. Einen wesentlichen Kernbaustein von Smart Grids bilden intelligente Messsysteme. Diese auch Smart Metering Systems genannten Komponenten bilden eine wichtige Grundlage für die in den folgenden Kapiteln erläuterten Ansätze zur Steuerung von Erzeugungs- und Verbrauchsinfrastrukturen. Unter einem intelligenten Zähler (iZ), versteht man Messeinrichtungen, „[…]die den tatsächlichen Energieverbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegeln und sicher in ein Messsystem […]46 eingebunden werden können. Es handelt sich um einen digitalen Stromzähler, der durch die transparente Erfassung und 43 BSI 2014, S. 6 Anmerkung: IKT: Informations- und Telekommunikationstechnologie 45 BMWi 2014b, S. 55 46 Bundestag 2005 § 21c Abs. 5 44 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 12 Überblick über das deutsche Stromnetz Veranschaulichung von Einspeisung und Verbrauch den Verbraucher zu energieeinsparendem Verhalten motivieren soll.47 Ein intelligentes Messsystem (iMSys), „[…] ist eine in ein Kommunikationsnetz eingebundene Messeinrichtung zur Erfassung elektrischer Energie, das den tatsächlichen Energieverbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegelt.“48 Man spricht also von intelligenten Messsystemen, wenn die intelligenten Zähler zusätzlich in ein Kommunikationsnetz eingebunden werden. Die Realisierung des Kommunikationsnetzes wird im Kapitel 3 durch den Einsatz des sogenannten Smart Meter Gateway (SMGW) als vorgesehene Kommunikationseinheit detailliert erläutert. Der aktuelle Stand des geplanten Rollout von intelligenten Zähler (iZ) und Messsysteme (iMSys) sowie die entsprechenden Einbauverpflichtungen werden im Absatz 3.1 dargestellt. Die intelligenten Messsysteme bilden die geräteseitige Grundlage der intelligenten Netze (Smart Grids), die durch verschiedene Ansätze zur Reduzierung der Netzausbaukosten beitragen sollen. Lösungsansätze zur Reduzierung der Netzausbaukosten. Das Erzeugungsmanagement soll durch ein mögliches Steuern von EE-Anlagen die auftretenden Belastungsspitzen (z. B. verursacht durch Wetterschwankungen) und die damit verbundene notwendige Maximalkapazität des Verteilnetzes reduzieren. So geht die Verteilnetzstudie von potentiellen Einsparungen des Netzausbaus um bis zu 44 % aus, wenn die Reduzierung der Einspeiseleistung fluktuierender Erzeugungsanlagen (Wind und PV) um circa 3% der Jahresleistung je Anlage ermöglicht wird (siehe folgende Abbildung). An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass rund die Hälfte der heute installierten Leistung von Photovoltaik (PV) Anlagen über keine IKT Anbindung zum Schalten verfügen.49 Die tatsächlichen Zusatzkosten lassen sich nach Abzug der notwendigen Aufwände der zusätzlich notwendigen IKT-Infrastruktur immerhin noch um 15% reduzieren. Obwohl mit 58 % der Einsparungen der größte Effekt in der Niederspannung erreicht wird, ließen sich weiter Einsparpotentiale durch die Schaltung von Anlagen < 7 kW erzielen.50 47 BMWi 2015a, S. 1–2 Bundestag 2005 § 21d Abs. 1 49 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 67–68 50 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 76–81 48 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 13 Überblick über das deutsche Stromnetz Abbildung 5 : Mögliche Auswirkungen des Einspeisemanagements51 Ein ebenfalls hohes Potential geht von einem direkten Lastmanagement aus, bei dem der Netzbetreiber steuerbare Verbraucher zum Ausgleich von Lastspitzen zuoder abschalten kann. Es ist jedoch hervorzuheben, dass der notwendige Netzausbaubedarf in den ländlichen Regionen durch ein aktives Lastmanagement nicht nennenswert verringert werden kann, da die erzeugte Leistung durch EEAnlagen die lokale Verbrauchslast um ein Vielfaches übersteigt. Als Beispiel eines erfolgreichen Lastmanagements im städtischen Raum ist das im Absatz 4.3 vorgestellte StromPager System zur Steuerung von Nachtspeicherheizungen, KraftWäre-Kopplungsanalgen und anderen Verbrauchern hervorzuheben. Beim indirekten Lastmanagement werden dem Verbraucher Anreize, zum Beispiel durch eine dynamische Strompreisgestaltung, gegeben, um sein Verbrauchsverhalten an die situativ verfügbare Strommenge anzupassen. Diese Form der Lastbeeinflussung unterliegt einer höheren Reaktionszeit, da der Verbraucher entsprechend auf die gegebenen Preisimpulse reagieren muss. Mit dem zukünftig wachsenden Anteil an Wärmepumpen, Energiespeichern, Elektromobilen und Klimaanlagen wird in Deutschland ein steigender Einfluss durch preisgesteuerte Lastverschiebungen erwartet.52 Eine weitere intelligente Netztechnologie stellt der Einsatz von intelligenten beziehungsweise regelbaren Ortsnetztransformatoren (ONT) dar. Diese sind in der Lage, die Toleranzbereiche der Spannungsanhebung im Niederspannungsnetz zu erhöhen. Der gezielte Einsatz dieser intelligenten ONTs kann im Zusammenhang 51 52 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 76 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 84–86 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 14 Überblick über das deutsche Stromnetz des erläuterten Erzeugungsmanagement zu Einsparungen im Vergleich zum konventionellen Netzausbau von bis zu 20 % führen und stellt somit eine ideale Ergänzung, der in den folgenden Kapiteln vorgestellten Infrastruktur zur Steuerung von Einspeise- und Erzeugungsanlagen, dar. Durch dieses Beispiel werden vor allem die möglichen Synergieeffekte durch den Einsatz von Informations- und Telekommunikationstechnologie deutlich. 53 Neben den präsentierten Lösungsansätzen ist die Vereinheitlichung der notwendigen Kommunikations- und Steuerungsinfrastruktur durch standardisierte Schnittstellen wichtig, um eine finanzierbare Infrastruktur für die verschiedenen Anwendungsbereiche aufbauen zu können. Denn von einer folglich höheren Marktpenetration standardisierter Geräte würden auch Bereiche wie das virtuelle Kraftwerk (VPP) durch kosteneffizientere Geräteanbindungen profitieren.54 2.4 Schalten in der Niederspannung Die vorgestellte historische Netzstruktur wurde, wie bereits erläutert, nicht für die zunehmende dezentrale Einspeisung konzipiert. Volatile Engpässe erfordern häufigeres Eingreifen der Netzbetreiber, um die Netzstabilität und dessen hohe Qualitätsanforderungen sicherzustellen. Im Kontext dieser Eingriffe fallen immer wieder die beiden Begriffe „netzdienlich“ und netzkritisch“. Beide Begriffe werden in der Fachwelt aktiv genutzt, obwohl sie keiner klaren Definition durch den Gesetzgeber unterliegen. Folgend sollen die beiden Begriffe erläutert werden. „Von einem netzdienlichen Einsatz eines Betriebsmittels ist die Rede, wenn betriebliche Maßnahmen derart eingesetzt werden, dass die Netzkapazität erhöht wird.“55 So soll zum Beispiel ein netzdienlicher Steuervorgang, eine Lastoptimierung durch Verlagerung von Verbräuchen in eine Schwachlastzeit, einen positiven Nutzeneffekt auf den Netzbetrieb haben. 56, 57 Weiterhin basiert ein netzdienlicher Eingriff auf einer vorherigen Beobachtung einer sich anbahnenden Grenzwertverlet53 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 88–107 Anmerkung: Ein VPP bezeichnet den Zusammenschluss mehrerer kleinerer Kraftwerke zu einer virtuellen Erzeugungseinheit. Dadurch können Lastflüsse im Energienetz optimiert und Regelleistung angeboten werden. So werden bisher häufig projektspezifisch eigene Schalteinheiten und Kommunikationsanbindungen für die relevanten Anlagen verbaut. 55 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 133 56 Anmerkung: Schwachlastzeit: an Wochentagen werden zwischen 22 und 6 Uhr immer unter 80% der Tagesspitze erreicht; vgl. hierzu Expertenbefragung Stromnetz Berlin frage 1 57 Ernst & Young 2013, S. 224 54 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 15 Überblick über das deutsche Stromnetz zung und unterliegt somit einer gewissen Vorlaufzeit. Daher liegt die akzeptierte Reaktionszeit zur Realisierung einer netzdienlichen Schaltung im „unteren Minutenbereich“.58 Ein netzkritischer Schaltvorgang stellt immer die letzte Wahl dar. So wird die Netzstabilität durch Grenzwertverletzungen akut gefährdet und schnelles Handeln ist notwendig. Die notwendigen Steuervorgänge unterliegen sehr hohen Anforderungen an die Ausführungsgeschwindigkeit und Verfügbarkeit notwendiger Kommunikationsinfrastruktur und der zu steuernden Kapazitäten (Reaktionszeit unter 100 ms). Ebenfalls werden die Möglichkeit einer Vorrangregelung gegenüber anderen Services und eine Verfügbarkeit von mindestens 99,99 % gefordert. Der Einsatz der Infrastruktur intelligenter Messsysteme, wie sie im nächsten Kapitel erläutert wird, ist laut KNA nicht für kritische Anwendungen zu erwarten.59 BDEW Ampelkonzept Um die verschiedenen Anwendungsfälle zwischen den verschiedenen Marktrollen der Energiewirtschaft zukünftig besser einordnen zu können, hat der Bundesverband der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ein Ampelmodell entwickelt. Es beschreibt die drei Systemzustände rot, gelb und grün. Diese sollen das jeweilige Zusammenwirken zwischen Netzbetrieb und marktgesteuerten Prozessen in Abhängigkeit der aktuell vorherrschenden Übertragungs- und Verteilnetzsituation regeln. Es hilft darüber hinaus die netzdienlichen (gelbe Phase) und netzkritischen Situationen (rote Phase) genauer einzuordnen. Im grünen Bereich stehen ausreichend Netzkapazitäten zur Verfügung und der Markt kann frei agieren und seine Produkte uneingeschränkt anbieten.60 Im gelben Bereich werden erste Netzengpässe beobachtet und Schwellwerte erreicht. In dieser Phase sind netzdienliche Maßnahmen notwendig und es finden noch marktgetriebene Entscheidungsprozesse statt. Der rote Bereich beschreibt den netzkritischen Zustand. In dieser Phase liegt die ausschließliche Priorität bei der Sicherstellung des Netzbetriebes und der Netzbetreiber leitet entsprechende Notfallmaßnahmen (z. B. Regelenergie, Lastabwürfe, Einspeisemanagement) ein. 61, 62, 63 58 Marco Pultz 2015b, S. Frage 1-3 Ernst & Young 2013, S. 202 60 Marco Pultz 2015b, S. Frage 1 61 BMWi 2014b, S. 39 59 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 16 Überblick über das deutsche Stromnetz CLS als möglicher Standard zur Gerätesteuerung Steuerbare Energieverbraucher und -erzeuger werden im Kontext, der folgend erläuterten Smart Meter Gateway Architektur als Controllable Local Systems (CLS) bezeichnet. Über die sogenannte CLS-Schnittstelle sollen nicht nur Windund Photovoltaikanlagen, sondern auch Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen oder intelligente Haushaltsgeräte gesteuert werden.64 Neben diesen Geräten ist auch die Steuerung der zur Lastverlagerung gut geeigneten Nachtspeicherheizungen und eMobil Ladesäulen denkbar. Die Entwicklung der CLS-Schnittstelle als möglicher Standard zur Kommunikation in intelligenten Netzen bleibt abzuwarten und wird maßgeblich vom geplanten Rollout (siehe Absatz 3.1) und der Marktakzeptanz der intelligenten Messsysteme abhängen. Über welche Infrastruktur werden Geräte bisher gesteuert? Neben eigens aufgebauten Kommunikationsnetzen und der Verwendung von Zeitschaltuhren, ist die Steuerung mittels Tonfrequenz-Rundsteuerung (TFR) sehr weit verbreitet. So werden beispielsweise in der deutschen Hauptstadt Berlin rund 30.000 Verbrauchseinrichtungen mit dieser Technik gesteuert.65 Da diese Technik nach jahrzehntelangem Einsatz das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hat, steigen die Kosten für Instandhaltung und Betrieb stetig. 66 Weiterhin wird die Datensicherheit, der über die bestehende Stromnetzinfrastruktur versendeten Steuersignale, als nicht mehr zeitgemäß eingeschätzt und sind aus diesen Gründen für den breiten Einsatz im Erzeugungsmanagement nicht mehr geeignet.67 Das nächste Kapitel stellt die geplante Architektur des Smart Meter Gateway vor. Diese soll eine sichere und zuverlässige Kommunikationsplattform für beschriebene netzdienliche Steuerungen, virtuelle Kraftwerke und SmartHome Anwendungen bereitstellen. Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass sich die folgenden Betrachtungen ausschließlich auf die Niederspannungsebene des deutschen Verteilnetzes konzentrieren. 62 VDE, S. 61–62 Marco Pultz 2015b, Frage 1 64 Windkraft-Journal 2014 65 Stromnetz Berlin 2014b 66 Mark Nigge 2014, S. 8 67 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 68 63 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 17 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen 3 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen Um den in Kapitel 2 beschriebenen Paradigmenwechsel im Energieversorgungssystem Deutschlands beziehungsweise ganz Europas zu realisieren, bedarf es, wie ebenfalls erläutert, eines Ausbaus hin zum intelligenten Netz (Smart Grid). In diesem Kapitel soll ein Kernbaustein der zukünftigen intelligenten Netzstruktur vorgestellt werden – das Smart Meter Gateway (SMGW). Neben der geplanten Systemarchitektur, den Hauptanwendungsfällen und den gesetzlichen Rahmenbedingungen wird der geplante Kommunikationsablauf für die Steuerung einer unterbrechbaren Verbrauchseinrichtung in der Niederspannung detailliert erläutert. 3.1 Klärung des regulatorischen Rahmens Die im folgenden Absatz beschriebenen Beschlüsse der EU und deutscher gesetzlicher Umsetzungen geben den Rahmen einer geplanten Einführung von intelligenten Messsystemen vor. Um die Erreichung der Europäischen Ziele (siehe Absatz 2.1) zur Erhöhung der Energieeffizienz voran zu treiben, wurden verschiedene EU-Richtlinien erlassen. Bereits die Richtlinie 2006/32/EG fordert die Einführung von Zählern für Strom, Gas und Fernwärme zu finanziell vertretbaren Preisen, „[…]die den tatsächlichen Energieverbrauch des Endkunden und die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegeln.“68 Weiterhin fordert das 3. Binnenmarktpaket 2009/72/EG die flächendeckende (bis 2020 sollen 80 % aller Verbraucher mit intelligenten Messsystemen ausgestattet werden) Einführung von intelligenten Messeinrichtungen in allen europäischen Mitgliedstaaten, sofern die Einführung im jeweiligen Mitgliedsland durch eine Kosten-Nutzen-Analyse positiv bewertet wurde.69 Die EU-Energieeffizienzrichtlinie 2012/27/EU konkretisiert den Rahmen der Einführung von „intelligenten Zählern“ und stellt neben dem gesamtwirtschaftlichen zu ermittelnden Nutzen auch den „[…] Kunden hinsichtlich Datenzugang, Datenver- 68 69 Europäische Union 2006 Artikel 13, Abs. 1 Europäische Union 2009 Anhang 1, Ziffer 2 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 18 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen wendung und Datenschutz in den Mittelpunkt.“70 Denn dieser soll maßgeblich durch transparentere Energieflüsse dazu befähigt werden, sein Verbrauchverhalten anzupassen und so zu den formulierten Energiesparzielen der EU beitragen. Beauftragt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) wurden 2013 die Ergebnisse der „Kosten-Nutzen-Analyse für einen flächendeckenden Einsatz intelligenter Zähler“ (KNA) in Deutschland von Ernst & Young vorgestellt. Das untersuchte EU-Szenario für Deutschland (bis 2022 80 % aller Zählpunkte mit iMSys auszustatten) wird aus verschiedenen Gründen nicht empfohlen. So wurden beispielsweise ein gesamtwirtschaftlich negativer Kapitalwert und eine unverhältnismäßige Kostenbelastung für den überwiegenden Endkundenanteil ermittelt.71 Nach der Analyse weiterer Rolloutszenarien empfiehlt die Studie das sogenannte „Rolloutszenario Plus“, in dem die Pflichteinbaufälle um EEG-Anlagen erweitert werden und eine verursachungsgerechtere Kostenverteilung stattfinden kann.72 Folgend wurden Ergänzungsstudien wie die „dena-SmartMeter-Studie“ und „Moderne Verteilernetze für Deutschland“ (Verteilernetzstudie)73 durchgeführt, um ungeklärte Fragen genauer zu betrachten und Umsetzungsalternativen darzustellen. So kann laut dena-Smart-Meter-Studie “[…] auf Erzeugerseite eine netzdienliche Wirkung erzielt werden, da das Einspeisemanagement als dauerhafte Lösung zur Vermeidung von Netzumbau und Netzausbau […] angesetzt wird.“74 Im Zuge des kürzlich erschienenen Eckpunktepapiers (siehe späterer Abschnitt) wurde ebenfalls eine ergänzende „Variantenberechnung von in Diskussion befindlichen Rollout-Strategien“ veröffentlicht.75 Weiterhin wurden im deutschen Gesetzesraum bereits Gesetzesanpassungen und Verordnungen erlassen, die den Rollout von intelligenten Messsystemen und das betroffene Umfeld fixieren. Ein wesentliches Gesetz zur Ausgestaltung der Energiewende bildet das Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz - EEG 2014). Es bildet mit Regelungen zur Einspeisevergütung eine wichtige Grundlage, da die Marktbarriere für erneuerbare Energieanlagen durchbrochen und Investitionssicherheit geschaffen wurde. Der Grundstein für das im Jahre 2000, in seiner ersten Fassung, erlassene EEG bildet das bereits 1991 in Kraft getretene 70 Ernst & Young 2013, S. 18 Ernst & Young 2013, S. 167 f. 72 Ernst & Young 2013, S. 178 f. 73 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014 74 dena 2014, S. 15 75 Ernst & Young 2014 71 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 19 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen Stromeinspeisegesetz (StromEinspG). Dieses verpflichtete die Versorgungsunternehmen zur Abnahme und Vergütung des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms.76 Es finden sich weiterhin Regelungen zur Abnahmeverpflichtung (§11 EEG), der Erweiterung der Netzkapazität (§12 EEG) und des Schadensersatzes (§13 EEG), die die Pflicht des Netzbetreibers zur priorisierten Anbindung von EEG-Anlagen in das Verteilnetz hervorheben. Neben der Regelung des Einspeisemanagement (§14 EEG) ist die Pflicht zur Ausstattung mit technischen Einrichtungen zur Fernsteuerbarkeit (durch den Netzbetreiber) der Einspeiseleistung von EEG-Anlagen bei Netzüberlastung ein wesentlicher Punkt im Kontext iMSys. Hervorzuheben sind hier die Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen). Diese können bis zu einer Leistung von 30 kW alternativ auf 70 % der installierten Leistung begrenzt werden, wodurch sie nicht zur Fernsteuerbarkeit verpflichtet werden. 77 Um einen zunehmend unkontrollierten Ausbau von EEG-Anlagen und die steigende finanziellen Belastung des Gesamtsystems zu reduzieren, wurde das EEG zuletzt mit Wirkung zum 1. August 2014 novelliert.78 Im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) werden wichtige Rahmenbedingungen für den Umbau zum intelligenten Netz festgelegt. So werden in den §§ 21b ff. EnWG wichtige Regelungen für den Messstellenbetreiber (MSB) beschrieben. An dieser Stelle sollen die Einbaugrenzen für intelligente Messsysteme hervorgehoben werden. So sollen Neubauten, Gebäude mit größeren Sanierungen, Letztverbraucher (LV) mit einem Jahresverbrauch größer 6.000 kW/h (Durchschnittsverbrauch eines 4-Personen Haushalts liegt bei ca. 4.750 kWh)79 und Neuanlagen nach EEG oder KWK80 mit einer installierten Leistung über 7 kW (betrifft heute zahlenmäßig rund zwei Drittel aller Anlagen)81, soweit dies technisch möglich ist, ein intelligentes Messsystem verbaut bekommen. Der §21i EnWG berechtigt die Bundesregierung dazu, notwendige Verordnungen zu erlassen, um den Rechtsrahmen für die Einführung von intelligenten Messsystemen in Deutschland zu schaffen. Die benötigten Verordnungen wurden jedoch bis heute nicht auf den Weg gebracht oder werfen ungeklärte Fragen auf. Dieser Umstand lässt die Weiterentwicklung der intelligenten Netze aufgrund fehlender Planungssicherheit für die 76 Unger et al. 2013, S. 127 Bundestag 2014§9 Absatz 1,2 78 EnergieAgentur 2014 79 BDEW 2013, S. 7 80 Anmerkung: KWK - Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz; wird der Vollständigkeit halber genannt 81 BMWi 2015a, S. 7 77 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 20 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen Energiewirtschaft stagnieren und zieht eine entsprechende Verzögerung des geplanten Rollouts nach sich.82 83 Zwei wichtige, in der Version 1.0 vorliegende Dokumente, sind die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erstellte BSI TR-03109 und das BSI Schutzprofil. Sie beschreiben die „[…]Anforderungen an die Funktionalität, Interoperabilität und Informationssicherheit, die eine Kommunikationseinheit eines intelligenten Messsystems erfüllen muss […]“84. Die Beschreibung der Kommunikationseinheit (Smart Meter Gateway) und ihrer Schnittstellen erfolgt in den nachfolgend dargestellten Bereichen der BSI TR-03109 (siehe Abbildung 6). Abbildung 6 : Struktur der Technischen Richtlinie BSI TR-0310985 Die nachfolgenden Erläuterungen bedienen sich vorrangig dem ersten Teil der BSI TR-03109-1. Mit der vorgestellten Gesetzes- und Verordnungsgrundlage soll es gelingen, eine standardisierte Kommunikationsinfrastruktur zu etablieren, um den Anforderungen der Energiewende gerecht zu werden. Jedoch gilt es noch viele Detailfragen zu diskutieren und zu beantworten, um schließlich das Verordnungspaket „intelligente Netze“ auf den Weg zu bringen. Mit dem im Februar 2015 veröffentlichten Eckpunktepapier des BMWi wird ein Ausblick für die im Sommer 2015 angekündigten Regierungsentwürfe für das erwartete „Verordnungspaket intelligente Netze“ gegeben. Neben einer Ankündigung der erwarteten Messsystem- und Datenkommunikationsverordnung wurden auch folgende Inhalte des stufenweise geplanten Rollouts bekanntgegeben. 82 Anmerkung: So wurde auf Grund der fehlenden Rahmenbedingungen der im EnWG § 21e vorgesehene Termin (01.01.2015) für den ausschließlichen Einbau von BSI konformen Messsystemen erneut verschoben. 83 Anmerkung: Nach neuesten Informationen soll das Verordnungspaket „Intelligente Netze“ bis zur Sommerpause 2015 zur Beschlussfassung beim Bundeskabinett vorgelegt werden. Details hierzu sind dem folgenden Absatz „Eckpunktepapier“ zu entnehmen. 84 BSI 2013c, S. 9 85 BSI 2015 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 21 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen Abbildung 7 : geplante Stufen des Rollouts intelligenter Messsysteme86 Der abgebildete Rolloutplan (siehe Abbildung 7) verdeutlicht die vorgesehenen Einbaustufen, die wie folgt gruppiert werden können: Intelligente Messsysteme (iMSys): Ab 2017 für EEG-Anlagen mit einer installierter Leistung > 7 kW Stufenweise für Verbraucher > 20.000 kWh/a (ab 2017). Ab 2019 beziehungsweise 2021 folgen Verbraucher > 10.000 kWh und > 6.000 kW Jahresverbrauch Intelligente Zähler (iZ): Einbaupflicht bei Erzeugern zwischen 0,8 kW und 7 kW installierter Leistung Einbaupflicht bei allen Zählpunkten bis Ende 2032 Für die folgenden Betrachtungen lassen sich aus dem Eckpunktepapier wichtige Erkenntnisse ableiten. So müssen nicht alle EEG-Anlagen und steuerbaren Verbraucher (< 6000 kWh/a) mit intelligenten Messsystemen ausgestattet werden, diese müssen nach EnWG §14 a aber dennoch gesteuert werden. Darüber hinaus wird eine Übergangsfrist für bereits installierte Mess- und Kommunikationseinrichtungen eingeräumt.87 Diese Punkte lassen Raum für den Einsatz von alternativen Lösungen zur Steuerung von betroffenen Erzeugungs- und Verbrauchseinrichtungen. 86 87 BMWi 2015a, S. 5 BMWi 2015a, S. 5–6 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 22 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen 3.2 Die Rolle des Smart Meter Gateways Neben einer flächendeckenden Einführung von intelligenten Zählern ist die Einführung von intelligenten Messsystemen für gewisse Verbrauchergruppen vorgesehen (siehe Absatz 3.1). Diese „sollen für eine aktuelle Verbrauchstransparenz und eine sichere Übermittlung von Messdaten sorgen sowie elektronische Verbrauchsgeräte und Erzeugungsanlagen so steuern, dass ein besseres Last- und Einspeisemanagement im Verteilnetz ermöglicht wird.“88 Und somit „[…] eine Überlastung der Betriebsmittel und eine unzulässige Erhöhung der Netzspannung[…]“ 89 vermeiden. Um die mittels intelligentem Zähler (siehe Absatz 2.3) erfassten Messwerte im Kontext einer intelligenten Netzstruktur nutzen zu können, bedarf es einer Kommunikationseinheit, dem Smart Meter Gateway (SMGW). Das SMGW soll als Kommunikationseinheit agieren und die verschiedenen Messeinrichtungen und Marktpartner miteinander verknüpfen. Weiterhin ist es für die Datenverarbeitung der im betreffenden Netz (beispielsweise ein Haushalt) erfassten Messdaten, wie Zählerstände und Netzzustandsparameter, zuständig. Neben der Messwertverarbeitung, den sich daraus ergebenden Möglichkeiten zur Ablesung, Abrechnung, Tarifierung und dem Monitoring von Energieverbräuchen und –einspeisung sowie der Möglichkeit des Einspeisemanagements, sollen auch Mehrwertdienste über die bestehende Infrastruktur angeboten werden. Im Bereich der Mehrwertdienste sind beispielsweise innovative Lösungen und Dienstleistungen der Bereiche Smart Home, Sicherheit und des Gesundheitswesens denkbar.90 Aus der Ansammlung von personenbezogenen Verbrauchsdaten und der gleichzeitigen Einbindung des SMGWs in eine öffentliche Kommunikationsinfrastruktur geht jedoch ein hohes Angriffspotential aus. Um diesen Umstand mit geeigneten Mechanismen zu begegnen, werden in der BSI TR-03109 und im Rahmen des ausgearbeiteten Schutzprofils erhöhte Anforderungen an die technische sowie prozessuale Umsetzung beschrieben.91 Die sicherheitstechnischen Besonderheiten werden im folgenden Abschnitt unter „Gesicherter Verbindungsaufbau und Inhaltsdatenverschlüsselung“ hervorgehoben. 88 BSI 2014, S. 6 dena 2014, S. 54 f. 90 Ernst & Young 2013, S. 113 91 BSI 2013c, S. 12 89 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 23 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen 3.3 Systemarchitektur, Sicherheit und Prozess nach BSI TR-03109 Nachdem bereits ein kurzer Überblick über die notwendigen intelligenten Messsysteme gegeben wurde (siehe Absatz 2.3), sollen nun, zur weiteren Beschreibung der Systemarchitektur nach BSI TR-03109, die beteiligten Rollen kurz erläutert werden. Der Letztverbraucher (LV) ist die Person, die elektrische Energie, Gas, Wasser oder Wärme verbraucht oder mit Hilfe eines Erzeugers produziert. Es kann sich hierbei um natürliche (z.B. Eigenheimbesitzer) oder juristische (z.B. Einzelhandelsunternehmen) Personen handeln. Die Externen Marktteilnehmer (EMTs) repräsentieren vorrangig Marktteilnehmer der Energiewirtschaft, wie beispielsweise Lieferanten (LF), Verteilnetzbetreiber (VNB), Messstellenbetreiber (MSB) und Dienstleister, die dazu autorisiert sind, über das Weitverkehrsnetz (WAN) eine Kommunikationsverbindung mit dem SMGW einzugehen. Der Smart Meter Gateway Administrator (SMGWA) nimmt eine Sonderrolle ein, da er zum einen als vertrauenswürdige Instanz als einziger dazu berechtigt ist, die Administration der SMGWs über das WAN durchzuführen.92 Und zum anderen eigens für die zu etablierende Infrastruktur als neue Rolle eingeführt wird, die voraussichtlich dem Messstellenbetrieb zugeordnet wird.93 Der Vollständigkeit halber soll hier auch der Service-Techniker erwähnt werden, der sich vor Ort über eine gesonderte Schnittstelle Zugang zu Diagnosedaten des SMGW verschaffen kann. Neben den erläuterten Rollen gibt das SMGW-Schutzprofil eine Systemarchitektur vor, die die Kommunikation der verschiedenen Rollen und Geräte mittels drei physikalisch voneinander getrennten Netzen entkoppelt.94 Die drei Netze sollen mit Hilfe der folgenden Abbildung 8 veranschaulicht und kurz erläutert werden. 92 BSI 2013c, S. 13 BMWi 2015a, S. 8 94 BSI 2013a 93 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 24 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen Abbildung 8 : Smart Meter Gateway im Zentrum der verschiedenen Kommunikationsnetze95 Im Local Metrological Network (LMN) kommunizieren die intelligenten Zähler mit dem SMGW und übermitteln ihre Messwerte von einem oder mehreren Letztverbrauchern (z.B. Mehrfamilienhäuser). Auch wenn sich der Rollout von intelligenten Messsystemen ab 2017 (siehe Abschnitt 3.1) vorerst auf den Bereich Strom beschränken wird, ist die Einbindung von Messeinrichtungen für Gas, Wasser und Wärme ebenfalls vorgesehen. Das Wide Area Network (WAN) stellt den Kommunikationsbereich in die Außenwelt dar. Hier findet der Informationsaustausch zwischen Smart SMGW und den Externen Marktteilnehmern und vor allem dem SMGW-Administrator statt. Das Home Area Network (HAN) bindet die steuerbaren Energieverbraucher und gegebenenfalls Energieerzeuger des Letztverbrauchers, wie sie bereits im Absatz 2.4 vorgestellt wurden, in die SMGWA-Architektur ein. Neben der Einbindung der steuerbaren Geräte - Controllable Local Systems (CLS) – bildet das SMGW auch hier das Bindeglied zu den anderen Netzen und versorgt den Letztverbraucher sowie den Servicetechniker im HAN mit notwendigen Daten (z. B. gespeicherte Messwerte, die das SMGW zuvor von Zählern aus dem LMN empfangen hat). Die Hauptaufgabe des sich im Zentrum der vorgestellten Struktur befindlichen SMGW besteht im Empfang der Messwerte aus dem LMN, deren Aufbereitung und Weiterleitung an berechtigte EMTs. 95 BSI 2013c, S. 14 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 25 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen Mit Hilfe des Sicherheitsmoduls als zentrale Sicherheitseinrichtung des intelligenten Messsystems stellt es mittels konfigurierter Kommunikationsprofile und einer Public-Key-Infrastruktur (PKI) Schnittstellen für die definierten Rollen zur Verfügung und agiert darüber hinaus als Firewall zwischen den verschiedenen Netzen.96 Gesicherter Verbindungsaufbau und Inhaltsdatenverschlüsselung Neben der vorgestellten Tatsache, dass Kommunikationsverbindungen in das WAN-Netzwerk ausschließlich vom SMGW initiiert werden dürfen und das gegebenenfalls notwendige Aufwecken (Wake-Up Service) nur vom SMGWA erfolgen darf, hat das BSI weitere Sicherheitsmechanismen im Schutzprofil für das SMGW beschrieben.97 So stellt das Hardware Sicherheitsmodul als modularer Teil des SMGW kryptographische Funktionen und einen Schlüsselspeicher sowie Zertifikatspeicher zur Verfügung.98,99 In diesem Absatz sollen einige der Sicherheitsmechanismen vorgestellt werden. Für die Kommunikation zwischen 2 Partnern (die sich jeweils im WAN und HAN Netz befinden) werden immer zwei TLS gesicherte Kanäle aufgebaut, die im SMGW terminiert werden (siehe Abbildung 9). Das SMGW nimmt in diesem Fall immer die Position des TLS-Clients ein. Die zur Identifikation und Authentifizierung im WAN notwendigen Zertifikate werden durch eine eigens dafür aufzubauende Smart Meter Public Key Infrastruktur (SM-PKI) zur Verfügung gestellt.100 Als Teil des TLS-Verbindungsaufbaus (auch TLS-Handshake genannt) ist die verpflichtend beiderseitige Authentifizierung hervorzuheben. Die TLS gesicherte Kommunikation gewährleistet die Integrität, Vertraulichkeit und Authentizität (Schutzziele der Informationssicherheit) der übertragenen Nachrichten. Abbildung 9 : Absicherung der Kommunikation zwischen CLS und EMT101 96 Ernst & Young 2013, S. 29 BSI 2013a 98 BSI 2013c, S. 14 99 BSI 2013f, S. 10 100 BSI 2013b Kapitel 2 101 BSI 2013c, S. 72 97 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 26 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen So werden die Nachrichten mittels hybrider Verschlüsselung (Nachrichten werden symmetrisch und die getauschten Schlüssel asymmetrisch verschlüsselt) geschützt. Die Authentizität der verwendeten Schlüssel erfolgt über digitale Zertifikate, die auf ihre Gültigkeit geprüft und durch eine Certificate Authority der SM-PKI beglaubigt werden. Für den Versand der schützenswerten Inhaltsdaten, wie beispielsweise Administrations- und Abrechnungsdaten über die WAN-Schnittstelle, ist neben dem erläuterten Schutz der Nachrichtenverbindung mittels TLS eine Inhaltsdatenabsicherung mittels Cryptographic Message Syntax (CMS) vorgeschrieben.102 Allgemein lässt sich bereits an dieser Stelle das hohe Sicherheitspotential durch die hohen kryptografischen Vorgaben103,104, der verpflichtenden Verwendung von Hardware Sicherheitsmodulen105 und der eigenen SM-PKI106 festhalten. Für den in den fortlaufenden Absätzen vorgestellten Anwendungsfall der Kommunikation zwischen CLS und EMT ist es zusätzlich notwendig, dass der SMGWAdmin ein sogenanntes „Proxy-Kommunikationsprofil“ im SMGW konfiguriert. Dieses legt Kommunikationsparameter für die transparente Verbindung zwischen einem CLS Gerät und einem bestimmten EMT fest und ist maßgeblich für den Verbindungsaufbau.107 Neben den dargestellten Möglichkeiten zur Sicherung der Kommunikationsverbindung zwischen EMT und CLS werden viele weitere Aspekte, wie die „Pseudonymisierung und Anonymisierung“108, in der technischen Richtlinie und im Schutzprofil für das SMGW erläutert, auf die hier nicht in vollem Umfang eingegangen werden kann. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Sicherheitskonzept der SMGWArchitektur auf sehr hohem Niveau liegt und alle Möglichkeiten moderner Sicherheitsmechanismen nutzt. So soll auch die Akzeptanz bei den Letztverbrauchern, durch den Schutz personenbeziehbarer Daten und sicherheitskritischer Infrastrukturen, erhöht werden. Im Gegenzug ist jedoch hervorzuheben, dass die getroffenen Maßnahmen zur hohen Komplexität des Gesamtsystems und den damit verbundenen hohen Anforderungen an Entwicklung, Herstellung und Betrieb beitra102 BSI 2013c, S. 36 f.,123 BSI 2013e 104 BSI 2013d 105 BSI 2013f 106 BSI 2013b 107 BSI 2013c, S. 76 f. 108 BSI 2013c 103 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 27 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen gen.109 Die angesprochene Komplexität soll eine Ursache für die in Abschnitt 5.2 angestellten Überlegungen sein. Hauptanwendungsfälle im HAN, LMN und WAN Mit der vorgestellten Systemarchitektur sollen verschiedene Hauptanwendungsfälle realisiert werden. So werden die folgenden Anwendungsfälle im vorgestellten Szenario (sieh Abschnitt 3.4 und Kapitel 5) verwendet und stellen eine Auszug der möglichen in der BSI TR definierten Anwendungsfälle dar. 110 WAF1 - „Administration und Konfiguration“ beschreibt die mögliche Konfiguration des SMGW (z. B. Geräte-, Mandanten- und Zertifikatsverwaltung) über das WAN. Das SMGW stellt hierzu Dienste zur Verfügung und darf ausschließlich vom zuständigen SMGWA administriert werden. WAF5 - „Übertragung von Daten an externe Marktteilnehmer“ erläutert die Möglichkeit von turnusmäßiger Versendung von Netzzustandsdaten und tarifierten Messwerten sowie die spontane Messwertauslesung. Die Kommunikationsverbindung darf wie in allen anderen Fällen nur durch das SMGW initiiert werden und nutzt die TLS Proxy Funktionalität des SMGW. WAF6 - Kommunikation EMT mit CLS hält verschiedene Szenarien für die Steuerung eines CLS-Gerätes im HAN durch einen konfigurierten EMT bereit. Auch in diesen Szenarien muss die Verbindung vom SMGW initiiert und die verschiedenen Netze mittels TLS zertifiziert und verschlüsselt verbunden werden. WAF7 - Wake-Up Service da alle Kommunikationsverbindungen nur vom SMGW aufgebaut werden dürfen, muss der SMGWA eine Möglichkeit erhalten, um adhocVerbindungen mit dem SMGW aufzubauen. Dies geschieht über ein Wake-Up Paket. Hervorzuheben ist, dass ein Wake-Up Paket nur von einem im SMGW vorkonfigurierten SMGW-Admin versendet werden darf. Wird das Paket vom SMGW akzeptiert, baut das SMGW eine TLS gesicherte Verbindung zum SMGWA auf. Dieser darf dann über die bestehende Verbindung Managementbefehle versenden, um beispielsweise neue EMTs als berechtigte Kommunikationspartner zu konfigurieren oder einen Verbindungsaufbau vom SMGW zum EMT anzustoßen. 109 110 Klaus-Dieter Walter 2012 Anmerkung: Da sich die folgende Betrachtung und Argumentation der vorliegenden Arbeit auf die Kommunikation im WAN fokussiert, sollen die Anwendungsfälle im HAN und LMN hier nicht detaillierter vorgestellt werden. Für Details siehe (BSI TR-03109-1 Technische Richtlinie SMGW) Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 28 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen Weitere Details und Randbedingungen an den Kommunikationsprozesse werden im vorzustellenden Szenario „Steuerung von CLS Geräten“ vermittelt. 3.4 Prozessschritte zur Steuerung von CLS Geräten Wie soll ein Schaltbefehl mit Hilfe der vorgestellten Systemarchitektur realisiert werden, der es dem EMT ermöglicht, ein oder mehrere CLS-Geräte zu steuern, um beispielsweise die Einspeiseleistung einer angeschlossenen PV-Anlage zu reduzieren? Alle dazu notwendigen Prozessschritte sollen nachfolgend anhand eines vereinfachten Business Process Diagramm (BPD) erläutert werden. Die Beschreibungen basieren auf den Ausführungen des „Anwendungsfall HAF3: Transparenter Kommunikationskanal zwischen CLS und EMT“111 der Technischen Richtlinie TR-03109-1. Dieser regelt die durch einen EMT initiierte Kommunikation mit einem CLS-Gerät im HAN. An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass noch weitere Kommunikationsszenarien in der Technischen Richtlinie beschrieben werden, diese sollen aus Übersichtsgründen jedoch nicht weiter beschrieben werden. Die technischen Prüf- und Verarbeitungsschritte des EMT, SMGWA und SMGW werden hier nur kurz angerissen, da der Schwerpunkt der späteren Betrachtungen auf einem möglichen Engpass der Kommunikationsinfrastruktur liegt. In der folgenden Abbildung 10 sind die beteiligten Rollen (EMT, SMGWA) und Geräte (SMGW, CLS-Gerät) sowie deren Einordnung in das WAN und HAN erkennbar. 111 BSI 2013c, S. 56 ff. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 29 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen 1. 3. 2. 4. Abbildung 10 : Überblick Prozess „Steuerung von CLS Geräten“ 112 Zur besseren Übersicht, wurde der Gesamtprozess in vier Schritte unterteilt, die sich an den benötigten Kommunikationsstrecken orientieren und später näher erläutert werden. 1. EMT – SMGWA (Webservice Aufruf) 2. SMGWA – SMGW (Versand und Empfang des Wake-Up Paketes) 3. SMGWA – SMGW (TLS-Kanal für Managementbefehl) 4. SMGW – CLS und EMT (TLS-Kanal für Schaltbefehl) Für die im Folgenden detailliert erläuterten Prozessschritte gelten folgende Vorbedingungen: 112 Die kommunikationstechnische Anbindung wird in dieser Betrachtung vernachlässigt. Es existiert noch keine TLS-Verbindung zwischen den beteiligten Rollen (EMT, SMGWA) und dem SMGW. Anmerkung: Dieses und die folgenden BPDs wurden von Marco Pultz mit Hilfe der inubit BPM Plattform der Bosch Software Innovations GmbH erstellt. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 30 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen Das notwendige Proxy-Kommunikationsprofil (vgl. Absatz „Gesicherter Verbindungsaufbau und Inhaltsdatenverschlüsselung“) ist bereits im SMGW konfiguriert und die notwendigen Zertifikate sowie Schlüssel sind im Sicherheitsmodul des SMGW gespeichert.113 Das CLS-Gerät und der EMT agieren jeweils als TLS-Server und verfügen über die notwendigen Zertifikate. Abbildung 11 : Prozess „Steuerung von CLS Geräten“ Detailausschnitt 1 & 2114 EMT – SMGWA (Webservice Aufruf) Im ersten Schritt (siehe Abbildung 11) übermittelt der EMT dem SMGWA die Zieladresse des zu steuernden CLS-Gerätes. In der technischen Richtlinie werden keine weiteren Festlegungen zur Ausgestaltung dieser Schnittstelle getroffen. Sie obliegt somit dem SMGWA und wird hier in Form eines Webservice zur Verfügung gestellt.115 113 BSI 2013c, S. 62 f. Anmerkung: Dieses und die folgenden beiden BPDs stellen jeweils einen Ausschnitt aus der Darstellung des Gesamtprozesses „Steuerung von CLS Geräten“ dar. Eine Gesamtansicht ist der Anlage A zu entnehmen. 115 BSI 2013c, S. 66 114 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 31 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen SMGWA – SMGW (Versand und Empfang des Wake-Up Paketes) Nach dem Eingang der Nachricht vom EMT überprüft der SMGWA über welches SMGW das CLS-Gerät eingebunden ist und prüft, ob eine bestehende TLSVerbindung zum betreffenden SMGW verfügbar ist (siehe Abbildung 11). In diesem Beispiel ist dies nicht der Fall und der SMGWA muss über einen Wake-Up Service des SMGW eine TLS-gesicherte Verbindung anfordern. An dieser Stelle soll nochmals hervorgehoben werden, dass das SMGW keine aus dem WAN initiierte TLS-Verbindung akzeptiert.116 Die eingegangene Wake-Up Anforderung wird vom SMGW anhand verschiedener Regeln überprüft. So werden neben Adressat und Absender auch die Gültigkeit des Zeitstempels und die Gültigkeit der Signatur überprüft. SMGWA – SMGW (TLS-Kanal für Managementbefehl) Nach erfolgreicher Gültigkeitsprüfung baut das SMGW eine TLS-Verbindung zum SMGWA auf (siehe Abbildung 12). Der Ablauf des TLS-Handshake und weitere Sicherheitsmechanismen, wie die CMS Verschlüsselung, sind den ausführlichen Beschreibungen der technischen Richtlinie zu entnehmen und sollen hier nicht weiter erläutert werden. Über den nun bestehenden Managementkanal sendet der SMGW-Admin den Befehl „Connect Proxy-Kommunikationsprofil: CLS/EMT“ an das SMGW.117 Abbildung 12 : Prozess „Steuerung von CLS Geräten“ Detailausschnitt 3 116 117 BSI 2013c, S. 37 BSI 2013c, S. 66 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 32 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen Dieser fordert das SMGW auf, eine TLS gesicherte Proxy-Verbindung vom angegebenen CLS-Gerät zum EMT aufzubauen. SMGW – CLS und EMT (TLS-Kanal für Schaltbefehl) Ist ein entsprechendes Kommunikationsprofil im SMGW konfiguriert, so initiiert das SMGW jeweils den Aufbau eines TLS-Kanals, vom SMGW zur Schaltbox im HAN, sowie vom SMGW zum EMT im WAN, bestätigt den Verbindungsaufbau beim SMGWA und terminiert den TLS-Kanal zum SMGWA.118 Nach erfolgreichem Verbindungsaufbau erfolgt eine für das SMGW transparente Kommunikation des gewünschten Schaltbefehls vom EMT über die 2 bestehenden TLS-Tunnel. Über den bestehenden Kommunikationskanal hat der EMT die Möglichkeit, verfügbare Nachrichten und Status des CLSGerätes abzufragen, um ein direktes Feedback über den Erfolg oder Misserfolg des Schaltbefehls zu erhalten. Abbildung 13 : Prozess „Steuerung von CLS Geräten“ Detailausschnitt 4 118 Anmerkung: Da der TLS Kanal zwischen SMGW und SMGWA unabhängig von dem zwischen CLS und EMT ist, kann dieser auch erhalten bleiben. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 33 Smart Meter Gateway als Schlüsselelement für den Umbau zu intelligenten Netzen Auf etwaige, durch einen Zähler im LMN, erfasste Messwerte hat der EMT über die etablierte Verbindung keinen Zugriff. Benötigt dieser Informationen, muss er eine gesonderte Anfrage über den SMGW-Admin starten.119 Nachdem die TLS-Verbindungen terminiert wurden, ist der Steuerungsprozess für das gewünschte CLS-Gerät beendet. Zur Kommunikation mit einem weiteren Gerät, kann der EMT eine weitere Anfrage beim SMGW-Admin stellen und der vorgestellte Prozess wird entsprechend wiederholt. Das vorgestellte Szenario wird als Ausgangsszenario für die später vorgestellten Erweiterungsansätze genutzt und im Abschnitt 5.1 detaillierter beschrieben. 119 BSI 2013c Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 34 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid 4 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid Zur Realisierung der in Kapitel 2 beschriebenen intelligenten Netze wird eine flächendeckende und ausfallsichere Telekommunikationsinfrastruktur vorausgesetzt. Dieses Kapitel stellt den Status der flächendeckenden Verfügbarkeit von Kommunikationsanbindungen in Deutschland in den Vordergrund. Darüber hinaus werden weitere Herausforderungen und mögliche Kostentreiber zur Realisierung der in Kapitel 3 beschriebenen intelligenten Messinfrastruktur mittels Smart Meter Gateway herausgestellt. Im letzten Abschnitt wird ein Funknetz zur möglichen Ergänzung einer intelligenten Steuerinfrastruktur vorgestellt, das die Grundlage für das in Kapitel 5 entwickelte Erweiterungsszenario darstellt. 4.1 Status des Breitbandausbaus in Deutschland Anhand der folgenden Überblickkarte Deutschlands wird die Verfügbarkeit von Breitbandtechnologien (leitungsgebunden: DSL, Kabelnetz und Powerline; drahtlos: UMTS, LTE und WLAN)120 übersichtlich veranschaulicht (siehe Abbildung 14). So ist auf den ersten Blick eine sehr hohe Gesamtabdeckung im städtischen und halbstädtischen Bereich von > 99,6 % aller Haushalte erkennbar. Es fallen jedoch gerade im ländlichen Bereich grüne Flecken auf, die eine Verfügbarkeit von nur noch 75 – 95 % repräsentieren. Neben der Tatsache, dass die hohe Abdeckung lediglich für Geschwindigkeiten ab 1 Mbit/s realisiert werden kann, was für heutige Onlinedienste nicht mehr als ausreichend angesehen wird. Es ist weiterhin hervorzuheben, dass diese hohe Abdeckung jedoch nur bei gemeinsamer Betrachtung der leitungsgebundenen sowie drahtlosen IKT erreicht wird. Bei differenzierterer Betrachtung werden die Versorgungslücken bei den unterschiedlichen Anbindungen deutlich. So geht die Versorgung je nach Bundesland und angewandter Technologie auf bis zu 90,7 % zurück (leitungsgebunden in MecklenburgVorpommern).121 Diese Versorgungslücken stellen für eine mögliche Steuerung von EE-Anlagen ein ernsthaftes Problem dar, denn neben der Abdeckung stellt sich in manchen Regionen ein Mangel an Kommunikationsalternativen ein (kabeloder funkgebunden). 120 121 TÜV Rheinland 2014, S. 5 TÜV Rheinland 2014 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 35 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid Bei einer Betrachtung höherer Übertragungsbandbreiten geht der Abdeckungsgrad erwartungsgemäß weiter zurück. So erreicht Deutschland im europäischen Vergleich bei Geschwindigkeiten über 30 Mbit/s lediglich den 16. Platz.122 Abbildung 14 : Breitbandverfügbarkeit ≥ 1 Mbit/s in Deutschland123 Das von der Bundesregierung angestrebte Ausbauziel, eine deutschlandweite Versorgung aller Haushalte bis 2018 mit Breitbandanschlüssen (mindestens 50 MBit/s) zu erreichen, wird ohne regelnde Eingriffe vom Gesetzgeber angezweifelt124: „Derzeit besteht in Deutschland ein Vakuum beim weiteren Ausbau flächendeckender moderner und zukunftssicherer Breitbandnetze, da die Marktmechanismen keine wirtschaftlich tragfähigen Modelle zulassen.“125 122 statista 2014a TÜV Rheinland 2014, S. 24 124 Michael Boberach, Theresa Moy, Dr. Rahild Neuburger, Dr. Malthe Wolf 2013, S. 26 125 Michael Boberach, Theresa Moy, Dr. Rahild Neuburger, Dr. Malthe Wolf 2013, S. 26 123 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 36 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid Darüber hinaus sagt die bloße Verfügbarkeit einer Breitbandanbindung (bspw. über UMTS) noch nichts über die Belastungsfähigkeit aus (z. B. limitierte Anzahl an Kanälen je Basisstation begrenzt die Anzahl paralleler Verbindungen in Funkzellen).126 Es ist also auch in Phasen einer hohen Belastung des IKT-Netzes die Erreichbarkeit der Empfänger sicherzustellen. So wurde im Rahmen von Feldversuchen für kabelgebundene Kommunikation festgestellt, dass „[…] es zu Engpässen in der Bandbreite kommen [kann], wenn der Internetzgang von anderen Diensten stark in Anspruch genommen wird. [Was folglich] […] zu unkalkulierbaren Verzögerungen […]“127 in der Kommunikation führen kann. Die „dena SmartMeter“ Studie schätzt eine mögliche Mitnutzung bestehender DSL-Leitungen des Endverbrauchers aus Gründen der Verfügbarkeit sogar als nicht realisierbar ein.128 Die betrachtete geringe Bandbreite (≥ 1 Mbit/s) kann also zu situationsbedingten (hohes Kommunikationsaufkommen) Engpässen der TK-Infrastruktur führen. Die hervorgehobenen Punkte sollen die bestehende Herausforderung einer hinreichend verfügbaren Kommunikationsstrecke zur Versorgung der vorgestellten intelligenten Versorgungsnetzinfrastruktur und der damit einhergehenden Vielzahl an Geräten hervorheben. Weiterhin wird klar, dass Breitbandverfügbarkeit nicht allein ausschlaggebend für die mögliche Einbindung intelligenter Systeme zur Steuerung von Anlagen ist. So stellt die Sicherstellung einer hohen Anzahl gleichzeitig verfügbarer Verbindungen, um beispielsweise eine Gruppensteuerung zu realisieren, die eigentliche Herausforderung im Kontext der zu verwendenden IKT dar. 4.2 Weitere Herausforderungen beim Aufbau der Kommunikationsstrecken hinzu intelligenten Messsystemen Nicht nur die fehlende flächendeckende Durchdringung bereitet den Netzbetreibern beziehungsweise Messstellenbetreibern Schwierigkeiten beim Ausbau der Kommunikationsstrecken zwischen CLS-Gerät, SMGW und externem Marktteilnehmer. Sondern auch die technologiebedingten Nachteile der verschiedenen Kommunikationstechnologien, die in unterschiedlichsten Betrachtungen erläutert 126 Telekom 2013 BMWi 2014b, S. 62 128 dena 2014, S. 104 127 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 37 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid werden und hier nicht im Detail diskutiert werden sollen.129,130, 131 Vielmehr sollen besondere Herausforderungen im Kontext der notwendigen Kommunikationsanbindung der vorgestellten SMGW-Architektur herausgestellt werden. Verfügbarkeit in der Fläche Die Anbindung von freistehenden Erzeugungsanlagen (z. B. Scheune mit PVAnlage) im ländlichen Bereich muss häufig mittels Mobilfunk realisiert werden, da Festnetzverbindungen mit ihren guten Kommunikationseigenschaften vorrangig in Ballungszentren verbreitet sind. Es kann jedoch vorkommen, dass eine kabeloder funkgebundene Breitbandverbindung überhaupt nicht verfügbar ist (siehe Abschnitt 4.1). In diesem Fall ist die Anbindung der dezentralen Anlagen nicht möglich oder nur zeitverzögert mit hohen Investitionskosten in neue Infrastrukturen realisierbar. Ausfallsicherheit in Krisensituationen Nicht zu unterschätzen ist der Aspekt der Ausfallsicherheit von Kommunikationsnetzen in Krisensituationen oder temporär hoher Belastungen einzelner Funkzellen (Mobilfunk). So kann ein durch besondere Ereignisse ausgelöstes, hohes Kommunikationsaufkommen die zellularen Mobilfunknetze an Kapazitätsgrenzen führen.132 Eine hohe Belastung der verwendeten IKT kann weiterhin auf Grund einer notwendigen Gruppensteuerung hervorgerufen werden, bei der sich die zu steuernden EE-Anlagen in einem Netzgebiet konzentrieren. Darüber hinaus sind die möglichen Folgen eines regionalen Stromausfalls zu bedenken. Somit zieht dieser meist auch den Ausfall der notwendigen IKT nach sich, wodurch ein Zugriff auf die SMGW-Infrastruktur nicht mehr möglich wäre. Teilweise sehr hohe Kosten der konventionellen Übertragungsnetze Die Kommunikations- und Datenübertragungskosten sind je nach Übertragungsart sehr unterschiedlich. Sie betragen zwischen 25 Euro für GPRS und 144 Euro für DSL je Kommunikationsverbindung und Jahr.133 Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass zusätzliche Kosten für die Verwendung von Zusatzdiensten oder gar die Steuerung von Geräten in diesen Betrachtungen 129 Ernst & Young 2013, S. 43 ff., 201 ff. Mark Nigge 2014, S. 8 ff. 131 BITKOM 2011 132 Prof. Dr. Torsten J. Gerpott 2012, S. 9 133 Ernst & Young 2013, S. 152 130 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 38 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid nicht berücksichtigt wurden. So ist auf Grund des zu erwartenden höheren Datenvolumens und den steigenden Anforderungen an die IKT mit weitaus höheren Kosten zu rechnen. Zusatzkosten für die Erreichbarkeit des SMGW im Zählerschrank und die Inhouse-Verkabelung zu CLS-Geräten Je nach Übertragungsmedium für die WAN-Kommunikation sind weitere Aufwände zur Erreichung der im Zählerschrank verbauten Kommunikationseinheiten zu erwarten. So verursachen kabelgebundene Lösungen, wie DSL, einen nicht unerheblichen Mehraufwand durch die Verlegung zusätzlicher Leitungen. Mobilfunktechnologien kommen bei der Gebäudedurchdringung ebenfalls an Grenzen, da die Empfangsqualität durch Mauern und Stahlbeton deutlich verringert wird. Auch in diesem Fall sind Zusatzaufwände durch die Installation von externen Zusatzantennen notwendig.134 Die Zusatzinstallationen stoßen beim Verbraucher jedoch aus Angst vor Vandalismus und Diebstahl häufig auf Ablehnung. Ähnliche Herausforderungen werden bei der Verkabelung der CLS-Geräte im HAN deutlich, denn diese müssen ebenfalls mit der Kommunikationseinheit (SMGW) im Zählerschrank verbunden werden. Für die sogenannte Inhouse-Verkabelung gibt es ebenfalls drahtgebundene sowie drahtlose Übertragungstechnologien, die je nach vorliegender Gebäudestruktur zu unterschiedlich hohen Zusatzkosten beim Betrieb und der Installation führen.135 Eine standardisierte Geräteinfrastruktur ist noch nicht verfügbar Zum heutigen Zeitpunkt fehlt es neben den notwendigen Verordnungen auch an der notwendigen BSI-konformen Geräteinfrastruktur zur Einbindung steuerbarer Geräte über die SMGW-Architektur. So finden sich zum einen bis heute keine durchgängig BSI-konformen SMGWs auf dem Markt, zum anderen befindet sich die notwendige FNN-Steuerbox (siehe Abschnitt 5.3.3) noch in der Spezifikationsphase. Neben der notwendigen Spezifikation wird es voraussichtlich ein eigenes BSI-Schutzprofil für die Steuerbox geben, dessen Definition wohl weitere Zeit beanspruchen wird. Es bleibt also abzuwarten, ob die notwendige Steuerung von CLS-Geräten bereits mit dem geplanten Rolloutbeginn 2017 verfügbar sein wird. Da viele Netzbetreiber vor der notwendigen Ablösung der bestehenden, teilweise veralteten Steuerinfrastruktur mittels Tonfrequenz-Rundsteuertechnik stehen (sie134 135 Ernst & Young 2013, S. 48 ff. Ernst & Young 2013, S. 55 f. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 39 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid he Abschnitt 2.4), ist eine weitere Verschiebung des lang angekündigten „Verordnungspaket Intelligente Netze“ nicht weiter hinnehmbar, denn eine erneute Verschiebung würde zur weiteren Verunsicherung des Energiemarktes beitragen und mit der kostenintensiven Entwicklung von Übergangslösungen eine übergreifende Standardisierung verhindern. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es nicht die optimale Kommunikationstechnologie zur Steuerung der dezentralen Anlagenstruktur gibt. Da diese entweder nicht flächendeckend verfügbar, kostenintensiv oder nicht ausfallsicher ist. So wird in Zukunft vieles von einem weiteren Ausbau einer flächendeckenden Breitbandinfrastruktur abhängen. Aber auch das Zusammenspiel der verschiedenen Technologien wird sehr wichtig, um die skizzierten Schwächen je nach Einsatzzweck auf ein Minimum zu reduzieren. 4.3 Das e*message Sicherheitsnetz DSL und Mobilfunk sind je nach Einsatzsituation nicht flächendeckend verfügbar oder unzuverlässig. Bestehende ältere Techniken, wie die Tonfrequenzrundsteuerung, erfüllen nicht mehr die Anforderungen an ein zukunftsfähiges intelligentes Netz. Aus diesem Grund soll das in Deutschland flächendeckende e*Nergy Sicherheitsfunknetz der e*message GmbH als eine mögliche Ergänzung zu den bestehenden IKT-Lösungen vorgestellt werden. Der e*Nergy Dienst der e*message GmbH ist ein Broadcast-typisches Netz136, das kurze Nachrichten mittels POCSAG-Standard über die 800 Sendestandorte in Deutschland versenden kann. Der Aufwand des Nachrichtenversandes ist dabei unabhängig von der Anzahl gleichzeitig empfangender Empfangsgeräte (Pager). Dadurch kann die Möglichkeit der Punkt-zu-Multipunkt137 Kommunikation genutzt werden, um mit angemessenem Aufwand viele tausend gruppierte Empfangseinheiten in gesamt Deutschland oder in einer oder mehreren der 82 Sendezonen zu erreichen.138, 139 Der Funktionsumfang des e*Nergy Dienstes reicht von der Einzel- 136 Anmerkung: basiert auf einer von fünf verfügbaren Trägerfrequenzen Anmerkung: Punkt-zu-Multipunkt stellt eine spezielle Form der Mehrpunktverbindung auf Ebene der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) dar. 138 e*message 2014a 139 e*message 2014c 137 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 40 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid oder Gruppensteuerung, über den Versand priorisierter Schaltprogramme bis zur Fernparametrisierung der Empfangseinheiten.140 Der Kommunikationsprozess des e*Nergy Nachrichtenversandes wird in Abschnitt 5.3.1 detaillierter erläutert. Im Folgenden werden die Sicherheitsaspekte, die Vorsowie Nachteile und das prämierte StromPager-System aus der Praxis vorgestellt. Zum Sicherheitskonzept sind lediglich oberflächliche Aussagen möglich, da die genutzten Verfahren zur Sicherung der Datenübertragung und weiteren Sicherheitsmechanismen geistiges Eigentum der e*message GmbH sind und nicht für die Veröffentlichung bestimmt sind.141 So wird „[d]ie Integrität der Fernsteuerinformationen […] durch digitale Signaturen sichergestellt. Dabei kommen die Kryptographieverfahren zum Einsatz, die auch das BSI in der Technischen Richtlinie zum Messsystem (BSI TR 03116-3) [1] vorgibt.“142 „Die eingesetzten Sicherheitsmechanismen machen die Manipulation der Empfänger durch gefälschte Nachrichten oder bekannte Angriffsszenarien wie Man-in-the-middle und Replay nach dem gegenwärtigen Stand der Technik unmöglich.“143 Weiterhin ist die langjährige Erfahrung im Bereich des e*Bos Dienstes als „[…] professionelle Alarmierungslösung für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben[…]“144 hervorzuheben. Durch diesen wird ein hohes Maß an Sicherheit und Zuverlässigkeit der technischen Möglichkeiten von e*message Diensten verdeutlicht. Neben dem praxiserprobten Sicherheitskonzept sind folgende Stärken des e*Nergy Funknetz hervorzuheben: sehr hohe Netzabdeckung, Erreichbarkeit, Netzstabilität 145, 146 hohe Ausfallsicherheit durch unabhängige Stromversorgung und sich überlappende Sendebereiche147 140 e*message 2014e Marco Pultz 2015a Frage 7 142 e*message 2014d 143 e*message 2014d 144 e*message 2014b 145 e*message 2014f 146 Prof.-Dr. Ing. B. Walke et al. 2001, S. 4 147 e*message 2014c 141 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 41 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid durch die frequenzbedingte gute Gebäudedurchdringung sind nur in Einzelfällen Zusatzkosten durch haushaltsinterne Infrastrukturmaßnahmen zu erwarten148 geringe Empfänger- und Betriebskosten149 geringer Platz- und Stromverbrauch der Empfängerkomponente (Akkubetrieb denkbar)150 Je nach angestrebtem Einsatzzweck ist der systembedingte unidirektionale Kommunikationskanal des e*Nergy Funknetz als Schwäche zu werten. Dieser kann jedoch bei Bedarf durch den Einsatz einer weiteren rückkanalfähigen Kommunikationstechnik kompensiert werden. Die entstehende hybride Kommunikationsform kann somit von den Vorteilen beider eingesetzter Technologien profitieren. „StromPager - Weltpremiere in der Hauptstadt“151 Das e*Nergy Funknetz kommt beim Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin zur Steuerung von Verbrauchs- und Erzeugungseinheiten seit 2014 zum Einsatz. Die gesteuerten Nachtspeicherheizungen, Wärmepumpen und Erzeugungsanlagen tragen zur Realisierung der Lastoptimierung (netzdienliches Schalten) bei. Mit dem StromPager System wird vor allem die nicht mehr zeitgemäße Infrastruktur der Tonfrequenz-Rundsteuertechnik (TFR) abgelöst. Diese ist für heutige Verhältnisse aufwendig, unsicher und erreicht das Ende ihrer Lebensdauer.152 Die in der folgenden Abbildung 15 dargestellte StromPager-Infrastruktur wurde als Gemeinschaftsprojekt zwischen der e*message GmbH, der Stromnetz Berlin GmbH und der Bosch Software Innovations GmbH entwickelt und bereits mit dem „Innovationspreis Berlin-Brandenburg 2014“ ausgezeichnet.153 148 e*message 2014c Prof. Dr. Torsten J. Gerpott 2012, S. 11 150 Prof.-Dr. Ing. B. Walke et al. 2001, S. 4 151 Stromnetz Berlin 2014b 152 Stromnetz Berlin 2014b 153 Publiplikator 2014 149 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 42 Ohne flächendeckende Kommunikationsinfrastruktur kein Smart Grid Abbildung 15 : StromPager Kommunikationsweg154 Es soll die Basis für das folgende Ergänzungsszenario (siehe Abschnitt 5.3) bilden und eine mögliche Minimierung der vorgestellten Herausforderungen (siehe Kapitel 4) bei der kommunikationstechnischen Einbindung von steuerbaren Einspeiseoder Verbrauchseinheiten im Smart Grid herausstellen. Deswegen stellt diese eine mögliche Ergänzung zu den bestehenden regulierten Prozessen und Anforderungen nach BSI TR-03109 dar. 154 Stromnetz Berlin 2014a, S. 5 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 43 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung 5 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung In Kapitel 5 soll ein Kommunikationsprozess in Anlehnung an den geltenden Rechtsrahmen und den bestehenden Anforderungen nach BSI TR-03109 vorgestellt werden, um das netzdienliche oder sogar netzkritische Schalten im Niedrigspannungsnetz zu ermöglichen. Dazu wird nachfolgend eine Ausgangssituation im Verteilnetz geschildert, die eine Reaktion des Verteilnetzbetreibers erforderlich macht. Anschließend werden identifizierte Schwachstellen des vorgestellten Schaltprozesses mittels SMGWInfrastruktur (siehe Abschnitt 3.4) erläutert. In Abschnitt 5.3 wird ein Ergänzungsansatz mittels e*Nergy Sicherheitsfunknetz vorgestellt. Die vorgestellten Varianten sollen die identifizierten Schwachstellen kompensieren und die SMGW-Infrastruktur sinnvoll ergänzen. Abschließend werden weitere Einsatzmöglichkeiten der e*Nergy FunknetzInfrastruktur vorgestellt und die erläuterten Varianten in einen vorstellbaren Entwicklungspfad eingegliedert. 5.1 Ausgangsszenario „Netzdienliches Schalten von CLS-Geräten“ Die nachfolgende Abbildung 16 stellt einen Ausschnitt der in Abschnitt 2.2 genauer erläuterten Verteilnetzstruktur dar. Sie soll die schematische Struktur eines Ortsnetzes (in einem Randbezirk von Berlin) auf Niederspannungsebene verdeutlichen. Neben den bereits eingezeichneten Verbrauchern (industrielle und gewerbliche Abnehmer sowie Haushalte) und kleinen Solaranlagen wird das Netz zunehmend aktiver und es werden ständig neue Geräte integriert. 155 So sind heute bereits weitere steuerbare Verbraucher (eMobil-Ladestationen, Nachtspeicherheizungen, KWK-Anlagen) und Erzeugungsanlagen (kleine Windkraftwerke) in Betrieb. 155 Marco Pultz 2015b Frage 10 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 44 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Abbildung 16 : Ausgangsszenario im Niederspannungsnetz156 Es wird davon ausgegangenen, dass der Verteilnetzbetreiber über eine bestehende Messinfrastruktur auf Ebene der dargestellten Niederspannungsnetzebene in Form von kommunikationsfähigen Ortsnetztransformatoren (ONTs) verfügt. Die hierdurch ermöglichte Überwachung der Netzdienlichkeitsparameter über die Leitstelle des Verteilnetzbetreibers registriert nun eine drohende Grenzwertverletzung der beobachteten Netzdienlichkeitsparameter, wie Spannung und Frequenz. Hervorgerufen werden kann dieser Zustand durch eine Reihe möglicher Ereignisse, wie beispielsweise: Kurzfristige Ursache: Eine unvorhersehbare Änderung der Wetterlage und einer damit einhergehenden Veränderung der Einspeiseleistung von EEGAnlagen (Wind- und Solaranlagen).157 Mittelfristige Ursache: Eine Änderung der Verbrauchsstruktur beziehungsweise des Verbrauchsverhaltens durch einen Boom in der eMobil-Branche (Ziel der Bundesregierung: „Eine Million Elektroautos bis 2020“)158 und den damit einhergehenden hohen Belastungen der notwendigen Ladeinfrastruktur (die Entwicklung des Kundenverhaltens und der Infrastruktur sind weitestgehend unbekannt)159. Aus Sicht des Verteilnetzbetreibers besteht nun Handlungsbedarf, um die Netzstabilität und –qualität weiter zu gewährleisten. Mit Hilfe der in Kapitel 3 erläuterten SMGW-Infrastruktur soll ein entsprechendes Eingreifen auf unterster Netzebene ermöglicht werden. Somit sollen in dem vorgestellten Szenario die verfügbaren Verbraucher (eMobil-Ladesäulen, Nachtspeicherheizungen und KWK-Anlagen) gesteuert werden, um die Summenlast im betroffenen Gebiet zu reduzieren. Dazu 156 Ausschnitt aus: Agentur für Erneuerbare Energien 2015 Anmerkung: Siehe hierzu die in Kapitel 1 erläuterte Situation Sonnenfinsternis am 20.03.2015 158 Bundesregierung 2015a 159 Marco Pultz 2015b Frage 10 157 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 45 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung sind in der betroffenen Region, je nach Verteilung der steuerbaren Geräte, ein entsprechender Kommunikationsaufbau sowie die Übermittlung von mehreren hundert Schaltbefehlen in einem schmalen Zeitfenster notwendig. Weitere Annahmen zum geschilderten Szenario: Einer Ortsnetzstation sind rund 260 Zählpunkte (z. B. im Berliner Verteilnetz) zugeordnet160, von denen rund 35 steuerbare Geräte (10-15% werden angenommen)161 nach EEG oder EnWG sind. Dieses Verhältnis kann sich jedoch je nach Region und Stromnetztopologie stark unterscheiden. Die gesteuerten Geräte befinden sich im Niederspannungsnetz und verfügen über eigene intelligente Zähler. Eine Reaktionszeit auf einen netzdienlichen Zustand im unteren Minutenbereich wird als ausreichend angenommen.162 Das genutzte direkte Lastmanagement stellt lediglich eine mögliche Form der dem Netzbetreiber verfügbaren Steuermechanismen dar. Eine weitere Möglichkeit ist ein direkter Eingriff mittels Einspeisemanagement über die Erhöhung oder Reduktion der Einspeiseleistung von Wind und PV. Die über eine intelligente Messsysteminfrastruktur, wie der des vorgestellten Smart Meter Gateways, realisierten Eingriffe sollen das Netz vor möglichen Folgen, wie einem netzkritischen Zustand, (siehe Erläuterungen Abschnitt 2.4) bewahren, obwohl der Netzbetreiber zum Ausbau einer hinreichenden Netzkapazität verpflichtet ist und ausreichend Regelleistung zur Verfügung stellen muss. Das Beispiel soll das steigende Potential verdeutlichen, dass mit der Möglichkeit viele kleine Geräte (Verbraucher und Einspeiser) zu steuern, einen Ausfall oder eine Problemstellung in größerem Ausmaß (netzkritisch) zu kompensieren oder einem sich andeutenden Engpass in der Versorgungsinfrastruktur vorbeugend entgegengewirkt werden kann (netzdienlich). So zeigen Ergebnisse der Verteilernetzstudie „Moderne Verteilernetze für Deutschland“, beauftragt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, dass durch die Regulierung der Einspeisung der notwendige Netzzubau in Deutschland signifikant reduziert werden kann.163 160 Marco Pultz 2015b Frage 7 Gespräch mit Herrn Matthias Gutschmidt, Bosch Software Innovations GmbH, 27.01.2015 162 Marco Pultz 2015b Frage 3 163 Dr.-Ing. Jens Büchner et al. 2014, S. 78 ff. 161 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 46 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung In der dargestellten Situation wird das Potential einer möglichen Steuerung im Ortsnetz verdeutlicht, um netzdienlich reagieren zu können und die Kapazität des Verteilnetzes durch rechtzeitigen Eingriff und geeignete Maßnahmen sicherzustellen sowie eine Grenzwertverletzung der definierten Netzzustandsparameter zu vermeiden (siehe Abschnitt 2.2). 5.2 Identifikation von Schwachstellen beim netzdienlichen Schalten Im kommenden Abschnitt sollen identifizierte Schwachstellen des vorgestellten Prozesses nach BSI TR-03109 zur Realisierung einer Gerätesteuerung zusammengetragen und erläutert werden. Hierzu wird die im vorherigen Kapitel dargestellte Ausgangssituation zu Grunde gelegt, die eine netzdienliche Steuerung von vielen Geräten in einem Ortsnetz (Niederspannung) erfordert. Die Erläuterungen stützen sich auf den aktuellen Rechtsrahmen, öffentlich zugängliche Studien und eigens durchgeführten Expertenbefragungen. An dieser Stelle soll nochmals hervorgehoben werden, dass das Konzept der SMGW-Systemarchitektur mit seinen hohen Sicherheitsstandards nicht in Gänze angezweifelt werden soll. Vielmehr sollen begründete Anmerkungen in besonderen Einsatzsituationen hervorgehoben werden, um diese in einem Dialog mit den zuständigen Gremien und Arbeitsgruppen des BMWi, BSI und FNN zu diskutieren.164 „Die komplexe Struktur des Schaltaufbaus ist für zeitkritische Aktionen im Niederspannungsnetz nicht geeignet.“165 Die aufgestellte Behauptung wird durch Aussagen und Untersuchungen des FNN gestützt. Da diese Quellen nicht öffentlich zugänglich sind und an dieser Stelle nicht weiter präzisiert werden, soll das Zitat durch folgende Argumente und Feststellungen gestützt werden. 164 Anmerkung: Nach ersten Gesprächen mit Mitgliedern des BSI und FNN hat man sich den entwickelten Vorschlägen gegenüber interessiert und aufgeschlossen gezeigt. 165 Gespräch mit Herrn Matthias Gutschmidt, Bosch Software Innovations GmbH, 27.01.2015 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 47 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Aufwendiger Kommunikationsaufbau zwischen EMT und CLS Verfügbarkeit der Kommunikationsanbindung TLS-Verbindungen ressourcenintensiv Gruppensteuerung wird nicht dargestellt Verzögerungen bei der Ausarbeitung gesetzlicher Rahmenbedingungen Abbildung 17 : Überblick identifizierter Schwachstellen Aufwendiger Prozess zum Aufbau einer Kommunikationsstrecke zwischen EMT und CLS-Gerät Wie dem Abschnitt 3.4 entnommen werden kann, ist der für einen vom Netzbetreiber (EMT) aufzubauenden Kommunikationskanal, über den Smart Meter Gateway Administrator, zu einem CLS-Gerät mit einem hohen technischen und prozessualen Aufwand verbunden. Ein erforderliches netzkritisches Schalten von vielen Anlagen innerhalb eines kurzen Zeitfensters (zeitkritisch) erhöht die entsprechenden Anforderungen für eine direkte Kommunikation zwischen EMT und steuerbarem Gerät (CLS). Der beschriebene indirekte Kommunikationsaufbau über die Rolle des SMGWA und einen gegebenenfalls notwendigen Wakeup-Call erhöht die Wahrscheinlichkeit von hohen zeitlichen Verzögerungen (Latenzen) beim Aufbau der Kommunikationsverbindung. Nicht nur das zu adressierende SMGW und die im HAN eingebundenen Komponenten bilden (durch ihre jeweilige technische Leistungsfähigkeit) mögliche limitierende Faktoren, sondern auch der zuständige SMGWA und die jeweilige Verfügbarkeit der genutzten Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Die Verwendung von Service-Level-Agreements (SLA) zur Gewährleistung einer gewissen Reaktionszeit und Prozessdurchlaufgeschwindigkeit beim SMGWA schafft zwar eine vertragliche Absicherung für den EMT, ein verzögertes Erreichen des entsprechenden SMGWs kann aber noch weitere Ursachen haben. Aufgrund einer möglichen Verteilung der betroffenen zu schaltenden Geräte auf die Zuständigkeitsbereiche verschiedener SMGWAs kann die entsprechend notwendige Kommunikation vom EMT zu den nicht standardisierten Schnittstellen (Webservices) der SMGWAs eine hohe Komplexität annehmen und stellt hohe Anforderungen an die Verwaltung der unterschiedlichen Kommunikationsstrecken. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 48 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Möglichkeit einer effektiven Gruppenschaltung wird nicht dargestellt Der vorgestellte Kommunikationsaufbau nach technischer Richtlinie ist für die geschilderten Anwendungsfälle und Szenarien gut nachvollziehbar und technisch realisierbar, solange mit einer oder wenigen Anlagen kommuniziert werden muss. Mit der verstärkten Verbreitung von unterbrechbaren Verbrauchseinrichtungen und EEG-Erzeugungsanlagen, müssen jedoch zunehmend größere Mengen von Anlagen, teilweise zeitgleich, kommunikationstechnisch erreichbar sein. Für derartige Szenarien hält die technische Richtlinie keine gesonderten Prozesse bereit. Somit muss der erläuterte aufwendige Kommunikationsaufbau, im Falle einer notwendigen Gruppensteuerung, nahezu unbegrenzt parallel erfolgen. Dies beeinflusst die Anforderungen an die implementierten Prozesse, aber auch die erforderlichen technischen Ressourcen und die Kosten eines solchen Szenarios werden erhöht. In der Fachwelt wird bereits die Möglichkeit einer Aufrechterhaltung der initiierten TLS-Verbindungen vom EMT zu den steuerbaren Geräten diskutiert, um im Falle eines netzdienlichen oder gar netzkritischen Eingriffs sofort auf das entsprechende Gerät einwirken zu können.166 Dies wirft jedoch zugleich weitere Fragen im Kontext der ressourcenintensiven Aufrechterhaltung von TLS-Kanälen auf. 167 TLS aufwendig und ressourcenintensiv Die erwähnte Möglichkeit, die notwendigen TLS-Verbindungen zu den schaltbaren Geräten dauerhaft, jedoch maximal 48 Stunden, 168 aufrecht zu erhalten, könnte an technische beziehungsweise aufwandsbedingte Grenzen stoßen. Zum einen ist es mit Aufwand verbunden, die entsprechenden bestehenden TLSVerbindungen regelmäßig auf ihre aktive Konnektivität hin zu überprüfen. Zum anderen verursacht die dauerhafte Aufrechterhaltung stetigen Datenverkehr, der im Falle von datenbasierten Tarifen der verwendeten Kommunikationsanbindung zu hohen Betriebskosten führen kann. Die verursachten Kommunikationskosten werden in der Kosten- und Nutzenanalyse von Ernst und Young für eine Kommunikationseinheit pro Jahr auf rund 144 Euro bei der Anbindung mittels DSL und 25 Euro mittels GPRS-Anbindung geschätzt. Diese Annahmen berücksichtigen jedoch noch nicht den möglichen Datenverkehr und die Erfüllung der hohen Anforderungen für eine mögliche Steue166 EW-online 2015, S. 3 Klaus-Dieter Walter 2012, S. 68 168 2013c, S. 75 167 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 49 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung rung von CLS-Geräten.169 Es ist hervorzuheben, dass mit den Anforderungen im Kontext einer Geräteschaltung die zu erwartenden Kosten stark steigen werden. Am Beispiel einer mobilfunkgestützten Kommunikation mit dem Smart Meter Gateway ist eine dauerhafte Belegung von Übertragungskapazitäten in der Mobilfunkzelle ebenfalls kritisch zu betrachten, da die Anzahl der aktiven Verbindungen je nach Größe einer solchen Funkzelle begrenzt ist.170 Verfügbarkeit der Kommunikationsanbindung Wie bereits in Kapitel 4 hervorgehoben wurde, ist eine grundlegende Voraussetzung für den erfolgreichen Rollout der intelligenten Messsysteme eine flächendeckende und ausfallsichere Kommunikationsinfrastruktur. Es stellt sich also zum einen die Frage, ob der Ausbau einer flächendeckenden Kommunikationsinfrastruktur in Deutschland bis zum geplanten Rollout ab 2017 weit genug vorangeschritten ist (siehe Abschnitt 4.1). Durch den stockenden Breitbandausbau kommt es heute immer wieder zu Zuständen der Trägheit und Unzuverlässigkeit der entsprechenden Kommunikationsnetze.171 Zum anderen spielt die tatsächliche Erreichbarkeit der Kommunikationseinheiten, die meist in Kellern von Gebäuden verbaut werden, eine wichtige Rolle. Die Gebäudedurchdringung von Mobilfunklösungen unterliegt physikalischen Grenzen und eine zusätzliche Verkabelung verursacht teilweise hohe Kosten. Kapazitive Fragestellungen spielen auch eine Rolle, da die Anzahl der angebundenen kommunikationsfähigen Anlagen mit Rolloutbeginn stetig zunehmen wird und entsprechende Bandbreite aber vor allem auch Anzahl verfügbarer Verbindungen sichergestellt sein muss (siehe Abschnitt 4.2). Gerade die im vorherigen Kapitel erläuterte Situation einer möglichen Gruppenschaltung von vielen Geräten in einer Region kann das entsprechende Kommunikationsnetz an seine Kapazitätsgrenze bringen. Ebenso wichtig ist ein hohes Maß an Ausfallsicherheit. Somit stellen Situationen mit einem temporär hohen Verbindungsaufkommen (bspw. Großveranstaltungen, Notsituationen, Krisen) ein Problem für die Stabilität der Mobilfunknetze in schwach ausgebauten Regionen dar.172 Dies kann zu hohen Verzögerungen im 169 Ernst & Young 2013, S. 152 Telekom 2013, S. 2 171 Süddeutsche 2014 172 NDR 2014 170 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 50 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Verbindungsaufbau führen. Weiterhin hätte ein lokaler Stromausfall ebenfalls den Ausfall der lokalen IKT und SMGW-Infrastruktur zur Folge, wenn diese nicht über ausreichend Batteriespeicher abgesichert werden. Ein weiterer Aspekt ist der hohe Kosteneinfluss bei der Wahl der IKT. Situationsbedingt ist der Stromnetzbetreiber teilweise aufgrund von mangelnder Verfügbarkeit an Alternativen gezwungen, kostenintensive Lösungen zu nutzen oder den Aufbau einer eigenen Kommunikationsinfrastruktur zu realisieren. Verzögerung der gesetzlichen Ausgestaltung notwendiger Rahmenbedingungen Die stetige Verschiebung des geplanten Rollouts beziehungsweise der Verabschiedung der notwendigen Verordnungen trägt dazu bei, dass der Netzausbau mit EEG-Anlagen und steuerbaren Verbrauchseinrichtungen der notwendigen intelligenten Mess- und Steuerinfrastruktur vorauseilt. So sehen sich bereits heute viele Netzbetreiber der Situation ausgesetzt, alte bestehende Funkrundsteuertechnik als auch Tonfrequenz-Rundsteuertechnik (siehe Abschnitt 2.4) durch zeitgemäße, sichere Infrastrukturen abzulösen. Doch zur Investition in derartige Kommunikationstechniken bedarf es einer konsequenten gesetzlichen Fixierung, um Investitionssicherheit bei allen betroffenen Marktrollen (Verteilnetzbetreiber, Messstellenbetreiber, Erzeuger) zu schaffen. Es ist anzunehmen, dass es für die zusammengetragenen Kritikpunkte in den nächsten Jahren Lösungen und Regelungen auf Basis der Erfahrungen aus Pilotprojekten und der ersten Rolloutwelle ab 2017 geben wird und sich die Smart Meter Gateway Architektur etablieren wird. Da der Reifeprozess der vorgestellten Architektur und dessen Gesetzesrahmen jedoch noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird, soll in den nächsten Absätzen ein Ergänzungsszenario vorgestellt werden, das die Anforderungen an das netzdienliche Schalten erfüllt und eine Einbeziehung der Prozesse nach BSI TR-03109 als langfristiges Ziel verfolgt. Die vorgestellten Szenarien sind nicht als mögliche Ablösung der angestrebten Prozesse nach BSI TR anzusehen, sie sollen lediglich Übergangslösungen aufzeigen und in den späteren Rolloutphasen als Fallbacklösung oder kostengünstige Alternative das Einsatzspektrum der SMGWs ergänzen. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 51 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung 5.3 Versenden von Gruppensteuerbefehlen mittels e*nergy Funknetz Im nachfolgenden Absatz wird ein Ergänzungsszenario mit drei Ausgestaltungsvarianten vorgestellt, die unter Einbindung des in der Praxis erprobten und bewährten e*Nergy Sicherheitsfunknetzes die vorab kritisierten Stellen im Kommunikationsprozess schließen sollen. Folglich sollen die dargestellten Varianten Anreize geben, um die beschriebenen Herausforderungen mittels bestehender und im Markt erprobter Technologie zu überbrücken und die Einführung von SMGWs für die Marktteilnehmer zu erleichtern. Da das Funknetz mittels unidirektionaler Kommunikation arbeitet, soll der Schwerpunkt der folgenden Betrachtungen auf einem möglichen Nachrichtenrückfluss (Feedback über Ausführung des Steuerbefehls) liegen.173 Variante 1 soll ein mögliches Übergangsszenario bis zum geplanten Rollout intelligenter Messsysteme (2017) erläutern, das Stromnetzbetreiber dazu befähigt, Geräte aus netzdienlichen Gründen zu schalten. In den Varianten 2 und 3 wird die Systemarchitektur des Smart Meter Gateways sinnvoll ergänzt, um identifizierte Schwächen bei der Gruppenschaltung von Anlagen zu kompensieren. 5.3.1 Steuerbefehl mittels e*Nergy Sicherheitsfunknetz Für die im Abschnitt 5.2 herausgearbeiteten Herausforderungen bei der Übermittlung von Gruppenschaltbefehlen soll in diesem Szenario ein Ergänzungsansatz unter zu Hilfenahme des e*Nergy Sicherheitsnetzes der e*message GmbH (siehe Abschnitt 4.3) vorgestellt werden. Um unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten zu verdeutlichen, wurden die folgenden drei Varianten erarbeitet: 1. Rückmeldung über kommunikationsfähige Ortsnetztransformatoren 2. Rückmeldung mittels ereignisgesteuertem Teilprozess über das SMGW 3. Rückmeldung mittels Status-/Messwertanfrage über den SMGWA Alle drei Varianten haben den Versand des Steuerbefehls über die e*Nergy Funknetzinfrastruktur gemeinsam. Sie unterscheiden sich im Prozess beziehungsweise Kommunikationsweg der zu übermittelnden Netzdienlichkeitsparameter zurück an den EMT. 173 Anmerkung: Ein rein unidirektionales Kommunikationsszenario würde den Anforderungen der BSI TR-03109 in der aktuellen Version 1.0 nicht genügen. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 52 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Als erstes wird der in allen Varianten gemeinsame Prozessschritt des Nachrichtenversands mittels e*Nergy Sicherheitsfunknetz erläutert. Anschließend werden darauf aufbauend die drei erarbeiteten Varianten vorgestellt. Prozessbeschreibung: Der im Folgenden dargestellte schematische Ablauf des Nachrichtenversandes ist angelehnt an die bereits erwähnte Systemarchitektur des StromPager Systems in Kapitel 4.3. Hierbei möchte ein externer Marktteilnehmer (EMT), in diesem Fall der Verteilnetzbetreiber, eine Gruppe von Geräten im Verteilnetzgebiet steuern. Dazu sendet er eine Nachricht an das von der e*message GmbH als Service angebotene StromPager System. Dieser bereitet den entsprechenden Schaltbefehl, abhängig von den gewünschten Versandparametern (bspw. Gruppenzuordnung, Priorisierung und Versandgebiet), automatisiert für den Versand über das Sicherheitsfunknetz vor. Über die im Empfangsgebiet verteilten Kontrollempfänger erfolgt ein Informationsrückfluss über den Strompager Service, zum Verteilnetzbetreiber (VNB) mit Statusinformationen zum erfolgreichen Versand der Funknachricht. Über diesen Mechanismus erhält der EMT beziehungsweise VNB eine erste Information, ob der Nachrichtenversand an die e*Nergy Empfänger erfolgreich abgeschlossen wurde. In allen Varianten wird ein erfolgreicher Nachrichtenempfang über die e*Nergy Empfänger angenommen und der Schaltprozess wird über eine angeschlossene Schalteinheit realisiert. Abbildung 18 : Steuerbefehl mittels e*Nergy Funknetz versenden174 174 Anmerkung: Dieses BPD wurde von Marco Pultz mit Hilfe der inubit BPM Plattform der Bosch Software Innovations GmbH erstellt. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 53 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Die folgenden Abweichungen zu den Regelungen der technischen Richtlinie sind an dieser Stelle hervorzuheben. So gibt die technische Richtlinie eine bidirektionale Kommunikationsanbindung vor. Davon abweichend wird in den vorgestellten Prozessen zur Gerätesteuerung eine unidirektionale Verbindung vom EMT zur Empfangseinheit aufgebaut. Weiterhin wird die Steuerung des CLS-Gerätes möglicherweise als direkte Kommunikation in den HAN-Bereich der SMGWSystemarchitektur interpretiert, was laut technischer Richtlinie nicht gestattet ist. Hervorzuheben ist das Sicherheitskonzept der bereits vorgestellten StromPagerLösung, denn „Das Sicherheitskonzept wurde an die Anforderungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ausgerichtet.“ 175 Die Vorteile der Steuerung im Kontext der Gruppenschaltung im Smart Grid sind auf das etablierte Sicherheitsfunknetz der e*Message GmbH zurückzuführen und werden im nächsten Absatz erläutert. Der systembedingte Nachteil der unidirektionalen Kommunikation beschränkt die Möglichkeit einer direkten Rückantwort auf den Schaltbefehl, um den EMT vom Erfolg seiner Schalthandlung in Kenntnis zu setzen. Zur Kompensation des identifizierten Nachteils werden in den folgenden drei Varianten mögliche Ausgestaltungen des Informationsrückflusses betrachtet. 5.3.2 Vorteile des Ergänzungsszenarios Die technische Richtlinie macht wenige Beschränkungen bezüglich der zu verwendenden Kommunikationstechnik. Eine entscheidende Einschränkung stellt jedoch die bereits erwähnte Anforderung an eine bidirektionale Kommunikationsanbindung zur Realisierung der geforderten TLS-Verbindungen ins WAN dar. Dadurch wird die Verwendung des vorgestellten e*message Sicherheitsfunksystems im direkten Einsatzbereich der SMGW-Architektur nach aktueller Fassung der technischen Richtlinie ausgegrenzt. Trotz dessen sprechen einige Vorteile für eine mögliche Betrachtung als Übergangslösung oder als zukünftige Ergänzung der bestehenden Kommunikationsinfrastruktur in unterversorgten Regionen, bei der Gruppenschaltung von Geräten oder weiteren Sonderanwendungsfällen (die nicht in den Regulierungsbereich der technischen Richtlinie fallen). 175 Stromnetz Berlin 2014a, S. 4 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 54 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Auf Basis des Gemeinschaftsprojektes Strompager (siehe Abschnitt 4.3) lassen sich Rückschlüsse und Aussagen bezüglich der folgenden Systemeigenschaften treffen: So kann das e*Nergy Netz neben den bereits erläuterten Vorteilen, wie der hohen Flächenabdeckung, auch mit einer sehr hohen Gebäudedurchdringung überzeugen, wodurch weitere Kosten durch Vernetzungsaufwände in Gebäuden auf ein Minimum reduziert werden können. Die mögliche Punkt-zu-Multipunkt176 Sendeinfrastruktur ist hervorragend für den Versand von Gruppensteuerbefehlen einsetzbar. Die spezielle Form des verwendeten Broadcast Nachrichtenversandes177 reduziert gleichzeitig die Anzahl der zu verarbeitenden Einzelnachrichten und somit auch die Anzahl der zeitgleich zu initiierenden Einzelverbindungen. Hieraus entsteht ein nicht unerhebliches Einsparpotential der verwendeten Ressourcen und Prozesskosten bei allen am Schaltprozess beteiligten Marktrollen (EMT und SMGWA). Weiterhin muss in den nächsten Jahren ein großer Teil der bestehenden Kommunikationsinfrastruktur im Verteilnetz ausgetauscht werden, da entsprechende Empfangseinheiten, wie Tonfrequenz-Rundsteuertechnik das Ende ihrer Betriebsdauer erreichen.178 Der erneut verschobene Rollout einer erprobten SMGW-Infrastruktur und die ungeklärten Fragen im Kontext einer möglichen Schaltung von Geräten begründen die angestellten Überlegungen zur Vorstellung eines Übergangs- beziehungsweise Erweiterungsszenarios. Die Szenarien basieren alle auf dem praxiserprobten e*Nergy Sicherheitsfunknetz. Unter dem Titel „StromPager“ befindet sich die vorgestellte Infrastruktur (siehe Abschnitt 4.3) erfolgreich im Einsatz und wurde bereits mit dem Innovationspreis Berlin-Brandenburg ausgezeichnet.179 Ein weiteres Argument ist die zu erwartende, geringe Kostenstruktur der Empfängereinheiten. Es ist damit zu rechnen, dass diese im direkten Ver- 176 Anmerkung: Punkt-zu-Multipunkt stellt eine spezielle Form der Mehrpunktverbindung auf Ebene der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) dar. Im Folgenden wird von einer besonderen Ausprägung, dem „Broadcast“ gesprochen. 177 Anmerkung: Alle Empfänger im Empfangsgebiet erhalten die versendete Nachricht und entscheiden, ob sie die Nachricht weiterverarbeiten oder verwerfen. 178 Stromnetz Berlin 2014b 179 Publiplikator 2014 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 55 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung gleich mit konventioneller Übertragungstechnik (siehe Kapitel 4) weitaus geringer ausfallen wird. Dazu konnte die folgende Aussage auf Nachfrage bei der e*Message GmbH aus heutiger Sicht bestätigt werden.180 „Die Kosten eines GSM-/UMTS-Funkmoduls übersteigen diejenigen eines Funkrufmoduls mindestens um den Faktor 10.“181 Die bestehende, nahezu flächendeckende, Sendeinfrastruktur der e*message bietet weitere Ausbaupotentiale. So ist man zum einen bestrebt eine 100%ige Abdeckung der Kundenempfänger im Empfangsgebiet zu erreichen. Darüber hinaus ist eine Reduzierung der Gesamtdurchlaufzeit einer versendeten Nachricht, von derzeit rund 2 Minuten auf 10 bis 15 Sekunden, technisch realisierbar.182 Die bestehende Sendeinfrastruktur kann weiterhin für die Entwicklung von individuellen Speziallösungen verwendet werden, um nicht regulierte Bereiche, wie beispielsweise die intelligente Steuerung von Straßenbeleuchtung, zu realisieren. In Abschnitt 5.4 werden dazu weitere Einsatzmöglichkeiten des e*Nergy Funknetzes dargestellt. 5.3.3 Getroffene Annahmen zur Geräteinfrastruktur Die erläuterten Varianten sind teilweise im Zeitverlauf der technischen Entwicklungen und des entsprechenden gesetzlichen Rahmens einzuordnen. Da gewisse Infrastrukturen bis heute noch nicht verfügbar sind, werden in diesem Absatz weitere Annahmen über mögliche Entwicklungen der Geräte und Messinfrastruktur erläutert. Kommunikationstechnisch angebundene Ortsnetztransformatoren Als erstes ist eine ausreichende Abdeckung der betroffenen Niederspannungsebene mit Messinfrastruktur notwendig, um eine Beobachtung der Verteilnetzinfrastruktur zu ermöglichen. Dies soll in den vorgestellten Varianten mit Hilfe von kommunikationstechnisch angebundenen Ortsnetztransformatoren (ONT) als realisiert angenommen werden. Der Schritt einer flächendeckenden Durchdringung der Niederspannungsebene mit Messinfrastruktur wird ohnehin notwendig, da von 180 Anmerkung: Anfrage wurde per E-Mail von Herrn Hofmann (Leiter Bereich Produkte) bestätigt Prof. Dr. Torsten J. Gerpott 2012, S. 11 182 Marco Pultz 2015a Fragen 3, 5, 6 181 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 56 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung einem flächendeckenden Rollout mittels SMGW-Infrastruktur vorerst nicht ausgegangen werden kann (siehe Abschnitt 3.1). Um die daraus resultierenden „weißen Flecken“ (nicht beobachtbar) der Messinfrastruktur auf der untersten Netzebene zu erfassen, ist es unumgänglich, die Ortsnetztransformatoren kommunikationstechnisch an die Leitwarte der entsprechenden Verteilnetzbetreiber anzubinden. 183 Die FNN-Steuerbox als Manager für CLS-Geräte im HAN Da das SMGW lediglich einen Kommunikationskanal zur Anbindung möglicher CLS-Geräte zur Verfügung stellt, wird für eine intelligente Steuerung und Koordination der CLS Anlagen im HAN eine zusätzliche Schaltbox benötigt. Die Entwicklung und Erprobung einer solchen Steuerbox wird in einer Empfehlung der vom BMWi beauftragten „dena-Smart-Meter-Studie“ genannt.184 Diesem Thema hat sich das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) angenommen. Der FNN ist als Ausschuss des VDE für die praxisorientierte Regelerarbeitung zum sicheren Übertragungs- und Verteilnetzbetrieb sowie der Weiterentwicklung der Netze zuständig.185 Dieser hat bereits verschiedene Anwendungsfälle erstellt, die durch eine zusätzliche Schaltbox abgebildet werden sollen. Die Anwendungsfälle beschreiben Szenarien, wie das Einspeisemanagement, die Heizungssteuerung oder die Abschaltung von Verbrauchseinrichtungen, die teilweise heute schon mit Individuallösungen oder im Rahmen von Versuchsprojekten Anwendung finden. 186 Aktuell befindet sich die Beschreibung der Schaltbox in der Spezifikationsphase. Aus diesem Grund sind noch keine öffentlich zugänglichen Quellen verfügbar, die Einblicke in Anforderungs- oder Prozessdetails dieser Schaltbox gewähren. Der verpflichtende Einsatz einer Steuerbox für alle EE- und KWK-Anlagen ist bis heute noch nicht gesetzlich fixiert. Aller Voraussicht nach wird es dem Netzbetreiber überlassen, über die Nutzung einer solchen Steuerbox zu entscheiden.187 Da die angebundenen CLS-Geräte in Zukunft koordiniert und gesteuert werden müssen, wird der Einsatz einer solchen Steuerbox in den Varianten 2 und 3 mit berücksichtigt. 183 Marco Pultz 2015b Frage 6 dena 2014, S. 19 185 FNN 2013 186 Marco Pultz 2015b Frage 2 187 BMWi 2015a, S. 6 184 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 57 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Der StromPager Schaltempfänger In Variante 1 kommt die heute schon verfügbare Steuereinheit zur Umsetzung erhaltener Steuerbefehle und einer integrierten „e*Nergy“ Empfangseinheit, für den Empfang der Steuerbefehle aus dem Funknetz der e*message GmbH, zum Einsatz.188 Die Steuerung der angeschlossenen Verbrauchs- oder Erzeugungseinheit erfolgt in der aktuell verwendeten Version mittels 4 binärer Aktoren. Die bereits vorgesehene Multifunktionsschnittstelle kann bei Bedarf für die Kommunikation über eine CLS-Schnittstelle mit den steuerbaren Geräten oder der FNN-Schaltbox verwendet werden.189 Diese Möglichkeit wird in den Varianten 2 und 3 zum Einsatz kommen. Smart Meter Gateway ab 2017 Die vorgestellten Umsetzungsvarianten 2 und 3 setzen in ihrer Betrachtung den Einsatz eines Smart Meter Gateway, dessen Rolloutbeginn für 2017 angestrebt wird, voraus. 190 Dadurch soll eine mögliche Interaktion der verschiedenen Komponenten dargestellt und eine Kompensation der identifizierten Schwachstellen (siehe Abschnitt 5.2) mittels e*Nergy Empfangseinheit erreicht werden. 5.3.4 Variante 1 – Rückmeldung über Ortsnetztransformatoren Wie in Abschnitt 5.3.1 vorgestellt, erfolgt der Versand des Steuerbefehls vom EMT an die Empfangseinheit (e*Nergy) der betroffenen Anlage beziehungsweise des betroffenen Haushaltes über das Sicherheitsfunknetz der e*message GmbH. Die hierzu notwendige Infrastruktur des StromPager Systems befindet sich bereits heute zur Schaltung von mehreren hundert Verbrauchseinrichtungen (siehe Abschnitt 4.3) in Betrieb. Die Variante wird jedoch um die Annahme einer ausreichend flächendeckenden Verfügbarkeit einer kommunikationsfähigen Ortsnetzverteilerinfrastruktur erweitert. Weiterhin wurde in dieser „Basisvariante“ bewusst auf die Modellierung des SMGWs verzichtet, da ein Rollout dieser Geräte vorerst nicht zu erwarten ist. Somit stellt diese Variante ein mögliches Übergangszenario bis zum geplanten Rolloutbeginn 2017 dar. 188 e*message 2014f Marco Pultz 2015a Frage 8 190 BMWi 2015a 189 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 58 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Prozessbeschreibung: In Abbildung 19 ist der Eingang des (Gruppen)-steuerbefehls beim e*Nergy Empfänger dargestellt. Dieser übermittelt die Nachricht nach erfolgreicher Überprüfung auf Gültig- und Vertraulichkeit an die Schalteinheit der StromPagers. Die Schalteinheit versendet wiederum den entsprechenden Schaltbefehl an das steuerbare Verbrauchs- oder Erzeugungsgerät, das den gewünschten Befehl umsetzt. Dies erfolgt entweder über die bereits implementierten binären Aktoren der Schalteinheit oder in einer nächsten Version direkt über eine mögliche CLS-Schnittstelle. Eine erste Rückmeldung über den erfolgten Versand der Broadcast-Nachricht erhält der StromPager-Dienstleister über die Kontrollempfänger im Empfangsgebiet. Die Information einer erfolgreichen Versendung und dem entsprechenden Empfangszeitpunkt kann er an den EMT weiterleiten. Die herausgebildete Lücke des fehlenden Informationsrückflusses wird weiterhin indirekt über die bestehende Versorgungsinfrastruktur des Verteilnetzes der Niederspannung kompensiert. Der beschriebene Schaltvorgang erfolgt je nach Parametrisierung der Schaltnachricht für Einzelanlagen oder eine definierte Gruppe (z. B. eMobil-Ladesäulen mit gewissen Eigenschaften). Die im definierten Empfangsgebiet geschalteten Anlagen tragen zu einer Veränderung der gemessenen Netzzustandsparameter bei. Somit kann die Wirksamkeit des Schaltbefehls über den kommunikationsfähigen Ortsnetzverteiler gemessen und an die Leitwarte des Verteilnetzbetreibers übermittelt werden. Neben den grundsätzlichen Vorteilen, wie z. B. Sicherheit, Netzabdeckung, Gebäudedurchdringung, die das Sicherheitsfunknetz mit sich bringen, konnten weitere Vor- und Nachteile einer möglichen Umsetzung der Variante 1 identifiziert werden. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 59 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Abbildung 19 : Variante 1 - Rückmeldung über kommunikationsfähige ONTs191 Vorteile: Es sind bei Bedarf sehr viele Empfänger per Gruppenbefehl erreichbar, wodurch ein schnelles Schalten von Gerätegruppen ermöglicht wird. Am Ortsnetztransformator ist ein eventueller Leistungsabfall oder –anstieg sehr schnell erkennbar. Diese Variante ist auch ohne weitere Kommunikationsanbindung als „Stand-Alone“ Lösung (siehe Abschnitt 4.3 und 5.5) und somit als kostengünstige Übergangslösung bis zum geplanten Rolloutbeginn 2017 schnell umsetzbar und praxiserprobt. Nachteile: Das Feedback am ONT lässt keine detaillierten Rückschlüsse zu, ob der Schaltbefehl an jeder einzelnen Anlage ausgeführt wurde. In den nächsten beiden Varianten soll dieser Umstand unter Einbeziehung des SMGWs verfeinert werden und ein mögliches Zusammenspiel der zukünftig zum Einsatz kommenden Komponenten (siehe Abschnitt 5.3.3) dargestellt werden. Hieraus soll sich im Idealfall eine Synergie der verschiedenen Kommunikationstechnologien und ihrer jeweiligen Vor- und Nachteile ergeben. 191 Anmerkung: Die folgenden BPDs wurden von Marco Pultz mit Hilfe der inubit BPM Plattform der Bosch Software Innovations GmbH erstellt. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 60 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung 5.3.5 Variante 2 – ereignisgesteuerte Rückmeldung über das SMGW In diesem Szenario wird bereits das Smart Meter Gateway und optional auch die FNN-Schaltbox in den Kommunikationsprozess integriert. Weiterhin ist davon auszugehen, dass das SMGW über eine eigene Kommunikationsinfrastruktur (Mobilfunk, DSL, BPL o.ä.) verfügt, die den Anforderungen für zeitlich unkritische Anwendungsfälle, wie der Zählerauslesung und Fernwartungen genügen. Darüber hinaus kommt in dieser Variante je CLS-Gerät auch eine StromPager Box mit e*Nergy Empfänger und Schalteinheit zum Einsatz. Prozessbeschreibung: Wie bereits in Variante 1 erfolgt der Versand des Broadcast Schaltbefehls über den Dienst des StromPager Systems. Die empfangene und ausgewertete Nachricht des e*Nergy Empfängers wird mittels Schalteinheit der StromPager Box an das angeschlossene CLS-Gerät übermittelt, um die Steuerung zu veranlassen (siehe Abbildung 20). Wurde die Steuerung erfolgreich durchgeführt, so meldet das CLS- Gerät einen Status an die Schalteinheit der StromPager Box zurück. Im nächsten Schritt leitet die Schaltbox des StromPager die aufbereitete Statusinformation an die HAN-Schnittstelle des SMGW weiter, wodurch dieses über den Erfolg der Schaltung informiert wird (siehe Abbildung 20 linker Prozesspfad). Für den Fall, dass mehr als ein CLS-Gerät zum Einsatz kommt, wird die Variante um die FNN-Schaltbox ergänzt und die StromPager Boxen der jeweiligen CLS-Geräte leiten die Information des erfolgreichen Steuervorgangs nicht direkt an das SMGW, sondern an die FNN-Schaltbox weiter (siehe Abbildung 20 rechter Prozesspfad). Anschließend übernimmt die FNN-Box die Weiterleitung der Nachrichten an das SMGW. In beiden Fällen (ein oder mehrere CLS-Geräte im Einsatz) wird die gleiche Schnittstelle der StromPager Box verwendet, um die Statusnachrichten entweder an das SMGW oder die FNN-Schaltbox zu übermitteln. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 61 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Abbildung 20 : Variante 2 - Rückmeldung mittels ereignisgesteuerten Teilprozess Nach erfolgreichem Eingang der Statusnachrichten beim SMGW werden die folgenden Prozessschritte durchgeführt (siehe Abbildung 21). Abbildung 21 : Variante 2 - Schaltbefehl löst Messwertanfrage bei Zähler aus Mit Eingang der Statusinformation wird vom Anwendungsfall „TAF 11: Steuerung von unterbrechbaren Verbrauchseinrichtungen und Erzeugungsanlagen“ Gebrauch gemacht. Jede Steuerung muss mit dem entsprechenden Zeitpunkt, dem eingetretenen Ereignis und den Zählerständen im SMGW protokolliert werden. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 62 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Dies ist notwendig, um den Letztverbraucher je nach Vertragslage für die Schalthandlung entschädigen zu können.192 Des Weiteren hinaus kann die eingegangene Statusnachricht im SMGW als Ereignis konfiguriert werden und löst den Anwendungsfall „TAF 10: Abruf von Netzzustandsdaten“ der technischen Richtlinie aus. In diesem Fall baut das SMGW selbständig eine TLS-Verbindung zu vorkonfigurierten und berechtigten EMTs auf und übersendet die vorab ermittelten Zustandsdaten (Messwerte). Nach erfolgtem TLS-Verbindungsaufbau werden die entsprechenden Messwerte an den EMT versendet und der Prozess wird beendet. Das Ereignis „Statusänderung eingegangen“ ist in dieser Form nicht direkt in der technischen Richtlinie ausformuliert. Diese lässt jedoch Spielraum, denn „[w]eitere Ereignisse können vorgesehen werden“.193 Optionale Umsetzung mittels „HKS3: Transparenter Kanal initiiert durch CLS“ möglich: Die vorgestellte Variante 2 ist ebenfalls durch das „Kommunikationsszenario HKS3: Transparenter Kanal initiiert durch CLS“ realisierbar. In diesem Fall erfolgt ein direkter Verbindungsaubau, initiiert durch die Schaltbox (stellvertretend für CLS). Abbildung 22 : HKS3 - Transparenter Kanal initiiert durch CLS194 Die vorgestellte Steuerbox würde mit dem empfangenen Schaltbefehl zum einen das CLS-Gerät steuern und zum anderen dem SMGW mitteilen, zu welchem EMT, der vorab in einem Proxy-Kommunikationsprofil des SMGW konfiguriert sein muss, eine Kommunikationsverbindung aufgebaut werden soll. Der EMT kann über die initiierte TLS-Verbindung mit dem CLS-Gerät kommunizieren und entsprechende Statuswerte abfragen. 192 BSI 2013c, S. 101 BSI 2013c, S. 99 194 BSI 2013c, S. 59 193 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 63 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Messwerte aus dem HAN können vom EMT im Nachgang über den bereits beschriebenen Prozess in Abschnitt 3.4 über den Service des SMGWA abgerufen werden. Vorteile: Die Vorteile des e*Nergy Funknetzes werden im Falle der Gruppensteuerung genutzt, um die primäre ITK-Infrastruktur nicht zu überlasten und eine schnelle Gruppensteuerung zu gewährleisten. Die bereits ausgerollte Infrastruktur der StromPager Steuerbox kann weiter verwendet werden. Der Schaltbefehl wird unabhängig von der Reaktions- und Prozessdurchlaufzeit des SMGWA und SMGW durchgeführt (kein Wake-Up Service und Administrationsbefehl des SMGWA nötig), auch wenn die primäre ITK temporär nicht verfügbar ist. Ein durchzuführender netzdienlicher Steuervorgang wird somit nicht durch temporäre Engpässe der SMGW-Kommunikationsinfrastruktur (bspw. Mobilfunk) verzögert. Die optional einsetzbare FNN-Schaltbox ist über die SMGW Infrastruktur erreichbar und könnte ebenfalls für die Schaltung der angeschlossenen CLSGeräte eingesetzt werden. Die StromPager mit ihren e*Nergy Empfängern dienen in diesem Fall als Fallbackvariante. Die Erfassung und Versendung der Netzzustandsparameter erfolgt durch BSI TR konforme Prozesse des SMGW und der entsprechenden Kommunikationsinfrastruktur. Der optional vorgestellte Kommunikationsaufbau zum EMT nach HKS3 ermöglicht einen unmittelbaren Versand der entsprechenden Zustandswerte des angeschlossenen CLS-Gerätes. Nachteile: Eher als mittel-bis langfristiges Szenario realisierbar, da es maßgeblich vom weiteren Ausbau der bidirektionalen Kommunikationstechnologien (z. B. DSL, Mobilfunk, BPL) für den notwendigen Rückkanal abhängt. Eine hohe Kostenstruktur für den zusätzlich notwendigen Rückkanal (begründet durch die grundsätzlich hohen Kommunikationskosten von DSL und Mobilfunk). Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 64 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung 5.3.6 Variante 3 – Messwertanfrage über SMGWA Im folgenden Abschnitt wird die 3. Variante erläutert, um BSI TR konform an die notwendigen Netzzustandsdaten der betroffenen SMGWs zu gelangen. Die Grundlage für das vorgestellte Szenario bilden die Anwendungsfälle „TAF 9: Abruf der Ist-Einspeisung einer Erzeugungsanlage“ und „TAF 10: Abruf von Netzzustandsdaten“.195 Diese erlauben einen möglichen Abruf der Informationen über den SMGWA. Weiterhin wurde der e*Nergy Empfänger in dieser Variante bereits in die FNNSteuerbox integriert, um eine mögliche voll ausgebaute SMGW-Infrastruktur vorzuschlagen. Diese nutzt das e*message Sicherheitsfunknetz für spezielle Anwendungsfälle, wie das netzdienliche Gruppenschalten oder als FallbackKommunikationskanal. Prozessbeschreibung: Abweichend zur Variante 2 wird der Messwertversand nicht automatisch als Folge des Ereignises „Statusänderung eingegangen“ vom SMGW an den EMT durchgeführt. In dieser Variante fordert der EMT nach erfolgreichem Messwertversand (diese Information erhält er vom StromPager Dienst) die Netzdienlichkeitsparameter der betroffenen SMGWs, nachdem in der BSI TR-03109 definierten Anwendungsfall TAF 10 über den SMGWA an. Der notwendige Verbindungsaufbau über den SMGWA zum SMGW erfolgt nach dem in Abschnitt 3.4 vorgestellten Prozess nach technischer Richtlinie über die bestehende Kommunikationsinfrastruktur des SMGW (siehe lila Rahmen der folgenden Abbildung 23). In diesem zukünftigen Ausbaustand (siehe Abschnitt 5.5) wurde die e*Nergy Empfangseinheit in die FNN-Schaltbox integriert. Eine Integration in das Kommunikationsmodul des SMGW ist ebenfalls denkbar, da die Weiterleitung an die angeschlossene FNN-Schaltbox möglich ist. Die entsprechende Berechtigungsprüfung könnte dann direkt über die hinterlegten Kommunikationsprofile erfolgen und entscheiden, ob der Absender des Schaltbefehls für dessen Ausführung konfiguriert und berechtigt ist. 195 BSI 2013c, S. 98 ff. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 65 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Abbildung 23 : Variante 3 – Messwertanfrage über SMGWA Vorteile: Anforderung der Netzzustandsdaten beziehungsweise Ist-Einspeisung einer Erzeugungsanlage erfolgt über BSI TR-03109 konforme Vorgaben (siehe TAF 9 und TAF 10) Vereinheitlichte Geräteinfrastruktur (Steuerbox und SMGW) mit einer breiten Palette an möglichen Kommunikationsanbindungen. Integrierter e*Nergy Empfänger als Fallback-Lösung und für netzdienliches Gruppenschalten Die in den vorherigen Ausführungen erläuterten Vorteile, basierend auf der e*Nergy Nutzung, bleiben entsprechend erhalten und ergänzen die vorgestellte Variante. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 66 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Nachteil: 5.4 Möglicherweise hohe Verzögerung bis der Messwert beim EMT eingeht. Dies ist abhängig von Verarbeitungsgeschwindigkeit beim SMGWA und der Kommunikationsbereitschaft der betroffenen SMGWs. Weitere Einsatzmöglichkeiten des e*message Sicherheitsnetzes Das e*message Sicherheitsnetz wurde in den vorgestellten Varianten als primäres Kommunikationsmittel für den Versand von Schaltbefehlen vorgestellt. Das Strompager System ist darüber hinaus für weitere Anwendungsfälle verwendbar. Zur Ergänzung der bestehenden SMGW-Kommunikationsinfrastruktur Der regionale Einsatz in IKT-unterversorgten Regionen (z. B. freistehende PVAnlagen) ist notwendig, um Anlagen zu erreichen, deren Anbindung sonst nicht wirtschaftlich vertretbar wäre oder als Fallbacklösung (redundante Kommunikationsstrecke) im Falle des Ausfalls der primären ITK-Anbindung (z. B. Mobilfunk). Die Erreichbarkeit ist wichtig im Fall einer netzdienlichen oder gar netzkritischen Schaltabsicht der betroffenen Anlagen. Wake-Up Call mittels Broadcast versenden Der Versand des Wake-Up Call wurde als einer der potentiellen Engpässe im Kommunikationsprozess identifiziert (siehe Abschnitt 5.2). Dieser Teilprozess des SMGWA kann mittels Broadcast gelöst werden, da „[…] keine Anforderungen an den Transportweg des Wake-Up Pakets […]“196 bestehen. Weiterhin heißt es in der technischen Richtlinie „Die Informationen im Wake-Up Paket sind nicht vertraulich und werden daher nicht verschlüsselt.”197 Die maximale Übertragungsdauer des Wake-Up Paketes von 30 Sekunden kann nach Aussagen der e*message GmbH mit entsprechendem Ausbau beziehungsweise der Konfiguration des Funknetzes auf eine Prozessdurchlaufzeit von unter 15 Sekunden reduziert werden. 198,199 196 BSI 2013c, S. 39 BSI 2013c, S. 139 198 BSI 2013c, S. 39–40 199 Marco Pultz 2015a Frage 5 197 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 67 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Somit könnten nicht nur gezielte Gruppen (z. B. für netzdienliche Zwecke hoch priorisierte Anlagen) mit einem Wake-Up Call „geweckt“ werden. Es sind auch Szenarien denkbar, in denen bundes- oder deutschlandweit alle steuerbaren Geräte (z. B. alle PV-Anlagen) dazu aufgefordert werden, eine TLS-gesicherte Verbindung zu ihrem zuständigen SMGWA aufzubauen. In netzkritischen Situationen könnte dies einen entscheidenden Zeitvorteil gegenüber dem bereits vorgestellten Einzelverbindungsaubau einbringen. Da bisher jedoch lediglich eine Einzeladressierung mittels Wake-Up Paket vorgesehen ist (die Nachricht muss die eindeutige Geräte-Id des SMGW enthalten), ist die Anpassung auf eine mögliche Gruppenadressierung (Gruppen-Id) Voraussetzung zur Realisierung des skizzierten Szenarios.200 Anlagen, die nicht dem Pflichteinbau unterliegen Neben den in Abschnitt 3.1 erläuterten Pflichteinbaufällen für intelligente Messsysteme wird es auch Anwendungsfälle geben, die nicht direkt den Regularien der technischen Richtlinie unterliegen. Diese können unter der Maßgabe einer Fernsteuerbarkeit weitere Potentiale heben. 200 201 Die Empfänger des StromPagers können ebenfalls zur Steuerung der Erzeugungsanlagen zwischen 0,8 und 7 kW installierter Leistung genutzt werden. Da diese voraussichtlich einer Einbaupflicht von intelligenten Zählern unterliegen (siehe Abschnitt 3.1), stellt die kostengünstige Empfängerinfrastruktur des StromPager ein attraktives Ergänzungsszenario und die Ermöglichung einer Fernsteuerbarkeit für diese Kleinstanlagen dar. Schon heute wären auf diese Weise über 500.000 EEG-Anlagen steuerbar.201 Eine weitere Einsatzmöglichkeit besteht in der Fernsteuerung von Straßenbeleuchtung. Denkbar sind Schaltprogramme für besondere Wetter- und Verkehrslagen und der damit einhergehenden Optimierung der Lichtverhältnisse. In Abhängigkeit der weiteren Entwicklung intelligenter Infrastrukturen und Lösungsansätze im Markt des Smart Grid werden sich auch zukünftig weitere Anwendungsfälle entwickeln, die von den vorgestellten Vorteilen profitieren können. BSI 2013c, S. 139 Ernst & Young 2014, S. 10 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 68 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung 5.5 Gegenüberstellung der erarbeiteten Kommunikationsszenarien Dieser Abschnitt soll einen Überblick über die drei erarbeiteten Varianten des Ergänzungsszenarios im direkten Vergleich mit dem vorgestellten Steuerszenario nach technischer Richtlinie (siehe Abschnitt 3.4) geben. Dazu werden zunächst die betrachteten Bewertungskriterien kurz erläutert, um diese anschließend mit dem folgenden Ampelsystem zu bewerten. – gute Bewertung – Bewertung mit Abzügen oder Einschränkungen – schlechte Bewertung (nicht erfüllt) Abschließend sollen die Stärken der jeweiligen Umsetzungsvarianten herausgearbeitet werden. Die folgenden Kriterien werden auf Grundlage der bisherigen Betrachtungen und Erkenntnisse berücksichtigt. Umsetzbarkeit der Anwendungsfälle „WAF 1-7“ der technischen Richtlinie Das erste Kriterium soll die Realisierbarkeit der definierten Anwendungsfälle nach technischer Richtlinie bewerten. Dazu gehören, neben den bereits in Abschnitt 3.3 unter Hauptanwendungsfälle im HAN, LMN und WAN erläuterten Anwendungsfällen WAF 1, 5, 6 und 7, die folgenden drei Anwendungsfälle.202 „WAF 2: Zugriff auf Dienste beim SMGW Administrator“ „WAF 3: Alarmierung und Benachrichtigung“ „WAF 4: Übertragung von Daten an den SMGW Administrator“ Einzel- und Gruppensteuerung Diese Kriterien sollen jeweils beurteilen, ob eine Steuerung von Einzelanlagen oder eine Gruppensteuerung zu netzdienlichen Zwecken auch in strukturschwachen Regionen (siehe Kapitel 4) ohne Einschränkungen möglich ist. Rückkanal für Messwerte Bewertet, ob ein direkter Rückkanal zur Nachrichtenversorgung des EMT oder SMGWA realisiert werden kann. Hier wird die Auflösung der verfügbaren Informa202 BSI 2013c, S. 21–24 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 69 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung tionen unterschieden (rot = keine Information, gelb = aggregierte Informationen, grün = Information auf Einzelanlagenebene möglich). Ausfallsicherheit, Verfügbarkeit IKT Die Verfügbarkeit der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur ist regional teilweise sehr unterschiedlich zu bewerten (siehe Abschnitt 4.1). Daher wird die flächendeckende Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit bewertet. Maßgeblich ist bei diesem Punkt eine stetige Erreichbarkeit der steuerbaren Geräteinfrastruktur auch in strukturschwachen Regionen, denn diese stellt aus netzdienlicher Sicht eines der wichtigsten Kriterien dar. Verfügbarkeit der Geräte Dieser Bewertungspunkt resultiert aus der aktuellen Marktlage und Verfügbarkeit, der zur Umsetzung relevanten Geräteinfrastruktur. Hierzu zählen, neben dem SMGW, die FNN-spezifizierte Schaltbox und mögliche Empfangseinheiten zur Sicherstellung der IKT. Aufwand Kommunikation Neben der Verfügbarkeit und Möglichkeit, die steuerbaren Geräte kommunikationstechnisch zu erreichen, soll der betriebene Aufwand zur Realisierung der verschiedenen Anwendungsfälle bewertet werden. Ein maßgebliches Kriterium ist in diesem Fall die vielfach diskutierte Möglichkeit, Geräte gruppiert zu steuern. Inhouse-Verkabelung und Gebäudedurchdringung Der Bewertungspunkt gibt eine Einschätzung der zu erwartenden Zusatzaufwände für die Sicherstellung der Kommunikationsinfrastruktur zum CLS-Gerät beziehungsweise der entsprechenden Verfügbarkeit im Zählerschrank (siehe Abschnitt 4.2). Zusatzaufwände können durch notwendige Inhouse-Verkabelungen, Zusatzantennen oder Zusatzgeräte zur Überbrückung von Distanzen zwischen der Kommunikationseinheit und dem zu steuernden Gerät entstehen. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 70 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Gebäudedurchdringung Kommunikation Aufwand der Verfügbarkeit Geräte Verfügbarkeit IKT Ausfallsicherheit, Messwerte Rückkanal für Gruppensteuerung Einzelsteuerung Szenario WAF 1-7 Kiterium Inhouse-Verkabelung & Tabelle 1 : Bewertung der Umsetzungsvarianten TR-03109 Variante 1 Variante 2 Variante 3 Begründung der Bewertungen: Die Bewertungslage des vorgestellten BSI TR-03109 Schaltszenarios basiert auf den aktuell gültigen gesetzlichen Bestimmungen, den erläuterten Betrachtungen der vorliegenden Arbeit und gehen von einer realisierten Infrastruktur, wie sie in Kapitel 3 vorgestellt wurde, aus. Die Verfügbarkeit der notwendigen standardisierten Geräteinfrastruktur ist jedoch nicht vor 2017 zu erwarten und wird aus diesem Grund negativ bewertet. Wenn diese dann aber zur Verfügung steht, können mittels bidirektionaler Kommunikationsanbindung die Anwendungsfälle der technischen Richtlinie sowie die Einzelsteuerung von Geräten mit entsprechendem Rückkanal (gerätescharf) erwartungsgemäß realisiert werden. Die Bewertung der vom Kommunikationsnetz abhängigen Kriterien wurde auf Grundlage der flächendeckenden Verfügbarkeit (siehe Abschnitt 4.1) und den jeweiligen in der Kosten-Nutzen-Analyse von Ernst und Young zusammengetragenen Vor- und Nachteilen der leitungs- oder funkgebundenen Übertragungen realisiert.203 So führt die teilweise ausbaubedürftige IKT zu Abzügen bei der Verfügbarkeit. Die systembedingten vielen Einzelverbindungen, die im Rahmen einer netzdienlichen Gruppensteuerung initialisiert werden müssten, führen zu einem erhöhten Datenverkehr und somit zu zusätzlicher Belastung der Kommunikationsinfra203 Ernst & Young 2013, S. 44 ff. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 71 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung struktur. Dadurch erhöhen sich die zu erwartenden Kosten der Verbindung aber auch das Ausfallrisiko in unterversorgten Regionen. Ein weiterer Aufwandstreiber geht von der beschriebenen (Kapitel 5.2) zusätzlich notwendigen InhouseVerkabelung zwischen der zentralen Kommunikationseinheit des SMGW zu den steuerbaren Geräten aus. Variante 1 wurde in Abschnitt 5.3.4 als mögliche Stand-Alone-Lösung vorgestellt und könnte aufgrund der bereits heute verfügbaren Geräteinfrastruktur (e*NergyNetz und StromPager-Schaltbox) sofort zum Einsatz kommen. Dies qualifiziert die Lösung für den Übergang notwendiger Gerätesteuerungen bis zum Start des erneut verschobenen Rollout intelligenter Messsysteme (siehe Abschnitt 3.1). Die Variante erzielt gute Bewertungen in den Bereichen der Einzel- und Gruppensteuerung. Abzüge müssen beim Rückkanal gemacht werden, da abhängig vom weiteren Ausbau der ONT-Infrastruktur lediglich aggregierte Messwerte des jeweiligen Netzstrangs an die Leitwarte des VNB übermittelt werden können. Die Anwendungsfälle der technischen Richtlinie (WAF 1-7) könnten mit dem unidirektionalen e*Nergy Funknetz allein nicht umgesetzt werden. Diese werden aber ohnehin frühestens ab 2017 mit dem Rollout der ersten Smart Meter Gateways relevant. Das Kriterium der Anwendungsfälle kann also systembedingt (kein SMGW verfügbar) nicht erfüllt werden. Die auf das Steuern von Geräten spezialisierte Form der Kommunikationsanbindung wirkt sich positiv auf die Kostenstruktur der Lösung (Kriterium „Aufwand Kommunikation“) aus. Das ausfallsichere und flächendeckend verfügbare Funknetz sowie die frequenzbedingt hohe Gebäudedurchdringung führen ebenfalls zu entsprechend positiven Bewertungen. Im Entwicklungspfad des nächsten Kapitels wird Variante 1 als kostengünstige und schnell realisierbare Übergangslösung in den skizzierten Entwicklungshorizont eingeordnet. Die Varianten 2 und 3 profitieren von dem Einsatz einer hybriden Kommunikationsinfrastruktur. So ist der Einsatz der SMGW-Infrastruktur zur Realisierung der Anwendungsfälle WAF 1-7 für anlagenscharfe Steuer- oder Administrationshandlungen sowie einer zählpunktscharfen Übermittlung von Mess- und Netzzustandswerten sehr gut geeignet. Und durch den gezielten Einsatz des e*Nergy Sicherheitsfunknetzes für Gruppenschaltungen lässt sich der Kommunikationsaufwand erheblich reduzieren.204 Weiterhin können netzdienliche Schaltungen auch im Falle 204 Anmerkung: im TR-03109 Szenario kam es durch Gruppenschaltungen und hohe Kosten für TLS-Kanäle zu Abzügen Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 72 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung eines Ausfalls der primären IKT das SMGW über die e*Nergy-Empfänger realisiert und mit Hilfe der verfügbaren ONT-Infrastruktur überwacht werden. So können sich die Stärken der vorgestellten Systeme sehr gut ergänzen und zu einer höheren Flexibilität und Ausfallsicherheit der Gesamtarchitektur beitragen. Abzüge gibt es lediglich durch die weiterhin notwendige Verbindung der steuerbaren Geräte mit der Steuerbox und der aus heutiger Sicht fehlenden Geräteinfrastruktur. Im folgenden Absatz wird Variante 2 als mittelfristige und flexible Lösung und Variante 3 als möglicher finaler Ausbauzustand in den Entwicklungspfad eingeordnet. 5.6 Entwicklungspfad des vorgestellten Ergänzungsszenarios Dieser Absatz soll das Kapitel 5 abschließen. Dazu wird das erarbeitete Erweiterungsszenario zum Steuern von Geräten im intelligenten Energienetz und deren Varianten in möglichen Entwicklungsphasen vorgestellt. Die erarbeitete Grafik (siehe Abbildung 24) soll die möglichen Entwicklungspfade auf einer Zeitachse verdeutlichen. Die Zeitachse, die von heute bis 2032 (Planungshorizont des Smart Meter Rollout) geht, wurde in drei Phasen unterteilt, die jeweils unterschiedliche aber aufeinander aufbauende Annahmen zur Weiterentwicklung des Breitbandausbaus, der verfügbaren Geräteinfrastruktur und dem SMGW-Rollout selbst trifft. Phase I: heute bis 2017 (Rolloutbeginn) In dieser Übergangsphase von mindestens 2 Jahren müssen Lösungen, wie sie beispielsweise in Abschnitt 4.3 (Strompager der Stromnetz Berlin) vorgestellt wurden, etabliert werden, die nach dem Rolloutbeginn in die neue Infrastruktur eingegliedert werden können. Dies ist notwendig, um den Netzbetreiber in die Lage zu versetzen, seine teilweise überholungsbedürftige Schaltinfrastruktur (siehe Abschnitt 2.4) zu modernisieren, ohne das Risiko von „stranded investments“205 (die Systeme müssten ab 2017 + Übergangsfrist wieder ersetzt werden) einzugehen. Ebenfalls wird von einem unzureichend flächendeckenden Ausbau der Breitbandinfrastruktur in Deutschland ausgegangen (siehe Kapitel 4). 205 Anmerkung: stranded investments - auch als stranded costs bezeichnet, sind Kosten die in Folge gesetzlicher Deregulierung entstehen Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 73 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Phase II: 2017 (Rolloutbeginn) bis 2021 Mit dem Start des SMGW-Rollout für EEG- und KWK-Anlagen sowie größeren Verbrauchern (siehe Abschnitt 3.1) wird die Eingliederung der SMGWs und intelligenten Zählern berücksichtigt. Zu diesem Zeitpunkt wird von der Einführung einer ersten Schaltboxversion des FNN ausgegangen, die erste Managementfunktionen für CLS-Geräte in der SMGW-Systemarchitektur bereitstellt. Da der aktuelle Entwicklungsstand aus den öffentlich verfügbaren Quellen noch nicht detailliert hervorgeht, ist vorerst von einer Pilot- und Erprobungsphase in Feldversuchen auszugehen. Phase III: 2021 bis 2032 In dieser Phase wurde der Rollout von intelligenten Zählern und SMGWs auf Verbraucher kleiner 10.000 kWh/Jahr206 erweitert und die FNN-Schaltbox hat in einer zweiten Version hohe Systemreife erlangt. Der Breitbandausbau ist ebenfalls weiter vorangeschritten und die Anbindung aller Haushalte ist nun flächendeckend verfügbar. Jedoch kommt es in Folge der hohen Anzahl eingebundener zu steuernder Geräte zu Kommunikationsengpässen in besonderen Situationen (siehe Abschnitt 4.2). Erläuterung der möglichen Entwicklungspfade: Für die beschriebenen Rahmenbedingungen der „Phase I“ wurde das Erweiterungsszenario der Variante 1 (siehe Abschnitt 5.3.4) vorgestellt. Diese „Übergangsvariante“ kompensiert die bestehenden Lücken in der Kommunikationsinfrastruktur durch das flächendeckende e*Nergy Sicherheitsfunknetz. Neben den heute schon verfügbaren StromPager-Schaltboxen ist die kostengünstige und sichere Schaltung von Gruppen- und Einzelanlagen möglich. An dieser Stelle sei bereits hervorgehoben, dass die in dieser Phase verbauten StromPager Steuerboxen in die folgenden Phasen integriert werden können. Die StromPager-Schaltboxen müssen also nicht zwingend mit voranschreitendem Reifegrad der restlichen Systemkomponenten, wie SMGW und FNN-Schaltbox, ausgetauscht werden. 206 Anmerkung: siehe Eckpunktepapier und Rollout in Abschnitt 3.1 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 74 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Abbildung 24 : Entwicklungspfad der vorgestellten Varianten207 Mit dem geplanten Rolloutbeginn der ersten Smart Meter Gateways ab 2017 beginnt die „Phase II“. Beim Rollout der intelligenten Messsysteme muss fortan zwischen „Pflichteinbaufällen“ und „keine Pflichteinbaufälle“ unterschieden werden. Die Unterscheidung der beiden Entwicklungspfade orientiert sich am Eckpunktepapier zum „Verordnungspaket intelligenter Netze“ und den geplanten Einbaugrenzen (siehe Abschnitt 3.1). 207 Anmerkung: Der Entwicklungspfad wurde von Marco Pultz mit Hilfe der inubit BPM Plattform der Bosch Software Innovations GmbH und Microsoft PowerPoint 2010 erstellt. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 75 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Pflichteinbaufälle Im Pfad der Pflichteinbaufälle kommt die vorgestellte Variante 2 (siehe Abschnitt 5.3.5) zum Einsatz. Das neue SMGW kann jetzt an den bestehenden StromPager angeschlossen werden und mittels DSL, Mobilfunk oder BPL eine Verbindung ins WAN aufbauen. Für den Fall, dass mehr als ein CLS-Gerät mit dem SMGW verbunden werden soll, kommt die FNN Steuerbox zum Einsatz. Diese ist mit Rolloutbeginn ebenfalls in der Version 1.0 verfügbar und ist in der Lage, als zentraler CLS-Gerätemanager mit mehr als einem Gerät zu kommunizieren. Die Steuernachrichten können nun per Einzelverbindung entweder über die SMGW Infrastruktur des WAN-Netz erfolgen oder über die weiterhin aktiven e*Nergy Empfangseinheiten. Diese fungieren darüber hinaus als Fallback-Variante für die Situation eines Ausfalls der primären IKT des SMGW (z. B. durch einen Stromausfall). Das e*Nergy Netz kann darüber hinaus für den effizienten Versand von Gruppensteuerbefehlen verwendet werden. Ab Phase II ist der Informationsrückfluss zum EMT (z. B. Verteilnetzbetreiber) über die bestehende IKT des SMGW oder die kommunikationstechnisch angebundenen Ortsnetztransformatoren aus Phase I möglich. Ab "Phase III“ haben die gewonnen Erfahrungen im Netzbetrieb der intelligenten Netze zur Marktreife einer FNN-Box 2.0 geführt. Diese löst das Vorgängermodell ab und übernimmt komplett die Anlagenschaltung. Das SMGW nutzt die nun flächendeckend verfügbare Breitbandanbindung zur Realisierung aller Anwendungsfälle der technischen Richtlinie und weiterer Mehrwertdienste. Dennoch wurde der e*Nergy aufgrund guter Praxiserfahrungen für spezielle Anwendungen zur Entlastung der IKT-Infrastruktur und als Fallbackvariante in die FNN-Box integriert. Keine Pflichteinbaufälle In „Phase II“ kann die vorgestellte Lösung aus Phase I als kostengünstige und sichere Kommunikationsmöglichkeit weiter ausgebaut werden, wenn der Netzbetreiber die Anbindung bestimmter Anlagen für notwendig oder sinnvoll erachtet. Mit der neuen FNN-Schaltbox 2.0 in „Phase III“ und einem direkt angebundenen Kommunikationsmodul, welches neben dem vorgestellten e*Nergy-Empfänger auch andere Kommunikationstechniken, wie DSL, BPL oder Mobilfunk verfügbar macht, ist ein direkter Rückkanal mittels Schaltbox realisierbar. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 76 Erweiterungsszenario zum netzdienlichen Schalten in der Niederspannung Bei Bedarf ist es möglich, den Ausbaupfad „keine Pflichteinbaufälle“ um den Einsatz eines SMGW zu erweitern und somit die vollständige SMGW-Infrastruktur zu realisieren (siehe Abbildung 24 „mögliche Gesetzesänderung“). Ein weiterer Grund für die Ausstattung der „freiwillig“ angebundenen Anlagen mit einem SMGW kann eine spätere Gesetzesänderung sein, die die entsprechenden Rolloutgrenzen korrigiert. Aufgrund der bereits bestehenden Kommunikationsinfrastruktur ist hervorzuheben, dass in diesem Fall lediglich das SMGW verbaut und konfiguriert werden muss. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 77 Zusammenfassung der Erkenntnisse 6 Zusammenfassung der Erkenntnisse Die größten Herausforderungen der Energiewende stellen der Energietransport und die zeitliche Entkoppelung von Erzeugung und Verbrauch dar. 208 Dies konnte mit den vorgestellten Herausforderungen für das deutsche Stromverteilnetz in Kapitel 2 verdeutlicht werden. Das vorgestellte Konzept der intelligenten Messsysteme bildet, mit der Möglichkeit kritische Infrastrukturen zu beobachten und bei Bedarf steuernd einzugreifen, eine wichtige Grundlage zur Lösung dieser Herausforderung. Weiterhin bietet die in Vorbereitung befindliche SMGW-Infrastruktur (siehe Kapitel 3) eine große Chance, die notwendige standardisierte Mess- und Steuerinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Sie könnte nicht nur den notwendigen Netzausbau reduzieren und das bestehende Messwesen optimieren, sie eröffnet auch die Möglichkeit, eine standardisierte Schnittstelleninfrastruktur für SmartHomeAnwendungen oder virtuelle Kraftwerke zu etablieren. Jedoch befinden sich die dringend benötigten Gerätespezifikationen und gesetzlichen Verordnungen noch immer in der Ausarbeitung durch den Gesetzgeber dessen Arbeitsgruppen (siehe Abschnitt 3.1). Ferner besteht die Gefahr, dass der lückenhafte Ausbau der Kommunikationsnetze Deutschlands zum Engpass beim Betrieb der intelligenter Messsysteme und somit der Energiewende wird (siehe Kapitel 4). Die eingangs aufgestellten Thesen (siehe Abschnitt 1.1) konnten zusammenfassend nicht gänzlich bewiesen, aber stützende Argumente auf theoretischer Ebene herausgearbeitet werden. So lässt sich für die erste These zusammenfassend feststellen, dass die vorgesehenen Sicherheitsmechanismen der SMGW-Systemarchitektur sehr hohen Standards bezüglich Datenschutz und -integrität unterliegen (siehe Abschnitt 3.3). Aber die hohen Anforderungen an Latenz sowie Ausfallsicherheit, die netzkritisches Schalten erfordern (siehe Abschnitt 2.4), können mit dem heutigen Ausbaustand der Kommunikationsinfrastruktur nicht flächendeckend gewährleistet werden (siehe Kapitel 4). Eine technische Nachweisführung konnte aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit einer standardisierten Steuerbox für die vorgesehene SMGWInfrastruktur nicht realisiert werden. Es ließen sich jedoch aus der erläuterten Gesamtkomplexität des Verbindungsaufbaus Risiken ableiten, die einen netzdienlichen und vor allem netzkritischen Einsatz gefährden (siehe Abschnitt 5.2). 208 Marco Pultz 2015b, S. Frage 9 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 78 Zusammenfassung der Erkenntnisse Zum Nachweis der zweiten These konnte die Notwendigkeit einer ergänzenden Kommunikationsmöglichkeit dargelegt werden. Da netzdienliches Schalten bereits heute praktiziert wird und weiterhin notwendig ist und der flächendeckende Rollout intelligenter Messsysteme mittelfristig jedoch nicht zu erwarten ist (siehe Abschnitt 3.1), muss weiterer Raum für Übergangslösungen geschaffen werden. Somit soll mit dem vorgestellten Konzept einer möglichen Gruppensteuerung (siehe Kapitel 5) mit Hilfe des innovativen e*Nergy Sicherheitsfunknetz der Blick für alternative Lösungsansätze geweitet werden, um den Herausforderungen der Energiewende offen entgegenzutreten. Wie der abschließende Entwicklungspfad und die Einordnung der erarbeiteten Lösungsvarianten in dem angekündigten Rollout zeigen, lassen sich mit dem erarbeiteten Szenario auch kurzfristig Infrastrukturen zur Realisierung netzdienlicher Steuervorgänge aufbauen, die den bestehenden gesetzlichen Umsetzungsrahmen ergänzen und sich später in die SMGW-Infrastruktur eingliedern lassen. Die vorgestellte e*Nergy Sendeinfrastruktur und die erläuterten Szenarien sind abschließend betrachtet nicht als Konkurrenz zur SMGW-Architektur nach BSI TR-03109 zu sehen, sondern als Ergänzung in Form einer Teilkomponente für spezielle Anwendungsfälle und somit als Chance für ein Gelingen des geplanten SMGW-Rollout und die Energiewende einzuordnen. Die begründeten Anmerkungen in besonderen Einsatzsituationen wurden bereits bei Vertretern des BSI und FNN angesprochen und es wurde eine positive und offene Einstellung gegenüber dem vorgestellten Ansatz signalisiert. Abschließend betrachtet stellt der gewählte Lösungsansatz eine denkbare Ergänzung zu den bestehenden Smart Grid Konzepten dar und kann durchaus einen Teil dazu beitragen, dass der befürchtete „Blackout“ im deutschen Stromnetz auch weiterhin ausbleiben wird. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite 79 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis |acatech 2012| Hans-Jürgen Appelrath, Henning Kagermann und Christoph Mayer: Future Energy Grid. Migrationspfade ins Internet der Energie. Berlin, Heidelberg. |Agentur für Erneuerbare Energien 2015| Agentur für Erneuerbare Energien: Bildquelle. AEE_Funktionsweise_Stromnetz_feb11.jpg (1713×2197). Online verfügbar unter http://www. unendlich-viel-energie.de/media/image/4255.AEE_Funktionsweise_ Stromnetz_feb11.jpg, Abruf: 12.03.2015. |BDEW 2013| Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.: Stromverbrauch im Haushalt. Energie-Info. 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Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite v Anhang Anhang A BPD - Steuerung von CLS Geräten nach BSI TR-03109 Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite vi Anhang B Expertenbefragung Stromnetz Berlin (Gedächtnisprotokoll) Beantwortet von (Name): Unternehmen/Postition: Beantwortet am: Herr Thomas Röstel Stromnetz Berlin / Head of Asset Strategy 12.02. (Mail) + 23.02. (Telefongespräch) Frage 1: Welche Quellen können Sie zur Erläuterung bzw. Abgrenzung der Begriffe „netzdienlich“ und „netzkritisch“ empfehlen? Können Sie eine eigene Erklärung / Definition abgeben? Begriffe in aller Munde aber nicht klar vom Gesetzgeber definiert Hinweis auf Ampelmodell vom BDEW (Betrachtung aus Marktsicht) o grün: keine Grenzwertverletzungen, Markt kann frei agieren o gelb: Schwellen werden erreicht, netzdienliche Maßnahmen mit Marktpartnern (nach definierten Regeln) o rot: Gefahr in Verzug, Netzbetreiber (ÜNB, VNB) muss sofort reagieren eigene Herleitung (keine Definition der Begriffe): o netzdienlich: Lastmanagement (Lastoptimierung) aus Sicht des Netz Lasten verlagern in Schwachlastzeiten (22-6 Uhr; Wochentage; immer unter 80% der Tagesspitze) z.B. über Steuerung der Nachtspeicherheizungen o netzkritisch (letzte Wahl): Einspeisemanagement in Folge von Grenzwertverletzung Erzeugung / Last schalten; 5-Stufen Modell (Frequenzstufen; welcher Kunde wird wann geschalten) ÜNB hat Einzelverträge mit Großkunden bspw. Stahlwerke Möglichkeit Nachtspeicherheizungen (wenn im Ladezyklus) auch netzkritisch zu schalten (Lastabwurf) Frage 2: Kann das potentielle Anwendungsgebiet des SMGW nach BSI-TR auf netzdienliches bzw. netzkritisches Schalten eingegrenzt werden? SMGW als reiner Kommunikationskanal. Steuerbox muss später netzdienliche und netzkritische Szenarien abdecken. Arbeitsgruppe Steuerbox beschäftigt sich mit verschiedenen Use-Cases, die heute schon teilweise praktiziert werden. Einspeisemanagement reguliert Einzelanlagen MS/HS Einspeisemanagement reguliert aggregiert NS (Gruppen) Heizungssteuerung Var. Tarife (HT/NT) Straßenbeleuchtung Einspeisemanagement nicht reguliert (z.B. DV) Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite vii Anhang Breaker (Abschaltung) Randbedingung der angebunden Geräte: besitzen eigenen Zähler und in Niederspannung Vermutung: In späterer TR-Version (nach ersten Erfahrungen der ersten Rolloutstufe 2017) wird man sich detaillierter mit der Steuerung beschäftigen. Denn es sind noch Baustellen offen, wie Steuerboxdefinition und Anpassung der TR. Entwicklungs-/Erkenntnisprozess: 20 kW bis 100 kW Kunden Bsp.: Gewerbe wie Restaurants, Drogeriemärkte Frage 3: Welche Mindest- /Anforderungen ergeben sich beim netzdienlichen Schalten an den Kommunikations- bzw. Gesamtprozess aus Netzbetreiber bzw. regulatorischer Sicht? (Reaktionszeiten / Prozessdurchlaufzeit / Umsetzung des Schaltbefehls) Unterscheidung von 2 Ebenen: Dynamischer Vorgang: Frequenzentlastungsschaltung ist automatisiert und reagiert im ms-Bereich Statischer Vorgang: Alle anderen Zustände resultieren aus einer Beobachtbarkeit von Grenzwertverletzungen, z. B. Spannung oder Belastung entwickelt sich in Richtung Grenzwert. Kurz - es vergeht Zeit beim Prozess der Beobachtbarkeit. Reaktionszeit im unteren Minutenbereich (FNN Lastenheft; üblich 30sek - 2min) Frage 4: Von welcher Anzahl schaltbarer Geräte im Niederspannungsnetz geht man heute/ zukünftig aus? Nach §14a EnWG Verweis auf „Variantenberechnung von in Diskussion befindlichen RolloutStrategien – Ergänzung zur KANN vom Juli 2013“ von E&Y Stand Dez. 2014 S.10; etwa 2,6 Mio heute Schaltbare Verbrauchseinrichtungen: Berlin – 1% aller Zählpunkte EnBW – 10 % aller Zählpunkte (Historische Entwicklung um Grundlast zu verteilen, AKWs) Frage 5: In welchem Umfang wird bisher im Niederspannungsnetz netzdienlich geschalten? (Anwendungsfälle, Häufigkeit) Von welcher Entwicklung geht man hier aus (Prognose / Quelle)? Bsp. Nachtspeicheröfen werden täglich geschalten Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite viii Anhang Frage 6: "dauerhaftes Messen in der Niederspannung ist notwendig" (Hr. Wittig), um auf der Niederspannungsebene schalten zu können. Ist dies heute/ kurz/ mittelfristig mittels ITK-angebundener Ortsnetztransformatoren (ONT) möglich? Stand heute in Berlin: Mittelspannung per IKT angebunden ONTs (10.000) über registrierende Messgeräte (vor Ort Auslesung) Bearbeitungsstand: Ortsnetzstationen mit Messensorik (über ModBus in ms/sek Bereich; Fernwirkgerät ermittelt 15min Mittelwerte und archiviert diese) ausstatten und in Leitstanddatenbank übertragen. Wertübermittlung (aktualisierte Werte) bei Schwellwertüberschreitung Grundvoraussetzung für Steuerung: Ströme und Spannungen auf tieferer Netzebene Messen und Beobachten um Schaltbedarf festzustellen. Ursprüngliche Idee: Alle Zählpunkte werden erfasst, um von unterster Ebene zu aggregieren (mittels SMGW) nicht mehr möglich, da nicht alle Zählpunkte eine Lastgangmessung bekommen werden (siehe Rolloutentwurf). Ausstattung von Ortsnetztrafos (ONT) ist unumgänglich, weil Für Beobachtung des Netzes wird SMGW nicht weiter helfen, weil nicht flächendeckend. Frage 7: Ist eine Aussage zur Verteilung von Netzanschlüssen je ONT möglich? (min/ max/ avg) Durchschnittlich 265 Zählpunkte je Ortsnetzstation in Berlin Frage 8: Um mögliche Szenarien unter Zuhilfenahme des Strompager Systems darzustellen, bedarf es einer Gruppierung der verschiedenen schaltbaren Geräte (Nachtspeicherheizungen, PV-Anlagen, Ladesäulen, …) bzw. Schaltboxen (FNN). Können Sie Beispiele für Gruppierungen der Strompager-Empfangsgruppen geben? (nach Region /Use-Case/ Netzstrang/ Geräteart/ Vertragssituation/... ) Gibt es hierzu bereits Annahmen / Studien oder ähnliches? Aktuell Gruppen nach techn. Eigenschaften (Bsp. Heizungen nach Ladedauer) und zu je 1.000 Geräten gruppiert (dient der Laststeuerung). Gruppen werden mit zeitl. Versatz geschaltet, um Rampe zu erzeugen. Derzeit größere Kollektive in ganz Berlin. Zukünftig könnte man auf kleinere Gruppen reduzieren, bspw. auf ONT Ebene. Voraussetzung ist hier die Beobachtbarkeit und der identifizierte Nutzen. Frage 9: Wie wird man aus Sicht der Stromnetz Berlin die Herausforderung der fluktuierenden, dezentralen Energieerzeugung auch in Zukunft in den Griff beMarco Pultz – Masterthesis 2015 Seite ix Anhang kommen, um weiterhin eine hohe Versorgungsqualität/-sicherheit gewährleisten zu können? (intelligente Netze, Netzausbau, Technologiemix, …) Problem der Energiewende – Energietransport und zeitliche Entkoppelung: Erzeugung nicht immer dort, wo man Last hat nicht immer zu Zeiten, an denen man sie benötigt Hauptherausforderung: Überangebot sinnvoll nutzen (Gasnetz, Warmwasserspeicherung, Batterielösungen, …) Etwas finden, dass eine zeitliche Entkoppelung erlaubt (denn Strom ist ein Onlineprodukt; es muss da sein, wenn man es braucht). Engpass-Probleme oft auf 110kV-Ebene. Frage 10: Mögliches Szenario für Schaltung in der Niederspannung. Situation: PVEinspeiseleistung (NS) geht auf Grund von Wetterlage zurück. Nun soll Verbrauch reduziert werden, um dies auszugleichen. Schlechtes Beispiel. Denn hierfür muss der Netzbetreiber (ÜNB) ausreichend Kapazität vorhalten (Regelleistung). Auf Verteilnetzebene (NS) muss der Betreiber ausreichend leistungsfähiges Netz vorhalten. Netz muss, mit und ohne Erzeugung funktionieren (Netzbetreiber muss Lastflüsse beobachten und Handeln[Steuern oder Netzausbau betreiben]). Diskriminierungsfreie Versorgung ist vorgegeben im EnWG. Aber: Netz wird aktiver und es kommen neue Verbrauchsgeräte hinzu. Man weiß heute nicht, wie die Infrastruktur aussehen wird. Konstruiertes Beispiel: außerstädtische Bereiche + eMobility entsteht in gewisser Häufung, kann zu Herausforderung für Netztbetreiber werden Heute Summenlast; Peak shifting (Nachtspeicher) später vielleicht auf geringer Ebene (Abhängig von Lastentwicklung auf Systemen) Trend heute - Erzeugung steigt (gaukelt Messung geringere/keine Last vor) Ladesäulen – Wie die Infrastruktur aussehen wird ist weitestgehend unbekannt; Kundenverhalten Beobachten und entscheiden: ausbauen oder steuern in kritischen Situationen Aktuell politische Diskussion über Vorrang der Bedienung von Leistungsspitzen (z. B. 5 % Reduzierung der Erzeugungsspitzen). Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite x Anhang C Expertenbefragung e*message GmbH Beantwortet von (Name): (Unternehmensbereich): Beantwortet am: Herr Nico Pelz / Herr Carsten Hofmann Manager mobile devices / Head of Products 04.03.2015 (Telefongespräch) und Ergänzungen per Mail Frage 1: Die mir vorliegende Studie von der RWTH Aachen (im Auftrag der e*Message GmbH) ist sehr alt (2001). Können Sie mir vergleichbares, aktuelleres Material/Studien zur Verfügung stellen? Dr.-Ing. Hartmut Ilse - DCOW – Dynamic Content Over Wireless Prof. Dr. Torsten J. Gerpott - White Paper: Schmalbandige Informationsverteilung über Funkruf Frage 2: Wie hoch ist der mögliche Nachrichtendurchsatz des Gesamtsystems? Funktionsweise: Unterteilung des Empfangsgebietes in 82 Sendezonen. Die Empfangsgebiete werden vom Sendesystem in drei Takten von jeweils 28 Sekunden Länge mit Nachrichten versorgt. Für den Nachrichtenversand stehen 3 Frequenzen für verschiedene Anwendungszwecke zur Verfügung (der e*Nergy Dienst wird aktuell auf einer dieser Frequenzen übertragen). Nachbarzonen, sind nicht im gleichen Zeitschlitz, auf der gleichen Frequenz aktiv. So werden die Nachrichten in einem rollierenden Rhythmus über das Sendegebiet verteilt. Aus Sicht einer Empfangszone, wird im ersten Zeitschlitz auf Frequenz 1 für 28 Sekunden gesendet und anschließend auf Frequenz 2 und danach auf Frequenz 3. Ein e*Nergy (konfigurierter) Empfänger in dieser Zone ist ledig für eine Frequenz empfangsbereit. In einer Nachbarzone findet dies jeweils um die entsprechenden Zeitschlitze versetzt statt. Nachrichtendurchsatz für eine Frequenz je Region: 684bit/Sek* 28 Sekunden ~ 19.150 bit (~2.400 Byte) Frage 3: Ist das Netz ausbaufähig (Performance/Nachrichtendurchsatz) oder werden technische Grenzen erreicht? Grenzen sind im Moment nicht absehbar. e*Nergy Frequenz hat noch viel Spielraum. Durch regionale Aussendungen wird das Netz effizienter genutzt, da die benachbarten Empfangsgebiete (z.B. Landkreis) nicht „beliefert“ werden. Ergänzung von Herrn Carsten Hofmann (per Mail): Das System hat heute schon eine Kapazität die mindestens dem 82 fachen des genanntes Wertes (siehe Frage 3), da selbstverständlich die Kapazität je Region gilt und damit gleichzeitig 82 mal zur Verfügung steht. Diese Kapazitäten reichen vollständig für eine bundesweite Nutzung in Millionen Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite xi Anhang Empfängern mit den heute ersichtlichen Anwendungen. Trotzdem ist das System weiter ausbaubar und damit äußerst Zukunftssicher. Die Gesamtkapazität kann mit den heute e*Message zur Verfügung stehenden Frequenzen erheblich über den jetzigen Ausbaustand ausgebaut werden. Auf den 5 Bundesweit zur Verfügung stehenden Frequenzen können bei Bedarf Standortgenau […] (Wir betreiben 800 Standorte in Deutschland) jeweils, je nach Anforderung mit Datenraten zwischen 1200 bis 9600 Bit/s genutzt werden. Damit liegt die Kapazität zwischen 82*5*1200=492kBit/s und bis zu 82*5*9600=38 Mbit/s Frage 4: Welche minimalen/maximalen Versandzeiten sind realisierbar? Je Zeitschlitz 28 Sekunden Sendezeit. 28 Sekunden Übertragungsfenster (Zone 1), dann übertragen Zeitschlitz 2 & 3. Somit unterliegt Zone 1 einer 56 sekündigen Empfangspause für die erste Frequenz -> maximale Latenz durch Zeitschlitze ~ 84 Sekunden -> minimale Latenz ~ 28 Sekunden Frage 5: Ist es möglich bspw. Notschaltungen schneller zu machen? Ja, es besteht die Möglichkeit hoch zu priorisieren. Im e*Nergy Netz sind Nachrichtenlaufzeiten von unter 90 Sek. möglich. Interessant in diesem Kontext ist das e*Bos Netz mit einer Nachrichtenlaufzeit (Versand bis Empfang) von ~ 10 Sekunden. Prozessdurchlaufzeit bei der e*Message zur Nachrichtenaufbereitung spielt in der Gesamtverarbeitungszeit eine zu vernachlässigende Rolle. Für höhere Anforderungen an die Versandzeiten sind technische Lösungen denkbar. Ergänzung von Herrn Carsten Hofmann (per Mail): […]Technisch wäre es möglich, wenn solche Anforderungen auf breiter Front existieren, auch einen schnelleren Dienst (10-15Sekunden Durchlaufzeit) zu realisieren. Frage 6: Das eMessage Netz hat eine Erreichbarkeit der Bevölkerung von 98 %. Gibt es Gründe/Ursachen für das nicht Erreichen der restlichen 2%? Gibt es Bestrebungen eine Abdeckung von 100% zu erreichen? Gefühlt gibt es keine Probleme beim Empfang. Es gibt auch wenige weiße Stellen. Gründe hierfür sind geländetopologische Gegebenheiten. Flächenabdeckung ist mit dem Mobilfunknetz vergleichbar, jedoch verfügt das e*Message System frequenzbedingt über eine sehr gute Gebäudedurchdringung (erhöht die Verfügbarkeit in Gebäuden). Das Netz ist ausbaufähig. So ist man bestrebt, bei Notwendigkeit durch einen weiteren Ausbau oder die Umsetzung von Sendeeinheiten eine 100%ige Versorgung der Kundenempfänger zu gewährleisten. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite xii Anhang Frage 7: Sicherheit der Übertragung - gibt es hierzu Untersuchungen/Studien/ Fallbeispiele die die Angriffssicherheit thematisieren? (Erläuterungen zu Signierung/ Zeitschlitzen / Sequenznummer) Anmerkung (Marco Pultz): Die genutzten Sicherheitsmechanismen sind für den Autor, als Mitarbeiter der Bosch Software Innovations GmbH, einsehbar. Details hierzu dürfen jedoch aus Geheimhaltungsgründen nicht veröffentlicht werden (siehe folgende Ergänzung von Hr. Hofmann). Ergänzung von Herrn Carsten Hofmann (per Mail): Die genutzten Verfahren zur Sicherung der Datenübertragung, insbesondere die Sicherheitsmechanismen sind geistiges Eigentum der e*Message. Dies betrifft sowohl den Teil der Aufbereitung im sog. Gateway, als auch die Verarbeitung und Handhabung im Empfänger. […] sie unterliegen aber einer Geheimhaltungsvereinbarung und sind nicht für die Veröffentlichung bestimmt. Frage 8: Ist es aus technischer Sicht möglich eine Schnittstelle vom eMessage Empfänger zu einer Schaltbox (FNN-Schaltbox) bereitzustellen? Ja – Schnittstelle(multifunktional) des Empfangsmodul ist vorgesehen und für Anbindung am SMGW oder einer Schaltbox über CLS einsetzbar. Schaltempfänger könnten über Multifunktionsschnittstelle theoretisch auch gesteuert werden (bspw. von der FNN-Schaltbox). Empfängermodul ist auch denkbar als Empfangsmodul für die FNNSchaltbox (an der n-Geräte angeschlossen sind). Das verwendete Protokoll sieht solche Szenarien (mehrere Ausgabekanäle) vor. Stromnetzlösung verwendet derzeit 4 binäre Aktoren. Randinformationen zum Empfängermodul: E*Message bietet Funkchips an, der das Protokoll unterstützt. Hersteller von Schaltboxen o. ä. können diesen aber auch eigenständig implementieren. Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite xiii Anhang D Inhaltsverzeichnis der CD Dokumente: ./Marco Pultz Masterthesis 2015.pdf ./Marco Pultz Zusammenfassung 2015.pdf ./Marco Pultz Abstract 2015.pdf Ordner: ./digitale Quellen/Studien/* ./digitale Quellen/Richtlinien und Gesetze/* ./digitale Quellen/Expertenbefragungen/* ./digitale Quellen/Internetquellen/* Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite xiv Eidesstattliche Versicherung Eidesstattliche Versicherung Ich versichere hiermit, dass ich die vorliegende Masterthesis selbständig und ohne fremde Hilfe angefertigt und keine andere als die angegebene Literatur benutzt habe. Alle von anderen Autoren wörtlich übernommenen Stellen, wie auch die sich an die Gedankengänge anderer Autoren eng anlehnenden Ausführungen meiner Arbeit, sind besonders gekennzeichnet. Diese Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch nicht veröffentlicht. Berlin, 30. März 2015 Marco Pultz Marco Pultz – Masterthesis 2015 Seite xv