16 - Allgemeinmedizin
Transcription
16 - Allgemeinmedizin
237 Warum unabhängige Arzneimittelzeitschriften und Fortbildungsveranstaltungen wichtig sind Jörg Schaaber, Michael M. Kochen, Bruno Müller-Oerlinghausen und Wilhelm Niebling 16.1 Einleitung – 238 16.2 Warum ist es schwierig, die richtigen Informationen zu finden? – 239 16.2.1 16.2.2 16.2.3 16.2.4 16.2.5 16.2.6 Publication bias – 240 Ghostwriting und ghost management – 241 Verschweigen von Interessenkonflikten – 242 Sponsoring beeinflusst Ergebnisse – 242 Pharmavertreter und Nachdrucke – 243 Aus-, Fort- und Weiterbildung – 243 16.3 Die Spreu vom Weizen trennen – 244 16.3.1 16.3.2 16.3.3 16.3.4 16.3.5 Unabhängige Arzneimittelzeitschriften – 244 Zeitschriften für Patienten – 245 Nachschlagewerke und aktuelle Informationen – 246 Andere Informationsquellen – 248 Fortbildungen – 250 16.4 Fazit und Ausblick – 250 Literatur – 250 K. Lieb et al (Hrsg.), Interessenkonfl ikte in der Medizin, DOI 10.1007/978-3-642-19842-7_16, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011 16 238 Kapitel 16 • Warum unabhängige Arzneimittelzeitschriften und Fortbildungsveranstaltungen wichtig sind Zu Einführung Medizinisches Wissen entwickelt sich schnell. Kaum ein praktizierender Arzt hat die Zeit, alle für seine Arbeitsschwerpunkte wichtigen publizierten Originalstudien zu finden und zu lesen. Deshalb kommt unabhängigen Arzneimittelzeitschriften und Fortbildungen als neutralen Mittlern zwischen Wissenschaft und Praxis eine wichtige Rolle zu.1 Zahlreiche Faktoren tragen zur Verzerrung der berichteten Ergebnisse bei und machen eine Interpretation der praktischen Relevanz für die Patientenvorsorgung schwierig. In diesem Kapitel wird gezeigt, dass kommerzielle Interessen für den Hersteller unvorteilhafte Studiendaten unterdrücken und dadurch die öffentliche Wahrnehmung der Bedeutung von neuen Medikamenten, Diagnose- oder Behandlungsmethoden gezielt beeinflusst wird. Möglichkeiten, sich mit unverzerrter und praxisnaher Information zu versorgen, werden vorgestellt. Studie behaftet. Andere für die Praxis wichtige Fragestellungen, wie z. B. die Behandlung multimorbider Patienten, werden erst gar nicht untersucht, weil es dafür keinen kommerziellen Anreiz gibt. Die Ergebnisse von Arzneimittelstudien sollen eigentlich eine optimale Therapie von Patienten unterstützen. Sie können aber auch ganz anderen Zwecken dienen. Kommerzielle Interessen können das Ziel einer Verbesserung der Patientenversorgung konterkarieren. Dazu einige Beispiele: z Beispiel 1 Die Firma Pfizer schrieb in einer Präsentation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Vermarktung des Antidepressivums Sertralin (Spielmans u. Perry 2010): » Purpose of data is to support, directly or indirectly, marketing of our product. « Darunter verstand sie unter anderem: 16.1 Einleitung Jährlich erscheinen in über 20.000 medizinischen Fachzeitschriften fast eine Million Artikel, und die größte medizinische Datenbank »Medline« wächst täglich um knapp 2.000 Einträge (US Library of Medicine 2011). Kein Arzt kann auf sich gestellt aus diesem Wust an Neuigkeiten die für ihn sinnvollen Informationen herausfiltern und gezielt für seine ärztliche Tätigkeit nutzen. Es bedarf also anderer Hilfsmittel oder Instrumente, um die für den klinischen Alltag wichtigen Informationen zu identifizieren und sinnvoll aufzubereiten. 16 > Kein Arzt kann auf sich gestellt aus dem Wust an Neuigkeiten die für ihn sinnvollen Informationen herausfiltern. Dazu kommen weitere entscheidende Schwierigkeiten: Keineswegs alle klinischen Forschungsergebnisse sind für die Versorgung von Patienten relevant. Zahlreiche Veröffentlichungen sind interessengesteuert und die Darstellung der Ergebnisse oft mit Verzerrungen im Sinne des Sponsors der » … publications that can be utilized to support off-label dissemination. « Ein Beispiel für ein internes Memo als Material für die Mitarbeiter zeigt . Abb. 16.1. z » Per S[enio]r. M[ana]g[e]m[en]t request, these data should not see the light of day to anyone outside of GSK. « Was war passiert? Der Hersteller hatte in einer Studie Rosiglitazon mit Pioglitazon verglichen. Dabei schnitt das Konkurrenzpräparat nicht nur gleichwertig ab, sondern es gab sogar klare Signale, dass Rosiglitazon schädlicher für das Herz ist. Die Ergebnisse wurden nicht veröffentlicht. z 1 Über die Bedeutung von Leitlinien wird an anderer Stelle in diesem Buch berichtet (7 Kap. 7). Beispiel 2 Über das inzwischen – wegen des erhöhten Herzinfarktrisikos – verbotene Diabetesmittel Rosiglitazon kursierte schon 2001 folgende E-Mail (Harris 2010): Beispiel 3 Auch hohe Strafen halten Firmen nicht von illegalen Vermarktungspraktiken ab. So zahlte Pfizer 2009 16.2 • Warum ist es schwierig, die richtigen Informationen zu finden? . Abb. 16.1 Internes Memo von Pfizer zur Vermarktung von Sertraline. (Aus Spielmans u. Perry 2010) in den USA eine Rekordstrafe von US $ 2,3 Mrd. für die Bewerbung von 4 Medikamenten für nicht zugelassene Indikationen (Off-Label Promotion). Doch offensichtlich schmerzen solche Strafen nicht genug. Sie mögen auf den ersten Blick hoch sein, doch die Summe von US $ 2,3 Mrd. entspricht dem Umsatz von Pfizer von weniger als 3 Wochen. Vor allem aber hatte Pfizer genau in dem Zeitraum, als es die jetzt geahndeten Verstöße beging, Verhandlungen über die Vermarktung eines anderen Medikaments (Gabapentin) für nicht zugelassene Indikationen geführt und damals versprochen, solche illegalen Praktiken sofort einzustellen (Newman 2010). Diese Beispiele machen schon deutlich, dass Marketingstrategien ein wichtiger Beeinflussungsfaktor für Therapieentscheidungen sind. Ziel aus Sicht der Hersteller ist es, in mehreren Schritten Einfluss zu nehmen: Zunächst gilt es, auf das Produkt aufmerksam zu machen, dann den Arzt dazu zu bewegen, sich mit dem Mittel näher zu beschäftigen, es auszuprobieren, es zu verschreiben und es schließlich zur Routineverordnung zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen Firmen unterschiedlichste Instrumente von offener Werbung bis hin zu »eingekauften« medizinischen Meinungsführern (opinion leaders) ein. Dabei gelten verdeckte, schwer zu durchschauende Werbemethoden als am erfolgreichsten (Mello et al. 2009). Dazu zählt die Meinung von Fachkollegen. Nicht zuletzt deshalb hat sich von 1999–2004 in den USA die Zahl der von der Industrie gesponserten Fachvorträge von Ärzten vervierfacht (Caplovitz 2006). Im Jahr 2010 zahlten 8 Firmen in den USA rund US $ 275 Mio. für Vortragshonorare und Beratung an Ärzte. Diese Firmen decken rund ein Drittel des 239 16 Marktes ab und wurden durch Gerichtsbeschluss zur Offenlegung gezwungen. Ab 2013 müssen alle Firmen in den USA solche Zahlungen bekannt geben (Pro Publica 2011). Die Rolle von (kleinen) Geschenken auf die Meinungsbildung sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden (Katz et al. 2010). Auf Manipulationen bei wissenschaftlichen Artikeln wird im nächsten Abschnitt ausführlicher eingegangen, da sie ja die wichtigste Informationsquelle für rationale Therapieentscheidungen darstellen. > Gesponserte Fachvorträge sind ein wichtiges Marketinginstrument. Da Informationen über Arzneimittel zahlreichen Störfaktoren (verzerrte Darstellung, Interessenkonflikte usw.) ausgesetzt sein können, ist es essentiell, objektive Quellen für die vergleichende Bewertung von Medikamenten zu finden« 16.2 Warum ist es schwierig, die richtigen Informationen zu finden? Wie kann man der Informationsflut Herr werden? Beispielhaft sei hier ein typisches Beispiel einer Arzneimittelbewertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit in Gesundheitswesen (IQWiG) genannt. Die Literaturrecherche zu langwirksamen Insulinanaloga zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1 in 3 medizinischen Datenbanken ergab zunächst 3030 Treffer, davon waren allerdings 1279 Duplikate. Bei den verbleibenden 1751 handelt es sich aber in den meisten Fällen gar nicht um klinische Studien. Um das zu überprüfen, mussten alle Abstracts durchgelesen werden. Letztlich blieben 38 Studien übrig, von denen aber wiederum die meisten (23) nicht den geforderten Einschlusskriterien entsprachen (IQWiG 2010). Die Durchführung eines solchen Filterprozesses ist so zeitaufwendig, dass sie sich mit dem beruflichen Alltag eines voll praktizierenden Arztes nicht vereinbaren lässt. Aber das ist noch das geringste Problem, denn es gibt eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die eine ausgewogene Bewertung von Arzneimitteln erschweren (s. auch die ausführliche Darstellung der Auswirkungen von Interessenkonflikten auf Arzneimittelstudien in 7 Kap. 18). 240 Kapitel 16 • Warum unabhängige Arzneimittelzeitschriften und Fortbildungsveranstaltungen wichtig sind Unterschiede in der Beurteilung der Wirksamkeit von Antidepressiva Veröffentlichte Bewertungen FDA Bewertung 50 50 45 45 5 40 40 6 1 35 35 30 30 25 25 20 20 37 37 37 37 16 16 15 10 15 10 6 5 5 5 6 3 positiv fraglich Veröffentlicht . Abb. 16.2 16.2.1 16 3 0 0 negativ Veröffentlicht, widerspricht der FDA-Bewertung positiv fraglich negativ Nicht veröffentlicht Unterschiede in der Beurteilung der Wirksamkeit von Antidepressiva. (Mod. nach Turner 2008) Publication bias Längst nicht alle Studienergebnisse werden veröffentlicht. Das kann zu einer erheblichen Überschätzung des Nutzens neuer Interventionen führen. Turner et al. (2008) verglichen die Daten, die der US-Zulassungsbehörde FDA zu 12 Antidepressiva vorlagen, mit den Veröffentlichungen zu diesen Medikamenten. Nur bei der Hälfte der insgesamt 74 Studien sah die FDA eine Wirksamkeit der Antidepressiva als belegt an. Während aber die 38 »positiven« Studien mit einer Ausnahme alle veröffentlicht wurden, blieben die Hälfte der 12 Studien mit zweifelhaften Ergebnissen und zwei Drittel der 24 »negativen« Studien unveröffentlicht. Durch diesen publication bias entstand also der falsche Eindruck, dass 94 % aller Studien zu diesen Antidepressiva eine Wirksamkeit belegen. Hierzu s. . Abb. 16.2. Eine solche selektive Veröffentlichung kann negative Auswirkungen auf praktische ärztliche Entscheidungen haben. Kirsch et al. (2008) untersuchten für 4 dieser Antidepressiva, für die bei der FDA ausreichend Daten vorlagen, die Wirksamkeit in Abhängigkeit von der Schwere der Depression. Dabei zeigte sich, dass bei leichten Depressionen keine klinisch relevante Verbesserung zu erkennen war. Betrachteten sie dagegen nur die publizierten Daten, wirkten die Mittel bei leichten Depressionen deutlich »besser«. 241 16.2 • Warum ist es schwierig, die richtigen Informationen zu finden? Im Extremfall kann der publication bias dazu führen, dass eine Wirksamkeit nur vorgetäuscht wird. Das war bei dem Antidepressivum Reboxetin der Fall. Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesauschusses, der über die Erstattungsfähigkeit von Arzneimitteln zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entscheidet, bewertete das IQWiG den Nutzen dieses Wirkstoffs. Von 13 Studien waren 8 nicht publiziert worden, und die entsprechenden Daten wurden von der Herstellerfirma Pfizer erst zur Verfügung gestellt, nachdem das IQWiG öffentlich Druck gemacht hatte. Nach Auswertung aller Daten blieb nur der Schluss, dass Reboxetin ein nicht wirksames und potenziell riskantes Arzneimittel ist (Eyding et al. 2010). So führt der publication bias dazu, dass möglicherweise die falschen Patienten behandelt oder Patienten mit den falschen Mitteln behandelt werden. Ein zu wenig beachteter Aspekt von publication bias ist die selektive Darstellung von Ergebnissen. Die meisten Studien messen mehrere primäre und sekundäre Endpunkte, in den Veröffentlichungen wird dann aber nicht selten nur über eine Auswahl berichtet. Auf diese Weise können unvorteilhafte Ergebnisse verschwiegen werden (McGauran et al. 2010). Ewart et al. (2009) haben systematisch untersucht, ob die in Fachzeitschriften publizierten Studienergebnisse mit den ursprünglich geplanten Untersuchungszielen übereinstimmen. Bei jeder dritten der 110 ausgewerteten Studien wurden primäre Endpunkte verändert. Am häufigsten wurden ursprünglich geplante Auswertungen schlicht unterschlagen, bei 10 Studien wurde ein neuer ungeplanter primärer Endpunkt hinzugefügt. Bei 70 % aller Studien gab es Veränderungen bei den sekundären Endpunkten. > Das selektive Berichten von Studienergebnissen zeichnet ein zu positives Bild von Arzneimitteln. Deshalb wäre es notwendig, die Veröffentlichung von Studienprotokollen vor Beginn einer Studie zwingend vorzuschreiben, um solche Manipulationen zu erschweren. Ein erster Schritt dazu ist mit der nach jahrelanger Verzögerung im März 2011 freigeschalteten europäischen EudraCT-Daten- 16 bank getan (www.clinicaltrialsregister.eu/). Dort werden sekundäre Endpunkte allerdings bislang ebenso wenig aufgelistet wie die Protokolle älterer Studien. Zeitschriften, die klinische Studien veröffentlichen, sollten verlangen, dass das ursprüngliche Studienprotokoll vorgelegt wird und eine selektive Berichterstattung unterbinden. 16.2.2 Ghostwriting und ghost management Pharmazeutische Unternehmer wollen gern die Kontrolle über die Veröffentlichung der von ihnen gesponserten Studien haben. Deshalb werden Studienpublikationen oft von sog. Ghostwritern verfasst, welche die Interessen des Herstellers in den Vordergrund stellen. Um die Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu erhöhen, werden später externe Autoren gesucht, die ihren Namen auf den Artikel setzen, ohne wesentlich zu ihm beigetragen zu haben. Sie werden deshalb als »ghost authors« bezeichnet. Die systematische Form der Publikationsplanung wird als »ghost management« bezeichnet. Darunter verstehen Sismondo u. Doucet (2010) die gezielte Steuerung der öffentlichen Präsentation von Studien zur Maximierung des Umsatzes: » We apply the term ghost management when pharmaceutical companies and their agents control or shape several crucial steps in the research, writing, and publication of articles: these articles are ghostly because signs of their actual production are largely invisible, and managed because the companies shape the eventual message conveyed by the article or suite of articles. … Ghost management makes apparently scientific research a marketing tool. « Besonders bedenklich ist, dass auch große Verlage, die medizinische Fachzeitschriften herausgeben, selbst Firmen betreiben, die ghost management anbieten (Pharma-Brief 2009). Welches Ausmaß das ghost management annehmen kann, zeigt eine Recherche in Gerichtsdokumenten zu Rofecoxib (Vioxx) (Ross et al. 2008). Das Schmerzmittel musste vom Markt genommen werden, weil es Herz-Kreislauferkrankungen aus- 242 Kapitel 16 • Warum unabhängige Arzneimittelzeitschriften und Fortbildungsveranstaltungen wichtig sind löste. Diese Erkenntnis hatte der Hersteller aber lange erfolgreich unterdrückt. Dazu beigetragen haben mag die vom Hersteller gesteuerte Publikationspraxis. Bei 24 frühen von Merck&Co gesponserten klinischen Studien hatte die Firma einen eigenen Mitarbeiter als Hauptautor verpflichtet. Die Studienergebnisse wurden in 20 Veröffentlichungen publiziert. Bei 14 der Veröffentlichungen tauchte der hauptverantwortliche Firmenmitarbeiter im veröffentlichten Artikel nur an nachgeordneter Stelle auf, in 2 Fällen gar nicht. 77 % der ersten 3 Autorenplätze in den veröffentlichten Artikeln wurden von externen akademischen Autoren eingenommen, die erst einbezogen wurden, als die Manuskripte fertig waren, und die mithin zu dem Artikel wenig beigetragen hatten. Interne Firmendokumente belegen diese Praxis im Detail. Ghost management orientiert sich an den Umsatzerwartungen des Herstellers und nicht am gesicherten Nutzen. Wyeth beauftragte die PR-Firma DesignWrite mit der Vermarktung seines Produkts zur Hormonersatztherapie. In einem Konzeptpapier an den Hersteller listet DesignWrite die »ungelösten Fragen« auf. Dazu gehört als zweiter Punkt: »HRT bleibt ein Medikament auf der Suche nach einer Krankheit« (DesignWrite 1997). Das hielt weder Wyeth noch DesignWrite davon ab, Hormontherapie als Mittel gegen alle möglichen Krankheiten anzupreisen (Fugh-Berman 2011). > Die Publikation wissenschaftlicher Ergebnisse wird durch das Marketing gezielt gesteuert. 16.2.3 16 Verschweigen von Interessenkonflikten Bei Review-Artikeln zu Rofecoxib spielten die von Merck &Co beauftragten Publikationsfirmen (ghost management) eine wichtige Rolle. Die Unterstützung durch den Hersteller war in vielen Publikationen aber entweder gar nicht zu erkennen oder gut versteckt (Ross et al. 2008). Chimonas, Frosch und Rothman (2011) untersuchten 95 Publikationen von 40 Autoren, die als »Berater« laut Angaben von 5 Herstellern orthopädischer Produkte im Jahre 2007 jeweils mehr als eine Million US-Dollar erhalten hatten. In weniger als der Hälfte der Artikel (46 %) waren die Interessenkonflikte angegeben. Von 27 Autoren, die mehr als einen Artikel publizierten, gaben nur 4 den Sponsor stets an, 14 Autoren taten dies nur gelegentlich, und 9 erwähnten nie den Sponsor. Beunruhigend ist, dass Fachzeitschriften mit rigiden Regelungen bezüglich der Angabe von Interessenkonflikten nicht besser abschnitten. 16.2.4 Sponsoring beeinflusst Ergebnisse Garattini et al. (2010) verglichen systematisch die Ergebnisse von pharmaökonomischen Studien im Hinblick auf den Einfluss ihrer Finanzierungsquellen. Während nur die Hälfte der unabhängig durchgeführten Studien zu dem Ergebnis kam, dass die untersuchte medizinische Intervention kosteneffektiv sei, war das bei industriegeförderten Bewertungen bei 95 % der Fall. Eine aktuelle Übersichtsarbeit von Schott et al. (2010a, 2010b) zeigt konsistent den negativen Einfluss des Pharma-Sponsoring auf die Ergebnisdarstellung – und damit letztendlich auf das ärztliche Verschreibungsverhalten. Gravierende Unterschiede in der Bewertung des Nutzens kontrovers diskutierter Arzneimittel bzw. Arzneimittelgruppen (z. B. Cholinesterasehemmer, Glitazon-Antidiabetika, Insulinanaloga) ergaben sich bei der systematischen Auswertung von Artikeln, die im Jahr 2007 in 11 deutschen Fachzeitschriften publiziert wurden. Während die 5 über Werbung finanzierten, kostenlos verbreiteten Zeitschriften in fast allen Artikeln eine starke (91,8 %) oder moderate (7,0 %) Empfehlung für das bewertete Arzneimittel aussprachen, rieten die 5 werbefreien, über Abonnements finanzierten Zeitschriften, darunter 3 unabhängige Arzneimittelbulletins, meistens (82,3 % der Artikel) von der Verordnung dieser Arzneimittel ab. Im Deutschen Ärzteblatt mit gemischter Finanzierung über Werbung und Abonnements fand sich (bei allerdings nur 7 analysierten Artikeln zu Arzneimitteln) deutlich häufiger eine positive als eine negative Bewertung (Becker et al. 2011). Der Abdruck einer Anzeige verdoppelte in 2 über Werbung finanzierten Zeitschriften die Wahrscheinlichkeit einer positi- 243 16.2 • Warum ist es schwierig, die richtigen Informationen zu finden? ven Bewertung des entsprechenden Arzneimittels in der derselben Ausgabe der Zeitschrift. Ausführliche Informationen zum Thema Sponsoring finden sich in 7 Kap. 19. 16.2.5 Pharmavertreter und Nachdrucke Systematische Untersuchungen zeigen, dass Pharmavertreter keine zuverlässige Informationsquelle sind. Die französische Zeitschrift Prescrire hat über 15 Jahre ein Netzwerk von Ärzten die Besuche von Pharmavertretern auswerten lassen. Rund ein Drittel der Vertreter erwähnte Anwendungsgebiete, die nicht der Zulassung entsprachen (off-label use). Unerwünschte Arzneimittelwirkungen erwähnten dagegen zwei Drittel der Vertreter nicht spontan. Die Schlussfolgerung der Zeitschrift (Prescrire 2006): » 15 years of monitoring and one simple conclusion: don’t expect sales representatives to help improve healthcare quality. « Das Verteilen von Nachdrucken aus Fachzeitschriften erscheint auf den ersten Blick als neutrale Information von Pharmavertretern. Die »Neutralität« muss allerdings in Frage gestellt werden, da es sich hier um die gezielte Weitergabe von für den Hersteller günstigen Aussagen handelt. So entsteht ein verzerrtes Bild. Übrigens profitieren auch die Fachzeitschriften selbst von solchen Nachdrucken. Lundh et al. (2010) fanden für fünf angesehene internationale Fachzeitschriften heraus, dass Nachdrucke zwischen 7 % und 41 % der Gesamteinnahmen der Zeitschriften ausmachten. Das New England Journal of Medicine verkaufte rund eine Million Kopien des Artikels zur Vigor-Studie (Rofecoxib). Bei Nachdrucken handelt es sich um leicht verdientes Geld, denn die Kosten sind gering, die Einnahmen aber hoch. Richard Smith, der ehemalige Herausgeber des BMJ schreibt zu der Frage, ob es attraktiv sei, eine industriegesponserte Studie zu veröffentlichen (Smith 2010): » Very few actions in business provide such substantial profit from so little. Deciding whether to 16 publish such a paper provides a stark conflict of interest because editors have to think a lot about money. « Hinzu kommt, dass durch das großzügige Verteilen von Sonderdrucken industriegesponserte Artikel wesentlich häufiger zitiert werden. Damit steigern die Zeitschriften ihren »impact factor« erheblich – ein wichtiges Maß für den (wirtschaftlichen) Erfolg einer Fachzeitschrift (Lund et al. 2010). 16.2.6 Aus-, Fort- und Weiterbildung Die Erkenntnis, dass Beeinflussungsversuche durch Arzneimittelhersteller zum Alltag gehören, und wie man sich davor am besten schützen kann, sollte bereits während des Medizinstudiums verankert werden. Dazu wurde von »Health Action International« in Zusammenarbeit mit der WHO ein Curriculum entwickelt (WHO u. HAI 2010). Die Heilberufsgesetze sowie die Ärztliche Berufsordnung der jeweiligen Landesärztekammern verpflichten Ärzte zur regelmäßigen Fortbildung. Die Einführung eines bundesweiten einheitlichen Fortbildungsnachweises (zunächst auf freiwilliger Basis) wurde 1999 durch den 102. Deutschen Ärztetag beschlossen. Mit dem »Gesetz zur Modernisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung« – GMG vom 1. Januar 2004 – wurden Vertragsärzte und ermächtigte Krankenhausärzte verpflichtet, innerhalb von 5 Jahren 250 Fortbildungspunkte und damit ein entsprechendes Zertifikat der ärztlichen Selbstverwaltung zu erwerben (SGB V § 95d). Ärztliche Fortbildungen und deren Zertifizierung liegen im Zuständigkeitsbereich der Kammern, die satzungsgemäß erhebliche Beitragsmittel ihrer (Zwangs-) Mitglieder für eine »interessenfreie« Fortbildung einsetzen. In der Realität wird jedoch nach wie vor ein erheblicher Teil der ärztlichen Fortbildung durch Arzneimittelindustrie und Medizinproduktehersteller finanziert (Transparency International 2008). Die ursprünglich mit der Einführung der oben erwähnten gesetzlichen Regelungen und Beschlüsse bzw. der Empfehlungen der Ärztlichen Selbstverwaltung verbundenen Befürchtungen der Industrie, Einfluss auf das Verordnungsverhalten von Ärzten zu verlieren, hat sich als 244 Kapitel 16 • Warum unabhängige Arzneimittelzeitschriften und Fortbildungsveranstaltungen wichtig sind unbegründet erwiesen. Nach wie vor werden Kongresse und Tagungen, auch die von renommierten wissenschaftlichen Fachgesellschaften, zu erheblichen Teilen von der Industrie finanziert und von den Ärztekammern zertifiziert (»bepunktet«). Diese finanziellen Aufwendungen – dazu gehören auch die Honorare für die Vortragenden – sind jedoch kein »verlorenes Investment«. Hinlänglich bekannt ist, dass – entgegen der Selbstwahrnehmung von Ärzten – Pharmasponsoring deren Einstellungen und Verhalten beeinflusst und verändert (Schneider u. Lückmann 2008). Letztlich ist industriegesponserte Fortbildung keineswegs kostengünstig. Sie wird durch überhöhte Arzneimittel- oder Medizinproduktepreise bezahlt und kann überdies auch zu suboptimalen Therapieentscheidungen beitragen. Ein besonderer Bereich der Beeinflussung sind die immer populärer werdenden Online-Fortbildungen. Diese mögen bequem sein, sind aber nicht ohne Risiken. Nach Schätzungen liegen 90 % der Online-Fortbildungen in der Hand der Industrie (at 2008). In den professionell aufgemachten Portalen werden subtil die Produkte des jeweiligen Anbieters hervorgehoben. Die Ärztekammern, zu deren Aufgabenbereich die Zertifizierung von Fortbildungsveranstaltungen gehört, sind mit der Kontrolle solcher Inhalte offensichtlich überfordert. 16.3 16 Die Spreu vom Weizen trennen Ist es angesichts der zahlreichen Beeinflussungsmöglichkeiten überhaupt möglich, sich adäquat über neue Arzneimittel und Behandlungsmethoden zu informieren? Es gilt, aus der Flut der Veröffentlichungen die relevanten Studien herauszufiltern und systematisch zu vergleichen. Das ist für den einzelnen Arzt oder die Ärztin im Alltag unmöglich. Verschiedene Organisationen und Institutionen haben sich deshalb zum Ziel gesetzt, unabhängige Informationen für Ärzte zur Verfügung zu stellen. Wir stellen im Folgenden einige solche Informationsquellen beispielhaft vor. 16.3.1 Unabhängige Arzneimittelzeitschriften Um dem Mangel an unabhängiger ausgewogener Information abzuhelfen, wurde bereits 1962 unter der Leitung des britischen Pharmakologen Andrew Herxheimer das Drug and Therapeutics Bulletin (DTB) gegründet – eine der ersten Zeitschriften, die sich systematisch mit der vergleichenden Arzneimittelbewertung in einer für praktisch tätige Ärzte brauchbaren Darstellung beschäftigte. Weitere Zeitschriften wurden in den nächsten Jahren in anderen europäischen Ländern mit ähnlichen Konzepten gegründet. Im Jahr 1986 schließlich fanden sich mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO Europe) diese Arzneimittelzeitschriften zur International Society of Drug Bulletins (ISDB) zusammen. Zentrales Kriterium für solche praxisorientierten Arzneimittelzeitschriften ist deren Unabhängigkeit. Auf einem internationalen Treffen der WHO wurde sie so definiert (WHO Europe 1985): » … having no commercial or other interest in the promotion of particular patterns of drug treatment, their sole aim being to optimise such treatment in the interests of the patient and society at large. « ISDB-Mitglied können deshalb nur Zeitschriften werden, die sich ausschließlich durch öffentliche Mittel, Abonnements oder Mitgliedsbeiträge finanzieren. Pharmawerbung ist tabu. Es geht also darum, die für eine rationale (Arznei-)Therapie notwendigen Informationen zur Verfügung zu stellen. Eine Sache, die theoretisch sehr einleuchtend klingt, in der Realität aber keineswegs einfach umzusetzen ist. Die Mitgliedszeitschriften von ISDB versuchen, entscheidungsrelevante Informationen möglichst verständlich und nachvollziehbar darzustellen. Erster Schritt dazu ist die Identifizierung wichtiger Themen. Dazu werden nicht nur systematisch wissenschaftliche Veröffentlichungen auf neue Erkenntnisse durchgesehen. Auch aus dem Kontakt zur ärztlichen Praxis oder Anfragen von Patienten ergeben sich oft interessante Fragestellungen. Artikel werden dann so konzipiert, dass sie einen bewertenden Über- 245 16.3 • Die Spreu vom Weizen trennen 16 ISDB: Unabhängige Information international Die International Society of Drug Bulletins (ISDB) hat sich zum Ziel gesetzt, Ärzte und Apotheker unabhängig über Arzneimittel zu informieren. ISDB hat rund 80 Mitglieder in 40 Ländern rund um den Globus. ISDB setzt strenge Qualitätskriterien: 4 Die Herausgeber müssen in einer unabhängigen Struktur arbeiten, die eine Beeinflussung der Inhalte durch Dritte ausschließt. 4 Artikel sollen Ärzten helfen, die Therapie im besten Interesse der Patienten zu verbessern. 4 Dazu dienen vergleichende Bewertungen von Nutzen und Schaden verschiedener Therapiealternativen. 4 Quellen müssen klar und nachvollziehbar angegeben werden. 4 Interessenkonflikte müssen vollständig deklariert werden. 4 Die Zeitschriften müssen auf Pharmawerbung komplett verzichten und sich aus öf- blick über die verschiedenen Behandlungsoptionen geben bzw. im Falle von neuen Arzneimitteln deren Stellenwert im Verhältnis zur bisher üblichen Therapie darstellen. Vorrang bei der Bewertung haben Studien mit der höchsten Evidenzstufe. Auf Begrenzungen des vorhandenen Wissens wird ebenfalls eingegangen. So mag eine Studie nur Männer im Alter von 25–45 Jahren einbezogen haben, von denen die meisten Raucher waren, und die deshalb für andere Patientengruppen nur beschränkte Aussagekraft hat. Wichtig ist auch die Suche nach unpublizierten Daten, welche die Bewertung beeinflussen könnten. Da neue Medikamente oft mit massivem publizistischem Aufwand auf dem Markt platziert werden, kann die explizite Richtigstellung von fragwürdigen Versprechungen aus der Werbung eine wichtige Rolle spielen. Auch ein Vergleich der Kosten unterschiedlicher Behandlungsoptionen und die Erstattungsfähigkeit werden in der Regel thematisiert. Artikel werden vor der Veröffentlichung von Fachleuten innerhalb oder außerhalb der Redaktion kritisch gegengelesen, alle verwendeten Quellen offengelegt. Am Redaktionsprozess beteiligte Personen müssen Erklärungen zu Interessenkonflikten abgeben, und in der Regel werden diese Erklärungen auch offengelegt. Oberstes Prinzip ist aber, solche Konflikte so weit wie möglich auszuschließen. Wesentliche Faktoren, die eine gute Arzneimittelzeitschrift ausmachen, hat ISDB in einem Manual zusammengetragen (ISDB u. WHO 2005). fentlichen Quellen oder durch Abonnements finanzieren. Weitere Informationen: www.isdbweb.org. In Deutschland sind die folgenden Bulletins Vollmitglieder von ISDB: DER ARZNEIMITTELBRIEF, arznei-telegramm, Arzneiverordnung in der Praxis, Pharma-Brief. In Österreich: DER ARZNEIMITTELBRIEF, Pharmainformation. In der Schweiz: pharma-kritik, Pharma-Flash. ISDB als Organisation dient darüber hinaus als Plattform für den gegenseitigen Austausch und die Fortbildung der Mitgliedszeitschriften sowie als Sprachrohr für gute Arzneimittelinformation in internationalen Foren wie der Weltgesundheitsorganisation oder der Europäischen Union. Dazu werden regelmäßig Stellungnahmen zu aktuellen Themen wie Direktwerbung zu rezeptpflichtigen Arzneimitteln oder dem Zugang zu Daten zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen veröffentlicht (7 ISDB: Unabhängige Information international). 16.3.2 Zeitschriften für Patienten Gute unabhängige Information darf sich nicht auf medizinisches Personal beschränken. Patienten sind einer Flut von Beeinflussungsversuchen ausgesetzt, die sich keineswegs auf frei verkäufliche Arzneimittel und meist zweifelhafte Produkte wie Nahrungsergänzungsmittel beschränken. Hersteller lancieren durch die Medien und auf eigenen frei zugänglichen Webseiten auch verschreibungspflichtige Produkte. Hinzu kommt eine wachsende Zahl von Medizinportalen für Verbraucher, deren Qualität durchwachsen ist, und bei denen die Grenzen zwischen Information und Werbung oft schwer zu erkennen sind (BUKO Pharma-Kampagne 2010). Selbst den Informationen von Patientenorganisationen ist nicht immer zu trauen, da sie durch Sponsoring beeinflusst sein können. Da 246 Kapitel 16 • Warum unabhängige Arzneimittelzeitschriften und Fortbildungsveranstaltungen wichtig sind Laien oftmals die zur Beurteilung notwendigen Kenntnisse fehlen, sind sie für Beeinflussungsversuche besonders anfällig. Unabhängige Informationen für Patienten sind jedoch Mangelware. Deshalb geben seit 2005 die 4 deutschen ISDBMitglieder (siehe Kasten) gemeinsam die Verbraucherzeitschrift Gute Pillen – Schlechte Pillen heraus. Sie versorgt Patienten mit unabhängigen, nicht interessengeleiteten Informationen. Übersichtsartikel erläutern die Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsstrategien und Arzneimittel bei häufigen Krankheitsbildern. Weitere Themen sind die richtige Anwendung von Medikamenten, Tipps für besondere Situationen wie z. B. die Schwangerschaft und Warnungen vor zweifelhaften Gesundheitsprodukten. Für die Allgemeinheit interessante Leseranfragen werden im Heft beantwortet. Die Rubrik »Werbung – Aufgepasst!« nimmt in jeder Ausgabe eine Pharmawerbung kritisch unter die Lupe und schärft so die Wahrnehmung für falsche Versprechen (. Abb. 16.3). Letztlich kann eine solche Zeitschrift Verbrauchern Kompetenzgewinn und Orientierung bieten. Gut informierte Patienten können auch besser mit dem Arzt kommunizieren und so bessere Behandlungsergebnisse erzielen. 16.3.3 Nachschlagewerke und aktuelle Informationen Das vom arznei-telegramm herausgegebene Arzneimittelkursbuch versteht sich als umfassendes 16 Nachschlagewerk mit klaren prägnanten Bewertungstexten, die mit Quellenangaben hinterlegt sind. Unerwünschte Wirkungen, Kontraindikationen und Wechselwirkungen finden sich ebenso wie Informationen über Preise und ob Zuzahlungen für die Patienten fällig werden. Alternativ zum Kursbuch finden sich alle diese Informationen monatlich aktualisiert auch im Internet in der atd Arzneimitteldatenbank (www.arznei-telegramm.de). Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) gibt neben ihrem regelmäßig erscheinenden Bulletin »Arzneiverordnung in der Praxis« (s. u.) und ihren evidenzbasierten Leitlinien (s. u.) alle 2–3 Jahre das Buch »Arzneiverord- nungen« neu heraus. Die im Jahr 2009 erschiene- ne 22. Auflage mit Beiträgen zahlreicher Mitglieder der AkdÄ und anderer Experten behandelt alle hausärztlich relevanten Indikationen und vermittelt darüber hinaus komprimierte Informationen zu allgemeinen Themen wie z. B. 5 Arzneitherapie im Alter, 5 Arzneimitteldosierung bei Niereninsuffizienz, 5 Strategien pharmazeutischer Unternehmer, die Verordnung verschreibungspflichtiger Arzneimittel zu beeinflussen. Das Buch unterscheidet sich von anderen Arzneimittelkompendien dadurch, dass es jeweils von der klinischen Situation ausgeht, wann immer möglich präzise Therapieziele nennt, und klare bewertende, vergleichende Empfehlungen (z. B.: Welches sind Mittel der ersten oder zweiten Wahl?) zur hausärztlichen Primärtherapie gibt. Über doccheck sind einzelne Kapitel zusätzlich als e-book erhältlich (www.akdae.de). Für die tägliche hausärztliche Praxis sind gerade unter wirtschaftlichen Aspekten auch die regelmäßig erscheinenden Ausgaben von Wirkstoff aktuell sehr wichtig. Hierbei handelt es sich um knapp gefasste »Flyer« zu einzelnen Wirkstoffen oder Wirkstoffgruppen (z. B. Aromatasehemmer der 3. Generation, biologische »Disease Modifying Antirheumatic Drugs«), die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Kooperation mit der AkdÄ herausgegeben werden. Sie liefern dem Arzt unabhängige Informationen, z. B. über Arzneimittel, die im Rahmen der Verordnung zu Lasten der GKV erhebliche Kosten verursachen, und geben ihm Empfehlungen zur wirtschaftlichen Verordnungsweise unter Bewertung des therapeutischen Nutzens des jeweiligen Arzneimittels. Den Hinweisen liegen eine Bewertung der für das Arzneimittel relevanten klinischen Studien und, falls vorhanden, auch Aussagen in Leitlinien zugrunde. Die Aufträge hierzu kommen von der KBV, meist nachdem in bestimmten Bereichen eine stark ansteigende und möglicherweise irrationale Verordnung von neu auf den Markt gekommenen Wirkstoffen bei den Kassenärztlichen Vereinigungen beobachtet wurde und deshalb eine unabhängige kritische Information für die Vertragsärzteschaft 16.3 • Die Spreu vom Weizen trennen 247 16 . Abb. 16.3 Werbung – Aufgepasst! Kritischer Blick auf die Pharmawerbung in der Verbraucherzeitschrift Gute Pillen – Schlechte Pillen 248 16 Kapitel 16 • Warum unabhängige Arzneimittelzeitschriften und Fortbildungsveranstaltungen wichtig sind wünschenswert erscheint. Die Texte für Wirkstoff aktuell inklusive detaillierter Preisvergleiche erstellen wissenschaftliche Mitarbeiter in der Geschäftsstelle der AkdÄ in Zusammenarbeit mit den Fachmitgliedern. An die Unabhängigkeit der an diesem Flyer beteiligten Mitglieder werden hohe Anforderungen gestellt. Die federführenden Autoren sowie Gegenleser werden nicht namentlich genannt, um sie vor potenziellen Einflüsterungen oder auch direkten Einschüchterungsversuchen der pharmazeutischen Unternehmer zu schützen. Veröffentlicht wird »Wirkstoff aktuell« als Beilage in der Ausgabe A des Deutschen Ärzteblattes sowie elektronisch auf der Homepage der AkdÄ und dem Portal Arzneimittel-Infoservice (AIS) der KBV. Weiterhin informiert die AkdÄ seit Anfang 2009 aktuell über neu auf den Markt gekommene Arzneimittel und zwar in ihren Ausgaben zu Neue Arzneimittel, die sowohl auf der Website der AkdÄ als auch in ihrem Bulletin »Arzneiverordnung in der Praxis« (s. u.) erscheinen. Als Basis für diese kürzlich eingeführte Rubrik dienen die Informationen der europäischen ArzneimittelAgentur (EMA), die im Zusammenhang mit der Zulassung eines neuen Arzneimittels veröffentlicht werden (Europäischer Öffentlicher Bewertungsbericht, EPAR). Die zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Ergebnisse klinischer Studien erlauben häufig noch keine abschließende kritische Bewertung von Wirksamkeit und Sicherheit des neuen Arzneimittels oder gar dessen Zusatznutzens gegenüber den bereits für die jeweilige Indikation zugelassenen Arzneimitteln. Die in »Neue Arzneimittel« vermittelten Informationen (z. B. Indikation, Bewertung, unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Dosierung und Kosten) ermöglichen jedoch eine erste unabhängige Orientierung über die Bedeutung eines neuen Arzneimittels und können dadurch dem von kommerziellen Interessen geleiteten Informationsmonopol der pharmazeutischen Unternehmer entgegenwirken. Um die Kommunikation über Arzneimittelrisiken zu beschleunigen und zu verbessern, bietet die AkdÄ die Drug Safety Mail an. Mit diesem kostenlosen E-Mail-Service wird in komprimierter Form über aktuelle Themen der Arzneimittelsicherheit wie z. B. Rote-Hand-Briefe oder die Bekanntgaben der AkdÄ im Deutschen Ärzteblatt informiert. Gleichzeitig wird ein Link zu Originaldokumenten, Publikationen bzw. anderen weiterführenden Informationen zur Verfügung gestellt. 16.3.4 Andere Informationsquellen Verschiedene Verbände bemühen sich intensiv um unabhängige Arzneimittelinformation und achten dabei auch besonders darauf, Interessenkonflikte zu minimieren. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) setzt sich seit vielen Jahren für unabhängige Information ihrer Mitglieder ein (7 DEGAM als unabhängige Informationsquelle). So bietet sie z. B. einen kostenlosen Zugang zur Cochrane-Library, die eine Fülle von systematischen Bewertungen von Arzneimitteln und Therapieverfahren vorrätig hält. Wir stellen im Kasten zwei Informationsprojekte der DEGAM vor. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) besteht seit 1911. Sie wurde ursprünglich von einer Gruppe pharmakritischer Internisten und Pharmakologen innerhalb der »Gesellschaft für Innere Medizin gegründet«, um den schon damals als unerträglich empfundenen Auswüchsen der Arzneimittelproduktion und -werbung entgegenzutreten. Die AkdÄ ist heute ein wissenschaftlicher Fachausschuss der Bundesärztekammer und berät diese zu Fragen der Arzneimitteltherapie, Arzneimittelversorgung sowie zu allgemeinen arzneimittelpolitischen Themen. Die Kommission besteht aus 40 ordentlichen und ca. 140 außerordentlichen, ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern aus allen für die ärztliche Praxis wichtigen Fachgebieten, einschließlich Medizinrecht, Biometrie und Ethik. Zu ihren Aufgaben gehört, die deutsche Ärzteschaft unabhängig und kritisch über alle wichtigen Bereiche der Arzneimitteltherapie und -sicherheit zu informieren. Das geschieht auf vielfältige Art und Weise. Neben den oben genannten aktuellen Informationen (Wirkstoff aktuell, Neue Arzneimittel) werden z. B. Therapiesymposien zusammen mit regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen und Landesärztekammern organisiert. Auf dem Gebiet der Arzneimittelsicherheit erfasst und bewertet die AkdÄ Verdachtsfälle von 249 16.3 • Die Spreu vom Weizen trennen 16 DEGAM als unabhängige Informationsquelle Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM; www.degam.de) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der deutschen Hausärzte. Leitlinienerstellung Die Erstellung evidenzbasierter und zugleich praxiserprobter Leitlinien für Hausärzte zählt zu den Kernaufgaben der DEGAM. Ziel ist die Verbesserung der hausärztlichen Versorgungsqualität Die Entwicklung bezieht Anwender wie Patienten ein und umfasst bereits vor Veröffentlichung einer Leitlinie die Prüfung von Praktikabilität (Panel-Befragung von etwa 25 erfahrenen Allgemeinärzten aus Forschung, Lehre und Praxis), methodischer Qualität und Akzeptanz in einem Praxistest durch Ärzte/innen, Praxismitarbeiter/innen und Patienten/innen. Die Evaluation von Folgen und Wirkungen der Leitlinien auf die Patientenversorgung ist fester Bestandteil des DEGAM-Konzeptes, das auf internationalen Vorbildern bzw. Ergebnissen von Evaluationsstudien beruht und ein schrittweises Vorgehen im Rahmen eines transparenten Zehnstufenplans vorsieht. Die Leitlinienarbeit der DEGAM wird ausschließlich durch die Beiträge der Mitglieder und durch den Verkauf von kompletten Sets durch einen unabhängigen Verlag (Omikron) finanziert. Zuwendungen der Pharmaindustrie dürfen nicht erfolgen. Die Zeitschrift für Allgemeinmedizin Die Zeitschrift für Allgemeinmedizin (ZFA) erscheint 2011 in ihrem 87. Jahrgang und wird seit 2009 beim Deutschen Ärzteverlag verlegt. Sie ist das Organ der DEGAM, der Gesellschaft der Hochschullehrer für Allgemeinmedizin (GHA) und der Salzburger Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SAGAM). unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW), die im Rahmen des Spontanmeldesystems von Ärzten berichtet werden. Hinweise auf Sicherheitsprobleme, die sich aus diesen Fallmeldungen ergeben, werden von Fachmitgliedern der AkdÄ und Vertretern der für die Arzneimittelsicherheit zuständigen Bundesoberbehörden (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Paul-Ehrlich-Institut) in regelmäßig tagenden Ausschüssen diskutiert. Dort wird über Maßnahmen beraten, um neu erkannte Risiken zu vermindern, wie z. B. Änderungen der Fachinformation oder Packungsbeilage, Einschränkung der Anwendungsgebiete, oder sogar Marktrücknahme. Die AkdÄ informiert die Ärzteschaft über Themen der Arzneimittelsicherheit durch die Drug Safety Mail, Bekanntgaben im Deutschen Ärzteblatt und Artikel in ihrem Bulletin AVP. Die AkdÄ hat als eine der ersten Institutionen in Deutschland evidenzbasierte und auf die Be- Die Zeitschrift deckt ein breites Spektrum von Themen ab, die für die hausärztliche Tätigkeit Bedeutung haben. Die behandelten Fragestellungen reichen von so einfachen, aber entscheidenden Problemen, wie man z. B. mit einer enttäuschten Patientin umgeht, die (berechtigterweise) kein Medikament verschrieben bekam, über gesundheitspolitische Fragestellungen bis hin zur systematischen Bewertung von Screening-Verfahren. Die ZFA-Beiträge werden vor Veröffentlichung von externen Experten inhaltlich begutachtet (peerreview). Autorinnen und Autoren müssen sämtliche Interessenkonflikte gemäß den Bestimmungen des International Committee of Medical Journal Editors (ICMJE) offenlegen. Zuwendungen und Anzeigenwerbung der pharmazeutischen Industrie sind vertraglich ausgeschlossen. Die Zeitschrift ist in EMBASE, Scopus und Excerpta Medica gelistet. dürfnisse der Hausärzteschaft ausgerichtete Leitlinien (»Therapieempfehlungen«) zu allen wichtigen hausärztlichen Indikationen erstellt und als Anlage zur Arzneiverordnung in der Praxis« (AVP) publiziert. Eine Beteiligung der Mitglieder an Stellungnahmen und Publikationen der AkdÄ setzt grundsätzlich eine Unabhängigkeit von den kommerziellen Interessen der pharmazeutischen Unternehmer bzw. Hersteller von Medizinprodukten voraus. Alle wissenschaftlichen Mitarbeiter in der Geschäftsstelle und ehrenamtlichen Mitglieder der AkdÄ geben eine Erklärung zu Interessenkonflikten ab, die sich auf den Zeitraum des Kalenderjahres und die davor liegenden 3 Jahre bezieht. In dieser Erklärung werden alle Formen sekundärer Interessen abgefragt, d. h. auch Gelder, die z. B. von Krankenkassen und berufspolitischen Organisationen gezahlt wurden. Eine Arbeitsgruppe, die von langjährigen Mitgliedern der AkdÄ gebildet wird, erarbeitet derzeit eine 250 Kapitel 16 • Warum unabhängige Arzneimittelzeitschriften und Fortbildungsveranstaltungen wichtig sind im Vergleich zu früher wesentlich detailliertere Erklärung von Interessenkonflikten sowie konkrete Vorschläge für den künftigen Umgang mit Interessenkonflikten in der Kommission. Dabei orientiert sich die Arbeitsgruppe sowohl an einem kürzlich im Deutschen Ärzteblatt publizierten Vorschlag zur Vereinheitlichung der Deklaration von Interessenkonflikten (Lieb et al. 2011) als auch an den vom Institute of Medicine erarbeiteten umfangreichen Empfehlungen (Lo et al. 2009). > Minimierung von Interessenkonflikten ist das Ziel. 16.3.5 16 Fortbildungen Ärztliche Fortbildungen sind ein wichtiger Baustein des Wissenserwerbs, der den kollegialen Austausch und Diskussionen über den Stellenwert neuer Therapieoptionen für den Praxisalltag ermöglicht. Entscheidende Verbesserungen hin zu einer von kommerziellen Interessen unbeeinflussten ärztlichen Fortbildung sind nur zu erwarten, wenn sich diese pharmaunabhängig etabliert haben und industriegesponserte Veranstaltungen nicht mehr von den Ärztekammern zertifiziert werden. Verschiedene Beispiele zeigen, dass Veranstaltungen ohne Sponsoring möglich sind. So führt der Ärztliche Kreisverein Breisgau-Hochschwarzwald seit 1985 alle Fortbildungsveranstaltungen ausschließlich mit Beitragsmitteln seiner Mitglieder durch. Auch die Fortbildungen der AkdÄ (z. B. Therapiesymposien), des Hausärzte-Verbandes Baden-Württemberg und der ISDB Zeitschriften werden ohne Sponsoring durch die Industrie organisiert. Die DEGAM verzichtet z. B. bei der Durchführung ihres Jahreskongresses ebenso auf Pharmasponsoring wie das »Deutsche Netzwerk für evidenzbasierte Medizin«. Unabhängige Fortbildung bedeutet vielleicht den Verzicht auf Luxushotels, ferne attraktive Orte und Mega-Kongresse. Auf der Habenseite stehen dafür bessere Qualität und Konzentration auf das Wesentliche: von kommerziellen Verzerrungen freier Wissenszuwachs, der eine bessere Behandlung von Patienten ermöglicht. In 7 Kap. 14 werden verbindliche Regeln für Fortbildungen vorgeschlagen. 16.4 Fazit und Ausblick Interessenkonflikte beeinträchtigen die optimale Rezeption medizinischen Wissens. Es ist wichtig, sich dieser Störfaktoren in der Kommunikation von Erkenntnissen zu Arzneimitteln bewusst zu sein. Die gezielte Auswahl unabhängiger Informationsquellen kann helfen, sich ein realistisches Bild vom tatsächlichen Nutzen der Innovationen zu machen. Solange kommerzielle Interessen in der Arzneimittelforschung und -entwicklung eine wichtige Rolle spielen, wird es immer Versuche geben, »ungünstige« Erkenntnisse zu verheimlichen oder zu verharmlosen (Brody u. Light 2011). Langfristig kann hier nur die Entkoppelung der Forschungsfinanzierung vom Produktpreis Abhilfe schaffen. Solange dies nicht umgesetzt wird, ist es umso wichtiger, sich durch Quellen zu informieren, die von der Pharmaindustrie unabhängig sind. Diese Erkenntnis sollte bereits während des Medizin- und Pharmaziestudiums verankert werden. Die WHO setzt sich dafür ein, dass das Wissen um die Mechanismen von Arzneimittelwerbung und andere Manipulationsstrategien der pharmazeutischen Industrie weltweit an Universitäten gelehrt werden sollte. Wie gezeigt wurde, gibt es sowohl für den praktischen Alltag und die Fortbildung als auch für die aktuelle Information unabhängige Quellen. Diese gilt es zu nutzen und vor allem im Bereich der Fortbildung auszubauen und weiterzuentwickeln. Die konsequente Offenlegung von Interessenkonflikten kann nur ein erster wichtiger Schritt sein; Ziel sollte sein sie – wo immer möglich – zu vermeiden. Literatur Weiterführende Literatur: House of Commons Health Committee (2005) The influence of the pharmaceutical industry. Fourth report of session 2004–05, Volume I. Ordered by The House of Commons, London ISDB and WHO (2005) Starting or strengthening a drug bulletin. International Society of Drug Bulletins and World Literatur Health Organization, Geneva. Erhältlich unter: www. isdbweb.org Lo B, Field M (Hrsg) (2009) Conflict of interest in medical research, education and practice. National Academies Press, Washington DC Spielmans GI, Perry P (2010) From evidence-based medicine to marketing-based medicine. Bioeth Inq 7: 13–29 Spurling GK, Mansfield PR et al (2010) Information from pharmaceutical companies and the quality, quantity, and cost of physicians’ prescribing: a systematic review. PLoS Med 7: e1000352 Andere zitierte Literatur: at (2008) Zertifizierte Fortbildung: Werbeplattform statt Lehrangebot. arznei-telegramm 39: 81-–82 Becker A, Dörter F et al (2011) The association between a journal’s source of revenue and the drug recommendations made in the articles it publishes. Can Med Ass J; 183: 544–548 Brody H, Light DW (2011) The inverse benefit law: how drug marketing undermines patient safety and public health. Am J Public Health 101: 399–404 BUKO Pharma-Kampagne (2010) Schöne neue Pharmawelt. Pharma-Brief Spezial 1/2010 Caplovitz A (2006) Turning medicine into snake oil: how pharmaceutical marketers put patients at risk. NJPIRG Law & Policy Center, US http://www.njpirg.org/healthcare/campaign-for-safe-drugs. Zugegriffen: 8. April 2011 Chimonas S, Frosch Z, Rothman DJ (2011) From disclosure to transparency: the use of company payment data. Arch Intern Med 171: 81–86 DesignWrite (1997) Strategic competitive intelligence on the HRT market: a source document. Speakers Bureau Meeting (Internet) Drug Industry Document Archive, San Francisco. http://dida.library.ucsf.edu/tid/jtb37b10. Zugegriffen: 13. April 2011 Ewart R, Lausen H, Millian N (2009) Undisclosed changes in outcomes in randomized controlled trials: an observational study. Ann Fam Med 7: 542–546 Eyding D, Lelgemann M et al (2010) Reboxetine for acute treatment of major depression: systematic review and meta-analysis of published and unpublished placebo and selective serotonin reuptake inhibitor controlled trials. BMJ 341:c4737 doi: 10.1136/bmj.c4737 Fugh-Berman AJ (2010) The haunting of medical journals: how ghostwriting sold «HRT«. PLoS Med 7: e1000335 Garattini L, Koleva D, Casadei G (2010) Modeling in pharmacoeconomic studies: funding sources and outcomes. Int J Technol Assess Health Care 26: 330–333. doi:10.1017/ S0266462310000322 Harris G (2010) Diabetes drug maker hid test data, files indicate. New York Times July 13, Das Dokument als Faksimile: http://documents.nytimes.com/avandia-andits-risks?ref=policy#document/p8/a3 IQWiG (2010) Langwirksame Insulinanaloga zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1. Abschlussbericht Auftrag A05-01. Stand 18. 2. 2010 251 16 Katz D, Caplan AL, Merz JF (2010) All gifts large and small: toward an understanding of the ethics of pharmaceutical industry gift-giving. Am J Bioeth; 10 (10): 11-17, DOI: 10.1080/15265161.2010.519226 Kirsch I, Deacon BJ et al (2008) Initial severity and antidepressant benefits: a meta-analysis of data submitted to the Food and Drug Administration. PLoS Med 5: e45. doi:10.1371/journal.pmed.0050045 Koneczny N, Butzlaff M (2006) How to change physicians’ practice? Das Knowledge- Performance- Gap im Fokus der Versorgungsforschung. Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. Wesen 100: 23–28 Lieb K, Klemperer D, Koch K et al (2011) Interessenkonflikte in der Medizin. Mit Transparenz Vertrauen stärken. Dtsch Arztebl 108 (6): A256–260 Lundh A, Barbateskovic M et al (2010) Conflicts of interest at medical journals: the influence of industry-supported randomised trials on journal impact factors and revenue – cohort study. PLoS Med 7: e1000354 McGauran N, Wieseler B et al (2010) Reporting bias in medical research – a narrative review. Trials 11: 37 Mello MM, Studdert DM, Brennan TA (2009) Shifting terrain in the regulation of off-label promotion of pharmaceuticals. N Engl J Med 360: 1557-1566. doi: 10.1056/ NEJMhle0807695 Newman M (2010) Bitter pills for drug companies. BMJ 341: 632–633 doi: 10.1136/bmj.c5095 Pharma-Brief (2009) Elsevier Verlag kämpft um seinen Ruf. Pharma-Brief 8/2009: 2 Prescrire International (2006) 15 years of monitoring and one simple conclusion: don’t expect sales representatives to help improve healthcare quality. Prescrire Int. 15: 154–159 Pro Publica (2011) Dollars for docs, http://projects.propublica. org/docdollars/. Zugegriffen: 8. April 2011 Ross JS, Hill KP et al. (2008) Guest authorship and ghostwriting in publications related to Rofecoxib. JAMA 299: 1800–1812 Schneider N, Lückmann SL (2008) Pharmasponsoring in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung. Z Allg Med 84: 516–524 Sismondo S, Doucet M (2010) Publication ethics and the ghost management of medical publication. Bioethics 24: 273–283 doi:10.1111/j.1467-8519.2008.01702.x Smith R (2010) Richard Smith on editors’ conflict of interest. BMJ blog 2. Nov 2010 Schott G, Pachl H et al (2010a) The financing of drug trials by pharmaceutical companies and Its consequences: part 1. A qualitative, systematic review of the literature on possible influences on the findings, protocols, and quality of drug trials, Dtsch Arztebl Int 2010; 107(16): 279–85 doi: 10.3238/arztebl.2010.0279 Schott G, Pachl H et al (2010b) The financing of drug trials by pharmaceutical companies and Its consequences: Part 2. A qualitative, systematic review of the literature on possible influences on authorship, access to trial 252 Kapitel 16 • Warum unabhängige Arzneimittelzeitschriften und Fortbildungsveranstaltungen wichtig sind data, and trial registration and publication. Dtsch Arztebl Int; 107(17): 295–301 doi: 10.3238/arztebl.2010.0295 Transparency International (Deutschland) (2008) Transparenzmängel, Korruption und Betrug im deutschen Gesundheitswesen – Kontrolle und Prävention als gesellschaftliche Aufgabe. Grundsatzpapier von Transparency Deutschland. Stand Juni 2008, 5. Auflage Turner EH, Mathews AM et al (2008) Selective publication of antidepressant trials and its influence on apparent efficacy. N Engl J Med 358: 252–60 US Library of Medicine (2011) Fact Sheet Medline http:// www.nlm.nih.gov/pubs/factsheets/medline.html. Zugegriffen 10. April 2011 WHO and HAI (2010) Understanding and responding to pharmaceutical promotion. WHO/Health Action International, Geneva/Amsterdam. www.haiweb.org/03_other.htm WHO Europe (1985) Independent drug bulletins. Report of an international WHO meeting on drug information. WHO Regional Office for Europe, Madrid Copenhagen 16