Nur Gedanken - Geisteskind

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Nur Gedanken - Geisteskind
Nur Gedanken
(Ergänzungen, Wiederholungen, Nebensächliches, Unartiges)
1.
Gedanken haben großen Einfluss auf unsere Seele. Die
entsprechenden
Ideen
können
Ängste
auflösen,
Seelenschwächen überwinden, das Ich sammeln und stärken
oder das Gegenteil bewirken. Auch ob sie feige oder mutig sind,
hat seine Wirkung. Weil wir im Augenblick des Denkens selbst
im Ich der Gedanke sind, werden wir das, was wir denken,
werden immer mehr ähnlich der Qualität und moralischen
Ausrichtung der Ideen, denen wir uns hingeben. Die Artung
unseres Denkens erhebt oder erniedrigt uns. –
2.
Es gibt heute kaum mehr neue Gedanken, und originelle Ideen
haben am wenigsten die, die tatsächlich meinen, sie müssten
nichts mehr lernen und könnten einfach alle ''Weisheit'' aus sich
selber herausspinnen. Alles was ich weiß und bin ist Summe
der Erfahrungen meines Lebens und angeregt von den
Denkern der deutschen idealistischen Philosophie, von der
wundervollen Anthroposophie, und durch die Sonne des
Christentums. Vieles ist dabei Rekapitulation. So lernen wir
anfangs. Das Originelle entsteht dann mit der Zeit. Der
Wahrheitssinn, der moralische Instinkt, das Organ für die
Erkenntnis und das wahrhaft Menschliche, welches man vor
allem durch den Christusimpuls bildet, gestaltet sich und wird
individuell immer besser angewendet im Leben. Langsam wird
es dann etwas Lebendigeres, Persönliches, Neues und auch
origineller. Man wird ein anderer Mensch, und so kommen dann
auch neue Gedanken. –
1
3.
Wie weit verbreitet ist vor allem unter jungen Menschen heute
nicht der Glaube oder das seltsame Verhalten, durch das oft
unterbewusste Ablehnen von allem, was das Bewusstsein
durch Begriffe entwickelt oder verändert, seine Persönlichkeit
oder Freiheit wahren zu wollen. Ein Jugendfreund von mir, den
ich jetzt viele Jahre nicht mehr gesehen habe, sagte früher zu
fast allem, was ich mit einer gewissen Begeisterung an
philosophischen oder religiösen Ideen erzählte, es sei
''Schablone''. Nicht nur dass dies verletzend war - denn so
spricht man einem Menschen alle eigenständige Person ab –
sondern wer selber mit viel Wissenshunger durchs Leben geht,
der wird bestätigen können, dass die Persönlichkeit unbedingt
gewinnt, stärker wird und wächst durch das Verstehen und
Lernen. Etwas Wahres von einem anderen Menschen
anzunehmen, weil es wahr ist, bereichert uns und ist ganz
bestimmt keine Schablone, solange man es annimmt, weil man
es einsieht. Ein Schablonenmensch ist Abklatsch seiner
Umgebung. Er spiegelt nur oberflächlich wider und denkt nicht
selbstständig, auch wenn er dies vielleicht von sich selber
glaubt. Alles Lernen von anderen Menschen abzulehnen, ist
borniert und altklug, was manche Tröpfe dann bloß mit
Selbstbewusstsein
oder
Unabhängigkeit
verwechseln.
Außerdem ist es meistens besser für uns, gute und richtige
Ideen vielleicht erst mal nur nachzudenken, als schlechte oder
falsche selber vorzudenken oder auszuspinnen. Es kommt mir
vor wie ein Trick böser Mächte in der Welt, um Menschen
raffiniert in ihrer geistigen Entwicklung zurückzuhalten, ihnen
das Annehmen von Erkenntnissen als Unselbstständigkeit,
Schablone oder sogar Gefährliches verdächtig zu machen. Es
ist eine weitere Variante der 'Sünde wider den Geist'.
Tatsächlich war mein Freund, ohne sich dessen bewusst zu
sein, in vielerlei Hinsicht gerade selber Schablone unseres
oberflächlichen, agnostischen und antichristlichen Zeitgeistes.
Er hielt z. B. irgendwann – ganz nach satanistischer Manier das heute so übliche intellektuelle Ablehnen von Moral gerade
2
in religiöser Hinsicht für ganz besonders vornehm, reif und
fortschrittlich. Die anerzogenen materialistischen Vorurteile
sitzen bei uns so tief und fest, dass ganz besonders in gewisse
Richtung intellektuell gebildete Menschen sie am aller
schwierigsten überwinden können. Ich hatte bei meinem Freund
später immer mehr das Gefühl, dass sein sinnlicher Verstand
seine Seele ausschaltet, dass der zynische Kopf sein Herz
vergiftet und vorerst besiegt hatte. Und vielleicht weil wir beide
irgendwo wussten, dass wir ganz unterschiedliche Wege
eingeschlagen hatten und uns nun wohl immer weniger
verstehen würden, verloren wir uns irgendwann ganz aus den
Augen. –
4.
Es ist bezeichnend, dass sich die Floskel vom ChristlichenAbendland bei uns immer noch aufrechterhält, wo doch dieses
Abendland seit Jahrhunderten immer radikaler und ganz
ausschließlich nur noch dem Gott dient, von dem Jesus
Christus aber sagte, dient man ihm, dann verleugnet man
notwendig den Vater. (Matthäus 6,24) 5.
Es beißt oft im Gemüt, den Kontrast zwischen den seidenen
Roben und aus anderen Edelstoffen gefertigten Kostümen der
katholischen ''Geistlichkeit'', ihre mit Edelsteinen besetzten
Gefäße für das Messopfer, ihre Kreuze und Zepter aus
hochkarätigem Gold und ihren leuchtenden ''heiligen'' Papst,
ebenso ausstaffiert und als Gottes Stellvertreter verehrt, früher
manchmal sogar auf einer Sänfte hereingetragen, gepaart mit
der üblichen unwahrhaftigen Demutsposse zu sehen. Was für
ein alberner Zirkus und eitles Schauspiel unter uns Menschen
das doch ist! Seltsam, dass dies Katholiken nicht unangenehm
aufstößt in seinem Kontrast zum Leben Jesu und der Moral des
Evangeliums. Es kommt einem immer wieder so vor, als würden
katholische Geistliche glauben, ihre Liebe und Wertschätzung
3
Gottes durch ihre Liebe zu Macht, Prunk und Heuchelei am
besten ausdrücken zu können. Einen geistigen Boten wie
Rudolf Steiner, der den Menschen dringend nötiges
Erkenntnislicht als Himmelbrot brachte, zeihen die Kirchen
verächtlich des Hochmutes und Teufelsbundes. Jedoch den
größten Hochmut auf Erden, sich als Papst (oder Kirche) selber
direkt als Gott- oder ''Christus-Repräsentanten'' verehren und
anbeten zu lassen, erscheint Katholiken als Dienst an Gott. Als
Gott sich in Jesus Christus offenbarte, schrien solche Geister:
Gotteslästerung! Kreuzigt Ihn! Doch bei ihrem Papst, den sie
sogar ''Heiligen Vater'' nennen, fallen sie in Anbetung auf die
Knie und vergießen Tränen religiöser Verzückung. Man muss
viele Worte des Christus im Evangelium direkt auf das Treiben
der römischen katholischen Kirche anwenden, denn sie
repräsentiert seit vielen Jahrhunderten genau diesen von
Christus so hart verurteilten Geist:
… Sie bündeln schwere Lasten zusammen und legen sie den
Menschen auf die Schultern, selbst aber wollen sie diese mit
keinem Finger fortbewegen. Alle ihre Werke tun sie in der
Absicht, von den Leuten gesehen zu werden; sie machen ihre
Gebetsriemen breit und ihre Mantelquasten groß; sie nehmen
gern den ersten Platz beim Mahl und die ersten Sitze in der
Synagoge ein; dazu erwarten sie Begrüßungen auf dem
Marktplatz und lassen sich von den Leuten gern Rabbi
nennen. Ihr aber laßt euch nicht Rabbi nennen; denn einer ist
euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch nennet hier auf
Erden niemanden Vater; denn einer ist euer Vater, der
himmlische. Laßt euch auch nicht Führer nennen; denn einer
ist euer Führer, der Christus. Der Größte von euch soll euer
Diener sein. Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden,
und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. …
(Matthäus 23,4)
4
6.
Man kann die Kirche problemlos durch das Evangelium selbst
widerlegen. Derart dem Evangelium widersprechen kann sie
auch in Wahrheit nur deshalb, weil man dort nicht mehr
ernsthaft an den Vater in Christus glaubt. Dass in den Kirchen
der Materialismus wuchert, sieht man an allen Ecken und
Enden. Wenn Papst Johannes Paul der 2. einmal sagte: „Man
kann nicht Christ sein, und Materialist“, oder der deutsche
Nachfolge-Papst uns ermahnte, dass Pfingsten kein Sauf-Fest,
sondern eine Aufforderung zum Heiligen Geist sei, dann sind
solche Worte aus dieser Richtung kommend nur leeres Tönen.
Denn gerade die Kirche brachte den Materialismus erst derart
radikal herauf durch ihre Erkenntnisfeindschaft und ihren Kampf
gegen den freien Menschen. Höheres spirituelles Wissen sei
Sünde, lehrt sie doch heute noch. Die Kirche bekämpft am
hasserfülltesten den lebendigen Geist. Der Vatikan ist zudem
Milliarden schwer und hat seine Finger sogar im organisierten
Verbrechen. –
Es ist ganz offensichtlich für unsere Zeit ein neues und tieferes
Verständnis der Evangelien und des Mysteriums von Golgatha
vonnöten. Denn der größte Teil der westlichen Welt hat es
längst ganz verloren. Wenn dies heute aber von katholischen
Würdenträgern gefordert wird, wenn von katholischer Seite
gesagt wird: „Wir brauchen wieder neue spirituelle Inhalte“,
dann ist das vollkommen unwahrhaftig. Denn sowie solche
Inhalte und Offenbarungen kommen, z. B. als Anthroposophie,
kommt von der katholischen Kirche nur Verketzerung. Die
römische Kirchen-Geistigkeit kann neue und vertiefende Inhalte
in Wahrheit gar nicht vertragen in ihrem sklerotisierten Zustand.
Jede echte christliche Offenbarung ist eine Gefahr für ihre
Macht. 7.
Es hat etwas Tragisches, wenn manche nach einer
Reformation der Kirche fragen. Reformieren zu allem möglichen
5
ganz Äußerlichen, das ginge sicher. Aber zum Christlichen
reformiert werden kann sicher nichts, was so lange schon ein
machtbesessener Gegenimpuls zum spirituellen Christentum
gewesen ist. Wie soll Wasser brennen oder uns Finsternis
erleuchten! Es muss die alte Kirche verschwinden und durch
eine neue freie Gemeinschaft von wahrhaft Gott liebenden
Menschen ersetzt werden, die den Geist sucht und den
lebendigen Sohn aufrichtig einlädt. Doch einzig das, was
Tradition hat, ist gewissen ''Christen'' heute Wahrheit. Was alt,
steril und Gewohnheit ist, ist ihnen nun Gott. Den größten
Schaden für den Christusimpuls, und damit für die Menschheit,
haben gerade die katholische und evangelische Kirche
angerichtet, indem sie den alten, faul gewordenen Wein des
Machtprinzips, der Gesetzesreligion und Dogmen in neue, bloß
christlich bemalte Schläuche gossen haben und der Welt
Jahrhunderte lang als Evangelium verkauften. Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem eitlen und
gotteslästerlichen Verändern oder verfälschenden Hinzufügen
von materialistischen Meinungen der Theologen in ihren
fürchterlichen
>Bibel-Einheitsübersetzungen<,
und
dem
unaufhörlichen und der Sache angemessenen spirituellen
Vertiefen unserer Erkenntnis der Bibel. –
8.
Es gibt viele Menschen, die, sobald etwas mit
schriftstellerischem Schwung oder moralischem Tonfall auftritt,
sofort eine ablehnende Haltung einnehmen und mit Kritik und
dem Vorwurf der Unbescheidenheit oder sogar des ''Gurutums''
zur Hand sind. Dies sind oft gerade solche Menschen, die dann
andererseits wiederum schlaffe Seelen, die kraftlos, lau und
gleichgültig auch in ihrem religiösen Leben dahin taumeln, als
''selbstlos''
oder
in
''rechter
Demut''
sich
haltend
charakterisieren. Jede Gottesbegeisterung, jedes gesunde
Selbstbewusstsein und moralische Feuer werden sie als
ungesunden Fanatismus oder Eitelkeit abtun und verurteilen.
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Dies sind die Religiösen-Philister. Sie sind gerade in den
Kirchen und Jahve-Sekten sehr verbreitet. Der echte Mensch ist
ihnen der Unsichere, Erkenntnislose, der nichts sein möchte,
der würdelos und unentschlossen am Boden kriecht, der ohne
erstarkte Vernunft, Selbstbewusstsein und Vertrauen in Gott als
hilfloses Schaf dahinvegetiert. Energie und Begeisterung für
Gott und Wahrheit, also der eigentlich gesunde Mensch ist
ihnen eine ganz schlimme Sünde. Erfreuen können sie sich im
Grunde nur an Schwachheit und Heuchelei. Man sollte
geistiges Feuer aber nie mit Hochmut verwechseln. Auch wenn
die Grenzen hier manchmal schmal sind: Heiliger Geist ist
FEUER, nicht Wasser. Dies Unterscheidet die Christus-Taufe
von der Johannes-Taufe. (Matthäus 3.11) –
9.
Unser todkrank gewordenes Geschlecht und Zeitalter
veräußerlicht alles und hat natürlich auch das Evangelium
längst zur Farce gemacht. Alles wird in unseren Händen zum
leeren Zirkus und bloßen Nachäffen des Wahren und Schönen.
Und die Dümmsten unter uns fallen vom Vertrauen und
Glauben an das Wahre, Gute und Schöne irgendwann ganz ab,
weil sie Menschenwerk nicht von Gotteswerk unterscheiden
können. 10.
Prächtige Söhne und Töchter Mammons sind solche, die die
Bibel nie gelesen haben, sie keines Blickes für würdig erachten,
aber trotzdem rückhaltlos urteilen über das Christentum. 11.
Geld und Reichtum haben mich noch nie beeindruckt. Ich war
nie der Ansicht, dass jemand mit Geld mehr wert sei, als ohne.
Auch glaube ich nicht, dass Erfolg notwendig auf die Qualität
von Kunst schließen lässt, denn dazu ist unsere Kultur gar nicht
gesund genug. Deshalb ist für mich immer der Künstler, der von
künstlerischer Freiheit und Ehrlichkeit spricht, während er
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erfolgreich ist, zwar sicher nicht notwendig im Widerspruch,
aber längst nicht so interessant wie jemand, der diese Ideale
konsequent lebt bei absoluter Erfolglosigkeit. Wenn es uns gut
geht mit ihnen, sind gewisse Ideale immer recht leicht. Sie
fordern keine wirklichen Opfer und Überwindungen. Wenn sie
aber dem Erfolg und Geldverdienen vielleicht sogar direkt im
Wege stehen, wird die Sache schon interessanter. Hier klappen
die meisten Künstler früher oder später zusammen. Es ist auch
sicher nicht leicht. Deshalb reizt mich persönlich wahrscheinlich
gerade diese Seite des Lebens. Die absolute Macht des Geldes
in unserer Zeit kann man nicht hinweg reden. Wirklich frei
davon können wir nur in unserer Persönlichkeit, unserer Seele
werden. Das Himmelreich, die geistige Freiheit des Menschen
verwirklicht sich inwendig in uns. Die raffinierte ahrimanische
Täuschung von Freiheit ist der Wahn des Reichtums. Reich zu sein heißt natürlich nicht automatisch, Sünder zu
sein. Das Märchen vom reinherzigen und gutmütigen Armen
und vom bösen kaltherzigen Reichen ist eben wirklich nur ein
Märchen. Ich habe in meinem Leben fast ebenso viele
verdorbene und linkische Arme, wie gutherzige und anständige
Millionäre getroffen. Trotzdem ist Reichtum immer gefährlich für
jeden, der sich kein spirituelles Rückgrat anschafft. Denn alles,
was Du besitzt, besitzt auch Dich und es hat seinen Grund,
warum Christus sagt: „Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein
Nadelöhr geht, als daß ein Reicher ins Himmelreich kommt.“
(Markus 10,25). Dies heißt natürlich nicht, dass es unmöglich
ist, denn so einfach gestrickt ist die Welt sicher nicht. Aber
gefährlich ist das Geld ganz besonders für alle Materialisten
ohne religiöses Leben. 12.
Auch wenn ein Idealist seinen in Gedanken ausgedrückten
Idealen nicht selber vollkommen in allem schon entsprechen
muss, stellen sie immerhin doch seinen Idealmenschen als Ziel
dar und haben so immer auch persönliche Bedeutung. Man
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lernt durch die Ideale, die ein Mensch hat, viel von seinem
Charakter kennen, ohne dass man davon ausgehen sollte, er
rede bloß von sich selber. Wenn man Spießer über
Idealistisches oder Spirituelles lästernd sich ergehen sieht,
dann weihen sie auch immerzu bloß ihrem Spießergott
Mammon ihr Credo: Es ist ein Verbrechen edel, stark, gut,
christlich und mehr als ein Tier sein zu wollen! Wie kann man
es wagen, das Leben moralisch ernst zu nehmen?! Es ist eine
Pleite, wenn Filmemacher große und wertvolle Filme
produzieren, oder Musiker frei sein wollen! So etwas gefällt uns
nicht! Wir wollen alles klein, ungefährlich, uns und dem Schlaf
der Allgemeinheit angemessen haben! –
Doch ehe ich zur Armee der lebenden Toten rekrutiere, gehe
ich doch lieber lachend zugrunde. –
13.
Man sollte nie unbedingt davon ausgehen, dass Theologen
notwendig etwas von echter Religion und Gott, Musikstudenten
oder Kritiker etwas von guter Musik, Philosophieprofessoren
etwas von echter Philosophie, oder Wissenschaftler vom Fach
nun zwingend alles wahre Wissen schaffen. Im wirklichen
Leben sehen die Dinge oft doch sehr anders aus, als auf dem
Papier. Entscheidend ist, an welche Türen man klopft! –
14.
Zur Hoffnung fällt mir ein: Resignation ist keine Lösung im
Hinblick auf eine tatkräftige Zukunft; sie blockiert uns. Um auch
nur einigermaßen produktiv sein zu können und Kraft zum
Schaffen zu haben, kann man auf eine hoffnungsvolle
Stimmung nicht verzichten. Nur bei unglücklichem Schicksal in
der Gegenwart, wenn uns die Dinge nicht gelingen wollen oder
das Leben Prüfungen schickt, dann ist manchmal kurzzeitig
Resignation (oder Ergebenheit und Loslassen) fruchtbar und
richtig. Schlägt diese Stimmung aber auch auf die Hoffnung in
die Zukunft hinüber, dann ist wieder alles blockiert und man
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wird leicht sogar depressiv. Zur inneren Reinigung ist das hin
und wieder ''Zerschlagenwerden'' vom Schicksal durchaus
gesundend, sofern wir die richtige innere Haltung dazu
einnehmen können. So mancher Selbstgerechte oder
Halsstarrige lernt ja doch ein wenig Demut nur dadurch, dass er
vom Leben gelegentlich ausreichend 'gedemütigt' wird. "Wen
Gott liebt, den züchtigt er" (Hebräer 12,6). Zur schöpferischen
Zukunft brauchen wir aber die Hoffnung. Für eine unglückliche
Gegenwart sind Selbstlosigkeit und Demut richtig; für die
glückliche Gegenwart, Dankbarkeit und Pflichtgefühl. Wenn
man dies lebendig praktiziert im Leben, ist man in fast jeder
Lebenssituation konstruktiv, produktiv und manchmal sogar
christlich. Nur wenn man auch alles Kunstschaffen einem
höheren Sinn opfern will und man selbstlos sogar hier zu
werden sucht, ist Resignation auch bei der Hoffnung auf die
Zukunft in gewisser Weise denkbar. In manchen Leben oder
Lebensphasen mag dies dran sein, aber nicht auf Dauer und
grundsätzlich. –
Man kann lernen, für die jeweiligen Situationen des Lebens die
nötigen Seelenstimmungen selber zu erzeugen. Bei
Unzufriedenheit mit der Lebenslage z. B. demütig zu werden
oder sich zusammenzureißen, zu 'ermannen' (auch als Frau
natürlich) und die notwendige Selbstzucht und Stärke zu
mobilisieren. Manchmal muss man durchaus auch hart sein
können; nicht nur gegen sich selbst. Braucht man hingegen
Feinsinnigkeit und Sensibilität für anderes oder andere, sollte
man lernen, diese ausreichend wachzurufen. Allgemein kann
man wesentlich unabhängiger von der Außenwelt werden, als
gewöhnlich angenommen wird. Man sollte sich nicht bloß hilflos
den Situationen und Stimmungen hingeben, sondern sie
produktiv kontrollieren und lenken und die nötigen Kräfte
abrufen lernen. Die Depression ist genau das Gegenteil dieser
Haltung. Der depressive Mensch hängt sich hilflos in die
gegebenen Situationen oder Frustrationen hinein; in der Regel
in Selbstmitleid zerfließend. Er meditiert geradezu seinen
persönlichen Schmerz und wartet darauf, dass sich von selber,
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von außen her etwas ändert. Manchmal geschieht das dann
auch zum Besseren, bis die Launen des Lebens wieder
Unbefriedigendes bringen und alles von vorne beginnt. Die
Depression ist das Gefühl der Ich-Ohnmacht dem Leben
gegenüber. In den allermeisten Fällen bedeutet sie aber, dass
man viel zu sehr um sein eigenes Selbst kreist in immer enger
werdenden Bahnen. Auch wenn es sich akut nicht so anfühlt, ist
eine Depression meistens ein Ego-Krampf-Zustand. Unsere
Wahrnehmungs- und Erlebnissphäre ist dann viel zu eng um
unser Ego geschlungen. Ich habe dabei immer das Bild im Kopf
von einer implodierenden Sonne. Das Ich des Menschen ist im
moralisch gesunden (liebevollen) Zustand tatsächlich wie eine
kleine Sonne. Im Zustand der Depression ist es dann
vergleichbar mit einem kosmischen schwarzen Loch, dass alles
frisst, und kein Licht mehr abgibt. Der Egoismus ist es, der die
Welt kalt und finster macht, und er schlägt immer auch auf
unser eigenes Seelenleben zurück. Man erlebt irgendwann nur
noch die vermeintliche ''Sonne'' des Selbst; in Wahrheit aber
das alles verschlingende schwarze Loch des eigenen Egos.
Doch darunter zu leiden, ist bereits etwas Gutes, denn es gibt
viele, die an Ihrem Egoismus nicht einmal leiden. Zu einer
wirklichen Licht, Wärme, Liebe und Leben spendenden Sonne
wird das Selbst real erst durch die Durchchristung. Heilung von
der klassischen Depression bringen niemals betäubende
Medikamente oder die üblichen Empfehlungen von
Psychologen: ''jetzt erst mal nur noch an sich selbst zu denken''
usw., sondern die moralische Stärkung des Ichs durch das
Erweitern der Seeleninteressen und die Ausrichtung auf die
Welt. Man muss von sich selbst weg mit Interesse zu anderen
Menschen schauen, und mit dem Herzen an ihren Nöten,
Sorgen oder Freuden Anteilhaben lernen, dann schwindet die
Depression. Man achte nur einmal darauf, wie wenig ein
depressiver Mensch in der Regel geneigt dazu ist, die Sorgen
anderer zu hören. Er wird Ähnliches sagen wie: "Damit darf ich
mich jetzt nicht auch noch belasten, denn mir geht es doch so
schlecht" usw. Er interessiert sich nur für sich selbst und will
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keine Konfrontation mit den Problemen anderer. Er will nichts
weiter sehen, als seinen eigenen Kummer. Man kann einem
depressiven Menschen deshalb oft auch nur sehr schwer
helfen, weil er nichts anderes hören will, als Schmeichelei. Bloß
keine Kritik am Ego! Auf diesem sitzt er, wie die Henne auf dem
Ei. Wenn Du – lieber Leser - Dich das nächste Mal so richtig
schlimm depressiv fühlst, probiere es einmal aus, Dich auf die
Probleme und das Seelenleben eines anderen Menschen mit
echter Hingabe einzulassen. Das ist in so einem Zustand
natürlich nicht leicht, aber es ist möglich. Gerade ganz
unbekannte Menschen eignen sich gut für dieses Experiment,
denn die engere Familie ist hier wieder zu sehr Teil Deiner
selbst; aber auch da geht es. Wenn Dir dies gelingt mit
wirklicher Hingabe, dann öffnet sich Dein Herz dabei und Du
wirst merken, dass die Depression verfliegt. Du brichst so den
harten Ring der Egoität, der Dich fest umschließt, heilsam auf
und fühlst die Befreiung durch die Liebe. Diesen Vorgang kann
man immer wieder erfahren, was einem ein Hinweis auf die
Richtigkeit des oben Ausgeführten sein kann. Man tut besser
fast immer das direkte Gegenteil dessen, wozu einen die
Depression drängt. Depressive Menschen schotten sich ab und
ziehen sich in sich selbst zurück. Das Gegenteil davon bringt
Hilfe, solange es kein bloßes Davonlaufen ist, sondern Öffnung.
Häufig stellen sich depressive Zustände deshalb auch ein bei
Menschen, die über einen längeren Zeitraum ihr Selbst viel zu
sehr aufgebläht haben. Die berufsbedingte Egozentrik von
Künstlern oder Prominenten ist hier ein gutes Schulungsfeld.
Natürlich gibt es auch anderer Gründe für Depressionen, wie
z. B. traumatische Erlebnisse und Ähnliches, ja sogar körperlich
bedingte, und das ist dann wohl auch anders zu bewerten. –
Der starke Mensch ist jedenfalls im besten Sinne ich-mächtig
(nicht ego-ohnmächtig). Er steuert sich selbst, sein Leben und
seine Stimmungen moralisch konstruktiv. Er ist – wie Christus
sagt – 'Herr im eigenen Hause'. Die Kraft zu dieser
Selbsterziehung auf gesunde Weise kann nur aus dem geistigreligiösen Leben kommen (Studium der Philosophie,
12
Anthroposophie, religiöser Schriften, Meditation etc.),
zusammen mit täglicher praktischer Übung am Leben und
Mitmenschen. Das Menschen-Ich muss sich selber aus der 'MoralischenFantasie' heraus (Begriff aus Rudolf Steiners Philosophie der
Freiheit) in jedem Augenblick seines Lebens neu schaffen
können. Dahinter steckt wirklich christliche Lebenspraxis und
Heilungsmöglichkeit unermesslichen Ausmaßes. Das Schaffen
aus dem Nichts (aus der moralischen Fantasie), das Karma frei
aus den Relationen und Beziehungen zwischen den karmisch
notwendigen Dingen im Menschen entsteht, ist laut Rudolf
Steiner Heiliger Geist. Also was in der Beziehung zwischen Gott
und Christus, zwischen dem Vater und seinem Sohn als das
moralische Werden der Menschheit und Offenbarwerden Gottes
als Schöpfung aus dem Nichts entsteht, ist Heiliger Geist, ist
der freie Mensch. –
15.
Scientology ist eine Religion des spirituellen Nonsens und
pseudo-wissenschaftlichen
Geschwätzes
eines
geistig
verwirrten Science-Fiction-Autors. Es werden einige spirituelle
Wahrheiten fürchterlich banalisiert und mit Unsinn und Lügen
vermischt, um durch das teilweise Wahre darinnen - wie z. B.
die Reinkarnation und Unsterblichkeit des Geistes - die Seelen
der Menschen zu öffnen, und sie dann mit gottlosen Lügen zu
vergiften. Bald jeder Satz in L. Ron Hubbards Dianetik zeugt
von einer - allein schon intellektuell - derartigen
Gewissenlosigkeit und Dummeleutefängerei, ist ein einziger
Schwall gezielten Blendens und Hinpfahlens materialistischer
Behauptungen, Vorurteile, Floskeln und pseudo-spiritueller
Hüllenbegriffe, dass wirklich nur ganz infantile oder debile
Geister auf dieses Schauspiel längerfristig hereinfallen können.
Faszinierend ist dabei, dass die gesamte "Lehre" oder
sogenannte "revolutionäre Forschung" L. Ron Hubbards
wirklich absolut nichts Neues bringt! Er sammelte sich seine
13
''Weisheiten'' auf verschiedenen Gebieten der Welt bloß
zusammen, um sie gründlich verflacht und entstellt als sein
Potpourri einer neuen Religion zu verkaufen. Die Fragen, die er
stellt, sind solche, die bereits von vielen Besseren vor ihm
deutlich gewissenhafter gestellt und beantwortet wurden. Selbst
Hubbards angebliche philologische Worterklärungen sind oft
ganz falsch oder zumindest schräg. Kaum etwas von dem, was
er an Schlüssen am Ende eines Satzes oder Kapitels zieht geht
wirklich logisch konsequent (oder gar moralisch) aus dem
Vorherigen hervor. Er stellt meistens bloß Behauptungen auf
ohne einsehbare Gründe und zieht dann lediglich im
geschwollenen Tonfall von Logik und Wissenschaftlichkeit vor
unseren Augen Scheinschlüsse, um solche Leser zu
übertölpeln, die nicht wirklich mitdenken. Es ist aber tatsächlich
auch kein gesundes Denken da! Alles ist ganz fürchterlich
unwahrhaftig und substanzlos und vor allem materialistisch,
dass ich für eine längere Auseinandersetzung damit einfach
nicht bereit war, meine Zeit zu vergeuden. Wer überzeugter
Scientologe wird, der ist in seiner Vernunft erkrankt oder
zumindest unentwickelt, oder beides zugleich. Deshalb ist hier
mit Vernunft unter Umständen auch nicht allzu viel zu erreichen.
Wer auch nur die ersten Kapitel des Buches >Dianetik<
''interessant'' oder gar ''erbauend'' findet und nicht überall das
unangenehme Erlebnis hat, mit seiner Logik perverse
Purzelbäume schlagen zu müssen und seine Intelligenz und
sein Wahrheitsempfinden vergewaltigt zu sehen, der sollte sich
unbedingt die nächsten 10 Jahre jeden Morgen wenigstens 2-3
Stunden hinsetzen, und echte Denker studieren, um gesundes
Denken und wahrhaftige Menschen kennenzulernen! Diese da
für uns Deutsche noch immer und wohl noch lange unerreicht
unter anderen z. B. wären: Schelling, Fichte, Hegel, Goethe,
Schiller oder Rudolf Steiner. (Die meisten Philosophen oder
Schriftsteller neueren Datums sind leider allzu oft bloß
verkappte Materialisten und intellektuelle Polterer mit einigem
Geschick, ihren Materialismus schön so zu formulieren und
einzukleiden, dass es irgendwie geistreich klingt.) Und wenn
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dann nach 10 Jahren ein erneutes Studium des Verbrechens
am Lebensleibe der Menschheit Namens Scientology-Dianetik
immer noch keinen seelisch-geistigen Durchfall verursacht,
dann unbedingt weitere 10 Jahre an die Arbeit! Der Geist dieser
Sekte offenbart sich auch ganz deutlich an dem tief
menschenverachtenden Umgang mit ihren ''Abtrünnigen", die
mit klassisch faschistischen Terror-Methoden systematisch
psychisch fertiggemacht werden. Man kennt dort keinen
Respekt vor dem Individuum; es existiert keine reale
Wertschätzung der Würde des Menschen und des freien
Willens. Wahrheit und Klarheit sind die größten Feinde solcher
Sekten. Deshalb ist die Lüge für Scientology vollkommen
legitimes Mittel, um Ziele zu erreichen. Alle Bereiche unseres
Lebens
werden
hinter
verlogenen
Masken
und
schönklingenden Parolen infiltriert und immer mehr kontrolliert,
womit die reale Macht dieser gottlosen Sekte stetig anwächst.
Eine Erscheinung wie L. Ron Hubbard - den Scientologen
ernsthaft einen ''Messias'' oder (im direkten Gegensatz zur
wirklichen Lehre des Gautama) eine ''neue Inkarnation des
Buddha'' oder ''den größten Menschen, der jemals auf Erden
gelebt habe'' usw., nennen - und ganz besonders die Tatsache,
dass Scientology heute derart Verbreitung findet in der Welt,
sind ein Symptom für die momentane Dekadenz der
Menschheit. Nur wegen der fürchterlichen geistigen Verflachung
der westlichen Welt ist so etwas überhaupt möglich! L. Ron
Hubbard - ein noch recht leicht zu entlarvender Diener des
Antichristen - war einer von vielen noch kommenden falschen
Propheten und Menschheitsverführern, die Christus für unsere
Zeit vorausgesagt hat. Und selbstverständlich verleugnete
Hubbard den wirklichen Messias. „There was no Christ“, ließ er
sich, seine Gläubigen belehrend, vernehmen. –
Oh! Und falls jetzt jemand, ''der beides einmal probiert hat'',
und weil bei vielen heute ja alles, was außerhalb der Kirche
christlich sein will oder Spirituelles bringt, automatisch Sekte
oder ''das Gleiche'' ist, ernsthaft Rudolf Steiners
Anthroposophie und Ron Hubbards Dianetik in einen
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moralischen Topf werfen möchte, dann kann er leider
konzentrierten Mist nicht von Gold unterscheiden! Wer die
>Philosophie der Freiheit Rudolf Steiners< liest gefolgt von >L.
Ron Hubbards Dianetik< und da keinen grundlegenden
ethischen und geistigen Unterschied feststellen kann, dem ist
wohl nicht zu helfen. Rudolf Steiners Geisteswissenschaft will
und kann uns zu besseren, gesünderen und stärkeren
Menschen machen. Das Ziel ist überall die Erkenntnis, die
moralische Entwicklung, der Kulturfortschritt und der freie
Mensch. Im Zentrum der Anthroposophie steht der Christus und
die Würde des Menschen als Kind Gottes. Die ScientologySchulung
hingegen
macht
uns
zu
linkischen
menschenmanipulierenden Marionetten dieser Sekte und zu
gewissenlosen Mammon-Anbetern. Wessen Geisteskind hier
wer ist, ist wirklich nicht schwer zu erkennen. Es geht darum,
hinter der Maske einer Kirche als angeblichen spirituellen
Fortschritt Hirnwäschen zu betreiben, um Menschen von sich
abhängig zu machen und finanziell nach Strich und Faden
auszunehmen. Zwischen echten Geistesmenschen und
verlogenen Verführern nicht unterscheiden zu können, ist
verhängnisvoll, aber oft durchaus Eigenverschulden, da man es
versäumt haben muss, sich selbst ausreichend zu bilden durch
die Liebe zur Wahrheit. Scientology ist eine Religion Mammons.
15a.
Als ich kürzlich im Fernsehen eine weitere Dokumentation über
eine der vielen geisteskranken Sekten in der Welt gesehen
hatte, kam bei mir wieder die Frage hoch: Warum fallen
eigentlich so viele Menschen immer wieder auf Sekten und
falsche Messiasse herein, obwohl diese eigentlich doch recht
leicht zu durchschauen wären? Ich denke, das liegt vor allem
daran, dass viele heute zwar eine Sehnsucht nach einem
geistigen oder moralischen Leben haben und hier Führung
suchen, dabei aber das wahre Wesen des Christus nicht
erkannt haben. Jeder von uns trägt ein Urbild des Logos
verborgen in sich. Daraus resultiert eine mehr oder weniger
16
bewusste Sehnsucht nach Ihm, dem Einen, dem Gottmenschen
oder Zaddik, aus dem alles entsprang und zu dem alles als Ziel
hinstrebt. Dieses Urbild missbrauchen geschickt alle falschen
Messiasse; die großen politischen Demagogen (Hitler, Stalin,
Mao etc.) ebenso, wie die kleineren Verführer und Gurus.
Sekten lieben und leben die Geistigkeit des Gruppenegoismus:
„Wir sind die Auserwählten, die Guten und Geretteten im
Gegensatz zur sündigen Außenwelt“ usw. Somit ist nie wirklich
christliche Sorge um den Nächsten oder Dienst an der
Menschheit der eigentliche Motivator dort – auch wenn es
vordergründig oft proklamiert wird - sondern selbstsüchtiges
Sich-Absondern; ein verbrämtes Sich-Selbst-Erhöhen oder
auch ganz platte Mammon-Anbeterei, wie bei Scientology. Ein
Sektenführer bringt immerzu maskierte Halbwahrheiten als
Schluckhilfen für seine Lügen hervor. Er führt gezielt in
seelische Abhängigkeit und Unmündigkeit. Er zerstört das
Individuum, die geistige Gesundheit und Freiheit, und am Ende
stehen nicht selten Mord, Selbstmord oder zumindest
schlimmes Leid und Zerrüttung des Wesens (Jim Jones, David
Koresh etc.). Ein wahrer Führer zu Gott hingegen bringt
einsehbare Wahrheit hervor aus dem Schatz seines guten
Herzens. Er führt so zur geistigen Gesundheit, Stärke und
Mündigkeit. Er festigt und stütz das freie moralische Individuum.
Daran kann man falsch von wahr bereits sehr gut
unterscheiden. Es widerspricht gänzlich dem Wesen des
Christus, durch Angst, Zwang, Tricks, Manipulationen oder
Lügen angenommen zu werden. In Freiheit aus Erkenntnis der
Wahrheit Seines Wesens und daraus hervorgehender Liebe
und moralischer Stärke will der Sohn anerkannt und
angenommen sein, und in uns verwirklicht werden. Der
moderne Mensch ist auf religiösem Gebiet ultrabequem
geworden, weshalb er größere geistige Anstrengungen nur zu
gerne scheut. Gerade das macht ihn so verführ- und blendbar.
Neue Mysterien sind ja längst offenbart worden. Aber viele
können noch immer nicht sehen, obwohl sie Augen hätten. Man
darf die Sekten - solange sie keinem Außenstehenden schaden
17
und den freien Willen anderer nicht vergewaltigen oder
Minderjährigen faschistoide Hirnwäschen verpassen usw.,
wogegen man auf jeden Fall vorgehen muss - ansonsten nicht
gesetzlich verbieten. Das widerspricht der Freiheit. Das einzige
Mittel gegen das Falsche, ist Aufklärung und moralische Kultur.
Man muss kraftvoll das Richtige danebenstellen. Aber der freie
Wille muss dabei immer überall vollkommen gewahrt bleiben.
Ansonsten werden diese Gesetze immer auch von den Kindern
Mammons gegen den Geist missbraucht. Sekten-Auswüchse - die immer weiter zunehmen werden,
solange keine gesunde, durch Kultivierung des Denkens
gestärkte Spiritualität heraufkommt - sind selbstverständlich ein
gefundenes Fressen für alle Geisthasser, um jegliche
Spiritualität, Religiosität und alle Eingeweihten verdächtig zu
machen. Sekten und Geisteskranke Menschen dienen so in
ihrem selbstsüchtigen Wahn vorzüglich dem Materialismus und
der Gottlosigkeit, bloß von einer anderen Seite her kommend,
indem sie den Geist ganz und gar lächerlich machen. Alle
Frömmigkeit und Gottesliebe ist bei ihnen in der Regel bloß ein
Deckmantel für den schlimmsten Egoismus, für spirituelle
Feigheit, Bequemlichkeit oder große Dummheit. Dies offenbart
sich vielen leider aber oft erst, wenn es schon zu spät ist. Wenn
ein Sekten-Irrlehrer einen Menschen zum Mord oder
Selbstmord geführt hat, dann hat die Seele eines so Verführten
nach dem Durchgang durch die Geistwelten hoffentlich daraus
wenigstens etwas Grundlegendes gelernt für die Zukunft.
Manche Seelen müssen offensichtlich erst selber den Wahnsinn
voll erleben, um gesunden (heiligen) Geist erkennen zu
können. Der Materialismus wird letztendlich alle kranken
Erscheinungen des Pseudo-Spirituellen dazu nutzen, um auch
das berechtigte und überlebensnotwendige Geistesstreben zu
bekämpfen. Viele werden durch derartige Entwicklungen von
allem Übersinnlichen abgehalten. Viele glauben gar nicht mehr
an irgendetwas Spirituelles, weil so viel Lüge und Krankheit auf
diesem Gebiet zu finden ist. Ich glaube, auch deshalb werden
18
so viele heute Agnostiker. Bei den besseren Geistern ist das
schlichtweg Resignation. –
16.
Ich glaube unbedingt an die Menschen. Die Dinge werden sich
irgendwann auch wieder ändern; die Menschheit besteht nicht
bloß aus Seelentoten und Geistesblinden! –
17.
Es verrät viel über uns, dass unsere Gesellschaft heute alles
tut, um den Menschen so nahe wie möglich an das Tier zu
rücken oder direkt zum Tier zu erklären, andererseits aber
wiederum mit einer unglaublichen Grausamkeit mit den Tieren
umspringt und sie erbarmungslos ausbeutet. Ich glaube, es war
Arthur Schopenhauer, der sinngemäß irgendwo einmal sagte,
"er würde niemals einem Menschen trauen, der Tiere quälen
kann. Denn wer zu Tieren grausam ist, wird es schnell auch zu
Menschen sein können, denn er hat kein Gefühl für das Leid
lebendiger Wesen". Der moderne Mensch versucht vielerorts
seltsamerweise seine Menschheit gerade damit zu behaupten,
dass er ganz besonders unmenschlich ist. –
18.
Etwas Persönliches: Manchmal wird mir der Vorwurf gemacht,
meine Kompromisslosigkeit bei Musik sei doch auch bloß
Egoismus oder Starrköpfigkeit. Philiströse Menschen können es
einfach nicht fassen, dass nicht jeder Musiker seine Musik
sofort verrät, bloß weil sie in gewissen Kreisen nicht ''hip'' ist.
Das, was ich als gute oder wahre Musik bezeichne, ist
zumindest schon mal das Gegenteil der gewohnten
persönlichkeitslosen Gefälligkeitsproduktionen aus Erfolgskalkül
und dem albernen Hampeln nach jeder Musikmode oder jedem
Kritikertrompetenkonzert.
Es ist doch auch ziemlich verlogen, wenn unsere Spießer-Welt
es immer wieder als ganz besonders edel, moralisch,
19
tugendhaft und sogar selbstlos hinstellen möchte, wenn
Künstler mit ihrem Treiben der Masse bloß noch gefallen
wollen. „Das Publikum ist unser Arbeitgeber" ... hört man
besonders Schlager-Mentalitäten immer wieder gerne
argumentieren. Irgendwo ist das ja sicher richtig und es klingt
dabei auch noch angenehm nach Dankbarkeit und
Wertschätzung des Publikums. Aber es geht solchen Naturen
dabei nie wirklich um das Publikum, sondern um die Bezahlung
durch das Publikum. Diese Publikums-Verehrung heucheln sie
bloß sich selbst und anderen vor, weil es nobel klingt und um
des Applauses wegen. Denn genau wie die obige
Argumentation ist die ''Kunst-Moral'' dieser Leute die
Dienstleistung. Das Publikum und der Markt bestellen, und sie
liefern ihre ''Kunst''. Aber dabei eben nicht aus Wertschätzung
oder gar Liebe zum Publikum; ja nicht einmal aus Liebe zu ihrer
eigenen Musik, sondern ausschließlich des Geldes wegen.
Dieses lieben sie mit Hingabe. Und nur über den Umweg, um
an dieses zu gelangen, schätzen sie dann auch ihr Publikum.
Deswegen schleimen und buhlen sie, was das Zeug hält und
die Masse bedankt sich noch dafür. Es erfordert jedoch in
Wahrheit viel mehr Kraft und ist erst wirklich eine Tugend, als
Künstler seiner Musik wahrhaft treu zu bleiben und damit
vielleicht etwas zu erreichen (oder auch nicht). Wenn Du Dich
gut um einen Freund kümmern willst, und Du ihn wirklich liebst,
dann sagst Du ihm die Wahrheit, und nicht bloß, was er hören
möchte. Dies kann man 1:1 auf Musik übertragen. Friedrich
Schiller sagte ganz richtig, man soll den Menschen als Künstler
nie geben, wonach sie verlangen, sondern immer das, wonach
sie bedürfen. Und unsere Zeit bedarf vor allem anderen ganz
dringend wahrhaftiger Kunst, die uns eben nicht überall bloß
noch belügt und betrügt, was das Zeug hält. Frage: Willst Du denn nicht gefallen mit Deiner Musik? Antwort:
Doch, will ich auch, aber anders. Ich will mich nämlich gerade
nicht verbiegen und meine Musik so zurechtschustern müssen,
damit sie gefällt, sondern mir solche Leute suchen, die
diesbezüglich ähnlich empfinden wie ich selber, und denen
20
meine Musik, so wie ich sie für gut und richtig halte, Freude
bereiten kann. Ich will ja gerade, dass meine Musik gefällt, und
eben nicht eine mir fremde oder gar verhasste machen müssen,
um zu gefallen. Fällt Dir der kleine/große Unterschied hierbei
auf? Und was, wenn man als Künstler die Ansichten der breiten
Masse gar nicht teilt, dieser also gar nicht gefallen will, weil man
ihren Geschmack und ihr Empfinden nicht nachvollziehen
kann? 19.
Konsequent idealistisch seine Musik zu machen und sich die
nötige künstlerische Freiheit dazu einfach zu nehmen, macht
die Sache mit dem Erfolg sicher nicht leichter in unserer Zeit.
Zudem ist die Lieblingsargumentation mancher Heavy-MetalPäpste gegen mich zurzeit sowieso die, dass ich nur so
schlecht über die Heavy-Metal-Szene rede, weil ich –
Niedertracht über Niedertracht! – bloß frustriert darüber bin,
kein Geld mehr mit Heavy Metal verdienen zu können. Viel
Geld habe ich aber tatsächlich noch nie verdient; weder mit
Helloween – da wir total beschissen wurden – noch hinterher.
Es hat sich da also gar nichts geändert. Zum Geldverdienen
hatte ich noch nie wirklich Talent. Ich leugne auch gar nicht,
dass mich schlechte Verkaufszahlen (zumindest kurzzeitig)
auch frustrieren. Ganz besonders dann, wenn gewisse Penner
wirklich alles in ihrer Macht stehende dafür getan haben, dass
sie schlecht sind. Wer freut sich schon über so etwas? Ich
leugne auch gar nicht, dass ich über die Zustände unserer
heutigen ''Musikkultur'' frustriert bin. Und natürlich handelt es
sich bei dem, was ich erzähle, vor allem um meine persönlichen
Erfahrungen und Ansichten. Aber es ist billig, grundsätzlich
immer so zu tun, als würden Künstler ganz selbstverständlich
nur wegen Absatzproblemen ''auf Idealismus machen'', weil sie
ja sonst nichts Besseres zu tun haben. Ganz so, wie
Nationalisten, die, weil sie nichts weiter in der Birne und im
Herzen haben, und auch sonst nichts in sich finden können,
21
worauf sich stolz sein lässt, dann einfach stolz auf das sind,
wozu sie gar nichts leisten mussten: auf ihre Nationalität. Die
Spießerwelt kennt und begreift keine andere, als die gängige
Dienstleister-, Geld- und Erfolgs-Moral. Deshalb können sie
sich in Wahrheit als Grund meiner Ausführungen eben nichts
anderes denken, als dass es lediglich maskierter Ärger ums
schlechte Geldverdienen sei. Sie können aus ihrer
kleinkarierten Welt eben nicht heraus! Es wäre aber - wenn es
nicht so traurig wäre - bestenfalls bloß noch lächerlich, wenn
Heavy-Metaller immer wieder behaupten, es sei bloß ein
''Vorurteil'', wenn behauptet wird, dass der Heavy-Metal in
einem Großteil seiner Vertreter Satanismus, Tod und Teufel,
Unmenschlichkeit, Brutalität und Lieblosigkeit verherrlicht (und
dazu dann auch noch die peinlichste SchlagermusikKunstmoral praktiziert und predigt). Wem man dies erst noch
beweisen muss, der ist selber ungewollt ein lebendiger Beweis
für die moralische Abstumpfung innerhalb dieser Szene, denn
er merkt die Einschläge ja bereits nicht einmal mehr! Wie
anderen Ortes erwähnt, ist es eine ganz faule Ausrede, wenn
von Trash-, Black-, und Death-Metal-Vertretern immer wieder
behauptet wird, ihre Musik würde lediglich die Möglichkeit
bieten, ''Aggressionen abzubauen''; also eigentlich ja sogar
etwas ''Heilsames'' sein. Denn sie idealisiert ganz klar das
Böse, peitscht Aggressionen krankhaft hoch und macht die
Seelen nachweisbar taub für das eigentlich Menschliche. Ein
absolut ausreichender Beweis dafür sind diese Auswüchse
innerhalb der Szene an sich schon. Man verwechselt dort bloß
selbstgefällig die körperliche Erschöpfung nach einer modernen
Satans-Messe namens Black-Metal-Konzert mit ''Abbau von
Aggressionen''. Auch wenn Death-Metaller meinen, sie werden
bloß ''missverstanden'', da sie ja selber privat gar nicht
gewalttätig seien usw., ist das billig und verlogen, denn eure so
genannte ''Musik'' ist gewalttätig! Nach Eurer Logik kann man
dann auch sagen: „Ich habe gerade jemanden erschossen mit
einem Revolver, aber das war dann natürlich nicht ich, sondern
der Revolver.“ ... Diese Leute spiegeln gezielt nur das
22
Krankhafte in sich selber wider und bringen alles, worauf sie
wirken, moralisch herunter. Weil der Satanismus alle Wahrheit
umkehrt ins Gegenteil, schaffen Death- und Black-Metaller es
immer wieder, das Gegenteil der Wahrheit zu behaupten. Somit
ist Krankhaftes plötzlich heilsam oder wahr und moralische
Gesundheit krank usw. Viele Metaller wissen insgeheim sehr
wohl, dass es vollkommen richtig ist, was ich an ihnen und ihrer
Szene so hart kritisiere. Aber sie haben nicht die Eier dazu, es
sich wirklich einzugestehen, weil sie viel zu verlogen und
selbstverliebt sind. Wie könnte man auch das Grundsätzliche
daran, ganz besonders die menschlich/moralische und die
kunstfeindliche Seite, nicht einsehen! Sie WOLLEN es nicht
verstehen. Und je hasserfüllter sie reagieren, desto mehr fühlen
sie unterbewusst quälend die Wahrheit. Sie schmeichelt ihnen
natürlich nicht, deshalb wollen sie sie nicht haben, denn dann
müssten sie womöglich aufwachen, umdenken und
Konsequenzen daraus ziehen. Sie müssten Liebgewonnenes,
vielleicht sogar den Job aufgeben oder zumindest ganz anders
machen. Es würde auf jeden Fall mit Unbequemlichkeiten
verbunden sein, und dazu haben sie einfach nicht den Mumm.
Ehe sie es also auch nur ansatzweise zulassen, etwas
Wirkliches an gewissen Charakterisierungen meinerseits zu
sehen, verlästern sie lieber die, die ihnen die Wahrheit sagen,
erklären alles zur Lüge und helfen sich mit der Metal-typischen
Oberflächlichkeit weiter, nichts moralisch ernst zu nehmen und
alles abzuwiegeln. Denn wenn es ans Ego, die Bequemlichkeit
und das Gewohnte geht, versagt die Moral der Spießer auf der
Stelle und auf ganzer Linie. Man sollte dabei auch nicht
vergessen, dass die eigentlichen Stereotypen des BöseOnkels-Metal nicht selten recht einfach gestrickte Köpfe sind,
die in ihrem Leben nun als ihre höchste Moral das Idealisieren
ihrer eigenen Plattheit und des Banausentums anpreisen und
abfeiern. Was darf man da also groß erwarten? Es gibt dort
eine Unmenge unedler Gestalten und tragischer Existenzen,
die längst derart stumpfsinnig geworden sind in ihren Seelen,
und in deren Köpfen das regelmäßig in Alkohol eingelegte und
23
viel zu oft durchgeschüttelte Stückchen Rest-Hirn dermaßen
taub geworden ist, dass sie mittlerweile tatsächlich nichts mehr
begreifen. Die Lüge ist jetzt ihre Wahrheit und das Tier ihr Ideal
vom Menschen. Das Eine oder Andere an Musik in der zumindest gut-meinend
und Satanismus freien Metal-Szene finde ich sogar heute hier
und da noch gut oder interessant. Ich will auch gar nicht alles
verteufeln, was Gitarren lastiger ist. Es ist aber, neben der
geisteskranken Verherrlichung des Bösen und Hässlichen und
der gängigen Böse-Onkel-Fratzen-Parade, vor allem die
widerliche künstlerische Verlogenheit, die kindische Posse der
Pseudo-Rebellion, und die himmelschreiende, alle Kunst
verhurende Spießermoral, was mir an der Heavy-Metal-Szene
heute so dermaßen über ist. Ein Metal-Fan sagte mir vor einiger
Zeit in einem Online-Forum, meine Ideale seien Scheiße. „Weil
er von mir also nicht bekommt, was er zu futtern gewohnt ist
und gerne hätte, bezeichnete er meine Ideale als Scheiße?!
Solche Köpfe lieben hohle Musik-Huren, die sich dabei aber
lautstark polternd als ''Rebellen'' kostümieren. Sie legen es
einem natürlich grundsätzlich selbstgefällig als Arroganz aus, so
zu reden. Aber wahr bleibt es trotzdem. Es hat manchmal schon
etwas Komisches, all das Geschrei gewisser Metal-Fans, bloß
weil ich nach 17 Jahren Musikerlaufbahn im Alter von 37 als
Mensch ein wenig erwachsener und als Musiker ein Anderer
geworden bin, als sie mit ihren drei Begriffen von Musik
nachzuvollziehen offensichtlich in der Lage oder Willens sind.
Mein großes Verbrechen in den Augen dieser Leuchten ist es,
dass ich nicht liefere, was sie gerne hätten. Aber nicht etwa
qualitativ, sondern meistens ganz direkt im Sinne einer
Helloween-Schablone. Sie scheinen ernsthaft zu glauben, ich
setze mich als Solokünstler vor einem Album hin und versuche
mit aller Kraft ein Keeper-Album zusammen zu kaspern. Aber
weil ich so ''schlecht'' bin, gelingt mir das natürlich nicht und es
kommt etwas ganz Anderes dabei heraus. Sie begreifen gar
nicht, dass ich überhaupt nicht zu leisten versuche, was sie
24
suchen. Protzblitznocheins! Ihr Verhalten ist genauso logisch,
wie wenn jemand ein Haus baut, und es kommt ein Mensch
vorbei, der sagt: „Dies ist aber ein ziemlich schlechtes Auto!"
Es soll gar kein Auto werden! Aber weil er nur Auto, Auto
verstehen kann, ist er nun sauer. –
Vereinfacht dargestellt kommt die absolute Lächerlichkeit
dieser Zustände noch deutlicher zutage: Man hat als junger
Mensch irgendwann seine Liebe und vielleicht auch sein Talent
zur Musik entdeckt, sich zu Weihnachten dann eine Gitarre
gewünscht, in der Schule entsprechende Fächer besetzt, bloß
um so viel Musik machen zu können, wie möglich. Später
gründet man dann seine erste Band, schreibt immer besser
Songs und irgendwann macht man sogar professionell Musik.
Und auch dann macht man als Musiker die ganze Zeit über
nichts anderes, als nach dem, was man gelernt hat und selber
gut findet, Songs zu schreiben und nach Kräften und bestem
Gewissen Alben zu produzieren, an die man glaubt und woran
man selber seine Freude hat, weil man ''naiverweise'' davon
ausgeht, dass auch nur dann andere ihre Freude daran haben
können, da es ja nur so etwas Ehrliches wird. Aber weil
Menschen nun einmal unterschiedlichen Musikgeschmack
haben und Du vor einigen Jahren in einer Band doch noch
Anders-Klingendes veröffentlicht hast, können und wollen
manche Deine Sachen nicht mehr nachvollziehen. Doch anstatt
dann einfach andere Musik zu hören, die sie mögen und besser
verstehen, verlästern sie Dich nun, ja hassen Dich sogar für
Dein übergroßes Verbrechen, es gewagt zu haben, etwas zu
veröffentlichen, was ihnen nicht gefällt. Und nun versuchen sie
mit aller Kraft auch alle anderen davon zu überzeugen, dass Du
das Allerletzte bist und sie davon abzubringen, Deine Musik zu
unterstützen. Eigentlich ist es eine schöne Sache mit Dir; Du
kannst immerhin singen, schöne Songs schreiben und
selbstständig vom Aufstellen der Mikrofone bis zum Mischen
einer CD so einiges, was viele nicht können; und Du bist sogar
noch ehrlich dabei! Dein Tun sollte also eigentlich etwas sein,
woran man sich erfreuen kann. Aber weil die Welt voll ist von
25
bornierten Spießern und arroganten Klugscheißern, sollst Du
Dich jetzt schlecht fühlen und vor ihnen rechtfertigen dafür, wie
Du es wagen konntest, nicht den Vorstellungen Deiner Kritiker
gemäß zu tanzen? –
Ich kann es in Grenzen ja verstehen, dass Fans, die eins oder
einige frühere Alben einer Band oder eines Künstlers toll
fanden, und das nächste dann so ganz anders klingt als
erwartet, erst einmal etwas verunsichert, ja vielleicht sogar
enttäuscht sind. Aber solche sollten sich dabei dann ernsthaft
einmal die Frage stellen, inwieweit Künstler überhaupt den
Erwartungen von Kritikern oder Märkten entsprechen sollen,
wenn Kunst überhaupt noch irgendetwas Echtes sein soll? Was
man vom Künstler erwarten kann und sollte, ist, dass er sich
Mühe, und sein Bestes gibt, dass er ehrlich und kreativ ist. Der
Rest ist kunstfeindlich und macht alles bloß unwahr. Im
persönlichen Umgang mit Menschen mag ich doch auch keine
Arschriecher, die bloß versuchen, mich auszurechnen, zu
übertölpeln und zu manipulieren. Bei Musik ist das ganz genau
das Gleiche! Ich will, dass mir der Musiker etwas erzählt, was
Substanz und Wahrheit hat, und nicht, dass er sich bei mir
anbiedert. Die gesündeste Treue zum Publikum ist und bleibt
somit immer die Liebe zur eigenen freien, also wahrhaftigen
Musik. Denn damit bekommt das Publikum immer das Beste,
was so auch gut für uns alle und unsere Kultur ist. Es wird mir
immer ein Rätsel bleiben, wie es möglich geworden ist, dass in
unserer Zeit mit einer derartigen Selbstverständlichkeit sogar
dermaßen viele ''Journalisten'' (die es nun wirklich besser
wissen sollten) ernsthaft ihren persönlichen Geschmack
anderen als Maßstab für gute Musik aufzwingen wollen und nur
das unterstützen und fördern, was sie gut finden - was ja
vielleicht noch in Ordnung wäre - aber dabei nebenbei eben
gerne alles verreißen, was sie nicht begreifen. Solche Köpfe
sollten in einem Fan-Club arbeiten, da ist dieses Konzept
ausreichend, aber ernstzunehmender Musikjournalismus ist das
ganz bestimmt nicht. Unser persönlicher Geschmack ist eine
schicke Sache, geht aber auch nur uns persönlich etwas an. Mit
26
einem verächtlichen Wink wird die teilweise jahrelange Arbeit
eines Musikers vom Tisch gefegt mit der Begründung: „Es kling
nicht wie ... oder gefällt mir nicht. Also bloß nicht gut finden oder
kaufen!“ Respektlosigkeit und Geringschätzung der Arbeit von
Künstlern erscheint den Spießern heute als ''Unabhängigkeit''
oder ''Objektivität'', es ist in Wahrheit aber bloß Arroganz und
kulturlos. Ganz besonders die Heavy-Metal-Presse hat sich vielfach zum
direkten Gegenteil dessen entwickelt, was die Aufgabe von
gesundem Musikjournalismus wäre. Musik-Presse sollte immer
ein Verständnis förderndes Bindeglied zwischen Musiker und
Musikfreund sein; ist dort aber fast nur noch eine üble
Dreckschleuder der Vorurteile. (Oder bezahlte Werbung im
täuschenden Kostüm von Musikjournalismus. Dies ist jetzt zwar
kein Heavy-Metal-Blatt, aber vielleicht trotzdem interessant, zu
wissen: Es kostet 10.000 Euro, um Platte oder Akt des Monat
im WOM-Magazin zu sein; also wenn man das nötige
''Kleingeld'' hat, dann ist man für dieses Magazin künstlerisch
sofort richtig ''toll'' und ''wertvoll''). Viele Vertreter der MetalPresse (glückliche Ausnahmen immer ausgenommen) sind
tatsächlich ganz ernsthaft überzeugt davon, das Recht und die
Lizenz zu besitzen, entscheiden zu dürfen über die Existenzoder Nichtexistenzberechtigung von Alben und Künstlern. Und
akzeptiert man ihre Richtersprüche nicht, dann verstehen die
Jungs und Mädels die Welt nicht mehr. Was sich in dieser
Szene erlaubt nicht der Norm oder den vorgefassten
Erwartungen als Gesetz zu folgen, wird gnadenlos vernichtet.
Meistens fängt ein Spießer-Schmierfink bei einer größeren
Zeitung das Verreißen an, und es folgen brav alle noch
größeren Kleingeister seinem Beispiel. Und nur äußerst selten
nimmt es noch eine Wende, wenn die Denkrichtung von
autoritativ muckerpolizeilicher Seite einmal vorgegeben wurde.
Und in der Regel glauben sie spätestens dann doch wieder an
ein Album und geben zu, sich ''geirrt'' zu haben, wenn der
nötige Absatz am Markt eingetreten ist, sie den Erfolg also nicht
verhindern konnten, vor dem sie grundsätzlich einen Kniefall
27
machen. Zusätzlich zu ihrem Richter- und Henkersamt, in
dessen pflichtbewusster Ausübung unser Kritiker-Adel es
grundsätzlich besser weiß als die Musiker selber, wie man gute
Musik zu machen hat, sind sie – ganz besonders bei meiner
eigenen
erzverlogenen
Persönlichkeit
auch
noch
Diplompsychologen und Hellseher! Denn sie wissen zudem
auch noch besser als ich selber die Wahrheit darüber, warum
ich eigentlich tue, was ich tue, und sage, was ich sage. Man
kommt aus seiner Begeisterung über solch übermenschliche
Weisheit gar nicht mehr heraus! In Wahrheit aber können sie
sich einfach nur nicht vorstellen, dass ich das, was ich auf jetzt
schon Hunderten von Seiten erzähle, tatsächlich ernst meinen
könnte. Deshalb ist für sie alles ganz selbstverständlich eine
riesengroße Lüge. Weil sie Moralisches und Kulturelles nicht
ernst nehmen können, empfinden sie mich und mein Denken
als überzogen oder einseitig und sind der Ansicht, dass sich
hinter meinen Worten in Wahrheit eben nur Frust und
Unzufriedenheit über irgendetwas verbergen würde. So wenig
Sinn können sie mit meinen Worten verbinden! Gerade diese
Tatsache offenbart ihre Erbärmlichkeit, denn es ist eben nur
wieder der Spießer, der sich grundsätzlich nichts anderes
denken kann, als sich selber. Unsere Pseudo-Rebellen können
es oft einfach nur nicht fassen, dass hier jemand anderer
Ansicht ist, als sie und die Blasphemie wagt, zu sagen, was er
denkt und die Musik zu machen, die er wirklich will, ganz ohne
Rücksicht
auf
negative
Propaganda
für
seine
Veröffentlichungen und unbeeindruckt von der Macht, die diese
Magazine als Spießer-Hochburgen der Vorurteile über das
Denken so vieler ja leider heute haben. Es ist für sie ganz
unerträglich, sich vorzustellen, dass es Menschen geben
könnte, die überhaupt nicht interessiert daran sind, was sie allmonatlich so zusammenschreiben, oder ihnen zu gefallen und
ihre selbstverliebten Hinterteile zu küssen. Viele dort scheinen offensichtlich ernsthaft zu glauben, gegen
die Freiheit und die lebendigen Gesetze der Kunst und Kultur
längerfristig siegen zu können. Sie können zwar die täuschen,
28
die längst blödsinnig und abgestorben für die Wahrheit sind;
alle anderen werden aber früher oder später gerade durch die
immer höher gestapelten Berge von Lügen auf die Wahrheit
gestoßen. Und um unsere hirn- und herztoten Teufelsanbeter
noch mehr zu ärgern: Die Wahrheit wurde ja Fleisch unter uns!
Sie ist längst hier! Sie wohnt nun im Erdenreich und zieht seit
Jahrhunderten durch die Welt und die Seelen, um alle die
mitzunehmen und zu begeistern, die aus der Wahrheit sind!
Und Sie lässt alle jene zurück und fegt sie davon wie verdorrte
Blätter im Wind, die die Finsternis und Lüge mehr lieben, als
das Licht. –
Freunde der Musik! Ihr könnt euch wahrscheinlich gar nicht
ausmalen, wie katastrophal die Zustände im Musikgeschäft
ganz besonders in Deutschland mittlerweile geworden sind. Ich
bin bei jedem Gespräch mit Managern, Verlegern oder LabelMenschen immer wieder aufs Neue entsetzt. Authentische
Musik stirbt nicht bloß aus, allein nur die Idee davon wird nicht
einmal mehr begriffen. Musik wird ausschließlich noch
behandelt nach dem marktwirtschaftlichen Prinzip von Angebot
und Nachfrage, ganz egal, in welchem Musikstil veröffentlicht
wird. Und ein Musiker, der irgendwie noch frei seine Musik
machen möchte, ist längst eine Bedrohung, ein Störenfried, ein
Alien, den man erstaunt kritisiert oder mit Kopfschütteln
misstrauisch mustert. Diese Ideen sind heute meistens nur
noch Promotion-Floskeln. Die Spießerwelt erklärt eine
Auffassung von Musik mit Identität, Persönlichkeit und Freiheit
scheinheilig für verurteilungswürdigen Egoismus des Künstlers.
Die alles erstickenden Krämerseelen lassen gar nichts anderes
mehr zu, als auf den Markt kalkulierte Dienstleister-Musik. Und
als ein Mensch, der hin und wieder zumindest noch einmal
versucht, klar zu machen, dass doch Musikkultur nur wirklich
gedeihen kann nach den Gesetzen der Freiheit und
Wahrhaftigkeit, bist du sofort ein Spinner, den man schneidet. –
Unsere so laut gepriesene ''Revolution des Rock n' Roll'' ist
ganz schnell zur lahmen Lüge geworden, weil der ideelle Inhalt
29
von Anfang an fehlte. Von Beethoven zu unserer modernen
Musik war ein geistig-kultureller Abstieg genug, aber es ging
tatsächlich noch erbärmlicher. Von Elvis, den Beatles, den Who
oder Rolling Stones (die alle zumindest zu Anfang ganz ähnlich
dachten wie ich, wenn es um das Ärscheküssen geht) bis in
unsere Zeit des spießigsten Verständnisses von Musik-Kultur
überhaupt, war es ein noch größerer Absturz. Mancher kann
vielleicht noch fühlen, dass da doch ein grundsätzlicher
Unterschied zwischen John Lennon und einem Daniel Küblböck
oder den No Angels besteht, doch wer kann diesen denn noch
wirklich begrifflich klar definieren? 20.
Vielleicht bin ich ja streckenweise etwas extrem in meinem
Widerwillen gegen alle Zwänge. Sowie ich einen Zwang
verspüre, will ich raus. Bei meiner Steuererklärung bekomme
ich Atemnot und selbst Wahrheit akzeptiere ich nicht, wenn sie
mir jemand aufzwingen will, sondern nur, wenn ich sie
genügend selber begriffen habe. Das Gesetz des Moses ist
wahr, doch noch kein inneres, freies. Erst im Ich oder Herzen
verinnerlicht und auferstanden durch >Christus in uns< ist es
freies Gesetz und moralisches Leben, und deshalb annehmbar
für freie Menschen. Zudem habe ich ein ziemlich hitziges
Temperament. Das ist gut für manches, aber verbrennt auch
vieles; vor allem mich selbst. Nach einem großen Waldbrand
bleibt erst mal nur ödes Land zurück. Das ist im Seelenleben
ganz ähnlich. Oft erst ins Extrem getrieben scheint mir die
nackte Wahrheit sichtbar. Radikalität schafft unbedingt viel
Schwüles, Unbestimmtes, Verwässerndes reinigend hinweg
und ermöglicht oft überhaupt erst Raum, Licht, Luft und
Klarheit. Aber sie macht ungezügelt auch vieles kaputt und
schwerer im Leben. Ich konnte in jüngeren Jahren andere mit
meinem Temperament schnell mal an die Wand reden und sie
dabei nicht selten ziemlich vernichten, ohne es zu merken oder
zu wollen. Mit dem Älterwerden wird dies aber besser. Es ist
allerdings aber auch ganz besonders seelisches Feuer, was
30
viele heute nicht vertragen können. Zudem herrscht ein
verborgener Hass gegen alles Individuelle. 21.
Plotins Werk über das Schöne ist nicht bloß über dieses,
sondern es ist schön an und in sich, und somit noch wahrer.
Rudolf Steiners Wort war auch nicht bloß Reden über Geist,
sondern sein Wort war lebendiger Geist, Wort des
Geistesmenschen,
durchsättigt
und
durchkraftet
von
moralischem Leben. –
22.
Es ist erstaunlich und bezeichnend für den Zustand
Mitteleuropas, dass eine Erscheinung wie Rudolf Steiner derart
unerkannt und ohne größere Wirkung auf die allgemeine Kultur
an so vielen spurlos vorübergehen konnte. Immer erst alt
geworden, abgeschwächt und abgetötet als Tradition (wie als
Buddhismus oder Katholizismus etc.) aus der Vergangenheit
herübertönend können viele geistige Impulse nur noch
ertragen. In 300 Jahren wird Rudolf Steiner unter Christen
allgemein viel mehr erkannt und anerkannt sein; und wenn sich
dann wieder Neues lebendig unter uns offenbart, erkennen
viele es dann wieder nicht. Die wirklich großen Geister und
echten Kulturträger der Menschheit wurden von ihren
Zeitgenossen immer verkannt und verfolgt. –
23.
Gandhi konnte sehr selbstlos sein, aber ebenso starrköpfig,
hart und unbeugsam, wenn es um seine Überzeugungen ging.
Und niemand wird behaupten wollen, dass er wegen seiner
Fähigkeit zur Selbstlosigkeit keine Persönlichkeit besessen
hätte. Gandhi sagt in seiner Autobiografie:
... Der Wahrheitssucher muss demütiger sein als der Staub.
Die Welt tritt den Staub unter ihre Füße,
doch der Wahrheitssucher sollte sich selbst so demütigen,
31
daß selbst der Staub ihn zermalmen könnte.
Nur dann, und nicht vorher,
wird er einen Schimmer der Wahrheit erhaschen. ...
Des anderen forderte Jesus Christus neben dieser
Selbstlosigkeit aber ebenso innere Glaubenskraft, die Berge
versetzen kann, absolute Standhaftigkeit bei Verfolgung und
Versuchung, stärksten Mut zum Geist, vollkommene moralische
Sicherheit und Urteilsfähigkeit usw. Im zusammenfassenden
Denken dieses scheinbaren Gegensatzes hat man ein Erahnen
des höheren Selbst im Menschen, welches bei unserer Geburt
in der Ewigkeit zurückbleibt und bei geistigen Menschen sein
moralisches Licht heruntersendet. Es ist die ewige Individualität,
welche in diesen Potenzen, in diesem scheinbaren Widerspruch
für den sinnlichen Verstand jedoch sein wahres Wesen, Werden
und Leben hat. Es ist die intellektuell ganz irrationale Wahrheit
des Geistesmenschen. Alles und Nichts dynamisch zugleich
gedacht, größte Kraft der Person und Demut gehen im
Christus-Ich nicht nur zusammen, sondern bedingen sich
notwendig gegenseitig. Denn nur die spirituell entwickelte
Persönlichkeit hat Kraft zur Liebe und zum Sozialen, nicht die
ausgeschaltete oder unterdrückte. Hier liegt der Grundirrtum
der Ideen des Kommunismus, Nationalsozialismus, roten und
grünen Sozialismus usw. Denn nicht der wirkliche Mensch wird
dort erfasst, sondern Mensch und Welt bloß tierisch begriffen.
Viele überzeugte >Tiermenschen< halten selbst heute noch –
60 Jahre nach dem Holocaust des 3. Reiches, dessen Ideologie
und Menschenbild dem Kommunismus, Bolschewismus etc. tief
verwandt war - das Hammel-Herden-Gesetz: Der Einzelne ist
Nichts, das Volk ist alles, nach wie vor für ''Selbstlosigkeit und
sozial''.
Doch
in
Wahrheit
ist
jede Politik
oder
Gesellschaftsform, die gegen die freie Persönlichkeit gerichtet
ist, immer antisozial. Der Mensch ohne Selbstbewusstsein ist
gar nicht wirklich da, kann also auch keine echte Selbstlosigkeit
entwickeln, denn was nicht entwickelt ist, das kann sich auch
nicht opfern. Nur der freie, aus moralischer Kraft des
32
selbstbewussten Ichs selbstlos handelnde, ist ein echter
Mensch. Es wachsen keine gesunden Menschen heran, wenn
man ihnen das Selbst und die persönliche Freiheit gewaltsam
abzwingt. Begriffe wie ''kommunistischer Sozialismus'' oder
''Nationalsozialismus'' (also scheinsozial gegen die eigene
Nation und antisozial gegen andere Nationen und den
Einzelnen) etc. sind – wie bei so vielen Dingen in unseren
Zeiten – unwahre Begriffsperversionen. Amerikanische Bootcamps sind nach derselben Auffassung
vom Menschen gestrickt, indem man dort davon überzeugt ist,
dass man problematische Jugendliche oder allgemein
Menschen, die als Kriminelle moralisch sowieso schon
vollkommen gebückt durchs Leben gehen, nur noch mehr
diskriminieren, erniedrigen und in ihrem Ich restlos zerbrechen
muss, um sie dadurch zu angeblich ''anständigen'' Mitgliedern
der Gesellschaft zu machen. Respekt vor dem Leben und dem
Recht Anderer lernen schwache Menschen jedoch niemals
dadurch, dass man ihnen Respektlosigkeit und Erniedrigungen
als Antwort beibringt und man ihnen alle Rechte und
Menschenwürde raubt. Strafe bei Verbrechen muss wohl sein,
aber etwas Anderes oder Besseres, als was sie eh schon
glauben und nach dem sie sowieso schon als Maxime
handelten in ihrem Leben, lernen sie so sicher auch nicht. Auch
die Todesstrafe ist bloß ein weiteres Verbrechen als hilflose
Antwort auf oder Lösung für ein Verbrechen. Man bewahrheitet
und bestätigt das Morden damit im Grunde nur als etwas
Richtiges. Dies ist das alte Gesetz: Gleiches mit Gleichem zu
vergelten, Mord mit Mord zu beantworten. Amerika lebt und
handelt – obwohl es in vielen Seelen ganz überzeugt davon ist,
das Christliche zu repräsentieren – in vielerlei Hinsicht unter
kommunistisch-sozialistisch-nationalsozialistischen
und
antichristlichen Ideen vom Menschen. Jedenfalls das Letzte
was es ist, ist menschlich im christlichen Sinne.
Wie immer nur der gesund selbstbewusste und individuell
starke Mensch wirklich sozial und selbstlos sein kann, genauso
33
kann umgekehrt nur die Fähigkeit zu echter Demut das Selbst
und die Person stark und beständig machen dem Leben
gegenüber. Das Ich wird durch die Kraft der Demut
durchlässiger, unverletzbarer, es stößt sich nicht mehr an allem
und kann deshalb auch nicht mehr so leicht umgeworfen
werden. –
24.
Nur wenn wir in Christus sterben, können wir auferstehen
durch den Geist. Dies muss nicht bloß in Gedanken und im
Gefühl passieren, sondern vor allem auch im Willen. Deshalb
sind das gelassene Annehmen des Schicksals (Karma) und
selbstlose körperliche wie geistige Arbeit ebenso nützlich. –
25.
Die drei neuen Episoden von Star Wars reichen nicht an die
Klassiker heran, da die guten Schauspieler von damals nicht so
ohne Weiteres zu ersetzen sind. Die originalen Filme leben als
Erstes überwiegend von den Persönlichkeiten der Schauspieler
und erst dann von den technischen Innovationen. In den neuen
Teilen sind die Schauspieler und die Dramaturgie eher
zweitrangig und die uns überwältigende Technik steht ganz im
Vordergrund. Also selbst bei Star Wars ist entscheidend für die
Qualität und moralische Kraft, der Mensch. Auf das
Menschliche legte George Lucas bei den neuen Episoden eben
nicht wirklich das Hauptgewicht. Nur ganz oberflächlich und oft
arg gestelzt. Deshalb sind diese Teile auch genau um so vieles
schwächer, als der Mensch nicht im Mittelpunkt steht. –
Für die meisten Kinogänger ist Star Wars ausschließlich
Unterhaltung und Fantasie. Die Serie handelt aber – etwas
äußerlicher - von der Urwahrheit der menschlichen Existenz:
Dem erbarmungslosen Kampf der bösen Dämonen gegen die
Lichtreiche um die Seelen der Menschen. Rudolf Steiner war –
wenn man denn so will - ein echter ''Joda''. Die Menschen
begeistern sich heute an okkulten Inhalten sehr viel lieber in
34
Fantasieform, möchten gerne ''Jedi-Ritter'' mit Lichtschwertern
sein, als dass sie in der Wirklichkeit eine Geistesschülerschaft
zum moralischen Rittertum anstreben. Diese Filme befriedigen
das als Unterhaltung, was wir aber im tatsächlichen Leben
anstreben sollten. Und dies ist vielleicht auch das Gefährliche
daran. Einerseits können sie idealisieren und manches
anregen. Aber sie sind andererseits vielleicht auch
Ersatzkorrelat und nutzen – je flacher und kindischer gemacht desto schneller spirituelle Ideale allzu sehr ab, machen solche
wirkungsloser und befriedigen Impulse im Menschen des lichten
Zeitalters durch den Schein, welche aber Wirklichkeit werden
müssten. Zu Beginn der Originalfilme bekam ich oft Gänsehaut,
wenn Ben oder Joda von der Macht sprachen. Bei den neuen
Episoden muss man sich schon sehr zum Ernst zwingen, um
nicht in eine spaßhafte Stimmung zu kommen, wenn bei den
Trailern in der Kinowerbung von der geistigen Macht oder von
dem, was zum bösen Pfad führt, gesprochen wird. Die ersten
beiden Originalteile >Neue Hoffnung< und >Das Imperium
schlägt zurück<, waren durchaus auch Filme für Erwachsene.
>Die Rückkehr der Jedi-Ritter< und vor allem die neuen Teile
sind – obwohl immer noch sehenswerte Science-Fiction-Filme –
vor allem doch eher Filme für Kinder und Jugendliche. –
26.
Im Gespräch mit einem Materialisten: Du sagst, Du respektierst
mein Weltbild, Deine Ratschläge widersprechen diesem aber
komplett. Jemand wie ich bekommt ständig von allen Seiten –
von intelligenten, gut meinenden, liebenswerten Menschen –
viele Ratschläge, wie er sein Leben ''richtiger'' und ''klüger''
einrichten könne. Aber alles, was sie mir sagen ist: „Gebe Gott
auf, und verleugne Dich selbst!" Ein Mensch, dem die
Entwicklung seines Inneren wichtig ist, wird überall im Leben,
wo Entscheidungen mit moralischem Wert getroffen werden
müssen, ganz anders entscheiden, als jemand, dem nur oder
überwiegend das äußere Leben wichtig ist. Die Prioritäten und
Lebensgrundlagen sind ganz andere. Deshalb sind
35
Meinungsaustausch oder Streitgespräche hier meistens witzlos.
Würdest Du meinen Idealen folgen, obwohl Du sie gar nicht
nachvollziehen kannst, Du wärest ein Heuchler. Aber genauso
ich, wenn ich Deinen folgen würde. –
27.
Jugend ist etwas Wunderbares, aber keine Leistung. Wir
bekommen sie alle umsonst geschenkt und sie schwindet uns
wieder genauso schnell und sicher. Man sollte nicht allzu viel
auf seine Jugend geben. Viel mehr ist es, in Würde und mit
wachsender Produktivität älter und alt zu werden. –
Der ältere Mensch wünscht sich oft das Lebensgefühl seiner
Jugend zurück, aber geistige Unbeschwertheit durch
Selbstlosigkeit ist viel größer, als die Unbeschwertheit der
Jugend, die auf leiblich-biologischen Kräften, Unreife und der
Begrenztheit des Bewusstseins beruht. 28
In einer Reportage neulich im Fernsehen ging es um einen
jungen Amerikaner, der Millionen damit verdient, Videos zu
produzieren, in denen z. B. Obdachlose dafür bezahlt werden,
dass sie sich gegenseitig blutig schlagen oder von anderen wie
Tiere behandelt und erniedrigt werden usw. Er zeigte prahlend
sein luxuriöses Haus und erklärte uns, dass er ganz stolz über
seine Erfolge und seine tollen Ideen sei. – Mir viel da gleich ein
Ausspruch Herbert Wimbauers ein: „Ahriman bezahlt wahrlich
alle gut, die die Menschlichkeit und Menschheit verraten und
mit Füßen treten“. - Dieser jämmerliche Mensch bereichert sich
nicht nur am Unglück anderer Menschen und an der perversen
Lust, die viele an der Grausamkeit empfinden und kultivieren, er
ist auch noch stolz darauf, sich so erfolgreich zum Werkzeug
des Bösen zu machen! Solche Menschen hatten entweder nie
eine menschliche Seele oder sie sind im Begriff, sie demnächst
zu verlieren. Hier kommen das Böse und die Gewissenlosigkeit
ganz unverblümt zum Vorschein. Es werden perverse Instinkte
36
geschürt
und
menschenverachtende
Gesinnungen
herangezüchtet, die irgendwann bloß noch von dem richtigen
Teufelsbraten kanalisiert werden müssen, um erneut großes
Unglück über die Menschheit zu bringen. Man kann es oft gar
nicht mehr glauben, wie krank wir Menschen bereits geworden
sind! Das Ausmaß, in dem das Unedel-, Lieblos-, Grausam-,
Respektlos-, Gewissenlos-, Materialistisch- und Gottlossein
idealisiert wird, ist immer wieder erschreckend. Der Abfall der
Menschheit, der moralische Bodensatz der Evolution sind
solche, die sich bewusst zum Werkzeug des Bösen machen. –
29.
Wie Weltanschauungsmaterialisten sich selber das Problem
der Anthroposophie oder der Hellsichtigkeit an sich lösen, ist
breit gefächert. Für Jürgen von der Lippe ist alles an
Geisterscheinungen - z. B. auch die Christuserfahrung des
Paulus vor Damaskus - bloß eine Fehlfunktion gewisser
Hirnlappen, also bloß krankhafte Illusion. Dass es auf diesem
Gebiet viel Illusion und Krankhaftes gibt, ist eine Tatsache,
dennoch
gibt
es
hier
durchaus
auch
sichere
Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen Wahrheit und Wahn.
Wie man im Leben unterscheiden kann zwischen einer nur
eingebildeten Limonade und einer Wirklichen, oder eines
echten Stückes glühenden Stahls, von einem bloß
Vorgestellten, wenn man nur einmal versucht, sich mit einer
bloß eingebildeten Limonade den Durst zu löschen oder ein
echtes Stück glühendes Stahl anzufassen (wie Rudolf Steiner
einmal erläuterte), so ist dies auch bei spirituellen Erfahrungen
der Fall. Über allen Geist und alles Hellsehen auf diese Art zu
urteilen, wie unser sympathischer Jürgen von der Lippe es tut,
ist mustergültiger Materialismus. Es ist solchen Menschen nicht
einmal die Vorstellung möglich, dass es vielleicht mehr an
Realität geben könnte, als das, was man physisch sehen und
anfassen kann, obwohl selbst die Physik überall immer mehr
darauf hinweist. Manche sagen, Anthroposophen legen einfach
in die wissenschaftlichen Fakten Innermenschliches hinein, um
37
es dann als Taschenspielertrick wieder herauszuklauben und
Ähnliches. Doch diese Logik würde nur dann Sinn machen,
wenn es den Menschen im Kosmos nicht geben würde. Der
Mensch ist aber Teil des Ganzen, ist nicht ''hineingeklaubt'',
sondern alles, was er ist, ist mit ihm auch real vorhanden im
Universum. Somit ist doch gerade jede Weltanschauung ohne
den Menschen unvollständig und damit falsch. Beschreibt man
die Entstehung und Entwicklung des Kosmos anthroposophisch
als sich entwickelnd aus dem dreifaltigen Logos, dann sind der
Mensch und das Moralische überall dabei. Die materialistische
Wissenschaft hingegen – und darauf ist sie ganz besonders
stolz, weil sie dies für ''objektiv'' hält - beschreibt den Kosmos
überall ohne Seele und Geist auf die äußerlichste Weise ganz
ohne den Menschen und begreift den Menschen, wie den
Kosmos so natürlich nicht. Diese Art der Wissenschaft erscheint
vielen nur deshalb so einleuchtend, weil ihre Seelen ähnlich
abstrakt geworden sind und sie keine Wahrnehmung vom
Menschen mehr haben. Den Menschen überall auszuschalten,
vor allem moralisch, oder ihn wenigstens ganz klein und
bedeutungslos zu sehen, empfinden manche heute sogar als
ganz besonders erhaben: „Hast Du jemals vor dem Ozean
gestanden und empfandst Dich selber als vollkommen
bedeutungslos?" „Der Mensch ist ein Nichts und die Erde ein
verschwindendes Staubkorn im Universum …“ Auch Reinhold
Messner liebt es zu erzählen, dass im Anblick gewisser
Naturgewalten die menschliche Moral ganz lächerlich werden
würde usw. (Für Herrn Messner ist sowieso nur der Mensch von
vor 30.000 Jahren der echte und interessante. Alles Spätere sei
''aufgepfropft''; also alle Entwicklung und Kultivierung des
Menschen in geistiger und moralischer Hinsicht seither natürlich auch die christliche - sind somit nichts. Also dann:
Zurück in die Höhlen!) - Alle diese Menschen bemessen den
Wert der menschlichen Existenz an bloßen Äußerlichkeiten, ja
im Grunde an seiner leiblichen Größe, an dem mathematischabstrakten Größenverhältnis des Menschen zum Universum,
weil solche Geister nur Quantitatives verstehen, und nichts
38
Qualitatives. Es ist bei Reinhold Messner eine ausgeprägte
Fähigkeit, die Schönheit der Natur zu empfinden, gepaart mit
der Unfähigkeit, den Menschen moralisch zu fassen und
entsprechend würdigen zu können. Er versucht seine
Unfähigkeit, einen Sinn im Leben erkennen zu können, seine
persönliche innere Leere und spirituelle Blindheit durch
physische Extremerfahrungen zu kompensieren. Damit gibt er
sich selbst erst eine Art ''Erlebnissinn'', denn die Welt an sich
hat für ihn absolut keinen Sinn. Er äußerte sich im Fernsehen
einmal direkt entsprechend: „Die Welt hat a-priori de-facto
keinen Sinn“ usw. Der Wert oder die Bedeutung menschlicher
Moral oder Geistigkeit ist in Wahrheit aber nicht durch
physische Größenverhältnisse zu fassen oder zu relativieren
oder gar auszuschalten. Tatsächlich sagt die räumliche Große
des Menschen im Gegensatz zum Universum gar nichts aus
über den Wert menschlicher Moral. Dies ist eine unsinnige
Rechnung. Es ist das Denken von Menschen, die sich restlos
an die Außenwelt verloren haben und deshalb nicht mehr
unterscheiden können zwischen Außenwelt und Welt des
Geistes. Ähnliches liegt vor bei Intellektuellen, die, wenn von
>höheren Welten< oder dem >Göttlichen über uns< gesprochen
wird, dann sagen: „So können wir heute im Zeitalter der
Raumfahrt nicht mehr reden, denn wir wissen ja nun, dass über
uns nur der Weltraum ist“ usw. Solche Menschen begreifen
nicht einmal mehr, dass nicht der physische Raum über uns
gemeint ist und jemals damit gemeint war, sondern die höhere
geistige Welt über uns. Es würde mich gar nicht wundern, wenn von materialistischen
Rudolf Steiner Kritikern aus ihrer Oberflächlichkeit heraus ganz
im Ernst einmal die Frage gestellt würde, in welchem ''Verlag''
denn nun die >Akasha-Chronik< erschienen sei, aus der Rudolf
Steiner ja so viel zitiert? Ich glaube, mich zu erinnern, dass
etwas Ähnliches zu Lebzeiten Rudolf Steiners sogar schon
vorgekommen ist. –
39
30.
Es ist eine moderne Art der Heuchelei, wenn Künstler es als
''schöne Bescheidenheit'' ansehen und verkaufen wollen, darauf
zu verzichten, Inhalte und Ideale zu vermitteln. Irgendetwas von
Bedeutung zu sagen oder zu schaffen, könnte ja manche Leute
verärgern! Sie verzichten deshalb lieber darauf, irgendeinen
Sinn zu machen, damit sie ja nirgends anecken und besser
'Everybody's Darling' sein können. Tatsächlich brauchen aber
die Kultur, die Kunst und ganz besonders junge Menschen
Werte und Inhalte, sonst wird ihnen am Ende eben alles wertlos
und sie respektieren irgendwann nicht einmal mehr das nackte
Leben ihrer Mitmenschen. Wenn Künstler keine Werte haben
oder vermitteln wollen, sind sie ebenso wertlos für die Kultur
und machen sich bloß zum Werkzeug des Verwässerns und zu
Dienern des Untergangs. Sie sind wie ein Arzt, der aus
Untätigkeit und falschen oder nicht vorhandenen Ideen heraus
krank macht, anstatt zu heilen. Es als neue Art von ''Tugend''
oder Bescheidenheit anzusehen, gar keine Tugenden haben zu
wollen, es als besonders selbstlos anzusehen, kein moralisches
Selbst zu besitzen und nichts von Wert vermitteln oder schaffen
zu wollen, ist wieder bloß Spießermoral. –
31.
Es war schon ein ernüchternder Moment, als ich vor Jahren bei
einem Interview feststellen musste, wie sehr Sting bloß ein
verkappter Naturmaterialist oder Pantheist ist. Er sagte, wenn(!)
Gott existiert, dann kann er nur in der Natur sein; und er wolle
seine Kinder auf jeden Fall nicht christlich, mit all dem Blut und
dem fürchterlichen Kreuz usw. aufwachsen lassen. In einem
seiner Songs findet sich die Zeile: „If the father of Jesus exists,
how come he never is here“? Und über diese Zeile ärgere ich
mich immer wieder aufs Neue, wenn ich sie im Radio höre.
Denn nicht nur, dass er Jesus Christus damit zum Lügner
erklärt, sondern bloß weil er selber Gott nicht sehen kann (z. B.
im Menschen), existiert Gott natürlich auch nicht, oder dann
40
bloß in der Natur usw. Sting hatte viel Zeit und Möglichkeiten,
um spirituelle Wahrheit zu finden, da er finanziell unabhängig
und ein intelligenter Mensch ist. Aber gängiger und intellektuell
bloß verhüllter Naturmaterialismus ist bisher leider alles, was er
aus seiner Zeit machen konnte. Zu etwas Besserem, als
jahvistischer Naturverehrung und den üblichen Floskeln der
Materialisten über Gott und Jesus Christus ist auch er bisher
nicht gekommen. Sting ist ein weiterer Beweis dafür, dass
Intellekt und Geist eben nicht das Gleiche sind. Und dass er seit
Langem begeistert >Tantra-Sex< praktiziert, passt auch prima
ins Bild. 32.
Die momentanen Werbespots gegen Raubkopierer sind
ziemlich hilflos und falsch ausgelegt. Dass Raubkopieren ein
Verbrechen ist, beeindruckt junge Leute wenig; macht es eher
noch interessant. Auch das Drohen mit Gefängnis ist meines
Erachtens großer Unsinn. Vor allem die nachwachsenden
Generationen müssten die sozialen Zusammenhänge
einsehen lernen. Sie müssen begreifen, dass durch
Raubkopieren nicht bloß ''Plattenbosse ein paar Millionen
weniger schaufeln können'', sondern dass viele Menschen –
und nicht bloß Musiker - die innerhalb der Musikindustrie
arbeiten tatsächlich immer mehr um ihre Existenz gebracht
werden. Musikfans müssen das Asoziale und Unmoralische des
Raubkopierens einsehen lernen, und wie sie dabei Bands und
Künstler um ihre Zukunft, und sich selber immer mehr um gute
Musik bringen, wenn sie sie nicht durch legalen Kauf von CDs
(oder legale Downloads) unterstützen wollen. Es muss tiefer
begriffen werden, wie dieses ignorante Verhalten ganz viel
vollkommen unnötiges soziales Unglück verursacht. Auch hier
ist der Weg zur Gesundung wieder nicht das tote Gesetz,
sondern das Appellieren an das Moralische. Nicht von außen
erzwungen, sondern in der Seele und Vernunft des Einzelnen
frei erfasst und selber gewollt muss es sein. Nur so wird die
Musikkultur gesunden können. Es ist dabei natürlich klar, dass
41
ganz besonders ausgewachsene Ignoranten selbst dann noch
weiterhin Musik (oder DVDs) klauen werden, weil sie neben
ihrem eigenen Ego und persönlichen Vorteil überhaupt nichts
weiter interessiert. Aber viele Menschen werden sehr wohl
früher oder später einlenken. Wir sollten unsere Gesellschaft
und Zukunft grundsätzlich nie mehr nach den Asozialen
gestalten! Die Gewissenlosen sollten gar nicht mitformen dürfen
an unserer Kultur. Rudolf Steiner sagte einmal die schönen
Worte: „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser." Um die Wahrheit
dieses Satzes wirklich zu begreifen, muss man den Menschen
als moralisches Wesen kennen. Dann weiß man: Eine
wahrhaftige moralische Beziehung zwischen Freunden der
Musik und ehrlichen Künstlern wird die einzige Lösung der
Tragödie des Marktes sein. –
33.
Eine Gesellschaft, in der Millionen von Menschen überflüssig
sind, nicht gebraucht werden und keinen Platz zum Existieren
finden, ist eine Gesellschaft, die auf falschen Grundlagen
aufgebaut ist. Junge Menschen wachsen bei uns heute auf,
indem sie bereits als Kinder von allen Seiten unterschwellig
oder ganz direkt die Überzeugung vermittelt bekommen:
„Niemand braucht Euch! Seid froh, wenn Ihr überhaupt einmal
Arbeit findet und leben könnt. Es wäre doch im Grunde viel
besser, Ihr würdet gar nicht existieren.“ Usw. In Wahrheit sind
Menschen aber niemals, unter keinen jemals denkbaren
Umständen, überflüssig; egal in welchem Lande. Der einzelne
individuelle Mensch hat einen absoluten unmessbaren Wert,
hat absolute Bedeutung und ein uneingeschränktes
Existenzrecht
an
sich.
Es
gibt
lediglich
wertlose
Gesellschaftsformen, es gibt menschenverachtende Ideologien
und falsche Ideen und Politik. Weil unsere Gesellschaft in
Wahrheit auf das Tier gegründet und ausgerichtet ist, und nicht
auf den Menschen, müssen Millionen (weltweit zurzeit ca. 1.2
Milliarden) sich wertlos und überflüssig fühlen.
42
34.
Verlagsverträge werden für Künstler mit Ambitionen - die aber
erst noch etwas erreichen müssen - immer sinnloser, da es so
weit gekommen ist, dass Du von Verlagen – wenn überhaupt –
vielleicht noch 3000 bis 5000 € bekommst, und dafür wollen sie
dann oft 40 % und mehr Deiner GEMA-Einnahmen. Wenn Du
dann mit einem Album erfolgreich bist, ist das so ziemlich der
mieseste Vertrag, den Du abschließen kannst. Solche Verträge
machen also nur noch Sinn für solche, die erfolglos sind und es
auch bleiben wollen, ansonsten rechnet sich das nur für die
Verlage. Musikverlage investieren dabei heute ausschließlich
nur noch in Deine Vergangenheit und nicht einen Schritt in eine
vielleicht vielversprechende Zukunft. Selbst wenn Du Ihnen das
beste Album der Welt als Demo vorlegen würdest, bekommst
Du nur noch einen Vertrag und Vorschuss, wenn der Erfolg
''ausrechenbar'' erscheint. Genau dieses Denken hat den Markt
so kaputt gemacht, weil so eben nicht mehr Qualität und
Kreativität unterstützt werden, sondern bloß noch solche
Künstler, die sich am besten selber bloß noch abkupfern. So
muss jede Musikkultur am Ende doch aushungern. Bei
Plattenverträgen ist es mittlerweile ganz ähnlich. Größere
Vorschüsse von Majors in Deutschland bewegen sich heute
höchstens zwischen 20.000 und 60.000 € und wirkliche
Promotion machen sie nur noch für die Wenigsten. Dafür
kassieren sie aber nach wie vor 98 % aller Einnahmen ab. Nur
weil Labels einen Vorschuss vorstrecken, gehört ihnen alles,
was durch Dein Werk und Deine Arbeit dann reinkommt. Und
weil man durch die elende Raubkopiererei auch längst kaum
noch CDs verkaufen kann, wie noch einigen Jahren, verdienst
Du selber nie etwas dabei. Die Industrie hat sich immer mehr
dahin entwickelt, sich komplett überflüssig zu machen, da sie
wirklich alles falsch macht. Es rechnet sich für Musiker bereits
deutlich mehr, einen Kredit bei einer Bank aufzunehmen, ein
Album selbst zu produzieren und es im Internet zu verkaufen.
Diese Entwicklung wird in größerem Stile sicherlich auch bald
kommen. Denn es bringt zusätzlich zur finanziellen
43
Gerechtigkeit auch noch viele Vorteile für freie Musik. Man ist
als Künstler dann unabhängig von Labels, Vorgaben, Moden,
Idioten und Chaoten. Wirtschaftlich unabhängige Künstler mit
eigenen Labels sind vielleicht die einzig richtige Antwort auf die
Unfähigkeit der Musikindustrie, die einfach nicht davon zu
überzeugen ist, dass verlogene Fast-Food-Pseudo-Musik alles
nur ruiniert oder dass echte Künstler etwas von Musik und den
Gesetzen der Kultur verstehen könnten. Ehrliche Musik muss
sich in Zukunft autark machen, denn die Industrie fördert (fast)
nur noch verlogenen Schrott oder Kinderkram. –
35.
Erst bringt Deutschland einem Daniel Küblböck bei, er sei ein
Superstar, und wenn er es dann irgendwann selber glaubt, wird
es uns wieder langweilig und viel interessanter, ihn sadistischvoyeuristisch fertig zu machen und ihm zu erzählen, es sei alles
doch bloß ein großer Spaß gewesen. Eine Zeit lang ist es dem
Mob in Deutschland ganz unterhaltend, schräge Vögel auf ein
Podest zu stellen und als Könige zu verehren. Wenn es dann
keinen Spaß mehr macht, schubst man sie laut grölend halt
wieder in den Dreck. Die Jungs und Mädels dieser SuperstarKaspereien können gar nichts dafür. In Wahrheit gehören sie
(zumindest die meisten von ihnen) gar nicht erst auf die
Bühnen. Das Problem ist - wie immer - unsere bescheuerte
Musikindustrie, die solche als große Stars verkauft und in
solche Fernsehspektakel Millionen investiert. Sie verkauft dem
Publikum einen völlig unwahren Zirkus, der es verblödet. 36.
Unsere deutschen Stand-Up-Comedians surfen immer wieder
nur zu gerne auf den aktuellen Stimmungen der Masse. Wenn
es gerade an der Tagesordnung ist, jemanden in der Presse zu
zerfleischen, dann baut man den einen oder anderen linken
Spruch auch in sein eigenes Programm schnell noch mal ein.
Man sichert sich damit billige Sympathien und schnelle Lacher,
indem man diejenigen, die eh schon am Boden liegen, noch
44
etwas mehr tritt. Denn dies gefällt der Gehässigkeit und
Schadenfreude vieler. Die schlechteste Comedy ist und bleibt
immer die auf Kosten des Seelenlebens Anderer. Und je mehr
wir Lieblosigkeit lustig finden und Gehässigkeit oder
Grausamkeit unterhaltend, kultivieren wir die Unmenschlichkeit.
37.
Wenn Heavy-Metaller J. S. Bach gut finden, dann mögen sie
daran für gewöhnlich gewisse Tonleitern, die sie auf der Gitarre
nachspielen können; also die äußere technische Struktur. Ich
habe jedenfalls noch keinen Vollblut-Metaller kennengelernt,
der für die menschlich-religiöse Schönheit der Musik Bachs ein
Organ hatte. Wer Bach auch noch ernsthaft Heavy Metal nennt,
der hat moralisch nicht viel begriffen. Heavy Metal ist recht
oberflächlich und in seinen Extremen unübersehbar aus dem
Untersinnlichen, Bach hingegen tiefgründig und aus dem
Übersinnlichen inspiriert. Wird Bach verjazzt, wird er laut Rudolf
Steiner ent-sakralt. Wird er ver-Heavy-Metalt, ist er
ahrimanisiert. – Übrigens seit einiger Zeit werden auf
Bahnhöfen leise Mozart, Bach usw. gespielt, weil sich
herausgestellt hat, dass dies Junkies und Alkoholiker vertreibt.
Warum das so ist, weiß man dort natürlich nicht. Ich denke die
okkulte Antwort darauf ist: Nicht die Menschen selber, aber die
Dämonen, die die ungesunde Lebensführung solch
unglücklicher Menschen herbeilockt und mästet, können diese
Musik nicht ertragen; und sie bewirken, dass Menschen, die
Sklaven ihrer Dämonen geworden sind, vor dieser so schön
menschlichen Musik flüchten. 38.
Agnostizismus ist in Wahrheit bloß ein vornehmer klingendes
Wort als Maske für den eigenen geistigen Stumpfsinn, den man
dabei anderen auch noch aufzwingen will. Der Agnostiker sagt
mit seiner Haltung ja nichts weiter aus als: „Ich bin unfähig zur
Wahrheit, und alle lügen, die behaupten, fähig dazu zu sein
45
oder mehr zu wissen oder zu verstehen, als ich." Wer jedoch
behauptet, objektive Wahrheit existiere gar nicht, der hat
gerade seine menschliche Intelligenz nicht tiefer entwickelt. Er
hat das lebendige Erkennen von Wahrheit nie erfahren, seine
Vernunft verkümmern lassen und verrät sie jetzt. An GeistesStatt hat er nun bloß noch leeren materialistischen Intellekt.
Deshalb glaubt er nun nicht einmal mehr an sich selber. Solche
Gemüter sind dabei immer direkt oder unterschwellig bemüht,
den Wert und die Würde des Menschen im Allgemeinen
herabzusetzen. Denn dies ist die notwendige moralische Frucht
des Agnostizismus. Anti-Gnosis ist die Parole gegen den Geist,
und damit gegen den Menschen. Dass der Mensch zur
Wahrheit fähig und berufen ist, macht seine eigentliche Würde
und Ausnahmestellung unter den Wesen der Erden-Schöpfung
aus. Agnostizismus bedeutet somit tatsächlich, freiwillig seine
Menschenwürde von sich zu werfen und sie dabei auch noch
anderen rauben zu wollen. Wer ihn hochhält, der beweist, nicht
mehr zu wissen, was der Mensch im Kosmos wirklich ist oder
sein sollte. Weil der Agnostiker unterbewusst Gott hasst und
vom Geist nichts wissen will, deshalb hat er notwendig immer
auch die geringste Selbstwahrnehmung und widerspricht sich
überall selbst. Comedian Dieter Nuhr fragte mich kürzlich in einem Email –
nachdem ich ihm etwas verärgert erzählt hatte, dass ich seine
Haltung in seiner Sendung >Wer's glaubt, wird selig<, wo er
jegliche Spiritualität oder Religiosität (humorvoll) als Dummheit
verkauft, ziemlich platt finde - warum Agnostizismus nicht
intelligent sein soll? Ich erwiderte ihm sinngemäß, dass es ganz
notwendig die flachste aller Weltsichten ist, da Materialismus
und Agnostizismus eben die Weltsichtweisen ohne Wahrheit
und ohne Geist sind. Er sagte mir außerdem, „dass etwas nicht
automatisch platt sei, bloß weil es nicht der eigenen
Weltanschauung entspricht“; was drolligerweise aber doch
genau das ist, was ich ihm sagen wollte, weil es gerade seine
Haltung und sein Comedy-Programm darstellt. Er ist es doch,
der jede geistige oder religiöse Weltanschauung für dumm
46
erklärt, nur weil sie nicht seinem Materialismus entsprechen. Er
sagte außerdem mehrmals im Fernsehen, „dass ihn Menschen
nerven, die von sich selber behaupten, die Wahrheit gepachtet
zu haben“. Was wiederum interessant ist, weil doch wiederum
er selber jemand ist, der die Vorstellung nicht ertragen kann,
dass es Menschen geben soll, von denen sogar er noch etwas
lernen könnte, weil sie möglicherweise Wahrheiten kennen, die
er nicht kennt oder versteht. Tatsächlich meinen gerade
Agnostiker grundsätzlich, das endgültige Maß für Wahrheit zu
sein oder bestimmen zu können, also: ''Wahrheit gepachtet'' zu
haben. Selbstreflexion ist sicher keine Tugend von Agnostikern!
(Siehe hierzu auch Punkt 94, 94a, 94b und 104.) Von ihrer
irdischen Funzel Namens Intellekt etwas zu sehr
eingenommene Materialisten, wie Dieter Nuhr, die einen
unübersehbaren Hass auf den Geist, auf Spiritualität und
Religiosität und gegen die Wahrheitsfähigkeit des Menschen
haben, können sich nicht einmal theoretisch denken, dass es
Individuen geben könnte, die reale spirituelle Erfahrungen
haben, die vielleicht wichtig sind. Diese Idee passt solchen
Gemütern einfach nicht in ihren Kram; deshalb das Verlästern
des Geistes. Und man muss solchen Individuen ja auch nicht
zuhören, wenn man nicht möchte, aber es nervt diese arrogante
Haltung des materialistisch aufgeblähten Kopfes, der spirituelle
oder religiöse Menschen grundsätzlich als Idioten hinstellen
muss. Agnostizismus ist für mich die wirkliche Dummheit und
Geistlosigkeit; und so dumm ist die Religiosität Anderer sicher
nicht, nur weil die eigenen religiösen Vorstellungen flach sind.
Dieter Nuhr verleugnet übrigens auch ganz selbstverständlich
Jesus Christus. Er sagte einmal gegen Xavier Naidoo, „dass
immer mal wieder ein Jesus auftaucht, der will, dass wir ihm
folgen, aber das Gute an der Demokratie sei eben, dass wir
ihnen nicht folgen müssen“. Das ist in der Tat ein Gutes an der
Demokratie. Und es wird sogar noch besser! Denn wir müssen
selbst von den Göttern her grundsätzlich gar nichts und
niemandem folgen, wenn wir nicht wollen! Ja nicht einmal der
Wahrheit! Yippie! Nur werden wir ebenso frei auch die
47
Konsequenzen
solche
Entscheidungen
und
Lebensphilosophien tragen lernen. Eine grundsätzliche
Animosität gegen alle spirituelle oder religiöse Wahrheit und die
Gnosis an sich, wird solche Seelen konsequent moralisch nur
herunterbringen können, denn das ist die Frucht des
Materialismus. Von allen mir bekannten Agnostikern mit Intellekt ist mir Dieter
Nuhr allerdings noch einer der Liebsten, weil er durchaus Herz
hat. –
39.
Allgemeinbildung ist eine schöne und nützliche Sache; in
vielerlei Hinsicht aber bloß wertloser Ballast an Informationen.
Sie ist die äußerlichste, eben die allgemeinste Form der
Bildung, weil nur eine Summe von ständig anwachsenden und
nicht zwingend nötigen Daten im Gedächtnis. Die tiefere
Intelligenz des Menschen, die unsere Moral, unseren Geist und
Charakter schult, ist etwas ganz Anderes und findet sich
problemlos bei Menschen ohne nennenswerte Allgemeinbildung
vor. Wenn ein edler Mensch zusätzlich noch allgemein-gebildet
ist, rundet dies das schöne Bild natürlich ab. Aber ohne sie
verliert sein Charakter nichts Wesentliches. Auch habe ich oft
festgestellt, dass gerade sehr oberflächliche Menschen gerne
ganz besonders stolz auf ihre Allgemeinbildung waren. –
40.
Es ist zweifelsohne tragisch für unser armes Deutschland,
dass, wollen wir edle deutsche Kultur finden, die nicht
vollkommen impotent und verflacht durch den Materialismus ist,
bald Jahrhunderte zurückgehen müssen. Absolut lächerlich
empfinde ich Menschen, denen grundsätzlich nichts Besseres
einfällt, um ihrer Kunst oder ihren Gedanken Geltung zu
verschaffen, als die Goethe/Schiller-Zeit zu verlästern oder
zumindest abzuwerten als alt oder überholt. Ganz besonders
nach Friedrich Nietzsche wurden vor allem zersetzender
48
Zynismus und Arroganz das, was Placebo für Persönlichkeit
und Geist wurde. Was immer mehr als neue Freiheit und Kultur
des Individualismus ausgerufen wurde, war und ist in Wahrheit
nur Maske des Niedergangs und Verlust jeglicher Kultur. Und es
sind eigentlich immer gerade die Repräsentanten der
momentanen Dekadenz, die es grundsätzlich lauthals kritisieren
und darüber spotten, wenn man als Deutscher heute immer
noch vom Wert und der Größe der Goethe/Schiller Epoche oder
der idealistischen Philosophie spricht, nach welcher neben der
Anthroposophie
Rudolf
Steiners
kaum
noch
etwas
Erwähnenswertes geschaffen wurde. Es ist tragisch, dass
Mitteleuropa nie wirklich weiter kam. Man überschätzt die Zeit
der Klassik und ihre Träger mit dieser Wertschätzung nicht im
Geringsten, sondern ist sich lediglich unseres großen Verlustes
bewusst. Wir werden als deutsches Volk oder deutsche Nation
niemals zu etwas Neuem von Wert kommen können dadurch,
dass wir wie Barbaren das Beste, was unser Volksgeist
geschaffen hat, verlästern und zerschlagen. Wenn etwas gutes
Neues kommt, das wirklich von Wert für die menschliche Kultur
ist, dann wird es niemals paralysiert oder behindert werden
können durch das Begreifen und Verehren unserer Besten der
Vergangenheit. Ganz im Gegenteil: Was immer wir auch noch
leisten mögen, es wird sich wenigstens als Keim bei Goethe
und Schiller finden lassen, solange wir wirklich an den Quellen
des Menschentums graben und dieses suchen. Natürlich ist es
der Tod des lebendigen Geisteslebens, dogmatisch bei Goethe
und Schiller stehen bleiben zu wollen und z. B. als
Anthroposoph nicht wirklich zu Rudolf Steiner zu finden, der
erst wirklich ins Spirituelle führte. Aber was sich tatsächlich in
Gegensatz und innerer Feindschaft zu unseren Klassikern stellt,
das muss immer Feind des Menschlichen sein, welches unsere
Klassiker aufrichtig suchten, teilweise auch fanden und so
schön und wahr formulierten. Sie suchten den höheren
Menschen aus dem Zentrum seines moralischen Wesens
heraus. Während unserer Zeit restlos davon überzeugt ist, dass
der Mensch bloß ein Tier und alle moralischen Werte nur
49
Produkt der Erziehung, der Vorurteile und abhängig vom
äußeren Milieu in dem wir aufwachsen, also etwas ganz und
gar Äußerliches seien. Aber so bilden sich bloß seichte Moden
und Meinungen, die mit der Zeit kommen und wieder gehen.
Moralische Werte und Weltanschauungen entstehen aus dem,
was sich objektiv an Wahrheit und Menschentum fassen und
formulieren lässt. Und nur weil wir heute so viel weniger
Menschen sind, als Goethe und Schiller, sind uns Moral, Kunst,
Kultur und edle Ideale bloß noch Schall und Rauch und
Vergangenheit. 41.
Echte Tugenden bleiben immer ewige Qualitäten der schönen
Seele. Wahrer Mut bleibt immer Stärke des Charakters und
geht notwendig einher mit einer gewissen Fähigkeit zur
Selbstlosigkeit, wenn er nicht bloß Übermut ist. Den gleichen
absolut zeitlosen Wert haben Tugenden wie Nächstenliebe,
Fleiß, Ehrlichkeit, Ausdauer, Eindeutigkeit, Zuverlässigkeit,
Vergebung etc. Wenn hingegen zu solchen Tugenden jemand
sagt, sie seien bloß Tugenden des 19. oder andere solche des
15. Jahrhunderts usw., dann beweist er damit nur die Leerheit
seines Begriffes von Tugend. Weil unsere Gesellschaft fast alle
edlen Tugenden über Bord geworfen und durch Moden und
linkisches Nützlichkeitsdenken ersetzt hat, wurde sie zur
unerträglichen Spießer-Gesellschaft. Die Menschen haben
heute förmlich Angst vor fast jeder Art von moralischer oder
spiritueller Konsequenz und Eindeutigkeit. Es gilt allgemein als
besonders reif und weit entwickelt, sich mit allem irgendwie
arrangieren zu können, sich überall eine Hintertür offen zu
halten und mit allem liberal und tolerant sein zu können. Im
Moralischen und in der Wahrheit gibt es aber keine Liberalität
oder Kompromisse. Ich kann nicht ehrlich und dabei auch ein
bisschen verlogen sein; ich bin dann eben unehrlich. Ich kann
keine Nächstenliebe gepaart mit etwas Nächstenhass
praktizieren usw.. Das Eine schließt notwendig das Andere aus.
50
Man kann im Moralischen und Wahrheitsstreben immer nur
einem Herren dienen. (Matthäus 6,24) –
42.
Das Genie brennt geistig heller, es hat schöpferische
Vernunft, wo die Meisten nur das Vermögen des reflektierenden
Verstandes entwickelt haben. Man sagt zu Recht: Das Genie
sei wie eine Kerze, die an beiden Enden gleichzeitig brennt;
deshalb verbrennt es meistens auch schneller seine eigene
Gesundheit, sodass Auszehrung und manchmal sogar
Krankheit am Ende des Lebens möglich sind. Diese
Erscheinung gab den Spießern dann die Möglichkeit, das Genie
mit dem Kranken oder Wahnsinn direkt gleichzusetzen. Das
Genie ist aber in Wahrheit der eigentlich kraftvolle und gesunde
Mensch. Und die Irrenanstalt namens moderner Spießer-Staat
erklärt hier bloß seinen eigenen Seelentod, der sich gar nicht
mehr erhebt und bewegt und deshalb auch nicht mehr fallen
kann, irrtümlich als Gesundheit. Ein Rennfahrer kann
verunglücken, ein Abenteurer und Forscher kann verschollen
gehen, ist deshalb der Stubenhocker der bessere Mann? Das
Genie ist schöpferisch unterwegs, getrieben durch seine Ideen
und oft ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit. Und wenn
es sich dabei schneller aufzehrt, ist sein Schaffen darum
weniger wert und der unproduktive Mensch deshalb mehr? Ein
50 Jahre langes Leben in erfüllender Produktivität und Feuer
des Geistes ist viel mehr wert, als 100 Jahre Sicherheit in
Leichenstarre. Ein vielleicht kurzes, aber dafür erfülltes Leben
ist wenigstens ein Leben; und ein von mir aus langes, aber
dafür inhaltsleeres und gottloses, ist am Ende doch bloß ein
dahingezogenes Sterben. Unsere Zeit ist weitestgehend der Überzeugung, die so
genannte ''Wahrheit'' über große Menschen gerade dadurch
herauszubringen, dass sie besonders pietätlos vor allem nach
den Schwächen und Fehlern bei ihnen sucht und diese der Welt
schamlos vorführt. Dies ist jedoch nicht Suche nach, oder Liebe
51
zur Wahrheit großer Menschen, sondern die krankhafte Sucht,
alles Große und Wahre schmälern zu wollen oder alles
„Strahlende zu schwärzen"; wie Friedrich Schiller es so schön
formulierte als Entgegnung über die bis heute anhaltenden
Verlästerungen von Jeanne d'Arc. Solche Augen sehen nur das
Unwichtige, Vergängliche. Sie sind deshalb meistens gerade
blind für das, worauf es wirklich ankommt. Was soll all das
Hinweisen auf die Schwächen großer Menschen denn auch
sonst bezwecken!? Man will beweisen, dass solche eben gar
nicht ''so groß'' waren, indem man mit dem Vergrößerungsglas
auf das Unbedeutende und Kleine blickt. Viele fühlen sich so
auch einfach besser in ihrer eigenen Haut, wenn sie großen
Geistern den ''idealistischen Lack'' abkratzen können. Aber
dessen Taten werden in Wahrheit nicht einen Deut weniger
oder kleiner dadurch, dass man weiß: Auch sie waren
Menschen, auch sie hatten Fehler. Die förmliche Geilheit unser
Zeit, vor allem die Schwächen der Genies ausfindig zu machen,
ist maskierte Niedertracht. Beethovens Symphonien sind nicht
weniger wundervoll und Goethes Werke nicht unwahrer, wenn
man weiß, dass auch sie Menschen waren. Ganz im Gegenteil,
sie konnten wenigstens in ihren Werken siegen! Sie haben der
Welt wenigstens etwas moralisch Wertvolles hinterlassen
können! Und was geben uns ihre vielen Kritiker, die sich
lautstark zu Aufspürern der Fehler großer Geister berufen
fühlen? Sie lieben das Unbedeutende und möchten vor allem
dieses den Menschen ins Bewusstsein bringen. Sie wollen
ablenken vom Licht der Genies, denn sie sind vom heimlichen
Neid getrieben. Auch sie sind selbstverständlich mit Fehlern
und Schwächen behaftet, wenn nicht gar mit viel schlimmeren,
als diejenigen hatten, die sie kritisieren; aber wo sind ihre
großen Taten?! Am Ende gehört vor allem eine gehörige Portion
Scheinheiligkeit und Heuchelei dazu, so mit den Großen
unserer Geschichte umzugehen. Man lernt durch Kritiker nichts
Wichtiges, nichts von Bedeutung, nichts im höheren Sinne
Wahres. Es erscheint unserem Zeitgeist nur so. Das Ideal eines
jeden Menschen ist seine ewige Wahrheit und in Wahrheit seine
52
höhere Wirklichkeit. Die Schattenseiten sind eben der Irrtum der
vergänglichen Erden-Persönlichkeit, deshalb erkennt auch nur
der Idealist Wahrheit. Gerade auf die Schwächen und Fehler
unserer Großen stürzen sich besonders in unserer Zeit mit
schamloser Begeisterung philiströse Köpfe und Anti-Idealisten;
aber wen gehen diese persönlichen Schwächen und Fehler am
Ende irgendetwas an?! Eine sehr schöne Stelle diesbezüglich
bei Hegel:
... Der freie Mensch dagegen ist nicht neidisch, er erkennt die
großen Individuen gern an und freut sich ihrer. Aber an solche
großen Menschen heftet sich ein ganzer Troß mit seinem Neide,
der ihnen dann ihre Leidenschaften als Fehler nachweist. In der
Tat kann auf ihre Erscheinung die Form der Leidenschaft
angewendet und die moralische Seite der Beurteilung
insbesondere hervor gekehrt werden, indem man sagt, ihre
Leidenschaft habe sie getrieben. Allerdings waren sie Menschen
von Leidenschaften, d. h. sie haben eben die Leidenschaft ihres
Zwecks gehabt, ihren ganzen Charakter, Genie, Naturell in diesen
Zweck gesetzt. Hier erscheint also das, was an und für sich
notwendig ist, in der Form der Leidenschaft. Jene großen Männer
scheinen zwar nur ihrer Leidenschaft, ihrer Willkür zu folgen;
aber was sie wollen, ist das Allgemeine, dies ist ihr Pathos. Die
Leidenschaft ist eben die Energie ihres Ich gewesen; ohne diese
hätten sie gar nichts hervorbringen können. Der Zweck der
Leidenschaft und der Idee ist auf diese Weise ein und derselbe; die
Leidenschaft ist absolute Einheit des Charakters und des
Allgemeinen. Es ist gleichsam etwas Tierisches, wie der Geist in
seiner subjektiven Besonderheit hier mit der Idee identisch ist.
Der Mensch, der etwas Tüchtiges hervorbringt, legt seine ganze
Energie hinein; er hat nicht die Nüchternheit, dies oder das zu
wollen; er zerstreut sich nicht in so und so viele Zwecke, sondern
ist seinem wahrhaftigen großen Zwecke ganz ergeben. Die
Leidenschaft ist die Energie dieses Zwecks und die Bestimmtheit
dieses Wollens. Es ist eine Art von Trieb, fast tierisch, daß der
53
Mensch seine Energie so in eine Sache legt. Diese Leidenschaft
ist, was wir auch Begeisterung, Enthusiasmus nennen. Doch
brauchen wir den Ausdruck Enthusiasmus nur, wo die Zwecke
mehr idealer, allgemeiner Natur sind. Der politische Mensch ist
nicht Enthusiast; er muß die klare Besonnenheit haben, die man
den Enthusiasten gewöhnlich nicht zuschreibt. Die Leidenschaft
ist die Bedingung, daß aus dem Menschen etwas Tüchtiges
hervorkommt; also ist sie nichts Unmoralisches. Wenn diese
Begeisterung wahrhafter Natur ist, so ist sie zugleich eine kalte;
die Theorie hat die Übersicht über das, wodurch diese wahrhaften
Zwecke hervorgebracht werden. Zu bemerken ist ferner, daß die
welthistorischen Menschen dadurch, daß sie ihren großen Zweck
erreicht haben, der dem allgemeinen Geist notwendig ist, nicht
nur sich selbst befriedigt, sondern auch andere Äußerlichkeiten
dazu erworben haben. Ihren Zweck haben sie zugleich als den
ihrigen hervorgebracht; das ist dies Untrennbare: die Sache und
der Held für sich, beides wird befriedigt. Man kann diese Seite des
Sichbefriedigens von der Seite der erreichten Sache trennen, kann
den großen Menschen nachweisen, daß sie das Ihrige gesucht
haben, und dazu fortgehen zu behaupten, sie haben nur das Ihrige
gesucht. In der Tat haben diese Menschen Ruhm und Ehre erlangt,
sind von der Mit-und Nachwelt anerkannt worden, solange diese
nicht in die kritische Sucht, vornehmlich des Neides gefallen ist.
Aber es ist absurd zu meinen, man könne etwas tun, ohne dabei
sich befriedigen zu wollen. Das Subjektive als bloß Partikuläres,
das bloß endliche, einzelne Zwecke hat, muß sich freilich dem
Allgemeinen unterwerfen. Insofern es aber die Betätigung der
Idee ist, so ist es selbst das Erhaltende dessen, was die
Substanzielle ist. Es ist die psychologische Kleinmeisterei, die
diese Trennung vornimmt; indem sie der Leidenschaft den Namen
einer Sucht gibt und dadurch die Moral jener Menschen
verdächtig macht, stellt sie die Folgen von dem, was sie getan
haben, als ihre Zwecke vor und setzt die Taten selbst zum Mittel
herab: sie haben nur aus Ruhmsucht, Eroberungssucht gehandelt.
54
So wird z.B. das Streben Alexanders (des Großen) als
Eroberungssucht zu etwas Subjektivem gemacht und ist deswegen
nicht das Gute. Diese sogenannte psychologische Betrachtung
weiß alle Handlungen ins Herz hinein so zu erklären und in die
subjektive Gestalt zu bringen, daß ihre Urheber alles aus
irgendeiner kleinen oder großen Leidenschaft, aus einer Sucht
getan haben und um dieser Leidenschaften und Suchten willen
keine moralischen Menschen gewesen seien. Alexander von
Makedonien hat zum Teil Griechenland, dann Asien erobert, also
ist er eroberungssüchtig gewesen. Er hat aus Ruhmsucht,
Eroberungssucht gehandelt, und der Beweis, daß diese ihn
getrieben haben, ist, daß er solches getan habe, das Ruhm
brachte. Welcher Schulmeister hat nicht von Alexander dem
Großen, von Julius Cäsar vordemonstriert, daß diese Menschen
von solchen Leidenschaften getrieben worden und daher
unmoralische Menschen gewesen seien? woraus sogleich folgt,
daß er, der Schulmeister, ein vortrefflicherer Mensch sei als jene,
weil er solche Leidenschaften nicht besitze und den Beweis
dadurch gebe, daß er Asien nicht erobere, den Darius, Porus nicht
besiege, sondern freilich wohl lebe, aber auch leben lasse. —
Diese Psychologen hängen sich dann vornehmlich auch an die
Betrachtung von den Partikularitäten, welche den großen,
historischen Figuren als Privatpersonen zukommen. Der Mensch
muß essen und trinken, steht in Beziehung zu Freunden und
Bekannten, hat Empfindungen und Aufwallungen des Augenblicks.
Solche Partikularitäten haben jene großen Männer auch gehabt,
haben gegessen, getrunken, dies Gericht lieber gegessen, diesen
Wein lieber getrunken als einen anderen oder als Wasser. Für
einen Kammerdiener gibt es keinen Helden, ist ein bekanntes
Sprichwort; (ich habe hinzu gesetzt, — und Goethe hat es zwei
Jahre später wiederholt), — nicht aber darum, weil dieser kein
Held, sondern weil jener der Kammerdiener ist. Dieser zieht dem
Helden die Stiefel aus, hilft ihm zu Bette, weiß, daß er lieber
Champagner trinkt usf. Für den Kammerdiener gibt es den Helden
55
nicht; der ist für die Welt, die Wirklichkeit, die Geschichte. — Die
geschichtlichen Personen, von solchen psychologischen
Kammerdienern in der Geschichtschreibung bedient, kommen
schlecht weg; sie werden von ihnen nivelliert, auf gleiche Linie
oder vielmehr ein paar Stufen unter die Moralität solcher feinen
Menschenkenner gestellt. Der Thersites des Homer, der die
Könige tadelt, ist eine stehende Figur aller Zeiten. Schläge, d. h.
Prügel mit einem soliden Stabe, bekommt er zwar nicht zu allen
Zeiten, wie in den homerischen; aber sein Neid, seine
Eigensinnigkeit ist der Pfahl, den er im Fleische trägt; und der
unsterbliche Wurm, der ihn nagt, ist die Qual, daß seine
vortrefflichen Absichten und Tadeleien in der Welt doch ganz
erfolglos bleiben. Man kann auch eine Schadenfreude am
Schicksal des Thersitismus haben. In solcher psychologischer
Kleinmeisterei ist übrigens selbst auch ein Widerspruch. Die Ehre,
der Ruhm wird den Menschen zum Tadel gerechnet, als ob dies ihr
Zweck gewesen sei. Andererseits behauptet man, das, was solche
Menschen tun wollen, müsse die Zustimmung der anderen haben,
d. h. ihr subjektiver Wille solle von den anderen respektiert sein.
Nun enthält ja gerade die Ehre, der Ruhm, diese Zustimmung, die
gefordert wird, die Anerkennung, daß, was jene Menschen gewollt
haben, das Richtige war. Die welthistorischen Individuen haben
das Ziel gesteckt, das in der Tat der innere Wille der Menschen
gewesen ist. Dennoch rechnet man ihnen diese Zustimmung der
anderen, die man fordert, als Tadel an, nachdem sie erfolgt ist,
und beschuldigt sie, die Ehre und den Ruhm gewollt zu haben.
Dagegen läßt sich nun erwidern, es sei jenen gar nicht um Ehre
und Ruhm zu tun gewesen; denn sie hätten gerade das
Gewöhnliche, das bisher Angesehene, das auf der Oberfläche
herumschwimmt, verachtet. Und nur dadurch haben sie ihr Werk
vollbracht; sonst wären sie auf der gewöhnlichen Weise der
Menschen stehen geblieben, und ein anderer hätte vollbracht, was
der Geist wollte. Dann aber gibt man ihnen wieder deswegen
Schuld, daß sie nicht die Anerkennung der Menschen gesucht, daß
56
sie ihre Meinung verachtet haben. Freilich ging ihre Ehre aus der
Verachtung des Gebilligten hervor. Indem das Neue, das sie zur
Welt bringen, ihr eigenes Ziel ist, so haben sie ihre Vorstellung
davon aus sich geschöpft, und es ist ihr Zweck, den sie erreichen.
So sind sie befriedigt. Sie haben es gewollt gegen den
Widerspruch der anderen, und darin finden sie ihre Befriedigung.
Große Menschen haben gewollt, um sich, nicht um die
wohlgemeinten Absichten der anderen zu befriedigen. Von denen
haben sie nichts erfahren; hätten sie es sich von anderen sagen
lassen, so wäre es das Borniertere, das Schiefere gewesen; sie
wußten es am besten. Cäsar hatte die richtigste Vorstellung von
dem, was die römische Republik hieß, daß nämlich die
seinsollenden Gesetze von der auctoritas und dignitas erdrückt
waren, und daß es sich gehörte, dieser als der partikulären
Willkür ein Ende zu machen. Dies hat er vollführen können, weil
es richtig war. Hätte er sich an den Cicero gehalten, so wäre er
nichts geworden. Cäsar wußte, daß die Republik die Lüge war,
daß Cicero Leeres rede und daß eine andere Gestalt an die Stelle
dieser hohlen gesetzt werden müsse, daß die Gestalt, die er
hervorbrachte, die notwendige sei. (...) Cäsar mußte das
Notwendige vollbringen, die morsche Freiheit umzustoßen; er
selbst kam in diesem Kampfe um, aber das Notwendige blieb
doch: die Freiheit lag nach der Idee unter dem äußern
Geschehen. Wenn wir es uns nun gefallen lassen, die
Individualitäten, ihre Zwecke und deren Befriedigung aufgeopfert,
ihr Glück überhaupt dem Reiche der Naturgewalt und damit der
Zufälligkeit, dem es angehört, preisgegeben zu sehen und die
Individuen überhaupt unter der Kategorie der Mittel zu
betrachten, so ist doch eine Seite in ihnen, die wir Anstand
nehmen, auch gegen das Höchste nur in diesem Gesichtspunkt zu
fassen, weil es ein schlechthin nicht Untergeordnetes, sondern ein
in ihnen an ihm selbst Ewiges, Göttliches sei. Dies ist die
Moralität, Sittlichkeit, Religiosität. Schon indem von der
Betätigung des Vernunftzwecks durch die Individuen überhaupt
57
gesprochen worden ist, ist die subjektive Seite derselben, ihr
Interesse überhaupt, das ihrer Bedürfnisse und Triebe, ihres
Dafürhaltens und Einsicht, als die formelle Seite zwar angegeben
worden, aber welche selbst ein unendliches Recht habe, befriedigt
werden zu müssen. Wenn wir von einem Mittel sprechen, so stellen
wir uns dasselbe zunächst als ein dem Zwecke nur äußerliches
vor, das keinen Teil an ihm habe. In der Tat aber müssen schon die
natürlichen Dinge überhaupt, selbst das gemeinste Leblose, das
als Mittel gebraucht wird, von der Beschaffenheit sein, daß sie
dem Zwecke entsprechen, in ihnen etwas haben, das ihnen mit
diesem gemein ist. In jenem ganz äußerlichen Sinne verhalten sich
die Menschen am wenigsten als Mittel zum Vernunftzwecke; nicht
nur befriedigen sie zugleich mit diesem und bei Gelegenheit
desselben die dem Inhalte nach von ihm verschiedenen Zwecke
ihrer Partikularität, sondern sie haben Teil an jenem
Vernunftzweck selbst und sind eben dadurch Selbstzwecke, —
Selbstzwecke nicht nur formell, wie die Lebendigen überhaupt,
deren individuelles Leben selbst, seinem Gehalte nach, ein schon
dem menschlichen Leben Untergeordnetes ist und mit Recht als
Mittel verbraucht wird, — sondern die Menschen, Individuen sind
auch Selbstzwecke dem Inhalte des Zweckes nach. In diese
Bestimmung fällt eben jenes, was wir der Kategorie eines Mittels
entnommen zu sein verlangen, Moralität, Sittlichkeit, Religiosität.
Zweck in ihm selbst ist der Mensch nur durch das Göttliche, das
in ihm ist, — durch das, was von Anfang Vernunft und, insofern
als sie tätig in sich, selbst-bestimmend ist, Freiheit genannt
worden ist; und wir sagen, ohne hier in weitere Entwicklung
eingehen zu können, daß eben Religiosität, Sittlichkeit usf. hierin
ihren Boden und Quelle haben und damit selbst über die äußere
Notwendigkeit und Zufälligkeit an sich erhoben sind. Aber es ist
nicht zu vergessen, daß wir hier von ihnen nur sprechen, insofern
sie in den Individuen existieren, somit insofern sie der
individuellen Freiheit anheimgegeben sind; in dieser Bestimmung
fällt der Schuld der Individuen selbst die religiöse und sittliche
58
Schwächung, Verderben und Verlust anheim. Dies ist das Siegel
der hohen, absoluten Bestimmung des Menschen, daß er wisse,
was gut und böse ist, und daß eben sein das Wollen ist, entweder
des Guten oder des Bösen, — mit einem Wort, daß er Schuld
haben kann, Schuld nicht nur am Bösen, sondern auch am Guten
und Schuld nicht an diesem und auch an jenem und an allem, in
was er ist und was in ihm ist, sondern Schuld an dem seiner
individuellen Freiheit angehangen Guten und Bösen. Nur das Tier
ist wahrhaft durch und durch unschuldig. Aber um alle
Mißverständnisse, die sich hierüber zu ergeben pflegen, (z.B.
sogleich, daß das, was Unschuld genannt wird, — die
Unwissenheit selbst des Bösen — hiemit herabgesetzt, mißachtet
werde), abzuschneiden oder zu beseitigen, dies erforderte eine
weitläufige Auseinandersetzung, so weitläufig, als eine
durchgeführte Abhandlung über die Freiheit selbst sein müßte. ...
(G.W.F. Hegel. Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte 1830)
43.
Im Gespräch mit einer liebenswerten Anthroposophin und
Zahnärztin kam das Thema auf den unter dem Namen
Anthroposophie
Bücher
veröffentlichenden
Schriftsteller
S. O. Prokofieff. Als ich ihr erzählte, dass man aus der Arbeit
Herbert Wimbauers (aber auch durch Rudolf Steiners Schriften
selber) erkennen könne, dass Prokofieff nicht Rudolf Steiners
Anthroposophie lehrt, Ihr Herz katholisch vergiftet, uns vom
Christus-Ich abtrennt und zudem auch noch nachweisbar lügt,
erzählte sie mir, dass man bei all diesen Schriftstellern sich ja
immer bloß auf sein ''Gefühl'' verlassen könne. Als ich über
diese ihre Überzeugung mein Erstaunen bemerken ließ, sagte
sie mir etwas verärgert, dass auch ich zu meinem Urteil hierbei
immer nur mein Gefühl haben würde. Ich fragte sie, ob
Anthroposophie ihrer Meinung nach dann vielleicht nicht besser
''Geistesgefühlsschaft'' statt Geisteswissenschaft heißen
sollte? Als sie mich dann ernsthaft fragte, woher ich denn mein
Urteil diesbezüglich nehmen würde, sagte ich ihr sehr erstaunt
59
über die Möglichkeit einer solchen Frage: als Anthroposoph um beurteilen zu können, ob etwas Anthroposophie ist, was
jemand lehrt - natürlich aus dem Werke Rudolf Steiners. Und
allgemein als Christ: durch die aus dem heilenden Heiligen
Geist des Christus heraus sich entwickelnde Vernunft! –
(Dieses Gespräch war unter anderem mit ein Auslöser für
meinen kurzen Aufsatz über Agnostizismus.) –
Wenn Menschen außerhalb der Anthroposophie so urteilen, ist
das verständlich. Auch wenn geistlose Tanten und Onkels in
Verkaufs-Fernsehwerbesendungen so reden, weil es ihnen
darum geht, pseudo-esoterischen Mumpitz naiven und
gelangweilten Leuten vor dem Fernseher aufzubinden, dann
versteht man dies aus der Leerheit der Sache und der Köpfe
heraus. Aber es muss doch sehr verwundern, wenn so viele
Jahre nach Rudolf Steiner ANTHROPOSOPHEN, die es nun
wirklich besser wissen sollten, ernsthaft noch so reden können!
Der ganze Sinn der Arbeit und des Lebens Rudolf Steiners war
und ist es, konkretes Bewusstsein zu schaffen vom geistigen
Grund der Welt. Anthroposophie ist Erkenntniswissenschaft
vom Übersinnlichen. Und wenn man heute als Anthroposoph
>das Gefühl< als einzig mögliche Grundlage seiner Urteile
verkündigt, dann ist das geradezu ein Tritt ins Gesicht Rudolf
Steiners. Wenn sich Anthroposophen heute doch nur ein klein
wenig mehr für Anthroposophie interessieren würden! Wenn
sich Christen doch nur ein bisschen für den Heiligen Geist
begeistern könnten! 44.
Zu einem Freund: Wenn ein Mensch nur nicht komplett
beerdigt ist in seinem Leibe, wenn er nur ein bisschen
Spiritualität zu seiner freien Verfügung übrig behalten hat, dann
hat er auch die Möglichkeit, Anthroposophie zu verstehen, so
Gott denn will. Du hast durchaus genügend Spiritualität und
moralische Intelligenz, um, wenn Du Dich mit der
Geisteswissenschaft gründlich genug auseinandersetzt, ihre
60
Wahrheit einsehen zu können. Sie trägt und erklärt sich aus
sich selbst. Du bist nur zu bequem, das Gewohnte zu
überwinden! Wenn Du mit der notwendigen Ernsthaftigkeit,
Ausdauer und Energie Deines Willens Dich mit der
anthroposophischen Geisteswissenschaft auseinandersetzen
würdest, könntest Du Dich von ihrer Richtigkeit und Wahrheit
überzeugen. Aber es braucht eben Zeit und Willen, und hier
hapert es bei den Meisten. Ein bequemes, aber vollkommen
grundloses Vorurteil ist es, dass >alle Wahrheit immer einfach
sein müsse<. Man kann z. B. den Sinn des Lebens auf die
Moral oder die Liebe zurückführen. Das ist einfach und sicher
wahr. Aber wenn es daran geht, herauszufinden, wie ein
Mensch denn wirklich moralisch besser wird, oder er mehr
Nächstenliebe entwickelt, wird es schon komplizierter. Von
obiger Floskel sind deshalb vor allem immer solche schnell und
gerne überzeugt, die bequem im oberflächlichen Gerede
verbleiben oder sich bloß mit Billig-Esoterik berauschen
möchten. Der eigentliche Sinn der Anthroposophie ist nicht das
Bekenntnis zu ihr, die Mitgliedschaft in der Gesellschaft oder
dass man gewisse Inhalte – von mir aus auch viele – in seinem
Kopf hat. Ja selbst, dass das Herz dabei ist, ist zwar wichtig
und richtig, doch erst wenn jemand imstande ist, über viele
Jahre hinweg jeden Morgen über einigen Stunden die
Geisteswissenschaft verstehend so zu verinnerlichen, dass Sie
das ganze Wesen ergreift und durchdringt, dann verwandelt sie
langsam den alten Adam und schafft einen Neuen, so Gott will.
Bei den meisten Menschen fehlt die Kraft dazu, Anthroposophie
so zu verinnerlichen. Sie bleibt lebenslang etwas sehr
Äußerliches und wird so wohl erst in späteren Leben Früchte
bringen können. –
45.
Die moralischen Eigenschaften der Seele werden sich in die
Zukunft hinein immer mehr bis in die leibliche Physiognomie
des Menschen hinein ausdrücken. Wenn es heute noch möglich
ist, dass uns jemand an der Haustür mit sympathischem
61
Gesicht und freundlichem Lächeln die größten Lügen auftischt,
um uns übers Ohr zu hauen, werden Menschen, die durch ihre
Empfänglichkeit für die Impulse des Tieres (666) moralisch
immer weiter degenerieren, immer deutlicher auch 'das Zeichen
des Tieres' (Offenbarung des Johannes) auf der Stirn tragen
und die Artung ihrer Seele in Gestalt, Geste, Stimme, Gesicht
usw. ganz offen ausdrücken. Alles Verborgene wird in der
Evolution offenbar werden. J.R.R. Tolkien stellte eine Vision
dieser zwei zukünftigen guten und bösen Menschenrassen im
>Herr der Ringe< als Orks und Elben dar. Als mögliche Vorstufe
dessen, was sich laut Rudolf Steiner in den nächsten
Jahrtausenden als diese zwei ganz neuen Rassen entwickeln
wird, spalten sich heute bereits die Menschen in solche, die die
Welt und den Menschen atheistisch, materialistisch-gottlos und
sogar satanistisch fassen wollen, und in solche, die sie
spirituell, moralisch und gotterfüllt erkennen.
(…) Nun werfen wir einen Blick auf das, was sein wird in der
sechsten Wurzelrasse. Da werden das Gute und das Böse einen
weitaus anderen Gegensatz noch bilden als heute. Was in der
fünften Runde für die ganze Menschheit eintreten wird, daß die
äußere Physiognomie, die sich jeder schafft, ein unmittelbarer
Ausdruck dessen sein wird, was Karma bis dahin aus dem
Menschen geschaffen hat, das wird, wie ein Vorklang zu diesem
Zustand, in der sechsten Wurzelrasse innerhalb des Geistigen
eintreten. Bei denjenigen, bei denen das Karma einen Überschuß
an Bösem ergibt, wird innerhalb des Geistigen das Böse ganz
besonders hervortreten. Auf der einen Seite werden dann
Menschen da sein von einer gewaltigen inneren Güte, von
Genialität an Liebe und Güte; aber auf der anderen Seite wird
auch das Gegenteil da sein. Das Böse wird als Gesinnung ohne
Deckmantel bei einer großen Anzahl von Menschen vorhanden
sein, nicht mehr bemäntelt, nicht mehr verborgen. Die Bösen
werden sich des Bösen rühmen als etwas besonders Wertvollem.
Es dämmert schon bei manchen genialen Menschen etwas auf von
einer gewissen Wollust an diesem Bösen, diesem Dämonischen
62
der sechsten Wurzelrasse. Nietzsches «blonde Bestie» ist zum
Beispiel so ein Vorspuk davon. Dieses rein Böse muß
herausgeworfen werden aus dem Strom der Weltentwickelung wie
eine Schlacke. Es wird herausgestoßen werden in die achte
Sphäre. Wir stehen heute unmittelbar vor einer Zeit, wo eine
bewußte Auseinandersetzung mit dem Bösen durch die Guten
stattfinden wird. (…) (Rudolf Steiner. Die Tempellegende und die goldene Legende. GA
93. Vortrag Berlin 11. November 1904. Der Manichäismus.)
Dem Materialisten ist der spirituelle Mensch heute ein Fantast
mit ungesundem Seelenleben. Für den spirituellen Menschen
ist wiederum der Materialist gerade seelisch-geistig erkrankt.
Beide können sich heute bereits kaum noch wirklich
verständigen. (Am fanatischsten und intolerantesten ist hier
übrigens in der Regel der Materialist beim Vertreten seiner
Weltsicht.) Der Materialist ist blind für alles, was dem
spirituellen Menschen das schöpferische Zentrum der Welt ist.
Der Materialismus kann die Welt dabei nie erklären, er ist
überall ungenügend, einseitig und geistesblind. Nur durch die
okkulte Geisteswissenschaft werden die Welt und das Leben
begreiflich. Es ist also auch hier schon längst viel mehr eine
Frage des Willens und wohin ein Mensch innerlich tendiert. Im
Gespräch mit Repräsentanten dieses Materialismus fühle ich
mich öfter mal dazu gedrängt – wenn sie mir ihre ideenlosen
Behauptungen erzählen und ihren Weltenmechanismus
dogmatisch beibringen wollen – ganz ohne Umschweife,
Spitzfindigkeiten und Erklärungsversuche direkt meine
Überzeugung als das Gegenteil ihrer Weltsicht auszusprechen:
Gott ist! Die moralische Entwicklung ist der Sinn des Lebens!
Der menschliche Lebensweg ist ein sinnvoller und nichts
geschieht ohne Grund! Gut und Böse sind die alles
entscheidenden Prinzipien unserer Existenz! Die Seele des
Menschen ist potenziell unsterblich! Jesus Christus war und ist
der lebendige Sohn Gottes! Gott und Wahrheit sind erkennbar!
63
46.
Warum fällt es Euch jungen Deutschen eigentlich so
unglaublich schwer, Euch für den Menschen zu begeistern?
Wieso seid Ihr so inniglich verliebt in alles Niederträchtige, wie
z. B. das Idealisieren des Verbrechertums im Gangster-Rap und
der Hip-Hop-Kultur oder dem Satanismus im Heavy-Metal?
Warum ist es so dermaßen uninteressant für Euch, gut und edel
zu sein? Wieso ist hirnloses Flatrate-Saufen spannender für
Euch, als sich mit den Sinn-Fragen des Lebens zu befassen?
Habt ihr denn nicht gehört? Könnt ihr nichts mehr sehen?
Unsere Zeit und unsere Seelen sind ganz fürchterlich leer und
taub geworden! Unser schönes Deutschland ist todkrank! Wir
meinen uns reich beschenkt, endlich aufgeklärt und weise; wir
stelzen durch die Gegend fast schon aus den Latschen kippend
vor lauter Weltklugheit, doch sind wir ohne Leben und ohne
Organ für echte Gesundheit, sodass wir den üblen
Verwesungsgestank um uns her gar nicht mehr wahrnehmen!
Wo wollen wir denn eigentlich hin, wir Möchtegern-Deutsche,
die wir längst nicht einmal mehr ahnen, was deutsche Kultur
einmal war, und wir mittlerweile nichts weiter mehr zustande
bringen, als das Dümmste und Unedelste, was uns vor allem
Amerika heute darreichen kann, albern nachzuäffen? Für das
gute Amerika fehlt uns der Sinn, genauso wie für ein geistig
lebendiges Deutschland. Wie lange wollen wir noch den
antichristlichen Dogmatikern des Materialismus nachlaufen? Ich verstehe es absolut, dass man, wenn man unglücklich in
einem Job steckt, der einem zuwider ist oder einfach nicht zu
uns passt; oder wenn man gar keine Arbeit, oder keinen
Lebenssinn findet, frustriert ist und sich nach Freiheit sehnt.
Aber das Abrutschen in die Dekadenz ist nicht Freiheit! Man
ändert zwar seinen Zustand, wenn man ''die Sau rauslässt'',
aber echte Freiheit für die Seele gibt es nur im Geistesleben.
Außerdem ruiniert man durch nichts sicherer seine höheren
Fähigkeiten,
als
durch
Drogen
und
regelmäßigen
Alkoholkonsum. -
64
47.
Es heißt ja allgemein unter uns: „Sex ist doch etwas ganz
Natürliches! Und weil wir alle ja in Wahrheit bloß Tiere sind,
werden wir die Ehrlichsten, Freisten und Gesündesten, wenn
wir rammeln wie die Karnickel.“ Ein gewisses Maß an Sexualität
ist sicher natürlich, vielen sogar notwendig und wohl auch
gesund für ein ausgeglichenes Seelenleben. Man kann
andererseits aber gut beobachten, dass sexuelle Pervertierung
und Zügellosigkeit früher oder später immer auch einhergehen
mit
moralischer
Degeneration.
Pornografie
und
Menschenverachtung liegen ganz nahe beieinander. In der
Pornoindustrie wird man deshalb immer viel organisiertes
Verbrechen finden können. Dies liegt daran, dass Menschen,
die im Niederen zügellos werden, das Tier in sich so sehr
verstärken und vorherrschend machen, dass sie ihren
eigentlichen Menschen immer mehr vergessen und am Ende
sogar ganz ausschalten. Außerhalb des Menschen, im
Tierreich, ist das Tierische unschuldig. Herrscht es aber im
Menschen, in dem ein höheres Reich und Heil veranlagt ist und
anwesend sein soll, wird das Tier etwas anderes, es bleibt nicht
unschuldig, sondern wird zum Bösen. Überall wo der Mensch
zum Tier wird, wütet die Hölle auf Erden. Gerade das 20.
Jahrhundert hat uns dies in Mitteleuropa ganz fürchterlich vor
Augen geführt. Dies hindert moderne intellektuelle Propheten
der Unmenschlichkeit aber nicht im Geringsten daran, nach wie
vor die ahrimanische Lüge zu propagieren, der Mensch sei bloß
ein Tier. –
48.
Es ist ein Unterschied, ob wir frustriert über unsere
''Unheiligkeit'' oder entsetzt über unsere Krankheiten sind.
Letzteres ist notwendig zur Gesundung, Ersteres ein Fallstrick.–
49.
65
Wie bei den Kleidervorschriften in unserer Mode pfählt heute
die Musikindustrie ihre (falschen) Regeln hin und alles hampelt
danach und macht sie zum Gesetz. Ich zweifle öfter mal daran,
ob ich als Musiker längerfristig überleben kann. Aber nicht so
sehr aus Zweifel an mir selber, sondern aus Zweifel und
Resignation an unserer Musikindustrie, die solche, die nicht
nach den Moden hampeln wollen, gar nicht mehr unterstützen
will. Tatsächlich können die meisten, die dort Entscheidungen
treffen, Künstler mit idealistischer Haltung zur Kultur am
allerwenigsten leiden. Wahrscheinlich riechen sie unterbewusst
Gefahr. Weil viel zu wenige noch CDs kaufen, können
mittlerweile fast nur noch solche Musiker überleben, die ''Hits''
produzieren. Und um Hits zu produzieren, musst du bereit sein,
uneingeschränkt nach den Regeln des Marktes zu produzieren.
Und wenn du das nicht willst, hast du kaum noch eine Chance.
Vor den CD-Brennern, MP3-Playern und dem Internet konnten
viele Idealisten durchaus noch recht gut überleben. Mittlerweile
ist das CD-Verkaufsniveau aber dermaßen gesunken wegen
des elenden Raubkopierens, dass dies schon kaum noch
wirklich geht. –
50.
>Die Religion des Atheismus< ist in der Tat bei Weitem die
fanatischste. Die schlimmsten Dogmatiker sind gerade unsere
Materialisten mit ihrem: „Gibt es nicht! Ist nicht! Kann nicht
sein!“ Gegen sie ist die katholische Kirche geradezu ein
weltoffener liebevoll-toleranter Singverein. Und es ist nicht
immer leicht, überall immer ruhig zu bleiben, wenn einen nun
gerade Materialisten für geisteskrank erklären möchten. Seit
dem öffentlichen Auftreten Rudolf Steiners werden die
Dogmatiker des Materialismus nicht müde, allen beweisen zu
wollen,
dass
die
anthroposophisch
orientierte
Geisteswissenschaft nicht als Wissenschaft im allgemein
anerkannten Sinne gelten könne. Mit solchen Bemühungen
beweisen solche Menschen aber nur, wie sehr sie im
Materialismus befangen sind. Denn es ist doch vollkommen
66
logisch, dass eine Wissenschaft von der geistigen Welt nicht
materialistisch sein kann und auch ihre Beweise andere als
sinnliche
sein
müssen.
Dass Anthroposophie
nicht
Wissenschaft in dem Sinne ist, wie unsere Zeit Wissenschaft
definiert, wusste am besten Rudolf Steiner selber. Dies wurde
von ihm auch immer wieder ausgesprochen und begründet. Es
ergibt sich ganz selbstverständlich aus dem Gebiet, über
welches Anthroposophie Wissen schafft. Dies ist jedoch kein
Mangel der Anthroposophie, sondern weist auf das Problem
unserer offiziellen Wissenschaft und ihrer Einseitigkeit hin.
Okkultes erfordert andere Kräfte im Menschen, als die des
sinnlichen Verstandes; Kräfte, die heute die allerwenigsten
überhaupt noch bereit sind, mit Erkenntnis irgendwie in
Verbindung zu bringen oder auch nur in Erwägung zu ziehen,
um über Initiationswissenschaften urteilsfähig zu werden. Wer
das spirituelle Vermögen im Menschen - die höhere Vernunft,
die das Verbindende und künstlerisch schöpferische Erkennen
ist, im Gegensatz zum trennenden Verstand, der ausschließlich
das Tote begreift - nicht wirklich kennt, der kann Geistiges eben
nicht fassen und wird immer behaupten, Anthroposophie sei
nicht nachvollziehbar, beruhe also nur auf Autorität oder
Suggestion und ist eben keine Wissenschaft etc. Und er wird im
Grunde, wenn er ehrlich ist, alle Vertreter von
Initiationswissenschaften und überhaupt alle religiösen
Menschen als Idioten ansehen müssen, die dann sogar ganz
klar lügen, wenn sie behaupten, sie könnten tatsächlich etwas
verstehen von okkulten Dingen und hätten reales Wissen oder
gar ein Wahrnehmen von übersinnlichen Welten. Was ist das
aber bitte anderes, als der alte Luziferismus, der drauflos
dogmatisiert: „Was ich nicht verstehe oder nachvollziehen kann,
das gibt es auch nicht und ist nicht wahr“! Denn mein Geist ist
das Ende der Welt! ICH bin Gott … Der philosophische Materialismus nach Kant behauptet
dogmatisch, es gäbe >absolute Grenzen des Erkennens<, über
die nicht hinausgegangen werden kann. Diese Grenzen gibt es
in der Tat, aber nur für die Art des Erkennens, welche an die
67
physischen Sinne und den sinnlichen Verstand gebunden ist,
also nur solange, wie keine anderen Fähigkeiten entwickelt
werden. Unsere Wissenschaftler gehen (fast alle) überall
grundsätzlich mit dem im Voraus gefällten materialistischen
Vorurteil an ihre Arbeit, dass es eben nichts Wahres mit
irgendeiner Hellsichtigkeit, also auch nicht mit der hellsichtigen
Forschung Rudolf Steiners sein kann, denn Geist ist eben
Unfug. Und diese ihre vorgefertigte These wollen sie bloß
überall untermauern. Sie lassen die gegenteilige Möglichkeit in
der Regel nicht einmal offen. Dies ist aber nicht Suche nach
Wahrheit! Materialistische Dogmatik ist keine Basis für
ernsthafte
Wahrheitsfindung.
Materialismus
ist
keine
Wissenschaft. Das Vorurteil, dass alles von Rudolf Steiner
Geschilderte nur Illusion und krankhaftes Geistesleben sein
kann, ist keine Basis für ein objektives Urteil über
Anthroposophie. Und wenn es um die Gewissenhaftigkeit und
Gründlichkeit des Denkens geht, dann war Rudolf Steiner ganz
bestimmt einer der wissenschaftlichsten von allen! Und gerade
diejenigen, die immer wieder nur zu gerne öffentlich und in
Büchern laut gegen Rudolf Steiner krakeelen im Namen
''wahrer Wissenschaft'', beweisen allzu oft, dass sie gar keine
freien und objektiven Geister sind, sondern blinde Dogmatiker
des Materialismus, die alle seelenlähmenden Vorurteile unserer
Zeit bloß immer weiter vermehren und verstärken. –
Heute Morgen las ich in einem Rudolf-Steiner-Vortrag - und es
gibt wirklich Hunderte solcher Stellen:
Wer in unserer Gegenwart von Okkultismus spricht, muß
gewärtig sein, daß sehr vieles von dem, was er zu sagen hat,
aufgenommen wird als nicht nur etwa eine Summe von gewagten
Hypothesen, sondern vielleicht sogar als Träumerei, als
Phantasterei. Und wenn in einer Seele, welche im Bildungsleben
und vielleicht im wissenschaftlichen Leben der Gegenwart steht,
sich Widerspruch regt zunächst gegen mancherlei von dem, was in
der Betrachtung dieses Abends zu sagen sein wird, so bitte ich in
Bezug darauf die Versicherung entgegen zu nehmen, daß zu
68
denen, die einen solchen Widerspruch, wie er sich regt in den
Herzen der Gegenwart, voll verstehen können und begreiflich
finden können, ganz gewiß ich selber gehöre. … Nun meine ich
unter Okkultismus hier nicht all das Verschiedene, das unter
diesem Namen in der Gegenwart da oder dort verbreitet wird,
sondern ich meine jene ganz bestimmten, sich im Grunde den
wissenschaftlichen Denkweisen und logischen Forderungen der
Gegenwart
fügenden
Ergebnisse
einer
Art
von
Geisteswissenschaft. Ich meine alles das, was sich unter diesem
Namen und unter dem eben erwähnten Gesichtspunkt
hereinstellen will an Erkenntnissen in das Gegenwartsleben, an
solchen Erkenntnissen, welche Dinge betrachten, von denen es
unzweifelhaft gelten muß, daß gewöhnliche Wissenschaft,
gewöhnliches Erkennen zu ihnen nicht führen kann. Was von
diesem Gesichtspunkte aus heute in der Literatur seinen Einzug
hält, ist nur allzu leicht geeignet, recht sehr den Widerspruch
mancher unserer Zeitgenossen hervorzurufen, so hervorzurufen,
daß man dagegen sagt: Was ist das alles, was da auftritt und
Erkenntnisse bieten will über ein übersinnliches Leben, über
übersinnliche Tatsachen, was ist das alles, wenn man es vergleicht
mit den auf so strenger, gewissenhafter Forschung beruhenden
Ergebnissen der gegenwärtigen Wissenschaft! … (es) muß darauf
hingewiesen werden, daß gerade vom Standpunkt unserer
gegenwärtigen, sagen wir, Naturerkenntnisse aus eine berechtigte
Skepsis gegen (Übersinnliches und) die Möglichkeit eines Wissens
auf diesem Gebiet sich erhebt. … Denn daß man mit der
gegenwärtigen Wissenschaft über diese Dinge nichts wissen
kann, daß man mit denjenigen Methoden, welche wahrhaft
niemand mehr als gerade der Geisteswissenschafter bewundern
kann, trotz ihrer Gewissenhaftigkeit und Sicherheit, trotz ihrer
inneren Logik nicht in jene Gebiete eindringen kann, darüber
braucht ja nicht weiter gesprochen werden. … (Rudolf Steiner. der
Okkultismus und die Initiation - Öffentlicher Vortrag Helsingfors, 12. April 1912)
69
Doch auch wenn Rudolf Steiner selber nirgends irgendetwas
anderes jemals behauptet hat - und er auf der anderen Seite in
Büchern wie: >Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren
Welten?<, >Die Geheimwissenschaft im Umriss< oder
>Theosophie< die Methodik ausgeführt und erklärt hat, wie man
denn zu den Ergebnissen übersinnlicher Forschung kommen
kann - hören die Dogmatiker des Materialismus nicht damit auf,
die Menschen endlos darüber belehren zu wollen, oder besser
gesagt, ihnen einzusuggerieren, dass Anthroposophie keine
Wissenschaft sei, weil sie eben nicht mit den Methoden, die
allgemein heute als wissenschaftlich gelten, zu ihren
Ergebnissen kommt. Es zeugt von der großen Armut unserer
Kultur, zu sehen, dass 80 Jahre nach dem Tode Rudolf Steiners
die Prediger des Materialismus sich immer noch im selben
Kreise drehen. Und wenn – wie es einige ja tun, weil in der Welt
Anthroposophie bereits eine gewisse äußere Anerkennung
gefunden hat und für manche sogar große Bedeutung haben
soll – gesagt wird: „Für den Glauben, für das religiöse und
moralische Leben sei die Geisteswissenschaft sicher wertvoll
und habe ihre Berechtigung und segensreiche Wirkung; nur
Wissenschaft sei sie eben nicht“ usw., dann schafft das bloß
Lebenslügen und ist wieder nur ein weiteres Lied auf der alten
Leier des Agnostizismus, der da ewig dogmatisiert: Vom
Übersinnlichen kann man nichts wissen, sondern nur daran
glauben. Am Ende ist es bedeutungslos, wie viele vermeintliche
Gegenbeweise oder scheinbar andere plausible Erklärungen für
übersinnliches Erleben Menschen aufbringen können oder sich
ausdenken. Wichtig ist einzig und allein, ob die Geisteswelten
wahr und erreichbar sind, oder nicht. Und da ist jeder auf sich
selbst gewiesen. Alle jene haben ganz klar verloren, die die
endlosen ''denkbaren'' Gegenargumentationen oder Vorurteile,
die der Materialismus zusammensammelt, als ausreichenden
und endgültigen Grund nehmen, hier nicht mal mehr
selbstständig zu entscheiden und nach Antworten zu suchen. –
70
51.
Man kann feststellen, dass es oft und gerne Atheisten, also
gottlose Menschen sind, die sich dazu gedrängt fühlen, Richard
Wagners Leben und Werk zu verunglimpfen. Menschen ohne
Religiosität können die Kunst Wagners nämlich nicht verstehen
und machen sich selbst leicht zu Werkzeugen der Lügengeister;
sie sind solchen längst verfallen. –
52.
Demut und Gottergebenheit sind keine Schwächen. Unserem
Schicksal können wir ja nicht entfliehen. Wie viel wir auch
mosern und fluchen, wir können immer nur arbeiten und unser
Bestes versuchen im Leben. Doch das Karma wirkt trotzdem.
Wir können durch gute Vorlagen einen gewissen Einfluss
darauf nehmen. Aber unsere Sünden müssen wir abzahlen und
uns reinigen und entwickeln durch das uns bestimmte
Schicksal. Wir haben es vorgeburtlich ja selber gewählt! Wer
bei allem standhaft bleibt und ohne zu verzweifeln Unglück und
sogar Ungerechtigkeit mutig ertragen lernt und alles moralisch
fruchtbar macht, der ist der wahre Sieger und hat echte innere
Kraft, und niemals derjenige, der bei all dem bloß hilflos
verzweifelt und ohnmächtig leidet oder umfällt. Unsere Zeit stellt
diesbezüglich die Wahrheit der Geschichte überall auf den
Kopf, indem sie spirituell starke Menschen der Vergangenheit
immer mehr als schwache Idioten, ja sogar als Geisteskranke
hinstellt, und physische Gewaltnaturen oder energischer zum
Materialismus Hinneigende als die so genannten ''praktischen
Menschen'' und vermeintlich Starken verkauft. Wie bei Punkt 23
bereits erwähnt: Echte Selbstlosigkeit ist Stärke, und wirkliche
Stärke nie ohne die Fähigkeit zur Selbstlosigkeit! –
53.
Ein Großteil der ''Fabrikware Mensch'' (Bezeichnung Arthur
Schopenhauers) muss geradezu zwanghaft jede Mode
mitmachen. Ob es neue Frisuren oder Musikrichtungen,
71
Trendsports, die Genitalrasur, Achselhaarrasur (neuerdings
auch Pflicht für Männer), Piercings, das Arschgeweih oder die
alljährlich wechselnden Kleidervorschriften sind (gerne als
''guten Geschmack'' bezeichnet), sie sind dabei und tanzen
pflichtbewusst wie artige Äffchen im Takt der wechselnden
Marotten. Und wer es nicht so macht, ist ''von gestern'' oder
bäh, bäh. Und genauso ist es mit den Klugheiten, Ansichten,
Meinungen und Weltanschauungen. Sie sind in der Regel
ebenfalls bloß Spiegel des allgemeinen Geschwätzes. Man will
sie alle ja lieb haben! Es ist ja doch Christenpflicht! Aber was
soll ich denn machen, wenn ich z. B. bei einem an mir vorbei
sausenden Proll-Wagen das ewig einzige Techno-Bumm,
Bumm, Bumm, Bumm, Bumm, Bumm,
… höre, und reflexartig dabei
heraushören muss: „Ich bin ein Musik-Kalb! Für wirkliche Musik
bin ich leider noch nicht reif!“ Das Klappern einer defekten
Waschmaschine ist nicht viel anspruchsloser! Ich bin leider kein
Heiliger. Ich wünschte, ich wäre es. Und deshalb gebe ich – bei
aller Liebe zum Christentum - in meinem Leben sicher nicht die
heuchlerische Jesus-Pose. Und wäre ich denn etwa kein
Heuchler, wenn ich bei Menschen, die sich ihr Leben lang für
den ewig einen drögen Techno-Song begeistern können, oder
bei Menschen, die jede alberne Mode zwanghaft nachkaspern
müssen - behaupten würde, etwas anderes, als bestenfalls
Bedauern zu empfinden? Ehrlichkeit hierbei ist ein Hochmut
und Luxus, den ich mir hin und wieder einfach erlauben muss,
um vieles, vor allem aber auch mich selber, einigermaßen
ertragen zu können.
Bumm
(Ich bin hier zugegebenermaßen etwas kratzbürstig. Ich habe
nämlich bereits einigermaßen gelitten an Freunden dieser
Techno-Stampf-Orgien. Leider wollen diese Jungs und Mädels
ihre ''Musik'' nicht bloß hören, sondern durch ihre Hirnschale
hindurch anständig vibrieren fühlen. Es ist also grundsätzlich so
laut, dass auch andere immer wieder ungefragt in den
''Genuss'' dieser Hämmer-Paraden kommen. Es kommt solchen
Gemütern leider irgendwie nie die Idee, dass möglicherweise
72
nicht jeder ihren Musikgeschmack teilt und ''mitgenießen''
möchte.) 54.
Ein alter Bekannter von mir, der mich eigentlich immer mochte
und sogar gelegentlich meine Vernunft lobte, hat sich, seitdem
er meinen Spießer-Aufsatz gelesen hat, nie mehr bei mir
gemeldet. Es wird immer mehr das schlimmste Verbrechen,
Christ zu sein und Dinge moralisch beim Namen zu nennen.
Eindeutig moralisch Stellung zu beziehen, bedeutet
zunehmend, dass man dich geradezu als Verbrecher ansieht,
schneidet und verbannt. Bekennst du dich nicht zum
materialistischen oder satanistischen Weltbild, hassen oder
fliehen sie dich. Es steckt eine große Arroganz dahinter, sich so
zu verhalten. Denn man hält sich einerseits für grundsätzlich
viel klüger und gesünder, und hat andererseits nicht einmal den
kleinsten Willen, Andersdenkende zu verstehen, wenn man
meint, so einen wie mich auf diese Art abkanzeln zu müssen.
Grundsätzlich soll ja jeder machen, wie er meint. Ich erwarte ja
gar nicht, dass alle um mich her nun Anthroposophen oder
Christen werden. Aber dass sie mein Welt- und Menschenbild
wenigstens vertragen können, ohne Anfälle zu bekommen und
mich dabei gleich des Wahnsinns zu bezichtigen, das sollte
man eigentlich noch erwarten können. Aber weit gefehlt! Man
kommt aus dem Staunen heute gar nicht mehr heraus! - Jeder
Christ wird damit leben lernen müssen, dass er in
zunehmendem Maße von den Materialisten als ein Idiot
angesehen wird. -
>Wo Christus ist, geht er alle Zeit gegen den Strom.<
(Martin Luther)
... Und ihr werdet allen verhaßt sein,
weil ihr meinen Namen bekennt; ...
(Matthäus 10,22)
73
55.
In früheren Zeiten der katholischen Kirche war allgemeine
Lehre die Wahrheit der Wesens-Einheit des Sohnes mit dem
Vater. Dies wurde dann später auch in der Malerei immer mehr
dahin gedreht, dass der Christus direkt zum Vater gemacht
wurde, mit väterlichem Bart etc. Christus nennt den Vater
denjenigen, der im Verborgenen ist; und dies ist ihr
Wesensunterschied. Wenn der unbegreifliche Vater sich
offenbart und einen neuen Zyklus beginnt, ist Er der Sohn, das
Werden, der Weg, das Leben, die Entwicklung des Kosmos und
des Menschenreiches. Der alte Vater ist nicht der Sohn,
sondern der Sohn ist der neue Vater als Offenbarung und
Neuwerdung oder Neupotenzierung der Welt. Wenn Gott sich
offenbart, ist Er der Sohn. Wenn Er erkannt wird, ist Er Geist. –
56.
Am allerwenigsten mögen die Menschen heute die Bedeutung
von Jesus Christus sehen. Sie akzeptieren und glauben vieles,
aber den Christus haben die Kirchen und die materialistische
Wissenschaft z. B. als sogenannte Jesus oder Bibelforschung
allen erfolgreich abspenstig gemacht. Zusätzlich verbreitet die
Esoterik Indiens ein völlig falsches Jesus-Verständnis. Doch,
was immer wir auch tun, alles steht und fällt mit unserer
Erkenntnis des lebendigen Sohnes. Wer sich auf Erden nicht
die nötigen lebendigen Begriffe vom Wesen des Christus-Logos
angeeignet hat, der findet Ihn und Sein Licht drüben auch nicht
(Matthäus 10,32), und alles bleibt dann finster. Ein fürchterliches
Schattendasein muss man dann im Jenseits führen. Wenn wir
auch spirituell sind, wenn wir auch an Göttliches oder Gott
glauben, solange wir den Sohn und Mensch gewordenen Logos
nicht suchen und erkennen, auf dass er in uns immer mehr
Wirklichkeit wird, und wir durch Ihn ganz neue Menschen
werden, bleiben wir der alte Adam und gehen mit der
untergehenden Welt hinab. Deshalb ist das gesamte Wirken der
Widersacher heute vor allem darauf gerichtet, Jesus Christus
74
verdächtig oder bedeutungslos zu machen (oder auch das
Denken und den freien Willen zu verleugnen). Überall erlebt
man als Erfolg dieses Wirkens die Ablehnung des ChristusImpulses. Überall sind die Menschen ins Alte vernarrt. Sie
verlieren sich entweder an materialistische, oder an längst
unwahr gewordene Religionen und Vorstellungen vom
Menschen. Man beschäftigt sich mit allem lieber, als mit dem,
was durchchristet ist, wie die Anthroposophie. Doch wer heute
noch immer den Sohn von sich stößt oder ein Geschenk wie die
Geisteswissenschaft nicht haben will, der wird gar nichts mehr
verstehen, und bald für lange Zeit - wenn das Michael-Zeitalter
vorüber ist und Orifiels Zeit beginnt - auch gar nicht mehr
können. Gerade heute entscheidet sich die Zukunft für viele von
uns, und gerade heute glauben genau daran die
Allerwenigsten. Wie die katholische Kirche im Namen Jesus
Christus, so vertritt die heute ganz
korrumpierte
anthroposophische Gesellschaft im Namen Rudolf Steiners vor
allem die Impulse der Widersacher. Das Ausmaß des Verrats
von offizieller Seite an Rudolf Steiner und am Herzen der
Anthroposophie, an Christus, ist entsetzlich alarmierend! Aber auch ganz allgemein ist es nicht mehr zu übersehen:
Verräter des wahren Menschen in Form von ''Musik'' wie
Marilyn Manson usw., die einen gepflegten Satanismus
propagieren, sind heute eigentlich ganz gut angesehen, wenn
sich der anfängliche Sturm der Empörung erst mal gelegt hat.
Das wirkliche Verbrechen ist es vielmehr, überzeugter und eben
nicht zweifelnder Christ zu sein und frei werden zu wollen durch
den Geist. Das spricht Bände darüber, in was für einer Welt,
von wem beherrscht und gestaltet wir leben.
57.
Rudolf Steiner sagte: „Um Christus zu verstehen, muss der
Mensch alles, was an Weisheitsgut durch die menschliche
Entwicklung geflossen ist heranziehen." Und tatsächlich wächst
durch die Anthroposophie – als heilsamer Gegenimpuls zu
75
allem, was bestrebt ist das Christusgeschehen im Bewusstsein
der Menschen auszulöschen – die Vorstellung von Jesus
Christus ins Unermessliche. Dabei muss man dann aber
andererseits wiederum aufpassen, dass Er uns nicht bloß
(katholisch) in eine unerreichbare Sternenferne rückt. Denn Er
ist nun hier unter uns im Irdischen. Er ist Geist der Erde
geworden und muss uns vor allem Vorbild und Urbild des
Menschen werden. Wir sollen Ihm nachfolgen als das Nadelöhr,
durch welches alles in die Zukunft hinein hindurch muss. Die
evangelische Kirche entgottet Christus und macht Ihn bloß zum
frommen Menschen Jesus. Die katholische Kirche entmenscht
Christus, und hebt ihn tyrannisch in unerreichbare
Himmelsfernen. Beide meinen und kennen Ihn in Wahrheit nicht
und wollen Seine Menschwerdung auf Golgatha ungeschehen
machen. 58.
Wie oft wollen Künstler in unserer Zeit äußerlich als alles
Mögliche erscheinen, was sie aber gar nicht sind; Tiefe
vortäuschen, die gar nicht wirklich da ist. Wenn Menschen
künstlerisch wirklich etwas zu erzählen wissen und Musik
spielen, die intelligent und kraftvoll ist, dann lasse ich mich
gerne begeistern. Oberflächlichen Zirkus braucht gute Musik in
Wahrheit gar nicht. 59.
Was für eine tief sitzende Heuchelei steckt im Grunde doch
hinter dem Verhalten, alle Religionen gleich zu machen und
denen, die Christus ins Zentrum stellen, ''Intoleranz'' oder gar
Schlimmeres vorzuwerfen. Die so reden, haben jedes
Verantwortungsgefühl der Wahrheit und dem Individuellen
gegenüber verloren. Wenn sie selber Christus auch nicht wollen
oder fassen können, sollten sie zumindest begreifen, dass
Christen nicht ''tolerant'' das Christentum und den Sinn ihres
Lebens verraten können. Aber genau das begreift der moderne,
am Materialismus und Agnostizismus todkranke Mensch eben
76
nicht mehr: dass die Wahrheit höher steht, als Meinungen und
Moden, und dass der Mensch vergeht und nicht mehr sein
kann, der nicht in der Wahrheit wurzelt und aus Ihr heraus lebt.
60.
(…) Im allerschlimmsten Sinne wurde nationaler Chauvinismus
gerade in der neuesten Zeit wachgerufen. Und nationaler
Chauvinismus klingt heute durch die ganze zivilisierte Welt. Das
ist nur das soziale Gegenbild für jene urreaktionäre
Weltanschauung, welche alles auf die vererbten Eigenschaften
zurückführen will. (…) Nichts zeigt vielleicht deutlicher den
Materialismus der Neuzeit, dieses Verleugnen alles Geistigen, als
das Auftreten des Nationalprinzips. (...) (Rudolf Steiner GA 200. Die neue
Geistigkeit und das Christuserlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts. 7. Vortrag 31.10.1920)
(...) Und so sehen wir, daß gerade im 19. Jahrhundert ein Pochen
auf Stammes- und Volks- und Rassenzusammenhänge beginnt, und
daß man von diesem Pochen als einem idealistischen spricht,
während
es
in
Wahrheit
der
Anfang
ist
einer
Niedergangserscheinung der Menschen, der Menschheit. (...) ein
Mensch, der heute von dem Ideal von Rassen und Nationen und
Stammeszusammengehörigkeiten spricht, der spricht von
Niedergangsimpulsen der Menschheit. Und wenn er in diesen
sogenannten Idealen glaubt, fortschrittliche Ideale vor die
Menschheit hinzustellen, so ist das die Unwahrheit. Denn durch
nichts wird sich die Menschheit mehr in den Niedergang
hineinbringen, als wenn sich die Rassen-, Volks- und Bluts-ideale
fortpflanzen. (...) während das wirkliche Ideal dasjenige werden
müßte, was in der rein geistigen Welt, nicht aus dem Blute heraus,
gefunden werden kann. (...) (Rudolf Steiner. GA 177: Die spirituellen Hintergründe der
äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis.)
Diese Gesinnung Rudolf Steiners zieht sich durch das
Gesamtwerk seiner schriftlich vorliegenden Anthroposophie.
Trotzdem kann man immer wieder von Rassismusvorwürfen
gegen Rudolf Steiner hören und lesen, weil er von den
77
Rassenentwicklungen innerhalb der Evolution und ihrer
Bedeutung für die Menschheit gesprochen hat. Manche
entblöden sich in ihrem Eifer nicht einmal, Rudolf Steiner
deshalb einen ''Nazi'' zu schimpfen und empfehlen z. B.
Waldorfschulen allen Ernstes, sich von den Lehren Rudolf
Steiners zu distanzieren und ähnliche Späße. Solche Agitatoren
können dabei beruhigt darauf spekulieren, dass das Werk
Rudolf Steiners viel zu umfangreich ist, als dass sich allzu viele
selber gründlich genug damit auseinandersetzen werden, um
sich von dem, was damit im Genaueren gemeint ist, und was
Anthroposophie oder Waldorfpädagogik in Wahrheit sind, zu
überzeugen. Und so wären heute eigentlich die offiziellen
Anthroposophen gefordert, die sich jedoch ebenfalls vielfach
lieber in den Wind des antichristlichen Zeitgeistes und der
politischen Heucheleien hängen, und sich so am üblen Verrat
an der Anthroposophie oft auch noch beteiligen, indem sie z. B.
meinen, man müsse sich für gewisse Äußerungen Rudolf
Steiners heute öffentlich sogar ''entschuldigen'' usw., womit sie
nur allzu deutlich demonstrieren, dass auch sie nichts wirklich
begriffen haben. Menschenrassen sind eine biologische
Tatsache des leiblichen Lebens der Menschheit. Genau wie es
Hunde- oder Pferderassen oder Pflanzenarten usw. gibt, so
existieren unterschiedliche Menschenrassen. Sie haben sich
laut Rudolf Steiner vor Jahrtausenden zur Zeit der alten
Lemuris durch das Wirken abnormer Geister der Form
vorveranlagt, die den Menschen stärker an die Kräfte der Erde
gebunden haben und ihn so abhängiger von seiner Umgebung
machten. Während der alten Atlantis potenzierte sich diese
Entwicklung aus gewissen inneren Seelenentwicklungen der
Menschenströmungen
heraus.
(Damals
hatte
das
Seelisch/Geistige im Menschen noch großen Einfluss auf die
viel flexiblere Leiblichkeit. Reste davon sind heute noch sichtbar
beim Rotwerden bei Scham, Blasswerden bei Schrecken usw.
Hier wirkt sich Seelisches noch schwach sichtbar direkt auf das
Leibliche aus.) Die Rassen entstanden nicht nur durch äußere
Einflüsse, sondern auch durch innere Seeleneigenschaften.
78
Durch
egoistische
Verhärtungen
im
Ich
gewisser
Menschenströme entstanden damals z. B. die rote und die
gelbe, und durch zu wenig Ichheit die schwarze Rasse.
Schwarz-magische Verirrungen zur Zeit der Atlantis
verursachten ebenso die hoch kriegerisch-aggressiven
Seelenanlagen der germanischen Völkerscharen Europas
(Nibelungenfluch). Es hat Jahrtausende gedauert, bis diese
aggressive Wildheit der Germanen einigermaßen ausgeläutert
war. Schon seit längerer Zeit entstehen so aber keine Rassen
mehr. Von diesen Entwicklungen der alten Lemuris und Atlantis
sind die heutigen Rassen noch Nachklänge. Wenn man alle
diesbezüglichen Ausführungen Rudolf Steiners organisch
zusammenhängend überschaut, dann weiß man, dass man den
heutigen Menschen damit nicht mehr wirklich trifft, und wie man
manche vielleicht etwas schwierigen Sätze Rudolf Steiners (die
natürlich gerne von Gegnern entsprechend aus dem
Zusammenhang gerissen zitiert werden) nur verstehen kann.
Rassismus wäre es, wenn man die alten Rassengesetze heute
noch weiterträgt und Menschen anderer Rassen diskriminieren
wollte, indem man sie als weniger wertvoll oder sogar
unmenschlicher
ansehen
würde.
Dies
ist
im
anthroposophischen
Weltbild
aber
eine
vollkommene
Unmöglichkeit, da die Anthroposophie, der Wahrheit gemäß,
den Menschen nicht mit seinem Leib identifiziert, der lediglich
das >Fahrzeug< der sich inkarnierenden Seele ist. Gewisse
Aussagen Rudolf Steiners beziehen sich vor allem auf die
lemurische und atlantische Vergangenheit. Rudolf Steiner führte
gerade durch die Christologie innerhalb der Anthroposophie
ausführlich und unmissverständlich aus, dass die Rassen und
Rassenideologien (die Erbsünde) durch den Christusimpuls des
Ichs überwunden werden müssen und werden:
(...) Sehen Sie, meine lieben Freunde, die Welt, in der wir leben,
ist ja so entstanden, daß sie ursprünglich gebildet worden ist
durch alle die Einflüsse, die da wirkten in die Konfiguration
hinein, welche wir erleben als die Nachklänge des Rassentums,
79
als die Nachklänge der einzelnen Völker und dergleichen.
Betrachten Sie diese Welt, wie sie aus dem Element der Geburt
herauskommt, und betrachten Sie die Mission des Christus. Die
Mission des Christus besteht darin, all dieses Naturhafte zu
überwinden, gegenüber dem Leben in der Rasse die Liebe zur
allgemeinen Menschheit zu pflanzen. Dasjenige, was im Anfange
der Erde da war, das Adamitische, soll gerade durch den Christus
ausgelöscht werden. Das einzelne Volksgemäße, der
Volksegoismus soll durch den Christus, durch das allgemeine
Menschentum überwunden werden. (...) (Rudolf Steiner. Vorträge und Kurse über
christlich-religiöses Wirken. GA 342)
Nur wenn das zentrale christliche Geistesgut der
anthroposophischen Geisteswissenschaft nicht erfasst wurde,
kann man manche vielleicht etwas schwierige Formulierungen
Rudolf Steiners falsch verstehen oder fehlinterpretieren. Doch
zumindest Anthroposophen sollten Rudolf Steiner hier richtig
verstanden haben! Das Seelisch-Geistige des Menschen geht
auch deshalb durch die verschiedenen Rassen hindurch, weil
diese unterschiedliche Entwicklungs- und EntfaltungsMöglichkeiten bieten. Die Rassen existieren, damit Vielseitigkeit
in den Erlebnismöglichkeiten der Menschen-Iche da ist. Das Ich
erlebt sich anders in den verschiedenen Rassen, und das sollte
auch so sein. Dies beinhaltet jedoch keineswegs eine
moralische Wertung der Individualität innerhalb einer Rasse,
denn das Moralische, das eigentliche Menschenwesen hängt
nicht an der Rasse oder am Leib, sondern an dem, was davon
unabhängig ist:
(...) Entwicklung der Menschenformen und Entwicklung der
Seelenschicksale muß übersinnliche Erkenntnis auf zwei ganz
getrennten Wegen suchen; und ein Durcheinanderwerfen der
beiden in der Weltanschauung wäre ein Rest materialistischer
Gesinnung, der, wenn er vorhanden, in bedenklicher Art in die
Wissenschaft des Übersinnlichen hineinragen würde. (...)
(Rudolf Steiner. Die Geheimwissenschaft im Umriß. GA 13.)
80
Wenn also sogar Anthroposophen Äußerungen Rudolf Steiners
rassistisch deuten möchten, dann haben sie selber ihren
Materialismus schlichtweg noch nicht überwunden. Der physische Leib ist geprägt durch die Rasse und
Vererbung, der Ätherleib durch den Erzengel des Volkstums
usw. Das Ich, als das Christusprinzip im Menschen, sollte sich
in seinem Bewusstsein zum allgemein Menschlichen erheben
über die Rasse und das Volkstum hinaus. Rudolf Steiner sagte
zudem an verschiedenen Stellen, dass jemand, der ein Volk
oder eine Rasse ganz besonders tief hasst, in seinem nächsten
Leben sehr wahrscheinlich genau diesem Volk oder dieser
Rasse angehören wird (z. B. in GA 156). So läuft gerne mal die
Pädagogik des Karma. Rudolf Steiner hätte einen Menschen
jedenfalls nie nach seiner Rasse angesehen, sondern immer
nach der Seele oder ewigen Individualität, die in einem Körper
steckt.
(...) Ob man einen lebhaften Gesichtssinn, ein gut entwickeltes
Gehör usw. hat, das kann davon abhängen, ob sich die Vorfahren
solche Eigenschaften erworben und auf uns vererbt haben.
Dagegen kann niemand das auf seine Nachkommen übertragen,
was mit dem eigentlichen geistigen Wesen des Menschen
zusammenhängt, also zum Beispiel die Schärfe und Genauigkeit
seines
Vorstellungslebens,
die
Zuverlässigkeit
seines
Gedächtnisses, den moralischen Sinn, die erworbenen Erkenntnisund Kunstfähigkeiten und so weiter. Dies sind Eigenschaften, die
innerhalb seiner Individualität beschlossen bleiben, und in seinen
nächsten Reinkarnationen als Fähigkeiten, Anlagen, Charakter
und so weiter zum Vorschein kommen. - (...)
(Rudolf Steiner. Über die Vererbung von Anlagen und Fähigkeiten. Lucifer-Gnosis 1904.)
Die
Rassenentwicklungen
hatten
durchaus
tragende
Bedeutung für die frühere Menschheit; heute haben sie diese
aber längst nicht mehr in dieser Form. Die heutigen Rassen
haben laut Rudolf Steiner ausgedient und werden nun immer
mehr durch Vermischungen verschwinden. In Zukunft werden
81
irgendwann nur noch zwei Rassen existieren: eine gute und
eine böse. Die moralischen Eigenschaften der Seelen werden
diese innerhalb der Evolution langsam ganz notwendig
hervorbringen. (Siehe die Apokalypse des Johannes und
Vorträge Rudolf Steiners diese betreffend). Das Moralische und
Unmoralische im Menschen, dass sich in den nächsten
Jahrtausenden immer stärker differenziert ausprägen wird - die
Trennung der Spreu vom Weizen im Evangelium - schafft in
Zukunft zwei entsprechende radikal unterschiedliche neue
Rassen, und nicht umgekehrt; während die alten Rassen ganz
verschwinden werden. (Siehe hierzu auch Punkt 45.) –
Es sprach Rudolf Steiner in seinen Hauptschriften vielfach
auch gar nicht von Rassen in dem Sinne, wie man heute
allgemein darüber spricht. Der von ihm noch aus seiner Zeit
innerhalb der englischen theosophischen Gesellschaft
übernommene Begriff der so genannten >Wurzelrassen< meint
vor allem die 7 Hauptzeiträume des physischen Globus der
Entwicklung der Erde: die polarische, die hyperboräische, die
lemurische, die atlantische, die 1., 2., 3. nachatlantische. Und er
sagte, dass diese Bezeichnung leicht irreführend sei und man
besser von >Hauptzeiträumen< und >Kulturepochen< dabei
sprechen sollte, weil man es dabei oft nicht mit Rassen im
bekannten Sinne zu tun haben würde. Auch der Begriff der
>Unterrasse< wurde von Rudolf Steiner nie wertend, sondern
lediglich zur Unterteilung gebraucht, so wie man von
Hauptkategorien und Unterkategorien sprechen würde. Es gab
Hauptrassen,
aus
denen
sich
dann
Unterrassen
herausentwickelt haben usw. Und es ist äußerst niederträchtig,
Rudolf Steiner dabei den späteren menschenverachtenden
Nazi-Wortgebrauch unterstellen zu wollen. Er gebrauchte
dieses Wort auch nur zu Beginn, übernommen aus seiner Zeit
innerhalb der theosophischen Gesellschaft, und später sagte er
dazu:
(...) Sie wissen, wir können diesen Ausdruck >Unterrasse< aus oft
genannten Gründen nicht brauchen, weil man dadurch schon ein
82
einseitiges, ein Gruppenziel verfolgt, während es uns nie um
Gruppenziele zu tun ist, sondern immer um die allgemeinen
menschheitlichen Ziele. (...) (Rudolf Steiner GA 173, 6. Vortrag 1916)
Rudolf Steiner sprach dann, wie oben erwähnt, auch davon,
wie unsere heutigen Rassen entstanden sind, dass es
aufsteigende und absteigende Rassen gab, die von Osten nach
Westen zogen, und im Westen dann wieder vergingen, wie z. B.
die rote Rasse; wie sich in der alten Atlantis die Rassen gebildet
haben, die zwar auch heute noch gewisse Unterschiede der
Anlagen für die Seelen darbieten, welche in unserer Zeit wegen
des immer stärker werdenden Ichs aber immer weniger zum
Tragen kämen; was für mich persönlich - dies sind jetzt nicht
Rudolf Steiners Worte - bedeuten würde, dass die Leiber
mancher Rassen den Fähigkeiten einer Menschenseele auch
heute noch gewisse Hindernisse oder auch Förderungen bieten
können, als die Leiber anderer. Dass also z.B. eine hoch
entwickelte Seele z. B. in einem afrikanischen Leibe gewisse
vielleicht vorhandene spirituelle Fähigkeiten nicht ganz so leicht
wird durchbringen können, wie eine solche es in einem weißen
oder braunen Leibe kann, aufgrund der unterschiedlichen Alter
und Veranlagungen der Rassen. Dass also, wenn ein Mensch
leiblicher
afrikanischer Abstammung
große
spirituelle
Fähigkeiten entwickelt, dies auf eine ganz besonders kraftvolle
Seele deutet, die die Stärke hat, den Widerständen einer
ungünstiger veranlagten Leiblichkeit sieghaft Herr zu werden
usw., denn entwickelt werden können sie selbstverständlich
auch dort. Die Rasse und der Leib sagen jedenfalls über den
eigentlichen Wert eines Menschen überhaupt nichts aus,
sondern bloß etwas über den Leib und dessen Anlagen als
Werkzeug der Seele. Solche Erkenntnisse können helfen, das
Leben besser zu verstehen, und eben wieder nur der
Materialismus, der den Menschen tatsächlich mit seinem
physischen Leibe identifiziert, kann in Rassismus verfallen und
sich dann bloß noch mit Bannflüchen davor retten, dass
unterschiedliche Menschenrassen existieren. Die Menschen
83
und auch die Menschenleiber sind eben nicht alle völlig gleich.
Diese sehr beliebte Floskel ist nur bequemer Unfug. Von den
genetischen Unterschieden der Erbanlagen reden heute längst
auch - leider jedoch im vollkommen geistlosen Sinne! - die
moderne Genforschung. Selbst bei Menschen derselben Rasse
oder desselben Volkes, ja sogar derselben Familie finden wir
Unterschiede vor bei den Anlagen. Der Eine hat ein
musikalisches Ohr mitbekommen, der Andere vielleicht ein
gutes Gedächtnis, der Nächste kräftige Beine, die ihn zum
Fußballer tauglich machen usw. Der Franzose steckt anders in
seinem Leibe, als der Brite oder Deutsche; auch dadurch
kommen die unterschiedlichen Mentalitäten zustande. Und
selbstverständlich sind ebenso immer noch Unterschiede
vorhanden zwischen den Rassen, auch wenn diese schon viel
geringer geworden sind und den Menschen nicht mehr
bestimmen sollten. Die weiße Rasse hat mit enormen
Todesprozessen oder Kräften innerhalb des Leibes zu kämpfen.
Was unter anderem zum toten Intellektualismus und
Materialismus führte. Die schwarze Rasse hat wiederum mit
stärkeren Stoffwechsel- oder Lebensprozessen zu tun, die das
seelische Erleben stärker mit dem Leibe verbinden usw. Doch
Rassismus ist es nicht, wenn man von diesen Unterschieden
geisteswissenschaftlich etwas weiß, sondern wenn man
Menschen anderer Rassen deshalb als weniger wertvoll
ansehen wollen würde. Die Rassen sind von den göttlichen
Wesenheiten aus gutem Grund so eingerichtet worden. Das Ich
ist heute aber längst viel freier und unabhängiger vom Leib –
oder sollte es sein - als es in früheren Menschheitszeitaltern der
Fall war. Am Ende sind alle Rassen wichtig, wertvoll und
gottgewollt, sonst würden sie nicht existieren; das wusste
Rudolf Steiner am allerbesten. Dem Anthroposophen und
Christen sind alle spirituellen Wahrheiten Hilfsmittel zum
Verstehen des Lebens und somit am Ende auch zur
Nächstenliebe. Der geistige Begriff von Rasse hat nichts
gemeinsam mit dem materialistischen des Faschismus oder der
heutigen Genforschung, die die Unterschiede der Rassen in
84
einem hundertprozentigen Unterschied gewisser genetischer
Merkmale sucht; und weil sie einen solchen nicht auffinden
kann, mittlerweile freudevoll verkündigt, dass es gar keine
Rassen gibt. Es geht dabei im Spirituellen aber nicht um Gene,
sondern um viel feinere Unterschiede und Kräfte. Die okkulten
Mysterien der Entwicklung der Menschenleiber, der Vererbung
und Erbsünde durch die Jahrtausende hindurch sind sicher
nicht leicht zu verstehen; aber ganz gleichgültig, ob man
geisteswissenschaftliche Inhalte nun ernst nimmt oder für Unfug
hält: Will man die moralische Bedeutung der Ausführungen
Rudolf Steiners über die Rassen gewissenhaft beurteilen, dann
kann das nur aus den anthroposophischen Zusammenhängen
heraus geschehen, egal wie man sich persönlich auch zur
Anthroposophie stellen mag. Verlästert man nun aber auf die
gängige Art und Weise Rudolf Steiner öffentlich als einen
Rassisten und bringt dazu noch Zitate völlig aus dem
Zusammenhang gerissen so, dass sie gar nicht richtig
verstanden werden können, dann werden ganz notwendig alle,
die nicht wissen in welcher Weise Rudolf Steiner über die
Rassen sprach, davon ausgehen müssen, er hätte im
faschistoiden Sinne über sie gesprochen, was eine objektive
Unwahrheit und Verleumdung ist. Nur wenn man die spirituelle
Seite der Anthroposophie (bewusst oder unbewusst) völlig
ausblendet oder nicht wirklich versteht, kann man gewisse
Sätze Rudolf Steiners so deuten, wie dies leider oft in der
Öffentlichkeit geschieht; mit entsprechend paralysierender
Wirkung. Immer wieder werden Menschen gründlich von einem
unbefangenen Umgang mit der Anthroposophie abgehalten
oder gleich ganz abgeschreckt durch die Praktiken vieler (sogar
angeblicher ''Anthroposophen''), die auf diese Art einen ganz
falschen Eindruck von Rudolf Steiner und der Anthroposophie
erwecken. Ich weiß wohl, dass, wer sich mit Geduld, Liebe und
Offenherzigkeit mit der Anthroposophie auseinandersetzt, zu
ihrer Wahrheit auch sicher finden wird, und dass so jemand
unzweifelhaft erkennt, dass Rassismus so ziemlich das Letzte
ist, was Rudolf Steiner bewegte. Aber genau darum geht es
85
vielen Agitatoren eben: man will verhindern, dass Menschen frei
und unvoreingenommen bleiben. Man kann mit Aussagen
Rudolf Steiners – und überhaupt mit spirituellen
Angelegenheiten - so wie im Internet und anderswo oft
praktiziert, einfach nicht umgehen! Geistige Inhalte KÖNNEN
nicht wie auf dem Jahrmarkt behandelt werden! Es muss in
Ruhe, mit GUTEM WILLEN und echter (und nicht bloß
geheuchelter) Gewissenhaftigkeit gründlich damit gearbeitet
werden, sonst kommt man zu gar nichts von Wert. Ein
Musikstück kann man auch nicht wirklich verstehen, wenn man
überall nur eine Sekunde herausnimmt und mit anderen
Sekunden zusammenleimt. Auch dann sind es natürlich reale
Teile (Zitate) des Stückes des Komponisten, trotzdem versteht
man nichts, kann gar nichts verstehen. Man muss die
Komposition als Ganzes wahrnehmen und wirken lassen.
Ebenso gehört alles bei der Anthroposophie organisch
zusammen um Aussagen Rudolf Steiners richtig beurteilen zu
können; auch um mögliche fehlerhafte stenografische Stellen
als solche zu erkennen.
... Es wird eben nur hingenommen werden müssen, daß in den von
mir nicht nachgesehenen Vorlagen sich Fehlerhaftes findet. Ein
Urteil über den Inhalt eines solchen Privatdruckes wird ja
allerdings nur demjenigen zugestanden werden können, der
kennt, was als Urteils- Voraussetzung angenommen wird. Und
das ist für die allermeisten dieser Drucke mindestens die
anthroposophische Erkenntnis des Menschen, des Kosmos,
insofern sein Wesen in der Anthroposophie dargestellt wird, und
dessen, was als anthroposophische Geschichte' in den
Mitteilungen aus der Geist-Welt sich findet.' … (Rudolf Steiner. Mein
Lebensgang GA28. Diese Zeilen finden sich außerdem einleitend in fast allen von Rudolf Steiner nicht
nachkorrigierten Vortrags-Bänden.)
Anthroposophie-Gegner wissen tatsächlich oft selber gar nicht,
dass sie Gegner sind. Man braucht nämlich nur rein intellektuell
an Anthroposophie heranzugehen, und schon geht alles
daneben, man versteht vieles notwendig dann tot und korrigiert
z. B. Neuauflagen der GA in die Richtung, dass Rudolf Steiners
86
aus dem Geist gesprochenes Wort systematisch ent-geistet
wird; und dies alles durchaus oft aus bestem Willen. Der
Materialismus und tote Intellekt an sich sind Gegner und
Vernichter des Geistes der Anthroposophie. –
Rassismus ist mit der Individualität Rudolf Steiners nicht
vereinbar, solange man weiß, womit man es zu tun hat. Zum
Rassismus gehören geistesblinder Materialismus, moralische
Dummheit, und eine Niederträchtigkeit des Charakters, die nur
Mutwilligkeit und Böswilligkeit einem Rudolf Steiner ernsthaft
unterstellen können. Es gibt in unserer Zeit zwar viele Leute,
die flach genug sind, Rudolf Steiner alles Mögliche
anzudichten; er selber war aber ganz bestimmt nicht flach
genug, um solchen Charakterisierungen zu entsprechen. Selbst
ein erklärter zeitgenössischer Gegner Rudolf Steiners, wie der
Schriftsteller und Philosoph >Dietrich Heinrich Kerler< - der bei
seiner Gegnerschaft seinerzeit wenigstens soweit anständig
blieb, sein bedauerliches Nichtverstehen nicht in blinde Wut und
Raserei ausarten zu lassen - konnte es damals schon nicht
begreifen, wie verlogen man gegen die Person Rudolf Steiners
vorging:
(...) Ich rechne mich selbst zu den entschiedensten Gegnern
Steiners und habe dieser meiner Gegnerschaft auch öffentlich
Ausdruck verliehen (in meiner Schrift «Der Denker»). Aber die
Form, in der die Polemik gegen Steiner vielfach zu einer wüsten
Hetze ausartet, ist mehr als unerquicklich. Und da muß gesagt
werden, daß ein Mann, der eines Buches fähig ist, wie es die
«Philosophie der Freiheit» darstellt, unmöglich der kleine und
niedrige Charakter sein kann, den man aus ihm macht. In ihrer
Klarheit und vornehmen Ruhe gehören die philosophischen, nicht
minder die anthroposophischen Schriften Steiners zu den der
Form nach edelsten Erzeugnissen unseres neuen philosophischen
Schrifttums. (…)
(Und heutige Steiner-Gegner haben vielfach leider nicht mal
mehr den kleinsten Funken Anstand). -
87
Weil das Thema Rassen vor allem in Deutschland - aus
verständlichen Gründen - ein sehr Schwieriges geworden ist,
verrennen sich viele jedoch immer mehr in vollkommen alberne
Moralvorstellungen und Ideen von der Art, dass es allein schon
verwerflicher Rassismus sei, wenn irgendjemand irgendwann
irgendwo überhaupt einmal das böse Wort >Rasse< in den
Mund genommen hat, und dass selbst wissenschaftliche
Wahrheiten darüber bereits ein Verbrechen seien. Für einen
''anständigen'' Menschen - und vor allem Deutschen - gibt es
heute einfach keine Rassen mehr; auf diesem Auge hat man
gefälligst blind zu sein. Dies kann jedoch Menschen, die das
Leben wissenschaftlich verstehen wollen, sicher nicht
sonderlich überzeugen. Wenn klein Fritzchen von 4 Jahren mit
Mutti an der Ampel steht, auf der anderen Seite ein Farbiger auf
Grün wartet, und klein Fritzchen – wie Kinder es in diesem Alter
den ganzen Tag lang gerne tun - Mama fragt, warum der Mann
da drüben denn so dunkel aussieht, muss Mama wohl – damit
sie kein ''Rassist oder Nazi'' ist - sagen: „Du hast bloß was mit
den Augen! Sei jetzt still, sonst setzt es was!“ Eine gute
Erklärung wäre aber vielleicht die, dass in Afrika die Sonne
härter und viel mehr scheint, als in Deutschland, und sich
deshalb die Haut der dort lebenden Menschen mit mehr
Pigmenten stärker schützen musste vor dem Licht und somit
dunkler wurde im Laufe der Zeit. Das würde Fritzchen sicher
verstehen können und es entspräche sogar zumindest teilweise
der Wahrheit. Oder man kann seinen ganz kleinen Kindern
vielleicht erzählen, wenn sie fragen, wieso denn
unterschiedliche Hautfarben existieren?, dass die Natur
vielseitig ist und eine einzige Hautfarbe wohl zu langweilig
gefunden hätte; auch ein schönes Bild, das ein gesundes
kindliches Gemüt durchaus überzeugt und ebenfalls nicht ganz
falsch ist. Die anthroposophische Geisteswissenschaft kann
uns dann den tieferen geistigen Sinn der verschiedenen
Rassen erklären, um dann den leiblichen Anlagen der
Menschen angemessen mögliche Entwicklungswiderstände
erfolgreicher aus dem Wege zu räumen und dem individuellen
88
Geisteswesen des Menschen überall besser zum Siege zu
verhelfen und damit stärkere und glücklichere Menschen aller
grundsätzlich wertvollen und wichtigen Menschenrassen zu
fördern. Während der Materialismus eben bloß zur Heuchelei
greifen, und sogar einen Teil anthroposophischer oder
anthropologischer Wahrheiten verbieten und zum Verbrechen
erklären, oder verleugnen muss, um mit den Rassen innerhalb
der Menschheitsentwicklung fertig zu werden. Kein vernünftiger
Mensch – außer vielleicht übereifrige Emanzen, die mit den
Unterschieden der Geschlechter nicht zurechtkommen - würde
sich daran stören, dass es vielleicht hilfreich sein könnte, den
leiblich/seelischen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen
bei Fragen der Erziehung und des Lernens oder der
körperlichen
Arbeit
zu
berücksichtigen.
Bei
den
unterschiedlichen Rassen-Anlagen sind diese Fragen sofort ein
Verbrechen. Wenn ich als Farbiger oder Asiate geboren worden
wäre, würde ich zumindest genauso wissen wollen, was das
okkult-physiologisch mit sich bringt. Es würde mich genauso
interessieren, wie es mich jetzt als weißer Mitteleuropäer
interessiert, damit ich meinen Leib und seine Schwächen als
Christ besser in den Griff bekomme. Bei der Frage, ob denn ein
schwarzer Leib der ihm innewohnenden Ichheit und gewissen
spirituellen Fähigkeiten dieser Ichheit mehr Widerstände
entgegenbringen könnte, als z. B. ein weißer Leib, kann man
natürlich sofort sagen: Dies diskriminiere Farbige; und so
denken heute auch die meisten Menschen. Möglicherweise ist
es aber viel wichtiger und auch segensreicher, zu fragen, ob es
denn wahr ist? Ich persönlich bin vollkommen davon überzeugt,
dass die Ausführungen Rudolf Steiners über die Rassen der
Wahrheit entsprechen. Doch was interessiert heute Wahrheit,
wenn wir politisch korrekt sein sollen, nicht wahr?
Genaugenommen kann man so heute, laut Rudolf Steiner, nicht
mehr wirklich denken, weil es immer mehr an der individuellen
Ichheit hängt, was heute möglich ist und was nicht. (ICH selbst
bin es, der hier gerade so weit geht, und die Dinge etwas
überspitzt.) Ich kenne außerdem selber einen spirituellen
89
Farbigen, der alleine nur mit seiner Anwesenheit den Tag retten
kann, weil er eine so schöne Seele hat, und bin tagtäglich
umgeben von weißen Voll-Materialisten … Allein daran sieht
man doch, wie wenig die Rassen heute noch bedeuten. Aber es
ist trotzdem nützlich, etwas Wahres über die Entstehung der
Rassen zu wissen, um die Welt besser zu begreifen und die
Rassen real zu überwinden, und nicht bloß in Floskeln und
Phrasen. Weiter unten noch etwas mehr gerade dazu. Es wird von Rudolf Steiner Kritikern grundsätzlich auch immer
wieder von Rudolf Steiners "Rassen-Theorien'' gesprochen,
weil solche eben gar nicht im Entferntesten ahnen, dass dies
eben keine ''Theorien oder Hypothesen'' sind. Der gute Dr.
Steiner sprach im Übrigen auch ganz viel über die Unterschiede
zwischen Mineral, Pflanze, Tier, Mensch, Engel, Erzengel,
Archai, Exusiai-Elohim, Dynameis, Kyriotetes, Throne,
Cherubim, Seraphim, Mann und Frau, Kind und Greis usw. Sind
damit jetzt auch Stein, Pflanze, Tier, Mensch, Engel, Götter,
Mann, Frau, Kind und Greis usw. diskriminiert, weil sie als
unterschiedlich erkannt werden? Die Menschheit als solche ist
eine geistige Einheit; wir gehören geistig alle zusammen. Als
inkarnierte Individuen sind wir aber immer mehr unsere eigene
Gattung. So lehrt es die Anthroposophie, und so entspricht es
der Wahrheit. Was wird heute nicht überall viel zu ausschließlich und ganz
falsch - nämlich ohne die geistige Seite der Welt! - von der
Vererbung dogmatisiert? Was wir nicht alles von Papa und
Mama, Oma und Opa usw. haben sollen an Grenzen,
Krankheiten oder Möglichkeiten? Ja angeblich sogar an
moralischer Determiniertheit! Diese Ideen, weil eben ohne das
Ich materialistisch begriffen, diskriminieren in der Tat jeden
davon Betroffenen. Und warum soll nun gerade das, was man
über allgemeine Leibesunterschiede in gesunder, weil nicht
materialistischer Form aus der Anthroposophie wissen kann,
verboten sein? Für mich ist das Heuchelei! Gewisse Vertreter
unserer darwinistischen Mammon-Wissenschaften reden sogar
90
längst von einem ''Verbrecher-Gen'', und dass man Menschen,
die dieses besitzen, am besten sofort einsperrt, damit sie die
Verbrechen gar nicht erst begehen können. Dies ist radikal
menschenverachtend und real faschistoides Denken.
Menschen zu richten, bevor sie überhaupt irgendetwas
verbrochen haben, bloß weil diese Mammon-Wissenschaften
uns alle nur noch als seelenlose leiblich-determinierte Roboter
begreifen wollen, ist der Gipfel gottlosen Denkens! Doch all dies
steht heute in Zeitungen und Büchern oder wird in
Fernsehsendungen
gebracht
und
geglaubt
als
wissenschaftliche
Errungenschaft,
ohne
dass
sich
irgendjemand daran großartig zu stören scheint.
Wenn die Zyklen Rudolf Steiners, in denen die tieferen
spirituellen Wahrheiten über die Rassen angesprochen wurden,
um sie aus der geistigen Wirklichkeit heraus zu erklären, auf
den >Index jugendgefährdender Schriften< gesetzt werden
sollen, dann sollten wir unbedingt die gesamte irrsinnige
Mammon-Wissenschaft der Gen- und Hirnforschung auf einen
Index setzten als immens menschheitsgefährdend. - Tatsächlich
können Werke Rudolf Steiners niemals jugendgefährdend sein,
wenn man weiß, wovon man redet. In so eine Richtung denken
und arbeiten können immer bloß Zöglinge des Materialismus
Ahrimans. Auch wenn es selbstverständlich viele Menschen
gibt, die moralisch und anderweitig ganz schnell maßlos
überfordert sind, wenn sie es mit einem Geistesmenschen wie
Rudolf Steiner zu tun bekommen, gibt es meiner Ansicht nach
heute kaum etwas Segensreicheres für junge Menschen, als
die Anthroposophie, durch die sie sich von den
materialistischen Geisteskrankheiten und Irrtümern unsere Zeit
gründlich ausheilen könnten. Natürlich sind alle Wahrheiten oder Informationen über Rassen
als starre Dogmen großer Unfug; wie es alle toten Statistiken
und Dogmen am Ende immer sind. Sie haben nur
Allgemeingültigkeit. Das Individuelle durchbricht überall die
Leibesgrundlagen und Gesetze, vor allem in der Gegenwart
91
und in die Zukunft hinein. Die individuellen Unterschiede der
Seelen überwiegen die der Rassen längst. Und um dieses
Individuell-Geistige zu fördern, geht es der Anthroposophie: Um
die Überwindung des Materiellen durch den Geist. Will man
einen Weg zum geistigen Leben gehen, hilft dabei durchaus
okkultes Wissen über den Leib. Um tiefer zu verstehen, warum
und wie die Rassen heute durch den Christusimpuls
überwunden werden können, ist es nötig, zu wissen, wie sie
einst überhaupt entstanden sind. Die Läuterung unserer
niederen Wesensglieder (Ego) ist die christliche Überwindung
der Erbsünde (Sündenfall). Man reinigt so moralisch tatsächlich
das, was man seinen Kindern vererbt und macht es ihnen so
leichter, im Leben zu ihrem freien Ich zu finden. Das
ahrimanische Gegenbild von all dem ist der Rassenwahn und
die materialistische Menschenkunde. –
Ich erwähne all dies hier deshalb etwas ausführlicher, weil
gegen Rudolf Steiner wegen gewisser Aussagen immer wieder
extrem verlogen öffentlich gehetzt wird. (Kürzlich erst wieder Juli 2007 - vorbildlich in der FAZ.) Außerdem ist das Internet
voll davon. Es wird von manchen dabei gezielt der Eindruck
erweckt, als seien Rassen-Ideen sogar zentral in der
Anthroposophie; was einfach nicht wahr ist. Es sind nützliche
Nebeninformationen zum Verstehen der Gegenwart. Das
Thema Rassen ist derart nebensächlich innerhalb des
Gesamtwerkes Rudolf Steiners, dass auch ich mich damit kaum
befasst habe; weshalb dieser Punkt 60. hier im Grunde lange
Zeit
ungenügend
war.
Erst
wegen
dieser
immer
wiederkehrenden Rassismus-Verleumdungen habe ich das nun
ein wenig nachgeholt. Dass sich gewisse Medien so begeistert
auf gewisse Äußerungen Rudolf Steiners stürzen und
ausschließlich diese in die Öffentlichkeit zerren, anstatt sich mit
dem heute so brennend nötigen Geistgehalt der
Anthroposophie zu befassen, sagt wirklich alles über die
Gründe aus, warum solche Damen und Herren sich überhaupt
damit befassen. –
92
Über Rassen heute zu reden ist aus geschichtlichen Gründen
zugegebenermaßen dünnes Eis, und es gibt immer Menschen,
die mit solchen Dingen Unheilvolles anrichten werden; aber
womit machen solche dies bitte nicht? Zu Rudolf Steiners
Zeiten waren Menschenrassen allerdings noch kein derartiges
Tabu-Thema. Kaum einer hätte wohl damals gedacht, dass ein
derartiger Rassenwahn hochkommen würde, wie in der NS-Zeit
dann geschehen. Während anthroposophische Wahrheiten und Erkenntnisse
dem Verständnis des Lebens dienen, schafft der Materialismus
immerzu bloß neue Krankheiten und verhängnisvolle Irrtümer.
Selbstverständlich darf man Aussagen Rudolf Steiners infrage
stellen; zumal sich in den teilweise sehr lückenhaften
stenografischen Mitschriften ganz sicher auch Fehlerhaftes
vorfindet. Aber gerade die gängige, ganz oberflächliche, oft aus
dem Zusammenhang herausgerissene und aus völligem
Unverstand der Sache heraus sinnentstellende Art der Hetze
und verleumderischen Stimmungsmache gewisser Medien und
Menschen gegen Rudolf Steiner und die Anthroposophie ist
ganz nach faschistischer Manier. Denn es sind leider allzu oft
bloß noch Lüge und Verleumdungssucht, womit gearbeitet oder
''unterhalten'' wird. Es geht meistens nur noch darum, dem
gehetzten Bürger beim Vorbeigehen am Kiosk mit einer
wirkungsvollen Schlagzeile den Euro aus der Tasche zu locken;
und dazu ist mittlerweile jede Lüge und Gewissenlosigkeit recht.
Leicht missverständliche Äußerungen Rudolf Steiners sind
außerdem natürlich ein gefundenes Fressen für solche, die die
Anthroposophie, das Christentum und alles Spirituelle hassen.
Sie werden mit ihrem Treiben auch ganz sicher nicht aufhören.
Ganz im Gegenteil! Sie suchen instinktiv oder auch ganz
bewusst nur nach Möglichkeiten zum Verunglimpfen, und nicht
danach, irgendetwas zu verstehen. Diese Art der Verleumdung
und Hetze wird in Zukunft noch zunehmen an Menge und
Härte. Darüber sollten sich alle im Klaren sein, die Rudolf
Steiner und die Anthroposophie schätzen.
93
... Dasjenige, was in der äußeren Welt lebt, ist wahrhaftig nicht
geeignet, das Ahrimanische abzuhalten. Die äußere
Journalliteratur steuert direkt nach dem ahrimanischen Prinzip
hin und übergießt mit Spott und Hohn dasjenige, was klar sehen
will über die Mächte, die in unsere Welt hineinspielen. ...
(Rudolf Steiner. 15. 5. 1915. GA 159/160)
Zudem kann es unser moderner überreifer (dekadenter)
Intellektualismus grundsätzlich nicht ertragen, wenn gewisse
spirituelle Inhalte tatsächlich >sakrosankt< sein sollen und nicht
wirklich zur ''Diskussion'' stehen. Wahrheit bleibt nämlich auch
dann noch Wahrheit, wenn sie eine materialistisch intellektuelle
Streit- und Diskussions-Gesellschaft nicht fassen kann. So nötig
Sie auch ist: Anthroposophie passt in der Tat nicht in unsere
Gesellschaft. Würde sie passen, dann wäre sie genauso krank
und falsch und nicht mehr die Medizin, die sie sein soll. Durch
Kompromisse mit Mammon wird sie nur zur Lüge. Wahrscheinlich ist es tatsächlich klüger, in Zeiten des noch mal
übersteigerten Materialismus und neu auflebenden krankhaften
Nationalismus über eventuelle Rassenunterschiede besser zu
schweigen, da es aufgrund der aus dem Materialismus
hervorgehenden maßlosen Oberflächlichkeit der Menschen
eine reale Gefahr des Rassismus in sich birgt. Und es wäre
meiner derzeitigen Ansicht nach vielleicht wirklich besser
gewesen, Rudolf Steiner hätte über manches hier lieber doch
geschwiegen, denn er hätte vielleicht ahnen müssen, dass dies
erfolgreich von Gegnern gegen die Anthroposophie verwendet
werden würde. Es ist wohl trotzdem nötig gewesen, es
auszusprechen. Doch Rudolf Steiner einen Rassisten zu
nennen und als ''Nazi'' zu verunglimpfen, ist nichts weiter als
Verleumdung. Begründet kritisieren darf man sicher alles; aber
die Art und Weise offenbart dabei immer auch den Geist!
Anthroposophie will und kann uns zeigen, wie wenig von
Bedeutung die Rassen in Wahrheit heute sind. Dass der
Mensch eben nicht bloß sein vererbter Körper ist, sondern dass
es darauf ankommt, was für ein Mensch er ist, mit was für einer
94
Seele begabt. Es kommt darauf an, was wir aus uns machen im
Leben! Unser Leib ist Teil unserer individuellen irdischen
Aufgabe. Der Sinn von jeder wahrhaft geistigen Entwicklung ist
die Überwindung oder besser Durchgeistigung, Beherrschung
und Verwandlung unserer Wesensglieder, bis hin zum
Leiblichen oder der Materie. Anthroposophie will uns durch
Erkenntnis die Kraft geben, um über die Erbanlagen zu siegen
und befreit vom Leib zum individuellen höheren Ich zu kommen.
Und dies gilt für alle Rassen und Nationen. Wenn nach dem
unheilvollen und menschenverachtenden Unfug unserer GenWissenschaften ein Mensch genetisch dazu veranlagt sein soll,
ein Verbrecher zu werden, dann zeigt uns die Anthroposophie,
dass es in Wirklichkeit von seiner freien Ich-Wesenheit abhängt,
ob er es tatsächlich wird. In Wahrheit ist gerade die
Anthroposophie das beste und geeignetste Mittel gegen den
Rassismus, denn letztendlich kann einzig und allein ein
spirituelles Verständnis vom Menschen und der Welt eine
wirksame Waffe gegen Rassismus und Menschenverachtung
sein. Wie absolut unrecht und unwahr ist es somit, Rudolf
Steiner öffentlich im Lichte nationalsozialistischer Auffassung
vom Menschen erscheinen zu lassen!
(...) Denken Sie doch, wir sprechen von dem, was unseren Weg
durchziehen soll mit einem ernsten Grundsatze: aufzusuchen das
Gleiche in allen Menschenseelen und durch alle Nationen und
Rassen hindurch. (...) (Rudolf Steiner. GA 168. 18. 2.1916)
Rassismus ist in einem wahrhaft spirituellen Weltbild nicht
möglich, sondern einzig im Materialismus. Deshalb ist jede
Rassismus-Hetze gegen Rudolf Steiner eine glatte Lüge; egal
wie viele Aussagen Rudolf Steiners im Internet zusammen
gereiht auch einen ganz anderen Eindruck erwecken mögen.
Genauso wenig, wie jemand, der die jüdische Religion ablehnt,
deshalb ein Judenhasser ist, ist jemand, der von Rassen
sprach, automatisch ein Rassist gewesen. Dies ist BarbarenLogik! Menschen-Rassen sind eine Tatsache des Lebens, und
wenn allein schon das Feststellen dieser Tatsache oder das
95
Wahrheitssuchen darüber Rassismus sein sollen, dann ist die
Natur ganz offensichtlich selber ein Rassist, denn sie hat
Rassen geschaffen. Wahrheiten können nur in Zeiten, wo Lüge
und Heuchelei herrschen, ein Verbrechen sein. Es ist mit dem
in unserer Zeit allgemein gängigen Rassismus-Begriff ganz
ähnlich, wie mit dem völlig verdrehten Begriff des
Antisemitismus; worüber ich mich ausführlicher in meinem
>Antisemitismus-Aufsatz< ausgesprochen habe. Diese Begriffe
werden nämlich von ganz vielen heute gezielt verbogen und so
am Ende als Waffe gegen die Wahrheit und das Christentum
verwendet. Die anthroposophische Geisteswissenschaft Rudolf Steiners
war unter anderem gerade ein Angebot der guten Götter, dem
unheilvollen Aufkommen des materialistischen Darwinismus &
Co das nötige spirituelle Verständnis von Welt, Menschen,
Natur, Evolution, Rassen und Völker entgegen zu halten.
Nachdem die Anthroposophie jedoch nicht angenommen wurde
von Mitteleuropa, konnte sich der materialistische Rassenwahn
der Nazis ungehemmt auswüten. – Indem man sich heute
gegen ein anthroposophisch-spirituelles Verständnis vom
Menschen wendet, öffnet man die Türen und Tore den
Dämonen der Vergangenheit, die sich in den Ideologien von
Volk, Blut, Boden im Dritten Reich so fürchterlich ausgewütet
haben, und die sich in unserer Zeit im Erbanlagen- und
allgemein Genetischen-Menschenbild weiterentwickeln. -
(…) Es ist jeder wirklichen Erkenntnis der Geisteswissenschaft
zuwiderlaufend, wenn davon gesprochen würde, daß in demselben
Sinne, wie es in der Vergangenheit führende Rassen für die
einzelnen Kulturepochen gegeben hat, es etwa auch in der Zukunft
eine solche führende Rasse geben würde, die durch
Naturmerkmale namentlich hervorgebracht würde. (…) Und die
Geisteswissenschaft soll ja gerade dasjenige sein, was ohne
Unterschied der Rassen und Stämme die Kultur über die ganze
Erde trägt, insofern die Kultur Geisteskultur ist. Aber einsehen
kann man, daß unseren Zeitraum ein ganz anderer ablösen wird,
96
in welchem sich über die ganze Erde hin am Menschen zeigen
wird, inwieweit er wirklich schon sein inneres Wesen in der
äußeren Form zum Ausdruck bringt. (…) Nur wer nicht von den
wirklichen Erkenntnissen der Geisteswissenschaft ausgeht (…),
nur der könnte zu der Behauptung kommen, die ganz unmöglich
ist gegenüber der wirklichen Geisteswissenschaft, als ob sich
auch für den sechsten Kulturzeitraum wiederholen würde, was zur
Herstellung der Rassen in früheren Zeiten notwendig war. Eine
solche Behauptung würde geradezu ins Gesicht schlagen einer
jeglichen Erkenntnis des wirklichen Menschheitsfortschrittes, der
darin besteht, daß das Innere, das Seelische immer mehr und
mehr sich offenbart, daß nicht bloß das Alte in einer etwas
anderen Gestalt wiederholt wird, sondern daß ein wirklicher
echter Fortschritt in der menschheitlichen Entwickelung
vorhanden ist. Und wenn Theosophie ihren guten alten
Grundsätzen treu bleiben soll, so wird sie — trotzdem sie zu ihrem
ersten Grundsatze hat, ohne Unterschied von Rassen- und
Farbeigentümlichkeiten und so weiter, eine Kultur zu begründen
— gar nicht darauf verfallen können, eine Zukunftskultur zu
erhoffen von einer einzelnen besonderen Rasse. (…) (Rudolf Steiner. Der
irdische und der kosmische Mensch. GA 133)
Wir werden uns alle irgendwann schlichtweg entscheiden
müssen, ob es Wahrheit und Wissenschaft – und zwar
Wissenschaft in nicht geistesblinder und unmenschlicher Art! und vor allem Wahrhaftigkeit, oder aber Opportunismus,
kurzatmige
Nützlichkeitslügen
und
verlogene
Medienunterhaltung sein sollen, die den geistigen Grund
unserer Zukunft und zukünftiger Gesellschaften bilden? Ich bin
mir vollkommen im Klaren darüber, dass sich Materialisten und
Spiritualisten, oder Agnostiker und Gnostiker, hier niemals einig
werden. Denn vielen ist Spirituelles heute etwas völlig Irreales
und somit Anthroposophie sowieso ganz großer Unfug. Deshalb
bemüht man sich vielfach nicht einmal mehr um gründliche
Recherchen, wenn es darum geht, eine unterhaltend
reißerische Reportage zu bringen oder verleumderische Artikel
97
und Bücher zu verfassen. Unsere Welt ist heute zudem reich
angefüllt mit oberflächlichen Vollidioten, die jede sich bietende
Gelegenheit nutzen zum Anlass für Ihren gottlosen Hass auf
den Geist und ihre selbstgerechten Lästereien und eitlen
Inszenierungen. Solchen Trompetern ist grundsätzlich jeder ein
Faschist, der als Christ das heutige jüdische Verständnis von
Jesus Christus ablehnt, und jeder ist selbstverständlich ein
Rassist, der verstehen will, woher die Rassen kommen? Und
solche Gemüter schrecken natürlich auch nicht eine Sekunde
lang davor zurück, sogar die größten Geister unserer Zeit mit
Dreck zu bewerfen, solange sie sich selber damit billig in Szene
setzen können. Es wollen ja auch Zeitschriften und Bücher
verkauft werden, nicht wahr! Wenn Du heute vor einem
Supermarkt mit einem Menschen in einen Streit gerätst wegen
eines Parkplatzes, und es sich herausstellt, dass er Jude ist,
besteht durchaus eine größere Wahrscheinlichkeit, dass der
Verdacht des Antisemitismus auf Dich fällt. Als meine damalige
Freundin einmal in San Francisco in der Nähe der Golden Gate
Bridge auf mich wartend am Strand lag und ein Farbiger, bevor
ich selber dazu kam, Minuten lang auf sie einredete, weil er ihr
Drogen verkaufen wollte, und sie irgendwann verärgert sagte,
er möge sie doch bitte jetzt in Ruhe lassen, bekam sie von ihm
prompt die Frage gestellt, ob sie eine Rassistin sei (zumal er sie
zuvor länger ausgefragt hatte, und er somit wusste, dass sie
aus Deutschland kam). Bei fast jedem Streit von Türken mit
älteren Deutschen in der U-Bahn oder im Bus kommt
irgendwann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit von den Türken
der saublöde Spruch: Nazischwein! Was würden all diesen
Leuten nicht schnell die hohlen Argumentationen ausgehen,
wenn es dieses verfluchte Dritte Reich nicht gegeben hätte!
Völlig gewissenlos scheinen hier bedauerlicherweise sehr viele
Menschen beschaffen zu sein. Es ist bald jedes noch so
unanständige Mittel recht, um sich im Streit billig einen Vorteil
zu verschaffen, wenn einem die Argumente ausgehen oder
wenn man Leute einfangen will für Zeitschriften oder
Fernsehsendungen usw.
98
Freunde der Sonne! Es gibt ganz offensichtlich Wahrheiten des
Lebens, die mit den momentanen 'Denkvorschriften', dem
derzeitigen 'Meinungs-Faschismus' nicht so recht vereinbar
sind. Doch seit Euch bewusst: Bei der Wahrheit gibt es keine
Demokratie. Man kennt sie, oder man kennt sie nicht, und sie
wird auch ganz sicher nicht plötzlich unwahr oder zum
Verbrechen, nur weil sie gegen die Mode ist oder die Mehrheit
der Schablonenmenschen vielleicht andere ''Ansichten''
eingetrichtert bekommen hat. Wenn Wahrheit politisch
unkorrekt wird, dann muss der Wahrheitssucher eben ganz
mutig politisch unkorrekt sein!
(...) Es ist gewiß unbequem, solch eine Wahrheit anzuerkennen; es
ist bequemer heute, in die Phraseologien, die über die ganze Erde
hingehen, einzustimmen. Aber der Gang der Wirklichkeit geht
nicht nach Phrasen, der Gang der Wirklichkeit geht nach den
wahren Impulsen. (...)
(...) Das war immer das Schicksal der Mysterienwahrheiten, daß
sie gegen den Strom der Bequemlichkeit, aber mit dem Strom der
Entwickelung gehen mußten. (...) Man muß derlei Dinge im
Großen und im Kleinen beobachten können, man muß sich nicht
stören lassen von dem, was heute als Phrasenurteil durch die Welt
geht. Man muß sich schon ein wenig aufschwingen können zum
Verständnis der Zeichen der Zeit. (...) (Rudolf Steiner. GA 177: Die spirituellen
Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis.)
(...) Sehen Sie, der Materialismus macht heute aus allen Dingen
im Grunde das Gegenteil. Es wird den Menschen in die
schwersten Irrtümer hineinführen, und zwar in solche, die nicht
nur glaublich, sondern fast wie selbstverständlich sind. (...) (Rudolf
Steiner. 18. 2.1916. GA 168. Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten.)
Dies ist ein ganz wichtiger Punkt, denn vom Standpunkt des
Materialismus aus betrachtet, sind die Ausführungen Rudolf
Steiners ganz selbstverständlich Rassismus, weil dem
Materialisten unser physischer Leib eben der Mensch ist.
Spricht jemand also von Unterschieden der Leiber, so spricht er
99
von Unterschieden der Menschen. Da Rudolf Steiner aber kein
Materialist war und nicht vom Standpunkt des Materialismus
aus gesprochen hat, sind seine Worte auch kein Rassismus.
Jedoch kann man dies Materialisten nicht begreiflich machen,
weil sie aus ihrem Denken nicht heraus können und wollen. Rudolf Steiners Informationen über die Rassen sind nach
anthroposophischem Menschen-Verständnis tatsächlich genau
das Gleiche, als wenn man einem Fahrzeughalter z. B. sagt:
„Du musst bei diesem Wagen in den Kurven ein wenig
aufpassen, denn er ist etwas hart im Gas." Dies ist ein
nützlicher Hinweis für den Fahrzeughalter und der Mensch wird
damit nicht getroffen sein oder sich verletzt fühlen, denn er ist
nicht sein Fahrzeug. Der Materialist wäre dann allerdings
derjenige, der den Menschen tatsächlich mit seinem Fahrzeug
identifiziert, und deshalb ist eine wirkliche Verständigung hier
nur äußerst schwer möglich und jeder ist am Ende auf sich
selber und sein Wahrheitsvermögen gewiesen. Ganz so
äußerlich ist dem Menschen sein eigener Leib natürlich nicht,
wie es sein Auto für ihn ist, weswegen es verständlich ist, wenn
dieser Vergleich vielen emotional erst mal nicht so leicht
einleuchtet. Aber dieses Bild entspricht dennoch der Wahrheit.
Unser physischer Leib vergeht während wir leben Großteiles
materiell bereits innerhalb von 7 Jahren; denn dann haben sich
unsere Zellen weitestgehend erneuert. Die Seele oder
Individualität des Menschen vergeht dabei jedoch nicht,
sondern entwickelt sich weiter. Wenn die Anthroposophie tatsächlich das ist, wovon ich
persönlich überzeugt bin, dann ist es ganz selbstverständlich,
dass Sie und Rudolf Steiner von den Kindern-Mammons mit
allen nur erdenklichen Mitteln verunglimpft und bekämpft
werden. Es wütet in unserer Zeit hinter allen erdenklichen
Masken ein unerbittlicher Krieg zwischen Wahrheit und
ahrimanischer oder luziferischer Lüge. Und jeder Einzelne wird
für sein eigenes höheres Leben um die Wahrheit kämpfen
müssen. Wer dies versäumt, geht in die Irre. Unsere
100
Populärpresse und meinungsbildenden Medien dienen heute
fast ausschließlich Ahriman und seinem Materialismus. Unsere
Kultur und Gesellschaft wird an ihrer grenzenlosen Liebe zu
Mammon und zur Lüge, und durch den egoistischen Kampf
aller gegen alle zugrunde gehen. –
*
Und dass Menschen je nach Fähigkeit oder Unfähigkeit sogar
etwas so Segensreiches und dringend Notwendiges wie die
Waldorfpädagogik auch gewaltig verkorksen können, ist uns
klar. Gerade die besten Kulturgüter werden von uns eigentlich
immer erst einmal über lange Zeiträume hinweg mächtig
verkorkst, bis sie so wirken können, wie sie intendiert waren.
Eine Schule ist immer nur so gut oder schlecht, wie dessen
Lehrer und Leiter. Und falls tatsächlich stimmen sollte, was mir
zu Ohren gekommen ist, dass es Kinder gibt, die von
Waldorfschulen abgelehnt werden, weil ihre Eltern einen
Fernseher, oder sie selber eine Barbiepuppe besitzen
und Ähnliches, dann möchte ich allen, die diese Zeilen hier
lesen, versichern, dass eine derart sektiererisch-lieblose
''Auserwählten-Haltung'' das anti-christliche Gegenteil der
wahren Idee von Waldorfpädagogik ist. Denn es existiert auf
Erden schlichtweg kein Kind, das ''unwürdig'' wäre für
Waldorfpädagogik! Aber sehr wohl gibt es ganz offensichtlich
Waldorfschulen, die dieses Namens unwürdig sind. Eine
derartige Haltung ist weit mehr, als ein bloßes Missverständnis!
Zum Thema Rudolf Steiner und Rassismus ist auch noch zu
empfehlen das Buch >Hans-Jürgen Bader und Lorenzo
Ravagli: Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit –
Anthroposophie und der Rassismusvorwurf – Verlag freies
Geistesleben<. Dieses Buch sollte jeder gelesen haben, der die
Anthroposophie nicht selber ausreichend kennt, aber sich
Klarheit verschaffen möchte über dieses Thema. Vor allem
aber, wer sich erlaubt, einem Menschen wie Rudolf Steiner
etwas derart Rufmordendes anzudichten, wie Rassismus. -
101
60a.
Allgemeine Meinungs-Pflicht scheint es heute, selbst bei der
Wahrheit ''liberal und tolerant'' zu sein. So von Christus als
Zentralgestalt der Menschheitsevolution zu sprechen, wie
Rudolf Steiner es tat, ist vielen deshalb bloß noch ''christliche
Parteilichkeit''. Ganz egal, ob es wahr ist oder nicht, nehmen es
uns heute viele Menschen sofort übel, wenn wir ihnen vom
neuen Bund und von Jesus Christus als Sohn Gottes sprechen,
von dessen Wesensaufnahme oder Auferstehung in uns nun
alles wirklich Menschliche in Zukunft abhängt. Sie wollen es
nicht hören; können es nicht einmal denken. Sie lehnen sich so
unter Umständen zwar gegen Gott selbst auf, der zur
Zeitenwende offensichtlich entschieden hat, die Seelen der
Menschen durch Seine Offenbarung im Sohn Heim zu führen;
aber all dies sehen sie natürlich anders. Am schwersten ist es
für solche einzusehen, die in einem alten orthodox-religiösen
System gefangen sind. Sie werden es ja irgendwann schon
erkennen, dass wir ihnen nur die Wahrheit gesagt haben. Wenn
dies allerdings erst nach ihrem Tode geschieht, wird das nicht
leicht, denn im Jenseits können wir nur ernten, was wir im
Irdischen gesät haben. Wenn wir aber gar nichts wirklich Neues
lernen und wissen wollen im Leben, können wir uns später
auch nicht beschweren und sagen: Wir haben nichts gewusst,
denn wir wollten ja doch nichts wissen. Die geistigen Welten
nehmen uns diesbezüglich nun immer mehr ernst. Unsere
Entscheidungen werden gehört und akzeptiert. Wie wir uns
zweitausend Jahre nach Golgatha und nach all den herrlichen
Geschenken des Geistes, um Christus immer besser verstehen
zu können, zu Jesus Christus stellen, wird ernst genommen und
unser Karma entsprechend gestaltet; ebenso, wie wir uns zu
den Repräsentanten oder Trägern des Geistes stellen, wie
Rudolf Steiner einer war. Deshalb möchte man immer wieder so
eindringlich wenigstens zur Vorsicht raten mit zu schnellen
Urteilen oder Richtersprüchen aus dem klugen Intellekt heraus;
vor allem dann, wenn wir solche Urteile auch noch öffentlich
machen. Wir sollen ja begreifen lernen und frei urteilsfähig
102
werden, aber bei den Angelegenheiten des Geistes sollte man
sich dazu unbedingt immer die nötige Zeit nehmen; bloß nicht
zu früh und immer gewissenhaft! - (Siehe hierzu auch Punkt
140a und 156)
61.
Musak ist die englische Bezeichnung für Fahrstuhl- oder
Hintergrundmusik, die nicht stören, und bloß nebenbei eine
nette Stimmung verbreiten soll zum Einlullen und Gutfühlen. Da
unsere Mainstream-Musikkultur vielfach eigentlich auch nur
noch diesen moralischen Anspruch hat, sollte man den Begriff
>Musik< der Korrektheit halber vielleicht dort einfach
abschaffen. –
62.
Es ist uns natürlich, von äußerer Attraktivität angezogen zu
werden; und umgekehrt. Wenn zu dieser äußeren Attraktivität
bei einem Menschen noch innere, also moralische Schönheit
hinzukommt, wird alles umso schöner; und umgekehrt.
Oberflächlichkeit sieht nur die äußere Attraktivität oder das
Gegenteil. Wenn die äußere Erscheinung eines Menschen
irgendwann von uns gar nicht mehr so sehr wahrgenommen
wird, sondern überwiegend nur noch das Innere und
Wesenhafte, beginnt bereits ein gewisses geistiges Schauen. Frauen verlieren in den Augen vieler Männer durch ihr
Älterwerden an Schönheit, weil das, was solche Männer als
Schönheit ansehen, bloß die Jugend der Frauen ist. Solche
Männer sehen nur mit den Augen ihres Naturtriebes. Ein
wirklich schöner Mensch kann durch das Älterwerden niemals
hässlich sein. Eine Elfe wird durch das Alter nicht zum Ork. Nur
wer für individuelle Schönheit keinen Blick hat, weiß nicht, was
hier gemeint ist. Das zugegeben Hübsche und Bezaubernde
der Jugend, die Pausbäckigkeit und Ebenmäßigkeit junger
Gesichter ist nur ganz allgemein naturschön, aber nicht wirklich
Schönheit der Person. Dass man Lieblosigkeit anderen
103
Menschen gegenüber in der deutschen Sprache auch als
Hässlichkeit bezeichnet, ist sehr treffend, denn wirklich hässlich
wird der Mensch durch Gehässigkeit und Unmoral. Dies kann
ein moralisch entwickelter ästhetischer Blick dann als innere
Hässlichkeit an oberflächlich vielleicht ganz hübschen
Gesichtern durchaus wahrnehmen. –
Im Vortrag vom 27.8.1912, GA 138 >Von der Initiation<
beschreibt Rudolf Steiner, dass in der Geistwelt ein Wesen,
welches sein Inneres eindeutig offenbart, als schön, und ein
solches, welches sein Inneres verbirgt, als hässlich empfunden
wird. Ist ein Geistwesen also in seiner übersinnlichen
Offenbarung sozusagen wahrhaftig, dann erscheint es als
schön; ist es unwahrhaftig, erscheint es als hässlich. Im
Übersinnlichen fallen somit moralische und ästhetische
Weltordnung zusammen. Daran liegt es wohl auch, dass ein
Mensch, der sich vergeistigt und religiös entwickelt und sich so
in gewisser Weise der übersinnlichen Welt während seines
Lebens bereits annähert, immer mehr das Unmoralische am
Menschen als hässlich, und das Moralische als wahrhaft
menschlich schön empfindet, unabhängig von der körperlichen
Attraktivität. Es gibt viele äußerlich schöne Frauen in der Welt, aber das
eigentlich Schöne der Frau, das wahrhaft Göttliche des
Weiblichen, ist das Empfangende, das Leben- Gebende und
Erhaltende. Deshalb ist es immer abstoßend und in diesem
Sinne unweiblich, wenn gerade Frauen grausam sind. Sie
verlieren sofort an echter Weiblichkeit und Schönheit. Jennifer
Lopez ist eine hübsche Dame. Als ich aber erfuhr, dass sie
Pelze nicht nur sammelt, sondern sogar Werbung für die
Pelzindustrie macht; also die sinnlose Grausamkeit an Tieren
für unsere Eitelkeit offensichtlich keinerlei Problem für sie
darstellt, war sie automatisch viel weniger Frau und plötzlich
nicht mal mehr halb so schön für mich. In Bezug auf das
wirklich Männliche – welches eben nicht Primitivität, Härte oder
Zerstörung, sondern das geistvoll aktive Prinzip ist - ließe sich
104
ganz ähnliches beweisen. (Kindisches Emanzen-Geschwätz
macht dann aus dem gesamten weiblichen Geschlecht das
Gute, und aus dem Mann das Böse usw.) –
63.
Wenn in den Medien über Religionsfreiheit oder Frieden
zwischen den Religionen verhandelt wird, dann geschieht das
zu oft nur noch heuchlerisch und täuschend. Man hat fast
grundsätzlich ein bloß ganz oberflächliches Verständnis von
den Religionen. Helmut Schmidt z. B. erzählte vor Kurzem im
Fernsehen lobend von einem Menschen, der festgestellt habe,
dass die Hauptreligionen doch auch viele Gemeinsamkeiten
hätten. Alle glauben an Moses, alle glauben an Adam oder
Abraham etc., also müsste doch Friede zwischen den
Religionen möglich sein. Selbstverständlich ist dieser Friede
möglich; und er wird zwischen WIRKLICH religiösen Menschen
auch immer herrschen. Aber nicht auf einer derart flachen
Basis! Denn was z. B. die Zentralgestalt des Christentums, oder
die des Islam anbelangt, unterscheiden sich diese Religionen
eben ganz enorm. Man kann bei solchen Gedanken - die
natürlich immer erst mal lobenswert klingen, denn wer will es
verurteilen, dass man Frieden machen möchte – nicht von
irgendwelchen
ganz
äußerlichen
Übereinstimmungen
ausgehen, sondern man muss selbstverständlich den Geist,
das eigentliche Herz einer Religion ins Auge fassen. Ansonsten
hat man es nicht mit der Wirklichkeit, sondern nur mit der
Oberflächliche zu tun. Gerade diese dem Intellekt ganz typische
Oberflächlichkeit im Umgang mit Religionsfragen ist
verhängnisvoll. Über diese Dinge kann nämlich niemand
heilsam und friedenstiftend sprechen, der die Religionen gar
nicht wirklich geistig fasst und ernst nimmt. Einzig die
anthroposophische Geisteswissenschaft kann hier Frieden
bringen, weil sie einen überreligiösen Standpunkt der objektiven
Wahrheit anstrebt, und so allen Religionen auch gerecht
werden kann, insoweit solche noch Wahrheit in sich tragen, und
nicht schon zu sehr verfallen sind. 105
... Es ist oben erinnert worden, daß man, wie die Philosophie so
die Religion zuerst fassen müsse, das ist, sie als vernünftig
erkennen und anerkennen müsse. Denn sie ist das Werk der sich
offenbarenden Vernunft, und ihr höchstes, vernünftigstes. Es sind
absurde Vorstellungen, dass Priester dem Volk zum Betrug und
Eigennutz eine Religion überhaupt erdichtet haben usf.; es ist
ebenso seicht als verkehrt, die Religion als eine Sache der Willkür,
der Täuschung anzusehen. Mißbraucht haben sie oft die Religion
– eine Möglichkeit, welche eine Konsequenz des äußeren
Verhältnisses und zeitlichen Daseins der Religion ist; aber weil sie
Religion ist, kann sie wohl hie und da an diesem äußerlichen
Zusammenhange ergriffen werden, aber wesentlich ist sie es, die
vielmehr gegen die endlichen Zwecke und deren Verwicklungen
festhält und die über sie erhabene Region ausmacht. Diese Region
des Geistes ist vielmehr das Heiligtum der Wahrheit selbst, das
Heiligtum, worin die übrige Täuschung der Sinnenwelt, der
endlichen Vorstellungen und Zwecke, dieses Feldes der
Meinungen und der Willkür zerflossen ist. ... (G.W.F. Hegel. Vorlesung über
die Philosophie der Weltgeschichte. Einleitung, 1820)
Ich finde es übrigens allgemein ganz falsch und lästerhaft, bei
islamistischen Terrorattentätern von ''religiösen Fanatikern'' zu
sprechen. Denn jeder Mensch, der seine Religion ernst nimmt,
ist in den Augen des Materialisten ein religiöser Fanatiker. Und
überzeugte Mörder sind ganz sicher keine religiösen Menschen,
sondern am allerweitesten von Gott entfernt. Das wirklich
erwachte religiöse Vermögen bewirkt im Menschen das genaue
Gegenteil des Hassens und Mordens. Es macht den Menschen
menschlicher, moralischer, erweckt das Mitgefühl usw. Man
sollte hier unbedingt sauberer unterscheiden lernen und seine
Begriffe viel gewissenhafter bilden, denn Terrororganisationen
missbrauchen Religionen und die Dummheit vieler Menschen
bloß raffiniert für ihre Mordgelüste. Dies alles hat immer nur
ganz oberflächlich, nur den alleräußerlichsten Worthülsen nach
etwas mit echter Religion oder Religiosität zu tun. -
106
Und Immanuel Kant - hochgeschätzter Herr Helmut Schmidt ist trotz seiner anhaltenden Popularität der impotenteste
Agnostiker gewesen, den es jemals unter den einflussreicheren
deutschen Denkern gegeben hat. Gerade Kant hat unglaublich
verhängnisvoll auf den deutschen Geist gewirkt. Und sich auf
ihn zu berufen, offenbart den ödesten protestantischen
Materialismus. Kants Geist war nicht einmal imstande dazu, das
Tier von einer Maschine zu unterscheiden, also einen toten
Mechanismus von einem lebendigen Wesen (siehe Kants
>Kritik der praktischen Vernunft<). Wie soll ein solcher Geist –
auf den sich heute immer wieder gerne alle Gottlosen und
Wahrheit-Leugner berufen – am Ende zu irgendetwas anderem
kommen, als der geistigen Verstopfung des Agnostizismus?!
64.
Wir können die herrlichsten Ideale formulieren und aufrecht
lieben; solange uns die Kraft fehlt, werden wir sie nicht leben
können. Mutlose Menschen sagen immer gerne: „Was kann ein
Einzelner schon ausrichten? Einer allein kann doch nichts
verändern in der Welt“ usw. Aber veränderst Du Dich selbst,
veränderst Du sehr wohl einen realen Teil der Welt und wirkst
auch auf andere ganz anders. Also wieso kannst Du die Welt
nicht verändern? Tatsächlich waren es in der Geschichte immer
Einzelne gegen die große Masse, die etwas zum Besseren
verändert haben, Revolutionen herauf brachten und neue
Zeitalter einläuteten. Aber die, die so reden, haben
andererseits, auf sich selbst dabei blickend, natürlich auch
wiederum recht: Es sind nämlich sehr richtig nie die mutlosen
Kleindenker, die etwas bewegen. –
65.
Alleinerziehende Mütter oder Väter leisten wichtige Arbeit und
einen großen sozialen Dienst am Lande. Deshalb sollten sie
grundsätzlich nie als Arbeitslose eingestuft werden. Der Staat
107
sollte sie für ihre Arbeit sogar gut bezahlen und ihren Beruf und
ihre Berufung viel mehr fördern. –
66.
Es sind vor allem Schreibtischtäter, die so oft nur ganz schwer
verstehen können, warum überzeugte Musiker nun unbedingt
ehrlich, und nicht besser bloß 'geschäftstüchtig' sein wollen. Sie
verstehen nicht, dass es dabei auch ums nackte künstlerische
Überleben geht. Als Erstes stirbt immer die Freude an dem,
was Du tust. Wenn Du anfängst, nicht mehr mit dem Herzen,
sondern mit dem über Erfolg spekulierenden Verstande zu
musizieren, dann wird alles erkalten und ganz schnell
absterben. Es wird eine Brotarbeit, die es beim Künstler aber
nie sein sollte. So wird Deine mögliche Berufung zum
nüchternen Beruf, und früher oder später wird Deine kreative
Quelle versiegen müssen. Es sei denn, es war alles immer
schon bloß Kalkül, dann ändert sich natürlich nichts. Aber hast
Du es mit einem wirklichen Musiker zu tun, dessen Musik eine,
nämlich seine Seele hat, dann treibt man ihr und ihm diese
Seele aus, wenn alles zum reinen Geschäft wird. Dafür gibt es
endlos viele Belege auch in der modernen Musikwelt. Wenn Du
Deine Musik nicht frei mit dem Herzen machst, dann hat sie
auch kein Herz. Die Art von moderner Musik, die ich persönlich
interessant finde, wird von der Industrie immer mehr
ausgemerzt. Man will heute junge, hübsche, hohle Menschen,
die man den aktuellen Marketing-Vorstellungen und Moden
gemäß formen kann. Ein eigener Kopf wäre da nur störend.
Natürlich werden diese Leute dann so verkauft, als sei alles
echt und leidenschaftlich, denn die Floskeln vom
Individualismus und von Echtheit etc. sind ja allgemein
anerkannt und wirkungsvoll. Aber lernt man die entsprechenden
Leute hinter solchen Projekten selber einmal kennen, findet
man allzu oft ernüchtert heraus, dass alles doch bloß unwahre
Show ist und nichts Reales dahinter. Es geht heute meistens
nur noch ums Geld, und ein Gewissen für Kultur haben wir fast
gar nicht mehr. Deshalb verdienen die, die in diese Richtung
108
Drahtzieher sind, ironischerweise auch immer weniger, denn
was nicht lebt, vergeht, und was nicht existiert, kann man
irgendwann auch nicht mehr ''verkaufen''. Eine akribisch
betriebene Wissenschaft der Massenpsychologie, um
herauszufinden, wie man sein Publikum immer besser
ausrechnen kann, um an dessen Taschengeld zu kommen, ist
die letzte moralische Wahrheit unserer modernen Kunst und
Kultur geworden. Und die Meisten finden dies auch noch völlig
richtig so. – Dazu so treffend damals schon Richard Wagner:
Als Priester einst und Mönche lehrten:
das Leben sei ein eitler Dunst,
als Freude sie und Lust uns wehrten
an menschlich froh lebend'ger Kunst,
da habt ihr Fürsten sie gehegt,
mit Lieb' und Wonne sie gepflegt,
daß stolz sie nie sich beuge:
Die Wartburg ist des Zeuge!
Ein schlimmer Gott hat sich gefunden,
Merkur, der Herr der Krämerwelt,
der hat die Kunst nun gar gebunden,
sich zur gefäll'gen Magd bestellt:
Wollt eures Ruhms gedenk ihr sein,
helft uns die Edle nun befrei'n,
daß frei sie Edles zeuge
und keiner Macht sich beuge! (Richard Wagner, An die Fürsten. 1849)
67.
Wenn ich singe, versuche ich nicht zu viel zu denken; aber
wenn ich nicht singe, denk ich gerne viel. –
109
68.
Ich möchte nicht, dass es mir schlecht gehen muss, um an
Gott zu denken; und ich will nicht reich und fett sein müssen,
um innerlich ruhig und dankbar zu sein. –
69.
Wahrheit ist sicher keine Frage der Meinungen. Sie ist objektiv
einseh- und auffindbar. Aber ich selber muss sie einsehen
können. Ich glaube nicht an die Unfehlbarkeit des Papstes oder
die Autorität der römischen Kirche. Deshalb gefallen mir
Begriffe wie ''Rechtgläubigkeit'' oder ''Häresie'' überhaupt nicht.
Nicht weil eine Macht-Kirche Dogmen festsetzt und einen
angeblich rechten Glauben bestimmt und Abweichendes mit
Verdammnis belegt, sondern wenn ich es moralisch, vernünftig,
und dem Evangelium nicht widersprechend empfinde, dann
bekenne ich mich dazu. Dies ist in gewisser Weise die
eigentliche Reformations-Idee Luthers gewesen. Diese
Reformation hat aber nie wirklich stattgefunden, auch in der
evangelischen Kirche nicht, sondern eine vollkommen andere.
Luther war durchaus Christ. Er wollte vor allem auf unsere
individuelle moralische und spirituelle Verantwortung weisen.
Seine Kirche verfiel später jedoch bloß dem ödesten
Materialismus und Intellektualismus. Evangelische Pfarrer lesen
Dir heute müde aus der Bibel vor und im Privatgespräch
erzählen sie Dir, ohne dabei rot zu werden, dass sie an Gott
und seinen Sohn nicht glauben. Sie sind eine Schande für das
Priesteramt! Müsste ich mich für eine der beiden Kirchen
entscheiden, dann würde es immer – und das wundert jetzt
vielleicht manche - die katholische Kirche sein. Aber ich habe
mich dann doch lieber für das Christentum entschieden. 70.
Als Anthroposoph kann man immer mehr erfahren, wie
Wahrheit Sein ureigenes Wesen ist. Christus sagt: „Ich bin die
Wahrheit" ... (Johannes 14,6). Wer als Agnostiker Wahrheit
110
leugnet, der verleugnet somit Ihn selbst und kann kein Christ
sein. Es sind deshalb ganz konsequent meistens auch AntiChristen überzeugte Agnostiker und umgekehrt. Dass es sogar
Scharen von Agnostikern in den Kirchen gibt, beweist, wie weit
die Kirchen sich von Christus entfernt haben und gottlos
geworden sind. –
71.
Wenn Christen Buddhisten begegnen und sie ihnen die
Bedeutung von Golgatha nahebringen wollen, dann darf dies
nie mit Verachtung des Buddhismus geschehen. Auch nicht mit
einem geheuchelten Wertschätzen. Sondern mit dem wirklichen
Wissen um die Größe des Buddhismus. Jedes Wort des
Buddha ist wahr gewesen. Natürlich war Buddha vor Golgatha;
das darf man nie vergessen. Deshalb ist vieles heute eben
ganz anders geworden und nicht mehr wahr. Zudem ist der
Buddhismus lange schon in starker Dekadenz. Aber wer die
großen Wahrheiten des Buddhismus nicht erkennen kann, der
erkennt nicht wahr; und wer nicht aus der Wahrheit spricht,
verkündet nicht das Evangelium. Der Dalai Lama ist ein wirklich faszinierender Mensch. Er
sprengt mit seinem Denken oft nicht nur die Grenzen des
traditionellen Buddhismus, sondern er ist dabei sogar häufig
recht christlich. Der alte Buddhismus kennt keine wirkliche
Entwicklung oder Geschichte, nur die stete Wiederkehr des
Ewig-Gleichen, das ewige Weiterrollen des Rades der
Wiedergeburten in die Welt des Leidens, welches man
durchbrechen soll usw. Der Dalai Lama hingegen spricht von
einer wirklichen Entwicklung des Menschengeistes zum
Besseren. Der Buddhismus kennt eigentlich nicht wirklich das
individuelle Ich, die Reinkarnationslehre des Gautama ist eine
ganz andere, als die der christlichen Geisteswissenschaft. Das
liegt am Alter des Buddhismus, da das Logos-Ich erst seit
Golgatha in der Welt der Menschen möglich ist und sich
entwickelt. Auch das buddhistische Meditationsziel ist eigentlich
111
das Stillstehen des Bewusstseins und unser letztendliches
Verlöschen im Nirwana. Der Dalai Lama aber stellt alles auf das
Ich-Bewusstsein, die Erkenntnis und den Geist. Ja er brachte
gerade im Fernsehen den Unterschied zwischen höherem und
niederem Selbst heraus und erklärte, dass Selbstbewusstsein
und Egoismus nicht das Gleiche seien und alles Gute aus
einem starken Ich kommen würde und müsse. Dies ist das
durchchristete Ich! Ich bin aufrichtig begeistert! Man kann daran
wunderbar sehen, dass man die Wahrheit nicht aufhalten kann;
dass das Ich der Menschheit sich seit Golgatha nun zu ganz
neuen Realitäten entwickelt. Christus im Ich stellt eine
Wirklichkeit dar, die niemand längerfristig wird verhindern
können bei aufrichtig suchenden Menschen. Auch im Dalai
Lama ist ER schon spürbar. Tragisch finde ich allerdings immer wieder in solchen
Fernsehsendungen - die mich persönlich den Dalai Lama
immer mehr wertschätzen lassen – die hilflosen Fragen, mit
denen unsere deutsche Wissenschaftselite sich trotz Rudolf
Steiners und den Früchten der mitteleuropäischen Geisteskultur
an den Dalai Lama wenden. Sie haben noch immer nichts
gehört! Vor allem die Frage nach der Willensfreiheit ist
unglaublich traurig, nach der >Philosophie der Freiheit<. Der Dalai Lama ist eine warmherzige, angenehme, spirituelle
Persönlichkeit, die aufrichtig Wahrheit sucht und liebt, und diese
Wahrheit auch über die Traditionen und Grenzen der eigenen
Religion stellt. Seine intellektuellen Kapazitäten adeln ihn dabei
noch zusätzlich. Während die faden materialistischen Fragen
unserer westlichen intellektuellen Elite in solchen Sendungen
immer wieder bloß eine ernüchternde Geistlosigkeit beweisen.
72.
Über mein Verhältnis
zur elektrischen Gitarre:
112
So mancher fragt sich vielleicht, wieso ich bei meiner
Einstellung zu Teilen der Heavy-Metal-Szene immer mal wieder
Projekte mitgemacht habe, die doch als Heavy-Metal
bezeichnet werden können oder es für viele auch ganz klar
sind? Leute, die danach suchen, werden dies dankbar als einen
Beweis für meine Widersprüchlichkeit nehmen und dafür, dass
ich mich für Geld also doch prostituiere usw. So einfach ist, und
mache ich mir die Sache aber ganz sicher nicht. Auch wenn ich
ganz bestimmt kein vollkommen widerspruchsfreier Mensch bin,
würde ich doch nichts tun, was ich nicht vertreten kann vor mir
selber. Es ist hierbei natürlich immer leicht, sich selber zu
betrügen. Ich bin bloß ein Mensch, irre mich und habe alle
möglichen moralischen Aufs und Abs. Doch wer mich kennt, der
weiß, dass ich es mir mit diesen Dingen nie leicht mache. Ich
würde aber unbedingt lügen, wenn ich behaupten würde, dass
ich nicht immer noch Freude an intelligenter Rockmusik habe,
unabhängig davon, wie sie sich selber betitelt. Ich finde hier
sicher nicht alles bloß schlecht. Es gibt da für mich durchaus
große Unterschiede; auch im Heavy-Metal. Freunde von
Gitarren-Musik, die meine Aufsätze nachvollziehen können,
wissen vermutlich eh, was ich meine und wundern sich
vielleicht, wieso ich mich darüber extra noch einmal
ausspreche. Aber auch Anthroposophen müssten es verkraften
können, dass ich wegen meines Bekenntnisses zum
Christentum und zu Rudolf Steiner, und meiner daraus
folgenden Ansichten über die (Ahriman glorifizierende)
satanistische Heavy-Metal-Szene jetzt nicht alles an härterer
Musik einfach über einen Kamm scheren will. Meine Ansichten
und Begriffe bilden sich außerdem immer weiter; und so soll es
sein. Ebenso habe ich meinen ganz eigenen Begriff von dem,
was kritikwürdiger Heavy-Metal ist; und ich kann da am Ende
nicht viel mehr tun, als diesen so genau wie möglich zu
definieren. Mit gewissem melodischen Rock, Pop oder AOR,
und Satanismus freiem Hardrock und Metal habe ich nach wie
vor keine Probleme. Es ist mit Schubladen und dem Etikettieren
von Musik auch immer so eine Sache. Dass hier die Leute sehr
113
unterschiedliche Begriffe haben, ist ganz natürlich. Ich habe in
meinem Spießer-Aufsatz ausführlicher versucht, klar zu
machen, dass es mir um das kunstfeindliche Spießertum, das
allgemeine Brutalisieren in Klang und Ästhetik und das
krankhafte Idealisieren des Bösen, Unmenschlichen, Bornierten
und moralisch Dummen geht, was mich an der Heavy-MetalSzene so anwidert. Aber dies tut deshalb noch lange nicht
automatisch jede Band. Ich mache Musik gar nicht fest an der
Menge elektrischer Gitarren, sondern an ihrer moralischen
Wirkung. Obwohl es natürlich irgendwann einfach nur noch
brutal wird, also das Maß schon eine gewisse Rolle spielt. Ich
urteile dabei aber nicht abstrakt, wie viele es gerne tun und
wahrscheinlich bei mir auch voraussetzen, sondern ich lasse
mein Herz entscheiden, ob ich einen Song gut finde oder nicht.
Bei Gesangs-Jobs muss ich einen Song dazu oft sogar erst mal
singen. Ich muss manchmal einfach erst herausfinden, was es
mit mir zusammen wird. Alles andere wäre auch Unsinn, denn
Musik ist kein Rechenexempel, sondern Sprache der Seele. (Es
ist natürlich auch denkbar, dass ich immer noch nicht gesund
genug bin, und nur deshalb manche Rockmusik immer noch
mag; das will ich gar nicht ausschließen.)
Die elektrische Gitarre ist unbedingt ein Problem für sich. In
den letzten Jahren habe ich zwei ganz entgegengesetzte
Konzepte im Umgang mit ihr als Lösungen ausprobiert; beide
scheinen mir einseitig (statisch). Oft war ich der Meinung, ich
müsse E-Gitarren gänzlich verbannen und mehr oder weniger
nur noch akustische Musik machen. Dann war ich wieder der
Ansicht, dass ich nur wegen schlechter Erfahrungen, oder
Brechreiz der satanistischen Metal-Szene gegenüber, mich
nicht davon abhalten lassen möchte, E-Gitarren zu verwenden,
wenn ein Song es verlangt. Das Resultat war SupaRed. Um
gewisse Dinge zu begreifen, muss man oft erst mal tun. Die
bloße Theorie hilft da kaum. Ich kann zu stark verzerrte EGitarren heute immer nur noch kurze Zeit ertragen und
irgendwann wahrscheinlich gar nicht mehr; das muss sich
zeigen. Ich höre freiwillig jedenfalls längst immer lieber
114
akustische Instrumente. Ich fand es in den letzten Jahren
gelegentlich immer noch mal interessant, selbst auf einem
Metal-Album hier und da aufzutauchen und meinen Akzent zu
setzen, solange es keine Evil-Combo war. An meinem
''Abschiedsschreiben'' vor ein paar Monaten kann man sehen,
wie wichtig es mir ist, mich innerlich von der krankhaften
Brutalo-Metal-Szene zu distanzieren. Ich bin ideologisch nicht
damit kompatibel''. Aber mit der elektrischen Gitarre an sich bin
ich bisher noch nicht zu einem endgültigen Urteil gekommen.
Eine Band wie U2, die auch viele verzerrte Gitarren benutzt,
finde ich großartig; und da lüge ich mir auch keinen in den Bart,
bloß um anthroposophisch ''orthodox'' zu sein. Was ich jetzt erzähle – das weit gegriffen und sicher auch
etwas gewagt ist - wird vielleicht nur von Anthroposophen
einigermaßen verstanden werden können; und auch da nur von
solchen, die keinen hilflosen Luziferismus der Weltflucht mit
ihrer Anthroposophie betreiben, indem sie alles Ahrimanische
oder Technische panisch fliehen. (Wozu ich unten noch einige
erhellende Worte Rudolf Steiners zitieren werde). Die verzerrte
E-Gitarre ist ganz klar ein ahrimanischer Klang (weil mit Technik
erzeugt). Unsere Zeit ist ersoffen im Ahrimanischen und gerade
deshalb ist für mich die E-Gitarre in gewisser Weise ein
durchaus wahrer und berechtigter künstlerischer Ausdruck für
gewisse Zustände. Man muss natürlich immer unterscheiden
zwischen dem Verherrlichen des Ahrimanischen, und dem
Verwenden dieser Klänge als berechtigtes Element für Kunst,
die das moderne Leben oder dessen Probleme behandeln oder
ausdrücken will. Ich möchte hier bestimmt nicht Ahriman als gut
verkaufen. Aber Ahrimanisches hat seine Berechtigung in der
Kunst und am richtigen Platz, solange es uns nicht
ahrimanisiert. Denn was wahr spricht, wirkt immer heilsam. Wie
schützt man sich denn laut Rudolf Steiner wirklich vor Ahriman?
Nur indem man ihn erkennt. (Durch das Erkennen oder Wissen
von ihnen werden die guten Geister gestärkt, die bösen aber
geschwächt. Deshalb ist die Lüge Ahrimans Welt). Heißt das für
die Kunst aber dann: erkennen und fliehen, oder bewusstes
115
Umgehen damit? Will ich z. B. eine Seelenkrise ausdrücken,
darf da nicht ein entsprechender klanglicher Ausdruck her? Es
ist hierbei in seiner Wirkung immer ein großer Unterschied, ob
ich bloß meine Krise und seelische Krankheit einfange mit
einem Song; ich meine Seelenschwächen somit wie einen Virus
bloß mit meiner Musik verbreite, oder ob ich den Punkt der
Überwindung oder zumindest die Richtung auf einen inneren
Sieg einfange oder ausdrücke. Der Geist und die Wirkung sind
dann ganz anders. Es hat etwas durchaus Heilsames, eine
Krise in einem Song ehrlich ausgedrückt zu sehen, wenn es
einen berührt usw. Ich finde außerdem überhaupt nicht, dass
die E-Gitarre immer bloß negativ wirkt. Sie kann für meine
Ohren durchaus auch erfrischend und sogar schön klingen.
Was beim Musikhören moralisch im Menschen geschieht oder
entsteht, ist das Entscheidende. Kunst hat auch die Aufgabe,
die Zeit und Materie zu ergreifen, zu verarbeiten und am Ende
zu vergeistigen, alles muss quasi ''durchmenscht'' werden. Wer
also den 'Stoff der Zeit' und damit auch Ahrimanisches nicht
anfassen will, der verdammt sich selber zur Tatenlosigkeit.
Zumindest wird er mit seiner Kunst nie irgendetwas verwandeln
können von dem, was Verwandlung nötig hätte. (Dazu in
folgenden Punkten noch etwas mehr). Mir tun grundsätzlich
solche Anthroposophen, und ganz besonders Künstler leid, die
aus ihrer Erkenntnis des Ahrimanischen feige in Luzifers Reich
fliehen, den Fernseher, Computer und CD-Spieler verbannen,
und sich ein technikfreies Almöhi-Dasein als Inbegriff
christlichen Lebens zurechtinterpretieren. Schwache Menschen
sollten sich gewissen Einflüssen vielleicht nicht aussetzen; vor
allem der Dreckschleuder Namens Fernsehen nicht. Weniger
Ohnmächtige können daraus aber gerade wieder viel lernen.
Flucht vor der Zeit ist ganz bestimmt nicht Lehre der
Anthroposophie. Man soll sich ein spirituelles Gegengewicht
und Rückgrat schaffen, aber nicht den Fortschritt oder
technische Entwicklungen verdammen. Wer sich die Finger an
Ahriman nicht schmutzig machen will – was übrigens als ErdenMensch vollkommen unmöglich ist - der entwickelt auch keine
116
Waffen oder Kräfte gegen ihn. Die ahrimanischen Reiche der
Technik sind aus dem Untersinnlichen heraufgestiegen, damit
wir uns damit auseinandersetzen, nicht darin ersaufen, aber
auch nicht vor ihnen flüchten.
(...) Wohlgemerkt - ich habe bei ähnlichen Gelegenheiten oftmals
eine ähnliche Bemerkung gemacht -, es soll das, was ich sage,
nicht eine Kritik unseres ahrimanischen Zeitalters sein. Denn das
muß so sein, daß wir überall Dämonen hineinströmen lassen und
uns von ihnen umgeben lassen. Das liegt in der Entwicklung der
Menschheit. Und weil wir es einfach als notwendig anerkennen
müssen, deshalb werden wir, wenn wir den eigentlichen Impuls
der Geisteswissenschaft verstehen, nun nicht etwa ein Lob
anstimmen auf die, welche da sagen: Also muß man sich
möglichst schützen vor den Dämonen und die Kultur fliehen, muß
sich möglichst in der Einsamkeit eine Kolonie erbauen, so daß
man
nichts
mit
diesen
dämonisch-ahrimanischen
Elementargeistern zu tun hat. Das ist nie der Tenor gewesen, den
ich bei meinen Ausführungen angeschlagen habe, sondern ich
habe immer gesagt, daß das, was die Notwendigkeit der
Entwickelung über uns bringt, voll hingenommen werde, daß man
sich nicht zur Flucht vor der Welt dadurch verleiten läßt. (...) (Rudolf
(...) Also nicht um ein Zurückziehen von der ahrimanisch
durchsetzten äußeren Welt kann es sich heute handeln, sondern
um ein notwendiges Darinnenstehen in dieser Welt, aber zugleich
um ein sich Starkmachen gegenüber diesen ahrimanischen
Kräften. ( ...) Steiner. Berlin 19.1. 1915. Menschenschicksale und Völkerschicksale. GA 157.
5. Vortrag.)
Auch die Technik wird in die Zukunft hinein verwandelt werden
müssen. Und wer hier Angst vor dem Experiment hat, der findet
niemals neue Wege. Also allein die Tatsache, dass die EGitarre ahrimanisch ist, ist kein Grund dafür, sie zu verbannen.
Ich habe allgemein mit allem zu lauten Gitarrenbrett in der
Musik ein ganz anderes Problem. Um dies zu beschreiben,
117
habe ich in letzter Zeit gerne mal den Vergleich gebraucht, dass
auch ein Gespräch zwischen zwei Menschen unterschiedlich
intelligent und auf unterschiedlichem Niveau ablaufen kann. Ich
kann mein Gegenüber bloß pubertär anbrüllen und ihm
tyrannisch meine Ansicht aufzwingen oder gar reinprügeln; ich
kann aber auch ganz ruhig und sachlich mit ihm reden, mit
Intelligenz auf sein Besseres, seine Vernunft und sein
Verstehen abzielen. Ja ich kann dabei sogar ganz liebevoll zu
Werke gehen, was das Allerbeste ist. (Natürlich ist in manchen
Situationen auch mal ein verbales Donnerwetter angebracht.)
Mit der Sprache von Musik ist es hier für mich genau das
Gleiche. Das Übermaß an Gitarrengedröhn ist dabei für mich
das pubertäre Anbrüllen und seelische Zusammenprügeln. Und
es gibt für mich eben mittlerweile wesentlich intelligentere
musikalische Argumente. Und solche möchte ich für mich finden
und sprechen, selbst wenn E-Gitarren dabei sind. Die überlaute
E-Gitarre ist allgemein ein recht oberflächliches Instrument; vor
allem je aufgeblasener sie eingesetzt wird. Allerdings sollte man
hier auch nicht vergessen, dass Frust, Wut oder Seelennot in
einer ahrimanisierten Welt sich mit lauten E-Gitarren sehr
passend ausdrücken lassen. Krank wird es meiner Ansicht nach
– wie oft erwähnt - immer nur dann, wenn Negatives idealisiert
und als cool verkauft wird. Übrigens auch mit der Lüge passt
der Vergleich mit dem Gespräch sehr gut, denn Musik, die
keine ehrliche Seele hat – egal bei welchem Musikstil - belügt
und betrügt uns genauso, wie wenn uns jemand im Gespräch
eine Unwahrheit auftischt. Bei Musik ist die Wirkung nur noch
viel tief greifender und verheerender. Weil das Thema für mich an sich nicht so leicht abzuhaken ist,
habe ich immer wieder mit der E-Gitarre zu tun. Es scheint mir
sogar eine Aufgabe zu sein. Ich gehe oben auch unbedingt zu
weit, wenn ich dabei vom Ahrimanischen an sich spreche, denn
die E-Gitarre ist für mich - wie beschrieben - kein notwendig
böser Klang, sondern eben bloß ein mit Technik erzeugter. Sie
kann natürlich betäubend und zermürbend wirken, aber
entsprechend eingesetzt, auch energetisch und begeisternd.
118
Die elektrische Gitarre grundsätzlich zu verbannen und
ausschließlich nur noch sanfte oder akustische Töne in
Schmuse-Balladen als wahre Kunst zu erklären, erscheint mir
gerade in unserer Zeit als äußerst lebensunwahr. Damit ist
wahrlich nichts gesagt gegen den Musikhimmel von Bach oder
Mozart!
Kunst als himmlischer Heiler ist ein seelisches
Überlebenslicht, das wir ebenfalls ganz besonders heute
brauchen. Aber Klassik kann nicht alles sein, was möglich und
richtig ist?! Erkennen, was Klang darstellt, ist wichtig, aber
entscheidend ist bei Musik vor jedem Was immer das
moralische Wie. Wie wirkt etwas? Auf mich persönlich wirkt
eben nicht alles an moderner Musik bloß negativ, sondern
manches ganz ehrlich und auch sehr schön. Natürlich, vieles
heute illustriert leider wirklich bloß noch die krankhaften
Zustände um uns her und das sich verlierende Ich. Aber
manches ist dabei durchaus aufrichtige Suche nach
künstlerischer Wahrhaftigkeit. Wie sieht ein künstlerischer Sieg
über Ahriman denn aus? Kunst darf doch auch erschüttern und
sogar Unschönes ausdrücken, solange sie dies eben nicht
idealisiert, sondern uns damit vielleicht erweckt. Zudem drückt
die E-Gitarre ganz offensichtlich aus, wie sich viele Menschen
heute fühlen, sonst wäre sie nicht so erfolgreich. Ich habe mich
immer wieder gefragt, warum manche mit meiner neueren
eigenen Musik oft nicht so viel anfangen können, aber sowie ich
etwas Rockigeres veröffentliche, gerne mal begeistert sind? Ich
sage jetzt nicht, dass dies ''der wahre Grund'' dafür ist. Viele
verstehen aus ihrer Oberflächlichkeit heraus Musik eben leider
nur, wenn sie laut ist, oder sie kennen mich halt nur so. Aber ein
Gedanke ist diesbezüglich der, dass die Kombination von
härteren Gitarren zusammen mit meinem Gesang, der öfter mal
versucht in ''Höhen davon zu fliegen'', einen besonderen
Kontrast erzeugt und vielleicht gewisse Seelenzustände
treffend ausdrückt, und deshalb auf junge Leute seine Wirkung
hat. Warum haben manche Rock-Bands Erfolg? Weil Menschen
sich mit ihrer Musik identifizieren können. Wir leben alle –
bewusst oder unbewusst – im Kampf mit Ahriman und Luzifer.
119
Und vielleicht können sich manche seelisch darin
wiedererkennen, wenn der Kiske in gewisser Weise über
ahrimanische Klänge singend versucht zu siegen? Mein
persönliches religiöses Leben verläuft auf jeden Fall in diesen
Bahnen. Aber auch ästhetisch trifft es ja möglicherweise eine
seelische Wahrheit unserer Zeit? Und unter Umständen ist das
eigentlich Entscheidende für die ästhetische Wirkung bei
härteren Songs, die ich einsinge, ob ich dagegen aufkommen
kann, menschlich siege und Oberwasser kriege, oder nicht.
Ahriman ist die Finsternis der Materie, die Schwere, der
Mammon, die Kälte und Härte; aber auch ein notwendiger
Boden für unsere Ich-Entwicklung. Luzifer ist der Lichtträger,
der Erkenntnisgeist und Bewusstseinsanfacher, er begeistert
mit Feuer, aber er ist auch das Zerfließende, Berauschende, zur
Eitelkeit und Selbstsucht Führende, von der Erde und den
Inkarnationen Hinwegstrebende und den Menschen gerne zu
früh Vergeistigende. Luzifer ist das Karma Ahrimans. Die
heilende und immer wieder korrigierende Mitte unseres
Werdens ist Christus. Das Folgende ist jetzt nicht wertend
gemeint, es kommt ja auch gar nicht von mir selber. Aber ein
Stimmentherapeut sagte zu mir einmal, dass mein Gesang eine
gewisse "Strahlkraft" haben würde in den höheren Lagen. Fans
(vor allem Mädchen) erzählten mir zudem öfter mal, dass mein
Gesang niemals Heavy-Metal sei. Ein anderer Bekannter
meinte vor einigen Jahren, dass die harten ahrimanischen EGitarren, gepaart mit meinem ''luziferischen'' Gesang, eine
gewisse Mitte erzeugen würde im Hörer. Das war – wenn auch
sicher gewagt - zumindest ein interessanter Gedanke, der mich
seither nicht mehr losgelassen hat. Man sollte dies nur als Bild
nehmen zur Beschreibung einer möglichen ästhetischen
Wirkung. Ich selber würde eine andere Beschreibung wählen,
einfach: die Stimme eines Menschen, der gegen Ahrimanisches
ansingt etc., denn ich bin weder Luzifer noch Christus. Ein
Beethoven werde ich in diesem Leben aber auch nicht mehr,
also arbeite ich mit den Werkzeugen, die mir vom Leben
zugetragen wurden und vertraut sind, solange es geht und
120
irgendwie Sinn macht. Es sei denn, ich sehe die Dinge
irgendwann ganz anders; was bei mir durchaus immer möglich
ist. Ich kann als Songschreiber nach wie vor nur die Sprache
von Rockmusik (selbst ohne verzerrte Gitarren ist es immer
noch diese Sprache im weiteren Sinne); verstehen kann ich als
Hörer glücklicherweise schon mehr. –
Ich gebe gerne zu, dass diese Ausführungen hier lückenhaft
und unbefriedigend sind; ich bekomme es noch nicht besser auf
den Punkt. Aber es sind sicher nicht bloß faule Ausreden. Ich
finde die E-Gitarre zumindest in Maßen eingesetzt ein für vieles
passendes und spannendes Instrument. Aber vielleicht bin ich
mit all dem hier ja auch total auf dem Holzwege und mache mir
bloß etwas vor; dass werde ich dann hoffentlich irgendwann
herausfinden. Ich selber bin mir bei moderner Musik selten
vollkommen sicher. Ich schwanke hin und her; es ist alles eben
nicht so einfach, wie es sich Anthroposophen machen, die alles
Moderne grundsätzlich einfach bloß verteufeln. Und MetalKritiker werfen mir in der Regel immer bloß ihre eigenen
Bauklotz-Begriffe vor.Ich will mich hier weder rechtfertigen, noch entschuldigen. Dies
sind bloß Gedanken, die mich beschäftigen. Aber vielleicht
kann der Eine oder Andere, wenn er es denn will, durch diese
Gedanken etwas besser verstehen, dass da doch ein
Unterschied ist, zwischen dem, was für mich krankhaft Böses
idealisierender Heavy-Metal ist - der in meinen Augen und
Ohren absoluter Dreck ist, weil er die Seele gezielt
herunterbringt, verfinstert, abstumpft und brutalisiert - und
harmloser Gitarrenmusik, die dies – zumindest für mein
Empfinden - nicht tut. Es braucht sich jetzt aber auch kein
Anthroposoph um mich sorgen, dass ich mich ''wieder'' dem
Moloch zuwende. Wenn ich falsch liege, dann komme ich da
schon irgendwann drauf. Ich bin mir aber über vieles noch nicht
so ganz im Klaren. –
(…) So ist das Menschenleben. Es ist nicht so, daß man sagen
kann: Ich fliehe Luzifer, ich fliehe Ahriman. — Wollte man sagen,
121
ich fliehe Luzifer, ich fliehe Ahriman, das wäre nicht Leben. Das
wäre wie ein Pendel, das nicht ausschlägt. Das Menschenleben
schlägt wirklich aus; auf der einen Seite nach Luzifer, auf der
anderen Seite nach Ahriman. Und daß man nicht Furcht hat
davor, das ist das Wichtige. Würde man Luzifer fliehen, so gäbe
es keine Kunst; würde man Ahriman fliehen, gäbe es keine äußere
Wissenschaft. Denn alle Kunst, die nicht von Geisteswissenschaft
durchdrungen ist, ist luziferisch, und alle äußere Wissenschaft,
insofern sie nicht Geisteswissenschaft ist, ist ahrimanisch. So
pendelt der Mensch hin und her. Und daß er einsieht, daß er im
Gleichgewicht und nicht in der Ruhe sein will, das ist das
Wichtige. Es hat eine Zeit gegeben, wo man gesagt hat: man muß
das Luziferische fliehen und asketisch sich frei davon machen.
Das Luziferische nicht fliehen, sondern wirklich dem luziferischen
Antlitz gegenüberstehen, das ist es, worauf es ankommt, wirklich
nach der einen Seite hin zu Luzifer, nach der anderen Seite hin zu
Ahriman ausschlagen. (…) (Rudolf Steiner. Menschenschicksale und Völkerschicksale.
GA157. 12. Vortrag. Berlin 10.6.1915.)
73.
Zur Beruhigung für alle Anthroposophen, die sich um meinen
seelischen Zwist sorgen: Innere Entwicklung verläuft immer
durch Krisen, Katastrophen und Umwälzungen. Seelische
Widersprüche und Schieflagen bauen sich auf und verlangen
nach Lösung. Und immer aufs Neue müssen wir siegen. Das
christliche Ich entwickelt sich durch die Überwindung
(Offenbarung 2.7). Und bei wem alles ohne Kämpfe verläuft, der
ist entweder ein Engel, der nur mit seinen Zehenspitzen unsere
Erde berührt, oder alles bleibt bei ihm eben bloß im Kopf und
ergreift sein Wesen nicht wirklich; er macht sich somit nur etwas
vor. Es braucht sich also niemand daran stören, wenn ein
Mensch wie ich ''gelegentlich'' im Zwist mit sich selber ist. Mein
persönliches Leben ist ein einziger innerer Kampf! Wenn ich
schreibe, versuche ich zu idealisieren und für mich Wahrheit zu
fassen, aber dabei muss ich selbstverständlich immer ehrlich
122
sein, sonst ist es bloß Heuchelei und Schauspiel. An alle, die
sich also darüber wundern oder gar enttäuschen, dass ich nicht
überall immer hundertprozentig sicher und eindeutig bin:
Verzeiht mir, dass ich kein vollkommener Mensch bin! Ich will ja
sicher unbedingt gerne und immer überall moralisch
vollkommen sicher sein; aber genauso sicher möchte ich nicht
zu den vielen Anthro-Heuchlern gehören, den großen ''Helden''
in sicherer Entfernung vor jedem Schlachtfeld im Kampf, den in
Wahrheit aber immer bloß andere kämpfen. –
74.
Frage: Wenn ich klassische Musik höre, dann habe ich selten
die Zeit oder Lust dazu, ständig ins Konzert zu gehen. Deshalb
findet mein Klassikgenuss fast ausschließlich durch die CD
statt; ein digitales, fein-geistiges ahrimanisches Medium. Wie
kann es denn aber sein, dass mir die schönsten Himmelreiche
aufgehen, selbst durch ein ahrimanisches Medium? Ich weiß
sehr wohl, dass Musik aus der Konserve nicht das Gleiche ist,
wie lebendige Musik, die im selben Raum gespielt wird - ich
weiß schon, womit ich es dabei zu tun habe - aber Bach,
Beethoven oder Wagner wirken auch durch die CD, und diese
Wirkung ist eine moralische. Der Geist der Musik siegt hier über
das ahrimanische Medium, welches die Musik bloß dienend
transportiert. Für mich ist dies ein weiteres Beispiel dafür, dass
es bei allem darauf ankommt, was es im oder für den
Menschen wird. In der Natur draußen wirkt Ahriman
außermoralisch, im Menschen wirkt er (un)moralisch. Aber nur
weil (wenn) Ahriman dabei ist, ist nicht alles automatisch gleich
böse. Oder darf ich als Anthroposoph dann auch keine CDs
mehr hören oder produzieren? Und wo hört das dann auf? Wie
ist es dann mit dem elektrischen Licht, dem Strom oder meinem
Computer oder der Eisenbahn etc.? Ja sogar mein eigener Leib
ist physisch doch aus ahrimanischen Atomen, solange ich nicht
auferstanden bin. -
123
(...) Wir müssen nur nicht wiederum in den Fehler verfallen, den
ich schon oftmals hier eben als einen Fehler charakterisierte, daß
wir sagen: Luzifer, Ahriman, die fliehen wir! Wir wollen gute
Menschen werden. Also nichts von Luzifer und Ahriman, ja nichts
von Luzifer und Ahriman! Die müssen weg von uns, ganz weg! Dann müssen wir aber auch weg aus der Welt! Denn geradeso,
wie es positive und negative Elektrizität geben kann, nicht nur den
Ausgleich zwischen beiden, so gibt es überall, wo wir hintreten,
Luzifer und Ahriman. Es handelt sich nur darum, wie wir uns zu
ihnen stellen. Die beiden Kräfte müssen da sein. Es handelt sich
nur darum, daß wir sie immer im Leben ins Gleichgewicht
bringen. Wenn es zum Beispiel keinen Luzifer gäbe, gäbe es keine
Kunst. Es handelt sich nur darum, daß wir die Kunst nicht so
gestalten, daß vielleicht rein Luziferisches aus ihr spricht. (...)
(Rudolf Steiner. Zweiter Vortag GA 166. Notwendigkeit und Freiheit im Weltgeschehen und in
menschlichen Handeln.)
(...) Das eben ist die schlechte Eigenart, die sich manche
aneignen, daß sie immer wieder und wiederum glauben, vor
Luzifer und Ahriman müsse man sich hüten, müsse alles tun,
damit ja nicht Luzifer und Ahriman an uns herankommen. - Dann
kommen sie erst recht heran, wenn man sich hütet! Mit
luziferischen und ahrimanischen Kräften muß gerechnet werden in
der Weltenentwickelung. Sie müssen der Weltenentwickelung
einverleibt werden, und es handelt sich nur darum, daß dies in der
rechten Weise geschieht. (...)
(...) Das Fliehen, von dem manche sprechen, das Mit-langemGesichte-Sagen: Ist das aber nicht vielleicht etwas
Ahrimanisches? Darauf darf ich mich nicht einlassen! - so wie es
in vielen Fällen gemeint ist, bedeutet nichts anderes als ein
bequemes Hinwenden zu Luzifer in Unfreiheit. (...)
(...) Aber das ist ja eben die Aufgabe des Menschen, daß er
Gleichgewichtslage entwickelt, daß er nicht glaubt, er könne so
ohne weiteres Luzifer und Ahriman entgehen! Sondern seine
124
Aufgabe ist, kühn und mutig und kraftvoll sich zu gestehen, daß
beide Wesensarten zur Weltenentwickelung nötig sind, und daß er
in seiner Entwickelung die Kräfte, die von ahrimanischer und
luziferischer Seite kommen, für seine eigene Betätigung zu
gebrauchen hat, daß er aber das Gleichgewicht zwischen Ahriman
und Luzifer herzustellen hat auf den verschiedensten Gebieten.
Die Waage müssen sie sich halten, Ahriman und Luzifer, und so
müssen wir unsere Betätigung anlegen, daß sie sich die Waage
halten können. Aus diesem Grunde mußten auch während der
Erdenentwickelung das luziferische und das ahrimanische
Element eingreifen. (...) (Rudolf Steiner. 11. Vortag GA 170. Dornach, 26.8.1916. Das
Rätsel des Menschen – Geistige Hintergründe der menschlichen Geschichte.)
(...) Nur bitte ich Sie, verfallen Sie nicht in den Wahn: Also muß
man alles Luziferische und alles Ahrimanische meiden. - Das ist
ja der beste Weg, um dem Luziferischen und Ahrimanischen zu
verfallen! Denn derjenige, der mit der Menschheit lebt, muß eben
wissen, daß Luzifer und Ahriman gewissermaßen zugelassen sind.
Wenn nicht Abirrungen stattfinden könnten, so würde ja der
Mensch niemals zur Freiheit kommen können; (...) Wir müssen uns
nur klar sein darüber, daß die wehleidige Rede: Ach, das ist
luziferisch, das muß man meiden; das ist ahrimanisch, das muß
man meiden - nicht Besitz ergreife von uns, sondern daß wir uns
in der rechten Weise den realen Mächten gegenüberstellen und
wissen, daß wir nicht bloß Luzifer zu meiden haben, sondern die
Kräfte des Luzifer zu erobern haben für die fortschreitende
Menschheitskultur; daß wir nicht bloß Ahriman zu meiden haben,
sondern die Kräfte des Ahriman zu erobern haben für die
fortschreitende Menschheitskultur; daß wir sie hereinzuholen
haben. (...) Gerade darinnen muß der Impuls bestehen, der
Empfindungsimpuls, der Gefühlsimpuls, den uns die
Geisteswissenschaft gibt, daß wir uns zu den Kräften, die schon
einmal in der Welt sind, in der richtigen Weise stellen. (...)
(Rudolf Steiner. GA 171. Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. 5. Vortrag 24.9.1916)
125
75.
Sehr viele Menschen – und ich verurteile das nicht nur,
sondern kann es teilweise auch verstehen – gebrauchen die
Anthroposophie ausschließlich als Insel, auf die sie flüchten vor
der Welt oder sich selber, um mit dem Leben irgendwie noch
zurechtzukommen. Und diese vorübergehende Erholungsinsel
kann Sie natürlich sein; doch dafür wurde Sie nicht gegeben,
sondern zur Lebenspraxis! Wenn wir uns genügend erholt
haben, würde ich immer sagen: zurück ins Leben! Denn
Anthroposophie ist mehr. Was hier richtig oder falsch ist, würde ich ganz vom Individuum
abhängig machen. Rein religiöse Menschen entsprechen sich,
oder verhalten sich wohl auch richtig, wenn sie vieles einfach
nur meiden. Der Künstler muss und will ergreifen, verwandeln,
schaffen. Und wer stark genug ist, kann manches leisten, wovor
andere sich vielleicht besser hüten. Und dabei müssen wir auch
in Kauf nehmen, dass wir irren und fallen; solange wir wieder
aufstehen, schult das. –
76.
Ich vertrete ''die ketzerische These'', dass ein verlogenes Stück
klassische Musik, geschrieben von einem unmoralischen
Menschen, uns ganz subtil blendet und deshalb im spirituellen
Sinne krank macht. Während ein wirklich ehrlicher Rock- oder
Popsong, der eine gute Seele hat und authentisch ist, auf viele
gesundend wirkt. So wenig mache ich Musik mittlerweile an
Äußerlichkeiten fest. Auch wenn das Was vielleicht nicht völlig
gleichgültig ist; weit mehr entscheidend ist bei allem immer das
Wie (der Geist). Ich glaube daran, dass der Mensch am Ende
alles durchmenschlichen kann (und soll), wenn die moralische
Kraft dazu da ist. 77.
Weitere anthroposophisch ''unorthodoxe'' Gedanken; und ich
behaupte auch hier nicht, dass diese nun absolut richtig sind:
126
Ich bin bestimmt der Letzte, der das Himmelreich Bach'scher
oder Mozart'scher Musik nicht inniglich liebt. Es gibt auf
unserem Planeten Erde wohl keine wundervollere Musik, als die
Johann Sebastian Bachs. - Aber nicht alle Menschen haben
dafür ein Organ. Kunst wird in Zukunft im Bunde mit Christus
immer mehr als der große Heiler und Bewusstseinserwecker
auftreten. Wenn Kunst aber ausschließlich nur das Himmelreich
ausdrücken, und dabei die gefallene Welt gar nicht berühren
will, wie und wo verwandelt sie dann unsere Finsternis? (Lukas
5.31) Ich persönlich bedarf immer wieder des Arztes Christus.
Wie gesagt: Ich will Ahriman nicht für gut oder ungefährlich
erklären. Die Welt steht heute laut Rudolf Steiner vor der realen
Gefahr, im Ahrimanischen unterzugehen. Aber wenn unsere
Welt (und auch die Technik) in Zukunft durch eine neue
moralische Kunst verwandelt werden soll, müssen sich dann
nicht heute Menschen – so ungeschickt, hilflos und stümperhaft
es auch immer sein mag – wenigstens mit ihr befassen wollen?
Ich selber schaue Fernsehen, habe ein Handy, eine Playstation,
einen GameCube, zwei Dreamcasts und spiele damit sogar mit
Spaß! Ich habe einen leistungsstarken Computer und andere
Technik-Spielereien, die ich nicht missen möchte. Ja ich habe
ab und zu sogar Ego-Shooter 'gezockt'; und gerade deshalb
kann ich z. B. aus eigener Erfahrung sagen, dass virtuelle
Gewalt tatsächlich abstumpft und herunterzieht. Ich persönlich
brauche dazu keine alljährlich neuen ''wissenschaftlichen
Studien'', die einmal das Eine, dann wieder das Andere
behaupten, sondern habe meine eigenen Erfahrungen und
Ergebnisse. Ich mache bei Vielem mit, was unsere Zeit so
ausmacht, solange es nichts ist, was mich krank macht. Denn
wozu bin ich sonst in diese Zeit geboren worden? Und dabei
habe ich ein ganz gutes Gespür dafür, wann ich mich manchen
zerstreuenden Dingen wieder entziehen, mich neu sammeln
und auftanken muss. Wenn mich jemand fragt, wie neue Kunst
denn meiner Ansicht nach entstehen wird, würde ich ihm
erzählen: NUR durch neue Menschen. Nicht durch weitere
abstrakte Programme und mosaische Gesetzesvorschriften,
127
sondern wenn und insoweit ein Mensch durchchristet ist und
der Sohn in ihm lebt, wird alles was er tut eine andere Qualität
bekommen. Und so jemand kann dann theoretisch auch in die
Haut des Drachens schlüpfen, und würde ihn von innen heraus
durchsonnen und erlösen können (Christus im Manichäismus).
Keine Panik! Ich maß mir ganz nicht an, dies zu leisten! Ich
kann es gar nicht leisten, dafür bin ich noch viel zu schwach,
krank und ohnmächtig. Ich bin ja schuldig im Sinne fast jeder
Anklage; das bringt das Menschsein heute leider so mit sich.
Aber ich habe auch keine Angst vor der Technik oder der EGitarre usw. Ich kann durch die Seelenstärkungen Rudolf
Steiners schon weit mehr aushalten, als manch anderer, der
sich ohne Anthroposophie unbewusst ahrimanischen Strudeln
hingibt. Ich will mein Tun jetzt nicht einmal andeutungsweise als
''selbstloses Opfer'' verkaufen, ich bin immer noch ganz Egoist.
Aber trotzdem interessiert und neugierig. Ich möchte aber auch
nicht mit gewissen sektiererischen Anthroposophen in einen
Topf geworfen werden. Ich persönlich glaube eben nicht, dass
es eine ''christliche Sünde'' ist, sich mit moderner Musik zu
befassen oder diese zu mögen. Wenn junge Menschen, die
z. B. Rockmusik ehrlich machen, anfangen würden, sich für das
wirkliche Christentum zu begeistern, dann würde sich auch ihre
Musik entsprechend verändern, ohne dass sie dabei nun wie
Mozart Operetten, oder wie Beethoven Sinfonien schreiben
müssten. Und dies ist für mich viel ehrlicher, als die Haltung
vieler offizieller Anthroposophen, die ausschließlich in der
Vergangenheit leben. Die Kunst jedes Zeitalters spiegelt ihre
geistige Wirklichkeit, ihren moralischen und kulturellen Zustand,
ihre Tugenden und Krankheiten wieder. Die Musik Bachs,
Mozarts, Händels, Haydns und vieler anderer großer
Komponisten der früheren Jahrhunderte erzählt uns vom
Himmelreich und seelisch gesünderen Zeiten, von den
religiösen Seeleninhalten dieser Epochen, von der Sehnsucht
nach Gott und dem wahren Menschentum. Bei Beethoven, und
vor allem bei Richard Wagner kommt bereits deutlich das
Element der Erdenschwere, der Finsternis und des
128
Menschheitsschicksals als Gefühl der Gottverlassenheit
dramatisch hinzu. Mit unserer modernen Pop/Rock Musik sind
wir nun ganz im Irdischen (und teilweise schon im Hades)
angekommen. Alles ist bloß noch persönlich und menschlichallzumenschlich klein. Aber so ist der Mensch heute! Und ist es
jetzt ein so verwerflicher und antichristlicher Gedanke, wenn ich
daran glaube, dass man auch moderne Musik – mit allem was
sie als Erden-Ich-Problem, den Krankheiten, spießbürgerlichen
Schrägheiten und Schwächen, aber auch den guten ''EgoFrüchten'' darstellt – wiederum verwandeln, durchgeistigen,
durchlichten, durchchristen, hinaufheben und erlösen kann?
Dann würde nämlich etwas ganz Anderes daraus werden.
Unsere Zeit und ihre Krankheiten durch Anthroposophie
erkennen und schonungslos charakterisieren; aber dann auch
verwandeln und heilen wollen, und nicht bloß richten. Die Beulen sind wahrer Ausdruck der Masernerkrankung. Doch
wenn der Arzt nur mit wehenden Haaren hysterisch aus der
Klinik flüchtet und den Patienten nicht einmal anfassen will, wie
soll er ihn da jemals heilen? Und für mich ist die
Anthroposophie Rudolf Steiners, wenn sie im christlichen Sinne
praktiziert
wird,
vor
allem
ein
Ich-Aufrichter
und
Menschenseelenheiler. Mein Spießer-Aufsatz war ganz direkt an die satanistische
Heavy-Metal-Zunft gerichtet. Pädagogisch sind manche Stellen
vielleicht nicht ganz so geschickt; vielleicht in mancher Hinsicht
aber auch gerade durch die Deutlichkeit heilsam. Man muss
manchmal das Lächerliche oder Kranke grell darstellen, damit
es von müden Seelen überhaupt noch erkannt werden kann.
Wenn man dabei ist, sich innerlich von etwas zu lösen oder
etwas tiefer zu begreifen, tritt man zudem leicht auch mal etwas
unsanfter um sich. Der Aufsatz ist deshalb zwar ganz sicher
nicht
inhaltlich,
aber
zumindest
stilistisch
eine
Momentaufnahme. Diese Gedanken hier über die elektrische
Gitarre und moderne Musik sind schon eher an die
anthroposophischen Freunde gerichtet. Ich will mit der
129
satanistischen Brutalo-Metal-Szene nach wie vor nichts zu tun
haben (hatte ich im Grunde auch noch nie). Meine Ansichten
diesbezüglich sind unverändert, aber es hören auch dort nicht
alle nur Metal-Satansmessen, sondern es wird von manchen
auch Anderes verstanden. Es sind sehr viele ganz liebenswerte
Menschen dazwischen. Ich wende mich genauer betrachtet
auch gar nicht wirklich gegen Menschen, denn nicht HeavyMetal-Fans sind der Feind, sondern ahrimanische Zustände
und Lügen. Ich führe auch immer wieder Interviews mit wirklich
idealistisch engagierten und begeisterten Heavy-Metal oder
Rockmusik-Fans und muss dabei oft nur ein/zwei Gedanken
einflechten, und sie kommen von selber auf das Richtige, wenn
sie's nicht eh schon wissen. Gerade dort, wo viel Wahnsinn
wütet, muss man die Wahrheit aussprechen. Es verstehen mich
auch weit mehr Metaller, als es gewissen Leuten lieb ist.
Außerdem wäre ich sehr gerne schuld daran, den einen oder
anderen aus dem Evil-Metal-Sumpf vielleicht herauszufischen
dadurch, dass ich – wenn es sich denn ergibt – Sachen
erzähle, die sonst vielleicht keiner dort erzählt. Ich will
zumindest denen, die es hören wollen, erzählen, was ich weiß;
auch darum schreibe ich doch meine Aufsätze. Die sind nicht
wirklich an Anthroposophen gerichtet; solche haben mit Rudolf
Steiner weiß Gott genug und weit Besseres zu tun.
Selbstverständlich kann ich mich bei allem, was ich tue, nicht
dem gleichmachen, was ich verurteile; daran würde ich
zugrunde gehen. Ich muss mich auch ständig immer wieder neu
einpendeln und korrigieren, und dazu hilf mir das SteinerStudium und das Evangelium. Ich empfinde dank der
Anthroposophie bereits recht intensiv, was krank und unwahr
ist, doch dabei möchte ich auch nicht die Augen verlieren für
das, was berechtigt und gut ist. Auch im Heavy Metal gibt es
schöne und idealistische Musik. Man muss heute vor allen
Dingen aufklären und Bewusstsein schaffen. Und man wird
dabei nur schwerlich überzeugen können, wenn man als
Anthroposoph bloß unterschiedslos alles über einen Kamm
schert und Bannflüche verschleudert. Dies ist in meinen Augen
130
auch keine Stärke, sondern genauso hilflos, wie wenn man bei
einem Menschen in akuter Seelennot nichts weiter zu tun weiß,
als ihm Rudolf Steiner Bücher an den Kopf zu werfen (so
großartig diese sicher auch sind). Aus der Wahrhaftigkeit und
dem moralischen Willen heraus muss man überzeugen können;
nicht mit dem Dogma. Ich will gerade als Anthroposoph am
Leben teilnehmen und mit moderner Musik experimentieren,
soweit es eben geht. Und wenn ich dabei als Christ nicht
überleben kann, werde ich es irgendwann lassen. Gott hasst
niemanden, also auch den Kiske nicht; liege ich falsch, wird Er
es mich wissen lassen. 77a
... „Dasjenige, was schön ist, scheint, das heißt, es trägt sein
Inneres an die Oberfläche. Das ist ja das Wesen des Schönen, daß
es sich nicht verbirgt, sondern daß es sein Inneres an die
Oberfläche, an die äußere Gestaltung trägt. So daß schön
dasjenige ist, was sein Inneres in seiner äußeren Gestaltung zur
Offenbarung bringt.“ ... (Rudolf Steiner. Das Künstlerische in seiner Weltmission.
Vortrag vom 18.05.-09.06.1923 GA 276).
Im '3. Vortrag vom 27.8.1912, GA 138, von der Initiation',
spricht Rudolf Steiner davon, dass ein Engel, der uns belügt, in
der Geistwelt als ästhetisch hässlich, und ein Teufel, der aber
sein Wesen wahr ausspricht, als schön empfunden wird. Dies
ist ganz notwendig auch auf Kunst anzuwenden, wenn sie
spirituell wahr sein soll. Also auch in der Kunst kann es nicht
das bloß äußerlich plakativ, aber vielleicht vollkommen
unwahrhaftige Schöne und Harmonische sein (denn auch der
unverwandelte Luzifer ist ein blendend schöner Engel, und wird
im Jenseits oft mit Christus verwechselt), sondern das
Authentische oder
Wahrhaftige ist schön. Ich behaupte
ebenfalls, dass vor allem Ehrlichkeit Kunst wahr und schön
macht. In der Kunst ist schön, was sein Wesen unverfälscht
ausspricht, was wahrhaft offenbart. Wenn der Geist eines
Wesens also die Form so gestaltet, dass das Innere auch
äußerlich erscheint: Materie gestaltet in der Form der Idee; das
131
Sinnliche durchkraftet in Form seines geistigen Wesens oder
Inhaltes. Dabei aber nicht Erniedrigung des Geistes
(Satanismus), sondern Vergeistigung der Materie und ein
Wieder-Erhöhen, Durchmenschen und Erlösen des Gefallenen.
Wie soll sich denn aber auch vom Standpunkt der
Wahrhaftigkeit aus die Musik eines am Materialismus
todkranken Zeitalters anhören? Spricht die vielfach morbide
moderne Musik etwa nicht entsetzlich wahr? –
Allerdings ist hier eine gefährliche Klippe, denn es ist natürlich
nicht seelische Not als solche ''schön'', aber als Offenbarung
einer Wahrheit und als Ausdruck der Seele künstlerisch
berechtigt. So wie das Heizhaus Rudolf Steiners (Punkt 72)
zwar nicht menschlich-moralisch, weil ahrimanisch geformt,
aber in seiner Wahrhaftigkeit durchaus schön ist, oder
zumindest heilsam wirkt, weil es offenbart, was dort ist und
wirkt. Auch das Böse ist selbstverständlich eine Tatsache, also
in gewisser Hinsicht eine Wahrheit, wenn es sich unverfälscht
offenbart - und so entschuldigen Satanisten ja auch immer
wieder gerne ihr Treiben. Satans-Metal ist dabei allerdings die
Wahrheit des Unmenschen und des Tieres, aber nicht die
Wahrheit des echten Menschen und gesunden Individuums; ja
nicht einmal menschlicher Schwächen, denn Satanismus
verkauft den Leuten Herzlosigkeit als Stärke und moralisches
Versagen als Ideal. Immer wieder ist das WIE man mit den
Dingen umgeht, entscheidend für gut oder böse in seiner
Wirkung. Sobald man Kunst vor allem auch als einen Heiler
versteht, kann man sich vor der Seelennot, und heute auch vor
dem Ahrimanischen nicht verschließen wollen, sonst wird es
schnell Heuchelei. Nach der obigen Definition Rudolf Steiners
kann jedenfalls auch moderne Musik - solange sie eben das
Böse oder Kranke nicht idealisiert - wahr sein und deshalb wenn von mir aus auch oft in tragischer Weise - durchaus auch
schön. Es ist aber auch weiß Gott nicht alles bloß krank heute!
Für mich sind viel mehr Anthroposophen, die derart einseitig
urteilen,
nicht
ganz
gesund.
Die
Treibhauspflanze
Gesellschaftsanthroposoph,
die
typische
Graue-Maus132
Erscheinung, die hysterisch vor allem Modernen Reißaus
nehmen möchte zurück ins Mittelalter und den Toaster oder
Fernseher aus dem Fenster wirft, ist für mich persönlich nicht
viel mehr, als ein tragisches Scheitern der Seele an der
Anthroposophie und ihren Aufgaben. Wie ich es auch immer drehe und wende, die Flucht vor der
Zeit ist jedenfalls keine Lösung und auch nicht wirklich
christlich. –
… Wer nun einfach sagt: Ich muß mich hüten vor allem
Ahrimanischen oder Luziferischen der ist in dem gleichen Falle,
wie einer, der sagt: Eine Waage will ich schon haben, aber keine
Gewichte auf die beiden Waagschalen legen! Wir wissen ja, daß
wir zum Beispiel zu gar keiner Kunst kommen könnten, wenn nicht
das Luziferische in der Welt eine Rolle spielte. Wir wissen auf der
anderen Seite, daß man zu keiner Anschauung der äußeren Natur
kommen könnte, wenn nicht das Ahrimanische eine Rolle spielte.
Es handelt sich nur darum, daß im Menschengemüte der
Gleichgewichtszustand herbeigeführt wird. Und weil das so ist,
kann man dem Ahrimanischen und dem Luziferischen verfallen,
gerade wenn man glaubt, alles Ahrimanisch- Luziferische
abzuweisen. Gegen die Wirklichkeit läßt sich zwar sündigen, aber
die Wirklichkeit läßt sich nicht unterdrücken ! So wird jemand,
der sich vor dem Ahrimanischen hüten will, sehr leicht dem
Luziferischen, jemand, der sich vor dem Luziferischen hüten will,
sehr leicht dem Ahrimanischen verfallen. Die Sache ist, daß wir
das Gleichgewicht finden, daß wir vor keinem zurückschrecken,
daß wir als Menschen Mut genug haben, sowohl, sagen wir, der
ahrimanischen Furcht, wie der luziferischen Hoffnung oder Lust
entgegenzutreten. Aber unsere Zeitkultur liebt dieses nicht.
Unsere Zeitkultur liebt, ohne daß sie es weiß, und
selbstverständlich ohne daß sie es will, in gewisser Beziehung das
Ahrimanische und das Luziferische. Sie glaubt sich davor zu
hüten, verfällt ihm aber erst recht! ... (Rudolf Steiner. GA 177/26.10. 1917)
133
78.
Abschließend noch dieses: Die ersten Versionen des Punktes
72 waren äußerst ungenügend. Nur ganz langsam habe ich es
etwas richtiger formulieren können. Nichtsdestotrotz bleibt da
bei mir ein Konflikt bestehen, der sich daraus ergibt, dass ich
mir eben nicht ganz sicher bin, wie ich persönlich mit der EGitarre umgehen soll. Ist es Versuchung, oder Aufgabe? Erliege
ich einer Schwäche, oder überwinde ich gerade die unter
Anthroposophen so beliebte der bequemen Einseitigkeit? (Ich
glaube mittlerweile aber eher Letzteres.) Aber auch mal ganz
nüchtern und spießbürgerlich betrachtet: Bei endgültigen
Urteilen und Lebensentscheidungen, wird es auch nur wenige
Menschen geben, die es mir da verübeln wollen, wenn ich mir
wenigstens einigermaßen sicher sein will, auch das Richtige zu
tun. Ich versuche ja mich selbst dahin zu erziehen, für die
Wahrheit jedes Opfer bringen zu können. Wenn mir etwas
eindeutig klar ist, zögere ich ganz bestimmt nicht. Aber aus
Dummheit meinerseits, oder einer blutleeren Papiermoral
heraus will ich keine voreiligen Stolperschritte tun, die am Ende
vielleicht nur zur Tatenlosigkeit führen. Nicht nur Materialisten,
sondern gerade auch viele Gesellschaftsanthroposophen
brauchen dringend weitere und beweglichere Begriffe! Sie sind
oft viel zu sehr bloß ganz schlimme Dogmen-Päpste! Tote
Dogmatik ist aber immer Lebensunwahrheit. Doch weil ich
selber die weltflüchtige Haltung vieler Anthroposophen nicht
teile, liege ich meinerseits natürlich umgekehrt immer leicht in
der Gefahr, mich in die andere Richtung hin zu verlieren. Unser
ganzes Leben hindurch sind wir im Kampf mit Ahriman und
Luzifer, und mein persönlicher Kampf ist natürlich auch im
vollen Gange, solange ich lebe. Dabei muss man leider auch
immer wieder Rückschritte machen und bei Luzifer oder
Ahriman im Sack landen. So bekommen wir dann wirkliche und
nicht bloß papierne Erkenntnisse und schmieden reale Waffen.
Man kann bei dem Thema hier nun ganz gut ablesen, wie so
etwas - zumindest bei mir - ablaufen kann. Meine Überzeugung
von ehrlicher Musik trifft natürlich vor allem den Vorgang des
134
Song-Schreibens selber. Aus welchen Antrieben heraus, mit
welcher Gesinnung schreibt jemand seine Songs? Dies gibt
seiner Musik dann die Seele etc. Aber wenn ich Material eines
anderen Songschreibers singe, ist die Situation eine andere. Da
bin ich dann – wenn ich mich entschlossen habe, ihn zu singen
– nur zuständig für die Glaubwürdigkeit und Authentizität
meines Gesanges. Und hier kann man auch eher mal
kompromissbereiter sein. Ich war in letzter Zeit so
vorgegangen, dass ich vor allem meine eigene Musik so
schreibe, wie es sich für mich als richtig ergibt; aber wenn ein
interessanter Song eines anderen Musikers als Mp3 rein kam,
den ich singen sollte und gut fand, dann habe ich es gemacht.
Aber wenn die Sachen zu hart sind, bekomme ich früher oder
später innere Probleme. Woran liegt das? Durch die klassische
Musik gepaart mit der Anthroposophie entwickelt sich bei mir
immer spürbarer ein moralisches Gehör. In Gedanken kann
alles richtig und schlüssig sein, ist es moralisch für mich
persönlich aber nicht mehr ganz wahr, macht meine Seele nicht
mit. Das zeigt sich dann an Niedergeschlagenheit und
Dauerkrisen, bis hin zu körperlichen Krankheitserscheinungen.
Und dies ist im Nachhinein für mich nicht weniger wichtig bei all
dem hier Gesagten. Alles was ich oben angeführt habe, sind
meiner Ansicht nach gute Gedanken und Gründe pro E-Gitarre
und moderne Musik, die nach wie vor Vieles für sich haben;
sonst hätte ich sie nicht gebracht. Gute Ideen sind das Eine,
mein persönliches Seelenleben aber das Andere. Man kann als
Anthroposoph nicht mehr einfach mit den Dingen umgehen. Als
Künstler musst man ausprobieren und selbst bei auf den ersten
Blick anthroposophisch scheinbar unorthodoxen Ideen offen
sein, und dann dabei auf die innere Stimme lauschen. Und
wenn dann etwas nicht stimmt, kommt das früher oder später
(sanft oder unsanft) durch. Das sicherer werdende Herz greift
immer häufiger, und auch immer vehementer korrigierend ein,
und das ist kostbarer, als alle Klugheit des Kopfes. Ich habe
zuerst aus einem Konflikt, einer inneren Unzufriedenheit heraus
geschrieben. Dann die Gedanken immer gründlicher abgeklopft
135
und gesäubert, um zu einem vorläufigen Ergebnis für mich zu
kommen: Ich kann ganz offensichtlich, auch bloß gesanglich,
nichts mehr mitmachen, was zu hart ist. Ich kann die harte EGitarre nur noch bedingt leiden. Ich bewege mich innerlich
immer weiter weg davon. Ich muss hin und wieder vielleicht ein
paar Kompromisse eingehen - wenn mir Material gefällt und ich
es vertreten kann, wäre ich auch dumm, dies nicht zu tun - aber
so, wie ich gestrickt bin, kann ich längerfristig nur das tun, wo
die Seele auch ganz mit gehen kann. Und an gewisse Rock-, Hardrock- und Heavy Metal-Fans, die
überhaupt nicht nachvollziehen können, wieso man sich derart
viele Gedanken über so etwas machen soll; und egal wie
pathetisch dies manchen Ohren auch klingen mag: Mit auch nur
ein ganz klein wenig Interesse am Menschen, dem Leben,
oder auch Liebe zu Christus und der Anthroposophie, geht das
eben an. Wenn Du wahrhaftig leben willst, wirst Du überall nach
Wahrheit suchen; und um moralisch überleben zu können,
musst Du moralisch leben. –
79.
Dies gehört eigentlich nicht hierher und ist zudem im Punkt 72.
bereits genug abgehandelt; - sei's drum! Noch einmal an die
hochverehrte Heavy-Metal- und Hardrock-Zunft, die da tönt: „Da
hat der Kiske doch tatsächlich wieder ein Rockalbum
eingesungen! Erst macht er den Metal nieder, und dann bringt
er eine AOR-Hardrock-CD raus etc.“ Ich weiß ehrlich gesagt
nicht,
wo
da
das
Problem
liegen
soll?
Dass
Vorschulkindergarten-Satanisten bei einem wie mir jedes Wort
und jede Tat zur Niederträchtigkeit drehen, ist schon klar und
wundert mich nicht. Sie sehen überall nur, was sie in sich selbst
kultivieren. Wer sich von gewissen Ideologien den Geist
vergiften lässt, verliert irgendwann ganz notwendig jeden
Respekt vor dem Individuum und kann überall nur noch
Niederträchtigkeit und Lügen sehen. Und ganz besonders wenn
jemand versucht, ein moralischer Mensch oder freier Künstler
136
oder gar Christ zu sein, ist er solchen natürlich sofort verdächtig
und ein unterschwelliger Verräter ihrer Religion. Auch dass
orthodoxe Anthroposophen von mir jetzt erwarten, dass ich in
Zukunft nur noch mittelalterliche Gambenmusik gesanglich
begleite, ist mir schon klar. Aber dass auch gutmütige und
idealistischere Rock-Fans sich teilweise daran stören, wenn ich
wenigstens immer noch versuche bei Rock-Musik gewisse
Unterschiede zu machen, verwundert mich dann doch etwas.
Solange ich selber weiß, was ich tue, kann es Euch doch egal
sein! Wieso sorgt Ihr Euch plötzlich so sehr um mein
Seelenleben? Mir wurde Place Vendome als ein AOR-Projekt
(Journey/Foreigner-like) angeboten, und AOR ist kein HeavyMetal. Zumindest für mich nicht. Nur wenn man alle Musik mit
elektrischen Gitarren in einen Topf wirft, haut das hin; und dann
sind auch U2 oder Bon Jovi Heavy-Metal-Bands. Und niemand
wird mir vorwerfen können, ich hätte mich diesbezüglich nicht
klar genug ausgesprochen. AOR steht für: Adult oder auch
Album Oriented Rock. Und dass das Album am Ende
tatsächlich härter produziert wurde, als ich erwartet hatte, und
als Hardrock promotet, ist nicht auf meinem Mist gewachsen.
Den Meisten geht es in Wahrheit auch immer wieder bloß
darum, dass ihnen mein Denken nicht passt, und deshalb
versuchen sie mir mit jedem erdenklichen Mittel angebliche
Widersprüche zu konstruieren. Ich habe gerade den SpießerAufsatz extrem oft überarbeitet, um Missverständnisse aus dem
Wege zu räumen; und weil ich ja auch nicht ungerecht sein
möchte. Ich halte ihn mittlerweile aber für klar und
unmissverständlich genug. Trotzdem noch einmal zum
Mitschreiben für alle neunmalklugen Metaller, die wieder nur
herumjammern können: Ich bin überzeugter Christ und
Anthroposoph. Die Metal-Szene ist ganz unübersehbar
durchseucht vom Satanismus, und damit bin ich nicht
kompatibel. Mit diesem Dreck will ich nichts zu tun haben! Und
mehr muss ich dazu auch nicht mehr erzählen. Aber ich habe
immer noch ein Herz für intelligentere Rockmusik. Also warum
137
soll ich dann bitte ein AOR-Projekt, das mir gefällt, nicht
einsingen? - Weil ich kein Satanist bin?! Mein Denken über die Heavy-Metal-Szene hat sich nicht
geändert. Ich bekomme deshalb aber noch lange keine
schlaflosen Nächte oder hysterischen Anfälle wegen
elektrischer Gitarren. Und wer sich daran aufhängt, dass ich
den Spießer-Aufsatz geschrieben habe, obwohl ich doch selber
genau weiß, dass es auch ganz harmlose Heavy-Metal-Bands
gibt, die keine Satanisten sind usw. (was ich im Spießer-Aufsatz
ja auch zu Genüge einräume), dann kann ich ihm vielleicht mit
folgendem Bild ein klein wenig zur Lösung seines Problems
verhelfen: Wenn ein Mensch krank ist, und mit einem bösen
Virus im Bett liegt, dann hat er vielleicht auch immer noch
gesunde Füße oder Ohren oder Augen, aber er ist deshalb
trotzdem nicht weniger krank. Und eine Musikszene, die derart
dem Satanismus Raum bietet und mit seelenzermalmenden
Brutalosounds und teilweise ganz eindeutig faschistischen
Ideologien die Menschenseelen vergiftet, ist todkrank, selbst
wenn es dazwischen harmlose Heavy-Metaller gibt. Und ich
werde mich sicher bei keinem dafür entschuldigen, dass ich ein
Mensch bin, der diese Dinge noch wahrnehmen kann und so
ernst nimmt, wie sie tatsächlich sind. Alles, was Kritiker meiner
Ausführungen aus dem Heavy-Metal-Lager immer wieder bloß
vorbringen können als Rechtfertigung oder als moralische
Lösung anempfehlen im Umgang mit den geisteskranken
Auswüchsen dieser Szene, ist ihre Oberflächlichkeit. Sie
nehmen einfach nichts moralisch ernst. –
80.
Während der Materialismus die Seele abstumpft und moralisch
verblödet, macht die Anthroposophie Rudolf Steiners als
Werkzeug des wirklichen Christentums diesbezüglich immer
wacher und wahrnehmungsfähiger. Man beginnt durch diese
Medizin in seinem Menschen immer mehr zu gesunden,
solange man Sie nicht bloß intellektuell oder oberflächlich als
138
äußerliches Kostüm, sondern wirklich ins Herz aufnimmt und
verinnerlicht. Dass man als Christ dann eine etwas andere
Sichtweise auf manches entwickelt, versteht sich von selbst und
ist Sinn und Zweck dieses Unternehmens. Dass Menschen mit
unterschiedlicher seelischer Wachheit oder Haltung viele Dinge
dann auch unterschiedlich beurteilen oder ernst nehmen, ist
somit ebenfalls verständlich. Wer jedoch die scheußliche
Wirklichkeit praktizierender Satanisten auch nur ein klein wenig
kennt, der wird selbst für den Satanismus-Vorschulkindergarten
im Heavy-Metal keine Kompromiss- oder Verständnis-Willigkeit
mehr aufbringen. Ein etwas krasser, aber vielleicht hilfreicher
Vergleich: Selbst wenn ich als Mensch der Meinung sein kann,
dass man auch einem Mörder mit Menschenwürde zu
begegnen hat, werde ich deshalb den Mord nicht weniger
radikal verurteilen. Und für einen Menschen, der seelisch
einigermaßen gesund ist, gibt es keine Kompromisse mit der
Unmenschlichkeit, egal in welcher Form sie sich zeigt. Ich
glaube außerdem, dass es allgemein sehr wichtig ist, um
seelisch gesund zu bleiben oder es zu werden, sich ganz klar
zu dem zu bekennen, was einem wertvoll und heilig, und von
dem zu distanzieren, was einem falsch erscheint. Um seine
Persönlichkeit im Gleichgewicht zu halten, muss man sich
immer auch ein gewisses Pensum an ehrlicher Antipathie
bewahren können dort, wo sie angebracht ist. Im Moralischen
keine Position zu beziehen, bedeutet eben, keine Moral zu
besitzen, und dies heißt: Erkrankt zu sein in seinem Menschen.
Wenn ich mich ideologisch sammle, und wie in meinen SpießerAufsatz religiös und künstlerisch von dem das Böse
glorifizierenden Heavy-Metal distanziere, dann ist das richtig
und heilsam. Deshalb muss aber nun keiner denken, dass ich
meinen objektiven oder unterscheidenden Blick für die
allgemeine Musikszene oder den gutmütigen Rock oder Metal
verliere. Ich vergesse dabei ebenfalls nicht, dass es Menschen
sind, mit denen wir es zu tun habe. Aus der Menschlichkeit
heraus versuche ich ja gerade zu argumentieren. Ich weiß
auch, dass zwar sicher nicht alles, aber manches tatsächlich
139
bloß vom Heavy-Metal geförderte Taubheit, Dummheit,
Unwissenheit oder Unreife ist. Aber Unwissenheit ist längst
nicht mehr Unschuld, denn wir können und sollen heute wissen.
Moralische Dummheit und seelische Taubheit werden nun
immer mehr Schuldigkeit. Weil Hard-Rock/Metal-Magazine mittlerweile nicht mehr nur
eine Musikrichtung verarzten, und es bei vielen von Metal bis
Pop/Rock geht, habe ich bei Promotion für ein Projekt wie Place
Vendome in einer gewissen Weise auch wieder mit der MetalSzene zu tun. Das werde ich wohl auch mein Leben lang haben
solange ich Musik mache, und es ist auch völlig in Ordnung. Es
sollte sich jetzt aber niemand, der sich um ein Interview mit mir
bemüht, auf die Socken machen als reiner Repräsentant der
Heavy-Metal-Szene, um sich bei mir wohlmöglich noch zu
beschweren darüber, wie ich denke. Solche Interviews werden
nur ganz kurz ausfallen können. Ich stelle mich ganz bestimmt
keinem Kasperletheater-Heavy-Metal-Gericht und rechtfertige
dort mich für meine Überzeugungen. Diese sind aus sich selbst
heraus ausreichend gerechtfertigt. Gewisse Damen und Herren
habe ich als richterliche Autoritäten auch nie anerkannt, und
rechtfertigen vor Gott und den Menschen müssen sich vor allem
diejenigen, die den Satanismus und faschistoides Denken
hochhalten und verbreiten. Gespräche müssen immer auch
irgendeine Basis haben können, sonst spielt man wirklich
besser eine Partie Billard zusammen, statt sich zu unterhalten.
Die meisten Metal-Presse-Schreiber, die sich in gewissen
Zeitschriften lästernd über mich ergehen, sind oft nicht einmal
imstande dazu, zwei moralisch wirklich konsequente Sätze
zustande zu bringen; also warum sollte es mich da großartig
reizten, mich von ihnen belehren zu lassen? Gerade auf den
Gebieten, von denen ich rede, habe ich meine Hausaufgaben
durchaus gemacht. Ich weiß im Gegensatz zu gewissen Leuten,
die alles immer nur von außen beurteilen können, tatsächlich
ganz gut, wovon ich rede. Und dass Oberflächlinge diese Dinge
nicht ernst nehmen können, ist sicher nicht mein Problem. Das
Gleiche gilt für solche, die mir sogar ''Unchristlichkeit'' vorwerfen
140
möchten, weil ich nicht ihrer lahmen Idee von Christlichkeit
entspreche. Sich von satanistischen Heavy-Metallern über
Christlichkeit belehren zu lassen, ist sowieso die Lachnummer
schlechthin! Es sind die meisten vermeintlichen Argumente
gewisser Leute gegen mich oder meine Ausführungen fast
ausschließlich verlogene Unterstellungen, leere Behauptungen
oder Verdrehungen, und am Ende immer wieder nur Berge von
Bestätigungen meiner Charakteristik dieser vor allem in
Deutschland beklemmend verspießten Szene, dass es
irgendwo auch schon wieder langweilig wird, ständig derart
Recht zu bekommen. Das Abstoßendste dabei ist für mich aber
unbedingt immer wieder diese penetrante Verlogenheit, mit der
so viele sich um Kopf und Kragen quasseln. Sie drehen es sich
grundsätzlich alles so zu Recht, als müsse man sich jeder
besseren - oder von mir aus auch bloß anderen Herzensbildung und Kunst-Ideologie, als es die des BöseOnkels-Metal ist, auch noch schämen. Manche sind sogar
derartig starr im Geist, dass sie es schon nicht mal mehr
verkraften, wenn jemand auch nur seine Sätze etwas anders
formuliert, als sie es in der Schule gelernt haben ... Auch diese Worte hier sollen keine Rechtfertigungen sein. Ich
möchte aber dennoch ein wenig dazu beitragen, einigermaßen
verstanden werden zu können. Mittlerweile ist es auch so, dass
mich zumindest meistens das übliche Geläster und Gemoser
gewisser Leute über mich kaum noch tiefer berührt – man
gewöhnt sich irgendwann einfach daran – aber ich bin trotzdem
immer mal wieder symptomatisch an dem allgemeinen
Satanismus- und Brutalo-Metal-Phänomen interessiert. Der
moderne Mensch und seine moralischen Krankheiten
interessieren mich und ich denke viel darüber nach, um uns und
unsere Zeit besser zu begreifen. –
81.
Man kann die Klangästhetik und den Geist von Musik durchaus
in ein spirituelles Weltbild einordnen nach dem Grad von Licht
141
und Finsternis, Idealismus und Anti-Idealismus etc., den sie
offenbart. Wenn ich persönlich ein gewisses Übermaß an
elektrisch verzerrten Gitarren als unangenehm nervtötend und
seelenbetäubend oder verfinsternd empfinde, dann ist das eine
Erlebnisrealität meinerseits. Es ist dann immer etwas albern,
wenn Andere mich damit zu widerlegen versuchen, dass sie
eine andere Empfindung hierbei haben und mir diese vorhalten.
Wer viele stark verzerrte E-Gitarren hört, der ist hier eben
notwendigerweise abgestumpfter; nur möchte ich eben gerade
vom Moralischen der Musik oder des Klanges sprechen; also
mein moralisches Gehör gerade weiter ausbilden und nicht
abhärten. Die objektive Realität hierbei ist, dass Menschen
Klang oder überhaupt Musik sehr unterschiedlich wahrnehmen;
und jeder könnte hier an sich selber ein entsprechendes
Experiment vornehmen, um so möglicherweise herauszufinden,
wovon ich rede. Denn es ist gar nicht schwer zu belegen (und
wurde teilweise sogar schon ''wissenschaftlich'' belegt), dass
Brutalität in Filmen oder brutale Musik desensibilisieren,
während z. B. klassische Musik (aber auch gutherzige moderne
Musik) hier sensibler und moralisch 'sehender' und seelisch
gesünder machen können. Dafür bin ich selber ja ein Beleg. Ich
kam durch Anthroposophie und klassische Musik in immer
heftigere innere seelische Konflikte mit dem Heavy-Metal und
mit vielem an moderner Musik. Empörte Heavy-Metal-Fans
halten mir also eigentlich ständig bloß ihre eigene gröbere
seelische Hörwahrnehmung meiner nun ein wenig moralischer
gewordenen entgegen, und deuten dabei allerdings dann ihre
Wahrnehmung als ''objektiver'' oder ''richtiger'', ja sogar für
''gesünder'',
was
man
an
ihren
wutentbrannten
Diskreditierungen oder drolligen Psychoanalysen über meine
Person immer wieder sehen kann. Und dies geschieht deshalb,
weil unser subjektives Empfinden uns natürlich immer viel
näher ist und deshalb wahrer erscheint, als das eines Anderen.
Tatsächlich erkennt aber immer derjenige, der mehr erkennt,
auch ebenso viel mehr an Realität und deshalb auch objektiver.
Der Blinde ist nicht gesünder, als der Sehende; und derjenige,
142
der moralischer Musik hören kann, urteilt deshalb
logischerweise auch moralisch richtiger. Wer etwas
wahrnehmen kann, kann es auch beurteilen, und nicht wer blind
oder taub dafür ist. Alle Statistiken sind etwas Totes und darum eigentlich auch
immer irgendwo lebensunwahr; denn das Leben ist eben nicht
statisch. Deshalb lässt sich auch von mir selber sofort viel
Relativierendes gerade gegen den mittleren Bereich der
folgenden Grafik sagen. Sie stimmt in der Mitte also nur
einigermaßen und in engen Grenzen und teilweise auch nur so
lange, wie man vom rein äußeren Klangkostüm spricht. Aber
auch dabei muss ich stellenweise etwas inkonsequent sein,
denn selbst da passen die Musikrichtungen nicht überall so
ganz leicht oder fest hinein. Wer also nur diese Grafik ohne
meine relativierenden Erläuterungen dazu weitergeben würde,
der ginge wieder unwahrhaftig vor. - Also mehr oder weniger
von der ästhetischen Sprache des Instrumentierens her kann
man diese Grafik bringen und ist sie vielleicht nützlich. Es
fehlen natürlich noch viele andere Musikrichtungen. Ich bringe
nur die Folgenden, weil sie ein wenig auf eine Linie zu bringen
sind. Und selbstverständlich ist Musik nie bloß Äußerlichkeit,
also bloßer Klang, sondern sie hat immer auch Geistigkeit. Was
ich
ebenfalls
berücksichtigen
musste.
Gegen
die
spießbürgerlich oberflächlichen Vorstellungen von Kunst wende
ich mich ja eigentlich am meisten. Insofern gibt es natürlich
genauso gut 'korrumpierenden Pop', wenn er verlogen und
niederträchtig ist; wie wohl sicher auch heilsamen Hardrock,
wenn er ehrlich und menschlich einigermaßen durchseelt ist.
Marilyn Manson wird selber auch immer mehr zum Popmusiker
und schafft es dabei problemlos, sogar einen Depeche Mode
Song zu diabolisieren. Sein negativer und überall in das Dunkle
vernarrter Geist bewirkt das ganz spielend. Alle Schubladen für
Musik in denen man Künstler begräbt, sind immer schädlich
und kunstfeindlich. Aber um das Moralische, also das kulturell
Wertvolle oder Wertlose an Musik zu definieren, sind
Kategorien manchmal ganz nützlich und ich selber kann nicht
143
auf sie verzichten, um mich verständlicher zu machen. Ich
persönlich ordne also einige Musikstile von ihrer Ästhetik her in
ein spirituelles Weltbild ungefähr wie folgt ein:
Man merkt jedoch gleich wieder, wie alle Statistiken hinken,
wenn man hier nun versucht z. B. gewissen Jazz einzufügen,
der ja meistens sehr intelligent ist, aber ebenso gerne auch
intellektuell-abstrakt wird, also sich ins Seelenlose und rein
Technische verliert. Auch der Gangster-Rap ist klanglich
eigentlich eher beim Pop/Rock anzusiedeln, da er geistig aber
das Verbrechertum glorifiziert, gehört er für mich dort unten hin,
wo er steht. Und Techno ist inhaltlich und klanglich dermaßen
tot und mechanisch und allgemein mit ruinösen DrogenIdeologien verbunden, dass man ihn auch unter den ThrashMetal schieben könnte. Dabei ist gewisser Märchen-PowerMetal oft wiederum so naiv und harmlos, dass zu harte
moralische Urteile schon grausam werden. Ich kann, wie man
sieht, vieles im Grunde gar nicht wirklich ganz fest einordnen.
Man muss alles irgendwie sofort wieder in Bewegung bringen
und beleben. Und vielleicht sieht man an dieser Grafik auch
144
bloß wieder, wie wenig sich Musik in Wahrheit in Statistiken
bringen lässt. Wenn man vom Geistigen redet, geht das fast gar
nicht mehr. Ich denke in der Mitte dieser Grafik beginnt der
Bereich an moderner Musik, die man leichter ins Positive
bringen kann mit der entsprechenden Seelen- und Idealkraft.
Die unteren Musikrichtungen sind davon ganz ausgeschlossen,
denn sie müssten eben das direkte Gegenteil dessen werden,
was sie moralisch ausmacht. Sie sind nicht verwandlungsfähig,
müssen also ganz vergehen, um Gutes zu bewirken. Ganz
unten in der 'musikalischen Hölle', wo der Tod und die HerzensVerblödung das eigentliche künstlerische Ziel ist, sind die Dinge
ethisch ganz eindeutig zu definieren. Weiter zur Mitte kommend
wird es schwieriger, denn je mehr Musik menschenfreundlich
und lebendig wird, desto schwerer abstrakt zu fassen ist sie. 82.
Von der modernen ''Nützlichkeit der Unmenschlichkeit'':
Dass die Ideologien der Satanisten, ihre krankhaften
Vorstellungen von angeblicher ''Stärke'' im Umgang mit
Menschen genau dieselben sind, nach denen z. B. die
Faschisten mit den Menschen umgingen, ist viel zu wenigen
heute überhaupt klar. Und ich frage mich immer wieder, wie weit
unsere Gesellschaft es noch kommen lassen wird? Die meisten
würden in unserer Zeit ja noch bestätigen, dass vermeintlich
schwache Menschen, die nicht sehr viel Selbstbewusstsein
haben, deshalb ja wohl nicht weniger Menschen, nicht weniger
existenzberechtigt oder wertvoll sind. Aber die sich immer
schlimmer entwickelnde Geistigkeit unserer Gesellschaft spricht
längst eine ganz andere Sprache. Das eigentliche Herz unserer
Zeit: die Wirtschaft, der ''heilige Arbeitsmarkt'' behandelt
schwache Menschen längst als krank und sie werden von ihrem
Arbeitsplatz irgendwann entsorgt, denn man kann sie
wirtschaftlich nicht mehr tragen in unserem Sozialdarwinismus.
All diese Dinge sind ja materialistisch auch ganz ''vernünftig''
erklärbar. Denn, wenn wir als Unternehmen nicht mehr
wettbewerbsfähig sind, bloß weil wir 'menschlich' sein wollen,
145
dann gehen wir zugrunde. Wir können uns Menschlichkeit eben
nicht mehr leisten in der Welt Mammons. Das ist die Moral des
Kapitalismus. Und vielleicht kann uns in 20 Jahren ja irgendein
Prophet Ahrimans mit der nötigen akademischen Bildung auch
gründlich davon überzeugen, dass man schwache Seelen - die
doch keinem, nicht einmal sich selber wirklich etwas nutzen und
allen nur noch zur Last fallen – doch viel besser sanft
einschläfert? (Siehe Nietzsches Antichrist). Mobbing ist nicht
nur unter Spießern heute auf Arbeitsplätzen und auch sonst
überall immer mehr üblich, sondern auch Firmenleitungen
gehen mittlerweile zu diesem Konzept über. Wenn der Herr
oder die Frau Sowieso nicht gekündigt werden können, dann
machen wir halt, dass sie gehen wollen, indem wir ihnen die
Hölle auf Erden bereiten. Jeder Respekt, jede Wertschätzung
des Individuums kommt immer mehr abhanden. Doch wer
braucht eine Gesellschaft, in der eine ''heilige Wirtschaft'' blüht,
die aber immer weniger Menschen noch ernährt und
Lebensqualität bringt; in der von mir aus viele einen Arbeitsplatz
haben, wenn es dabei aber keine menschliche Gesellschaft
mehr ist? Wo wir dann als gebückte Wesen aus Angst vor dem
Arbeitsplatzverlust und der Armut versklavt kriechen vor
unseren Macht bewussten Vorgesetzten, ohne Würde und
Selbstwertgefühl? Was für ein Leben soll das denn bitte
werden? Ich frage mich immer wieder: Wie lange will sich das
'arbeitende Volk' dieser Tyrannei Mammons nicht nur
unterwerfen, sondern auch noch fleißig mitgestalten am
>Gottesstaat des Antichristen<? –
83.
Der Sinn des menschlichen Lebens ist ein moralischer. Unsere
moralischen Entscheidungen im Leben sind von essenzieller
Bedeutung für unsere Zukunft und unser Seelenheil. Der
Materialismus züchtet zwar eine grenzenlose Oberflächlichkeit
diesbezüglich heran, aber überall im Leben kann man das
Moralische als Essenz von allem erkennen. Wenn Du eine
Freundin hast, dann möchtest Du, dass sie Dich liebt und nicht
146
hasst, dass sie wahrhaftig und treu ist und Dich nicht belügt und
betrügt. Wenn Du Freunde hast, dann willst Du auch von ihnen
freundschaftlich geliebt werden, dass sie ehrlich und gut sind,
dass sie Dich nicht verraten und verkaufen oder gar
zusammenprügeln. Wenn Du einen neuen Arbeitsplatz
einnimmst, hoffst Du auch dort, dass Du es mit anständigen
und gutherzigen, und nicht mit gehässigen schlechten
Menschen zu tun bekommst usw. Du sehnst Dich bei Menschen
immer nach Tugenden und guten Seelen, und nicht nach dem
Gegenteil davon. Jeder bewegende Film handelt von Gut und
Böse, von Hass und Liebe, denn das ist die Wahrheit des
Lebens der Menschheit. Und zweifeln daran können nur solche,
die sich durch leere Abstraktionen und ungesunde
Gedankennahrung ihren Geist und den Blick auf das wirkliche
Leben verwirren lassen. –
84.
Im Menschen ist sehr wohl auch Böses, aber deshalb ist das
Böse nicht gut oder berechtigt (Satanisten-Logik). Die
grausamsten Dinge existieren in der Welt, aber sie sind, nur
weil sie Realitäten sind, ja wohl noch lange nicht richtig! Dies
macht ja gerade die Schönheit und Besonderheit des
Menschen aus, dass er sich hier entscheiden kann, welchen
Kräften er in sich folgen will, wonach er sein Leben ausrichtet
und was er in sich kultiviert. Wir können durch die Erkenntnis
befreit entscheiden nach welchen Idealen wir leben wollen, und
eine ''neutrale'' Pilatus-Haltung ist im Moralischen ein Ja zum
Bösen. Radikal und kontrastreich Gut und Böse, Licht und Finsternis,
Schwarz und Weiß ideologisch herauszuarbeiten ist sehr
wichtig für die moralische Gesundheit und Sicherheit, denn im
wirklichen Leben gibt es sehr viel Grau; und wer keine
moralische Sicherheit (Gesundheit) hat oder wenigstens
anstrebt, der geht in diesem Grau leicht unter. Wer nicht mehr
aus seinem persönlichen Ich heraus einsieht, was gut und was
147
böse ist, der hat sich bereits im teuflisch-raffinierten Grau
verloren. –
85.
Ich mag die Formulierung nicht sonderlich: „Mit Raubkopieren
schädige man die >Musikindustrie<“. Die >Musikindustrie< ist
eine Abstraktion. Die Wirklichkeit dahinter sind Musiker und
allgemein Menschen, die von und in der Musikindustrie leben.
Schon bei den Formulierungen unserer Sätze können wir
menschlich, oder unmenschlich sein. Überall dort, wo man die
Arbeit von Menschen nicht ausreichend entlohnt, wird
ausgebeutet. Jeder von uns, wenn wir immer nur noch billiger
einkaufen wollen, oder am liebsten gar nichts mehr bezahlen
möchten für die Dinge, die wir aber doch haben wollen - wie so
viele heute z. B. bei PC-Software, Computerspielen oder Musik
– beutet damit Menschen aus. Nur dass wir uns dies aus
Bequemlichkeit und Heuchelei nicht bewusst machen. Viel
lieber nennt man den wohlhabenden Menschen einen
''Ausbeuter''. Aber so mancher wohlhabende Mensch ist es nur
deshalb geworden, weil er fleißig war in seinem Leben und
etwas geleistet hat. Wieso sollte er sich seines Wohlstandes
nun schämen? Etwas zu leisten und dadurch wohlhabend zu
werden, hat mit Ausbeutung nichts zu tun. Sondern
Menschenarbeit- oder Leistung nicht entsprechend entlohnen
zu wollen, das ist Ausbeutung. Und die Tatsache, dass mittlerweile über 80 % der Menschen,
die behaupten Musik zu lieben, ihre CDs konsequent bloß noch
raubkopieren oder illegal downloaden, weist auf den
moralischen Zustand unserer Zeit, wie asozial und ignorant die
meisten diesbezüglich wirklich sind. –
86.
Kunst und künstlich sind Gegensätze. Kunst ist durch den
Menschengeist Geformtes und Verwandeltes Wahres;
148
Künstliches ist gerade ungeistig, unecht und oberflächlich. Wer
Kunst und Kitsch gleichsetzt, der begreift nur Kitsch. –
87.
Letztens stand Anke Engelke Jürgen Domian in seiner
Fernsehsendung Rede und Antwort. Domians Frage: >Was sie
Gott denn fragen würde, wenn sie Gelegenheit dazu hätte?<
empfand sie als dermaßen absurd, dass sie nicht einmal
theoretisch darüber nachdenken wollte; „Denn wenn’s DEN
geben würde“ – so meinte sie - „dann wäre die Welt nicht so
schlimm, wie sie heute ist“ etc. Und sie gab dann spaßeshalber
ihre Telefonnummer gleich noch mal durch, damit Er mal
anrufen könne und so weiter. Ich dachte bei mir: „Er hat längst
angerufen, Mädchen, und Er ruft auch immer wieder an, nur
nimmst Du den Hörer nicht ab! Er war sogar selber längst
leibhaftig hier, nur hast Du es bisher noch immer nicht bemerkt“!
Sie wirft – wie es so viele heute so gerne tun - Gott unsere
Freiheit vor. Eigentlich möchte sie, dass es auf Erden bereits
wie im Jenseits abläuft, dass die Moralgesetze Naturgesetze
sind, die Sünden sofort mit einem Blitzschlag gestraft werden
und die Sonne nur über Gerechte und nicht über Ungerechte
aufgeht usw. So wie Rudolf Steiner es als Wirklichkeit im
Devachan beschrieb:
... Nun, nicht wahr, in der gewöhnlichen physischen Welt scheint
die Sonne über Gerechte und Ungerechte. Denjenigen, der ein
Verbrechen begangen hat, kann man vielleicht ins Gefängnis
setzen, aber die physische Sonne verfinstert sich nicht. Das heißt,
es gibt in der Welt des Physischen eine moralische
Gesetzmäßigkeit und eine physische, die gehen zwei ganz
verschiedene Wege. So ist es nicht im Devachan, ganz und gar
nicht; sondern da ist es so, daß alles, was aus Moralischem, aus
intellektuell Weisem, aus ästhetisch Schönem und dergleichen
hervorgeht, ein solches ist, das zur Entstehung führt, und daß
dasjenige, was aus Unmoralischem, aus intellektuell Unwahrem,
aus ästhetisch Häßlichem hervorgeht, zum Vergehen, zum
149
Untergang führt. Und zwar sind dort die Naturgesetze wirklich so,
daß nicht die Sonne über Gerechte und Ungerechte scheint,
sondern daß sie sich, wenn wir bildlich sprechen dürfen, vor dem
Ungerechten wirklich verfinstert. Der Gerechte, der durch das
Devachan geht, hat also den geistigen Sonnenschein dort, das
heißt die Einwirkung der befruchtenden Kräfte, die ihn im Leben
vorwärtsbringen. Der lügnerische oder häßliche Mensch geht so
durch, daß sich die geistigen Kräfte vor ihm zurückziehen. Dort ist
die Einrichtung möglich, die hier nicht möglich ist. Wenn hier
zwei Menschen nebeneinander gehen, ein gerechter und ein
ungerechter, dann kann die Sonne nicht den einen bescheinen und
den anderen nicht. Dort aber, in der geistigen Welt, ist das absolut
so, daß es von der Qualität des Menschen abhängt, wie die
geistigen Kräfte auf ihn wirken. Das heißt, die Naturgesetze und
die geistigen Gesetze gehen dort nicht zwei getrennte Wege,
sondern dieselben Wege. Das ist das Wesentliche, worauf es
ankommt: In der devachanischen Welt fallen die Naturgesetze mit
den moralischen und intellektuellen Gesetzen zusammen. Dadurch
geschieht das Folgende: Wenn der Mensch eingetreten ist in die
devachanische Welt und diese durchlebt, so ist in ihm alles das,
was verblieben ist aus dem letzten Leben an Gerechtem und
Ungerechtem, an Gutem und Bösem, an ästhetisch Schönem und
Häßlichem, an Wahrem und Falschem. Alles das wirkt aber so,
daß es sich dort sogleich der Naturgesetze bemächtigt. So ist dort
Gesetz, was wir in der physischen Welt so beschreiben könnten,
daß einer, der gestohlen oder gelogen hätte und an die Sonne
ginge, von dieser nicht beschienen würde und er sich allmählich
dadurch, daß er des Sonnenlichtes entbehrt, eine Krankheit
zuziehe. Oder nehmen wir an, jemandem, der gelogen hat, würde
der Atem verschlagen in der physischen Welt. Das wäre zu
vergleichen mit dem, was alles in der devachanischen Welt der
Fall ist. Derjenige, der das oder jenes auf sich geladen hat, dem
geschieht so etwas in Bezug auf sein Geistig-Seelisches, daß das
Naturgesetz zugleich absolut dem Geistesgesetz entspricht. Daher
150
werden, wenn nun die Weiterentwickelung dieses Menschen durch
die devachanische Welt so geschieht, er allmählich weiter und
immer weiter geht, sich immer mehr und mehr in ihm solche
Eigenschaften einleben, daß das, was er dann ist, seinen
Qualitäten entspricht, die er sich mitgebracht hat aus dem
vorhergehenden Leben. Nehmen wir an, jemand ist zweihundert
Jahre im Devachan, nachdem er in einem vorhergehenden Leben
viel gelogen habe. Er lebt dieses Devachan durch, aber die
Geister der Wahrheit entziehen sich ihm. Das stirbt in ihm, was in
einer anderen Seele, die die Wahrheit gesprochen hat, auflebt.
Oder nehmen wir an, jemand geht mit einer ausgesprochenen
Qualität von Eitelkeit, die er nicht abgelegt hat, durch das
Devachan. Diese Eitelkeit ist im Devachan eine außerordentlich
übelriechende Ausdünstung, und gewisse geistige Wesenheiten
meiden eine solche Individualität, welche die übelriechende
Ausdünstung von Ehrgeiz oder Eitelkeit um sich herumströmt. Das
ist nicht eigentlich bildlich gesprochen. Eitelkeit und Ehrgeiz sind
im Devachan außerordentlich übelriechende Ausdünstungen, und
dadurch kommt der wohltätige Einfluß gewisser Wesenheiten, die
sich dann eben zurückziehen, nicht zustande. Es ist so, wie wenn
eine Pflanze im Keller wachsen soll, während sie nur im
Sonnenlicht gedeihen kann. Der Eitle kann nicht gedeihen. Nun
wächst er heran unter den Auswirkungen dieser Eigenschaft.
Wenn er sich wiederverkörpert, hat er nicht die Kraft, die guten
Einflüsse hineinzubauen. Statt daß er gewisse Organe in gesunder
Weise ausbildet, bildet er sie als ein krankhaftes Organsystem aus.
Wie wir daher im Leben als Menschen werden, das zeigen uns
nicht nur unsere physischen Bedingungen, sondern auch unsere
moralischen und intellektuellen. Erst dann, wenn wir aus dem
geistigen Plan heraus sind, dann gehen nebeneinander Natur- und
Geistesgesetz. Zwischen Tod und einer neuen Geburt sind die aber
eins, sind Naturgesetz und Geistesgesetz eins, sind ein Ganzes.
Und in unsere Seele werden eingepflanzt die Naturkräfte, die
zerstörend wirken, wenn sie die Folge sind von unmoralischen
151
Taten vorhergehender Leben, die aber befruchtend wirken, wenn
sie die Folge sind von moralischen Taten. Das bezieht sich nicht
nur etwa auf unsere innere Konfiguration, sondern auch auf das,
was uns von außen trifft als unser Karma. ... (Rudolf Steiner. München
25.2.1912. GA 143. Erfahrungen des Übersinnlichen/Die Wege der Seele zu Christus.)
Menschen, die so reden wie Anke Engelke, wollen im Grunde
das Himmelreich bereits hier auf Erden haben (Johannes
18,36). Sie wollen nicht als erwachsene Wese behandelt
werden, sondern möchten, dass Gott auch hier alles sofort
streng richtet oder segnet, ohne die Selbstverantwortung des
Einzelnen; was aber entwicklungsbedingt nicht sein soll. Sie will
im Grunde eben keine Freiheit und Mündigkeit. (Sieh hierzu
auch Punkt 87a).
Ich musste bei den obigen Ausführungen Rudolf Steiners
unweigerlich an Mozart denken. Bei der Fülle an Schönheit, die
Mozart mit seiner Musik der Welt geschenkt hat, wird sein
Jenseits - zumindest diesbezüglich - wundervoll gewesen sein.
Und umgekehrt, bei dem ästhetischen Dreck den z. B. DeathMetal-Tröpfe hervorbringen, die sogar die schöne Stimme des
Menschen, sein 'heiliges Wortinstrument' derart widerlich
vergewaltigen und ins Hässlichste verkehren mit dem typischen
Death-Gegrunze, wird es eine wahre Hölle der Hässlichkeit sein
müssen, die sich solchen auftun wird. Was auch immer wir im Leben bewirken, es wird sich uns
offenbaren in seiner unmaskierten Wahrheit, sowie wir das
Leben beenden. ALLES hat Konsequenzen. Die Welt ist von
okkulter Warte aus betrachtet vollkommen gerecht, da darf man
sich ganz beruhigen. Auch wenn heute ganz schlimme
Verbrechen, Ungerechtigkeit und Lüge an der Tagesordnung
sind und oft von der menschlichen Justiz nicht aufgeklärt und
gestraft werden können: Es wird alles in der Welt seinen
gerechten Ausgleich finden. Und so manchem Gottlosen
unserer Zeit wird sein Lachen recht heilsam vergehen, sobald
er den Körper im Tode verlässt und das Jenseits betritt. –
152
87a.
Man kann den Materialismus übrigens auch ganz anders
anschauen. Wie wäre es denn – wie es Gemüter wie Anke
Engelke gerne sehen möchten, um an Gott oder Göttliches
überhaupt irgendwie glauben zu können - wenn jede Sünde auf
Erden sofort gerecht gestraft, und jede gute Tat augenblicklich
belohnt würde? Alle wären wir selbstverständlich äußerlich
''fromm'' und ''gut'', weil uns das äußere göttliche Gesetz
beherrschen und zwingen würde; wir hätte gar keine Wahl! Die
meisten von uns wären es dann aber eben nicht aus Ehrlichkeit
und Liebe zum Guten, sondern bloß aus Angst oder
Berechnung, also aus Egoismus. Der Materialismus ist von
einer gewissen Warte aus betrachtet der ganz große
moralische Reinemacher, denn er bewirkt, dass die Menschen
ihre Herzen unbekümmert offenbaren. Durch ihn zeigt der
Mensch, wer er freigelassen ist und wohin er dann will; und
dorthin geht's dann auch. Wir sollten tatsächlich alle eine Zeit
lang - bis zu einem gewissen Grade zumindest - gottlos
werden, damit wir in Freiheit, und nicht aus egoistischer Furcht
oder Hoffnung das Böse oder Gute wählen. Der Materialismus
ist somit in gewisser Weise die Reifeprüfung für uns alle. Er
bringt den inneren moralischen Zustand der Menschen
ungeschminkt ans Tageslicht. Denn das Gute um seiner selbst
willen zu lieben und zu tun, Liebe zu schaffen und in Liebe zu
handeln, um ihrer selbst und des Menschen willen, das Ideal
des Guten und der Liebe zu leben, selbst wenn sie keinen
weiteren Sinn hätten, als den, den wir ihnen im Hier und Jetzt
im Umgang mit unseren Mitmenschen geben, das ist der wahre
Geist, frei von Selbstsucht und Selbstbetrug. So ist der
Materialismus Ahrimans das Gericht über uns alle. Auch hier
sieht man wieder, dass das Böse in der Welt nötig ist, damit
sich ein wahrhaft höheres Gutes überhaupt entwickeln kann.
(Siehe dazu auch den >Zusatz< im Musik/Moral-Aufsatz).
Wie man sieht: Alles im Leben hat ganz viele Seiten. Nur einen
tyrannischen Zwanges-Gott wollen Gemüter wie Frau Engelke
anerkennen; ganz ähnlich, wie der Islam. Der wahre Vater ist
153
aber viel größer, als solche Seelen und dieses Denken
überhaupt begreifen können. 88.
Was ich über den Musikmarkt allgemein schreibe, ist
persönliche Erfahrung; eben nicht bloße Theorie, sondern
Resultat meines Lebens. Es ist manches dabei direkt aus der
Defensive heraus geschrieben, weil man mich angreift, oder
weil freie Musik immer mehr unmöglich gemacht wird. Aber
natürlich darf es auch Trivial-Musik geben; die gab es selbst im
alten Griechenland schon. Auch dass es junge Menschen gibt,
die z. B. simple Tanzmusik brauchen, um ihre Füße zu
bewegen, ist vollkommen in Ordnung. Für fast alles ist Platz.
Auch ein Dieter Bohlen hat seine Existenzberechtigung. Wenn
jemand seine Musik mag, wer bitte will es ihm verbieten? Musik
ist erst einmal etwas ganz Subjektives. Wenn Du eine CD toll
findest, dann hast Du unbedingt recht. Wenn ein Musiker die
Musik macht, an die er glaubt, dann ist er ebenso im Recht.
Erst dann, wenn der eine Musik-Fan dem anderen vorschreiben
will: „Du musst gefälligst hören, was ich höre, sonst bist Du ein
Idiot“, oder wenn Kritiker oder Fans dem Musiker vorschreiben
wollen, was er zu tun habe, dann haben diese Unrecht und sind
ebenso borniert. Deshalb sage ich ja auch immer wieder, dass
man nur CD-Kritiken schreiben soll über Alben, die man
wenigsten einigermaßen mag, denn nur dann versteht man sie.
Was ich nicht mag, also nicht verstehe, darüber schreibe ich
nicht, denn das ist pubertär. Soll sich die Musikkultur wieder
erholen, dann muss überall mit schöner Positivität, mit
Idealismus und Herz an die Sache gegangen werden. Ich
persönlich mag z. B. keine Jazzmusik, deshalb setze ich mich
aber nicht hin, und verreiße Jazzplatten. Das Einzige, wogegen
ich mich bekanntlich wende, ist das Idealisieren des Bösen im
Gangster-Rap oder im 'Musik-Faschismus' des satanistischen
Heavy-Metal, der unter dem Alibi ''Kunst'' Menschenverachtung
glorifiziert. Aber auch dies soll man nie verbieten! Wer sich
selber seelisch zugrunde richten möchte, der darf natürlich
154
auch das. Es ist Platz für fast alles im Zeitalter der Freiheit. Das
eigentliche Problem heute, vor allem in Deutschland, ist, dass
die Trivial- und Designermusik des reinen Marktkalküls für die
nächste Musik-Sommer-Mode alles Echte immer mehr
ausrottet. Deshalb stirbt unsere Musikkultur. Wenn wahrhaftige
Musik nicht mehr gefördert wird, gibt es keine heilsame
Entwicklung der Musikkultur mehr. Wir können am Tag ja
durchaus auch zeitweilig etwas oberflächlicher sein, das ist in
Maßen kein Problem. Aber wenn wir ganz und gar
oberflächliche Menschen werden, dann richten wir immer mehr
Schaden an, verletzen andere Menschen, geben falsche
Ratschläge und wirken allgemein unheilvoll. Das Gleiche gilt für
unsere Musik. Das Herz der Musikkultur ist und war immer die
freie, wahrhaftige Musik. Pflegt man dieses Herz nicht mehr,
dann geht jeder lebendige Musikkultur-Organismus notwendig
zugrunde. 89.
Mir ist aufgefallen, da allgemein beim erwachseneren Publikum
eine gewisse Ermüdung eintritt den Casting-Helden gegenüber,
verkauft man diese nun vermehrt mit Prädikaten, die gerade
nicht vorhanden sind, wie: „Mit Ecken und Kanten, tiefgründige,
ehrliche oder nachdenkliche Musik“ etc. Begriffe wie:
„Authentisch, Unangepasst und Individuell“ sind längst zu
leeren Marketingfloskeln geworden. Anstatt sich um Bands und
Künstler zu bemühen, die all dies wenigstens einigermaßen
wirklich sind – und die gibt es ganz sicher - lügt sich die
Industrie nun auch die nötige Medizin bloß zurecht, die aber in
Wirklichkeit, und nicht als Lüge kommen müsste. Und dies liegt
eben daran, dass die Drahtzieher in der Musikindustrie gar nicht
begreifen, was ehrliche Musik überhaupt ist. So etwas ist ihnen
dermaßen wesensfremd, dass sie auch diese nun nur noch
zusammenlügen können, sowie das Publikum bemerkbarer
danach verlangt. Ich halte alle diese DSDS oder Star-Search
Casting-Konzepte für eine Fehlentwicklung der Musikkultur.
Denn das restlose ''Produktisieren'' von Musik bedeutet immer
155
die Vernichtung von allem, was auch nur ansatzweise
künstlerisch ehrlich sein will. Solange die Grundbegriffe freier
Kultur nicht ins Bewusstsein der den Markt gestaltenden und
beherrschenden Menschen gebracht sind, wird es in
Wellenbewegungen – denn manche Marketing-Lügen
funktionieren ja kurzzeitig doch immer mal wieder – bloß noch
schlimmer werden.
Die Sängerin der Gruppe 'wir sind Helden' Judith Holofernes
erzählte neulich bei Harald Schmidt erstaunt davon, dass
Mainstream-Radiosender die Titel, die sie spielen wollen, an
'bügelnden Hausfrauen' testen; ob sie solche also beim Bügeln
stören usw. Das wusste ich allerdings auch noch nicht.
Schlimmer können wir es wirklich nicht mehr treiben mit unserer
''hehren Idee der Gefälligkeitsmusik'' und der Erniedrigung aller
Kunst. 90.
Vor ein paar Tagen lief im Fernsehen eine Reportage über den
ehemaligen Faith No More Sänger Mike Patton und seine Band
Phantomas. Ich weiß ja nicht, wie sich der Rest dieser Musik so
anhört. Ich hoffe besser! Aber was ich da gehört und gesehen
habe, war nur Gebrüll mit organisiertem Terror. Hohler Nonsens
mit handwerklicher Struktur. Wirklich jeder Musiker, der sein
Instrument einigermaßen beherrscht, kann so etwas leisten. Es
ist das oberflächlichste Kunstverständnis, das es überhaupt nur
geben kann. Vollkommen abstrakt und ohne Seele. Hauptsache
es ist krank und brutal, dann ist es solchen Köpfen große Kunst.
Wie ein offensichtlich ähnlich empfindender Journalist passend
dazu schrieb: „Es ist eben nicht alles Gold, was kotzt ...“
Trotzdem schaffen solche Leute es immer wieder, recht viele zu
beeindrucken mit diesem Zeug. Ich kann dazu nur sagen:
Schreib einen guten Song mit Substanz! Schreibe von mir aus
einen ganz simplen Popsong, der Menschen aber seelisch
erreichen kann durch seine Wahrheit, das eine künstlerische
Leistung! Aber weil dies in Wahrheit so wenige noch können,
156
deshalb ist dermaßen viel Blender-Müll in den CD-Regalen und
Charts. Aber natürlich jedem das Seine, nicht wahr? Mich
beeindruckt so etwas allerdings Null. –
91.
Wahrheit, Schönheit, Güte sind die Grundfesten und
Lebenslichter des Menschen. Agnostizismus, Materialismus,
und das Glorifizieren der Hässlichkeit und Herzlosigkeit sind die
antimenschlichen Gegenkräfte davon. 92.
Liebe macht nicht blind; sie macht vielmehr sehend. Wir sehen
durch die Liebe endlich klar, weil wir durch sie selbstloser
schauen lernen. Der Beginn aller wirklichen Freiheit, ist die
Freiheit von uns Selbst. 93.
Echter Idealismus ist auch nie blind für das Kranke, Falsche,
Deprimierende. Er lässt sich davon nur nicht aufhalten oder
entmutigen. Schönfärberei – die am liebsten von
Oberflächlichen, Reichen und finanziell abgesicherten
Menschen betrieben wird - ist nicht Idealismus, sondern
Heuchelei, denn sie macht die Augen bequem und lieblos zu
vor dem realen Unglück anderer, und erzählt den Menschen im
Grunde bloß: „Mein Leben ist doch schön und einfach! Also
was jammert ihr denn bloß?“ –
94.
Immanuel Kant hat der Welt bewiesen, was SEIN Geist eben
nicht vermochte, und er hat dieses Nichtvermögen schnöde
zum Dogma für uns alle erklärt; und daran erfreuen sich seither
alle Agnostiker. - Rudolf Steiner hingegen hat uns gezeigt, was
der Menschengeist in Wahrheit erreichen kann, wenn er den
Bund mit Christus eingeht; und darüber ärgern sich nun alle
Gottlosen und Spießer. Der Titel des Kant'schen Hauptwerkes:
157
>Die Kritik der reinen Vernunft< ist unbedingt irreführend und
unpassend, denn sein Werk behandelt gerade nicht die reine,
also höhere Vernunft, sondern lediglich (wenn auch recht
geistreich) den gemeinen, trennenden, materialistischen
Verstand und seine Grenzen; während die reine Vernunft eben
das verbindende Vermögen, das Organ für das Absolute, das
Geistige oder Ideenvermögen im Menschen ist, der Logos-Sinn.
Wie Schelling sinngemäß sagte: Die Vernunft ist produktiv, der
Verstand bloß reproduktiv. -
... „Ich nenne Vernunft die absolute Vernunft, oder die Vernunft,
insofern sie als totale Indifferenz des Subjektiven und Objektiven
gedacht wird“. ... (Schelling. Darstellung meines Systems der Philosophie. 1801).
94 a.
Harald Schmidt sagte in einer Diskussionsrunde im
Zusammenhang mit seinem katholischen Glauben: „Ich, als
langjähriger Kant-Forscher usw. ...“. Und in früheren HaraldSchmidt-Shows erwähnte er mehrmals, dass er Johann
Wolfgang von Goethe sehr überbewertet finden würde. Und
dies passt dann wieder bestens zusammen, denn als Anhänger
von Kants Agnostizismus kann man Goethe nur als
überbewertet empfinden, der von sich selber ja bekanntlich
sagte, dass er die von Kant für unmöglich erklärte
'Anschauende Urteilskraft' tatsächlich besessen habe. Wessen
Geisteskind wer ist, zeigt sich überall auf Schritt und Tritt; und
wir bewerten alles und jeden immer nach unserem eigenen
Verstehen. –
94 b.
Es wird von vielen heute behauptet, Kant habe den Glauben
''gerettet'' oder diesem seine Rechte gesichert. Tatsächlich hat
er ihn endgültig zur Farce gemacht. Weil Kant so erfolgreich
das Nicht-Wissen, die Nicht-Erkennbarkeit des Geistes (oder
des Dinges an sich) postulierte, machte er alles Religiöse und
Spirituelle endgültig zur leeren Abstraktion und damit am Ende
158
zur Heuchelei und Lüge. So gab er dem Kirchen-Christentum
den letzten Todesstoß, indem er die 'Sünde wider den Geist'
auch noch zur scheinbaren Wissenschaft erklärte. Denn ohne
den Geist der Erkenntnis der spirituellen Wahrheit gibt es kein
Christentum, und somit kein wahres Menschenreich. Wer wie
Kant sagt, er müsse das Wissen ''begrenzen'', um für den
Glauben Platz zu schaffen, der hat den allerleersten Begriff von
religiösem Glauben. –
95.
Vielleicht die höchste künstlerische Wahrheit, die unsere
moderne Musikkultur bisher gefunden oder erreicht hat, ist der
einfache, ehrliche Popsong; das ist schön und gut, aber mehr
auch nicht. Ich meine dies aber durchaus positiv! Für mich stellt
der schlichte, authentische Popsong unsere zeitgemäße
moderne künstlerische Wahrheit dar; und um zu mehr zu
kommen, müssten wir mehr Mensch werden. 96.
Als Christen muss es uns vollkommen gleichgültig werden, ob
uns die Menschen lieben oder hassen, loben oder verfluchen.
Wir müssen Wahrheit aussprechen für die, die sie suchen; so
lehrt es das Evangelium und das Vorbild Christi. Menschliche
Kultur steht viel höher, als persönliche Meinungen oder
Bequemlichkeiten. So ist natürlich auch das Thema Kunst
weitaus größer und bedeutender, als es die eigene Musik oder
Kariere jemals sein könnten. Diese Dinge sind niemals bloß
persönlich, wenn man nicht vollkommen oberflächlich ist. Je schlimmer die Krankheiten und die Dekadenz, je höher und
widerlicher die Lügen sich stapeln, desto mehr Menschen
werden am Ende daran aufwachen zu neuer Gesundheit.
... je stärker ein hohles Dasein sich behauptet, desto besser sieht
man, daß es hohl ist. ... (Wladimir Solowjew)
159
97.
Christ zu sein ist kein fertiger Zustand und keine moralische
Wertung unserer Person. Es bedeutet die Verpflichtung, das
Erkennen des Christus-Logos nach Kräften zu suchen, und das
Streben und die Liebe zum Ideal des wirklichen Menschen. Der Materialist oder Agnostiker ärgert sich über das, was den
religiös-spirituellen Menschen gerade erhebt und erfreut. Der
philiströse Kopf flucht über das, was lebendige Seelen
begeistert und inspiriert. Nicht die Schwachen und vom
Zeitgeist bloß Geblendeten, sondern die radikal Gott- und
Ideallosen sind Teil der Spreu, die immer mehr vom Weizen
getrennt wird. Ja sie trennen sich selbst vom Baum und Quell
des Lebens. (Matthäus 13, 24-30; 36-43) 98.
Eine elektronisch verzerrte Gitarre ist in gewisser Weise in der
Tat eine Verzerrung der Gitarre; ist Klang, der statt in seiner
Wahrheit, verzerrt dargestellt ist. Nur ist damit für mich (wie
oben bereits gesagt) nicht bestimmt, dass man die E-Gitarre
(oder die Technik an sich) deshalb aus der Kunst verbannen
müsse, denn auch mit dem Ahrimanischen muss gearbeitet
werden, wenn Kunst das Leben behandeln will. Es muss
meines Erachtens verschiedene Formen von ganz berechtigter
Kunst geben. Dabei auch eine solche, die Probleme oder
Zustände bewusst machend und idealistisch geläutert ins Auge
rückt, damit wir daran erwachen können. Dann ist meines
Erachtens in Grenzen sogar ein gewisses Finsternis-Element
berechtigt. Entscheidend ist hierbei immer, dass die Finsternis
so verwendet wird, dass sie im Menschen nicht wiederum
seelische Finsternis, sondern Licht als Gegenreaktion erzeugt.
Am Ende braucht es eine manichäisch-soziale 'Königskunst',
die die Kraft dazu hat, die Finsternis direkt zu verwandeln und
zu durchlichten. Übrigens selbst die Perversionen des Thrash-, Death-, und
Black-Metal oder ähnlicher Kulturverbrechen können bei
160
gesunden Menschen sogar heilsam wirken, wenn dieser Schrott
eben nicht gefällt, sondern abstößt durch die erkannte
Falschheit. Ich selber habe an manchen Heavy-MetalEntwicklungen so einiges erkannt. Je größer und auf die Spitze
getriebener die ästhetischen Grausamkeiten und Perversionen
werden, desto leichter sind sie erkennbar. Und es hat mich
doch sehr erstaunt, WIE weit Musik, und damit der Mensch
tatsächlich erkranken können. Ich weiß heute ganz sicher: Wer
Black- und Death-Metal-''Musik'' hört, die nichts weiter darstellt,
als die Umkehrung menschlicher Ästhetik, der macht sich in
seiner Seele krank. Er trainiert seine Seele systematisch
entsprechend. Solche Art von ''Musik'' überhaupt ertragen zu
können, ist bereits sehr bedenklich. Vor allem, wenn man seine
Teenager-Jahre bereits hinter sich hat, in denen vieles einfach
nur Suche oder Experiment ist und darum entschuldbar. Der
geistige Stumpfsinn und die moralische Taubheit langjähriger
Death-Metaller sind immer wieder ganz erschreckend, wie ich
finde. Wer so etwas fabriziert und seinen persönlichen
seelischen Niedergang auch noch auf CDs und Bühnen bringt,
um andere damit zu infizieren und zu degenerieren, der begeht
ein unverzeihliches soziales, kulturelles und okkultes
Verbrechen. Er macht sich zur Dreckschleuder Ahrimans, zum
Vergifter der Menschenseelen und zum Werkzeug der Mächte,
die alles restlos in die Finsternis treiben wollen. Ein Mensch,
der an solchen Dingen Freude haben kann – egal in welcher
Form – ist kein gesunder Mensch mehr. Und es geht dabei
sicher nicht bloß um die Texte. Denn selbst wenn solche
Gestalten über Nächstenliebe und Gottvertrauen brüllen
würden, bliebe dieser geisteskranke Terror nach wie vor
ästhetisch unterirdisch. Eine gut gemeinte Empfehlung für alle Death- und BlackMetaller; und dies meine ich nicht zynisch: Hört die nächsten 7
Jahre ausschließlich jeden Tag 2 bis 3 Stunden Mozart, Bach,
Beethoven, Händel oder Haydn usw., bis Ihr's lieben gelernt
habt. Zuerst werdet Ihr Euch in Qualen wahrscheinlich bloß
wälzen wegen der Euch viel zu unerträglichen Menschlichkeit
161
und Freundlichkeit dieser Musik, aber das ändert sich auf ganz
wundersame Weise nach paar Jahren. Und wenn Ihr
irgendwann ein starkes sehnsuchtsvolles Bedürfnis nach ihr
entwickelt habt, wie nach dem täglichen Frühstück oder frischer
Luft, und auf der anderen Seite Euch Death-Metal-Terror große
innere Schmerzen bereitet, dann seid Ihr schon um einiges
seelisch gesünder geworden. Versucht dabei ohne Urteil, ohne
Richten und Bewerten, ohne Sympathie oder Antipathie die
Musik einfach nur auf Euch wirken zu lassen wie eine Medizin.
Man erlebt dabei manchmal ganz Erstaunliches! Unser kluger
richtender Kopf muss hier einmal beiseitegelassen werden, nur
dann erschließt sich diese Musik und ihre Heilwirkung. Dieses
Experiment würde Euch außerdem den Beweis an Eurer
eigenen Seele liefern können, dass meine Worte tatsächlich der
Wahrheit entsprechen. Aber diese 'Musiktherapie' werdet Ihr
Euch sicher nicht verschreiben wollen, weil Ihr Euch eben viel
lieber systematisch herunterbringt und seelische Krankheiten
heranzüchtet. Ihr wollt es natürlich auch nicht glauben, dass
hässliche ''Musik'' langsam immer auch die Seele hässlich
macht; aber es ist tatsächlich so. Um Spirituelles und
Moralisches fassen zu können, müssen wir ein Stück weit
moralischer und losgelöster vom physischen Leibe werden.
Death- und Black-Metal treiben dabei nicht nur voll in den Leib
hinein, sondern sogar ganz stark ins Untersinnliche. Das
Resultat ist moralische Taubheit. Und wer jetzt vielleicht sogar
sagt: „Was redest Du denn da! Ich höre Mozart und DeathMetal! Ich mag ja beides!“ Dem kann ich versichern: „Du kannst
Mozart MORALISCH ganz bestimmt nicht ''hören'', solange Du
Death-Metal ertragen kannst! Genauso wenig, wie Du Deine
Mutter lieben, und gleichzeitig in Hass ermorden kannst. Es tönt
etwas an Dein Ohr, wenn Du eine Mozart-CD einlegst, aber mit
dem Herzen ''hören'' kannst Du ihn nicht“. –
98 a.
Selbst der überzeugteste Materialist wird zugeben, dass es bei
aller Musik um die Wirkung in unserer Gefühlswelt geht.
162
Deshalb finden wir den einen Song spannend, den anderen
langweilig, der eine stimmt uns froh, der andere vielleicht
melancholisch usw. Musik wirkt ganz intensiv auf unser
Seelenleben. Die Seele tanz die Geistigkeit der Musik förmlich
mit. Es ist Sinn aller Musik, unsere Gefühlswelt zu affizieren
und unsere Seelenstimmung zu verändern. Und behaupten,
dass es völlig gleichgültig und ohne jeglichen Einfluss auf die
menschliche Seele sei, ob jemand satanistische oder gutmütige
Geistigkeit durch Musik aufnimmt, kann ein Mensch immer nur
dann, wenn er ganz und gar kulturlos ist und nichts weiß von
der immens bildenden Wirkung von echter Kunst. Es ist aber in
Wirklichkeit genauso wenig gleichgültig, wie es nicht
gleichgültig ist, ob jemand zwischen wahrhaftigen und
gutherzigen Menschen aufwächst, oder ob er nur von Lüge und
Niederträchtigkeit umgeben ist. Alles, auch die Freunde mit
denen
wir
unsere
Freizeit
verbringen,
haben
charakterbildenden Einfluss auf uns. Und die Seelen bildende
Kraft von Kunst ist dabei keineswegs bloß Esoterik oder
''realitätsferner Idealismus'', sondern eine unter sozial
interessierten Menschen lange bekannte Tatsache, die selbst
der materialistischen Wissenschaft nicht ganz entgangen ist.
Natürlich kann man es niemanden verbieten, Dreck zu fressen;
und dass Repräsentanten unserer modernen materialistischen
Oberflächlichkeit, und vor allem Satanisten, alle Musik zur
moralischen Nullität erklären müssen, um Entschuldigungen für
ihre ästhetischen Perversionen zu haben, verwundert ebenfalls
nicht. Aber es ist wichtig, dass man die Wahrheiten darüber
unmissverständlich ausspricht, damit sich junge Menschen
wenigstens noch entscheiden können, und nicht vollkommen
hilflos der Erziehung durch die antimenschlichen Lügen
ausgeliefert sind. Wer sich an das Tier verliert, dem wird irgendwann jede
Schamlosigkeit und Dekadenz, alles Krankhafte und Hässliche,
jedwede Zügellosigkeit und der komplette Verlust von Anstand,
Moral und Würde zum Inbegriff für ''Freiheit''. Die traurige
Grundlage für den Zusammenhalt so mancher modernen Ehe
163
ist heute der >Swinger-Klub<. Und was allzu viele MusikKünstler unserer Zeit als ihre Ideale und Kultur zu vermitteln
haben, sind häufig wirklich nichts weiter mehr, als ihre
persönlichen seelischen Krankheiten und die Empfehlung, sich
sprichwörtlich zu verhalten, wie die Affen im Zoo: „You and me
are nothing but mammals, so let's do it like they do it on the
discovery channel ...“ (Bloodhound Gang). Die Welt ist ganz
fürchterlich finster und krank geworden, in moralischer Sinnund Haltlosigkeit taumelt sie dahin und meint sich dabei am
Gipfel der Bildung und Freiheit angelangt zu sein. Was wir
deshalb überhaupt nicht mehr brauchen und vertragen können,
sind noch mehr Ruchlosigkeit und Dekadenz glorifizierende
Pseudo-Künstler, die unsere Seelen nur immer noch weiter
moralisch schwächen und herunterbringen. 99.
Noch etwas für meine Freunde (und Feinde): Ich habe nur
noch wenig Lust, über die satanistisch erkrankte Heavy-MetalSzene zu reden. Es ist alles ausführlich genug von mir gesagt
worden und sowieso eine Never-Ending-Story. >Der Spießer<
war für mich vor allem eine befreiende Abrechnung. Es ging mir
vieles geradezu erlösend auf. Er sollte sicher kein Auftakt zu
endlosen Rechtfertigungen werden. Vielmehr sollte er
einigermaßen klar machen können, warum die Metal-Szene für
mich persönlich vielfach wie ein rotes Tuch geworden ist. Indem
ich dies alles aufschreibe, mache ich mich einmal meinen
Freunden verständlicher und es ermöglicht mir außerdem, mich
von negativen Lasten zu befreien. Und wäre die Metal-SpießerZunft nur ein ganz klein wenig origineller, müsste ich mich auch
nicht so oft wiederholen. Aber immer wieder, wenn ich eine
neue CD veröffentliche und mir freundlicher gesinnte
Journalisten von Magazinen Fragen stellen und ich dann
erzähle, wie ich so denke, dann geht eine ''freudige Erregung''
durch diese Szene und viele überzeugte Metaller empören sich
ganz doll über meine ''Unmoral'' oder sind ganz traurig darüber,
wie man ein so unmöglicher Mensch werden kann, wie ich es
164
bin, der es wagt, als ''angeblicher und sowieso nur geheuchelter
Christ'' (ihr müsst es natürlich wissen), sogar aggressiv(!) mit
dieser großartigen Szene ins Gericht zu gehen und Ähnliches.
Man achte nur einmal darauf, wie oft entsprechend
repräsentative Köpfe immer wieder so tun, als sei es ein ganz
fürchterliches Vergehen oder eine ganz schlimme Dummheit
oder Hysterie, so zu denken, wie ich. Solche überzeugen
manche Oberflächlinge dann leicht durch ihr allzu billiges
Denken. Deshalb muss ich einfach hin und wieder noch mal
etwas Aufklärendes dazu schreiben oder sagen. Dabei geht es
mir aber ganz bestimmt nicht darum, ins Unmenschliche
verliebte Vollidioten zu ''bekehren'' oder dergleichen. Solche
sind mir ziemlich egal und sollen machen, wie sie meinen. Wir
werden uns ganz sicher nicht einig. Verlästerungen von dieser
Seite oder entsprechenden Magazinen kommend sind in
meinen Augen deshalb geradezu eine Auszeichnung.
Menschen, die ich nicht respektieren oder ernst nehmen kann,
können mich an schlechten Tagen vielleicht ein wenig
verärgern, aber sicher weder tiefer verletzen, noch irgendwie
moralisch verunsichern. Ich antworte in Interviews auch
lediglich auf Fragen und es sollen bestenfalls solche Menschen
damit angeregt werden, die den dazu eben notwendigen
Verstand und das Herz besitzen. Denn zu verstehen sind die
Dinge, die ich erzähle, sehr wohl, wenn man nur ernsthaft will.
Mit dem, was ich hier schreibe, will ich auch nicht alle MetalFans über einen Kamm scheren. Es gibt da alle denkbaren
Schattierungen.
Ich
schreibe
die
nun
folgende
Zusammenfassung von Gedanken, die ich teilweise anderen
Ortes bereits angedeutet habe, auch deshalb hier noch einmal
etwas ausführlicher auf, weil gerade Freunde meiner
Gesinnung oder Musik sich so oft darüber wundern, wie wenig
gewisse Spießer und Böse-Onkels-Heavy-Metaller mich
eigentlich vertragen können. Und solche Freunde mir deshalb
immer mal wieder entrüstet zutragen, was man an neuen
Nettigkeiten über mich da oder dort wieder von sich gegeben
hat. Es ist aber ganz einfach einzusehen, woher das kommt,
165
wenn man den Spießer-Aufsatz einigermaßen verstanden hat.
Denn ob man es dort nun sehen will oder nicht: Dem HeavyMetal ist mittlerweile vielfach die Borniertheit und Herzlosigkeit
geradezu Ideal geworden, und wo kein Herz ist, da ist auch
kein gesunder Verstand. Diese Szene ist eben nicht bloß in
meiner ''regen Fantasie'', sondern de facto zumindest Großteils
eine
Plattform
der
Verlogenheit
des
Antichristen,
kunstfeindlicher Spießer und des grobklotzigsten Materialismus
geworden. Ich behaupte nicht, dass alle Heavy-Metaller
Satanisten sind, das wäre auch Unsinn. Aber die Heavy-MetalSzene ist von satanistischen Ideologien überall ganz
unübersehbar durchseucht. Wer das leugnen will, ist
schlichtweg unwahrhaftig. Ganz allgemein bedeutet das
Mysterium des Bösen (das Umgekehrte-Pentagramm) immer
die Umkehrung aller Werte ins Gegenteil und der Wahrheit zur
Lüge. Das erbärmlichste moralische Versagen wird dann zur
angeblichen ''Stärke'', somit ein moralisches Herz zur
Schwäche. Aufrichtigkeit wird zum Verrat, Versklavung ans
Böse nennt man Freiheit, Materialismus Intelligenz, Spießertum
revolutionär, hässlich wird schön, der Mensch ein Tier, und
Satan ist Gott. Und selbstverständlich baut man sich dann
ebenfalls seinen eigenen verlogenen Begriff von Kunst.
Satanisten, genau wie Vorschulkindergarten-Satanisten im
Metal halten dabei ihre hohle Arroganz und so genannte
''Freiheit von Moral'' für eine ganz besonders vornehme
Lebensweise und Weisheit. Sie meinen sich ganz toll erhaben
über die ''naive Moral der Christen'' und bilden sich tatsächlich
ein, ganz plötzlich ein paar Eier in der Hose zu haben, bloß weil
sie als finsterer Kinderschreck unterwegs sind; und sie können
es dann natürlich nicht sonderlich leiden, wenn man ihnen den
moralischen Spiegel vorhält und etwas deutlicher ausspricht,
wie erbärmlich sie im Lichte der Wahrheit tatsächlich aussehen.
Satanismus ist das erklärte Ideal der Lüge über den wirklichen
Menschen, der geistigen Verblödung und gezielten seelischen
Degeneration; und dieser Satanismus hatte von Anfang an
seinen korrumpierenden Platz innerhalb der Metal-Szene. Das
166
prägt über die Jahrzehnte hinweg alles, selbst solche, die keine
erklärten Satanisten sind; es sei denn, man steuert gezielt
dagegen an, was die Allerwenigsten heute tun. Materialistische
Spießer und solche, die sich freiwillig vom Satanismus erziehen
lassen, hassen unterschwellig oder auch ganz direkt alle
geistige oder künstlerische Freiheit und ganz besonders jeden
Versuch, das Leben auf christliche Grundlagen zu stellen. Dazu
kommt, dass Menschen, die klare Grundsätze und
Überzeugungen haben, welche sich vom Zeitgeist und der
Diktatur der öffentlichen Meinung (oder auch einer Szene)
unterscheiden, immer polarisieren. Ironischerweise polarisiere
ich mittlerweile innerhalb der Heavy-Metal-Szene auf meine Art
recht ähnlich, wie z. B. ein Marilyn Manson außerhalb
derselben, und das hat seinen Grund. Ich würde mich selber
dabei sicher niemals hinstellen wollen als den ''Heiligen'' oder
''Gerechten'' im Gegensatz zum Sünder Manson usw. Marylin
Manson ist selbstverständlich ein riesengroßer Sünder und
jämmerlicher Verräter der Wahrheit und Jesus Christus! Aber
ein ''Heiliger'' bin ich deshalb ganz bestimmt noch lange nicht.
Das muss ich aber auch gar nicht sein. Ich mache mich
allerdings für die vollkommen entgegengesetzten Ideale und
Überzeugungen stark, und gerade vom Bösen begeisterte
Vollidioten (oder die von mir charakterisierten Spießer) müssen
deshalb natürlich mir die Unmoral und Verlogenheit
unterstellen, denn sonst würden sie die Wahrheit meiner Worte
ja anerkennen, und das ließe sie dann doch zu dumm
aussehen. Je hasserfüllter sie lästern, desto mehr wissen sie im
Verborgenen ganz genau, dass ich recht habe, denn sonst
könnten sie ja ganz entspannt bleiben. Ihnen gefällt die MetalSzene halt, und deshalb ist sowieso jeder ein Lügner, der
irgendetwas dagegen sagt. Ganz viele quaken auch nur
deshalb so laut durch die Landschaft, weil sie gar nicht
begreifen, wovon ich eigentlich rede, und wenn sie das dann
merken, halten sie sich nicht etwa zurück, sondern fangen eben
das Lästern an. Wieder andere lesen meine Aufsätze gar nicht
erst, sie sind bloß Nachbeter der Presse-Klugscheißer und
167
Lästern nur deshalb feuchtfröhlich mit, weil es ihnen so großen
Spaß macht, zu lästern und sich zu empören. Ihre Selbstsucht
und Kleinkariertheit hält sie instinktiv davon ab, ernsthaft einmal
hinzuhören, weil sie unterbewusst ahnen, dass sie
unschmeichelhafte Wahrheiten zu hören bekommen. In der
Heavy-Metal-Szene existieren überwiegend vor allem die leeren
Phrasen und Floskeln von Freiheit, Revolution, Authentizität
und Ehrlichkeit. Das sieht man schon daran, wie schwer es
vielen dort tatsächlich fällt, jemanden zu verkraften, der die
Gesetze und Dogmen dieser Szene nicht akzeptiert oder
andere Ansichten hat. Wollen wir alle mal hoffen, dass sich der Begriff Heavy-Metal in
ein paar Jahrzehnten im Volksmund nicht einstellt als
Bezeichnung für schwerfällige Dummheit und stahlharte
moralische Verstocktheit. … Im Übrigen ist und war es immer schon übliche Halunkenartund Weise, Sätze, die z. B. Teil eines Aufsatzes sind, der nur
als Ganzes wirklich verstanden werden kann, so aus dem
Zusammenhang herauszureißen und irgendwo entsprechend
zu zitieren, dass sie missverstanden werden müssen, bloß um
andere gegen einen aufzubringen. Wenn einem solchen Satz
mal eben 30 Seiten vorangehen, die ihn überhaupt erst
begründen, dann ist es äußerst billig, so vorzugehen; und es
gehen und gingen so auch immer bloß Heuchler vor. Eine vielleicht nützliche Definition: Heavy-Metal steht für
Schwer-Metal, also hat der meiste Heavy-Metal auch immer
etwas mit Härte und Brutalität zu tun (für viele längst auch im
Moralischen). Ich habe gar nichts gegen rockigere Musik, aber
wie viele Metal-Fans bewerten nicht alle Musik fast
ausschließlich nur noch nach dem Grad von Härte, die sie hat?
Derselbe Song mit akustischen Gitarren gespielt, ist schlecht
oder langweilig, aber mit lauten E-Gitarren albern aufgeblasen,
ist er für sie dann plötzlich ''gut''. Solche Gemüter sind derart
abgestumpft oder zumindest unreif, dass sie bei Musik nur
etwas empfinden können, wenn es laut ist und scheppert. Doch
168
jedes Bedürfnis nach Härte und Brutalität in Musik ist in
Wahrheit nichts anderes, als ein Bedürfnis nach Grausamkeit
und Unmenschlichkeit. Alles ist beim Thrash-, Black- und
Death-Metal bis aufs äußerste Extrem gebracht: Ballernde,
unmenschlich-schnelle Drums, schreiende, brüllende oder
grunzende ''Gesänge'', brutalste Gitarrenbretter und oft auch
die dazu passenden Gestörten-Texte. Menschlich völlig
entartete Musik! Deshalb wirkt diese Form von Metal so
abstumpfend auf Herz und Geist. Es ist zudem ein mühsam
gepflegtes
Heavy-Metal-Vorurteil,
harte
und
sogar
geisteskranke
Musik
''ehrlicher''
zu
nennen,
als
Menschenfreundliche. Doch so zu denken setzt ebenfalls
wieder ein satanistisches Menschen- und Weltverständnis
voraus, denn das wahre Wesen des Menschen muss eben
böse und krank sein, wenn brutale und kranke Musik
menschlich ehrlicher sein soll, als gutherzige und
menschenfreundliche. Es ist und bleibt dabei bestenfalls
pubertär, die Qualität von Musik auf diese Art nach ihrer
Lautstärke oder Härte zu bewerten. Und so manches, was man
heute als Heavy-Metal bezeichnet, ist in meinen Augen
übrigens gar keiner, oder zumindest ist dieser nicht gemeint mit
dem, was ich im Spießer charakterisiere. Auch wenn wir sicher
Metal-Songs hatten, waren die (zu meiner Zeit) kommerziell
erfolgreichsten Songs von Helloween wie: Future World, I Want
Out, Dr. Stein, Living Ain't No Crime, A Little Time, Rise And Fall
usw. nach meiner Definition niemals wirklich Heavy-Metal
gewesen, sondern viel eher Rock oder frecher 'Gitarren-Pop'.
Darüber hatten sich ja damals bereits die ganz (Hirn- und
Herz)harten Metal-Jungs immer wieder aufgeregt. Wir waren
ihnen nicht 'fies' genug und sprachen sogar vom 'Happy Metal'.
Manche bezeichnen alle Gitarren-lastigere Rockmusik als
Heavy Metal. Ein Anspruch, der der Szene sicher nicht zusteht.
Der von mir kritisierte Heavy-Metal geht mittlerweile jedenfalls
immer einher mit einer gewissen Geistigkeit, hat heute fast
immer etwas mit Destruktivität, Negativität und einem gewissen
Verherrlichen des Todes, des Finsteren, Bösen und Brutalen zu
169
tun, auch wenn dies oft verborgener oder auch ''nur'' in Ästhetik
und Klang geschieht. Mit dieser Negativität und Brutalität wird
gerade die künstlerische Spannung erzeugt. Es ist oft der
reinste Hexentanz! (Ganz gut hört man dies z. B. auch beim
kommerziell so erfolgreichen Marilyn Manson und seinem Song
>Beautiful People<. Man kann die Dämonen förmlich zischen
hören.) Viele junge Menschen können längst keinen
Unterschied mehr wahrnehmen zwischen negativer oder
positiver Spannung in Musik, die sich auf ihre Seelen entlädt.
Bei einem Essen vor einiger Zeit schwärmten mir ein paar junge
Leute vor, was für eine tolle 'Energie' die Masken tragende
Metal-Band Slipknot live doch haben würde. Ich sagte: Das
stimmt wohl, aber eine Scheiß-Energie! Es ist faschistoides
Seelen kränkendes Brutalo-Geschrubbe! Diese Metal-Brutalität
bewirkt eine Verrohung und Abstumpfung der Seele. Die daraus
konsultierende beängstigende Oberflächlichkeit im MenschlichMoralischen fällt mir bei Berührungen mit der Szene immer
wieder auf. Wie oft kann man überzeugte Heavy-Metaller
öffentlich erwidern hören: „Das ist doch alles Unsinn, was der
Kiske da erzählt!“ Will heißen: „Musik hat keinen Geist oder
Einfluss auf die menschliche Seele!“ Was ist überhaupt eine
Seele!? usw. –
Einer bezeichnete sich dort kürzlich sogar als einen
''Anthroposophen'' und wollte mir Ratschläge geben, wie ich ein
besserer Mensch werden könne. Dafür kann man grundsätzlich
ja dankbar sein. Aber er zeigte dabei eine derartige
Oberflächlichkeit und Unernsthaftigkeit im Urteil über
Moralisches, dass ihn das unbedingt vollkommen unfähig dazu
macht, Anthroposophie überhaupt tiefer zu begreifen. (Nennen
kann man sich natürlich vieles den lieben Tag lang.) Er sagte:
„Ich bin auch Anthroposoph, nur kein ''Hardliner'', was genauso
viel heißt wie: „Ich bin auch Anthroposoph, allerdings nehme ich
die Anthroposophie nicht wirklich ernst, und das halte ich mir
nun zugute.“ … - Im Übrigen ist mein Denken ja gerade
angeregt durch viele Jahre intensives Anthroposophie-Studium.
Dies alles hat mir also unter anderem Rudolf Steiner erzählt.
170
Fast jedes Wort könnte ich mit Steiner-Zitaten belegen. Aber
viel wichtiger als dieser Umstand ist, dass die Anthroposophie
ein
Mittel
zur
moralischen
Gesundung,
zur
Bewusstseinsentwicklung und Sensibilisierung unserer Seele
ist; ein Werkzeug und Weg zur Menschwerdung; und wenn ein
so genannter ''Anthroposoph'' erzählt, dass er tendenziell immer
brutalere Musik hört - die eben nur ein weiteres von vielen
modernen Mitteln zur Betäubung und systematischen
Unmenschwerdung ist - dann ist das leider das direkte
Gegenteil
dessen,
was
Sinn
und
Zweck
der
Geisteswissenschaft Rudolf Steiners ist. Und wenn mir jemand
aufgrund meiner Ausführungen gegen den Satanismus und
Chauvinismus innerhalb der Heavy-Metal-Szene ernsthaft das
wunderbare Schulungsbuch Rudolf Steiners >Wie erlangt man
Erkenntnisse der höheren Welten, GA 10< als Medizin, die ich
deswegen nötig hätte, anempfiehlt, dann kann das nur von
einem Menschen kommen, der glaubt, dass Gleichgültigkeit
und moralische Taubheit die Seele im Guten voranbringen. So
jemand missversteht die Übungen Rudolf Steiners gar sehr und
nimmt sie wieder bloß als Vorwand zur Ignoranz und bequemen
moralischen Verwässerung. Aber wundern tut es mich natürlich
auch nicht mehr, dass unsere überklugen Metal-Rebellen mir
nun auch noch die Anthroposophie Rudolf Steiners erklären
wollen. Und was Spießer sich unter ''echter Christlichkeit''
vorstellen, ist mir ebenfalls klar: Ein echter Christ ist doch lieb
und hat Demut, nicht wahr? Also ist er nicht aggressiv, sondern
''tolerant''! Will heißen: Er hält überall schön lammfromm die
Klappe und sagt zu allem und jedem ja und Amen usw. Dies ist
aber wieder bloß die müde ''Moral'' des heutigen katholischenund evangelischen Pseudo-Christentums. Wieso Euch das so
passen würde, verstehe ich schon, aber Feigheit davor, die
Wahrheit auszusprechen, ist ganz bestimmt nicht christlich
(oder anthroposophisch), und nur Heuchler deuten moralischen
Opportunismus als ''christliche Tugend'', ''Reife'' oder
''Offenheit''. In Wahrheit ist es immer bloß Gleichgültigkeit und
Ignoranz.
171
(...) dadurch werden wir wirkliche Geisteswissenschafter, daß die
Dinge in uns lebendig werden, daß wir sie in alle Einzelheiten des
Lebens hineintragen können und daß wir wirklich auch soweit
kommen können, daß uns zum Beispiel vor dem Kunstsumpf der
Gegenwart deshalb, weil wir Geisteswissenschafter sind, ekeln
kann, wenn wir nicht etwa auf dem Standpunkt stehen, daß wir ja
als Theosophen verpflichtet sind, allgemeine Menschenliebe
walten zu lassen und wir deshalb auch das Versumpfte und
Schlechte selbstverständlich nicht mit dem wahren Namen belegen
dürfen. (...) (Rudolf Steiner. GA 167. Erster Vortrag, Berlin 13. Februar 1916)
(...) Viel zu sehr sind wir in unserer Gegenwart, ich möchte sagen,
gleichgültig. Und Theosophie soll uns nicht dazu verleiten, nun
erst recht gleichgültig zu werden, wenn man diese Gleichgültigkeit
auch oftmals Ruhe nennt, oder, indem man das Wort ganz falsch
anwendet: Gelassenheit. Die Gelassenheit muß man ja anstreben.
Die Gelassenheit soll aber nicht darin bestehen, daß uns alles
ganz gleichgültig wird; sondern die Gegenwart fordert schon von
uns, daß wir in einer gewissen Weise Feuer haben können in der
Anerkennung des Guten und in der Verabscheuung desjenigen,
was nicht sein soll und nicht sein darf, wenn die Entwickelung
wirklich in der entsprechenden Weise so fortschreiten soll, wie es
die guten Geister der Menschheit wollen. (...) (Rudolf Steiner. GA 167. 11.
Vortrag. 23. Mai 1916)
Wer über die Lügen des Satanismus, seiner MenschenVerachtung
und
moralischen
Perversion
(auch
in
entsprechender ''Musik'') oder allgemein über Unrecht und
Verlogenheit in unserer Gesellschaft nicht in einen gerechten
Zorn geraten kann, der hat ein schwaches oder totes Herz, und
er verwechselt dies bloß selbstgefällig mit Weisheit oder Reife.
Ein Mensch, der ''ruhig und gelassen'' dabei zusehen kann, wie
ein anderer misshandelt wird, ist unmenschlich, kalt und
grausam; und wer dabei in Zorn gerät, offenbart ein gutes Herz.
Es gibt sehr wohl einen gerechten Zorn, ja sogar einen
göttlichen. Selbst Jesus Christus geriet in Zorn und stieß den
172
Wechslern und Händlern wutentbrannt die Tische um, als Er die
Entweihung des Tempels in Jerusalem sah (Matthäus 21; 1213). Und mit diesem Vergleich stelle ich mich ebenso wenig mit
Jesus Christus gleich, wie ich mich nicht mit den größten
Denkern Deutschlands eitel gleichsetze, bloß weil ich solche
zitiere. Manchen Nasen ist wirklich keine Unterstellung zu
dämlich, als dass sie sie nicht machen würden. Sie drehen
einem grundsätzlich alles so herum, wie es ihnen gefällt; egal
was man auch sagt oder schreibt. Sie können einfach nicht
anders. Auch mit billiger ''Selbstdarstellung'' hat das alles hier nicht
wirklich viel zu tun. So substanzlos sind meine Gedanken dann
ja wohl nicht. Man kann einem natürlich alles zum Strick
drehen, wenn man es unbedingt will. Aber wenn es tatsächlich
nur (im schlechten Sinne) Selbstdarstellung ist, was manche
hier wahrnehmen wollen, dann sagt das vor allem doch Einiges
über solche Urteiler aus, da sie ja offensichtlich nichts
Objektives oder irgendwie Wahres in meinen Ausführungen
erkennen können. Außerdem stellt man als Künstler doch wohl
immer einen Teil seiner Selbst dar, solange die Kunst unsere
eigene ist. Daran ist nichts verkehrt. Und wenn ich mein
Denken darstelle, dann stelle ich auch einen Teil meiner selbst
dar; anders geht es gar nicht. Auch das allgemeine Darstellen
von Idealen in Schriften ist nichts Verkehrtes oder bloß Eitelkeit.
Es sind vor allem erst einmal Ideale als solche. Sie haben
natürlich viel mit mir zu tun, man kann sie nicht vom Menschen
trennen, aber sie sind sicher nicht bloß Darstellung meiner
Person. Auch deswegen zitiere ich so viele Denker. ''Erfunden''
habe ich sie auch nicht, sondern verstanden, und dass viele
Metaller mein Denken nicht ''nachvollziehen'' können - wie es
ein Metal-Papst bei Amazon als Argument zur Verlästerung
meiner Person und letzten CD vorbrachte - verwundert mich
ebenfalls äußerst wenig. Es erklärt sich restlos aus dem
Spießer-Aufsatz. - Ich finde es ganz besonders bezeichnend,
dass gerade so viele Heavy-Metaller es Unsinn oder ein bloßes
Vorurteil nennen, wenn ich (zumindest einen großen Teil) dieser
173
Musikszene als raffiniertes Werkzeug des Bösen bezeichne, wo
es doch wohl kaum eine Szene in der Welt gibt, in der der
Satanismus und die Todes- und Gewaltverherrlichung noch
unmaskierter aufgetreten sind von Anfang an (mal abgesehen
von der Gewaltverherrlichung und Glorifizierung der Kriminalität
im Gangster-Rap). Wer dies nicht sehen kann, der WILL es
eben nicht sehen, oder muss mit (Gitarren-)Brettern dermaßen
vernagelt sein, dass er wirklich nichts mehr merkt. Man braucht
doch nur eines der einschlägigen Heavy-Metal-Magazine
durchzublättern und stößt auf jeder dritten Seite auf diese
gestörten Deppen, die sich bei Dummköpfen und
Dauerpubertierenden damit wichtig und interessant zu machen
versuchen, dass sie auf satanistisch-böse und seelenlos
machen. Die Heavy-Metal-Verrohung ist - wie vieles heute –
Resultat und Ausdruck des Materialismus, dessen innerstes
Wesen die Brutalität im Menschlichen ist. Und deshalb findet
man ganz besonders unter Hardcore-Heavy-Metallern auch die
ödesten Agnostiker und die spießigste Verlogenheit besonders
bei der Auffassung von Kunst und Kultur. Die Metal-Szene
erzieht die Leute geradezu in diese Richtung oder zieht
entsprechende Gemüter wohl auch verstärkt an. Materialismus,
Böse-Onkels-Heavy-Metal, Agnostizismus und Satanismus
liegen auf einer breit gefächerten moralischen Linie. Der
Materialismus kennt in Wahrheit gar keine Moral. Er ist die
eigentliche Religion Mammons. Deshalb ist er moralisch auch
so fürchterlich oberflächlich. Er kennt ja nicht einmal mehr eine
>Seele des Menschen< und deshalb versteht er natürlich erst
recht nichts mehr, wenn dann auch noch von einer >Seele der
Musik< gesprochen wird. Wer jedoch ernsthaft meint, dass die
Wahrhaftigkeit von Musik nicht in der Gesinnung und Moral des
Songschreibers liegt; wer somit glaubt, dass es vollkommen
gleichgültig ist, ob jemand etwas Gutes und Gerechtes durch
seine Musik ausdrückt, oder etwas Niederträchtiges und Böses;
ob jemand frei und ehrlich dabei ist, oder sich seine CDs bloß
für einen bestimmten Markt (egal welchen) aus dem Kalkül
zusammenlügt, der belegt das flachste Musikverständnis,
174
welches sich nur denken lässt. Für so jemanden ist Musik eben
etwas vollkommen Äußerliches ohne jeglichen realen
moralischen Inhalt, und er weiß in Wahrheit gar nicht, was
ehrliche Musik überhaupt ist. Ein Song ist nichts Physisches, er
ist künstlerischer Ausdruck des moralischen Willens des
Songschreibers. Musikinstrumente sind etwas Materielles,
Musik selber aber ganz bestimmt nicht; man kann sie weder
sehen noch anfassen. Musik ist Seele und Geist und sie ernährt
unsere Seele und unseren Geist; und wessen Geisteskind sie
moralisch ist, in diese Richtung bildet und erzieht sie uns auch.
Und nur unter Spießern ist es ein derart großes Geheimnis oder
sogar ein ''Verbrechen'', so zu denken. (Siehe hierzu auch meinen Musik/Moral-Aufsatz) –
*
Übrigens, sich seelisch ausschließlich nur von einer Art Musik
zu ernähren, führt zwangsläufig zur Unterernährung des
Musikverständnisses. Es ist wie bei einem Menschen, der sich
selber tagtäglich immer nur die gleiche Speise verabreicht: Er
verdirbt sich langsam auch den Magen und seine allgemeine
Gesundheit damit. In den Biografien von interessanten und
prägenden Musikern wird man deshalb auch immer finden
können, dass sie nie ausschließlich eine Art von Musik gehört
haben, um etwas zu lernen. Denn sonst hätten sie nur
schwerlich etwas Interessantes schaffen oder bewegen können,
da sie sonst nämlich viel zu beschränkte Menschen, also viel zu
langweilige Musiker gewesen wären. Vielseitigkeit, und nicht
Einseitigkeit, weite Horizonte, und nicht Kleingeistigkeit machen
fähig zu großen Dingen, und es ist einfach nur dämlich, wenn
Heavy-Metal-Pseudo-Rebellen auch noch eine Art von
Ideologie
oder
Moral
aus
der
Einseitigkeit
ihres
Musikverständnisses machen wollen und daraus, sich gute
andere Musik selber zu versagen. Sie erklären damit bloß ihren
eigenen Mangel zur Tugend. Man versäumt sehr viel dadurch
und hält sich freiwillig klein und beschränkt. Deshalb sage ich
175
heute aus Überzeugung: ''Heavy Metal is the law'' nur für
Schmalspurdenker und Dummköpfe. Für intelligente Menschen
kann es gar keine anderen Gesetze für lebendige Musik geben,
als Freiheit, Menschlichkeit und Ehrlichkeit. Diese hohlen MetalDogmen und Floskeln gehören zu der von mir charakterisierten
'geistigen Verdummung' dieser Szene. Ein alter Helloween-Fan sagte mir in einem Email vor einiger
Zeit, er werde meinen 'SupaRed-Weg' auf jeden Fall nicht
mitgehen. Was so viel hieß wie: „Ich versuche gar nicht erst, zu
verstehen, was Du mit Deiner Musik vielleicht willst; ich finde es
viel besser, mich bockig davor zu verschließen“ usw. Und dies
war dann wieder nur ein weiterer Beleg für das Idealisieren der
Borniertheit im Heavy Metal, wo es vielen eben lange schon zur
Ideologie geworden ist, gar nicht erst zu versuchen,
irgendetwas Neues oder Anderes zu lernen, als man einmal
begriffen hat und gerne mag. Je mehr die Flut verlogener Plastik-Phantome der Casting
Popmusik-Industrie überhandnimmt, desto leichter und
erfolgreicher können sich wieder einmal die Metal-Satanisten
und Brutalo-Klopper als die angeblich ''echte'' oder ''ehrliche
Alternative'' verkaufen. Doch grundsätzlich wird keine Musik
jemals dadurch ehrlicher oder echter, dass sie brutal, laut oder
arrogant ist. Sondern damit sie ist eben bloß brutal, laut und
arrogant. Es gibt ja wohl auch kaum nur leeren Schleim oder
asozialen Lärm als Auswahlmöglichkeiten innerhalb der
Musikwelt. Von solchen Schubladen und Äußerlichkeiten ist
ehrliche Musik ganz unabhängig. Wegen der unerträglichen
Industrie-Schleim-Mumien unserer Zeit werden unsere
'finsteren Polterer' jedenfalls nicht ''wahrer''. Es sind beide
Konzepte bloß ganz große Spießer-Lügen. Gewisse Metaller
sind meistens zusätzlich bloß dadurch noch um ein Vielfaches
unerträglicher, dass sie sich - bei absolut gleicher MarktDienstleister-Sklaven-Kunst-Moral - mit blendendem AngeberBombast den falschen Anschein geben. -
176
Was ich im >Spießer< geschrieben habe, erscheint vielen
immer wieder gerne auch als ''zu hart''. Von einer gewissen
Warte aus betrachtet ist das nachvollziehbar. Ich bin sicher in
den ersten Versionen dieses Aufsatzes hier und da etwas über
das Ziel hinausgeschossen. Aber die Härte ergibt sich meines
Erachtens notwendig aus dem Ernst der Sache, den viele eben
bloß nicht sehen wollen oder können. Manche sind tief verletzt,
weil ich etwas erzähle, was ihnen auf den ersten Blick
unangenehm oder unschmeichelhaft erscheint. Das kann ich
ebenfalls in Grenzen verstehen, besser als viele wahrscheinlich
vermuten, denn ich habe früher selber viel weniger radikal und
deutlich oberflächlicher, sprich: materialistischer gedacht und
geurteilt.
Und
unschmeichelhafte
Tatsachen
oder
Selbsterkenntnisse wurmen gerne erst einmal. – Außerdem:
Wenn Du zu einer Versammlung des Vereins der
Zipfelmützenträger eingeladen wirst, und dort laut ausrufst,
dass Du Zipfelmützen eigentlich ziemlich albern findest, wirst
Du kaum Beifall ernten. - Aber wenn es Wahrheit ist, was ich
erzähle, dann sollte niemand mich für seinen Ärger
verantwortlich machen. Seid froh, dass Euch überhaupt einmal
jemand die Wahrheit sagt! Die blöden Sprüche und faulen
Unterstellungen, die man von manchen immer wieder zu hören
bekommt, sind manchmal schon mitleiderregend und belegen
mir immer wieder bloß – und darum geht es mir hier noch
einmal - dass solche eben offensichtlich wirklich gar nichts
begreifen. Deshalb suchen sie überall chronisch andere
Erklärungen für mein Denken, als die von mir doch nun
langsam wirklich ausführlich genug Vorgebrachten. Dabei sind
sie meistens auch noch fürchterlich langweilig, weil es
eigentlich immer die gleichen faden Unterstellungen und
Kommentare sind, die sie ständig bloß wiederholen oder
nachplappern. Obwohl ich diese längst durch meine
Ausführungen vorweggenommen haben sollte. Dass es nicht ausschließlich bloß geistigen Stumpfsinn
innerhalb der Heavy-Metal-Szene gibt, braucht man mir
ebenfalls nicht ständig erneut zu erzählen. Ich unterscheide hier
177
sehr wohl und habe gerade in letzter Zeit viele positive
Erfahrungen innerhalb der Szene gemacht. Aber das richtige
Eine hebt das falsche Andere sicher nicht auf. Man geht
natürlich nur zu gerne ganz abstrakt gegen mich vor, als wenn
man auf das Konkrete wirklich eingeht, weil es so einfach
besser funktioniert. Oberflächliche und moralisch unwirkliche
Gedanken sind immer das beste Mittel, um Falsches als richtig
erscheinen zu lassen und umgekehrt. Dies heißt in meinem
Falle dann, mit den Metal-typischen Bauklotzbegriffen gedacht:
„Warum machst Du bei Metal- oder AOR-Projekten mit, wenn
du doch so schlecht über Metal denkst? Das ist doch ein
Widerspruch!“ Genauer gesagt darf ich dann jetzt nur noch
akustische Liebes-Balladen aufnehmen. (So denken übrigens
auch viele Anthroposophen). Und dies klingt für manche Ohren
auch ganz schlüssig. Es wäre aber nur dann wirklich ein
Widerspruch, wenn ich mich nicht klar genug ausdrücken würde
und dieser Widerspruch IN MIR tatsächlich vorhanden wäre. Er
ist aber eben nur in gewissen Köpfen vorhanden, die
extremistisch denken (weiter unten noch etwas mehr dazu). Es
geht hier doch nicht um den Heavy-Metal als Titel. Dies ist bloß
ein Oberbegriff, der für jeden etwas anderes bedeutet. Vielen
Death-Metallern waren Helloween nur lahmer Pop. Andere
nennen Bon Jovi Heavy-Metal. Man kann alles Mögliche Metal
oder auch Rock nennen, damit ist nichts gesagt. Der allgemeine
Begriff ist dabei eben gar nicht von Bedeutung, denn es geht
hier nicht um abstrakte Begriffe, sondern um konkrete
moralische Inhalte. Ich bin meiner Ansicht nach mittlerweile
aber auch wirklich konkret genug, das versucht man nur immer
wieder ganz gezielt zu verwischen.
Auch das ständig immer wiederkehrende: "Heavy Metaller sind
doch oft so superliebe Menschen" etc., ist alles ja gerne
zugegeben. Sind die meisten tatsächlich! Ändert aber nichts an
den Tatsachen. Diejenigen von ihnen, die auf satanischen Müll
stehen sind dann vor allem Superliebe moralisch ahnungslose
Schnarchnasen! Ich bin auch gar nicht ''hysterisch'' und
dergleichen, sondern weiß tatsächlich ganz genau, wovon ich
178
rede; und wer sich von meiner Definition des Spießers am Ende
angesprochen und verletzt fühlt, der hat dann vermutlich auch
recht. Gewisse Metal-Spießer können es einfach nur nicht
ertragen, wenn man ihnen nicht nach dem Maul redet; sie
können es gar nicht fassen, dass sich die Welt nicht überall
ausschließlich um Ihre Metal-Köpfe drehen will. Sie werden
immer lieber behaupten, der Himmel sei grün, als dass sie
vielleicht falsch liegen könnten. Einer dieser Helden war allein
damit schon überfordert – und fand es wieder einmal entsetzlich
''arrogant'' von mir - dass ich mir doch tatsächlich ein
selbstständiges Urteil über Immanuel Kant erlaube und mir
''anmaße'', seinen erkenntnistheoretischen Agnostizismus
verstanden zu haben und abzulehnen. Für solche Leute ist es
also bereits ein Verbrechen, philosophisch denken zu können,
und sie sollten wirklich heilfroh darüber sein, dass Dummheit
zumindest ihnen nicht wehtut. Man stolpert als Künstler mit
konkreten Grundsätzen bei Heavy-Metallern überhaupt sehr oft
über den Vorwurf der 'Arroganz'. Jeder ist sogleich arrogant, der
anders denkt; es sei denn, es sind satanistische Grundsätze,
welche man verkündet, dann ist alles wieder in Butter. Alle
berechtigte Sehnsucht nach Würde, Kultur und moralischer
Bildung ist ihnen ''snobistisch''. Das liegt vor allem daran, dass
Spießern eben alles freie Persönliche oder moralisch
Selbstständige, das sie nicht gängeln können, unsympathisch
ist. Außerdem will der Satanist das Höchste ja gerade in dem
das freie Menschenwesen versklavenden Tierischen sehen.
Solchen vorlauten Richtern und Kritikern meines Charakters
möchte ich sagen: Ich für meinen Teil kenne die Heavy-MetalSzene schon seit 1984. Über viele Jahre hinweg habe ich als
Profimusiker sogar aktiv an ihr mitgestaltet. Ich kenne nicht bloß
die Heavy-Metal-Szene tatsächlich ganz genau, sondern viele
der namenhaften Metal-Musiker sogar persönlich. Ich kenne
diese Szene also aus langjähriger Erfahrung, Ihr mich aber
ganz bestimmt nicht, bloß weil Ihr ein paar CDs von mir gehört,
oder Interviews gelesen habt. Und wenn unsere charakterlich
angeblich ja so überreifen und hoch entwickelten Metal-
179
Rebellen nun die Metal-Welt laut und entrüstet fragen, ob man
denn überhaupt noch arroganter sein könne, als ich es bin,
meine ich dazu nur: „Oh ja! Das geht sehr gut! Schaut Euch zur
Abwechslung nur selber einmal an! Denn Künstler oder
Andersdenkende ohne Bedenken bei jeder sich bietenden
Gelegenheit sofort als arrogant zu bezeichnen, bloß weil man
sie nicht begreift, das ist Arroganz. Die in unserer Zeit so
ekelhaft verbreitete Spießer-Arroganz, überall das alles und
jeden begrenzende Maß der Dinge sein zu wollen. Gewissen
Leuten sind meine sich um das spirituelle (und nicht
konstitutionelle) Christentum, und um freie Musik bemühenden
Aufsätze ein Zeichen meiner angeblichen seelischen
''Erkrankung'' oder gar meines ''Wahnsinns''. In Wahrheit sind
sie aber gerade Ausdruck meines Gesünderwerdens, und weil
sie selber erkrankt sind durch verblödend faschistoide und
spießbürgerlich bornierte Ideologien, können sie sich nur noch
ärgern über etwas, worüber sich gesündere Menschen freuen
würden. Man sieht doch aber wirklich deutlich an der
ablehnenden Haltung meinem Denken gegenüber, wie sehr die
Heavy-Metal-Szene Großteils eben das direkte Gegenteil
dessen darstellt und idealisiert, was ich als menschliche oder
künstlerische Wahrheit versuche zu definieren. Die typische
Heavy-Metal-Kunst-Ideologie läuft fast immer bloß so ab, dass
solche schlichtweg ihre Lieblingsmusik zur angeblich ''wahren'',
und alles andere zur ''unwahren'' erklären; sie also immer bloß
ihr eigenes borniertes Ego der Welt zum Gesetz machen
wollen. Ein Metaller mag meine heutige Musik nicht; schade
auch! Soll aber vorkommen! Nur ist sie in seiner Welt dann
natürlich ''objektiv'' schlecht, denn er ist das Maß der MusikDinge, und ich rede dann natürlich auch nur so, wie ich rede,
weil ich nach seinen zwei Musikbegriffen - welche da sind:
Heavy Metal oder schlechte Musik - nichts ''Anständiges'' mehr
zustande bekomme und darüber jetzt ''frustriert'' bin usw. Das
war's auch schon! Mehr ist meistens nicht dahinter. So einfach
ist die Welt von manchen Headbangern tatsächlich gestrickt!
Genauer gesagt ist den meisten eben alles, was laut und
180
pubertär ist, ''ehrlich'', und alles, was dieses Gedröhn und
Geballer nicht nötig hat oder haben will zum Überzeugen, ist
''unehrlich'' oder ''unwahr''. Hohler geht es nun wirklich nicht
mehr. Und je geisteskranker Satanisten am Ende werden, desto
mehr wird ihnen irgendwann alles Krankhafte, Primitive,
Finstere, Perverse und Böse zur ''wahren Musik'', und alles,
was irgendwie Herz und Menschenfreundlichkeit zeigt oder
anstrebt, ist ihnen zuwider, ''schwul'' oder ''langweilig''. Hier liegt
der teuflisch-degenerierend-erzieherische Sinn solcher ''Musik''
und Ideologien. Weil die Engstirnigkeit und Gottlosigkeit, die moralische
Oberflächlichkeit und Verrohung in Wahrheit vielfach geradezu
Ideale des heutigen Heavy-Metal geworden sind; weil man dort
mittlerweile Brutalität, Unmenschlichkeit und eine ganz
verlogene künstlerische Arschkriecherei für Kunstqualität hält,
deshalb kapieren dort nur noch so wenige etwas, wenn man
vom Geist oder der moralischen Seele von Musik spricht; was
in Wahrheit aber das Einzige ist, das über ehrliche oder
verlogene Musik oder Kunst entscheidet. Der Rest ist
bestenfalls
Geschmackssache.
Deshalb
hassen
und
verleumden so viele Vertreter dieser Szene so gerne und
vehement jedes energischere Bemühen um Kunstfreiheit oder
Menschlichkeit, denn dies ist den Spießern, Satanisten und
Gottlosen ihr Antichrist. Und deshalb sollten sich gerade meine
Freunde nicht wirklich darüber wundern, wenn gerade dort jetzt
so viele laut lästern und giften; sie kapieren es eben wirklich
nicht, gleichgültig wie genau oder oft man auch versucht, die
Dinge zu erklären. Ich möchte jetzt auch nicht mehr ständig auf jeden Blödsinn,
der von gewissen gegen mich hetzenden Klugscheißern
öffentlich behauptet oder mir unterstellt wird, aufmerksam
gemacht werden oder noch ausführlicher darauf eingehen; ich
tue das eh schon zu viel. Was interessiert am Ende all dieses
Geschwätz! Aber ganz besonders drollig finde ich noch, wenn
nun gerade Death- und Black-Metaller mir Hass und Unmoral
181
vorwerfen wollen, oder dass ich solche wie sie ''herabwürdigen''
würde durch meine Worte usw. Man würdigt Death-Metal also
dadurch ''herab'', dass man diese ästhetischen Perversionen
sozial ernst nimmt, beim Namen nennt und als das erkennt,
was sie in Wahrheit sind und sich für Menschlichkeit auch
innerhalb der Musik-Kultur einsetzt. Interessant, nicht wahr!?
Und nach der Logik des >umgekehrten Pentagramms< ist das
auch so. Es sind in Wirklichkeit aber gerade DAS GUTE und
DIE WAHRHEIT, die uns herauf-bringen. Tatsächlich muss man
solche Nasen nämlich gar nicht mehr ''herab-würdigen'', denn
das tun sie selber schon fleißig genug. Sie sind musiktechnisch
längst ganz unten angelangt. Kranker geht es kaum noch. Nur
merken sie das nicht einmal mehr. Und ich spreche diese
Tatsache lediglich unverblümt aus. Dass ganz besonders
Death- und Black-Metaller die Glocken nicht mehr läuten hören
können, ist mir schon klar. Aber wie bescheuert wollt Ihr
eigentlich noch faseln in Eurem Wahn? Dass der Mensch an
sich grundsätzlich erst einmal ein Naturrecht und Wert hat, ist
sicher richtig, aber deshalb sind ganz bestimmt nicht alle
Menschen automatisch gleich-wertvoll, egal, was sie treiben.
Wie viel ein Mensch wert ist, liegt in seinem Herzen, in der
Ausrichtung seiner Seele, in seiner Moral und Tugend, und
auch in der moralischen Qualität dessen, woran er Freude
haben kann, eben in seiner Menschlichkeit. Aber sicher auch
darin, wie weit er sich für das Richtige einsetzt, oder er zu den
vielen Lauen, Müden und Seelentoten gehört, denen alles
vollkommen gleichgültig ist. Nach dem Evangelium Christi
ermisst sich der Wert des Menschen nicht aus der bloßen
Naturtatsache, dass er mit zwei Beinen und zwei Ohren
geboren wurde, oder dass er vielleicht Mitglied irgendeiner sich
als christlich bezeichnenden Institution ist, sondern aus dem
ethischen Wert seiner Gedanken, Worte und Taten (Matthäus
12,37 / Markus 7,20 / Lukas 7,43 usw.). Und hier unterscheiden
wir uns alle doch sehr. Vor allem Satanisten - die eine perverse
Freude und Lust am Morbiden und Bösen kultivieren - von
gesunden Menschen. Und was wirklich christlich ist, und was
182
bloß geheuchelt, das lasse ich mir vom Evangelium, von Jesus
Christus
und
von
in
Seinem
Dienste
stehenden
Geistesmenschen erklären, aber ganz bestimmt nicht von
(bewusst oder unbewusst) Satan anbetenden Death-Metallern
oder materialistischen Spießern. Wie die Heavy-Metal-Szene
alle Wahrheit immer mehr ins Gegenteil verkehrt, weil dort jeder
gesunde Sinn systematisch abhandenkommt, wird an solchen
schizophrenen Vorwürfen recht deutlich. –
Sie drehen und wenden sich, sie verdrehen und umwenden
jedes Wort, das man sagt, bloß um die Wahrheit nicht sehen zu
müssen und sie besser verleugnen zu können. Gebt es auf! Ihr
seid durchschaut und habt längst verloren! Durch Euer Geläster
und Gegifte macht Ihr Euer Elend nur noch peinlicher sichtbar.
Lernt von gesunden Menschen das Menschsein oder Ihr seid
erledigt und geht in Eurer Blindheit mit den Blinden zugrunde.
Diese Dinge sind so viel ernster, als ihr auch nur ahnt!
Der Christ oder Idealist sucht immer das BESTE in sich auf
und versucht dieses zur Kunst zu gestalten und den Menschen
zu geben. Der Anti-Idealist oder Satanist sucht gerade das
Kranke und Schlechteste in sich auf, und mästet und vergiftet
damit seine Anhänger. Ist alles Selbstdarstellung! Und dass wir
über edlere Regungen in unserer Seele nicht sprechen dürfen
oder sollen, weil es uns ja bloß ''eitel selbst darstellt'', werden
vor allem solche kritisieren, die eben das Kranke und Unedle
glorifizieren und in sich, oder öffentlich darstellen. Solche
Argumentationen passen somit wieder zu solchen, die eben
entweder das Böse oder ganz äußerliche Gesetze in der Kunst
als richtig empfinden; also nichts, was wirklich aus dem freien
moralischen Selbst kommt. –
Ich verurteile es nicht, wenn man harmloseren Heavy-Metal
mag oder macht (mag ich selber auch noch). Aber wer so richtig
moralisch rundum zufrieden aufgeht innerhalb der heutigen
Heavy-Metal-Szene mit allem, was dort allgemein so glorifiziert
wird und dazugehört an satanistischem Schund, der wird
selbstverständlich auch kaum viel begreifen können von
183
meinen Ausführungen. Denn er befindet sich im moralischen
Tiefschlaf. Selbst bei denen, die mir wohler gesonnen sind,
höre ich immer mal wieder diesen Unterton heraus: "Du hast ja
so einige schlimme Dinge über die Metal-Szene gesagt." Will
heißen: "Du bist ja mal ganz schön unartig gewesen, aber wir
lassen dir das noch mal durchgehen" ... oder so ähnlich. Doch
ich habe lediglich die Wahrheit und schlimme moralische
Realität eines großen Teils dieser Szene ausgesprochen, und
das gefällt ihnen nicht. Das ist mir aber ganz egal. Alle, die von
mir erwarten, dass ich ihnen in den Hintern krieche, dürfen mir
gerne gestohlen bleiben und sollen bitte gerne andere CDs
kaufen (oder im Internet klauen). Fans, bei denen ich es mir
''verscherze'', weil ich sage, was ich denke, und nicht, was sie
gerne hören möchten, sind bei mir an der falschen Adresse und
sollen sich die entsprechenden Schlager-Musik-Mentalitäten
suchen, die zu ihnen passen (ob schunkelnd oder
Headbangend ist dabei ganz Wurst). Sie werden da problemlos
fündig werden, denn von solchen gibt es mehr als genug.
Manche sagen, ich hätte den Heavy-Metal ''verraten''. Nun, um
sich selber nicht zu verraten, muss man manchmal eben die
Lüge entlarven. Und ich habe in der Tat nun allen die Wahrheit
über einen Teil der HM-Szene ''verraten''. Diese Szene ist selbst
vielfach ein Verrat an allen echten Idealen; und das ist so, weil
sie zu sehr den Antichristen anbetet. Ich bekomme auch immer
mal wieder von Evil-Nasen, denen leerer Hochmut ''Intelligenz''
und ideologisch untermauerte Seelenlosigkeit ''Persönlichkeit''
sein will, zu hören: "Du wirst mich bestimmt nicht bekehren
oder von meinem falschen Wege abbringen" usw. Deshalb ist
es mir ein Bedürfnis, solchen noch einmal ausdrücklich zu
versichern: Das will auch wirklich niemand! Fahrt bitte allesamt
gerne zur Hölle, wenn ihr's denn so dringend wollt! Reisende
soll man nicht aufhalten! ES LEBE DIE FREIHEIT! Ich möchte
allerdings sehr wohl versuchen, zu verhindern, dass Ihr dabei
edlere Seelen, die zu Besserem fähig und bestimmt sind, mit in
Euren Sumpf hinabzieht. Darum geht es, und nicht um Euch. Es
geht um die, die - wenn sie sich auch vielfach noch von Euren
184
Lügen blenden lassen - am Ende dennoch eines guten Willens
sind und ihren Geist noch nicht verloren haben; und sicher nicht
um die vielen falschen Schlangen. Alle, die Ihr
Ahriman/Mammon/Satan so begeistert die Hufe küsst, solltet
unbedingt begreifen: Gott respektiert unsere Freiheit
vollkommen. Er will sie und hat sie überhaupt möglich
gemacht. Deshalb wurde diese Welt geschaffen und deshalb
existiert das Böse. Es wurde zugelassen, dass es sich
entwickelt, indem er sich aus Teilen dieses Kosmos zurückzog.
Ihr leidet allgemein unter einer äußerst kindischen, sehr
falschen und noch dazu erzkatholischen Gottesvorstellung. Die
wirkliche Geistwelt und guten Götter haben mit Euren albernen
Ideen gar nichts zu tun. Der Einzige, der die Freiheit des
Menschen wirklich abgrundtief hasst und kein bisschen
respektiert und deshalb mit allen erdenklichen Lügen bekämpft,
ist Satan. –
Es bereitet mir bei all dem keine Freude, Gefühle zu verletzen
oder mich unbeliebt zu machen unter Heavy-Metal-Fans, aber
dies hält mich auch nicht davon ab, zu sagen, was ich denke.
Ich muss ja doch auch gar nicht allen gefallen. So schwer das
manchmal sicher auch fällt: Willst Du als Künstler oder Christ
frei sein, muss Dir alle Lobhudelei, genau wie alle Verlästerung
gleichgültig sein. Weder das Eine noch das Andere darf Dich
großartig erreichen, denn es ändert nichts an dem, wer oder
was Du tatsächlich vor Gott bist. So etwas spiegelt immer nur
Meinungen wieder, und diese sind wechselhaft wie das Wetter.
Was interessieren am Ende bitte auch Musikszenen?! Solche
schränken die Möglichkeiten von Musikkunst bloß sinnlos ein.
Ich war nie der Mensch, der Gruppenzugehörigkeiten gesucht
hat. Schwache Naturen suchen solche instinktiv, weil sie alleine
nicht bestehen können oder es auf sich selbst gestellt mit der
Angst zu tun bekommen. Solche identifizieren sich sehr gerne
mit einer Musikszene, einem Fußballverein oder auch der
eigenen Nation oder Rasse. Sie erklären diese Abstraktionen
dann zum ''moralisch Guten'', und alles außerhalb davon, oder
was da nicht mitgehen will, ist dann das ''moralisch Schlechte''
185
usw. So funktioniert extremistisches Denken. In der Regel
gerne gepaart mit Chauvinismus. Nur dass auf dergleichen
Abstraktionen Moralisches gar nicht anwendbar ist. (Siehe
hierzu auch meinen Antisemitismus-Aufsatz). Alle Formen von
äußerer oder innerer Uniformierung - egal ob Satanisten, blasse
Gothiker, Heavy-Metaller, Rapper, oder Yuppies, die, wenn sie
ihre maßgeschneiderten Anzüge und Krawatten anlegen, heute
nicht selten dabei ihre Individualität und den moralischen
Menschen ablegen - sind allesamt nur unterschiedliche
Variationen des alten 'Herdenprinzips'. Die Metal-Szene hat übrigens drolligerweise tatsächlich oft
ganz viel mit der römisch katholischen Kirche gemeinsam. Es
gibt eine regelrechte ''Metal-Kirche'' und ''Religion'' mit
''Gläubigen'' und den entsprechenden ''Metal-Päpsten'', die Ihre
Dogmen und Gesetze erlassen und die Einen als unmoralisch
verdammen und die Anderen als ''rechtgläubige Metaller''
segnen usw. Wenn Du mit den Dogmen und Gesetzen dieser
Metal-Kirche dann nicht konform gehst, stellen sie Dich z. B. bei
Interviews
oder
in
Foren
vor
ein
Heavy-MetalInquisitionsgericht, vor dem Du Dich immer wieder verantworten
sollst wegen Deines Vergehens, die ''einzig wahre MetalKirche'' verraten zu haben. Und wenn Du dann als Sünder an
der Metal-Kirche befunden wurdest, wirst Du öffentlich
''exkommuniziert'' und darfst von nun an keine Gitarrenmusik
mehr machen, denn außerhalb der Metal-Kirche gibt es keine
Rockmusik, genauso wie es außerhalb der römischen
katholischen Kirche kein Leben und Seelenheil geben soll usw.
Es ist wirklich zum Brüllen, denn es ist haargenau dieselbe
Geistigkeit. - Der Fairness wegen sollte man vielleicht noch
einmal erwähnen, dass es auch im Heavy-Metal immer wieder
erstaunliche Ausnahmen gibt. Ich lass mich da ja auch immer
wieder sehr gerne überraschen und neu belehren. –
*
186
Ich schreibe und denke so viel über das SatanismusPhänomen im Heavy Metal, weil ich es einigermaßen gründlich
erledigen möchte, wenn ich etwas einmal angefangen habe,
egal wie oft ich dann auch einen Aufsatz überarbeiten muss;
andererseits aber auch, weil ich die immer populärer werdende
weltweite Satanismus-Bewegung für eine Form des
Individualfaschismus halte, der die in unserer Gesellschaft
sowieso nur auf ganz schwachen Beinen stehende
Menschlichkeit noch radikaler bedroht. Früher oder später wird
dieses immer mehr entmenschende Pulverfass wieder
hochgehen. Was für eine Gesellschaft sollen solche Menschen
am Ende denn bitte auch hervorbringen! Wenn die Stunde der
Gesetzlosigkeit wieder schlägt, wer und was soll solche
Menschen dann noch davon abhalten, restlos und in aller
Konsequenz ihrer Religion Selbstsucht zu leben? Satanistischantisoziales Denken ist ein degenerierender Virus, der
moralisch schwache Seelen ganz leicht befällt heute, weil er
allen materialistischen Vorurteilen und modernen Lastern und
Krankheiten optimal entgegenkommt und entspricht. –
Metal-Fans sind in mancher Hinsicht zu entschuldigen, solange
sie noch jung sind. Als junger Mensch darf man einfach noch
unerfahren sein und auf Falsches zeitweilig hereinfallen; das
bin ich selber damals auch. Natürlich muss ich auch dort zu
manchen Sprüchen hin und wieder etwas erwidern und man
sollte irgendwann sicher auch mal erwachsen werden können.
Das Problem sind satanistische Ideologien, unwahrhaftige
Pseudo-Künstler und verlogene Spießer-Schreiberlinge, die in
ihrer Hohlheit begeistert extremistisch-faschistoides Denken
oder kunstfeindliche Spießer-Vorurteile verbreiten. Wenn junge
Menschen von solchen Pennern kontinuierlich nur die
falschesten Ideen eingeimpft bekommen, wen wunderst dann
noch, wenn auch Musik-Fans irgendwann die unmöglichsten
Vorstellungen von dem haben, was Künstler angeblich zu
leisten hätten? -
187
Und wer es zu guter Letzt einfach nicht verknusen kann, dass
für mich und so wie ich Denkende die moralische Kultur, Luzifer,
Satan, Christus, Gott, und allgemein die übersinnlichen Welten
keine Märchen sind, sondern wirklich in allem Ernst genommen
werden, der nenne mich halt einen ''religiösen Fanatiker'', ''von
Sinnen'', ''Wahnsinnig'' oder sonst was. Wenn es ihm oder ihr
damit besser geht, soll es mir recht sein. Aber ich wäre dankbar,
wenn mir nicht immer wieder manche Freunde meiner Musik,
die jedoch meinen Aufsätzen nicht folgen können, ihre
persönliche Unfähigkeit zum Spirituellen vorwerfen würden
(siehe dazu auch Punkt 104). Ihr seid leider bloß öde
Weltanschauungsmaterialisten und Agnostiker, eben keine
'Geisteskinder', sondern bestenfalls geistreiche Intellektualisten.
Und das ist OK, solange Ihr nicht versucht, mich und
meinesgleichen mit Eurem vernünftigen Materialismus zu
''retten''. Es ist albern, Christen oder Anthroposophen bekehren
zu wollen. Sie haben etwas viel Realeres gefunden, als Ihr
auch nur ahnt und Euch wohl genügt. Es ist sinnlos, uns einen
Vorwurf daraus zu machen, dass wir im Gegensatz zu Euch
den Geist kennen und sehen. Ihr braucht uns wirklich nicht zu
''retten'' oder zur ''Vernunft'' zu bringen. Rettet Euch vielmehr
selbst! - Und ich spreche oder schreibe auch nicht ''bloß aus
Angst vor dem Bösen'' so, wie ich es tue - was ich
interessanterweise kürzlich erzählt bekam - sondern aus Liebe
zum Guten, zu Gott und dem Gott liebenden Menschen. So
etwas soll es ja geben! Auch bin ich nicht bloß ''etwas extrem''
und dergleichen, denn im Moralischen gibt es schlichtweg keine
so genannte ''gesunde Mitte'' oder ''neutrale Haltung''; so etwas
bedeutet immer Gleichgültigkeit und Selbstbetrug. Man kann
nicht nach Menschlichkeit streben und gleichzeitig ein bisschen
einverstanden sein mit Unmenschlichkeit. Und wenn es sicher
richtig ist, dass wir alle auch Böses in uns haben, ist hierbei das
Entscheidende, wonach wir streben in unserem Leben, was wir
in uns stärken, was wir uns bilden lassen und willentlich
ausleben, womit wir einverstanden sind und wozu wir bewusst
Ja sagen. Wir müssen uns hier eindeutig entscheiden. Auch
188
wenn dies nicht bedeutet, dass wir deshalb sogleich
vollkommene Engel werden. Gott schaut uns ins Herz, unser
entschiedener Wille zählt. (Siehe hierzu auch Punkt 84. in >Nur
Gedanken<)
… Dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: So spricht er,
der das Amen ist, der Zeuge des Glaubens und der Wahrheit, der
die Urkraft der Schöpfung Gottes ist: Ich durchschaue dein
Wirken - du bist weder kalt noch heiß. Wärest du doch kalt oder
heiß! So aber, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich
dich ausspeien aus meinem Munde. … (Offenbarung 3.14)
Wir alle sind am Ende natürlich, wie wir sind. Wir können nur
ausbauen und mit dem arbeiten, was Gott uns mitgegeben hat.
So lebe halt jeder, wie er kann. Ich spreche aus, was ich denke.
Als Christ soll ich das tun (Matthäus 5,13). Aber das braucht ja
niemanden zu interessieren. Ich selber muss auch mit endlos
viel Widerspruch, ja mittlerweile übelster Verleumdung leben;
was ich mir nicht alles anhören muss! Und auch Ihr werdet es
verkraften können, dass manche Menschen manches doch
sehr anders sehen und beurteilen (und vor allem auch dürfen)
als Ihr, oder es der gängige kleinbürgerliche Materialismus tut.
Wenn Ihr wirklich so weise seid, wie Ihr euch gebärdet, dann
lasst den ''Wahnsinnigen'' doch ihren ''Wahn'' und freut Euch
Eures ''Glückes''; so schwer kann das nicht sein. Und wenn Ihr
schon derart außer Stande seid, nachzuvollziehen, was ich
vorbringe, dann solltet Ihr wenigstens damit aufhören können,
dabei ständig so zu tun, als ob deshalb nun unbedingt mit mir
oder meinesgleichen irgendetwas nicht stimmen würde.
Das Hauptproblem, welches so viele immer wieder mit mir
haben möchten, oder was sie - bei genauem Hinhören – in
Wahrheit immer bloß stört, ist, dass ich christliche Werte habe
und mit diesen auch entschlossen werte, dass ich Moralisches
tatsächlich ernst nehme und kein Wahrheit- und damit
Christusverleugner bin. Es bezieht sich zwar äußerlich
scheinbar immer wieder auf unterschiedliche Themen und
189
Gegenstände, aber es läuft im Grunde doch immer wieder bloß
in verschiedene Gedanken und Argumente gehüllt auf
denselben Vorwurf hinaus: Dass ich moralisch nicht dieselbe
Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit an den Tag legen will, die
so viele heute aus ihrem Agnostizismus und Materialismus
heraus für angebracht halten. 99 a.
Eines ist vielleicht gut, wenn ich es explizit noch mal erwähne:
Ich nehme ganz bestimmt nicht alles ernst, was heute auf
finster und satanisch macht. Wirklicher Satanismus als
schwarzer Okkultismus ist eine verbrecherische und äußerst
widerliche Angelegenheit. (Ich empfehle hier zum Kennenlernen
als Lektüre z. B. einmal das Kapitel >Tagebuch des Grauens<
in dem Buch von Andreas von Rétyi: Skull & Bones). Aber das
meiste, was sich heute überall pathetisch so nennt oder als
aktuelle Spießer-Schablone kreist, ist bloß kindischer Unsinn.
Vorschulkindergarten-Satanisten zeigen eigentlich durchweg
bloß denselben pubertären Hochmut gepaart mit einer dicken
Portion moralischer Dummheit, die sich dabei dann albern
aufbläht als ganz tolle ''Weisheit'', ''Freiheit'' oder sogar
''Gefährlichkeit''. Sie ziehen sich vielleicht lange schwarze
Mäntel an, machen sich drollige Frisuren, bemalen sich die
Augen und finden sich selber ganz schick und beeindruckend
dabei; dies alles ist aber bloß kindisches Schauspiel. Sie
berufen
sich
bekanntlich
allesamt
gerne
auf
ein
''selbstständiges'' und ''ungebundenes'' Denken, welches aber
gerade vom Materialismus gegängelte Naturen am
allerwenigsten entwickelt haben; und Materialisten sind sie alle.
Ihre angeblich so ''reife Logik'' verläuft eigentlich immer nach
folgendem Muster: „Es gibt kein Licht ohne Finsternis“. Was
richtig ist, aber dies wird dann in einen solchen Zusammenhang
gebracht, dass unterschwellig damit die Finsternis als etwas zu
Begrüßendes oder Gutes, ja sogar Besseres hingestellt sein
soll. Man spricht etwas ganz Ähnliches aus, wenn man sagt:
190
„Wer Hass erlebt hat, kennt den Wert von Liebe." Nur dass
diese ganz richtigen Sätze in Wahrheit weder den Hass als
etwas Gutes, noch die Finsternis als etwas Schönes beweisen.
Es steckt nicht bloß Unmoralisches, sondern immer auch eine
ganz unsaubere Logik dahinter. Ahrimanisches im Denken
nimmt heute überall eine Halb- oder Viertels-Wahrheit,
vermischt sie mit einer glatten Lüge, und lässt diese Lüge so in
den Köpfen von Oberflächlingen als Wahrheit erscheinen. Sehr
beliebt ist auch die Black-Metal-Floskel: „Lieber in der Hölle
regieren, als im Himmel zu dienen“. Damit soll wiederum
suggeriert werden, dass die Hölle mit Freiheit, und der Himmel
mit Unfreiheit zusammenhängen. Das Gegenteil ist jedoch auch
hier wieder wahr. Tatsächlich wollen uns nämlich gerade die
himmlischen Welten befreien, und der Hades versklavt den
Menschen ans Tier und schmiedet ihn an seine Sterblichkeit.
Überall wo Ahrimanisches auftritt, wird hinter Masken und
Lügen die Wahrheit, Freiheit und Menschenwürde mit Füßen
getreten. Christus ist das lebendige Wesen der Wahrheit und
des unsterblichen Ichs. Er führt durch die Wahrheit zur Freiheit
(Johannes 8,32). Satan ist ein fürchterlicher Lügner (Johannes
8,44-46), er gaukelt uns die materielle Maja vor und betrügt die
Menschen wo und wie immer er kann. Und nur weil so viele
heute den Geist überhaupt nicht mehr kennen, identifizieren sie
sich mit ihrer niederen Natur und glauben frei zu werden, wenn
sie das Tier in sich regieren lassen. Auch den bei
Vorschulkindergarten-Satanisten so beliebten katholischen
Agnostizismus können solche selten denkerisch ernsthaft
begründen. Er ist für die meisten eben bloß ein willkommener
Freifahrschein für Denkfaulheit und Ruchlosigkeit und um sich
daneben benehmen zu können. Weil es für Agnostiker
überhaupt keine objektiven Wahrheiten mehr gibt, rühren sie
sich konsequent hinter der inhaltslosen Floskel des
Individualismus ihre eigene ungenießbare Suppe zurecht und
nennen diese dann halt ''Satanismus''. Jeder dieser ''freien
Individualisten'' hat also immer wieder bloß seine eigene
stroherne Idee davon, und das heißt: keine. Es ist somit –
191
schon aus ihrer eigenen Überzeugung heraus - alles ganz
notwendig ohne jeglichen Wahrheitswert und Sinn. Wobei sie
sich dann zusätzlich noch, wegen des Effektes, einer gewissen
Symbolik bedienen, die sie ebenso wenig verstehen. Sie sind
allgemein ganz fürchterliche Blender vor anderen und sich
selber. In allem oberflächlich und zudem im Menschlichen
schlimm angekränkelt; was eine Neigung zum Satanismus
immer voraussetzt. Weil ihr Denken ohne Wahrheit und ihr Herz
ohne moralische Gesundheit und Kraft ist, erfreut und
beeindruckt solche halt das (abstrakte) Böse, Verbrecherische,
die Lüge und der Hochmut. Vorschulkindergarten-Satanisten
wissen dabei für gewöhnlich gar nicht, was Satanismus
tatsächlich ist. Wenn sie es wüssten, würden viele ganz schnell
von ihren Spielereien lassen. In Wahrheit bezeichnen die
Meisten
heute
eben
bloß
die
übliche
unedle
Spießerselbstverliebtheit und den ganz gewöhnlichen
kleinkarierten Egoismus als Satanismus, weil dies so toll klingt
und man damit ähnlich seichte Gemüter leicht beeindrucken
kann. Reales okkultes Wissen hat jedenfalls kaum einer von
ihnen. Solches können sie als Materialisten auch gar nicht
fassen. Deshalb bezeichne ich sie ja auch bloß als
>Vorschulkindergarten-Satanisten<, denn alles andere wäre
übertrieben. Ganz vieles diesbezüglich gerade bei jungen
Menschen ist heute unmöglich ernst zu nehmen. Tokyo Hotel
hießen vorher 'Devilish'. Und selbst meine eigene erste
Schulband hieß 'Ill Prophecy'. Ich selber hatte damals einen
kindischen Songtitel namens: >See You In Hell<. Pubertierende
beeindruckt solches Zeug halt oft. Einem gewissen Alter ist das
Böse genauso faszinierend, wie das Gute, aber es liegen da
noch keine inneren Entscheidungen vor. Auf einer gewissen
Ebene ist all dies somit noch unschuldiger Unsinn, den Eltern
zwar wahrnehmen, aber nicht überbewerten sollten. Doch
irgendwann ab einem gewissen Alter ist dann ein Punkt
erreicht, wo es ernster wird und diese Geschichten anfangen,
auf ein degeneriertes und korrumpiertes Seelenleben
hinzudeuten. Ich wollte mit meinen Ausführungen ganz
192
allgemein einmal auf den Ernst dieser Dinge hinweisen, ohne
dass dies jetzt aber bedeutet, dass ich jeden albernen
'Finsternis-August' und sein 'Finsternis-Lottchen' nun wirklich
ernst nehme. Solche sind zwar unter Umständen auf einem
Wege, der zu manchem Unheil führen kann – gut ist so etwas
selten: Heute denken sie vielleicht nur als Verbrecher,
irgendwann werden sie möglicherweise auch so leben - aber
die meisten dieser Helden werden, wenn sie tatsächlich dabei
bleiben sollten, nachdem sie im Nachtodlichen einen kurzen
pädagogisch-heilsamen Blick in die Hölle werfen durften, oder
nachdem bereits stärker verfinsterte Seelen im Jenseits eine
Zeit lang ahrimanischen Dämonen dienen mussten, in ihrem
nächsten Leben schnell mal ganz brave Chorknaben sein. So
schnell gibt die gute Geistwelt den Menschen sicher nicht auf
und vieles kann und wird über die Inkarnationen hinweg wieder
ausgeheilt. Wir bekommen die WIRKLICHKEIT unseres
vergangenen Lebens im Kamaloka ungeschminkt vor Augen
geführt, und so manchem Satans-Jünger wird die große Klappe
ganz schnell vergehen, wenn er am Ende Rechenschaft
ablegen soll für sein Leben. Kein Mensch bekommt von den
Göttern Leib und Leben geschenkt, ohne das er gefragt wird,
was er mit seiner Zeit angefangen hat? Hinter dem wirklichen Satanismus steckt das schlimmste
Verbrechertum und ruchloseste Treiben, das man sich
überhaupt nur vorstellen kann. Allerdings mit schwarz-okkultem
Wissen. Hinter dem Vorschulkindergarten-Satanismus steckt
heute in der Regel bloß viel Dummheit und ein
Sichwichtigmachen schwacher Köpfe und Herzen, die gerade
mal angefangen haben, zu bemerken, dass das Ego recht hart
werden kann im Unterleibe. Viele junge Menschen können in
unserer Zeit auch schlichtweg mit ihrer moralisch labilen
Persönlichkeit der großen Übermacht der ahrimanischen
Todeskräfte um uns her nicht mehr Herr werden. Deshalb
spiegeln sie diese bloß hilflos wider, indem sie ein Abklatsch
des Ahrimanischen werden und den Tod glorifizieren. -
193
Der Christus-Logos ist die eigentliche Kraft und Substanz des
menschlichen Ichs. Dabei aber eben nicht des sterblichen,
egoistischen und illusorischen, sondern des mit Wahrheit, Liebe
und Güte erfüllten höheren dreifältigen Selbst. Wie der Mond
nur dürftig das Licht der Sonne widerspiegelt, so spiegelt unser
Astralleib - durch den Sündenfall ins Tierische verzerrt
luziferisch-ahrimanisch - das Licht unseres ewigen Ichs. Und
diese tierische und äußerst vergängliche Astral-Reflexion halten
Satanisten – und nicht nur solche - für das tatsächliche Ich.
Unser luziferisch/ahrimanisch geprägtes Erden-Ich kann nur
Christus in uns heilen und erlösen, und so unsere Erdenfrüchte
für die Ewigkeit retten. Christus ist die Kraft des wahren
Individuellen, die vollkommenste Individualität überhaupt, das
Alpha und das Omega; und unsere Persönlichkeiten sind noch
lange bloß matte Reflexionen des Logos. Sie haben noch nicht
sehr viel Realität. Nur in IHM gibt es überhaupt Entwicklung und
Leben für uns im Kosmos (Johannes 15,1-10). Und je mehr wir
uns von Ihm tatsächlich abschnüren durch die satanischen
Mächte, desto weniger sind wir Menschen und haben Realität.
Dieses Weniger-Werden als Mensch zeigt sich immer am
Verlust von geistiger Gesundheit, Menschlichkeit, Güte und
Wahrheitsfähigkeit. Im Zeitalter der Freiheit kann man sehr wohl
mit den satanischen Mächten gehen: (...) Man ist nur als
Mensch nicht dazu organisiert; man würde einem furchtbaren
Schicksal entgegengehen. (...) (Rudolf Steiner 1913. GA 148. Letzter Vortrag)
Man will ja selbst ernsthaft gestörten Seelen gar nichts Böses genau um das Gegenteil davon handelt es sich doch - aber
gerade das nehmen sie einem Übel. Denn jedes moralische
Licht offenbart die Krankheit und jede Wahrheit die Lüge. Viele
sind heute bereits tief verliebt in alles Finstere, Böse und alles,
was nach Tod müffelt. Sie applaudieren überall dort gerne, wo
die Menschlichkeit verraten wird, und verlästern konsequent
alles, was für diese kämpft. Doch wenn ein >Marilyn Manson<
sich vom Antichristen zum Superstar und Millionär machen
lassen kann, oder wenn die Oberflaschen >Slayer< fleißig und
194
mit großem Erfolg bei den seelisch Toten Christus verlästern,
dann darf ich mich auch für Jesus Christus (oder Rudolf
Steiner) in den Augen der Gottlosen zum Narren machen.
Gerade solche, die meine Worte treffen sollen, wollen immer
wieder auffallend oft 'sanfter' angefasst werden; egal wie brutal
ihre eigenen Hirngespinste und Ideologien - zu Ende gedacht auch sein mögen: Sie möchten bitte 'zart' und 'liebevoll'
behandelt sein; und dies ist typisch für den kindisch-verlogenen
Egoismus-Tanz der Vorschulkindergarten-Satanisten. Ahrimanisches wirkt immer so, dass es die Menschen blendet
und im Ich betäubt. Sie nehmen dann das Kranke und
Verlogene gar nicht mehr wahr. Wie viele Death- und BlackMetaller oder Horrorfilm-Freaks etc. waten nicht tagtäglich
visuell und ästhetisch knietief in Blut und Gedärm und merken
gar nicht mehr, wonach ihnen der Sinn bereits steht. Sie sind
wie Menschen, die sich regelmäßig in unterirdischen Grüften
angefüllt mit fauler Erde und Gewürm treffen, dabei aber
glauben, sie seien von frischen Wiesen und Blumen umgeben.
Und was für Heuchler sind solche, die ständig so tun, als sei
alles, was ich hier erzähle, bloß an den Haaren herbeigezogen.
Das ganze Haus steht lichterloh in Flammen, aber sie merken
nichts und schauen einen bloß ganz erstaunt und
verständnislos an. Es ist nützlich und in Grenzen sogar wichtig,
satanische Gedanken zu durchdenken, schon um sie kennen
zu lernen. Ich habe ebenfalls interessiert Nietzsches Antichrist
gelesen, in dem Ahriman immerhin selber durch einen geistig
umnachteten Menschen erstmals als Schriftsteller aufgetreten
ist - der Fall Friedrich Nietzsche ist okkult erforscht und verbürgt
durch Rudolf Steiner - allerdings sollte man sich seine
moralische Gesundheit dabei bewahren können. Es ist hier auch interessant, dass von Heavy Metallern bei
Interviews gerade bei mir immer mal wieder leise der Vergleich
mit Friedrich Nietzsche gezogen wird; dass ich also aufpassen
müsse, nicht auch wahnsinnig zu werden usw. Dabei hat doch
gerade Nietzsche im Wahnsinn den Wahn des Antichristen
195
verherrlicht, weil er Christus nicht begriff. Was habe ich also
bitte mit dem armen Nietzsche gemeinsam!? (Außer vielleicht
das Wettern gegen den Spießer, dem Nietzsche am Ende aber
selber völlig erlag, als der Anti-Idealist, der er dann wurde.) Ich
spreche vor allem doch von Rudolf Steiner, der Anthroposophie
und Christus. Man dreht hier wieder alles bloß um, weil viele
nicht wissen, dass Christus den Heiligen Geist bringt, und
dieser bedeutet den Beginn einer neuen umfassenden
geistigen Gesundheit. Es sind doch vielmehr unsere Satanisten
und Evil-Metaller, die Ahriman anbeten und verfallen, und damit
sind sie selbst im realen Wahnsinn. Sie können hier eben nicht
klar sehen und unterscheiden. Nur wenn ich Christus
verleugnen, und nicht mehr nach Ihm streben wollen würde,
bestünde diese Gefahr tatsächlich; das würden sie aber gerade
wiederum für gesund halten usw. Und falls sich jemand nun die Frage stellt, woher eigentlich der
auffallende geistige Stumpfsinn bei gewissen Death-Metallern
und solchen, die eine ernsthafte Neigung zum Satanismus
haben, kommt?: Rudolf Steiner führte in seinen Vorträgen an,
dass hinter geistig/moralischem Stumpfsinn und ganz
besonders hinter der Neigung zu allerlei grauen und schwarzmagischen Denkweisen als Ursache eigentlich immer ein
Vergehen oder Verrat am heiligen Geist in der Vergangenheit
steht. (Übrigens auch hinter dem neu auflebenden
Hexenwesen, welches konsequent alles Okkulte in den Dienst
der niederen Selbstsucht stellt, und welches, wenn man nur
lange genug dabei bleibt, einen direkten Weg in den zweiten
Tod der Achten-Sphäre darstellt). Ebenso, wie keiner
Anthroposophie wirklich tiefer fassen kann, der nicht im
Vorgeburtlichen oder in einem früheren Leben zumindest ein
Stück weit darauf vorbereitet wurde, so hat kein gesunder
Mensch eine stärkere Affinität zum Satanismus und zur
schwarzen Magie, wenn diesbezüglich nicht etwas schief liegt
in seinem Karma. (Pubertierende Jugendliche hier einmal
ausgenommen). Vergehen an der Spiritualität, an der Wahrheit
196
und damit an der Gesundheit des Geistes werden dem
Menschen im Kamaloka nicht so ohne Weiteres abgenommen
(vergeben), sondern er muss sie selbstständig wieder
ausgleichen durch entsprechende Inkarnations-Durchgänge
oder Opfertaten selbstloser Liebe (Lukas 8, 47). Ja selbst ein
Mörder, der aus Affekt oder Umnachtung seines Bewusstseins
(und nicht aus morbider Lust am Morden) zum Mörder wurde,
kann ganz sicher Vergebung und Frieden finden. Er wird zwar
jeden 'Heller und Pfennig' abzahlen müssen (Matthäus 5. 2326) und dem ermordeten Menschen alles, was er ihm an Leid
zugefügt und an Leben geraubt hat vergelten in künftigen
Leben, aber es gibt für uns Menschen glücklicherweise (noch)
keine ewige Hölle und Verdammnis. Dies ist bisher
glücklicherweise bloß katholisches Angstmittel einer despotisch
ahrimanisierten und deshalb so gnadenlosen römischen
Kirchengeistigkeit. Die Hölle ist ein Ort außerordentlich
heilsamer Pädagogik, wo der Mensch in völliger
Abgeschiedenheit von Gott die nötige Zeit bekommt, einmal
lange und gründlich über sich selber nachzudenken, da es ihm
im Leben und im Guten ja so gar nicht gelingen wollte. Nach
einer Weile darf er es dann in der Regel erneut versuchen in
einem entsprechenden Leben. Die bewusste schwarzmagische
>Sünde wider den Geist< vergibt die Geistwelt allerdings nicht;
dies ist wohl mit der Freiheit und Mündigkeit des Menschen
nicht mehr vereinbar. - (Siehe hierzu auch Punkt 140a).
99b.
Ist es am Ende nicht wirklich äußerst faszinierend, wie
raffiniert Ahriman-Mammon so viele heute blendet, wenn man
erkennt, dass Satanisten sich selber zwar nur zu gerne als
''Revolutionäre'' sehen, aber genau das okkult betrachtet eben
überhaupt nicht sind, sondern gerade vom Gott der Spießer
Besessene? Der allgemein gängige Zeitgeist ist heute
unbedingt ahrimanisch-mammonistisch. Fast alles ist deshalb
materialistisch, gottlos, egoistisch und viele sind sogar bereits
aus Überzeugung seelenlos. Die Satanismus-Schablone ist
197
jedenfalls längst Spießermarotte. Ein Marilyn Manson steht
somit im Grunde für nichts, was nicht längst ödester EgoistenStandard um uns her geworden ist. Er bläht sich mit seinen
Banalitäten nur weit mehr auf, als die weniger ideologisch
herumpolternden ''heimlichen Satanisten'' es tun. Von zehn
Menschen haben in unserer Zeit gerne mal Acht direkt
satanistische oder wenigsten (materialistisch ausgelegt)
darwinistische Überzeugungen.
(Außerdem ist man mit Anti-Gnosis als Weisheit ein prächtiger
Zögling der römisch-katholischen Kirche. Die Kirche hat
Jahrhunderte an der Ausrottung der Gnosis gearbeitet, um den
Menschen das Vertrauen in den Geist zu nehmen, und sie
damit in Abhängigkeit zur Kirche zu halten. Doch gerade so
entfielen ihr in der neueren Zeit die Seelen in die Gottlosigkeit.
Und wenn heute Materialisten erklärte Agnostiker werden, dann
sind sie im Grunde die bravsten Kinder der römischkatholischen Erziehung.)
Revolutionär ist vielmehr - weil direkt gegen diesen toten
Zeitgeist gehend - das spirituelle Christentum. Einst war sehr
wohl Luzifer derjenige, der revoltierte und uns die Freiheit vom
eisernen Gesetzeskosmos überhaupt erst ermöglichte. Diesen
Auftrag bekam er von Gott selbst. Auch Ahriman befreite uns
mit seinem Materialismus die letzten Jahrhunderte durchaus
heilsam von der Macht der römischen Kirche. Doch Christus ist
der größte Revolutionär von allen im Kosmos! Der Inbegriff der
Revolution schlechthin! Seine Schöpfung ist das allergrößte
Wagnis Gottes im All. Er ist derart revolutionär, dass selbst die
alten Götter Ihn vielfach noch nicht fassen können; sie
verbergen noch immer ihr Antlitz vor Ihm (Siehe die
Offenbarung des Johannes). Wie verwunderlich ist es also,
dass wir Menschenwürmer noch so fast gar nichts von Ihm
begreifen können bisher? –
198
100.
Nicht dass wir Irrtümern erliegen können, macht uns zu
schwachen Menschen, sondern unsere Irrtümer uns nicht
eingestehen zu wollen, unsere moralischen Fehler nicht nach
Kräften auszubessern, an ihnen lieber manisch festzuhalten,
weil sie uns bequemer sind, und uns dabei gegen die Wahrheit
zu stellen, dass macht uns zu moralischen Schwächlingen. –
101.
Jede Bildung oder Kunst, die nicht in irgendeiner Form der
Besserung der Gesellschaft und der Entwicklung unserer Seele
dient, ist wertlos. 102.
Will man Geistiges gedanklich fassen oder aussprechen,
braucht es entsprechend lebendige Ausdrucksformen, weite
und bewegliche Begriffe; deshalb am besten: die Kunst. Dies ist
ein Grund dafür, warum antike Kulturen ihre Mysterien-Inhalte
immer in künstlerischer Weise ausdrückten. Kunst war und ist
die dafür geeignetste Sprache. Erst mit dem Absterben der
Mysterien und dem Aufkommen des ersten Materialismus kam
die Philosophie herauf, als Mittel zur Erkenntnis. Aus Platos
Schriften tönen noch die Mysterien nach. Seine Sprache ist die
des Geistes, der Seele und der gotterfüllten Kunst. Bei
Aristoteles ist alles schon viel mehr im Kopf. Der noch nicht
spiritualisierte, also noch nicht geheilte Intellekt, kann Geistiges
nicht fassen, sondern nur verfälschen und abtöten. Mit toten Begriffen kann man Lebendiges nicht begreifen.
Gerade um diesem unbeweglichen toten Denken Abhilfe zu
bringen, kam die Anthroposophie. Darum ist es doppelt
sonderbar, und zeugt von großem Missverstand, wenn Vertreter
des
Intellektualismus
und
Materialismus
der
Geisteswissenschaft vorwerfen, sie sei keine Wissenschaft im
heute anerkannten Sinne. Denn solche Menschen fordern
199
damit, dass die Medizin gleich der Krankheit, oder die Krankheit
selbst die Medizin sei. (Siehe auch Punkt 50) –
103.
Gerade um die Weihnachtszeit wird es immer wieder
überdeutlich, wie leer die Menschen im Religiösen geworden
sind, wie sehr dieses Weihnachtsfest längst zum Hohn auf das
Christentum ausgeartet ist. Das heutige Hollywood-Amerika
fordert von uns ganz ernsthaft den Glauben an den
Weihnachtsmann! Und meint damit Moralisches festigen zu
können. In einem dieser Weihnachts-Schinken sagte ein
Darsteller allen Ernstes sinngemäß: „Wenn wir nicht mehr an
den Weihnachtsmann glauben können, dann können wir auch
nicht mehr an die Liebe glauben ...“ Wie! Mich hat es fast aus
dem Sessel gehauen. Wir sollen also jetzt an den
Weihnachtsmann glauben, um moralisch zu sein? Das wird
eine ganz feine Moral sein, die auf objektivem Unsinn fußt! Für
solche Menschen ist offensichtlich also die Liebe unter uns
Menschen ein ebenso unwahres Märchen, wie es dieser
alberne Weihnachtsmann tatsächlich ist. Der die gerade extrem
ausgetüteten Amerikaner, und auch immer mehr uns Deutsche
alljährlich nun ''weihnachtlich'' stimmen sollende >Santa-Claus<
ist meines Wissens – zumindest in seiner heutigen Form - eine
Erfindung von Coca Cola als Abwandlung des heiligen
Nicolaus, und hat jedenfalls überhaupt nichts mit dem WeiheFest der Christen zu tun. Und wer es für ''moralisch'' hält, seine
Kinder an einen alten bärtigen Mann glauben zu machen, der
am Nordpol mit Elfen und Zwergen lebt und mit seinem
Schlitten lustig durch die Luft fliegt, um uns unsere Geschenke
zu bringen, der ist ganz bestimmt kein seelisch gesunder
Mensch mehr! Unter Liebe verstehen solche Menschen heute
vor allem ungesunde und unwahre Romantik oder
Sentimentalität. Von der Menschenwerdung des Christus in Jesus etwas
Reales zu begreifen, und zu Weihnachten innige ehrliche
200
Gefühle an Ihn zu erwecken und zu richten, und sich so des
eigenen Menschentums immer wieder neu zu besinnen, da liegt
der Sinn des christlichen Weihnachtsfestes. Aber das sich neu
religiös ''findende'', in Wahrheit sich aber an alte antichristliche
und materialistische Prinzipien verlierende Amerika – und unser
modernes Nach-Äffchen-Deutschland - bringt uns nun diesen
albernen Weihnachtsmann jedes Jahr aufs Neue emotional
nahe und schiebt die Gemüter damit an Christus vorbei. Überall
geht es heute vor allem immer wieder sehr erfolgreich ganz
genau bloß noch darum. 104.
An die vielen (Kopf)klugen Verleugnern von Jesus Christus:
Grundsätzlich niemand mit nur ein wenig Ernsthaftigkeit im
Umgang mit dem Moralischen wird voreilig lapidar über Jesus
Christus urteilen oder hinweggehen können. Wer dies tut, ist
immer flach und oberflächlich oder es sind andere ungesunde
Gründe in seiner Seele, die ihm seine Vorurteile zurechtbauen
und seinen Geist binden; vor allem aber ist sein Herz blind.
Über zwei Jahrtausende hinweg erkannten gutherzige Gemüter
ganz unmittelbar die moralische Schönheit, Größe und
Bedeutung der Golgatha-Geschehnisse. Und dies war ganz
sicher nicht immer bloß ''anerzogene Religiosität''. Sogar die
gewaltige Philosophie G.W.F. Hegels atmet den Geist Christi.
Und wenn selbst das kraftvollste und reifste philosophische
Denken, welches Deutschland (vor Rudolf Steiner) in Hegel
jemals gesehen und hervorgebracht hat, in Jesus Christus das
bedeutsamste und am mächtigsten die moralische Kultur
voranbringende Ereignis der Weltgeschichte erkennt, wird kein
gewissenhafter Mensch so einfach das Gegenteil behaupten,
solange er klar sehen kann. Selbst dann nicht, wenn ihm jede
spirituelle Begabung fehlt. Tut er dies aber dennoch, ist er mir
persönlich immer verdächtig. Denn ernsthaft daran zu glauben,
dass eine ganz und gar bedeutungslose Standard-Kreuzigung
(von denen es damals Tausende gab) von einem ganz
unwichtigen Geistes-Lehrer einer weltfremden Sekte der
201
damaligen Zeit derart die ganze Welt erschüttern und
verwandeln könne, und somit allen Ernstes anzunehmen, dass
eine billige Lüge der römischen Kirche ohne jegliche
Wahrheitskraft Millionen von Menschen (und darunter die
genialsten unserer Gattung!) zwei Jahrtausende lang zu den
größten Opfern, künstlerischen Höchstleistungen und einem
edlen moralischen Leben aufstacheln könne, braucht eine ganz
besondere Art von Hohlheit. Dies widerspricht unbedingt jeder
Vernunft und ist zudem eine sich vielleicht selbstgefällig
erhaben dünkende, aber in Wahrheit ganz schlimme
Verachtung der moralischen Intelligenz der zum Guten
strebenden Menschheit. Nicht erst durch die Kirche wurde das
Christusgeschehen bekannt. Die katholische Kirche hat sich so,
wie wir sie als Macht-Institution kennen, erst innerhalb der
ersten 400 Jahre nach Golgatha entwickelt. Die ersten
Jahrzehnte wirkte das Christentum ausschließlich durch die
Wahrheits-Kraft des Jesus Christus und seiner Jünger. Die
Kirche konnte ihre versklavende Macht über die Seelen der
Menschen später auch nur deshalb so lange aufrechterhalten,
weil sie die Wirkungskraft des Namens Jesu Christi geschickt
zu
missbrauchten
wusste.
Auch
die
sogenannte
Christianisierung
der
unbeugsamen
GermanischenVölkerscharen war am Ende nur deshalb möglich gewesen, weil
solche das Licht der Wahrheit von Golgatha erkennen konnten
aus den Nachklängen ihrer alten Mysterien heraus. (Siehe dazu
auch Rudolf Steiner, GA 161, Vortrag 10). Und egal welche
Tricks Rom auch anwenden würde: Jede Lüge fällt früher oder
später in sich zusammen und weicht der Wahrheit, die sich auf
lange Sicht immer die Wege bahnen wird. Und bloß weil die
katholische Papst-Kirche eine Lüge Mammons darstellt – liebe
Heavy-Metal-Satans-Jünger - wird der Agnostizismus und
Satanismus noch lange nicht zur Wahrheit. Es sind beides bloß
zwei unterschiedliche Kostümierungen desselben Bösen, dem
es ganz gleichgültig ist, ob wir im Namen einer Wissenschaft,
einer Kirche, des Satans, oder unseres Hausarztes Christus
verleugnen; solange wir Ihn nur verleugnen. Was wissen die
202
meisten denn heute schon von Jesus Christus?! Die, die am
lautesten ihre Weisheiten darüber in die Welt hinausposaunen,
haben ihre ''Ideen'' oft bloß aus dem Fernsehen und populären
materialistischen Büchern oder Zeitungen. Der moderne
Mensch ist geradezu dicht-gehämmert mit materialistischen
Vorurteilen. Es gilt vielen Atheisten heute gerade als
besonderen Beweis von Bildung, sich eben nicht ernsthaft mit
Jesus Christus zu befassen - denn da steht man natürlich mit
seiner Bildung ''drüber'' - aber selbstverständlich lauthals aus
dem Intellekt heraus darüber zu urteilen. Man will heute überall
geradezu zwanghaft Wissender und vor allem Richter, aber ja
bitte bloß nicht mehr Suchender oder Fragender sein. Was mir von fleißigen Email-Schreibern neuerdings aus der
materialistischen Theologie oder Bibelforschung immer wieder
erzählt wird, ist mir überwiegend durchaus bekannt, bringt
nichts Neues und sagt vor allem über die spirituelle Wahrheit
nichts aus, für die Ihr gar kein Organ besitzt. Was dem toten
Intellekt so gerne als Widerspruch erscheint, kann der
christliche Okkultismus einem lebendigen Geist durchaus
erklären. Und ob man den Sohn dabei nun Logos, Christus,
Apollo oder Vishnu nennt, ist nicht von entscheidender
Bedeutung. Auch in welche Form der Bildung (überwiegend
griechisch) sich das noch junge Christentum damals kleidete,
oder dass es sehr unterschiedliche Strömungen und
Auffassungen - je nach Veranlagung – gab und gibt, oder was
die Kirche oder andere zuletzt christlich oder nicht-christlich
nennen wollen usw. interessiert hier nicht. All dies ist nur Hülle
und Außenwerk, und dringt nicht in den Geist. So viele, die mich
jetzt über Jesus Christus belehren möchten, die mir meinen
''Wahn'' vor Augen führen, oder mich mit langatmig-gestelzten
Briefen unterschwellig ''anregen'' wollen zu mehr ''Vernunft''
usw., können ganz allgemein nicht einmal Geist von Intellekt
unterscheiden. Deshalb wird seitenlang erst mal gehudelt und
mein Talent gelobt, um mich damit wohl freundlich zu stimmen
oder mir zu zeigen, dass man mich doch verstehe und
ähnliches; dann lobt man sich selber unterschwellig über den
203
Klee, pinselt sich selber eitle Gemälde und baut sich heimlich
nachts im Garten alberne Denkmäler, um damit beeindrucken
zu wollen. Man nennt sich dort auch immer wieder gerne
''meinesgleichen'', um dann später die mich blendensollende
Maske wieder fallen zu lassen, mir die dümmsten
Charakterschwächen anzudichten, an denen ich noch nie litt,
und solche, die ich tatsächlich zuhauf habe, wiederum zu loben,
mein Engagement für eine menschliche Musikkultur als Fehler,
und die eigene moralische und religiöse Impotenz als große
Tugend umzudeuteln und zum Schluss alles, was mir heilig,
wertvoll und wichtig ist, in den Dreck zu ziehen und damit ganz
unmissverständlich zu belegen, wessen Geisteskind man in
Wahrheit ist, dass man eben NICHTS begriffen und rein gar
nichts mit mir gemeinsam hat. Wer das Göttliche verleugnet –
und damit die Grundlage für alles Wahre, Gute und Schöne im
Menschen – der ist kein Kind oder Zögling des Geistes! Und je
länger solche Briefe sind, desto leerer erscheinen sie mir. Ganz
so, als mache solchen Leuten die Anzahl der Seiten und die
Schwülstigkeit der Sätze den Wert der Gedanken. Viele kennen
heute bloß noch leere Worte und zersetzenden Zynismus, wo
andere echte Ideen haben oder wenigstens suchen. Solchen ist
dann alles Moralische ein nebuloses Einerlei, und es ist ihrer
tiefsitzenden Oberflächlichkeit wieder einmal vollkommen
gleichgültig, ob eine Band über Satan und Luzifer, oder über
Jesus Christus propagandistisch textet, denn all dies ist ihnen
Nichts und bloß ein Spiel. Auch ob jemand Anthroposoph oder
Scientologe ist, ist ihnen ganz ''das Gleiche'', und ich muss
zugeben: Diese Weisheit ist mir wirklich fremd. Diese ''Retter''
schreiben bloß aus verletzter Eitelkeit, weil es ihnen nicht
gefällt, sich in dem von mir charakterisierten Spießer zu sehr
wiedererkennen zu müssen, oder weil sie es sich so schön in
ihrer Welt zurechtgemacht hatten, Böse-Onkels-Metal oder
vielleicht auch meine eigene Musik mochten und immer
dachten, ich sei einer von ihnen, was sich nun als Irrtum
herausgestellt hat. Überall wollen sie mir deshalb jetzt ihre
Pappweisheiten schenken und ihre öde Gottlosigkeit als tolle
204
Intelligenz verkaufen, bloß weil ihnen immer mehr unwohl wird
mit mir. Andere meinen es dabei wiederum durchaus ehrlich
und sind aufrichtig besorgt um mich, obwohl auch sie völlig
grundlos in Sorge um meine Person sind. Ich bin ja gar nicht
böse über solche Briefe an sich; ich verstehe ja, woher das
alles kommt. Was mich dabei ärgert, ist ebenfalls nicht, dass
man nicht auch anderer Meinung sein darf, sondern dass
solche Leute ganz offensichtlich glauben, dass ich nach so
vielen Jahren Forschen und Arbeiten und trotz allem, was ich
darüber bisher geschrieben habe, jetzt nur auf ihre Variante der
Schablone unseres materialistischen Zeitgeistes gewartet habe,
um damit nun erlöst zu werden. Man nimmt zwei oder drei völlig
belanglose Dinge, die man mir als Wenn und Aber
entgegenhält, und meint damit meine Welt aus den Angeln
heben zu können. Sie glauben fest daran, mir unbedingt mehr
und Besseres erzählen zu können, als ich selber weiß. Wenn
dem so wäre, würde ich mich ja freuen und wäre ihnen
Dankbar! Aber sie irren sich dabei oft arg über die Tiefe und
Originalität ihrer Ideen und Einwände, verstehen oft nicht
einmal, worum es mir eigentlich geht, und verwechseln
grundsätzlich mich und jeden, der von Jesus Christus spricht,
mit Kirchen-Menschen. Sie schreiben mir ihre langen Briefe –
denn warum schreibt man sonst so etwas? - in der festen
Überzeugung, dass ich nicht durch einen Hegel oder Schelling,
die Bibel, oder Rudolf Steiner, sondern erst jetzt, durch das
strahlende Licht ihres Briefes und Kopfes endlich von meinen
Irrtümern befreit werde und begeistert ausrufe: „Vielen Dank,
dass Du mir nach all den Jahren des Herumirrens nun die
Augen geöffnet hast und meiner Finsternis ein glückliches Ende
bereitest durch Deine Weisheit!“ Tatsächlich interessiert es mich
aber gar nicht, was Ihr aus Eurem Alltagsverstand heraus und
aus dem, was unsere materialistische Bildung uns von Geburt
an als ''Denken'' eintrichtert, nun ach so Tolles über Jesus
Christus meint und denkt oder gelesen habt. Auch andere
orthodoxe, und ebenso wie die katholische, längst dekadente
Mode-Religionen, wie der Buddhismus, interessieren mich nur
205
geistesgeschichtlich. Mich interessiert vor allem die spirituelle
Wahrheit über den Logos, was Jesus Christus ganz objektiv für
die Menschenwelt bedeutet, was damals historisch und okkult
wirklich abgelaufen ist; und da wende ich mich an kompetente
Quellen, an echte Geistesmenschen und die Geistwelten
selber, und eben nicht an das antichristlich-materialistische
Denken, dass Ihr so illustrierend zeigt. Und dass Ihr und Eure
agnostischen Köpfe grundsätzlich mit der Idee der objektiven
Wissbarkeit von Wahrheiten über Okkultes und Jesus Christus
überfordert seid, weiß ich ja, aber es ist nicht mein Problem;
und Ihr solltet es auch bitte nicht zu meinem machen wollen!
Alles, was Euch immer wieder bloß möglich ist, ist dasselbe
fade Verleugnen der Wahrheit und des Evangeliums auf die
unterschiedlichsten Weisen und in unterschiedlichen Worten.
Ihr seid besessen vom Dämon der Verneinung und deshalb
immer überall da glücklich, überzeugt und befriedigt, wo und
wenn Ihr Wahrheit und Gott verleugnen könnt. Ihr haltet dies
zwar für ganz große Intelligenz und Stärke, tatsächlich fehlt
Euch aber überall bloß die Kraft zu mehr. Eure Seelen sind
müde und Eure Geister ohne Licht! Wenn dies Euer Glück,
Eure Erlösung und das Ende Eurer Welt sein soll, gut, aber
mich braucht Ihr damit wirklich nicht zu beglücken. -
... Was durch das Christentum in die Welt gekommen ist, das ist so
groß, so gewaltig, daß die menschliche Vernunft, der menschliche
Verstand, bis zu unserer Gegenwart keineswegs in der Lage
waren, auch nur das Elementarste aus den Kräften des
Christusimpulses wirklich zu begreifen. ... (Rudolf Steiner. 17.1.1915 - GA
157.) -
... Wahrhaftig, die Erdenmenschheit ist noch nicht viel weiter als
bei der kindlichen Auffassung des Christus Jesus-Geheimnisses,
und Epoche über Epoche wird noch vergehen müssen, bis die
Menschenseele wiederum jene Stärke gewinnt, durch welche sie
die ganze Größe des beginnenden Mysteriums von Golgatha in
sich aufzunehmen vermag. ... (Rudolf Steiner. GA 156. Okkultes Lesen und okkultes
Hören. Dornach, 26. 12. 1914)
206
Zu diesem Begreifen und Aufnehmen des Christusimpulses
gehört
ein
sich
immer
weiterentwickelndes
neues
übersinnliches Schauen. –
Alle überzeugten Agnostiker, die es für ganz besonders klug
halten, und deshalb z. B. gerne behaupten, es könne angeblich
gar kein 'wahres Christentum' geben, weil es überhaupt keine
objektive Wahrheit mehr gäbe - wobei im Zweifelsfall doch wohl
dann zumindest immer dass das wahre Christentum wäre, was
damals wirklich historisch und okkult geschah - sollen uns ein
Grundsätzliches des Denkens bitte einmal erklären: Wie wollt
Ihr wirklich logisch das Denken für unfähig erklären, objektive
Wahrheit zu erkennen, aus eben demselben Denken heraus,
aus dem auch Ihr gar nicht heraus könnt? Ihr führt den von
Rudolf Steiner vor über hundert Jahren bereits entlarvten
Münchhausentrick aus (der sich selber an seinen Haaren aus
dem Wasser hievte), und benutzt das Denken doch, um Eure
''Wahrheit'' des Agnostizismus zu behaupten. Man kann aber
nicht mit wirklicher Logik eine Sache, die angeblich
unbrauchbar sein soll für Wahrheit, mit eben derselben
unbrauchbaren Sache widerlegen wollen; also die Gesetze des
Denkens einmal als gültig annehmen für Euer agnostisches
Urteil, um diese Denkgesetze dann mit diesem Urteil aber
gleichzeitig wiederum für ungültig oder ungenügend erklären zu
wollen. Das ist logischer Unsinn! Mit jedem Urteil macht auch
Ihr bereits Anspruch auf Wahrheit und widerlegt Euren eigenen
Agnostizismus. Das Wesen des Denkens ist das Erkennen von
Wahrheit. Es kann falsche Urteile durch unrichtiges oder
unfertiges Denken geben (siehe den Unfug des Agnostizismus),
aber nach der grundsätzlichen Wahrheitsfähigkeit des Denkens
an sich zu fragen, bedeutet genauso viel, wie nach dem
Denken des Denkens zu fragen, und ist somit ebenso sinnig,
wie nach der ''Baumigkeit'' des Baumes, der ''Wasserigkeit'' des
Wassers oder der ''Elefantigkeit'' des Elefanten zu fragen. Ganz
gleich, was Ihr auch immer vorbringt für Euren Agnostizismus,
Ihr müsst Euch dabei des Denkens bedienen. Also entweder
entsagt Ihr dem Denken ganz und verbringt dann vielleicht den
207
Rest Eures Lebens Gras wiederkäuend auf irgendeiner Wiese,
oder Ihr denkt mutig und zuversichtlich drauflos und nutzt das
Denken, wofür es uns gegeben wurde: als wunderbares
entwicklungs- und wahrheitsfähiges Werkzeug des Erkennens.
(...) Die Bestimmung des Menschen ist die denkende Vernunft. (...)
Aber das Denken ist auch an ihm; der Mensch selbst ist Denken,
er ist da als denkend, es ist seine Existenz und Wirklichkeit; und
ferner indem es in seinem Dasein, und sein Dasein im Denken ist,
ist es konkret, ist mit Inhalt und Erfüllung zu nehmen, es ist
denkende Vernunft, und so ist es Bestimmung des Menschen. (...)
(Hegel. Logik – Lehre vom Sein).
Wenn man dies einmal wirklich begriffen hat, dann geht es nicht
mehr um den schizophrenen Unfug, ob das Denken an sich
wahr sei oder nicht, oder ob es überhaupt Wahrheit erkennen
könne - denn diese unsinnigen Fragen stellen sich einem
unbefangenen und logisch-konsequenten Denken gar nicht,
denn sie sind bereits Resultat des Denkens selbst (allerdings
eines kurzatmigen) - sondern es geht dann nur noch darum,
herauszufinden, inwieweit das Denken (unser Geist) mit dem
innersten Wesen des Universums etwas zu tun hat, und wie
das Bewusstsein sich möglicherweise entwickeln muss, um
Objektives darüber immer besser und tiefer fassen zu können?
Auch die Tatsache, dass jeder Mensch notwendig immer nur
einen kleinen, subjektiven Ausschnitt oder Teilbereich der
Wirklichkeit wahrnimmt oder erkennt, besagt absolut nichts
gegen die Wahrheit dieses Teilbereiches aus; und schon gar
nichts für den Agnostizismus. Wenn ich nur ein kleines
Stückchen eines Kuchens esse, ist dieses kleine Stückchen
davon doch deshalb nicht weniger Kuchen. Genauso ist aber
die Logik der Agnostiker, die mit dem erkennenden Subjekt
nicht zurechtkommen. Natürlich wird, soll und muss unsere
Wahrheitsfähigkeit immer weiter wachsen; sie muss am Ende
reale Berührung mit der Geistwelt bekommen. Aber Wahrheit ist
bestimmt nicht deshalb plötzlich unwahrer oder nicht existent,
bloß weil sie (für uns) nicht restlos absolut alles und das ganze
208
All auf einmal umfassend, also im Grunde doch Gott selber in
seiner Gesamtheit ist. Es sind dabei drolligerweise ja gerade
wieder unsere Agnostiker, die ihr kleines Gedankenparadoxon
nehmen, und versuchen so mit der gesamten Welt und
Wahrheit fertig zu werden. Was ein erneuter Widerspruch ist,
weil doch gerade sie die absolute Begrenztheit des Erkennens
postulieren, aber anstatt dabei konsequent zu sein und
bescheidener zu werden, nun polternd das ganze All
niederreißen möchten mit ihren harten Köpfen. Wenn ich eine
bestimmte Naturgesetzmäßigkeit richtig begreife, dann ist das
eine objektive Erkenntnis, und das ändert sich nicht dadurch,
dass ich damit nicht gleich die ganze Wahrheit des Universums
habe, sondern immer nur Teilbereiche, die man immer weiter
ergänzen muss. Auf der Tatsache der objektiven Fassbarkeit
von
Wahrheit
fußen
die
gesamten
technischen
Errungenschaften unserer westlichen Kultur. Wenn nämlich
z. B. dass, was wir über Aerodynamik heute wissen, nichts
Objektives, sondern bloß subjektiv wäre, würde ich freiwillig in
kein Flugzeug steigen wollen. Menschliches Erkennen kann
sogar aus der Ferne die Existenz eines unbekannten Planeten
voraussagen, allein durch die Abweichungen der Umlaufbahnen
bekannter Planeten, die seine Gravitation verursacht. Überall
zeigt uns das praktische Leben, dass der menschliche Geist die
Gesetze der Welt eben durchaus fassen kann, dass er nicht
bloß isoliert in unserem Kopf, sondern Teil des Ganzen ist. Und
dies gilt nicht bloß für Mathematisch-Formelles oder
Quantitatives, sondern ebenso und ganz besonders für
Qualitatives und Moralisches. Auch Spirituelles ist objektiv
fassbar und kein ausschließlicher Gegenstand der Theorie oder
des Glaubens. Es ist bei all dem sicher nicht, dass wir unseren
Agnostikern die Begrenztheit ihres Geistes nicht glauben
wollen; diese ist ja ganz offensichtlich. Das Problem ist
vielmehr, dass sie in ihrer Großmannssucht anderen nicht
andere Möglichkeiten als ihre erlauben wollen, und allen
grundsätzlich ihre persönlichen Grenzen als absolute
aufoktroyieren. Der Geistesforscher- oder Sucher ist sich der
209
zeitweiligen relativen (Ich-bedingten) Begrenztheit menschlicher
Erkenntnis durchaus bewusst, aber er weiß, dass diese eben
nicht absolut ist. Deshalb resigniert er nicht feige vor der
Erkenntnis und verleugnet Wahrheit, sondern arbeitet daran,
die Erkenntnisgrenzen immer wieder niederzureißen und
unsere Erkenntnisfähigkeit wachsen zu sehen. Wir werden Gott
tatsächlich niemals ganz begreifen, aber irgendwann einmal in
fernen zukünftigen Äonen, fast. Es gibt viele Formen von
Erkenntnis, und die Grenzen und Möglichkeiten sind dabei nicht
statisch und absolut, sondern immer ganz beweglich und
individuell. Das zeigen uns große Individuen, und unser Leben
tagtäglich und überall. Man sieht das schon daran, dass es in
der Schule bereits Kinder und Jugendliche gibt - und das geht
durch jedes Lebensalter - die mit ihrem Geist nicht imstande
sind, sich von manchen Dingen einen wirklichen Begriff zu
bilden, während andere dies sehr wohl können. Auch der
Materialismus erkennt Wahrheiten, nämlich die Gesetze der
Mechanik, der Chemie und des Toten. Kant beschrieb uns die
Grenzen seines agnostischen Geistes und damit des
materialistischen Verstandes an sich. Ein Genius wie Goethe
hingegen hatte bereits ein wundervolles Organ für das
Lebendige, und Goethe hat selber ausgesprochen, dass ihm
das, was Kant für menschenunmöglich hielt – die Anschauende
Urteilskraft - durchaus gelungen sei (siehe Eckermann Gespräche mit Goethe). Ein Geistesmensch wie Rudolf Steiner
schaute und erkannte direkt Übersinnliches und brachte
darüber Wahrheit ans Licht und in eine entsprechend
wissenschaftlich denkbare begriffliche Form. Und so wächst
das Gebiet unseres Wissens und der Wahrheit immer weiter an.
Ob es materialistische Hirnforscher-, Philosophen-, Mediziner-,
Kabarettisten, Satanisten- oder Heavy-Metal-Agnostiker sind:
Ihre Haltung zur Wahrheit hat mit objektiver Logik oder
Wissenschaft rein gar nichts zu tun, sie treten bloß vor sich
selber und anderen so auf. In Wahrheit wollen sie Agnostiker
sein, weil sie sich so sicherer fühlen vor den Forderungen des
Geistes, vor dem sie im verborgenen Grunde ihrer Seelen eine
210
heillose Angst haben. Es sind feige Seelen ohne Denkermut!
Sie fassen dies dann natürlich gerne in ganz tolle intellektuelle
Gewebe und Gebäude, von denen man sich aber nicht blenden
lassen soll. Denn man kann heute die größten Dummheiten, ja
den reinsten Wahnsinn intellektuell so aufblasen, dass sich
sofort viele finden, die es für ganz besonders tiefgründig und
weise halten. Agnostizismus ist vor allem eine moralisch
negative Haltung dem Leben gegenüber und eine Entscheidung
gegen den Geist. Aus der Unfähigkeit die spirituellen Gesetze
des Lebens zu fassen, macht der Agnostiker seine Dogmen.
Agnostiker wird man am Ende nie deshalb – und jetzt kommt's
wieder - weil Agnostizismus ''Wahrheit'' wäre, sondern weil er
solchen Köpfen und Gemütern besser gefällt, bequemer ist und
ihrem kraftlosen Denken entspricht. Es bereitet vielen zudem
eine geheime Wollust, Gott, Christus und Wahrheit zu
verleugnen, gerade weil diese Dinge manchen Menschen heilig
sind, auf die sie dann herabblicken können. Sie empfinden sich
dabei dann als äußerst ''gescheit'' und ''überlegen''; das ist
heute sehr verbreitet. Solche Menschen sind aber im wahrsten
Sinne des Wortes bloß fürchterlich geistlos, ja geradezu steril in
ihrem Begriffsvermögen und nichts weiter, als Schablone des
gängigen Materialismus. Es entbehrt jeder gründlichen Vernunft und Logik und ist reine
Willkür, den Kopf des Menschen und sein Bewusstsein von der
Welt einfach zu isolieren und zu behaupten, das Denken habe
nichts mit der Welt zu tun und könne also auch nichts darüber
ausmachen. Denn diese Welt – verehrter Agnostiker - hat,
genau wie sie die Sonne und die von ihr beschienene Pflanze
hervorgebracht hat, ebenso Deinen etwas verholzten Kopf und
das darin zumindest theoretisch mögliche >besonnene
Denken< hervorgebracht, um über sich selber ein IchBewusstsein zu entwickeln. Weil in uns Geist ist und sich
entwickelt, muss auch das All in seinem Innersten geistig sein.
Dies ist schlüssig und logisch. Der mir von Herbert Wimbauer
vor ein paar Tagen empfohlene Anthroposoph Karen Swassjan
beschreibt dies in seinem interessanten Buch: >Rudolf Steiner.
211
Ein Kommender< sinngemäß ungefähr so: Da bringt nun der
Logos in Äonen die Welt hervor, um sich im Stein zu erschlafen, in der Pflanze zu er-träumen, im Tier zu er-fühlen und
sich im Menschen endlich Ich-bewusst denken und neu
erkennen zu können, und dieser exzentrische und in die
Sinnlosigkeit vernarrte moderne Mensch begeht im Agnostiker
lieber undankbar und schnöde geistigen Selbstmord, indem
dieser nun - anstatt sich in seinem potenziellen Logos-Ich eben
als nicht bloß subjektiv und von der Welt verlassen, sondern
objektiv als Welt (mikrokosmisch) zu erkennen - einfach
dogmatisiert: Es ist Nichts mit diesem Denken, dem Ich und der
Wahrheit, das denkende Bewusstsein und damit der Mensch
selber, sind Nichts. - Unsere Agnostiker glauben grundsätzlich
immer lieber den allergrößten Unsinn, als an Sinn und Wahrheit
des Lebens.
… Willst Du Dein Selbst erkennen, schaue hinaus in die
Weltenweiten. Willst Du die Weltenweiten durchschauen, blicke in
das eigene Selbst. … (Rudolf Steiner. GA 239. 9. Vortrag)
Übrigens all diese Erkenntnisfragen wurden philosophisch
schon vor über zweihundert Jahren in Deutschland gründlich
behandelt. Neu aufgeworfen von I. Kant, weitergeführt, sich
verlierend im Ich, von J.G. Fichte, mehr als ansatzweise gelöst
und Kant widerlegt von G.F. Hegel und auch Schelling, und
später genial und restlos geklärt durch Rudolf Steiner. Und dass
immer noch so viele heute daran kleben und Agnostiker sein
können, liegt am traurigen Zustand unserer Bildung und der
Leerheit und vor allem Antichristlichkeit des modernen
Denkens. Wer allgemein Wahrheit über Jesus Christus historisch im
materialistisch klügelnden Kopf sucht, findet auch nur
Entsprechendes. Fragt aber einmal Menschen, die Christus
kennen und gesehen haben, heute, von geistigem Angesicht zu
geistigem Angesicht, solche können Euch etwas Wirkliches
erzählen. Doch ein realer Weg in die Geisteswelten ist Euch
unmöglich, ja allein schon undenkbar, und deshalb verliert Ihr
212
Euch an den Irrwahn des Materialismus und Agnostizismus, der
selbst philosophisch-wissenschaftlich kompletter Unsinn ist. Der
nicht religiös geläuterte Intellekt ist zudem eitel und verblendet;
und in den Augen einer Stadt von Voll-Irren, ist ein Nicht-GanzIrrer natürlich der Ober-Irre. Wie in einem Lande, wo allesamt
hautkrank sind, einer mit gesünderer Haut allen wohl der ganz
besonders Kranke wäre. Das sogenannte Normale und
vermeintlich Gesunde oder Richtige ermisst sich in Zeiten, die
nur noch an Äußerlichkeiten ihr Maß haben, ausschließlich am
Allgemeinen und irgendwann am Gemeinen, Banalen und
Brutalen; und hat man dann kein selbstständiges Organ für
Wahrheit, ist man immer aufgeschmissen und ein rettungsloser
Spielball der Meinungen und Vorurteile des Zeitgeistes. In Zukunft sind wir alle auf uns selbst gestellt! Wenn wir uns
gedankenlos von den Vorurteilen unserer materialistischen Zeit
treiben und bilden lassen, sind wir mit ziemlicher Sicherheit
verloren. Wenn Ihr es Euch derart billig mit dem Denken und
der Wahrheit macht, wenn Ihr sie dermaßen leichtfertig
wegwerft, wie unsere Agnostiker es tun, dann werdet Ihr mit
dem ahrimanischen Wahnsinn unserer Zeit zugrunde gehen.
Wer seinen Materialismus und Agnostizismus im Denken (und
im Herzen und Wollen) nicht überwinden kann, um sich
energisch
zur
anthroposophischen
Geisteswissenschaft
aufzuschwingen, der wird niemals etwas Wirkliches über die
Golgatha-Ereignisse, und damit über sich selbst erfahren. Nur
wer sich dem lebendigen Geist, den neuen spirituellen
Mysterien des heiligen Geistes demutsvoll zuwendet, kann
echte Antworten bekommen. Es scheiden sich die Menschen
deshalb heute auf die unterschiedlichsten Arten in wirklich
suchende und fragende Geisteskinder, und in Finsternis-satte
Kinder der Materie und Erdenschwere. -
(...) In Wahrheit leben, als ganzer Mensch wahrsein wollen, das
wird der künftigen Zeit Losung sein. Und dann wird in eine
Menschheit, die so in der Wahrheit leben will, das Mysterium von
Golgatha leuchten so, daß selbst von anderen fernen Sternen ein
213
Geist herunterschauen könnte: er würde den Sinn der
Erdenentwickelung in demjenigen sehen, was das Mysterium von
Golgatha war. Aber er würde auch sagen: Die Menschen haben
den Sinn der Erde begriffen, denn das heißt: das Mysterium von
Golgatha begreifen. (...) (Rudolf Steiner GA 167. Gegenwärtiges und Vergangenes im
Menschengeiste. 10. Vortrag, Berlin, 16 Mai 1916)
Möchtet Ihr wissen, was ich allen Agnostikern als religiöser
Mensch ohne jegliche intellektuelle Spitzfindigkeit sagen
möchte? Fallt auf Eure Knie und bittet die Götter mit allem was
Ihr habt um Vergebung für Euren hochmütigen Wahn, für Eure
Erkenntnis-Sünden und stumpfsinnige Vernarrtheit in den
geistigen Tod, auf dass Sie Euch ganz schnell heilenden Geist
senden mögen, damit Ihr ja nicht als unselige Materialisten und
Agnostiker Euer Leben beschließen müsst! Denn wer als
solcher durch den Tod geht, wird die jenseitige Welt heute im
Zeitalter der beginnenden Freiheit in fürchterlicher Einsamkeit
und Dunkelheit erleben müssen, weil er im Erdenleben die
Finsternis mehr geliebt hat, als das Licht, und die
Erkenntnislosigkeit wollte, statt der Erkenntnis der Wahrheit des
Menschen! Was auf Erden unsere Gedanken sind, wird im Sphärendasein
wesenhafte Naturkraft oder Gesetz. Die Kräfte unseres Herzens
tragen uns im Jenseits dorthin, wohin es auf Erden gestrebt hat
(Matthäus 6.19-21). Wir haben die Religionen verloren, die uns
in früheren Zeiten – egal wie unsympathisch sie uns heute
vielleicht auch geworden sind - dennoch einigermaßen
brauchbare Empfindungen und Vorstellungen für das Jenseits
mitgegeben hatten. Der Materialismus lässt uns hingegen als
ganz schlimme geistige Krüppel ins Jenseits eingehen.
Entsprechend der moralischen Qualität und Ausrichtung der
Ideen, Vorstellungen und Empfindungen, die wir uns auf Erden
vom Menschen und vom Sinn des Lebens erworben haben, ist
auch unser Bewusstsein und Sein im Jenseits. Was wir hier
säen, werden wir dort ernten; nicht mehr und nicht weniger.
Und so manchen Gottesleugnern wird dies eine wahre Hölle
214
sein müssen. Ihr hattet ja kostbare Lebenszeit geschenkt
bekommen. Es gab Quellen und Wege genug, sogar den neuen
geisteswissenschaftlichen Weg der Anthroposophie. Das Wort
des Evangeliums wurde laut und deutlich immer wieder in
unterschiedlichster Weise und Form vor Euren Ohren
ausgesprochen. Doch Eure Seelen waren taub, es fehlte Euch
der Wille und das Herz. Ich weiß! Ihr habt Euch schon zu sehr
daran gewöhnt, auf Eure Art klug zu sein und über alle Christen
im Geheimen oder auch ganz direkt nur noch zu spotten. Ihr
fragt Euch, die Hände über den Kopf zusammenschlagend:
„Was ist denn bloß mit dem Kiske los?“ Nun, recht viel hoffe ich,
und ich war im Grunde auch immer schon so veranlagt. Es hat
sich im Laufe der Jahre alles nur immer mehr konkretisiert.
Doch nur weil ich nicht, wie Ihr, die Dinge materialistisch und
gottlos sehe, stimmt in Euren Augen natürlich mit mir
irgendetwas nicht. Wir leben in der Zeit des schlimmsten
materialistischen Wahnsinns. Die Welt ist finster und krank wie
nie zuvor. Wer mich wegen meines Denkens und meiner
Ausführungen meint ''retten'' oder gar hassen zu müssen, der
ist in meinen Augen eine ganz arme Wurst. Mir tut jeder
Mensch aufrichtig leid, der das Wort des Evangeliums hört, und
in seiner Seele regt sich nichts weiter als Widerwille, Ablehnung
oder gar Verlästerung, weil ich weiß, was das am Ende für
einen Menschen bedeutet. Rudolf Steiner sagte Anfang des
letzten Jahrhunderts sinngemäß: Atheist zu sein und den
göttlich-väterlichen Weltengrund zu leugnen, ist eine leise
Erkrankung des physischen Leibes (der Mensch empfindet
seinen Leib nicht mehr richtig). Den Geist zu leugnen, ist eine
ernsthafte Erkrankung des Bewusstseins. Den Sohn aber nicht
zu finden und Ihn zu verleugnen, ist ein ganz großes Unglück.
Und als geistig urgesundes Gegenteil des sinnlosen und alles
moralische aushöhlenden Agnostizismus schrieb der junge
Rudolf Steiner damals sein Credo:
Die Ideenwelt ist der Urquell und das Prinzip alles Seins. In ihr
ist unendliche Harmonie und selige Ruhe. Das Sein, das sie mit
ihrem Lichte nicht beleuchtete, wäre ein totes, wesenloses, das
215
keinen Teil hätte an dem Leben des Weltganzen. Nur, was sein
Dasein von der Idee herleitet, das bedeutet etwas am
Schöpfungsbaume des Universums. Die Idee ist der in sich klare,
in sich selbst und mit sich selbst sich genügende Geist. Das
Einzelne muß den Geist in sich haben, sonst fallt es ab, wie ein
dürres Blatt von jenem Baume, und war umsonst da. Der Mensch
aber fühlt und erkennt als Einzelner sich, wenn er zu seinem
vollen Bewußtsein erwacht. Dabei aber hat er die Sehnsucht nach
der Idee eingepflanzt. Diese Sehnsucht treibt ihn an, die Einzelheit
zu überwinden und den Geist in sich aufleben zu lassen, dem
Geiste gemäß zu sein. Alles, was selbstisch ist, was ihn zu diesem
bestimmten, (vergänglichen) einzelnen Wesen macht, das muß der
Mensch in sich aufheben, bei sich abstreifen, denn dieses ist es,
was das Licht des Geistes verdunkelt. Was aus der Sinnlichkeit,
aus Trieb, Begierde, Leidenschaft hervorgeht, das will nur dieses
egoistische Individuum. Daher muß der Mensch dieses selbstische
Wollen in sich abtöten, er muß statt dessen, was er als Einzelner
will, das wollen, was der Geist, die Idee in ihm will. Lasse die
Einzelheit dahinfahren und folge der Stimme der Idee in dir, denn
sie nur ist das Göttliche: Was man als Einzelner will, das ist am
Umfange des Weltganzen ein wertloser, im Strom der Zeit
verschwindender Punkt; was man «im Geiste» will, das ist im
Zentrum, denn es lebt in uns das Zentrallicht des Universums auf;
eine solche Tat unterliegt nicht der Zeit. Handelt man als
Einzelner, dann schließt man sich aus der geschlossenen Kette des
Weltwirkens aus, man sondert sich ab. Handelt man «im Geiste»,
dann lebt man sich hinein in das allgemeine Weltwirken. Ertötung
aller Selbstheit, das ist die Grundlage für das höhere Leben. Denn
wer die Selbstheit abtötet, der lebt ein ewiges Sein. Wir sind in
dem Maße unsterblich, in welchem Maße wir in uns die Selbstheit
(die Selbstsucht, nicht das wahre Ich. MK) ersterben lassen. Das
an uns Sterbliche ist die (niedere) Selbstheit. Dies ist der wahre
Sinn des Ausspruches: «Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der
verdirbt, wenn er stirbt.» Das heißt, wer nicht die Selbstheit in
216
sich aufhören läßt während der Zeit seines Lebens, der hat keinen
Teil an dem allgemeinen Leben, das unsterblich ist, der ist nie
dagewesen, hat kein wahrhaftes Sein gehabt. Es gibt vier Sphären
menschlicher Tätigkeit, in denen der Mensch sich voll hingibt an
den Geist mit Ertötung alles Eigenlebens: die Erkenntnis, die
Kunst, die Religion und die liebevolle Hingabe an eine
Persönlichkeit im Geiste. Wer nicht wenigstens in einer dieser vier
Sphären lebt, lebt überhaupt nicht. Erkenntnis ist Hingabe an das
Universum in Gedanken, Kunst in der Anschauung, Religion im
Gemüte, Liebe mit der Summe aller Geisteskräfte an etwas, was
uns als ein für uns schätzenswertes Wesen des Weltganzen
erscheint, Erkenntnis ist die geistigste, Liebe die schönste Form
selbstloser Hingabe. Denn Liebe ist ein wahrhaftes Himmelslicht
in dem Leben der Alltäglichkeit. Fromme, wahrhaft geistige Liebe
veredelt unser Sein bis in seine innerste Faser, sie erhöht alles,
was in uns lebt. Diese reine fromme Liebe verwandelt das ganze
Seelenleben in ein anderes, das zum Weltgeiste Verwandtschaft
hat. In diesem höchsten Sinne lieben, heißt den Hauch des
Gotteslebens
dahin
tragen,
wo
zumeist
nur
der
verabscheuungswürdigste Egoismus und die achtungslose
Leidenschaft zu finden ist. Man muß etwas wissen von der
Heiligkeit der Liebe, dann erst kann man von Frommsein
sprechen. Hat der Mensch sich durch eine der vier Sphären
hindurch, aus der Einzelheit heraus, in das göttliche Leben der
Idee eingelebt, dann hat er das erreicht, wozu der Strebenskeim in
seiner Brust liegt: seine Vereinigung mit dem Geiste; und dies ist
seine wahre Bestimmung. Wer aber im Geiste lebt, lebt frei. Denn
er hat sich alles Untergeordneten entwunden. Nichts bezwingt ihn,
als wovon er gerne den Zwang erleidet, denn er hat es als das
Höchste erkannt. Lasse die Wahrheit zum Leben werden; verliere
dich selbst, um dich im Weltgeiste wiederzufinden. Rudolf Steiner
217
... wer sich selbst liebt, verliert seine Seele;
wer aber das in seiner Seele verschmäht,
was dieser Welt angehört,
wird ihr Ewiges lebendig erhalten. ...
(Johannes 12,25)
105.
Je konsequenter und unzweideutiger wir uns dem Geistigen,
dem Ideal und damit Gott zuwenden, desto radikaler kocht der
Unwille, Hohn oder Hass in den Feinden des Geistes gegen
Dich hoch. Nichts hassen Kinder Mammons mehr; und jeder
auch nur ansatzweise christlich strebende Mensch ist ihnen ein
lebendiger Vorwurf und Feind. Die Wahrheit des esoterischen
Christentums erkennen wir vor allem durch die moralische
Arbeit an uns selbst. Die geistig-moralische Entwicklung und
Stärkung unserer spirituellen Individualität wird uns zur, oder ist
das Herz der höheren Erkenntnis und bringt uns erst die
Wahrheit, die Christus selber ist, und die uns tot und von außen
nie gegeben werden kann. Wir erkennen somit die Wahrheit
des Christentums und den lebendigen Gottessohn, indem und
soweit wir Ihn verwirklichen und selber zur Wahrheit oder
wahrhaftig werden. 106.
Maßlose Profitgier und zügelloser Egoismus zerfressen jede
Gesellschaft, alle echte Kultur und Menschlichkeit und führen
notwendig zu schlimmer sozialer Ungerechtigkeit und Unglück.
Je gottloser die Menschen werden, desto mehr ist Hölle auf
Erden. Und jeder materialistische Idealismus ohne geistige
Grundlagen ist ein Torso ohne Leben. In Zeiten wie unseren
kommen deshalb auch die Marxisten wieder verstärkter auf die
Bildfläche und blenden sich selber und andere mit ihren
materialistischen Ideen und ihrem erbärmlichen Tier-AmeisenBild vom Menschen. Ahrimanische Ideen von Wirtschaft,
Kapital, Klassenkampf, der Einzelne ist Nichts, das Volk ist
218
alles, schließen jede wirklich Ethik und Moral aus, weil Moral
immer nur am freien Individuum Sinn macht und Realität hat.
Anthroposophie wird heute verlacht und verlästert, doch Sie ist
ein wirkliches Werkzeug zur möglichen Gesundung unserer
Kultur und unserer Seelen. Wir leben in einer radikal
antichristlich gestalteten Gesellschaft, die in allem restlos GottMammon die Hufe küsst und als goldenes Kalb anbetet. Unsere
sozialen Einrichtungen werden nur so weit geschaffen, als es
nötig ist, um die neuen ''Aussätzigen und Verstoßenen'', die
vom ''Gott des Geldes nicht Gesegneten'', für die es keine
Arbeit und somit keine würdige Lebensgrundlage mehr gibt,
ruhig zu halten. Das Maß sozialer Unterstützung pendelt sich
deshalb irgendwann immer leicht unter dem absoluten
Existenzminimum ein. Ohne eine wirklich christliche Kultur und
Bildung, die eine reale moralische Verwandlung und
Erneuerung der Menschen und damit der Gesellschaft bewirken
kann, wird sich nichts mehr zum Guten verändern, egal welche
Illusionen sich unsere Intellektualisten und Humanisten dabei
auch machen. Nach fürchterlichen Kriegen kommen Aufbaubedingtes Wachstum und kurzzeitiger Wohlstand, der
irgendwann stagniert, in Dekadenz kommt und von erneuten
sozialen Unruhen, Revolutionen und Kriegen wieder
hinweggefegt wird. –
107.
An idealistische Künstler
Die Musik eines Musikers ist immer Teil von ihm selbst, und nur
so weit, wie seine Seele in seiner Musik steckt, ist sie auch
wahr und hat Kraft. Deshalb verrät sich jeder Musiker immer
selber, wenn er nicht mehr seinem Herzen folgt. Wer hat Euch
denn auch erzählt, dass Ihr als Künstler das Ärscheküssen- und
Pudern lernen müsst? Ich weiß schon wer, aber lasst Euch von
den Spießern bloß nicht vorschreiben, was Ihr zu tun oder
lassen habt, oder Euch Eure Kreativität verbieten! Wenn Eure
Kunst nach Euren besten Kräften und Möglichkeiten frei und
219
ehrlich ist, dann habt Ihr Eure Plicht getan, und alle die Euch
eines anderen belehren wollen, haben unrecht. Setzt Euch
gegen die Krämernaturen zur Wehr! Richtet Euch niemals nach
irgendwelchen Märkten, sondern schafft Euch vielmehr Eure
Eigenen, vor allem solche von Menschen, die von Künstlern
nichts anderes erwarten, als Wahrhaftigkeit und Kreativität. Wer
hat den vielen weisen Musik-Kritikern denn auch erzählt, dass
sie irgendetwas zu bestimmen hätten? Wurden solche etwa
geboren mit einem Zertifikat im Hintern oder einem Stempel auf
der Stirn: ''Musik-Papst'', ich weiß bescheid? Musik-Kritiker
leisten heute selten mehr, als ihr Leben lang bloß zu richten
über die kreative Arbeit anderer, ohne selber diesbezüglich
irgendetwas Konstruktives zu leisten. Und irgendwann glauben
sie dann tatsächlich, sie hätten etwas zu entscheiden. Und
wenn solche nur lange genug für ein Magazin arbeiten, glauben
das leider auch viele Musik-Fans und Musiker, und so werden
Irrtümer zu kunstfeindlichen Realitäten. Bands schicken heute
Ihre Demos oder CDs an solche ''Musik-Päpste'' in der
Hoffnung auf ''Absolution''. Dies muss Euch allen aber in
Wahrheit wieder vollkommen egal werden! Wo ist das gesunde
Selbstbewusstsein hin, was Künstler früher als notwendige
Grundlage ihres Schaffens hatten und auch brauchen? Dieses
notwendige Selbstvertrauen, das Spießer dann natürlich gerne
Arroganz nennen, weil sie die Kunst und Euch grundsätzlich
nur als ihre persönliche Dienstmagd begreifen wollen? Echte
Kunst entsteht nur aus Freiheit und einem gesunden
Überschuss an moralisch-schöpferischer Ich-Kraft, und nicht
aus schwächlicher Gefallsucht. -
(...) denn die Kunst ist eine Tochter der Freiheit, und von der
Notwendigkeit der Geister, nicht von der Notdurft der Materie will
sie Ihre Vorschrift empfangen. (...) (Friedrich Schiller. Über die ästhetische
Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen.)
Nur so lange, wie Ihr Euch für Euer künstlerisches Tun auch
begeistern könnt, bleibt Eure Kreativität am Leben. Sowie Ihr es
zulasst, dass außerkünstlerische Gründe und Gesetze Euch
220
bestimmen, wird Eure Kreativität versiegen. Folgt Euren Herzen
und seid ohne Furcht! Wenn Ihr nicht an Euch und Eure Musik
glauben könnt, wer bitte dann? Arbeite in diesem Falle an
Deiner Kunst, bis Du selber genug an sie glauben kannst, oder
lass es bleiben. Es ist allerhöchste Zeit, dass wieder eine
kraftvolle und freie Kunst entscheidet, wo es lang geht. Als
naiver Künstler, der ich immer schon war und auch sein will,
wirst Du heute auf Schritt und Tritt kontinuierlich dazu getrieben,
einzusehen, dass es so nun wirklich nicht mehr weiter gehen
kann. Unsere offizielle Musikkultur ist eine einzige riesengroße
Lüge geworden; eine gefällige Hure der Märkte und Vorurteile.
Sie spiegelt nur noch unsere verlogene materialistische
Gesellschaft wieder. Du bist heute als Künstler entweder williger
Sklave der Wirtschaft oder im Krieg. Und wenn die Kunst nicht
mal mehr für Freiheit kämpft, wer dann?
Das Internet bietet heute viele Möglichkeiten. Es wird bisher
zwar überwiegend leider noch von asozialen Raubkopierern
gegen die Musikkultur und Künstler verwendet, aber es könnte
vielleicht auch für eine unabhängige Musikszene eine neue
Chance sein. Ich glaube, dass in den nächsten Jahren unter
günstigeren Umständen möglicherweise nur noch wahrhaftige
Musiker mit treuen Freunden Ihrer Musik weiterhin oder
überhaupt erst wieder etwas verkaufen können. Denn ich
meine, dass nur Musiker, die nicht bloß zur kurzatmigen
nächsten Sommermode mit entsprechenden Fans gehören,
sondern solche mit echten Freunden ihrer Arbeit, welche
deshalb auch im nächsten Jahr noch Musik von diesen
Musikern bekommen möchten, Fans haben mit persönlichem
Interesse daran, dass diese Musiker auch weiterhin Musik
produzieren können. Und so korrigiert sich am Ende vielleicht ja
sogar der verlogene Irrsinn der großen Labels und Industrie von
selber - die heute in der fatalen Illusion lebt, sie könne
''Superstars'', ja sogar ''Genies'' industriell am Fließband
produzieren - indem auf lange Sicht nur wirkliche Künstler
überleben und die 'Fast-Foot- und Gefälligkeitsmusik'
verdientermaßen auf der Strecke bleiben. –
221
107 a.
Nicht nur viele Musik-Fans meinen aufgrund des rein
kommerziellen Kunstverständnisses, das sich durch die
Industrialisierung gebildet hat, dass sie, sowie sie eine CD
eines Künstlers gekauft haben und gut fanden, über diesen
Künstler nun irgendwie verfügen oder mitbestimmen dürfen.
Sondern auch die allermeisten Plattenfirmen - ohne jegliches
Bewusstsein für ihre Verantwortung der Musikkultur und Bildung
gegenüber - glauben, man sei als Musiker sofort ihr
persönlicher ''Haus- und Hofmusikant'', sobald man einen
Vertrag bei ihnen unterschrieben hat. Sie erwarten ganz
selbstverständlich, dass Du nun lieferst, was sie ordern und für
'gut-verkaufbar' halten. Sie zahlen dafür ja auch ihr Geld, nicht
wahr? Deshalb empfehle ich allen Künstlern immer ganz
eindeutige Demos zu produzieren, damit Plattenfirmen wissen,
woran sie bei Euch sind. Und sie sollen sich dann schlichtweg
entscheiden, ob sie Euch und Eure Musikidentität unterstützen
wollen oder nicht. Ihr solltet Euch unbedingt von vornherein
eindeutig positionieren und klarstellen, dass Ihr Euch nicht
verbiegen lasst von den Wirtschaftsköpfen, die unsere
Musikkultur immer weiter nur aushungern können, weil sie die
lebendigen Gesetze von Kultur leider nicht begreifen. Weil wirklich leidenschaftliche Musiker meistens doch eher
(und zurecht) Dickköpfe sind, wenn's um ihre eigene Musik
geht, sind viele Plattenfirmen im Laufe der letzten 15 bis 20
Jahre immer mehr dazu übergegangen, gar keine eigenwilligen
(sprich: eigenständigen) Künstler mehr zu suchen und unter
Vertrag zu nehmen, sondern sich viel lieber knetbare Naivlinge
zusammen zu casten, die sie nach Belieben gestalten und
lenken können. Die sie am Markt dann allerdings vollmundig als
echte Künstler oder Superstars verkaufen. Das grenzenlos Verlogene, was unsere gesamte Musikkultur
von heute durchzieht, ist, dass intelligentere Musikfreunde
selber sehr genau wissen, und auch so reden, dass ehrliche
Musik nur solche sein kann, die freier unmanipulierter Ausdruck
222
des Künstlers ist, aber trotzdem im Grunde jeder überall Musik
so behandelt, als sei sie seine ganz persönliche Prostituierte. Wenn Musikfreunde wenigsten so weit ehrlich sein könnten,
dass sie sich klar entscheiden, ob sie Kunst und Künstler
möchten, die ihrem Konsumbelieben gemäße Musik fabrizieren,
oder solche, die ehrliche Musik machen? Stattdessen wird
immer das Eine als das Andere bezeichnet und umgekehrt.
Aber im Grunde haben sich die meisten ja längst entschieden.
Sonst würden gewisse Popstarkonzepte ja nicht immer wieder
so prächtig funktionieren. Unsere ''Kultur'' hat uns alle nun
langsam gründlich genug entsprechend dahin erzogen. Es ist
nur, dass die Leute dabei eben völlig unaufrichtig sind. Und
solange dieser unwahrhaftige Mist noch verkauft, wird er auch
weiterhin fabriziert werden. Die Mehrheit eines jeden Publikums versucht gar nicht mehr,
Künstler irgendwie nachzuvollziehen oder durch Kunst
irgendetwas Neues zu lernen; sie sollen gefallen. Und wenn
z. B. ein Musiker ein Album veröffentlicht, was nicht genau das
liefert, was einmal gefiel, dann wird es in der Regel eben nicht
gekauft und der Künstler fallen gelassen, wie eine heiße
Kartoffel. Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Aber deshalb
darf sich trotzdem kein Künstler darnach richten, solange er er
selber bleiben will. Der Konflikt zwischen Kommerz und freier
Kunst ist heute allgemein schlichtweg nicht zu lösen. Nur im
Persönlichen kann man da für sich selber Lösungen finden.
107 b.
Zukünftig werde ich selbstverständlich auch weiterhin so
vorgehen, wie ich es für richtig halte. Aber ich werde nicht mehr
so sehr versuchen, jedem nun unbedingt die Dinge restlos zu
erklären. Denn viele wollen einfach auch gar nicht verstehen,
weil sie sich an ihre 'Konsumentenrolle- und Rechte' schon
allzu sehr gewöhnt haben. Es passt vielen Musikhörern und
Kritikern auch schlichtweg Ego-technisch nicht in den Kram, es
als einen Mangel ihrer Person ansehen zu sollen, wenn sie ein
223
Album nicht nachvollziehen können. Aber es ist doch wohl ganz
selbstverständlich immer ein Mangel an Verständnisfähigkeit
des Hörers für die Musik, die er gerade nicht versteht. Vor allem
dann, wenn er es mit einem Musiker zu tun hat, der seinen Job
ernst nimmt und liebt. Das Herz geht dann eben nicht mit,
könnte man auch sagen. Und es ist auch bei mir schon lange
kein ''Unfall'' mehr, wenn ein Album am Ende tatsächlich so
wird, wie ich es haben wollte. Ein Musiker, der seine Musik
konsequent durchzieht, hat sowieso immer recht, ob das den
Spießern nun passt oder nicht. Und wer es nicht so sehen
möchte, der meint somit eben tatsächlich, dass, wenn er etwas
nicht gut findet, es schlecht sei; also ist er der Papst. Jedoch
einzig ich selber als Musiker bin tatsächlich zurecht Papst
meiner Musik. Denn einzig der freischaffende Künstler darf in
konstruktiv-produktiver Weise Egoist sein. Und wer dies als
falsch
ansehen
will,
der
sucht
ganz
eindeutig
persönlichkeitslose Musik, die er seinem eigenen Ego gemäß
bestimmen kann. Also 'Konsumenten-Dienstleister-Musik' nach
dem Muster von >Schlagermusik< oder >Deutschland sucht
den Superstar<. Mir ist natürlich klar, dass gerade die lautesten
Kritiker von Musikern grundsätzlich immer glauben, dass sie es
viel besser als diese wissen, wie man gute Musik zu machen
hat. Aber es ist hochgradig borniert, sich als Hörer oder Kritiker
zum Gesetzgeber für freie Kunst aufzuspielen, und den eigenen
momentanen Mangel an Verständnisfähigkeit grundsätzlich
dem Musiker oder einem Album vorwerfen zu wollen. Doch dies
fällt solchen Köpfen so gut wie nie auf. (Ich selber hingegen, bei
meiner eigenen Musik, bin wiederum völlig zurecht dieser
'Gesetzesgeber'.) Wer soll denn auch bitte besser als ich
wissen, was ich ausdrücken will? Und es ist dabei überhaupt
nicht das Problem, wenn man etwas vielleicht nicht gut findet.
Ich selber kapiere auch ganz viel in der Musikwelt von heute
nicht. Das Problem ist immer nur dann da, wenn etwas
öffentlich verlästert oder kritisiert wird, wozu einem bloß das
Herz fehlt. Denn dieses Recht hat man schlichtweg nicht,
solange man ein kulturell einigermaßen erwachsener Mensch
224
sein will. Und ein Album nicht gut zu finden, liebe Musikfreunde,
ist nur ein anderes Wort dafür, es nicht zu verstehen, also
keinen Zugang dazu zu finden. Der eigene 'Musikgeschmack'
ist dabei ja vollkommen in Ordnung. Wer will dagegen etwas
sagen? Aber der ist eben auch immer bloß Privatsache und
geht niemanden sonst etwas an; vor allem mich als Musiker
nicht. Nur das erwähnte 'Dienstleister-Konsumenten-Denken' –
von dem ganz viele heute einfach nicht mehr loskommen
können - glaubt das immerzu. Es ist vollkommen sinnlos, mir
als Musiker diesen persönlichen Geschmack aufzutischen. Ich
richte mich ganz bestimmt nicht danach, denn dann wäre es
wieder nicht mehr meine Musik, die ich machen würde. (Sehr
anders sehe ich wohlgemerkt diese Angelegenheit bei
menschenverachtenden faschistoiden Auswüchsen z. B. im
Death- und Black-Metal. Hier ist es längst nicht mehr bloß eine
Frage des ''Geschmackes''!) Auf meiner offiziellen Homepage
schrieb jemand, dass >SupaRed< genau sein Ding gewesen
sei; er also unbedingt findet, dass ich da am besten gewesen
bin. Zur Veröffentlichung der >SupaRed< nannten aber ganz
besonders selbstherrliche Kritiker-Päpste eben diese CD die
''Arschbombe des Jahres''. Andere empfinden mein >Instand
Clarity< Album als mein bestes. Und vor Kurzem schrieb auf
der >SupaRed< Seite ein brasilianischer Fan ins Gästebuch,
dass >R.T.S.< meine absolut beste CD sei, egal was ich auch
noch schreiben werde (wobei er dann allerdings nicht gerade
besonders positiv in Hinsicht auf sein Vertrauen in meine
Möglichkeiten eingestellt ist). Und nicht wenige finden - wie ich
selber auch - dass die letzte >KISKE-CD< mein bisher bestes
Album ist. Und solche, die im Grunde meine eigene Musik gar
nicht mögen, sondern nur meine Stimme, finden vielleicht das
>Place Vendome< Projekt das Beste und vergleichen dieses in
völlig sinnloser Weise destruktiv mit meinen eigenen Alben. Und
die seelisch beweglicheren Leute dazwischen können dann
vielleicht sogar alle meine Veröffentlichungen interessant finden
und sich darüber freuen, dass ich mich nicht ständig
musikalisch wiederhole. Auch hier ist wieder nicht das Problem,
225
dass jeder Mensch eben anders ist, also der Eine dieses, der
Andere jenes, ein Anderer wieder gar keines meiner Alben
nachvollziehen kann. Sondern dass eigentlich fast alle immer
meinen, sie erzählten etwas ''Objektives'', was sie mir nun
unbedingt mitteilen müssen, damit ich ''besser'' werde. Doch sie
sprechen dabei eben immer nur von sich selber! Ich freue mich
natürlich auch darüber, wenn jemand meine Musik gut findet.
Das kann man einem Musiker sicher auch erzählen, weil es
konstruktiv ist und motiviert - aber wer sie nicht mag, der soll sie
halt lassen. Er gehört dann eben nicht zu meinem Publikum
und braucht mir wirklich nicht auf den Nerv zu gehen mit
Ratschlägen, wie es ihm persönlich vielleicht besser bekommen
würde. Einem Musiker zu erzählen, welchen Song man nicht
gut findet, ist nicht nur verletzend - weil es ja doch wohl
bedeuten soll, er habe seine Arbeit nicht gut gemacht, was aber
nur er selber beurteilen kann, als der Einzige, der den 'Bauplan'
kennt – es ist außerdem immer borniert und schwächt den
Musiker genau dort, wo er stark sein muss. Aber ich glaube mittlerweile sowieso, dass man dies noch so
oft erklären kann, viele Spießer wollen es aus ihrem Egoismus
heraus eben einfach nicht verstehen, egal wie sehr man sich
auch bemüht. Das große Problem unserer Zeit ist eben, dass Musik bei uns
zum ausschließlichen Konsumprodukt entwertet worden ist.
Aber selbst wenn wir Kunst in gewisser Weise natürlich auch
''konsumieren'', gehört sie in Wahrheit zur Bildung. Deshalb
sollten niemals Konsumgesetze oder Märkte Kunst gestalten
wollen, sondern freie Kunst soll die Horizonte erweitern und
gesunde und freie Menschenseelen- und Geister bilden. Und
wer das nicht so sehen will, der hat ein kulturloses
Kunstverständnis. –
107 c.
Vorgestern Abend lief ein Bericht über die glücklicherweise
nicht gecastete Erfolgs-Teenie-Band Tokyo Hotel. Bravo-
226
Chefredakteur Alex Gernandt äußerte sich dort seinem Denken
gemäß, dass Tokyo Hotel jetzt nicht den ''Fehler'' machen
sollten, zu schnell erwachsen zu werden. Sie sollten unbedingt
dem Stil ihrer letzten CD ''treu'' bleiben (will heißen: Ihre
Erfolgs-CD weiterhin abkupfern). Denn dass würde sonst die
Teenies nur zu sehr ''verstören'' usw. Ein Musterbeispiel für das
unsere Musikwelt heute restlos beherrschende und verhurende
Kommerzdenken. Es ist meistens ziemlich sinnlos, solchen
Köpfen anderes begreiflich machen zu wollen. Sie können es
weder fassen noch glauben, wie grundfalsch diese Logik in
Wahrheit ist und dass Wirtschaft eben kein Maßstab für Musik
sein kann und darf, wenn sie etwas Wahres sein soll. (Als ich
zu meinen Helloween-Zeiten Alex Gernandt einmal ein
Interview gab, sagte er damals, dass wir ja nicht so hübsch
seien, wie die Band Europe. Das zeigt ja doch, was ihm wichtig
erscheint.) Ich meinerseits würde den Jungs von Tokyo-Hotel
dringend anempfehlen, nicht auf solche Bravo-Weisheiten zu
hören. ''Verstört'' ruhig die Teenies und solche (oft unbewusst)
kunstfeindlichen Köpfe ein wenig mit einer mutigen
Weiterentwicklung Eurer Musik. Falls Ihr als Band etwas länger
existieren möchtet und eben nicht bloß ein Teenie-Mode-Gag
für ein paar Jahre sein wollt, tut Ihr besser immer grundsätzlich
das direkte Gegenteil der Ratschläge dieser Kommerznaturen.
Und den ''verstörten'' und möglicherweise durch zu viel
Kreativität ihrer Lieblingsbands überforderten Teenies wäre
hierbei dann zu sagen: Gerade wenn Ihr eine CD nicht mögt
(also nicht sofort versteht), gibt es da offensichtlich etwas
Neues für Euch zu lernen. Seit Tokyo Hotel nimmt die Industrie in Deutschland fast nur
noch Kinder unter Vertrag. Jeder Teenager, der eine Gitarre
halten kann, bekommt ganz schnell einen Deal. Kinder sind nun
jetzt das neue Markt-Dogma. Es ist übrigens - trotz des zugegebenermaßen nervigen
Medienhypes - wirklich nicht fair, wie Tokyo Hotel nun mehr und
mehr von vielen nur noch verrissen und grundlos gehasst
227
werden. Weder ist es ein Verbrechen jung zu sein, noch ist es
eines, jung erfolgreich zu sein. Sich grundsätzlich bloß peinlich
in den allgemeinen Meinungswind hängende Magazine und
Kritiker helfen der Band hierbei keineswegs mit ihren
Übertreibungen und überflüssigen Vergleichen mit den Beatles
usw. Diese Vergleiche sind nicht nur völlig albern, sie schüren
nur den unsinnigen Hass vieler auf die Band und helfen ihr
sicher nicht weiter. –
107 d.
Zu den allgemeinen Plastik-Boy- und Girl-Group-Konzepten:
Ich meine, wir haben doch langsam wirklich genug von diesen
hübschen synchron-tanzenden Jungen und Mädchen, die
künstlerisch nichts weiter zu erzählen wissen als: „Bin ich nicht
niedlich?“ Aber von der Industrie als ganz große Stars
aufgeblasen werden. Weder habe ich persönlich etwas gegen
diese Jungen und Mädchen– die meisten von ihnen sind ja
bestimmt ganz liebenswerte Menschen – noch sehe ich mich
selber nun als den Inbegriff wahrer Kunst an. Es geht hierbei
um Grundsätzliches. Ich würde ganz genauso reden, wenn ich
selber keine CDs produzieren würde. Aber es spricht doch
wirklich Bände, wenn man eine Band wie die >BackstreetBoys< ernst gemeint erzählen hört: „Die Beatles seien die erste
Boygroup gewesen!“ - - - Das Einzige, was die Backstreet-Boys
mit den Beatles gemein haben, ist, dass sie halt ''Boys'' sind.
Aber das reicht zum Vergleich sicher nicht aus. Ansonsten sind
diese beiden Band-Konzepte radikale Gegensätze! Die Beatles
waren echt und ganz wunderbar sie selber, während diese
Boygroup-Konzepte durch und durch zurechtgebaute ScheinProdukte der Industrie sind. Auch wenn manche von ihnen
irgendwann anfangen eigene Songs zu schreiben, nachdem die
großen Erfolge da waren: Der Kunstgeist ist von Anfang an der
Falscheste. –
228
107 e.
Eine meiner Lieblingsbands ist neben Travis seit 2004 Keane.
Sie treffen ziemlich genau mein Musikzentrum. Die Band wird
zwar ständig mit Coldplay oder U2 verglichen, hat aber ihren
ganz eigenen Sound. Zudem ist Tom Chaplin ein Sänger, wie
es sie in Zeiten des monotonen Rap- und ''wir-sind-sofürchterlich-jugendnah-und-ungezwungen'' Sprechgesangs der
Bauart >Sportfreunde Stiller< nur noch ganz wenige gibt. Und
als ganz große ''Rockblasphemie'' haben sie nicht einmal einen
Gitarristen! Sie stehen überhaupt so herrlich gar nicht unter
'Rock-Zwang'. Fast jedes Mal, wenn ich nun einen Bericht über
die Band lese, muss von den Schreiberlingen geradezu
zwanghaft manchmal die Hälfte des Platzes dafür verwendet
werden, immer wieder erneut zu entdecken, dass die Musiker
von Keane nicht die typischen Saufköpfe und Groupie-Fischer,
und überhaupt gar nicht so recht Rock n' Roll Klischees sein
wollen. Die Band soll sich im Grunde überall dafür
entschuldigen, dass sie als Promotion nicht das Übliche:
''Schaut mal, wie prächtig abgefucked ich bin''-Konzept fahren.
Es heißt bei CD-Kritiken deshalb auch ständig: Die Band sei zu
''geschliffen'' oder ''zu glatt'' usw., (will heißen: Sie prollt mir
nicht genug.) Auch The-Darkness-Sänger Justin Hawkins oder
Mitglieder der Gruppe Oasis lästern fleißig über Keane ab, weil
sie die ''Frechheit'' besitzen, keine asozialen Vollproleten sein
zu wollen. Das schon vor 30 Jahren sterbenslangweilig
gewordene Dogma, als moderner Musiker nun unbedingt laut
polternd sich daneben benehmen zu müssen, um ''glaubwürdig''
zu sein, oder dass man überhaupt pflichtgemäß ''rocken''
müsse, ist mittlerweile kaum mehr auszuhalten. Jede
Generation hat ihre eigenen Spießer-Dogmen und Schablonen;
und eines der Unsrigen ist unbedingt ''Rock n' Roll''; womit
Keane gerade umgehen lernen müssen. Und kaum habe ich dies geschrieben, geht es durch die
Presse, dass Keane gerade einige Konzerte absagen mussten,
weil Tom Chaplin eine Anti-Drogen-Therapie machen muss.
229
Dann müsste doch jetzt eigentlich unsere Rock n' Roll Welt
wieder mit der Band versöhnt sein! Sie trägt dies zwar nach wie
vor nicht als albernes Promotion-Image voran, aber Tom
Chaplin ist offensichtlich doch Alkohol und drogenkrank! Das
müsste doch eigentlich jetzt die Rock-Päpste ganz fürchterlich
glücklich machen! Jetzt müssen Keane nur noch asozialer
klingen in ihrer Musik, und alle sind zufrieden! ...
108.
Alles sorgt sich in unserer Zeit des Jugendwahns ums
körperliche Jungbleiben. Ganz besonders wichtig ist uns das
vermeintlich ''gute Aussehen''. Wirklich wichtig ist aber, wer und
was wir sind; das tatsächliche Gutsein. Körperlich zu altern ist
natürlich unangenehm und frustrierend, aber nicht wirklich
schlimm. Schlimm ist vielmehr seelisches Altwerden oder gar
moralisches Sterben. Menschen, die schnell seelisch altern,
nehmen das Bild der Welt aus ihrer Jugend oder dem
Erwachsenenalter, alles, was zu ihrer Zeit an Musik, Moden,
Filmen etc. angesagt war, statisch mit sich durch den Rest ihres
Lebens, und über Fremdes oder Unbekanntes wird immer mehr
die Nase gerümpft. Deshalb tragen z. B. Omas und Opas für
unser Empfinden oft so ganz seltsame Kleidung, unmodische
Schuhe, Mäntel, Hüte, Frisuren usw. Es war zu ihrer Zeit halt
Mode, und diese ihre Zeit tragen sie nun innerlich mit sich. Ein
klein wenig hat das jeder von uns an sich, und das ist auch
nicht weiter schlimm. Man muss ja sicher auch nicht jede Mode
oder Zeitgeistigkeit grundsätzlich immer albern mithampeln.
Problematisch wird das Ganze allerdings, wenn man seine
eigene festgefahrene Seele anderen in den Weg legt, wenn
man anderen ihre Entwicklung verbietet oder vorwirft, bloß weil
man selber nicht mehr mitkommt oder anders denkt. Beatle
George Harrison konnte nur den Elvis Presley seiner Jugend
wirklich verstehen. Den für mich persönlich viel Interessanteren
zwischen 1968 und 1971 konnte er schon nicht mehr
nachvollziehen. Er sagte in einem Fernsehinterview in den
90ern, dass er es nie gut fand, als Elvis in Las Vegas seine
230
weißen Anzüge anzog und so ganz 'anders' wurde. Er hätte es
viel lieber gesehen, wenn Elvis seine Jeans-Hosen anbehalten
und weiterhin 'That's Alright Mama' gesungen hätte. Es ist aber
doch eher tragisch, wenn Menschen und ganz besonders
Künstler mit 35 bereits nur noch versuchen ihre 20er zu
kopieren. Weil unsere Gesellschaft eine so fürchterlich
philiströse geworden ist, kann man es ganz allgemein nicht
mehr leiden, wenn Menschen sich zu sehr verändern. Sie sollen
gefälligst bleiben, wie sie waren. Jim Carrey soll es ja nicht
versuchen, ein guter Schauspieler sein zu wollen, oder Will
Smith ernsthaft und intelligent. Teilweise nimmt dieses Denken
ganz schlimme Dimensionen an, wenn z. B. Jim Carreys Film
>The Majestic< - welcher eigentlich ein ganz netter und
unterhaltsamer Film ist - zum schlechtesten Film aller Zeiten
erklärt wird (bei einer dieser vielen Viva-Läster-Sendungen),
bloß weil Jim Carrey mit diesem und ähnlichen Filmen nicht in
die Schublade passt, die man sich von ihm über die Jahre nun
gezimmert hat. Und das ist es in Wahrheit, was philiströse
Seelen an dieser ganzen Angelegenheit so fürchterlich finden:
Jim Carrey = Clown, Will Smith = liebenswerter Proll, John
Lennon = Pilzkopf usw. Und wenn diese Schablone nicht mehr
passen will, wird’s unangenehm. Dieses Problem gilt allgemein
für Musiker und Schauspieler, aber auch für Schriftsteller und
Denker oder sogar Politiker. Dass sich auch das Denken
entwickelt, dass auch dieses weiterkommen und sich verändern
kann und darf, ist ganz besonders unbeliebt heute. Man legt so
etwas nur allzu gerne als Widerspruch oder Untugend aus. Am
liebsten hätten viele es, wenn ein Mensch mit 12 Jahren seine
Grundsätze fasst und dann damit sein ganzes Leben unbeirrt
daran festhaltend durchzieht; da weiß man, was man hat, nicht
wahr? Gerade wenn z. B. ein Musiker seine gesamte Karriere
hindurch immer genau der Gleiche geblieben ist, loben das
viele heute als ganz große Tugend (besonders SchlagermusikFans). Überall ja nur keine Veränderung! Das macht uns
Angst!(*) Dem späteren, deutlich kantigeren John Lennon
wurde von Journalisten immer wieder seine Beatles-Jugend als
231
Wahrheit vorgehalten. Den viel ungemütlicheren späteren
Lennon mochten viele nicht. Zu stark wirkte noch der Lennon
der Beatles-Zeit nach. Mittlerweile ist John Lennon lange tot, er
ist ungefährlich geworden und wir wurden durch seinen Mythos
bauende Filme nun langsam an die verschiedenen Epochen
und Wandlungen seines Lebens gewöhnt. Aber den Wenigsten
ist heute bewusst, wie verhasst der reifere John Lennon den
Spießern seiner Zeit eigentlich war. Es ist entsetzlich, sich vorzustellen, wie viele gute Filme gar
nicht mehr erst gemacht werden, wegen der öden Vorurteile
und Denkschablonen, die den ersten Versuchen eines
Schauspielers oder Filmproduzenten, etwas Anderes zu wagen,
sofort vernichtend entgegen geschleudert werden, oder wie viel
an großartiger Musik wir niemals hören werden aus denselben
Gründen?
Bisher war die lebendigere und beweglichere Seele allgemein
der Jugend vorbehalten, und mit dem zunehmenden Alter kam
schnell mal das Philiströse. Weil sich unsere Gesellschaft nun
aber restlos dem Gott der Spießer, Ahriman/Mammon, verkauft
hat, ist bei uns sogar die Jugend häufig bereits ganz
erschreckend verspießt. Sie kann den Todeskräften seelisch
immer weniger entgegenbringen. Diese Dinge hängen nun
immer weniger am Alter des Leibes, und immer mehr an der frei
ergriffenen oder angestrebten geistigen Entwicklung des
Einzelnen. –
(*) Auch einer meiner ehemaligen Band-Kollegen von früher
wird nicht müde, sich bis auf den heutigen Tag öffentlich über
mich auszulassen, "ich hätte mich so sehr verändert'' ..., was
dann selbstverständlich etwas ganz Verwerfliches sein soll und
mit entsprechendem Unterton erzählt wird. Weil mein
Bekenntnis zur Anthroposophie ihm nicht nachvollziehbar ist,
wird öffentlich behauptet, ich hätte eine "obskure
Weltanschauung" und deshalb musste man sich (angeblich)
damals von mir trennen usw. Was im Übrigen klassisches
rassistisches Denken ist. Ja, jemanden wegen seiner
232
Weltanschauung zu diskriminieren ist nach deutschem
Grundgesetz (Artikel 4, 1 & 2) sogar strafbar. … Es gehört
jedenfalls eine ganz jämmerliche Spießer-Seele dazu,
Andersdenkende öffentlich auf dieser Art zu diskreditieren, nur
weil sie eine Weltanschauung vertreten, die man selber nicht
nachvollziehen kann, und weil man in Wahrheit bloß so
arrogant ist, sich und seinen eigenen dürftigen Geist als das
Maß der Dinge hinzustellen und jeden, der diesem Maß nicht
entsprechen will, als irgendwie ''nicht in Ordnung'' anzusehen.
Es ist ja doch niemand verpflichtet, so zu denken, wie Du
''Pseudo-Weltbürger''! Und dass es Dir derart unmöglich ist,
damit klarzukommen, verrät genug. Wie kommst Du nur darauf,
dass es von irgendeiner Bedeutung ist, was gerade Du über
mich denkst? - In Wahrheit geht es sowieso um etwas ganz
anderes hier: Dein ganzes Leben lang zerfrisst Dich der
widerlichste Neid auf Andere. Dieser ekelhafte Neid ist der
wahre Grund für das meiste Unrecht, das Du tust. Damit Du
Dich selber besser fühlst in Deiner Haut, musst Du die, auf die
Du neidisch bist, demütigen und verletzen. ''Der kann nichts'',
ist dann einer Deiner Lieblingssprüche, der es doch klar
offenbart: Du kannst das schöne Talent Anderer - von denen
gerade Du Dein Leben lang partizipiert hast - einfach nicht
ertragen und maskierst diese Tatsache bloß vor Dir selber und
anderen,
indem
Du
scheinbare
Vernunftgründe
zusammendichtest, um es irgendwie plausibel erscheinen zu
lassen, was Du tust. Du versuchst grundsätzlich jeden zu
manipulieren, der sich auf Dich einlässt. Und schaffst Du es
nicht, ihn zu kontrollieren, wird er irgendwann beseitigt. Ein
Intrigant und Giftmischer bist Du. Wirkliche Freundschaft und
Ehrlichkeit sind Dir völlig fremd. Du bist vielleicht die unedelste
Seele, mit der ich in meinem Leben bisher persönlich länger zu
tun hatte. Und gerade Du meinst über mich moralisch richten zu
dürfen!? - Meine "obskure Weltanschauung" ist eine auf den
moralischen Menschen und den Geist ausgerichtete. Mir geht
es um die Menschlichkeit und den LEBENDIGEN Christus. Und
233
wem dies als so genannten ''Christen'' obskur ist, der hat ein
viel größeres Problem, als ihm bewusst ist. (Matthäus 5,11)
109.
Noch einmal etwas Persönliches: Eines wäre mir sehr lieb,
wenn es ganz besonders gegen mich zickende Heavy-MetalSpießer endlich einmal begreifen könnten: Es ist nicht so, dass
ich in der Vergangenheit ausschließlich schlechte Kritiken für
meine Alben bekommen hätte; dies hättet Ihr zwar gerne und
möchtet es auch unbedingt alle glauben machen, darum geht
es aber gar nicht. Es hielt sich diesbezüglich auch durchaus die
Waage und hing immer ganz stark von den Magazinen ab.
Zudem habe ich, seitdem ich mein Denken öffentlich deutlicher
ausspreche, tatsächlich eine neu anwachsende Gemeinde von
Freunden zu verzeichnen. Denn es denken und empfinden
glücklicherweise nicht alle so, wie Ihr. Außerdem verfolge ich
Kritiken allgemein auch als Musikfreund nicht besonders gerne.
Ich sehe den Nutzen einfach nicht. In unserer Zeit sind solche
viel zu selten noch ernst zu nehmende CD-Besprechungen, aus
denen man etwas Brauchbares über die jeweiligen CDs erfährt,
sondern meistens bloß sinnlose Schilderungen 'subjektiver
Befindlichkeiten', durch die man lediglich etwas über die
jeweiligen Kritiker lernt, was man aber gar nicht wissen will.
Auch kann ich Euch versichern, dass ich bestimmt nicht ''bloß
neidisch'' bin auf Euch oder andere und ähnliche Späße. Die
Sache ist emotional viel einfacher zu erklären: Ich kann
bornierte Klugscheißer einfach nicht ausstehen! Ich kann
selbstverliebte Spießer und das Böse und Kranke
glorifizierende Vollidioten leidenschaftlich nicht leiden! Ihr seid
eingeschworene Feinde allen künstlerischen und spirituellen
Lebens und deshalb jeder freien Musik im Grunde entgegen
gesinnt. Ich kann die so Heavy-Metal-typische Verblödung,
Versklavung und Entmenschung von Musik einfach nicht mehr
ertragen! Und Ihr könnt noch so viel lästern, verleumden und
zetern: Ernst zu nehmende Musiker werden sich nie nach
Euren Musik-Idiotien richten und nach Euren kindischen
234
Vorgaben und Regeln tanzen. Und auch wenn ehemalige
''Kiske-Fans'' nun meinen, sich von mir ''abwenden'' zu müssen,
weil ihnen meine Gesinnung irgendwie nicht passt, kann ich
dazu bloß sagen: Dann lasst es halt bleiben! Doch ich darf die
Metal-Szene so dämlich finden, wie sie ist. Begründet habe ich
dies ja wohl auch mehr als genug mittlerweile. Ihr haltet Euch
selber doch ebenfalls nicht im Geringsten zurück mit Euren
vorlauten Urteilen über alles und jeden. Ebenso sage ich frei
heraus, was ich denke und mache Musik, wie ich es richtig
finde für solche, die genau das von mir erwarten. Und wenn
Euch all dies überfordert, dann sucht Euch halt Musiker, die zu
Euch passen. Davon ist die Szene ja reichlich angefüllt. Es lag
dann sowieso von Anfang an ein großes Missverständnis vor.
Und ja: Es ist alles immer auch ganz persönlich; da habt Ihr
nichts ''Geheimes'' über mich entlarvt, wenn Euch das
aufgefallen ist. Ich bin tatsächlich immer bei allem, was ich tue
und was mich begeistert oder anwidert anwesend. Und die
übliche Spießer-Logik ist dabei bloß: „Oh! Der Mann spricht von
seinem persönlichen Leben und ist mit Leidenschaft dabei, dem
können wir nicht glauben“ ... Genau in diesem 'Brustbereich'
liegt Euer ganz großes Problem. Je eher die Leute begreifen,
dass die allgemeine Spießer-Zunft (egal in welcher Szene-Burg
sie sich verschanzt), ganz besonders in ihrer musikpäpstlichen
Rolle, nicht nur völlig überflüssig, sondern jeder Entwicklung
unserer Kultur zum Besseren und zur künstlerischen Wahrheit
hinderlich ist, desto besser für alle. Es liegt mir persönlich eben
viel daran, dass dies so viele wie möglich durchschauen, weil
mir selber auch als Musik-Fan an der modernen Musikkultur im
Allgemeinen etwas liegt. –
110.
Modeweltanschauung nicht sehr höflich formuliert: Die Masse,
der so genannte ''Mob'', war und ist immer Hampelmann der
Vorurteile seiner Zeit. Und diese Masse ist heute eben gottlos
und materialistisch, wie in früheren Zeiten halt katholisch usw.
Und es wäre doch wirklich auch ein allzu großes und
235
wunderliches Wunder, wenn nun ganz plötzlich gerade die
Masse weise geworden wäre und die letzten Wahrheiten
gefunden hätte. Ich persönlich fand allein die Tatsache, dass
alle heute so selbstverständlich gottlose Materialisten sind,
schon immer verdächtig. Es deutete mir viel eher darauf hin,
dass der Materialismus sicher falsch ist. –
111.
Ich möchte als Musiker gar nicht so sehr deshalb Ehrliches
veröffentlichen oder schaffen, weil ich anderen gegenüber
vielleicht einen ''noblen Samariterwunsch'' hege oder Ähnliches.
So selbstlos bin ich gar nicht. Auch nicht aus irgendwelchen
angelesenen abstrakten Idealen heraus. Sondern weil es mir
persönlich wichtig ist und ich gar nicht anders kann. Ich weiß
dabei sehr wohl um die soziale und moralische Bedeutung von
ehrlicher oder verlogener Kultur. Es ist also auch von dorther
mehr als gerechtfertigt, als Künstler so zu denken und
vorzugehen. Auch kann ich mich sehr begeistern für
Allgemeinmenschliches. Aber es entspricht vor allem meiner
Natur einfach besser, mich als Musiker von niemanden
verhuren zu lassen. Und dabei ist es mir ganz gleich, wenn es
so viele überfordert, dass sich nicht alle Menschen ihr Leben
überall bloß ''leicht'' einrichten wollen, dass nicht jeder das
''bequeme Leben'' als seinen höchsten Existenz-Sinn sieht.
Sondern mancher tatsächlich sogar lieber ein unbequemes,
aber dafür vielleicht ein moralisch erfülltes und wahrhaftigeres
Leben vorzieht. –
112.
Die Kunstform der Ägypter stellte vorwiegend die Astralwelt dar
(Tiergruppenseelen etc.), frühere Kulturepochen noch höhere
Plane. Bei den Griechen bestand ein nie da gewesenes und nie
wiederkehrendes Gleichgewicht zwischen Natur und Geist. In
unserer Zeit ist die Kunst rein sinnlich, naturalistischmaterialistisch und streckenweise bereits untersinnlich
236
(unmenschlich). Der heilende umgekehrte Kultus unserer Zeit
wäre dann die Vergeistigung des Sinnlichen, und am Ende die
Verwandlung und Durchmenschung, sprich: Durchchristung des
Ahrimanischen unserer Kultur selbst. –
113.
Die Katholische-Kirche hat es fertig gebracht, die
Persönlichkeitslosigkeit als Altruismus, und die Feigheit als
Demut zu verkaufen, und damit die christliche Religion zur
Lügenreligion der Lauen und Bequemen zu machen. Doch der
Archangelos Michael gehört als kraftvoller und kämpferischer
Erzengel zum Wesensorganismus des Christus. Und aus Ihm
heraus sind Kampf und heroisches Denken durchaus christlich
und geheiligt. –
114.
Vertreter der römisch-katholischen Kirche wenden sich immer
wieder gerne kritisierend gegen den Individualismus, indem sie
diesen mit dem Egoismus und der Selbstsucht gleichsetzen.
Damit erklären sie das allseits beliebte katholische
Herdenprinzip und damit das Gruppenseelenhafte der Tierwelt
zum angeblich Menschlichen und Moralischen (der Antichrist).
In Wahrheit ist aber nur das durchchristete und deshalb freie
Individual-Ich wirklich moralisch. Der Egoismus muss in der Tat
überwunden werden, aber nicht durch die Ichlosigkeit, sondern
durch das Erweitern der selbstsüchtigen Interessen auf
Allgemein-Menschliche durch die Erkenntnis der wirklichen Welt
aus dem Geist = Welterkenntnis, die Selbsterkenntnis wird. Der
ethische Individualismus der Philosophie der Freiheit Rudolf
Steiners ist die Überwindung der Selbstsucht aus dem freien
und würdigen Ich; und eben nicht mehr Ethik des Tieres. Mit Rudolf Steiner stand endlich einmal wieder ein geistig
vollgültiger Mensch unter uns auf. Doch die moderne
Menschheit hat sich so weit von ihrem wahren Urbild entfernt,
dass sie einen schönen und wahrhaft guten Geistesmenschen
237
nur noch verlästern und hassen, und sein Werk und Wirken
bloß noch vergiften kann. – Wie Jesus zu einem Verzweifelten
sagte:
(...) Ich habe dich vor Äonen gesehen, da warst du anders (...)
(Aus dem 5. Evangelium, GA 148)
115.
Anne-Sophie-Mutter ist im schönen Sinne mitteleuropäischer
Ich-Mensch. Sie interpretiert deshalb Mozart instinktiv und
vollkommen zurecht individualistisch. Sie kann gar nicht anders,
und das mag ich an ihr. Dies mögen allerdings manche
wiederum gar nicht, weil Mozarts Musik (meistens zumindest)
ganz Seele (weiblich) ist. Und Mutter bringt - wie es der Zeit
angemessen ist - in die Seelenwelt der Musik Mozarts
interpretierend das Bewusstseinslicht des individuellen Ichs;
und es wäre traurig, wenn sie das nicht täte. –
116.
Der materialistische Intellekt ist gar nicht wirklich
erkenntnisfähig über das eigentlich Menschliche, welches nicht
im Materiellen, sondern im Geistigen, im Übersinnlichen
wurzelt. Nur so weit, wie das Herz den Intellekt menschlich
macht, ist dieser auch gesund. Durchgeistigter Intellekt ist
etwas Wundervolles. Der nicht spiritualisierte Intellekt hingegen
vermag bloß moralisch unfruchtbar über das Tote zu reflektieren
und dieses mondenhaft widerzuspiegeln, zu kombinieren und
zu katalogisieren. Der materialistische Intellekt ist dabei ein
hochmütiger Blender vor sich selber und der Welt. Der
abstrakte Intellekt entstand aus dem immer mehr absterbenden
alten Hellsehen der vergangenen Menschheitszeitalter.
Genauer: aus den Todesprozessen des Leibes. Und er ist
deshalb von Natur aus ein Geist- und Christusverleugner. Als
das Wesen des spirituellen Todes im Menschen kann er das
Leben nicht mehr fassen; und der Sohn ist das Leben
(Johannes 6,35/14,6). Der aufgeblasene Intellekt, mit dem heute
238
bereits der junge Mensch meint, er könne über alles urteilen
und richten, denn er ist jetzt ja ''gebildet''; dieses in unserer Zeit
allgemein so übliche: Zu allem altklug seine persönliche
''Meinung'' zu haben, ohne das geringste Interesse daran, ob
denn diese Meinung überhaupt irgendeinen objektiven
Wahrheitswert hat, ist Luzifers Wirken im Menschen. Und das
notwendige Karma Luzifers ist Ahriman. Weil der die
Selbstsucht, den Hochmut und die Borniertheit des modernen
Denkens aufstachelnde Luzifer in der Seele des Menschen
steckt, sieht er draußen nur noch Ahriman und begreift die Welt
illusorisch materialistisch-atomistisch (Rudolf Steiner GA 157a, 7.
Vortrag). Der moderne antireligiöse Mensch wird heute seelisch
zermahlen
zwischen
ahrimanisch-asurisch
pervertierter
Sexualität und Gier, und agnostisch-luziferischem Intellekt. Weil
der verhängnisvolle Sexualwahn Sigmund Freuds nach wie vor
fast unvermindert sein Unwesen treibt in der sich
wissenschaftlich aufblähenden Psychologie als 'Seelenlehre
ohne Seele' und Sexualdogma, sei hier zur Abwechslung mal
eine aussagekräftige Stelle aus dem Buch Herbert Wimbauers
– >Jungfrau Sophia und Hure Babylon. Der Gral und
Gondhischapur< - zitiert:
... Ein Symptom dieser Wesenhaftigkeit des zurückgebliebenen
und ungeläuterten Babels stellt vor allem jener Erfolg dar, den
der Freudianismus über das Menschliche bislang erringen konnte.
C. G. Jung, der sich dieser Fragen wegen von Freud trennte,
beschreibt seine Differenz mit Sigmund Freud: » ... daß ich dem
sexuellen Jugendtrauma die ausschließliche Bedeutung (nicht)
zuerkenne, wie Freud es anscheinend tat; ebensowenig, daß ich
die Sexualität so überwiegend in den Vordergrund stelle oder ihr
gar die psychologische Universalität zubillige, welche Freud
postuliert, wie es scheint, unter dem Eindruck der allerdings
gewaltigen Rolle, welche die Sexualität in der Psyche spielt ...«.
»Vor allem schien mir Freuds Einstellung zum Geist im hohen
Maße fragwürdig. Wo immer bei einem Menschen oder in einem
Kunstwerk der Ausdruck einer Geistigkeit zutage trat,
239
verdächtigte er sie und ließ 'verdrängte Sexualität' durchblicken.
Was sich nicht unmittelbar als Sexualität deuten ließ, bezeichnete
er als 'Psychosexualität'.« In einem ersten Gespräch mit Freud
versuchte dieser Jung auf seine Sexualtheorie als »Bollwerk«
wider die »schwarze Schlammflut des Okkultismus«
einzuschwören (1910). Er sagt zu Jung: »Mein lieber Jung,
versprechen Sie mir, nie die Sexualtheorie aufzugeben. Das ist das
Allerwesentlichste. Sehen Sie — wir müssen daraus ein Dogma
machen, ein unerschütterliches Bollwerk...« Jung kommentiert
dieses Erlebnis: »Es war ein Stoß, der ins Lebensmark unserer
Freundschaft traf. Ich wußte, daß ich mich nie damit würde
abfinden können«. Und was verstand Freud hier denn unter
»Okkultismus«? Jung schreibt weiter: »Was Freud unter
'Okkultismus' zu verstehen schien, war so ziemlich alles, was
Philosophie und Religion, einschließlich der in jenen Tagen
(1910) aufgekommenen Parapsychologie über die Seele
auszusagen wußten ...« C. G. Jung charakterisiert Freud hier als
Vertreter der »babylonischen« Entartung des wahrhaft
Menschlichen. (Was aber nun keineswegs bedeutet, daß Jung
selbst als Vorkämpfer dieses wahrhaft und spirituell Menschlichen
angesehen werden soll!) Alles, was als wahre Religion lebt,
verbindet den Menschen mit dem Übersinnlichen. Religion als
seelisches Element stellt eine gefühlsmäßig-gläubige Verbindung
mit dem Übersinnlichen her, und wahre Philosophie — wenn sie
ihrem Namen entsprechen will — kann nur aus der Liebe zur
Weisheit, zur Jungfrau Sophia, entstehen. Und der wirkliche
Okkultismus — sehen wir hier vom verunglimpfenden Begriff
»Parapsychologie« ganz ab — ist wiederum nun nicht wie
Religion mittelbare, sondern unmittelbare Beziehung zum
Göttlich-Geistigen der Welt und des Menschen. Dagegen richtet
Freud als der typische Repräsentant des unverwandelten Babel
und Ägypten sein Dogma auf. Es soll als ein »Bollwerk« gegen die
Wirkung und Inspiration und Lehre der Bodhisattvas und der
Sophia aufgetürmt werden, gegen eine jegliche künstlerische und
240
religiöse Geistigkeit, die nun im neuen Lichten Zeitalter Heilung
und Durch-Christung der Individualität und der Kultur zu werden
vermag. So stellt sich als ein Instrument der Babylon jene Lehre
dar, die unzählige Menschenseelen durch die tausend direkten und
indirekten Kanäle unserer Zivilisation in verschiedensten Formen
und Masken längst überschwemmt hat. Sexualität und
Intellektualismus als Selbstzweck können nur noch als eine
Schlacke des Seelenlebens, reduziert auf die Mechanismen des
physischen Trägerwesens, verstanden werden. So, wie auch der
Mond selbst eine zurückgebliebene, tote Schlacke jenes einstigen
Lebens ist, als die Seele des Mondes die Jungfrau und Mutter Isis
— die »Mutter alles Lebendigen« — gewesen war. So hat Adam,
der allen Dingen und Wesen der Natur ihre Namen zu geben hatte,
die Eva genannt: Chawah, »die Mutter des Lebendigen«. Und die
Isis — die spätere Maria der Volksreligionen — wurde in Ägypten
und im exoterischen Christentum der 4. und 5. Epoche genannt:
»der Meerstern«, der Stern, der über dem Meere glänzt. Sie ist der
Stern der Weisheit und der wahren Liebe. Das Meer gilt in der
Esoterik als irdisches Wahrbild der Himmelsgewässer, des großen
astralen Himmelsozeans, wie die Babylonier die astralen,
imaginativen »Gewässer« der Mondensphäre unter der
Sonnensphäre bezeichneten. Über diesem Meere steht Isis als der
klare Stern. Aber die weibliche Dämonin der Verführung zum
Nieder-Sinnlichen, welche die Kabbala die Lilith nennt, sie »haust
im tiefsten Meere« — in den niedersten, d. h. moralisch finstersten
Schichten der Astralwelt selbst. Jene Lilith der Kabbala ist ebenso
wie die Babylon der christlichen Esoterik mit diesem niedersten
Wesen alles Ungeläuterten eins. Beide sind mit dem Monde als
dem verführenden Bösen und der Schlacke einstigen Lebens
verbunden. Tote Schlacke des sternen-intelligenten und liebenden
Lebens der Sophia Christi ist der Intellektualismus und der
Sexualismus, deren typischsten Vertreter wir in unserem
Jahrhundert in Freud sehen müssen. Und weiter weist auf die
Lebensfeindlichkeit
dieses
älteren
wiederauflebenden
241
Götzenwesens die charakteristische Farbe hin, welche der
Halbmond des Islam trägt: Grün ist das tote Bild des Geistes. Die
Liebe lebt als das heilende, versöhnende und inspirativ-befruchtende und vermenschlichende Wesen der Seele. Und dieses
Bild unserer Seele stellten die Griechen als die Göttin Psyche dar.
Nur mit Flügeln bildeten sie sie ab, weil sie keinen grobstofflichen
Leib besitzen konnte, weil die Seele ohne die geistige Kraft, ohne
die Flügel, welche die Schönheit, Wahrheit und Liebe verleiht,
nicht leben kann. Wird aber dies Leben der Menschenseele, die
Liebe, auf einen nur physiologischen und psychologischen
Mechanismus reduziert und somit verstümmelt, so tritt ein, was
Rudolf Steiner am Beispiel der ägyptischen Mythen beschrieb:
stellt der Intellekt diese Götter, die selbst ja Psyche und Pneuma
des Menschen sind, nur als Physiologie des Leiblichen, nur als
Organfunktionen und Seelenzwänge noch dar, so beraubt man mit
grober Hand die Schmetterlingsflügel ihres feinen, die Schönheit
erst bewirkenden Farbenstaubes und leere Häßlichkeit bleibt
zurück. Sophia — die Urmutter der Menschenseele einst, heute
die Mutter des werdenden individualisierten »Christus in uns« —
sie aber ist die Schönheit und Wahrheit der Liebe selbst, die
»liebliche Gottesgeistigkeit«, wie Rudolf Steiner sie nannte. Diese
vom wahrhaft Menschlichen getrennten Prinzipien, Sexualität und
Intellektualität um ihrer selbst willen, stellen ein faszinierendes,
blendendes Element heute dar, das Wesen der Babylon ist: eine
Wiederholung des Abfalls der Mysterien, welcher in der 3. Epoche
sich vollzog und heute die ihm verfallenen Seelen im Götzenkult
vor dem eigenen niederen Selbst — im Narzißmus gefangen hält.
So wie die Naturwissenschaft, die an Tier und Stoff noch
bewußtseinsmäßig gefesselt ist, eine entspiritualisierte
Wiederholung Ägyptens und Babels darstellt, die den Menschen in
okkulter Gefangenschaft hält, und so, wie der ungeläuterte
Meditant durch Eitelkeit und Narzißmus in okkulte
Gefangenschaft gerät, so zwang Sigmund Freuds »babylonischägyptische« Lehre die ihr verfallenden Menschenseelen in die
242
Gefangenschaft des Gegenbildes der Seelenheilerin. Gegen den
korrumpierten weiblichen Mond — gegen die dämonisch
gewordenen Bilder der Mond- und Venus-Göttinnen kämpfte die
vorchristliche Christus-Strömung — und dieses Wesen sehen wir
wieder hier, nun als moderne Wissenschaft von der toten Seele
inthronisiert, durch jenen unglücklichen Menschen das Zeitalter
verseuchen. Diesem verhornenden Mondenwesen als Seelenherrn
zu huldigen heißt, die eigene Seele zu vergiften, zu kränken, zu
zersetzen und zuletzt sie dem Tode zuzuführen. Das, was als
negative Zeitgeistigkeit sich durch Freud symptomatisch
ausspricht, hängt unzertrennlich mit dem Todesprozeß der
Menschenseele zusammen, nicht mit ihrem Leben als Erkenntnis,
Kunst und Religion. Und diesen Tod herbeizuführen, dem gilt die
suggestive Kraft, die faszinierende Verzauberung, welche die
Asuras über dieses Zeitalter ausstrahlen können. Ihr sich
auszuliefern bedeutet, daß unwiederbringlich verlorene Stücke
aus dem Menschen-Ich herausgerissen werden können. Dies droht
der Seele, so sie diesem neuen Götzendienste verfällt, den die
negativen Zeitgeister, die dämonischen Archai, die Rudolf Steiner
auch die Asuras oder Rakschasahs nannte, mit aller Gewalt und
»Wissenschaftlichkeit« aufzurichten sich mühen. Diesem Wirken
der Asuras die Spitze zu nehmen, die Menschheit dennoch ihrer
Vergeistigung entgegenführen zu können, gilt die Arbeit des
Heiligen Grales. Und er birgt in sich und ist selbst das höhere Ich,
das goldene Dreieck aller strebenden Individualitäten. Der Gral
— Mani, der Rosenkreuzer, Buddha, Jesus und Skythianos —
transsubstantiiert das »unbehauene, niedere Quadrat«, dessen
Konzentrat das unverwandelte Blut ist, in das goldene Dreieck,
das die Meister hüten: in das wahre Ich, dessen Leben keimhaft im
heutigen Menschen durch die »Ätherisation des Blutes« beginnt.
Den Menschen aber im determinierenden ungeläuterten Blute, im
niederen Viereck, gefesselt zu halten, danach trachten alle Feinde
des Grals, gleich ob sie mit wissenschaftlichen oder
künstlerischen oder religiösen Mitteln kämpfen. Überall arbeiten
243
sie mit Faszination; mit jenem Seelen-Element der Blendung und
primitiven oder sublimen Verhexung, das die Babylon »virtuos«
beherrscht. Überall — ob es die Faszination ist, die der
selbstische Intellekt ausstrahlt; oder durch jene Faszination, jene
ungeheure Kraft und Magie, die von altehrwürdigen Autoritäten
mit ihrem moralischen und sakramentalen Führungsanspruch
ausgeht; oder jenem verführerisch zwingenden Glänze, jenem
Fascinosum, das das Ästhetische, um seiner selbst willen
betrieben, aushaucht. Die Sophia zwingt nicht durch gleisnerische
Selbst-Lust, durch moralische Macht, durch Suggestion der
althergebrachten, die Seelen vergewaltigenden Kultsymbolik. Nur
die reine Liebe des Menschen, die nur durch Befreiung des
Astralen erzeugt werden kann, nur sie kann die Seelenheilerin in
die menschliche Sphäre hereinrufen, wo sie wahre Wissenschaft
und Philosophie, Kunst und Religion belebt — das heißt:
inspiriert. ...
117.
Wer uns erzählt, der Mensch sei nicht wahrheitsfähig, der sagt
uns damit: Der Mensch ist nicht Christus-fähig. Und wer uns
erzählt, Christus sei wieder inkarniert oder würde wieder leiblich
inkarnieren, der weiß nichts vom Sinn der Zeitenwende des
Mysteriums von Golgatha, bei der sich der Logos mit der
Menschenwelt endlich wieder verband, unser aller altes
Mondenkarma auf sich nahm und die geistige Zukunft für uns
überhaupt erst wieder erkämpfte und ermöglichte. >Es ist
vollbracht< (Johannes 19,30), und dies muss der Sohn nun ganz
sicher kein zweites Mal tun. Jetzt ist die Menschheit am Zuge!
Mitnichten muss der Logos erneut in die Qualen der Materie
und durch den Tod gehen, sondern die Menschen, die dies frei
wollen, können jetzt zurück zum Geistigen, zurück zum Vater
aus dem sie einst kamen, und wirkliche Menschen werden. Und
wer - wo und wie auch immer - von angeblich neuen
physischen Inkarnationen des Christus spricht, der weiß nichts
vom Christentum, er weiß nichts Wahres über Golgatha zu
244
berichten. Christus wird von nun an nur noch geistig gefunden
und wiederkommen; vor allem aber in uns. -
... Achtet darauf, daß euch niemand irreleitet. Denn viele werden
kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus,
und werden viele irreleiten. Ihr werdet von Kriegen hören und von
Kriegsgerüchten; seht zu, daß ihr nicht erschreckt. Denn das muß
kommen, doch es ist noch nicht das Letzte. Denn erheben wird
sich Volk gegen Volk und Reich gegen Reich, und Hungersnöte
und Erdbeben wird es geben, bald hier, bald dort. Das alles aber
ist der Anfang der Wehen. Man wird euch dann in die Hände derer
geben, die euch quälen und töten; und allen Völkern werdet ihr
verhaßt sein, weil ihr meinen Namen bekennt. Dann werden viele
zu Fall kommen, einander verraten und mit Haß verfolgen. Und
viele falsche Propheten werden auferstehen und werden viele
irreführen. Und da die Gottentfremdung überhand nimmt, wird die
Liebe in vielen erkalten. Wer aber treu ausharrt bis ans Ende, der
wird gerettet werden. Und das Evangelium vom Gottesreich wird
auf dem ganzen Erdkreis verkündet werden zur Bezeugung für alle
Völker; und dann wird das Ende kommen (...) Wenn euch jemand
sagt: siehe, hier ist der Christus, oder: da ist er - so glaubt es
nicht! Denn falsche Christusse und falsche Propheten werden
auftreten und große Zeichen und Wunder verrichten, um
womöglich sogar die Auserkorenen irrezuführen. Seht ich habe es
euch vorhergesagt. Wenn man euch also sagt: seht er ist in der
Wüste, so geht nicht hinaus, oder: er ist in den Gemächern
drinnen, so glaubt es nicht. Denn so wie der Blitz im Osten
aufflammt und leuchtet bis zum Westen, so wird die Ankunft des
Menschensohnes sein. Wo der Leichnam liegt da sammeln sich
die Geier. Zugleich mit der Drangsal jener Tage »wird die Sonne
sich verfinstern und der Mond seinen Schein nicht mehr spenden,
die Sterne werden vom Himmel herabfallen, und die Kräfte der
Sphären werden in Erschütterung geraten«. Dann wird das
Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, dann
»werden sich an die Brust schlagen alle Geschlechter der Erde
245
und werden den Menschensohn erschauen, kommend auf den
Wolken des Himmels« mit mächtiger Bewegung und großem
Glanz. ... (Matthäus 24, 4-31)
118.
Selbst wenn ich den Koran lese, will ich eine wahrheitsgemäße
Übersetzung lesen, die so gut und gewissenhaft, wie es irgend
geht, das wirkliche Wort des Korans wiedergibt. Ich will ganz
bestimmt keine ''humanistischen Uminterpretationen" oder
''zeitgemäßen Umformulierungen und Verschönerungen" lesen.
Die 'VOLX-BIBEL' ist nun ebenso für solche Menschen
geschaffen, die die wirkliche Bibel und das wirkliche
Evangelium Christi nicht mehr interessiert. Sie ist ein FantasieRoman von blinden und spirituell gewissenlosen Seelen, die
jede religiöse Ehrfurcht endgültig verloren haben. Mit dieser
fürchterlich ordinären Übersetzung führt der - von Herbert
Wimbauer oben charakterisierte, durch die Hure-Babylon
korrumpierte - Intellekt feierlich die heilige Schrift in die letzten
Phasen der Zersetzung des Wortes und der Dekadenz der
heutigen deutschen Sprache ein, und dünkt sich damit
selbstverständlich wieder besonders fortschrittlich und
jugendnah. Sie ist einer gewissen Jugendgeistigkeit damit
sicher auch recht nahe gekommen, nur eben endlos Christus
fern. Wenn man den heilenden Heiligen Geist des Evangeliums
in die dekadente und krankhaft sexualisierte Sprache des
Tieres hüllt, verhurt man die Bibel dem Antichristen und dient
somit in Wahrheit bloß diesem. Die Volx-Bibel zieht das
reinigende Wort des Evangeliums in den gottlosen Dreck
unserer materialistischen Zeit und beraubt die Menschen damit
der WIRKLICHEN Bibel, die uns aus diesem Sumpf eben
gerade herausheben will und kann. Entsetzlich entgeistigt und
inhaltlich sinnentstellend ist diese Hohn-Bibel! Begrüßen
können so etwas nur solche, die keinerlei religiöses Gewissen
mehr haben. Nur wer den Christus-Logos, das lebendige
WORT-Gottes nicht liebt und sucht, kann dermaßen
Schindluder mit der Sprache des Evangeliums treiben. Diese
246
Übersetzer wissen wirklich nicht mehr, was sie tun! 'JesusFreak' deutet hier dann wohl auch darauf hin, dass man es
eben nicht mit Christen zu tun hat. Weil nur noch der Mensch
Jesus und nicht mehr der Christus, also das Göttliche gesucht
wird. –
119.
Kunst, die keiner versteht, sagt auch nichts aus. Und eine Zeit,
die Kunst nicht mehr menschlich-moralisch, sondern bloß noch
äußerlich oder wirtschaftlich begreift, ist kulturell tot. –
Aber ebenso ist Kunst, die ganz bewusst 'zurechtverblödet' ist,
damit sie am besten jeder verstehen kann, kulturlos, weil sie
den Menschen gar nicht mehr bilden will, und uns so durch
ihren hohlen Geist nur noch degeneriert. –
119 a.
Gestern im Fernsehen war ein zeitgenössischer Hamburger
Künstler am Erzählen, dass Kunst absolut frei und unabhängig
von allem, als die radikale Diktatur schlechthin und dabei vor
allem auch frei vom Menschen sein solle. Er schuf dabei für
sich selber einen gewollt unmenschlichen Gott namens Kunst,
weil er den Menschen wohl nicht mag. Ich selber kann
Konsequenz und eine gewisse Radikalität ganz gut leiden. Zum
Teil war ich sogar ganz seiner Ansicht. Doch der entscheidende
Punkt seiner Aussage war dann doch bloß radikaler Unsinn.
Denn der in unserer modernen Kunstwelt so beliebte und
überall als ganz erhaben angesehene Begriff der völlig
''wertfreien Kunst'' ist immer nur ein anderes Wort für das
Verlangen nach wertloser Kunst. Kunst hat doch überhaupt nur
Bedeutung und Wirklichkeit in ihrer moralischen Wirkung auf
und für den Menschen. Und überall, wo man den Menschen
und das Moralische aus der Kunst hinweg haben will, verliert
sie ganz notwendig auch jegliche Bedeutung und jeglichen
Sinn. Sie ist dann für unsere menschliche Kultur wirklich
wertlos; was ein ganz sonderbarer Gewinn ist. Abgesehen
247
davon, dass es Kunst ohne den Menschen eben in Wahrheit
gar nicht gibt, da die Kunst eines jeden Künstlers immer nur ihn
und seine Wirklichkeit oder Wahrnehmung widerspiegelt. Es
gibt nirgends vom Menschen befreite oder unabhängige Kunst,
diese Idee ist ganz unsinnig. Allerdings gibt es sehr wohl
unmenschliche. Alle Kunst, die ''außermoralisch'' oder auch
''übermoralisch'' sein will, ist in ihrem Wesen anti-moralisch.
Vertreter einer in der Realität nie existenten und deshalb auch
nur rein hypothetisch menschlich ''wertfreien'' Kunst bezeichnen
– genau so, wie es dieser verwirrte junge Mann tut – oft und
gerne jegliche Kunst als dekadent. Aber sie haben bloß bei sich
selber und ihrer Kunst und Kunstauffassung recht damit, denn
es gibt und gab sehr wohl immer auch nicht-dekadente
Menschen, also auch unschuldige, unverbrauchte, religiös
wahrhaftige und somit geistig gesunde Kunst. Und auch wenn
unsere intellektuell ganz ''überreifen'' (dekadenten) modernen
Kunstexperten und Künstler diese Art von Kunstdefinition - die
so fürchterlich ''überholte'' Vorstellungen, wie Moral in der Kunst
sucht – natürlich als ''naiv'' oder ''antiquiert'' etc. bezeichnen
werden: Nur geistig-moralisch gesunde Kunst wirkt auf die
Seele heilsam, stärkend und eben nicht degenerierend. Und es
gibt tatsächlich noch Menschen, die nach seelischer
Gesundheit streben, auch wenn sie das dann ganz ''unmodern''
machen sollte. Der Materialismus kann gesunde Kunst nie fassen oder
hervorbringen. Ebenso wenig, wie er Moral begründen oder
fassen kann. Seelisch angekränkelt auf die eine oder andere
Weise sind wir alle heute mehr oder weniger, aufgrund des alles
abtötenden Materialismus. Aber wenn ich als Künstler bloß
meine Krankheiten und meinen moralischen Niedergang als
Kunst verobjektiviere, mache ich damit ebenso die Kultur krank.
Ich infiziere und vergifte alles, worauf ich wirke und bringe die
Menschen bloß noch herunter. Weil dieser Künstler an keinen geistig-kulturellen oder guten
menschlich-moralischen Sinn von Kunst, also natürlich auch an
248
keinen realen Gott mehr glauben kann (für ihn sind Götter nur
Symbole für Naturkräfte), schafft er sich die Kunst als seinen
Gott. Aber dabei nicht den höheren Begriff einer schönen und
menschlichen Kunst im Allgemeinen, sondern - weil es auch gar
nicht anders sein kann - SEINE eigene, von ihm hier aber
narzisstisch geschaffene und definierte Kunst ist Gott; also in
Wahrheit doch er selber im ungesunden Zustand des
Luziferismus. Kunst und Künstler sollen auch nach meiner
eigenen Überzeugung frei sein, aber eben nie frei von Wert,
Sinn oder vom Menschen. Weil Kunst schöpferisch ist, lässt sie
den Schöpfer erahnen. Aber sie ist sicher nicht Gott selber,
sondern ganz Mensch und sollte auch immer menschlich sein
und begriffen werden. Soweit Gott im Menschen wohnt, kann
seine Kunst als ''göttlich'' empfunden werden. Aber wenn ein
gottloser Gewaltmensch seine Kunst verabsolutiert und zu Gott
erklärt, sind es Luzifer oder Ahriman, die aus ihm sprechen.
Entscheidend ist hier immer, was aus einem Menschen wie
künstlerisch spricht. Ist es sein Besseres, oder sein Schlechtes.
Nach den eigenen Worten dieses Künstlers ist alle Kunst
dekadent, sinnlos und langweilig. Und hier hat man doch von
ihm selber eine passende Charakterisierung seiner Kunst und
Ideale. Nur dass er diese, also sich selbst und seine Dekadenz
dabei für jegliche Kunst, und damit für alles Menschliche
dogmatisiert, um eine Berechtigung dafür zu haben. Seine
Kunst spricht sein Wesen, und dabei gleichzeitig vieles über
unsere kranke Kultur aus. Sie hat dadurch sogar wieder einen
gewissen Erkenntniswert für uns, und ist somit als möglicher
'Aufrüttler' vielleicht sogar heilsam, also manchen zumindest
indirekt wieder ''Kunst'' in ihrer Nachwirkung. –
119 b
Ich setze mich bekanntlich immer wieder ein für die
Behauptung, dass nur ehrliche Kunst wirkliche Kunst ist. Und
wie ehrlich würde denn ein im Grunde nach satanistischer
Philosophie lebender Mensch menschenfreundliche Kunst
schaffen können? Wird der ethische Individualismus Rudolf
249
Steiners
als
moralisch-künstlerische
Ich-Wahrhaftigkeit
konsequent zu Ende gedacht, ist unter den passenden
Umständen selbst krankhaft-unmenschlich-satanistische Kunst
wahr, denn sie spricht möglicherweise ganz wahr von und zu
entsprechenden Seelen(losen). Nur eben nicht vom wahren
Menschentum im guten Sinne. Alles ist heute in die Freiheit des
Einzelnen gelegt. Es gibt gerade zum Guten keinen Zwang
mehr, sondern nur noch die freie Entscheidung. Und wie ich als
Christ den Satanismus und das Anti-Menschliche verurteile, so
müssen umgekehrt die vielen Kinder Ahrimans alles Christliche
und Menschliche verlästern. Und beide Seiten haben im
Zeitalter der Freiheit vollkommen das Recht dazu. Auch die
Finsternis, die sich offenbart, führt die Kinder des Lichtes zu
Gott durch die Erkenntnis. –
119 c
Mir kommt es so vor, als würden Bach, Handel, Haydn, Mozart,
Beethoven, Mendelssohn, Wagner, Bruckner usw. jeder auf
seine eigene Art die eine lebendige Urmelodie des schönen
Menschentums interpretieren. So unterschiedlich diese
Komponisten auch sind, sie alle durchzieht für mein Empfinden
ein wunderbares seelisches Grundthema des wahrhaft
Menschlichen. Die Musik befreite sich dabei im Laufe der Zeit
immer mehr von den Formen traditioneller Vorgaben und
Konventionen. Sie trat dabei aus dem kirchlichen Korsett immer
weiter heraus ins Persönlich-Individuelle. Aus dem Geordneten
der alten Kompositionsregeln ins Ungeordnete des frei
werdenden Ichs. Aber auch immer weiter hinab ins AllzuMenschliche. Und was für wundersame Musik hat man nicht
zwischenzeitlich auf diesem Wege hervorgebracht. Doch wie so
oft im Leben wurde dies zu weit getrieben. Die erwähnte
Urmelodie des moralisch suchenden und strebenden Menschen
als Grundthema des Schönen ging immer mehr verloren, und
aus dem Sichbefreien von Konventionen wurde geradezu ein
Sichbefreien von Musik, Schönheit, Harmonie, vom Menschen
und allem kulturellen Sinn. Es kam irgendwann ein
250
Kunstverständnis herauf, welches mit den alten Gesetzen der
Ästhetik nicht bloß brach, sondern sie ins Gegenteil verkehrte,
ins Ungesunde, Unmenschliche und damit Unkünstlerische.
Disharmonisches Gekratze und Gequietsche in der ''neuen
Klassik''. Technisch versiertes, aber nicht selten die Seele bloß
noch
zerstreuendes
und
entnervendes
intellektuelles
Herumgespinne auf den Instrumenten, wie häufig im Free Jazz.
Pathologischen Narzissmus und Sexualismus im Pop/Rock
sieht man nun vielfach als große künstlerische Freiheit und
Errungenschaft an. Und ebenso alles, was in unserer Zeit so
erfolgreich Unmenschlichkeit, Brutalität, das Verbrechertum und
den Satanismus glorifiziert, ging daraus letztendlich als
Konsequenz hervor. Kunst hat für viele nun gar nichts mehr mit
Schönheit und Gesundheit, sondern eben viel lieber mit
Krankheit und Zersetzung zu tun. Der ''produktive
Geistesgestörte'' ist deshalb ein beliebtes Popstar- und
Künstlermodell unserer Zeit geworden. Wir bewundern
mittlerweile vielfach tatsächlich ganz direkt das Kranke. Nach
dieser Kunstvorstellung bräuchten wir uns nur noch in ein
Irrenhaus begeben, und wären von lauter ''Genies'' umgeben.
Umgekehrt wird das wirklich menschliche Genie der
Vergangenheit gar nicht mehr begriffen. (Siehe hierzu auch
Punkt 149). Wenn Filmemacher heute Filme über Beethoven,
Mozart oder Schiller drehen, stellen sie diese eigentlich immer
mehr oder weniger als Idioten dar. Nach dem Motto: Schiller hat
sicher ein paar nette Gedichtchen geschrieben, aber im Grunde
war er doch ein riesengroßer Trottel, der sich in völlig irrealen
Fantasien und Schwärmereien verlor usw. Wer es nicht längst
schon getan hat, der lese bitte nur einmal Schillers >ästhetische
Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen<, und
vergleiche den Geist darin mit dem hypochondrischen
Volltrottel, der uns in neueren Filmen oder Dokumentationen
immer wieder als Friedrich Schiller verkauft wird. Es geht nicht
zusammen. Schiller war auch alles andere, als ein Trottel. So
erschien er nur den Philistern seiner Zeit. Und solche haben
dieses kranke Bild zu uns herübergetragen. -
251
Das Verlästern und Karikieren der Genies der Vergangenheit
geschieht in unserer Zeit nicht einmal unbedingt aus Bosheit,
sondern man versteht sie eben wirklich nicht mehr, und kann
sie deshalb nur noch als etwas irgendwie Krankhaftes begreifen
und darstellen. Heute versteht und bewundert man vor allem
das abstrakte Genie, Mathematiker, großes Gedächtnis,
technische Erfinder etc. moralisches Genie ist uns Nichts mehr.
Und man interpretiert eben umgekehrt das wirklich
Pathologische als ''neues Geniales''. Man schaue sich
diesbezüglich nur einmal an, was mittlerweile zum Teil auf
deutschen Theaterbühnen an Sodom und Gomorra als ''Kunst''
geboten wird! Es geht kaum mehr perverser! Die guten, und in
Wahrheit nie ''alten'' Werte und Ideale der Schönheit und Kultur
haben sich überall verloren und direkt umgekehrt. Weil nun aus
ganz neuen Quellen, dem durchchristeten Ich, in die Zukunft
hinein geschaffen werden muss. Und solange dies nicht
Wirklichkeit wird, geht es immer weiter in den Wahnsinn hinab. 120.
Karfreitagsgedanken
In unserer Zeit heißt es für viele oft recht überzeugend: >Was
die Jesus- oder Bibelforschung nun weiß; oder was die wahre
Wissenschaft jetzt herausgefunden habe.< Oder: >Dass alles
Übersinnliche wissenschaftlich erklärt werden kann oder bloße
Täuschung ist, dass ungesunder Aberglaube und Mystizismus
nun endlich überwunden, und einer klaren objektiven
Wissenschaftlichkeit gewichen seien<, usw. Aber worin ist denn
die Neuzeit wirklich auffallend groß? Was charakterisiert denn –
neben dem Hochmut, heute angeblich überhaupt erst wirklich
klug geworden zu sein, während alles vor unserer Zeit
vollkommen dumm und kindlich-naiv war – den Geisteszustand
der modernen Welt und ihrer Gelehrsamkeit? Ist es wirklich ein
so eindeutiges ''Mehr'' an Intelligenz und Weisheit, als sie
frühere Jahrhunderte und ihre Geistesträger hatten? Man lese
nur einmal die Schriften des Thomas von Aquino oder des
252
Theologen Friedrich Hegel, um sich rasch vom Gegenteil zu
überzeugen. Intelligenter sind unsere heutigen Gelehrten ganz
bestimmt nicht geworden. Dass bilden sie sich – in aller
gebotenen Bescheidenheit natürlich! - bloß ein und ist eines
von endlos vielen modernen Suggestiv-Vorurteilen, sondern vor
allen Dingen radikal ideenarm und frei von Geist und jeglicher
Spiritualität. Unsere wissenschaftliche Intelligenz ist ganz und
gar abstrakt und materialistisch geworden, und hat genau
deshalb ihre beeindruckenden Erfolge besonders im Toten und
in der Technik zu verzeichnen. Denn die Technik ist Ahrimans
Reich. Man kann vieles weit besser oder überhaupt erst
verstehen, wenn man begreift, dass es ganz unterschiedliche
Formen von Intelligenz gibt. Der moderne Intellekt ist ein
Meister auf dem Gebiet des Toten. Aber impotent auf dem der
Moral,
Spiritualität,
Kunst
oder
Sozialgestaltung.
Materialistische Vorurteile findet man heute überall alles
durchziehen, egal wohin man blickt; kein wunder also, dass
alles davon angekränkelt ist. Jetzt, wo wieder Ostern anstand, und mittlerweile jedes Jahr,
wenn christliche Feiertage kommen, immer brutaler, lässt
unsere von Mammon besessene Wissenschaft keine
Gelegenheit mehr aus, um Jesus Christus und das Christentum
zu verleugnen und die Evangelien intellektuell-klug und
überbläht zu zerfasern und materialistisch zu zersetzen. Unsere
Wissenschaft ist längst dermaßen ins Ahrimanische
eingelaufen, dass es jetzt allgemein als ''wissenschaftlich
erwiesen'' gilt: „Religiosität ist eine Form von Epilepsie. Wer
religiös ist, ist nicht gesund. Und somit ist alles, was nicht
materialistisch und gottlos ist, pathologisch“. Unsere
geisteskranke Wissenschaft erklärt nun endgültig alles Geistige
für krank. Und mir tun dabei am meisten junge Menschen leid,
die in dieser fürchterlichen Atmosphäre der Sinnlosigkeit und
Seelenleere
und
der
antimenschlichen
Suggestionen
aufwachsen müssen. Ob in der Schule, von ihren Eltern, durch
verlogene Musik, oder die Dreckschleuder Fernsehen, überall
prasselt der Materialismus und Geisteshass auf sie nieder. Und
253
die Wenigsten haben die Kraft dazu, dieser Flut der MammonDämonen auch nur einigermaßen Herr zu werden und sich
selbstständig heraus zu hieven aus diesem Seelen
erstickenden Sumpf. Wie Rudolf Steiner es vorausgesagt hat,
ist als Konsequenz der Abschaffung des Geistes durch die
Katholische-Kirche beim Konzil 869/870 heute von unserer
modernen Wissenschaft als letzten Ausläufer des Impulses
Gondhischapurs (Punkt 116) auch die Seele des Menschen
''wissenschaftlich'' abgeschafft worden. Und es dürfte jetzt auch
nicht mehr lange dauern, bis die ersten Gesetze erlassen
werden, die als Konsequenz der Weisheiten dieser
Wissenschaft den ''Unfug des Spirituellen'' verbieten werden
zum ''Schutz unserer Jugend'' und zugunsten dieser neue Art
von ''Gesundheit der Menschheit''. Viele Menschen unserer Zeit
würden es doch jetzt schon äußerst ''vernünftig'' finden. … Es ist nun jeder endgültig auf sich selbst gestellt und muss die
Wahrheit in sich selber fest begründen können. Die Wege zum
Geistigen werden eng und sind immer schwerer zu finden. Wer
sich von jetzt an bloß noch treiben lässt vom antichristlichen
Zeitgeist, der geht hinab in die moralische Dekadenz und in den
Seelentod. Der Geist des Menschen ist immens schöpferisch.
Was er denkt, wird irgendwann Wirklichkeit. Deshalb macht ein
Mensch, der nur lange und fest genug daran glaubt, dass er
nicht Geist ist, dass er keine Seele hat, diese Unwahrheit am
Ende wahr. Er hungert Geist und Seele solange aus, bis sie
irgendwann tatsächlich nicht mehr sind.
Denn «der Mensch lebt nicht vom Brot allein,
sondern von einem jeden Wort,
das aus dem Munde Gottes geht.»
(Matthäus 4,4)
Wer sich heute nicht mit aller Kraft befreit von den
fürchterlichen materialistischen Vorurteilen, Denkschablonen
und Suggestionen, um sich zum Geistigen hindurchzukämpfen,
der hat kaum noch eine Chance, dabei nicht seelisch Schaden
zu nehmen. Denn die Welt und ihre ''Wissenschaft'' ist
254
Mammon und seinen Scharen heute weitestgehend verfallen,
und es wird laut Rudolf Steiner noch eine ganze Weile sogar
noch viel radikaler mit diesem Materialismus werden. Wenn unsere moderne Wissenschaft heute ein gott- und
geistloses Pseudowissen lehrt, lehren unsere Kirchen und alle
alten orthodoxen Weltreligionen nur noch einen erkenntnislosen
und deshalb längst unwahrhaftig und schwach gewordenen
Glauben. Man konnte kürzlich wieder riesengroße Plakate der
Kirche an Bahnhöfen kleben sehen, die uns aufforderten oder
fragten: „ob wir bereit seien, wieder zu glauben?" Als ob es
nicht längst gerade Priestern (als Seelsorgern) klar sein
müsste, dass die meisten Menschen heute eben NICHT mehr
bereit dazu sind. Wenn man sich unsere Gesellschaft anschaut,
sieht man überall, wie sehr der reine Glaube ohne Erkenntnis
die Menschen eines so genannten wissenschaftlichen Zeitalters
nicht mehr überzeugen und moralisch befeuern kann, sondern
nur noch irreführt und am Ende ganz gottlos werden lässt.
Gerade die reinen Glaubensnaturen, die die Erkenntnis des
Übersinnlichen immer noch als Hochmut und Sünde oder
''sektiererisch'' verschreien, kommen (und führen) in unserer
Zeit immer weiter in die Verlogenheit und Heuchelei hinein.
Denn der moderne Mensch verlangt Wissen vom Geist, und
das zurecht. Es ist gar kein Wunder, dass die meisten
Menschen heute erst mal gar nichts mehr glauben. Die Kirche
hat sich in den Zeiten, wo sie die absolute Macht hatte, als
fürchterlicher
Seelen-Tyrann
erwiesen.
Und
unsere
Wissenschaft lehrt uns lange schon nur noch Materialismus und
Antichristianismus. So wichtig und überlebensnotwendig die
religiöse Glaubenskraft ist bei allem, was wir noch nicht fassen
können, oder bei den schönen Idealen oder in
Hoffnungslosigkeiten: Allein die spirituelle Erkenntnis bringt
heute wieder neues christliches Leben. Die Erkenntnis zu
verteufeln – auch wenn dies so überzeugend und verlockend
wie
bei
dem
wunderbaren
Augustinus
in
seinen
>Bekenntnissen< geschieht – ist moralische Feigheit und
Bequemlichkeit; ist Sünde wider den Geist und muss viele
255
Menschen am Ende der Lügen Luzifers, Ahrimans und den
Asuras zuführen. Es widerspricht außerdem direkt dem
Evangelium und Jesus Christus. Und wer sagt: „Glaube ist
alles, allein der Glaube ist christlich, und wer nicht glauben
kann, der geht eben in den Abgrund“ usw., der zeigt damit nicht
gerade sehr viel Interesse oder gar Nächstenliebe seinen
Mitmenschen gegenüber, die so wie er eben leider nicht mehr
glauben können, ohne dass sie deshalb wertlose oder böse
Menschen sein müssen. Anthroposophie hat mich zum Christen
gemacht, weil Sie mich überzeugt, und nicht die Kirchen. Und
für alle, die ein spirituelles Verstehen suchen und brauchen, um
zu Christus zu finden, ist Sie gegeben worden. Nicht als
''Verführer'', sondern als guter geistiger Führer zum Sohn. Und
was immer zum lebendigen Christus führt, ist gut. Mir ist es
ganz und gar unverständlich, dass so viele Kirchenmenschen
so hartnäckig immer lieber dabei zusehen, wie so viele
Menschen heute im Materialismus versumpfen und sogar als
Iche sterben, als dass sie in ihrem religiösen Egoismus die
Notwendigkeit der Geisteswissenschaft einsehen oder zugeben
würden. Ohne geisteswissenschaftliche Erkenntnis, ohne
konkretes Begreifen der übersinnlichen Welten und
Wesenheiten gehen viele heute ganz sicher in die Irre. Und nur
insoweit, wie wir das Geisterkennen entwickeln wollen und
suchen, können wir durch das heute so teuflisch raffinierte
dichte Gewebe der Lügen und Fallstricke hindurchkommen und
wieder ehrlich fromm und religiös sein. Wenn jemand für sich
selber Anthroposophie nicht will, weil er sie nicht erkennen
kann, so ist das in Ordnung. Aber er sollte sich davor hüten, Sie
deshalb zu verteufeln. Denn die Erkenntnis Gottes und der Welt
aus dem Geist ist nicht Sünde, sondern befreit aus der Sünde,
aus der Sonderung von Gott und von dem heute überall den
geistigen Tod bringenden Materialismus, Agnostizismus und
Atheismus. Ohne ein lebendiges religiöses Leben erkrankt die
Seele des Menschen. Die Erkenntnis Gottes ist der Sinn des
Menschen und die wahre christliche Kommunion durch den
Geist. Wer heute immer noch erkenntnislosen Glauben fordert
256
und predigt, und etwas so dringend Notwendiges wie die
anthroposophische
Geisteswissenschaft
bekämpft
und
verleumdet, der macht sich persönlich schuldig an all den
Seelen, die am Materialismus nun zugrunde gehen. Denn das
Heilmittel, den durch die Erkenntnis heilenden Geist, habt Ihr
ihnen geraubt. Wer die Erkenntnis nicht will, dem bleiben nur
noch Glauben und Autorität oder direkt der katholische Glaube
an Autoritäten. Dies ist aber der aller unsicherste Weg.
Sicherheit gibt uns heute nur das mit Schmerzen und Mühen
erkämpfte spirituelle Erkennen, welches moralisches Leben
wird. Und ich weiß dabei selber ganz genau, wie verführerisch
die Flucht in den nur religiösen Glauben, in den kampflosen
falschen Frieden des alten Kirchlichen heute wieder ist! Das
moderne Leben ist für viele alles andere als leicht geworden.
Wie oft wollte ich selber nicht schon ermüdet die Waffen fallen
lassen, um mich zurückzuziehen, und nur noch dem
persönlichen Religiösen zu überlassen? Mit 21 wäre ich
beinahe auf die Idee gekommen, Franziskaner zu werden! Ich
weiß, wie verführerisch es ist, allen Zweifel in sich bloß zu
betäuben durch das religiöse Glaubensdogma oder die Religion
des Materialismus, anstatt den existenziellen Zweifel befreiend
aufzulösen durch die Bewusstseinsarbeit. Doch sowie ich
wieder zu Kräften kam, erkannte ich diese Haltung als
Ohnmacht und Schwäche; als feige Flucht vor unseren ErdenAufgaben die uns das Evangelium unmissverständlich stellt.
Denn wer nicht mehr kämpfen will um die Wahrheit, um
Christus und die moralische Zukunft der Menschheit, der liebt
nur noch sich selber als seine luziferische Religion oder die
heute alles beherrschende Religion des Mammon. Ich selber glaube ebenfalls ganz fest an Jesus Christus als
lebendigen Sohn Gottes. Aber dank der erlösenden
Anthroposophie Rudolf Steiners weiß ich darüber nun auch
einiges Konkretes, was meine Moral und meinen Glauben erst
wirklich stählt und untermauert. –
257
121.
Rechtsradikalismus wie Linksradikalismus zerstören beide
Deutschland. Linksradikalismus – auch wenn Vertreter
desselben diesen natürlich ganz anders definieren – ist in
unserer Zeit recht häufig geradezu national-feindlich;
verborgener Hass aufs eigene Land. Rechtsradikalismus ist
krankhaft isolierender Nationalwahn gegen andere Länder und
Kulturen gerichtet, und wirkt wie ein Krebsgeschwür im
Organismus Europas. Die heilsame Mitte ist der Patriotismus
und die kulturell durchgeistigte Vaterlandsliebe, mit der die
Menschen eine gesunde und sehr berechtigte, ja
überlebensnotwendige Verbindung mit ihrem individuellen
Volksgeist (Erzengel) anstreben. Die richtige Verbindung mit der
Geistwelt bedeutet für eine Nation das liebevolle Wurzeln in
ihrem Volksgenius. Der ein reales Wesen, und nicht bloß ein
Symbol oder eine Abstraktion ist. (Siehe Rudolf Steiner. Die
Mission einzelner Volksseelen. GA 121). Der Materialismus
kappt diese Verbindung überall ganz notwendig und führt so zu
krankhaftem Nationalwahn oder zur gänzlichen kulturellen
Entwurzelung. Für die angloamerikanischen Völker sind wir Deutschen heute
angeblich ''genesen und geläutert'', weil wir demselben
''vernünftigen und praktischen'' Raubtierkapitalismus verfallen
sind, der momentan in seiner neuen globalisierten Form die
gesamten westlichen Industrienationen sozial auffrisst. Doch
genesen sind wir Deutschen keineswegs; wir sind tot und
unserem mitteleuropäischen Geistesleben und seiner
christlichen Mission komplett entfallen. –
122.
Deutschland braucht zu so vielem anderen dringend auch eine
vernünftige Ausländerpolitik, die weder ausländerfeindlich, noch
deutschlandfeindlich ist. Ein Land kann nicht alle Sozialfälle
anderer Länder endlos aufnehmen, ohne den eigenen
Sozialstaat dabei zu ruinieren. Das ist eine ganz einfache
258
Rechnung. Andererseits sollte Deutschland sich auch nicht
davor verschließen, die eigene Kultur durch Zuwanderungen
von Menschen aus anderen Ländern und Kulturen zu
bereichern. Auch wirklich Asylbedürftigen darf sich kein Land
verschließen. Dies sollte europaweit gelöst werden. Ich selber
möchte gar nicht leben in einem Lande, wo mich ausschließlich
nur deutsche Gesichter anschauen. Aber grenzenlose
Überfremdung kann auch nicht heilsam sein; und es ist und
bleibt nichts anderes als Überfremdung, wenn keine wirkliche
Integration von Ausländern durch unsere Kultur stattfindet. Und
sie kann nicht stattfinden bei solchen, die unsere westlichdemokratischen
Werte,
wie
Menschenrechte
oder
Gleichberechtigung der Frau etc. gar nicht achten, sondern
geradezu hassen und als ''gottlos'' verstehen. Zudem ist kein
Land der Welt dazu verpflichtet, ausländische Verbrecher
durchzufüttern, die im Lande nur Mist bauen WOLLEN. Aber bei
Zugewanderten, die hier anständig oder schon sehr lange
leben, oder gar hier geboren wurden, wäre jede Ausweisung
grausam und sollte unbedingt unterlassen werden. Wenn ich
Besuch bei mir zu Hause habe, der mir ins Wohnzimmer pinkelt
und meinen Kühlschrank leer frisst und umkippt, den schmeiße
ich doch wohl raus und lade ihn auch nicht wieder ein. Er hat
sein >Gastrecht< verspielt. Die eigenen Verbrecher können wir
leider nicht in andere Länder verfrachten oder auf den Mond
schießen. Da müssen wir im eigenen Lande mit fertig werden.
Aber neu ankommenden Kriminellen und Asozialen anderer
Nationen gegenüber sind wir kaum verpflichtet. Das eine krankhafte Extrem fordert immer ganz notwendig das
anderer heraus. Deutschland feindlicher Linksradikalismus
schürt gerade besonders den Rechtsradikalismus. Und je
länger sich unsere opportunistischen Politiker als völlig unfähig
erweisen, eine vernünftige Ausländerpolitik zu entwickeln, desto
mehr Zulauf werden moralisch- und sozial gestörte rechte
Gruppierungen auch bekommen. Heuchlerische Linksradikale
unterstellen heute überall grundsätzlich jeder Form von
Patriotismus und Vaterlandsliebe ''rechtes Gedankengut''. Doch
259
es sind gerade diese schon zwanghaft verlogenen
Verleumdungen von nicht-linken Deutschen in Wahrheit
faschistoide Versuche eines radikal linken Meinungsdiktats. Deutschland? Ja! Gesunder Patriotismus, Kulturverbundenheit
und sich als eigenständige Nation empfinden? Kein Problem!
Aber Nationalismus und Hass und Gewalt gegen andere
Menschen? Niemals! Das tragische Problem hierbei ist, dass
materialistisches Denken gar nichts wird gegen rechte
Entwicklungen ausrichten können, weil es nur auf eine andere
Art an eben demselben Ungeist krankt. Nur die
geisteswissenschaftliche Menschenkunde, das wieder wirklich
Menschlichmachen des Denkens und Empfindens wird zur
Heilung führen können. –
122 a.
Es wird immer wieder von Hirnlosigkeit oder Dummheit
gesprochen, wenn man Neonazis charakterisiert, und dies
stimmt mit Sicherheit bei Hooligans und den üblichen
Mitläufern, aber schon nicht mehr bei den Anführern. Politische
Nazis werden erst durch eine gewisse Intelligenz gerade
gefährlich. Es ist ganz bestimmt nie der Kopf, der den Wert
eines Menschen ausmacht. Was vielmehr alle rechtsradikalen
Gruppen wirklich durchweg gemeinsam haben ist, dass sie kein
Herz besitzen. Sie sind in der Regel über sich selbst frustrierte,
lieblose Hass-Naturen und suchen deshalb Opfer, gegen die sie
hetzen, und die sie fertigmachen können. Manche haben dabei
durchaus Intellekt, aber sie haben eben keine Liebe. Weder zu
Gott, zu Deutschland, noch zum Leben, und deshalb auch
keinen Respekt vor dem Leben und dem Recht auf
Unversehrtheit anderer. Dazu ist es selbstverständlich die
hohlste Form der Motivation zum Hass, die sich überhaupt nur
denken lässt, wenn man andere Menschen nach ihrer
Hautfarbe, Nationalität oder Sprache etc. moralisch bewertet
und gar verurteilt. Also ist es natürlich auch eine ganz schlimme
Form von Dummheit. Aber diese sitzt eben sehr viel tiefer, im
260
Herzen und in der Seele des Menschen. Andere Menschen zu
hassen, das Bedürfnis ihnen wehtun zu wollen, um eine Art
''Selbstbestätigung'' oder ''Selbstwertgefühl'' daraus zu ziehen,
ist ein ganz schlimmer moralischer Defekt. Und es gehört zu
den größten Übeln (und Hilflosigkeiten) unserer Zeit, dass dabei
überall dieser Kopf so dermaßen überbewertet wird. Der hat mit
dem Moralischen eben gar nichts zu tun. Er kann es nicht
einmal wirklich fassen. Zu dieser Überbewertung des Kopfes
trägt vor allem auch unsere materialistische Hirnforschung sehr
viel bei, die von der Seele des Menschen gar nichts mehr weiß
und wissen will. Diese Gehirnwissenschaft oder Hirnforschung
– die eben gerade geistlos sein will, weil sie platten
Sinnlichkeitsfanatismus für Objektivität hält - ist ein ganz
besonders sorgsam gepflegtes Kind Ahrimans, und verhindert
alles, was heute an Gesundung möglich wäre aus dem
Spirituellen. Die Seele gebraucht das Gehirn durchaus als
Grundlage zum Denken (im Leibe), aber es ist nicht das Gehirn,
was denkt. Ebenso wenig, wie es das Gehirn ist, das liebt,
hasst, fürchtet oder hofft, sich freut oder leidet. Aus der
anthroposophischen Geisteswissenschaft heraus kann man
begreifen, dass es nicht der Kopf oder Intellekt ist, was uns zum
Menschen macht, sondern unser moralisch/geistiges Wesen,
welches natürlich auch den Intellekt gebraucht, aber viel
umfassender ist, als das Haupt. Darauf weist uns übrigens
ebenfalls so manches Wort von Jesus Christus im Evangelium
hin; aber über Gott und Christus sind ja heute selbst unsere
Pubertierenden längst weit ''hinaus'' in ihrer 'Kopfklugheit'. –
123.
Will man es auf ein paar einfache Sätze bringen, warum die
Kirche des offiziellen 'Namens-Christentums' Rudolf Steiner so
vehement verketzert, dann ist es tragischer Weise, dass Rudolf
Steiner wieder ganz konkret von den Geisteswelten gesprochen
hat und vor allem Jesus Christus als den begriff, der Er wirklich
war und ist, wie Er selber es von sich gesagt, und wie Ihn das
frühe, lebendige Christentum begriffen hat: als Gott selbst und
261
2. Logos, der Mensch wurde, um unseren sicheren Tod in der
Materie nun sukzessiv zu beenden, so wir nur wollen. Rudolf
Steiner begriff als Wissender den Christus ... als die Macht,
welche der Erdenentwicklung allen Sinn verleiht, und die durch
Ihren Opfertod sich vereint hat mit den Tiefen unseres Daseins. ...
(GA 161. Vortrag 10). Die Kirche macht ihrerseits hingegen
eben allen allein gültigen Anspruch auf Dogmenbildung und
Interpretation der Evangelien. Es geht der römischen Kirche seit
ihrem Bestehen, um Macht über die Seelen, und nicht primär
um spirituelle Wahrheit. Der einst militärische Imperialismus
Roms wurde zum Seelen-Imperialismus der katholischen
Kirche, und der Cäsarismus zum Papismus. -
Erst letzte Woche konnte ich im Fernsehen wieder einen
katholischen ''Geistlichen'' erzählen hören, „er sei kein Freund
von Esoterik“. Was nichts anderes heißt, als: „Ich habe kein
Interesse am spirituellen Christentum und will nichts wissen
vom Heiligen Geist.“ Alles esoterisch-okkulte Wissen ist sinnlos und eitel, wenn es
am Ende nicht zu einem entsprechenden Leben führt. Wenn wir
durch unser geistiges Wissen nicht immer bessere und
moralisch stärkere Menschen werden, ist es vielleicht wirklich
sogar besser, nicht zu wissen. Denn je mehr wir wissen, desto
mehr werden wir auch schuldig sein, wenn wir nicht unserem
Wissen gemäß gelebt haben.
... Je größer und tiefer dein Wissen um die Dinge ist, desto
strenger wirst du gerichtet werden, wenn dein Leben nicht gerade
so viel heiliger gewesen sein wird, als deine Einsicht besser war.
... (Thomas A Kempis. Nachfolge Christi.)
Aber ohne Wissen, ohne das 'Hungern und Dürsten nach dem
übersinnlichen Reich Gottes' können wir nicht erlöst werden,
denn nur der Heilige Geist erkennt den Sohn, und nur der Sohn
führt zum Vater. Ebenso, wie es viele katholische Geistliche gibt, die
vollkommen materialistisch denken und leben, so gibt es ganz
262
viele Anthroposophen ohne religiöses, somit ohne wahrhaft
christliches Leben. Wer aber als Christ nach dem Geistigen gar
nicht mehr strebt, wer keine Geisterkenntnis sucht, der ist wie
jemand, der nach seinen eigenen Beteuerungen zwar nach
Jerusalem reisen möchte, sich auch äußerlich entsprechend
kleidet, aber weil der Weg dorthin mühsam ist, und er sich nicht
bloß verlaufen könnte, sondern ganz sicher auch einige Male
verlaufen wird, macht er sich lieber gar nicht erst ernsthaft auf
den Weg. Nur dass solche Katholiken und Anthroposophen so
natürlich niemals ankommen werden. –
124.
Tatsächlich will im Grunde jeder ernsthafte Christ
Anthroposoph sein. Denn Anthropos-Sophia ist der durch die
Weisheit und Wahrheit (Christus) vergeistigte oder
auferstandene
und
wieder
geheilte
Mensch.
Die
Geisteswissenschaft Rudolf Steiners war ein ganz großes
'Pfingstereignis'. Wie das Pfingsten der Ausschüttung des
Geistes bei den Jüngern von damals die Evangelien
hervorbrachte, brachte es bei Rudolf Steiner die moderne
Geisteswissenschaft hervor. -
... Dieses ganze Wirken innerhalb der Geisteswissenschaft ist
eigentlich eine Art Weihnachtsfest, ein Geborenwerden des
Christus in der menschlichen Weisheit. ... (Rudolf Steiner. Vortrag vom
27.12.1915, GA 165, Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls.)
... Aber der Impuls – auch zu allem, was Anthroposophie bewirken
kann – liegt im Mysterium von Golgatha. ...
(Vortrag vom 31. März 1924. GA 239)
125.
Materialismus erzeugt ganz notwendig den Agnostizismus und
den Glauben daran, dass alles bloß ''Standpunkte'' oder
''Meinungen'' seien, ohne jegliche Objektivität. Ein geistloses
Weltbild kann auch den Geist des Menschen nicht mehr mit der
Welt zusammenbringen und als etwas Reales ansehen. Aber
263
ebenso wenig, wie es eine Frage der Meinungen ist, ob 2x6=12
ergibt, sondern wie dies sehr wohl von unserer Vernunft
eingesehen werden kann und es nur davon abhängt, ob jemand
das kleine Einmaleins einigermaßen beherrscht, ist es auch
keine Sache der Ansichten, wenn es um Okkultes geht,
sondern auch hier eine Frage des Organs dafür, welches
ebenso gebildet werden will, wie das Organ für Mathematik.
Man kann durch ein energisches Denken sehr wohl in ein
gründlicheres Verstehen von okkulten Inhalten hineinkommen.
Es ist doch auch recht sonderbar, wie viele Menschen heute
ernsthaft glauben, dass es eine ''Standpunktfrage'' sei, wer oder
was Jesus Christus ist. Er wird selbstverständlich ganz objektiv
etwas gewesen sein oder sein, und es bleibt dann nur die
Frage, ob man darüber heute noch Objektives ausmachen
kann? (Dass man darüber mit den Mitteln des Materialismus
und dem rein sinnlichen Verstande nichts von Bedeutung
herausbekommt, ist dabei eine Tatsache.) Sofern der Mensch
existiert, ist er nach bestimmten Gesetzen geschaffen, und
soweit man von diesen lebendigen Gesetzen etwas weiß, gibt
es auch hier nur den Standpunkt der Wahrheit oder
Wahrheitssuche. Aus Gründen, welche ich von verschieden Seiten her versucht
habe darzulegen, kann nur der christliche ''Standpunkt'' der
wirklich menschliche sein, weil Christus das innerste Wesen
des wahren Menschentums im Kosmos ist und impulsiert. Ohne
Ihn existierte in Wahrheit kein Mensch. Auch in allem, was
sonst noch irgendwo wirklich menschlich ist - selbst wenn es
sich selbst vielleicht nicht christlich nennen will - ist Er es. Es
gibt also gar keinen anderen Standpunkt als den wirklich
christlichen, solange man Mensch sein, oder Menschliches
überhaupt fassen will. Dies kann auch im Grunde nur wirklich
angezweifelt werden von Agnostikern, die eben grundsätzlich
keine Wahrheit mehr für möglich halten, und von solchen, die
nichts wissen von Christus. Ich weiß aber auch, dass es nicht
viele Menschen gibt, die sich im Klaren darüber sind, wie sehr
die Frage, ob man Christ wird und das Leben christlich
264
begreifen lernt oder nicht, ganz besonders zu Anfang viel mehr
eine Frage der Entscheidung ist, als des direkten Erkennens
oder der unmittelbaren Einsicht in die Wahrheit. Es gehört
nämlich vor allem anderen erst einmal ein energischer innerer
Entschluss dazu, sich über Jahre und Jahrzehnte hinweg mit
den christlichen Offenbarungen, Ideen und okkulten Inhalten
genügend intensiv auseinanderzusetzen, mit ihnen zu leben,
sie immer wieder neu zu beleben, zu beleuchten, zu bereichern
und zu vertiefen, sich dabei vor allem auch selber immer weiter
zu überwinden, den fürchterlich oberflächlichen Menschen, den
unsere Gesellschaft zwangsläufig aus uns macht, auszuziehen,
und das anerzogene materialistisch-erkrankte Denken zu
verwandeln, zu spiritualisieren und damit zu gesunden, um sich
so immer besser okkult erkenntnisfähig zu schaffen. Bis man
dann – wenn die Gnade der Götter es so will - irgendwann nicht
mehr nur im Gefühl, sondern ganz sicher weiß um die spirituelle
Bedeutung des Christentums. Ohne diesen 'entschiedenen
Willen' geht da gar nichts. Und deshalb kommen so wenige
heute noch zum wirklichen Christentum oder zur
Anthroposophie, weil sie eben glauben, aus dem
materialistischen Intellekt heraus Spirituelles beurteilen zu
können.
Sie
haben
den
notwendigen
Willen
zur
Bewusstseinsentwicklung nicht, und keine ausreichende Liebe
zur Wahrheit. Viele Menschen unserer Zeit sehen wegen der
uns allen von Kind auf an gründlich anerzogenen
Denkschablonen von vornherein nichts Großes, nichts mehr
von Bedeutung in Jesus Christus und dem Christentum. Somit
auch nichts, dass es wert wäre, viel an Zeit und Energie
hineinzustecken. Und damit haben sie gar keine Chance, es zu
begreifen. Wer den Willen und das Herz nicht hat oder
erwecken kann, findet das Christentum nie. Und im Willen wirkt
das Karma. Unser Wille schafft unsere Zukunft und unser
Bewusstsein unsere Wirklichkeit. Wie sehr der Wille, das Herz,
der Entschluss hier vor allem erst einmal entscheidend sind,
das wollte ich noch einmal ansprechen.
265
126.
Während Radikalismus in der Politik schnell anti-demokratisch
und ungesund wird, ist er im Persönlichen geradezu urgesund.
Radikalität bedeutet dort nämlich oft nichts anderes, als
konsequent zu sein, konkrete Werte und Grundsätze zu haben
und das, was man sagt, auch wirklich zu meinen und zu tun.
Während laue Naturen jede Radikalität nur zu gerne kritisieren
und lieber die Gleichgültigkeit und Energielosigkeit, die keine
bedeutenden Wahrheiten kennt, welche Einsatz oder
Entschlossenheit Wert wären, bloß selbstgefällig zur Tugend
erklären. Man sieht auch hier wieder, wie sehr es darauf ankommt,
Begriffe am richtigen Ort richtig und entsprechend lebendig
anzuwenden. Ein ganz ähnliches, und ähnlich verrufenes Wort ist
Fanatismus. Dieser wird eigentlich immer als etwas ganz
Schreckliches angesehen. Aber wenn wir nicht ein wenig
fanatisch oder ''Fans'' zumindest von den entscheidenden
Angelegenheiten unseres Lebens sein können, sind wir
seelisch einfach bloß anteilnahmslos und lieben sie nicht
wirklich; sie bleiben nur an der Oberfläche. Aber gerade diese
Oberflächlichkeit ist es, die so viele heute als Reife oder auch
Objektivität empfinden möchten. Wohl auch deshalb, weil
Oberflächlichkeit einen gewissen Schutz vor unbequemen
Entscheidungen bietet. Sie hält alles immer auf sichere
Entfernung von uns. Statt des Wortes Fanatismus könnte man natürlich auch
Begeisterung oder Leidenschaft sagen. Aber hinter der
Neigung, gewisse Begriffe so absolut zu verteufeln, steckt
vielfach nur das Unbehagen bei Konsequenz, oder Angst vor
dem Geist, dem Ideal und dem moralisch schöpferischen
Leben. –
266
127.
Schöne Musik öffnet die Seele, erweicht und erweckt das Herz.
Harte und grausame Musik ist ein Betäubungsmittel. Das
Bedürfnis danach entspringt zumindest bei gutherzigeren
Menschen oft aus Ohnmacht und Furcht vor dem Gefühl. Es ist
besonders bei jungen Leuten häufig nur Schutzverhalten, weil
sie Herz und Gefühl unterbewusst als Schwäche deuten, und
sich dabei verwundbar fühlen. –
128.
Weil unsere Gesellschaft das Spirituelle unter der so gut
klingenden Parole der ''Aufklärung'' und ''Vernunft'' gründlich
abgeschafft
hat,
verlor
man
das
eigentliche
Unterscheidungsvermögen für das Höhere und Niedere im
Menschen. Deshalb die allgemeine Unsicherheit im
Moralischen.
Auch
den
Unterschied
zwischen
Selbstbewusstsein und Arroganz können deshalb besonders
junge Menschen oft nicht mehr wirklich fassen, weil er eben ein
moralischer ist. Obwohl es wirklich ganz radikale Gegensätze
sind:
Gesundes Selbstbewusstsein gründet
auf tiefere Intelligenz des HerzensArroganz auf tief verwurzelte Dummheit.
Geist macht uns selbstbewusst Geistlosigkeit arrogant.
Echtes Selbstbewusstsein erwächst aus Moral Arroganz aus Unmoral.
Selbstbewusstsein ist die Grundlage
für jede tatsächliche Selbstlosigkeit Egoismus ist die Grundlage für Arroganz.
Selbstbewusstsein geht problemlos zusammen mit Demut Arroganz kennt und versteht keine Demut.
Selbstbewusstsein erfreut sich an der starken anderen Person Arroganz ist neidisch und missgünstig auf sie.
Selbstbewusstsein erhebt uns und andere in Würde -
267
Arroganz erniedrigt uns und andere und ist würdelos.
Selbstbewusstsein befreit den Menschen Arroganz ist ein Gefängnis und
bindet den Menschen in Selbsttäuschung.
Selbstbewusstsein macht erst wirklich liebefähig Arroganz ist lieblos.
Selbstbewusstsein ist schön und gottgewollt –
Arroganz hässlich und gottlos.
Das Ego interessiert sich sehr für das,
oder sonnt sich gerne in dem,
was andere von ihm denken –
der wirklich selbstbewusste Mensch
oder das wahre Selbst interessieren sich nur für das,
was wir in Wahrheit vor Gott sind.
Arroganz ist nicht gesundes Selbstbewusstsein sondern krankhafte Selbstverliebtheit.
Arroganz und ein gesund bewusstes Selbst
sind in Wahrheit radikale Gegensätze,
da moralisches Selbstbewusstsein aus dem im Herzen
gegründeten höheren Ich Arroganz aber aus dem niederen im Astralleib durch Luzifer
erkrankten Ego gespeist werden.
Liebe und moralische Selbstbewusstheit sind Wesen und Sinn
des Menschen. Während Unbesonnenheit, Arroganz und
Egoismus das Unmenschliche, Tierische in uns sind. Das Tier
ist nicht frei, und deshalb auch nicht unmoralisch, wenn es
grausam oder selbstsüchtig ist. Der Mensch hingegen, wenn er
als ''Tier-Philosoph'' lebt, wird böse und schuldig und hat nicht
mal mehr die Stufe oder den Wert des unschuldigen Tieres. Er
wird zur Schande seiner ganzen Art.
Edel sei der Mensch
Hilfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen.
268
Heil den unbekannten
Höhern Wesen,
Die wir ahnen!
Ihnen gleiche der Mensch;
Sein Beispiel lehr uns
Jene glauben.
Denn unfühlend
Ist die Natur:
Es leuchtet die Sonne
Über Bös' und Gute,
Und dem Verbrecher
Glänzen, wie dem Besten,
Der Mond und die Sterne.
Wind und Ströme,
Donner und Hagel
Rauschen ihren Weg
Und ergreifen,
Vorüber eilend,
Einen um den andern.
Auch so das Glück
Tappt unter die Menge,
Faßt bald des Knaben
Lockige Unschuld,
Bald auch den kahlen
Schuldigen Scheitel.
Nach ewigen, ehrnen,
Großen Gesetzen
Müssen wir alle
Unseres Daseins
Kreise vollenden.
Nur allein der Mensch
Vermag das Unmögliche:
Er unterscheidet,
Wählet und richtet;
Er kann dem Augenblick
Dauer verleihen.
269
Er allein darf
Den Guten lohnen,
Den Bösen strafen,
Heilen und retten,
Alles Irrende, Schweifende
Nützlich verbinden.
Und wir verehren
Die Unsterblichen,
Als wären sie Menschen,
Täten im Großen,
Was der Beste im Kleinen
Tut oder möchte.
Der edle Mensch
Sei hilfreich und gut!
Unermüdet schaff er.
Das Nützliche, Rechte,
Sei uns ein Vorbild
Jener geahneten Wesen!
(Johann Wolfgang von Goethe. Das Göttliche)
129.
Manche schimpfen ganz gewaltig und empfinden oder
interpretieren es als ''Erniedrigung'' oder ''Beleidigung'' oder gar
''christlichen Widerspruch'', wenn jemand eine Wahrheit
ausspricht, und diese ihnen nicht schmeichelt. Was dabei ein
peinlich-unangenehmes Gefühl in ihrem Inneren ist, nehmen
sie als Grund gegen das Gesagte. Gleichsam nach der Logik:
Christentum ist doch Liebe, aber Du tust mir weh, also bist Du
nicht christlich; Christentum ist doch etwas Gutes, aber ich fühle
mich schlecht bei dem, was Du sagst, also ist es nicht christlich.
Solche Menschen verwechseln heilsame Selbsterkenntnis mit
Erniedrigung, Selbstbetrug mit Erhöhung der Menschenwürde,
und die Wahrheit mit einer käuflichen Hure, die ihnen 'gefällig'
zu sein hat. Ihnen ist ihr Egoismus der Maßstab für Wahrheit.
Sie verstehen nicht, dass etwas nicht deshalb falsch oder
unmoralisch ist, nur weil es ihnen nicht gefällt oder schmeichelt.
270
Dieser vulgäre Umgang mit der Wahrheit aus Selbstsucht war
mir immer unbegreiflich und unsympathisch. Es ist eben ein großer Unterschied, ob Menschen etwas wahr
oder Wahrheit nennen, bloß weil es das subjektive Gefühl, den
Egoismus seelisch befriedigt, oder ob sie vielleicht Glück oder
Befriedigung an der Wahrheit als solcher empfinden können,
selbst wenn diese dem Ego unbequem ist? 130.
Alles künstlerisch wirklich Originelle wird in Zukunft immer
mehr aus der Originalität der Persönlichkeit kommen, und nicht
mehr daraus, dass man z. B. versucht ganz äußerlich noch nie
gehörte Klänge zu finden. Eine originelle Person wird allem
ganz mühelos seine eigene Note verleihen; sie kann gar nicht
anders. Egal, was sie auch anpackt, es wird durch das starke
Selbst unverwechselbar. Wenn man hingegen (noch) nichts
Besonderes als Menschen ist, keine wirklich neuen Ideen hat
und auch keine bessere Moral kennt oder entwickelt, als die der
Spießbürgerlichkeit, dann ist man in Wahrheit kein origineller
Mensch und blendet nur, indem man z. B. bloß unsinnig auf
verschiedenen Gegenständen herumhämmert (ich will jetzt
keine Band-Namen nennen) oder irgendeinen anderen
oberflächlichen Zirkus fabriziert, um äußerlich ''neu'' zu
erscheinen. Fackelträger einer wirklich neuen Kultur werden
somit Neugeborene aus dem Geist sein müssen. Moralisch
wieder Produktive, im christlichen Sinne auferstandene
Menschen werden erst wieder künstlerisch Originelles und eine
wahrhaft menschliche moderne Kultur schaffen können. Und
dies gilt dabei heute durchweg für alle Bereiche des Lebens,
und nicht nur für die Kunst. Alles, was in Zukunft heilsam sein
soll, wird überall auf das starke moralische Individuum
hinauslaufen müssen, wird überall mit dem Sohn zu rechnen
haben. Der ethische Individualismus Rudolf Steiners ist Wesen,
und nicht Gegensatz zum Christentum. Und alles, was das freie
271
individuelle Ich bekämpft oder mit dem Egoismus gleichsetzt,
kennt den Menschen und die Zeitenwende nicht. -
(...) In dem Finden des Ich liegt die einzig wirkliche Überwindung
der Selbstsucht. Und wer heute, nach dem Mysterium von
Golgatha, noch fliehen will das Ich, wer heute noch dasselbe sagt,
wie man im alten Indien gesagt hat, der wird zurückgeworfen aus
dem Ich in die Sucht nach dem Ich, der pflegt gerade die
Selbstsucht. (...) (Rudolf Steiner. GA 167. Gegenwärtiges und Vergangenes im
Menschengeiste. 12. Vortrag, 30 Mai 1916)
131.
Mir scheinen beim Schauen von MTV oder VIVA usw. in
unserer neueren Musiklandschaft immer wieder vor allem drei
Kategorien von Musikern- oder Star-Typen ganz besonders
beliebt zu sein: Einmal der selbstverliebte Narzisst (eher
englisch), oder der respektlose Vollprolet und Mammonist (eher
amerikanisch), der eigentlich überall bloß seine eigene
Oberflächlichkeit und Arroganz vermarktet. Das geht hin bis zu
den Satanisten und Gangster-Rappern, die direkt das
Verbrechertum glorifizieren. Es ist diese weitverbreitete Sorte
von ''Helden'', die lediglich ihre schlechten und unentwickelten
Charaktere als cool oder vermeintliche ''Persönlichkeit''
verkaufen, um sich damit bei Dummköpfen, die so etwas
beeindruckt, wichtig zu machen. Oder aber der allseits
bekannte peinliche Gefallsüchtige, der bei allem, was er treibt,
immer nur brav darauf bedacht ist, allen (oder zumindest
seinem Markt) zu genügen, nirgendwo anzuecken oder zu
überfordern, und der als Sklave der ständig wechselnden
Moden und Meinungen im Grunde nur albern die Launen der
Masse widerspiegelt, dessen Musik deshalb auch keinerlei
Wahrheit, Persönlichkeit oder Innerlichkeit hat. Es gibt
glücklicherweise noch andere, aber diese erwähnten Typen
sind heute fast alle Musikszenen beherrschend. Und um hier nicht missverstanden zu werden: Auch wenn die
erste Kategorie sich selber überall als ''echter'' verkauft, folgt sie
272
ebenfalls zu 95 % bloß den fest gefügten Vorgaben und
Klischees der jeweiligen Szenen und ihrer Spießer-Gesetze.
Sie sind, nur weil sie lauter poltern und auf große Klappe
machen, sicher nicht einen Deut echter oder freier, sondern nur
eine andere Sorte von Schablone. Es ist bloß ganz äußerlich
eine scheinbar andere Moral. Im Grunde ist die erste Kategorie
nur viel verlogener, als die Dritte, die oft wenigstens nicht
einmal versucht, auf Kunst zu machen und die Karten
zumindest hin und wieder einigermaßen offen auf den Tisch
legt. (Man frage diesbezüglich z. B. einmal Jürgen Drews nach
seiner Kunst-Moral.) Auch die in Deutschland derzeit so
fürchterlich beliebten ''Jugendversteher'', die mächtig bemüht
sind, so gewöhnlich und unaffektiert wie irgend möglich rüber
zu kommen, sind eine äußerst peinliche Schablone einer ganz
anderen Affektiertheit. Sie kriechend halt der aktuellen Jugend
fleißig in den Hintern und liefern, was diesen schmeichelt: Jeder
kann ein Superstar sein! Wir sind genau so, wie ihr und wollen
gar nichts Besonderes sein! Usw. Allesamt sind sie Kriecher
und Anbiederer ohne künstlerische Wahrheit, weil ohne
individuelle Freiheit. Sie sind Hampelmänner der Märkte.
Gerade die so immens populäre amerikanische Rap und HipHop-Kultur macht auch gar keinen Hehl mehr daraus, dass es
ihren ''Stars'' ausschließlich ums Geld geht. Was für
rettungslose Mammonisten sie allesamt sind, sieht man immer
wieder prächtig z. B. bei den MTV-Music-Awards, wenn sie ihre
'Brillanten ausführen'. Und um an möglichst viele davon zu
kommen, deshalb rappen sie halt. Und weil fast alle Menschen
heute zu Mammon-Anbetern erzogen werden, sind so viele
auch so fürchterlich begeistert von diesen Stars, und wollen
gleich auch selber welche werden. Die amerikanische Rap- und
Hip-Hop-Kultur ist in meinen Augen der bisher mit Abstand
lächerlichste und hohlste Auswuchs des Materialismus in der
Musik überhaupt.
273
132.
Religionen sind bequem, weil ihrer Form nach längst
unzeitgemäß. Die alten orthodoxen und dekadenten Religionen
richten heute mehr Schaden an, als Gutes. Die katholische
Kirche besitzt kaum Spiritualität mehr, sondern bekämpft diese
im Grunde überall. Deshalb ist ganz besonders der Buddhismus
den durch den Materialismus ausgehungerten westlichen
Seelen so sympathisch, denn dieser kennt zumindest noch eine
gewisse Spiritualität. Das große Problem dabei ist jedoch sein
Alter und der damit immer einhergehende Verfall der spirituellen
Inhalte. Heiligste Wahrheiten stehen beim Buddhismus neben
dem schlimmsten Aberglauben und Unsinn. Vor allem lehrt und
konserviert
er
immer
noch
ein
zurückgewandtes
pessimistisches Weltbild, welches allein vor oder bis Golgatha
Gültigkeit besaß und nach der Zeitenwende gegen das Heil und
die Wahrheit der Menschheitsevolution und unsere freie IchEntwicklung läuft, da er nach wie vor nichts von der alles
ändernden frohen Botschaft der Menschwerdung des ChristusLogos in Jesus von Nazareth weiß und wissen will.
Jesus Christus durch die Brille des Ostens oder des alten
religiösen Indiens interpretiert, kann nicht erkannt werden. Er
wird dem Osten bloß einer von vielen Gesalbten oder Meistern
sein müssen. Das Mysterium von Golgatha bleibt dem
indischen Yogi notwendig verschlossen, denn um es zu fassen,
muss die christliche Einweihung, muss Christus selbst in Liebe
gesucht werden. Eine der ungesündesten Irrlehren des heutigen Buddhismus ist
die der angeblichen Inkarnationen von Menschenseelen als
Tiere. Es ist mir ganz unbegreiflich, wie dieser Unsinn so vielen
heute einleuchtend erscheinen kann, wieso so wenige dabei
innerlich rebellieren? Ich bin ein Mensch, und nicht Elefant
oder Maus. Und ich werde selbstverständlich auch als Mensch
wiedergeboren werden. Ich bin nicht bloß deshalb Mensch, weil
ich in einem menschlichen Körper stecke, und werde dann zum
Hund, wenn ich in einen solchen Leib einziehe, sondern mein
274
menschliches Wesen inkarniert sich in entsprechende
Menschenleiber. Es wäre doch auch recht sonderbar und sicher
nicht gerade sinnvoll oder weise eingerichtet vom Kosmos,
wenn z. B. ein Mensch von der moralischen Höhe oder nach
einem geistigen Leben wie das eines Goethes, Hegels oder
auch Gandhis dann im nächsten Leben vielleicht ein Gorilla
wird, der sich die meisten Stunden des Tages bloß am Hintern
kratzt? Man muss einen sehr seltsamen, ja geradezu gottlosen
Begriff vom moralischen Sinn des Lebens und menschlicher
Entwicklung (Evolution) haben, um dies als weise oder wahr zu
empfinden. Aber es ist vielfach gerade solcher Unfug, den viele
Medien-Esoterik-Spinner und Fantasten immer wieder
begeistert ausplaudern, wenn sie sich dann ''erinnern'' wollen
an angebliche Seehund-, Eisbär- oder Delfin-Inkarnationen.
Wenn primitive Naturvölker, die die Zustände von vor
Jahrtausenden in Dekadenz äußerlich konservieren, so denken,
dann kann man das verstehen. Aber wenn angeblich moderne
Menschen oder sogar Christen solchen Ideen verfallen können,
braucht es dazu ein Seelenleben von der Art ungesundsentimentaler ''Hausfrauen-Indianer-Romantik''. Man muss
zudem die Überzeugung von der völligen Sinnlosigkeit aller
moralischen und kulturellen Entwicklung haben. Nur unser
verwahrlostes materialistisches Denken kann dazu führen, dass
so viele den wesenhaften Unterschied zwischen Menschen und
Tieren nicht mehr erkennen können, sodass solche dann
tatsächlich davon ''religiös erbaut'' sein können, wenn sie sich
vorstellen, in ihrem nächsten Leben dann vielleicht bloß noch
als Warzenschweine herum zu grunzen. Mit einem wahren
Verständnis vom Wesen und Wert des Menschen verringert
sich ganz sicher nicht unsere Wertschätzung und Liebe den
Tieren gegenüber. Aber solche 'Tier-Mensch-Moralisten'
versündigen sich unbedingt an der geistigen Wahrheit und
Würde des Menschen. Überall geht heute das Arbeiten des Antichristen und seiner
Widersacher-Scharen dahin, den Menschen zum Tier zu
machen. Und selbst eine so schöne und esoterisch
275
hochstehende Religion, wie der einstige Buddhismus, muss von
ihm arg angefressen und eben alt und dekadent geworden sein,
um solch antimenschliche Irrlehren zu verbreiten. Der Mensch ist immer noch kaum wirklich begriffen, deshalb
werden heute so viele (2500 Jahre alte) ''Buddhisten'', oder
hängen überhaupt immer noch oder erneut den alten
orthodoxen Religionen an, weil sie die neuen Mysterien des
Geistes immer noch nicht erkennen und aufnehmen wollen. Die andere Seite ist die, dass manche heute zwar empfinden,
wie sehr die alten Religionen unzeitgemäß geworden sind,
allerdings nehmen solche dies dann nur zum Anlass, um ihren
Geist gänzlich aufzugeben und Agnostiker, Materialisten und
Atheisten zu werden. –
133.
Vor einigen Jahren sah ich im Fernsehen einmal Frank Zappa
erzählen, dass die Menschheit noch weit kommen könne, wenn
sie endlich begreifen würde, dass der Teufel nicht existiert. Und
wie so oft bei den intellektuellen Kopf-Propheten unserer Zeit,
ist das genaue Gegenteil davon wahr:
Wenn der religiöse Orientale damals im Aufgang der
Industrialisierung sinngemäß sagte: „Der Westen habe seinen
Kulturfortschritt dadurch erkauft, dass er sich den Satan vor den
Karren gespannt hat“, dann wissen wir spätestens seit der
Anthroposophie Rudolf Steiners, dass dies tatsächlich der
okkulten Wahrheit entspricht; und nicht bloß als nette Metapher,
sondern ganz konkret. Es ist in der Tat eine satanische Macht,
die hinter der Elektrizität und Technik, der Egoismuskultur und
dem brutalen Geldwesen steckt. Es ist nur, dass der
Materialismus den Teufel und seine Scharen ins Reich der
Märchen verbannt, und als nicht-existent erklärt hat. Doch die
Worte von Jesus Christus über den Satan, die Verführer, die
Widersacher und Dämonen sind ganz bestimmt keine Märchen.
Luzifer, Ahriman, und das Sonnen-Dämonium Sorat existieren
tatsächlich, sind sehr reale Wesenheiten und keineswegs bloß
276
Fantasie. Ihre Wirkungen sind gerade in unserer Zeit kaum zu
übersehen. Und ganz besonders solche Menschen, die als
überzeugte Materialisten und Atheisten pflichtgemäß die
Existenz des Teufels leugnen, sind laut Rudolf Steiner ganz
besonders von ihm besessen. Denn nichts hilft Ahrimans Macht
in der Welt mehr, als der alles Übersinnliche verleugnende
Materialismus. Ahriman selber lehrt diesen Materialismus, weil
gerade dieser ihm die Seelen zuführt und Menschen ganz in
seinem Sinne fesselt, gottlos und immer unmoralischer macht. Während Ahriman im Menschen am stärksten gerade dann
wirkt, wenn die Menschen nicht an ihn glauben, wirkt Christus
wiederum im Menschen nur, wenn sie an Ihn glauben. Ahriman
zwingt die Seele durch den Materialismus, die Illusion der
physischen Maja und die unbewussten niederen Triebe.
Christus wirkt durch das Bewusstsein und Herz, er will Freiheit
und nötigt niemanden. Ahriman ist die Macht im Kosmos, die
Geistiges zum Stoff (zum Atom) verhärten, Materie-Finsternis
schaffen und Seelen moralisch erkalten und am Ende sogar
töten kann (Matthäus 10,28). Der aus der göttlichen Trinität
herabgestiegene 2. Logos Christus (Joh. 8,42) wirkt dem
durchlichtend und heilend seit Golgatha nun entgegen, um alles
durch das bewusste moralische ICH wieder zu vergeistigen.
Ahriman ist eine gewaltige und mächtige satanische Wesenheit
vom Range eines Archai, und dabei weit intelligenter als die
klügsten Menschen überhaupt nur ahnen oder sein können. Er
ist ein finsterer, seit ewigen Zeiten degenerierender Gott des
alten Sonnen-Äons. Die einzige Waffe gegen ihn ist die
Verwirklichung des Christus im Menschen: Das geistige Ich, die
Moral und Liebe durch die Erkenntnis. Liebe und Moral brennen
Ahriman (und ahrimanische Menschen) wie Feuer, er kann sie
nicht ertragen. Christliche Intelligenz, die Ahriman einzig
gewachsen ist, verwaltet Michael - der zum Archai
aufgestiegene Archangelos des Herrn und Inspirator der
Anthroposophie - bei solchen Menschen, die sie Ihm jetzt
wieder in Freiheit individualisiert darreichen wollen.
277
Wie sehr die Mehrheit der westlichen Welt heute von Ahriman
besessen ist, sieht man am radikalen Materialismus und
fürchterlichen moralischen und geistigen Verfall unserer Kultur,
die schon lange am liebsten jeden spirituellen Menschen, der
an die reale Existenz des Antichristen und der Geisteswelten
ernsthaft noch glauben will, ins Irrenhaus stecken möchte. Wie
viele der verehrten Leser denken denn nicht insgeheim gerade:
„Was ist das alles nur für unsinniges Zeug? Man kann doch
solche Dinge heute nicht mehr ernsthaft glauben! Wir sind doch
aufgeklärte Menschen!“ Usw. Doch in dem was unsere
momentane Gelehrtenbildung als bloße ''Mythologie'' oder
''Fantasterei'' einer nun ''endlich überwundenen'', ''kindlichen''
oder ''unaufgeklärten'' Zeit abtun möchte, ist weit mehr
Wahrheit über die Welt und den Menschen zu finden, als in
unserer
bloß
noch
aufs
Physische
ausgerichteten
Wissenschaft. Einer Wissenschaft, die in ihrem SinnlichkeitsFanatismus am Ende alles zur ''Naturnotwendigkeit'' erklären
wird. Ebenso wie die hässliche Pflanze nichts für ihre
Hässlichkeit, und die schöne Pflanze nichts für ihre Schönheit
kann, wird diese 'Wissenschaft ohne den Geist' erklären, dass
auch der Mörder nichts für sein Morden und der Wohltäter
nichts für sein Gutsein kann usw. Denn Moralisches, Liebe,
Gedanken und Ideale können wir ja nicht sehen und anfassen.
Wir sehen keinen Geist, nur chemische Prozesse, und diese
unterliegen der Naturnotwendigkeit. Und so wird diese
Wissenschaft langsam alle Freiheit des Willens, alle
Verantwortlichkeit, und am Ende alles Moralische, Soziale und
Religiöse abschaffen. Das ist ihr Ziel, und sie hat es im Grunde
längst erreicht. So blasphemisch dies unserem ahrimanisch
überblähten Intellekt heute auch klingt: Man findet schon lange
weit mehr Wahrheit und Seelennahrung in einem religiösen
Erbauungsbuch des Mittelalters oder in den Märchen der
Gebrüder Grimm, als in unseren geistentleerten Schulen und
Universitäten. Und es braucht unbedingt auch immer den Materialismus als
fortgeschrittenen spirituellen Tod, damit Menschen der Mode278
Philosophie des 'Vorschulkindergarten-Satanismus' verfallen
können, die ganz besonders in Amerika und Europa heute so
viele junge Leute begeistert und überzeugt. Grundsätzlich,
wenn mir Heavy-Metal-Fans - welche eigentlich bald durchweg
alle gottlose Materialisten und Agnostiker sind und sich fast alle
auf die eine oder andere Weise mit dem Satanismus
angefreundet oder zumindest arrangiert haben - ihre Ansichten
erzählen, dann heißt es erst mal: ''Ich glaube nicht an Gott oder
Jesus Christus oder den Teufel'' usw. Dies ist ihnen gleich von
vornherein ganz besonders wichtig zu bemerken, denn damit
möchten sie eben ihre Intelligenz und Selbstständigkeit belegen
usw. Solche sprechen bei meinen Ausführungen auch gerne
von ''religiösen Abstürzen'' und Ähnlichem; wobei ihr
Materialismus dann natürlich der ''geistige Aufstieg'' sein soll.
Materialisten halten ihren spirituellen Tod für ''kritisches
Denken'', ''Freiheit und Vernunft'' etc. Man kann wirklich sagen,
dass es gerade den geistlosen und völlig autoritätsgläubigen
Spießer und Schablonendenker unserer Zeit charakterisiert,
dass gerade er von sich selber glaubt, besonders geistvoll und
gar nicht autoritätsgläubig zu sein. Und gerade Death-MetalBands geben sich und anderen auch immer gerne die Posse,
als würden sie – weil sie ja so fürchterlich ''klug'' sind - ''religiöse
Manipulationen'' aufdecken und Ähnliches. Dies würde aber
voraussetzen, dass die Inhalte der Religionen allgemein falsch
seien; das sind sie aber nicht. Und deshalb tun unsere
Vorschulkindergarten-Satanisten in Wahrheit alle nichts weiter,
als ihre eigene geistig-religiöse Impotenz zu zelebrieren und die
übliche
Materialismus-Schablone
der
ahrimanischen
Verblödung als ganz besonders große Gescheitheit zu
verkaufen. Sie stecken bei Ahriman bloß ganz tief im Sack.
Woran
liegt
es
denn
wohl
auch,
dass
unsere
Vorschulkindergarten-Satanisten, die doch in der Regel an
keine spirituelle Welt glauben möchten, dabei aber allesamt
Marionetten der satanischen Mächte werden? Sie glauben nicht
an den Geist, dienen aber den satanischen Geistern. Wenn
alles nur ein großer ''Spaß'' sein soll, warum wählen sie dann
279
nicht ''spaßeshalber'' die guten Geister als ihre Maskottchen?
Wieso sind es denn fast ausschließlich die Satanischen? Dies
ist deshalb der Fall, weil sie hohle Hampelmänner des
Materialismus sind, und Satan-Mammon eben der Herr und
Meister des Materialismus ist. Dass die Menschheit ihre einstigen hellseherischen und
magischen Fähigkeiten verloren hat, war Teil des Planes der
Schöpfung. Nur durch den Sündenfall in die Materie und die
zeitweilige Unwissenheit über die göttlichen Welten konnten wir
das Individuelle, die Selbstständigkeit entwickeln. Die
Gottlosigkeit, die lästerlichen 'Judas-Inkarnationen', in denen
der Mensch das Göttliche verrät, waren somit für eine gewisse
Zeit lang sozusagen sogar 'gottgewollt', und die satanischen
Mächte notwendige Assistenten der Entwicklung zur Freiheit.
Der Mensch kann jedoch mit dem Verrat an Gott auf Dauer
nicht leben. Deshalb endet das Urbild der Judas-Inkarnation mit
dem Selbstmord. Der Verrat am Göttlichen und damit am
eigenen höheren Wesen, ist geistiger Selbstmord. Doch mit
Golgatha kam nun der große Wendepunkt. Die Zeit der Ernte
hat begonnen (Matthäus 13.24). Der Herr DIESER Welt wurde
ausgestoßen und der verlorene Menschenspross soll nun
wiedergefunden werden. Wenn dieser aber die Stimme des
Logos nicht hören will und die Finsternis das Licht zu lange
nicht aufnimmt, wird die Situation gefährlich, denn ohne
Christus ist das Ich sterblich. (Johannes 15, 1-8)
... Jetzt ist die Entscheidung da für die Welt. Jetzt wird der Fürst
dieser Welt ausgestoßen werden. Und ich, wenn ich erhöht werde
aus dem Erdendasein, werde alle zu mir heranziehen. ...
(Johannes 12,31)
... Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt,
der wird leben, auch wenn er stirbt; und ein jeder, der lebt und an
mich glaubt, über den hat der Tod keine Macht mehr. ...
(Johannes 11,25)
280
... Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht
wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens
haben. ... (Johannes 8,12)
... Noch eine kurze Zeit ist das Licht in eurer Mitte. Geht euren
Weg, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht
überwältige. Wer in der Finsternis seinen Weg sucht, weiß nicht,
wohin er gelangt. Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht,
damit ihr Söhne des Lichtes werdet. ... (Johannes 12,35)
... Ich bin das lebende Brot, daß aus dem Himmel herniederkam;
wer von diesem Brot ißt, wird für immer leben. Und das Brot, das
ich geben werde, ist mein Erdenleib, den ich geben werde für das
Leben der Welt. ... (Johannes 6,51)
... der die Wahrheit selber ist, der hat mich gesandt. Ihr kennt Ihn
nicht. Ich kenne Ihn, denn von Ihm her bin ich, und Er hat mich
gesandt. ... (Johannes 7,28)
... Denn ich bin aus Gott hervorgegangen und bin von Ihm
gekommen; ich bin nicht von mir aus gekommen, sondern Er hat
mich gesandt. Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr
das Wort, das ich spreche, nicht hören könnt. ... (Johannes 8,42)
... Die Gedanken-Kräfte, die in meinen Worten strömen, sind Geist
und sind Leben. Aber es sind einige unter euch, denen der
Glauben fehlt. ... (Johannes 6,63)
... wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin in die
Erdenwelt gekommen als Licht, damit jeder, der an mich glaubt,
nicht in der Finsternis bleibe. Und wenn jemand meine Worte hört
und sie nicht in sich bewahrt, den richte ich nicht; denn ich bin
nicht gekommen, um die Menschenwelt zu richten, sondern um die
Menschenwelt zu retten. Wer mich verwirft und meine Worte nicht
aufnimmt, der hat schon seinen Richter. Das Wort, das ich
ausgesprochen habe, das wird ihn richten am letzten Tage. ...
(Johannes 12,45)
281
Ich bin mir vollkommen im Klaren darüber, wie abstrus solche
Worte dem heute üblichen Denken mittlerweile erscheinen.
Doch woher wollen Repräsentanten dieses Denkens denn so
sicher wissen, dass es sich nicht ganz genau so verhält, wie
oben beschrieben? Im Laufe der Zeit ist mir auch immer mehr
bewusst geworden, dass ich weder für offizielle GesellschaftsAnthroposophen, noch für erklärte Anti-Anthroposophen und
Geisthasser, sondern viel mehr für solche mich bemühe, die die
Anthroposophie in ihrem Karma und christlichen Herzen tragen
und sie deshalb suchen, ohne es bisher zu wissen. Es werden
selbst nach Rudolf Steiners Worten erst nur Einzelne sein, hier
und da. Doch im Laufe der kommenden Jahrhunderte werden
sich immer mehr Menschen von Ahriman und seinen sinnlichen
Fesseln und Lügen befreien. Immer mehr Menschen werden
sich wahrhaft durchchristen und irgendwann eine neue wirklich
menschliche Kultur einläuten mit einem ganz anderen Schlag
von Seelen, einer ganz neuen Wissenschaft und Kunst, einer
wahren
Erkenntnis-getragenen
Religion,
einer
neuen
Landwirtschaft, Medizin und Pädagogik etc. Und auch die nach
dem Tode Rudolf Steiners wieder völlig unter dem alten Monde
erstarrte und verhornte anthroposophische Gesellschaft und
Gesellschafts-Anthroposophie wird ihr Leben in der von der
Christus-Sonne wieder impulsierten lebendigen Wissenschaft
vom Geist wiederfinden können. -
... Das Reich der Himmel ist zu vergleichen mit einem Menschen,
der guten Samen auf seinen Acker säte. Während aber die
Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut dazu mitten
unter den Weizen und ging weg. Als nun die Halme wuchsen und
Frucht ansetzten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da liefen
die Knechte des Hausherrn herbei und sagten zu ihm: Herr, hast
du auf deinen Acker nicht guten Samen gesät, woher kommt nun
das Unkraut? Er antwortete ihnen: Ein Mensch, der mein Feind
ist, hat das getan. Die Knechte sagten zu ihm: Willst du, daß wir
hingehen und es ausjäten? Er sagte: Nein, ihr würdet sonst beim
Jäten des Unkrautes zugleich den Weizen herausreißen. Laßt
282
beides miteinander wachsen bis zur Ernte. Und zur Zeit der Ernte
werde ich zu den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut
zusammen und bündelt es zum Verbrennen, den Weizen aber
bringt in meine Scheune. ...
... Der den guten Samen sät das ist der Menschensohn. Der Acker
ist die Erdenwelt. Der gute Same sind die Söhne des Reiches, das
Unkraut sind die Söhne des Bösen. Der Feind, der es aussät, ist
der Teufel. Die Ernte ist die Vollendung der Erdenzeit, die
Schnitter sind die Engel. Wie das Unkraut zusammengelesen und
im Feuer verbrannt wird, so wird es sein am Ende der Erdenzeit:
Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden
aus seinem Reich sammeln alles Verführerische und all jene, die
gottlos handeln, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird
es Heulen und Zähneknirschen geben. Dann werden die
Gerechten leuchten wie die Sonne im Reiche ihres Vaters. Wer
Ohren hat, der höre! (Matthäus 13.24-43)
134.
Jede Form von Oberflächlichkeit rächt sich in unserer Zeit mit
dem Verlust an Wahrheit und 'Menschsein'. Mammon kehrt uns
heute alles auf den Kopf und macht Schwarz Weiß und Weiß
Schwarz. Der Kampf um Wahrheit und das Spirituelle ist laut
Rudolf Steiner deshalb der Sinn unseres 5. Kulturzeitraumes.
Und genau dieser Kampf erscheint einem großen Teil der
modernen Menschheit als das Überflüssigste überhaupt:
... Erschienen ist zum Beispiel der Christus durch das Mysterium
von Golgatha dem vierten nachatlantischen Zeitraum; aneignen
für die menschliche Vernunft kann ihn sich der fünfte
nachatlantische Zeitraum erst. Im vierten nachatlantischen
Zeitraum haben die Menschen begreifen können, daß sie in dem
Christus-Impuls etwas haben, was sie über den Tod hinausführt
als Seelen; das ist ja durch das Paulinische Christentum
hinlänglich klargeworden. Aber ein noch Bedeutsameres wird
283
eintreten für die Entwickelung des fünften nachatlantischen
Zeitraums, in dem die Menschenseelen erkennen werden, daß sie
in dem Christus den Helfer haben, um die Kräfte des Bösen in
Gutes umzuwandeln. Aber eines ist mit dieser Eigentümlichkeit
des fünften nachatlantischen Zeitraums verbunden, eines, das man
sich jeden Tag aufs neue in die Seele schreiben soll, das man ja
nicht vergessen soll, obwohl der Mensch besonders für das
Vergessen dieser Sache angelegt ist: ein Kämpfer um das
Spirituelle muß der Mensch sein in dieser fünften
nachatlantischen Zeit; erleben muß er, daß seine Kräfte
erschlaffen, wenn er sie nicht fortwährend im Zaume hält für die
Eroberung der spirituellen Welt. Im höchsten Maße ist der
Mensch auf seine Freiheit gestellt in diesem fünften
nachatlantischen Zeitraum! Das muß er durchmachen. Und
gewissermaßen an der Idee der menschlichen Freiheit muß
geprüft werden alles dasjenige, was die Menschen trifft in diesem
fünften nachatlantischen Zeitraum. ... (Rudolf Steiner GA 178. Individuelle
Geistwesen und einheitlicher Weltengrund. Zweiter Vortrag, Dornach 19. November 1917)
Somit braucht sich niemand wundern, wenn er als Materialist
heute irgendwann kräftemäßig auf dem letzten Loch pfeift. –
135.
Als Rudolf Steiner sich zu Lebzeiten gegen die materialistische
Entwicklung innerhalb der Kunstwelt seiner Zeit wandte, meinte
er damit vor allem auch den Naturalismus, der die Natur bloß
sinnlich kopiert ohne irgendwie Seelisch-Geistiges noch
auszudrücken. (Was dann notwendig die mechanische
Fotografie zur größten aller Künste machen muss.) In unserer
Zeit ist nun vieles nicht mal mehr bloß sinnlich, sondern bereits
untersinnlich. Wir haben vielfach schon eine direkt aus dem
Untersinnlichen dämonisch heraufkochende antimenschliche
Kunst. Was Rudolf Steiner dazu gesagt hätte, kann man sich
ausmalen. -
284
Wenn man Richard Wagners energisches Auflehnen gegen
das Geld-Wesen der Industrie als neue ''Seele der Kunst''
anschaut, kann man sich denken, was er zu unserer Zeit gesagt
hätte, die das Geld-Wesen als das nun absolut alles und jeden
versklavende Prinzip ausnahmslos anbetet. Richard Wagner
hätte an unserer Zeit wohl wahnsinnig werden müssen. (Siehe
Richard Wagners Worte auf Seite 46 meines Aufsatzes: >Hat
Musik etwas mit Moral zu tun<.) –
136.
Wozu moderne Seelen wirklich fähig sind, wozu man den
Menschen tatsächlich bringen kann, wenn man ihn nur lange
genug systematisch moralisch betäubt und entmenscht, dass
haben wir Deutschen im Dritten Reich gesehen. Und wir
können es auch gegenwärtig überall in der Welt immer wieder
beobachten. Man sollte sich unbedingt von der großen Illusion
freimachen, dass die Menschen zwischenzeitlich irgendwie
moralischer oder wacher geworden wären. Selbstverständlich
bilden wir es uns alle ein, und wir können auch ganz toll
humanistisch diskutieren und deklarieren, aber moralisch ging
es weiß Gott nicht zum Besseren mit uns, sondern eher im
Gegenteil: Heute sind viele sogar längst ganz ohne jeden
äußeren Zwang eines Verbrecherregimes überzeugte
Faschisten, indem sie z. B. Satanisten werden. Hinter dem
Satanismus steht okkult in Wahrheit ganz genau dieselbe
menschenverachtende Ideologie und derselbe Hass-LügenDämon, der auch hinter dem Dritten Reich gestanden hat. Er
maskiert sich nur in jeder Zeit anders. Und lediglich die
großflächige Hirnwäsche Mammons macht es möglich, dass
Satanisten sich heute überall bei jungen Leuten so erfolgreich
als Helden des ''Individualismus'' und der ''Intelligenz''
verkaufen können. Mir wurde erzählt, dass Black-MetalSatanisten mittlerweile sogar Christenverfolgungen praktizieren;
womit dann jetzt auch dem Dümmsten klar sein sollte, dass
diese Damen und Herren haargenau dieselben faschistoiden
Gemüter sind, wie die der katholischen Inquisition und
285
dergleichen es waren. Jeder Mensch, der den freien
moralischen Willen des anderen nicht respektiert, ja geradezu
heiligt, ist ein Faschist. Es gibt in meinen Augen kaum eine
jämmerlichere Erscheinung, als wenn Menschen heute in
Ländern wie Deutschland oder Amerika leben dürfen, in denen
man wenigstens noch einigermaßen frei und ohne die tägliche
Angst ums nackte Leben existieren kann, und solchen Flaschen
fällt tatsächlich nichts Besseres dazu ein, als den Satanismus
zu glorifizieren und sich freiwillig zum Werkzeug des Bösen zu
machen. In manchen Ländern lässt das harte Leben die
Menschen hart werden; umso erbärmlicher sind solche
Gestalten, die heute ohne jegliche Not freiwillig hart, grausam
und böse werden. So viele Menschen in der Welt müssen
ungefragt durch die Hölle gehen, und unsere Satansanbeter
und Leichenfledderer sehnen sich die Hölle auch noch freiwillig
herbei, weil sie moralisch zu dumm dazu sind, den Menschen
zu erkennen. Seid Ihr jetzt eigentlich zufrieden, ihr modernen Eltern, die ihr
den Materialismus und Darwinismus aller herzensbildenden
Religiosität und Spiritualität vorzieht? Eure Kinder sind nun
vielfach wirkliche Barbaren! Ist es das, was Ihr weisen
Gottlosen erreichen wolltet? Eure Kinder sind jetzt vielerorts
sogar direkt Satansanbeter und leben ganz toll als morallose
Tiere, so wie Ihr es Ihnen immer gepredigt habt! Seht Ihr die
Welt eigentlich immer noch nicht, welche Ihr heraufbeschwört?
Und ist es denn ein Wunder, wenn junge Menschen heute
vielfach seelisch völlig krank sind und sich bei jeder sich
bietenden Gelegenheit nur noch hirnlos mit Drogen
dichtballern?! Seit sie geboren wurden, erzählt ihnen jeder:
„Das Leben hat keinen tieferen Sinn, Du bist bloß ein
Zufallsprodukt der Evolution, ein Tier, ein Affe mit einem etwas
größeren Gehirn. Du kommst aus dem Nichts, und Du gehst
auch wieder ins Nichts. Moral ist nur eine Fantasie, die Dein
Gehirn ausdunstet. Du musst ein Arschloch sein, um es zu
etwas zu bringen im Leben. Außerdem braucht Dich sowieso
niemand, es gibt für Dich weder Arbeit noch befriedigende
286
Existenzmöglichkeiten und überhaupt kein Glück mehr, es sei
denn, Du wirst ganz schnell mächtig reich; ansonsten bist Du
auch nichts wert in unserer Welt“. Ist es ein Wunder, dass
dieses trostlose Menschen- und Weltbild alle geistigen und
moralischen Kräfte komplett ab lähmt? Mammon und seine Scharen gestalten überall erfolgreich nach
seinem Willen unsere Gesellschaft und ihre Ideale. Überall wird
uns der Materialismus geradezu eingehämmert. Unsere
Soziologen und Psychologen entdecken momentan erstaunt
und beunruhigt, dass der Okkultismus wieder ganz stark
boomed in unserer Zeit, denn der Materialismus hat eine
fürchterliche Seelennot heraufbeschworen. Nur leider ist es
meistens – wegen der fast gänzlichen Abwesenheit des
Christentums auf Erden - überwiegend Okkultismus in
atavistischer, grauer oder schwarzer Form.
Wenn unsere Sexualforscher ihre neuen Ergebnisse vortragen,
dann heißt es: „Was geschieht im Mann oder in der Frau, wenn
sie ihre ''Sexualpartner'' suchen“ etc. Will sagen: „Welche
Hormone brodeln im Chemie-Baukasten-Mensch herum, wenn
vor den Augen des Mannes ein paarungstaugliches Weibchen
auftaucht und umgekehrt?“ Neben diesem 'chemischen
Gezursel' wird der Mensch dabei grundsätzlich wie ein Tier
gedacht. (Herr 'Freud' hätte sich gefreut). Aber der Mensch ist
kein Tier! Im Menschenleben wirkt zwar sehr wohl auch
Sexuelles - und viele sind heute unter dem Banne des
umgekehrten Pentagramms (666) davon auch ganz schlimm
besessen - aber als das Entscheidende im gesunden
Menschenleben wirkt vor allem das individuelle Karma. In den
wichtigen zwischenmenschlichen Beziehungen wirken tiefere
Seelenverwandtschaften. Und nicht nur zwischen Mutter und
Tochter, oder Vater und Sohn usw., also nicht nur unter
Blutsverwandten gibt Beziehungen, sondern es existieren
ebenso geistige Beziehungen unter Männern und Frauen, die
nicht miteinander verwandt sind. Wer die menschlichen
Beziehungen und Angelegenheiten wie die der Tiere
287
untereinander behandelt, der weiß nichts vom Menschen und
von den tieferen Gesetzen des Lebens. Nichts ist falscher und
fataler, als diese fürchterlichen Analogieschlüsse von den
Tieren zu den Menschen; wo man überall die Wahrheit über
den Menschen beim Tier finden will. Das römische Papst-Kirchentum, welches noch nie das
wirkliche Christentum repräsentierte, hat durch sein
Jahrhunderte langes Wüten gegen den Geist diesen
Materialismus und seine Tier-Wissenschaft heraufbeschworen.
Wenn es in der Zeitschrift >Der Spiegel< als Titel-Überschrift
heißt: „Darwin gegen Gott“, dann wissen wir ja heute alle, dass
Darwin wissenschaftlich anerkannt ist; und ist Darwin also
gegen Gott gewesen, so ist Gott wissenschaftlich widerlegt usw.
Es ist allein schon die Art und Weise dieser Schlagzeilen, die
dieses suggeriert. Darwin hat viele Gesetze der Evolution (wie
übrigens auch Goethe) gefunden, nur viel zu materialistisch
ausgelegt (und nicht wie Goethe, geistig). Aber selbst Darwin
war noch nicht so materialistisch verflacht, wie die heutigen
Darwinisten. Denn nicht nur, dass Darwin recht schnell vielfach
gründlich widerlegt wurde, er ließ zumindest andeutungsweise
immer wieder mal Geistiges durchblicken und sagte sinngemäß
z. B., dass der ersten Lebensform der Geist vom Schöpfer
eingehaucht worden sein muss, und Ähnliches. (Charles Darwin – Über
die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl. Parkland Verlag. Schlussbemerkung, Kapitel 15,
letzter Satz).
137.
Die Theologen und offiziellen Vertreter des KirchenChristentums - als härteste Gegner der Anthroposophie - haben
oft längst einen Begriff von Jesus Christus, der sogar noch
unter dem der Moslems liegt. Im 10. Vortrag, Berlin am 16. 5.
1916, GA 167 belegt Rudolf Steiner, dass der wirklich gläubige
Moslem aus seinem Koran (Sure 19) über Jesus von Nazareth
heute Geistigeres glaubt, als unsere Theologen und offiziellen
Vertreter des Kirchen-Christentums, die sich deshalb also von
ihrer Christlichkeit her in Wahrheit noch nicht einmal mehr
288
Türken nennen dürften. Christen sollten allerdings längst viel
weiter sein. Der Koran selbst enthält zwar keineswegs mehr
spirituellen Inhalt, ganz im Gegenteil; aber ein wirklich Koran
treuer Moslem ist heute trotzdem teilweise schon spiritueller, als
das offizielle Christentum. Und weil das römisch-katholische
Namens-Christentum
die
Menschen
vom
wirklichen
Christusimpuls und mündigen Ich seit Jahrhunderten abhält,
verfallen viele in unserer Zeit - die nach dem Individuellen
streben muss – ganz leicht der satanistischen Vorstellung vom
Ich und dem Individuellen, und somit dem Tier. In unserer 5.
Kulturepoche läuft alles in das Individuelle hinein; dies liegt als
Sinn den Entwicklungsgesetzen unserer Zeit zugrunde. Und
wenn das Ich sich nicht christlich entwickeln kann, entwickelt es
sich notwendig ahrimanisch oder luziferisch. Ohne den
urchristlichen Impuls der >Philosophie der Freiheit< und der
Anthroposophie kann die Entwicklung nur noch in
ahrimanisch/luziferischen Bahnen verlaufen. Die eine, mehr
religiöse Menschenströmung wird so immer ich-loser werden;
aber nicht im guten und richtigen Sinne selbstlos, sondern
persönlichkeits- und individualitätslos (Rausch/Weltflucht). Und
die andere verliert sich ganz im Egoismus und Tierischen
(Utilitätsreligion, Darwinismus, Materialismus, Satanismus). Der
Kampf der katholischen Kirche gegen den 2. und 3. Logos, und
damit gegen das freie und gesunde moralische Selbst, lässt
dieses Ich heute immer mehr in die Krankheit und den
Wahnsinn hineinlaufen. 138.
Materialismus bedeutet auch, bei allem sinnliche Belege zu
fordern. Wahrheit soll dabei durch etwas außer ihr Liegendes
belegt oder begründet sein. Also auch bloß Äußeres
widerspiegeln. Dies ist der intellektuelle Begriff von Wahrheit.
Aber geistige oder moralische Wahrheit begründet sich vor
allem in sich selbst und trägt sich selbst. Sie bezieht sich auf
geistige Realität. Woher weiß denn auch ein gesunder Mensch,
dass es böse ist, wenn z. B. ein anderer Mensch vom Mob
289
erniedrigt und misshandelt wird? Aus den inneren Gesetzen
seines intakten Herzens heraus weiß er dies. Und ganz
besonders das kleine, von unserer Gesellschaft noch nicht
verdorbene Kind weiß dies unmittelbar und fängt sofort an zu
weinen, wenn es Derartiges im Fernsehen oder sonst wo sieht.
Das Herz eines gesunden Kindes ist noch viel freier und
wahrhaftiger.
... wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kindlein,
so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen. ...
(Matthäus 18,3)
Das Moralische im Menschen kann nur aus innerer Freiheit
entstehen, und nicht durch äußere Naturnotwendigkeit. Deshalb
findet auch kein Materialist den Herrn der Freiheit, Christus, es
sei denn, er will wirklich mit aller Kraft des Herzens, des
Denkens und des Wollens (Markus 12,29), und überwindet so
die Finsternis der Materie und den toten, bloß intellektuellmondhaft reflektierenden Begriff von Wahrheit, um den
lebendigen und in sich selbst begründeten zu finden oder auch:
zu schaffen. Und deshalb kann natürlich auch kein außerhalb
von ihr Stehender Anthroposophie wirklich beurteilen. - (Siehe auch
Rudolf Steiner, Anmerkung 5a in meinem Aufsatz >Von der zentralen Bedeutung der Fleischwerdung
des Logos in Jesus von Nazareth).
139.
Das Problem, welches viele Philosophen und Denker mit der
>Philosophie der Freiheit Rudolf Steiners< hatten und haben,
ist, dass sie Freiheit nur materialistisch (ahrimanisch) begreifen
wollen oder können, also ohne die reale Geistwelt. Für solche
ist dann die Vorstellung einer moralischen Gesetzmäßigkeit im
Ich Unfreiheit, oder bloß eine ''religiöse Vorstellung'' von
Freiheit. Sie empfinden Moral als etwas dem Ich ganz
Äußerliches, was es somit unfrei macht; und sie macht es auch
unfrei, wenn Moral bloß als äußeres Gesetz aufgezwungen
wird. Aber nicht, wenn sie frei in Erkenntnis aus der
>moralischen Fantasie< geboren ist. Denn diese Moral ist die
wahre Substanz des Ich und Wesen des Menschen.
290
Materialismus bedeutet eben gerade die Gefangenschaft im
Gesetz der Natur. Das zeigen uns ganz besonders die
Resultate der modernen materialistischen Naturwissenschaft,
welche die Freiheit des Willens wegen dieser ihrer Resultate
letztendlich ableugnen muss. Denn in der Natur wirkt überall
Notwendigkeit (Mond/Gesetz); erst im sinnlichkeitsfreien
Denken des Menschen, im spirituell erkennenden Ich beginnt
die Freiheit (Sonne). Nur die reinen Ideen, die durch das Herz
gehend zu Willensimpulsen werden, in denen das Ich zu sich
selbst erst wirklich findet als frei erschaffene moralische
Weltordnung und Auferstehung im Logos, befreien das Ich.
Viele Menschen können bei allem Bemühen nicht fassen, dass
das Ich potenziell Gott und Gott das Ich ist; aber ohne dass
dies dabei bedeutet, dass ich selber nun Gott bin, sondern Gott
ist vielmehr auch das Ich. Wir Menschen spiegeln als
Menschen-Iche – noch arg unvollkommen – das Gottes-Ich. Der
Mensch ist geschaffen nach den Ebenbild Gottes, sagt die
Bibel. Es passt hier auch sehr schön das Bild, welches Rudolf
Steiner einmal sinngemäß gab: „Man denke sich Gott als den
Ozean und das Ich des Menschen als einen Tropfen daraus.
Das Ich ist von gleicher Substanz, aber dabei sicher nicht der
Ozean selbst“. (Diese Ideen findet man übrigens auch bei
Meister Eckhart oder Angelus Silesius ausgesprochen.) Das Ich
ist ohne Gott also notwendig ein Sklave der Materie und der
Sünde (Sonderung) der Welt; es kann somit nur frei werden in
Gott. Wahrer Individualismus ist moralisch. -
... Jesus gab ihm zur Antwort:
Wenn jemand mich liebt,
wird er mein Wort in sich lebendig halten;
und mein Vater wird ihn lieben,
und wir werden zu ihm kommen
und uns bei ihm eine Wohnung schaffen. ...
(Johannes 14,23)
Wenn wir also mit Paulus zusammen irgendwann einmal sagen
können:
291
... Ich lebe, doch nicht mehr ich,
sondern Christus lebt in mir. ...
(Galater 2, 20)
dann werden wir erst wirklich frei sein, und dürfen zusammen
mit dem Logos sagen:
… Ich und der Vater sind eins. …
(Johannes 10,30)
(Neben Vielem ergänzend und erhellend zur >Philosophie der
Freiheit< ist der Mitglieder-Vortagszyklus von Rudolf Steiner
>Geschichtliche
Notwendigkeit
und
Freiheit
–
Schicksalswirkungen aus der Welt der Toten< GA 179).
139 a.
Wenn theologische Gegner damals schon der Anthroposophie
vorwarfen, dass nach dieser ja alle Menschen ''Christusse''
werden müssten, dann kann man darauf nur erwidern: Es gibt
nur einen Christus, aber eben dieser soll und will in uns
werden; und dass Ihr Euch gerade an diesem Gedanken stört,
zeigt, wie wenig Ihr Christen seid. Denn wenn dies falsch sein
soll, dann war Paulus kein Christ (Galater 2, 20) und Christus
selbst verstand seine eigenen Worte nicht. Es ist dabei doch
immer wieder faszinierend zu sehen, wie die offiziellen Vertreter
des angeblich ''wirklich Christlichen'' so häufig ganz direkt den
Worten des Christus widersprechen und Christus selber somit
echte Christlichkeit erklären möchten:
… Ich in meinem Vater
und ihr in mir und ich in euch. …
(Johannes 14,20)
Heilige sie in der Wahrheit; Dein Wort ist Wahrheit.
Wie Du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich sie in die Welt.
Und für sie heilige ich mich selbst,
auf daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.
Doch nicht nur für sie allein bitte ich,
sondern auch für die, welchen durch ihr Wort an mich glauben,
292
auf daß sie alle eins seien,
gleichwie Du, Vater in mir bist, und ich in Dir,
auf daß auch sie in uns eins seien.
Dann kann die Welt vertrauen, daß Du mich gesandt hast.
Ich habe das Wesenslicht, das Du mir gegeben hast,
ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind:
Ich in ihnen und Du in mir, auf daß ihre Einheit vollendet sei.
Daran soll die Welt erkennen,
daß Du mich gesandt und sie geliebt hast,
wie Du mich geliebt hast.
Vater, es ist mein Wille, daß da, wo ich bin,
auch die mit mir seien, die Du mir gegeben hast,
und daß sie mein Wesenslicht schauen, das Du mir gegeben hast,
denn Du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.
Gerechter Vater, wohl hat die Welt Dich nicht erkannt;
doch ich habe Dich erkannt,
und diese haben erkannt, daß Du mich gesandt hast.
Und ich habe ihnen Deinen Namen zu erkennen gegeben
und werde ihn weiter zu erkennen geben,
auf daß die Liebe, mit der Du mich geliebt,
in ihnen sei und ich in ihnen. (…)
(Johannes 17,17)
Die Katholische-Kirche (ganz ähnlich wie die Satanisten)
begreift nicht, dass es ein Weltenunterschied ist, ob sich ein
verblendetes niederes Selbst hochmütig verabsolutiert und zu
Gott erklärt, oder ob Gott in einem Menschen tatsächlich wohnt
oder aufersteht. Ersteres ist eine satanische Sünde, Letzteres
heiliger höchster Sinn der gesamten christlichen Schöpfung. –
139 b.
Manche kommen zu dem Gedanken, dass die klassische
Christusverehrung auch eine Form von Ich-Flucht oder
Abhängigkeit als Unfreiheit der Person sei usw. Und bei
manchen ist das wohl auch so. Aber wenn Christus in
293
Wirklichkeit in uns aufersteht, dann ist das gerade das
eigentliche, wahre Ich oder Individuelle. Denn Christus ist die
Substanz des wahren, unsterblichen Ichs oder unserer aller
Individualitäten. Ohne Gott ist schlichtweg kein reales Ich
möglich. Das Ich ist in Gott oder es ist nicht real oder existent.
Wahre Ich-Werdung ist Christus-Einwohnung. So kommen wir
zu uns selber und wieder nach Hause. Wer dies leugnet, der
hält das gottlose, das von Gott getrennte Luzifer-Ich für das
wahre Ich; oder auch für das wahrhaft ''demütige'', was viele
Kirchen-Menschen tatsächlich tun. Von allen, die so denken
oder empfinden, ist das Evangelien-Wort: 'Ich und der Vater sind
eins', nicht begriffen (Johannes 10,30). Der tote Intellekt begreift
nicht, wie zwei oder drei eins sein können? Oder wie man sich
finden kann, indem man sich verliert? Usw. (Johannes 12,25).
Rein ''rational'' ist das Christus-Mysterium des Ichs eben nicht
zu fassen. –
140.
Rudolf Steiner hat die Erden-Gabe des tagesbewussten
begrifflichen Denkens vom Luziferischen und Ahrimanischen
befreit und damit das Bewusstsein auch von den Folgen des
Kali-Yugas wieder gereinigt. In seinen Schriften findet man - als
ein Tor in die Freiheit des lichten Zeitalters – ein moralisch
gesundes,
christlich-durchlichtetes,
reines
Denken;
michaelisch-spiritualisierte Intelligenz (GA 240). Kein Wunder
also, dass eine todkranke Mammon-Kultur in ihrer Mehrheit
noch nichts damit anfangen kann. Eigentlich alles, was
unsere Zeit und Kultur bestimmt, steht dem anthroposophischgeisteswissenschaftlichen Denken radikal entgegen. Die Einen
sprechen bei Rudolf Steiner von einem schizophrenen
Sektenführer oder Guru, andere von einem Philosophen mit
gewagten oder abstrusen ''Theorien''. Anthroposophen
sprechen in der Regel von einem großen christlichen
Eingeweihten. Solche Individuen tragen durchchristete
Wesensglieder in sich und stehen in unmittelbarer Verbindung
mit Christus selbst. Weil dies so ist, kann ein Mensch wie
294
Rudolf Steiner auch vollkommen zu Recht die nicht nur für
katholische Gemüter ganz blasphemisch klingenden Worte
sprechen:
(...) Wenn ich über den Christus spreche, so spreche ich so, daß
ich weiß: Er hilft, weil er eine lebendig wirkende Wesenheit ist.
Fühlen wir Ihn zwischen uns, er wird helfen! Aber wir müssen
Seine Sprache lernen, und Seine Sprache ist heute die Sprache der
Geisteswissenschaft. (...) (Rudolf Steiner. GA 169. Weltwesen und Ichheit. 7. Vortrag
18. 7. 1916)
(...) Denn der Christus hat gesagt: „Ich werde bei Euch sein alle
Tage bis ans Ende der Erdenzeit“ und das heißt: Seine
Offenbarung wird immer zu bekommen sein! Im Beginne des
Christentums war es der Inhalt der Evangelien; heute ist es der
Inhalt der Geisteswissenschaft, der aus den Quellen kommt. (...)
(Rudolf Steiner. GA 170. Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der Menschlichen
Geschichte. 12. Vortrag. 27. 8. 1916)
(...) Der Christus hat einmal gesagt: «Ich bin bei euch bis ans
Ende der Erdentage.» Und er ist nicht bloß als ein Toter, er ist als
ein Lebender unter uns und er offenbart sich immer. Und nur
diejenigen, die so kurzsichtig sind, daß sie sich vor diesen
Offenbarungen fürchten, sagen, man solle bei dem bleiben, was
immer gegolten hat. Diejenigen aber, die nicht feige sind, wissen,
daß der Christus sich immer offenbart. Deshalb dürfen wir
dasjenige, was Er als Anthroposophie offenbart, als eine
wirkliche Christus-Offenbarung aufnehmen. Oft, meine lieben
Freunde, werde ich gefragt von unseren Mitgliedern: Wie setze ich
mich in Verbindung mit dem Christus? — Es ist eine naive Frage!
Denn alles, was wir anstreben können, jede Zeile, die wir lesen
aus unserer anthroposophischen Wissenschaft, ist ein Sich-inBeziehung-Setzen zu dem Christus. Wir tun gewissermaßen gar
nichts anderes. (...) (Rudolf Steiner, GA 169. 2. Vortrag, Berlin 13. Juni 1916)
(...) Das wird die Welt erkennen, daß das, was wir als
Geisteswissenschaft verkündigen, das Wort Christi ist. (...)
(Rudolf Steiner, GA 152. 1. Juni 1914. Vorstufen zum Mysterium von Golgatha.)
295
(...) Zukunftshoffnung und Vertrauen in die Zukunft unserer Sache,
sie können wohnen in unseren Herzen, weil wir uns bemüht haben,
von Anfang unserer Arbeit an, zu durchdringen dasjenige, was wir
zu sagen haben, mit dem Willen des Christus. Und Hoffnung und
Vertrauen gibt, daß gesagt werden darf: Schließlich ist unsere
Lehre selbst dasjenige, was uns der Christus hat sagen wollen,
erfüllend sein Wort: «Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der
Erdenzeiten.» (Matthäus 28,20). Wir haben nur horchen wollen
auf dasjenige, was von Ihm kommt. Und das, was Er uns
inspiriert hat nach seinem Versprechen, wir wollen es in unsere
Seele aufnehmen als unsere Geisteswissenschaft. Nicht, weil wir
von irgendetwas Christlich-Dogmatischem durchsetzt fühlen
unsere Geisteswissenschaft, betrachten wir sie als christlich,
sondern weil wir, in uns durchchristet, sie als eine Offenbarung
des Christus in uns selbst betrachten. (...) (Rudolf Steiner. Norrköping, 16. Juli
1914. GA 155)
Rudolf Steiners Anthroposophie ist aus denselben Quellen
gewonnen, aus denen damals auch die Jünger und EvangelienSchreiber und viele echte Kirchenheilige schöpften: aus dem
'Heiligen Geist des Sohnes'. Doch wie viele, und gerade solche,
die sich offiziell Christen nennen, ergehen sich in unserer Zeit
nicht in hässlichster Polemik und lauter Kritik an dem Werke
und der Person Rudolf Steiners? Erst gestern las ich wieder auf
einer englischen Internetseite: „Rudolf Steiners Ideen passen
nicht mehr zu unserem heutigen Denken und Verständnis einer
modernen Gesellschaft oder dem Menschen“ usw. Doch dies liegt
vor allem an der 'Artung' dieses modernen Denkens und
unserer Gesellschaft.
... So wird die himmlische Weisheit
von allen ihren Kindern vor Gericht gestellt. ...
(Lukas 7, 35)
Zu Beginn ist man bei seinem Anthroposophie-Studium
natürlich auch noch unsicherer und vorsichtig, denn man weiß
296
ja erst mal nicht, womit man es zu tun hat. Doch je mehr man
über die Jahre hinweg wirklich begreift, was Anthroposophie in
Wahrheit ist, desto weniger entwickelt man die Neigung zur
Polemik, Kritik oder gar zum Verlästern, und viel mehr den
innigen Wunsch, ganz besonders gut hinzuhören und zu
verstehen, denn nur blinde Narren verlästern den Geist. Wer
meint denn auch ernsthaft, die Angelegenheiten, die Rudolf
Steiner uns brachte, besser beurteilen zu können oder gar
verurteilen zu dürfen? Die meisten Menschen ahnen nicht
einmal mehr, womit sie es hier zu tun haben, weil sie das,
womit sie es zu tun haben, gar nicht für möglich, ja für ganz
undenkbar halten. Es gibt vor der guten Geistwelt weiß Gott
nicht den geringsten Grund, Rudolf Steiner für seine Mühen zu
verlästern. Dankbar sollten wir alle vielmehr für die Geschenke
des Geistes sein! Man möchte dem so fürchterlich hochmütigen
und materialistischen Kritikbedürfnis unserer Zeit an Rudolf
Steiner die ihr ganz ketzerischen Worte zurufen:
Lerne, Mensch, oder schweige!
Denn besser ist's für Dich! Oder in den Worten des Evangeliums:
Wer ein Ohr dafür hat, der höre,
was der Geist zu den Gemeinden spricht!
(Offenbarung 2,7)
Wer unter uns – an der äußersten Peripherie des Seins - weiß
denn noch wirklich etwas vom Dreifältigen-Logos, aus dem
alles einst entsprang? Und welcher Katholik ahnt denn noch,
dass auch der 3. Logos individuelle Inkarnationen hat? Der 3. Logos (Geist) offenbart und verehrt den 2. Logos
(Christus); der 2. Logos (Christus) offenbart und verehrt den 1.
Logos (Vater). Und der 3. Logos wirkte unverkennbar in oder
durch Rudolf Steiner: Der Heilige Geist verehrt, beleuchtet,
erklärt und verkündet den Christus. -
297
(...) Doch der Beistand, der Heilige Geist, den der Vater in
meinem Namen senden wird, der wird euch dies alles verstehen
lehren und in euch die Erinnerung wecken an alles, was ich
euch gesagt habe. (...) (Johannes 14,26)
(...) Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meinen Zielen treu bleiben.
Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen
Beistand geben, der mit euch sein wird für alle Zukunft, den Geist
der Wahrheit. Ihn kann die Welt nicht fassen, weil sie kein Auge
für ihn hat und ihn nicht erkennt; ihr aber erkennt ihn, weil er bei
euch bleibt und in euch sein wird. So lasse ich euch nicht als
Waisenkinder zurück, ich komme zu euch. (...) (Johannes 14, 15)
(...) Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich sandte; und keiner
von euch fragt mich: wohin gehst du? Sondern da ich euch dies
gesagt habe, hat Trauer euer Herz erfüllt. Ich aber sage euch, wie
es in Wahrheit ist: Es ist gut für euch, daß ich hingehe, denn wenn
ich nicht hinginge, käme der Beistand nicht zu euch; wenn ich
aber gehe, werde ich ihn euch senden. Und er wird mit seinem
Kommen der Menschheit die Augen öffnen für die
Sündenkrankheit und für die Gerechtigkeit und für die
Entscheidung. (...) (Johannes 16,5)
(...) Noch viel habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es nicht
tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, er wird
euch den Weg in alle Wahrheit weisen. Denn nicht aus sich selber
wird er sprechen, sondern was er hört, wird er sprechen; und
das Kommende wird er euch verkünden. Er wird mich
offenbaren, denn aus meinem Wesen wird er nehmen, was er
euch zu künden hat. Alles, was der Vater hat, ist mein. Darum
sage ich: Aus meinem Wesen nimmt er, was er euch zu künden
hat. (...) (Johannes 16,12)
Das Problem Anthroposophie und Rudolf Steiner ist vor allem
auch, dass eine vollkommen mammonistische und pseudochristliche Welt mit einem wirklich im Heiligen Geist
298
auferstandenen Menschen nicht zurechtkommt. Diese
Behauptung wird selbstverständlich von entsprechenden
Gegnern, Kirchen-Kreisen und Sekten vehement geleugnet. Sie
urteilen darüber allerdings meistens entweder, ohne sich mit der
Anthroposophie überhaupt gründlich genug auseinandergesetzt
zu haben (innerhalb der katholischen Kirche ist das sogar
verboten), oder sie gehen an sie heran mit dem vorgefertigten
Urteil, dass sie sowieso falsch, Teufelei und Verführung sei. Sie
suchen gar kein Verstehen, sondern nur nach Gelegenheiten
und Stellen, die sie entsprechend deuten können. Dieses
Vorurteilsvolle, mit dem sie an die Sache herangehen,
verfinstert ihren Blick von vornherein. (Siehe hierzu auch
meinen Aufsatz: >Über Freunde und Feinde der
Anthroposophie<).
140 a.
(...) Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den
Menschen vergeben werden; aber die Lästerung des Geistes wird
nicht vergeben werden. Auch wenn jemand ein Wort gegen den
Menschensohn spricht, wird ihm vergeben werden; wenn aber
einer gegen den Heiligen Geist spricht, wird ihm nicht vergeben
werden, weder in diesem noch im künftigen Zeitenkreis. (...)
(Matthäus 12,31)
Und warum ist die Lästerung wider den Heiligen Geist
schlimmer für den Menschen, als z. B. die gegen den Sohn
selbst? Dies erklärt sich mir einmal so: Wer den Vater
verlästert, aber den Geist erkennt und annimmt, findet durch
den Geist zur Wahrheit, durch die Wahrheit irgendwann auch
zum Sohn, und durch den Sohn zum Vater. Wer den Sohn
verlästert, aber den Geist annimmt, findet durch den Geist zur
Wahrheit, durch die Wahrheit zum Sohn, und durch den Sohn
zum Vater. Wer aber den Heiligen Geist der Wahrheit verlästert,
wer Wahrheit nicht einmal mehr erkennt und von sich stößt, der
ist verloren, denn ohne den Geist der Wahrheit findet er nicht
den Sohn, und ohne den Sohn nicht mehr zurück zum Vater.
299
Deshalb ist die Sünde wider den Heiligen Geist die eigentliche
Todsünde, die Sünde, die den Menschen ganz notwendig in
den geistigen Tod führt. Denn Wahrheit zu verleugnen ist nur
eine andere Beschreibung dafür, gottlos zu werden und in der
Seele abzusterben. Dies sollten Agnostiker bedenken. Aber auch das schwarzmagische Arbeiten mit spirituellem
Wissen gegen das Heil der Menschheit ist mit dieser Sünde
wider den Geist gemeint. –
Eine Bemerkung: Es gibt Menschen, die mit obigen
Charakterisierungen der Individualität Rudolf Steiners
unterschiedliche Probleme haben; darunter auch von mir hoch
geschätzte und kompetente Personen, die die Tatsachen gar
nicht leugnen, es aber dennoch für möglicherweise
problematisch halten, dass eine so genannte ''Vergottung''
Rudolf Steiners es manchen Menschen schwer machen könnte,
in ein unbefangenes Verhältnis zur Anthroposophie zu treten.
Dieser Gedanke ist berechtigt; und in der Tat wären viele
Anthroposophen seither besser beraten, und es wäre auch im
Sinne Rudolf Steiners, wenn man, anstatt Rudolf Steiner auf
einen Thron zu setzen und anzubeten, sich bemüht hätte, die
vorhandene Buch-Anthroposophie individuell wahr zu machen
und moralisch ins Leben zu führen. Die erlösende Wirkung der
Anthroposophie, also – wenn man so will – das 'Messiashafte'
an Ihr, sollte natürlich nicht dazu führen, aus Rudolf Steiner
einen neuen Messias machen zu wollen, was viele tatsächlich
tun. Es gibt nur EINEN Meister und Messias, und das ist Jesus
Christus. Jedoch soll hier Rudolf Steiner gar nicht willkürlich
''vergottet'' werden, sondern das Geistwirken in ihm soll
gesehen und anerkannt sein. Es gehört meines Erachtens
gerade das Begreifen des Gottmenschentums im paulinischen
Sinne, also dass Christus in jedem Menschen wirklich wohnen
und auferstehen kann und will - und hierbei auch, dass eben
diese Tatsache z. B. bei Rudolf Steiner die Anthroposophie
überhaupt erst möglich gemacht hat - doch zur Essenz des
Christentums und dem Begreifen der zukünftigen Auferstehung
der Menschheit. Zum Verstehen oder Annehmen der
300
Anthroposophie sollen wir einzig und allein unsere Vernunft,
unser Geistvermögen, Herz und Willen gebrauchen und uns
dabei auch von solchen Charakterisierungen Rudolf Steiners
nicht einschüchtern oder zwingen lassen (was vielleicht nicht
immer leicht ist). Man kann solche Beschreibungen ja aber
auch erst mal als ''Meinung einiger Anthroposophen'' abtun,
wenn man will. Man hat immer das Recht, sein eigenes
Verhältnis zur Anthroposophie und zu Rudolf Steiner zu finden.
Jedenfalls sicher nicht auf die Autorität Rudolf Steiners hin soll
die Anthroposophie angenommen werden, sondern aus der
eigenen Erkenntnis heraus. Aber erkennen und anerkennen
können sollte man zumindest als Christ den heiligen Geist
schon, wenn Er spricht, egal wo Er spricht. Es muss auch hier bei aller Liebe und Verehrung für Rudolf Steiner - trotzdem
möglich sein, sich die nötige persönliche Freiheit und
Unabhängigkeit von Rudolf Steiner zu bewahren. Zum
Begreifen der Auferstehung ist das Fassen des geistig in
Christus auferstandenen Menschen Rudolf Steiner und dieser
Idee an sich äußerst wichtig und hilfreich, aber dies schließt
keineswegs unsere individuelle Freiheit aus. Es sei denn, diese
ist noch zu schwach entwickelt. Es ist vielmehr nach meinem
Empfinden sogar umgekehrt problematisch mit unserem
Christentum, wenn wir diese Idee grundsätzlich nicht ertragen
können und ablehnen, denn wir haben dann möglicherweise ein
Problem mit der Auferstehung, also mit dem gesamten Sinn des
Christentums an sich. Wie will man mit dieser Voraussetzung
das Christentum und den neuen Adam überhaupt begreifen?
Man sollte die obigen Charakterisierungen auch gar nicht
anders, als im paulinischen Sinne nehmen. Doch das
Phänomen Rudolf Steiner ist urbildlich und wichtig für uns alle
im Beginn des lichten Zeitalters seit 1899 geworden. Und das
sollten Christen auch sehen können und unverhohlen
aussprechen können. –
Es könnte eventuell tatsächlich besser sein, sich mit solchen
Ideen öffentlich zurückzuhalten und jeden Wahrheitssucher
301
selber darauf kommen zu lassen; mir persönlich haben sie
allerdings zur richtigen Zeit recht gut auf die Sprünge geholfen.
Der moderne Mensch von heute hat nämlich nicht gerade ein
Problem damit, den vergänglichen Erdenmenschen aus Fleisch
und Blut zu sehen, aber sehr wohl eines damit, das Göttliche zu
fassen. Zu verstehen, dass es tatsächlich Götterboten gibt, die
mehr sind, als ihre vergängliche Maja der Erdenpersönlichkeit
hergibt, und die eben nicht mit dem alltäglichen Verstand oder
Intellekt gefasst werden können, das ist uns heute sehr nötig,
neu zu lernen. Vielen Christen ist es nämlich immer noch eine
ganz schlimme Gotteslästerung, wenn Gott im Menschen
wirklich wohnt oder wirkt. Das haben solche ja nicht einmal bei
Jesus von Nazareth glauben wollen. Seit Golgatha muss
Christus aber vor allem im Menschen geboren und gesucht
werden. Sucht man einen Christus immer noch in fernen
Weltenhöhen, und der Mensch soll sich diesem bloß
unterwerfen und ihn anbeten, dann hat man das Mysterium von
Golgatha nicht begriffen. Rudolf Steiner war sicher nicht der
Christus, aber Christus und der Geist wirkten in Rudolf Steiner.
Das kann man beim Studium der Schriften Rudolf Steiners
durchaus wahrnehmen. Extra bedanken möchte ich mich hier jetzt noch einmal bei
Susanne Schäfer für ihre lieben Briefe, Postkarten und
besprochenen Kassetten, in denen sie mir vor allem immer
wieder sehr willkommene, korrigierende Anregungen gab und
gibt. Denn es ist tatsächlich ebenso wichtig, zu begreifen, dass
hohe Individualitäten sehr wohl auch Menschen sind, mit allem,
was dies bedeutet und an möglichen Schwächen und Fehlern
mit sich bringen kann. Große Seelen werden nicht bloß
geboren, um zu lehren, sondern sehr wohl auch, um zu lernen.
Und man wird vor allem bei dem noch jungen Rudolf Steiner (in
seinem und diesem Rahmen wohlgemerkt) mühelos ebenfalls
menschliche Schwächen und Fehler finden können, wenn man
danach sucht. Auch ist eine gewisse Egoität als Grundlage für
viele irdische Leistungen tatsächlich vonnöten. Leiblich geboren
zu werden bedeutet außerdem immer - selbst bei dem edelsten
302
Menschen - eine Verbindung einzugehen mit Luziferischem und
Ahrimanischem, denn das ist der sterbliche Leib. Gerade Jesus
Christus wurde damals von vielen nicht erkannt, weil sie diese
menschliche Seite nicht begriffen: Dass Gott selber in seinem
Sohn nicht bloß zum Scheine, sondern tatsächlich ganz
Mensch wurde bis zum Tode, mit aller dazugehörenden und zur
Kreuzigung hin immer weiter zunehmenden Ohnmacht, Furcht
und Gottverlassenheit. Nur deshalb konnte sogar Er versucht
werden. Deshalb bat sogar Er von Angst geschüttelt darum,
dass dieser Kelch an Ihm vorübergehen möge. Und deshalb
schrie Er am Kreuz für uns alle: "Mein Gott, warum hast Du
mich verlassen"?! - Erst nach der Auferstehung wurde Christus
vom Vater wieder erhöht und zur Kraft. Judas Iskariot, so wie
mit ihm die vielen weisen Schriftgelehrten seiner Zeit, hatten
eine ganz ahrimanische 'Machtvorstellung' vom Messias. Sie
erwarteten viel eher eine Art politischen Befreier. Wieder andere
eine ganz immaterielle Lichtgestalt. Sie konnten sich gar nicht
denken, dass der wirkliche Heiland und Messias so ohnmächtig
am Kreuz enden würde, weil sie Seine geistige Macht in der
physischen Ohnmacht, Sein selbstloses Liebesopfer nicht in
seiner Bedeutung erkannten. - (Siehe z. B. auch die Geschichte
des Saulus/Paulus in der Bibel). Die modernere Menschheit findet in zunehmendem Maße nur
noch sehr schwer das richtige Verhältnis zu solchen
Erscheinungen oder Wesenheiten, wie Rudolf Steiner. Das
Problem ist immer wieder, dass Gottmenschen oder
Götterboten entweder zu sehr vergottet oder vergöttert werden
(überwiegend ältere Zeiten), oder komplett entgottet
(überwiegend heutige, materialistische Zeit). Im ersten Fall
erkennen viele solche Individuen nicht, weil sie keine Menschen
aus Fleisch und Blut erwarten, im Zweiten, weil sie nur noch
gewöhnliche Menschen sehen können und wollen. Da fällt mir ein, wie ich vor einiger Zeit in Hamburg in der
Innenstadt unterwegs war, und hörte einen desillusionierten
Obdachlosen auf irgendetwas, das jemand wohl zu ihm gesagt
303
hatte, ausrufen: "Jesus Christus war genau so ein Willi, wie wir
alle." Ich dachte dabei: ganz richtig; - und ganz falsch. –
140b.
Das ungesunde Vergöttern anderer Menschen ist sicher nicht
gut. Heilsame Verehrung und begründete Wertschätzung
dagegen sehr wohl. Auffällig finde ich hier: Wenn in unserer Zeit
hohle Popstars angehimmelt und vergöttert werden, stört das
nur Wenige wirklich. Man hat sich dran gewöhnt und belächelt
es vielleicht. Aber wenn ein Geistesmensch wie Rudolf Steiner,
der doch Einiges geleistet hat und vielen Menschen geistigen
Inhalt, religiöse Kraft und Hoffnung schenkte und schenkt,
angehimmelt und vergöttert wird, dann empören sich ganz viele
darüber unentwegt. Man wird gar nicht müde, es als verwerflich
und höchst verdächtig anzusehen. Es ist dem Empfinden
unserer Zeit eben offensichtlich ein viel größeres Vergehen, in
spiritueller und moralischer Hinsicht geistig hochstehende oder
produktive Menschen anzuerkennen oder anzuhimmeln, als
selbstverliebte Popstars, die sich doch vielfach selber nur noch
albern glorifizieren und als ''larger than life'' in Videos oder auf
Bühnen inszenieren; dabei fast ausschließlich, um sich
finanziell zu bereichern. Es wird einem jedoch die verehrende
Auseinandersetzung mit einem Rudolf Steiner und seinem
Werk immer weit mehr Gutes bringen, als die mit unseren
hohlen Popstars. Auch an der millionenfachen ungesunden
Anbetung des katholischen Papstes stören sich unsere Medien
nicht mehr wirklich, aber sie werden nicht müde, immer wieder
Rudolf Steiner und die Anthroposophie zu diskreditieren. –
141.
Der Polytheismus ist in mancher Hinsicht etwas viel höher
Stehendes, als der spätere Monotheismus, weil hinter der von
der Kirchen-Geistlichkeit so verschrienen angeblichen
''Vielgötterei'' alter Völker tatsächlich meistens nichts anderes
stand, als ein letztes Wissen über die unzähligen Heerscharen
304
der geistigen Hierarchien, die im Dienste des all-einen
trinitarischen Gottes stehen. Diese erhabenen Wesenheiten
sind im Verhältnis zum Menschen wahrlich Götter, welche vom
späteren Monotheismus (und Materialismus) dann bloß
abgeschafft und durch einen ganz und gar abstrakten Gott
ersetzt wurden, bei dem sich kaum einer mehr etwas Reales
denkt. Für ganz viele Menschen ist heute ein unbestimmtes
Gefühl einer möglichen Geistwelt oder eines geheimnisvoll
Unbekannten ''Gott''. Je ungenauer und leerer ihre
Vorstellungen sind, desto wohler fühlen sie sich dabei. Durch
das Abschaffen des Wissens von den Hierarchien verschwand
das Bindeglied, das uns Verbindende mit Gott. Die
menschlichste der Hierarchien ist die der Angeloi oder Engel.
Sie sind dem Menschen ganz nahe und an ihm sehr
interessiert. Mit dem Abschaffen des Wissens von ihnen rückte
man Gott wieder in die unversöhnliche Ferne vor Golgatha. Der Pantheismus kennt nur noch eine unbewusste, (arabisch)
abstrakte und nicht-individuelle Natureinheit als Göttliches. Gott
wäre also ohne Person, ohne Individuum und Bewusstsein
Seiner selbst, und somit hätte und wäre der Mensch mehr, als
dieser Gott. –
142.
Eine Frage der Christlichkeit
(Jetzt ein kleiner extra Aufsatz)
143.
Weil sich das Geistig-Seelische des Menschen bei der Geburt und weiter noch im späteren Heranwachsen - in den vererbten
Leib hineinsenkt und mit ihm verbindet, stimmen viele
Erkenntnisse der äußeren Wissenschaften heute durchaus.
Aber diese beziehen sich eben immer nur auf den physischen
Leib und seinen Einfluss auf die Seele. Wenn man hingegen
direkt das Seelisch/Geistige ins Auge fasst, ergibt sich ein
anderes Bild der Evolution, wie sie Rudolf Steiner z. B. in der
305
>Geheimwissenschaft im Umriss< (GA 13) schildert. Die
Menschheit hat sich nämlich nicht bloß von primitiven,
unmoralischen Stufen zur heutigen ''Höhe'' herauf entwickelt;
dies stimmt nur ab einem bestimmten Zeitpunkt und nur in
gewisser Weise. Der tatsächliche Ursprung des Menschen liegt
im Göttlichen und Moralischen, seine wahre Heimat ist die
Trinität und liegt in weit entfernten geistigen Höhen, von denen
er durch den sogenannten Sündenfall herunterfiel ins
Physische. Erst als das Menschen-Ich anfing in die Evolution
stärker einzugreifen, entwickelten sich Affen ähnliche Rassen
immer mehr zur heutigen menschlichen Gestalt hinauf, bis sie
so weit entwickelt waren, menschliche Iche voll aufnehmen zu
können. Es waren somit auch die Seelen der Menschen selbst,
die diese Leiber aus der Geistwelt heraus so umgestalteten, bis
sie brauchbar wurden, Menschenseelen aufzunehmen.
Physisch erschien der Mensch als Letzter auf der Erde, geistig
war er der Erste. Der Mensch stammt eben nicht vom Affen ab,
sondern vielmehr stammt der Affe vom Menschen ab. Der Affe
ist
okkult
ein
degenerierter
Abkömmling
der
Menschheitsentwicklung, der damals sozusagen kein Ich
abbekam. Der Strom der Entwicklung des Menschen ist ein
ganz anderer als der, den man am Affen ablesen könnte. Die
Tiere haben mit der Menschheitsentwicklung zwar zu tun, aber
anders, als es sich unserer heutige Wissenschaft ausdenkt.
144.
Das Ich und Gegenstandsbewusstsein atomisierte und isolierte
den Menschen vom Kosmos und der Natur. Der Sinn dieser
Entwicklung lag in der Individualisierung. Abgetöteter Geist wird
zum Intellekt. Dieser ist deshalb materialistisch. Also nicht, weil
die menschliche intellektuelle Intelligenz Gottes Existenz durch
''objektives'' Wissen widerlegt hätte, sondern weil diese
Intelligenz ihrem Wesen nach gottlos ist (das Göttliche wohnt
ihr nicht inne), deshalb kann sie es nicht fassen. Auch vom
Menschen begreift sie nur den Leichnam. Erst moralisch durch
das Spirituelle geheilt und verwandelt kann auch der Intellekt
306
Geistiges wieder fassen. Das Herz heilt das Haupt. Deshalb
findet man problemlos weniger intellektuelle Menschen, die sich
aber viel leichter in Religiöses hineinfinden können, als es z. B.
unseren Gelehrten gelingt; und dies wird von solchen (vom
Göttlichen Geleerten) dann gerne so genommen, dass sie
sagen: „Seht doch! Vor allem dumme oder naive Menschen
ohne ''kritisches Denken'' glauben an die Geistwelten und an
Göttliches ...“ Aber sie sind gar nicht dumm! Sondern nur nicht
intellektuell, nicht so ausschließlich mit dem geistig-impotenten
rein sinnlich reflektierenden Verstand gestraft. Ihr Herz ist dabei
tatsächlich oft viel weiser und sehender, als die ahrimanischen
Köpfe der Intellektuellen. Es wäre die Aufgabe der Anthroposophen gewesen, ihre
Hausaufgaben zu machen und dann, wo immer sie das Leben
auch hinstellt, Bewusstsein für den Geist zu schaffen.
Stattdessen haben sie vielfach die Anthroposophie selber
verintellektualisiert und in den Tod hineingeführt. –
145.
Ist es nicht sonderbar, dass so viele heute über
Anthroposophie nur allzu gerne spotten, aber die gleichen
Menschen nicht selten wiederum recht gerne ihr Ohr
irgendwelchen
unsinnigen
Horoskopen
in
Regenbogenzeitschriften öffnen oder gewisse oberflächliche
pseudo-spirituelle Hollywoodfilme tatsächlich ernst nehmen?
Mit ernsthaften Geisteswissenschaften möchten sie nichts
anfangen, aber mit dem albernsten Aberglauben befassen sie
sich recht gerne.146.
Ganz oft, wenn ich mich unter Menschen mische, bin ich
ernüchtert, wie gering die Menschen mittlerweile alles Geistige
schätzen wollen. Nicht nur dass sie - wie schon oft festgestellt Geist grundsätzlich mit dem Intellekt gleichsetzen oder
verwechseln, es ist ihnen zudem sofort unangenehm, wenn
307
man sich nicht an die pflichtgemäßen agnostischen
Denkgewohnheiten unserer Zeit halten will. Sie belegen alles
sogleich mit negativen Begriffen oder leiser Kritik, was
irgendwie moralische Sicherheit zeigt und ganz besonders das,
was meint, Wahrheit zu kennen. Dies ist überhaupt das
Schlimmste in den Augen unseres Zeitgeistes: zu behaupten,
es gäbe objektive Wahrheit. Willst Du heute als ''klug'' gelten,
dann bist Du zynisch, anti-idealistisch, anti-religiös, antignostisch und bei ganz morschen Seelen sogar anti-moralisch.
Die Menschen fühlen sich sofort befriedigt und beruhigt, wenn
sie sagen können: Absolute Wahrheit existiert nicht. Doch was
soll das denn bitte überhaupt sein, diese 'Absolute Wahrheit'?
Darüber wird kaum gründlicher nachgedacht, denn dieser Satz
soll eben nur dazu dienen, Wahrheit und Moralisches zu
entwerten oder ganz zu verleugnen. Absolute Wahrheit wäre
nur in einem absoluten, also alles umfassenden Bewusstsein
möglich. Also ist absolute Wahrheit doch Gott selbst. Für uns
Menschen ist es aber erst einmal wichtig, überhaupt wieder
Wahrheit finden zu wollen. Absolut müssen sie dabei gar nicht
sein, um Wert zu haben. Anders formuliert: Wir müssen nicht
augenblicklich Gott werden, damit Wahrheit für uns einen Wert
oder Sinn hat. Die Wahrheit ist ein lebendiges Wesen und Ideal
für uns. Zu ihr müssen wir uns hin entwickeln wollen. Dies ist
aber ganz unmöglich, wenn wir den Geist, das Moralische, die
schönen Ideale und jegliche Wahrheit bloß noch hassen und
verleugnen und so alles höhere Erkennen ganz bequem zum
leeren Meinen oder Glauben erklären. -
(...) Führt den Menschen sein Erkenntnisweg von der Betrachtung
der Natur hinauf bis zu dem, was er als den Richtung gebenden
Gott in seiner Seele erschaut, dann wird es ihm zuletzt eine
selbstverständliche Überzeugung, daß seine Ideale ebenso gelebt
werden müssen, wie die Sonne in ihren Bahnen kreisen muß. Eine
Sonne, die aus ihrem Geleise trete, störte das ganze Weltall. Das
ist leicht einzusehen. Daß es auch ein Mensch tut, der nicht seine
Ideale lebt, wird nur der voll zugeben, der erkennt, wie derselbe
308
Geist im Geleise der Sonne und in den Wegen der Seele tätig ist.
Wer die Brücke nicht finden kann zwischen dem gestirnten
Himmel über sich und dem moralischen Gesetz in sich, wer das
Wissen vom Glauben trennt, dem wird das eine bald den andern
stören. Abweisung des einen oder des andern, oder doch
mindestens
Gleichgültigkeit
gegenüber
einem,
scheint
unausbleiblich. (...) (Rudolf Steiner. Lucifer. GA 34. Lucifer-Gnosis)
(…) Wer den Weltengeist leugnet, weiß nicht, daß er sich selbst
leugnet. - Ein solcher aber begeht nicht bloß einen Irrtum,
sondern er versäumt seine erste Pflicht: selbst aus dem Geist
heraus zu wirken.(…) (Rudolf Steiner. Einweihung und Mysterien. GA 34. Lucifer-Gnosis)
Ein guter Bekannter sagte vor ein paar Tagen, als ich kurz vom
Geist im Zusammenhang mit Musik sprach und darüber, dass
ich gerne viel entsprechende Literatur lese, und nachdem er mir
eine Stunde vorher noch versichert hatte, dass er selber auch
zu ganz tiefen philosophischen Gedanken fähig sei: „Ach Geist,
Geist! Was soll mir das denn bringen, wenn ich Gedanken, die
ein Anderer schon gedacht hat, noch einmal nachdenke?“ Ich
sagte: „Neue Ideen, die Dir bisher vielleicht noch nicht
gekommen sind? Und ich dachte erst mal nur bei mir selber,
weil ich die gute Stimmung nicht sogleich wieder ruinieren
wollte – (ja sogar ich kann mich gelegentlich zurückhalten und
schreibe es dann jetzt hier auf, denn es geht uns doch alle an.
Ich werde es ihm zu gegebener Zeit noch direkt sagen oder
vielleicht auf diesen Punkt hier hinweisen) - etwas unhöflicher
zu ihm: Was Dir das bringen soll!? Bildung! Die Bereicherung
Deines Bewusstseins und damit Stärkung Deines Charakters
durch geistige Entwicklung! Einzig ein Gott mit einem
vollendeten Geist könnte mit Recht so reden, wie Du. Meinst Du
denn, dass nicht auch Du noch etwas lernen kannst von
anderen Menschen? Dir fehlt offensichtlich das Bewusstsein
vom Wert und Wesen tieferer geistiger Bildung, also von dem,
was uns in Wahrheit überhaupt zu Menschen macht. Geist ist
Kraft, Geist ist Leben! Alles, was in unserer Gesellschaft
309
menschlich wertvoll und gut ist, verdanken wir großen Denkern
und ihren lebenstauglichen Ideen. Und alles, was in ihr krankt
und todbringend ist, kommt vom Hass auf den Geist und der
fürchterlichen Bildungs- und Kulturlosigkeit, die immer mehr
auch noch als etwas besonders Originelles oder Freies
angesehen wird. Weil vor allem der Geist uns gesundet, erklärt
sich, wieso unsere Gesellschaft hinter ihrer so hübschen
Fassade oft so dermaßen kaputt ist. Wer so urteilt wie Du, der
hat entweder nie echte Denker kennengelernt und kann sie
deshalb nicht wertschätzen, oder er hat sie nicht verstanden;
was dasselbe ist. Oder Du bist Dir schlichtweg der Tragweite
Deiner Worte nicht bewusst. Dies muss einfach so sein, wenn
Du das Sichauseinandersetzen mit großen Geistern und ihren
Ideen dermaßen gering schätzt. Dein Ausspruch wäre so recht
das passende Credo der aus Überzeugung Bildungslosen. Ein
guter und wahrer Gedanke wird doch auch kaum dadurch
wertlos, weil andere ihn vorher schon mal gedacht haben. Nach
dieser Logik könnte auch der Schüler sagen: „Was soll ich das
Einmaleins noch lernen, wo es doch so viele andere schon vor
mir gelernt haben?“ Du denkst nicht wirklich so, dass weiß ich,
aber im Grunde sagst oder fragst Du mit einem solchen Satz
doch: „Was soll ich schon noch groß lernen können von
Anderen, wo ich doch selber der Vollkommenste und Weiseste
bin?“... Und für selbstverständlich ''tiefgründig'' hält sich heute
doch sowieso erst einmal jeder. Ganz besonders diejenigen, die
in Wahrheit bloß in den alltäglichsten Banalitäten und
schablonenhaftesten Vorurteilen denken und urteilen.
Außerdem ist die Beteuerung der eigenen vermeintlichen
Tiefgründigkeit immer die schlechteste Argumentation. Vor
allem wenn dann so ein Satz folgt! Dass man gerade heute
nicht auf alles Geschwätz hören braucht, dass weiß Gott nicht
alles, was gedruckt in den Regalen oder an Zeitungsständen
steht, unbedingt gelesen werden sollte, dass man vielmehr vor
allem selber ein produktives Denken entwickeln sollte, ist ja
ganz richtig. Doch genau dazu verhilft uns echte Bildung und
ein angeregtes Geistesleben durch gute Literatur. Diese
310
inspiriert, macht unseren Geist und unsere Seele weiter,
beweglicher, reicher und stärker. Und wer tatsächlich glaubt,
dass er nicht mal mehr von den Genies etwas lernen kann, der
hat ein ernsthaftes Charakterproblem. Allerdings denken bei
uns heute bereits 14, 15, 16 jährige Pubertierende so. Sie
halten sich für fürchterlich gescheit, richten lauthals über alles
und jeden, über Gott und den Sinn oder Unsinn des
Universums und meinen dabei, dies alles selbstverständlich
auch beurteilen zu können. Das haben sie von ihren ideenlosen
Eltern oder Freunden gelernt. Es liegt an der Erziehung durch
den hohlen Materialismus. Dieser macht die Menschen nämlich
nicht nur geistlos, sondern zusätzlich auch noch fürchterlich
altklug und hochmütig, da Tugenden und moralisches Leben
durch ihn ausgetrieben werden. Die Dümmsten halten sich
grundsätzlich für die Klügsten, während der Weise überzeugt
davon ist, im Grunde nichts zu wissen und noch viel lernen zu
müssen. Den großen Denkern und Kulturträgern der Menschheit geistig
zu folgen und von ihnen etwas zu lernen, macht uns mal eben
zu besseren Menschen, lieber Freund! Denn alles hängt vom
Geist und unserem Bewusstsein ab: Das Bewusstsein bestimmt
das Sein. Also bringt uns dieses Unternehmen doch wohl recht
viel, vorausgesetzt, dass die Entwicklung unseres inneren
Menschen für uns von irgendeinem Interesse ist. Ein solcher
Ausspruch wie Deiner ist tatsächlich absolut falsch und äußerst
unglücklich. Nur begreifen Menschen mit einer solchen Haltung
dies eher selten, weil sie gerade das, was ihnen Aufklärung und
Licht über ihre Irrtümer verschaffen könnte, grundsätzlich und
von vornherein verschmähen. Dumme Sache auch! 147.
Ein Intellektuelle-Blender ist jemand, der mit unaufrichtig
geschwollenem Sprachbombast meist gar nichts aussagt, dabei
in jeden Satz so viele unnötige Fremdworte wie möglich
311
einflechtet, und sich dann heimlich darüber freut, wenn seine
Zuhörer ihn nicht verstanden haben. –
148.
Je mehr der Materialismus herrscht, desto leerer werden Kunst
und Kultur; und desto weniger bedeuten sie auch in den Augen
der Menschen. Wie oft hört man heute nicht Sätze wie: >Kunst
und Krempel<, >Kunst und Kitsch< etc., weil Kunst vielen eben
längst überflüssig geworden ist. Unsere Eltern sind auch immer
eher entsetzt darüber, wenn ihre Töchter und Söhne Künstler
werden wollen. Man soll sich doch besser mit ''nützlichen''
Dingen beschäftigen usw. 'Brotlose Kunst' heißt es ja
bekanntlich auch. Aber wirkliche Kunst ist moralischer
Menschenbildner. Kunst in einer Zeit, wie unserer, ist natürlich
auch entsprechend. Aber eine wirkliche und wahrhaftige Kunst
wäre gerade deshalb eben sehr vonnöten. Doch man ist heute
meistens lieber enttäuscht darüber, wenn unsere Kinder
zumindest versuchen, etwas für ihre eigene und der Menschheit
kulturelle und moralische Bildung zu leisten. Kunst und Kultur
sollten nie gesehen werden, als reine Freizeitspaß- oder
Konsumangelegenheit, sondern als wichtiger Teil der
innermenschlichen Bildung. –
149.
Menschlich-moralisches Genie, in dem das höhere geistige
Selbst wach ist, wird heute kaum mehr verstanden, sondern
ausschließlich nur noch das ahrimanisch tote Genie. Ein gutes
Beispiel ist hierfür die Animations-Kinderfernsehserie >Jimmy
Neutron<. Jimmy ist ein Kind mit einem riesengroßen Kopf, das
redet wie ein Erwachsener in wissenschaftlichen Abstraktionen,
bei dem alle kindlichen Kräfte weitestgehend verschwunden
sind. Jimmy ist eigentlich gar kein Kind mehr. Dieses tote Genie
erkennt unsere Zeit gerne an, während sie menschlichmoralisches Genie schnell sogar als krankhaft ansieht. (Siehe
hierzu auch Punkt 119c). Das menschliche Genie hat aber
312
gerade die gesunden kindlichen Schöpferkräfte in größerem
Ausmaß ausgebildet. Es behält diese Engels-Kräfte durch sein
ganzes Leben hindurch lebendig. Es sind dies genau die Kräfte,
von denen Christus sagte, dass man ohne sie nicht das
Himmelreich finden kann (Matthäus 18,3). Einer unserer
Wissenschaftler und Meinungsbildner sagte gestern im
Fernsehen, >Albert Einstein sei der genialste und produktivste
Geist der letzten 100 Jahre gewesen<. Als mathematisches
Genie war Einstein aber – ohne dass damit irgendetwas
Negatives über den Menschen Einstein selber ausgesagt ist,
der dabei ganz wunderbar gewesen sein kann, trotzdem – ein
abstraktes, also ahrimanisches Genie. Sein Geist ging rein in
Mathematik auf, in leere Form- und Zahlenwissenschaft, und
etwas Wesenhaftes konnte er für sich und seine Seele nur aus
der traditionellen Religion herausklauben. Einsteins Geist
erschuf oder produzierte hier recht wenig. Außerdem schaue
man einmal hin, wozu die Ergebnisse seiner Forschungen
vielfach geführt, oder wozu sie zumindest Entscheidendes
beigetragen haben. Friedrich Schiller hingegen war ein
moralisches Genie, was heute nur noch wenige rührt. Man
vergleiche einen Zahlengeist wie Albert Einstein einmal mit dem
Geist Rudolf Steiners; einem Menschen, in dem das Welten-Ich
mal eben auferstanden ist, und den diese Wissenschaft
überhaupt nicht wahrnehmen kann. Dann bekommt man ein
Gefühl dafür, wie daneben unsere offiziellen Meinungsbildner
heute mit ihren Urteilen meistens treffen. Verbreitung unter den Menschen findet heute auch gar nicht
wirklich die Wissenschaftlichkeit als solche im guten Sinne,
sondern
viel
mehr
die
materialistischen
Vorurteile,
Seelenstimmungen und agnostischen Gesinnungen dieser
offiziellen Wissenschaft Mammons. -
... Sein Blick warf mich nieder in den Staub und richtete mich
wieder auf. Das vollste, uneingeschränkteste Zutrauen schenkte
ich ihm in den ersten Minuten, und nie ahnete mir nur, dass meine
Schenkung zu übereilt gewesen sei. Hätte er nie mit mir
313
gesprochen, nie teil an mir genommen, mich nicht bemerkt, mein
Herz wäre ihm unveränderlich geblieben; denn ich erkannte in
ihm den höheren Genius, der über Jahrhunderte waltet, und
schmiegte mich willig und gern unter den Befehl des Schicksals.
Ihm zu gefallen, ihm zu dienen, nur ein kleines Interesse für mich
bei ihm zu erregen, war mein Dichten und Sinnen bei Tage und
der letzte Gedanke, mit welchem mein Bewusstsein abends erlosch
... Sein Wort hätte Funken zu Heldentaten in mir geschlagen ...
und vielleicht ist selbst das Gute und Schöne, dessen Spuren
meine Seele trägt und tragen wird, schon durch sein Beispiel
größtenteils mit sein Werk. ...
Schrieb der 18 Jährige Friedrich von Hardenberg (Novalis)
über seine Begegnung mit Friedrich Schiller. (Zitiert aus
>Peter Lahnstein: Schillers Leben<. List Bibliothek.)
150.
Es ist viel Verwirrung und Unheil stiftend, dass man immer
wieder überall vom Christentum spricht, wie es sich angeblich
entwickelte, dass es dieses tat oder jenes bewirkt habe etc.,
obwohl man damit in Wahrheit meistens eben bloß die
Katholische-Kirche meint. Es ist umso verwunderlicher, dass
dies ganz besonders Wissenschaftler oder Historiker ständig
tun, die von sich selber doch glauben möchten, objektiv und frei
zu denken. Das Gleichsetzen von Christentum und katholischer
Kirche ist geradezu bildungslos und oberflächlich. Es beweist,
dass man das Christentum gar nicht wirklich kennt, dass man in
dessen moralischen Geist nie tiefer eingedrungen ist. Denn
sonst könnte man einen machtbesessenen Menschentyrannen
nicht mit dem Herrn der Liebe verwechseln. Das Treiben der
offiziellen Kirche war dem wirklichen Christentum fast immer
ganz entgegengesetzt. Dazu genügt ein Blick ins Evangelium.
Gerade gegen den römischen Geist der Macht gingen viele
Worte des Christus. Das römisch-katholische Prinzip war von
Anfang an ein raffiniertes Bollwerk gegen den Sohn. In Seinem
314
Namen gegen die Freiheit. Das Gleichsetzen von katholischer
Kirche und Christentum war den Feinden des Christentums ja
gerade nötig gewesen, um scheinbare moralische Gründe
gegen es zu entwickeln, und es äußerlich bekämpfen zu
können. Und wenn man heute z. B. darauf hinweist, dass der
speziell von den Türken so fürchterlich heruntergebrachte Islam
die einzige Religion ist, die heute noch im Namen ''Gottes'' oder
der ''Ehre'' usw. Menschen ermordet, dann müssen die
entsprechenden Leute immer auf die Verbrechen der
katholischen Kirche und in Richtung Mittelalter, oder auf das
alte Testament weisen, um Material für ihre Vergleiche mit dem
Islam oder allgemeinen Angriffe auf das Christentum zu finden.
Denn aus den das Christentum begründenden Evangelien des
neuen Testaments kann man z. B. das Treiben der spanischen
Inquisition nicht rechtfertigen. Und tatsächlich ist der römische
Geist dem Islam sehr nahe. Jesus Christus hat dem alten Testament sogar oft direkt
widersprochen oder es moralisch erhöht, was ja gerade den
Hass der Schriftgelehrten heraufbeschwor. Er nannte Sich
Selbst und Sein Kommen die Erfüllung des Gesetzes, die
Liebe, und sagte:
... Ihr habt gehört, daß gesagt ist: »Auge um Auge und Zahn um
Zahn.« Ich aber sage euch: Widersetzt euch nicht dem Bösen;
sondern wenn einer dich auf die rechte Wange schlägt, so halte
ihm auch die andere hin. Und wenn einer mit dir einen
Rechtsstreit führen will, um deinen Leibrock zu bekommen, dann
laß ihm auch das Obergewand. Und wenn einer dich nötigt, eine
Meile zu laufen, dann gehe zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib;
und will einer von dir borgen, dann wende dich nicht ab. Ihr habt
gehört, daß gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und
deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und
betet für eure Verfolger, so werdet ihr Söhne eures Vaters in den
Himmeln; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute
und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr die
315
liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr da? Handeln nicht
die Zöllner ebenso? Und wenn ihr nur eure Brüder willkommen
heißt, was tut ihr damit Besonderes? Handeln so nicht auch die
Heiden? Werdet also vollendet, wie euer himmlischer Vater
vollendet ist ... (Matthäus 5,38-48)
Dies ist doch ein ganz anderer Geist, als der des alten
Testaments! Wenn also jemand das Christentum bekämpft,
indem er seine Beispiele dazu aus dem alten Testament holt,
dann geht er unwahrhaftig, unwissend oder schlampig vor.
Auch wenn altes und neues Testament ein Ganzes
ergeben
und
zugegebenermaßen
geistesgeschichtlich
zusammengehören, markieren die Evangelien den Begin einer
ganz neuen Geistigkeit, Zeitenwende und Menschheitsepoche.
Und das gezielte Verwischen dieser Tatsache ist Teil des
Kampfes gegen das Christentum. –
151.
Die Sängerin der Band >Juli<, Eva Briegel, sagte in der
Fernsehsendung >Zimmer frei<, dass sie die Bibel gelesen
habe, damit sie dasjenige wenigstens auch kennt, was sie
ablehnen will. Auf die Frage der Moderatorin hin, ob sie das
Christentum denn wirklich ablehne, sagte sie, dass ihr alles,
was sie da gelesen habe, zumindest sehr ''von Menschen
gemacht'' vorkam. So sehr mich solche Äußerungen auch
immer wieder ärgern, weil sie ja doch bloß beweisen, dass man
hierbei redet und urteilt, ohne irgendetwas wirklich verstanden
zu haben, so verständlich sind sie andererseits. Denn das, was
man heute als junger Mensch an allgemeiner Bildung und als
Begriffsvermögen zum Verstehen dieser Dinge mitbekommt, ist
völlig außerstande, sie anders zu beurteilen. Ohne
anthroposophische Geisteswissenschaften ist es mittlerweile
tatsächlich gar nicht mehr möglich, das Evangelium und
Christentum wirklich zu begreifen. So weit ist es mit unserem
ahrimanisierten Kopf längst gekommen. Was wir heute in den
Schulen und Universitäten lernen, taugt allgemein nicht mehr,
316
um uns zu gesunden und geistig vollwertigen Menschen zu
machen. Es soll uns am Ende ja auch bloß zu 'gut
funktionierenden Wirtschafts-Ameisen' machen. Lernen müssen
wir etwas moralisch Brauchbares nun aus eigenem heißen
Bemühen dort, wo es wirklich etwas zu lernen gibt. Dass die
Evangelien von Menschen verfasst wurden, hat meines
Wissens noch nie ein Christ bezweifelt. Und dass Jesus von
Nazareth ein Mensch war, ist Sinn des Christentums: Der Logos
wurde Mensch. Und so verständlich viele Irrtümer diesbezüglich
heute auch sicher sind aufgrund der Artung unserer modernen
Bildung, ist es doch sehr bedenklich, wenn nicht wenigstens
das Herz eines jungen Menschen einiges Grundsätzliches am
Evangelium erkennen und bejahen kann; wenn es also die
Wahrheit der Worte des Christus in Jesus nicht einmal mehr
wenigstens einigermaßen 'erfühlen' kann und nur noch
Menschen-Wort dort hört. –
152.
Es ist der tote, seinem Wesen nach moralisch unproduktive
Intellektualismus, der eine ahrimanische Wissenschaft herauf
gezüchtet hat, die alles Menschliche erstickt in der Medizin, der
Bildung, der Kunst, der Politik, der das Religiöse abschaffen
will, die Gottlosigkeit und den Agnostizismus als Vernunft
verkauft und geistige Menschen als krankhaft ansieht.
Allgemein wird gerne angenommen, dass solche, die sich von
Berufs wegen viel intellektuell über Ethik und Moral ergehen,
auch moralische Menschen seien. Aber mit dem spitzfindigen
Kopf hat das Moralische gar nichts zu tun. Moral ist Kraft des
Herzens; die eigentliche Lebenskraft des Menschen. Ein
Freund, der hundertprozentig zu Dir steht, auf den Du Dich
immer verlassen kannst, der ehrlich mit Dir ist und Dich nie
verrät, der ist moralisch; und nicht notwendig der
Moralphilosoph. Ein starker Charakter, eindeutig und gerade
heraus mit großem Herzen, der ist reich an realer und nicht
bloß theoretischer moralischer Kraft. Ja es ist sogar das
Gegenteil des allgemein Angenommen wahr, denn
317
Moralphilosophien entstehen, wenn Menschen hier unsicher
werden und den lebendigen spirituellen Boden verlieren.
Während es leicht ist, weniger intellektuelle Menschen zu finden
mit großer Herzens-Sicherheit und einer viel tieferen
menschlichen Intelligenz, als Intellektualisten sie oft zeigen. –
153.
Der Sinn menschlich wertvoller Kunst ist es, uns innerlich zu
bewegen und zu läutern. Deshalb ist es allgemein so
widersinnig, wenn Menschen ein Kunstwerk gar nicht erleben
können, sich aber trotzdem oberflächlich darüber ergehen.
Denn grundsätzlich nur derjenige, der imstande dazu ist, es
moralisch zu empfinden und sich dafür im höheren Sinne zu
begeistern, kann über das reden, worauf es bei dem Kunstwerk,
und bei aller Kunst im Allgemeinen überhaupt ankommt. Es wird
von sogenannten Kunstfachleuten sehr gerne mit einem
gewissen Hochmut als ''irrig'' oder ''laienhaft'', also ungebildet
bezeichnet, wenn man behauptet, dass z. B. ein Bild von
Leonardo Da Vinci für sich selber sprechen würde. Es heißt
dann: „Nur wenn man es historisch begreift, wenn man die
religiösen Vorstellungen der Zeit Leonardos und das im Bild
dargestellte Personal kennt, versteht man es“ usw. Nun, auch
diese Form des Verstehens ist interessant, aber am Ende doch
sehr nebensächlich. Denn sie hat rein gar nichts mit der
eigentlichen künstlerischen Wahrheit eines Kunstwerkes zu tun,
die eben sehr wohl unmittelbar mit dem Herzen und
unabhängig von allen vergänglichen Äußerlichkeiten einer Zeit
erlebt werden will. Diese abstrakte Art, Kunst verstehen zu
wollen, ist typisch für den Materialismus, der nichts Geistiges,
nichts Moralisches, nichts Ewiges mehr in der Kunst sucht,
sondern sie nur noch aus dem zeitlichen Beiwerk begreift.
Tatsächlich versteht diese ''Fachmann-Geistesart'' am
wenigsten von Kunst. Sie ist meistens reine Philister-Weisheit.
Wenn ich bei einem Kunstwerk erst viele Bücher lesen muss,
um es zu verstehen, dann ist es künstlerisch verfehlt, weil
318
ästhetisch wirkungslos, ohne unmittelbare moralische Kraft und
Wahrheit.
... Ich möchte noch nicht einmal denjenigen für töricht halten, der
sich zu dem Paradoxon verstiege: Wenn einer von der Kunst gar
nichts versteht, so tut er gut, sich als Ästhetiker einen Namen zu
machen. ... Man könnte noch weiter gehen und sagen: die
Ästhetiker haben aus Haß gegen die Kunst ihre Wissenschaft
erfunden. ...
... Der Künstler, der heute sein Schaffen durchgeistigen will, steht
vor einer inneren Tragik. Er muß das Werk seiner Phantasie
rechtfertigen vor einer Welt, die es, wenn sie ehrlich ist, in die
Unwirklichkeit verwirft. Die Anthroposophie führt aber in
diejenige Welt, vor welcher das Kunstwerk sich nicht nur nicht zu
rechtfertigen nötig hat, sondern in der es durch sein eigenes
Wesen ursprüngliches Heimatrecht hat. ... (Rudolf Steiner. GA 77b.
Anthroposophie und Kunst.)
154.
Wenn spirituelle Impulse zu sterben beginnen, entstehen
orthodoxe Religionen. Wenn lebendige Erkenntnis und das
wahrhaft religiöse und moralische Leben schwinden, entstehen
tote Dogmen, starre Traditionen, verlogene Machtstrukturen
und versklavende Gesetze, die alles ursprünglich Geistige
lähmen und irgendwann gezielt bekämpfen. Es ist leichter für
einen offenherzigen Materialisten, zu einem gesunden und
objektiveren spirituellen Weltverständnis zu kommen, als es für
einen Menschen ist, der in eine orthodoxe Religion hinein
geboren, und dessen Denken und Fühlen von klein auf an
entsprechenden Interessen gemäß geformt wurde. Nein, ich bin
kein Freund von tradierten Religionen, die am Ende ja doch
immer bloß die Totengräber des Geistes sind. –
319
154a.
… Bewußt muß man sich dabei werden, daß jedes Lebensalter des
Menschen aus den Tiefen der Menschennatur die Anlagen zu
gewissen Seelenkräften hervortreibt. Werden diese Anlagen in dem
betreffenden Lebensalter nicht ausgebildet, so können sie später
nicht mehr in Wahrheit ausgebildet werden: sie müssen dann
verkümmern, und der Mensch ist in bezug auf seinen Willen, in
bezug auf sein Gemüt, in bezug auf seinen Verstand dem Leben
nicht gewachsen; er stellt sich nicht in richtiger Weise auf den
Platz, auf den er durch das Leben gestellt wird. … (Rudolf Steiner GA
297. Idee und Praxis der Waldorfschule.)
Ähnliches ist ebenso gültig für die gesamte Entwicklung der
Menschheit. Man kann auch hier im großen Stile Zeitfenster
versäumen. Es haben dabei die Kulturepochen, genauer die
führenden Geistwesen derselben diese menschheitlich
erzieherische Aufgabe. Die Menschheit als solche macht
längere Epochen durch, wo unterschiedliche Wesensglieder
entsprechend ausgebildet werden sollen; und versündigt man
sich an den rechtmäßigen Mysterien seiner Zeit, indem man
z. B. zu sehr den geistigen Mumien der Vergangenheit anhängt,
dann
nimmt
man
notwendig
Schaden
an
seiner
Seelenentwicklung. Man ist mit dekadenter Spiritualität oder
Esoterik immer automatisch auf dem Wege in die
Unwahrhaftigkeit. Denn man muss sich ja doch immer mehr
gegen die guten und rechtmäßigen Mysterien seiner Zeit
stellen, um das Alte auch vor sich selbst aufrechterhalten zu
können. Menschen in solchen Lagen retten sich momentan
sehr gern in die ''Toleranz'': ''Ich respektiere Deine Meinung'',
heißt es dann, und so ziehen sie erleichtert von dannen. Sie
machen auf diese Art alles, was nicht in ihr System passt, für
sich selber einfach zur bloßen Meinung, auch wenn es gar
keine Meinung ist. Und wenn man sagt, dass es keine bloße
Meinung ist, sondern die Wahrheit, dann mögen sie Dich noch
weniger hören, denn objektive okkulte Wahrheit ist – wie öfters
von mir bemerkt - ganz besonders unbeliebt heute. Dies ist eine
320
Form des Agnostizismus, bei dem die Wahrheit geschickt
bemäntelt durch tugendhaft klingende Phrasen ebenfalls bloß
dem eigenen Egoismus aufgeopfert wird. Dass die
rechtmäßigen Mysterien unserer Kulturepoche keine bloßen
Meinungen sind, ist ja durchaus einsehbar; das macht ihre
Rechtmäßigkeit ja gerade aus: Sie sollen und können
eingesehen und verstanden werden. Aber Menschen, die sich
längere Zeit unzeitgemäßen, und deshalb unwahr gewordenen
Mysterien hingegeben haben, setzen sich dann instinktiv nicht
wirklich mit den neuen auseinander, weil im Unterbewusstsein
geahnt wird, dass das lieb gewonnene Alte spätestens dann
weichen muss. –
155.
Nicht so sehr das Resultat, sondern die Methode entscheidet,
ob ein System einseitig oder tendenziös ist. Ist die Methode
selbst einseitig und tendenziös, dann sind notwendig die
Resultate einseitig, verzerrt und unglaubwürdig. Ist die Methode
aber gut, objektiv und offen, dann sind die Resultate mit sehr
hoher
Wahrscheinlichkeit
wahr.
Die
Methode
der
Geisteswissenschaft wurde von Rudolf Steiner zumindest
durchaus vorbildlich dargelegt in den Grundlagenwerken der
Anthroposophie. 156.
Wir können aus allen guten und schlüssigen Denk-Systemen
lernen. Aber wir sollten dabei immer freie Menschen bleiben.
Versenke Dich in Liebe und ohne Vorurteil in ein Denk- oder
Religionssystem, aber werde kein Gefangener desselben.
Wahrheit wird immer höher stehen als einseitige Systeme oder
Religionen. Lebendige Wahrheit finden wir ausschließlich in
Freiheit. Wir können ja doch niemals fertig damit werden,
unsere Wahrheitsfähigkeit zu entwickeln, um immer weiter und
neu zu lernen. Gelerntes der Vergangenheit darf nie unseren
Blick auf Gegenwärtiges oder Neues trüben. Bei einem System
321
stehen zu bleiben, es für absolut oder endgültig zu halten,
bedeutet immer, dass wir unter die Knechtschaft desselben
geraten sind. Um wirklich lernen zu können, muss ich mich
immer wieder ganz öffnen und unbefangen zuhören können.
Um mich selber dabei nicht zu verlieren, muss ich bei all dem
immer frei bleiben. Will ich etwas Wahres über einen Menschen
erfahren, muss ich denen zuhören, die ihn lieben, und nicht
denen, die ihn hassen. Vor allem muss ich ihm selber
offenherzig zuhören. Um etwas Wahres über Jesus Christus zu
erfahren, muss ich mich mit Liebe an Ihn selbst und die
christlichen Mysterien wenden, und nicht bloß durch die Brille
des Ostens oder sonstiger Interessengemeinschaften auf Ihn
schauen, und das Christentum verstehen wollen. Um es gleich vorwegzunehmen: Dasselbe gilt natürlich auch für
die Anthroposophie. Es ist mir völlig klar, dass auch
Anthroposophie für viele Menschen längst ein unfruchtbares
dogmatisches System geworden ist, welches sie geistig ebenso
versklavt, wie eine orthodoxe Religion. Diesem Schicksal
entgeht leider keine Geistesoffenbarung auf Erden. Aber wenn
Anthroposophie richtig begriffen wird, dann handelt es sich bei
Ihr
im
wahren
Sinne
des
Wortes
um
freie
Geisteswissenschaften; und das ist etwas ganz anderes, als
dogmatische Religion. Ganz allgemein ist zu sagen: Geistiges
Wissen soll mich als Menschen verändern und moralisch
wachsen lassen, und es sollte nicht als toter Wissensschatz im
Kopf liegen, den ich dann allem, was mir begegnet, entgegen
schleudere, sodass ich gar nichts Anderes mehr wahrnehmen
kann. Lebendige Anthroposophie ist eine Hebamme zum
Christus-Ich. Richtig verstanden ist anthroposophisch orientierte
Geisteswissenschaft etwas wirklich sehr Zeitgemäßes. –
157.
Die materialistische Vorstellung von Gesundheit ist eine sehr
andere, als die spirituelle. Es geht bei ihr vor allem um die
leibliche Gesundheit, Kraft und Schönheit, ganz unabhängig
322
von der moralischen. Körperliche Krankheit ist nach dieser
Auffassung ausschließlich Unglück oder gar Strafe. Geistig
betrachtet bedeutet sie aber gerade die Chance zur
Entwicklung und ist oft eine Hilfe. Es kommt nicht selten vor,
dass Menschen durch eine Erkrankung ihres Körpers
empfänglich werden für Sinnfragen (für geistige Gesundheit).
Wenn uns das äußere Leben nur küsst und uns vollkommen
befriedigend in Anspruch nimmt, halten wir selten wirklich inne,
um uns zu besinnen. Die moralischen Angelegenheiten des
Lebens sind dann meistens nicht so interessant. Deshalb bringt
das Karma eines Menschen manchmal die körperliche
Erkrankung, um zum Umdenken und Innehalten Anlass zu
geben. Es gab große Dichter und Denker, die durch das Leid
einer Krankheit zu ihren geistigen Früchten gekommen sind.
Diese Tatsache wenden dann Kinder Mammons gerne raffiniert
so herum, dass sie das Geistesleben solcher Menschen selber
als krankhaft ansehen oder interpretieren. Es wird im Laufe der
kommenden Zeiten immer schwieriger werden, hier den
Materialismus zu widerlegen, denn die ins Ahrimanische
hineinlaufende Menschheit wird äußerlich sehr Robust werden,
was zur körperlichen Gesundheit führt. Während spirituelle
Menschen mit ihren vielen auszehrenden inneren moralischen
Kämpfen körperlich oft alles andere als stabil und gesund
erscheinen werden. Der Kampf um moralische Gesundheit
verlang oft das Opfer der leiblichen Gesundheit, die sich viel
besser einstellt, wenn man gewissenlos und brutal ist. 158.
Interessanterweise sind in der Regel aus Überzeugung gottlos
oder von der absoluten Vergänglichkeit des Menschen
überzeugt solche Gemüter, die ganz im niederen Selbst
aufgehen ohne eine Ahnung von ihrem besseren, unsterblichen
Wesen; und sie haben damit sogar recht, denn das niedere Ich
ist sterblich. Je mehr ein Mensch aber aus seinem ewigen
Wesen lebt, desto religiöser, moralischer und unsterblicher wird
er auch. Es gibt viele Menschen, die nur aus maskiertem
323
Egoismus spirituell sein wollen. Unserem niederen Selbst gefällt
es ja recht gut, ewig zu leben nach dem Tode. Hier täuschen wir
uns aber doch sehr, denn das Erden-Ego als bloße AstralReflexion ist sterblich und soll sterben, damit etwas
Unsterbliches in uns werden kann. Wenn man sich der
Unvollkommenheit der meisten gegenwärtigen Menschen
wirklich bewusst wird, kann man auch kaum ernsthaft
wünschen, dass diese unsere derzeitige Erden-Person ewig
bleibe. In Wahrheit ist es ein Segen, dass wir den in Zeit und
Raum geborenen Menschen des Sündenfalles mit seinen vielen
Verirrungen - manchmal bis ins Verbrecherische gehend immer wieder ablegen können und neu werden dürfen. Auch
wenn es viele schrullige Esoterik-Tanten und Onkels gibt, die
sich selber so sehr über alle Maßen schätzen, dass sie der
festen Überzeugung sind, als ihre momentanen Erden-Egos
ewig zu sein und sein zu sollen. –
159.
Das Unsterbliche am Menschen ist sein Geist oder
Vergeistigtes; das, was von ihm moralisch im höheren Sinne
individualisiert wird: das durchgeistigte Denken, Fühlen, Wollen.
Anthroposophisch formuliert ist es das, was wir bewusst durch
das höhere Ich am Astralleib umwandeln zum Geistselbst, am
Ätherleib umwandeln zum Lebensgeist, am physischen Leib
umwandeln zum Geistesmenschen. Alles andere ist vergänglich
und fällt von uns im Tode ab. -
Der unentwickelte Mensch folgt seinen Trieben, der
Durchschnittsmensch wählt zwischen ihnen, der Idealist veredelt
und läutert dieselben. (…) (Rudolf Steiner 1907. Geisteswissenschaft im Umriss.
Erstveröffentlichung Archiati-Verlag 2008.)
*
Der Mensch der Neuzeit, der in allem – bewusst oder
unbewusst – naturwissenschaftlich geprägt ist und deshalb
allgemein nach Wissenschaftlichkeit verlangt, ist auf das
324
Denken ausgelegt. Er will verstehen können, sonst kann er
etwas nicht wirklich ernst nehmen. Zumindest bei den meisten
Menschen ist das heute (zurecht) so. Deshalb sollte auch beim
spirituellen Arbeiten in unserer Zeit ausgegangen werden vom
gesunden Denken; dann weiter zum Fühlen und Wollen. Vom
Haupt, zum Herzen, zur Hand. Vom richtigen Erkennen, zum
wahren Fühlen, zur rechten Tat. Vom Geist, zum Sohn, zum
Vater. Dies ist heute die richtige innere Bewegung im
Menschen. Es geht als >Michaels-Auftrag< sogar direkt aus der
Anthroposophie hervor. (Siehe z. B. die späten Karma-Bände
Rudolf Steiners, besonders GA 240). Aber diese Bewegung
sollte eben auch stattfinden, und nicht im Kopf stecken bleiben.
Wenn Erkenntnis nur im Kopf bleibt, ist sie tot. Deshalb
verachten in unserer Zeit aber viele zunehmend alle Erkenntnis
gleich ganz. Wenn jedoch Liebe, wie es unter gewissen
Esoterikern gerne etwas schwülstig heißt: ''ausgeströmt''
werden soll, ohne die so genannte ''eitle Erkenntnis'', ist es
genauso eine fragwürdige Sache, wie wenn gute Taten
geschehen sollen, ohne durch den Herzensmenschen
gegangen zu sein; also vom Kopf direkt in die Hand gewirkt
werden will. Man versündigt sich so überall am ganzen
Menschen, an der Dreiheit oder Trinität in uns. Liebe, die nicht
durch wahre Erkenntnis, durch ein dem Menschen würdiges
klares Bewusstsein geläutert ist, ergibt schnell mal die allseits
bekannte unangenehme Erscheinung luziferisch-rauschhafter
Esoterik-Spinner, die immerzu ganz unwahrhaftig-triefend von
''Liebe und Frieden'' schwallen, was aber bloß maskierte
Selbstbefriedigung und eitle Selbstsucht ist. Das Gleiche gilt für
die Tat oder so genannte ''christliche Praxis'' gewisser KirchenMenschen ausschließlich aus dem Dogma des religiösen
Gefühls heraus, ohne tiefere Erkenntnis der spirituellen
Weltenzusammenhänge zu suchen. Eine Haltung, die die
wahre Würde des Menschen mit Füßen tritt. (Siehe hierzu auch
meinen >Agnostizismus-Aufsatz<). Die bewusst durchgeistigte
Tat wird weise und kann so auch heilsam wirken. (Die
Erkenntnis ist zudem Basis jeglicher freien, also wirklich
325
moralischen Tat; siehe die >Philosophie der Freiheit< Rudolf
Steiners: GA 3 und GA 4). Ohne Erkenntnis der übersinnlichen
Zusammenhänge mag man sich vielleicht leichter berauschen
an seiner tollen christlichen Praxis, man mag sogar mit
ehrlichem Herzen dabei sein, aber man richtet in der Realität
am Bau der zukünftigen Welt möglicherweise viel weniger
Gutes, ja vielleicht sogar eher Schaden an. Viele möchten
heute am neuen Jerusalem schaffen, ohne aber über den
Bauplan irgendetwas lernen zu wollen. Liebe ohne Weisheit ist
blind. (Bei der Erziehung des Kindes sieht man es vielleicht
noch am ehesten ein, dass hier natürlich in Liebe, aber gepaart
mit Weisheit und vorausschauender Vernunft vorgegangen
werden muss, und man z. B. nicht aus blinder (hilfloser) Liebe
dem Kind ''antiautoritär'' alles durchgehen lassen kann, ohne
ihm Grenzen aufzuzeigen und ihm eine gesunde charakterliche
Erziehung zu geben, nach dem das Kind im Grunde seines
Wesens immer ein unterbewusstes Verlangen hat, solange es
von uns nicht verzogen und verbogen wurde. Wenn das Kind
keine Grenzen lernt, kann es später nicht mit Enttäuschung
oder Scheitern umgehen.) Die klassische christliche Geste des
Dienstes am Nächsten: Dem Hungernden Brot geben, den
Kranken pflegen, dem Hilflosen helfen usw. fällt den meisten
sofort ein, wenn sie gefragt werden, was für sie wirklich
christlich ist? Und all dies ist natürlich christlich und wichtig,
wenn ehrlich praktiziert. Aber ebenso soll geistige (oder auch
künstlerische usw.) Arbeit geleistet werden. Ohne geistige
Arbeit, die echte Erkenntnis schafft, überzeugt man kaum noch
moderne Menschen, und ein Großteil der Menschheit ginge nun
endgültig im Materialismus zugrunde. Und ohne Kunst oder
künstlerisches Vermögen ist in Zukunft gar kein lebendiges
Schaffen mehr möglich; war es im Grunde noch nie. (Siehe GA
276. Das Künstlerische in seiner Weltmission.) Auch die
moralische Entwicklung unserer Seele ist höchste Kunst; ist
moralisch-künstlerisches Schaffen in reinster Form. Das
anhaltende theoretische Predigen von Nächstenliebe, welches
besonders beliebt ist bei Kirchen-Menschen (oder auch
326
idealistischen Künstlern), schafft keine reale Liebe. Es wirkt
deshalb auch immer unwahrhaftiger, in unserer Zeit auf eine
gewisse Art zu predigen, da die Realität überall doch belegt,
dass die Welt durch schönes Reden nicht wirklich besser wird.
Rudolf Steiner brachte diesbezüglich in seinen Vorträgen öfters
den schönen Vergleich mit einem Ofen, dem man noch so viel
predigen kann: „es ist deine Ofen-Pflicht, unser Wohnzimmer zu
wärmen“ usw., er wird es erst dann tun, wenn wir Kohle oder
Holz in ihn einwerfen und es anzünden. Genauso ist es bei der
Liebe oder der Moral des Menschen. Die Kraft dazu, das
eigentliche Brennholz ist das 'Feuer des Heiligen Geistes der
Erkenntnis'. Halten wir dieses Erkenntnisfeuer vom Menschen
fern, sind wir diese beschriebenen ''Ofen-Prediger''. Wir ändern
unseren inneren Menschen nur durch zeitgemäße GeistErkenntnis, die tief genug ins Wesen geht. Wer das spirituelle
Denken allgemein abwertet als ''unwirklich'' oder ''bloß eitles
Spiel'' usw., der ist Materialist, denn er sieht das Denken, den
denkenden Geist im Menschen nicht als reale oder wirksame
Kraft an:
… Sie müssen sich nur darüber klar sein, daß Gedanken,
Empfindungen, Vorstellungen, die der Mensch faßt, eine wirkliche
Kraft sind, die umbildend, gestaltend, verwandelnd auf den
Menschen wirkt. … wenn Sie lange Zeiträume in Betracht ziehen,
finden Sie viel bedeutendere Wirkungen des Seelischen und des
Gedanklichen auf das Körperliche. Wenn Sie durch Jahrtausende
die Menschenformen verfolgen könnten, würden Sie sehen, daß
die Gestalt, die ganze Physiognomie, alles am Menschen sich
ändert. Das geschieht so, daß zuerst die seelischen, die geistigen
Vorgänge da sind. Der Mensch hat bestimmte Vorstellungen, und
wie er seine Vorstellungen bildet, danach formt sich im Laufe von
Jahrtausenden seine körperliche Gestalt und Physiognomie, wenn
dies auch nicht gleich für eine äußere biologische
Betrachtungsweise bemerkbar ist. Von innen nach außen formt
sich alles. Unsere äußere materialistische Wissenschaft ist heute
noch lange nicht soweit einzusehen, wie sich diese Wirkungen im
327
Verlaufe von Jahrtausenden zueinander verhalten. Aber sie sind
da. … (Rudolf Steiner GA 101. Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole.)
Aus dem Geist ist alles entstanden, und aus dem Geist müssen
wir alles neu schaffen. (Johannes 6,63). Die Kraft für die
moralische Tat kommt aus der Geisterkenntnis, aus dem
erkannten Wort Gottes. Der Heilige Geist spendet Mut, Licht,
Trost und Stärkung; so beschreibt Christus dessen Wesen im
Evangelium. Also nicht nur die äußere Tat am Nächsten ist
wichtig, sondern ebenso die innere, als Dienst am Paraklet. Es
steckt zudem manchmal auch bloß Bequemlichkeit oder ein
raffinierter Hochmut dahinter, organisiert Almosen zu geben,
sich öffentlich plakativ in so genannter 'tätiger Liebe' zu üben
und dabei den Samariter oder Jesus zu spielen, vor allem dann,
wenn der Geist dabei verlästert wird. Man kann Gott wahrlich
auf viele Arten dienen! Wozu bekommen wir sonst auch unsere
unterschiedlichen Begabungen und Lebenswege? (Römer 12,4
und 1. Kor. 12,7) Und die 'Jesus-Pose' ist sicher nicht bei allen
Menschen immer ganz ehrlich, sondern manchmal gerade ganz
besonders hochmütig und unwahrhaftig. Der Selbstbetrug hat
viele Gesichter oder Masken, und auch in diese dunklen Tiefen
des Seelenlebens wirft der Geist sein heilsames Licht
(Johannes 16.8). Das Licht der Erkenntnis soll das Denken,
Fühlen und Wollen auch von Selbstsucht und Illusionen
reinigen. Damit ist aber nie totes, herzloses Handeln aus dem
Kopf oder abstrakten Erwägungen heraus gemeint. Echte
Geisterkenntnis schließt die direkten Herzensimpulse nicht nur
nicht aus, sondern macht sie überhaupt erst wirklich möglich,
denn wenn der Geist das Herz geläutert hat, wirkt es umso
sicherer, unmittelbarer und wahrer. Ein organisches Verwandeln
der Trichotomie des Menschen von oben herab durch den Geist
nach unten bis in den Willen macht es, dass alle drei Vermögen
im Menschen sich gegenseitig befruchten, unterstützen und
entwickeln helfen. Das Ziel ist nie die einseitige Diktatur eines
Vermögens über die anderen. Wir Menschen nehmen heute
diesbezüglich alles nur zu gerne einseitig an, je nach
328
persönlicher Veranlagung. Doch der Mensch ist weder nur Kopf,
noch nur Herz, noch nur Hand. Es soll klar gedacht werden, wo
Denken gefordert ist, tief und wahrhaft gefühlt werden, wo
gefühlt werden will, und kraftvoll und weise gehandelt werden,
wo gehandelt werden muss. Zudem haben alle drei Vermögen
ihre eigene Erkenntnisfähigkeit und werden durch den Geist auf
unterschiedliche Weisen berührt, erweckt, gestärkt und
verwandelt. Es existiert ganz sicher auch eine berechtigte oder
gesunde und wahrhaftige Bewegung im Menschen, wo vom
Fühlen oder Wollen ausgegangen wird, aber diese wird immer
unsicher sein müssen, wenn sie ohne klares Bewusstsein oder
gar mit kategorischem Ausschluss des Denkens oder
Erkennens geschieht. Reine Herzens- und Willensimpulse
sollten nie gegen das Denken oder den Geist gehen, wie auch
das Denken nie gegen das Herz oder den Willen gehen sollte.
Auch der Wille hat ein Erkennen, ebenso wie das Herz ein
Denken hat. Heute ist bei den meisten spirituell strebenden
Menschen aber vor allem eine gründliche Spiritualisierung des
Denkens (oder des Intellekts) als Ausgangspunkt notwendig,
aus dem alles Weitere dann folgen kann. Denn der moderne
Mensch krankt ganz schlimm am materialistischen Intellekt, der
das Herz förmlich austrocknet und vergiftet. Bei klassischreligiösen Menschen führt diese Tatsache immer mehr
geradezu zur Schizophrenie zwischen Herz und Haupt. Solche
Menschen denken (meist maskiert) materialistisch, möchten
aber gerne spirituell fühlen (oder umgekehrt). Beides geht
jedoch nicht mehr wirklich zusammen, was zur Zerrissenheit
führt. Diese Zerrissenheit resultiert dann wiederum in
moralischer Kraftlosigkeit. Es gibt viele Menschen, die religiös
oder spirituell reden und teilweise auch denken, aber dann
doch materialistisch leben und handeln; und es gibt solche, die
theoretisch völlig vom Materialismus überzeugt sind und als
Atheisten denken, aber dennoch moralisch fühlen und handeln.
Auch wenn dies seltener ist, weil wir alle früher oder später
immer auch entsprechend unseren Ideen und unserer
Weltanschauung leben werden. In beiden Fällen ist der Mensch
329
jedenfalls mit sich selbst uneins und wird im Moralischen immer
schwächer werden, denn der innere Widerspruch zehrt die
moralischen Kräfte auf. Deshalb sollte heute als Erstes das
Denken spiritualisiert und moralisch gemacht werden. Eine
ganz andere Qualität muss es bekommen, damit es sich dem
Herzen wieder annähern kann und ihm nicht mehr widerspricht,
sondern es vielmehr stärkt. Darum ist gerade die Denkschule
der Geisteswissenschaft (aber auch der Heiligen und anderer
wahrer christlicher Denker) so wichtig in meinen Augen. Die
denkerischen Grundlagenwerke Rudolf Steiners werden nicht
mehr viel und gerne gelesen heute, dabei sind gerade sie so
sehr heilsam. Sie stellen einmal die wissenschaftliche
Grundlage der Anthroposophie dar und schaffen das nötige
Vertrauen zum Geist Rudolf Steiners, da man durch sie
erfahren kann, wie gesund und heil das Denken dieser
Individualität wirklich gewesen ist. Außerdem läutert ein
gesundes, somit spiritualisiertes intellektuelles Leben einen Teil
unserer Seele als Basis für Späteres in der Anthroposophie.
Unsere Zeit braucht neue Ideen und konkrete spirituelle Inhalte
als Brennholz für ein lebendiges Denken, Fühlen und Wollen.
Kraftvolle geisteswissenschaftliche Begriffe, die das ganze
Wesen ergreifen, sind vonnöten. Das abstrakte Denken (der
tote Intellekt) muss zum lebendigen Bild oder Urbildhaftem
kommen, zur moralischen Logik, zur Imagination, oder zum
Herzensdenken. Es gibt Menschen, die auch heute noch von
Natur aus ganz in Gott wurzeln, die von Anfang an Denken,
Fühlen und Wollen aus der Geistwelt heraus. Auch solche
Menschen haben Erkenntnisse und brauchen diese, aber sie
brauchen wohl Anthroposophie noch nicht so dringend, wie der
Großteil der im Intellektuellen und Materialismus ersaufenden
modernen Menschheit Sie braucht. –
*
Die verbreitete, von katholischer und evangelischer Seite
heraufgezüchtete 'Angst vor der Erkenntnis' behindert viele
330
Menschen in ihrer Entwicklung. Aber diese Angst ist
andererseits auch nicht ganz unberechtigt. Denn wenn bei
einem Menschen die Liebe zu sich selbst deutlich stärker ist,
als die Liebe zu Gott oder zur Wahrheit, dann wird ihm schnell
alles Wissen zur Eitelkeit und somit zum Unheil. Man kann
tatsächlich gar nicht selten beobachten, dass viel okkultes
Wissen Menschen schlimm in Hochmut aufbläht. Gerade unter
Anthroposophen ist dieses Laster sehr verbreitet. So etwas
passiert meines Erachtens aber nur dann, wenn nicht
genügend Religiosität (waches Herz) vorhanden ist. Anstatt das
Herz und höhere Selbst moralisch zu stärken (oder zu wecken),
verstärkt sich so bei uns dann bloß das niedere Ich, der falsche
König in uns, und der Mensch wird widerlich eitel. Das Studium
der Anthroposophie ist so dann nur ein selbstsüchtiger
luziferischer Rausch. Auf diese Art werfen wir alle Geistesgaben
unserem inneren Tier zum Fraß vor, sodass es für uns dann
wahrscheinlich tatsächlich besser wäre, ohne alles okkulte
Wissen. Aber ist es nicht mit allen Dingen im Leben so? Können
Menschen am Ende nicht alles versauen, je nachdem, was für
Charaktere sie haben? Hat man nicht sogar aus der Bibel und
dem Evangelium ein Werkzeug des Terrors und Mordens
gemacht? So können wir jeden spirituellen Schatz ebenso
missbrauchen. Auch das bringt die Freiheit mit sich. Aber ein
ehrlicher und gutherziger Mensch mit wacher Seele wird die
Geschenke des Geistes auch zum Guten verwenden. An ihren
Früchten kann man sie erkennen. Der Mensch braucht die
Gaben des Paraklet zum moralischen Überleben. Das
Christentum überlebt nicht ohne den heiligen Erkenntnisgeist
der Wahrheit. (Siehe hierzu auch Punkt 140a)
Ich habe mich bisher überwiegend vom anthroposophischen
ausgehend gegen den Missbrauch des Fühlens und Wollens
auf Kosten des Denkens oder Erkennens ausgesprochen, weil
mir dies heute die vorherrschende Haltung vieler spiritueller
Strömungen und religiöser Vereinigungen zu sein scheint. Unter
Anthroposophen findet hingegen vielfach ein einseitiger
Missbrauch des Denkens auf Kosten des Fühlens und Wollens
331
statt, was ebenso ungesund und unfruchtbar ist. Mir scheint,
dass Anthroposophie bei länger begeistert mit ihr Arbeitenden
vor allem die oberen drei Chakras: Kronen-, Stirn- und Kehl-,
und bei solchen, die eine gesunde Religiosität mitbringen, auch
das Herz-Chakra ganz gut ausbilden kann. Es bleibt aber bei
vielen alles dann irgendwo dort stecken, sodass die
Entwicklung nicht weiter zu den unteren Chakras - Solarplexus,
Sakral- und Wurzel-Chakra - geht. Dies kann erklären, warum
so viele Anthroposophen Wissen haben, das sie nicht ins Leben
bringen können, das bloße Theorie bleibt. Weil sie selber es
versäumen in ihrem Leben wirklich moralisch ernst mit der
Christlichkeit der Anthroposophie zu machen, bleibt der Strom
von oben bei vielen spätestens im Herzen oder Zwerchfell
stecken. Werden aber einseitig nur die oberen drei oder vier
Chakra entwickelt, führt das notwendig zu Blockaden in den
unteren, was früher oder später große seelische Probleme mit
sich bringt. – Wo die Entwicklung nicht einmal das Herz-Chakra
erreicht, werden herzlose Tyrannen des Gesetzes und des
trockenen Intellektes geboren. –
Man darf bei der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners, trotz
allem Guten und Wahren, trotz allem Licht, das sie ist und
bringt, nicht vergessen, dass sie 'Erkenntnisfrucht vom Baum
des Todes' ist. Sorgen wir also persönlich nicht mit religiösen
Herzen für ihr moralisches Leben, tötet sie uns irgendwann
innerlich ab, wie alle herzlose Erkenntnis dies tut. Die Kirchen übersteigern einseitig das Glaubensprinzip (Herz)
und lästern nur zu gerne wider die Vertreter des Geistes
(Okkultisten, Anthroposophen usw.) Einseitiger Aktivismus, der
immerzu bloß 'tun' will, übersteigert das Willensprinzip und
versündigt sich so wiederum gerne an Herz oder Geist. Und die
Anthroposophen oder Okkultisten usw. übersteigern häufig in
einseitiger Weise das Erkenntnisprinzip, und versündigen sich
am Fühlen und Wollen, wenn sie ihr Wissen nicht leben, es im
Herzen und Willen nicht moralisch wahr machen, sondern nur
im Gedanken verbleiben, 'Philosophen der Freiheit' werden,
332
statt Freie in Christus. In all diesen Strömungen – solange sie
einseitig sind - bekämpfen sich im Grunde die drei Prinzipien im
Menschen selber, anstatt sich gegenseitig zu befruchten und zu
tragen. Sie verleugnen und unterdrücken sich gegenseitig, was
sich dann äußerlich hinausprojiziert auslebt in den sich
gegenseitig
diskreditierenden
Strömungen:
Kirche
(Herz/Glaube), Okkultismus (Geist/Denken), Aktivismus oder
Kunst (Wille/Tat). Dies ist der auseinandergefallene moderne
Mensch des noch immer nachklingenden Kali-Yuga als Resultat
der einst eine Einheit ausmachenden, und wieder eine Einheit
werden müssenden Gebiete von Kunst, Wissenschaft und
Religion. Der Krieg zwischen den verschiedenen christlichen
Strömungen und Geistern muss aufhören. Nur wahrhaftiger und
von echter Menschenliebe getragener Friede bringt hier
Rettung. Kirchen-Menschen und äußere Aktivisten sollten von
den Vertretern der Geisterkenntnis Bewusstsein und Inhalt
lernen, und die vielen knochigen Kopf-Anthroposophen,
Intellektuellen und Theoretiker von den Heiligen inniges
Herzensleben und Moral. Ich möchte an dieser Stelle allen
übereifrigen Anthroposophen, die wir gerne mal an der
'Überheblichkeit des Geistes' leiden, wärmstens die Lektüre des
>Heiligen Johannes vom Kreuz< anempfehlen. Hier besonders
>Die Dunkle Nacht<. Dieser wahrhaft gottbegnadete Mensch
aus dem 16. Jahrhundert schildert in diesem Werk neben den
unterschiedlichen Reinigungs- und Läuterungszuständen
treffsicher und äußerst heilsam auch alle Fehlhaltungen und
Verirrungen, die man heute ganz besonders unter
Anthroposophen vorfindet. –
Was man als Gott oder Wahrheit suchender Mensch unbedingt
wissen sollte, ist, dass nichts wahrhaft Gutes oder Christliches
automatisch oder programmatisch verläuft oder gar erzwingbar
ist. Das Lesen von Büchern führt nicht zur Auferstehung. Wir
sollen unsere Seele und unseren Geist zwar bereiten indem wir
'Bettler um Geist werden' im Sinne Rudolf Steiners; das ehrliche
Streben nach Wahrheit und Erkenntnis läutert Seele und Geist.
Aber die von der katholischen Kirche gelehrte Gnade bleibt
333
deshalb trotzdem vollkommen bestehen. Ohne die Gnade von
oben gibt es kein Leben und keine Auferstehung und alle
Erkenntnisse führen am Ende in den Tod, ins bloß Intellektuelle
oder tote Gesetz usw. Deshalb muss man immer auf das
gesunde Maß und die heilsame Demut achten. Gottes Geist ist
nur dort anwesend, wo echte Demut ist, die sich vor dem in
tiefer Liebe neigt, was verehrungswürdig ist. Wo diese Demut
fehlt, sind es immer die Widersacher, die herrschen. Wahre
Erkenntnis schafft zwar das Gefäß und bereitet die Seele; damit
sich aber die Gnade in dieses Gefäß irgendwann wirklich auch
senken und schenken kann, muss dieses Gefäß auch wieder
leer werden können. Deshalb bleibt ebenso wahr:
… Selig sind die Armen im Geiste,
denn ihrer ist das Himmelreich …
(Matthäus 5,3).
Hier liegt das große Problem aller einseitig nach Wissen
suchenden Okkultisten, Anthroposophen usw. Das angehäufte
Wissen stößt bei Vielen alles Neue oder Lebendige weg. Allem,
was nicht ins erarbeitete System passt, wird sogleich das
Erlernte entgegengeschleudert. So wird man am Ende gerade
durch sein Wissen blind. Für die Gnade von oben ist so oft gar
kein Platz mehr im Menschen, weshalb ich behaupte, dass nur
tief religiöse Menschen durch die Anthroposophie wirklich zum
Leben und somit zu Christus finden können. Es wäre ja
eigentlich auch sonderbar, wenn es anders wäre! Wie soll denn
Christus zu uns kommen, wenn in uns alles ganz voll ist vom
Ego?
Das
ehrliche
und
begeisterte
Studium
der
Geisteswissenschaft Rudolf Steiners kann uns vom
Agnostizismus und der Illusion des Materialismus befreien. Es
kann gewisse Bereiche in uns läutern und soll uns dazu führen,
zu erkennen, was wirklich zählt im Leben. Aber die Gnade und
Erlösung ist und bleibt in Christi Hand. Und ganz besonders der
selbstgefällige materialistische Intellekt wird deshalb immer
völlig außerstande sein, über Gott und Wahrheit irgendetwas
ausmachen zu können, denn er lässt ebenso gar keinen Platz
334
für den Geist. Läutert sich der Intellekt zum Diener des Geistes,
dann ist er ein großartiges Werkzeug und ein Helfer zur
Wahrheit. Bleibt er bloß ein Diener des Egos, der luziferischen
Selbstherrlichkeit und Selbstgenügsamkeit, dann macht er uns
gerade blind für das Leben. –
Das Christentum begann als eine physische Tatsache: dem
leiblichen Geborenwerden des Logos in Jesus von Nazareth
und dem leiblichem Nachfolgen der Jünger, oft bis hin zum
Märtyrertod usw. Im Mittelalter wurde es dann zunehmend eine
Angelegenheit des reinen Glaubens oder Fühlens z. B. bei den
Mystikern und Mönchen (Herz/Seele). Und es sollte mit dem
Ausklang des Kali-Yuga 1899 nun eigentlich durch die
Anthroposophie (als Christentum des Geistes) eine Stufe tiefer
in das Erkennen, ins Ich der Menschen eintreten, um ein
ganzes Stück weit mehr bewusst und verstanden zu werden.
Aber es bekämpfen sich überall noch immer Haupt, Herz und
Hand! Ich habe Anthroposophie so begriffen, dass wahre
Geisterkenntnis, wenn sie tief genug in unser Wesen und Leben
eindringt und wirklich ehrlich gesucht wird, als Heiliger Geist der
vom Sohn ausgeht den Menschen moralisch ergreifen und
langsam seine Wesensglieder verwandeln und durchchristen
kann. Dazu ist das Studium und Leben der Anthroposophie ein
Weg und zeitgemäßes Mittel.
(...) Das wird die Welt erkennen, daß das, was wir als
Geisteswissenschaft verkündigen, das Wort Christi ist. (...) (Rudolf
Steiner, GA 152. 1. Juni 1914. Vorstufen zum Mysterium von Golgatha.)
(...) Im Beginne des Christentums war es der Inhalt der
Evangelien; heute ist es der Inhalt der Geisteswissenschaft, der
aus den Quellen kommt. (...) (Rudolf Steiner. GA 170. Das Rätsel des Menschen. Die
geistigen Hintergründe der Menschlichen Geschichte. 12. Vortrag. 27. 8. 1916)
Und jeder wird hier für sich selber herausfinden und
entscheiden müssen, inwieweit Anthroposophie heiliger Geist
ist und von Christus ausgeht. Diese Erkenntnis oder
Entscheidung kann immer nur im persönlichen inneren
335
Heiligtum des Menschen stattfinden. Diese soll und kann uns
niemand abnehmen.
Ja vielleicht sollte man irgendwann ganz damit aufhören,
andere überzeugen zu wollen, denn wir müssen uns bei
lebendiger Wahrheit, bei Gott doch immer selbst überzeugen
wollen. Der religiöse Glaube ist somit auch heute noch genauso
wichtig, wie, oder besser gesagt, für die Geisterkenntnis. Denn
ohne echten religiösen Glauben suchen wir keine tiefere
Erkenntnis der Welt und des Menschen. Der Glaube daran,
dass Gott ist und mehr existiert, als die Sinne hergeben, war
immer die Grundlage jeder tieferen Erkenntnissuche. Nur
geistloser Materialismus gibt sich mit Zahlenkombinationen und
Analogieschlüssen über die Welt und mit wissenschaftlich sich
gebärdender Oberflächlichkeit zufrieden. –
160.
Die von vielen heute so stark empfundene 'SubjektiveIsoliertheit' der Seele ist Großteils wirklich selbst verschuldet,
da es in der Regel die Menschen selber sind, die die Brücke
von ihrem Selbst zur Welt nicht wirklich schlagen wollen. Es
sind die modernen Menschen, die nicht ernsthaft suchen und
die Anstrengung nur zu gerne fliehen, durch ein energisches
geisteswissenschaftliches Denken den Agnostizismus im
Bewusstsein zu überwinden; die nicht wirklich im Herzen das
Band zu ihren Mitmenschen knüpfen, sondern in Wahrheit in
ihrem Egoismus verbleiben wollen; und die nicht wirklich den
Willen haben, ihr Ich durch Christus mit Gott und der Welt zu
vereinen und zu versöhnen. Die subjektive Isoliertheit ist eine
erlebte Tatsache vieler Menschen unserer Zeit. Aber sie ist kein
Fatum. Wir können sehr wohl aus dem luziferisch isolierten
Subjekt durch tiefere Geisterkenntnis und christliches Leben
heraus. Unsere Lebensaufgabe ist es ja gerade, diese
luziferische Isoliertheit zu überwinden und unser Wesen durch
den Sohn mit Gott wieder zu einen. Man will aber vielerorts die
336
luziferische Isoliertheit als ein Fatum ansehen, weil es so
bequemer ist; - nur deshalb wird man Agnostiker. –
161.
Mir erzählte einmal ein Zeuge Jehovas im Gespräch an der
Haustür, er sei der Ansicht, dass wenigstens drei oder noch
mehr Menschen zusammen Bibelübersetzungen besorgen
sollten und nicht bloß eine Person alleine. So würden angeblich
weniger Irrtümer entstehen. Ich glaube allerdings nicht, dass ein
falsches Denken dadurch richtiger wird, dass es mehrere
Menschen zusammen praktizieren. Wenn es um das
Evangelium geht, müssen wir vielmehr unsere Seele wach
bekommen und unseren Geist so entwickeln, dass das Wort
entsprechend erfasst werden kann. Dazu ist Anthroposophie
ein hilfreiches Werkzeug. Und es ist kein Kollektiv dazu nötig.
Aber genau diese Anthroposophie wollte er natürlich nicht und
musste sie unterschwellig die ganze Zeit verteufeln. –
162.
Gesunde Freude am Leben zu haben ist auch eine Form von
Gottesdienst. Keine Lebensfreude zu empfinden ist oft
Undankbarkeit dafür, Leben und bewusstes Sein geschenkt
bekommen zu haben. Jedes gesunde Tier praktiziert im Grunde
diesen natürlichen Gottesdienst der Lebenslust. Es kommt
leider recht oft vor, dass Menschen durch geistige Arbeit streng
und manchmal geradezu verbittert und lieblos werden. Da läuft
dann etwas falsch. Dass die Seele weiter, beweglicher und
liebevoller wird, ist ein Zeichen für heilsame Entwicklung. Auch
wenn es sicher wichtig ist, den nötigen Ernst aufbringen zu
können bei den ernsten Angelegenheiten des Lebens, sollte der
Geist uns niemals die Lebensfreude oder den Humor nehmen.
Tatsächlich wird ein gesundes geistiges Streben dies auch
niemals bewirken, sondern die Freude an der Wahrheit und am
Leben immer nur erhöhen. Wird das individuelle gesunde Maß
allerdings nicht eingehalten und eine Art 'geistiger Völlerei'
337
betrieben, kann dem Menschen irgendwann alles zur Last
werden und es wird ihn auslaugen, was eigentlich stärken
sollte. Da ist es irgendwann besser, die Bücher in den Schrank
zu stellen und an den Strand oder in den Park zu gehen, um
eine Partie Frisbee zu spielen. –
163.
Der Erlösungsgedanke Indiens unterscheidet sich sehr vom
christlichen. Das Christentum versteht das Leben dankbar als
Geschenk zum Lernen und zur Entwicklung. Es bejaht die
Inkarnationen (das Kreuz mit verlängertem Balken nach unten).
Indien - das die Erlösungstat des Christus-Logos nicht sehen
kann oder will und aus seinen alten Traditionen heraus ganz
falsch interpretiert – sieht das Leben mehr oder weniger als
Strafe an und will zurück in den Zustand der bloßen
Möglichkeiten vor der Schöpfung des Kosmos. Dieses Weltbild
verneint undankbar das Geschenk des Lebens und die ErdenInkarnationen, es will das individuelle Ich nicht, welches aber
der ganze Sinn dieser Evolution und unzähliger Opfer der
Götter ist. Besonders Ich-Schwache oder vom Leben
traumatisierte Menschen fühlen sich darum schnell angezogen
von diesen atavistischen indischen Weltanschauungen, die
gerne auch auf eine ganz raffinierte Art und Weise Christus
äußerlich und ganz unwahr in ihre Systeme hineinholen, ohne
dabei Golgatha wirklich verstanden zu haben. Gingen diese altindischer Esoterik zuneigenden Seelen ihren Weg ins 'Nirwana'
tatsächlich zu Ende, wären ihre Individualitäten verloren. Wenn
selbst sogenannte christliche Strömungen lehren, man solle
danach streben, so schnell wie möglich die Inkarnationen zu
beenden, dann kommt das nicht von Christus! Nur hier auf
Erden in Zeit und Raum können wir uns entwickeln und lernen.
Hier liegt der ganze Sinn der Erde und des Lebens. Nur was wir
hier sähen, können wir drüben ernten. Ein christlicher Heiliger
will sich nicht schnöde selbstsüchtig aus dem Staub machen,
sondern seinen Brüdern und Schwestern auf Erden dienen.
Wer so schnell wie möglich seine Inkarnationen beenden
338
möchte, der muss sich zudem irgendwo selber ja bereits für
fertig und vollkommen halten. Und tatsächlich kann man diese
Eitelkeit bei vielen Vertretern dieser Weltsicht immer wieder
bemerken; gerne verborgen hinter viel unwahrhaftigem Gerede
von Liebe und Frieden usw. Dazu kommt noch, dass gerade
weit entwickelte Individuen, die selber vielleicht tatsächlich nicht
mehr viel lernen müssten in unserer Zeit, sich in der Regel ganz
besonders oft inkarnieren, nämlich aus Liebe zu den
Menschen, um eben Helfer zu sein. Wer das nicht sucht,
offenbart seine Herzensunreife. Wer tatsächlich zu früh seine
irdischen Inkarnationen beendet, der wird laut Rudolf Steiner
ein unreifer luziferischer Engel. Wir sollen durchaus noch eine
Weile Erdenleben erfahren und lernen, und nicht zu schnell
fliehen wollen aus dieser Welt. –
… Ich habe euch dazu bestimmt
daß ihr eure Erdenwege geht und Frucht tragt,
und das eure Frucht bleibe. ...
(Johannes 15,16)
164.
Der Mensch unserer Zeit vertritt oft alles Mögliche hartnäckig
als Wahrheit, ohne dabei wirklich offen und frei nach Wahrheit
zu suchen. Die zwei sich in Amerika heftig bekriegenden
Strömungen der sogenannten Kreationisten und Evolutionisten
ist ein ernüchterndes Beispiel von solchen Menschen, die laut
lärmend vorgeben, Wahrheit zu vertreten, aber überall bloß ihre
Vorurteile untermauert und ihr starres System im Kopf bestätigt
sehen wollen. Beide Parteien sind ganz fürchterlich geistlos!
Die Kreationisten, als angebliche Vertreter der Spiritualität,
zeichnen sich aus durch eine unglaublich platte Interpretation
der Bibel und ganz kindischen Vorstellungen über die
Geistwelten und Gott. Sie selber sind dabei in der Regel nicht
weniger materialistisch, als ihre Gegner und versuchen alles
Forschen der Wissenschaften im Grunde als Sünde
hinzustellen, was ganz sicher nicht überzeugt. Ebenso sind die
339
Evolutionisten, die sich als Vertreter der Wissenschaften
ansehen, nicht wirklich offen und frei auf der Suche nach
Wahrheit, sondern gegängelt von materialistischen Vorurteilen
und Gedankenlosigkeit; sie sind glühende Anhänger ihres
blendenden Gottes Mammon, und deshalb ebenso unfähig zur
Wahrheit. Sie schauen viel zu oberflächlich in die Welt! Die
Religion des Materialismus - und sie ist wahrlich eine Religion! ist dabei nicht minder fanatisch, intolerant und dogmatisch, als
es die Päpste der katholischen Kirche im Mittelalter gewesen
sind. Beide Parteien sind einseitig und unfähig zur Wahrheit,
weil sie immer nur ihren Egos Futter zu geben suchen und dem
'falschen König' in sich dienen. Es ist Unsinn, zu behaupten, die
Wissenschaft widerlege Gott, das Gegenteil davon ist wahr.
Echte Wissenschaft weist überall auf Gott, wenn sie mit
wachem Geist betrieben wird und man nur einmal zu Ende
denkt; oder sie muss diese Frage zumindest offen lassen.
Ebenso ist Erkenntnissuche in Form von Wissenschaft keine
Sünde, sondern unser aller Recht. Eine dogmatischmaterialistische Wissenschaft hat allerdings kein Recht,
Weltanschauungen für Menschen zu schaffen, da sie keinen
freien Geist hat. Nur Offenheit, weiter und beweglicher Geist,
und eine gesunde Menschlichkeit darf und kann dies. Heute
hört man allerdings in der Welt fast nur noch die Stimmen solch
falscher Propheten. –
Die suggestive Wirkung der materialistischen Religion ist
deshalb heute so stark und flächendeckend, weil sie so brutal
und laut auftritt, dem kurzatmigen Denken überall
entgegenkommt, und sich dabei ganz selbstverständlich
ansieht und verkauft als objektiv, Intelligenz oder eben als
Wissenschaft. So möchten sich ja grundsätzlich alle gerne
sehen. Doch nichts davon ist diese Geistesart tatsächlich.
Sondern schlimme Verblendung und eitler Selbstbetrug. Dass
der Materialismus eine ebensolche Gehirnwäsche ist, wie so
manch radikale pseudo-religiöse Erziehung, ist den wenigsten
Materialisten klar. Logisch oder wirklich wissenschaftlich
befriedigend ist der Materialismus auf keinen Fall. Nur ein ganz
340
einfacher Mechanismus, wie z. B. der einer alten Uhr, lässt sich
damit einigermaßen befriedigend fassen, aber nichts
Lebendiges, Denkendes und Fühlendes. Um an den
Materialismus glauben zu können, muss man sich entweder
selber betäuben und blind machen, oder noch in dumpfer
Tierheit leben. Und solange die sogenannten Vertreter der
Spiritualität selber derart geistlos und vor allem unwahrhaftig
sind und auftreten, wird aus den oben erwähnten Gründen der
Materialismus in vielen Menschen vorerst siegen.
Genau hier hätte der ursprüngliche, auf Goethes
Naturanschauung fußende geistwissenschaftliche Impuls
Rudolf Steiners ein Heilmittel sein können; zumindest ein
Anfang dazu. Wäre die Anthroposophie nicht in Windeseile so
dermaßen versaut worden, hätte sie möglicherweise dem
ahrimanischen Krankwerden der Wissenschaften und dem
luziferischen Verlogenwerden der Religiosität oder Spiritualität
etwas Heilsames entgegenstellen können. Nun klaffen Glaube
und Wissen nach wie vor fürchterlich, unwahrhaftig und
unversöhnlich auseinander. –
165.
Ein kleines Gedankenspiel. Wie woanders schon erwähnt,
kann man Musik durchaus ganz grob in Mathematik auflösen.
Gewisse Schwingungsverhältnisse von Harmonien lassen sich
in Grenzen schon berechnen. Bekanntermaßen ist Mathematik
in gewisser Weise tote Musik, während Musik in gewisser
Weise lebendige Mathematik ist; nur in Wahrheit eben
'unberechenbar'. Begeistern kann nur Lebendiges, weil nur
Durchgeistigtes lebendig ist. Wenn man das einigermaßen
verstanden hat, weiß man auch, warum abstrakter,
berechnender, materialistischer Geist Musik immer abtöten
muss und unlebendige oder abstrakte Künstler auch nur tote
Musik schaffen, welche Herzen nicht erreichen oder tiefer
bewegen kann. –
341
166.
Unsensible Menschen halten sensible Menschen gern für
schwach, also Sensibilität für Schwäche und somit im Grunde
Insensibilität für Stärke. Was natürlich Unsinn ist. Sensibilität
kann man mit einer guten Antenne vergleichen, die kräftigen
Empfang hat. Mit solch einer Antenne nimmt man dann viele
Feinheiten im Umgang mit Menschen wahr. Man reagiert
einerseits vielleicht empfindlicher auf Unrecht dem eigenen
Selbst gegenüber, ist aber andererseits auch sensibler und
liebevoller im Umgang mit Anderen. Bei unsensiblen Naturen
hat die Antenne schlechten Empfang. Solche Menschen wirken
vielleicht oberflächlich betrachtet auf manche stabil und robust,
sind in Wahrheit aber bloß grobklotzig bis brutal. Ein starker,
wacher und gesunder Mensch ist immer sensibel. –
167.
Manche Menschen funktionieren tatsächlich am besten unter
Druck; mit zu viel Freiheit können sie nicht gut umgehen und
fallen durch sie sogar eher innerlich auseinander. Wenn sie
unbemerkt können, lassen manche sich sogar völlig gehen und
ihre Arbeit komplett liegen, selbst wenn sie sich gut dafür
bezahlen lassen. Sie haben hier nur ein schwaches Gewissen.
Ohne äußere Struktur und ein gewisses Muss sind gewisse
Naturen tatsächlich kaum produktiv. Solche leben noch zu sehr
im Tierischen und in der niederen Selbstsucht. Der Freiheit sind
sie noch nicht wirklich gewachsen oder würdig. Andere
Menschen funktionieren hingegen gerade am allerbesten in
Freiheit. Schenkt man ihnen Vertrauen und Raum zur
Entfaltung, dann wachsen sie wunderbar über sich selbst
hinaus. Solche sind allgemein die fruchtbarsten Mitarbeiter. Ein
kluger Chef erkennt sie, fördert sie und hält an ihnen fest. In
diesem Bewusstsein über die wahre Natur des edlen Menschen
hat Rudolf Steiner einmal den Satz umgebildet oder korrigiert:
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.
342
Auch in der Kunst kann moralisch Wertvolles ausschließlich in
Freiheit entstehen. Die meisten Menschen suchen Kunst oder
hören Musik, weil sie sich durch sie besser, lebendiger, freier
fühlen möchten, weil sie unterbewusst gerade einen anderen
Geist suchen, als den heute zu oft überall versklavenden im
Berufs- oder Alltagsleben. Wenn Musiker allerdings selber nur
unter Druck, Angst und Unfreiheit ihre Musik fabrizieren, hat
diese Musik genau denselben Ungeist, dem die meisten Hörer
gerade entfliehen wollen. Solche Künstler verfehlen unbedingt
ihren kulturellen Auftrag. Deshalb ist es so wichtig, dass man
sich ganz besonders als Künstler auf einem permanenten
Befreiungswege befindet. Und da der Weg zur Freiheit ein rein
innerer Prozess ist, ist Freiheit auch vollkommen unabhängig
von äußeren Dingen. Selbst im Zuchthaus und in Ketten gelegt
kann die Seele vollkommen frei sein. In Unfreiheit geschaffene
Kunst braucht die Welt jedenfalls nicht. Solche raubt uns
wichtige Kräfte und saugt die Seele aus, anstatt sie zu stärken.
168.
Susanne Schäfer sagt mir, "dass man das Leben nicht findet,
wenn man keine Präsenz im Augenblick hat; und sterben oder
loslassen können alle diejenigen am Ende nicht, die nie wirklich
gelebt haben". Hetzen tut immer nur Ahriman. Der Geist lebt
aber nicht in der Schnelligkeit – da ist nur der Intellekt - sondern
in der ruhigen Präsenz; im bewussten, dankbaren Erleben des
Augenblicks, frei von den Lasten der Vergangenheit, aber
bereichert durch die zur Weisheit gewordene Erfahrung. Frei
von Angst vor der Zukunft, aber mit freudiger Zuversicht durch
den Geist. Friedrich Schiller schrieb sinngemäß in seinen
'Ästhetischen-Briefen': "Der Mensch ist nur da wirklich Mensch,
wo er spielt".... Es geht dabei aber nicht um das kindisch- oder
unreif sein usw., sondern um den qualitativ selben geistigen
Abstand vom Alltagsleben und dem Vergänglichen, wie ihn das
Kind beim Spielen vom Spiel hat. Es geht sozusagen um den
Lebensschwerpunkt, in dem wir wurzeln. Das Kind spielt
Cowboy & Indianer usw., da ist oft Kampf und Mühe und Not,
343
aber es weiß, dass es bloßes Spiel ist, es weiß sich gründend
in einer höheren Wirklichkeit als das Spiel, deshalb hat es
Erquickung und Freude daran. Einen ähnlichen inneren
Abstand brauchen wir vom Alltagsleben, moralisch gründend im
Geist. Einen gesunden Abstand - der eben nicht Mangel an
Anteilnahme, Ignoranz oder Stumpfsinn dem Leben gegenüber
ist - können wir nur aus tief gehender spiritueller Erkenntnis
über die Welt und den Menschen erreichen. Es geht um die
innere Freiheit von der Gewalt des Vergänglichen, welche öffnet
zum Baum des Lebens. Damit hat man sein Haus auf Fels
gebaut (Lukas 6,47). Zum Erreichen dieses Zustandes ist
entscheidend unsere Haltung zum Leben und Schicksal.
Christus sagte: " Wenn ihr nicht werdet wie die Kindlein, könnt
ihr in das Reich der Himmel nicht eingehen." (Matthäus 18,3).
Das Kind ist noch natürlich mit dem Baum des Lebens
verbunden. Der Erwachsene verliert diese natürliche
Verbindung in der Regel im Laufe seines Lebens und muss
durch übernatürliche Auferstehung gehen, um den Baum des
Lebens und sein Leben wieder zu finden. –
(…) "Es ist die Urschuld des Menschen, wenn er am Vergänglichen mit seiner Erkenntnis haftet. Er wendet sich damit vom
Ewigen ab. Das Leben wird dadurch seine Gefahr. Was ihm
geschieht, geschieht ihm vom Leben. Aber dieses Geschehen
verliert seinen Stachel, wenn er das Leben nicht mehr unbedingt
wertet. Dann wird ihm seine Unschuld wieder zurückgegeben. Es
geht ihm, wie wenn er in die Kindheit zurückkehren könnte, aus
dem sogenannten Ernst des Lebens heraus. Was nimmt der
Erwachsene alles ernst, womit das Kind spielt. Der Wissende aber
wird wie das Kind. «Ernste» Werte verlieren ihren Wert, vom
Ewigkeitsstandpunkte aus gesehen. Wie ein Spiel erscheint das
Leben dann. «Die Ewigkeit», sagt deshalb Heraklit, «ist ein
spielendes Kind, die Herrschaft eines Kindes.» Worin liegt die
Urschuld? Sie liegt darin, daß mit höchstem Ernste genommen
wird, woran sich dieser Ernst nicht heften sollte. Gott hat sich in
344
die Welt der Dinge ergossen. Wer die Dinge ohne Gott hinnimmt,
nimmt sie als «Gräber Gottes» ernst. Er müßte mit ihnen spielen
wie ein Kind, aber seinen Ernst dazu verwenden, um aus ihnen
das Göttliche zu holen, das in ihnen verzaubert schläft. (…)
(…) Alles Wissen über vergängliche Dinge ist in ewigem Flusse
wie diese vergänglichen Dinge selbst. Ein Spiel nennt Heraklit die
ewige Welt; er könnte sie auch den höchsten Ernst nennen. Aber
das Wort Ernst ist verbraucht durch seine Anwendung auf
irdische Erlebnisse. Das Spiel des Ewigen beläßt in dem
Menschen die Lebenssicherheit, die ihm der Ernst benimmt, der
aus dem Vergänglichen entsprossen ist. (…) (Rudolf Steiner. Das
Christentum als mystische Tatsache. GA8)
169.
Neulich beim Surfen im Internet fand ich mich erneut wieder
auf einer dieser engagierten Kirchenseiten, wo nach alter
Manier Rudolf Steiner verlästert wurde. Was immer wieder von
dieser Richtung her als angeblicher Beleg dafür angeführt wird,
dass Rudolf Steiner ein falscher Prophet gewesen sei, ist die
Tatsache, dass er eigenes geistiges Schauen oder Hellsehen
hatte, und so neue Inhalte und eine - seiner Überzeugung nach
in unserer materialistischen Zeit nötige - spirituelle Vertiefung
des Christentums gab. Dass man bei direkten Offenbarungen
der Geistwelt immer vorsichtig sein sollte, ist richtig. Bloß weil
jemand behauptet, dass Gott mit ihm spricht oder er
Schauungen hat, ist er natürlich noch lange nicht so ohne
Weiteres anzuerkennen, sondern das gilt es, gründlich zu
prüfen. Es heißt ebenfalls zu Recht, dass man falsche
Propheten unter anderem daran erkennen könne, dass sie dem
Evangelium etwas hinzufügen oder wegnehmen oder etwas
daran verändern. Nun das tun heute vor allem erst einmal
solche Theologen, die in modernen Bibelübersetzungen ihren
oft extrem geistlosen persönlichen Senf tatsächlich direkt
hineinschreiben als Zwischenbemerkungen oder so genannte
''Erläuterungen und Erklärungen'', und die Spiritualität der Bibel
345
damit – und das ist hier das Entscheidende - dem heutigen
Materialismus und Intellektualismus gemäß interpretierend
verfälschen und verfinstern. Dies ist in der Tat ein
antichristliches und Mammon dienendes Verändern und
Eingreifen in die Botschaft des Evangeliums. Rudolf Steiner tut
das gerade nicht. Er zielt auf den wahren Geist der Evangelien,
lässt die Bibel, wie sie ist, und will lediglich ein tieferes
spirituelles Verständnis der Evangelien fördern in Vorträgen und
Schriften. Auch geht er, wenn er direkt Bezug auf die Schriften
nimmt, auf die ursprüngliche Sprachbedeutung der
Überlieferungen zurück, was völlig richtig ist, anstatt die heutige
entgeistigte hineinzubringen, wie es die erwähnten Theologen
tun. Rudolf Steiner versuchte die menschheitliche Bedeutung
des Jesus Christus und Golgathas wieder hervor zu bringen,
was aufgrund des fortgeschrittenen jämmerlichen Materialismus
gerade innerhalb der Kirchen auch sehr nötig ist. Die Leugnung
der Göttlichkeit des Christus und Zweifel an der Existenz Gottes
überhaupt, sind mittlerweile weit verbreite Erscheinungen
innerhalb der Kirchen. Dem Buchstaben nach ist
bekanntermaßen keine Übersetzung der Bibel gleich. Um den
reinen Buchstaben kann es uns also nicht wirklich gehen,
sondern um den Geist des Evangeliums (Römer 7,6). Das
eigene geistige Forschen Rudolf Steiners, dass er selber
Zugang zur Geistwelt hatte, ist Kirchenvertretern das eigentlich
Teuflische. Die Kirchen holen ihre Erkenntnisse aus den
schriftlichen Überlieferungen der Bibel. Wie sind diese aber
damals entstanden? Die Apokalypse des Johannes z. B. war
hellsehend empfangen. Johannes schildert, was er von Gott
gegeben über die Zukunft in der geistigen Welt geschaut hat.
Diese Schauungen wurden aufgeschrieben und überliefert; und
an diesen überlieferten Text glauben die Kirchen auf ihre Art;
was ja im Prinzip richtig ist, denn sie sind wahr. Aber wenn
heute ein Rudolf Steiner im Geistigen schaut, dann soll gerade
das der Beweis für einen falschen Propheten sein. Ob eine
Offenbarung wahr ist oder nicht, sollte jeder immer für sich
selber in Erfahrung bringen - der Geist und die Wahrheit
346
sprechen immer für sich selbst und tragen sich auch selbst,
wenn man sie tief genug fassen kann - aber das Hellsehen an
sich ist ganz sicher kein Beweis für Teufelei. Ganz im Gegenteil.
So können nur Gemüter empfinden, die als Agnostiker und
Materialisten Angst vor lebendiger Spiritualität haben und sich
nur sicher fühlen durch die Autorität der überlieferten
Buchstaben. Wenn man alle neuen Geistesinhalte grundsätzlich
als Verführung verteufelt, verfehlt man ganz sicher das Wirken
des Heiligen Geistes, dessen Kommen Christus ebenso
vorausgesagt hat, und ohne den kein wahres christliches
Verstehen und Leben möglich ist. Der Heilige Geist ist die
'Allweisheit der Welt', der große 'Menschheitslehrer', der
'göttliche Tröster durch die Erkenntnis der Wahrheit', der uns
aufrichtet durch das Bewusstsein, der uns alles lehren, unsere
spirituelle Erinnerung wieder erwecken wird, und den laut
Christus nicht alle erkennen können. Und Ihn erkennen alle
diejenigen ganz sicher nicht, die alle lebendigen Offenbarungen
verteufeln und einen toten Gesetzesglauben predigen. Die
warnenden Worte von Jesus Christus waren nach meiner
Überzeugung so gemeint, dass es böse ist, das Evangelium
von der Bedeutung und Wahrheit der Menschwerdung des
Sohnes Gottes her zu verfälschen. Aber damit ist ganz sicher
nicht gemeint, dass es keine neuen Erkenntnisse darüber mehr
geben darf, was den Heiligen Geist abschaffen würde und
deshalb nichts weiter ist, als der gängige Kirchendogmatismus,
der die höheren Welten vor uns verschließen will. Das Leugnen
und Verfluchen von weiteren Offenbarungen und neuen
Erkenntnissen
ist
damals
wie
heute
ein
gutes
Erkennungsmerkmal von Gegnern des Heiligen Geistes und
des spirituellen Christentums. Es ist der alte und neue
Buchstaben Pharisäer- und Schriftgelehrten-Glauben, gegen
den sich Jesus Christus selber damals wandte, so wie auch
Paulus. Und es ist wirklich erstaunlich, wie sehr diese
Geisteshaltung heute noch genauso die Seelen regiert, wie zur
Zeit der Menschwerdung des Christus. Dieses agnostische
Dogma dient einzig und allein der geistigen Finsternis und dem
347
Paralysieren der Seelen durch Angst zum Machterhalt der
Kirchen oder entsprechender Individuen. (Übrigens auch der
Islam und seine unterschiedlichen Ableger hält es grundsätzlich
hoch. Auch nach dessen Propheten darf in Ewigkeit nichts
Weiteres mehr kommen, als das Nachbeten der einmal
gegebenen Buchstaben ihrer toten Dogmen.)
Vieles in den Evangelien ist uns so gegeben, dass man es
problemlos ins Gegenteil verkehren kann, da man es lebendig
oder tot verstehen kann, je nachdem, was für ein Mensch man
ist. Nur wenige erwachen durch das Wort zum Geist. Die
meisten bauen bloß wieder alttestamentarische Gesetze und
Dogmen daraus. Sie machen das Evangelium zur Geißel der
Menschen, anstatt zur Tür in die Freiheit. In der katholischen
Kirche herrscht schon sehr lange die Haltung vor, alles
selbstständige Suchen nach spiritueller Vertiefung zu
verdammen. Unwahrhaftigkeit und Egoismus offenbaren sich
aber auch in einer bequemen Haltung zur Wahrheit der
Evangelien. Toter Dogmen- und Autoritätsglaube ist natürlich
immer bequemer, als echtes Erkenntnisstreben, welches
lebenslangen Kampf um Wahrheit bedeutet. Die meisten
Kirchen-Menschen sind deshalb insgeheim jedem dankbar, der
ihnen billige Argumente liefert, damit sie einen ungemütlichen
Rudolf Steiner zum Teufel jagen können, denn er ist ein
beunruhigender Feind ihrer spießbürgerlichen Gemütlichkeit
und ihres selbstgefälligen allsonntäglichen ''Kirchen-Friedens''.
So findet man nie zur lebendigen Wahrheit. Manche Pastoren
und Priester bezeichnen den materialistischen Zweifel ihrer
Kirchen-Mitglieder an Gott und Jesus Christus mittlerweile
sogar als etwas ''Gesundes'' und fördern sie darin auch noch,
anstatt sie in Gott und im Geist zu stärken, weil sie selber längst
in ihrem so genannten ''Gottesdienst'' ohne Glauben, und ganz
schlimm erkrankt am Materialismus und Atheismus sind. Die
Spiritualität eines Rudolf Steiners hat in einer solchen
Atmosphäre natürlich keinen Platz. Wer sich nicht selbstständig
darum bemüht, spirituelle Wahrheit zu finden und in sich selber
immer wieder neu zu ergründen und zu stärken, der wird sich
348
leicht von solchen 'Angstmachern der Kirchen' oder 'maskierten
Geisthassern' von wichtiger geistiger Nahrung abschrecken
lassen und in Feigheit und Kleinmut stillstehen. Wer
anthroposophische Nahrung nicht braucht, weil er wirklich
bereits lebendig ganz im Christus wurzelt, der hat meinen
aufrichtigen Segen. So jemand braucht Anthroposophie
vielleicht tatsächlich nicht. Aber es gibt viele, die sie dringend
brauchen, um Christus überhaupt noch etwas verstehen zu
können, da sie von den Kirchen nicht mehr überzeugt werden,
und deshalb immer mehr Gottlose werden, oder noch
Schlimmeres. Die materialistisch suggestive Macht der
modernen Wissenschaften, die heute behaupten, die Welt ohne
Gott oder Geist erklären zu können, beherrscht zusätzlich noch
die Menschen überall und durchsetzt die Köpfe und Seelen mit
kurzatmigen Vorurteilen. Deshalb BRAUCHEN die Menschen
heute eine echte Geisteswissenschaft, die belegen kann, dass
der Materialismus nichts wirklich erklärt, sondern völlig blind ist.
Die reinen Glaubensdogmen der Religionen überzeugen nur
noch solche Menschen, die entweder ganz unberührt von der
Wissenschaft,
oder
innerlich
unwahrhaftig
in
ihrer
Erkenntnissuche sind. Man kann gewisse Fragen unserer Zeit
nicht einfach totschlagen mit Flüchen oder Dogmen, sondern
sie wollen gelöst werden. Rudolf Steiner brachte die
Anthroposophie, um den materialistischen Wissenschaften eine
heilsame Geisteswissenschaft entgegenzusetzen und der
absterbenden Religiosität durch spirituelle Erkenntnis und
Vertiefung neues Leben zu geben. Ohne spirituelles Wissen
über die Evolution unserer Welt und den Menschen, ohne eine
immer weiter anwachsende Vertiefung des Christentums durch
den Heiligen Geist wird Mammon in den Menschen siegen! Die
Menschen schaffen dem Tier (666) immer erst durch
Generation des Materialismus und Geisteshasses hindurch den
notwendigen Boden, auf dem es dann erneut aufstehen und
sein Haupt erheben kann. Viele verfallen heute in der Tat
falschen Propheten gerade wegen dem Nichtverstehen
Golgathas; und an diesen Menschen versündigt sich meiner
349
Ansicht nach jeder, der Rudolf Steiners Wirken leichtfertig
öffentlich verlästert, weil er neue (scheinbar) nicht im
Evangelium zu findende Informationen über Jesus Christus
brachte. In Wahrheit nimmt Rudolf Steiner dem Evangelium
nichts weg, noch fügt er etwas hinzu, sondert er holt heraus,
was geistig tatsächlich in demselben liegt; und dazu wendet er
sich an Jesus Christus selber und an die höheren Welten, in
denen das wahre Evangelium zu finden ist. Denn der Christus
ist ein Lebender und kein Toter. Rudolf Steiners Vertrauen in
den Geist ging übrigens sogar so weit, dass er sinngemäß
einmal sagte: "Selbst wenn alle Dokumente der christlichen
Überlieferung verloren gingen durch eine Katastrophe, könnte
man trotzdem aus der geistigen Welt heraus die Wahrheit des
Mysteriums von Golgatha herausholen." Dies bestätigt sich
übrigens auch durch zahlreiche Nahetodeserlebnisse von
Menschen, die Jesus Christus im Jenseits oder der
Zwischenwelt begegnen. Darunter sind manche, die sich zuvor
nie mit Religionen oder Gott befasst haben, und die von
Christus selber direkt gezeigt bekommen, wer Er ist, wer sie
selbst sind, und worum es in dieser Schöpfung geht. Vieles,
was den Menschen dort aus Gnade gezeigt wird, findet man
ebenfalls nicht dem Buchstaben nach in der Bibel. Sind diese
Offenbarungen des Christus selbst dann also auch Teufelei?
Für viele Priester und Pastoren ist das leider tatsächlich so, und
anstatt
Menschen
mit
eigenen
Jenseitsoder
Christuserfahrungen zu stützen, verunsichern sie sie meistens
bloß oder verdammen sie sogar. Und wenn tatsächlich einmal
alle irdischen Schriften und Bücher des Christentums verloren
gingen, wären unsere Seelen dann also auch alle verloren, da
es ja dann doch kein 'Buchstaben-Christentum' mehr auf Erden
geben würde? Verloren wären wir in Wahrheit natürlich auch
dann nicht, denn die Wahrheit des Christus hängt nicht an
unseren Büchern. Die Geistwelt ist eine sich mittelende und
zugängliche, und keine verschlossene. Der Heilige Geist ist ein
Lichtbringer und kein Verfinsterer! Dieses Verschließen der
Geistwelten ist lediglich Ziel der Kirchen und Heuchler. Sie
350
stellen sich überall in der Welt als Seelsorger und die einzig
legitimen Vertreter des Geistes und Christentums hin, aber sie
bekämpfen die lebendigen Wirkungen und Impulse der höheren
Welten wo und wie sie nur können. Wahrhaft christliche
Gemeinschafts- oder Gemeindebildung entsteht nicht durch
Dogmatik und das Bekämpfen des Individuellen, sondern durch
das selbstlose individuelle Streben nach geistiger Wahrheit und
das Sichausrichten auf Gott und Seinen Sohn in spiritueller
Erkenntnis. Wir könnten uns gar nicht mehr weiter zum
Menschen hinauf entwickeln, wenn sich Gott nicht auch in
Zukunft weiterhin erhellend, ernährend und segnend offenbaren
würde. Schriftliche Überlieferungen können keine Auferstehung
bewirken. Dazu müssen wir real neu geboren werden von oben
her aus dem Geist (Johannes 3). Niemand muss an die Echtheit
eines Rudolf Steiners glauben, bloß weil ich persönlich davon
überzeugt bin. Aber Kirchenvertreter verbreiten fast nur Lügen
über Anthroposophie. Und ich möchten diesen hiermit sagen:
Anstatt immerzu bloß Euer kleines feiges Erden-Ego
befriedigen zu wollen, indem Ihr die Grenzen Eures
persönlichen materialistischen Kopfes agnostisch anderen
aufzwingt, solltet Ihr wirklich einmal damit anfangen, den Geist
zu suchen und Euch aufrichtig Sorgen um die Seelen der
Menschen und die Zukunft der Menschheit heute machen! So
viele Menschen leben in ganz schlimmer Finsternis und tragen
schwere Lasten! Doch ihr verlästert die Propheten des Christus
und Vertreter des Geistes, nur um euren toten DogmenGlauben zu stützen. Wer oder was Rudolf Steiner war, sollte
jeder unbedingt unvoreingenommen für sich selber
herausfinden, und wer sich das von der Autorität der Kirche
oder anderen abnehmen lässt, der geht leicht in die Irre, denn
andere entscheiden für ihn, von denen er dann abhängig ist,
aber nicht die Wahrheit selbst. Wie einleitend erwähnt, ist ganz
bestimmt nicht jede Geistesoffenbarung automatisch von Gott
und gut oder wahr. Es gibt nicht bloß gute Engel im Kosmos,
sondern viele Verführungen gerade auf unserem Weg nach
Hause zum Vater. Aber sich dabei nicht auf sein eigenes
351
höheres Organ für Wahrheit, sondern auf Autoritäten der Kirche
zu verlassen, ist feige, bequem, unmündig und unwahrhaftig.
Der Autoritätsglaube gibt nur eine scheinbare Sicherheit, indem
man so bloß seine eigene Verantwortung auf andere überträgt.
Ich weiß sehr wohl, dass es viele Schilderungen Rudolf
Steiners gibt, die in mancher Hinsicht schwierig sein können.
Aber das ist sicher kein Grund dafür, dass sie notwendig falsch
sind; genauso wenig, wie Einfachheit ein Zeichen für Wahrheit
ist, was eigentlich auch immer nur von Bequemlingen und
Denkfaulen verlangt wird. Ich selber kann auch ganz bestimmt
nicht alles beurteilen innerhalb der Anthroposophie, aber wer
von Euch, die Ihr Rudolf Steiner öffentlich so leichtfertig
verlästert als einen falschen Propheten, weil er Inhalte brachte,
die Euch nicht einleuchten oder gefallen oder die Euch neu
sind, - wer von Euch kann denn wirklich mit Sicherheit sagen,
dass diese Inhalte falsch sind? Sie gefallen Euch nicht, weil sie
ungewohnt sind, aber die meisten von Euch lehnen sie in
Wahrheit nur ab, weil sie eben nicht in Euren Überlieferungen
dem Buchstaben nach zu finden sind. Weil sie Lernen und
Entwicklung erfordern und Euch alle lebendigen Offenbarungen
Angst machen. Auf den Punkt gebracht muss man heute sagen: Wenn sich
Gott Deiner erbarmen sollte und Deine Augen für die
übersinnlichen Welten öffnet, wenn der Heilige Geist Dich
segnen sollte, sodass Du eigenes Schauen hast und sogar
selber Christus begegnest, dann bist Du sofort des Teufels,
denn die individuelle Verbindung zur spirituellen Welt und damit
zu Gott ist den Kirchen heute Sünde und Verführung. –
170.
Die römisch katholische Kirche (die protestantische kann man
nicht einmal mehr als Kirche bezeichnen) - zielt nicht auf das
Entwickeln und Fördern der freien mündigen Individualität,
sondern auf Autorität und Macht. Sie fußt auf dem längst
vergangenen vorchristlichen Prinzip der Gewalt über die Seelen
352
durch das Gesetz. Ihr Menschenbild ist in seiner moralischen
Konsequenz
tief
menschenverachtend,
wie
es
alle
Bestrebungen sein müssen, die das Individuelle missachten
und unterdrücken. Die Kirchengeschichte ist seit Jahrhunderten
geprägt von einer Haltung zu Gott und dem Menschen, die
überzeugt davon ist, dass der Mensch im Grunde seines
Wesens schlecht ist und durch das äußere Gesetz wie ein
Herdentier, notfalls durch Angst und Gewalt, zum ''Guten'' quasi
gezwungen werden muss. Was so aber kein wahrhaft Gutes
sein kann, denn ohne das freie Individuum gibt es weder echte
Moral noch wahrhaft Gutes. Die 'Philosophie der Freiheit Rudolf
Steiners' beweist, dass ein gesunder Mensch, der nicht
erstorben ist für die geistige Welt, immer nach dem Guten
streben wird und ein guter Mensch sein will. Das ist wahre
Menschenliebe und echtes Evangelium Christi, welches der
Würde des Menschen als Kind Gottes entspricht. Das Gegenteil
dieser Überzeugung – auch wenn noch so raffiniert maskiert
und ausstaffiert - ist Lehre des Tieres. Auch der Satanismus ist
überzeugt davon, dass der Mensch im Grunde seines Wesens
böse ist. Und aus diesem Bösen will er die Persönlichkeit
aufbauen. Christus will die freie Persönlichkeit aus der inneren
Verbindung mit Gott heiligen. Alle Strömungen, die den
Menschen heute noch zu Gott führen wollen durch rein äußere
Gesetze und Dogmen, anstatt durch die individuelle Erkenntnis
und Entwicklung der Seele und des Ichs in Freiheit, sind nicht
christlich. Weil wir alle ursprünglich Wesen des Lichtes und
Kinder Gottes sind und eben nicht vom Bösen abstammen,
stimmen die folgenden Worte Rudolf Steiners:
… Auf der anderen Seite ist nun die Zeitaufgabe, daß vertraut
wird auf — wenn ich es so nennen darf - die göttliche Harmonie.
Und das, meine lieben Freunde, hat man absolut nicht verstanden
in meiner «Philosophie der Freiheit». Aber es ist etwas, was im
allereminentesten Sinne verstanden werden sollte in der
Gegenwart. In meiner «Philosophie der Freiheit» baut auch das
Rechtsleben auf den völlig aus sich heraus wirkenden
353
individuellen Menschen. Einer der ersten, und zwar der
geistvollsten Kritiker, die über meine «Philosophie der Freiheit»
geschrieben haben - im englischen «Athenaeum», - schrieb
einfach, diese ganze Anschauung führe hinein in einen
theoretischen Anarchismus. - Dieses ist selbstverständlich der
Glaube der heutigen Menschen. Warum? Weil dem heutigen
Menschen jedes wirkliche durchgöttlichte soziale Vertrauen
eigentlich fehlt, weil die Menschen das Folgende, für unsere Zeit
Allerwichtigste nicht begreifen können, und das ist das: Wenn
man den Menschen wirklich dazu bringt, daß er aus seinem
Innersten heraus spricht, dann kommt nicht durch seinen Willen,
sondern durch die göttliche Welteinrichtung die Harmonie unter
die Menschen. Die Disharmonie rührt davon her, daß eben die
Menschen nicht aus ihrem Inneren heraus sprechen. Man kann
die Harmonie nicht erzeugen auf direkte Weise, sondern nur
durch diese indirekte Weise, daß man die Menschen wirklich bis
zu ihrem Innersten bringt. Dann tut der eine ganz von selber
dasjenige, was dem anderen frommt, spricht auch dasjenige, was
dem anderen frommt. Die Menschen reden und handeln nur
aneinander vorbei, solange sie sich nicht selbst gefunden haben.
Begreift man das als ein Mysterium des Lebens, dann sagt man
sich: Ich suche den Quell meines Handelns in mir selber und habe
das Vertrauen, daß der Weg, der mich da ins Innere führt, auch in
die göttliche Weltordnung im Äußeren mich einschaltet und ich
dadurch in Harmonie mit den anderen wirke. - Dadurch wird
erstens das Vertrauen in das menschliche Innere gebracht,
zweitens aber auch das Vertrauen in die äußere soziale
Harmonie. Einen anderen Weg als diesen gibt es nicht, um die
Menschen zusammenzubringen. (…)
(…) Der katholische Prediger macht sich individualitätslos, kreuzt
die Stola und ist nicht mehr er selbst, er ist die Kirche. Die
katholische Kirche hat das magische Mittel, ohne Vertrauen [auf
die Individual-kraft], durch das äußere symbolische Seelenwirken
354
machtvoll in das soziale Leben hineinzuwirken. Das war
dasjenige, was notwendig war, um soziale Gemeinschaften zu
begründen ungefähr gegen das Ende des 2. Jahrtausends vor dem
Mysterium von Golgatha und ist am idealsten im alten Ägypten
ausgebildet worden, und auf Umwegen, die genau historisch zu
verfolgen sind, ist das die innere Essenz der katholischen Kirche
geworden. Das Wesen der katholischen Kirche besteht darin, daß
sie heute noch auf dem Standpunkt steht, auf dem die innere
Konstitution des ägyptischen Priesterlebens und sozialen Lebens
ungefähr im 2. vorchristlichen Jahrtausend stand. Das
Katholische ist ein Hineinwirken des Alten in unsere Zeit. – (Rudolf
Steiner GA 342 – Anthroposophische Grundlagen für ein erneuertes christlich-religiöses Wirken.
Zweiter Vortrag, Stuttgart, 13. Juni 1921)
171.
Es ist keine sonderlich überzeugende Art und Weise, wie ganz
besonders amerikanische Kirchen-Gläubige von anderen
Menschen heute lautstark dogmatisch fordern, dass sie "Jesus
Christus als ihren Erlöser akzeptieren oder anerkennen sollen"
usw. Man findet diese Art Parolen mittlerweile bei den
unpassendsten Gelegenheiten überall im Internet platziert; mit
entsprechenden (durchaus verständlichen) Gegenreaktionen.
Auch wenn mit vorwurfsvollem Ton gesagt wird: "Jesus starb
auch für Dich!" usw. - womit dann wohl auf das schlechte
Gewissen gewirkt werden soll - dann ist das wenig
überzeugend für ein materialistisch geprägtes Gemüt unserer
Zeit. So macht man das Christliche bloß noch lächerlich in der
Welt, und ich persönlich empfinde oft ein gewisses
Fremdschämen bei Menschen, die so ihr Christentum vertreten.
Es kann nicht wirklich ehrlich sein, da es bloß ein ängstliches
egoistisches Klammern an ein äußeres Dogma und die äußere
Autorität des Jesus Christus ist, um die Seele zu beruhigen. Es
sollen sich die Menschen sozusagen diesem Kirchen-Jesus
ergeben oder unterwerfen, nur weil diese Art von Christen es so
fordern. Es entsteht aber keine reale Verbindung zu Christus,
wenn wir aus Angst oder Autoritätsglauben oder anderen
355
verborgenen Egoismen heraus Ihn bloß äußerlich bekennen.
Das bloße Lippenbekenntnis rettet niemanden. Der Weg zu
Christus muss aus einer immer tiefer gehenden spirituellen
Erkenntnis Seines Wesens und der Bedeutung Golgathas und
der Menschheit heraus gesucht werden, die zur Menschenliebe
wird. Man verleugnet den Sohn Gottes vor allem überall dort,
wo Freiheit und Menschlichkeit verraten werden; und das
geschieht häufig gerade im Namen des Christus. Der
Autoritätsglaube verhindert, dass der Mensch moralisch und
spirituell
erwachsen
wird.
Das
Ausschalten
der
Selbstverantwortung des freien Ichs, das sich lieber einer
Autorität unterwirft, ist zwar immer bequem und einfach, aber es
ist nicht im Sinne des lebendigen Christus. Wir sollen aus
Freiheit und Liebe moralisch gute und schöne Menschen
werden - weil wir das Ideal des Menschen lieben - und nicht
mehr gezwungen durch äußere Gesetze oder Angst. Deshalb
muss das dogmatische Kirchen-Christentum in den Seelen
moderner Menschen zunehmend scheitern. Ich sehe keinen
wirklich überzeugenden Weg zu einem lebendigen Christentum,
als den durch zeitgemäße mündig machende spirituelle
Erkenntnis, die wirklich auch gelebt wird. Auch deshalb halte ich
die Anthroposophie Rudolf Steiners hoch. Es gibt sehr viele, die
dies auch heute noch nicht sehen wollen, ja eine solche Ansicht
nach wie vor verlästern. Doch ich komme immer wieder zu
diesem Ergebnis: Der moderne Mensch bedarf der Erkenntnis
über die Sinnfragen des Lebens. Der Materialismus verödet die
Seelenkräfte und betäubt den Geist. Es ist ja vollkommen
richtig, dass es ohne echte Demut und ohne die Gnade der
Geistwelt keine wahre Gotteserkenntnis gibt, sondern bloß
eitles intellektuelles Spiel mit Begriffen oder luziferische Illusion.
Auch ist jeder Mensch, der wirklich liebevoll zu seinen
Mitmenschen ist und ein gutes Herz hat, ein Kind Gottes, selbst
wenn er dabei keine großartigen Erkenntnisse im Kopf hat,
denn das Herz eines solchen Menschen hat dann bereits
Entscheidendes erkannt. Ebenso ist der Vorwurf wahr, dass
allzu viele sogenannte moderne Anthroposophen sich in
356
abstoßend hochmütiger Art und Weise ohne jedwede Demut
gebärden und in leere Kopfweisheit verirren. Aber ich kann mir
trotzdem nur sehr schwer vorstellen, dass heute noch viele
Menschen echte Christen oder Gotteskinder werden können,
ohne ein kraftvolles moralisches Leben, gespeist durch
aufrichtiges Erkenntnisstreben. Zumindest ein großer Teil der
modernen Menschheit braucht spirituelle Erkenntnis als Öl für
moralisches Feuer. Es ist heute allgemein vielleicht wichtiger
denn je: Wer viel vom Erkenntnisbaum des Todes isst, der sollte
den Baum des Lebens suchen und wahre Religion lernen,
damit er nicht gänzlich stirbt in seiner Seele. Und rein religiöse
Naturen sollten Erkenntnis suchen, die auch dem Denken
genügt, damit sie nicht zu Heuchlern werden. 172.
Der Einzelne muss sich um Christuserkenntnis bemühen.
Christus ist der Gott des Ich-Bin. Das freie, mündige und willige
Individuum ist hier aufgerufen. Weshalb Gruppen-Meditationen,
Gruppenzugehörigkeiten oder Autoritätsglaube usw. nicht zu
Christus führen. Aber echte Christuserkenntnis wird uns am
Ende immer auch zu den Menschen führen und unser
Individuum mit der Menschheit liebevoll verbinden. Man kann
somit den Unterschied zwischen luziferischem Feuer und dem
Feuer des Heiligen Geistes auch gut daran erkennen, dass
Ersteres den Menschen abschließt in sich selbst oder kleine
sektiererische Gruppen; der Heilige Geist den Menschen aber
immer moralisch öffnet und mit der allgemeinen Menschheit
liebevoll verbindet. Es ist kein Geheimnis: Zu viel Kopfweisheit erhöht die
Schwermut. Luziferisches Feuer macht schnell hochmütig und
brennt uns innerlich aus. Nachdem es erst einmal abgeklungen
ist, fühlen wir uns ausgebrannt, geschwächt und leer. Wenn es
lange Zeit brennt, werden wir durch es depressiv und
leidensunfähig. Das Feuer des Heiligen Geistes hingegen stärkt
357
immer unser Herz, macht uns demütig, fromm und liebevoll. Es
bewirkt Leidensfähigkeit. –
173.
Interessant ist, dass laut Rudolf Steiner der Christusimpuls
gerade mit dem menschlichen Ich-Bewusstsein auch im
Jenseits zusammenhängt; dieses dort quasi überhaupt erst
ermöglicht. Dies bedeutet, dass gerade solche Menschen, die
sich im Leben zu sehr an ihr niederes Selbst klammern und
egoistisch leben ohne Liebe zu ihren Mitmenschen und zu
Christus, ganz große Schwierigkeiten damit haben werden, im
Nachtodlichen
ihr
Ich-Bewusstsein
überhaupt
aufrechtzuerhalten. Das Herz ist der Sitz des wahren
menschlichen Ichs; und ein Herzensbezug zu Christus - der
sich ja auch in Demut und der Fähigkeit zur Selbstlosigkeit und
Nächstenliebe zeigt, was wiederum ein reales Überwinden des
Egoismus bedeutet - ermöglicht ein Ich-Bewusstsein im
Jenseits. Man erkennt auch hier wieder ganz deutlich, dass
allein die Liebe uns erschafft, und alle Lieblosigkeit und
Selbstsucht uns real zerstören und entmenschen, was im
Jenseits dann nur gänzlich offenbar wird. Der Egoismus
(Antichrist) betrügt den Menschen um seine Menschwerdung.
Woran wir uns im Leben so am meisten selbstsüchtig
klammern, das verlieren wir. Was wir aber liebevoll opfern und
hingeben im Namen des Christus und der Menschlichkeit, das
gewinnen wir.
... Denn wer seine Seele retten will,
der wird sie verlieren;
wer aber seine Seele verliert um meinetwillen,
der wird sie finden. ...
(Matthäus 16:25)
358
174.
Wir alle erfahren unser individuelles Karma, verursacht durch
unsere Taten. Wenn wir wissen von unseren Schulden in
früheren Leben oder auch dem aktuellen, tragen wir willig unser
persönliches Kreuz zur Heilung. Die Befreiung von
selbstgerechten Illusionen ist schmerzhaft, aber längerfristig
heilsamer, als die Freiheit vom Sündenbewusstsein, also das
Nichtsehenwollen unserer Sünden oder das Nichtwissen von
unseren karmischen Schulden. Wir alle Leiden nie schuldlos!
Der Einzige, der wirklich vollkommen schuldlos Unendliches
gelitten hat und leidet durch uns, ist Christus. Der Einzige, der
ohne die geringste Sünde das schlimmste Karma auf sich nahm
in selbstloser Liebe, ist Christus. –
175.
Geschöpfe des Vaters sind wir. Es kann in uns nichts sein, was
nicht noch viel größer und schöner im Vater ist. Und auch wenn
wir geschaffen wurden, damit unter den Geschöpfen Gottes
etwas neues entsteht - wozu Freiheit und die Erfahrung des
Bösen nötig sind - kann in uns kein einziger richtiger, guter oder
weiser Gedanke entstehen, der nicht seinen Ursprung im Vater
hat. Also kann auch keine höhere oder reinere Liebe oder Moral
in uns leben, als im Vater ist. Somit ist jedes moralische Hadern
mit Gott Mangel an Erkenntnis oder Abkehr vom Vater, vom
Guten und unserer Bestimmung. Es ist entweder Irrtum oder
menschliche Vermessenheit. Glaube an Gott ist uns sehr nötig.
Aber wirklicher Glaube an Gott ist weit mehr, als der bloße
Glaube an Seine Existenz. Die Seele des Menschen ist ein
ewiger Gedanke Gottes. Man könnte auch sagen: Individuelle
Gesetze des Vaters sind wir. Je mehr wir als Menschen dieser
ewigen Idee unserer Seele entsprechen und das uns
eingeschriebene individuelle Gesetz des Vaters (Thora) und
unseres Ursprungs ausleben oder entwickeln, desto freier
werden wir. Denn Freiheit bedeutet eben nicht, die Gesetze
Gottes zu verlassen und zu verleugnen, sondern gerade die
359
Erfüllung dieser Gesetze, auf dass diese nicht mehr von außen,
sondern von innen, im Herzen gehört werden. Freiheit so
verstehen
zu
wollen,
dass
sie
dem
eigentlichen
Schöpfungsgedanken des Menschen widerspricht, ist
vollkommen sinnlos. Die Abkehr vom Vater und seinem Gesetz
bedeutet immer Unfreiheit und Tod, weil sie in Wahrheit ein
Widerspruch mit uns selbst ist. -
Den Anfang eurer Wiege
sollte ihr als Teig zur Hebe nehmen.
(4 Moses 15,20)
176.
Es ist ja doch seltsam, wie der Mensch es hinbekommt,
immerzu gerade jenes Wesen zu verleugnen und zu verraten,
welches ihn geschaffen hat, welches ihm alles an Geist, Seele
und Leben überhaupt erst gab, ihn liebevoll im Leben und der
Entwicklung hält, und ohne welches er gar nicht existent wäre.
Der gottlose Mensch ist wie ein Säugling, der seine eigene ihn
umsorgende und nährende Mutter hasst und sich darüber
beschwert, dass er sein darf. Und ich meine hier jetzt gar nicht
so sehr die zeitweiligen Materialisten und Gottesleugner, die in
ihrer entwicklungsbedingten Abnabelungsphase sind, in der sie
zum selbstständiger werden Gott kurzzeitig vergessen sollten.
Sondern gemeint sind solche Seelen, die um Gott sehr wohl
wissen, aber ihn trotzdem bekämpfen und verleugnen im
kindischen Glauben daran, so ihre Freiheit zu finden. Je ferner
von Gott der Mensch ist, desto größer der Wahnsinn und die
Verkehrtheit! Es ist am Ende ja auch immer bloß das geistlose
Ego, das es nicht leiden kann und haben will, dass ein höchstes
Göttliches über ihm existieren soll. Das wahre unsterbliche
Selbst des Menschen weiß sehr wohl, dass es rein gar nichts
verliert, sondern nur gesunden und wachsen kann, wenn es in
Dankbarkeit den Schöpfer liebt und verehrt. –
Vielleicht sogar am schlimmsten verraten viele Gott durch ihr
fürchterliches oder armseliges Gottesbild. 360
177.
Wir müssen lernen, uns selber moralisch zu vertrauen, sonst
werden wir schnell zum hilflosen Spielball geistig schauender
Menschen. Auch wenn es unsere moralische Pflicht ist, immer
offen für Neues zu sein und wir uns niemals einbilden sollten,
zu weise zum Lernen zu werden, dürfen wir unser eigenes
Denken und freies Urteil niemals über Bord werfen; auch dann
nicht, wenn wir von der Wahrhaftigkeit einer Individualität
überzeugt sind. Eine reifere Individualität wird das auch niemals
von uns erwarten. Wer dies nicht beherzigt ist immer in der
Gefahr ein Fressen für Sekten und Verführer aller Art zu
werden. Wir werfen damit jegliche Kontrolle und Freiheit von
uns. Bei aller berechtigten und gesunden Liebe zu großen und
moralisch schönen Individualitäten ist deshalb heute auch jede
Art von Heiligenverehrung nach dem alten unmündig
machenden Muster, die sich in unserer Zeit ganz
unterschiedlich verhüllen kann, falsch und eine Möglichkeit für
Unfreiheit und Unglück. Sie erzieht die Seele zur
Unselbstständigkeit und schürt außerdem die Gefahr der
Eitelkeit der verehrten Personen. Es ist für einen in Christus
sich entwickelnden Menschen nicht mehr zeitgemäß, auf
Autorität anderer Menschen hin mögliche Wahrheiten einfach
bloß anzunehmen, ohne sie sich selber ausreichend zu
erarbeiten. Freiheit bedeutet immer auch Selbstverantwortung.
In den Augen des Christus sind wir alle tatsächlich gleich, Er
liebt JEDEN Menschen. So schwer uns das vielleicht manchmal
auch einleuchten möchte. Natürlich liebt Er nicht die böse Tat,
aber Er sieht unsere ewige Individualität. Lernen kann man von
jedem Menschen. Doch am Ende muss von uns ein direkter
Austausch mit der Geistwelt gesucht werden; und auch dieser
Geistwelt
gegenüber
muss
unsere
Freiheit
und
Selbstständigkeit und unser moralisches Selbstvertrauen immer
gewahrt
bleiben.
Denn
auch
diese
Geistwelt
ist
bekanntermaßen voll von Dämonen, Blendern und Verführern.
Unser moralisch sich entwickelndes Ich und Gott sind es
361
letztendlich, worauf all unser Vertrauen fußen muss. So können
wir lernen und auf gesunde Weise wachsen. –
178.
Das übermächtige Kirchen-Karma vieler Anthroposophen war
und ist eines der größten Probleme und Hindernisse für das
wahrhaft christliche Wirken der Geisteswissenschaft Rudolf
Steiners, indem Anthroposophen alte, in den Instinkten
tiefsitzende unerkannte und unverwandelte römisch-katholische
Vorstellungen
und
Empfindungen
bloß
in
die
geisteswissenschaftliche Sprache hüllen und dabei aus dem
von Rudolf Steiner Gegebenen ihre neuen/alten Kirchen für das
niedere Selbst bauen. –
Die Erdenschaffungen Jahves sind das erdegebundene
abstrakte Denken und das niedere Selbst, als mögliche Basis
einer höheren Menschheitsentwicklung. Anthroposophen
machten - weil sie darüber eben nicht wirklich hinaus wollen
oder können - aus der Anthroposophie entweder eine tote KopfWissenschaft, eine reflektierte erkenntnistheoretische Lehre
(Kain), oder eine dogmatische Religion (Abel). Toter Intellekt
auf der einen Seite, und passiv-religiöse Autoritätsgläubigkeit
und Offenbarungshaltung der Geisteswissenschaft gegenüber
auf der anderen. Es werden deshalb von vielen allgemein die
Buchstaben Rudolf Steiners oder - was noch viel
bezeichnender ist – die Schriften der Sekundärliteratur zu
neuen mosaischen Gesetzestafeln gemacht, anstatt sich die
Anthroposophie
Rudolf
Steiners
selbstständig
wesensverwandelnd zu erarbeiten, um einem neuen Menschen
damit zur Geburt zu verhelfen und ein Stück weit ins ätherische
Schauen und die Mündigkeit und Freiheit des lichten Zeitalters
zu gelangen. Die passive Autoritätsgläubigkeit der Seele, die
nicht aktiv aus dem Ich heraus Wahrheit erfassen will, um zu
selbstständigen Urteilen zu kommen, ist jahvistische
Seelenhaltung. Wie durch die römisch katholische Kirche der
das Ich befreien sollende Sonnen-Impuls des Christus wieder
362
dem Jahve - dem widerrechtlichen Fürsten dieser Welt unterworfen wurde und die Herrschaft der alten MondenMächte bloß maskiert hinter dem täuschenden Namen eines
Kirchen-Christentums der Menschheit weiterhin aufgezwungen
wurde, so wurde auch der christliche Sonnen-Impuls der
Anthroposophie Rudolf Steiners vorerst wieder in jahvistisches
Fahrwasser gelenkt. Rudolf Steiner machte darauf aufmerksam,
dass viele Anthroposophen in der Vergangenheit wenigstens
eine, wenn nicht gar mehrere Inkarnationen in römischen
Kirchenzusammenhängen hatten. Das kann bei vielen auch
kaum anders sein, denn Jahve und den alten Göttern gehörte
die Vergangenheit; und in Form von Kirchenreligionen existierte
Jahrhunderte lang das Christentum. Es ist dies alles solange
auch überhaupt nicht schlimm, als wir wach genug sind und uns
weiter und darüber hinaus entwickeln. Doch die Versuchung,
das von Rudolf Steiner Gegebene wieder bloß im alten
jahvistisch-römischen Sinne zu verstehen, ist groß! Darauf
fußen die Erfolge erzrömischer Geister wie Serge. O. Prokofieff,
auf welchen besonders Herbert Wimbauer immer wieder
mahnend und mit vielen Belegen hinwies. Serge O. Prokofieff
ist einer dieser Geister gewesen, die – vermutlich unbewusst
gesteuert - auf eine äußerst geniale Art und Weise eine
römisch-katholische Pseudo-Anthroposophie entwickelt haben,
die in der Zukunft von der katholischen Kirche selber
angenommen und vertreten werden kann, da sie mit dem Geist
Rudolf Steiners und den wahren Impulsen des Christus nichts
mehr zu tun haben wird. Eine katholisch verfälschte GegenAnthroposophie kann überall vorzüglich mit alten SeelenPrägungen vieler Mitglieder rechnen, die dort etwas
Altvertrautes wiederfinden, was sie viel tiefer entzückt und
befriedigt und auch viel leichter überzeugt, als es die mit dem
Sohn verbundene echte Anthroposophie Rudolf Steiners ist, die
gerade die Überwindung dieses Jahve-Selbstes verlangt, um
erkannt zu werden. Deshalb der große anhaltende Erfolg
katholischer Gegen-Anthroposophie. Die Tatsache, dass ein
Herr Prokofieff damals sogar noch in den Vorstand der
363
anthroposophischen Gesellschaft geholt wurde, demonstrierte
vor der Geistwelt ein für allemal den Verrat an Rudolf Steiner
und der christlichen Anthroposophie innerhalb der allgemeinen
anthroposophischen Gesellschaft, und dass sich eine spirituelle
Bewegung mit einer irdischen Gesellschaft nicht verbinden
lässt. Ein solcher Versucht wird nicht wiederholt werden! Der
Tod Rudolf Steiners signalisierte damals grausam das
Scheitern dieses Versuches; unabhängig von den Scharen an
Illusions- und Lügendämonen, die die a. a. G. seither darüber
erschaffen und gemästet hat. Die lebendige Anthroposophie
sucht sich längst andere, freiere Wege, die nicht mehr so leicht
die Gefahren der Kirchenbildung und Katholisierung mit sich
bringen. –
*
Die katholische Kirche hat nicht ohne Grund den gemarterten
und ans gnadenlose Kreuz der Gesetze genagelten Menschen
als ihr ureigenstes Symbol. Die individuelle spirituelle
Auferstehung und Freiheit des Einzelnen, dass also dem
Liebesopfer des ersten sterblichen Adam nun die Auferstehung
eines neuen unsterblichen Adam folgt, liegt nicht in ihrem
Interesse. Wenn man einmal erkannt hat, welchen Mächten
Rom in Wahrheit seit Jahrhunderten dient, dann offenbart sich
ein unglaubliches Verbrechen an der Menschheit! Es wird klar,
welch unendliches Unheil und großen Schaden an den Seelen
der Menschen diese römische Kirche seither angerichtet hat
durch ihre gezielte jahvistische Verfinsterung und ihren Kampf
gegen den Heiligen Geist des Sohnes Gottes; und damit gegen
die Vergöttlichung des Menschen in der Auferstehung durch
Christus in uns, von der des Menschen Unsterblichkeit in
Wahrheit vollkommen abhängt. Im Grunde genommen ermordet
die römische Kirche seither im Namen Christi aber im Geiste
Jahves unser aller Unsterblichkeit und das höhere Ich der
Menschheit. Das Antichristliche des römisch-katholischen Geistes
innerhalb der anthroposophischen Gesellschaft zeigt sich bei
364
geisteswissenschaftlich schriftstellerischen Autoren immer
wieder auch am abstoßend inquisitorisch-lieblosen Umgang mit
dem Andersartigen, dem Ungewohnten und nicht ins DogmaPassenden. Mit einer messerscharfen ahrimanisch-knochigen
Logik wird der Ketzer intellektuell unwiderlegbar entlarvt. Wo
sich Anthroposophie nicht so zeigt, wie diese Damen und
Herren es gewohnt sind und sie sie begreifen wollen, sehen sie
sofort Böses und einen Verrat an ihrer Kirche. Lieblosigkeit und
intellektuelle Kälte sind jedoch immer ein Zeichen dafür, dass
keine wirkliche Ich-Geburt im Herzen stattfindet, sondern sich
das nun immer weiter ins Ahrimanische kippende Jahve-Ego
des niederen Quadrats moralisch unfruchtbar bloß an der
theoretischen Anthroposophie mästet. Wird spirituelles Wissen
nicht zum moralischen Leben, welches das niedere Quadrat
läutert, bläht es den Hochmut und Egoismus bloß hässlich auf.
Widerlegt werden solche Geister deshalb auch nur durch das
Herz, niemals durch den Intellekt, der Moralisches gar nicht
fasst. Es ist diese geisteswissenschaftlich maskierte römischkatholische Gesinnung innerhalb der anthroposophischen
Gesellschaft, die die spirituelle Bewegung der Anthroposophie
auf Erden so schnell gelähmt hat und in Zukunft im Namen
einer längst umgekehrten Pseudo-Geisteswissenschaft alle
neuen christlichen Impulse radikal bekämpfen wird. Viel
gefährlicher als der gängige Materialismus, der überall
menschlich in die Sackgasse führt und sich dadurch selber
entlarvt, ist eine römisch-jahvistische Pseudo-Anthroposophie!
Denn diese vergiftet den Menschen die einzig rettende Medizin
des Heiligen Geistes! Überzeugte Jahve-Anthroposophen
werden nun immer mehr die glühendsten Gegner der wahren
spirituellen Bewegung der Anthroposophie Rudolf Steiners
werden. Deshalb werden echte Mysterien-Schüler Rudolf
Steiners, wie Herbert Wimbauer, immer ignoriert, gehasst und
verketzert werden. Wie innerhalb der römisch-katholischen
Kirchengeschichte alle diejenigen verfolgt wurden, die Christus
individuell als Auferstandenen gesucht haben, die Ihn
selbstständig tiefer verstehen, ein Stück weit innerlich
365
verwirklichen und im Geisteslicht lebendig schauen wollten, so
werden heute von den Buchstaben-Dogmatikern der
Geisteswissenschaft solche Menschen verketzert, die Ähnliches
wagen und einen lebendigen Zugang zur Geistwelt finden.
Bekämpft werden alle jene, die eben nicht bloß das Schriftwerk
Rudolf Steiners alttestamentarisch äußerlich nachbeten,
sondern sich durch die Anthroposophie real ein Stück weit
vergeistigen und moralisch neu-schaffen. Immer geht und ging
es römischen Geistern darum, Menschen den realen Zugang
zur Geistwelt zu verbauen und das Tote gegen das Lebendige
auf ewig hochzuhalten und zu bewahren. –
… Und die Menschen werden gelehrt werden, daß dasjenige, was aus
spirituellen Höhen herunterwirkt, nicht bloß Abstracta sind, sondern
Lebendiges ist. Wenn sie anfangen werden, das zu schauen, was
oftmals genannt worden ist als dem Schauen der Menschen
bevorstehend in der nächsten Epoche der Entwickelung, wenn die
Menschen anfangen werden, nicht mehr zu denken: Wie bin ich gut!
— sondern wenn ihnen vor Augen treten wird aus dem ätherischen
Anschauen die lebendige Macht des Christus, den sie schauen werden
im Ätherleibe — wie wir wissen, daß das geschieht von der Mitte
unseres Jahrhunderts ab bei einzelnen Menschen —, wenn die
Menschen beginnen werden, den Christus als Lebendigen zu schauen,
dann werden sie wissen, daß das, was sie eine Zeit lang in Form von
abstrakten Ideen erschaut haben, lebendige Wesenheiten sind, die da
leben innerhalb unserer Entwickelung, lebendige Wesenheiten. Denn
der lebendige Christus, der zuerst in physischer Gestalt aufgetreten ist
und der sich nur innerhalb derselben dazumal den Menschen mitteilen
konnte, daß sie an ihn glauben konnten, auch sofern sie nicht seine
Zeitgenossen waren, er wird seine Erscheinung erneuern. Dann wird
es keines Beweises bedürfen, daß er lebt, dann werden die
Beweisenden da sein diejenigen, welche selber erleben — auch ohne
eine besondere Entwickelung, in einer Art von reifem Schauen —, daß
die sittlichen Mächte der Weltordnung Lebendiges sind, nicht bloß
abstrakte Ideale. … (Rudolf Steiner. 1911, GA 127. Erbsünde und Gnade.)
366
Römisch-Katholisches im versucherischen Sinne offenbart
sich auch dort, wo auf unterschiedlichste Arten in
anthroposophischen Kreisen alte 'Kirchenautoritäten' oder
'Kirchenheilige' ihre einstigen Anhänger um sich versammeln
und die spirituelle Strömung der Anthroposophie durch
Personenkult um sich selber schwächen, indem die
Seelenausrichtung der Anthroposophen von der zentralen
Individualität des Heiligen Geistes, von Rudolf Steiner, auf
diese Kirchenautoritäten, und damit von der großen christlichen
Hauptströmung auf kleine sektiererische Kirchen-KarmaFamilien abgelenkt wird. Viele lassen sich hier von ihren
verborgenen Eitelkeiten leiten, gerne als Heilige angebetet oder
als große Autoritäten oder gar ''Eingeweihte'' neben Rudolf
Steiner verehrt zu werden. Ein sich in Christus erstarkendes Ich
sucht all dies nicht, sondern fühlt sich davon abgestoßen. Wer
keinen bewussten Herzens-Anschluss an Rudolf Steiner als
Geist-Individualität dieser Strömung findet, und stattdessen
seine Heimat wieder in alten Jahve-Gruppenseelen sucht mit
entsprechenden Autoritäten als Mittelpunkt, der hat den
Anschluss an die christliche Strömung der Anthroposophie nicht
gefunden. In solchen anthroposophisch bemalten KirchenKarma-Kreisen werden in der Regel viel mehr die katholisch
umgebogenen Sekundärschriften solcher Autoritäten studiert,
anstatt Rudolf Steiner selbst. Einerseits ist es gut, dass
anthroposophische Sekundärliteratur existiert, denn es zeigt,
dass gearbeitet wird. Aber bei dem Umfang des Werkes Rudolf
Steiners - der eigentlichen Anthroposophie als Näherboden für
unsere Entwicklung - sollte kein Anthroposoph wirklich Zeit
dafür haben, diese Sekundärliteratur tatsächlich zu lesen;
höchstens, um sie mit der echten Anthroposophie Rudolf
Steiners zu widerlegen, wenn es sich dabei um die üblichen
Katholisierungen und Kirchenbildungen handelt, die alles längst
vollkommen vergiftet haben; was aber gar nicht mehr zu
bewältigen ist, so hoch sind die Berge von antichristlichen
Lügen
und
Illusionen
mittlerweile
angewachsen!
Anthroposophische Arbeitskreise sind etwas Begrüßenswertes
367
und Wichtiges solange es freie christliche Gemeinschaften sind.
Nur durch echte Gemeinschaften im Bunde mit dem Sohn kann
Christliches in der Welt gewirkt werden. Aber nicht von den
begrifflichen Terminologien, sondern von der Geistigkeit und
moralischen Gesinnung und Ausrichtung innerhalb dieser
Kreise hängt es ab, welchen Wesen gedient wird und womit
Bande geschlossen werden!
Dies ist ebenfalls eine von vielen so kostbaren Erkenntnissen,
die ich dem wunderbaren Herbert Wimbauer verdanke, der mir
heute als einer der ganz wenigen echten Anthroposophen
erscheint unter Scharen schlafender Jahve-Seelen! Aber solche
Geister werden heute nicht gesucht. –
179.
Die Religionen und Sekten in der Welt teilen die Menschen
nach wie vor begeistert ein in Gute und Böse, in Gläubige und
Ungläubige usw. Und dies geschieht vor allem deshalb, damit
die Menschen innerhalb dieser Religionen und Sekten sich
selber als die Guten und Geretteten, und andere als die Bösen
oder Verdammten ansehen können. Ein bequemes Weltbild,
das raffiniert auf das niedere Selbst zugeschnitten ist. Diese
selbstgerechte Sicht entspricht aber nicht der Wirklichkeit der
Menschenwelt, da die Schöpfung des Menschen eben ganz
anders ablief. Der irdische Mensch wurde nämlich tatsächlich
als ein sündiges Wesen geschaffen, um daraus ein neues
Gutes, und vor allem freies Wesen entwickeln zu können, was
nur so möglich war. Zu dieser Menschenschöpfung nach dem
Willen des Vaters durch den Sohn gehörte ganz zentral auch
der Versucher Luzifer und alles, was seine Versuchung als
Folge mit sich brachte, wie Irrtum, Tod, Ahriman usw. Dem
ersten Adam der Erden-Schöpfung wurde also viel Finsternis in
die Seele gelegt als Arbeitsfeld und zum Werden eines neuen
Adam, der frei ist und Gut und Böse aus Erfahrung zu
unterscheiden gelernt hat. Es ist richtig und sicher auch nicht
unerheblich, dass manche Menschen mehr das Gute, andere
368
mehr das Böse aus sich hervorholen und ausleben. Doch jeder
inkarnierte Mensch hat Gutes und Böses real in sich als
Erdenaufgabe, Karma-Schule und Erfahrungsgrundlage, um
sich zu entwickeln, sich immer wieder frei zu entscheiden und
so die Möglichkeit zu bekommen, durch Schmerz und
Überwindung das innere Böse in ein neues Gutes, und die alte
Finsternis in ein umso schöneres neues Licht zu verwandeln.
Dazu wurden wir und diese Welt geschaffen! Es gibt kein Licht
ohne Finsternis in diesem Kosmos oder im Menschen; das
neue Licht ist in Wahrheit verwandelte oder erlöste Finsternis. –
(…) Denn es sprach Rabbi Abba: Wieviel mehr Sünder sind in der
Welt, die Söhne zeugen, als Würdige. Der vorzügliche Sohn jedoch,
der von einem Sünder stammt, ist vorzüglicher als ein anderer, wie
überhaupt ein Reines, das von einem Unreinen, Licht, das aus der
Finsternis, Weisheit, die aus der Torheit kommt. … (Der Sohar. Die Tötung des
Ägypters – Moses's Brunnen.)
Zum Folgenden: Die Schechina bedeutet im Sohar in etwa der
göttliche Sophien-Geist oder das wahrhaft höhere SeelischMenschliche innerhalb der Erdenwelt:
… Es gibt ferner einen „Frommen, der ein Böses hat, von der Seite
des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse. Warum wird er dann
„ein Frommer“ genannt, wenn ihm ein Böses, das ist: der böse Trieb
verbunden ist? Weil das Gute über ihn die Herrschaft hat, und das
Böse ist unter seiner Gewalt, wie ein Knecht unter der seines Herrn.
Es gibt ferner „einen Frevler, der ein Gutes hat“ — warum wird er
dann „Frevler“ genannt? Weil der böse Trieb sich in ihm zum Haupte
aufgeworfen hat und das Gute steht unter seiner Gewalt. Und obwohl
der Frevler dem Frommen die Krone gibt und dieser ihn strafen
könnte, so gilt doch der Satz: „Auch ist das Strafen für den Frommen
nicht gut. Um jenes Guten willen; das der Frevler zu seinen Füßen
hat, soll man ihn nicht strafen; denn er, könnte doch in Buße
umkehren, seinen Trieb bezwingen, und fruchtbare Erde wäre zu
seinen Füßen. Denn demjenigen, „der böse ist und ein Gutes hat,“
liegt die „Magd“ zu Füßen. (…) In der Region des „Frommen, der ein
Böses hat,“ bildet die Schechina eine Krone auf dem Haupte des
369
Menschen und der böse Trieb muß sich als Magd der Gebieterin
beugen. Bei dem vollendeten Frommen gibt es keinen „Fremden“ und
keinen bösen Trieb. Bei dem vollendeten Frevler gibt es keinen Anteil
an der Schechina, denn der Mensch kann nicht anders an der
Schechina Anteil haben als von der Seite des Guten. Dennoch sind
nicht alle Teile der Schechina von gleichem Gewichte, denn die
Schechina, insofern sie vom Baume des Guten und Bösen stammt,
bildet ein Piedestal; jene aber, die vom Baume des Lebens stammt,
von ihr ist gesagt: „Nicht weilet bei Dir Böses.“ Und es heißt auch
von ihr: „Sein Reich herrscht in allem. Wer darum ihrer Stätte einen
Makel zufügt, ist, als ob er der himmlischen Herrin Schimpf bereitete.
Ihre Stätte verunehren heißt, der Matrone des Königs Schimpf antun.
Schlimmer noch, wenn einer sie von ihrer Stätte verdrängt und die
„Magd“ an ihre Stelle setzt. Denn an einem bemakelten Orte kann die
Matrone nicht weilen, sondern nur die „Magd“: die makelhafte an
makelhafter Stätte. Es ist aber so beim Menschen, daß seine Schuld all
seinen Organen den Makel einverleibt, so daß die Matrone nicht mehr
ihr Weilen in ihnen finden kann. Und es gibt keine Heilung, ehe sie
nicht in all seine Organe rückkehren kann. (…) (Der Sohar. Gleichmaß im
Gericht – Herrschendes und Dienendes in der Seele.)
Der gute oder moralisch starke Mensch erliegt seiner Finsternis
hier eben nicht, sondern er triumphiert im Bunde mit Christus
immer wieder über sie, und erlöst sie und sich selber dadurch.
Er muss dazu jedoch den Mut entwickeln, auch die eigene
innere Finsternis, das persönliche Karma zu sehen (kleiner
Hüter der Schwelle). Denn durch Heuchelei siegen wir niemals,
sondern durch sie siegen in uns irgendwann gerade die
Widersacher. Die größten Sünden vor Gott begehen wir überall
dort, wo wir dem Bösen bewusst folgen, wo wir also nicht
unserer individuellen moralischen Reife, unserem inneren
Entwicklungs- und Erkenntnisstand und unserem Gewissen
gemäß leben. Aber auch überall dort, wo wir uns unserer
eigenen inneren Finsternis in Heuchelei nicht stellen wollen.
(Matthäus 7,3) –
370
Hierzu gehört übrigens unbedingt auch die bequeme Illusion
der römischen Katholiken, dass sie allein durch das Opfer des
Jesus ''rein'' geworden und von all ihren Sünden (Karma) befreit
sind, nur weil sie an Jesus Christus glauben und Mitglieder der
Kirchen sind. Auch so kann man sich vor seinem Karma, vor
seiner eigenen Kreuztragung und Nachfolge Christi drücken.
Dies alles sind teuflische Tricks Jahves, um die Menschen nicht
zur Auferstehung kommen zu lassen und ans niedere Selbst zu
fesseln. Und der raffinierte Egoismus der Menschen glaubt all
dies nur allzu gerne. –
Die selbstgerechte Haltung dem Bösen gegenüber ist nicht nur
moralisch völlig unfruchtbar, sie hat vor allem auch mit der
echten Anthroposophie Rudolf Steiners rein gar nichts zu tun.
Denn gerade Anthroposophen als Teilhaber an den Mysterien
des Menschenreiches sollten hier eigentlich durch ihre innere
Arbeit ein Stück weit erwachsener geworden sein in ihrer
Sichtweise auf das Böse. Gerade auch an der Haltung zum
Sündenfall erkennt man den römisch-katholisch-jahvistischen
Geist. Wer den Sündenfall nur verdammen kann und am
liebsten ungeschehen machen möchte, der stellt diese
Schöpfung in Frage und will das freie Ich nicht, er will den Sohn
des Vaters nicht. Denn so unbequem und dramatisch dieser
unser gefallener Kosmos ganz sicher ist: der Sündenfall in das
Böse war die nötige gottgewollte Grundlage für die freie IchEntwicklung der Schöpfung des Christus. –
… Nur müssen wir dann diese Erbsünde nicht so auffassen wie andere
Sünden des gewöhnlichen Lebens, die wir uns voll zurechnen, sondern
als ein Schicksal des Menschen, als etwas, das notwendigerweise über
uns von der Weltenordnung verhängt werden mußte, weil wir von
dieser heruntergeführt werden mußten, nicht nur etwa, um uns
schlechter zu machen, als wir waren, sondern um uns die Kräfte zu
erwecken, uns selber wiederum hinaufzuarbeiten, um in uns selber die
Kräfte zu finden, uns hinaufzuarbeiten. Darum müssen wir diesen Fall
der Menschheit als etwas auffassen, was zur Befreiung der
Menschheit in das menschliche Schicksal einverwoben worden ist. Nie
371
hätten wir freie Wesen werden können, wenn wir nicht
heruntergestoßen worden wären. Wir hätten am Gängelbande einer
Weltordnung geführt werden müssen, der wir hätten blindlings folgen
müssen. Wir müssen uns aber wiederum hinaufarbeiten. … (Rudolf Steiner.
1911, GA 127. Erbsünde und Gnade)
Die bequeme selbstgerechte Sichtweise der alten Religionen,
Sekten und Jahve-Anthroposophen auf das Gute und Böse, die
das Böse immer nur im Außen und in Anderen sucht und sieht oder auch die Kreuztragung und Auferstehung nicht in sich
selbst erstrebt, sondern eben stellvertretend durch Jesus
Christus erlöst sein will - schützt das selbstgerechte Ego vor
dem Entfernen des Balkens im eigenen Auge (Matthäus 7,3), vor
dem Opfer des niederen Selbst, vor der Wahrheit und Aufgabe
der schmerzhaften eigenen Menschwerdung. Je hartnäckiger
das selbstgerechte Ego die individuelle Karma-Selbsterkenntnis
vermeiden will, desto intensiver und liebloser verletzt und richtet
es schnell mal andere. Und je länger diese Haltung
aufrechterhalten wird, desto stärker wächst die Finsternis und
Kälte im eigenen Inneren, was in unserer Zeit nun bis zum
Verlöschen des göttlichen unsterblichen Funkens im Menschen
führen kann. Am niederen Selbst - dem sogenannten Ich-Träger
– heute weiterhin ausschließlich festhalten zu wollen, wird nun
immer verhängnisvoller und zu einer Rechnung, die nicht
aufgehen kann, denn Jahve wird immer ahrimanischer. 1840
wurde Jahve endgültig vom Drachen geschluckt und zum
neuen Typhon. Er ist von der Stufe eines Elohim hinunter
gestürzt auf die Stufe eines degenerierten Archai; und mit ihm
kippt unser niederes Selbst nun ebenfalls immer weiter in den
Tod und das Böse, wenn es sich nicht der aufgehenden Sonne
des Sohnes anschließen will. –
… Würden sich die Menschen nach der Jehova Religion entwickeln,
so würde alles Leben in der Form ersterben. Man nennt das in der
okkulten Wissenschaft den Übergang in die achte Sphäre. Jetzt aber
ist der Zeitpunkt gekommen, daß der Mensch selbst das Tote zum
Leben erwecken muß. Das geschieht durch die Kainssöhne, durch
diejenigen, welche sich nicht auf das verlassen, was vorhanden ist,
372
sondern selbst in Formen schaffen. Die Kainssöhne formen selbst am
Bau der Welt. ... (Rudolf Steiner GA 93. Über den verlorenen und wieder zu
errichtenden Tempel. Erster Vortrag, Berlin, 15. Mai 1905)
Das Böse nicht im eigenen Inneren sehen zu wollen, und es
überall dann bloß im Außen zu fliehen, bringt auch die unter
Anthroposophen so schrullenhaft verbreitete Sucht hervor, den
Teufel z. B. in der modernen Technik hysterisch zu verbannen
usw., und das dann für moralisch zu halten. Gleichzeitig
unterwirft man sein niederes Selbst dann rein äußeren
Gesetzen und Disziplinen, und glaubt sich so zu erlösen,
während im Inneren die Lüge gärt. Das Ego kann sich aber
nicht retten; aus den Mondenkräften des ersten Jahve-Selbst
kommt nur noch Finsternis. Dieses niedere Selbst muss sich
nun Schritt für Schritt in Selbstlosigkeit und Erkenntnisarbeit
hingeben, damit der Sonnen-Mensch geboren werden kann
(Matthäus 16,25). Es gehört zu den Hauptaufgaben des
spirituellen christlichen Lebens eines neuen geistigen
Gralsrittertums, das niedere Selbst mutig zu durchschauen und
durch die anthroposophische Erkenntnis vom wahren
Mysteriums des werdenden Menschenreiches erstes Licht
hineinzubringen, es so immer mehr zu durchsonnen, um es in
Selbstlosigkeit überhaupt hingeben zu können und zu einer
Basis für das höhere Selbst, zu einem heiligen Gral
hinaufzuläutern und umzuschmieden. Da unser Karma Monden-Karma des niederen Selbst ist, kann
auch Jahve wesenhaft nur so weit wirklich erkannt werden, als
unser eigenes Karma geschaut und erlöst wird im Christuslicht.
So hängt unser erlöstes Karma auch innigst mit unserer
Christus- und Jahve-Erkenntnis zusammen. (Siehe dazu auch
das Rudolf-Steiner-Zitat auf Seite 374) –
Der Jahve-Mensch flieht, als eine seiner unterbewussten
Hauptbemühungen, vor allem karmische Selbsterkenntnis.
Deshalb ist sein Blick so permanent nach außen gerichtet. Er
schiebt das Böse heuchlerisch von sich weg und verachtet die
Kainssöhne, die es im Feuer ihres Wesens verwandeln. Die
373
Ideale bleiben beim Jahve-Mensch nur reflektiert im Kopf und
verwandeln das innere Seelen-Wesen nicht; sie sind meistens
nur Schmuck. Eine sehr verbreitete, und Außenstehende immer
wieder gründlich abschreckende Anthroposophen-Erscheinung
entsteht gerade dadurch, dass solche Anthroposophen bemüht
sind, nach außen hin eine dichte Blase von hochtrabenden
theoretischen Idealen zu schaffen und vor sich her zu tragen,
große erkenntnistheoretische Gedankengebäude ausrollen zu
können, und allgemein die ganze Persönlichkeit äußerlich mit
diesem Schwall an tollen Ideen ausstaffiert und hochgezogen
zu haben; sie dann aber in dieser völlig abstrakten Blase
lebend völlig außerstande dazu sind, anderen Menschen noch
irgendwie geradlinig-offenherzig und menschlich-sozial auf
Augenhöhe zu begegnen, weil im Inneren Eiszeit herrscht.
Jahve-Anthroposophen, die ihrem niederen Selbst nichts real
Christliches erlösend beisetzen können, zeichnen sich deshalb
oft gerade durch eine besonders auffallende Herzenskälte aus.
Das oft erfahrbare hochmütige elitär-arrogante Getue so vieler
Anthroposophen hat hier seinen Ursprung. Doch was nutzen
alle hohen theoretischen Ideale, wenn man es am Ende nicht
einmal mehr hinbekommt, ein gesunder Mensch zu sein?!
Gemeinschaften und Bruderschaften, die sich aus reif
entwickelten Individuen in der Wahrheit des Christus
zusammenfinden, sind moralisch etwas ganz anderes, als
Gemeinschaften, die sich bloß aus intellektuellen Blendern,
alten ich-schwachen Karma-Familien Jehovas, oder gar aus
ich-losen Gruppenseelen nach dem Herdenprinzip des
Tierreiches zusammenfinden. –
... Dann trifft die Wahrheit, die in der einen Seele gefunden ist, genau
zusammen mit der Wahrheit in der anderen Seele; dann streitet man
nicht mehr. Und das ist die Gewähr des wahren Friedens und der
wahren Brüderlichkeit, weil es nur eine Wahrheit gibt, und diese
Wahrheit hat wirklich etwas zu tun mit der geistigen Sonne. Denken
Sie einmal, wie die einzelnen Pflanzen ordentlich wachsen; jede
Pflanze wächst der Sonne zu, und es ist nur eine einzige Sonne. So
374
wird, wenn im Verlauf der sechsten Kulturepoche das Geistselbst in
die Menschen einziehen wird, tatsächlich eine geistige Sonne da sein,
der sich alle Menschen zuneigen und in der sie übereinstimmen
werden. Das ist die große Perspektive, die uns in Aussicht steht für die
sechste Epoche. ... (Rudolf Steiner 30. Mai 1908. GA 103, 10. Vortrag)
Diese gemeinsame Sonne wird der individuell auferstandene
Christus im Menschen sein, der individualisierte Logos. Die
Menschen werden sich in Ihm nicht gemeinsam machen durch
die Versklavung unter äußere Dogmen und abstrakte Ideen,
durch das alte entmündigende Prinzip der Unterwerfung unter
die Macht eines abstrakten Gottes oder einer religiösen
Institution, wo wir unsere Freiheit und Individualität, und am
Ende unsere Unsterblichkeit aufgeben sollen. Sondern der
innere Herzens-Zusammenklang des Menschen mit dem
lebendigen Wesen des Sohnes wird alle in der Wahrheit des
neuen Menschen in Freiheit einen. –
*
Anthroposophie ist eine dringende Notwendigkeit für die
gesamte moderne Menschheit; aber auch ein Gnadengeschenk
und Angebot der guten Götter und christlichen Führung. Es sind
deshalb nicht selten karmisch sehr stark belastete Seelen,
denen die Anthroposophie in ihrem Leben direkt angeboten
wird als eine grundlegende Heilungsmöglichkeit. Doch viele
bilden sich dann doch lieber ein, weil sie sich ja
Anthroposophen nennen und Anthroposophie aristokratisch
verstehen, die Elite der christlichen Menschheit darzustellen.
Wobei sie in Wahrheit vielen Menschen, die ohne
Anthroposophie leben müssen, oft menschlich nicht das
Wasser reichen können, was das wahre Christusorgan, das
Herz betrifft. Anstatt also die Anthroposophie als eine heilsame
Gnade zur Entwicklung dankbar und ehrlich zu verinnerlichen,
legen sie sie sich bloß wieder als äußeres Gewand um, um sich
selbst zu erhöhen und ihre Eitelkeiten aufzublasen, womit sie
375
ihr Karma nur weiter verschlechtern. Unreife Seelen drehen
sich aus allem immerzu bloß Futter für die Selbstsucht. –
Anderen Menschen nicht aus der Kraft des Herzens heraus
unmittelbar individuell und aufrichtig begegnen zu können, ist
ein Zeichen mangelnder Christus-Ich-Kraft in uns. Sich sein
leben lang nur in Abstraktionen zu ergehen und daran zu
befriedigen, zeigt, dass man vorerst noch ein ins Ahrimanische
einlaufender Jahve-Mensch ist. Das uns angeborene
jahvistische Denken der Geburtskräfte kann Christus gar nicht
verstehen. Nur das am Heiligen Geist des Sohnes - heute
Anthroposophie - selbstständig erarbeitete spirituelle Denken
vermag das. Was Rudolf Steiner 1918 im Zusammenhang mit
dem völlig wirklichkeitsfremden Idealismus eines Woodrow
Wilson sagte, ist ebenso gültig für heutige JahveAnthroposophen, die ihre Geisteswissenschaft nur in
mondenhaften Reflexionen in sich tragen:
... Daher muß die Freiheit des Geisteslebens neben der Organisierung
der wirtschaftlichen Verhältnisse, der ökonomischen Verhältnisse, in
der Zukunft stattfinden. Diese Freiheit des Geisteslebens allein macht
möglich, daß wir wirklich von Mensch zu Mensch so stehen, daß wir
in dem andern den Menschen sehen, der vor uns steht, nicht den
Menschen im allgemeinen. Ein Woodrow Wilsonsches Programm
redet vom Menschen im allgemeinen. Aber diesen Menschen im
allgemeinen, diesen abstrakten Menschen gibt es nicht. Was es gibt,
ist immer nur der einzelne, individuelle Mensch. Für den können wir
uns nur wiederum als ganze Menschen, nicht durch das bloße Denken
interessieren. Wir löschen das, was wir von Mensch zu Mensch
entwickeln sollen, aus, wenn wir wilsonisieren, wenn wir ein
abstraktes Bild des Menschen entwerfen. ... (Rudolf Steiner GA 186. Dezember
1918)
Weil Jahve den Menschen mit dem niederen Selbst endgültig
abschließen will und dieses niedere Quadrat tatsächlich die
höchste Frucht der alten Welt darstellt, hält sich der JahveAnthroposoph in uns - ganz nach römisch-katholischer
Erziehung - insgeheim bereits für fertig, für die Vollendung der
376
Schöpfung oder gar die Verwirklichung des AuferstehungsMenschen des Lichten-Zeitalters, in dem alle Vergangenheit
längst durchschaut, verwandelt und erlöst sei. Und genau diese
Tatsache ist der sicherste Beweis dafür, dass wir noch ganz der
alte Jahve-Mensch sind und an diesem vor allem auch
unbedingt festhalten wollen. Jahve will alles im bisher
gewordenen natürlichen Sein halten. Deshalb kennt die
römisch-katholische Kirche – und ganz besonders der Islam keine wirkliche Entwicklung, sondern nur Dogmatik, Tradition,
Gesetz. (Toter Leib am Kreuz). Christus will uns jedoch ins
übernatürliche göttliche Werden führen und einen neuen
Menschen und Kosmos in uns beginnen. Außer bei ganz
wenigen führenden und in Christus bereits vollendeten
Individualitäten der Menschheitsevolution - die man
wahrscheinlich an einer Hand abzählen kann - ist es gar nicht
möglich, dass das, was wir alle heute in allerersten Anfängen
beginnen dürfen, schon ganz verwirklicht in uns sein könnte.
Wir sind allesamt vor allem erst einmal Resultat oder Summe
der Vergangenheit, der Göttertaten der alten Schöpfungen und
der Geistverlassenheit der letzten Jahrtausende. Jeder von uns
muss sich ganz individuell mit seiner eigenen Vergangenheit
konfrontieren. Denn um in neue Welten aufzubrechen, ist es
uns oft nötig, manches Alte noch einmal durchzumachen, um es
endgültig zu erkennen und zu erlösen; dann kann man
anfangen, etwas anderes zu werden. Jahve-Anthroposophen
lassen in Wahrheit aber den neuen inneren moralischen
Elohim-Ich-Prozess des Christus gar wirklich nicht zu; sie
stemmen sich unterbewusst überall dagegen. Sie wollen überall
nur die Außenwelt bearbeiten und richten, und dabei ihr
sterbliches Ego schützen und erhalten. Sie befriedigen sich am
alten
äußeren
Mosaischen-Gesetz
im
neuen
anthroposophischen Gewand, und erklären ihr niederes
Quadrat einfach zum höheren Dreieck. In der Parsifalsage ist Klingsor derjenige, der aus den Kräften
seiner niederen Natur heraus versucht, heilig zu werden, indem
er sich äußerlich Gewalt antut. Das niedere Selbst wendet sich
377
so unwahrhaftig und unfruchtbar gegen sich selbst. Es fehlt hier
die echte Gesinnung, die reale höhere Instanz, die sich dem
Niederen
aufsprengend,
verwandelnd
und
erlösend
entgegenstellen kann. Diese höhere Instanz und gleichzeitig
reale moralische Substanz unseres höhere Ichs, ist Christus.
Ohne die Gnaden-Gaben aus der Fülle des Sohnes ist der
Mensch ein Gefangener im finsteren Kreise seiner niederen
sterblichen Natur und dessen Illusionen. Und wie lädt man
Christus in den geschlossenen Kreis des niederen Selbst ein?
Wie bereiten wir denn die Wege oder Pfade oder den
Seelengrund für den Herrn des Ichs? Durch bedingungslose
Liebe zur Wahrheit; durch echte Opferwilligkeit, die den
Schmerz der Selbstüberwindung nicht flieht und die Selbstsucht
in Selbstlosigkeit wirklich erlöst; durch den Tod des niederen
Selbstes (Kreuz), aus dem das wahre menschliche Ich mit der
Fähigkeit zu einer neuen Form von Liebe aufersteht (Rosen);
durch unkäufliche kompromisslose Wahrhaftigkeit. Denn wo die
Lüge lebt, hat Christus keine Wohnstätte; dort tritt das SonnenLogos-Licht des höheren Ichs gar nicht ein in den Kreis der
Monden-Finsternisse des niederen Selbst. –
... Das Schicksalsgesetz ist die stufenweise Erlösung, der Christus ist
der Erlöser. Wenn die Menschen sich mit diesen Ideen durchdringen
würden, würden sie fühlen, daß sie zueinander gehören, und würden
das Gesetz begreifen, das in den okkulten Bruderschaften herrscht:
daß jeder für den anderen leidet und lebt. Wir werden in der Zukunft
einen Punkt erreichen, wo das Prinzip der äußeren Erlösung für jeden
Menschen zusammenfallen wird mit der Tätigkeit des Erlösers im
Menscheninneren. Nicht die Offenbarung, sondern die Wahrheit macht
die Menschen frei: «Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die
Wahrheit wird euch frei machen.» Der Weg unserer Entwickelung
führt zur Freiheit. Wenn der Mensch all das in sich erweckt haben
wird, was prophetisch im Christus-Prinzip enthalten ist, wird er frei
geworden sein. …
… In Wirklichkeit ist das Karma auf der einen Seite eine Erlösung des
Menschen durch sich selbst, durch sein eigenes Bemühen, durch
378
seinen stufenweisen Aufstieg zur Freiheit im Laufe der
Wiederverkörperungen, und anderseits dasjenige, was den Menschen
dem Christus annähert. Denn die Christus-Kraft ist der Grundimpuls,
der den Menschen in Freiheit zur Umwandlung des unversöhnlichen
Gesetzes führt, und die Quelle dieses Impulses ist die Person und das
Beispiel des Christus Jesus. Nicht mehr ist es nötig, im Karma ein
Verhängnis zu sehen; vielmehr ist es als das notwendige Mittel zu
verstehen, um die höchste Freiheit, das Leben in Christus, zu
erreichen — eine Freiheit, die man nicht erreicht, indem man der
Ordnung der Dinge mißtraut, sondern indem man sie begreift. Das
Karma hebt weder die Gnade noch den Christus auf, es findet sie im
Gegenteil der ganzen Evolution zugeordnet. ... (Rudolf Steiner. GA 94)
*
Jahve-Anthroposophen sprechen auffallend gerne auch von
ihrer ''christlichen Pflicht''. Dieser vom Agnostiker Immanuel
Kant wieder aufgewärmte Begriff ist ebenfalls ein Relikt der
alten Welt. Natürlich haben wir alle auch Pflichten. Aber das
Handeln aus Liebe und Erkenntnis in Freiheit ist etwas ganz
anderes, als das Handeln aus bloßer Pflicht, Schuldigkeit oder
Schuldgefühl. Jahve-Anthroposophen halten dabei fast
grundsätzlich vor allem den Goetheanismus hoch und sind der
Ansicht, dass Anthroposophie tatsächlich Goetheanismus sei,
weil Rudolf Steiner sich vor allem zu Beginn mit diesem so
hingebungsvoll befasst hat. Sie sehen den eigentlichen
geistigen Impuls Rudolf Steiners gar nicht! Goethe war ein
letztes wunderschönes Aufblühen der Früchte der 4.
nachatlantischen
Kulturepoche,
insbesondere
des
Griechentums. Goethe steht für Metamorphose, Mond und
Jahve im besten Sinne. Rudolf Steiner schuldete diesem JahveImpuls Rechenschaft, weil er im Übergang aus dem finsteren
ins lichte Zeitalter hinein mit ihm einfach rechnen musste; vor
allem auch in den Menschen. Aber der eigentliche Impuls
Rudolf Steiners ist ganz sicher nicht Jahve, Mond und
Metamorphose, sondern die Christus-Sonne und das Mysterium
von 'Tod und Auferstehung'. Auch seine herrlichen Schriften
379
über Goethes Weltanschauung sind in Wahrheit kein
Goetheanismus, weil Rudolf Steiner in ihnen überall weit über
Goethe hinausweist zum spirituellen Menschentum; was
Goethe nicht vermochte. Goethe ist das Größte, Schönste und
Höchste, was vom deutschen Geistesleben vor Rudolf Steiner
erreicht wurde, deshalb konnte Rudolf Steiner auch gut daran
anknüpfen. Goethe kam von der Pflanze, über das Tier bis zum
Erfassen des natürlichen Menschen; Rudolf Steiner führte uns
erst zum geistigen übernatürlichen Menschen. Es war
insbesondere Goethes wissenschaftliche Herangehensweise
an das Organisch-Lebendige im Gegensatz zu der
geistverleugnerischen eines Charles Darwin, was Rudolf
Steiner als richtig erkannte und weshalb er Goethe aufgriff.
Goethe war ein geeigneter Ansatz, um die von Rudolf Steiner
lebendig erfahrene Geistwelt als Weltanschauung auch
wissenschaftlich begründen zu können, aber Rudolf Steiners
Geistigkeit und Weltanschauung ist nie wirklich von Goethe
ausgegangen oder aus ihm herausgewachsen.
...Und weiter war es mein Schicksal, meine eigenen Anschauungen an
Goethe anzuknüpfen. In dieser Anknüpfung hat man zwar viel
Gelegenheit, zu zeigen wie die Natur geistig ist, weil Goethe selbst
nach einer geistgemäßen Naturanschauung gestrebt hat; man hat aber
nicht in ähnlicher Art Gelegenheit, über die rein geistige Welt als
solche zu sprechen, weil Goethe die geistgemäße Naturanschauung
nicht bis zur unmittelbaren Geistanschauung fortgeführt hat. …
... Ich blickte zurück auf die Zeit, in der Goethe und die mit ihm
Wirkenden den Idealismus auf eine menschenwürdige Höhe gebracht
hatten. Ich erkannte die Notwendigkeit, durch das Tor dieses
Idealismus in die wirkliche Geistwelt einzudringen. Mir erschien
dieser Idealismus als der herrliche Schatten, den nicht die Sinnenwelt
hinein in die Seele des Menschen wirft, sondern als derjenige, der aus
einer geistigen Welt in das Innere des Menschen fällt, und der eine
Aufforderung darstellt, von dem Schatten aus die Welt zu erreichen,
die den Schatten wirft. ...
380
… Goethe ist eine Höhe, aber auf derselben nicht ein Anfang, sondern
ein Ende. Er zieht die Folgen aus einer Entwickelung, die bis zu ihm
geht, in ihm ihre vollste Ausgestaltung findet, die aber nicht weiter
fortgesetzt werden kann, ohne zu viel ursprünglicheren Quellen des
geistigen Erlebens zu gehen, als sie in dieser Entwickelung enthalten
sind. … (Rudolf Steiner. Mein Lebensgang)
Vielen Menschen ist Goethe auch heute noch deutlich leichter
verständlich, als es Rudolf Steiner ist, weil Goethe Frucht der 4.
Kulturepoche ist; wir können da eben auf altvertraute
Endprodukte der Kultur zurückgreifen. Bei Goethe stehen zu
bleiben bedeutet aber, noch immer nicht in die Anthroposophie
einzutreten. Wie einst Jahve von Christus erfüllt den
Christusimpuls vorbereitete; wie die silberne Mondschale das
Gefäß für die goldene heilige Sonnen-Hostie ist; wie die Seele
die Umhüllung und den nötigen Nährboden für das Ich abgibt;
wie das verwandelte niedere sterbliche Quadrat des Ego die
Basis für die Entwicklung des höheren unsterblichen Dreiecks
und wahren Ichs darstellt; so war der Goetheanismus der
geeignete Vorhof zur Anthroposophie. Ich liebe Goethe, aber
Goetheanismus und Anthroposophie sind nicht dasselbe. Die
Goethezeit konnte nicht bis zur wirklichen Geistwelt
durchstoßen, sondern nur den künstlerischen und denkerischen
griechischen Geist der 4. Kulturepoche als letzte Abendröte
noch einmal ganz wunderschön wiederbeleben und steigern.
Goethe ist nach wie vor eine großartige seelische
Bildungsgrundlage gerade für junge Menschen, aber neues
Logos-Leben und die Ich-Spiritualität des lichten Zeitalters
erwachsen daraus ohne Anthroposophie nicht. Deshalb blieb
diese Zeit am Ende auch unfruchtbar für Europa.
... Weil die Idee der idealistischen Weltanschauung, so wie sie im
Bewußtsein der Idealisten lebte, nicht auf eine Geistwelt hinwies,
konnte sie sich bei den Nachfolgern nicht als etwas behaupten, das
Wirklichkeitswert hatte. Und so entstand die «realistische» Ästhetik,
die nicht auf das Scheinen der Idee im sinnlichen Bilde beim
Kunstwerk hinsah, sondern nur auf das sinnliche Bild, das aus den
381
Bedürfnissen der Menschennatur heraus im Kunstwerk eine
unwirkliche Form annimmt. ... (Rudolf Steiner. Mein Lebensgang)
Anthroposophie ist die erste Morgenröte des neuen Zeitalters.
Die spirituelle Erfahrung, das reale in Kontakt treten mit der
Geistwelt ist etwas anderes als noch so schön gedachte Ideale.
Weil auch die Anthroposophen den Schritt vom idealistischphilosophischen Denken des 18. und 19. Jahrhunderts zum
realen Geist - also von der Geisteswissenschaft zum spirituellen
Leben - nicht vollzogen, und auch die Anthroposophie nur als
schön gedachten goetheanistischen Idealismus aufnahmen,
herrscht heute noch überall Jahvismus und Materialismus.
... Man redet vom Geiste, man hat Begriffe, aber Begriffe sind doch
kein lebendiger Geist. Wir müssen nicht nur den Geist haben
irgendwie in Form von Begriffen, die in unseren Köpfen sitzen,
sondern wir müssen den Geist herunterbringen auf die Erde, er muß
in den Institutionen sein, er muß zwischen den Menschen walten. ...
(Rudolf Steiner GA 342)
Solange wir noch vom Jenseits sprechen, sind wir noch nicht
im Geistigen angekommen, denn wir denken den Geist immer
noch nur. Wenn aber die neue Isis in uns erwacht durch die
Läuterung der Seele - wozu uns u.a. das Buch 'Wie erlangt man
Erkenntnisse der höheren Welten' gegeben wurde – dann gibt es
kein Jenseits mehr. Es war vor allem doch die alte Religiosität
des Kali Yuga, die vom Jenseits in Gedanken sprechen musste.
Wie der Weg in der Zeitenwende vom reifsten Erden-Ich des
Jesus von Nazareth zum Gottes-Ich des Christus gehen
musste, so muss der Weg vom Goetheanismus oder Idealismus
zur Anthroposophie gehen. Viele Anthroposophen sind sich
auch bis heute nicht bewusst, dass die Tatsache der
Umbenennung des ursprünglichen 'Johannesbaues' in
'Goetheanum' auf Wunsch der damaligen Mitglieder der
anthroposophischen Gesellschaft, tief symbolisch ist und als ein
trauriger Beleg für die Schlafmützigkeit und Unreife der
Mitglieder dem christlichen Impuls Rudolf Steiners gegenüber
angesehen werden muss. Denn in der Strömung Johannes des
382
Evangelisten, die Männliches und Weibliches, Kainitisches und
Abelitisches vereint; und in dem, was in Goethe (Moses) als
Jahve-Kraft sich ein letztes Mal in seinem Guten damals
offenbarte, sprechen sich heute die immer radikaler werdenden
Gegensätze
zwischen
dem
lebendigen
spirituellen
Menschentum der Zukunft und dem längst zur Gegenkraft
gewordenen Jahvetum der Vergangenheit aus. Abstraktes statisches Denken kommt nicht zurecht damit, wie
ein so Schönes, wie der Goetheanismus, plötzlich etwas
Schlechtes sein soll. Er soll aber überhaupt nichts Schlechtes
sein; niemand behauptet das. Jede Entwicklungsstufe ist
notwendig und gut, solange sie nicht zur Hemmung für das
Neue wird. Es geht darum, dass die Quellen, die die Goethezeit
ein letztes Mal heilsam gespeist haben, heute versiegt sind.
Goetheanismus aus den Jahvekräften der 4. Kulturepoche wird
spätestens dann zum großen Problem, wenn man ihn für
Anthroposophie hält und man deshalb die wirkliche
Anthroposophie gar nicht sieht. Ganz genauso, wie es
verhängnisvoll ist, wenn man Jahve für Christus hält; was
hiermit engstens zusammenhängt. Auch heute herrscht Jahve
auf vielen Gebieten völlig rechtmäßig. Er darf jetzt nur nicht
mehr im Bewusstsein herrschen; dort muss jetzt der Christus
aufgehen. Das intellektuelle, nur reflektierte Denken in qualitativ
feststehenden geisteswissenschaftlichen Begriffen kommt mit
dem lebendigen Geist noch nicht zurecht. Ein Beispiel: Das
Böse ist bekanntlich laut Rudolf Steiner ein Gutes am falschen
Ort oder zur falschen Zeit. Bei abstrakter Geisteswissenschaft
ist das Gute gut, und das Böse ist böse. Ahriman ist böse;
Ahriman ist in der Technik; ergo ist die Technik böse. In der
Technik ist Ahriman aber vollkommen am richtigen Platz, also
dort auch nichts Böses, und Anthroposophen mit diesem
abstrakten Geistverständnis kultivieren vielmehr einen
schlechten inneren Luziferismus, was sie aber nicht
wahrnehmen. Wirkt Ahriman dort, wo das Moralische, das
wahrhaft Menschliche wirken muss, dann wirkt er böse. Wird er
im inneren durch das Bewusstsein verwandelt und erlöst, dann
383
wird er zur Stärke, also zu etwas Gutem. Wird Luzifer im
Inneren verwandelt und erlöst, wird er zum neuen Heiligen
Geist - ohne dessen Licht keine ichbewusste Christuserkenntnis
im lichten Zeitalter möglich ist - also zu etwas Gutem. Und wirkt
Jahve-Typhon unter Anthroposophen bewusstseinsverfinsternd,
ist das ein heftiges Wirken gegen den Christus und die
Anthroposophie. Wenn das letzte segensreiche Aufleuchten der reifen Früchte
einer vergangenen Kulturepoche nicht zur rechten Zeit genutzt
wird als Schwungkraft um in die nächste Kulturepoche wirklich
aufzubrechen, dann schlägt der Geist dieser vergangenen
Kulturepoche in regelmäßigen Abständen immer unheilvoller als
Dämonisches zurück. Je länger also jetzt Jahve widerrechtlich
herrscht, desto böser werden seine Impulse werden. –
Ich weiß nicht, ob sich viele Anthroposophen so recht im
Klaren darüber sind, dass hinter dem nach der vorerst irdisch
unmöglich gemachten Anthroposophie aufgetretenen dritten
Reich der völlig ahrimanisierte Jahve-Mond stand? Die
Swastika ist das Zeichen des Chakra der alten Liebeskräfte der
sexuellen Natur. Die Werte des Nationalsozialismus waren rein
alttestamentarisch-jahvistische: Blut, Volk, Boden, und
Auserwähltheit im Sinne einer idiotischen Herrenrasse usw.,
sind böse Verzerrungen alttestamentarische Prinzipien. Was
bei dem auserwählten jüdischen Volk damals noch heilige und
entwicklungsbedingt völlig richtige Mysterienprinzipien waren im
Dienste des Christus, stieg im Dritten Reich als antichristliches
dämonisches Gespenst vergangener Kulturepochen in einer
fürchterlich ahrimanisierten Fratze wieder auf. Und auch wenn
dies mit Rudolf Steiner selber absolut nichts zu tun hat (siehe
dazu auch Punkt 60.), sondern immer eine Frage des wirklich
geistigen Erfassens der Rassenentwicklungen ist, findet man
auch unter sogenannten Anthroposophen immer wieder
tatsächlich einen gewissen Rassismus und Chauvinismus vor,
eben WEIL sie Jahve-Anthroposophen, und noch keine echten
Christen sind. –
384
Übrigens auch das verbreitete Denken, Anthroposophie habe
irgendwie etwas mit ''zurück zur Natur'' zu tun, ist nichts weiter,
als Jahvismus. Jahve ist der Herr der sinnlichen Natur. So
heilsam, schön und wichtig unsere physische Natur draußen ja
sicher ist, der Anthroposophie Rudolf Steiners geht es als Ziel
unseres Strebens um die Übernatur, das übersinnliche neue
Menschenreich, den kommenden Jupiter, das neue Jerusalem,
und nicht um den alten Jehova-Naturdienst. –
In einer US-Nachrichten-Sendung sagte ein Amerikaner vor
einiger Zeit ganz symptomatisch: "Was könnte es denn
Christlicheres geben, als die Familie." Die Amerikaner
verwechseln heute grundsätzlich Jahve mit Christus; so auch
hier. Man kann tatsächlich nichts Unchristlicheres sagen, als
dass das angeblich Christlichste die Liebe zur eigenen Familie
sein soll. Die Familie ist sicher wichtig und will und soll auch
geliebt sein, aber die Liebe Christi kennt keine Grenze
innerhalb der Familie. Die Blutsbande sind vor allem Jahves
ureigenstes Reich. Der Christusimpuls hat mit den alten
Familien-,
Bluts-,
Stammes-,
Rassenoder
Volkszusammenhängen des niederen Ichs nichts zu tun,
sondern alles
mit den neuen
weltweiten
wirklich
menschheitlichen Banden der Brüder und Schwestern im
Heiligen Geist des Sohnes (Matthäus 10, 37 oder 19,29). Wenn
die Liebe innerhalb unserer Familien nicht über die JahveBlutsliebe hinausgeht und sich entsprechend vergeistigt, hat sie
auch keinen Bestand über den Tod hinaus, sondern endet mit
der sterblichen Natur.
Auch das allseits beliebte amerikanische: ''One Nation under
God'' ist nicht christlich, sondern Jahve-Gesinnung. Die
National-Gottheiten waren immer schon untergeordnete
Wesenheiten, nämlich Erzengel, und nicht Gott selbst, auf den
wir durch Christus wieder gewiesen wurden. Seit der ChristusZeitenwende haben wir Neues zu lernen und müssen moralisch
über
den
Dunst
des
Nationalen
hinauswachsen.
Nationalistische Impulse sind heute ausschließlich von
385
zurückgebliebenen niedersteigenden Wesenheiten inspiriert.
Die guten Erzengel impulsieren immer noch die schönen
individuellen Volkseigenschaften - diese sind auch wichtig aber nicht im nationalistisch trennenden Sinne. Mit den
Nationalgottheiten erreicht man den Vater des Christus nicht.
Gott ist kein Nationalist, Rassist oder Volksgott. Aber die
Menschen
kommen
über
die
alttestamentarischen
Vorstellungen einfach noch immer nicht hinaus zum
Christusimpuls. Über die negative Entwicklung Jahves besonders nach der
Zeitenwende sprach Rudolf Steiner ganz zu Beginn seiner
Vortragstätigkeit z. B. in den Grundelementen der Esoterik
GA93a, auch etwas in GA 93, und später wieder deutlicher in
GA 186. Er beschränkte sich ansonsten fast ausschließlich auf
Schilderungen der positiven Seiten Jahves weit vor der
Zeitenwende, als Jahve noch im Dienste des noch nicht mit der
Erde verbundenen Christus stand, und die anderen Elohim sich
ihm unterordneten. Den Grund dafür vermute ich persönlich in
der großen Macht, die Jahve zu Rudolf Steiners Lebzeiten noch
in den Menschen hatte, zu denen Rudolf Steiner sprach.
Solange wir an gewisse alte, nicht durchchristete oder gar
antichristliche Wesenheiten innerlich gebunden sind, haben
diese Wesenheiten auch ganz reale Macht über uns und unser
Bewusstsein. Jahve impulsiert – wie oben erwähnt - eine
gewisse Art des Denkens und Empfindens aus den Kräften der
Geburt und der niederen Natur heraus. Wenn man sich um
Freiheit von Jahve-Typhon und den Anschluss an Christus und
die
mit
Ihm
in
die
zukünftige
Welt
gehenden
menschenfreundlichen Götter bemüht, dann kann man es
selber im Laufe seines Lebens immer wieder erfahren, wie
gewisse Wahrheiten, die Rudolf Steiner ganz deutlich
aussprach, gar nicht wirklich bei uns ankommen, gar nicht tiefer
gefasst werden, solange die alten Mächte uns beherrschen.
Herbert Wimbauer nannte das im Gespräch einmal eine Form
von 'Bewusstseins-Magie', die solche Wesenheiten auf uns
ausüben, die unsere Freiheit verachten, und von denen der
386
Mensch sich aus eigener Kraft nun befreien soll. Auch unser
Karma wirkt ja bekanntlich in den Instinkten. Es ist heute die
karmisch weichenstellende Aufgabe eines jeden Einzelnen von
uns, sich von den nicht mit dem Sohn gehenden, und deshalb
jetzt immer mehr ins Ahrimanische oder schlechte Luziferische
kippenden Gottheiten zu lösen, um sich den christlichen
Gottheiten anzuschließen, die den ewigen unsterblichen
Menschen wirklich wollen, und deshalb mit dem Sohn gehen.
Diese Entscheidung ist in unserer Zeit vor allem eine
Bewusstseins-Entscheidung, die im Denken der Kräfte des
erwachenden Herzens stattfindet. Zu dieser Entscheidung
wurde die Anthroposophie gegeben. Auch deshalb ist die
lebenslange Erkenntnisarbeit des Studiums der Anthroposophie
Rudolf Steiners im Bunde mit der moralischen Entwicklung hin
zur Freiheit die Basis für alle wahrhaft christlichanthroposophische Schülerschaft. Wer sein Kopfdenken nicht
zum Herzensdenken hinaufläutern kann, der gelangt vom
Jahve-Mond auch nicht wirklich zur Christus-Sonne. –
Übrigens auch die der römischen Kirche so verhassten
Gnostiker zeichneten sich gerade dadurch aus, dass sie den
abgefallenen Jahve im Bezug zu Christus richtig
durchschauten; sie nannten ihn Jaldabaoth. Auch Luzifer
erkannten viele gnostische Strömungen in seiner LichtbringerRolle viel richtiger, als Rom ihn uns verkaufen will. Ohne den
durchchristeten neuen Luzifer, der sich längst für Christus
begeistert, gibt es keine tiefere Erkenntnis mehr für uns, und
somit keine Freiheit und keine Vergöttlichung des Menschen.
Die christliche Gnosis ist auch deshalb so unendlich kostbar,
weil die Gnostiker die letzten noch wirklich spirituell Wissenden
gewesen sind, die Christus nach der Auferstehung direkt
unterwies, bevor die römische Kirche ihre geistige Finsternis
ausbreitet.
Den ersten Kirchenlehrern waren die höheren EngelHierarchien durchaus noch bekannt. Bis zur höchsten Trinität
hinauf ist es in Wahrheit nämlich ein gewaltiger Weg und es
387
erstrecken sich unendliche Reiche erstaunlichster göttlicher
Wesenheiten. Hier einmal die Stufenleiter vom Mineral
angefangen nach oben; es geht auch noch entsprechend nach
unten ins Untersinnliche.
Mineral - Erdensphäre
Pflanze - Erdensphäre
Tier - Erdensphäre
Mensch - Erdensphäre
Angeloi (Engel) - Mondsphäre
Archangeloi (Erzengel) - Merkursphäre
Archai (Urkräfte, Geister der Persönlichkeit) – Venussphäre
(Hier ist der abgestiegene Jahve heute einzustufen)
Exusiai (Elohim, Gewalten, Offenbarungen – Sonnensphäre
Dynamis (Mächte) – Marssphäre
Kyriotetes (Herrschaften) – Jupitersphäre
Throne – Saturnsphäre
Cherubim - Tierkreissphäre
Seraphim - Tierkreissphäre
Göttliche Trinität – Jenseits des Kristallhimmels
388
Weil die Kirchen gründlich dafür gesorgt haben, dass das
konkrete Wissen über die Geistwelten und den der höchsten
Gottheit untergeordneten Hierarchien abgeschafft wurde,
denken viele Menschen, die Inspirationen aus der Geistwelt
bekommen, heute fast grundsätzlich, dass es direkt Gott sei,
der da zu ihnen spricht. Mit einem wesenlos-abstrakten
Gottesbild kann man alles machen! Das machen sich alle
Gegner des Menschen zunutze; ganz besonders Jahve und
Allah. Dass der geistige Kosmos voll ist von Verführern, bösen
Dämonen und ins Böse gefallenen mächtigen Gottheiten –
auch weil der Mensch dieser Widerstände zu seiner FreiheitsEntwicklung durchaus bedarf - wollen ganz besonders JahveMenschen aus egoistischer Furcht nicht glauben; denn dies
stört den bequemen bürgerlichen Kirchen-Schlaf. Höhere
Erkenntnisse sind Rom zudem ja Sünde. Wie sollen die
Menschen so aber jemals unterscheiden lernen zwischen
Impulsen des Sohnes und Jahves, des Vaters und Ahrimans,
des Heiligen Geistes und des unheiligen Geistes des alten
Luzifer?
179a.
Alte indische Lehren sprachen es aus; und auch Rudolf Steiner
teilte mit, dass unser höheres Selbst uns auch durch unser
äußeres Schicksal als Aufgabe entgegentritt und unsere
Entwicklung und Erfahrungen mitgestaltet. Es haben unsere
äußeren Erfahrungen also sehr viel mit unserem höheren Ich zu
tun. Außerdem wird gesagt, dass Gleiches nur von Gleichem
erkannt wird, dass im Menschen also immer etwas von dem zu
Erkennenden bereits vorhanden sein muss, damit überhaupt
eine Resonanz in ihm sein könne. Dies gilt für das Gute, aber
auch für das Böse. Dass dies auch für das Böse gilt, fällt vielen
katholisch geprägten Seelen ganz besonders schwer zu
glauben. Doch ohne dass gewisse Erfahrungswerte des Bösen
in uns vorhanden sind, (er)kennen oder sehen wir dieses Böse
auch nicht wirklich, oder nicht wahrhaftig; und wir können es
389
dann übrigens auch nicht vergeben. Wie oben angedeutet,
erkennen wir das heutige Wesen Jahves nur insoweit, als wir
den Mond (Astralleib) in uns selber beginnen zu verwandeln in
Sonnenhaftes (Manas, Geistselbst). Unsere moralische
Entwicklung oder Erkenntnis verläuft deshalb immer in zwei
Richtungen gehend, wenn sie gesund sein soll. Wir erkennen
außerhalb von uns selbst immer nur das moralisch aufrichtig,
was wir auch innerhalb von uns selbst ausreichend erkannt
haben. Wir durchschauen etwas in uns, und dann fangen wir
parallel dazu an, diese Dinge verständnisvoll auch in anderen
Menschen wahrzunehmen; und so ist es gut. Fragwürdig wird
es immer dann, wenn Menschen sich so positionieren, dass sie
ausschließlich in anderen Fehler oder Irrtümer oder Ketzer oder
Böses wahrnehmen, und den Finsternis-Anteil in sich selber
dabei nicht sehen wollen. Es soll damit nicht gesagt sein, dass
wir alle real aktiv auch Mörder oder Lügner usw. sind; dem ist
nicht so, aber wir haben, wie oben erwähnt, alle Böses
zumindest als Möglichkeit potenziell immer, und vieles auch
ganz real wirksam ebenso in uns, solange wir im materiellen
Leibe wohnen, an welchem immer auch das Niedere, ja die
Hölle selbst ihren Anteil hat. Der Vater hat den Erdenmenschen
dazu bestimmt, sich auf der Grenzscheide zwischen Himmel
und Hölle zu entwickeln, um so die Erfahrung und Erkenntnis
von Gut und Böse erringen zu können. Das moralisch
schwache Ich erliegt dabei dem Bösen; das moralisch starke
Ich hält im gesunden Zustand die Finsternis des Leibes und der
Seele im Zaum und wandelt diese zu Licht. Kein Mensch,
solange er im Leibe lebt, ist zu 100 % gut oder rein. Ja selbst
Jesus Christus - der die Fleischwerdung der Wahrheit und
Liebe Gottes gewesen ist, der aus dem Herzen des Vaters
hervorging und somit das Ich des unvorstellbar überreichen
Wesens Gottes selber ist - wies diesen Anspruch, als ein im
Leibe Lebender, damals von sich:
… Und es fragte ihn ein gewisser Oberster und sprach: Guter Lehrer,
was muß ich getan haben, um ewiges Leben zu ererben? Jesus aber
390
sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut, als nur
einer, Gott selbst. … (Lukas 18,19)
Auch bei Heuchlern findet unterbewusst diese in zwei
Richtungen gehende Erkenntnis statt, aber sie blenden ihren
eigenen inneren Anteil dabei aus. Ganz tief unten weiß das Ego
aber, dass es lügt und sich bloß zum unrechtmäßigen König
aufspielt. Es will den Balken im eigenen Auge nicht sehen,
sondern nur den Splitter im Auge des Bruders oder der
Schwester. Je hartnäckiger ein Mensch die Neigung dazu hat,
Fehler oder Böses oder Feinde nur in anderen zu sehen, desto
mehr strebt er bloß danach, sich selber zu erhöhen, indem er
andere erniedrigt. Er wird so immer liebloser und entfernt sich
Wir werden schub- oder schichtenweise mit unseren
unverwandelten Wesensanteilen immer wieder konfrontiert so
lange, bis wir sie ausreichend erkannt und erlöst haben. Hier
liegen immer wieder Chancen zur Entwicklung! Wer die
Konfrontation mit dieser Seite in sich selber flieht, indem alles
bloß unwahrhaftig äußerlich geschieht, kann sich im christlichen
Sinne auch nicht über einen gewissen Punkt hinaus
weiterentwickeln. Der kleine Hüter der Schwelle vor der Geistwelt ist unser
unerkanntes und unverwandeltes Karma. Frühere Leben
werden uns von den Göttern nur soweit offenbart werden
können, wie wir innerlich bereit und gereift dazu sind, um am
Hüter der Schwelle unbeschadet vorbeigehen zu können. –
180.
Der Egoismus sorgt bei vielen von uns schon dafür, dass die
anthroposophischen Samen und Keime gar nicht dorthin
gelangen, wo sie - bei günstigem Sonnenschein aus der
Götterwelt - dann irgendwann auch einmal entsprechend
aufgehen könnten. Viele Anthroposophen lernen die Inhalte und
können sie dann auch ganz toll aus dem Kopf heraus
391
wiedergeben; aber es geht eben nicht tiefer. Die Dinge gehen in
den Kopf hinein und verlassen den Kopf wieder, und das war's.
"Aber ohne Neugeburt durch die Verwandlung der Schlange, kann er
(der Mensch) das soziale Leben des lichten Zeitalters niemals
hervorbringen. Aus intellektuell wissenschaftlichen Kräften wird die
Dreigliederung niemals verwirklicht. Der Intellekt ist das Wesen der
Unbrüderlichkeit. Seine Geschwister hausen als die antisozialen
Instinkte in jeder unverwandelten Seele." (Herbert Wimbauer 1984. Nicht offiziell
veröffentlichter Vortrag).
Wie viele werden nicht beim Hören solcher Worte sogleich
sagen: 'Also auf das Fühlen kommt es an!' Sie meinen somit,
diese Worte seien gegen das Denken gerichtet. So führen sie
aber bloß mit ihrem Herzen Krieg gegen den Kopf; während
andere mit dem Kopf Krieg führen gegen das Herz. Herz und
Kopf sollen jetzt aber zusammengehen. Die Gefühle sollen
dabei nicht bloß die abstrakten Ideen im Kopf etwas erwärmen,
sondern das durch die Sonnenkräfte des Christus geläuterte
Herz soll in den Kopf hinaufsteigen und den immer nur
mondenhaft reflektierenden Intellekt heilen und erlösen. Der
Gedanke wird ja erst dann wahr, wenn er im Herzen aufersteht.
Gemeint ist ein ganz neues moralisch schöpferisches Denken
aus den durchchristeten Kräften des Herzens, welches sich bei
einer ehrlichen Gesinnung aus dem Studium der
Anthroposophie entwickeln kann. Wenn die wunderbare
christliche Seelen-Alchemie durch das Studium der
Anthroposophie im Menschen tatsächlich stattfindet, dann
bewirkt Sie, dass der seit Golgatha in unser Herz gelegte erste
Keim des neuen Adam ein kleines Stück weit herausentwickelt
werden kann. Ein neuer Mensch als Gewissensinstanz wacht
da dann auf, der sich dem Ego, der alten unverwandelten
Schlange im Astralleib real gegenüberstellen kann, und sie
verwandelt. Ansonsten ist die Identifikation mit dem Ego zu
stark. Erwacht dieser neue Mensch, dann sind da nicht mehr
bloß geisteswissenschaftliche Ideen klug reflektiert im Kopf,
dem dann wohlige luziferische Gefühle folgen, was man dann
392
Herzensdenken nennt, weil ja doch Gefühle dabei sind,
sondern es entsteht dann eine ganz neue Christus-Sophia im
Menschen. Ohne das reale und immer schmerzhafte
Verwandeln der Schlange der Selbstsucht im Seelenleben des
Menschen, kann der Kopf randvoll mit Geisteswissenschaft
sein, es bleibt alles dennoch beim Alten. –
181.
Es wird Zeit, dass wir lernen auf das wahrhaft Menschliche in
uns selber zu vertrauen. Auf die schönsten und größten
moralischen Werte, zu denen wir überhaupt nur fähig sind.
Viele sagen heute gerne: "Das ist menschlich", und damit
meinen sie dann die Schwäche, das Scheitern, das Irren, das
Unvollkommene. Dies zeigt aber nur, was für ein Bild vom
Menschen unsere Zeit hat. Es ist Resultat des Augenblicks, des
Materialismus, abgelesen von dem Schlechtesten, gesehen mit
dem Auge des Zweifels ohne Ideal und ohne den Geist der
Zukunft. Als Idee der guten Götter ist der Mensch aber die
Stärke, die Wahrheit, die Schönheit, der Überwinder, das
Vollkommene! Christus sagte: "Seid vollkommen, wie euer Vater
im Himmel vollkommen ist" (Matthäus 5,48). Darauf sollen wir
jetzt unser Herz richten, und nicht auf die Ideen derer, die den
Menschen verachten. Das unerschütterliche Vertrauen auf die
moralische Instanz in der eigenen Brust, welche nichts von
außen braucht, um sich zu stützen, das ist der Sohn und der
Weg zur Vollendung, das ist die Hoffnung des Christus. –
So soll euer Licht vor den Menschen leuchten,
sie sollen in euren Werken das Gute und Schöne sehen
und euren Vater preisen, der in den Himmeln ist.
(Matthäus 5,16)
182.
Aus Leid und Weisheit (Erkenntnis-Gold) erwächst die Liebe.
Das Ego schaut dabei nur auf das Leid und resigniert. Das
393
höhere Selbst schaut auf die Liebe, und entwickelt so die Kraft
zur Überwindung und Vollendung. –
Entscheidungen aus Furcht, Hass, Emotion sind keine freien.
Wirklich aus dem Ich, dem Herzen heraus geschieht eine freie
Entscheidung mit Besonnenheit und Liebe. Also müssen wir
uns immer erst befreien von den Einflüssen der Dämonen und
den alten Göttern der Unfreiheit. Christus ist Ich-Kraft, nicht IchEinschnürung oder Ich-Angst. Letzteres ist Widersacherwirken.
Für diese Unterschiede müssen wir einen Gefühlskompass
entwickeln, solange wir noch nicht klar schauen können. Wir
müssen aus Erfahrung lernen, was in uns wirkliche
Herzensimpulse sind, und was bloß solche aus Leidenschaft
der niederen Natur, die sich aber sehr gerne als
Herzensimpulse maskieren. Jahve-Typhon spielt nur zu gerne
Christus für uns. Nur die eigene Erfahrung wird uns hier immer
mehr lehren, die Impulse aus diesen so radikal
unterschiedlichen Welten unterscheiden zu lernen. Oft sind die
echten Herzensimpulse unseres Engels gerade eine Antwort
oder das Echo auf einen Sieg über vorhergehende falsche
luziferische Impulse im niederen Astralleib. –
183.
Wenn wir uns nicht entwickeln nach den Möglichkeiten, die wir
von Gott für unser Leben mitbekommen haben, dann erfüllen
wir unseren Lebenssinn nicht und bringen nach dem Tode nicht
die Erdenfrüchte in die Geistwelt mit, welche möglich gewesen
wären und für die wir geboren wurden. Wir entziehen damit
dem Weltengeist oder den Göttern die Früchte ihrer Opfer- und
Schöpfertaten (Matthäus 25,14-30). Es gibt Mächte in der Welt,
die das Göttliche im Menschen nicht bloß verleugnen, sondern
abgrundtief hassen und schon im Keim ersticken wollen. Das
sich durchchristende Ich ist dieses werdende Göttliche im
Menschen. Es braucht einerseits den Widerstand am Bösen,
um sich zu erkraften, aber andererseits auch Raum und Licht
zur Entwicklung. Diesen Raum schaffen Freiheit, Schönheit,
394
Erkenntnis und Liebe; und alles, was neues Leben spendet,
indem sich Männliches und Weibliches auch im Geistigen
vereinen. Dass nur Männliches und das Weibliches zusammen
fruchtbar ist und neues Leben hervorbringen kann, gilt nicht nur
auf der physischen Ebene bei der biologischen Fortpflanzung
des Menschen - weshalb die Ehe vor Gott heilig ist – sondern
es ist auf allen Ebenen im Kosmos gültig, ja bis hinauf zum
Vater selbst. Wenn die Zwei nicht Eins werden auf allen
Ebenen, regiert der Tod und die Unfruchtbarkeit. Gegen diese
segensreichen und für die Zukunft entscheidenden
Entwicklungs-Grundlagen des Göttlichen im Menschen - des
wahrhaft Menschlichen - wenden sich heute vor allem die alten,
im geistigen Ehebruch entarteten einseitig kainitischmännlichen oder einseitig abelitisch-weiblichen und deshalb im
Tode angelangten patriarchalischen Mächte in der Welt mit
äußerster Radikalität. Am extremsten zeigt sich dieser Geist
heute im Islam mit seinem tiefen Hass auf alles Weibliche - als
Rache Jahves an Eva, die sich befreite durch Luzifer. Die Frau
ist im Islam nur eine Sklavin des Mannes - und den Hass auf
die Freiheit und das freie Individuum an sich. Aber auch an der
römisch-katholischen Kirche in ihrem Kampf gegen die
Anthroposophie, die, wenn Sie im Menschen wirklich lebendig
wird, eine Vereinigung von Kain und Abel, von Wissenschaft,
Kunst und Religion ist. –
184.
... So tief begründet ist das in der Menschheitsevolution, was unsere
Anthroposophie uns sein soll, so innig hängt es zusammen mit jener
Mahnung, die vom heiligen Gral zu uns herübertönt. ... (Rudolf Steiner. GA
149, letzter Vortrag.)
Man darf Rudolf Steiner durchaus einen modernen Gralsritter
des Christus nennen. Das reine oder geläuterte Herz und
eigentliche Ich-Zentrum ist der Heilige Gral im Menschen. Und
vergleichsweise wie kleine Gralsgefäße können auch
anthroposophische Gedanken und Begriffe - sofern sie das
395
Herz wirklich erreichen und erwecken - für uns werden, die den
Geist empfangen, in die sich die höheren Welten tatsächlich
befruchtend hineinsenken können, wenn wir diesen Prozess
nicht selbst unmöglich machen. Es ist sehr wichtig, dass es
wenigsten ein paar Menschen heute gibt, die aufrichtig und mit
heiliger Dankbarkeit mit der Anthroposophie umgehen in Zeiten,
die keine Heiligkeit noch Dankbarkeit dem Geistigen gegenüber
mehr kennt. Noch antwortet die Geistwelt auf ehrliche
anthroposophische Arbeit. Noch ist diese Sophia nicht von uns
Menschen wieder genommen worden. Wir sollten aber nicht
davon ausgehen, dass das selbstverständlich immer so bleibt,
bei der Art, wie bisher auf Erden mit Ihr verfahren wurde.
Solange es Menschen gibt, die mit offenem Herzen aufrichtig
sich die Anthroposophie erarbeiten und den Geist der
untergehenden Welt in sich zu überwinden suchen, wird Sie
wohl bleiben können. Aber wenn zu viele zu lange immerzu
bloß selbstsüchtig und unwahrhaftig, jahvistisch-katholisch,
oder einseitig im Aufrechterhalten des kosmischen Ehebruchs
mit Ihr verfahren, wird Sie gar nicht bleiben können. Denn eine
lebendige Sophia des Christus sucht und braucht den
sehnsuchtsvollen gesunden Seelen- und Geistesgrund
moralisch aufrichtig strebender und liebevoll Wahrheit
suchender Menschen, um sich unter uns halten zu können. Intellektuelle Anthroposophie ist eine Maja. Tiefere moralische
Erkenntnis-Erfahrungen an der Anthroposophie sind nötig, um
Sie wirklich zu erkennen und zu beleben. Mangelndes Interesse
am Studium der Anthroposophie - trotz Berührung mit Ihr - ist
mangelnde Sehnsucht nach Christus, ist mangelnde
Erkenntnis-Erfahrung. Wir erlangen echte Selbsterkenntnis nur
durch echte Welt-Erkenntnis; nur durch das geistige Erfassen
der Welt können wir etwas reales von unserem höheren Selbst
erfahren. Die durch Rudolf Steiner gegebene Anthroposophie
ist ein weiteres, ganz wunderbar Seinem Geist angemessenes
Angebot des Sohnes selbst zur Vergeistigung. Würde Christus
sich einem Menschen geistig direkt offenbaren, der gutherzige
Mensch könnte Ihn nur lieben und anerkennen; anderes wäre
396
gar nicht möglich. Die Freiheit, die Christus ja doch will, wäre so
aber nicht mehr gegeben, da die Kraft Seiner Offenbarung
absolut übermächtig wäre. Also offenbarte Er sich im Zeitalter
neuer Ich-Impulse und Erkenntnisnotwendigkeiten in der Maja
der anthroposophischen Geisteswissenschaft Rudolf Steiners;
Seinem Wesen gemäß völlig freilassend abgetötet in
geisteswissenschaftliche Gedankenformen, die die Menschen
nun aufnehmen und zu innerem Logos-Wachstum bringen, oder
aber auch ablehnen und innerlich töten können. Und wenn ein
Mensch die Anthroposophie als Brot des Himmels ausreichend
verinnerlicht hat, wird Christus sich ihm auch im direkten
Schauen offenbaren können, denn dann hat der Mensch sich
längst entschieden und die Freiheit ist gesichert. Mit dem durch
die Sophia des Sohnes gereinigten Seelenleib eines Menschen
kann Christus sich verbinden, was sich nach außen gespiegelt
auch als das Schauen des Gottessohnes in ätherischer Gestalt
auf dem Astralplan darstellen kann. Nur die Gnaden-Gaben aus der Fülle des Christus, des Gottes
des 'Ich-Bin', können bewirken, was Rudolf Steiner im
Folgenden vorsichtig, aber doch unmissverständlich andeutete:
... Und das ist das Eigentümliche, daß diejenigen, die heute zur
Anthroposophie
herankommen, die wirklich Anthroposophie
aufnehmen, sich gegenüber den andern Menschen, die ihr ferne
bleiben, so ausnehmen, als würde sich durch die anthroposophischen
Gedanken ihr Ich kristallisieren als eine spirituelle Wesenheit, die
dann mitgetragen wird hinaus durch die Pforte des Todes. An der
Stelle, wo die Ich-Wesenheit ist, die da bleibt, die da jetzt ist im Leibe
und die da bleibt nach dem Tode, an Stelle jener Ich-Wesenheit ist bei
den andern Menschen ein Hohlraum, ein Nichts. Alles übrige, was
man an Begriffen heute aufnehmen kann, das wird immer mehr und
mehr gegenstandslos für den eigentlichen seelischen Wesenskern des
Menschen. Das Mittelpunktswesen des Menschen wird erfaßt durch
dasjenige, was wir an anthroposophischen Gedanken aufnehmen. Das
kristallisiert eine spirituelle Substanz im Menschen, das nimmt er mit
nach dem Tode und durch das nimmt er wahr in der geistigen Welt.
397
Damit sieht und hört er in der geistigen Welt, damit durchdringt er
jene Finsternis, die sonst für den Menschen in der geistigen Welt ist.
Und dadurch wird es bewirkt, daß, wenn der Mensch heute durch
diese anthroposophischen Begriffe und anthroposophische
Vorstellungsart dieses Ich in sich ausbildet, das nun im
Zusammenhang steht mit all den Weltweistümern, die wir erhalten
können - wenn er es ausbildet er es auch hinüberträgt in die nächste
Inkarnation. Dann wird er wiedergeboren mit diesem nun
ausgebildeten Ich, und er erinnert sich an dieses ausgebildete Ich. ...
(Rudolf Steiner. München 4.12. 1909. GA 117)
185.
Wer der Ansicht ist, die 'Philosophie der Freiheit Rudolf
Steiners' sei ein ''voranthroposophisches Buch'', und dass es
hier später sogar einen Bruch in seiner Weltanschauung geben
würde, der hat weder die Philosophie der Freiheit, noch die
Anthroposophie begriffen. Im ersten Teil der Philosophie der
Freiheit beschreibt Rudolf Steiner erkenntnistheoretisch mal
eben den genauen Vorgang, wie Adam den Dingen ihre Namen
gibt. Die Ich-bewusste Erkenntnis der Welt ist Bestimmung des
Menschen im Kosmos. Die Philosophie der Freiheit Rudolf
Steiners zu verstehen und so zu verinnerlichen, dass man sie
mit eigenen Worten wiedergeben könnte, bewirkt eine
Läuterung des Denkens, die die Basis zum neuen
Gedankenhellsehen werden kann. –
186.
(...) Den Glauben kann man haben — und ich habe das öfter
ausgesprochen - : die heutige Naturwissenschaft arbeitet von der
einen Seite her, und die Geisteswissenschaft arbeitet von der
anderen Seite, und sie müssen sich in der Mitte treffen zur
Gesamtwahrheit. Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft
widersprechen sich nicht. Wie diejenigen, die einen Tunnel bauen,
gewissermaßen von der einen und von der anderen Seite arbeiten
können und sich in der Mitte richtig treffen, wenn alles in der
398
richtigen Weise geometrisch angeordnet ist, wenn das Nivellement
und alles stimmt, so müssen sich die heutige Naturwissenschaft,
wenn sie ehrlich und rechtschaffen zu Werke geht, und die
Geisteswissenschaft, wenn sie ehrlich und rechtschaffen zu
Werke geht, treffen. Und sie können sich treffen, sie werden sich
wirklich treffen. (...) (Rudolf Steiner, Berlin 13. April 1916, GA 167)
Dass in unserer Zeit sogenannte ''Verfechter des Glaubens'',
ebenso wie sogenannte ''Verfechter der Wissenschaften'' so oft
wirklich alles andere als "ehrlich und rechtschaffen" zu Werke
gehen, ist auffallend. Selbstverständlich gibt es auch heute
ehrliche Wahrheitssucher auf allen Gebieten des Lebens. Aber
sehr viele Menschen sind mittlerweile nur noch aus ihrem
Egoismus heraus motiviert, wenn sie ihre Überzeugungen
verkünden. Es ist deshalb gar nicht mal mehr so interessant,
was wir allgemein vertreten, sondern wie wir es vertreten,
offenbart wesentlich mehr. Dafür sollte man sich ein Auge
bilden, um hinter die vielen Fassaden und Maskeraden
schauen zu lernen. Denn viele machen sich mit ihren
Programmen, Ideen, Aktionen, Religionen und Ideologien ganz
oft bloß selber etwas vor, um sich für anderes zu betäuben. Neulich in der Hamburger Innenstadt ging ich mit einer
Freundin an einer Gruppe von Menschen vorbei mit großen
Schildern in den Händen und der Parole drauf: "Gestern Bibel –
Heute Wissenschaft". Die alte agnostische Leier vom Gegensatz
zwischen Wissenschaft und Geist oder Spiritualität oder
Religiosität wurde als Politisches-Parteiprogramm wieder
einmal plakativ hochgehalten. Ich dachte im ersten Moment, es
handle sich um Zeugen-Jehovas, weil es ja doch ganz dieselbe
innere Haltung ist, die diese Menschen antreibt. Sie wollen auf
ihre Art auch bloß ihre persönliche materialistische Weltsicht
anderen mit Nachdruck beibringen, und sind dabei ebenso
felsenfest überzeugt davon, die endgültige und einzig mögliche
Wahrheit gefunden zu haben und die Welt damit nun befreien
zu müssen; ganz genau wie Zeugen Jehovas, missionierende
Katholiken oder Islamisten. Der Geist ist genau derselbe, bloß
399
die Religion ist eine andere. Auch wenn solche Menschen dies
natürlich leugnen werden - weil für sie unsere derzeitige
geistverleugnende Wissenschaft ja doch die endgültige und
''objektive Wahrheit'' darstellt im Gegensatz zum bloßen
Glauben oder Aberglauben usw. - ist der gängige Atheismus
und Materialismus bei den allermeisten Menschen heute auch
bloß eine bornierte fanatische Religion, die bei den wenigsten
auf
selbstständiger
Erkenntnisarbeit
fußt.
Echte
Wahrheitssuche sieht nämlich ganz anders aus! Sie lässt den
Menschen stille, vielleicht sogar demutsvoll, zumindest aber
offen und lernwillig werden, geistreiche Bücher und ehrliche
Gespräche mit ideenreichen Menschen suchen, aber sie treibt
uns nicht mit Parolen und Geschrei auf die Straßen. So etwas
tun wir vor allem bei Weltanschauungsfragen immer nur dann,
wenn Egoismus und Hochmut ganz kräftig mitmischen. In
dieser offensiven Aktivisten-Haltung lebt ganz sicher kein echter
Wissenschaftsgeist, den solche Menschen auch immer bloß
aus Arroganz derart ausschließlich für sich selber in Anspruch
nehmen, damit sie andere als Idioten ansehen, und sich selber
damit erhöhen können. Man unterschätze nur ja nie die Eitelkeit
und Verblendung des modernen Menschen! Hinter diesem
Verhalten steckt das Bemühen, vor sich selber und anderen als
Autorität oder zumindest als gescheiter zu erscheinen, als man
in Wahrheit ist und sich unterbewusst fühlt. Sonst macht man
nicht so ein Affentheater, sondern strebt für sich selber ganz
ruhig und besonnen. Solche Menschen stellen keine ehrlichen
Fragen mit offenem Herzen und echter Sehnsucht nach
Wahrheit, sondern sie pfahlen bloß ihre oberflächlich
angenommenen Meinungen und Vorurteile als sogenannte
''Wissenschaft'' hin. Eine Wissenschaft, die die äußere
Sinneswelt ideenlos immerzu im Bewusstsein bloß tot
nachbildet, Zahlen sammelt und abstrakte Begriffe unproduktiv
aneinanderreiht. Sie dringt zum Wesenhaft-Geistigen, also zur
Wirklichkeit, gar nicht erst vor und will es auch gar nicht. Ja sie
verbietet es uns allen sogar ganz dogmatisch; erlaubt sich
selber aber in ihrer Einseitigkeit wiederum eine umfassende
400
und endgültige Weltanschauung aus rein sinnlicher
Wahrnehmung. Die Grundvoraussetzung für diese Haltung im
Namen angeblicher Wissenschaft ist wie immer, dass man die
eigene Geistesart verabsolutiert als die einzig mögliche, dass
man die Grenzen der eigenen derzeitigen Intelligenz, des
persönlichen momentanen Bewusstseins und Verstehens
dogmatisch zum Maß der Dinge und moralischen Gesetz für die
ganze Welt machen will. Es ist der alte faschistoide Wahn!
Fruchtbare Gespräche sind mit solchen Gemütern meistens
ganz unmöglich, weil sie sich für endgültig klug-geworden
halten und sich deshalb für alles andere sofort verschließen.
Ihre Urteile sind im Voraus festgelegt; an solchen darf niemand
rütteln, der ''aufgeklärt'' oder ein ''wissenschaftlich gebildeter
Geist'' sein will usw. Sie können deshalb gar nicht anders, als
spirituelle Menschen heimlich oder auch ganz offen
herablassend zu belächeln und als rückständige Narren
anzusehen. Ganz ähnlich wie Islamisten nach ihrem Programm
alle sogenannten ''Ungläubigen'' als Sünder oder noch
schlimmeres ansehen. Religiöse oder spirituelle Menschen
werden heute quasi von unseren modernen Atheismus- oder
Wissenschafts-Missionaren angesehen als ''Ungläubige am
Dogma der unfehlbaren Wissenschaft'' usw. Es ist jedenfalls
ganz genau derselbe Geist, derselbe Eifer, dieselbe
verblendete Grundhaltung; und um diese geht es mir hier
gerade. Ich kenne das selber auch in gewisser Weise. Man ist
überzeugt davon, etwas Wichtiges erkannt zu haben und will
die Welt damit beglücken. Vielleicht hat man ja sogar etwas
Richtiges und Schönes erkannt; aber die unreife Haltung, die
diese vermeintliche Erkenntnis selbstherrlich zur Waffe machen
will im Krieg gegen andere Menschen, verdirbt alles. Ich habe
zwar nie alberne Schilder mit Parolen in der Innenstadt
hochgehalten und war in meinem Leben auch immer recht
offen, aber als ich noch jünger war, war ich von der Hitzigkeit
her manchmal ganz ähnlich unterwegs mit meiner Weltsicht.
Dies ist aber der falsche Weg! Heute schreibe ich auch meine
Gedanken auf und rede gerne mit jedem, den Spirituelles
401
interessiert, über die Dinge, die ich meine gefunden oder
verstanden zu haben, aber es fällt mir nicht im Traum mehr ein,
andere ungefragt zu belabern oder zu versuchen, sie von
meinen Überzeugungen zu überzeugen. Das muss und soll
jeder für sich selber entscheiden und besorgen. Jeder soll
machen, wie er meint, solange er seine Mitmenschen in Frieden
lässt, falls sie anders denken sollten als er. Wir müssen endlich
damit aufhören, immerzu bloß selbstgerecht für unsere liebgewonnenen
Meinungen
und
engherzigen
Vorurteile
gegeneinander zu kämpfen, und anfangen damit, wenigstens
zu versuchen, uns miteinander "ehrlich und rechtschaffen" um
Wahrheit und Erkenntnis zu bemühen. Das gelingt aber nur mit
Offenherzigkeit und Respekt. Wer sich allerdings immer noch
auf diese oben erwähnte Art mit solchen Parolen auf die
Straßen stellt - wie es Islamisten, Salafisten, Nationalisten,
Kommunisten und all die anderen ''Isten'' auf ihre Weise ja auch
tun - der belegt damit nur wieder denselben alten
selbstgerechten Partei-Geist, der die Würde des Menschen
nicht kennt und Wahrheit nie ernsthaft gesucht hat. Wem es
unmöglich ist, sich vorzustellen, dass sogar er noch etwas
lernen könnte von anderen, wer sich also tatsächlich einbildet,
das Ende aller Weisheit zu sein, der hat einen 'Gotteskomplex'
und ist viel zu borniert geworden zum Lernen. Aufrichtiger, und
nicht bloß geheuchelter Respekt vor unserem Nächsten – in
dem dasselbe wohnt, wie in uns auch, und der dasselbe Recht
auf seine individuelle Erkenntnissuche und Weltanschauung
hat, wie wir - ist die notwendige Grundlage für alles
menschliche Miteinander. Nur noch so kann unter vernünftigen
Menschen in Zukunft für Wahrheit gekämpft werden. Nur noch
durch die freie und moralisch-durchgeistigte Persönlichkeit wird
eine wirklich menschliche Gesellschaft möglich sein. Der
geistlose Egoismus wird immerzu wieder Zustände
heraufbringen müssen, die alle Menschlichkeit ersticken. Wer
andere Menschen und ihre Überzeugungen nicht respektieren
kann, der verdient solange auch unseren Respekt nicht, denn
er ist gefangen in sich selbst und kann den anderen gar nicht
402
wahrnehmen. Was wir niemals mehr respektieren und tolerieren
dürfen, sind faschistoide Gesinnungen jeglicher Art, denn sie
sind die Basis aller Menschenverachtung, die Saat aller Kriege
und allen sozialen Unglücks. Anderen Menschen unseren
Willen oder unsere Überzeugungen aufzwingen zu wollen, ohne
die Freiheit heiligzuhalten, ist die Wurzel des Faschismus. Egal
wie überzeugt wir von der Richtigkeit unserer Ansichten auch
sein mögen, dieses Recht hat niemand. Und es spielt hierbei
überhaupt gar keine Rolle, ob wir Faschisten einer Kirche, einer
Sekte, einer Religion, einer Partei, einer Nation, einer Rasse,
einer Fußballmannschaft, oder sogenannter Wissenschaften
sind: Sowie wir die persönliche Grenze des anderen
überschreiten, den heiligen Boden und unantastbaren
Schutzraum des freien Individuums missachten und unser Ich in
Hochmut verabsolutierend über das Ich des anderen stellen,
sind wir Faschisten. –
Solange man nur Diskussionen führt, oder eben auch nicht
führt, solange man sich also bloß gegenseitig die
Meinungsverschiedenheiten und Weltanschauungen an die
Köpfe wirft, geht es ja vielleicht noch eine Weile; aber
irgendwann fängt jeder Faschismus - wenn er nur lange genug
gären kann und seine faulen Früchte treibt - damit an,
Andersdenkende zu ächten, zu verfolgen und irgendwann
wieder zu morden, denn sein Geist ist Hass. Faschismus wird
immer wieder alle erdenklichen neuen Formen annehmen und
täuschenden Masken tragen; auf seine Wurzel zurückgebracht,
ist er antisoziale Gesinnung, die schlimmste Arroganz und
Selbstherrlichkeit, die die Freiheit des Menschen nicht achtet. –
*
... Man braucht nicht tief zu schauen, so findet man für die
Gegenwart ein gewisses Drängen und Streben nach einer Art
Sozialisierung, ich sage nicht nach Sozialismus, sondern nach
Sozialisierung des Erdenorganismus. Aber Sozialisierung — weil
sie aus Bewußtsein hervorgehen muß, nicht aus Unbewußtheit,
403
wie sie zwei Jahrtausende lang hervor gegangen ist —,
Sozialisierung, Neuorientierung, Neuordnung ist nur möglich,
wenn man weiß, wie der Mensch ist, wenn man den Menschen
wieder kennenlernt — denn den Menschen kennenzulernen war ja
auch das Bestreben der alten Mysterien für die alten Zeiten —,
wenn man den Menschen wieder kennenlernt. Sozialisierung ist
für den physischen Plan; aber es ist unmöglich, eine soziale
Ordnung zu begründen, wenn man nichts weiß davon, daß hier
auf dem physischen Plan nicht nur physische Menschen
herumwandeln, sondern Menschen mit Seele und Geist. Es ist
nichts zu verwirklichen, nichts zu realisieren, wenn man nur vom
äußeren Menschen redet. Sozialisieren Sie ruhig nach den Ideen,
die man heute hat, machen Sie Ordnung, es wird in zwanzig
Jahren schon wiederum Unordnung sein, wenn Sie absehen
davon, daß im Menschen nicht nur dasjenige herumläuft, was die
heutige Naturwissenschaft kennt, sondern daß im Menschen Seele
und Geist herumläuft. Denn wirksam sind sie schon, Seele und
Geist; vergessen kann man sie nur in seinen Ideen und
Vorstellungen, aber man kann sie nicht abschaffen. Die Seele
braucht aber, wenn sie in einem Körper wohnen soll, der in einer
für unsere heutige Zeit entsprechenden äußeren Ordnung ist, vor
allen Dingen dasjenige, was man Freiheit der Anschauung,
Freiheit des Denkens nennt. Und es läßt sich nicht eine
Sozialisierung durchführen ohne eine Gedankenfreiheit. Und es
läßt sich nicht Sozialisierung und Gedankenfreiheit durchführen,
ohne daß der Geist wurzelt in der geistigen Welt selber.
Gedankenfreiheit
als
Gesinnung,
und
Pneumatologie,
Geistesweisheit, Geisteswissenschaft als wissenschaftliche
Grundlage, als Grundlage aller Anordnungen, das ist dasjenige,
was untrennbar ist voneinander. … (Rudolf Steiner, Berlin 1. Mai 1917. GA 175)
187.
Der spirituell strebende Christ muss seinen Frieden mit dem
Krieg mache; aber mit dem Krieg in der eigenen Seele. Rudolf
404
Steiner machte zur Zeit des 1. Weltkrieges darauf aufmerksam,
dass die Flucht vor dem moralischen Kampf in der eigenen
Brust gegen die alte absterbende Welt des widerrechtlichen
Fürsten dieser Welt und für die Geburt der neuen
Menschenwelt-Welt des Christus in uns heute der wahre Grund
für die äußeren Kriege ist. Sie werden quasi nach außen
verlegt, weil man sie im Inneren flieht. Sich für die moralischen
Fragen des Lebens taub zu machen und kein Interesse an den
tieferen Mysterien dieser Schöpfung zu haben, wird sich immer
irgendwann rächen. Wer ausschließlich bürgerliche Ruhe und
bequemen egoistischen Frieden für seine Seele als Lebenssinn
sucht, der wird sich das unsterbliche Ich nicht erringen können,
welches nur im läuternden Feuer des Geistes und im Kampf um
die Wiederaufnahme in die Geistwelten heranwächst. (Matthäus
3.11). Wie Herbert Wimbauer einmal in einem Vortrag sagte:
Dem bequemen bürgerlich-seligen Schlaf, den so viele
ausschließlich suchen,
folgt irgendwann ein unseliges
Erwachen, wenn es zu spät ist. –
188. und 189.
Weil der Mensch frei und mündig werden soll, kann das
mittelalterliche ''Buß und Reu'', die katholische Zerknirschung
und Selbsterniedrigung, die nicht selten geradezu wollüstige
Dimensionen annahm, heute nicht mehr der Weg des
Menschen zum Vater sein. Demut und die Läuterung des
niederen Hüllenwesens sind immer noch Basis christlicher
Einweihung, aber nicht ungesunder Selbsthass und
entwürdigende Unterwerfung unter die Allmacht eines
abstrakten Gottes. Aus Liebe zum Vater, zum Menschensohn
und zur Wahrheit aus Erkenntnis in Freiheit soll der Mensch das
Wahre und Gute suchen; woraus dann erst wieder echte Demut
erwächst. Deshalb ist kein menschenwürdiger Weg zu Gott
möglich ohne spirituelle Erkenntnis. Und wer immer uns erzählt,
dass solche Gedanken Hochmut seien, der hasst den freien
Menschen und das Wesen und Wirken des Auferstandenen. –
405
''Wie im Himmel, so auch auf Erden'', heißt es im Vaterunser.
Und wie auch unter uns Menschen der Sohn oft dem Vater
folgt, und wenn der Vater stirbt, der Sohn häufig die
''Geschäfte'' des Vaters übernimmt und weiterführt, so ist dies
auch im Kosmos der Fall. Nur das im Himmlischen der Vater als
Wesenheit natürlich nicht wirklich stirbt, sondern Er nur in
UNSEREM KOSMOS – uns zuliebe, da wir dies als
Entwicklungsgrundlage zur Freiheit brauchen - nur noch mit
seinem Tode teilnimmt an dieser Schöpfung. Gott ist für unser
Universum tatsächlich tot, das All stirbt physisch und
energetisch langsam ab, die Materie ist das Ende der Wege
Gottes, Sein letzter Schatten als Reich des allumfassenden
Todes, welches Er als Entwicklungsgrundlage und Substanz
uns allen hingeopfert hat, auf dass wir so in Freiheit
auferstehen mögen zu neuem Leben. Dieses nun beginnende
neue Leben hat und ist der Sohn. Nur im Sohn - der den Vater
am Ende der Zeit durch die Vollendung Seiner Schöpfung
bereichern wird - finden wir innerhalb der Erdenwelt jetzt den
lebendigen Vater. Seit Golgatha außerhalb des Sohnes den
Vater zu suchen, führt nur noch zum toten Vater. –
In unserem Denken ist dieser Tod des Vaters - des 1. Logos –
der tote Intellektualismus mit seinen scharfen starren Begriffen,
die nichts Lebendiges mehr fassen können und deshalb
Materialismus
und
Atheismus
erzeugen.
Dieser
Intellektualismus ist positiv betrachtet zwar notwendiger
Durchgang zur Freiheit, aber auch das Grab des Geistes, aus
dem wir uns selbstständig wieder herausbewegen müssen.
Wer sich an dieser Wahrheit des nur noch mit dem Tode an
unserer Welt teilhabenden Vaters stört, der führe sich einfach
das Gegenteil dieser Tatsache vor Augen: Würde nämlich der
Vater mit Seinem Leben, Seiner Allmacht und Allweisheit
tatsächlich noch immer gegenwärtig sein in dieser Welt, dann
wären wir alle im Zustand höchster göttlicher Ekstase und
absoluter Seligkeit, es könnten überhaupt kein Beweggrund zur
Entwicklung existieren, da wir im ewigen und vollkommenen
406
Vater restlos glückselig aufgingen. Es braucht gerade den Tod
und Mangel dieser Welt, damit es Entwicklung gibt. –
Der Vater erhebt dem Menschen gegenüber deshalb in dieser
Welt in Wahrheit keinerlei Anspruch mehr auf Allmacht; er
wartet vielmehr auf unsere erwachende Liebe. Allmacht schließt
unsere Freiheit und Würde vollkommen aus. Anspruch auf
Allmacht und Macht im Allgemeinen erheben heute deshalb nur
noch Ahriman und seine Handlanger; Unterwerfung fordern
heute ausschließlich die satanischen und reaktionären Mächte
in der Welt. Der von Anthroposophen so viel verlästerte
Valentin
Tomberg
schrieb
in
seinen
wunderbaren
'anthroposophischen Betrachtungen' sinngemäß: "Wer die
Allmacht Gottes lehrt, sät den Atheismus." Und das ist deshalb
so wahr, weil der gesunde Freiheitssinn der gereiften Kinder
Gottes diese Allmacht über den Menschen irgendwann
ablehnen muss. –
An ihrem Gottes- und Menschenbild können wir erkennen, für
welche Wesen sich die Menschen innerlich entscheiden
(Matthäus 7,16); und mit diesen werden sie nun auch gehen. Wir
leben heute in einer Zeit großer individueller Entscheidungen
(Johannes 12.31). Jeder Einzelne von uns wird von der Geistwelt
aus genauestens angeschaut und in seiner Freiheit und
Gesinnung geprüft; und unsere Entscheidungen werden nun
viel ernster genommen. Die Götter, zu denen wir innerlich
Anschluss suchen während unseres Erdenlebens, sind auch
die Götter, unter deren Gerichtsbarkeit wir nach dem Tode
stehen (Matthäus 10,33). Und es besteht hier ein gewaltiger
Unterschied, ob diese mit dem Leben des Sohnes verbundene,
also wahrhaft menschenfreundliche Wesen sind, oder eben
nicht. Durchchristete Wesenheiten der höheren Hierarchien
behandeln den Menschen im Jenseits mit Liebe, Gnade und
Nachsicht, ja sogar mit Humor. Der Mensch wird in alles
bewusst einbezogen und versteht den höheren Sinn dahinter.
Die Läuterungszeit und die zukünftige Schicksalgestaltung
laufen vollkommen anders ab, und das hat enormen Einfluss
407
auf die weitere Entwicklung der Individualität. Ein Mensch, der
unter die neue Schicksalsführung des Christus kommt und
diese herrlichen und der Menschenzukunft so wohlgesonnenen
Wesen der höheren Hierarchien nach dem Tode erfährt, wird
wiedergeboren mit Neigung zur Menschlichkeit, Gnade, Milde,
Liebe und zum lebendigen Geist. Währenddessen Menschen,
die sich an die reaktionären, oder sogar schon ahrimanisch
oder asurisch gewordenen Mächte auf Erden binden, nur das
gnadenlose Gesetz erfahren werden, welches im besten Falle
Gleiches mit Gleichem vergilt; im schlimmsten Falle aber
erfahren solche völlig Antimenschliches nach ihrem Tode, ganz
nach ihrer Gesinnung im Leben. Solche werden dann mit
entsprechend kalten Herzen wiedergeboren, die keine Gnade,
Liebe, Vergebung oder höheren menschlichen Ideale mehr
kennen. Denn dort wo wir unseren Schatz gesammelt haben,
dahin tragen uns die Kräfte unseres Herzens. (Matthäus 6,21)
*
Wahrheit steht höher als alle Religionen. Wer seine
persönliche Religion dogmatisch über das unabhängige und
überpersönliche Streben nach Wahrheit stellt, ist der Wahrheit
nicht würdig. Echte Religiosität des Herzens ist das Lebensblut
unserer Seelen, aber traditionelle Religionen sind von
Menschen gemacht. Sie entstehen im Grunde als dogmatische
Systeme immer erst dann, wenn lebendige Spiritualität abstirbt.
Was einst vielleicht ein wahrer geistiger Impuls war, wird von
den Menschen später zu Kirchen, Gesetzen, Dogmen und am
Ende zu lebensfeindlichen Lügen gemacht. Was einst vielleicht
liebevolle Gnadenoffenbarungen der Götter waren, wird immer
mehr zum Instrument tyrannischer Macht und der Selbstsucht
Einzelner entfremdet. Dogmatische Religionen sind heute
geistig und moralisch unfruchtbar; ihre Zeit ist längst vorbei und
es halten viele bloß aus Gewohnheit, Bequemlichkeit oder eben
aus Machtgier an ihnen fest. Sie waren in den Jahrtausenden,
die man spirituell auch das finstere Zeitalter (kleines Kali-Yuga)
nennt - in denen die Geistwelten viel stärker verschlossen
408
waren, als heute - neben der Philosophie ein Mittel zur
moralischen Erziehung vieler Menschen. Heute halten sie uns
eher auf, behindern unsere Entwicklung, töten den Geist,
spalten die Menschheit und führen zum Unfrieden. Auf den
freien
Menschen
ausgerichtete
unabhängige
geisteswissenschaftliche Wege zur übersinnlichen Welt müssen
heute gesucht werden. Anstatt verblendet für seine persönliche
Religion oder Kirche zu missionieren, ist heute vorurteilsfreier
und völlig freilassender spiritueller Erfahrungsaustausch
zwischen allen Menschen der Erde der richtige und gesunde
Weg. Die Menschen müssen sich jetzt erst wieder befreien von
den alten dogmatischen Religionssystemen, um Gott und
Wahrheit überhaupt erkennen zu können; und wer sich nicht
freimachen kann von den Einseitigkeiten und Vorurteilen seiner
Religion, der wird den lebendigen Geist nicht mehr finden. –
Die meisten Menschen meinen heute, wenn sie von Gott
reden, noch immer nicht den wahren Vater, den uns Christus
offenbart hat, sondern immer noch den alttestamentarischen
und längst ins Böse gefallenen einstigen Repräsentanten des
Vaters vor der Zeitenwende, den Eloah Jahve, der zum neuen
ahrimanischen Gegner des Christus wurde, und der sich in
seinem Wahn auch längst selber für den höchsten und einzigen
Gott hält. Wer den Vater heute nicht im Wesen des Sohnes
erkennen kann - durch das freie moralische Ich - der betet tote
Mächte an; was sich in Zukunft immer deutlicher am Wesen
solcher Menschen zeigen wird. Ebenso wie ganz wunderbare
neue Entwicklungen in menschlich-moralischer Art jetzt möglich
werden und sich auch zeigen, werden auf der anderen Seite in
zunehmendem Maße Menschen radikal vom Bösen ergriffen
und eine Unmenschlichkeit offenbaren, die entsetzt. Solche, die immer noch der Ansicht sind, dass Gott den
Menschen sklavisch im Staub kriechen sehen, und ihn sich
nicht entwickeln lassen will; solche, die uns die Freiheit rauben
wollen und immerzu die Persönlichkeits- oder Ichlosigkeit als
Demut und Gottesdienst verkaufen, kennen den Vater nicht. Ihr
409
Gottesbild ist eine jämmerliche Gotteslästerung! Diejenigen
Mächte, die den freien Menschen hassen, ihn zum ichlosen Tier
erklären und nicht wollen, dass er sich vergöttlicht, sind gerade
die satanischen Mächte in unserer Welt. Man denke nur daran,
wie liebende Eltern immer wollen, dass ihr Kind wächst, stark
und selbstständig wird; solche Eltern sind somit schon viel edler
und stehen moralisch bereits viel höher, als dieser gnadenlose
Gott, den uns besonders Kirchen-Dogmatiker immer noch als
ihren Vater im Himmel anpreisen wollen. Sie meinen mit ihrem
Gott lange schon entweder direkt Ahriman-Mammon oder
Jahve-Typhon, oder aber auch bloß sich selber und ihr
krankhaftes Ego, das sich als Gott aufspielt. Sie alle kennen
den wahren Vater deshalb nicht, weil sie Ihn im Wesen des
Sohnes nicht wirklich sehen können; was man immer mehr an
der Herzlosigkeit und am Hass auf das freie Individuum
erkennen wird. Dies alles gilt für den römischen Katholizismus,
aber ganz besonders auch für den fürchterlichen Allah des
Islam, hinter dem eine alte reaktionäre und äußerst mächtige
ahrimanische Gottheit steckt, die alle Entwicklung der
Menschheit völlig zunichtemachen, und ihre Macht nicht an die
guten fortschrittlichen Götter abgeben will. Der Islam kennt nur
das gnadenlose Gesetz, in dem keine Freiheit oder
selbstständige Gedankenentwicklung möglich ist. Deshalb
kennt er in Wahrheit auch keine Menschlichkeit und Liebe,
sondern nur das Hinpfahlen von Dogmen, die nicht Gottes Wort
sind, sondern nur die Rachsucht und ahrimanischen
Gottesvorstellungen des Mohammed widerspiegeln. Islam
bedeutet: 'Unterwerfung'; und Muslime bedeutet: 'die sich
unterworfen haben'. Was Programm ist, denn die religiöse
Motivation des Mohammed war es, alles ihm und seinem Islam
brutalst zu unterwerfen. Mohammed war nicht einmal eine gute
Seele, sondern ein grausamer Gewaltmensch und HassPrediger. Man kann es als Christ kaum fassen, was Moslems
tatsächlich für heilig und anbetungswürdig oder gar für göttlich
halten, wenn man das Leben des Mohammed einmal
betrachtet.
Daran
kann
man
lernen,
was
durch
410
jahrhundertelange Gewalt und Hirnwäschen erreichen werden
kann bei Menschen. Jeder Christ weiß, dass Propheten des
Hasses, der Unmenschlichkeit, des Frauen-Diskriminierens,
des Mordens und der Spaltung der Menschheit keine
Propheten Gottes sind. Was betet der Islam mit seinem
Mohammed christlich gesprochen in Wahrheit an? Einen
reißenden Wolf. (Matthäus 7,15). Weil zu viele Menschen nur zu
bereitwillig an bloße Namen und Autoritäten glauben und kaum
noch eine Wahrnehmung für Geistig-Wesenhaftes entwickeln,
lassen sie sich so leicht täuschen. Ein Mensch betitelt das, was
ihn inspiriert, mit Gott, und Millionen glauben es. Selbst wenn
das Wesen dieses Menschen pure moralische Finsternis
offenbart, sie erkennen es nicht, denn man hat ihnen
eingebläut, ihn als ''heilig'' zu verehren. So wird sich innere
Armut der Seele am Ende immer mit Blindheit und Irrwahn
rächen. Im Koran findet man keinerlei höhere Menschen- oder
Gottes-Erkenntnis und keinerlei Spiritualität, sondern nur eine
Anhäufung von Vorschriften, Flüchen, Verdammungen und
verlogen entstellte Anleihen aus dem Alten- und Neuen
Testament. Ein Buch, das uns hilft ein wahrhaftes Geistesleben
und echte Menschlichkeit zu entwickeln, dient der Menschheit
und damit Gott. Mohammed hingegen forderte die
bedingungslose Unterwerfung unter seine unheilvollen
Vorstellungen mit schlimmsten Drohungen und Flüchen. Der
Islam zementiert das, was einst ein Mensch in Anmaßung von
göttlicher Absolutheit in völlig menschenverachtender
Gesinnung von sich gab, in ein totes Dogmen-Buch und will es
der ganzen Welt seither mit Gewalt aufzwingen als angeblich
''einzig wahre Religion''. Der Islam verletzt die Würde des freien
und vernunftbegabten Menschen. –
Seit Menschengedenken führen diejenigen, die Gott am
allerwenigsten im Herzen haben, Ihn am brutalsten und
hochmütigsten auf den Lippen. Es sind selbstverständlich
immer die Gottlosesten, welche im Namen Gottes hassen und
morden (Dschihadisten). Wessen Gottesdienst Hass und Mord
ist, dessen Gott ist Satan. So weit ist es mit solchen Seelen
411
bereits gekommen. Weil im Inneren kein Licht ist, versuchen sie
mit aller Gewalt der ganzen Welt ihre eigene Leere und
Finsternis aufzuzwingen. –
Der Koran kennt den Menschen nur als Knecht und
unterworfenes Tier seines Allah; Christus nennt uns nicht
Knechte, sondern Freunde, Brüder und Schwestern, (Johannes
15,15). Mohammed mordete, vergewaltigte und zertrat grausam
alles, was sich ihm entgegenstellte. Christus heilte, segnete,
erhellte und hat Menschen in Liebe aufgerichtet. Wer die
fleischgewordene menschlich-göttliche Wahrheit und den
pfingstlich-erlösenden Freiheitsgeist des Jesus Christus nicht
erkennen kann, der glaubt an Mohammed, einen von vielen
falschen Propheten des Antichristen, der Gott und den
Menschensohn verraten hat. (1. Johannes 4,3) … Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu
euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren
Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von
den Dornen oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter
Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt arge Früchte.
Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum
kann nicht gute Früchte bringen. Ein jeglicher Baum, der nicht gute
Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum an
ihren Früchten sollt ihr sie erkenne. … (Matthäus 7,15)
An dieser Stelle sollte man sich vielleicht noch einmal etwas
genauer den Wesensunterschied zwischen einem wirklich
heiligen oder Heil bringenden Geist, und einem unheiligen und
Unheil bringenden Geist bewusst machen. Unheiliger Geist
versucht uns immer zu zwingen mit Gewalt; er missachtet
unsere Freiheit und unser Leben und macht von sich besessen;
er schafft Täuschung, Raserei, Angst und Tod; er ist
menschenverachtend, hochmütig und spaltet die Menschheit;
er behauptet despotisch und bedroht diejenigen, die sich diesen
Behauptungen nicht unterwerfen; er entfremdet von Gott. Der
wahre Heilige Geist Gottes ist menschenfreundlich, voller
Demut und Liebe; Er schafft Licht und Leben; Er erklärt uns die
412
Dinge liebevoll, fördert unsere Erkenntnis und unser Wachsen,
damit wir aus Freiheit das Gute wollen können und uns als
Menschheit vereinen; Er lässt uns den wahren Vater erkennen.
Als Haupteigenschaft des arabischen Allah wird immerzu die
'Allmacht' postuliert, der man sich zu 'unterwerfen' habe. Allein
daran kann man schon erkennen, in welche Richtung es geistig
geht. Es geht die 'Kraft' problemlos einher mit dem Moralischen
und Guten. 'Allmacht' hingegen geht notwendig einher mit
Gewalt, Unterdrückung, Unfreiheit und Unterwürfigkeit des
Menschen. Einen guten ästhetisch-moralischen Eindruck für
diese unterwürfige Seelenhaltung bekommt man auch an der
jammernden Gebetshaltung von Muslimen in Moscheen. Ganz
zu schweigen von der jämmerlichen Rolle, die der Islam der
Frau als unterdrücktes und vom Mann beherrschtes Wesen
zweiter Klasse einräumt. Der Islam verwechselte von je her
Gewalt und Brutalität mit Kraft oder Stärke; und würdelose
Unterwerfung und Entmündigung mit Demut. Ahrimanische
Macht kann nur durch moralisches Licht und echte Liebe in
göttliche Kraft erlöst werden. Wie oben erwähnt hat der wahre
Vater - der sich uns im Sohn in Seiner Liebe offenbart hat in der
für uns angemessenen Form als Ich-Mensch - sich in Seiner
Allmacht um unserer aller Freiheit willen aus diesem Kosmos
längst zurückgezogen und ist heute im Verborgenen. Der Vater
hat in unserer Welt nun keine Gegenwart mehr; die Gegenwart
hat jetzt der Sohn, der uns in die Zukunft einer ganz neuen
Gegenwart des Vaters führen wird, oder es hat stattdessen
Ahriman die Gegenwart. In alles, aus dem sich der Vater
herauszieht, schleicht sich immer mehr Ahriman, der Tod hinein,
und umhüllt sich damit täuschend. Ohne eine individuelle
Wesenserkenntnis vom Vater durch den Sohn ist der Mensch
hier verloren. Wer in seinem Herzen noch immer nicht weiß,
was Liebe ist - dass Gott Liebe ist - wer immer noch glaubt,
man dürfe andere Menschen hassen oder ermorden, weil es in
einem Buch steht, welches ihm vorkaut, was richtig oder falsch
oder angeblich ''Gottes-Wille'' sei, der hat Gott nicht im Herzen.
413
… ich kenne euch,
daß ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt.
Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen,
und ihr nehmet mich nicht auf;
wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt,
den werdet ihr aufnehmen. …
(Johannes 5,42)
Derjenige, der nicht im Namen der Liebe Gottes, sondern in
seinem eigenen verführerischen und selbstherrlichen Namen
des Hasses auf Christus und den freien Menschen kommt, ist
der Antichrist. Johannes hat in seiner Offenbarung auf diesen
hingewiesen. Gott übergab die Zukunft der Menschheit Seinem
Sohn, der den mündigen, freien und moralisch durchlichteten
Ich-Menschen jetzt ermöglicht und so die Schöpfung des Vaters
vollendet.
„Ich aber habe das Zeugnis,
das größer ist als das des Johannes;
denn die Werke, welche der Vater mir gegeben hat,
auf daß ich sie vollende,
die Werke selbst, die ich tue, zeugen von mir,
daß der Vater mich gesandt hat.“
(Johannes 5,36)
In allem was wir heute tun, geht es darum, den Übergang vom
äußeren Göttlichen zum inneren Göttlichen zu finden; was die
individuelle Freiheit moralisch erst begründet. Wer den Sohn
nicht in seinem eigenen Herzen realisieren kann, der wird
immer abhängig bleiben von äußeren Autoritäten und
Gesetzen; was jetzt aber ganz und gar Ahrimans und JahveTyphons Domäne geworden ist. Das neue Jerusalem, der neue
Kosmos des Sohnes entsteht als erster Anfang im freien
moralisch erwachenden Ich des Menschen. Das Böse hingegen
versucht heute die Menschheit mit allen nur erdenklichen
Mitteln unter eine längst dämonisierte Vorstellung vom Vater zu
zwingen. Untergeordnete, teils tief ins Böse gefallene
Wesenheiten spielen sich den Menschen gegenüber heute
414
überall als Gott auf. Und der Vater lässt dies alles zu, damit wir
selbstständig alle Lügen durchschauen lernen und Ihn wahrhaft
suchen und verstehen gerade in Seinem unendlichen
Gegensatz zu diesen Dämonen; und aus dem eigenen
wachsenden göttlichen Logos-Ich in uns selbst heraus. Wer
diese Dämonen am Ende aber tatsächlich für Gott hält und als
seine Erzieher erwählt, der weiß es eben nicht besser; er hat
seinen eigenen Schicksalsweg dann wohl gefunden. Seelen,
die weder das Wesen des Vaters, noch das Wesen des Sohnes
erkennen, und sich deshalb auch nicht zur wahren
Menschlichkeit erheben können, werden diesen Dämonen und
ihren Lügen vom Vater in den Abgrund folgen. Gemeint sind
hiermit nicht jene noch schlafenden, unentschlossenen oder
schwachen, aber im Grunde ihres Wesens gutmütigen Seelen,
die irgendwann vom Sohn schon noch berührt werden durch ihr
Karma, sondern gemeint sind solche, die mit aller teuflischen
Arroganz und Verblendung durch das Tier 666 besetzt in
vollster Überzeugung nun ins radikal Böse segeln, in denen der
menschlich-göttliche Liebes-Funke längst erloschen ist. –
... es kommt aber die Stunde,
daß jeder, der euch tötet,
meinen wird, Gott einen Dienst darzubringen.
Und dies werden sie tun,
weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. …
(Johannes 16,2)
... Jetzt ist die Entscheidung da für die Welt.
Jetzt wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden.
Und ich, wenn ich erhöht werde aus dem Erdendasein,
werde alle zu mir heranziehen. …
(Johannes 12.31)
Wer sich daran erregen möchte, dass ich vom Islam als
solchem im Zusammenhang mit dem islamischen Terror in der
Welt spreche, dem möchte ich erwidern, dass ich ganz sicher
nicht jeden Moslem zum Mörder oder Terroristen erkläre; das
wäre rassistisch. Weil heute durch das oberflächliche Denken
415
oft nicht unterschieden wird zwischen einer Religion als solcher,
und den Menschen, die aus einer Kultur kommen, die von
dieser Religion geprägt ist, wird einem immer mehr auch in
Deutschland das freie Urteil über diese Religion verboten oder
als rassistisch ausgelegt. Dieses Denken und diese
Entwicklungen sind aber in Wahrheit rassistisch und faschistoid!
Das Tottreten der Freiheit des Einzelnen und das Ausschalten
Andersdenkender durch den Terror sind Geist des Faschismus.
Auch wenn wir das Individuum als solches immer wertschätzen
und respektieren, müssen wir deshalb noch lange nicht
automatisch auch die Religion oder Ideologie dieses
Individuums wertschätzen und respektieren. Wenn man nicht
imstande dazu ist, geistige Strömungen von einzelnen
Menschen getrennt zu beurteilen, dann denkt man eben in
Schablonen. Die Tatsache, dass ich die Religion des Islam
nicht für wahr halte und ablehne, ja für immens gefährlich halte,
bedeutet nicht, dass ich deshalb alle Menschen muslimischen
Glaubens als solche ablehne oder verachte. Jeder Mensch ist
ein heiliges Mysterium für sich. Der Christ ist sich dessen
gerade bewusst im Gegensatz zum Islam, der die Freiheit des
Einzelnen eben nicht achtet. Ich bin der Letzte, der den
Einzelnen nicht zu seinem Recht kommen lassen würde. Ich
setze gerade alle Hoffnung in das freie wahrheitsfähige
Individuum, und eben nicht in die Schablone Mensch! Das
Individuum ist etwas anderes als eine Religion, und muss
immer auch gesondert gesehen werden. Was ein Mensch im
Herzen mit Gott, Wahrheit und dem Menschlichen verbindet, ist
letztendlich entscheidend dafür, mit welchen Wesen er eine
Verbindung eingeht und was ihn inspiriert, egal wie er selber es
am Ende auch äußerlich benennt; und hier gibt es auch unter
Moslems Unterschiede. Aber die Liebe zum einzelnen
Menschen darf uns nicht dazu verführen, Weiß Schwarz oder
Finsternis Licht zu nennen! Es geht mir hier um die Religion und
Ideologie des Islam als solche, und es bleibt dabei eine
Tatsache, dass der Islam auf dem Koran und den Lehren und
dem Leben des Mohammed gründet, so wie das Christentum
416
auf dem Evangelium und der Auferstehung des Jesus Christus.
Der Islam definiert sich nicht durch nette oder friedfertige
Muslime, sondern durch Mohammed und seinen Koran. Und im
Koran wird neben vielen Unmenschlichkeiten auch ganz
unmissverständlich das Morden der sogenannten Ungläubigen,
also aller Nicht-Muslime, als Gebot ihres Allah gefordert und
legitimiert (Siehe diese Zitat-Samlung); was Mohammed selber
auch fleißig praktiziert hat. Der Islam definiert eine Menschen-,
Werte- und Weltvorstellung, die tief antichristlich ist. Der Islam
ist die einzige von allen Religionen in der Welt, die ihren
Gläubigen erzählt, dass sie für das Morden und Hassen in den
Himmel kommen. Doch wer Hass und Mord als Gottesdienst
ansieht, der kann mit seinem Gott nur einen Dämon meinen. Im
christlichen Okkultismus ist es außerdem seit Jahrhunderten
bekannt, dass der Erzengel Gabriel nach Golgatha von Christus
abgefallen ist und sich ganz wieder dem Jahve-Typhon (Mond)
angeschlossen hat. Dieser vom Christus abgefallene Gabriel
inspirierte luziferisch den Mohammed, was notwendig als
Karma Ahriman herauf beschwor. Aber auch wenn Gabriel noch
immer nicht oder nicht mehr hinter Christus steht, ist es für mich
doch sehr wahrscheinlich, dass vor allem der moralisch
schwache Charakter Mohammeds, seine ausgeprägte Eitelkeit
und Lieblosigkeit verantwortlich dafür sind, dass der Islam
entstand; denn Götter stiften keine Religionen. –
Solche Informationen sind für Materialisten natürlich nur
unhaltbare Theorien, wenn nicht schlimmeres. Das ist der Fluch
des Materialismus, dass er immer ahnungsloser und hilfloser
auf eine Welt blickt, die aus den Fugen gerät und die er mit
seinen Mitteln nicht tiefer verstehen kann. Wie soll eine Welt,
die in ihrem geistverleugnenden Materialismus schon lange
Ahriman-Mammon verfallen ist, eine Religion des Antichristen
durchschauen können? –
Welche Wesenheiten hinter welchen Impulsen stecken
erkennen wir vor allem am moralischen Geist, der sich darin
ausspricht, an der Gesinnung der Anhänger und den Früchten,
417
die solche hervorbringen. (Matthäus 7,15). Die Früchte des Islam
sind überall in der Welt klar sichtbar für solche, die sehen
wollen. Gewalt, Krieg, Mord und Raub für den Gott des
Mohammeds, und den mohammedanischen Faschismus mit
allen nur erdenklichen Mitteln zur Macht zu verhelfen, ist die
Ideologie des Islam definiert im Koran und war auch die
Lebenspraxis Mohammeds bis zu seinem Lebensende.
Mohammeds Leben soll außerdem für alle echten Muslime das
Vorbild wahrer Menschlichkeit sein, dem sie nachstreben sollen.
Den Islam also eine ''Religion des Friedens'' zu nennen ist völlig
absurd. Ebenso, wie es islamische Begriffsperversionen vom
''Heiligen-Krieg'' oder dem ''Ehren-Mord'' sind. Wer sich jetzt
fragt, wieso in den Köpfen so vieler westlicher Menschen heute
das direkte moralische Gegenteil dessen spukt, was der Islam
in Wahrheit ist, der muss verstehen, dass Lüge
und Bewusstseinsmanipulation Teil der psychologischen
Kriegsführung des Dschihad sind. Deshalb schafft es der Islam
überall so unglaublich erfolgreich, naiven und oberflächlichen
Menschen Schwarz für Weiß zu verkaufen. Außerdem ist es
längst Freizeitsport der Menschen unserer Zeit geworden, über
alles leichtfertig zu urteilen, ohne sich ausreichende
Urteilsgrundlagen zu schaffen; dies hilft den Lügen ungemein,
sich überall in den Köpfen zu manifestieren. Wahrhaftigkeit oder
Nächstenliebe sollten Nicht-Muslime vom Islam jedenfalls nicht
erwarten; sie gehören nicht zum Konzept Mohammeds. Wir alle
sind vielmehr laut Koran zum Abschuss freigegeben. Es ist im
Koran ebenfalls klar definiert, wie der ''Islamische Friede'' für
Christen oder Juden oder Buddhisten usw. aussieht: Wenn
Andersgläubige sich dem Islam unterwerfen und es
akzeptieren, als Sklaven-Menschen - sogenannte 'Kafir' oder
'Kuffar' - unter der Herrschaft der Moslems zu leben, dürfen sie
in Frieden bleiben. Dieser heute vor allem in den Medien so oft
beschworene angebliche ''islamische Friede'' entpuppt sich also
als die Friedhofsruhe, die sich in einem Lande einstellt, das von
seinen Feinden zertreten wurde. Man sollte sich mit dem Koran
und dem Leben des Mohammed (Sira) unbedingt erst einmal
418
gründlicher befasst haben, bevor man darüber redet und dieser
faschistischen Religion Tür und Tor in Europa öffnet, wie es
zurzeit geschieht. Nicht jeder, der laut Gott oder Allah ruft, meint
damit notwendig auch wirklich gutes Göttliches. Der Islam
profitiert heute gerade in Europa ganz enorm vom
Materialismus, von der spirituellen und moralischen Blindheit
und dem wirklichkeitsfremd-abstrakten und deshalb oft so
fürchterlich unwahrhaftigen intellektuellen Humanismus vieler
Menschen. –
Der Antichrist versucht immer wieder auf unterschiedlichsten
Wegen und von unterschiedlichsten Seiten her das böse
Gegenbild des Menschen im Bewusstsein und den Seelen zu
etablieren. Das erreicht er durch den religiösen Faschismus
genauso gut, wie durch den unterschiedlich gearteten, auch als
Wissenschaft sich gebärdenden dogmatischen Materialismus.
Wer dieses böse Gegenbild des Menschen freiwillig als wahr in
die Seele nimmt, der entwickelt sich auch nach diesem Muster,
bis er irgendwann völlig umgedreht ist. Auch Ahriman musste
seine Religion schaffen; auch der Antichrist hat von Gott her
das Recht erhalten, Anspruch auf die Seelen der Menschen
zu erheben, damit freier Wille existiert. Er breitet deshalb immer
wieder seine Idee der Welt, des Menschen und des Göttlichen
vor uns aus und macht seine Angebote quasi als 'Gegengott'.
Und wenn Seelen dieses Menschen- und Gottesbild für richtig
erachten und sich entsprechend entscheiden, sind sie an ihn
gebunden auch im Jenseits (Matthäus 18,18). Ahriman hält dabei
- auf seine Art, die immer einen entscheidenden Haken hat durchaus seine Verträge und Versprechen! Allah verspricht z. B.
seinen Selbstmord-Attentätern und Dschihadisten die
Unsterblichkeit. Diese bekommen sie durchaus! Während
Jahve-Typhon
die
Menschheitsentwicklung
endgültig
abschließen will mit dem sterblichen niederen Selbst und uns
nicht zur Göttlichkeit kommen lässt, verschlingt Ahriman
Seelen, die er endgültig ergreifen kann. Unsere DschihadMörder im Namen ihres Allah werden also nach ihrem Tode von
diesem Allah ganz real gefressen und so zu ewigen ichlosen
419
Schatten im Wesen dieses Dämons; damit verschafft er sich
seine Dauer. In solch unglückseligen Seelen hat die Bestialität
gesiegt; sie kehren nicht wieder zurück … Ich habe selber lange geglaubt, dass der islamistische Terror in
der Welt nichts mit dem sogenannten ''wahren Islam'' zu tun
haben würde, also ein Missbrauch des Islam darstellt, weil das
ja auch immer wieder behauptet und suggeriert wird und es
sehr liebe Muslime gibt. Bis ich mich mit Mohammeds Wesen
und seinen Lehren einmal etwas genauer befasst habe und
dann doch ziemlich geschockt war. Die Wahrheit ist: Solange
Mohammeds Geist und Lehre den Islam definieren, sind
tatsächlich die IS-Dschihadisten diejenigen, die am treusten das
Erbe des Mohammeds weiterführen; alles andere ist Täuschung
oder nicht mehr Mohammeds Islam. Vom Köpfeabschneiden –
dessen satanisches Urbild in der Zeitenwende Herodes ist, der
Johannes den Täufer enthauptete - bis zum grausamen
Missbrauch gefangener Frauen als Sexsklaven ist alles vom
''heiligen Mohammed'' und seinen Anhängern damals schon
praktiziert worden. Das lieblos-kalte Hass-Gesicht, welches uns
mit seinen hohlen Augen aus solchen Ländern anglotzt, in
denen die Scharia herrscht, und 270 Millionen Morde an
''Ungläubigen'' bisher ist das wahre Gesicht des Islam. Der
radikale innere Luziferismus des Mohammed rettete zwar
Europa im 7. Jahrhundert laut Rudolf Steiner vor der großen
Attacke des Sorat, der einen verfrühten Materialismus und
geistleeren Intellektualismus hervorgebracht hätte durch den
durch Gondishapur völlig korrumpierten und ahrimanisierten
Aristotelismus, der von Arabien nach Europa herüberkam - die
eine satanische Macht paralysierte hier also ausgleichend die
andere – aber ein radikal antichristlicher Impuls war der
Mohammedanismus von Anfang an. Auch damals schon war
der Islam ein gewaltiger moralischer Rückschritt von den bereits
sehr hohen spirituellen und menschlichen Werten des noch
jungen Christentums. Unabhängig davon, was Menschen
persönlich aus dem Islam machen möchten, ist sein Ursprung
satanisch und seine Frucht ist der Mensch als Antichrist. Der
420
Islam ist geistig krank und macht seine Anhänger schleichend
krank. Wo Islamisten solche Aussagen hören, kommen sogleich
heiße Mordgelüste in ihnen hoch; womit sie das Gesagte nur
beweisen. Wer Widerspruch zu seiner Weltanschauung mit
Mord beantwortet, ist hochgradig geisteskrank! Und vor allen
Dingen am heilenden Heiligen Geist krankt der grüne Halbmond
des Islam. Das Leben Mohammeds hatte zwei Phasen: eine
frühe gedämpftere, wo nur fanatisch gepredigt wurde, und eine
spätere äußerst brutale, in der hingeschlachtet wurde, was sich
nicht unterwarf. Und je nachdem was heute besser passt, um
dem Islam politisch weiter zu helfen, wird mal aus der einen
Periode, mal aus der anderen im Koran zitiert. Den Geist des
Mohammed ändert das nicht; es ist nur eine geschickte
Dschihad-Methode zum überlisten der Leichtgläubigen. Der
Islam stärkt seine Macht vor allem durch die Angst, die er mit
dem Terror erzeugt. Die politischen Ziele des Islam - weltweit
den
Mohammedanischen-Faschismus
als
sogenannten
Gottesstaat zu verwirklichen - sind eine reale Gefahr für unsere
Freiheit. Die gutmütig-naiven Muslime, von denen es sehr viele
gibt, sind das nötige stützende Fußvolk des islamischen
Faschismus. Sie sind nicht böse, aber im Herzen zu schwach
und nicht wach genug, um das Böse des Islam zu erkennen.
Sie schaffen sich für sich selber einen ''freundlichen Islam'', an
den sie auch wirklich glauben - was sie Anderen gegenüber
auch so überzeugend macht - der mit dem wirklichen Islam des
Mohammed aber nicht viel zu tun hat. Dieser wirkliche Islam
des Mohammed wird von radikalen Muslimen aber immer
wieder leicht aktivierbar sein, weil der Koran dazu alles hergibt.
Auch im Fernsehen sieht man immer wieder solche Promoter
eines
''friedlichen
islamischen
Glaubens'',
die
ihre
verharmlosenden Illusionen darüber verbreiten. Solche
Promoter sind in unserer Zeit vielleicht sogar am gefährlichsten,
denn sie helfen dem mohammedanischen Faschismus dadurch,
dass sie anderen Menschen ihre persönlichen Illusionen vom
Islam - an die ja gerade gutherzige Menschen auch immer
gerne glauben möchten - überzeugend vermitteln und damit
421
bewirken, dass der Wolf von Leichtgläubigen immer weiter
hereingelassen und gefüttert wird. Den Raffinessen Ahrimans
ist ein naives Bewusstsein nicht gewachsen. Schwache Seelen
und moralisch schlafende Iche waren immer schon ein leichtes
Fressen für die Dämonen. Ein Großteil dieser naiven Muslime
wird sich radikalisieren lassen oder einfach überrollt werden,
wenn es an der Zeit ist und der Wolf wieder los ist. –
Es gibt viele Menschen heute, die sich Christen nennen, aber
im Grunde auch bloß Materialisten sind und den Geist und die
Wahrheit verleugnen, sowie es ungemütlich wird. Wenn man
mit der 'öffentlichen Meinung' zu kollidieren droht
- der Hahn also nur laut genug kräht - wird der Menschensohn
verraten. Manche meinen sogar, wir müssten heute aus ''Liebe''
oder ''Demut'' oder ''Toleranz'' schweigen über das, was wir als
wahr oder falsch erkennen. Ahriman nährt diese
Oberflächlichkeit, die sich heute überall als besonders reife
Moral verkaufen will. Ich weiß jedoch, dass wir um die Wahrheit
kämpfen müssen in unserem Bewusstsein, sonst sind wir Ihrer
nicht würdig; dass wir die Dinge ehrlich beim Namen nennen
müssen, sonst sind wir Heuchler; und dass Wahrhaftigkeit
unser Lebensblut sein muss, sonst sind wir Lebende-Tote! Es
ist nicht Aufgabe des Christen, den gottlosen Zeitgeist
widerzuspiegeln oder ''politisch korrekt'' zu sein, sondern die
Wahrheit zu sagen und diese in anderen zu stützen und zu
stärken. Auch wenn der geistige Kampf um die Wahrheit gegen
eine bereits sehr mächtig gewordene ahrimanische Lüge, wie
den Islam, ein äußerst realer Kampf gegen ebenso mächtige
und grausame Dämonen ist, sollte man ihn niemals scheuen.
Es geht um Alles! Jeder echte Christ bleibt der Wahrheit des
Menschensohnes treu bis zum Schluss (Matthäus 24,13). Aus
diesem Geist heraus erkennt er irgendwann auch, dass der
Islam tatsächlich in allem die Gegenreligion zum spirituellen
Christentum in der Welt darstellt. Vor Golgatha waren die reinen
Vater-Mysterien gültig und der Logos ging vom Vater aus; aber
seitdem der Sohn sich mit der Erde und der Menschheit
verbunden hat, geht der Geist-Logos vom Sohn aus und es
422
führt jede Suche nach Gott ohne die Kraft des Sohnes
notwendig zu Ahriman. (Siehe hierzu auch Rudolf Steiner in
den Vorträgen über christlich religiöses Wirken ab GA 342). Nur
wer um das Christusmysterium im Zusammenhang mit der
Menschheits-Entwicklung weiß, kann ermessen, welch ein
Verrat an den Menschen die Religion und der Weg des Islam
heute ist. Hiermit ist eine unvorstellbare Tragik verbunden! Viele
Muslime verinnerlichen den Koran nicht wirklich, was dann auch
nur eine lose, leichter zu lösende Bindung auf Erden schafft. Es
finden
aber
solche
Menschen,
die
mit
Hingabe
wesensgestaltend den Koran meditieren und ihre Gebete ein
Leben lang dem 'Allah des Mohammed' zusenden, damit festen
Anschluss an eine Wesenheit, die es absolut nicht gut mit ihnen
meint. Wenn sie nichts weiter dazulernen, was sie öffnet und
mit dem aufsteigenden Göttlichen und wahrhaft Menschlichen
verbindet, findet kein inneres Logos-Wachstum mehr statt,
sodass das Ich immer schwächer und leerer wird, bis eines
Tages die Dämonen einziehen können. Es gibt heute viele
teuflische Wege und Methoden in der Welt, die bewirken, dass
Menschen ent-ichen und von den Dämonen gesteuert werden.
Allah ist nur eines von vielen ahrimanischen Wesenheiten
innerhalb der großen Archai-Gruppenseele des Sorat, die sich
von
Menschenseelen
ernähren.
Diese
dämonischen
Entmenschungs-Erscheinungen sehen wir mittlerweile fast
täglich im Fernsehen gerade bei radikalen Anhängern des
Islam; und ''böse'' ist selbstverständlich, wer hier einen
Zusammenhang sieht. Man muss sich vor allem auch als
Europäer heute durch einen dichten Wald von Lügen und
Bewusstseinsmanipulationen
hindurchkämpfen,
um
zu
erkennen, was der Islam in Wahrheit ist: Eine zur Religion
gewordene Lüge des Antichristen, ein als Religion kostümierter
Verrat an der Menschenschöpfung Gottes. Islam-Anhänger sind
hier gleichermaßen Verratene wie Verräter. Fanatische
Islamisten werden solche Gedanken mit Raserei beantworten,
weil sie von diesem Wesen besessen sind, sich ihm längst
unterworfen haben, es in ihre Seelen hineinriefen, mit ihren
423
Gebeten immer weiter nähren und stärken und es in ihrer
Herzensblindheit längst für Gott halten. Sie lieben ihren Allah
inniglich, und man glaube nur ja nicht, dass die gefühlte
'Gegenwart Allahs' bei Islamisten bloße Einbildung ist! Dass
solche ''Menschen'' so bereitwillig für ihren Allah morden, ist
nicht bloß eine kranke ''Idee'' im Kopf. Wesenlose Ideen führen
weder im Guten noch im Bösen zu Taten. Eine konkrete
satanische Besessenheit ist nötig, damit Menschen zu Mördern
werden. Ein intakter Ich-Mensch ist dazu gar nicht imstande. Je
mehr Menschen-Iche Ahriman (oder Sorat) an sich binden,
wahrheitsleer und lieblos machen, und am Ende ganz
verschlingen kann, desto mächtiger wird er werden. –
… Wahrlich, ich sage euch,
was ihr auf Erden bindet,
wird im Himmel gebunden sein,
und was ihr auf Erden löset,
wird im Himmel gelöst sein. …
(Matthäus 18,18)
Wer die Unantastbarkeit des freien Willens und des Lebens
anderer Menschen nicht heiligt, der ist von Dämonen besessen.
Folgende einfache 'Moralische-Formel' müsste jedem gesunden
Menschen beweisen können, welche Mächte der Islam
Mohammeds tatsächlich anbetet; sieht er dies nicht, ist er im
Herzen blind:
"Was in einem Menschen lebt als Taten und Worte offenbart
uns, welchen Göttern er dient. Mohammeds Biografie ist
bekannt. Wenn Mohammed ein wahrer Prophet Gottes
gewesen wäre - also von Gott erfüllt und geführt – dann müsste
Gott ein Mörder, Vergewaltiger, Tyrann und Hasswesen sein.
Weil Gott aber gut, und voller Liebe und Leben ist, und Satan
böse und ein Menschenmörder, war Mohammed auch kein
Prophet Gottes und der Islam könnte nur dann wahr sein, wenn
Satan Gott wäre. Und in der Tat wählt der Islam Ahriman anstatt
des Sohnes Gottes. Würde sich der Islam als Weltreligion
weltweit durchsetzen – was nicht geschehen wird - hätte der
424
ahrimanische Mond über die menschliche Sonne und das freie
Ich gesiegt, und diese Schöpfung wäre gescheitert. –
Dr. Steiner: Es ist schwer, die übersinnlichen Wesen zu
charakterisieren,
indem
man
sie
einregistriert.
Der
Mohammedanismus ist die erste ahrimanische Manifestation, die erste
ahrimanische Offenbarung nach dem Mysterium von Golgatha. Der
Gott Mohammeds, Allah, Eloha, ist ein ahrimanischer Abklatsch oder
Abglanz der elohistischen Wesenheiten, der Elohim, aber
monotheistisch erfaßt. Er bezeichnet sie immer in einer Einheit. Die
mohammedanische
Kultur
ist
ahrimanisch,
aber
die
Gemütsverfassung der Islamiten ist luziferisch. (Rudolf Steiner in GA 300a,
Konferenzen, Seite 130, 9.6.1920).
Mohammeds Botschaft war die des Hasses und des
Hochmutes. Dem Islam fehlt die Liebe, der Sohn. Im Hinblick
auf die Holzplastik des Menschheitsrepräsentanten von Rudolf
Steiner findet sich im Islam beheimatet der Menschentypus, der
ohne lebendige Herzensmitte zerfällt in sein Ahrimanisches und
Luziferisches. Nur der Mensch, in dem das Ahrimanische und
Luziferische vorherrscht, kann sich Zuhause fühlen im Islam.
Der Islam verkauft der Welt einen Dämon als Gott und gibt
Herzensblinden die Möglichkeit, ihre Boshaftigkeit gut und ihre
Finsternis Wahrheit nennen zu können. Die alte Welt, die dem Ruf des Sohnes-Logos der
Menschwerdung nicht folgen will, fällt nun immer rascher ins
Ahrimanische
oder
schlechte
Luziferische.
Wer
im
niedergehenden Alten verbleiben will, der kann das natürlich
tun, aber er findet keine weitere Entwicklung mehr und kommt
vor allem mit seinem Menschlichen zunehmend in
Kalamitäten; ganz besonders nach seinem Tode. Damit die
Menschheitsentwicklung weiter gehen kann, muss jetzt die
geistige Sonne im Menschenreich wirken! Der Äon der
Entwicklung des Mondes war nur die Vorbereitung zum
Menschenreich. Der Mond schuf das Seelische des niederen
Selbst; jetzt muss das höhere Ich-Prinzip des Christus in uns
aufgehen. Es waren auf Erden immer die Sonnen-Mysterien
425
gewesen, die uns das wahrhaft Menschliche brachten und uns
weiter hinaufläuterten; in der Atlantis, in Indien, in Persien, in
Ägypten, in Griechenland; und auf Golgatha ging diese
herrliche Menschheits-Sonne endlich auch im Erdenreich auf!
Aus den ahrimanisierten Kräften des alten Mondes der Gesetze
kommt keine Entwicklung zum Guten mehr. Stillstand,
Mumifizierung, das Verlöschen aller Liebe und am Ende der Tod
des ewigen Ichs droht solchen Menschen, die von diesen
retardierenden Kräften ganz ergriffen werden. Die sogenannte
'achte Sphäre' ist die untersinnliche kranke Wiederholung des
alten Mondes als Abspaltung und Aussonderung aus dem
Lebensstrom der Erdenentwicklung. In diese achte Sphäre
reißen luziferische und ahrimanisch Wesen alles hinein, was sie
im Irdischen ergreifen können. Und der Islam arbeitet in seiner
Geistes- und Gottesblindheit mit Hingabe daran, unsere Erde
nie zur lebendigen Sonne des Sohnes, sondern zur Hölle der
achten Sphäre als böse Wiederholung des alten Mondes
werden zu lassen. –
(…) Daraus können Sie sehen, wie durch die Bindung des freien
Willens gleichsam die Gespenster der achten Sphäre geschaffen
werden. Fortwährend sind Luzifer und Ahriman damit beschäftigt, den
freien Willen des Menschen zu binden und ihm allerlei Dinge
vorzugaukeln, um dann das, was ihm vorgegaukelt wird, ihm zu
entreißen und in der achten Sphäre verschwinden zu lassen. Und das,
was so naivgläubige, aber doch abergläubische Menschen an allerlei
Hellsehen entwickeln, ist oftmals so, daß da ihr freier Wille
hineinimprägniert wird. Dann schafft es Luzifer gleich hinweg, und
während die Menschen dann etwas von der Unsterblichkeit zu
erreichen glauben, schauen sie in Wahrheit in ihren Visionen zu, wie
ein Stück oder ein Produkt ihres Seelenwesens herausgerissen und für
die achte Sphäre präpariert wird. (…) Auch jedesmal, wenn die
Menschen sich auf Fatalismus verlassen, statt durch ihre Urteilskraft
zu entscheiden, zeigen sie ihre Neigung zu der achten Sphäre; und
alles, was wir für die achte Sphäre erleben, verschwindet von der
Erdenentwickelung, geht nicht mit der Erdenentwickelung in der
426
rechten Weise vorwärts. (…)
18.10.1915)
(Rudolf Steiner GA 254. Fünfter Vortrag, Dornach
Der ahrimanisierte grüne Halbmond ist sicher nicht nur Seele
des Islam, sondern er steht in Metamorphosen ebenso hinter
dem römischen Katholizismus, dem aus den Todeskräften des
Leibes gespensterhaft als Anti-Gnosis und Anti-Sophia
aufdunstenden abstrakten Intellektualismus, wie hinter der
dogmatisch materialistischen Wissenschaft aus den Saaten
Gondishapurs. Dies ist das unendlich Tragische und Verhängnisvolle daran,
keine lebendige Geisterkenntnis zu suchen und die tieferen
Entwicklungs-Gesetze des Lebens nicht zu verstehen. Anstatt
von der Trinität, der Allerheiligsten-Dreifaltigkeit und dem aus
dieser hervorgegangenen überreichen geistigen Kosmos immer
konkretere Vorstellungen zu entwickeln - wie es durch die
Anthroposophie Rudolf Steiners jetzt endlich anfänglich wieder
möglich geworden ist - machen unwahre arabischmonotheistische Abstraktionen vom Göttlichen die Menschen
innerlich leer und unfähig zur Erkenntnis der wirklichen Welt
und des Lebens des Sohnes; schon lange auch innerhalb der
Kirchen. Mohammed verleugnet im Koran direkt die TrinitätGottes. Der arabische Monotheismus hasst die befreiende und
heilende Sophia der Geist-Erkenntnis ebenso, wie die zum
Menschlichen läuternde Liebe des Sohnes. Doch ohne das
Herz, ohne die Sonne des Sohnes und ohne den lebendigen
Geist sind wir keine Menschen mehr! Die Erkenntnis der
Trinität, die sich als Trichotomie von Leib, Seele und Geist im
Menschen spiegelt, hängt mit dem gesunden Werden der
Menschheit engstens zusammen. Diese heilige Drei aus dem
Bewusstsein der Menschen zu verbannen muss Krankheit an
Geist, Leben, Leib und der Kultur hervorbringen. Auch an
Mohammeds Verleugnung der Trinität erkennen wir, dass er nie
den lebendigen Vater meinte. Ja selbst sein pornografisches
Lust-Himmelreich, die 72-Jungrauen-Orgie der Moslems
offenbart das Tier. –
427
(…) Die Unwissenheit ist die Mutter von allem Bösen. Die
Unwissenheit wird im Tode enden. Denn die, die aus der Unwissenheit
stammen, waren weder, noch sind sie, noch werden sie sein. Die aber
zur Wahrheit gehören, werden vollendet werden, wenn die ganze
Wahrheit sichtbar wird. Denn mit der Wahrheit verhält es sich wie mit
der Unwissenheit: Solange sie verborgen ist, ruht sie in sich; wenn sie
aber ans Licht tritt und erkannt wird, wird sie gepriesen, insofern als
sie mächtiger als die Unwissenheit und der Irrtum ist. Sie schenkt die
Freiheit. Das Wort sagte: „Wenn ihr die Wahrheit erkennt, wird die
Wahrheit euch frei machen." Die Unwissenheit leistet Sklavendienste.
Die Erkenntnis ist Freiheit. Wenn wir die Wahrheit erkennen, werden
wir die Früchte der Wahrheit in uns finden. Wenn wir uns mit ihr
verbinden, wird sie unsere Vollendung empfangen. (…) (Evangelium nach
Philippus)
Ich treffe immer wieder Menschen, die es bereits als Arroganz
ansehen wollen, wenn der Mensch mehr als ein bloßes Tier
sein will. Darwinismus und ahrimanische Wissenschaften,
welche uns überall ''beweisen'' wollen, dass der Mensch nur ein
Tier und Geist bloße Chemie ist; Wirtschaftsdiktaturen, ModeSatanismus,
Jahve-Kirchentum
und
hochmütige
tote
Intellektualität ohne höheres Licht; der Antichrist und seine
Impulse hat die Erziehung der Seelen heute bereits erfolgreich
so weit gebracht, dass das Tier moralisches Maß des
Menschen, und in vielen längst zu Gott geworden ist. Man
erkennt überall, dass ohne anthroposophisch orientierte
Geisteswissenschaften, als von Christus durchdrungener
Spiritualität, wir nicht mehr zum Menschen finden werden. Wer sich jetzt nicht mit allem, was er hat, bemüht, sein Denken
zu verlebendigen durch die Geist-Erkenntnis, und so die
Wahrheit des Auferstandenen zu verstehen, der wird in den
Abgrund gehen. Das Licht ist in unserer Welt erschienen! Es ist
uns alles Nötige offenbart worden und wir haben jetzt keine
Entschuldigungen mehr für unsere Irrtümer. Die Schuld liegt
nun ganz bei uns. Es ist möglich zu verstehen, wenn man den
Hochmut und die egoistische Sucht nach bequemen Illusionen
428
überwindet. Es ist tatsächlich vor den Göttern und dieser
Schöpfung unsere Schuldigkeit, eine gewisse Vergeistigung
unseres Wesens durch das Wahrheitsstreben voranzutreiben.
Wir versündigen uns tief an den Götterzielen gerade dadurch,
dass wir eine uns mögliche Vergeistigung nicht suchen. –
Es gibt heute bereits sehr viele Menschen, die aufgrund ihres
Materialismus und der damit einhergehenden spirituellen
Blindheit und ahrimanischen Oberflächlichkeit jeden sofort als
intolerant oder schlimmeres anfauchen, der die Wahrheit des
Christusimpulses ausspricht. Der Materialismus dient hier
Ahriman direkt von der anderen Seite her. Christen sollten sich
weder
die
Weltanschauung
des
Islam,
noch
die
Weltanschauung des Materialismus aufzwingen lassen. Weil
Rom aus dem befreienden Auferstehungsimpuls des Sohnes
eine jämmerliche Religion Jahves gemacht hat, und der
geistverleugnende Materialismus alle Religionen heute als den
'gleichen Unsinn' toleriert, wird die Wahrheit des
Menschensohnes heute zur ''Intoleranz''. Es werden Zeiten
kommen, wo die Wahrheit verboten sein wird, weil sie den
ahrimanischen Gesetzen zuwider läuft. Irgendwann werden sie
euch deshalb verfolgen, vor Gerichte zerren und töten (Joh.
16,2). Denn immer wenn das Tier 666 neue Impulse setzt und
seine Marionetten ausreichend Macht erlangen, werden
diejenigen ermordet, die das Tier nicht anbeten. Dieses
Erkennungs-Merkmal des Antichristen fehlt nie. Jeder soll sich
auf Erden frei entscheiden. Wir bekommen alle nötigen Hilfen
von den Engeln, wenn wir nur aufrichtig zur Wahrheit und zum
Leben wollen; hier kann man wahrlich auf eine unfassbare
'Engelsgeduld' hoffen. Aber auch für die nötigen Lügen, Fallen
und Abgründe ist gesorgt. Einmal, damit die Menschen das
Wesenhafte im Gegensatz zum Scheinbaren durchschauen
lernen; dann aber auch, damit die Spreu vom Weizen innerhalb
der Menschheitsevolution immer wieder apokalyptisch getrennt
werden kann. Die Dämonen werden immer dann verstärkt
freigelassen und erhalten Macht, wenn Seelen, die aufgrund
ihres Niedergangs und ihrer endgültigen Entmenschung nicht
429
mehr für die gute Menschheitsevolution infrage kommen,
kosmisch ausgesondert werden sollen. Solche kleineren
Apokalypsen gab und gibt es immer wieder. In einer solchen
Entscheidungs-Zeit leben wir auch heute wieder, weshalb
Sekten, alte und neue falsche Propheten und lügenhafte
ahrimanische oder luziferische Gruppenseelen-Impulse überall
weltweit ganz kräftig hervorschießen. Der Vater will unsere
Freiheit. Deshalb hat er den Sohn emaniert und greift auch
dann jetzt nicht mehr ein, wenn Seelen die Lügen und den Weg
in den Abgrund wählen. Das ist der Preis der Freiheit! Von
Christus wird niemand jemals zur Wahrheit gezwungen werden.
Christen sprechen diese nur aus. Wir töten auch niemanden,
der Christus nicht annehmen will. Doch jeder, der die Wahrheit
des Christus verleugnet, macht sich vor Gott schuldig an denen,
die deshalb die Auferstehung nicht finden, die in unserer Zeit
vor allem im Bewusstsein beginnt. … Ich stand in der Mitte der Welt und ich erschien ihnen im Fleisch.
Ich fand sie alle trunken. Niemand unter ihnen fand ich durstig. Und
meine Seele empfand Schmerz über die Kinder der Menschen, weil sie
blind sind in ihrem Herzen, und sie sehen nicht; denn leer kamen sie
in die Welt und suchen auch wieder leer aus der Welt heraus zu
kommen. ...
... Schaut aus nach dem Lebendigen, solange ihr lebt, damit ihr nicht
sterbt und ihn zu sehen sucht. Und ihr werdet (Ihn) nicht sehen
können. …
Wer am Ende zu all dem sagt, dass es doch dasselbe sei, ob
man Mohammed als wahr ansehen will oder Christus, denn
beide haben doch von sich behauptet, dass sie Gesandte
Gottes seien usw., dem möchte ich sagen, dass uns diese
Entscheidung niemand abnehmen kann. Ich zweifel die
'Geisterfülltheit' des Mohammed keineswegs an. Der Islam
hätte niemals diese Verbreitung und Langlebigkeit gehabt,
wenn Mohammed nicht wirklich von Geist erfüllt gewesen wäre;
die Frage ist hier eben nur, welcher Geist das war? Äußerlich ist
es vielleicht scheinbar dasselbe; aber innerlich eben nicht. Nur
430
Oberflächlichkeit oder Gewissenlosigkeit kann den Liebesgeist
von Jesus Christus gleichsetzen mit dem Hassgeist des
Mohammed, des Propheten Luzifers. Dass der Antichrist den
Christus äußerlich nachäfft und Gottes Namen für die
unheiligsten Verbrechen ruchlos missbraucht um Herzensblinde
zu täuschen und zu verderben, ist Christen aus der
Offenbarung des Johannes bekannt. Wir sind hier auf unsere
eigene Wahrheitsfähigkeit gewiesen, die wir uns niemals
verbieten lassen dürfen, sondern selbstständig immer weiter
entwickeln müssen, und die den Wesensunterschied des
'Menschen- und Gottesbildes des Mohammed' im Gegensatz
zum
'Menschen- und Gottesbild des Jesus Christus'
irgendwann auch sonnenklar erkennen kann. Wer an dieser
moralischen Wahrheitsfähigkeit nicht stetig mit Mut und
Aufrichtigkeit arbeitet, der wird irgendwann in die Irre gehen
müssen. Die Sünde wider den Heiligen Geist der Erkenntnis ist
deshalb die verhängnisvollste Todsünde für den Menschen, weil
er damit das rettende Licht der Welt von sich stößt. Liebe zu
Ahriman, mangelnde Sehnsucht nach dem wahrhaft Göttlichen
sind der Hauptgrund dafür, warum so viele Menschen in den
Abgrund gehen. Die Vergeistigung durch die Wahrheit ist der
Weg zum Leben. Durch jede echte Geist-Erkenntnis nehmen
wir reale Ewigkeits-, Licht- und Lebenskräfte in uns auf, die den
inneren Logos wachsen lassen. Und wer sich nicht stetig
moralisch ernährt durch dieses Himmels-Brot des Sohnes, der
verringert sein Ich und seine Seele von Inkarnation zu
Inkarnation immer mehr und schaltet sich irgendwann selber
aus, indem der Logos-Keim verkümmert und das wahrhaft
Menschliche eines Tages ganz erlischt:
… denn jedem, der da hat, wird gegeben werden,
und er wird Überfluß haben;
von dem aber, der nicht hat, von dem wird selbst,
was er hat, weggenommen werden. …
(Matthäus 25, 29)
431
Wer es selber erleben kann, wie das Ich sich an der
lebendigen Geist-Erkenntnis überhaupt erst entzündet - nicht
das a-moralische Ego, sondern das moralische Ich - der
versteht erst, wie jeder Kampf gegen spirituelle GeistErkenntnis ein Kampf gegen alles wahrhaft Menschliche ist.
Deshalb verbietet die katholische Kirche den Katholiken das
Studium der Anthroposophie Rudolf Steiners; und deshalb
verbot Mohammed selbstverständlich auch seinen Muslimen
das Lesen der Bibel und besonders des Evangeliums, weil es
ihm nie um Erkenntnis der Wahrheit ging - die nur dann
überhaupt möglich ist, wenn man offen, frei und lernwillig ist sondern um das Dogmatisieren seines unheiligen Geistes und
falschen Gottes. Wer das Evangelium Christi liest, der läuft ja
''Gefahr'', die Wahrheit des Sohnes Gottes zu erkennen und
Mohammeds Finsternis zu durchschauen. Die Haltung des
Islam zur freien Erkenntnis - welche nur der Mensch aufrichtig
sucht, der alles anschaut, alles erwägt und das Falsche
gewissenhaft aussortiert - belegt ganz klar, dass der Islam der
Wahrheit fern und gar nicht würdig ist, weshalb er sie in Jesus
Christus auch direkt verleugnet.
... Ich sage meine Geheimnisse denen, die meiner Geheimnisse würdig
sind. ... (Evangelium nach Thomas)
Wer den moralischen Unterschied zwischen dem Geist des
Korans im Vergleich zum Geist des Evangeliums nicht sehen
kann, der hat ein äußerlich nicht lösbares Problem. Er versteht
dann vor allem auch das heute für uns alles Entscheidende
nicht. Denn beim lebendigen Christentum - wenn man es eben
nicht alttestamentarisch-jahvistisch oder römisch-katholisch
oder Materialistisch versteht - geht es gerade nicht um die
äußere Anerkennung oder gar Unterwerfung unter einen
Sohnes-Gott, sondern um die individuelle Verwirklichung des
Sohnes-Prinzips in uns. Wir müssen jetzt selber zu Christus
werden:
… Wer von meinem Mund trinken wird, wird werden wie ich.
Ich selbst werde zu ihm werden,
432
und was verborgen ist, wird sich ihm offenbaren. …
(Evangelium nach Thomas.)
Der Heilige Geist der spirituellen Erkenntnis, der von Christus
ausgeht, stellt einen ganz zentralen Teil des inneren
Verwirklichungs-Prozesses des 'Logos in uns' dar. Das
Erkennen und das Verwirklichen sind ein Parallelprozess. Hier
liegt der eigentliche Mysterien-Sinn des Studiums der
Anthroposophie Rudolf Steiners! Deshalb wird derjenige, der
wahrhaft erkennt, seine Menschheit im Christussinne auch
ergreifen wollen; und wer diese nicht ergreift, der hat nicht
erkannt. Es geht um das Wesen, das Jesus Christus als
Beispiel von echter Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit
individuell offenbart und vorgelebt hat und als Ich-Substanz
heute denen schenkt, die sich dafür reif machen. Es geht um
die moralische Kraft des Sohnes in uns.
… Der Vater liebt den Sohn
und hat alles in seine Hand gegeben.
Wer der Kraft des Sohnes vertraut,
hat überzeitliches Leben.
Wer sich dem Sohne widersetzt,
wird das Leben nicht schauen …
(Johannes 3,35)
Diese Kraft des Sohnes ist die Erkenntnis, die zur geistigen
Liebe wird, welche das freie höhere Ich als Wahrheit Gottes
offenbart. Dabei ist das bloße Lippenbekenntnis, wie es die
Kirchen heute immer noch hochhalten, völlig unwirksam. Und
deshalb ist es eine so wunderschön vom alten Dogmatismus
erlösende Wahrheit, dass jeder Mensch, der sein individuelles
moralisches Ich, und somit echte Nächstenliebe, Menschlichkeit
und Erkenntnis entwickelt, Christus ein Stück weit in sich
verwirklicht; ganz gleichgültig, wie er selber es auch nennen
möchte. Dazu braucht er keine Religionen, die so vielen
Menschen heute nur ein bequemer äußerer Ersatz für die
eigene Verantwortung und individuelle moralische Entwicklung
sind; aber er braucht sehr wohl echtes religiöses Leben. Und
433
irgendwann muss jeder von uns auch ein ganz bewusstes
Verhältnis zu Christus finden. Wenn der Mensch seine
Wesensglieder durch das höhere Ich vergeistigt und sich
entsprechend weiter entwickelt, dann geschieht das durch
Christus, und Er wird ihm eines Tages dann auch erscheinen.
Dann macht er seine ganz persönliche spirituelle Erfahrung von
der Wahrheit des Sohnes Gottes, und das hat dann nichts mehr
zu tun mit äußeren Gesetzen, Religionen, Philosophien,
Kirchenglauben, Dogmen, Meinungen oder Theorien. Doch
niemand wird den Sohn Gottes schauen, solange er Ihn nicht
zuvor gesucht und gefunden hat. Es werden solche Menschen, die das Göttliche in sich selber
nicht wahr machen können und es nur als äußeres Gesetz
anerkennen
wollen,
immer
mehr
Hass
auf
den
'Individualisierten-Logos', auf den 'Christus in uns' entwickeln.
(Lukas 21,17 und Joh. 15,18). Sie werden jedes freie Streben als
Hochmut, Sünde oder Gesetzlosigkeit usw. ansehen. Sie
verstehen Gott als einen Toten, deshalb erkennen sie nicht,
dass das Gesetz in uns etwas Lebendiges und Freies werden
soll. Weil sie in sich selber das durchchristete Ich nicht
realisieren können und so auch keine moralische Grundlage für
das Individuelle finden, misstrauen sie allen, die dieses in sich
verwirklichen. Solche werden Rudolf Steiners EthischenIndividualismus, das freie Ich, am Ende für das eigentlich Böse
halten. Sie bekämpfen unterschiedlich maskiert das
selbstständige Individuum zugunsten eines immer mehr
ahrimanisch werdenden äußerlich beherrschten SchablonenMenschen. Jedwedes reiche, schöne, individuelle Innenleben
wird durch diese Entwicklung immer mehr geächtet und
angefeindet sein und auch immer schwieriger werden. JahveTyphons Ziel, und das Ziel vieler alter, den Menschen
verachtender
Mächte
im
Kosmos
ist
es,
den
Auferstehungsmenschen, der sich in Christus vergöttlicht, ganz
unmöglich zu machen. Rudolf Steiner hat gezeigt, wie das
höhere Ich (Sonne), als die eigentliche moralische Instanz im
Menschen, mit dem Christus engstens zusammenhängt, ja
434
wesenseins damit ist. Weil die ahrimanischen Jahve-Religionen
aber nur das niedere Selbst (Mond) wollen, sind freie Iche für
sie im Zustand des Egoismus, der Gottlosigkeit, und die
Ichlosigkeit wird ihnen so am Ende zur Moral und zum
''göttlichen Gebot''. Ichlose Menschen werden jetzt aber immer
mehr die Fahrzeuge der Dämonen sein. –
Immer weniger wird der Materialismus und der von diesem
ernährte tote Intellektualismus mit dem Leben zurechtkommen.
Immer sonderbarer wird ihm natürlich auch der spirituelle
Mensch erscheinen, der seinerseits nun immer weiter in die
Erkenntnis der Mysterien des Menschen und des Kosmos
eingeführt wird. Noch können wir lernen und uns in westlichen
Ländern frei entwickeln; doch sowie die Dämonen, welche sich
hinter so vielen Masken, so auch hinter dem islamischen Allah
verbergen, ihre Macht auch äußerlich wieder ausreichend
konsolidiert haben - auf welche Art und Weise auch immer wird das nicht mehr so leicht möglich sein. Nutzt die Zeit! –
Die uns moralisch durchfeuernde spirituelle Erkenntnis ist die
lebendige Nahrung für das sich entwickelnde Ich. Die erste
Schöpfung des niederen Selbst ist an ihr Ende gekommen und
von den geopferten Vater-Kräften her erschöpft. Nur die
christliche Gnosis, die neue Geisterkenntnis des Sohnes, die
wahre Sophia des Menschen, die Anthroposophie kann die
Menschheit vor dem jetzt drohenden Geist- und Seelentod
retten! Doch man hat dem Christus-Bodhisattva in Rudolf
Steiner in Mitteleuropa nur mit Lügen und Hass geantwortet; bis
heute maskiert auch innerhalb der anthroposophischen
Gesellschaft. Das rächt sich bitter und schafft schlimmes
Karma. Wenn die Menschheit sich in einem Zeitalter nicht durch
die Gaben des Geistes in Freiheit höher entwickelt, dann wird
sie durch den Schmerz geöffnet und hinaufgeläutert werden
müssen. Deshalb sind Kriege und soziale Katastrophen immer
notwendige Folge längerer Zeiten der Dekadenz, des Abstieges
in Materialismus und Geistverleugnung. Wir lassen den Göttern
hier oft gar keine Wahl. Zu viel wurde über Äonen von ihnen
435
geopfert und investiert in diese Menschen-Schöpfung, um sie
jetzt im ersten Zeitalter der Freiheit so ohne Weiteres in den
Abgrund gehen zu lassen. Tiefsitzende Arroganz und
moralische Lüge heilt nur der Schmerz; Demut lernt der
Hochmütige nur durch Demütigung. Menschen, die trotz aller
Rettungsversuche aber tatsächlich endgültig in den Abgrund
gehen, sind Möglichkeiten, die nie Wirklichkeit, göttliche Ideen,
die nie Wahrheit, einzigartige Universen, die nie entstehen
werden. –
Es wird immer ein aussichtsloses Unternehmen bleiben,
materialistische Menschen von spirituellen Wahrheiten zu
überzeugen; ganz besonders von der unendlichen Bedeutung
des Jesus Christus für die Menschheitsevolution und unsere
Zukunft. Aber das ist am Ende auch gar nicht wirklich unsere
Aufgabe, da der Mensch eben selber aus seiner ureigensten
inneren Sehnsucht und Wahrheitsliebe heraus danach streben
muss, zu erkennen. Man kann immer nur hoffen, irgendetwas
anregen zu können, was die eigene Suche aktiviert. Wenn der
Mensch sich jedoch hinstellt und durch Äußeres passiv zur
Wahrheit 'gezwungen' werden will, dann will er eben nicht frei
und aktiv erkennen. Äußerlich ''Zwingende-Beweise'', wie sie
der Materialismus vom Göttlichen fordert, um der inneren
Aktivität und Ich-Geburt zu entgehen, wird es nicht geben. Wer
materialistisch auf äußerliche Beweise vom Geist pocht mit der
heute so allgemein gewordenen trotzig-vorurteilsvolle Haltung,
die nur Materialismus zulässt, den wird sein Materialismus am
Ende in den 'Zweiten Tod' zwingen, wenn er dabei bleibt. Nur
wer sein Inneres so beleben kann durch die Geisterkenntnis,
dass er das Göttliche in sich selber wahr macht, wird gerettet
werden können. Seit Golgatha sollen wir selbstständig aus
unserer Freiheit heraus in Erkenntnis mit innigster Liebe das
Wesen des Sohnes in unsere Herzen hinein ersehnen, um zum
Göttlichen wieder aufsteigen zu können. Dazu müssen wir
unsere Seelen vergeistigen. Wenn wir unsere Seelen moralisch
nicht läutern durch den Geist und den Weg innerlich
entsprechend bereiten, kann die Wahrheit auch nicht in uns
436
einziehen, weshalb wir dann auch Anthroposophie nicht wirklich
verstehen werden. Wenn wir uns und unsere Bestimmung in
Jesus Christus lebendig erkennen und Ihn in uns wahr machen,
erkennt uns auch der Vater wieder durch das aufgehende Licht
Seines Sohnes in uns, und nimmt uns zu sich. Deshalb kommt
niemand zum Vater, als durch den Sohn. (Joh. 14,6) Erstreben
wir das wahrhaft Menschliche des Sohnes nicht und nehmen
stattdessen sogar Dämonisches in unser Wesen, beginnt jetzt
unweigerlich der Abstieg ins Untermenschliche. Ob Menschen
dies erkennen können oder wollen oder nicht, ändert nichts an
diesen apokalyptischen Tatsachen unserer Zeit und dem neuen
Testament des Vaters durch den Sohn mit der Menschheit auf
Golgatha.
Wenn
nicht
ein
so
unendlicher
Ernst
zusammenhängen würde, dann würde so mancher vielleicht gar
nicht öffentlich davon sprechen und sich nur um seine eigenen
Angelegenheiten kümmern. Es ist aber tatsächlich unsere
Pflicht als Anthroposophen und Christen, den Mund
aufzumachen, um der Wahrheit und Menschen Willen.
Niemand, der ein Herz und Interesse am Leben hat, kann und
wird schweigen, wenn es um das Verkünden des Evangeliums
geht. (Matthäus 10,27)
... Wenn ihr euch erkennt, dann werdet ihr erkannt werden,
und ihr werdet begreifen,
dass ihr Kinder des lebendigen Vaters seid.
Wenn ihr euch aber nicht erkennt, dann existiert ihr in Armut,
und ihr seid die Armut. ...
(Evangelium nach Thomas)
Michaelszeitalter sind Zeitfenster, in denen Menschen die
Möglichkeit geboten bekommen, kosmisch aufzusteigen und
Anschluss an höhere Einwicklungen zu finden. Die
Anthroposophie Rudolf Steiners ist ein solches Angebot
Michaels als das in unserer Zeit bisher einzige Mittel, um
modernen Menschen den Christusimpuls wirklich wieder
begreifbar zu machen, eine Verbindung zu Ihm zu schaffen,
und eine erste Vergeistigung ins neue lichte Zeitalter hinein
437
wenigstens für einige Wenige real anzustoßen. Ich fürchte,
dass diejenigen, die innerhalb dieses Michaelzeitalters (von
1879 – bis ca. 2300 n. Chr.) es nicht schaffen, das
Christusprinzip im Ich zumindest so weit zu verwirklichen, dass
das Menschliche so stark und selbstständig genug geworden
ist, dass es unabhängig von Büchern oder den allgemeinen
äußeren Umständen nicht mehr totgetreten werden kann, den
Aufstieg erst einmal nicht schaffen werden. Es wird dann
zumindest sehr lange dauern, bis es wieder so günstigen Wind
aus der Geistwelt gibt, wie heute. Nach dem Zeitalter des
herrlichen und so fest an uns Menschen glaubenden
aufgestiegenen Christus-Sonnen-Archai Michael regiert wieder
der strenge Saturn-Erzengel Oriphiel, der die Herzen und
Nieren der Menschen hart prüfen muss. Die Zustände auf der
Erde werden sich dann wieder sehr ändern. Nutzt die Zeit! –
... Was hätte denn dieses Volk (damals in Jerusalem) erkennen sollen
in dem Christus Jesus? Erkennen hätte es sollen in dem Christus Jesus
diejenige Wesenheit, die dem Erdenleben Sinn und Bedeutung gibt.
Erkennen hätte es sollen in dem Christus Jesus diejenige Wesenheit,
die zu vollbringen hat die Tat, ohne welche die Erdenmenschheit den
Weg zum Göttlichen nicht wiederfinden kann. Erkennen hätte es
sollen, daß der Sinn des Erdenmenschen nicht da ist ohne diese
Wesenheit. Ausstreichen hätten die Menschen müssen von der
Erdenentwickelung das Wort «Mensch», wenn sie hätten ausstreichen
wollen das Christus-Ereignis. ... (Rudolf Steiner. GA 155, 12.Juli 1914)
(...) Und wenn der Mensch nun aufnimmt den Christus in sich, so daß
er sich durchdrungen fühlt mit diesem Christus, dann kann er sich
sagen: Dasjenige, was die Götter mir zugeteilt haben vor der
luziferischen Versuchung, das aber dadurch, daß die luziferische
Versuchung eintrat, hat zurückbleiben müssen im kosmischen All, das
zieht mit dem Christus in meine Seele ein. Die Seele wird erst dadurch
wieder vollständig, daß sie den Christus in sich aufnimmt. Da bin ich
erst ganz Seele, da bin ich erst wiederum, wozu ich durch den
göttlichen Ratschluß von Urbeginn der Erde an bestimmt war. Bin ich
denn wahrhaft eine Seele ohne den Christus? frägt man sich. Man
438
fühlt, man wird erst durch den Christus die Seele, die man hätte
werden sollen nach dem Ratschluß der führenden Götter. Das ist das
wunderbare Heimatgefühl, das die Seelen haben können mit diesem
Christus. Denn aus der uralten kosmischen Heimat der Seele ist der
kosmische Christus herabgekommen, um der Menschenseele dasjenige
wieder zu geben, was sie auf der Erde durch die luziferische
Versuchung verlieren mußte. Hinauf führt der Christus die Seele
wieder zu ihrer uralten Heimat, die ihr von den Göttern zugeteilt
worden ist. Das ist das Beglückende, das Beseligende des wirklichen
Erlebens des Christus in der Menschenseele. Das war es, was zum
Beispiel so beglückend auf gewisse christliche Mystiker des
Mittelalters gewirkt hat. (...) Solche christlichen Mystiker, die sich
anschlossen zum Beispiel an Bernhard von Clairvaux und andere, sie
empfanden die menschliche Seele wie eine Braut, die ihren Bräutigam
verloren hat beim Erdenurbeginn; und wenn der Christus einzog in
ihre Seelen, sie durchlebend, durchseelend, durchgeistigend, dann
empfanden sie den Christus als den Seelenbräutigam, der sich mit der
Seele verband und den sie einstmals verloren hatten, in der uralten
Heimat der Seele, die sie verlassen hat, um durch Luzifer den Weg der
Freiheit zu gehen, den Weg der Unterscheidung des Guten und des
Bösen zu gehen. Wenn sich die Menschenseele wirklich einlebt in den
Christus, wenn sie den Christus als das lebendige Wesen empfindet,
das ausgeflossen ist vom Tod auf Golgatha in die geistige
Erdenatmosphäre und das einfließen kann in die Seele, dann fühlt sie
sich in der Tat durch diesen Christus innerlich belebt. Sie fühlt einen
Übergang von einem Tode zum Leben ! (...) Aber wir müssen wirklich
auch den Prozess durchmachen in uns, wir müssen wirklich den
Christus in unserer Seele aufnehmen. ... (Rudolf Steiner. GA 155. Norrköping,
16. Juli 1914)
190.
Das Dogma der "Politischen-Korrektheit" sollte dringend
abgeschafft werden. Es ist ja doch nichts weiter, als die
Aufforderung zur öffentlichen Unwahrhaftigkeit und Heuchelei.
Wir wollen doch aber wissen, wie die Menschen wirklich
denken, damit wir sehen können, woran wir sind. Je mehr wir
439
also andere öffentlich dazu nötigen, sich "politisch korrekt"
auszudrücken, desto mehr bringen wir sie dazu, Masken zu
tragen und zu heucheln; wem ist damit geholfen? –
Nur Wahrheit und Wahrhaftigkeit bringen Gesundung; Lüge
und Heuchelei erzeugen Krankheiten und Dämonen. Auch
unwahrhaftiges, also pseudo-soziales Getue führt ins Unglück,
weil es unwahrhaftig ist. Man will sich dann bloß selbstherrlich
darstellen und weiden an der eigenen vermeidlichen ''Gutheit''.
Es ist verbrämte Selbstsucht. Wir sind ja so tolle Menschen! So
sozial und weltoffen! Wir holen uns alle Armen und Flüchtigen
ins Land und sind die Retter der Welt! Wir schaffen das! Wenn
man damit aber in der Realität am Ende Bürgerkriege und den
sozialen
Zusammenbruch
des
eigenen
Landes
heraufbeschwört, wie sozial ist das dann wirklich? Ich sage
nicht, dass man Angst vor Zuwanderung haben muss oder
Menschen in Not nicht nach Kräften helfen soll, aber es geht
vielen Aktivisten heute nicht wirklich um Soziales dabei,
sondern nur darum, sich vor sich selbst und anderen
selbstherrlich zu beweihräuchern. Deshalb machen sie die
Augen zu vor den Realitäten, die ihrer Haltung widersprechen.
Das ist gefährlich. So wie das Ganze in Deutschland seit einiger
Zeit gehandhabt wird, ist es völlig verantwortungslos! Abstrakte
Gutmensch-Aktivisten kreieren ganz schnell mal große
Katastrophen, denn sie wollen auf billige, unwahrhaftige Weise
''gut'' sein. Sie sind aber gar nicht so gut, wie sie selber glauben
und glauben machen möchten, deshalb gehen sie auch so
faschistoid mit denen um, die nicht auf ihre Art gut sein wollen.
Je
herablassender
und
aggressiver Andersdenkende
angegangen werden, desto sicherer kann man sein, dass es
bloß Heuchelei ist. Dies gilt zurzeit vor allem auch für
Menschen, die einfach nicht sehen wollen, wessen Geisteskind
der Islam wirklich ist - egal wie oft dies auch schon offengelegt
wurde - und die glauben, dass sie ganz besonders gute
Menschen sind, wenn sie sich schönfärbenden Illusionen
darüber hingeben. Aus Heuchelei machen sie sich blind für die
Wahrheit. Abstrakte Ideale, so schön und richtig sie in ihrer
440
Abstraktheit im Kopf auch sein mögen, haben deshalb noch
lange nicht notwendig viel mit der Wirklichkeit zu tun. Die
schönen 'Multi-Kulti-Vorstellungen' so vieler, wo Moslems,
Christen, Juden, Atheisten usw. friedlich und freundlich
zusammenleben in Toleranz und Nächstenliebe setzt z. B. bei
Moslems christliche Werte voraus, die aber dort weder
notwendig vorliegen, noch gesucht oder überhaupt im
Religionskonzept für richtig angesehen werden, denn der Koran
lehrt eben ganz anderes. Wirklichkeitsfremde Ideale haben in
der Politik oft nur leider nicht bloß eine ''Okay, ich lag falsch
Erkenntnis'' zur Folge, sondern kosten schnell mal
Menschenleben. Mohammed war ein Mann des Krieges und
des Hasses und so sind auch Geist und Frucht seiner Religion.
Würde der Islam in seinem Grundgeist die Freiheit und das
Leben Andersdenkender wirklich respektieren und ehren, dürfte
der Mohammedanismus sich vielleicht zu den positiven
Religionen zählen. Weil er aber menschenverachtender
Faschismus ist, schließt er sich selber aus dem Kreise der
positiven Religionen aus als eine Gefahr für die Menschheit und
ihre geistige Gesundheit. Religionsfreiheit und Demokratie gestalten sich sofort
schwierig, wenn eine Religion faschistisch ist. Man muss heute
im Grunde nur irgend etwas geschickt genug religiös
bemänteln, um es unangreifbar zu machen. Deswegen will
auch Scientology so gerne als Religion anerkannt sein.
Toleranz ist wichtig, sie darf aber nur so weit gehen, dass das,
was wir tolerieren, nicht unsere Rechte und Freiheit bedroht.
Weil Religionsfreiheit von vielen im Moment so interpretiert
wird, dass man vor allem den Islam nicht kritisieren darf, ist sie
eigentlich schon längst wieder aufgehoben zugunsten des
Islam. Ich muss den Islam als freier Mensch aber keineswegs
gutheißen, nur weil er eine Religion mit vielen Anhängern ist.
Wenn in 1000 Jahren Scientology eine Milliarde Anhänger
zählen würde, bliebe diese Sekte trotzdem bloß ein grandioser
Dämonen-Streich, mit dem schwache und blinde Menschen
ganz toll an der Nase herumgeführt werden, was ein lautes
441
Hohngelächter der Hölle auslöst. Ich muss es als Mensch, der
die Freiheit achtet, durchaus innerhalb eines gewissen
Rahmens akzeptieren, dass es Menschen gibt, die so etwas
ernst nehmen und mitmachen; und ebenso muss ich es
akzeptieren, dass es Menschen gibt, die den Islam für wahr
halten. Ich darf daneben aber ebenso meine christlichanthroposophische Überzeugung hinstellen, was mir in Zeiten
von Demokratie und Religionsfreiheit auch niemand verbieten
kann, es sei denn, er ist selber ein Faschist. –
Der Islam zählt nur deshalb so viele Anhänger in der Welt, weil
es sehr viele Menschen gibt, die die Folgen des Sündenfalles
nicht ausheilen, sondern das Böse, das Tier in sich selbst als
göttlich anbeten wollen. Am Ende werden Wahrheit und Menschlichkeit siegen und alle
Lügen überwinden. Ich sehne mich nach der Zeit, wo alle
verlogenen dogmatischen Religionen und Sektierereien endlich
einmal überwunden sein werden, die allesamt doch nur lieblose
Kinder der Selbstsucht sind, mit denen sich ihre Anhänger über
andere Menschen erhöhen wollen. Ich sehne mich nach der
Zeit, wo Menschen endlich wieder frei und offen wirklich nach
Wahrheit suchen! Der Islam, als die grausamste und wahrheitsfernste aller
Religionen, welche dringend an ihrem Gottesbild arbeiten
müsste, hat sich bereits so weit vom lebendigen Vater entfernt,
dass er direkt das ahrimanische Gegenbild Gottes anbetet, den
Tod aller Entwicklung, den Dämon des Hasses und radikalsten
Dogmatismus. Der Buddhismus, mit tiefer und kostbarer
Weisheit über den alten Kosmos begabt, lebt luziferisch
weltabgewandt in der Vergangenheit einer längst nicht mehr
existenten Geistwelt und will feige zurück zum Alpha, nicht hin
zum Omega, zum Ziel und Sinn dieser Schöpfung, zum LogosIch des Menschen. Der Osten weiß dabei durchaus von der
Scheinhaftigkeit des niederen Hüllen-Selbstes; er weiß im
Gegensatz dazu auch von der alten kosmischen Krishna-PanIchhaftigkeit, aber er weiß aus seinen Grundlagen heraus noch
442
immer nichts von der vom Sohn auf Golgatha geschaffenen
Möglichkeit des unsterblichen individuellen Christus-Logos-Ichs
im Menschen. Denn auch der Osten kennt keine Entwicklung
und ist ausschließlich zurückgewandt. Die katholische Kirche ist
Jahve-Typhon mit Haut und Haaren versklavt; Millionen von
Menschen bekommen durch die römischen Kirchen nach wie
vor Jahve als Christus verkauft und bleiben an diesen
widerrechtlichen Fürsten der Welt fest gebunden. Und das
Judentum ist erstarrt in Traditionen vorchristlicher MessiasErwartungen
und
alttestamentarischer
VolksGottesvorstellungen und behauptet noch immer, als 'gesamte
Nation' mit Gott zu kommunizieren. Doch wer heute noch als
'Nation' oder 'Volk' das Göttliche sucht, der lebt in
vorchristlichen Gruppenseelen-Ideologien vor dem Ich und
ernährt retardierende Mächte. Das Moralische oder Göttliche
kann und darf im Zeitalter der sich befreienden Iche nur noch im
mündigen und geistbewusst sich selbst führenden Individuum,
das sich mit anderen freien Ichen in Liebe zusammenfindet,
verwirklicht werden. Das Göttliche oder Moralische immer noch
an Nationen, Völker oder Rassen festmachen zu wollen, kann
nur noch Unglück über Unglück und Katastrophen über
Katastrophen auf menschlichem Gebiet hervorbringen; was das
20. Jahrhundert uns deutlich genug vor Augen geführt hat.
Nicht der freie Einzelne, der als moralisch gesundes Ich die
Gemeinschaft anderer Menschen sucht, sondern ent-ichende
Gruppenseelen-Impulse werden es zunehmend sein, die das
Böse nutzt für seine Gräueltaten. Ich-schwache Menschen, die
in der Dynamik einer Gruppe, einer Rasse oder Nation ihren
Ich-Ersatz suchen, welche ihnen Stärke und Richtung geben
sollen, die sie in sich selber nicht finden können, und die von
solchen Gruppenseelen-Impulsen besessen dann handeln im
antimenschlichen Sinne, verwirklichen heute die Impulse des
Bösen; neben denen, die sich im niederen Selbst lieblos
verhärten und isolieren. Der Geist guter MenschenGemeinschaften - die sich ja finden und bilden müssen, damit
keine Atomisierung durch das Ich geschieht - der von
443
aufsteigenden und mit dem Sohne gehenden Wesenheiten
dann überleuchtet und inspiriert sein wird, ernährt, stützt und
stärkt gerade das höhere Ich als das göttliche ChristusWesensglied in uns; während die ins Böse einlaufenden
absteigenden antichristlichen alten Gruppenseelen uns immer
mehr ent-ichen und entmenschen werden. Auch hier gilt es, ein
durch Erkenntnis getragenes, moralisch wesenhaftes
Unterscheidungsvermögen zu entwickeln. Wie sehr viele
Menschen heute bereits Dämonisches für Göttliches halten, so
werden die guten Wesenheiten echter Christusgemeinschaften
vielfach verwechselt werden mit den bösen ahrimanischen und
luziferischen Gruppenseelen, in denen Ent-Ichung mit
Selbstlosigkeit, Versklavung mit Liebe oder Demut, und Hass
und Gewalt mit Stärke verwechselt werden. –
Das höhere Ich ist ein aktiver, äußerst lebendiger FeuerProzess, der im ewigen Werden sein Leben hat, und keine
passive statische Größe oder Qualität, kein stehend-faulendes
Gewässer, wie das ohne Vergeistigung nun in den Tod
einlaufende niedere Selbst.
… Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe.
Und wer mir fern ist, ist dem Königreich fern…
(Evangelium nach Thomas)
Das Ich wird aus gutem Grunde in der Apokalypse des
Johannes als das feurige 'Zweischneidige-Schwert' bezeichnet,
das aus dem Mund des Lammes Gottes hervorgeht. Denn die
Abirrung in beide dämonische Richtungen ist die eigentliche
Gefahr für das werdende Ich, welche ohne Christus gar nicht
gebannt werden kann. Auch deshalb findet keiner zum Leben
und wahren Vater ohne den Sohn, ohne die lebendige Mitte.
Den durchchristeten Herzens-Ich-Menschen, der zwischen
Luzifer und Ahriman siegreich hindurchschreitet und diese
beiden in ihrem Bösen durch die Kraft der Liebe und des
Bewusstseins bannt und verwandelt, hat Rudolf Steiner als
Wahrbild echten christlichen Strebens und der inneren Trinität
des irdischen Menschen in seiner wunderbaren Holzplastik des
444
Menschheits-Repräsentanten vor alle Welt hingestellt. (Siehe
das Bild auf der folgenden Seite):
445
Unsere irdischen Religionen sind allesamt überlebte und
unterschiedlich dekadente Werkzeuge des Egoismus des
niederen Selbstes geworden. Keine von ihnen sucht heute noch
aufrichtig und frei nach Wahrheit. Sie dienen vielmehr lange
schon Wesenheiten, die die Menschen in ihrer ErkenntnisFähigkeit und Entwicklung mit allen Mittlen aufhalten wollen,
indem sie die Seelen verarmen und sie dazu bringen, tote
Traditionen und Dogmen anzubeten, statt den lebendigen Geist
zu suchen. Erschreckend wurde mir im Laufe der Zeit immer
klarer, dass - genau wie damals zur Zeitenwende, die sich in
unserer Zeit spiegelt - die Religionen zu Dämonen-Kulten
entartet sind, die die Menschen blind machen, sodass sie mit
ihren blinden Führern in die Grube fallen (Matthäus 15,14). Nur
dass die Menschen dieses Dämonische - innerlich egoistischluziferisch rauschhaft empfunden oder äußerlich ahrimanischdespotisch sich offenbarend – längst für Göttliches halten.
„… Sie opferten den Dämonen, die Nicht-Gott sind, Göttern, die sie
nicht kannten, neuen, die vor kurzem aufgekommen waren, die eure
Väter nicht verehrten …“ (5. Mose 32,17)
Bequemlichkeit und Selbstsucht sind es vor allem, weshalb so
viele an ihren traditionellen Religionen festhalten. Mit diesem
tiefsitzenden Egoismus des niederen Selbstes rechnen vor
allem die Religionen und Sekten des Westens. Wie verbreitet
ist es in Kirchenkreisen doch, dass Menschen aus ihrem bloßen
Egoismus heraus entscheiden wollen darüber, ob etwas wahr
oder falsch ist; dies bedeutet, dass sie Wahrheit gar nicht
wirklich suchen, sondern auch die Lüge völlig in Ordnung geht,
solange diese nur befriedigt, tröstet oder die Gewohnheiten
nicht stört. Nur der Einzelne kann hier ausbrechen, indem er die
lebendigen Mysterien sucht, wo ein ganz anderer moralischer
Wind weht! Wenn man es für sich selber noch braucht, einer
traditionellen Religion anzugehören, dann sollte man diese
zumindest nicht freiwillig zu seinem geistigen Grab werden
lassen; was schwer genug ist, denn dies gelingt uns nur, wenn
wir stets bemüht sind oder überhaupt fähig dazu werden, die
446
Grenzen und Einseitigkeiten unserer Religion immer wieder zu
überwinden und Wahrheit grundsätzlich höher stellen, als
Religionen. Manche Religion enthält zwar mehr oder weniger
an Wahrheiten, aber keine ist als solche wirklich wahr, denn
Dogmatik und Wahrheitssuche sind geistige Antipoden. Den
Religionen und ihren Anhängern geht es aber überall nur noch
um Glaubensbekenntnisse zu ihren Dogmen, weil dies bequem
ist. Ihre Herzen sind so geartet, dass sie sich nicht etwa verletzt
fühlen durch den Verrat oder Missbrauch von Wahrheit,
sondern verletzt fühlen sie sich, wenn ihre Dogmen nicht
anerkannt werden und andere sich diesen nicht unterwerfen.
Dogmen sind ihre Wahrheit. Dogmatik verwirklicht aber nichts
Lebendiges im Menschen, sondern tötet alles geistige Leben ab
und lähmt das Ich. Geisterkennen muss ja religiöses Leben
werden, sonst ist es tot, aber echtes religiöses Leben ist das
freie individuelle Herzensverhältnis, welches wir zu erkannten
Wahrheiten des Göttlichen entwickeln, und nicht äußere
Dogmatik. Ja selbst wenn ein Dogma wahr ist – und viele ältere
katholische Dogmen bergen durchaus tiefe Wahrheiten in
Abstraktion auskristallisiert - solange wir es nur äußerlich
anerkennen auf Autorität hin und kein eigenes immer tieferes
Verstehen und Erleben der Wahrheit suchen, haben wir kein
Ich-Verhältnis zu ihr, das heißt, wir verbinden uns gar nicht mit
der Wahrheit, sie bleibt etwas Äußerliches und deshalb findet
auch kein individuelles Auferstehen durch sie statt. Wenn wir
eine Wahrheit nicht mit dem Bewusstsein durchdringen und im
Herzen realisieren, fällt das Erweckende, das Durchchristende,
das eigentliche Leben der Wahrheit weg. Jede Dogmatik
schließt unser freies individuelles Erfassen einer Wahrheit aus
und verlangt Unterwerfung. Dies ist die Haltung des niederen
Selbstes; der Mond reflektiert nur passiv das von außen
kommende Licht der Sonne, aber er nimmt es nicht auf. Wir
müssen uns jedoch mit dem Licht des Christus aktiv verbinden
und den Heiligen Geist des Sohnes bewusst aufnehmen in
unsere Seelen, sonst wird nichts Lebendiges in uns werden
können. Wenn die römisch-katholische Kirche also wirklich
447
Christus meinen würde, könnte sie gar nicht dogmatisch sein;
das wäre völlig unmöglich, denn Christus kommt zu uns nur so
weit, als wir individuell geistig erwachen und selbstständig
Wahrheit erkennen und lieben lernen. Dogmatik ist im Tode
erstarrtes Gesetz, und wenn das Gesetz Gottes jetzt nicht in
uns lebendig wird als Sohn, wird es in uns zum Tode. Jeder
Weg ohne das Bewusstseins-Leben des Sohnes ist notwendig
ein Weg zum Tode, zum toten Gesetz, zu Ahriman.
Geschlossene, sich selbst verabsolutierende dogmatische
Systeme – ganz gleichgültig ob sie islamisch, buddhistisch,
jüdisch, katholisch oder atheistisch sind - können niemals wahr
sein, weil Wahrheit ein lebendiges Wesen ist, das nur durch die
Freiheit und das Leben im sich unabhängig entwickelnden
Geist gefunden oder individuell verwirklicht werden kann. –
... Und als sich die Welt auf diese Weise ablenken ließ, war sie die
ganze Zeit über in Irrtum befangen. Alle Menschen nämlich, die auf
der Erde sind, dienten den Dämonen seit der Grundlegung bis zum
Ende (des Äons) — die Engel (dienten) der Gerechtigkeit und die
Menschen (dienten) der Ungerechtigkeit. So ließ sich die Welt
ablenken in Unwissenheit und Vergessenheit. Sie gingen alle in die
Irre bis zur Parusie des wahren Menschen. ... (Gnosis. Vom Ursprung der
Welt. Nag Hammadi Deutsch)
Nicht das wahre Abeltum ist hiermit gemeint; sondern das als
römisch-katholische Kirche völlig entartete Abeltum war immer um seine Macht zu sichern – äußerst bemüht darum, seinen
Anhängern das eigene Suchen nach einem Zugang zur
Geistwelt als Teufelei zu verkaufen. In Wahrheit ist es zwar der
'Heilige Geist selbst', der uns liebevoll einweiht in das höhere
Leben der Wahrheit und damit in die übersinnlichen Welten,
doch die Kirche nennt diesen Heiligen Geist der Erkenntnis und
Sein befreiendes Feuer-Wirken 'den Satan', um die Menschen
an sich zu fesseln. Es ist faszinierend und teuflisch genial, wie
die römische Kirche es hinbekommen hat, dass ihren
Anhängern nicht einmal klar wird, dass mit dem Verketzern des
individuellen Suchens nach einem Eingang in die höheren
448
Welten alle Katholiken ja von den himmlischen Welten
abgeschnitten und in der materiellen Welt und der Gottesferne
und Abhängigkeit von Rom gehalten werden. Das Resultat
davon ist die anwachsende Gottesleere der Seelen. Daher
kommt der moderne Zweifel und die ohnmächtige Schwäche
des Glaubens innerhalb der Kirchen. Statt einer tatsächlichen
Kommunion mit dem Göttlichen gab die römische Kirche ihre
toten Dogmen, ihre in Abstraktionen abgetötete römische
Lehre; sie gab und gibt den Menschen nur Steine statt Brot. –
(…)
es
entsteht
die
Verzerrung
des
priesterlichen
Menschheitselementes, wenn es sich vom heilenden, hütenden und
bewahrenden Hirtenamt, in das es Christus einsetzte, lossagt, um zu
herrschen und die Seelen zu vergewaltigen. Die ihm anvertrauten
Menschenseelen durch Angst zu lähmen und so in künstlich
aufrechterhaltenem Kindhaften, Geschöpflichen zurückzuhalten, um
sie selbst zu besitzen, anstatt sie zur Freiheit hin zu erziehen, was die
Mission der Kirchen gewesen ist. Soll das Priestertum im besten Sinne
verwalten und hüten, was ihm von unserem »Herrn und Meister«
anvertraut wurde, so wird das machtbesessene Kirchentum — wie es
Rudolf Steiner im Hinblick auf Cyrillos in wahrlich vornehmer
Wortwahl aussprach — nur als ein Christentum »in einer entarteten
Kindheitsstufe« sich darleben können und sich nur »in seinen
allergrößten Schwächen und seiner persönlichen Seite« zeigen. Da
kann die Abelströmung nicht in ihrem Urbild erscheinen — dem
Wesen des Hirten und Heilers — sondern als Karikatur oder Dämonie
ihrer selbst: als der Großinquisitor, wie Dostojewski ihn verewigte. (Herbert Wimbauer. Der Bodhisattva der Metamorphose und Hiram Abiff.)
*
Ich weiß sehr wohl, dass es viele gibt, die aufgrund meiner
Ausführungen hier sicher meinen, auch ich würde doch bloß
eine Religion vertreten, da sie alles Christlich-Religiöse
grundsätzlich für Dogmatik halten und nicht wissen, dass es auf
diesem Gebiet tatsächlich Erkennen und gegründetes Wissen
gibt. Schablonen-Denken kann eben nicht anders, als jeden,
449
der von Christus spricht, automatisch als einen Vertreter der
Kirchen-Religion anzusehen, weil die Jahve-Kirchen den
Namen des Sohnes jahrhundertelang raffiniert missbrauchten.
Es war schon immer die wirkungsvollste Methode gewesen um
etwas auszuschalten, dass man es selber auf seine Art
scheinbar vertritt. Als wirksamste Waffe gegen den Christus
entstand das Ich-versklavende und Geist-verleugnende
römische Jahve-Kirchentum. Dass man aber gerade als freier
Mensch Christus erkennen und lieben wird, verstehen viele
noch nicht; dass nur derjenige, der sein Menschsein im LogosSinne wirklich ergreift, überhaupt frei werden kann, sehen sie
noch nicht. Trotz aller gebotenen und aufrichtigen Dankbarkeit für alles,
was wir diesem Eloah verdanken, bin ich grenzenlos froh
darüber, dass der oft so grausame und eifersüchtige Jehova
des alten Testaments nicht mein Vater ist! Dass er nur der Vater
meiner sterblichen und zu verwandelnden ersten Natur ist; einer
der 7 Schöpfer-Elohim, durch den zeitweilig Christus wirkte;
dieser herrliche Christus-Logos, der sich selber dem
auserwählten Volk damals schon im Gruppenseelenzeitalter als
der Gott des Ichs, des >Ich-Bin< durch Jahve ankündigte
(2. Mose 3,14). Ich bin so unendlich glücklich darüber, dass
Christus unsere Wahrheit und Zukunft, und Sein Vater - weit
erhaben über allen Welten und den Hierarchien thronend unser wahrer Ursprung ist! Diesen Vater erkennt die Welt noch
immer nicht! Sie hält noch immer Jahve für den höchsten
Vatergott, der er aber - bei allem nötigen Respekt - absolut nicht
ist. Wer anderen, untergeordneten und ins Böse einlaufenden
Gottheiten und ihren Zielen, oder direkt den Dämonen folgen
und dienen will, der soll das tun; ich will jetzt mit Jesus Christus
zu unserem tatsächlichen Vater gehen. –
Ihr Mächte der Finsternis, ihr Diener des Jahve-Typhon werdet
scheitern! Ihr könnt die Entwicklung und Reifung der
Menschheit nicht ewig aufhalten! Immer mehr Menschen
werden euch entlaufen! Ihr werdet zwar weiterhin eure
450
grausamen Lügengeflechte spinnen und verfeinern, um dem
Wirken des lebendigen Sohnes Gottes und seiner Gnosis
entgegen zu arbeiten; ihr werden weiterhin die Vertreter des
Grales verleumden und wenn nötig, ermorden; doch immer
größer wird die Seelennot der Menschen so nur werden, bis
diese Seelennot sie endlich aufwachen und eure Finsternis ein
für allemal durchschauen lässt! Ihr könnt gegen den Fortgang
der kosmischen Weltenuhr des Vaters nicht bestehen! Der Sieg
des Christus ist gewiss, denn der Vater selbst ist in Ihm! –
(…) «Wen suchst du hier? Der Dämon ist gerichtet,
Der zorngewalt'ge Dämon deines Volks;
Und seine Macht hat Gottessohn vernichtet!»
«Jehova?» rief da Ahasver mit Schrecken.
Der Engel sprach: «Ein Abgott war auch Er!
Der Gott der Wahrheit muß ihn niederstrecken,
So ihn, wie alle Götzen dieser Erde,
Damit aus allen Menschen nur ein Volk
Und Eins in ihm die ganze Schöpfung werde! (…)
(Aus der Ahasver-Dichtung von Julius Mosen.
Zitiert von Rudolf Steiner in GA254.)
Balkis zu Salomo: (…) "Dieser Grundsatz, entgegnete die Königin,
stammt aus eurer Religion, wenn auch abgeschwächt durch die
dunklen Lehren eurer Priester. Sie wollen alles lahm legen, die
menschliche Gesellschaft in den Windeln lassen, und ihre Freiheit am
Gängelband führen. Hat Gott die Äcker bestellt? Hat Gott Städte
begründet, Paläste gebaut? Nein. Er hat seinen Geschöpfen den Geist
und den Tatendrang eingepflanzt. Er lächelt über unsere
Anstrengungen, und in unseren beschränkten Schöpfungen erkennt er
den Lichtstrahl seines Geistes, mit dem er unsere Seele erleuchtet hat.
In dem ihr ihn euch eifersüchtig vorstellt, diesen Gott, schmälert ihr
seine Allmacht; ihr vergottet eure Fähigkeiten und haltet die Seinen
für stofflicher Natur. Oh König! Die Vorurteile eures Glaubens
werden eines Tages den Fortschritt der Wissenschaft, den Aufschwung
des Geistes hemmen, und wenn die Menschen kleiner werden, werden
sie auch Gott auf ihr Maß verkleinern und ihn schließlich ganz
451
verleugnen.(…)
(Die Königin von Saba, Balkis, zu König Salomo, dem Liebling Jahves.
Aus der Tempellegende - Gérard de Nerval)
(...) Er sagte: „Ich bin Gott, und kein anderer existiert außer mir." Als
er das aber sagte, da versündigte er sich gegen alle Unsterblichen
und diese bewahrten ihm diese Sünde bis zum Endgericht. Als nun die
Pistis die Gottlosigkeit des großen Archonten sah, geriet sie in Zorn.
Sie war unsichtbar und sagte: „Du irrst dich, Samael." — Das
bedeutet: „der blinde Gott." „Ein unsterblicher lichter Mensch
existiert vor dir. Dieser ist es, der sich in euren Gebilden offenbaren
wird. Er wird dich zertreten, wie Töpferton zertreten wird. Und du
wirst mit den Deinigen hinabfahren zu deiner Mutter, dem Abgrund.
Denn am Ende eurer Werke wird der ganze Mangel aufgelöst werden,
der aus der Wahrheit hervorgegangen ist. Und er wird vergehen und
wird sein, als wäre er nie gewesen." (...) (Gnosis. Vom Ursprung der Welt.)
Die erste Schöpfung Jahves ist an ihre Ende gekommen. Den
Schritt hinüber über den Abgrund, und den Anschluss an die
neue zukünftige Welt der zweiten ewigen Menschenschöpfung die jetzt mit dem Sohn überhaupt erst beginnt - muss jeder
selbstständig suchen und finden. –
... Und ich sagte: „Herr, gehöre etwa auch ich zu ihrer Materie?"
„Du gehörst mit deinen Kindern zu dem Vater, der seit Anfang an ist.
Von oben sind ihre Seelen gekommen, aus dem unvergänglichen Licht.
Daher werden die Mächte sich ihnen nicht nähern können, des Geistes
der Wahrheit wegen, der in ihnen wohnt. Und alle, die diesen Weg
erkannt haben, sind Unsterbliche inmitten der sterblichen Menschen.
Doch wird sich jener Same nicht sogleich offenbaren, sondern (erst)
nach drei Generationen wird er sich offenbaren. Er hat sie von der
Fessel der Täuschung durch die Mächte befreit." Da sagte ich: „Herr,
wie lange noch?" Er sagte zu mir: „[Wenn] der wahre Mensch in
ihren Gebilden [den Geist der Wahrheit offenbart, den der Vater
gesandt hat, [dann] wird jener sie belehren über alle Dinge. Und er
wird sie salben mit dem Salböl des ewigen Lebens, das ihm gegeben
wurde von dem Geschlecht, das keinen König hat. Dann werden sie
das blinde Denken von sich werfen. Und sie werden den von den
Mächten stammenden Tod zertreten. Und sie werden zu dem
452
grenzenlosen Licht aufsteigen, wo dieser Same ist. Dann werden die
Mächte ihre Zeiten hinter sich lassen (müssen). Und ihre Engel
werden über ihre Zerstörung weinen. Und ihre Dämonen werden über
ihren Tod trauern. Dann werden alle Kinder des Lichts die Wahrheit
und ihre Wurzel in Wahrheit erkennen, und den Vater des Alls und
den heiligen Geist. Sie alle werden mit einer einzigen Stimme sagen:
Gerecht ist die Wahrheit des Vaters. Und der Sohn ist über allem und
durch alle von Ewigkeit zu Ewigkeit. Heilig, heilig, heilig. –
(Die Hypostase der Archonten)
191.
Wir müssen uns selber zur Hoffnung oder zum Vertrauen in die
gute Führung der Menschheit hinaufarbeiten. Gesunde
geistesgetragene Freude am Dasein entsteht nicht dadurch,
dass wir versuchen, sie uns bloß einzureden oder
einzusuggerieren. Sie kann nur Frucht moralischer Arbeit und
wahrer Wesenserkenntnis der guten Götter und insbesondere
des Christus selbst sein. Gewissheit und Furchtlosigkeit sind
Resultat dessen, dass lebendige Wahrheit unser Herz wirklich
erreicht hat. Das Leben ist Ernst, viel ernster als es der Egoismus sehen
will. Aber wir dürfen uns von diesem Ernst des Lebens auch nie
niederdrücken lassen. Der bösen Geister sind Legionen, der
Mensch ist täglich umstellt von Räubern und Dämonen; aber
auch der Glaube, die Liebe, die Hoffnung und das Gute sind
Realitäten, sind reales Lebensblut und Lichtkräfte, die wir nötig
haben. Freude und Glück am Geist des Sohnes, des wahrhaft
Menschlichen, am Helfen, am Stützen und Schützen, am
Streben nach Wahrheit und dem Guten, am Überwinden der
Finsternisse müssen wir ebenso entwickeln, wie den Ernst des
Lebens dort, wo er nötig ist. Wer zum Ernst des Lebens
erwacht ist, muss zur Hoffnung und zum Glauben an Christus
finden. Der Mensch ist die Hoffnung dieser Schöpfung, Gott
glaubt an uns Menschen, und der Glaube an den
Menschensohn ist das Leben der ganzen Menschheit. –
453
... Redet nun aus dem Herzen heraus, denn ihr seid der vollkommene
Tag; und es wohnt in euch das Licht, das nicht untergeht! Redet über
die Wahrheit mit denen, die nach ihr verlangen, und über das Wissen
zu denen, die gesündigt haben in ihrer Täuschung! Stärkt den Fuß der
Gestrauchelten, und streckt eure Hände nach den Kranken aus! Speist
die Hungrigen, den Leidenden verschafft Linderung, richtet alle auf,
die aufstehen wollen, und weckt die Schlafenden! Denn ihr seid die
Klugheit, die gezückt ist. Wenn die Stärke sich so verhält, wird sie
noch stärker. (…) Vollbringt ihr nun den Willen des Vaters, denn ihr
stammt aus ihm! Denn der Vater ist süß; und in seinem Willen ist
Gutes. Er hatte Kenntnis von dem Eurigen genommen, so daß ihr auf
ihm zur Ruhe kommt. Denn an den Früchten erkennt man das
Eurige.... (Evangelium Veritates. Nag Hammadi Deutsch; Studienausgabe)
Wer ernsthaft daran zweifelt, dass er gerettet werden kann,
dem mangelt es an Vertrauen in Gott und an der moralischen
Erkenntnis über die guten Götter. Christus hat diese
Kleingläubigkeit im Evangelium oft gerügt, wie z. B. bei Lukas
11,9. Christus kam nicht für die Gerechten, sondern für die in
der Sonderung (Sünde) vom Göttlichen gefangenen (Lukas
5,32). Gerade die römisch katholische Kirche hat gründlich für
ein kaltes ahrimanisches Gottesbild, und ein luziferisch bloß auf
den Egoismus ausgerichtetes Christusbild in den Seelen
gesorgt. Und es ist ein grausames ahrimanisches Gottesbild,
welches solche Menschen haben, die Gott unterstellen, dass Er
unsere Entwicklung und Vergöttlichung nicht will. Ein lieber Mensch sagte mir neulich: "Wie schlimm wäre es
doch, wenn Gott gar nicht voller Liebe wäre; was würden wir da
dann machen?" Ich sagte ihm: "Dann wären wir und unsere
Welt ganz anders beschaffen, und Liebe würde auch uns nicht
interessieren. Es kann in uns nur aufleuchten, was in
Vollendung in Gott ist". Gott ist aber vor allem anderen Liebe,
aus der Er Leben und Entwicklung schenkt. Aber selbst wenn
Gott, rein theoretisch, nicht Liebe wäre, dann müssten wir
Menschen diese Liebe eben ohne Gott wahr machen, denn
kein echter Mensch will leben oder sein ohne Liebe. Der
454
Glaube an Gott ist für Anthroposophen ja lange nicht mehr bloß
der Glaube an seine Existenz, sondern vor allem der Glaube an
Seine Güte, Liebe und Wahrheit, also auch der Glaube an uns
selber als Menschheit. Auch das ist es, was wir lernen sollen
durch unser Leben und durch genau diese zu entwickelnden
göttlichen Eigenschaften und Lichter IN UNS. Dazu offenbarte
sich Gott in Seinem Ich-Herzen als Christus zur Zeitenwende.
Wenn wir also am guten Wesen des Vaters wieder einmal
zweifeln wollen, sollten wir das Evangelium lesen, um Ihn in
Seiner Liebe handelnd zu beobachten. –
192.
... Wenn wir bei einer Imagination oder Vision eines schlechten
Wesens das Gefühl entwickeln, es soll von uns weichen, und wir tun
dies bei der vollständig klaren, visionären, imaginativen Vorstellung,
so musst das Wesen, dass in dieser Welt ist, tatsächlich fühlen, wie es
mit einer Kraft von uns weggestoßen, hinweggeschoben würde.
Ebenso ist es, wenn wir von einem guten Wesen eine entsprechende
Imagination oder Vision haben. Auch da ist es so, dass wir, wenn wir
ein Gefühl der Sympathie entwickeln, dieses Wesen in der Tat die
Kraft in sich verspürt, an uns heran zu kommen, sich mit uns zu
verbinden. ... (Rudolf Steiner. 1911. GA 143. Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei
Wege der Seele zu Christus. Verborgene Kräfte des Seelenlebens.)
Welche Gedanken, Gefühle, Willensimpulse, Interessen und
Gesinnungen wir im Leben entwickeln, verbindet uns also mit
entsprechenden Wesenheiten der übersinnlichen Welt oder
stößt diese von uns weg. Deshalb verbinden sich solche
Menschen auch nicht wirklich mit Christus, die keine tiefere
Sehnsucht nach der Erkenntnis, keine Liebe nach dem
Erfassen Seines tatsächlichen Wesens haben, sondern lieber
das annehmen, was ihnen gefällt. Eine bloß sentimentalegoistische Gefühlsausrichtung auf einen mehr oder weniger
ausgedachten Fantasie-Christus oder einen bloß Christus
genannten Jahve, der mich bitte bequem stellvertretend erlösen
soll, oder auf einen despotischen Tyrannen, wie beides gerade
in den Kirchen sooft üblich ist, kann uns nicht wirklich mit Ihm
455
verbinden, sondern verbindet uns eher mit dem schlechten
Luzifer oder Ahriman oder Jahve. Unsere Gedanken, Gefühle,
Willensimpulse, Interessen und Gesinnungen gestalten oder
zerstören uns auch innerlich ganz konkret laut Rudolf Steiner im
obigen Vortrag. Gefühle des Hasses, des Neides, der
Missgunst und Lieblosigkeit sollten ganz unmögliche Gefühle
für uns werden. Wenn wir anfangen Schmerz an der Lüge, am
Hass und Hässlichen in uns zu empfinden, entwickeln wir ein
konkretes Wahrnehmen des Zerstörenden solcher Impulse.
Aufbauende Kräfte hingegen nehmen wir wahr, wenn wir
Freude am Edlen, Schönen, Guten, Wahren empfinden können.
Wie verheerend die Gewissenlosigkeit, Verlogenheit und
Lieblosigkeit oder auch die falschen Gottesvorstellungen
unserer Zeit sich auf die Seelen der Menschen auswirken,
müsste einem hier klar werden können.
193.
Das niedere Selbst sucht das irdische Glück, die Befriedigung
im Vergänglichen, das höhere Ich sucht das ewige Ideal des
Menschen. Wenn der Christus als Auferstandener im
Folgenden vom Tod spricht, den wir suchen sollen wie die Toten
das Leben suchen, dann ist damit nicht gemeint, dass wir den
Tod des Leibes suchen sollen, wie es der Materialist wohl leicht
missdeuten würde. Sondern der Vergeistigungsprozess im
Leben ist gemeint, welcher ein realer Todesprozess des
niederen Selbst, und eine Verbindung mit der Welt der
sogenannten Toten ist. Ohne das Sterben (Kreuz) unserer
niederen Natur in Christus und das Auferstehen durch den
Geist können wir uns zum höheren Menschlichen nicht
entwickeln. Deshalb sollen wir das Übersinnliche suchen, wie
die Toten wiederum das Leben suchen. Aber es wird auch die
Angst vor dem leiblichen Tod von Christus gerügt, die, wenn sie
sehr groß ist, zeigt, dass wir noch zu sehr im Vergänglichen
wurzeln. Furcht vor Schmerz und Tod ist Eigenschaft des
niederen Selbstes. Lebendiger Geist atmet Mut, Feuer und
Gottesbegeisterung. Die härteste äußere Attacke, die das Böse
456
auf den Menschen ausüben kann, ist das Töten seines Leibes.
Die Seele oder das Ich selbst kann das Böse aber nur
verderben, wenn der Mensch selber dabei mitspielt. Die im
Sohn erstarkten Seelen sind frei! Der höhere Mensch weiß,
dass das physische Leben zwar kostbar und unentbehrlich zum
Lernen, aber nichts von Dauer ist. Er weiß, dass der Tod die
zeitweilige Befreiung von der Illusion des Egos, des materiellen
Daseins, der Sonderung von Gott, und das Eingehen in die
Welt der Wahrheit und des Lichtes für gute Seelen bedeutet.
Darum kennt der Christ irgendwann keine Furcht mehr vor dem
Tod. Die Versuchungen durch das Böse sind dabei von Gott
gewollt, denn sie machen uns stärker, solange wir uns nicht
fressen lassen. Die Erfahrungen am Böse lassen den starken
Menschen wachsen im Guten; der schwache Mensch gleicht
sich dem Bösen an. Deshalb liebe ich die Folgenden ernsten
Worte des Auferstandenen:
... Der Herr antwortete und sprach: „Was ist euer Verdienst, wenn ihr
den Willen des Vaters tut, wenn euch nicht von ihm als Zugabe
gegeben wird, daß ihr vom Satan versucht werdet? Wenn ihr aber vom
Satan gequält und verfolgt werdet und ihr seinen (sc. des Vaters)
Willen tut — ich [sage] (euch): Er wird euch lieben, er wird euch mir
gleich machen, und er wird euer gedenken, denn ihr wart (schon) in
seiner Vorsehung Geliebte gemäß eurer Erwählung. Wollt ihr nicht
aufhören, das Fleisch zu lieben und euch vor dem Leiden zu fürchten?
Oder wißt ihr nicht, daß ihr noch mißhandelt, unrechtmäßig
angeklagt, ins Gefängnis gesperrt, ungesetzlich verurteilt, grundlos
gekreuzigt und im Sande verscharrt werden werdet, wie ich selbst
durch den Bösen? Ihr untersteht euch, auf Fleischliches Rücksicht zu
nehmen — ihr, die der Geist wie eine Mauer umgibt! Wenn ihr die
Welt betrachtet, wie lange sie vor euch bestand und wie lange sie
noch nach euch bestehen wird, werdet ihr finden, daß euer Leben
(wie) ein einziger Tag ist und euer Leiden (wie) eine einzige Stunde.
Die Guten nämlich werden nicht in die Welt hineinkommen. Verachtet
also den Tod und tragt (vielmehr) Sorge um das Leben! Erinnert euch
an mein Kreuz und meinen Tod, und ihr werdet leben! Ich antwortete
aber und sprach zu ihm: „Herr, verkünde uns nicht das Kreuz und den
457
Tod! Diese nämlich sind dir fern." Der Herr antwortete und sprach:
„Wahrlich, ich sage euch: Man wird nicht erlöst werden, wenn man
nicht an mein Kreuz glaubt. [Denn] die, die an mein Kreuz geglaubt
haben, derer ist das Reich Gottes. Suchet also nach dem Tode wie die
Toten, die nach dem Leben suchen! Denn das, wonach sie suchen,
wird sich ihnen offenbaren. Was aber ist es (denn), das ihnen Sorge
bereitet? Wenn ihr euch der Angelegenheit des Todes zuwendet, wird
er euch die Erwählung lehren. Wahrlich, ich sage euch: {...} Keiner
von denen, die sich vor dem Tod fürchten, wird erlöst werden. Denn
derer, die getötet werden, ist das Reich <Gottes>. Werdet besser als
ich und gleicht (so) dem Sohn des Heiligen Geistes!". ... (Der Brief des
Jakobus. NHC 1,2. Nag Hammadi Deutsch; Studienausgabe)
Jeder echte Christ, jeder freie Mensch ist heute aufgerufen zur
Reifeprüfung, dem Christus die Treue zu halten auch im
Angesicht des Todes; so wie Er uns die Treue gehalten hat mit
Seinem Liebes-Tod am Kreuz. Für jeden Menschen, der in
seinem Christus-Ich erwacht, verliert der Tod den Schrecken
und er wird zu einem fähigen Mitarbeiter an der neuen Welt des
Sohnes werden. Rücksicht auf den Materialismus der
Menschen können wir heute nicht mehr nehmen. Spirituelle
Wahrheiten müssen gerade von den Anthroposophen ganz
offen ausgesprochen werden vor der Welt für diejenigen, die sie
verstehen können; alle anderen sollen sich gerne darüber lustig
machen; das macht gar nichts.
194.
Vogelstraußpolitik im Spirituellen wird nicht aufgehen. So viele
um uns her wissen nicht, dass die natürliche erste Geburt nicht
ausreicht, um zum Leben zu finden. Wenn der ersten
natürlichen Geburt nicht die Zweite übernatürliche aus dem
Geist folgt (Joh. 3,5), wenn der Wassertaufe durch Johannes mit
Weisheit nicht die Feuer-Taufe durch den Heiligen Geist des
Sohnes folgt - welche eine Ich-Bewusstseins-Einweihung ist können wir die Unsterblichkeit nicht erlangen. So viele sorgen
sich auch heute noch ausschließlich um ihr irdisch-bürgerliches
Leben und Durchkommen. (Lukas 10,40 und 14,16). Jahve bindet
458
uns so raffiniert in seine Zwänge, um uns abzulenken vom
Wesentlichen. Und gerade wenn materieller Erfolg und äußeres
Glück groß sind, kann man sicher sein, dass man in einer
Verführung ist. Aus diesem bürgerlichen Geist heraus reden
manche dann gerne auch von Gott; aber sie erreichen damit
eben nur Mammon oder Jahve. Die Zeit und Sorge, die wir über
das Nötige hinaus dem sterblichen Menschen und dem
Vergänglichen widmen, ist vergeudete Lebenszeit! Auch um
mich her in meinem persönlichen Freundeskreis schlafen alle
den Jahve-Schlaf von Sexualität, niederem Selbst, Geldwesen
und Ego-Etablieren. Diesen Schlaf will Jahve ja auch mit aller
Gewalt aufrechterhalten. Man kann erzählen, was man will; es
ergibt vielleicht anregende Gespräche, aber dann geht es
gleich wieder zur Tagesordnung über. Keinerlei echtes
Interesse an dem Menschlichen der Zukunft; kein
selbstständiges Ergreifen dessen, was die Geistwelt nun als
ganz Neues für uns alle freigegeben hat, um es denken, fühlen
und wollen zu können. Wer dies aber nicht ergreift mit
Entschlossenheit und mit einem im Kosmos laut hörbaren: Ja,
der wird auch weiterhin die alte Schicksalsgestaltung Jahves
erfahren; man will es ja dann so. –
195.
In Wahrheit sind die Götter viel realer als die heutigen
Menschen es sind, welche sie anzweifeln. Wir sind die
unfertigen Keime und vergänglichen Schatten. Auch wenn der
moderne Mensch sich als unabhängige, abgeschlossene
Wesenheit empfindet, ist er das nur in ganz geringem Maße.
Das Meiste an uns ist Abspiegelung kosmischer Wesenheiten,
Folge der Taten der höheren Hierarchien und noch sehr lange
nichts Eigenes. Selbst der überzeugteste Materialist und Atheist
existiert nur aus göttlicher Gnade. Er zimmert sich zwar seine
materialistischen Fantasien über die angebliche Entstehung
des Menschen und der Welt zusammen, aber wäre der Mensch
und die Welt tatsächlich das, was solche Fantasien glauben
machen wollen, er wäre gar nicht existent. Bei Menschen, die
459
auch weiterhin ausschließlich ihre niedere Natur ausleben, alles
Göttliche hassen und die Spiritualisierung nicht suchen, wird
sich das auch nicht ändern können; sie können gar nichts
Reales werden, denn nur das, was wir während des
Erdenlebens aus den Kräften unseres höheren Ichs heraus
moralisch umgestalten, wird individuelles Eigenes. –
Das ganz große Problem unserer Zeit ist die Unfähigkeit der
Menschen, Göttliches zu fassen; gepaart mit der noch größeren
Unbescheidenheit, darüber vorlaut zu urteilen. Wieso gehen die
Menschen heute auch so selbstverständlich davon aus, hier so
ohne Weiteres urteilsfähig zu sein? Gott selbst ist so unfassbar,
dass es noch Äonen lang unmöglich sein wird, Ihn zu
verstehen. Ein unvorstellbar langes Wachstum unserer Wesen
muss noch vorangehen, um auch nur den Abglanz des Vaters
ein wenig zu erahnen! Der Vater will ja erkannt sein, dazu kam
uns der Sohn zu Hilfe, aber es beginnt damit vorerst ein Weg.
Auch nur ein annäherndes Gefühl für Gott zu entwickeln,
gelingt uns schon nicht, und ohne Liebe und Demut ist noch
nicht einmal die Richtung verstanden, in der Gottes-Erkenntnis
gefunden werden kann. Wie kindisch sind also solche
Menschen, die aus lautem Unverstand und schreiender
Unbescheidenheit ihre gottlosen Weltanschauungen verkünden.
Nur deshalb zweifeln sie das Göttliche an, weil sie selbst in
ihrem Bewusstsein fürchterlich leer geworden sind. Wen Gott
und die Liebe zur Wahrheit bewegt, der will vor allem lernen
und nicht bloß lauthals urteilen. Regelmäßiges Resignieren an
unserer Unfähigkeit, Göttliches zu fassen, gehört als Zeichen
ernster Suche ganz bestimmt dazu; aber dann weiter! Wohin
käme das Kleinkind, wenn es keine Freude am Greifen,
Betasten, Stehen und Gehenlernen hätte, wenn es nicht immer
wieder aufstehen und es erneut versuchen würde, nachdem es
hingefallen ist? Und absolute Säuglinge sind wir alle im Kosmos
heute noch, was unser Ich betrifft! Wir müssen uns an denen
orientieren und von denen lernen, die unter uns Menschen
schon mehr Weisheit entwickelt haben als wir. Und dann hoffen,
dass wir die wunderbaren Meister der Wahrheit und des
460
lebendigen Geistes finden - ja erst einmal würdig werden, sie
überhaupt suchen zu dürfen! Wenn wir dazu zu arrogant sind,
bleiben wir blinde Narren. –
(...) Doch deine Hallen sind verstummt, o Göttin!
Geflohen ist der Götter Kreis in den Olymp
Zurück von den entheiligten Altären,
Geflohn von der entweihten Menschheit Grab
Der Unschuld Genius, der her sie zauberte.
Die Weisheit deiner Priester schweigt. Kein Ton der
heil'gen Weih'n
Hat sich zu uns gerettet, und vergebens sucht
Der Forscher Neugier mehr, als Liebe
Zur Weisheit. Sie besitzen die Sucher und verachten dich.
Um sie zu meistern, graben sie nach Worten,
In die dein hoher Sinn gepräget wär'.
Vergebens! Etwas Staub und Asche nur erhaschen sie,
Worein dein Leben ihnen ewig nimmer wiederkehrt.
Doch unter Moder und Entseeltem auch gefielen sich
Die Ewigtoten, die Genügsamen! — Umsonst! es blieb
Kein Zeichen deiner Feste, keines Bildes Spur.
Dem Sohn der Weihe war der hohen Lehren Fülle,
Des unaussprechlichen Gefühles Tiefe viel zu heilig,
Als daß er trock'ne Zeichen ihrer würdigte.
Schon der Gedanke faßt die Seele nicht,
Die außer Zeit und Raum in Ahnung der Unendlichkeit
Versunken, sich vergißt und wieder zum Bewußtsein nun
Erwacht. Wer gar davon zu andern sprechen wollte,
Spräch' er mit Engelzungen, fühlt der Worte Armut.
Ihm graut, das Heilige so klein gedacht,
Durch sie so klein gemacht zu haben, daß die Red' ihm
Sünde deucht,
Und daß er bebend sich den Mund verschließt.
Was der Geweihte sich so selbst verbot, verbot ein weises
Gesetz den ärmern Geistern, das nicht kund zu tun,
Was sie in heil'ger Nacht gesehn, gehört, gefühlt. (...)
(Auszug aus Hegel-Gedicht Eleusis)
461
196.
Das meiste Urteilen der Menschen kommt aus dem Ego. Wenn
es aber um das Göttliche geht, sind ganz andere Kräfte in uns
gefragt. Es geht um die Fähigkeit, aus unseren moralischen
Kräften heraus Wahrheit zu erkennen, wenn Sie an uns
herantritt. An dieser höheren Wahrheitsfähigkeit arbeiten alle
echten Gottsucher. Der Mensch ist von seinem ureigensten
Wesen her auf Wahrheit ausgelegt; nur deshalb kann er
Göttliches überhaupt denken. Das Problem ist, dass wir uns
von unserem ureigensten Wesen sehr weit entfernt haben und
nur durch den Durchgang durch das läuternde Karma uns
hinaufentwickeln können und das Falsche und Kranke so
langsam
wieder
wegschaffen,
welches
unsere
Wahrheitsfähigkeit untergräbt; bei manchen geht das ja
mittlerweile schon bis zur völligen Wahrheitsunfähigkeit. Das
begeisterte Suchen nach höherer Erkenntnis ist wie das
Einarbeiten von Licht in die Finsternisse unserer gefallenen
Seelen (Joh. 8,12), und im Laufe der Zeit wird das Licht so stark,
dass es die Finsternis durchsonnt und wieder besiegt. Es ist ein
aktiver und äußerst lebendiger Licht-Prozess durch den
Heiligen Geist des Sohnes, um den es dabei geht. Das alles hat
am Ende eben mit dem oft so hochmütigen Intellekt und dem
Urteilen aus unserer irdischen Ego-Funzel heraus gar nichts zu
tun. Lebendiger Geist (Sonne) und toter Intellekt (Mond) sind
hier vor allem erst einmal Gegensätze und Gegenkräfte. Interessant ist hierbei der berühmte und oft zitierte Satz aus
der Offenbarung des Johannes 13,18:
"Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tiers;
denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist
sechshundertsechsundsechzig." Dies wird meistens ungefähr so verstanden, dass damit
gemeint sei, die Klugen sollen ausrechnen, was die Zahl des
Tieres sei. Und was wurde nicht errechnet und gesponnen
darüber aus besagtem Intellekt heraus! Zahllose Bücher
462
existieren, angefüllt mit Kopfgeburten darüber, was die
Apokalypse und die Zahl des Tieres angeblich bedeuten.
Rudolf Steiner machte - neben dem, dass diese Zahl große
Krisen-Zeitpunkte auf der Weltenuhr für uns markiert – darauf
aufmerksam, dass interessanterweise das genaue Gegenteil
dieses spekulativen Kopf-Treibens als Lösung oder Mahnung
damit angesprochen ist. Denn der materialistische Verstand,
der nur im Toten schafft und nur Totes fasst, ist gerade eine
verführerische Gabe des Tieres 666 an die Menschen; und wer
diesen materialistischen Verstand nicht überwindet und zum
göttlichen Geist hinauf läutert, den wird dieser Verstand am
Ende zugrunde richten. All diejenigen, die aus den
reflektierenden Kopf-Kräften (Mond) heraus spekulieren über
die Zahl 666, versuchen diese Offenbarung im Grunde aus den
Kräften des Tieres heraus zu begreifen, was nicht gelingen
kann. Tote außermoralische Intellektualität hochzuhalten ist im
Grunde schon eine unbewusste Anbetung des Tieres. Ohne
eine gewisse Selbstlosigkeit und Moralität kann sich unser
Bewusstsein gar nicht ins Spirituelle hinein erweitern. Es sind
die geistigen Kräfte des Herzens, welche einzig wirklich zur
lebendigen Erkenntnis führen können. Also könnte man diese
Worte der Offenbarung auch so übersetzen: “Wer Verstand
besitzt, der bedenke, dass dieser Verstand als rein irdisch-menschliche
Kraft eine Gabe des Tieres mit der Zahl 666 ist."
Es ist dabei so, dass solche, die diesem heute alles
beherrschenden verführerischen Prinzip des Tieres - dem
schillernden und immer kranker werdenden toten Intellekt als
täuschenden Schein von Weisheit - huldigen, diese obige
Interpretation kaum annehmen werden. Sie würden es so
verstehen wollen, dass man für Gott also dumm werden soll,
weil man seinen Verstand aufgibt, da sie eben nur den toten
Geist kennen. Toter Geist, kalt berechnender Intellekt führt
immer in die Unmenschlichkeit, zum Tier 666, was unsere
Gesellschaft überall belegt. Der materialistische Verstand
kommt höchstens zu einer fahlen Nützlichkeitsmoral, die überall
dort sofort kippt, wo sie nicht mehr nützlich ist. –
463
Man vergegenwärtige sich hier bitte einmal den Unterschied in
Haltung und Resultat zwischen einem Menschen, der aus
ehrlichen Herzensimpulsen heraus religiös gestimmt das
Evangelium liest und sich für Jesus Christus begeistert, und
einem Menschen, der das nur aus dem urteilenden Intellekt
kritisierend und zersetzend tut. Der Erste zieht immer mehr
geistig-moralische Früchte aus dem Evangelium - der eine
dreißigfach, der andere sechzigfach, der andere hundertfach
(Markus 4,8) - der Zweite kann das gar nicht, er wird dem
Evangelium gegenüber sofort unfruchtbar, fast automatisch
unmoralisch und zum Verlästerer, je intellektueller, also
herzloser er es angeht. Der ohne das erkennende Herz nur im
Kopf reflektierende Intellekt ist materialistisch, weshalb
Materialisten auch so überzeugt davon sind, dass ''echte
Intelligenz'' atheistisch oder agnostisch sein müsse und
Religiosität oder spirituelle Erkenntnis im Grunde Dummheit
sind. Es ist dabei natürlich nur ein selbstgerechtes Vorurteil des
Intellektes, dass religiöse Menschen dumm sind; der Materialist
kann beim lebendigen Geist eben nichts sehen oder verstehen.
Was nicht physisch ist, oder toter Geist, das ist Nichts für ihn
und er ist fast augenblicklich mit Hohn und Spott dabei. Toter
Intellektualismus macht uns immer hochmütig und geht ins
Amoralische, solange er nicht von den Kräften des Herzens
erzogen und geheilt wird. An dieser völlig unterschiedlich
gearteten inneren Haltung von sicher nicht notwendig kopflosen
Herzensmenschen, und ihr Herz zu wenig geistig-bildenden
Kopfmenschen, kann man sehr viel erkennen! Die sogenannte
'Objektive-Nüchternheit' unserer modernen Wissenschaft, das
gezielte Ausschließen aller Erkenntiskräfte des Herzens ist
gerade das, was diese sucht und dogmatisiert und was sie so
ahrimanisch macht. Aus diesem ahrimanischen Geist heraus
verlästert sie dann das Spirituelle. Das Tier verlästert überall
alles Göttliche und setzt sich auf den Thron. Auf diese Weise
geartete Menschen können in der Regel nicht einmal
verstehen, wovon hier überhaupt die Rede ist. Das Herz ist für
sie nur subjektive und für die Erkenntnis völlig unbrauchbare
464
Gefühlsduselei. Nur dem abstrakten a-moralischen Kopf und
seinen ''Fakten'' vertrauen sie und werden sofort böse, wenn
man ihnen vom Herzen innerhalb der Wissenschaften oder der
Erkenntnis an sich sprechen will, weil sie nicht wissen, es nie
erfahren haben, dass es eben die Ich-Kräfte des Herzens sind,
die einzig und allein Lebendiges fassen können; viel klarer und
bewusster, als der Kopf irgendetwas überhaupt fassen kann,
der ungeläutert nur Totes begreift und hervorbringt. Der
ahrimanisch durchkraftete Intellekt - der als Durchgang für
unsere Freiheit nötig war - ist auch tatsächlich ganz real unfähig
zum Göttlichen. Er stößt es weg, weil er von den Gegenkräften
gegeben und beherrscht ist; weshalb die Dogmen des
Materialismus und Agnostizismus hier schon durchaus auch
Lebenswirklichkeiten vieler offenbaren. Aber dieser Intellekt ist
eben durchaus zur Belebung, Wandlung und Auferstehung
fähig, und dann kann er Göttliches immer mehr tatsächlich auch
begreifen. Biblischer gesprochen: Die satanische Macht des
Tieres 666 hinter dem hochmütigen toten Intellekt unserer Zeit
stößt das Licht spiritueller Wahrheit hasserfüllt von sich und
verlästert Gott; deshalb erfordert es den freien moralischen
Überwindungs-Akt des Menschen selber, um diesen Intellekt
vom Tode zu läutern und umzuschmieden zu einem neuen
großartigen Werkzeug für geistiges Gedanken-Leben. Es geht
am Ende nämlich gar nicht darum, den Intellekt auszuschalten,
sondern ganz im Gegenteil, ihn zu steigern; aber nicht zu
steigern weiter in Richtung Tod, sondern zu steigern in Richtung
Belebung, Heilung und Spiritualisierung, so weit, dass das
Ahrimanische aus ihm herausgetrieben oder erlöst wird und er
das Licht des Geistes fassen kann. In modernen
wissenschaftlichen Kreisen, wo sich durch die Anwesenheit
vieler intellektueller Menschen der erwähnten Bauart der
ahrimanische Geist suggestiv ganz kräftig potenziert, kann man
den Geisthass, die hochmütige ahrimanische Wollust am Spott
über Religiöses oder spirituelle Menschen oft ganz gut
wahrnehmen, wenn man ein Organ dafür entwickelt. Diese
ahrimanische Wissenschaft wird ganz notwendig ein Weltreich
465
des Tieres heraufbeschwören; sie hat es schon längst. Wenn
die Ahrimanisierung der Menschen nur weit genug
fortgeschritten ist, lebt in solchen keinerlei Zweifel mehr daran,
dass es Göttliches und Moralisches gar nicht gibt, dass nur die
Materie und die ihr innewohnenden berechenbaren Kräfte real
sind und auch scheinbar Moralisches am Ende nur Chemie ist.
Es wird solchen Menschen irgendwann als vollkommen
vernünftig und sogar moralisch erscheinen, alles Spirituelle,
jeden Glauben an Göttliches direkt zu bekämpfen als Krankheit,
die zu behandeln ist. Stichwort: ''Gestern Religion, heute
Wissenschaft''. Die heute so verlogen gewordenen alten
Religionen - und dabei ganz besonders der ultrarückständige
Islam - werden ihren überzeugenden Anteil als Beleg dazu
beitragen, weil der Materialismus Wahnsinn von gesundem
Geistesleben nicht unterscheiden kann. Es ist nur noch eine
Frage der Zeit, wann Gottlosigkeit Gesetz und spirituelle
Menschen dann nicht mehr im Namen der Kirche Roms,
sondern im Geist der Wissenschaft und Medizin des Tieres 666
tatsächlich wieder verfolgt werden. Es wird diese Medizin des
Tieres hellsichtige Menschen, die sich so weit entwickelt haben,
dass sie die übersinnliche Welt und ihre Wesenheiten wieder
wahrnehmen können und mit ihnen bewusst verkehren - falls
diese darüber dann nicht schweigen sollten - mit Medikamenten
zwangsbehandeln,
welche
diese
Fähigkeiten
brutal
unterdrücken; was schwere seelische Zerrüttungen zur Folge
haben wird. Wie viele Eltern stopfen nicht heute schon
bereitwillig alles an Pharmazeutik in ihre Kinder hinein, weil der
Halbgott in Weiß, der liebe Herr Onkel Dr. sagt, dass das Kind
diese braucht? Diese Art von Eltern werden auch diese
erwähnten Medikamente gegen die ''Krankheit der Spiritualität''
dankbar ihren wehrlosen Kindern eintrichtern, sobald diese
wunderbaren Gotteskinder anfangen damit, Engel und Teufel
wahrzunehmen und darüber zu reden. Der als Wissenschaft bis
dahin weltweit völlig anerkannte Faschismus der Gottlosigkeit
wird keine Wahrung der Freiheit des Individuums oder der
Weltanschauungen mehr kennen oder dulden. ''Wahnsinnigen''
466
muss man bekanntlich ja helfen usw. Diese Dinge sind längst
schon in medizinischen Büchern und Köpfen vorhanden! Sie
müssen sich nur noch stark genug im Allgemeinbewusstsein
festsetzen, bevor man hier auch mit Gesetzen immer weiter
gehen wird. Wer erst in diesen kommenden Zeiten damit
beginnt, sich zu vergeistigen, der wird es sehr viel schwerer
damit haben als noch im Augenblick. Der Ernst der Stunde liegt
für uns alle vor allem darin, dass der Teil der Menschheit, der
sich in nächster Zeit nicht energisch zum Spirituellen und zu
Christus aufschwingt, unweigerlich ins Ahrimanische einläuft, da
die natürlichen Jahve-Kräfte nun immer rasanter absterben.
… denn inkarnieren muß der Mensch etwas. Inkarniert er nicht das
Göttliche, hat es aufgehört, daß er das Göttliche inkarniert, so
inkarniert er ein Widergöttliches, so inkarniert er den Feind des
Göttlichen ... (Rudolf Steiner. GA 343, 12. Vortrag)
Echter religiöser Glaube im christlichen Sinne ist ja nie das
gewesen, was Materialisten daraus machen, um es dann klug
widerlegen oder verlachen zu können; also ein bloß naives
Fürwahrhalten von etwas nicht Gewussten oder gar nicht
Wissbaren. Sondern christlicher Glaube ist die moralische Kraft
im Herzen, die gerade zur Erkenntnis des Geistigen führt.
Christlicher Glaube ist das eigentliche Leben des Strebens zum
höheren Wissen. Und in Zukunft wird diese christliche
Glaubenskraft die lebendige Anwesenheit des Christus im
Herzen des Menschen selber sein, die ihm zur unumstößlichen
moralischen Gewissheit und Gewissenhaftigkeit wird.
Innerhalb der Kirchen ist der Glaube allerdings durch den
dort heute schlimm wuchernden Materialismus
Agnostizismus tatsächlich zum hilflosen Gegensatz
Wissens geworden und gibt dem Materialismus somit
noch Recht. –
auch
und
des
auch
Es geht bei dem neuen Gedanken-Leben des lichten Zeitalters
genauer um die durch die Erkenntnis und das Opfer des
Niederen in uns sich im Herzen ätherisierenden Blutkräfte,
467
welche ein mit den Sonnen-Kräften des Sohnes durchlichtetes
wesenhaftes Denken wieder ermöglichen. Wir denken dann
immer weniger bloß intellektuell in schattenhaften Abstraktionen
und Gedankenleichnamen des Gehirns, sondern wir denken
dann zunehmend mit dem ganzen Menschen durch die
Elementarwesenheiten der Sonnen-Ätherwelt, die sich
gegenseitig suchen oder fliehen, anziehen oder abstoßen, je
nach der moralischen Ausrichtung dieser Wesen. Das von
Rudolf Steiner beschriebene Gedankenhellsehen beginnt so
erst wesenhaft. Wir selber schaffen solche Elementarwesen
dann auch um, wofür sie sich sehr dankbar erweisen usw. Auch nach dem Tode haben wir von unserem toten Intellekt
absolut nichts; das Erste, was wir verlieren, ist unser Kopf. Nur
was moralisches Leben wurde hat Bestand. Wer es in seinem
Leben also nicht dazu gebracht hat, aus dem lebendigen
Geisterkennen moralische Früchte des Herzens zu entwickeln,
der geht leer aus dieser Welt. Geistigere Kulturen der
Vergangenheit wussten dies alles noch sehr gut. In Ägypten
wurde im Totengericht z. B. vor Osiris nicht der Kopf, sondern
das Herz in Form eines mehr oder weniger gefüllten Gefäßes
gewogen; was in den Totenbüchern Ägyptens auch sehr
detailliert beschrieben ist. –
468
197.
Leere Seelen spiegeln in Zeiten des Friedens diese friedlichen
Zeiten wieder, weshalb sie sehr unschuldig und lieb erscheinen.
Weil es aber kein echter innerer Reichtum, sondern Armut der
Seele bei ihnen ist, sind solche Menschen genauso schnell
auch die schlimmsten, wenn die Dämonen wieder los sind; sie
spiegeln dann die Hölle ebenso widerstandslos wider. –
198.
Bei innerlich schönen echten Menschen bleibt es immer wahr,
dass wir selber an dem Schönen und Echten solcher Menschen
erst ausreichend gewachsen sein müssen, um ihr Wesen
überhaupt sehen zu können. Dies wurde mir beim erneuten
Lesen von 'Rudolf Steiners Autobiografie: Mein Lebensgang'
wieder recht deutlich. Als ich als junger Mensch dieses Buch
das erste Mal las, fiel mir das wunderschöne christliche
Menschentum Rudolf Steiners noch gar nicht so klar ins
Herzens-Auge. Auch wenn ich seinen schönen und
wahrhaftigen Geist schon bei den ersten Worten der 'Einleitung
zur Philosophie der Freiheit' unmittelbar erkannte, leuchtet mir
erst heute das edle und liebevolle Menschentum Rudolf
Steiners auch aus seinem Lebensgang sonnenhell entgegen. –
Durch die von Ahriman in den Menschen vorangetriebene
Abstraktion läuft alles am Ende ins unmenschliche hinein. Bei
den Vorstellungen von Gott ist das am deutlichsten erkennbar;
denn diese sind bei den meisten Menschen heute bereits direkt
ahrimanische geworden. Aber auch bei den Vorstellungen über
die Meister des Geistes ist das so. In Wahrheit ist aber gerade
ein Rudolf Steiner ganz wunderbar menschlich! Auch heute als
Geistwesen. Aber durch die Katholisierung wird auch dieser
liebevolle christliche Meister völlig unmenschlich gemacht und
in die Abstraktion getrieben, um auch in ihm so dann Ahriman
anbeten zu können; oder er wird als Meister des Geistes ganz
verleugnet und im negativen Sinne nur als Mensch angesehen.
Auf beiden Wegen geht das wahrhaft Menschliche verloren. 469
199.
Der Missbrauch von Esoterik richtet unvorstellbar viel Schaden
an innerhalb der suchenden Menschheit. Es existiert auf
okkultem Gebiet sehr viel Lüge und Machtspiel. Linke, wie
rechte Bruderschaften verbiegen gewissenlos spirituelle
Informationen ihren politischen Macht-Interessen gemäß.
Deshalb trennte sich Rudolf Steiner damals z. B. von der
Theosophischen Gesellschaft, die einseitig indische Interessen,
die Lüge einer neuen physischen Christusinkarnation in dem
Knaben Krishnamurti, und den sich als Irrweg erwiesenen
Mediumismus vertrat. Es ist diesbezüglich in gewisser Weise
nachvollziehbar, dass es Menschen mit spirituellen Interessen
gibt, die diese Lügen und Machtspiele der theosophischen- wie
der anthroposophischen Gesellschaft so sehr abschrecken,
dass sie am Ende gar nichts mehr mit Spiritualität zu tun haben
wollen. Andererseits ist es hier genauso, wie überall im
geistigen Leben, dass man schlichtweg sein Erkenntnisorgan
für die Wahrhaftigkeit von Individualitäten entwickeln muss, um
auch hier seinen Weg zu finden. Ansonsten verdammt man sich
zum Materialismus nur, weil auch Spiritualität vom Egoismus
der Menschen missbraucht wird. Und was wird heute bitte nicht
auch vom Egoismus der Menschen missbraucht! Das liegt am
moralischen Zustand der derzeitigen Menschheit. Rudolf
Steiner ist auch hier ein sehr schönes Schulungs-Beispiel eines
durch und durch wahrhaftigen Geistesforschers. Menschen
müssen am Ende immer ihr persönliches Organ für Wahrheit
und Lüge ausreichend entwickeln lernen, um zu sehen, wo die
falschen, und wo die wahren Geister sind. Anders kommt man
niemals zu etwas Gutem. Es wird auch niemand ein reales
Band von Substanz zu einer echten Meister-Persönlichkeit
aufbauen können, wenn dieses Band nicht das der
Wahrhaftigkeit und Liebe zur Wahrheit ist. Was nicht aus der
Wesenserkenntnis, sondern bloß aus dem Egoismus der
bequemen Autoritätsgläubigkeit stammt, hat keinen Bestand vor
der Geistwelt. Man darf dabei heute getrost wieder alle okkulten
Gesellschaften hinter sich lassen und als freies Individuum
470
arbeiten mit den Gaben des Geistes! Dieser Versuch ist längst
als gescheitert zurückgenommen worden. Nicht die
Anthroposophie als solche ist gescheitert - ganz bestimmt nicht!
- sondern die Vereinigung von Esoterik mit Gesellschaften. Der
Geist weht heute wieder ganz woanders, und es sind nach wie
vor nur die unverbesserlichen alt-katholischen Seelen dieser
Gesellschaften, die immer noch ihre Mitgliedschaft innerhalb
ihrer Kirchen als ''Schlüssel zum Himmelreich'' nehmen wollen,
anstatt der lebendigen Vergeistigung und Initiation.
200.
Wem Klartext-Reden Aggression ist, dem muss Heuchelei
dann wohl Friedfertigkeit sein. Das werden dann ähnlich
gesinnte Menschen sein, wie diejenigen, die bei der
Dreigliederung Rudolf Steiners heute die 'Brüderlichkeit im
Geistesleben' fordern, wo aber die Freiheit und der
entschlossene Kampf um Wahrheit herrschen müssen, wie
Rudolf Steiners es lehrte. –
201.
Je toter das Denken der Menschen wird, je mehr Ahriman den
Menschen das Denken beibringt, desto weniger werden sie
Rudolf Steiner verstehen und vertragen können, der ein reines,
vom Sündenfall wieder geläutertes und ins Geistige erhobenes
Denken entwickelt hat; und wenn im Menschen sogar Hass
gegen das Denken und den Stil Rudolf Steiners hochkommt, ist
es direkt Ahriman, der dort denkt; was im Übrigen immer der
Fall ist, wenn Hass im Spiel ist. Für die Gesundheit des
Denkens im christlichen Sinne ist meines Erachtens gerade
Rudolf Steiners Geist die beste Medizin. Wie immer bei
lebendiger Wahrheit muss auch diese Tatsache individuell
erfahren werden, sonst bleibt sie nur Theorie oder Behauptung.
Wer sich nicht die Zeit nehmen will, zu reifen für und durch
spirituelle Wahrheit; wer durch seine Vorurteile und
Denkgewohnheiten beherrscht jede Basis zur Erkenntnis dieser
471
Dinge von vornherein unmöglich macht, der schließt sich selber
aus vom Leben der Wahrheit. Die Bodhisattvas sind in ihrer
Gesamtheit der Heilige Geist unserer Welt; sie sind die
Baumeister des eigentlich Menschlichen. Der MaitreyaBodhisattva arbeitet am im Menschen wieder neu
auferstehenden Wort. Das Denken Rudolf Steiners war
geheiligter Geist, wieder geheilter Intellekt. Wohlgemerkt: sein
Denken war nicht das unschuldige Denken vor dem Sündenfall,
sondern ein durch den Sündenfall und die Selbstständigkeit
ganz hindurch gegangenes und nun wieder völlig im Logos
erlöstes und geheiltes ganz neues Denken als reife
Erdenfrucht. An dem göttlichen Gedankenleben dieses
Christus-Bodhisattva in Rudolf Steiner sollten die Menschen
eigentlich ein Stück weit gesunden; passiert ist hier bisher
allerdings nicht viel, zu stark ist noch der Materialismus und die
alte Jahve-Finsternis. –
202.
Immer wenn uns klar wird, wie dämlich wir als Menschen noch
sind im Zusammenhang mit unserer Verständnisfähigkeit den
göttlichen Welten gegenüber, - oder höflicher formuliert - immer,
wenn uns unsere menschliche Begrenztheit heilsam bewusst
wird, sollten wir uns vor Augen führen, dass wir Wesen sind, die
von Gott gezielt durch den Nullpunkt des Todes und der
Erkenntnislosigkeit,
durch
die
harte
Schule
der
Gottverlassenheit geschickt werden, um etwas ganz Neues
erreichen zu können. Uns wurde ganz bewusst alles
genommen zum Neuanfang! Dazu hat Gott dem Menschen
dann auch noch eine gehörige Portion Dämonisches in die
Wesensglieder gelegt als Arbeitsgrundlage zur Wandlung,
Erkenntnis und Ich-Entwicklung. Wenn uns das alles wirklich
klar wird, kann uns unsere menschliche Dämlichkeit - auch
diejenige, die sich heute intellektuell so gerne laut aufbläht und
als Weisheit verkauften will - nicht mehr entmutigen. Diese tief
ins Böse gefallene Welt des Wahnsinns, der moralischen
Schwäche und Gottlosigkeit wäre längst beendet worden, wenn
472
die Götter dies alles nicht selber am allerbesten wüssten. Es
steckt selbst hinter dem derzeitigen Jammertal der Blindheit der
Welt ein zwar durchaus tragischer, aber doch tiefer höherer
Sinn, der uns allerdings nur sehr langsam und durch viel
Schmerz erst aufgehen wird, sofern wir lernen und wachsen
wollen. Mit den Begriffen aus dem römischen Katholizismus oder dem
bürgerlich-materialistischen Protestantismus heraus kann man
vielfach nur noch zur Heuchelei greifen, will man die Welt
erklären. Mit der so wunderbar erlösenden Anthroposophie
Rudolf Steiners hingegen lernt man sie in ihrer spirituellen
Wahrheit immer besser wirklich verstehen. –
Michael Kiske
473
Die erste Version dieser Gedankensammlung stammt aus dem Jahre 2005
http://www.geisteskind.de
474