Auslandssemester an der Shih Chien Universität in Taipei, Taiwan

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Auslandssemester an der Shih Chien Universität in Taipei, Taiwan
Auslandssemester
an der Shih Chien Universität
in Taipei, Taiwan
Sommersemester 2013
Prolog
»Ilha Formosa« – die schöne Insel – nannten die Portugiesen das heutige Taiwan
Ihla Formosa darf man noch immer sagen: Vielfältige Nationalparks, wunderschöne
Strände und beeindruckende Gebirge – Taiwan hat schon allein landschaftliche jede
Menge zu bieten. Die Insel ist in etwa halb so groß wie Österreich, hat aber dreimal so viele Einwohner. In Deutschland kennen viele Taiwan nur in Verbindung mit
Billigprodukten á la »made in taiwan“– was aber definitiv schon lange nicht mehr
zutrifft. Von dem Dauerkonflikt mit der Volksrepublik China, der leider nach wie vor
aktuell ist, wissen nur die wenigsten etwas. Taiwan ist heute ein moderner, innovativer, (offiziell) chinesischer Staat mit einer beeindruckenden Kultur, die sowohl von
China, als auch Japan, stark beeinflusst wurde.
Im Rahmen meines Kommunikationsdesign-Studiums an der FH WürzburgSchweinfurt bot sich mir die Möglichkeit, ein Semester auf dieser schönen Insel zu
verbringen. Vorweg gesagt: Mein Auslandsaufenthalt gehört zu der inspirierendsten
und bereicherndsten Zeit meines Lebens – gleichzeitig sollte aber erwähnt werden,
dass ein Studium in einem chinesischsprachigen Land – ohne Chinesischkenntnisse – auch ein sehr nervenaufreibendes Unterfangen sein kann. Natürlich hängt das
auch davon ab, wie international die jeweilige Studienrichtung ausgelegt ist und wie
viel Erfahrung die jeweiligen Professoren bereits mit Austauschstudenten gesammelt
haben.
Mit diesem Bericht möchte ich allen Interessierten einige Infos zu den Vorbereitungen geben und meinen persönlichen Eindruck von Land und Leute wiedergeben.
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Warum Taiwan?
Eine der häufigsten Fragen, die mir in den letzten Monaten gestellt wurde, war die
Frage nach meinen Beweggründen, ausgerechnet nach Taiwan zu gehen. Neben
dem Interesse an der asiatischen Kultur und dem sehr guten Ruf des DesignFachbereichs der Shih Chien Universität, gab es hier zahlreiche andere Gründe.
Der Einblick in eine rasante Designentwicklung, wie sie derzeit in China stattfindet,
ist für einen Gestalter eine inspirierende und antreibende Erfahrung. Die Bedeutung
Chinas auf dem Weltmarkt schreitet ungebremst fort – seit rund 15 Jahren weist das
Land die höchsten wirtschaftlichen Wachstumsraten weltweit auf. Seither gibt es
auch starke Veränderungen in der ebenfalls noch sehr jungen Designszene Chinas.
Das kommerzielle Design in diesem Land befindet sich derzeit noch in einer sehr
spannenden Findungsphase eines typisch chinesischen Stils. Die asiatische Gestaltung versteht es hierbei, ihre alte Kultur mit Neuen Medien zu verbinden und so
eine Symbiose aus Tradition und Moderne zu schaffen.
Die Zusammenarbeit mit anderen Studenten und Professoren bietet Raum zum Austausch. Von der Zeit an der Shih Chien University erhoffte ich mir die Möglichkeit,
mit vielen Professoren und Studenten zusammenzuarbeiten – das ist zum Glück
auch genau so eingetroffen. Gerade im Bereich des Designs ist es wichtig, neue
Menschen zu treffen, die sich im gleichen Tätigkeitsfeld bewegen. Andere Meinungen zu den eigenen Arbeiten zu erhalten kann einen Gestalter stark prägen und
somit seine Richtung für die eigene Designtätigkeit beeinflussen. Zudem liegt es
mir sehr am Herzen mit vielen Bereichen von Kreativität in Berührung zu kommen,
wozu beispielsweise der interdisziplinäre Austausch zu Studenten anderer Studienbereiche – wie ihn die Shih Chien University ermöglicht – effektiv beiträgt.
Vorbereitungen
Meine Heimatuniversität, die FH Würzburg-Schweinfurt, ist bereits seit 25 Jahren
Partneruniversität der Shih Chien Universität in Taipei. Trotzdem muss man zunächst
ein Auswahlverfahren meistern und sich mit sehr vielen Papieren im Rahmen der
Bewerbung um einen Studienplatz auseinandersetzen. Wer allerdings früh genug
mit allen Vorbereitungen beginnt, erspart sich viel Stress und eventuellen Ärger.
Besonders hilfreich ist es, wenn man mit Studenten Kontakt aufnehmen kann, die
schon vorher die jeweilige Universität besucht haben.
Visum
Für Aufenthalte von mehr als 90 Tagen besteht für deutsche Staatsangehörige
Visumspflicht. Das Visum muss vor der Einreise eingeholt werden. Es werden nur
Anträge angenommen, die online über die Webseite des Consular Affairs Bureau
(https://visawebapp.boca.gov.tw ) ausgefüllt wurden und am Ende über einen Barcode verfügen. Benötigt werden zudem ein biometrisches Passbild und ein gültiger
Reisepass. Diese Unterlagen werden dann an eine der drei Taipei-Vertretungen in
Deutschland (meine Dokumente gingen nach München) geschickt. Innerhalb von
rund vier Wochen bekommt man schließlich den Reisepass mit eingetragenem
Visum zurückgesendet.
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Impfungen
Hier muss natürlich jeder für sich entscheiden, was man sich impfen lassen möchte. Auf der Website des Auswärtigen Amts gibt es immer aktuelle Empfehlungen
für alle Länder. Zudem kann man auch eine Impfberatung in einem Tropeninstitut
machen und mit dem Hausarzt darüber sprechen. Für mich war es gut, verschiedene Meinungen zunächst einzuholen, da ich so wenig Impfungen wie möglich lassen
machen wollte.
Kreditkarte
Ich selbst nutze die DKB-Visa-Karte. Mit dieser kann ich an fast jedem Automaten
(wichtig ist, dass ein Visa-Logo abgebildet ist) weltweit kostenlos Geld abheben.
Von der Beantragung bis hin zur Nutzungsmöglichkeit des Internetkontos und der
Kreditkarte dauert es rund zwei Wochen.
Krankenversicherungen
Eine Auslandskrankenversicherung ist Pflicht. Es gibt viele verschiedene Angebote,
die sich hinsichtlich des Preises und dem Leistungsspektrum stark unterscheiden.
Hier sollte man wirklich gut vergleichen, was jeweils im Angebot enthalten ist. Ich
entschied mich für die DKV (Deutsche Krankenversicherung AG) und zahlte rund
35 Euro im Monat.
Flug
Um Kosten zu sparen, sollte der Flug rechtzeitig – etwa zwei Monate im Voraus
– gebucht werden. Es war wesentlich günstiger, Hin- und Rückflug zusammen zu
buchen, statt nur einen einfachen Flug. Ich entschied mich die Fluggesellschaft Air
China – die Kosten beliefen sich auf rund 675 Euro.
Auslandsamt
Das Auslandsamt der Shih Chien Universität hat sich vom Anfang bis zum Ende sehr
gut um alle Austauschstudenten gekümmert. Bei Fragen vor Beginn des Semesters
war beispielsweise Clair als Ansprechpartnerin der Shih Chien Universität immer sehr
gut per E-Mail erreichbar und hat uns somit häufig die Vorbereitungen erleichtert.
Während des Aufenthaltes hatten wir die Möglichkeit, an vielen von der Universität
organisierten Ausflügen teilzunehmen. Der Vorteil von diesen Reisen war stets, dass
uns die Mitarbeiter des Auslandsamts zusätzlich zu den gewöhnlichen Touristenzielen auch an etwas unbekanntere und tolle Orte brachten.
Kurswahl
Für alle Austauschstudenten gibt es drei Standardkurse: Im Mandarin-Kurs lernten
wir die Grundlagen der chinesischen Sprache. Dieser Kurs war sehr intensiv, unsere
Lehrerin konnte uns wirklich viel in der nur kurzen Zeit von rund 4,5 Monaten beibringen. Im Rahmen des Kurses »Chinesische Kultur« besuchten wir Tempel, lernten
Interessantes (und manchmal auch Witziges) über die Geschichte Taiwans, die Mentalität der Menschen und Ähnliches. Im Kurs »Cross-Strait-Studies« beschäftigten
wir uns hauptsächlich mit der angespannten politischen Lage zwischen der Republik
China (Taiwan) und der Volksrepublik China (China) und dem Vergleich der Insel zu
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den Ursprungsländern der Austauschstudenten im Bezug auf Schulsystem, Medizinsystem, Kultur etc. Zudem besuchten wir diverse Einrichtungen, wie beispielsweise
»Radio Taiwan International«.
Der restliche Stundenplan variiert je nach Studienrichtung. Bei mir kamen zusätzlich
noch Designkurse hinzu. In den ersten Tagen meldeten wir uns nach einem Gespräch mit dem Leiter des Kommunikationsdesigndepartments zu drei Kursen an.
Diese umfassten die Bereiche Icondesign, 3D-Animation und Portfolio. Leider wurden
die Kurse ausschließlich in chinesischer Sprache gehalten. Sehr ärgerlich, da uns dies
vorher so nicht kommuniziert wurde. Nach einem Gespräch mit dem Professor der
Kurse einigten wir uns darauf, selbst ein Projekt zu erarbeiten und ihm den aktuellen
Stand in regelmäßigen Abständen zu zeigen. So fielen die Kommunikationsdesignkurse als Möglichkeit mit den Studenten zusammenzuarbeiten leider weg.
Dank Herrn Professor Schöls aus Würzburg, der in sehr gutem Kontakt mit dem
Industrial-Design-Department steht, bot sich mir die Gelegenheit, zusätzlich an
einem Kurs der Masterklasse teilzunehmen. Dieser Kurs war für mich rückblickend
der Interessanteste, da ich viel über die Arbeitsweise der taiwanesischen Studenten
gelernt habe und wir gemeinsam einige spannende Projekte erarbeiteten. Zudem
war es für mich als Gestalterin sehr spannend, Einblick in einen anderen Designbereich zu erhalten.
Auf Nachfrage konnte ich zudem an einem Eventmarketingkurs, der im Rahmen des
International-Business-Studiums angeboten wurde, teilnehmen. Dieser Kurs war für
mich sehr interessant, da ich später im Bereich der Ausstellungs- und Messegestaltung arbeiten möchte.
Zusätzlich zu den Kursen habe ich an einem 10-tägigen Hutdesign-Workshop des
Fashion-Design-Departments und einem einwöchigem Service-Design-Workshop
des Industrial-Design-Departments mitgemacht. Der Service-Design-Workshop
wurde von dem deutschen Professor Prof. Gert Trauernicht gehalten. Die Teilnahme
an den Workshops war eine sehr gute Möglichkeit, um intensiv mit den taiwanesischen Kommilitonen im Team an einem Projekt zu arbeiten.
Zusammenfassend lässt sich im Bezug auf die Kurse an der Shih Chien Universität
sagen, dass ich mich sehr stark selbst darum bemüht habe, ein möglichst lehrreiches
Semester in Taiwan zu verbringen. Hätte ich nur die von der Universität angebotenen Kurse besucht und mich damit abgefunden, dass unser Kommunikationsdesignprofessor nicht bereit war, seinen Kurs in Englisch zu halten, wäre mein Semester
sicherlich nicht so interessant und lehrreich verlaufen, wie es nun der Fall war.
Sprache
Wie bereits erwähnt, war es leider aufgrund der Sprache nicht möglich, an den
Kommunikationsdesignkursen teilzunehmen. Auch sonst stellte sich die Kommunikation in englischer Sprache oft als Hürde dar. Die Studenten sprechen in der Regel
recht gut Englisch, einige trauen sich aber nicht ihre Sprachkenntnisse anzuwenden
und sagen dann lieber nichts. In solchen Fällen muss man einfach hartnäckig bleiben,
nach ein paar Sätzen tauen sie dann meistens auf und man kann sich gut mit ihnen
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unterhalten. Es gab aber zum Glück auch einige Studenten, die sich freuten mit mir
Englisch sprechen zu können, hier entwickelten sich häufig gute Freundschaften
neben dem Unialltag.
Auch sonst gestaltet es sich hin und wieder schwierig, den Aufenthalt in Taiwan
ohne chinesische Sprachkenntnisse zu bewältigen. Da ich aber sehr viel Zeit mit
chinesischsprachigen Austauschstudenten und Einheimischen verbrachte, lernte ich
schnell einige Basics, mit denen man sich dann auch gut alleine durchschlagen kann.
Schon alleine das Einprägen der Schriftzeichen für Fleisch, Gemüse etc. kann sehr
hilfreich sein. Zudem ist die Kommunikation mit Händen und Füßen eine witzige
Erfahrung und irgendwie kann man sich schlussendlich immer verständigen. Mein
kleines Point-it habe ich nie verwendet – da habe ich dann eher selbst schnell etwas
skizziert (zum Beispiel als ich mir einen Cutter in einem Einkaufsladen kaufen wollte).
Die Einheimischen sind stets sehr bemüht, zum Beispiel bei Fragen nach dem richtigen Weg, zu helfen. Möchte man mit dem Taxi nach Hause fahren, sollte man sich
die eigene Adresse auf Chinesisch aufschreiben (lassen) und dem Taxifahrer zeigen.
Universität
Die Shih Chien Universität (USC) ist eine Privatuniversität in Taiwan. Die Hochschule
ist angesiedelt in Dazhi, Stadtteil Zhongzhèng, Taipeh. Sie wurde 1958 von TungMin Shieh als »Shih Chien College of Home Economics« gegründet. 1997 bekam
die Hochschule den heutigen Namen »Shih Chien University«.
Besonders im Bereich des Designs genießt die Universität einen sehr guten, internationalen Ruf. Die BusinessWeek hat die Shih Chien Universität im Jahr 2006 zur den
»top 60 Design-Schulen der Welt« gezählt. Das Industrial-Design-Programm wurde
im Jahr 2009 zu den »30 besten Design-Programmen« in der Welt – ebenfalls von
der BusinessWeek – ausgewählt.
Campus
Kann man es sich schöner vorstellen? Studieren mitten im Grünen, umgeben von
Bergen, Palmen, zahlreichen Geschäften und Lokalen mit köstlichem Essen und
Milk Tea... Ich kann es mir nicht – der Campus wird mir definitiv sehr fehlen! Im
Gegensatz zu unserer Heimatuniversität sind hier fast alle Studenten innerhalb eines
Gebäudekomplexes untergebracht. Es herrscht ständig reges Treiben – von den
Architekten, die permanent in den Innenhöfen werkeln bis hin zu den BusinessStudenten, welche fast täglich diverse Infoveranstaltungen abhalten.
Ich möchte an dieser Stelle noch etwas zur Architektur erwähnen, was mir an der
Universität sehr gut gefällt: Die Planung des Gebäudes war ein Projekt im Bereich
der Stadtgestaltung. Ziel war es, ein Universitätsgebäude zu entwerfen, welches die
umliegende Nachbarschaft im täglichen Leben miteinbezieht. Dies ist den Planern
völlig gelungen. Es gibt nicht einen Haupteingang, sondern viele – gleichberechtigte
– Öffnungen zur umliegenden Stadt. Die Universität umarmt förmlich die Straßen
um sich und lädt Passanten zum Durchqueren des Campus ein. Geschäfte (Starbucks, 7eleven, Eslite Bookstore und viele täglich wechselnde Verkäufer) gehören
zum festen Bestandteil des Geländes und tragen dazu bei, das Gebäude so lebendig
und vielfältig wie nur möglich zu gestalten.
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Taiwanesen | Kommilitonen
Vorweg sei gesagt: Die Menschen aus Taiwan sind unheimlich freundlich und zuvorkommend. Man fühlt sich überall auf Taiwan stets sicher und gut aufgehoben.
Taiwanesen sind im Allgemeinen eher schüchtern. Wie schon erwähnt gestaltet das
die Kommunikation mit Einheimischen hin und wieder als etwas schwierig. Zwar
sind die Taiwanesen meist sehr interessiert an Ausländern (es gibt ja auch nur wenige),
allerdings sind sie im Gespräch eher zurückhaltend. Um wirklich gute Kontakte zu
den einheimischen Kommilitonen herzustellen und Freundschaften zu schließen,
darf man einfach nicht locker lassen und immer wieder auf sie zugehen.
Taiwanesen sind sehr hilfsbereit. Das fällt besonders im Umgang mit Angestellten im
öffentlichen Dienst, Verkaufspersonal und den Mitarbeitern an der Universität auf.
Wo bei uns häufig lange Wartezeiten und schlecht gelauntes Personal ist, findet
man in Taiwan durchweg nur freundliche Arbeitnehmer. Das fällt mir gerade jetzt,
nachdem ich erst wenige Tage aus Taipei zurück bin, umso mehr auf und fehlt mir
bereits sehr.
Öffentliche Verkehsmittel
Taipei ist sehr gut vernetzt. Mit der MRT erreicht man hier fast jedes Ziel, ansonsten
stehen noch jede Menge Buslinien zur Verfügung. Die Preise hierfür sind im Vergleich zu Deutschland sehr gering. Wenn es doch schneller gehen soll, kann man
sich auch einfach ein Taxi nehmen. Die Preise sind im Vergleich zu Deutschland
wesentlich niedriger. Für ungefähr 20 Minuten Taxifahrt zahlt man rund 5 Euro. Im
besten Fall sitzt man dann auch zu viert im Taxi und teilt den Preis.
In Taipei (bzw. in ganz Taiwan) sieht man Tausende von Motorrollern. Doch selbst
fahren sollte man sich gut überlegen – zumindest in Taipei. Viele Kommilitonen
(vorwiegend Mädels) sagten mir zum Beispiel, dass sie selbst in Taipei nicht fahren
möchten, da es gefährlich ist und es täglich viele Unfälle gibt. Ein Erkennungszeichen
der meisten Rollerfahrer ist übrigens eine leicht runde Narbe am Unterschenkel –
eine Erinnerung an den heißen Motor.
Leben im Dorm
Die Universität stellt für die Austauschstudenten eine Unterkunft zur Verfügung.
Hierfür kann man sich vor Beginn des Semesters bewerben – die Informationen
leitet das Auslandsamt der Shih Chien Universität an alle Bewerber weiter. Bei der
Ankunft war ich positiv überrascht. Die Wohnung war wirklich groß und schön.
Insgesamt verbrachten acht Mädels das Semester in dieser Wohngemeinschaft. Neben einer geräumigen Küche, eigener Waschmaschine und einem schönen großen
Wohnzimmer standen auch schon Bügelbrett, ein Fernseher und diverse Küchenutensilien für uns zur Verfügung. Auch die Zimmer waren bereits möbliert.
Bei uns gab es ein Einzelzimmer, zwei Zweibettzimmer und ein Vierbettzimmer.
Die Miete belief sich auf rund 220 Euro im Monat. Dabei war alles enthalten, auch
Internet. Somit war es wirklich (auch im Vergleich zu deutschen Verhältnissen) sehr
günstig. Noch dazu befindet sich das Gebäude in einer sehr schönen Gegend. Zu
Fuß war man in 15 Minuten an der Universität.
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Essen
In Taiwan dreht sich wirklich alles rund ums Essen. Sobald man sich mit taiwanesischen Freunden trifft, ist eine der ersten Fragen, ob man Hunger hat. Und den hat
man hier irgendwie fast immer. Kein Wunder: Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an
leckeren Gerichten, die mir zurück in Deutschland mit Sicherheit sehr fehlen werden. Probiert auch Unbekanntes aus – es gibt viel zu entdecken. Das kulinarische
Erbe von Japan und den verschiedensten Ecken Chinas ist einfach großartig!
Hygienische Bedenken hatte ich – entgegen meiner Erwartung – fast nie. Auch
Eiswürfel in den Getränken auf den Nachtmärkten haben mir nie Probleme bereitet.
Hierbei möchte ich auch gleich erwähnen: Taiwan ist ein sehr sauberes Land – eventuell liegt das am Einfluss der japanischen Besetzung. Es gehört zum Alltag, sich sein
Essen bei den zahlreichen Straßenküchen zum Beispiel auf den Nachtmärkten zu
kaufen. Einfache und trotzdem sehr gute Mahlzeiten gibt es für NT$ 30–70 in den
zahlreichen Straßenlokalen zu kaufen. In Restaurants kosten die meisten Gerichte
zwischen 120 und 200 NT$.
Stadt
Taipei (im Deutschen häufig als Taipeh geschrieben, ich bevorzuge die englische
Schreibweise) ist eine Millionenstadt am Fluss Danshui im nördlichen Teil von Taiwan
und die Hauptstadt der Republik China.
Für mich war es eine großartige Erfahrung, in Taipei eine längere Zeit verbringen zu
können. Die Stadt hat viele Eigenschaften, welche sie unglaublich lebenswert machen.
Hier sei nur die beeindruckende Pflanzenvielfalt erwähnt, welche einem das Gefühl
gibt in einem urbanen Dschungel zu leben.
Insel
Gemeinsam mit den anderen Austauschstudenten nutzte ich jede Möglichkeit, um
die Insel kennenzulernen. Neben kleineren Trips an den Wochenenden, nahmen wir
– wie bereits erwähnt – an organisierten Ausflügen der Universität teil. Im Rahmen
des Produktdesignkurses begleitete ich drei Studenten auf eine Tour in die Mitte der
Insel – Nantou. Hier haben wir für Projektrecherche einige lokale Handwerksbetriebe besucht. Auch die fünf freien Tage anlässlich des Springbreaks wurden von uns
für eine Reise in den Süden nach Tainan und entlang der Westküste genutzt. Nach
den fünf Monaten habe ich sehr viele wunderbare Eindrücke. Taiwan hat für einen
Semesteraufenthalt eine sehr gute Größe. Man kann in dieser Zeit wirklich sehr
viel erkunden und entdeckt dennoch auch gegen Ende de Semesters immer wieder
Neues.
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Klima
Taiwans Klima ist im Norden subtropisch und im Süden tropisch, mit Durchschnittstemperaturen zwischen 28 Grad Celsius im Juli und 14 Grad im Januar. Die Jahresdurchschnittstemperaturen liegen bei 22 Grad Celsius im Norden und 24 Grad
Celsius im Süden.
Bei meiner Ankunft im Februar wurde ich von der Kälte überrascht. Die ersten
Einkäufe in der neuen Heimat waren einige warme Pullover. Bis Mai wurde es zum
Glück immer wärmer. Das heißt allerdings nicht, dass stetig schönes Wetter einzog:
In Taipei selbst regnet es sehr viel. Meine Regenjacke war das beste Kleidungsstück,
das ich aus Deutschland mitgebracht habe. Gegen Ende des Semesters hatten wir
dann allerdings wirklich durchgängig tolles Wetter – unglaublich viel Sonnenschein
und wunderbar blauer Himmel in Taipei!
Fazit
Ich habe viele wunderbare Menschen kennengelernt, wahnsinnig schöne Orte
bereist und viel Inspiration aus dem Unialltag mitnehmen dürfen. Mein Auslandssemester verging leider viel zu schnell. Ich bin unglaublich froh, die Chance genutzt
zu haben, ein halbes Jahr lang in Taipei zu leben. »Ilha Formosa« – die schöne
Insel – werde ich in sehr guter Erinnerung behalten und ich bin mir sehr sicher, dass
die vielseitigen Erfahrungen und inspirierenden Eindrücke meines Aufenthalts meine
Arbeit als Gestalterin in Zukunft beeinflussen werden. Durch den direkten Kontakt
mit Taiwanesen und dem Sprachkurs an der Universität konnte ich mir sehr gute
Chinesisch-Grundkenntnisse aneignen, auf welchen ich in der nächsten Zeit aufbauen möchte.
Ich bin unglaublich dankbar für die Erfahrungen, die ich in diesem Semester sammeln
konnte – sowohl für die Postitiven, als auch die Negativen, an welchen man ja
schlussendlich immer am stärksten wächst.
Das Wichtigste für ein Auslandssemester ist es in meinen Augen, sich voll auf Land
und Leute einzulassen und mit wachem Blick die vielen schönen Unterschiede und
Gemeinsamkeiten zwischen der eigenen Kultur und der des Gastlandes wahrzunehmen. Ich hoffe, mit meinen Erfahrungen einen Anreiz zu einem Auslandssemester in
Taiwan gegeben zu haben.
xièxie!
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