Bodybuilding Etymologie und Phänomenologie eines
Transcription
Bodybuilding Etymologie und Phänomenologie eines
Bodybuilding Etymologie und Phänomenologie eines Begriffs Diplomarbeit von Markus Kühn Deutsche Sporthochschule Köln 2007 Erste Referentin: Dr. Heike Schiffer, Zentralbibliothek der Sportwissenschaften Zweiter Referent: Prof. Dr. Hans- Joachim Appell, Institut für Anatomie und Physiologie, Abteilung Anatomie Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Wörtlich wiedergegebene Textstellen, auch Einzelsätze oder Teile davon, sind als Zitate kenntlich gemacht. ____________________________ Für Isa Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 4 2 Etymologie und Phänomenologie 5 3 Etymologie des Bodybuilding 6 3.1 Definitionen 3.1.1 Bodybuilding 8 3.1.2 Athletik 22 3.1.3 Körperkultur, Physical culture 22 3.1.4 Fitness 24 3.1.5 Kraft, Training, Krafttraining, Gewichttraining 26 3.1.6 „sich muskeln“ 28 3.2 Geschichtliche Entwicklung 4 7 Phänomenologie des Bodybuilding 29 53 4.1 Assoziationen und Vorurteile 54 4.2 Gesellschaftliche Entwicklung 60 5 Diskussion 71 6 Fazit 84 7 Literaturverzeichnis 87 3 1 Einleitung Bodybuilding ist heute eine fest etablierte Facette des - vorwiegend kommerziellen - Sportangebots. Allein in den über 6000 Fitness- Studios in Deutschland trainieren mehr als vier Millionen Männer und Frauen. (…) Hinzu kommen diejenigen, die Bodybuilding zuhause oder in den Kraftsportabteilungen der Sportvereine betreiben. Das am häufigsten genannte Motiv für den Besuch eines Fitness- Studios ist der Aufbau von zusätzlicher Muskelsubstanz, wie verschiedene Befragungen gezeigt haben (Gießing, 2002, S.5). Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Bodybuilding stellt eine eklatante Ambivalenz dar. Zum einen handelt es sich um ein in seiner Wirksamkeit für den Muskelaufbau anerkanntes Trainingssystem, zum anderen steht dieser allgemein attestierten Effizienz und weltweiten Verbreitung eine geringe sportliche und gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber. Der Begriff Bodybuilding wird in Deutschland immer wieder falsch interpretiert, so auch die Sichtweise des Deutschen Bodybuilding und Fitnessverbandes (DBFV). Warum denkt ein Großteil der Menschen nur an Muskelberge, Doping, Impotenz etc., wenn sie den Begriff Bodybuilding hören? Kann Bodybuilding nicht auch als elementarer Bestandteil jeder Sportart gesehen werden oder ist es nicht beinnahe in jeder Sportart enthalten? Was verbirgt sich hinter dem Begriff Bodybuilding? Welche Assoziationen und Vorurteile werden damit verbunden und wodurch wurde der Begriff geprägt? Diese Fragen haben mich dazu veranlasst, die Etymologie und Phänomenologie des Bodybuilding zum Thema meiner Diplomarbeit zu machen. Um diesen Fragen auf den Grund gehen zu können, muss man einige Jahre in der Geschichte zurückgehen und gesellschaftliche Aspekte näher betrachten, um den Grundgedanken oder die wahre Bedeutung des Wortes herauszufinden. Begibt man sich auf die Suche nach Literatur zum Thema Bodybuilding, so stellt man fest, dass sich wissenschaftliche Auseinandersetzungen diesbezüglich häufig mit einem pharmakologischen, soziologischen, und trainingswissenschaftlichen Kontext der Sportart Bodybuilding beschäftigen. Diese Arbeit soll sich mit den vorliegenden Fragen auseinandersetzen und eine erweiterte Sichtweise des Begriffs Bodybuilding aufzeigen bzw. anbieten. 4 2 Etymologie und Phänomenologie Mit der Etymologie (griechisch ετυμολογία, etymología – aus έτυμος, étymos, „wahrhaftig, wirklich, echt“ und λόγος, lógos, „das Wort, die Lehre, die Kunde“) ist ein Wissenschaftszweig der historischen Linguistik, der die Herkunft und Geschichte des Wortes ergründet und damit, wie sich ihre Bedeutung und Form entwickelt haben. Ursprünglich war man dabei auf der Suche nach der „wahren Bedeutung“ der Wörter. Weiterhin verwendet man „Etymologie“ auch im gepflegtem Sprachgebrauch, in der Bedeutung sprachliche Herkunft und Entwicklung. In jedem Wort sind Lautgestalt, Bedeutung und Gebrauch untrennbar ineinander verflochten. Jeder dieser Bestandteile ist zeitlich und örtlich Änderungen ausgesetzt (von Generation zu Generation, von Ort zu Ort, von Person zu Person, in verschiedenen Lebensabschnitten). Daher muss sich die Suche nach dem „Etymon“ eines Wortes auch mit dem Wandel befassen, dem es von Beginn an örtlich und zeitlich unterworfen war. Insofern sucht Etymologie nicht normativ „vorschreibend“ ein verbindliches Soll („jetzt und immer einzig richtig“), sondern trägt deskriptiv „beschreibend“ Spuren zusammen (Wikipedia). Mit der Phänomenologie (griechisch phainomenon „Sichtbares, Erscheinung“; logos „Rede, Lehre“) ist die Lehre bzw. Untersuchung der Erscheinung, des Phänomens als Gegebenes im Gegensatz zum Logos, der Zugangsart zu verstehen. Diese formale Beschreibung gibt grundsätzlich den Anspruch aller phänomenologischen Ansätze wieder, seien es philosophische oder naturwissenschaftliche, literarische oder psychiatrische. Diese Ansätze haben gemeinsam, den Ursprung ihrer Erkenntnisgewinnung im unmittelbar Gegebenen zu sehen (Wikipedia). 5 3 Etymologie des Bodybuilding Aus etymologischer Sicht wird zum einen die Beschäftigung mit der Entwicklungsgeschichte der Sportart Bodybuilding verfolgt, zum anderen wird vor allem die Auseinandersetzung mit der Herkunft und Entwicklung des Wortes verknüpft mit der Suche nach der ursprünglichen Bedeutung. Ziel ist das Aufzeigen neuer Aspekte, die ein erweitertes Verständnis des Begriffs ermöglichen. Es gilt als interessant genug, mehr über die einzelnen Phänomene der geschichtlichen Veränderung einer Sprache bzw. eines Wortes herauszufinden. Aus dem so gewonnenen Wissen erhofft man sich außerdem, ein erweitertes Verständnis über die Entwicklungsgeschichte des Wortes, sowie der Umstände des Sprachwandels im Allgemeinen zu erhalten. So wird etwa anhand der Geschichte eines Wortes demonstriert, dass eine bestimmte, moderne Verwendungsweise falsch ist, da sie nicht der historischen entspricht, bzw. sich nicht an der in der Wortgeschichte offenbar werdenden eigentlichen Wortbedeutung orientiert. Vertreter einer abgeschwächten Variante dieses Arguments lehnen die moderne Wortbedeutung nicht grundsätzlich ab, erhoffen sich jedoch aus der Beschäftigung mit der Entwicklungsgeschichte eines Wortes neue Aspekte für ein Verständnis seiner Bedeutung (Wikipedia). 6 3.1 Definitionen Bei der Auswahl der Definitionen handelt es sich um führende renommierte anerkannte Lexika, sowie Sport- und Fachliteratur. Zum Begriff Bodybuilding werden der Deutsche Bodybuilding und Fitness Verband (DBFV) und Verfasser, die im Bereich des Bodybuilding zu den Korefähen zählen, ausgewählt. Hierbei sind vor allem prägenden Personen wie Joe Wieder und Arnold Schwarzenegger, die an Entwicklung, Geschichte und Gründung des Bodybuilding, sowohl der Sportart, als auch der Begrifflichkeit, maßgeblich beteiligt sind, von Bedeutung. Darüber hinaus werden in den Unterkapiteln einzelne Begriffe definiert, die im engen Zusammenhang mit Bodybuilding stehen und die Verständlichkeit der Entwicklung des Wortes und der Sportart Bodybuilding unterstützen. Will man den Begriff Bodybuilding definieren, ist es unumgänglich in diesem Zusammenhang auch die Korefähen, wie Carl Abs, Arthur Saxon, Georg Hackenschmidt, Bernarr MacFadden, Lionel Strongfort, Edmond Desbonnet, Eugen Sandow, Sigmund Klein aufzuführen, die in unmittelbaren Zusammenhang mit den Begriffen Athletik und Körperkultur/ Physical culture stehen. Des Weiteren werden Fitness, Krafttraining, Gewichttraining und „sich muskeln“ definiert werden, da immer wieder Vermischungen und Gleichsetzungen mit dem Begriff Bodybuilding, sowohl in seiner sprachlichen, als auch schriftlichen Verwendung, mit diesen Ausdrücken stattfinden bzw. stattfanden. Diese machen somit die Definitionen und Abgrenzungen notwendig. 7 3.1.1 Bodybuilding Der Deutsche Bodybuilding und Fitnessverband (DBFV) „Bodybuilding bedeutet heute Entwicklung des Körpers und der sportmotorischen Fähigkeiten, d.h. Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft, Koordination und Schnelligkeit“ (DBFV). Bodybuilding ist die wirksamste, risikoloseste und effektivste Möglichkeit, den Körper nach individuellen Gesichtspunkten zu formen und zu trainieren. Der Bogen spannt sich dabei vom Training für Behinderte über Rehabilitation und Prävention bis zur sportlichen oder bis zur extrem sportlichen Zielsetzung (Leistungs- Wettkampfbodybuilding). Bodybuilding ist ein idealer Fitness-Sport und die Möglichkeiten sind so vielfältig und überzeugend, dass immer mehr Frauen und Männer jeden Alters aus allen Berufen Bodybuilding als Oberbegriff für viele sportliche Tätigkeiten mit dem Hauptziel der körperlichen Fitness betreiben (ebenda). Joe Weider (1989) erklärt interessanterweise den Begriff Bodybuilding nicht auf den ersten Seiten seines Buches: „Joe Weider´s Bodybuilding“ (1989), wie er es jedoch mit der Fragestellung oder Überschrift: „Was ist Bodybuilding“ (Weider, 1989, S.21) im Kapitel 2, Grundlagen, anzugehen scheint. Was ist Bodybuilding? Gewichttraining ist ein Überbegriff für Übungen, bei denen unter Verwendung verschiedener Geräte Widerstand überwunden wird. Diese Geräte könne entweder freie Gewichte (Langhanteln, Kurzhanteln u. ä.) oder Maschinen sein. Der zu überwindende Widerstand belastet die Muskeln in hohem Maße – man spricht von Überlastung. Ein Skelettmuskel reagiert mit der Mehrbelastung mit Hypertrophie (einer Verbesserung von Kraft, Tonus und Masse der betreffenden Muskelgruppe). Ein Training mit Gewichten kann folgenden Zielen dienen: • • • • • • Gesundheitsvorsorge und Fitnesssteigerung Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit durch Steigerung der Kraft und Kondition Modellierung des Körpers durch gezielten Fettabbau und Muskelaufbau Rehabilitationstraining zur Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit eines durch Verletzung geschwächten Körperteils Teilnahme an den Wettkämpfen im Gewichtheben oder Kraftdreikampf Teilnahme an Bodybuilding-Meisterschaften (Weider 1989, S. 21). 8 Erst im Glossar seines Buches schreibt er zur Begrifflichkeit Bodybuilding: Bodybuilding ist eine Form des Gewichttrainings, das zusammen mit bestimmten, gesunden Ernährungsweisen die Körperausformung verändern soll. In diesem Buch wird unter Bodybuilding ein nationaler und internationaler Wettkampfsport verstanden, bei dem auf Amateur- und ProfiEbene jeweils Männer, Frauen und Paare gegeneinander antreten. Die meisten Menschen, die Bodybuilding betreiben, wollen allerdings lediglich Fettpolster abtrainieren oder ein zu schwaches Körperteil kräftigen, um eine bessere Figur zu bekommen.“ (Weider 1989, S. 510) „Bodybuilding ist die Entwicklung und Formung des Körpers durch progressives Widerstandstraining. Es kann angewandt werden, um den Körper zu kräftigen, die sportliche Leistung zu verbessern, oder verletzte Körperteile zu rehabilitieren (…) (Schwarzenegger, 1986, S. 62). Begriffsdefinitionen von Bodybuilding aus Lexika: Brockhaus Enzyklopädie (2006)/ Brockhaus Sport (2007): Bodybuilding; aus engl. body „Körper“ und to build „aufbauen“ das, -(s), Sportart, bei der die Modellierung des Körpers durch gezielte Muskelübungen im Mittelpunkt steht. Ziel ist der Muskelaufbau bei gleichzeitiger Reduzierung des Körperfetts und Entwicklung der gesamten Muskulatur. Das spezielle Training findet unter Verwendung von meist eigens für diesen Zweck konstruierten Geräten statt und ist Grundlage des Trainings in Fitnesscentern. B. ist seit Beginn der 1940er-Jahre zunächst in Nordamerika, später in W- Europa und dann weltweit verbunden mit Wettbewerben zur Verleihung der Titel „Miss Universum“, „Miss USA“, „Miss Europe“, „Miss Germany“ u. a. (analog bei den Männern: „Mister Universum“ usw.). Seit 1971 ist B. offizielle, nicht olymp. Sportart. Als Wettkampfsportart (Amateure und Profis) gibt es für Frauen und Männer Welt-, Europa- und nat. Meisterschaften mit Pflicht und Kür in Gewichts- und Altersklassen. Bewertet werden nach Punkten (Platzziffern) die in bestimmten Posen gezeichnete Muskulatur, die Körperproportionen und die nach ausgewählter Musik gestaltete „Posingkür“ (Brockhaus Enzyklopädie, 2006, S. 350 f/ Brockhaus Sport, 2007, S.75 f). 9 Lexikon der Sportwissenschaft (1993): Bodybuilding, bodybuilding, sportliche Richtung der Körperformung, die den Aufbau der Muskelmasse und die Ausprägung der Muskulatur zum Ziel hat. Die Muskulatur wird durch spezielle Belastungsverfahren zur maximalen Hypertrophie angeregt. In Wettkämpfen stellen die Vertreter des B. ihre oft überdimensional ausgeprägten Muskeln zur Schau. Bewertet werden u. a. die Ausgeglichenheit in der Entwicklung einzelner Muskeln und Muskelpartien sowie der Ausprägungsgrad des Muskelprofils. Im Vergleich zum Gewichtheben ist die Funktion der durch B. hypertrophierten Muskeln eingeschränkt (Maximal- und Schnellkraftfähigkeit sowie Kraftausdauer). Die relativ langsamen Bewegungen und die bis zur Erschöpfung erfolgende Beanspruchung führen vorwiegend zur Hypertrophie der langsamen Muskelfasern, ohne jedoch deren Ausdauerpotential zu vervollkommnen (Lexikon der Sportwissenschaft, 1993, S.182). Sportwissenschaftliches Lexikon (2003): Bodybuilding. Unter morphologischen Aspekt dient B. der Modellierung des Körpers durch Muskelaufbautraining und durch diätische Maßnahmen. In einer groben Vereinfachung werden dabei zwei Gruppen von Krafttrainingsmethoden verwendet: B.- methode I: Diese im klassischen B. weit verbreitete Trainingsmethode dient der exzessiven Ausschöpfung der Muskulatur. Die Belastungshöhe liegt zwischen 60 und 70 %, wobei drei bis fünf Serien mit 15 bis 20 Wiederholungen absolviert werden. Die Pausenlänge zwischen den Serien ist mit zwei bis drei Minuten relativ kurz und erhöht dadurch die additive Auslastung. B.- methode II: Mit dieser Methode wird eine intensive Ausschöpfung der Muskulatur angestrebt. In drei bis fünf Serien mit 85 bis 95 % Belastung bei fünf bis acht Wiederholungen und einer Pausenlänge von 2- 3 Minuten lässt sich eine Grundausführung dieser Methode charakterisieren. Zusätzlich wurden Strategien entwickelt, um eine totale Auslastung und Erschöpfung der Muskulatur zu erzwingen, z. B. negative Wiederholungen, „brennende Wiederholungen“, mogelnde Wiederholungen, Superserien, erzwungene Wiederholungen sowie die Anwendung des Prinzips der Vorermüdung (Sportwissenschaftliches Lexikon, 2003, S. 112 ). The New Encyclopaedia Britannica (2005): Body building, also spelled Bodybuilding, a regimen of exercises designed to enhance the human body’s muscular development. As a competitive activity, body building aims at displaying pronounced muscle tone and exaggerated muscle mass and definition for overall aesthetic effect. Barbells and dumbbells and other devices are used in the exercises. For the use of the similar exercises for sports training and conditioning, general conditioning, and rehabilitation therapy, see weight training. 10 Body building was practised from the time of the ancient Babylonians, but the modern competitive form grew largely out of European strongman theatrical and circus acts of the 19th century. The first American physique contest, staged by physical culturist Bernarr Macfadden (18681955), took place in 1903 in New York City, with the winner named “the most perfectly developed man in America”. Thereafter many promoters staged body building competitions, the most important annual events becoming the International Federation of Body Builders Mr. Universe contest (founded in 1947) and its later and more prestigious Mr. Olympia contest. From the 1920s through the `60s, Charles atlas, the 1922 Macfadden title winner, vigorously promoted the activity through a program of mail-order lessons advertised around the world. The premier figure in the history of the sport, or art, was the Austrianborn American body builder Arnold Schwarzenegger, who won the Mr. Olympia title seven times (1970-75, 1980). Competition for women began in the 1970s (Safra, J., E.: Chairman of the board Aguilar- Cauz, J., President, 2005). The Oxford Dictionary of Sports Science & Medicine (2006): Body building a form of exercise and competitive sport in which the primary aim of participants is to develop muscularity and body mass, and to produce symmetry and harmony between different body parts. In addition, body-builders try to achieve definition so that muscles can be separated from each other. During competition, body-builders are judged while posing in specific body positions. Weight-training for bodybuilding usually incorporates split systems (a few selected muscles or muscle groups are exercised in each session), which have a low risk of serious injury. The training does not improve maximal aerobic power or endurance capacity, but it does seem to have some health-promotion effects (for example, steroid-free male and female body-builders tend to have favourable lipoprotein-lipid profiles, reducing the risk of coronary heart disease). Well-trained body-builders are characterized by having lean and muscular bodies with enhanced muscular strength and power (Kent, 2006, S. 81). Dictionary: Sport, Physical Education, Sport Science (2003): Bodybuilding form of training for strengthening the muscles and improving the body shape. Most often equipment designed especially for the purpose of bodybuilding is useed. The goal is not so much an improvement of sport performance capacity but rather to achieve a physical “beauty” ideal. National European and world championships are held in bodybuilding in several weight classes with a compulsory and a free program; they are organized by the IFBB. Points are awarded for muscles, body structure, and poses. Bodybuilding as a sport, is a subject of controversial discussion due its show-elements, and also due to the static loads which are unphysiological and the nutrition substances taken to increase 11 muscle size (such as anabolic steroids) which are proven to have negative side effects (Haag, G. & Haag, H., 2003, S. 91). Sportspeak: An Encyclopaedia of Sport (1995): “Bodybuilding involves the use of regular exercises to increase the size and power of the muscles, and the shape of the body” (Coppell, 1995, S. 68) Wikipedia, die freie Enzyklopädie: Bodybuilding ist eine Sportart, bei der die Modellierung des Körpers durch gezielte Muskelübungen im Mittelpunkt steht. Ziel ist der Muskelaufbau bei geringem Körperfettanteil und die genaue Definition (Herausarbeitung) einzelner Muskeln. Bodybuilding wird überwiegend von Männern, aber auch von Frauen betrieben. Das BodybuildingTraining ist ein Krafttraining, das den Schwerpunkt auf die erwünschte Umformung des Körpers und weniger auf den damit verbundenen Kraftzuwachs legt. Es kann mit Hanteln oder speziellen Trainingsmaschinen durchgeführt werden, wobei meistens die Hanteln benutzt werden. Training mit Gewichten ist Bestandteil vieler Sportarten. Bodybuilder trainieren jedoch, um einen muskulösen und gleichmäßig entwickelten Körper im Wettkampf auf einer Bühne zu präsentieren. Dazu treten sie in unterschiedlichen Gewichts- bzw. Größenklassen, getrennt nach Geschlecht und Alter, als Amateure und Profis, mit einem Posing-Slip bzw. einem Bikini bekleidet, an. In allen Kategorien werden von einer Jury Muskulosität, Symmetrie, Vaskulösität und Präsentation bewertet. Muskulosität bedeutet einerseits die Masse und Dichte, andererseits die Härte und Teilung der Muskeln. Angestrebt wird die Verbindung von möglichst viel Muskelmasse mit einer Definition, die eine Muskelgruppe von der anderen abgrenzt und die Details innerhalb einer Muskelgruppe deutlich werden lässt. Symmetrie: Unter diesem Stichwort ist keine genetisch bedingte Idealform zu verstehen, vielmehr wird eine ausgewogene Entwicklung aller Körperteile verlangt. Vaskulösität, die Sichtbarkeit der Venen, ist ein Zeichen für einen niedrigen Körperfettanteil. Da der Körperfettanteil eines Bodybuilders so weit wie möglich reduziert sein soll, müssen an seinem Körper möglichst viele Venen erkennbar sein. Mit Präsentation ist die Art gemeint, wie ein Athlet seinen Körper auf der Bühne präsentiert. In 3 Runden - beim Line- up (in einer Reihe halb entspannt), in Pflichtposen (zum Vergleich von mehreren Athleten) und mit einer Posing-Kür erbringen Bodybuilder Höchstleistungen. Umstritten ist, ob ein freies Posing (pose- down), in dem jeder der 5- 6 Finalisten einer Klasse gegen jeden antritt oder alle Klassensieger gegeneinander antreten, in die Wertung einzubeziehen ist. Neuerdings gibt es im Wettkampfsport auch Fitness-Kategorien und bei den Männern die Mischform "Body- Fitness" (Wikipedia). 12 Meyers Enzyklopädisches Lexikon Der aus dem Englischen kommende Begriff Bodybuilding (body = Körper, und to build = (auf)bauen heißt, ins Deutsche übertragen, nichts anderes als das „Bestreben, durch gezieltes Muskeltraining mit den verschiedensten, besonders zu diesem Zweck konstruierten Geräten zur Vervollkommnung der Körperformen zu gelangen, wobei weniger eine Leistungssteigerung, als vielmehr ein modernes Schönheitsideal erreicht werden soll (Meyers Enzyklopädisches Lexikon, S. 422 in Spitz, 1988, S. 15). Schüler- Duden „Der Sport“ (1987): „Bodybuilding (englisch „Körperbauen, Körpergestaltung“): Trainingsform zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Körpergestalt unter Verwendung von meist eigens für diesen Zweck konstruierten Geräten, wobei weniger eine sportliche Leistungssteigerung als vielmehr ein Schönheitsideal angestrebt wird. Im Bodybuilding – organisiert in der International Federation of Body Builders (IFBB) – werden nationale, Europa- und Weltmeisterschaften in mehreren Gewichtsklassen mit Pflicht und Kür durchgeführt. Die Punktevergabe erfolgt für Muskeln, Körperstruktur und Pose. Das heute von Männern und Frauen betriebene Bodybuilding ist in seinem sportlichen Wert umstritten, einmal wegen seines Schaucharakters, zum anderen wegen seiner z. T. unphysiologischen, weil zu statischen Belastung des Körpers (Schüler- Duden „Der Sport“, 1987, S. 95). Weitere Begriffsdefinitionen von Bodybuilding: „Das englische Wort „Bodybuilding“ bedeutet nichts anderes, als „gezieltes Körperaufbauen“ (Raccon, 1980, S. 28). „Die Definition für den Begriff „Bodybuilding“ basiert auf dem englischen Verbum „to build“. Die deutsche Übersetzung lautet „bauen, errichten“; demnach sind Bodybuilder Individuen, die ihren eigenen Körper „bauen oder aufbauen“ (Paul, 1995, S. 39). „Bodybuilding is a science of using weights, that is barbells and dumbbells, to strengthen and build any or every muscle in the body“ (Ravell, 1959, S. 11). 13 Bodybuilding bedeutet Körperbau. Es ist das amerikanische wissenschaftlich fundierte System einer ausgeklügelten Gymnastik mit Gewichten zur starken Muskelbildung anregend. Es ist ein System, das dazu dient, einen besser aussehenden Körper zu entwickeln, in dem Muskelpartien gekräftigt, andere vernachlässigt werden, um den Muskeln eine gemeißelte Form zu geben, wo sie die Gesamterscheinung am meisten fördert (Hartmann, 1960, S.3). Der Kölner Stadtanzeiger bezeichnete in einer Sonderausgabe zur Kölner FIBO (Fitness und Bodybuilding Messe) vom 21. -24.04.1988 das Bodybuilding fast ausschließlich als „Hochleistungsvariante des Kraftsports“, während das Fitnesstraining mehr in den Breitensportbereich tendiert (Der Kölner Stadtanzeiger, 1988 in Schupetta, 1989). „Body- building is the science of improving your physique by all forms of exercises but particulary with progressive resistance exercises” (Johnsen, Heidenstamm, 1960, S. 159). „Bodybuilding ist keine Körperbildung, sondern eine Zweckgymnastik mit Übungen, die auf anatomisch-physiologischen Gesichtspunkten aufbauen“ (Gaines, Butler, 1974, S. 98). „Bodybuilding ist die Kenntnis von Übungen aller Arten, besonders aber von immer schwerer werdenden Widerstandsübungen, um dadurch körperliche Fähigkeiten bzw. die körperliche Fitness zu verbessern“ (Dobbins, 1982, S. 48). „Bodybuilding ist die Kenntnis von Übungen aller Arten, besonders aber von immer schwerer werdenden Widerstandsübungen, um dadurch körperliche Fähigkeiten bzw. die körperliche Fitness zu verbessern“ (Dobbins, 1982, S. 48). 14 Bodybuilding bedeutet Krafterwerb, körperlicher Aufbau und kann keinesfalls mit Körperbildung übersetzt werden“ (Bernett, 1962, S. 76). Des Weiteren bezeichnet Bernett (1962) Bodybuilding als „Zweckgymnastik mit Übungen, die auf anatomisch- physiologischen Gesichtspunkten aufbauen (ebenda, S.75). Bodybuilding ist die mit Hilfe bestimmter Gewichte und besonders konstruierter Geräte und Maschinen entwickelte Methode einer körperlichen Betätigung, die in formersonnenen und durch progressive Gewichtsbelastung erschwerten Übungen in bestimmter Reihenfolge und Zeit, die optimale Hypertrophie und deutliche Plastizität jedes oder irgendeines Skelettmuskels zu erzielen strebt (Quitsch, 1962, S. 102). Die Zielvorstellung des Bodybuilders beinhaltet in erster Linie die Veränderung seiner Körperproportionen. Er möchte die gesamte Skelettmuskulatur so entwickeln, dass harmonische und gut aussehende Verhältnisse zwischen einzelnen Muskeln und Körperpartien entstehen (Unger, 1988, S. 109). 1993 bedeutet Bodybuilding die Schulung der energetisch- konditionellen Fähigkeiten (Kraft, Ausdauer, Flexibilität) in Bezug auf eine optimierte Muskel- bzw. Körperentwicklung und ist damit ein übergeordneter Begriff für vielfältige sportliche Tätigkeiten mit dem Hauptziel der Verbesserung der körperlichen Fitness. Bodybuilding bezeichnet die eigentliche sportliche Aktivität, die oben genannte Fitness zu erwerben. Es bilden sich hier, wie auch bei anderen Sportarten, zwei Hauptgruppen, die prozentual folgendermaßen vertreten sind: - die Breitensportler (99%) - die Leistungssportler bzw. Wettkampfathleten (1%) Diese beeindruckende prozentuale Unverhältnismäßigkeit ist der Öffentlichkeit selten verständlich zu machen. Die o. gen. „Vermischung“ des Fachbegriffes Bodybuilding wird hier dadurch verdeutlicht, dass, wenn von Bodybuilding gesprochen, in der Regel nur jenes 1 (eine) Prozent angesprochen wird, das sich an Wettkämpfen bzw. Meisterschaften beteiligt. Die zahlenmäßig überwiegende Gruppe wird mit dem Etikett „Fitness- Sportler“ versehen (Carmichael, 1993, S. 21 f). 15 Formen von Bodybuilding Breitensport Bodybuilding Breitensport- Body- Building, welches auch die Prävention beinhaltet, hat zum Ziel die Erhaltung und Verbesserung der körperlichen (PhysicalFitness) Leistungsfähigkeit. Breitensportliches Body- Building kann von Kindern, Heranwachsenden, Erwachsenen und sogar von Senioren betrieben werden, wenn qualifiziertes Fachpersonal (z. B. der Sporttherapeut) entwicklungsspezifische Trainingsprogramme erstellt und diese nach situativen, individuellen und behinderungsspezifischen Erfordernissen einsetzt (Carmichael, 1993, S. 23- 24). Gesundes Bodybuilding Lothar Spitz, Beauftragter für Fitness- und Breitensport im Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) und Mitarbeiter im Bundesausschuss für Leistungssport (BAL) des deutschen Sportbundes (DSG): „regelmäßig und dosiert betriebenes Bodybuilding, das in ausgezeichneter Weise die Ausprägung und Funktionserhaltung unseres Muskelkorsetts fördert, gewinnt aus Sicht der vorbeugenden Medizin, der Bewegungstherapie und der Rehabilitation immer größere Bedeutung“ (Spitz, 1989, S. 8). „Durch eine gezielte Auswahl richtiger und wirksamer Übungen aus dem bereich des Kraftsports lässt sich in allen gewünschten Körperpartien relativ rasch wieder die ursprüngliche Funktion der Muskeln reaktivieren. Gesundes Bodybuilding ist „der Schlüssel zu Körperform und Wohlbefinden“ (Spitz, 1989, S.14). „Muskelbildung durch Kraftübungen“ (ebenda, S.15). Modernes Bodybuilding „Element der Fitnessbewegung“ (Kirschnick, 1997, S.21). 16 Fitnessbetontes Bodybuilding Einem Jedermann zugänglichen Muskeltraining mit dem Ziel der Gewebestraffung. Ein Training, das ihren Körper befähigen soll, überflüssiges Fettgewebe abzubauen und durch voll funktionsfähige Muskulatur zu ersetzen (Spitz, 1989, S. 15). „Hier ist das Ziel ein optimaler Körperbau, das heißt Muskeln, die ein Höchstmaß an Beweglichkeit, an dynamischer Kraft über den vollen funktionalen Bewegungsbereich und an Arbeitsleistung ermöglichen“ (Spitz, 1989, S. 24). „Fitnessbetontes Bodybuilding?“ (Spitz, 1989, S. 24) Schönheitliches Body-Building Schönheitliches Body-Building ist ein System, das dazu dient, einen besser aussehenden Körper zu entwickeln, indem Muskelpartien „gekräftigt“, andere vernachlässigt werden, und den Muskeln dort eine „gemeißelte“ Form (sich- von- einander- abheben der einzelnen Muskeln) zu geben, wo sie die Gesamterscheinung am meisten fördert (Der Muskelbilder, 1961, Nr.6, S.30). 17 Natural Bodybuilding Natural Bodybuilding ist Bodybuilding im ursprünglichen Sinne und dient der Gesundheit des Menschen. Wer unseren Sport so versteht und betreibt, der wird aus ihm großartige Effekte für seine Lebensqualität ziehen: Besseres Aussehen, hervorragende Gesundheit, erhöhte Leistungsbereitschaft und sich in seiner Haut ganz einfach wohl fühlen, dafür steht der Begriff Natural Bodybuilding. Bodybuilding ist eine ausgezeichnete Möglichkeit für das Formen des eigenen Körpers nach ganz persönlichen Vorstellungen, für die Gesunderhaltung des Organismus und zur Vorbeugung von Erkrankungen. Ganz entscheidend dafür, dass Bodybuilding eine gesunde Aktivität bleibt, die man bis ins hohe Alter betreiben kann, ist dabei der Verzicht auf die Einnahme von für die Gesundheit potenziell schädlichen Dopingmitteln. Leider herrscht bei zahlreichen Athleten und nicht nur bei Athleten immer noch die Vorstellung, dass es im Bodybuilding ohne Chemie nicht geht. Nach aktuellen Schätzungen greifen heute mindestens 100.000 Menschen, die im Sportstudio trainieren, gelegentlich zur "chemischen Keule", also konsumieren beispielsweise Testosteron, anabole Steroide, Wachstumshormone, Pro- Hormone, Stimulanzien oder Entwässerungsmittel um ihren Zielvorstellungen in der Körperentwicklung näher zu kommen. Dieser Weg ist mit Sicherheit der falsche und führt in vielen Fällen in eine Sackgasse, die nicht selten in ernsten, gesundheitsschädlichen Konsequenzen mündet. So ist beispielsweise ein Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen, Herzinfarkten und psychischen Problemen und der Einnahme von hohen Dosen extern aufgenommenen Testosterons sehr wahrscheinlich. Der Körper ist nicht dafür geschaffen, mit Mega-Dosierungen chemisch hergestellter Hormonpräparate umzugehen. Oftmals ist es nur eine Frage der Zeit, wann hier mit der gesundheitlichen Katastrophe zu rechnen ist. (…) Dopingmittel dürfen keinen Platz im ursprünglichen Sinne des Bodybuildings einnehmen können. Wie heißt es doch so anschaulich: Unser Sport soll dem Bodybuilding, also dem Aufbau und nicht dem Bodystroying, also der Zerstörung des Körpers dienen. Dass es auch ohne den Einsatz von Dopingpräparaten möglich ist, sehr gute Ergebnisse im Muskelaufbau und dem Abbau von Körperfett zu erzielen, zeigen unter anderem die Athleten der GNBF e.V.. Alle diese Athleten standen bereits im Wettkampf der GNBF e.V. auf der Bühne und haben sowohl einen Lügendetektor- Test als auch einen Urintest bestanden (GNBF). 18 Leistungssport Bodybuilding Der Leistungssport Bodybuilding hat demgegenüber die Zielsetzung, extreme Leistungen zu erzielen, d. h. die Grenzen der individuellen Möglichkeiten zu erfahren. Übergeordnetes Ziel ist es, die Muskelmasse zu steigern, um einem bestimmten Körperbild zu entsprechen. Der leistungsbezogene Bodybuilder versucht, an Rumpf und Gliedmaßen Muskelmasse aufzubauen, dabei aber die Teilung der einzelnen Muskeln sichtbar zu machen, d. h. eine bestimmte Definition zu erlangen, indem er extrem subkutanes Fett über Wochen vor einem Wettkampf abbaut. Durch Zuwachs der Muskelmasse und Reduzierung des Körperfetts versucht er, ein ausgewogenes Gesamtbild zu erlangen, das bezüglich Harmonie und Symmetrie annähernd perfekt sein sollte (Carmichael, 1993, S. 23- 24). Wettkampfbodybuilding Beim Wettkampfbodybuilding kommt eine spezifische Manipulation der Elektrolytzufuhr bei gleichzeitiger Dehydration hinzu. Auf diese Weise kann für kurze Zeit ein Körperfettanteil von kaum mehr als fünf Prozent erreicht werden, was zwar eine extreme Definition der Muskulatur ermöglicht, dafür aber mit einer erheblichen Minderung der allgemeinen Leistungsfähigkeit einhergeht (…). Unter einen guten „Muskeldefinition“ verstehen die Experten das sich reliefartige Abzeichnen der Muskulatur. Ziel ist gewissermaßen ein Durchsichtig-Machen der Haut. Der Blick des Betrachters soll unter die Haut gehen können und die Ausprägung des Muskels unverhüllt entdecken können. Dazu wird das Unterhautfettgewebe auf das niedrigste nur mögliche Niveau reduziert, indem ein spezifisches aerobes Training mit geringer Belastungsintensität bzw. ein Fettstoffwechseltraining mit gleichzeitiger Schonung und Bewahrung der Muskelsubstanz ergänzend zum Gewichtetraining trainiert wird. Hinzu kommt ein spezielles Ernährungssystem mit einem hohen Proteinanteil, einer moderaten Zufuhr von Kohlehydraten und dem fast vollständigen Verzicht auf Nahrungsfette (Gießing, Hildebrandt, 2005, S.142). Amateurbodybuilding „Im Amateurbodybuilding sind die Athleten in unterschiedliche Gewichtsklassen, international ab 65 kg, national ab 70 kg eingestuft“ (DBFV). Profi-Bodybuilding Im Profi-Bodybuilding gibt es nur eine Wettkampfklasse aufgrund von Dopingtests. Hier erhalten nur „absolute Weltklassebodybuilder mit großen Erfolgen und jahrelanger Wettkampferfahrung eine Profi-Lizenz. Zurzeit gibt es weltweit etwa 100 aktive Profibodybuilder (DBFV). 19 „ „Miss World“ oder „Mr. Universum“ – dies sind die in jeder Hinsicht professionellen Wettkampf- Bodybuilder“ (Spitz, 1989, S. 10). Ein Beispiel von früher (um 1980): Arnold Schwarzenegger (Schwarzenegger, 1986, S.115) „Mister Olympia“ Ein Beispiel von heute (2007): Jay Cutler (Moore, W.: Muscle and Strength Memorabilia Blog http://wwwmusclestrength.blogspot.com/) 20 Klassisches Posing- Bodybuilding Hier „geht es nicht mehr um Leistungen in bestimmten sportlichen Disziplinen oder Übungen, sondern allein darum, durch geeignete Körperposen bestimmte Eigenschaften des Muskels - wie Masse, Vaskularität, Definition usw. – in den Vordergrund zu stellen und mit gewissen Showeffekten im direkten Vergleich der Konkurrenten untereinander optisch darzustellen“ (Spitz, 1989, S. 16). Extrem- Bodybuilding Hier ist das Ziel ein extremer Körperbau, das heißt noch dickere Muskeln, dünnere Haut und schärfere Teilung. Durch jahrelanges härtestes Training werden größtmögliche Muskelmassen herangebildet. Um für den Wettkampf gewünschte perfekte Definition (scharfe Teilung der einzelnen Muskeln unter extrem dünner Haut mit geringem Unterhautfettgewebe) zu erreichen, bedarf es einer strengen Diät (…) (Spitz, 1989, S. 23). „Extrem- Bodybuilding oder…?“ (Spitz, 1989, S. 223) 21 3.1.2 Athletik „Die Athletik (vom griechischen. Athlos = Wettkampf), die Kunst der Athleten, ist aus der Gymnastik der Griechen entstanden, und zwar bildete die Athletik einen besonderen Zweig der Gymnastik“ (Siebert, 1907, S.1). Vor der Jahrhundertwende unterschied man bald zwischen den Schwerathleten, die bis heute „das Ringen, Gewichtheben, Tauziehen “ (Siebert, 1923, S. 5), sowie den Rasenkraftsport betreiben und den Leichtathleten, die unter anderem Lauf-, Sprungund Wurfübungen praktizieren (Spitz, Schnell, 1983). 3.1.3 Körperkultur Historisch gesehen wird der Begriff der Körperkultur in einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Bodybuilding gebracht. So war dieser bereits in der Zeit der Antike gebräuchlich. Quitsch (1962) ist sogar der Meinung, dass die so genannte „Körperkulturbewegung“ später das „moderne Bodybuilding“ geprägt hat (Quitsch, 1962). Körperkultur ist der weiteste und allgemeinste Begriff der Körperpflege. Das Wort Kultur aus dem lateinischen Verbum „colere“ abgeleitet, dass im Deutschen mit „pflegen, hegen“ oder „bebauen“ übersetzt wird. Die Körperkultur im engeren Sinne ist ein Teil der Körperhygiene, die alle die Maßnahmen umfasst, die die Gesunderhaltung des Körpers betreffen, also Leibesübungen, Abhärtung und Sauberhaltung (Quitsch, 1962, S.15). Im Folgenden wird die Definition von Körperkultur nach dem deutschen Schwerathleten Eugen Sandow (1867- 1925), der mit richtigem Namen Karl- Friedrich Müller hieß, und eine der Hauptfiguren der Körperkulturbewegung in der Kaiserzeit war, dargestellt. Lassen Sie mich damit beginnen, ihnen zu sagen, was sie nicht ist. Damit zu beginnen, wie viele Leute voraussetzen dass athletische Übungen und Körperkultur dasselbe seien, ist eine ganz falsche Auffassung. Dann ist Körperkultur den athletischen Übungen entgegengesetzt? Sicherlich nicht. Kricket und Fußball, Rudern und Schwimmen und in der tat alle Arten männlichen Sports und der Leibes-Übung sind in ihrer Art bewun22 dernswerte Dinge, aber sie sind keine Körperkultur, nur ein Teil davon, wenn man so sagen möchte. Aber Körperkultur hat ein wesentlich größeres Endziel und ist unendlich viel höher in ihren Idealen. Was war das Ideal der Griechen? Sie waren tüchtige Athleten, aber ihre Übungen wurden nur betrachtet als Mittel zum Zweck. Die Griechen betrachteten die Pflege des Körpers als eine heilige Pflicht. Ihr Stolz war es, ihn auf die höchste Stufe der Kraft zu bringen, und wir wissen, welche Erfolge sie darin hatten. Sicherlich kann das was sie erreichten nicht unmöglich für uns sein. Bekommt der Leser nun allmählich eine klare Anschauung davon, was mit Körperkultur gemeint ist? Wie ich vorhin sagte, ist sie für den Körper dasselbe, was geistige Kultur in dem angenommenen Sinne des Wortes für den Geist ist. Den ganzen Körper beharrlich und fortwährend erziehen, so dass er zuletzt zu allem fähig ist, was gesunde Organe und vollkommen entwickelte Muskeln leisten können, das ist Körperkultur. Die Erziehung, kurz gesagt, eines absolut vollkommenen Körpers, das ist Körperkultur. Die Schäden auszumerzen, für die die Civilisation und all die Anhängsel, die sie in ihrer Begleitung mit sich gebracht hat, verantwortlich gewesen sind, indem sie die Menschen ihre Körper leicht vernachlässigen ließ, dass ist das Ziel der Körperkultur. Ich glaube vollständig berechtigt zu sein, wenn ich sage, dass die Körperkultur, indem sie jede Art athletischer Übung umfasst, trotzdem noch viel weiter geht (Sandow 1904, S.16 - 17). Eugen Sandow (Schwarzenegger, 1986, S.25) 23 Die englischsprachige Definition von Körperkultur: Physical culture „Physical culture is the promotion of muscular growth, strength and health through various physical exercise regimens like resistance training, bodybuilding, sports, stretching, and posture correction techniques” (Wikipedia). 3.1.4 Fitness Fitnesstraining ist ein äußerst weit fassbarer Begriff. Prinzipiell ist jede gesunde sportliche Aktivität eine Form von Fitnesstraining, z.B. Training im Sportverein. (…) Gezieltes Fitnesstraining beinhaltet meist Ausdauertraining, Krafttraining und Koordinationstraining (Wikipedia). Unter Fitness wird im Allgemeinen körperliches und oft auch geistiges Wohlbefinden verstanden. Fitness drückt das Vermögen aus, im Alltag leistungsfähig zu sein und Belastungen eher standzuhalten. Der Begriff ist insofern schwierig, da er als Modebegriff nicht klar definierbar ist und von verschiedenen Personen und Interessengruppen unterschiedlich interpretiert wird (wikipedia). „Unter körperlicher Fitness versteht man die Verbindung von Leistungsfähigkeit und Gesundheit“ (Greiter und Prokop, 1983 in Paul, 1995 S.14). „Eine weite Definition besagt, dass unter dem Begriff besonders das Dauerleistungsvermögen zu verstehen ist“ (Franck, 1979, in Paul, 1995 S.14). „Fitness heißt nicht, hin und wieder etwas für seinen Körper zu tun, sondern ein konstantes Maß an körperlicher und geistiger Aktivität zu finden, welches das allgemeine Wohlbefinden steigert“(Greiter und Prokop, 1983 in Paul, 1995 S.14). 24 „Beim Stichwort Fitnesstraining fühlen sich die meisten angesprochen. Hier ist die Hauptgruppe der im Studio Trainierenden beheimatet. Eigentlich definiert sich „Fitness“ mehr als der Zustand der Tauglichkeit für eine spezielle Aufgabe“ (Unger 1988, S. 108 f). „Ziel eines Fitnesstrainings ist nicht die maximale Leistungsfähigkeit in einem Bereich, sonder ein ausgewogenes Maß an optimaler Leistungsfähigkeit in allen Komponenten“ (Schönhölzer, 1977 in Kirschnick 1997, S. 59). Verschiedene Autoren umschreiben Fitness mit einer Vielzahl von Eigenschaften, z. B. passend, geeignet, fähig, tauglich, bei guter athletischer Kondition und Gesundheit, Bereitschaft etc. Weiterhin beinhaltet Fitness eine allgemein gute Leistungsfähigkeit, d. h. eine körperliche Leistungsfähigkeit in harmonischer Ausgewogenheit der Elemente – Kraft, Ausdauer, Flexibilität- bei Beachtung der in der Biologie vorhandenen Schwankungsbreiten (Carmichael, 1993, S. 23). Fitness- Sport umfasst jene neuzeitlichen Sport- und Bewegungsformen, die in hohem Maße instrumentell und spezifisch auf körperliche Funktionen ausgerichtet sind, die heute mit dem Begriff „Fitness“ bezeichnet werden. Dazu gehören Eigenschaften wie Kraft, Ausdauer und Gelenkigkeit. Ebenso werden auch äußerlich sichtbare Körpereigenschaften wie Schlankheit, straffe Haut, oder ein betont muskuläres Körperprofil angestrebt (…). Der heutige Fitness- Sport wird noch von einer zweiten Form der körperlichen Aktivität geprägt, die eine eigene Tradition im Kraftsport hat. (…) Die Aktivitäten im Kraftsport lassen sich heute allgemein als Arbeit an Kraftmaschinen und Geräten umschreiben. Sie sind vornehmlich unter Bezeichnung „Body-Building“ auf dem Sportmarkt vertreten (Dietrich u. a., 1990, S. 94). 25 3.1.5 Kraft, Training, Krafttraining, Gewichttraining Kraft Eugen Sandow erläutert in der Einleitung seines Buches: „Kraft und wie man sie erlangt“ (Sandow 1904, Einleitung) sein Verständnis bzw. seine Definition von Kraft folgendermaßen: Als ich dieses Buch schrieb, habe ich es als selbstverständlich angenommen, das jedermann, Mann, Frau und Kind, kräftig zu sein wünscht. Ohne Kraft – und unter Kraft verstehe ich Gesundheit, Lebenskraft und ein allgemeines Gefühl körperlichen Wohlbehagens – ist das Leben nichts als ein schwermütiges Geschäft“ (Sandow 1904, Einleitung). „Kraft ist eine Komponente körperlicher Fitness und gilt (…) als weitere hochwertige Beanspruchungsform aller motorischen Grundeigenschaften“ (Kirschnick 1997, S. 59). Training Der Begriff des Trainings stammt traditionell aus dem Bereich des Leistungssports. Dort wird trainiert, um sich auf Wettkämpfe vorzubereiten. Im Bereich des Körpertrainings im Fitnessbereich wird demgegenüber zum Selbstzweck trainiert, d. h. der kräftige, wohlgeformte, sportliche Körper ist das Ziel. Oft wird hier der Begriff „Arbeit“ verwendet. Man spricht von „Körperarbeit“, „Muskelarbeit“ oder bezogen auf bestimmte Körperbereiche von „Rückenarbeit“, „Beinarbeit“. Von Training spricht man inzwischen in Sportbereichen, die in dieser Form fast ausschließlich auf gewerblicher Ebene, in Sportstudios angeboten werden, wie BodyBuilding, Kickboxen und z. T. asiatische Kampfsportarten, wie etwa Karate. Aber auch im Bereich der Rehabilitation und der Therapie hat inzwischen der Trainingsbegriff Eingang gefunden (Dietrich u. a., 1990, S. 87-88). 26 Krafttraining „Es ist allgemein bekannt, dass sich durch ein Krafttraining der Muskelumfang vergrößert. Diese Vergrößerung wird Muskelhypertrophie genannt und ist in typischerweise bei Bodybuildern zu beobachten“ (Zatsiorsky, 1996, S. 80). Krafttraining ist ein zentraler Sammelbegriff, der im übergeordneten Sinne die Trainingsart mit dem generellen Ziel der Veränderung der Kraftfähigkeiten beschreibt. K. kann nach seiner Wirkungsweise klassifiziert werden in: Hypertrophietraining und neuronale Anpassungen (inter- oder intramuskuläre Koordination). K. kann auch nach der Zielsetzung des Trainings aufgeteilt werden in: Maximalkrafttraining, Schnellkrafttraining, Kraftausdauertraining, Reaktivkrafttraining. Nach der Verfahrensweise bzw. nach dem Organisationsprinzip finden sich weitere Bezeichnungen, wie Circuittraining, isokinetisches Krafttraining, Pyramidentraining, Bodybuilding. K. kann in allgemeines und spezifisches K. unterteilt werden. Allgemeines K. wird zur umfassenden Kräftigung vieler Muskelgruppen und damit zur ganzkörperlichen Kräftigung im Breitensport, im Leistungssport und in der Prävention und Rehabilitation eingesetzt. Spezielles K. dient der gezielten Kräftigung bestimmter Muskelgruppen und wird (im Leistungssport) so durchgeführt, dass Amplitude und Richtung der Bewegung sowie Dynamik des Krafteinsatzes und Arbeitsweise der Muskulatur mit der Wettkampfbewegung übereinstimmen. K. sollte nach folgenden Prinzipien durchgeführt werden: optimale Belastung zwischen Belastung und Erholung, progressive Belastung, langfristiger und periodischer Trainingsaufbau, zielorientierte Anwendung, systematische Variation von Belastungsnormativa und Krafttrainingsmethoden, Anwendung gemäß der motorischen Entwicklung, Beachtung individueller Bedürfnisse. K. wird meist im Kraftraum unter Verwendung von Kurz- und Langhanteln, Kraftmaschinen, Zuggeräten, Handgeräten, Schrägbrettern, Sandsäcken, Bein- Press- Geräten, Gewichtsschuhen, Gewichtswesten usw. durchgeführt. K. kann auch durch Bewältigung der eigenen Körperlast in Form von Kletterübungen (Stangen, Taue, Sprossenwand) als Haltearbeit oder in Form von Sprüngen absolviert werden (Sportwissenschaftliches Lexikon, 2003, S. 319). Gewichttraining Gewichttraining ist ein Überbegriff für alle Arten des Widerstandstrainings. Gewichttraining kann ausgeführt werden zur Verbesserung der Figur, als Rehabilitationstraining nach Verletzungen, zur Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit oder im Hinblick auf Wettkämpfe im Bodybuilding, Gewichtheben oder Kraftdreikampf (Weider 1989, S. 511). 27 3.1.6 „Sich muskeln“ „Sich muskeln“ wurde als liebevolle und angenehme Verbalisierung des Krafttrainings 1980 von den Autoren eingeführt“ (Spitz, L., Schnell, J., 1983, „Leitgedanken“ im Einband). „ „Sich muskeln“ heißt sich wohl fühlen“ (Spitz, L., Schnell, J., 1983, S. 27). „ „Sich muskeln“ heißt nichts anderes als jene „Muskeln regelmäßig betätigen“, die schon lange nicht mehr richtig beansprucht worden sind. „Sich muskeln“ hat nicht ausschließlich etwas mit übermäßiger Muskelentwicklung zu tun“ (Spitz, L., Schnell, J., 1983, S. 31). 28 3.2 Geschichtliche Entwicklung des Bodybuilding Wenn man das Wort Bodybuilding näher betrachtet bieten sich verschiedene Untersuchungsgegenstände an. Zum einen geht es um die Frage nach der Entstehung des Begriffs Bodybuilding und zum anderen geht es um die Verwendung des Begriffs für die Beschreibung als Sportart und das Phänomen Bodybuilding. Will man diesen Fragen auf den Grund gehen, bedarf es einer geschichtlichen Reise bis hin in die Steinzeit. Ursprünglich stammt der Begriff Bodybuilding aus dem angloamerikanischen Sprachgebrauch, obwohl er in seiner vielseitigen Bedeutung erst im 19. Jahrhundert geprägt wurde (Schupetta, 1989). Die Wurzeln des Bodybuilding reichen „bis in die grauen Vorzeiten, wie archäologische Funde in China (3600 v. Chr.), Ägypten (3400 v. Chr.), Griechenland (2000 v. Chr.) oder Italien (200 v. Chr.) mannigfaltig belegen“ (Spitz, 1989, S. 15), zurück. Streng genommen dient die Muskulatur und Muskelkraft der Funktionalität des Körpers. In der Steinzeit sicherte eine gute Muskelkraft das Überleben oder diente zur Selbstverteidigung in gefährlichen Situationen. „Muskulosität hatte bereits in der Antike einen hohen Stellenwert. Hauptziel waren jedoch nicht nur ästhetische Gesichtspunkte, sondern auch eine gezielte Vorbereitung für sportliche Wettkämpfe und die optimale physische und psychische Stärkung der Heere“ (Schupetta, 1987, S.7). In der Antike galt ein „harmonisch trainierter Körper als Zeichen für Lebens- und Geisteskultur, und da Muskeln die sichtbaren Ausmaße von Kraft und Macht waren, wurden die Muskelmänner hoch verehrt und als Helden gefeiert“ (ebenda). Viel Wissen um die gesundheitliche Bedeutung eines körperumfassenden Muskeltrainings ging in den nachfolgenden Jahrhunderten der Völkerwanderungen und im Mittelalter unwiederbringlich verloren. 29 Die Wiedergeburt des athletischen Kraftsports im Allgemeinen und eines gezielten muskulären Körpertrainings im Besonderen erlebten dann unsere Vorväter gegen Ende des letzten Jahrhunderts, als sich 1891 der Deutsche Athletenverband offiziell gründete und der gesamten athletisch orientierten Sportbewegung den notwendigen organisatorischen Rahmen gab (Spitz, 1989, S. 16). Ende des 19. Jahrhunderts verstärkte sich das Interesse am muskulösen Körper. Die Muskelkraft wurde nicht mehr nur als Mittel zum Überleben oder zur Selbstverteidigung gesehen, sondern spielte mehr im Sinne einer Rückkehr zum griechischen Ideal zur Verherrlichung des menschlichen Körpers eine größere Rolle (Schwarzenegger 1986). Die alte Tradition des Steinhebens entwickelte sich zum modernen Gewichtheben. Im Laufe seiner Entstehung nahm dieser Sport in verschiedenen Kulturkreisen unterschiedliche Formen an. In Europa war Gewichtheben ein Unterhaltungssport, aus dem die Schaukämpfer hervorgingen – starke Männer, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, vor Publikum zu demonstrieren, wie viel Gewicht sie zu heben oder zu tragen imstande waren. Da ihr Äußeres bei ihren Darbietungen nicht die geringste Rolle spielte, waren diese Männer meist recht beleibt und stämmig (Schwarzenegger 1986, S. 24). Hier sind die ersten Ansätze des späteren Bodybuilding erkennbar, obgleich der Körper zunächst noch nicht hinsichtlich seiner äußeren Erscheinung bzw. Ästhetik im Mittelpunkt des Geschehens stand. Zunächst ging es vielmehr um ein gegenseitiges Muskelmessen und eine schaulustige Unterhaltung der breiten Masse (Schwarzenegger 1986). In Amerika interessierte man sich in jener Zeit vor allem für den Zusammenhang zwischen Körperkraft und Gesundheit. Die Anhänger der „Körperkultur“ setzen sich vehement für den Genuss natur belassener Lebensmittel ein – ein Gedanke, der als Reaktion auf neue Verarbeitungstechniken in der Lebensmittelindustrie aufkam. (ebenda). Ebenfalls führte die Weiterentwicklung der Technik beispielsweise mehr Mobilität durch Autos und die Umsiedlung der Menschen von den Dörfern in die Großstädte auch zu einer veränderten Lebensweise. Diese ließ auch verschiedenen Problematiken innerhalb der Bevölkerung entstehen. Zunehmender Stress, Bewegungsmangel und veränderte Essgewohnheiten ließen körperliche Veränderungen sichtbar werden. 30 Diesen versuchten die Anhänger der Körperkultur entgegenzuwirken in dem sie Mäßigung und Ausgewogenheit propagierten. Sie suchten nach einem Mann, dessen Gestalt die Ideen verkörperte, die sie zu verbreiten suchten, Jemand der mehr an die Athleten des griechischen Altertums erinnerte. Einen solchen Mann fanden sie in Eugen Sandow. Eugen Sandow (1867- 1925) war in Europa als Athlet zu Ruhm gelangt, indem er andere starke Männer zum Kräftevergleich herausforderte und sie in ihren eigenen Kraftnummern besiegte. Ende des vorherigen Jahrhunderts kam er nach Amerika und trat für Florence Ziegfeld auf, der ihn als „stärksten Mann der Welt“ anpries und auf Tournee schickte. „Doch was Sandow wirklich von den anderen abhob, war seine ästhetische Gestalt“. (Schwarzenegger, 1986, S. 25) Sandow war zweifellos ein hervorragend gebauter Athlet, der es liebte, seinen Körper zur Schau zu stellen und sich bei seinen Kraftakten bewundern zu lassen. „The Grecian Ideal: physique built to exact proportions of classic Greek and Roman sculptures. In this photo, Sandow portrays "The Dying Gaul", a pose taken from an ancient Roman Sculpture” (Wikipedia). Es folgten erste Wettbewerbe im Krafttraining, welche die ersten Grundbausteine des späteren Bodybuilding bzw. der Bodybuilding- Wettkämpfe legten. Dies wird dadurch deutlich, das diese Wettbewerbe auch dass Interesse am Aussehen des Körpers weckten und nicht nur an der Kraft der Muskeln (Schwarzenegger, 1986). 31 Im Jahr 1901 veranstaltete Eugen Sandow den ersten BodybuildingWettkampf in der Royal Albert Hall in London mit 156 Teilnehmern und 15.000 Zuschauern. Doch seine zentrale Rolle bei der Entstehung des Bodybuildings ist nicht nur auf seine Bedeutung als Athlet, Herausgeber und Veranstalter beschränkt. Er propagierte ein progressives Hanteltraining als eine Möglichkeit zum systematischen Aufbau der Körpermuskulatur. Mit seinem 1905 erschienen Buch „Bodybuilding or man in the making“ (Sandow, 1905) prägte und etablierte er die Bezeichnung Bodybuilding. Damit wurde zwar der Begriff etabliert, die Sportart war es jedoch noch lange nicht (Gießing, Hildenbrandt, 2005, S. 141). Auch nach Krüger und Wedemeier (1995) ist Sandow der bezeichnende Mann, der den Begriff des Bodybuilding einführte. Er ist zwar unbestritten der prominenteste und erfolgreichste Kraftsport- Professional seiner Zeit, es wäre aber nicht korrekt, ihn als den wichtigsten oder gar einzigen Bodybuilding- Pionier zu bezeichnen (Würzberg 1987). Ebenso bedeutend ging Professor Louis Attila (1844 -1925), mit richtigem Namen Louis Dürlacher, „in die Annalen der Kraftsportgeschichte als Lehrmeister von Eugen Sandow ein“ (Gutteck, 1991, S. 20). Mit dem 1891 gegründeten Deutschen Athletenverband und der gesamten athletisch orientierten Sportbewegung entwickelte sich die deutsche Bodybuilding- und Fitnessbewegung. Diese setzte sich aus der Turnbewegung, so spricht Josef Meiringer in seinem um 1900 erschienen Hantelbuch sogar von „Bodybuilding als Kraftturnen“ (Wedemeyer, 2004, S. 294) und der Gymnastik des 19. Jahrhunderts, der Schwerathletikvereine des ausgehenden 19. Jahrhunderts und des Zirkus- und Berufssportmilieus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zusammen (Wedemeyer, 2004). Die Ursache hierfür sieht Webster (1979) in der Akzentverschiebung, denn nicht allein die Leistung stand mehr im Vordergrund, sondern ebenso ein Trimmen des Körpers (Webster 1979). Laut Webster (1979) hat die deutsche Turnbewegung Ende des 19. Jahrhunderts und nicht wie oft fälschlicherweise angenommen die USA den wichtigsten Impuls für die Entstehung des Bodybuilding gegeben (ebenda). 32 Interest in weight- training and heavy exercises were originally popularised in America by immigrants from Europe. The influence of the German “Turners” or gymnasts shortly before the Civil War was considerable and many historians credit the beginnings of American physical training to these settlers (…) (Webster, 1979, S. 18). Schon Ausgang des 19. Jahrhunderts hat man bei den Kraftsportlern die zwei Lager gehabt. Der Athletik-Sport und die „Professionells“, die für Geld beim Zirkus oder auf der Variete-Bühne ihre „Kraft-Produktionen“ vorgeführt haben (Spitz in Würzberg, 1987, S. 86). Die meisten Schwerathleten verdienten sich ihren Lebensunterhalt als „Professionells“ mit dem Demonstrieren ihrer Kraft auf den Bühnen und im Zirkus, wo sie sich zwischen Komikern, Sängern und Zauberkünstlern zur Schau stellten und präsentierten. Ebenfalls stellte die Werbung durch Plakate ein wichtiges Kriterium dar. Auch Eugen Sandow nutzte bereits 1893 diese Publicitymaßnahme, um das Publikum zu seinen Auftritten zu locken. Auffällig war ihre heroische und idealisierte Darstellung sowie Präsentation übertriebener Kraftakte, die nie ein Zeichen von Anstrengung erkennen ließen. Die Plakate zeigten vorwiegend imposante mit viel Phantasie und Sinn für Show entwickelte Motive, um das Publikum neugierig auf den Auftritt/ Vorstellung zu machen. Es handelte sich hierbei um Abbildungen absolut unglaublicher Kraftakte, wie das Balancieren schwerer Gewichte, heben von Pferden oder das Bezwingen eines Stieres. Üblicherweise demonstrierten die Athleten ihre Kraft aber mit Heben schwerer Gewichte in Form von Langhanteln, Kurzhanteln, Kugelhanteln oder Steinen. Bei der Bühnenkleidung wählten die Athleten gerne nach den Vorbildern von Gestalten der Antike, welches sich genauso schlicht wie effektiv, so zum Beispiel in Form von einem Leopardenfell, hautfarbenen Strumpfhosen und Sandalen darbot. Manch ein Athlet zeigte sich auf Plakaten sogar im Adamskostüm (Paul, 1995). Der Athletik- Sport wurde in den Schwerathletikvereinen praktiziert, in denen „mit Hanteln und Gewichten, aber auch mit Expandern und Gummizügen und Kraftmaschinen Muskelaufbau und Kraftzuwachs“ (Wedemeyer, 2004, S. 295) erzielt wurde. Die Schwerathletik, früher mit dem Begriff Athletik umschrieben, hatte einen wichtigen Einfluss auf die Bodybuilding- und Fitnessbewegung (Wedemeyer, 2004). 33 „In Deutschland verstand man im 19. Jahrhundert unter einem Athleten „meist einen kräftigen Menschen, welcher viel heben kann, (…) während in England und Amerika auch jeder Läufer und Geher Athlet heißt“ (Wedemeyer, 2004, S. 323). Wenn man heute mit alten Kraftsport- Pionieren spricht, ist für sie ein Athlet gleichzeitig Gewichtheber und Ringer. Das wird synonym gebraucht. Und das Jonglieren mit schweren Gewichtskugeln gehörte ebenso wie das Handstand- Drücken zum Repertoire der alten Athleten“ (Spitz in Würzberg, 1987, S. 85). Dennoch würde die Athletik von der heutigen Gesellschaft weniger mit Bodybuilding in Verbindung gebracht werden, da hier vornehmlich an Leichtathletik und Schwerathletik gedacht wird. Beschäftigt man sich nun genauer mit dem Einfluss der Schwerathletik, oder der Athletik, so fällt der Blick auf die sportlichen Anfänge der „alten Stars“, wie Carl Abs, Arthur Saxon, Georg Hackenschmidt, Bernarr MacFadden, Lionel Strongfort, Edmond Desbonnet, Eugen Sandow, Sigmund Klein… zurück, denn diese lagen ursprünglich in sportlich bekannten Disziplinen, wie dem Turnen, Ringen und dem Gewichtheben. Erst als sie von Managern, Professoren, wie zum Beispiel dem berühmten „Professor Attila“ (Würzberg, 1995, S. 89), etc. entdeckt wurden, oder selbst herausfanden, was man alles mit einem nahezu perfekt muskulös ausgebildeten und vor allem hoch kräftigen Körper noch machen können, startete ihre erweiterte Karriere, so zum Beispiel als Leibwächter, Kraftpräsenter, Trainer, Autor und vielleicht sogar schon als Bodybuilder. Titelseite der „Athletik-Sportzeitung“ im Jahre 1903 (Würzberg, 1995, S.95) 34 Im Zusammenhang mit der Athletik sollte Theodor Siebert (1866- 1961), der so genannte „Athletenvater" und einer der zentralen Gestalten, die zur Zeit des Wilhelminischen Kaiserreiches und der Weimarer Republik an der Schnittstelle zwischen Kraftsport, Körperkultur und Lebensreform einen nachhaltigen Einfluss auf die Theorien und Praktiken ausgeübt haben, genannt werden. 1901 gründete er in Alsleben an der Saale die erste Trainierschule für Athletik und Körperkultur in Deutschland. Siebert gilt als einer der wesentlichen Begründer des modernen Kraftsports, Gewichthebens und Bodybuilding, da er unter den ersten war, die auf der Basis physiologischer Kenntnisse gezielte Trainingsmethoden und praktische Übungsabfolgen entwickelte (Wedemeyer 1999). Er verfolgte um 1900 bereits die Fragestellung, welche Methode die effektivste „für einen systematisch und allseitigen Muskelaufbau“ (Wedemeyer, 1999, S. 69) sei. Mit der Beantwortung dieser Frage wurde er schließlich zu einem „Pionier des modernen Gewichthebens und des Bodybuildings“ (ebenda) vor allem weil seine Analysen rund um das Krafttraining Grundlage für die später folgenden Trainingssysteme waren. Zwischen 1895 und 1937 vertrat Siebert zudem seine Auffassungen in zahlreichen Büchern und Aufsätzen über Kraftsport, Körperkultur und Lebensreform. Zusammensetzung und Inhalt der Siebertschen Konzeption sind noch heute in vielen Körpersystemen zu finden (Wedemeyer 1999). In der gleichen Epoche wurde der Athlet Max Sick (1862- 1961) bekannt, der die klassische Kraftsport-Ära entscheidend prägende. Seine Trainingsmethode, das „Maxick- Saldo- System der Körperkultur“ (Spitz, 1989, S. 16) basierte auf Konzentrations- und Anspannungsübungen ohne Geräte. Dieses Trainingssystem brachte schnell eine beträchtliche Anhängerschaft hervor und somit ist Spitz (1989) der Auffassung, „dass hier eine der wesentlichen Keimzellen für das sich später entwickelte klassische „Posing- Bodybuilding“ entstand“ (Spitz, 1989, S. 16), bei dem der direkte optische Vergleich der Konkurrenten untereinander in den Vordergrund gerückt war. Manche sehen heute in Max Sick den eigentlichen „Erfinder“ des Bodybuilding. Dafür spricht, dass er vielleicht der Erste war, der den Aufbau eines athletischen Körpers „entfunktionalisierte“. Nicht das messbare Resultat, nicht die Konzentration auf Leistung standen für ihn im Vordergrund, sondern der Muskel (Würzberg, 1987, S. 104). 35 Spitz (1989) sieht Sick sogar „als Wegbereiter und geistigen Vater des erst später aufkommenden so genannten „Posing- Bodybuilding““ (Spitz, 1989, S. 16), denn schließlich war es auch Sick, der „das erste Buch über Muskelposen (1910)“ - das „Max Sick- Album“ (Würzberg, 1987, S. 105) herausbrachte. Quelle: www.maxalding.co.uk/maxick/maxindex.htm Webster (1979) hingegen sieht den Initiator des Wandels von der Kraftathletik zum Bodybuilding in Siegmund Klein (1902- 1987), der sich als „Schüler von Max Sick“ (http://www.sandowplus.co.uk/Competition/Klein/klein.htm) ebenso in erster Linie um die Entwicklung seines Körpers kümmerte. Sein Motto lautete: „Train for ShapeStrength will follow“ (Webster, 1979, S. 67). Schwarzenegger (1987) fügt hinzu, dass Klein mit seinem „herrlichen muskulösen Körper, ausgewogen und wohlproportioniert, mit wenig Körperfett und außergewöhnlicher Definition“ (Schwarzenegger, 1987, S. 32) gemeinsam mit den anderen Pionieren und dem Einfluss der Körperkulturisten, wie Bernarr MacFadden, ein geeigneter Botschafter des „neuen“ Bodybuildingtrainings war (Schwarzenegger, 1987). Bernarr MacFadden (1868- 1955), ein früherer Ringer und Bewegungstherapeut brachte um 1899 die erste Bodybuilding und Körperkulturzeitschrift der Welt heraus, die „Physical Culture“ (Gutteck, 1991). Darüber hinaus, war er es, der den ersten amerikanische physischen Wettstreit, inszenierte, der 1903 in NY City stattfand, wobei der Gewinner „der am perfektesten entwickelte Mann in Amerika“ genannt wurde (Safra, J., E., The New Encyclopedia Britannica, 2005). 36 Bernarr MacFadden wird auch als der „Father of Physical Culture“ (www.bernarrmacfadden.com) gehandelt. Quelle:www.bernarrmacfadden.com Zusammenfassend wird deutlich, dass nicht nur eine Person für den Wegbereiter, Initiator, oder gar für den Begründer von Bodybuilding ausgemacht werden kann. Bednarek (1984) stellte fest, dass etwa zwanzig Jahre vergehen mussten, bis die „Physical Culture“ aus dem einseitigen Schattendasein dunkler Kellergewölbe „kometenhaft emporschoss“ (Bednarek, 1984, S. 50). Anhänger dieser Körperkultbewegung wurden mit dunkel anmutenden Gestalten verglichen, die an selbstentworfenen und selbstproduzierten Geräten „nach den Vorlagen abgegriffener amerikanischer Magazine trainierten (ebenda). Von den 1920er bis 1960er Jahren förderte Charles Atlas, der MacFadden- TitelGewinner von 1922, diese Aktivität nachdrücklich durch ein Programm von mailorder- Unterricht rund um die Welt. Nach dem zweiten Weltkrieg war der Amerikaner Bill Pearl (1930) einer der Ersten, der versucht hat, Bodybuilding seine Popularität wieder zu erlangen (Krüger und Wedemeier, 1995), indem er den Gesundheitsaspekt wieder mehr betonte. Als großer Anhänger von Sandow ist für ihn Bodybuilding, hier auch als Gewichtstraining beschrieben, „eine der besten Methoden, Verletzungen zu heilen bzw. zu vermeiden und körperliche Mängel zu verbessern. 37 Es sei gar erwiesen, dass Training Depressionen und Angstzustände mildere, Konzentration und Leistungsfähigkeit verbessere, die allgemeine Vitalität steigere und mithelfe, das richtige Körpergewicht zu erreichen oder zu halten“ (Krüger und Wedemeier, 1995, S. 40). Diese Sichtweise vertritt auch, Joe Weider (1922), gebürtig in Montreal/ Kanada, der sich darüber hinaus auf die Vorstellungen der Antike beruft gemäß dem Leitsatz: „mens sana in corpore sano – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ (Weider, 1991, S. 17). Weider geht sogar darüber hinaus und ist der Meinung, „ wer Bodybuilding betreibe, schaffe den Erfolg auf allen Gebieten des Lebens“ und sichere sich somit das persönliche Glück (Krüger und Wedemeier, 1995). Weider wird von Busek, dem Präsidenten des Deutschen Bodybuilding und Kraftsport Verbandes e. v. und Chefredakteur der Sportrevue, sogar als „der Vater des modernen Bodybuilding“ (Busek, A. in Weider, 1989, Vorwort) gesehen. Weider war es, der die erste Bodybuilding- Zeitschrift „Your Physique“ 1939 herausbrachte (Wikipedia). Joe Weider (http://en.wikipedia.org/wiki/Image:YourPhysique.jpg) Heute ist er weltweit größter Verleger von Bodybuilding/ Fitness- Publikationen und Szenezeitschriften, wie „Muscle & Fitness“ und „FLEX“ mit Millionenauflage. Darüber hinaus hat er die unterschiedlichsten Bezeichnungen und Begriffe auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, nach und nach sinnvoll ergänzt und schließlich so38 weit systematisiert, dass er als „Vater dieser Fachterminologie angesehen werden muss“ (ebenda). Er ist auch Derjenige, der direkt oder indirekt an der Karriere aller großen Bodybuilding- Stars seit den 40er Jahren beteiligt ist. Der Name Joe Weider steht seit Jahrzehnten als Synonym für Körpertraining, Muskelaufbau und vor allem für den von ihm entwickelten Bodybuilding- Lebensstil zur Erlangung einer umfassenden Fitness. Joe Weider war es , der die unterschiedlichsten Bezeichnungen und Begriffe auf einen gemeinsamen Nenner brachte, nach und nach sinnvoll ergänzte und schließlich soweit systematisierte, dass er nicht nur als der Vater dieser Fachterminologie angesehen werden muss, sondern vor allem auch als der Vater des modernen Bodybuilding generell (Albert Busek, Präsident des Deutschen Bodybuilding und Kraftsportverbandes e. V. und Chefredakteur der Sportrevue in Weider 1989, S. 6). Weider ist der Ansicht, dass sich Bodybuilding und Gewichtheben eine Zeit lang in einer höchst misslichen Lage befanden. Es fehlte an neuen, funktionierenden Trainingsmethoden. Artikel über Gewichtheben beschäftigen sich fast ausschließlich mit der Technik, also wie das Gewicht hochzubringen ist. Über zusätzliche Übungen zur Kräftigung der gesamten Muskulatur wurde nichts veröffentlicht. Der Fehler war aber nicht nur bei den Hebern und Bodybuildern zu suchen. Auch die Trainer anderer Sportarten zeigten sich blind gegenüber den Vorteilen des Gewichttrainings, weil sie dachten, ihre Schützlinge würden durch zuviel Muskelzuwachs unbeweglich. Erst als die Athleten der Sowjetunion die amerikanischen zu überflügeln begannen, erkannte man den Wert des Gewichttrainings für alle Sportarten. Die osteuropäischen Boxer, die viel Zeit im Kraftraum verbringen, sind den meisten amerikanischen Boxern nach wie vor weit überlegen, da deren Trainer den Nutzen zusätzlichen Krafttrainings zur Verbesserung der Schlagkraft leider immer noch nicht einsehen wollen. Es dauert eben seine Zeit, bis alte Vorurteile aussterben (ebenda, S. 11). Vor über 40 Jahren begann Weider damit Bodybuilding- Zeitschriften herauszugeben – mit dem Ziel: Den Bodybuilding-Sport voranbringen. Seine erste Bodybuilding- Zeitschrift erschien im Jahr 1972 und hieß „Your Physique“ (Weider 1989). Ab den dreißiger Jahren entwickelte er die Weider- Trainingsprinzipien, die die alten festgefahrenen Trainingsmethoden im Bereich des Krafttrainings optimiert ersetzen sollten. Seine Zeitschriften „Muscle & Fitness“ und „Flex“ sieht er selbst als „ verlässliche Informationsquellen für den Bodybuilder“ an. (Weider 1989, S. 13) 39 Weider ist auch entscheidend an den Anfängen der Karriere von Arnold Schwarzenegger (1947), den international bekannten Filmschauspieler, der viele Jahre der international erfolgreichste Bodybuilder war, u. a. als 7-facher Mister Olympia, beteiligt. Neben Weider war sein früher Förderer auch Albert Busek, der ihn 1966 nach München holte. 1967 wurde er mit 20 Jahren zum bis dahin jüngsten „Mister Universum“ gekürt. Bis 1980 gewann er zahlreiche Titel, unter anderem den „Junior Mr. Europe“ (1965), „Mr. World“, „Mr. Universe“ (fünfmal) und „Mr. Olympia“ (siebenmal). Er wird bis heute als prägende Persönlichkeit des Bodybuilding verehrt. Mit Büchern wie „The Encyclopaedia of Modern Bodybuilding“, „Arnold: The Education of a Bodybuilder“ etc. wurde er zum Bestsellerautor. Seine imposante Erscheinung half Schwarzenegger, im Filmgeschäft vor allem durch die Terminator- Filme, Fuß zu fassen (Wikipedia). Mit dem Auftreten von Joe Weider und seinem Bruder Ben Weider trennten sich auch die organisatorischen Wege auf internationaler Ebene von Gewichtheben und Bodybuilding. Durch die Gründung des IFBB und die Vergabe eines eigenen Mr. America- Titels (der bis dahin unter dem Patronat der AAU- Amateur Athletic Union – gestanden hatte) konnten sie eine neue Aufteilung des lukrativ werdenden Marktes erzwingen (Würzberg, 1987). Seitdem 1965 in Kalifornien zum ersten Mal die Wahl zum Mr. Olympia stattfand, wird nach von Stockert anscheinend erst offiziell zwischen Bodybuildig und Krafttraining unterschieden (von Stockert, 1986). „In Deutschland existierte bis 1969 eine einheitliche Organisation des „Kraftsports“ (Deutscher Athleten Bund, DAB). Der Zusammenschluss von Ringern, Gewichthebern, Rasenkraftsportlern und Sportakrobaten deutet darauf hin, dass man hierzulande lange am Ideal eines „Gesamtathleten“ festhielt“ (Würzberg, 1987, S. 84). Würzberg (1987) sieht bei der Betrachtung der Geschichte der Sportverbände Bodybuilding nicht als „Abspaltung des klassischen Kraftsports (Gewichtheben, Ringen, etc.)“ (Würzberg, 1987, S. 84 ), sondern vielmehr als eine enge Verschlingung mit dem Gewichtheben und dem Ringen. 40 Früher trainierten fast alle Athleten in Athletikvereinen, später trennten sich, wie bereits beschrieben, ihre Wege und Ziele mehr und mehr. Im Zuge der Modernisierung erweiterten sich neben den früher „ zwei geteilten Lagern“ (Spitz in Würzberg, 1987, S. 86) die sportlichen Möglichkeiten. Die einen blieben bei der Athletik, im heutigen Sprachgebrauch Schwer- oder Leichtathletik, die Anderen entschieden sich für den Weg in das Sport-, Fitness-, Kraft-, oder Bodybuildingstudio. Die Differenzierung wird unter anderem dadurch deutlich, dass Bodybuilding- und Fitnessstudios als bürgerlicher Gegenpol zum proletarischen und kleinbürgerlichen Kraftsport- und Schwerathletikverein, in dem im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert vor allem Gewichtheben und hauptsächlich Kraft- und Muskelaufbau trainiert wurde, galten (Wedemeyer, 2004). Fitnessstudios waren bis vor einem Jahrzehnt überwiegend Trainingsstätten von Kraftsportlern und Bodybuildern, die wohlgemerkt den so genannten „FitnessBoom“ stark mitinitiierten. Dennoch ist Wedemeyer (1996) der Meinung, dass heute schon längst nicht mehr nur Bodybuilding und Kraftsport betrieben wird, „sondern viel eher Fitness- Lebenskonzepte verkauft werden, die Erfolg, Gesundheit, Attraktivität und Lebensglück anbieten“ (Wedemeyer, 1996, S. 408 in Sarkowicz). Spitz (1989) weigert sich jedoch Bodybuilding als einen neuen Lifestyle-Trend, der aus den USA nach Europa gekommen ist, anzusehen. Bodybuilding darf nicht mit jenem Wettkampfsystem gleichgesetzt werden, das 1946 von „zwei cleveren und geschäftstüchtigen Brüdern“ (Spitz, 1989, S. 15) – hier ist die Rede von Joe und Ben Weider – durch die Ausrichtung des ersten internationalen Showvergleichs zwischen Kanada und den USA, initiiert wurde. Denn hier erhielt das Bodybuilding, wie bereits angesprochen, „vor allen Dingen kommerziell glorreichen Aufschwung“ (Spitz, 1989, S. 15). Trotz großen Interesses und gesellschaftlicher Entwicklung ist die offizielle Anerkennung des Bodybuildings als Sportart noch nicht hundertprozentig vollzogen. Die Basis für die sportliche Anerkennung wurde 1970 gelegt, als die 1946 gegründete International Federation of Bodybuilding (IFBB) die Kompetenz für das Bodybuilding übernahm und als offizieller Bodybuilding- Weltverband von der General Assembly of international Sport (GAISF) als Mitglied aufgenommen wurde. 41 Neben der offiziellen Anerkennung der einzelnen National Olympic comitee´s (NOK) blieb die Teilnahmezusage der International Olympic Comitee´s (IOC) der IFBB bis heute aber versagt. Doch bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 wird Bodybuilding als ShowWettkampf ausgetragen werden und voraussichtlich bei den Olympischen Spielen 2012 wird es dann sogar als reguläre Disziplin aufgenommen (Wikipedia). 42 Bodybuilding im Wandel der Zeit – Ein geschichtlicher Ausdruck Bilder aus Magazinen, Büchern und Katalogen 43 44 45 46 47 48 49 50 51 Quelle: Moore, W.: Muscle and Strength Memorabilia Blog http://wwwmusclestrength.blogspot.com/ 52 4 Phänomenologie des Bodybuilding Aus phänomenologischer Sicht stellt der Begriff Bodybuilding durch seine vielfältigen Assoziationen und Vorurteile ein Phänomen als Gegebenes dar. Bisher sind bereits „eine Reihe von sozialwissenschaftlichen Analysen zur Erklärung des Phänomens Bodybuilding versucht worden“ (Emrich, 1992, S. 11). Bodybuilding hat verschiedene Sinn gebende Strukturen, die auch als Ideologie verstanden werden können, so zum Beispiel: „Bodybuilding als Arbeit, Bodybuilding als Religion, Bodybuilding als Philosophie etc.“ (Emrich, 1992, S. 12). Und sogar förderlich als gesellschaftliches Bindungselement: „In sport there are no limitations, no barriers of race, religion, politics or culture. In sport we are in touch with each other. Bodybuilding is important for Nation building” (Ben Weider, President IFBB). Auch Wedemeyer (2004) ist der Auffassung, dass „die Fitness- und Bodybuildingbewegung historisch gesehen ein internationales Phänomen“ (Wedemeyer, 2004, S. 292) darstellt. Diesbezüglich kommt der Betrachtung der gesellschaftlichen Entwicklung, eine grundlegende und prägende Bedeutung zu. 53 4.1 Assoziationen und Vorurteile Dieses Kapitel ist bei der Herleitung und Erklärung des Phänomens Bodybuilding von entscheidender Bedeutung. Die folgenden Darstellungen der Assoziationen und Vorurteile stellen Bilder dar, welche ein Großteil der Gesellschaft mit Bodybuilding verbindet. Hört man den Begriff Bodybuilding, so denkt man zwangsläufig an die Sportart Bodybuilding und verbindet mit dieser entsprechende Assoziationen und Vorurteile. Hierbei wird in der Regel nicht zwischen den unterschiedlichen Bedeutungen der Begrifflichkeit und den verschiedenen Formen dieser Sportart Bodybuilding unterschieden. Lothar Spitz (1987), Leistungssportkoordinator im Deutschen Olympischen Sportbund, beklagt die Entwicklung im heutigen, modernen Bodybuilding: „die „alten“ Bodybuilder, wie z.B. Steve Reeves, sahen noch aus wie gestandene Athleten: „das war noch keine Muskel- Hypertrophie wie heute“ (Spitz in Würzberg, 1987, S. 109). „Fließende Linien, Ausgewogenheiten und Ausstrahlung waren Ideale, die für uns damals selbstverständlich waren – inzwischen sind sie auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Mit dieser Auffassung steht Reg Lewis keineswegs allein da“ (Müller, 2004 S. 26). Damals war es das Gewichtheben, Ringen, „einarmige Reißen“, „einarmige Stoßen“, „Schrauben“, „Schwingen“, - „die Arbeit mit Gewichten erfasste eine erstaunliche Vielzahl von Übungen“ (Würzberg, 1987, S.92) - aus dem sich „quasi naturwüchsig das damalige Körperideal : „Kernig statt hypertrophiert“ (Spitz in Würzberg, 1987, S. 92) ergab. „Was ist das Ziel im Bodybuilding- ein monströser oder ein sexy Körper? Fitness und Gesundheit?“ (DBFV). Carl Diem (1962) beschreibt die Inhalte der Bodybuilding Methode als reich an „Künstlichkeit und Konstruiertheit“ und arm an Bewegungen. (Diem, 1962, S. 24) Doch passt diese Aussage zu der gesellschaftlichen Sichtweise vom Bodybuilding? Diesbezüglich werden im Folgenden einige Assoziationen mit dem Bodybuilding aufgeführt. 54 Es ist in den letzten Jahren eine Sportart entstanden, die als Bodybuilding bekannt wurde, die wettkampfgemäße Darstellung des Körpers mit überdimensionalen Muskeln und Muskelgruppen. Wir kennen dieses ShowPhänomen aus den Championships (Mr. and Mrs. Universum, Olympia usw.) und aus den Zeitschriften, von denen nur die „Sport Revue“ und „Sport & Fitness“ genannt werden sollen. Im Vordergrund stehen hier die muskulären Männer und Frauen, die Werbung für Fitnessgeräte, für so genannte „Sportlernahrung in pulverisierter oder flüssiger Form und für die entsprechend gestylte, bunte Kunststoffkleidung machen. Bei diesem Fitness-Sport steht die nackte „Körperlichkeit“ im Vordergrund und der Nervenkitzel der Show-Erotik fasziniert die Zuschauer enthusiastisch (Rösch, 1993, S. 14). „Gerippte Gesäßmuskeln, aufgeblasene Venen, Monstermasse – all das sind Symptome für ein chemisches Bodybuilding, dem ich nichts abgewinnen kann“ (Reg Lewis in Müller, 2004 S. 26). Bodybuilder,…körperlich stigmatisierte Normabweichler. Sie werden nicht nur als unintelligent sondern auch gern als exhibitionistisch, narzisstisch, monströs, ekelhaft, abscheulich, wiederwertig, abstoßend…betrachtet. Sie gelten als aufgeblasene, angeberische, eitle Popanze, die mit ihren Muskeln überhaupt nichts anzufangen wüssten, denen bei jeder Dauerbelastung die Luft wegbleibe und die … auch noch impotent seien (Honer, 1985, S. 155). Bodybuilder- sind das nicht jene Verrückten, die sich einölen, und – wenn sich nicht gerade unter dem Sonnenfluter liegen – ständig vor dem Spiegel stehen, um übersteigert narzisstisch sich selbst beziehungsweise die Fülle ihrer definierten Muskelmasse andächtig zu bewundern? Die haben doch diese klotzigen, kraftbetonten Bewegungen, können nur mit angewinkelten Armen gehen, sprechen am liebsten über Muskelzuwachsraten oder vom 50er Oberarm (Spitz, 1989, S. 14). Bodybuilder, sie bearbeiten und bilden ihren Körper, womit aber Männer und Frauen nicht das gleiche Ziel verfolgen. Jene suchen Muskelaufbau und Kraftzuwachs zu erreichen, eine Vorstellung, die Frauen eher in Panik geraten lässt. Sie wollen lieber „weniger statt mehr“ werden, wollen Fett abbauen, somit ihre Figur verbessern, wollen durch Bodybuilding schlank und fit werden. (von Stockert, 1986, IV- V) 55 (…) Daher glauben auch viele Amateur-Bodybuilder, wie Profis ausschauen zu müssen, um Erfolge oder Beachtung zu erzielen, obwohl viele der Profis nicht mehr die Ideale des Bodybuilding verkörpern und damit letztlich eine positive Entwicklung des Bodybuilding als Begriff und Sport hemmen (DBFV). Wenn Sie wissen wollen, was „Miss World“ oder „Mr. Universum“, dies sind die in jeder Hinsicht professionellen Wettkampf- Bodybuilder, über Muskeltraining denken, und wenn sie erfahren wollen, wie diese trainieren, um einen riesigen Oberarmumfang, gewaltige Oberschenkel oder eine maximall V- Form zu erhalten und was sie alles essen und schlucken oder nicht essen, um eine scharfe Definition zu bekommen – dann sollten sie am Kiosk weitersuchen (Spitz, 1989, S. 10). Spitz (1989) verweist hier auf die „Muskelzeitungen“, so auch im Folgenden der DBFV: „In vielen Bodybuilding-Fachmagazinen werden hauptsächlich Profi-Bodybuilder (männlich u. weiblich) abgebildet, auch die Presse greift, teilweise aus Sensationsgründen, auf dieses Fotomaterial zurück“ (DBFV). Fitness-Zeitschriften verkaufen Körperkonzepte, Bodybuilder und Fitness-Sportler bieten Trainingsanleitungsbücher an, Insider-Firmen werben für Nahrungsergänzungspräparate, Trainingsgeräte und Sportbekleidung. Werbestrategen arbeiten bevorzugt mit athletischen und muskulösen Männer- und Frauengestalten und Kino- oder Fernsehfilme kommen ohne durchtrainierte ästhetische Körper kaum noch aus. Die moderne Industriegesellschaft scheint von einem Körperkult erobert worden zu sein, der Maßstäbe setzt für eine körperbetonte athletische Welt (Wedemeyer, 1996, S. 409). Raccon (1980) berichtet in der Zeitschrift „Sport & Training“, über Vorurteile gegenüber Bodybuildern. So konnte man in Zeitungsberichten der 80er Jahren lesen, „das Bodybuilder zwar über gewaltige Muskelpakete verfügen, aber kaum einen Koffer oder Mülleimer ohne Schwierigkeiten bewegen können“ (Raccon, 1980, S. 28). Und weiter: „Bodybuilder, also Leute, die sparsam bekleidet, aber reichlich eingeölt, vor Publikum ihren Bizeps hüpfen lassen“(Raccon, 1980, S. 28). Allerdings hält er fest, dass „wenn jemand Bodybuilding betreibt, er noch lange nicht an Mister- Wahlen teilnimmt“ (ebenda). Er bezeichnet die Mister- Wahlen sogar als „übersteigerte Vorführungen von Resultaten übersteigerten Bodybuildings“ (ebenda). 56 Weite Kreise der Bevölkerung glauben immer noch, ein Bodybuilder muss wie Arnold Schwarzenegger oder Ralf Möller in Bestform aussehen, die beide über 185 cm groß sind und über 110 kg Wettkampfgewicht aufwiesen. Viele Frauen, die gerne trainieren würden, haben Bedenken, weil sie einen Muskelzuwachs im Stil eines Arnold Schwarzenegger befürchten. Das ist völlig ausgeschlossen. Abgesehen von den hormonellen Voraussetzungen, müssten sie täglich 4 Stunden hart trainieren und pro Tag um die 60 Tonnen Eisen bewegen (Unger 1988, S. 108). Sicherlich oberflächliche und voreilig gefasste Urteile über diesen Sport. „Jedoch ein vorhandenes Negativ- Image, das auf einen bestimmten, wenn auch nur relativ kleinen Prozentsatz von Bodybuildern zurückzuführen ist“ (Spitz, 1989, S. 14). Mit einem Vorurteil ist auch Würzberg (1987) beladen, als er sich in seinem Buch: „Muskelmänner – In den Maschienenhallen der neuen Körperkultur“ mit der Welt der Studios befasste: „Bodybuilding mochte ich nicht als sportliche Disziplin ansehen“ (Würzberg, 1987, S.123).Wahrscheinlich sehen das sehr viele Menschen so, denn sonst würden Fitness- Magazine sich nicht so große Mühe geben, „die 1 % Parole“ (Würzberg, 1987, S.110) zu verbreiten. Dies soll nichts anderes bedeuten, als das ein Prozent der Fitnessstudiobesucher Bodybuilding betreiben und die anderen 99 % Fitness-Training. 99 % betreiben ein Körpertraining ganz nach ihren eigenen Zielvorstellungen. Höchstens 1 % unterzieht sich einem Hochleistungstraining mit dem Ziel, einmal an einer Meisterschaft teilzunehmen. Deshalb sollten Sie, falls Sie in einen Diskussion über Bodybuilding, Muskel- oder Körpertraining, oder wie sie es bezeichnen möchten, geraten, sich von vorneherein darüber im klaren sein, ob sie über das 1 % oder über die restlichen 99 % sprechen möchten (Unger 1988, S. 8). Auch Fitnessstudios, die um ihr Image besorgt sind, ändern und streichen sogar das Wort Bodybuilding aus ihren Werbeprogrammen und bieten stattdessen „Bodystyling, Bodyshaping, Bodysculping oder Bodyforming an“ (Müller, 2004). 57 Obwohl beim Bodybuilding das Verletzungsrisiko gering ist, gerät die Sportart - aufgrund von Dopingfällen - immer wieder in den Blickpunkt der Medien. (…). Bei deutschen Amateurwettkämpfen werden jedoch strenge Dopingkontrollen nach Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), des Deutschen Sportbundes (DSB) und der International Federation of Bodybuilders (IFBB) durchgeführt. Strengere und zwischen den Wettkämpfen fortlaufende Dopingkontrollen werden auch von der German Natural Bodybuilding Federation (GNBF) durchgeführt, dort werden z. T. Lügendetektoren eingesetzt (Wikipedia). Wirft man in diesem Zusammenhang einen Blick auf den mehrmaligen Mr. Olympia Ronnie Coleman, so würde die Mehrheit der Gesellschaft nicht davon überzeugt werden können, dass man ohne Steroide so aussehen kann. Weniger berücksichtigt bleibt jedoch die Tatsache, „dass professionelle Bodybuilder genetische Ausnahmefähigkeiten besitzen und diese durch jahrelanges Training ausgebaut haben“ (ebenda). Vergleicht man einen „Möchtegern- Bodybuilder“ mit einem professionellen Bodybuilder, so werden markante Unterschiede deutlich. Beim „Möchtegern- Bodybuilder“ führt das übermäßige Trainieren einzelner markanter Muskelgruppen auf Dauer zu Haltungsschäden. Ein häufiges Bild ist der Sportler mit nach vorn verdrehten Schultern und Armen, verursacht durch ein gegenüber der Rückenmuskulatur erhöhtes Training der Brust- und Bauchmuskulatur. Derartige Beschädigungen sind bei richtigem Training aber ausgeschlossen (ebenda). Dadurch, dass man dem Bodybuilder, egal ob Profi- oder Hobby- Sportler, in der Regel seinen Sport ansieht, wird ihm in der Öffentlichkeit oft mit Skepsis begegnet und so bezeichnet Bednarek (1984) den Bodybuilder als Opfer gesellschaftlicher Stigmatisierungen. Hierdurch bilden sich in dieser Gruppe eigene Normen und Werte, bei einer gleichzeitigen Isolation von der realen Welt, welches schlussendlich charakteristisch für eine Subkultur ist (Bednarek, 1984). „Andererseits kann sich durch Bodybuilding auch ein überhebliches Verhalten bzw. Auftreten entwickeln, „was nicht selten ein besonderes Kennzeichen von „Muskelprotzen“ ist“ (Quitsch, 1962, S. 69). Diesbezüglich ist Quitsch (1962) der Meinung, dass durch Bodybuilding eine gewisse Steigerung des Selbstwertgefühls erreicht werden kann, indem die durch einen zu 58 schwach entwickelten Körper entstandenen Minderwertigkeitskomplexe reduziert werden können (Quitsch, 1962). Zahlreiche Assoziationen und Vorurteile stigmatisieren Bodybuilding als Körperertüchtigung, die vor allem von den unteren bis mittleren Schichten betrieben wird. Wedemeyer (2004) zeigt jedoch, dass „institutionalisierter Kraftsport vor 1914/ 18 prozentual gesehen eher in sozial höheren als in niedrigen Schichten praktiziert wurde“ (Wedemeyer, 2004, S. 320). Für die Assoziation und Vorurteile im Bezug auf Bodybuilding sehen Gaines und Butler (1984) einen Großteil der Schuld im Bodybuilding selbst, da es sich fast schon verschämt im Untergrund versteckte (Gaines und Butler, 1984). Vorurteile, die sich durch die Pauschalisierung selbst disqualifizieren, stammen aus der Anfangszeit des Wettkampfbodybuilding und sind durch das Verhalten der Bodybuilder selbst hervorgerufen worden, indem sie ihren Sport als ein Geheimnis betrachteten. (Gutteck, 1991). Erst durch die gestiegene Popularität des Bodybuilding hat sich die Interaktion des Bodybuilders mit der Gesellschaft verändert. „Die jahrzehntelang gehegte Scheu, sich öffentlich als aktiver Bodybuilder zu bekennen“ (Bednarek, 1985, S. 130), ist überwunden worden. 59 4.2 Gesellschaftliche Entwicklung Die Sozialwissenschaften haben bereits einige Interpretationsansätze angeboten, die sich mit der Phänomenologie des Bodybuildings aus sozialer Sicht beschäftigen. Hierbei wurde als größter theoretischer Rahmen zur Erklärung die Theorie des Zivilisationsprozesses genannt (Emrich, 1992). Infolge veränderter gesellschaftlicher Einstellungen und Haltungen hinsichtlich körperlicher Dimensionen rückte immer mehr „die Beherrschung der Sinne, die Lenkung von Bedürfnissen, das zurückdrängen körperlicher Regungen in gesellschaftlich eigens dafür definierte Bereiche“ (Emrich, 1992, S. 11) in den Vordergrund. Früher war der Körper Mittel zum Zweck. Ein starker leistungsfähiger Körper war für die harte körperliche Arbeit notwendig, hatte jedoch auch den nebenläufigen positiven Effekt der Gesundheitserhaltung, dem zu dieser Zeit weniger Beachtung geschenkt wurde. Auch Aussehen und Erscheinungsbild waren zunächst kaum von Bedeutung, bzw. der soziale Stellenwert war zu dieser Zeit ein Anderer. Ein muskulöser Körper stellte das Nebenprodukt eines von Schwerstarbeit bestimmten Lebens unterer sozialer Klassen und mithin ein Zeichen für die vom Bildungsbürgertum verpönte körperliche harte Arbeit dar. Heute dagegen gilt er häufig als Zeichen für die Ausübung einer teilweise kostspieligen Sport- und Freizeitkultur (Wedemeyer, 1996). Der muskulöse Körper fungiert in der heutigen Industriegesellschaft als sichtbares Zeichen positiver Identität; er vermittelt gesellschaftlich angesehene Werte wie Kraft, Gesundheit, Ausdauer und Attraktivität. Hier ist sein gewandelter sozialer Status besonders gut zu erkennen. Vielmehr ist er aber auch als Lesefläche für Werte, die am Körper eigentlich gar nicht wahrnehmbar sind zu verstehen. Er kann nämlich ebenso innere Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Erfolg und Disziplin, aber auch Individualität, Selbstbeherrschung und Selbstbewusstsein als nur einige sozial anerkannte Eigenschaften ausstrahlen, die in einen muskulösen Körper eingelesen werden. (ebenda). Dies veranschaulicht, dass Bodybuilding nicht einfach nur als eine aus dem Rahmen fallende Ausnahmesportart zu sehen ist, sondern, dass es im Gegenteil Merkmale und 60 Strukturen aufweist, „die als Äquivalent einer auf entsprechenden Werten aufgebauten Gesellschaft gesehen werden muss“ (Wedemeyer, 1996, S. 410). Durch die zunehmende Automatisierung und Technisierung wurde der körperliche Einsatz verlagert und stark verringert. Im Wandel der Zeit nahm dies dermaßen zu, dass bei einem großen Teil der Bevölkerung der Körper vernachlässigt wurde und nach und nach verkümmerte. Immer mehr sitzende Tätigkeiten, einseitige Belastungen und Überlastungen für einen schwachen oder besser gesagt wenig trainierten und nicht gleichmäßig geforderten Körper brachten Folgen mit sich. Verletzungen an der Wirbelsäule beispielsweise laufen auf Unterforderung des Bewegungsapparates und somit einer schwachen Muskulatur zurück. Ein Krafttraining wurde hierdurch vermehrt notwendig. Dies unterstreicht die Aussage von Emrich, 1992: Diese Zurückdrängung des Körperlichen führt zu gegenläufigen gesellschaftlichen Bewegungen, die die Wiederaneignung, oder wenn man so will, die Zusammenführung von Körper und Geist in eine ganzheitliche Sicht augenscheinlich zum Gegenstand haben. In die Reihe dieser Bewegungen ist auch jene Form des Umgangs mit dem Körper einzureihen, die man als Bodybuilding bezeichnet (Emrich, 1992, S. 12) Bodybuilding stellt keine Modeerscheinung dar, sondern vielmehr eine etablierte Sportart. Zufolge einer Reportage der amerikanischen Illustrierten „Life“ ist Bodybuilding nach Football, Baseball und Basketball eine dermaßen populäre Sportart, dass sogar größere Meisterschaften live im Fernsehen übertragen werden (Carmichael, 1993). Des Weiteren kann Bodybuilding auch als eine sehr anspruchsvolle Kunstform angesehen werden. Dies wird durch die ästhetische Zielsetzung, die sich der einzelne Bodybuilder setzt deutlich. Es geht darum, genau die richtige Mischung aus Muskulosität, Symmetrie, Proportion und Muskelschärfe zu erlangen, sowie die Notwendigkeit, das Ergebnis dieser filigranen Körperarbeit später gekonnt auf der Bühne zu präsentieren (Schwarzenegger, 1986). 61 Eine weitere Sichtweise bei der Auseinandersetzung mit Bodybuilding ist die Symbolik des Begriffs. Der Körper wird als Instrument benutzt und dient als Mittel im sozialen Konkurrenzkampf der industrialisierten, modernisierten, körperfixierten und nach Idealisierung strebenden Gesellschaft (Emrich, 1992). Ist die Form des Umgangs mit dem sozialen Gebilde Körper im Bodybuilding aber wirklich verschieden von jener, die moderne Industriegesellschaften im Ganzen kennzeichnet? Wird nicht auch hier der Körper nach impliziten oder teilweise sogar fest formulierten Kriterien bearbeitet (Emrich, 1992, S. 10)? Ab Mitte bis Ende der 30er Jahre begannen sich die Wertungsmaßstäbe und Körperideale zu wandeln. Der Männerkörper wurde nur noch nach rein ästhetischen Gesichtspunkten beurteilt, was sich dann auch in den folgenden Wettbewerben widerspiegelte (Schupetta, 1989). 1940 wurde der entscheidende Schritt zum modernen Bodybuilding getan. In diesem Jahr organisierte die Amateur Athletic Union der USA die erste Wahl zum „Mr. Amerika“. Der „Mr.“ als Begriff für die Bodybuildingmeisterschaft war geboren“ (Schupetta, 1989, S. 10). „In den vierziger Jahren rückte die beginnende Kommerzialisierung das Bodybuilding in ein schlechtes Licht“ (Gutteck, 1991, S. 98). Positive Imagepflege, so Gutteck (1991), erfuhr das Bodybuilding in den fünfziger und sechziger Jahren durch die so genannten „Muskelfilme“ mit Darstellern, wie Steve Reeves und Reg Park, die aus dem Bereich des Wettkampfbodybuilding kamen. „Steeve Reves als Filmidol 1958 in einem Herkulesfilm Er löste den ersten Bodybuilding-Boom in Deutschland aus“ (DBUFV). 62 „Steeve Reves als sensationeller erster Film - Herkules 1958“ (DBUFV). Die Darsteller in den Filmen, so auch später Arnold Schwarzenegger, verkörperten Ideale, die viele für das Bodybuilding begeisterten. „Arnold Schwarzenegger schaffte den Durchbruch als Filmstar mit "Conan der Barbar" und löste in den 80er Jahren die große Fitnesswelle aus“ (DBUFV). 63 In den 60er Jahren entdeckte man neben dem Nutzen des Krafttrainings für den Leistungs- und Hochleistungssport die Möglichkeit den Körper mit gezielten Übungen nach seinen Wunsch- und Idealvorstellungen zu gestalten. (Krüger und Wedemeier, 1995). Durch Personen wie Arnold Schwarzenegger wurde „diese Art des Krafttrainings“ (Krüger und Wedemeier, 1995, S. 77) wieder populärer. In den siebziger und achtziger Jahren wuchs Bodybuilding mit der ständigen Entwicklung des Körperbewußtseins zu einem Freizeitphänomen heran - auch mitunter, weil der Mensch immer neuen Idealen entgegen strebt, ganz unter dem Motto „höher, schneller, weiter“. Die Sichtweise im Bezug auf die Hinwendung zum Körper war in den achtziger Jahren zunächst noch weitgehend positiv. Der Körper wurde als Ausdruckselement und vor allem Instrument gesehen, um zu selbstverantwortlicher, körperlicher und geistiger Gesundheit zu gelangen (Krüger, Wedemeier, 1995). Dies unterstützt die Aussage von Rittner (1982): „(…) mit einem durchgearbeiteten Körper hält man Belastungen besser aus, die man nicht mehr so ohne weiteres für sinnvoll hält“ (Rittner, 1982, S. 48) sehr anschaulich. Rittner greift damit die Gesundheitsauffassung des „New Age“ auf, in der es um eine ganzheitliche Weltansicht von Körper und Seele geht und eine gesellschaftliche Gesundung, „die auf der Selbstverantwortlichkeit des Einzelnen beruht, der sich mittels Achtsamkeit und Prävention und einer ausgefeilten Praxis von körpertherapeutischen Techniken eine neue Gesundheitswelt zimmern soll“ (Krüger, Wedemeier, 1995, S. 8) im Mittelpunkt steht. Mitte der achtziger und neunziger Jahre veränderte sich die Sichtweise mit der aufkommenden Fitness- Welle. Dieser Boom führte später zu einem neuen Körperkult, der seinen Ausdruck durch die Medien verstärkte. Im Mittelpunkt standen fortan gestählte Körper die, wie bereits oben schon angesprochen, in Werbung und Film zur Schau gestellt wurden und als Vorreiter der heute gängigen Körperideologie anzusehen sind, die den gesunden, leistungsfähigen und attraktiven Körper zum Maß aller Dinge ausruft. 64 Das Körperziel ist eindeutig und rigoros: Der Körper hat stark zu sein, ästhetisch, gesund, abwehrkräftig und muss schlussendlich schön und attraktiv sein. Der Körper hat einen neuen sozialen Wert erhalten. Er ist nicht mehr, wie in der Aufklärung, ein Instrument, dessen reibungsloses Funktionieren Teil des bürgerlich- demokratischen Lebens ist, sondern wird zunehmend zum Ziel des Lebens, in das alle Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte hineinprojiziert werden. Denn eine Veränderung des Körpers, so heißt es heute, zieht eine Veränderung der Persönlichkeit nach sich. Das äußere Bild ist nach dieser Ideologie immer auch Spiegelbild des Inneren. Der Starke, Schöne und Attraktive repräsentiert damit auch gleichzeitig entsprechende innere Werte. Fast scheint es, als ließe ein solcher Gedankengang auch den ungeheuerlichen Umkehrschluss zu. Und vereinzelt hört man sogar Stimmen, die etwa dem Übergewichtigen entsprechende negative Charaktereigenschaften zuweisen (Krüger, Wedemeier, 1995, S. 9). Diese Sichtweise führt zu einem Schubladendenken nach welchem Gruppen von Menschen klassifiziert und stigmatisiert, und Sportarten und Begriffe wie der des Bodybuildings oftmals fehl interpretiert und assoziiert werden. „Seit der französischen Revolution und dem Ende der höfischen Kultur des Rokoko war es den Frauen vorbehalten, sich intensiv um ihre Schönheit zu kümmern“ (Wikipedia). Männer hingegen interessierten sich eher für Technik und Wirtschaft. „Was lange Zeit im westlichen Kulturkreis für Männer sehr ungewöhnlich war, wurde und wird hier auch gerade von den Bodybuilder- Männern exzessiv ausgelebt und kultiviert: Der Beschäftigungsgrad, die Gestaltung und Pflege des eigenen Körpers, sowie das Achten auf die äußere Erscheinung“ (ebenda). Allerdings muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Gestaltung des Körpers und des Aussehens bei Männern genauso an Bedeutung gewonnen hat, wie es sonst den Frauen vorbehalten war, wenn auch nicht in dem Maße und der Art wie es in der Bodybuilding- Szene üblich betrieben wird. 65 Das Bodybuilding geht nun noch einen Schritt weiter. Wie bei der Schönheitschirurgie werden die Veränderungen tiefer im Inneren des Körpers vorgenommen. Das gezielte Muskeltraining, bei dem die Anpassungsfähigkeit des Körpers an Belastungen konsequent zur vorzeigbaren Massenmaximierung angeregt wird, schafft Zeichen von Stärke, Fitness und Macht und soll im Grunde nichts anderes bewirken als eine radikale Steigerung der Ausdrucksfunktion des Körpers. Die Tatsache, dass die Trainingsräume der Bodybuilder mit großen Spiegeln ausgerüstet sind, ist nicht nur Ausdruck einer narzisstischen Selbstverliebtheit, sondern der Spiegel ist hier auch das Instrument einer sehr kritischen Selbst- und Sozialkontrolle. Im Spiegel kann die Bildhaftigkeit der angestrebten Körperumbildung wahrgenommen werden und gleichsam der Eindruck auf das Auge der Öffentlichkeit „vorhergesehen“ werden“ (Gießing, Hildenbrandt, 2005, S. 146). Vielen „Body-Interessierten“ gab neben den bereits angesprochenen „Muskelfilmen“ auch ein Foto, wie z.B. von Steve Reeves, dem Mann mit der perfekt männlichen Physiognomie, oder dem ehemaligen Mr. Olympia Frank Zane den Ausschlag, sich für den Bodybuilding-Sport zu begeistern und mit dem Training zu beginnen (DBUFV). Steve Reeves - Mr. World 1946 (DBUFV) 66 „Frank Zane gilt seit den 70er u.80er Jahren für viele Athleten als Vorbild“ (DBUFV) „Schon immer begeisterten sich Männer wie Frauen wegen der klassisch- vollendeten Linien natürlicher Bodybuilder für den Eisensport. Der Klassik-Look traf den Geschmack der breiten Öffentlichkeit, und daran hat sich bis heute nichts geändert“ (DBUFV). „Heute wie in früheren Jahren gilt die Maxime: „Form ist in, Masse out; Fett ist out, Fitness in; schlank ist in, mager ist out." Dieses Zitat stammt aus einem Artikel in der Juli-/August-Ausgabe ´88 von American Health.“ (ebenda). Die Umfrage, auf die der Artikel sich bezog, hatte ein interessantes Ergebnis, welches zeigte, dass sowohl Männer als auch Frauen moderat muskulöse Körper bevorzugen, „während die Steroid- Freaks, die das Profi-Bodybuilding dominieren, mehr auf Ablehnung stoßen“ (ebenda). Wünsche (1985) betont in diesem Zusammenhang die gesellschaftliche Sichtweise, die in dem zu extrem und exzessiv betriebenen Bodybuilding keinen Sport mehr erkennen kann und will (Wünsche, 1985). Denn der elegante Athlet, der auf besondere, natürlich aussehende Harmonie und Proportionalität bedacht ist, ist um eine möglichst große gesellschaftliche Akzeptanz 67 bemüht, da die so genannten „Spitzenathleten“ mit ihrer extremen Muskelmasse oft als unnatürlich und unansehnlich empfunden werden (Gutteck, 1991). In der heutigen schnelllebigen und erfolgsorientierten Gesellschaft wird neben der beruflichen Anerkennung „der schöne sportliche Körper als Statussymbol, „nicht nur der körperlichen Ansehnlichkeit, sondern – famoserweise – auch der geistigen Potenz“ (Hohner, 1989, S.67 in Krüger und Wedemeyer, 1995, S. 116) gesehen. „Muskeln repräsentieren also Erfolg; eine andere Funktion haben die Tag für Tag sinnlos gestrafften, angehäuften Muskeln nicht, sie müssen sogar „künstlich am Leben erhalten werden“, weil sie heute im praktischen Leben Niemand braucht“ (Hacke, 1987, S.77 in Krüger und Wedemeyer, 1995, S. 116). „Der Körper ist zum Prestigeobjekt avanciert und garantiert in den unterschiedlichsten Bereichen Erfolg; vielmehr noch: er ist selbst schon zu einem „kulturellen“ Symbol für Erfolg geworden“ (Goerke 1988, S. 16 in Krüger und Wedemeyer, 1995, S. 116). Werbeslogans, wie „abnehmen leicht gemacht“ suggerieren, dass der Weg zum „perfekten Körper eine Spazierfahrt“ darstellt, die für Jeden erreichbar scheinen sollen. Ein erschreckendes Vorurteils- und Meinungsbild wird durch folgende Aussagen deutlich: „wer zu dick ist, ist faul, lasterhaft, willensschwach“, „undiszipliniert, darum unmoralisch und selber Schuld an seinem Schicksal. Mehr noch: er/ sie hat kein besseres verdient“ (Randow, 1994, S.45 in Krüger und Wedemeyer, 1995, S. 114). Menschen werden an dieser Stelle manipuliert, charakterisiert und klassifiziert. „Die Arbeit am eigenen Körper gehört heute zum Alltagsbild, ja sie ist fast schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden – man vergegenwärtige sich nur die unzähligen Fitnessstudios, in denen Bodybuilding und Körperstyling betrieben wird“ (Pachnicke, 1989, S. 7 in Krüger und Wedemeier, 1995, S. 113). Die Selbstverständlichkeit mit der heute versucht wird den Körper zu modellieren, lässt sich auf die generelle Auffassung zurückführen, dass jeder Mann und jede Frau genau dann gut aussehen könne, wenn er/ sie sich nur genug anstrenge, genug Sport treibe, weniger und bewusster esse etc. – kurz: eben mehr aus sich mache. Körperschönheit scheint also einerreichbares Ziel zu sein – unter Umständen auch ein käuflich erwerbbares, denn die Ausgaben für Schönheit liegen in Amerika heutzutage höher als die für Erziehung und Soziales (Rodin, 1994, S.9 in Krüger und Wedemeyer, 1995, S. 114). 68 Es könnte sich trotzdem die Einstellung durchsetzen, dass nur gesellschaftliche Anerkennung verdient habe, wer seinen Körper in einem Fitnesscenter stähle. Auf diesen Zug ist die kommerzielle Werbung längst aufgesprungen: sie hat erkannt, dass sich beinahe jedes Produkt mit einem ästhetischen, halbnackten Körper besser verkaufen lässt (Krüger und Wedemeier, 1995, S. 49). Auch Bücher haben oft lebensberatenden Charakter und propagieren die Aussage, „dass der Weg zum Glück über Krafttraining und einen Lebenswandel“ führt“ (Krüger und Wedemeier, 1995, S. 49). Beinahe jeder bedeutende Sportler aus diesem Bereich hat hierzu ein Buch herausgebracht. So zum Beispiel: Eugen Sandow (1925): „Kraft und wie man sie erlangt“, Theodor Siebert (1923): „Der neue Kraftsport - Eine praktische Schule zur Erlangung außergewöhnlicher Muskel- und Körperkraft“, oder D. Mac Lennan (o. a.). “Bodybuilding as a “key” to Athletic success“, um nur einige Bespiele zu nennen. Jedoch ist Bodybuilding nicht gleich Bodybuilding, denn entscheidend ist immer das persönliche Ziel (Spitz, 1989). „Gesundes Bodybuilding – weg vom übertriebenen Muskelaufbau, hin zu einem dosierten Training, das den Körper formt, ihn gesund und attraktiv macht- das ist der neue Trend“ (Spitz, 1989, Einband Rückseite). Bodybuilding war damals als ein sehr gesunder Sport angesehen. Beim Wettkampfsport werden heutzutage solch enorme Leistungen verlangt, dass man bei den Hochleistungsbodybuildern nicht immer von gesundem Bodybuilding sprechen kann (Strzeletz, 1983, S. 27). Die damals gebauten Geräte unterschieden sich nicht wesentlich in ihrer Funktion von den heutigen Apparaten. Sie waren nicht entwickelt worden, um Muskelberge aufzubauen, sondern geschädigten Patienten zur Genesung zu verhelfen (ebenda). Spitz (1989) kommt in seinem Buch: „Fit durch Bodybuilding“ zu dem Entschluss, „dass Bodybuilding nicht nur für Jugendliche, sondern für Menschen aller Altersstufen gleichermaßen gesundheitlichen Wert erlangt“ (Spitz, 1989, S. 7). Wenn er von einem „fachlich richtigen Muskeltraining“ spricht, setzt er direkt dahinter in Klammern: Bodybuilding. 69 Damit setzt er die Begriffe gleich. Weiter ist er der Ansicht, dass „regelmäßig und dosiert betriebenes Bodybuilding, das in ausgezeichneter Weise die Ausprägung und Funktionserhaltung unseres Muskelkorsetts fördert, aus Sicht der vorbeugenden Medizin, der Bewegungstherapie und der Rehabilitation immer größere Bedeutung gewinnt“ (Spitz, 1989, S. 8). Spitz (1989) spricht von „gesundem Bodybuilding“ (ebenda, S. 7). Auch Sandow war daran interessiert, „verhütende und vorbeugende Medizin zu lernen, und nicht nach Verletzung heilende Medizin“ (Strzeletz, 1983, S. 19). Unter anderem wurde die sportliche Anerkennung von Bodybuilding durch die Intoleranz bedeutender traditioneller Sportverbände gegenüber neuen und ungewöhnlichen Sportarten, sowie von Vorurteilen der Bevölkerung verschiedener Länder – Krafttraining macht langsam und unbeweglich…- und sei darüber hinaus nutzlos im Hinblick auf sportliche Leistungen, verzögert. Des weitern griffen Trainingslehre und Sportmedizin nicht nur den muskulären, sondern auch die gesundheitlichen Aspekte eines individuellen Bodybuilding- Trainings auf und stellten seinen Nutzen als gesundheitlich wertvolles Training zur Erhöhung der allgemeinen Leistungsfähigkeit heraus. Die wissenschaftlich gewonnen Erkenntnisse werden erfolgreich in der Prävention, der Rehabilitation und in verschiedenen Sportarten als begleitende Trainingsmethode gegenwärtig angewendet. Neben dieser Entwicklung ist begleitend ein kommerzieller Markt entstanden, auf dem vielfältige Produkte angeboten werden, die während der Bodybuilding- Bewegung entstanden sind. In der Bundesrepublik werden täglich neue Fitnessstudios für Muskeltraining gegründet; vielleicht befindet sich eine solche Möglichkeit ganz in ihrer Nähe, ohne dass sie dies bisher gewusst haben. Oder Sie wenden sie sich offiziell an die Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (…), der ihnen bei der Suche nach entsprechenden Adressen gerne behilflich ist (Spitz, L., Schnell, J., 1983, S. 6). Hier wird der zeitliche Wandel, der sich von den Athletikvereinen bis hin zum Fitnessstudio zieht, noch einmal deutlich, denn wer würde sich heute noch an die Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber wenden, wenn er sich lediglich auf der Suche nach einem Fitnessstudio befindet. 70 5 Diskussion Interessanterweise lässt sich bei der Suche nach der Begriffsdefinition von Bodybuilding in folgenden themenbezogenen bzw. gängigen Lexika und Wörterbüchern kein Eintrag finden: • VÄTH, R. (1991). Bodybuilding- Fachwörter- Lexikon. 1. Auflage. Langen: K- und V- Verlag • MEIER, R. (1991). Lexikon des Kraftsports. Düsseldorf: Zenon- Verlag • WEBSTER, M. (1976). Webster´s sports dictionary. Springfield, Massachusetts, U. S. A.: Meriam Webster Inc. • SALAK, S. (o. a.). Dictionary of Sports. London: Peter Owen • BEYER, E. (Red.). (1987). Wörterbuch der Sportwissenschaft: Deutsch Englisch – Französisch […]. Schorndorf: Hofmann Dies lässt unter anderem darauf schließen, dass zum einen eine klare Definition schwierig erscheint und zum anderen die genaue Herkunft des Wortes nicht genügend erörtert wurde und darüber hinaus vielleicht sogar überhaupt nicht feststellbar ist. Dennoch erscheint es merkwürdig, dass der Begriff Bodybuilding selbst im „Lexikon des Kraftsports“, oder dem „Bodybuilding- Fachwörter- Lexikon“ nicht definiert wird. Fraglich bleibt auch, warum die drei anderen renommierten Wörterbücher keinen Eintrag aufweisen. 71 Bei näherer Betrachtung der Definitionen von Bodybuilding haben sich folgende Untersuchungskriterien herauskristallisiert: 1. Übersetzungsform 2. Schreibweise 3. Inhalt Hierbei ist interessanterweise festzuhalten, dass sowohl synonyme Übersetzungsformen, wie Schreibweisen und Inhalte, als auch große Unterschiede auftreten. Denn es gibt vielfältige Definitionen mit zahlreichen Dimensionen und Ebenen des Bodybuilding- Begriffs. Die Betrachtungsweise und Auslegung scheinen individuell verschieden, wobei es sowohl einheitliche, widersprüchliche als auch unspezifische Definitionen gibt. Carmichael (1993) bezeichnet eine allgemeingültige Definition als problematisch. 1. Übersetzungsform Hartmann (1960) übersetzt Bodybuilding mit „Körperbau“. Dem schließt sich der Schüler- Duden „Der Sport“ (1987) an, welcher Bodybuilding erweitert mit „Körpergestaltung“ übersetzt. Meyers Enzyklopädisches Lexikon übersetzt Bodybuilding wie folgt: „body = Körper, und to build = (auf)bauen“ (Meyers Enzyklopädisches Lexikon). Interessanterweise lässt diese Übersetzung durch die Klammersetzung keine einheitliche Definition erkennen. Paul (1995) stellt zunächst richtig heraus, dass Bodybuilding auf dem englischen Verbum „to build“ basiert. Auch die deutsche Übersetzung „bauen, errichten“ wird korrekt aufgeführt. Danach vermischt sie jedoch mit ihrer Schlussfolgerung: „demnach sind Bodybuilder Individuen, die ihren eigenen Körper „bauen oder aufbauen““ ihre vorherige Definition. 72 In folgenden Literaturquellen wird Bodybuilding mit „Körperaufbau“ übersetzt: • Quitsch (1962) • Bernett (1962) • Raccon (1980) • Brockhaus Enzyklopädie (2006) • Brockhaus Sport (2007) Quitsch (1962) bezeichnet „Körperaufbau“ sogar als beste und verständlichste Übertragung ins Deutsche für den Begriff Bodybuilding, wenn man gleichzeitig den Zweck des Bodybuilding ausdrücken will, obwohl Aufbau im Amerikanischen „construction“ heißt (Quitsch, 1962). Bei dem Wort „building“ ist sowohl in englischen, als auch in amerikanischen Wörterbüchern, wie zum Beispiel dem „Concise Oxford Dictionary“ und dem „Webster´s Dictionary“ eine einheitliche Definition zu finden. Hier wird „building“ im Sinne von „Gebäude“ und „Bau“ übersetzt, nicht etwa als „aufbauen“. Bodybuilder sprechen auch gerne davon, „dass sie wie „Bildhauer“ an ihrem eigenen Körper arbeiten; sie bearbeiten ihren Körper dahingehend, dass sie ihre vorerst bildhafte Wunschvorstellung von bestimmten Proportionen oder Körperlinien und Körperbeschaffenheiten, nach und nach realisieren“ (Paul, 1995, S. 39). Abschließend lässt sich festhalten, dass „Körperbau“ die richtige Übersetzung für Bodybuilding darstellt 2. Schreibweise Betreffend die Schreibweise von Bodybuilding wird deutlich, dass die gebräuchlichste Form das zusammengeschriebene Wort ist. Im Lexikon der Sportwissenschaft (1993) werden sowohl die Groß-, als auch die Kleinschreibung angeboten. 73 Abweichend dazu wird Bodybuilding in den folgenden Literaturquellen getrennt geschrieben. Hierbei finden sich noch Unterschiede in der Groß- und Kleinschreibung und bei der Verwendung eines Bindestrichs. Body building • The New Encyclopaedia Britannica • The Oxford Dictionary of Sports Science & Medicine (2006) Body- building • Johnsen, Heidenstamm (1960) Body- Building • Der Muskelbilder (1961) • Carmichael (1993) An keiner Stelle ist nachvollziehbar, warum eine Silbentrennung vorgenommen wird. Die wörtliche Übersetzung „Körperbau“ ändert sich dadurch nicht. 3. Inhalt Bei Betrachtung der Definitionen, wird ersichtlich, dass nahezu alle Lexika Bodybuilding als Wettkampf- bzw. Leistungssportvariante betrachten. Nur in den ersten Sätzen wird bei Einigen von „Körpermodellierung“ bzw. „Körperformung“ gesprochen, jedoch vornehmlich im Bezug auf den Leistungssport. Carmichael (1993) hingegen sieht Bodybuilding zu 99 % als Breitensportvariante an und bezeichnet lediglich ein Prozent der Bodybuilding- Betreibenden als Leistungssportler bzw. Wettkampfathleten. 74 Einzelne Definitionsbetrachtungen Der DBFV (2007) lässt keine klar eingrenzende Definition erkennen. Vielmehr wird Bodybuilding als Oberbegriff für vielseitige sportliche Tätigkeiten bezeichnet und darüber hinaus wird eine Befürwortung für Bodybuilding getätigt. Weider (1989) bezeichnet Bodybuilding als eine Form des Gewichttrainings, so auch Schwarzenegger (1986), der Bodybuilding als Widerstandstraining bezeichnet. Wikipedia (2007) sieht Bodybuilding als ein Krafttraining an, welches den Muskelaufbau und nicht den Kraftzuwachs fördert. Ein Gewichttraining wird hier als nützlicher Bestandteil vieler Sportarten gesehen. Inhalt sowie einheitliche Aussage dieser Definitionen ist, dass Krafttraining bzw. Gewichttraining im Bodybuilding der Hauptbestandteil ist. Hartmann (1960) bezeichnet Bodybuilding fälschlicherweise als „amerikanisch wissenschaftlich fundiertes System…“ (Hartmann, 1960, S. 3). Dies ist aber erst das spätere Ergebnis der Weider- Brüder. Amerikanisch ist lediglich die Vermarktung, welche auch schlussendlich die falsche gefestigte Meinung über das Bodybuilding in der Gesellschaft fördert und gefördert hat. Nachdem auf einzelne herausragende Definitionen genauer eingegangen worden ist und festgestellt wurde, dass die weiteren Definitionen weitgehend allgemein gehalten sind und verschiedene Sichtweisen erkennen lassen, die nicht zu einem klaren Verständnisses des Begriffs beitragen, wurde zur Veranschaulichung und besserem Verständnis folgendes Schaubild I zusammengestellt. 75 Definitionen, Übersetzungen und Inhalte von Bodybuilding – entnommen aus den Definitionen (Kapitel 4.1.1) Schaubild I A Sportart Leistungssport Wettkampf Breitensport Fitnessport KraftsportHochleistungsvariante D B Trainingsmethode(n) Körperentwicklung Körpervervollkommnung Körperaufbau Körperbau C Körpermodellierung Körperformung Gymnastik mit Gewichten Körperkräftigung Zweckgymnastik Muskelbildung Gewichttraining Muskelaufbau Widerstandstraining Schulung der energetisch Rehabilitationstraining konditionellen Fähigkeiten Muskelentwicklung D Leistungssteigerung Fitnesssteigerung Gesundheitsvorsorge 76 Erläuterung zum Schaubild I Das Schaubild I beinhaltet die Definitionen, Übersetzungen und Inhalte von Bodybuilding, die ausschließlich aus den Definitionen (Kapitel 4.1.1) entnommen worden sind. Es soll verdeutlichen, dass der Begriff Bodybuilding in mannigfaltigen Bereichen vorkommt, vielseitig verwandt werden kann und zahlreiche individuell verschiedene Ziele umfasst. Zum einen stellt Bodybuilding differenzierte Sportformen (Block A) dar, zum anderen wird Bodybuilding auch als eine Trainingsmethode (Block B) gesehen, die mit unterschiedlichen Trainingsmöglichkeiten (Block C) verschieden Ziele (Block D) erreichen lassen kann und schließlich nicht nur zur Leistungs- und Fitnesssteigerung beitragen kann, sondern auch eine allgemeine Gesundheitsvorsorge (Block E) ermöglicht. Im Kapitel der Definitionen von Bodybuilding folgt die Aufstellung der Formen von Bodybuilding, die in der Literatur gefunden worden sind. Das ursprüngliche Wort Bodybuilding hat zahlreiche zweckgerichtete Vorsätze erhalten. Hierzu wurde zur Veranschaulichung das Schaubild II erstellt. 77 Schaubild II Formen von Bodybuilding Formen von Bodybuilding Bodybuilding Leistungssport Bodybuilding Breitensport Bodybuilding Wettkampfbodybuilding Gesundes Bodybuilding Amateurbodybuilding Modernes Bodybuilding Profi-Bodybuilding Fitnessbetontes Bodybuilding Klassische Posing- Bodybuilding Schönheitliches Body-Building Extrem- Bodybuilding … Natural Bodybuilding ... Oberbegriff ? 78 Erläuterung zum Schaubild II Aus dem Schaubild II ist zu entnehmen, dass Bodybuilding mittlerweile nicht nur als eine Sportart gesehen werden kann. Vielmehr ist es in zwei Sparten, den Breitensport und den Leistungssport aufteilbar. Die weiteren Bedeutungsvarianten passen entsprechend in diese Felder hinein. Somit ist der „allein stehende“ ursprüngliche Begriff Bodybuilding ein Oberbegriff für diese diversen Bedeutungsvarianten, da er als elementarer Bestandteil jeder dieser zu sehen ist. Bei Betrachtung der verwandten Begrifflichkeiten von Bodybuilding konnten einige Autoren, die bereits ihr Statement diesbezüglich abgegeben haben, hinzugezogen werden. Abromeit (1987) betrachtet direkt alle Fitness-Sportler als Bodybuilder (Abromeit, 1987 in Carmichael, 1993, S. 21). Unger (1988):„Das Prinzip des Muskeltrainings im Fitnessbereich ähnelt dem des Bodybuildings. Nur die Intensität ist nicht so hoch und somit auch nicht das Ausmaß des Effektes“ (Unger 1988, S. 108). Beckers (1988) sieht „eine Abgrenzung zwischen Bodybuilding und Fitnesstraining, sowie weiteren Varianten“ nicht als eindeutig möglich an (Beckers, 1988 in Emrich 1992, S. 126). Der Fitnesssportler möchte jedoch in der Regel kein Spezialist werden und praktiziert somit ein Training, welches beide Grundeigenschaften, Kraft und Ausdauer, beinhaltet. Vergleicht man diesbezüglich Marathonläufer, Gewichtheber und Bodybuilder, so gewinnt man die Erkenntnis, dass die beiden zuletzt genannten Defizite im Ausdauerbereich und der Läufer im Bereich der Kraft aufweisen. Die Trainingsziele sind völlig unterschiedlich ausgerichtet und beide sind als Spezialisten in ihrer Sportart zu sehen (Unger, 1988). 79 Paul (1995) ist der Meinung, dass der Begriff Bodybuilding in der heutigen Zeit meist nur auf den Bereich des Leistungssports bezogen wird. Trotz dessen starker Expandierung wäre diese Einengung falsch, „ (…)denn auf die Frage nach der von ihnen betriebenen Sportart, antworten viele Hobbysportler selbstbewusst mit „Bodybuilding“. Auch wenn es ihnen niemals in den Sinn kommen würde an entsprechenden Wettkämpfen teilnehmen zu wollen“ (Paul, 1995, S. 39). Paul (1995) stellt des Weiteren fest, dass die Hemmschwelle, sich als Bodybuilder zu bezeichnen, in den letzten Jahren stark gesunken ist. Sie setzt hier zunächst diesen Personenkreis mit dem der Besucher von Sportstudios und zuhause oder in Vereinen an Gewichten Trainierender gleich. Später geht sie jedoch auf die unterschiedlichen Zielsetzungen ein, indem sie drei Gruppen differenziert: 1. Gruppe Ziel: Sichtbarer Muskelaufbau steht im Vordergrund. 2. Gruppe Ziel: Fettreduktion. Angestrebt wird ein schlanker, sportlicher Körper. Zur Formgebung wird der Aufbau von Muskeln akzeptiert. 3. Gruppe Ziel: Kraftsteigerung oder Gewichtszu- bzw. Abnahme für andere Sportarten. Die größte Gruppe in den Studios ist zweifellos die zweite Gruppe. Man bezeichnet diese Kategorie auch als „Fitnesssportler“ (Paul, 1995, S. 40). Nun kommt erneut die Frage auf, ob hier die Begrifflichkeiten „Bodybuilder“ und „Fitnesssportler“ gleichgesetzt werden können. Paul schließt ihre Klassifikation folgendermaßen ab: „Während die Personen der Gruppen eins und drei sich primär an den Anforderungen der von ihnen gewählten Disziplin orientieren, steht für die Mitglieder der 2. Gruppe die Erlangung eines ganz persönlichen Ziels im Vordergrund“ (Paul, 1995, S. 40). Wedemeyer (1996) ist der Auffassung, die drei Begriffe Fitness, Kraftsport und Bodybuilding meinen hinsichtlich ihrer Grundfunktion bzw. ihrer Bewegungsmechanik mehr oder weniger dasselbe: progressives Widerstandstraining. Je nach individueller Absicht des Sportlers unterscheiden sie sich aber in ihrer Zielsetzung: Leistungssportler betreiben Krafttraining zur Unterstützung ihrer eigentlichen Sportart, Fitness- Sportler wollen ihren Körper kräftigen oder Übergewicht verlieren bzw. den Körper einfach in Maßen verändern, und Bodybuilder trainieren und formen ihren Körper um u. a. auch an Bodybuilding- Wettkämpfen teilzunehmen. Auch bei diesem Sport ließe sich, 80 genau wie bei anderen Sportarten auch, eine Unterscheidung in Breitenbzw. Amateursport und Spitzen- bzw. Leistungssport vornehmen (Wedemeyer, 1996, S. 408). Dietrich u. a. (1990) sieht in der Bezeichnung Fitness-Sport keinen klar gegen andere Sportarten abgegrenzten Bereich. Der Fitness-Sport ist ihrer Meinung nach weder mit einem bestimmten Bewegungsrepertoire, noch Einzeltechniken, Bewegungsnormen oder gar Handlungsregeln ausgestattet (Dietrich u. a., 1990). Es wird eher ein diffuses Ziel „Fitness“ beschrieben, dass selbst Wandlungen unterworfen ist. So entstehen Fitnessprogramme und ihre jeweiligen Bezeichnungen recht zufällig. Als typische Varianten für Frauen sind neben dem ursprünglichen „Body-Building“ neue Angebote wie „BodyShaping“, „Body-Styling“, „Beauty-Shaping“, „Body-Dynamics“ und „Body-Form“ entstanden, die zusammen mit „Hanteltraining“ und Krafttraining“ alle mehr oder weniger dasselbe beinhalten. (Dietrich u. a., 1990, S. 95). Diese neu aufgestellten Begrifflichkeiten, die sich in der unübersichtlichen Angebotspalette von Fitnessstudios zeigen, so Krüger und Wedemeier (1995), „erreichen zum einen eine Verwirrung des Kunden und zum anderen ist eine klare Zuordnung der Bedeutungen der einzelnen Begrifflichkeiten zu den Angeboten nahezu unmöglich“ (Krüger und Wedemeier, 1995, S. 76). Doch warum auf diese neuzeitlichen Begriffe näher eingehen, die sich scheinbar vom Begriff Bodybuilding eher abgrenzen wollen. In dieser Arbeit wurden vielmehr die Begriffe Athletik und Körperkultur als Vorreiter des Bodybuilding herausgearbeitet. Wer das Wort Bodybuilding als Erster verwendete ist nicht nachvollziehbar, da manche Autoren die Pioniere eines bereits systematisch betriebenen Muskeltrainings in Carl Abs, Arthur Saxon, Georg Hackenschmidt, Bernarr MacFadden, Lionel Strongfort, Edmond Desbonnet, Eugen Sandow, Sigmund Klein und später in Joe und Ben Wieder und Arnold Schwarzenegger etc. sehen. Spitz (1989) sieht in Max Sick den Athleten, der durch seine Trainingsmethode „eine der wesentlichen Keimzellen für das sich später entwickelte klassische „Posing- Bodybuilding“ (Spitz, 1989, S. 16) entstehen ließ. 81 Würzberg (1987) bestätigt diese Sichtweise durch seine Aussage, „dass er vielleicht der Erste war, der den Aufbau eines athletischen Körpers „entfunktionalisierte“. Im Gegensatz zu anderen, auch die Kraft trainierenden Sportlern, strebt der Bodybuilder den Aufbau von Muskelsubstanz nicht aus primär funktionalen Gründen an. Es geht ihm nicht um eine möglichst leistungsfähige, sondern um eine möglichst gut entwickelte und vor allem deutlich sichtbare Muskelentwicklung (Gießing, Hildebrandt, 2005, S.142). Das um die Jahrhundertwende betriebene vielseitige Training – zu dieser Zeit auch unter dem Begriff Körperkultur bekannt -, umfasste unter anderem Gewichtheben, Turnen, artistische Übungen und Ringen und verhalf dem Trainierenden zum Bild eines ganzheitlichen Athleten. Aus diesem ergab sich das Körperideal dieser Zeit, welches Spitz mit „kernig statt hypertrophiert“ (Würzberg, 1987, S. 92) umschreibt. Der heutige Bodybuilder ist bei seiner Zielsetzung gar nicht mehr in der Lage diese Disziplinen alle durchzuführen. Sein Körperbild entsteht durch Hantel- und Gerätetraining gepaart mit aeroben Ausdauertraining und einer speziell abgestimmten Ernährung, etc.. Bezüglich der Frage, ob Bodybuilding in anderen Sportarten auftritt, konnte folgendes herausgearbeitet werden. Es wurde anfänglich lediglich nach Methoden, die auch im Bodybuilding Verwendung fanden trainiert. Heute werden in vielen Sportarten verschiedene Methoden von Krafttraining (Maximalkraft-, Schnellkraft-, Kraftausdauertraining etc.) zur Unterstützung und Optimierung der Leistung durchgeführt. Ein Teilziel stellt dabei das Muskelaufbautraining (Hypertrophie) mit dem Nutzen der Gesundheitsvorsorge und Fitnesssteigerung, Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit durch Steigerung der Kraft und Kondition, Modellierung des Körpers durch gezielten Fettabbau und Muskelaufbau, Rehabilitationstraining zur Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit eines durch Verletzung geschwächten Körperteils (Weider 1989, S. 21) etc. dar. Dieses kann dann anhand von Methoden aus dem Bereich des Bodybuilding umgesetzt werden. 82 Wenn ein Sportler aus einer anderen Disziplin sich nun wirklich einer modifizierten Trainingsmethode aus dem Bodybuilding bedient, ist er Aufgrund dieser Tatsache noch lange kein Bodybuilder. Doug Mac Lennan, technical director of the Fitness Institute of Canada, sieht sogar Bodybuilding als den Schlüssel zum athletischen Erfolg: „Bodybuilding as a “key” to Athletic success” (Mac Lennan, Titelseite). Auch Quitsch (1962) ist der Meinung, dass Body-Building Übungen durchaus als gute Ergänzung in ein allgemeines Training eingefügt werden können und dass sie als spezielles Training bestimmter Muskelgruppen an hervorragender Stelle stehen (Quitsch, 1962). Zusammenfassend betrachtet bedeutet dies, dass sowohl der Leistungssportler, als auch der Freizeitsportler, der Gesundheitssportler und der Bodybuilder nach ein und derselben Methode trainieren können, gemeinsame Teilziele verfolgen, aber schlussendlich andere Endziele anstreben bzw. erreichen. Im Wettkampfbodybuilding jedoch findet im Gegensatz zu den anderen Sportarten die Überformung und das reine Zurschaustellen des Körpers statt (Gießing, Hildebrandt, 2005). Deutlich wird, dass der Wettkampf in besonderer Weise auf Präsentation und Demonstration des definierten Muskelbildes angelegt ist und weniger den Charakter einer auf Bewegungsleistungen angelegten sportlichen Auseinandersetzung aufweist. Aufgrund der in der Schlussphase der Wettkampfvorbereitung enorm auszehrend wirkenden Maßnahmen kann die paradoxe Situation entstehen, dass Bodybuilder am Wettkampftag zwar eine maximale Muskelentwicklung und eindrucksvolle Definition vorweisen können, aber kaum noch körperlich leistungsfähig sind. Während alle übrigen Sportler ihr Training so ausrichten, dass ihre sportliche Leistungsfähigkeit und körperliche Form am Wettkampftag ihr höchstes Niveau erreichen, ist bei Bodybuildern häufig das Gegenteil der Fall. Die Wettkämpfe stellen keine sonderlich hohen Anforderungen an die sportliche Bewegungsleistung der Athleten (Gießing, Hildebrandt, 2005, S. 142). Eindeutiger könnte der Widerspruch zwischen der Präsentation eines athletischen Äußeren und der tatsächlichen sportlichen Leistung kaum sein (ebenda). 83 6 Fazit Der Trainierende im Fitnessstudio, der Leistungssportler, der Freizeitsportler zuhause oder in Vereinen, der die Absicht verfolgt, Muskulatur aufzubauen, diese zu stärken, die Leistung zu steigern oder den Körper nach den eigenen Idealvorstellungen zu formen, weiß wohlmöglich gar nicht, dass er Bodybuilding betreibt. Ist er nun Fitnesssportler, macht er Krafttraining oder ist er wirklich Bodybuilder? Zahlreiche stark differenzierte Assoziationen und Vorurteile machen das Bodybuilding zu dem was es heute ist, ein stigmatisierter Begriff, der festgefahrene Vorstellungen bei den meisten Menschen hervorruft. Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit war die Etymologie und Phänomenologie des Begriffs Bodybuilding herauszuarbeiten. Es hat sich gezeigt, dass der Begriff durch ein stets wandelndes Idealbild der Menschen eine Bedeutungserweiterung erfahren hat. „Der Mensch hat seit alters den Drang, das Höchste, Größte, Schnellste, Wertvollste und Stärkste zu verehren“ (Strzeletz, 1983, S. 11) - somit das Extreme - und dadurch wird auch der Bodybuilding- Betreibende entsprechend gepuscht. An keiner Stelle in der Geschichte wird deutlich, wann der Begriff Bodybuilding das erste Mal gefallen ist. Anhand der Entwicklungsgeschichte des Bodybuilding sollte demonstriert werden, dass die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Bodybuilding heute eine moderne Verwendungsweise ist, die weniger der historischen entspricht, bzw. sich nicht an der in der Wortgeschichte offenbar werdenden eigentlichen Wortbedeutung orientiert. Zahlreiche Vermischungen und Gleichsetzungen von Begrifflichkeiten haben zu einer gefestigten Stigmatisierung von Bodybuilding geführt, welche durch die Assoziationen und Vorurteile unterstrichen werden und diese negative Behaftung aufrechterhalten. 84 Ursprünglich verbirgt sich hinter dem Begriff Bodybuilding nichts anderes als das, was früher als Athletik bezeichnet wurde. Betrachtet man die Geschichte der Sportverbände, dann könnte es so scheinen, als sei das gezielte Muskeltraining eine Abspaltung vom klassischen Kraftsport der Schwerathletik (Gewichtheben und Ringen).In Wirklichkeit entstammen alle Disziplinen einer gemeinsamen Wurzel und sind auch heute noch eng miteinander verbunden. Während es die gewachsenen Amateursportverbände bei der ursprünglichen Bezeichnung Kraft- beziehungsweise Muskeltraining beließen, haben es die kommerziell orientierten Organisationen mit dem aus der englischen Sprache entliehenen Wort Bodybuilding versehen – die Trainingsform als solche ist jedoch identisch. „Muskeltraining für Jedermann“, so sagen die einen, oder „Bodybuilding“, “Bodystyling“ oder „Bodyshaping“, so sagen die anderen, erfreut sich im Freizeit- und Breitensport gleichermaßen einer immer größer werdenden Beliebtheit. Und dies ist aufgrund der gesundheitlichen Aspekte, die diese Trainingsform zu bieten hat, die Hauptsache (Spitz, 1989, S. 16). Sicher erscheint es in diesem Zusammenhang Würzberg (1987), „dass die historische Vergewisserung der gemeinsamen Wurzeln von Kraftsport und Bodybuilding einiges zur Entmystifizierung des heutigen Muskelkultes beitragen würde. Vielleicht wäre dies keine unwichtige Voraussetzung, um Stigmatisierungsprozesse zu vermeiden“ (Würzberg, 1987, S.110). Wir haben es heute mit einer erweiterten und gewandelten Sichtweise sowohl vom Begriff, als auch von der Sportart Bodybuilding zu tun. Dessen Bogen spannt sich mittlerweile vom Körperkult, der Rehabilitation und Prävention über den Breitensport bis hin zum extremen Leistungssport. Die Assoziation der Gesellschaft sollte sich hinsichtlich Bodybuilding keinesfalls nur auf den Wettkampfsport beziehen. Es sind auch nicht die „Poser“ oder „Möchtegern- Bodybuilder aus dem Fitnessstudio, die Bodybuilding prägen. Bodybuilding bedeutet zwar übersetzt „Körperbau“ und ist damit in den meisten Sportarten enthalten, denn beim Sport wird, ob zum eigentlichen Ziel oder nicht, „Bau“ am Körper betrieben. In diesem Zusammenhang kann sowohl der Muskelaufbau, der Fettabbau, die Körperformung und -straffung etc. angesprochen werden. 85 Gemäß dem heutigen gesellschaftlichen Verständnis von Bodybuilding kann es jedoch nicht als elementarer Bestandteil anderer Sportarten gesehen werden, da es inhaltlich gesehen zu einer eigenen Sportart herangewachsen ist. Es bleibt festzuhalten: „Bodybuilding ist nicht gleich Bodybuilding“. Zum besseren Verständnis und vor allem um Klarheit zu schaffen, sollten die Schaubilder unter Punkt 6 eine Möglichkeit darstellen, den Begriff aufzufächern und ein Angebot zu machen von einer extremen Sichtweise abzugehen und zur Endstigmatisierung des Begriffs beizutragen. In unserer heutigen medien- und sensationsüberfluteten leistungsorientierten Gesellschaft wird stets nach weiteren „Extremen“ gesucht, die gemäß dem Motto: „Höher, schneller, weiter“ zu noch mehr verhelfen sollen. Tatsache ist, dass diese Einstellung meist von der Normalität und Realität wegführt und so zu fehlerhaften Sichtweisen führt und Stigmatisierungen in jeder Form fördert. Deswegen sollte diese Arbeit auch dazu dienen eine erweiterte Sichtweise vom Begriff Bodybuilding anzubieten. Weitere Untersuchungsmöglichkeiten bieten sich zum Beispiel hinsichtlich der gesellschaftlichen Assoziationen mit Bodybuilding in Form einer Meinungsumfrage an. Diesbezüglich wäre es interessant, herauszuarbeiten, ob die Möglichkeit einer Endstigmatisierung in der Gesellschaft erreichbar wäre. Des Weiteren wäre es interessant, die Zeitschriften aus dem Bereich Bodybuilding, Fitness, Kraftsport und Physical Culture in Ihrer Entstehung und Entwicklung in genaueren Augenschein zu nehmen, um wiederum Unterschiede des Bodybuilding von „Gestern und Heute“ darzulegen. Ebenfalls könnten weitere Abgrenzungen, aber auch Gemeinsamkeiten des Begriffs Bodybuilding zu anderen verwandten und gar gleichgesetzten Begriffen erarbeitet werden. 86 Literaturverzeichnis BAHR, J. (1986). Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Einstellung zum Bodybuilding und in der Wahrnehmung des eigenen Körpers von Besuchern verschiedener Fitness-Studios. Diplomarbeit, Deutsche Sporthochschule Köln BEDNAREK, J. (1984). Bodybuilding als Freizeitaktivität und Lebensinhalt. In: Klein, M. (1984) (Hrsg.). Sport und Körper. Reinbeck: Rowohlt BEDNAREK, J. (1985). Körperbewußtsein und Selbstdarstellung. Dissertation, Philosophische Fakultät der Rheinisch- Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Aachen BERNETT, H. (1962). Terminologie der Leibeserziehung. Schorndorf bei Stuttgart Karl Hofmann Verlag BREDENKAMP, A.; KRÄGERMANN, A.; URBANSKY zu LAUENBRUNN, P. (1993). Auf den Spuren der starken Männer. Bünde: Fitness Contur Verlag BEYER, E. (Red.). (1987).Wörterbuch der Sportwissenschaft: Deutsch - Englisch – Französisch […]. Schorndorf: Hofmann BROCKHAUS (Hrsg.). (2006). Enzyklopädie. 21. völlig neu bearbeitete Auflage. Band 4 BHAS-B. Leipzig, Mannheim: F. A. Bockhaus BROCKHAUS (Hrsg.). (2007). Enzyklopädie Sport. 6. völlig neu bearbeitete Auflage. Mannheim: herausgegeben von der Lexikonredaktion des Verlags F. A. Bockhaus CARMICHAEL, C. (1993). Bodybuilding als Möglichkeit eines sporttherapeutischen Ansatzes in der Prävention und Rehabilitation. Diplomarbeit, Deutsche Sporthochschule Köln 87 COLUMBU, F. (1982). Franco Columbu´s complete book of bodybuilding. Canada: Beaverbooks COPPELL, B. (1995). Sportspeak: An Encyclopedia of Sport. Maryborough, Australia: Australian Print Group Deutscher Bodybuilding und Fitness-Verband e.V. (DBFV). Zugriff am 18.02.2007 unter http://www.dbfv.de/ DIEM, C. (1962). Moderne Trainingslehre. In: Dokumentation zum Leistungssport. Sonder- Nr. 2. Deutsche Sporthochschule Köln DIETRICH, K., HEINEMANN, K., SCHUBERT, M. (1990). Kommerzielle Sportanbieter: Eine empirische Studie zu Nachfrage, Angebot und Beschäftigungschancen im privaten Sportmarkt. In: Beiträge zur Lehre und Forschung im Sport. Ausschuss Deutscher Leibeserzieher (Hrsg.). Schorndorf Hofmann Verlag DOBBINS, B. (1982). High- Tec- Training - Exercises with Machines. New York: Schuster & Schuster EMRICH, E. (Hrsg.). (1992). Bodybuilding aus Athletensicht: Analysen, Interpretationen und Assoziationen. In : Kappler, E., Wadsack, R. (Hrsg.). (1992). Reihe Sport- Ökonomie Band 6. Witten: Verlag am Steinberg Gerd May European Bodybuilding & Fitness Federation (EBFF). Zugriff am 18.02.2007 unter http://www.ebff.org/ FERRIE, E:, OAKES. D: (1997). Modern Bodybuilding: The natural way to health and strength. Ramsbury: Crowood FILLARY, R. (o. A.).www.sandowplus.co.uk/Competition/Klein/klein.htm Zugriff am 17.05.07 88 GAINES, Ch., BUTLER, G. (1974). Pumping Iron. Amerikanische Originalausgabe. New York: Simon und Schuster German Natural Bodybuilding & Fitness Federation (GNBFF). Zugriff am 18.02.2007 unter http://www.gnbf.de/ GIEßING, J; HILDENBRANDT; E. (2005). Bodybuilding: Körperbau und Muskelschau. Sportwissenschaft, 35 (2), 139-151 GIEßING, J. (2002). Das Muskelaufbautraining beim Bodybuilding: Eine kritische Analyse aus sportwissenschaftlicher Sicht. Marburg: Tectum Verlag GRIEWALD, T. (1995). Body on top: Der geniale Weg zum Traumkörper. Stuttgart: Information und Medien Verlag GUTTECK, G. (1991). Die Entwicklung des Wettkampfbodybuilding. Vom Kellersport bis zu den World Games – Eine historische Annäherung. Diplomarbeit, Deutsche Sporthochschule Köln HAAG, H., HAAG, G. (2003). Dictionary: Sport, Physical Education, Sport Science. 1. Auflage. Kiel: Institut für Sport und Sportwissenschaften HARTMANN, J. (1988). Modernes Krafttraining. Berlin: Berliner Sportverlag HOHNER, A. (1985). Bodybuilding als Sinnsystem. In: Sportwissenschaft 2/ 1985, S. 155- 169. Ort (o. A.) JOHNSON,D.,G., HEIDENSTAMM, O. (1960). Modern Body- Building. Lodon: Faber und Faber KENT, M. (2006). The Oxford Dictionary of Sports Science & Medicine. Third Edition. Oxford: Oxford University Press 89 KIRSCNICK, A. (1997). Die Entwicklung der Fitnesbewegung. Diplomarbeit, Deutsche Sporthochschule Köln KRÜGER, A., WEDEMEYER, B. (Hrsg.). (1995). Kraftkörper- Körperkraft: Zum Verständnis von Körperkultur und Fitness gestern und heute. In: Göttinger Bibliotheksschriften 8. Begleitheft zur Ausstellung in der Eingangshalle der neuen Universitätsbibliothek. (03.07.- 31.07. 1995). Göttingen: Universitätsdruckerei Göttingen KWIATKOWSKI, G. (Hrsg.). (1987). Schüler- Duden „Der Sport“. Mannheim, Wien, Zürich: Dudenverlag MacFADDEN, B. Zugriff am 01.05.2007 unter http://de www.bernarrmacfadden.com MacLENNAN, D. (o. a.). Bodybuilding as a “key” to Athletic success. Technical Committee Report for the International Federation of Bodybuilders. Canada MEIER, R. (1991). Lexikon des Kraftsports. Düsseldorf: Zenon- Verlag MOORE, W. Zugriff am 20.06.7 unter http://wwwmusclestrength.blogspot.com/ MÜLLER, A. (2004). Natural Bodybuilding: Training- Ernährung- Wettkampf. 1.Auflage. Arnsberg: Novagenics Verlag Official Website of the International Federation of Bodybuilding &Fitness (IFBB). Zugriff am 18.02.2007 unter http://www.ifbb.com/ PAUL, S. (1995). Mit Kraft und viel Gefühl: Trainingspsychologie des Körpers und des Körperbewußtseins. Stuttgart: Information und Medien Verlag. PENZ, O., PAUSER, W. (1995). Schönheit des Körpers: Ein theoretischer Streit über Bodybuilding, Diät und Schönheitsschirugie. Wien, Rhombus Verlag 90 PFEIFFER,R. (o. A.). Athletische Muskelkraft und herkulische Körpergestalt durch Leicht-, Mittel- und Schwergewichtsübungen. 3. Auflage. Leipzig: Verlag von F. W. Glockner & Co. POPE, H. D., PHILLIPS, K. A., OLIVEARDIA, R. (2001). Der Adonis- Komplex: Schönheitswahn und Körperkult bei Männern. Aus dem amerikanischen von Susanne Althoetmar- Smarczyk. München: Deutscher Taschenbuch Verlag QUITSCH, G. (1962). Der Wert des Body- Building als Leibesübung. Diplomarbeit, Deutsche Sporthochschule Köln RACCON, R. (1980). Bodybuilding: Was ist das eigentlich? Sport & Training, 80(8), 28-29 RAVELLE, L. (1959). Body- Building for Sportsmen and Athletics. London: Stanely Paul RÖSCH, H.-E. (1993). Etymologie und Phänomenologie eines Begriffs. In Beuker, F. (Hrsg.), Fitness- Heute. Standortbestimmungen aus Wissenschaft und Praxis (S. 11- 14). Erkrath: Deutsche Gesellschaft für Freizeit RÖTHIG, P. & PROHL, R. (Hrsg.). (2003). Sportwissenschaftliches Lexikon (7. völlig neu bearbeitete Auflage). Schorndorf: Hofmann SAFRA; J., E.; Chairman of the board AGUILAR-CAUZ; J.; President (2005): The New Encyclopaedia Britannica. Volume 2. Micropaedia: Chicago, London, New Delhi. Paris, Seoul, Sydney, Taipei, Tokyo SALAK, S. (o. a.). Dictionary of Sports. London: Peter Owen SANDOW, E. (1925). Kraft und wie man sie erlangt. 4. deutsche Ausgabe. Berlin: Möckel. SANDOW, E. (1904). Kraft und wie man sie erlang. Ausgabe: 4., dt. Ausgabe. Berlin: Möckel Verlag. Reprint nach Originalausgabe 91 SANDOW, E. (1905). Bodybuilding or Man in the Making – how to become healthy and strong. London SCHNABEL, G. & THIESS, G. (Hrsg.). (1993). Lexikon der Sportwissenschaft: Leistung - Training – Wettkampf. Band 1. A- K. 1. Auflage. Berlin: Sportverlag SCHUPETTA, B. (1989). Die Fitness – und Bodybuildingbewegung – in Köln – Repräsentativer Vergleich der Kölner Fitness- und Bodybuildingstudios im Jahre 1987. Diplomarbeit, Deutsche Sporthochschule Köln SCHWARZENEGGER, A. (1986). Das große Bodybuildingbuch. München: Wilhelm Heyne Verlag. Titel der amerikanischen Originalausgabe: Schwarzenegger, A. with Dobbins, B. (1984). The New Encyclopaedia of Modern Bodybuilding. New York: Simon & Schuster SICK, M. Zugriff am 05.01.07 unter http://www.maxalding.co.uk/maxick/maxindex.htm SIEBERT, T. (1907). Der Kraftsport. 2. Auflage des Katechismus der Athletik. Leipzig Verlag von Arthur Kade SIEBERT, T. (1923). Der neue Kraftsport. Eine praktische Schule zur Erlangung außergewöhnlicher Muskel- und Körperkraft.1. Teil Vorbedingungen und Grundlagen .Ludwigsburg: Dr. Fritz Frommel Verlag SPITZ, L. (1989). Fit mit Bodybuilding. Niedernhausen: Falken Bücherei SPITZ, L., SCHNELL, J., HOLLMANN, W. (1983). Krafttraining im Freizeitsport. Frankfurt am Main: Deutscher Sportbund SPITZ, L., SCHNELL, J. (1983). Muskeln Sie sich. Anleitung und Programme zum Kraft- und Muskeltraining mit Hanteln und Synchron- Geräten. Egelsbach: Spitz 92 STOCKERT, B. von (1986). Frauenbodybuilding: Die Lust an der Verführung oder das Begehren des Ideals. Arbeiten aus dem Institut für Sportwissenschaften der FU Berlin – Sozialwissenschaftliche Reihe - Band 7. Gebauer, Helms, Pfister, Sack (Hrsg.). Köln: Verlag Buch & Sport STRZELETZ, J. (1983). Aus Liebe zum Eisen: Bodybuilding gestern und heute. Düsseldorf: Strzeletz- Verlag UNGER, E. (1988). Handbuch für Kraftsport und Bodybuilding. Aachen: Meyer & Meyer Verlag VÄTH, R. (1991). Bodybuilding- Fachwörter- Lexikon. 1. Auflage. Langen: K- und V- Verlag WEBSTER, D. (1979). Bodybuilding. An illustrated history. New York: Arco publishing WEBSTER, M. (1976). Webster´s Sports Dictionary. Springfield, Massachusetts, U. S. A.: Merriam Webster WEDEMEYER, B. (1999). Der Athletenvater Theodor Siebert (1866- 1961: Eine Biographie zwischen Körperkultur, Lebensform und Esoterik. Göttingen: Norbert Klatt Verlag WEDEMEYER, B. (1996). Starke Männer starke Frauen: Eine Kulturgeschichte des Bodybuildings. München: Beck WEDEMEYER, B. (1996). Körperkult als Lebenskonzept: Bodybuilding und Fitneßboom. In: Sarkowicz, H. (Hrsg.). (1996). Schneller, höher, weiter: Eine Geschichte des Sports. (S. 407- 419). Frankfurt a. M. und Leipzig: Insel Verlag WEDEMEYER- KOLWE, B. (2004). „Der neue Mensch“: Körperkultur im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Würzburg: Könighausen & Neumann GmbH 93 WEIDER, B. (o. A. ). Bodybuilding is booming in “Pan- America” Montreal WEIDER, J. (1991). Bodybuilding. Trainingsmethoden und Ernährungsprinzipien. München: Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. Kg WIKIPEDIA (2007a) Schwarzenegger. Zugriff am 09.04.2007 unter http://de.wikipedia.org/wiki/ Schwarzenegger WIKIPEDIA (2007b) Bodybuilding. Zugriff am 18.02.2007 unter http://de.wikipedia.org/wiki/Bodybuilding WIKIPEDIA (2007c) Etymologie. Zugriff am 18.02.2007 unter http://de.wikipedia.org/wiki/Etymologie WIKIPEDIA (2007d) Phänomenologie. Zugriff am 18.02.2007 unter http://de.wikipedia.org/wiki/Phaenomenologie WIKIPEDIA (2007e) Physical culture. Zugriff am 01.05.2007 unter http://en.wikipedia.org/wiki/Physical_culture WIKIPEDIA (2007f) Fitness. Zugriff am 27.03.2007 unter http://de.wikipedia.org/wiki/Fitness WIKIPEDIA (2007g) Zugriff am 04.06.07 unter http://en.wikipedia.org/wiki/Eugen_Sandow WIKIPEDIA (2007h) Zugriff am 01.07.07 unter http://en.wikipedia.org/wiki/Joe_Weider WÜNSCHE, P. (1985). Der Bodybuilder – Das unverstandene Wesen? In: Sport & Fitness 1985, Nov/ Dez, Seite 56- 59. WÜRZBERG, G. (1987). In den Maschinenhallen der neuen Körperkultur. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuchverlag GmbH 94