Bodybuilding Etymologie und Phänomenologie eines

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Bodybuilding Etymologie und Phänomenologie eines
Bodybuilding
Etymologie und Phänomenologie
eines Begriffs
Diplomarbeit
von
Markus Kühn
Deutsche Sporthochschule
Köln 2007
Erste Referentin:
Dr. Heike Schiffer, Zentralbibliothek der Sportwissenschaften
Zweiter Referent: Prof. Dr. Hans- Joachim Appell, Institut für Anatomie und
Physiologie, Abteilung Anatomie
Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die
angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Wörtlich wiedergegebene
Textstellen, auch Einzelsätze oder Teile davon, sind als Zitate kenntlich gemacht.
____________________________
Für Isa
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung
4
2
Etymologie und Phänomenologie
5
3
Etymologie des Bodybuilding
6
3.1 Definitionen
3.1.1
Bodybuilding
8
3.1.2
Athletik
22
3.1.3
Körperkultur, Physical culture
22
3.1.4
Fitness
24
3.1.5
Kraft, Training, Krafttraining, Gewichttraining
26
3.1.6
„sich muskeln“
28
3.2 Geschichtliche Entwicklung
4
7
Phänomenologie des Bodybuilding
29
53
4.1 Assoziationen und Vorurteile
54
4.2 Gesellschaftliche Entwicklung
60
5
Diskussion
71
6
Fazit
84
7
Literaturverzeichnis
87
3
1
Einleitung
Bodybuilding ist heute eine fest etablierte Facette des - vorwiegend
kommerziellen - Sportangebots. Allein in den über 6000 Fitness- Studios
in Deutschland trainieren mehr als vier Millionen Männer und Frauen.
(…) Hinzu kommen diejenigen, die Bodybuilding zuhause oder in den
Kraftsportabteilungen der Sportvereine betreiben. Das am häufigsten genannte Motiv für den Besuch eines Fitness- Studios ist der Aufbau von
zusätzlicher Muskelsubstanz, wie verschiedene Befragungen gezeigt haben (Gießing, 2002, S.5).
Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Bodybuilding stellt eine eklatante Ambivalenz dar.
Zum einen handelt es sich um ein in seiner Wirksamkeit für den Muskelaufbau anerkanntes Trainingssystem, zum anderen steht dieser allgemein attestierten Effizienz
und weltweiten Verbreitung eine geringe sportliche und gesellschaftliche Akzeptanz
gegenüber.
Der Begriff Bodybuilding wird in Deutschland immer wieder falsch interpretiert, so
auch die Sichtweise des Deutschen Bodybuilding und Fitnessverbandes (DBFV).
Warum denkt ein Großteil der Menschen nur an Muskelberge, Doping, Impotenz
etc., wenn sie den Begriff Bodybuilding hören?
Kann Bodybuilding nicht auch als elementarer Bestandteil jeder Sportart gesehen
werden oder ist es nicht beinnahe in jeder Sportart enthalten?
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Bodybuilding?
Welche Assoziationen und Vorurteile werden damit verbunden und wodurch wurde
der Begriff geprägt?
Diese Fragen haben mich dazu veranlasst, die Etymologie und Phänomenologie des
Bodybuilding zum Thema meiner Diplomarbeit zu machen.
Um diesen Fragen auf den Grund gehen zu können, muss man einige Jahre in der
Geschichte zurückgehen und gesellschaftliche Aspekte näher betrachten, um den
Grundgedanken oder die wahre Bedeutung des Wortes herauszufinden.
Begibt man sich auf die Suche nach Literatur zum Thema Bodybuilding, so stellt
man fest, dass sich wissenschaftliche Auseinandersetzungen diesbezüglich häufig mit
einem pharmakologischen, soziologischen, und trainingswissenschaftlichen Kontext
der Sportart Bodybuilding beschäftigen.
Diese Arbeit soll sich mit den vorliegenden Fragen auseinandersetzen und eine erweiterte Sichtweise des Begriffs Bodybuilding aufzeigen bzw. anbieten.
4
2
Etymologie und Phänomenologie
Mit der Etymologie
(griechisch ετυμολογία, etymología – aus έτυμος, étymos, „wahrhaftig,
wirklich, echt“ und λόγος, lógos, „das Wort, die Lehre, die Kunde“) ist
ein Wissenschaftszweig der historischen Linguistik, der die Herkunft und
Geschichte des Wortes ergründet und damit, wie sich ihre Bedeutung und
Form entwickelt haben. Ursprünglich war man dabei auf der Suche nach
der „wahren Bedeutung“ der Wörter.
Weiterhin verwendet man „Etymologie“ auch im gepflegtem Sprachgebrauch, in der Bedeutung sprachliche Herkunft und Entwicklung.
In jedem Wort sind Lautgestalt, Bedeutung und Gebrauch untrennbar ineinander verflochten. Jeder dieser Bestandteile ist zeitlich und örtlich
Änderungen ausgesetzt (von Generation zu Generation, von Ort zu Ort,
von Person zu Person, in verschiedenen Lebensabschnitten). Daher muss
sich die Suche nach dem „Etymon“ eines Wortes auch mit dem Wandel
befassen, dem es von Beginn an örtlich und zeitlich unterworfen war. Insofern sucht Etymologie nicht normativ „vorschreibend“ ein verbindliches Soll („jetzt und immer einzig richtig“), sondern trägt deskriptiv „beschreibend“ Spuren zusammen (Wikipedia).
Mit der Phänomenologie
(griechisch phainomenon „Sichtbares, Erscheinung“; logos „Rede, Lehre“) ist die Lehre bzw. Untersuchung der Erscheinung, des Phänomens als
Gegebenes im Gegensatz zum Logos, der Zugangsart zu verstehen.
Diese formale Beschreibung gibt grundsätzlich den Anspruch aller phänomenologischen Ansätze wieder, seien es philosophische oder
naturwissenschaftliche, literarische oder psychiatrische. Diese Ansätze
haben gemeinsam, den Ursprung ihrer Erkenntnisgewinnung im unmittelbar Gegebenen zu sehen (Wikipedia).
5
3
Etymologie des Bodybuilding
Aus etymologischer Sicht wird zum einen die Beschäftigung mit der Entwicklungsgeschichte der Sportart Bodybuilding verfolgt, zum anderen wird vor allem die Auseinandersetzung mit der Herkunft und Entwicklung des Wortes verknüpft mit der
Suche nach der ursprünglichen Bedeutung.
Ziel ist das Aufzeigen neuer Aspekte, die ein erweitertes Verständnis des Begriffs
ermöglichen.
Es gilt als interessant genug, mehr über die einzelnen Phänomene der geschichtlichen Veränderung einer Sprache bzw. eines Wortes herauszufinden. Aus dem so gewonnenen Wissen erhofft man sich außerdem, ein
erweitertes Verständnis über die Entwicklungsgeschichte des Wortes,
sowie der Umstände des Sprachwandels im Allgemeinen zu erhalten.
So wird etwa anhand der Geschichte eines Wortes demonstriert, dass eine
bestimmte, moderne Verwendungsweise falsch ist, da sie nicht der historischen entspricht, bzw. sich nicht an der in der Wortgeschichte offenbar
werdenden eigentlichen Wortbedeutung orientiert.
Vertreter einer abgeschwächten Variante dieses Arguments lehnen die
moderne Wortbedeutung nicht grundsätzlich ab, erhoffen sich jedoch aus
der Beschäftigung mit der Entwicklungsgeschichte eines Wortes neue
Aspekte für ein Verständnis seiner Bedeutung (Wikipedia).
6
3.1 Definitionen
Bei der Auswahl der Definitionen handelt es sich um führende renommierte anerkannte Lexika, sowie Sport- und Fachliteratur.
Zum Begriff Bodybuilding werden der Deutsche Bodybuilding und Fitness Verband
(DBFV) und Verfasser, die im Bereich des Bodybuilding zu den Korefähen zählen,
ausgewählt.
Hierbei sind vor allem prägenden Personen wie Joe Wieder und Arnold Schwarzenegger, die an Entwicklung, Geschichte und Gründung des Bodybuilding, sowohl der
Sportart, als auch der Begrifflichkeit, maßgeblich beteiligt sind, von Bedeutung.
Darüber hinaus werden in den Unterkapiteln einzelne Begriffe definiert, die im engen Zusammenhang mit Bodybuilding stehen und die Verständlichkeit der Entwicklung des Wortes und der Sportart Bodybuilding unterstützen.
Will man den Begriff Bodybuilding definieren, ist es unumgänglich in diesem Zusammenhang auch die Korefähen, wie Carl Abs, Arthur Saxon, Georg Hackenschmidt, Bernarr MacFadden, Lionel Strongfort, Edmond Desbonnet, Eugen
Sandow, Sigmund Klein aufzuführen, die in unmittelbaren Zusammenhang mit den
Begriffen Athletik und Körperkultur/ Physical culture stehen.
Des Weiteren werden Fitness, Krafttraining, Gewichttraining und „sich muskeln“
definiert werden, da immer wieder Vermischungen und Gleichsetzungen mit dem
Begriff Bodybuilding, sowohl in seiner sprachlichen, als auch schriftlichen Verwendung, mit diesen Ausdrücken stattfinden bzw. stattfanden.
Diese machen somit die Definitionen und Abgrenzungen notwendig.
7
3.1.1
Bodybuilding
Der Deutsche Bodybuilding und Fitnessverband (DBFV)
„Bodybuilding bedeutet heute Entwicklung des Körpers und der sportmotorischen Fähigkeiten, d.h. Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft, Koordination und
Schnelligkeit“ (DBFV).
Bodybuilding ist die wirksamste, risikoloseste und effektivste Möglichkeit, den Körper nach individuellen Gesichtspunkten zu formen und zu
trainieren. Der Bogen spannt sich dabei vom Training für Behinderte über Rehabilitation und Prävention bis zur sportlichen oder bis zur extrem
sportlichen Zielsetzung (Leistungs- Wettkampfbodybuilding). Bodybuilding ist ein idealer Fitness-Sport und die Möglichkeiten sind so vielfältig
und überzeugend, dass immer mehr Frauen und Männer jeden Alters aus
allen Berufen Bodybuilding als Oberbegriff für viele sportliche Tätigkeiten mit dem Hauptziel der körperlichen Fitness betreiben (ebenda).
Joe Weider (1989) erklärt interessanterweise den Begriff Bodybuilding nicht auf den
ersten Seiten seines Buches: „Joe Weider´s Bodybuilding“ (1989), wie er es jedoch
mit der Fragestellung oder Überschrift: „Was ist Bodybuilding“ (Weider, 1989, S.21)
im Kapitel 2, Grundlagen, anzugehen scheint.
Was ist Bodybuilding?
Gewichttraining ist ein Überbegriff für Übungen, bei denen unter Verwendung verschiedener Geräte Widerstand überwunden wird. Diese Geräte könne entweder freie Gewichte (Langhanteln, Kurzhanteln u. ä.) oder Maschinen sein. Der zu überwindende Widerstand belastet die Muskeln in hohem Maße – man spricht von Überlastung. Ein Skelettmuskel
reagiert mit der Mehrbelastung mit Hypertrophie (einer Verbesserung
von Kraft, Tonus und Masse der betreffenden Muskelgruppe). Ein Training mit Gewichten kann folgenden Zielen dienen:
•
•
•
•
•
•
Gesundheitsvorsorge und Fitnesssteigerung
Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit durch Steigerung
der Kraft und Kondition
Modellierung des Körpers durch gezielten Fettabbau und Muskelaufbau
Rehabilitationstraining zur Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit
eines durch Verletzung geschwächten Körperteils
Teilnahme an den Wettkämpfen im Gewichtheben oder Kraftdreikampf
Teilnahme an Bodybuilding-Meisterschaften
(Weider 1989, S. 21).
8
Erst im Glossar seines Buches schreibt er zur Begrifflichkeit Bodybuilding:
Bodybuilding ist eine Form des Gewichttrainings, das zusammen mit bestimmten, gesunden Ernährungsweisen die Körperausformung verändern
soll. In diesem Buch wird unter Bodybuilding ein nationaler und internationaler Wettkampfsport verstanden, bei dem auf Amateur- und ProfiEbene jeweils Männer, Frauen und Paare gegeneinander antreten. Die
meisten Menschen, die Bodybuilding betreiben, wollen allerdings lediglich Fettpolster abtrainieren oder ein zu schwaches Körperteil kräftigen,
um eine bessere Figur zu bekommen.“ (Weider 1989, S. 510)
„Bodybuilding ist die Entwicklung und Formung des Körpers durch progressives Widerstandstraining. Es kann angewandt werden, um den Körper zu kräftigen, die sportliche Leistung zu verbessern, oder verletzte
Körperteile zu rehabilitieren (…) (Schwarzenegger, 1986, S. 62).
Begriffsdefinitionen von Bodybuilding aus Lexika:
Brockhaus Enzyklopädie (2006)/ Brockhaus Sport (2007):
Bodybuilding; aus engl. body „Körper“ und to build „aufbauen“ das, -(s),
Sportart, bei der die Modellierung des Körpers durch gezielte Muskelübungen im Mittelpunkt steht. Ziel ist der Muskelaufbau bei gleichzeitiger Reduzierung des Körperfetts und Entwicklung der gesamten Muskulatur. Das spezielle Training findet unter Verwendung von meist eigens
für diesen Zweck konstruierten Geräten statt und ist Grundlage des Trainings in Fitnesscentern. B. ist seit Beginn der 1940er-Jahre zunächst in
Nordamerika, später in W- Europa und dann weltweit verbunden mit
Wettbewerben zur Verleihung der Titel „Miss Universum“, „Miss USA“,
„Miss Europe“, „Miss Germany“ u. a. (analog bei den Männern: „Mister
Universum“ usw.). Seit 1971 ist B. offizielle, nicht olymp. Sportart. Als
Wettkampfsportart (Amateure und Profis) gibt es für Frauen und Männer
Welt-, Europa- und nat. Meisterschaften mit Pflicht und Kür in Gewichts- und Altersklassen. Bewertet werden nach Punkten (Platzziffern)
die in bestimmten Posen gezeichnete Muskulatur, die Körperproportionen und die nach ausgewählter Musik gestaltete „Posingkür“ (Brockhaus
Enzyklopädie, 2006, S. 350 f/ Brockhaus Sport, 2007, S.75 f).
9
Lexikon der Sportwissenschaft (1993):
Bodybuilding, bodybuilding, sportliche Richtung der Körperformung, die
den Aufbau der Muskelmasse und die Ausprägung der Muskulatur zum
Ziel hat.
Die Muskulatur wird durch spezielle Belastungsverfahren zur maximalen
Hypertrophie angeregt. In Wettkämpfen stellen die Vertreter des B. ihre
oft überdimensional ausgeprägten Muskeln zur Schau. Bewertet werden
u. a. die Ausgeglichenheit in der Entwicklung einzelner Muskeln und
Muskelpartien sowie der Ausprägungsgrad des Muskelprofils.
Im Vergleich zum Gewichtheben ist die Funktion der durch B. hypertrophierten Muskeln eingeschränkt (Maximal- und Schnellkraftfähigkeit sowie Kraftausdauer). Die relativ langsamen Bewegungen und die
bis zur Erschöpfung erfolgende Beanspruchung führen vorwiegend zur
Hypertrophie der langsamen Muskelfasern, ohne jedoch deren Ausdauerpotential zu vervollkommnen (Lexikon der Sportwissenschaft, 1993,
S.182).
Sportwissenschaftliches Lexikon (2003):
Bodybuilding. Unter morphologischen Aspekt dient B. der Modellierung
des Körpers durch Muskelaufbautraining und durch diätische Maßnahmen. In einer groben Vereinfachung werden dabei zwei Gruppen von
Krafttrainingsmethoden verwendet:
B.- methode I: Diese im klassischen B. weit verbreitete Trainingsmethode dient der exzessiven Ausschöpfung der Muskulatur. Die Belastungshöhe liegt zwischen 60 und 70 %, wobei drei bis fünf Serien mit 15 bis
20 Wiederholungen absolviert werden. Die Pausenlänge zwischen den
Serien ist mit zwei bis drei Minuten relativ kurz und erhöht dadurch die
additive Auslastung.
B.- methode II: Mit dieser Methode wird eine intensive Ausschöpfung
der Muskulatur angestrebt. In drei bis fünf Serien mit 85 bis 95 % Belastung bei fünf bis acht Wiederholungen und einer Pausenlänge von 2- 3
Minuten lässt sich eine Grundausführung dieser Methode charakterisieren.
Zusätzlich wurden Strategien entwickelt, um eine totale Auslastung und
Erschöpfung der Muskulatur zu erzwingen, z. B. negative Wiederholungen, „brennende Wiederholungen“, mogelnde Wiederholungen, Superserien, erzwungene Wiederholungen sowie die Anwendung des Prinzips
der Vorermüdung (Sportwissenschaftliches Lexikon, 2003, S. 112 ).
The New Encyclopaedia Britannica (2005):
Body building, also spelled Bodybuilding, a regimen of exercises designed to enhance the human body’s muscular development. As a competitive activity, body building aims at displaying pronounced muscle
tone and exaggerated muscle mass and definition for overall aesthetic effect. Barbells and dumbbells and other devices are used in the exercises.
For the use of the similar exercises for sports training and conditioning,
general conditioning, and rehabilitation therapy, see weight training.
10
Body building was practised from the time of the ancient Babylonians,
but the modern competitive form grew largely out of European strongman theatrical and circus acts of the 19th century. The first American
physique contest, staged by physical culturist Bernarr Macfadden (18681955), took place in 1903 in New York City, with the winner named “the
most perfectly developed man in America”. Thereafter many promoters
staged body building competitions, the most important annual events becoming the International Federation of Body Builders Mr. Universe contest (founded in 1947) and its later and more prestigious Mr. Olympia
contest. From the 1920s through the `60s, Charles atlas, the 1922
Macfadden title winner, vigorously promoted the activity through a program of mail-order lessons advertised around the world.
The premier figure in the history of the sport, or art, was the Austrianborn American body builder Arnold Schwarzenegger, who won the Mr.
Olympia title seven times (1970-75, 1980). Competition for women began in the 1970s (Safra, J., E.: Chairman of the board Aguilar- Cauz, J.,
President, 2005).
The Oxford Dictionary of Sports Science & Medicine (2006):
Body building a form of exercise and competitive sport in which the primary aim of participants is to develop muscularity and body mass, and to
produce symmetry and harmony between different body parts. In addition, body-builders try to achieve definition so that muscles can be separated from each other. During competition, body-builders are judged
while posing in specific body positions. Weight-training for bodybuilding usually incorporates split systems (a few selected muscles or
muscle groups are exercised in each session), which have a low risk of
serious injury. The training does not improve maximal aerobic power or
endurance capacity, but it does seem to have some health-promotion effects (for example, steroid-free male and female body-builders tend to
have favourable lipoprotein-lipid profiles, reducing the risk of coronary
heart disease). Well-trained body-builders are characterized by having
lean and muscular bodies with enhanced muscular strength and power
(Kent, 2006, S. 81).
Dictionary: Sport, Physical Education, Sport Science (2003):
Bodybuilding form of training for strengthening the muscles and improving the body shape. Most often equipment designed especially for the
purpose of bodybuilding is useed. The goal is not so much an improvement of sport performance capacity but rather to achieve a physical
“beauty” ideal. National European and world championships are held in
bodybuilding in several weight classes with a compulsory and a free program; they are organized by the IFBB. Points are awarded for muscles,
body structure, and poses. Bodybuilding as a sport, is a subject of controversial discussion due its show-elements, and also due to the static loads
which are unphysiological and the nutrition substances taken to increase
11
muscle size (such as anabolic steroids) which are proven to have negative
side effects (Haag, G. & Haag, H., 2003, S. 91).
Sportspeak: An Encyclopaedia of Sport (1995):
“Bodybuilding involves the use of regular exercises to increase the size and power of
the muscles, and the shape of the body” (Coppell, 1995, S. 68)
Wikipedia, die freie Enzyklopädie:
Bodybuilding ist eine Sportart, bei der die Modellierung des Körpers
durch gezielte Muskelübungen im Mittelpunkt steht. Ziel ist der
Muskelaufbau bei geringem Körperfettanteil und die genaue Definition
(Herausarbeitung) einzelner Muskeln. Bodybuilding wird überwiegend
von Männern, aber auch von Frauen betrieben. Das BodybuildingTraining ist ein Krafttraining, das den Schwerpunkt auf die erwünschte
Umformung des Körpers und weniger auf den damit verbundenen Kraftzuwachs legt. Es kann mit Hanteln oder speziellen Trainingsmaschinen
durchgeführt werden, wobei meistens die Hanteln benutzt werden. Training mit Gewichten ist Bestandteil vieler Sportarten. Bodybuilder trainieren jedoch, um einen muskulösen und gleichmäßig entwickelten Körper
im Wettkampf auf einer Bühne zu präsentieren. Dazu treten sie in unterschiedlichen Gewichts- bzw. Größenklassen, getrennt nach Geschlecht
und Alter, als Amateure und Profis, mit einem Posing-Slip bzw. einem
Bikini bekleidet, an. In allen Kategorien werden von einer Jury Muskulosität, Symmetrie, Vaskulösität und Präsentation bewertet. Muskulosität
bedeutet einerseits die Masse und Dichte, andererseits die Härte und Teilung der Muskeln. Angestrebt wird die Verbindung von möglichst viel
Muskelmasse mit einer Definition, die eine Muskelgruppe von der anderen abgrenzt und die Details innerhalb einer Muskelgruppe deutlich werden lässt. Symmetrie: Unter diesem Stichwort ist keine genetisch bedingte Idealform zu verstehen, vielmehr wird eine ausgewogene Entwicklung
aller Körperteile verlangt. Vaskulösität, die Sichtbarkeit der Venen, ist
ein Zeichen für einen niedrigen Körperfettanteil. Da der Körperfettanteil
eines Bodybuilders so weit wie möglich reduziert sein soll, müssen an
seinem Körper möglichst viele Venen erkennbar sein. Mit Präsentation
ist die Art gemeint, wie ein Athlet seinen Körper auf der Bühne präsentiert. In 3 Runden - beim Line- up (in einer Reihe halb entspannt), in
Pflichtposen (zum Vergleich von mehreren Athleten) und mit einer Posing-Kür erbringen Bodybuilder Höchstleistungen. Umstritten ist, ob ein
freies Posing (pose- down), in dem jeder der 5- 6 Finalisten einer Klasse
gegen jeden antritt oder alle Klassensieger gegeneinander antreten, in die
Wertung einzubeziehen ist. Neuerdings gibt es im Wettkampfsport auch
Fitness-Kategorien und bei den Männern die Mischform "Body- Fitness"
(Wikipedia).
12
Meyers Enzyklopädisches Lexikon
Der aus dem Englischen kommende Begriff Bodybuilding (body = Körper, und to build = (auf)bauen heißt, ins Deutsche übertragen, nichts anderes als das „Bestreben, durch gezieltes Muskeltraining mit den verschiedensten, besonders zu diesem Zweck konstruierten Geräten zur
Vervollkommnung der Körperformen zu gelangen, wobei weniger eine
Leistungssteigerung, als vielmehr ein modernes Schönheitsideal erreicht
werden soll (Meyers Enzyklopädisches Lexikon, S. 422 in Spitz, 1988, S.
15).
Schüler- Duden „Der Sport“ (1987):
„Bodybuilding (englisch „Körperbauen, Körpergestaltung“): Trainingsform zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Körpergestalt
unter Verwendung von meist eigens für diesen Zweck konstruierten Geräten, wobei weniger eine sportliche Leistungssteigerung als vielmehr ein
Schönheitsideal angestrebt wird. Im Bodybuilding – organisiert in der International Federation of Body Builders (IFBB) – werden nationale, Europa- und Weltmeisterschaften in mehreren Gewichtsklassen mit Pflicht
und Kür durchgeführt. Die Punktevergabe erfolgt für Muskeln, Körperstruktur und Pose. Das heute von Männern und Frauen betriebene Bodybuilding ist in seinem sportlichen Wert umstritten, einmal wegen seines
Schaucharakters, zum anderen wegen seiner z. T. unphysiologischen,
weil zu statischen Belastung des Körpers (Schüler- Duden „Der Sport“,
1987, S. 95).
Weitere Begriffsdefinitionen von Bodybuilding:
„Das englische Wort „Bodybuilding“ bedeutet nichts anderes, als „gezieltes Körperaufbauen“ (Raccon, 1980, S. 28).
„Die Definition für den Begriff „Bodybuilding“ basiert auf dem englischen Verbum
„to build“. Die deutsche Übersetzung lautet „bauen, errichten“; demnach sind Bodybuilder Individuen, die ihren eigenen Körper „bauen oder aufbauen“ (Paul, 1995, S.
39).
„Bodybuilding is a science of using weights, that is barbells and dumbbells, to
strengthen and build any or every muscle in the body“ (Ravell, 1959, S. 11).
13
Bodybuilding bedeutet Körperbau. Es ist das amerikanische wissenschaftlich fundierte System einer ausgeklügelten Gymnastik mit Gewichten zur starken Muskelbildung anregend. Es ist ein System, das dazu
dient, einen besser aussehenden Körper zu entwickeln, in dem Muskelpartien gekräftigt, andere vernachlässigt werden, um den Muskeln eine
gemeißelte Form zu geben, wo sie die Gesamterscheinung am meisten
fördert (Hartmann, 1960, S.3).
Der Kölner Stadtanzeiger bezeichnete in einer Sonderausgabe zur Kölner
FIBO (Fitness und Bodybuilding Messe) vom 21. -24.04.1988 das Bodybuilding fast ausschließlich als „Hochleistungsvariante des Kraftsports“,
während das Fitnesstraining mehr in den Breitensportbereich tendiert
(Der Kölner Stadtanzeiger, 1988 in Schupetta, 1989).
„Body- building is the science of improving your physique by all forms of exercises
but particulary with progressive resistance exercises” (Johnsen, Heidenstamm, 1960,
S. 159).
„Bodybuilding ist keine Körperbildung, sondern eine Zweckgymnastik mit Übungen,
die auf anatomisch-physiologischen Gesichtspunkten aufbauen“ (Gaines, Butler,
1974, S. 98).
„Bodybuilding ist die Kenntnis von Übungen aller Arten, besonders aber von immer
schwerer werdenden Widerstandsübungen, um dadurch körperliche Fähigkeiten bzw.
die körperliche Fitness zu verbessern“ (Dobbins, 1982, S. 48).
„Bodybuilding ist die Kenntnis von Übungen aller Arten, besonders aber von immer
schwerer werdenden Widerstandsübungen, um dadurch körperliche Fähigkeiten bzw.
die körperliche Fitness zu verbessern“ (Dobbins, 1982, S. 48).
14
Bodybuilding bedeutet Krafterwerb, körperlicher Aufbau und kann keinesfalls mit Körperbildung übersetzt werden“ (Bernett, 1962, S. 76).
Des Weiteren bezeichnet Bernett (1962) Bodybuilding als „Zweckgymnastik mit Übungen, die auf anatomisch- physiologischen Gesichtspunkten aufbauen (ebenda, S.75).
Bodybuilding ist die mit Hilfe bestimmter Gewichte und besonders konstruierter Geräte und Maschinen entwickelte Methode einer körperlichen
Betätigung, die in formersonnenen und durch progressive Gewichtsbelastung erschwerten Übungen in bestimmter Reihenfolge und Zeit, die optimale Hypertrophie und deutliche Plastizität jedes oder irgendeines Skelettmuskels zu erzielen strebt (Quitsch, 1962, S. 102).
Die Zielvorstellung des Bodybuilders beinhaltet in erster Linie die Veränderung seiner Körperproportionen. Er möchte die gesamte Skelettmuskulatur so entwickeln, dass harmonische und gut aussehende Verhältnisse
zwischen einzelnen Muskeln und Körperpartien entstehen (Unger, 1988,
S. 109).
1993 bedeutet Bodybuilding die Schulung der energetisch- konditionellen
Fähigkeiten (Kraft, Ausdauer, Flexibilität) in Bezug auf eine optimierte
Muskel- bzw. Körperentwicklung und ist damit ein übergeordneter Begriff für vielfältige sportliche Tätigkeiten mit dem Hauptziel der Verbesserung der körperlichen Fitness. Bodybuilding bezeichnet die eigentliche
sportliche Aktivität, die oben genannte Fitness zu erwerben.
Es bilden sich hier, wie auch bei anderen Sportarten, zwei Hauptgruppen,
die prozentual folgendermaßen vertreten sind:
- die Breitensportler (99%)
- die Leistungssportler bzw. Wettkampfathleten (1%)
Diese beeindruckende prozentuale Unverhältnismäßigkeit ist der Öffentlichkeit selten verständlich zu machen. Die o. gen. „Vermischung“ des
Fachbegriffes Bodybuilding wird hier dadurch verdeutlicht, dass, wenn
von Bodybuilding gesprochen, in der Regel nur jenes 1 (eine) Prozent
angesprochen wird, das sich an Wettkämpfen bzw. Meisterschaften beteiligt. Die zahlenmäßig überwiegende Gruppe wird mit dem Etikett „Fitness- Sportler“ versehen (Carmichael, 1993, S. 21 f).
15
Formen von Bodybuilding
Breitensport Bodybuilding
Breitensport- Body- Building, welches auch die Prävention beinhaltet,
hat zum Ziel die Erhaltung und Verbesserung der körperlichen (PhysicalFitness) Leistungsfähigkeit.
Breitensportliches Body- Building kann von Kindern, Heranwachsenden,
Erwachsenen und sogar von Senioren betrieben werden, wenn qualifiziertes Fachpersonal (z. B. der Sporttherapeut) entwicklungsspezifische
Trainingsprogramme erstellt und diese nach situativen, individuellen und
behinderungsspezifischen Erfordernissen einsetzt (Carmichael, 1993, S.
23- 24).
Gesundes Bodybuilding
Lothar Spitz, Beauftragter für Fitness- und Breitensport im Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) und Mitarbeiter im Bundesausschuss für Leistungssport (BAL) des deutschen Sportbundes (DSG):
„regelmäßig und dosiert betriebenes Bodybuilding, das in ausgezeichneter
Weise die Ausprägung und Funktionserhaltung unseres Muskelkorsetts fördert,
gewinnt aus Sicht der vorbeugenden Medizin, der Bewegungstherapie und der
Rehabilitation immer größere Bedeutung“ (Spitz, 1989, S. 8).
„Durch eine gezielte Auswahl richtiger und wirksamer Übungen aus dem bereich des Kraftsports lässt sich in allen gewünschten Körperpartien relativ
rasch wieder die ursprüngliche Funktion der Muskeln reaktivieren. Gesundes
Bodybuilding ist „der Schlüssel zu Körperform und Wohlbefinden“ (Spitz,
1989, S.14).
„Muskelbildung durch Kraftübungen“ (ebenda, S.15).
Modernes Bodybuilding
„Element der Fitnessbewegung“ (Kirschnick, 1997, S.21).
16
Fitnessbetontes Bodybuilding
Einem Jedermann zugänglichen Muskeltraining mit dem Ziel der Gewebestraffung. Ein Training, das ihren Körper befähigen soll, überflüssiges
Fettgewebe abzubauen und durch voll funktionsfähige Muskulatur zu ersetzen (Spitz, 1989, S. 15).
„Hier ist das Ziel ein optimaler Körperbau, das heißt Muskeln, die ein
Höchstmaß an Beweglichkeit, an dynamischer Kraft über den vollen
funktionalen Bewegungsbereich und an Arbeitsleistung ermöglichen“
(Spitz, 1989, S. 24).
„Fitnessbetontes Bodybuilding?“ (Spitz, 1989, S. 24)
Schönheitliches Body-Building
Schönheitliches Body-Building ist ein System, das dazu dient, einen besser aussehenden Körper zu entwickeln, indem Muskelpartien „gekräftigt“, andere vernachlässigt werden, und den Muskeln dort eine „gemeißelte“ Form (sich- von- einander- abheben der einzelnen Muskeln) zu
geben, wo sie die Gesamterscheinung am meisten fördert (Der Muskelbilder, 1961, Nr.6, S.30).
17
Natural Bodybuilding
Natural Bodybuilding ist Bodybuilding im ursprünglichen Sinne und
dient der Gesundheit des Menschen. Wer unseren Sport so versteht und
betreibt, der wird aus ihm großartige Effekte für seine Lebensqualität ziehen: Besseres Aussehen, hervorragende Gesundheit, erhöhte Leistungsbereitschaft und sich in seiner Haut ganz einfach wohl fühlen, dafür steht
der Begriff Natural Bodybuilding.
Bodybuilding ist eine ausgezeichnete Möglichkeit für das Formen des eigenen Körpers nach ganz persönlichen Vorstellungen, für die Gesunderhaltung des Organismus und zur Vorbeugung von Erkrankungen. Ganz
entscheidend dafür, dass Bodybuilding eine gesunde Aktivität bleibt, die
man bis ins hohe Alter betreiben kann, ist dabei der Verzicht auf die Einnahme von für die Gesundheit potenziell schädlichen Dopingmitteln.
Leider herrscht bei zahlreichen Athleten und nicht nur bei Athleten immer noch die Vorstellung, dass es im Bodybuilding ohne Chemie nicht
geht. Nach aktuellen Schätzungen greifen heute mindestens 100.000
Menschen, die im Sportstudio trainieren, gelegentlich zur "chemischen
Keule", also konsumieren beispielsweise Testosteron, anabole Steroide,
Wachstumshormone, Pro- Hormone, Stimulanzien oder Entwässerungsmittel um ihren Zielvorstellungen in der Körperentwicklung näher zu
kommen. Dieser Weg ist mit Sicherheit der falsche und führt in vielen
Fällen in eine Sackgasse, die nicht selten in ernsten, gesundheitsschädlichen Konsequenzen mündet. So ist beispielsweise ein Zusammenhang
zwischen Krebserkrankungen, Herzinfarkten und psychischen Problemen
und der Einnahme von hohen Dosen extern aufgenommenen Testosterons sehr wahrscheinlich. Der Körper ist nicht dafür geschaffen, mit Mega-Dosierungen chemisch hergestellter Hormonpräparate umzugehen.
Oftmals ist es nur eine Frage der Zeit, wann hier mit der gesundheitlichen
Katastrophe zu rechnen ist.
(…) Dopingmittel dürfen keinen Platz im ursprünglichen Sinne des Bodybuildings einnehmen können. Wie heißt es doch so anschaulich: Unser
Sport soll dem Bodybuilding, also dem Aufbau und nicht dem Bodystroying, also der Zerstörung des Körpers dienen.
Dass es auch ohne den Einsatz von Dopingpräparaten möglich ist, sehr
gute Ergebnisse im Muskelaufbau und dem Abbau von Körperfett zu erzielen, zeigen unter anderem die Athleten der GNBF e.V..
Alle diese Athleten standen bereits im Wettkampf der GNBF e.V. auf der
Bühne und haben sowohl einen Lügendetektor- Test als auch einen Urintest bestanden (GNBF).
18
Leistungssport Bodybuilding
Der Leistungssport Bodybuilding hat demgegenüber die Zielsetzung, extreme Leistungen zu erzielen, d. h. die Grenzen der individuellen Möglichkeiten zu erfahren. Übergeordnetes Ziel ist es, die Muskelmasse zu
steigern, um einem bestimmten Körperbild zu entsprechen. Der leistungsbezogene Bodybuilder versucht, an Rumpf und Gliedmaßen Muskelmasse aufzubauen, dabei aber die Teilung der einzelnen Muskeln
sichtbar zu machen, d. h. eine bestimmte Definition zu erlangen, indem
er extrem subkutanes Fett über Wochen vor einem Wettkampf abbaut.
Durch Zuwachs der Muskelmasse und Reduzierung des Körperfetts versucht er, ein ausgewogenes Gesamtbild zu erlangen, das bezüglich Harmonie und Symmetrie annähernd perfekt sein sollte (Carmichael, 1993,
S. 23- 24).
Wettkampfbodybuilding
Beim Wettkampfbodybuilding kommt eine spezifische Manipulation der
Elektrolytzufuhr bei gleichzeitiger Dehydration hinzu.
Auf diese Weise kann für kurze Zeit ein Körperfettanteil von kaum mehr
als fünf Prozent erreicht werden, was zwar eine extreme Definition der
Muskulatur ermöglicht, dafür aber mit einer erheblichen Minderung der
allgemeinen Leistungsfähigkeit einhergeht (…).
Unter einen guten „Muskeldefinition“ verstehen die Experten das sich reliefartige Abzeichnen der Muskulatur. Ziel ist gewissermaßen ein Durchsichtig-Machen der Haut. Der Blick des Betrachters soll unter die Haut
gehen können und die Ausprägung des Muskels unverhüllt entdecken
können. Dazu wird das Unterhautfettgewebe auf das niedrigste nur mögliche Niveau reduziert, indem ein spezifisches aerobes Training mit geringer Belastungsintensität bzw. ein Fettstoffwechseltraining mit gleichzeitiger Schonung und Bewahrung der Muskelsubstanz ergänzend zum
Gewichtetraining trainiert wird. Hinzu kommt ein spezielles Ernährungssystem mit einem hohen Proteinanteil, einer moderaten Zufuhr von Kohlehydraten und dem fast vollständigen Verzicht auf Nahrungsfette (Gießing, Hildebrandt, 2005, S.142).
Amateurbodybuilding
„Im Amateurbodybuilding sind die Athleten in unterschiedliche Gewichtsklassen,
international ab 65 kg, national ab 70 kg eingestuft“ (DBFV).
Profi-Bodybuilding
Im Profi-Bodybuilding gibt es nur eine Wettkampfklasse aufgrund von
Dopingtests. Hier erhalten nur „absolute Weltklassebodybuilder mit großen Erfolgen und jahrelanger Wettkampferfahrung eine Profi-Lizenz.
Zurzeit gibt es weltweit etwa 100 aktive Profibodybuilder (DBFV).
19
„ „Miss World“ oder „Mr. Universum“ – dies sind die in jeder Hinsicht professionellen Wettkampf- Bodybuilder“ (Spitz, 1989, S. 10).
Ein Beispiel von früher (um 1980): Arnold Schwarzenegger
(Schwarzenegger, 1986, S.115)
„Mister Olympia“
Ein Beispiel von heute (2007): Jay Cutler
(Moore, W.: Muscle and Strength Memorabilia Blog http://wwwmusclestrength.blogspot.com/)
20
Klassisches Posing- Bodybuilding
Hier „geht es nicht mehr um Leistungen in bestimmten sportlichen Disziplinen oder Übungen, sondern allein darum, durch geeignete Körperposen bestimmte Eigenschaften des Muskels - wie Masse, Vaskularität, Definition usw. – in den Vordergrund zu stellen und mit gewissen Showeffekten im direkten Vergleich der Konkurrenten untereinander optisch
darzustellen“ (Spitz, 1989, S. 16).
Extrem- Bodybuilding
Hier ist das Ziel ein extremer Körperbau, das heißt noch dickere Muskeln, dünnere Haut und schärfere Teilung. Durch jahrelanges härtestes
Training werden größtmögliche Muskelmassen herangebildet. Um für
den Wettkampf gewünschte perfekte Definition (scharfe Teilung der einzelnen Muskeln unter extrem dünner Haut mit geringem Unterhautfettgewebe) zu erreichen, bedarf es einer strengen Diät (…) (Spitz, 1989, S.
23).
„Extrem- Bodybuilding oder…?“ (Spitz, 1989, S. 223)
21
3.1.2
Athletik
„Die Athletik (vom griechischen. Athlos = Wettkampf), die Kunst der Athleten, ist
aus der Gymnastik der Griechen entstanden, und zwar bildete die Athletik einen besonderen Zweig der Gymnastik“ (Siebert, 1907, S.1).
Vor der Jahrhundertwende unterschied man bald zwischen den Schwerathleten, die
bis heute „das Ringen, Gewichtheben, Tauziehen “ (Siebert, 1923, S. 5), sowie den
Rasenkraftsport betreiben und den Leichtathleten, die unter anderem Lauf-, Sprungund Wurfübungen praktizieren (Spitz, Schnell, 1983).
3.1.3 Körperkultur
Historisch gesehen wird der Begriff der Körperkultur in einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Bodybuilding gebracht.
So war dieser bereits in der Zeit der Antike gebräuchlich.
Quitsch (1962) ist sogar der Meinung, dass die so genannte „Körperkulturbewegung“
später das „moderne Bodybuilding“ geprägt hat (Quitsch, 1962).
Körperkultur ist der weiteste und allgemeinste Begriff der Körperpflege.
Das Wort Kultur aus dem lateinischen Verbum „colere“ abgeleitet, dass
im Deutschen mit „pflegen, hegen“ oder „bebauen“ übersetzt wird.
Die Körperkultur im engeren Sinne ist ein Teil der Körperhygiene, die alle die Maßnahmen umfasst, die die Gesunderhaltung des Körpers betreffen, also Leibesübungen, Abhärtung und Sauberhaltung (Quitsch, 1962,
S.15).
Im Folgenden wird die Definition von Körperkultur nach dem deutschen Schwerathleten Eugen Sandow (1867- 1925), der mit richtigem Namen Karl- Friedrich Müller
hieß, und eine der Hauptfiguren der Körperkulturbewegung in der Kaiserzeit war,
dargestellt.
Lassen Sie mich damit beginnen, ihnen zu sagen, was sie nicht ist. Damit
zu beginnen, wie viele Leute voraussetzen dass athletische Übungen und
Körperkultur dasselbe seien, ist eine ganz falsche Auffassung. Dann ist
Körperkultur den athletischen Übungen entgegengesetzt? Sicherlich
nicht. Kricket und Fußball, Rudern und Schwimmen und in der tat alle
Arten männlichen Sports und der Leibes-Übung sind in ihrer Art bewun22
dernswerte Dinge, aber sie sind keine Körperkultur, nur ein Teil davon,
wenn man so sagen möchte. Aber Körperkultur hat ein wesentlich größeres Endziel und ist unendlich viel höher in ihren Idealen. Was war das
Ideal der Griechen? Sie waren tüchtige Athleten, aber ihre Übungen wurden nur betrachtet als Mittel zum Zweck. Die Griechen betrachteten die
Pflege des Körpers als eine heilige Pflicht. Ihr Stolz war es, ihn auf die
höchste Stufe der Kraft zu bringen, und wir wissen, welche Erfolge sie
darin hatten. Sicherlich kann das was sie erreichten nicht unmöglich für
uns sein. Bekommt der Leser nun allmählich eine klare Anschauung davon, was mit Körperkultur gemeint ist? Wie ich vorhin sagte, ist sie für
den Körper dasselbe, was geistige Kultur in dem angenommenen Sinne
des Wortes für den Geist ist. Den ganzen Körper beharrlich und fortwährend erziehen, so dass er zuletzt zu allem fähig ist, was gesunde Organe
und vollkommen entwickelte Muskeln leisten können, das ist Körperkultur. Die Erziehung, kurz gesagt, eines absolut vollkommenen Körpers,
das ist Körperkultur. Die Schäden auszumerzen, für die die Civilisation
und all die Anhängsel, die sie in ihrer Begleitung mit sich gebracht hat,
verantwortlich gewesen sind, indem sie die Menschen ihre Körper leicht
vernachlässigen ließ, dass ist das Ziel der Körperkultur. Ich glaube vollständig berechtigt zu sein, wenn ich sage, dass die Körperkultur, indem
sie jede Art athletischer Übung umfasst, trotzdem noch viel weiter geht
(Sandow 1904, S.16 - 17).
Eugen Sandow (Schwarzenegger, 1986, S.25)
23
Die englischsprachige Definition von Körperkultur:
Physical culture
„Physical culture is the promotion of muscular growth, strength and health through
various physical exercise regimens like resistance training, bodybuilding, sports,
stretching, and posture correction techniques” (Wikipedia).
3.1.4 Fitness
Fitnesstraining ist ein äußerst weit fassbarer Begriff. Prinzipiell ist jede
gesunde sportliche Aktivität eine Form von Fitnesstraining, z.B. Training
im Sportverein. (…)
Gezieltes Fitnesstraining beinhaltet meist Ausdauertraining, Krafttraining
und Koordinationstraining (Wikipedia).
Unter Fitness wird im Allgemeinen körperliches und oft auch geistiges
Wohlbefinden verstanden. Fitness drückt das Vermögen aus, im Alltag
leistungsfähig zu sein und Belastungen eher standzuhalten. Der Begriff
ist insofern schwierig, da er als Modebegriff nicht klar definierbar ist und
von verschiedenen Personen und Interessengruppen unterschiedlich interpretiert wird (wikipedia).
„Unter körperlicher Fitness versteht man die Verbindung von Leistungsfähigkeit und
Gesundheit“ (Greiter und Prokop, 1983 in Paul, 1995 S.14).
„Eine weite Definition besagt, dass unter dem Begriff besonders das Dauerleistungsvermögen zu verstehen ist“ (Franck, 1979, in Paul, 1995 S.14).
„Fitness heißt nicht, hin und wieder etwas für seinen Körper zu tun, sondern ein konstantes Maß an körperlicher und geistiger Aktivität zu finden, welches das allgemeine Wohlbefinden steigert“(Greiter und Prokop, 1983 in Paul, 1995 S.14).
24
„Beim Stichwort Fitnesstraining fühlen sich die meisten angesprochen. Hier ist die
Hauptgruppe der im Studio Trainierenden beheimatet. Eigentlich definiert sich „Fitness“ mehr als der Zustand der Tauglichkeit für eine spezielle Aufgabe“ (Unger
1988, S. 108 f).
„Ziel eines Fitnesstrainings ist nicht die maximale Leistungsfähigkeit in einem Bereich, sonder ein ausgewogenes Maß an optimaler Leistungsfähigkeit in allen Komponenten“ (Schönhölzer, 1977 in Kirschnick 1997, S. 59).
Verschiedene Autoren umschreiben Fitness mit einer Vielzahl von Eigenschaften, z. B. passend, geeignet, fähig, tauglich, bei guter athletischer Kondition und Gesundheit, Bereitschaft etc. Weiterhin beinhaltet
Fitness eine allgemein gute Leistungsfähigkeit, d. h. eine körperliche
Leistungsfähigkeit in harmonischer Ausgewogenheit der Elemente –
Kraft, Ausdauer, Flexibilität- bei Beachtung der in der Biologie vorhandenen Schwankungsbreiten (Carmichael, 1993, S. 23).
Fitness- Sport umfasst jene neuzeitlichen Sport- und Bewegungsformen,
die in hohem Maße instrumentell und spezifisch auf körperliche Funktionen ausgerichtet sind, die heute mit dem Begriff „Fitness“ bezeichnet
werden. Dazu gehören Eigenschaften wie Kraft, Ausdauer und Gelenkigkeit. Ebenso werden auch äußerlich sichtbare Körpereigenschaften wie
Schlankheit, straffe Haut, oder ein betont muskuläres Körperprofil angestrebt (…).
Der heutige Fitness- Sport wird noch von einer zweiten Form der körperlichen Aktivität geprägt, die eine eigene Tradition im Kraftsport hat. (…)
Die Aktivitäten im Kraftsport lassen sich heute allgemein als Arbeit an
Kraftmaschinen und Geräten umschreiben. Sie sind vornehmlich unter
Bezeichnung „Body-Building“ auf dem Sportmarkt vertreten (Dietrich u.
a., 1990, S. 94).
25
3.1.5
Kraft, Training, Krafttraining, Gewichttraining
Kraft
Eugen Sandow erläutert in der Einleitung seines Buches: „Kraft und wie man sie
erlangt“ (Sandow 1904, Einleitung) sein Verständnis bzw. seine Definition von Kraft
folgendermaßen:
Als ich dieses Buch schrieb, habe ich es als selbstverständlich angenommen, das jedermann, Mann, Frau und Kind, kräftig zu sein wünscht. Ohne Kraft – und unter Kraft verstehe ich Gesundheit, Lebenskraft und ein
allgemeines Gefühl körperlichen Wohlbehagens – ist das Leben nichts
als ein schwermütiges Geschäft“ (Sandow 1904, Einleitung).
„Kraft ist eine Komponente körperlicher Fitness und gilt (…) als weitere hochwertige Beanspruchungsform aller motorischen Grundeigenschaften“ (Kirschnick 1997, S.
59).
Training
Der Begriff des Trainings stammt traditionell aus dem Bereich des Leistungssports. Dort wird trainiert, um sich auf Wettkämpfe vorzubereiten.
Im Bereich des Körpertrainings im Fitnessbereich wird demgegenüber
zum Selbstzweck trainiert, d. h. der kräftige, wohlgeformte, sportliche
Körper ist das Ziel. Oft wird hier der Begriff „Arbeit“ verwendet. Man
spricht von „Körperarbeit“, „Muskelarbeit“ oder bezogen auf bestimmte
Körperbereiche von „Rückenarbeit“, „Beinarbeit“. Von Training spricht
man inzwischen in Sportbereichen, die in dieser Form fast ausschließlich
auf gewerblicher Ebene, in Sportstudios angeboten werden, wie BodyBuilding, Kickboxen und z. T. asiatische Kampfsportarten, wie etwa Karate. Aber auch im Bereich der Rehabilitation und der Therapie hat inzwischen der Trainingsbegriff Eingang gefunden (Dietrich u. a., 1990, S.
87-88).
26
Krafttraining
„Es ist allgemein bekannt, dass sich durch ein Krafttraining der Muskelumfang vergrößert. Diese Vergrößerung wird Muskelhypertrophie genannt und ist in typischerweise bei Bodybuildern zu beobachten“ (Zatsiorsky, 1996, S. 80).
Krafttraining ist ein zentraler Sammelbegriff, der im übergeordneten Sinne die Trainingsart mit dem generellen Ziel der Veränderung der Kraftfähigkeiten beschreibt. K. kann nach seiner Wirkungsweise klassifiziert
werden in: Hypertrophietraining und neuronale Anpassungen (inter- oder
intramuskuläre Koordination). K. kann auch nach der Zielsetzung des
Trainings aufgeteilt werden in: Maximalkrafttraining, Schnellkrafttraining, Kraftausdauertraining, Reaktivkrafttraining. Nach der Verfahrensweise bzw. nach dem Organisationsprinzip finden sich weitere Bezeichnungen, wie Circuittraining, isokinetisches Krafttraining, Pyramidentraining, Bodybuilding.
K. kann in allgemeines und spezifisches K. unterteilt werden.
Allgemeines K. wird zur umfassenden Kräftigung vieler Muskelgruppen
und damit zur ganzkörperlichen Kräftigung im Breitensport, im Leistungssport und in der Prävention und Rehabilitation eingesetzt.
Spezielles K. dient der gezielten Kräftigung bestimmter Muskelgruppen
und wird (im Leistungssport) so durchgeführt, dass Amplitude und Richtung der Bewegung sowie Dynamik des Krafteinsatzes und Arbeitsweise
der Muskulatur mit der Wettkampfbewegung übereinstimmen.
K. sollte nach folgenden Prinzipien durchgeführt werden: optimale Belastung zwischen Belastung und Erholung, progressive Belastung, langfristiger und periodischer Trainingsaufbau, zielorientierte Anwendung,
systematische Variation von Belastungsnormativa und Krafttrainingsmethoden, Anwendung gemäß der motorischen Entwicklung, Beachtung individueller Bedürfnisse.
K. wird meist im Kraftraum unter Verwendung von Kurz- und Langhanteln, Kraftmaschinen, Zuggeräten, Handgeräten, Schrägbrettern, Sandsäcken, Bein- Press- Geräten, Gewichtsschuhen, Gewichtswesten usw.
durchgeführt. K. kann auch durch Bewältigung der eigenen Körperlast in
Form von Kletterübungen (Stangen, Taue, Sprossenwand) als Haltearbeit
oder in Form von Sprüngen absolviert werden (Sportwissenschaftliches
Lexikon, 2003, S. 319).
Gewichttraining
Gewichttraining ist ein Überbegriff für alle Arten des Widerstandstrainings. Gewichttraining kann ausgeführt werden zur Verbesserung der Figur, als Rehabilitationstraining nach Verletzungen, zur Verbesserung der
sportlichen Leistungsfähigkeit oder im Hinblick auf Wettkämpfe im Bodybuilding, Gewichtheben oder Kraftdreikampf (Weider 1989, S. 511).
27
3.1.6
„Sich muskeln“
„Sich muskeln“ wurde als liebevolle und angenehme Verbalisierung des Krafttrainings 1980 von den Autoren eingeführt“ (Spitz, L., Schnell, J., 1983, „Leitgedanken“
im Einband).
„ „Sich muskeln“ heißt sich wohl fühlen“ (Spitz, L., Schnell, J., 1983, S. 27).
„ „Sich muskeln“ heißt nichts anderes als jene „Muskeln regelmäßig betätigen“, die
schon lange nicht mehr richtig beansprucht worden sind. „Sich muskeln“ hat nicht
ausschließlich etwas mit übermäßiger Muskelentwicklung zu tun“ (Spitz, L., Schnell,
J., 1983, S. 31).
28
3.2 Geschichtliche Entwicklung des Bodybuilding
Wenn man das Wort Bodybuilding näher betrachtet bieten sich verschiedene Untersuchungsgegenstände an.
Zum einen geht es um die Frage nach der Entstehung des Begriffs Bodybuilding und
zum anderen geht es um die Verwendung des Begriffs für die Beschreibung als Sportart und das Phänomen Bodybuilding.
Will man diesen Fragen auf den Grund gehen, bedarf es einer geschichtlichen Reise
bis hin in die Steinzeit.
Ursprünglich stammt der Begriff Bodybuilding aus dem angloamerikanischen
Sprachgebrauch, obwohl er in seiner vielseitigen Bedeutung erst im 19. Jahrhundert
geprägt wurde (Schupetta, 1989).
Die Wurzeln des Bodybuilding reichen „bis in die grauen Vorzeiten, wie archäologische Funde in China (3600 v. Chr.), Ägypten (3400 v. Chr.), Griechenland (2000 v.
Chr.) oder Italien (200 v. Chr.) mannigfaltig belegen“ (Spitz, 1989, S. 15), zurück.
Streng genommen dient die Muskulatur und Muskelkraft der Funktionalität des Körpers.
In der Steinzeit sicherte eine gute Muskelkraft das Überleben oder diente zur Selbstverteidigung in gefährlichen Situationen.
„Muskulosität hatte bereits in der Antike einen hohen Stellenwert. Hauptziel waren
jedoch nicht nur ästhetische Gesichtspunkte, sondern auch eine gezielte Vorbereitung
für sportliche Wettkämpfe und die optimale physische und psychische Stärkung der
Heere“ (Schupetta, 1987, S.7).
In der Antike galt ein „harmonisch trainierter Körper als Zeichen für Lebens- und
Geisteskultur, und da Muskeln die sichtbaren Ausmaße von Kraft und Macht waren,
wurden die Muskelmänner hoch verehrt und als Helden gefeiert“ (ebenda).
Viel Wissen um die gesundheitliche Bedeutung eines körperumfassenden Muskeltrainings ging in den nachfolgenden Jahrhunderten der Völkerwanderungen und im
Mittelalter unwiederbringlich verloren.
29
Die Wiedergeburt des athletischen Kraftsports im Allgemeinen und eines
gezielten muskulären Körpertrainings im Besonderen erlebten dann unsere Vorväter gegen Ende des letzten Jahrhunderts, als sich 1891 der Deutsche Athletenverband offiziell gründete und der gesamten athletisch orientierten Sportbewegung den notwendigen organisatorischen Rahmen
gab (Spitz, 1989, S. 16).
Ende des 19. Jahrhunderts verstärkte sich das Interesse am muskulösen Körper. Die
Muskelkraft wurde nicht mehr nur als Mittel zum Überleben oder zur Selbstverteidigung gesehen, sondern spielte mehr im Sinne einer Rückkehr zum griechischen Ideal
zur Verherrlichung des menschlichen Körpers eine größere Rolle (Schwarzenegger
1986).
Die alte Tradition des Steinhebens entwickelte sich zum modernen Gewichtheben. Im Laufe seiner Entstehung nahm dieser Sport in verschiedenen Kulturkreisen unterschiedliche Formen an. In Europa war Gewichtheben ein Unterhaltungssport, aus dem die Schaukämpfer hervorgingen – starke Männer, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, vor
Publikum zu demonstrieren, wie viel Gewicht sie zu heben oder zu tragen imstande waren. Da ihr Äußeres bei ihren Darbietungen nicht die geringste Rolle spielte, waren diese Männer meist recht beleibt und stämmig (Schwarzenegger 1986, S. 24).
Hier sind die ersten Ansätze des späteren Bodybuilding erkennbar, obgleich der Körper zunächst noch nicht hinsichtlich seiner äußeren Erscheinung bzw. Ästhetik im
Mittelpunkt des Geschehens stand. Zunächst ging es vielmehr um ein gegenseitiges
Muskelmessen und eine schaulustige Unterhaltung der breiten Masse (Schwarzenegger 1986).
In Amerika interessierte man sich in jener Zeit vor allem für den Zusammenhang
zwischen Körperkraft und Gesundheit. Die Anhänger der „Körperkultur“ setzen sich
vehement für den Genuss natur belassener Lebensmittel ein – ein Gedanke, der als
Reaktion auf neue Verarbeitungstechniken in der Lebensmittelindustrie aufkam. (ebenda).
Ebenfalls führte die Weiterentwicklung der Technik beispielsweise mehr Mobilität
durch Autos und die Umsiedlung der Menschen von den Dörfern in die Großstädte
auch zu einer veränderten Lebensweise.
Diese ließ auch verschiedenen Problematiken innerhalb der Bevölkerung entstehen.
Zunehmender Stress, Bewegungsmangel und veränderte Essgewohnheiten ließen
körperliche Veränderungen sichtbar werden.
30
Diesen versuchten die Anhänger der Körperkultur entgegenzuwirken in dem sie Mäßigung und Ausgewogenheit propagierten.
Sie suchten nach einem Mann, dessen Gestalt die Ideen verkörperte, die sie zu
verbreiten suchten, Jemand der mehr an die Athleten des griechischen Altertums
erinnerte. Einen solchen Mann fanden sie in Eugen Sandow.
Eugen Sandow (1867- 1925) war in Europa als Athlet zu Ruhm gelangt, indem er
andere starke Männer zum Kräftevergleich herausforderte und sie in ihren eigenen
Kraftnummern besiegte. Ende des vorherigen Jahrhunderts kam er nach Amerika und
trat für Florence Ziegfeld auf, der ihn als „stärksten Mann der Welt“ anpries und auf
Tournee schickte.
„Doch was Sandow wirklich von den anderen abhob, war seine ästhetische Gestalt“.
(Schwarzenegger, 1986, S. 25)
Sandow war zweifellos ein hervorragend gebauter Athlet, der es liebte, seinen Körper zur Schau zu stellen und sich bei seinen Kraftakten bewundern zu lassen.
„The Grecian Ideal: physique built to exact proportions of classic Greek and Roman sculptures. In this
photo, Sandow portrays "The Dying Gaul", a pose taken from an ancient Roman Sculpture” (Wikipedia).
Es folgten erste Wettbewerbe im Krafttraining, welche die ersten Grundbausteine des
späteren Bodybuilding bzw. der Bodybuilding- Wettkämpfe legten. Dies wird dadurch deutlich, das diese Wettbewerbe auch dass Interesse am Aussehen des Körpers
weckten und nicht nur an der Kraft der Muskeln (Schwarzenegger, 1986).
31
Im Jahr 1901 veranstaltete Eugen Sandow den ersten BodybuildingWettkampf in der Royal Albert Hall in London mit 156 Teilnehmern und
15.000 Zuschauern. Doch seine zentrale Rolle bei der Entstehung des
Bodybuildings ist nicht nur auf seine Bedeutung als Athlet, Herausgeber
und Veranstalter beschränkt. Er propagierte ein progressives Hanteltraining als eine Möglichkeit zum systematischen Aufbau der Körpermuskulatur. Mit seinem 1905 erschienen Buch „Bodybuilding or man in the
making“ (Sandow, 1905) prägte und etablierte er die Bezeichnung Bodybuilding.
Damit wurde zwar der Begriff etabliert, die Sportart war es jedoch noch
lange nicht (Gießing, Hildenbrandt, 2005, S. 141).
Auch nach Krüger und Wedemeier (1995) ist Sandow der bezeichnende Mann, der
den Begriff des Bodybuilding einführte.
Er ist zwar unbestritten der prominenteste und erfolgreichste Kraftsport- Professional
seiner Zeit, es wäre aber nicht korrekt, ihn als den wichtigsten oder gar einzigen Bodybuilding- Pionier zu bezeichnen (Würzberg 1987).
Ebenso bedeutend ging Professor Louis Attila (1844 -1925), mit richtigem Namen
Louis Dürlacher, „in die Annalen der Kraftsportgeschichte als Lehrmeister von Eugen Sandow ein“ (Gutteck, 1991, S. 20).
Mit dem 1891 gegründeten Deutschen Athletenverband und der gesamten athletisch
orientierten Sportbewegung entwickelte sich die deutsche Bodybuilding- und Fitnessbewegung. Diese setzte sich aus der Turnbewegung, so spricht Josef Meiringer
in seinem um 1900 erschienen Hantelbuch sogar von „Bodybuilding als Kraftturnen“
(Wedemeyer, 2004, S. 294) und der Gymnastik des 19. Jahrhunderts, der Schwerathletikvereine des ausgehenden 19. Jahrhunderts und des Zirkus- und Berufssportmilieus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zusammen (Wedemeyer, 2004).
Die Ursache hierfür sieht Webster (1979) in der Akzentverschiebung, denn nicht
allein die Leistung stand mehr im Vordergrund, sondern ebenso ein Trimmen des
Körpers (Webster 1979).
Laut Webster (1979) hat die deutsche Turnbewegung Ende des 19. Jahrhunderts und
nicht wie oft fälschlicherweise angenommen die USA den wichtigsten Impuls für die
Entstehung des Bodybuilding gegeben (ebenda).
32
Interest in weight- training and heavy exercises were originally popularised in America by immigrants from Europe. The influence of the German “Turners” or gymnasts shortly before the Civil War was considerable and many historians credit the beginnings of American physical
training to these settlers (…) (Webster, 1979, S. 18).
Schon Ausgang des 19. Jahrhunderts hat man bei den Kraftsportlern die
zwei Lager gehabt. Der Athletik-Sport und die „Professionells“, die für
Geld beim Zirkus oder auf der Variete-Bühne ihre „Kraft-Produktionen“
vorgeführt haben (Spitz in Würzberg, 1987, S. 86).
Die meisten Schwerathleten verdienten sich ihren Lebensunterhalt als „Professionells“ mit dem Demonstrieren ihrer Kraft auf den Bühnen und im Zirkus, wo sie sich
zwischen Komikern, Sängern und Zauberkünstlern zur Schau stellten und präsentierten.
Ebenfalls stellte die Werbung durch Plakate ein wichtiges Kriterium dar. Auch Eugen Sandow nutzte bereits 1893 diese Publicitymaßnahme, um das Publikum zu seinen Auftritten zu locken.
Auffällig war ihre heroische und idealisierte Darstellung sowie Präsentation übertriebener Kraftakte, die nie ein Zeichen von Anstrengung erkennen ließen. Die Plakate
zeigten vorwiegend imposante mit viel Phantasie und Sinn für Show entwickelte
Motive, um das Publikum neugierig auf den Auftritt/ Vorstellung zu machen. Es
handelte sich hierbei um Abbildungen absolut unglaublicher Kraftakte, wie das Balancieren schwerer Gewichte, heben von Pferden oder das Bezwingen eines Stieres.
Üblicherweise demonstrierten die Athleten ihre Kraft aber mit Heben schwerer Gewichte in Form von Langhanteln, Kurzhanteln, Kugelhanteln oder Steinen.
Bei der Bühnenkleidung wählten die Athleten gerne nach den Vorbildern von Gestalten der Antike, welches sich genauso schlicht wie effektiv, so zum Beispiel in Form
von einem Leopardenfell, hautfarbenen Strumpfhosen und Sandalen darbot. Manch
ein Athlet zeigte sich auf Plakaten sogar im Adamskostüm (Paul, 1995).
Der Athletik- Sport wurde in den Schwerathletikvereinen praktiziert, in denen „mit
Hanteln und Gewichten, aber auch mit Expandern und Gummizügen und Kraftmaschinen Muskelaufbau und Kraftzuwachs“ (Wedemeyer, 2004, S. 295) erzielt wurde.
Die Schwerathletik, früher mit dem Begriff Athletik umschrieben, hatte einen wichtigen Einfluss auf die Bodybuilding- und Fitnessbewegung (Wedemeyer, 2004).
33
„In Deutschland verstand man im 19. Jahrhundert unter einem Athleten „meist einen
kräftigen Menschen, welcher viel heben kann, (…) während in England und Amerika
auch jeder Läufer und Geher Athlet heißt“ (Wedemeyer, 2004, S. 323).
Wenn man heute mit alten Kraftsport- Pionieren spricht, ist für sie ein
Athlet gleichzeitig Gewichtheber und Ringer. Das wird synonym gebraucht. Und das Jonglieren mit schweren Gewichtskugeln gehörte ebenso wie das Handstand- Drücken zum Repertoire der alten Athleten“
(Spitz in Würzberg, 1987, S. 85).
Dennoch würde die Athletik von der heutigen Gesellschaft weniger mit Bodybuilding in Verbindung gebracht werden, da hier vornehmlich an Leichtathletik
und Schwerathletik gedacht wird.
Beschäftigt man sich nun genauer mit dem Einfluss der Schwerathletik, oder der
Athletik, so fällt der Blick auf die sportlichen Anfänge der „alten Stars“, wie Carl
Abs, Arthur Saxon, Georg Hackenschmidt, Bernarr MacFadden, Lionel Strongfort,
Edmond Desbonnet, Eugen Sandow, Sigmund Klein… zurück, denn diese lagen ursprünglich in sportlich bekannten Disziplinen, wie dem Turnen, Ringen und dem
Gewichtheben.
Erst als sie von Managern, Professoren, wie zum Beispiel dem berühmten „Professor
Attila“ (Würzberg, 1995, S. 89), etc. entdeckt wurden, oder selbst herausfanden, was
man alles mit einem nahezu perfekt muskulös ausgebildeten und vor allem hoch
kräftigen Körper noch machen können, startete ihre erweiterte Karriere, so zum Beispiel als Leibwächter, Kraftpräsenter, Trainer, Autor und vielleicht sogar schon als
Bodybuilder.
Titelseite der „Athletik-Sportzeitung“ im Jahre 1903 (Würzberg, 1995, S.95)
34
Im Zusammenhang mit der Athletik sollte Theodor Siebert (1866- 1961), der so
genannte „Athletenvater" und einer der zentralen Gestalten, die zur Zeit des Wilhelminischen Kaiserreiches und der Weimarer Republik an der Schnittstelle zwischen
Kraftsport, Körperkultur und Lebensreform einen nachhaltigen Einfluss auf die Theorien und Praktiken ausgeübt haben, genannt werden.
1901 gründete er in Alsleben an der Saale die erste Trainierschule für Athletik und
Körperkultur in Deutschland.
Siebert gilt als einer der wesentlichen Begründer des modernen Kraftsports, Gewichthebens und Bodybuilding, da er unter den ersten war, die auf der Basis physiologischer Kenntnisse gezielte Trainingsmethoden und praktische
Übungsabfolgen entwickelte (Wedemeyer 1999).
Er verfolgte um 1900 bereits die Fragestellung, welche Methode die effektivste „für
einen systematisch und allseitigen Muskelaufbau“ (Wedemeyer, 1999, S. 69) sei. Mit
der Beantwortung dieser Frage wurde er schließlich zu einem „Pionier des modernen
Gewichthebens und des Bodybuildings“ (ebenda) vor allem weil seine Analysen
rund um das Krafttraining Grundlage für die später folgenden Trainingssysteme waren.
Zwischen 1895 und 1937 vertrat Siebert zudem seine Auffassungen in zahlreichen
Büchern und Aufsätzen über Kraftsport, Körperkultur und Lebensreform. Zusammensetzung und Inhalt der Siebertschen Konzeption sind noch heute in vielen Körpersystemen zu finden (Wedemeyer 1999).
In der gleichen Epoche wurde der Athlet Max Sick (1862- 1961) bekannt, der die
klassische Kraftsport-Ära entscheidend prägende.
Seine Trainingsmethode, das „Maxick- Saldo- System der Körperkultur“ (Spitz,
1989, S. 16) basierte auf Konzentrations- und Anspannungsübungen ohne Geräte.
Dieses Trainingssystem brachte schnell eine beträchtliche Anhängerschaft hervor
und somit ist Spitz (1989) der Auffassung, „dass hier eine der wesentlichen Keimzellen für das sich später entwickelte klassische „Posing- Bodybuilding“ entstand“
(Spitz, 1989, S. 16), bei dem der direkte optische Vergleich der Konkurrenten untereinander in den Vordergrund gerückt war.
Manche sehen heute in Max Sick den eigentlichen „Erfinder“ des Bodybuilding. Dafür spricht, dass er vielleicht der Erste war, der den Aufbau
eines athletischen Körpers „entfunktionalisierte“. Nicht das messbare Resultat, nicht die Konzentration auf Leistung standen für ihn im Vordergrund, sondern der Muskel (Würzberg, 1987, S. 104).
35
Spitz (1989) sieht Sick sogar „als Wegbereiter und geistigen Vater des erst später
aufkommenden so genannten „Posing- Bodybuilding““ (Spitz, 1989, S. 16), denn
schließlich war es auch Sick, der „das erste Buch über Muskelposen (1910)“ - das
„Max Sick- Album“ (Würzberg, 1987, S. 105) herausbrachte.
Quelle: www.maxalding.co.uk/maxick/maxindex.htm
Webster (1979) hingegen sieht den Initiator des Wandels von der Kraftathletik zum
Bodybuilding in Siegmund Klein (1902- 1987), der sich als „Schüler von Max Sick“
(http://www.sandowplus.co.uk/Competition/Klein/klein.htm) ebenso in erster Linie
um die Entwicklung seines Körpers kümmerte. Sein Motto lautete: „Train for ShapeStrength will follow“ (Webster, 1979, S. 67).
Schwarzenegger (1987) fügt hinzu, dass Klein mit seinem „herrlichen muskulösen
Körper, ausgewogen und wohlproportioniert, mit wenig Körperfett und außergewöhnlicher Definition“ (Schwarzenegger, 1987, S. 32) gemeinsam mit den anderen
Pionieren und dem Einfluss der Körperkulturisten, wie Bernarr MacFadden, ein geeigneter Botschafter des „neuen“ Bodybuildingtrainings war (Schwarzenegger,
1987).
Bernarr MacFadden (1868- 1955), ein früherer Ringer und Bewegungstherapeut
brachte um 1899 die erste Bodybuilding und Körperkulturzeitschrift der Welt heraus,
die „Physical Culture“ (Gutteck, 1991).
Darüber hinaus, war er es, der den ersten amerikanische physischen Wettstreit, inszenierte, der 1903 in NY City stattfand, wobei der Gewinner „der am perfektesten
entwickelte Mann in Amerika“ genannt wurde (Safra, J., E., The New Encyclopedia
Britannica, 2005).
36
Bernarr MacFadden wird auch als der „Father of Physical Culture“
(www.bernarrmacfadden.com) gehandelt.
Quelle:www.bernarrmacfadden.com
Zusammenfassend wird deutlich, dass nicht nur eine Person für den Wegbereiter,
Initiator, oder gar für den Begründer von Bodybuilding ausgemacht werden kann.
Bednarek (1984) stellte fest, dass etwa zwanzig Jahre vergehen mussten, bis die
„Physical Culture“ aus dem einseitigen Schattendasein dunkler Kellergewölbe „kometenhaft emporschoss“ (Bednarek, 1984, S. 50). Anhänger dieser Körperkultbewegung wurden mit dunkel anmutenden Gestalten verglichen, die an selbstentworfenen
und selbstproduzierten Geräten „nach den Vorlagen abgegriffener amerikanischer
Magazine trainierten (ebenda).
Von den 1920er bis 1960er Jahren förderte Charles Atlas, der MacFadden- TitelGewinner von 1922, diese Aktivität nachdrücklich durch ein Programm von mailorder- Unterricht rund um die Welt.
Nach dem zweiten Weltkrieg war der Amerikaner Bill Pearl (1930) einer der Ersten,
der versucht hat, Bodybuilding seine Popularität wieder zu erlangen (Krüger und
Wedemeier, 1995), indem er den Gesundheitsaspekt wieder mehr betonte.
Als großer Anhänger von Sandow ist für ihn Bodybuilding, hier auch als Gewichtstraining beschrieben, „eine der besten Methoden, Verletzungen zu heilen bzw. zu
vermeiden und körperliche Mängel zu verbessern.
37
Es sei gar erwiesen, dass Training Depressionen und Angstzustände mildere, Konzentration und Leistungsfähigkeit verbessere, die allgemeine Vitalität steigere und
mithelfe, das richtige Körpergewicht zu erreichen oder zu halten“ (Krüger und Wedemeier, 1995, S. 40).
Diese Sichtweise vertritt auch, Joe Weider (1922), gebürtig in Montreal/ Kanada,
der sich darüber hinaus auf die Vorstellungen der Antike beruft gemäß dem Leitsatz:
„mens sana in corpore sano – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ (Weider, 1991, S. 17).
Weider geht sogar darüber hinaus und ist der Meinung, „ wer Bodybuilding betreibe,
schaffe den Erfolg auf allen Gebieten des Lebens“ und sichere sich somit das persönliche Glück (Krüger und Wedemeier, 1995).
Weider wird von Busek, dem Präsidenten des Deutschen Bodybuilding und Kraftsport Verbandes e. v. und Chefredakteur der Sportrevue, sogar als „der Vater des
modernen Bodybuilding“ (Busek, A. in Weider, 1989, Vorwort) gesehen.
Weider war es, der die erste Bodybuilding- Zeitschrift „Your Physique“ 1939 herausbrachte (Wikipedia).
Joe Weider (http://en.wikipedia.org/wiki/Image:YourPhysique.jpg)
Heute ist er weltweit größter Verleger von Bodybuilding/ Fitness- Publikationen und
Szenezeitschriften, wie „Muscle & Fitness“ und „FLEX“ mit Millionenauflage. Darüber hinaus hat er die unterschiedlichsten Bezeichnungen und Begriffe auf einen
gemeinsamen Nenner gebracht, nach und nach sinnvoll ergänzt und schließlich so38
weit systematisiert, dass er als „Vater dieser Fachterminologie angesehen werden
muss“ (ebenda). Er ist auch Derjenige, der direkt oder indirekt an der Karriere aller
großen Bodybuilding- Stars seit den 40er Jahren beteiligt ist.
Der Name Joe Weider steht seit Jahrzehnten als Synonym für Körpertraining, Muskelaufbau und vor allem für den von ihm entwickelten Bodybuilding- Lebensstil zur Erlangung einer umfassenden Fitness. Joe Weider war es , der die unterschiedlichsten Bezeichnungen und Begriffe auf
einen gemeinsamen Nenner brachte, nach und nach sinnvoll ergänzte und
schließlich soweit systematisierte, dass er nicht nur als der Vater dieser
Fachterminologie angesehen werden muss, sondern vor allem auch als
der Vater des modernen Bodybuilding generell (Albert Busek, Präsident
des Deutschen Bodybuilding und Kraftsportverbandes e. V. und Chefredakteur der Sportrevue in Weider 1989, S. 6).
Weider ist der Ansicht, dass sich Bodybuilding und Gewichtheben eine Zeit lang in
einer höchst misslichen Lage befanden.
Es fehlte an neuen, funktionierenden Trainingsmethoden. Artikel über
Gewichtheben beschäftigen sich fast ausschließlich mit der Technik, also
wie das Gewicht hochzubringen ist. Über zusätzliche Übungen zur Kräftigung der gesamten Muskulatur wurde nichts veröffentlicht. Der Fehler
war aber nicht nur bei den Hebern und Bodybuildern zu suchen. Auch die
Trainer anderer Sportarten zeigten sich blind gegenüber den Vorteilen
des Gewichttrainings, weil sie dachten, ihre Schützlinge würden durch
zuviel Muskelzuwachs unbeweglich. Erst als die Athleten der Sowjetunion die amerikanischen zu überflügeln begannen, erkannte man den Wert
des Gewichttrainings für alle Sportarten.
Die osteuropäischen Boxer, die viel Zeit im Kraftraum verbringen, sind
den meisten amerikanischen Boxern nach wie vor weit überlegen, da deren Trainer den Nutzen zusätzlichen Krafttrainings zur Verbesserung der
Schlagkraft leider immer noch nicht einsehen wollen. Es dauert eben seine Zeit, bis alte Vorurteile aussterben (ebenda, S. 11).
Vor über 40 Jahren begann Weider damit Bodybuilding- Zeitschriften herauszugeben
– mit dem Ziel: Den Bodybuilding-Sport voranbringen.
Seine erste Bodybuilding- Zeitschrift erschien im Jahr 1972 und hieß „Your Physique“ (Weider 1989).
Ab den dreißiger Jahren entwickelte er die Weider- Trainingsprinzipien, die die alten
festgefahrenen Trainingsmethoden im Bereich des Krafttrainings optimiert ersetzen
sollten.
Seine Zeitschriften „Muscle & Fitness“ und „Flex“ sieht er selbst als „ verlässliche
Informationsquellen für den Bodybuilder“ an. (Weider 1989, S. 13)
39
Weider ist auch entscheidend an den Anfängen der Karriere von Arnold Schwarzenegger (1947), den international bekannten Filmschauspieler, der viele Jahre der
international erfolgreichste Bodybuilder war, u. a. als 7-facher Mister Olympia, beteiligt. Neben Weider war sein früher Förderer auch Albert Busek, der ihn 1966 nach
München holte. 1967 wurde er mit 20 Jahren zum bis dahin jüngsten „Mister Universum“ gekürt. Bis 1980 gewann er zahlreiche Titel, unter anderem den „Junior Mr.
Europe“ (1965), „Mr. World“, „Mr. Universe“ (fünfmal) und „Mr. Olympia“ (siebenmal). Er wird bis heute als prägende Persönlichkeit des Bodybuilding verehrt.
Mit Büchern wie „The Encyclopaedia of Modern Bodybuilding“, „Arnold: The Education of a Bodybuilder“ etc. wurde er zum Bestsellerautor.
Seine imposante Erscheinung half Schwarzenegger, im Filmgeschäft vor allem durch
die Terminator- Filme, Fuß zu fassen (Wikipedia).
Mit dem Auftreten von Joe Weider und seinem Bruder Ben Weider trennten sich
auch die organisatorischen Wege auf internationaler Ebene von Gewichtheben und
Bodybuilding.
Durch die Gründung des IFBB und die Vergabe eines eigenen Mr. America- Titels
(der bis dahin unter dem Patronat der AAU- Amateur Athletic Union – gestanden
hatte) konnten sie eine neue Aufteilung des lukrativ werdenden Marktes erzwingen
(Würzberg, 1987).
Seitdem 1965 in Kalifornien zum ersten Mal die Wahl zum Mr. Olympia stattfand,
wird nach von Stockert anscheinend erst offiziell zwischen Bodybuildig und Krafttraining unterschieden (von Stockert, 1986).
„In Deutschland existierte bis 1969 eine einheitliche Organisation des „Kraftsports“
(Deutscher Athleten Bund, DAB). Der Zusammenschluss von Ringern, Gewichthebern, Rasenkraftsportlern und Sportakrobaten deutet darauf hin, dass man hierzulande lange am Ideal eines „Gesamtathleten“ festhielt“ (Würzberg, 1987, S. 84). Würzberg (1987) sieht bei der Betrachtung der Geschichte der Sportverbände Bodybuilding nicht als „Abspaltung des klassischen Kraftsports (Gewichtheben, Ringen,
etc.)“ (Würzberg, 1987, S. 84 ), sondern vielmehr als eine enge Verschlingung mit
dem Gewichtheben und dem Ringen.
40
Früher trainierten fast alle Athleten in Athletikvereinen, später trennten sich, wie
bereits beschrieben, ihre Wege und Ziele mehr und mehr.
Im Zuge der Modernisierung erweiterten sich neben den früher „ zwei geteilten Lagern“ (Spitz in Würzberg, 1987, S. 86) die sportlichen Möglichkeiten.
Die einen blieben bei der Athletik, im heutigen Sprachgebrauch Schwer- oder
Leichtathletik, die Anderen entschieden sich für den Weg in das Sport-, Fitness-,
Kraft-, oder Bodybuildingstudio.
Die Differenzierung wird unter anderem dadurch deutlich, dass Bodybuilding- und
Fitnessstudios als bürgerlicher Gegenpol zum proletarischen und kleinbürgerlichen
Kraftsport- und Schwerathletikverein, in dem im ausgehenden 19. und frühen 20.
Jahrhundert vor allem Gewichtheben und hauptsächlich Kraft- und Muskelaufbau
trainiert wurde, galten (Wedemeyer, 2004).
Fitnessstudios waren bis vor einem Jahrzehnt überwiegend Trainingsstätten von
Kraftsportlern und Bodybuildern, die wohlgemerkt den so genannten „FitnessBoom“ stark mitinitiierten.
Dennoch ist Wedemeyer (1996) der Meinung, dass heute schon längst nicht mehr nur
Bodybuilding und Kraftsport betrieben wird, „sondern viel eher Fitness- Lebenskonzepte verkauft werden, die Erfolg, Gesundheit, Attraktivität und Lebensglück anbieten“ (Wedemeyer, 1996, S. 408 in Sarkowicz).
Spitz (1989) weigert sich jedoch Bodybuilding als einen neuen Lifestyle-Trend, der
aus den USA nach Europa gekommen ist, anzusehen.
Bodybuilding darf nicht mit jenem Wettkampfsystem gleichgesetzt werden, das 1946
von „zwei cleveren und geschäftstüchtigen Brüdern“ (Spitz, 1989, S. 15) – hier ist
die Rede von Joe und Ben Weider – durch die Ausrichtung des ersten internationalen
Showvergleichs zwischen Kanada und den USA, initiiert wurde. Denn hier erhielt
das Bodybuilding, wie bereits angesprochen, „vor allen Dingen kommerziell glorreichen Aufschwung“ (Spitz, 1989, S. 15).
Trotz großen Interesses und gesellschaftlicher Entwicklung ist die offizielle Anerkennung des Bodybuildings als Sportart noch nicht hundertprozentig vollzogen.
Die Basis für die sportliche Anerkennung wurde 1970 gelegt, als die 1946 gegründete International Federation of Bodybuilding (IFBB) die Kompetenz für das Bodybuilding übernahm und als offizieller Bodybuilding- Weltverband von der General
Assembly of international Sport (GAISF) als Mitglied aufgenommen wurde.
41
Neben der offiziellen Anerkennung der einzelnen National Olympic comitee´s
(NOK) blieb die Teilnahmezusage der International Olympic Comitee´s (IOC) der
IFBB bis heute aber versagt.
Doch bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 wird Bodybuilding als ShowWettkampf ausgetragen werden und voraussichtlich bei den Olympischen Spielen
2012 wird es dann sogar als reguläre Disziplin aufgenommen (Wikipedia).
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Bodybuilding im Wandel der Zeit – Ein geschichtlicher Ausdruck
Bilder aus Magazinen, Büchern und Katalogen
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Quelle: Moore, W.: Muscle and Strength Memorabilia Blog http://wwwmusclestrength.blogspot.com/
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4
Phänomenologie des Bodybuilding
Aus phänomenologischer Sicht stellt der Begriff Bodybuilding durch seine vielfältigen Assoziationen und Vorurteile ein Phänomen als Gegebenes dar.
Bisher sind bereits „eine Reihe von sozialwissenschaftlichen Analysen zur Erklärung
des Phänomens Bodybuilding versucht worden“ (Emrich, 1992, S. 11).
Bodybuilding hat verschiedene Sinn gebende Strukturen, die auch als Ideologie verstanden werden können, so zum Beispiel:
„Bodybuilding als Arbeit, Bodybuilding als Religion, Bodybuilding als Philosophie
etc.“ (Emrich, 1992, S. 12).
Und sogar förderlich als gesellschaftliches Bindungselement:
„In sport there are no limitations, no barriers of race, religion, politics or culture. In
sport we are in touch with each other. Bodybuilding is important for Nation building” (Ben Weider, President IFBB).
Auch Wedemeyer (2004) ist der Auffassung, dass „die Fitness- und Bodybuildingbewegung historisch gesehen ein internationales Phänomen“ (Wedemeyer, 2004, S.
292) darstellt.
Diesbezüglich kommt der Betrachtung der gesellschaftlichen Entwicklung, eine
grundlegende und prägende Bedeutung zu.
53
4.1 Assoziationen und Vorurteile
Dieses Kapitel ist bei der Herleitung und Erklärung des Phänomens Bodybuilding
von entscheidender Bedeutung.
Die folgenden Darstellungen der Assoziationen und Vorurteile stellen Bilder dar,
welche ein Großteil der Gesellschaft mit Bodybuilding verbindet.
Hört man den Begriff Bodybuilding, so denkt man zwangsläufig an die Sportart Bodybuilding und verbindet mit dieser entsprechende Assoziationen und Vorurteile.
Hierbei wird in der Regel nicht zwischen den unterschiedlichen Bedeutungen der
Begrifflichkeit und den verschiedenen Formen dieser Sportart Bodybuilding unterschieden.
Lothar Spitz (1987), Leistungssportkoordinator im Deutschen Olympischen Sportbund, beklagt die Entwicklung im heutigen, modernen Bodybuilding: „die „alten“
Bodybuilder, wie z.B. Steve Reeves, sahen noch aus wie gestandene Athleten: „das
war noch keine Muskel- Hypertrophie wie heute“ (Spitz in Würzberg, 1987, S. 109).
„Fließende Linien, Ausgewogenheiten und Ausstrahlung waren Ideale, die für uns
damals selbstverständlich waren – inzwischen sind sie auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Mit dieser Auffassung steht Reg Lewis keineswegs allein da“
(Müller, 2004 S. 26).
Damals war es das Gewichtheben, Ringen, „einarmige Reißen“, „einarmige Stoßen“,
„Schrauben“, „Schwingen“, - „die Arbeit mit Gewichten erfasste eine erstaunliche
Vielzahl von Übungen“ (Würzberg, 1987, S.92) - aus dem sich „quasi naturwüchsig
das damalige Körperideal : „Kernig statt hypertrophiert“ (Spitz in Würzberg, 1987,
S. 92) ergab.
„Was ist das Ziel im Bodybuilding- ein monströser oder ein sexy Körper?
Fitness und Gesundheit?“ (DBFV).
Carl Diem (1962) beschreibt die Inhalte der Bodybuilding Methode als reich an
„Künstlichkeit und Konstruiertheit“ und arm an Bewegungen. (Diem, 1962, S. 24)
Doch passt diese Aussage zu der gesellschaftlichen Sichtweise vom Bodybuilding?
Diesbezüglich werden im Folgenden einige Assoziationen mit dem Bodybuilding
aufgeführt.
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Es ist in den letzten Jahren eine Sportart entstanden, die als Bodybuilding
bekannt wurde, die wettkampfgemäße Darstellung des Körpers mit überdimensionalen Muskeln und Muskelgruppen. Wir kennen dieses ShowPhänomen aus den Championships (Mr. and Mrs. Universum, Olympia
usw.) und aus den Zeitschriften, von denen nur die „Sport Revue“ und
„Sport & Fitness“ genannt werden sollen. Im Vordergrund stehen hier die
muskulären Männer und Frauen, die Werbung für Fitnessgeräte, für so
genannte „Sportlernahrung in pulverisierter oder flüssiger Form und für
die entsprechend gestylte, bunte Kunststoffkleidung machen. Bei diesem
Fitness-Sport steht die nackte „Körperlichkeit“ im Vordergrund und der
Nervenkitzel der Show-Erotik fasziniert die Zuschauer enthusiastisch
(Rösch, 1993, S. 14).
„Gerippte Gesäßmuskeln, aufgeblasene Venen, Monstermasse – all das sind Symptome für ein chemisches Bodybuilding, dem ich nichts abgewinnen kann“ (Reg
Lewis in Müller, 2004 S. 26).
Bodybuilder,…körperlich stigmatisierte Normabweichler. Sie werden
nicht nur als unintelligent sondern auch gern als exhibitionistisch, narzisstisch, monströs, ekelhaft, abscheulich, wiederwertig, abstoßend…betrachtet. Sie gelten als aufgeblasene, angeberische, eitle Popanze, die mit ihren Muskeln überhaupt nichts anzufangen wüssten, denen
bei jeder Dauerbelastung die Luft wegbleibe und die … auch noch impotent seien (Honer, 1985, S. 155).
Bodybuilder- sind das nicht jene Verrückten, die sich einölen, und –
wenn sich nicht gerade unter dem Sonnenfluter liegen – ständig vor dem
Spiegel stehen, um übersteigert narzisstisch sich selbst beziehungsweise
die Fülle ihrer definierten Muskelmasse andächtig zu bewundern? Die
haben doch diese klotzigen, kraftbetonten Bewegungen, können nur mit
angewinkelten Armen gehen, sprechen am liebsten über Muskelzuwachsraten oder vom 50er Oberarm (Spitz, 1989, S. 14).
Bodybuilder, sie bearbeiten und bilden ihren Körper, womit aber Männer
und Frauen nicht das gleiche Ziel verfolgen. Jene suchen Muskelaufbau
und Kraftzuwachs zu erreichen, eine Vorstellung, die Frauen eher in Panik geraten lässt. Sie wollen lieber „weniger statt mehr“ werden, wollen
Fett abbauen, somit ihre Figur verbessern, wollen durch Bodybuilding
schlank und fit werden. (von Stockert, 1986, IV- V)
55
(…) Daher glauben auch viele Amateur-Bodybuilder, wie Profis ausschauen zu müssen, um Erfolge oder Beachtung zu erzielen, obwohl viele der Profis nicht mehr die Ideale des Bodybuilding verkörpern und damit letztlich eine positive Entwicklung des Bodybuilding als Begriff und
Sport hemmen (DBFV).
Wenn Sie wissen wollen, was „Miss World“ oder „Mr. Universum“, dies
sind die in jeder Hinsicht professionellen Wettkampf- Bodybuilder, über
Muskeltraining denken, und wenn sie erfahren wollen, wie diese trainieren, um einen riesigen Oberarmumfang, gewaltige Oberschenkel oder eine maximall V- Form zu erhalten und was sie alles essen und schlucken
oder nicht essen, um eine scharfe Definition zu bekommen – dann sollten
sie am Kiosk weitersuchen (Spitz, 1989, S. 10).
Spitz (1989) verweist hier auf die „Muskelzeitungen“, so auch im Folgenden der
DBFV:
„In vielen Bodybuilding-Fachmagazinen werden hauptsächlich Profi-Bodybuilder
(männlich u. weiblich) abgebildet, auch die Presse greift, teilweise aus Sensationsgründen, auf dieses Fotomaterial zurück“ (DBFV).
Fitness-Zeitschriften verkaufen Körperkonzepte, Bodybuilder und Fitness-Sportler bieten Trainingsanleitungsbücher an, Insider-Firmen werben für Nahrungsergänzungspräparate, Trainingsgeräte und Sportbekleidung. Werbestrategen arbeiten bevorzugt mit athletischen und muskulösen Männer- und Frauengestalten und Kino- oder Fernsehfilme kommen
ohne durchtrainierte ästhetische Körper kaum noch aus. Die moderne Industriegesellschaft scheint von einem Körperkult erobert worden zu sein,
der Maßstäbe setzt für eine körperbetonte athletische Welt (Wedemeyer,
1996, S. 409).
Raccon (1980) berichtet in der Zeitschrift „Sport & Training“, über Vorurteile gegenüber Bodybuildern. So konnte man in Zeitungsberichten der 80er Jahren lesen,
„das Bodybuilder zwar über gewaltige Muskelpakete verfügen, aber kaum einen
Koffer oder Mülleimer ohne Schwierigkeiten bewegen können“ (Raccon, 1980, S.
28).
Und weiter: „Bodybuilder, also Leute, die sparsam bekleidet, aber reichlich eingeölt,
vor Publikum ihren Bizeps hüpfen lassen“(Raccon, 1980, S. 28).
Allerdings hält er fest, dass „wenn jemand Bodybuilding betreibt, er noch lange nicht
an Mister- Wahlen teilnimmt“ (ebenda). Er bezeichnet die Mister- Wahlen sogar als
„übersteigerte Vorführungen von Resultaten übersteigerten Bodybuildings“ (ebenda).
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Weite Kreise der Bevölkerung glauben immer noch, ein Bodybuilder muss wie Arnold Schwarzenegger oder Ralf Möller in Bestform aussehen, die beide über 185 cm
groß sind und über 110 kg Wettkampfgewicht aufwiesen.
Viele Frauen, die gerne trainieren würden, haben Bedenken, weil sie einen
Muskelzuwachs im Stil eines Arnold Schwarzenegger befürchten. Das ist völlig ausgeschlossen. Abgesehen von den hormonellen Voraussetzungen, müssten sie täglich 4 Stunden hart trainieren und pro Tag um die 60 Tonnen Eisen
bewegen (Unger 1988, S. 108).
Sicherlich oberflächliche und voreilig gefasste Urteile über diesen Sport.
„Jedoch ein vorhandenes Negativ- Image, das auf einen bestimmten, wenn auch nur
relativ kleinen Prozentsatz von Bodybuildern zurückzuführen ist“ (Spitz, 1989, S.
14).
Mit einem Vorurteil ist auch Würzberg (1987) beladen, als er sich in seinem Buch:
„Muskelmänner – In den Maschienenhallen der neuen Körperkultur“ mit der Welt
der Studios befasste: „Bodybuilding mochte ich nicht als sportliche Disziplin ansehen“ (Würzberg, 1987, S.123).Wahrscheinlich sehen das sehr viele Menschen so,
denn sonst würden Fitness- Magazine sich nicht so große Mühe geben, „die 1 % Parole“ (Würzberg, 1987, S.110) zu verbreiten. Dies soll nichts anderes bedeuten, als
das ein Prozent der Fitnessstudiobesucher Bodybuilding betreiben und die anderen
99 % Fitness-Training.
99 % betreiben ein Körpertraining ganz nach ihren eigenen Zielvorstellungen.
Höchstens 1 % unterzieht sich einem Hochleistungstraining mit dem
Ziel, einmal an einer Meisterschaft teilzunehmen. Deshalb sollten Sie,
falls Sie in einen Diskussion über Bodybuilding, Muskel- oder Körpertraining, oder wie sie es bezeichnen möchten, geraten, sich von vorneherein darüber im klaren sein, ob sie über das 1 % oder über die restlichen
99 % sprechen möchten (Unger 1988, S. 8).
Auch Fitnessstudios, die um ihr Image besorgt sind, ändern und streichen sogar das
Wort Bodybuilding aus ihren Werbeprogrammen und bieten stattdessen „Bodystyling, Bodyshaping, Bodysculping oder Bodyforming an“ (Müller, 2004).
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Obwohl beim Bodybuilding das Verletzungsrisiko gering ist, gerät die
Sportart - aufgrund von Dopingfällen - immer wieder in den Blickpunkt
der Medien. (…). Bei deutschen Amateurwettkämpfen werden jedoch
strenge Dopingkontrollen nach Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), des Deutschen Sportbundes (DSB) und der
International Federation of Bodybuilders (IFBB) durchgeführt. Strengere
und zwischen den Wettkämpfen fortlaufende Dopingkontrollen werden
auch von der German Natural Bodybuilding Federation (GNBF) durchgeführt, dort werden z. T. Lügendetektoren eingesetzt (Wikipedia).
Wirft man in diesem Zusammenhang einen Blick auf den mehrmaligen Mr. Olympia
Ronnie Coleman, so würde die Mehrheit der Gesellschaft nicht davon überzeugt
werden können, dass man ohne Steroide so aussehen kann. Weniger berücksichtigt
bleibt jedoch die Tatsache, „dass professionelle Bodybuilder genetische Ausnahmefähigkeiten besitzen und diese durch jahrelanges Training ausgebaut haben“ (ebenda).
Vergleicht man einen „Möchtegern- Bodybuilder“ mit einem professionellen Bodybuilder, so werden markante Unterschiede deutlich.
Beim „Möchtegern- Bodybuilder“
führt das übermäßige Trainieren einzelner markanter Muskelgruppen auf
Dauer zu Haltungsschäden. Ein häufiges Bild ist der Sportler mit nach
vorn verdrehten Schultern und Armen, verursacht durch ein gegenüber
der Rückenmuskulatur erhöhtes Training der Brust- und Bauchmuskulatur. Derartige Beschädigungen sind bei richtigem Training aber ausgeschlossen (ebenda).
Dadurch, dass man dem Bodybuilder, egal ob Profi- oder Hobby- Sportler, in der
Regel seinen Sport ansieht, wird ihm in der Öffentlichkeit oft mit Skepsis begegnet
und so bezeichnet Bednarek (1984) den Bodybuilder als Opfer gesellschaftlicher
Stigmatisierungen. Hierdurch bilden sich in dieser Gruppe eigene Normen und Werte, bei einer gleichzeitigen Isolation von der realen Welt, welches schlussendlich
charakteristisch für eine Subkultur ist (Bednarek, 1984).
„Andererseits kann sich durch Bodybuilding auch ein überhebliches Verhalten bzw.
Auftreten entwickeln, „was nicht selten ein besonderes Kennzeichen von „Muskelprotzen“ ist“ (Quitsch, 1962, S. 69).
Diesbezüglich ist Quitsch (1962) der Meinung, dass durch Bodybuilding eine gewisse Steigerung des Selbstwertgefühls erreicht werden kann, indem die durch einen zu
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schwach entwickelten Körper entstandenen Minderwertigkeitskomplexe reduziert
werden können (Quitsch, 1962).
Zahlreiche Assoziationen und Vorurteile stigmatisieren Bodybuilding als Körperertüchtigung, die vor allem von den unteren bis mittleren Schichten betrieben wird.
Wedemeyer (2004) zeigt jedoch, dass „institutionalisierter Kraftsport vor 1914/ 18
prozentual gesehen eher in sozial höheren als in niedrigen Schichten praktiziert wurde“ (Wedemeyer, 2004, S. 320).
Für die Assoziation und Vorurteile im Bezug auf Bodybuilding sehen Gaines und
Butler (1984) einen Großteil der Schuld im Bodybuilding selbst, da es sich fast schon
verschämt im Untergrund versteckte (Gaines und Butler, 1984).
Vorurteile, die sich durch die Pauschalisierung selbst disqualifizieren, stammen aus
der Anfangszeit des Wettkampfbodybuilding und sind durch das Verhalten der Bodybuilder selbst hervorgerufen worden, indem sie ihren Sport als ein Geheimnis betrachteten. (Gutteck, 1991).
Erst durch die gestiegene Popularität des Bodybuilding hat sich die Interaktion des
Bodybuilders mit der Gesellschaft verändert. „Die jahrzehntelang gehegte Scheu,
sich öffentlich als aktiver Bodybuilder zu bekennen“ (Bednarek, 1985, S. 130), ist
überwunden worden.
59
4.2 Gesellschaftliche Entwicklung
Die Sozialwissenschaften haben bereits einige Interpretationsansätze angeboten, die
sich mit der Phänomenologie des Bodybuildings aus sozialer Sicht beschäftigen.
Hierbei wurde als größter theoretischer Rahmen zur Erklärung die Theorie des Zivilisationsprozesses genannt (Emrich, 1992).
Infolge veränderter gesellschaftlicher Einstellungen und Haltungen hinsichtlich körperlicher Dimensionen rückte immer mehr „die Beherrschung der Sinne, die Lenkung von Bedürfnissen, das zurückdrängen körperlicher Regungen in
gesellschaftlich eigens dafür definierte Bereiche“ (Emrich, 1992, S. 11) in den Vordergrund.
Früher war der Körper Mittel zum Zweck. Ein starker leistungsfähiger Körper war
für die harte körperliche Arbeit notwendig, hatte jedoch auch den nebenläufigen positiven Effekt der Gesundheitserhaltung, dem zu dieser Zeit weniger Beachtung geschenkt wurde. Auch Aussehen und Erscheinungsbild waren zunächst kaum von Bedeutung, bzw. der soziale Stellenwert war zu dieser Zeit ein Anderer. Ein muskulöser
Körper stellte das Nebenprodukt eines von Schwerstarbeit bestimmten Lebens unterer sozialer Klassen und mithin ein Zeichen für die vom Bildungsbürgertum verpönte
körperliche harte Arbeit dar.
Heute dagegen gilt er häufig als Zeichen für die Ausübung einer teilweise kostspieligen Sport- und Freizeitkultur (Wedemeyer, 1996).
Der muskulöse Körper fungiert in der heutigen Industriegesellschaft als sichtbares
Zeichen positiver Identität; er vermittelt gesellschaftlich angesehene Werte wie
Kraft, Gesundheit, Ausdauer und Attraktivität.
Hier ist sein gewandelter sozialer Status besonders gut zu erkennen. Vielmehr ist er
aber auch als Lesefläche für Werte, die am Körper eigentlich gar nicht wahrnehmbar
sind zu verstehen. Er kann nämlich ebenso innere Eigenschaften wie Zuverlässigkeit,
Erfolg und Disziplin, aber auch Individualität, Selbstbeherrschung und Selbstbewusstsein als nur einige sozial anerkannte Eigenschaften ausstrahlen, die in einen
muskulösen Körper eingelesen werden. (ebenda).
Dies veranschaulicht, dass Bodybuilding nicht einfach nur als eine aus dem Rahmen
fallende Ausnahmesportart zu sehen ist, sondern, dass es im Gegenteil Merkmale und
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Strukturen aufweist, „die als Äquivalent einer auf entsprechenden Werten aufgebauten Gesellschaft gesehen werden muss“ (Wedemeyer, 1996, S. 410).
Durch die zunehmende Automatisierung und Technisierung wurde der körperliche
Einsatz verlagert und stark verringert.
Im Wandel der Zeit nahm dies dermaßen zu, dass bei einem großen Teil der Bevölkerung der Körper vernachlässigt wurde und nach und nach verkümmerte. Immer
mehr sitzende Tätigkeiten, einseitige Belastungen und Überlastungen für einen
schwachen oder besser gesagt wenig trainierten und nicht gleichmäßig geforderten
Körper brachten Folgen mit sich. Verletzungen an der Wirbelsäule beispielsweise
laufen auf Unterforderung des Bewegungsapparates und somit einer schwachen
Muskulatur zurück.
Ein Krafttraining wurde hierdurch vermehrt notwendig.
Dies unterstreicht die Aussage von Emrich, 1992:
Diese Zurückdrängung des Körperlichen führt zu gegenläufigen gesellschaftlichen Bewegungen, die die Wiederaneignung, oder wenn man so
will, die Zusammenführung von Körper und Geist in eine ganzheitliche
Sicht augenscheinlich zum Gegenstand haben. In die Reihe dieser Bewegungen ist auch jene Form des Umgangs mit dem Körper einzureihen,
die man als Bodybuilding bezeichnet (Emrich, 1992, S. 12)
Bodybuilding stellt keine Modeerscheinung dar, sondern vielmehr eine etablierte
Sportart. Zufolge einer Reportage der amerikanischen Illustrierten „Life“ ist Bodybuilding nach Football, Baseball und Basketball eine dermaßen populäre Sportart,
dass sogar größere Meisterschaften live im Fernsehen übertragen werden (Carmichael, 1993).
Des Weiteren kann Bodybuilding auch als eine sehr anspruchsvolle Kunstform angesehen werden. Dies wird durch die ästhetische Zielsetzung, die sich der einzelne Bodybuilder setzt deutlich. Es geht darum, genau die richtige Mischung aus Muskulosität, Symmetrie, Proportion und Muskelschärfe zu erlangen, sowie die Notwendigkeit,
das Ergebnis dieser filigranen Körperarbeit später gekonnt auf der Bühne zu präsentieren (Schwarzenegger, 1986).
61
Eine weitere Sichtweise bei der Auseinandersetzung mit Bodybuilding ist die Symbolik des Begriffs.
Der Körper wird als Instrument benutzt und dient als Mittel im sozialen Konkurrenzkampf der industrialisierten, modernisierten, körperfixierten und nach Idealisierung
strebenden Gesellschaft (Emrich, 1992).
Ist die Form des Umgangs mit dem sozialen Gebilde Körper im Bodybuilding aber wirklich verschieden von jener, die moderne Industriegesellschaften im Ganzen kennzeichnet? Wird nicht auch hier der Körper
nach impliziten oder teilweise sogar fest formulierten Kriterien bearbeitet
(Emrich, 1992, S. 10)?
Ab Mitte bis Ende der 30er Jahre begannen sich die Wertungsmaßstäbe und Körperideale zu wandeln. Der Männerkörper wurde nur noch nach rein ästhetischen Gesichtspunkten beurteilt, was sich dann auch in den folgenden Wettbewerben widerspiegelte (Schupetta, 1989).
1940 wurde der entscheidende Schritt zum modernen Bodybuilding getan. In diesem
Jahr organisierte die Amateur Athletic Union der USA die erste Wahl zum „Mr. Amerika“. Der „Mr.“ als Begriff für die Bodybuildingmeisterschaft war geboren“
(Schupetta, 1989, S. 10).
„In den vierziger Jahren rückte die beginnende Kommerzialisierung das Bodybuilding in ein schlechtes Licht“ (Gutteck, 1991, S. 98).
Positive Imagepflege, so Gutteck (1991), erfuhr das Bodybuilding in den fünfziger
und sechziger Jahren durch die so genannten „Muskelfilme“ mit Darstellern, wie
Steve Reeves und Reg Park, die aus dem Bereich des Wettkampfbodybuilding kamen.
„Steeve Reves als Filmidol 1958 in einem Herkulesfilm
Er löste den ersten Bodybuilding-Boom in Deutschland aus“ (DBUFV).
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„Steeve Reves als sensationeller erster Film - Herkules 1958“ (DBUFV).
Die Darsteller in den Filmen, so auch später Arnold Schwarzenegger, verkörperten
Ideale, die viele für das Bodybuilding begeisterten.
„Arnold Schwarzenegger schaffte den Durchbruch als Filmstar mit "Conan der Barbar" und löste in
den 80er Jahren die große Fitnesswelle aus“ (DBUFV).
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In den 60er Jahren entdeckte man neben dem Nutzen des Krafttrainings für den
Leistungs- und Hochleistungssport die Möglichkeit den Körper mit gezielten Übungen nach seinen Wunsch- und Idealvorstellungen zu gestalten. (Krüger und Wedemeier, 1995).
Durch Personen wie Arnold Schwarzenegger wurde „diese Art des Krafttrainings“
(Krüger und Wedemeier, 1995, S. 77) wieder populärer.
In den siebziger und achtziger Jahren wuchs Bodybuilding mit der ständigen Entwicklung des Körperbewußtseins zu einem Freizeitphänomen heran - auch mitunter,
weil der Mensch immer neuen Idealen entgegen strebt, ganz unter dem Motto „höher, schneller, weiter“.
Die Sichtweise im Bezug auf die Hinwendung zum Körper war in den achtziger Jahren zunächst noch weitgehend positiv.
Der Körper wurde als Ausdruckselement und vor allem Instrument gesehen, um zu
selbstverantwortlicher, körperlicher und geistiger Gesundheit zu gelangen (Krüger,
Wedemeier, 1995).
Dies unterstützt die Aussage von Rittner (1982): „(…) mit einem durchgearbeiteten
Körper hält man Belastungen besser aus, die man nicht mehr so ohne weiteres für
sinnvoll hält“ (Rittner, 1982, S. 48) sehr anschaulich.
Rittner greift damit die Gesundheitsauffassung des „New Age“ auf, in der es um eine
ganzheitliche Weltansicht von Körper und Seele geht und eine gesellschaftliche Gesundung, „die auf der Selbstverantwortlichkeit des Einzelnen beruht, der sich mittels
Achtsamkeit und Prävention und einer ausgefeilten Praxis von körpertherapeutischen
Techniken eine neue Gesundheitswelt zimmern soll“ (Krüger, Wedemeier, 1995, S.
8) im Mittelpunkt steht.
Mitte der achtziger und neunziger Jahre veränderte sich die Sichtweise mit der aufkommenden Fitness- Welle. Dieser Boom führte später zu einem neuen Körperkult,
der seinen Ausdruck durch die Medien verstärkte. Im Mittelpunkt standen fortan
gestählte Körper die, wie bereits oben schon angesprochen, in Werbung und Film
zur Schau gestellt wurden und als Vorreiter der heute gängigen Körperideologie anzusehen sind, die den gesunden, leistungsfähigen und attraktiven Körper zum Maß
aller Dinge ausruft.
64
Das Körperziel ist eindeutig und rigoros: Der Körper hat stark zu sein, ästhetisch,
gesund, abwehrkräftig und muss schlussendlich schön und attraktiv sein.
Der Körper hat einen neuen sozialen Wert erhalten. Er ist nicht mehr, wie
in der Aufklärung, ein Instrument, dessen reibungsloses Funktionieren
Teil des bürgerlich- demokratischen Lebens ist, sondern wird zunehmend
zum Ziel des Lebens, in das alle Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte
hineinprojiziert werden. Denn eine Veränderung des Körpers, so heißt es
heute, zieht eine Veränderung der Persönlichkeit nach sich. Das äußere
Bild ist nach dieser Ideologie immer auch Spiegelbild des Inneren. Der
Starke, Schöne und Attraktive repräsentiert damit auch gleichzeitig entsprechende innere Werte. Fast scheint es, als ließe ein solcher Gedankengang auch den ungeheuerlichen Umkehrschluss zu. Und vereinzelt hört
man sogar Stimmen, die etwa dem Übergewichtigen entsprechende negative Charaktereigenschaften zuweisen (Krüger, Wedemeier, 1995, S. 9).
Diese Sichtweise führt zu einem Schubladendenken nach welchem Gruppen von
Menschen klassifiziert und stigmatisiert, und Sportarten und Begriffe wie der des
Bodybuildings oftmals fehl interpretiert und assoziiert werden.
„Seit der französischen Revolution und dem Ende der höfischen Kultur des Rokoko
war es den Frauen vorbehalten, sich intensiv um ihre Schönheit zu kümmern“ (Wikipedia). Männer hingegen interessierten sich eher für Technik und Wirtschaft.
„Was lange Zeit im westlichen Kulturkreis für Männer sehr ungewöhnlich war,
wurde und wird hier auch gerade von den Bodybuilder- Männern exzessiv ausgelebt und kultiviert: Der Beschäftigungsgrad, die Gestaltung und Pflege des
eigenen Körpers, sowie das Achten auf die äußere Erscheinung“ (ebenda).
Allerdings muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Gestaltung des Körpers
und des Aussehens bei Männern genauso an Bedeutung gewonnen hat, wie es sonst
den Frauen vorbehalten war, wenn auch nicht in dem Maße und der Art wie es in der
Bodybuilding- Szene üblich betrieben wird.
65
Das Bodybuilding geht nun noch einen Schritt weiter. Wie bei der
Schönheitschirurgie werden die Veränderungen tiefer im Inneren des
Körpers vorgenommen. Das gezielte Muskeltraining, bei dem die Anpassungsfähigkeit des Körpers an Belastungen konsequent zur vorzeigbaren
Massenmaximierung angeregt wird, schafft Zeichen von Stärke, Fitness
und Macht und soll im Grunde nichts anderes bewirken als eine radikale
Steigerung der Ausdrucksfunktion des Körpers. Die Tatsache, dass die
Trainingsräume der Bodybuilder mit großen Spiegeln ausgerüstet sind,
ist nicht nur Ausdruck einer narzisstischen Selbstverliebtheit, sondern der
Spiegel ist hier auch das Instrument einer sehr kritischen Selbst- und Sozialkontrolle. Im Spiegel kann die Bildhaftigkeit der angestrebten Körperumbildung wahrgenommen werden und gleichsam der Eindruck auf
das Auge der Öffentlichkeit „vorhergesehen“ werden“ (Gießing, Hildenbrandt, 2005, S. 146).
Vielen „Body-Interessierten“ gab neben den bereits angesprochenen „Muskelfilmen“
auch ein Foto, wie z.B. von Steve Reeves, dem Mann mit der perfekt männlichen
Physiognomie, oder dem ehemaligen Mr. Olympia Frank Zane den Ausschlag, sich
für den Bodybuilding-Sport zu begeistern und mit dem Training zu beginnen
(DBUFV).
Steve Reeves - Mr. World 1946 (DBUFV)
66
„Frank Zane gilt seit den 70er u.80er Jahren für viele Athleten als Vorbild“ (DBUFV)
„Schon immer begeisterten sich Männer wie Frauen wegen der klassisch- vollendeten Linien natürlicher Bodybuilder für den Eisensport. Der Klassik-Look
traf den Geschmack der breiten Öffentlichkeit, und daran hat sich bis heute
nichts geändert“ (DBUFV).
„Heute wie in früheren Jahren gilt die Maxime: „Form ist in, Masse out; Fett
ist out, Fitness in; schlank ist in, mager ist out." Dieses Zitat stammt aus einem
Artikel in der Juli-/August-Ausgabe ´88 von American Health.“ (ebenda).
Die Umfrage, auf die der Artikel sich bezog, hatte ein interessantes Ergebnis, welches zeigte, dass sowohl Männer als auch Frauen moderat muskulöse Körper bevorzugen, „während die Steroid- Freaks, die das Profi-Bodybuilding dominieren, mehr
auf Ablehnung stoßen“ (ebenda).
Wünsche (1985) betont in diesem Zusammenhang die gesellschaftliche Sichtweise,
die in dem zu extrem und exzessiv betriebenen Bodybuilding keinen Sport mehr erkennen kann und will (Wünsche, 1985).
Denn der elegante Athlet, der auf besondere, natürlich aussehende Harmonie und
Proportionalität bedacht ist, ist um eine möglichst große gesellschaftliche Akzeptanz
67
bemüht, da die so genannten „Spitzenathleten“ mit ihrer extremen Muskelmasse oft
als unnatürlich und unansehnlich empfunden werden (Gutteck, 1991).
In der heutigen schnelllebigen und erfolgsorientierten Gesellschaft wird neben der
beruflichen Anerkennung „der schöne sportliche Körper als Statussymbol, „nicht nur
der körperlichen Ansehnlichkeit, sondern – famoserweise – auch der geistigen Potenz“ (Hohner, 1989, S.67 in Krüger und Wedemeyer, 1995, S. 116) gesehen.
„Muskeln repräsentieren also Erfolg; eine andere Funktion haben die Tag für Tag
sinnlos gestrafften, angehäuften Muskeln nicht, sie müssen sogar „künstlich am Leben erhalten werden“, weil sie heute im praktischen Leben Niemand braucht“ (Hacke, 1987, S.77 in Krüger und Wedemeyer, 1995, S. 116).
„Der Körper ist zum Prestigeobjekt avanciert und garantiert in den unterschiedlichsten Bereichen Erfolg; vielmehr noch: er ist selbst schon zu einem „kulturellen“ Symbol für Erfolg geworden“ (Goerke 1988, S. 16 in Krüger und Wedemeyer, 1995, S.
116).
Werbeslogans, wie „abnehmen leicht gemacht“ suggerieren, dass der Weg zum „perfekten Körper eine Spazierfahrt“ darstellt, die für Jeden erreichbar scheinen sollen.
Ein erschreckendes Vorurteils- und Meinungsbild wird durch folgende Aussagen
deutlich: „wer zu dick ist, ist faul, lasterhaft, willensschwach“, „undiszipliniert, darum unmoralisch und selber Schuld an seinem Schicksal. Mehr noch: er/ sie hat kein
besseres verdient“ (Randow, 1994, S.45 in Krüger und Wedemeyer, 1995, S. 114).
Menschen werden an dieser Stelle manipuliert, charakterisiert und klassifiziert.
„Die Arbeit am eigenen Körper gehört heute zum Alltagsbild, ja sie ist fast schon zu
einer Selbstverständlichkeit geworden – man vergegenwärtige sich nur die unzähligen Fitnessstudios, in denen Bodybuilding und Körperstyling betrieben wird“ (Pachnicke, 1989, S. 7 in Krüger und Wedemeier, 1995, S. 113).
Die Selbstverständlichkeit mit der heute versucht wird den Körper zu
modellieren, lässt sich auf die generelle Auffassung zurückführen, dass
jeder Mann und jede Frau genau dann gut aussehen könne, wenn er/ sie
sich nur genug anstrenge, genug Sport treibe, weniger und bewusster esse
etc. – kurz: eben mehr aus sich mache. Körperschönheit scheint also einerreichbares Ziel zu sein – unter Umständen auch ein käuflich erwerbbares, denn die Ausgaben für Schönheit liegen in Amerika heutzutage höher als die für Erziehung und Soziales (Rodin, 1994, S.9 in Krüger und
Wedemeyer, 1995, S. 114).
68
Es könnte sich trotzdem die Einstellung durchsetzen, dass nur gesellschaftliche Anerkennung verdient habe, wer seinen Körper in einem Fitnesscenter stähle. Auf diesen Zug ist die kommerzielle Werbung längst
aufgesprungen: sie hat erkannt, dass sich beinahe jedes Produkt mit einem ästhetischen, halbnackten Körper besser verkaufen lässt (Krüger und
Wedemeier, 1995, S. 49).
Auch Bücher haben oft lebensberatenden Charakter und propagieren die Aussage,
„dass der Weg zum Glück über Krafttraining und einen Lebenswandel“ führt“ (Krüger und Wedemeier, 1995, S. 49).
Beinahe jeder bedeutende Sportler aus diesem Bereich hat hierzu ein Buch herausgebracht. So zum Beispiel: Eugen Sandow (1925): „Kraft und wie man sie erlangt“,
Theodor Siebert (1923): „Der neue Kraftsport - Eine praktische Schule zur Erlangung außergewöhnlicher Muskel- und Körperkraft“, oder
D. Mac Lennan (o. a.). “Bodybuilding as a “key” to Athletic success“, um nur einige
Bespiele zu nennen.
Jedoch ist Bodybuilding nicht gleich Bodybuilding, denn entscheidend ist immer das
persönliche Ziel (Spitz, 1989).
„Gesundes Bodybuilding – weg vom übertriebenen Muskelaufbau, hin zu einem dosierten Training, das den Körper formt, ihn gesund und attraktiv macht- das ist der
neue Trend“ (Spitz, 1989, Einband Rückseite).
Bodybuilding war damals als ein sehr gesunder Sport angesehen. Beim
Wettkampfsport werden heutzutage solch enorme Leistungen verlangt,
dass man bei den Hochleistungsbodybuildern nicht immer von gesundem
Bodybuilding sprechen kann (Strzeletz, 1983, S. 27).
Die damals gebauten Geräte unterschieden sich nicht wesentlich in ihrer
Funktion von den heutigen Apparaten. Sie waren nicht entwickelt worden, um Muskelberge aufzubauen, sondern geschädigten Patienten zur
Genesung zu verhelfen (ebenda).
Spitz (1989) kommt in seinem Buch: „Fit durch Bodybuilding“ zu dem Entschluss,
„dass Bodybuilding nicht nur für Jugendliche, sondern für Menschen aller Altersstufen gleichermaßen gesundheitlichen Wert erlangt“ (Spitz, 1989, S. 7).
Wenn er von einem „fachlich richtigen Muskeltraining“ spricht, setzt er direkt dahinter in Klammern: Bodybuilding.
69
Damit setzt er die Begriffe gleich. Weiter ist er der Ansicht, dass „regelmäßig und
dosiert betriebenes Bodybuilding, das in ausgezeichneter Weise die Ausprägung und
Funktionserhaltung unseres Muskelkorsetts fördert, aus Sicht der vorbeugenden Medizin, der Bewegungstherapie und der Rehabilitation immer größere Bedeutung gewinnt“ (Spitz, 1989, S. 8).
Spitz (1989) spricht von „gesundem Bodybuilding“ (ebenda, S. 7).
Auch Sandow war daran interessiert, „verhütende und vorbeugende Medizin zu lernen, und nicht nach Verletzung heilende Medizin“ (Strzeletz, 1983, S. 19).
Unter anderem wurde die sportliche Anerkennung von Bodybuilding durch die Intoleranz bedeutender traditioneller Sportverbände gegenüber neuen und ungewöhnlichen Sportarten, sowie von Vorurteilen der Bevölkerung verschiedener Länder –
Krafttraining macht langsam und unbeweglich…- und sei darüber hinaus nutzlos im
Hinblick auf sportliche Leistungen, verzögert.
Des weitern griffen Trainingslehre und Sportmedizin nicht nur den muskulären, sondern auch die gesundheitlichen Aspekte eines individuellen Bodybuilding- Trainings
auf und stellten seinen Nutzen als gesundheitlich wertvolles Training zur Erhöhung
der allgemeinen Leistungsfähigkeit heraus.
Die wissenschaftlich gewonnen Erkenntnisse werden erfolgreich in der Prävention,
der Rehabilitation und in verschiedenen Sportarten als begleitende Trainingsmethode
gegenwärtig angewendet.
Neben dieser Entwicklung ist begleitend ein kommerzieller Markt entstanden, auf
dem vielfältige Produkte angeboten werden, die während der Bodybuilding- Bewegung entstanden sind.
In der Bundesrepublik werden täglich neue Fitnessstudios für Muskeltraining gegründet; vielleicht befindet sich eine solche Möglichkeit ganz
in ihrer Nähe, ohne dass sie dies bisher gewusst haben. Oder Sie wenden
sie sich offiziell an die Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher
Gewichtheber (…), der ihnen bei der Suche nach entsprechenden Adressen gerne behilflich ist (Spitz, L., Schnell, J., 1983, S. 6).
Hier wird der zeitliche Wandel, der sich von den Athletikvereinen bis hin zum Fitnessstudio zieht, noch einmal deutlich, denn wer würde sich heute noch an die Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber wenden, wenn er sich
lediglich auf der Suche nach einem Fitnessstudio befindet.
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5
Diskussion
Interessanterweise lässt sich bei der Suche nach der Begriffsdefinition von Bodybuilding in folgenden themenbezogenen bzw. gängigen Lexika und Wörterbüchern
kein Eintrag finden:
•
VÄTH, R. (1991). Bodybuilding- Fachwörter- Lexikon. 1. Auflage. Langen:
K- und V- Verlag
•
MEIER, R. (1991). Lexikon des Kraftsports. Düsseldorf: Zenon- Verlag
•
WEBSTER, M. (1976). Webster´s sports dictionary. Springfield, Massachusetts, U. S. A.: Meriam Webster Inc.
•
SALAK, S. (o. a.). Dictionary of Sports. London: Peter Owen
•
BEYER, E. (Red.). (1987). Wörterbuch der Sportwissenschaft: Deutsch Englisch – Französisch […]. Schorndorf: Hofmann
Dies lässt unter anderem darauf schließen, dass zum einen eine klare Definition
schwierig erscheint und zum anderen die genaue Herkunft des Wortes nicht genügend erörtert wurde und darüber hinaus vielleicht sogar überhaupt nicht feststellbar
ist.
Dennoch erscheint es merkwürdig, dass der Begriff Bodybuilding selbst im „Lexikon
des Kraftsports“, oder dem „Bodybuilding- Fachwörter- Lexikon“ nicht definiert
wird.
Fraglich bleibt auch, warum die drei anderen renommierten Wörterbücher keinen
Eintrag aufweisen.
71
Bei näherer Betrachtung der Definitionen von Bodybuilding haben sich folgende
Untersuchungskriterien herauskristallisiert:
1. Übersetzungsform
2. Schreibweise
3. Inhalt
Hierbei ist interessanterweise festzuhalten, dass sowohl synonyme Übersetzungsformen, wie Schreibweisen und Inhalte, als auch große Unterschiede auftreten.
Denn es gibt vielfältige Definitionen mit zahlreichen Dimensionen und Ebenen des
Bodybuilding- Begriffs. Die Betrachtungsweise und Auslegung scheinen individuell
verschieden, wobei es sowohl einheitliche, widersprüchliche als auch unspezifische
Definitionen gibt.
Carmichael (1993) bezeichnet eine allgemeingültige Definition als problematisch.
1. Übersetzungsform
Hartmann (1960) übersetzt Bodybuilding mit „Körperbau“.
Dem schließt sich der Schüler- Duden „Der Sport“ (1987) an, welcher Bodybuilding
erweitert mit „Körpergestaltung“ übersetzt.
Meyers Enzyklopädisches Lexikon übersetzt Bodybuilding wie folgt: „body = Körper, und to build = (auf)bauen“ (Meyers Enzyklopädisches Lexikon).
Interessanterweise lässt diese Übersetzung durch die Klammersetzung keine einheitliche Definition erkennen.
Paul (1995) stellt zunächst richtig heraus, dass Bodybuilding auf dem englischen
Verbum „to build“ basiert.
Auch die deutsche Übersetzung „bauen, errichten“ wird korrekt aufgeführt.
Danach vermischt sie jedoch mit ihrer Schlussfolgerung: „demnach sind Bodybuilder
Individuen, die ihren eigenen Körper „bauen oder aufbauen““ ihre vorherige Definition.
72
In folgenden Literaturquellen wird Bodybuilding mit „Körperaufbau“ übersetzt:
•
Quitsch (1962)
•
Bernett (1962)
•
Raccon (1980)
•
Brockhaus Enzyklopädie (2006)
•
Brockhaus Sport (2007)
Quitsch (1962) bezeichnet „Körperaufbau“ sogar als beste und verständlichste Übertragung ins Deutsche für den Begriff Bodybuilding, wenn man gleichzeitig den
Zweck des Bodybuilding ausdrücken will, obwohl Aufbau im Amerikanischen
„construction“ heißt (Quitsch, 1962).
Bei dem Wort „building“ ist sowohl in englischen, als auch in amerikanischen Wörterbüchern, wie zum Beispiel dem „Concise Oxford Dictionary“ und dem „Webster´s
Dictionary“ eine einheitliche Definition zu finden. Hier wird „building“ im Sinne
von „Gebäude“ und „Bau“ übersetzt, nicht etwa als „aufbauen“.
Bodybuilder sprechen auch gerne davon, „dass sie wie „Bildhauer“ an ihrem eigenen
Körper arbeiten; sie bearbeiten ihren Körper dahingehend, dass sie ihre vorerst bildhafte Wunschvorstellung von bestimmten Proportionen oder Körperlinien und Körperbeschaffenheiten, nach und nach realisieren“ (Paul, 1995, S. 39).
Abschließend lässt sich festhalten, dass „Körperbau“ die richtige Übersetzung für
Bodybuilding darstellt
2. Schreibweise
Betreffend die Schreibweise von Bodybuilding wird deutlich, dass die gebräuchlichste Form das zusammengeschriebene Wort ist.
Im Lexikon der Sportwissenschaft (1993) werden sowohl die Groß-, als auch die
Kleinschreibung angeboten.
73
Abweichend dazu wird Bodybuilding in den folgenden Literaturquellen getrennt geschrieben. Hierbei finden sich noch Unterschiede in der Groß- und Kleinschreibung
und bei der Verwendung eines Bindestrichs.
Body building
•
The New Encyclopaedia Britannica
•
The Oxford Dictionary of Sports Science & Medicine (2006)
Body- building
•
Johnsen, Heidenstamm (1960)
Body- Building
•
Der Muskelbilder (1961)
•
Carmichael (1993)
An keiner Stelle ist nachvollziehbar, warum eine Silbentrennung vorgenommen wird.
Die wörtliche Übersetzung „Körperbau“ ändert sich dadurch nicht.
3. Inhalt
Bei Betrachtung der Definitionen, wird ersichtlich, dass nahezu alle Lexika Bodybuilding als Wettkampf- bzw. Leistungssportvariante betrachten.
Nur in den ersten Sätzen wird bei Einigen von „Körpermodellierung“ bzw. „Körperformung“ gesprochen, jedoch vornehmlich im Bezug auf den Leistungssport.
Carmichael (1993) hingegen sieht Bodybuilding zu 99 % als Breitensportvariante an
und bezeichnet lediglich ein Prozent der Bodybuilding- Betreibenden als Leistungssportler bzw. Wettkampfathleten.
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Einzelne Definitionsbetrachtungen
Der DBFV (2007) lässt keine klar eingrenzende Definition erkennen. Vielmehr wird
Bodybuilding als Oberbegriff für vielseitige sportliche Tätigkeiten bezeichnet und
darüber hinaus wird eine Befürwortung für Bodybuilding getätigt.
Weider (1989) bezeichnet Bodybuilding als eine Form des Gewichttrainings, so auch
Schwarzenegger (1986), der Bodybuilding als Widerstandstraining bezeichnet.
Wikipedia (2007) sieht Bodybuilding als ein Krafttraining an, welches den Muskelaufbau und nicht den Kraftzuwachs fördert. Ein Gewichttraining wird hier als nützlicher Bestandteil vieler Sportarten gesehen.
Inhalt sowie einheitliche Aussage dieser Definitionen ist, dass Krafttraining bzw.
Gewichttraining im Bodybuilding der Hauptbestandteil ist.
Hartmann (1960) bezeichnet Bodybuilding fälschlicherweise als „amerikanisch wissenschaftlich fundiertes System…“ (Hartmann, 1960, S. 3).
Dies ist aber erst das spätere Ergebnis der Weider- Brüder. Amerikanisch ist lediglich die Vermarktung, welche auch schlussendlich die falsche gefestigte Meinung
über das Bodybuilding in der Gesellschaft fördert und gefördert hat.
Nachdem auf einzelne herausragende Definitionen genauer eingegangen worden ist
und festgestellt wurde, dass die weiteren Definitionen weitgehend allgemein gehalten
sind und verschiedene Sichtweisen erkennen lassen, die nicht zu einem klaren Verständnisses des Begriffs beitragen, wurde zur Veranschaulichung und besserem Verständnis folgendes Schaubild I zusammengestellt.
75
Definitionen, Übersetzungen und Inhalte von Bodybuilding – entnommen aus
den Definitionen (Kapitel 4.1.1)
Schaubild I
A
Sportart
Leistungssport
Wettkampf
Breitensport
Fitnessport
KraftsportHochleistungsvariante
D
B
Trainingsmethode(n)
Körperentwicklung
Körpervervollkommnung
Körperaufbau
Körperbau
C
Körpermodellierung
Körperformung
Gymnastik mit Gewichten
Körperkräftigung
Zweckgymnastik
Muskelbildung
Gewichttraining
Muskelaufbau
Widerstandstraining
Schulung der energetisch
Rehabilitationstraining
konditionellen Fähigkeiten
Muskelentwicklung
D
Leistungssteigerung
Fitnesssteigerung
Gesundheitsvorsorge
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Erläuterung zum Schaubild I
Das Schaubild I beinhaltet die Definitionen, Übersetzungen und Inhalte von Bodybuilding, die ausschließlich aus den Definitionen (Kapitel 4.1.1) entnommen worden
sind.
Es soll verdeutlichen, dass der Begriff Bodybuilding in mannigfaltigen Bereichen
vorkommt, vielseitig verwandt werden kann und zahlreiche individuell verschiedene
Ziele umfasst.
Zum einen stellt Bodybuilding differenzierte Sportformen (Block A) dar, zum anderen wird Bodybuilding auch als eine Trainingsmethode (Block B) gesehen, die mit
unterschiedlichen Trainingsmöglichkeiten (Block C) verschieden Ziele (Block D)
erreichen lassen kann und schließlich nicht nur zur Leistungs- und Fitnesssteigerung
beitragen kann, sondern auch eine allgemeine Gesundheitsvorsorge (Block E) ermöglicht.
Im Kapitel der Definitionen von Bodybuilding folgt die Aufstellung der Formen von
Bodybuilding, die in der Literatur gefunden worden sind.
Das ursprüngliche Wort Bodybuilding hat zahlreiche zweckgerichtete Vorsätze erhalten.
Hierzu wurde zur Veranschaulichung das Schaubild II erstellt.
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Schaubild II
Formen von Bodybuilding
Formen
von Bodybuilding
Bodybuilding
Leistungssport Bodybuilding
Breitensport Bodybuilding
Wettkampfbodybuilding
Gesundes Bodybuilding
Amateurbodybuilding
Modernes Bodybuilding
Profi-Bodybuilding
Fitnessbetontes Bodybuilding
Klassische Posing- Bodybuilding
Schönheitliches Body-Building
Extrem- Bodybuilding
…
Natural Bodybuilding
...
Oberbegriff ?
78
Erläuterung zum Schaubild II
Aus dem Schaubild II ist zu entnehmen, dass Bodybuilding mittlerweile nicht nur als
eine Sportart gesehen werden kann.
Vielmehr ist es in zwei Sparten, den Breitensport und den Leistungssport aufteilbar.
Die weiteren Bedeutungsvarianten passen entsprechend in diese Felder hinein.
Somit ist der „allein stehende“ ursprüngliche Begriff Bodybuilding ein Oberbegriff
für diese diversen Bedeutungsvarianten, da er als elementarer Bestandteil jeder dieser
zu sehen ist.
Bei Betrachtung der verwandten Begrifflichkeiten von Bodybuilding konnten
einige Autoren, die bereits ihr Statement diesbezüglich abgegeben haben, hinzugezogen werden.
Abromeit (1987) betrachtet direkt alle Fitness-Sportler als Bodybuilder (Abromeit,
1987 in Carmichael, 1993, S. 21).
Unger (1988):„Das Prinzip des Muskeltrainings im Fitnessbereich ähnelt dem des
Bodybuildings. Nur die Intensität ist nicht so hoch und somit auch nicht das Ausmaß
des Effektes“ (Unger 1988, S. 108).
Beckers (1988) sieht „eine Abgrenzung zwischen Bodybuilding und Fitnesstraining,
sowie weiteren Varianten“ nicht als eindeutig möglich an (Beckers, 1988 in Emrich
1992, S. 126).
Der Fitnesssportler möchte jedoch in der Regel kein Spezialist werden und praktiziert somit ein Training, welches beide Grundeigenschaften, Kraft und Ausdauer,
beinhaltet. Vergleicht man diesbezüglich Marathonläufer, Gewichtheber und Bodybuilder, so gewinnt man die Erkenntnis, dass die beiden zuletzt genannten Defizite
im Ausdauerbereich und der Läufer im Bereich der Kraft aufweisen. Die Trainingsziele sind völlig unterschiedlich ausgerichtet und beide sind als Spezialisten in ihrer
Sportart zu sehen (Unger, 1988).
79
Paul (1995) ist der Meinung, dass der Begriff Bodybuilding in der heutigen Zeit
meist nur auf den Bereich des Leistungssports bezogen wird.
Trotz dessen starker Expandierung wäre diese Einengung falsch, „ (…)denn auf die
Frage nach der von ihnen betriebenen Sportart, antworten viele Hobbysportler
selbstbewusst mit „Bodybuilding“. Auch wenn es ihnen niemals in den Sinn kommen würde an entsprechenden Wettkämpfen teilnehmen zu wollen“ (Paul, 1995, S.
39).
Paul (1995) stellt des Weiteren fest, dass die Hemmschwelle, sich als Bodybuilder zu
bezeichnen, in den letzten Jahren stark gesunken ist.
Sie setzt hier zunächst diesen Personenkreis mit dem der Besucher von Sportstudios
und zuhause oder in Vereinen an Gewichten Trainierender gleich.
Später geht sie jedoch auf die unterschiedlichen Zielsetzungen ein, indem sie drei
Gruppen differenziert:
1. Gruppe Ziel: Sichtbarer Muskelaufbau steht im Vordergrund.
2. Gruppe Ziel: Fettreduktion. Angestrebt wird ein schlanker, sportlicher
Körper. Zur Formgebung wird der Aufbau von Muskeln akzeptiert.
3. Gruppe Ziel: Kraftsteigerung oder Gewichtszu- bzw. Abnahme für andere Sportarten.
Die größte Gruppe in den Studios ist zweifellos die zweite Gruppe. Man
bezeichnet diese Kategorie auch als „Fitnesssportler“ (Paul, 1995, S. 40).
Nun kommt erneut die Frage auf, ob hier die Begrifflichkeiten „Bodybuilder“
und „Fitnesssportler“ gleichgesetzt werden können.
Paul schließt ihre Klassifikation folgendermaßen ab: „Während die Personen
der Gruppen eins und drei sich primär an den Anforderungen der von ihnen
gewählten Disziplin orientieren, steht für die Mitglieder der 2. Gruppe die Erlangung eines ganz persönlichen Ziels im Vordergrund“ (Paul, 1995, S. 40).
Wedemeyer (1996) ist der Auffassung,
die drei Begriffe Fitness, Kraftsport und Bodybuilding meinen hinsichtlich ihrer Grundfunktion bzw. ihrer Bewegungsmechanik mehr oder weniger dasselbe: progressives Widerstandstraining. Je nach individueller
Absicht des Sportlers unterscheiden sie sich aber in ihrer Zielsetzung:
Leistungssportler betreiben Krafttraining zur Unterstützung ihrer eigentlichen Sportart, Fitness- Sportler wollen ihren Körper kräftigen oder Übergewicht verlieren bzw. den Körper einfach in Maßen verändern, und
Bodybuilder trainieren und formen ihren Körper um u. a. auch an Bodybuilding- Wettkämpfen teilzunehmen. Auch bei diesem Sport ließe sich,
80
genau wie bei anderen Sportarten auch, eine Unterscheidung in Breitenbzw. Amateursport und Spitzen- bzw. Leistungssport vornehmen (Wedemeyer, 1996, S. 408).
Dietrich u. a. (1990) sieht in der Bezeichnung Fitness-Sport keinen klar gegen andere
Sportarten abgegrenzten Bereich.
Der Fitness-Sport ist ihrer Meinung nach weder mit einem bestimmten Bewegungsrepertoire, noch Einzeltechniken, Bewegungsnormen oder gar Handlungsregeln ausgestattet (Dietrich u. a., 1990).
Es wird eher ein diffuses Ziel „Fitness“ beschrieben, dass selbst Wandlungen unterworfen ist. So entstehen Fitnessprogramme und ihre jeweiligen Bezeichnungen recht zufällig. Als typische Varianten für Frauen sind
neben dem ursprünglichen „Body-Building“ neue Angebote wie „BodyShaping“, „Body-Styling“, „Beauty-Shaping“, „Body-Dynamics“ und
„Body-Form“ entstanden, die zusammen mit „Hanteltraining“ und Krafttraining“ alle mehr oder weniger dasselbe beinhalten. (Dietrich u. a.,
1990, S. 95).
Diese neu aufgestellten Begrifflichkeiten, die sich in der unübersichtlichen Angebotspalette von Fitnessstudios zeigen, so Krüger und Wedemeier (1995), „erreichen
zum einen eine Verwirrung des Kunden und zum anderen ist eine klare Zuordnung
der Bedeutungen der einzelnen Begrifflichkeiten zu den Angeboten nahezu unmöglich“ (Krüger und Wedemeier, 1995, S. 76).
Doch warum auf diese neuzeitlichen Begriffe näher eingehen, die sich scheinbar vom
Begriff Bodybuilding eher abgrenzen wollen.
In dieser Arbeit wurden vielmehr die Begriffe Athletik und Körperkultur als Vorreiter des Bodybuilding herausgearbeitet.
Wer das Wort Bodybuilding als Erster verwendete ist nicht nachvollziehbar, da manche Autoren die Pioniere eines bereits systematisch betriebenen Muskeltrainings in
Carl Abs, Arthur Saxon, Georg Hackenschmidt, Bernarr MacFadden, Lionel Strongfort, Edmond Desbonnet, Eugen Sandow, Sigmund Klein und später in Joe und Ben
Wieder und Arnold Schwarzenegger etc. sehen.
Spitz (1989) sieht in Max Sick den Athleten, der durch seine Trainingsmethode „eine
der wesentlichen Keimzellen für das sich später entwickelte klassische „Posing- Bodybuilding“ (Spitz, 1989, S. 16) entstehen ließ.
81
Würzberg (1987) bestätigt diese Sichtweise durch seine Aussage, „dass er vielleicht
der Erste war, der den Aufbau eines athletischen Körpers „entfunktionalisierte“.
Im Gegensatz zu anderen, auch die Kraft trainierenden Sportlern, strebt der
Bodybuilder den Aufbau von Muskelsubstanz nicht aus primär funktionalen
Gründen an. Es geht ihm nicht um eine möglichst leistungsfähige, sondern um
eine möglichst gut entwickelte und vor allem deutlich sichtbare Muskelentwicklung (Gießing, Hildebrandt, 2005, S.142).
Das um die Jahrhundertwende betriebene vielseitige Training – zu dieser Zeit auch
unter dem Begriff Körperkultur bekannt -, umfasste unter anderem Gewichtheben,
Turnen, artistische Übungen und Ringen und verhalf dem Trainierenden zum Bild
eines ganzheitlichen Athleten.
Aus diesem ergab sich das Körperideal dieser Zeit, welches Spitz mit „kernig statt
hypertrophiert“ (Würzberg, 1987, S. 92) umschreibt.
Der heutige Bodybuilder ist bei seiner Zielsetzung gar nicht mehr in der Lage diese
Disziplinen alle durchzuführen.
Sein Körperbild entsteht durch Hantel- und Gerätetraining gepaart mit aeroben Ausdauertraining und einer speziell abgestimmten Ernährung, etc..
Bezüglich der Frage, ob Bodybuilding in anderen Sportarten auftritt, konnte folgendes herausgearbeitet werden.
Es wurde anfänglich lediglich nach Methoden, die auch im Bodybuilding Verwendung fanden trainiert.
Heute werden in vielen Sportarten verschiedene Methoden von Krafttraining (Maximalkraft-, Schnellkraft-, Kraftausdauertraining etc.) zur Unterstützung und Optimierung der Leistung durchgeführt.
Ein Teilziel stellt dabei das Muskelaufbautraining (Hypertrophie) mit dem
Nutzen der Gesundheitsvorsorge und Fitnesssteigerung, Verbesserung der
sportlichen Leistungsfähigkeit durch Steigerung der Kraft und Kondition,
Modellierung des Körpers durch gezielten Fettabbau und Muskelaufbau, Rehabilitationstraining zur Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit eines durch
Verletzung geschwächten Körperteils (Weider 1989, S. 21) etc. dar.
Dieses kann dann anhand von Methoden aus dem Bereich des Bodybuilding umgesetzt werden.
82
Wenn ein Sportler aus einer anderen Disziplin sich nun wirklich einer modifizierten
Trainingsmethode aus dem Bodybuilding bedient, ist er Aufgrund dieser Tatsache
noch lange kein Bodybuilder.
Doug Mac Lennan, technical director of the Fitness Institute of Canada, sieht sogar
Bodybuilding als den Schlüssel zum athletischen Erfolg: „Bodybuilding as a “key” to
Athletic success” (Mac Lennan, Titelseite).
Auch Quitsch (1962) ist der Meinung, dass Body-Building Übungen durchaus als
gute Ergänzung in ein allgemeines Training eingefügt werden können und dass sie
als spezielles Training bestimmter Muskelgruppen an hervorragender Stelle stehen
(Quitsch, 1962).
Zusammenfassend betrachtet bedeutet dies, dass sowohl der Leistungssportler, als
auch der Freizeitsportler, der Gesundheitssportler und der Bodybuilder nach ein und
derselben Methode trainieren können, gemeinsame Teilziele verfolgen, aber schlussendlich andere Endziele anstreben bzw. erreichen.
Im Wettkampfbodybuilding jedoch findet im Gegensatz zu den anderen Sportarten
die Überformung und das reine Zurschaustellen des Körpers statt (Gießing, Hildebrandt, 2005).
Deutlich wird, dass der Wettkampf in besonderer Weise auf Präsentation
und Demonstration des definierten Muskelbildes angelegt ist und weniger den Charakter einer auf Bewegungsleistungen angelegten sportlichen
Auseinandersetzung aufweist.
Aufgrund der in der Schlussphase der Wettkampfvorbereitung enorm
auszehrend wirkenden Maßnahmen kann die paradoxe Situation entstehen, dass Bodybuilder am Wettkampftag zwar eine maximale Muskelentwicklung und eindrucksvolle Definition vorweisen können, aber kaum
noch körperlich leistungsfähig sind.
Während alle übrigen Sportler ihr Training so ausrichten, dass ihre sportliche Leistungsfähigkeit und körperliche Form am Wettkampftag ihr
höchstes Niveau erreichen, ist bei Bodybuildern häufig das Gegenteil der
Fall. Die Wettkämpfe stellen keine sonderlich hohen Anforderungen an
die sportliche Bewegungsleistung der Athleten (Gießing, Hildebrandt,
2005, S. 142).
Eindeutiger könnte der Widerspruch zwischen der Präsentation eines athletischen
Äußeren und der tatsächlichen sportlichen Leistung kaum sein (ebenda).
83
6
Fazit
Der Trainierende im Fitnessstudio, der Leistungssportler, der Freizeitsportler zuhause oder in Vereinen, der die Absicht verfolgt, Muskulatur aufzubauen, diese zu stärken, die Leistung zu steigern oder den Körper nach den eigenen Idealvorstellungen
zu formen, weiß wohlmöglich gar nicht, dass er Bodybuilding betreibt.
Ist er nun Fitnesssportler, macht er Krafttraining oder ist er wirklich Bodybuilder?
Zahlreiche stark differenzierte Assoziationen und Vorurteile machen das Bodybuilding zu dem was es heute ist, ein stigmatisierter Begriff, der festgefahrene Vorstellungen bei den meisten Menschen hervorruft.
Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit war die Etymologie und Phänomenologie
des Begriffs Bodybuilding herauszuarbeiten.
Es hat sich gezeigt, dass der Begriff durch ein stets wandelndes Idealbild der Menschen eine Bedeutungserweiterung erfahren hat.
„Der Mensch hat seit alters den Drang, das Höchste, Größte, Schnellste, Wertvollste
und Stärkste zu verehren“ (Strzeletz, 1983, S. 11) - somit das Extreme - und dadurch
wird auch der Bodybuilding- Betreibende entsprechend gepuscht.
An keiner Stelle in der Geschichte wird deutlich, wann der Begriff Bodybuilding das
erste Mal gefallen ist.
Anhand der Entwicklungsgeschichte des Bodybuilding sollte demonstriert werden,
dass die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Bodybuilding heute eine moderne
Verwendungsweise ist, die weniger der historischen entspricht, bzw. sich nicht an
der in der Wortgeschichte offenbar werdenden eigentlichen Wortbedeutung orientiert.
Zahlreiche Vermischungen und Gleichsetzungen von Begrifflichkeiten haben zu einer gefestigten Stigmatisierung von Bodybuilding geführt, welche durch die Assoziationen und Vorurteile unterstrichen werden und diese negative Behaftung aufrechterhalten.
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Ursprünglich verbirgt sich hinter dem Begriff Bodybuilding nichts anderes als das,
was früher als Athletik bezeichnet wurde.
Betrachtet man die Geschichte der Sportverbände, dann könnte es so
scheinen, als sei das gezielte Muskeltraining eine Abspaltung vom klassischen Kraftsport der Schwerathletik (Gewichtheben und Ringen).In
Wirklichkeit entstammen alle Disziplinen einer gemeinsamen Wurzel
und sind auch heute noch eng miteinander verbunden. Während es die
gewachsenen Amateursportverbände bei der ursprünglichen Bezeichnung
Kraft- beziehungsweise Muskeltraining beließen, haben es die kommerziell orientierten Organisationen mit dem aus der englischen Sprache entliehenen Wort Bodybuilding versehen – die Trainingsform als solche ist
jedoch identisch. „Muskeltraining für Jedermann“, so sagen die einen,
oder „Bodybuilding“, “Bodystyling“ oder „Bodyshaping“, so sagen die
anderen, erfreut sich im Freizeit- und Breitensport gleichermaßen einer
immer größer werdenden Beliebtheit. Und dies ist aufgrund der gesundheitlichen Aspekte, die diese Trainingsform zu bieten hat, die Hauptsache
(Spitz, 1989, S. 16).
Sicher erscheint es in diesem Zusammenhang Würzberg (1987), „dass die historische
Vergewisserung der gemeinsamen Wurzeln von Kraftsport und Bodybuilding einiges
zur Entmystifizierung des heutigen Muskelkultes beitragen würde. Vielleicht wäre
dies keine unwichtige Voraussetzung, um Stigmatisierungsprozesse zu vermeiden“
(Würzberg, 1987, S.110).
Wir haben es heute mit einer erweiterten und gewandelten Sichtweise sowohl vom
Begriff, als auch von der Sportart Bodybuilding zu tun. Dessen Bogen spannt sich
mittlerweile vom Körperkult, der Rehabilitation und Prävention über den Breitensport bis hin zum extremen Leistungssport.
Die Assoziation der Gesellschaft sollte sich hinsichtlich Bodybuilding keinesfalls nur
auf den Wettkampfsport beziehen.
Es sind auch nicht die „Poser“ oder „Möchtegern- Bodybuilder aus dem Fitnessstudio, die Bodybuilding prägen.
Bodybuilding bedeutet zwar übersetzt „Körperbau“ und ist damit in den meisten
Sportarten enthalten, denn beim Sport wird, ob zum eigentlichen Ziel oder nicht,
„Bau“ am Körper betrieben. In diesem Zusammenhang kann sowohl der Muskelaufbau, der Fettabbau, die Körperformung und -straffung etc. angesprochen werden.
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Gemäß dem heutigen gesellschaftlichen Verständnis von Bodybuilding kann es jedoch nicht als elementarer Bestandteil anderer Sportarten gesehen werden, da es inhaltlich gesehen zu einer eigenen Sportart herangewachsen ist.
Es bleibt festzuhalten:
„Bodybuilding ist nicht gleich Bodybuilding“.
Zum besseren Verständnis und vor allem um Klarheit zu schaffen, sollten die Schaubilder unter Punkt 6 eine Möglichkeit darstellen, den Begriff aufzufächern und ein
Angebot zu machen von einer extremen Sichtweise abzugehen und zur Endstigmatisierung des Begriffs beizutragen.
In unserer heutigen medien- und sensationsüberfluteten leistungsorientierten Gesellschaft wird stets nach weiteren „Extremen“ gesucht, die gemäß dem Motto: „Höher,
schneller, weiter“ zu noch mehr verhelfen sollen. Tatsache ist, dass diese Einstellung
meist von der Normalität und Realität wegführt und so zu fehlerhaften Sichtweisen
führt und Stigmatisierungen in jeder Form fördert.
Deswegen sollte diese Arbeit auch dazu dienen eine erweiterte Sichtweise vom Begriff Bodybuilding anzubieten.
Weitere Untersuchungsmöglichkeiten bieten sich zum Beispiel hinsichtlich der gesellschaftlichen Assoziationen mit Bodybuilding in Form einer Meinungsumfrage an.
Diesbezüglich wäre es interessant, herauszuarbeiten, ob die Möglichkeit einer Endstigmatisierung in der Gesellschaft erreichbar wäre.
Des Weiteren wäre es interessant, die Zeitschriften aus dem Bereich Bodybuilding,
Fitness, Kraftsport und Physical Culture in Ihrer Entstehung und Entwicklung in genaueren Augenschein zu nehmen, um wiederum Unterschiede des Bodybuilding von
„Gestern und Heute“ darzulegen. Ebenfalls könnten weitere Abgrenzungen, aber
auch Gemeinsamkeiten des Begriffs Bodybuilding zu anderen verwandten und gar
gleichgesetzten Begriffen erarbeitet werden.
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