Tour: Dolomiten - Türme, Zinnen und impostante Kulissen im Südtirol

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Tour: Dolomiten - Türme, Zinnen und impostante Kulissen im Südtirol
Tour: Dolomiten - Türme, Zinnen und impostante Kulissen im Südtirol
Strecke
Tag 1:
Tag 2:
Tag 3:
Tag 4:
Tag 5:
Effretikon – Au (Grenze) – Arlbergpass – Schönwies
Schönwies – Brennerpass – Bozen – Waidbruck – Sta. Cristina – Floralpina retour –
Sellajoch – Pordoijoch – Passo di Compologno – Corvara – Grödner Joch – Sellajoch
Pordoijoch – Arraba – Passo di Falzarego – Rifugio Cinque Torri – Cortina d`Ampezzo –
Passo Tre Croci – Misurina – Drei Zinnen – Misurina – Cortina d`Ampezzo – Belvedere –
Passo di Giau – Selva di Cadore – Forcella Staulanza – Zoldo Alto – Passo Duran –
Agordo – Forcella Aurine – Passo di Cereda – Tonadico – Passo di Rolle – Bellamonte
Bellamonte – Predazzo – Moena – Pozza – Passo di Costalunga – Nigerpass – Prato –
Bozen – Meran
Meran – Stilfserjoch – Umbrailpass – Chur – Effretikon
Distanzen
Tag 1:
Tag 2:
Tag 3:
Tag 4:
Tag 5:
Total Kilometer:
215 km
345 km
263 km
108 km
340 km
1‘270 km
Übernachtungen
Tag 1: Privatunterkunft (nicht empfehlenswert: Privat bei Margrit Guem, Schönwies)
Tag 2: Hotel Bella Vista, Canazei (am Pordoijoch, sehr empfehlenswert!)
Tag 3: Hotel Torretta, Bellamonte (nicht empfehlenswert)
Tag 4: Hotel Isabella, Meran (Ok, aber für Leistung zu teuer, Camping nebenan evtl. besser)
Reisebericht
Tag 1
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«Deodat de Dolomieu», einem Französischen
Geologen und Mineralogen auf Entdeckungsreise, der auf das spezielle Gestein dieses Gebietes aufmerksam wurde und es untersuchte,
haben wir es zu verdanken, dass wir heute einen
so schönen Namen wie eben «Dolomiten» verwenden können, um ein ganz bestimmtes Gefühl
der Freude in uns hervor zu rufen. Die Dolomiten,
schon allein der Name lässt uns eingefleischten
Bikern einen wohligen Schauer über den Rücken
laufen. Ob Supersportlerhalter oder Tourentreiber, diese Region lässt keinen einfach kalt und
verspricht viel. Wir wollen nun testen, ob sie auch
hält, was sie verspricht!
© by moto-adventure.ch / Text und Fotos: Severin Werner
Eigentlich hatten wir vor, heute Abend noch bis
nach Gaschurn zu fahren, wo wir in der uns gut
bekannten Pension Willi hätten übernachten wollen. Diese kleine, aber ideale Übernachtungsmöglichkeit hätte es uns ermöglicht, gleich am
nächsten Morgen als erstes einen Leckerbissen
zu «erfahren». Leider aber ist wegen den anhaltenden Schneeschauern die Silvretta-Hochalpenstrasse auch über Pfingsten hinaus noch nicht
befahrbar. Nun gut, dann begnügen wir uns halt
mit dem Arlbergpass.
Der Himmel ist bewölkt, nicht anders, als es uns
die Meteorologen vorausgesagt haben. In Au passieren wir die Grenze und donnern mit guten 140
Sachen gegen Süden. Die höheren Geschwindigkeitslimiten in Österreich sind echt angenehm, denn
so kommen wir um einiges schneller voran, als parallel dazu auf der Schweizer Autobahn.
Am Arlberg hält dann Petrus die erste kühle Überraschung für uns bereit. Als Motorradfahrer bevorzugen wir natürlich die Fahrt über den Pass, gegenüber jener durch den dunklen, heissstickigen Tunnel.
Kurz vor der Passhöhe kommen wir aber derart in ein Schneetreiben, als würde Frau Holle ihre ganze
Bettwäsche auf einmal über uns auskippen. Ich sehe selbst mit geöffnetem Visier kaum noch zehn
Meter und ans Fotografieren ist schon gar nicht zu denken, da der Apparat sonst gleich einfrieren
würde. Wir verschieben es also bis der Schnee etwas nachlässt. Etwas unterhalb der Passhöhe lässt
der Schnee langsam nach und so können wir trotz Sommerbereifung gefahrlos die Abfahrt antreten.
Inzwischen ist es am Eindunkeln und schon ziemlich spät und wir halten Ausschau nach einer Unterkunft. Alle angefragten, anständigen Hotels sind voll und so bleibt uns nur das Ausweichen auf eine
eher schäbige Privatunterkunft. Aber was solls, wird ja doch nur eine Nacht.
Tag 2
Über Nacht hat es tüchtig geregnet und in unserem ungeheizten Zimmer war es nicht gerade heimelig.
So stört es uns gar nicht, etwas früher aufzustehen. Wir trocknen den Sattel und los geht es. Wir steuern als erstes das Timmelsjoch an und während wir so dahin gondeln, habe ich das Gefühl, irgendwo
in Alaska unterwegs zu sein. Die Bäume stehen in lichten Wäldern beieinander und die felsigen Berge
dahinter vermitteln ein Gefühl von Unabhängigkeit und Abgelegenheit.
Als wir endlich in Richtung Timmelsjoch einbiegen können, eröffnet uns eine Anzeigetafel, dass
unser geplanter Weg bis mindestens zum Mittag
gesperrt bleiben wird. Naja, Regen bedeutet halt
in entsprechender Höhe Schnee, und so ist die
Strasse über Nacht unpassierbar geworden. Um
doch noch so schnell wie möglich in die Dolomitengipfel zu kommen, müssen wir über den Brenner ausweichen.
«Müssen» ist dabei absolut die richtige Wortwahl.
Der Brenner ist nun mal nicht gerade das, was
man als Motorradfahrer von einem schönen Pass
erwartet. Neben der zu begleichenden Maut von
sechs Euro, ist die Strasse übervoll und man quält
sich an Wohnwagen und LKWs vorbei in Richtung
Passhöhe. Als Erholung können wir diese Zeit nicht abbuchen, kommt noch dazu, dass wir von einem
weissen, kleinen Personenbüschen beinahe von der Strasse gedrängt werden, weil der fahrungewohnte Lenker nicht zur Seite schaute, bevor er auf die Überholspur ausscherte. Mit einem Hupkonzert weisen wir den Fahrer dann aber in die Schranken, während wir uns selbst per Vollbremsung in
Sicherheit bringen müssen. Einmal mehr einen Dank an das ABS unserer KTM.
Spätestens auf der Passhöhe sollte man aber die Autobahn verlassen, da man sich dann den Kurven
auf der weniger befahrenen und zur Autobahn parallel verlaufenden Autostrasse widmen kann. Oft ist
man auf dieser sogar schneller, als auf der Autobahn. Ausserdem darf man sich an den gut illustrierten
«Raserplakaten» ergötzen, die eindringlich vor zu schnellem Fahren warnen.
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In Waidbruck biegen wir am Kreisel rechts ab in
Richtung Sellajoch. Nach einem kurzen Tunnel
streifen wir zuerst durch den schönen, engen Teil
des Val Gardena und folgen dem gleichnamigen
Flusslauf. Schön geschwungene Kurven verleiten
zum Drehen am Gashahn. Doch wehe dem, der
sich nicht beherrschen kann. Die Italiener fahren
wie die Wildsäue und so kommt es auch hier
schon mal vor, dass wir in einer Kehre einem kurvenschneidenden Dolomitenraser eng der Felswand entlang ausweichen müssen.
Die Strasse steigt stetig an und wir passieren
viele kleine, aber umso einladendere Dörfchen. In
St. Cristina nehmen wir die kleine Abzweigung in
Richtung Monte Pana. Die Karte verspricht einige schöne Off-Road-Kilometer. Schon kurz nach der
Abzweigung ist die Strasse gleich etwas schlechter, aber immer noch gut befahrbar und über einige
180er erklimmen wir die kleine Anhöhe.
Von Dort geht es weiter über Kiesstrecken. Durch
einsame Waldstücke bis hinunter nach Floralpina. Hier bestünde die Möglichkeit über eine enge
und zum Teil steile Kiesstrecke nach Canazei zu
gelangen. Doch da wir uns nicht sicher sind, ob
der Weg tatsächlich bis ganz über die Passhöhe
führt, kehren wir nach einer schönen Ausfahrt auf
der Seiser Alm wieder um.
Nach diesem etwas unrühmlichen Ausritt über
einsame Bergsträsschen motivieren wir uns im
Restaurant L`Giamin ausgangs des Ortes mit
einer feinen Pizza. Idealerweise wird hier auch
gleich das laufende Moto-GP-Rennen übertragen. Genau das Richtige also, um mit frischer Energie ins Dolomitenkarusell einzusteigen.
Nach den verlassenen Gegenden und Kiesstrecken fühlen wir uns von den ganzen Horden von Bikern
beinahe überfahren. Komplette Töffclubs scheinen gemeinsam auf Reise gegangen zu sein, und alle
mit dem gleichen Ziel, den Dolomitenpässen. So steigen wir den auf diesen Zug auf.
Als erstes steht das Sellajoch an. Der Belag ist
oft mit Schlaglöchern übersäht und hat zum Teil
ziemlich gefährliche Absackungen von fünf bis
zehn Zentimetern. Auch das Wetter hat seine
Spuren hinterlassen. Kälterisse zeugen von kalten und harten Wintern in den Bergen. Aber das
passt sehr gut hierher. Die Felswände werden immer massiver und wirken fast etwas bedrückend.
Wir können nicht einfach vorbei fahren, wir wollen
die gewaltigen Felsmassen auf uns wirken lassen
und legen einen kurzen Halt ein.
Als wir wieder losfahren, schliessen wir uns wieder einer Moto-Gruppe an. Per Zufall fährt gleich
vor mir eine KTM 990 aus Zürich. Sie legen ein gutes Tempo vor, doch es scheint, als hätte der eine
oder andere etwas Mühe damit. Wie so oft fahren einer oder zwei voraus, die es können und die anderen ziehen einfach nach, allerdings über ihrem Können. Plötzlich, und eigentlich gut vorhersehbar,
leistet sich die KTM vor mir einen gehörigen Verbremser. Für seine Fahrkünste ging er zu schnell in
die Kurve und bekam Angst, bremste und schon war er auf der anderen Strassenseite. Ein Glück, dass
kein Auto entgegen kam, sonst hätte es bestimmt Schwerverletzte gegeben.
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Etwas langsamer und ziemlich vorsichtig fährt er
dann weiter. Er ist nicht der einzige, der uns auffällt. Neben den «Anfängern», die unsicher fahren,
gibt es genauso jene «Strassenrambos», die sich
wahnsinnig überschätzen und auf gefährlichste
Weise andere überholen, nur um zu zeigen, was
sie für coole Typen sind. Leider merken sie kaum
je, dass die meisten anderen Biker nur den Kopf
schütteln, ob solchen Verhaltens. Dennoch gibt es
hier am laufenden Band solche zukünftigen «Felsoder Strassenmalerein» auf zwei Rädern.
Wenn sich gerade mal nicht so viele Fahrzeuge auf
der Strasse tummeln, so lassen sich die Kurven
echt sehen. Schöne runde Kurvenradien, geniale
Aussichten und weite Landschaften präsentieren genau das, was der Biker sehen und erleben will.
Über einen schmalen Grat erreicht man die Passhöhe. Wiederum lassen viele 180-Kehren das Herz
eines jeden Motorradfahrers höher schlagen. Ein Dämpfer kann da nur noch ein grosser Car setzen,
denn diese sind auf den schmalen und kurvenreichen Strecken sehr schwer überholbar.
Kaum runter vom Sellajoch geht’s gleich wieder
rauf auf den nächsten Gipfel. Das Pordoijoch ist
gleich nochmals ein Leckerbissen. In einer etwas
schwer einsehbaren Kurve hat sich ein Unfall mit
einem Car ereignet. Die Carabinieri sind schon
vor Ort und leiten den Verkehr langsam an der
Unfallstelle vorbei. Wie es scheint, sind keine
Leute zu schaden gekommen. Aber Blechschaden hat es massig.
Nach viel Schräglagentraining erreicht man die
Passhöhe des Jochs. Wer Lust hat, kann hier noch
einen Ausflug auf einen den gewaltigen Gebirgskämme des Sellamassivs machen. Eine Seilbahn
ermöglicht eine schöne Auffahrt mit super Aussicht.
Über unzählige Kehren machen wir uns auf den Weg hinunter nach Arabba, einem kleinen Örtchen,
das in der Hochsaison vielen Touristen eine Unterkunft bieten kann. Heute allerdings ist nicht viel los
und auch wir fahren gleich weiter und zweigen gleich im Ort noch nach links den Berg hinauf ab in
Richtung Passo di Campologno. Die Kehren auf die Passhöhe kann man an einer Hand abzählen und
auch sonst ist dieser Pass nicht gerade das, was man sich von einem richtigen «Dolomitenpass» erhofft. Nach einem kurzen Tankstopp in Corvara kann uns das Grödnerjoch doch einiges mehr bieten.
Schon kurz nach dem Dorfausgang können wir
enge Kurven geniessen. Ähnlich dem Stilfserjoch folgen sich die Kehren gemächlich und in
schönen überholtauglichen Abständen, unterbrochen von einigen S-Kurven. Viel zu schnell
erreichen wir die auf 2121m über Meer gelegene Passhöhe. Während dem Durchkurven
der über ein Dutzend Haarnadelkehren sind wir
dermassen dem Kurvenrausch verfallen, dass
wir nicht mal ein einziges Foto der Ostseite
geschossen haben. Aber was macht das hier
schon aus, findet sich doch beinahe hinter jeder
Ecke eine geniale Fotoposition.
Auch von dieser Passhöhe aus ist wieder ein fantastisches Bergpanorama zu bewundern. Vor allem
die Selvagruppe zu unserer Linken gibt ein gewaltiges Bild ab. Die Autos und Busse, die langsam
der Strasse entlang nach oben kraxeln, wirken winzig. Kein Wunder, windet sich doch die Strasse
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am Fusse des riesigen Gebirgsmassivs entlang,
bevor sie steil und über einige wenige Kurven die
Passhöhe erklimmt. Im Gegensatz zur Ostseite
ist die Westrampe bzgl. Fahrspass ein Klacks,
dafür wird man hier wie gesagt mit einer genialen
Aussicht belohnt.
Von Plan de Gralba ziehen wir gleich nochmals
über das Sellajoch. Da wir es ja heute bereits
schon mal gefahren sind, können wir es diesmal
noch viel mehr geniessen. Unser Ziel, das Hotel,
liegt gleich am Fuss des Pordoijochs. Das erst
kürzlich renovierte, direkt an der Passtrasse liegende Hotel Bella Vista, und den Namen hat es auch verdient, ist auch gleich Partnerhaus des Printmagazins «Tourenfahrer» und bietet Bikern neben einer Garage auch eine kostengünstige und qualitativ hoch stehende Übernachtungsmöglichkeit. So lassen wir den Kilometerreichen Tag dann auch im
hauseigenen Wellnessbereich mit Sprudel- und Dampfbad ausklingen.
Tag 3
Schnell haben wir gefrühstückt, unser Rennpferd
gesattelt und beladen und sind aufgehockt. Um
diese Zeit am frühen Morgen hat sich noch niemand auf das Prodoijoch verirrt. Umso besser für
uns, so können wir uns ganz auf uns, die Kurven und die geniale Umgebung konzentrieren.
Auch wenn wir gestern diesen Pass schon mal
gefahren sind, so ist es heute doch wieder anders. Die Sonne hält sich noch angenehm zurück
und da kein Verkehr herrscht, bekommt man viel
mehr mit von den gewaltigen Felshängen, die
über einem in den Himmel ragen.
Nach einer kleinen Fotosession in einer Kurve
wollen wir gerade losfahren, da huscht frech ein
BWM-Sporttourer an uns vorüber. Na, dann wollen wir mal sehen, wer sich hier Kurvenräuber nennen darf. Ohne die Geschwindigkeitslimiten grob zu übertreten bin ich schnell an seinem Hinterrad.
Allerdings muss ich dabei auch gleich feststellen, dass er wohl nicht ganz in derselben Liga spielt, wie
wir. Nachdem wir auch dann noch in seinem Rückspiegel sind, als er etwas gefährlich anfängt unübersichtliche Kurven zu schneiden, um uns los zu werden, hat er ein Einsehen und winkt uns etwas
zermürbt vorbei.
Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Ich ziehe kräftig am Gas und schwups bin ich vorbei. Nicht
dass ich vorher nicht hätte überholen können, aber warum auf so kurviger Strecke ein Risiko eingehen,
wenn es auch anders geht.
Nun, da wir wieder freie Bahn haben, lasse ich die
BMW spüren, dass man auch mit 999ccm in einer
Enduro, gutem Fahrstil und zu zweit einen einfach besetzten 1200er Sporttourer stehen lassen
kann. Die Kurven sind schön rund und geradezu
ideal, um extrem tiefe Kurvenlagen zu erforschen.
Irgendwann scheint es meiner Sozia aber zu reichen und ich kassiere einen Seitenhieb, nachdem
sie in der Kurve mit ihrem Schuh (auf dem Rasten) dem Boden entlang geschliffen ist. Kurventraining sei ja gut und recht, aber wenn sie nach
dieser Tour gleich wieder neue Stiefel kaufen gehen müsse, so gingen die auf meine Rechnung.
Da ich ja mein Ziel erreicht habe, die BMW längst
aus meinem Rückspiegel verschwunden ist und
ich meinem Geldbeutel einen deftigen Aderlass ersparen möchte, lasse ich die KTM etwas verschnaufen und wir gondeln gemütlich die letzten Kehren zur Passhöhe hinauf.
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Ohne Pause rollen wir auf der anderen Seite genauso gemütlich den Berg wieder hinunter. Völlig
entspannt erreichen wir Arabba. Diesmal werden
wir nicht durch einen Moto-Unfall gebremst und
so gleiten wir gemächlich dem Tal entlang. Nach
Andraz halten wir links in Richtung Passo Falzarego.
Die Auffahrt ist schön und schon von Anfang an
wird man mit Kurven eingedeckt. Ein gutes Dutzend Kehren sind gleichmässig über die ganze
Strecke verteilt und man kann die Auffahrt so richtig geniessen. Steinige Hänge gehen in felsige
Klippen über und zwischen Steinbrocken pressen
sich Gräser hervor, gelockt von der nun stetig
wärmer werdenden Sonne. Wir schlängeln uns der guten Strasse folgend unaufhaltsam den Berg
hinauf, durch steinburchartige Schotterabhänge und durch unbeleuchtete, kleine Kehrtunnels.
Viel zu schnell ist die auf 2105 Meter liegende
Passhöhe erreicht und schon wieder steht eine
Entscheidung an. Wollen wir nach Norden halten und so die «Superacht» der Dolomiten über
den Passo di Valparola und «La Villa» vollenden,
oder halten wir weiter nach Osten und besuchen
das bekannte Cortina d`Ampezzo?
Wir entscheiden uns für Cortina und sitzen wieder auf. Auf einer Zwischenebene biegen wir über
einen kleinen Feldweg rechts ab. Ein verschlungenes, meist einspuriges Weglein windet sich von
dort etwa fünf Kilometer den Berg hinauf zu den
«Cinque Torri». Der Weg ist steil und führt meist
durch Wald.
Oben angekommen, findet man sich direkt unterhalb des mächtigsten der «fünf Türme» wieder.
Sie sind vor allem im ersten Weltkrieg als strategischer Ort beim Militär wichtig gewesen. Inzwischen sind sie auch ein beliebtes Kletterziel
geworden. Gleich neben der Refuge haben sich
denn auch einige Kletterer mit ihren Zelten nieder
gelassen. Ein idealer Platz, um Wanderungen zu
starten und die Umgebung zu erkunden. Benannt
wird der Bergstock übrigens so, weil man vom Tal
aus das Gefühl hat, dass es nur fünf grosse Türme
seien, die in den Himmel ragen. Tatsächlich sind
es aber mehr als fünf, allerdings zumeist kleinere.
Im Jahr 2004 ist dann der 50 Meter hohe Trephor,
einer der grossen fünf, wegen seiner maroden
Basis sowie anhaltender Erosion zusammen
gebrochen. Die restlichen grossen Wahrzeichen
stehen aber immer noch.
Cortina d`Ampezzo ist sehr touristisch und um einiges grösser, als ich es mir anhand von Beschreibungen vorgestellt hatte. Wir verpflegen uns kurz
mit frischen Früchten und ziehen dann schnell
weiter in Richtung Paso Tre Croci. Anfangs lockt
die Strecke mit einigen schönen, runden 180er
Kehren, dann wird es gerader und oben angewww.moto-adventure.ch
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kommen wundert man sich, dass dies bereits alles gewesen sein soll. Kurz darauf gelangt man dann
schon an die Abzweigung zum Misurinasee.
Diesen erreichen wir über eine kleine Anhöhe.
Linker Hand sammeln sich Hotels und zur Rechten liegt der dunkelgrüne See. Das Wasser kräuselt sich leicht im Wind vor dem dunkeln Nadelwald und weiss gepuderte Bergspitzen zaubern
einen schönen Kontrast im Hintergrund. Unser
Ziel ist indes nicht dieser See, sondern die viel
beschriebenen «3 Zinnen». Dabei handelt es sich
um einen im ersten Weltkrieg stark umkämpften
Gebirgsstock aus drei Bergspitzen, der noch bis
1919 die Grenze zwischen Österreich und Italien
markierte. Heute bezeichnet er allerdings nur
noch die Sprachgrenze innerhalb Italiens.
Schon kurz nach dem See zweigt eine kleine Asphaltstrasse nach rechts den Berg hinauf ab. Der
Weg zieht sich langsam durch den Wald, bevor man auf einer kleinen Zwischenebene an die Mautstelle gelangt. Für die gerade mal 6,5 Kilometer werden 10 Euro fällig. Ein ziemlich happiger Preis,
das hebt bei uns natürlich die Erwartungen. Die Asphaltqualität ist dann auch wirklich gut und etwas
weiter oben folgen tatsächlich noch einige schöne Kehren. Auch die Aussicht ist super, aber auf all den
andern Pässen, die wir hier befahren haben, hat
man eine annähernd gleiche Aussicht, allerdings
zum Nulltarif! Als wir auf dem obersten Parkplatz,
gleich unterhalb eines Geröllfeldes, anlangen,
nutze ich die Gelegenheit und klettere bis zum
harten Felsen empor. Eine kleine Öffnung hat
meine Aufmerksamkeit erregt. Und tatsächlich,
ich finde eine Höhe vor. Sie führt mehrere Meter
in den Fels hinein und dort parallel zur Felswand
in beide Richtungen 20 bis 30 Meter entlang zu
Schiesscharten. Ein Überbleibsel aus dem Krieg,
nehme ich an. Es ist ziemlich kühl, sogar gut einen Meter lange Eiszapfen haben sich in der
Höhle gebildet und so ziehe ich mich bald wieder
in tiefere Gefilde zurück.
Es ist noch zu früh, um nach einem Hotel Ausschau zu halten und so fahren wir an Cortina vorbei bis
nach Belvedere. Dort halten wir nach Süden genau auf den Passo di Giau zu. Die Strasse ist ziemlich
eng und weist immer mal wieder gröbere Schäden auf. Als wir mal gerade wieder so schön in einer
engen Kurve liegen, rutschen plötzlich beide Räder unter uns weg. Mit viel Krafteinsatz und einem
beherzten Stoss an den Lenker kann ich das Moto noch auffangen und wir kommen heil und ohne
Kratzer aus der ganzen Sache raus. Allerdings mache ich danach trotzdem gleich Halt, um den Grund
dieses Beinahe-Unfalls zu klären.
Dieser ist dann schnell erörtert. Ganz feiner Staub
auf der Fahrbahn hat zu Haftverminderung auf
dem Belag geführt und so einen Beinaheausflug
in die Botanik provoziert. Woher dieser feinste
Staub stammt, entdecken wir etwa einen Kilometer weiter, wo zehn Meter vor einer Baustellenausfahrt mit einer Tafel vor Dreck auf der Strasse
gewarnt wird.
Die Gegend ist felsig, aber die Berge treten weniger dominant auf, als vorher am Sella- oder
Pordoijoch. Was hingegen ebenso gut ist, sind die
Kurven. Obwohl sich die Zahl der Kurven auf beiden Seiten des Passes in etwa die Waage halten,
finden wir mehr Gefallen an der Südseite. In Schleifen mit idealen Abständen schlängelt sich unser
Weg ins Tal. Inzwischen ist bereits 14.30 Uhr und uns knurrt beträchtlich der Magen. Gleich in Selva
selbst werden wir fündig und verpflegen uns mit feinen Spaghetti.
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Der Himmel wird immer dunkler. Wir sind inzwischen über die «Forcella Staulanca» am Duranpass angelangt und nach einer kleinen Umleitung
in Zolgo Alto wegen Bauarbeiten sind wir inzwischen wieder auf der normalen Passstrasse gelandet. Vereinzelt wagen sich bereits einige Tropfen aus den Wolken und klammern sich sofort
hartnäckig am Visier fest. Beide hoffen wir, dass
das Gewitter wie so oft an uns vorüber ziehen
mag, ohne uns zu tangieren. Doch diesmal haben wir falsch gehofft. Plötzlich öffnet der Himmel
überraschend heftig seine Tore. Natürlich finden
wir auf die Schnelle keinen Unterstand, denn die
letzten Häuser liegen ja schon eine Weile zurück.
Also halten wir aufs Geratewohl an der nächsten
leichten Strassenausbuchtung und zwirbeln mit nervösen Händen unsere Regenschütze aus den
Transportkisten hervor. Mit zittrigen Fingern fädeln wir die Reisverschlüsse ein und endlich sind wir vor
dem heftigen Platzregen in Sicherheit.
Langsam tasten wir uns im beinahe undurchdringlichen Regenvorhang vorwärts. Die Sicht ist
innert Sekunden auf einige Meter zusammen geschrumpft und es trommelt heftig gegen unsere
Helme. Nur gut, dass wir uns auf deren Dichtigkeit verlassen können.
Eigentlich wäre die Strecke fantastisch, voller enger Kurven, kaum Verkehr (obwohl das evtl. auch
eine Folge des Regens ein könnte) und in gutem
Zustand. So kämpfen wir uns über die sehr schmalen Strassen über den Pass. Auf der anderen
Seite müssen wir gar halbe Flüsse, die die Fahrbahn überfluten, queren. Kaum erreichen wir im
nächsten Tal Agrodo, da blinzelt die Sonne wieder
hinter den Wolken hervor und es wird wieder warm. Vor uns liegt der Passo di Cereda, ein kleiner,
aber schön zu fahrender Pass, den man wie den Passo Duran Dank dem wenigen Verkehr wunderbar
geniessen kann. Er ermöglicht uns zudem auch noch den Passo di Rolle auf dieser Tour mitzunehmen,
denn er führt nach Siror, das auf der Südseite des Passes liegt.
Inzwischen ist es später Nachmittag geworden
und nach dem Tankstopp halten wir Ausschau
nach einer geeigneten Unterkunft. Den Passo
di Rolle hätten wir eigentlich gerne auf morgen
verschoben. Doch da wir in Siror nichts finden,
fahren wir vorerst mal weiter, auf der Karte lassen sich noch einige andere Orte ausmachen, die
evtl. mit Hotels dienen könnten.
In San Martino di Castrozza, das uns wie das St.
Moritz dieser Gegend erscheint, hat es zwar einige Hotels, die auch zu dieser Jahreszeit offen
haben, doch die verlangen derart überrissene
Preise, dass wir ganz schnell wieder aufsitzen
und weiter fahren. Dann soll es halt nicht sein.
Die folgenden, vielen Kurven, die schon gleich nach dem Ortsausgang beginnen, mögen wir zum
Schluss schon fast nicht mehr genug würdigen, uns stecken die unzähligen Richtungswechsel der vorherigen Pässe bereits heftig in den Knochen. Auch der Belag ist hier ganz speziell. Irgendwie rutschig,
sobald er nur etwas feucht ist.
Mit der entsprechenden Vorsicht schaffen wir es noch bis nach Bellamonte, wo wir in einem einsam an
der Strasse gelegenen Hotel nächtigen. Wer aber noch Energie und vor allem Tageslicht hat, sollte es
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sich nicht nehmen lassen und bis nach Predazzo runter fahren, wo er sicherlich eine bessere Auswahl
an Hotels und auch an Restaurants vorfinden wird.
Tag 4
Die Strecke hinunter nach Predazzo ist gemütlich und wir haben die Strasse für uns allein. Durch blühende Wiesen, auf denen noch Nebelschwaden umhertanzen, tauchen wir immer tiefer ins Tal hinab.
An den Bäumen hängt der Tau der Nacht und alles scheint etwas verschlafen. Sogar Predazzo, ein
kleines typisch Italienisches Kleinstädchen, ist erst am erwachen.
Unser nächstes Ziel, die Auffahrt zum Karerpass, verpassen wir beinahe, so sind wir ans einfache
Geradeausfahren ab Predazzo gewohnt. Doch dies ändert sich ab Vigo schlagartig. Kurve an Kurve
steigen wir sanft in die Höhe. Es kommt uns vor, als wären wir im Bünderischen Hinterland. Mit der
Anzahl Biker, die uns entgegen kommt, steigen auch die bedenklichen Bremsspuren, die bis zum Belagsende hinaus führen und dort im Gras verschwinden. Es ist uns auch nicht verborgen geblieben,
dass sich diese Spuren vor allem in den etwas «gemeinen» Kurven finden. Meistens da, wo sich an
eine schöne, langgezogene, eine enge, fast hackenartige Gegenkurve zu einer S-Kurve zusammenfinden. Es tut einem schon fast weh, wenn man eine Bremsspur sieht, die bis 10cm vor einer Mauer
heranführt. Da lässt die Spannung in der Gashand ganz von selbst nach. Nichts desto trotz wird man
von der gewaltigen Umgebung wieder eingenommen. Wir kurven durch dichte Wälder und geniessen
die Sonne im Nacken, die schon zu dieser frühen Morgenstunde zum Vollangriff bläst.
Kurz nach dem Erreichen des Passo di Costalunga, wie der Karerpass auch heisst, zweigen
wir rechts ab und halten in Richtung Nigerpass.
Wer allerdings den Karersee noch nie gesehen
hat, der sollte sich dies auf keinen Fall nehmen
lassen. Nur wenige Kilometer weiter der Karerpassstrasse entlang befindet sich diese bekannte
Se(e)henswürdigkeit. Bei schönem Wetter strahlt
das Wasser türkisfarben und man kann im klaren
Nass bis auf den Grund sehen.
Der Nigerpass von Süden her ist ebenfalls kein typischer Pass, wie man es sich von den Schweizer
Alpen gewohnt ist. Wir schwingen zackig entlang
der sehr kurvigen Strecke, rechts, links, rechts,
kurze, gerade Verschnaufpause und dann geht’s schon wieder von vorne los. Allerdings überbrücken
wir dabei eigentlich fast keine Höhe, eher bewegen wir uns leicht bergab. Ab der «Passhöhe» des
Nigerpasses geht es dann richtig hinunter. Die Strecke führt durch viel Wald, und ab und zu ist die
Strasse etwas eng. Erschwerend kommen noch Baustellen dazu, die sich knapp hinter Kurven befinden. So fordert die Strecke stets vollste Konzentration.
Die Sonne brennt inzwischen ziemlich unbarmherzig vom Himmel und wir können von hoch oben
über das Tal hinunter bis nach Bozen sehen, während wir uns langsam und in langen Serpentinen
Prato Blumau, der Ortschaft im Tal, nähern, wo
wir in die Hauptstrasse nach Bozen einbiegen.
Von Bozen nach Meran nehmen wir die Autobahn,
da wir heute den Tag noch in Meran verbringen
wollen. Wer mehr Zeit in eine schöne Fahrt investieren will, kann der kleinen Strasse SP99 folgen,
welche von Bozen östlich dem Berghang entlang
über Meltina nach Meran führt. Unser Zielhotel ist
bald erreicht und wir machen uns schon kurz darauf auf den Weg, um die neue, grosse Therme zu besuchen und uns nach den Kilometern im Sattel
nun zu entspannen, bevor es morgen nach Hause geht.
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Nicht nur Sozias werden an der riesigen Wellnesstherme ihre Freude haben, sondern auch so
mancher Selbstfahrer dürfte sich darüber freuen,
sich verspannte Nacken- und Rückenmuskulaturen im Sprudelbad oder unter dem «Wasserfall»
wieder auf Höchstleistung massieren zu lassen,
während das Dampfbad neue Lebensgeister in
einem weckt.
Als Tagesabschluss steht heute bloss noch ein
gemütlicher Spaziergang durch die schöne Altstadt von Meran an. Natürlich können wir den heimischen Kochkünsten nicht widerstehen und lassen uns mit feiner Pizza und Pasta verwöhnen.
Tag 5
Gerade eben noch sassen wir am ausgiebigen
Frühstück, jetzt geht es bereits im Sauseschritt
unserem nächsten Highlight entgegen. Wir folgen
der kurvigen Strecke von Meran in Richtung Stilfserjoch. Dieser Pass darf, vor allem von dieser
Seite her, nie in unseren Südtiroltouren fehlen,
bietet er doch eine unglaubliche Auffahrt. Doch zuvor passieren wir Schlanders, wo sich das MariaTheresia Hotel befindet, welches wir schon öfters
bei Touren in der Gegend anvisiert hatten. Übrigens eignet sich die Umgebung im Val Venosta
oder Vinschgau auch sehr gut für Wanderungen
auf den diversen Höhenwanderwegen.
Etliche Schlösser und Burgen säumen unseren
Weg. In Kastelbell findet sich ein Prunkstück
gleich an der Strasse. Ursprünglich erbaut wurde
es 1238, brannte jedoch zweimal ab und wurde
jetzt restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht.
Bevor wir uns nun dem Kurvenschwingen hingeben, machen wir in Prad noch eine kleine Pause
bei einer erfrischenden Cola. Gleich neben der
Post findet sich übrigens für Fischinteressierte
das «Aquaprad», eine interessante Möglichkeit örtliche Fischarten in 14 Aquarien kennen zu lernen.
Lange halten wir es allerdings nicht im kühlen und irgendwie geheimnisvollen Aquarium aus, uns zieht
es bereits wieder weiter.
Nun folgen wie immer die besten Kehren an
einem Tag, an welchem das Stilfserjoch auf
dem Plan steht. Anfangs zurückhaltend, werden
wir, je höher wir steigen, immer mehr mit Kurven bombardiert. 45 Spitzkehren sind es an der
Zahl und unzählige Wedeleinlagen, sowie starke
Steigungen und ausnahmsweise wenig Verkehr.
Der Motor bollert in die Luft hinaus, während uns
die KTM den Berg hinauf katapultiert. Die Kehren sind z.T. derart eng, dass man vorher etwas
ausholen muss, um gut um die Runde zu kommen. Auf dem Gipfel glitzert noch Schnee und es
scheint, als hätte das Leben hier erst vor kurzem
Einzug gehalten.
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Der Strassenbelag ist vom Winter gezeichnet.
Tiefe Risse zieren wie Narben die Strasse. Von
den steilen Stützmauern sind Brocken durch den
Schnee auf die Strasse gedrückt worden und an
gewissen Stellen sind die Stützmauern sogar
teilweise eingestürzt. Erdmassen quellen auf die
Strasse hinaus und ein jedes Körnchen scheint
sich an einem der vorbeifahrenden Räder festhalten zu wollen, um endlich aus dieser Einöde des
Winter zu entfliehen.
Wer übrigens diese schöne Gegend noch etwas
länger befahren will, sollte es sich nicht entgehen
lassen und Sulden besuchen. Eine hübsche kleine Strasse führt hinauf ins etwas touristisch wirkende Dorf. Ein neu angelegter See lädt dort zu
einer Pause ein. Wer gar in dieser urchigen Umgebung übernachten möchte, dem sei das äusserst
niedliche Dörfchen Stilfs empfohlen, welches sich
einige Kilometer abseits der grossen Passtrasse
befindet und wo sich auch ein gutes, kleines Hotel
anbietet.
Nicht ein einziges Motorrad hat sich bisher auf
der ganzen Strecke bis hinauf zur Passhöhe gezeigt. Oben angekommen können wir kaum eine
Hand voll ausmachen. Wir nützen die Gelegenheit für einige Meter Schnee-Offroad und fahren
zum «Tibet»restaurant hinüber, von welchem man einen vorzüglichen Überblick über die Passtrasse
hat, die sich in unzähligen Serpentinen den Berg hinauf windet.
Es ist ziemlich kalt und in den Sommerhandschuhen fühlen sich unsere Hände langsam an, wie gefrohrene Wienerli. Erneut führen uns etwa ein
halbes Dutzend schöne 180er dem Schweizer
Zoll entgegen. Eine Passkontrolle gibt es, wie
so oft, nicht und so kurven wir schon kurz darauf
hinter einem etwas unsicher wirkenden Paneuropeanfahrer in Richtung Tal. Die vielen Kehren
hinterlassen vor allem bei ungeübten Fahrern bestimmt ihre Spuren und der Umbrail bringt einen
dann evtl. noch ganz aus dem Konzept. Für uns
allerdings ist der einzige nicht ganz durchgängig
asphaltierte Pass der Schweiz ein Vergnügen,
kann unsere 990er doch endlich wieder einmal
ihre wahre Stärke ausspielen – viel Federweg
und gute Offroadeigenschaften.
Kaum lassen wir die Schneefelder hinter uns, erblühen überall Alpwiesen. Dies haben aber nicht nur
wir erkannt, sondern auch viele Bergbewohner, allen voran das gemeine Murmeli. Überall sprinten sie
über die Wiesen, wenn wir mit unserem röhrenden Zweizylinder daher gebrummt kommen. Die etwas
weiter entfernten Tierchen lassen sich allerdings nicht beeindrucken und kauen unbeirrt weiter auf
saftigen Kräutern.
Vor unserer endgültig letzten Feriensequenz machen wir in Müstair Halt und geniessen die gemütliche
Atmosphäre. Dieser Ort eignet sich übrigens ideal zum Studium internationaler Motorräder, da an
schönen Tagen andauernd Bikes aus aller Herren Länder an einem vorbei rollen, um am Umbrailpass
einen Kurvenrausch zu erfahren. Auch übernachten kann man hier gut. Etwas teuer ist es vielleicht,
aber dafür sind die Leute sehr gastfreundlich.
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Für uns geht es nun langsam dem Ende entgegen. Zwei Höhepunkte warten aber noch auf uns,
bevor das monotone Autobahnfahren beginnt:
Der schöne Ofenpass mit seinen langgezogenen
Kurven und seinem irgendwie Kanadisch anmutenden Ambiete lässt uns nochmals in angenehme Ferienstimmung versinken. Wir gondeln
durch lichte Wälder und an kantigen Felsen vorbei und fühlen uns einfach frei.
In Sus steht dann unser letzter Leckerbissen bevor – der Flüela. Kaum aus dem Dorf, beginnen
die ersten Kurveneinlagen, welche zwischenzeitlich von längeren Geraden abgelöst werden. Ideal
um sich die Gegend etwas genauer anzuschauen,
bevor man wieder von der nächsten Kurvenserie
gefangen wird. Die Passabfahrt nach Davos zieht
sich dann schon eher etwas in die Länge, aber wir
werden trotzdem schneller als gewünscht von der
Realität wieder eingeholt.
Langer Fahrt kurzer Sinn: Die Dolomiten sind fantastisch und es wird bestimmt nicht unser letzter
Besuch gewesen sein.
Ausrüstung
Motorrad: KTM 990 Adventure ABS
Toilettenartikel, Regenschutz, Schutzbekleidung komplett mit warmer Unterwäsche. Empfehlenswert
wären zudem: Wanderschuhe, für jene, welche zwischendurch einen Tag an Ort bleiben wollen, um
die herrliche Landschaft zu erwandern und etwas ab von den Strassen die Bergwelt zu erkunden,
Badesachen für Thermenbesuch.
Verpflegung
Restaurant Pizzeria L`Giamin
Via Meisules 64
I-39048 Selva Gardena (BZ)
Wolkenstein Gröden
Tel: 0039 / 0471 77 33 62
Fax: 0039 / 0471 77 39 34
Am Dorfausgang von Wolkenstein, fein und gemütlich
Hotel/Ristorante Giglio Rosso
Via Pescul 30
I-Selva di Cadore (BL)
Tel: 0039 / 0437 52 11 90
Fax: 0039 / 0437 52 11 10
Mail: [email protected]
Page: www.valfiorentina.it
Übernachtungsmöglichkeiten
Pension Willi
Innere Gostastr. 11 d
A - 6793 Gaschurn
Telefon:+43 / ( 0 ) 55 58 82 62
Fax: +43 / ( 0 ) 55 58 88 45
Internet:www.montafon.com/Pension-Willi
e-Mail: [email protected]
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Privatzimmervermietung:
Frau
Margrit Guem
Öde 85
A-6491 Schönwies
GPS: E47°12,069; E10°40,034
Tel: +43 / (0)5418 5637
Anmerkung: Nicht zu empfehlen, Zimmer waren nicht beheizt (Antwort auf Nachfrage: es habe zu wenig Gäste, um zu heizen!), Frühstk. mangelhaft, Bettwäsche nicht sauber, Zimmer sehr staubig
Hotel Bellavista ***
Streda de Pordoi 12
I-38032 Canazei (TN) Dolomiti
Italien
GPS: E46°28,910; E011°47,271
Tel: 0039 / 0462 60 11 65
Fax: .0039 / 0462 60 12 47
Mail: [email protected]
Page: www.bellavista.it
Ideales, ziemlich neues Hotel, hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis und unbedingt weiter zu
empfehlen. Für Biker steht auch eine Garage zur Verfügung. Im Untergeschoss kann das Hotel zudem
mit einer kleinen, aber feinen Wellnessanlage aufwarten. Sprudelbad, Dampfbad und Sauna gehören
genauso dazu wie Ruheliegen und Kneippbäder für die Füsse (alles im Übernachtungspreis inbegriffen). Schöne, ruhige gepflegte Zimmer, ausgiebiges Frühstücksbuffet.
Hotel Torretta
Bellamonte
GPS: N46°18,672; E011°40,470
Tel: 0039 / 0462 57 61 20
Fax: 0039 / 0462 57 61 25
Mail [email protected]
Page: www.infotrentino.net/torretta
Veraltet, nicht besonders freundliche Bedienung und zu teuer für das Gebotene. Daher nicht sonderlich empfehlenswert. Einziger Pluspunkt: Es liegt gleich hinter dem Paso Rolle. Besser 10 Minuten
weiter fahren bis nach Predazzo. Dort hat es viele und hübschere Hotels!
Hotel Isabella ***
Piavestrasse 58
39012 Meran
Tel: 0039 / 0473 23 47 00
Fax: 0039 / 0473 21 12 60
GPS: N46°39,828; E011°09,542
Mail: [email protected]
Page: www.hotel-isabella.com
Hotel liegt sehr zentral und solange das Zimmer nicht auf der Strassenseite liegt, ist es auch ruhig.
Allerdings sind die Zimmer leider nicht so schön wie im Katalog/Page beschreiben (recht alt). Daher
finden wir den Preis etwas zu hoch für das Angebot! Dafür kann man das Moto in die Garage stellen.
(Trotzdem: kein Vergleich zum Hotel Bellavista!)
Camping Merano
Piavestrasse 44
I-39012 Meran
Italien
Tel: 0039 / 0473 23 12 49
Fax: 0039 / 0473 23 55 24
Mail: [email protected]
Page: www.meraninfo.it
Geöffnet von Ende März bis Anfang November, liegt sehr zentral (wenige Gehminuten von der Therme
entfernt) und trotzdem verhältnismässig ruhig.
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Sehenswertes
Aquaprad
Kreuzweg 4/c
I-39026 Prad am Stilfserjoch
Tel. ++39 0473 618212
Fax ++39 0473 618213
[email protected]
http://naturatrafoi.com/aquaprad/haus.php
Aquarium mit zahlreichen einheimischen Fischarten
Thermen Meran
Thermenplatz 9
I-39012 Meran
Tel: 0039 / 0473 252 000
Fax: 0039 / 0473 252 022
Page: www.thermemeran.it
Liegt mitten im Zentrum von Meran. Unzählige Innen- und Aussenbecken, Dampfbad und Saunen gegen Aufpreis. Dank grosser Aussenanlage wird die Therme im Sommer gleichzeitig auch als Freibad
genutzt.
Die Cinque Torri:
www.dolomiti.org
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