champion!

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champion!
BASKET COVER
V O N
3
SNEAKERS: SPECIAL-EDITIONS VON MICHAEL JORDAN, LEBRON & CHRIS PAUL
7-8/2015 Deutschland 3,90 e
www.basket.de
1
GOLDEN STATE WARRIORS
DER ETWAS ANDERE
CHAMPION!
Warum Curry & Co. den
Basketball der Zukunft spielen
+ Die Story der Finals
+ Champions-Megaposter
4
ACTIONPOSTER!
AL
BRADLEY BE
KOBE
JIMMY
BUTLER
KAWHI
LEONARD
KYRIE IRVING
WARRIORS
DENNIS
SCHRÖDER
Auf dem besten Weg
2
MEGAPOSTER!
LEBRON JAMES
FREE AGENTS
Diese Deals können
die NBA verändern
PAUL GEORGE
Zurück aus der Krise
Was sich verändern muss
EXKLUSIVE PREVIEW
DIE NEUE RIVALITÄT
UMBRUCH!
Warum der Dreikampf zwischen Stephen Curry, Anthony
Davis und James Harden die Zukunft der Liga prägen wird
Die neuen Features
Erste Screenshots
Viele BackgroundInfos zum Game
CH: sfr 7,60 | A: 4,40 e | E: 5,25 e
GR: 6,00 e | I: 5,25 e | P. Cont.: 5,25 e
SK: 5,80 e | SLO: 5,30 e | L: 4,60 e
NBA
Mit Andre Iguodala in der Startformation verloren
die Warriors kein einziges Duell gegen Cleveland.
„Iggy“ scorte im finalen Game 6 starke 25 Zähler!
TEXT THOMAS HUESMANN
6
BASKET 07-08 | 2015
DIE GESCHICHTE EINES TRAUMS
Märchen mit
HAPPY END
Golden State ist Champion! Als Underdog eroberte die einstige Loser-Franchise die Herzen. BASKET
erklärt, wie die Auferstehung gelang und warum sich jede Franchise daran ein Beispiel nehmen sollte!
E
s ist ein Märchen mit Happy
End. Die Golden State Warriors
sind zum vierten Mal in ihrer
Club-Geschichte NBA-Champion!
Die Kämpfer aus der Bay-Area
haben zum ersten Mal seit 1975
wieder den Basketballthron erklommen. Die Traditionsfranchise
aus Oakland schrieb dabei eine
„Feel-Good-Story“, die kaum ein
Bestseller-Autor besser hätte zu
Papier bringen können. Es ist die
Geschichte eines Season-MVPs,
der es entgegen jeder Wahrscheinlichkeit bis an die Spitze geschafft
hat; die Geschichte eines CoStars, der sich im Schatten dieses Ausnahmekönners zu einem
BASKET 07-08 | 2015
ähnlich starken Akteur entwickelt
hat; die Geschichte eines FinalsMVPs, der in jedem (!) seiner 758
NBA-Spiele gestartet war, bevor
er zum Wohl des Teams die Bankspielerrolle annahm; die Geschichte eines einstigen Top-Talents,
das mit 21 Jahren kurz vor der
Amputation seines Beines stand
und seither bei neun Arbeitgebern
in acht Jahren für seinen Traum
kämpfte; die Geschichte eines
Zweitrundenpicks, dem niemand
eine tragende Rolle in der besten
Liga der Welt zugetraut hatte; die
Geschichte eines zweifachen All
Stars, der sich in den Playoffs mit
durchschnittlich 8,2 Minuten Spiel-
zeit zufriedengab; die Geschichte
eines Rookie-Coaches, der aus
15 Männern binnen eines Jahres
ein einmaliges Kollektiv schuf; die
Geschichten von Steph Curry, Klay
Thompson, Andre Iguodala, Shaun
Livingston, Draymond Green, David Lee, Steve Kerr und Co. Sie alle
erzählen die Geschichte des Underdogs. Eine Geschichte, die der
allgemeine Sportfan liebt und der
verfassungsrechtlich nach Glück
strebende Amerikaner vergöttert.
Der Ursprung
Der finale Triumph, den Golden
State gegen einen übermächtigen
LeBron James und seinen mick-
rigen Supporting-Cast in sechs
Final-Spielen feierte, ist dabei nur
der krönende Abschluss eines
harten, steinigen Wegs. Denn die
Warriors waren in jüngster Vergangenheit ein notorischer LoserClub, erreichten zwischen den
Jahren 1994 und 2012 nur ein
einziges Mal die Playoffs! Um die
Besonderheit ihrer Championship
verstehen zu können, muss man
zurück zum Ursprung der märchenhaften Wiederauferstehung
blicken – dem 25. Juni 2009.
An diesem denkwürdigen Tag
picken die Warriors beim NBADraft an 7. Stelle Stephen Curry
von der Davidson University. Der
7
NBA
Dauergast: LeBron stand bereits 2007 (Cleveland), 2011, 2012, 2013,
und 2014 (immer Miami) im NBA-Finale. 2012 und 2013 gewann er.
12
BASKET 07-08 | 2015
EINSAMER
KÖNIG
Zum fünften Mal in Folge stand LeBron James 2015 in einem NBA-Finale,
zum zweiten Mal seit 2007 mit Cleveland, zum vierten Mal verlor er. Doch
so komisch es klingt: Cleveland kann von der Niederlage nur profitieren!
TEXT HENNING KUHL
K
ann ein einziger Spieler seine
Mannschaft im Alleingang
zur Championship führen?
Seit dem 17. Juni kennt die gesamte Basketballwelt die Antwort auf diese Frage – er kann
es nicht! Er braucht Edelhelfer,
ein starkes Team an seiner Seite.
Zu dieser Erkenntnis wird auch
LeBron James gekommen sein.
Der 30-Jährige unterstrich in den
diesjährigen Playoffs und speziell
den Finals, dass er der beste Basketballer des Planeten ist – für den
Sieg der Championship reichte es
aber nicht. „Für mich war es keine
positive Saison. Egal, was die
Leute sagen, wir haben nicht gewonnen, und daher kann ich mich
auch nicht freuen“, kommentierte
der 2,03-Meter-Mann nach dem
Finale sichtlich angeschlagen und
BASKET 07-08 | 2015
fügte hinzu: „Wir haben uns in eine
Situation gebracht, in die diese
Franchise gehört: in die Rolle des
Contenders. Mehr aber nicht.“
Der Beste aller Zeiten!
Diese Aussage ist allerdings nicht
ganz richtig, denn LeBron selbst
war es, der das Team auf seine
breiten Schultern nahm und bis
ins Finale trug – und mit jeder
Runde wurde er stärker! Nach
dem Erstrunden-Erfolg gegen
die Celtics (4:0) steigerte er sich
in der zweiten Runde gegen die
Bulls (4:2), um gegen die Hawks
(4:0) noch eine Schippe draufzulegen. Seine überragendsten
Performances rief „LBJ“ jedoch
im Finale ab: 35,8 Punkte, 13,3
Rebounds, 8,8 Assists sowie 1,3
Steals pro Partie. Die Basket-
ballwelt war sich einig: Nie gab
es einen besseren LeBron! Denn
der 113-Kilo-Mann legte nicht nur
beeindruckende Zahlen auf, sondern machte alles. Er brachte den
Ball, organisierte das Cavs-Game,
spielte Power Forward, Small Forward und Point Guard, teilweise
sogar Center, stand über die Serie gesehen durchschnittlich 45,8
Minuten auf dem Court. „LeBron
hat unglaublich gespielt, und ich
fühle mich geehrt, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte“,
sagte Cavs-Coach David Blatt.
Einzig seine Trefferquoten (39,8 %
FG, 31,0 % 3er, 68,7 % FW) ließen
Raum zur Kritik. Sie waren jedoch
in Anbetracht seiner schwindenden
Kräfte und der Tatsache, dass ihn
die Warriors so intensiv verteidigten, erklärbar. „Was LeBron in die-
13
NBA-TOPTHEMA
KAMPF
Anthony Davis, James Harden, Stephen Curry.
Die drei Superstars haben sich einen packenden
Saisonfight geliefert und damit ein klares Zeichen
gegeben: Die Zukunft der Liga wollen sie prägen!
TEXT HENNING KUHL
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BASKET 07-08 | 2015
S
CURRY
H
A
RD
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DAVIS
tephen Curry, James Harden, Anthony Davis. Sie
haben das zurückliegende
Basketballjahr, die Saison 2014/15,
geprägt. Sie sind zu den besten
Spielern des Planeten aufgestiegen, haben sich packende Duelle
geliefert und sind spätestens jetzt
Superstars. Der springende Punkt
dabei: Das alles war nur ein Vorgeschmack auf das, was die Basketballwelt in den kommenden
Jahren erwartet! Das Trio wird die
NBA nämlich entscheidend prägen und zu ihren bedeutendsten
Botschaftern aufsteigen! Denn es
gibt auf ihrer jeweiligen Position
keinen besseren Mann!
Den Grundstein für ihre Breakout-Season legen sie als Trio mit
dem Team USA im Sommer in
Spanien, wo sie den WM-Titel verteidigen. Für Curry (10,7 PPS, 2,8
AS) ist es nach 2010 bereits der
zweite WM-Titel; Harden avanciert
zum Top-Scorer der US-Boys (14,2
PPS) und veredelt seine erste WMTeilnahme ebenso wie Anthony
Davis (12,3 PPS) mit Gold – gemeinsam waren die beiden mit der
Nationalmannschaft 2012 in London Olympiasieger geworden. Bei
der WM in Spanien agieren die
drei in einer Mannschaft, stehen
immer in der Starting Five und
verhelfen dem starken Kollektiv
zu neun Erfolgen in neun Partien.
Den Schwung aus Europa trans-
portieren alle mit in die NBA, wo
sie besser performen als in ihren
ersten Jahren. Mehr noch: Sie liefern sich einen packenden Fight
um den Titel des „wertvollsten
Spielers der Liga“, des MVPs, und
prägen damit die Saison!
Hochklassiger Fight!
Anthony Davis muss verletzungsbedingt zwar in 14 Begegnungen
zuschauen, spielt aber dennoch
eine historische Runde: Der
22-Jährige avanciert zum jüngsten Spieler der NBA-Geschichte,
dem ein Player-Efficiency-Rating
von 30,8 gelingt! Ausschlaggebend sind seine Top-Leistungen
in Offense (24,4 PPS, NBA-Rang
4) sowie Defense (2,9 BL, Rang
1). Zudem sorgt der 2,08-MeterMann für zahlreiche Highlights
(150 Dunks, Rang 4) und führt
seine verletzungsgebeutelten
New Orleans Pelicans in einem
famosen Saisonfinish noch in die
Playoffs. Insgesamt verbessert
sich „The Unibrow“ in jeder wichtigen Statistik, leistet sich trotz
mehr Spielzeit weniger Turnover
und weniger Fouls. US-Journalist
Jesse Blancarte spricht daraufhin
aus, was viele Fans und Experten denken: „Man kann sich nur
schwer vorstellen, dass er noch
besser werden kann, weil er jetzt
schon so dominant ist!“ In jeder
anderen Saison wäre Davis ohne
Unschlagbar: Im Sommer 2014 eroberte das Trio Curry-Harden-Davis bei
der Weltmeisterschaft in Spanien mit dem Team USA die Goldmedaille.
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IN
NBA
Enttäuschend:
Für die Lakers
lieferte Lin die
schwächste
Saison seit
dem LinsanityHype ab.
64
BASKET 07-08 | 2015
Vor drei Jahren war Jeremy Lin einer der gefeiertsten Basketballer der
Welt. Doch inzwischen ist der smarte Guard wieder dort, wo er vor dem
Beginn der Linsanity war: auf dem harten Boden der Tatsachen. Als Free
Agent. Wie konnte es so weit kommen und wie geht’s nun weiter?
TEXT TIMO BÖCKENHÜSER
D
on’t believe the hype! Auf
kaum einen aktuellen NBASpieler trifft der Titel des
Kult-Songs von Public Enemy
mehr zu als auf Jeremy Lin. Der
Mann, der die NBA quasi über
Nacht erobert hat und zum gehyptesten Baller des Planeten aufgestiegen ist. Der Mann, der aus dem
Nichts kam und zur globalen Berühmtheit wurde. Der Mann, den
plötzlich alle liebten. Der Mann der
tausend Spitznamen. Jeremy Lin
also known as Linsanity a. k. a.
Super Lintendo a. k. a. Linsational
a. k. a. Linsane a. k. a. Linspiration
a. k. a. Linvincible a. k. a. The Linstigator a. k. a. Linderella a. k. a.
ThrilLin – um ein paar zu nennen …
Das war im Frühjahr 2012. Inzwischen hat sich vieles, wenn
nicht sogar alles verändert. Linsanity existiert nicht mehr. Jeremy
Lin gibt es natürlich noch, doch
der Mann der tausend Spitznamen
ist Geschichte. Denn die Saison
2014/15 hat Lin schwer zugesetzt.
Mit 11,2 Punkten und 4,6 Assists
pro Partie war sie statistisch nicht
mal katastrophal, doch die Umstände waren es. Sie führten dazu,
dass der Guard sagt: „Das war die
härteste Saison meines Lebens!“
Fotocredit: Getty Images
Plötzlich Sündenbock
Nach dem Trade von den Rockets
nach L.A. wollten die Lakers den
26-Jährigen in eine Rolle pressen,
die ihm nicht lag, die er zu erfüllen
nicht in der Lage war. Nach den
Verletzungen von Kobe Bryant und
Rookie Julius Randle sollte Lin der
Lenker und Denker, der neue Goto-Guy sein. Und das in einer Offense,
in der er seine Stärken im Open
Court und im Pick-and-Roll nicht
ausspielen konnte. Im Set Play
ging er mit den restlichen Jungs
der „Rumpel-Lakers“ mehr oder
weniger unter. „Jeremy war es gewohnt, 90 Prozent der Zeit den Ball
in seinen Händen zu haben, doch
in meinem System gibt es so etwas nicht“, kritisiert Lakers-Coach
Byron Scott. „Manchmal können
in diesem System die cleversten
BASKET 07-08 | 2015
Leute zu den dümmsten werden!“
In einem Training schimpfte Kobe
gar in Anlehnung an das weiche
Toilettenpapier: „Ihr seid alle so soft
wie Charmin!“ – und meinte damit
vor allem Lin, der in Bryants Augen
mal wieder nicht oft genug den Abschluss selbst suchte. Fans fragten
zum Teil nach Fotos, um danach
lachend ihren Kollegen mitzuteilen,
dass sie nun ein Selfie mit dem Loser der Lakers hätten. Die Lila-Goldenen lieferten die mieseste Saison
ihrer Franchise-Geschichte ab, Lin
war das Sinnbild des Abstiegs.
Im Teufelskreis
Klar, Profis müssen so etwas wegstecken können. Doch je weniger
lief, desto mehr setzte er sich selbst
unter Druck, desto mehr hatten kleine Dinge große Auswirkungen. Irgendwann war das Selbstvertrauen
komplett weg und die Selbstzweifel
so groß, dass kaum noch etwas
ging. „Ich habe mich in vielerlei
Hinsicht völlig ausgebrannt gefühlt,
jegliche Freude und Leidenschaft
am Spiel und damit an meinem
Leben, das nun mal der Basketball
ist, verloren“, gibt er unumwunden
zu. „Es wurde immer schwieriger,
mit dem Frust umzugehen. Ich
habe immer schneller die Geduld
verloren, weil die Saison mir so
viel abverlangt hat! Ich wollte stets
Starter sein, Titel gewinnen, All Star
werden. Wollte großartig sein, habe
dafür extrem hart geschuftet, doch
plötzlich war keine Entwicklung
mehr zu erkennen. Über längere
Zeit! Wohl wissend, dass eine NBAKarriere kurz ist.“
Es ging gar so weit, dass der
einst so gehypte Aufbau sich nicht
mehr traute, vor die Tür zu gehen,
und vor Nachbarn flüchtete, weil er
fürchtete, wieder Kritik zu hören.
ich bin dankbar für all die Unterstützung, die ich die ganze Zeit
von so vielen Menschen bekommen habe“, bestätigt der gläubige
Christ. Dazu gehört – in Anbetracht
der Tatsache, dass der smarte
Havard-Absolvent inzwischen
mehrfacher Millionär ist, eigentlich kaum zu glauben – auch die
Online-Gebetsgruppe „Jeremy’s
Prayer Requests 8“. „Einige Fans
haben mich gefragt, wie sie mich
mit Gebeten unterstützen könnten.
Daraufhin habe ich die Gruppe gestartet, über die ich Bitten an diejenigen schicken kann, die für mich
beten wollen. So viel von dem, was
in unserem Leben geschieht, kann
man nicht kontrollieren. Über Gebete habe ich einen Weg gefunden,
konstant Seelenfrieden mit Gott zu
haben. Ich bin so gesegnet, diese
Unterstützung zu bekommen.“ Das
Procedere ist einfach. Gläubige
Fans können sich auf seiner Website zu einem Newsletter anmelden
und erhalten daraufhin immer eine
Mail, wenn Lin Gebetsunterstützung anfordert.
So komisch es klingt – manche
mögen es verzweifelt nennen –
die Installation der Gebetsgruppe
Gezeichnet: Die
schwere Saison
2014/15 hat
Spuren bei Lin
hinterlassen.
Mit Gottes Hilfe
Doch dieser persönliche Alptraum
ist vorbei, auch weil Jeremy an
höchster Stelle Hilfe gefunden
hat. „Diese unglaubliche Reise,
auf der ich seit 2011 bin, hat mir
Hochs und Tiefs gebracht, doch
65
NBA
37 Jahre und dennoch immens wertvoll. Dass das
geht, hat Paul Pierce 2014/15 eindrucksvoll gezeigt.
Denn der Routinier glänzte nicht nur als ClutchPerformer, sondern hat die jungen Leader der Wizards
allein durch seine Anwesenheit deutlich besser
gemacht. Doch nun droht der vorzeitige Abschied.
Oldie, but Goldie: Paul Pierce lieferte in den Playoffs 14,6 Punkte (52,4 % Dreierquote!) und 4,2 Rebounds pro Partie ab und war damit drittbester Wizards-Scorer.
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BASKET 07-08 | 2015
E
Fotocredit: Getty Images
ntweder man hat sie, oder man
hat sie nicht. Denn sie ist für
kein Geld dieser Welt zu bekommen, sondern nur durch jahrelanges Spiel auf höchstem Niveau.
Auch überragendes Talent, wie
Ausnahme-Akteure wie LeBron
James, Kevin Durant oder John
Wall es haben, kann Reife und
Routine nicht aufwiegen. Deshalb
ist Erfahrung so enorm wertvoll –
und essenzieller Bestandteil einer
jeden Championship-Mixtur. Das
beste Beispiel: Paul Pierce, der die
Washington Wizards direkt auf ein
völlig neues Level gehievt hat.
Der Trend ist klar zu erkennen,
die Wizards haben sich unter
John Walls Führung kontinuierlich verbessert. Auf magere 20
Siege 2011/12 folgten erst 29,
dann 2013/14 solide 44, die die
erste Playoff-Teilnahme seit 2008
bedeuteten und in der ersten gewonnenen Postseason-Serie (4:1
gegen die Bulls) seit 2005 endeten.
Einher mit dem Aufstieg der Zauberer ging die stetige Verbesserung
der Leistungsträger. Bradley Beal,
Marcin Gortat, Nene und natürlich
Franchise Player Wall, sie alle haben Schritt für Schritt den Status
eines soliden NBA-Akteurs hinter
sich gelassen, und das Kollektiv ist
dadurch immer besser geworden.
Und dennoch war General Manager Ernie Grunfeld und Coach Randy Wittman im Sommer 2014 klar,
dass sich in der Hauptstadt etwas
tun muss, damit die Wizards auch
den schweren Schritt vom PlayoffTeam zur Top-Mannschaft mit legitimen Titelambitionen schaffen.
über drei Hawks-Defender zum
nicht nur gut zu spielen, sondern
103:101-Sieg in Spiel 3 der Conauch den großen Wurf zu landen.
ference Semifinals gegen Atlanta.
An dieser Stelle kam Wittman und
Oder so wie sein Dreier zum 81:80
Grunfeld kein Geringerer als Paul
8,3 Sekunden vor dem Ende von
„The Truth“ Pierce in den Sinn. Und
Spiel 5, auch wenn der durch Al
was als Wunschvorstellung keimte,
Horfords Game-Winner im Anentpuppte sich als Traumszenario,
schluss doch noch wertlos wurde.
denn der in Brooklyn massiv unzufriedene Oldie erledigte im SpätDer perfekte Lehrmeister
herbst seiner großen Karriere nicht
„Er ist ein überragender Leader,
nur solide seinen Job, sondern
ein toller Mentor“, lobt John Wall.
glänzte fast wie zu besten Zeiten.
„Paul ist ein Segen für die Kol„Allein zu sehen, wie akribisch er
legen“, sagt der Radio-Analyst der
arbeitet, immer der Erste und der
Wizards, Glenn Consor. „Vom ersLetzte ist, nie Ausreden bringt, wie
ten Tag an war er ein vorbildlicher
heiß er auf den Wettbewerb und
Routinier, der die Jungs nimmerClutch-Shots ist und welch Glaumüde erinnert hat, was nötig ist,
ben er in seine eigenen Skills hat,
um auf diesem
schon allein das
Level ein Winner
hat uns alle viel
zu sein. Er war für
besser gemacht!“
die ganze Truppe
Und Pierce selbst
ein Mentor, ein mit
machen die Früchallen Wassern gete seiner Arbeit
waschener Titelauch stolz. „Es ist
Professor.“
toll, wie fokussiert
Zwar liefert der
John und Brad
37-Jährige mit
mittlerweile sind,
durchschnittlich
wie sie das Team
11,9 Punkten, 4,0
antreiben, in der
„ES IST TOLL, WIE
Rebounds und
Halbzeit das Wort
JOHN UND BRAD
2,0 Assists in 26,2
ergreifen. Ich kann
DAS TEAM FÜHREN.
Minuten (allesamt
das Feuer in ihICH HABE SIE AUF
C a re e r- L o w s )
ren Augen sehen.
EIN NEUES LEVEL
die statistisch
Es schlummerte
GEBRACHT.“
schwächste seiner
schon immer in
17 NBA-Saisons
ihnen, jetzt ist es
ab, doch es waren
aber voll entfacht.
immer wieder KleiIch glaube, ich hanigkeiten, mit denen er glänzte.
be dieses Feuer, ihre Gier nach Er„Big-Time-Rebounds, gezogene
folg auf ein neues Level gebracht.“
Doch der 37-Jährige glänzte
Offensivfouls in entscheidenden
nicht nur als Mentor der beiden
Phasen, Clutch-Shots, Steals in
Leader, sondern schaffte es auch,
Schlüssel momenten – Paul ist
Der Difference-Maker
dass Otto Porter sein Image als
nach wie vor phänomenal. Er hat
Ein vielversprechendes GrundDraft-Bust losgeworden ist. „Er
einfach die einzigartige Fähigkeit,
gerüst hatten die Macher zweifelswird langsam selbstbewusst und
zu übernehmen, wenn es darauf
ohne. Youngster mit massig
wächst als Persönlichkeit“, sagt
ankommt. Das zeichnet große
Potenzial wie John Wall (24), BradPaul über den Forward, der als
Spieler aus“, so Consor weiter.
Kurzum: Der Mann, der nicht
ley Beal und Otto Porter (beide 22)
3. Pick des 2013er-Drafts mit
von ungefähr den Spitznamen
gepaart mit hart arbeitenden Roledurchschnittlich 2,1 Punk„The Truth“ trägt, hat Wall, Beal
Playern wie Marcin Gortat (31),
ten 2013/14 eine enttäuund Co. Tag für Tag und Spiel für
Nene (32) oder Kris Humphries
schende Debütsaison
Spiel vorgelebt, dass nicht über(30). Doch was der Truppe aus
abgeliefert hatte, in den
ragende Stats den Unterschied
D.C. zur Magie ihrer Namens2015er-Playoffs aber 10,0
machen, sondern außergewöhngeber fehlte, war ein erfahrener
Zähler und 8,0 Rebounds
liche Aktionen und Momente. So
Leader. Ein Mentor, möglichst mit
pro Partie markiert hat.
wie seine vier starken Performandem einzigartigen Blingbling eines
„Ich kümmere mich jeden
ces (15,5 PPS, 57,6 % FG, 58,3
Championship-Rings am Finger,
Tag um ihn, spreche viel
% 3er) beim „Sweep“ der Rapder den jungen Anführern zeigt,
mit ihm, denn er hat so
tors. So wie sein Buzzer-Beater
was es braucht, um in der NBA
viel Potenzial, ist aber
extrem schüchtern.“
Bei solchen Schülern
STECKBRIEF
ist Paul, einer der geNAME Paul Anthony Pierce | GEBOREN am 13. Oktober 1977 in Oakland,
fürchtetsten Trash-TalKalifornien | GRÖSSE 2,01 m | GEWICHT 107 kg | GEDRAFTET 1998 an 10. Stelle
ker und ein Mann mit
unerschütterlichem
von Boston | STATIONEN Celtics (1998–13), Nets (13/14), Wizards (seit 2014) |
Selbstvertrauen, der
KARRIERE-STATS | ERFOLGE NBA-Champion 2008, Finals-MVP 2008, 10 x All Star
perfekte Lehrer. Die
(2002–06, 08–12), Rookie-Challenge 2000, Three-Point-Champion 2010
BASKET 07-08 | 2015
Frage ist nur, ob Pierce für ein weiteres Jahr zu den Wizards kommt
oder ob er seinen Vertrag per Option auflösen wird.
Ungewisser Sommer
„Ich habe noch nicht darüber nachgedacht und weiß nicht, ob ich
überhaupt weiter Basketball spielen werde“, sagte er direkt nach
dem bitteren Zweitrunden-Aus
gegen Atlanta. „Die Saison wird
von Jahr zu Jahr härter, inzwischen
von Tag zu Tag. Das Gleiche gilt
für den Sommer, wenn du dich in
Form bringen musst. Ich gehöre zu
den ältesten Spielern der Liga, und
jedes Aufstehen tut richtig weh!
Ich liebe dieses Spiel, aber man
vergisst oft, wie sehr es dich auf
diesem Niveau fordert. Du kommst
nach Niederlagen wie den letzten
beiden gegen Atlanta nach Hause
und willst mit niemanden reden,
weil du so frustriert bist. Darunter
leidet natürlich dein Umfeld.“
Es kann also sein, dass sich
„The Truth“ gegen einen weiteren
Anlauf auf seinen zweiten NBATitel entscheidet, auch wenn es
schwer vorstellbar ist, dass es das
gewesen sein soll. Ein Mann wie
Paul Pierce tritt nicht nach einer
so bitteren Niederlage ab. Doch es
gibt noch eine andere Option: „PP“
lässt seine Karriere in seiner Heimat
L.A. bei den Clippers ausklingen.
Für die Wizards wäre es ein herber
Verlust, denn seine Erfahrung und
sein Drive sind, wie gesagt, für kein
Geld der Welt zu bekommen.
TEXT TIMO BÖCKENHÜSER
Starker Mentor: Neben Paul (M.) sind
Beal (r.) und Wall zu Stars gereift.
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;@<J<;<8CJB{EE<E;@<E98E8:??8CK@>M<IvE;<IE Beim E-Mag handelt es sich um die komplette Printausgabe ohne die Poster.