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Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (Berliner VVN-BdA) e.V.
Ausgabe 56 – April 2014
Aufruf der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) zur Europawahl:
Antifaschisten ins europäische Parlament!
Im Mai 2014 finden die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Für die Veteranen des antifaschistischen Kampfes
und für Antifaschisten heutiger Generationen sind diese Wahlen aus zwei Gründen von Bedeutung:
Die gegenwärtige Politik und Entwicklung der Europäischen Union entspricht
nicht den Interessen großer Teile der
Menschen in den europäischen Ländern. Zahlreiche Entscheidungen füh-
Inhalt
• Berliner Ausstellung in Genua
• Antifa-Proteste in Riga
• Fest zum 9. Mai in Treptow
ren zu massiver sozialer Ausgrenzung,
gehen zu Lasten der Schwächsten der
jeweiligen Länder. Daher müssen im
Europäischen Parlament die Stimmen
gestärkt werden, die sich für eine demokratische, friedensorientierte, solidarische und sozial gerechte Entwicklung
Europas einsetzen. Zweitens treten in
verschiedenen europäischen Ländern
rassistische und extrem rechte Kräfte
zu den Wahlen an, denen im Wahlkampf
• Gedenkstättenfahrt der VVN-VdA
• Über Martin Trachtenbrodt
• »Alternative für Deutschland«?
• Tag der Mahnung in neuer Form
und im Parlament aktiv und engagiert
entgegengetreten werden muss.
Wir rufen daher dazu auf, bei der Europawahl in allen Ländern solche Frauen
und Männer zu wählen, die sich einsetzen für ein Europa,
• das jeder Form der rassistischen Diskriminierung oder der Fremdenfeindlichkeit entgegentritt,
• das sich für Flüchtlinge einsetzt und
ihnen eine menschenwürdige Behandlung garantiert,
• das sich gegen jegliche Form von
Holocaustleugnung, Geschichtsrevision
und Rehabilitierung von SS-Verbrechern
einsetzt,
• das eine soziale Politik gewährleistet, durch die allen Menschen Arbeit, Bildung, Ernährung und eine angemessene
Wohnung garantiert wird,
• das für eine Friedenspolitik eintritt,
die nicht auf Hegemonie, sondern auf
nichtmilitärische Konfliktlösungen beruht,
• das eine Gemeinschaft im Interesse der Menschen darstellt und nicht der
Herrschaft von Banken und Wirtschaftsverbänden,
• das für vergleichbare Lebensbedingungen in allen Ländern eintritt und gegen erzwungene Arbeitsmigration,
• das eine Gleichberechtigung zwischen den Völkern und Nationen garantiert und keine Hegemonialpolitik
anstrebt.
Ein solches Europa ist möglich, wenn
sich die Völker aktiv und vernehmbar für
ihre Interessen einsetzen.
• Tag der Mahnung in neuer Form
• Geraubte Kinder
• Erich Kästner: 40. Todestag
• Veranstaltungen
Berliner Arbeiterwiderstand 1942 bis 1945
Ausstellung über die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation wurde in Genua gezeigt
neo dei Tormenti« (Keller der Qualen)
und das Wohnheim in »La Casa del Martirio« (Haus des Martyriums).
Überwältigend ist die zutiefst internationalistische Würdigung des antifaschistischen Widerstandes des »Museo
della Resistenza Europea« in Genua.
Foto: Helmut Hirsch
Diese Wanderausstellung der Berliner
VVN-BdA, die seit 2009 an zahlreichen
Orten in Berlin und Brandenburg zu
sehen war, wurde vom 15. bis zum 25.
April 2013 in Genua in der »La Casa
dello Studente di Genova« ausgestellt.
Träger der Präsentation in Genua war
Die letzten Worten von Elli Voigt vor ihrer Hinrichtung am 8. Dezember 1944 in
Berlin-Plötzensee, Monumento della Resistenza Europea, Como, Italien.
die Organisation »Lotta Comunista«
und »Centro di Documentazione LOGOS«. Die Mitglieder dieser Organisationen haben sich außerordentlich verdient gemacht, das Andenken an den
Kampf der italienischen Partisanen und
Illegalen gegen den Faschismus im öffentlichen Bewusstsein im Sinne der
A.N.P.I. (L’Associazione Nazionale Partigiani d’Italia) zu erhalten. Im Besonderen
würdigen sie den internationalistischen
Beitrag von Kämpfern verschiedener
Nationalitäten.
Das Gebäude, in dem die Ausstellung
gezeigt wurde, war ursprünglich Studentenwohnheim der faschistischen
Jugendhochschule »La Scuola Fascista della Giovane«. Im September 1943
besetzten Truppen der Wehrmacht
Nord- und Mittelitalien. Die Casa dello
Studente wurde Hauptquartier der Geheimen Feldpolizei und Gestapo. Im Keller wurden winzige Zellen für gefangene Partisanen und Illegale eingerichtet.
Hemmungslose Folterverhöre verwandelten die Kellergewölbe in »Il Sottera-
Im Museum wird der deutsche Widerstandskämpfer Rudolf Seiffert mit Bild
und letztem Brief gewürdigt. Er organisierte im Siemens-Werner-Werk in Berlin
eine Widerstandsgruppe, die 1944 dem
Zugriff der Gestapo zum Opfer fiel. Zum
Tode verurteilt, starb er am 29.01.1945
unter dem Fallbeil im Zuchthaus Brandenburg.
In der »Casa dello Studente di Genova« fanden in den zwei Wochen der
Ausstellung Tag für Tag Konferenzen
und Führungen für Schulklassen und
Studentengruppen statt. Die Freunde
des Dokumentationszentrums LOGOS
in Genua hatten dafür einen italienischsprachigen Ausstellungsführer Tafel für
Tafel erarbeitet. Insgesamt sahen hunderte von Besuchern die Ausstellung,
die sowohl in den Zeitungen als auch
im regionalen und nationalen Fernsehen
Italiens gewürdigt wurde.
Um die Initiative der italienischen
Freunde zu ermöglichen, übernahmen
mein Bruder Jürgen Hirsch und ich die
Aufgabe, die Ausstellung nach Italien
und wieder zurück zu bringen. Als Angehörige von Mitstreitern des Berliner
Arbeiterwiderstandes wurden wir – echt
italienisch – herzlich aufgenommen. Die
schon länger anhaltende Zusammenarbeit der italienischen Freunde mit der
Berliner VVN-BdA wird weiter fortgesetzt
werden.
Auf dem Wege von Genua haben wir
noch einen weiteren Gedenkort in Italien
besucht, der dem internationalen europäischen Widerstand gegen den Faschismus gewidmet ist. In Como, direkt
am Comer See, gibt es das »Monumento della Resistenza Europea«. Auf meterhohen Bronzetafeln sind die letzten Zeilen aus Abschiedsbriefen europäischer
Widerstandskämpfer künstlerisch dargestellt. Für Deutschland sind die Worte
von Elli Voigt in ihrer Handschrift aufgebracht. Sie starb am 8. Dezember 1944
in Berlin-Plötzensee unter dem Fallbeil.
Auf Marmortafeln findet man die Erinnerung an die Opfer des antifaschistischen
Widerstandskampfes aus allen Ländern
Europas in sieben Sprachen gewürdigt.
Sowohl die Ausstellung in Genua als
auch das Denkmal in Como basieren auf
der ungewöhnlichen Sammlung letzter
Briefe zum Tode Verurteilter von Piero
Malvezzi/ Giovanni Pirelli, die unter dem
Titel »Und die Flamme soll Euch nicht
verbrennen« in den fünfziger Jahren bereits erschienen war. Beide Gedenkorte
sind einem deutschen Italienbesucher
sehr zu empfehlen. (www.gedenkorteHelmut Hirsch
europa.eu ).
ist das Informationsblatt der Berliner VVN-BdA und erscheint dreimal
im Jahr. Die Abgabe ist kostenlos.
Anschrift:
Berliner VVN-BdA e.V.,
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin,
Telefon: 030-29 78 41 78,
Fax: 030-29 78 43 78,
mail: [email protected]
+
Redaktion:
Dr. Hans Coppi
Jutta Harnisch
Satz und Layout:
Juliane Haseloff
Druck:
Union Druckerei Berlin
Nr. 56
Blumen für die Waffen-SS in Riga
Foto: kappa phpto
VVN-BdA und FIR beteiligten sich erstmalig an den antifaschistischen Protesten vor Ort
Demonstration der Antifaschistinnen und Antifaschisten am 16. März 2014 gegen
den Marsch der lettischen SS-Veteranen und Nationalisten in Riga
Unser Protest gegen den alljährlichen
Aufmarsch von Waffen-SS-Veteranen
und ihren nationalistischen Anhängern
und Anhängerinnen – »Legionaru pieminas diena« – am 16. März in Riga,
zu dem VVN-BdA und FIR aufgerufen
hatten, war dort gut angekündigt: Bei
der Abfahrt in Berlin wurden wir 30 Antiufaschistinnnen und Antifaschisten
von LKA-Zivilbeamten beobachtet. Der
Empfang an Lettlands Grenze nach 18
Stunden Busfahrt war dann auch frostig.
Polizei stoppte unseren Bus, kontrollierte Ausweise und Gepäck, fotografierte
Transparente und Plakate. Kurz vor Riga
wurden wir wieder gestoppt, jetzt wurde
der Bus unter die Lupe genommen. So
kamen wir erst sechs Stunden später als
geplant in unserem Hotel in der Rigaer
Altstadt an.
Am Abend gab sich Riga patriotisch,
obwohl der »Tag der Legionäre«, der
Jahrestag der ersten großen Schlacht
lettischer Waffen-SS-Kollaborateure gegen die Sowjetarmee 1943, kein offizieller Feiertag ist. Kneipen, Geschäfte und
Restaurants waren mit lettischen Flaggen geschmückt, es wurde gefeiert. Im
Hotel erwartete uns eine Überraschung:
Ein lettisches Fernsehteam hatte uns
ausfindig gemacht und »überfiel« uns
mit laufender Kamera. Ob wir von Russland bezahlt seien, war die dringendste
Frage, schließlich würden die lokalen antifaschistischen Proteste zu einem guten
Teil von der russischsprachigen Minderheit in Lettland getragen. Am folgenden
Vormittag zogen wir zum Domplatz. Dort
erwarteten uns lettische Antifaschistinnen und Antifaschisten, Josef Koren
Nr. 56
von »Lettland ohne Nazismus«, Vilmos
Hanti, Präsident der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR),
Martina Renner, MdB und Efraim Zuroff,
Direktor des Simon-Wiesenthal-Centers
in Jerusalem – und ein riesiges Medieninteresse. Wir entrollten im Blitzlichtgewitter unsere Transparente, Plakate und
müssen, erzählten sie uns. Damals hätte
Deutschland für sie den Anschluss an
die westliche Zivilisation bedeutet...
Mehr als 100.000 Letten kämpften ab
1943 für die Deutschen, zuvor hatten Angehörige der lettischen Polizei, des Ordnungsdienstes und der Selbstschutzbataillone – später der Kern der lettischen
Waffen-SS-Bataillone und heutigen
»Friedenskämpfer« – über die Hälfte der
lettischen Jüdinnen und Juden ermordet. Mit Beginn des Marsches der etwa
1.500 Teilnehmenden wurde die lettische
Polizei etwas ungemütlicher. Die Antifaschistinnen und Antifaschisten wurden
eingekesselt und aufgehalten. Wir brachten jedoch wenig später am Freiheitsdenkmal – mittlerweile hatten sich auch
einige Mitglieder der jüdischen Gemeinde unter die Protestierenden gemischt
– unseren Protest erneut lautstark zum
Ausdruck. Die Marschierer hielten Fahnen – neben lettischen auch litauische
und estnische – und Schilder in die Hö-
Meine Großmutter Nanette Isner wurde mit 62 Jahren im November 1941 von
Nürnberg ins Ghetto nach Riga deportiert und starb dort am 5. Februar 1942.
Von ihren sieben Kindern wurden die beiden ältesten ebenfalls im Holocaust
umgebracht. So finde ich die Aufmärsche der Veteranen und Sympathisanten
der lettischen Waffen-SS schon lange unerträglich, genauso wie die Tatsache,
dass bis heute lettische Angehörige der Waffen-SS eine Rente aus Deutschland bekommen. Deshalb war es mir wichtig, an den Protesten teilzunehmen.
Es ist traurig, dass die jungen Menschen in Lettland heute wenig über die
tatsächlichen Vorgänge in Lettland im Zweiten Weltkrieg wissen. So konnte
uns in Riga niemand sagen, wo sich das Ghetto-Museum befindet, das heute
Rita Bock
an die Ermordung der Juden in Lettland erinnert.
die VVN- und FIR-Fahnen. »Atceroties
Holokaustu – SS kolaboraciju nedrikstam glorificet! – Erinnert euch an den
Holocaust – Keine Verherrlichung der
Waffen-SS-Kolloborateure!« Zur selben
Zeit fand im Dom zum Auftakt des nationalistischen Marsches ein Gottesdienst
statt. Der Pfarrer führte den folgenden
kurzen Marsch durch die Innenstadt
zum Freiheitsdenkmal an.
Zahlreiche Sympathisantinnen und
Sympathisanten der »Legionäre« wollten uns ihre Version der Geschichte nahebringen: Die Letten hätten gegen die
Sowjetunion und Nazideutschland für
ihre Unabhängigkeit gekämpft bzw. hätten sich zwischen beiden entscheiden
he, auf denen sowohl der faschistische
deutsche Reichsadler als auch Hammer
und Sichel durchstrichen waren – die
»antitotalitäre« Lebenslüge des jungen
lettischen Staates. Antifaschistinnen
und Antifaschisten zeigten die Folgen
dieses »Befreiungskampfes« und der
»Entscheidung« der Letten für die deutsche Seite: Bilder von Erschießungen
lettischer und deutscher Jüdinnen und
Juden während der deutschen Besetzung Lettlands.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei
Josef Koren aus Riga. Ohne ihn wäre
unsere gelungene antifaschistische Intervention nicht möglich gewesen.
Markus Tervooren
Wer nicht feiert, hat verloren!
9. Mai, Tag des Sieges - Fest zum 69. Jahrestag des Sieges über den deutschen Faschismus
Rassismus, jeden Nationalismus und
Antisemitismus.
Und wir fordern immer noch: Sofortige Entschädigung der sowjetischen
Kriegsgefangenen, bevor es endgültig
zu spät ist! Von 5,7 Millionen starben 3,3
Millionen: Die Wehrmacht ließ sie gezielt verhungern; sie wurden ermordet
oder starben an Krankheiten, Misshandlungen und bei der Zwangsarbeit. Die
Überlebenden erhalten heute keinerlei
Entschädigung.
Foto:Jutta Harnisch
9. Mai 2014, ab 13 Uhr
Treptower Park, Puschkinallee, Parkplatz am Rosengarten
Bühne auf dem Fest zum 9. Mai im Treptower Park.
Der 9. Mai wird in den Ländern der
ehemaligen Sowjetunion als »Tag des
Sieges« gefeiert, an dem die endgültige
und bedingungslose Kapitulation der
deutschen Wehrmacht besiegelt wurde.
Wir möchten daran erinnern, dass der
9. Mai 1945 der erste Tag des Friedens
in Europa war. Heute ist das friedliche
Zusammenleben der Menschen wieder
durch aggressiven Nationalismus bedroht, sei es in der Ukraine und Russ­
land, im Baltikum und in Ungarn, aber
auch in Deutschland machen sich seit
langem wieder nationalistische und
chauvinistische Ansichten in der Mitte
der Gesellschaft breit.
In Deutschland wird oft vergessen,
wer die faschistischen Mörderarmeen
niedergerungen hat und welche Opfer
die Völker der ehemaligen Sowjetunion
dafür bringen mussten. Daran möchten
wir erinnern.
Deshalb feiern wir auch in diesem Jahr
am 9. Mai im Treptower Park, in der Nähe des sowjetischen Ehrenmals, zur Erinnerung an die Befreiung vom Faschismus durch die Rote Armee ein großes
antifaschistisches Fest. Wir freuen uns,
auf unserem Fest Zeitzeuginnen begrüßen zu können: Aus Polen besucht uns
eine Frau, die für die Befreiung Polens
und Deutschlands gekämpft hat, und
aus Leningrad erwarten wir Gäste, die
die 900 Tage der mörderischen Hungerblockade der faschistischen deutschen
Wehrmacht überlebten.
Unser schon traditionelles deutschrussisch-polnisches Volksfest ist mittlerweile die größte Veranstaltung zum Tag
der Befreiung in Berlin geworden, mit
zahlreichen Bands, Chören, einem Kinderfest und natürlich gutem russischem
Essen und Trinken. Es ist in den letzten
Jahren ein »Highlight« antifaschistischer
und antirassistischer Arbeit geworden,
das von zahlreichen Menschen aus Berlin, der russischsprachigen Community
weit über Berlin hinaus und auch den
Bewohnern und Bewohnerinnen des
Bezirks Treptow-Köpenick gern angenommen wird.
Unser Fest soll ein fröhliches Zeichen
sein für ein friedliches und solidarisches
Zusammenleben aller Menschen, die
hier in Berlin leben, aber auch eine entschiedene Absage an Neofaschismus,
Wir bitten alle unsere Mitglieder, mit
Kuchenspenden für das Antifa-Café auf
unserem Fest beizutragen. Einfach im
Büro Bescheid sagen!
9. Mai, 13.00 Uhr bis 22.00 Uhr
Hitler kaputt! Ein Grund zu feiern!
Wer nicht feiert, hat verloren! Volksfest zum 69. Jahrestag des Sieges
über den deutschen Faschismus
mit Musik und Kultur auf der Bühne, Zeitzeuginnen, Ausstellungen,
russischer Küche, Grill, Kaffee und
Kuchen, Kwas, Bier und Wodka für
die Großen, Hüpfburg und Spielen
für die Kleinen sowie Informationsund Bücherständen, Führung zum
Sowjetischen Ehrenmal.
Musikprogramm: Internationale
Musik- und Singegruppe Impuls
Gropiusstadt, Trio Scho? (Russian Swing aus Berlin und Odessa),
Zhetva (»Russki Bulgarski Liedski
Tanzki«), Bolschewistische Kurkapelle Schwarz rot (Blascore,
»Casatschok on speed«), SkaZka
Orchestra (Ska, Klezmer, Balkan
Brass)
Parkplatz am Rosengarten, Puschkinallee, gegenüber dem Eingang
zum Ehrenmal Treptow. Veranstaltet von der BO 8. Mai der Berliner
VVN-BdA, der Antifaschistischen
Initiative Moabit (AIM), der Autonomen Antifa Berlin (A2B) und Für
eine linke Strömung (FelS).
Nr. 56
Gedenkstättenfahrt 2014 der VVN-VdA
Besuch der Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune in Gardelegen
Sie sind schon eine gute Tradition geworden, unsere jährlichen Gedenkstättentagesfahrten. In diesem Jahr besuchen wir Gardelegen in der Nähe von
Salzwedel, nördlich von Magdeburg
(Sachsen-Anhalt).
Die alte Hansestadt Gardelegen ist eine
sehenswerte Stadt, mit alten Fachwerkhäusern, einem Roland, einem Stadttor
mit dazugehörigen Wallanlagen.
rigen verschiedener Völker Europas, besonders aus Polen, der Sowjetunion und
Frankreich, den Ort. Viele waren Juden.
Wegen der nahen Front konnten sie nicht
mehr weitergetrieben werden. Der örtliche NSDAP-Kreisleiter Gerhard Thiele
befahl die Ermordung der Häftlinge. In
der Nacht vom 13. zum 14. April 1945
wurden mehr als tausend Menschen
in eine massive Feldscheune gesperrt.
Am 13. April 1945 wurden in der rund einen Kilometer nordöstlich der Stadt gelegenen Isenschnibber Feldscheune 1.016 KZ-Häftlinge ermordet.
In dieser kleinstädtischen Umgebung
wurde am 13. April 1945 eines der bestialischsten und scheußlichsten Verbrechen der Nazi-Endzeit angeordnet,
vorbereitet und durchgeführt. Die Ermordung von über 1.000 Menschen – KZHäftlinge auf dem Todesmarsch – in der
Isenschnibber Feldscheune einen Tag
vor der Einnahme der Stadt durch die
amerikanische Armee. Nirgendwo wurde Himmlers Befehl, kein Gefangener
darf den Alliierten lebend in die Hände
fallen, so in die Tat umgesetzt wie hier.
Heute erinnert die »Mahn und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune« an
dieses Massaker. Sie ist das Ziel unserer
Fahrt.
Anfang April 1945 erreichten die Häftlingskolonnen aus den KZ-Außenlagern
Rottlerobe und Stempeda des KZ DoraMittelbau sowie aus Außenlagern des
KZ Neuengamme, gebildet von Angehö-
Nr. 56
Der Boden der Scheune war mit benzingetränktem Stroh bedeckt. Das Stroh
wurde angezündet, um die Menschen
bei lebendigem Leib zu verbrennen. Die
Gefangenen konnten zweimal das Feuer
mit Kleidungsstücken, Säcken oder Decken ersticken. Da schossen die Wachmannschaften mit Maschinengewehren,
Handgranaten, Panzerfäusten, Signalmunition und Phosphorgranaten in die
Scheune. Jedes Leben sollte vernichtet
werden. Nur 25 Häftlinge überlebten.
Noch in der Nacht begann man eilig,
die Leichen zu verbrennen oder in Gruben zu verscharren. Es galt, die Spuren
zu verwischen. Dieses misslang. Am
14. April 1945 erfolgte die kampflose
Übergabe Gardelegens an die amerikanische Armee. An dem Massaker in der
Feldscheune war nicht nur die SS, sondern auch die Bevölkerung aktiv beteiligt. Nach amerikanischen Schätzungen
folgten mehr als 100 Soldaten, Polizisten, NSDAP-Mitglieder, Hitlerjungen
und Volksturmleute dem Befehl, bei der
Liquidierung der »Untermenschen« zu
helfen – sowohl bei der Ermordung als
auch bei der versuchten Vertuschung.
Die Historiker gehen von 1.016 Toten
aus, nur ein Drittel konnte namentlich
identifiziert werden.
Der US-amerikanische Kommandant
von Gardelegen ordnete das Anlegen
eines Sondermilitärfriedhofs an. Allen
männlichen, über 16 Jahre alten Einwohnern Gardelegens, die in einer Naziorganisation waren, wurde befohlen, die
Toten ordentlich zu bestatten.
Nach Augenzeugenberichten wurden
20 SS-Männer von der US-Armee standrechtlich erschossen, dem hauptverantwortlichen NSDAP-Kreisleiter Gerhard
Thiele gelang die Flucht. Er lebte als »unbescholtener« Bürger in Bochum. Erst
nach seinem Tode wurde er enttarnt.
Unsere Gruppe wird sich mit Mitgliedern des örtlichen Fördervereins »Feldscheune Isenschnibbe« treffen. Sie werden uns über die Gedenkstätte führen
und auch über heutige Probleme Gardelegens sprechen.
Die Erinnerung aufrechtzuerhalten und
weiterzugeben, ist eines der Anliegen unserer Organisation. Wir möchten dieses
Verbrechen, diesen Ort mit unserer Fahrt
stärker ins allgemeine Bewusstsein rücken. Die Opfer dürfen nicht vergessen
werden.
Frieder Böhne, Edith Pfeiffer
Gedenkstättentagesfahrt
nach Gardelegen
Sonntag, 15. Juni 2014
Treffpunkt: 8.00 Uhr, Parkplatz Ostbahnhof. Die Ankunft am Ausgangspunkt ist für ca. 19.00 Uhr geplant.
Fahrpreis: 20 €,
für Sozialbedürftige 10 €.
Verbindliche Anmeldung unter Telefon (030) 7 12 47 46 (mit Anrufbeantworter), bitte Name, Telefon-Nr.
zwecks Rückruf und Anzahl der Teilnehmer angeben, oder unter
[email protected]
Anmeldeschluss: 31. Mai 2014
Martin Trachtenbrodt (1909-1942)
Jude und Christ, Deutscher und Pole, Kommunist und KZ-Opfer
Gemeinde erklärte. Ein halbes Jahr später ließ er sich taufen in der Messiaskapelle, dem Sitz der Berliner Judenmission in der Kastanienallee Prenzlauer
Berg und wurde dadurch evangelischer
Christ. Pate bei dieser Taufe stand buchstäblich die Liebe in Gestalt seiner späteren Ehefrau Luise Schulze, bei der und
ihrer Verwandten Klara Schulze er bereits seit über einem Jahr zur Untermiete
Fotos: privat
Bei meiner Suche nach Christen jüdischer Herkunft, die im Nationalsozialismus rassisch verfolgt und ermordet wurden, stieß ich als Mitarbeiterin
des Evangelischen Landeskirchlichen
Archivs Berlin vor einigen Jahren auf
Martin Trachtenbrodt. Schnell fand ich
heraus, dass 1952 in Berlin-Prenzlauer
Berg eine Straße nach ihm benannt wurde, weil er als kommunistischer Wider-
Martin Trachtenbrodt
standskämpfer nach mehrjähriger Haft
im KZ Sachsenhausen 1942 von der SS
erschossen worden war.
Das Wenige, was ich sonst noch über
ihn in Erfahrung bringen konnte, möchte
ich hier weitergeben:
Martin Trachtenbrodt kam in Berlin
am 11. April 1909 als Sohn des Damenschneiders Julius Trachenbrodt und seiner Frau Käte, geborene Lewinsohn, zur
Welt. Sein Vater stammte aus Tarnopol in
Galizien und war nach damaligen Grenzziehungen gebürtiger Österreicher. Martins Mutter war Deutsche, aus Eylau in
Ostpreußen stammend. Beide lebten
seit spätestens 1896 in Berlin und beide
waren jüdischen Glaubens. Auch Martin
gehörte zum Judentum, bis er im März
1933 seinen Austritt aus der jüdischen
in der Grellstr. 37 wohnte.
Noch vor seinem Religionswechsel
hatte er ab April 1932 Anstrengungen
unternommen, die ihm oktroyierte polnische Staatsangehörigkeit loszuwerden und die deutsche zu erhalten. Er
scheiterte jedoch damit und blieb, was
er nicht war: Pole.
Was war vorausgegangen?
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem
Vertrag von Versailles waren die Herkunftsgebiete seiner beiden Eltern an
den neu entstandenen polnischen Staat
gefallen. Die Mitglieder der seit Jahrzehnten in Berlin ansässigen, deutschsprachigen Familie Trachtenbrodt wurden so quasi über Nacht und unfreiwillig
zu polnischen Staatsangehörigen. Noch
bevor die Nazis an die Macht kamen,
stellte Martin Trachtenbrodt beim 67.
Berliner Polizeirevier einen Antrag auf
Einbürgerung als Deutscher. Er bat darum, ihn in den Preußischen Staatsverband aufzunehmen. Seine Begründung:
»Ich bin in Berlin geboren, habe nur
deutsche Schulen besucht und spreche
nur deutsch.« Bis zur Untertertia hatte
er das Königstädtische Gymnasium besucht, woran sich eine Kaufmannslehre anschloss. Zunächst sah es mit der
Bewilligung seines Antrags gar nicht so
schlecht aus. Auf die Frage im Formular,
ob der Antragsteller Martin Trachtenbrodt
als »wünschenswerter Zuwachs der inländischen Bevölkerung anzusehen« sei,
antwortete der zuständige Beamte bei
der Verhandlung mit einem klaren »Ja«.
Handschriftlich wurde in der Akte wenig
später vermerkt: »Beweise dafür, dass
der Antragsteller einer staatsfeindlichen
Partei angehört oder die Bestrebungen
einer solchen teilt, ließen sich nicht erbringen.« Ein Verdacht in diese Richtung
hatte aber offensichtlich bestanden.
Als Achillesferse für sein Einbürgerungsbegehren erwies sich der Umstand, dass er seit kurzem arbeitslos
war und keinerlei Vermögen oder Rücklagen besaß. Er sah sich außerstande,
die Einbürgerungsgebühr von 500 RM
zu zahlen und gab an, höchstens 20 RM
dafür aufbringen zu können. Sein Antrag
blieb daraufhin unerledigt liegen bis zum
Nachweis von Arbeit und Einkommen.
Ein paar Monate später, im Oktober
1932, gelang es ihm endlich, als Hilfsarbeiter beim Töpfermeister Karl Friese
zum Stundenlohn von 0,55 RM eingestellt zu werden. Sein Wochenlohn von
19 RM war den Behörden zu niedrig. Sie
stellten im Dezember 1932 fest: »Nach
dem Gesamteindruck der Ermittlungen
kann die Existenz des Trachtenbrodt als
gesichert nicht angesehen werden und
es dürfte sich empfehlen, den Antrag
vorläufig noch auf ein Jahr zurückzustellen.«
Doch ein entscheidendes Vierteljahr
später – die Nazis gelangten zwischenzeitlich an die Macht – lehnten die Behörden im März 1933 seinen Antrag
endgültig ab, »weil er ein sehr geringes
und unregelmäßiges Einkommen hat,
das seine Existenz nicht gewährleistet.«
Auch seine Eingabe an den Preußischen
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Minister des Inneren änderte daran
nichts mehr. Fünf Reichsmark Verwaltungsgebühren wurden nun fällig, die er
aber nicht auf einen Schlag zahlen konnte. Mühsam stotterte er den Betrag alle
14 Tage mit der Rate von einer Reichsmark ab.
Vermutlich zwischen dem 24. September 1933, seinem Taufdatum, und
September 1935, dem Monat der Nürnberger Rassegesetze, die Eheschlie-
Tausenden anderen im Strom der Abgeschobenen nach Bentschen (Zbaszyn).
»Die deutsche Polizei trieb die Menschen über die Landstraßen oder entlang der Eisenbahngleise... Mehrere tausend Menschen irrten im Niemandsland
umher, drängten sich auf dem Bahngelände, hausten im Stationsgebäude
oder auf nahe gelegenen Plätzen in der
polnischen Grenzstadt Bentschen sowie
auf den die Stadt umgebenden Wiesen.«
Wer Verwandte in Polen hatte, dem erlaubten die überraschten und überforderten polnischen Behörden, innerhalb
der nächsten Tage ins Landesinnere
von Polen weiter zu reisen. Wer keine
Verwandten oder wenigstens Bekannte
in Polen nachweisen konnte, wurde in
Bentschen interniert. Bei Martin Trachtenbrodt war das bis Sommer 1939 der
Fall. Dann wandte der polnische Staat
ein Gesetz auf ihn an, wonach polnischen
Staatsbürgern die Staatsbürgerschaft
entzogen werden konnte, die länger als
fünf Jahre ohne Unterbrechung im Ausland gelebt hatten. Nun als Staatenloser,
kehrte er bei Auflösung des Lagers in
Bentschen illegal nach Berlin zurück.
Seine Zeit in Freiheit währte nur kurz:
Bereits am 13. September 1939 wurde
er in das KZ Sachsenhausen eingeliefert, das er nicht mehr lebend verlassen
sollte.
Ob er – wie viele seiner Leidensgenossen – als illegal in Deutschland lebender,
ehemals polnischer, jetzt staatenloser
Jude inhaftiert wurde oder als Kommunist, ist unklar. Als Funktionär der KPD
war er bereits am 8. September 1933
erstmals in die Fänge der Gestapo geraten wegen politischer Propaganda
und illegaler Arbeit. Doch spätestens
zwei Wochen später war er wieder frei
und ließ sich am 24. September in der
Messiaskapelle taufen. Leider ist über
seine Arbeit in der KPD und sein Leben
zwischen 1935 und seiner Abschiebung
1938 bis jetzt nichts weiter bekannt.
Auch über seine dreijährige Haft im
KZ Sachsenhausen ist so gut wie nichts
bekannt. Von Januar bis Februar 1942
lag er fünf Wochen im Krankenrevier des
KZ, das er mit einer anderen Häftlingsnummer verließ. Danach kam er zum
Arbeitseinsatz ins Außenlager Großziegelwerk Oranienburg (Klinkerwerk), das
Martin Trachtenbrodt und seine Frau,
vermutlich nach ihrer standesamtlichen Trauung.
ßungen zwischen »Ariern« und Juden
fortan verboten, heirateten der »Volljude« Martin Trachtenbrodt und die »Arierin« Luise Schulze. Ein gemeinsamer
Sohn kam am 30. Mai 1936 zur Welt. Die
Taufe änderte nichts am »Rassestatus«
von Martin Trachtenbrodt. Durch seine
Heirat und seinen Sohn lebte er jedoch
in einer »privilegierten Mischehe«. Das
war an sich der vergleichsweise beste
Schutz vor rassistischer Verfolgung, den
es während des Nationalsozialismus für
Juden gab.
Aber das alles half ihm nichts, als am
27. Oktober 1938 die Abschiebung der
ca. 30.000 in Deutschland lebenden
Juden polnischer Staatsangehörigkeit
nach Polen begann. Am 28. Oktober
befand sich Martin Trachtenbrodt mit
Nr. 56
Lakonische Mitteilung vom 26. August 1942 aus dem KZ Sachsenhausen über
den Tod von Martin Trachtenbrodt.
Vermutlich versuchte er hier, seine Frau
und seinen inzwischen fünfjährigen Sohn
wieder zu sehen. Die beiden wohnten
laut Erhebung bei der Volkszählung vom
Mai 1939 allein in einer Wohnung in der
Wehlauer Str. 3, Prenzlauer Berg, was
auch seine letzte Adresse vor der Abschiebung gewesen war.
als Strafkommando galt und bei den
Häftlingen gefürchtet war. Am 29. August 1942 teilte der Lagerkommandant
Luise Trachtenbrodt lakonisch mit: »Ihr
Ehemann ... ist am 26. August 1942 an
den Folgen einer Schussverletzung bei
einem Fluchtversuch verstorben.
Gerlind Lachenicht
Alternative zur Alternativlosigkeit?
Zwei wissenschaftliche Studien zur Partei »Alternative für Deutschland« erschienen
Programmatik
In der Präambel der Satzung bringt die
»Alternative für Deutschland« ihre Sorge
um die wirtschaftlichen und politischen
Entwicklungen in Deutschland zum Ausdruck und sieht eine Vielzahl von Menschen überzeugt, »dass die Altparteien
zu einer nachhaltigen, transparenten,
bürgernahen, rechtsstaatlichen und
demokratischen Politik nicht imstande
oder nicht willens sind.« Unter dem Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen
Grundordnung und der »friedliche[n] Einigung Europas« gemäß Grundgesetz
und Römischen Verträgen von 1957 wird
konstatiert: »Wir formulieren Alternativen
zu einer angeblich alternativlosen Politik.« Dass diese Alternativlosigkeit der
aktuellen Politik keine ist, liegt freilich
auf der Hand. Ob nun aber gerade die
AfD halten kann, was sie zu versprechen
vorgibt, steht in Frage.
Kann eine vermeintliche Professorenpartei, die in einem ganz biederen und
wertkonservativen Lichte steht, die Rettung vieler wütender Bürger sein? Kann
die »Anti-Establishment-Rhetorik« tatsächlich das Gefühl des Auswegs für
gerade jene Menschen vermitteln, die
sich doch als Opfer des neoliberalen
Systems sehen? Nun kann gerade die
Foto:Jutta Harnisch
Die »Alternative für Deutschland« (AfD)
ging 2013 noch mit einem europa-skeptischen Ruf in die Bundestagswahl und
forderte – medienwirksam kolportiert
– die Abschaffung von Euro und die Wiedereinführung der DM. Schaut man sich
die Wählerwanderung an, bemerkt man,
dass die AfD mit dieser Masche bemerkenswert viele konservative Wähler (Union, FDP, Grüne) gewinnen konnte. Auch
die Linke verlor Wähler, die der billigen
populistischen Rhetorik der AfD anheimgefallen sind. Das zeigt, dass die AfD in
der Lage ist, unzufriedenes Wählerpotential einzufangen, was im Blick auf die
Europawahl in diesem Jahr besondere
Beachtung verdient. Diese Strategie
dürfte immer weiter aufgehen, weil sie
sich von der populistischen Abarbeitung
am Euro auf andere – von rechten, stark
konservativ geprägten Kräften vereinnahmte – Themen konzentriert und so
noch einmal weitere Wähler anspricht.
Zwei wissenschaftliche Arbeiten haben
sich dieses Themas angenommen und
für erste Einschätzungen zur AfD in der
Parteienlandschaft der Bundesrepublik
gesorgt.
»problematische Reduktion« auf die
rechtspopulistische Verarbeitung von
Euro- und Finanzkrise den Eindruck
erwecken, dass die AfD keine weiteren
Themenfelder abdeckt. Zur Bundestagswahl im letzten Jahr ging die AfD als
»Anti-Euro-Partei« an den Start, gewissermaßen als Ein-Thema-Partei. Davon
kann nun keine Rede mehr sein.
Nationalismus
Diese Partei entfaltet nach und nach ihre politisch liberal-nationale Agenda der
Exklusion und vollführt dabei eine Gratwanderung: Folgt man beispielsweise
Bundessprecher Konrad Adam, sollte
eine Trennlinie zwischen »Leistungsträgern« und »Nutzlosen« gezogen werden – Arbeitslosen sei das Wahlrecht
zu entziehen. Die Diskreditierung der
Schwachen ist immer schon das bindende Glied zwischen Neoliberalismus
und völkischem Nationalismus gewesen.
Wenn die Rede von Bildungs- oder Familienpolitik ist, geht es um den angeblichen Zerfall der traditionellen Werte wie
Familie und Ehe, was schnell in eine publikumswirksame und Wählerstimmen
sichernde Homophobie umschlagen
kann. Die AfD nimmt die »Gleichstellung
der Geschlechter und die Vielfalt von Lebensweisen ... zum Anlass, ...›Keim‹ und
›Kern‹ der Gesellschaft für akut bedroht
zu erklären«.
Weiter sieht Korsch schon im Gründungsprozess der AfD »eine Verschiebung vom neoliberalen Reformprogramm
des Plenums hin zu einem Bündnis etwa
mit dem rechtskonservativen StorchNetzwerk« und konstatiert damit eine
Ähnlichkeit zum früheren »Bund freier
Bürger«. Nur ist die Ähnlichkeit keine
Ähnlichkeit, sondern vielmehr eine Kontinuität, die sich inhaltlich und personell
zeigt. Der »eigentümliche Abwehrnationalismus der AfD« ist laut Korsch nicht
nur Ausstaffierung, sondern Kern: »die
wichtigste ideologische Konstante« der
Partei.
Neu-rechtes Klientel
So kann ein Zulauf aus dem rechten Parteienspektrum in die AfD ausgemacht
werden, wie zum Beispiel auch der Mitgliederwechsel aus der islamkritischen
Partei »Die Freiheit«. Auch wenn die
Aufnahme pro forma gestoppt wurde,
waren bis dahin schon wichtige Kader
zur AfD gewechselt. Wohlstandschauvinistische Wahlsprüche wie »Wir sind
nicht das Weltsozialamt« sind von einwanderungsfeindlichen Ideen nicht klar
zu unterscheiden.
Daneben finden sich jene Anti-Euro bzw. Anti-EU-Einstellungen der AfD
auch bei rechtsextremen Parteien wie
Alexander Häusler:
Die »Alternative für Deutschland«
– eine neue rechtspopulistische
Partei? Materialien und Deutungen
zur vertiefenden Auseinandersetzung, hg. v. Heinrich Böll Stiftung
Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
September 2013.
Felix Korsch:
Nationalkonservativ und Marktradikal. Eine politische Einordnung
der »Alternative für Deutschland«,
Reihe Analysen, hg. v. RosaLuxemburg-Stiftung, Berlin März
2014.
Nr. 56
der NPD, nur dürfte gerade hier die
AfD als Konkurrenz wahrgenommen
werden. Generell widerspricht die völkisch-rassistische Grundausrichtung
der NPD den neoliberalen Ideen wie jenen der AfD; das politische Umfeld der
AfD ist Häusler zufolge in der marktradikalen »Opposition zu keynesianistischwohlfahrtsstaatlich(en)« Überzeugungen
zu sehen. Und so spricht die AfD eher
ein neu-rechtes Klientel wie jenes aus
dem Umfeld der Jungen Freiheit an – hier
»wird die AfD als möglicher ›Hoffnungsträger‹ einer parteipolitisch bislang immer noch erfolglosen nationalistischen
Rechten angesehen«.
Evangelikale Positionen
Wirft man einen Blick auf den Europawahlparteitag der AfD, muss man sich
neben vielerlei Polemik, Gutmenschentum und Deutschtümelei (der Lagerkampf innerhalb der AfD scheint entschieden) gerade die Aussagen von
Beatrix von Storch genau vor Augen
führen. Storch betreibt gemeinsam mit
ihrem Mann ein national-konservatives
Netzwerk, das den Verein »Zivile Koalition«, die Gruppe »Bürgerrecht direkte
Demokratie« und die »Initiative Familienschutz« umfasst. »Demokratie heißt
Herrschaft des Volkes, nicht der Völker«
– ein Satz, der für sich genommen an
vergangene Zeiten erinnert und nichts
Gutes hoffen lässt. Wenn sich die Strömung um Storch für Volksentscheide
über die Pflicht, Kinder in die Schule
zu schicken und über den Bau von Moscheen ausspricht, dann verheißt auch
das nichts Gutes. Blickt man in die USA,
wird man feststellen, dass sich hier seit
einigen Jahrzehnten der Hausunterricht
einer immer größeren Popularität erfreut.
Möchte man Studien zum Thema trauen, dann ist das dort gerade deshalb der
Fall, weil die (religiöse) Weltanschauung
der Eltern eine beachtliche Rolle in der
Entscheidungsfindung spielt. Nicht nur,
dass gut 40 Prozent der US-Amerikaner
einem kreationistischen Weltbild anhängen – sie folglich die Evolutionstheorie
verachten –, dieser unaufgeklärte Evangelikalismus ist auch bester Nährboden
für phobische Milieus aller Art. Und wo
Homo- und Xenophobie den Alltag bestimmen, ist es zum Alltagsrassismus
nicht weit. Soviel möchte man Frau von
Storch nun nicht unterstellen, aber ihre Äußerungen muten merkwürdig an.
Die FAZ hat in der AfD eine »Christliche
Alternative für Deutschland« gesehen,
christlich-evangelikale Alternative hätte den Punkt eher getroffen. Mit einem
reflektierten Protestantismus hat z. B.
die Gruppe »Christen in der Alternative
für Deutschland«, die von Storch bei
der Kandidatur zur Europa-Liste unterstützte, ebenso wenig zu tun wie Luckes
Aussage (zum Coming-Out Thomas
Hitzlspergers), dass »Ehe und Familie für
unsere Gesellschaft konstitutiv sind«.
Wahl-Aussichten
Wenn im Mai in Deutschland für die Europawahl an die Wahlurnen gerufen wird,
werden ungefähr 100 Sitze an deutsche
Parlamentarier verteilt. Die AfD, die nicht
»weder links noch rechts« steht, wie B.
Lucke es gern propagiert, sondern sich
mit ihrem Gehabe klar rechts der Unionsparteien positioniert, könnte es nach
aktuellen Einschätzungen gelingen, sich
mindestens sechs dieser Plätze zu sichern. Ein breites Bündnis unter der
Führung von Marine Le Pen (Front National) und Geert Wilders (Partij voor de
Vrijheid) in Zusammenarbeit mit anderen
europäischen Rechtsextremen im Europaparlament deutet sich an und dürfte
sich schnell zu mehr entwickeln. Die
Junge Freiheit verspürte in Bezug auf
die Alternative für Deutschland letzten
Frühjahr einen »Hauch von Vormärz«. So
kann man sich – um im Bilde zu bleiben
– schon jetzt allzu gut den Sturm gegen
die »Heilige Allianz EU« ausmalen, der
Ich möchte mitmachen!
Ich möchte Mitglied der VVN-BdA werden.
Ich möchte mehr über die VVN-BdA wissen.
Einladung zum
Tag der Mahnung
Die BO Prenzlauer Berg führt, unterstützt von der AG Soziales der Berliner VVN-BdA, am Mittwoch, den 17.
September, um 14.30 Uhr (Einlass
ab 13.30 Uhr) ihre traditionelle Veranstaltung zum Tag der Mahnung in
der WABE durch.
Neben dem Gedenken für die Opfer des Faschismus werden wieder
ein klassisches Kulturprogramm, gestaltet vom ehemaligen Solocellisten
der Komischen Oper Berlin HansJoachim Scheitzbach und Musikerfreunden, sowie eine Kuchentafel für
den würdigen Rahmen sorgen. Alle
interessierten Kameradinnen und
Kameraden sind eingeladen. Es sei
angemerkt, dass sich die Mitglieder,
die im letzten Jahr teilnahmen, sehr
begeistert zu dieser Veranstaltung
geäußert hatten. Anmeldungen, bitte mit Angabe, ob ein Transfer per
Pkw notwendig ist, nehmen bis Ende August alle Basisorganisationen
und die Geschäftsstelle entgegen,
die AG Soziales wird sich darum
kümmern, die Transportmöglichkeiten zu organisieren.
Für Beitritte
Name:
geb. am:
Beruf:
Telefon:
Adresse:
Ich möchte zu Veranstaltungen eingeladen werden.
e-mail:
Nr. 56
im europäischen Parlament losbrechen
könnte. Die neuen rechten und rechtspopulistischen Ideen, die im Kern fremdenfeindliche und (elitistisch) elitenkritische
Thesen formulieren, vermitteln nicht
mehr als scheindemokratische Demagogie. Diese gilt es zu entzaubern und
damit den menschenfeindlichen Hintergrund aufzuzeigen. Es liegt an uns, eine
antifaschistische und demokratische
Wahl zu treffen.
Tobias P. Jachmann
Bitte einsenden an:
Berliner VVN-BdA
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin
Ehrung eines Deserteurs
Die Berliner VVN-BdA setzt sich für die
Anbringung einer Gedenktafel in der
Uhlandstraße für einen in den letzten
Kriegstagen 1945 dort erhängten unbekannten jugendlichen Deserteur ein.
In einem Brief an den Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinhard Naumann, hieß es dazu:
»Die Opfergruppe der Deserteure wurde in der Bundesrepublik über Jahrzehnte ignoriert und diffamiert... Der
bisher erreichte gesellschaftliche Meinungswandel ... sollte mit Gedenkzeichen im öffentlichen Raum seine Würdigung finden. ...
Die zu dem Mord in der Uhlandstraße,
auch Dank Ihres Aufrufs, gefundenen
Hinweise reichen unseres Erachtens
aus, das Ereignis an dieser Stelle angemessen zu würdigen. ...
Wir möchten uns für Ihr bisheriges gedenkpolitisches Engagement bedanken
und Sie bitten, Ihre Verwaltung und die
Gedenktafelkommission zu ermutigen,
die Umsetzung der von Herrn Michael
Röder vorgeschlagenen Gedenktafel zügig einzuleiten.
Der Antikriegstag am 1. September
2014, der 75. Jahrestag des Überfalls
Nazi-Deutschlands auf Polen, wäre
doch ein angemessenes Datum für die
Einweihung.«
Tag der Mahnung
Der Tag der Erinnerung und Mahnung
wird in diesem Jahr in veränderter
Form stattfinden.
Zu diesem Ergebnis gelangte die Vorbereitungsgruppe, nachdem alle Bitten
und Aufrufe zur Mitarbeit an Mitglieder
und Sympathisanten nicht zu der gewünschten personellen und inhaltlichen
Verstärkung der Gruppe geführt hatten.
Der Zeit- und Kraftaufwand sei für die
verbliebenen Mitglieder der Gruppe zu
groß geworden, um das Projekt in der
bisherigen Form zu stemmen.
Anstelle des stationären Aktionstages
gegen Neofaschismus und Krieg mit
Bühne, Musik, Podiumsdiskussion,
Ausstellungen, Zeitzeugengespräch im
Antifa-Café und den Infoständen zur
Präsentation antifaschistischer und antirassistischer Initiativen und Organisationen soll es einen großen Fahrradkorso
zu Stätten von Verfolgung und Widerstand durch Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg geben.
10
Gedacht ist nach der traditionellen Auftaktkundgebung, die einen höheren Stellenwert mit mehr Teilnehmern erhalten
soll, an etwa zehn Stationen, an denen
Geschichte vor Ort erzählt wird. Über
ein angemessenes Rahmenprogramm
zum Abschluss wird nachgedacht. Es
soll den Charakter eines kleinen antifaschistischen Festes annehmen und für
alle Besucherinnen und Besucher offen
sein.
Die Vorbereitungsgruppe bittet Mitglieder und Initiativen, sich an der Gestaltung dieser Stationen und des Abschlusses aktiv zu beteiligen, denn auch
diese Form bedarf der Ideen und ihrer
Umsetzung.
Nicht zuletzt dient die »Auszeit« von
der traditionellen Form dem Nachdenken über die Gestaltung der 70. Wiederkehr des Tages der Opfer des Faschismus im Jahr 2015.
Vorsorgen für alle Fälle
Immer wieder wird darauf hingewiesen,
dass Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen wichtig seien: Dies gilt
nicht nur für ältere und alte Menschen,
sondern auch für jüngere.
Die Unklarheiten und Unsicherheiten
darüber sind nach wie vor groß. Was
ist eine Vorsorgevollmacht? Was eine
Patientenverfügung? Warum sind diese
Dokumente für mich wichtig? Was sollte
darin stehen und was nicht? Was ist je
nach Krankheit oder Behinderung ratsam? Wie kann man sie gestalten?
Zu diesen Fragen haben wir in unserer
Organisation auskunftsfähige Mitglieder.
Sie stehen für Vorträge in den Basisorganisationen zur Verfügung, widmen
sich aber auch dem Einzelfall.
Bei Bedarf besprechen sie mit dem/der
jeweiligen Kamerad/Kameradin die individuell auftretenden Probleme und beraten bei der Abfassung der persönlichen
Dokumente. Es sind dies Eva Nickel, Anne Allex, Wilhelm Girod und Schwester
Christiane Mathejka vom Pflegedienst
Schwester Christiane. Der Kontakt zu
ihnen kann bei Bedarf in der Geschäftsstelle erfragt werden.
Die Berliner VVN-BdA
Vorstand:
Dr. Hans Coppi
(Vorsitzender), Gisela Lingenberg
(Schatzmeisterin), Andreas Barth,
Klaus-Frieder Böhne, Anne Hunger,
Michael Landmann, Lisa Seebacher,
Mathias Wörsching
Geschäftsführer: Markus Tervooren
Geschäftsstelle:
Berliner VVN-BdA e. V.
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin
Telefon: 0 30/ 29 78 41 78
Telefax: 0 30/ 29 78 43 78
E-Mail: [email protected]
Internet: http://berlin.vvn-bda.de
Leitung: Jutta Harnisch
Geschäftszeiten:
Mo - Fr 10.00 Uhr bis 15.00 Uhr
Die Gliederungen:
als Bezirksorganisationen
BO Hellersdorf/Marzahn
BO Mitte
BO Prenzlauer Berg
BO Weißensee/Hohenschönhausen
BO 8. Mai
als Kreisvereinigungen
BdA Hohenschönhausen/
Weißensee e. V.
VVN-BdA Köpenick e. V.
VVN-BdA Lichtenberg e. V.
BdA Treptow e. V.
VVN-BdA FriedrichshainKreuzberg-Mitte e. V.
VVN-BdA Berlin-Pankow e. V.
VVN-VdA e. V. mit den lokalen
Gruppen
Reinickendorf (Nord)
Südwest (Süd)
als korporative Mitglieder
Antifaschistische Initiative Moabit
Antifa Hohenschönhausen
Antifaschistische Initiative
Nord-Ost
North East Antifascists
Förderverein zum Gedenken an die
Naziverbrechen um das und auf
dem Tempelhofer Flugfeld e. V.
Bankverbindung:
Postbank Berlin
IBAN:
DE 18 1001 0010 0315 9041 05
BIC: PBNKDEFF
Nr. 56
Geraubte Kinder – vergessene Opfer
Die verlorenen Identitäten verschleppter Kinder in den von den Faschisten besetzten Gebieten
geschickt wurden). Alojzy Twardecki hingegen, der den Namen Alfred Hartmann
bekommen hatte, glaubte schließlich,
dass seine Mutter bei der Geburt gestorben und sein Vater, ein SS-Offizier, von
polnischen Banditen ermordet worden
sei. Ein hoher NSDAP-Funktionär aus
Koblenz adoptierte den Jungen, der sie
für »die wunderbarsten Eltern unter der
Sonne« hielt. Sie behandelten ihn wie
ihr eigenes Kind, die Großeltern verhätschelten ihn, es fehlte ihm an nichts.
Nach dem Krieg änderte sich erst einmal nichts, bis eines Tages im Jahre
1949 ein Brief aus Polen in die Hände
des Adoptivvaters fiel. Twardeckis Mutter hatte über die Polnische Militärmission erfahren, dass ihr Sohn unter dem
Namen Hartmann in Koblenz wohnte
und schon mehrfach geschrieben, doch
die vorherigen Briefe hatte der Großvater
vernichtet. Twardecki verleugnete angesichts einer fassungslosen Adoptivfamilie seine Mutter und seine Herkunft,
doch die Spur des Zweifels an seiner
Foto: Jutta Harnisch
Es waren mehr als 50 Personen, die der
Einladung zu unserem 52. Antifa Jour
fixe ins Café Sibylle gefolgt waren. So
war der Raum gut gefüllt, als Prof. Christoph Koch, Linguist an der FU Berlin und
Vorsitzender der Deutsch-Polnischen
Gesellschaft der BRD e. V., das Buch
»Die Schule der Janitscharen« von Alojzy
Twardecki vorstellte, das bereits 1971 (!)
in Polen veröffentlicht worden war, aber
erst heute einen Verlag in Deutschland
fand.
In ihm erzählt Alojzy Twardecki (*1938)
seine eigene Geschichte: Als vierjähriges Kind wurde er, weil »von nordischem
Aussehen« blond und blauäugig, der
»Wiedergewinnung deutschen Bluts« für
wert erachtet und von den faschistischen
deutschen Besatzern seiner polnischen
Mutter geraubt, zur »Eindeutschung« in
ein – natürlich – nazistisches Kinderheim
gesteckt und schließlich mit deutschem
Namen und deutschem Lebenslauf in
eine systemkonforme Familie gegeben.
Frappierend, wie es schon damals ge-
V.l.n.r.: Gina Pietsch, Prof. Christoph Koch, Hermann Lüdeking, Christoph Schwarz
beim Antifa Jour fixe zum Thema »geraubte Kinder – vergessene Opfer«
lungen war, eine »Gehirnwäsche« durchzuführen, die Kindern die Erinnerung an
die eigene Identität nahm. Das funktionierte umso besser, je jünger die Kinder waren, bei älteren Kindern hingegen
misslang der eine oder andere Versuch
(es gibt Belege dafür, dass Kinder, die
sich renitent zeigten, in den sicheren Tod
Nr. 56
Identität war geweckt.
Es brauchte weitere vier Jahre, in denen es sogar rechtliche Auseinandersetzungen um den »Besitz« des Jungen
gab, und es bedurfte einer Reihe von
auch unglücklichen Umständen und Zufällen, bis der inzwischen 15-Jährige in
einer Mischung aus Trotz und Herausfor-
derung seinem Adoptivvater eröffnete,
er führe nach Polen zu seiner leiblichen
Mutter.
Zwar bereute er dies sofort, doch
konnte er nicht zurück. Und so traf er in
Polen mit dem festen Vorsatz ein, unverzüglich zu erklären, dass da ein Irrtum
passiert, er nicht der gesuchte Sohn sei,
und zurückzufahren. Doch die Mutter
reagierte nicht wie erwartet, erwies sich
als einfühlsam und geduldig. Je länger
der Aufenthalt dauerte, desto mehr erinnerte sich Alojzy an seine Kindheit, desto mehr schwand seine demonstrative
Ablehnung, fühlte er sich geborgen und
zu Hause. Am Ende entschied er, in Polen zu bleiben.
Gäste der Veranstaltung waren Hermann Lüdeking, der, selbst 1942 von
der SS aus Polen nach Deutschland entführt, bis heute auf der Suche nach seiner wahren Identität ist, und Christoph
Schwarz aus Freiburg im Breisgau von
der Initiative »geraubte Kinder – vergessene Opfer e. V.«. Hermann Lüdeking
machte deutlich, wie ambivalent sich
das Leben für viele Betroffene gestaltete: Seine Adoptiveltern taten alles für ihn
und liebten ihn, und er erwiderte dieses
Gefühl selbst noch, als er zu verstehen
begann, dass sie Nazifunktionäre waren und dass das geliebte ein geraubtes
Kind war, dessen wirkliche Identität bis
heute im Dunkeln blieb.
Christoph Schwarz informierte über die
Ziele und die Dimensionen des Kinderraubes der Faschisten in den besetzten
Ländern Europas – Schätzungen zufolge sollen weit mehr als hunderttausend
Kinder betroffen gewesen sein, allein
für Polen wird von mehr als 20.000 Kindern ausgegangen. Der Verein hat eine
Ausstellung zum Thema erarbeitet, die
am 9. Mai 2014 offiziell in Freiburg eröffnet wird. Sie soll als Wanderausstellung durch die gesamte Bundesrepublik
anhand von Bildern und Dokumenten
über die Schicksale von geraubten und
»zwangsgermanisierten« Kindern aufklären. Und sie soll uns alle zum Handeln
auffordern, denn bis heute verweigert
die Bundesregierung nicht nur die politische Aufarbeitung dieser Verbrechen,
sondern vor allem auch die Anerkennung der Betroffenen als NS-Opfer und
Jutta Harnisch
ihre Entschädigung. 11
Der »Stalin-Hitler-Pakt«
Eine Tagung in Berlin lieferte Argumente gegen das antitotalitäre Geschichtsbild
Opfer aller totalitären Regime des 20.
Jahrhunderts am 23. August werden,
dem Jahrestag der Unterzeichnung des
»Hitler-Stalin-Pakts«. Der deutsch-sowjetische Nichtangriffsvertrag gilt dieser
Geschichtsauffassung als Ergebnis und
Beweis der Wesensgleichheit von Kommunismus und Faschismus. Die beiden
totalitären Großmächte Nazideutschland und Sowjetunion sollen mit der
im Nichtangriffsvertrag beschlossenen
Aufteilung Polens den Zweiten Weltkrieg
Fotos: wikipedia
Die hochkarätige geschichtswissenschaftliche Tagung »Gab es einen Stalin-Hitler-Pakt?« an der »Freien Universität Berlin« (21. und 22. Februar 2014)
beschäftigte sich detailliert mit dem
1939 abgeschlossenen deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag. Dabei wurden grundsätzliche Fragen berührt, mit
denen wir Antifaschistinnen und Antifaschisten es immer wieder zu tun haben.
Prof. Günter Morsch stellte die Aktualität des Problems heraus: Seit Jahren
Abschluss des Nichtangriffspaktes am 24. August 1939. Von links nach rechts:
Hintergrund: Richard Schulze-Kossens (Ribbentrops Adjutant), Boris Schaposchnikow (Generalstabschef der Roten Armee), Joachim von Ribbentrop, Josef
Stalin, Wladimir Pawlow (sowjetischer Übersetzer); Vordergrund: Gustav Hilger
(deutscher Übersetzer) und Wjatscheslaw Molotow
versucht eine breite Koalition politischer
Kräfte, die von nationalistischen und
konservativen Formationen bis weit ins
liberale, sozialdemokratische und grüne
Spektrum reicht, ein verbindliches europäisches Geschichtsbild durchzusetzen. In Deutschland gehört zum Beispiel
Bundespräsident Gauck zu den Motoren
dieser geschichtspolitischen Offensive;
eine treibende Kraft sind auch die neuen
EU-Mitgliedsstaaten in Ost- und Südosteuropa. Diese neue historische »Meister-Erzählung« richtet sich in erster Linie
gegen den »Totalitarismus«. Ihr zentraler
politisch-symbolischer Ausdruck soll ein
gesamteuropäischer Gedenktag für die
12
begonnen und verschuldet haben.
Der Nichtangriffsvertrag, das belegte
die Tagung vielfach, war jedoch in erster
Linie ein Ergebnis der antisowjetischen
Beschwichtigungspolitik Großbritanniens und Frankreichs gegenüber Nazideutschland. Die Führungsgruppen der
westlichen Großmächte hatten in ihrem
blinden Antikommunismus zahlreiche
sowjetische Vorschläge für ein Bündnis gegen Nazideutschland abgeblockt.
Somit wird der Nichtangriffsvertrag als
Notbehelf der Sowjetunion in schwieriger Lage verständlich.
Wie Prof. Werner Röhr ausführte, betrieb Stalin mit dem Nichtangriffsvertrag
aber eine zutiefst unsozialistische Großmachtpolitik und teilte, sich dabei über
das Völkerrecht und gültige Verträge mit
Polen hinwegsetzend, fremde Gebiete
und Bevölkerungen am Kabinettstisch
unter sich und Hitler auf. Stalins Politik
beschränkte sich auch nicht auf Vorfeldsicherung und Zeitgewinn gegenüber
der deutschen Bedrohung. Der »stalinistische Opportunismus« (W. Röhr) verbot nach dem Abschluss des Vertrages
jede antifaschistische Agitation gegen
Deutschland in der Sowjetunion und der
Komintern. Diese Politik irritierte und demoralisierte viele antifaschistische Widerstandskämpfer und -kämpferinnen
und konnte auch zu Spaltungen führen,
wie Dr. Ulrich Schneider von der »Fédération International des Résistants« (FIR)
darlegte. Schlimmer noch: Stalin lieferte
Hunderte deutsche Kommunistinnen
und Kommunisten an Gestapo und SS
aus. Am schwersten jedoch wiegen die
Massenmorde an vielen Tausend polnischen Offizieren, Geistlichen, Beamten und Akademikern durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD nach der
Besetzung Ostpolens. Wie Prof. Kurt
Pätzold betonte, machen diese Verbrechen jeden Versuch einer Rechtfertigung
der Stalinschen Politik unmöglich.
Ohne Anerkennung und Kritik des verbrecherischen Wesens des Stalinismus
kann es keinen wirkungsvollen Widerstand gegen die anti-totalitäre Ideologie
und ihre verzerrten Geschichtsbilder geben. Denn zwischen Totalitarismustheorie und Stalinismus besteht eine Wechselbeziehung: Jene besitzt genau in dem
Maße Glaubwürdigkeit und Zugkraft, in
dem dieser sich davon abwandte, eine menschenwürdige Gesellschaft zu
schaffen, und stattdessen in blutigem
Terror versank. Jedes Vorgehen gegen
die anti-totalitäre Ideologie muss sich
gleichzeitig gegen den Stalinismus richten, sonst wird es keine Überzeugungskraft entwickeln.
Mathias Wörsching,
VVN-BdA Pankow
Ein ausführlicherer Tagungsbericht mit
grundsätzlichen Überlegungen zu Totalitarismustheorie und Stalinismus ist
auf der Internetseite www.faschismustheorie.de unter »Veranstaltungen« zu
finden.
Nr. 56
Kennst du das Land, wo die Kanonen...
Für den Antimilitaristen und Antifaschisten Erich Kästner zum 40. Todestag am 29. Juli 2014
lem anderen als Blauäugigkeit, wenn er
auch sicher nicht von Anfang an diesen
unausdenkbaren, infernalischen Wahnsinn des Faschismus ahnen konnte, den
er später nach dem Ansehen der amerikanischen Filme von der Befreiung der
KZs sah: »Was in den Lagern geschah,
ist so fürchterlich, dass man darüber
nicht schweigen darf und nicht sprechen
kann.« Aber freilich schreibt er darüber,
wenn es auch kein Roman wird wie sein
»Fabian«, dem bedeutendsten Roman
der Neuen Sachlichkeit. Wie ein Großteil
seines Werkes war dieser Roman auto-
Fotos: wikipedia
Er kannte es gut, der Dichter Erich
Kästner. Zwei Weltkriege hatte er miterlebt, deren Vorbereitungen und Auswirkungen, ein Kaiserreich als Schüler,
und das größenwahnsinnige Dritte als
ein verbotener, aber daheimgebliebener
Schriftsteller. Wie wenig die eine Republik aus dem ersten, die andere aus
dem zweiten großen Krieg gelernt hatte,
war dem blitzgescheiten und wirklichen
Dichter Kästner nicht nur klar, sondern
immer Triebkraft, darüber zu schreiben.
Von seinem Freund und Kollegen Hermann Kesten erfahren wir, dass er in
Erich Kästner 1968 bei Dreharbeiten mit Kameramann Peter Schneider(Mitte) und
Regisseur Georg Armin für den Norddeutschen Rundfunk
Deutschland bleiben wollte, um Augenzeuge der kommenden Gräuel zu sein,
also den Roman der Nazidiktatur zu
schreiben. Stefan Heym zweifelt daran
ein wenig: »Macht Kästner sich etwas
vor? Sieht er nicht, was da auf ihn zu
kommt? Glaubt er, man wird ihn verschonen, weil er zufällig kein Jude ist?«
Natürlich sah er. Er stand ja selbst in der
Menge, als seine Bücher auf dem Bebelplatz in den Flammen landeten, begleitet vom Feuerspruch: »Gegen Dekadenz
und moralischen Verfall! Für Zucht und
Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe
der Flamme die Schriften von Heinrich
Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.«
Und natürlich zeugt sein Werk von al-
Nr. 56
biografisch geprägt und wie ein Großteil
seines Werkes blieb er seinem Vorhaben
treu, die Bösen und Beschränkten zu ärgern.
Wenn es durchaus auch Kritiker gab,
die Erich Kästner das nicht bestätigt
hätten – er hat sie geärgert, Militaristen, Faschisten, Spießer, sogenannte
Klassefrauen, Sergeanten und, und,
und. Das immer literarisch, ästhetisch,
ohne besondere ideologische oder politische Bindung, und doch mehrfach
in Gestapohaft und lebensgefährlich
bedroht. Es reichte eben, dass er ein
Moralist sein wollte, sozialreformerisch,
aber mit spitzer Zunge, wunderbarem
Humor und dem großem Bedürfnis nach
zwischenmenschlicher Hilfe, einer, der
Sprechbühne und Kabarett eine Unzahl
anrührender und witziger Texte schenkte, die Komponisten, Rezitatoren und
Sänger anzogen. Zwischen 33 und 45
gibt es wenig davon. Er, der erst spät
Vater wurde, wird d e r Kinderbuchautor: »Emil und die Detektive« machen ihn
weltberühmt, nicht zuletzt eine lebensrettende Maßnahme. Er schreibt für den
Film, »Münchhausen« mit ein bisschen
Sklavensprache, aber erfolgreich, da mit
Hans Albers in der Hauptrolle. Und er
schreibt Dokumentarisches, Kriegstagebücher und sein »Notabene«, alles zur
Vorbereitung des dann doch nicht kommenden großen Romans über Deutschlands beschämendste Zeit.
Danach: Er in München, da ausgebombt in Berlin. Die Zeiten haben sich
geändert, aber seine Freude darüber
muss sich in Grenzen halten. Dass er
zusammen mit Dichterkollegen wie Ingeborg Bachmann, Peter Weiss, Heinrich Böll erfolgreich protestieren konnte
gegen die Debatte zur Verjährung von
Naziverbrechen, war mehr als nötig,
denn die alten und neuen Nazis saßen
schon wieder an entscheidenden Positionen. Und im Oktober 1965 gab es am
Düsseldorfer Rheinufer auch wieder Bücherbrennungen, organisiert vom Evangelischen Jugendbund für entschiedenes Christentum und gebilligt vom
sozialdemokratischen Oberbürgermeister. Und da ist der Vietnamkrieg, gegen
den er, wie viele progressive Menschen,
bei Ostermärschen protestiert.
Um Erich Kästner wurde sich viel gestritten, und das geht bis heute, nicht
über den freundlichen Kinderbuchautor,
nach dem über 50 westdeutsche Schulen benannt worden sind, nicht über witzig Erotisches in seinen Gedichten, wohl
aber über den scharfsinnigen Kritiker
deutscher Verhältnisse, den Antimilitaristen und Antifaschisten Erich Kästner.
Da unterschieden sich schon die
Schullesebücher der DDR und der BRD
und gesiegt hat mit ihrer Kästner-Auswahl die Letztere. Also kein »Sergeant
Waurich«, kein »Kennst Du das Land, wo
die Kanonen blühn«, kein »Marschlied
1945«. Schon deshalb bleibt es uns Verpflichtung, ihn zu ehren, nicht nur am
Gina Pietsch
29. Juli.
13
Veranstaltungen von Mai bis August 2014
Berliner VVN-BdA
Termine zur Pflege der VdN-Gräber auf
dem Friedhof Friedrichsfelde:
26. April, 3.,10. und 17. Mai 2014, jeweils
13-16 Uhr, Treffpunkt: Friedhofs­eingang
26. April, 1. Mai
Gemeinsam gegen Nazis! Antifaschistische Demonstrationen gegen Naziaufmärsche in Kreuzberg bzw. Neukölln.
Achtet auf Ankündigungen, z. B. auf
www.berlin-gegen-nazis.de
1. Mai
Infostände bei der DGB-Demo und auf
dem Mariannenplatz
Jour fixe
immer am 3. Montag im Monat um
18.30 Uhr im Café Sibylle,
Karl-Marx-Allee 72, 10243 Berlin, U5
Strausberger Platz
19. Mai
»Zu jeder Zeit erinnert man sich anders
und an anderes...«. Prof. Sonja und Prof.
Moritz Mebel im Gespräch mit Gina
Pietsch
16. Juni
Zum 80. Jahrestag der Ermordung von
Richard Hüttig. Lesung aus Jan Petersens Roman »Unsere Straße«, anschließend Gespräch mit Elfriede Brüning,
Schriftstellerin, und Harald Marpe, Kiezbündnis Klausener Platz
21. Juli
»Kennst Du das Land, wo die Kanonen
blühn?« Ein Erich-Kästner-Abend anlässlich seines 40. Todestages, mit Frieder Böhne, Jutta Harnisch, Gina Pietsch,
Markus Tervooren und Uwe Streibel
18. August
»Rechtsradikalismus und Antisemitismus in Berlin zu Beginn der zwanziger
Jahre«. Vortrag von Stefan Knobloch
BdA Treptow e. V.
28. Mai, 18.00 Uhr
Nach den Europawahlen. Eine Bilanz
von Katja Herzberg.
11. Juni, 18.00 Uhr
»Stalinallee und Hansaviertel – Berliner
Baugeschehen im Kalten Krieg.« Norbert Podewin stellt sein Buch vor.
BdA Treptow e. V. /
VVN-BdA Köpenick e. V.
24. Mai, ab 13.00-20.00 Uhr
Beteiligung am Fest der Demokratie und
Toleranz. Michael-Brückner-Platz gegenüber dem Bahnhof Schöneweide
VVN-BdA Köpenick
1. Mai, nachmittags
Teilnahme am Fest der Linken, Schlossplatz Köpenick
21. Mai, 15.00-17.00 Uhr
Treffen mit der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin Ines Feierabend auf
Einladung des Bezirksamtes, Pentahotel
Köpenick, Grünauer Straße 1
21. Juni
Gedenken an den 71. Jahrestag der Köpenicker Blutwoche, Denkmal für die
Opfer der Köpenicker Blutwoche auf
dem Platz des 23. April
VVN-BdA Lichtenberg e. V.
15. Mai, 16.00 Uhr
Riga, Kulturhauptstadt Europas 2014:
eine Stadt – zwei Gesichter. Diavortrag
von Silke Wenk über eine Reise in die lettische Hauptstadt, IKB, Münsterlandstr.
Ecke Eitelstr., 10317 Berlin
17. Mai, 15.00 Uhr
Gedenken aus Anlass des 115. Geburtstages von Felix Tucholla, Stele für Felix
und Käthe Tucholla, Kaskelstraße 41,
10317 Berlin
Die Veranstaltungen finden in der Begegnungsstätte PRO, Kiefholzstr. 275,
12437 Berlin, statt.
24. Mai, 15.00 Uhr
Gedenken aus Anlass des 140. Geburtstages von Hermann Duncker, HermannDuncker-Denkmal, Grünanlage Treskow­
allee/ Wandlitzstraße, 10318 Berlin
23. April, 18.00 Uhr
Der NSU-Prozess in München, René
Heilig zieht eine Zwischenbilanz.
5. Juni, 18.00 Uhr
Gedenken aus Anlass des 110. Geburtstages von Hans Krüger, Gedenkstele für
14
den Rummelsburger Arbeiterwiderstand,
Nöldnerplatz, 10317 Berlin
21. August, 18.00 Uhr
Gedenken aus Anlass des 70. Jahrestages der Ermordung der Widerstandskämpfer Erich Kurz, Franz Mett, Paul
Gesche und Robert Uhrig, Franz-MettStr./Ecke Alfred-Kowalke-Straße 1
25. August, 18.00 Uhr
Gedenken aus Anlass des 70. Jahrestages der Ermordung von Elfriede Tygör,
Elfriede-Tygör-Str./Ecke Am Tierpark
BO Prenzlauer Berg
26. April, 10.30 Uhr
Öffentliche Ehrung am Straßenschild
zum 105. Geburtstag von Rudi Arndt,
Rudi-Arndt-/Ecke Conrad-Blenkle-Str.
18. Juni, 15.00 Uhr
Veranstaltung, Themenvorschlag: 70.
Jahrestag des 20. Juli 1944, Seniorenfreizeitstätte Grellstr. 14, 10409 Berlin
30. Juni
Öffentliche Ehrung am Straßenschild
zum 115. Geburtstag von Ernst Fürstenberg, Ernst-Fürstenberg-/Ecke ConradBlenkle-Straße.
12. Juli
Öffentliche Ehrung am Straßenschild
zum 70. Todestag von Georg Blank, Georg-Blank-/Ecke Gubitzstr.
14. August
Öffentliche Ehrungen am Straßenschild
zum 70. Todestag von Arthur Sodtke,
Arthur-Sodtke-/Ecke Küselstr., und Hermann Tops, Topsstr./Ecke Schönhauser
18. August
Ehrung zum des 70. Jahrestag der Ermordung Ernst Thälmanns. Ernst-Thälmann-Denkmal, Berlin-Prenzlauer Berg
21. August
Öffentliche Ehrung am Straßenschild
zum 70. Todestag von Fritz Riedel, FritzRiedel-/Ecke Erich-Boltze-Str.
VVN-BdA Berlin-Pankow e. V.
21. Mai, 15.00 Uhr
Maik Hamburger über sein neues Buch
»Zehn Jahre Lager. Als deutscher Kom-
Nr. 56
munist im sowjetischen Gulag« mit den
Erinnerungen seines Vaters Rudolf.
Anmeldung unter 030 69 00 48 70 oder
E-Mail: [email protected]
Wir gratulieren!
VVN-VdA e. V.
Galerie Olga Benario
14. Juni, 11.00 Uhr
Gedenkkundgebung zum 80. Jahrestag
der Hinrichtung von Richard Hüttig, mit
Hans Coppi, Berliner VVN-BdA, dem
Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinhard Naumann
und einem Vertreter des Kiezbündnisses
Klausener Platz. Seelingstr. 23, 14059
Berlin (Nähe U2 Sophie-Charlotte-Platz)
Richardstr. 104, 12043 Berlin,
(U7 Bhf. Karl-Marx-Str., Ausgang Neuköllner Oper und durch die Passage)
Öffnungszeiten: donnerstags ab 19 Uhr
und auf Anfrage, www.Galerie-Olga-Benario.de, E-Mail: [email protected]
Unseren Jubilaren gratulieren wir ganz
herzlich zum Geburtstag und wünschen
Gesundheit, Optimismus und Lebensfreude!
VVN-VdA e. V. (Gruppe
Reinickendorf)
Die Veranstaltungen der Gruppe Reinickendorf finden jeweils am 3. Donnerstag des Monats um 15.00 Uhr im
Jugendfreizeitheim »Fuchsbau«, Thurgauer Str. 62, 13407 Berlin, statt.
BdA Hohenschönhausen/
Weißensee e. V.
21. Juni, 10.00-12.00 Uhr
Mitgliederversammlung: Bericht vom 5.
VVN-BdA-Bundeskongress in Frankfurt/
Main. (Der Veranstaltungsort stand zu
Redaktionsschluss noch nicht fest.)
Antifaschistische Initiative
Nord-Ost (AINO)
12. Juli, 15.00 Uhr
»Sich fügen heißt lügen«. Gedenkkundgebung und antifaschistischer Stadtspaziergang anlässlich des 80. Jahrestages
der Ermordung von Erich Mühsam, KZGedenkstätte Oranienburg
North East Antifascists (NEA)
23. April, 20.00 Uhr
Antifaschistischer Widerstand im Prenz­
lauer Berg. Referent: Dr. Hans-Rainer
Sandvoß, Kultur- und Bildungszentrum
Sebastian-Haffner – Museum Pankow,
Prenzlauer Allee 227/228
Förderverein THF 33-45 e. V.
Führungen auf dem Tempelhofer Feld
zu den Themen: KZ Columbia-Haus,
Militär- und Zivilgeschichte des Tempelhofer Feldes, Zwangsarbeiterlager
1940-1945 auf dem Feld, jeweils am 2.
und 4. Samstag im Monat, 13-15 Uhr,
Treffpunkt: Mahnmal, Columbiadamm
Ecke Golßener Str. (Haltestelle Bus 104),
Nr. 56
Ausstellungen und Veranstaltungsreihen
Die Ausstellung des Museums Friedrichshain-Kreuzberg verfolgt deutsche
Kolonialgeschichte, die mit Otto Friedrich von der Gröben im 17. Jahrhundert
begann, bis zu ihren Folgen und Spuren in der Gegenwart. Und sie stellt die
neue Namensgeberin der Kreuzberger
Uferstraße vor. May Ayim hat sich als
afrodeutsche Dichterin, Pädagogin und
Aktivistin mit ihrer Lyrik und ihren wissenschaftlichen Arbeiten gegen Alltagsrassismus und kolonialistische Politik
gewehrt.
Vom 6. März bis 30. April 2014
24. April, 19.30 Uhr
»Manga Bell«. Dokumentarfilm über die
Kolonialgeschichte Kameruns, von Peter Heller, D 1997, 44 Min.
2. Mai ab 19.00 Uhr,
3. Mai ab 11.00 Uhr
Afro-Deutsche: Ihre Kultur- und Sozialgeschichte auf dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen. Anlässlich
des 54. Geburtstages von May Ayim veranstalten verschiedene Initiativen ADEFRA, ISD, Afrika Rat Berlin-Brandenburg,
Berlin Postkolonial und AfricAvenir im
Spreeraum des FHXB Museums eine familienfreundliche Feier unter dem Titel,
den Ayim für ihre Diplomarbeit wählte.
Das Programm bietet Podiumsdiskussionen, Angebote für Kinder, Filme, Live-Auftritte von schwarzen Künstlerinnen und Künstlern und people of color
sowie eine kritische Stadtführung per
Fahrrad durch die koloniale Vergangenheit Deutschlands, Spreeraum des
Friedrichshain-Kreuzberg-Museums,
May-Ayim-Ufer 9, 10999 Berlin
Zum 100.:
8.7. Johanna Seifert, Treptow
Zum 98.:
28.6. Fritz Schmid, Pankow
Zum 96.:
18.7. Anna-Luise Brosius, Pankow
17.8. Ursula Schüler, Prenzl. Bg.
Zum 95.:
12.8. Dorothea Mehnert, Fhain-Krzbg-Mit.
Zum 90.:
8.5. Inge Lammel, Pankow
20.5. Vera Köppen, Lbg.
27.5. Gertrud Mayer, Marzahn
8.6. Marianne Pincus, Mitte
8.7. Elisabeth Lewin, Fhain-Krzbg-Mitte
20.7. Lieselotte Peckermann, Mitte
Zum 85.:
3.5. Marga Barbarino, Treptow
2.7. Inge Gutmann, Fhain-Krzbg-Mitte
4.7. Rheinwart Hinkel, VVN-VdA
5.8. Sonja Moldt, Marzahn
Zum 80.:
25.5. Hans-Joachim Zellner, Prenzl. Bg.
28.6. Käthe Baltruschat, Köpenick
9.7. Manfred Adelberger, Treptow
29.7. Dr. Christine Rossberg, Lbg.
7.8. Ursula Gögge, Lichtenberg
16.8. Ingrid Hamacher, Prenzl. Bg.
ab 15. Mai
Die Hoffnung hat zwei schöne Töchter:
Wut und Mut. Wut darüber, wie die Verhältnisse sind. Und Mut, sie zu ändern.
Frauenfriedensaktionen, ihre Banner,
Symbole und Bilder.
15
Veranstaltungen zum 69. Jahrestag der
Befreiung vom Faschismus am 8. Mai
21. April, 16.00 Uhr
AINO, NEA, BdA Hohenschönhausen/Weißensee e. V.: Befreiungsgedenken in Weißensee. Mit Redebeiträgen, Musik
und Blumen. Antifa-Mahnmal am Weißensee, rechts neben dem ehemaligen Kulturhaus Peter Edel, Berliner Allee
125.
.
23. April, 17.00 Uhr
VVN-BdA Köpenick e. V.: Kundgebung und Picknick zum
69. Jahrestag der Befreiung Köpenicks vom Faschismus.
Platz des 23. April, 12555 Berlin-Köpenick
24. April, 18.00 Uhr
Initiative »Schönholzer Heide« und VVN-BdA Berlin-Pankow e. V. : Rundgang zu den historischen Orten im Park
anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Lager
der Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen in der Schönholzer Heide. Treffpunkt: Vor dem Eingang der Schießanlage
Schönholz (Bus 155, Hermann-Hesse-Str.)
8. Mai, 10.00 Uhr
VVN-BdA Berlin-Pankow e. V., Kommission Bürgerarbeit
und Die Linke Pankow: Kundgebung zum Tag der Befreiung durch die Rote Armee (Ecke Wiltbergstr., am Ausgang
S-Bhf. Buch)
8. Mai, 10.00 Uhr
VVN-BdA Berlin-Pankow e. V.: Teilnahme an der Kranzniederlegung von BVV, Bezirksamt und Vertretern der Russischen Botschaft am Sowjetischen Ehrenmal in der Schönholzer Heide
8. Mai, ab 15.00 Uhr
Gedenken der VVN-BdA Lichtenberg zum »Tag der Befreiung« am Panzer-Denkmal mit Blumen, Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, Zwieseler Str. 4, 10318
Berlin
8. Mai, 10.00 Uhr
VVN-VdA Gruppe Reinickendorf: Ehrung an den Gräbern
sowjetischer Soldaten und der Kinder von sowjetischen
Zwangsarbeiterinnen anlässlich des Tages der Befreiung
mit roten Nelken auf dem russischen Friedhof Waldstr.,
Russischer Friedhof, Wittestr. 37, 13509 Berlin
8. Mai, 15.30 Uhr
VVN-BdA Friedrichshain-Kreuzberg-Mitte gemeinsam
mit BVV und Bezirksamt: Gedenken für Nikolai E. Bersarin, Petersburger Str. 86 (an der Gedenktafel), BerlinFriedrichshain
8. Mai, 10.00 Uhr
Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde: Ehrung zum Tag der
Befreiung, in Anwesenheit ehemaliger Häftlinge, mit Ansprachen und Blumenniederlegung. Wismarer Str. an der
Eugen-Kleine-Brücke (Säule der Gefangenen), 12207 Berlin-Lichterfelde
8. Mai, 10.30 Uhr
Öffentliches Gedenken der BO Prenzlauer Berg anlässlich
des Jahrestages der Befreiung vom Faschismus, Gedenkstein am Ostseeplatz
8. Mai, 11.00 Uhr
VVN-BdA Lichtenberg: Gedenken an den 1. Stadtkommandanten Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg, Nikolai E. Bersarin, Gedenktafel an der ehemaligen Stadtkommandantur,
Alt-Friedrichsfelde 1/Ecke Rosenfelder Str.
8. Mai, 17.00 Uhr
BO Weißensee und BdA Hohenschönhausen/Weißensee:
Teilnahme an den Kranzniederlegungen von Bezirksamt
und BVV, Ehrenmal in der Küstriner Straße
8. Mai, 18.00 Uhr
Kundgebung am Denkmal »Mutter Heimat« im sowjetischen
Ehrenmal in Treptow zum Tag der Befreiung. Es sprechen
Klaus Lederer sowie Vertreter der Russischen Botschaft
und der Botschaft von Belarus. Es singt der Hans-BeimlerChor. Veranstaltet vom BdA Treptow e.V.
10. Mai, 13.00 Uhr
BO Marzahn/BO Hellersdorf: Teilnahme an den Kranzniederlegungen der BVV und des Bezirksamtes, Gedenkstätte
Brodauer Straße, 12621 Berlin und
anschl. (14.30 Uhr) Parkfriedhof Marzahn, Wiesenburger
Weg 10, 12681 Berlin