Albert Krabbe – Vision einer Vogelliebhabergemeinschaft - az
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Albert Krabbe – Vision einer Vogelliebhabergemeinschaft - az
Albert Krabbe - Vision einer Vogelliebhabergemeinschaft Dr. Gabriel Oser (5552) Als mich A. Krabbe anfangs der 80iger Jahre aus einem Berliner Altersheim anrief, habe ich die Chance nicht wahrgenommen, ihn - den Initiator der Vorkriegs-AZ - näher kennen zu lernen. Damals war ich nicht vertraut mit der Geschichte der AZ. Erst als ich die Internetseite unserer AZ - Landesgruppe Berlin/Brandenburg entworfen haben, habe ich mich mit der Chronik der AZ vertraut gemacht; dort wird diese kurze Zeitspanne der Vorkriegs-AZ 19201935 als Krabbe-AZ charakterisiert. Vor kurzem fand ich im Internet die digitalisierten Jahrgänge 1920/21 der „Gefiederten Welt“ und damit die Geburtsdokumente der AZ. Ich konnte dann auch mehrere Hefte der Jahrgänge 1928/29/31 und 34 von „Vögel ferner Länder“ (den Vereinsnachrichten der AZ) einsehen und gewann einen Einblick in die Gründungsidee. Diese Krabbe-AZ war mehr als eine Zeitspanne, sie charakterisierte eine Gemeinschaft miteinander befreundeter Vogelliebhaber aus dem deutschsprachigen und internationalen Raum mit einem sehr breit gestreuten Liebhaberinteresse. Diese Vogelliebhaber wollten nach dem 2. Weltkrieg diese Gemeinschaft weiterführen. Der verbindende Gründungsgedanke der A.Z. Initiator und Motor dieser „Austauschzentrale“ war der junge Albert Krabbe aus Anklam. Krabbe, der im ersten Weltkrieg 1916, gerade 20 Jahre alt, schwer verletzt den linken Arm aber nicht seinen Optimismus verloren hatte, schrieb in der „Gefiederten Welt“, Heft 13 vom 1. Juli 1920, den Aufruf: < „Die Exotenliebhaberei ist durch Krieg und Frieden fast vollständig lahmgelegt. Im Kriege hat eine Einfuhr nicht stattfinden können; nach Friedensschluß haben die Importfirmen ihre alten Geschäftsverbindungen z.Zt. nicht wieder aufgenommen. … Aus angeführten Gründen scheint mir ein engerer Zusammenschluß der Exotenliebhaber und –Züchter geboten zu sein, um untereinander Nachzuchten sowie zum Verkauf gestellte Exemplare an- und verkaufen oder tauschen zu können. > Die Antworten zusammenfassend schreibt er kurz danach: <Viel habe ich sicher nicht erwartet, aber so traurige Zustände bei weitem nicht. . … Bleibt also nur noch der langsamere Weg: der Zusammenschluß aller Züchter zwecks Austausch von Zuchtmaterial zur Vermeidung von Inzucht. … Hier kann nur durch Vermittlung anhand einer Bestandsliste abgeholfen werden. Ich habe mich mit den mir bekannten in- und ausländischen Liebhabern und Züchtern von Exoten in Verbindung gesetzt, um der Sache zu dienen. … Zum Schluß fordere ich alle Interessenten auf, in jeder Hinsicht mitzuarbeiten an der „Austauschzentrale der Exotenliebhaber und –Züchter“. > <Bereits am 5. August 1920 wurde die A.Z. mit 37 Mitgliedern und einem Bestand von zirka 300 Vögeln gegründet. … Sie stellte eine lose Vereinigung von Freunden exotischer Vögel dar und bezweckt Austausch, An- und Verkäufe unter den Mitgliedern; weitere Ziele waren: Ausschaltung unlauterer Elemente aus Liebhaber- und Händlerkreisen, Verbindung mit Liebhabern, Forschern und ornithologisch interessierten Personen im tropischen und nordischen Ausland, Bildung von Bezugsvereinigungen zur Versorgung mit Zucht- und Liebhabermaterial durch Importeure oder direkte Bezüge aus dem Ausland, Vermittlung von Händlerangeboten und Berichte über alles auf diesem Gebiet Wissenswerte für ihre Mitglieder usw. Jährliche Beiträge wurden nicht erhoben, jedoch ein Aufnahmegeld. … Da die A.Z. von vornherein international aufgezogen war, so wurden acht Bezirke gebildet, wovon sechs auf Deutschland, einer auf Österreich und Schweiz und einer auf das gesamte übrige Ausland entfielen. Je einen Vertrauensmann hatte diesen Bezirken vorzustehen. > 1921 erschien das erste Jahrbuch. …Krabbe schrieb dort im Vorwort … <Unsere Liebhabei ist die Welt, in der man sich nicht langweilt, die Welt, in der man sich Freunde weiß, Vogelliebhaber wie Du selbst, Freunde mit weitem Herzen und offenem Sinn für die Schönheit der Natur, Freunde in allen Gauen unseres Vaterlandes, Gesinnungsgenossen auf der ganzen Erde. Sie alle umschließt dasselbe Band: „Die Liebe zu den Geschöpfen des Herrn“. > Krabbe zitiert dort weiter einen Herrn H. Stöcker und schreibt: <Diese Arbeit schließt mit einer Mahnung, die mir Vermächtnis geworden ist: „Durch unsere A.Z. wollen wir uns doch auch näher kommen, damit jeder dem anderen aus dem Schatz seiner Erfahrung mitteilen kann. Ist dieses der Fall, dann wird eine der Hauptaufgaben, der innere Zusammenschluß der Liebhaber des fremdländischen Gefieders, unserer mit so viel Geschick und liebevoller Aufopferung geschaffenen Vereinigung erfüllt sein.“ > Im zweiten Jahrbuch 1922 berichtet Krabbe: < „Der 17. Dezember 1922 hat eine besondere Bedeutung durch die erste und glänzend verlaufene Versammlung in Berlin. Sie wird allen Teilnehmern sicher noch im besten Gedächtnis stehen, denn von dieser Versammlung stammen viele noch heute bestehende und inzwischen noch weiter vertiefte Freundschaften und persönliche Bekanntschaften unter den Exotenliebhabern.“ > Die fruchtbare Zusammenarbeit von Consul Cremer mit Dr. Duncker: Leopold Keidel, der 1. Präsident der Nachkriegs-AZ, schrieb in einem Rückblick: < „Die Sternstunde der Krabbe-AZ begann 1927, als Herr Generalconsul Hubert Cremer, Bremen, AZ-Vorstand wurde und als der große und unvergessene Mäzen bis zum Jahre 1930 für den Aufschwung der AZ sorgte.“ > Doch dies war nicht Cremers Verdienst allein, vielmehr das Ergebnis der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Dr. Duncker und dessen genetischer Forschungsarbeit, die 1925 begann und bereits im Jahre 1926 zur Gründung des "DWV" in der „Austauschzentrale der Vogelliebhaber und Züchter Deutschlands (AZ) e. V." heute AZ-DWV führte, deren Initiator Consul CREMER war. Weitere DWV-Gründungsmitglieder waren u. a. A. Krabbe, Dr. H. Duncker, R. Aumüller, A. Mertes und W. Schinke. Doch zuerst mehr Details zu Dr. Duncker. Hans Duncker (1881-1961), einer der ersten Genetiker in der Ornithologie, aufgewachsen im Harz, studierte in Göttingen Naturwissenschaften und promovierte ü b e r ein morphologisches Thema. Nach der Promotion fand er eine Anstellung als Lehrer für Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer in Bremen, wo er bis kurz vor seinem Tod lebte. 1921 begann Duncker seine Zusammenarbeit mit dem Kanarienzüchter Karl Reich (1885–1970), Bremen, der als erster Vogelgesang auf Platte aufgenommen und einen Kanarienstamm gezüchtet hatte, der perfekt Nachtigallen imitierte. Duncker bot eine darwinistische Erklärung für dieses Phänomen, indem er klarstellte, dass Reich nicht Kanarien mit Genen für Nachtigallengesang, sondern lediglich Vögel mit besserem Lernvermögen heraus gezüchtet hatte (Duncker 1922a). Zu Anfang der 1920er Jahre, als die experimentelle Genetik noch weitgehend Neuland war, begannen Duncker und Reich mit Kreuzungsversuchen in großem Stil, um die Erblichkeit von Gefiederfarben und strukturen, wie z. B. der Haubenbildung, zu erforschen. Bereits 1924 veröffentlichte Duncker deren umfangreiche Ergebnisse in der „Gefiederten Welt“. Reich machte Duncker mit Consul Carl Cremer (1858– 1938), einem wohlhabenden Bremer Kaufmann, im Herbst 1925 bekannt. Cremer war begeisterter Vogelliebhaber von vielen fremdländischen Vögeln und vor allem Wellensittichen und deren neuen Mutationen und Duncker und Cremer begannen eine fruchtbare Zusammenarbeit. Consul Cremer ermöglichte die Finanzierung und stellte seine Volierenanlagen für die Untersuchungen der Vererbung von Farbmustern bei Kanarien und insbesondere Wellensittichen zur Verfügung. Durch die Kreuzung mit dem Kapuzenzeisig (Carduelis cucullatus) wollte Duncker einen roten Kanarienstamm erzeugen. Dies war deshalb so schwierig, da erst nach mehreren komplizierter Kreuzungskombinationen fertile Nachkommen möglich sind. Letztlich gelang es, das Gen für rote Farbe vom Kapuzenzeisig auf Kanarien zu übertragen. Dies ist das erste transgene Experiment in der Ornithologie. Wirklich rote Kanarienvögel wurden jedoch erst Anfang der 1950er Jahre in England erzeugt (Gill 1955). Mit seinen großangelegten Kreuzungsexperimenten hat Duncker die Praxis der Vogelhaltung und die theoretische Naturwissenschaft erfolgreich miteinander verknüpft. Er hatte begriffen, dass Vogelhalter und Wissenschaftler gleichermaßen voneinander profitieren können. Ab 1927 war er Schriftleiter der Verbandszeitschrift der AZ „Vögel ferner Länder“, die Consul CREMER aus eigener Tasche finanzierte (T. Vins). Der enorm produktive Duncker publizierte ca. 75 Arbeiten, die Mehrzahl über Kreuzungsexperimente und Vererbungsregeln bei Wellensittichen und Kanarien. Seine Vererbungstabellen für Wellensittiche sind heute noch in Gebrauch (Elliott & Brooks 1999). 1927 verlieh die britische Budgerigar Society Duncker und Cremer je eine Ehrengoldmedaille für diese Verdienste um die Aufklärung der WS-Vererbung, die sie auf der „National Exhibition“ in London 1929 überreicht bekamen. Duncker wurde außerdem ehrenhalber Vizepräsident der „British Western Counties Budgerigar and Foreign Bird Society“. Duncker erhielt weltweit Einladungen, um über seine Vererbungsforschung zu referieren, so in Wien, Tübingen, auf dem Internationalen Ornithologenkongress in Amsterdam; selbst zum Internationalen 6. Genetikkongress in New York war Dunker eingeladen. (Zitiert aus: Tim Birkhead: Die Farbe der Vögel: Hans Duncker, ein Pionier der Vogelgenetik, J. Ornithol. (2003), © Deutsche Ornithologen-Gesellschaft/Blackwell Verlag, Berlin). Tim Birkhead erhielt 2003 den Consul Cremer Preis für diese Arbeit. L. Keidel schreibt über diese Ära (1983): <Die Ausgabe des ersten Vierteljahresheftes „Vögel ferner Länder“ mit dem Schriftleiter Dr. Duncker fand im Mitgliederkreis eine mehr wie freundliche Zustimmung und begann damit eine Ära, die den Höhepunkt der AZ ausmachte. Die Auswahl der Aufsätze war gediegen, die Einführung in die Vererbung Dr. Dunckers blieb unerreicht und befruchtete die Züchterarbeit des In- und Ausland es der damaligen Zeit. Die AZ-DWV wurde mehr und mehr zu einem internationalen Sammelbecken aller ernstlich mit dem Farben-WS-zucht beschäftigten Liebhaberzüchter der ganzen Welt. > Die Beziehungen zum Ausland wurden gepflegt. So konnte auf der Jahresversammlung am 8./9. September 1928 in Halle Allen Silver, Vorsitzender der englischen BS als Gast begrüßt werden und Dr. Duncker berichtete umfangreich über Aufsätze im „Budgerigar Bulletin“ der BS. <Von Amerika bis Japan reichten die Züchter-Verbindungen, und Mitglieder aus aller Welt zierten die AZ-Listen dieser Jahre. Die Preise der Farbenwellensittiche stiegen ins Unwahrscheinliche und erreichten mit dem Einschalten Japans als Käufer den Höchststand. Ein paar blaue oder gar weiße Wellensittiche im Bestande zu haben, war der Traum aller Züchter. Unvergeßlich blieben die Tage von Bremen zur Jahresversammlung 1927, die im gastlichen Hause des Präsidenten tagen konnte. Neben dem engeren "wissenschaftlichen“ Inhalt des genetischen Zuchtaufbaues, also Vererbungsformeln usw.. die von den Herren Dr. Duncker und Cremer erstmals planmäßig erforscht wurden, kamen noch die technischen Voraussetzungen, die heute als Stammeszucht selbstverständlich geworden sind: geschlossene Fußringe, die Einzelhecke, das Zuchtbuch und die Stammkarte, die als „Züchterunterlage“ zum Rüstzeug des Stammeszucht gehören > (Keidel). Die AZ ("Austauschzentrale der Vogelliebhaber und Züchter Deutschlands e. V.") stiftete 1959 in Erinnerung an ihren ersten Präsidenten (und damit verbunden auch an die erste AZ vor dem Kriege) den „Consul Cremer Preis". Dieser wird jährlich für eine aus dem gewohnten Rahmen der Vogelzucht fallende Sonderleistung, wie abgeschlossene Erstzuchten oder sonstige außergewöhnliche Leistungen auf dem Gebiet der Vogelliebhaberei, einschließlich besonderer Leistungen für die AZ-Gemeinschaft, vergeben. Der Preis besteht aus einer Medaille mit dem Portrait des Consuls. Auf der Jahresversammlung September 1930 resümiert A Krabbe: < „Der 5. August 1920 ist der Geburtstag unserer „A.Z.“ … Aus der Not damaliger Zeit heraus geboren ist die A.Z. heute der erste große, alles umfassende Exotenverein, welcher nicht einmal in der Vorkriegszeit, der sprichwörtlich gewordenen guten alten Zeit, einen Vorgänger gehabt hat.> Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung1933 kam zunächst erhebliche Unruhe in die Vereinsstrukturen, bis die Vereine und auch die AZ schließlich 1935/36 im „Reichsverband deutscher Vogelpfleger und –Züchter“ aufgelöst wurden. Nach dem 2 Weltkrieg: Neustart dieser Liebhabergemeinschaft Nach dem 2. Weltkrieg versuchten diese alten Vogelliebhaber, nun auf vier Besatzungszonen Deutschlands verteilt, diese Gemeinschaft zu erneuern und weiter zu führen. Die Zeiten zur Gründung der 1. AZ 1920 und zur Wiedergründung 1947/48 waren vergleichbar: Nachkriegsjahre mit großer wirtschaftlicher Not; 1920 mit der galoppierenden Inflation, 1948 mit der Vierteilung Deutschlands in Besatzungszonen und vielen rechtlichen, wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Beschränkungen: z.B. Passierscheine für Reisen in andere Besatzungszonen, diverse politische Überprüfungen und Behinderungen z.B. des Zahlungsverkehrs und vieles mehr. Die Wiedergründung als Verein konnte zunächst nur in der amerikanischen Zone erfolgen und sollte kurzfristig nur in Bayern möglich sein, konnte dann doch deutschlandweit erfolgen. Die Politik erforderte getrennte Einzahlung der Mitgliedsbeiträge in Ost- und Westdeutschland und selbst nach einem Jahr konnten die Beiträge der Mitglieder aus der sowjetisch besetzen Zone nicht genutzt werden. 78 von 292 Gründungsmitglieder und 3 der 5 Obleute der neuen AZ waren Mitglieder aus der sowjetisch besetzten Zone. Die Kontakte waren brieflich. Die Grußworte für das erste Jahrbuch 1948 von Albert Krabbe (Geschäftsführer und zuletzt auch Präsident der 1. AZ) und Adolf Voigt (stellvertretender Geschäftsführer der 1. AZ), prägende Gestalten der VorkriegsAZ, zeigten das starke Gefühl der großen, freundschaftlichen Liebhabergemeinschaft und den Wunsch nach Ende der Beschränkungen. Adolf Voigt war Gründungsmitglied Nr.1 und Albert Krabbe Nr. 2 und beide wurden Ehrenmitglieder der Nachkriegs-AZ. Beide wurden später auch Ehrenmitglieder der SZG in der DDR, möglicherweise ein Anknüpfen an ihre Vorkriegsaktivitäten im Umkreis der Vogelliebhaberei, beide waren ja sehr aktiv in ihrem mitteldeutschen Umfeld. Im Jahrbuch 1954 wurden noch etwa 50 dieser Gründungsmitglieder aus der DDR in der Mitgliederliste aufgeführt; auch die Bestandslisten der betreuten Vogelarten, die jedes Mitglied gemeldet hatte, wurden wie in der Vorkriegs-AZ exakt weitergeführt. So hatte z.B. Erwin Dahlhoff, den ich später als reinen Wellensittichzüchter kennen und schätzen lernte, folgenden Bestand gemeldet: 15,15 Wellensittiche der Normal- und Sonderklasse. darunter Harlekins und spalterbige - 1,1 Nymphen - 2.2 Bourksittiche - 2,2 Diamanttäubchen - 1,0 roter Kardinal - 1,1 argent. Bergkardinäle - 1,1 Brillenvögel - 1,1 mex. Papstfinken - 1,1 Indigofinken - 3.0 Weißkehlpfäffchen - 1,0 Weißstirnpfäffchen - 1,0 Mozambiquezeisig - 3.3 Grauedelsänger -1,0 Safranfink - 3.7 Zebrafinken bunt - 1,2 dito weiß - 0.2 bunte Schecken - 3.3 jap. Mövchen mit und ohne Haube - 1,1 Spitzschwanzamandinen - 1,1 kl. Kubafinken - 1,1 Bandfinken - 1,1 Tigerfinken - 1,1 olivgrüne Astrilde - 1,1 Schwarzkopfnonnen - 1,1 dreifarbige Nonnen - 1,1 gr. Reisfinken - 1,1 0rangebäckchen - 1,1 Grauastrilde - ca. 20 Farbenkanarien der Rotreihe - 1,0 Dompfaff - 2.0 Stieglitze - 2.0 Hänflinge - 1,0 Zeisig - 1,0 Baumpiper. Zuchtergebnisse 1953: 1,0 Nymphensittich - 16 Diamanttäubchen - Zebrafinken bunt. weiß und scheckig - jap. Viele Mitglieder von 1954 hatten vergleichbare Bestandslisten. Das waren die Vogelliebhaberzeiten der wiedererstandenen AZ! Die Politik erschwerte die Realisierung dieser Gemeinschaft. In den 3 westlichen Besatzungszonen wurde die Bundesrepublik gebildet, in der Sowjetzone gründete die SED im Oktober 1949 die DDR und begann den sozialistischen Umbau der Gesellschaft, der 1952 intensiviert wurde. Im August 1952 stellte Josef Klostermeyer, Zeitz, (Gründungsmitglied Nr. 138 der AZ von 1948), später erster Geschäftsführer der SZG, an die Zentrale Zuchtkommission Rassegeflügel in der DDR den Antrag, den Zusammenschluss der früheren AZ-Mitglieder zu einer Arbeitsgemeinschaft "Ziergeflügel- und Exotenliebhaber" zu gestatten. (Leider habe ich keine AZ-Mitgliederliste von 1951/52, um die Anzahl dieser Mitglieder zu benennen. Doch noch 1953/54 waren 50 Züchter aus der damaligen DDR AZMitglied.) Im Herbst 1952 wurde dann die "Zuchtgemeinschaft fremdländischer Vögel", später umbenannt in "Spezialzuchtgemeinschaft Ziergeflügel und Exoten" (SZG), gegründet. Eine ihrer zentralen Aufgaben war, Vogelfutter, das vom Zentralverband zugeteilt wurde, an die Mitglieder weiter zu verteilen. Man mußte Mitglied sein, um Vogelfutter zugeteilt zu bekommen. 1956 wurde dann auch die 1. DDR-Schau organisiert. Die neue politische Lage ließ den Vogelliebhabern, die weiter ihre Vögel pflegen wollten, keine andere Wahl. Doch hatte der Liebhabergedanke der alten AZ trotz der politischen Schwierigkeiten und zunehmenden Hemmnissen weiterhin Bestand. Zwischen den Vereinen bestanden weiter freundschaftliche Beziehungen. So berichtet die Zeitschrift „Ziergeflügel und Exoten": „Am 18. und 19.8.1957 nahm eine Delegation von drei Zuchtfreunden unter Führung des Obmannes an der AZ-Tagung in Mainz teil. Darüber hinaus waren weitere 13 Mitglieder der SZG bei dieser Tagung anwesend. Diese Tage verliefen wieder im Geiste herzlicher Züchterfreundschaft und zeigten, daß auf beiden Seiten guter Wille zur gemeinsamen Arbeit vorhanden war.“ Erich Werner, erster Zuchtwart der SZG, nahm als WS-Preisrichter an der AZ-Bundesschau in Bünde am 12.12.1957 teil und berichtete ausführlich über die Schau und die Ergebnisse in der SZG-Zeitschrift „Ziergeflügel und Exoten“. Albrecht Thiebes, damals DWVVorsitzender, nahm als WS-Preisrichter auf der 2. DDR-Ausstellung der SZG in Leipzig am 30.11.-01.12.1957 teil und schilderte in der gleichen Zeitschrift ebenfalls ausführlich seine Eindrücke. 1959 berichtet die SZG-Zeitschrift „Ziergeflügel und Exoten“ aus der erweiterten Leitungssitzung am 22. August: „Unsere SZG arbeitet kooperativ mit der AZ und mit dem DWV zusammen. Wir bitten unsere Sparten bzw. unsere Mitglieder, dieses zu beachten.“ Ein Jahr später berichtete SZG-Obmann Woida, daß er zusammen mit Zuchtfreund Franke auf Einladung von Karl Heinz Spitzer, damals AGZ-Obmann für Großsittiche, am Großsittich-Züchtertreffen 12. und 13. März 1960 in Darmstadt teilgenommen hat. Zu den Jahreswechsel 59/ 60 und 62/63 wünschten Obmann Alfred Woida und Geschäftsführer Karl Heinz Jobst: „ Möge das Jahr 1960 (bzw.1963, das sind die Hefte die mir zur Verfügung standen) endlich die friedliche demokratische Wiedervereinigung unseres Vaterlandes bringen, damit wir auf gemeinsamen Ausstellungen in friedlichen Wettstreit treten können.“ Jetzt haben wir zum Glück die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Möglichkeiten, die Liebhabervisionen von Albert Krabbe zu realisieren.