DHZ, Ausgabe 11/2016 - Handwerkskammer Dresden
Transcription
DHZ, Ausgabe 11/2016 - Handwerkskammer Dresden
Anzeige ■ Röntgensichere Schweißer ■ ■ ■ ■ ■ Gefährliche Abfälle: EU-Gesetzesvorhaben sollte angepasst werden, sonst droht noch mehr Bürokratie Seite 5 +49–7123–93697– 55 Ausg. 11 | 10. Juni 2016 | 68. Jhrg. | www.deutsche-handwerks-zeitung.de Mehr als museumsreif: Ein Seiler zeigt die Geschichte einer topmodernen Branche Handwerkskammer Dresden Verkaufte Auflage: 482.822 Exemplare (IVW I/2016) | Preis: 2,80 Euro Blick nach vorn QUERGEDACHT Da hat die kleine Schweiz den Nachbarn mal gezeigt, wo der Hammer hängt. Das Großprojekt Gotthardtunnel hat man in 17 Jahren durchgepeitscht. Dabei blieb das Bauvorhaben nicht nur im Zeit-, sondern auch ganz gut im Kostenrahmen. Nur die Deutschen haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Die für den Güterverkehr wichtige Transportachse Rotterdam-Genua wird leider für weitere 14 (wahrscheinlich doch eher 19 Jahre) auf der noch nicht viergleisigen Rheintalstrecke Karlsruhe-Basel ausgebremst. Das haben Bund und Deutsche Bahn beim besten Willen noch nicht schaffen können. Foto: Günzel Foto: Laurent Gillieron/picture alliance/AP Photo Wer hat’s erfunden? Halten wir also fest: Es ist einfacher, in über zwei Kilometern Tiefe den längsten Eisenbahntunnel der Welt durch ein Gebirgsmassiv zu fräsen, als eine Bahnstrecke viergleisig auszubauen. Klingt komisch, ist aber so. Ähnlichen Kummer sind wir ja gewohnt. Denn seit einigen Jahren scheint es in Deutschland schwierig bis unmöglich zu sein, ähnlich präzise zu planen wie die Schweizer. Spontan drängen sich da drei Beispiele auf: Elbphilharmonie, Stuttgart 21 und Flughafen BER. Ja, es scheint unmöglich zu sein, ein paar Quadratkilometer platt zu asphaltieren, damit ein paar Flugzeuge starten können. Mit „Gut Ding will Weile haben“ lässt sich das alles – die jahrelange Verzögerung und die Kostenexplosion – schon lange nicht mehr erklären. Berlin ist nicht nur arm, sondern auch unprofessionell und das ist ziemlich unsexy. Längst ist es mit dem Berliner Flughafen wie mit einem verspäteten Partygast: Irgendwann will man gar nicht mehr, dass er kommt. dan DIE AKTUELLE ZAHL 7 Arbeitstage pro Jahr fallen durch Streiks in Deutschland aus, bezogen auf 1.000 Arbeitnehmer. Die Deutschen sind streiklustiger geworden, so eine auf zehn Jahre angelegte Statistik des IW Köln. ONLINE-UMFRAGE Die Zahl der Einbrüche steigt massiv. Haben Sie Angst davor? Nach den verheerenden Unwetterschäden in Baden-Württemberg und Bayern haben die Aufräumarbeiten begonnen. „Es geht voran“, sagt Maler- und Lackierermeister Ulrich Stein aus Braunsbach im Landkreis Schwäbisch Hall. Er sei noch glimpflich davongekommen, andere Handwerker in der Region habe es viel schlimmer getroffen. Sein Betrieb hat einen Wasserschaden erlitten, der Parkplatz wurde zerstört. Das Maß der Verwüstung in Braunsbach geht über das Vorstellbare hinaus, sagt Ulrich Stein: „Es sah aus, wie in einem Katastrophenfilm.“ Die unglaublichen Wassermengen rissen Autos mit und ließen Häuser einstürzen. Auf der Hauptstraße von Braunsbach lag bis zu sieben Meter hoch Geröll, Steine bis zu drei Tonnen schwer. Im Ort sei die Stimmung niedergeschlagen, die Solidarität jedoch groß. „Vom Asylanten bis zum Banker haben alle mit angepackt“, sagt Stein. Mit Menschenketten wurde eimerweise Schlamm aus den Häusern geholt. Das Unglück hat den Zusammenhalt gestärkt. „Die Menschen sind zusamSeite 6 und 11 mengerückt.“ Die Energiewende stockt Lange Zeit hat sich die Politik vor allem um den Ausbau der Windkraft und Sonnenenergie gekümmert. Wärmemarkt und Stromnetz wurden darüber vernachlässigt. Das Handwerk dringt auf eine Neuausrichtung Von Steffen Range V ertreter des Handwerks haben Kritik an der Ausgestaltung der Energiewende geübt. Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) warf der Politik vor, sich zu stark dem Strommarkt zu widmen, den Wärmemarkt aber zu vernachlässigen. „Die Zielkorridore bei der Einbindung erneuerbarer Wärme sind nebulös“, sagte der stellvertretende ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Müller. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) mahnte an, der Energieeffizienz mehr Beachtung zu schenken: „Dieser wichtige Baustein der Energiewende kam bislang zu kurz“, sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer. Nachdem sich die Politik monatelang mit der Flüchtlingskrise befasst hatte, wird nun wieder über die Energiewende diskutiert. Der Grund: Bund und Länder wollen noch in diesem Sommer das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) reformieren. Von 2017 an soll die Förderung des Ökostroms umgestellt werden. Die Energiewende gilt als Jahrhundertprojekt, doch ob sie gelingt, darüber streiten die Experten. „Deutschland hat sich wohl zu viel in zu kurzer Zeit vorgenommen“, bilanziert die Deutsche Bank in der Studie „Deutsche Energiewende: Zielverfehlungen in Sicht“. Erfolgreich sind staatliche Initiativen praktisch nur, wenn Beihilfen gezahlt werden. Beinahe täglich kommen neue Vorschläge auf den Tisch. Zuletzt hatte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) eine Stromsteuer ins Spiel gebracht. Sie soll auf selbst erzeugten Strom erhoben werden, Kleinanlagen sollen aber ausgenommen bleiben. Die EU-Kommission wiederum verlangt von der Bundesregierung, das Stromnetz zügig auszubauen. Nach Ansicht Brüssels belastet Deutschland die Leitungen seiner Nachbarstaaten mit überschüssigem Ökostrom – eine Einschätzung, die Forscher teilen. „Der Netzausbau hält nicht mit dem Ausbau erneuerbarer Energien mit. Das ist das Problem“, sagte Thilo Schaefer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Das Handwerk sieht sich als Gestalter der Energiewende. Während Dachdecker und Heizungsbauer, Schornsteinfeger und Elektriker profitieren, machen die hohen Strompreise dem Bäckerhandwerk wegen der EEG-Umlage beispielsweise schwer zu schaffen. Deshalb setzt der ZDH auf das Thema Energieeffizienz: „Wer weniger Energie braucht, ist unabhängiger, flexibler und wirtschaftlicher“, sagte ZDH-Präsident Wollseifer. Wissenschaftler wie Handwerker drängen die Regierung überdies, vernachlässigte Aspekte der Energiewende stärker zu berücksichtigen. Sie pochen etwa darauf, den Anteil erneuerbarer Energien im Wärmemarkt zu steigern. Verglichen mit dem Umbau des Strommarkts stockt die Entwicklung bei der energetischen Sanierung von Gebäuden oder der Umrüstung alter Heizungsanlagen. Das liegt auch daran, dass die Politik sich nicht zu einer ähnlich großzügigen Förderung wie bei Windrädern, Photovoltaik oder zuletzt Elektroautos durchringen kann. Statt den Austausch alter Heizkessel steuerlich zu begünstigen, bietet die Bundesregierung zahlreiche Förderprogramme an. Die KfW kündigte an, Handwerker intensiver zu schulen, welche Fördertöpfe es gibt. Die Bank erwäge, mehr Online-Seminare anzubieten, sagte Vorstandsmitglied Ingrid Hengster. „Als Multiplikatoren spielen gerade Handwerker eine wichtige Seiten 3, 4, 14-16 Rolle.“ Die Handwerksbraukunst THEMEN DIESER AUSGABE Fördermittel Energiesparen ist ein zentraler Programmpunkt der KfW. Trotz Niedrigzins locken die günstigen KonditioSeite 3 nen der Förderbank. REGIONAL Dresden Reinheitsgebot: Brauer loben die Vielfalt, die ihnen die 500 Jahre alte Tradition bis heute lässt Ja, die Polizei muss deutlich mehr tun, um Einbrüche zu verhindern. 24 % Ja, aber es liegt an jedem selbst, sich besser vor Einbrüchen zu schützen. 22 % Nein, ich fühle mich sicher. Teilnehmerzahl: 199; Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de 11 191078 602800 Gute Laune haben die Brauer. Zum einen weil Bier aus Sachsen sehr beliebt ist. Der Bierabsatz im Freistaat stieg 2015 um 4,4 Prozent auf 8,5 Millionen Hektoliter. Ein heißer Sommer mit einer erfolgreichen Nationalelf könnte das Geschäft zusätzlich ankurbeln. Zum anderen weil in diesem Jahr 500 Jahre Reinheitsgebot gefeiert werden. 1516 war festgelegt worden, dass Bierbrauen auf die Verwendung der vier natürlichen Zutaten Wasser, Hopfen, Malz und Hefe beschränkt ist. Den Craft-Bier-Trend sehen die Brauer gelassen. Da es sich bei CraftBier um handwerklich gefertigte Biere handelt, würde dies die Aufmerksamkeit der Kunden auf regionale Sorten und traditionelle Herstellungs Seite 7 arten lenken. 7 Insidertreff: Tausende Schüler informieren sich in Löbau über Aus bildungsmöglichkeiten im Handwerk 8 Firmenwagen Wie Unternehmer auch ohne Fahrtenbuch Steuervorteile beim FirmenSeite 11 wagen sichern. Datenschutz Chefs müssen mit Kundendaten noch vorsichtiger umgehen. Seite 12 Energie Die Tücken der Energiewende zeigen sich in einem Allgäuer Dorf. Seite 14 HANDWERK ONLINE WWW.DEUTSCHE-HANDWERKS-ZEITUNG.DE DHZ-Tippspiel zur Fußball-EM 2016 in Frankreich www.dhz.net/em-2016 Wie sinnvoll ist eine Elementarversicherung für Handwerksbetriebe? www.dhz.net/elementar Gerichtshof bestätigt Sozialkassen-System im Baugewerbe www.dhz.net/soka-bau Brauwirtschaft profitiert vom Trend 54 % 4 Seite 20 Foto: Giorgio Magini/Fotolia.com ■ Rohrschlosser/Vorrichter Feinblechschlosser Grobblechschlosser Konstruktionsschlosser Kunststoff-Schweißer CNC-Abkanter und Laserer Maschb. Jungingenieure CAD-Zeichner Foto: Lück-Gruppe ■ Foto: Hoda Bogdan/Fotolia.com (WIG, Orbital, E, MIG/MAG, UP) ■ Anzeige Das große DHZ-Tippspiel zur Fußball-EM n! d gewinne un Mitspielen Zwei Kessel künden im Ballhaus Watzke in Dresden von der Handwerkskunst der Hausbrauerei. Vor Ort wird seit Foto: Jeibmann/Hausbräu im Ballhaus Watzke GmbH 1996 unfiltriertes Bier gebraut. www.dhz.net/em-2016 Regional Sachsen Sibylle Kotte, Glasgraveurmeisterin aus Meißen, präsentierte im Rahmenprogramm des G7-Gipfels in Japan ihr Gewerk. Seite 9 Deutsche Handwerks Zeitung Handwerkskammer Dresden Ausg. 11 | 10. Juni 2016 | 68. Jahrgang „Unser Gesetz ist das Reinheitsgebot“ Sonderbeilage „Zukunftspreis“ 25 ostsächsische Handwerksbetriebe haben sich um den „Zukunftspreis – Handwerksbetrieb des Jahres 2016“ der Handwerkskammer Dresden beworben. Auf vier Sonderseiten stellen wir Ihnen diese in der aktuellen Ausgabe der Deutschen Handwerks Zeitung näher vor. Infoabend zur Meisterausbildung im Handwerk am 14. Juni Was bringt mir die Meisterausbildung? Wie soll ich sie finanzieren? Bleibe ich in der Zeit weiter angestellt? Was sind die Inhalte der Fortbildung? Diese und viele weitere Fragen stellen sich Handwerker, die eine Meisterausbildung angehen möchten. Deshalb bietet die Handwerkskammer Dresden zur Orientierung an jedem zweiten Dienstag im Monat einen Infoabend zur Meisterausbildung an. Nächster Termin: 14. Juni, 17 Uhr. Ort: Bildungszentrum der Handwerkskammer Dresden, Am Lagerplatz 8 in 01099 Dresden. Anmeldung bei der Kundenberatung der Handwerkskammer Dresden: Tel. 0351/8087-50, E-Mail: [email protected] Facebook: „Müller tippt Müller“ Deutschland ist wieder im Fußballfieber: Anlässlich der Fußball-EM läuft auf der Facebook-Seite www.facebook.com/handwerkinsachsen das Tippspiel „Müller tippt Müller“. Jedes Deutschlandspiel wird von einem Handwerker oder einer mit dem Handwerk verbundenen Person mit Namen Müller getippt. Auch die Anzahl der von Nationalspieler Thomas Müller geschossenen Tore gilt es, richtig zu schätzen. Neues Heft der Schriftenreihe erschienen Im Rahmen der Schriftenreihe der Handwerkskammer Dresden ist – in Koopera tion mit der Creditreform Dresden Aumüller KG – das Heft „Wenn der Kunde nicht zahlt. Professionelles Forderungsmanagement im Handwerk“ erschienen. Durch Checklisten, Mustertexte und Beispiele wird Unternehmern erläutert, wie sie Forderungsausfälle vermeiden. Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Dresden erhalten das rund 40-seitige Heft auf Wunsch unentgeltlich, andere Interessenten zahlen pro Heft eine Schutzgebühr von fünf Euro. Ansprechpartner: Heike Mathieu, Tel. 0351/4640 566, E-Mail: [email protected] Solo-Selbstständige kompakt informiert Andreas Leidig, Leiter Betriebsberatung der Handwerkskammer Dresden, informierte zum Thema BWA. Foto: Carolin Schneider Geballte Informationen für Solo-Selbstständige boten die Veranstaltungen „Zukunftswerkstatt“ der Handwerkskammer Dresden am 20. Mai in Dresden und am 27. Mai in Löbau. Dabei berieten die Handwerkskammer-Experten die knapp 40 Teilnehmer zu den Themen „BWA lesen und verstehen“, „Ordnungsgemäße Rechnungen“ sowie „Stundenverrechnungssatz“. Mit Blick auf kommende Veranstaltungen wünschten sich die Teilnehmer vor allem Informationen zum Marketing. Darüber hinaus stehen die Berater der Handwerkskammer Dresden auch für individuelle Beratungstermine zur Verfügung. Ansprechpartner: Angela Müller, Tel. 0351/4640-948, E-Mail: [email protected] Brauer loben die Vielfalt, die die 500 Jahre alte Regelung ihnen bis heute lässt – Kunden legen Wert auf Regionalität R ötlich glänzen die beiden Kupferkessel im Ballhaus Watzke. Sie sind die Symbole der Braukunst, die seit 1996 im historischen Veranstaltungshaus entsteht. Die Kessel ziehen die Blicke auf sich. Einer der beiden Brauer im Ballhaus ist Lutz Neumann. Der 36-Jährige, sein BrauerKollege und ein Azubi im ersten Lehrjahr haben gut zu tun. Wurden 1996 hier noch 1.000 Hektoliter Bier verkauft, waren es 2015 schon 5.600. „Die Menschen schätzen unsere Biere“, sagt Neumann. Zwei unfiltrierte Sorten, ein Pils und ein untergäriges Vollbier, Altpieschner Spezial genannt, bietet Watzke in seinen vier Häusern in Dresden an. Hinzukommen die Biere des Monats. Neumann und seine Kollegen legen z B. im Mai den Maibock auf, im Juli ein Hefeweizen oder im Februar ein untergäriges Starkbier. „Diese Sonderbiere werden sehr gut angenommen“, freut sich Sarah Orth, Marketingverantwortliche der Hausbräu im Ballhaus Watzke GmbH. Absatzmarkt für gut gemachte Biere Historie Bier ist im Sinne des Reinheitsgebotes ein Naturprodukt. Deutsche Brauer dürfen keine künstlichen Aromen, keine Enzyme und keine Konservierungsstoffe verwenden. Die Regeln wurden 1516 aus mehreren Gründen eingeführt. Zum einen als Reaktion auf Klagen über schlechtes Bier, zum anderen, um die Lebensmittelversorgung zu sichern. Der wertvollere Weizen oder Rogen sollte Bäckern vorbehalten bleiben. Brauer Lutz Neumann von der Hausbräu im Ballhaus Watzke GmbH nimmt eine Bierprobe aus dem Tank, um Foto: Daniel Bagehorn s eine neueste Kreation zu prüfen. Die Bedeutung des Reinheitsgebotes betont auch Johannes Glaab von der Wittichenauer Stadtbrauerei. Er ist einer der beiden Gesellschafter des Familienbetriebes, der mit 19 Mitarbeitern pro Jahr etwa 15.000 Hektoliter Bier herstellt. Zwischen Dresden, Cottbus, Weißwasser und Bautzen werden die zwölf Sorten der Brauerei verkauft. „Im Umkreis von 20 Kilometern um unsere Brauerei liegt unser Kernabsatzgebiet. Wir sind sehr regional vertreten“, sagt Glaab. Eine Entwicklung ist dem technischen Betriebswirt aufgefallen: „Die sogenannten Craft-Biere, die derzeit in aller Munde sind, sind handwerklich hergestellte Biere. Dabei sind handwerkliche Biere genau unsere Stärke.“ Glaab begrüßt daher, dass Kunden verstärkt auf die Herstellungsart achten, Neues ausprobieren und für gut gemachte Biere auch bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, als für ein industriell hergestelltes Flaschenbier im Supermarkt. Was die Watzke Brauerei und die Wittichenauer unterscheidet, ist die Anzahl der Bewerber um einen Auszubildendenplatz. Während bei den Dresdnern etwa ein halbes Dutzend, zumeist ältere Kandidaten, die oftmals ein Studium angefangen hatten, pro Jahr vorstellig werden, klagt Johannes Glaab: „Wir haben in diesem Jahr niemanden im Umkreis gefunden.“ „Schon immer Craft-Bier gebraut“ Der Präsident des Sächsischen Brauerbundes über den Brauernachwuchs und den Trend zum besonderen Bier DHZ: Wo steht die sächsische Brauwirtschaft 500 Jahre nach Verfassen des bayerischen Reinheitsgebots? Steffen Dittmar: Den sächsischen Brauern geht es gut. Mitte der neunziger Jahre hatten wir 35 Braustätten in Sachsen, heute sind es 60. Und was das Reinheitsgebot angeht: Das ist nach wie vor unser wichtigstes Lebensmittelgesetz. uns ins Gespräch. Aber beim Reden über CraftBier wird vergessen, dass die für Sachsen so typischen mittelständischen Brauereien auch CraftBier brauen, also dass sie mit handwerklichen Methoden Bierspezialitäten herstellen. Und zwar immer schon. Das Thema Craft-Bier ist aus den USA zu uns geschwappt, wo es jahrelang eine Bier-Monokultur gab. Deutschland war immer schon experimentierfreudig, hier wurde schon immer mit besonderen Getreiden und besonderen Malzsorten gebraut. Allein in Sachsen haben wir 310 verschiedene Biersorten. DHZ: Nur sehr wenige junge Menschen erlernen noch den Beruf des Brauers und Mälzers. Ist das eine Gefahr fürs Brauerhandwerk? Dittmar: In der Dresdner Brauerschule haben wir zwei Klassen, das ist okay. Aber natürlich buhlen wir um gute Lehrlinge, die Demografie macht sich bemerkbar. Angesichts der Zahl an nicht besetzten Lehrstellen sind wir im harten Wettbewerb um Auszubildende. Uns kommt aber zugute, dass wir die einzige Brauerschule in ganz Ostdeutschland sind. DHZ: Was sind das für Jugendliche, die Brauer und Mälzer lernen? Dittmar: Meistens sind es Jugendliche, die an der Vielseitigkeit des Brauerberufs interessiert sind. Der Beruf umfasst ja Biochemie, Analytik, Wissen über die Energiewirtschaft und vieles mehr. Die Absolventen haben auf jeden Fall eine Perspektive. Amtliche Bekanntmachung Einladung zur Vollversammlung Die Handwerkskammer Dresden lädt zur zweiten Vollversammlung in diesem Jahr am Mittwoch, 22. Juni 2016, 15 Uhr, ins Bildungszentrum Handwerk der Handwerkskammer Dresden, Am Lagerplatz 8 in 01099 Dresden, ein. Die Tagesordnung 1. Begrüßung und Eröffnung 2. Gastreferat: Staatssekretärin Iris Gleicke, BMWI, zum Thema „Das Handwerk – Rückgrat des Mittelstandes“ 3. Bericht des Präsidenten 4. Bericht des Hauptgeschäftsführers 5. Meinungsbildung zu aktuellen politischen Themen 6. Bericht zum Sachstand des Neubaus Campus Bildungszentrum Handwerk – Sachstand Planung 7. Beschluss zum Campus Bildungszentrum Handwerk, fortgeführte Entwurfsplanung, Anpassung der Baukosten und der Verpflichtungsermächtigung – Vorlage 8. Bericht über die Prüfung des Jahresabschlusses 2015 der Handwerkskammer Dresden nach § 317 HGB sowie die Prüfung nach § 53 HGrG 9. Bericht des Rechnungsprüfungsausschusses über die Prüfung des Jahresabschlusses 2015 – Tischvorlage 10. Feststellung des Jahresabschlusses zum 31.12.2015 – Vorlage 11. Prüfung des Jahresabschlusses 2016 – Bestellung des Wirtschaftsprüfers – Vorlage 12. Transparenzbericht 2015 – Informationsvorlage 13. Wahl der Fortbildungsprüfungsausschüsse nach § 42 c HwO, Arbeitgeber/ Beauftragte Arbeitgeber – Vorlage 14. Wahl der Fortbildungsprüfungsausschüsse nach § 42 c HwO, Arbeitnehmer/ Beauftragte Arbeitnehmer – Vorlage 15. Beschluss zum Gebührenverzeichnis der Handwerkskammer Dresden, Anpassung Nr. 5.5 Internatsgebühren – Vorlage 16. Sonstiges Von Daniel Bagehorn Freude bereiten die Monatsbiere auch Lutz Neumann, kann er doch so seine ganze Handwerkskunst zeigen. „Unser oberstes Gesetz ist dabei das Reinheitsgebot. Innerhalb des Gebotes ist aber sehr, sehr viel möglich“, sagt der leidenschaftliche Brauer, der im Jahr 2000 seine Lehre beendete und seit 2015 im Watzke braut. Zwar schreibt das deutsche Reinheitsgebot von 1516 vor, dass nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser beim Herstellen der Biere verwendet werden dürfen, aber je nach den Sorten der Einzelbestandteile schmeckt ein Bier auch anders. „Tausende Biersorten sind machbar“, sagt Neumann. Er gibt aber zu, dass eines seiner Monatsbiere genaugenommen den Titel Bier nicht tragen darf. „Im Dezember stellen wir traditionell unser Honigbräu her.“ Weil diesem Honig zugesetzt wird, trägt es nicht den Titel Bier. 7 Ein Mann, ein Fass, ein Brauerbund: Steffen ittmar vertritt die sächsische Brauwirtschaft. D Foto: Sächsischer Brauerbund DHZ: Leiden die Brauereien unter Fachkräfte- mangel? Dittmar: Noch nicht so sehr wie andere Bereiche der Wirtschaft. Wir sind momentan noch gut aufgestellt, weil das glücklich machende Produkt Bier viele Mitarbeiter langfristig bindet. DHZ: Wie ordnen Sie den Trend zum Craft-Bier und zu Mikrobrauereien ein? Dittmar: Da werden Geschmacksrichtungen aus- probiert und viele besondere Biere gebraut. Ich begrüße das. Biervielfalt ist etwa Gutes und bringt DHZ: Es ist zu beobachten, dass große Brauereien den Trend zum besonderen Bier kapern. Werden kleine Brauereien dadurch wieder verschwinden? Dittmar: Neben dem Trend zur Bierspezialität gibt es ja auch den Trend zur Regionalität. Der bewusste Biertrinker mag seine heimischen Biere. Bisher 725 neue Lehrverträge Deutlicher Anstieg zu 2015 Ein mehr als positives Bild zeichnet sich beim Blick auf die aktuelle Lehrstellenstatistik Ende Mai ab: 725 junge Männer und Frauen haben bis zum 30. Mai einen Ausbildungsvertrag mit einem Handwerksbetrieb im Kammerbezirk Dresden unterzeichnet. Damit kann ein klares Plus von über 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbucht werden. Die Frauenquote unter den neuen Lehrlingen beträgt 26 Prozent. Die Hitliste der beliebtesten Handwerksberufe für Männer und Frauen wird angeführt von den KfzMechatronikern (140 neue Lehrverträge), gefolgt von Elektronikern (76), Friseuren (60), Anlagenmechanikern Sanitär-Heizung-Klima (31) sowie Augenoptikern (26). Online-Lehrvertrag: www.hwkdresden.de/lehrvertragonline, Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Thomas Götze, Tel. 0351/4640-964, E-Mail: thomas. [email protected] Alles Wichtige fürs Handwerk Alles Wichtige fürs Handwerk unter: deutsche-handwerks-zeitung.de unter: Impressum deutsche-handwerks-zeitung.de DHZ: Das bayerische Reinheitsgebot ist von 1516, das Biergesetz aus dem thüringischen Weißensee von 1434. Kann Mitteldeutschland zu Recht stolz darauf sein, Vorreiter zu sein? Dittmar: Und dann gibt es noch das Regensburger Reinheitsgebot, das Augsburger und viele mehr. Das ist doch fantastisch, da haben wir mit jedem Jubiläum eine Möglichkeit zu feiern. www.brauerbund-sachsen.de Handwerkskammer Dresden 01099 Dresden, Am Lagerplatz 8, Telefon 4640-30, Fax 4719188, E-Mail: [email protected], Internet: www.hwk-dresden.de Verantwortlich: Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Brzezinski 8 Deutsche Handwerks Zeitung Handwerkskammer Dresden Ausg. 11 | 10. Juni 2016 | 68. Jahrgang Die Ausbildung fest im Blick „Handwerk im Centrum“ in Centrum Galerie Dresden Tag der Sachsen: Handwerker für Genussmeile gesucht Für den 25. Tag der Sachsen, der vom 2. bis 4. September in Limbach-Oberfrohna stattfindet, wirbt das sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium um Betriebe des Nahrungsmittelhandwerks, die sich auf einer Genussmeile präsentieren möchten. Um die Facetten der sächsischen Ernährungswirtschaft zu veranschaulichen, planen die Veranstalter ein „Vereins- und Genussparadies“ im Bereich des Johannisplatzes und der Helenenstraße. Zudem ist in der Albertstraße ein Regionalmarkt vorgesehen, auf dem Besucher aus nah und fern die Vielfalt der regionalen Produkte entdecken können. Informationen und Anmeldung: Projektbüro Tag der Sachsen 2016, Tel. 03722/817-121, E-Mail: tagdersachsen@limbach-oberfrohna, www. tagdersachsen2016.de/mitwirken Ingolf Radecke (Bildmitte), Ausbildungsberater der Handwerkskammer Dresden, hatte am Stand der Kammer viel zu tun. Foto: Daniel Bagehorn Zahlreiche Eltern und Schüler informierten sich über die Karrierechancen im Handwerk. Insidertreff lockt Jugendliche Bäckerei Bärenhecke zum regionalen Botschafter ernannt Tausende Schüler informieren sich in Löbau über Ausbildungsmöglichkeiten D Roman (l.) und Gerald Seifert stehen der Raiffeisengenossenschaft Mühle und Bäckerei Bärenhecke vor. Foto: André Wirsig Im Rahmen des 10. Wirtschaftstages des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurde die Mühle und Bäckerei Bärenhecke aus Glashütte zum zweiten regionalen Botschafter des Kreises ernannt. Landrat Michael Geisler würdigte damit den jahrelangen außergewöhnlichen Einsatz des Unternehmens für die Region. Vorstand Gerald Seifert, der die Ernennung stellvertretend für den Betrieb entgegennahm, betonte, dass er sich der besonderen Verantwortung, die mit dem Titel Regionalbotschafter verbunden ist, bewusst sei. Zugleich merkte er aber auch an, dass die Auszeichnung die eine Seite sei, das tägliche Bestehen eines Bäckers im harten Wettbewerb mit den Discountern aber ist die andere. eutlich mehr Lehrverträge sind im Landkreis Görlitz 2015 unterzeichnet worden. Auf diesen positiven Trend hat Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, anlässlich des Insidertreffs 2016, der Ausbildungsmesse für den Landkreis Görlitz, am 28. Mai hingewiesen. „7,9 Prozent mehr Lehrverträge als im Vergleich zum Jahr 2014 sind ein erhebliches Plus“, sagte Brzezinski und unterstrich die Bedeutung des Treffs. „Hier kommen Betriebe und Jugendliche zusammen. Die Schüler sehen, welche Perspektiven es in der Region gibt.“ Zum vierten Mal fand der Insidertreff in Löbau statt. Bernd Lange, Landrat des Landkreises Görlitz, freute sich, dass wieder tausende junge Menschen die Gelegenheit wahrnahmen, um sich über Ausbil- dungsmöglichkeiten zu informieren. „Wenn sich wie in den Vorjahren zwischen 5.000 und 9.000 Menschen auf das Messegelände begeben, zeigt das, dass die Veranstaltung sehr gut angenommen wird“, so der CDU- Politiker. Mehr als 100 Aussteller, darunter auch die Handwerkskammer Dresden, präsentierten sich. Am Stand der Handwerkskammer zeigte u. a. Ausbildungsberater Ingolf Radecke Eltern und Jugendlichen auf, welche Karrierechancen sich den Schülern im Handwerk bieten. Vor Ort konnte bei einem Blick in die Lehrstellenbörse geklärt werden, welche Betriebe Azubis suchen. Zu denen, die auf dem Insidertreff ausstellten, zählte auch die Bäckerinnung Oberlausitz-Niederschlesien. An einem Gemeinschafts stand mit der Bäckerei Schwerdtner warb Bäckermeister Gottfried Paul Pläne für Neubau Bildungszentrum vorgestellt Bei der Versammlung der Metallinnung Riesa-Großenhain stellte Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, die konkreten Pläne der Handwerkskammer Dresden für den Neubau ihres Bildungszentrums vor. Mit dem Neubau, der im Spätsommer 2018 fertiggestellt sein soll, zieht auch das Bildungszentrum der Handwerkskammer in Großenhain mit nach Dresden. Ansprechpartner für den Neubau: Frank Schellhorn, Tel. 0351/ 4640-435, E-Mail: frank.schellhorn@ hwk-dresden.de Kultus-Staatssekretär Frank Pfeil, Landtagsabgeordneter Heinz Lehmann, Bildungsberater Ingolf Radecke von der Handwerkskammer Dresden, Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski, Bundestagsabgeordneter Thomas Jurk und Kreishandwerksmeister Knut Scheibe (v.l.) am Stand der Handwerkskammer Dresden. Foto: Daniel Bagehorn um Azubis. Vor einem Backofen ließ der Herrnhuter Mädchen und Jungen auf einer Arbeitsfläche Teig kneten und Leckereien backen. „Bäcker ist ein wunderschöner kreativer Beruf, dem unbegründet ein schlechtes Image anhaftet. Es stimmt zwar, dass wir Bäcker früh aufstehen müssen, aber dafür haben wir auch eher frei“, so Paul. Den Insidertreff lobte er ausdrücklich. „Es ist genial, was sich hier abspielt. Die jungen Menschen können direkt mit uns in Kontakt treten. Viele haben schon konkrete Fragen nach Praktika.“ Einer der beim Bäckerstand Hand anlegte, war Paul Martin. Der Achtklässler zeigte sich offen für einen Handwerksberuf. „Ich will etwas mit meinen Händen machen und nicht in einem Büro sitzen, daher schaue ich mich um“, sagte er. Um die Mädchen und Jungen zu begeistern, hatte sich auch die Innung des Kfz-Handwerkes Oberlausitz etwas einfallen lassen. An ihrem Stand konnten junge Spürnasen ihre logischen Fähigkeiten beweisen, indem sie mit Hilfe eines Diagnoseprogramms Fehler in einem Automotor aufspürten. „Diese Messe ist eine sehr gute Plattform. Viele Schüler sind bisher auf uns zugekommen“, freute sich Andree Gauernack, Fachlehrer im Beruflichen Schulzentrum Zittau. Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Thomas Götze, Tel. 0351/4640964, E-Mail: [email protected] Studium ohne Arbeitsausfall Mit der Handwerkskammer Dresden zum Bachelor-Abschluss Als Unternehmer muss man dranbleiben, um bei den rasanten Entwicklungen nicht irgendwann ohne Aufträge und Kunden dazustehen“, meint Toni Vacek aus Bad GottleubaBerggießhübel rückblickend auf seinen beeindruckenden Lebensweg. Seit kurzem ist der Dachdeckermeister und Betriebswirt, der das Unternehmen „Die Dachhasen“ im Jahr 2007 neu gegründet hat, nun auch im Besitz eines akademischen Abschlusses als Bachelor. Sein innerer Anspruch sei schon immer hoch gewesen, so Toni Vacek. Darum entschied er sich für das berufsbegleitende Studium zum Bachelor. Die Schwerpunkte des Studiums lagen in der Fachrichtung Personal- und Unternehmensführung. Mit dem europaweit anerkannten Abschluss hat der 33-Jährige nicht nur etwas für sich selbst getan – Veränderungen machen sich bereits in seiner Arbeitsstruktur bemerkbar. „Vor allem für Personen mit geschäftsleitenden Aufgaben ist die akademische Qualifizierung eine Be- reicherung“, betont er. Der auch von der Handwerkskammer angebotene Abschluss unterteilt sich in verschiedenen Module innerhalb des Studi- Berufsbegleitendes Studium Die Handwerkskammer Dresden bietet in Zusammenarbeit mit der Hochschule Zittau/Görlitz ein berufsbegleitendes Studium in fünf Semestern für Betriebswirte bzw. kaufmännische Fachwirte auch ohne Abitur an. Ab 21. September startet im Bildungszentrum Handwerk ein neuer Kurs des Studiengangs „Bachelor of Arts (B.A.) – Unternehmensführung“. Ein weiterer Abschluss wird im Bereich Elektrotechnik angeboten. Informationen u.a. zum Ablauf und Fördermöglichkeiten erhalten Interessenten am 29. Juni ab 17 Uhr im Bildungszentrum der Handwerkskammer Dresden. Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Kerstin Hinderer, Tel. 0351/8087-520, E-Mail: kerstin.hinderer@hwk- dresden.de ums. Unter anderem werden Themen wie Marketing für KMU, Internationalisierung/Regionalisierung im Mittelstand, Personalführung oder Steuer- und Bilanzrecht behandelt. Dabei finden durchschnittlich fünf Präsenzphasen je Semester statt. Am Ende ist eine Bachelor-Arbeit als Grundlage der Abschlussprüfung zu erstellen. Das erworbene Wissen möchte der „Dachhase“ nun mit seinen handwerklichen Kenntnissen bündeln und die entstandenen Kontakte nutzen, um sein Unternehmen breiter aufzustellen. „Vor allem möchte ich die Potenziale im Marketing nutzen, um den Kundenstamm kontinuierlich zu erweitern“, sagt Toni Vacek. Auch seinen acht Mitarbeitern ermöglicht er Fortbildungen, die sich auf fachliche Themen beziehen. Bedingt durch die guten Erfahrungen mit den Fördermöglichkeiten der SAB und seinen familiären Rückhalt, den es für so eine Weiterbildung braucht, kann er sich vorstellen, in ein paar Jahren auch noch den Master zu absolvieren. Genau dahin, wo es die Jugendlichen zieht, zieht es auch die Handwerkskammer Dresden sowie knapp 20 ostsächsische Handwerksbetriebe und weitere Partner am 18. Juni: In der Centrum Galerie, mitten in der Dresdner Innenstadt gelegen, wollen sie junge Leute für eine Ausbildung im Handwerk gewinnen. Mehr als 130 Ausbildungsberufe bietet das Handwerk. Doch was verbirgt sich genau hinter den einzelnen Berufen? Welcher passt zu mir? Und wer bildet was in meiner Region aus? Im Rahmen der Aktion „Handwerk im Centrum“ werden den Jugendlichen und ihren Eltern diese und weitere Fragen beantwortet. Zudem bieten die teilnehmenden Betriebe – von Bäcker und Friseur über Juwelier, Metallbauer und Kfz-Betrieb bis hin zum Sanitär-, Heizungs- und Klimabetrieb oder Tischler – Mitmach-Aktionen zu verschiedenen Berufen. Auch die IKK classic und das Ausbildungsportal azubi24.de werden vertreten sein. „Wichtig ist vor allem, dass sich die Jugendlichen aktiv mit dem Thema ihrer beruflichen Zukunft auseinandersetzen und die verschiedenen beruflichen Möglichkeiten, die sich ihnen – gerade auch im Handwerk bieten – wahrnehmen“, so Jörg Ditt rich, Präsident der Handwerkskammer Dresden. „Mit dem neuen Veranstaltungsort hoffen wir, eine weitere gute Möglichkeit gefunden zu haben, um gezielt mit jungen Leuten zur Ausbildung im Handwerk ins Gespräch zu kommen.“ Neben den Infoständen von Handwerkskammer, Betrieben und weiteren Partnern sowie den Handwerksbetrieben, die in ihren Läden in der Centrum Galerie für Fragen zur Verfügung stehen, erwartet die Besucher auch ein buntes, ganztägiges Bühnenprogramm. Radio-EnergyMorgenmoderator Julian lädt zu handwerklichen Mitmach-Aktionen vom Schlagen eines Schieferherzens über Schaufrisieren bis zum HobelWettbewerb ein und interviewt Handwerksmeister und Azubis zu ihren Berufen. Ein weiteres Highlight werden die Auftritte der fünfköpfigen Breakdance-Gruppe „Fresh in Attack“ mit ihrer spektakulären Show „Die Baumeister“, bei der sie augenzwinkernd als Maurer, Maler oder Elektriker in Handwerker-Look ans Werk gehen. „Handwerk im Centrum“: 18. Juni, 9.30 bis 20 Uhr, Centrum Galerie, Prager Str. 15-17, Dresden Integration ins Handwerk Willkommenslotsin für Betriebe und Flüchtlinge Wie können Handwerker, die händeringend nach Fachkräften suchen, mit Flüchtlingen zusammengebracht werden, die die gewünschten Fähigkeiten mitbringen? Wie können Ausbildungsplätze passgenau mit ausländischen, lernwilligen jungen Menschen besetzt werden? Mit solchen Fragen, vor allem aber Lösungen, beschäftigt sich Ivana Purath bei der Handwerkskammer Dresden. Die Expertin ist seit Mai eine von bundesweit rund 130 sogenannten Willkommenslotsen. Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert, sollen die Lotsen kleineren und mittleren Unternehmen dabei helfen, Flüchtlinge in Ausbildung bzw. Beschäftigung zu integrieren. „Das ist eine lohnende und spannende Aufgabe“, sagt Ivana Purath. Die gebürtige Tschechin, die unter anderem Deutsch als Fremdsprache studierte und 2011 als Referentin für internationale Beziehungen bei der Handwerkskammer Dresden begann, freut sich auf ihre neue Aufgabe. „Es ist schön, aktiv an einem so wichtigen gesellschaft lichen Thema mitgestalten zu können.“ Gleichwohl betont die Beraterin, dass es eine große und schwierige Herausforderung sowohl für die Unternehmen als auch für die Migranten sei. Ivana Purath berät zukünftig die Betriebe zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und zum verwaltungstechnischen Ablauf bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Sie zeigt Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten auf und hilft bei der Suche nach passenden Neuankömmlingen mit Bleibeperspektive für Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatzangebote. Auch bei Problemen Seit Mai Willkommenslotsin in der Handwerkskammer Dresden: Ivana Purath. Foto: Daniel Bagehorn und Konflikten hinsichtlich der betrieblichen Integration der Flüchtlinge vermitteln und beraten die Willkommenslotsen. Ihre Aufgabe ist es auch, für eine offene Willkommenskultur sowie für mehr Bereitschaft, Flüchtlinge auszubilden bzw. zu beschäftigen, zu werben. Der Anteil von Lehrlingen mit Zuwanderungsgeschichte steigt im Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammer Dresden kontinuierlich an. Dafür stehen inzwischen 104 Ausbildungsverträge in 29 verschiedenen Berufen mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus 29 Herkunftsländern. Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Ivana Purath, Tel. 0351/4640-995, E-Mail: [email protected] Deutsche Handwerks Zeitung Sachsen Ausg. 11 | 10. Juni 2016 | 68. Jahrgang Organisationen Frühjahrsempfang des Sächsischen Handwerkstages Landtagspräsident Matthias Rößler, Ministerpräsident Stanislaw Tillich, SHT-Präsident Roland Ermer und ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer beim SHT-Frühjahrsempfang. Foto: SHT/Wolfgang Schmidt Entwicklungen auf den Finanzmärkten sowie mögliche Konsequenzen für die Wirtschaft standen im Fokus der Frühjahrs-Mitgliederversammlung des SHT. Angesichts der Erfahrungen mit der Finanzmarktkrise 2008 könne niemand wissen, wie Deutschlands Finanzierungslandschaft für den Mittelstand in zehn Jahren aussieht, sagte der Vorstandschef der Sächsischen Aufbaubank, Stefan Weber, in einem Gastvortrag. Vielmehr stelle sich die Frage, „welchen Stellenwert das Handwerk im Jahr 2025 einnimmt“. Im Anschluss trafen sich die Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung zu lockeren Gesprächen beim SHT-Frühjahrsempfang. Neuer Obermeister bei SHK-Innung Riesa-Meißen-Großenhain Nach 26 Jahren hat die Innung Sanitär, Heizung und Klima Riesa-Meißen-Großenhain einen neuen Obermeister. Im Mai wurde Michael Seifert aus Naustadt bei Klipphausen gewählt. Der gelernte Heizungsund Lüftungsinstallateur und studierte Ingenieur für Maschinenbau (Fachrichtung Luft- und Kältetechnik) ist seit 1990 selbstständig und hat elf Mitarbeiter. Der 56-Jährige ist seit vielen Michael Jahren in der Innung akSeifert. tiv und war auch lange Foto: Julia Steg- Vorstandsmitglied in der mann-Schaaf SHK-Innung in Dresden. Auf kommunalpolitischer Ebene engagierte er sich über 20 Jahre. Als Vereinsvorsitzender des SV Scharfenberg setzt sich der Sportbegeisterte für die Nachwuchssportler in der Region ein. Für Seifert ist Innungsarbeit Teamarbeit und er wünscht sich, die verschiedenen Aufgaben in Zukunft noch stärker aufzuteilen. Das soll durch eine neue Struktur gelingen. Neben den beiden Vorstandsmitgliedern – Stellvertreter Andreas Eisenreich und Kassenwart Andreas Schirmer – wurden mit Matthias Kirsten, Thomas Wolf und Werner Fischer ein erweiterter Vorstand sowie ein beratender Vorstand mit Thilo Dengler und Holger Krüger initiiert. Aktuell zählt die Innung 29 Mitglieder. 10. Landesverbandstag der sächsischen Dachdecker Bei der Festveranstaltung: Kay Wagner, Obermeister der Dachdeckerinnung Dresden, Anne Dittrich, Handwerkskammer-Präsident Jörg Dittrich, Landesinnungsmeister Christoph Brosius und Henry Mirtschink, Ehrenobermeister der Dachdeckerinnung Dresden. Zu den Gästen zählte auch Claus Dittrich, der Ehrenpräsident der Handwerkskammer Dresden. Foto: André Wirsig 25 Jahre Landesinnungsverband und 10. Landesverbandstag – es gab einiges zu feiern für die Dachdecker bei ihrem Treffen in Dresden im Mai. Die rund 200 Teilnehmer warfen den Blick aber nicht nur zurück, sondern beschäftigten sich auch mit den Herausforderungen der Zukunft. So sprach Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, die Themen Digitalisierung und neue Wege in der Nachwuchsgewinnung an. Neben der Festveranstaltung gehörte vor allem der Vortrag von Gastreferent Pater Hermann-Josef Zoche im Rahmen der Tagung zu den Höhepunkten der Veranstaltung. Impressum Verantwortlich: Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Brzezinski, Am Lagerplatz 8, 01099 Dresden, Telefon 0351/4640-406, Fax 0351/4640-34406, E-Mail: [email protected] Japan-Trip verschafft neue Ideen Meißnerin reiste nach Fernost – Sorgen der Handwerker gleichen sich weltweit A nlässlich des G7-Gipfels in Japan ist Glasgraveurmeisterin Sibylle Kotte ins Land der aufgehenden Sonne gereist. Die 50-jährige Meißnerin vertrat Deutschland im Rahmenprogramm des Treffens der sieben führenden Industriestaaten. Kotte repräsentierte stellvertretend das traditionelle deutsche Handwerk. „Es war eine wirklich schöne Erfahrung“, so die Meisterin, die seit 1989 zu Füßen der Albrechtsburg ihr Geschäft betreibt. „Leider konnte ich in Japan aber mein Handwerk nicht vorführen. Unser Terminplan war zu vollgepackt“, sagt Kotte, die extra ein paar Werkzeuge in ihr Gepäck gepackt hatte. Lehrlinge fehlen überall Vielmehr stand der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt des Handwerker-Treffens, das offiziell den Namen „G7 Women Craftsman Summit“ trug. Schnell wurde dabei klar, dass sich Probleme und Herausforderungen der Handwerker in den Industriestaaten weltweit ähneln. „Alle treibt etwa die Suche nach Fachkräften und Auszubildenden um“, erläutert Kotte. Dies sei ihr bei den Gesprächen mit einer kanadischen Schmuckdesignerin, den italienischen Taschenproduzenten oder auch mit einer hawaiianischen QuiltHandwerkerin klar geworden. „Überall haben die Handwerker das Problem, dass viele Jugendliche nicht in die alten und traditionellen Berufe gehen wollen. Vielmehr erscheinen ihnen Arbeiten im Big Business attraktiv. Dabei ist es doch schade, wenn das alte Handwerk so ausstirbt.“ Ein weiterer Punkt, der viele Handwerker umtreibt, sind die Billigprodukte, wie sie z. B. aus China kommend auf die Märkte geworfen werden. „Egal in welchem Land, wir Handwerker müssen den Kunden In ihrer Werkstatt in Meißen ist Sibylle Kotte in ihrem Element. Hier kann sie Hand anlegen. In Japan hatte sie keine Gelegenheit, ihr Handwerk vorzuführen. Foto: Daniel Bagehorn oftmals erst alle Arbeitsschritte zeigen und erklären, wie viel Aufwand hinter einem Produkt steckt, damit der Kunde wirklich begreift, warum es sich lohnt, mehr auszugeben“, sagt Kotte. Mit ihrem eigenen Ladengeschäft, wo die Handwerkskunst für Kunden erlebbar ist, sei sie dabei noch in einer vergleichsweise komfortablen Lage, betont die Sächsin. Viele ihrer Kolleginnen hätten keine eigene Geschäfte, sondern würden beispielsweise in Handwerksgalerien ihre Waren anbieten oder im Internet um Kunden buhlen. Lohnunterschiede angeprangert Das World Wide Web besser zu nutzen hat sich auch Sibylle Kotte auf die Fahnen geschrieben. Seit April hat sie einen eigenen Webshop. Aus Japan hat sie zudem Anregungen mitgebracht, wie sie die sozialen Netzwerke für sich nutzen kann: „Es geht in unserem Geschäft ja auch viel um Mund-zu-Mund-Propaganda. Da können Facebook und Co hilfreich eingesetzt werden.“ Ein weiterer wesentlicher Punkt, in dem sich die Handwerkerinnen in Japan schnell einig waren, betraf die immer noch bestehenden Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau. Auch heute noch sei es in modernen Industriegesellschaften die Regel, dass Frauen nicht selten viel weniger verdienen würden, als ihre männlichen Kollegen. „Zumal die Frauen wie nebenbei noch den Haushalt machen und sich um die Kinder kümmern sollen, ist das doch nicht fair“, prangert Kotte an. Viele Frauen, gerade auch im Kunsthandwerk, träfe diese Ungleichbehandlung, hat sie bei den Gesprächen und Fachtagungen in Japan erfahren. Arnd Steyer, Landesinnungsmeister des Glaserhandwerks, im Porträt Mehr Öffentlichkeit für das Handwerk Doch seine Verbundenheit zum Glaserhandwerk geht weit über den Feierabend hinaus. Seit vielen Jahren engagiert sich Steyer ehrenamtlich für die Innung, ist seit 2012 Landesinnungsmeister des Landesinnungsverbandes (LIV) des Glaserhandwerks Sachsen und seit 2015 auch Innungsobermeister der Glaserinnung Leipzig. Mit rund 90 Betrieben ist die Mitgliederzahl des LIV seit einigen „Die Chemie muss stimmen“ Podiumsdiskussion zur Unternehmensnachfolge Sich rechtzeitig mit dem Gedanken befassen, das Unternehmen so attraktiv wie möglich aufstellen, klare Strukturen im Betrieb schaffen – diese Dinge seien das A und O für eine geregelte Nachfolgersuche, sind sich Klaus Buchert und das Ehepaar Angelika und Manfred Grießing einig. Sie sprechen aus Erfahrung – schließlich haben sie ihre Unternehmen, die Autolackiererei Buchert in Cotta bei Pirna und die EVD Gaswarnanlagen GmbH & Co. KG Freital, bereits erfolgreich übergeben. 3.000 Handwerksbetriebe stehen im Kammerbezirk Dresden in den kommenden zehn Jahren noch vor der Herausforderung, einen Nachfolger zu finden. Im Bezirk der IHK Dresden sind bei knapp 17.000 Firmen Inhaber oder Geschäftsführer älter als 58 Jahre. Entsprechend groß war das Interesse an der Podiumsdiskussion „Der Nachfolger – Das unbekannte Wesen?“, zu der das Netzwerk Folgerichtig, dem u. a. IHK und Handwerkskammer Dresden sowie die Ostsächsische Sparkasse angehören, im Rahmen der Sächsischen Aktionstage Unternehmensnachfolge am 25. Mai eingeladen hatte. Neben Buchert und dem Ehepaar Grießing gehörten auch Tilo Beyer, Nachfolger der Grießings, sowie Grit Fischer und Andreas Leidig, Betriebsberater der IHK bzw. Handwerkskammer Dresden, dem Podium an. Gemeinsam sprachen sie – gewürzt mit den Praxis-Erfahrungen aller Beteiligten – den kompletten Nachfolgeprozess sowie die verschiedenen rechtlichen und organisatorischen Facetten, die es zu beachten gilt, einmal durch und stellten sich den interessierten Fragen des Publikums. Eine klare Empfehlung gab es dabei für die Nutzung der Internetplattform www.nexxt-change.org, auf der Übergeber und Übernehmer Inserate einstellen können. Auch die Angebote der IHK und Handwerkskammer im Übergabeprozess – von der Kontaktanbahnung über die Betriebsbewertung bis hin zur Rechtsberatung – wurden von beiden Beispielbetrieben rege genutzt und empfohlen. Unabhängig von einer intensiven Vorbereitung beim Übergabeprozess, derer es sowohl auf Übergeberals auch Übernehmerseite bedarf, kommt es letztendlich vor allem auch auf die Chemie an. „Die muss passen“, lautete das einhellige Urteil. Tipps zur Nachfolge Vom 23. bis 27. Mai drehte sich im Rahmen der Sächsischen Aktionstage Unternehmensnachfolge bei den verschiedensten Veranstaltungen alles um dieses Thema. Gefragt war dabei auch der von der Handwerkskammer Dresden organisierte Informationsabend „Unternehmensübergabe vertraglich richtig gestalten“ mit Professor Heribert Heckschen vom Notariat Heckschen & van de Loo in Dresden. Rund 110 Handwerker der verschiedensten Gewerke nutzten das Beratungsangebot. Nachfolgebörse: www.nexxtchange.org, Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Steffi Ulbricht, Tel. 0351/4640931, E-Mail: [email protected] Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Katja Schleicher, Beraterin für Außenwirtschaft, Tel. 0351/4640-943, E-Mail: katja. [email protected] Glaser aus Leidenschaft Betrieb, Familie und Ehrenamt – es ist ein täglicher Spagat, den Glasermeister Arnd Steyer aus Leipzig vollzieht. Aber das scheint gerade die Herausforderung zu sein, die ihn reizt. „Schon als Kind habe ich bei meinem Vater in der Werkstatt an der Hobelmaschine gearbeitet. Damals haben wir noch viel mit Holz und nicht wie heute mit Metall produziert. Die Leidenschaft für den Beruf des Glasers war immer da“, so der 48-Jährige, der bereits in sechster Generation das Familienunternehmen führt. Für seinen mittelständischen Betrieb mit zwölf Mitarbeitern, darunter zwei Lehrlinge, ist er viel in der Region bei Kunden unterwegs, als Sachverständiger im Einsatz oder er sitzt im Büro und erstellt Kalkulationen und Angebote. In die Werkstatt wie früher kommt er nur noch selten. „Die technologischen und fachlichen Anforderungen an das Glaserhandwerk sind hoch. Zwei riesige Glasbrücken auf der Leipziger Messe sind der bisher größte Auftrag, den unser Betrieb realisiert hat“, gerät er ins Schwärmen. 9 Damit am Ende bei der Unternehmensnachfolge alle gut Lachen haben, bedarf es einer langfristigen Vorbereitung: Nachfolger Tilo Beyer, Firmenübergeber Manfred und Angelika Grießing, Grit Fischer, IHK Dresden, Carolin Schneider und Andreas Leidig, Handwerkskammer Dresden, sowie Firmenübergeber Klaus Buchert (v.l.n.r.). Foto: Daniel Bagehorn Herausforderung Digitalisierung Deutsch-Französisches Kammertreffen in Lille Auch wenn Landesinnungsmeister Arnd Steyer inzwischen die meiste Zeit im Büro, bei Kunden vor Ort oder in Sitzungen verbringt, lässt es sich der Glasermeister nicht nehmen, sich selbst in der Werkstatt von der guten Handwerksarbeit seiner Mitarbeiter zu überzeugen. Foto: Julia Stegmann-Schaaf Jahren stabil. Aber um das Glaserhandwerk weiter in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, zählte zu seinen ersten Entscheidungen, einen Internetauftritt für den LIV zu realisieren. Auch im eigenen Betrieb setzt Steyer bei der Fachkräftegewinnung auf neue Medien und hat einen Facebook-Auftritt. Denn auch wenn seine sechsjährige Tochter derzeit davon spricht, einmal Glaserin zu werden, will er sich bei der Unternehmensnachfolge nicht allein darauf verlassen. Um für die zahlreichen beruflichen Perspektiven zu werben, beteiligt sich das sächsische Glaserhandwerk an zahlreichen öffentlich keitswirksamen Messen und Ver anstaltungen. „Unser Handwerk ist alt, aber zugleich modern und zukunftsfähig. Der Werkstoff Glas ist gefragter denn je. Doch um die hohe fachliche Kompetenz, Service- und Qualitätsstandards zu sichern, müssen die Betriebe am Ball bleiben. Unsere Aufgabe als Innung ist es, unsere Mitglieder immer auf den neusten Stand zu bringen“, so Steyer. Junge Menschen für ehrenamtliches Engagement zu gewinnen und die Kommunikation zwischen den sechs sächsischen Mitgliedsinnungen zu intensivieren, sind ihm weitere wichtige Anliegen. „Wenn wir unsere Kräfte bündeln, können wir auch auf politischer Ebene mehr erreichen, z. B. den Meisterbrief als Qualifikationsnachweis erhalten oder handwerkliche Normen gegenüber der Industrie durchsetzen“, betont er. www.glaserfachverband-sachsen.de Alle drei Jahre treffen sich deutsche und französische Handwerkskammern zum Erfahrungsaustausch. Nach Dresden als Gastgeber 2013 war nun das nordfranzösische Lille an der Reihe. Beratung im Bereich Digitalsierung und Innovationen sowie die Ausbildung lauteten die Schwerpunkte des Deutsch-Französischen Kammertreffens (DFK). Das deutsche duale Ausbildungssystem gilt auch in Frankreich als Nonplusultra. Gern würden die französischen Kammern dem deutschen Modell folgen, gerade auch um Betrieben die Fachkräftegewinnung zu erleichtern. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, zeigte sich beim DFK einmal mehr. „Mit dem Treffen wollten unsere französischen Partner daher auch ein klares Signal an ihre Landespolitik und ins ganze Land hinein senden, in welche Richtung man gemeinsam gehen muss“, so Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden. Er gehörte zu den Referenten beim zweiten Schwerpunktthema „Beratung im Bereich Digitalisierung und Innovationen“. In seinem Vortrag zur Strategie der Handwerkskammer Dresden zeigte er Best-Practice-Beispiele von Betrieben aus dem Kammerbezirk, benannte Problemfelder im Bereich der Digitalisierung (Stichwort: Breitbandausbau), sprach über die aktuelle Nutzung von Internetlösungen und verdeutlichte die Unterstützungsangebote der Handwerkskammer Dresden in diesem Bereich – von den Beauftragten für Innovation und Technologie über das Projekt E-BusinessLotse bis hin zum Kompetenzzentrum Digitales Handwerk. „Im Rahmen des Schwerpunktes zeigte sich auch, dass Digitalisierung im Handwerk noch ganz unterschiedlich verstanden wird und wir bei dieser Entwicklung in vielen Bereichen noch am Anfang stehen“, erklärte Brzezinski im Anschluss. Nur ein kleiner Teil der großen Handwerksfamilie, die sich in Lille traf: Jörg Dittrich (vorn rechts) und Andreas Brzezinski (hinten, 2.v.r.), Präsident bzw. Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, mit den französischen Foto: Handwerkskammer Dresden Partnern.