beratende ingenieure - Verband Beratender Ingenieure

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beratende ingenieure - Verband Beratender Ingenieure
BERATENDE
INGENIEURE
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
5/6
ENERGIE I STRATEGISCHE BÜROAUSRICHTUNG I PRODUKTE UND PROJEKTE
2013
EDITORIAL
Verordnetes
Kurz vor der Sommerpause
Ines Bronowski,
Chefredakteurin
… hat der Bundesrat am 7. Juni das letzte Wort in
Sachen HOAI-Novelle. Noch ist nicht aller Tage
Abend, aber es steht zu befürchten, dass die bis zuletzt in Gesprächen, Briefen und Rundschreiben
vieler engagierter Ingenieurvertreter mit Landesund Bundespolitikern, mit Abgeordneten und Parteienvertretern couragiert versuchte Rückführung
der sogenannten Beratungsleistungen in die verbindlich geregelte Honorarordnung auch über den
Bundesrat nicht gelungen ist. Das ist bitter für den
Berufsstand, hatte man doch die Politik beim Wort
genommen und gemäß der Entschließung, die der
Bundesrat seinerzeit mit der Zustimmung zur
6. HOAI-Novelle 2009 verabschiedet hatte, fachlich
und gutachterlich überzeugend nachgewiesen, dass
die darin erfolgte Degradierung der Ingenieurleistungen in Sachen Umweltverträglichkeitsstudien,
Thermische Bauphysik, Schallschutz und Raumakustik, Bodenmechanik, Erd- und Grundbau sowie Vermessung zu Beratungsleistungen ohne gesetzlich verbrieften Honorierungsanspruch jeder
sachlichen Grundlage entbehrt.
Doch es hat alles nichts genutzt, das Bundeswirtschaftsministerium konnte und wollte nicht zurücknehmen, was es einmal dem Preisrecht des
Marktes preisgegeben hat – auch wenn dem
Berufsstand und seine Vertretern zwischenzeitlich
durchaus Wohlwollen und Verständnis für das berechtigte Anliegen der Ingenieure signalisiert wurde. Der im März vorgelegte Referentenentwurf hat
dies unmissverständlich klar gemacht. Es hätte
schon eines mittelgroßen Wunders bedurft, um daran über die Bundesländer und deren Möglichkeiten im Bundesrat doch noch etwas zu ändern.
Wie der Berufsstand jetzt damit umgeht, werden
die nächsten Wochen zeigen. VBI-Hauptgeschäftsführer Arno Metzler hatte ja bereits nach Bekanntwerden des Referentenentwurfs die Marschrichtung angedeutet. Da die Ingenieure es leid seien,
um die angemessene Vergütung ihrer Leistungen
kämpfen zu müssen, werde es Zeit, die marktwirtschaftliche Herausforderung als Chance zu nehmen und auf Grundlage der tatsächlichen Kosten
eigene Honorarempfehlungen für die ausgegliederten Planungsleistungen zu erarbeiten. Die Idee
ist, gemeinsam mit dem AHO, dem gemeinsamen
Ausschuss der Planerbranche für die Honorare
der Ingenieure und Architekten, entsprechende
Leistungsbilder mit marktgerecht kalkulierten
Preisen zu erarbeiten und diese in der bekannten
grünen Schriftenreihe des AHO zu veröffentlichen.
Mit der EnEV steht eine weitere, für die Ingenieure wichtige Verordnung auf der politischen Agenda, die bis zur parlamentarischen Sommerpause
abzuarbeiten ist. Kommt es zu weiteren Verschiebungen, droht ein EU-Vertragsverletzungsverfahren.
Wir erinnern uns, ein erster Referentenentwurf zur
ursprünglich als EnEV 2012 geplanten Novellierung
kursierte bereits vor Jahresfrist. Der blieb weit hinter der nicht nur vom VBI erwarteten Verschärfung
der energetischen Anforderungen zurück. Aus der
ursprünglich mit der Novelle 2009 angekündigten
Erhöhung der energetischen Anforderungen um
30 % hatte die amtierende Koalition in dem 2012erEntwurf gerade mal noch 7,5 % gemacht. Das freute die mächtige Wohnungswirtschaft, blieb aber
nicht unwidersprochen. Die inzwischen als EnEV
2014 in der parlamentarischen Abstimmung befindliche Fassung sieht vor, den zulässigen Jahresprimärenergiebedarf neuer Gebäude in zwei Schritten 2014 und 2016 um je 12,5 % zu reduzieren, den
Bestand aber von weiteren Verschärfungen auszunehmen.
Das Energieeinsparungsgesetz (EnEG), die Ermächtigungsgrundlage für die in der EnEV-Novelle vorgesehenen Änderungen, hat nach langem hin und
her Mitte Mai den Bundestag passiert. Damit ist der
Weg frei, für die abschließende Beratung der EnEVNovelle im Bundesrat. Der muss jedoch zuvor auch
noch dem EnEG zustimmen. Stimmt der Bundesrat dem EnEG zu, so wird der Kabinettsentwurf der
EnEV, die dem Bundesrat bereits vorliegt, am
5. Juli zum Beschluss gestellt. Liest sich kompliziert,
ist aber (hoffentlich) richtig zusammengetragen.
Aller Voraussicht nach kann die neue EnEV dann
im Januar 2014 in Kraft treten. Der VBI wird nach
der Sommerpause wiederum eine eigene Broschüre mit Verordnungstext und praktischen Hinweisen vorlegen. Das gilt übrigens auch für die neue
HOAI, die nach dem Ja des Bundesrates noch im
Sommer in Kraft treten könnte.
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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INHALT
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EDITORIAL
Kurz vor der Sommerpause
Ines Bronowski
6 NAMEN UND NACHRICHTEN
20
WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
23
ENERGIE
Herausforderungen der Energiewende – Wie kommen die Steckdosen ins Meer?
Christopher V. Philipsen
26
Donaukraftwerk Jochenstein – Energiespeicher Riedl entsteht
Bärbel Rechenbach
30
AWG Bassum – Vom Energieverbraucher zum -erzeuger
André Beck
Beilagenhinweis:
Foto: DKJ
Dieser Ausgabe liegen ein Veranstaltungsflyer
des VBI und der aktuelle Unita-Brief bei.
34 Sanierung Schulzentrum Lohr/Main – Gebäude- und Anlagensimulation
Gernot Haslinger, Moritz Wagner
38 IBA 2013 – Rund um den „Energieberg“
Christian Brensing
BERATENDE
INGENIEURE
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
5/6
2013
42
Klärwerk Schönerlinde – Goßklärwerk wird Selbstversorger
Bärbel Rechenbach
44
Spiegel-Neubau in Hamburg – Betriebsoptimierung verbessert Energiebilanz
Christian Brensing
46
47
BERUF UND RECHT
ABC des Baurechts
Bindungswirkung einer unwirksamen Honorarvereinbarung
Eva Reininghaus
Urteile
Vertragskündigung bei Insolvenz des Bauunternehmers
Christoph Bubert
ENERGIE I STRATEGISCHE BÜROAUSRICHTUNG I PRODUKTE UND PROJEKTE
Zum Titelbild:
Energieeffizienz und die Nutzung
Erneuerbarer Energien sind Themen
der aktuellen IBA in Hamburg.
Der sogenannte Energieberg
gehört zu den Leuchtturmprojekten.
Foto: Aufwind Luftbild
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BÜROMANAGEMENT
Strategische Ausrichtung – Welche Vision verfolgen Sie mit Ihrem Ingenieurbüro?
Peter Messner
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PRODUKTE UND PROJEKTE
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61
TIPPS UND TERMINE
Bestellformular VBI-Publikationen
66
IMPRESSUM
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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NAMEN UND NACHRICHTEN
◀ Die baupolitischen Vertreter der
Bundestagsfraktionen diskutierten Forderungen
der Wertschöpfungskette Bau (v. l.):
Uwe Beckmeyer (SPD), Bettina Herlitzius
(Bündnis 90/Die Grünen), Heidrun Bluhm
(Die Linke), Moderatorin Dr. Katrin Prüfing,
Peter Götz (CDU/CSU), Sebastian Körber (FDP)
Foto: Bernd Lammel
Wertschöpfungskette Bau
Positionspapier zur Bundestagswahl 2013
Wie sollen in Zukunft Vergabeverfahren und
Wettbewerbe geregelt werden? Wie gehen wir
mit der Normenflut um? Wie kann der Investitionsstau bei der Verkehrsinfrastruktur bewältigt werden? Wie sieht eine zukunftsfähige Wohnungs- und Städtebaupolitik aus und
wie wird die energetische Sanierung gefördert? Das sind einige der Fragen, die dem Positionspapier der Verbände der Wertschöpfungskette Bau zur diesjährigen Bundestagswahl zugrunde liegen. Darin behandelt die
Initiative von dreizehn Verbänden, darunter
der VBI, mehr als zwanzig Themenkomplexe
und formuliert jeweils konkrete Forderungen
an die Politik. Diese wurden am 14. Mai in
Berlin auf einer Veranstaltung der Wertschöpfungskette mit den baupolitischen Sprechern
der Bundestagsfraktionen und weiteren Bundestagsabgeordneten erörtert.
Dabei betonten die Verbände vor allem die
große volkswirtschaftliche Bedeutung der
Wertschöpfungskette Bau. So seien aktuelle
gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimaschutz und Energiewende, demografischer
Wandel und Umbau von Stadt- bzw. Siedlungsstrukturen ohne die Lösungskompetenz der
Partner der Wertschöpfungskette Bau nicht
zu bewältigen.
Nach wie vor ist die Wertschöpfungskette Bau
Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in
Deutschland: Sie repräsentiert rund 11 % des
gesamtwirtschaftlichen Produktionswerts und
erwirtschaftet 10 % der gesamten Wertschöpfung. Die 4,7 Mio. Beschäftigten stellen 12 %
aller Erwerbstätigen in Deutschland dar. Die
jährlichen Bauinvestitionen umfassen ca. 260
Mrd. Euro – das entspricht einem Anteil am
BIP von 10 %.
AHO/VBI-Bürokostenvergleich
Umfrage mit neuem Fragebogen
Mit einem neuen Fragebogen und einem neuen Partner für die Datenerhebung und -auswertung haben AHO und VBI Mitte Mai ihren gemeinsamen Bürokostenvergleich gestartet.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Freie Berufe an der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg (IFB) sollen mit der aktuellen Befragung aussagekräftige Zahlen und Fakten zur wirtschaftlichen Situation von Ingenieur- und Architekturbüros sowie zur Auskömmlichkeit von HOAI-Honorartafeln ermittelt werden.
AHO und VBI rufen aus diesem Grund alle Ingenieure und Architekten zur Teilnahme an der
Untersuchung auf. Der Fragebogen kann bis zum 30. Juni unter www.buerokosten-ifb.de online ausgefüllt werden. Sie können den Fragebogen aber auch von der VBI-Website herunterladen, ausfüllen und per Post zurücksenden an: IFB, Dr. Stefan Zapfel, Marienstraße 2 / IV,
90402 Nürnberg oder per Fax: 0911/2356550.
Die Teilnahme ist wie immer anonym. Alle Angaben werden entsprechend den gesetzlichen
Datenschutzbestimmungen vertraulich behandelt.
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BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
Die Wertschöpfungskette bildet den Wertschöpfungsprozess von der Planung über Finanzierung, Bau, Bauunterhaltung und Facility-Management bis hin zum Rückbau ab. Sie
repräsentiert Architekten und Ingenieure
ebenso wie die Baustoff- und Baumaschinenhersteller sowie Bauunternehmen und Gebäudetechnikfirmen.
Wer heute in Deutschland 1 Mrd. Euro in Bauten investiert, löst damit eine zusätzliche Produktion von 1,4 Mrd. Euro aus. Jede zusätzliche Milliarde schafft bzw. sichert 22.000 Arbeitsplätze innerhalb und außerhalb der Bauwirtschaft. Um diese Leistungskraft auch künftig entfalten zu können, fordert die Wertschöpfungskette Bau von der Politik leistungsgerechte wirtschaftliche, rechtliche und politische Rahmenbedingungen.
Pro Mobilität
VBI nun Mitglied
Der VBI ist im April dem Verband „Pro Mobilität – Initiative für Verkehrsinfrastruktur e.V.“
beigetreten, unter dessen Dach sich Wirtschaftsverbände und Unternehmen für Erhalt
und Ausbau einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur einsetzen. VBI-Vorstand Dr. Heinrich Best vertritt den VBI in den Pro-Mobilitätsgremien.
Aktuell setzt sich der Infrastrukturverband für
die verstärkte Nutzung von Steuermitteln für
Sanierung und Erhaltung der Verkehrsinfrastruktur ein. Probleme durch marode Brücken und schlecht gewartete Fahrbahnen im
deutschen Straßennetz seien nicht mehr zu
übersehen. Die mehrmonatige Sperrung der
A-1-Autobahnbrücke bei Leverkusen für Lkw
sei nur ein Beispiel der immer häufiger nicht
nur auf Autobahnen sondern auch bei Bundes-, Landes- und kommunalen Straßen zu
beobachtenden Nutzungsbeschränkungen
wegen baulicher Mängel.
www.promobilitaet.de
NAMEN UND NACHRICHTEN
VBI-Landesverband Berlin-Brandenburg
Parlamentarischer Abend in der Hauptstadt
▲Großprojekt Hauptstadtairport
Foto: Berliner Flughäfen/Marion Schmieding,
Alexander Obst
Reformkommission Großprojekte
Handbuch geplant
Gibt es strukturelle Defizite bei der Planung
und Abwicklung von Großprojekten? Diese
Frage soll die eigens dafür eingesetzte Reformkommission „Bau von Großprojekten“ klären.
Derzeit 32 Experten – darunter VBI-Vorstand
Dr. Heinrich Best, Maximilian Grauvogl, Obermeyer Planen + Beraten, sowie VBI-Mitglied
Hans-Ullrich Kammeyer als Präsident der Bundesingenieurkammer – traten am 17. April
erstmals auf Einladung des Bundesbauministers Dr. Peter Ramsauer zusammen.
Die Kommission verabschiedete auf ihrer ersten Sitzung ein Arbeitsprogramm, an dessen
Ende ein Abschlussbericht mit Empfehlungen
zu Änderungen der Rahmenbedingungen und
Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Verwaltung stehen soll. Auf Basis
dieses Berichts soll ein Handbuch entstehen,
das allen am Bau Beteiligten „Leitlinien für
Großprojekte“ gibt.
Auf der Mitte Juni stattfindenden zweiten Sitzung tagt das Gremium in zwei Arbeitsgruppen zum Schwerpunkt „Planung“.
VBI-Vorstand Best ist in der Gruppe unter Leitung des BIngK-Präsidenten, die sich mit der
Optimierung der Planung durch IT, insbesondere BIM (Building Information Modelling),
beschäftigen wird. Die andere Arbeitsgruppe
hat den Schwerpunkt „Verstärkte Planung in
frühen Phasen“.
Auf der Sitzung im November steht der
Schwerpunkt Kosten- und Terminplanung auf
der Tagesordnung, die Arbeitssitzung im März
2014 soll sich mit Projektsteuerung und Projektorganisation befassen, das danach folgende Meeting mit dem Thema Vergabe.
Ein gutes Gespür für die passende Location
bewies der Vorstand des VBI-Landesverbandes Berlin-Brandenburg als er zu seinem diesjährigen Parlamentarischen Abend in den Berliner Dom direkt im historischen Zentrum der
Hauptstadt lud. So konnte Gastgeber Andreas Tesch, Vorsitzender des VBI-Landesverbandes, am 16. April rund 100 Gäste begrüßen,
die den Abend nach Domführung und offiziellem Teil zu lebhaften Gesprächen nutzten.
Gekommen waren Abgeordnete des Berliner
Abgeordnetenhauses, leitende Behörden- und
Verwaltungsmitarbeiter aus Berlin und Brandenburg sowie Vertreter der Fachwelt mit VBIVorstand Dr. Heinrich Best und Dr. Jens Karstedt, Berliner Baukammerpräsident und VBIMitglied, an der Spitze
In seiner Eröffnungsrede nahm sich Tesch vor
allem zweier länderübergreifender Themen
an. Das war einmal die Verärgerung unter den
Kollegen im VBI-Landesverband über den im
März vorgelegten Referentenentwurf zur
HOAI-Novelle. Die entgegen allen ministeriellen Zusagen darin fortgeschriebene willkürliche Aufteilung von Planungsleistungen in verbindlich zu honorierende und unverbindliche Leistungen sei wie eine Unterscheidung
in Ingenieurleistungen erster und zweiter Klasse. Dennoch gebe er die Hoffnung auf auskömmliche Honorare für alle Planer nicht auf,
so Tesch, denn der alte VBI-Leitsatz „Wer billig plant, baut teuer“ erweise sich in der Praxis als immer wieder gültig.
Thema zwei war die auf Grundlage der im vergangenen September verabschiedeten Musterbauordnung MBO von den VBI-Mitgliedern
erhoffte Aufhebung föderaler Unterschiede
im Bauordnungsrecht zwischen Berlin und
Brandenburg. Dazu sagte Thomas Meyer, Leiter der Obersten Bauaufsicht in der Berliner
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und
Umwelt, dass das Bauordnungsrecht von Berlin und Brandenburg dank ganz enger Zusammenarbeit beim aktuellen Abgleich mit der
MBO künftig zu 95 % identisch sein werde,
z. B. in puncto Brandschutzanforderungen.
In Sachen HOAI riet Klaus Groth, Referatsleiter Grundsatzangelegenheiten in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt,
zum Abwarten. Aus seiner Sicht sei derzeit völlig offen, was der noch mögliche Bundesratsmaßgabenbeschluss und die neuerliche Kabinettsbefassung hinsichtlich der Rückführung der unverbindlich geregelten Planungsleistungen ergeben werden.
Nach dem baukulturellen Auftakt mit Domführung und Gruftbesichtigung erklang zum
Ausklang des Abends die Domorgel, von der
Kaiserloge aus ein ganz besonderer musikalischer Genuss.
▲ VBI-Landesverbandschef Berlin-Brandenburg Tesch eröffnet den parlamentarischen Abend.
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NAMEN UND NACHRICHTEN
VBI-Verkehrsausschuss
Treffen mit SPD-Arbeitsgruppe Verkehr
Probleme der Vergabepraxis und der Planungsbeschleunigung standen im Mittelpunkt des Parlamentariergesprächs am
17. April in Berlin, zu dem Dr. Heinrich Best,
im VBI-Bundesvorstand verantwortlich für
das Ressort Verkehr, und der VBI-Ausschuss
Verkehr die Arbeitsgruppe Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung der SPD eingeladen hatte.
Als Diskussionsgrundlage für das Gespräch
mit den SPD-Bundestagsabgeordneten erläuterte Detlev Pauer, stellvertretender Vorsitzender des VBI-Verkehrsausschusses, das
VBI-Positionspapier „Faire Vergabepraxis bei
Verwendung öffentlicher Mittel“. Darin verweisen die VBI-Verkehrsplaner auf den Zusammenhang zwischen Qualitätsverlust bei
Planung und Bau und den immer häufiger
als intransparent und ausschließlich preisorientiert erlebten Vergabeverfahren. Daher
fordert der VBI verbindliche, transparente
Vergaberegeln. Dazu gehören aus Planersicht die Festschreibung erschöpfender und
eindeutiger Leistungsbeschreibungen in den
jeweiligen Richtlinien von Auftraggebern im
Infrastrukturbereich wie DB AG oder DEGES,
eine faire Risikoverteilung sowie der Ausschluss von Inhouse-Vergaben.
In der Diskussion dazu verwies der SPD-Arbeitsgruppenvorsitzende Sören Bartol auf
die Problematik des stetigen Stellenabbaus
der öffentlichen Hand, was sowohl in den
Vergabebehörden als auch in den Landesstraßenbauämtern zu Personalmangel, vor
allem an qualifizierten Ingenieuren, geführt
habe.
Kirsten Lühmann MdB stimmte der VBI-Kritik an Vergaben nach dem billigsten Angebot, gerade im Hinblick auf den Qualitätserhalt zu. Dr. Best sah sich mit Bartol einig, dass
die quantitativ wie qualitativ fehlenden Kapazitäten in den Vergabebehörden vielfach
die Ursache für den beklagten Qualitätsverlust seien. Die Angst, sich möglicherweise in
einem Nachprüfungsverfahren rechtfertigen
zu müssen, führe dann zu Fehlentscheidungen.
Dr. Eckart Lindner, Vorsitzender des VBI-Verkehrsausschusses, verwies in diesem Zusammenhang auf das „Zwei-Umschlag-Verfahren“, dass der VBI in seinem Positionspapier
als erprobte Alternative vorschlägt. Dieses international bewährte Verfahren, das z. B.
Weltbank, GIZ und KfW anwenden, basiere
auf der getrennten Bewertung der technischen Lösung vor der Hinzuziehung preislicher Kriterien. Die Mitglieder der SPD-AG Verkehr sagten zu, sich dieses Themas anzunehmen.
Auf Grundlage des VBI-Positionspapiers „Planungsbeschleunigung – Bürgerbeteiligung,
Akzeptanz und Transparenz“ sprach Dr. Best
die VBI-Forderungen an: Priorisierung der
Projekte des Bundesverkehrswegeplans nach
volkswirtschaftlichem Nutzen, frühzeitige
Bürgerbeteiligung durch den Vorhabenträger sowie Verfahrensbeschleunigung durch
Neuordnung der Planungsschritte Raumordnung und Planfeststellung.
Leider greife der Entwurf der Bundesregierung zur Änderung des Verwaltungsverfahrensgesetzes diesbezüglich zu kurz. Insbesondere hinsichtlich der frühzeitigen Bürgerbeteiligung sieht der VBI Handlungsbedarf. Es
fehle, so Best, an einer Bundesinstanz, die
die Bedarfsentscheidungen des Bundesverkehrswegeplans in den daraus entstehenden
Projekten vertritt und erläutert. Leider habe
man auch die Neuordnung der Planungsschritte Raumordnung und Planfeststellung
versäumt und damit eine große Chance zur
Planungsbeschleunigung verschenkt.
Die SPD-Parlamentarier sagten zu, die Anliegen des VBI-Verkehrsausschusses zu erörtern
und bei den weiteren Beratungen zum Verwaltungsverfahrensgesetzentwurf zu berücksichtigen. Sie sagten außerdem zu, den fachlichen Dialog im nächsten Jahr fortzusetzen.
des europäischen Parlaments in Straßburg
zusammen. Mit der Forderung nach mittelstandsfreundlichen Vergabeverfahren sprach
VBI-Präsident Dr. Volker Cornelius ein The-
ma an, das auch den französischen Ingenieurvertretern sehr am Herzen liegt. Außerdem kritisierte Cornelius die Normenflut der vergangenen Jahre. Er machte
deutlich, dass die entstandenen umfangreichen Regelwerke die kreative Suche
nach Lösungen durch die hochqualifizierten Ingenieure zum Teil deutlich einen-
Parlamentarisches Fachgespräch
VBI trifft Syntec-Ingénierie
Bei einer gemeinsamen Veranstaltung des
VBI mit dem französischen Schwesterverband Syntec-Ingénierie trafen im April Vertreter beider Vorstände mit Abgeordneten
◀ VBI-Päsident Cornelius (hinten Mitte)
eröffnet das parlamentarische
Fachgespräch.
NAMEN UND NACHRICHTEN
gen. Der VBI-Präsident unterstrich die Verbandsposition, dass bei der Normung weniger häufig mehr sei, damit die europäischen
Normen ihrem Zweck gerecht würden.
Wichtig für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt seien zudem transparente und faire Haftungsregeln. Hier gebe es in
der Praxis oft Anforderungen an die Planer
und Projektsteuerer, kritisierte Cornelius, die
ein faires und vertrauensvolles Arbeiten unmöglich machen. Die von ihm angesprochenen praktischen Erfahrungen mit der gesamtschuldnerischen Haftung in Deutschland und
dem Verhalten einiger öffentlicher Auftraggeber gegenüber den Planern erstaunte die französischen Berufskollegen sehr. Außerdem
sprach Cornelius die ehrgeizigen Ziele der
EU zur Verbesserung der Energieeffizienz an
und verwies in diesem Zusammenhang auf
die Kompetenz der unabhängigen Ingenieure, wie sie im VBI und dem französischen
Partnerverband versammelt sei.
Die anwesenden Abgeordneten machten
deutlich, dass sie das gemeinsame Auftreten
der deutsch-französischen Achse sehr schätzten. Cornelius hatte bei der gemeinsamen
Begrüßung mit seinem französischen Amtskollegen Stéphane Aubarbier erläutert, dass
nationale Spitzenverbände vor lauter Selbstbewusstsein manchmal vergessen, dass sie
in der EU noch 26 nationale Schwesterverbände neben sich haben. Der Abgleich der
eigenen Situation mit der der Nachbarn und
die Abstimmung gemeinsamer Interessen
gerate dabei manchmal aus den Augen.
Auf Englisch, Deutsch und Französisch diskutierten die anwesenden Abgeordneten –
darunter der Vizepräsident des Europäischen
Parlaments Rainer Wieland – im Verlaufe des
Abends weitere politische Themen und den
Arbeitsalltag der Planer und Berater. So erwies sich das neue Format des gemeinsamen
Auftritts nicht nur als gelungener Austausch
mit politischen Entscheidungsträgern sondern auch als praktische Plattform zum Gespräch mit den französischen Vorstandskollegen.
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BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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NAMEN UND NACHRICHTEN
Süderelbebrücke in Hamburg
Berufspolitik
Sbp, WTM und D+W
gewinnen Wettbewerb
BFB-Präsidium trifft FDP-Fraktion
Auf Einladung des FDP-Fraktionsvorsitzenden im Deutschen Bundestag, Rainer Brüderle, traf sich das BFB-Präsidium, dem VBI-Präsident Dr. Volker Cornelius als BFB-Vizepräsident angehört, Mitte Mai zu einem Arbeitstreffen mit der Spitze der FDP-Fraktion. Gastgeber Brüderle betonte, der europäische Binnenmarkt biete auch und gerade für Freiberufler überaus attraktive, noch längst nicht ausgeschöpfte Wachstumsperspektiven. Allerdings verrieten Begrifflichkeiten Systemunterschiede in den Mitgliedstaaten, was bei Diskussionen etwa um den Zugang zu Dienstleistungsmärkten bedacht werden müsse. Für
den leistungsstarken deutschen Mittelstand mit den Freien Berufen als wesentlichem Pfeiler hätten die Angelsachsen keine Entsprechung. So sei vom „German Mittelstand“ die Rede.
BFB-Präsident Dr. Rolf Koschorrek skizzierte die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Freien Berufe. Anschließend wurden aktuelle freiberufliche Themen erörtert, darunter die Notwendigkeit einer effektiven Vertretung der deutschen mittelstandspolitischen Interessen auf EU-Ebene, die Bedeutung geeigneter Gegebenheiten sowie politischer Rahmenbedingungen für die Stärkung der Freiberuflichkeit sowie die Qualitätssicherung und Selbstverwaltung in den Freien Berufen.
Dabei warben die BFB-Präsidiumsmitglieder nachdrücklich für Gebühren- und Honorarordnungen als unverzichtbare Elemente zur Stärkung der für Deutschland typischen mittelständischen Strukturen.
Angesprochen wurden auch Möglichkeiten zur Sicherung des Fachkräftebedarfs, das Partnerschaftsgesellschaftsgesetz sowie die Abschlussprüferrichtlinie. Der BFB begrüßte sehr,
dass zum Bericht der Bundesregierung zur Lage der Freien Berufe voraussichtlich eine
parlamentarische Beratung stattfinden soll.
▲ BFB trifft FDP (v. l.): G. Piltz, stellv. Fraktionsvorsitzende; Dr. S. Ruppert, Parlam. Geschäftsführer;
R. Brüderle, M. Todtenhausen, Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie; BFBVizepräsident G. Albrecht; C. Bögel, Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie;
Dr. H. Kolb, stellv. Fraktionsvorsitzender; R. Koschorrek MdB, BFB-Vizepräsident F. Schmidt;
Dr. C. Winterstein, Parlam. Geschäftsführerin; Dr. Cornelius; Dr. B. Reinemund, Mitglied im
Fraktionsvorstand; BFB-Hauptgeschäftsführerin Dr. Stephanie Bauer sowie BFB-Vizepräsident
Dr. F.-E. Kempter
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BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
Foto: FDP-Bundestagsfraktion
Die neue Süderelbequerung wird als Schrägseilbrücke mit zwei hohen Pylonen entstehen. Der Siegerentwurf des am 14. Mai entschiedenen Wettbewerbs kommt von der Ingenieurgemeinschaft sbp, WTM und D+W der
Büros Schlaich Bergermann und Partner
GmbH aus Stuttgart, WTM Engineers GmbH,
Hamburg, und Dissing + Weitling Architecture aus Kopenhagen. Insgesamt hatten sich 12
europäische Planungsbüros bzw. Teams mit
ihren Entwürfen an dem Realisierungswettbewerb für die neue Elbquerung in Hamburg
Moorburg beteiligt.
Zum Wettbewerb
„Ich freue mich sehr, dass das Interesse an
unserem Realisierungswettbewerb für dieses
für Hamburg so wichtige Bauvorhaben so
groß war“, sagte Frank Horch, Hamburgs Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation
bei der Vorstellung der Gewinner vor der Presse in Hamburg. „So konnte die Jury, für deren Engagement ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanke, aus der Vielzahl der interessanten Ideen den Vorschlag auswählen,
der den infrastrukturellen, technischen, ökologischen aber auch visuellen Herausforderungen am besten gerecht wird“, sagte der
Senator.
„Mit der A 26 und der neuen Süderelbebrücke schließen wir eine Lücke im Bundesfernstraßennetz, die bereits seit Jahren einen
empfindlichen Engpass darstellt. Ich bin sehr
zufrieden, dass dieses bedeutende Projekt
mit der Entscheidung für einen Entwurf jetzt
einen großen Schritt vorangekommen ist“,
ergänzte Enak Ferlemann, Parlamentarischer
Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.
Die neue Süderelbebrücke wird Teil der Verlängerung der A 26, die die Bundesautobahnen A 7 und A 1 im Süden Hamburgs miteinander verbinden soll. Im August 2012 hatte die Deges GmbH im Auftrag der Hansestadt
einen europaweiten Realisierungswettbewerb
für das Bauwerk ausgeschrieben. Die namhaft besetzte Jury aus Vertretern des Bundes
und der Straßenbauverwaltung, Baufachleu-
NAMEN UND NACHRICHTEN
◀ Siegerentwurf
Visualisierung
der neuen Brücke
Abbildung:
Ingenieurgemeinschaft
sbp, WTM und D+W
ten und Lokalpolitik entschied sich auf der
Jurysitzung am 14. Mai einstimmig für den
Etwurf der Planungsgemeinschaft sbp, WTM
und D+W. Der zweite Preis ging an Kinkel +
Partner Ges. Beratender Ingenieure mbH,
Neu-Isenburg; der dritte Preis an das Ingenieurbüro Ponting d o. o. (GmbH), Maribor,
Slowenien.
Der Siegerentwurf
Die neue Hochbrücke aus Stahl und Beton
wird eine Länge von rund 535 m haben. Ihre symmetrisch angeordneten Pylone mit einer Höhe von 140 m und zwei mittig angeordneten Seilebenen in Fächerform lassen
das Bauwerk markant und zugleich feingliedrig wirken. Der Entwurf nimmt Bezug auf die
Köhlbrandbrücke, ohne deren Geometrie zu
duplizieren. Diesen Ansatz zu einer Gesamtschau der Hafenzone hat die Jury begrüßt.
Die Arbeit zeichne sich durch eine souveräne Durchformung bis ins Detail aus. Die sorgfältige Gestaltung der aus dem Tragwerk entwickelten Übergänge in Material und Form
hat die Jury überzeugt.
Allerdings – und aus VBI-Sicht völlig unverständlich – ist mit der Juryentscheidung für
den Siegentwurf zwar ein Preisgeld von 40.000
Euro verbunden, aber mitnichten auch der
Planungsauftrag für das Bauwerk.
Wirtschaftliche Impulse
Die neue Querung wird in direkter Nachbarschaft zur Kattwykbrücke entstehen und soll
die Silhouette Hamburgs weithin sichtbar bereichern. Sie soll langfristig zu einem möglichst reibungslosen Verkehrsfluss im Hamburger Süden beitragen.
Die Querverbindung der A 26 soll den Hamburger Hafen in das transeuropäische Verkehrsnetz einbinden und darüber hinaus für weitere wirtschaftliche Impulse sorgen. Gleichzeitig
soll durch den Ausbau der überregionale OstWest-Verkehr erleichtert, die umliegenden
Wohngebiete sollen spürbar von Lärm- und
Schadstoffemissionen entlastet werden.
Fachpublikum und interessierte Bürger haben im Rahmen einer Wanderausstellung die
Gelegenheit, den Siegerentwurf sowie die
übrigen elf Wettbewerbsentwürfe aus der Endrunde zu besichtigen: zunächst vom 2. Bis
27. Juli im Foyer des Elbcampus in HamburgHarburg und damit in unmittelbarer Nachbarschaft des geplanten Bauwerks, danach
zieht die Ausstellung in die Galerie der Handwerkskammer in der Hamburger Innenstadt
und ist dort vom 14. bis 27. August zu sehen.
▲ Präsentation des Siegerentwurfs: Poul Ove Jensen (D+W), Andreas Keil (sbp), Steen Trojaborg (D+W),
Frank Horch, Karl Morgen (WTM), Dirk Brandenburger, Techn. Geschäftsführer der Deges, und Bernd
Rothe, ebenfalls Deges (v. l.) Foto: Deges
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NAMEN UND NACHRICHTEN
VBI Bayern
Landesversammlung in Rosenheim
Der Kalender des bayerischen VBI-Landesverbandes hat es in sich. Ein vielfältiges Programm aus Baustellenbesichtigungen und Exkursionen, Messeauftritten und Vorträgen
zeugt von einem lebendigen Verbandsleben
und engagierten Vorstandsmitgliedern. Gert
Karner als VBI-Landeschef und sein Team erhielten dafür viel Beifall auf der diesjährigen
Mitgliederversammlung am 12. April in Rosenheim, an der rund 50 Mitglieder teilnahmen. Neben vielen fachlichen Themen beschäftigt auch die bayerischen Kollegen das
Thema Nachwuchsmangel. So appellierte Karner an die versammelten Ingenieure, „gehen
Sie in die Schulen, werben Sie Nachwuchs für
den Ingenieurberuf in dem Alter, in dem die
Berufswahl stattfindet“.
Über dieses individuelle Engagement hinaus
organisiert der Landesverband auch in die-
zentralen Themen der aktuellen VBI-Verbandsarbeit an. Während in Deutschland noch
nicht einmal alle Länder die aktuelle Eurocode-Generation eingeführt haben, in Bayern
z. B. gilt diese erst ab 2014, arbeite man auf
EU-Ebene bereits an der 3. Generation. Daher
müssten sich VBI und VPI als Vertreter der Planer jetzt einmischen, um die Weichen hinsichtlich verbesserter Praxistauglichkeit stellen zu können. Das koste Zeit und Geld. Ohne die Zusatzbeiträge der Konstruktiven Ingenieure, warb Dr. Prokop um die Unterstützung der versammelten bayerischen VBI-Mitglieder, könne der VBI diese Arbeit nicht leisten.
Die öffentliche Informationstagung am Nachmittag zum nicht nur für die Region höchst
brisanten Thema „Brennerbasistunnel – Konsequenzen für Bayern“, vom VBI Bayern geBlick in den Saal
LV-Vorsitzender Karner eröffnet
Vortragsveranstaltung
sem Jahr wieder die Tagung „Ingenieurbüros
informieren Studenten“ an der Nürnberger
Georg-Simon-Ohm-Hochschule und ist auf der
Recruiting-Messe IKOM Bau an der TU München präsent. Als weitere Höhepunkte der
Landesverbandsarbeit verwies Karner auf die
Beteiligung des VBI Bayern am 2. Bayerischen
Brandschutzkongress und auf die gemeinsame Veranstaltungsreihe mit anderen Verbänden und Hochschulen „Qualität zählt“.
Von der Klausurtagung des VBI-Bundesvorstandes im Februar und aus der VBI-Bundesgeschäftsstelle in Berlin berichteten Dr. Klaus
Jensch, seit September 2012 Bundesvorstandsmitglied, und VBI-Hauptgeschäftsführer Arno Metzler, der in Rosenheim seinen Antrittsbesuch beim Landesverband Bayern absolvierte.
Unter dem Stichwort Normung und Eurcodes
sprach anschließend Dr. Ines Prokop eines der
12
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
meinsam mit der Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure in Bayern VSVI
organisiert, füllte dann den Saal. Unter den
über 100 Teilnehmern, u. a. Bürgermeister
und Bürgerinitiativenvertreter aus dem Inntal, begrüßte Gert Karner insbesondere den
Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer sowie Maria Noichl und Klaus Stöttner aus dem
bayerischen Landtag.
Informativ und sehr konkret war der Einstieg
durch Martin Pellizzari von der ÖBB Infrastruktur AG. Er stellte das Gesamtvorhaben
Brennerbasistunnel und die bereits in Bau befindlichen österreichischen Zulaufstrecken,
darunter die seit Dezember 2012 in Betrieb
befindliche, Maßstäbe setzende Unterinntalbahn (modernste Tunnelstrecke Europas) in
Tirol vor. Insbesondere aber beeindruckte,
was Pellizarri hinsichtlich Bürgerbeteiligung
bei der Trassenfindung und baubegleitender
Projektkommunikation vortrug. Raus gehen,
mit den Leuten vor Ort ins Gespräch kommen
und bleiben, Kommunikation auf Augenhöhe und verlässliche Einhaltung aller einmal
gemachten Zusagen – das seien wichtige Bausteine erfolgreicher Bürgerbeteiligung, Presse- und Medienarbeit seien immer erst der
zweite Schritt. Sein Credo: Großvorhaben heute funktionieren nur als Dreiklang aus technischem Projekt, rechtlich-wirtschaftlichem
Projekt und Projektkommunikation.
Danach hatten es MDirig. Hans Peter Göttler
aus dem Bayerischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium sowie Stefan Kühn, Regionalbereich Süd der DB Netz AG, schwer mit
ihren Vorträgen über die Europäischen
Schnellbahnverbindungen und die dazugehörigen Vorhaben im südbayerischen Raum,
da sie erst wenig Konkretes vortragen konnten. Es werde noch bis Ende 2013/Anfang 2014
dauern, ehe als Grundlage der Trassenplanung für den nördlichen Brennerzulauf zwischen München und
Kiefersfelden eine solide, belastbare Bedarfsplanung vorliege, sagte Kühn. Er
räumte überdies ein,
in Sachen Bürgerbeteiligung „sind wir
Schüler, da stehen wir
ganz am Anfang und
lernen von der ÖBB“.
Die folgende Podiumsdiskussion, geschickt
moderiert von Prof. Dr. Holger Magel, Präsident der bayerischen Akademie Ländlicher
Raum, zeigte vor allem eins: Österreich „spielt“
beim Projekt Brennerbasistunnel nicht nur in
Sachen Bürgerbeteiligung „Champions League“, während man auf deutscher Seite in den
vergangenen Jahren das Projekt deutlich unterschätzt und verschleppt habe. Nun seien
die Erwartungen hoch, die betroffenen Bürger im nur 2,5 km breiten InntaI zwar nicht
grundsätzlich gegen die zusätzliche Trasse, erwarteten aber „Österreichischen Standard“
a la Unterinntalbahn.
Wie dieser aussieht bzw. gebaut wird, davon
machte sich der Bayerische Landesverband
am 13. April selbst ein Bild, bei der die Jahresversammlung beschließenden Exkursion
nach Innsbruck zur Brennerbasistunnel-Baustelle
NAMEN UND NACHRICHTEN
EBRD-Projekte
Seminar für Ingenieure
Um die Zahl der Bewerbungen deutscher Consultants zu erhöhen, bietet die European Bank for
Reconstruction and Development Unterstützung an. Deshalb veranstaltet die EBRD gemeinsam
mit dem VBI und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie am 20. Juni ein Seminar in Berlin speziell für deutsche Ingenieurunternehmen, die sich für EBRD-Projekte interessieren. Auf der Agenda stehen Ausschreibungen, Vergabeverfahren und Strategien für die Akquise
von EBRD-Beratungsaufträgen. Am Vormittag werden die Teilnehmer im Bundeswirtschaftsministerium von Experten der EBRD praxisnah und in deutscher Sprache instruiert, wie man EBRDProjekte gewinnt. Im Anschluss an den Workshop gibt es am Nachmittag für die teilnehmenden
Unternehmen die Möglichkeit, vertiefende Einzelgespräche mit EBRD-Fachleuten zu führen.
Weitere Informationen: www.vbi.de/Aktuelles/Termine oder in der VBI-Bundesgeschäftsstelle bei
Catharina Stahr, Tel. 030/26062-221.
Schinkel-Wettbewerb 2014
Raus aus dem Ring
Das Gebiet außerhalb des S-Bahn-Rings in Spandaus Mitte ist Thema des Schinkel-Wettbewerbs
des kommenden Jahres. Der auslobende Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin hat (AIV)
hat die Aufgabe in enger Zusammenarbeit mit dem Berliner Bezirk Spandau entwickelt. Die Studenten und Absolventen können ab Mitte September Ideen einreichen wie sich die Quartieren
am Havelufer in Wasser- und Altstadtnähe sowie die Kernstadt weiterentwickeln können. Zudem
soll die Verkehrssituation kritisch überprüft und die Verbindung zwischen Bahnhof und Stadteingang neu geordnet werden. Zum Schinkelfest am 13. März verleiht der AIV alljährlich die
Schinkelpreise. Der VBI-Förderverein beteiligt sich mit einem Kooperationspreis für die Zusammenarbeit von Ingenieuren und Architekten an dem Nachwuchswettbewerb.
Prämierter Kindergarten
Energietechnik von Dess+Falk
Für die Energietechnik des im Bundeswettbewerb „HolzbauPlus“ des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit dem Hauptpreis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ ausgezeichneten Kinderhauses in Uttenreuth bei Erlangen war die Dess+
Falk GmbH verantwortlich. Das Nünberger Ingenieurbüro setzte mit der Planung und Objektüberwachung der Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär- und Elektrotechnik des Kindergartens
ein energetisches Gebäudekonzept um, das sich sehen lassen kann: Die Berechnung, dass
in einem solchen Kindergarten insgesamt rund 71.000 kWh Energie für Heizung und Beleuchtung verbraucht werden, führte zur Planung einer Photovoltaikanlage und einer thermischen Solaranlage. Die Photovoltaikanlage erzeugt rund 25 % des Jahresstromverbrauchs,
die Thermieanlage mit Pufferspeicher liefert ein Viertel der jährlich benötigten Heizenergie.
Fachtagung
KWK in der Industrie
Die Fachtagung „Hocheffiziente Dampferzeugung mit Blockheizkraftwerken“ des
Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung
BKWK am 12. Juni in Gütersloh gilt kostengünstigen Energieversorgungskonzepten
in Industrie und Gewerbe. Der VBI ist
Kooperationspartner der Veranstaltung.
In Industrie und Gewerbe wird in zahlreichen Produktionsprozessen Dampf oder
Hochtemperaturwärme benötigt. Moderne Blockheizkraftwerke (BHKW) sind meist
auf hohe elektrische Wirkungsgrade optimiert und standardmäßig für eine Auskopplung der Motor-Abwärme als Niedertemperaturwärme mit bis zu 90 °C ausgelegt. BHKW sind aber auch darüber hinaus
nutzbar. So lässt sich die Wärme aus dem
heißen Abgas auch separat bei Temperaturen über 100 °C auskoppeln und z. B. zur
Dampferzeugung nutzen. Etwa ein Drittel
der gesamten KWK-Wärme fällt im Abgas
an und eignet sich so zur Heißwasserbereitung bzw. Sattdampfproduktion.
Die inzwischen verbesserten technischen
und wirtschaftlichen Möglichkeiten, eine
Dampferzeugung mit einer Eigenstromerzeugung auf Basis von BHKW zu kombinieren, sind aber oft nur unzureichend bekannt. Der Workshop dient interessierten
Unternehmen als Informationsaustausch
und Wissensvermittlung. Dazu werden innovative technische Konzepte und wirtschaftliche Bewertungen vorgestellt. Einen
wichtigen Teil der Veranstaltung bilden Praxisberichte von namhaften Unternehmen.
Eröffnen wird den Workshop der Leiter der
VBI-Fachgruppe Industrie, Wolfgang Riederauer. Informationen und Programm:
www.bkwk.de
◀ VBIFachgruppenchef
Industrie
Riederauer
Prämierter Kindergarten
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz
EnEV zügig verabschieden
▲ Baustelle Elbphilharmonie in Hamburg
ARGE Baurecht
Bedeutung der Planung wird unterschätzt
Fast alle Großprojekte werden deutlich teurer als veranschlagt. „Was immer wieder zu kurz
kommt, ist die ausreichende Planungszeit. Komplexe Bauvorhaben lassen sich nicht baubegleitend planen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft
für Bau- und Immobilienrecht (ARGE Baurecht). Darin konstatiert Heike Rath, Fachanwältin
für Bau- und Architektenrecht und Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der ARGE
Baurecht: „Die Bedeutung der Planung wird häufig unterschätzt“. Das zeige sich daran, dass
der Auftraggeber gerade in diesem Bereich häufig sparen wollen. Dabei bewahrheitet sich immer wieder: „Wer billig plant, baut teuer.“ Keine Lösung sei es, steigende Baukosten beim Planer wieder einzusparen, dessen Honorare zu deckeln und Malusregelungen einzuführen.
Wie wichtig ausreichende Planungszeiten sind, zeige der Brandschutz. „Großprojekte sind immer Sonderbauten. Die jeweilige Bauaufsichtsbehörde kann damit die Auflagen für den Brandschutz mehr oder weniger willkürlich festlegen.“ Brandschutz und Nutzerwünsche stehen sich
dabei häufig zunächst unversöhnlich gegenüber: Sicherheitsbelange und wirtschaftliche Erwartungen des Auftraggebers zu synchronisieren, verlangt Kreativität und Engagement der beteiligten Planer und eine intensive Abstimmung mit den Behörden. Solange die Genehmigung
nicht erteilt ist, bleiben Unwägbarkeiten, die einen vorgezogenen Baubeginn in Frage stellen,
wenn dem Auftraggeber an Kostensicherheit gelegen ist. Das gilt gerade für öffentliche Auftraggeber, die vergaberechtlich verpflichtet sind, eindeutig und erschöpfend auszuschreiben.
„Das geht aber nur mit abgeschlossenen und abgestimmten Planungen“, betont Rath.
Energetische Gebäudesanierung
80 % Energeieinsparung realistisch
Planung und gewünschte Ergebnisse stimmen bei einer energetischen Gebäudesanierung gut
überein. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die die Deutsche Energie-Agentur dena Ende März
vorgestellt hat.
Die Studie beruht auf dem Dena-Modellvorhaben Effizienzhäuser, in dem seit 2003 mehr als 350
Wohngebäude hocheffizient saniert wurden. Für die Auswertung wurden die Energieverbrauchsdaten der fertiggestellten und bereits über mehrere Heizperioden bewohnten Gebäude erhoben
und analysiert. Es wurde untersucht, ob der geplante energetische Standard in der Praxis erreicht
wird und wie groß die tatsächliche Einsparung beim Energieverbrauch ist. Das Ergebnis: Im Mittel konnte der Energieverbrauch von 223 auf 54 kWh/m²a reduziert werden. Diese Einsparung
von 76 % entspricht recht gut den geplanten, vorab berechneten 80 % Energieeinsparung.
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BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
Die seit Monaten andauernde Hängepartie
bei der Novellierung der Energieeinsparverordnung (EnEV) müsse nun ein Ende haben,
forderte die Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) Mitte Mai anlässlich der Beratungen des Energieeinsparungsgesetzes (EnEG)
im Bundestag. Das Gesetz bildet die Grundlage der EnEV-Novelle, die bereits Anfang Februar vom Bundeskabinett beschlossen wurde. Nach Ansicht der geea dürfe die EnEV nicht
weiter verzögert oder abgeschwächt werden.
Die geplanten höheren energetischen Anforderungen an Neubauten sind aufgrund langfristig steigender Energiepreise und des technischen Fortschritts gerechtfertigt. Außerdem
lassen sich entsprechende Mehrkosten über
Energieeinsparung refinanzieren.
Kern der geplanten EnEV-Novelle sind höhere energetische Anforderungen an Neubauten gegenüber dem seit 2009 geltenden Recht.
Gerade bei neuen Bauvorhaben können effiziente Standards schon in frühen Planungsphasen kostengünstig realisiert werden. Für
den Bestand sind keine Verschärfungen vorgesehen. Mit der neuen Verordnung werden
außerdem Vorgaben der EU umgesetzt, die
eigentlich schon Anfang 2013 hätten in Kraft
treten müssen. Bei einer weiteren Verzögerung im Gesetzgebungsprozess droht gegebenenfalls sogar ein Vertragsverletzungsverfahren der EU.
Reform
WSV neu geordnet
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat
zum 1. Mai die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) in Bonn eingerichtet und damit den ersten Schritt zum Umbau
der Verwaltung der Bundeswasserstraßen
(WSV) vollzogen. Ziel sei eine „deutliche Stärkung der Wasserstraßen mit hoher Verkehrsbedeutung“.
Die Verkehrsminister der Länder kritisierten im
Vorfeld die Neuorganisation. Eine Straffung und
Effizienzsteigerung sei grundsätzlich richtig,
hieß es in einem Beschluss der Verkehrsministerkonferenz im April in Flensburg, der Abbau
der Wasser- und Schifffahrtsdirektionen jedoch
führe zum Verlust regionaler Kompetenz.
NAMEN UND NACHRICHTEN
▲ Blick in die künftige Eingangshalle
Visualisierung: Franco Stella
Berliner Schloss
Grundsteinlegung am 12. Juni
Die Baugrube ist dicht, die Betonnage der Bodenplatte für das künftige Humboldtforum
kann beginnen, meldete Ende April die Stiftung Berliner Schoss – Humboldtforum, die
als Bauherrin und spätere Eigentümerin den
Kulturbau im Herzen der Hauptstadt leitet.
Mit einem Pumpversuch hatten die Verantwortlichen zuvor geprüft, ob die Dichtsohle
unterhalb der Baugrube zwischen der nach
dem Abriss des DDR-Palastes-der-Republik im
Boden verbliebenen Palastwanne und archäologischem Fenster – eine zusammenhängende Trogbaugrube von 7.900 m² – dicht ist. Die
von der Senatsverwaltung geforderten Grenzwerte hinsichtlich der Dichte der Baugruben-
umschließung wurden sogar um ca. 75 % unterschritten. Dieser Wert sei für die außergewöhnlich große Baugrube aufgrund der
schwierigen technischen Randbedingungen
wie zum Beispiel der Kohlefunde nicht zu erwarten gewesen. Damit ist auch eine hohe
Sicherheit für den in diesem Sommer vorgesehenen Schildvortrieb für die U-Bahnlinie 5
gewährleistet. Manfred Rettig, Vorstand und
Sprecher der Stiftung Berliner Schloss, zeigte
sich sehr zufrieden über den erreichten Meilenstein und freue sich nun umso mehr auf
die Grundsteinlegung am 12. Juni.
Nach der Grundsteinlegung im Juni ist geplant,
bis zur zweiten Jahreshälfte 2015 den Rohbau
fertigzustellen und bis Ende 2017/Anfang 2018
auch den Ausbau soweit abgeschlossen zu haben, dass die Einrichtung der Ausstellungsflächen und der Umzug der Museen aus Dahlem beginnen kann. Die Eröffnung des Humboldtforums im Berliner Schloss soll Mitte
2019 stattfinden.
Kosten soll das Berliner Schloss nach wie vor
590 Mio. Euro (Index 2011), wovon der Bund
478 Mio. Euro und das Land Berlin 32 Mio.
Euro übernehmen, Spenden in Höhe von 80
Mio. Euro sollen die Rekonstruktion der barocken Fassaden finanzieren.
www.sbs-humboldtforum.de
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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NAMEN UND NACHRICHTEN
60 Jahre
Werner Sobek
Werner Sobek feierte am 16. Mai 2013 seinen
60. Geburtstag. Er gilt als Vordenker des nachhaltigen Bauens und des Leichtbaus, geschätzt
und gefeiert als Visionär, Kritiker, Antreiber
und Impulsgeber.
Zahlreiche Projekte des in Aalen geborenen
interdisziplinär ausgebildeten Ingenieurs und
Achitekten haben weltweit Aufsehen erregt.
So gilt Sobek als „Meister verwegener Glasbauten“ und „neuer deutscher Avantgarde-Star“
(Spiegel), als “Koryphäe des nachhaltigen Bauens” (FTD) oder als „visionärer Konstrukteur“
(Welt am Sonntag).
Kurz vor seinem Geburtstag erhielt Sobek Ende April eine eher untypische Ehrung für Ingenieure. Er wurde mit der höchsten Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg geehrt
und erhielt für für seine bahnbrechenden Arbeiten im Bereich der Bauforschung und Baupraxis den Verdienstorden des Landes. In der
Begründung für die Auszeichnung würdigte
Ministerpräsident Winfried Kretschmann So-
65 Jahre
Hans-Peter Andrä
Am 28. April vollendete Dr.-Ing. Hans-Peter Andrä, M.Sc., sein 65. Lebensjahr und
beendet damit nach über 35 Berufsjahren
seine aktive Laufbahn in der Geschäftsführung der Leonhardt, Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG.
Zu Beginn seiner beruflichen Tätigkeit 1977
bei Leonhardt, Andrä und Partner in Stuttgart lag sein Schwerpunkt im Entwurf von
Brückenbauwerken, wie der Mainbrücke
Veitshöchheim oder der Sunshine-SkywayBridge in Tampa, Florida. Mit der Übernahme der Abteilung Hochbau in Stuttgart und
später mit der Leitung des Berliner Büros
trat dann die Tragwerksplanung komplexer Hochbauvorhaben, z. B. Umbau des
Reichstags in Berlin, das Hackesche Quartier in Berlin, die Sihlpost in Zürich oder
der Neubau des Blocks 9 des Großkraftwerkes Mannheim, mehr in den Vordergrund.
Neben seinen Tätigkeiten im Büro promovierte er 1981.
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BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
▲ Ministerpräsident Kretschmann und Professor Sobek Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg, Stuttgart
beks „herausragende Verdienste als Architekturpionier“ sowie seinen Einsatz für die Nachhaltigkeit in der gebauten Umwelt.
Werner Sobek, VBI-Mitglied seit 2001, ist Architekt und beratender Ingenieur. Als Nachfolger von Frei Otto und Jörg Schlaich leitet er
das Institut für Leichtbau Entwerfen und Kon-
1988 wurde er Geschäftsführender Gesellschafter der Leonhardt, Andrä und Partner VBI
GmbH, 1989 folgte seine Zulassung als Prüfingenieur für Bautechnik im Fachgebiet Massivbau und im Jahr 1995 die Anerkennung als
EBA-Sachverständiger für bautechnische Prüfungen.
Von 2005 bis 2012 war Dr. Andrä Präsident
der Bundesvereinigung der Prüfingenieure
Deutschlands VPI, zu deren Ehrenpräsidenten er nach seinem Ausscheiden ernannt wurde. Seit 2004 ist er Vorstandsmitglied des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton.
Die Förderung innovativer Ideen, Forschung
und Entwicklung waren ihm stets ein wichtiges Anliegen. So entwickelte Andrä Vorspannsysteme, Lager und Bauteile zum Schubverbund weiter und war maßgeblich an der Entwicklung und Anwendung von vorgespannten Kohlefaserlamellen beteiligt. Diese wurden erstmalig 2001 bei der Körschtalbrücke
im Zuge der B 27 bei Stuttgart und 2004 beim
Neckartalübergang der A 6 bei Heilbronn eingesetzt. Eine Großanwendung war die Sanierung einer Brücke im Verlauf einer innerstäd-
struieren der Universität Stuttgart, ist außerdem Mies-van-der-Rohe-Professor am Illinois
Institute of Technology in Chicago und lehrte darüber hinaus als Gastprofessor an zahlreichen Universitäten im In- und Ausland,
u. a. in Graz, Singapur und Harvard.
▲ Hans-Peter Andrä
tischen Autobahn in Kuala Lumpur, Malaysia. Zusammen mit seinem Sohn HansAdam entwarf er im vergangenen Jahr
„The Cloud“, ein aus zeppelinartigen Auftriebskörpern bestehendes selbsttragendes Stadiondach.
Seit Januar 2013 ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates der LAP AG und wird dem Büro auch weiterhin als äußerst kompetenter Berater und Prüfingenieur zur Seite stehen.
Wolfgang Eilzer, Rolf Jung, Volkhard
Angelmaier, Markus Maier
NAMEN UND NACHRICHTEN
Ruhestand
60 Jahre
Jochen Scheuermann verabschiedet
Dietmar Helmut Maier
Prof. Dr.-Ing. Jochen Scheuermann, geschäftsführender Gesellschafter und langjähriger
Sprecher der Geschäftsführung der Assmann
Beraten + Planen GmbH, hat sich im April in
den Ruhestand verabschiedet.
Neben seiner Tätigkeit als Bauingenieur für
Tiefbau und Infrastruktur engagierte sich
Scheuermann von Anfang an für die Weiterentwicklung und den Ausbau des Unternehmens, in das er im Januar 1987 eingetreten
war. Aufgrund seines Weitblicks und seiner
strategischen Fähigkeiten wurde er bereits ein
Jahr später zum geschäftsführenden Gesellschafter bestellt. In dieser Funktion setzte er
sich zielstrebig und erfolgreich dafür ein, neue
Kunden zu akquirieren und in neue Leistungsbereiche vorzustoßen. Außerdem trug er maßgeblich zur internationalen Ausrichtung des
Unternehmens bei.
Mit seiner besonderen Eigenschaft Partner zu
finden, zu begeistern, einzubinden und aufzubauen förderte Scheuermann auch die Rekrutierung, Einstellung und Begleitung der
heutigen Geschäftsführer. Im VBI war Scheuermann lange Jahre Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender der Fachgruppe
„Gesamtberatung/Generalplanung“.
Assmann Beraten + Planen wird seit Jahrzehnten unter dem Führungsprinzip des geschäftsführenden Gesellschafters ohne Fremdkapital in Verbindung mit einem Generationenvertrag geführt. Für die Entwicklung dieses
Modells sind neben den in der Vergangenheit
tätigen Gesellschaftern vor allem Unternehmensgründer Martin Aßmann, VBI-Ehrenpräsident, und Jochen Scheuermann verantwortlich. Diese Organisationsform ist kontinuierlich fortgeschrieben und angepasst worden.
Unter dem Leitmotiv „Unternehmensentwicklung ASSMANN 2015“ hat das gesamte Führungsteam in den vergangenen Jahren Struktur, Organisationsprinzipien und Zielsetzungen des Unternehmens erarbeitet und Anfang
2012 erfolgreich im Unternehmen eingeführt.
Jochen Scheuermann wurde im Rahmen einer Feierstunde im Braunschweiger Altstadtrathauses mit vielen Gästen aus Politik und
Wissenschaft sowie von seinen Kolleginnen
und Kollegen offiziell verabschiedet, wird in
den nächsten zwei Jahren dem Unternehmen
aber weiterhin als Gesellschafter zur Seite stehen.
▲ Prof. Scheuermann
(ganz links) mit der ihm
nachfolgenden
Dietmar Helmut Maier, gebürtiger Kaiserslauterer, feierte kürzlich seinen 60. Geburtstag.
Gleich nach seinem Studium an der Technischen Universität Karlsruhe mit dem Schwerpunkt Stahlbau, das er 1978 abschloss, ging
er als Jungingenieur in das Karlsruher Planungsbüro Ingenieurgruppe Bauen.
1980 zog es Maier wieder an die Universität
zurück, wo er am Institut für Baustatik und
Messtechnik unter der Leitung von Prof. Udo
Vogel eine Assistentenstelle antrat, um sich
der studentischen Ausbildung und eigenen
Forschungen zu widmen.
1986 promovierte er und kehrte zur Ingenieurgruppe Bauen in die Praxis zurück. Bei allen
von ihm bearbeiteten großen und komplexen Projekten folgte Maier der Philosophie
des Büros, mit durchdachten wirtschaftlichen
und praxisgerechten konstruktiven Entwürfen den Architektenkollegen Planungspartner
auf Augenhöhe zu sein und der statischen Berechnung die ihr zukommende Bedeutung zu
geben. 1994 wurde Dr. Maier Mitgesellschafter des
Unternehmens, 1997 wurde er in Baden-Württemberg als Prüfingenieur für Baustatik mit
den Fachrichtungen Metallbau und Massivbau anerkannt. Im Jahr 2000 folgten die Anerkennung als Sachverständiger für bautechnische Prüfungen im Eisenbahnbau und 2002
die Bestellung zum Sachverständigen nach
§20 Atomgesetz. Er ist Obmann der Fachgruppe Konstruktiver Ingenieurbau des VBI-Landesverbandes Baden-Württemberg, Mitglied
im Konstruktiven Ausschuss und im erweiterten Vorstand der LVPI in Baden-Württemberg
und seit 2005 auch Mitglied im Vorstand der
Bundesvereinigung der Prüfingenieure für
Bautechnik (BVPI), dort insbesondere für das
Ressort Bundesbehörden zuständig.
Ein besonderes Anliegen ist Maier der Vorsitz
der „Vereinigung der Sachverständigen/Prüfer für bautechnische Nachweise im Eisenbahnbau vpi-EBA“, mit der es ihm gelang, eine den Landesvereinigungen der Prüfingenieure vergleichbare Institution für die bautechnische Prüfung von Eisenbahnbauwerken, insbesondere von Brücken, zu etablieren.
Josef Steiner
Geschäftsführerriege
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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NAMEN UND NACHRICHTEN
KURZ GESAGT
 Hans-Ulrich Schellhorn, Priedemann
Fassadenberatung GmbH, Großbeeren, erhielt im Februar 2013 Einzelprokura. Schellhorn, seit 2009 Projektdirektor bei Priedemann, unterstützt nun die drei Geschäftsführer Wolfgang Priedemann, Lars Anders
und Wolfgang Feuerlein im operativen Geschäft.
 Frank Schütz verstärkt seit April das Führungsteam der Inovis Ingenieure GmbH. Als
Leiter des Münchner Büros und Prokurist ist
er schwerpunktmäßig für die dortige technische Auftragsbearbeitung und deren Qualitätsoptimierung und Wirtschaftlichkeit verantwortlich.
 Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der
THS Consulting TGA GmbH, Herne, kehrt das
Unternehmen zu seinen Wurzeln und zur
angestammten Firmierung zurück. Ab sofort heißt das Unternehmen wieder SKIBA
Ingenieurgesellschaft für Gebäudetechnik
GmbH.
 Seit Jahresbeginn firmiert Leonhardt Andrä und Partner als Aktiengesellschaft, präzise gesagt als Leonhardt Andrä und Partner
Beratende Ingenieure VBI AG (LAP AG). Alle
Rechte und Pflichten sind aus der GmbH auf
die AG übergegangen. Der AG stehen vor:
Wolfgang Eilzer, Vorsitzender, Rolf Jung, Volkhard Angelmaier und Markus Maier. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Dr. Hans-Peter Andrä.
 Seit 1. Mai firmieren die bereits zur internationalen Deerns Group gehörenden Büros
Schmidt Reuter Integrale Planung und Beratung, Köln, P2B Planungsgruppe Berlin Brandenburg und Scheer Beratende Ingenieure,
Stuttgart, gemeinsam unter dem Namen
Deerns Deutschland GmbH. Die neue Gesellschaft übernimmt die rund 150 Mitarbeiter
der drei Planungsbüros unter Beibehaltung
ihrer regionalen Präsenz. Das Führungsteam
der neuen Gesellschaft bilden die Geschäftsführer Lars Mostert, Köln, als Sprecher, Christian Lohoff, Berlin, und Dr. Frank Scheer in
Stuttgart.
 Der Online-Dienst zur EU-Bauproduktenverordnung, die am 1. Juli in Kraft tritt, ist
bereits freigeschaltet. Unter www.eu-bauproduktenverordnung.de stehen alle relevanten europäischen und nationalen
Rechtsvorschriften sowie umfangreiche Erläuterungen bereit.
 Die Bundesregierung verabschiedete
Ende April den Entwurf der Planfeststellungszuweisungsverordnung. Damit soll die
Bundesnetzagentur neben der Trassenplanung künftig auch die Planfeststellungsverfahren für die länder- und grenzüberschreitenden Höchstspannungsleitungen durchführen.
 Die Standards des Akkreditierungsverbunds für Studiengänge des Bauwesens (ASBau) gibt es jetzt auch in englischer Sprache. Mit dem Flyer (www.asbau.de) soll die
Qualität der deutschen Bauingenieurausbildung auch im internationalen Kontext
verdeutlicht werden.
Windenergiestudie
Zuwachs bei Windrädern ungebrochen
Foto: Fraunhofer IWES/Uta Werner
Die Bedeutung der Erneuerbaren Energien
wächst stetig. Wie es dabei um die Windenergie steht, haben Forscher vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Kassel im „Windenergiereport
Deutschland 2012“ analysiert. Der wohl wichtigste Trend, den die Wissenschaftler identifiziert haben: Die Windenergie wächst weiter.
„2012 wurden in Deutschland 959 Anlagen neu
gebaut und damit einige mehr als im Vorjahr“,
sagt Kurt Rohrig, Bereichsleiter am IWES. Sie
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BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
haben eine Leistung von zusammen 2.332 MW.
Zum Vergleich: Insgesamt sind in Deutschland
Windenergieanlagen mit einer Leistung von
31.156 MW installiert. 2012 deckten diese
7,7 % des deutschen Stromverbrauchs. Wie die
aktuelle Studie zeige, entwickele sich die Windenergie über Jahre hinweg annähernd linear,
fasst Rohrig zusammen.
Ein weiterer wichtiger Trend: Die Anlagen werden speziell für die unterschiedlichen Standort- und Windbedingungen an der Küste oder
im Binnenland ausgelegt. Sollen die Windräder im Mittelgebirge Strom produzieren, drehen sich ihre recht großen Rotoren in Höhen
von bis zu 140 m – und inzwischen teilweise
sogar über der Baumgrenze. Offshore, im offenen Meer, sind die Anlagen anders ausgelegt.
Hier erlebe die Branche derzeit den größten
Umbruch, so Rohrig. Der Ertrag der OffshoreAnlagen stieg im Jahr 2012 um 16 %, und wird
laut Prognose der Fraunhofer-Experten in diesem Jahr noch deutlich stärker zunehmen.
Doch auf die Betreiber von Windanlagen warten auch Herausforderungen: So drehen sich
die Anlagen, die Mitte der neunziger Jahre aufgestellt wurden, mittlerweile seit knapp zwei
Dekaden im Wind. Das Problem: Ihre Lebensdauer ist nur auf zwanzig Jahre ausgelegt. Was
passiert danach? Sind die Anlagen dann noch
sicher? Lohnen sich große Reparaturen noch?
Auch dazu liefert der aktuelle Windenregiereport Informationen.
www. Fraunhofer.de
Bautechnikgeschichte
Fachvereinigung
entsteht
Namhafte Ingenieure, Architekten und Denkmalpfleger laden am 28. Juni alle interessierten Fachkollegen zur Gründung einer deutschen Fachvereinigung für Bautechnikgeschichte nach Berlin ein. Damit wollen sie die
vielfältigen Forschungsaktivitäten und Veranstaltungen zur Geschichte der Technik und
des Konstruierens im Bauwesen, die sich in
den vergangenen zwei Jahrzehnten vor allem
an Hochschulorten etabliert haben, bündeln
und stärken.
Durch die großen Kongresse in Madrid (2003),
Cambridge (2006), Cottbus (2009) und Paris
(2012) sowie durch die Einrichtung europäischer Sommerschulen konnte die „Construction History“ international fest etabliert werden. Anders als etwa in Großbritannien, Italien, Frankreich oder Spanien gibt es hierzulande aber bislang keine bundesweit organisierte Fachvereinigung.
Ziele der neuen Gesellschaft sind:
- Auseinandersetzung mit der Geschichte der
Bautechnik und der Geschichte des Konstruierens in Lehre und Forschung ebenso wie
in Baupraxis und Denkmalpflege;
- Einbindung der deutschsprachigen Aktivitäten in den internationalen Kontext;
- Mitarbeit bei der Erhaltung und Dokumentation von Bauwerken und anderen Zeugnissen der Bautechnikgeschichte;
- Etablierung der Bautechnikgeschichte in den
Curricula des Bauingenieurwesens.
Weitere Informationen: www.bautechnikgeschichte.org.
▲ Auch ein Stück Bautechnikgeschichte: das „blaue Wunder“ in Dresden.
Foto: Sylvio Dittrich
Ingenieur-Einkommen
Bauingenieure legen zu
Nach der aktuellen Gehaltsstudie des VDI sind
die Ingenieureinkommen 2012 durchschnitttlich um 2,8 %, die der Ingenieure in der Bauindustrie sogar um 8 % gestiegen.
Den größten Einkommensschub nach den
Bauingenieuren erlebten 2012 die Ingenieure in Planungsbüros, die ihr tatsächliches Einkommen auf im Schnitt 45.000 Euro schraubten, 2,7 % mehr als 2011.
Ebenfalls im durchschnittlichen Plus lagen
die Einkommenssteigerungen im Maschinen- und Anlagenbau und in der Elektroindustrie. Unterdurchschnittlich gestiegen
sind die Einkommen in der Fahrzeugindustrie, der Chemie- und Pharmaindustrie, wobei die Einkommen in der chemischen Industrie zum Beispiel deutlich über den
Durchschnittseinkommen aller Ingenieure
bei 65.400 Euro liegen, das waren
9600 Euro mehr als in der zweitplatzierten
Branche, dem Fahrzeugbau, wo im Schnitt
55.850 Euro pro Jahr gezahlt wurden. Deutlich stärker als die allgemeinen Ingenieureinkommen legten die Einstiegsgehälter
zu. Junge Ingenieure verdienten 2012 beim
Berufseinstieg im Schnitt 44.300 Euro und
damit 4,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
Wir arbeiten ...
RRI Rhein Ruhr International Ingenieurgesellschaft, Dortmund, www.rri-international.com
… an der Generalplanung für ein VW-Motorenwerk in Russland
Das Dortmunder Ingenieurunternehmen ist
als Generalplaner mit Planung und Bauleitung für ein Motorenwerk der Volkswagen AG
in Russland beauftragt worden. Die neue Anlage auf einem 32.000 m² großen Areal auf
konzerneigenem Werksgelände umfasst Motorenwerk inklusive Technikgeschoss und Büroanbau. Außerdem entstehen eine 2.500 m²
große Medienzentrale sowie eine Sprinklerzentrale. Das Projekt stellt die RRI-Ingenieure nicht nur vor die Herausforderung, innovative technische und gestalterische Lösungen zu finden, sondern auch nachhaltige Ideen zu ökologischen Themen wie Energiever-
brauch und Umweltschutz in die Planung einzubeziehen. RRI plant und koordiniert die Flächenvorbereitung und den gesamten Bauablauf für das Bauvorhaben. Dabei unterstützt
das Team der Tochtergesellschaft RRI Rus von
Beginn an die Planung in Dortmund, so dass
Gegebenheiten und Anforderungen des osteuropäischen Markts und des Standorts direkt
in die Planung einfließen können. Alle Planungen erfolgen in der Konstruktionssoftware MicroStation in 3D, um eine optimale Anlagenplanung zu gewährleisten. Projektleiterin ist die 32-jährige Achitektin Inka Göbel
(siehe Foto), die bereits an diversen Großpro-
Projektleiterin Inka Göbel
jekten im In- und Ausland mitgewirkt hat,
u. a. war sie für die Masterplanung des ThyssenKrupp-Werks in Calvert, Alabama (USA),
verantwortlich.
Schüßler-Plan, Düsseldorf, www. schuessler-plan.de
… am finalen Tunnelabschnitt der Wehrhahn-U-Bahnlinie
Das Düsseldorfer U-Bahn-Netz erhält bis 2015
eine entscheidende Erweiterung: die 3,4 km lange Wehrhahn-Linie mit sechs unterirdischen und
zwei oberirdischen Haltestellen zwischen den
S-Bahnhöfen Wehrhahn und Bilk, die über den
Knotenpunkt Heinrich-Heine-Allee an das bestehende U-Bahn-Netz anknüpft. Mit der Planung des verkehrsinfrastrukturellen Großprojekts wurde die Ingenieurgemeinschaft Wehrhahn-Linie unter Federführung von SchüßlerPlan beauftragt. Partner sind Zerna Ingenieure,
Spiekermann und Wendt. Vorausgegangen war
ein europaweites Ausschreibungsverfahren.
Die neue Linie unterquert unter anderem den
Wehrhahnlinie Knoten Kaufhof an der Kö
20
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
Innenstadtbereich entlang der Königsallee. Um
die Eingriffe an der Oberfläche während der
Bauzeit so gering wie möglich zu halten, wurden alle Bahnhofsbauwerke in Deckelbauweise errichtet. Der Tunnelbau fand überwiegend
im Schildvortrieb statt. Eine Ausnahme stellt die
Herstellung der Haltestelle unter dem denkmalgeschützten „Kaufhof“ dar. Da der U-Bahnhof
größtenteils unmittelbar unterhalb der Gründungselemente des Jugendstil-Kaufhauses entsteht, müssen Schäden durch Erschütterung absolut vermieden werden. Deshalb planten die
Ingenieure hier auf zirka 70 m einen bergmännischen Vortrieb im Schutze eines temporären
Frostkörpers. Dieser übernimmt die Bodenstabilisierung und ist gleichzeitig Dichtkörper gegen das anstehende Grundwasser. Statisch wurde für den Frostkörper eine Stärke von 2,5 m ermittelt. Parallel zur letzten Tunnelröhre findet
in den rohbaufertigen Streckenabschnitten bereits der architektonische und betriebstechnische Ausbau statt. Im Südabschnitt der Wehrhahn-Linie wurde bereits der endgültige zweigleisige Gleiskörper samt Weichen hergestellt.
Für den noch fehlenden 75 m langen Tunnelabschnitt zwischen „Kaufhof an der Kö“ und der
U-Bahn-Station „Heinrich-Heine-Allee“ war Anfang Mai Tunneltaufe.
WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
IDK Kleinjohann GmbH, Köln, www.idk-koeln.de
Mit der neuen Kindertagesstätte „Miniapolis“
auf dem Gelände des ThyssenKrupp Quartiers
in Essen bietet das Unternehmen eine verlässliche Kinderbetreuung für Mitarbeiter. Platz
ist für 100 Kinder im Alter von vier Monaten
bis sechs Jahren. Das Kölner Architekturbüro
JSWD Architekten lieferte den Entwurf, IDK
Kleinjohann war als Tragwerksplaner mit den
Leistungsphasen 1-6 sowie speziell den Nachweisen des konstruktiven Brandschutzes, Wärmeschutz nach EnEV 2009, Schallschutz und
Raumakustik beauftragt. IDK-Projektleiter
Christian Richert: „Der Untergrund des Baugeländes war nicht homogen. Deshalb musste zunächst ein Bodenaustausch in einer
Mächtigkeit von 1,5 bis 2 m mit gemischtkörnigen Materialien erfolgen. Die Streifenfundamente unterhalb der Wände und der Fassade wurden zu einem geschlossenen Tragrost
verbunden und so die Belastungen aus dem
aufgehenden Bauwerk gleichmäßig verteilt.
In den Außenbereichen sind die Fundamente 80 cm breit und 80 cm tief, inklusive der 20
cm starken Bodenplatte. Im Innenbereich
wurde die Breite zur Reduktion von Setzungsdifferenzen sogar auf 100 cm erhöht“.
Bild: Kita-Mineapolis Südwest
… am Tragwerk für ThyssenKrupp-Kita in Essen
Die zweigeschossige Stahlbetonkonstruktion
hat eine quadratische Grundfläche mit Seitenlängen von 32,5 m. Gleichmäßig zu den
Außenseiten liegen m Innern drei Gruppenbereiche und der Personaltrakt, in der Mitte
die überdachte Piazza. Vom Mittelbereich
führt eine Treppe zu den weiteren Gruppenbereichen im Obergeschoss. Auch ein Aufzug
steht zur Verfügung. Sowohl die Decke über
dem EG, als auch die Dachdecke wurden als
Stahlbetonflachdecken in Ortbeton geplant.
Sie liegen im Wesentlichen auf den von der
Piazza senkrecht auf die Fassade verlaufenden Stahlbeton-Innenwänden.
Unterbrochen von Fenster und Loggien umhüllt eine Edelstahl-Lochblechfassade das
7,9 m hohe Gebäude im 1.OG. Auch im Erdgeschoss ist bereichsweise eine Lochblechfassade angeordnet. Hinter der Lochblechfassade stehen massive Bauelemente, an denen
die Fassade zusätzlich zu den Deckenrändern
befestigt wurde. An den Gebäudeecken springt
die Fassade zurück und eine Pfosten-Riegelfassade schließt das Gebäude. Über der Piazza ist die Dachdecke von unregelmäßigen
Oberlichtern durchbrochen. An der Decke in
diesem Bereich sind außerdem Anker für
Schaukelkonstruktionen angebracht.
GFA Consulting Group GmbH, Hamburg, www.gfa-group.de
Foto: GFA
…an der städtischen Wasserverorgung in Kenia
Rapide Urbanisierung verschärft die Kontraste zwischen den Lebensbedingungen der armen und reichen Stadtbevölkerung in Kenia.
Seit 2007 unterstützt die GFA Consulting Group
GmbH den Armutsfond Water Services Trust
Fund (WSTF) im Rahmen des GIZ Programms
zur Reform des Wassersektors bei der Entwicklung und Einführung nationaler Umsetzungskonzepte zur nachhaltigen Verbesserung der
Wasserver- und Abwasserentsorgung in städtischen Armengebieten. Insgesamt wurden
bisher 120 Projekte durch den WSTF finanziert. 800.000 Personen erhielten über öffentliche Zapfstellen Zugang zum öffentlichen
Versorgungsnetz. 2010 begann die großflächige Einführung öffentlicher Sanitäranlagen
(siehe Foto). Insgesamt 50.000 Menschen haben dadurch Zugang zu einer Basissanitärversorgung. Seit Anfang 2012 begleitet die GFA
zudem die Umsetzung des UBSUP-Programms
(Up-Scaling Basic Sanitation for the Urban
Poor). Mit dem Ziel 800.000 Menschen nachhaltigen Zugang zur Basissanitärversorgung
auf Haushaltsebene zu ermöglichen, hat
UBSUP hinsichtlich seiner Breitenwirksamkeit eine Sonderstellung unter den Sanitärprogrammen in Afrika.
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
21
WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
CDM Smith Consult GmbH, Bochum, www.cdmsmith.com
Foto: OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH
…an Flächenrecyclinglösungen für innerstädtische Neubauten
Die Nachfrage nach preiswerten Miet- und
wertstabilen Eigentumswohnungen kann in
manchen Städten kaum noch befriedigt werden. Zwar ist die Bereitschaft, ehemals industriell oder militärisch genutzte Areale zu aktivieren, gestiegen, dennoch werden die Möglichkeiten professionellen Flächenrecyclings
vielerorts noch immer nicht genutzt. „Meist
werden die Kosten für die notwendigen Bodenaufbereitungsmaßnahmen überschätzt“,
sagt Ralf Röser, Geschäftsbereichsleiter Umwelt & Energie bei CDM Smith. Das war zunächst auch beim Hafenquartier in Offenbach
der Fall. Inzwischen ist der 26 ha große ehemalige Industriestandort das größte am Wasser gelegene Entwicklungsareal im RheinMain-Gebiet. Dabei sollte die konventionelle
Sanierung der in der mehr als 100jährigen
Nutzungsgeschichte entstandenen Verschmutzungen von Boden und Grundwasser nach
ersten Prognosen mehr als 100 Mio. Euro kosten, umgerechnet mehr als 700 Euro/m² Nettobauland. Das hätte alle Wiedernutzungsbestrebungen im Keim erstickt.
2001 wurde CDM Smith mit der Entwicklung
eines umwelttechnisch wie wirtschaftlich
machbaren Sanierungskonzepts beauftragt.
22
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
Dazu baute das Projektteam zunächst ein gebietsweit geltendes Geografisches Informationssystem (GIS) zur Datenverwaltung der bereits vorliegenden Informationen auf. Die erste Gesamtbetrachtung ergab, dass aus den
vergangenen 20 Jahren bereits rund 200 Gutachten für die jeweiligen Grundstücksmieter
vorlagen. Diese wurden gesichtet und auf ihre Qualität geprüft. Fazit war, dass die Datendichte über das Gelände zwar hoch, deren
Aussagekraft jedoch in vielen Bereichen kritisch zu sehen war. Diese vorhandenen Daten
wurden daher aktualisiert, ergänzt und in ein
digitales Standortinformationssystem übertragen. So wurden schließlich rund 17.000
Analysen verwendet und eingepflegt, wobei
die Datensätze aus 13.000 Bodenanalysen,
160 Bodenluftanalysen und rund 4.000 Grundwasseranalysen stammten. Mithilfe des GIS
und einer speziellen Datenbanksoftware
konnte die Altlastensituation für die Gesamtfläche dargestellt werden. „Für besondere Fragestellungen des Bodenmanagements haben
wir das GIS zu einem Standortinformationssystem ausgebaut. Dadurch erreichten wir bei
der Bearbeitung von baugrundtechnischen
und abfallrelevanten Maßnahmen enorme
Aufwands- und Zeiteinsparungen“, erläutert
CDM-Smith-Experte Röser. Die dreidimensionale Darstellung der Untergrundsituation bot
außerdem den Vorteil, Dritten, wie etwa Investoren oder Behörden, die komplexe Standortsituation zu vermitteln.
Der Sanierungsplan umfasste schließlich die
Integration schadstoffminimierender Vorgänge, die auch in zeitlich versetzten Schritten
umgesetzt werden konnten. Durch die Nutzung vorhandener Daten sowie das mehrgleisige Flächenrecyclingkonzept konnten die zunächst erwarteten Sanierungskosten von mehr
als 100 Mio Euro schließlich auf 20 Mio. reduziert werden. Das zog Investoren an. Fachmann Röser hofft, dass Beispiele wie das Offenbacher Schule machen und sich Eigentümer belasteter Areale besser über die Entwicklungspotenziale ihrer Flächen informieren.
Städte sollten ihrerseits aktiv auf Besitzer solcher Flächen zugehen und im Dialog mögliche Nutzungskonzepte entwickeln. Der Hafen Offenbach entwickelt sich inzwischen zu
einem attraktiven Standort für Arbeit, Wohnen und Freizeit (siehe Abbildung) – möglich
gemacht durch das intelligente Flächensanierungskonzept der CDM-Ingenieure.
ENERGIE
Ingenieurtechnische Herausforderungen der Energiewende
Wie kommen die Steckdosen
ins Meer?
von Christopher V. Philipsen
Einführung
Die Energiewende ist derzeit in aller Munde,
zumeist allerdings mit einem negativen
„G´schmäckle“, wie man im Schwabenland
sagt. Schlagworte wie „überstürzt“, „nicht zu
Ende gedacht“, „nicht bezahlbar“, „ungerecht“
usw. beherrschen die Nachrichten. Oft wird
dabei verkannt, dass es sich bei der Energiewirtschaft um ein hochkomplexes System mit
einer Vielzahl von Akteuren und Interessen
handelt, denen nicht in allen Belangen gleichermaßen Rechnung getragen werden kann.
Ein solches System kann außerdem nicht von
heute auf morgen „umgepolt“ werden. Neben den rein wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekten stellt dieses „Umpolen“ massive technische Anforderungen, da neu entwickelte Techniken in Größenordnungen realisiert werden müssen. Dies wird im Folgenden am Beispiel der Anbindung von Hochseewindparks in der Nordsee an das deutsche
Höchstspannungsnetz verdeutlicht.
Gleich- statt Wechselstrom
Im aktuellen Bundesfachplan Offshore für die
deutsche ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ)
der Nordsee 2012 des für die Genehmigung
von Offshore-Windparks und deren Netzanbindungen zuständigen Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) sind insgesamt 22 genehmigte, 4 planungsrechtlich verfestigte und weitere 24 beantragte Offshore-
▶ Wattkabel BorWin2
Windparks in insgesamt 13 definierten Gebieten (sogenannte Cluster) berücksichtigt. Die
erforderliche Anschlussleistung für alle diese
Projekte liegt bei zusammen rund 21.000 MW.
Während die Anbindungen der Windparks in
der Ostsee aufgrund der vergleichsweise kurzen Entfernungen der Parks zur Küste bislang
über Wechselstrom- bzw. Drehstromleitungen
(AC) in der Regel mit einer Spannung von 155
kV erfolgt, liegen die Parks in der Nordsee zum
weit überwiegenden Teil mit Entfernungen
von bis zu 100 km so weit vor der Küste, dass
eine Wechselstromübertragung mit hohen Verlusten verbunden wäre. Als Lösung bietet sich
hier die Übertragung in Gleichstromtechnik
(DC) an, da diese insbesondere bei langen
Übertragungsstrecken geringere Verluste aufweist. Hierfür muss der in den Windparks erzeugte Strom am Entstehungsort, d. h. auf dem
Meer, von Wechsel- in Gleichstrom umgewandelt werden.
Aus technischen und wirtschaftlichen Erwägungen ist vorgesehen, jeweils für mehrere
Windparks innerhalb eines Clusters ein gemeinsames Netzanbindungsprojekt zu realisieren (Clusteranbindung). Mit Stand Frühjahr
2013 sind von den erforderlichen DC-Anbindungen neun Projekte mit einer Anschlussleistung von rund 6.000 MW bereits in Betrieb, im
Bau oder vertraglich gesichert. Weitere Anschlussprojekte befinden sich aktuell in der
Ausschreibung.
Ein Netzanbindungssystem besteht aus folgenden Komponenten:
- den AC-Zuleitungen von den anzuschließenden Windparks,
- einer Konverterplattform zur Umwandlung
des Wechselstroms in Gleichstrom (AC/DC),
- dem DC-Kabelsystem, bestehend aus Seekabel, Wattkabel und Landkabel, sowie
- der Einbindung in das Höchstspannungsnetz
an Land in einer weiteren Konverterstation
(DC/AC) mit angeschlossenem Umspannwerk.
Kosten und Dimensionen
Die Kosten für ein solches Gesamtsystem sind
abhängig von der gewählten Übertragungsleistung und den jeweiligen Kabellängen. Die
bislang vergebenen Projekte rangieren bei Gesamtkosten zwischen 500 und 900 Mio. €. Als
Faustgröße kann man sagen, dass für 1 GW
Übertragungsleistung Kosten von etwa 1 Mrd.
Euro anfallen.
Imposant sind jedoch insbesondere die technischen Maße und Dimensionen dieser Pro-
ENERGIE
jekte: während die Umspannplattform eines
Windparks mit einem Gewicht von etwa 4.000
bis 6.000 t bereits eine beeindruckende Größenordnung aufweist, sprengt eine Konverterplattform mit einem Gewicht von 15.000 bis
17.000 t – das entspricht dem Gewicht von etwa 40 ICE-Zügen – jede Vorstellungskraft.
Die Plattformen werden in einer Werft montiert und komplett ausgestattet, anschließend
per Schiff zu ihrem Bestimmungsort transportiert und dort auf ihre zuvor installierte Gründungsstruktur aufgesetzt. Dies erfolgt entweder selbsterrichtend oder mit Hilfe von Kranschiffen.
Zusammen mit dem Fundament erreicht eine derartige Konverterplattform eine Höhe
von bis zu 90 m über Grund bzw. 50 m über
der Wasseroberfläche, die Grundfläche liegt
bei etwa 75 m x 50 m und entspricht damit
nahezu der Fläche eines Fußballfeldes.
Die Konverterplattform beinhaltet dabei neben der komplexen Elektrotechnik auch alle
weiteren erforderlichen Hilfs- und Nebenanlagen wie Anlagen zur Klimatisierung und zum
Brandschutz, Unterkünfte und Sozialräume
für das Wartungspersonal, einen Hubschrauberlandeplatz etc.
Auch die Gleichstromkabel bestechen durch
ihre Dimensionen: das Gewicht eines Kabelmeters liegt je nach Ausführung bei 35 bis
60 kg. Dies erklärt auch, warum bei der Verlegung des Landkabels in Abständen von etwa 900 m jeweils zwei Kabelabschnitte in einem sogenannten Muffencontainer verbunden werden müssen, während Seekabel in
durchgehenden Abschnitten von 60 bis 65 km
verlegt werden können: ein Landkabelabschnitt wiegt rund 25 t, die zugehörige Kabeltrommel hat einen Durchmesser von 4 m. Limitierender Faktor sind hier die Kapazitäten
einer Transporteinheit für die Kabeltrommel
(z. B. ein Lkw), auf See können dagegen durchaus Kabelabschnitte von mehreren tausend
Tonnen am Stück per Schiff transportiert werden.
Die Verlegung der Seekabel erfolgt in der Regel in etwa 1,5 bis 3 m Tiefe, um die Kabel vor
Beschädigungen durch die Fischerei (Schleppnetze) oder den Schiffsverkehr (z. B. bei Notankerungen) zu schützen. Dabei kommen verschiedene Verlegeverfahren mittels Robotern
zur Vorbereitung des Bodens zum Einsatz. Im
Wattbereich werden Kabelpflüge eingesetzt,
24
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
▲ Komponenten eines DC-Netzanschlusssystems für Offshore-Windparks
▲ Größenvergleich für die Konverterplattform BorWin alpha
mit deren Hilfe die Kabel in einer Tiefe von
maximal 3 m verlegt werden. Die Verlegung
der Landkabel erfolgt in Grabensystemen in
einer Tiefe von rund 1,5 m.
Neuartige technische Anforderungen
In den vergangenen Monaten wurde in der
Öffentlichkeit mit Unverständnis und Ratlosigkeit auf die offensichtlichen Schwierigkeiten der Projektbeteiligten bei der Realisierung
von Offshore-Windparks und deren Netzan-
bindungen in der deutschen Nordsee reagiert.
Dem Laien ist auch nur schwer zu vermitteln,
warum sich beispielsweise die Inbetriebnahme eines Offshore-Windparks über mehrere
Jahre erstreckt oder ein Netzanschluss mit
mehrmonatiger Verspätung gegenüber den
ersten Planungen realisiert werden kann.
In einer teilweise populistisch geführten Diskussion fallen dann schnell Begriffe wie „Fehlplanung“, „Unfähigkeit der Ingenieure“ oder
„mieses Projektmanagement“, wobei verglei-
ENERGIE
chend auf die Erfahrungen in anderen Ländern wie England oder Dänemark bzw. auch
in der deutschen Ostsee verwiesen wird, wo
doch offensichtlich alles relativ problemlos
funktioniert.
Dabei werden allerdings Äpfel mit Birnen verglichen, wobei die wesentlichen Unterschiede aus den unterschiedlichen Standortbedingungen resultieren: Die Windparks in der
Nordsee liegen bis zu 100 km weit von der
Küste entfernt bei Wassertiefen von 35 m und
mehr, während die Windparks in Großbritannien oder Dänemark zumeist in unmittelbarer Nähe der Küste in einer Wassertiefe von
10 bis 15 m realisiert werden. Die küstenferne Lage (offshore) der in der Nordsee projektierten Anlagen hat folgende Konsequenzen:
- Die größere Wassertiefe erfordert größere
und technisch aufwändigere Gründungsstrukturen sowohl für die Windkraftanlagen
als auch die Plattformen.
- Die größeren Entfernungen zur Küste erfordern die technisch aufwändige Umwandlung von Wechsel- in Gleichstrom auf hoher
See zur Vermeidung von Leitungsverlusten,
während näher zur Küste gelegene Windparks direkt über Wechselstromkabel an das
landseitige Höchstspannungsnetz angebunden werden können.
- Die größeren Entfernungen verursachen län-
gere Transportzeiten und somit eine komplexere Transport- und Lagerlogistik.
- Längere Transportzeiten begründen eine
stärkere Abhängigkeiten von der Verfügbarkeit technischer Ressourcen wie Errichterund Kranschiffen. Können die einmal georderten Ressourcen im gebuchten Zeitraum
aufgrund schlechter Wetterlage nicht arbeiten, kann es mehrere Wochen oder Monate
dauern, bis wieder geeignete Ressourcen zur
Verfügung stehen.
- Die auf offener See oftmals sehr rauen klimatischen Bedingungen (Wetter, Wellenhöhe) reduzieren die Zahl möglicher Arbeitseinsätze vor Ort.
- Bislang wurden Konverterplattformen noch
nicht unter vergleichbaren klimatischen und
geografischen Bedingungen realisiert.
- Die genehmigungsrechtlichen Anforderungen für Windkraftanlagen und Umspannbzw. Konverterplattformen wurden teilweise zeitgleich mit der Realisierung der Plattformen entwickelt und fortgeschrieben.
Ansteigende Lernkurve
Neben den geschilderten technischen Herausforderungen bestehen weitere betriebswirtschaftliche und unternehmenspolitische Faktoren, die im Zusammenspiel mit den geschilderten technischen Risiken die Zeitpläne für
die Offshore-Anlagen kräftig durcheinander
bringen können. In diesem Zusammenhang
sind beispielsweise die komplexen finanzierungs- und versicherungstechnischen sowie
haftungsrechtlichen Vereinbarungen zwischen
den Projektbeteiligten zu nennen.
Insgesamt sind somit die bei den aktuellen
Projekten gegenüber den ursprünglichen sehr
optimistischen Zeitvorgaben eingetretenen
Verzögerungen wenig verwunderlich.
Alle Protagonisten dieser Projekte wie die
Windpark- oder Netzbetreiber, die Fach- und
Genehmigungsbehörden, die ausführenden
Firmen und letztlich auch die Politik „lernen“
noch, operieren quasi am offenen Herzen. Die
Lernkurve allerdings ist steil und lässt erwarten, dass schon die nächsten Projekte mit einer deutlich größeren Termin- und Kostensicherheit für alle Beteiligten realisiert werden
können.
Autor:
Dipl.-Ing. Christopher V. Philipsen,
Partner der Drees & Sommer AG,
verantwortlich für den Bereich „Projektmanagement Energieerzeugung, -verteilung
und -speicherung“,
Geschäftsführer der Drees & Sommer Infra
Consult und Entwicklungsmanagement GmbH
Konverterplattform DolWin
alpha auf der Werft
Alle Abbildungen:
TenneT TSO GmbH
BERATENDE INGENIEURE 5|6  2013
25
ENERGIE
Ausbau Donaukraftwerk Jochenstein
„Energiespeicher Riedl“ entsteht
von Bärbel Rechenbach
▶ Ansicht Donaukraftwerk
Jochenstein Foto: DKJ
Idee und Erfordernis
Da, wo Deutschland endet und Österreich beginnt, kurz hinter Passau, fließt die Donau mit
durchschnittlich 1.430 m3/s durch das wunderschöne Donauengtal. Am Jochenstein, einer sagenumwobenen und felsigen Insel mitten im Wasser, wird sie von einem Kraftwerk
und einer Schleuse gezähmt. Das Bauwerk
aus den 1950er Jahren gilt als größtes deutsches Flusskraftwerk und entstand infolge ei▼ Querschnitt des Energiespeichers
26
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
nes österreichisch-bayrischen Regierungsabkommens. Jährlich werden hier durchschnittlich 850 Mio kWh Energie aus Wasserkraft erzeugt. Das reicht, um eine Stadt wie Passau
mit Strom zu versorgen.
Zu diesem Projekt der (damaligen) RheinMain-Donau AG gehörte seit eh und je der Bau
eines Pumpspeicherwerks. Das jedoch wurde
nie gebaut, weil es bislang nicht den Naturschutzbestimmungen standhielt. Außerdem
hätten die umliegenden Ortschaften – wären
die ursprünglichen Pläne realisiert worden –
mit dem 45 ha großen Oberbecken einen
40 m hohen Staudamm vor die Nase gestellt
bekommen. Anwohner liefen Sturm gegen
dieses Konzept. Die Pläne verkümmerten in
den Schubladen. Begünstigt ebenso durch
den Fakt, dass sich Deutschland in den 1980er
Jahren für die Kernergie entschied und aus
der Elektrochemie-Forschung ausstieg. Ein
Grafik: DKJ
ENERGIE
PROJEKTBETEILIGTE
Bauträger/Eigentümer
Donaukraftwerk Jochenstein AG
Investitionsvolumen
rund 350 Mio. Euro (Preisbasis 2009)
Planung
Pöyry Energy GmbH,
RMD Consult
Betreiber
Grenzkraftwerke Ges. m. b. H. (GKW)
Fehler, wie sich erwies, denn die entsprechende Industrie ging zum großen Teil verloren.
So hinken die Speichertechnologien der
Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien deutlich hinterher.
Wenn jedoch bald über 30 % des Strombedarfs
▼ Übersicht
aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden
sollen, müssen Lücken bei der Stromerzeugug oder Bedarfsspitzen beim Stromverbrauch
mit Energiespeichern ausgeglichen werden.
Seit zehn Jahren etwa versucht die Bundesregierung zu korrigieren, investiert in die ForGrafik: DKJ
schung. Die jüngste „Förderinitiative Energiespeicher“ stellt 200 Mio. Euro bereit. Bis die
Theorie jedoch Praxis wird, ist der Bau erprobter und kostengünstiger Pumpspeicherwerke
mit dem hohen Wirkungsgrad von 80 % unumgänglich. Die Leistung von Pumpspeicherwerken steht bei Bedarf sofort zur Verfügung
und kann in einem weiten Bereich flexibel geregelt werden.
2010 startete deshalb das Vorhaben „Energiespeicher Riedl“ erneut mit völlig neuem Konzept. Unter den Fittichen der zweistaatlichen
Donaukraftwerk Jochenstein AG weist das Projekt gravierende Verbesserungen auf, vor allem wird jetzt mit einer deutlich geringeren
Staufläche und einem Ringdammbauwerk mit
flach abfallenden Böschungen geplant. Zwar
nutzt das Projekt ebenfalls die große Fallhöhe der Donauleiten von 340 m und das nahe
gelegene Donaukraftwerk Jochenstein, wurde jedoch mit dem Natur- und Landschaftsschutz in Einklang gebracht. Ein Großteil der
Anlage, so sieht es die Planung vor, verläuft
unterirdisch, wird für die Anwohner daher
weder zu sehen noch zu spüren sein. Ein Tourismuskonzept mit Rad- und Wanderwegen
sowie geschützten Biotopen im Gelände um
das Speicherbecken ist derzeit im Entstehen.
Das Projekt immer weiter optimiert
Als Projektleiter steht Dr. Dominik Mayr immer wieder Rede und Antwort, erläutert geduldig und haargenau allen Interessenten das
Projekt: „Wir haben die Idee vom Energiespeicher Riedl in den vergangenen Monaten
grundlegend neu geplant, allen Anforderungen der Raumordnung angepasst und sehen
jetzt eine reelle Chance, 2014 mit dem Bau
zu beginnen.“ Der 47jährige erfahrene Bauingenieur aus Tirol weiß, wovon er spricht.
Sein Know how des Wasserbaus stammt aus
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
27
ENERGIE
▲ Mulde für Oberspeicherbecken
20 Jahren Erfahrung, in denen er u. a. bereits
beim Bau der österreichischen Pumpspeicherwerke Reisseck II und Kaprun beteiligt war.
„In den deutschen Mittelgebirgen gibt es
kaum noch geeignete Standorte für den Bau
neuer Pumpspeicherwerke“, sagt Mayr, „der
Höhenunterschied zwischen Donauleiten und
Fluss, dazu das vorhandene Laufwasserkraftwerk Jochenstein eignen sich für das Vorhaben optimal.“ Gerade und schräge Bohrungen hätten gezeigt, dass Gelände und Hänge
aus hartem kompakten Granit-Gneis-Verbund
bestehen und sich für Vortrieb und Bauarbeiten sehr gut eignen. „An hundert ausgewählten Stellen haben wir die Dichte des Gesteins
unter hoher Belastung bereits getestet“, so
der Diplomingenieur.
Der „Energiespeicher Riedl“, benannt nach
der gleichnamigen Ortschaft, sieht jetzt ein
mit Asphalt abgedichtetes Speicherbecken mit
4,2 Mio. m3 Fassungsvermögen mit bis zu
20,5 m Spiegelschwankungen vor. Eine vorhandene Geländemulde zwischen den Ortsteilen Gottsdorf und Riedl oberhalb des Donautales bietet sich für den Beckenbau an.
Speicheroberbecken und Donau sollen durch
einen 1.650 m langen Wasserstollen verbunden werden. Er wird wie ein Bergwerksstollen
unterirdisch tief im Fels angelegt und im Stauraum des Kraftwerks Jochenstein münden.
Das neue Konzept verzichtet auf ein eigenes
Unterbecken. Stattdessen stammt das Wasser
aus dem Stauraum Jochenstein des Kraftwerks. Dorthin wird es auch wieder zurückgespeist, so lassen sich Spiegelschwankungen
minimieren. Nur Maschinenstation und Umspannwerk befinden sich überirdisch. Das vorhandene Umspannwerk des Kraftwerks erhält
28
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
Foto: DKJ
dafür eine Erweiterung. Eigens für den Hochbau der Maschinenstation wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den das
Passauer Architekturbüro Denz gewann. Der
Entwurf passt sich harmonisch dem Äußeren
des Bestandskraftwerks an und damit in die
Landschaft ein.
Die erzeugte elektrische Energie gelangt
schließlich unterirdisch in die bestehende
Schaltanlage des Kraftwerkes Jochenstein und
wird dann je nach Bedarf ins Stromnetz eingespeist oder außerhalb der Spitzenverbrauchszeiten zum Hochpumpen des Donauwassers in den rund 350 m höher gelegenen
Speichersee genutzt. In Spitzenlastzeiten oder
bei Ausfall anderer Kraftwerke wird dann mit
der Energie des aus dem Speichersee nach unten strömenden Wassers Strom erzeugt.
Langwierige Planungsund Genehmigungsverfahren
Wer heutzutage ein Großprojekt in die Landschaft setzt, muss sowohl technologisch auf
dem neuesten Stand sein als auch ökologische Auflagen genauestens einhalten. Was den
„Energiespeicher Riedl“ angeht, müssen die
Planer im wahrsten Sinne des Wortes einen
Geduldsmarathon überstehen. Denn ihr Projekt tangiert mehrere Schutzgebiete zugleich:
das „Donauengtal Erlau-Jochenstein“, das Naturschutzgebiet „Donauleiten von Passau bis
Jochenstein“, die Natura-2000-Gebiete „Donauleiten von Passau bis Jochenstein“, „Donau von Kachlet bis Jochenstein mit Inn und
Ilz-Mündung sowie auf österreichischer Seite das Natura-2000- Gebiet „Oberes Donauund Aschachtal“. Was das für die Planer bedeutete, ist leicht vorstellbar.
So waren die Schutz-Auflagen ein maßgeblicher Grund dafür, „uns für unterirdisches Bauen zu entscheiden, um den Schutzgebieten
bestmöglich auszuweichen“. Weiter erklärt
Dominik Mayr, was beachtet werden musste,
um Lebensräume spezieller Tierarten zu schonen. Neue Kiesbänke und Stillgewässer sowie
die Adaption bestehenden Biotope durch Tieferlegung der Sohle der Donau gehörten daher zum Planungsumfang. „So ‘verlegten‘ wir
beispielsweise das Ein- und Auslaufbauwerk
aus dem Unterwasser der Staustufe Jochenstein in ihr Oberwasser auf dem Trenndamm,
um vom Aussterben bedrohte Fischarten zu
schützen. Eine Fischwanderhilfe, ein künstlich angelegtes Gewässer, in dem Fische am
Kraftwerk vorbei stromaufwärts schwimmen
können, wurde ebenfalls entwickelt.“
Projektleiter Mayr: „Von Anfang an war es uns
dabei wichtig, alle Vorgänge für die Bürger
transparent zu gestalten und sie in unser Vorhaben mit einzubeziehen, um auch die letzten Bedenken auszuräumen. In unzähligen
Gespräche und Foren haben wir immer wieder unsere Planungen sowie Ausgleichsmaßnahmen zu Naturraum, Wasserwirtschaft und
Fischerei erläutert.“ Standort- und Nachbargemeinden, der regionale Planungsverband
Donau-Wald, Landkreis und Landratsamt Passau sowie insgesamt 35 Verbände bzw. Fachstellen waren in das Verfahren integriert, deutsche wie österreichische.
Inzwischen wird das Projekt auch zunehmend
als Chance für die Region begriffen, denn gerade junge Leute gehen weg, weil sie keine
Arbeit finden. „Immer wieder haben wir unser Projekt optimiert, um alle Belange zu berücksichtigen. Wir holten dazu Gutachten zu
ENERGIE
▲ Integriertes Kraftwerk mit Trenndamm im Hintergrund
Foto: Rechenbach
▲ Gerade und schräge Erkundungsbohrungen
Foto: Rechenbach
▲ Entwurf für das neue Krafthaus
▲ Projektraum inmitten mehrerer Schutzgebiete
Geologie, Schall, Verkehr und Klima, Boden,
Landwirtschaft, Gewässerökologie, Fischerei
und Ökosysteme, Forstwirtschaft, Raumordnung und Tourismus, naturschutzfachliche
Erhebungen und Humanmedizin ein.“ Wenn
die Bauphase beginnt, greift das geplante
Maßnahmenpaket. Das Aushubmaterial des
Speichersees beispielweise wird auf der Baustelle aufbereitet und für das Aufschütten des
Ringdamms verwendet. Der Abtransport des
Bruchmaterials aus dem Berg erfolgt mit
Schubschiffen auf dem Wasserweg und nicht
per LKW, um die Straßen zu entlasten. Zum
Beladen dient ein Lotschacht an der Donau.
Abbildung: DKJ
Grafik: DKJ
▼ Blick auf den Speichersee nach Fertigstellung
Fazit
Projektleiter Mayr: „Wir haben alles Erdenkliche getan. Derzeit liegen alle Gutachten und
Planungen zum Planfeststellungsverfahren
beim Landratsamt Passau.“ In viereinhalb Jahren schon soll das Speicherkraftwerk sowohl
zur nachhaltigen Energieversorgung als auch
zur Wirtschafts- sowie Tourismusförderung in
Bayern und Oberösterreich beitragen. Immerhin stammen derzeit noch zwei Drittel des
Stroms in Bayern aus Kernkraft. „Der „Energiespeicher Riedl“ kann einen Ausgleich schaffen, da Wasser als umweltfreundliches Speichermedium zum Zuge kommt.“
Autorin:
Bärbel Rechenbach
Freie Journalistin, Berlin
Visualisierung: DKJ
ENERGIE
AWG Bassum
Vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger
von André Beck
Restabfallbehandlungsanlage Bassum
AWG-Stoffströme
Am Firmenhauptsitz im niedersächsischen
Bassum betreibt die AWG ihr Entsorgungszentrum mit Kompostwerk, einer Restabfallbehandlungsanlage (RABA), einer Zentraldeponie, einem Wertstoffhof und weiteren Betriebsstätten wie z. B. Kläranlage, Fuhrpark
mit Werkstatt usw. „Neben unseren dezentralen Sammelstellen bereiten wir im Entsorgungszentrum in komplexen Behandlungsanlagen Abfälle auf und verwerten diese stofflich und energetisch. Die Energiegewinnung
haben wir in der vergangenen Dekade zu einem wichtigen Geschäftsfeld entwickelt“, erläutert AWG-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Andreas Nieweler. Die jährlich erfassten rund
169.000 t energetisch verwertbare Abfälle verwandelt die AWG inzwischen in eine positive
Energiebilanz. „Wir sind vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger aufgestiegen“, sagt
Nieweler, der seit 2004 die Geschäfte der AWG
30
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
führt und im vergangenen Jahr von den Gesellschaftern für weitere acht Jahre als Chef
der kreiseigenen Entsorgungsgesellschaft und
ihrer Tochter-Gesellschaften bestätigt wurde.
Das Unternehmen zählt aktuell 125 Mitarbeiter und setzt jährlich rund 40 Mio. Euro um.
Trockenvergärung
Seit 2009 erzeugt die AWG in einer Trockenvergärungsanlage (TVA), die mit Bio- und Grünabfällen gefüttert wird, Strom und Wärme. Ein
vom Ingenieurbüro Dr. Born – Dr. Ermel ausgearbeitetes Konzept zur energetischen Verwertung biogener Abfälle beurteilte die dafür in Bassum vorliegenden Voraussetzungen
als ideal: Das Fachpersonal bewerkstelligte
eine Integration der TVA in das bereits vorhandene Kompostwerk und auch die Option,
die bei der Trockenvergärung entstehenden
Gärreste zur Erzeugung von Qualitätskompost
zu nutzen, passte bestens zu diesem Konzept.
Neben dem Deponiegas aus der Zentraldeponie und dem Biogas aus der Restabfall-Vergärungsanlage erschloss sich die AWG mit der
Trockenvergärungsanlage eine weitere hauseigene Biogasquelle. Die energetisch nutzbaren Stoffströme liefern den „nachwachsenden“ Rohstoff, der ein Blockheizkraftwerk
(BHKW) mit einer elektrischen Leistung von
625 KW befeuert. Der erzeugte elektrische
Strom wird zurzeit in das örtliche Netz eingespeist und nach dem EEG (Erneuerbare Energie Gesetz) vergütet. Zukünftig ist die Eigennutzung des Stromes aus dem BHKW vorgesehen.
Die TVA in Bassum ist eine Trockenfermentationsanlage mit insgesamt sechs gekapselten
Fermenterboxen. Das Ausgangsmaterial für
die Biogaserzeugung, hauptsächlich Bioabfälle, verbleibt über einen Zeitraum von 28
Tagen in den Fermentern. Zirkulierendes Perkolat und Bakterien regen die Fermentation
ENERGIE
▲ Heizwerk
▲ Energiebox
an. Das entstandene Biogas wird im sogenannten Kopfraum gesammelt und abgeleitet. Abschließend erfolgt die Gasaufbereitung
und Verstromung im BHKW mit Wärmerückgewinnung. Die belüfteten Gärreste gelangen
in die Nachkompostierung, wo mit einem Gütesiegel versehener Kompost für Garten- und
Landschaftsbau entsteht.
Die Wärme aus dem BHKW gelangt über ein
Fernwärmesystem zur 3 km entfernten Klinik
in Bassum. Hier wird die BHKW-Abwärme, abzüglich des Eigenbedarfes für die Fermenterheizung, zur Beheizung des Klinikgebäudes
genutzt.
Biomasseerzeugung mit
Kurzumtriebsplantagen
2012 hat die Dr. Born – Dr. Ermel GmbH im
Rahmen einer weiterführenden Energiestudie die wirtschaftliche Machbarkeit, umweltverträgliche Umsetzung sowie soziale Aspek-
▲ Fermenter
Heizkraftwerk Blumenthal
31.000 MWh/a
Deponie- und Biogasverwertung im BHKW
4.300 MWh/a
Windenergieanlage
750 MWh/a
Photovoltaikanlage
80 MWh/a
Summe elektrische Energie
36.130 MWh/a
▲ Gesamtenergieertrag der AWG-Anlagen (überschlägig) im Jahr 2012
Abfallart
Restabfall
Gewerbeabfall
Menge
rd. 95.000 Mg/a
Bioabfall
rd. 50.000 Mg/a
Grünabfall
rd. 22.000 Mg/a
Restholz
rd. 7.000 Mg/a
Verwertung
Feinfraktion > Vergärung/Rotte/Deponie
Mittelfraktion > Rotte/Deponie
Grobfraktion > Energetische Verwertung
18.000 Mg/a > Trockenvergärungsanlage (TVA)
Kompostierung bleibt weiter bestehen
Aktuell landwirtschaftliche Verwertung
Energetische Teilstromverwertung möglich
AI-Holz > energetische Verwertung, eigene
Holzhäckselheizung
AII–AIII-Holz > energetische Verwertung im
Biomüll-Heizkraftwerk (BM-HKW) Landesbergen
▲ Mengen energetisch verwertbarer Abfallfraktionen
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
31
ENERGIE
Übersicht AWG-Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung
1. Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk in Bremen-Blumenthal – HKW Blumenthal GmbH
Leistung:
31 MW (Feuerungswärmeleistung)
Input:
Heizwertreiche Fraktion aus Restabfall (60 - 300 mm)
> rd. 55.000 Mg aus Restabfallbehandlungsanlage RABA der AWG
> rd. 12.000 Mg vom AWB der Stadt Oldenburg
Energieerzeugung:
Elektrische Energie
rd.
31.000 MWh/a
Energienutzung:
Eigenbedarf HKW
rd.
9.500 MWh/a
Abnahme Gewerbe / Endkunden
rd.
500 MWh/a
Abnahme Energieversorger
rd.
21.000 MWh/a
2. Restabfall-Vergärungsanlage – RABA Bassum
Input:
> Feinfraktion Restabfall (< 40 mm)
> Spuckstoffe Papierindustrie (ca. 5 %)
Durchsatz:
> rd.10.000 Mg/a
Biogasproduktion:
rd. 1.200.000 Bm³/a
Ø 120 Bm³/Mg
Biogasnutzung:
> Eigenbedarf
80.000 Bm³
> RTO
270.000 Bm³
> BHKW
750.000 Bm³
> Fackel
100.000 Bm³
3. Deponiegasverwertung
Gaserfassung:
Gasmengen:
Gasnutzung:
48 Gasbrunnen auf den Deponieabschnitten 1-6
> rd. 370.000 Bm³/a
> Ø 45 Bm³/h
- Deponiegasmengen sind naturgemäß rückläufig
- Keine Entgasung auf den Folgeabschnitten – „TA Si Effekt“
Energetische Verwertung im BHKW
(nach Verdichtung und Aufbereitung)
4. Trockenvergärungsanlage – Teilstromvergärung von Bioabfällen
Verfahren:
Trockenfermentation im Batch-Betrieb
> 6 Beton-Fermenter
> 2 Aerobisierungsboxen (Trocknung der Gärreste)
> Verweilzeit rund 3 Wochen
Input:
> Bioabfälle rund 18.000 Mg/a
Biogasproduktion:
> rund
1.250.000 Bm³/a (2012)
> Ø 70 Bm³/Mg
(Hinweis: Substrat nicht optimal)
Biogasnutzung:
> Energetische Verwertung BHKW
5. Semimobile Holzhäckselheizung
Leistung:
360 kW
Input:
3.700 m³/a Hackschnitzel der Holzkategorie AI
(zerkleinert und gesiebt)
Standorte:
September-April: Wärmeversorgung des Schulzentrums Barnstorf
Mai-August: Wärmeversorgung Freibad Twistringen
Wärmemengen:
Schulzentrum:
1.300 MWh/a
Freibad:
600 MWh/a
Gesamt:
1.900 MWh/a
6. Photovoltaik
Fläche
Energieertrag
900 m²
80 MWh/a
7. Windenergie
Typ:
Nennleistung:
Nabenhöhe:
Rotordurchmesser:
Mittlere Wind-Geschwindigkeit:
Energieertrag:
Einspeisevergütung:
Enercon E 40
500 KW
65 m
40,3 m
6,2 m/s (in Nabenhöhe)
750 MWh/a
nach EEG
8. Vergleich Energieerzeugung – Energieverbrauch
Erzeugung
(mit HKW Bremen-Blumenthal)
Elektrische Energie
36.130 MWh/a
Verbrauch
(mit HKW Bremen-Blumenthal)
14.000 MWh/a
Thermische Energie
+22.130 MWh/a
3.500 MWh/a
84.700 MWh/a
+81.200 MWh/a
Zusammenstellung der Daten: Andreas Nieweler, Geschäftsführer AWG
▲ Übersicht AWG-Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung
Zusammenstellung der Daten: Andreas Nieweler, Geschäftsführer AWG
32
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
te der Nutzung weiterer erneuerbarer Energiequellen untersucht.
Dazu gehörte die Prüfung der Chancen, auf
AWG-eigenen Flächen mit sogenannten Kurzumtriebsplantagen (KUP) selbst Biomasse zu
erzeugen. Für den Betrieb einer Holzhackschnitzel-Heizung verfügt die AWG über einen
entsprechenden Brennstoffbedarf. Diese Hackschnitzel-Heizung beheizt im Winter über sieben Monate im Schulzentrum Barnstorf die
Räume und wird regelmäßig mit Beginn der
Badesaison in das Freibad Twistringen umgesetzt, um dort das Schwimmbecken auf angenehme 25 Grad zu temperieren. Die Wärme liefern Holzhackschnitzel, die aus AI-Holz
(unbehandeltes Altholz) gewonnen werden.
Bei den Investitions- als auch bei den variablen Kosten für eine Biomasseplantage ermittelten die Ingenieure überschaubare Kosten.
So empfiehlt die Studie, eine solche KUP anzulegen. Dafür sollen von den der AWG zur
Verfügung stehenden rund 100 ha landwirtschaftlich genutzter Flächen etwa 5 ha für die
Kultivierung von Energieholz für die Holzhackschnitzelheizung genutzt werden.
Um eine KUP wirtschaftlich anzulegen, kommt
es auf eine schnelle Biomasseproduktion an.
Schwarz- und Balsampappelhybride, Weiden
oder Robinien erfüllen dieses Kriterium. In
längeren Umtriebszeiten können Schwarzund Balsampappelhybriden aber auch Aspen
zu Industrieholz heranwachsen. Weiden und
Robinien sind wegen ihrer Wuchs- und Formeigenschaften hierfür eher ungeeignet. Welche spezielle Baumart beziehungsweise Sorte in Bassum gewählt wird, hängt von Standortbedingungen wie Wasserversorgung und
Bodenqualität sowie von der geplanten Nutzung ab. Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung legte die Studie Weiden zugrunde.
Windenergieanlagen (WEA) –
Repowering?
Die AWG-eigene Windkraftanlage des Typs Enercon E40 mit einer elektrischen Nennleistung von 500 kW, die von 1998 bis 2011 durchschnittlich einen Jahresertrag von rd. 814.000
kWh erzielte, war ebenfalls Gegenstand der
Energiestudie. Nach eingehender Betrachtung
der Standortgegebenheiten empfiehlt die Untersuchung, ein Repowering durchzuführen
und die vorhandene Windenergieanlage durch
eine moderne Anlage zu ersetzen. Unter Be-
▲ Aufdach-Photovoltaikanlage
▶ AWG-Rohstoff Biomasse
Alle Bilder: Entsorgungszentrum
Bassum
rücksichtigung der Anforderungen des EEG ist
die Wirtschaftlichkeit des Repowerings gegeben. Die Eigennutzung des in der WEA erzeugten Stroms kann das Ergebnis noch verbessern. Hierfür gilt es grundsätzlich die Genehmigungsfähigkeit mit den Behörden abzustimmen und das prognostizierte Ertragsniveau mit einem Windgutachten zu verifizieren.
Photovoltaikanlage auf
Deponieböschungen
Derzeit erzeugt die AWG auf rund 900 m2 Dachflächen jährlich 80 MWh Solarstrom. Sollte alles nach Plan laufen und die Deponie im Entsorgungszentrum im Jahr 2017 mit einer Oberflächenabdichtung geschlossen werden, bieten sich die Flächen auf dem Plateau und der
nach Süden ausgerichteten Böschung für eine
weitere Photovoltaikanlage an. Verlässliche
Prognosen zur Wirtschaftlichkeit sind allerdings
wegen anhaltender Diskussionen um das EEG
und die künftige Vergütung des Stroms aus solarer Energie derzeit nicht möglich.
Fazit
Eine entsprechend fundierte strategische Ausrichtung kann die Energie-Bilanz in Unternehmen der Abfallwirtschaft nachhaltig voranbringen. In Bassum hat die Dr. Born – Dr.
Ermel GmbH erstmals im Oktober 2006 Optionen für die energetische Standortentwicklung untersucht. Eine differenzierte Gasaufbereitung, die Einführung von Photovoltaik,
Windkraft und Bioabfallvergärung sowie eine kluge Fernwärmenutzung sind hierfür beste Fallbeispiele. Ebenso wie technologische
Veränderungen das Feintuning an den Stellschrauben des Konzepts weiter beeinflussen,
werden von der Bundesregierung kalkulierbare Schritte zur Energiewende erwartet, ein-
schließlich der Konsequenzen aus der Novellierung des Gesetzes für den Vorrang Erneuerbarer Energien. Unabhängig vom vagen politischen Rahmen untersucht die AWG seit
2009 jährlich die eigene Energieeffizienz. 2011
lag der Netto-Primärwirkungsgrad bereits bei
52 %. Nach Abzug aller erforderlichen Zusatzenergien werden heute in Bassum rund 52 %
der im Abfall enthaltenen Energie in Form
von Strom und Wärme wieder genutzt.
Autor:
Dipl.-Ing. André Beck,
Büroleiter,
Dr. Born – Dr. Ermel GmbH
Büro Berlin/Brandenburg
.
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
33
Aufgabenstellung
Das Hauptziel der Sanierung ist anhand der
zuvor genannten Zahlen offensichtlich. Doch
der Zweckverband geht mit dem gesamten
Planungsteam einen Schritt weiter und wird
mit der Generalsanierung ein Zeichen setzen.
So soll gezeigt werden, wie die gegenwärtigen
Energieprobleme auf dem eigenen Areal gelöst werden und der Bezug externer Ressourcen minimiert – im besten Fall vermieden –
wird.
Doch wie wird ein visionäres Gebäude- und
Energiekonzept für eine Schulsanierung, dessen Gesamtergebnis aus verringerter CO2-Emission, hoher Effizienz mit niedrigstem fossilen
Primärenergieanteil sowie höchstem regenerativen Energieanteil resultiert, greif- und beherrschbar?
▲ LuftaufnahmedesSchul-undSportzentrumsLohramMain
Foto:ErnstHuber
Sanierung Schul- und Sportzentrum Lohr am Main
Gekoppelte Gebäude- und
Anlagensimulation
von Gernot Haslinger und Moritz Wagner
Unter dem Motto „vom Energiefresser zum
sparsamen Klassenprimus“ soll die Sanierung
bis Ende 2017 in fünf Bauabschnitten erfolgen. Neben der thermischen Ertüchtigung der
Gebäudehülle wird die bisherige Energieversorgung durch innovativste Technologien ersetzt. Hierfür geeignete Konzepte und Systeme wurden in einem integralen Planungsprozess auf Grundlage von Machbarkeitsstudien
ausgewählt. Mit Hilfe von gekoppelten Gebäude- und Anlagensimulationen wurden die
komplexen Wechselwirkungen zwischen Klima, Nutzer, Gebäude und Anlagentechnik
34
BERATENDE INGENIEURE 5/6 2013
überprüft sowie das geplante Energiekonzept
in einem iterativen Planungsprozess optimiert.
Ausgangsbasis Bestandssituation
Nach den Ergebnissen aus /1/ werden derzeit
etwa 8 km² Rapsfelder benötigt, um das Areal
für ein Jahr mit Wärme und Strom zu versorgen. In den vergangenen 30 Jahren wurde für
die Grundversorgung mit Gas, Wasser und
Strom ein zweistelliger Millionenbetrag benötigt. Jährlich ist ein sechsstelliger Betrag für
Reparaturen an der Gebäudehülle und der
Anlagentechnik erforderlich.
Numerische Berechnungen
Die raumklimatischen und energetischen Verhältnisse umbauter Räume hängen von einer
Vielzahl bekannter und ebenso unbekannter
Randbedingungen ab. Diese reichen vom makro- und mikroklimatischen Standort des Raumes, von der Beschaffenheit der Raumumschließungsflächen über die anlagentechnische und regelungstechnische Versorgung bis
hin zur eigentlichen Nutzung. Zeitlich sehr
stark variierende und meist nur schwer vorhersagbare Randbedingungen führen zu einem komplexen dynamischen System, was
mit konventionellen Planungsinstrumenten
nur näherungsweise und meist unzureichend
beschrieben werden kann. Im Gegensatz dazu eignet sich die moderne, innovative Simulationstechnik hervorragend, um einzelne
Maßnahmen in Hinblick auf ihre Wirksamkeit
realistisch zu bewerten.
Um die Auswirkungen der hoch gesteckten
Projektziele auf die Planung greifbar zu machen, waren innovative Planungswerkzeuge
erforderlich, mit denen die zeitliche Dynamik
sowie die wechselseitige Beeinflussung von
baulichen und anlagentechnischen Komponenten realitätsnah abgebildet werden konnte. So wurde der Gebäudeentwurfsprozess auf
Grundlage gekoppelter, stündlich dynamischer Gebäude- und Anlagensimulationen auf
Areal-, Gebäude- sowie Raumebene unterstützt und optimiert /2/.
Grundsätzlich ist zu beachten, dass trotz der
mathematischen Präzision der den Simula-
ENERGIE
TABELLE 1: GEGENÜBERSTELLUNG BESTAND UND PLANUNG
Bereich
Bestand
Planungsvariante
Thermische
Hülle
Transparente Bauteile
U-Wert Fenster: 3,0 bis 4,2 W/m²K
(thermisch nicht getrennt)
Opake Bauteile
U-Wert Fassade: 2,00 W/m²K
(4cm Mineralfaserdämmung)
Wärmebrückenbehaftet
Spez. Transmissionswärmeverlust HT
- Sportzentrum: 1,17 W/m²K
- Schulzentrum: 1,11 W/m²K
Transparente Bauteile
U-Wert Fenster: 0,7 W/m²K
(thermisch getrennt)
Opake Bauteile
U-Wert Fassade: 0,15 W/m²K
(20cm Wärmedämmung)
Wärmebrückenfrei
Spez. Transmissionswärmeverlust HT
- Sportzentrum: 0,31 W/m²K
- Schulzentrum: 0,33 W/m²K
Luftdichtheit
hohe Gebäudeundichtigkeit
- dichte Gebäudehülle
Beleuchtung
Hoher Stromverbrauch durch Leuchtmittel
und fehlender Regelung
Einsatz effizienter Leuchtmittel in Kombination mit tageslichtabhängiger Regelung und
optimierter Sonnenschutzsteuerung
Belüftung
Hoher Stromverbrauch durch Ventilatoren
und ungeregeltem Betrieb der RLT-Anlagen
(konstant hoher Luftwechsel bei stark variierender Belegung in den Klassenzimmern)
Kontrollierte Be- und Entlüftung durch
Kombination aus zentralen und dezentralen
RLT-Anlagen mit bedarfsgeregelter Betriebsweise (Präsenz + CO2)
Wärmeerzeuger
3 Gaskessel à 3.000 kW (Ganzjahresbetrieb)
- hohe Abgasverluste
- hoher Energieverbrauch der Umwälzpumpen
- übermäßige Verteilverluste durch hohe Vorlauftemperatur und geringen Wärmedämmstandard
der Verteilleitungen
Hochtemperaturnetz (HT)
- 2 Wärmepumpen à 50 kWth + Heißgas
- 1 Blockheizkraftwerk mit 50 kWth
Niedertemperaturnetz (NT)
- 4 Wärmepumpen à 70 kWth
Backup (HT und NT)
1 Gas-Spitzenlastkessel mit 350 kWth
Energierückgewinnung
Brauchwasser
Speicherung
Solarenergie
tionsprogrammen zugrunde liegenden Algorithmen numerische Berechnungsverfahren
immer nur Näherungsresultate liefern können. Die Genauigkeit der Ergebnisse hängt
dabei von den verwendeten physikalisch-mathematischen Modellen, den angesetzten Berechnungsparametern und vor allem von den
angenommenen Randbedingungen ab. Bestehen Unschärfen bei der Festlegung und
Ableitung dieser Randbedingungen, so be-
keine Energierückgewinnung
Wärme-, Kälte- und Enthalpierückgewinnung
- RLT-Anlagen
- Abwasser
- Serverabwärme
- Erdwärme (Regeneration Eisspeicher)
Konventionell Bereitstellung mit hohem
Temperaturniveau
Energiesparsamste Wassertechnik durch Einsatz
von Diaphragmalyse
keine Wärmespeicherung
keine Nutzung von Solarenergie
stimmen diese den Grad der Verlässlichkeit
der Berechnungsergebnisse.
Die größte Unwägbarkeit dabei ist neben den
angesetzten Außenklimadaten das zukünftige Nutzerverhalten. Auch hier gilt: Umso detaillierter und komplexer die Fragestellung
ist, desto genauer müssen die Randbedingungen formuliert werden und desto mehr
Erfahrung sollte derjenige haben, der die Simulation durchführt.
Kurzzeitspeicher
- 130 m³ Schichtspeicher
Langzeitspeicher
- 1.500 m³ Eisspeicher
Solarthermie
- Umweltabsorber - 560 kWth
- Vakuumröhrenkollektoren - 60 kWth
Solarstrom
- Photovoltaikanlage - 350 kWp
(inkl. Fassadenintegriert)
Ergebnisse
In der Tabelle ist die Bestandssituation der simulationsgestützten Planungsvariante gegenübergestellt. Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Einsatz von erneuerbaren Energien im Gebäudesektor ist die Minimierung
des Heizwärme-, des Kühlkälte- und des
Strombedarfs. Dies ist passiv wie aktiv durch
bauliche und anlagentechnische Maßnahmen
realisierbar. Eine hervorragende Dämmung
BERATENDE INGENIEURE 5/6 2013
35
ENERGIE
PROJEKTBETEILIGTE
Bauherr
Zweckverband Schul- und Sportzentrum Lohr
am Main
Architekt
Architekturbüro Werner Haase, Karlstadt
TGA-Planer
REA Beratende Ingenieure GmbH, Würzburg
Simulationen
Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik
GmbH, Nürnberg
Fördergeber
DBU – Deutsche Bundesstiftung Umwelt
▲ SimulierteErzeugerlaufzeiten
◀ Gegenüberstellungder
Endenergiebilanzen
◀ Prognostizierte
Treibhausgasemissionen
der thermischen Hülle sowie die gezielte simulationsgestützte Optimierung der Raumautomation in den Bereichen
- Belüftung (nat./mech./hybrid),
- Kunstlichtregelung,
- Tageslichtnutzung und
- Sonnenschutz/Lichtlenkung
bilden die Basis des Konzeptes. In Kombination mit einer hocheffizienten Wärme-, Kälte- und Enthalpierückgewinnung und durch
36
BERATENDE INGENIEURE 5/6 2013
den Einsatz einer Diaphragmalyse (Wasserdesinfektionsverfahren) bei der Brauchwarmwasserbereitstellung wird der zukünftige Heizwärme- und Kühlkältebedarf des Areals drastisch reduziert.
Die Hochtemperatur-Verbraucher werden mit
solarthermischen Kollektoren, zwei Wärmepumpen mit Heißgasauskoppelung, einem
Blockheizkraftwerk sowie einem Gas-Spitzenlastkessel als Backup versorgt. Das BHKW, die
solarthermischen Kollektoren und die Heißgasauskoppelung werden direkt in einen
130 m³ großen Schichtspeicher geführt. Die
Kondensationswärme der HT-Wärmepumpen
und der Gas-Spitzenlastkessel versorgen die
HT-Verbraucher vorrangig direkt.
Der Niedertemperatur-Bereich wird überwiegend direkt mit vier Wärmepumpen versorgt.
Bei ausreichend Stromertrag der 350 kWp Photovoltaikanlage wird der Schichtspeicher mit
ENERGIE
▼ JährlicheEnergieflüsse
derPlanungsvariante
10 K über der benötigten Vorlauftemperatur
gezielt überladen. Durch simulationsgestützte Optimierung können so PV-Strom-betriebene Wärmepumpen in Kombination mit einem Kurzzeitspeicher die nächtlichen Transmissionswärmeverluste solar decken.
Die Wärmepumpen nutzen als Wärmequelle
einerseits Umweltabsorber mit einer thermischen Leistung von 560 kWth, eine Abwasserwärmerückgewinnung im Bereich des Sportzentrums sowie die sensible und latente Energie eines Eisspeichers mit 1.500 m³ Wasserinhalt. Auf Grundlage der gekoppelten Gebäude- und Anlagensimulation wurden die erforderliche Speichergröße und Regelungsstrategien so ermittelt, dass das während der Heizperiode im Eisspeicher erzeugte Eis den Kühlkältebedarf im Sommer deckt.
Die Simulationen zeigten zudem, dass eine
Zweiteilung des Absorberfeldes zwingend erforderlich ist, um zeitgleich den direkten Antrieb der Wärmepumpen sowie die Regeneration des ungedämmten Eisspeichers sicherzustellen. Auf Grundlage einer simulationsgestützten Potenzialanalyse wird der Umweltabsorber zusätzlich zur direkten Beckenwassererwärmung zur nächtlichen Strahlungskühlung über die Heiz- und Kühldecken im
Schulzentrum genutzt. Die erforderlichen Deckenflächen wurden unter Berücksichtigung
der Simulationsergebnisse durch den Gebäudetechniker projektiert.
Ein aufeinander abgestimmtes Speicherma-
nagement aus Schichtspeicher und Eis-Wasser-Speicher ermöglicht die Nutzung von
Latentwärme, die Pufferung von BHKW-Abwärme sowie den Einsatz von Solarwärme.
Mit diesem, bereits in /1/ funktional beschriebenen Ansatz werden Lastspitzen minimiert
(bestenfalls vermieden), Energieverwendungen verlagert, Solarerträge besser genutzt sowie Erzeugerlaufzeiten optimiert. Im Vergleich
zum Bestand wurde der Gasbezug um etwa
92 % und der Strombezug um etwa 46 % reduziert.
Ein vollständig CO2-neutraler Betrieb des
Schul- und Sportzentrums ist mit der Planungsvariante bei Gegenrechnung der Stromeinspeisung aus den PV-Anlagen und gezielter Auswahl von Ökostrom oder Biogas als
Endenergieträger möglich. Dies beinhaltet neben der Wärme- und Kältebereitstellung auch
den gesamten Betrieb einschließlich Strombedarf für Beleuchtung, Lüftung, Pumpen,
Geräte und technische Einrichtungen.
Die Reduktion der Treibhausgasemissionen
liegt bei der Planungsvariante im Vergleich
zum Bestand je nach Bezug von Ökostrom
bzw. Biogas zwischen 58 % und 90 %. In der
Grafik oben ist das simulierte Energiekonzept
in Form von jährlichen Energieflüssen zwischen den einzelnen Erzeugern und Abnehmern einschließlich Verteilungs- und Speicherverlusten dargestellt – eine Möglichkeit
der Visualisierung, die kein konventionelles
Planungswerkzeug bietet!
Ausblick
Grundsätzlich gilt: Je komplexer die Fragestellung, umso größer die Gefahr, dass konventionelle, meist stark vereinfachte Berechnungsverfahren zu Über- bzw. Unterdimensionierungen
sowie zu Planungsunsicherheiten führen. Neben der Gebäude- und Anlagensimulation sind
weitere Detailuntersuchungen im Bereich der
Regelungstechnik wichtige Bausteine bei nachhaltigen Sanierungen.
Ein begleitendes zweijähriges Monitoring wird
die Steuerung der Gesamtanlage überwachen
und ein bestmögliches Zusammenspiel der
Einzelkomponenten sicherstellen.
Autoren:
Dipl.-Ing. (FH) Gernot Haslinger,
Dipl.-Ing. Moritz Wagner,
Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für
Bauphysik GmbH, Nürnberg
Quellen:
/1/ Haase W.: Abschlussbericht über die integrale Planungsphase zur nachhaltigen Erneuerung und Bewirtschaftung des bestehenden
Nägelsee Schul- und Sportzentrums in Lohr
a. M., AZ: 28279, DBU, Abschlussbericht Schulund Sportzentrum Lohr a. M., Karlstadt 2011.
/2/ Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik GmbH: Abschlussbericht über die gekoppelte Gebäude- und Anlagensimulation
des Schul- und Sportzentrum Lohr am Main,
2012 (bisher unveröffentlicht).
BERATENDE INGENIEURE 5/6 2013
37
ENERGIE
IBA 2013 in Hamburg
Rund um den „Energieberg“
von Christian Brensing
Ausgangslage
Mit der internationalen Entwurfswerksstatt
„Sprung über die Elbe“ wurde schon 2003 der
städtebauliche Grundgedanke der aktuellen
IBA bearbeitet, die aus der vernachlässigten
Vorstadt Wilhelmsburg einen geschätzten
Hamburger Stadtteil entwickeln will. Der
„Springer“ im IBA-Logo versinnbildlicht diese
Annäherung. Entsprechend gespannt war man
als Hamburgs erster Bürgermeister Olaf Scholz
am 23. März die Internationale Bauausstellung eröffnete, deren offizielle Präsentationsphase noch bis Anfang November dauert.
Bis auf wenige Ausnahmen in Harburg befinden sich alle IBA-Projekte auf der 35 km² großen Elbinsel Wilhelmsburg zwischen Norderund Süderelbe.
Nach Manhattan ist sie die größte bewohnte
Flussinsel der Welt und verkörpert eine Art
landschaftlich-städtisch-industrieller Mikrokosmos in dem sich exemplarisch viele Probleme, aber auch Chancen, unserer Epoche
erkennen lassen. Bis zur Jahrtausendwende
war Wilhelmsburg Hamburgs „Abladeplatz“
für industrielle Altlasten. Neben diverse Umweltschäden traten in Kombination dazu alle erdenklichen sozialen Folgen des ausgehenden Industriezeitalters in Erscheinung: Arbeitslosigkeit, hoher Migrantenanteil, sozialer Brennpunkt.
ENERGIE
Es ist die erste IBA in der Geschichte Hamburgs. Leider waren auch nach der offiziellen
Eröffnung – bedingt durch den langen und
harten Winter – einige der über 60 IBA-Projekte baulich noch nicht vollendet. Das macht
das Gelände erst recht zum Eldorado für den
bautechnisch Interessierten und erlaubte
manchen Blick hinter die Kulissen. So herrschte auch im April in Wilhelmsburg-Mitte mit
seinen Modellhäusern des 21. Jahrhunderts
noch überall Baustellenlärm, Baubuden, -zäune und -maschinen verstellen den Weg und
die Sicht.
Es soll eine „IBA zum Anfassen“ werden, betont IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg und sieht
das Projekt in der Tradition der in Deutschland seit 1901 vielerorts in unregelmäßigen
Abständen stattfindenden Bauausstellungen
mit dem Ziel, großen Teilen der Bevölkerung
neue Lebens- und Wohnformen zu vermitteln.
Geschickt gelang es, einige Bereiche der IBA
Einstige Deponie wurde Energieberg
Foto: Aufwind Luftbild
mit den Gärten der Internationalen Gartenschau Hamburg (igs) zu verweben, die zeitgleich in Hamburg veranstaltet wird.
Stündlich fährt der IBA-Hybrid-Bus die weit
auseinander liegenden Projekte an. Dabei stechen einem die Schlagworte der Hamburger
IBA unweigerlich ins Auge: Entsorgung von
Altlasten, ökologisches und kostengünstiges
Bauen, Experimente mit neuen Materialien,
ethnische Vielfalt, Mobilität, Kreativwirtschaft,
Bildungsinitiative und eine umweltfreundliche Energieversorgung. Betrachtet man die
IBA speziell unter dem Aspekt der technischenergetischen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft, stechen einige Leuchtturmprojekte heraus.
Der Energieberg
Dixoin, als Seveso-Gift hinlänglich bekannt,
ist eine der gefährlichsten Hinterlassenschaften des 20. Jahrhunderts. Es ist Teil des Giftmüllcocktails, der einst in der 44 ha große Deponie für Hausmüll und Industrieabfälle Georgswerder abgelagert wurde, bevor diese
1979 geschlossen wurde. Der heute 40 m hohe Müllberg war eine biologische Zeitbombe
als man 1983 Dioxin im Sickerwasser feststellte. Genauso vielseitig wie die Verseuchung
war, wurde auch die Sanierung und die jetzige energetische Nutzung als Energieberg der
IBA.
Wesentliche Schritte der lange vor IBA-Zeiten
begonnenen Sanierung waren:
1. Mehrschichtige Oberflächenabdichtung der
alten Abdeckung des Müllkörpers mit Hilfe einer Klei-Ton-Mergelschicht, darüber einer 1,5 mm starken HDPE-Folie, mineralischer Flächendrainage (aus Kiessand) weiterhin eines Geotextilvlieses und einer abschließenden 75 cm starken Schicht kulturfähigen Erdbodens einschließlich Begrünung;
2. Absaugen des austretenden Deponiegases
(hoher Methangasanteil) mit Hilfe einer
Ringleitung und 39 Gasbrunnen. 2010 fielen 420.000 m³ Deponiegas an, das u. a. in
der benachbarten Kupferhütte „Aurubis“
genutzt wird; (Aktuell geht man von weiteren 30 Jahren Gasausbeute aus, allerdings
mit abnehmender Ergiebigkeit.)
3. Sickerwasseraufbereitung durch eine Ringleitung sowie die Öl- und Granulatentsorgung;
▲ Horizont-Panoramaweg auf dem Energieberg
Foto: IBA HH/Martin Kunze
▲ Fußgängerperspektive auf dem Panoramaweg
Foto: IBA HH/Martin Kunze
4. Grundwasseraufbereitung durch mehrere
Brunnen. Das circa 13 °C warme Reinwasser wird zur Wärmerückgewinnung für die
Beheizung des IBA-Ausstellungsgebäudes
auf dem Energieberg genutzt.
Dazu kam die Nutzung als Energieberg. Schon
seit 1992 stehen unterschiedlich ergiebige
Windräder auf der früheren Deponie Energieberg. Diese wurden immer wieder dem neusten Stand der Technik angepasst. Die jetzt dort
stehende modernste Anlage WKA5 leistet 3,4
MW und versorgt circa 2.600 Haushalte mit
Strom. Die 7.000 m² große Photovoltaikanage bringt es auf 450.000 kWh/a für 170 Haushalte.
Was heute am Energieberg eindrucksvoll demonstriert wird, ist eine Vierwegeausbeute
der Energieressourcen einer Altdeponie: Gas,
Abwärme, Wind und Photovoltaik. Somit ist
der Berg energetisch voll ausgereizt und die
aus den häuslichen und industriellen Hinterlassenschaften der vergangenen fünf Jahr-
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
39
ENERGIE
groß. Ähnlich wie beim Energieberg setzt man
auf eine breit gefächerte Energieerzeugung.
Außer der solarthermischen Anlage beherbergt der Energiebunker ein biomethanbefeuertes Blockheizkraftwerk und eine Holzfeuerungsanlage.
▲ Vom Flak- zum Energiebunker
▲ Auch als Ausflugsziel geplant: der Energiebunker
Visualisierung: IBA HH/bloomimages
zehnte gewonnene Energie versorgt circa
4.000 Haushalte. Da der Berg zwar nicht als
dekontaminiert, aber als gesichert gilt, ist er
von der IBA für die Öffentlichkeit zugänglich
gemacht worden. Auf dem Gipfel wurde ein
900 m langer Horizont-Panoramaweg erbaut,
der den Blick über die Elbinsel bis zur Skyline
von Hamburgs Innenstadt schweifen lässt.
einem regenerativen Kraftwerk mit einem
2.000 m³ Wasserspeicher als Großwärmepuffer hinter seinen meterdicken Stahlbetonwänden. Er versorgt seitdem das Reiherstiegviertel mit Wärme, außerdem speist er erneuerbaren Strom in das Hamburger Verteilernetz.
6.600 t CO2 im Jahr lassen sich auf diese Weise vermeiden. Im Endausbaustadium sollen
22.500 MWh Wärme (3.000 Haushalte) und
fast 3.000 MWh Strom (1.000 Haushalte) erzeugt werden.
Von außen gut erkennbar sind die für die Wärmeerzeugung installierten 315 Vakuum-Röhrenkollektoren. Sie befinden sich in 47 m
Höhe auf dem Dach und an der Südseite, insgesamt ist die Solarthermieanlage 1.350 m²
Energiebunker
Den das Wilhelmsburger Stadtbild prägenden
Schutz- und Flakbunker aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs wandelte die IBA zum Zeichen
einer friedlich-ökologischen Zukunft in einen
Energiebunker um. Als Symbol des Klimaschutzes wurde der vorher nicht genutzte Koloss zu
40
Foto: IBA HH/Martin Kunze
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
Algenkraftwerk BIQ
Auf dem Gelände eines stillgelegten Container-Bahnhofs liegt das „Schaufenster der IBA“
oder auch Wilhelmsburg-Mitte genannt. Dort
stehen in einem Pulk die Modellhäuser des
21. Jahrhunderts. Die „Smart-, Case Study- und
Water Houses“, kommen evolutionstechnisch
und architektonisch aber nicht über den Zustand des Kubus hinaus. So paart sich hier gestalterische Einfallslosigkeit mit technischer
Ambition. Das trifft leider auch auf das ambitionierteste dieser Häuser zu, das sogenannte BIQ. Diesen Namen verdankt das Projekt
der Bioreaktorfassade, die dem fünfgeschossigen Wohnhaus auf der Südwest- und Südostseite vorgelagert ist. Zwischen den VSGScheiben der 129 Paneele (2,40 x 60 x 10 cm)
zirkuliert ein Wasser-Mikroalgengemisch.
Durch Photosynthese produzieren die Mikroorganismen Biomasse und Wärme. Die Biomasse wird regelmäßig „geerntet“ und anderswo in Biogas verwandelt, die Abwärme
des Gemischs wird dagegen direkt über einen
Wärmetauscher der Nutzung im Wohnhaus
zugeführt. Das dafür benötigte Rohrleitungssystem ist beträchtlich und die Energiezentrale im Haus ähnelt einem Forschungslabor,
was in jeder Hinsicht den experimentellen
Charakter des Baus betont. Seit 24. April ist
die Anlage in Betrieb, erste Ergebnisse erwartet man nach dem ersten Betriebsjahr.
Entwickelt haben das Fassadensystem die Ingenieurbüros Arup Deutschland GmbH (Berlin) und Strategic Science Consult (Hamburg)
gemeinsam mit der Colt International GmbH
(Kleve).
Sonnensegel-Haus
Auch das „Soft House“ – vier 160 m² große Reihenhäuser im Passivhausstandard – ist architektonisch lediglich ein Kubus, der auf der
Südfassade einen „Solarvorhang“ aus 6 m langen Textilbahnen drauf übergezogen bekam.
Das mag dem energetischen Ertrag zuträglich
sein, aber wie im vorab beschriebenen Beispiel ist die Architektur zweitklassiger Erfül-
ENERGIE
◀ Wohnhaus BIQ
Foto: IBA HH/Martin
Kunze
▶ Algenfassaden-Paneele
Foto: SSC GmbH/
Dr. Martin Kerner
◀ Softhaus
◀ Die SofthausPV-Lamellen
Foto: IBA HH/Martin
Kunze
lungsgehilfe. Die Textilbahnen funktionieren
nach dem Prinzip der Sonnenblume, folgen
also dem Lauf der Sonne, indem sie sich verstellen bzw. verdrehen lassen und so den Energieeintrag und die Verschattung regulieren.
In das textile Gewebe sind Dünnschicht-Photovoltaikzellen eingearbeitet. Eine durchaus
elegante sowie nützliche Maßnahme, die technisch raffiniert aber gestalterisch unbefriedigend der eigentlichen Fassade vorgeschaltet
wurde. Eine optische Synergie aus Architektur und Technik entstand hier nicht, die Sonnensegel wirken aufgesetzt.
Die Vollholzbauweise der dreigeschossigen
Häuser lässt sich dahinter nur erahnen und
steht weder in einer funktionalen noch ästhetischen Beziehung zu den Membranbahnen.
Hier sind wir bei einem Schwachpunkt der
IBA angekommen: Wie vermittelt und stellt
man einer breiten Öffentlichkeit Technik dar,
deren Abläufe höchst komplex, diffizil und
zum Teil noch fern jeglicher Wirtschaftlichkeit sind? Ob die auf der IBA gezeigten Verfahren je in der Breite angewandt werden, ist
zurzeit fraglich. Das ist allerdings kein Nachteil, will die IBA ja ausdrücklich auch experimentelle Wege gehen.
Fazit
Die enormen Anstrengungen der IBA, den
Stadtteil Wilhelmsburg ins 21. Jahrhundert zu
transformieren, zeigen Wirkung. Eines der augenscheinlichsten Zeichen dieser Aufwertung
ist der Umzug der Behörde für Stadtentwick-
lung und Umwelt in das von Sauerbruch/Hutton Architekten klimagerecht entworfene Bauwerk in Wilhelmsburg-Mitte. Allerdings bedarf es zur Realisierung der IBA-Ziele Geduld
und weiterhin pflegliche Begleitung, denn die
angeschobenen vielseitigen Prozesse werden
noch Jahre dauern, ehe sie die erhofften
Früchte tragen werden.
Autor:
Christian Brensing
CBE-enterprises, Berlin
Literatur:
Energieatlas. Zukunftskonzept Erneuerbares
Wilhelmsburg, Jovis Verlag, Berlin 2010
Arch+ 198/199, Berlin, Mai 2010
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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ENERGIE
Klärgas- und Windenergie
Großklärwerk wird
Selbstversorger
von Bärbel Rechenbach
Seit wenigen Monaten versorgen nun auch drei
Windkrafträder das Klärwerk Schönerlinde mit
Energie. Die Anlage gehört damit zu den ersten Klärwerken Deutschlands, die diesen Versuch wagen. Allerdings bedurfte es eines langen Atems bei den Ideengebern, denn für den
Einsatz im Großklärwerksbetrieb machen nur
größere Windkraftanlagen Sinn. Diese werden
aber nur bei Einhaltung vielfältiger bau- und
naturschutzrechtlicher Anforderungen genehmigt. Die Windkrafträder Typ eno 92, Prototypen, die das Rostocker Unternehmen e.n.o.
energy GmbH speziell für Binnenland-Bedingungen entwickelt hat, sollen den Anteil des
Windkraftanlagen im Klärwerk
Schönerlinde
Foto: Bärbel Rechenbach
42
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
vom Klärwerk selbst erzeugten Stroms künftig auf 80 % steigern.
Als Teil des Abwasserentsorgungsnetzes der
Berliner Wasserbetriebe reinigt die Kläranlage Schönerlinde täglich etwa 105.000 m³ Abwässer und ist damit voll ausgelastet. Projektleiter Diplomingenieur Thomas Hannemann
berichtet: „Der durchschnittliche Leistungsbedarf unserer Kläranlagen an Energie liegt bei
etwa 2,5 MW. Allein die drei Windräder sollen
in Zukunft durchschnittlich 1,5 MW erzeugen,
wovon der größte Teil dem Verbrauch im Klärwerksbetrieb zugutekommt.“
Der Standort für die Windkraftanlagen ist gut
gewählt, denn an dieser Stelle des Barnims befindet sich ein Windvorzugsgebiet. Allerdings,
ergänzt der Projektleiter, auch ein Vogeldurchzugsgebiet. Zudem leben hier Fledermäuse,
Uferschwalben und ein Falkenpärchen. Vor
Baubeginn wurde deshalb sicherheitshalber
ein Uferschwalbenhügel extra umgesetzt und
sofort im April 2012 von den Schwalben bezogen. So vergingen zwei Jahre, ehe der erste
Spatenstich für den Windpark startete. „Unglaublich, welche Umweltauflagen für die Genehmigung zu erfüllen waren“, erinnert sich
Hannemann. So mussten wir u.a. nachweisen,
dass die Windanlagen auch für Radaranlagen
der Nato unbedenklich sind.
Geräuscharm und gut verankert
Entsprechend des Baugrunds im Berliner Umland mussten die Windkraftanlagen sicher verankert werden. Die technischen Konzepte der
Anbieter wurden dementsprechend genau geprüft. Gegründet wurden die Windräder schließlich auf Flachfundamenten mit Spannkeller,
die aus Stahlbeton gegossen wurden. 80 Bolzen mit fast 3 m Länge verbinden jetzt Turm
und Fundament. Die Tragfähigkeit des Bodens
war zuvor mit Rüttelstopfsäulen verbessert worden.
Die Gesamthöhe der Türme beträgt jeweils
169 m. In 123 m Höhe befinden sich die Naben der Rotoren und überragen Klärbecken
und Faultürme in schwindelerregender Höhe. Denn je höher die Nabenhöhe ist, desto
höher ist die durchschnittliche Windgeschwindigkeit. Im Vergleich von 100 zu 123 m steigt
diese beispielweise von 6 m/s auf 6,5 m/s. Das
verbessert die Leistung der Windkraftanlage
um 17 %. Der Rotordurchmesser beträgt fast
93 m. Trotz dieser Ausmaße ist vom Betrieb
der Anlagen kaum ein Geräusch zu hören. Ein
Vorteil des neuen Typs, der mit seinem elektrischen Triebsystem neuster Generation heutigen Anforderungen entspricht.
„Es sind modernste Windräder, die mit hohen
Türmen und großen Rotorflächen extra für
das Binnenland ‚zugeschnitten’ sind. Die vorhandene Schaltanlage im Betrieb wurde dafür erweitert, außerdem wurden 1,5 km neue
Kabel zum Umspannwerk auf unserem Gelände verlegt“, erzählt Hannemann. Ein Synchrongenerator und Vollumrichter dienen der
Netzanpassung. Der Windpark, so der Projektleiter weiter, „ist ein Bestandteil der langfristigen Energiestrategie der Berliner Wasserbetriebe.“ 11 Mio. Euro wurden eigens in den
Bau dieser Windanlagen investiert, die sich
schnell rentieren und infolgedessen auch
künftig in bezahlbaren Wasserpreisen widerspiegeln sollen. So jedenfalls sei es in der Kalkulation der Wasserbetriebe vorgesehen, versichert er.
Unabhängig vom Netz
Jährlich könnten auf dem Gelände des Klärwerks 15.000.000 kWh Windenergie erzeugt
werden. Der Anteil des eigenerzeugten Stroms
steigt dann von etwa 30 auf rund 80 %. Das
geschieht zusammen mit der Verstromung
des Klärgases im Blockheizkraftwerk (500 kW)
sowie einer Mikrogasturbine (180 kW). Die
Faultürme der Kläranlage erzeugen insgesamt
20.000 m³ Klärgas täglich.
70 % des Windstroms verbrauchen die Einrichtungen der Kläranlage selbst. Die übrige temporäre Energie wird ins öffentliche Netz eingespeist und nach dem Erneuerbare Energiegesetz (EEG) vergütet.
Jährlich können 8.600 t CO2, so die Kalkulation, eingespart werden. So will sich das Großklärwerk von steigenden Strompreisen unabhängig machen und seine Energiewende mit
der Nutzung erneuerbaren Energien offensiv
gestalten. Die Zukunft wird zeigen, ob das
Konzept aufgeht. Noch laufen die Anlagen im
Probebetrieb. Immerhin haben die drei Windkraftanlagen seit Mitte Dezember 2012 bis Ende April bereits mehr als 4 Mio. kWh Strom erzeugt.
Autorin:
Bärbel Rechenbach
Freie Journalistin, Berlin
▲ Mit 169 m Höhe
überragen die
Windkraftanlagen die
Faultürme
▼ Gründungskonzept mit
Foto: Bärbel Rechenbach
Rüttelstopfsäulen
Grafik: Berliner Wasserbetriebe
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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Neubau Spiegel-Gruppe, Hamburg
Spiegel-Spitze
Betriebsoptimierung
verbessert
Energiebilanz
von Christian Brensing
Das Spiegelgebäude umfasst 14 Stockwerke,
die unter anderem vertikal über ein zentrales
Atrium erschlossen werden. Quer durch das
Atrium sind verschiedene Gehbrücken und
Treppen installiert, die die einzelnen Stockwerke miteinander verbinden und dem Raum einen unverwechselbaren Charakter geben. Neben Redaktionsräumen befinden sich Tonstudios, ein TV-Studio, Besprechungs- und Konferenzabschnitte, ein Restaurant, ein Café und
ein Fitnessraum hinter den großzügig verglasten Fassaden.
Das sogenannte Fenster zur Stadt, ein in der
Fassade zurückgesetzter Bereich, umfasst zweibis dreigeschossige Räume, darunter auch das
mit Möbeln aus dem ehemaligen Spiegel-Gebäude von 1969 bestückte Café.
Reibungslose Koordination:
Generalfachplanung
Zwei Investoren standen hinter der Entwicklung der Ericusspitze: die Hamburger Robert
Vogel GmbH & Co. KG für das Spiegel-Haus und
der Mehrheitsinvestor ABG Allgemeine Baubetreuungsgesellschaft mbH aus Köln für das Ericus-Contor. Um Risiken zu vermeiden, die sich
aus den Schnittstellen zwischen den Gewerken
ergeben können entschieden sie sich gemeinsam für eine gewerkeübergreifende Generalfachplanung, statt einzelne Ingenieurbüros zu
beauftragen. Der Auftrag ging an die DS-Plan
Ingenieurgesellschaft für ganzheitliche Bauberatung und Generalfachplanung mbH aus Stuttgart.
Für alle Projektbeteiligten stand die Nachhaltigkeit der planerischen Lösungen ganz oben
auf der Liste der umzusetzenden Ziele. Dies
war auch die Zielsetzung aller DS-Plan-Leistungen. Dazu gehörte die Fassadentechnik ebenso wie Energiedesign und Bauklimatik, GreenBuilding-Management, Bauphysik und Gebäudetechnik. MSR-Monitoring und baubegleitendes Facility Management vervollständigten die
Leistungen.
Architektonisches Konzept:
Lichtdurchflutetes Atrium
Mitten in der Hamburger Hafencity hat die Spiegel-Gruppe, eines der größten Medienhäuser
Europas, ihre neue Hauptverwaltung errichtet.
2007 waren das dänischen Architektenbüro
Henning Larsen als Sieger aus einem internationalen Architekturwettbewerb für die neue
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BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
Firmenzentrale an der Ericusspitze hervorgegangen. Der Entwurf für das dreieckige, auf
zwei Seiten von Wasser umgebene Grundstück
verbindet Tradition und Moderne. So wurden
auf einem gemeinsamen Backsteinsockel zwei
gläserne, lichtdurchflutete Gebäudekomplexe
– das Spiegel-Haus und das Ericus-Contor – errichtet.
Fassaden- und Energiekonzept:
ökologisch und behaglich
Vom Beginn der Arbeiten an, wurde für den
Spiegel-Neubau das Umweltzeichen in Gold
der HafenCity angestrebt, ohne dabei die „Ganzglas – Ästhetik“ des Larsen-Entwurfs in Frage
zu stellen. Die Lösung besteht aus einer hochwärmegedämmten doppelschaligen Fassade
ENERGIE
am Verlagsgebäude. Die Gesamtfassade erreicht einen U-Wert von circa 0,9 W/m²K, wobei die innere Fassade zu 35 % geschlossen ist.
Wesentliche Bauteile davon bestehen aus Holz.
Alle Elemente der tragenden Aluminiumfassade wurden zu 100 % im Werk vorgefertigt und
auf der Baustelle nur noch eingehängt. Gebäudehülle, Raumklima und Energiekonzept
stimmten die Experten so aufeinander ab, dass
auf die üblicherweise unter den Fenstern installierten Konvektoren verzichtet werden
konnte.
Auf dem Dach versorgen vier Teilklimaanlagen
die Büroräume in den Regelgeschossen vom
1. bis 13. OG. Die Geräte übernehmen die thermodynamischen Funktionen Heizen, Kühlen,
Entfeuchten und regenerative Wärmerückgewinnung mittels Rotationsübertrager. Einzelne Gebäudeflügel werden über variable Volumenströme auf kürzestem Wege versorgt. Eine thermische Bauteilaktivierung sowie Heiz/ Kühlsegel sichern die Grundlastabdeckung in
den Räumen. Dafür wurden 77 Erdsonden und
110 Energiepfähle eingesetzt. Der Wärmeentzug aus dem Erdreich erfolgt mit einer elektrisch angetriebenen Wärmepumpe. Spitzenlasten werden über das in der Hafencity vorhandene Fernwärmenetz abgedeckt.
Um ein möglichst behagliches Raumklima zu
erreichen, wird die Zuluft über eine maschinelle Quelllüftung realisiert. Präsenzmelder
und Tageslichtsensoren steuern die künstliche
Beleuchtung in den jeweiligen Räumen. Die
eigens für das Spiegelprojekt entwickelte Leuchten sind auf eine installierte Beleuchtungsleistung von maximal 11 W/m² hin optimiert. Die
über eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach gewonnene Energie deckt einen nennenswerten
Anteil des Strombedarfs ab. Das durchdachte
Zusammenspiel der einzelnen Gewerke ermöglicht höchsten Komfort nach internationalen
und europäischen Normen (ISO 7730 und EN
15251).
Zur Erfüllung der angestrebten Nachhaltigkeitskriterien des Spiegel-Hauptsitzes tragen außerdem auch solche TGA-Maßnahmen bei wie ein
Hochdruckentwässerungssystem, das Regenwasser von den Dachflächen ab- und in eine
135 m³ große Regenwasserzisterne einleitet,
die sich in der Bodenplatte befindet. So wird
für die Toiletten und Bepflanzung ausschließlich Regenwasser genutzt, die Urinale sind wasserlos.
Monitoring und Betriebsoptimierung:
bessere Energiebilanz
Erst die richtige und damit effiziente Steuerung
macht aus einer hochwertigen technischen Gebäudeausrüstung ein nachhaltiges System. Bereits in den frühen Planungsphasen wird der
Grundstein für die spätere Erfassung der Verbrauchswerte und die Auswertung der Betriebszustände der Anlage gelegt und die dazu notwendigen Datenquellen, Schnittstellen und Erfassungsstrukturen aufeinander abgestimmt.
Werden diese Ansätze über die komplette Planungs- und Bauzeit fortgeführt und realisiert,
beginnt nach erfolgreicher Inbetriebnahme
die Analyse des Energie- und Ressourcenverbrauchs. Aufgrund der kontinuierlich erfassten Daten können erste Arbeiten zur Betriebsoptimierung beginnen, um eine hohe Nutzerzufriedenheit zu gewährleisten und die einzelnen Betriebsparameter kontinuierlich zu verbessern.
Beim Spiegel-Neubau konnte dadurch schon
▲Spiegel-Neubau bei Nacht
PROJEKTBETEILIGTE
Architekt
Henning Larsen Architects (Kopenhagen)
mit Höhler+Partner (Ausführungsarchitekt)
Technische Generalfachplanung
DS-Plan, Stuttgart
Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Binnewies, Hamburg
Baugrundgutachter
Ingenieurbüro für Geotechnik
Dipl.-Ing. Rainer J. Pingel, Hamburg
in der ersten Messperiode (Ende 2012) eine Einsparung von mehr als 20 % der Primärenergie
erreicht und der gemessene Primärenergieverbrauch auf ca. 112 kwh/m²a gesenkt werden.
Dabei blieben die Sondernutzungen wie beispielsweise das TV-Studio und die Küche unberücksichtigt. Durch weitere Optimierungsmaßnahmen soll eine Unterschreitung der
Zielmarke für den Primärenergiebedarf von
100 kWh/m²a erzielt werden.
Autor:
Christian Brensing
CBE-enterprises, Berlin
Lage auf der Ericusspitze
Fotos: Robert Sprang, Egling
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
45
BERUF UND RECHT
ABC des Baurechts
Bindungswirkung einer unwirksamen
Honorarvereinbarung?
von Rechtsanwältin Eva Reininghaus
Wenn während der Ausführungsphase eine
Bauzeitverlängerung eintritt oder ein aufwändiger Abstimmungsprozess mit dem Aufraggeber erforderlich ist und der Architekt/Ingenieur dafür kein zusätzliches Honorar beanspruchen kann, folgt bei der Schlussrechnungslegung die Feststellung, dass das vereinbarte Honorar nicht auskömmlich ist. In
dieser Konstellation oder wenn aus anderem
Grund Streit über die Schlussrechnung entstanden ist, kann sich die Frage stellen, ob
der Architekt/Ingenieur an eine Honorarvereinbarung gebunden ist, obwohl das vereinbarte Honorar unterhalb der Mindestsätze
der HOAI liegt, oder ob er ungeachtet einer
solchen Honorarvereinbarung ein nach den
Mindestsätzen der HOAI berechnetes höheres Honorar geltend machen kann. Gemäß
§ 7 Abs. 3 HOAI dürfen die Mindestsätze der
HOAI nur in Ausnahmefällen unterschritten
werden. Die Voraussetzungen eines solchen
Ausnahmefalls sind aber meist nicht erfüllt,
so dass die Honorarvereinbarung unwirksam
ist.
Zwar hat eine unwirksame Honorarvereinbarung keine Auswirkungen auf die sonstigen
Regelungen des Architekten- oder Ingenieurvertrages. Nach der Rechtsprechung des BGH
entfaltet eine unwirksame Honorarvereinbarung, die zu einer Unterschreitung der Mindestsätze der HOAI führt, jedoch grundsätzlich keine Bindungswirkung. Das heißt, der
Architekt/Ingenieur kann daher in einem solchen Fall in aller Regel einen Honoraranspruch auf Basis der Mindestsätze geltend
machen. Dies gilt selbst dann, wenn das vertraglich vereinbarte, unterhalb der Mindestsätze liegende Honorar auf ein Angebot des
Architekten/Ingenieurs zurückzuführen ist.
Nur in eng begrenzten Fällen kann eine unwirksame Honorarvereinbarung nach den
Grundsätzen von Treu und Glauben gleichwohl Bindungswirkung entfalten. Dafür müssen folgende Voraussetzungen vorliegen:
Die Geltendmachung eines Honoraranspruchs
auf Grundlage der Mindestsätze der HOAI
muss als widersprüchliches Verhalten des Architekten/Ingenieurs zu werten sein. Dies ist
der Fall, wenn keine besonderen Umstände
wie z. B. eine längere Bauzeit vorliegen, die
46
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
das Abweichen von der unwirksamen Honorarvereinbarung rechtfertigen.
Der Auftraggeber muss auf die Wirksamkeit
der Honorarvereinbarung vertraut haben. Anhaltspunkt für sein Vertrauen auf die Wirksamkeit können entsprechende Schreiben
oder Äußerungen des Auftraggebers sein.
Weitere Voraussetzung ist, dass der Auftraggeber auf die Wirksamkeit der Honorarvereinbarung vertrauen durfte und daher schutzbedürftig ist. Keine Schutzbedürftigkeit liegt
vor, wenn der Auftraggeber weiß, dass Architekten- und Ingenieurleistungen, deren anrechenbare Kosten innerhalb der Tafelwerte
liegen, nach HOAI zu honorieren sind. Die erforderliche Sachkunde haben in der Regel die
im Immobilienbereich tätigen Bauherrn sowie selbstverständlich Architekten und Ingenieure im Verhältnis zu ihren Subplanern. Es
kommt bei der Schutzbedürftigkeit jedoch
nicht nur auf die eigene Kenntnis des Auftraggebers an. Vielmehr wird ihm die Kenntnis eines Projektsteuers, eines Rechtsanwalts oder
eines sonstigen Dritten zugerechnet, die ihn
in Verhandlungen mit dem Architekten/Ingenieur vertreten oder beraten. Schutzbedürftig in diesem Sinn dürften daher faktisch nur
Verbraucher sein.
Der Auftraggeber muss sich ferner auf die
Wirksamkeit der Honorarvereinbarung eingerichtet haben. Dies ist beispielsweise dann
der Fall, wenn ein Bauträger seine Finanzierung auf das unterhalb der Mindestsätze liegende Honorar ausgerichtet und die Preise
für die zu veräußernden Wohnungen entsprechend kalkuliert hat. Bei Baumaßnahmen,
die jedenfalls anteilig mit Fördermitteln finanziert werden, kann das Stellen eines Förderantrags unter Zugrundelegung des unterhalb der Mindestsätze liegenden Honorars Indiz dafür sein, dass der Auftraggeber sich auf
die Wirksamkeit der Honorarvereinbarung
eingerichtet hat.
Schließlich muss es für den Auftraggeber nach
Treu und Glauben unzumutbar sein, die Differenz zwischen dem ursprünglich vereinbarten Honorar und dem nach den Mindestsät-
zen zu errechnenden Honorar zu zahlen. Unzumutbarkeit in diesem Sinn liegt vor, wenn
die wirtschaftlichen Folgen für den Auftraggeber schlechthin untragbar sind.
Insbesondere die Fragestellung, ob der Auftraggeber sich auf die Wirksamkeit der Honorarvereinbarung eingerichtet hat, führt in der
Praxis zu Bewertungsschwierigkeiten. So wird
immer wieder diskutiert, wie der Umstand zu
werten ist, dass der Architekt/Ingenieur unter Zugrundelegung des vertraglich vereinbarten Honorars zunächst eine Schlussrechnung stellt, der Auftraggeber darauf vollständig zahlt und der Architekt/Ingenieur zu einem späteren Zeitpunkt eine höhere Schlussrechnung auf Grundlage der HOAI-Mindestsätze stellt. Maßgeblich ist auch insoweit, ob
der Auftraggeber auf die abschließende Honorarbewertung in der ersten Schlussrechnung vertrauen durfte und sich auf dieses vertraglich vereinbarte Honorar eingerichtet hat.
Im Ergebnis ist festzuhalten, dass es für fachkundige Auftraggeber in aller Regel schwierig sein dürfte, die Geltendmachung eines Honoraranspruchs auf Grundlage der HOAI-Mindestsätze abzuwehren, wenn die Parteien eine unwirksame Honorarvereinbarung getroffen haben. Architekten und Ingenieure können dem Argument, die Abrechnung des höheren Honorars sei treuwidrig, mit Verweis
darauf entgegnen, dass die Honorarvereinbarung keine Bindungswirkung entfaltet, weil
der Auftraggeber nicht auf die Wirksamkeit
der Honorarvereinbarung vertraut hat, weil
er darauf nicht vertrauen durfte oder sich jedenfalls nicht auf das niedrigere Honorar eingerichtet hat.
Die vorstehenden Grundsätze sind indes auch
in den Vertragsverhältnissen von Architekten
und Ingenieuren zu ihren Subunternehmern
zu berücksichtigen. Auch insoweit gilt, dass
die Abwehr eines höheren Honoraranspruchs
schwierig sein dürfte, wenn nicht ein Ausnahmefall im Sinn von § 7 Abs. 3 HOAI vorliegt.
Autorin:
Dr. Eva Reininghaus,
Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht,
TSP Theißen Stollhoff und Partner Rechtsanwaltsgesellschaft, Berlin
BERUF UND RECHT
Urteile
Vertragskündigung bei Insolvenz des
Bauunternehmers
von Rechtsanwalt Christoph Bubert
Bundesgerichtshof, Urteil vom 15. 11. 2012 –
IX ZR 169/11 – (BauR 2013, 769)
§ 8 Abs. 2 Nr. 1 VOB/B gibt dem Auftraggeber
das Recht zur außerordentlichen Kündigung,
wenn der Auftragnehmer seine Zahlungen
einstellt, ein Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen dieses Auftragnehmers gestellt wird, ein Insolvenzverfahren eröffnet oder die Eröffnung mangels
Masse abgelehnt wird.
Der Auftraggeber soll sich vom Vertrag lösen
können, wenn der Auftragnehmer aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr die Gewähr
für eine einwandfreie, zeitnahe Vertragserfüllung bietet. Dieses Lösungsrecht bietet gegenüber der freien Kündigung nach § 8 Abs. 1
VOB/B bzw. § 649 BGB den Vorteil, dass der
Auftraggeber nur die bereits erbrachten Leistungen vergüten muss, nicht aber die nicht
erbrachten Leistungen abzüglich ersparter
Aufwendungen.
Seit vielen Jahren ist umstritten, ob § 8 Abs. 2
Nr. 1 VOB/B wegen Verstoßes gegen ein gesetzliches Verbot unwirksam ist. Die Insolvenzordnung (§ 103 InsO) räumt im Falle der
Insolvenz dem Insolvenzverwalter bei Verträgen, die von zumindest einer Seite noch nicht
oder nicht vollständig erfüllt sind, das Wahlrecht ein: Er kann entscheiden, ob er den Vertrag weiter erfüllen und auch von der anderen Seite Vertragserfüllung verlangen will oder
ob er die Erfüllung ablehnt. In letzterem Fall
hat der Vertragspartner zwar einen Schadensersatzanspruch, der aber nur als Insolvenzforderung und damit mit geringen Erfolgsaussichten geltend gemacht werden kann. Die
Entscheidung trifft der Insolvenzverwalter danach, was für die Insolvenzmasse besser ist.
Das Wahlrecht des Insolvenzverwalters ist in
§ 119 InsO abgesichert: Vereinbarungen, die
das Wahlrecht des Insolvenzverwalters im Voraus ausschließen oder beschränken, sind unwirksam.
Nunmehr hat sich der BGH – allerdings nicht
für den Fall eines Bauvertrages, sondern bei
einem Stromlieferungsvertrag – mit der Frage der Zulässigkeit insolvenzabhängiger Lö-
sungsklauseln befasst. Es geht um vertragliche Regelungen, die einem Vertragspartner
das Recht geben, sich für den Fall der Zahlungseinstellung, des Insolvenzantrages oder
der Insolvenzeröffnung vom Vertrag zu lösen,
etwa durch eine Kündigung. Davon zu unterscheiden sind insolvenzunabhängige Lösungsklauseln, die die Kündigung nicht wegen der
Insolvenz sondern aus anderen Gründen zulassen, etwa wegen Verzuges oder anderer
Vertragsverletzungen. Insolvenzunabhängige
Lösungsklauseln sind nicht darauf ausgerichtet, die Wahlmöglichkeit des Insolvenzverwalters auszuhöhlen, so dass der Anwendungsbereich des § 119 InsO nicht betroffen ist.
§ 8 Abs. 2 Nr. 1 VOB/B stellt jedoch ein insolvenzabhängiges Lösungsrecht dar. Nach Abwägung der zu dieser Frage vertretenen Ansichten kommt der BGH zu dem Ergebnis, dass
insolvenzabhängige Lösungsklauseln gegen
§ 119 InsO verstoßen.
Dies gelte unabhängig davon, ob die Kündigung schon bei Zahlungsunfähigkeit oder Insolvenzantragstellung (zu diesem Zeitpunkt
gibt es noch keinen Insolvenzverwalter) oder
erst nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens
zugelassen werde. Nur ein Kündigungsrecht
bei Ablehnung des Insolvenzverfahrens mangels Masse ist unproblematisch, da dann kein
Insolvenzverwalter bestellt wird und daher
seine Rechte nicht betroffen sein können.
Die Entscheidung des BGH ist auf § 8 Abs. 2
Nr. 1 VOB/B übertragbar: Diese Regelung
macht das Kündigungsrecht von einem Insolvenzverfahren bzw. dessen Beantragung oder
der Zahlungsunfähigkeit als Voraussetzung
der Insolvenz abhängig und dürfte daher als
unwirksam zu betrachten sein.
Eine auf der Grundlage des § 8 Abs. 2 Nr. 1
VOB/B ausgesprochene Kündigung wird daher zukünftig in eine freie Kündigung mit den
dargestellten Rechtsfolgen umzudeuten sein,
wenn nicht ein anderer Kündigungsgrund vorliegt, der auch nachgeschoben werden kann.
Bis zur Bestellung eines Insolvenzverwalters
und der Ausübung des Wahlrechts kann relativ viel Zeit vergehen. Wenn nicht so lange abgewartet werden kann oder soll, bleibt nur
der Weg, die Kündigung auf einen anderen,
nicht insolvenzabhängigen Grund zu stützen.
In Betracht kommt hier namentlich § 8 Abs.
3 Nr. 1 iVm. §§ 4 Abs. 7, 5 Abs. 4 VOB/B. Der
Auftraggeber kann den Vertrag außerordentlich kündigen, wenn der Auftragnehmer innerhalb einer ihm gesetzten angemessenen
Frist Mängel nicht beseitigt und wenn der Auftragnehmer die Arbeiten trotz Fristsetzung
nicht aufnimmt, die Baustelle nicht angemessen besetzt oder die Leistung nicht rechtzeitig fertigstellt. Die Tatsache, dass die Insolvenz eines Unternehmers typischerweise auch
zeitliche Verzögerungen mit sich bringt, macht
daraus kein insolvenzbedingtes Kündigungsrecht: Nicht die Tatsache der Insolvenz, sondern andere Umstände, die bei der Abwicklung jedes Bauvertrages auftreten können,
sind Anlass der Vertragsbeendigung.
Zu beachten ist, dass für die genannten Kündigungsgründe grundsätzlich eine angemessene Frist gesetzt und deren fruchtloser Ablauf abgewartet werden muss; eine Fristsetzung wäre im Falle des § 8 Abs. 2 Nr. 1 VOB/B
nicht erforderlich. Insoweit ist also eine zusätzliche Voraussetzung zu beachten und zu
schaffen. Hier ist es Sache des objektüberwachenden Planers, den Auftraggeber auf diesen Umstand hinzuweisen und durch Setzung
einer angemessenen Frist die Kündigung vorzubereiten. Die Kündigung selbst kann nur
durch den Auftraggeber ausgesprochen werden.
Autor:
Christoph Bubert,
Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht,
Rae Osenbrück Bubert Kirsten Voppel, Köln
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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BÜROMANAGEMENT
Strategische Ausrichtung
Welche Vision verfolgen Sie mit
Ihrem Ingenieurbüro?
von Peter Messner
Marktanalyse
Von 1996 bis 2004 erlebten die Architekturund Ingenieurbüros einen bis dato nicht bekannten Einbruch des Branchenumsatzes um
ca. 10 %. Erst seit 2005 erholt sich der Branchenumsatz stetig und liegt inzwischen über
dem Höchstwert aus dem Jahr 1996. Dennoch
ist die Situation von 1996 nicht mit der von
heute vergleichbar wie ein Blick auf die Umsatzrenditen der Büros zeigt. Diese sind trotz
Erholung des Branchenumsatzes weiter gesunken, was für einen konstant anhaltenden
Preisdruck spricht.
Theoretisch wird in einem geschlossenen
Markt für Architektur- und Ingenieurleistungen bei einer Reduzierung der Nachfrage der
Preiswettbewerb, trotz Honorarordnung für
Architekten- und Ingenieurleistungen (HOAI),
derart zunehmen bis durch das Ausscheiden
von Anbietern wieder ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu auskömmlichen Preisen hergestellt ist. Bezogen auf die
tatsächliche Entwicklung des Branchenumsatzes und die Umsatzrenditen der Architektur- und Ingenieurbüros muss deshalb nach
wie vor von Überkapazitäten auf der Anbieterseite ausgegangen werden. Unter diesen
Bedingungen können die Umsatzrenditen mit
dem Leistungswettbewerb unter den Büros
nicht wesentlich verbessert werden. Um nachhaltiges Wachstum und signifikante Verbesserungen bei den Umsatzrenditen zu erzielen, sind vielmehr nähere Kenntnisse des
Marktverhaltens erforderlich sowie die kon-
sequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse des
Marktes.
Eine Erklärung für das Marktverhalten finden
wir im Produktlebenszyklus, mit dem konkrete Produkte oder Dienstleistungen und im
weiteren Sinne auch Branchen und Märkte
beschrieben werden können. Produkte und
Dienstleistungen durchlaufen danach ebenso wie Branchen und Märkte in Abhängigkeit
von der Zeit die Phasen Einführung, Wachstum, Reife und Degeneration. Der Produktlebenszyklus bildet folglich die Nachfrage nach
einem Produkt, einer Branche oder einen bestimmten Mark ab.
Die Nachfrage nach Dienstleistungen von Architektur-und Ingenieurbüros hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, die alle in enger Wechselwirkung stehen, wie z. B. gesellschaftliche Entwicklungen, Bevölkerungs- sowie Arbeitsmarktentwicklung, Wirtschaftswachstum, Einkommen und Vermögen der
privaten Haushalte, technologischer Fortschritt, politische Entscheidungen sowie
Schocks (11.September 2001, Eurokrise), die
langfristige Trends dämpfen oder verstärken.
Mittel- bis langfristig bestimmen vier dominante Faktoren die Nachfrage nach Dienstleistungen von Architektur- und Ingenieurbüros. Dies sind die Bevölkerungsentwicklung
in Deutschland (Demografischer Wandel), die
Energiewende, die zunehmende Verschuldung der westlichen Industrieländer insbesondere von Europa sowie die fortschreitende Globalisierung. Es würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, sich umfassend mit den
aufgeführten Faktoren und ihren Interdepen-
◀ Gesamtausgaben
der öffentlichen
Hand für Pensionen
Quelle: Bundesregierung,
zweiter Versorgungsbericht 2001
48
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
BÜROMANAGEMENT
▶ Wachsende und
schrumpfende
Städte und
Gemeinden
Quelle: BBSR Bonn
2011
denzen auseinander zusetzen. Deshalb werden im Folgenden nur für den Faktor Demographischer Wandel der Veränderungsdruck
und die Auswirkungen auf die Büros erläutert.
Marktfaktor Demografischer Wandel
Allgemein bekannt ist, dass der Demografische Wandel die Arbeitswelt, die Altersvorsorge und das Gesundheitswesen beeinflusst. Weniger bekannt ist, dass auch die Immobilienwirtschaft, die Wirtschaft, die staatliche Infrastruktur und die öffentlichen Haushalte betroffen sind. Besondere Brisanz steckt in diesem Zusammenhang in den öffentlichen
Haushalten, deren Einnahmen in einer alternden Gesellschaft schrumpfen, während die
Pensionslasten, die nicht umlage- sondern
steuerfinanziert sind, explosiv steigen.
Einer Studie der dchp Consulting und organisations & projekt consulting GmbH zufolge
beläuft sich der kommunale Investitionsstau
bis 2015 bereits auf 102,6 Mrd. Euro. Werden
zusätzlich noch die derzeit äußerst günstigen
Refinanzierungsbedingungen der öffentlichen
Hand berücksichtigt, die aber langfristig nicht
auf diesem Niveau verharren werden, ist absehbar, dass die Nachfrage nach Dienstleistungen von Architekten und Ingenieure aus
finanziellen Gründen zurückgehen wird. Einer Verbreiterung der Steuereinnahmen wiederum sind enge Grenzen gesetzt, da die Steuerlast für Unternehmen und Bürger im internationalen Vergleich bereits hoch ist und nicht
überstrapaziert werden kann. Angesichts dieser Fakten ist die Frage zu stellen, ob wir uns
bei einer schrumpfenden Bevölkerung eine
Infrastruktur auf dem derzeit hohen Niveau
noch leisten können.
Die Nachfrage der öffentlichen Hand befindet sich im weiter vorn beschriebenen Produktlebenszyklus demzufolge in der Sätti-
gungsphase und führt zu einem Verdrängungswettbewerb zwischen den Architekturund Ingenieurbüros. In dieser Situation helfen den Büros nur Innovationen, die die Aufwendungen für die Instandhaltung der kommunalen Infrastruktur erheblich reduzieren
helfen oder ein Ausweichen in prosperierende Märkte.
Bezüglich der Immobilienwirtschaft stellt sich
die Frage, wie stark die Bevölkerung schrumpft
und wie sich die Zahl der Haushalte entwickelt. Auch hier ist inzwischen ein Trend erkennbar. Bezogen auf den Wohnungsneubau
befinden sich die Märkte in Deutschland mit
Ausnahme der prosperierenden Regionen
München, Nürnberg-Erlangen, Regensburg,
Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg, Ulm, Mannheim, Frankfurt a. Main, Wiesbaden, Mainz,
Köln-Bonn, Düsseldorf, Münster, Hannover,
Hamburg, Kiel, Berlin, Potsdam, Leipzig und
Dresden in der Sättigungsphase.
In allen anderen Regionen sind auch im Wohnungsbestand angesichts wachsender Leerstände, fallender Immobilienpreise und
schrumpfender Einkommen kaum Impulse
aus Energiewende und altersgerechter Sanierung des Bestands zu erwarten.
Für Planungsbüros, die sich mit den Folgen
der Bevölkerungsentwicklung auseinander
setzen, ergeben sich neben den Risiken auch
zahlreiche Chancen, die es durch Kreativität
und Innovationen zu erschließen gilt. Wer hier
die richtigen Konzepte für Städte, Gemeinden
und deren Bürger hinsichtlich Infrastruktur
und Instandhaltung entwickelt, kann mit diesen Dienstleistungen in der Entstehungsphase Umsatzwachstum und entsprechende Umsatzrenditen erwarten. Alternativ können be-
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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BÜROMANAGEMENT
troffene Büros die Entscheidung treffen, in attraktivere Märkte auszuweichen.
Werden zusätzlich zur Bevölkerungsentwicklung, deren Auswirkungen mit diesen Beispielen nur angedeutet sind, auch die Energiewende, die Verschuldung der westlichen Industrieländer und die fortschreitende Globalisierung und deren Interdependenzen mit in
die Analyse einbezogen, ergeben sich vielfältige Risiken, aber auch Chancen für Architektur- und Ingenieurbüros, die es mit schöpferischer Zerstörung im Sinne Schumpeters zu
erschließen gilt. Das Strategiemodell zur Entwicklung einer Vision hat der Verfasser in der
Maiausgabe 2002 dieser Zeitschrift beschrieben. Interessenten können den Sonderdruck
kostenlos anfordern.
Strategische Neuausrichtung
Dem Verfasser sind aus seiner langjährigen
Erfahrung etliche Büros bekannt, die mittelbis langfristige Marktveränderungen genau
analysiert und daraus eine zukunftsfähige Vision für ihr Büro entwickelt haben. Als Beispiel sei hier das Ingenieurbüro XX mit Unternehmenssitz in Süddeutschland vorgestellt.
Das Büro mit dem Leistungsspektrum Siedlungswasserwirtschaft, Kanalsanierung, Verkehrswesen, Vermessung und Geoinformationssysteme besitzt eine lange Tradition und
wird inzwischen von der dritten Generation
geführt. Während der Marktbereinigung 1996
bis 2004 geriet das Büro XX wie viele Konkurrenten in eine schwere Krise. Aufgrund des
dramatischen Umsatzeinbruches musste sich
das Büro bis 2002 von zwei Drittel seiner Mitarbeiter trennen und kämpfte ums Überleben. Die Inhaber, die sich drei Jahre lang gegen diese Entwicklung gestemmt hatten, erkannten gerade noch rechtzeitig, dass sie alleine aus dieser Situation nicht herauskommen.
Mit fremder Hilfe wurde eine umfassende
Markt- und Unternehmensanalyse durchgeführt, die am Anfang zunächst zu einer gewissen Resignation führte. Zum ersten Mal wurde das Büro auf die weitreichenden Probleme seiner Kunden, Auftraggebern der öffentlichen Hand, aufmerksam, die seinerzeit nicht
in der Lage waren solide Haushalte aufzustellen. An dieser Stelle erkannten die Büroinha-
50
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
ber, dass ihr Wohl und Wehe vollständig von
den finanziellen Möglichkeiten der regionalen Kunden abhängig ist. Diese Erkenntnis
führte zur schöpferischen Zerstörung des bisherigen Leistungsspektrums und zum Aufbau
nachhaltiger Problemlösungen für die Kunden, die aus rechtlichen Gründen hier nicht
näher erörtert werden können.
Bis zur Marktreife der Problemlösungen war
eine Ausweichstrategie erforderlich, die über
die Akquisition großer Industrieunternehmen
umgesetzt wurde. Zur Entwicklung der Problemlösungen wiederum wurden aus dem
Kundenstamm Lead User Kunden akquiriert.
Als die Entwicklung der Problemlösungen weit
fortgeschritten war, haben die Inhaber zusammen mit einem Fachmann eine Marketingstrategie erarbeitet und die Reaktion des
Marktes getestet. Aus diesem Markttest wurden wichtige Erkenntnisse für die Akquisition
von Abnehmern der Problemlösungen und
deren Optimierung gewonnen. So können die
Kunden u. a. heute aus einzelnen Modulen
auswählen, wie sie diese für die Instandhaltung ihrer Infrastruktur einsetzen wollen. Das
modular aufgebaute Konzept ermöglicht es
den Kunden, entsprechend ihrer finanziellen
Möglichkeiten zunächst mit einzelnen Modulen zu beginnen ohne das Gesamtkonzept aus
den Augen zu verlieren.
Derzeit ist das Büro dabei, seine Erkenntnisse in eine Markterweiterung umzusetzen. Das
geht teilweise soweit, dass das Büro seine
Dienstleistungen immer öfter konkurrenzlos
anbieten kann. Der Umsatz ist inzwischen um
das Vierfache gewachsen und auch die Anzahl der Mitarbeiter hat sich wieder deutlich
erhöht. Bei der Auswahl der neuen Mitarbeiter hat man konsequent darauf geachtet, dass
deren Fähigkeiten zur strategischen Ausrichtung des Büros passen.
Zur Nachhaltigkeit des Unternehmenswachstums wird einmal jährlich die Umsetzung der
Vision geprüft und falls erforderlich werden
notwendige Korrekturen vorgenommen.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass
die Strategieumsetzung der neuen Vision, insbesondere in den ersten drei Jahren, alles andere als einfach war. Grundsätzlich benötigt
die strategische Umsetzung einer neuen Vision Disziplin und Zeit. bis sie zu wirken beginnt. In dieser Phase scheitern 75 % aller Unternehmen, weil es an Disziplin mangelt, kleine Erfolge nicht gesehen werden, viel zu
schnell der große Wurf erwartet wird, was in
den seltensten Fällen gelingt.
Fazit
Bleibt zum Schluss der Appell, die gute Auslastung zu nutzen und eine zukunftsfähige Vision zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit zu entwickeln. Es ist immer einfacher, aus der Stärke heraus zu neuen Ufern
aufzubrechen, als aus einer ernsthaften Unternehmenskrise. Weiterhin verfügen die Innovationsführer nicht nur über einen Wettbewerbsvorsprung von bis zu 24 Monaten,
sondern sie sind es, denen die Kunden aufgrund ihrer Erfahrung am meisten Vertrauen. Für Architektur- und Ingenieurbüros, die
sich nicht um ihr strategisches Büromanagement kümmern, bleibt da langfristig keine
wettbewerbsfähige Position mehr frei, was so
viel bedeutet, dass sie sich auch zukünftig mit
dem Preiswettbewerb auseinander setzen
müssen.
Autor:
Peter Messner
Management Consultants,
Trossingen
PRODUKTE UND PROJEKTE
◀ Fertige Fundamente mit „Pohl`schem Kragen“
Foto: Paschal
Paschal
1.100 Betonfundamente für Erdgasspeicher in Etzel
Mit der Ausführung der Rohbauarbeiten der
Lose 1 und 8 war die Knoll GmbH (Haren) beauftragt. Die Baustelle ist 12 ha groß, hinzu
kommen noch einmal 1,5 ha Stapelplätze für
die Baustelleneinrichtung. Die Rohbauarbeiten begannen im Juni 2011 und endeten Anfang 2012.
Da die einheimischen Quellen an Erdöl und Erdgas Deutschland nur zu einem kleinen
Teil mit Energie versorgen können, sind wir auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. 1970 wurde beschlossen, eine strategische „Bundesrohölreserve“ für den Bedarf
von zunächst 65 Tage anzulegen. Heute wird neben dem Öl auch noch Erdgas gespeichert. Dafür werden derzeit die Kapazitäten erweitert.
Speichertechnik
Als beste Lösung für die Lagerung erwiesen sich
künstliche Kavernen in tiefliegenden norddeutschen Salzstöcken. Seit1971 wird dafür ein bei
Etzel, einer kleinen Ortschaft der Gemeinde Friedeburg in Ostfriesland, rund 10 km Luftlinie
von Wilhelmshaven entfernt, gelegener Salzdom genutzt. Er ist rund 12 km lang, 4 km breit,
wurzelt in 4 km Tiefe und ist von 750 m jungen
Erdschichten bedeckt.
Um Kavernen im Salzstock zu schaffen, muss
durch die überdeckenden Erdschichten tief in
den gesteinsartigen Körper aus Salz hinein gebohrt werden. Die Kavernen haben typischerweise einen Durchmesser von einigen Zehnermetern und etwa die Form von großen, mehrere 100 m hohen Röhren. Die Salzmassen werden mittels Meereswasser gelöst, das über eine Pipeline nach Etzel gelangt. Die ausgespülte Sole wird über eine zweite Pipeline zur Nordsee gepumpt und dort mit fachbehördlicher
Genehmigung eingeleitet.
In jüngster Zeit werden hauptsächlich Kavernen für Erdgas gebaut. Die Kapazität soll in den
nächsten Jahren um mehrere Milliarden Normkubikmeter erweitert werden. Die Kavernen
sind an die europäischen Gasnetze angeschlossen und dienen zur Zwischenspeicherung von
Erdgas vor allem für Norddeutschland.
Im Moment gibt es drei Baustellen am Standort Etzel. Oberirdisch entstehen Betriebsanla-
gen (Gasreiniger, Entfeuchter, Kompressoren
usw.), die für das Einspeichern und spätere Ausspeichern von Erdgas in die Kavernen notwendig sind. So errichtet die Eon Gas Storage GmbH
(Essen) gemeinsam mit OMV Fas & Power GmbH
(Wien), der Verbundnetz Fas Aktiengesellschaft
(Leipzig) und der Gas-Union (Frankfurt) unter
dem Kürzel ESE – Erdgasspeicher Etzel – eine
Speicherstation mit insgesamt 19 Kavernen. Die
Inbetriebnahme erfolgt stufenweise bis 2014.
Betreiber ist die Eon Gas Storage.
Eine Kaverne hat ein Hohlraumvolumen von
rund 700.000 m³ und enthält ca. 98 Mio. Nm³
Arbeitsgas (= Gas, das nicht zur Aufrechterhaltung des Minimaldrucks benötigt wird und genutzt werden kann) bei 70 bis 200 bar. Das Projekt hat ein Auftragsvolumen von rund 356 Mio.
Euro (Stand 2011).
Logo- und Raster-Schalungen
Für die Gebäude, aber auch für die einzelnen
Pipeline-Führungen wurden fast 1.100 Fundamente gebaut. Für die Sauberkeitsschichten
wurden 700 m³ C12/15-Beton verwendet, für
die Konstruktionen ca. 3.800 m³ C 35/45 sowie
500 t BST 500 Baustahl, der vor Ort geflochten
wurde. Auf der Baustelle galt die Überwachungsklasse II.
Die Bauarbeiten liefen auch während der Wintermonate, weswegen einige Fundamente in
beheizbaren, 30 x 40 m großen Winterbauzelten hergestellt und vor Ort mit Mobilkränen
aufgestellt wurden.
Um den Korrosionsschutz der erdverlegten Gashochdruckleitungen zu erhöhen, wurden sämtliche Rohrleitungsfundamente mit einem
„Pohl’schen Kragen“ versehen, in diesem Fall
aus einer Grundierung sowie Bitumendickbeschichtung. Die Rohrleitungsgräben liegen teils
5 m unter Geländeoberkante.
Für die etwa 20.000 m² zu schalende Fläche
wurden lediglich 300 m² der Logo.3-Systemschalung von Paschal verwendet. Im Mittel war
jede Schalung 66 Mal im Einsatz. Die Logo.3
wurde vor allem wegen der Möglichkeit gewählt, die Schalung komplett zu versetzen, um
sie am nächsten Einsatzort, ohne diese erneut
montieren zu müssen, verwenden zu können.
Das Bauunternehmen schätzt sie als strapazierbares und flexibles System, bei dem keine Sonderlösungen erforderlich wurden, zumal die
Logo.3 im System auf 1 cm genau an jedes Maß
angepasst werden kann.
An einigen besonders kniffligen Stellen wurde
die mit der Logo.3 kompatible Raster-Universalschalung eingesetzt.
www.paschal.de
◀ Geologischer Schnitt unterhalb von Etzel
Abbildung: Deep/KBB UT
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
IWES/DLR
Rotorblätter lernen Mitdenken
Auch bei starken Windböen sollen Windräder zukünftig Strom erzeugen. Smart Blades, intelligente Rotorblätter, sollen selbstständig Strömungen erkennen und ausgleichen. Das soll Stillstandszeiten minimieren,
ist aber bislang Zukunftsmusik, denn bisher
scheuten Hersteller den hohen Entwicklungsaufwand. Nun hat sich der Forschungsverbund Windenergie des Themas angenommen. Darin arbeiten das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES, das Zentrum für Windenergieforschung ForWind sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammen. Gefördert wird das Projekt „Smart Blades – Entwicklung und Konstruktion intelligenter Rotorblätter“ mit zwölf Mio. Euro
durch das Bundesumweltministerium. In
der Projektlaufzeit von 39 Monaten wollen
die Verbundpartner Konstruktionsunterlagen für die Rotorblätter entwickeln und den
Herstellern zugänglich machen.
Um künftig automatisch auf starke Windböen reagieren zu können, sollen die Wind-
▲ Smart Blade mit beweglicher Hinterkante,
Vorflügel und Klappen im Rotorblatt
Abbildung: DLR
energieanlagen mit Hilfe von laser-optischen
Fernerkundungsverfahren in der Lage sein,
das einströmende Windfeld zu erfassen und
daraus Rückschlüsse für die optimale Regelungsstrategie zu ziehen. Mit beweglichen
Hinterkanten und Vorflügeln sollen sich die
Smart Blades lokalen Windströmungen anpassen und auch bei stark böigem Wind
Strom liefern. Bisher drehen die Betreiber
die Rotorblätter aus dem Wind, wenn dieser zu stark weht.
Protarget AG
Neue Generation von Solarkraftwerken
Referenzanlage in Bad Aibling
Foto:Protarget
Das Kölner Technologieunternehmen Protarget AG hat eine völlig neue Generation
von CSP-Anlagen (Concentrating Solar
Power) auf den Markt gebracht. Aufgrund
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BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
eines standardisierten Fertigungsprozesses
können die solarthermischen Anlagen deutlich schneller und kostengünstiger realisiert
werden. Dadurch wird Solarstrom weltweit
Durch die enorme Länge der aktuellen Rotorblätter von bis zu 85 m überstreicht ein
Windrad beim Drehen eine Kreisfläche von
22.670 m². Dies entspricht fast dem Areal
des rund 23.000 m² römischen Petersplatzes. Durch diese Größe treten innerhalb der
überströmten Kontaktfläche bei Böen unterschiedliche Windgeschwindigkeiten auf.
Bei Sturm kann die Differenz innerhalb der
Rotorfläche 20 oder 40 m/s ausmachen. Ein
pauschales Verstellen des gesamten Rotorblattes wird dem nicht gerecht. Die Idee, Rotorblätter zu konstruieren, die mehr bewegliche Teile haben und sich so besser den
Windverhältnissen anpassen, ist nicht neu.
Jedoch scheuen Anlagenbauer bislang die
Entwicklung, denn die notwendigen aktiven
Mechanismen machen die Windkrafträder
fehleranfälliger, teurer, schwerer und wartungsintensiver. Die Forscher erwarten, dass
durch die Anpassungsfähigkeit der Smart
Blades die Last auf das Rotorblatt gemindert
wird. Sie wollen ein aerodynamisch optimiertes und leichteres Design umsetzen. Das
soll die Lebensdauer der Anlage erhöhen
und Material- und Logistikkosten sparen.
www.dlr.de
sehr viel einfacher zugänglich und in vielen
Gebieten ohne Subventionen bezahlbar. „Bislang waren CSP-Kraftwerke mit riesigen Spiegelparks Großprojekte mit einem immensen
Finanzierungsaufwand und langen Planungsund Bauzeiten“, sagt Martin Scheuerer, Vorstand der Protarget AG, „unsere modulare
Bauweise definiert die CSP-Technologie neu.“
Den neuen Kraftwerkstyp hat Protarget gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für
Luft- und Raumfahrt in Köln (DLR) und mit
Unterstützung renommierter Industriepartner entwickelt. Er ist für sonnenreiche Regionen wie den arabischen Raum und die Mittelmeerregion konzipiert und im Leistungsbereich von 1 bis 20 MW lieferbar. Der Fertigungsprozess orientiert sich an der Plattformphilosophie der Autoindustrie. Ausgehend
von einem Grundkonzept nutzen die Ingenieure weitgehend standardisierte und seriengefertigte Industrieteile. Das reduziert die
Investitionskosten pro MW installierter Leistung gegenüber herkömmlichen Solarkraftwerken um 30 %: Die Stromerzeugungskosten
PRODUKTE UND PROJEKTE
Schorisch AG
Fischaufstieg aus 100 t Stahl
Insgesamt 100 t wiegt die Fischaufstiegstreppe, die den historischen Ortskern des Hamburger Stadtteils Bergedorf um ein attraktives
Bauwerk reicher macht. Stahlbauer aus Karstädt (Brandenburg) haben so dafür gesorgt,
dass die Fische in der Bille künftig wieder
stromaufwärts schwimmen können. Dass eine stählerne Fischaufstiegstreppe eher dem
Charakter Alt-Bergedorfs mit seinen Fachwerkhäusern entsprechen würde als schnöder, grauer Beton, darin waren sich Planer und Denkmalschützer einig, als man sich für die Arbeit
der Stahlbauer von Schorisch Magis entschied.
Der Transport der Stahl-Konstruktion von Brandenburg in den südöstlichsten Zipfel der Freien Hansestadt stellte eine logistische Herausforderung dar. Bewältigt wurde diese, indem
die zehn Bauelemente in Karstädt jeweils einzeln auf 40-Tonner verladen und in den Bergedorfer Hafen transportiert, dort auf Pontons
gehievt und samt Spezialkran zum Wehr geschoben wurden. Direkt neben dem über
800 Jahre alten Stauwehr in der Bille schließlich abgesenkt und zusammengefügt, ent-
▲ Fischaufstiegstreppe aus Corten-Stahl
Foto: Wagner
sinken je nach Region auf unter 15 Cent für die
Kilowattstunde. „In sonnenreichen Regionen
können wir damit subventionsfrei mit anderen Energieformen wie Diesel, Gas, Kohle und
Photovoltaik konkurrieren“, sagt Scheuerer.
Solarthermische Anlagen mit konzentrierenden Kollektoren werden auch als Spiegelkraftwerke bezeichnet. Sie erzeugen Temperaturen von bis zu 400 °C und haben einen hohen
Wirkungsgrad. Anders als bei der Photovoltaik generiert die konzentrierte Sonnenenergie keinen Strom, sondern Hitze, die wiederum Dampf erzeugt. Dieser treibt eine Turbine mit Generator zur Stromerzeugung an. Der
Dampf kann darüber hinaus auch zur Kühlung, Klimatisierung, für industrielle Prozesswärme und Meerwasserentsalzung genutzt
werden.
Ein Kraftwerk mit 5 MW Leistung kann so rund
13 Mio. kWh Strom pro Jahr liefern. Das entspricht dem Verbrauch von etwa 4.000 Haushalten bzw. eines Industrieparks oder z. B. einer Papierfabrik. Die erwartete Lebensdauer
der Komponenten, die speziell für das Wüs-
tenklima ausgerichtet sind, liegt bei mindestens 25 Jahren.
Dr.-Ing. Eckhard Lüpfert vom Institut für Solarforschung des DLR ist vom Potenzial der
CSP-Technologie überzeugt. „Solarthermische Großkraftwerke leisten schon seit über
25 Jahren in den USA aber auch in vielen
anderen Ländern zuverlässig ihren Dienst
und haben sich in der Praxis bewährt. Wenn
nun dank kleinerer standardisierter Kraftwerkseinheiten die Anschaffungskosten signifikant sinken und der Preis für fossile
Brennstoffe immer weiter steigt, steht dieser Nutzung der Sonnenenergie ökologisch
und ökonomisch eine große Zukunft bevor.“
Eine erste Referenzanlage des neuen CSPKraftwerktyps ist seit Oktober auf dem Areal
der Nullenergiestadt Mietraching in Bad Aibling, einem Forschungs- und Entwicklungszentrum für alternative Energienutzungen,
erfolgreich in Betrieb. Die Demonstrationsanlage hat die Größe von 560 m² und leistet bis zu 320 kW.
www.protarget-ag.de
stand die geplante Fischaufstiegstreppe.
An der Oberfläche sind von der 1,10 m hohen
Stahlkonstruktion am Ende dann gerade noch
20 cm sichtbar. Querträger verleihen dem Bauwerk zusätzliche Stabilität, um dem Wasserdruck und im Winter auch dem Eisdruck standhalten zu können.
Das 83 m lange Bauwerk aus 100 t Corten-Stahl
passt optisch hervorragend zum Ensemble der
Alten Holstenstraße. Dort wird die Bille seit
1208 aufgestaut. Der Gasthof Stadt Hamburg,
die Kornwassermühle mit Brauhaus und
Branntweinbrennerei von 1713 sowie das Giebelhaus aus dem 17. oder 18. Jahrhundert bilden ein wunderschönes Ensemble. Der im
Wasser langsam rostende Stahl trägt dem
Wunsch Rechnung, der Fischaufstiegstreppe
die Optik eines historischen Industriebaus zu
verleihen, der zu diesem historischen Ambiente passt.
Damit die Fische den Höhenunterschied von
1,70 m gut überwinden können, wurden alle
drei Meter sogenannte Störkörper eingebaut,
die das Schwimmen vom Unter- ins Oberwasser und zurück erlauben, was künftig für eine
bessere Wasserqualität und mehr Artenvielfalt
in der Bille sorgen wird.
www.schorisch.de.
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
53
PRODUKTE UND PROJEKTE
▶ Smart Grid
Abbildung: Bundesverband
Wärmepumpe
Ochsner
Wärmepumpen für intelligente Netze
Voraussetzung für die effiziente Nutzung des
Stroms aus Erneuerbaren Energien sind Wärmepumpen mit intelligenter Regeltechnik.
Als erster Hersteller bietet Ochsner alle seine
Wärmepumpen für Heizung und Warmwasser SmartGrid-ready (SGready) an. Bei normalem Stromangebot erzeugt die Wärmepumpe die gewünschte Heizwasser-Normaltemperatur im Pufferspeicher, zum Beispiel 35 °C
oder 50 °C. Steht billiger Strom im Netz zur
Verfügung, heizt die Wärmepumpe den Pufferspeicher auf eine erhöhte Solltemperatur
auf, zum Beispiel 65 °C, und legt so bei günstigem Tarif einen Wärmevorrat an. Wer heute eine Wärmepumpe ohne Smart-Grid-Tauglichkeit anschafft, handelt nicht zukunftsorientiert, da er nicht von den volatilen Strompreisen profitieren wird. Unabhängig davon
ist die Technik bereits heute zur Nutzung von
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BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
Solarstrom aus einer eigenen Photovoltaikanlage einsetzbar. Die erhöhte Solltemperatur
wird immer dann erzeugt, wenn die Sonne
viel Energie liefert, bei Nacht oder an sonnenarmen Tagen greift der Nutzer auf die gespeicherte Wärme zurück.
Ausgehend von einem Warmwasserbedarf von
40 l pro Tag und Bundesbürger wendet
Deutschland rund 190 GWh täglich für die
Warmwasserbereitung auf. Um diesen Bedarf
zu decken, benötigt man 223.529.412 kWh
beim Einsatz von Gas, bei Direkterwärmung
mit Strom 193.877.551 kWh. Wird eine Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ)
von 3,5 genutzt, reduziert sich der Energiebedarf auf 54.285.714 kWh, also auf rund ein
Viertel gegenüber Gas.
Nach Berechnungen von Stromversorgern lassen sich pro Jahr rund 23,2 TWh aus Gas, Öl
oder Holz einsparen, wenn man davon ausgeht, dass im Jahr 2020 an rund 100 Tagen
überschüssiger Strom zur Verfügung steht. Mit
der eingesparten Energie könnten dann laut
RWE mehr als 10 Spitzengaskraftwerke (Typ
Irsching5 mit 860 MW Leistung bei einer Auslastung von knapp 60 % an 1.500 Stunden im
Jahr) betrieben werden, um Lasten im Netz
auszugleichen, wenn Strom aus Erneuerbaren Quellen nicht ausreichend zur Verfügung
steht.
„Power to Heat“ ist aktuell die wirtschaftlichste Form, um überschüssigen Strom aus EE zu
nutzen. Wärmepumpen bieten dafür die effizienteste Lösung. Für die Zukunft bieten sie
interessante Möglichkeiten und Potenziale für
das Lastmanagement in intelligenten Stromnetzen (Smart Grids).
www.ochsner.de
Schindler
Erster Solaraufzug in
Betrieb
Schindler testet in einem fünfstöckigen Gebäude im Barrio Garcia in Barcelona erstmals
einen Aufzug mit Solarantrieb. Der Prototyp
ist eine modifizierte Version des Modells
Schindler 3300 und funktioniert bislang einwandfrei: Solarmodule auf dem Dach des
Hauses laden eine Batterie auf. Durch ein intelligentes Energie-Management wird diese
erneuerbare Energie an den Aufzug weitergeleitet.
„Der Prototyp hat uns gezeigt, was wir noch
besser machen können – diese Erkenntnisse
setzen wir gerade in die Praxis um“, sagt Eric
Rossignol, Projekt-Manager bei Schindler. Je
nachdem, wie häufig der Aufzug tagsüber benutzt wird, kann der installierte Prototyp derzeit im Jahresdurchschnitt so viel Sonnenenergie liefern, wie nötig ist, um fast die Hälfte des
Energiebedarfs des Aufzugs zu decken. Der
Rest wird aus dem Netz bezogen. Der Aufzug
kann wahlweise mit Solarenergie, Strom aus
dem Netz oder einer Kombination aus beidem betrieben werden.
Wird die von den Solarmodulen auf dem Dach
gewonnene Energie nicht benötigt, wird sie
in Batterien gespeichert, bis sie gebraucht
wird. Alternativ kann sie für die Versorgung
anderer Gebäudeanwendungen bereitgestellt
werden. Die Module auf dem Dach sind groß
genug, um die Energie für den Betrieb des
▲ Schindler-Solaraufzug in Barcelona
◀ Die Solarpanels decken ca. die Hälfte des
Strombedarfs
Fotos: Schindler
Aufzugs auch im Winter bei weniger Sonnenstunden sicherzustellen. Ziel der Entwicklung
ist es, langfristig mit Hilfe von Sonnenenergie
den gesamten Strombedarf von Aufzügen in
Wohn- und kleineren Geschäftsgebäuden zu
decken.
Inzwischen arbeitet Schindler daran, die Technologie des Solaraufzugs zu optimieren und
plant noch in diesem Jahr die Markteinführung.
www.schindler.de de
IB&T
Neue FGSV-Richtlinien in CARD/1 umgesetzt
Die FGSV hat die Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen Ausgabe 2012 (RStO 12) veröffentlicht, die damit die bisherigen RStO 01 ersetzen. Danach werden aus Bauklassen Belastungsklassen. Mit CARD/1 lassen sich die
Belastungsklassen nach den neuen Richtlinien ermitteln.
Für die exakte Auswahl der technisch geeigneten und wirtschaftlich richtigen Bauweise ist die Bestimmung der Belastungsklasse
erforderlich. Sie bestimmt die Dicke des Oberbaus einer Straße. Die Ermittlung der Belas-
tungsklasse ist der Nachweis, dass die Fahrbahn der jetzigen und zukünftigen Verkehrsbelastung gewachsen ist. Die Berechnung und
Ermittlung wird in der RStO geregelt.
Warum die Änderung? Auf den Straßen tut
sich etwas. Viel Verkehr, besonders Schwerlastverkehr, belastet die Straßen. Diese Mehrbelastungen und Erkenntnisse aus Forschungsprojekten und Untersuchungsergebnissen führten zu einer Überprüfung der angenommenen Ausgangsdaten der alten RstO
01. Einige Stellen wurden verbessert, andere
bestätigt.
Mit den neuen Berechnungsgrundlagen und
Zuordnungstabellen ist die Bauklassenberechnung überarbeitet worden. Die IB&T
GmbH, der Hersteller der CAD Planungssoftware CARD/1, hat schnell auf die neuen Anforderungen reagiert. Anwender finden die
neue Funktion im Software-Menü Verkehrsweg. Die Tabellenwerte und Zuordnungstabellen wurden entsprechend aktualisiert.
Sollte die Neuberechnung einer bereits berechneten Bauklasse nötig sein, so ist dies
wahlweise per „klassischer“ Bauklassenberechnung oder per neuer Belastungsklasse
möglich. Vergleiche lassen sich so schnell
durchführen, Unterschiede sind leicht erkennbar.
www. card1.com
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
Allround-Traggerüst TG 60
von Layher beim Bau des
Ein- und Auslaufbauwerks
für „Linthal 2015“
Layher
Großeinsatz für Traggerüst TG 60
Mitten in der Bergwelt südöstlich von Zürich
entsteht mit „Linthal 2015“ das größte Pumpspeicherwerk der Schweiz. Rund um die Uhr
bauen 600 Arbeiter in drei Schichten Kavernen, größer als die Haupthalle des Züricher
Hauptbahnhofes, 600 m tief im Berginneren.
Außerdem errichten sie eine 1.000 m lange
Staumauer. Mit dem unterirdisch angelegten
Großprojekt soll nach Fertigstellung Wasser
aus dem Limmernstausee in den gut 600 m
höher liegenden Muttsee gepumpt und zur
bedarfsorientierten Stromerzeugung genutzt
werden.
Angesichts seiner Größe, geplant ist eine Turbinenleistung von 1.000 MW, und der hochalpinen Lage stellt das Bauvorhaben die Verantwortlichen vor außergewöhnliche Herausforderungen: Bauwerke mit komplexer Gebäudegeometrie, schwieriges Gelände und die damit verbundene Baustellenlogistik, die Koor-
dination von rund 1.100 verschiedenen Arbeitsabläufen und vor allem die Sicherheit der
Bauarbeiter sind zu gewährleisten. Dies gilt
für den Bau der Kavernenzentrale am Fuße
des Limmernsees, der bis zu 35 m hohen Staumauer um den Muttsee und für dessen Einund Auslaufbauwerk.
Eine besondere Herausforderung der Baustelle stellt der Materialtransport dar, da alle Geräte – einschließlich der Gerüste – nur über
die beiden extra errichteten Materialseilbahnen mit je 40 t Tragkraft zu den Baustellen
transportiert werden können. Um die anspruchsvolle Logistikplanung einzuhalten, die
ein Team von über 70 Logistik- und Transportspezialisten sieben Tage die Woche betreut,
müssen Güter zeitlich aufeinander abgestimmt
an der Basisstation eintreffen.
Für die Schalarbeiten der 1,7 m starken Decke
am Ein- und Auslaufbauwerk, des Unterzuges
Kunstmuseum Ravensburg
Museum im Passivhausstandard
Der mit 30.000 Euro dotierte Deutsche
Architekturpreis 2013 geht an das Büro
Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart, für
das im März fertiggestellte Kunstmuseum
in Ravensburg. Die Preisverleihung zu
dem gemeinsam vom Bundesbauministerium und der Bundesarchitektenkammer ausgelobten Wettbewerb findet am
12. Juni in Berlin statt.
Das Gebäude ist ein kleines Meisterwerk.
Es ist der weltweit erste Museumsbau im
Passivhaus-Standard. Ravensburg und seine historische Innenstadt verfügen damit
nicht nur über einen neuen Anlaufpunkt
für Kunstliebhaber, sondern zugleich über
ein Highlight des energieeffizienten Bauens.
„Die größte Herausforderung war die geringe Zahl an Fenstern“, sagt Florian Lang
von dem für die Passivhaus-Planung zuständigen Büro Herz & Lang. Gemälde
vertragen kein natürliches Licht und kön-
56
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
PRODUKTE UND PROJEKTE
sowie der fast 7 m hohen, freitragenden Wandscheibe mit einem Eigengewicht von bis zu 25
t/m war eine hochtragfähige Unterstützung
notwendig. Gefordert waren zudem Flexibilität, um die Konstruktion optimal an die komplizierte Geometrie in Form eines Trichters anzupassen, eine schnelle Montage zur Einhaltung der engen Zeitvorgaben und Sicherheit
für die Gerüstbauer beim Aufbau der bis zu
17,5 m hohen Traggerüsttürme.
Mit Blick auf diese herausfordernden Vorgaben entschied sich das Bauunternehmen Marti bewusst für das neue Allround-Traggerüst
TG 60 von Layher. Spezielle Traggerüstrahmen
in Verbindung mit Serienteilen des modularen Allround-Gerüsts bieten Bauunternehmen
einen entscheidenden Vorsprung. Für Effizienz
auf der Baustelle sorgen die reduzierte Bauteilanzahl der vorgefertigten Traggerüstrahmen im Vergleich zu Einzelteilen, das leichte
Bauteilgewicht von maximal 18 kg, schraubenlose Keilschlossverbindungen und die optimierte Materialausnutzung infolge variabler
▲ Passivhausfenster in der Mauerwerksfassade
Fotos: Planungsbüro Herz & Lang
◀ Kunstmuseum Ravensburg
nen mit künstlichem Licht besser in Szene
gesetzt werden, die energetisch nutzbare
Sonneneinstrahlung bleibt dadurch aber
gering. Als „interne Wärmequellen“ wirken
ausgleichend wiederum die vielen Besucher des Museums. „Im Ergebnis hat sich
gezeigt, dass das Passivhaus-Prinzip, die
Wärme im Gebäude zu halten, auch hier
gut funktioniert“, sagt Lang.
Eine besondere Lösung wurde auch für die
Ziegelfassade des Entwurfs von Lederer,
Ragnarsdóttir & Oei benötigt. Hier galt es
für die Passivhaus-Experten, energetisch
ungünstige Wärmebrücken zu vermeiden.
So wurde zwischen Betonhülle und Außenwand eine 24 cm dicke Kerndämmung aus
Mineralwolle eingesetzt. Für die Befestigung der Fassade wählten Lang und seine
Kollegen Anker und Edelstahlkonsolen mit
einem reduzierten Stahlanteil.
Bezüglich der Raumluft waren die Maßstäbe aufgrund der Gebäudenutzung ohne-
Feldlängen. So passt sich das System TG 60 optimal an die vorhandene Belastung und das
Rastermaß der Schalungsträger an. Jede Anforderung lässt sich mit dem Allround-Baukasten wirtschaftlich umsetzen. Egal ob Kopplung großer Traggerüstkonstruktionen mit Allround-Riegeln und -Diagonalen, Geometrieanpassungen oder Anbau von Arbeitsebenen
und Treppentürmen, die Kompatibilität zum
Allround-System mit seiner schnellen Keilschlossverbindung garantiert hochflexiblen
Traggerüstbau.
So half der Einsatz des neuen Allround-Traggerüsts TG dem Bauunternehmen bei der Einhaltung der engen Zeitvorgaben aus der Projektplanung, sorgte für optimale Arbeitsbedingungen für die Schalarbeiten und hohe Arbeitssicherheit während der Montage – ideale Voraussetzungen für die gigantische Hochgebirgsbaustelle in Sachen Energieversorgung.
www.layher.com
hin hoch. Eine Luftdichtheitsmessung ergab mit n 50 = 0,3 l/h einen Spitzenwert,
der die Anforderungen des Passivhauses
noch deutlich unterbietet. Eine Lüftungsanlage mit Wärme- und Feuchterückgewinnung sorgt nicht nur für optimale klimatische Bedingungen für empfindliche
Kunstobjekte, sondern auch für ein angenehmes Raumklima für die Besucher.
„Letztlich stellte sich heraus“, so Lang,
„dass für die hohen Anforderungen, die
die wertvollen Kunstwerke an das Raumklima stellen, der Passivhaus-Standard die
optimale Lösung ist.“ Das gesamte Konzept sei sehr gut durchdacht, sagt auch
Prof. Dr. Wolfgang Feist vom Passivhaus
Institut in Darmstadt, „und ich hoffe sehr,
dass das Museum in Ravensburg zum Vorbild für viele weitere Projekte dieser Art
wird“.
www.Architekturpreis.de; www.passiv.de
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
57
PRODUKTE UND PROJEKTE
▲ Militärhistorisches Museum in Dresden
Bundesverband Technischer Brandschutz
Spektakuläre Achitektur „Sprinkler Protected“
Mitte April wurde das Militärhistorische Museum der Bundeswehr (MHM) in Dresden ausgezeichnet. Der architektonisch aufsehenerregende Umbau nach Plänen von Daniel Libeskind (siehe BI 1-2/2010, S. 22 ff) erhielt den
Sprinkler-Protected-Award des bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e.V. Das
Dresdener Museum ist der erste Ausstellungsbau überhaupt, der dieses Brandschutz-Gütezeichen führen darf.
In dem markanten Gebäude sorgen 2.900
Sprinkler und mehr als 13 km Rohrleitung für
die Sicherheit im Brandfall. Die Betriebszeit
der Sprinkler beträgt 45 Minuten – genügend
Zeit, um die Museumsbesucher zuverlässig zu
evakuieren, die Exponate zu sichern und die
Zeit bis zum Eintreffen der Feuerwehr zu überbrücken.
Natürlich ist das Brandschutzkonzept auf die
Anforderungen des MHM zugeschnitten: So
wird im Besucherbereich mit Wasser, in den
Raritäten- und Archivräumen, dem Serverraum und der Fotothek dagegen mit Gas gelöscht.
Eine besondere architektonische Herausforderung waren die Raumöffnungen zwischen
dem Altbau und dem keilförmigen Neubau:
Hier wurden keine Brandschutztüren eingesetzt, sondern im Bereich des Keils eine Sprühflutanlage installiert. Diese verhindert im
Brandfall die Übertragung von Feuer und
Rauch auf die angeschlossenen Räume und
ermöglicht gleichzeitig einen offenen Über-
◀ Blick in die Sprinklerzentrale
58
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
gang von Alt- und Neubau ohne störende Abschnitte. Zusätzlich sind Feuerlöscher sowie
in den Treppenhäusern trockene Steigleitungen vorhanden. Darüber hinaus sind Rauchwärmeabzugs- sowie Entrauchungsanlagen
installiert. Die Dresdner Feuerwehr wird über
eine Standleitung, die mit der Brandmeldezentrale verbunden ist, automatisch alarmiert.
Nach dem Hotel Taschenbergpalais Kempinski (1996) und dem Maritim Hotel im alten
Kornspeicher (2009) ist das Militärhistorische
Museum der Bundeswehr bereits der dritte
Bau der sächsischen Hauptstadt, der den
Sprinkler Protected-Award erhielt. Das Bewusstsein für hervorragende Brandschutzlösungen in vielen Dresdner Gebäuden kommt
dabei nicht von ungefähr: Noch heute gibt es
zahlreiche Zeugnisse, die an die schwärzesten Tage Dresdens erinnern: In vier Angriffswellen wurde die Stadt im Februar 1945 fast
vollständig zerstört. Die von den alliierten
Bombern abgeworfen Spreng- und Brandbomben verursachten einen orkanartigen
Feuersturm und kosteten 25.000 Menschen
das Leben.
www.bvfa.de
▲ Strakon-3D-PDF für
Präsentationen
Abbildung: Dicad GmbH
Dicad
3D-CAD für effizientes
Arbeiten im Team
2D planen kann fast jedes CAD. Bei 3D wird
es schon schwieriger. Mit welcher Arbeitsweise man schneller zum Ziel kommt, das sollte
man als Anwender selbst entscheiden können. Mit der Konstruktions-, Schal- und Bewehrungsplanungs-Software STRAKON kann
man deshalb, je nach Aufgabenstellung, zwischen der zwei- oder dreidimensionalen CADPlanung wählen – oder einfach beide Arbeitsweisen miteinander kombinieren.
Insbesondere große und komplexe Projekte
lassen sich nur im Team wirtschaftlich planen. Eine arbeitsteilige 3D-Projektbearbeitung ist jedoch keineswegs trivial. Schließlich
kann eine fehlende koordinierende Instanz
schnell dazu führen, dass man nicht mehr
weiß, wer, wo, was und wann geändert hat.
Das kann auch bei einem einfachen Projekt
schnell zu Problemen führen. Mit der neuen
Multiuser-Planung bietet STRAKON eine verblüffend einfache, aber effiziente Lösung: So
können mehrere Mitarbeiter im Büro jetzt an
unterschiedlichen Geschossen oder Bauabschnitten in verschiedenen Dateien arbeiten.
Über sogenannte Modellreferenzen bekommt
jeder mit, was an der Konstruktion oder Bewehrung des zentralen 3D-Modells von Teamkollegen geplant oder geändert wurde. Dies
lässt sich nach einer Abfrage automatisch in
alle Pläne einpflegen, so dass alle Grundrisse, Ansichten, Schnitte und Details, respektive alle Bewehrungen und Bemaßungen immer aktuell sind.
Aus dem 3D-Modell generierte Pläne bleiben
dabei mit dem zentralen 3D-Modell verknüpft.
Das hat den Vorteil, dass nachträgliche Änderungen in den Plänen, inklusive Bewehrungs-, Schraffur- und Bemaßungsanpassung,
übernommen werden. Umgekehrt passt sich
auch das 3D-Modell über alle Geschosse hinweg automatisch an, wenn beispielsweise eine Stütze im EG-Grundriss verschoben wird.
Auch die Bewehrungsplanung kann arbeitsteilig in verschiedenen STRAKON-Dateien erfolgen, aber immer mit Bezug zum zentralen
3D-Modell. Da es nur einmalig im Projekt existiert und alle Beteiligten sich auf dieses Modell beziehen, stimmen alle Bewehrungs- und
Schalpläne exakt mit dem dreidimensionalen
Modell überein. Damit gehören durch Koordinationsprobleme verursachte Unstimmig-
keiten der Vergangenheit an und auch sehr
umfangreiche 3D-Projekte lassen sich effizient
und sicher im Team bearbeiten.
Über diese Multiuser-Fähigkeit hinaus bietet
STRAKON viele weitere, neue Funktionen für
eine rationelle 3D-Planung. So können etwa
mit dem CubeModeler und 3D-Viewer dreidimensionale Objekte effizienter modelliert und
visualisiert werden. Eine Undo-Funktion vereinfacht zudem das Modellieren, denn jede
Aktion kann schrittweise rückgängig gemacht
oder wiederhergestellt werden. Eine „3D-Ingenieursicht“ stellt Gebäudemodelle per Mausklick ingenieurgerecht dar, so dass beispielsweise aufgehende Bauteile gestrichelt dargestellt werden.
Dank einer neuen 3D-PDF-Exportschnittstelle kann der Tragwerksplaner schließlich das
Projekt seinem Auftraggeber, Bauherren oder
Architekten senden und das dreidimensionale Modell gemeinsam am PC besprechen.
www.dicad.de
Ancotech
Schubverbinder für die Brückensanierung
Die Ancotech GmbH Köln hat unter dem Namen „ancoFIX® Schubverbinder“ ein zugelassenes System zum Sanierungsfall Neuauf Altbeton auf den Markt gbracht, das speziell in der Brückensanierung Anwendung
findet.
In Deutschland gibt es einen Bestand von
ca. 120.000 Straßenbrücken, darunter etwa
39.000 Autobahnbrücken, von denen 14 %
dringend sanierungsbedürftig sind. Um bei
der Brückensanierung den schubsicheren
Verbund zwischen Alt- und Neubeton zu gewährleisten, ist der Einsatz eines zugelassenen Gesamtsystems wie das der „ancoFIX®
Schubverbinder“ erforderlich. Durch den ge-
sicherten Verbund zwischen ancoFIX®-Anker
und einem ETA zugelassenen 2-Komponentenmörtel wirkt das Tragsystem monolithisch.
Anhand der technischen Tabellen kann der
Planer die Bauteilanforderungen an die Verankerung problemlos rekonstruieren und sowohl den Typ als auch die Ankeranzahl und
das Lochraster bestimmen. Die Oberfläche
des zu sanierenden Bauteils wird entfernt, die
Setzlöcher gemäß Planungsraster diamantoder hammergebohrt. Die Bohrlöcher müssen zulassungsgemäß gereinigt und mit Injektionsmörtel gefüllt werden, bevor der „ancoFIX® Schubverbinder“ gesetzt werden kann.
www.ancotech.de
▲ Ancofix-Schubverbinder
Durchmesser [mm]
Höhe
[mm]
10
180
12
230
14 16
290 360
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
59
PRODUKTE UND PROJEKTE
VBI-INTENSIVSEMINARE
Kurhaus Augsburg-Göggingen
Südwärme AG
Moderne Beheizung für Architektur-Juwel
Das 1886 mitten in der Gründerzeit erbaute
Kurhaus in Augsburg-Göggingen gilt als Architektur-Juwel. Die Konstruktion aus Gusseisen
und Glas ist die weithin einzige noch erhaltene Vergnügungseinrichtung dieser Art, wie sie
seinerzeit in verschiedenen Großstädten
Europas entstanden. Heute wird das Kurhaus
vom Parktheater Augsburg für Sprech- und Musiktheater, Konzerte, Revuen, Varieté, Bälle,
Konferenzen, Tagungen, Firmenjubiläen, Modepräsentationen und Hochzeiten genutzt. Dafür wurde gerade die Wärmeversorgung des
Gebäudekomplexes auf den neuesten Stand
gebracht.
Hintergrund für diese Maßnahme war der notwendige Austausch der bejahrten Heizungsanlage. Mit der neuen Wärmeversorgung wollte
der Zweckverband Kurhaus Augsburg-Göggingen zugleich Betreuung, Wartung und Bedienung der Anlage optimieren und die Wirtschaftlichkeit verbessern. Und das, ohne großen Investitionsaufwand. Folgerichtig wurde ein langfristiger Wärmelieferungsvertrag zur Versorgung
des Kurhauses ausgeschrieben. Den Zuschlag
60
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
bekam die Südwärme, die das Projekt zusammen mit ihrem örtlichen Kompetenzzentrum,
der Augsburger Firma Rexroth, umsetzt. „Wir
kaufen die Wärme. Alles andere ist Sache unserer Partner“, sagt der Geschäftsführer des
Zweckverbandes Wolfgang Siebenhütter, der
bereits positive Contracting-Erfahrungen in einem anderen Objekt gesammelt hat. Gegenüber der Altanlage soll die neue Heizung ca.
20 % einsparen, die eingesetzten Pumpen verbrauchen sogar nur die Hälfte an Strom.
Die neue Wärmeerzeugungsanlage besteht aus
einem 225 kW Gas-Brennwertkessel für die
Grundlast und einem Gas-Brennwertkessel mit
170 kW für Bedarfsspitzen, beide von Viessmann. Die Verteilung erfolgt über drei Heizkreise mit Hocheffizienzpumpen. Die Regelung
übernimmt eine DDC-Regelung von Siemens.
Für die Finanzierung der Anlage und optimalen Brennstoffeinkauf sorgt Südwärme als Contracting-Partner. Damit profitiert das Kurhaus
auch von günstigen Brennstoffpreisen durch
den gebündelten Gas-Einkauf der Südwärme.
www.südwärme.de
2. Juli
Ort: München
Thema: Erfolgreiche Präsentation vor
Kunden
Präsentationstechniken zur Vorstellung des
eigenen Unternehmens/Bauvorhabens stehen im Mittelpunkt. Betrachtet werden Fragen wie, worauf ist beim Erstkontakt mit Kunden zu achten, wie dosiere ich Informationen
richtig, wie aktiviert man Zuhörer. Ebenso behandelt wird das Verstehen und richtige Einsetzen der Körpersprache. Außerdem: Strukturierung der Präsentation, Bedeutung der
Visualisierung, Umgang mit Medien, Verhalten bei Diskussionen.
Referent: Rainer Baber, M. A.,
Baber Consulting
4. Juli
Ort: Mülheim
Thema: HOAI und Forderungsmanagement
für Architekten und Ingenieure
Inhalte: Vorschriften über die Honorierung
von Leistungen und Planungsänderungen,
Instrumente des Forderungsmanagements,
Absicherung von Honoraransprüchen, Nachtragsmanagement, Umgang mit der Kostenberechnung, Ermittlung der anrechenbaren
Kosten, Bonus-/Malusregelungen.
Referent: RA Jörn Bröker, Fachanwalt für Bauund Architektenrecht, Heinemann & Partner
Rechtsanwälte, Lehrbeauftragter für Bauvertragsmanagement an der Hochschule Bochum
10. Juli
Ort: Leipzig
Thema: Generalplanervertrag in der Praxis –
Vertrags-, Haftungs- und Honorarrecht
Themen: Abschluss und Inhalte von Generalplaner- und Subplanerverträgen: Leistung,
Gewährleistung, Vergütung, Haftungsverteilung, Kündigung, Harmonisierung Generalund Subplanerebene, versicherungsrechtliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte etc.
erläutert anhand von praxistauglichen Beispielverträgen und Klauseln sowie Beispielen
aus der aktuellen Rechtsprechung.
Referent: RA Hendrik Hunold, Tandler & Partner Rechtsanwälte
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TIPPS UND TERMINE
CAFM-SOFTWARE
Bücher
TIEFE GEOTHERMIE
Der neu aufgelegte und erweiterte VBI-Leitfaden „Tiefe Geothermie“ erläutert in anschaulicher Weise Grundlagen, Planungsansätze,
Techniken und Einsatzmöglichkeiten bei der
Gewinnung von Erdwärme in tieferen Gesteinsschichten.
Nicht nur die Technologie hat in der jüngsten
Vergangenheit eine rasante Entwicklung erfahren, auch die rechtlichen, politischen und
finanziellen Rahmenbedingungen haben sich
geändert. Die entsprechenden Kapitel informieren darüber. Erweitert wurde der Leitfaden außerdem um Kapitel zur Steigerung der
Akzeptanz und zur Technikfolgenabschätzung.
Mit seinem Leitfaden zur tiefen Geothermie
legt der VBI eine Publikation vor, die öffentlichen wie privaten Auftraggebern, Kommunen
oder Energieversorgern, Investoren aber auch
Planern einen umfassenden Einblick in die
Thematik bietet. Zudem wirft der Leitfaden einen Blick auf die Struktur einer künftigen Honorierung der planerischen Leistungen. Ein
Anhang mit Literaturhinweisen und Glossar
rundet die Broschüre im A-5-Format ab.
Band 21 der VBI-Schriftenreihe „Tiefe Geothermie – VBILeitfaden“ enthält zahlreiche Abbildungen und Tabellen.
Die Broschüre (123 Seiten) kostet 13 Euro, VBI-Mitglieder erhalten sie zum Sonderpreis von 7,50 Euro je Exemplar. Alle
Preise zzgl. Versandkosten. Bestellungen: [email protected]
– oder Bestellformular auf der linken Seite aus dem Heft
trennen, ausfüllen und an den VBI senden.
ANGEWANDTE BAUDYNAMIK
Das in zweiter Auflage erschienene Buch „Angewandte Baudynamik“ soll das Grundverständnis für die den Theorien zugrunde liegenden Modellvorstellungen und die Begrifflichkeiten der Dynamik wecken. Die wichtigsten Kenngrößen werden beschrieben und mit
Beispielen verdeutlicht. Darauf baut der anwendungsbezogene Teil mit den Problemen
der Baudynamik anhand von Beispielen auf.
Mit diesem Rüstzeug kann sich der Nutzer in
spezielle Fälle wie Glockentürme, dynamische
Windlasten oder erdbebensicheres Bauen einarbeiten.
Dem Bedarf der Praxis folgend hat der Autor
die 2. Auflage korrigiert, erweitert und um folgende Abschnitte ergänzt: Eigenfrequenzen
von Pfahlgründungen, Diskretisierung homogener Systeme infolge „stehender Wellen“, Ermüdung bei schwingungsanfälligen Stahlbrücken und konstruktiver Explosionsschutz.
Kramer, Helmut: Angewandte Baudynamik, Grundlagen
und Praxisbeispiele. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2013, 55
Euro, ISBN 978-3-433-03028-8.
RICHTLINIE KOMMUNIKATION - ENTWURF LIEGT VOR
Um die effiziente Planung und Durchführung von Infrastrukturprojekten zu gewährleisten,
müssen gesellschaftlich tragfähige Lösungen gefunden werden. Dies ist nicht nur aus Gründen des gesellschaftlichen Zusammenhalts geboten, sondern auch ökonomisch sehr sinnvoll. Daher sind Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung wichtige Faktoren bei der
Planung von Infrastruktur- und Industrieprojekten.
Genau an diesem Punkt setzt die neue Richtlinie VDI 7001 „Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung bei Planung und Bau von Infrastrukturprojekten; Standards für die Leistungsphasen der Ingenieure“ an. Die Richtlinie formuliert Standards für gute Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung bei Planung und Bau von Infrastrukturprojekten; kann
in entsprechender Ausgestaltung aber auch für kleinere Planungsvorhaben (beispielsweise
Umgehungsstraßen) angewendet werden. Sie orientiert sich bei ihren Ausführungen an den
Leistungsphasen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure HOAI.
Detaillierte Informationen zu deutschsprachigen Software-Tools für das Facility Management bietet die „Marktübersicht CAFM-Software 2013“. Sie hilft, den Kreis geeigneter Anbieter für bestimmte Leistungen zu ermitteln.
Herzstück der Marktübersicht sind die Datenblätter. Sie zeigen detailliert die Leistungsprofile aller CAFM-Programme. Auf jeweils vier
Seiten werden neben allgemeinen Anbieterund Softwareinformationen die Bereiche Anwendungsschwerpunkte, Schnittstellen, Technische Angaben, Bedienung, Visualisierung,
Auswertung, Schulung/Support und Kosten
dargestellt. Nach GEFMA-zertifizierte Softwareprodukte sind entsprechend gekennzeichnet.
Die Übersicht kostet 45 Euro inkl. USt. zzgl.
2,50 Euro Versandkosten und wurde von „Der
Facility Manager“ und VALTEQ in Zusammenarbeit mit GEFMA zusammengestellt.
Bestellungen: www.gefma.de/bestellformular.html
BRÜCKEN UND TUNNEL
„Brücken und Tunnel der Bundesfernstraßen
2012“, das alljährlich vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
herausgegebene Jahrbuch zum aktuellen Baugeschehen, ist diesmal in der Bearbeitung
durch das VBI-Mitgliedsunternehmen Ingenieurgemeinschaft Setzpfandt GmbH & Co.KG,
Weimar, erschienen.
Die Dokumentation ist immer Beleg für die
technisch anspruchsvollen Ingenieurleistungen beim Brücken- und Tunnelbau. Ersatzneubauten, Komplettneubauten sowie eine
Brückeninstandsetzung, ein Tunnelneubau
sowie eine sicherheitstechnische Nachrüstung
zeigen in der 2012er Ausgabe „das anspruchsvolle Gesamtspektrum der aktuellen Aufgaben im Bereich der Ingenieurbauwerke“, so
der Bundesverkehrsminister in seinem Vorwort.
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hrsg.): Brücken und Tunnel der Bundesfernstraßen
2012. Berlin 2013. Bestellungen: www.bmvbs.de
VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (Hrsg.): VDI 7001 „Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung
bei Planung und Bau von Infrastrukturprojekten; Standards für die Leistungsphasen der Ingenieure“ (Entwurf).
Beuth Verlag, Berlin 2013, 71,80 Euro, Bestellungen: www.vdi.de/7001 oder www.beuth.de. Die Einspruchsfrist
endet am 31. August 2013. Einsprüche können elektronisch über das Einspruchsportal www.vdi.de/einspruchsportal abgegeben werden.
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
63
TIPPS UND TERMINE
Bücher
VORBILD FRANKFURT
Frankfurt am Main ist Spitzenreiter beim Bau
von Passivhäusern und gehört nicht nur in
Deutschland, sondern in ganz Europa zur Topliga beim Klimaschutz. Mit einem bisher einmaligen Buch lädt die Mainmetropole ihre
Besucher jetzt ein, dieses Engagement näher
kennenzulernen: Der Reiseführer „Das energieeffiziente Frankfurt“ führt auf mehreren
Routen durch die Stadtteile, entlang an Bürobauten, Wohnanlagen und kulturellen Einrichtungen mit bemerkenswerten Energiesparmaßnahmen sowie einer hochwertigen
Architektur. Neben Hinweisen zu den „Green
Buldings“ der Stadt findet der interessierte Leser auch alle touristischen Sehenswürdigkeiten in dem Reiseführer der besonderen Art.
Das Buch wendet sich damit vor allem an
Fachdelegationen, Messe- und Kongressbesucher, aber auch an Touristen und Frankfurter Bürger, die sich über energieeffiziente Gebäude, Heizkraftwerke und Solaranlagen
ebenso informieren möchten, wie über Möglichketen und Lösungen für dezentrale, effiziente Strukturen der städtischen Energieversorgung. Die Publikation ist zweisprachig
(deutsch/englisch).
Energiereferat der Stadt Frankfurt am Main (Hrsg.): Das
energieeffiziente Frankfurt. Smart Skript und der Weststadt
Verlag, Frankfurt 2013, 9,95 Euro, ISBN 978-3-940179-15
ANLAGENBAU
Die Bedeutung des nationalen und internationalen Anlagenbaus als wesentlicher Wachstumsmotor der deutschen Industrie ist traditionell hoch. Im Vergleich zu anderen Rechtsgebieten sind einschlägige Publikationen aber eher selten. Da deutsche Unternehmen in
aller Welt Anlagen errichten und Projekte betreuen, erschien es überfällig, die rechtlichen
Rahmenbedingungen des In- und Auslandsgeschäfts in einem Buch darzulegen. Entsprechend werden neben dem deutschen Recht die im internationalen Anlagengeschäft vielfach verwendeten FIDIC-Standardvertragsmuster, insbesondere Yellow und Silver Book,
behandelt. Dass in einem Buch sowohl das Inlands- als auch das Auslandsgeschäft dargestellt sind, verdeutlicht die maßgeblichen Unterschiede zwischen den im Anlagenbau
verbreiteten nationalen und internationalen Regelwerken.
Hilgers / Kaminsky: Anlagenbau im In- und Ausland, Rechtliche Rahmenbedingungen nationaler und internationaler Anlagenbauprojekte. Werner Verlag, Köln 2013, 69 Euro, ISBN 978-3-8041-5126-0.
MERKBLATT STAHLBETONBAUTEILE
UNTERLAGEN STRAßENBAU
Der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein
DBV hat das Merkblatt „Modifizierte Teilsicherheitsbeiwerte für Stahlbetonbauteile“ in der
Reihe Bauen im Bestand veröffentlicht.
Bestehende Tragwerke müssen oft außerhalb
des Bestandsschutzes grundsätzlich auf der
Grundlage von aktuellen und bauaufsichtlich
eingeführten technischen Baubestimmungen
beurteilt und bemessen werden, z. B. bei einer
Umnutzung oder bei wesentlichen Lasterhöhungen. Allerdings zielt das diesen Bestimmungen zugrunde liegende Sicherheits- und Nachweiskonzept auf Neubauten, bei denen zum
Zeitpunkt der Tragwerksplanung wesentliche
Parameter des zu errichtenden Tragwerkes
zwangsläufig nicht feststehen können. Demgegenüber können bei bereits bestehenden
Bauwerken zusätzliche Informationen am Tragwerk gewonnen und bei der Bemessung vorteilhaft genutzt werden.
Das vorliegende Merkblatt zeigt, wie bei Stahlbetonbauteilen im Bestand unter Berücksichtigung der tatsächlich vorhandenen Materialparameter Teilsicherheitsbeiwerte auf der Widerstandsseite modifiziert werden können. In
vielen Fällen können so Tragfähigkeitsreserven in der Größenordnung von 10–20 % aktiviert werden. Die Teilsicherheitsbeiwerte auf
der Einwirkungsseite bleiben bei diesem Vorgehen gegenüber einer Neubauplanung unverändert.
Ein Bund-Länder-Arbeitskreis unter Federführung des BMVBS hat die „Richtlinien zum Planungsprozess und für die einheitliche Gestaltung von Entwurfsunterlagen im Straßenbau“,
Ausgabe 2012 (RE 2012) erarbeitet, die ab sofort die Vorgängerausgabe (RE 1985) aus dem
Jahr 1985 ersetzen.
Gemäß ARS 16/2012 sind die RE nun für die
Planungsstufen Vorplanung, Entwurfsplanung
und Genehmigungsplanung anzuwenden. Dazu sind in den Richtlinien die Anforderungen
an Inhalt, Form und Umfang der in den genannten Planungsstufen und für die bei Bundesfernstraßen öffentlichen und verwaltungsinternen Verfahren grundsätzlich zu erstellenden Entwurfsunterlagen festgelegt.
Die RE gliedern sich in die Teile I „Planungsprozess“ und II „Entwurfsunterlagen“. Die Anwendung dient der Qualitätssicherung in der
Straßenplanung und zur Beschleunigung der
Planungsprozesse. Sie verwenden ein Baukastensystem, das mit standardisierten Entwurfsunterlagen Verwaltungsabläufe im Zusammenhang mit Straßenplanungen flexibel unterstützt und von der Vorplanung bis zur Genehmigungsplanung anwendbar ist. Die Anwendung der RE ist für alle Arten von Straßenplanungen und die erforderlichen Unterlagen
vorgesehen.
DBV-Merkblatt „Modifizierte Teilsicherheitsbeiwerte für
Stahlbetonbauteile“, Fassung März 2013, 60 Euro zzgl. Versandkosten, Bestellungen: www.betonverein.de (Schriften).
64
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
BMVBS (Hrsg.): Ausgabe 2012, 210 S. A 4, 17 Musterkarten
in verschiedenen Größen, Spezialordner mit 12tlg. Register und CD. Der Titel ist zum Preis von 145 Euro erhältlich
beim FGSV Verlag, Köln, E-Mail: [email protected],
Internet: www.fgsv-verlag.de.
TIPPS UND TERMINE
Der 10. BIM-Anwendertag des Buildingsmart
e.V. in Hamburg soll einen offenen Autausch
rund um das Thema und natürlich Networking ermöglichen. Am Vormittag gibt es eine
themenübergreifende Podiumsrunde, am
Nachmittag Workshops und Seminare, u. a.
mit Jakob Przbylo von Obermeyer Planen +
Beraten aus München, der über die Grundlagen, Strukturierung und zeitgemäße Einführung von BIM in der Planung spricht.
www.buildingsmart.de
Den Teilnehmern werden die möglichen Verfahren zur Erstellung von Nach- und Ausweisen nahegebracht. Es wird auf die Unterschiede der einzelnen Rechengänge, die laut EnEV
zur Anwendung kommen, eingegangen. So
kann bei Wohngebäuden sowohl nach dem
bekannten Monatsbilanzverfahren als auch
nach DIN V 18599 gerechnet werden. Neu vorgesehen im Entwurf der EnEV 2013 ist für kleine und mittelgroße Wohngebäude das sogenannte Modellgebäudeverfahren (EnEV-easy). Bei Nichtwohngebäuden sind die Berechnungsverfahren der im Jahre 2011 überarbeiteten DIN V 18599 vorgeschrieben.
www.hdt-essen.de/W-H110-06-096-3
18. Juni
19.–21. Juni
NACHHALTIGES BAUEN
INTERSOLAR EUROPE
Der Kongress „Impuls“ der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB will als
interdisziplinäres Expertentreffen neue Ideen, Möglichkeiten und Konzepte des nachhaltigen Bauens vorstellen und damit Innovationstreiber im Bausektor sein. Die Kongressthemen konnten die DGNB-Mitglieder per Online-Voting aussuchen. Veranstaltungsort ist
die Messe Stuttgart.
www.dgnb.de
Mit der weltweit größten Fachmesse der Solarwirtschaft auf der Messe München werden
neueste Trends und Produkte der Solarbranche vorgestellt. Zum Rahmenprogramm gehören Vorträge zur Kombination von Fotovoltaik und Energiespeichern, eine Sonderschau
„Rural Electrification“ und das „Joint Forces
for Solar Intelligence and Networking Forum“,
das zum Austausch zwischen Industrie und
Handwerk einlädt. Außerdem finden Workshops zu Trends der Solarthermie, Fotovoltaik und Energiespeicherung statt.
Veranstalter der Intersolar sind der Bundesverband Solarwirtschaft, die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie, die European Solar
Thermal Industry Federation, die International Solar Energy Society u.a.
www.intersolar.de
Termine
18. Juni
BIM-ANWENDERTAG
BAUPHYSIK-KALENDER 2013
Die Nachhaltigkeit steht im Zentrum zukunftsorientierter Gebäudekonzepte. Der Kalender
erläutert alle gängigen Zertifizierungssysteme.
Für die Gesamtbewertung werden dabei verschiedene energetische Gebäudestandards herangezogen, die im Bauphysik-Kalender 2013
erläutert und verglichen werden.
Das Instrumentarium für Entwurf und Bemessung energetischer Konzepte unter Einbeziehung der Gebäudehülle sowie der Heizungsund Klimatechnik, Beleuchtung und stromerzeugenden Anlagen liefert die DIN V 18599
„Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung“ in der aktuellen Fassung von Dezember 2011. Alle zehn
Normteile werden aus erster Hand für die Praxis kommentiert.
An die Planung werden also in der Praxis hohe Anforderungen gestellt, daher zeigen Ausführungsbeispiele z. B. zur Planung und Ausführung nachhaltige Energiekonzepte für
Nichtwohngebäude und zur energetischen Sanierung mit vorgefertigten Bauteilen und zur
energetischen Stadtsanierung.
Das Kompendium der Wärmedämmstoffe im
aktuellen Band sowie ein aktueller Beitrag
über lastabtragende Wärmedämmungen sind
Planungsgrundlagen für die tägliche Praxis.
Auf aktuellem Stand gebracht sind außerdem
die materialtechnischen Tabellen.
Fouad, Nabil A. (Hrsg.): Bauphysik-Kalender 2013, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Ernst & Sohn, Berlin,139
Euro, ISBN 978-3-433-03019-6.
18. Juni
BAUPRODUKTENVERORDNUNG
Das Deutsche Institut für vorbeugenden
Brandschutz veranstaltet in Köln das Praxisseminar „Bauproduktenverordnung – Folgen
für Planer, Hersteller und Errichter“, das die
teilnehmenden Fachplaner und Sachverständigen auf die bevorstehenden Änderungen
durch das Inkrafttreten der Bauproduktenverordnung, die am 1. Juli 2013 die Bauproduktenrichtlinie ersetzt, vorbereiten will. Die
sich daraus ergebenden Konsequenzen und
Haftungsfragen sind Gegenstand des Seminars.
www.divb.org
18. Juni
ENERGETISCHE SANIERUNG
Das Haus der Technik veranstaltet in Berlin
ein Seminar zur Förderung von energetischen
Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden.
Hintergrund ist ein neues KfW-Programm für
die Gebäudesanierung, das ab diesem Jahr
zusätzlich zu den 1,5 Mrd Euro weitere
300 Mio. Euro für die CO2-Gebäudesanierungsprogramme zur Verfügung stellt.
20.–21. Juni
KLINIKIMMOBILIEN
Der Fachkongress „Die Klinikimmobilie der
nächsten Generation“ findet bereits zum dritten Mal statt. In Frankfurt diskutieren Referenten und Teilnehmer die neuesten Entwicklungen aus Medizintechnik und Hygiene, Technologie und Umwelt, Architektur sowie Innovation, IT, rechtliche Themen und Restrukturierung. Auch eine Exkursion zum ersten PPPKrankenhaus in Deutschland – dem Neubau
der Hochtaunus-Kliniken – steht auf dem Programm. Der Kongress ist eine Veranstaltung
der Arcadis Deutschland GmbH – Market
Sector Healthcare Frankfurt.
www.dieklinikimmobilie.de
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
65
IMPRESSUM
TIPPS UND TERMINE
26. Juni
KONSTRUKTIVER INGENIEURBAU
Im Rahmen der Aachener Vortragsreihe „Praxisbeispiele aus dem konstruktiven Ingenieurbau“ sprechen am 26. Juni Prof. Dr. Hans-Georg
Reinke und Dr. Jörg Dietz von der Werner Sobek Frankfurt GmbH zum Thema „Ressourceneffizientes Konstruieren und Bauen in Massivbauweise“. Am 3. Juli setzt Prof. Dr. Jan Akkermann von Krebs und Kiefer, Karlsruhe, die
Reihe fort mit „Djamaâ el Djazair – Entwurf
und Bau der weltweit drittgrößten Moschee“.
Den Schlusspunkt der Praxisbeispiele setzt Dr.
Jochen Wüst, Ingenieurgruppe Bauen, Karlsruhe mit „Stahl und Beton im Anlagenbau –
Werkstoffe und Bauverfahren“ mit der Veranstaltung am 10. Juli. Veranstalter sind die
RWTH-Lehrstühle für Baustatik, Massivbau und
Stahlbau gemeinsam mit dem BDB Aachen.
www.imb.rwth-aachen.de
27.–28. Juni
STADTWERKE-KONFERENZ
Die Energiewende wird auch durch dezentrale Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen und durch die regionale Vernetzung geprägt. Vor diesem Hintergrund setzt Eurosolar
e.V. die erfolgreiche Konferenzreihe „Stadtwerke mit Erneuerbaren Energien“ mit der inzwischen siebten Veranstaltung fort. Sie findet in
Ulm in Kooperation mit der SWU Stadtwerke
Ulm/Neu-Ulm GmbH statt. Auf der Agenda stehen Themen wie Netzübernahme und Rekommunalisierung der Energieversorgung, Mobilisierung der Potenziale für den Aufbau einer
kommunalen Energieversorgung, Ausbau der
Eigenerzeugung mit Erneuerbaren Energien,
Bürgerbeteiligungsmodelle sowie Stromspeicher und Netzintegration Erneuerbarer Energien. Daneben geht es um intelligente Netze
und Elektromobilität, die Akteure und Partner
für Stadtwerke, innovative Geschäftsfelder und
die Rolle der Direktvermarktung bei der zukünftigen Energieversorgung.
www.stadtwerke-konferenz.eurosolar.de
4.–5. Juli
THERMISCHE ENERGIESPEICHER
Die Grundlagen thermischer Energiespeicher,
einzelne Projekte, Forschung und Entwicklung
auf dem Gebiet und industrielle Anwendungen sind Themen, die sich das 2. Anwenderforum „Thermische Energiespeicher“ des Otti e.V.
66
BERATENDE INGENIEURE 5/6  2013
vorgenommen hat. Im Einzelnen geht es um
latente Wärmespeicher, thermochemische Systeme, aber auch mobile Sorptionsspeicher und
große Kaltwasserspeicher sowie modulare Wärmespeichersysteme. Die Veranstaltung in Neumarkt i. d. Opf. wendet sich ausdrücklich an
Planer und Ingenieure.
www.otti.de
29. August
BRANDSCHUTZGIPFEL
Die Dr. Kuhn Consulting, Tutzing, veranstaltet
den Brandschutzgipfel 2013. Schwerpunkte sind
in diesem Jahr die Konsequenzen der BauPVO,
insbesondere für Akkreditierung, Zertifizierung
und Notifizierung sowie die Überwachung an
der Baustelle verbunden mit der Frage, ob der
Prüfingenieur die Lösung ist. Außerdem geht
es um die Beurteilung des Brandschutzes nach
betriebswirtschaftlichen Grundsätzen.Darüber
hinaus haben alle Teilnehmer Gelegenheit, in
zwei Workshops eigene Fragen und Probleme
mit den Referenten zu diskutieren.
Veranstaltungsort ist Bad Horn auf der Schweizer Seite des Bodensees.
www.drkuhn.de
15.–18. September
100 JAHRE FIDIC
Das Programm für die FIDIC Centenary Conference vom 15. bis 18. September in Barcelona
steht fest und Anmeldungen zu diesem besonderen Ereignis der internationalen Consulting
Engineers sind ab sofort möglich. Das Jubiläumsprogramm steht unter der Überschrift Quality of Life – Our Responsibility.
www.fidic2013.org/
27.–29. November
TUNNELBAU
Die Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen – kurz STUVA – lädt nach Stuttgart zur Tagung „Tunnel – Infrastruktur für die
Zukunft“. Das Familientreffen der Tunnelbauer – so die Stuva – informiert über aktuelle
technische Entwicklungen auf allen Gebieten
des unterirdischen Bauens, über Planung, Bau,
Erhaltung, Nachrüstung, Forschung, Sicherheit
beim Bau und Betrieb von Tunneln. Zudem
geht es um die Themen Wirtschaftlichkeit, Vertragsgestaltung und auch rechtliche Aspekte.
Die Tagung wird von einer Fachausstellung
begleitet. Auch Exkursionen zu Baustellen
(Stuttgart 21) und Verkehrsanlagen sind vorgesehen.
www.stuva-conference.de
BERATENDE
INGENIEURE
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
ISSN 0005-8866 43. Jahrgang www.vbi.de
HERAUSGEBER:
Verband Beratender Ingenieure VBI
Budapester Straße 31
10787 Berlin
Tel.: 030/26062-0
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REDAKTION:
Ines Bronowski (Chefredakteurin)
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nicht EU-Länder
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„Beratende Ingenieure“ im Rahmen
ihrer Mitgliedschaft.
Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr. Das Abonnement
verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn
es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird.
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