Rasputins Verschwinden
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Rasputins Verschwinden
Winterthur Der Landbote Mittwoch, 1. Juni 2016 Rasputins Verschwinden Die Einteilung erhalten alle gleichzeitig Parolari sagt sein Festival ab – aus Geldnot KULTGETRÄNK Vor drei Jahren stritten sich ein Wirt und vier Jungunternehmer um den Namen von Winterthurs berühmtestem Cocktail. Inzwischen haben beide auf den Namen verzichtet. Und träumen vom Erfolg in Asien. SCHULE Nächste Woche werden in Winterthur die Einteilungen für die Primarschule versandt. Am 11. Juni hat das Rätseln ein Ende. Die Ungeduld wächst: Während in umliegenden Gemeinden wie Hettlingen oder Wiesendangen die Klasseneinteilungen bereits vorliegen, warten die Winterthurer Familien noch darauf. Doch am 10. Juni ist es so weit. Dann werden laut dem Schuldepartement die Briefe mit Einteilung und Stundenplan für die Primarschulkinder per A-Post versandt. Die ersehnte Info sollte also am 11. Juni im Briefkasten liegen. So bleibt den Eltern noch Zeit, um die Kinder in die schulergänzende Betreuung anzumelden. Anmeldeschluss ist der 30. Juni. Die Sekschüler erhalten die Einteilung eine Woche später. Manche Eltern versuchen, mit einem Gesuch auf die Klassenbildung Einfluss zu nehmen, doch nicht alle Wünsche können berücksichtigt werden. Eltern, die mit der Einteilung unzufrieden sind, können diese mit einem Rekurs beim Bezirksrat anfechten. Es braucht dazu jedoch gute Gründe, denn grundsätzlich haben Eltern laut Volksschulverordnung kein Mitspracherecht bei der Zuteilung. mif Einladung zum Rosentalfest ÖFFNUNG Erstmals sind dieses Jahr auch die Anwohner ans traditionelle Fest im Alterszentrum eingeladen. Das alljährliche Sommerfest im Alterszentrum Rosental hat Tradition. Dieses Jahr ist die grosse Gartenanlage nun erstmals auch für Externe geöffnet. Laut einer städtischen Mitteilung lädt die neue Standortleiterin Gisela Heim auch die Anwohner aus den umliegenden Quartieren zum Fest ein. Gefeiert wird im Altersheim, welches an den Lindbergwald grenzt, am Samstag, 11. Juni, von 11 bis 15.30 Uhr. Zwischen Musik, Tanz und Buffet im Restaurant Oh’ bois spricht unter anderem der Winterthurer Sozialvorsteher Nicolas Galladé (SP) zu Bewohnern und Anwohnern. Das Rosental wurde 1978 gebaut, zehn Jahre später folgte der Ergänzungsbau. red SPARDRUCK Der Dirigent Reto Parolari wollte das Festival der Unterhaltungsmusik wieder aufleben lassen. Doch weil die Stadt zögerte, muss er die Pläne verschieben. Für den hochprozentigen Hausdrink des Schmalen Handtuchs stehen die Gäste am Wochenende Schlange bis auf die Strasse. Das Kultgetränk, das in der Traditionsbar nach Geheimrezept gemixt wird, hiess 90 Jahre lang «Rasputin». 2013 wurde es in «Serpentin» umgetauft. Über die Ereignisse, die dazu führten, spricht Wirt Daniel Ziroli nur ungern. «Es gab damals einen Riesenmais.» Vier Studenten hatten sich die Markenrechte am Rasputin gesichert und einen Likör zum Selbermixen des Getränks kreiert. Freiwillig hatte Ziroli trotz Gewohnheitsrecht sein Hausgetränk umgetauft und mit neuem Logo den Serpentin lanciert. Immerhin: «Der Serpentin ist mindestens so beliebt wie zuvor der Rasputin», sagt Ziroli. «Vielleicht hat uns die Geschichte sogar genützt. Unsere Stammkunden stärkten uns den Rücken.» FläschliSerpentin für Fans Ziroli hat dazugelernt: Der neue Name ist geschützt. Und auch er ist ins Flaschengeschäft eingestiegen. «Wir hatten oft Anfragen von Kunden, die ihren Lieblingscocktail auch zu Hause oder auf Festen trinken wollten», erklärt Ziroli. Seit gut zwei Jahren gibt es den Serpentin trinkfertig im 257Milliliter-Fläschchen. Der relativ hohe Preis (sieben bis acht Franken im Getränkehandel) relativiert sich mit Blick auf den Alkoholgehalt von 14 Prozent. «Das ist nicht ein Alkopop, das ist ein Cocktail», sagt Ziroli. Am Albanifest 2014 feierte der Serpentin aus der Flasche Premiere, letztes Jahr hatten ihn bereits fünf Vereine im Angebot. Ein eigentlicher Nebenverdienst sind die Fläschchen für Ziroli und seine drei Mitstreiter aber bisher nicht, eher ein aufwendiges Hobby. «Aber langsam kommt es in Fahrt. Wir haben sogar Anfragen aus dem asiatischen Raum.» «Viel Lehrgeld bezahlt» Und der Rasputin der vier Jungunternehmer? Der Gin-basierte Likör (36 Prozent) hat es ins Spirituosenregal von Coop geschafft. Doch der Name Rasputin ist auch dort inzwischen Geschichte. «Don Giatti» steht stattdessen auf der Flasche. «Mit dem Namen 7 | Über 20 Jahre lang gehörte das Festival der Unterhaltungsmusik zum festen Programmpunkt im Winterthurer Konzertkalender. Dann entschied sich Dirigent und Festivalorganisator Reto Parolari, zu pausieren; und nun dauert die Pause länger als gewollt, wie er mitteilt. Er müsse das für Herbst 2016 geplante Festival auf den Oktober 2017 verschieben. Die Buchung des Theatersaals habe er bereits widerrufen, auch den beteiligten 58 Musikerinnen und Musikern habe er Absagen erteilt, sagt er. Dabei hätte es ein Neustart unter einem besonderen Titel werden sollen: Parolari besitzt das Notenarchiv des einstigen Unterhaltungsorchesters Beromünster: 17 000 Arrangements. Cédric Dumont, der das Radio-Orchester gegründet hatte, wäre dieses Jahr hundertjährig geworden. Und Parolari hatte geplant, sein Orchester mit der Zivilschutz-Big-Band zu kombinieren, um die Grösse und den Klang des früheren Beromünster-Orchesters zu erreichen. «Serpentin hat sich eingebürgert»: Daniel Ziroli, Wirt des Schmalen Handtuchs, will seinen Hausdrink nicht mehr zurücktaufen. Unten: Der einst umstrittene Rasputin-Likör heisst jetzt Don Giatti. Rasputin hätten wir nicht ins Ausland gehen können», sagt Philippe Ott. Dort gehören die Namensrechte einer Wodkamarke. Kommerziell abgehoben hat der Rasputin zum Selbermischen noch nicht. «Wir haben viel Lehrgeld bezahlt», sagt Ott. «Wir hatten ja keine Ahnung von der Gastronomie oder dem Getränkegeschäft, als wir anfingen.» Die Jungunter- nehmer holten zwar ihre Kosten raus, davon leben können sie nicht. «Vor einigen Monaten dachten wir ans Aufhören», sagt Ott, der gerade an seiner Masterarbeit in Geografie schreibt: «Alles einstampfen und es als Jugendstreich abbuchen.» In Bangkoks Bars ein Hit Die Hoffnung kommt aus dem Ausland. «Getränkehändler aus Deutschland und Österreich interessieren sich für das Getränk», sagt Ott. Man sei in Verhandlungen. Bereits weiter ist man in Fernost. Aus Thailand meldete sich ein alter Schulfreund, der den Rasputin in den Bars und Clubs von Bangkok beliebt ma- Heinz Diener chen will. Eine Probelieferung von 120 Flaschen kam sehr gut an, es folgten mehrere Lieferungen im Umfang von 2000 Flaschen. Und die nächsten Bestellungen sind bereits unter Dach und Fach. «Der Don Giatti hat sich in der dortigen Partyszene durchgesetzt und etabliert», sagt Ott. Die Schweizer dagegen seien nicht so trinkfreudig, glaubt Ott. «Sie sind zu gesundheitsbewusst, um sich für Drinks mit Zucker und Alkohol zu begeistern.» Nach dem Namenswechsel – Giatti ist rätoromanisch für Kätzchen, ein blaues solches mit Monokel ziert das Flaschenlogo – soll als Nächstes das Design überarbeitet werden. «Es soll noch gezielter auf Frauen zielen», sagt Ott. «Es ist ja doch eher ein Frauengetränk.» Serpentin und Don Giatti träumen also von der weiten Welt. Rasputin dagegen ist Geschichte: Der stadtbekannte und heiss umstrittene Name Rasputin ist aus Winterthur verschwunden. Michael Graf Nur die Hälfte und zu spät Dass daraus vorläufig nichts wird, hat finanzielle Gründe. Parolari sagt, er habe schon im letzten Dezember der Stadt sein Budget eingereicht und um einen Projektbeitrag gebeten. Den Entscheid habe er erst kürzlich bekommen: Beitrag ja, aber nur 30 000 statt wie jeweils früher 60 000 Franken. Der halbierte Betrag sei das eine, sagt Parolari, der späte Zusagetermin das andere. Nun sei die Zeit zu knapp geworden, um weitere Geldgeber zu suchen, die das Loch im Budget stopfen könnten. Er habe sich deshalb entschieden, die BeromünsterPläne auf 2017 zu verschieben. Das gleiche Schicksal widerfuhr dem geplanten Operettenkonzert, das an Pfingsten hätte stattfinden sollen und um ein Jahr verschoben werden musste. Damit dasselbe nicht nächstes Jahr wieder passiert, hat Parolari den Stadtrat ersucht, die für 2016 in Aussicht gestellten 30 000 Franken für das kommende Jahr auf ein Sperrkonto zu überweisen. Ob dies rechtlich möglich ist, ist allerdings zu bezweifeln. Für Parolari wäre es ein Weg, auf solider Basis zu budgetieren und weitere Geldgeber zu suchen. mgm ANZEIGE Der neue Space Star *Preise netto inkl. Bonus. 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