Mai 2005 - CORDIS
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Innovation & Technologietransfer Neue Wege im Fremdenverkehr Die Erweiterung des Horizonts ➔ für den europäischen Reisemarkt HERAUSGEGEBEN VON DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION • GENERALDIREKTION UNTERNEHMEN • MAI 2005 ISSN 1025-6938 5/04 2 Inhaltsverzeichnis Neuigkeiten aus der Politik 3 Neuanfänge Vor zwei Monaten bekräftigten die europäischen Staats- und Regie- 3 Überprüfung der Lissabon-Strategie rungschefs die Strategie von Lissabon (siehe Seite 3). Sie waren sich 4 Ausarbeitung eines neuen Rahmenprogramms darin einig, dass diese Strategie nach wie vor die beste Grundlage für 5 Kleinunternehmen – freie Fahrt für Wachstum einen Konjunkturaufschwung in der Europäischen Union darstelle. An 7 Bewertung der Qualität von Patenten guten Ratschlägen für den Europäischen Rat hatte es in den Monaten vor der Sitzung nicht gefehlt; lediglich die Prioritäten der einwirkenden Interessenverbände waren unterschiedlich. Was aber bleibt, ist DOSSIER Neue Wege im Fremdenverkehr 9 8 die Frage, ob sich in den Heimatländern der teilnehmenden Staatsund Regierungschefs nach deren Rückkehr etwas ändern wird – was 1. Eine Branche mit europaweiter Bedeutung im März 2000 ja offenkundig nicht geschehen ist. 10 2. Auf der Suche nach neuen Attraktionen 11 3. Der Weg ins elektronische Zeitalter Zwei Wochen nach der Sitzung unterbreitete die Europäische Kommission 13 Fallbeispiel: Schottland Vorschläge für das neue Wettbewerbsfähigkeits- und Innovationsprogramm und den nächsten Abschnitt des Rahmenprogramms Forschung und Entwicklung (siehe Seite 4). In den kommenden Monaten wird Innovationen 14 sich bei den Diskussionen über diese zwei Vorschläge zeigen, wie sehr sich die Regierungen der Mitgliedsländer an die Strategie und vor allem 14 Viertes Forum für innovative Unternehmen 15 ProTon Europe – Förderung des Technologietransfers 17 Innovation 2010 – Beteiligung der EIB „Innovation and Technology Transfer“ wird in den kommenden Monaten 18 CORDIS informiert über Innovationen und Jahren über diese Entwicklungen berichten. Die aus verwaltungs- an die schließlich für die Vorschläge vereinbarten Etats gebunden fühlen. technischen Gründen eingelegte Publikationspause der letzten IRE-Netzwerknachrichten 19 Monate wird in Kürze beendet sein. Die nächste reguläre Ausgabe soll mit veränderter Aufmachung und neuen inhaltlichen Akzenten im Sommer erscheinen. 19 Zentralmazedonien wird innovativ 21 Regionen für Innovationsleistungen ausgezeichnet 22 Crescendo-Netzwerk auf der Suche nach Innovationskapital Monaten auf ihren Jahresurlaub. Wenn Sie zu jenen gehören, die 23 Slowenien vollendet RIS immer wieder etwas neues ausprobieren möchten, dann könnte unser 25 Weitergabe von Tipps für Einführung Dossier dieses Monats für Sie interessant sein (siehe Seite 8). Da Touristen Apropos Sommer – viele von uns freuen sich bestimmt schon seit und Kontrolle regionaler Innovationen 26 zu den untreuesten Verbrauchern überhaupt gehören, sind in einer Erneuerung in Industrieregionen Branche, die den Wunsch nach Spaß und Vergnügen erfüllt, Innovationen unerlässlich. Programmvorschau 27 Innovation & Technology Transfer 27 Lebenszykluseinschätzungen für KMU 28 Gedankenaustausch über die Beurteilung von Forschungsarbeiten 30 Automatisierung im eigenen Heim Konferenzen & Publikationen 31 Herausgeber: Referat Kommunikation und Information GD Unternehmen und Industrie Europäische Kommission B-1049 Brüssel Fax +32 2 299 1926 E-mail: [email protected] Redaktion & Produktion: ESN, Brüssel Hinweis: Innovation & Technologietransfer wird von der GD Unternehmen der Europäischen Kommission im Rahmen des Sechsten Rahmenprogramms für Forschung der Europäischen Gemeinschaft sechsmal pro Jahr auf Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch herausgegeben. Weder die Europäische Kommission noch Personen, die im Namen dieser Kommission handeln, sind für die etwaige Verwendung der in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen verantwortlich. Obwohl alles getan wird, um die Genauigkeit der Informationen zu gewährleisten, sollten sich Leser, die von den in dieser Publikation erwähnten Möglichkeiten Gebrauch machen möchten, die Gültigkeit der Informationen bei den in den jeweiligen Artikeln angegebenen Ansprechpartnern und/oder Kontaktstellen bestätigen lassen. © Europäische Kommission, 2005 Nachdruck mit Quellenangabe gestattet. Printed in Belgium Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r NEUIGKEITEN AUS DER POLITIK 3 > Lissabon-Strategie Das Rückgrat der Europäischen Union wird gestärkt Nach fünf Jahren ist die Europäische Union von der Umsetzung der im März 2000 in Lissabon festgelegten Ziele weiter entfernt denn je. In den letzten 12 Monaten wurde allerseits laut darüber nachgedacht, wie die Union die Umsetzung ihre Ziele effizienter angehen kann. Heraus kam die Neubelebung der Strategie beim Treffen des Europäischen Rates im März dieses Jahres durch erneute Schwerpunktlegung auf Wachstum und Beschäftigung. Mit der Lissabon-Strategie wurde versucht, die europäischen Wirtschaften weiterzuentwickeln, Arbeitsplätze zu schaffen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Die Aufnahme der Strategie fiel jedoch mit einem wirtschaftlichen Abschwung zusammen, der ihre Umsetzung erheblich erschwerte. Ein großer Schwachpunkt bestand darin, dass man sich in vielen Politikbereichen übernahm und die ursprüngliche Komplementarität der Ziele von deren Widersprüchlichkeit abgelöst wurde. Und die Hinzufügung zusätzlicher Bereiche und Ziele, wie etwa die Erweiterung der Verpflichtung zu nachhaltiger Entwicklung im Jahre 2001, hat zu einem weiteren Aufblähen geführt. Und da der Großteil der Strategie auf nationaler Ebene umgesetzt werden muss, war die vielleicht größte Schwachstelle die Tatsache, dass es an Mitteln mangelte, um die Mitgliedstaaten dazu zu bewegen, die erforderlichen Maßnahmen durchzusetzen – Mittel, die einflussreicher sind als der allgemeine Erwartungsdruck. „Die Herausforderung jetzt ist es, eine europäische Strategie in nationale Strategien zu verwandeln“, so Maria João Rodrigues, ehemalige Hauptberaterin des portugiesischen Ministerpräsidenten Antonio Guterres, dem Vorsitzenden des Europäischen Ratstreffens, bei dem die Strategie beschlossen wurde. „Wir haben ein grundlegendes Problem der Governance mit großen Schwierigkeiten an der Schnittstelle zwischen der EU-Ebene und den Einzelstaaten. Die Verpflichtungszusagen der Regierungen auf europäischer Ebene werden allzu häufig bereits auf dem Nachhauseweg zu ihren jeweiligen Hauptstädten vergessen. Und außerdem sind die europäischen Bürger alles andere als über die Strategie gut informiert.“ Vorankommen In ihren Äußerungen hart vor dem Ratstreffen diesen März betonte sie die Notwendigkeit, den kritischen Pfad herauszustellen, der am besten geeignet ist, den Weg für Innovation frei zu machen, wenngleich hierfür Veränderungen in der Governance unerlässlich seien. Sie möchte sehen, dass die Mitgliedstaaten die Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Die Staats- und Regierungschefs der EU beim Treffen des Europäischen Rates im März: Neubelebung der Lissabon-Strategie EU-Strategie zur Unterstützung ihrer nationalen Strategien nutzen, und betont die Bedeutung einer systematischen Herangehensweise an die Politikstrategien – und deren Koordinierung. Auf EU-Ebene können wir eine Toolbox entwickeln, um den politischen Entscheidungsträgern zu helfen und einzelne Unternehmen und Institutionen zu unterstützen, innovativer und wettbewerbsfähiger zu werden. „Wir müssen den Schwerpunkt auf Cluster legen, im Rahmen derer Innovatoren zusammenarbeiten können“, macht sie geltend. „Hier liegt ein besonderer Schwachpunkt für die Schnittstelle zwischen der europäische Ebene und den Nationalstaaten. Innovation ist der Motor für die Schaffung neuer Arbeitsplätze und von Mehrwert durch neue Produkte und Dienstleistungen, und im Mittelpunkt der Strategie muss die Förderung von Innovation stehen.“ Überprüfung der Fortschritte Um den Zug der Lissabon-Strategie wieder in die Gleise zu heben, bat die Kommission letztes Jahr eine Hochrangige Sachverständigengruppe unter dem Vorsitz des niederländischen Ministerpräsidenten Wim Kok um die Überprüfung der Auswirkungen der Strategie und um Vorschläge für Wege, die zu neuem Schwung verhelfen. Koks Bericht, der im November 2004 vorgelegt wurde, zeigte, dass trotz insgesamt enttäuschender Ergebnisse in einigen Bereichen durchaus Fortschritte zu verzeichnen waren. So stieg die Beschäftigungsrate in der EU (von 1999 bis 2003) um 2 % auf 64,3 %, was bedeutet, dass etwa 6 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Die zunehmende Nutzung von ICT und des Internets ist ermutigend: Viele aus EU-15 sind auf dem Wege, ihre Ziele zu erfüllen. Doch heißt es in dem Bericht auch: „Bei Lissabon geht es um alles und damit im Grunde um nichts“. „Verantwortlich ist jeder und damit im Grunde niemand.“ Weiter unterstreicht die Gruppe die Notwendigkeit eines klaren roten Fadens, denn nur so könnten sie überzeugend ihre eigene Notwendigkeit vermitteln, „damit jeder einsieht, weshalb manchmal schmerzhafte Reformen unerlässlich sind“. Die Hochrangige Sachverständigengruppe ist der Auffassung, dass „Lissabon in jedem Fall in die richtige Richtung weist, dass die Umsetzung aber beschleunigt vorangetrieben werden muss und dass das Bewusstsein dafür geschärft werden muss, wie teuer es zu stehen kommt, wenn dies nicht geschieht“ (die so genannten Kosten „costs of non-Lisbon“). Aufgabe der Zukunft Die Gruppe stellte fünf große prioritäre Politikbereiche heraus: Verwirklichung der Wissensgesellschaft, Vollendung des Binnenmarktes und Förderung des Wettbewerbs, Schaffung >>> I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 4 NEUIGKEITEN AUS DER POLITIK Umsetzung einzubinden“. Darüber hinaus empfahl sie den EU-Staats- und Regierungschefs, Wachstum und Beschäftigung in den Mittelpunkt der Strategie zu stellen, und forderte den Kommissionspräsidenten auf, es als seine vordringlichste Aufgabe anzusehen, die Lissabon-Strategie voranzutreiben. Wim Kok, Vorsitzender der Hochrangigen Sachverständigengruppe, mit dem derzeitigen Ratspräsidenten Jean-Claude Juncker. eines günstigen Wirtschaftsklimas für Unternehmen, Schaffung eines anpassungsfähigen und inklusiven Arbeitsmarktes und vehemente Förderung von Win-win-orientierten umweltfreundlichen Wirtschaftsstrategien. Diese Ziele müssen gemeinsam verfolgt werden, damit sie tatsächliche Auswirkungen auf Produktivität und Wachstum in Europa haben können. Vereinzelte Maßnahmen hier und da werden schwerlich zu den gewünschten Ergebnissen führen. Zwar mögen einzelne Mitgliedstaaten beachtliche Fortschritte in vielleicht zwei oder gar drei dieser Bereiche erzielt haben, doch hat keiner einen echten Fortschritt in allen der genannten Bereiche gemacht. Die Kok-Gruppe nannte mangelnden politischen Willen und mangelndes Engagement als Hauptgründe für den ausbleibenden Fortschritt im Lissabon-Prozess und forderte den Europäischen Rat vom März 2005 auf, „eine klare Botschaft“ auszusenden, „um die nationalen Regierungen und die Bürger in die Das Treffen des Europäischen Rates im März dieses Jahres forderte in der Tat dringliche Maßnahmen und rückte Wachstum und Beschäftigung wieder in den Mittelpunkt. Die einzelnen Mitgliedstaaten werden für die Entwicklung und Umsetzung ihrer eigenen „nationalen Reformprogramme“ auf der Grundlage der von der Kommission erstellten großen Grundzügen der Wirtschaftspolitik und den beschäftigungspolitischen Leitlinien verantwortlich sein. Es wird erwartet, dass die Mitgliedstaaten zur Stärkung der internationalen Koordinierung jeweils einen nationalen Lissabon-Koordinator bestimmen. Und auf EU-Ebene werden die verschiedenen Förderinstrumente und Finanzierungsprogramme zur Unterstützung der Strategie organisiert, insbesondere mit der Einrichtung des neuen Rahmenprogramms für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) in Ergänzung zum Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung. Kontakt Weitere Informationen zur Lissabon-Strategie sind unter folgender Adresse erhältlich: http://europa.eu.int/ growthandjobs/index_de.htm > Die Zukunft der Forschung in der EU Neue Programme in den Startlöchern Die Konsultationen zum nächsten EU-Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung – dem siebten – wurden bereits vor mehr als einem Jahr aufgenommen. Der formelle Kommissionsvorschlag für das FP7, das 2007 beginnen sollte, wurde am 6. April angenommen. Damit einhergehend legte die Kommission außerdem Vorschläge für ein neues Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation vor, das parallel laufen soll. Die Errichtung eines innovativen Europas auf dem Fundament einer wissensbasierten Gesellschaft ist ein zentrales Element der Lissabon-Strategie, und das Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung ist eines der leistungsfähigsten Instrumente der Union, um auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Mit dem neuen Rahmenprogramm, das von 2007 bis 2013 laufen soll, werden die Bemühungen zur Umsetzung der LissabonStrategie wieder in den Vordergrund gerückt. Eigentlich stehen die zu verwendenden Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Instrumente und die Forschungsthemen, die abgedeckt werden sollen, weitgehend im Einklang mit FP6. Eine der größten Veränderungen im Vergleich zu seinen Vorgängern ist der Vorschlag, den Haushalt für die sieben Jahre des Programms im Vergleich zu FP6 auf einen Gesamtbetrag von € 67,8 Milliarden zu verdoppeln. Dies bedeutet einen maßgeblichen finanziellen Einsatz auf EU-Ebene für die Erfüllung der Zielvorgabe, 3 % des BIP in die Forschung zu investieren. Doch da viele Staaten auf die Senkung der Gesamtausgaben auf EUEbene und in ihren nationalen Haushalten in den kommenden Jahren drängen, ist es mitnichten gewährleistet, dass sich in dem vom Rat und vom Parlament beschlossenen Endhaushalt für das Programm die Ambitionen des Kommissionsvorschlags wieder finden werden. Die Errichtung eines Europäischen Forschungsrates wird die Grundlagenforschung I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r NEUIGKEITEN AUS DER POLITIK 5 in Spitzenbereichen aller wissenschaftlichen Bereiche unterstützen, um den Wettbewerb zwischen den führenden Forschungsteams in der Union anzukurbeln. Hauptteil des Programms wird wie in der Vergangenheit die Unterstützung der Zusammenarbeit von Forschungsteams aus verschiedenen EU-Mitgliedstaaten bei Forschungsprojekten sein. Darüber hinaus werden maßgebliche Ressourcen in die Förderung der Mobilität einzelner Forscher (Marie-Curie-Stipendien) und in den EU-weiten Aufbau von Forschungskapazitäten gesteckt. Innovatives Programm Während die Rahmenprogramme für Forschung und Entwicklung nach mehr als 20 Jahren Existenz EU-weit sehr bekannt sind, ist dies bei EU-Förderinitiativen in anderen Wirtschaftsbereichen weniger der Fall. Da die Lissabon-Strategie von der Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit und Innovation abhängt, hat die Kommission Vorschläge für ein neues Rahmenprogramm vorangetrieben, deren Schwerpunkt auf diesen beiden Bereichen liegt. Wie sein Pendant für Forschung und Entwicklung würde das Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) von 2007 bis 2013 laufen. Sein Gesamtbudget für die sieben Jahre wird mit den € 4,2 Milliarden, die der Kommissionsvorschlag vorsieht, jedoch von anderer Größenordnung sein. „Dies ist ein Bündel konkreter Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbs –und Innovationsfähigkeit der Unternehmen und zur Die verstärkte Schwerpunktlegung auf Innovation kann allen europäischen Betrieben zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Ankurbelung des Wachstums und des Arbeitsmarktes“, sagte Kommissionsvizepräsident Günter Verheugen nach der Verabschiedung der Vorschläge. Gemäß dem Vorschlag würden im Rahmen des CIP eine Reihe bestehender EU-finanzierter Programme und mehrere neue Initiativen innerhalb einer dreiteiligen Struktur zusammengeführt, die die drei Teilprogramme „Unternehmertum und Innovation“, „Unterstützung von Informations- und Kommunikationstechnologie“ und „Intelligente Energie für Europa“ umfasst. Relay Centres, IRC), das „Innovation Trend Chart“ und die Nachfolger der Initiativen Paxis und Gate2Growth. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Öko-Innovation gelegt: Mehr als € 500 Millionen werden für Maßnahmen vorgesehen, die umweltfreundlichen Technologien zum Sprung auf den Markt verhelfen sollen. Der Bereich “Unternehmertum und Innovation” wird mit drei Fünfteln des Gesamtbudgets viele bestehende Tätigkeiten aus dem Bereich Innovation beinhalten, wie etwa das Netz der EU-Verbindungsbüros für Forschung und Technologie (Innovation Informationen über das CIP sind unter folgender Adresse erhältlich: http://europa.eu.int/comm/enterprise/ enterprise_policy/cip/index_de.htm In der nächsten Ausgabe werden wir beide Vorschläge genauer beleuchten. Kontakt Einzelheiten zu den Vorschlägen für FP7 können Sie unter folgender Adresse einsehen: http://europa.eu.int/comm/research/future/index_en.cfm > Europäische Charta für Kleinunternehmen Erfahrungsaustausch zwischen Kleinunternehmen Vertreter von 34 Ländern trafen sich im Juni 2004 in Dublin, um sich über die bewährten Praktiken zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Kleinunternehmen auszutauschen. Die Konferenz hatte drei Schwerpunktbereiche: Zugang zu Risikokapital und Kleinkrediten, Innovation und Technologietransfer, Konsultation von Kleinunternehmen. Die Bedeutung von Kleinbetrieben und unternehmen für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung wurde mit der Verabschiedung der Europäischen Charta für Kleinunternehmen im Juni 2000 anerkannt. Die Charta läuft nun seit über vier Jahren und umfasst viele Beispiele für bewährte Praktiken bei der Unterstützung von Kleinunternehmen, darunter die Erziehung und Ausbildung zu Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 unternehmerischer Initiative, die Verfügbarkeit von Fertigkeiten, die Stärkung des technologischen Potenzials von Kleinunternehmen, Online-Zugang und e-Business sowie Möglichkeiten für kostengünstigere und schnellere Unternehmensgründungen. Das Treffen in Dublin war die dritte Konferenz zur Ergänzung der Jahresberichte über die Umsetzung der Charta. Kleinunternehmen, nationale, regionale und lokale Regierungen sowie Unternehmerverbände konnten die in allen 25 Mitgliedstaaten sowie in den Bewerberländern, in Norwegen und auf dem Westbalkan gemachten Erfahrungen miteinander vergleichen. >>> I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 6 NEUIGKEITEN AUS DER POLITIK dafür nur dann eine Gebühr, wenn die betreffenden Unternehmen Gewinne machen. Erreicht man eine erfolgreiche Innovation (zweiter Schwerpunktbereich), entsteht häufig der Bedarf an anderen, nichttechnischen Fertigkeiten, wie etwa Unternehmensmanagement, um den technologischen Fortschritt in geschäftlichen Erfolg umzuwandeln. Das Netzwerk Shannon Region Knowledge Network zum Beispiel verbindet fünf irische Technologieparks und Inkubatoren miteinander. In einigen anderen EU-Regionen und EUSektoren werden die Schwierigkeiten der Kleinbetriebe durch den Wissensaustausch innerhalb der industriegeführten Cluster durch die kartographische Erfassung lokaler Bedürfnisse und Ressourcen gemildert. Kleine Betriebe müssen sich austauschen, wenn sie wachsen möchten. Negative Wahrnehmung Bei der Eröffnung der Konferenz betonte der irische Taoiseach (Ministerpräsident) Bertie Ahern, wie wichtig es sei zu gewährleisten, dass die Charta weiterhin den besonderen Bedarf von Unternehmen und Kleinbetrieben in einer erweiterten EU widerspiegele. „Die vorherrschende Einstellung zum Unternehmertum”, so Ahern, „und das derzeitige Verhältnis von Risiken und Erträgen scheinen viele Europäer davon abzuhalten, Unternehmer zu werden, und diese negative Wahrnehmung muss dringend und auf allen Ebenen angegangen werden, wenn wir das Lissabonner Ziel auch nur ansatzweise erreichen wollen.“ Hans-Werner Müller, Generalsekretär des europäischen Arbeitsgeberverbands für das Handwerk und Klein- und Mittelbetriebe (UEAPME), hob hervor, dass Kleinunternehmen keine „Bonsai-Ausführungen“ von Großunternehmen seien, sondern spezifische Bedürfnisse hätten. „Zwar waren einige nationale Regierungen anfangs nicht überzeugt von ihrem Sinn“, sagte er, „doch nach diesen vier Jahren stellen sich die Mitgliedstaaten ihrer Verpflichtung, ernsthafter über die Charta zu berichten.“ Diese Ansicht wurde von den Konferenzteilnehmern auf breiter Basis geteilt. In ihren Augen sind die Ergebnisse der Charta und die Jahresberichte über ihre Umsetzung eine wertvolle Quelle bewährter Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Praktiken. Die Rahmenbedingungen für Kleinbetriebe haben sich in den vier Jahren langsam verbessert. Müller zufolge muss jedoch viel mehr getan werden, insbesondere im Hinblick auf die Charta-Ziele der besseren Ausbildung zu unternehmerischer Initiative, der besseren Rechtsvorschriften, der besseren Nutzung des Binnenmarktes und der Stärkung des technologischen Potenzials von Kleinunternehmen. Wesentliche Schritte nach vorne Die Teilnehmer berichteten über wichtige Initiativen in den Mitgliedstaaten in den einzelnen Schwerpunktbereichen, welche im Jahr davor herausgestellt worden waren. Der begrenzte Zugang von Kleinunternehmen zu finanziellen Mitteln ist nach wie vor eine wesentliche Schwäche, doch in vielen Fällen ist es Partnern sowohl aus dem öffentlichen als auch aus dem privaten Sektor gelungen, die Schwierigkeiten zu überwinden. Der französische Fonds d’Investissement de Proximité investiert öffentliche Ersparnisse in KMU mit großem Wachstumspotenzial aus ein- und derselben Region als Gegenleistung für steuerliche Anreize. In Österreich bietet der Wirtschaftsservice als öffentlicher Finanzvermittler High-tech-Unternehmen Risikokapital in Form von nachrangigen Darlehen und berechnet Viele Beispiele der bewährten Praxis haben sich im dritten Schwerpunktbereich gezeigt, dem Bereich „Konsultation von Kleinunternehmen“, insbesondere in Litauen, Ungarn, den Niederlanden, dem VK, Schweden und Kroatien, wo die Konsultation im Gesetzgebungs- und im politischen Entscheidungsprozess gang und gäbe ist. In Kroatien sind die Handelskammern stets an den Diskussionen über den nationalen KMU-Entwicklungsplan beteiligt. Henrik Wingfors vom schwedischen Ministerium für Industrie, Beschäftigung und Kommunikation betonte die Bedeutung der Prüfung der Auswirkungen neuer Gesetzesentwürfe auf die Unternehmen – in Schweden sind weitere Prüfungen dieser Art vorgeschrieben, wenn beim Durchlauf eines Entwurfs viele Änderungen vorgenommen wurden. In den Niederlanden und im VK werden Regierungsbeamte für einen gewissen Zeitraum in die Industrie entsendet, um zu prüfen, wie sich die nationalen Politiken auf die Unternehmen im Einzelnen auswirken. Auf dem Weg in die Zukunft Die Charta für Kleinunternehmen wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiterhin starke Beachtung finden. Die Schwerpunkte für 2004-2005 sind die Stärkung der Erziehung zur unternehmerischen Initiative, insbesondere in Sekundarschulen, bessere Rechtsvorschriften, insbesondere im Hinblick auf die Prüfung der Auswirkungen und auf das Bankrottgesetz, sowie Maßnahmen zur Inangriffnahme des Mangels an Fertigkeiten insbesondere bei Technikern und Ingenieuren. Die Koordination zwischen den Vertretern der KMU und den einschlägigen Abteilungen der Kommission wird unter dem KMU-Beauftragten Timo Summa verstärkt werden. Kontakt K. Ekroth-Manssila, Europäische Kommission, GD Unternehmen und Industrie Tel. +32 2 295 0708 [email protected] I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r NEUIGKEITEN AUS DER POLITIK 7 > Innovation beurteilen Die Patentqualität liefert ein genaueres Bild Die bloße Zahl der Patentanmeldungen innerhalb eines bestimmten Gebietes ist ein weit verbreiteter Messfaktor für Innovation. Aber bietet sie auch Aufschluss über die tatsächliche Innovationsaktivität von Unternehmen? Die jüngste Forschung hat einen Index für Patentqualität erarbeitet, der einen ausführlicheren Eindruck über die Innovationsaktivität in der Wirtschaft verschafft und die Unterschiede zwischen den Industriesektoren verdeutlicht. Die Verfahren zur Messung von Innovation sind Legion und bieten ein breites Spektrum von Kombinationen aus Indikatoren, die von verschiedenen Einrichtungen verwendet werden, wie etwa das von der Kommission erstellte europäischen Trend Chart on Innovation. Doch aufgrund des vagen Charakters von Innovation wäre es richtiger zu sagen, dass mit diesen Verfahren entweder Hintergrundbedingungen gemessen werden und das Ausmaß, in dem diese Innovation begünstigen, oder dass sie einzelne Eingaben oder Ergebnisse messen, welche kein vollständiges Bild ergeben. Ein solcher Indikator ist die Zahl der Patentanmeldungen, die in einem bestimmten Gebiet innerhalb eines bestimmten Zeitraums eingereicht werden. So erhält man Angaben über die Ergebnisse von Forschungsarbeit – insofern, als die Forscher oder ihre Manager dem einen geschäftlichen Wert zuschreiben – was möglicherweise zu innovativen Produkten oder Prozessen führt. Aber liefert die Zahl der Patentanmeldungen aussagekräftige Informationen über die Innovationsaktivität, oder ist sie lediglich ein Symptom für übervorsichtige IPR-Manager, die für jede noch so kleine Verbesserung in der Organisation ihrer Forschungsarbeit Ansprüche erheben? „Im Vergleich zu den Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung ist die Zahl der Patentanmeldungen fast überall, in den meisten Industriesparten, zurückgegangen“, sagt Mark Schankerman von der Wirtschaftsschule London School of Economics. „Mit anderen Worten, bei einem vorgegebenen Betrag von Geld springt weniger raus.“ Auf den ersten Blick legt dies daher nahe, dass die Innovationsaktivität rückläufig ist. Genau betrachtet besteht im Hinblick auf die Innovation jedoch kein Anlass zur Sorge. „Erstens werden einige innovative Aktivitäten nicht patentiert, und zweitens kann es bedeuten, dass die Patentqualität steigt“, so Schankerman. Die Erstellung eines Indexes für Patentqualität und die Gewichtung der Zahl der Patente zur Schaffung von „qualitätsangepassten Patenten“ Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Den Schutzrechten für geistiges Eigentum wird ein immer höherer Stellenwert eingeräumt. werden zu einer sinnvolleren Messung der Ergebnisse von Forschung und Entwicklung führen. Qualität statt Quantität In einem Papier(1), das letztes Jahr veröffentlicht wurde, geben Schankerman und sein Kollege Jean Lanjouw ein Beispiel eines Indexes für Patentqualität: zitierende Patente (nachfolgende Patente innerhalb von fünf Jahren, die ein bestimmtes Patent zitieren), zitierte Patente (Zahl der früheren Patente, die in einem bestimmten Patent zitiert werden), Anzahl der Ansprüche eines bestimmten Patents und Patentfamiliengröße (Anzahl der parallelen Patenanmeldungen in verschiedenen Gerichtsbezirken). Ihr Modell wurde anhand von Daten aus über 100 000 US-amerikanischen Patenten, die im Zeitraum von 1980 bis 1993 erteilt wurden, getestet. „Wir haben diese vier Indikatoren gewählt, aber wir hätten genauso gut andere wählen können“, erklärt Schankerman. „Es besteht ein Missverhältnis zwischen der Relevanz der Indikatoren und der Leichtigkeit, an diese heranzukommen.“ Sie fanden heraus, dass die verschiedenen Indikatoren je nach technologischem Bereich unterschiedlich bedeutsam waren. In der pharmazeutischen Industrie etwa ist der Schlüsselindikator bei der Bestimmung der Patentqualität der Faktor der zitierenden Patente; die Eliminierung dieses einen Faktors führt zu einer Halbierung der Informationen über die Qualität. Im Maschinenbausektor dagegen ist die Zahl der Ansprüche der entscheidende Faktor; auch hier erhält man nur halb so viele Informationen, wenn dieser Faktor fehlt. Zwar ist die Entwicklung von Verfahren zur Messung der Patentqualität für die Messung von Innovation wichtig, doch ist sie in erster Linie für die Unternehmen selbst von unmittelbarer Bedeutung. „Die Schutzrechte für geistiges Eigentum könnten sich stärker im Börsenwert von Unternehmen niederschlagen“, so Schankerman. (1) Patent quality and research productivity: measuring innovation with multiple indicators’ [Patentqualität und Forschungsproduktivität: Beurteilung von Innovation mit multiplen Indikatoren], The Economic Journal, 114 (April 2004). Kontakt M. Schankerman, London School of Economics [email protected] I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 8 Dossier NEUE WEGE IM FREMDENVERKEHR Mehr um neue Fast jeder Einwohner der Industrienationen ist irgendwann einmal als Tourist unterwegs. Der Wettbewerb zwischen den Reiseanbietern jedoch ist trotz dieses großen Kundenkreises ungebrochen. Daher bilden die Entwicklung neuer Urlaubsformen, der Bau neuer Urlaubseinrichtungen und die Suche nach einem wirtschaftlicheren Betrieb derselben einen Teil des ständigen Wandels im Tourismus, in dem Kundendienst wichtiger ist als in allen anderen Branchen. Der Fremdenverkehr ist einer der größten Arbeitgeber in Europa, und für viele auf das Geld der Touristen angewiesene Regionen bedeutet Innovation den Unterschied zwischen Wachstum und Stagnation. Reisen werden aus vielerlei Anlässen unternommen. Man reist aus geschäftlichen Gründen oder zum Vergnügen, um Freunde oder Verwandte zu besuchen oder um Ruhe vor ihnen zu haben, zur Entspannung oder aus Abenteuerlust, um gut zu essen und zu trinken oder zu fasten und sich zu entschlacken, um am Strand in der Sonne zu liegen oder die kühle Luft in Bergen und Wäldern zu genießen, und aus vielen anderen Gründen. Im Fremdenverkehr ist man von einem für alle passenden Universalangebot weiter entfernt als in jedem anderen Wirtschaftszweig. Darüber hinaus ist die Arbeit derjenigen, mit denen es Touristen im Zusammenhang mit ihrer Reise zu tun bekommen, für die Erfahrungen und die Zufriedenheit der Kunden vielleicht noch wichtiger als in allen anderen Dienstleistungsbranchen. Jeder, der mindestens eine Nacht nicht in seiner Heimatregion verbringt, ist Tourist (wer nur einen Tag verreist, heißt im Branchenjargon „Besucher“). In Europa entfallen rund 80 % der Übernachtungen auf Vergnügungs- und die übrigen 20 % auf Geschäftsreisen. innereuropäischen Reisen als auch die Ankünfte aus Ländern außerhalb Europas enthalten. Dabei hat sich die absolute Zahl der Touristenankünfte in Europa zwar um 4 % gegenüber dem Vorjahr erhöht, der Anteil Europas am Weltmarkt ging jedoch um rund drei Prozentpunkte zurück. Der Tourismus gehört zu den größten Wirtschaftszweigen der Welt, und Europa ist der wichtigste Kontinent. Im Jahr 2004 gab es den Statistiken der Welttourismusorganisation (WTO) zufolge rund um den Globus 760 Millionen Touristenankünfte, die größte Zahl davon während der Sommersaison der nördlichen Hemisphäre. Von diesen Ankünften wiederum entfielen 414 Millionen bzw. knapp 55 % auf Europa (alle europäischen Länder einschließlich der 25 EU-Mitgliedstaaten); darin sind sowohl die Innerhalt der EU wurden nach Angaben von Eurostat (für 2003) insgesamt 2,09 Milliarden Übernachtungen in Hotels und anderen Urlaubsunterkünften gezählt. Davon entfielen 1,2 Milliarden bzw. 59 % auf die Einwohner des jeweiligen Mitgliedslandes. Von den übrigen 856 Millionen Übernachtungen entfielen drei Viertel auf die Einwohner anderer Mitgliedstaaten. Den größten Anteil am innergemeinschaftlichen Reisemarkt haben erwartungsgemäß die Touristen aus Deutschland (23 %) und Großbritannien (19 %). Den drittgrößten Block bei den Einreisenden bilden die USA; sie kommen bei den Übernachtungen von Personen, die nicht Bürger der EU sind, auf einen Anteil von 7 %. Die zehn nach Übernachtungszahlen in Hotels und anderen Gemeinschaftsunterkünften führenden europäischen Regionen sind in der folgenden Tabelle aufgeführt. Rang Region Übernachtungen Anteil an EU-25 in % 1 Este (ES) 152.422 7,3 2 Nord Est (IT) 139.784 6,7 3 Canarias (ES) 83.764 4,0 4 Centro (IT) 79.702 3,8 5 Bayern (DE) 66.236 3,2 6 Méditerranée (FR) 64.203 3,1 7 Westösterreich (AT) 61.120 2,9 8 Île-de-France (FR) 58.085 2,8 9 Nord Ovest (IT) 52.728 2,5 10 Sur (ES) 51.856 2,5 Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Der Anteil der ausländischen Touristen ist von Mitgliedsland zu Mitgliedsland unterschiedlich. Im Allgemeinen sind die südlich gelegenen und/oder kleineren Urlaubsländer der EU auf die Gäste aus dem Ausland am stärksten angewiesen, während in den mitteleuropäischen und den nordischen Mitgliedstaaten der Inlandstourismus eine wesentlich größere Rolle spielt. I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r NEUE WEGE IM FREMDENVERKEHR 9 Anstrengungen Kunden 1. Ein europäischer Wirtschaftszweig Europa hat mehr Besucher vorzuweisen als jede andere Region der Welt. Der Tourismus gehört sowohl als Arbeitgeber wie auch als Wirtschaftsfaktor zu den wichtigsten Branchen in der Europäischen Union. „Allein die Kernbereiche des Fremdenverkehrs – beispielsweise Hotels und Reisebüros – erwirtschaften fünf bis sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der EU“, so der stellvertretende Leiter der Abteilung Tourismus bei der EU-Generaldirektion Unternehmen, Jean-François Omnes. „Berücksichtigt man dann noch jene Bereiche, die indirekt vom Tourismus profitieren wie Restaurants, Verkehr und Einzelhandel, verdoppelt sich die Zahl auf 10 bis 12 Prozent des BIP.“ Diese volkswirtschaftliche Bedeutung entwickelt eine Branche mit rund 2 Millionen Unternehmen, von denen 99 % weniger als 50 Beschäftigte aufweisen. Insbesondere im Hotel- und Restaurantgewerbe handelt es sich zu 92,4 % um Kleinstfirmen mit weniger als 9 Beschäftigten. Doch obwohl die kleineren Unternehmen vier Fünftel der Arbeitsplätze im Fremdenverkehr stellen, erwirtschaften die 0,1 % der Unternehmen mit über 250 Beschäftigten mehr als 25 % der Wertschöpfung. Arbeitsplätze „Die Tourismuswirtschaft weist ein hohes Beschäftigungspotenzial auf“, so Omnes, „weil allein auf die Kernbereiche 7 % aller Arbeitsplätze in der Union entfallen. Die arbeitsmarkt-politische Bedeutung der Branche ist enorm. Sie bietet beispielsweise jungen Leuten viele Möglichkeiten für eine Ausbildung oder Festanstellung. Sie können dort gut Erfahrungen sammeln, die ihnen vor allem dann, wenn es um die Betreuung von Kunden geht, in anderen Branchen von großem Nutzen sein werden.“ Bis zu ein Achtel des BIP der Europäischen Union entfällt auf den Tourismus. In vielen Regionen wie etwa an der Mittelmeerküste und in den Alpen ist der Fremdenverkehr Europäisches Tourismusforum 2004 Die Donau in Budapest, Gastgeber-Stadt des Europäischen Tourismus-Forums 2004. Die Gestaltungsmöglichkeiten der EU im Europäischen Tourismusforum in Budapest Tourismus sind begrenzt, da dieser Markt ein. Dort wurde die Notwendigkeit unter- hauptsächlich in die Zuständigkeit regio- strichen, Hemmnisse für die Erbringung naler und nationaler Stellen fällt. Es gibt von Dienstleistungen abzubauen und so auf Ebene der EU keine fremdenverkehrs- einen echten Fremdenverkehrs-Binnen- politischen Direktfinanzierungsinstru- markt mit gleichen Zugangsbedingungen mente; allerdings kommen dem Tourismus für alle zu schaffen, unter denen hoch- viele Mittel aus den Strukturfonds für wertige Dienstleistungen Platz greifen bestimmte Regionen zugute. Die wirt- können. Arbeitsmarktpolitisch betrachteten schaftliche Bedeutung des Fremdenver- es die Forumsteilnehmer als unerlässlich, kehrs für die Europäische Union insgesamt die Attraktivität der Tourismusbranche bedingt aber, dass der Informations- und für Arbeitsuchende zu erhöhen und Gedankenaustausch zwischen der öffent- hochwertige Arbeits- und Ausbildungsplätze lichen Hand und den Tourismusanbie- anzubieten. Darüber hinaus forderte das tern von großem Wert ist. Zur Erleichte- Forum die EU und die sonstigen Beteiligten rung dieses Austauschs fanden sich im auf, neue und nachhaltige Entwicklun- vergangenen Oktober über 400 Vertreter gen im Fremdenverkehr zu unterstützen. der betroffenen Stellen aus ganz Europa zum http://www.etf2004budapest.hu/ >>> Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 10 Dossier NEUE WEGE IM FREMDENVERKEHR nicht nur die größte Branche, sondern auch der größte Arbeitgeber. Dort können äußere Einflüsse wie Konjunkturschwächen, Angst vor Terroranschlägen oder schlechtes Wetter eine ganze Saison ruinieren. Angesichts der noch frischen Eindrücke von der Tsunami-Katastrophe in Asien braucht niemand daran erinnert zu werden, welche Auswirkungen Naturgewalten auf eine Region haben können. Leere Hotelbetten, Restauranttische und Barhocker setzen einen Dominoeffekt des wirtschaftlichen Abschwungs in Gang. Auch wenn viele Saisonbeschäftigte aus anderen Regionen und Ländern kommen, so trifft eine schlechte Saison doch in erster Linie die einheimische Bevölkerung. Die größte Bedeutung für die langfristig zu erzielenden Einnahmen aus dem Tourismus haben jedoch Faktoren, die von den Verantwortlichen in einer Region beeinflussbar sind. In einem so stark umkämpften Gewerbe wie dem Fremdenverkehr sind die Kunden bei ihrer Entscheidung, welche Art Urlaub sie wollen, fast keinen Beschränkungen ausgesetzt. Wenn sich ein Urlaubsort nicht der Nachfrage anpasst, wird er schnell Kunden verlieren. Vorhersage eines Rückgangs der Touristenzahlen zu entwickeln“, so Omnes. „Dabei wurde festgestellt, dass der Hauptgrund für einen Buchungsrückgang ein schlechterer Kundendienst war. Die Ursache dafür wiederum lag darin, dass die vorhandenen Kapazitäten überschritten wurden. Will man die Qualität an einem solchen Urlaubsort steigern, so muss man das Gleichgewicht wiederherstellen.“ „Im Rahmen einer Untersuchung hat man unlängst versucht, ein Frühwarnsystem zur 2. Die Erneuerung von Attraktionen „Treibende Kraft im Fremdenverkehr ist seit jeher die Nachfrageseite“, betont Jean-François Omnes. Und wenn von dort neue Dienstleistungsformen gewünscht würden, müssten die Ferienorte entsprechend reagieren. „Die Erschließung von Touristengebieten muss unabhängig von deren Charakter in Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft erfolgen“, so Omnes. „Während die Gestaltung des Dienstleistungsangebots Sache der Privatwirtschaft ist, fällt der Bau von Infrastruktureinrichtungen wie etwa Straßen und dergleichen in die Zuständigkeit des Staates. Wenn diese zwei Seiten die touristische Attraktivität einer Region erhöhen wollen, so müssen sie zusammenarbeiten.“ In den vergangenen paar Jahrzehnten hat sich die Nachfrage wesentlich gewandelt. Während früher ein längerer Sommerurlaub die einzige Auszeit im Verlauf eines Jahres darstellte, werden heute mehrere kürzere Reisen unternommen. „Das Leben der Menschen hat sich verändert, und das Verfolgen unterschiedlicher Interessen ist leichter geworden“, so Omnes. „Es ist heutzutage wesentlich einfacher, viele verschiedene Orte zu besuchen, und die althergebrachte Urlaubsvorstellung von Sonne und Strand konkurriert heute mit Angeboten, bei denen Kulturelles, sportliche Betätigung oder die Natur im Mittelpunkt stehen.“ Neue Urlaubsformen und Urlaubsziele Ein großes Problem in Europa besteht darin, dass viele traditionsreiche Urlaubsorte an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Den Prognosen der WTO zufolge soll sich die Zahl der ausländischen Touristen in Europa in den kommenden Jahren aber verdoppeln. Für deren Unterbringung ist Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 ein Mehr an Infrastruktur notwendig, und den entsprechenden Bedarf deckt man praktischerweise nicht mit Kapazitätserweiterungen an bereits gesättigten Standorten, sondern mit neuen Urlaubsformen und Urlaubszielen. Allerdings birgt die Eröffnung neuer Urlaubsziele die Gefahr, dass die in der letzten Generation gemachten Fehler wiederholt werden. Vor allem die Umweltfolgen des Massentourismus‘ können ein Problem darstellen. „Die Partner aus öffentlicher Hand und Privatwirtschaft in jeder Region müssen genau festlegen, welches Kapazitätsangebot für sie annehmbar ist, und bei der Infrastrukturplanung die Umweltverträglichkeit berücksichtigen“, so Omnes. Der Ökotourismus ist ein schnell wachsender Markt und stellt für eine umweltbewusstere Generation eine Alternativform des Urlaubs dar. „Der Ökotourismus wächst mit rund 8 % jährlich, und er bringt den ortsansässigen Gastronomie- und Handwerksbetrieben zusätzliche Einkünfte“, so Omnes. „Darüber hinaus kann der Ökotourismus für die kleinen Landwirte, die unter wachsendem Erlösdruck stehen, ein wertvolles zweites Standbein sein.“ Ein weiterer Bereich, in dem noch viel getan werden muss, betrifft Einrichtungen für Behinderte. Fast 10 % der europäischen Bevölkerung sind in irgendeiner Form behindert und können Orte ohne behindertengerechte Einrichtungen weder besuchen noch dort übernachten. Für diese Menschen sind Neuerungen unerlässlich; dies betrifft aber nicht nur den bloßen Zugang zu Gebäuden, sondern beispielsweise auch die Bereitstellung von Informationen über die behindertengerechte Ausstattung von Urlaubszielen vor Antritt einer Reise. Neue Namen Der Aufbau eines starken Kundenstamms für neue Urlaubsformen und Urlaubsorte bedarf erheblicher Werbeanstrengungen zur Steigerung des Bekanntheitsgrades. Häufig ist man auch auf Mundpropaganda angewiesen. Die Umwandlung eines Ferienortes von einem Urlaubsziel, das nur wenige Wegbereiter anzieht, in ein Ziel, das weithin als gute Wahl betrachtet wird, erfordert entsprechende Bemühungen sowohl von staatlicher wie auch von privater Seite. Insbesondere wenn ein Urlaubsort die Qualität seiner Angebotspalette verbessern will, um zahlungskräftigere Kunden zu gewinnen und das Überfüllungsproblem zu lösen, muss er sich ein neues Marktimage aufbauen. Das in den vergangenen Jahren vielleicht beste Beispiel für ein neues touristisches Angebot sind die Billigfluglinien. Aufgrund der massiven Werbung für extrem niedrige Tarife sind die Fluggesellschaften ins breite Interesse der Öffentlichkeit gerückt, und Flüge, die vor zehn Jahren noch umgerechnet 300 Euro gekostet hätten, sind inzwischen sowohl bei den Billiganbietern als auch bei den herkömmlichen Gesellschaften häufig für weniger als ein Viertel dessen zu haben. In Gebieten mit dem größten Angebot an Billigflügen, vor allem im Südosten Englands, ist das Fliegen für viele schon alltäglich. I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r NEUE WEGE IM FREMDENVERKEHR Während einst eine Wochenendreise zumeist viele Stunden Auto- oder Zugfahrt bedeutete, kann man heute in ein bis zwei Stunden Flug Ziele in ganz Europa erreichen, und das oft ohne höhere Kosten. Auf vielen dieser Reisen werden dann noch Hotels und andere Unterbringungsmöglichkeiten in Anspruch genommen. Mit den Billigflügen sind auch Besuche bei Freunden und Verwandten oder der Ausflug zum eigenen Wochenendhäuschen einfacher geworden. Zwar ist hier für die Anbieter pro Reise möglicherweise weniger zu verdienen, aber der wirtschaftliche Nut- zen entsteht letztlich durch Wiederholungsreisen und Mundpropaganda. In den Touristenzentren betrachtet man die Billigflüge aus bevölkerungsreichen Gegenden als sehr nützlich. „Vor allem in Randregionen besteht der Wunsch, dass die dortigen Flughäfen von den Billiglinien angeflogen werden, da die Gäste auf diese Weise effektiver als mit jedem anderen Verkehrsmittel herangeführt werden können“, so Omnes. Allerdings sind die Billigflieger dafür bekannt, dass sie in ihrem Bestreben, die Kosten so gering wie möglich zu halten, die 11 ihnen berechneten Gebühren der kleineren Flughäfen drücken. So kommt es häufig zu einem Konkurrenzkampf der Regionen darüber, welche von ihnen einer Gesellschaft das beste Angebot unterbreitet, damit sie angeflogen wird. Besorgt über unlautere öffentliche Zuschüsse in diesem Bereich, arbeitet die Kommission derzeit an einer Richtlinie zur Gewährleistung eines lauteren und transparenten Wettbewerbs zwischen allen Flughäfen in der EU unbeachtlich dessen, ob sie sich in Staats- oder in Privatbesitz befinden. 3. Tourismus über das Internet Die zunehmende Internetnutzung bringt eine tiefgreifende Verhaltensänderung auf Seiten der Touristen mit sich. Den Anbietern stehen aber noch andere IT-Hilfsmittel zur Verfügung, mit denen sie besser auf die Wünsche ihrer Kunden reagieren können. Einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg der Billigfluglinien ist die Nutzung des Internets für Buchungen. Durch die Verknüpfung ihrer modernen Abrechnungssysteme mit einer Direktverbindung zu ihren Kunden brauchen die Billigfluggesellschaften nicht nur die sonst pro Flugschein fällige Provision an die Reisebüros nicht mehr zu zahlen, sondern sie haben damit auch ihre eigenen Verwaltungskosten gesenkt. Da sie außerdem für telefonische Bestellungen einen Zuschlag erheben, lenken sie die Kunden ins Internet um. So können sie Telefonpersonal einsparen und die Personalkosten auf ein Minimum reduzieren. Die Billigfluglinien gehörten zwar zu den ersten, die das Internet als Verkaufshilfe für sich entdeckten, aber die übrigen Reiseanbieter haben rasch denselben Weg eingeschlagen. Heute kann der versierte Internet-Nutzer bequem von zu Hause aus Preisvergleiche anstellen und nicht nur Flüge buchen, sondern auch Fähren, Hotels, Leihwagen oder Skipässe bestellen, einen Platz im Restaurant, in der Oper oder bei einem Fußballspiel reservieren und sich für so gut wie jedes andere Freizeitangebot vormerken lassen. Geänderte Gewohnheiten Dem Verband der britischen Reisebüros (ABTA) zufolge wurde im Herbst 2003 bei >>> Die etablierten Touristenzentren in Europa müssen sich vor Konkurrenz nicht fürchten. Doch damit der Tourismus auch weiterhin einen positiven Beitrag zu ihrer Wirtschaft leisten kann, müssen sie sich Innovationen öffnen. Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 12 Dossier NEUE WEGE IM FREMDENVERKEHR einer Umfrage des nationalen britischen Statistikamtes festgestellt, dass 68 % der Erwachsenen mit Internetzugang das Internet nutzten, um Informationen über Reisen und Unterkünfte einzuholen. Es sieht jedoch so aus, als ob die Buchung danach häufig noch auf einem der althergebrachten Wege erfolgt. Aus einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens MORI im Auftrag des ABTA ergab sich, dass in Großbritannien nur rund zwei Drittel derjenigen, die sich im Internet nach Reisen erkundigt hatten, dann auch tatsächlich eine Reise (ohne Unterkunft) buchten. Bei Pauschalreisen wird das Internet hingegen weniger stark genutzt. Zwar nutzte ein Drittel derjenigen, die sich im Internet über Reisen informiert hatten, diese Informationen auch zur Buchung einer Pauschalreise, doch zur Buchung über das Internet konnte sich nur ein Zehntel durchringen. Folglich wird das Internet bei der Informationsbeschaffung eine Alternative zum althergebrachten Pauschalreisenprospekt, doch bei der Buchung bevorzugen viele nach wie vor den persönlichen Kontakt im Reisebüro oder am Telefon. Das Internet und seine Nutzung entwickeln sich so rasch, dass Zahlen wie diese mit der Bekanntgabe fast schon wieder überholt sind. Dennoch wird aus einer längerfristigen Betrachtung ersichtlich, dass der Gebrauch des Internets zur Informationsbeschaffung und zum Buchen von Urlaubs- und Geschäftsreisen Jahr für Jahr zunimmt. Berechnungen des ABTAs zufolge wird sich das Umsatzvolumen auf dem britischen Internetreisemarkt von 2,2 Mrd. Euro im Jahr 2002 auf 7,3 Milliarden Euro im Jahr 2007 erhöhen. Während die Bedenken über die Sicherheit des Internets bei Zahlungsvorgängen im Zuge der wachsenden Erfahrungen im elektronischen Handel abnehmen, kann der Zuwachs des Informationsangebots auf viele abschreckend wirken. Zwar hat jeder Anbieter eine eigene Website, aber ein Preis- oder Leistungsvergleich zwischen vielen verschiedenen Hotels zum Beispiel kann sehr schwierig sein. Um dem entgegenzuwirken, haben viele Kommunen und Regionen eigene Internetportale errichtet, auf denen zugelassene Anbieter wie in den entsprechenden gedruckten Prospekten namentlich genannt sind. Viele Privatunternehmen wiederum haben Internetseiten eingerichtet, auf denen Informationen zusammengefasst und gegen Provision Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Dienstleistungen Dritter verkauft werden. Darüber hinaus gibt es viele Seiten von Einzelpersonen oder Personengruppen, auf denen Informationen kostenlos zu haben sind. Allerdings findet sich so mancher Internetnutzer in diesem Informationswust nur sehr schwer zurecht, und wenn nicht klar ist, wer für eine Internetseite verantwortlich zeichnet, kann es überdies noch fraglich sein, ob die dargebotenen Informationen vertrauenswürdig sind. Zur Verbesserung der Qualität touristischer Informationen im Internet sollen im Rahmen des von der EU finanzierten Forschungsprogramms „Technik in der Informations-gesellschaft“ Maßstäbe für eine einheitliche Darstellung solcher Informationen im Internet ausgearbeitet werden. Auf technischer Ebene war dieses Vorhaben von Erfolg gekrönt, doch die wahren Schwierigkeiten beginnen mit der praktischen Umsetzung. Deshalb haben die Projektpartner mit laufender Unterstützung aus dem Programm „e-Europe“ das Netzwerk für Tourismusharmonisierung (THN) errichtet. Dieses System wird gegenwärtig in mehreren EU-Ländern erprobt. Das THN soll den staatlichen Tourismusbehörden und der Privatwirtschaft einen besser koordinierten Einsatz ihrer bestehenden IT-Programme ermöglichen. Zu einer Pauschalreise beispielsweise gehören das Buchen der Flüge, eines Hotels, des Transfers am Urlaubsort und von Animationsangeboten. Das Problem besteht darin, dass die IT-Systeme der einzelnen Anbieter untereinander nicht vernetzt sind. Das THNSystem besitzt den Vorteil, das kein Anbieter an seinen Systemen etwas zu ändern braucht, aber der Kunde die gewünschten Informationen besser strukturiert zu sehen bekommt. Tourismus im Firmengeschäft Während die in der Reisewirtschaft eingesetzten IT-Programme für Internetwerbung und Internetverkauf inzwischen weitgehend identisch sind, hinken bei IT-Programmen zur Effizienz- und Qualitätsverbesserung auf anderen Geschäftsfeldern insbesondere kleinere Unternehmen noch hinterher. „Wie aus dem europäischen Bericht zum elektronischen Geschäftsverkehr (1) hervorgeht, gehört das Fremdenverkehrsgewerbe beim Einsatz von IT in den Bereichen Absatz und Kundenbeziehungen zu den drei führenden Wirtschaftszweigen“, so Jean-François Omnes. „Bei Anwendungen für Firmenkunden ist die Entwicklung jedoch langsamer verlaufen.“ Größere Hotels und Leihwagenfirmen beispielsweise haben Ertragsoptimierungssysteme eingeführt, die jenen der Fluggesellschaften ähnlich sind. Mit diesen können sie ihre Preise der Nachfrage anpassen und zu jeder Zeit die größtmögliche Auslastung gewährleisten. Die entsprechenden Anwendungen wie etwa automatische Abrechnungssysteme für Hotels, die außerhalb der großen Ketten nur sehr zögerlich angenommen werden, können Zeit einsparen helfen und die Wirtschaftlichkeit in der Rechnungslegung erhöhen. „Die nächste Welle der IT-Entwicklung dürfte im Bereich mobile Kommunikation bevorstehen“, so Omnes. „Durch die Verknüpfung von satellitengestützter Navigation und GSM-Systemen lassen sich Informationen gezielt verbreiten. Der Tourismus kann ein Motor für die schnelle Entwicklung so genannter mobiler Dienstleistungen der dritten Generation (3G) werden. Zwar müssen noch Kompatibilitätsprobleme gelöst werden, aber solange interessante Leistungen zu vernünftigen Preisen im Angebot sind, gibt es im Tourismus einen riesigen Markt für Informationen, die den Kunden auf deren Mobiltelefon oder andere tragbare Geräte geliefert werden.“ Wie eine Umfrage unter Tourismusunternehmen auf den Balearen kürzlich ergeben hat, fließen zwei Drittel der Erneuerungsinvestitionen in IT-Programme und ITSysteme. Aber schon ein Fünftel entällt auf den Umweltschutz. Da sich viele Touristen inzwischen stärker mit den Folgen ihres Verhaltens für die Umwelt befassen, werden wie in anderen Branchen auch jene Unternehmen Marktanteile hinzugewinnen, die ein entsprechendes Umweltbewusstsein nachweisen können. (1) Siehe http://www.ebusiness-watch.org/ Kontakt J.-F. Omnes, Europäische Kommission, GD Unternehmen [email protected] http://europa.eu.int/comm/enterprise/services/ tourism/index_en.htm I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r FALLBEISPIEL 13 > Schottland Mehr bieten als die Konkurrenz Schottland wird niemals Scharen von Sonnenanbetern anlocken, aber nach Ansicht der einheimischen Tourismusbehörden stellt die große Vielfalt seiner Attraktionen ein Pfund dar, mit dem es sich beim Werben um Besucher gut wuchern lässt. „Wenn es darum geht, Touristen anzulocken, geht nichts über Marktkenntnis“, so Philip Riddle, Verwaltungsratsvorsitzender von Visit Scotland, der überregionalen schottischen Tourismusbehörde. „Und dieser Markt ist heutzutage stark segmentiert: Die Kunden haben unterschiedliche Ansprüche, und wir müssen ihren persönlichen Vorlieben Rechnung tragen. Das bedeutet, dass für den Verkauf eines Zielortes ein Argument allein nicht mehr ausreicht, ob es nun Golf, Essen und Trinken oder Ahnenforschung heißt.“ Bis zum April dieses Jahres gab es in Schottland neben Visit Scotland noch 14 regionale Fremdenverkehrsbehörden, die jedoch auf Visit Scotland verschmolzen wurden. „Wir müssen Schottland als Ganzes verkaufen, weil Außenstehende mit den einzelnen Regionen oft nicht viel anfangen können“, betont Riddle. Des Weiteren habe man mit der Privatwirtschaft ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, das eine überregionale Buchungsstelle betreibe, die sowohl den Touristen nütze als auch Anbietern aus dem Fremdenverkehrsgewerbe einen Marktzugang ermögliche. Lange Wochenenden Städtereisen stellen für Schottland einen ganz wichtigen Markt dar und haben vor allem wegen der sprunghaften Ausweitung des Billigflugangebots europaweit stark zugenommen. „Glasgow und insbesondere Edinburgh stehen auf der Beliebtheitsskala weit oben, aber wir konkurrieren mit Städten wie Barcelona und Prag“, erläutert Riddle. „Deshalb haben wir großes Interesse daran, dass die Touristen wiederkommen. Derzeit ist es leider in Mode, eine Stadt nach der anderen abzuhaken.“ Um dem etwas entgegenzusetzen, arbeitet man bei Visit Scotland an einer neuen Idee, einer kombinierten Stadt-Land-Reise. „So etwas haben nicht viele Orte im Angebot, Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Das Schloss von Eilean Donan: das traditionelle Image Schottlands. Aber Schottland hat weitaus mehr zu bieten... aber unser Land ist ideal für alle, die drei oder vier Tage bleiben und ihre Zeit sowohl in der Stadt – Galerien besuchen, einkaufen, Essen gehen – als auch auf dem Land – Wandern, Kanu fahren, Golf spielen – verbringen wollen. Städtereisen sind aus Sicht der Anbieter weniger planbar als früher, weil jeder Interessent nach Gutdünken handeln und sich kurzfristig etwas gönnen kann. Wir wollen aber einen Anreiz dafür schaffen, dass die Touristen wiederkommen.“ Ahnenforschung Eine weitere Marktnische, die Visit Scotland besetzen will, ist die Genealogie. Hier hat man als Zielgruppe vor allem die schottischen Minderheiten in Nordamerika und Australasien im Auge. „Wir haben in Reaktion auf die zunehmende Ahnenforschung im Internet eine Website (ancestralscotland.com) eingerichtet“, so Riddle. „Aber wie macht man denen, die ihre Familiengeschichte erforschen, einen Besuch in Schottland schmackhaft? Eine Möglichkeit besteht darin, die historischen Verbindungen von Namen zu bestimmten Gegenden herauszustellen und so einen Anreiz für eine Reise dorthin zu schaffen.“ Ob die Tourismuswirtschaft in ihrem Bemühen um Wiederholungsbesuche Erfolg hat, wird maßgeblich von der Qualität des Leistungsangebots abhängen. Die Güte von Hotels und Pensionen in Schottland wird schon seit langem in Form von Sternen bewertet, und in jüngerer Zeit sind Benotungen in den Bereichen grüner Tourismus sowie Essen und Trinken („Taste of Scotland“) hinzugekommen. „Früher waren bei diesen Programmen die Kontrollen das Wichtigste, doch wir sind dabei, das Augenmerk stärker auf die Beratung zu legen und in diesem Rahmen Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Es ist viel schwerer, Dienstleistungsqualität und Herzlichkeit zu bewerten, als die Substanz eines Gebäudes“, findet Riddle. „Der Fremdenverkehrsmarkt ist einer der am härtesten umkämpften weltweit, und wir wollen uns wie jedes andere Land auch von anderen abheben, um mehr Besucher anzulocken“, sagt Riddle abschließend. Kontakt http://www.visitscotland.com/ I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 14 INNOVATIONEN > Vi e r t e s F o r u m f ü r I n n o v a t i v e U n t e r n e h m e n Förderung von Innovation durch Austausch erfolgreicher Praktiken Im vergangenen Dezember kamen in Karlsruhe und Stuttgart fast 400 Fachleute aus ganz Europa anlässlich des Vierten Europäischen Forums für Innovative Unternehmen zusammen. Zu diesem bedeutenden Ereignis trafen sich herausragende Vertreter aus dem Bereich Innovation aus der gesamten EU und darüber hinaus, um sich über Strategien zur Förderung von Innovation auszutauschen. Heinz Zourek, stellvertretender Generaldirektor Unternehmen und Industrie, präsentiert Duccio Campagnoli aus der Region Emilia Romagna den Special Distinction Award. Innovative Firmen sind Grundlage des Wirtschaftswachstums. Der öffentliche Sektor hat jedoch auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene erhebliche Einflussmöglichkeiten durch eine entsprechende Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Industrie. Um die besten politischen Maßnahmen und Instrumente zur Unterstützung innovativer Unternehmen herauszufinden, müssen die öffentlichen Behörden aus den gegenseitigen Erfahrungen lernen. Das bedeutet, dass es nicht nur darum geht, die Ergebnisse zu analysieren, sondern mit den verantwortlichen Personen muss auch ausgewertet werden, inwieweit sich politischen Maßnahmen bewährt haben und weshalb sie eingeführt wurden. Das Europäische Forum für Innovative Unternehmen wurde von der Europäischen Kommission als ein hochrangiges Forum ins Leben gerufen, auf der die Innovationspolitik und Chancen des Zusammenwirkens diskutiert werden sollen. Nach den Worten von Cesar Santos von der Abteilung Weiterentwicklung der Innovationspolitik der Europäischen Kommission „hat sich das vierte Treffen dieser Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Art zu einem herausragenden Ereignis der europäischen Innovationspolitik entwickelt, auf dem ein breites Spektrum von Vertretern des Innovationsbereiches aus der Praxis, den Unternehmen und der Politik zusammenkommt.“ Umwälzung „Welche Schlussfolgerungen lassen sich für die Innovationspolitik aus der Zeit ziehen, die den hektischen Ereignissen im Finanzsektor Ende der 90er Jahre folgte?“. Diese Frage stellte Carlota Perez, Visiting Senior Research Fellow der Universität Cambridge und der Forschungsabteilung für Gesellschaftspolitik der Universität Sussex, in ihrer programmatischen Rede auf dem Forum. Die Investitionen in Risikokapitalfonds sind stark gesunken, nachdem sie im Jahr 2000 vor dem Platzen der Aktienblase an der Nasdaq ihren Höhepunkt erreicht hatten und etwa 81 Mrd. $ in Fonds investiert worden war. Die Investitionen betrugen 2003 lediglich ein Zehntel davon, obwohl es 2004 eine leichte Aufwärtsentwicklung gab. Werden die Investoren zurückkommen? War diese Aktienblase eine Ausnahme? Sie betrachtete im Rückblick vorangegangene technologische Umwälzungen und äußerte die Annahme, dass es bei all diesen Umwälzungen starke Parallelen zur Aktienblase 1990 gab. Alle 40 bis 60 Jahre haben technologische Umwälzungen gewaltige Chancen zur Innovation mit sich gebracht. Das war so im Falle der industriellen Revolution, in der Ära der Dampfmaschinen und Eisenbahnen, der Elektrizität und der Schwerindustrie, der Öl- und Autoindustrie und jüngst der Informations- und Kommunikationstechnologie. Nach ihren >>> Gewinnerregionen Auf dem Galadiner, das anlässlich des Forums im Römerkastell in Stuttgart gegeben wurde, fand als Überraschung eine Vorführung des Stuttgarter Ballets statt. Höhepunkt der Abendveranstaltung war jedoch die Verleihung der Preise für hervorragenden Innovationstransfer, mit denen die Bemühungen der Paxis-Regionen gewürdigt werden sollten, die beim Transfer von Innovationsinitiativen und – maßnahmen in andere Regionen im Zeitraum 2003 und 2004 am erfolgreichsten waren. Über die Preisverleihung entschied eine Jury, die sich aus zwei höheren Beamten der Kommission und drei unabhängigen Experten zusammensetzte. Die sechs Gewinnerregionen waren EmiliaRomagna, Rhône-Alpes, Karlsruhe, Helsinki, Oxfordshire und Stuttgart. Außerdem wurde der Region Emilia-Romagna eine zusätzliche Besondere Auszeichnung in Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen verliehen. Im besagten Zeitraum wurden in EmiliaRomagna nicht weniger als 12 Programme im Bereich der Innovationspolitik durchgeführt. Bei der Entgegennahme des Preises betonte Duccio Campagnioli vom Regionalrat, dass „der hauptsächliche Erfolgsfaktor in EmiliaRomagna die ständigen Bemühungen um Innovation und eine neue auf Know-how beruhende Industriepolitik waren.” I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r INNOVATIONEN Worten „breitete sich jede Umwälzung nach einem ähnlichen Muster aus, wobei es auf halber Höhe jeweils zu einer Finanzkrise kam.“ Verbreitung Bei jeder technologischen Umwälzung steigt die Bedeutung neuer Produkte und Prozesse, und neue Firmen und Indutriezweige entwickeln sich zu wirtschaftlichen Antriebskräften. Technologien und Unternehmensmodelle werden dann auf andere Sektoren übertragen und es kommt zu einer allmählichen Verjüngung und Modernisierung der gesamten Wirtschaft, was zu einem Qualitätssprung in der Produktivität führt. Nach Ansicht von Perez „kommt es in der Praxis jedoch zu einer Aufspaltung des Verbreitungsprozesses und auf halber Strecke, bevor sich ein neues Muster wirklich etabliert, gibt es einen Zeitraum der Instabilität und Ungewissheit. Und diesen Punkt haben wir derzeit bei der Verbreitung der IKT erreicht, wo diese die Öl-, Auto- und Massenproduktion ablösen.“ Diese Phasen der Verbreitung spiegeln sich im Handeln der Investoren wider. Während der intensiven Innovation des ersten Zeitraums sind die Spekulanten bereit, Risiken einzugehen. Aber sobald die Aktienblase platzt, gibt es einen Zeitraum, in dem die Investoren übervorsichtig und nicht zu Investitionen bereit sind. Sobald sich das neue Muster etabliert hat, kommen die Investoren zurück, streben aber nach stärkerer Kontrolle. Der institutionelle Rahmen muss 15 jedoch so gestaltet werden, dass die Bedingungen für eine solches ,goldenes Zeitalter’ geschaffen werden. Perez betonte: „Deshalb sind Investitionen nun untrennbar mit der Innovation verbunden, und die Politik der öffentlichen Hand und die jetzt eingeschlagenen privaten Strategien werden die Bedingungen für die Innovation in den kommenden Jahrzehnten bestimmen.” Und darüber hinaus werden wir möglicherweise durchaus noch die Revolution der Bio- und Nanotechnologie erleben… Kontakt Die Vorträge und Reden des Forums sind auch unter der folgenden Internetadresse zu finden: http://www.fourthforum.org/ > D a s N e t z P r o To n E u r o p e Technologietransfer auf professioneller Grundlage Ein Schlüsselfaktor für das Wirtschaftswachstum ist die Nutzung von Entdeckungen und Erfindungen als Unternehmenschancen. In Europa verfügen die öffentlichen Forschungseinrichtungen bislang nur über begrenzte Erfahrungen beim Transfer ihrer neuen Technologien. Die Vereinigung ProTon Europe wurde nun eingerichtet, um sie bei der Suche nach den besten Möglichkeiten des Technologietransfers zu unterstützen. Die Universitäten und Forschungseinrichtungen in Europa bringen Forschungsergebnisse hoher Qualität hervor, es gelingt ihnen jedoch nicht so gut, deren Innovationspotential voll auszuschöpfen. Die Umsetzung der Forschungsergebnisse auf dem Markt wird zunehmend Aufgabe von Technologietransferstellen (Technology offices - TO) der Universitäten, wenngleich deren Effektivität sehr unterschiedlich ist. Einige arbeiten sehr professionell, während andere von Halbzeitkräften ohne spezielle Ausbildung oder sogar von den Forschern selbst geführt werden. ProTon Europe ist ein Netz von Technologietransferstellen, das ähnlich wie die sehr erfolgreiche American Association of University Technology Managers funktioniert. Durch den Austausch von Kenntnissen und Erfahrungen sollen die Leistung aller Mitglieder auf das Niveau der besten angehoben werden. „Der Transfer von Kenntnissen ist eine junge Berufsrichtung, die ein außergewöhnliches Wachstum erlebt,” äußert Ernst Max Nielsen vom Sekretariat ProTon Europe in Brüssel. „Es gibt keine formelle Ausbildung oder Schulung dafür, so dass die Neueinsteiger nur aus der guten Praxis der erfahreneren Kräfte lernen können. Die Aufgabe besteht darin, dass sie sowohl mit den Akademikern als auch den Unternehmern sprechen und ein Verständnis für deren Bedürfnisse und Kultur entwickeln, um dann als Brückenglied zwischen beiden aufzutreten.” Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Herausfinden, was die Mitglieder wollen ProTon Europe wurde von 200 Delegierten auf einer Eröffnungskonferenz 2003 in Valencia gegründet. Erste Aktion war eine breite Untersuchung unter den Mitgliedern, um die Bedürfnisse und Wünsche in diesem Berufsbereich festzustellen, um die Dienstleistungen dann darauf auszurichten. Es gab eine starke Nachfrage nach Schulungslehrgängen, unter anderem zu folgenden Themen: • Struktur und Leitung von Technologietransferstellen, • Patentierung und geistige Eigentumsrechte, • Lizenzierung, • Ausgliederung von Unternehmensbereichen und Campus-Unternehmen • Zusammenarbeit zwischen den Universitäten und der Industrie. „Auf der Grundlage dieser Themen haben wir Programme für unsere neuen europäischen Ausbildungsstätten entwickelt,“ erklärt Nielsen. „Die Delegierten können diejenigen auswählen, die ihren Bedürfnissen am besten entsprechen. Als wir das Modell im Mai von 50 Transferstellen testen ließen, wurde es mit 4,3 Punkten von insgesamt fünf bewertet.“ Nach diesem Erfolg richtete sich der erste vollständige Lehrgang, der in der Tschechischen Republik in Brno im Juli 2004 stattfand, an Neueinsteiger und Transferstellen im Anfangsstadium. Die Delegierten aus 16 Ländern übernahmen jeweils bis zu fünf Modellen, bei denen das Feedback ebenfalls sehr positiv war. Mitarbeiter, die bereits über umfassendere Erfahrungen beim Wissenstransfer verfügen, werden auf einer für Anfang 2005 geplanten Expertenschulung Gelegenheit zur Vertiefung ihrer Kenntnisse erhalten. Patentierung und geistige Eigentumsrechte „Ein Bereich, in dem vorbildliche Praktiken eine entscheidende Bedeutung haben, ist der Umgang mit geistigen Eigentumsrechten,“ erläutert Nielsen. „Die Erfinder müssen den Offenbarungsprozess ordentlich abschließen, so dass sie ihre Forschung fortführen können, während gleichzeitig die neuen Kenntnisse genutzt werden. Wenn der zeitliche Ablauf nicht stimmt, können die Patentierbarkeit und auch die öffentliche Nutzbarmachung verloren gehen. Eine der bedeutendsten Errungenschaften von ProTon Europe ist bislang eine Aufstellung von Kriterien zur Einstufung von patentierbarem Material. Dies ist ein hervorragendes Beispiel, wie die Vereinigung den Transfer von Methoden und die Erhöhung von Standards erreichen kann. Daraus lassen sich Rückschlüsse hinsichtlich der Größe und >>> I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 16 INNOVATIONEN Das ProTon Europe-Netz wurde im November 2003 bei einem Treffen in Valencia ins Leben gerufen. der Personalanforderungen einer Transferstelle für eine bestimmte Anzahl von Erfindern ziehen.“ Viele weitere Kenntnisse und Aufgaben sind in den Lehrgangsprogrammen enthalten, unter anderem zu den Themen Unternehmensstruktur, Fiananzmanagement, Öffentlichkeitsarbeit, Finanzierungsmöglichkeiten, Aufsetzung von Verträgen, Gesellschaftsrecht und zahlreichen Fragen der Unternehmensführung, in denen sich der Forscher in der Regel nicht so gut auskennt. ProTon Europe plant die Herausgabe eines Handbuchs mit Fallstudien, die bewährte Praktiken zu allen diesen Punkten aufzeigen. Fortsetzung des Wachstums Das Netz ProTon Europe ist seit seinem kurzen Bestehen sehr schnell gewachsen. Die Europäische Kommission hat es 2003 unter der Initiative Gate2Growth (1) eingerichtet, die auf die Unterstützung von Unternehmern und Jungunternehmen abzielt, und in etwas mehr als einem Jahr sind 150 Mitglieder dem Netz beigetreten. „ProTon Europe ist bereits die größte Gruppe dieser Art in Europa,“ sagt Nielsen. „Es zeigt, wie wir den Status dieser Berufsrichtung angehoben haben. Wir beabsichtigen, zwischen 400 und 600 öffentliche Forschungseinrichtungen mit mehreren tausend Mitarbeitern bis Ende 2006 einzubeziehen. „Wir wollen eher als ein Verbund der nationalen Vereinigungen für den Technologietransfer auftreten, anstatt deren Arbeit zu übernehmen. Wir werden ihnen eine gemeinsame politische Stimme gegenüber der Industrie, den nationalen Regierungen und der Kommission verleihen, wobei die Fachleute dieser Berufsrichtung mit allen Beteiligten sprechen müssen. In einem solchen Verbund können allgemein gültige Regeln festgelegt werden, um die Mitglieder vor möglichem Druck und Ausbeutung durch die Industrie zu schützen. Wenn jeder die Regeln versteht und einhält, kann die Technologie in gut geordneter Weise transferiert werden.” „Wir sind uns des Risikos bewusst, dass unser Wachstum als eine Bedrohung für bereits bestehende Vereinigungen angesehen werden könnte, zumal die Mitgliedschaft in dieser frühen Phase unseres Bestehens unentgeltlich ist“, räumt Nielsen ein. „Wir hängen von der sorgfältigen Zuarbeit einer Menge Leute ab. Es kommt darauf an, den Schlüssel zur Nachhaltigkeit zu finden, so dass der Verbund nahtlos zusammenarbeiten kann.“ ProTon Europe wird oft um Unterstützung bei der Einrichtung neuer Vereinigungen gebeten. Das Netz hat Ende Oktober 2004 einen gut besuchten Lehrgang in Warschau, Polen, durchgeführt, um eine polnische Vereinigung für den Technologietransfer zu gründen. Inzwischen wurde auf der zweiten Jahreskonferenz, die vom University College Dublin im November 2004 ausgerichtet wurde, eine Erklärung über verantwortungsvolle Partnerschaft vereinbart, die auf die Festsetzung von Standards für die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Forschungseinrichtungen und der Industrie abzielt. (1) Siehe ,Risk and Reward – Changing the Climate’, Ausgabe 5/02 Kontakt E.M. Nielsen, Sekretariat ProTon Europe Tl. +32 2 211 3432 Fx. +32 2 218 8973 [email protected] http://fc.protoneurope.org/ http://www.gate2growth.com/proton.asp > Die Innovation-2010-Initiative Investitionen in Innovation Die Innovation-2010-Initiative (i2i) ist ein Programm zur Kreditvergabe, das für einen Zeitraum von 10 Jahren vorgesehen ist und von der Europäischen Zentralbank mit dem Europäischen Investitionsfonds im Jahre 2000 als Versuch gestartet wurde. Mit bereitgestellten Mitteln in Höhe von mindestens 50 Mrd. € zur Unterstützung von Investitionen über den gesamten zehnjährigen Zeitraum ist i2i der Beitrag der EIB-Gruppe zur Lissaboner Agenda. Die Innovation-2010-Initiative ist die Antwort der EIB und des EIF auf die Zielstellung des Europäischen Rates von Lissabon, Europa zur wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaft der Welt zu machen. Innovative Maßnahmen werden entweder Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 direkt über mittel- oder langfristige Darlehen der EIB, oder indirekt durch den EIF unterstützt, insbesondere durch die Unterstützung von Risikokapitalfonds für Investitionen in KMU. Während der ersten drei Jahre hat die i2i Unterstützung in folgenden fünf Bereichen bereitgestellt: Forschung und Entwicklung, Informations- und Kommuniationstechnologienetze (IKT), Entwicklung der Humanressourcen, Verbreitung von Innovation und Entwicklung von KMU (1). >>> I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r INNOVATIONEN Die umfassendste Initiative der EIB Nach den Worten von Guy Clausse von der EIB „betrug der von der EIB zur Verfügung gestellte Gesamtbetrag bis Ende 2003 über 16 Mrd. €. Weitere 20 Mrd. € werden zwischen 2004 und 2006 von der EIB mit zusätzlicher EIF-Finanzierung zur Verfügung gestellt. Wir haben das Ziel, bis 2010 mindestens 50 Mrd. € bereitzustellen – das ist eins unserer wichtigsten Ziele und das einzige, das sich bis zum Ende des Jahrzehnts erstreckt.“ Guy Clausse stellt dies in Zusammenhang zu dem Ziel, das auf dem Europäischen Rat in Barcelona aufgestellt wurde, wonach die EU-Ausgaben für Forschung, Entwicklung und Innovation auf 3 % angehoben werden sollen. Er erläutert dazu: „Gegenwärtig investiert Europa etwa 2 % des BIP in FuE und Innovation, und um 3 % zu erreichen, müssen die Ausgaben um 100 Mrd. € pro Jahr in der gesamten EU erhöht werden. Insofern ist die von der EIB über den Zeitraum des gesamten Jahrzehnts bereitgestellte Summe von 50 Mrd. € vergleichsweise nicht so hoch. Wenn diese Mittel aber gezielt eingesetzt werden und von weiteren Inititativen in Politik, Bildung und Gesetzgebung begleitet werden, dann wird dies einen Unterschied ausmachen. Wir stimmen unsere Finanzierung auch eng mit den umfangreichen und steigenden Finanzmitteln ab, die die Europäische Kommission für Forschungszwecke bereitstellt. Finanzmittel kommen ebenfalls von privaten Unternehmen und anderen Banken. Die EIB kann jedoch eine Katalysatorrolle ausüben.“ Kreditbürgschaften für KMU verantwortlich zeichnet, eine leicht veränderte Einteilung erhalten. Die EIB-Finanzierung unter i2i konzentriert sich jetzt auf folgende Bereiche: • Bildung und Weiterbildung, einschließlich lebenslanges Lernen und E-Learning • FuE und weiterführende Investitionen, insbesondere Unterstützung von Projekten des privaten Sektors, einschließlich der europaweiten Zusammenarbeit in FuE und der Kofinanzierung von Projekten, die durch das Sechste Forschungsrahmenprogramm gefördert werden • Entwicklung und Verbreitung von IKT, insbesondere von Breitbandnetzen und Zugangstechnologien, terrestrischen digitalen Fernsehplattformen und elektronischen Dienstleistungen. 17 und Schutz von industriellem Eigentum eingesetzt. Es werden weiterhin Projekte Priorität haben, die in Bereichen angesiedelt sind, die unter dem Europäischen Regionalen Entwicklungsfonds gefördert werden, und sie wird sich auf die 25 Mitgliedstaaten, die Kandidatenländer (Bulgarien, Rumänien und die Türkei) sowie auf den Westbalkan erstrecken. Guy Clausse erläutert: „Wir schaffen zahlreiche Brücken zwischen den Vertretern der Forschung und des Finanzsektors, die oft eine unterschiedliche Sprache sprechen. Die EIB zeigt, dass Forschung mit Darlehen finanziert werden kann, wodurch die Forscher nicht den Einschränkungen durch die jeweilige wirtschaftliche Situation in ihrem Land unterliegen und Vertrauen in ihre Finanzen aufgebaut wird.“ (1) Siehe ,Complementary Funding’, Ausgabe 5/01 Kontakt Aufbau von Brücken Bei der i2i-Initiative werden mehr Mittel für immaterielle Werte wie Ausbildung, Forschung G. Clausse, Europäische Investitionsbank Tl. +352 4379 3442 Fx. +352 4379 3494 [email protected] Drei prioritäre Bereiche Die prioritären Bereiche für die Innovation2010-Initiative haben nach den Erfahrungen der ersten drei Jahre und der teilweisen Aufgabenaufteilung des EIF, der für Eigenkapital und Die EIB und der EIF wollen den Finanzsektor zur Förderung von Innovation bewegen. Beispiele von Projekten, die 2003 durch i2i unterstützt worden sind Belgien: Aufbau eines Interuniversity Microelectronics Centre in Leuven Finnland: FuE im Bereich der Energieeffizienz und der Verringerung von Motoremmissionen Dänemark: Investitionen in mobile Hochgeschwindigkeitstelekommunikationsnetze und dazugehörige Infrastruktur im gesamten Land Frankreich: FuE für moderne Halbleitertechnologien Deutschland, Schweden, Tschechische Republik und Ungarn: Neue Automobilforschung und Modernisierung damit verbundener Produktionseinrichtungen Deutschland: Schaffung einer neuen E-Commerce-Plattform zur schnelleren Einführung der Informationsgesellschaft in der Tourismusbranche Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Griechenland: Erweiterung der Athener Konzerthalle Irland: Bau und Inbetriebnahme von Einrichtungen der Nationalen Seefahrtsschule Ringaskiddy, Cork Italien: Installation von digitalen Elektrizitätsmessern und Entwicklung der dazu erforderlichen Infrastruktur Niederlande: FuE-Unternehmen im Bereich moderner Halbleitertechnologien Österreich: Modernisierung von Krankenhäusern in der Steiermark Portugal: Modernisierung des mobilen Telekommunikationsnetzwerkes Rumänien: Sanierung und Ausrüstung von Schulen in Bukarest und im gesamten Land Spanien: Modernisierung und Erweiterung der Grund- und Oberschulen sowie der Universitäten von Valencia Vereinigtes Königreich: Aufbau eines digitalen Übertragungszentrums der BBC in London I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 18 INNOVATIONEN > CORDIS Neues Innovationsportal bietet einfachen Zugang Informationen über die Innovationspolitik und die Hilfsinstrumente der EU sind jetzt dank des bei CORDIS im letzten Jahr eingeführten Innovationsportals leichter zugänglich. Unternehmen und Organisationen, die sich für Innovationstätigkeiten in der EU interessieren, können dieses Portal nutzen, um schnell an die für sie interessanten Informationen zu gelangen. wie dem Tendenzdiagramm und Anzeigebrett der europäischen Innovation. • ,Dienstleistungen für Unternehmen’ hilft Ihnen bei der Suche nach praktischer Unterstützung, die von den verschiedenen EUfinanzierten und –geförderten Diensten für Ihre Firma angeboten werden. Dazu gehören spezielle Dienste zur Unterstützung der Innovation wie Gate2Growth, der IPR-Helpdesk (Informationen zu Rechten an geistigem Eigentum) und das Netz der Innovation Relay Centres (IRC), Unterstützung für Jungunternehmen durch Zentren für Unternehmensinnovation und Firmengründungen sowie weitere EU-finanzierte Dienste wie das Netz Euro Info Centres. • ,Innovation in den Rahmenprogrammen’ stellt die Vielfalt der Aktivitäten dar, die durch die EU über die Forschungs- und Entwicklungsrahmenprogramme finanziert werden, insbesondere durch den direkten Zugang zu Ausschreibungen in diesem Bereich. Die Innovationspolitik wurde auf EU-Ebene vor Ein einziger Eintrag mehr als zehn Jahren als Teil der Forschungsrahmenprogramme eingeleitet, die hauptsächlich darauf ausgerichtet waren, die Ergebnisse der technologischen Forschung in auf dem Markt umsetzbare Produkte und Prozesse zu verwandeln. Heute steht die Innovationspolitik im Zentrum unserer Bemühungen zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und zur Steigerung des Wirtschaftswachstums. Viele Innovationsprojekte sind immer noch auf technologische Forschung ausgerichtet, während andere ein breites Spektrum weiterer Bereiche der Wirtschaftstätigkeit umfassen. Um sowohl den neuen als auch den traditionellen Nutzern von CORDIS, die an Innovationsthemen interessiert sind, zu helfen, wurde bei CORDIS ein spezielles Innovationsportal eingerichtet. Darin werden Links zu allen Aspekten der Innovation an einer Stelle zusammengefasst. Den Besuchern des Innovationsportals werden sofort die neuesten Nachrichten zum Thema Innovation angeboten und sie sehen auch Links zu den wichtigsten bevorstehenden interessanten Veranstaltungen in diesem Bereich. Informationen zur Politik und den Aktivitäten der EU im Innovationsbereich sind an verschiedenen Stellen auf der CORDIS-Website (sowie in verschiedenen Bereichen des Europa-Servers der Kommission) zu finden, der ständig steigende Umfang dieser Seite führt jedoch dazu, dass die Nutzer dieser Website mitunter Schwierigkeiten haben, die von ihnen benötigten Informationen zu finden. Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Die Hauptstruktur des Portals untergliedert sich in folgende sechs Bereiche: • ,Innovationspolitik in Europa’ zeigt die Entwicklung der Innovationspolitik der EU in den letzten zehn Jahren und bietet Links zu den einzelnen aufeinander folgenden politischen Initiativen und zusätzlichen Informationen. Außerdem erhält man Zugang zu den in der Entwicklungspolitik eingesetzten Instrumenten • ,Innovationsstudien’ bietet Zugang zu den EUfinanzierten Studien, die in den letzten Jahren durchgeführt wurden und ein breites Spektrum von Innovationsthemen abdecken. Diese dienten als Informationsgrundlage für die Politikgestaltung in der EU und bieten nützliche Anhaltspunkte für Politiker auf anderen Ebenen in ganz Europa. • ,Artikel über Innovation’ bietet einen einfachen Zugang zum Inhalt von Innovation and Technology Transfer und zu Euroabstracts. Dabei geht es aber weniger um eine Wiedergabe der Druckversionen, sondern alle Artikel ab 2000 können systematisch nach Innovationsthemen durchsucht werden. • Die ,Bibliothek’ bietet Links zu Veröffentlichungen, politischen Dokumenten und Zeitschriften im Innovationsbereich der EU, die heruntergeladen werden können. Kontakt Besuchen Sie das CORDIS-Innovationsportal unter http://www.cordis.lu/innovation/ I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 19 INNOVATIONEN NEUES VOM IRE-NETZWERK > Zentralmazedonien Der Wille zu Exzellenz macht sich stark Die Region Zentralmazedonien in Nordgriechenland nimmt aktiv an regionalen Innovationsinitiativen und -netzwerken teil – den Anfang machte ein Plan für ein regionales Technologieprojekt vor zehn Jahren. Heute ist in der Region eine wachsende Innovationskultur zu beobachten, und zwar besonders an der Basis, bei Unternehmen und Forschungszentren. Vor einem Jahrzehnt hatte Zentralmazedonien, ganz im Unterschied zu vielen anderen griechischen Regionen, einen relativ dynamischen Industriesektor, der für den internationalen Wettbewerb gerüstet war – Grund genug für die Regionalbehörde (RB), sich am ersten regionalen Technologieplan (RTP) und den darauf folgenden RIS+Initiativen zu beteiligen. Obwohl der Fokus der RB damals auf baulichen Infrastrukturprojekten lag, drängte sich für die Zukunft eine Gewichtsverlagerung auf; denn neue Infrastrukturen mögen zwar die wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen, doch es braucht dynamische, innovative Firmen, um sie zu verwirklichen. Professor Nicos Komninos von der Aristoteles-Universität in Thessaloniki (AUTH) leitete mehrere Initiativen für Zentralmazedonien. Er beschreibt ihr Zusammenwirken: „Es gibt zwei Kategorien: intraregionale Projekte wie RIS, die der Region helfen, Innovation effektiv in von den EU-Strukturfonds unterstützte Tätigkeiten umzusetzen, während die interregionalen Projekte bewährte Verfahren aus anderen Regionen einführen und neue Innnovationsmanagement-Tools für Zentralmazedonien entwickeln.“ Aufbau einer Innovations-Infrastruktur In der Vergangenheit konzentrierte sich die RB von Zentralmazedonien auf die Leitung großer Infrastrukturprojekte. Die 2001 abgeschlossenen RTP- und RIS+-Prozesse verlagerten indes den Fokus auf Gebiete, die vermehrter Aufmerksamkeit bedurften, wie etwa den Kapazitätsaufbau in der örtlichen Industrie, die Förderung von Akteuren des Technologietransfers sowie den Aufbau der „weichen“ Infrastrukturen wie Cluster und Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Thessaloniki GREECE Das IRE-Netzwerk kurz vorgestellt Das Netzwerk innovativer Regionen in Europa (IRE) ist Teil der Forschungs- und Innovationsaktivitäten des Sechsten Rahmenprogramms; es zielt darauf ab, den Erfahrungsaustausch zwischen Regionen, die regionale Innovationspolitiken, -strategien und -systeme entwickeln, zu erleichtern und ihren Zugang zu bewährten Praktiken zu verbessern. All diese Regionen sind als Teilnehmer willkommen, mehr als 100 europäische Regionen machen bereits mit. Das Netzwerk wird derzeit auf neue thematische Netzwerke und Regionen in Mittel- und Osteuropa ausgedehnt, die ihre eigenen regionalen Innovationsstrategien entwickeln werden. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.innovating-regions.org/ Netze, die für Wirtschaftswachstum unabdingbar sind. Diese Projekte bereiteten den Boden für die Initiative „Exzellenz in Zentralmazedonien“, die im Rahmen des Programms für innovative Maßnahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 2000-2006 kofinanziert wurden und namhafte Ergebnisse zeitigten: neue Forschungsinstitute für Biotechnologie, Telematik und Verkehr mit Sitz im Technologiepark von Thessaloniki sowie ein neues Zentrum zur Verbreitung der Forschungsergebnisse mit einer digitalen Plattform in der AUTH. Diese Maßnahmen zielten auf eine Verbesserung der FuE-Infrastruktur und förderten systematisch Akademie-IndustrieVerbindungen. Außerdem gibt es vier neue Industrie- und Dienstleistungscluster – für Bio-Lebensmittel, Informationstechnologie, Beratung und den Medizinalbereich. Sie widerspiegeln die Stärken der Industrie und die Bedürfnisse der Region und werden durch „harte“ Infrastrukturen, einen neuen Technologiepark für IT-Unternehmen und eine stützende „weiche“ Infrastruktur von Netzen, Branchenverbänden und Clusteraktivitäten untermauert. Industrie will mehr Innovation Diese Verbesserungen werden ergänzt durch größere Investitionen aus den regionalen operationalen Programmen (ROP) zur Modernisierung der Unternehmen und vermitteln finanzielle Hilfe für IT-Investitionen, die Einrichtung eines Qualitätssystems oder die Entwicklung neuer Produkte. Diese ersten Schritte hin zu einem regionalen Innovationssystem stoßen bei den örtlichen Unternehmen auf großes Interesse, wie Komninos berichtet: „Zentralmazedoniens Industrie ist von traditionellen Branchen wie Lebensmittel und Textilien beherrscht, daher konzentrieren wir uns nicht auf die neuesten Produktionstechnologien. Wir legen den Schwerpunkt auf Produkt- und organisatorische Innovation, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken – beispielsweise auf Ausbildung in den Techniken der Exportrisiko-Analyse, die für viele örtlichen Firmen, die in den Balkan expandieren, wichtige Instrumente darstellen. Die regionalen >>> I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 20 INNOVATIONEN I R E -NETZWERKNACHRICHTEN Der Weiße Turm: Wahrzeichen und Hauptanziehungspunkt von Thessaloniki, der Hauptstadt Zentralmazedoniens. Unternehmen sind sich mittlerweile in hohem Maße der Fragen einer Nachbesserung von Leistung und Innovation bewusst; wir sehen dies in den Industriekammern und verbänden, die Innovation sehr aktiv fördern und von den regionalen Planungsbehörden geeignete Rahmenbedingungen und Unterstützung fordern. Partnerschaftliche Lernund Austauschprozesse Zentralmazedonien nahm an mehreren europäischen Partnerschaften teil, um einschlägige bewährte Verfahren in die Region zu holen. Das Projekt Innoregion (19992001), von der GD Regionalpolitik finanziert, diente dem Austausch bewährter Praktiken zu Innovationsmanagement-Tools (IMT) zwischen KMU. Zentralmazedonien konzentrierte sich auf Technologie-Kliniken, Benchmarking und Wirtschaftsinformation und schloss in regionalen Unternehmen mehr als 20 Pilotprojekte ab. Danach leitete die Region das thematische IRE-Netzwerk Verité (2001-03) und entwickelte ein Internetportal für die Zusammenarbeit über IMT zwischen Regionalbehörden und Technologieanbietern. „IMT waren in der Region wenig bekannt“, erklärt Komninos, „sodass wir Pilotprojekte nutzten, um den Untenehmen deren Vorteile zu zeigen. Dann mussten wir die Technologieberater ausbilden, beispielsweise Experten in Durchführung von Technologietransfers, um diese Tools in die Unternehmen zu bringen. Wir steckten große Anstrengungen in die Kompetenzen, Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 die für die Internationalisierung unabdingbar sind, wie Benchmarking, Marktinformation und Entwicklung neuer Produkte (NPD).“ Heute nimmt die Region am Stratinc-Projekt von Interreg IIIC teil und leitet Meta-Foresight, ein von der GD Forschung finanziertes Projekt. Diese Projekte, die sich auf Wirtschaftinformation und regionale Vorausschau als Instrumente zur Unterstützung der Industrie konzentrieren, bauen, wie Komninos erklärt, auf früheren Erfahrungen auf: „Wir liegen nahe bei den sich entwickelnden Märkten des Balkans und die Unternehmen der Region sind dort sehr aktiv, sie exportieren, investieren und expandieren. Durch Benchmarking erfahren sie, wo sie stehen; regionale Vorausschau, verbunden mit Marktbeobachtung und IMT, zeigt, wohin sie gehen können – und die NPD-Tools helfen ihnen, dorthin zu gelangen.“ So weit so gut Zentralmazedonien führte einen regionalen Planungsprozess ein zu einer Zeit, als es dafür weder die Kultur noch den Willen gab. Die RTP- and RIS+-Tätigkeiten machten sich an die schwere Aufgabe, in der Region eine Innovationskultur zu verankern. Komninos sieht das Erreichte sehr klar: „Unseren größten Erfolg hatten wir in der Industrie – Benchmarking und Wirtschaftsinformation haben bei den Unternehmen ein sehr hohes Bewusstseinsniveau hervorgebracht bezüglich dessen, wozu sie derzeit fähig sind und wie sie sich verbessern können. Innovation steht ganz oben auf der Agenda der Unternehmerverbände, die einen regionalen Ansatz zu Innovation fordern – in scharfem Kontrast zu der Situation vor einem Jahrzehnt.“ „Als Region weisen wir immer noch Schwächen auf, wie etwa die Sorge um kurzfristige Absorptionsquoten des Strukturfonds statt um die langfristige Entwicklung eines Innovationssystems, doch es ist dabei, sich zu ändern“, fährt Komninos fort. „Auf nationaler Ebene greifen die Erfahrungen von Zentralmazedonien in andere Regionen über. Die Region Peloponnes zum Beispiel hat nun ein regionales Innovationsprogramm, das von den regionalen Industrie- und Handelskammern geleitet wird und sich stark auf den Lernprozess Zentralmazedoniens stützt. Diese neue Erfahrung fließt auch in neue nationale Strategien ein, die ‚regionalen Innovationspole’ zu entwickeln suchen, die alle regionalen Innovationsakteure zusammenbringen und dem Innovationssystem Dauerhaftigkeit vermitteln.“ Kontakt N. Komninos, Urenio Research Unit, AUTH Tl. +30 2310 995 581 [email protected] http://www.urenio.org/ I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r INNOVATIONEN 21 > Innovationspreise Im Rampenlicht Neun regionale Projekte erhielten auf einer Zeremonie in Brüssel im April 2004 die erstmals verteilten europäischen Preise für regionale Innovation. Das Ereignis sollte den vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanzierten Regionalen Programmen für innovative Maßnahmen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Innovative Praktiken können oftmals anderen Regionen, die Innovation ins Zentrum ihrer regionalen Entwicklungsstrategie rücken wollen, als Beispiel dienen. Daher hat die GD Regionalpolitik der Europäischen Kommission einen Wettbewerb ausgerichtet, um führende Beispiele zu ermitteln. „Die Projekte werden jedoch nicht individuell, sondern als Teil der regionalen Programme ausgewählt; uns ist folglich sehr daran gelegen, die Aufmerksamkeit auf die Hervorragendsten zu lenken“, sagt Marie-Colette Fitzgerald, Leiterin des Referats Innovative Maßnahmen. „Wir wollten auch Licht auf die regionalen Innovationsprozesse werfen und zeigen, wie öffentlich-private Partnerschaften in der Praxis funktionieren.“ Eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz des früheren portugiesischen Ministerpräsidenten Antonio Guterres kürte unter 72 Regionen die Siegerprojekte. „Als wir den Wettbewerb lancierten, waren bloß 103 regionale Programme bewilligt“, sagt Frau Fitzgerald. „Die Reaktion war somit überwältigend.“ Die Jury siebte die Projekte bis auf eine Neuner-Endrunde aus – drei für jedes der drei Themen der innovativen Maßnahmen(1). Diese wurden daraufhin eingeladen, ihre Arbeit vorzustellen, damit die Jury sie in eine Rangordnung bringen konnte. Der Zuckerguss auf der Torte Das Projekt NanoBioTech-Region Saarland aus Deutschland erhielt den ersten Preis zum Thema „wissensbasierte regionale Wirtschaften und technologische Innovation“. Es hat ein virtuelles Exzellenzzentrum in Nano-Biotechnologie eingerichtet und erlaubt damit den örtlichen Partnern, Ausbildung, FuE, Innovation sowie die Vermarktungs- und Vertriebskenntnisse unter einer gemeinsamen Corporate Identity zusammenzulegen. Zum Thema e-EuropeRegio (Informationsgesellschaft und regionale Entwicklung) Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Die Auszeichnungszeremonie beim Ausschuss der Regionen. platzierte sich die Extremadura (Spanien) mit dem Gnulinex e-Learning-Projekt auf dem ersten Rang. Es vermittelt Schulen durch Open-Source-Software Zugang zu einem Lerntechnologie-Netzwerk. Die Ersparnisse an Lizenz- und Unterhaltskosten erlauben den Schulen, mehr Computer für ihre Schüler anzuschaffen. Der Ansatz ist vollumfänglich auf andere Bereiche der öffentlichen Verwaltung übertragbar. Tanno meets Gemini, ein von der Oststeiermark (Österreich) eingereichtes Projekt, erhielt den ersten Preis in der Kategorie nachhaltige Entwicklung. Es brachte ein örtliches Bauunternehmen mit umweltbewussten Architekten zusammen, um Wohnbauten zu erschwinglichen Preisen aus heimatlichen Hölzern zu entwickeln. Sie haben eine dermaßen gute Energieeffizienz, dass sie Überschüsse an das Stromnetz verkaufen können. Das Produkt besitzt ein großes Exportpotenzial und hat bereits in ganz Europa Interesse geweckt. Es gewinnen alle Die Vertreter vieler anderer Projekte und Regionen nahmen an der Preisverleihungszeremonie, die während einer Vollver- sammlung des EU-Ausschusses der Regionen durchgeführt wurde, teil. Workshops boten Gelegenheit für einen eingehenderen Austausch über die drei Themen und die Siegerprojekte. „Wir müssen zeigen, wie Projekte wirklich den regionalen Innovationsprozess voranzubringen helfen, und beweisen, dass ihr Ansatz sich auch anderswo ausprobieren lässt“, betont Frau Fitzgerald. „Bei Projekten mit einem kommerziell zugkräftigen Produkt liegt das Interesse für andere klar auf der Hand, doch Innovationsprozesse mit einer rein sozialen Dimension sind ebenso übertragbar und verdienen es, gefördert zu werden.“ Es bestehen derzeit keine Pläne, diese Preise jährlich zu verteilen, doch eine ähnliche Veranstaltung sollte vor Ende der laufenden Programmperiode im Jahr 2006 stattfinden. (1) Für weitere Informationen über die Gewinner siehe: http://europa.eu.int/comm/regional_policy/innovation/ concours_de.htm Kontakt M-C. Fitzgerald, Europäische Kommission, GD Regionalpolitik Tl. +32 2 295 2282/4907 [email protected] I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 22 INNOVATIONEN I R E -NETZWERKNACHRICHTEN > Finanzierung von Innovation Geld ist nicht gleich Geld Der Charakter und die Verfügbarkeit von Wachstumsfinanzierung für innovative Start-ups und Kleinunternehmen variiert beträchtlich in Europa. Crescendo – ein thematisches IRE-Netzwerk – gewährte seinen Partnern praktische Einblicke in die Spannbreite der anderswo angebotenen Lösungen. Der Grundsatz von Crescendo lautet, dass jedes Unternehmen eine andere Lösung braucht, in Abhängigkeit von seinen Wachstumsaussichten und seinem Entwicklungsstand. Um die richtige zu finden, müssen Kreditinstitute des öffentlichen wie des privaten Sektors versuchen, ein Gleichgewicht zwischen ihren eigenen Erfordernissen und den Bedürfnissen der Firma zu finden. Sie müssen überdies sicherstellen, dass die verschiedenen Elemente der Innovationsfinanzierungskette – Geldquellen, finanzielle Tools und indirekte Unterstützung – ein integriertes Ganzes bilden und effizient zusammenwirken. In dem Netzwerk sind die meisten der wichtigsten Typen von Innovationsfinanzierungs-Stakeholder vereint, darunter auch regionale Entwicklungsagenturen, Finanz- über das Finanzierungssystem als Ganzes wahrgenommen. Indem die Mitglieder des Netzes lernen, was in anderen Regionen und Ländern gut funktioniert, können sie ein besseres Verständnis dessen erlangen, wie sie ihre eigenen Probleme am besten in Angriff nehmen können.“ Prä-Seed für einen Park Der erste Workshop in Valencia (Spanien) untersuchte die den Firmen zur Verfügung stehenden Finanzinstrumente, von Darlehen bis zu Aktien sowie verschiedene Arten von Garantien. Ein beachtenswertes Beispiel aus dem Netzwerk selbst betraf einen Prä-Seedund Seed- (oder Anschub-)Fonds, der von Meta Group in Zusammenarbeit mit den regionalen Regierungen von Umbrien und Toskana (Italien) eingerichtet wurde. Der zweite Workshop in London erörterte Faktoren, die Angebot und Nachfrage von Wachstumsfinanzierungen beeinflussen. Er konzentrierte sich auf die so genannte „equity gap“ oder Finanzierungslücke und was öffentliche Behörde unternehmen können, um sie zu überwinden. Als Beitrag von außerhalb der Partnerschaft präsentierte Brunel University Enterprise Centre einen kürzlich lancierten Seed-Fonds namens PARK (partnership in accessible research and knowledge – Partnerschaft in zugänglicher Forschung und Erkenntnis), dessen Ziel die Förderung der kommerziellen Verwertung von geistigem Eigentum ist. Der von den Fondspartnern angewendete Ansatz hat es ihnen ermöglicht, eine Marktnische zu besetzen, die für die kommerziellen Risikokapitalinstitute unattraktiv ist. Aus lokalen Erfahrungen lernen In Weser Ems (Deutschland) richteten die Partner ihre Aufmerksamkeit auf die Art und Weise, wie der öffentliche und der private Sektor zusammenarbeiten, um den Zugang zu finanziellen Mitteln zu verbessern. Von besonderem Interesse erwies sich eine deutsche Kommunalbehörde, die, zusammen mit regionalen Banken, ein Risikokapitalunternehmen aufgebaut hat, um örtliche Firmen mit Aktienkapital im kleinen Maßstab zu versorgen. Fondsmanager können so bei ihren Investitionsentscheidungen ihr Wissen über den örtlichen Kontext einbringen. institute, KMU-Unterstützungsorganisationen, private Berater und Business-Angel-Netze aus 16 Regionen in acht Ländern. Der Networking-Prozess hat die Organisation einer Reihe von Workshops nach sich gezogen. Laut Sophie Mavor, Koordinatorin des Crescendo-Netzwerks, „wurde jeder Workshop als Baustein zur Erlangung einer Übersicht Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Prä-Seed-Maßnahmen nehmen die Form eines leistungsbasierten konvertierbaren Darlehens an und vermindern mithin das Risiko des Unternehmers. Wenn die Firma scheitert, kann das Darlehen über einen langen Zeitraum zurückbezahlt und/oder teilweise in einen Zuschuss umgewandelt werden. Der vierte Workshop in Wales (Vereinigtes Königreich) untersuchte die verschiedenen, für den Aufbau eines gangbaren Finanzierungssystems auf örtlicher Ebene notwendigen Elemente. Finance Wales, eine regionale Regierungsagentur, versucht, der Finanzierungsstruktur zu Nachhaltigkeit zu verhelfen, indem sie Wege und Mittler findet, um die „equity gap“ zu überbrücken. Unter den Beispielen ist der Wales Mezzanine Fund zu >>> I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 23 INNOVATIONEN erwähnen, der Risikokapital zur Verfügung stellt, das konventionelle Bankkredite mit Aktienfinanzierung verbindet, oder Xénos, das walisische Business-Angel-Netz, das für Unternehmen in bestimmten Sektoren und Ortschaften Investoren findet. zu entwickeln, die Politiker davon überzeugen, neue Initiativen zu starten. Ein besseres Verständnis dessen, was anderswo geschieht, kann dazu beitragen, einen soliden Boden für Programme in ihrer eigenen Umgebung zu bereiten.“ „Damit Programme von alleine laufen“, betont Frau Mavor, „müssen sie auf einem festen Fundament von Anlegerbereitschaft und starker Partnerschaft Staat-Region aufbauen. Die EU-Strukturfonds fallen ebenfalls entscheidend ins Gewicht. Die britische Barclays-Bank zum Beispiel sagte ganz klar, dass Mittel aus den Ziel-1- und -2-Programmen dazu beitrugen, sie davon zu überzeugen, dass die Regionalfonds ihnen eine rentable kommerzielle Gelegenheit boten.“ Das Crescendo-Sekretariat entwickelt ein eigenes Set von Kartierungs-Tools, die genutzt werden können, um die Diskussion zwischen den regionalen Stakeholdern zu erleichtern und Benchmarking-Tätigkeiten zu unterstützen. Sie vermitteln einen Überblick über die verschiedenen regionalen und nationalen Ansätze und stellen klar, warum manche erfolgreicher sind als andere. Es werden Leistungs-Rohdaten für verschiedene Programmtypen gesammelt, zum Beispiel mit dem Schwerpunkt Hebelwirkung für den Privatsektor. „Die örtlichen Situationen sind häufig zu komplex, um Vergleiche zu ermöglichen“, sagt Frau Mavor. „Die Tools sollten jedoch einen Schnappschuss der Ergebnisse des Netzwerks liefern.“ Fulminanter Abschluss Frau Mavor glaubt, dass „die aus dem Networking gewonnenen Informationen genutzt werden können, um handfeste Argumente Crescendo organisierte die Abschlusskonferenz in Cork (Irland) im September 2004. Sie stand Außenstehenden offen und die hauptsächlichen, vom Netzwerk abgedeckten Fragestellungen wurden afgerundet und einige Themen wurden im irischen Kontext nochmals aufgegriffen. Besondere Aufmerksamkeit wurde längerfristigen Herausforderungen wie etwa der Nachhaltigkeit von Fonds geschenkt. Doch auch Pläne, Empfehlungen wie die besten Ideen vorangetrieben werden können, wurden gegeben. Kontakt S. Mavor, CM International Tl. +44 29 2037 0953 Fx. +44 29 2037 3655 [email protected] http://www.crescendo-thematic-network.org/ > Neue Mitgliedstaaten Slowenien startet seinen Aktionsplan Kürzlich hat Slowenien sein Projekt zur Entwicklung einer regionalen Innovationsstrategie abgeschlossen. Das Land, nunmehr Vollmitglied der Europäischen Union, hat einen Aktionsplan zur Umsetzung dieser Strategie gestartet und zielt nun auf die obere Hälfte der Liste der wissensbasierten Gesellschaften in der EU. Slowenien reagierte auf die Liberalisierung der 90er Jahre, indem es ausländische Anleger suchte, um die Beschäftigung zurück zu gewinnen, die es bei der Zerschlagung der großen Staatsbetriebe verlor. Das kürzlich abgeschlossene RIS-NAC-Projekt SLORITTS, das eine regionale Innovationsstrategie entwickelte, nahm seinen Anfang, als Slowenien noch über seine Mitgliedschaft verhandelte. Das Projekt kam zu dem Schluss, dass Slowenien eine Innovationskultur entwickeln und ausbauen musste. Die Arbeit deckte alle 12 slowenischen Regionen ab. Sie wurde mit Hilfe zweier Regionen von Mitgliedstaaten – Umbrien (Italien) und Shannon (Irland) – durchgeführt und dauerte fast zwei Jahre. Der im April letzten Jahres veröffentlichte Schlussbericht legt den strategischen Innovationsplan für Slowenien vor. Obwohl Slowenien fast 2 Millionen Einwohner zählt, wird es zu diesem Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Zweck als innovierende Region betrachtet. Der Plan besteht darin, örtliche Kenntnisse in neue Geschäftschancen zu verwandeln, damit das Land vermehrt selbsttragend wird. Breite Beteiligung „Die RIS-NAC-Studie holte sehr weit aus“, sagt SLORITTS-Koordinatorin Vanja Rangus. „Unser Lenkungsausschuss umfasste 17 regionale und nationale Organisationen – Unternehmen aller Größe, unterstützende Gruppen sowie für Kredite, Bildung und Ausbildung Verantwortliche –, die Meinungen aus allen Regionen zusammentrugen. Wir führten zwei Konferenzen zu der Frage durch, wie die Innovationsfähigkeit Sloweniens als europäischer Region gesteigert werden kann.“ Die Arbeitsgruppen untersuchten die Bedürfnisse und Tendenzen und führten eine SWOT-Analyse (strengths, weaknesses, opportunities, threats) durch. Ihre Empfehlungen galten der Verbesserung des Rechtssystems, vermehrter finanzieller Unterstützung, einer besseren Kooperation zwischen Hochschule und Industrie und einem besseren Management der Humanressourcen sowie einer allgemeinen Sensibilisierung für Innovation. Diese Empfehlungen bilden die Grundlage des nationalen Aktionsplans für das Innovationssystem. „Der Plan wurde sehr gut aufgenommen“, berichtet Frau Rangus. „Gespräche mit unserem Ministerpräsidenten und den Ministerien für Wirtschaft, Regionalentwicklung und Strukturpolitik machten Konsens auf höchster Ebene deutlich. Sie spüren, dass die Zeit gekommen ist für Strukturwandel und eine neue Infrastruktur zur Unterstützung von Innovation.“ >>> I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 24 I R E -NETZWERKNACHRICHTEN INNOVATIONEN Anton Rop, slowenischer Ministerpräsident, mit Vanja Rangus und SLORITTS-Partnern aus Irland und Umbrien. Über 90 % der slowenischen Unternehmen beschäftigen nur wenige Angestellte. Und dennoch, als SLORITTS die Innovationstätigkeiten untersuchte, fand es mehr als 70 laufende Projekte. Einige der vielversprechendsten ließen sich drei Themen zuordnen: Gesundheitspflege, Technologie und Fremdenverkehr. Der Plan nimmt diese drei „Schirme“ ins Visier, die alle bereits Fortschritte vorweisen können. Aufgespannte Schirme Der Wachstumsbereich Fremdenverkehr ist für Slowenien wegen seiner Nähe zu Westeuropa und seiner natürlichen Schätze, zu denen der größte unterirdische Canyon bei den ·kcojan-Höhlen zählt, attraktiv. Bei so vielen potenziellen Mitspielern gestaltet sich die Koordinierung schwierig, doch zahlreiche Veranstalter, Hotels und Fremdenverkehrsbüros zeigten sich interessiert, zusammenzuspannen, um die Zahl der Übernachtungen und das Ausgabenniveau der Touristen anzuheben, integrierte Produkte zu entwickeln und Reisende in der Zwischensaison anzuziehen. Die Slovenian Power of Tourism Association SPOT, die vor allem zur Betreibung neuer Billigflüge aus dem Vereinigten Königreich nach Ljubljana gegründet wurde, plant nun Verbindungen nach Russland, Skandinavien, Spanien und andere Destinationen. Seine Mitgliederbeiträge werden überwiegend zur Unterstützung des Marketings eingesetzt, obwohl man sich dessen bewusst ist, dass diese Kosten manches potenzielle Mitglied fernhalten. Eine Umfrage bei den Besuchern ergab, dass sie Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 billigere Flüge, attraktive und andersartige Ferienorte, vergleichsweise günstige Preise und einen guten Service von freundlichem Personal schätzen. Die Aufgabe besteht nun darin, Slowenien als touristische Destination bekannt zu machen. Der Schirm Gesundheitspflege wird den Standard der Gesundheitspflege für die Bürger anheben und spezialisierte Dienstleistungen anbieten, die auch auswärts vermarktet werden können. In diesem Rahmen soll ein Exzellenzzentrum für die Behandlung von Lungenkrankheiten und Allergien gegründet werden. Ein neues, von der Universitätsklinik für Erkrankungen der Atemwege und Allergien in Golnik geleitetes Konsortium hat bereits Interessensbekundungen von 13 Krankenhäusern, Instituten, akademischen Abteilungen und Privatunternehmen erhalten. Pflege für Herzkranke und Rehabilitierung nach Lähmungen könnte künftig auch unter diesen Schirm kommen. Es ist ein Projekt zur Nutzung des EU-Strukturfonds vereinbart worden und Verbindungen sowohl zu Technologie als auch zu Tourismus werden gepflegt. regionaler Technologiepark steht vor seiner Gründung. Sie haben vor, die materielle Infrastruktur zu verbessern, indem sie neue Prä-Inkubationseinheiten – Inkubatoren in den Universitäten – einführen und mehr Raum für wachsende Unternehmen schaffen. SLORITTS steuerte gemeinsame Strategien zur Entwicklung der „nationalen Hülse für die Wissensverwertung“ bei. Die „weiche“ Infrastruktur ist auf eine bessere Motivierung und Unterstützung der vielen Start-ups durch Identifizierung, Verifizierung und Selektion von Start-up- und Anschubfinanzierungsfonds in allen Regionen ausgerichtet. „Wir sind entzückt, dass die Stakeholder bei diesen Entwicklungen, die eine bessere Lebensqualität für alle Slowenier versprechen, mitziehen und zur Wirtschaftsentwicklung Europas beitragen“, schließt Frau Rangus. Gelegenheiten Ziel des Technologie-Schirms ist es, Sloweniens Fähigkeiten und Know-how in Geschäftschancen umzuwandeln. Der Plan nutzt bewährte Mechanismen von Wirtschaftsparks, in denen Kleinunternehmen sich in der Nähe von Forschungseinrichtungen niederlassen können und neue Projekte angeregt werden. Die drei bestehenden Technologieparks haben sich zu einem Verbund zusammengeschlossen, ein weiterer (1) Als Download verfügbar unter http://www.innovating-regions.org/download/SLORITTS Action Plan.pdf Kontakt V. Rangus, City of Ljubljana Tl. +386 1 306 4300 [email protected] http://www.sloritts.si/ I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r INNOVATIONEN 25 > Monitoring der Umsetzung Eine Dynamik baut sich auf Mehr als 100 regionale Innovationsstrategien sind bereits mit EU-Unerstützung formuliert worden und 16 weitere nähern sich in den neuen Mitgliedstaaten ihrer Vollendung. Es tritt klar zutage, dass die Bedeutung einer regionalen Innovationspolitik nun weit gehend anerkannt wird in Europa. Kürzlich untersuchte ein Workshop die beginnende Umsetzung dieser Strategien und erörterte die Monitoring-Tools, die für eine erfolgreiche Durchführung unabdingbar sind. Die Erfahrung mit der Entwicklung regionaler Innovationsstrategien in ganz Europa zeigt, dass es relativ leicht ist, die Stakeholder für eine Strategie zu gewinnen, wesentlich weniger jedoch, sie auch erfolgreich umzusetzen. Das Engagement – sowohl in puncto Zeit als auch Ressourcen – einer möglichst großen Zahl von Stakeholdern ist entscheidend, wenn gut vorbereitete Pläne Früchte tragen sollen. Ein zweitägiger IRE-Workshop über „Umsetzung und Monitoring regionaler Innovationsstrategien“(1), der im Mai in Zypern tagte, stellte bewährte Verfahren in mehreren Regionen heraus. Michael Busch von der GD Unternehmen der Europäischen Kommission unterstrich die Absicht des Treffens: „Die Ergebnisse einer Analyse, die die Grundlage für die Entwicklung einer regionalen Innovationsstrategie bildet, in Maßnahmen umzusetzen, ist eine schwierige Aufgabe. Bewährte Verfahren zu identifizieren und auszutauschen ist ein wirksamer Weg, das Projektmanagement in den Regionen zu verbessern.“ Breit abgestützte Erfahrung 20 RIS-NAC-Projekte, vorwiegend aus den neuen Mitgliedstaaten, in denen die Regionen mit erfahrenen Mentoren aus den alten Mitgliedstaaten zusammenarbeiteten, stehen nun vor dem Abschluss. Es besteht eine echte Gefahr, dass die Dynamik verebbt, wenn diese Regionen zur Umsetzung ihrer neuen regionalen Innovationsstrategien übergehen, sei es infolge mangelnder Ressourcen oder weil die Mentoren sich nicht mehr so sehr einsetzen. Hauptziel des Workshops in Zypern war es, diesen Regionen die Erfahrungen der Regionen der alten Mitgliedstaaten, die die Herausforderung der Umsetzung ihrer Pläne mit Erfolg bewältigt haben, zugute kommen zu lassen. Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Unter den Präsentationen auf dem Workshop befanden sich auch die von Wales und Niederösterreich, die ihre RIS-Umsetzung mit spezifischen Finanzierungsquellen der Regionalregierung beziehungsweise der EU-Strukturfonds verbanden. In Schweden versucht die nationale Innovationsagentur Vinnova, die Ergebnisse der sechs RIS-Projekte des Landes zu konsolidieren, um die Informationen in die nationale Innovationspolitik einzuspeisen. Und in Madrid bestand eines der wichtigeren RIS-Ergebnisse darin, ein Innovations-Tragnetz für die Region zu entwickeln, um die politische Entscheidungsfindung zu unterstützen. Messung der Ergebnisse Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert ein Monitoring. Es teilt Ihnen mit, wie weit Sie gekommen sind und wo Sie jetzt stehen und liefert die Grundlage für Korrekturmaßnahmen, um auf dem richtigen Weg weiter zu schreiten. Viele europäische Regionen, die nun ihre regionale Innovationsstrategie (RIS) implementieren, versuchen, Monitoring-Tools einzusetzen, um ihre Politik effizienter weiterzuentwickeln. Griechische Regionen – Zentralmazedonien, Thessalien und der Peloponnes – nutzen regionale Innovationsobservatorien als Tools für das umfassende Monitoring der Umsetzung ihrer RIS auf den verschiedenen Ebenen. Die niederländische Provinz Limburg stellte BEVOS vor, ein Software-Tool für das Monitoring und die Konsolidierung von Innovationsindikatoren sowohl objektiver als auch subjektiver Unternehmensdaten aus der Region. Auch Niederösterreich präsentierte sein System für das Monitoring der RIS-Umsetzung. Ein kürzlicher Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen(2) im Rahmen des Themas „Forschung und Innovation“ des Sechsten EU-Rahmenprogramms wird die Entwicklung neuer Tools und Ansätze unterstützen, die dazu beitragen können, in den regionalen Innovationssystemen eine „Nutzenbewertungs-Kultur“ zu verankern. Ein zweiter Strang wird Gelegenheiten für Expertenhilfe bieten, damit RIS-NAC-Projekte, die 2004 zum Abschluss kommen, reibungsloser in die alles entscheidende Umsetzungsphase hinüber gleiten. (1) Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.innovating-regions.org/network/events/ displayEvents.cfm?eve_id=227 (2) Obwohl die Eingabefrist nun abgelaufen ist, können Sie Einzelheiten finden unter: http://fp6.cordis.lu/fp6/call_details.cfm?CALL_ID=125& CFID=2539912&CFTOKEN=40066545 Kontakt M. Busch, Europäische Kommission, GD Unternehmen, Innovationsnetze Tl. +352 4301 38082 Fx. +352 4301 32779 [email protected] I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 26 INNOVATIONEN I R E -NETZWERKNACHRICHTEN > B e w ä h r t e Ve r f a h r e n Industrieregionen tauschen sich über Innovation aus Mitglieder der Gruppe der Industrieregionen des IRE-Netzwerks haben großen Nutzen aus ihrem Erfahrungsaustausch über Verbesserungen der Innovationsverfahren gezogen. Die IGR finanziert sich seit drei Jahren selbst und gibt nun ihre Ideen zu Benchmarking und bewährten Praktiken an Regionen in den neuen Mitgliedstaaten weiter. Überbrückung nationaler Gräben Siemens Regionen mit Schwerindustrie profitieren von der Erfahrung des anderen Der Gruppe der Industrieregionen (IRG), 1997 als Gruppierung der IRE-Regionen mit ähnlich gelagerten Interessen gegründet, ist es gelungen, enge Beziehungen zwischen weit auseinander liegenden Regionen zu pflegen. „Wir haben uns immer darauf konzentriert, gemeinsame Interessen auf europäischer Ebene zu finden, statt uns nur auf unsere eigenen Stärken zu verlassen“, sagt Tom Morrison von der Uppsala County Administration in Schweden, Gastgeber eines IRG-Treffens im Mai. „Da die Gruppenmitglieder sich gegenseitig kennen lernen müssen, äußerten wir uns ganz offen über die Stärken und Schwächen, sodass die Mitglieder ihren eigenen Fortschritt informell mit dem Rest der Gruppe vergleichen konnten.“ Die IRG-Mitglieder fanden dieses ausgedehnte Netz dermaßen hilfreich, dass sie sich darauf einigten, es selbst weiter zu tragen, als die EU-Fördermittel an ihre RIS/RITTSProjekte ausliefen. „In den letzten drei Jahren waren wir völlig selbsttragend, ganz im Einklang mit dem Subsidiaritätsprinzip“, fügt Morrison mit einigem Stolz hinzu. „Allerdings hat uns das IRE-Sekretariat sehr dabei geholfen, das Konzept zusammenzuhalten.“ Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Ziel der IRG war es von jeher, unter seinen Mitgliedern einen guten Ländermix zu haben. „Wir waren uns der unterschiedlichen Ansätze der Länder in Nordwest- und Südosteuropa sehr bewusst“, berichtet Morrison. „Hier in Schweden zum Beispiel ist der öffentliche Sektor sehr beherrschend und kann unter ‚Analyse-Paralyse’ leiden. Wir haben viel gelernt vom konzeptuelleren und kreativeren Ansatz von Partnern beispielsweise in Zaragossa oder Mantua in Spanien beziehungsweise Italien. Sie haben eine besondere Art des Umgangs mit ihren Politikern entwickelt, um Ideen in Taten umzusetzen.“ Gemeinsam mit einem der thematischen IRE-Netzwerke hat die IRG kürzlich einen Workshop in Posen (Polen) für Regionen in den neuen Mitgliedstaaten sowie die derzeitigen Gruppenmitglieder organisiert. Dieses gemeinsame Treffen vermittelte Wissen über vergangene Erfolge und Irrtümer und die Einsicht, dass einzig Anstrengung zum Erfolg führt. Gesamtprogramme oder spezifische Projekte daraus. Ein Typus von Initiativen, der auf dem letzten Treffen diskutiert wurde, sind die VoucherProgramme – wie beispielsweise von IRGMitglied Lombardei entwickelt –, die für Teilzahlungen an Forschungsdienstleistungen oder zur Unterstützung der Gründung neuer KMU aus Technologie-Spin-offs verwendet werden können. Diese Art Initiative ist wichtig, um die Unternehmen für die Bedeutung der Verwertung ihres Wissens zu sensibilisieren, das dazu beiträgt, dass die EU ihr Ziel, eine bedeutende wissensbasierte Gesellschaft zu werden, erreicht. In ihrem nächsten Projekt will die IRG die Zusammenarbeit über Nutzenbewertung und Benchmarking von innovationspolitischen Maßnahmen ins Visier nehmen. „Die Regionen wollen eine formellere Zusammenarbeit auf diesem Gebiet“, sagt Morrison. „Unsere beschränkten Ressourcen zwingen uns, uns zu disziplinieren und bei unserer Arbeit Prioritäten zu setzen.“ Innovative Maßnahmen Die IRG-Mitglieder beschaffen sich die Mittel für ihre Projekte über eine Reihe von EU- und anderen Initiativen und tauschen ihre Erfahrungen in der Gruppe aus. Von besonderer Bedeutung für die Gruppe sind die regionalen Programme für innovative Maßnahmen (PRAI), die durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert werden. Diese erlauben den betreffenden Regionen, innerhalb des weiteren Kontexts der Umsetzung ihrer regionalen Innovationsstrategien eine Reihe ergänzender Projekte zu fördern. Die Präsentation einzelner PRAI vor der IRG kann Gruppenmitglieder auf neue Ideen bringen, sei es durch die Kontakt T. Morrison, Uppsala County Administration Tl. +46 18 195 394 Fx. +46 18 696 427 [email protected] http://www.c.lst.se/ I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 27 PROGRAMMVORSCHAU > Lebenszyklus-Analyse KMU klicken sich in die Umweltregeln ein Lebenszyklusbewertungen sind zeitaufwendig und teuer – zu teuer für die meisten KMU –, doch ein neues Online-Tool vereinfacht die Analysen. KMU können die Ergebnisse zur Entwicklung umweltfreundlicherer Erzeugnisse nutzen – und gleichzeitig die Anforderungen der EU-Initiative über Integrierte Produktpolitik erfüllen. Ob es Ihnen nun passt oder nicht, jedes Erzeugnis, das Sie kaufen, hat Umweltfolgen. Manchmal sind sie leicht auszumachen, wie etwa bei Plastikverpackungen, synthetischen Chemikalien oder Stromverbrauch. Die meisten Erzeugnisse haben jedoch auch weniger sichtbare Auswirkungen: Wie verhält es sich etwa mit der Energie, die für die Verfrachtung der Güter in die Geschäfte oder für die Heizung und Beleuchtung einer Fabrik verbraucht wird? Die Forscher stützen sich auf Lebenszyklusbewertungen (life cycle assessments – LCA), um mögliche, über die gesamte Lebensspanne eines Erzeugnisses auftretende Umweltauswirkungen zu ermitteln. Die LCA verfolgt ein Erzeugnis von der Förderung der Rohstoffe bis hin zu seiner Entsorgung und untersucht die Umweltaspekte des Energieund Ressourcenverbrauchs sowie die Abfallerzeugung und -aufarbeitung. LCA gewinnen in dem Maße an Bedeutung, als Großunternehmen und Regierungen zu einem „grünen“ Vergabewesen übergehen. So sollen gemäß der EU-Initiative über die Integrierte Produktpolitik (IPP) LCA auch bald gesetzlich vorgeschrieben werden. Auch wenn die LCA-Methode gut erprobt ist, bleibt das Verfahren komplex. Es setzt in erheblichem Umfang die Sammlung von Daten, Datenbanken und eine spezialisierte Software voraus. Vollständige Produkte-LCA sind teuer und können mehrere Monate dauern – eine Investition, die die Möglichkeiten vieler KMU mit Sicherheit übersteigt. LCA leicht gemacht Ein vom EU-Forschungsrahmenprogramm unterstütztes CRAFT-Projekt hat nun ein System entwickelt, das LCA selbst den kleinsten Unternehmen verfügbar macht und ihnen erlaubt, IPP zu übernehmen. Das Projekt Electronic Life Cycle Analysis (eLCA) stellt ein Online-Tool bereit, das im September(1) lanciert werden soll. Die Website Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 liefert Informationen, Ausbildung, Tools und Dienstleistungen, die es KMU ermöglichen, „grüne Erzeugnisse“ zu entwickeln und zu vermarkten. Die Unternehmen werden die Website für vereinfachte Analysen benutzen können, sie brauchen lediglich einige grundlegende Herstellungsdaten einzugeben. „KMU stellen die Mehrheit der europäischen Unternehmen dar, LCA ist jedoch auf Großbetriebe zugeschnitten“, sagt Paolo Masoni, Koordinator des eLCAProjekts. „Wir haben ein Software-Tool entwickelt, das eine LCA durchführt. Es entspricht nicht ganz dem vollen ISO 14040-Standard, aber es ist ausreichend detailliert, damit ein Unternehmen die kritischen Punkte der Umweltauswirkungen eines Erzeugnisses identifizieren kann. Eine Studie lässt sich binnen weniger Tage durchführen.“ Das Projekt vereint Partner im Vereinigten Königreich, in Italien, Griechenland, Spanien und Deutschland. Es nahmen auch mehrere KMU teil, indem sie die Durchführung umfassender LCA-Studien an ihren Erzeugnissen erlaubten. Die Daten aus diesen Analysen werden in dem Online-Tool als Referenzmaterial verwendet. Das Projekt hat derzeit Daten zu sechs so genannten „Erzeugnisketten“, nämlich Holzerzeugnisse, Baumwolle, Metallverarbeitung, elektrische und elektronische Ausrüstungen und Hotels. Das Tool vermittelt auch Schlüsseldaten über den Lebenszyklus des Erzeugnisses außerhalb des eigentlichen Herstellungsprozesses. „Die meisten Unternehmen werden in der Lage sein, Daten darüber zu sammeln, was innerhalb ihrer Wände geschieht“, sagt Masoni. „Sie kennen ihren Energieverbrauch, ihre Emissionen und Abfälle, aber es fällt ihnen schwer, sämtliche einschlägigen Informationen darüber zu sammeln, was außerhalb ihrer Wände geschieht, wie etwa die Emissionen bei der Verfrachtung. Wir haben diese Daten gesammelt und verwenden sie für die LCA-Berechnungen.“ Das Online-Tool nutzt den Informationsinput des Benutzers, zusammen mit Daten über die Produktkette und Hintergrunddaten, >>> (1) Siehe http://www.ecosmes.net/ I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 28 PROGRAMMVORSCHAU um einen Satz von Nutzenindikatoren zu erstellen. Diese werden in Tabellen und Grafiken dargestellt und geben die Punkte mit den stärksten Umwelteffekten während der Lebensdauer eines Erzeugnisses klar zu erkennen. Die Site liefert auch Leitlinien zur Interpretation der Ergebnisse und bietet Informationen über technische Alternativen, damit ein Unternehmen sein Design verbessern kann. Upper, ein italienischer Büromöbelhersteller, hat seine Erfahrungen aus dem eLCA-Projekt bereits genutzt, um seine Gestaltungsprozesse zu ändern. Die LCA-Ergebnisse ermittelten ein bestimmtes Bürotischmodell, das einen Rahmen mit viel Stahl aufwies. Das Unternehmen ersetzte ihn durch ein Tischblatt aus Holzpartikeln, einer erneuerbaren Ressource, die auch für die Herstellung weniger Energie verbraucht. Öko-KMU für IPP? Es liege nun an der Kommission, zu bestimmen, wie dieses Tool sich in IPP füge, sagt Masoni. „Die mit diesem Tool gewonnenen Ergebnisse sind nicht 100 % exakt, aber die Methode ist gut. Es ist an der Kommission, die Art und Weise zu definieren und zu spezifizieren, wie KMU mit IPP klar kommen können. Bis hin ist dieses Tool ein guter Anfang. Eine vereinfachte LCA-Studie wird Kleinunternehmen mit dem Konzept vertraut machen und ihnen helfen, mit ÖkoDesign zu innovieren. Danach können sie entscheiden, welche weiteren Tools oder Umweltzertifikate für das Unternehmen von Nutzen sein könnten.“ Alan Duckinfield, Verkaufsdirektor von Saftronics 2S im Vereinigten Königreich, pflichtet bei, dass die Website KMU wirk- lich nützen könnte. „Wenn Sie die bevorstehende Gesetzgebung sowohl zum Recycling als auch zum Öko-Design anschauen, sehen Sie, das Ecosmes von großem Nutzen sein wird, insbesondere für Fertigungs- und Design-Unternehmen. Es wird ihnen auch erlauben, einen guten Überblick darüber zu erhalten, wie bestehende oder neue Produkte unter Umweltaspekten abschneiden. In dem Maße, wie mehr Verbraucher ihre eigenen Umweltmanagementsysteme überprüfen, werden sie auch in der Lage sein, Erzeugnisse mit Vertrauen zu kaufen, im Wissen, dass die Umweltauswirkungen so weit als möglich vermindert wurden.“ Kontakt P. Masoni, National Agency for New Technologies, Energy and Environment (ENEA) Tl. +39 051 6098 424 Fx. +39 051 6098 280 [email protected] > Forschungsevaluierung Notenvergleich in der Forschungsbewertung Die Evaluierung von FTE-Programmen ist von entscheidender Bedeutung für die Beurteilung des Nutzens der öffentlichen Ausgaben und die Lenkung künftiger Politik. Ein kürzlich von der Europäischen Kommission ausgerichteter Workshop brachte Experten zu einem Erfahrungsaustausch über Assessmentübungen zusammen. Die Veranstaltung unterstrich die Vorteile einer engeren Zusammenarbeit in puncto Evaluierungsverfahren zwischen der EU und Nicht-EU-Ländern. „Evaluierung ist ein entscheidendes Element jeglichen öffentlichen Forschungs-, Technologie- und Entwicklungsprogramms“, hält Neville Reeve vom Referat Planung, Programme und Evaluierung der GD Forschung der Europäischen Kommission fest. „Durch eine Bewertung der Leistungen und Auswirkungen der Forschung erhalten die Geldgeber zunächst den Nachweis, der ihre Entscheidungen rechtfertigt und ihre Forschungsstrategie beeinflusst. Evaluierung verschafft zudem Transparenz – öffentlich finanzierte Forschung muss nachvollziehbar sein. Und nicht zuletzt ist Evaluierung ein wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses: Sie stellt fest, was funktioniert und was nicht, sie zeigt, wie sich der gesamte Forschungsprozess verbessern lässt, und treibt die Dinge voran.“ „Es besteht kein Zweifel, dass die EU über beträchtliche Evaluierungskenntnisse verfügt“, Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 fährt Reeve fort. „Doch unser Verständnis ist bei Weitem nicht vollständig. Wir sind uns der Vorteile eines gegenseitigen Erfahrungsaustauschs mit Ländern außerhalb der Europäischen Union bewusst.“ Methoden zum Vergleich von Evaluierungsdaten zwischen verschiedenen Ländern, Methoden zur Messung des Werts von Forschungszusammenarbeit und -netzwerken sowie die Verknüpfung technischer, sozioökonomischer und Investitionsziele bei der Evaluierung. Der Workshop erwies sich als guter Mix von praktischen Anliegen und theoretischen oder methodologischen Fragestellungen. Vergangenen Juni richtete die Kommission einen Workshop aus, um Wege zu erkunden, wie sich die Leistungsbewertung der öffentlichen FuE-Programme verbessern lässt. Sie organisierte ihn gemeinsam mit dem Washington Research Evaluation Network (WREN) und dem Office of Science des Energieministeriums der Vereinigten Staaten (US). Vergleichen und Koordinieren Rund 80 Personen – mit Delegierten aus Europa (darunter das European RTD Evaluation Network), Asien, Neuseeland und Kanada – nahmen an dem zweitätigen Treffen teil. Die Präsentationen deckten eine breite Themenpalette ab, etwa den Einfluss von Forschung auf Wachstum und Innovation, Eines der gemeinsamen Anliegen der Bewerter ist die Notwendigkeit einer verbesserten Koordinierung: Viele Leute wollen Evaluierungen durchführen, doch jeder macht es anders oder stellt leicht andere Fragen, sodass sie ihre Ergebnisse im Endeffekt meist nicht austauschen können. In der EU I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r PROGRAMMVORSCHAU beispielsweise gibt es drei Hauptebenen des Forschungsassessments. Die DG Forschung analysiert den Nutzen und die Leistungen der EU-finanzierten Forschung über die letzten fünf Jahre, ein Prozess, der in die Vorschläge für das jeweils folgende Rahmenprogramm einfließt. Andere an Umsetzung und Management der europäischen Forschungsprogramme beteiligten GD führen ihre eigenen Evaluierungen durch. Diese sind erforderlich, um zu beurteilen, ob Projekte und Programme ihre Ziele erreichen und ob sie den Nachweis erbringen, dass neue Arbeitsprogramme gerechtfertigt sind. Eine weitere Ebene ist die der Assessments, die von den Mitgliedstaaten im Hinblick auf die Gestaltung ihrer eigenen Politik durchgeführt werden. Zusätzlich zu diesen hauptsächlichen Evaluierungsprozessen beteiligt sich die Kommission namhaft am Benchmarking der FTE-Leistungen innerhalb der EU. Benchmarking ist ein Bestandteil der offenen Koordinierung, die beispielsweise im Trend Chart für Innovation genutzt wird; sie liefert Daten, die den Politikern erlauben, die Leistungen abzuschätzen, bewährte Praktiken zu identifizieren und die Gestal- Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 tung der Politik zu verbessern. Benchmarking liefert überdies die Informationsbasis für Studien zur Nutzenbewertung. „Koordinierung ist folglich wichtig“, erklärt Dr. Reeve. „Wir sollten die Daten effizienter und systematischer sammeln, damit sie zwischen allen interessierten Parteien ausgetauscht werden können und gleichzeitig die Last auf den Schultern der Projekt- oder Programmmanager vermindert wird. Das ist ein sehr praktisches Bedürfnis, das wir angehen müssen. Die Entwicklung zusammenhängender Evaluierungspraktiken ist im Kontext des Europäischen Forschungsraums ebenfalls wichtig. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir Evaluierungen quer durch Europa auf die Reihe bringen können. Wir werden Assessmentaufgaben durchführen müssen, die größer oder zusammenhängender sind. Es ist somit sinnvoll, die besten Methoden zu finden und sie kohärenter anzuwenden.“ 29 Workshop hat klar gemacht, dass die USA und die EU ein gemeinsames Ziel verfolgen, wenn es darum geht, mithilfe der Evaluierung von Wissenschafts- und Technologieprogrammen zu zeigen, dass die Investitionen der Steuerzahler sich in Form neuer Produkte und Dienstleistungen auszahlen, die ihr Leben verbessern.“ Ein Folgetreffen dieses Workshops ist für November in den USA geplant. Diese Veranstaltung wird spezifische Schritte hin zum Entwurf aufeinander abgestimmter Evaluierungsstudien in den USA und Europa erörtern. „Die Bewerter aus USA und EU haben eine tragfähige Grundlage für eine künftige Kooperation bereitet. Wir werden zusammenarbeiten um sicherzustellen, dass der Nutzen der FuE-Investitionen für die Volkswirtschaft und Gesellschaft jedermann einsichtig wird.“ Geteilte Interessen Laut Bill Valdez, Direktor des Planungs- und Analysebüros im Office of Science des USEnergieministeriums, würden gemeinsame Evaluierungstools allen Geldgebern öffentlicher Forschung zugute kommen. „Der Kontakt N. Reeve, Europäische Kommission, GD Forschung Referat Planung, Programme, Evaluierung Tl. +32 2 298 9329 Fx. +32 2 295 4082 [email protected] I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 30 PROGRAMMVORSCHAU > Domotik Elektronisches Küchengeflüster Ein Konsortium, das ein EU-finanziertes Forschungsprojekt leitet, hat eine Open-Source-Plattform entwickelt, die der sich abzeichnenden Domotik-Industrie Auftrieb geben dürfte. Lernen Sie Hometalk Mit Hometalk können die Bewohner Geräte steuern und überwachen – Dimmer, Schalter, Telefone, Computer... Sie können dies zu Hause oder von auswärts tun, indem sie einen PC oder einen persönlichen digitalen Assistenten, ein Telefon (Stimme, SMS), einen Aktuator oder Sensor oder auch eine audiovisuelle Einrichtung benutzen. Ein auf der Messe „Net-at-home 03“ präsentierter Prototyp zum Beispiel steuert die Beleuchtung, einen Ofen, eine Waschmaschine und ein Bewässerungssystem. Wenn der Benutzer vor dem Ofen steht und „Anstellen“ sagt, stellt sich der Ofen dank eines intelligent verarbeiteten Inputs aus einem Mikrofon und einer Videokamera an. Ihr Kühlschrank könnte bald zu denken anfangen. Domotik, d.h. die Automatik im Wohnbereich, ist ein viel versprechender Sektor, der noch nicht richtig Fuß gefasst hat. Ein Hindernis stellte die Herausforderung dar, vereinzelte Technologien zu verknüpfen, sowie der Umstand, dass viele Lösungen in sich geschlossen und unvereinbar waren. Dies verhinderte die Entwicklung und das Aufgreifen von Erzeugnissen und Dienstleistungen und hatte einen fragmentierten Markt zur Folge. Ein vom EU-Forschungsprogramm Technologien für die Informationsgesellschaft (IST) unterstütztes Projekt(1) hat etwas hervorgebracht, das sich als wichtiger Durchbruch erweisen dürfte: Hometalk, eine intelligente, Dienstleistungsentwickerfreundliche Animations- und NetzwerkPlattform. Sie ist einem Breitbandnetz angeschlossen, offen für die Integration moderner Haushaltgeräte und fähig, mit den Bewohnern durch die natürliche Stimme und eine audiovisuelle Schnittstelle(2) zu kommunizieren. Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 Kernstück von Hometalk ist eine zentrales Lenkungs- und Planungselement namens HERMES, das in der Eingangszone des Hauses verankert ist und telefonische Außenverbindungen oder das Breitbandnetz mit dem Stromnetz, den Telefonen und Datennetzen im Innern des Hauses verknüpft. HERMES nimmt Inputs der Benutzer auf und leitet Mitteilungen zwischen den Einheiten des Wohnumfelds weiter. Seine „Binnen-Software“ unterscheidet nicht zwischen Marken und Technologien, sondern klinkt sich in Knotenpunkte ein, die technologie-spezifische Schnittstellen und Treiber enthalten. Die derzeitigen Anwendungen von Hometalk sind darauf fokussiert, älteren und behinderten Menschen in ihren vier Wänden zu mehr Autonomie und Sicherheit zu verhelfen. Open Source leistungsentwickler und -erbringer bereitstellen und dem Markt zu mehr Homogenität verhelfen.“ Daher ist die Plattform auf der Projekt-Website als Open-Source-Download verfügbar. Sie kann in die verschiedensten Eingangsbereiche integriert werden. Bereits veröffentlichte Anleitungen machen es Entwicklern leicht, neue Knotenpunkte zur Steuerung zusätzlicher Geräte einzurichten. Hometalk arbeitet auch mit der Open Service Gateway Initiative (OSGi) für die Lieferung und Steuerung von Ferndienstleistungen (via Internet) zusammen. Ausblick Dieser benutzerfreundliche Open-SourceAnsatz birgt das Potenzial, dem ganzen Sektor zum Aufschwung zu verhelfen, angefangen bei der Entwicklung „intelligenter“ Geräte bis hin zur Erfindung innovativer Domotikdienstleistungen. Er könnte auch zur Setzung neuer Standards beitragen. „Der Schlüssel liegt in der Erlangung von Sichtbarkeit“, sagt Georgopoulos. „Daher geht unsere Strategie dahin, Allianzen mit verschiedenen Akteuren zu schaffen.“ Es kam bereits zu mehreren tausend Downloads der Hometalk-Plattform, zudem enthält die Projekt-Website ein Entwicklerforum. Dies könnte spannende neue Wege zeigen, um die Sicherheit, Energieeffizienz und Bequemlichkeit von Wohnungen zu verbessern. (1) Programm Technologien für die Informationsgesellschaft (IST), Projekt Nr. IST-2001-33507 HOMETALK (2) Siehe http://www.hometalk.org Das Konsortium umfasst zwei Telekom-Provider, einen Hersteller/Verteiler von Telekomausrüstungen, zwei Hightech-Unternehmen, eine große IT-Firma und ein Hersteller von Heimgeräten. „Es ist nicht unser Ziel, ein einziges geschlossenes System zu schaffen“, sagt Christos Georgopoulos von inAccess Networks (Griechenland). „Wir wollen vielmehr eine offene, bequeme Entwicklungsplattform als Tool für Dienst- Kontakt C. Georgopoulos, inAccess Networks Tl. +30 210 953 7110 Fx. +30 210 953 7129 [email protected] http://www.inaccessnetworks.com/ J. Sedivý, IBM Czech Republic (Projektkoordinator) Tl. +42 02 7213 1182 Fx. +42 02 7213 1401 [email protected] I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r KONFERENZEN Tagung: „Recycling Technologies for Sustainable Growth of Plastics Industry“ 5. bis 6. Mai 2005, Timisoara (Rumänien) Bei dieser Tagung handelt es sich um die zweite innerhalb des von der EU unterstützten Projekts „Multibrok“ zum Themenschwerpunkt „Nanotechnologie und Nano-wissenschaften, auf Wissen gründende multifunktionale Werkstoffe sowie neue Produktionsprozesse und Produktionseinrichtungen“ des sechsten Rahmenprogramms. Gegenstand der Konferenz sind beispielsweise technische Belange wie das Recycling von polymerhaltigen Stoffen am Ende der Nutzungsdauer sowie besondere Nutzungs-möglichkeiten wie etwa die Verwendung von Kunststoff für Batterien. Die Veranstaltung unterteilt sich im Wesentlichen auf die drei Abschnitte Aufbereitung von wiederverwerteten Stoffen, Prozesssteuerung sowie Erweiterungs- und Qualitätsprüfung. Kontakt http://www.ccti.ro/multibrok/pages/event2.html Feldern so gestalten kann, dass sie sich ergänzen und dazu beitragen, dass die Unternehmen ihre Strukturen ändern und neue Absatzmöglichkeiten wahrnehmen können. Weitere Konferenzthemen sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren und die Frage, wie sich der Wandel am besten herbeiführen lässt. 23. Mai 2005, London (Großbritannien) Hier erhalten europäische Unternehmen Gelegenheit zu Gesprächen mit potenziellen Geldgebern für Wachstums- und Risikokapital. Es werden sich rund 50 schnell wachsende Technologiefirmen vorstellen. Insgesamt werden Vertreter von 200 bis 250 führenden Technologie- und Kapitalanlagegesellschaften erwartet. Kontakt http://www.e-unlimited.com/ Europäische Konferenz zu Innovation und e-Business 26. bis 27. Mai 2005, Brüssel (Belgien) Auf dieser von der Europäischen Kommission ausgerichteten Konferenz diskutieren hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Forschung und Praxis über den Zusammenhang zwischen elektronischem Geschäftsverkehr und Innovation, nachdem diese zwei Themenfelder zuletzt sehr viel Aufmerksamkeit gefunden haben. Dabei wird die Frage im Mittelpunkt stehen, wie man die politischen Maßnahmen auf diesen Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 sium für Studierende statt. In Grundsatzreden, Fallbeispielen und Schulungen geht es um die Beschaffung, Weitergabe und Anwendung von Wissen. Hinzu kommt eine Arbeitsitzung zum Thema Forschung und Innovation in Portugal. Kontakt http://www.inescporto.pt/ispim2005/ Kontakt http://europa.eu.int/comm/enterprise/innovation/ebusiness_en.htm European Research and Innovation Exhibition 3. bis 5. Juni 2005, Paris (Frankreich) Auf dieser Ausstellung präsentieren sich wichtige europäische Unternehmen aus Forschung und Entwicklung. Sie dient als Plattform für den Austausch über Ideen und Ziele der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft. Sie bietet Forschern, Unternehmern, Investoren, Politikern und Behördenvertretern die Möglichkeit, ihre Tätigkeiten zu erläutern, Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen, sich an Projekten zu beteiligen, eine Zusammenarbeit aufzunehmen und über Finanzierungen zu verhandeln. Kontakt European Tech Investment Forum 31 http://www.salon-de-larecherche.com/index_en.php?p=research_and_innovation&s=1 Fifth International Conference on ITS Telecommunications 27. bis 29. Juni 2005, Brest (Frankreich) Diese Konferenz findet erstmalig in Europa statt. Techniker und Wissenschaftler der aufstrebenden Disziplin intelligente Transportsysteme (ITS) beraten über die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet und in der funkgestützten Kommunikation. Die Konferenz soll den Austausch von Gedanken, Informationen und Ergebnissen erleichtern und beschäftigt sich unter anderem mit Verkehrspolitik, Verkehrsnormen und Verkehrsinfrastruktur. Im Einzelnen geht es unter anderem um politische, soziale und institutionelle Belange, soziale Auswirkungen und das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. Kontakt http://conferences.enstbretagne.fr/itst2005/index.en.php Biotech and Finance Forum 6. Juni 2005, München (Deutschland) Disruption in space Diese von der EU finanzierte pan-europäische Initiative bietet jungen Unternehmen aus den Bereichen Biotechnologie und Lebenswissenschaften aus ganz Europa die Möglichkeit zum Gespräch mit Vertretern der führenden europäischen Kapitalgeber in diesen Branchen und hochrangigen Persönlichkeiten führender Pharmaunternehmen. Ausrichter der Konferenz ist die Europäische Kommission in Zusammenarbeit mit dem Verband europäischer Bioindustrien. 4. bis 6. Juli 2005, Marseille (Frankreich) Kontakt http://www.e-unlimited.com/ The XVI International Society for Professional Innovation Management (ISPIM) Annual Conference Wissenschaftliche Entdeckungen und technischer Fortschritt finden heutzutage mit beispielloser Geschwindigkeit statt. Dies hat eine verkürzte Lebenserwartung technischer Neuerungen zur Folge. Im Mittelpunkt dieses Symposiums stehen technische Neuerungen auf den Gebieten Informations- und Kommunikationstechnik, Biotechnologie und intelligente Werkstoffe, die Grundlage für tiefgreifende und weitreichende Innovationen sein können. Ein weiteres Thema werden die Möglichkeiten ihrer Anwendung in der Raumfahrt sein. Kontakt http://www.mediatec-dif.com/distec/index.html 19. bis 22. Juni 2005, Porto (Portugal) Im Mittelpunkt dieser Konferenz steht die Rolle des Wissens bei Innovationen. Neben der Jahreshauptversammlung des ISPIMVerwaltungsrates findet auch ein Sympo- I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r 32 PUBLIKATIONEN The Oxford Handbook of Innovation SMEs in Europe 2003 ISBN 0-19-926455-4; £75 report 2003, No 7 Diese umfassende Untersuchung von Inno- Gegenstand dieser Umfrage waren die ein Preis in Euro aufgeführt wird, ist die vationspolitik und Innovationsmethoden Wesensmerkmale von KMU in mehreren Publikation bei den in Ihrem Land befind- ist das Ergebnis des von der GD Forschung Ländern und Wirtschaftszweigen. Dabei tra- lichen Verkaufsstellen des Amts für amtli- unterstützten Projekts TEARI, das die Aus- ten in der Durchschnittsgröße der Unter- wertung von Untersuchungen über die nehmen (bei der Beschäftigtenzahl) im Län- Rolle von Forschung und Innovation in der der- und Branchenvergleich erhebliche wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Unterschiede zu Tage. Des Weiteren wurde (http://publications.eu.int/general/de/ zum Ziel hatte. Dabei sollte den politisch festgestellt, dass die KMU in den meisten salesagents_de.htm) oder indem Sie sich Verantwortlichen in erster Linie gezeigt Ländern nur eine unterdurchschnittliche an EUR-OP wenden (Fx. +352 2929 42759). werden, wie Forschung und Entwicklung Produktivität und Rentabilität vorweisen von der Politik, aber auch die Politik von können und auch die Wahrscheinlichkeit Forschung und Entwicklung beeinflusst von Exportgeschäften niedriger ist als bei werden kann. Das Buch ist in leicht ver- größeren Unternehmen. Auf der anderen ständlicher, nicht hochtrabender Sprache Seite leisten KMU einen wichtigen Beitrag geschrieben und gliedert sich in vier Teile zum Wirtschaftswachstum, weil sie die Pro- Dieses Buch prüft vom unternehmerischen mit jeweils mehreren Kapiteln, die von duktivität von Großunternehmen steigern Standpunkt aus, was erforderlich ist, um ein inner- und außereuropäischen Fachleuten helfen. Dabei scheinen drei Faktoren von Unternehmen innovativer zu machen, die verfasst sind. Im ersten Teil „Innovation in größter Bedeutung zu sein: KMU können Effizienz auf allen Ebenen zu steigern und the making“ steht der Innovationsvorgang zusätzliches Wissen schaffen, das von den jeden Einzelnen zum Nachdenken über aus unternehmerischer Sicht im Mittel- Großunternehmen übernommen wird; sie Neuerungen punkt. „The systemic nature of innovation“ verschärfen den Wettbewerb auf dem Markt anhand konkreter Fälle Organisationstheo- betrachtet die Politik von einer höheren für Vorleistungen; und sie vergrößern die rie und Arbeitsmethoden untersucht, bei- Warte aus. Der dritte Teil „How innovation Marktvielfalt. spielsweise der Zusammenhang zwischen Falls nicht anders angegeben, sind die Publikationen kostenlos. Wenn keine spe- Observatory of European SMEs zifischen Kontaktadressen für den Erhalt Thema. Und „Innovation and performance“ untersucht die gesellschaftlichen Folgen und den wirtschaftlichen Nutzen che Publikationen der Europäischen Union (EUR-OP) erhältlich. Die entsprechenden Adressen finden Sie in den meisten EU-Publikationen, auf dem WWW Ingénierie de l’innovation ISBN 2-7462-0894-6; ?50 anzuregen. Dazu werden technischer Aufmerksamkeit und TechniKontakt knutzen einerseits und Wissensbehandlung Europäische Kommission, GD Unternehmen [email protected] Herunterladbar unter http://europa.eu.int/comm/enterprise/enterprise_policy/analysis/observatory.htm andererseits sowie die für Strategieplanung, Kreativitätssteuerung und Projektverwaltung angewandten Methoden. von Innovationen. Kontakt Hermes Science Publications HTTP://WWW.HERMES-SCIENCE.COM/ Kontakt Oxford University Press http://www.oup.co.uk/isbn/0-19-926455-4 > Bestellformular I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r i s t k o s t e n l o s • Halten Sie sich auf dem Laufenden über alle für Innovation und Technologietransfer relevanten EU-Aktionen: Allgemeine politische Nachrichten, mit Innovation zusammenhängende Aktivitäten des Rahmenprogramms, Fallstudien, bevorstehende Konferenzen, neue Publikationen. Bitte schreiben Sie deutlich Name: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Adresse: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • Für größere Mengen geben Sie bitte die Anzahl der gewünschten Exemplare an: • Gewünschte Sprache: Englisch Französisch Deutsch • Wenn Sie ein bestehendes Abonnement abändern möchten, geben Sie bitte die Nummer Ihres Abonnements an: 0/ Italienisch Spanisch (siehe Adressenblatt) Wenn Sie ein Abonnement möchten, senden Sie dieses Formular bitte ausgefüllt entweder per Post an das Referat Information und Kommunikation, Referat Kommunikation und Information, GD Unternehmen und Industrie, Europäische Kommission, B-1049 Brüssel, Fax +32 2 299 1926 - E-mail: [email protected] - WWW address: http://www.cordis.lu/itt/itt-en/home.html Vo l . 5 / 0 4 l M a i 2 0 0 5 I n n o v a t i o n & Te c h n o l o g i e t r a n s f e r NB-AJ-04-005-DE-C einer Publikation angegeben werden und differs“ hat die unterschiedlichen Formen der Innovation in einzelnen Branchen zum 08 15 16 Hinweis