Sicher im Netz - Medienberatung NRW
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Sicher im Netz - Medienberatung NRW
„Sicher im Netz“ Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz Dagmar Missal, Bettina Sieding, Jörg Westhoff www.medienberatung.nrw.de Die Medienberatung NRW ist ein gemeinsames Angebot des LVR-Zentrums für Medien und Bildung und des LWL-Medienzentrums für Westfalen im Auftrag des Landes NRW und der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe. Impressum Herausgeber Medienberatung NRW Bertha-von-Suttner-Platz 1 40227 Düsseldorf T 0211.89-95458 F 0211.89-29800 www.medienberatung.nrw.de Hotline T 01801.666555 Fotos Nicole Pientka, LVR-Zentrum für Medien und Bildung (Titel) Stefan Arendt, LVR-Zentrum für Medien und Bildung (Seite 14, 27, 48) Stephan Sagurna, LWL-Medienzentrum für Westfalen (Seite 10, 16, 22, 36, 43, 53, 58, 64) Gestaltung www.liniezwei.de Druckerei Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, www.konkordia.de 1. Auflage 2009 Die Medienberatung NRW ist ein gemeinsames Angebot des LVR-Zentrums für Medien und Bildung und des LWL-Medienzentrums für Westfalen im Auftrag des Landes NRW und der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe. „Sicher im Netz“ Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz Dagmar Missal, Bettina Sieding, Jörg Westhoff www.medienberatung.nrw.de Vorwort Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben mit unserem Blended-Learning-Qualifizierungsangebot zu Fragen der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen sehr gute Erfahrungen gemacht – ein genau strukturierter Kurs mit vielfältigen Aufgabenstellungen und abwechslungsreicher Methodik ist zwar anstrengend, macht aber auch sehr viel Spaß. Wolfgang Vaupel, Geschäftsführer der Medienberatung NRW Blended-Learning – also die Kombination von Lernangeboten in Präsenzphasen und über eine Internet-Plattform – ist effektiv, man lernt inhaltlich sehr viel, lernt neue Methoden kennen und anwenden und spart deutlich Reisezeit und Reisekosten. Bei dem Thema Jugendmedienschutz ist es unerlässlich, diejenigen Medien in der Fortbildung zu nutzen und kennen zu lernen, über deren Gefahrenpotenzial man sich schlau machen will. Wir haben deshalb aufgeschrieben, was Sie wissen und beachten müssen, wenn Sie sich in diese neue Form des Beratens und Fortbildens einarbeiten wollen. Unsere Schrift enthält alle Aufgaben und die Beschreibung der Werkzeuge, die Sie für die Durchführung eines eigenen Kurses benötigen. Für Multiplikatoren, Lehrerinnen und Lehrer können Sie mit Hilfe dieser Materialien einen eigenen Kurs einrichten. Die Aufgaben können ebenso für andere Zielgruppen, beispielsweise Eltern, Schülerinnen und Schüler, adaptiert werden. Hierzu finden Sie weiterführende Hinweise jeweils am Ende der einzelnen Kapitel. Nachmachen ist also ausdrücklich erwünscht. Wir wünschen Ihnen eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik und würden uns über eine Rückmeldung Ihrer Erfahrungen freuen. Ich danke den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Pilotkurses Andreas Bahde, Bernd Baumgart, Bruno Tuchscherer, Christine McCready, Dirk Thiede, Egon Nießen, Erhard Klose, Georg Kuhlmann, Günter Piela, Henning Probst, Lothar Palm, Martin Niekämper, Raimund Radermacher, Reimar Gaebler, Richard Kröger, Silke Herrenbrück, Stefan Huppertz, Stephanie Morawietz und Wolfgang Unkelbach herzlich für ihre engagierte Mitarbeit – und ganz herzlich Dagmar Missal und Jörg Westhoff aus dem Team der Medienberatung NRW für die vorliegende Broschüre. Vor allem danke ich Bettina Sieding für die ausführliche und kompetente Vorbereitung und Gestaltung des Blended-Learning-Kurses, die zuverlässige Betreuung der Gruppe und die Mitarbeit an dieser Schrift. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! Herzlichst, Ihr Wolfgang Vaupel „Sicher im Netz“ Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 1. Blended Learning – Was ist das? 7 Definition Plattform und Werkzeuge 7 9 1.1. 1.2. 2. Konzeption einer Blended-Learning-Fortbildung 2.1. 2.2. 2.3. Planung Ablauf des Pilotkurses Übertragbarkeit auf andere Zielgruppen 10 10 11 13 3. Themenwochen der Blended-Learning-Fortbildung 14 3.1. Auftakt – Wir lernen uns kennen 3.1.1 Präsenzveranstaltung – Einführung 3.1.2 Vorstellungsrunde – Wer bin ich und wer sind die anderen? 3.1.3 Übertragbarkeit auf die Schule 14 14 15 15 3.2. Chatten ist cool – aber wer sitzt auf der anderen Seite? 3.2.1 Wochenaufgabe 3.2.2 Musterlösung 3.2.3 Übertragbarkeit auf die Schule 3.2.4 Lesehinweise zur Vertiefung 16 17 17 20 21 3.3. Instant Messaging – fast wie unterhalten 3.3.1 Wochenaufgabe 3.3.2 Musterlösung 3.3.3 Übertragbarkeit auf die Schule 3.3.4 Lesehinweise zur Vertiefung 22 23 23 25 26 3.4. „Wie viel ‚Ich‘ darf ins Netz?“ – Soziale Netzwerke 3.4.1 Wochenaufgabe 3.4.2 Musterlösung 3.4.3 Übertragbarkeit auf die Schule 3.4.4 Lesehinweise zur Vertiefung 27 28 29 34 35 3.5. „Alles so schön bunt hier“ – Werbeformen im Internet 3.5.1 Wochenaufgabe 3.5.2 Musterlösung 3.5.3 Übertragbarkeit auf die Schule 3.5.4 Lesehinweise zur Vertiefung 36 37 38 42 42 3.6. „Das lade ich mir runter ...“ – Videoportale 3.6.1 Wochenaufgabe 3.6.2 Musterlösung 3.6.3 Übertragbarkeit auf die Schule 3.6.4 Lesehinweise zur Vertiefung 43 44 45 47 47 3.7. Das Handy – der ständige Begleiter 3.7.1 Wochenaufgabe 3.7.2 Musterlösung 3.7.3 Übertragbarkeit auf die Schule 3.7.4 Lesehinweise zur Vertiefung 48 49 49 51 52 3.8. „Das kann teuer werden“ – Kostenfallen im Internet 3.8.1 Wochenaufgabe 3.8.2 Musterlösung 3.8.3 Übertragbarkeit auf die Schule 3.8.4 Lesehinweise zur Vertiefung 53 54 54 56 57 3.9. „Note 3,7 und jetzt?“ – Bewertungen im Internet 3.9.1 Wochenaufgabe 3.9.2 Musterlösung 3.9.3 Übertragbarkeit auf die Schule 58 59 60 63 64 3.10. Abschluss – Wir sind „off“ 4. Literatur 66 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 1. Blended Learning – Was ist das? 1.1. Definition Blended Learning wird als eine Kombination aus einem Online- und Präsenzlernangebot verstanden, bei dem nicht die Technik, sondern die Schaffung einer Umgebung für indi viduelle und sowohl zeitlich als auch räumlich flexible Arbeitsphasen im Vordergrund steht. Präsenzveranstaltungen werden durch den Einsatz internetbasierter Werkzeuge didaktisch sinnvoll unterstützt und während der Online-Phasen moderiert und tutoriell begleitet. Blended Learning setzt voraus, dass die Teilnehmenden bereit sind, unter Anleitung (Moderation) in einer virtuellen Lernumgebung innerhalb eines bestimmten Zeitraumes Aufgaben zu lösen und in Foren miteinander zu diskutieren. Erfahrungen mit reinem „Online-Lernen“ zeigen, dass Präsenzphasen zu Beginn, ggf. während und zum Abschluss der Lernphase wichtig für den Lernprozess sind, denn anders als bei einem Präsenzseminar, bei dem sich die Teilnehmenden sehen und ihre Mimik bzw. ihr Tonfall die Botschaft ihrer Worte unterstützt, ist die Kommunikation während Online-Phasen in der Regel auf die Schriftform begrenzt. Geschriebene Texte können von den verschiedenen Teilnehmern unterschiedlich interpretiert und verstanden werden. Schnell kann es dabei sowohl bei den Lernenden, als auch bei der Online-Be treuung zu Missverständnissen kommen. Emotionen und Frustrationen sind allenfalls mit so genannten Emoticons darstellbar. Anhand dieser Zeichenfolgen lassen sich Gefühle jedoch nur eingeschränkt wiedergeben. Ein Kennenlernen bei einer Präsenzver anstaltung hilft dabei, die einzelnen Persönlichkeiten einzuschätzen und deren Beiträge und ihren Humor besser zu verstehen. 7 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ Da sich online gestütztes Lernen an einigen Stellen stark vom Präsenzlernen unterscheidet, müssen sowohl die Teilnehmenden als auch der/die Moderierende bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Voraussetzung: Teilnehmerinnen und Teilnehmer Die Teilnehmenden eines Blended-Learning-Kurses sollten die Fähigkeit besitzen, ihren Lernprozess selbstgesteuert zu organisieren und die gestellten Aufgaben selbstständig anzugehen. Hierzu gehört, die eigene Lernzeit, das Lerntempo und die Lerndauer festzulegen und mit einem gewissen Maß an Disziplin einzuhalten. Ebenso spielt die Fähigkeit zur Zusammenarbeit in einer virtuellen Umgebung und im Verbund mit anderen Lernenden eine wichtige Rolle. Darüber hinaus sollte die Bereitschaft bestehen, sich aktiv lesend und schreibend an Forendiskussionen zu beteiligen. Der gemeinsame Austausch innerhalb der Gemeinschaft und die unterschiedlichen individuellen Fähigkeiten innerhalb einer Lerngruppe wirken sich vorteilhaft beim Bearbeiten einer Aufgabe aus. Gegenseitige Hilfestellungen fördern den gemeinschaftlichen Austausch und die soziale Mitverantwortung. Eine hohe intrinsische Motivation der Teilnehmenden trägt ebenfalls dazu bei, den einmal begonnenen Lernprozess fortzusetzen und das eigene gesteckte Lernziel zu erreichen. Voraussetzung: Moderator bzw. Moderatorin Der Moderierende eines Blended-Learning-Arrangements nimmt mehrere Rollen ein. Eine wesentliche Aufgabe kommt der Kursbetreuung und Vermittlung der Lerninhalte zu. Der Online-Moderator/die Online-Moderatorin entwickelt E-Tivities (spezielle Auf gaben für die Online-Phasen), liest und beantwortet Forenbeiträge und E-Mails der Teilnehmenden, stellt Fragen, begleitet Chats und motiviert die Lernenden zur aktiven Teilnahme während der Online-Phasen. Die schnelle Reaktion – spätestens nach 48, besser innerhalb von 24 Stunden – auf die Beiträge und Fragen der Teilnehmenden sollte für einen Online-Moderator selbstverständlich sein. Die Antworten sollten so gestaltet sein, dass sie den Lernenden eine Hilfe zur Selbsthilfe geben und mögliche Lösungsschritte nicht zu schnell vorweg nehmen. Gleichzeitig sollten unterstützende und motivierende Antworten gegeben werden, die die Lernenden zur Problemlösung ermuntern. Bedeutsam ist dieses Vor gehen immer dann, wenn für die Online-Moderation an einzelnen Beiträgen ablesbar ist, dass ein Lernender Schwierigkeiten mit einer Aufgabe hatte. Der Online-Moderator sollte beim Schreiben eigener Beiträge möglichst neutral bleiben. Schwierige Situationen lassen sich meistern, indem er sensibel ist und bei entstehenden Spannungen mit angemessenen Worten reagiert. Empathie für die einzelnen Lernenden, das Schaffen einer „Wohlfühlatmosphäre“ im virtuellen Raum sowie ein unaufdringlicher Tipp zum richtigen Zeitpunkt sorgen für eine gute Stimmung und beeinflussen den Kursverlauf positiv. Der Online-Moderator kann den Lernprozess anregen und gruppendynamische Prozesse fördern, indem er seine Beiträge mit einer persönlichen Note versieht und damit Vertrauen innerhalb der Lerngemeinschaft aufbaut. Das Vertrauensverhältnis zwischen Teilnehmenden und Kursmoderation ist eine wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung eines Themas mit der Lernform des Blended Learning. 8 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 1.2. Plattform und Werkzeuge Eine Online-Plattform bietet, je nach Konfiguration, eine Reihe von Werkzeugen für die gemeinsame Arbeit. Nicht alle Werkzeuge sind für jeden Zweck geeignet, ihr Einsatz sollte daher gut geplant sein. Um Anfänger bei dieser Lernform nicht zu überfordern und zu verwirren, ist es ratsam, die Werkzeuge wohl dosiert einzusetzen und ggf. einige erst im Verlauf des Kurses einzuführen. Bei den Teilnehmern des Pilotkurses „Sicher im Netz“ handelte es sich um Medienbe raterinnen und Medienberater aus NRW, die bereits über Erfahrungen mit der im Rahmen der Lehrerfortbildung genutzten Plattform „WebWeaver“ verfügten. Eine beson dere Einführung war daher nicht notwendig. Mit WebWeaver steht ein Learning-Management-System (LMS) zum einfachen Erstellen von HTML-Seiten zur Verfügung. Es wird über eine Administrationsoberfläche bedient und erfordert keine Programmierkenntnisse. Synchrone und asynchrone Werkzeuge stehen zur Verfügung und lassen eine individuelle Gestaltung des Online-Bereiches zu. Folgende Werkzeuge wurden innerhalb der Fortbildung für die aufgeführten Arbeitsbereiche genutzt: • Mitteilungsbereich und Lernaufgaben: Bekanntmachung und Bereitstellung der Woch enaufgaben • Dateiablage: Bereitstellung von Dokumenten und Ablage von Arbeitsergebnissen • Internes E-Mail-System: Persönlicher Austausch zwischen Lernenden und Moderatorin • Chat: Thematische Chats, unter anderem mit externen Experten • Forum: Reflektierende Bearbeitung einzelner Themen und informeller Austausch • Wiki: Kooperatives Erstellen eines Textdokuments Die in dieser Broschüre genannten Aufgaben lassen sich in gleicher Weise auf die für Schulen kostenfreie Plattform lo-net2 übertragen, da die dabei verwendete Technik identisch mit der des WebWeavers ist. Blended-Learning-Kurse in etwas abgewandelter Form können selbstverständlich genauso gut auf anderen Lernplattformen wie beispielsweise Moodle eingerichtet werden. 9 2. K onzeption einer Blended-Learning-Fortbildung 2.1. Planung Ausgehend von den inhaltlichen Schwerpunkten und den zeitlichen Rahmenbedingungen müssen zu Beginn die geplanten Kursphasen festgelegt werden. Der Pilotkurs beinhal tete zwei Präsenzveranstaltungen und acht voneinander unabhängige Online-Themenwochen. Je nach Zielgruppe und zeitlichen Ressourcen kann die Zahl und Reihenfolge der Themenwochen variieren. Es ist ferner möglich, die Beschäftigung mit einem Thema über einen längeren Zeitraum auszudehnen. Es empfiehlt sich aber, sich insge samt in einem abgegrenzten Zeitrahmen zu bewegen, um den Aufwand und die einzu bringenden Ressourcen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer überschaubar zu halten. Die Umsetzung des mediendidaktischen Konzeptes erfordert bereits vor Kursbeginn eine geordnete, vorausschauende und verbindliche Planung. Bei der Einrichtung des Online-Bereiches muss beachtet werden, dass die Lernziele der einzelnen Aufgaben mit den zur Verfügung stehenden Werkzeugen und Medien von den Teilnehmern erreichbar sind. Die Reihenfolge der inhaltlichen Schwerpunkte muss hinsichtlich der zeitlichen Vorgaben und ggf. in Abstimmung mit externen Experten festgelegt werden und der Online-Bereich muss rechtzeitig zum festgelegten Termin freigeschaltet werden. 10 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz Dem Moderator bzw. der Moderatorin kommt während der Online-Phase die Rolle einer Lernbegleitung und Lernberatung zu. Das Kursangebot sollte in erster Linie von den Aktivitäten und Beiträgen der Teilnehmenden „leben“. Um die Teilnehmer während der Online-Phasen nicht zu unter- oder zu überfordern, müssen komplexe Zusammenhänge analysiert und auf ein bearbeitbares Maß für die Teilnehmenden reduziert werden. Auf den Einsatz von gedrucktem Textmaterial kann verzichtet werden. Stattdessen erhalten die Teilnehmenden in der virtuellen Lernumge bung einen wöchentlichen Lernplan mit konkreten Aufgabenstellungen. Als Hilfsmittel können in einem digitalen Ordner zusätzlich thematisch passende Dokumente als PDFDateien zur Verfügung gestellt werden. Für das Lernen mit digitalen Medien werden von der Online-Moderation E-tivities ent wickelt. Diese E-tivities beinhalten schriftliche, zielgerichtete und motivierende Aufforde rungen an die Teilnehmenden. Sie sollen zum aktiven Online-Lernen in den Foren anregen und das gemeinschaftliche Arbeiten verschiedener Lerntypen in einzelnen kleinen Lerngruppen fördern. Mit E-tivities lassen sich erprobte pädagogische Grundsätze in Online-Kursen umsetzen. 2.2. Ablauf des Pilotkurses Der Pilotkurs lief über acht Wochen. Das gesamte Angebot umfasste zwei Präsenzver anstaltungen und acht Themenwochen. Dem eigentlichen Beginn der Online-Phase wurde eine virtuelle Vorstellungsrunde vorgeschaltet. Pro Woche stand anschließend ein Thema im Mittelpunkt. Hierzu wurden am Wochenanfang Aufgaben eingestellt, die im Laufe der Woche bearbeitet werden sollten. Pro Woche sollte von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Arbeitsaufwand von ca. 90 - 120 Minuten eingeplant werden. An drei feststehenden Terminen fanden synchrone Chats statt, zu denen zusätzlich externe Experten eingeladen waren. Der Kurs endete mit einer zweiten Präsenzveran staltung, die hauptsächlich zur Evaluation und zur weiteren Planung genutzt wurde. 11 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ 1) Präsenz-Phase • Vorstellung der Online-Moderatorin • Kennenlernen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander • Informationen zur genutzten Plattform • Informationen zum Kursverlauf 2) Online-Phase 0. Woche Y Einstimmung 3) Online-Phase Y Themenwochen 4) Präsenz-Phase 12 Virtuelle Vorstellungsrunde – Wer bin ich und wer sind die anderen? 1. Woche „Chatten ist cool“ – aber wer sitzt auf der anderen Seite? 2. Woche Instant Messaging – fast wie unterhalten 3. Woche „Wie viel ‚Ich‘ darf ins Netz?“ – Soziale Netzwerke 4. Woche „Alles so schön bunt hier“ – Werbeformen im Internet 5. Woche „Das lade ich mir runter ...“ – Videoportale 6. Woche Das Handy – der ständige Begleiter 7. Woche „Das kann teuer werden“ – Kostenfallen im Internet 8. Woche „Note 3,7 und jetzt?“ – Bewertungen im Internet • Auswertung und Ausblick Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 2.3. Übertragbarkeit auf andere Zielgruppen Der Pilotkurs war für Medienberaterinnen und Medienberater konzipiert, bei denen Besuche von regelmäßigen Präsenzveranstaltungen über einen längeren Zeitraum schwierig durchführbar sind. Ein Blended-Learning-Kurs eignet sich aber auch für andere Zielgruppen wie zum Beispiel Eltern, die sich nicht häufig in Präsenzveranstaltun gen treffen und miteinander austauschen können. Bei Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die über wenig Erfahrungen mit Lernplattformen verfügen, sollte allerdings zu Beginn eine längere Phase für das Vertrautwerden mit den einzelnen Werkzeugen eingeplant werden. Darüber hinaus muss während des Kurses für die Supportleistung im Umgang mit der Plattform ein größeres Zeitkontingent eingeplant werden. Für Schülerinnen und Schüler gelten andere Bedingungen, da sie sich ja täglich im Klassenverband treffen. Dennoch können einige handlungsorientierte Elemente, ange passt an die Altersstufe, durchaus in den Unterricht integriert werden. Zum Abschluss der meisten Kapitel finden sich Hinweise zur Übertragbarkeit bzw. Erweiterungen für die Arbeit mit Jugendlichen in der Sekundarstufe I. Die angegebenen Internetlinks geben eine beispielhafte Auswahl wieder. Vor einer er neuten Auflage des Kurses müssen sie auf ihre Aktualität überprüft werden. Andere Themenbereiche und eine andere Reihenfolge der Kurswochen sind selbstverständlich möglich. Für eine jugendliche Zielgruppe bieten sich stellenweise andere Zugänge an. 13 3. T hemenwochen der Blended-Learning-Fortbildung 3.1. Auftakt – Wir lernen uns kennen 3.1.1 Präsenzveranstaltung – Einführung Die erste Präsenzveranstaltung, die im Rahmen des NRW-Praxistags stattfand, diente einer ersten Information zur genutzten Plattform, zum Kursverlauf, der Vorstellung der Online-Moderatorin und, vor allem, dem Kennenlernen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander. Die Themenwochen begannen nach einer zeitlichen Unterbrechung, in der die Teilnehmenden sich mit den Funktionalitäten der Plattform vertraut machen konnten. In den Themenwochen sollten die Teilnehmenden sich aktiv im Netz bewegen und dabei unter anderem die Erfahrung machen, dass hier – neben einigen Risiken – auch Ressourcen verfügbar sind, deren Nutzung Spaß machen kann. 14 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 3.1.2 Vorstellungsrunde – Wer bin ich und wer sind die anderen? Die virtuelle Vorstellungsrunde diente zum Ice-Breaking in der Gruppe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Im Forenbereich sollten sie auf informelle Art miteinander ins Gespräch kommen und dabei, sozusagen nebenbei, einige Funktionalitäten der Plattform erproben. Aufgabenstellung: Schreiben Sie drei Dinge über sich: Ihre Vorlieben, z. B. was Sie gerne essen, welche Filme Sie mögen. Zwei Dinge müssen wahr sein, eine Äußerung ist eine Lüge! • Eröffnen Sie dazu in unserem Kennenlern-Strang einen „Neuen Beitrag“ mit Ihrem Namen. • Bitte erledigen Sie diese Aufgabe bis zum 30. September 2008. • Bis zum 08. Oktober 2008 haben Sie dann Zeit, die Wahrheiten und Lügen der anderen TeilnehmerInnen zu lesen. Geben Sie bei jedem Beitrag eine Vermutung darüber ab, welches denn die Lüge ist. Und – ganz wichtig: Begründen Sie Ihre Vermutung! Mit diesem informellen Einstieg in das Kursgeschehen gelang es trotz Ferienzeit, die Teilnehmenden zur Reaktion auf die Beiträge der anderen Gruppenmitglieder anzuregen. Gleichzeitig wurde durch diese Maßnahme eine freundschaftliche und angenehme Stim mung im virtuellen Raum erzeugt. Gleich zu Beginn wurden von der Kursmoderatorin Tipps und Anregungen für das Online-Lernen gegeben: • Der Lernraum sollte regelmäßig aufgesucht werden. • Der regelmäßige Besuch erleichtert den Austausch mit anderen Teilnehmenden und man behält den Überblick. • Besser jeden Tag 15 Minuten statt nur einmalig pro Woche 90 Minuten. • Aktives Mitgestalten fördert den eigenen Lernerfolg und den der Gruppe. 3.1.3 Übertragbarkeit auf die Schule Der spielerische Ansatz, der über die Aussagen der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer rätseln lässt, ist auch für Jugendliche gut geeignet. Die Antworten bieten Gesprächsstoff für die Pausen und auf diese Weise lernen die Klassenkameraden sicher neue Seiten aneinander kennen. Ebenfalls beliebt bei Jugendlichen ist das Erstel len von Profilen bzw. Steckbriefen – hierzu bieten die gängigen Lernplattformen die nötigen Voraussetzungen. Das Erstellen eines Steckbriefs kann man als Anlass für eine Diskussion über die Veröffentlichung von persönlichen Daten im Internet nutzen und daran die Themenwoche „Wie viel ‚Ich‘ darf ins Netz?“ anschließen. 15 3.2. C hatten ist cool – aber wer sitzt auf der anderen Seite? Chatten per Webchat oder Instant Messenger steht bei Kindern und Jugendlichen nach wie vor weit oben in der Internetnutzung (siehe JIM-Studien 2007 und 2008). Es gibt Chatangebote, die für Kinder und Jugendliche weniger geeignet erscheinen, die sich aber großer Beliebtheit erfreuen oder die Kinder aus Neugier ausprobieren. Erwachsene hingegen nutzen diese Kommunikationsform weniger, verstehen teilweise die verwendeten Abkürzungen oder Akronyme nicht und finden sich in dieser schnellen Form der schriftlichen Kommunikation nicht so leicht zurecht. Die Themenwoche „Chatten“ sollte dazu dienen, dass die Teilnehmenden • a usgewählte und öffentlich erreichbare Browserchatrooms nach vorgegebenen Kriterien (Anmeldeprozedur, Altersverifikation, Jugendschutzmaßnahmen) selbst erkunden. • sich ein eigenes Bild über diese Kommunikationsform machen. • die Vor- und Nachteile der Anonymität in Chatrooms erfassen. • die Unterschiede allgemeiner Chatforen und spezieller Angebote für Kinder kennen lernen. • selbst innerhalb eines moderierten Chats Beiträge schreiben und dem Chatverlauf folgen können. • erfahren, wie sich ein Chat steuern lässt, damit kein Chaos entsteht. • eigene Ideen entwickeln, um diese Kommunikationsform für Unterrichtszwecke innerhalb einer geschützten Lernumgebung zu nutzen. 16 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 3.2.1 Wochenaufgabe 1.Diskutieren Sie die folgenden Fragen im Forum: a)Was macht Chatten für Kinder und Jugendliche so interessant? b)Welche Vorteile kann die Anonymität von Chatrooms haben? c)Welche Nachteile kann die Anonymität von Chatrooms haben? 2.Schauen Sie sich bitte die Chatangebote von a) www.chatcity.de und b)www.knuddels.de etwas genauer an und beantworten Sie zu beiden Angeboten folgende Fragen: • • • • ibt es bereits vor der Anmeldung Informationen zum Chatangebot? G (Bei ChatCity kann ihnen zum Beispiel Mr. Bob helfen.) Welchen ersten Eindruck haben Sie, wenn Sie die Internetseiten betrachten? Was benötigen Sie, um selbst bei den oben genannten Angeboten chatten zu können? War die Navigation auf der Seite für Sie einfach oder schwierig? Wenn ja, warum oder wobei hatten Sie Schwierigkeiten? • Welche Informationen finden Sie zum Jugendschutz auf den Internetseiten? 3.Schauen Sie sich bitte die gesonderten Chatangebote für Kinder von a) www.seitenstark.de und b) www.internauten.de an. • W ie beurteilen Sie unter den in 2. genannten Gesichtspunkten die Chatangebote, die sich speziell an Kinder richten? 3.2.2 Musterlösung zu 1a) Was macht Chatten für Kinder und Jugendliche so interessant? Chatten ist eine von vielen Kommunikationsmöglichkeiten, die Kinder und Jugendliche heutzutage anwenden. Es bietet bei entsprechenden Voraussetzungen (Flatrate) die Möglichkeit zu kostenloser, anonymer oder aber auch gezielter Kommunikation, ohne dass Entfernungen eine Rolle spielen. Es bietet weiterhin die Möglichkeit und die Versuchung in fremde Bereiche hinein zu lauschen und sich zu beteiligen, ohne dass man kontrolliert wird. Chatten passt zum Lebensstil der Jugendlichen. Es geht schnell, man kann es nebenbei machen, man muss sich nicht an Konventionen – wie zum Beispiel Rechtschreibung – halten, sondern kann eine eigene Sprache entwickeln. Selbst wenn in manchen Chat rooms Regeln vorgegeben werden (die so genannte Chatiquette) fallen viele gesellschaftliche Normen weg. Im Gegensatz zum traditionellen Briefeschreiben ist Chatten unmittelbar, d. h. in der Regel folgt auf einen eingestellten Beitrag eine sofortige Reaktion. In der Schnelllebigkeit des Chatrooms bestehen jedoch keine Verpflichtungen und jeder Chat-Besucher kann selbst bestimmen wann und in welcher Weise er sich äußern möchte. 17 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ Jugendliche sind auf der Suche nach neuen Bekanntschaften – die kann man im Chat leicht finden. Auch schüchterne oder nicht so hübsche Menschen haben hier eine Chance. Auf manchen Seiten kann man mit Stars aus dem Fernsehen chatten und erhält so das Gefühl, diesen nahe zu sein. zu 1b) Welche Vorteile kann die Anonymität von Chatrooms haben? Ein wichtiger Vorteil der Anonymität des Chatrooms ist die Tatsache, dass man dort alles sagen kann, was einem gerade in den Sinn kommt, dass man sich trauen kann, Dinge zu sagen, die in der realen Welt so nicht gesagt werden. Deswegen ist die Hemmschwelle, sich über persönliche Themen und besonders private Probleme zu äußern, sehr niedrig. Oft fällt es schwerer, sich mit jemanden über Probleme zu unter halten, der einem gegenüber sitzt. Im Chat dagegen kann man sich seinen Gesprächspartner beliebig und unverbindlich aussuchen und da einen ja niemand kennt, kann niemand nachvollziehen, ob man immer bei der Wahrheit bleibt. Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit, dass man einen Chatroom jederzeit und zuweilen ohne Ankündigung einfach verlassen kann. Wenn einem eine Situation zu unangenehm wird, kann man das Fenster einfach zuklicken. In einem Chatroom kann man verschiedene Rollen ausprobieren. zu 1c) Welche Nachteile kann die Anonymität von Chatrooms haben? Die Hemmschwelle ist geringer, d. h. es kommt u. a. schneller zu Streitereien, Pöbeleien, Eskalationen. Anonyme Pöbler können (für den Laien) selten zur Rechenschaft gezogen werden, da sie schnell wieder in den Untiefen des Netzes verschwunden sind. Aber nicht nur Streitereien, sondern auch mögliche und teilweise sogar gezielte Be lästigungen machen das Internet – besonders für die jüngeren Nutzer – zu einer Gefahrenzone. Vieles hängt davon ab, mit welcher Absicht, welcher Zielsetzung ein Chatroom betreten wird: man kann dort rumalbern, jemanden anonym veräppeln, anmachen, fertig machen oder aber sinnvolle Inhalte austauschen. Man kann sich nie sicher sein, mit wem man es zu tun hat. Lügen gehören zum System. Enttäuschungen sind vorprogrammiert. zu 2a) www.chatcity.de Auf der Internetseite von ChatCity fallen sofort die Werbung und viele Animationen ins Auge. Das automatische Öffnen von Pop-ups ist negativ zu bewerten. Im zentralen Blickfeld des Benutzers stehen die Bereiche zu den Themen „Flirt & Dating“ und „Erotik“. Die Navigationsleiste auf der linken Seite ist übersichtlich gestaltet und die Handhabung der Seite ist einfach. Falls doch Fragen zur Benutzung der Seite oder rund um das Thema „Chatten“ auftreten, ist Mr. Bob behilflich. ChatCity bietet bereits in der Gastfunktion die Möglichkeit, mit Akzeptieren der AGB (Allgemeine Geschäftsbedingungen) und ohne Eingabe weiterer Daten, zu chatten. So kann ein Teil der Funktionen zunächst erprobt werden, ohne sich gleich kostenlos registrieren zu müssen. Zusätzliche Optionen, wie z. B. eine ChatCity E-Mail-Adresse 18 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz oder ein Zeichenbrett zur Chatbenutzung, können durch eine gebührenpflichtige Premium-Mitgliedschaft freigeschaltet werden. Zum Thema Jugendschutz ist ein Link in der unteren, rechten Ecke der Internetseite zu finden. Von hier aus gelangt man zu einer Seite mit wichtigen Tipps für Teens und sieben Sicherheitsregeln. Die Nutzungsbedingungen besagen, dass Kinder und Jugend liche unter 16 Jahren die Chatfunktionen nur mit Erlaubnis der gesetzlichen Vertreter benutzen dürfen. zu 2b) www.knuddels.de Die Seite ist durch die Zeichnungen im Comicstil eher zurückhaltend und verspielt ge staltet. Vermutlich hat man ein jüngeres Publikum im Blick. Die Navigation der Seite ist einfach zu handhaben und die Seite selbst wirkt auf den ersten Blick sehr übersicht lich. Um die Chaträume betreten zu können, wird eine Registrierung mit Nickname, Passwort und E-Mail-Adresse verlangt. Ein Gaststatus ist nicht möglich. Von der Startseite führt der Link „Jugendschutz“ zu ausführlichen Informationen rund um dieses Thema. Der Betreiber macht Angaben zu seinen Bemühungen, den Jugend schutz zu fördern. So werden z. B. technische Filter bei Gesprächen zwischen Erwachsenen und Kindern eingesetzt, nach den ersten zwei Onlinestunden wird ein Jugendschutztest durchgeführt, es gibt altersabhängige Chaträume und es werden Ratgeber für Kinder, Jugendliche und Eltern bereitgehalten. Darüber hinaus ist Knuddels ordent liches Mitglied der FSM (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter). Laut der AGB dürfen sich Minderjährige anmelden, wenn sie den Inhalt der Nutzungsbedingungen verstanden haben und in der Lage sind, diese Bedingungen einzuhalten. Zusätzlich müssen Eltern die Anmeldung ihrer Kinder genehmigen. zu 3a) www.seitenstark.de Die Gestaltung des Internetauftrittes ist simpel und kindgerecht und die Navigation über große Schaltflächen verspricht eine einfache Handhabung. Auf Reklame wurde ganz verzichtet. Neben den Links zur Chatmöglichkeit, zu weiteren Aktionen und zu Informa tionen über den Anbieter, bietet Seitenstark eine Vielzahl von Verlinkungen auf andere Kinderseiten im Netz. Das betreute Chatangebot richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren. Der Chat ist Montag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr, also außerhalb der Unterrichtszeit, geöffnet und kann nach der Registrierung mit einem Nickname, Passwort und E-Mail-Adresse betreten werden. Die Moderatoren werden namentlich aufge listet und ein Mal im Monat findet ein Themenchat aus den Bereichen Haustiere, Medien, Berufe, etc. mit Experten statt. Auf der Seite „Chatregeln“ finden die jungen Besucher Hinweise zur richtigen Verhaltens weise im Chatraum und zum Thema Sicherheit. Zusätzlich gibt es für Mobbing-Opfer die Möglichkeit, sich in einen speziellen Mobbing-Chat einzuloggen. Für die Eltern stehen Informationen zu dem Angebot und zu den Sicherheitsmaßnahmen bereit. 19 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ zu 3b) www.internauten.de Die Internetseite ist als Portal für Kinder zu betrachten, welches neben Nachrichten, Musik und Buchtipps für Kinder zusätzlich die Möglichkeit zum Chatten anbietet. Der Link zum Chatangebot befindet sich im unteren Teil der Seite unter der Überschrift „Weitere Themen“. Dieser Chat wird von Erwachsenen betreut und ist zu festgelegten Zeiten am Nachmittag geöffnet. Um die Chatfunktionen nutzen zu können, reicht lediglich die Wahl eines Nicknames aus. Die Eingabe eines Passwortes ist hier nicht erforderlich. Nach dem Einloggen erfolgen Hinweise darauf, dass keine persönlichen Daten im Chatroom ausgetauscht werden sollten, dass der Chat moderiert ist und dass bei Fehlverhalten ein Rauswurf droht. Spezielle Informationen zum Jugendschutz, zu Sicherheitsregeln und zum richtigen Verhalten im Chat finden sich an einer anderen Stelle (Mission Chat) und nicht im Einstiegsbereich zum Chatroom. 3.2.3 Übertragbarkeit auf die Schule Bevor man verschiedene Chatangebote in der Klasse vergleicht, sollte man zunächst gemeinsam eine Kriterienliste erarbeiten. Anhand dieser Checkliste werden die Ange bote untersucht. Auf diese Weise kann für eine bewusste und kontrollierte Nutzung von Medien für den privaten Gebrauch sensibilisiert werden. Ein interessantes Diskussionsthema für Jugendliche sind die Regeln im Netz, die so genannte „Chatiquette“. Jugendliche Chatter haben in vielen Fällen schon Erfahrungen mit Anmache und Pöbeleien im Netz gemacht und können in Gruppen Vorgehensweisen mit Verstößen gegen „den guten Ton“ entwickeln. Selbst entwickelte Regeln für das Ver halten im Netz können von den Schülerinnen und Schülern im Rahmen einer Gruppenund Projektarbeit in Form von Comics, Bildern oder Filmsequenzen visualisiert werden. Ebenso kann diskutiert werden, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist, dass sogar hier beispielsweise Beleidigungen nicht geduldet werden können und dass die eigenen Handlungen im Internet Folgen in der realen Welt haben können. In gestellten Rollenspielen lässt sich erproben, welche Möglichkeiten der Reaktion es bei Übergriffen im Netz gibt. Für Kinder und Jugendliche ist es häufig hilfreich einzuüben, dass man einen ungeliebten Gesprächspartner einfach wegklicken kann. Ebenso kann man im Rollenspiel erfahrbar machen, auf welche Weise Gesprächspartner versuchen, den Chatten den persönliche Daten zu entlocken und wie man sich dagegen wehren kann. Chats können in der Schule im Sinne von Expertenchats gezielt genutzt werden, um sich zum Beispiel mit einer ausländischen Partnerklasse über weite Entfernungen zu vorher festgelegten Themen auszutauschen. Bei dieser Methode können die Schülerin nen und Schüler Verantwortung für eine Gruppe übernehmen, indem sie über einen vorher festgelegten Zeitraum die Moderatorenrolle übernehmen, einen Themenchat vorbereiten und strukturieren. 20 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 3.2.4 Lesehinweise zur Vertiefung In Wikipedia gibt es eine Liste mit den gängigen Abkürzungen von A bis Z für Chats, Foren und E-Mail-Korrespondenz für ungeübte „Chatter“: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Abk%C3%BCrzungen_%28Netzjargon%29 Ergänzend dazu und um die Sprache der Kinder und Jugendlichen zu verstehen, empfiehlt sich eine kurze Übersicht bei kidsweb.at: http://www.kidsweb.at/index.php?page=Netsprache Lehrerhandbuch „Knowhow für junge User“ Baustein 3: Was wir lieben: Kommunikation + Spielen! Kapitel 3.1: Chatten, S. 57 - 64 https://www.klicksafe.de/service/schule-und-unterricht/lehrerhandbuch/index.html Material für den Unterricht zum Thema sicheres Chatten bietet u. a. die Internetseite „Chatten ohne Risiko“: http://www.chatten-ohne-risiko.net 21 3.3. Instant Messaging – fast wie unterhalten Ein Messenger ist ein Programm (Software) mit verschiedenen Zusatzfunktionen, das auf dem eigenen Computer installiert wird. Instant Messaging ermöglicht eine direkte Kontaktaufnahme mit einer Person über das Internet und ist unter Jugendlichen weit verbreitet. Insbesondere ICQ ist bei dieser Art der Online-Kommunikation sehr beliebt. ICQ steht als kostenloser Download in einer deutschsprachigen Version zur Verfügung. Der Messenger bietet sowohl eine Chat- als auch eine Telefonie-Funktion und ist somit eine schnelle Alternative zu Telefon, E-Mail und SMS. Ton- und Bildübertragung und der Anschluss einer Webcam sind möglich. Messenger erkennen, welche Personen gera de online sind und ermöglichen den gegenseitigen Dateiaustausch. Um ICQ zu nutzen, muss ein eigenes ICQ-Konto eingerichtet werden. Für die Anmeldung wird eine E-MailAdresse benötigt. Die Themenwoche „Instant Messaging – fast wie unterhalten“ beschäftigte sich mit dieser Kommunikationsmöglichkeit über das Internet. Die Teilnehmenden sollten sich während dieser Themenwoche damit auseinandersetzen • welche Vor- und Nachteile die Nutzung eines Messengers mit sich bringt. • welches die bekannten Anbieter von Instant-Messenger-Programmen sind. • was bei der Installation eines solchen Programmes auf dem eigenen Rechner zu beachten ist. 22 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz • wie der Anmeldevorgang funktioniert und was dabei zu beachten ist. • welche Sicherheitseinstellungen standardmäßig gelten und wie sie individuell angepasst werden können. • wie die Suche nach Personen innerhalb der jeweiligen Gemeinschaft funktioniert. • wie eine Kontaktaufnahme stattfindet und ein Kontakt hinzugefügt wird. • welche Unterschiede zwischen einer webbasierten Messenger-Version und einer lokal installierten Messenger-Version bestehen. • welche Möglichkeiten sich mit einem Meta-Messenger oder Multi-Messenger ergeben. 3.3.1 Wochenaufgabe 1.Geben Sie ein kleines Statement im Forum ab: Was verbinden Sie mit dem Begriff „Instant Messaging?“ 2.Laden Sie die aktuelle ICQ-Version aus dem Internet herunter und installieren Sie ICQ auf Ihrem Computer. Die aktuelle Version finden Sie auf der Download seite http://www.icq.com/download. • Melden Sie sich bei ICQ mit einer E-Mail-Adresse Ihrer Wahl an. • Nehmen Sie Kontakt mit mir auf. • Nutzen Sie die Suchfunktion von ICQ. 3.Beantworten Sie folgende Fragen: a)Wie funktioniert die Anmeldung? b)Wie funktioniert die Kontaktaufnahme? Denken Sie beim Versuch der Kontaktaufnahme daran, dass ich Sie nicht kenne! c)Schauen Sie sich die Sicherheitseinstellungen von ICQ an. Was sollten Sie ändern, um mit einem Messenger sicher kommunizieren zu können? d)Welche Vor- und Nachteile bringt die Nutzung eines Messengers mit sich? 3.3.2 Musterlösung zu 1) G eben Sie ein kleines Statement im Forum ab: Was verbinden Sie mit dem Begriff „Instant Messaging?“ Mit „Instant Messaging“ verbinde ich (eine Auswahl der Statements zur ersten Frage) • die sofortige Nachrichtenübermittlung – ähnlich wie beim Chatten. • die schnelle Weitergabe von Infos zur Planung von Treffen an diejenigen, die gerade online sind. • die kostenlose Verfügbarkeit. • schnelles textbasiertes Unterhalten zweier am PC sitzender Gesprächspartner evtl. verbunden mit Audio-, Video- und Dateiübertragung. • das parallele Chatten mit mehreren Fenstern oder mit mehreren Freunden. • dass es ganz wichtig ist, schnell auch mal Dateien (Bilder, Musik) auszutauschen. 23 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ • d ass es für viele Jugendliche wohl die Funktion des Telefonierens am Nachmittag und Abend übernommen hat. Der Vorteil ist, dass es nebenbei laufen kann und man dabei gleichzeitig Musik hört oder andere Dinge erledigt. Es bleibt das Gefühl, immer erreichbar und „dabei“ zu sein und nichts zu verpassen. • The Future – mit dem Aufkommen von Internet-Flatrates für Mobiltelefone oder sich derzeit daraus entwickelnden Geräten, sprich Minicomputer mit Telefonfunktionen, wird das Instant Messaging auch auf diesen Geräten stattfinden, Clients dafür gibt es bereits. Bis die Preise dafür in die Reichweite von vielen Schülern kommen, wird es aber vermutlich noch ca. drei bis fünf Jahre dauern. zu 2) keine Musterlösung zu 3a) Wie funktioniert die Anmeldung? Man muss einige Angaben zur Person machen. Ein Nickname, Vor- und Zuname, Geburtsdatum (ob die Angaben korrekt sind, wird nicht überprüft) und die E-MailAdresse reichen aus. Es können freiwillig weitere Angaben gemacht werden. Es gibt bei ICQ keine Möglichkeit zur sicheren Identitätsbestätigung. Die öffentliche Anzeige des eigenen Namens und der eingegebenen Daten kann verweigert werden. zu 3b) W ie funktioniert die Kontaktaufnahme? Denken Sie beim Versuch der Kontakt aufnahme daran, dass ich Sie nicht kenne! Die Kontaktaufnahme funktioniert, wenn die Kontaktperson online ist. Ein Mausklick auf das Symbol (Icon) der Kontaktperson im entsprechenden Fenster genügt zur Kontaktaufnahme. Beim Erstkontakt muss die Kontaktperson zuerst gefunden werden. Zur Aufnahme eines neuen Kontaktes kann man den Messaging-Partner über die interne Suchmaschine der entsprechenden Community (ICQ, msn, skype, yahoo, etc.) finden. Als Suchwörter kann man Vor- und oder Nachname, oder – sofern bekannt – Nickname/Spitzname oder ICQ-Nummer des Partners eingeben. Ist die Kontaktperson gefunden, wird sie im Kontaktfenster in Form eines so genannten Avatars angezeigt. zu 3c) S chauen Sie sich die Sicherheitseinstellungen von ICQ an. Was sollten Sie ändern, um mit einem Messenger sicher kommunizieren zu können? • Die Anzeige des richtigen Namens nicht zulassen. • Das Datenschutzprofil auf „Hoch“ einstellen, so dass E-Mail-Adresse, Telefonnummer und andere persönliche Details, die man vielleicht angegeben hat, nur für Kontaktpersonen freigegeben werden. • Schon bei der Anmeldung darauf achten, dass man ein sicheres Kennwort wählt. • In der Datenschutzliste die Kontakte sperren, deren Vertrauenswürdigkeit man nicht einschätzen kann. • Bei den Datenschutzoptionen Häkchen in die Kästen „Nur Nachrichten von Kontakten annehmen“ und „Nur Anrufe von Kontakten annehmen“ setzen. Die anderen Kästchen NICHT mit einem Haken versehen. • Beim Spam-Filter jeweils ein Häkchen in beide Kästchen eintragen. • Aus Datenschutzgründen „Verlauf speichern“ deaktivieren (Haken im Kästchen entfernen). 24 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz zu 3d) Welche Vor- und Nachteile bringt die Nutzung eines Messengers mit sich? Vorteile eines Instant Messengers: Ein wichtiger Aspekt und Unterschied zu den Chats ist: man muss sich „in Gruppen finden“. Hier sind die Sicherheitseinstellungen wichtig, die festlegen, ob man ohne Anfrage in Gruppen aufgenommen werden kann oder ob man gefragt werden muss. Die Personen, von denen man E-Mails erhalten möchte, können ausgewählt werden. Wer sich mit seinen Freunden treffen will, wo immer sie auf der Welt verteilt sind, hat hier die Möglichkeit, sich in abgeschlossenen Gruppen zu unterhalten. Auch telefo nieren mit einem Messenger ist möglich und funktioniert ganz gut. Nachteile von Instant Messaging: Bei ungeschickten Sicherheitseinstellungen sieht jeder beliebige User, wie lange man „on“ ist, bzw. wie lange man den Messenger laufen lässt. Man kann sich von Unbekannten „ansprechen“ lassen. Schülerinnen und Schüler sind neugierig und lassen es zum Teil darauf ankommen, um zu sehen, was passiert. Ein weiteres, nicht zu unter schätzendes Gefahrenpotenzial besteht in der Übertragung von Viren bei der Datenübertragung zwischen zwei Computern per Messenger. 3.3.3 Übertragbarkeit auf die Schule Jugendliche, insbesondere Mädchen, sind häufige Nutzer von Instant Messengern. Ähnlich wie beim Chatten sollten sie für die Gefahren bei der Preisgabe persönlicher Daten sensibilisiert werden. Hierzu können die Möglichkeiten bei den Sicherheitseinstellungen erforscht werden. Um sich mit den variablen Sicherheitseinstellungen der von ihnen genutzten Messenger auseinanderzusetzen, können die Schülerinnen und Schüler eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur sicheren Handhabung dieser Programme erstellen. Im Rahmen dieses Vorgehens lässt sich thematisieren, welche negativen Folgen zu niedrige Sicherheitseinstellungen haben können. 25 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ 3.3.4 Lesehinweise zur Vertiefung Lehrerhandbuch „Knowhow für junge User“ Baustein: Was wir lieben: Kommunikation + Spielen! Kapitel 3.2: ICQ, Skype und Co, S. 65 - 73 https://www.klicksafe.de/service/schule-und-unterricht/lehrerhandbuch/index.html Messenger & Co – Weiterführende Informationen und Zusatzprogramme Jeder, der Mitglied eines Messengers ist, kann alternativ eine webbasierte Version nutzen. Dazu kann man sich auf der jeweiligen Internetseite einloggen. Der Dienst von ICQ: http://download.icq.com/download/icq2go/ Der Dienst von msn: http://join.msn.com/de-de/webmessenger/overview Der Dienst von yahoo: http://de.messenger.yahoo.com/web/ Sicherheitseinstellung, wie sie in der Download-Version möglich sind, findet man bei den webbasierten Messengern nicht. Für Kinder und Jugendliche sind sie daher weniger geeignet. Lesen Sie hierzu weitere Hinweise auf der Internetseite von „Chatten ohne Risiko“ http://www.chatten-ohne-risiko.net/index.php?id=180 Meta-Messenger oder Multi-Messenger-Programme bieten die Möglichkeit, mehrere Messenger in einem Programm zu vereinen. Ein bekanntes Multi-Messenger-Programm ist Trillian. Weitere Informationen dazu und die Downloadmöglichkeit hier: http://www.trillian-messenger.net/de Ein weiterer bekannter Multi-Messenger ist Miranda. Das Wiki zu Miranda finden Sie hier: http://miranda-im.de/mediawiki/index.php?title=Hauptseite Die Firma Web.de hat in diesem Jahr ebenfalls einen Multi-Messenger auf den Markt gebracht. Damit kann u.a. auf ausgewählte social communities zugegriffen werden. https://www2.produkte.web.de/messenger/ Für Mac-Nutzer sei als Multi-Messenger noch Adium erwähnt. Damit können problem los alle verschiedenen Dienste in einem Programm vereinigt werden, sogar Bonjour wird berücksichtigt. http://www.adiumx.com/ 26 3.4. „Wie viel ‚Ich‘ darf ins Netz?“ – Soziale Netzwerke „Meine Daten sind frei“ so die Überschrift eines Artikels in der ZEIT.1 Der Artikel ist online verfügbar und diente als Einstieg in die Beschäftigung mit sozialen Netzwerken. Hier ein Auszug: „Gründe dafür, dabei zu sein, gibt es viele. Für Jugendliche ist wohl am wichtigsten, sich nicht allein zu fühlen. Außerdem wollen sie wissen, wie sie auf andere wirken. Studenten verabreden sich mit ihren Freunden oder schwatzen schreibend: »Wohin gehst Du heute Abend?«, oder: »Weißt Du schon, mit wem Jens zusammen ist?« Wieder andere halten den Kontakt zu Freunden im Ausland. Neu sind nicht die Bedürfnisse. Neu ist, dass jedes Wort gespeichert wird und praktisch kein Nutzer ein Problem damit hat. So sind die Sozialen Netzwerke zu riesigen Datenbanken des Geschmacks, der Gefühle und des gesellschaftlichen Status geworden.“ 2 1 2 Nr. 45 vom 31.10.2007 en vollständigen Artikel findet man unter http://www.zeit.de/2007/45/01-Internet (letzter Zugriff 03.03.2009). D 27 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ Da die sozialen Online-Netzwerke erst seit einigen Jahren existieren, wurde davon aus gegangen, dass die Teilnehmenden selbst wenig oder keine eigenen Erfahrungen im Umgang damit haben. Daher sollte diese Themenwoche dazu dienen, sich intensiver mit der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler zu beschäftigen.Die Teilnehmenden sollten überlegen • welche Faszination die sozialen Online-Netzwerke auf Jugendliche ausüben. • welche Unterschiede es bei der Veröffentlichung persönlicher Daten im Internet zwischen Jugendlichen und Erwachsenen gibt. Außerdem sollten sich die Teilnehmenden zwei soziale Online-Netzwerke etwas genauer anschauen und herausfinden • für welche Zielgruppen und Altersgruppen diese beiden sozialen Online-Netzwerke bestimmt sind. • welche Informationen zur jeweiligen Zielgruppe von Seiten der Betreiber gegeben werden. • welche Hinweise die einzelnen Betreiber zum Jugendschutz geben. • wie das Anmeldeverfahren in das jeweilige soziale Online-Netzwerk funktioniert und welche Unterschiede es dabei gibt. Für einen Expertenchat mit dem Jugendschutzbeauftragten von studiVZ /schülerVZ sollten die Teilnehmenden gemeinsam einen Fragenkatalog erstellen. 3.4.1 Wochenaufgabe 1.Ist es für Sie nachvollziehbar, warum es für Jugendliche so wichtig ist, Mitglied in einer dieser Communities zu sein? 2.Meinen Sie, dass nur Kinder und Jugendliche zu offen mit ihren persönlichen Daten umgehen, oder sind es auch Erwachsene? 3.Welche eigenen Erfahrungen (positive und/oder negative) haben Sie mit sozialen Netzwerken? 4.Mit Philippe Gröschel, dem Jugendschutzbeauftragten von studiVZ/schülerVZ, wurde ein Expertenchat durchgeführt. Zur Vorbereitung wurde im Forum ein Fragenkatalog zusammengestellt. Die Sammlung der Fragen und Antworten finden sich in der Musterlösung. 5.Schauen Sie sich bitte die beiden sozialen Netzwerke an • http://www.wer-kennt-wen.de • http://www.schuelervz.net und beantworten Sie folgende Fragen: a)Welche Hinweise werden dort zum Jugendschutz gegeben? b)Für welches Alter sind diese Communities bestimmt? c)Wie erfolgt das Anmeldeverfahren? d)Wie erhält man eine Einladung? 28 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 3.4.2 Musterlösung zu 1) Ist es für Sie nachvollziehbar, warum es für Jugendliche so wichtig ist, Mitglied in einer dieser Communities zu sein? Jugendliche haben als wichtigste Bezugsgruppe meist die Peergroup, also Gleichaltrige. Computer und Internet prägen ihre Lebenswelt. Früher traf man sich mit seinen Freunden ausschließlich zu Hause, in der Stadt oder an anderen Orten „offline“. Heute findet der soziale Kontakt zunehmend in sozialen Netzwerken statt, den „social communities“. Dort hat jeder registrierte Nutzer die Möglichkeit, sich über persönliche Daten, Fotos usw. auf einer eigenen Profilseite darzustellen. Ob diese Präsentation immer der Wahrheit entspricht, bleibt fraglich. Besonders Jugendliche glauben, sich in einem von der Außenwelt abgeschlossenen Raum „austoben“ zu können. Neben der Darstellung der eigenen Person, stehen zahlreiche Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung. Soziale Netzwerke wie MySpace bieten zum Beispiel viele Möglichkeiten, sich medial über musikalische Neuigkeiten und Events zu informieren. Musiker und Bands erstellen ein Profil und schaffen so einen direkten Kontakt zu ihren Fans. Bei vielen Jugendlichen ist häufig der gesamte Freundeskreis in dem sozialen Netzwerk „eingeloggt“. Wer das neueste mitkriegen, nichts verpassen und mitreden will, muss daher regelmäßig online sein. Dadurch kann ein gewisser Druck von Seite der Peegroup entstehen. zu 2) M einen Sie, dass nur Kinder und Jugendliche zu offen mit ihren persönlichen Daten umgehen, oder sind es auch Erwachsene? Gedankenloser Umgang mit den eigenen Daten trifft wohl auf alle Altersstufen zu. Selbst Erwachsene geben schnell ihre Daten preis, beispielsweise bei der Teilnahme an Gewinnspielen. Dabei machen sie sich häufig keine Gedanken darüber, dass die Teilnahme an einem Preisrätsel oft dazu dient, um Daten zu sammeln, die dann gewinnbringend verkauft werden. Insbesondere Jugendliche machen sich jedoch keine Vorstellungen davon, wie schnell ihr Profil gefunden werden kann und wie persönliche Daten missbraucht werden können. Aus Unwissenheit und Gedankenlosigkeit sehen sie beispielsweise nicht, dass „social communities“ die Möglichkeit bereitstellen, das eigene Profil zu privatisieren bzw. zu anonymisieren und so vor Missbrauch zu schützen. zu 3) W elche eigenen Erfahrungen (positive und/oder negative) haben Sie mit sozialen Netzwerken? Hier eine Auswahl von Erfahrungen der Teilnehmer: • Ich habe eine (kurze) Zeit lang auf MySpace ein Profil gepflegt, aber schnell die Ober flächlichkeit bemerkt, mit der das Phänomen „Soziales Netzwerk“ behaftet ist. Von Bands wird man mit mehr oder weniger unwichtigen Blogs überschüttet und von privaten „Freunden“ mit völlig überflüssigen Kommentaren zum Wochenende oder ähnlichem versehen. Ich nutze MySpace nur noch, um nach neuen Musik-Infos zu schauen, aber für die Pflege meiner Kontakte ist mir der Instant Messenger lieber. • Soziale Netze machen nur Sinn, wenn auch der Freundeskreis diese nutzt. 29 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ • M it Schülern kann man sehr gut über eine Community kommunizieren. Das geht sogar oft besser als über einen Chat-Client. Über Schueler.cc konnte ich eine Menge über meine Schüler erfahren. Anfangs gab es einige, die sich ausspioniert fühlten. Wie viele Schulen hatten wir ein paar Probleme mit Drohungen und Mobbing gegen Lehrer in der Plattform. Jüngere Schüler fanden es toll, dass ich „drin“ war. Ich nutzte die Gelegenheit auch, um einige Schüler auf problematische Inhalte und die zu offene Darstellung der eigenen Person aufmerksam zu machen. • Ich bin sehr überrascht und erschrocken darüber, was in der Community so abgeht – von Selbstdarstellung in rechter Kluft und Pose, halb nackten Mädchen auf Fotos, übelstem Mobbing, Fotos von Saufgelagen, Austausch über Alkoholprobleme von Kollegen etc. Um in der Schule diese Probleme alle aufgreifen zu können, bräuchte man dafür eine Person mit voller Stelle. • Es kann auch problematisch sein, Schülerinnen und Schüler dazu anzuhalten, nur die notwendigsten Daten anzugeben oder Angaben zu erfinden. Einerseits gibt es hier Konflikte zu einer grundsätzlichen Erziehung zur Ehrlichkeit (Konflikte auch mit den Erziehungsberechtigten), andererseits kann dadurch die Hemmschwelle sinken, falsche Altersangaben zu machen und sich dazu den Zugang zu nicht altersgemäßen Angeboten zu erschwindeln. zu 4) E xpertenchat mit Philippe Gröschel, dem Jugendschutzbeauftragten von studiVZ / schülerVZ Philippe Gröschel ist seit Januar 2007 bei der studiVZ Ltd. tätig. Er hat am Aufbau von schülerVZ mitgewirkt und sich dabei vor allem um die Bereiche Jugendschutz, Datenschutz und „user care“ gekümmert. Fragen und Antworten: Ist es geplant, bei schülerVZ das Thema Datenschutz stärker in den Fokus zu rücken und z. B. eine Aufklärungsserie zu installieren? Aktuell bieten wir im schülerVZ schon einige Aufklärungsseiten an (zum Beispiel: http://www.schuelervz.net/l/tips_demo). Darüber hinaus befinden wir uns derzeit im Austausch mit anderen Betreibern sozialer Netzwerke in Deutschland um eine größere gemeinsame Kampagne zu diesem Thema zu entwickeln, die dann auf allen Plattformen verwendet werden soll. Thema Sicherheit: Sind die Einstellungen auf der Demoseite für die Privatsphäre Standard und User können sie entschärfen – oder muss ein User sie erst so einstellen? Wir differenzieren zwischen Nutzern unter 16 und über 16 Jahren. Meldet sich ein Nutzer unter 16 Jahren an, ist er automatisch in der strengsten Sicherheitsstufe. Hier können das Profil und neuerdings auch der Nachname nur von eigenen Freunden ge sehen werden. Die älteren Nutzer sind in einer offenen Einstellung. Zunächst können alle Nutzer das Profil und den Nachnamen sehen. Insgesamt werden diese Einstellungen jedoch nur bei der Neuanmeldung einmal von uns vorgegeben, später ändern wir nichts mehr daran. Jeder Nutzer kann seine Einstellungen danach frei ändern. 30 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz Welche Maßnahmen ergreift schülerVZ, um die Vorschriften des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages einzuhalten? Wir haben ca. 100 Mitarbeiter, die in einem Schichtensystem von 7 bis 23 Uhr Mel dungen und E-Mails bearbeiten. So stellen wir sicher, dass keine Meldung länger als 24 Stunden im System liegt, bis sie bearbeitet wird. Inhalte, die gegen unseren Verhaltenskodex (und damit auch gegen den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag) verstoßen werden gelöscht, wenn sie gemeldet werden. Unser Verhaltenskodex berücksichtigt die §§ 4 & 5 des JMStV. Wie sieht es mit volksverhetzenden Inhalten aus? Die müssten sogar angezeigt wer den. Wie sieht es aus, wenn Drohungen gegen Personen ausgesprochen werden – Schüler / Lehrer – werden die je nach Fall an Schule oder Polizei weitergegeben? Volksverhetzende Inhalte geben wir an das LKA Berlin, mit denen wir kooperieren, weiter. Es liegt dann bei dieser Stelle, den Sachverhalt einzuschätzen und zu reagieren. Bei Drohungen ist das Vorgehen vom Fall abhängig. Es gibt Fälle, in denen wir nur löschen und den Nutzer verwarnen. In anderen Fällen wird der Nutzer gelöscht, bei Fällen wie der Androhung eines Amoklaufes, wird das LKA verständigt. Wie finanzieren sich schülerVZ oder ähnliche Seiten – nur über Werbung, rechnet sich das? Derzeit wird die Firma studiVZ Ltd. zum Teil aus Kapital der Holtzbrinck Verlagsgruppe finanziert, die Gesellschafter der Plattformen ist. Mittelfristig sollen sich die Plattformen jedoch allein durch Werbeeinnahmen finanzieren. Wenn man bedenkt, dass eine vier farbige Seite in der „Bravo“ 35.000 Euro kostet, ist es nicht unrealistisch, ähnliche Beträge auch mit Onlinewerbung zu verdienen. Gibt es Statistiken / Belege / Untersuchungen über die Zusammensetzung, die Herkunft und das Bildungsniveau der Mitglieder? Aus datenschutzrechtlichen Gründen dürfen wir nur wenige Informationen auswerten. Hier ein paar Zahlen: • Nutzer gesamt: 4,5 Millionen • Jungen: 2,2 Millionen • Mädchen: 2,3 Millionen • Altersdurchschnitt: 16,06 Jahre • Gymnasium: ca. 60% der Nutzer • Hauptschule/Realschule: ca. 30% der Nutzer Warum sind erwachsene Nutzer nicht erwünscht und wie wird damit umgegangen? Erwachsene sind im schülerVZ aus mehreren Gründen nicht erwünscht. Zum einen wollen wir den Jugendlichen zwischen 12 und 21 Jahren aus pädagogischen Gründen einen Kommunikationsraum für sich geben. Zum anderen gehen von Erwachsenen zum Teil Kontaktrisiken aus, die wir minimieren wollen. Accounts von Erwachsenen werden daher gelöscht, dazu gehören auch Lehrer-Accounts. 31 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ Wie geht man mit Lehrer- (und Schüler-)mobbing um? Was passiert mit Gruppen wie „Welchen Lehrer hasst du am meisten?“ Reicht es Ihrer Meinung nach aus, diese nur zu löschen? Werden die entsprechenden Schulen darüber informiert? Mobbing ist bei uns ein Thema: Grundsätzlich lässt sich alles im schülerVZ finden, was auch in der realen Welt der Schüler eine Rolle spielt. Dazu gehören erfreuliche Themen wie Sport, Freizeit allgemein, Schule, Lieblingsmusik etc., aber eben auch unerfreuliche Themen wie Mobbing, Pornografie etc. Sobald uns eine Mobbing-Gruppe im schülerVZ gemeldet wird, löschen wir diese Gruppe und den Gruppengründer. Die anderen Grup penmitglieder werden verwarnt. Oftmals sind es nur Mittäter, die im Strom mitschwimmen ohne sich aktiv zu beteiligen. Bei Problemen informieren wir Eltern und Lehrer auch darüber, welche Rechte ihnen zustehen. Gelegentlich muss man da leider auch empfehlen, als Betroffener zur Polizei zu gehen. Kommt es zu bestimmten Verstößen, sind die User gefragt, eventuell auch Eltern oder Lehrer, um Beweise zu sichern und dann eventuell Strafanzeige zu stellen oder andere Aktionen anzustoßen. Werden Schulen informiert, wenn es Hassgruppen gegen bestimmte Lehrer (oder Schüler) gibt? Nein. Oftmals werden solche Gruppen von Schülern gegründet, die sich der möglichen Konsequenzen nicht bewusst sind, sondern nur als besonders mutig oder cool im Freundeskreis da stehen wollen. Wir nennen das die „digitale Mutprobe“. In solchen Fällen werden die Gruppen gelöscht und ebenso wie bei den anderen Mobbing-Gruppen auch die Gründer. Diese bekommen dann eine Mail, in der die Löschung begründet und darauf verwiesen wird, dass Beleidigung ein Straftatbestand ist. Kann jemand, der gelöscht wurde, eine neue Mitgliedschaft bekommen? Die E-Mail-Adresse, mit der der gelöschte Account erstellt wurde, wird gesperrt. Üblicherweise haben Jugendliche aber mehr als nur eine Adresse und können sich somit mit einer anderen Adresse wieder anmelden. Welche Angebote macht schülerVZ im Bereich „user care“? Es gibt Telefonsprechstunden, insbesondere für Eltern und Lehrer. Zudem wurden Unterrichtsmaterialien zu sozialen Netzwerken erstellt. Diese enthalten Übungen, Auf klärungsmaterial zu den Themen Datensicherheit und „Sicheres Surfen im social net work“. Die Materialien können kostenlos von der Plattform heruntergeladen oder per E-Mail bei [email protected] bestellt werden. Kommentar: „Bedenken Sie bitte, dass Jugendliche bzw. Kinder in der Pubertät teilweise sehr im pulsiv handeln und die Konsequenzen ihres Tuns nur schwer abschätzen können. Ein Ärger über eine schlechte Note oder eine scheinbar ungerechte Behandlung kann leicht überkochen und sich in einer emotional überzogenen Reaktion entladen. Persön liche Gespräche mit den Schülern wirken sich oft viel positiver aus als bloße Sanktionen. Unsere bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass unsere Nutzer auf unsere Verwar nungen hin meist einsichtig reagieren und sich bei uns sowie den betroffenen Lehrern entschuldigen.“ 32 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz zu 5a) Welche Hinweise werden zum Jugendschutz gegeben? • www.wer-kennt-wen.de Bei WKW werden keine Hinweise zum Jugendschutz gegeben, jedoch auf Rechtsverletzungen: „Auch versichert der Nutzer, dass die von ihm auf wer-kennt-wen und insbesondere auf der Profilseite und in Gruppen eingestellten Inhalte nicht gegen gesetzliche Bestimmungen oder die guten Sitten verstoßen.“ In den AGB steht jedoch ebenfalls: „Wir sammeln, speichern und verarbeiten Infor mationen, um wer-kennt-wen besser auf Euch abstimmen zu können. Dazu nehmen wir interne Untersuchungen hinsichtlich der Demographie, Nutzerinteressen und dem Nutzerverhalten vor. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen nutzen wir für individuali sierte Werbung, zum Beispiel um für Nutzer regionale Werbung (nach Herkunftsort des Nutzers) und gruppenspezifische Werbung (d. h. nach Gruppen innerhalb von wer-kennt-wen ausgewählte Werbung) auf wer-kennt-wen zu schalten.“ • www.schuelervz.net Den Betreibern von schülerVZ ist der Kinder- und Jugendschutz nach eigenen Angaben sehr wichtig. Das wird sowohl in der Broschüre als auch auf den Info-Seiten den Schülern versprochen. Auf entsprechende Maßnahmen und Aktionen wird unter dem Bereich „Informationen für Eltern und Lehrer“ hingewiesen, wo sich zusätzlich ein separater Abschnitt zum Thema „Jugendschutz“ befindet. Über die Meldefunktion haben die Mitglieder die Möglichkeit, auf problematische Seiten aufmerksam zu machen, die dann aus schülerVZ herausgenommen werden. Ausführliche Infos finden sich in den FAQ unter http://www.schuelervz.net/l/parents/2/ zu 5b) Für welches Alter sind diese Communities bestimmt? • www.wer-kennt-wen.de für Menschen ab 14 Jahre, an alle, die „Kontakt“ suchen. • www.schuelervz.net für Jugendliche ab zwölf Jahre, eine Verifizierung erfolgt momentan nicht. zu 5c) Wie erfolgt das Anmeldeverfahren? • www.wer-kennt-wen.de Es wird eine E-Mail mit einer TAN-Nummer zugesendet, die der Nutzer vorher über „Einladen“ generiert hat. • www.schuelervz.net Über die Einladung eines Mitgliedes an eine hinterlegte E-Mail-Adresse. 33 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ zu 5d) Wie erhält man eine Einladung? • www.wer-kennt-wen.de Einladungen werden von bereits angemeldeten Benutzern per E-Mail verschickt. Man kann sich um eine Einladung bewerben – Anmeldeformular ausfüllen und sich einladen lassen. • www.schuelervz.net Durch ein bereits registriertes Mitglied. Es gibt daneben noch andere Möglichkeiten, an Einladungen zu kommen. Zum Beispiel: http://www.wege-zum-abitur.de/2007/12/schuelervz-einladungenzu-verschenken/ 3.4.3 Übertragbarkeit auf die Schule Da soziale Netzwerke sich unter Jugendlichen immer weiter verbreiten, ist dieses Thema in der Schule besonders gut aufgehoben. Es bietet vielfältige Möglichkeiten der Herangehensweise, beispielsweise in den Unterrichtsfächern Deutsch, Sozialkunde, Religion / Ethik und im Kunstunterricht. Ein Computerraum wird nicht zwingend benötigt, um sich dieser Thematik zu nähern. So lassen sich über die von den Schülern erstellten Profilseiten, die diese selbst als Ausdruck mit in den Unterricht bringen, Diskussionen über die Chancen und Risiken der Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken anregen. Gleichzeitig wird damit Interesse an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler be kundet und die Schülerinnen und Schüler bekommen die Möglichkeit, über ihre Darstel lung (Bilder und Texte in den eingestellten Profilen) und ihr Verhalten (Einträge auf den Pinnwänden und Gästebüchern) im Netz zu reflektieren. Der Lehrkraft kommt dabei die Rolle des Moderators zu, der in diesem Prozess von den gemachten Erfahrungen der Schüler partizipiert und selbst mitlernt. Die Betreiber von schülerVZ haben umfangreiches Material zur Beschäftigung mit sozialen Netzwerken im Unterricht herausgegeben. Weitere Materialien siehe unter 3.4.4. Die Videoclips der Kampagne „Think before you post“ eignen sich hervorragend zum Einstieg in die Diskussion. Sie können bei Youtube heruntergeladen werden: “Think before you post” http://www.youtube.com/watch?v=rvp-kZeoWW0 „Everyone knows your name“ http://www.youtube.com/watch?v=hOwpGF1SOQM 34 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 3.4.4 Lesehinweise zur Vertiefung Artikel „Freunde zum Anklicken“ in „Psychologie heute“, Ausgabe 6/2008 von Nicola Döring. Weitere Links zum Thema auf dieser Internetseite: http://www.psychologie-heute.de/literaturliste/netzwerke_0806.html „Sozialpsychologie des Internet“ – Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen (Hogrefe Verlag) von Nicola Döring Lehrermaterialien von schülerVZ: Mappe 1: Soziale Netzwerke Mappe 2: Privatsphäre und Datenschutz Mappe 3: Verhalten und Selbstdarstellung im Internet Bei schülerVZ gibt es zusätzliche Hinweise für Eltern und Lehrer. Um sich einen Einblick in die Community zu verschaffen, ist es ratsam, sich diese Seite einmal anzuschauen: http://www.schuelervz.net/l/parents/5/ Lehrerhandbuch „Knowhow für junge User“ Baustein 4: Wie wir uns präsentieren: Selbstdarstellung im Netz Kapitel 4.3: Selbstdarstellung im Netz: MySpace, schülerVZ u. a., S. 133 - 141 https://www.klicksafe.de/service/schule-und-unterricht/lehrerhandbuch/index.html Das Infopapier „Big brother is watching you! – SchülerVZ, StudiVZ & co“ von Tanja Siggelkow vom jugendinfo-Team und die Videoclips auf der Website bieten Anregungen zum Einstieg in das Thema: http://jugendinfo.de/themen.php/348/35833/big-brother-is-watching-you-schulervzstudivz-co.html 35 3.5. „ Alles so schön bunt hier“ – Werbeformen im Internet Werbeinhalte auf Internetseiten und redaktionelle Inhalte verschwimmen immer mehr. Sie sind für Kinder, aber auch für Jugendliche oder Erwachsene zum Teil nur schwer oder nicht erkennbar. Zusätzlich wurden Online-Spiele für die Werbung entdeckt: Ein riesiger Markt, denn nun werden zunehmend „Werbeflächen“ in das Spielgeschehen integriert. Die Fortbildung soll zeigen, dass es häufig nicht einfach ist, die Verflechtungen und kommerziellen Interessen von Internetseiten zu erkennen. Gerade Kinder und Jugendliche sind damit überfordert und benötigen Hilfe, um sich in der bunten und schillernden Welt des World Wide Web nicht zu verlieren Im Zusammenhang mit Werbeformen muss man auf den Begriff des „viralen Marketings“ hinweisen. Dieser bezeichnet eine Marketingform, die soziale Netzwerke und Medien nutzt, um mit einer meist hintergründigen Nachricht auf Produkte oder Dienstleistungen aufmerksam zu machen. Für einen ersten Einblick in das Thema Werbung im Internet ist Wikipedia gut geeignet: Eine sehr gute Zusammenfassung findet sich direkt unter http://de.wikipedia.org/wiki/Online-Werbung. Weitere Recherchen bei Wikipedia führen zu Begriffen wie Suchmaschinenoptimierung, Website-Marketing, Online-Marke ting oder Analyse-Tools, wie u. a. Google sie verwendet. Ausführliche Informationen zu Werbeformen und Marketing bietet u. a. die Internetseite http://www.ecin.de. 36 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz In einer Kurswoche können nicht alle Facetten des Themas ausführlich behandelt werden. Die Aufgabenstellungen sollen dafür sensibilisieren, dass es nicht ganz einfach ist, die kommerziellen Interessen der Eigentümer von Internetseiten und die Verflechtun gen zu erkennen. Die Teilnehmenden sollen • sich einen Überblick über die beiden Werbeprogramme (AdWords und AdSense) von Google verschaffen. • sich damit auseinandersetzen, welche Vorteile diese Werbeformen für die Betreiber einer Internetseite haben können. • auf ausgewählten Internetseiten die Werbeinhalte und die redaktionellen Inhalte unterscheiden können. • sich damit beschäftigen, wie und in welcher Form Werbeinhalte auf Internetseiten gekennzeichnet sind. • für sich erkennen, welche vielfältigen Mechanismen auf Anbieterseite bestehen, um Werbung auf Internetseiten darzustellen. 3.5.1 Wochenaufgabe 1.Welche Werbeformen im Internet kennen Sie? 2.Informieren Sie sich, was unter Google AdWords und Google AdSense zu verstehen ist. a)Woran erkennt der Nutzer Werbung, die über Google AdWords (und Google AdSense) auf einer Internetseite angezeigt wird? b)Welche Vorteile bietet Google AdWords (und Google AdSense) dem Betreiber einer Internetseite? c)Was bedeuten diese Werbeformen (Google AdWords und Google AdSense) für den Nutzer, der eine Internetseite „ansurft“? 3.Schauen Sie sich bitte folgende Internetseiten an: • www.toggo.de • www.barbie.de • www.disney.de a)Ist die Werbung sofort erkennbar? b)Wie ist die Werbung auf der jeweiligen Internetseite gekennzeichnet? c)Wie versucht der Anbieter, die Aufmerksamkeit des Nutzers auf die Seite zu ziehen? 4.Schauen Sie sich bitte noch folgende Internetseiten an: • www.geizkragen.de • www.kostenlos.de Worüber finanzieren sich die Betreiber einen Teil ihrer Kosten für die Internetpräsenz? 37 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ 3.5.2 Musterlösung zu 1) Welche Werbeformen im Internet kennen Sie? • Werbung als „Pop-up“: Ein Pop-up ist ein weiteres Browserfenster, das beim Laden einer Seite automatisch „aufspringt“ und eine Werbung enthält. Früher war das die häufigste oder zumindest auffälligste Form der Werbung. Durch die Pop-upUnterdrückungsfunktion nahezu aller Web-Browser ist diese Werbeform jedoch stark eingedämmt worden. • W erbung mit Flash-Animationen: Bei dieser Werbeform schiebt sich eine Werbe fläche auf den Bildschirm, die einem Pop-up sehr ähnelt. Pop-up-Blocker wirken hierbei allerdings nicht. Die Animation verschwindet oftmals nach einer kurzen Zeitspanne von selbst. • W erbung als „Banner“: Als Bannerwerbung wird die Anzeige von grafischen Elementen (Bannern) mit einer Werbebotschaft verstanden, die dem Verbraucher auf verschiedene Weise kommuniziert werden kann. Die am weitesten verbreitete Art der Bannerwerbung ist die Einbindung eines Werbebanners innerhalb einer Internetseite. Aufgrund der Überschwemmung vieler Internetseiten mit Werbebannern ist bei den Verbrauchern ein Gewöhnungseffekt eingetreten, so dass Werbebanner oftmals nicht mehr wahrgenommen werden („Bannerblindheit“). • W erbung in Form von Empfehlungen: Bei Online-Stores wie etwa Amazon und iTunes finden sich Empfehlungen anhand von durchgeführten Suchen oder getätigten Einkäufen nach folgendem Muster: „Kunden, die das gleiche Produkt kauften wie Sie, kauften auch Y“ oder „Personen die das Produkt X suchten wie Sie, interessierten sich auch für Z“. • W erbung mit Produktlinks: Wer zum Beispiel Partner im Amazon-Programm ist, kann Produkte auf seiner Webseite über Textlinks, Bilder etc. einbinden. • W erbung in Form von kleinen Spielchen: Verschiedene Firmen bieten kleine Spielchen an, teils sogar zum Download, bei denen letztlich nur für Produkte geworben wird. • W erbung mit E-Postcards: Webseiten von Firmen bieten den Versand von E-Postcards an, auf denen in witziger oder origineller Weise für das Produkt geworben wird. • W erbung in Form von Gewinnspielen: Die Gewinnspiele sollen User vor allem dazu bewegen, die Produktseite nach bestimmten Infos für die Lösung der Gewinnfrage zu durchsuchen und sich dadurch mit den Produkteigenschaften auseinanderzusetzen. • W erbung durch Weiterleitung über unbenutzte Webadressen oder Namens verdreher zu bekannten Webadressen: Tippt man eine bekannte Adresse wie www.knorr.de falsch ein, landet man auf einer ganz anderen Werbeseite. Teilweise ähneln sich die Seiten so stark, dass unerfahrene User glauben, sich auf der richtigen Seite zu befinden. 38 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz • W erbung über Spam: Diese Werbeform bezeichnet das millionenfache Versenden von unerwünschten Werbemails. Der Anbieter erzielt schon dann einen Gewinn, wenn nur wenige User auf die Angebote reagieren. • W erbung über Werbemails und Newsletter: Diese Werbung erhält der Nutzer, wenn er beispielsweise bei einem Online-Shop eingekauft oder an einem Gewinnspiel teilgenommen und die E-Mail Adresse angegeben hat oder sich auf einer Seite registriert hat, ohne den Haken bei „Newsletter“ zu entfernen. • W erbung in Online-Filmen: Diese Werbeform kommt verstärkt auf, um Einnahmen für die Server- und Bandbreitenkosten von Online-Video-Portalen zu generieren. Die Werbung findet sich entweder am Anfang oder Ende eines Videoclips und teilweise als Produktplacement mit unterlegten Links. • W erbung in Podcasts: Einige Podcast-Networks schalten Werbung am Anfang oder Ende einer Episode. zu 2) Informieren Sie sich, was unter Google AdWords und Google AdSense zu verstehen ist. • Google AdWords: „Google AdWords sind – in ihrer ursprünglichen und nach wie vor verbreitetsten Form – vierzeilige Text-Annoncen, die bei der Eingabe eines Suchwortes in einer Spalte rechts neben (teilweise auch über) den Ergebnissen eingeblendet werden und eine Ergänzung zum Suchergebnis darstellen sollen.“ (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Google_AdWords ) Üblicherweise werden zu einem Stichwort bei Google maximal elf Textanzeigen pro Seite angezeigt. Die Position der einzelnen Textanzeigen hängt von dem Gebot pro Klick (im Konkurrenzverfahren) sowie von einem internen Qualitätsfaktor (abhängig von der Klickrate des Keywords, der Relevanz des Anzeigentextes und anderen Relevanzfaktoren) ab. Je höher der gebotene Preis und je höher der Qualitätsfaktor, desto besser die Position unter den Textanzeigen. Seit neuestem bewertet AdWords als weiteren Qualitätsfaktor die Qualität der Zielseite bezüglich der beworbenen Suchwörter. • G oogle AdSense: Google AdSense ist zum Inhalt einer Internetseite passende Reklame. „Ein Crawler liest und analysiert den Inhalt der Seite, auf der Werbung platziert werden soll. Das Anzeigen der Werbung setzt technisch Javascript um. Bietet ein Website-Betreiber (Publisher) z. B. Informationen über Fotografie an, enthält die Anzeige mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls Links, die Fotografie betreffen. Eine Integration der Google-Suchfunktion ist ebenfalls möglich; in dem Fall werden die Anzeigeninhalte passend zur Suchanforderung aufbereitet. Der Effekt ist eine verhältnismäßig hohe Klickrate auf die Anzeigelinks, da sie dem Besucher zwar kommerziell gesponserte, aber individuell auf seine Interessen abgestimmte Inhalte präsentieren. Gerade die sehr große inhaltliche Nähe der AdSense-Werbung zum jeweiligen Seiteninhalt lässt Besucher über die thematisch passenden Werbeeinblendungen die eigentliche Seite sehr schnell wieder verlassen. Google bietet für kommerzielle Anbieter die Möglichkeit, direkte Wettbewerber bei der AdSenseWerbung auszuschließen.“ (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Google_AdSense). 39 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ zu 2a) W oran erkennt der Nutzer Werbung die über Google AdWords (und Google AdSense) auf einer Internetseite angezeigt wird? • Google AdWords: Über der Liste oder dem leicht farbig hinterlegtem Treffer steht klein und grau: Anzeige(n). • G oogle AdSense: Google kennzeichnet seine Werbung immer mit „Ads by Google“. Ungeübte Leser von Webseiten müssen jedoch erst erkennen lernen, wie man Werbung von Linklisten und redaktionellem Inhalt unterscheidet. zu 2b) W elche Vorteile bietet Google AdWords (und Google AdSense) dem Betreiber einer Internetseite? • Google AdWords: • Die Firma zahlt für die Schaltung des Links nur, wenn jemand auf die Anzeige klickt. • Direkte Wirkung, enormes Potenzial, da immer mehr Menschen online suchen. •Gezielte Ansprache im richtigen Moment. Die Anzeige erscheint dort, wo sich der Kunde informiert. •Die Werbung erreicht genau die Besucher, die man will und lässt sich perfekt steuern. • Die Anzeige kann online jederzeit selbst erstellt und bearbeitet werden. • Google AdSense: Ein Vorteil ist, dass nur Anzeigen erscheinen, die inhaltlich zu der Seite passen, auf der sie geschaltet sind. Es ist somit wahrscheinlich, dass Nutzer an diesen Anzeigen interessiert sind. Damit erhöht sich wiederum die Wahrscheinlichkeit eines Clickthrough, also eines Klicks, mit dem der Besucher auf die Seite des Werbenden geleitet wird. zu 2c) W as bedeuten diese Werbeformen (Google AdWords und Google AdSense) für den Nutzer, der eine Internetseite „ansurft“? • Google AdWords: Der „suchende Surfer“ erhält neben den Resultaten seiner Suche Werbeanzeigen rechts neben seiner Trefferliste. Diese Anzeigen sind mit den Such begriffen verknüpft und somit quasi zusätzliche „kommerzielle Treffer“. • G oogle AdSense: Für den Besucher einer Seite bedeutet es, dass er keine Werbung sieht, die ohne Zusammenhang zum Inhalt der Seite steht. Je nach Platzierung der Werbung, vielleicht mitten im Artikel, kann es verwirrend sein, da er die Werbung für einen Teil des redaktionellen Seiteninhaltes halten könnte. Musterlösung Toggo (www.toggo.de) zu 3) Die Musterlösung wurde exemplarisch für die Seite www.toggo.de angefertigt. zu 3a) Ist die Werbung sofort erkennbar? Nein. Der geübte Internetnutzer hat zwar ein Gespür dafür, welches der unzähligen Klick-Banner Werbung enthalten könnte, für Kinder – die eigentliche Zielgruppe der Seite – ist dies meist nicht ersichtlich. Hier gilt der Satz: „Alles so schön bunt hier“ – Werbung, Information, Spiele – alles wirkt wie „aus einem Guss“. Das Design ist so aufgebaut, dass Werbung von anderen Angeboten nur schwer zu unterscheiden ist. 40 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz zu 3b) Wie ist die Werbung auf der jeweiligen Internetseite gekennzeichnet? Die Werbebanner sind ganz oben mit dem kleinen Hinweis „Werbung“ in roter Schrift versehen, allerdings ist dieser sehr leicht zu übersehen. Die Werbebanner sind geschickt in die Spielbanner eingefügt. Insgesamt ist toggo.de ein typisches Beispiel dafür, wie gezielt Werbung eingesetzt wird. Verbleibt man längere Zeit auf der Internetseite, erscheint bei vielen Klicks ein Pop-up-Fenster mit zielgruppenspezifischer Werbung, die im Stil der knallbunten Seite gehalten ist. zu 3c) W ie versucht der Anbieter, die Aufmerksamkeit des Nutzers auf die Seite zu ziehen? Der Anbieter versucht die Aufmerksamkeit des Nutzers durch Flash-Animationen (be wegte Bildern) zu wecken. Das macht die Seite für den erwachsenen Beobachter sehr unruhig. Kinder sind jedoch durch den häufigen Umgang mit Medien schon an die schnellen Bilder gewöhnt und reagieren auf diese Reize. Zusätzlich werden die Kinder durch schöne Bilder von niedlichen Tieren, Comicfiguren, bunte Farben oder Aufforde rungen in großer Schrift wie „Stimme ab…“, „Geh auf Jagd…“ oder „Neue Videos…“ angelockt. zu 4) D ie Musterlösung wurde exemplarisch für die Seite www.geizkragen.de angefertigt. Worüber finanzieren sich die Betreiber einen Teil ihrer Kosten für die Internetpräsenz? • Geschäftsmodell Das Geschäftsmodell von geizkragen.de basiert auf Einnahmen durch das Zeigen von „Banner Ads“ (inhaltsbezogener Textwerbung) direkt auf der Seite. Diese „Banner Ads“ gibt es in verschiedenen Größen (Super Banner, Wide Skyscraper, Medium Rectangle). „Banner Ads“ werden meist nach der Anzahl der Seitenaufrufe bezahlt. Individuelle Sonderwünsche werden bei diesem Geschäftsmodell berücksichtigt und entsprechende Kooperationen eingegangen. Weitere Einnahmen werden durch Klicks erzielt, durch die Besucher auf die Seiten der jeweiligen Firmen geleitet werden, welche auf der Geizkragen-Seite gelistet werden. Des Weiteren können Firmen in einem regelmäßig erscheinenden Newsletter Werbeanzeigen platzieren, für deren Schaltung sie bezahlen. Die Zahl der Abonnenten lag im November 2008 bei 700.000. • Community Sehr geschickt ist geizkragen.de mit dem „Crowdsourcing“. Dabei versucht man die Nutzenden (derzeit ca. 420.000 registrierte User) einzubinden, indem man sie Produkte bewerten lässt. • Interesse der Nutzer wecken Ein weiterer interessanter Aspekt besteht in dem Ansatz, verwandte Produkte zu recherchieren und diese Produkte anzuzeigen bzw. im Anzeigen von „tagClouds“. In einer „tagCloud“ werden Begriffe, die in Beziehung zu dem gesuchten Produkt stehen, in unterschiedlichen Schriftgrößen dargestellt. Die beliebtesten Begriffe werden in der größten Schriftgröße angezeigt. Damit sollen weitere Seitenaufrufe oder „Clicktroughs“ erreicht werden. 41 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ 3.5.3 Übertragbarkeit auf die Schule Werbung im Internet kann Teil einer Unterrichtsreihe zu Werbung in verschiedenen Medien sein. Dabei sollte eine Auswahl aus den in der Musterlösung aufgeführten Werbeformen getroffen und mit Werbung in Radio, Fernsehen, Zeitschriften oder auf Plakatwänden verglichen werden. Unterschiedliche Gestaltungsformen können beschrieben und auf den jeweiligen Werbeträger bezogen werden. Die Identifizierung von Werbung innerhalb von Angeboten für Kinder sollte auf spielerische Weise trainiert werden. Die Schülerinnen und Schüler können beispielsweise aufgefordert werden, Screenshots von Internetseiten zu erstellen, die sie regelmäßig besuchen und auf denen Werbung vorhanden ist. Sie können anhand ihrer eigenen Bildschirmausdrucke beschrei ben, ob die Werbung erkennbar ist, wie die Werbung gekennzeichnet ist und wen die Werbung ansprechen soll. Sie können hieraus ein Ratespiel für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler gestalten. Empfehlenswert ist eine Diskussion darüber, was an der Werbung als störend empfun den wird, warum sie dennoch wirkt und wie man sich vor den Einflüssen schützen kann. Im Rahmen von aktiver Medienarbeit können eigene Werbeangebote entwickelt werden. 3.5.4 Lesehinweise zur Vertiefung Lehrerhandbuch „Knowhow für junge User“ Baustein 2: Was wir über das Internet wissen sollten: Fischen im Netz der Netze Kapitel 2.4: Werbung, S. 45 - 54 https://www.klicksafe.de/service/schule-und-unterricht/lehrerhandbuch/index.html Förderung von Werbekompetenz – Materialien zum Thema Werbung (Grundschule) http://www.mediasmart.de 42 3.6. „Das lade ich mir runter ...“ – Videoportale YouTube, MyVideo oder Clipfish sind einige der beliebtesten Videoportale im Internet. Mit geringem Aufwand kann jeder Nutzer dort Videos oder Tondokumente ablegen und der Öffentlichkeit zugänglich machen. In den Nutzungsbedingungen stellen die Anbieter klare Regeln auf, welche Inhalte eingestellt werden dürfen und welche nicht. Doch wie sieht die Realität aus? In dieser Themenwoche sollten sich die Teilnehmer in verschiedenen Portalen ein wenig umschauen. Bei der Untersuchung der Internetseiten sollten sie • • • • • • drei beliebte Video-Portale besuchen und anhand gleicher Kriterien vergleichen. in Erfahrung bringen, was unter dem Begriff der „tagCloud“ zu verstehen ist. den beliebtesten Suchbegriff nennen. die Probleme für Kinder und Jugendliche bei der Nutzung dieser Portale beschreiben. die eigenen Schülerinnen und Schüler zu deren Nutzung von Videoportalen befragen. nach einem ausgewählten „Tag“ recherchieren und die dazu gelieferten Suchergebnis se der drei Portale miteinander vergleichen. • nach einem ausgewählten Video bei YouTube suchen und dessen Tauglichkeit für Unterrichtszwecke diskutieren. 43 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ 3.6.1 Wochenaufgabe 1.Besuchen Sie die Internetseiten von MyVideo, Clipfish und YouTube und schauen Sie sich die tagCloud am Tag Ihres Besuches an. 2.Erstellen Sie einen Screenshot der tagCloud und speichern Sie die Datei mit den Initialen Ihres Namens und dem Datum in der Dateiablage ab (z. B. xy20081026). 3.Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit dem bereits vorhandenen Dokument. a)Welches war das beliebteste Tag (Suchbegriff)? b)Welche Probleme für Kinder und Jugendliche sind mit der Nutzung dieser Angebote verbunden? 4.Fragen Sie Ihre Schüler – welche Videoportale nutzen sie? Welche Filme schauen sie dort gerade an? 5.Wenn Sie möchten (aber nur dann) recherchieren Sie bei YouTube nach „saddam“. a)Wie viele Videos enthalten das Tag „saddam“? b)Welche zusätzlichen Suchanfragen bietet Ihnen YouTube jetzt noch an und mit welchen zusätzlichen Begriffen? c)Recherchieren Sie ebenfalls bei MyVideo und Clipfish nach „saddam“ und vergleichen Sie diese mit dem Ergebnis von YouTube. 6.Recherchieren Sie bei YouTube nach „Cyber Sex Netherlands dating“. (Wenn Sie nur nach Cyber Sex oder Cybersex suchen, erhalten Sie andere Ergebnisse.) 44 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 3.6.2 Musterlösung zu1) keine Musterlösung zu 2) E rstellen Sie einen Screenshot der tagCloud und speichern Sie die Datei mit den Initialen Ihres Namens und dem Datum in der Dateiablage ab (z. B. xy20081026). zu 3a) Welches war das beliebteste Tag (Suchbegriff)? • Die beliebtesten Tags bei MyVideo waren: Sex Videos, Unfall, Webcam, Bushido, Lol, Dumm Deutschland, Frauen, Geil, Hammer, Baby. • Das beliebteste Tag bei Clipfish war lustig gefolgt von fun, cool. • YouTube selbst zeigt keine tagCloud. Zu finden ist sie unter http://swik.net/ YouTube?tagCloud. Die dort angezeigten beliebtesten Tags sind: Google, Greasemonkey, Web 2.0. Es geht bei allen Tops um eine eigenartige Mischung aus Coolness, Spaß, teilweise Schadenfreude, Makaberem mit etwas Sex und Brutalität – daneben Musik und Sport. 45 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ zu 3b) W elche Probleme für Kinder und Jugendliche sind mit der Nutzung dieser Angebote verbunden? • Bei MyVideo können Kinder und Jugendliche in der tagCloud entsprechende Schlag wörter anklicken und damit auf Seiten mit pornographischen Inhalten gelangen. Meist können jedoch nur Videos mit relativ unverfänglichen Inhalten direkt abgespielt werden. Andere können erst nach der Registrierung des Users angeschaut werden. Eine Altersverifikation findet jedoch nicht statt. • Bei YouTube können bestimmte Videos ebenfalls erst nach Registrierung angeschaut werden. • Bei Clipfish können Kinder und Jugendliche „sexy Videos“ ohne Zugangsbeschränkung anschauen. Das Hauptproblem wird hier sofort deutlich. Um jugendgefährdende Inhalte auf den Bildschirm zu bekommen, muss man nicht lange suchen. Sex- und Gewaltvideos finden sich überall. Häufig werden die Vorschriften des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages dabei nicht eingehalten. Ähnlich wie beim Chat besteht das Problem, dass in den jeweiligen AGB zwar darauf hingewiesen wird, dass Videos mit bestimmten Inhalten nicht hochgeladen werden dürfen, die Betreiber mit dem Löschen jedoch häufig nicht nachkommen. Die Verantwortung über die eingestellten Inhalte wird somit an den Nutzer weitergegeben. zu 4) F ragen Sie Ihre Schüler – welche Videoportale sie nutzen sie? Welche Filme schauen sie dort gerade an? Die „informelle“ Befragung einer Klasse 8 (22 SchülerInnen anwesend) zur Nutzung von Videoportalen brachte folgende Ergebnisse: • 21 nutzen „YouTube“ • 17 nutzen „Clipfish“ • 15 nutzen „MyVideo“ • 8 nutzen „Kino.to“ • 2 nutzen „thepiratebay.org“ • 3 nutzen „3dl.am“ Die zurzeit beliebtesten Filme waren „Saw“ (alle Teile, besonders aber „Saw 5“), „The Host“ und der neue „James Bond“. Urteilt man nach dieser nicht repräsentativen Umfrage, sind Horror- und Actionvideos besonders gefragt. Beobachtungen an einer Grundschule ergaben, dass Videoportale für diese Schülergruppe zwar interessant sind, das Internet als Freizeitbeschäftigung jedoch noch nicht so intensiv genutzt wird. zu 5a) Wie viele Videos enthalten das Tag „saddam“? Recherche auf YouTube: Es gibt ca. 45.300 Videos, die den Tag „saddam“ enthalten! zu 5b) W elche zusätzlichen Suchanfragen bietet Ihnen YouTube jetzt noch an und mit welchen zusätzlichen Begriffen? Bereits bei der Eingabe des Suchwortes bietet YouTube eine Reihe von Vorschlägen an, bei denen außer „saddam“ noch andere Tags angeboten werden (saddam hussein be heading, saddam hussein documentary, saddam capture, saddam hussein exec, saddam hussein song, saddam song, saddam hussein trial, saddam speech, saddam i osama) 46 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz Nach dem Klick auf „Suchen“ erscheinen diese zum Teil als Links in einer Extrazeile. Die Suchergebnisse kann man nach unterschiedlichen Kriterien sortieren lassen (Relevanz, Datum, Anzahl der Aufrufe, Bewertung). zu 5c) R echerchieren Sie ebenfalls bei MyVideo und Clipfish nach „saddam“ und vergleichen Sie diese mit dem Ergebnis von YouTube. Auf Clipfish gibt es 62 Filme als Suchergebnis. Bei MyVideo sind es 493. Ferner unter scheidet sich die Art der Clips. Bei Clipfish sind beispielsweise ironische Darstellungen in der Mehrzahl. zu 6) Recherchieren Sie bei YouTube nach „Cyber Sex Netherlands dating“ (Wenn Sie nur nach Cyber Sex oder Cybersex suchen, erhalten Sie andere Ergebnisse.) Unter Netherland Cybersex finden Sie ein Video aus den Niederlanden, das auf die Anony mität im Internet (auch mit dem Messenger) aufmerksam macht und gut für Unterrichts zwecke geeignet ist. O-Ton eines Teilnehmers: „Das Video der Niederländer ist kurz und prägnant, handwerklich sehr gut gemacht und für unsere Schüler sehr gut geeignet.“ 3.6.3 Übertragbarkeit auf die Schule Im Zusammenhang mit der Nutzung von Videoportalen können Jugendliche diskutieren, welche Auswirkungen die Veröffentlichung von privatem Material im Internet haben kann. Ihre Positionen können in einem Rollenspiel aufgegriffen oder in einem kurzen Videospot festgehalten werden. Der Bezug zu Cyberbullying liegt nahe. Zum Einstieg in die Thematik können kurze Videospots wie z. B. „Let’s Fight it together“ genutzt werden. Der Film wurde von englischen Jugendlichen gedreht, kommt aber mit wenig Sprache aus und ist daher selbst mit geringen Englischkenntnissen verständlich. Zum Film wur de ein ausführlicher Teachers‘ Guide erstellt – ebenfalls in englischer Sprache. Film und Zusatzmaterialien können unter http://www.digizen.org/cyberbullying/film.aspx her untergeladen werden. Der Film wurde inzwischen von klicksafe mit deutschen Untertiteln versehen und steht in dieser Version auf der Seite von digizen.org zur Verfügung: http://www.digizen.org/cyberbullying/film_de.aspx Eine weitere Möglichkeit das Thema aufzugreifen besteht darin, den Spot von klicksafe zum Thema Cybermobbing als Einstieg in die Thematik zu nutzen und die kurzen Sequenzen zu nutzen, um über die Verhaltensweisen der beteiligten Personen und deren Gefühle zu diskutieren.https://www.klicksafe.de/ueber-klicksafe/downloads/ weitere-spots/eu-spot-cyber-mobbing.html 3.6.4 Lesehinweise zur Vertiefung Alternativ für Lehrer: TeacherTube: http://www.teachertube.com Ein eigenes Videoportal kann man mit der Software von http://www.ostube.de erstellen. 47 3.7. Das Handy – der ständige Begleiter Anhand der JIM-Studie 2007 sollten die Teilnehmenden in dieser Woche zunächst • d ie Nutzungsmöglichkeiten des Handys und dessen beliebteste Funktionen bei Jugendlichen in Erfahrung bringen. • einen Vergleich zwischen der eigenen Handy-Nutzung und der Nutzung der Jugendlichen anstellen. • die Funktionen des eigenen Handys über den Besuch eines beliebten KlingeltonPortals in Erfahrung bringen. Die Teilnehmenden sollten sich in dieser Woche außerdem mit den möglichen Gefähr dungen bei der Nutzung mobiler Endgeräte auseinandersetzen. Dazu sollten sie • d ie Bedeutung der Begriffe Happy Slapping, Handy Bullying und Snuff Videos recherchieren. • eine Suchanfrage mit der Google-Bildersuche zu diesen Begriffen durchführen. • die Unterschiede zwischen der moderaten und ungefilterten Google-Bildersuche kennen lernen. • die bekannten Videoportale nach diesen Begriffen durchsuchen. 48 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 3.7.1 Wochenaufgabe Schauen Sie sich bitte auf der Internetseite des Medienforschungsverbundes Südwest http://www.mpfs.de die JIM-Studie 2007 an und beantworten Sie folgende Fragen: 1.Welche Funktionen nutzen Jugendliche am liebsten? 2.Welche Funktionen hat Ihr Handy? Finden Sie heraus was Ihr Handy alles kann und wofür es geeignet ist! Wofür nutzen Sie selbst Ihr Handy? Tipp: Folgen Sie dem Link „Passende Produkte auswählen“ unter dem Jamba-Logo www.jamba.de oder dem Link http://www.jamba.de/jcw/selectHandset.do?afl=&jlvp=&handsetId=279 3.Welche Maßnahmen hat Jamba getroffen, damit Kinder und Jugendliche nicht mit jugendgefährdenden Inhalten auf dieser Seite konfrontiert werden? 3.7.2 Musterlösung zu 1) Welche Funktionen nutzen Jugendliche am liebsten? Das Handy hat für Kinder und Jugendliche eine enorme Bedeutung und dient oftmals als Statussymbol. Mit einer Besitzrate von 94% unter den 12 bis 19-Jährigen ist das Handy das am weitesten verbreitete Medium bei Jugendlichen und aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken. In der JIM-Studie nennen die Jugendlichen als die drei wichtigsten Handyfunktionen: Telefonieren, Kommunikation per SMS und die Nutzung der Fotofunktion. Die zunehmende Nutzung des Handys zum Hören von Musik, zum Spielen oder zum Filmen von Videos macht deutlich, dass das Handy besonders von der jüngeren Generation nicht mehr nur als Kommunikationsmedium, sondern immer häufiger als Unterhaltungsmedium verwendet wird. Jungen und Mädchen weisen in der Handynutzung unterschiedliche Schwerpunkte auf. Mädchen kommunizieren häufiger per SMS oder nutzen die Fotofunktionen. Jungen spielen dagegen zu einem größeren Anteil regelmäßig Handyspiele. 49 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ zu 2) W elche Funktionen hat Ihr Handy? Finden Sie heraus was Ihr Handy alles kann und wofür es geeignet ist! Wofür nutzen Sie selbst Ihr Handy? Handyfunktionen und Nutzungsgewohnheiten der Teilnehmer – eine Auswahl der Statements: • Mein Handy ist ein ganz einfacher „Candy-Bar“, man kann damit telefonieren, simsen, Memos aufnehmen, einfachste Fotos machen (schlechte Qualität), per WAP im Internet surfen (teuer und ineffektiv), per Bluetooth mit dem Computer Daten austauschen und zu einem begrenzten Teil Musik abspielen (zu wenig Speicher). • Gut, mein Handy ist schon vier bis fünf Jahre „alt“ und war zum Kaufzeitpunkt schon nicht mehr „State of the Art“ – ich brauche es zum Telefonieren und nur das kann es auch (neben ein paar kleinen Spielen, die ich mir nur mal kurz angesehen habe) – mit der SMS-Funktion bin ich vertraut, nutze sie aber fast nicht. • Jamba kennt mein „altes uncooles“ Handy überhaupt nicht. • Mein Handy hat so ungefähr alle Funktionen, ich nutze Kamera, Internet (Mail, Browsen), Spiele, manchmal Musik. • Mir reichen die Funktionen vollkommen aus. In erster Linie benötige ich das Handy dazu, für die Kinder erreichbar zu sein. • Zuhause nutze ich das Handy häufig als „bequemes elektronisches Telefonbuch“. • Am häufigsten nutze ich bei meinem Handy die Möglichkeit, SMS zu verschicken. • Zum „normalen“ Telefonieren nutze ich das Festnetz mit Flatrate. Telefonate mit dem Handy beschränken sich auf Ausnahmen, deshalb nutze ich nur eine PrepaidKarte mit automatischer Aufladung über Einzugsermächtigung beim Unterschreiten eines bestimmten Guthabens. • Handy unterwegs als „Notfalltelefon“. • Ich höre damit Podcasts, Musik und Hörbücher. Ich telefoniere, schlage Dinge nach, die ich wissen will, rufe E-Mails ab, mache ab und an Bilder, chatte, schreibe selten SMS, gebe Termine ein und lasse mich erinnern, nutze das Adressbuch für neue Adressen, schaue die Wettervorhersage an, mache über das Internet Preisrecherche, gebe Aufgaben ein, die ich erledigen muss, … Insgesamt lässt sich feststellen, dass Kinder und Jugendliche im Allgemeinen das Handy anders nutzen als Erwachsene. Die zahlreichen technischen Möglichkeiten be geistern dabei vor allem die Jüngeren, die diese dann in viel höherem Maße kennen und nutzen. Diese Multifunktionalität von Handys ist aber auch mit zahlreichen Risiken verbunden. Ein Beispiel sind Gewalt- oder Pornovideos, die aus dem Netz heruntergeladen und über das Handy ausgetauscht werden. Ein Unternehmen, welches Musik, Videos oder Spiele zum Download auf Handys an bietet, ist Jamba. 50 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz zu 3) W elche Maßnahmen hat Jamba getroffen, damit Kinder und Jugendliche nicht mit jugendgefährdenden Inhalten auf dieser Seite konfrontiert werden? 2005 führte Jamba / Jamster als erster Anbieter mobiler Unterhaltungsangebote eine Kindersicherung ein. Durch eine einfache Eingabe der Handynummer unter www.jamba.de/kindersicherung können Eltern ihre Kinder daran hindern, ohne Einwilligung auf Angebote der Seite zuzugreifen. Dadurch besteht keine direkte Sicherung, vielmehr setzt Jamba auf das aktive Eingreifen der Eltern. In den AGB macht die Firma Jamba darauf aufmerksam, dass sie großen Wert auf die Einhaltung jugendschutzrechtlicher Vorschriften legt. Der Zugang zu jugendgefährden den Inhalten ist nur für Erwachsene nach vorheriger Altersverifikation im Rahmen einer geschlossenen Benutzergruppe möglich und zulässig. Für den Zugang zu der geschlossenen Benutzergruppe ist eine Identifizierung und Authentifizierung des Kunden erfor derlich, um sicherzugehen, dass er bereits volljährig ist. Bei Vorlage falscher Ausweis dokumente oder sonstiger Verschleierung der Identität haftet Jamba jedoch nicht. Die „geschlossenen Benutzergruppen“ beziehen sich vor allem auf das Herunterladen von Videos mit „harten“ Inhalten. Die Vorschau von erotischen Videos und Bildern kann jedenfalls von Kindern und Jugendlichen angeschaut werden. (Beispiel: http://www.jamba.de/jcw/goto/videos/handy_videos/cat-2701997) Damit ist die Seite jamba.de ein typisches Beispiel dafür, wie leicht Kinder und Jugend liche ohne entsprechenden Schutzmechanismus an erotische und sexistische Inhalte herankommen, auch wenn diese nach der Gesetzeslage nicht unter den Begriff „Porno graphie“, sondern unter den Bereich „erotische Inhalte“ fallen. Durch die Mobilität des Handys können Kinder und Jugendliche ganz leicht mit ungeeigneten Inhalten und Belästigungen immer und überall konfrontiert werden. 3.7.3 Übertragbarkeit auf die Schule Über die Funktionalitäten eines Handys muss man mit Jugendlichen sicher nicht sprechen. Brisanter sind hier Themen wie „Happy Slapping“, d. h. der Umgang mit Übergriffen, die mit dem Handy gefilmt werden. Eine Sensibilisierung dafür, dass es sich hierbei nicht um Kavaliersdelikte handelt, sollte Ziel einer Klassendiskussion sein. Ebenfalls interessant für Jugendliche ist der Schutz vor Kostenfallen, die in diesem Zusammenhang besonders häufig lauern. Dabei bietet es sich an, auf die Erfahrungen der Jugendlichen zurückzugreifen und sie darüber berichten zu lassen. Die Jugendlichen können dann eigene Handlungsempfehlungen entwickeln, um sich vor Kostenfallen zu schützen. Experten von der Verbraucherzentrale stehen zu diesem Thema als Ansprech partner für Schulen zur Verfügung. Weitere Anregungen zur Beschäftigung mit dem Handy finden Sie unter http://www. medienberatung.nrw.de/FachThema/Schule/Leben_mit_Medien/handys.htm. 51 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ 3.7.4 Lesehinweise zur Vertiefung Handysprache – Abkürzungen http://www.mediensprache.net/de/handysprache/ JIM-Studie Medienforschungsverbund Südwest (mpfs) http://www.mpfs.de Forum, speziell für Jugendliche http://www.checked4you.de Nichtkommerzielles, pädagogisches Informationsangebot http://www.handysektor.de Informationen und Tipps für Eltern http://www.handy-in-kinderhand.de Allgemeine Informationen zum Thema Handy http://www.handywissen.info Bundesweites Portal der Initiative Jugend ans Netz http://www.netzcheckers.de Entdecke dein Handy als Filmkamera! http://ohrenblick.de Viele praktische und kreative Ideen http://www.handywissen.info Tipps zur sinnvollen Handynutzung in der Schule http://www.alfred-teves-schule.de/schulwebseiten/de/Medien-AG/saubere_handys/ sinnvolle_handynutzung.pdf Landeskriminalamt NRW und die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW informieren http://www.polizei-nrw.de/rheinisch-bergischer-kreis/stepone/data/downloads/ 36/00/00/Snuff-Videos_Merkblatt.pdf Einige Fälle von Missbrauch des Mobiltelefons im schulischen Umfeld greift ein Artikel der Süddeutschen auf: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/107/100007/ 52 3.8. „Das kann teuer werden“ – Kostenfallen im Internet Immer wieder wird von dubiosen Firmen versucht, ahnungslosen Nutzern im Internet „das Geld aus der Tasche zu ziehen“. Um sich selbst, Kolleginnen und Kollegen und Schülerinnen und Schüler vor den Abzockmaschen zu schützen, sollten die Teilnehmenden in dieser Kurswoche • • • • z wei ausgewählte Internetangebote mit dubiosen Inhalten durchleuchten. die Kosten der jeweiligen Angebote in Erfahrung bringen. das Impressum der Internetseiten betrachten. eine Recherche mit den im Impressum angegebenen Daten bei einer Suchmaschine durchführen. • eine Domain-Abfrage zu den jeweiligen Internetadressen ausführen. • eine Vorschlagsliste mit Tipps zum Schutz gegen Abzocke für Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler entwerfen. 53 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ 3.8.1 Wochenaufgabe Schauen Sie sich bitte in dieser Woche die folgenden Internetseiten an: • http://www.my-adventskalender.de • http://www.every-game.com Beantworten Sie folgende Fragen zu den beiden Angeboten! 1.Was finden Sie über die Firma im Impressum? 2.Was steht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB)? 3.Welche Kosten entstehen bei der Nutzung des Angebotes? 4.Was finden Sie über die Firma, wenn Sie den Namen bei Google recherieren? 5.Was sollte generell bei solch einem Angebot im Internet beachtet werden? Welche Tipps würden Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen und Ihren Schülern geben? 3.8.2 Musterlösung Die Lösung bezieht sich auf die Internetseite www.every-game.com. Diese kann jedoch auf die Seite www.my-adventskalender.de übertragen werden, welche sich vom Aufbau sehr ähnelt. zu 1) Was finden Sie über die Firma im Impressum? Every-game.com ist ein Projekt der Firma „Go Web Ltd.“ und bietet den Download von über 690 Spielen an. Im Impressum findet sich die Anschrift der Betreiberfirma, die ihren festen Sitz in England hat und über eine Zweigniederlassung in Deutschland ver fügt. Neben Anschrift und E-Mail-Adresse werden Telefonnummern aufgeführt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Festnetznummern, sondern um kostenpflichtige 0180er-Nummern. Weiter wird die Steuernummer der Firma angegeben, wodurch ein seriöser Eindruck hergestellt werden soll. zu 2) Was steht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB)? Einige wichtige Punkte aus den AGB: • Datenschutzerklärung: Der Nutzer ist mit der Speicherung seiner personenbezogenen Daten einverstanden. Die Daten können zu Abwicklungs- und Abrechnungszwecken an beauftragte Dritte herausgegeben werden. Eine weitergehende Nutzung der Daten soll jedoch ohne Einwilligung des Nutzers nicht geschehen. • Allgemeines: Anschrift der Firma, an die Beanstandungen, Widerrufe und gerichtliche Schriftstücke zu richten sind. • Zustandekommen des Vertrags: die technischen Schritte, durch die der Vertrag zwischen Betreiber und Nutzer zustande kommt, werden sehr detailliert beschrieben. Es wird darauf hingewiesen, dass aus Gründen der Rechtssicherheit der Vertragsabschluss mit dem Nutzer elektronisch dokumentiert wird. 54 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz • K osten: Für die Teilnahme an www.every-game.com gilt ein Preis von 59,95 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Die Zahlung ist sofort nach Vertragsschluss fällig. • W iderrufsrecht: Die Vertragserklärung kann innerhalb eines Monats ohne Angaben von Gründen in Textform (z. B. Brief, Fax, E-Mail) widerrufen werden. Das Widerrufs recht bezüglich der Dienstleistung erlischt vorzeitig, wenn die Online Service Ltd. mit der Ausführung der Dienstleistung mit der ausdrücklichen Zustimmung des Nutzers vor Ende der Widerrufsfrist begonnen hat oder der Nutzer diese selbst veranlasst hat (z. B. durch Download etc.). • Teilnahmebedingungen zum Gewinnspiel: Volljährigkeit des Nutzers, Mitarbeiter sind von der Teilnahme ausgeschlossen etc. Unter allen Teilnehmern werden fünf Playstation 3 verlost. zu 3) Welche Kosten entstehen bei der Nutzung des Angebotes? In den AGB heißt es: „Der Nutzer ist zur Entrichtung des einmaligen Nutzungsentgelts von 59,95 Euro verpflichtet (Endgeld).“ Die entstehenden Kosten werden in den AGB jedoch nicht unter dem Punkt „Preise und Zahlungsbedingungen“ angegeben, sondern versteckt unter „Pflichten des Nutzers“. Dabei besteht das Problem, dass viele Nutzer die AGB nicht lesen oder nur flüchtig überfliegen. Unter den Anmeldefeldern wird noch einmal auf die entstehenden Kosten hingewiesen. Dort heißt es ganz am Ende der Seite: „Durch Betätigung des Button „Jetzt anmelden“ beauftrage ich every-game.com, mich für den Zugang zum Game-Archiv freizuschalten und soweit gewünscht, mich für das Playstation 3-Gewinnspiel zu registrieren. Der einmalige Preis für einen Sechs-Monats-Zugang zu unserem Game-Archiv beträgt 59,95 Euro inkl. gesetzlicher Mehrwertssteuer.“ zu 4) Was finden Sie über die Firma, wenn Sie den Namen bei Google recherieren? Vor allem von Seite der Verbraucherschützer wird vor der Nutzung des Angebots gewarnt. Aufgrund der versteckten Fallen sind offensichtlich schon Hunderte von Menschen auf das Angebot hereingefallen. Bei der Google-Recherche gelangt man sofort zu zahlreichen Foren, in denen Nutzer ihre Erfahrungen mit every-game.com schildern und vor der Abzocke warnen. Betroffenen wurden wiederholt Briefe von Rechtsanwälten bzw. Inkasso-Unternehmen zuge stellt, nachdem sie auf Rechnungen bzw. Mahnungen nicht reagiert hatten. Dabei handelte es sich häufig um minderjährige Nutzer. In den Erfahrungsberichten wird deutlich, dass sich viele Nutzer davon blenden lassen, dass every-game.de verspricht, Unmengen von Spielen herunterladen zu können. Über die Spiele kann man jedoch erst nach der Anmeldung genaueres erfahren. Selbstverständlich lockt die Tatsache, dass bei der Anmeldung mit dem Gewinn einer Playstation 3 geworben wird, zusätzlich viele Interessenten. Auf den ersten Blick macht die Seite durch viele Bilder und eine angenehme Farbgebung einen netten Eindruck. 55 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ zu 5) W as sollte generell bei solch einem Angebot im Internet beachtet werden? Welche Tipps würden Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen und Ihren Schülern geben? • AGB und Vertragsbedingungen sollten genau gelesen werden. Besonders bei Firmen, deren Sitz nicht in Deutschland ist, kann es schwierig werden, seine Rechte durchzusetzen. • Bei der Anmeldung sollte man bis ans Seitenende scrollen. Häufig befindet sich unterhalb des Anmeldebuttons ein Hinweis auf anfallende Kosten. • Vor der Anmeldung sollte man sich genau überlegen, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Bei every-game.de bezahlt der Nutzer zum Beispiel für den Download von Spielen, die andernorts als Freeware erhältlich sind. • Spiele sollten lieber auf offiziellen Freeware-Seiten gesucht werden. Dort ist das Angebot oft noch vielfältiger. • Der Nutzer sollte sich darüber im Klaren sein, dass solche Anbieter nichts verschenken und die Chance auf einen Gewinn bei der Verlosung sehr gering ist. • Besonders Jugendliche sollten bei der Angabe persönlicher Daten vorsichtig sein. Sie lassen sich allzu leicht dazu verlocken, private Angaben auf Internetseiten preis zugeben ohne über die Folgen nachzudenken. • Betroffene sollten sich von Briefen und Mahnungen oder den Drohungen von Inkas so-Unternehmen nicht einschüchtern lassen. • Bei minderjährigen Personen können Zahlungsaufforderungen ignoriert werden. Der Vertrag ist ungültig. • Bei einem Web-Angebot, bei dem die Zahlungspflicht in den AGB versteckt ist, kann diese Klausel überraschend und somit unwirksam sein. (Vgl. http://www.heise.de /newsticker/Versteckte-Preisangabe-ist-ungueltig--/meldung/85798) 3.8.3 Übertragbarkeit auf die Schule Die Verbraucherzentralen bieten ausführliche Informationen zu dem Thema an, die von den Schülerinnen und Schülern in eigene Sicherheitshinweise für ihre Mitschüler um gearbeitet werden können. 56 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 3.8.4 Lesehinweise zur Vertiefung Hinweise der Verbraucherzentrale zu Kostenfallen im Internet Der Stand der Abmahnverfahren steht als Download zur Verfügung: Das Dokument wird monatlich aktualisiert und zeigt die neuesten Entwicklungen und Verfahrensstände gegen die verschiedenen Betreiber auf. http://www.vzbv.de/go/dokumente/568/1/3/index.html Aktuelle Warnungen vor Online-Adventskalendern und anderen gefährlichen Angeboten http://www.teltarif.de/arch/2008/kw50/s32252.html http://www.chip.de/artikel/Alles-Abzocke-Die-fiesesten-Internet-Fallen_33850353.html ZDF WISO über Abo-Fallen und Abzocke im Internet http://www.youtube.com/watch?v=heb-KobMcd0&feature=PlayList&p=95002962 D252790E&playnext=1&playnext_from=PL&index=3 Interessanter Film von WDR-Markt unter http://www.myvideo.de/watch/1036493/Internetabos_IP_Adresse_kein_Beweis Internet-Seite für Eltern beim internet-abc Dort sind u. a. Verweise auf die Downloads zu Musterschreiben bei den Verbraucher zentralen Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zu finden. http://www.internet-abc.de/eltern/newsletter-rechtliche-grundlagen.php 57 3.9. „Note 3,7 und jetzt?“ – Bewertungen im Internet Über Bewertungen, die im Internet inzwischen zu verschiedenen Themenbereichen (Urlaub, Hotels, Fahrzeuge, Online-Auktionen, etc.) und Personengruppen (Professoren, Lehrer, Rechtsanwälte, Ärzte, etc.) abgegeben werden können, gibt es zahlreiche sach liche, aber auch immer wieder sehr emotionale Diskussionen. Schon zu Beginn des Internets konnte man in den Newsgroups seine Meinung zu einem Thema veröffentlichen und virtuell diskutieren. Inzwischen bietet fast jedes größere Portal die Möglichkeit, Bewertungen aller Art abzugeben. Angefangen von Amazon über eBay bis zu YouTube. Insbesondere das Bewertungsportal spickmich, das die Möglichkeit zur anonymen Benotung von Lehrerinnen und Lehrern bietet, wird in den Medien immer wieder kontrovers diskutiert. Die Teilnehmenden sollten sich ihr eigenes Urteil zu zwei Bewertungsportalen von Lehrkräften und Schulen bilden und während der Themenwoche • • • • • 58 mit Hilfe eines Wikipedia-Beitrages ein erstes Meinungsbild zu spickmich erarbeiten. die Entwicklungen der spickmich-Seite betrachten. ein Schulbewertungsportal und dessen Bewertungsmöglichkeiten ansehen. eine Recherche zur eigenen Schule innerhalb des Schulbewertungsportals vornehmen. anhand eines vorgegebenen Schulnamens einen Vergleich zwischen dem Schulbewertungsportal mit einem anderen Portal vornehmen. Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz 3.9.1 Wochenaufgabe Bitte verschaffen Sie sich in dieser Woche einen Überblick über spickmich.de und ein weiteres Bewertungsportal des Betreibers. • Zum Einstieg können Sie sich in einem Wikipedia-Beitrag über spickmich informieren (http://de.wikipedia.org/wiki/Spickmich). In dem Beitrag sind weitere Quellen zu verschiedenen Pressemitteilungen genannt und entsprechend verlinkt. Wenn Sie möchten, können Sie sich darüber ein Meinungsbild verschaffen. • In der Dateiablage finden Sie ein Dokument mit vier Screenshots zur Entwicklung von spickmich. Wenn Sie tiefer recherchieren möchten, können Sie hierfür die Internetseite www.archive.org nutzen und sich über die Wayback-Machine die verschiedenen Entwicklungen der spickmich-Seite anzeigen lassen. Aufgaben 1.Wenn Sie die Bilder betrachten, wie hat sich dann spickmich Ihrer Meinung nach inzwischen entwickelt? 2.Welche Kriterien (Funktionen) stehen heute als Bewertungsauswahl und für die Benotung der Lehrkräfte zur Verfügung? 3.Was ist aus dem Kriterium „sexy“ geworden? 4.Wie kommt die Note zustande? 59 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ 5.Seit März 2008 betreibt spickmich ein weiteres Portal mit dem Namen www.schulradar.de a)Recherchieren Sie, ob es dort bereits Informationen zu Ihrer Schule gibt und ob diese Informationen stimmen. b)Ist die Bewertung gerechtfertigt? Ist sie übertrieben? Ist sie untertrieben? Wie kommt sie zustande? c)Suchen Sie die Lessingschule in Erfurt auf der Website www.schulradar.de – Ver gleichen Sie den Eintrag der Lessingschule mit dem Eintrag auf dem Schulportal von Thüringen: http://www.schulportal-thueringen.de/web/guest/schools/overview?tspi=1278 d) Wer betreibt das Schulportal in Thüringen? 6.Welches Interesse haben kommerzielle Unternehmen, Schulen zu bewerten? 7.Wo werden sich Eltern informieren, die nach einer geeigneten Schule für Ihre Kinder suchen? 8.Sollten Lehrer und Schulen Portale wie spickmich und schulradar ignorieren? 9.Können Portale wie spickmich und schulradar zur Entwicklung einer offenen Feedback-Kultur zwischen Lehrern, Eltern und Schülern an Schulen beitragen? 3.9.2 Musterlösung zu 1) W enn Sie die Bilder betrachten, wie hat sich dann spickmich Ihrer Meinung nach inzwischen entwickelt? Die Internetseite spickmich hat sich von einer reinen Bewertungs- und Zitatenseite zu einer Seite entwickelt, die weit über den ursprünglichen Gedanken hinausgeht. Der Gedanke einer „social community“ für Schülerinnen und Schüler mit Zusatzdiensten wie dem Chat oder einem Quiz rückt immer stärker in den Vordergrund. Das Bewerten der Schule und der Lehrer ist dagegen unwichtiger geworden. Kommerzielle Interessen zeigen sich deutlich, besonders über Werbung kann gutes Geld verdient werden. zu 2) W elche Kriterien (Funktionen) stehen heute als Bewertungsauswahl und für die Benotung der Lehrkräfte zur Verfügung? Die Lehrerinnen und Lehrer können in neun Kategorien mit Schulnoten von eins bis sechs bewertet werden (vgl.: http://www.spickmich.de/presse/download): • guter Unterricht / schlechter Unterricht • cool und witzig / peinlich und öde • fachlich kompetent / hat keinen Plan • motiviert / unmotiviert • faire Noten / unfaire Noten • faire Prüfungen / unfaire Prüfungen • menschlich / unmenschlich • gut vorbereitet / schlecht vorbereitet • vorbildliches Auftreten / schlechtes Auftreten • beliebt / unbeliebt 60 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz zu 3) Was ist aus dem Kriterium „sexy“ geworden? Das Kriterium „sexy“ ist weggefallen. Aber auch Kriterien wie „cool“ oder „witzig“ kön nen als durchaus kritisch bewertet werden. zu 4) Wie kommt die Note zustande? Die Note von eins bis sechs kommt erst zustande, wenn zehn Schülerinnen und Schüler einer Schule den gleichen Lehrer bewertet haben. Diese wird dann als Durchschnittsnote eingestellt, wobei extreme Ausreißer durch die Betreiber der Seite ausgefiltert werden. Eigenversuche engagierter Kollegen haben ergeben, dass sich die Noten schnell manipulieren lassen. Daher stellt sich die Frage nach dem Sinn einer solchen Bewertung. zu 5a) R echerchieren Sie, ob es bei www.schulradar.de bereits Informationen zu Ihrer Schule gibt und ob diese Informationen stimmen. Die meisten Schulen der teilnehmenden Lehrkräfte wurden noch nicht bewertet. Die vorhandenen Schulbewertungen wurden als kritisch angesehen. Als sehr bedenklich wurde beispielsweise das Kriterium „Stimmung unter den Schülern“ bewertet. Fraglich ist außerdem, inwieweit Unterrichtsausfälle und Mitbestimmungsrechte zu benoten sind. Lehrerzitate über die Bewertungen der eigenen Schule „Die Zahl der von meiner Schule registrierten Schüler ist mit weniger als 10% sehr gering. Die meisten Lehrer verfügen nicht über ausreichend Bewertungen um angezeigt zu werden. Über die Qualität der Bewertungen lässt sich streiten, in vielen Fällen sind diese unsachlich.“ „Die Infos zu meiner Schule stimmen. Lehrer sollten diese Portale kennen und Eltern sollten über die Aussagekraft informiert werden. Dabei heißt es, Nerven behalten ...“ „Obwohl viele Bewertungen subjektive Schülerwahrnehmungen sind, können sie durchaus wertvoll sein, jedoch nicht in der Form einer anonymen Bewertung im Netz.“ „Weder Schüler noch Lehrer sollten Angst davor haben, zu bewerten bzw. bewertet zu werden. Daher ist es wichtig, dass sich in den Schulen eine konstruktive und transparente Feedback-Kultur entwickelt.“ zu 5b) Ist die Bewertung gerechtfertigt? Ist sie übertrieben? Ist sie untertrieben? Wie kommt sie zustande? Ein auffälliges Beispiel waren die Bewertungen zweier Eltern, die eine Schule bei Schul radar in allen Kategorien mit der Note eins benotet haben: „Individuelle Förderung“, „Gebäude/Ausstattung“, „Lehrkräfte“, „Schulleitung“, „Unterrichtsbegleitende Aktivitäten“ und „Schulklima“. Diese Bewertungen sind nicht besonders aussagekräftig. Gebäude und Ausstattung sind in den meisten Bereichen der bewerteten Schule wirklich gut, im Bereich Technik sogar hervorragend. Jedoch muss beachtet werden, dass der Schulträger meist für die Ausstattung und das Gebäude verantwortlich ist und die Lehrer dadurch nur einen eingeschränkten Einfluss haben. Andere Einschätzungen der Eltern können von den Kollegen allerdings nicht geteilt werden. Als „Nicht-Insider“ ist es für Eltern oft nicht möglich, Teilbereiche angemessen zu beurteilen. Die Noten werden meist nur von einer kleinen Personengruppe abgegeben. Dabei 61 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ fehlen die Meinungen derjenigen, die den Weg ins Internet nicht gefunden haben. Bei den Bewertungen handelt es sich um subjektive Meinungen, die dann zu einem Meinungsbild in Form einer Note zusammengefasst werden. Insgesamt sind Schulbewertungen richtig und wichtig. Wie lässt sich jedoch eine Privatschule in ruhiger Lage mit einer staatlichen Schule in einem Problembezirk vergleichen? zu 5c) S uchen Sie die Lessingschule in Erfurt auf der Website www.schulradar.de – Vergleichen Sie den Eintrag der Lessingschule mit dem Eintrag auf dem Schulportal von Thüringen: http://www.schulportal-thueringen.de/web/guest/schools/overview?tspi=1278 Die Lessingschule in Erfurt wurde bislang auf schulradar.de von noch keinem Schüler bewertet. Die Elternbewertungen basieren auf Wertungen von zwei Personen und sind daher nicht repräsentativ. zu 5d) Wer betreibt das Schulportal in Thüringen? Das Thüringer Schulportal ist ein Gemeinschaftsprojekt des Thüringer Kultusministeriums und des Thüringer Institutes für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien. Über das Onlineangebot sollen Schulen mit einem modernen Informationsund Kommunikationsmedium in der Datenpflege unterstützt werden, sowie ein OnlineUnterstützungssystem für alle Gruppen im Bildungsmanagement aufgebaut werden. Dazu gehört die öffentliche Präsentation aller staatlichen Schulen in Thüringen, über die Eltern, Schüler und Interessierte die Möglichkeit haben, die inhaltliche Arbeit aller Schulen nach einheitlichen Kriterien zu betrachten. zu 6) Welches Interesse haben kommerzielle Unternehmen, Schulen zu bewerten? Das Interesse kommerzieller Unternehmen liegt bestimmt nicht primär darin, über Bewertungen von Schulen die Unterrichtsqualität oder die Schulausstattung zu verbessern, sondern durch Werbeeinnahmen möglichst hohe Gewinne zu erzielen. Eltern und Schüler werden über das Thema auf eine Seite wie spickmich gelockt und dann über eingebaute Werbeanzeigen an die Angebote und Produkte der Unternehmen weitergeleitet. zu 7) W o werden sich Eltern informieren, die nach einer geeigneten Schule für Ihre Kinder suchen? Eltern, die nach einer geeigneten Schule für ihr Kind suchen, werden sich vorwiegend bei anderen Eltern, Bekannten, Kollegen oder auch ehemaligen Schülern informieren. Eine wichtige Informationsquelle sind auch „Tage der offenen Tür“, andere Informations veranstaltungen der Schulen oder Presseberichte und die Schul-Homepages. 62 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz zu 8) Sollten Lehrer und Schulen Portale wie spickmich und schulradar ignorieren? Zu dieser Frage gehen die Meinungen auseinander. Einige Kollegen plädieren für das Ignorieren der Portale, da sie diese als eine kurzweilige „Mode-Erscheinung“ betrachten und die mangelnde Aussagekraft der Lehrer- und Schulbewertungen offensichtlich sei. Andere Kollegen sind dagegen der Meinung, dass eine Auseinandersetzung mit diesen Portalen notwendig sei. Insbesondere bei vermehrt negativen Beurteilungen sollte die eigene Situation untersucht und evaluiert werden. Problematisch dürfte in vielen Fällen die nicht gewahrte Objektivität sein. Vielen Lehrern scheint eine sachliche Auseinandersetzung mit den Bewertungsportalen nicht möglich. Sie gehen emotional belastet in derartige Diskussionen und halten sich von ihrem Selbst verständnis der pädagogischen Freiheit her als nicht bewertbar. zu 9) K önnen Portale wie spickmich und schulradar zur Entwicklung einer offenen Feedback-Kultur zwischen Lehrern, Eltern und Schülern an Schulen beitragen? Da es sich meist nicht um objektive Kriterien handelt, nach denen auf Portalen wie spickmich oder schulradar bewertet wird, sind die Beurteilungen aus Sicht vieler für Lehrer und Schulen irrelevant. Als bedenklich wird angesehen, dass man sich in diesen Portalen in der anonymen Masse verstecken kann und nicht zu seiner eigenen Meinung stehen muss. Es findet kein Dialog, sondern nur eine „One-way-Kommunikation“ statt. Diese Anonymität in der Bewertung ist einer offenen Feedback-Kultur vermutlich eher abträglich als förderlich. Um eine solche Kultur zu generieren bzw. zu pflegen, müssten andere Wege beschritten werden. Sinn könnten derartige Portale beispielsweise dann machen, wenn sie von unabhängigen Stellen und von nicht-kommerziellen Anbietern betrieben würden (z. B. von den Ministerien selber). Wären diese Beurteilungen verpflichtend, könnte die Konkurrenz unter den Schulen gefördert und dadurch eine bessere Schulentwicklung erreicht werden. Bezweifelt wird, dass die Portale zu einem Dialog über die Qualität einer Schule beitra gen. Kommerzielle Interessen stehen bei den Betreibern der Seiten eindeutig im Vor dergrund. Die Tatsache, dass spickmich immer mehr in die Richtung einer „social community“ geht, könnte ein Zeichen dafür sein, dass das Geschäftsmodell nicht wirklich aufging. Wer seine Lehrer bewertet hat, kommt vermutlich nur selten wieder. Das bringt keine Klicks und damit keine „Werbe-Dollars“. 3.9.3 Übertragbarkeit auf die Schule Bewertungen von Schülerinnen und Schülern sind in der Schule an der Tagesordnung. Eine Diskussion über die Bewertung von Lehrerinnen und Lehrern im Rahmen einer fairen Feedback-Kultur ist wünschenswert. Ebenso können die Kriterien von spickmich einer kritischen Überprüfung unterzogen werden. Mindestens genauso interessant ist es, die Entwicklung der Seite zu verfolgen. Es können Mechanismen beschrieben werden, die aus dieser Bewertungsseite eine „social community“ machen und die insbesondere darauf angelegt sind, die Nutzerinnen und Nutzer möglichst langfristig an die Seite zu binden. Hier schließt sich der Kreis zu Werbeformen und Werbestrategien im Internet. 63 3.10. Abschluss – Wir sind „off“ Der Abschluss der Fortbildung fand im Rahmen einer Präsenzveranstaltung statt. Dabei sollte gemeinsam aus den gewonnenen Erfahrungen der Teilnehmenden die Übertragbarkeit auf zukünftige Fortbildungsangebote geplant werden. Um auf das zweite Präsenztreffen vorzubereiten und gleichzeitig die Online-Phasen abzuschließen wurden die Teilnehmenden gebeten, eine letzte Aufgabe zu erledigen. Ziel dieser Aufgabenstellung war es, zum Ende des Blended-Learning-Kursarrangements ein Stimmungsbild der Gruppe und zum Online-Lernen zu erhalten. Aufgabenstellung Vor dem Präsenztreffen ist nach der Online-Phase und wie jedes Seminar, das einen Anfang und ein Ende hat, so geht nun auch unsere letzte Online-Phase zu Ende. Eine letzte, kleine Aufgabe vor unserem Präsenztreffen gilt es noch zu erledigen. 64 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz Aufgabenstellung: Bitte schicken Sie mir bis zum Dienstagabend eine E-Mail mit einem Bild und einem einzigen erklärenden Satz dazu. Aus dem Bild und dem Satz soll hervorgehen, wie Ihre derzeitige Stimmung zu dem Blended-Learning-Angebot und insbesondere den Online-Phasen ist. Ein Bildarchiv finden Sie z. B. hier: http://www.pixeleye.com Hier eine Auswahl der Statements • „Es ist „eitel Sonnenschein“ und ich freue mich über die Ergebnisse des emsigen Sammelns, von dessen Gesamtergebnis am Ende alle profitieren.“ • „Einige Wissensperlen sind klarer geworden, wo es hinführt bleibt noch unklar.“ • „Der Nebel lichtet sich …“ • „Anstrengender Weg mit anschließender Horizonterweiterung.“ • „Es scheint nicht nur, dass Blended-Learning in der Lage ist, etwas zu bewegen – es funktioniert.“ • „Mit Blended-Learning wieder flott gemacht.“ • „Ich finde es auf jeden Fall heraus.“ • „Much learned and everything is done.“ 65 Medienberatung NRW > „Sicher im Netz“ 4. Literatur zu Didaktik und Methodik von Blended Learning Bergold, H.; Gisbertz, H.; Kruip, G. (2007): Treffpunkt Ethik – Internetbasierte Lernum gebungen für ethische Diskurse. W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld. Busch, F.; Mayer T.B. (2002): Der Online-Coach – Wie Trainer virtuelles Lernen optimal fördern können. Beltz, Weinheim und Basel. Maier-Häfele, K.; Häfele, H. (2005): 101 e-learning Seminarmethoden (2. Aufl.). Manager Seminare Verlags GmbH, Bonn. Mair, D. (2005): E-Learning – das Drehbuch. Springer, Heidelberg. Niegemann, H.M.; Hessel, S.; Deimann, M.; Hochscheid-Mauel, D.; Aslanski, K.; Kreuz berger, G., (2004): Kompendium E-Learning. Springer Verlag, Berlin. Ojstersek, N. (2007): Betreuungskonzepte beim Blended Learning. Gestaltung und Organisation tutorieller Betreuung. Waxmann Verlag, Münster. Reinmann, G. (2008): Blended-Learning in der Lehrerbildung. Grundlagen für die Kon zeption innovativer Lernumgebungen (3. Aufl.). Pabst Science Publishers, Lengerich. Röll, F.J. (2003): Pädagogik der Navigation – Selbstgesteuertes Lernen durch Neue Medien. Kopaed, München. Salmon, G. (2004): E-Tivities – Der Schlüssel zu aktivem Online-Lernen. Orell Füssli Verlag, Zürich. Schorb, B.; Brüggen, N.; Dommaschk, A. (2007): Mit eLearning zu Medienkompetenz. Kopaed, München. Sieding, B. (2007): Faszination Internet – wie Eltern ihre Kinder unterstützen können. In: Bergold, H.; Gisbertz, H.; Kruip, G., (Hrsg.): Treffpunkt Ethik – Internetbasierte Lernumgebungen für ethische Diskurse. W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld, S. 350 - 361. Tulodziecki, G.; Herzig, B. (2002): Computer und Internet im Unterricht: Medienpäda gogische Grundlagen und Beispiele. Cornelsen Scriptor, Berlin. 66 Medienberatung NRW > Ein Blended-Learning-Kurs zum Jugendmedienschutz zu den einzelnen Themen: Alby, T. (2007): Web 2.0 Konzepte, Anwendungen, Technologien. Hanser Verlag, München. Anfang, G.; Demmler, K.; Ertelt, J.; Schmidt, U. (Hrsg.) (2006): Handy. Eine Herausfor derung für die Pädagogik. JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Kopaed Verlags GmbH., München. Antes, W.; Rothfuß E. (2007): Web 2.0 für Jugendliche. Jugendbildung und Medienpä dagogik am Beispiel von jugendnetz.de. Juventa, Weinheim. Djordjevic, V.; Gehring, R.A.; Grassmuck, V.; Kreutzer, T.; Spielkamp, M. (2008): Urhe berrecht im Alltag. Kopieren, Bearbeiten, Selber Machen. Schriftenreihe Band 655. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn. Gräßer, L.; Pohlschmidt, M. (Hrsg.) (2007): Praxis Web 2.0. Potenziale für die Entwicklung von Medienkompetenz. Schriftenreihe Medienkompetenz des Landes NordrheinWestfalen. Kopaed Verlags GmbH, Marl und München. Röll, F.J.; Ertelt, J. (2008): Web 2.0. Jugend online als pädagogische Herausforderung. Kopaed Verlags GmbH, München. 67