Dokumentation über die Pfarrkirche St. Heribert zu
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Dokumentation über die Pfarrkirche St. Heribert zu
Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Dokumentation über die Pfarrkirche St. Heribert zu Kreuzau II-. 4I *‘• f4 Liebe Gerneindemitglieder, liebe Besucher unserer Pfarrkirche St. 1-lerihert, als kleines Dankeschön für Ihre bisherige treue Unterstützung und Spendenhereitschaft zugunsten der Renovierung unserer Pfarrkirche möchten wir ihnen im Laufe der Zeit eine vollständige Dokumentation über unsere hochgolische Pfarrkirche an die 1 land geben. Die fortlaufenden Ausgaben können gesammelt werden und SO ZU einem umfangreichen Nachschlagewerk über unsere bau- und kunsigeschichtlich beachtenswerte Pfarrkirche zusammen gefügt werden. Die Dokumentation ist wie folgt aufgebaut: 1. Inirnltsverzeichnis der I)okumentation 2. Zeichnungen von Grundrissen. Schnitten, Ansichten und Details 3. Fotografien von Details von Innen und Außen 4. Geschichte mit Erläuterungen zu den einzelnen i3auelemenien und zur baulichen Entwicklung Die Zeichnungen resultieren aus örtlich getätigtem Aufmaß, geschätzten Maßermittl ungen, Auswertungen von Fotos und Fachliteratur. Vorhandene alte Bauzeichnungen und Gutachten dienen als weitere Quellen. Wir hoffen, Ihnen mit der 1-lerausgabe der Dokumentation über unser Gotteshaus, dem Zentralpunkt unserer Gemeinde, eine kleine Freude bereiten zu können. Unsere Vorfahren haben diese Kirche aus ihren Glauben heraus erbaut als Zeichen und Ort der Gegenwart Gottes unter uns Menschen. Mit freundlichen Grül3en 11w — Pflirrer — Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 1.000 Vorwort Liebe Gemeindemitglieder, liebe Besucher unserer Pfarrkirche St. Heribert, als kleines Dankeschön für Ihre bisherige treue Unterstützung und Spendenbereitschaft zugunsten der Renovierung unserer Pfarrkirche möchten wir Ihnen im Laufe der Zeit eine vollständige Dokumentation über unsere hochgotische Pfarrkirche an die Hand geben. Die fortlaufenden Ausgaben können gesammelt werden und so zu einem umfangreichen Nachschlagewerk über unsere bau- und kunstgeschichtlich beachtenswerte Pfarrkirche zusammengefügt werden. Die Dokumentation ist wie folgt aufgebaut: 1. 2. 3. 4. Inhaltsverzeichnis der Dokumentation Zeichnungen von Grundrissen, Schnitten, Ansichten und Details Fotografien von Details von Innen und Außen Geschichte mit Erläuterungen zu den einzelnen Bauelementen und zur baulichen Entwicklung Die Zeichnungen resultieren aus örtlich getätigtem Aufmaß, geschätzten Maßer mittlungen, Auswertungen von Fotos und Fachliteratur. Vorhandene alte Bauzeichnungen und Gutachten dienen als weitere Quellen. Wir hoffen, Ihnen mit der Herausgabe der Dokumentation über unser Gotteshaus, dem Zentralpunkt unserer Gemeinde, eine kleine Freude bereiten zu können. Unsere Vorfahren haben diese Kirche aus ihren Glauben heraus erbaut als Zeichen und Ort der Gegenwart Gottes unter uns Menschen. Mit freundlichen Grüßen Ihr Dieter Sülzen Pfarrer - - Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 1.101 Inhaltsverzeichnis Seite Inhalt Deckblatt in Farbe 1.000 Vorwort 1.101 1.102 Inhaltsverzeichnis, 1. Seite Inhaltsverzeichnis, 2. Seite 2.000 Zeichnungen 2.100 Grundrisse 2.120 2.130 2.140 2.150 2.160 1 Grundriss der Fundamentebene Grundriss der Ebene Grundriss der Ebene + 1, Grundriss der Türebene Grundriss der Ebene + 2, Grundriss der Fensterebene Grundriss der Ebene + 3, + 4, + 5 Dachd raufsicht Grundriss durch das Kellergeschoss, Heizungskeller 2.200 Schnitte 2.211 Längsschnitte 2.212 Querschnitte 2.212 1 2.2122 2.2123 bis 2.2126 Turmquerschnitt Querschnitt mit Chor-Innenansicht 2.220 Ansichten 2.2211 2.2212 2.2213 2.2214 Westansicht Ostansicht, Choransicht Südansicht, Männer- bzw. Epistelseite Nordansicht, Frauen- bzw. Evangelienseite 2.230 Details 2.231 Apostelleuchter mit den dazu gehörigen Medaillons 2.2311 2.2312 2.2313 2.2314 2.2315 2.2316 2.2317 2.2318 2.2319 2.23110 2. 23111 2.23112 Medaillon Medaillon Medaillon Medaillon Medaillon Medaillon Medaillon Medaillon Medaillon Medaillon Medaillon Medaillon - Querschnitte durch dem Turmhelm 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 [ Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 1.102 Seite Inhalt 2.232 Außentüren 2.2321 2.2322 Übersicht im Maßstab Türen und Turmportal 2.233 Inneneinrichtungen 2.2331 Übersicht im Maßstab 2.2332 2.2333 2.2334 2.2335 2.2336 2.2338 2.2339 2.33310 2.23311 2.23312 2.23313 bis 2.2331 33 2.23314 bis 2.233145 Hauptaltar im M. = 1:20 Wandtabernakel im M. = 1:15 Piscina und Sacraruim im M. = 1:10 Ambo im M. = 1:10 Beichtstühle im M. = 1:20 St. Heribertaltar Muttergottesaltar Mariahilfaltar Altarmensa Grabkreuz der freladligen Familie von Tork = 1:200 = 1:200 Die Orgel in der Pfarrkirche St. Heribert Der Glockenstuhl in der Pfarrkirche St. Heribert Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau . Seite 1.103 3.000 Fotoseiten 3.011 3.012 3.013 3.014 3.015 3.016 3.017 3.018 3.019 3.0110 3.0111 3.0112 3.0113 Außentüren Turmportal Gedenktafel, links im Altarraum Wandtabernakel, rechts im Attarraum St. Heribert, rechtes Seitenschiff Marienaltar Taufbecken Medaillons unter Apostelleuchter, Seite 1 Medaillons unter Apostelleuchter, Seite 2 Medaillons unter Apostelleuchter, Seite 3 Von Tork-.Kreuz Josef-Statue, linkes Seitenschiff Süd-Ost-Ansicht Ab hier neue Bilder 3.020 3.021 3.022 3.023 3.025 3.026 3.027 3.028 Piscina, rechts vom Altar Orgelansicht Choransicht Kreuz auf dem Altar Glasgemälde der Muttergottes im linken Seitenschiff Grabplatte der Mutter von St. Heribert im Altarraum Standkreuz im Chorbereich Ambo, Seitenansicht Bis jetzt sind die Fotoseiten: 3.000 Süd-Ost-Ansicht der Kirche, 3.029 Chorfenster, 3.029 Marienfenster über dem Josefaltar in der Dokumentation enthalten. Wird weitergeführt und ist noch nicht auf dem letzten Stand. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 1 104 4.000 Geschichte mit Erläuterungen zu den einzelnen Bauelementen und zur baulichen Entwicklung 4.101 bis 4.10 Einführung in die Geschichte, Wesen, Bedeutung und Baukunst in der Gotik. 4.200 Erläuterungen zu den einzelnen Bauelementen und zur baulichen Entwicklung der Pfarrkirche St. Heribert in Kreuzau. 4.201 bis 4.206 Beschreibung der Apostelleuchter und Medaillons mit Kreuzen 4.207 bis 4.209 Beschreibung der Außentüren 4.210 bis 4.211 Gederikpiatte der Mutter St. Heribert, Tiedwidis 4.212 bis 4.213 Hauptaltar 4.214 bis Wandtabernakel 4.216 4.217 Piscina und Sacrarium 4.218 bis ‘.223 Ambo 4.2301 bis 4.2317 Hochchor 4.224 4.225 4.226 4.227 bis 4.228 4.229 4.2210 bis 4.2211 4.2212 bis 4.2220 4.2221 bis 4.222 12 Die Fenster des Hochchores 4.3001 bis 4. 3012 St. Josefaltar St. Heribertusaltar Muttergottesaltar Altar der lmmerwährenden Hilfe Altarmensa Grabkreuz der freiadeligen Familie von Tork Die Orgel in der Kirche St. Heribert Das Langhaus und die Seitenschiffe Das Turmhaus Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau 1 Seite 1.105 4.3013 bis 4.3027 Die Glocken in der Pfarrkirche St. Heribert in Kreuzau [ Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.000 2M00 Zeichnungen Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau . Seite 2.100 2.100 Grundrisse Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.120 2.120 Ebene+1 imMaßstab=1:250 Grundriß in Türebene m m 01 c 12 0 19 85 KathoUsche Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.130 2.130 Ebene +2 im Maßstab = 1:250 Grundriß in Fensterebene 1 und Kreuzgewölbe Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.150 2.150 Dachdraufsicht im Maßstab = 1:250 L Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.160 2.160 Kellergeschoss im Maßstab = 1:100 2.90 L — ( ‘1 0 w m I (/1 2.08 Shrge 49 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Sefte 2.200 2.200 Schnitte Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.211 2.211 Längsschnitte Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.212 2.212 Querschnitte Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.21 21 2.2121 Querschnitt durch den Turm, Turm-Geschossgrundrisse, Ansicht (Turmhelm), Glocken mit Glockenstuhl, M. = 1:200 Pl 0 c CN 80 In 01 01 6rundschnIl 4—4 01 0 0 CD 1.l a 01 0 —0 0 Gruridschni lt 3-3 80 0 m 4 -4- 4 4- 3 40 10 Grundschnitt 2-2 1 HHH‘ 3 1: m 00 01 C‘1 E 2 4- 2 01 00 l3rundschnilt 1-1 WESTEN OSTEN +-0 .00 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2122 2.21 22 Querschnitt mit Chor-Innenansicht Maßstab = 1:150 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2123 2.2123 Querschnitt „1-1“ durch den Turmhelm, mit Sicht gegen die Sparren 0 0 ‘ * \ \— EnQ E—E 0 4,. 0 0 r) \ / C) Ebm fl-D 0 0 0 r F C‘4 Eber,. C /fl 0 Le -:v. r -‘ E 8 6 — - e3b / (0 (0 - — Draufsicht auf die Sparren- und Pfettenlage Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2124 ngen, 2.2124 Querschnitt „U-W‘ mit Sicht gegen Andreaskreuzaussteifu Aussteifungen jeweils zwischen den Gratsparren E Eberie E ; 0 -El ‚f Ebene D-DJ Ebene rn Fbpb c B Ebene B-8 NOREEN den Draufsicht auf die Ebene „A-A“ mit Einstiegsöffnung, Ebene mit Fußbo Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2125 e 2.2125 Querschnitt „111-IN“ mit Sicht gegen ein Gratsparrengebind E --. — ben E-E D Co (‘1 ci, (\J CN cl) Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.221 2221 Ansichten [ Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2211 2.2211 Westansicht, Turmansicht Maßstab = 1:110 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2212 2.2212 Ostansicht, Choransicht Maßstab = 1:220 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2213 2.2213 Südansicht, Männer- bzw. Epistelseite Maßstab = 1:250 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.22 14 2.2213 Nordansicht, Frauen- bzw. Evangelienseite Maßstab = 1:250 1‘ 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.230 2.230 Details Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.231 2231 Apostelleuchter mit den dazu gehörigen Medaillons [ Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 22311 1:S 1. Medailton, M Henkel-oder ägyptisches Kreuz crux ansata 12®Ø ijbersichi 0 0 6 1:300 im M. 040 0 2 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2312 2. Medai[IDn. M = 1:5 Gabet-, Schacher-, Deichse[- Kreuz As[kreuz Uers ‚cM 0 0 im M. 1300 0 0 0 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2313 3. Medaitlon, M = 1:S Konstant inisches Kreuz [hrisusmcncgram ([rismon) Ubersicht im M. 0 0 1:300 0 0 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2314 4. MedaitLon, M = 1: Karol us-Kreuz Sinum Kaiser Kars Öes 6roen 1 1 1 JvOuE®u Ubersichl oo 1 1 LDO im M. = 0 U 1300 0 UlUpUpUIip 0 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2315 5. Medaillon, M 1:8 = Lo[hringisches (Doppel-) Kreuz auch Pa[richalkreuz Ubrsctir 0 0 im M. 1:OO 0 0 0 J Kathohsche Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2316 6. Medaillon, M = 1:5 Päpstliches Kreuz Ubers cflt 0 0 M. = 0 13OO 0 0 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2317 7. M2daiLlon, M = Kteebtat t-Kreuz Übers cM 0 0 im M. = 0 1:300 0 0 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2318 8. Medaillon, M = 1:5 Wieder-Kreuz Uie Balkenenden ergeen wieder ein Kreuz Ubersi ch 0 0 mi 1oo M 0 0 0 ‚ Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2319 9. Medaitton M = Petrus Kreuz Uters cn 1 0 0 m M. = 0 3OO 0 0 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.23110 10. Medailton, M = Anker-Kreuz Normal senkreLh[, hier diagonal dargestell[ Ubersicht 0 0 1,300 im M. 0 0 0 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2311 11. MedaiLlon. M Wahrscheinlich eine Kombina[ion Jerusalem—Kreuz VOfl: und Ubersicht 0 0 Weihe- Kreuz im M. = 0 1OO 0 0 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.23112 12. Medailton, M = iS Mal leser- oder Johanniler—Kreuz Das Zeichen iies Johanni terordens Ubers icht 0 0 im M. = 0 1.300 0 0 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.232 2.232 Außentüren [1 Ilür 1 0 Männer- bzw Frauen- bzw EpisetseUe 0 0 Evanget ensei te 0 0 0 0 Ib%) - II 3 (1) CD (‚3 M r‘J CD CD (1) L c N c CD -5 -5 0 CD -3 1 CD :I) CD 0 -‚ 1 1 -a -h CD (1) 0 0 Z3 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2322 2.2322 Die Außentüren im M. = 1:50 ‘0 m LJ [oL ‘1 1 29 ‘1 [?oL 9 9 [Tür 1, hintere Tür (Frauensei ‚L 90 te)I ITür 2. hintere Tür (Mnnersei te)I LL [L 9 1 ITür 3. vordere Tür (Frauensei te)J LL 95 9 9 TOr 4. (Sakristeitür) aD ‚0 Ui m m 0‘ L -i L 61 . 1 58 Tür 5. (Turmtür) L 9 61 L 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.233 2.233 Inneneinrichtungen Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.233 1 2.2331 Übersicht im M. = 1:200 02 0 01 02 03 04 OS 06 07 08 09 10 11 12 13 14 1S 10 0 0 07 12 10 HauptaLtar Wandtabernaket Pisc.ina Amba Josefallar Her ibertaltar Mariahilfaltar Wandschrank,Gestüh[ Wandschränke Beichtstühte GestfJhL (Sakristei) Gestühi (Mnnerseite) Kerzentisch Attarmensa Marienaltar 9. 1 1 Iii m - L — II 3 -. 1 ri C) C3 N CD N CD 1 CI) CD CD CD CD 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2333 2.2333 Wandtabernakel, Vorderansicht im M. IN CRUCE SALUS DIR. 1944-45 REN. 1946-50 REN. 1993 ‘ = 1:15 Auslauf (außen) 1 r%) CO -o 1%) Vorderansicht Seitenansicht EHEEEEHEZzzz Rückansicht 0 - - II 3 0 3 01 w ) C.) (D j4%) c N CD -.‚ 0 CD -‚ CD 0 :3CD (/) -‚ -*‚ -a CD (13 0 0 :3- L Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2336 2.2336 Beichtstühle im M. Seitenansicht = 1:20 Vorderansicht Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 22338 2.2338 St. Heribertaltar m Lr L S6 1 1 L 1.6S 1 12.S 1 L ‚Lio1,io4, 1 12. ‚LioLio,L. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.2339 2.2339 Muttergottesaltar ‘LJ, Lr Lfl ——— In J___ 11‘ L—. Q L 38 Lit, L. 1 3. LLioL 111 L 14 ‚14 4‘r‘fL ‘1 1.3S 1 IS . 13.S 13.5 1.15 ‚. .1‘ L1OLL3 .S 1.42 KathoIsche Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.23310 2.23310 Mariahilfaltar L 30 60 30 0 cJ m 0 120 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.233 1 1 22331 1 Altarmensa 99 0 ± ÷ + 0 21 ‚L 1.20 2.53 LI Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.23312 2.23312 Grabkreuz der freiadeligen Familie von Torck 27.5 13 27.5 5.5 0. IN 2.5 2. ‚ Kneuzguerschnitt IN - 0‘ 0 - 0 u— SEELIG IOH. DIE IM HERREN STERBEN. THOMAS LEOPOLD lOS. GEBOREN GESTORB, 1755 0. 1635 0. VON TORCE 25‘ APRIL 60- IUSIY US 79 5 FRANZ ANTON GEBOREN GESTORBEN LJ IOSEPH VON TORCK 1801 0. 1635 0. MAI 25‘ 22‘ SEPTEMBER MARIA CATHARINA VON TORCE GEB. 4‘ JAN GEST 1760 3‘ OKT, 0. 1841 IN In ALEXANDER VON TORCI< GEB 8. MAR GES 15‘ AS. 1788 GEST 0. CATHA.RINA CHRIST 8 7‘ JAN GEST 1789 GERTRUD BERN GES 0 7‘NOV GEB 6 5‘ NOV 11 3‘ OCT 1883 VON TORCI< 07‘ MAI 1867 BERT VON TORCE< GEST. 1789 0 26‘ MÄRZ. 1883 ANTON JOSEPH VON TORCE ST, 1780 014“ MÄRZ. 1869 MARIA FRANCISCA WILHELMINA VON TORCK 0513 3 15‘ MAI 1804 GEST 0,4‘ MÄRZ 1883 IN 1 .44 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.23313 2.23313 Die Orgel in der Kirche St. Heribert Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.233131 [Ans ch t uni Schn 1 t t A-At Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.233132 jAnsich und SchniH B-Bj 0 II; 1 99 :3 -5 rD rn (:3 U) c -3 —4 ID 1 rD -5 -3 ro :3 (:3 rD D LJ -5 US FE c.) CD CD (1) N ß) CD -‚ c3CD 1 CD (1) C.) :3CD -‚ -‚ -f -a CD Cn 0 0 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.23314 2.23314 Der Glockenstuhl in der Pfarrkirche St. Heribert Allgemeine Beschreibung zu Glockenstühlen Glockenstühle werden vom Zimmermann hergestellt, und sie sind in der Regel aus Eichenholz angefertigt. Sie haben zwei Funktionen zu erfüllen: 1. Die Holzkonstruktion dient dazu, das große senkrecht wirkende Gewicht der Glocke nach unten (meist durch Sprengwerke) auf die Unterkonstruktion, z. B. Außenmauerwerk, zu übertragen. 2. Die Holzkonstruktion dient weiter dazu, die waagerecht wirkenden Kräfte, die aus dem Schwingen der Glocke beim Läuten entstehen, über Aussteifungen aus schrägen Hölzern, wie Streben, Sprengwerke oder Andreaskreuze auch nach unten auf die Unterkonstruktion, z. B. Außenmauerwerk, zu übertragen. Übersicht eines Glockenstuhlmodells 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.233141 [unschriitt (4 Lfl Lfl L L 1: L Bakeaebeae von IokesIuhL z-z- ij1 ‚ Ebene der Sahthe;nrn;baLken hnt B-B ‚4OJ — * SO Maßstab ‚L40. = 1:60 Übersicht der nachfoIenden Seiten Achse(n) Seite 1-41B 2.233142 1-4/A + l-41C 2.233143 A-C12 + A-C13 2.233 144 A-C/1 +A-C/4 2.233145 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2233142 Achse 1-4/B, 5Lockenachse: - m. c‘J A A LP (_) (J cz 51.8 /_/ 18 18 17j26 j‘ 18 1 2C 18 518 876 — - Maßstab = 1:60 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.233143 AchsEn 1-4/A + 1-4/[, Wance m t Andcpaskreuzen OD A . t-. 18 18 18 157 1 26 L 1.29 84 Maßstab = 16 1:60 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.233144 Acnsen A-[/2 + A[/, nnenwndp rii Spi we i k e cd ca - A A 0, (-I ca 18 2 2165 } 527 Maßstab JL = 1:60 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 2.233145 Achsn + A-[/4, Auer,‘andp m.i SpFenwerk A A rn 18 2. R65 2.%5J 2 27 Maßstab = 1:60 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 3000 FOTOSEITEN 4 . . Süd-Ost-Ansich . Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 3.011 ußentüren 4 Tür 01, Frauenseite hinten Tür 02, Männerseite hinten Tür 03, Frauenseite vorne Tür 04, Sakristeitür Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 3.029 . Chorfenste 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 3.0127 Marienfenster über dem JosefaIta Innenansicht, Fenster 01 -S Innenansicht, Fenster 06-S Innenansicht, Fenster 02-S A Innenansicht, Fenster 05-S Innenansicht, Fenster 03-S PL Sud- bzw. Mnnersei tel • Innenansicht, Fenster 04-S Gesamtübersicht der Fenster 01-N bis 08-N und 01-S bis 06-S Innenansichten der Fenster 01 -S bis 06-S im rechten Seitenschiff (Männerseite), Südseite. Innenansicht, Fenster 01 -N Innenansicht, Fenster 05-N Innenansicht, Fenster 02-N Innenansicht, Fenster 06-N Innenansicht, Fenster 03-N Innenansicht, Fenster 07-N Innenansichten der Fenster O1-N bis 08-N im linken Seitenschiff (Frauenseite), Nordseite. Innenansicht, Fenster 04-N r Innenansicht, Fenster 08-N Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4000 4M00 Geschichte mit Erläuterungen zu den einzelnen Bauelementen und zur baulichen Entwicklung Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.101 4.100 Geschichte populis caelestia regna praestat signum Hoc (Diese Zeichen zeigt den Völkern das himmlische Reich) Besancon/ Frankreich - Emführung in Geschichte, Wesen, Bedeutung und Baukunst der Gotik Der Begriff Gotik bezeichnet zusammen mit dem der Romanik die beiden recht einheitlichen Stilgruppen in der Baukunst des Mittelalters. Diese Bezeichnungen entstammen nicht dem Selbstverständnis dieser Epochen, sondern einer späteren Zeit. Der Begriff Gotik wird in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Italien, der der Romanik erst um das Jahr 1820 in Frankreich geprägt. Die Bezeichnung Gotik steht in keiner Weise im Zusammenhang mit den aus Skandinavien kommenden Goten aus der Zeit der Völkerwanderung. Zu Beginn der Renaissance setzt sich in Italien die Ansicht durch, dass die dort geprägte Bezeichnung “gotisch“ gleichbedeutend mit “barbarisch“ zu verstehen sei. Man geht sogar so weit, dass man jegliche nördlich der Alpen entstandene Baukunst als gotisch erachtet. Der erste gotische Kirchenbau entsteht zwischen den Jahren 1140 und 1144 in St. Denis in Frankreich. Von hier aus verbreitet sich die gotische Baukunst mit regionalen Verschiedenheiten- in knapp 60 Jahren über fast ganz Europa. Je weiter die Gotik in östliche Richtung vordringt, desto mehr verlangsamt sich ihr Voranschreiten. In Deutschland vollzieht sich der Wandel von der Romanik zur Gotik zu Beginn des 13.Jahrhunderts, wobei fließende Übergangsformen, wie bei uns im Rheinland, Anwendung finden. Im Bereich der Dorfkirchen baut man bis weit in das 13. Jahrhundert hinein oft noch romanisch. In Deutschland ist der Durchbruch der Gotik nach französischem Vorbild mit dem Baubeginn des Kölner Domes im Jahre 1248 gleichzusetzen. Man nennt den neuen Baustil “opus francigenum“, was soviel bedeutet wie “französische Bauweise“. Die Gotik gliedert sich in Deutschland in drei Entwicklungsphasen und zwar in die Frühgotik von 1235 bis 1250, die Hochgotik von 1250 bis 1350 und die Spätgotik bis 1520. Der gotische Baustil darf nicht als Ablehnung der bisherigen romanischen Bauweise, sondern als deren Überschreitung verstanden werden. Eine bessere Beherrschung der Bautechnik, künstlerische Überlegenheit verbunden mit zunehmendem handwerklichen Können lassen die Baumeister der Gotik herrliche Bauwerke schaffen, in denen sich Anmut und Leichtigkeit mit Stabilität vereinen. Wachsender Wohlstand innerhalb eines aufstrebenden Bürgertums, eine tiefe gelehrte Gläubigkeit, soziale und geistige Umwälzungen, insbesondere die n symbolreiche der Theologie des Mittelalters bahnen im 12. und 13. Jahrhundert gotischen Architektur den Weg. In seiner “Kulturgeschichte der Menschheit“ bezeichnet W. Durant die gotische Baukunst als die höchste Errungenschaft der mittelalterlichen Seele. Die Gotik ist nicht nur ein mittelalterlicher Baustil, die Gotik ist geradezu eine Bewegung, die alle gesellschaftlichen Gruppen erfasst und in der das Bauen als gottgewolltes Werk verstanden wird. Der neue Kirchenbau gilt als machtvolles Zeugnis eines sich immer mehr ausbreitenden Reiches Gottes auf Erden und der Verherrlichung des Glaubens. Wesentlichen Anteil an der Verbreitung des gotischen Baustils haben wandernde Werkmeister, Steinmetzkolonnen und Bauleute. - Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.102 orstrebende Kirchenbauten Die Baumeister der Gotik assen lichtdurchflutete emp Jerusalem, die Heilige Stadt, entstehen. Sie sollen symbolisch auf das Himmlische nbarung beschreibt, hindeuten. wie sie uns der hl. Johannes in der Geheimen Offe für die christliche Gemeinde Die Kirche soll sowohl Stadt Gottes, als auch Raum sein. der Basilika mit einem Die neuen Gotteshäuser entstehen entweder in der Form als Hallenkirche mit höheren Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen oder iffen. Letztere Bauform ist gleichmäßig bzw. annähernd gleichmäßig hohen Seitensch besonders zur Zeit der Spätgotik weit verbreitet. n mit der Verwirklichung Die zugrunde liegenden geistigen Bestrebungen verbunde in ihrer Vielgestalt bis ins verbesserter bautechnischer Voraussetzungen wirken sich letzte Baudetail aus. eine größere Uberwölbung An die Stelle des Rundbogens tritt der Spitzbogen, der en Kreuzrippengewölbes mit der Zwischenräume mittels eines baldachinartig m stellt sich durch die schlanken Stützen zulässt. Der gotische Innenrau systematische Ordnung Jocheinteilung als immer wiederkehrende Einheit der auf bedachten Architektur dar. besonders im Chorbereich, Hohe Fenster, die oft die gesamte Breite der Wandteile, ausgestaltet. Hierdurch wird einnehmen, werden mit leuchtend bunten Glasgemälden erung des Lichteinfalls gegenüber der bisherigen Bauweise eine erhebliche Steig iffdächer liegende Ober erreicht. Hinzu kommt der höher als die Seitensch tzliche Lichtquelle dient. gadenbereich des Mittelschiffes, der als willkommene zusä nte sind keine eigentlichen Viele in der Gotik verwandten Bau- und Ziereleme sondern werden von römischen Basiliken aus Erfindungen dieser Baukunst, maurischen Bauwerken ägyptischen, arabischen, armenischen, byzantinischen und Als typisch gotisches übernommen und zu einer ideenreichen Synthese vereinigt. ohne jegliches Vorbild Dekor gilt das Maßwerk, welches eine absolute Neuerung ken in ihrer Vielfalt von darstellt. Dessen geometrische Schmuckformen beeindruc lumen und Rosetten. Pässen, Coronnements, Wimpergen, Fialen, Krabben, Kreuzb des Hochaltars für die Besondere Bedeutung kommt dem Chorraum als Standort des 13. Jahrhunderts Feier der HI. Eucharistie zu. Hierzu trägt nicht zuletzt die Mitte ramentes bei, die ihren entstehende neue Frömmigkeit der Verehrung des Altarssak sfestes für die gesamte besonderen Ausdruck in der Einführung des Fronleichnam findet. Der Wille und die Kirche im Jahre 1264 durch Papst Urban IV. (1261-1264) Baustil mit seinem hohen Hinwendung zur Sakralität wird durch den gotischen auf die bevorzugte Qualitätsanspruch demnach insbesondere im Hinblick Ausgestaltung des Chorraumes sehr deutlich. vermitteln nicht nur ein Strebepfeiler und Strebebogen im Außenbereich der Kirche statische Funktionen, da neues optisches Erscheinungsbild, sondern haben wichtige Auf der hervorragenden sie den Seitenschub der Gewölbe nach unten ableiten. dlich die beeindruckend Ergänzung von Innen- und Außenarchitektur beruht letzten user. elegante Schwerelosigkeit im Inneren der gotischen Gotteshä eren Bereicherung der Während der spätgotischen Epoche kommt es zu einer weit en sowie in ihrer letzten Formen, die in England in den Fächer- oder Schirmgewölb ruck findet. Da eine Stufe in Frankreich im Flamboyantstil ihren glänzenden Ausd rächtige Übertreibung weitere Steigerung der Formenwahl eine nicht mehr zukunftst ung des Baustils. Der dargestellt hätte, kommt es zwangsläufig zu einer Erschöpf Italien kommenden Niedergang der Gotik geht einher mit dem Einzug des aus Baukunst Renaissancestils, der Wiedergeburt klassisch-antiker Kultur und 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.103 zu Beginn des 16. Jahrhunderts, am Ende des Mittelalters. Die Folge ist, dass sogar bereits begonnene Bauwerke nicht mehr vollendet werden. Im 18. Jahrhundert entsteht geradezu eine gotikfeindliche Haltung, die bis Anfang/Mitte des 19. Jahrhundert andauert und die mancherorts zur Barockisierung gotischer aber auch romanischer Kirchen führt. Mitte des 19.Jahrhunderts kommt es zu einer Begeisterungswelle für das Mittelalter und eine Wiederbelebung bzw. Nachahmung der gotischen Baukunst. Man beginnt mit modernen technischen Mitteln sog. neugotische Bauwerke zu errichten. Zur gleichen Zeit werden gotische Gotteshäuser aus dem Mittelalter restauriert oder, wie der Kölner Dom, vollendet. Mit dem Ausklang des Historismus, der Nachahmung früherer Baustile, um das Jahr 1920 findet auch die Neogotik ihr Ende. In fast vier Jahrhunderten ließen die Baumeister der Gotik in Europa sowohl mächtige, atemberaubende Kathedralen, als auch eine unübersehbare Anzahl Stifts-, die Kloster- und Dorfkirchen entstehen. Und so bestaunen wir noch heute des bewundernswerten, einfallsreichen Leistungen der Baumeister und Steinmetze Mittelalters und stehen voller Ehrfurcht vor diesen herrlichen und würdevollen Bauwerken abendländischen Geistes. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.104 Einführung in Geschichte, Wesen, Bedeutung und Baukunst der Romanik Die Romanik stellt die erste einheitliche Stilepoche des Mittelalters und gleichzeitig den ersten monumentalen Baustil seit der Antike dar. Sie war mit erheblichen Unterschieden und reich an regionalen Besonderheiten im gesamten west europäischen Raum verbreitet. Die christliche Religion bildet die Grundlage für den international verbreiteten Kunststil. Der romanische Baustil unterliegt sowohl römischen, griechischen, byzantinischen, armenischen und islamischen als auch germanischen Einflüssen. Der Begriff “Romanik“ entstammt nicht dem Selbstverständnis dieser Epoche, sondern wurde um das Jahr 1820 aus Frankreich kommend eingeführt. Bis dahin wurde dieser Kunststil als „byzantinisch“, „griechisch“ oder „Rundbogenstil“ bezeichnet. Unter dem Begriff “Romanische Kunst“ fasste man ursprünglich alle westeuropäischen Kunststile zwischen dem 8. und dem beginnenden 13. Jahrhundert zusammen. Die kunsthistorische Forschung hat die einzelnen Perioden dieses Stils mittlerweile genaueren Unterscheidungskriterien unterzogen, wobei man naturgemäß in den einzelnen Ländern zu unterschiedlichen Ansätzen in der Epochenbestimmung gekommen ist. In Deutschland beginnt die Romanik im 11. Jahrhundert; die Kunstepoche davor, von 750 bis 1025, wird als Vorromanik bezeichnet. Demnach gehören die karolingische (von 750 bis 920) und die ottonische Kunst (von 920/30 bis 1030/50) der Periode der Vorromanik an. Die karolingische Kunst basiert in Thematik und Formengebung auf antiken und byzantinischen Vorbildern. Das Oktogon der Marienkirche Kaiser Karls des Großen in Aachen bietet hierfür eine beredtes Beispiel. In der ottonischen Kunstepoche zur Zeit des sächsischen Herrschergeschlechtes (936-1024) kommt es zu einer allmählichen Loslösung von byzantinischen Einflüssen und zur erstmaligen Entstehung einer spezifisch deutschen Stilprägung. Als eigentliche Zeit der Romanik, in der zahlreiche karolingische und ottonische Formen weiterentwickelt werden, gilt das 11., 12. und der Beginn des 13. Jahrhunderts. Die Forschung unterscheidet hierbei zwischen dem salischen (von 1030/50 bis 1140) und dem staufischen Kunststil (von 1140 bis 1250). Innerhalb der einzelnen Kunstphasen kommt es immer wieder zu Überschneidungen, wie beim Übergang von der spätottonischen (1000-1030/50) zur frühsalischen (1030 1080) und in besonderem Maße von der spätstaufischen Epoche(1220 1250) zur Frühgotik (1235-1250). - - Die politische Entwicklung im 11. Jahrhundert ist gekennzeichnet durch ein auf den Gipfel seiner Macht gelangtes römisch-deutsches Kaisertum. Die im 11. und 12. Jahrhundert zunehmende Vergrößerung des zum Adel gehörenden Personenkreises führt zur Ausweitung des Feudalsystems. Das auf Übertragung von Herrschafts funktionen und gegenseitigem Treueverhältnis beruhende Lehnswesen bestimmt die staatliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rechtsordnung. Es ist die Zeit der ersten Kreuzzüge und der zunehmenden Auseinandersetzungen der Päpste mit den weltlichen Herrschern. Das geistige und religiöse Leben wird geprägt von den großen Mönchsorden der Benediktiner und Zisterzienser mit ihren, für das gesamte Abendland bedeutsamen Reformbewegungen. Katholische Pfarrl‘ircheSt._Heribert,Kreuzau Seite 4.215 Mit „Evangelienseite“ ist die vom Kirchenschiff aus gesehene linke bzw. nördliche Seite des Hochchores gemeint, da an dieser Seite des Altars vor der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1 965) das Evangelium gelesen wurde. Die gegenüberliegende rechte bzw. südliche Seite heißt Epistelseite, da dort die Lesung der Episteln erfolgte. Wegen der noch aus dem Mittelalter stammenden früheren Sitzordnung nannte man die Evangelienseite auch Frauenseite, die Epistelseite Männerseite. In dem Abschnitt über die Pfarrkirche schreibt Johann Esser in „Das Dorf Kreuzau“, erschienen im Jahre 1896, dass sich außer den vergitterten Nischen an der Südwand des Chores ehemals auch an dessen Nordseite zwei Wandschränkchen einem Rundbogen bekrönt waren, die mit mit viereckiger Steinumfassung, befanden. Bei diesen handelt es sich um die in den Aufzeichnungen des Aegidius Gelenius von 1635 erwähnten Wandschränkchen. Der heute noch vorhandene hochgotische Wandtabernakel wurde dort nicht erwähnt, obschon dieser, belegt durch die kunsthistorische Datierung der Entstehungszeit um das Jahr 1300, unzweifelhaft vorhanden war. Obwohl das Konzil von Trient (1545-1563) die Aufbewahrung der Hl. Eucharistie im Tabernakel auf dem Hochaltar angeordnet hatte und somit die Sakramentshäuser und Wandtabernakel für diesen Zweck überflüssig geworden waren, geht aus dem Visitationsprotokoll des Dekanates Zülpich vom 17. Juni 1698 hervor, dass das Allerheiligste zu dieser Zeit noch immer in einem Wandtabernakel auf der nördlichen Chorseite aufbewahrt wurde. Es heißt dort: Der Tabernakel dieser Kirche an der Evangelienseite ist gut verschlossen, aber feucht und wegen des schlechten Zustandes des Chores nicht genügend sauber; dennoch wird in ihm das heilige Sakrament in einer vergolde ten kupfernen Monstranz und einem Kelch sowie unter einem Korporale aufbewahrt, sowie sich hier auch ein kleines silbernes Gefäß für die Kranken mit dem Salbungsöl befindet. Die Lage des Wandtabernakels oder eines Sakramentshauses an der Nordwand des Chorraumes neben dem Altar entsprach der damals allgemein üblichen Praxis. Die Ursachen für die erst späte Beachtung des Konzilsbeschlusses lassen sich nicht mehr nachvollziehen; möglicherweise geschah es aus Gründen der Sicherheit. Noch um das Jahr 1772 ist das Vorhandensein eines Tabernakels auf dem Hochaltar belegt. Im Zuge der Umgestaltung des Chorraumes in den Jahren 1992-93 wurde der Hochaltar abgebaut und der Tabernakel auf dem Altar des nördlichen Seitenschiffs aufgestellt. Seitdem wird die hI. Eucharistie, wie es das Zweite Vaticanum (1962-1965) erlaubt, wieder im Wandtabernakel aufbewahrt. Kathohsche Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau __ -__________ Seite 4200 4.200 4.210 Erläuterungen zu den einzelnen Bauelementen und zur baulichen Entwicklung der Pfarrkirche St. Heribert zu Kreuzau Allgemeines den erstellten Hinweis: Die einzelnen Bauteile werden im Zusammenhang mit ieben. Bauzeichnungen und Detaildarstellungen beschr wurde ursprünglich Die heute dreischiffige Pfarrkirche in Form einer Basilika n einer älteren ktione zweischiffig errichtet. Sie wurde teilweise auf der Unterkonstru romanischen Kirche errichtet. Jahrhunderts der Während der Epoche der Hochgotik wurde gegen Ende des 13. und das südliche Hochchor und zu Beginn des 14. Jahrhunderts das Mitteldes an der Kölner Seitenschiff erbaut, zumindest unter teilweiser Mitwirkung skirche, der späteren Dombauhütte geschulten Baumeisters der Dürener St. Martin Annakirche. Düren im Stil der Angeregt durch die Kölner Dombauhütte wurden im heutigen Kreis Anspruch der rheinischen Hochgotik, jedoch mit teilweise erheblich reduziertem Annakirche, der Bauformen, der Ostbau, der im zweiten Weltkrieg zerstörten zu Frauwüllesheim früheren Martinuskirche, die Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung -Kreuz-Kirche, zu und der Chor der Pfarrkirche St. Heribert, der früheren Heilig u sind zudem die Kreuzau, errichtet. Die Pfarrkirchen zu Frauwüllesheim und Kreuza die Anregungen einzigen dörflichen Kirchenbauten der rheinischen Gotik, bei denen der Kölner Bauhütte aufgenommen wurden. ssen aus der Der massive, viergeschossige Westturm ist in den unteren drei Gescho spätromanischen Epoche, das vierte Geschoss ist gotisch. dem 14. Jahr In den Jahren 1869 bis 1872 wurde das südliche Seitenschiff aus einer umfang hundert abgebaut und nach Plänen von Heinrich Wiethase im Zuge et. reichen Restaurierung in größerer Breite mit der Sakristei neu erricht das nördliche Von 1906 bis 1907 wurde durch Diözesanbaumeister F. Statz des Turmhauses Seitenschiff angebaut und das südliche Seitenschiff entlang bis dahin nach drei verlängert. Durch diesen Erweiterungsbau wurde das Turmhaus, Seiten offen, vollständig in den Kirchenbau integriert. mit sechs massiven Strebepfeilern an der Der nach Osten gerichtete Hochchor *) Abschluss. Das Mittelschiff weist sechs Joche Außenseite besteht aus einen 5/8 zählen. auf, von denen die ersten beiden verkürzten noch zum Chorbereich he einen kleinen Das südliche Seitenschiff besitzt eine Chornische. Das nördlic *) Nebenchor. Beide mit einem 3/6 Abschluss. *) auf, wovon die ersten beiden, wie im Die Seitenschiffe weisen je acht Joche Hauptschiff, und die beiden letzten verkürzt sind. m und in der Die Außenmaße der Pfarrkirche betragen in der Länge rund 38,35 Bauvorsprung im Chorbereich des nördlichen ohne Sakristei und Breite Seitenschiffes- rund 19,85 m. dargestellt. *) Joche, 5/8- und 3/6-Abschluss ist auf den Blättern 2.120 und 2.130 - ___ _____ _____ Katholische Pfarrkirche St. Hehbert, Kreuzau Seite 4.201 4.220 Apostelleuchter und MedaHlons mit Kreuzen (Zeichnerisch dargestellt auf den Seiten 2.2311 bis 2.23112) Die zwölf Kerzenleuchter und die darunter befindlichen Medaillons mit den Weihekreuzen sollen die Stellen bezeichnen, an denen die Kirche geweiht wurde. Die Zahl zwölf weist auf die zwölf Apostel Jesu Christi hin; hieraus resultiert die Bezeichnung Apostelleuchter. Die Kerzen werden am Tage der Kirchweihe und an Der Weihetag unserer Pfarrkirche, der alten dessen Jahrestag angezündet. Heiligkreuzkirche, liegt allerdings im Dunkel der Geschichte. In der Kreuzauer Pfarrkirche befinden sich je sechs der Apostelleuchter und Medaillons an den Außenwänden der beiden Seitenschiffe. Bis zum Jahre 1952 waren in den Medaillons einheitliche Kreuze mit verbreiterten Armenden dargestellt. unterhalb der Da in den meisten Gotteshäusern die Kreuzesabbildungen hiedlichen untersc einheitlich sind, stellen womöglich die Apostelleuchter Kreuzesformen in der Kreuzauer Pfarrkirche eine Besonderheit dar. Die Kerzenleuchter oberhalb der Medaillons bestehen aus Meranti, einer afrikanischen Holzart, die mit einer grauen Lacklasur gestrichen ist; allein die Leuchterschalen bestehen aus Ahorn. 1. Henkelkreuz oder ägyptisches Kreuz (crux ansata), dargestellt auf Seite 2.2311 Bei diesem Zeichen handelt es sich ursprünglich um die altägyptische Hieroglyphe “ankh“, die sowohl als Schriftzeichen als auch als Symbol für “Leben‘ galt. Dieses Lebenssymbol galt auf alten ägyptischen Darstellungen sowohl als Hinweis auf die Belebung der Erde durch die aufgehende Sonne als auch als Zeichen des Leben swasse rs. Das Henkelkreuz war zudem der letzte Buchstabe des semitischen Alphabets al ( Taw ); das Schriftzeichen diente dort als Unterschrift oder Beglaubigungsmerkm unter Urkunden. Die christlichen Kopten Ägyptens übernahmen das Henkel- oder ägyptische Kreuz als Sinnbild für die lebensspendende Kraft des Kreuzes Christi. 2. Gabel-, Schächer- oder Deichselkreuz, dargestellt auf Seite 2.2312 Das Gabel-, Schächer- oder Deichselkreuz finden wir in der Kunst bei manchen Kreuzigungsdarstellungen nur für die Schächer. Doch sind, wie im rheinisch-westfälischen Raum, auch die Darstellung des gekreuzigten Christus an einem Gabelkreuz nicht selten. Das früheste erhaltene Gabelkreuz stammt aus der Zeit um das Jahr 1305 und befindet sich in der Kirche St. Maria im Kapitol in Köln. Es drückt mit schonungsloser Eindringlichkeit das Leiden und Sterben Christi aus. Das Kreuz als Lebensbaumsymbol findet in der christlichen Kunst vornehmlich in der Form des Gabelkreuzes seinen besonderen Ausdruck. _____ Katholische_Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4202 3. Christoqramm, Chrismon oder Konstantinisches Christusmonoqramm, dargestellt auf Seite 2.2313 In den ersten Jahrhunderten wurden seitens der Christen Kreuzesdarstellungen vermieden. Man bediente sich vielmehr ausschließlich hindeutender Symbole, von denen man annahm, das Unergründliche der Erlösung treffender zum Ausdruck bringen zu können. Man bediente sich hierbei der griechischen Buchstaben T (Tau), X( Chi) und P ( Rho). Buchstaben Eine Verbindung der Zu den Urzeichen gehörte auch der Stern )1c 1 (Jota) und X (Chi), der Anfangsbuchstaben des griechischen Namens IHCOYC XPICTOC = JESUS CHRISTUS; der Buchstabe C = S entspricht der in der Spätantike entstandenen byzantinischen Schreibweise. Bekannt ist auch diese Form des Sterns * mit einem versteckten Kreuz. Dem Stern hat man später das P (Rho) als Geheimzeichen für Jesus, den Sohn der Verheißung, hinzugefügt, woraus das entstand. uns heute recht bekannte . Das Christusmonogramm wird spätestens aus dem Jahre 269 nachgewiesen. Seit dem ersten Drittel des 4. Jahrhunderts erfährt des Christusmonogramm infolge der im Jahre 312 erlebten Vision Kaiser Konstantins des Großen ( um 280-337 )‘ wie sie uns Lactantius (um 250- nach 317) in seinem Werk “De mortibus persecutorum“ Kap. 44,5 ( Über die Todesarten der Verfolger) beschreibt, eine weite Verbreitung. Vor der Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom gegen Maxentius am 28. Oktober 312 hatte Konstantin das Christusmonogramm auf die Schilde seiner Soldaten und im Jahre 314 auf seinen Helm und die kaiserliche Standarte, das sog. Labarum, aufbringen lassen. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wird das im Chrismon versteckte Kreuz oft durch Einbringung eines wirklichen Kreuzes in das P ( Rho ) verdeutlich. Es entstand das Christusmonogramm in der Form des crux monogrammtica, wie es in unserer Pfarrkirche dargestellt ist. Später kam es, so P. Gerhard Kroll SJ in seinem Buch “Auf den Spuren Jesu“, zu einer Verselbständigung der Buchstaben P ( Rho ) und einer Umdeutung des Sterns zu einem X (Chi). Diese beiden Buchstaben bilden die Anfangsbuchstaben des Namens Christus in griechischer Schreibweise: XPICTOC. Wegen des zeitlichen Zusammenhangs wurde auch hier die byzantinische Buchstabenform gewählt. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.203 4. Signum Karis des Großen, dargestellt auf Seite 2.2314 Die Das Signum Kaiser Karis des Großen weist die Form eines Kreuzes auf. n gische nachfolgend abgebildete Unterschrift wurde durch einen Schreiber der karolin Hofkanzlei vorbereitet, und der Kaiser bestätigte ihre Gültigkeit eigenhändig durch ein Häkchen, den sog. Vollziehungsstrich, unterhalb des Buchstabens R. rif_s jtirfi1n t -Signum Karoll gloriosissimi regis- (Zeichen Karls, des ruhmreichsten Königs) Karl der Große ( 748-814 )‘ lat. Carolus magnus, den die Franzosen Charlemagne der nennen, seit dem Jahre 768 fränkischer König, seit 774 auch König in Langobarden, wurde am 25.12.800 durch Papst Leo MI. (795-816) im Petersdom Rom, der alten Konstantinischen Basilika, zum Kaiser gekrönt. Der offizielle Titel Karls lautete seitdem: “Serenissimus augustus a Deo coronatus magnus pacificus imperator, Romanum gubernans imperium, qui et per misericordiam Dei rex Francorum et Langobardorum“. ( Erlauchtester und erhabener, von Gott gekrönter und friedliebender Kaiser, der das römische Reich regiert, und durch die Barmherzigkeit Gottes König der Franken und Langobarden ). Karl war der bedeutendste Herrscher des Mittelalters; mit seiner Krönung wurde, wenn auch nicht juristisch, so doch faktisch der Grundstein für das Sacrum Imperium, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, gelegt. 5. Doppelkreuz, Patriarchalkreuz, Erzbischöfliches Kreuz, Lothrinqisches Kreuz, (crux qemina), dargestellt auf Seite 2.2315 Die Entstehungszeit des wohl im Osten der Christenheit aufgekommenen Doppelkreuzes ist nicht genau bestimmbar. Es begegnet uns recht häufig in der byzantinischen und russischen Sakralkunst. Eines der frühesten uns erhaltenen Zeugnisse der Verwendung des Doppelkreuzes ist ein wahrscheinlich aus dem 6. Jahrhundert stammendes Kreuzreliquiar im Kloster Ste. Croix in Poitiers in Frankreich. Auch die Christenheit des Westens hat das Doppelkreuz dann übernommen, wenn sie das Gedächtnis an Jerusalem und das durch die Hl. Kaiserin Helena ( um 250 330) um das Jahr 326 aufgefundene Kreuz Christi besonders hervorheben wollte. Im Verlauf des Mittelalters übernahmen u.a. der lateinische Patriarch von Jerusalem, der Hospitaliterorden von hl.. Lazarus sowie die Könige von Ungarn das Doppelkreuz als heraldisches Attribut. IV. von Bouillon ( 1060-1100), den Herzog von Mit Hinweis auf Gottfried Niederlothringen, einen der Anführer des 1. Kreuzzuges (1096-1099) und ersten des lateinischen Königreiches Jerusalem, nahmen die Herzöge von König Lothringen das Doppelkreuz im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in ihr Wappen auf. Das Doppelkreuz trägt daher auch die Bezeichnung Lothringisches Kreuz. Ab dem 15./16. Jahrhundert führt das Doppelkreuz als lnsignie der Patriarchen und Erzbischöfe die Bezeichnung Patriarchal- und Erzbischofskreuz - L Katholische Pfarrkirche St Heribert, Kreuzau Seite 4.204 6. Päpstliches Kreuz, dargestellt auf Seite 2.23 16 Die drei Querbalken des päpstlichen Kreuzes deuten auf das dem Apostel Petrus und seinen Nachfolgern von Jesus übertragene Priester-, Lehr- und Hirtenamt hin. 7. Kleeblattkreuz oder Dreipasskreuz, dargestellt auf Seite 2.23 17 Das Kleeblkattkreuz wird symbolisch als Verbindung zwischen dem Kreuz Christi und der Allerheiligsten Dreifaltig gedeutet. In diesem Zusammenhang ist auch die Symbolik des Kleeblattes, die in Irland bis in das 5. Jahrhundert n.Chr. hineinreicht, zu sehen. Dem hI. Patrick, ( um 385-461), dem Apostel Irlands, dient das irische Kleeblatt, der Shamrock, als Beispiel, den Heiden das Geheimnis der Dreieinigkeit zu erklären. In seiner, in lateinischer Sprache abgefassten Lebensbeschreibung, der “Confessio“ der den Shamrock, in der Hand trägt, irischen Klee; an schreibt der hl. Patrick u.a. Am Gedenktag seinen drei Blättern, die ein Blatt sind, die Dreifaltigkeit deutend des hl. Patrick, dem 18. März, schmücken die Iren auch heute noch ihre Hüte mit Büscheln des Kleeblattes, dem Shamrock. Die Begriffe Dreipass und Kleeblattbogen begegnet uns zudem als Masswerks bezeichnungen in der mittelalterlichen Architektur der Gotik. 8. Wiederkreuz, dargestellt auf Seite 2.2318 Seine Grundform ist die des griechischen Kreuzes ( Crux quadrata = quadratisches Kreuz) mit gleich langen vertikalen wie horizontalen Balken. An den Armenden befinden sich kleine Kreuzesbalken, die wie es die Bezeichnung Wiederkreuz treffend ausdrückt, “wieder“ vier weitere und zwar lateinische Kreuze oder Passionkreuze ( Crux immissa = ineinandergefügtes Kreuz oder crux oblonga = längliches Kreuz), ergeben. Während das griechische Kreuz in bevorzugter Weise für den Grundriss vieler byzantininischer Gotteshäuser bestimmend ist, kennen wir die lateinische Kreuzesform als maßgebende Grundrissform in der abendländischen Sakralbaukunst der Romanik und der Gotik. 9. Petruskreuz, dargestellt auf Seite 2.2319 Der Apostel Petrus erlitt währen der ersten Christenverfolgung im Jahre 64 (oder 67), die Kaiser Nero ( 37-68 ) nach dem Brand Roms ( 64 ) angeordnet hatte, den Märtyrertod. Wie uns Eusebius von Caesarea ( um 260-339/340 ) in seiner zwischen 312 und 324/5 erschienen Historia Ecclesiastica ( Kirchengeschichte ) berichtet, wurde der Apostel Petrus auf dem Vatikanischen Hügel gekreuzigt und zwar, seinem eigenen Wunsch entsprechend, mit dem Kopf nach unten. Der Apostel hielt sich nicht für würdig, den Kreuzestod in der gleichen Weise wie sein Meister zu erleiden. Aus diesem Grund trägt das Petruskreuz den Querbalken auf der unteren Hälfte des Längsbalkens. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4 205 10. Ankerkreuz, dargestellt auf Seite 2.23110 Das in unserer Pfarrkirche dargestellte Ankerkreuz hat im Gegensatz zur üblichen Grundform des griechischen Kreuzes (crux quadrata ) die diagonale Form des Schräg- oder Andreaskreuzes (crux decussata )‘ des Kreuzes in Form der römischen Zahl X. = zehn. Schon von alters her gilt der Anker als Zeichen der Hoffnung und Zuversicht. Der Urkirche galt er als Symbol der christlichen Hoffnung. Der Apostel Paulus bezeichnet in seinem Brief an die Hebräer im 6. Kapitel, Vers 18 und 19, die Hoffnung als festen Anker der Seele. Die Verbindung zwischen Kreuz und Anker versinnbildlicht auf sehr anschauliche Weise den kausalen Zusammenhang zwischen dem Kreuz Christi und der daraus entsprießenden Hoffnung für die Menschen. Bis um das Jahr 300 findet sich die Darstellung des Ankers auf einer Vielzahl christlicher Grabinschriften. 11. Kombination von Weihekreuz und Jerusalemkreuz, dargestellt auf Seite 2.23111 Das in diesem Medaillon dargestellte Symbol erinnert wegen des großen Kreuzes an ein Weihe- kreuz und in Kombination mit den vier kleineren Kreuzen an das Jerusalem kreuz. Die vier kleinen Kreuze die sich um ein großes Kreuz gruppieren, deuten zusammen mit diesem auf die fünf Wunden Jesu hin. Das Jerusalemkreuz ist das heraldische Ordenszeichen des erstmals um das Jahr 1335 erwähnten Ordens der Ritter vom Heiligen Grab. Den Ritterschlag empfingen die ursprünglich nur dem Adel angehörenden Ritter bis nach 1500 am Heiligen Grab selbst. Seit dem Zeitalter der Reformation war die Ritterwürde nicht mehr ausschließlich auf den Geburtsadel beschränkt. Unter päpstlicher Schutzherrschaft wurde sie durch den Franziskaner-Guardian vom Berge Sion in Jerusalem verliehen bis der Orden im Jahre 1848 dem wiedererrichteten lateinischen Patriarchat von Jerusalem unterstellt wurde. Seit dem Jahre 1949 befindet sich der Zentralsitz der Ritter vom Heiligen Grab in Rom. Die Ritter sehen ihre Aufgabe in der Sorge für das Heilige Grab und der Verteidigung des Glaubens im Abendland. 12. Johanniter- oder Malteserkreuz, dargestellt auf Seite 2.23112 Die acht Spitzen dieses Kreuzes werden auf die acht Seligpreisungen Jesu aus dem Matthäusevangelium Kapitel 5, Vers 3-10 hin ausgedeutet: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Kathohsche Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau -_________ Seite 4.206 Dem Johanniter- oder Malteserorden, dem ältesten geistlichen Ritterorden diente das achtzackige Kreuz als heraldisches Abzeichen. Um das 1120 nahmen die bis dahin im Heiligen Land als rein karitativ orientierte und ausschließlich der Pilgerbetreuung und Krankenpflege verpflichteten Hospitaliter den Charakter eines geistlichen Ritterordens an. Ihre Mitglieder legten vor dem Patriarchen von Jerusalem die Mönchgelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab. Ihr Ordensgewand bestand aus einem schwarzen Mantel mit einem achtzackigen weißen Kreuz Im Jahre 1310 wurde der Ordenssitz nach Rhodos, 1530 nach Malta und 1834 nach Rom verlegt. Daher trägt der Orden auch die Namensbezeichnungen Rhodesier bzw. Malteser. Heute arbeitet er in der Krankenpflege. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.207 423O Außentüren (Zeichnerisch dargestellt auf den Seiten 2.2321 und 2.2312) Allgemeines Eine Tür lädt stets dazu ein, sie zu durchschreiten, in einen anderen Raum einzutreten; sie ist Schwelle zwischen zwei oft recht unterschiedlichen Bereichen. Die Tür eines Gotteshaus bildet den Übergang zwischen dem profanen und dem sakralen Bereich. Jesus sagt von sich selbst im Johannesevangelium (10, 9): “Ich bin die Tür; wer durch mich hindurchgeht, wird gerettet werden.“ Die Pfarrkirche St.Heribert besitzt neben dem nach Westen gelegenen Hauptportal und dem Eingang zur Sakristei drei weitere Eingangstüren an den Seitenschiffen. Hauptportal und Seitenschifftüren unterscheiden sich wesentlich durch Größe und architektonische Ausgestaltung. Zwischen ihnen existiert außerdem eine nuancierte, rangbezogene Abstufung, da das Hauptportal nicht nur einfach Eingangstür ist, sondern insbesondere einen würdigen Rahmen für den Einzug des Bischofs oder des Priesters sowie der Ministranten bei besonders feierlichen Anlässen darstellt. Tür 1 Nordseite hinten Die auf Höhe des Turmes gelegene zweiflügelige Eingangstür mit einer einstufigen Eingangsschwelle zum nördlichen Seitenschiff befindet sich unterhalb des vorletzten verkürzten buntverglasten Kirchenfensters. Sie ist, wie auch die übrigen Türen, aus Holz mit Metallbeschlägen gearbeitet. Die Tür wurde dort in dem Jahren 1906/07 im Zuge der bereits andernorts erwähnten Erweiterung der Kirche angelegt. Ein Kaffgesims, welches die Außenwand des Seitenschiffes waagerecht teilt, setzt sich oberhalb der Türanlage erhöht fort und rahmt von drei Seiten den Türsturz ein. Tür 2 Südseite hinten Die Eingangtür des südlichen Seitenschiffes befindet sich unterhalb des vorletzten Buntglasfensters dieses Nebenschiffes. Gemäß den Ausführungen von Pfarrer Johann Esser in seiner 1896 erschienen Studie “Das Dorf Kreuzau“ befand sich “die Kirchtür, mit einer Vorhalle überbaut, am Nebenschiffe, in dessen Verlängerung neben dem Chore die Sakristei lag“. Der Stiftsherr an St. Andreas und Pfarrer von St. Christophorus in Köln, der spätere Weihbischof in Osnabrück Aegidius Gelenius, schreibt in seinen Aufzeichnungen über die Kirche in Kreuzau im Jahre 1635 dazu: Foris in ecclesia legitur ad aram s. Sebastiani: Joannes Spies archidiaconus Ardennae in ecclesia Leodiensi. ( Draußen in der Kirche ( gemeint ist die Vorhalle) liest man am Altar des heiligen Sebastian: Johannes Spies, Archidiakon der Ardennen in der Lütticher Kirche. ) Aegidius Gelenius bezieht sich hierbei auf den Minoriten Polius (1588-1 656), den Geschichtsschreiber des Dürener Landes und der Kölner Ordensprovinz der Franziskaner. Kathosche Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.208 Demnach befand sich in dieser Vorhalle ein dem heiligen Sebastianus geweihter Altar. Eine genaue Bestimmung der Lage von Tür und Vorhalle lassen die geschichtlichen Quellen nicht zu. Nach der Erweiterung des südlichen Seitenschiffes im Zuge der Renovierung von 1869-72 befand sich die Kirchentür nach einer Grundrisszeichnung vom Beginn dieses Jahrhunderts an der Rückwand dieses Seitenschiffes, welches auf Höhe der östlichen Turmmauer endete. Seit der Verlängerung des Seitenschiffes in den Jahren 1906/07 befindet sich die Eingangstür an ihrer heutigen Stelle. Das die Außenwand der Kirche vertikal aufteilende Kaffgesims wird oberhalb der Tür auf Länge des dreiteiligen Türsturzes fortgesetzt. Tür 3 Nordseite vorne Die vordere Eingangstür des nördlichen Seitenschiffes wurde an ihrer heutigen Stelle im Zuge des Anbaus des nördlichen Seitenschiffes in den Jahren 1906/07 angelegt. Sie führt unterhalb des Nebenchores in das Seitenschiff. Über dem aus drei Steinelementen bestehenden Türsturz befindet sich waagerecht ein Kaffgesims. Bis zur Errichtung des Erweiterungsbaues befand sich diese Eingangstür an der die heutige Mittelwand bildenden früheren nördlichen Außenmauer der Kirche, wo sich heute die zweite Arkade, der Durchgang vom Seiten- zum Mittelschiff, befindet. Zu diesem Chortürchen berichtet uns Aegidius Gelenius im Jahre 1635: Ex arce castri alunt pontem d/rectum fuisse ad supertes adhuc ost/um chori ... (Von der Burg her, sagt man, habe eine Brücke geradewegs zu dem noch heute vorhandenen Eingang des Chores geführt ...). Vor der Errichtung der Backsteinmauer an der Nordseite des Kirchhofes bestand von der Burg aus eine Wegverbindung zur Pfarrkirche, die von den Bewohnern der Burg zum Besuch des Gottesdienstes benutzt wurde. Der Volksmund bezeichnet das Chortürchen, als „Juffere Düerche“ (JungfrauenTürchen). Er geht dabei davon aus, dass diese Bezeichnung mit dem Personenstand der letzten Generation der freiadligen Familie von Torck zusammen hängt, die alle unverheiratet blieben. Die Benennung „Juffere Düerche“ hängt aber wohl eher mit dem im Jahre 1635 unmittelbar neben dem Chortürchen stehenden Altar der seligen Jungfrau Maria im Hochchor zusammen. Aegidius Gelenius berichtet im Zusammenhang mit dem Steingrab der Mutter Heriberts, Tiedwidis, über einen im Chor befindlichen Altar der und wenig weiter: Juxta seligen Jungfrau Maria: ... in choro retro B. Virginis aram der seligen Jungfrau ist Altar (Neben ... dem Crucis sanctae ara aram B. Virginis est der Altar des hl. Kreuzes ...). ... 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.209 Tür4 Sakristeitür rung des aus dem 14. Jahrhundert In den Jahren 1869-72, in denen eine Verbreite gte, wurde auch die Sakristei neu stammenden südlichen Seitenschiffes erfol Heinrich Wiethase vom 27.7.1868 nicht errichtet. Da das Gutachten des Baumeisters vorherigen Sakristei und somit auch mehr vorhanden ist, kann die genaue Lage der r gelegen“, wie Pfarrer Johann Esser die ihrer Eingangstür nur als “neben dem Cho bezeichnet werden. Es liegt daher die wohl aus eigener Kenntnis heraus berichtet, istei vor 1869/72 in etwa an der begründete Vermutung nahe, dass sich die Sakr ihres Türsturzes befindet sich im gleichen Stelle, wie die heutige, befand. Oberhalb e ein leeres Wappenschild. Schlussstein der bogenförmig angeordneten Stein Tür 5 Das Hauptportal ligen Tür führt zunächst in das als Das spätgotische Westportal mit seiner zweiflüge omanischen Epoche stammende Vorhalle zur Kirche dienende, noch aus der spätr nicht aus der Turmmauer hervor. Untergeschoss des Turmhauses. Das Portal tritt Mauerflächen, sog. Gewände auf, Der Durchgang des Portals weist schräg geführte esetzt werden. die mit profilierten Bogenläufen, sog. Archivolten, fortg 1945 aufgrund seiner Lage in Das Hauptportal wurde in den Kriegsjahren 1944 und Jahre 1960 seine vollständige Frontrichtung hin so stark beschädigt, so das im mit dem Rundstab profilierten Renovierung erforderlich wurde. Die ehedem Profil des Rundstabes erneuert. Archivolten wurden neugotisch ebenfalls mit dem erigen Spitzbogenfensters ein Oberhalb des Portals entstand anstelle des bish Anschlages von 105 cm. kleines Rundfenster mit einem Innendurchmesser des Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.210 4.300 Gedenkplatte der Mutter St. Heriberts, Tiedwidis Ambo eine Im Fußboden des Hochchores befindet sich links neben dem ca. 970-1021), Gedenkplatte, die an die Mutter des Hl. Erzbischofs Heribert ( Tiedwidis, erinnert. Die in lateinischer Sprache gefasste Inschrift lautet: TIEDWIED ALEMANNA MATER S(ANCTI) HERIBERTI ARCHIEP(ISCO)PI COLONIENSIS ET DOMINI ARCIS IN CAMPO CRUCIS Köln und Herrn (Tiedwied Alemanna, Mutter des Hl. Heribert, des Erzbischofs von der Burg zu Kreuzau). des vorigen Die Gedenkplatte ist modern; sie wurde zu Beginn der 50-er Jahre Jahrhunderts durch Pfarrer Joseph Dunkel in Auftrag gegeben. nna“ nimmt im Die hier erstmals gebrauchte Namenskombination “Tiedwied Alema tokoll des Zweitnamen Bezug auf das weiter unten behandelte Visitationspro rts Alemanna Dekanates Zülpich vom 17. Juni 1698, in dem die Mutter Heribe genannt wird. Dieser Name weist auf ihre alemannische Abkunft hin. eines Deutzer Nach den Viten Lantberts und Ruperts (1076 1126) sowie anhand Großvater Totenbuches aus dem Codex Theoderici ergeben sich Regimbaldus als Abt im Rupert und und Imma als Mutter Tiedwidis. Lantbert von Lüttich war Mönch Kloster Deutz. - den aus einem Es besteht die Vermutung, dass es sich bei Tiedwidis Großvater um schwäbischen enden stamm alten und angesehenen alemannischen Geschlecht Ungarn unter Grafen Reginbaldus handelt,(*der im Jahre 955 im Kampf gegen die 912 973) auf dem Lechfeld südlich von Augsburg Kaiser Otto 1. dem Großen n sich nicht gefallen ist. Hinweise auf diese verwandtschaftliche Verbindung ergebe zuletzt aus der Namensgebung der Kinder Tiedwidis‘. - Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4211 Tiedwidis ehelichte in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts Hugo, der wahrscheinlich Graf im mittelrheinischen Einrichgau war. In der Literatur wird zumeist davon ausgegangen, dass es sich bei Hugo um den Grafen und Kämmerer von Worms handelt; wir folgen jedoch hier der neueren Forschung, mit deren Ergebnissen wir uns bei der Abhandlung über den Hl. Heribert näher befassen wollen. Aus der Ehe Hugos mit Tiedwidis gingen fünf Söhne hervor: um 970 Heribert, Heinrich, von 999 bis 1021 Erzbischof von Köln, von 995/6 bis 1018 Bischof von Würzburg, Gezemann, Luitfrid und Reinmar. Tiedwidis soll zu Beginn des 11. Jahrhunderts in der älteren romanischen Kirche beigesetzt und das Grab beim Bau der heutigen gotischen Kirche in diese übernommen worden sein. Hierüber existieren jedoch keine zeitgenössischen Quellen. Das älteste vorhandene Zeugnis mit Hinweis auf das Grab findet sich erst in den Aufzeichnungen des bereits in dieser Dokumentation erwähnten Aegidius Gelenius aus dem Jahre 1635: ... ostlum chori, ubi inferne matris s. Hereberti sepulcrum (... Eingang des Chores, wo darunter das Grab der Mutter des HI. Heribert ist.). Aegidius Gelenius übernimmt auch hier die Angaben des Minoriten Polius (15881653) aus Düren. Im zweiten Abschnitt der Aufzeichnungen heißt es zudem: ... cuius sancti mater in ferne in choro retro B. Virginis aram in oblongo Iapideo tumulo ad unum pedem elevato inhumata dicitur ... (... die Mutter des Heiligen (Heribert) soll unten im Chor hinter dem Altar der seligen Jungfrau (Maria) in einem länglichen Steingrab, das ungefähr einen Fuß herausragt, begraben sein ...). In dem Visitationsprotokoll des Dekanates Zülpich vom 17. Juni 1698, Blatt 154 f, ist vermerkt, dass sich auf dem Chor ein Grabmal befand, welches als das der Mutter des Hl. Heribert galt: Extat in choro sepultura quaedam eminens, prout fertur, Alemannae, matris s. Heriberti. (Im Chor ist ein hervorragendes Grab, wie berichtet wird, der Alemanna, der Mutter des hl. Heribert). Tatsächlich fand man bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1869 an der angegebenen Stelle, so Johann Esser in “Das Dorf Kreuzau“, eine gewölbte Gruft, die wohl unter dem Chor der im 13. Jahrhundert niedergelegten Kirche beim Chortürchen gelegen war. Hinweise auf die Verbindung des HI. Heribert und daraus resultierend auch die seiner Mutter Tiedwidis zu Kreuzau finden wir wiederum in den Aufzeichnungen des Aegidius Gelenius: im Mai 1635 berichtet der Küster von Binsfeld Johannes Werner, der Hl. Heribert sei Burgherr in Kreuzau gewesen. Ferner existierte eine hohe Verdichtung von Streubesitz des von Erzbischof Heribert gestifteten Klosters Deutz in der Umgebung von Kreuzau und möglicherweise im Ort selbst. Von den vorhandenen und hier angeführten Quellen sind keine weiteren Erkenntnisse bezüglich des Tiedwidisgrabes zu erwarten. Inwieweit eine archäologische Untersuchung zu einer endgültigen Aussage führen würde, bleibt aufgrund des zeitlichen Abstandes von fast eintausend Jahren die Frage. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.212 4.400 Hauptaltar (Zeichnerisch dargestellt auf Seite 2.2332) Der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils entsprechend wurde in den Jahren 1992 bis 1995 der Altarbereich umgestaltet. 1993 Bis dahin fand unter Beibehaltung des Hochaltares in den Jahren von 1967 bis damit der Josefaltar in der Mitte des Chorraumes als Zelebrationsaltar Aufstellung, . der Priester die Hl. Messe zu den Gläubigen hin feiern konnte t aus Der Hauptaltar mit dem blockartigen Stipes und vorgekragter Mensa besteh eten rotem Bundsandstein. Der Altarblock (Stipes) des im Jahre 1954 erricht n Hochaltares mit einem Gewicht von ca 60 Zentnern konnte als Unterbau erhalte neu cm bleiben. Die Altarpiatte (Mensa) wurde in den Maßen 144 x 134 x 22 gefertigt. mit Der Altar ruht auf einem aus Beton gegossenen Fundament und ist bodenseits einem 164cm x 152 cm großen Sandsteinbelag eingefasst. Der Altarblock zeigt im Sockelbereich ein erhabenes Schriftband, das die Worte: RECOLITUR MEMORIA PASSIONIS EJUS trägt. Es handelt sich um den Teil eines im Jahre 1954 geschaffenen Schriftbandes, das fortlaufend auf den Sockeln der ehemaligen Kommunionbänke unter Einbeziehung des Hauptaltars vom nördlichen zum südlichen Seitenschiff verlief und abschnittweise lautete: 0 SACRUM CONVIVIUM IN QU0 CHRISTUS SUMITUR RECOLITUR MEMORIA ET FUTURAE GLORI(AE) MENS REPLETUR GRATIA PASSIONIS EJUS NOB(lS) PIGNUS DATUR (0 heiliges Gastmahl in dem Christus genossen das Andenken seines Leidens erneuert die Seele mit Gnaden erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit gegeben wird). Auf dem zur Nordseite zeigenden Teil des Schriftbandes ist vor dem Wort RECOLITUR eine Lyra dargestellt. Das Schriftband auf der Südseite zeigt hinter dem Wort EJUS eine Zither, ein Becken, eine Trommel und ein Tamburin, im Alten Testament gebräuchliche Musikinstrumente. - - — - - - - - Die Rückseite des Altarblocks wurde durch einen Steinmetz in der Weise bearbeitet, dass analog zur Vorderseite und zu den Seiten ein nunmehr umlaufendes Schriftband entstand. Auf das rückwärtige Sockelband wurden die Worte: RENOVATUM AD 1992 (Erneuert im Jahres des Herrn 1992) eingemeißelt. latte Zuvor war die Altaranlage von 1954 abgebaut worden, wobei zuerst die Altarp n als vom Altarblock abgehoben und das Behältnis mit den Reliquien des Heilige dem aus 1225) (1215Märtyrer verehrten Kölner Erzbischofs Engelbert 1. von Berg nun offenen Reliquiengrab entnommen wurde. Nachdem der Stipes an der eigenen Aufhänge-Vorrichtung, dem sog. Fuchsloch, ltar mittels eines Flaschenzuges angehoben worden war, konnten die drei zum Hocha ent fundam führenden Stufen aus Bundsandstein und das ziegelgemauerte Sockel des Altares entfernt werden. In einer Laufkatze hängend konnte der Altarblock an seinen jetzigen Platz de transportiert werden. Danach konnten die oben erwähnten Reliquien mit der Urkun das wurde latte wieder in den Altar eingesetzt werden. Durch Auflage der Altarp Reliquiengrab wieder geschlossen. Es ist unmittelbar unterhalb der Mensa in der Mitte des Altarblocks zu erkennen. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.213 Die Einsetzung von Märtyrer-Reliquien in einen Altar hat ihren Ursprung im 4. Jahrhundert, als man begann, Gotteshäuser und Altäre über Märtyrergräbern zu errichten. Der Brauch, in der Nähe eines Märtyrergrabes die Hl. Eucharistie zu feiern, erfuhr im 6. Jahrhundert dahingehend eine Veränderung, dass man die Gebeine der Märtyrer zum Altar bzw. zur Gemeindekirche brachte. Dies entsprach der geläufigen Vorstellung, zu jedem Altar gehöre ein Märtyrergrab bzw. eine Reliquie. Die zuvor erwähnten vier Kommunionbänke wurden im Turmhaus der Pfarrkirche aufgestellt; auf jeder ist in Salzlasurarbeit ein Engel mit einem Musikinstrument dargestellt, der erste mit einer Posaune, der zweite mit einer Laute, der dritte mit einer Flöte und der vierte mit einer Harfe. Auch hier handelt es sich um alttestamentarische Musikinstrumente, die somit mit denen des Hochaltares korrespondieren. Die Altarplatte des bisherigen Hochaltares hat ihren Platz an der rückwärtigen Wand des südlichen Seitenschiffes gefunden; sie ist wesentlich älter als die Altaranlage von 1954. Am 20. Januar 1996 wurde der Altar durch Weihbischof Dr. Gerd Dicke im Rahmen einer Eucharistiefeier konsekriert. Anlässlich der Altarweihe stellte der Konsekrator die folgende Urkunde aus: A(NNO).D(OMINI), MXMVI, die XX mensis Januarii. Ego, Dr. Gerardus Dicke, Episcopus lriensis et Auxiliaris Aquisgranensis dedicavi Altare Ecclesiae sub titulo Sancti Heriberti ad Kreuzau. + Gerardus Dicke. (Im Jahre des Herrn 1996, dem 20. des Monats Januar. Ich, Dr. Gerd Dicke, (Titular-) Bischof von lria (Flavia) und Weihbischof von Aachen, habe den Altar der Kirche unter dem Titel des heiligen Heribert zu Kreuzau geweiht. + Gerd Dicke). Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.214 4.500 Wandtabernakel (Zeichnerisch dargestellt auf Seite 2.2333) An der Südseite des Hochchores befindet sich neben dem oberen Durchgang zum südlichen Seitenschiff ein hochgotischer Wandtabernakel, dessen Maßwerk auf eine Entstehungszeit um das Jahr 1300 hindeutet. Es handelt sich hierbei um den letzten von ursprünglich mehreren Wandschränkchen im Chorraum der Pfarrkirche. Der Wandtabernakel mit eingebautem Tresor ist durch eine eiserne Schranktür mit zweigeteiltem Rautengitter verschlossen. Seine Seiten werden durch ein birnenförmiges Rahmenprofil flankiert. Oberhalb der Schranktür sehen wir ein reiches gotisches Blendmaßwerk mit einem von Fialen flankierten Ziergiebel, einem sog. Wimperg, dessen Schrägen mit naturalistischem Blattwerk belegt sind. Der Wimperg wird von einer dreiblättrigen und die Fialen von je einer zweiblättrigen Lilie bekrönt. Innerhalb des Ziergiebels sind zudem im unteren Bereich zwei spitze Dreipaßbögen, in der Mitte ein Vierblatt in einem krummlinig begrenzten Viereck und in der Spitze ein kleines Dreiblatt angeordnet Es handelt sich um eine freie und originelle Erfindung des Meisters, bei der die Nachwirkungen der Kölner Lau bornamentik deutlich erkennbar sind. Unterhalb des Wandtabernakels befindet sich eine Stele mit einer Konsole, einem ornamentierten Wulst und einer profilierten Basis aus rotem Sandstein. Auf dem Wulst der Sakramentsstele befinden sich Darstellungen von Trauben und weitere kleinere Dekors. Im unteren Bereich der Stele ist die folgende Inschrift eingemeißelt: IN CRUCE SALUS 1944-45 DIR (UTUM) REN(OVATUM) 1946-50 1993 REN(OVATUM) (Im Kreuz ist Heil - zerstört 1944-45 - erneuert 1946-50 - erneuert 1993) Auf der gegenüberliegende Seite befindet sich unterhalb der Kredenzkonsole eine Gedenkplatte, die bis zur Renovierung von 1993 unterhalb des Wandtabernakels angebracht war. Sie enthält bis auf die letzte Zeile die gleiche Inschrift wie diejenige auf der Sakramentsstele. Nach den Aufzeichnungen des Aegidius Gelenius über Kreuzau aus dem Jahre 1635 existierten zu dieser Zeit zwei weitere Wandschränke und zwar an der nördlichen Chorseite, von denen einer als Wandtabernakel der Aufbewahrung der Hl. Eucharistie diente: Juxta tabernaculum v(enerabilis) Sacramenti est aliud armarlum (Nahe bei dem Tabernakel des repagulis ferreis tribus et cancellis ferreis vestitum verehrungswürdigen Sakramentes ist ein anderer mit drei eisernen Riegeln mit subtus fenestram a cornu evangelil einem eisernen Gitter versehener Schrank...) secundam.. (und zwar befindet sich der Schrank unter dem zweiten Fenster auf der Evangelienseite, ). An einer anderen Stelle dieses Berichts heißt es: Sub summa ara duo armarla cum laminis ferreis et transversis vectibus. ( In der Nähe des Hochaltars sind zwei Schränke mit eisernen Platten und Querbalken). ... ... Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.215 Mit „Evangelienseite“ ist die vom Kirchenschiff aus gesehene linke bzw. nördliche Seite des Hochchores gemeint, da an dieser Seite des Altars vor der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1 965) das Evangelium gelesen wurde. Die gegenüberliegende rechte bzw. südliche Seite heißt Epistelseite, da dort die Lesung der Episteln erfolgte. Wegen der noch aus dem Mittelalter stammenden früheren Sitzordnung nannte man die Evangelienseite auch Frauenseite, die Epistelseite Männerseite. • In dem Abschnitt über die Pfarrkirche schreibt Johann Esser in „Das Dorf Kreuzau“, erschienen im Jahre 1896, dass sich außer den vergitterten Nischen an der Südwand des Chores ehemals auch an dessen Nordseite zwei Wandschränkchen einem Rundbogen bekrönt waren, die mit mit viereckiger Steinumfassung, befanden. Bei diesen handelt es sich um die in den Aufzeichnungen des Aegidius Gelenius von 1635 erwähnten Wandschränkchen. Der heute noch vorhandene hochgotische Wandtabernakel wurde dort nicht erwähnt, obschon dieser, belegt durch die kunsthistorische Datierung der Entstehungszeit um das Jahr 1300, unzweifelhaft vorhanden war. Obwohl das Konzil von Trient (1 545-1 563) die Aufbewahrung der Hl. Eucharistie im Tabernakel auf dem Hochaltar angeordnet hatte und somit die Sakramentshäuser und Wandtabernakel für diesen Zweck überflüssig geworden waren, geht aus dem Visitationsprotokoll des Dekanates Zülpich vom 17. Juni 1698 hervor, dass das Allerheiligste zu dieser Zeit noch immer in einem Wandtabernakel auf der nördlichen Chorseite aufbewahrt wurde. Es heißt dort: Der Tabernakel dieser Kirche an der Evangelienseite ist gut verschlossen, aber feucht und wegen des schlechten Zustandes des Chores nicht genügend sauber; dennoch wird in ihm das heilige Sakrament in einer vergoldeten kupfernen Monstranz und einem Kelch sowie unter einem Korporale aufbewahrt, sowie sich hier auch ein kleines silbernes Gefäß für die Kranken mit dem Salbungsöl befindet. Die Lage des Wandtabernakels oder eines Sakramentshauses an der Nordwand des Chorraumes neben dem Altar entsprach der damals allgemein üblichen Praxis. Die Ursachen für die erst späte Beachtung des Konzilsbeschlusses lassen sich nicht mehr nachvollziehen; möglicherweise geschah es aus Gründen der Sicherheit. Noch um das Jahr 1772 ist das Vorhandensein eines Tabernakels auf dem Hochaltar belegt. Im Zuge der Umgestaltung des Chorraumes in den Jahren 1992-93 wurde der Hochaltar abgebaut und der Tabernakel auf dem Altar des nördlichen Seitenschiffs aufgestellt. Seitdem wird die hl. Eucharistie, wie es das Zweite Vaticanum (1962-1965) erlaubt, wieder im Wandtabernakel aufbewahrt. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.216 4.600 Piscina und Sacrarium (Zeichnerisch dargestellt auf Seite 2.2334) An der südlichen Wand des Hochchores befindet sich links neben dem Wandtabernakel und 15 cm oberhalb der den Chor umlaufenden Steinbank eine Piscina, die bei Sanierungsarbeiten an den Chorwänden im Jahre 1993 freigelegt wurde. Das Wort piscina bedeutet soviel wie Fischbecken, Fischteich oder Badebassin. Bei einer Piscina handelt es sich um eine steinernes Wasch- oder Wasserbecken, das sich, wie auch hier, meistens in einer Mauernische in Altarnähe an der südlichen Chorwand befindet bzw. befand. Die Piscina diente zu liturgischen Waschungen, z.B. der hl. Gefäße und der Hände des Priesters bei der Messfeier. Da das dabei benutzte Wasser nach kirchlicher Vorschrift nicht in das Abwasser gelangen durfte, befand sich an der Piscina eine Ablaufvorrichtung, durch die das Wasser in eine in das Erdreich führende Sickergrube, das sog. Sacrarium, ableitetet wurde. Die Piscina im Hochchor der Kreuzauer Pfarrkirche ist 118 cm hoch und 62 cm breit. Ein gotischer Dreipaß oder Kleeblattbogen wird von einem Spitzbogen überlangen. Deutlich sind noch die Überreste von himmelblauer Kalkfarbe, die über weißer Kalkfarbe aufgetragen wurde, zu erkennen. Hinter dem gotischen Maßwerk und darüber hinausreichend befindet sich ein Hohlraum, der wohl der Speicherung des benötigen Wassers diente. Auf Höhe der Wassereinlaufrinne befand sich eine vorstehende Steinplatte, von der heute nur noch Fragmente erhalten sind. Im Boden der Piscina befindet sich eine Ablaufrinne, vor der noch ansatzweise der erhöhte Beckenrand erkennbar ist An der südlichen Außenmauer des Chorpolygons befindet sich unmittelbar über dem Sockel ein über das Mauerwerk hinausragender Stein mit einer runden Öffnung, durch die das Wasser aus der Piscina in das Sacrarium abgeleitet wurde. • Das heute benutzte Sacrarium befindet sich durch eine kleine Marmorplatte abgedeckt im Fußboden des Hochchores unterhalb des Mittelfensters vor der den Chor umlaufenden niedrigen Steinbank. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.217 4.700 Ambo (Zeichnerisch dargestellt auf Seite 2.2335) Die Bezeichnung Ambo kommt von dem griechischen Wort ambon und bedeutet Erhöhung. Es handelt sich um ein meist steinernes Lesepult ursprünglich in frühchristlichen und frühmittelalterlichen Basiliken. In der Regel gab es dort zwei Ambonen, eins für die Verlesung der Epistel an der Südseite und ein weiteres für die Verkündigung des Evangeliums an der Nordseite der Chorschranken. Der Evangelien-Ambo bestand aus zwei mehrstufigen Treppen nach Osten und Westen, in deren Mitte sich ein breites Podest befand, auf dessen Brüstung das eigentliche Lesepult angebracht war. Östlich vom Lesepult befand sich eine Vorrichtung für die Osterkerze. Der Epistel-Ambo hatte nur eine Treppe, war kleiner und weniger aufwendig verziert als der Evangelien-Ambo. Im Spätmittelalter wurden die Ambonen in manchen Kirchen in sog. Lettner ( hohe Abtrennungen zwischen Chor und Kirchenraum) integriert oder durch Kanzeln ersetzt. Der Ambo gilt demnach als Vorform der Kanzel, die erstmals seit dem 13. Jahrhundert vorkommt. Der Ambo in unserer Pfarrkirche befindet sich an der Nordseite des Hochchores unmittelbar vor dessen zweistufiger Erhöhung. Er wurde im Jahre 1993 aus rotem Sandstein gefertigt und weist unmittelbar unter der Lesepultschräge ein dreiseitiges Band mit einem Blattornament auf. Auf der Rückseite befindet sich eine Buchablage. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.218 4.800 Hochchor um einen sog. Der hochgotische Chor unserer Pfarrkirche, es handelt sich hier et. Einen erricht Langchor, wurde gegen Ende des 13. Anfang des 14. Jahrhunderts sich in den Auf bestätigenden Hinweis auf die Entstehungszeit des Chores findet gleichen Jahr im ein über zeichnungen des Aegidius Gelenius aus dem Jahre 1635 ein Fenster hat noch vorhandenes Fenster: Fenestra una annum habet 1306 ( Nur das Jahr 1306). en, mittelalterlichen Der Chor ist in seiner Architektur nahezu in seinem ursprünglich Zustand erhalten geblieben. bezeichnete in der Der Begriff Chor entstammt dem griechischen Wort choros und Sänger. Seit der Antike den Platz für die Tänzer und die Gemeinschaft der ch-liturgischen Bereich, Karolingerzeit findet der Begriff Chor Anwendung im kirchli Hochaltar in Kloster-, als Raum für das Gebet der Geistlichen und Mönche vor dem an findet man die Dom- und Stiftskirchen. Von der Mitte des 14. Jahrhunderts Bezeichnung Chor auch für den Altarbereich von Pfarrkirchen. iffige romanische Der nach der Mitte des 13. Jahrhunderts abgetragene, wohl einsch wie das gotische ße Vorgängerbau, hatte abgesehen vom Chor ähnliche Ausma spätromanischen Hauptschiff unserer heutigen Kirche unter Einbeziehung des Westturmes. dem romanischen Man muss davon ausgehen, dass der hochgotische Chor gen wurde. Diese Kirchenbau zuerst vorgesetzt wurde, bevor dieser abgetra die Gottesdienste Vorgehensweise war üblich, da auch während der Bauphase weiterhin gefeiert werden mussten. die meisten Kirchen, Das Gotteshaus ist in der Ausrichtung seiner Längsachsen, wie zum Hl. Land bzw. von Westen nach Osten orientiert, so dass der Chor nach Osten ereich ist durch zwei zur aufgehenden Sonne gerichtet ist. Der eigentliche Altarb nbodens erhöht. Stufen von 2 x 18 = 36 cm über dem Niveau des übrigen Kirche NORDEN III 1 Att WESTEN SUDEN ___________ ______ Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.219 4.801 Der äußere Chorbereich Das am Außenbau der Kirche hervortretende Abschlusselement, das Chorhaupt, zeigt mit einem Sockel, einem gleichmäßig durchgezogenen Gesims, das sich um die Strebepfeiler verkröpft, einem Dachgesims und den sechs Strebepfeilern eine einfache Gliederung. Die giebelartigen Strebepfeilerabdeckungen waren ursprünglich mit Kreuzblumen besetzt, deren Ansätze zumindest noch um das Jahr 1937 erkennbar waren. Die zweifach abgetreppten Strebepfeiler weisen auf ungefähr dreiviertel ihrer Höhe je einen Wasserschlag auf. Unterhalb der über das Dachgesims hinausragenden Giebelchen der Chorstrebepfeiler befinden sich vier drachenartige Larven als Wasserspeier, die die Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft darstellen. Ein fünfter Wasserspeier, der erste von links, stellt lt. Bildhauer Matthias Esser das „Element Humor“ dar. Eine Erneuerung der mittelalterlichen Wasserspeier, die wegen Auswitterung des Steinmaterials erforderlich geworden war, erfolgte im Jahre 1986. Vier der ausgetauschten Wasserspeier befinden sich seit dem Jahre 2000 auf einer Stele auf dem Kirchhof unweit des südlichen Seitenschiffes. Die Wasserspeier am nordwestlichen Strebepfeiler, im weiteren Verlauf des Langchores und an der Nordwand des Hauptschiffes, bestehen aus einer einfachen Sandsteinrinne. Das Regenwasser wurde ursprünglich in einer das gesamte Gotteshaus umziehen den unterhalb der Mauerkrone angebrachten Steinrinne aufgefangen und zu den Wasserspeiern weitergeleitet. Von dort aus gelangte das Wasser im freien Fall auf den Erdboden, möglichst ohne dabei das Mauerwerk zu durchnässen. _____ ___________ KathoHsche Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4220 Unterstützende Funktion hatten dabei die vorerwähnten Wasserschläge. Heute haben die Wasserspeier nur noch dekorativen Charakter; das Wasser wird durch Dachrinnen und Fallrohre in die Regenwasserkanalisation abgeleitet. Am westlichen Teil der Südseite des Langchores, über der Mitte und am Ende der Sakristei, sind anstelle von Strebepfeilern Lisenen angebracht, schwach hervortretende Mauerverstärkungen mit pultförmiger Hausteinabdeckung, wie auch im weiteren Verlauf der Gliederung der Südwand und des Mittelschiffes zu sehen sind. Die Bundsandsteine zum Bau des Gotteshauses weisen in ihrer Mitte Zangenlöcher auf. Diese wurden von beiden Seiten in die Quader eingearbeitet, damit diese mit einer Steinzange aufgegriffen und mit Hilfe einer Hebevorrichtung an die benötigte Stelle gesch affl werden konnten. Auf den Sichtflächen der Steine, insbesondere im Bereich des Chorhauptes sowie an der Südwand der Kirche, befindet sich eine Vielzahl unterschiedlichster mittelal terlicher Steinmetzzeichen. Hierüber wird ausführlich in einer der nächsten Folgen der Dokumentation berichtet. Im Chorhaupt befinden sich fünf zweibahnige Spitzbogenfenster, deren Pfosten und Gewände innen und außen aus glatten Schrägen bestehen und eine hochgotische Maßwerkbekrönung tragen. Über den Teilungsbogen sind je eine Maßwerkfigur in Form eines rundblättrigen Vierpasses mit vorspringenden Spitzen, den sog. Nasen, angeordnet, ein um das Jahr 1300 übliches Motiv. Im Vorchor befinden sich im Obergadenbereich je zwei Fenster, wobei die beiden westlichen Fenster der Nordseite in ihrer Bekrönung ebenfalls die Maßwerkform des rundblättrigen und die auf der Südseite die des spitzblättrigen Vierpasses aufweisen. Die Ostspitze des Chordaches wird von einem erzbischöflichen Doppelkreuz überragt; ggf. im Sinnzusammenhang mit dem Patron der Kirche, dem heiligen Kölner Erzbischof Heribert, aber auch mit dem Gedächtnis und der besonderen Verehrung des heiligen Kreuzes in der Pfarrgemeinde. (Siehe hierzu unter „Apostelleuchter und Medaillon mit Kreuzen“ S. 4.203 dieser Dokumentation.) Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Sefte 4.221 4.802 Der innere Chorbereich .. \ / 2.71 1 1 1 6.4S 1.7 ‚75J.1.O24. ss und in Der Langchor besteht in seinem Chorhaupt aus einem Fünfachtel-Abschlu des Mittelseiner Verlängerung aus rechteckigen Jochen, im Gegensatz zu denen schiffes verkürzt sind. Kelch In den vier Polygonecken ragen je ein stabartiger Runddienst mit einem kapitell als Gewölbeträger empor. Dreierbündeln Im weiteren Verlauf des Chores sind an jeder Wandseite zwei zu zusammengefasste Runddienste mit je drei Keichkapitellen angeordnet. hselnd in den Die konkav ausgebuchteten Kehlungen der Kelchkapitelle sind abwec Formen wie Farben rot und blau gefasst. Die Kelchkapitelle besitzen die gleichen zerstörten 1944, ber diejenigen im Ostchor, der im Zweiten Weltkrieg, am 16. Novem kung des Dürener Annakirche; ein Hinweis auf eine zumindest zeitweilige Mitwir auf einer e ruhen Dienst Baumeisters dieser Kirche am Kreuzauer Gotteshaus. Die durch die den Chor bis zu den Chorstufen umlaufenden niedrigen Sockelbank, die sockel sind Arkadendurchgänge zu den Seitenschiffen unterbrochen wird. Die Dienst polygonartig mit einer flachen abgerundeten Basis. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.222 Die stabartigen Säulen des Dreierbündels an der Nordseite zwischen den ersten und dem zweiten rechteckigen Chorjoch mussten, wie deutlich erkennbar, in einer Länge von je 55 cm oberhalb der Sockeldienste und gleich diesen, infolge von Kriegseinwirkungen, modern erneuert werden. Die den Chor umlaufende Sockelbank hat eine durchschnittliche Höhe (Oberkante) von 16 cm. Sie verlief bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts vom westlichen Säulenbündel auf der nördlichen bis zu dem auf der südlichen Chorseite. Sie war lediglich durch den obersten Arkadendurchgang zum südlichen Seitenschiff in Richtung Sakristei hin unterbrochen. Im Zuge des Anbaus des nördlichen Seitenschiffes im Jahre 1907 wurde die Sockelbank auf Breite des Arkakendurchganges zum Nebenchor hin, schräg zu beiden Seiten hin abgekantet, durchtrennt. Die Sockelbank wurde zudem an ihren beiden westlichen Enden durch Abschlagen des Steines geringfügig gekürzt. Auf die Flächen der fünf Chorwände sind unterhalb der Fenster ein Meanderfries und darunter ein schuppenartiger Vorhang mit einer Abschlussborde aufgemalt. Die beiden Dreiviertel-Säulen zwischen dem Chor und dem Langhaus weisen eine unterschiedliche Stärke auf. Die dickere, nördliche trägt ein Kapitell mit in Gold ge fasstem Blattwerk; die Deckplatte darüber zeigt eine oktogonale Form. Ihr Sockelprofil weist eine ähnliche Form wie die der Dienste in oberen Chorraum auf. Die südliche Säule trägt ein Kapitell mit stilisiertem, botanisch nicht genau zu bestim mendem Blumen- oder Knospenwerk. Das Sockelprofil entspricht dem des Arkadenpfeilers und des daran angefügten Nebenaltares. Um das Jahr 1300 erhielt der schlanke Chor ein Kreuzrippengewölbe, dessen Rippen und die, die Joche einteilenden Gurtbögen, das Profil des Birnstabes zeigen. Den Skelettbau des Gewölbes bilden als vorstehendes Tragelement die Gewölberippen, zwischen denen sich die statisch nicht tragenden vier Gewölbekappen befinden. rBirnstab als Gewölberippen im ChorbereTEh — UI 4.3.54.3 4.3.5 .1 10 _- Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.223 Bevor man mit Ausfertigung der Gewölberippen und Gewölbegurte beginnen konnte, wurde zuerst der Dachstuhl errichtet. Er diente als Schutz vor Wasser- und Frostschäden und gleichzeitig als Aufhängevorrichtung für Hebekräne, Gerüste und Arbeitsplattformen. Die aus Bundsandstein bestehenden Gewölberippen wurden über, von Zimmer leuten vorher eingerichteten hölzernen Lehrgerüsten gemauert. Die Gewölbekappen wurden später, entweder über ein die gesamte Gewölbefläche überspannendes Gerüst, meistens aus freier Hand ohne Lehrgerüst nur mit Hilfe mobiler und einfach zu handhabender Hilfsmittel, aufgemauert. Für die Aufmauerung der Gewölbe kappen wurden in der Regel Steine mit einem möglichst geringen spezifischen Gewicht genommen. Schon die mittelalterlichen Baumeister ließen, wie deutlich erkennbar, kleine Öffnungen in den Kappen, durch die Seile für die Befestigung von Lasten am Dachstuhl durchgezogen werden können. So wurde auch im Jahre 2000 die Aufhängung des Bronzekreuzes durch die Gewölbelöcher hindurch geführt und am Dachstuhl befestigt. Die am Hauptknotenpunkt des Kreuzrippengewölbes angebrachten Schlusssteine tragen stilisiertes Blat[werk. Der Schlussstein des westlichen Chorrechtecks ist mit einer kleinen Laubmaske, deren heraushängende Zunge gespalten ist, belegt. Die gespaltene Zunge soll auf die menschliche Doppelzüngigkeit hinweisen. Blatt masken, die uns zuerst in der antiken römischen Baukunst begegnen, wurden vornehmlich von der Romanik in Frankreich wieder aufgenommen. In der deutschen Gotik finden wir sie wieder häufig als Schmuckelement von Schlusssteinen und Konsolen. 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.224 4.900 Die Nebenaltäre 4.901 St. Josefaltar Auch mit Maßen dargestellt auf Seite 2.2337 Im Chor des nördlichen Seitenschiffes steht ein dem heiligen Josef geweihter, im Jahre 1952 durch eine ortsansässige Schreinerei gefertigter Altar aus Eichenholz. Er diente ab dem Jahre 1967 bis zur Umgestaltung des Chorraumes im Jahre 1993 als Zelebrationsaltar gemäß den Richtlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 1965). Bis gegen Ende des Zweiten Weltkrieges befand sich hier ein Herz-Jesu-Altar, dessen Altarstein im K riege u nversehrt g eblieben war. N ach R ückkehr d es d ama ligen Pfarrres Heinrich Stiegeler aus der Evakuierung und der Wiederaufnahme der Gottesdienste fand dieser Altarstein Verwendung in einem Notaltar. - [ Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.225 4.902 St. Heribertusaltar Auch mit Maßen dargestellt auf Seite2.2338 in Der Heribertusaltar im Chor des südlichen Seitenschiffes besteht aus Bundsandste Die asst. und ist abschließend in den 3/6 Abschluss des Nebenchores eingep Altarplatte weist an den Seitenteilen graue bzw. blaue Farbspuren unterschiedlicher Stärke auf. Über die Herkunft des Altares machen die orts- und pfarrgeschichtlichen Quellen keine Angaben. Aus der Pfarrchronik ist unter dem Datum 4. November 1954 lediglich zu erfahren, dass sich im Heribertusaltar zumindest seit diesem Tag die Reliquien eines un bekannten Märtyrers befinden und die Benediktion des Altares durch Pfarrer Joseph Dunkel in Anwesenheit des Aachener Weihbischofs Dr. theol. Friedrich Hünermann, der am gleichen Tag den Hochaltar konsekrierte, erfolgt ist. Der Verschlussstein des Reliquiengrabes ist auf der Vorderseite des Altarblocks unterhalb der Mensa zu erkennen. Auf dem Altar befindet sich eine polychromierte Statue des heiligen Erzbischofs Heribert aus dem 19. Jahrhundert. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.226 4.903 Muttergottesaltar Auch mit Maßen dargestellt auf Seite 2.2339 südlichem Unterhalb der ersten östlichen Arkade zwischen Langhaus und ltar mit Seitenschiff befindet sich, an den Pfeiler angebaut, ein romanischer Blocka ein weniges vorgekragter Mensa. Die Mensa ist, typisch für einen Blockaltar, nur um kigen Pfeiler größer als die Abschlussfläche des Stipes und reicht bis an den achtec fünf Konse bzw. die Rundsäule heran. Auf der Mensa sind noch vier der dereinst altar Neben krationskreuzzeichen sichtbar, die darauf hinweisen, dass der angrenzenden als Zelebrationsaltar diente. Diesen Hinweis gibt uns auch die in den zudem darauf die ogen, Pfeiler eingelassene 12 cm tiefe Kredenznische mit Spitzb den hat. Das schließen lässt, dass der Altar bereits früher an dieser Stelle gestan ppten ca. 30 abgetre bzw. fünfte Kreuzzeichen ist durch einen zweiteilig abgestuften den Aufsatz, cm hohen nicht mittig angelegten Aufbau überdeckt. Der Altar hat ohne jedoch mcl. Fundamentation eine Höhe von 110 cm. r und die Der Sockel des Altars trägt das gleiche Profil wie der Arkadenpfeile ebenfalls daran angelehnte Dreiviertelsäule. mit Jesuskind Auf der oberen Stufe des Aufbaus steht eine polychromierte Madonna aus dem 18. Jahrhundert. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.227 4.904 Altar der lmmerwährenden Hilfe Auch mit Maßen dargestellt auf Seite 2.23310 ngs des Beim Altar der lmmerwährenden Hilfe, unweit des westlichen Ausga geligen nördlichen Seitenschiffes, handelt es sich um ein Tryptichon, einen dreiflü mit mutter Altar, in dessen Mitte sich eine ikonographische Darstellung der Gottes dem Jesuskind auf dem Arm befindet. einem Der Hintergrund ist goldfarben. Die Gottesmutter trägt ein rotes Gewand mit ind schwarzen, golddurchwirkten Umhang der auch über den Kopf geht. Das Jesusk lls ebenfa n, braune trägt ein grünes Gewand mit rotem Gürtel und einen dunkel Rechte golddurchwirkten Umhang. Das Jesuskind legt beide Hände in die geöffnete seiner Mutter. Die griechischen Schriftzeichen MP links und GY neben dem Haupt der Maria €EOY bedeuten Mutter Gottes. MP ist die Abkürzung für METEP = Mutter, GY die für = Gottes. en Die Buchstaben IC links und XC rechts neben dem Kopf des Jesuskindes bedeut = OC XPICT flr XC Jesus Christus. IC ist die Abkürzung für IHCOYC = Jesus, Christos. rot Während Maria auf den Betrachter schaut, blickt das Jesuskind auf einen er die gewandeten Engel, der ihm ein Kreuz mit drei Querbalken zeigt. Darunt Buchstabenfolge: 0 AP M = Der Erzengel Michael. el. AP ist die Abkürzung für APXHAFFEAOC = Erzengel; M für MIXAEA = Micha der Engel, Auf der linken Seite des Bildes sehen wir einen weiteren, grüngewandeten dem Jesuskind die Leidenswerkzeuge, die Lanze und den Essigschwamm zeigt. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.228 Darunter die Buchstabenfolge 0 AP F FABPIEA = Gabriel. = Der Erzengel Gabriel. AP wie oben; F flur Bei dem Schriftzeichen AP sind die Buchstaben miteinander verschmolzen. Es handelt sich um eine Buchstabenverbindung, eine sog. Ligatur. Inschriften, bei denen es sich wie hier um Abkürzungen handelt, wurden im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, wie auch auf dieser Ikone erkennbar, mit sog. Kürzungszeichen überschrieben. Unterhalb des Bildes steht in goldenen Buchstaben der Bittruf: 0 MARIA! HILF Umrahmt ist die Ikone mit einer 6 cm breiten Blumen-Blattschnitzerei. Entstanden ist das Original der Ikone wahrscheinlich im 14. Jahrhundert auf der Insel Kreta. Sie kam um das Jahr 1500 nach Rom; Papst Pius IX. (1846-1878) übergab sie 1865 den Redemptoristen für die Kirche S. Alfonso. Die Art der Darstellung wird auch Hodegetria genannt nach dem Standort des Prototyps, dem Hodegon-Kloster in Konstantinopel. Der linke Flügel des Tryptichons zeigt einen Engel in oxydrotem Gewand und einem Schriftband mit der Aufschrift: Ave Regina Coelorum. (Sei gegrüßt, Königin des Himmels.) Auf dem rechten Flügel sieht man einen bordeauxrot gewandeten Engel mit einem Schriftband und der Aufschrift: Ave Domino Angelorum. Es müsste grammatikalisch richtig heißen: Ave Domina Angelorum. (Sei gegrüßt, Herrin der Engel). Die Hintergründe der Altarflügel sind goldfarben. Der i n H olz g efertigte n eugotisch gestaltete Unterbau des Mariahilf Altares weist links zwei, in der Mitte vier und rechts zwei Bahnen mit je von Spitzbogen über fangene Kleeblattbogen auf. Die Zweierbahnen tragen in der Mitte außen je einen Vierpass in einem Kreis und innen je einen Vierpass in einer Raute eingefasst. In der Mitte ist ein größerer Vierpass in einem Kreis angelegt. Das in dem Vierpass eingefügte stilisierte Epigramm lässt die Buchstaben ‚M“ und „A“ für Maria und ein Kreuz erkennen. - Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.229 4.905 Altarmensa 1; fl ri Auch mit Maßen dargestellt auf Seite 2.23311 Die Mensa des im Jahre 1993 abgebauten Hochaltars ist an der Rückwand des südlichen Seitenschiffes unter dem Bild der Kreuzesabnahme angebracht. Die Mensa hat eine Abmessung von 2,60 m x 0,90. Deutlich erkennbar sind auch hier die fünf Kreuzzeichen, als die Stellen, an denen der Altar bei der Konsekration gesaibt wurde. Das in der Pfarrchronik angegebene Alter von ca. 450 Jahren kann nicht belegt werden. Ungeachtet dessen besitzt die Altarmensa nahezu Reliquiencharakter. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2210 4.906 Grabkreuz der freiadeligen Familie von Torck L 000110 IM HERRN ST00000 OlE 0W 70014*5 LEOPOLD los 250 1755 0 050C005 60 1035 0 0007300 00*57 ANTON G 0*010 voll 70500 APRIL lUST 10SEP11 VON 70000 1:35: 00* SEPT00 CA7000INA SOS 70000 ALEXANDER VON TORCE MAO VON 7000* 0*70*015* CHRIST 050TOHR 01:00 ANTON 0 0 11007 VON 71100K 1OSPII VON 00000 WO 1 r Auch mit Maßen dargestellt auf Seite 2.23312 Vor dem Hochchor der Pfarrkirche befindet ein Denkmal, das an die letzte Gene ration des freiadligen Hauses von Torck und deren Eltern erinnert. Das Denkmal ruht auf einem 22 cm hohen Sockel und hat einschließlich des Kreuzes mit eisernem Korpus eine Gesamthöhe von 302 cm. Unterhalb des Kreuzessockels befinden sich in einem Medaillon eine kleine und eine größere Darstellung des Familienwappens. Beide gotische Wappenschilde sind in der Mitte durch eine Leiste geteilt. Die senkrechte Schraffierung im oberen Teil deutet b ei der nicht farbigen W appendarstellung d ie heraldische Farbe rot an. In dem Feld unterhalb der Wappenleiste sind waagerecht vier, darunter drei Rauten angeordnet. Oberhalb des größeren Wappens befindet sich ein Spangen- oder Turnierheim mit einer Helmkrone zu deren beider Seiten je ein Flügel als Helmzier hervorkommt und quasi den oberen kleinen Schild ganz umfängt. Unter dem Spangen- oder Turnierhelm ist eine Halsberge (Halsschutz) erkennbar, die den Wappenschild leicht überlappt. Hinter dem Wappen erscheint eine vorhangartige Draperie als Wappenmantel, die hinter dem Helm zeltartig g erafft i st. E r i st i m o beren Bereich gebauscht mit Schnüren gebunden und hängt an den Seiten in Falten herab. KathoHsche Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau — Seite 4.2211 Das Denkmal trägt folgende Inschrift: SEELIG DIE IM HERRN STERBEN. IOH(ANN) THOMAS LEOPOLD IOS(EPH) VON TORCK 1755 D(en) 25 T(en) APRIL GEBOREN IUNY GESTORB(EN) 1835 D(en) 6T(en) FRANZ ANTON IOSEPH VON TORCK 1801 D(en) 6 T(en) MAI GEBOREN GESTORBEN 1835 D(en) 22 T(en) SEPT(EM)B(E)R MARIA CATHARINA VON TORCK GEB(OREN) 4 T(en) JAN(UAR) 1760 GEST(ORBEN) D(en) 3 T(en) JAN(UAR) 1841 ALEXANDER VON TORCK GEB(OREN) D(en) 15 T(en) AP(RIL) 1788 GEST(ORBEN) D(en) 27 T(en) OCT(OBER) 1863 MAR(IA) CATHARINA CHRIST(INA) VON TORCK GEB(OREN) D( en) 7 T(en) JAN(UAR) 1799 GEST(ORBEN) D(en) 26 T.(en) MAI 1863 GERTRUD BERN(HARDINE) BERT(RANDINE) VON TORCK GEB(OREN) D(en) 2 T (en) FEB(RUAR) 1791 GEST(ORBEN) D(en) 11 T(en)NOV(EMBER)1867 ANTON JOS(E)PH VON TORCK GEB(OREN) D(en) 5 T(en) NOV(EMBER) 1789 GEST(ORBEN) D(en) 14 T(en) MÄRZ 1869 MARIA FRANCISCA WILHELMINA VON TORCK GEB(OREN) D(en) 15 T(en) MAI 1804 GEST(ORBEN) D(en) 4 T(en) MÄRZ 1883 Vor den von Torck waren die von Raesfeld im Besitz der Burg. Nachdem der letzte Burgherr aus dem Hause Raesfeld am 8. Dezember 1658 verstorben war, verließ dessen kinderlose Witwe Sophia Agnes geb. von Hersel im Jahre 1659 die Burg. Durch einen Schenkungsakt seitens einer Verwandten, der Äbtissin des freiadligen Stiftes Bocholtz, Anna Stephana von Raesfeld, gelangte die Burg im Jahre 1668 in den Besitz des Oberstleutnants Dietrich Adolf von Torck zu Nordheringen und Galen. In vierter Generation empfing am 7. Juli 1782 Johann Thomas Leopold von Torck (1755-1835) “als der geeignetste zur Erhaltung des Gutes und der Gerechtsame“ gegen eine Gebühr von 60 Rthlr. die Belehnung mit der Burg. Am 17. Januar 1786 heiratete Johann Thomas Leopold von Torck die aus Kreuzau gebürtige Maria Katharina Bonn (1760-1841). Aus der Ehe gingen elf Kinder hervor, von denen neben den Eltern sechs auf dem Grabstein genannt sind. Die Kinder Maria Franciscus Wilhelminus Henricus (getauft am 27.12.1786 + am 19.04.1804), Carolus Casparus (getauft am 15.05.1793 + 1793), Josephus Hubertus (getauft am 11.06.1794 + 1795) und Maria Clara (getauft am 17.03.1796), sowie der im Alter von 2 Jahren verstorbene Balduin (getauft am 17.03.1797 + am 04.09.1799) auf dem Grabstein nicht erwähnt. Sie sind entweder, wie Balduin, im sind Kindesalter gestorben oder auswärts beerdigt worden. Bei der Beinschriftung des Grabsteines kam es bei Maria Catharina Christina und Gertrud Bernhard ine Bertrandine von Torck zu falschen Angaben der Sterbedaten. Maria Catharina Christina ist nicht am 26. Mai 1863, sondern am 11. November 1863 verstorben. Kathohsche Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2212 Gertrud Bernhardine Bertrandine verstarb nicht, wie auf dem Grabstein angegeben, am 11. November 1867, sondern am 26. Mai 1867. Zwischen Maria Catharina Christina und Gertrud Bernhardine Bertrandine von Torck war es demnach zur Verwechslung der Tages und Monatsdaten gekommen und bei ersterer ursprünglich noch zu der falschen Jahresangabe „1867“, die später, wie noch deutlich erkennbar, in „1 863“ berichtigt wurde. Der jüngste Sohn, Franz Anton Joseph (1789-1869), stand von 1846 bis 1863 der Bürgermeisterei Stockheim vor. Da alle Kinder der Eheleute Johannes Thomas Leopold und Maria Katharina unverheiratet geblieben waren, vermachte ihre letztlebende Tochter, Maria Franziska Wilhelmina (1804-1 883), die Burg dem Oberregierungsrat Wilhelm Jungbluth, einem Urenkel ihrer im Jahre 1748 geborenen Tante Franziska Adolfina Jakobina Widdmann geb. von Torck. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2212 4.1 000 Die Orgel in der Kirche St. Heribert Ansicht vom Hochchor aus bis Die Zeichnungen zu der Orgel sind auch auf den Zeichnungsseiten 2.23313 2.233132 dargestellt. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2213 4.1001 Die Orgelempore Den ersten Hinweis auf eine Orgelempore können wir aus der baulichen Gegebenheit ableiten, dass die westliche Arkade, zum südlichen Seitenschiff hin führend, deutlich niedriger ist als die übrigen drei Arkadenöffnungen des Mittelschiffes. M an m uss d aher d avon a usgehen, dass bereits die mittelalterlichen Baumeister eine Westempore zumindest geplant, wenn nicht eingezogen haben. Der im Jahre 1863 erneut festgestellte bautechnisch bedenkliche Zustand der Pfarrkirche betraf auch die Orgelempore. Der Gemeinderat beschloss am 28.11.1863 zur Stabilisierung der Orgelbühne, die dort befindlichen hölzernen durch vier eiserne Säulen ersetzen zu lassen. Aus Kostengründen, es handelte sich um 100 bis 120 Thaler, beanstandete der Bürgermeister der Bürgermeisterei Stockheim, Johann Josef Schmitz, den Beschluss mit dem Hinweis, dass dafür der notwendige Fonds fehle und somit eine Genehmigung der Regierung eingeholt werden müsse. Daraufhin warf der Gemeinderat ein, dass die benötigten Anschaffungskosten durch Wohltäter bereitgestellt würden und bat diesbezüglich um die Einholung der „höheren Genehmigung“. Ob überhaupt und wenn ja, welche Sanierungsmaßnahmen hinsichtlich der Orgelbühne dann tatsächlich kurzfristig ergriffen wurden, lässt sich anhand des vorlie genden Quellenmaterials nicht bestimmen. Sicher ist nur, dass es sich dabei um ein Kostenproblem gehandelt hat. Die Art und Weise des Zuganges zur Orgelbühne vor Errichtung des Treppenturmes gibt uns infolge fehlender Quellen einige Rätsel auf. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass der Aufgang vom Inneren des Gotteshauses entweder über eine Stufen- oder eine Wendeltreppe zur Empore führte. Vermutlich befand sich dieser Aufgang auf Höhe der nordwestlichen Wand des Hauptschiffes zum Turmhaus hin. Diese Seite bot sich an, da das nördliche Seitenschiff zu dieser Zeit noch nicht errichtet war. 0 Im Zuge der Gesamtrestaurierung der Kirche in den Jahren 1869-1872 durch Heinrich Wiethase kam es zum Bau einer neuen Orgelbühne und eines gesonderten Treppenturmes als Aufgang zur Orgelbühne. Dieser befand sich an der nördlichen Außenwand der Kirche auf Höhe des ersten westlichen Mittelschiffjoches. Beim Anbau des nördlichen Seitenschiffes der Pfarrkirche in den Jahren 1906/07 wurde d er T reppenturm durch den jetzigen Emporenaufgang ersetzt. Der Aufgang wird neben der elektrischen Beleuchtung durch zwei mit gelbem Kathedralgias versehenen sowie einem unverglasten, vergitterten Spitzbogenfenster belichtet. Der Aufgang verläuft überwiegend entlang der in den Innenraum der Kirche integrierten nördlichen Turmhausmauer. Unterhalb des Treppenaufganges liegt ein Abstellraum, in dessen Innerem ein Teil des nördlichen unteren Turmgemäuers sichtbar ist. Ende Dezember 1951 stellte man fest, dass die Orgelbühne sich hinten um 4 cm gesenkt und vorne um 2 cm gehoben hatte und ein völliger Neubau unumgänglich war. Nach dem Abbruch der Empore wurde der bis dahin verdeckte, schöne gotische Bogen des Durchganges vom Hauptschiff zum Turmhaus für kurze Zeit sichtbar. Die erneuerte Orgelempore, die gegenüber der bisherigen vergrößert wurde, über spannt eine Breite, die sich aus der lichten Mittelschiffbreite mit einem Maß von rd. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2214 6,40 m ergibt und einer Tiefe von der Turmmauerkante bis zur Innenkante der Emporenbrüstung mit einem Maß von 5,27 m. Hieraus ergibt sich mit einer kleinen Verbreiterung in Nähe der Brüstung eine Gesamtgrundfläche von ca. 35,00 qm; davon sind ca. 9,50 qm Grundfläche für die Orgel anzusetzen. Für Orgelemporen gelten nach den einschlägigen DIN-Vorschriften Verkehrslasten von 500 kg/qm. Unter Verkehrslast versteht man die Last, die zum Deckeneigengewicht hinzukommt, wie z.B. Menschenansammlungen und das Eigenwicht der in diesem Fall 3.200 kg schweren Orgelanlage. Das Eigengewicht der Decke wurde einschließlich Unterdecke, Verkleidung, Stufen und Holzfußboden auf der Empore mit rund 230 kg/qm angenommen. Die Gesamtlast von 500 kg/qm + 230 kg/qm = 730 kg/qm wird über Stahlträger abgetragen. Im Abstand von rd. 70 cm liegen Stahiträger als Längsträger, in denen Stahlbetonplatten eingelegt sind. Diese Träger sind von der Turmwand bis zur Brüstung hin verlegt. Bei der Turmwand ruhen die Längsträger auf dessen Mauerwerk und im Bereich der Emporenbrüstung auf einem Querträger, der über die Breite des Mittelschiffs gespannt ist. Dieser Querträger ist von unten und seitlich mit Holz verkleidet. Die 5,27 m lange Brüstung der Orgelbühne stammt noch aus der Zeit der großen Kirchenrestaurierung der Jahre 1869-72. D Gebläse, Turmaufang und Technikj I = r D 1 Draufsicht auf die Orgelbühne C Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2215 4.1002 Beschreibung der Orgel Den ersten Bericht über eine Kirchenorgel in Kreuzau entnehmen wir einem Auszug aus einer Chronik der Bürgermeisterei Stockheim, begonnen am 1. Januar 1827. Darin finden wir unter dem Jahre 1832: In diesem Jahre wurde eine neue Orgel in die Pfarrkirche zu Kreuzau durch den Orgelbauer Herrn Paul Müller aus Reifferscheidt Kreis Schleyden für die Summe von 930 Thaler.... gebaut. In den Jahren 1869-1972 kam es wohl auch zu einer Vergrößerung der Orgel, wie ein Gemeinderatsprotokoll vom 18. Juli 1873 vermerkt. (siehe auch hierzu unter 0 rg elem P0 re) In den Wintermonaten der Jahre 1923-1924 erhielt die Pfarrkirche eine Orgel mit zwei Manualen und einem Pedal u nd 2 1 R egistern. Das 1. M anual h atte folgende Register: 1. Bordun, 2. Principal, 3. Flaut major, 4. Gedackt 5. Salicional, 6. Oktave und 7. Flauto. Das II. Manual :8. Hornprincipal, 9. Gamba, 10. Rohrflöte, 11. Aeoline, 12. Vox coelestia, 13. Trompete, 14. Traversflöte, 15. Piccolo, 16. Mixtur. Das Pedal hatte die Register 17. Contrabass, 18. Subbass, 19. Gedacktbass, 20. CeIIo und 21. Flautbass Beim Bau dieser Orgel war minderwertigeres lnflationsmaterial verwandt worden, das sich im Laufe der Jahre nicht bewährte, so dass spätestens gegen Mitte der 30 er Jahre des 20. Jahrhunderts das Werk nicht mehr störungsfrei bespielbar war. Zudem war der Aufbau des Orgelwerkes äußerst ungünstig. Die Empore war in nur zwei Meter Höhe durch die auf Eisenschienen ruhende Orgel überbaut. Der Kirchenchor stand unterhalb der Orgel, wodurch der Gesang wesentlich und zwar negativ beeinträchtigt wurde. Die im Jahre 1939 geplanten Umbaumaßnahmen, die u.a. eine Verlegung der Orgel in das Turmhaus vorsahen, konnten wegen des am 1. September des gleichen Jahres begonnen Zweiten Weltkrieges nicht mehr realisiert werden. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Pfarrkirche durch Granattreffer einwirkung erheblich beschädigt. Die Orgel wurde so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass selbst nach der Zusammenstellung der Orgeireste im August 1947 nur ein Manual mit neun Registern und eine Koppel an das Pedal für die Bespielbarkeit instand gesetzt werden konnte. Nachdem Pfarrer J oseph D unkel a m 25. D ezember 1 951 bekannt gegeben h atte, dass anstelle der „kriegsversehrten“ Orgel eine neue Orgel gestiftet worden sei, erfolgte im Januar 1952 der Abbau des alten, nur noch notdürftig bespielbaren Instruments. Anfang März begann die Montage des neuen Orgelwerkes, das in der Zeit vom 28. D ezember 1 951 b is 1 M ärz 1 952 i n d er 0 rgelbauanstalt J ohannes Klais KG, Bonn, gebaut worden war. . Am 11. und 15. März 1952 nahm der Beauftragte des Bischöflichen Generalvika riates, Domorganist Herbert Voss, Aachen, die „Technische Überprüfung“ vor und bescheinigte dem Orgelwerk eine hervorragende klangliche und technische Qualität. Die Disposition des Orgelwerkes erfolgte nach eingehender Besprechung seitens Pfarrer Joseph Dunkel mit dem Direktor der Kirchenmusikschule (Gregoriushaus) und des Konservatoriums zu Aachen, Dr. phil. Heinrich Freistedt und dem Domorganisten Herbert Voss und stellt sich wie folgt dar: Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2216 Zwei Manuale und ein Pedal Das Hauptwerk (1. Manual) hat 56 Tasten mit 56 Tönen und 7 Register; das Oberwerk (II. Manual) hat ebenfalls 56 Tasten mit 56 Tönen und 7 Register; das Pedal hat 30 Tasten, 30 Töne und 6 Register. Das Orgeiwerk besitzt somit 142 Tasten mit ebenso vielen Tönen und neben den 24 Registertasten noch 48 Registerwippen. Das Pfeifenwerk besteht aus 1272 Pfeifen, und zwar 100 aus Holz, 144 aus Zink und 1028 aus Zinn. Das Hauptwerk hat folgende sieben Register: 5. Oktave 2fach 1. Prinzipal 8‘, 6. Mixtur 4fach 2. Rohr[Iöte 8‘, 7. Schalmei8‘ 3. Spitzflöte4‘, 4. Gemsquinte 2 2/3 Das Oberwerk hat ebenfalls sieben Register: 5. Waldflöte 2‘ 1. Gedackt 8‘, Sesquialtera 2fach 6. 2. Salicional 8‘, 7. Scharf 3 4fach 3. Prinzipal 4‘ 4. Quintadena 4‘ - Das Pedal hat sechs Register: 4. Choralbass 4‘ cb. 1. Subbass 16‘ 5. Flachflöte 2‘ cb. 2. Prinzipalbass 8‘ 6. Fagott 16‘ 0— H 3. Gedacktbass 8‘ cb. Hinzu kommen vier Nebenregister und Spielhilfen: 3. Pedalkoppel l-P 1. Manualkoppel 11-1 4. Pedalkoppel ll-P 2. Suboktavkoppel 11-1 Begriffserklärungen zu den Registern und zur Technik der Orgel Register des Hauptwerkes worauf 1. Prinzipal: das Grundregister der Orgel. Grundklang und führende Stimme, dem die anderen Register aufgebaut sind. Die Bezeichnung kommt aus Lateinischen: principalis = der erste, der hauptsächlichste. 2. Rohrtlöte: der Klang ist dem einer Blockflöte ähnlich 3. Spitzflöte: klingt wie eine sehr helle, leichte, spitze Flöte mentes, 4. Gemsquinte: ein altes Instrument, klingt in der Art eines Streichinstru konisch, offene Labialpfeife, hat einen weichen Klang welches das 5. Oktave: klingt laut. Bezeichnung für ein Prinzipalregister, Oberton des oktavierend bestimmte Grundregister verstärkt, z.B. den ersten Prinzipals 6. Mixtur: ein schreiendes Register, dem Scharf ähnlich 7. Schalmei: altes Zungeninstrument mit spezifischem Klang Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2217 Register des Oberwerkes Oberwerk bedeutet, dass die Pfeifen oberhalb des Hauptwerkes angeordnet sind. 1. Gedackt: Die Orgelpfeife ist oben geschlossen, gedeckt daher der Name. Bei dem Gedackt handelt es sich auch um einen gedeckten Ton, verwandt mit dem Prinzipal 2. Salicional: Weidenpfeifen. Der Name kommt vom lateinischen Wort salix = Weide 3. Prinzipal: siehe unter Pos. 1 beim Hauptwerk 4. Quintadena: ein eng mensuriertes, gedacktes Orgelregister bei dem der zweite Oberton (Quinte) über dem Grundton deutlich mitklingt. Der Begriff Mensur bedeutet in diesem Sachzusammenhang: Verhältnis von Länge zur Breite der Pfeifen. 5. Waldflöte: heller, leichter Flötenklang 6. Sesquialtera: 2fach, setzt sich aus Quinte und Terz (2 2/3 und 1 3/5) zusammen. Die Sesqiualtera ist ein Soloinstrument, charakteristisch für den niederländischen und deutschen Orgelbau. 7. Scharf: lauter, scharfer, ganz hoher Ton, grell und hart, fast schreiend. Das Register gibt dem Ganzen etwas Glanz. — Register des Pedals 1. Subbass: In dieser Orgel die tiefste Stimme 2. Prinzipalbass: siehe unter Pos. 1 des Hauptwerkes, nur tiefer als Bass 3. Gedacktbass: siehe wie Oberwerk Pos. 1, der Gedacktbass geht in den Choralbass, der dann in die Flachflöte übergeht. 4. siehe unter 3 5. siehe unter 3 6. Fagott: 12 Töne von c bis h, geht in die Schalmei im Hauptwerk über. Die Schalmeipfeifen und einige Fagottpfeifen sind strahlenförmig angeordnet. zeigt die Höhe der Die Zahlen hinter den jeweiligen Registern und das Zeichen ca. 30 cm. von Höhe ne bezoge Pfeifen in „Fuß“ an. Das Fuß hat hier eine landes Der Begriff „fach“ hinter den Fußangaben der Register besagt, dass beim Anschlag einer Taste mehrere Töne gleichzeitig erklingen, z. B. bei der Mixtur vier Töne, bei der Sesquialtera zwei Töne. Beim Register Scharf 3-4fach werden in den höheren Lagen drei und in den tieferen vier Töne zum Erklingen gebracht. ‘ Die Buchstabenangabe cb. weist auf die sog. Auszüge hin, die nicht komplett auf das Manual, sondern teilweise auch auf das Pedal gebaut sind. Der Gedackt 8‘ aus dem Oberwerk geht in den Choralbass 4‘cb. und dann später in die Flachflöte 2‘cb. über. Man beachte hier die von 8 nach 4 und 2 geringer werdende Höhe der Pfeifen. Die Buchstabenfolge C-H hinter dem 6. Register Fagott im Pedal bedeutet, dass dieses Register nur 12 Töne hat und zwar von c bis h. Nebenregister und Spielhilfen ppelt Die Manualkoppel 11-1: Das zweite Manual kann an das erste Manual angeko mit. werden; die Register im zweiten Manual klingen dann auch im ersten Manual Die Suboktavkoppel 11-1 bewirkt, dass einige Register eine Oktave niedriger klingen. Diese Spielhilfe wird selten benutzt. ‘ Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2218 Die Pedalkoppel l-P: Die Register des ersten Manuals können mit in das Pedal gekoppelt werden. Die Pedalkoppel Il-P: Die Register des zweiten Manuals können ebenfalls mit in das Pedal gekoppelt werden. Die Koppelung kann stets ausschließlich in die angegebene Richtung erirolgen, nicht auch umgekehrt. Registerwippen: Mittels der Registerwippen kann man Klangkombinationen pro grammieren und durch Knopfdruck abrufen. In unserem Fall kann man somit drei Klangvariationen erzeugen, ohne den Spielverlauf zu unterbrechen. Walze: Die Fußwalze schaltet beginnend mit dem leisesten weitere Register zu, bis die Leistung des vollen Orgelwerkes erreicht wird. Windladen: Die Pfeifen stehen auf einer Windlade aus Eichen- und Kiefernholz oberhalb eines Windkanals. Die Kanäle leiten den Wind in die Laden; dieses sind rechteckige flache Kästen aus Holz auf denen die Pfeifen stehen und in denen sich elektrische Präzisionsrelais befinden, durch die der Organist die gewünschten Pfeifen erklingen lassen kann. Der rein elektrische, freistehende und fahrbare Spieltisch ist aus Eichenholz, innen Edelholz, und mit einem Roliladendeckel ausgestattet. Das Kontaktmaterial ist aus 9000 Massivsilber; die Leitungen und Kabel aus Kupfer. Die Orgel wird mit SpezialSchwachstrom Gleichrichter und elektrischer Gebläseanlage für 220/380 Volt Drehstrom betrieben. Die Erläuterungen zu den Registern und zur Technik der Orgel verdanken wir dem Organisten an der Pfarrkirche St. Heribert, Herrn Kurt Kappes. Die Kosten für die Orgel betrugen DM 30.000,00 davon waren DM 500,00 für noch wiederverwendbare Teile der alten Orgel und DM 2.000,00 für das restliche Material in Abzug gebracht, so dass sich ein Gesamtkostenbetrag von DM 27.500,00 ergab. Der Name des damals ungenannt bleiben wollenden Stifters, dessen Veröffent lichung nach über 50 Jahren durchaus historiographischen Gepflogenheiten enstspricht, ist Peter Lüttgen, Mitinhaber der ehem. Papierfabrik Peter Lüttgen oHG. Am Sonntag, dem 16. März, dem Fest des hl. Kölner Erzbischofs Heribert (999-1021) des Patrons der Pfarre und des Hochaltares, wurde das neue Orgelwerk in einer musikalischen Andacht mit Eucharistischem Segen durch Dr. phil. Heinrich Freistedt eingeweiht u nd d urch 0 rtspfarrer D unkel d er P farrgemeinde ü bergeben. D ie Feier wurde durch den Kirchenchor gesanglich mitgestaltet, an der Orgel Herbert Voss, Domorganist an der Hohen Domkirche zu Aachen. In seinem Gutachten vom 25. März 1952 schreibt Domorganist Herbert Voss: „Die Orgelbauerfirma Joh. Klais, Bonn, hat mit dem Bau der Orgel zu Kreuzau erneut ihre Meisterschaft bewiesen. Es war für mich eine Freude, dieses Instrument in einer kirchenmusikalischen Feierstunde einzuspielen. Welche Registrierungsmöglichkeiten bieten sich dem Organisten bei nur wenigen Registern! Jedes Manual bildet ein Werk für sich und bei der ungünstigen Raumfrage (Empore) hat man eine gute Lösung in der Aufteilung der Werke gefunden. Das 2. Manual (Obeiwerk) befindet sich über dem 1. Manual (Hauptwerk) und erfreut besonders durch seinen sllbrigen Glanz in den Aliquoten. 1) Es hebt sich gegenüber dem Hauptwerk gut ab. Nicht zu vergessen, die sehr schön intonierten Grundregister. 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2219 O Gedackt 8‘ und Quintade 4‘im 2. Manual, die in den tiefsten Lagen bei schnellstem Figuren werk jeden einzelnen Ton deutlich erkennen lassen, während man bei den meisten Orgeln in den tiefen Lagen kaum die Töne genau voneinander unterscheiden kann. Auf dieser Orgel kann man durch die hervorragende lntonation und Präzision der Register alle Arten der Phrasierung und Artikulation bestens ausführen und der Spieler hat seine helle Freude daran, dass bei dieser Anschlagsart die Werke der Orgelliteratur genauestens wiedergegeben werden können. Jedes Register ist von besonderer Schönheit und die Intonation ist bei niedrigem Winddruck so gehalten, dass ein runder ausgeglichener Klang in allen Lagen vorherrscht. Die Mixturen passen sich den anderen Registern gut an und werden durch die Grundregister gut gedeckt. Die Schalmei ist als Solostimme, wie auch für das Plenum sehr wertvoll und bringt zu dem herrlichen Silberglanz der Mixturen die goldene Färbung. Auch das Pedal bildet ein Werk für sich und setzt sich gut durch. Die Disposition ist genauestens überlegt und dem Kirchenraume angepasst. Bei Eurer Kirche klingt die Orgel in solcher Fülle, dass man meint, viel mehr Register zur Verfügung zu haben als man in Wirklichkeit hat! Aber auch bei gefüllter Kirche geht vom Glanz des Instrumentes nicht viel verloren. Es ist von Wichtigkeit, auch das äußere Bild der Orgel in Erwägung zu ziehen. Der offene Prospekt fügt sich architektonisch in würdiger Weise dem Kirchenraum an. Wenn man in das Innere des Prospektes hineinschaut, ist man von der sauberen Arbeit und dem hervorragenden Pfeifenmaterial überrascht. Alles lässt eine gewissenhafte Arbeit erkennen und spricht für den Erbauer. Auch auf einer solchen Orgel, die dem barocken Klangideal entspricht und die nur wenige Spielhilfen besitzt, (ohne Jalousienschweller) 2) kann man alle Werke der Orgelliteratur bringen. Besonders gut durch die Anlage der Disposition lassen sich die Werke Bachs und der klassischen Orgelmeister sowie die moderne Literatur wiedergeben. Aber auch die romantische Orgelmusik kann man ohne den so beliebten Jalousienschweller zu Gehör bringen. Man hat zwei freie Kombinationen zur Verfügung und somit neben dem Handregister und der geteilten Kombination Abwechslungsmöglichkeiten genug. Alles in allem kann man sagen, dass die Orgel klanglich sowie technisch ihrem Erbauer alle Ehre macht und die kath. Pfarrgemeinde Kreuzau zu diesem Werk beglückwünschen “. Erläuterungen zu 1) Aliquoten: mitklingende Obertöne, stärker als der Hauptton zu 2) Schwellwerk: Das Schwellwerk ist ein Teilwerk der Orgel und steht in einem allseits geschlossenen Gehäuse, dem Schwellkasten, dessen Vorderseite aus einer Jalousie mit beweglichen Klappen besteht. Die Klappen dieses Jalousienschwellers können vom Organisten durch eine Trittvorrichtung geöffnet oder geschlossen werden. Die hiesige Orgel besitzt kein Schwellwerk. Erläuterungen von H. Kurt Kappes Zu den Ausführungen von Domorganist Voss schrieb Pfarrer Joseph Dunkel ergänzend: „Lebhafte Zustimmung fand die auf äußere Schönheit und der tiefe Sinn des offenen Orgelprospektes: inmitten des gradlinig aufwärts strebenden Werkes versinnbildlichen die strahlenförmig angeordneten Pfeifen der Schalmei ( und des Fagotts) die Strahlen des heiligen Kreuzes, dem die Pfarrkirche (ursprünglich als erstem, jetzt als zweitem) Titelpatron geweiht ist und das die Himmelsstatt erhellt. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2220 Das aus Eichenholz gefertigte Gehäuse der Orgel trägt auf ihrer dreigeteilten Frontleiste u nterhalb d er Pfeifen e in 0 hronogramm, das Pfarr er i.R. Andreas Pohl aus Blens verfasste und das von Peter Brings, dem dam aligen stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenchores, der sich auf der rechten Seitenleiste mit seinen Initialen PB verewigt hat, eingeschnitzt wurde. Es lautet: Mater Dei et s. heribertus augeant Lumen Crucis organo et Canticis in Campo Crucis. (Die Mutter Gottes und der hl. Heribert mögen durch Gesang und Orgelspiel das Licht des Kreuzes in Kreuzau vermehren). Ein Chronogramm (griech. Zeit und Satz) ist eine Inschrift in lateinischer Sprache, in der gewisse Buchstaben durch Größe oder Farbe herv orgehoben sind. Diese Buchstaben sind zugleich als römische Zahlenzeichen zu lesen , aus denen sich addiert eine Jahreszahl ergibt. Dies war vor allem in Zeiten der Rena issance und des Barocks eine beliebte Datierung in lateinischen Inschriften. - - Die innerhalb unserer Orgelinschrift durch Großschreibung herv orgehobenen Buch staben sind: M (Mater) D (Dei) 1 (herlberti) L (Lumen) C (Crucis) C (Canticis) 1 (In) C (Campo) 0 (Crucis) ueant Lumen Gruci orguno Oirr Di rf . rrXbrfu rf Oan1iri In Oninpa Oruris Addiert man diese römischen Zahlenzeichen, so ergibt sich die Jahreszahl MDCCCCLII Millesimo nongentesimo quinquagesimo secundo = 1952, das Jahr des Einbaus der Klaisorgel. - Anfang des Jahres 1952 wurde in der Orgelbauanstalt Johannes Klais in Bonn die von der Stadt Köln für Hiroshima/Japan gestiftete Orgel gebaut. Sie erhielt die gleiche Disposition wie die Orgel der Pfarrkirche St. Heribert in Kreuzau. rD -3 rD cr R) 1 1 1 1 1 1 1 4 -J rD rD (7) CI) rD Z7 (7) Cc 4.26 5.23 03 rD 03 ‘.3 03 r.30‘ 0‘ o . 4.- tn 0‘ -O -- 0 1w 1w 0 J 03 9 Ui Ui th - o 0‘ 03 :7 (/7 1-, :7- i,4J Ii I - II II (1) rD (1) :7rD 2 36 4.92 I-T-4 1 1 1 1 Cn 0 CD CD Co CD z (1) (1) 1 0 0 0 r‘J r‘-j CD CD (1) 1 0) N (D cD c3- CD (D (1) 0 - (D -U -4, 0) (1) C) 0 :3- 0) 1• 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2222 4.2001 Allgemeines zur Baugeschichte der Pfarrkirche im 19. Jahrhundert bezüglich des Langhauses und der Seitenschiffe Um das Jahr 1820 befand sich die Kirche in einem baulich sehr bedenklichen Zustand, der sich bis zum Jahr 1863 weiter verschlechterte. Die Kreisbaubehörde zog aufgrund eines Gutachtens die Schließung der Kirche in Betracht. Das Bauamt empfahl dem Gemeinderat, der für die baulichen Belange des Kirchengebäudes zuständig war, dessen Abriss und einen Neubau. Da die Zahl der Gemeindemitglieder mittlerweile auf ca. 1500 angewachsen war, beabsichtigte man, die neue Kirche dreischiffig, jedoch nicht mehr gotisch, sondern im byzantinischen Stil zu erbauen. Mit „byzantinisch“ war romanisch gemeint, ein Stilbegriff, der erst um das Jahr 1820 von französischen Gelehrten geprägt worden war und der sich noch nicht allgemein durchgesetzt hatte. Zwecks der Baufinanzierung wollte man sich an den Oberpräsidenten des Rheinlandes in Koblenz wenden und um die Genehmigung einer Kollekte im gesamten Rheinland für den Kirchenneubau bitten. Ferner wollte man bei König Wilhelm 1. (1861-1888) „untertänigst um ein Gnadengeschenk“ nachsuchen. Um die drohende Gefahr eines Einsturzes abzuwenden, entschloss man sich, die Kirche mit Holzbalken abzustützen. Ein weiteres Gutachten ging jedoch davon aus, dass ein Neubau nicht zwingend notwendig, jedoch umfangreiche und durchgreifende Sanierungsmaßnahmen drin gend erforderlich seien. Es wurden daraufhin einige Restaurierungs- und Sanierungsentwürfe erstellt, die jedoch nicht befriedigend waren. So beauftragte man schließlich im Jahre 1868 den Kölner Architekten Heinrich Wiethase, einen der renommiertesten Neogotiker des 19. Jahrhunderts, mit der Erstellung eines Gutachtens und eines Konzeptes für die dem mittelalterlichen Baustil adäquate Sanierung des Gotteshauses. Nach den vorgenannten Plänen von Heinrich Wiethase wurde die Pfarrkirche in den Jahren von 1869 bis 1872 grundlegend saniert. Die Wand innerhalb des vierten Joches von Westen und ein Teil des ersten Langchorjoches musste abgebrochen und neu errichtet werden, und das gesamte Langhaus wurde neogotisch eingewölbt. Das südliche Seitenschiff und die Sakristei wurden erneuert. (Siehe hierzu detaillierte Beschreibung bei den entsprechenden Bauteilen.) Bereits an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es sich bei den angegeben Maßen infolge der Bauausführung des öfteren um Durchschnittswerte handelt. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 42223 4.2002 Das Äußere des Langhauses - Nordseite Die Außenwand des Langhauses ist an der Nordseite durch vier Strebepfeiler gegliedert, die gleich denen des Chorbereichs mit einer giebelartigen Abdeckung versehen sind. Die bei den Strebepfeilern des Chorbereiches sichtbare Abtreppung ist hier durch das Dach des Seitenschiffes verdeckt. Das Mauerwerk ist zwischen dem Turmhaus, mit dem es schwach verzahnt ist, und dem ersten bis dritten westlichen Pfeiler auffallend kleinteilig. Es besitzt innerhalb des ersten westlichen Joches einen und innerhalb des dritten und vierten Joches je zwei Zuganker. Die Auffassung, dass das Mauerwerk in seinen drei westlichen Jochen noch von einem älteren, romanischen Kirchenbau stammen könne, lässt sich nicht verifizieren. Die drei westlichen Strebepfeiler an der Nordseite des Langhauses wurden erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entsprechend der Jocheinteilung im Inneren der Kirche angefügt. Gemäß einer beim Katasteramt in Düren aufbewahrten Flurzeichnung von März 1857 reichten die Strebepfeiler nur bis zum Abschluss des Langchores. Im Jahre 1882 sind die drei westlichen Strebepfeiler, wie ein „Gräberplan des Kirchhofes zu Kreuzau“ zeigt, angefügt. Erst nach der Anfügung dieser Strebepfeiler konnten aus statischen Gründen auf Höhe der drei westlichen Joche zumindest größere Fenster angelegt werden, die nahezu die gleichen Ausmaße wie die des westlichen Langchores hatten. Auf Höhe des ersten westlichen Joches befindet sich kein Obergadenfenster. Beim Anbau des nördlichen Seitenschiffes in den Jahren 1906/7 wurden die Fenster zu Obergadenfenstern verkürzt. Vor dem Neuanstrich der Kirche in den 1990-er Jahren konnte man auf der Innenseite der nördlichen Mittelschiffwand deutlich die abgesetzte Vermauerung der Fenster erkennen. Die Fenster reichten nahezu bis auf die heutigen Bogendurchgänge hinab. Eine Fotografie der Pfarrkirche (ohne nördliches Seitenschiff), erschienen in „Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“ von Paul Clemen, die unmittelbar vor der letzten Erweiterung aufgenommen wurde, zeigt u.a. die Nordseite mit den bis zum Turmhaus reichenden Strebepfeilern und dem damaligen zur Orgelbühne führenden äußeren Treppenturm. Das Maßwerk der drei Obergadenfenster an der Nordseite des Hauptschiffes besteht aus je zwei Bahnen mit Kleeblattbögen und einem darüber gelegenen Vierpass sowie aus Zwickeln und Rauten. Das vierte Joch ist fensterlos. Die beiden östlichen Obergadenfenster mit Kleeblattbögen und Vierpass gehören zum Langchor. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2224 4.2003 Das Äußere des Langhauses Südseite - Die Südseite bildet die Schauseite der Kirche mit ihrer Lage zum ehema ligen Kirchhof hin. Hier sind keine Strebepfeiler angelegt, sondern lediglich Wandvorlagen , sog. Lisenen, die mit pultförmigem Haustein abgedeckt sind. Wegen des bereits im 14. Jahrhundert erfolgten Anbaues des südlichen Seitenschiffes, haben die mittel alterlichen Baumeister auf Strebepfeiler verzichtet, da das Seitenschiff den Gewöl beschub auffängt. Von den ursprünglich vier Obergadenfenstern wurde das westliche nach dem Zweiten Weltkrieg zugemauert. Das dort unbeschädigt gebliebene Fenstermaßwerk wurde gegen ein zerstörtes ausgetauscht, nicht zuletzt um den unerwünschte n Lichteinfall auf die Orgelempore zu vermeiden. Sowohl von außen als auch von der Orgelempore sind die Fensterlaibungen noch sichtbar. Das Maßwerk der drei verbleibenden Obergadenfenster besteht jeweils aus zwei Bahnen mit Kleeblattbögen, die von einem Vierpass überhöht werden sowie aus Rauten und Zwickeln. Die beiden ebenfalls zweibahnigen östlichen Obergadenfenster mit Kleeblattbögen und einbeschriebenem Vierpass gehören zum Langchor. 4.2004 Das Innere des Langhauses Wie bereits erwähnt ( siehe S. 4.222 f.) erhielt um das Jahr 1300 nur der Chor einen steinernen Gewölbebau, ein Kreuzrippengewölbe. Für das zu Beginn des 14. Jahrhunderts fertiggestellte Langhaus war ebenfalls ursprünglich eine Einwölbung durch ein Kreuzrippengewölbe vorgesehen, das aber nicht zur Ausführung kam. Hierauf verweisen die Runddienste mit ihren mit Blattornamenten geschmückten Kapitellen, die das erst im 19. Jahrhundert fertiggestellte Steingewölbe tragen. Die mittelalterliche Planung sah, wie bei Instandsetzungsarbeiten im Jahre 1934 festgestellt wurde, eine Erhöhung der Mittelschifffirst gegenüber einem niedrigeren Chorniveau vor. Anstatt mit einer Steineinwölbung wurde das Mittelschiff mit einer höher gelegenen hölzernen Tonne, die auf der Mauerkrone aufliegt und gleichzeitig die Konstruktion für den Dachstuhl der Kirche bildet, versehen. Der Teil des Hochchores, der oberhalb der gotischen Einwölbung lag, war in Richtung Mittelschiff durch eine vertikale Wand zur höher angelegten Holztonne hin geschlossen. Im Zuge der bereits erwähnten großen Sanierung der Jahre 1869-1872 musste die nördliche Wand innerhalb des vierten Joches von Westen und ein Teil des ersten Langchorjoches abgebrochen und neu errichtet werden. Anschließend wurden die vier Joche des Langhauses, wie es der ursprüngliche mittelalterliche Entwurf vorsah, mit einem Kreuzrippengewölbe geschlossen. Rippen und Gurtbögen tragen das Profil des Kehistabes, einer Formgebung, die aus Epoche der Spätgotik entlehnt wurde. Die Schlusssteine sind mit stilisiertem Blattwerk belegt. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2225 Als Gewölbeträger mit Kelchkapitellen dienen Runddienste aus der Zeit der Erbauung des Langhauses. Diese nicht vom Boden aufsteigenden Dienste laufen nach unten spitztütig aus. Die Kapitelle sind mit unterschiedlichen, für die Gotik typischen stilisierten Blattornamenten, Rosetten, Blüten oder sternförmigen Schmuckelementen belegt. Unterhalb der Runddienste befinden sich Konsolen für die Aufnahmen von Heiligenstatuen. Die Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg betrafen neben anderen Bauteilen auch den Hochchor und das Mittelschiff. Acht Gewölbekappen mussten erneuert werden. Der Chor und das Mittelschiff weisen heute keine ikonographische Ausmalung mehr auf. Bereits im Jahre 1934 war die bisherige, teilweise überladene Ausstattung und die ungünstige Bemalung der Kirche entfernt worden. Der aus Kreuzau stammende Kunstmaler Wilhelm Braun gestaltete die Ausmalung durch Darstellungen der zwölf Apostel neu. Bei den je fünf Obergadenfenstern an den Seiten des Mittelschiffes wurde das nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzte Kathedralgias in den 1960-er Jahren gegen Echt Antikglas unter Verarbeitung von Opalglas ausgewechselt. Bei den Fenstern, die keine gegenständlichen Darstellungen enthalten, handelt es sich um Entwürfe des Künstlers Heinz Geuer, ausgeführt von der Glasmalerei Gossel in Urberach. Die vier oktogonalen verputzen und farblich gefassten Arkadenpfeiler an der Süd seite des Mittelschiffs gehen gleitend in die geschrägte Bogenlaibung der Arkadenöffnung über. Die Pfeilerschäfte haben einen Durchmesser von ca. 83 cm. Die Arkadendurchgänge weisen unterschiedliche Maße in Höhe und Breite auf. Der westliche ist wegen einer schon im Mittelalter geplanten Westempore mit 4,25 m breiter als die übrigen Durchgänge des Mittelschiffes, um den baulichen Anschluss an den Turm zu gewinnen. Die übrigen Maße der Arkadendurchgänge sind der Zeichnung auf Seite 4.2221 zu entnehmen. Die Pfeilerbasen, mit Wülsten und Hohlkehlen profiliert, differieren in ihrer Höhe von 54,5 cm bis 43,5 cm und ragen zudem in unüblich geringer Höhe über das Bodenniveau hinaus. In der bereits erwähnten Studie „Das Dorf Kreuzau“ aus dem Jahre 1896 gibt uns Johann Esser hierfür die folgende Erklärung: Da dieser (sc. Kirchenbau) vor der e,wähnten Restauration (1869-1872) einen so tiefen Sandsteinbelag hatte, dass man drei Stufen hinabtrat, und noch tiefer Spuren eines älteren, aus kleinen gelblichen Steinchen zusammengesetzten Bodens sich zeigten, diese Bodentiefe aber nur durch eine starke Erhöhung des Erdreiches außerhalb der Diese Sachverhalte weisen eindeutig auf eine Kirche entstehen konnte nachträgliche Erhöhung des Niveaus des Kirchenbodens hin. ... Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2226 Noch in der Neuzeit fanden Beerdigungen auch innerhalb des Kirchenraumes statt. Im Jahre 1762 musste der Bodenbelag der Kirche erneuert werden. Das Stiftkapitel zum hl. Johannes, das seit der Inkorporation der Pfarrkirche vom 20. Juni 1384 zuständig und im Jahre 1 569 von Nideggen nach Jülich übergesiedelt war, lehnte die Übernahme der Kosten mit der Begründung ab, dass der Kirchenboden für Beerdigungen aufgerissen werde, wofür die Kirche Gebühren nehme. Im März 1798 begrub Pfarrer Peter Andreas Clermont (1797-1798-1840) seinen Vorgänger, Pfarrer Johann Wilhelm Froitzheim (1739-1798), in der Kirche. Es war die letzte Beerdigung eines Pfarrers innerhalb des Gotteshauses. Als im Jahre 1928 eine Zentralheizungsanlage in die Kirche eingebaut wurde, fand man beim Bau der Heizungskanäle im rechten Teil des Hochchores, am St. Heribert Altar und bei der teilweise Unterkellerung des südlichen Seitenschiffes, (s. hierzu Zeichnung S. 2.160, sterbliche Überreste von dort Beerdigten, teilweise von Priestern im Messgewand. Die vorgefundenen Gebeine wurden auf dem Kirchhof eingebettet. Im Zuge des Erweiterungsbaues in den Jahren 1906/7 wurde die nördliche Mitteischlifwand zum neu zu errichtenden Seitenschiff hin, durchgebrochen. Die bis dahin außen führenden Strebepfeiler wurden in den Kirchenraum des nördlichen Nebenschiffs integriert und dienen seitdem als polygonale Wandpfeiler, die oberhalb des Seitenschiffdaches in ihrer ursprünglichen Funktion als Strebepfeiler heraus ragen. Der einfache Wanddurchbruch erklärt die Unterschiedlichkeit der südlichen und der nördlichen Pfeilerreihe des Mittelschiffes. Die Maße der Arkaden finden sich ebenfalls auf Seite 4.2221. Im Mittelschiffinneren wurde nach Westen die Mauer unterhalb der Orgelempore bis zur Turmwand um 21 cm aufgedickt, um somit für den Eisenträger der Orgelempore eine breitere Auflage zu schaffen. 4.2005 Das südliche Seitenschiff Das südliche Seitenschiff wurde im Verlauf des 14. Jahrhunderts an das Langhaus der Pfarrkirche angefügt. Es war geschlossen durch eine kreuzgewölbeartige Decke mit Pliesterwerk. In östlicher Verlängerung des Seitenschiffes befand sich bis zu der großen Kirchenrestauration der Jahre 1869 —1872 auf Höhe der beiden verkürzten Chorjoche die Sakristei, mit einem nach Norden leicht verjüngtem Grundriss. In westlicher Richtung verlief das Schiff bis auf die Höhe der östlichen Mauer des Turmhauses. In diesem Winkel befand sich laut einer Flurzeichnung der Gemeinde Kreuzau, des Kreiskatasteramtes Düren, von März 1857, ein profanes Gebäude von ca. 7.00 m x 4.50 m, wohl eine Baubaracke. Die Flurkarte weist zudem auf Höhe des heutigen vierten westlichen Joches einen Vorbau von ca.4,50 m Tiefe und ca. 4,00 m Breite aus. Siehe auch hierzu unter Beschreibungen „Außentüren“ Seite 4.207 f. Im Zuge der schon mehrfach erwähnten Restauration wurden das südliche Seitenschiff mit einer Innenbreite von ca. 3,70 m und die Sakristei gänzlich abgebaut und in einer Breite von 5,00 m (lnnenmaß) neu errichtet. Innenansicht, Fenster 05-S Innenansicht. Fenster O1-S r bzw. Mnrse Innenansicht, Fenster 04-S Gesamtübersicht der Fenster O1-N bis 08-N und O1-S bis 06-S Ud- Innenansicht, Fenster 03-S Innenansichten der Fenster O1-S bis 06-S im rechten Seitenschiff (Männerseite), Südseite. Innenansicht. Fenster 06-S 4,1$, ¶ ••L 1 iIil 1 Øj Fi‘ 4. Innenansicht, Fenster 02-S r\) CI) CD CD N 0) CD (D -‚ 1 (D (D (1) 0 -o (D 0 Cl) 0 0) Innenansicht. Fenster 05-N Innenansicht. Fenster 01 -N Innenansicht, Fenster 07-N Innenansicht. Fenster 06-N Innenansichten der Fenster O1-N bis 08-N im linken Seitenschiff (Frauenseite), Nordseite. Innenansicht. Fenster 03-N Innenansicht, Fenster 02-N Innenansicht, Fenster 08-N 1 Innenansicht, Fenster 04-N ‚‘3 CD CD 1 -o CD 0 (1) 0 0) 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2227 Das Seitenschiff besitzt eine Chornische mit 3/6 Abschluss, deren drei einbahnige Fenster mit Kleeblattmaßwerk gegenstandslos buntverglast sind. Die Decke ist mit einem Kreuzrippengewölbe geschlossen, welches das Profil des Kehlstabes zeigt. Als Gewölbeträger dienen Konsolen, die möglicherweise noch vom früheren Seitenschiff stammen. Von den heutigen acht Jochen zählen die zwei östlichen mit 5,00 m x 2,50 m zum Chorbereich. Die beiden westlichen Joche mit 5,00 m x 3,00 m wurden im Zusammenhang mit dem letzten Erweiterungsbau, der Errichtung des nördlichen Seitenschiffes, in den Jahren 1906-1 907, angefügt. Bis dahin stand der Turm nach drei Seiten frei. Dieser Anbau erhielt die gleiche architektonische Ausgestaltung wie das nördliche Seitenschiff. Wandvorlage und Bogen messen ca. 60 cm x 20 cm. Die sechs Seitenfenster sind zweibahnig; sie weisen oberhalb der von Halbkreisbögen überfangenen Kleeblattbögen ein unterschiedliches Maßwerk auf. Die lkonographie der Fenster wurde in den Jahren 1960-er von dem Glasmaler Heinz Geuer nach einer von Pfarrer Rudolf Pleuß (1958-1973) erarbeiteten theologischen Thematik: „Die Eucharistiefeier als Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu“ künstlerisch gestaltet. Fenster 01-S Maßwerk: Zwei Fischblasen, Zwickel und Rauten lkonographie: Confiteor Christus nimmt die Sünder auf Fenster 02-S Maßwerk: Zwei Dreipässe im Kreis, Raute und Zwickel lkonographie: Der Priester tritt an die Stelle Christi Bereitung der Opfergaben Fenster 03-S Maßwerk: Zwei Fischblasen, Raute, kleine Zwickel lkonographie: Bereitung der Gaben Fenster 04-S Maßwerk: Vierpass mit deutlichen Nasen in einem Kreis, Zwickel und Raute Ikonographie: Wandlung; Blut fließt aus der Seitenwunde Jesu in den Kelch Fenster 05-S Maßwerk: Zwei Fischblasen Raute und Zwickel, der Bogen, der die die Kleeblattbögen überfängt, ist im Ansatz spitz Ikonographie: Die verwandelten Opfergaben werden der Allerheiligsten Dreifaltigkeit dargebracht Fenster 06-S Maßwerk: Vierpaß in einem Kreis und Zwickel lkonographie: Austeilung der hl. Kommunion an die um den Altar versammelten Gläubigen — Das erste und vierte Fenster von Westen tragen den Namenszug des Künstlers Heinz Geuer mit der Jahresangabe (19)65. Die Außenwand ist durch einfach abgetreppte Strebepfeiler in sechs Felder gegliedert. Sie zeigt einen Sockel und ein durchgezogenes Kaffgesims, das sich unterhalb der Fenster um die Strebepfeiler verkröpft entlang zieht. Die Strebepfeiler sind mit pultförmigem Haustein abgedeckt. Der westliche Pfeiler ist diagonal zur Wand angeordnet. Die Westseite besaß nördlich und südlich des Turmhauses, ebenso wie dieses, bis Ende des Zweiten Weltkrieges je ein neogotisches Spitzbogenfenster. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2228 4.0006 Das nördliche Seitenschiff Das nördliche Seitenschiff wurde in den Jahren von 1906-1907 nach Plänen des Diözesanbaumeisters Franz Statz im neogotischen Stil angebaut. Dabei wurde die nördliche Mauer des Hauptschiffes durchbrochen und die Strebepfeiler in das Seiten schiff integriert. Die Mauerstärke an der Nordseite beträgt zwischen 75 und 80 cm, die in das Seitenschiff hineinreichenden Strebepfeiler messen 50 cm X 65 cm. Um eine einheitliche Architektur des Seitenschiffes zu erreichen, wurden der Nordwand Blendarkaden vorgesetzt. Das Schiff besitzt einen kleinen Nebenchor mit einem 3/6 Abschluss. Die Breite des Schiffes beträgt von Wand zu Wand 5,00 m, unterbrochen durch die vorgenannten Strebepfeiler bzw. die Wandvorlagen. Die acht Joche sind mit einem Kreuzrippengewölbe geschlossen, als Gewölbeträger dienen auch hier Konsolen. Die ersten beiden östlichen Gewölbefelder mit 2,50 m x 4,12 m gehören zum Chorbereich, der mit einer 1,25 m tiefen Blendarkade auf einen lnnenmaß von 7,25 m verbreitert ist. Wegen des Treppenaufgangs zur Orgelempore ist das zweite Gewölbefeld von Westen auf eine Breite von 3,50 m verkürzt, und das dritte Gewölbe weist fünf unregelmäßige Felder auf. (s. hierzu die Zeichnung auf 5. 2.130) Die ersten beiden, wie bereits erwähnt, zum Langchorbereich gehörenden Joche, sind um je einen Meter verbreitert. Innerhalb des ersten östlichen Joches befindet sich eine Art Nische, in der ein Kirchenstuhl aufgestellt und in dessen Wand oberhalb ein Schrank eingelassen ist. Im östlichen Fenster des Nebenchores befindet sich eine wertvolle glasmalerische Kostbarkeit. Es handelt sich um eine ikonographische Darstellung aus dem Jahr 1306 der Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind. Das Marienfenster gehörte aller Wahrscheinlichkeit nach zu einem Fensterzyklus, der das Leben des hl. Heribert ikonographisch darstellte. Gestützt wird die Angabe der Jahreszahl 1306 durch das Quellenzeugnis des Aegidius Gelenius aus dem Jahre 1635. Das Marienfigürchen ist mit Ausnahme der beiden Köpfe noch vollständig erhalten. Die angefertigten Ersatzstücke entsprechen sowohl im Hinblick auf die Beschaffenheit des Glases als auch in der malerischen Ausführung denen der Originale, die sich heute im Museum Schnütgen in Köln befinden. Das Kreuzauer Madonnenbild ist das älteste Glasgemälde im Dürener Land. Zur Glasmalerei schreibt Josef Burtscheidt in einem Aufsatz, veröffentlicht im Heimatjahrbuch des Kreises Düren von 1964 u.a.: Die Zeichnung ist im Gegensatz zu den Erstlingswerken rheinischer Glasmalkunst schon voll seelischer Ausdruckskraft. Zwar sind die Pupillen noch, wie bei den romanischen Bildwerken seitlich gerückt, aber die Konturen zeigen deutlich eine zeichnerische Fortschrittlichkeit gegenüber den älteren Darstellungen. Durch zwei technische Eigentümlichkeiten hat das Glasbild besondere Bedeutung. Der Nimbus der Madonna und des Jesuskindes ist mit Silbergelb bearbeitet. Der leichte Lilaton ist als färbende Schicht im weißen Glas eingefangen. Dadurch entsteht ein frischer Fleischton. Das leicht olivfarbene Untergewand passt vorzüglich zu dem feurigen Rot des Überwurfs. In voller harmonischer Farbenpracht ergänzt das stumpfe Violett des Kindergewandes den herrlichen Farbdreiklang. Maria hält in der Rechten einen Apfel, worin drei Kreuzesnägel stecken. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2229 Das Kindlein greift nach dem mittleren der drei Kreuzesnäqel. Der Apfel in der Hand Mariens ist eine Anspielung auf die Mutter Gottes als „Zweite Eva“ in der Heilsgeschichte. Das ganze Figürchen ist 44 cm hoch. Es ist im unteren Drittel durch ein Fensterquereisen geteilt, so dass der untere Gewandteil und die schwarz schraffierten Schuhe in das nächste Fensterfeld hineinragen. Um das prächtige Glasbild wieder zur Geltung zu bringen, musste der Restaurator den Bildgrund ergänzen. In rote, übereckgestellte Quadrate ist eine leicht getönte hellgelbe Rosette mit Kreuzmotiv eingebleit. Das Bandnetz, das die Vierecke mit ruhig abgestimmten blauen Gläsern umschließt, wird an den Knotenpunkten ebenfalls von weißen Rosetten, die ein Kreuzblümchen mit Ringelchen tragen, durchbrochen. Um das karierte Mittelstück füllte der Restaurator die verbleibende Fensterfläche mit einer glasmalerischen Architektur, wie sie aus frühgotischen Glasgemälden belegt ist. Das Chörlein besitzt neben dem Marienfenster zwei weitere Fenstern mit gegenstandslos gestalteter Buntverglasung. Diese Fenster sind einbahnig mit Kleeblattma ßwerk. Die acht zweibahnigen Fenster, ebenso wie die des südlichen Seitenschiffes mit von je einem Halbkreisbogen überfangenen Kleeblattbogen, zeigen ein unterschiedliches Maßwerk. Die ikonographischen Darstellungen zeigen in den ersten sechs Fenster von Westen heilsgeschichtliche Begebenheiten aus dem Alten und im siebten und achten Fenster aus dem Neuen Testament. Fenster O1-N Maßwerk: Zwei Dreipässe in einem Kreis, Zwickel und Raute lkonographie: Die Erschaffung des Menschen (Gen 2,7) Fenster 02-N Maßwerk: Zwei Fischblasen mit Nasen, Zwickel und Raute lkonographie: Der Sündenfall (Gen 3, 1-19) Fenster 03-N Maßwerk: Zwei Dreipässe im Kreis, Zwickel und Raute lkonographie: Der Brudermord, Kam erschlägt Abel (Gen 4,8-16) Fenster 04-N Maßwerk: Zwei Fischblasen mit Nasen, Zwickel und Raute lkonographie: Die Fronschaft der lsraeliten in Ägypten (Ex 1,1- 11,9) Fenster 05-N Maßwerk: Zwei Dreipässe im Kreis, Zwickel und Raute lkonographie:. Die Zehn Gebote,Gesetzgebung am Sinai (Ex 20,1-21) Fenster 06-N Maßwerk: Zwei Fischblasen mit Nasen, Zwickel und Raute lkonographie: Das Opfer Abrahams (Gen 22,1-19) Fenster 07-N Maßwerk: Zwei Dreipässe im Kreis, Zwickel und Raute lkonographie: Maria Verkündigung (Lk 1,26-38) Fenster 08-N Maßwerk: Zwei Fischblasen, Zwickel und Raute lkonographie: Christi Geburt (Lk 2,1-20) Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.222 10 Das Fenster, in dem der Brudermord dargestellt ist, trägt die Jahreszahl (19)64 und den Namen des Künstlers Heinz Geuer. Die Fotografien der Fenster und ihrer Anordnung finden sich auf den Seiten: 4.22211 und 4.22212 Die Außenwand mit Sockel ist durch sechs einfach abgetreppte Strebepfeiler gegliedert, wobei der erste von Westen diagonal zur Wand steht. Das Gesims findet sich nur auf der Wand und umläuft nicht, wie auf der Südseite, die Strebepfeiler, sondern lediglich den oberen Teil des Rahmens der westlichen Tür. Der noch zum Langchor gehörende Vorbau zum Seitenschiff ist durch drei Strebepfeiler, von denen sich die äußeren diagonal zur Wand befinden, in zwei Felder aufgeteilt. Die Strebepfeiler am nördlichen Seitenschiff sind ebenso wie die des südlichen Seitenschiffes mit pultförmigem Haustein abgedeckt. 4.0007 Die Sakristei Die ebenfalls anlässlich der großen Restauration der Pfarrkirche neu errichtete Sakristei liegt mit einer Breite von 6,75 m und einer Tiefe von 4,50 m (Außenmaße) südlich der beiden Langchorjoche. Die Sakristei ist ebenfalls in zwei Joche, von einem Gurtbogen mit Hohikehlprofil getrennt, gegliedert und mit einem neogotischen Kreuzgradgewölbe geschlossen. Das östliche Gewölbefeld misst 3,00 m x 4,00 m und das westliche 2,50 m x 4.00 m. Letzteres besitzt zudem eine kreisrunde Öffnung mit einem Durchmesser von 1,00 m. Die Gewölbe ruhen auf sechs Konsolen, von denen sich vier in den Ecken und zwei in der Mitte befinden. Die Sakristei wird durch drei vergitterte Fenster mit weißem Kathedralglas belichtet. Die Fenster sind einbahnig mit Kleeblattmaßwerk, eines weist nach Westen und zwei nach Süden. An der Südseite ist in der dritten Steinlage oberhalb des westlichen Fensters an der Südseite das Teilstück eines Grabsteines als Spolie mit vermauert. Als Spolie werden wiederverwendete Bauteile bezeichnet, wie Säulen, Gesimse, Kapitelle und auch Steine. Der Begriff Spolie kommt vom lat. spollum = Beute. Die teilweise noch erkennbare Inschrift lautet in der oberen Zeile: IL SEIN und in der unteren Zeile: VS FRAU. Die Textfragmente lassen eindeutig darauf schließen, dass es sich um den Grabstein einer Frau handelt: SEIN(E) (HA)VS FRAU(V). Die südliche Außenwand der Sakristei wird durch drei einfach abgetreppte Strebepfeiler, von denen die beiden äußeren diagonal zu Wand stehen, gegliedert. Die nördliche Sakristeiseite wird durch den östlichen diagonal angeordneten Strebepfeiler der Südseite und einen weiteren, rechts neben der Sakristeitür angeordneten, gegliedert. Die Außenwände der Sakristei weisen keine Gesimse auf. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2301 4.803 Die vorderen drei Buntgiasfenster im Hochchor Übersicht der Nummern zu den Fenstern zur nachfolgenden Beschreibung T, Hierzu die Fotoseite Blatt 3.029 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2302 Ohne Licht, ohne Gott, gibt es kein Leben: am Morgen beginnt das Licht im Osten über dem Altar, dem Thron Christi, am Tage durchstreift es die Kirche, erleuchtet, am Abend geht es im Westen unter, verlöscht, am Morgen beginnt es von neuem, das Leben des Menschen anzeigend: Geburt, Leben im Glauben, im Licht Gottes, Sterben, Erlösung und Auferstehung weisend. Prof. Dr. Günter Binding, Was ist Gotik? Eine Analyse der gotischen Kirchen Frankreichs Die Fenster des Hochchores Der Hochchor ist weitestgehend in Fenster aufgelöst. Die durch das Maßwerk gehaltenen Fenster haben jedoch nicht nur einen rein funktionalen Charakter. Das durch die farbigen Scheiben eindringende Licht ist Sinnbild des göttlichen Lichtes und der alles verwandelnden göttlichen Gnade. Die drei mittleren Fenster des Hochchores sind ein aus ca. 3500 Glasscheiben bestehendes und 52,81 qm großes Bildwerk aus dem Jahre 1951, das der aus Kreuzau stammende Künstler Wilhelm Braun entworfen und die Münchener Glasmalerei F.X. Zettler ausgeführt hat. Das Antikgussglas wurde der Pfarrgemeinde von den Vereinigten Glaswerken in Sindorf für den Wiederaufbau der Kirche kostenlos zur Verfügung gestellt. Ursprünglich waren alle fünf Chorfenster in die Überlegungen zu einer Neugestaltung einbezogen worden. Die äußeren Fenster sollten allerdings nur ornamental gestaltet werden, wobei für das linke Fenster eine Darstellung Tiedwied Alemannas, der Mutter des hl. Heribert, und für das rechte eine Darstellung des hl. Willibrord beabsichtigt war. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Chorfenster wurden 1947 durch eine Notverglasung aus gelbem Kathedraiglas ersetzt, das die Pfarre gegen eine Ladung Verpackungsstroh bei den o.g. Glaswerken eingetauscht hat. ‚ Die Thematik der ikonographischen Darstellungen basiert auf Überlegungen und Plänen von Pfarrer Joseph Dunkel (1946-1958). Diese zeigen in ihren theologischen bzw. hagiographisch-historischen Inhalten die Allerheiligste Dreifaltigkeit, das Jüngste Gericht und die Patrone der Pfarre, das Heilige Kreuz und den hl. Heribert. Bei der Gestaltung der Fenster hat man bei den zentralen Personen, mit Ausnahme des mittleren Fensters, auf frühere Darstellungen zurückgegriffen, deren Ursprünge bis zum Jahr 1306 zurückzuverfolgen sind. Zu Beginn der Glasmalereiarbeiten wurde ein großer „Karton“ angefertigt, auf dem die künstlerischen und technischen Inhalte der entstehenden Glasfenster aufzubringen waren. Danach erfolgte aus einem Duplikat des Kartons der Zuschnitt kleiner Schablonen mittels derer dann die einzelnen Glasscheiben passgenau zugeschnitten wurden. Nach diesen Arbeitsgängen geschah die eigentliche Bemalung der Glasstücke, die in einem Brennofen bei ca. 600°, dem Erweichungspunkt von Glas, gebrannt wurden. Vor der Verbleiung wurden die einzelnen Glasteile nach ihrem Bildzusammenhang geordnet. Das Blei erhielt die Form einer verhältnismäßig dünnen, im Mittelstück verdickten Rute, die sich dem Umriss des Glases anpasste. Wo die einzelnen Bleiruten aufeinander trafen, wurden sie ineinander geschoben und sodann mit einer Blei-Zinn-Legierung verlötet. Danach wurden die einzelnen Buntglasscheiben auf den Bolzen der Sturmeisen in die Chorfenster eingesetzt. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2303 Im linken Fenster sind die Geschichte der Kreuzauffindung und als zentrale Personen Kaiser Konstantin der Große und seine Mutter die hl. Kaiserin Helena, dargestellt; im mittleren Fenster die Allerheiligste Dreifaltigkeit, das Jüngste Gericht sowie die Wiedergewinnung des Hl. Kreuzes durch Kaiser Herakleios 1. Das rechte Fenster thematisiert Szenen aus dem Leben des hl. Heribert, der zusammen mit Kaiser Otto III. in Großdarstellung den mittleren Teil dieses Fensters belegt. Die beiden Chor-fenster links und rechts außen enthalten keine gegenständlichen Darstellungen; sie wurden in den Jahren von 1962-1966 zusammen mit den Obergadenfenstern, den Fenstern der Seitenschiffe und dem des südlichen Nebenchores von dem Künstler Heinz Geuer gestaltet. Im Jahre 2003 erfolgte eine grundlegende Restaurierung der Chorfenster durch die Glasmalerei Peters in Paderborn. Nach dem Ausbau der bleiverglasten Fenster wurden die Innen- und Außenflächen gereinigt, wobei diese dabei einer möglichst geringen Belastung ausgesetzt wurden. Beschädigte Gläser wurden originalgetreu ersetzt und defekte oder verformte Verbleiungen zwischen den Glasstücken erneuert. Nach dem Ausbau der bleiverglasten Fenster wurden vor Ort die alten Sturmeisen durch neue ersetzt. Diese Sturmeisen wurden zur Innenseite zwecks späterer Aufnahme der Kunstverglasung mit langen Gewindebolzen versehen. Hierauf wurde dann die Schutzverglasung dort installiert, wo sich früher die Kunstverglasung befand. Vor die Schutzverglasung wurden daraufhin mit einem Abstand von ca. 4 cm nach innen die bleiverglasten Buntfenster als Vorhangfassade eingebaut. Da die Fensterleibungen nach innen schräg verlaufen, wurde die Kunstverglasung zur Außenseite hin mit Bleistreifen geschlossen. 1) 1) Ausführungen zu den Restaurierungen der Fenster von Herrn Heribert Weyermann Die theologischen Inhalte des mittleren Chorfensters Im oberen Bereich des mittleren Chorfensters sehen wir in der in einem Vierpass Gottvater thronend und mit ausgebreiteten Armen die Welt segnend. In den beiden Vier-pässen zur rechten und linken musizierende Engel mit Laute und Violoncello. (siehe Abb. Ola und Olb, Seite 4.2301) In den Kleeblattmaßwerken befinden sich fünf Engelsdarstellungen; der dritte von links mit einer Trompete, der vierte mit einem Spruchband: Anno 1951 und der fünfte das erzbischöfliche Wappen haltend. Im oberen Teil des Kleeblattpasses des mittleren Fensters ist rechts der Heilige Geist in Gestalt einer Taube dargestellt. Darunter thront in einer Mandorla, oberhalb eines Regenbogens, der im Zeichen des Kreuzes zum letzten Gericht wiederkehrende Christus, von dem das Leben der Pfarre und darüber hinaus das der ganzen Kirche Wesen und Sinn erhalten. Neben Christus stehen drei Engel mit einem Buch, einer Posaune und einem Schwert mit einer Waagschale. Unterhalb dieser Darstellungen erkennen wir links die zum ewigen Leben Geretteten, zu Christus, der Sonne der Gerechtigkeit aufschauend, und rechts diejenigen, die im göttlichen Gericht nicht bestanden haben, die Verdammten, die verzweifelt ihre Hände an den Kopf und vor das Gesicht halten. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2 304 Die hagiographisch- historischen Inhalte des linken Chorfensters Die zentralen Personen sind Kaiser Constantin 1., den die Geschichte den Großen nennt, und seine Mutter, die heilige Kaiserin Helena mit roter Aureole, einer Farbe, die ausschließlich dem Kaiser vorbehalten war. Helena wird um das Jahr 250 in Drepanon, dem späteren Helenopolis, in Bithynien als Tochter eines Schankwirtes geboren. Bei Ambrosius Stallmagd bzw. d. h. (347-397) wird ihr Beruf als stabularla Herbergswirtin angegeben; ihre Muttersprache dürfte das Griechische Feldherrn gewesen sein. Vor 270 heiratet sie den illyrischen Constantius Marcus Flavius mit dem Beinamen Chlorus (ca. 250-293306). Wegen des Rangunterschiedes hatte Constantius Helena nach geltendem römischen Recht wahrscheinlich nicht in Form einer vollgültigen Ehe, (lustum matrimonlum) = (rechtlich/vollständige Ehe) sondern mit dem Status einer gesetzmäßigen Konkubine (legitima coniunctio) = (rechtmäßige! gesetzmäßige Verbindung) geheiratet. Bei solchen Ehen gehörten die Kinder der Mutter. Um 272/3? wird ihr Sohn Constantin in Naissos in Dazien geboren. 2) Bild 05 Bevor Constantius Chlorus im Jahre 293 in der Tetrarchie Diocletians zum Caesar (Unterkaiser) ernannt wurde, verstieß er Helena auf dessen Geheiß. Der Aufenthalt Helenas nach der Trennung von Constantius Chlorus ist ungewiss; möglicherweise hat sie sich weiterhin am Hofe in Nikomedia aufgehalten und sich dort um die Erziehung ihres Sohnes Constantin gekümmert, ohne jedoch irgendwelche Vorrechte und Ehren zu genießen. Der Aufstieg Constantins im Jahre 306 bringt auf für Helena eine grundlegende Veränderung ihrer Situation mit sich. Wohl im gleichen Jahr übersiedelt sie an den Hof Constantins nach Trier, an dem sie bald erheblichen Einfluss erlangt. Nach dem Sieg Constantins über seinen Gegenspieler Maxentius im Jahre 312 (s. auch hierzu unter „Constantin“, Seite 4.2307) erhält sie einen eigenen Palast, das Palatium, als Geschenk ihres Sohnes und spätestens in den Jahren 318/19 verleiht er ihr den Adelstitel einer nobilissima femina (vornehmste Dame < des Reiches >). Nach der Hinwendung Constantins zum Christentum wird Helena selbst Christin und wie uns Eusebius Pamphili, der Bischof von Caesarea, in der Vita Constantini berichtet „zu einer großen Dienerin Gottes“. Nachdem Constantin 324 die Alleinherrschaft über das gesamte Imperium errungen hatte, lässt er Helena 325 durch seine Truppen zur Augusta (Kaiserin) ausrufen. Das mit der neuen Würde verbundene Recht, zum Tragen des Diadems und der Münzprägung mit ihrem Abbild und die Ehrung durch Statuen im ganzen Reich machen ihre außergewöhnliche Stellung als Repräsentantin der kaiserlichen Familie deutlich. Helena ist sich durchaus ihrer Würde bewusst, die sie mit der Erhebung zur Kaiserin erlangt hat und ist willens, diese Stellung wahrzunehmen und auszufüllen. Gegen Ende ihres Lebens unternimmt Helena wohl in der zweiten Hälfte des Jahres 326 eine Pilgerreise in das Heilige Land. Die Verfügung über den kaiserlichen Schatz gibt ihr die Möglichkeit zu mannigfaltiger Wohltätigkeit gegenüber Bedürftigen und Bedrängten und zur Stiftung von Gotteshäusern, wie der Geburtskirche in Bethlehem und der Eleonakirche am Abhang des Ölberges in Jerusalem. Ihre segensreiche Tätigkeit und Frömmigkeit, „in eh,würdiger und einfacher Kleidung mitten unter dem Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2305 Volke“ (Eusebius) muss großen Eindruck auf die damalige Bevölkerung Palästinas gemacht haben. Helena gilt zudem als Stifterin der römischen Kirche Santa Croce in Gerusalemme und der Märtyrerbasilika der heiligen Marcellinus und Petrus. Den ersten Bericht über die Auffindung des Hl. Kreuzes verdanken wir Cyrill, dem Bischof von Jerusalem, aus der Zeit um das Jahr 350. Demnach wurde das Kreuzesholz bereits vor 350 in Jerusalem aufbewahrt und verehrt. Zeitgenössische Quellen bezeugen für die gleiche Zeit das Vorhandensein von Kreuzreliquien in Nordafrika. Wenig später bringt Cyrill den Reliquienfund mit der Bautätigkeit Kaiser Constantins in Jerusalem in Verbindung, und bereits vor 381 wird das Fest der Kreuzauffindung in der Kirche gefeiert. Mit dem Namen der Kaiserin Helena wird die Auffindung des Hl. Kreuzes erstmals durch den Mailänder Bischof Ambrosius ( 374-397) in dessen Trauerrede zum Tode des römisch-byzantinischen Kaisers Theodosius 1., des Großen (379-395), „De ob/tu Theodosif‘ (Über den Tod des Theodosius) im Jahre 395 in Verbindung gebracht. Nach Ambrosius hat Helena während ihrer Pilgerfahrt in das Heilige Land nach dem Kreuz Christi gesucht, dabei drei Kreuze entdeckt und das Kreuz Christi durch die ebenfalls aufgefundene 1 nschriftentafel erkannt. Der lateinische Kirchenhistoriker Rufinus ( um 345-410) berichtet in seiner Kirchengeschichte von 402/3 ebenfalls von drei aufgefundenen Kreuzen, und dass Bischof Makarios von Jerusalem, um das wahre Kreuz Christi herauszufinden, eine schwerkranke Frau hat herbeiholen lassen, die dann durch Berührung mit dem dritten Kreuz wieder gesund wurde. Kurz darauf im Frühjahr 403 erfahren wir von Paulinus von Nola (um 354-431), dass das Kreuz nach Befragung der Juden ausfindig gemacht und danach ein Toter durch Auflegung wieder zum Leben erweckt wurde. Die Begebenheiten aus dem Bericht des Paulinus von Nola sind im zweitoberen und im unteren Fensterfeld thematisiert: Im unteren Feld sehen wir die Befragung der Juden nach dem Versteck der Hl. Kreuzes und das zweitobere zeigt die Kaiserin Helena mit dem Kreuz und den wieder zum Leben erweckten Mann, voll Ehrfurcht auf das HI. Kreuz schauend, sowie die erstaunt dreinblickenden Umstehenden. Im oberen Bildfeld ist der Empfang der Kreuzigungsnägel durch die Kaiserin Helena dargestellt, deren Auffindung in Zusammenhang mit der des Hl. Kreuzes steht. 1 1 1 ‘ R .‚ _-- 11 t — ‘‘1 g t(1hi i!: Bild 08 Nach ihrer Rückkehr aus dem Heiligen Land stirbt die Kaiserin gegen Ende des Jahres 329 in Gegenwart ihres Sohnes in Konstantinopel. Unter militärischem Ehrengeleit nach Rom übergeführt, wird ihr Leichnam dort in einem Mausoleum, das an die Kirche der heiligen Märtyrer Marcellinus und Petrus angefügt war, in einem Porphyrsarkophag beigesetzt. Seit dem 5.16. Jahrhundert wird Helena in Byzanz und seit der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts auch im Westen als Heilige verehrt. 2) oder erst ca. 285 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2306 Constantin 1., der Große wird am 27. Februar 272 oder 273 3) als Flavius Valerius Constantinus in Naissos, dem heutigen Nisch, in Seine Eltern sind Constantius Marcus Flavius Dazien geboren. (ca. 250-306), wegen seines blassen Aussehens mit dem Beinamen Chlorus, der spätere Kaiser Constantius 1. und Helena, die spätere hl. Kaiserin. Die Verstoßung seiner Mutter Helena durch Constantius Chiorus vor 293 4) beschert auch Constantin vorerst ein Los in Ungnade und Abhängigkeit. Unter diesen Umständen erhält er nur eine spärliche in recht jungen Jahren das Bildung, erlernt jedoch bereits Kriegshandwerk. Nachdem er sich durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet und den Rang eines Tribuns erlangt hat, wird er nach dem Tode seines Vaters im Jahre 306 in Eburacum (York) von dessen Truppen zum Aug ustus ausgerufen. Kaiser Galerius (293-3 1 1) gesteht ihm jedoch nur den Titel eines Caesars zu, und Constantin stimmt dieser Entscheidung aus kluger Einsicht zu. Bild 04 Nach seiner Ehe mit Minervina, die ihm seinen Sohn Crispus gebar, heiratet er im Jahre 307 Fausta, eine Tochter des Kaisers Maximinian ( 285-310), der ihm den Titel eines Augustus verschafft. Constantin werden drei weitere Söhne und zwei Töchter geboren. Im Jahre 310 ist die Lage im römischen Imperium derart verworren, dass anstatt der ursprünglich zwei Augusti nunmehr sieben den Titel eines Augustus beanspruchen bzw. tragen; hierzu gehören auch Constantin und Maxentius (306-312) zwischen denen es noch im gleichen Jahr zum Zerwürfnis kommt. Constantin wird 310, in Gallien weilend, im ganzen Reich als Augustus anerkannt. Im April 311, kurz vor seinem Tode, beendet Galerius die Diocletianische Christenverfolgung (303-311) durch das sog, Toleranzedikt von Serdica (Sofia); das Christentum wird zur religio licita (erlaubten Religion). Der Bruch zwischen Constantin und Maxentius läuft auf eine militärische Auseinandersetzung hinaus. Constantin zieht mit seinen gallisch-germanischen Truppen über die Alpen in Richtung Rom. Am 28. Oktober 312 steht er bei Saxa Ruba (rote Felsen) 9 km vor Rom mit seiner Streitmacht der seines Gegenspielers Maxentius gegenüber. Wie uns der Biograph Constantins, Eusebios von Caesarea, überliefert, hatte Constantin am Nachmittag vor der Schlacht eine Vision: Er sah ein Kreuz über der Sonne gelegen am Himmel und die Worte outw vtict (tuto nika = in diesem siege). Bekannter ist sicher die in lateinischer Sprache gefasste Form: In hoc signo vinces (in diesem Zeichen wirst du siegen). Eusebios berichtet weiter, dass Constantin ihm selbst der Vision erzählt und deren Wahrheitsgehalt sogar eidesstattlich den Hergang versichert habe. Lactantius (um 250-um 325) berichtet uns in seinem Werk „De mortibus persecutorum“ (Über den Tod der Verfolger), dass Constantin im Traum die Weisung erhielt, die Schilde seiner Soldaten mit dem Chrismon, einer Kombination der griechischen Buchstaben X (Chi) und P (Rho), den ersten Buchstaben des Namens XPICTOC (Christus) bezeichnen zu lassen. ‚ 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2307 Lactantius, der eine größere Nähe zu Kaiserhaus hatte als Eusebius, und dessen Darstellung daher glaubwürdiger ist schreibt weiter: „Er (Constantin) tat wie befohlen, und indem er den Buchstaben X umlegte und die Spitze umbog, brachte er Christus auf den Schilden an.“ Nach der Beschreibung des Lactantius ergibt sich diese -P- Form als die des Erscheinungszeichens. Die sich unterscheidenden Darstellungen, von Eusebios und Lactantius bieten ebenso wie die lnterpretationsmöglichkeiten der Formen des Erscheinungsbildes bis auf den heutigen Tag Anlass zu vielfältigen Hypothesen und Meinungen. In diesem Zusammenhang ist das folgende wissenschaftliche Forschungsergebnis der Planetarien Emphorum der Technik in München von Interesse. Die Wissenschaftler haben eine historische Rekonstruktion des Sternenhimmels unter Berücksichtigung des Längen- und Breitengrades des Betrachtungsortes sowie des Datums vom 27. Oktober 312 vorgenommen. Das Ergebnis zeigt, dass sich die Planeten Mars, Saturn, Jupiter und Venus zu einer äußerst seltene Konstellation gruppieren und eine Linie bilden. Die Sternbilder des Steinbocks und des Adlers formen darüber den griechischen Buchstaben „P“ (Rho). Zusammen bilden diese Sternlinien das Christusmonogramm. Am Morgen des 28. Oktober 312 lässt Constantin die Schilde seiner überwiegend heidnischen Soldaten mit dem Chrismon, dem Zeichen Christi, bemalen. Er selbst stellt sich mit seinem Feldzeichen, welches ebenfalls das Chrismon trägt und später die Bezeichnung Labarum erhalten wird, an die Spitze seiner Streitmacht. Die Truppen des Maxentius stehen mit dem Rücken zum Tiber, der ihnen einerseits den Rücken deckt, ihnen andererseits jedoch den Rückzug erschwert. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit erringt Constantin mit seinen Soldaten an der Milvischen Brücke (pons milvius) den Sieg über Maxentius. Die Schlacht an der Milvischen Brücke gehört zu den großen Entscheidungen der Weltgeschichte (Demandt). Der Sieger, nunmehr alleiniger Herrscher über den westlichen Teil des Imperiums, zog in Rom ein, unterließ jedoch den üblichen Opfergang zum Capitol. Eine Inschrift auf dem Constantinbogen in Rom nahe des Colosseums besagt u.a., dass der Sieg instinctu divinitatis ( durch göttliche Eingebung) erfolgt sei. Im Jahre 313 kam es in Mailand zu einer Vereinbarung zwischen Constantin und Licinius (308-324), dem Kaiser der östlichen Reichshälfte, der zufolge das Christentum die völlige Gleichberechtigung neben den anderen Religionen erhielt: „Wir gewähren den Christen und allen anderen das freie Recht, derjenigen Religion anzugehören, die ein jeder sich auswählt.“ Die Christen werden in den Staat eingegliedert und der Kirche [ Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2308 wird der während der Christenverfolgung geraubte Besitz zurückerstattet. Diese, für die Kirche wichtige Ereignisse, bezeichnet man auch als „Constantinische Wende. Ständig wachsende Feindseligkeiten und mehrfache kriegerische Auseinander setzungen zwischen Constantin und Licinius führen schließlich zu der entscheidenden Schlacht zwischen den beiden Kontrahenten. Nach den Siegen Constantins bei Adrianopel und in der Nähe von Chalzedon ist Constantin nunmehr der alleiniger Herrscher sowohl über den Westen als auch über den Osten des Imperium Romanum. Er ruft von Licinius verbannte Christen zurück und erstattet ihnen ihre Habe. Bereits in den vorausgehenden Jahren war es zu einer zunehmenden Annäherung zwischen Kaiser Constantin und der Catholika gekommen. Zunächst geduldet, erfahren die Christen, deren Standhaftigkeit er während der Diocletianischen Verfolgung erlebt hatte, vielfältige Vergünstigungen. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der Erbauung und Stiftung zahlreicher Kirchen. Noch vor 315 hatte der Bau der Lateranbasilika begonnen und 324 beginnt die Errichtung der Petersbasilika auf dem ager vaticanus, dem Vatikanischen Hügel. Diese größte von Constantin erbaute Kirche gilt der Verehrung des Petrusgrabes. Bei allem Respekt vor den kirchlichen Würdenträgern nennt sich Constantin selbst „Bischof in den äußeren Angelegenheiten der Kirche‘. Einige seiner Gesetze lassen sich auf christliche Anschauungen zurückführen. Er trägt den alten Titel Pontifex maximus der römischen Kaiser und fühlt sich als solcher, nunmehr im christlichen Sinne, für die ordnungsmäßige Durchführung des Kults und die Belange der Religion verantwortlich. Als solcher beruft er für Mai 325 eine allgemeine Kirchenversammlung nach Nicaea ein. An diesem ersten Ökumenischen Konzil nehmen nahezu 300 Bischöfe aus dem Osten und sieben aus dem Westen teil. Der hochbetagte Papst Silvester 1. (314-335) wird durch zwei Legaten vertreten. Auf dem Konzil werden Fragen des Ostertermins, der Bußordnung und des Klerus erörtert. Hauptstreitpunkt allerdings ist die Irrlehre des Arius (um 260-336) aus Alexandrien, der die Wesensgleichheit von Gottsohn mit Gottvater zugunsten einer bloßen Wesensähnlichkeit bestreitet. Am 19. Juni 325 bekräftigt das Konzil die Glaubenslehre von der Wesensgleichheit von Vater und Sohn: oiooürnov tz twtp (homoousion to patri) = eines Wesens mit dem Vater. Im Jahre 326 kommt es zu einer Familientragödie im Kaiserhaus. Auf Befehl Constantins werden sein Sohn Crispus, seine Gemahlin Fausta, ein Neffe und zahlreiche Freunde hingerichtet. Teile der römischen Stadtbevölkerung reagieren empört und greifen die Person des Kaisers in anonymen Wandzeitungen an. Constantin kehrt der Stadt Rom endgültig den Rücken und gründet auf den Boden des alten Byzanz seine neue Hauptstadt Konstantinopel, die er als christliche Stadt gegenüber dem noch überwiegend heidnischen Rom 330 feierlich einweiht. Im Jahre 335 feiert Constantin den 30. Jahrestag seines Regierungsantritts und regelt seine Herrschaftsnachfolge. Im gleichen Jahr wird in seiner Anwesenheit die von ihm gestiftete Grabeskirche in Jerusalem eingeweiht. Im Jahre 337 erkrankt Constantin während der Vorbereitungen zu einem Feldzug gegen die Perser. Auf dem Sterbebett empfängt er durch den arianischen Bischof Eusebios von Nikomedia das HI. Sakrament der Taufe. Die Spättaufe auf dem Sterbebett ist im 4. Jahrhundert keine Seltenheit. Der Täufling braucht sich wegen der sündenvergeben den Wirkung der Taufe nicht mehr einer späteren Bußübung der Kirche zu unterwerfen. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2309 Am 22. Mai 337 stirbt Constantin. Er wird in einem für ihn erbauten Mausoleum neben der Apostelkirche in Konstantinopel beigesetzt. Bald nach seinem Tode wird er von der Ostkirche als Heiliger verehrt. 3) oder erst ca. 285 4) möglicherweise auch schon vor 289 Das mittlere Buntglasfenster - Inhalte — Wie bereits oben erwähnt, hat das mittlere Chorfenster im unteren Bereich die Wiedergewinnung des Heiligen Kreuzes im Kampf der Byzantiner mit den Persern und die Rückführung nach Jerusalem zum Thema Die Darstellung des barhäuptigen Kaisers Heraklelos 1. mit dem Heiligen Kreuz ist textlich unterlegt: Herakilus trägt das Kreuz auf Golgatha. In den Jahren von 602 bis 610 wird Byzanz durch das Versagen der Herrenschicht und nicht zuletzt aufgrund eines Plebiszits, von einem ver brecherischen Tyrannen, Kaiser Phokas, einem ehemaligen trotz Unteroffizier, regiert, der eingegangenen Schwures seinen Vorgänger Kaiser Maurikos (586-602) ermorden lässt. Bild 09 Um der brutalen Schreckensherrschaft des Phokas ein Ende zu bereiten, wenden sich die Byzantiner schließlich an den Exarchen von Karthago und ehemaligen Feldherrn Herakleios, mit der Bitte um Hilfe. Phokas soll gestürzt und Herakleios zum Kaiser ausgerufen werden. Dieser fühlt sich jedoch aus Altersgründen mit dem Herrscheramt überfordert und schlägt seinen gleichnamigen, um das Jahr 575 geborenen Sohn für die Kaiserwürde vor. Herakleios stammt aus einer schon im 5. Jahrhundert bekannten syrischen Familie. Im Jahre 610 zieht der jüngere Herakleios mit einer Flotte von Karthago nach Konstantinopel und vertreibt den Gewaltherrscher Phokas, der verurteilt und hinge richtet wird. Noch am Tage seiner Ankunft, am 5. Oktober 610, wird Herakleios (610641) vom Patriarchen von Konstantinopel Sergios in der Thomaskirche zum Kaiser gekrönt. Im gleichen Jahr heiratet er Eudokia, die bald nach der Geburt ihres Sohnes Herakleios Constantinos 612 verstirbt. Bereits nach der Ermordung des Maurikos hatte der persische Großkönig Chosroes II. Abharvez (590-628) im Jahre 603 einen Krieg gegen das durch Parteienzwist zerrüttete Byzanz begonnen. Im Verlauf dieses Feldzuges erobern und plündern die persischen Streitkräfte im Jahre 614 die Stadt Jerusalem; zehntausende Christen werden ermordet, zahlreiche christliche Kirchen, darunter die Grabeskirche niedergebrannt und die heiligste Reliquie der Christenheit, das von der Kaiserin Helena um 326 aufgefundene Kreuz Jesu Christi, wird geraubt und in das persische Reichsgebiet nach Ktesiphon, dem heutigen Bagdad, verschleppt. Die Nachricht von der Zerstörung Jerusalems und dem Raub des Heiligen Kreuzes rief in der gesamten christlichen Welt grenzenloses Entsetzen hervor. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2310 Im Verlauf ihres weiteren Siegeszuges eroberten die Perser Ägypten und Kleinasien. 615 belagert ein persisches Heer Chalzedon, die Stadt des IV. Ökumenischen Konzils (451), die nur durch die Enge des Bosporus von Konstantinopel getrennt ist. Im Jahre 617 stehen die Awaren vor Konstantinopel, und ihre slawische Gefolgschaft zieht plündernd durch das byzantinische Staatsgebiet. Herakleios gelingt es mit den Awaren einen Waffenstillstand zu vereinbaren Er reorganisiert nun seinerseits die oströmische Armee und Patriarch Sergios, sowie auch das Mönchtum beteiligen sich aus dem Vermögen der Kirche an den Kosten bzw. schießen dafür benötigte Gelder vor. Die mit den Awaren vereinbarte Waffenruhe wird zwar von diesen ständig verletzt, hat aber trotzdem für Herakleios die Beendigung eines Zweifrontenkrieges zur Folge. Mit einer großen Offensive bricht er 622 zu einem Krieg gegen die Perser auf. 622 heiratet Herakleios zum zweitenmal und zwar seine Nichte Martina, die ihm neben dem Thronfolger Heraklonas wohl noch zehn weitere Kinder gebiert. Patriarch Sergios bekundete wegen des nahen Verwandtschaftsgrades zwischen Herakleios und Martina offen seinen Unwillen. Im Jahre 626 kommt es erstmalig zu einer militärischen Allianz zwischen den Persern und den Awaren. Im Juni erobern die Perser erneut die Stadt Chalzedon, derweil die Awaren Konstantinopel belagern. Reorganisation der byzantinischen Streitkräfte trägt ihre Früchte und führt Die schließlich zu einem Befreiungsschlag gegenüber den Belagerern der Hauptstadt im Jahre 626 und dem entscheidenden Sieg über die Perser im Dezember 627 bei Ninive. 628 stürzen und ermorden die Perser ihren Großkönig Chosroes II. Abharvez; sein Nachfolger Kawadh II. (628) schließt Frieden mit Herakleios. Herakleios führt im Jahre 629 Griechisch als Amtssprache ein, den die 3cLal2ua und den Titel Basileus des Titels anstelle seitdem byzantinischen Kaiser Imperator tragen. - - Der größte Triumph im Leben des Kaisers ist die Wiedergewinnung des geraubten Heiligen Kreuzes und dessen Rückführung nach Jerusalem und Aufrichtung auf dem Hügel von Golgotha am 14. September 630. Es war ein ergreifender Augenblick. Bild 10 In den letzten Jahren nimmt der Basileus nicht mehr persönlich an den Feldzügen teil. In Fragen des christlichen Glaubens billigt er 638 den Monenergismus, eine Lehre, die nur von einem Willen Christi ausging. Papst Johannes IV. (640-642) verurteilt im Jahre 641 diese Lehre ebenso wie das III. Konzil von Konstantinopel (680-681), dass die Lehre sowohl von den zwei Naturen als von den zwei Willen und Wirkungsweisen Christi bestätigt. Unter der Herrschaft des Basileus Herakleios erleben Kunst und Literatur eine letzte große Blüte, an die das 9. Jahrhundert erst wieder anknüpfen kann. Seine letzten Lebensjahre sind von Enttäuschungen und insbesondere von Krankheit gekennzeichnet. Als Herakleios am 11. Februar 641 stirbt, ist die Herrschaft der herakleischen Dynastie bis zum Jahre 711 gesichert. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2311 Das südliche Buntgiasfenster - Inhalte - Im südlichen Chorfenster befinden sich die Darstellungen von Kaiser Otto III. mit Krone, Reichsapfel und Schild und unserem Pfarrpatron, dem heiligen Erzbischof Heribert sowie in den kleineren Bildfenstern Szenen aus dessen Leben und Wirken. Die Einbeziehung Kaiser Ottos III. in den Fensterzyklus hat ihre Ursache in der sowohl freundschaftlichen, als auch kirchen- und staatspolitischen Verbindung des jungen Kaisers zu dem älteren, erfahrenen und besonnenen Heribert. Otto III. wird im Juni oder Juli 980 im Reichswald Kessel bei Kleve geboren. Sein Vater ist Kaiser Otto II. (*955983), seine Mutter ist die byzantinische Prinzessin Theophanu, eine Nichte des oströmischen Kaisers Johannes 1. Tzimiskes (969-976), die Otto lt. im Jahre 972 geheiratet hat. Auf dem Reichstag in Verona im Mai 983 lässt Otto II. um die Nachfolge zu sichern, seinen dreijährigen Sohn von deutschen und italienischen Fürsten zum Mitkönig wählen. Am Weihnachtsfest des gleichen Jahres wird Otto III. von den Erzbischöfen Johannes von Ravenna und Willigis von Mainz in der Aachener Marienkirche zum König gekrönt. Wenige Wochen zuvor, war Kaiser Otto II. am 7. Dezember 983 in Rom in Alter von 28 Jahren gestorben. Die Nachricht vom Tode des Vaters ereicht Otto III. erst nach den Krönungsfeierlichkeiten, so dass es sich bei der Krönung letztendlich nicht um die des Mitkönigs, sondern um die des tatsächlichen Herrschers handelte. Die Kinderkrone Ottos III. befindet sich heute in der Domschatzkammer in Essen. Bild 11 Im Streit um die Regentschaft bemächtigt sich der Bayernherzog Heinrich II. der Zänker ( * 951-995) als nächster männlicher Verwandter des Kindes, dessen Mutter und Großmutter zu diesem Zeitpunkt noch in Italien weilen. Als Heinrich jedoch selbst nach der Krone greift, formiert sich der fürstliche Widerstand, sodass Heinrich im Juni 984 das Kind seiner Mutter Theophanu zurückgeben muss. Bis zu ihrem Tode am 15. 6.991 führt Theophanu unangefochten die Regentschaft für „das Kind auf dem Thron“. Nach Theophanus Tod übernimmt die Großmutter, Kaiserin Adelheid Gattin Ottos l.,des Großen (912-962-973), die Regentschaft bis Otto im Herbst 994 vierzehnjährig auf dem Hoftag zu Sohlingen durch die Zeremonie der Schwertleite für volljährig erklärt wird und die Regierungsverantwortung übernimmt. Im gleichen Jahr beruft er Heribert, den späteren Erzbischof von Köln zum Kanzler der italienischen Kanzlei. Im Frühjahr 996 zieht Otto nach Rom. Auf dem Weg dorthin erreicht ihn die Nachricht Tode Papst Johannes XV. (985-996). Noch von Ravenna aus bestimmt er vom seinen Vetter Brun als Gregor V. (996-999) zum Papst; Klerus und Volk von Rom stimmen zu. Am 21. Mai 996 empfängt Otto III. von Gregor V. die römische Kaiserkrone und führt nunmehr den Titel: Romanorum Imperator augustus (Erhabener Kaiser der Römer). ‚ durch eine stadtrömische Verschwörung und die Die Vertreibung Gregors V. Einsetzung des Gegenpapstes Johannes XVI., veranlasst Otto Ende 997 zu einem erneuten Romzug; Gregor V. kehrt nach Rom zurück. Die Verschwörer trifft ein grausames Strafgericht. Der Zweite Italienzug 01105 III. ist nicht nur durch die Bestrafung der Verschwörer gekennzeichnet, sondern steht unter dem Leitgedanken der „Renovatio“, der Erneuerung des Römischen Reiches im christlichen Sinne. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2312 Eine 998 verwendete Metallbulle trägt die programmatische Umschrift „Renovatio imperii Romanorum“( Erneuerung des Reiches der Römer). Am 18. Februar 999 stirbt Gregor V., der nach dem Willen des Kaisers in dem Gelehrten Gerbert von Aurillac einen Nachfolger erhält, der sich Silvester II. (999-1003) nennt. Im Zusammenwirken zwischen Papst und Kaiser entstehen die Grundlagen der Erneuerung des Imperium Romanum, an deren Ausgestaltung auch der Kanzler Heribert und der Bischof Leo von VercelIl, enge Vertraute des Kaisers, maßgeblich beteiligt sind. Otto III. stellt zudem seine Herrschaft in die Tradition Karls des Großen, für den er eine große Verehrung hegt. Nach Vakantwerden des erzbischöflichen Stuhles von Köln wählen Klerus und Volk im Jahre 999 den Erzkanzler Ottos III., Heribert, zum neuen Erzbischof von Köln. Otto und Papst Silvester geben dem Wunsch der Kölner Kirche zustimmend statt. Q ‘‘ Am Weihnachtstage 999 bricht der Kaiser von Rom aus zu einer Wallfahrt zum Grabe des heiligen Adalbert nach Gnesen auf. Otto bezeichnet sich als se,vus Jesu Christi (Knecht Jesu Christi) und später als seivus apostolorum (Knecht der Apostel) und stellt sich damit in die apostolische Tradition der Ausbreitung des christlichen Glaubens. Er gelangt in einem triumphalen Zug nach Gnesen. Der polnische Herzog Boleslaw bereitet dem Kaiser einen prachtvollen Empfang. Nachdem Otto am Grabe des hl. Adalbert g ebetet u nd d as E rzbistum Gnesen gegründet hat, geleitet ihn der Herzog persönlich zurück in das deutsche Reich. Am Pfingstfest des Jahres 1000 besucht Otto III. die Marienkirche in Aachen und lässt das Grab Karls des Großen, seines großen Vorbildes, u. a. in Anwesenheit von Erzbischof Heribert öffnen. Nach weniger als einem halbjährigen Aufenthalt im Reich zieht Otto erneut nach Rom. die Zu Beginn des Jahres 1001 bricht in Tivoli in der Nähe Roms ein Aufstand aus; Bevölkerung lehnt sich gegen die kaiserliche Herrschaft auf. Später brechen auch in zu Rom Unruhen aus, so dass s ich Papst u nd Kaiser g ezwungen sehen, d ie Stadt der verlassen und nach Ravenna zu fliehen. Otto IM. ist gekränkt über den Undank ndten Römer um derentwillen, wie er s elbst s agt, e r s ein Vaterland u nd s eine Verwa n andere allen verlassen habe, die (die Römer) er an Kindes Statt angenommen und vorgezogen habe. Ende des Jahre 1001 zieht das Heer Ottos erneut gegen Süden. Als erim Januar 2002 auf Rom vorstoßen will, erliegt er am 24. Januar in der Burg Paterno (bei Viterbo), nicht einmal 22 Jahre alt, wahrscheinlich einem malariaartigen Fieber. zu Erzbischof Heribert geleitet den Leichnam Ottos III. durch Italien über Augsburg der wird Karfreitag nächst nach Köln, wo er in mehreren Kirchen aufgebahrt wird. Am von Leichnam Ottos III. nach Aachen übergeführt und am Osterfest, dem 5. April 1002, 1414 der In etzt. Erzbischof Heribert in der Aachener Marienkirche beiges Ge fertiggestellten gotischen Chorhalle befindet sich noch heute eine Grabplatte zum denken an Kaiser Otto III. Gottes Den frühen Tod Ottos III. haben manche seiner Zeitgenossen als eine Strafe angesehen. Welche Sünden mag er begangen haben, dass Gott ihn so früh sterben für die ließ? Die Wirren und die Zwietracht nach dem Tode des Kaiser waren falsch Menschen des Mittelalters ein Hinweis dafür, dass an der Politik Ottos etwas gewesen sein musste. tigen Ungeachtet dessen wird Otto III. von seinen Zeitgenossen wegen seiner großar Reichsideen „Das Wunder Welt‘ genannt. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2313 Rechts neben Kaiser Otto III. haben wir eine ikonographische Darstellung des Pfarrpatrons der Pfarrkirche, des heiligen Kölner Erzbischofs Heribert ( um 970-1021) im Messgewand mit Mitra, Stab und Pallium. Die ältesten Biographen Heriberts sind Lantbert von Lüttich und Rupert von Deutz. Lantpert verfasste seine Vita Heriberti zwischen 1046 und 1056 in Köln-Deutz, wo er als Scholastiker weilte. Ein noch umfangreicheres Werk veröffentlicht der Abt und Theologe Rupert von Deutz ( 1076-1129) in den Jahren nach 1120. Heribert entstammt dem gebhardinisch-wetterauischen Zweig der Konradiner, die mit den Heribertinern von Vermandols verwandt waren. Um das Jahr 970 wird er als Sohn des Grafen Hugo, wahrscheinlich Graf im mittelrheinischen Einrichgau, und der alemannischen Gräfin Tiedwidis geboren. Der Einrichgau befindet sich nördlich des Rheinknies von Bingen bis Mainz und unterhalb der Lahn. Heribert hat vier Brüder: Heinrich, von 995/6 bis 1018 Bischof von Würzburg, Gezemann, Luidfrid und Reinmar. Wir folgen hier der neueren Heribertforschung. Bild 12 Im Alter von ungefähr sieben Jahren schicken die Eltern Heribert in die Wormser Domschule. Dem vorbereitenden Studium der septem artes liberales, der sog. sieben freien Künste, folgt das Studium der Theologie. Gegen Ende der achtziger Jahre vervollkommnet Heribert seine Studien in dem damals für seine Wissenschaftlichkeit berühmten lothringischen Reformkloster der Benediktiner in Gorze bei Metz. Heribert findet in Gorze seine geistige Heimat, deren Gedankengut er zeitlebens treu verbunden bleibt. Bald nach seiner Rückkehr von Gorze wird er trotz seines noch jugendlichen Alters Dompropst in Worms. Zu Beginn der neunziger Jahre erfolgt sein Eintritt in die königliche Hofkapelle. Im September 994 ernennt ihn König Otto III. (993996-1002), mit dem er schon früh befreundet war, zum Leiter der italienischen Kanzlei. Heribert, der zum engsten Kreis um König Otto, also zur königlichen und später zur kaiserlichen familla gehört, wird vom Herrscher mit mannigfaltigen Schenkungen bedacht. Heribert empfängt die Priesterweihe entweder in den letzten Monaten des Jahres 994 oder zu Beginn des Jahres 995. Otto III. bietet 995 Heribert den vakant gewordenen Bischofsstuhl von Würzburg an; Heribert verzichtet auf die Würde, erwirkt aber, dass sein Bruder Heinrich zum Bischof des Kiliansbistums gewählt und geweiht wird. 996 begleitet Heribert König Otto III. auf dessen erstem Italienzug und zur Kaiserkrönung nach Rom. Als Otto III. Ende 997 zu einem zweiten Italienzug aufbricht begleitet ihn sein Kanzler für die italienischen Angelegenheiten erneut. Mit diplomatischem Geschick und durch besonnenes Vorgehen regelt Heribert wichtige anstehende Probleme in Ravenna, Pavia, Cremona und Rom. Nach dem Tode des Bischofs Hildibald vom Worms im August 998 wird Heribert auch Kanzler für Deutschland und führt neben dem Titel eines Cancellarius auch den eines Logotheten. Heribert unterstützt die Bestrebungen Kaiser Ottos um die „Renovatio Imperii Romanorum“ unter christlichen Vorzeichen. Als am 11. Juni 999 Erzbischof Everger (985-999) stirbt, ist der Erzstuhl von Köln verwaist. Nachdem sich anfangs Geistlichkeit und Volk nicht auf einen gemeinsamen Anwärter für das Amt des Erzbischofs einigen können, schlägt Dompropst Wezelin, der Kandidat des Klerus, Heribert als neuen Oberhirten vor. Heribert wird einstimmig zum Erzbischof gewählt, und sogleich bricht eine Gesandtschaft nach Bennevent, dem Aufenthaltsort Ottos, auf, um das Einverständnis des Kaisers einzuholen. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.23 14 Andererseits kann aber auch davon ausgegangen werden, dass Otto III. seinen Kanzler zum neuen Erzbischof bestimmt hat, eine für die damalige Zeit durchaus gängige Praxis. Die kirchlich-kanonische Einsetzung erfolgt durch Papst Silvester II. (999-1003). Wie freundschaftlich das Verhältnis des Kaisers zu seinem Kanzler ist, zeigt das geradezu humorvolle Schreiben, mit dem Otto III. dem in Ravenna weilenden Heribert die Wahl zum Erzbischof von Köln mitteilt: „Otto Imperator sola Dei gratla, Heriberto archiogotetae gratiam et Coloniam ac pallil cubitum unum.“ (Otto, allein durch Gottes Gnade Kaiser, entbietet dem Archilogotheten Heribert seine Huld und Köln und eine Eile vom Pallium.) Der Titel eines Logotheten wurde aus Byzanz übernommen und beschreibt die Eigenschaft des Kanzlers als Vorsitzenden des Hofgerichts und den des Archilogotheten als Kanzler. Es besteht jedoch auch die Vermutung, das der Titel Archilogothet als Gegenstück zum dem des Archiepiscopus (Erzbischof) getragen wurde. Nach Erhalt des kaiserlichen Schreibens bricht Heribert sofort von Ravenna nach Benevent auf, wo im Juli 999 in Gegenwart von Papst Silvester II. und Kaiser Otto, die Investitur stattfand. Vor seiner Bischofsweihe wickelt Heribert noch einige politische Angelegenheiten in Italien ab. Gegen Ende Oktober 999 weht er im Rom, erbittet und erhält dort von Papst Sylvester das Pailhum, das Zeichen seiner Metroplitangewalt. Am 24. Dezember 999 hält Heribert, nachdem er das PalIlum und die bischöflichen lnsignien hat voraus schicken lassen, trotz größter Kälte barfüßig Einzug in seine Bischofsstadt dargestellt im zweitoberen Chorfenster. Die Bischofsweihe empfängt er während der nächtlichen Weihnachtsmesse; die Namen der Konsekratoren sind nicht überliefert. — Neben den priesterlichen und episcopalen Aufgaben, obliegt es einem Bischof des Mittelalters, an den Armen und Bedürftigen Vaterstelle zu vertreten. Für Erzbischof Heribert hat die Caritas neben seinen geistlichen Pflichten, wie wir später noch sehen werden, einen hohen Stellenwert. Diese Sorge Heriberts für Arme und Bedrängte ist in der Heilung eines Bessenenen im oberen Teil des Fensterbildwerkes thematisiert. Am Pfingstfest des Jahres 1000 steht der Erzbischof an der Seite Ottos III., als dieser das Grab Karl des Großen in der Aachener Marienkirche öffnen lässt. Heribert, der den dritten ltalienfeldzug Ottos nicht begleitet, erhält für den 27. Dezember 1001 zusammen mit den anderen Bischöfen eine Einladung zu einer Synode unter Vorsitz von Papst und Kaiser nach Todi/ltalien. Aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse trifft Heribert erst am 11. Januar 1002 im Lager des inzwischen schwer erkrankten Kaisers Otto III. ein. Erzbischof Heribert kann seinem kaiserlichen Freund nur noch in dessen Todeskampf beistehen. Kaiser Otto III. stirbt am 24. Januar 1002. Zuvor hatte Otto dem Kölner Erzbischof die Reichsinsignien übergeben und diesen gebeten, ihn in der Aachener Marienkirche, in der Nähe des von ihm hochverehrten Kaisers Karl, beizusetzen. Das untere Glasbild zeigt den hl. Heribert an der Totenbahre Kaiser Ottos III., wie er dessen Leichnam mit Weihrauch inzensiert. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2315 Heribert geleitet mit einem Heer, ständig von Feinden bedrängt, den Leichnam Ottos durch Italien über den Brenner zunächst nach Polling bei Augsburg. Der Bayernherzog Heinrich IV, Sohn Heinrich des Zänkers, erweist dem toten Kaiser zwar die letzte Ehre, erhebt jedoch sogleich Anspruch auf die Königswürde und fordert von Heribert, die Herausgabe der Krönungsinsignien. Heribert hatte die Hl. Lanze bereits ahnungsvoll vorausgeschickt. Bei der Heiligen Lanze handelt es sich um eine sog. Flügellanze, in deren durchgestemmtem Blatt ein Nagel eingelassen ist, der von der Kreuzigung Christi stammen soll. Als Heribert sich weigert auch die übrigen Herrschaftszeichen auszuhändigen, wird er von Heinrich in Beugehaft genommen. Nach kurzer Zeit entlässt Heinrich den Erzbischof aus der Haft, nimmt dafür jedoch dessen Bruder Heinrich, den Bischof von Würzburg, in Bürgehaft bis Heribert ihm die Hl. Lanze aushändigt. Der Leichenzug gelangt schließlich über Köln nach Aachen, wo die Gebeine Kaiser Ottos III. am Ostersonntag in der Marienkirche beigesetzt werden. Nach dem Tode Ottos braucht Heribert das Amt des Kanzlers nicht mehr zu versehen. Fortan wird er in Angelegenheiten der Reichspolitik nur noch selten in Anspruch genommen, zudem ist es sein Wunsch, sich ausschließlich der Hirtentätigkeit in seinem Erzbistum zu widmen. Bei der anstehenden Königswahl tritt Heribert für seinen Verwandten, den Herzog von Schwaben Hermann II., ein. Die Wahl fällt jedoch auf den Bayernherzog Heinrich IV., der als Heinrich II. (1002 -1014 -1024) zum König gekrönt wird. Das Verhältnis zwischen Erzbischof und Kaiser ist aufgrund der entschiedenen Parteinahme Heriberts für Hermann von Schwaben von Entfremdung und Missstimmungen geprägt, zeitweise sogar von Feindseligkeiten und Argwohn Heinrichs II. gegenüber Heribert. Es gibt aber auch Phasen der Entspannung, in denen Heribert fallweise wieder mit Reichsgeschäften betraut wird. 1002/1 003 gründet Heribert, ein gegenseitiges Versprechen zwischen ihm und Kaiser Otto III. einlösend, die Benediktinerabtei Deutz, der er, da dem Mönchtum nahestehend, auch in den weiteren Jahren seine Fürsorge und Unterstützung zuteil werden lässt. Heribert ist während seiner gesamten weiteren Amtszeit mit der Deutzer Klostergründung beschäftigt. 1005/6 kommt es in Europa zu einer der schlimmsten Hungersnöte des gesamten Mittelalters. Große Scharen hungernder Menschen suchen die Bischofsstädte und Klöster auf. Gerade die wohlhabende Stadt Köln mit einem der bedeutendsten Bischofsitze der Christenheit, verheißt den Bedürftigen Hilfe aus ihrer lebensbedrohenden Lage. Erzbischof Heribert initiiert eine großzügige Einrichtung zur Speisung der Hungernden, setzt einen Almosengeber ein und kümmert sich selbst um Unterstützung in Notfällen jeglicher Art. Er meistert die große Herausforderung nicht zuletzt aufgrund seines außerordentlichen Organisationstalentes, das ihm, dem ehemaligen Kanzler, in hohem Maße zu eigen ist. Seine Maßnahmen, die weit mehr als nur Mildtätigkeit im Einzelnen erfordern, lassen erste Ansätze einer modernen Wohlfahrtspflege deutlich werden. Als es (wahrscheinlich) im Jahre 1009 zu einer erneuten Hungersnot kommt, strömen die Notleidenden, eingedenk der wirksamen Hilfe, erneut in die Kölner Bischofsstadt. Kennzeichnend für Heriberts Zuneigung zu den Armen ist die folgende Begebenheit: Der mittellose Vater eines Kindes bittet den Erzbischof sein Kind zu taufen, Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau ‘ Seite 4.2316 da angeblich in Köln kein Priester ohne materielle Zuwendung bereit war, dem Kind das Sakrament der Taufe zu spenden. Heribert tauft das Kind, beschenkt anschließend den Vater sowie den Täufling und nimmt zudem am Essen des Armen auf dessen Einladung hin teil. Für die Jahre von 1008 bis 1018 sind die Quellen hinsichtlich des Lebens und Wirkens von Erzbischof Heribert nur sehr spärlich. Im Mai 1017 gelingt es Heribert eine Versöhnung zwischen Heinrich II. mit dessen Verwandten herbeizuführen. Zu einer erneuten Auseinandersetzung des Kaisers mit dem Erzbischof kommt es im Jahre 1020 als Heribert die Teilnahme an der Belagerung der Burg Hammerstein verweigert. Zur Jahreswende 1020-1021 sucht Heinrich II. Erzbischof Heribert, der bereits von schwerer Krankheit gezeichnet ist, in Köln auf. Er bittet Heribert für die ihm zugefügten Unbilden um Vergebung; es kommt zu einer ehrlichen Aussöhnung zwischen Erzbischof und Kaiser. Heribert, den nahen Tod vorausahnend, unternimmt trotz des sehr harten Winters eine (Abschieds) Reise zu den Kirchen und Klöstern seiner Diözese. In Neuß befällt ihn ein heftiges Fieber. Mit dem Schiff wird der Sterbende zurück in seine Bischofsstadt Köln gebracht, hier lässt er sich trotz später Stunde in den Dom bringen. Auf dem Sterbebett verteilt er sein Vermögen, wobei er ganz besonders der Armen und Bedürftigen gedenkt. Erzbischof Heribert stirbt am 16. März 1021 und wird vor dem Hochaltar der Klosterkirche in Köln-Deutz im Rahmen einer eindruckvollen liturgischen Feier beigesetzt. „Ein vorbildliches Leben hatte seinen entsprechenden Ausklang in einem würdigen und christlichen Tod gefunden. Köln besaß so in Heribert einen guten und würdigen Oberhirten; wer die Blütezeit des deutschen Episkopats am Morgen des zweiten Jahrtausends rühmt, wird stets seinen Namen zu nennen haben. Als der getreue und redliche Verwalter des Petrusbistums starb, hinterließ er seinem Nachfolger ein geordnetes Erbe. “5) - Der Nachfolger Heriberts auf dem Kölner Erzstuhl Pilgrim (1021-1036) nennt ihn bereits in einer Urkunde des Jahres 1031 ‚sanctus“ heilig. Aufgrund dessen kann man mit Sicherheit annehmen, dass Heribert bereits kurz nach seinem Tode als Heiliger verehrt wird. Die Gebeine Erzbischof Heriberts werden am 30. August 1147 durch Erzbischof Arnold 1. von Merxheim (1138-1151) erhoben, der die Gebeine in einen Holzkasten legen lässt. Um 1165/70 werden zwei Goldschmiede aus dem Rhein-Moselraum mit der Fertigung eines Heribertschreines beauftragt. Dieser Schrein, der heute in der Pfarre St. Heribert in Köln Deutz steht, gilt als einer der kunsthistorisch bedeutsamsten Heiligenschreine des Mittelsalters und ist einer der wenigen des 12. Jahrhunderts, die noch vollständig des erhalten sind. Der vorerwähnte Holzkasten bildet auch noch heute das Innere Heribertusschreins. — eine Auch in unsere Pfarrgemeinde fand die Verehrung des heiligen Heribert Einzug für die genaue Zeitstellung hierfür ist allerdings nicht möglich. Das früheste Zeugnis der das über Heribertverehrung ist ein Fenster im Hochchor aus dem Jahrel3O6, folgt Hofhistoriograph des Kölner Erzstiftes Aegidius Gelenius im Jahre 1635 wie chte Geschi (Die berichtet: „Historia s(ancti) Heriberti est in fenestra ad cornu epistolae.“ von des hI. Heribert ist im Fenster auf der Epistelseite) dargestellt. Die beiden Glocken geweiht. 1362 und 1582— heute noch vorhanden sind dem hI. Heribert - - Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.2317 Der vorerwähnte Aegidius Gelenius teilt uns weiter mit: ‚Im Jahre 1635 im Mai berichtete der Küster von Binsfeld Johann Werner, der hl. Her/bert sei Burgherr in Kreuzau gewesen und habe dort auch die ganze Gemeinde vertreten, sowie der hl. Arnold in Arnoldsweiler. Von dem hl. Heribert sei dort auch ein in Silber gefasstes Kreuz geschenkt worden, dasselbe, das in den Rhein gefallen war, wie dies dem Küster selbst seine mütterliche Großmutter Eva Hilgers im Alter von 110 Jahren erzählt hätte. Der Brunnen, aus dem das Pferd des hl. Heribert getrunken hat, wird auf dem Platz „Auf der Strassen“ auch jetzt noch unter dessen Namen verehrt.“ Bei dem Bericht des Küsters von Binsfeld handelt es sich um ein über Jahrhunderte mündlich vermitteltes Traditionsgut. Hiermit korrespondiert auch die sagenhafte Uberlieferung, der hl. Heribert habe für die ganze Gemeinde durch Waldschenkungen gesorgt. Zwischen den Jahren 1572 und 1635 wird das Patrozinium der Pfarrkirche und des Hochaltars vom Heiligen Kreuz in St. Heribert umgewidmet. neben der Pfarrkirche der Kirchenchor, der Kindergarten, die tragen Heute Schützenbruderschaft, die Schule an der Rur und eine Straße in Kreuzau den Namen unseres Pfarrpatrons, des heiligen Kölner Erzbischofs Heribert. 5) 1)eribeit MtilIer, Ileribert. Kanzler Ottos III. und Erzbischof von Köln Köln 1977 Kathollsche Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.300 1 4.3000 Das Turmhaus Allgemeines Der nach Westen ausgerichtete, ungegliederte und sich nach oben leicht verjüngende Turm mit quadratischem Grundriss besteht heute aus vier Geschossen. Das Untergeschoss sowie das zweite und dritte Geschoss wurden in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus glatten großen Rotsandsteinquadern, die nur wenig Mörtel erforderlich machten, in sorgfältiger Bauweise errichtet. In der Mitte der Quadern sind auch heute noch sog. Zangenlöcher erkennbar, die nennenswerte Spuren mittelalterlicher Bautechnik darstellen. Eine sog. Baunaht trennt den romanischen vom gotischen Bauteil. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Mauerwerk der Westseite stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass umfangreiche Sandsteinverblendarbeiten erforderlich wurden. Das vierte Turmgeschoss wurde während der Kunstepoche der Spätgotik aufgesetzt. Das Turmhaus stand bis zum Anbau des nördlichen und der Verlängerung des südlichen Seitenschiffes in den Jahren 1906/7 bis auf den Anschluss an das Hauptschiff nach drei Seiten frei. Der Turm hat einen Grundriss von 8,60 x 8,40 m, die Maße verjüngen sich in der zweiten Etage auf 8,20 x 8,00 m, in der dritten auf 8,00 x 7,80 und in der vierten auf 7,80 x 7.40 m. Die Turmanlage hat eine Gesamthöhe von 46,20 m: das Gemäuer misst 23,80 m, der Turmhelm 20,00 m und das Turmkreuz mit dem Hahn 2,40 m. (S. Querschnitt durch den Turm 5. 2.2121) Zum Schutz gegen Blitzschlag besitzt der Turm eine Blitzableiteranlage. Der Zugang zum Turmhaus heute und früher Nach dem Bau einer Orgelempore führte, wie noch heute, über diese der Zugang in die oberen Geschosse des Turmhauses. Eine Zeitstellung für den Bau der ersten Westempore ist wegen fehlender Quellen nicht möglich. (Siehe hierzu S. 4.2213) Von der Orgelbühne gelangt man durch den Orgelprospekt und eine oberhalb gelegene Tür in das Turminnere und von dort über Leitern in die weiteren Turmgeschosse. Wie aber gelangte man in das Innere des Turmhaus, bzw. in die Holztonne, die bis auf weniger Meter zum Turm hin, den Deckenabschluss des Mittelschiffs bildete, als eine Orgelempore zwar geplant, aber noch nicht ausgeführt war? Leider fehlen die zur Aufhellung des Sachverhaltes notwenigen Quellen. Die folgenden Ausführungen besitzen daher lediglich hypothetischen Charakter. Möglicherweise existierte eine Wendel- oder Stufentreppe mit ggf. einem oder mehreren Treppenabsätzen bis zur der, oberhalb des heutigen Orgeiprospektes gelegenen Türöffnung. Leitern im Inneren führten dann zu dem im dritten Stock gelegenen noch zu behandelnden romanischen Türdurchgang und weiter in den sog. Spitzboden, von wo aus man in die Holztonne gelangte. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3002 Das Untergeschoss — die Turmhalle Das Untergeschoss betritt man von außen durch ein im 15. Jahrhundert spätgotisch umgestaltetes und nach starken Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg in den 1960 er Jahren neugestaltetes Eingangsportal und durch einen Windfang. Siehe hierzu auch S. 4.209. Links und rechts neben dem Windfang befindet sich jeweils ein korbförmiges Weihwasserbecken. Oberhalb des Eingangsportals befindet sich ein im 0 1,70 m großes, gegenstandslos gestaltetes Rundfenster (einschl, profilierte Einfassung), das ein ursprünglich dort vorhandenes gotisches Spitzbogenfenster, ebenfalls im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, ersetzt hat. Die Turmhalle, ursprünglich romanisch, wurde wohl gegen Mitte des 13. Jahrhunderts frühgotisch umgestaltet. Sie besitzt ein gotisches Kreuzrippengewölbe, das auf kurzen umgeknickten Dienstansätzen mit Kelchkapitellen ruht. Auf der Südund Nordseite der Turmhalle befinden sich je eine gotische Blendarkade und eine 50 cm hohe, 32 cm breite und 4,55 m lange steinerne Bank, deren ursprüngliche Funktion unklar ist. Ein kunstschmiedeeisernes Gitter trennt die Turmhalle vom Mittelschiff, das sich durch einen gotischen Spitzbogen mit einem Kämpfergesims auf eine architektonisch wirkungsvolle Weise eröffnet. Ritzzeichnungen an der Turminnenwand: „Ein Weihrauchfass und eine Kaffeemühle“ An der Nord- und Südseite des Turmuntergeschosses, im Durchgang zwischen Turm und Mittelschiff, befindet sich auf einer Höhe von 2,20 m je die Ritzzeichnung einer Kaffeemühle bzw. eines Weihrauchfasses mit sieben Rauchfahne n. Die Ausdeutung der Zeichnungen basiert im Wesentlichen auf einem, in der Dürener Zeitung erschienen Artikel des aus Kreuzau stammende Pfarrers Bernhard Schulte Krumpen (1897-1932-1986) vom 28. Februar 1951. Die Ritzzeichnungen kamen anscheinend nach Reinigung der Wände erneut zum Vorschein. Auf der südlichen Seite befindet sich ein durch eine Mittellinie geteilter Kreis mit einem kleinen Sockel, der ein Weihrauchfass darstellt. Aus der oberen Kreishälfte treten aus kleinen, kreisrunden Öffnungen zwei und aus der unteren Kreishälfte fünf Rauch- oder Feuerfahnen hervor. Der große Kreis bedeutet den Kreislauf des Lebens. Die sieben kleinen Kreise und die daraus aufsteigenden Rauch- oder Feuerfahnen weisen auf die sieben Sakramente hin, die dem natürlichen Leben des Menschen erst das eigentliche, das übernatürliche Leben schenken: die Taufe, das Bußsakrament, die Firmung, das Allerheiligste Altarssakrament, welches durch die mittlere, längste Rauchfahne symbolisiert wird, das Ehesakrament, die Priesterweihe und die Krankensalbung. Die genaue Anordnung der Rauch- oder Feuerfahnen ist aus der obigen Skizze ersichtlicht. Pfarrer Bernhard Schulte-Krumpen gibt uns einen weiteren tieferen Deutungsansatz: Der Sockel, auf dem der Kreis ruht, bedeutet den Altar; hier wird das heilige Opfer gefeiert. Der Kreis deutet auf den in der verwandelten Hostie gegenwärtigen Christus hin. Die Trennungslinie versinnbildlicht das Brechen der Hostie vor der Kommunion, zeigt also den Tod Christi an: Erst dieser Tod schenkt den Menschen die Erlösung und den Sakramenten ihre Kraft. Katholische Pfarrkirche St. HeribertKreuzau Seite 4.3003 Auf der nördlichen Wand ist eine Kaffeemühle eingefurcht. Sie mag auf das Gebet hinweisen. Bevor wir durch den Torbogen in das eigentliche Gotteshaus eintreten, sollen wir uns darüber klar werden, dass unser Gebet nicht das des Leierns einer Gebetsmühle sein soll, sondern ein andächtiges Sprechen mit Gott. Wasserstandszeichen Zahlreiche zeitgenössische Quellen, hierzu gehören auch entsprechende Markierun gen an Kirchen und Häusern, berichten über Hochfluten und Eisgänge der Rur und deren Auswirkungen. der Kreuzauer Pfarrkirche befinden sich unterhalb des vorher Im Turmhaus beschriebenen Weihrauchfasses zwei dieser Markierungen, die auf die Höhe des Rurwasserstandes in den Jahren 1724 und 1817 hinweisen. 1724 stand das Wasser 1,78 m und 1817 1,65 m hoch in der Kirche. Diese Markierungen befanden sich bis zur Verlängerung des südlichen Seitenschiffes der Pfarrkirche in den Jahren 1906/7 an der Südseite, des bis zu diesem Zeitpunkt noch nach drei Seiten freistehenden Turmhauses. Die noch erhaltene Urmarkierung wurde durch Kriegseinwirkung 1944 wieder sichtbar und 1949 durch Reparaturarbeiten erneut verdeckt. Einer mündlichen Überlieferung zufolge, soll bei einer dieser Hochwasser ein Reiter zu Pferd das Allerheiligste vom Hochaltar geborgen haben. Das zweite Turmgeschoss Von der Orgelempore führt, wie bereits erwähnt, eine Stufenleiter mitten durch die Orgelpfeifen hindurch in das zweite Turmgeschoss. Ca. 90 cm oberhalb des Dielenbodens beginnend, sind nach Süden, Westen und Norden je eine, sich zu einem Lichtschlitz verjüngende dreifache Abtreppung angelegt, die an den Wandaußenseiten 10 cm breit und 1,20 m hoch sind. (Siehe auch Zeichnung auf Seite 2.2121) Das dritte Turmgeschoss Im dritten Turmgeschoss sind nach Süden und Norden hin je ein gekuppeltes romanisches Zwillingsfenster mit einer Mittelstütze angelegt. In diesem Geschoss sind in der drittobersten Horizontalfuge an jeder Seite drei eiserne Zuganker eingelassen, von denen der mittlere an der östlichen Turmseite durch das Dach verdeckt und nur vom Dachraum über dem Mittelschiff aus, zu sehen ist. Dieses Geschoss diente bis zum Aufbau des vierten Turmgeschosses wohl als Glockenstube für die damalig vorhandenen beiden Glocken der Pfarrgemeinde, aus den Jahren 1362 und 1382. Darauf verweisen die als Schallfenster gestalteten Zwillingsfenster hin. Die Fenster haben an den Laibungen zum Innenraum hin Einkehlungen als Schmuckelernent. Von außen haben möglicherweise später Glasfenster vorgestan den. Der Raum war farblich gefasst, es sind noch deutlich Reste dunkler Farbschuppen zu erkennen. In den Ecken und in der Mitte befinden sich romanische Kragsteine, Konsolen, die als Träger für die Balkendecke dienen. Zur Sicherung des Mauerwerks der Glockenkammer wurde oberhalb der mit Ziegelsteinen aufgemauerten Konsolen im Jahre 1956 ein Auflagerkranz aus Stahlbeton eingezogen. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3004 Innerhalb dieses Geschosses befindet sich auf 2,20 m Höhe eine kleine Empore über die man zu einem romanische Türdurchgang, heute durch eine zweiflügelige Eisentür geschlossen, gelangt. Die Anlage der romanischen TOr erfolgte zu Beginn des 13. Jahrhunderts, als der Bau der hochgotischen Pfarrkirche noch nicht in Planung stand. Die besagte Empore ist neueren Datums; jedoch muss bereits im Mittelalter eine ähnliche Einrichtung bestanden haben um den Spitzboden zwischen Tonne und östlicher Turmhauswand zu erreichen. Noch heute sind in der Turmwand Aussparungen vorhanden, die auf die Existenz einer früheren Empore bzw. eines Aufgangs hindeuten. Die Michaelskapelle Vermutlich diente das dritte Turmgeschoss entweder vor 1362 oder nach der Errichtung des vierten Geschosses als sog. Michaelskapelle. Solche Kapellen befanden sich häufig in höher gelegenen Räumen von Gotteshäusern, besonders in den Westtürmen. Sie standen im Zusammenhang mit der mittelalterlichen Vorstellung, dass der Westen als finsterer Ort der Sitz der bösen Geister sei, denen der Erzengel Michael entgegen treten sollte. Michaelskapellen begegnen uns schon im 8. Jahrhundert. Das vierte Turmgeschoss Dieses Turmgeschoss wurde gegen Ende des 14. oder im 15. Jahrhundert oberhalb der drei romanischen Geschosse im spätgotischen Baustil aufgesetzt. An der Nord- ‚West- und Ostseite befinden sich je zwei einbahnige spätgotische Spitzbogenfenster mit Dreipassbogen (Kleeblattbogen) und Nasen. Zur Südseite öffnet sich das Turmgeschoss durch zwei spätgotische, mit einem Spitzbogen überfangene Zwillingsfenster ebenfalls mit Dreipassbogen und Nasen. Den Abschluss des Couronnements bildet ein herzförmiges Maßwerk. In allen Fenstern sind Schalllukenjalousien aus Holz eingebaut. Das vierte Turmgeschoss dient wohl schon seit seiner Errichtung als Glockenkammer, in der sich heute vier Glocken befinden. Der Glockenstuhl, an dessen unterem Teil drei und an dessen oberem Teil eine Glocke hängt, hat keine feste Verbindung zu den Turmwänden, da jede Verstrebung zum Turm wegen der starken Schwingungen der Glocken zu erheblichen Bauschäden führen würde. Die Pfarrgemeinde St. Heribert besitzt heute vier Glocken und zwar eine aus dem Jahre 1362, eine aus 1382 und zwei aus dem Jahre 1956. Jede dieser Glocken hat innerhalb des Glockenstuhles eine Aufhängevorrichtung. Sie ist an einer Achse (Joch), die in Lagern läuft, befestigt. Seit Februar 1956 besitzt die Pfarrkirche eine automatische Läuteanlage. Bis dahin wurden die Glocken mit einem Handseil gezogen, zum Läuten gebracht. Zwei runde Offnungen für die Glockenzugseile sind noch im Holzfußboden des vierten Turmgeschosses zu sehen. Oberhalb der Glockenkammer wurde ebenfalls im Jahre 1956 zur Sicherung des Mauerwerks eine Stahlbetonplatte auf dem Mauerabsatz oberhalb des Glockengeschosses eingezogen. Der Turmhelm, das Turmkreuz und der Hahn Neben umfangreichen Beschädigungen am Kreuzauer Gotteshaus im Zweiten Weltkrieg, die sich auf einen Schadengrad von insges. 75 % beliefen, wurde auch Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 43005 der Turmhelm, ein weitaus massiverer als der heutige, total zerschossen, der daraufhin bis zum Mauerwerk eingestürzte. Über den Bau dieses Turmhelmes berichtet ein Urkundenbuch der Bürgermeisterei Stockheim, begonnen am 1. Januar 1827, aus dem Jahre 1844 u.a: „Schon zuAnfang des Jahres war eine technische Untersuchung des nach der Westseite zeigenden Kirchihurnidaches . . zu Creuzau vorgenommen, und daraufhin die gänzliche Abtragung desselben von polizeiwegen verfügt worden. Der Herr Landesbauinspektor Cremer zu Aachen veranschlagte den Wiederaufbau desDaches zu einer Höhe von 65 Fuß, unter Mitverwendung der alten Materialien zu 1000 Thaler.. Am lOten September begann der Abbruch und bereits am letzten September stand der Bau ganz in seiner Vollendung da. In den Thurmkopfwurde seine durch den Kirchenvorstand unterzeichnete Schrfl, welche die Erbauung bespricht, und die politischen Verhältnisse Europas berührt, hinterlegt.“ — Im Jahre 1948 wurde ein auf 40 Jahre vom Landeskonservator genehmigter flacher Not Turmhelm fertiggestellt. Am 14. September, dem Fest Kreuzerhöhung, wurde in den „Apfel“ unterhalb des Turmkreuzes eine Urkunde eingeschlossen. Die in den „Apfel“ unterhalb des Turmkreuzes eingelassene lateinische Urkunde lautete: Anno Domini MCMXXXXVIII regnante Pio P. P. XII, Josepho, SS Romanae Ecclesiae Cardinal,, Archiepiscopo Coloniensi, Frings, Joanne Josepho, Episcopo Aquisgranensi, van der Velden, Huberto Windelschmidt, archipresbytero decanatus Nideggen, parocho Josepho Dunkel, assistente parocho emerito, Henrico Stiegeler, cubiculario papale crux renovata super turris tectum in atrocissimo bello MCMXXXXIV incursionibus aeronauticis dirutum ac diffisum forma minori restitutum in festo Exaltationis S. Crucis D. N. J. Ch. erecta est. Kreuzau, die 14. septembris gez. Dunkel, par. Im Jahre des Herrn 1948 Unter der Regierung Papst Pius XXI. (unter) Joseph, der Heiligen Römischen Kirche Kardinal, Erzbischof von Köln, Frings, Johannes Joseph, Bischof von Aachen, van der Velden, Hubert Windelschmidt, Erzpriester (Dechant), Dekanat Nideggen Pfarrer Joseph Dunkel assistiert durch den emeritierten Pfarrer, Heinrich Stiegeler, päpstlicher Ehrenkämmerer, wurde das renovierte Kreuz über dem Turmdach, im schrecklichsten Krieg 1944 durch Flugzeugangriff zerstört und zertrümmert, in kleinerer Form wiederhergestellt am Fest der Erhöhung des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus errichtet. Kreuzau, den 14. September gez. Dunkel, Pfr. Bereits im März 1956 begann der Aufbau des jetzigen, 20 m hohen, neogotischen Turmhelmes, der durch starke Abkantungen oberhalb der Glockenstuhlebene wesentlich schlanker gestaltet ist als der Turmhelm von 1844. Durch eine Einstiegsluke oberhalb des vierten Turmgeschosses und durch Leitern gelang man in die Holzkonstruktion des Turmhelmes. Im unteren quadratischen Teil des Turmhelmes befindet sich in der östlichen Dachfläche eine Dachgaube. Von der Turmhelmtraufe aus gemessen, liegt in ca. 8,00 m Höhe ebenfalls auf der Ostseite ein Dachfenster, das der Anbringung einer Kirchenfahne an hohen Festtagen dient. Der Turmhelm trägt auf einer Holzverschalung eine Eindeckung aus blauem Moselschiefer. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3006 (Querschnitte durch den Turmhelm s. 5. 2.2123-2.2125 und der Holzstärken 5. 2.2126) Oberhalb der Helmspitze, die einen Kupfermantel trägt, befindet sich der Turmknopf, ein kugelförmiger Abschluss des Turmhelmhelmes. Die Turmkugel trägt das Turmkreuz und darüber den in eine Drehvorrichtung eingestellten Kirchturmhahn. Schon in der Antike galt der Hahn als Symbol der Wachsamkeit. Diese sinnbildliche Bedeutung hat das Christentum nicht zuletzt im Bezug auf die Mahnung Jesu zur Wachsamkeit übernommen: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um die Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!“ (Markus 13,35). Einen Hahn auf eine Kirchturmspitze zu montieren, ist urkundlich bereits für das 9. Jahrhundert in Italien belegt. Am 26. 1956 März wurde das Original der hier in Abschrift abgebildeten Urkunde (siehe nächste Seite) im Beisein von Pfarrer Joseph Dunkel und der mitunterzeichneten Zeugen in eine Bleikapsel eingeschlossen. Die Urkunde lautet zu deutsch: Im Jahre des Herrn 1956 Unter der Regierung Papst Pius XII., (unter) Joseph, der Heiligen Römischen Kirche Kardinal Frings, Erzbischof von Köln, Johannes Bischof von Aachen Pohischneider, dem unterzeichneten Ortspfarrer und Heinrich Stiegeler, dem emeritierten Ortspfarrer ist diese Spitze des Turmes, die im schrecklichsten Weltkrieg zerstört und im Inneren zertrümmert und nach drei Jahren in kleinerer Form restauriert worden war, das Gebälk ist neu und dieses wiederhergestellte Turmkreuz, das am Fest der Erhöhung des Hl. Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, des Ortspatrons, im Jahre 1948 aufgerichtet worden war, ist heute, am Dienstag, dem 3. Wochentag, der erneuerten Heiligen Woche, von neuem aufgerichtet worden. Herrlichkeit, Lob und Ehre seit Dir, König Christus Erlöser! Kreuzau, den 27. März 1956 Unterschrift: Joseph Dunkel, Pfr. Mit der erneuerten Heiligen Woche ist die Liturgiereform der Karwoche durch Papst Pius XIl.(1 939-1958) im Jahre 1956 gemeint. Neben der offiziellen Urkunde haben auch die am Bau des Kirchturmes unter Leitung des Zimmermeisters Ludwig Kniprath beteiligten Zimmerleute in einem ca. 10 cm großen Glasröhrchen, mit Isolierband umwickelt, ein Papier mit ihren Unterschriften, den Teil einer Tagszeitung und eine Einpfennigkupfermünze oben in den dort achteckig auslaufenden „König“, in den ein Loch gebohrt worden war, eingelassen. Unter dem „König“ versteht man einen, im oberen Drittel der dreiteilig gegliederten Holzkonstruktion eingebauten Mittelpfosten. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3007 A.D. M C M 1 V 1 regnfnte Pio F P XII, Josepho S S Rom Eec]. Card .‘rirs Archieppo Cooniensi, Joanne ippo A) r;Lnens± Pohlschneider, infracripto arocho bei et Henrico Stiee1er parocho booi emerita hoc turris fatigiuin Qucd in atrcciirno mundi bello dirutur et intrinsecurn pulvere diffisu.m ac post tres a::nos formn iiori rs .iuratum erat, recente contignatuin est e t haec turris cru.x restaurata, quac in £esto xaltaon±s Cruc..s i)iJC,patroni .ocis, a.D. MCMXLVIII exa1tat:. erat, hodie tor. 3. IVbdornadae SJ.rkctae inutauratae denuo exaitata est. Gloria, laus et honor Tibi oiL, Pe:c Christe Redemptor! _‚ Die Cr 1\ Ji7 in kund örehenden Abschrift wurde heute de von herrn Hubert Jocks in i3ciuein der nitunterceichneten Zeugen mittels Lhtzinn in Cifle P1eiapzoi eirech1oen. Kreuzau, den 26.Marz 1956 —-n : Der Or;spfarr€r: ‚$ Per Or .sbür;erietoter: Zinrnerneister: . /‘,h-l In Mit]ied des /‘Z L Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3008 Auf Bitte von Pfarrer Joseph Dunkel, hat Zimmermeister Ludwig Kniprath das hier abgebildete Modell des Kirchturms im Maßstab von 1:10 angefertigt. Das genau 2,00 m hohe Kirchturmmodell ist leider nicht mehr vorhanden. 23(g e se IG, rurd2820 WESTSE TE 20 0“ “ach AnaDe) Ptarrarch) trnjc, - 1 L ro zi EL —t-‘ fl EDF LiD CD -‚ 0 CD CD CD 0 - -‚ -‘ -a CD Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3010 [rurniheim der Kirche St. Heribert vor und nach dem Kriege] Turmhelm nach der Zerstörung jjj ‘I‘urmhelm im Jahre 1 Ansicht vom Dach der Volksbank u „Neuer Turmhelm“ 19 - Heraufziehen einer Glocke Unteres Stockwerk Fertige Zimmererarbeit 1Viederaufbau des Turmhelmes im Jahre 1957] Obere Dachschalung - cD () CI) CD CD -o CD (1) 0 0 1- D) . Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3012 Belegschaft der Gebr. Schmidt auf der Turmhelmspitze .. - i Gesellen der Firma Bachem aus Düren zogen 1956 mit dem Turmhahn durch den Ort Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3013 Glocken in der Pfarrkirche St. Heribert in Kreuzau Glockenübersicht <-- WESTEN SÜDEN DSTEN --> Querschnitt durch das Glockengestüht mit den vin 6tocken Giockenge1iui der Glocken von der Pfiirrkirchc in Kreuzau Dis Fis Gis Ais — ‘ IEZI Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.30 14 Glocken allgemein - Sprachgeschichtlich ist der Ursprung des Wortes „Glock e“ nicht eindeutig geklärt. Eine Möglichkeit wäre die Herleitung aus dem Mittellateinischen „cfocca“. Bereits im 9. Jahrhundert vor Christus gab es in Asien Bronze glocken und in Ägypten Glocken aus Gold oder Silber. Man unterscheidet zwischen geschmiedeten Glocken (vasa productilia) und gegossenen Glocken (vasa fasilla). Heute werden ausschließlic h Glocken aus dem Gussmaterial Bronze, zu 78 % aus Kupfer und zu 22 % aus Zinn bestehend, hergestellt. Die Kirche hat die Glocken schon früh in ihren Dienst genommen. Für die Apologethen des 2. Jahrhunderts galten sie als Symbo l der Verkündigung des Evangeliums durch die Apostel. Für ihren kirchlichen Dienst wurden Glocken seit dem 8. Jh. gesegnet und gesalbt (Glockentaufe), oft auf den Namen eines Heiligen. Im 9. Jahrhundert kam es zur allgemeinen Verbreitung von Kirchenglocken in Deutschland. Karl der Große legte in seinen Kapitularien fest, wie viele Glocken zu welchen Tagezeiten zu läuten hatten. Die karolingische Verord nung bezog sich vor allem auf das Läuten zu den Gottesdiensten, zur Verkündigung des Evangeliums und zur Wandlung während der Eucharistiefeier; hinzu kamen das Propace-Läuten (Friedensläuten) und das Gebetsläuten am Morgen, Mittag und Abend. Und so läuten die Glocken auch noch heute zu den Gottesdienste n, zur Wandlung, freitags um 15.00 zur Sterbestunde Jesu, anlässlich von Taufen , beim Tode eines Pfarrangehörigen und bei besonderen Anlässen. Sie läuten in der Pfarre St. Heribert zu drei Tageszeiten, und zwar morgens um 7.00, mittags um 12.00 und abends um 18.00 Uhr. Die Glocken lösten im Westen das sog. Schlagbrett ab, dess en Relikt heute noch durch die Klapper an den Kartagen bekannt ist. Im Laufe des 14. vor allem aber im 15. Jahrhundert hat man melodische Geläute geplant und versucht, die Töne der Glocken aufeinander abzust immen. Der im 14. Jahrhundert einsetzende Stundenschlag bedeutete nahezu eine „Revolution“ im Lebensrhythmus des mittelalterlichen Menschen. Kirchenglocken kündeten schon in früher Zeit auch Unwetter, Brand- und Hoch wasserkatastrophen an. Der Glockenguss wurde im Wesentlichen von Mönchen entwickelt. Zu den ursprünglich geistlichen Glockengießern traten seit dem 13. Jahrh undert zunehmend bürgerliche Meister auf. In diesem Zusammenhang kann man jedoch nicht von Glockengießereien im heutigen Sinne sprechen, denn die Glocken wurden mit Ausnahme kleinerer Glocken jeweils am Bestimmungsort gego ssen. In Nähe der Kirche hob man eine Grube aus, in der die Formen aufgemau ert und die Glocke dann, von einem feierlichen Zeremoniell begleitet, gegossen wurde. Schon damals war ein Glockenguss ein herausragendes Ereignis im Leben einer Domkirche, einer Pfarrgemeinde oder einer Stadt. Im 14. Jh. nahmen die Gussglocken die heutige Form an. Erst im 19. Jahrhundert entstanden Glockengießereien im heutigen Sinn als ortansässi ge Werkstätten. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 43015 Die Entstehung einer Glocke Es ist schon erstaunlich, dass die Entstehung einer Glocke mehr auf den erprobten Erfahrungen des Glockengießers als auf wissenschaftlichen Berechnungen beruht. Ein solches Kunsthandwerk setzt gute physikalische, mathematische und musikalische Kenntnisse voraus. Mit einer Schablone, in welche die Töne der Glocke festgelegt sind, wird der erste Teil der Glockenform, der sog. Kern, aus lufttrockenen Lehmsteinen hohl aufgemauert. Danach wird Lehm auf die gemauerte Kernform aufgebracht und anschließend mit Brikett beheizt, um die Lehmschichten zu trocknen. Mit immer feinerem Lehm wird dieser Vorgang so oft wiederholt und mittels der Schablone immer wieder abgezogen bis ein Lehmkern entsteht, der dem Inneren der Glocke entspricht. Die Schablone wird nun entsprechend der späteren Glockenstärke immer wieder ausgeschnitten und durch fortgesetztes Auftragen von Lehmschichten gefüllt bis alle Lehmschichten für den zweiten Formenteil, die sog. „falsche Glocke“, aufgetragen sind. Auf die „falsche Glocke“ wird zuletzt noch eine Rinderfettschicht aufgetragen, auf welche nun Bildwerke, Verzierungen und Buchstabenfolgen aus Wachs aufgeklebt werden. Diese Form bildet nun das genaue Abbild der künftigen Glocke. Auf das Wachs werden jetzt mehrere Schichten ganz feinen Zierlehms aufgetragen. Darauf wird aus steifem, rauem Lehm eine erste dicke Mantelform, der dritte Formenteil, aufgebracht. Die Form wird solange beheizt, bis jeder Auftrag getrocknet ist, bevor der nächste erfolgen kann. Es werden so viele Schichten aufgetragen, bis der „Mantel“ die erforderliche Stärke hat. Die fertige Glockenform wird nun mit Holz ausgebrannt, damit das Rinderfett und die Schrift und Bildnisse aus Wachs der „falschen Glocke“ zerschmelzen. So lässt sich der Mantel abheben. Die falsche Glocke hat ausgedient und wird vom Kern, dessen Hohlraum mit Erde gefüllt wird, abgeschlagen. Der Mantel wird nun über den Kern gestülpt, so dass zwischen diesen ein Hohlraum entsteht, der beim Guss mit dem Glockenmetall (Bronze) gefüllt wird. Die Glockenformen werden nun in die Glockengrube gehoben, mit Erde eingestampft, um dem erheblichen Druck beim Guss standzuhalten. Es ragen jetzt nur die beiden „Windpfeifen“ über die ebene Oberfläche hinaus. Offen gemauerte Rinnen leiten die etwa 1100 Grad flüssige Glockenspeise (eine Legierung aus 78 % Kupfer und 22 % Zinn) zu den Gusslöchern. Der eigentliche Gussvorgang, der zuvor durch ein Bitt- und danach durch ein Dankgebet begleitet wird, dauert nur wenige Minuten. Es vergehen einige Tage bis die Form soweit erkaltet ist, dass der Mantel abgeschlagen und das Innere, der Kern, herausgeschlagen werden kann. Mit Sand und Wasser gereinigt, erhält die Glocke ihren hellen Bronzeglanz. Abschließend erfolgt eine Prüfung durch den/die Glockengießer/in und anschließend durch einen Glockensachverständigen, ob die gewünschten Töne (Schlagton, Ober- und Untertöne) genau und fein erklingen. Die Beschreibung des Glockengusses entstand unter fachlicher Mitwirkung der Glockengießerei Hans August Mark, Brockscheid-Eifel. 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau . Seite 4.3016 Die vier Glocken — ein harmonisches Geläute Die kath. Pfarrgemeinde St. Heribert besitzt heute vier Glocken und zwar eine aus dem Jahre 1362, eine aus 1382 und zwei aus dem Jahre 1956. Die Glocken befinden sich im vierten Turmgeschoss, der Glockenstube. In der unteren Reihe sind drei Glocken angebracht und zwar von West nach Ost die Pius/Maria Goretti Glocke von 1956, die Glocke von 1362 und die aus dem Jahre 1382; darüber die Heilig-KreuzlWillibrord-Glocke von 1956. Die Aufhängevorrichtungen der unteren drei Glocken bestehen aus Eichenholz, die der oberen Glocke aus zwei nebeneinanderliegenden und mit Stahiplatten verschweifiten Stahlträgern, die aus 2 x 1120 bestehen. - - Glocke „1“ auf Seite 4.3013 Die Glocke ist dem hl. Heribert geweiht und enthält eine Friedensbitte an Gott, den König der Herrlichkeit. Sie hat einen unteren Durchmesser von 106,5 cm und ist auf den Schlagton FIS abgestimmt. Die Inschrift lautet in der oberen Zeile: +S 0 HERIBERTVS 0 REX GLE VENI CVM PACE DATVANNO 0 0 0 0 00 DNI M C C C LXII IPO DIE SERVATII DEDERIC 10 in der unteren Zeile: PASTOR MAGR CONRADVS ME FECIT DE ISBRØCHGEN + ÷ Sanctus Heribertus 0 Rex Gloriae veni cum pace datum anno Domini millesimo trecentesimo sexagesimo secundo ipso die Servatii Dederic Johannes Pastor Magister Conradus me fecit de lsbrochgen + Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3017 + Heiliger Heribertus 0 König der Herrlichkeit, komm mit Frieden. Gegeben im Jahre des Herrn 1362 am Tage des Servatius (13. Mai ) Dietrich Schimann von Aue, der Patronatsherr) Johannes ( Schinmann) Pastor. Meiste( r Conrad von Isenbruch hat mich geschaffen. + - — Die zweizeilige Inschrift, durch einen Kordelstab getrennt, besteht aus gotischen Majuskeln (Großbuchstaben) und Unzialbuchstaben. Die Abbrev iaturen sind teils gebrauchlich, teils willkürlich. Einige der durchschnittlich 18 bis 20 mm hohen Schrifttypen sind im Guss missraten, wie z.B. das 5 im Wort PASTOR. Die eigentliche Glockeninschrift, der Glockenspruch, sowie Datum und Tag stehen in der oberen Zeile. Da nun auch der Patronatsherr, der Pfarrer und der Gießername genannt werden sollten, wurde dieser Textteil ab dem Wort PASTOR in einer zweiten Zeile angefügt. Zu Beginn und am Ende der Inschrift befindet sich jeweils ein 20 mm hohes Kreuz; zwischen dem Buchstaben S und dem Namenwort HERIBERTUS eine 22 mm hoch und breite runde Blütenrosette. Bis auf die Wortfolge DATV und ANNO sind zwischen allen Worten kleine runde oder rautenförmige, ca. 10 bis 15 mm große, stilisierte Blütenornamente als Zäsurzeichen gesetzt. Die kleinen Buchstaben o ergänzen oberhalb des Buchstabens N in der Abkürzung DNI das o im Wort Domini und markieren oberhalb der Jahreszahl die lateinischen Ablativendungen. Die Glockenhaube ist mit drei horizontal verlaufenden Stegen verzier t. Die Glockenkrone besteht aus sechs ornamentverzierten Bügeln. In die Oberplatte wurde, aus heute nicht mehr bekannten Gründen, oberhalb des Buchstabens E, der Abbreviatur GLE (Gloriae), eine Schraube eingesetzt. Nun Näheres zur Glockeninschrift: Der heilige Kölner Erzbischof Heribert, und das zeigt auch diese Glocke , wurde in unserer Pfarre schon sehr früh verehrt. (Siehe hierzu auch Dok. Seite 4.2313 bis 4.2317). Die Friedensbitte an Gott, den König der Herrlichkeit, könnte einerseits mit der zu dieser Zeit noch verbreiteten Bedrohung des Landfriedens durch Wegelagerer und Räuber zusammenhängen. Der Kölner Erzbischof Wilhelm von Gennep (13491362) hat sich in dieser Zeit um die Wahrung dieses Landfriedens im Deutsc hen Reich sehr verdient gemacht. Andererseits tobte in den Jahren von 1338 bis 1453, zeitweilig durch Friedensphasen unterbrochen, der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich, in dessen weiterem Verlauf die Jungfrau von Orleans, Jeanne d‘Arc ( um 1412-1431), auftrat. Das Jahr des Glockengusse s 1362 lag innerhalb einer neunjährigen Friedensphase von 1360-1369. Kirchengesch ichtlich bleibt zu erwähnen, dass in der Zeit von 1309 bis 1377 die Päpste die Kirche aus dem Exil von Avignon leiteten. - - - Gegossen wurde die Glocke am Tag des hl. Servatius, am 13. Mai. Im Mittelalter wurden Urkunden und Inschriften in ihrer Datierung auf Hochfeste, Feste des Kirchenjahres, der Gottesmutter oder eines Heiligen bezogen. Ritter Dietrich Schinmann von Aue war der Besitzer der Burg und Inhabe r des Kirchenpatronats. Das Kirchenpatronat hatte sich aus dem, zu dieser Zeit bereits überwundenen Eigenkirchenwesen entwickelt. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3018 Der Priester Johannes Schinmann, ein jüngerer Bruder des Ritters Dietrich, war Pfarrer der noch weitausgedehnten Pfarrei Kreuzau, zu der mehrere, heute selbständige Pfarrorte, gehörten. Pfarrer Johannes Schi nmann war Nachfolger seines Onkels Reynard. Conradus de lsbrochgen, Konrad von Isenbruch, war ein in Köln ansässiger Glockengießermeister, der als Familien- bzw. Herkunfts name seinen Heimatort Isenbruch benutzte. Außer der Glocke in der Kreuzaue r Pfarrkirche wird von der Forschung keine weitere Glocke dem Meister Conradu s zugeschrieben, sie ist ein singuläres Exemplar. Isenbruch ist ein im äußersten Westen gelegenes Dorf, das heute zur Gemeinde Selfkant gehört. Dort ist, wie eine Anfrage ergab, der Gloc kengießer nicht bekannt. Der Name Isenbruch wird dort als „Eisenbruch“ gedeutet und heißt im Volksmund »lsebrook“. Das Dorf liegt am Rande eines Sumpfiandes, das eisenhaltig ist. Die Glocke ist mit drei figürlichen Flachreliefs geschmückt. Hierbei handelt es sich um sog. Pilgerzeichen, die an größeren Wallfahrtsorten vertr ieben wurden und seit dem 14. Jahrhundert beim Glockenguss als beliebter Bildsc hmuck Verwendung fanden. Diese Methode war einfacher und kostengünstig er als die Gestaltung eigener Modem als Glockenschmuck, zudem die Glockeng ießer keine Modelleure waren. Die Pilger- oder WaNfahrtszeichen bestanden in der Regel aus einer BleiZinn-Legierung. An den meisten Pilgerzeichen befanden sich kleine Ösen, mittels derer die Pilgerzeichen auf Kleidung oder Hüte aufgenäht werd en konnten. Heute sind originale Pilgerzeichen nur noch selten erhalten; doch existieren sie als indirekte Bildzeugnisse, wie hier in Kreuzau und auch anderw eitig, als Verzierung auf noch so mancher mittelalterlicher Glocke. Das erste Pilgerzeichen zeigt eine thronende Muttergo ttes als Himmelskönigin mit dem Jesuskind. Die Madonna trägt eine Krone und hält in der rechten Hand einen Stab mit einem Rosenkreuz. Das Pilgerzeichen ist 83 mm hoch und 50 mm breit; es ist unterhalb der ersten drei Buchstaben des Wortes ANNO ange ordnet. Das gleiche Pilgerzeichen zeigt eine Glocke aus der Pfarre Aachen-Haaren aus dem Jahre 1357. Diese Glocke befindet sich heute im Stadtmuseum in Köln. Das zweite, kreisrunde Pilgerzeichen, ohne Kreuzigu ngsszene 88 mm hoch und 87 mm breit, thematisiert die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria durch den Erzengel Gabriel (Mariä Verkündigung). Rechts oben über den Darstellungen des Erzengels und der Gottesmutter ist der Heilige Geist in Gest alt einer Taube erkennbar. Zwischen Maria und dem Erzengel befindet sich ein Lilienstab. Ausgeschmückt ist die Verkündigungsszene mit einem Weinlaubrankenwerk. Oberhalb des Kreises befindet sich eine 31 mm hohe Kreu zigungsdarstellung mit den Assistenzfiguren Maria und Johannes. Das Kreuz ist an den Enden verbreitert, womöglich mit einem Kleeblatt. Das Pilgerzeichen, das insg esamt 119 mm hoch ist, befindet sich unterhalb der Buchstabenfolge IPO und DIE. Im oberen und unteren Bereich des Rundrahmens erke nnen wir noch die Befestigungsösen zum Aufnähen auf die Kleidung. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3019 Das dritte Pilgerzeichen wurde, wie das vorherige, in der Technik des Gittergusses hergestellt. Aufgrund von Materialschwund und Verformung beim Abguss, ist die lkonographie nur schwer zu deuten. Sie ist von einem hochgotischen, sich leicht nach unten verjüngenden, Architekturrahmen eingefasst, der im oberen Teil an beiden Seiten durch kleine Türmchen flankiert wird. Die Türmchen sind je durch ein Fenster mit einem Dreipass unterbrochen. Der Giebel des Rahmens ist mit Krabben besetzt; seine Spitze wird von einem Kreuz überragt. Unten sind deutlich die vorbeschriebenen Ösen zu erkennen. Die Maße des Pilgerzeichens, das unterhalb der Buchstaben 10 positioniert ist, be tragen in der Höhe 92 mm und in der Breite, im unteren Bereich 65 mm im oberen 72 mm. Bei den Darstellungen am linken Rand handelt es sich um die Muttergottes mit dem Jesuskind. Der König oder Kaiser am rechten Rand könnte vermutlich Karl der Große mit einem Kirchenmodell sein, das er der Gottesmutter darreicht. Die Person in der Mitte deutet möglicherweise auf die im Mittelalter sowohl im Osten als auch im Westen hochverehrte hl. Katharina von Alexandrien hin, zu deren Füßen sich ihr Attribut, das Rad, befindet. Oberhalb der Personengruppe, jedoch noch innerhalb des Architekturrahmens befindet sich eine Kreuzigungsdarstellung, bei der die Gottesmutter Maria und der Apostel und Evangelist Johannes je seitlich eines, den Golgothahügel andeutenden Halbkreises, zu erkennen sind. 1. Pilgerzeichen 2. Pilgerzeichen cnr.ftzug (Jüd) auf der Gic..e 1 nach Seite 4...... 13 von 1362. Sc ug (Süd) auf der von 1382. 3. Pilgerzeichen 2 nach Wir danken an dieser Stelle dem Glockenwissenschaftler Herrn Jörg Poettgen, Overath, für seine fachkundigen und hilfreichen Hinweise zu den Glocken von 1362 und 1382. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3020 Die Glock “ri 1382 Glocke „2“ auf Seite 4.3013 Die Glocke, die auch Totenglocke genannt wird, mit einem unteren Durchmesser von 96 cm ist auf den Ton Ais abgestimmt und hat an der Seite in Richtung Osten ein Schlagwerk, das die Glocke anlässlich der Wandlung jeweils dreimal bei der Elevation der in Christi Leib und Blut verwandelten Gestalten von Brot und Wein sowie vor dem jeweiligen Tageszeiten- Läuten dreimal mit drei Anschlägen (Kleppen) kurz zum Tönen bringt. — - Die Inschrift ist einzeilig und mit einem Kordelstab eingefasst, sie lautet: + 0 0 0 0 +AVE +SANTVS--HERIBERT\JS+SANTA+KATERINA÷SB +A+D+M+ + LXXXII Ave Santus Heribertus Santa Katerina SB Anno Domini millesimo octogesimo secundo. Die Inschrift lautet zu deutsch: Sei gegrüßt heiliger Heribert, heilige Katharina, SB. Im Jahre des Herrn 1082, jedoch ist die Jahreszahl laut Gutachten von Glockensachverständigen unvollständig und als 1382 zu lesen. Es wurden bei der Jahreszahl die Hunderter-Zahlenzeichen CCC für trecentesimo = 300 entweder vergessen oder bewusst ausgelassen, um die Einzeiligkeit der Inschrift nicht zu sprengen. Diese Vorgehensweise war im Mittelalter nicht seltene Praxis, da den Zeitgenossen das Jahr des Glockengusses ja bekannt war. Entscheidend für die Zeitbestimmung ist die unziale Form der Buchstaben, die nur im 14. Jahrhundert verwendet wurden, so dass eindeutig das Jahr 1382 in Frage kommt. Die Schrifttypen sind durchschnittlich 20 mm hoch. In der Literatur des 19. und des 20. Jahrhunderts wurden die Jahreszahl aufgrund des undeutlichen Gusses mit 1582 bzw. 1532 angeben. Man hat das A als M = Millesimo gelesen und kam so auf das 16. Jahrhundert. Nach dem Ave befindet sich ein markantes Trennzeichen in Form von 3 Kreuzen, die laut Glockenwissenschaftler darauf hindeuten, dass sich diese Akklamation nicht nur auf den hl. Heribert und die hl. Katharina, sondern auf eine weitere heilige Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 43021 Person beziehen. Mit Ausnahme der Schriftzeichen SB und der Zahlenfolge LXXXII befinden sich zwischen allen Worten bzw. Buchstaben Trennzeichen in Form von ca. 13 mm hohen Kreuzchen. Bei einzelnen Schrifttypen und Trennzeichen ist der Abdruck des Schablonenrandes noch deutlich zu erkennen. Unter dem Wort Ave befindet sich ein kleiner Münzabdruck, ein Siegel oder eine Gießermarke mit einem Durchmesser von 27 mm, dessen Inhalt nicht zu erkennen ist. Der Glockengießer hat anstatt der Schreibweise Sanctus und Sancta, Santus und Santa ausgeführt. Dies dürfte, wie sich auch an anderer Stelle zeigt, auf mangelnde Kenntnisse der lateinischen Grammatik zurückzuführen sein. Oberhalb der Buchstaben A = Anno und M = MllIesimo befindet sich ein hochgestelltes o, das auch hier die lateinische Ablativendung anzeigen soll. Seltsamerweise befindet sich dieses o oberhalb des Buchstabens D, der als Abkürzung für das Wort Domini (des Herrn) steht. Ebenso ist das gleiche o über dem Buchstaben B angesetzt, was im Bezug auf das vorher Gesagte (lateinische Grammatik) nicht heißen muss, dass es sich hier um einen männlichen Heiligen handelt. Die kleinen Buchstaben o befinden sich alle oberhalb des Kordelstabes. Die Buchstaben SB sind nicht eindeutig zu erklären. Möglicherweise handelt es sich um die Abkürzung Sancta Barbara. Ein Hinweis hierauf dürfte das Vorhandensein von Bergwerken in unserer Gegend im Mittelalter sein, deren Schutzpatronin die hl. Barbara war. Sie zählte zudem, wie die hI. Katharina, im Mittelalter zu den beliebtesten Heiligen und gehört, wie diese, zu den Vierzehn Nothelfern. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Pfarrer Joseph Dunkel (1 946-1 957) in den 1950 er Jahren das Vorhandensein eines früheren Barbara-Altars in der hiesigen Pfarrkirche erwähnt hat. Ein Beweis ist dies nicht, da uns die historische Quelle fehlt; andererseits kann dem eine gewisse Plausibilität wohl nicht abgesprochen werden. Die Glockenkrone besteht aus sechs Bügeln, die in der Mitte je leicht geteilt sind, jedoch keinen ornamentalen Schmuck aufweisen. Person und Wirken des hI. Erzbischofs Heribert * (um 970-1021) sind auf den Seiten 4.2313 bis 4.2317 eingehend behandelt. Bei der hI. Katharina handelt es sich mit Sicherheit um Katharina von Alexandrien. Alle Traditionen, die sich auf Katharina von Alexandrien beziehen, sind vollkommen legendarisch. Der Legende nach soll sie ins Gefängnis geworfen mit einem messerbewehrten Rad gefoltert worden sein, bevor sie von einem Engel gerettet wurde. Später soll sie um das Jahr 310 den Märtyrertod durch Enthauptung erlitten haben und ihr Leichnam daraufhin von Engeln auf den Sinai getragen worden sein. Daher wurde sie namensgebend für das Katharinenkloster am Fuße des Berges Sinai. In der Klosteranlage, die von einem hohen Mauerring umgeben ist, lebt bis heute eine kleine griechisch-orthodoxe Mönchsgemeinschaft. Das Kloster ist eine vielbesuchte Pilgerstätte. Im Spätmittelalter wurde Katharina aufgrund ihres gelehrten Wissens zum Vorbild beschaulichen Lebens und zur mystischen Braut Christi. Als historische Person ist Katharina von Alexandrien nicht belegbar. Das Martyrium der hI. Barbara wird zumeist örtlich in Nikomedien und zeitlich in die Regierungszeit des Kaisers Maximinus Daia (305-313) angesetzt. Nach der Legende soll sie, nach Verrat durch einen Hirten, gemartert und von ihrem heidnischen Vater enthauptet worden sein. Die Entstehung der Barbara-Legende wird für das 7. Jahrhundert im byzantinischen Raum angenommen. Ihre Gebeine sollen um 1000 nach Venedig gekommen sein und von dort in das Kloster S. Giovanni Evangelista in Torcello gelangt sein. Die hl. Barbara ist Schutzpatronin der Sterbenden, der Bergleute (s. o.) und der Artilleristen. Historisch ist die hI. Barbara nicht nachgewiesen. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3022 Die Glocken von 1956 — Maria Glocke „3“ auf Seite 4.3013 Die Glocke mit dem Schlagton Dis ist dem hl. Papst Pius X. (1903-1914) und der hI. Maria Goretti (1890-1 902) geweiht. Unter dem 14,6 cm hohen und 10,8 cm breiten, oval gerahmten Relief mit einem Brustbildnis des hl. Papstes Plus‘ X. steht eine Choralnotenreihe und darunter: QUI-A Pl-US ES! DUM TAHOR, AUDITE! DUM VOCO, SENTITE! AD SACRA VENITE! VENITE FlUt, AUDITE ME! TIMOREM DOMINI DECEBO VOS! PS 33,12 = 0FF. MISSAE 3. SEPT. S. JOSEPH SARTO, PAPA PlUS X., ADJUVET NOS. OMNIA INSTAURARE IN CHRISTO! Unter dem rechteckig eingefassten, 12 cm hohen und 9 cm breiten Relief der hI. Maria Goretti mit einer Taube, hier als Symbol der Tugend: S. MARIA GORETTI PROTEGAT ECCLESIAM POPULUMQUE KREUZAU! GESTIFTET VON DEN PAPIERFABRIKANTEN: GEBR. HOESCH, GEBR. KAYSER, PETER LÜTTGEN O.H.G. UND PH. STREPP UNTER PFARRER JOSEPH DUNKEL. A.D. MCMLVI Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3023 Denn du bist gütig oder Denn du bist mild oder Denn du bist voll Erbarmen. (Aus dem Kommunionvers der Messe für die Verstorbenen) Wenn ich geläutet werde, höret! Wenn ich rufe, merket auf! Zum Gottesdienst kommet! Kommt, ihr Kinder, hört auf mich, die Furcht des Herrn will ich euch lehren. (Aus Psalm 33 und dem Kommunionvers der Messe vom 3. September) Der heilige Joseph Sarto, Papst Pius X., möge uns beistehen. Alles in Christus erneuern ! (Wahlspruch Papst Pius X.) — - - - Die heilige Maria Goretti möge die Kirche und das Volk von Kreuzau beschützenl A.D. MCMLVI = Anno Domini millesimo nongentesimo quinquagesimo sexto (Im Jahre des Herrn 1956) Bis auf die Papierfabrik Gebr. Hoesch, die heute unter “Niederauer Mühle“ firmiert, existieren die auf der Glocke genannten Papierfabriken heute nicht mehr. Pfarrer Joseph Dunkel war von November 1946 bis zu seiner Ernennung zum Pfarrer von St. Heinrich in Krefeld-Uerdingen im November 1957 Pastor in St. Heribert, Kreuzau. Buchstaben und Ziffern sind bei diesen Inschriften von unterschiedlicher Größe, sie reichen von 29 bis 16 mm. Zur Aufgliederung der Oberfläche umziehen horizontal verlaufende Stege, die auch der Einfassung der Inschriften und hier ebenso als Notenlinien dienen, die Glocke. Was bezüglich der Stege für die Pius-/Maria Goretti-Glocke zu sagen ist, gilt auch für die nachstehend beschriebene Heilig-Kreuz-IWillibrord-Glocke. Das gleiche gilt für die jeweilige Glockenkrone, die aus sechs, mit Ornamenten verzierten Bügeln, besteht. Gegossen wurde diese Glocke, wie auch die in Anschluss hieran beschriebene Heilig-Kreuz-IWillibrordglocke am 18. Januar 1956 in der Glockengießerei Mabilon & Co in Saarburg. Die Glockengießerei in Saarburg wurde 1770 durch Urbanus Mabillon (1744-1818), der aus einer alten französischen Glockengießerfamilie stammte, gegründet. Die Glockengießerei ist heute nicht mehr in Betrieb, die letzte Glocke wurde dort im Jahre 2003 gegossen. Die Glocke trägt am unteren Rand das rund eingefasste Wappen der Gießerei; es zeigt eine Glocke mit einem Kreuz und darunter ein Kanonenrohr und die Buchstaben U M (für Urbanus Mabillon), an beiden Seiten flankiert durch Ast- Blatt bzw. Blütenwerk. Unterhalb des Wappens befindet sich die Glockennummer 5722. Die Glocke hat ein Gewicht von 1.220 kg und einen unteren Durchmesser von 127 cm; die Gesamtkosten md. Zubehör und Montage beliefen sich auf 10.284,00 DM. Papst Pius X. wurde am 2. Juni 1835 als Guiseppe Sarto in Riese (Treviso) geboren.1858 wurde er zum Priester und 1884 zum Bischof geweiht und zum Oberhirten von Mantua ernannt. 1893 wurde er Kardinal und Patriarch von Venedig. Nach dem Tode Leos XIII. (1878-1903) wurde Kardinal Sarto am 4. August 1903 zum Papst gewählt. Zu seinem Leitspruch machte der neue Papst das Pauluswort „Alles in Christo erneuern“. Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3024 Pius X., der sich auf reine kirchliche Angelegenheiten konzentrierte, reformierte die Kurie, das Kirchenrecht und die eucharistische Praxis, indem er zum öfteren Empfang der Hl. Kommunion aufrief und das Erstkommunionatter herabsetzte. Zudem leitete er eine Verbesserung der wissenschaftlichen Ausbildung des Klerus ein und forderte zum Lesen und Studieren der Bibel auf. Mit seiner liturgischen Reform und der Reform der Kirchenmusik förderte er die Pflege des Gregorianischen Chorals. Der Pontifikat Pius X. war getragen vom Geist des frommen Seelsorgers auf dem Stuhl Petri. Er bekämpfte den Modernismus, eine Bewegung, die ihrer Anpassung an den Zeitgeist sowie die moderne Wissenschafts- und Denkweise teilweise wesentliches Glaubensgut preisgab. Unter Voranstellung geistlicher Interessen geriet er mit verschiedenen Staaten in Konflikt. Papst Pius X. starb am 20. August 1914 im Rom. Am 3. Juli 1951 sprach ihn Papst Pius XII. (1939-1958) selig und am 29. Mai 1954 heilig. Maria Goretti wurde am 16. Oktober 1890 in Corinaldo in Italien geboren. Nach dem Tode ihres Vaters im Jahre 1900 übernahm sie als Zehnjährige alle häuslichen Pflichten, damit ihre Mutter den Lebensunterhalt für die Familie verdienen konnte. Mehrmals stellte ihr ein Zwanzigjähriger mit unsittlichen Anträgen unter Drohungen nach. Da sie sich widersetzte brachte er ihr am 5. Juni 1902 14 Stichverletzungen bei, an deren Folgen sie, ihrem Mörder verzeihend, einen Tag später verstarb. Am 27. April 1947 wurde sie selig- und am 14. Juni 1950 durch Papst Pius XII. (1939-1 958) heilig gesprochen. Mit dem hl. Papst Pius X. und der hl. Maria Goretti besitzt die Pfarrkirche in Kreuzau zwei Glockenpatrone, die nahezu unmittelbar vor dem Glockenguss zur Ehre der Altäre erhoben wurden. Heilige unserer Zeit. PiusX. Maria Goretti Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3025 -Kreuz — r — Willibrord Glocke . Glocke „4“ auf Seite 4.3013 Die Glocke mit dem Schlagton Gis hängt als einzige im oberen Bereich des Glockenstuhles und ist dem hl. Kreuz und dem hl. Willibrord (658-739) geweiht. Auf der Heilig-Kreuz-Seite befindet sich im oberen Bereich ein Medaillon mit einem Durchmesser von 10 cm. In dessen Mitte sehen wir ein altes Kreuzauer Wappen, das den Jülicher Löwen und darüber das Kreuz zeigt. Das Wappen führt die eingefasste Umschrift: IN TRAU VAST KREUZAU. Zwischen die einzelnen Worte wurden mehrteilige nicht zu identifizierende Trennzeichen gesetzt. — Unterhalb des Medaillons befindet sich eine aus drei Takten bestehende Notenreihe und darunter der Text: 0 KREUZ, DU EINZ-GER TROST IM LEID! HELLIG-KRÖZ SU HEESCHE ICH, ICH ROF ÜCH MENSCHE: HÜRT OP MICH! DOMET, WENN KÜTT DA JÖNGSTE DAAG, DA HÄERGOTT ÜCH BESCHÖTZE MAG! DURCH DAS ZEICHEN DES KREUZES ERLÖSE UNS VON UNSEREN FEINDEN, DU UNSER GOTT! KOMMUNION VERS AM 14. SEPT. Unter dem 132 mm hohen und 58 mm breiten Relief des hI. Willibrord, das den Heiligen mit Mitra und bis zu einer Bodenplatte reichenden Kreuzesstab in der Rechten und einem Kirchenmodell in der Linken zeigt, befindet sich die Inschrift: HEILIGER WILLIBRORD, SENDBOTE CHRISTI, BEFESTIGE IN UNSEREN FAMILIEN DEN GLAUBEN DER VATER! GESTIFTET VON DER ZIVILGEMEINDE KREUZAU DURCH DIE GEMEINDEVERTRETER UNTER AMTSDIREKTOR GERHARD KÜPPER UND ORTSBÜRGERMEISTER WILHELM WAHL, A.D. 1956. 1 Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau . Seite 4.3026 In TRAU VAST: In Treue fest Kreuzau, hierbei handelt es sich um einen jahrhun dertealten Wappenspruch der Gemeinde Kreuzau. — Der Liedtext „0 Kreuz du einz‘ger Trost im Leid“ stellt den Anfang der 6. Strophe des Liedes „Des Königs Banner walt empor“ dar, nach dem Kreuzeshymnus „Vexilla regis“ (Banner des Königs); der Text stammt von Peter Sömer aus dem Jahre 1874. Heilig-Kreuz, so heiße ich, ich rufe euch Menschen: Hört auf mich! Damit, wenn kommt der Jüngste Tag, der Herrgott euch beschützen mag! Der Glockenspruch auf Kreuzauer Platt wurde von Heimatdichter Tillmann Gottschalk (1905-1 991) verfasst. Amtsdirektor Gerhard Küpper stand von März 1946 bis zu seiner Pensionierung am 31 .05.1958 der Verwaltung des Amtes Kreuzau vor. Wilhelm Wahl war von 1946 bis zu seinem Tode am 20.08.1959 Bürgermeister von Kreuzau. Die Buchstabengröße ist auch auf der Glocke unterschiedlich und reicht von 16 bis 20 mm. Bei den Worten ERLÖSE, KÜPPER und ORTSBÜRGERMEISTER sind die bei Umlauten üblichen, über die Buchstaben gestellten horizontalen Striche, durch Punkte innerhalb dieser Buchstaben ersetzt. Die Glocke hat ein Gewicht von 480 kg und einen unteren Durchmesser von 94 cm; die Gesamtkosten mcl. Zubehör und Montage beliefen sich auf 3.875.40 DM. Auch am Rand dieser Glocke befindet sich das oben beschriebene Wappen der Glockengießerei, darunter die Glockennummer 5723. Heilig-Kreuz Die Pfarrgemeinde besitzt seit unvordenklicher Zeit zwei Splitter des Kreuzes Christi. Führte doch im Jahre 1582 die Pfarrkirche noch den Titel des Heiligen Kreuzes. Erst für das Jahr 1635 ist der hl. Erzbischof Heribert als Patron des Hochaltars und der Pfarrkirche nachgewiesen. Heute ist das Heilige Kreuz der zweite Titelpatron der Pfarrkirche. (Zur Geschichte der Kreuzauffindung und der Kreuzreliquien siehe 5. 4.305) — Willibrord wurde um das 658 in Nordhumbrien/England geboren. Bereits als Kind wurde ins Kloster Ripon gegeben und dort Schüler Wilfriths von York. 678 ging er in das irische Kloster Rathmelsigi/Grafschaft Carlow. Im Alter von 30 Jahren empfing er die Priesterweihe. 690 landete Willibrord mit einer von ihm angeführten Zwölferschar im Rheinmündungsgebiet. Sogleich knüpft er Verbindungen zu Pippin II., dem Mittleren (um 635-714), unter dessen Schutz er mit der Mission im südwestlichen Friesland begann. 691 ging er nach Rom und wurde dort von Papst Sergius 1. (687701) offiziell mit der Friesenmission beauftragt. 695 zog er erneut nach Rom, wo ihn Papst Sergius 1. am 21. November 695 zum Erzbischof der Friesen weihte, ihm das Pallium verlieh, den Namen des römischen Heiligen Clemens gab und ihn mit Reliquien, u. a. einer des hI. Kreuzes, beschenkte. Den Namen Clemens-Willibrord scheint er persönlich seitdem geführt zu haben, während der Mit- und Nachwelt sonst sein heimatlicher Name im Gebrauch blieb. Nach seiner Rückkehr aus Rom erhielt Willibrord in Utrecht seine Kathedralkirche, von wo er seine Mission organisierte. Mit dem Tode Pippins im Jahre 714 brach das Missionswerk zusammen, konnte aber unter Karl Martell (um 688-741) in ganz Friesland fortgesetzt werden. Willibrord war zudem in Würzburg und in Thüringen missionarisch tätig sowie Abt in mehreren Klöstern etwa Susteren (Maas) und in Echternach. Er war möglicherweise Verfechter eines Mitteiweges zwischen Mönch und Klerikertum. — Katholische Pfarrkirche St. Heribert, Kreuzau Seite 4.3027 Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Echternach, wo er am 7. November 739 wahrscheinlich auch verstarb. Sein Grab befindet sich in der Krypta der dortigen Basilika. Zu Ehren des hl. Willibrord findet alljährlich am Pfingstmontag die bekannte „Echternacher Springprozession“ statt. Im Historischen Archiv des Erzbistums Köln befindet sich eine Abhandlung von Dr. Paul Heusgen, Köln, aus dem Jahre 1928 mit dem Titel: „St. Willibrords Wirken in der Nordeifel“. Demnach ist die Missionstätigkeit des Heiligen dort und in der Gegend von Zülpich weniger bekannt als in seinen sonstigen Missionsgebieten. In einem weiteren Aufsatz unter der Überschrift „Nachtrag und Berichtigung“ aus dem Jahre 1929 schreibt der Autor zu dem selben Thema.: “Gerade zu St. Willibrords Zeit bewegte die 628 erfolgte Zurückführung des heiligen Kreuzes nach Jerusalem durch Kaiser Heraklius freudig die Herzen aller Christen. (siehe hierzu Dok. 5. 4.2309-10). Es heißt u.a. weiter: „Infolge des freudigen Ereignisses von 628 hat wohl auch St. Willibrord zu Wollersheim, möglicherweise auch zu Kreuzau -altes Kreuzpatrozinium- Kreuzkirchen bauen lassen. Bei der geringen Zahl der Urkunden aus der Merowingerzeit ist man leider für diese Zeit meistens nur auf Vermutungen angewiesen.“ Die Überlieferung, der hI. Willibrord habe auch in Kreuzau eine christliche Gemeinde gegründet, wird anscheinend, wie auch der vorstehende Text erkennen lässt, an der u. U. bereits frühmittelalterlichen Verehrung des heiligen Kreuzes und der Existenz zweier Kreuzpartikel in der Pfarrgemeinde, die später den Namen des Kreuzes Christi -Kreuzau- tragen soll, festgemacht. Die Anwesenheit des hl. Willibrord in Kreuzau lässt sich historisch nicht belegen, da zeitgenössische Quellen fehlen. Daher werden alle Bemühungen um ein möglichst glaubwürdiges Geschichtsbild keinen Erfolg haben. Ungeachtet dessen hat die Pfarrgemeinde gut daran getan, mit der Weihe der Glocke zu Ehren des hI. Kreuzes und des hl. Willibrord diesen großen Missionar und Erzbischof zu würdigen. In TRAU VAST Heiliger Willibrord