Nr. 63 – April 2014 - Klinik für Rheumatologie
Transcription
Nr. 63 – April 2014 - Klinik für Rheumatologie
w w w. rheuma- s c h we i z. ch Rheumak linik U niversit ä t sSpit a l Zürich 63 rheuma NACHRICHTEN GASTKOLUMNE Inhalt Editorial 2 Impressum 2 Gastkolumne 3 Klinische Forschung – was sind die Herausforderungen Kasuistik 6 Pleuroperikarditis mit überraschender Diagnose State of the Art 9 Stosswellentherapie Zwei neue Basistherapeutika Forschung 18 Bromodomän Proteine – neue therapeutische Ziele Publikationen 20 Fort- und Weiterbildung 22 Klinische Forschung – was sind die Herausforderungen Seite 3 2 editorial Impressum Rheuma-Nachrichten y 22. Jahrgang – Ausgabe Nr. 63 y Auflage: 1000 y Erscheint dreimal pro Jahr y Erscheinungsdatum: April 2014 STEFFEN GAY Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen Mit dieser Ausgabe stellen wir Ihnen neue klinische Aspekte und neue therapeutische Konzepte vor, die für Ihre tägliche Praxis von Bedeutung sind und werden könnten. Wir konnten Johann Steurer vom Horten Zentrum für praxisorientierte Forschung und Wissenstransfer gewinnen, um uns die Herausforderungen der klinischen Forschung am Projekt «Lumbalstenose» mit den typischen Beschwerden Claudicatio spinalis zu erläutern. Sandra Blumhardt erklärt uns die Indikationen der Stosswellentherapie, und Caroline Moser mit Adrian Ciurea weisen nach der Markteinführung von Tofacitinib (Xelianz®) in ihrem Überblick auf einen Einschluss der mit diesem Präparat behandelten Patienten ins SCQM hin. Sie diskutieren ebenfalls über den Einsatz von Belimumab Benlysta® beim SLE. Basierend auf der Tatsache, dass wir die RA noch nicht heilen können, erläutert Ihnen Kerstin Klein aus unserem von der EUund Industriegeförderten Forschungsprojekt «IMI BTCure» einen neuen therapeutischen Ansatz. Hierbei soll noch bemerkt werden, dass die experimentelle Forschung des RUZ ab 1. Mai 2014 seine Forschung und Fortbildungen im Biotechno-Park Schlieren fortsetzen wird. Mit herzlichen und kollegialen Grüssen Steffen Gay Redaktion y Beat A. Michel (Klinikdirektor) y Pius Brühlmann (Klinik) y Steffen Gay (Basisforschung) Autoren dieser Ausgabe y Sandra Blumhardt Dr. med., Oberärztin y Adrian Ciurea PD Dr. med., Leitender Arzt y Oliver Distler Prof. Dr. med., Leitender Arzt y Manuela Di Chiara Dr. med., Assistenzärztin y Steffen Gay Prof. Dr. med., Leitender Arzt Zentrum Experimentelle Rheumatologie y Kerstin Klein PhD, Postdoc y Britta Maurer Dr. med., Oberärztin y Caroline Moser Dr. med., Oberärztin y Julio Sanchez Dr. med., Assistenzarzt y Johann Steurer Prof. Dr. med., Leiter, Horten Zentrum für praxisorientierte Forschung und Wissenstransfer Gestaltung, Redaktion, Lektorat Pomcany’s Marketing AG Ob. Steingrubenstrasse 4, 4500 Solothurn Regula Keller Telefon 032 625 17 17 Fotos Matthias Schwyn und Daniel Beyeler Rheumaklinik Sponsoring ROCHE PHARMA (SCHWEIZ) AG 4153 Reinach GRÜNENTHAL Pharma AG 8756 Mitlödi IBSA Institut Biochimique SA 6915 Pambio-Noranco Abonnemente Die Rheuma-Nachrichten können kostenlos abonniert werden bei: UniversitätsSpital Zürich Rheumaklinik Gloriastrasse 25, 8091 Zürich Telefon 044 255 29 96 Telefax 044 255 89 78 [email protected] Internetwww.rheuma-schweiz.ch Nächste Ausgabe: August 2014 63–2014 3 Johann steurer Klinische Forschung – was sind die Herausforderungen GASTKOLUMNE Eine viel diskutierte Herausforderung der klinischen Forschung ist deren Finanzierung. Darauf gehe ich im folgenden Artikel aber nicht ein. Ich fokussiere mich lieber darauf was klinische Forschung eigentlich ist und welche Ziele diese Forschung verfolgt. In der Medizin haben Forschung und Praxis – Praxis verstanden als Betreuung von Patienten – eines gemeinsam. Sowohl in der Forschung wie in der Praxis wird Wissen geschaffen. Die beiden Wissen sind aber fundamental unterschiedlich. Forscher schaffen generelles Wissen, zum Beispiel über die Funktion von Makrophagen, das Funktionieren einer Röntgenröhre, die molekulare Wirkungsweise monoklonaler Antikörper, oder die Effektgrösse einer spezifischen antihypertensiven Therapie. Die Ärzte in der Praxis schaffen partikulares Wissen, das heisst Wissen über den individuellen Patienten, ein Wissen das nur für diesen einen Patienten Gültigkeit hat. Das ist die Essenz der «Medizin als Praxis», nämlich Wissen zu schaffen welche Krankheit ein Patient hat oder nicht hat. Das ist die Domäne der Diagnose. Es ist auch die Aufgabe des Arztes Wissen zu schaffen wie der weitere Verlauf der Krankheit in Abhängigkeit von keiner, einer, oder unterschiedlichen Bandscheiben Verwölbung Arthrose – kleine Wirbelgelenke mit Osteophyten Therapiemodalitäten ist. Das ist die Domäne der Prognose. Aus dieser Aufgabe des Arztes leitet sich ab was klinische Forschung ist oder sein sollte. Klinische Forschung generiert Erkenntnisse, die einen unmittelbaren Effekt auf die Betreuung von Patienten haben. Diese Ergebnisse, die in aggregierter Form die medizinische Wissensbasis bilden, unterstützen den einzelnen Arzt in seiner Praxis das Wissen über den individuellen Patienten zu schaffen. In seiner medizinischen Tätigkeit greift der Arzt auf diese Wissensbasis zu. Das Wissen über den individuellen Patienten ist ein Wissen über Wahrscheinlichkeiten; mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Patient mit Thoraxschmerzen einen Myokardinfarkt hat, oder mit welcher Wahrscheinlichkeit sich die Beschwerden eines Patienten mit einer Lumbalstenose nach einer Operation merkbar verbessern. Spinalkanal Verdickte Bänder (Ligamentum flavum) Spinalkanalstenose – Einengung des Wirbelsäulenkanals durch Knochen, Bandscheibe und Bänder. (Bild im Computertomograph) 4 GASTKOLUMNE An einem Beispiel sei das Konzept der klinischen Forschung, das bis hierher möglicherweise etwas abstrakt klingt, erläutert. Patienten mit einer Lumbalstenose mit den typischen Beschwerden einer Claudicatio spinalis und einer im MRI nachgewiesenen Einengung im Bereich der lumablen Wirbelsäule werden operiert, wenn konservative Massnahmen keinen Erfolg zeitigen. Im Prinzip sind zwei Fakten zum Verlauf nach einer Operation bekannt. Vergleicht man in einer randomisierten Studie die Ergebnisse des Kollektivs der operierten Patienten mit den Ergebnissen der nicht operierten Patienten, so haben die operierten Patienten – im Mittel – weniger Beschwerden wie die nicht operierten Patienten. Bei einem Drittel bis fast zur Hälfte der Patienten, je nachdem welche Studie man zitiert, verbessern sich die Beschwerden nach einer Operation für den Patienten aber nicht merklich. Was wir nicht wissen ist bei welchem Patienten eine Operation mit grosser Wahrscheinlichkeit hilft und bei welchem Patienten mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht. Derzeit läuft in den Kantonen Zürich, Luzern und Thurgau eine multizentrische Studie in der das Outcome bei Patienten mit Lumbalstenose untersucht wird. Eine Frage, die wir uns in dem multizentrischen Projekt stellen, lautet: Finden wir eine Kombination von Patientencharakteristika (z.B. Alter des Patienten, Schweregrad und Lokalisation der Stenose, Komorbiditäten) die eine korrekte Aussage ermöglichen mit welcher Wahrscheinlichkeit – mit Sicherheit wird man das nie sagen können – der Patient von einer Operation merklich profitiert. Ein Ergebnis der Studie wird eine einfache Formel sein mit der diese Wahrscheinlichkeit für den individuellen Patienten berechnet werden kann. Die berechnete Wahrscheinlichkeit ist wichtig um dem Patienten die für ihn beste Therapiemethode zu empfehlen. Es wurden abertausende Studien publiziert in denen die Aussagekraft diagnostischer Tests oder die Effekte verschiedener Therapien evaluiert wurden. Die Schwierigkeit ist, diese Ergebnisse beim individuellen Patienten anzuwenden. Die zentrale Herausforderung der klinischen Forschung ist innovative Methoden zu entwickeln und damit valide und relevante Forschungsresultate zu generieren die den Arzt in seiner zentralen Aufgabe unterstützen. Seine zentrale Aufgabe ist mit möglichst wenig Ressourcen korrekte Aussagen zur Diagnose und Prognose beim einzelnen Patienten zu machen. Prof. Dr. med. Johann Steurer Leiter des Horten Zentrums für praxisorientierte Forschung und Wissenstransfer, Universität Zürich. Die Aufgaben des Horten Zentrums sind die Schaffung praxisrelevanten Wissens vor allem im Bereich der Diagnostik, und die Zusammenfassung praxisrelevanter Originalarbeiten, die auf www.evimed.ch publiziert werden. 63–2014 en zu lä ss ig ! 5 Zerrungen 7e r- Pa ck un g ka ss Bei Verstauchungen und Prellungen mit Bluterguss oder Schwellung Für eine schnellere Rückbildung von Bluterguss oder Schwellung. Lindert den Schmerz und hemmt die Entzündung. Einfach in der Anwendung für eine bessere Compliance. Auch nachts wirksam. Z: diclofenacum epolaminum (Pflaster 1,3 g DHEP pro 100 g Gelatum), heparinum natricum 5’600 IE. Liste D. I: Schmerzhafte und entzündliche Zustände mit Hämatomen/Ödemen infolge stumpfen Traumata. D: 1 Pflaster/Tag. KI: Gesicherte Überempfindlich keit gegen die Wirkstoffe; offene Wunden; Schwangerschaft 3. Trimenon. UW: Juckreiz, Rötung. IA: Keine bekannt. P: Verpackung mit 7 oder 10 Pflastern. IBSA Institut Biochimique SA, Headquarters and Marketing Operations, Via del Piano, CH-6915 Pambio-Noranco, www.ibsa.ch Bewegt Menschen. 6 Julio SaNCHEZ, Britta Maurer KASUISTIK Pleuroperikarditis mit überraschender Diagnose Das Ursachenspektrum der Pleuroperikarditis ist breit und beinhaltet u.a. Infektionen, Medikamente, Drogen, Stoffwechselerkrankungen, Bestrahlung, Neoplasien, St. n. Myokardinfarkt und Herzoperation. Eine weitere wichtige Differenzialdiagnose sind rheumatologische Systemerkrankungen, insb. Kollagenosen (v.a. systemischer Lupus erythematosus) oder Vaskulitiden. Fallbeschreibung Extraintestinale Manifestationen der Sprue Die 54-jährige Patientin wurde uns aktuell ambulant zugewiesen zur weiteren Abklärung einer Pleuroperikarditis unklarer Genese. Haut – Dermatitis herpetiformis during – Alopezie Mund(-schleimhaut) – Zahnschmelzhypoplasie – Rezidivierende aphthöse Stomatitis Nervensystem – Ataxie – Transverse Myelitis/Devic Disease – Epilepsie – Periphere Polyneuropathie Herz – Rezidivierende Perikarditis – Dilatative Kardiomyopathie Leber – Isolierte Transaminasenerhöhung – PBC Schilddrüse – Hypo-/Hyperthyreose Muskuloskeletal – Arthralgien/Arthritiden – Myalgien/Myositis/Myasthenia gravis Gefässe – Vaskulitis Im Oktober 2013 hatte die Patientin akute, thorakale Schmerzen mit Exazerbation bei tiefer Inspiration und Fieber (> 38°C) entwickelt. Es bestand ein eingeschränkter Allgemeinzustand. Zur weiterführenden Abklärung wurde die Patientin in einem regionalen Spital hospitalisiert. Das vom Hausarzt mitgegebene Labor zeigte eine Leukozytose und eine CRP-Erhöhung von 149 mg/l. Das Notfallabor im Spital wies zusätzlich eine Troponinerhöhung bei normaler CK, CK-MB und nicht erhöhten D-Dimeren nach. Nierenretentionsparameter und TSH waren normal. Im EKG zeigten sich generalisierte ST-Hebungen. CT-tomographisch fanden sich keine Hinweise für eine Lungenembolie, eine thorakales Aortenaneurysma oder eine Pneumonie, hingegen fielen beidseitige Pleuraergüsse und eine Perikarderguss auf. Echokardiographisch konnte eine hämodynamische Relevanz des zirkulären Ergusses ausgeschlossen werden. Nach infektiologischem Workup wurde eine empirische Therapie mit NSAR und initial Co-Amoxicillin i.v. eingeleitet, welche aufgrund von im Verlauf weiter steigender humoraler Entzündungsparameter und Fieberpersistenz auf Piperazillin/Tazobac umgestellt wurde. Die mikrobiologischen Untersuchungen von Blut, Sputum und des Pleurapunktats (Exsudat) blieben negativ, und zytologisch wurden keinen malignen Zellen nachgewiesen. Im Verlauf wurde aufgrund des Nichtansprechens der Therapie mit NSAR und Antibiotika nach mehrfachen therapeutischen Pleurapunktionen erst eine Pleuradrainage eingelegt und später wegen Abkapselungszeichen zusätzlich noch Urokinase installiert. Im Rahmen weiterer differenzialdiagnostischer Überlegungen wurden dann noch ANA (1: 80) und ANCA (negativ) bestimmt. Als Ultima ratio wurde dann Prednison in absteigender Dosierung (initial 50mg/d) verabreicht, worunter es zu einem raschen klinischen Ansprechen mit auch Rückgang der Entzündungsparameter kam. Aufgrund des Ansprechens auf Corticosteroide und des ANATiters wurde uns die Patientin dann mit der Frage nach einer systemischen Autoimmunerkrankung, insbesondere nach einer Kollagenose zugewiesen. Eine detaillierte Anamnese und sorgfältige klinische Untersuchung konnten diesen Verdacht nicht unterstützen, obwohl der ANA-Titer mittlerweile Tab. 1 mit 1 : 640 deutlich erhöht war, allerdings ohne Nachweis von spezifischen Auto-AK. Aufschlussreich war hingegen die persönliche Anamnese der Patientin: Seit Mai 2011 litt sie unter einer chronisch-rezidivierenden Diarrhö, welche damals als lymphozytäre Hemikolitis links beurteilt und mit Asacol vermeintlich erfolgreich behandelt worden war. Anfang 2013 kam es zu einem Rezidiv mit Gewichtsverlust von 15 kg in 4 Monaten. Im Mai 2013 wurde eine Behandlung mit Budenofalk begonnen. Die Patientin selbst stellte zusätzlich die Ernährung auf lactose- und glutenfreie Produkte um, was im Verlauf zu einer kompletten Beschwerdefreiheit führte. Ein Re-Expositionsversuch seitens der Patientin führte innert Wochen zum erneuten Auftreten der Diarrhö i. S. einer Steatorrhö und zu abdominellen Beschwerden. Zum Zeitpunkt der Hospitalisation der Patientin aufgrund der Pleuroperikarditis war sie von abdomineller Seite beschwerdefrei, und das Gewicht hatte sich stabilisiert. In Zusammenschau aller vorliegenden Befunde interpretierten wir die Pleuroperikarditis am ehesten i. R. einer Sprue, einer glutensensitiven Autoimmunerkrankung des Dünndarms, die 63–2014 7 Abb. 1: Gastroskopiebefunde. A+B) Sprue. C) Normalbefund. genetisch prädisponierte Individuen (90 % Positivität für HLA-DQ2/8) betrifft und eine weltweite Prävalenz von zirka 1% aufweist (Gujral N, et al. World J Gastroenterol 2012). Dies wurde neben der typischen Anamnese noch unterstützt durch den serologischen Nachweis eines erhöhten Titers für Anti-Gliadin deamidiertes IgA. Rezidivierende Perikarditiden (Laine LA, et al. JAMA 1984) gehören zu den zahlreichen extraintestinalen Manifestationen der Sprue (Tab. 1), die z. T. auf IgA-Ablagerungen in den entsprechenden Organen zurückgeführt werden (Gujral N, et al. World J Gastroenterol 2012). Interessant ist auch die Assoziation der Sprue mit weiteren Autoimmunerkrankungen (Tab. 2) (Gujral N, et al. World J Gastroenterol 2012). In diesem Zusammenhang wird auch diskutiert, ob die lymphozytäre (= mikroskopische oder Kollagen-Colitis) auch eine Manifestation der gluten-sensitiven Enteropathie (McCashland TM, et al. J Clin Gastroenterol 1992) oder lediglich ein assoziiertes Krankheitsbild darstellt. Die Abklärung bezüglich einer Sprue beinhaltet neben der Erhebung anamnestischer und klinischer Befunde als ersten Screeningschritt die Auto-AK-Serologie, die später auch zur Evaluation des Therapieansprechens bzw. der Glutenkarenz Zur Verfügung gestellt von P. Bauernfeind als Verlaufsparameter herangezogen werden kann (Tab. 3). Anti-Gliadin-AK haben eine niedrige Sensitivität und Spezifität und sollten aufgrund der hohen falsch-positiven Rate nicht zum Screening benutzt werden (American Gastroenterological Association medical position statement: Celiac Sprue. Gastroenterology 2001). Die Durchführung einer Gastroskopie mit Dünndarmbiopsie zum Nachweis eines erhöhten intraepithelialen Infiltrats (histologisch Grad A) und evtl. einer partiellen (Grad B1) oder kompletten Zottenatrophie (Grad B2) ist immer noch Goldstandard (Hopper AD, et al. Clin Gastroenterol Hepatol 2007; Corazza GR, et al. J Clin Pathol 2005). Genetische Tests für HLA-DQ2 oder HLA-DQ8 sind nicht Teil der Routinediagnostik, können aber bei Negativität von Auto-AK- oder Histologiebefunden und weiterhin bestehendem Vd. a. eine Sprue zur weiteren Abklärung durchgeführt werden, da der negativ-prädiktive Wert sehr hoch ist (Kaukinen K, et al. Am J Gastroenterol 2002). Dies trifft auch für das empfohlene Screening bei Verwandten ersten Grades bei bioptisch gesicherter Sprue zu, bei denen die Prävalenz mit 20% deutlich erhöht ist (Freeman HJ. World J Gastroenterol 2010). Allerdings sollte auch hier primär ein Auto-AK-Screening durchgeführt werden. Assoziierte Erkrankungen Evtl. Glutenabhängig (IgA-Ablagerungen) Unabhängig von Gluten – Typ I Diabetes – Autoimmunthyreoditis – Autoimmunhepatitis – Sjögren-Syndrom – IgA-Nephropathie – M. Addison – Autoimmune atrophische Gastritis – Autoimmun vermittelte Zytopenien – Down-Syndrom – Turner-Syndrom – Williams-Syndrom – Kongenitale Herzfehler – IgA-Mangel Tab. 2 8 KASUISTIK Therapeutisch empfiehlt sich eine strenge, lebenslange glutenfreie Diät (Haines ML, et al. Aliment Pharmacol Ther 2008), d.h. ein Glutengehalt der täglich aufgenommenen Nahrung von <(10-)50mg/d (zum Vgl.: 25g Brot = 1.6 g Gluten). Zu berücksichtigen ist die interindividuelle sehr unterschiedliche Sensitivität. Während in der Regel Dosen <50mg/d als aus- reichend erachtet werden, gibt es jedoch auch sehr viel sensitivere Patienten (Catassi C, et al. Am J Clin Nutr 2007), was unter Umständen bei der Einhaltung der Diät problematisch ist, da beispielsweise von der FDA (August 2011) Nahrungsmittel mit eine Glutengehalt <20 ppm als «glutenfrei» deklariert werden dürfen. Auto-Antikörper-Diagnostik Test Sensitivität % Spezifität % Kommentare IgA anti-TG-AK >95.0 >95.0 Empfohlen als First-Level-Screening-Test IgG anti-TG-AK 13–99 86–100 Hilfreich in Patienten mit IgA-Defizienz IgA anti-endomysiale AK >90.0 98.2 Hilfreich in Patienten mit unsicherer Diagnose IgA DGP-AGA 84.3% 79.8 Hilfreich in Patienten mit unsicherer Diagnose IgG DGP-AGA 82.3% 79.8 Hilfreich in Patienten mit unsicherer Diagnose bzw. mit IgA-Defizienz IgG AGA 57–78 71–87 Nicht empfohlen IgA AGA 55–100 71–100 Nicht empfohlen Tab. 3 63–2014 9 SANDRA BLUMHARDT Stosswellentherapie Die Stosswellentherapie ist seit Jahrzehnten bekannt, anfangs wurde sie hauptsächlich in der Nierensteinbehandlung angewendet. Gute Indikationen bestehen auch im Bereich des Bewegungsapparates bei Schmerzen der Sehnenansätze, bei Verkalkungen oder Pseudoarthrosen. Für den Einsatz am Bewegungsapparat stehen zwei verschiedene Typen von Stosswellen zur Verfügung. Im Folgenden werden die beiden Typen erklärt und die jeweiligen Indikationen dafür aufgezeigt. Die Stosswelle ist eine akustische Welle, welche einen hohen Druck aufbaut. Diese akustische Druckwelle wandert in das Gewebe und entfaltet dort seine Wirkung. Der hohe Druck verursacht im Gewebe Scherkräfte, welche der Patient als Schmerzen empfindet. Das Stosswellengerät sendet je nach Einstellung zwischen 3 –10 Druckimpulse pro Sekunde in das Gewebe. Eine Sitzung dauert zirka 10 Minuten, das heisst insgesamt werden zirka 2000 –3000 Stosswellen-Impulse pro Sitzung appliziert. Zwei verschiedene Stosswellentypen müssen unterschieden werden 1. Die eigentliche, fokussierte, hochenergetische Stosswelle mit sehr raschem Anstieg der Welle und sehr hohem Druck (100 – 1000 bar) Diese Stosswelle enthält eine sehr hohe Energie. Ausserdem kann die Stosswelle auf wenige Millimeter genau fokussiert werden. Diese Stosswelle wird hochenergetische, fokussierte Stosswelle genannt. Diese Therapie eignet sich vor allem für klar umschriebene Therapieziele, welche auch in der Tiefe liegen können (z.B. Verkalkungen, Pseudoarthrose, Sehnenansätze). Idealerweise sind die Geräte der fokussieren Stosswellen direkt gekoppelt an ein Ultraschall- oder RöntgenBV-Gerät, sodass das Therapieziel exakt eingestellt und auch während der Therapie kontrolliert werden kann. Bei der fokussieren, hochenergetischen Stosswellentherapie werden 3 Sitzungen im Abstand von 1–2 Wochen durchgeführt. Applikator fokussierte Stosswelle Die Stosswelle Die Stosswellen werden manchmal mit Ultraschallwellen verglichen. Der Unterschied besteht darin, dass beim Ultraschall Wellen mit einer Frequenz oberhalb des Hörfrequenzbereiches (über 16kHz) erzeugt werden, der Ultraschall ist also nicht hörbar. Ausserdem wird keine schmerzhafte Druckwelle erzeugt, das heisst, der Ultraschall ist schmerzlos. Fokussiertes Stosswellengerät, gekuppelt mit BV und Ultraschall STATE OF THE ART 10 STATE OF THE ART 2. Die radiale Druckwelle (welche meist auch Stosswelle genannt wird) mit langsamem Anstieg und geringem Druck (1 –10 bar) Sie breitet sich radiär aus, so wie sich die Wellen ausbreiten, wenn man einen Stein ins Wasser wirft. Diese Druckwelle wird radiäre Druckwelle genannt. Diese Therapie eignet sich vor allem für grossflächige Therapieziele, welche an der Hautoberfläche liegen (z.B. Myogelosen, ev. auch Sehnenansätze). Diese Geräte sind meist kleiner, der Druckwellenapplikator wird in der Hand gehalten. Pro Woche werden 2 – 3 Sitzungen, im Total 8 –10 Sitzungen durchgeführt. Häufige Indikationen für eine Stosswellentherapie Sehnenansätze y Epikondylopathia (radialis und ulnaris) Applikator radiale Ausbreitung y Fasciitis plantaris yAchillodynie y Tuberositas tibiae yPatellaspitze y Radiales Stosswellengerät Trochanter major-Schmerzsyndrom 63–2014 11 Verkalkung in Weichteilen y Periarthropathia humeroscapularis calcarea Frakturen yPseudoarthrose y Verzögerte Frakturheilung yInsuffizienzfraktur Der Wirkmechanismus Eine vollständige Erklärung des Wirkmechanismus gibt es bis heute noch nicht. Es werden einige Hypothesen diskutiert. Gemäss mechanistischem Wirkungsmodell kommt es zu mechanischen Scherkräften und damit zu einer Mikroläsion im Zielbereich. Zum Beispiel konnte durch die Stosswellentherapie eine Läsion der Kortikalis gezeigt werden, darauf folgen osteoinduktive Reparationsprozesse. Es kommt zu einer Angioneogenese, ausserdem werden Stickstoffmonoxid, vessel endothelial growth factor (VEGF) und bone morphogenic protein (BMP) freigesetzt. Stammzellen werden stimuliert (Proliferation, Diffenzierung). All dies führt letztendlich zu einem Umbauprozess im therapierten Gewebe. Literatur 1 Wess, O.: Physikalische Grundlagen der extrakorporalen Stosswellentherapie. Journal für Mineralstoffwechsel, 2004;11 (4):7-18 2 Dreisilker, Ulrich: Stosswellentherapie in der Praxis, Enthesiopathien, ISBN 978-3-9813839-0-4 3 Gleitz, Markus: Stosswellentherapie in der Praxis, Myofasziale Syndrome und Triggerpunkte, ISBN 978-3-9813839-4-2 4 Rompe, J.-D. et al: Muskuloskeletale Stossswellenapplikation – aktueller Stand der klinischen Forschung zu den Standardindikationen. Z Orthop 2002; 140:267-274. Georg Thieme Verlag Stuttgart. ISBN 0044-3220. 5 Schaden, W. et al: Extrakorporale Stosswellen-Therapien (ESWT) aus der Sicht der Traumatologie. J. Miner. Stoffwechs 4/2004. 6 Gerdesmeyer, L. et al: extracorporeal shock wave therapy for the treatment of chronic calcifying tendonitis of the rotator cuff, a randomized controlled trial. JAMA, November 19, 2003- Vol 290. No 19 7 Buchbinder, R. et al: Systematic review of the efficacy and safety of shock wave therapiy for lateral elbow pain. J Rheumatol 2006; 33:1351-63. 8 Huisstede BM et al.: Evidence for effectiveness of extracorporal shock-wave therapy (ESWT) to treat calcific and non-calcific rotator cuff tendinosis – a systematic review. Man Ther. 2011 Oct; 16(5):419-33. doi: 10.1016/j.math.2011.02.005. Epub 2011 Mar 10. Review. 9 Romeo P et al: Extracorporeal Shock Wave Therapy in Musculoskeletal Disorders: A Review. Med Princ Pract 2014; 23: 7–13. 10Wang FS et al: Extrakorporeal shock wave promotes growth and differentiation of bonemarrow stromal cells towards osteoprogenitors associated with induction of TFG-beta-1. The Journal of Bone and Joint Surgery 2002 April; Vol 84 B, No 3. 12 Caroline Moser, Adrian Ciurea, Manuela di chiara, oliver distler STATE OF THE ART Zwei neue Basistherapeutika Tofacitinib (Xeljanz®) ist ein kleines Molekül mit grosser Wirkung auf der Suche nach seinem tatsächlichen Stellenwert bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis. Belimumab (Benlysta®) empfohlen bei immunmodulatorischen Therapien beim systemischen Lupus erythematodes. Caroline Moser, Adrian Ciurea Xeljanz® Mit der Markteinführung von Tofacitinib (Xeljanz®) zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis im Sommer 2013 musste auch die Nomenklatur der Basistherapeutika geändert werden (Tab. 1). Denn das neue synthetisch hergestellte Präparat unterscheidet sich von den konventionellen Basistherapeutika dadurch, dass es gezielt eine spezifische Molekularstruktur angreift (targeted synthetic DMARD)1. Somit kann es auch nicht der Gruppe der biotechnologisch hergestellten Präparate (Biologika) zugerechnet werden. Tofacitinib ist ein nicht-selektiver Hemmer von Janus-Kinasen (JAK1, JAK2, JAK3, Tyk2), welche als Zelloberflächenrezeptor-Tyrosinkinasen die intrazelluläre Signalübermittlung durch Zytokinrezeptoren blockieren2. Das chemisch hergestellte Präparat verhindert die nachfolgende Phosphorylierung von STAT-Proteinen und deren Translokation in den Zellkern. Somit wird die Zytokin-induzierte Transkription unterschiedlicher Gene blockiert (Figur 1). Dies führt zu einer verminderten Aktivierung, Proliferation und Funktion von Lymphozyten. Die Wirkung von Tofacitinib wurde in zwei unterschiedlichen Dosierungen (2 x 5 mg und 2 x 10 mg täglich) bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis in einem grossen Phase III Programm untersucht. Tofacitinib wurde entweder als Monotherapie oder als Kombinationstherapie mit einem konventionellen Basistherapeutikum (meistens Methotrexat (MTX)) verabreicht. Die verschiedenen Studien wurden bei MTX-naiven Patienten, sowie bei Patienten welche ungenügend auf eine Behandlung mit DMARDs und /oder TNFHemmer angesprochen hatten, durchgeführt. Eine signifikante Besserung gemäss den ACR20 Kriterien konnte gegenüber Plazebo bzw. gegenüber Placebo+MTX erreicht werden2. Die ACR20-Response-Raten in einem Teil dieser Studien und in einer Dosierung von 2 x 5 mg sind in Figur 2 zusammengefasst 3–6. Zwar wurde in einer Studie ein Adalimumab-Behandlungsarm mitgeführt, das Design dieser Studie ermöglicht jedoch keinen direkten Vergleich bezüglich Wirksamkeit zwischen Tofacitinib und diesem TNF-Hemmer 5. Die Hemmung der radiologischen Progression wurde in der ORAL Scan-Studie untersucht 3. Der primäre Endpunkt – die mittlere Änderung des totalen modifizieren Sharp/van der Heijde-Scores nach 6 Monaten – war geringer in beiden Tofacitinib-Dosierungsgruppen im Vergleich zu Plazebo. Die Signifikanz für die 5 mg Dosierungsgruppe wurde jedoch nur knapp verfehlt. Die Publikation anderer laufenden Studien zur Hemmung von strukturellen Läsionen bleibt abzuwarten. Basistherapeutika Synthetische Basistherapeutika Biotechnologische Basistherapeutika (Biologika) Konventionelle synthetische Basistherapeutika Gezielte synthetische Basistherapeutika Original-Biologika Methotrexat Tofacitinib Adalimumab Leflunomid Infliximab Sulfasalazin Etanercept Hydroxychloroquin Golimumab Äquivalente Biologika = Biosimilars Certolizumab Abatacept Tocilizumab Rituximab Tab. 1: Neue Nomenklatur der Krankheits-modifizierenden Antirheumatika (DMARDs) am Beispiel der in der Schweiz für die rheumatoide Arthritis zugelassenen Präparate. 63–2014 1133 Hinsichtlich Nebenwirkungen, konnte unter Tofacitinib im Vergleich zu Plazebo eine erhöhte Rate von schweren Infektionen (opportunistische Infekte und Tuberkulosefälle eingeschlossen) festgestellt werden. Die Infektrate war vergleichbar mit derjenigen unter verschiedenen Biologika, inklusive TNF-Hemmer. Auch zeigte sich eine relativ hohe Anzahl an Herpes Zoster-Reaktivierungen. Eine Anämie und Neutropenie ist unter Tofacitinib möglich, diese sind in den meisten Fällen geringgradig und häufig stabil über die Zeit. Eine Dosisabhängige Erhöhung der Lipidwerte und einzelne Fälle einer Darmperforation sind beschrieben. Das Wirkung-Nebenwirkungsprofil wurde von verschiedenen Zulassungsbehörden unterschiedlich beurteilt. Während das Präparat in den USA und in der Schweiz zugelassen wurde, kam das EU-Zulassungskommittee vorerst zum Schluss dass die bisher fehlende robuste Evidenz für eine Verhinderung der röntgenologischen Progression in der vorgeschlagenen Dosierung die ungelösten Sicherheitsbedenken nicht gänzlich wettzumachen vermögen. In der Schweiz ist Tofacitinib (Xeljanz®) mit folgender Limitatio auf der Spezialitätenliste aufgeführt: Als Monotherapie oder Kombinationstherapie mit einem krankheitsmodifizierenden nicht biologischen Antirheumatikum (einschliesslich Methotrexat) bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis, bei denen eine vorherige Therapie mit Methotrexat nicht angesprochen hat oder nicht vertragen wurde. Die Therapie bedarf der Kostengutsprache durch den Placebo + DMARD/MTX Krankenversicherer nach vorgängiger Konsultation des Vertrauensarztes. Als Kontraindikationen gelten aktive schwere Infektionen sowie eine schwere Leberinsuffizienz. Während der Schwangerschaft (teratogene Wirkung im Tierversuch) und der Stillzeit sollte Tofacitinib nicht angewandt werden. Die empfohlene Dosis ist 5 mg morgens und abends mit einer möglichen Steigerung je nach klinischem Ansprechen auf maximal 2 x 10 mg täglich. Eine Packung Xeljanz® mit Zytokin T-Lymphozyt Rezeptor JAK JAK Tofacitinib STAT Zellkern STAT-P STAT-P Figur 1: Wirkmechanismus von Tofacitinib. TOFA 5 mg + DMARD/MTX ACR20-Response-Rate (%) 90 80 70 MTXVersager DMARDVersager MTXVersager 52% 53% 52% 60 50 TNF-HemmerVersager 42% 40 30 25% 31% 28% 24% 20 10 0 Scan (6Mo) Sync (6Mo) Standard (6Mo) Step (3Mo) Ref. 3 Ref. 4 Ref. 5 Ref. 6 Name und Dauer der Studie Figur 2: ACR20-Responseraten von Tofacitinib in einer Dosierung von 2 x 5 mg täglich in verschiedenen Phase-III-Studien nach Versagen einer konventionellen Basistherapie oder einer TNF-Blockade. 14 STATE OF THE ART 56 Tabletten à 5 mg kostet derzeitig CHF 1895.50 (Jahreskosten von CHF 24’710.–). Vor Therapiebeginn sind der serologische Ausschluss einer chronischen Hepatitis B und C sowie einer HIV-Infektion und ein Tuberkulosescreening nötig. Bei positivem Mantoux-Test >5 mm beziehungsweise positivem Tuberkulose-Interferon-gamma-Release-Assay und/oder radiologisch Tuberkulose-Residuen wird eine Isoniazid-Prophylaxe für 9 Monate empfohlen (Beginn mindestens 4 Wochen vor Einleitung der Immunsuppression mit Tofacitinib). Im Behandlungsverlauf sind regelmässige Laborkontrollen notwendig (Entzündungswerte, Blutbild, Transaminasen, Lipidprofil). Die Behandlungsempfehlungen der schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie sind unter www.rheuma-net.ch zusammengefasst. Interaktionen sind mit folgenden Medikamenten zu beachten: Ketokonazol, Fluconazol, Cyclosporin, Rifampicin, Chloroquin. Es besteht hingegen keine Interaktion mit Methotrexat. Daten zu Kombinationsbehandlungen von Tofacitinib mit Biologika fehlen. Wegen der Gefahr eines weiteren Anstiegs des Infektionsrisikos sollte eine solche Kombination vermieden werden. Der genaue Platz von Tofacitinib im Behandlungsalgorhythmus der rheumatoiden Arthritis kann aufgrund der aufgeführten Daten noch nicht eindeutig definiert werden. Angesichts der fehlenden Langzeiterfahrungen zu Wirkung und Sicherheit, wird der Einsatz von Tofacitinib in den kürzlich angepassten EULAR-Empfehlungen erst nach ungenügendem Ansprechen auf eine Behandlung mit Biologika aufgeführt7. «RealLife» Kohortenuntersuchungen werden hier eine besondere Rolle spielen. Da Tofacitinib in Europa einzig in der Schweiz zugelassen ist, erscheint ein Einschluss der mit diesem Präparat behandelten Patienten ins SCQM als besonders wichtig (Jahreskontrolle bei Therapiebeginn, Zwischenkontrollen nach 3, eventuell 6 Monaten, danach Jahreskontrollen). Referenzen 1 Smolen J et al. Ann Rheum Dis. 73:3-5, 2014. 2 Feist E, Burmester GR. Rheumatology 52:1352-7, 2013. 3 Van der Heijde D et al. Arthritis Rheum. 65:559-70, 2013. 4 Kremer J et al. Ann Int Med. 159:253-61, 2013. 5 Van Vollenhofen RF et al. New Engl J Med. 367:50819, 2012. 6 Burmester GR et al. Lanet 381:451-60, 2013. 7 Smolen J et al. Ann Rheum Dis. 73:492-509, 2014. Manuela Di Chiara, oliver distler Benlysta® Der systemische Lupus erythematodes bezeichnet eine autoimmune Inflammation des Bindegewebes mit möglichem Befall diverser Organe. Entsprechend den vielfältigen Manifestationen, richten sich die EULAR-Empfehlungen zum Krankheitsmanagement und der Behandlung nach dem systemischen Befallsmuster und Schwere des Verlaufs. Entsprechend existieren keine Standard-Empfehlungen, sondern vielmehr Richtlinien, die sich an den individuellen Organmanifestationen orientieren (Tab. 1)1 BlyS TACI BlyS B-Zell Apoptose B-Zelle Belimumab BCMA Plasma Zellen Autoreaktive B-Zellklone Antikörper Produktion Abb. 1: angepasst nach 2 BlyS (B lymphocyte stimulator) führt über TACI (transmembrane activator and calcium modulator and cyclophilin ligand interactor) und BCMA (B cell maturation Antigen) zur Bildung reaktiver B-Zellklone, Plasmazellen und Antikörperbildung, was schliesslich über Antigen-Bindung zum Gewebeschaden führt. Durch die hochaffine Bindung von Belimumab an BlyS werden diese Vorgänge verhindert und eine vermehrte B-Zellapoptose eingeleitet. Im Alltag überwiegt der Einsatz von Hydroxychloroquin, Steroiden, Methotrexat und Imurek. Bis vor kurzem war kein Medikament mit expliziter Indikation zu Behandlung des systemischen Lupus erythematodes verfügbar.1 Seit Juni 2012 ist Belimumab (Benlysta®) in der Schweiz als Zusatztherapie zugelassen. Es handelt sich dabei um einen vollständig humanen Antikörper gegen den B-Lymphozyten-Stimulator (BLyS), durch dessen Bindung die Apoptose der B-Zellen gefördert und die Differenzierung zur Plasmazelle gehemmt wird (Abb. 1)2 Die B-Zell Aktivität rückte in den letzten Jahren vermehrt ins Zentrum des Interesses als Angriffspunkt der immunmodulierenden Therapie, da die Pathomechanismen verschiedener 62–2013 1155 Autoimmunerkrankungen auf Fehlregulation der Zellaptoptose mit Autoreaktivierung der B-Zellen über den B-Zell Rezeptor (BCR) durch Bindung von Zellkernbestandteilen basieren. Diese Vorgänge tragen auch zur Bildung der Lupusspezifischen «Anti-native DNA» Antikörper bei.2,3 Bei Patienten mit serologisch und klinisch aktivem Lupus erythematodes unter etablierter «Standard» Therapie (Steroide, NSAR, Antimalaria und Immunsuppressiva) trat unter der Behandlung mit Belimumab gegenüber Plazebo eine Besserung der Allgemeinsymptome (Fieber und Fatigue), der Arthralgien, Alopezie und Hauteffloreszenzen auf und es gelang eine Steroidreduktion. Auch wurde eine Stabilisierung des Krankheitsverlaufs beobachtet mit weniger schweren und seltener auftretenden Schüben. Die Wirkung trat im Schnitt nach 16–24 Wochen auf und konnte für die Dauer der Behandlung aufrechterhalten werden.5,6 Belimumab ist kassenzulässig bei erwachsene Patienten mit serologisch aktivem SLE (ANA >1:80 und/oder anti-dsDNA >30IU/ml), die trotz Basistherapie (Prednison, Antimalaria, Immunsuppressiva) eine hohe Krankheitsaktivität aufweisen (anti-dsDNA >30 IU/ml und/oder Komplementerniedrigung C3 <90mg/dl, C4 <16mg/dl). Für Patienten mit schwerem ZNSoder Nierenbefall bestehen noch keine Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit. Belimumab wird in einer Dosis von 10 mg/Kg Körpergewicht nach 0, 14, und 28 Tagen als Infusion über eine Stunde verabreicht, danach in vierwöchigem Intervall. In seltenen Fällen traten verzögerte «Infusionsreaktionen» ähnlich einer Soforttyp-Reaktion vor allem nach den ersten Infusionen auf. Die SGR (www.rheuma-net.ch) empfiehlt daher eine Überwachung während vier Stunden nach Beendigung der ersten beiden Belimumab-Infusionen. Zusätzlich profitieren die Patienten von einer Prämedikation mit Steroiden und Antihistaminika und erhalten sicherheitshalber ein Notfall-Set mit nach Hause. Das Risikoprofil des Medikamentes ist vergleichbar mit den geläufigen Biologika (TNF-alpha Hemmer, Actemra, Orencia usw.), wobei die häufigsten und teilweise schwerwiegend verlaufenden Komplikationen die Infekte sind. Im Rahmen der präklinischen Studien wurden einzelne Todesfälle in Folge schwerer Infektionen gemeldet, die allerdings gleich häufig in der Plazebo-Gruppe auftraten.5,6 Es besteht eine erst dreijährige Erfahrung mit dem Medikament, und durch die Zulassungslimitationen können Patienten erst unter ausgebauter Therapie für die Umstellung auf Belimumab rekrutiert werden. In Zukunft müssen weitere Studien zeigen, ob Patienten auch von einer früheren Anwendung von Belimumab gegenüber herkömmlichen Immunsuppressiva profitieren. Studien mit Belimumab zur Behandlung der aktiven Lupusnephritis sowie zur Behandlung von Kindern mit SLE werden derzeit durchgeführt. Empfehlung Therapie des unkomplizierten SLE ohne schwere Organmanifestationen Antimalaria und/oder Steroide zeigen einen Effekt und können eingesetzt werden. NSAR dürfen nach Ermessen für kurze Dauer bei Patienten mit geringem Risiko für deren Nebenwirkungen eingesetzt werden. Bei Patienten ohne therapeutisches Ansprechen oder Patienten ohne erfolgreiche Steroidreduktion auf eine akzeptable Dosis für eine Langzeittherapie sollten auch Immunsuppressiva wie Azathioprin, Mycophenolat Mofetil und Methotrexat erwogen werden. Therapie des neuropsychiatrischen SLE Patienten mit neuropsychiatrischen Manifestationen entzündlicher Genese (N. opticus Neuritis, akute Desorientierung/Coma, kranielle oder periphere Neuropathie, Psychose, transverse Myelitis/Myelopathie) können von einer Immunsuppressiven Therapie profitieren. Therapie der Lupus Nephritis Bei Patienten mit proliferativer Lupus Nephritis sind Steroide in Kombination mit Immunsuppressiva effektiv gegen eine Progression zu einer terminalen Nephropathie. Ein Langzeiteffekt konnte nur für Cyclophosphamid gezeigt werden, was allerdings mit erheblichen unerwünschten Nebenwirkungen einhergeht. In kurzen und mittellangen Studien zeigte Mycophenolat Mofetil eine mindestens gleich gute Wirksamkeit verglichen mit einer Puls-Cyclophosphamid Therapie bei günstigerem Toxizitäts-Profil: bei fehlendem Ansprechen nach 6 Monaten sollte eine Eskalation der Therapie diskutiert werden. Rezidive in der Remissionsphase sind nicht selten und erfordern sorgfältige Nachkontrollen. Tab. 1: EULAR Empfehlungen für die immunsuppressive Therapie des SLE, Februar 2008 (vor Zulassung Belimumab), adaptiert von 1. 16 Referenzen STATE OF THE ART 1Bertsias G, Ioannidis JP, Boletis J, Bombardieri S, Cervera R, Dostal C, Font J, Gilboe IM, Houssiau F, Huizinga T, Isenberg D, Kallenberg CG, Khamashta M, Piette JC, Schneider M, Smolen J, Sturfelt G, Tincani A, van Vollenhoven R, Gordon C, Boumpas DT. Task Force of the EULAR Standing Committee for International Clinical Studies Including Therapeutics. EULAR recommendations for the management of systemic lupus erythematosus. Report of a Task Force of the EULAR Standing Committee for International Clinical Studies Including Therapeutics. Ann Rheum Dis 2008, 67(2):195-205. 2Chugh PK, Kalra BS. Belimumab: targeted therapy for lupus. Int J Rheum Dis 2013, 16(1):4-13. 3Mosak J, Furie R. Breaking the ice in systemic lupus erythematosus: belimumab, a promising new therapy. Lupus 2013, 22(4):361-71. 4Furie R, Petri M, Zamani O, Cervera R, Wallace DJ, Tegzová D, Sanchez-Guerrero J, Schwarting A, Merrill JT, Chatham WW, Stohl W, Ginzler EM, Hough DR, Zhong ZJ, Freimuth W, van Vollenhoven RF; BLISS-76 Study Group. A phase III, randomized, placebo-controlled study of belimumab, a monoclonal antibody that inhibits B lymphocyte stimulator, in patients with systemic lupus erythematosus. Arthritis Rheum 2011, 63(12):3918-30. 5Stohl W, Hiepe F, Latinis KM, Thomas M, Scheinberg MA, Clarke A, Aranow C, Wellborne FR, Abud-Mendoza C, Hough DR, Pineda L, Migone TS, Zhong ZJ, Freimuth WW, Chatham WW, on behalf of the BLISS-52 and BLISS-76 Study Groups. Belimumab Reduces Autoantibodies, Normalizes Low Complement Levels, and Reduces Select B Cell Populations in Patients With Systemic Lupus Erythematosus. Arthritis Rheum 2012, 64(7): 2328–2337. 6Hahn BH. Belimumab for Systemic Lupus Erythematosus. N Engl J Med 2013, 368:1528-1535. 63–2014 NEU 2 x täglich – Stark – Verträglich PALEXIA retard ® Bei chronischen Schmerzen Kassenzulässig retard Palexia ® retard (Tapentadol) I: Zur Behandlung von mittelstarken bis starken prolongierten Schmerzen bzw. bei ungenügender Wirksamkeit nicht-opioider Analgetika. D: Dosierung individuell dem Schweregrad der zu behandelnden Schmerzen anpassen. Palexia® retard sollte zweimal täglich, ungefähr alle 12 Stunden eingenommen werden. Gesamtdosen von mehr als 500 mg Palexia® retard wurden nicht untersucht und werden daher nicht empfohlen. KI: Überempfindlichkeit gegen Tapentadol oder einen sonstigen Bestandteil. Ausgeprägte Atemdepression, akutes oder starkes Bronchialasthma oder Hyperkapnie. Paralytischer Ileus. Akute Intoxikation durch Alkohol, Schlafmittel, zentral wirksamen Analgetika oder psychotropen Substanzen. Nicht therapeutisch kontrollierte Epilepsie. VM: Entsprechend der Anwendung potenter Opioide in der Schmerztherapie ist die entsprechende medizinische Sorgfaltspflicht vorausgesetzt. IA: Die Einnahme von Palexia® retard ist bei gleichzeitiger Einnahme von MAO-Hemmern kontraindiziert. Bei gleichzeitiger Anwendung von Substanzen, die ebenfalls auf das Zentralnervensystem wirken, ist mit einer gegenseitigen Verstärkung zu rechnen. In Einzelfällen wurde im zeitlichen Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung von Tapentadol in Kombination mit serotoninergen Arzneimitteln über ein Serotonin-Syndrom berichtet. UW: Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Somnolenz, Kopfschmerzen, Appetitverlust, Angst, Verwirrtheit, Halluzinationen, Schlafstörungen, abnormale Träume, Tremor, Erröten, Obstipation, Diarrhö, Verdauungsstörungen, Mundtrockenheit, Juckreiz, vermehrtes Schwitzen, Hautausschlag, Muskelspasmen, Erschöpfung, Müdigkeit, Gefühl der Körpertemperaturveränderung. P: Palexia® retard 50 mg, 100 mg, 150 mg, 200 mg und 250 mg à 30 und 60 Filmtabletten. Kassenzulässig. Liste A+. Ausführliche Angaben siehe www.swissmedicinfo.ch. Grünenthal Pharma AG, 8756 Mitlödi, Tel. 055 647 31 31, www.palexia.ch 17 18 Kerstin Klein FORSCHUNG Bromodomän Proteine – neue therapeutische Ziele In den letzten Jahren rückte mit der Inhibierung epigenetischer «Reader» Proteine ein neuer Ansatz in den Fokus der Entwicklung epigenetischer Therapien. Am vielversprechendsten scheint die Inhibierung sogenannter BET Bromodomän Proteine zu sein. Vor Kurzem wurde die erste klinische Phase-I-Studie mit einem BET Inhibitor begonnen. Der epigenetische Code Im Gegensatz zum genetischen Code der durch die DNASequenz festgelegt wird und der für jede Zelle gleich ist, bestimmen epigenetische Mechanismen, welche Informationen in einer Zelle abgelesen werden. Beim sogenannten epigenetischen Code handelt es sich um chemische Modifikationen an der DNA oder an Seitenketten von Histonproteinen um die die DNA gepackt ist, welche die Ladungseigenschaften der Chromatinstruktur verändern. Dadurch wird die DNA entweder fester gepackt und unzugänglich, oder lockerer organisiert und zugänglich für ein Ablesen während der Transkription. Epigenetische Modifikationen werden durch sogenannte «Writer» Proteine an der DNA oder an Seitenketten von Histonproteinen angebracht. Diese werden von «Reader» Proteinen erkannt. Die dritte Gruppe epigenetischer Faktoren beinhaltet «Eraser» Proteine, die Modifikationen wieder entfernen (Abb. 1). Bisher konzentrierte sich die Forschung hauptsächlich auf «Writer» und «Eraser» Proteine, während die Bedeutung von «Reader» Proteinen unterschätzt wurde. Da «Reader» Proteine weitere Coaktivatoren an Genpromotoren rekrutieren und zum Teil auch selbst durch zusätzliche Histonmodifikationen die DNA weiter zugänglich für ein Ablesen während der Transkription machen, sind sie bedeutende Faktoren der Genregulation. BET Bromodomän Proteine Im humanen Proteom sind bisher 41 Bromodomänproteine bekannt. Von besonderem Interesse ist das therapeutische Potenzial der Inhibierung einer Untergruppe von «Reader» Proteinen, sogenannten BET Bromodomänproteinen (BRD2, BRD3, BRD4, BRDT). Dabei handelt es sich um Proteine mit zwei Bromodomänen, die auf das Ablesen von Lysin-spezifischen Histonmodifikationen spezialisiert sind. Diese Histonmodifikation ist generell mit einer offenen und für Transkriptionsaktivatoren zugänglichen Chromatinstruktur assoziiert. Bromodomän Inhibitoren Bisher verfügbare BET Inhibitoren (I-BET, JQ1) gehören zur Gruppe der Benzodiazepine, deren Grundstruktur in bereits zugelassen Medikamenten wie Alprazolam oder Triazolam vorkommt. BET Inhibitoren wirken kompetitiv, das heisst sie fungieren als Histonimitatoren und verhindern damit, dass writer reader eraser Histonmodifikation (Acetyliereng, Methylierung, Phosphorylierung, u.a.) Histonkomplex mit DNA Abb. 1: Epigenetische Modifikationen an Histonproteinseitenketten oder der DNA werden durch «Writer» Enzyme angebracht. Diese werden durch «Reader» Proteine erkannt und durch «Eraser» Proteine entfernt. Bromodomänproteine an ihr Ziel an der DNA binden. Sowohl I-BET als auch JQ1 sind sogenannte pan-Inhibitoren. Obwohl ihre Affinität zu Bromodomänen innerhalb der BET Familie variiert, werden alle BET Proteine inhibiert. Basierend auf ersten Studien die die Wirksamkeit des BET Inhibitors JQ1 gegen Plattenepithelkarzinome im Mausmodell belegten1, wurde die Forschung hinsichtlich der Wirksamkeit von BET-Inhibitoren in Krebserkrankungen intensiviert. Vor Kurzem wurde die erste Phase-I-Studie mit dem BET-Inhibitor I-BET762 zur Behandlung von diversen Tumoren begonnen (www.clinicaltrials.gov; NCT01587703)2. Verschiedene Studien lassen jedoch darauf schliessen, dass BET-Inhibitoren auch in entzündlichen und Autoimmunerkrankungen eine hohe Wirksamkeit aufweisen. Erste Hinweise auf das stark anti-inflammatorische Potenzial von I-BET wurde 2010 in in vitro differenzierten Makrophagen beschrieben. So konnte gezeigt werden, dass I-BET die 63–2014 19 LPS- und TNF-a-induzierte Expression von Zytokinen und Chemokinen in in vitro differenzierten Makrophagen hemmt. Weiterführend konnten die Autoren zeigen, dass I-BET das Überleben von Mäusen bei bakteriell-induzierter Sepsis und Endotoxinschock verlängert und gleichzeitig die Ausschüttung von IL6 reduziert 3. Vor Kurzem wurde auch die Wirksamkeit des Inhibitors JQ1 in zwei Mausmodellen für Autoimmunerkrankungen beschrieben 4. Sowohl im Modell für experimentelle autoimmune Enzephalomyelitis (EAE), als auch im Modell der Kollagen-induzierte Arthritis (CIA) wurde JQ1 therapeutisch, das heisst nach dem Einsetzen der Symptome verabreicht. Bei beiden Modellen konnte eine protektive Wirkung der BET Inhibierung auf das Fortschreiten der Erkrankung sowie eine Verbesserung des klinischen Bildes festgestellt werden. Einhergehend wurde eine Reduktion der Produktion von ausgewählten Zytokinen wie IL21 und IL17 in behandelten Mäusen festgestellt. In beiden Modellen wurden die Effekte auf eine starke Hemmung der Differenzierung sowie der Funktion von regulatorischen Th17 Zellen zurückgeführt 4, deren Beteiligung bei Autoimmunprozessen mittlerweile weit etabliert ist. Weitere Effekte von BET-Inhibitoren auf andere Zelltypen ist aufgrund der weit verbreiteten Expression von BRD2, BRD3 und BRD4 zu erwarten. Wir konnten die Expression dieser Gruppe von BET Proteinen im Synovialgewebe von Patienten mit rheumatoider Arthrits (RA) und Osteoarthrits sowohl in synovialen Fibroblasten als auch in Makrophagen nachweisen. Die in vitro Behandlung von RA Fibroblasten mit I-BET blockierte die Ausschüttung von inflammatorischen Zytokinen, Chemokinen und Matrix-degradierenden Enzymen und reduzierte die Proliferation sowie chemotaktische Eigenschaften der Zellen 5. Schlussfolgerungen Bisherige in vitro und in vivo Studien zeigen, dass das Blockieren von «Reader» Proteinen grundsätzlich in unterschiedlichen Erkrankungen eine Therapiemöglichkeit darstellt. Dabei ist die Inhibierung von BET Proteinen ein vielversprechender Ansatz. Jedoch wurde die individuelle Rolle einzelner BET Proteine in der Genregulation bisher kaum untersucht. Die meisten verfügbaren Daten stammen aus Experimenten mit pan-Inhibitoren. Spezifische Inhibitoren für einzelne BET Proteine sind bisher noch nicht verfügbar, deren Entwicklung steht aber auch im Interesse der pharmazeutischen Industrie. Zukünftige Forschungsarbeiten und klinische Studien werden zeigen, ob sich das hohe Potenzial von BET Proteinen bewahrheitet. Referenzen 1Filippakopoulos, P., Qi, J., Picaud, S., Shen, Y., Smith, W. B., Fedorov, O., Morse, E. M., Keates, T., Hickman, T. T., Felletar, I., Philpott, M., Munro, S., McKeown, M. R., Wang, Y., Christie, A. L., West, N., Cameron, M. J., Schwartz, B., Heightman, T. D., La Thangue, N., French, C. A., Wiest, O., Kung, A. L., Knapp, S., and Bradner, J. E. (2010) Nature 468, 1067-1073. 2Zhao, Y., Yang, C. Y., and Wang, S. (2013). J Med Chem 56, 7498-7500. 3Nicodeme, E., Jeffrey, K. L., Schaefer, U., Beinke, S., Dewell, S., Chung, C. W., Chandwani, R., Marazzi, I., Wilson, P., Coste, H., White, J., Kirilovsky, J., Rice, C. M., Lora, J. M., Prinjha, R. K., Lee, K., and Tarakhovsky, A. (2010). Nature 468, 1119-1123. 4Mele, D. A., Salmeron, A., Ghosh, S., Huang, H. R., Bryant, B. M., and Lora, J. M. (2013). J Exp Med 210, 2181-2190. 5Klein K., Gay R. E., Kolling C., Lin L.-L., Gay S., Ospelt C. The bromodomain protein inhibitor I-BET151 suppresses inflammatory and matrix degrading properties of rheumatoid arthritis synovial fibroblasts. (2013). Arthritis Rheum 65, Suppl 10:1850. 20 Original- und Übersichtsartikel PUBLIKATIONEN Februar 2014 bis Mai 2014 Originalarbeiten 1.Dees C, Schlottmann I, Funke R, Distler A, Palumbo-Zerr K, Zerr P, Lin NY, Beyer C, Distler O, Schett G, Distler JH. The Wnt antagonists DKK1 and SFRP1 are downregulated by promoter hypermethylation in systemic sclerosis. Ann Rheum Dis. 2013 [Epub ahead of print] 2.Beyer C, Reichert H, Akan H, Mallano T, Schramm A, Dees C, Palumbo-Zerr K, Lin NY, Distler A, Gelse K, Varga J, Distler O, Schett G, Distler JH. Blockade of canonical Wnt signalling ameliorates experimental dermal fibrosis. Ann Rheum Dis. 2013 Jul;72(7):1255-8. 3.Tomcik M, Zerr P, Pitkowski J, Palumbo-Zerr K, Avouac J, Distler O, Becvar R, Senolt L, Schett G, Distler JH. Heat shock protein 90 (Hsp90) inhibition targets canonical TGF-β signalling to prevent fibrosis. Ann Rheum Dis. 2013 May 9. [Epub ahead of print] 4.Beyer C, Skapenko A, Distler A, Dees C, Reichert H, Munoz L, Leipe J, Schulze-Koops H, Distler O, Schett G, Distler JH. Activation of pregnane X receptor inhibits experimental dermal fibrosis. Ann Rheum Dis. 2013 Apr;72(4):621-5 5.Avouac J, Huscher D, Furst DE, Opitz CF, Distler O, Allanore Y; EPOSS group. Expert consensus for performing right heart catheterisation for suspected pulmonary arterial hypertension in systemic sclerosis: a Delphi consensus study with cluster analysis. Ann Rheum Dis. 2014 Jan;73(1):191-7. 6.Schuberth PC, Hagedorn C, Jensen SM, Gulati P, van den Broek M, Mischo A, Soltermann A, Jüngel A, Marroquin Belaunzaran O, Stahel R, Renner C, Petrausch U. Treatment of malignant pleural mesothelioma by fibroblast activation protein-specific re-directed T cells. J Transl Med. [E-pub] 7.Neidhart M, Karouzakis E, Jüngel A, Gay RE, Gay S. Inhibition of spermidine/spermine N1-acetyltransferase (SSAT1) activity - a new therapeutical concept in rheumatoid arthritis. Arthritis Rheumatol [Epub ahead of print] 2014 8.Ospelt C, Camici GG, Engler A, Kolling C, Vogetseder A, Gay RE, Michel BA, Gay S. Smoking induces transcription of the heat shock protein system in the joints. Ann Rheum Dis [Epub ahead of print] 2014 9.Jordan S, Distler JHW, Maurer B, Huscher D, van Laar JM, Allanore Y*, Distler O* on behalf of the EUSTAR Rituximab study group. Effects and safety of Rituximab in Systemic Sclerosis: An analysis from the European Scleroderma Trial and Research group (EUSTAR). *Contributed equally. Ann Rheum Dis [E-pub ahead of print)] 10. Beyer C, Zenzmaier C, Palumbo-Zerr K, Mancuso R, Distler A, Dees C, Zerr P, Huang J, Maier C, Pachowsky ML, Friebe A, Sandner P, Distler O, Schett G, Berger P, Distler JH. Stimulation of the soluble guanylate cyclase (sGC) inhibits fibrosis by blocking non-canonical TGFβ signalling. Ann Rheum Dis. 2014 [Epub ahead of print]. 11. Saketkoo LA, Mittoo S, Huscher D, Khanna D, Dellaripa PF, Distler O, Flaherty KR, Frankel S, Oddis CV, Denton CP, Fischer A, Kowal-Bielecka OM, Lesage D, Merkel PA, Phillips K, Pittrow D, Swigris J, Antoniou K, Baughman RP, Castelino FV, Christmann RB, Christopher-Stine L, Collard HR, Cottin V, Danoff S, Highland KB, Hummers L, Shah AA, Kim DS, Lynch DA, Miller FW, Proudman SM, Richeldi L, Ryu JH, Sandorfi N, Sarver C, Wells AU, Strand V, Matteson EL, Brown KK, Seibold JR. Connective tissue disease related interstitial lung diseases and idiopathic pulmonary fibrosis: provisional core sets of domains and instruments for use in clinical trials. Thorax. 2014 [Epub ahead of print]. 12. Zerr P, Vollath S, Palumbo-Zerr K, Tomcik M, Huang J, Distler A, Beyer C, Dees C, Gela K, Distler O, Schett G, Distler JH. Vitamin D receptor regulates TGF-β signalling in systemic sclerosis. Ann Rheum Dis. 2014 [Epub ahead of print]. 13. Distler A, Lang V, Del Vecchio T, Huang J, Zhang Y, Beyer C, Lin NY, Palumbo-Zerr K, Distler O, Schett G, Distler JH. Combined inhibition of morphogen pathways demonstrates additive antifibrotic effects and improved tolerability. Ann Rheum Dis 2014 [Epub ahead of print]. 14. Zhang Y, Dees C, Beyer C, Lin NY, Distler A, Zerr P, Palumbo K, Susok L, Kreuter A, Distler O, Schett G, Distler JH. Inhibition of casein kinase II reduces TGFβ induced fibroblast activation and ameliorates experimental fibrosis. Ann Rheum Dis 2014 [Epub ahead of print]. 15. Avouac J, Huscher D, Furst DE, Opitz CF, Distler O, Allanore Y; for the EPOSS group. Expert consensus for performing right heart catheterisation for suspected pulmonary arterial hypertension in systemic sclerosis: a Delphi consensus study with cluster analysis. 63–2014 21 Reviews 16. Ospelt C, Gay S. [Epigenetics in inflammatory systemic diseases]. Internist (Berl). 55:124-7, 2014 17. Buzas EI, György B, Nagy G, Falus A, Gay S. Emerging role of extracellular vesicles in inflammatory diseases. Nat Rev Rheumatol. 2014 [Epub ahead of print] Book Chapters 18. Maurer B. «Muscle involvement in SSc and sclerodermamyositis overlap syndromes». EULAR Textbook on on Systemic Sclerosis 2013. Artikel in Zeitschriften 19. Maurer B. Early symptoms of dermatomyositis and antisynthetase syndrome. Z Rheumatol. 2013; 72:970-6. Abstracts 20. Kam NW, Brentano F, Kyburz D, Gay S, Filer A, Buckley C, Pitzalis C, Bombardieri M. A1.12 Endogenous SLPI released by rheumatoid synovial fibroblasts control BAFFdependent-B cell activation in vitro and in the CIA and RA/SCID-arthritis models. Ann Rheum Dis. 2014 Mar 1;73 Suppl 1:A5. 21. Iwamoto N, Vettori S, Maurer B, Brock M, Jüngel A, Calcagni M, Gay RE, Distler JH, Gay S, Kawakami A, Distler O. A3.19 mIR-193B induces UPA in SSC and contributes to the proliferative vasculopathy via uPAR independent pathways. Ann Rheum Dis. 2014 Mar 1;73 Suppl 1:A49. 22 FORT- UND WEITERBILDUNG Fort- und Weiterbildung Rheumaklinik UniversitätsSpital Zürich 14. April bis 31. August 2014 Datum Thema Zeit Ort Montag, 14. April Jahresversammlung der Zürcher Rheumatologen Kaffeepause 19.15 bis 19.30 Uhr (vor Beginn des Kolloquium Schwindel) 18.30 bis 19.15 Uhr Kleiner Hörsaal OST HOER B 5 Kolloquium: Schwindel 19.30 bis 20.00 Uhr Kleiner Hörsaal OST HOER B 5 Einführung und Moderation: Dr. Pius Brühlmann 19.30 Uhr – Prof. Dr. Dominik Straumann, Leitender Arzt der Universitätsklinik für Neurologie, UniversitätsSpital Zürich Schwindel 19.35 Uhr Apéro 20.00 Uhr Anerkennung der Fortbildung durch die Fachgesellschaften: 1 Credit SGR/SGPMR Dienstag, 27. Mai Experimentelle Rheumatologie – Dr. Liliana Layer, Universität Zürich, Anatomisches Institut Update zu Lorfus 13.30 bis 14.10 Uhr Wagi 14, 3. OG, Besprechungsraum 352 Montag, 2. Juni Kolloquium: SLE Das Kolloquium wird in Deutsch und Englisch gehalten. 18.30 bis 20.00 Uhr Kleiner Hörsaal OST HOER B 5 Moderation: Prof. Oliver Distler 18.30 Uhr – Prof. A. Kuhn, Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster (D) SLE und Haut 18.35 Uhr – Prof. R. Martin, Zürich, Leitender Arzt, Klinik für Neurologie, USZ SLE und ZNS 19.00 Uhr – Prof. F. Houssiau, Direktor service de rhumatologie, Cliniques universitaires Saint-Luc Bruxelles (B) What did we achieve with biologicals in SLE? 19.25 Uhr Apéro 19.50 Uhr Anerkennung der Fortbildung durch die Fachgesellschaften: 1 Credit SGR/SGPMR Dienstag, 3. Juni Experimentelle Rheumatologie – Prof. Dr. Constance Ciaudo, ETH Zürich, Center for Systems Physiology and Metabolic Diseases Linie 1 Regulation Donnerstag, 11. Juni EULAR 11. bis 14 Juni 2014 Dienstag, 24. Juni Experimentelle Rheumatologie – Dr. Raffaella Santoro, Universität Zürich, Institute of Veterinary Biochemistry and Molecular Biology Noncoding RNAs link PARP1 to heterochromatin Donnerstag, 26. Juni Rheuma Highlights 2014 Programm folgt im Frühjahr 2014 auf www.rheuma-schweiz.ch 13.30 bis 14.10 Uhr Wagi 14, 3. OG, Besprechungsraum 352 Paris (F) 13.30 bis 14.10 Uhr Wagi 14, 3. OG, Besprechungsraum 352 Convention Point, Zürich 63–2014 23 Datum Thema Zeit Ort Donnerstag, 21. August Rheuma Top 2014 Programm folgt im Frühjahr 2014 auf www.rheuma-schweiz.ch 13.30 bis 14.10 Uhr Seedamm Plaza, Pfäffikon (SZ) Dienstag, 26. August Experimentelle Rheumatologie – Dr. Reto Sutter, Uniklinik Balgrist, Radiologie Extremitäten-MRI von Kniegelenk und Fuss: Vergleich zu Standard MRI-Geräten 13.30 bis 14.10 Uhr Wagi 14, 3. OG, Besprechungsraum 352 Aktualisierte Informationen finden Sie auf der Website http://www.rheuma-schweiz.ch/go2/de/33 Sponsoren «Fort- und Weiterbildung» Folgende Firmen haben unsere Weiterbildungsveranstaltungen unterstützt, wofür wir uns herzlich bedanken! FORT- UND WEITERBILDUNG