Türkei investiert massiv in

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Türkei investiert massiv in
Türkei investiert massiv in Hochgeschwindigkeitszüge
Schienenwege von 10.000 km bis 2023 vorgesehen / U-Bahnbau in Ankara schreitet
voran / Von Necip C. Bagoglu
Zur Entwicklung des Eisenbahnsektors ist der Ausbau der Streckenführungen für Hochgeschwindigkeitszüge ein wichtiges Ziel der türkischen Regierung. Nach der Fertigstellung aller
im Bau befindlichen und geplanten Schienenwege sollen ab 2023 jährlich 30 Mio. Passagiere mit den neuen Zügen befördert werden. Mit der Verbreitung der Hochgeschwindigkeitszüge soll durch die Verlegung von der Straße zur Schiene eine wesentliche Entlastung des
Straßenverkehrs erreicht werden. (Kontaktanschrift)
Die Türkei verfolgt ehrgeizige Ziele zum Ausbau der Hochgeschwindigkeitsstrecken im Eisenbahnverkehr. Wie der Verkehrsminister, Binali Yildirim, erklärte, befindet sich das Land
weltweit unter den acht Staaten und in Europa unter den sechs Ländern, die im Besitz von
Hochgeschwindigkeitstechnologien im Eisenbahnsektor sind. Bis zum Jahr 2023, dem Jubiläumsjahr des hundertjährigen Bestehens der Türkischen Republik, soll das Eisenbahnnetz
der Staatsbahn TCDD (T. C. Devlet Demiryollari) eine Länge von insgesamt 25.000 km erreichen, darunter Streckenführungen von zusammen 10.000 km für Hochgeschwindigkeitszüge, welche die größten Städte des Landes miteinander verbinden.
Bis 2023 soll Zahl der Passagiere auf 30 Millionen steigen
Das gesamte Eisenbahnnetz, einschließlich der Nebenstrecken, hat derzeit eine Länge von
circa 12.000 km, darunter 888 km Schienenwege für Hochgeschwindigkeitszüge. Der Investitionsbedarf im Eisenbahnsektor ist allgemein groß. Derzeit sind nur 26 % des gesamten Netzes elektrifiziert und nur 33% der Schienenwege verfügen über elektrische Signalanlagen.
Im Jahr 2023 wird laut Yildirim die Gesamtzahl der mit der Bahn reisenden Passagiere jährlich 30 Mio. erreichen. Die mit der Einführung und Nutzung dieser Züge zu erwartenden direkten und indirekten wirtschaftlichen Gewinne veranschlagt der Minister auf rund 800 Mio.
US$ (1 US$ = 0,77 Euro) pro Jahr. Mit dem Ausbau des Bahnnetzes soll auch ein wesentlicher Beitrag zu mehr Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz im Transportwesen geleistet
werden. Das Verkehrsministerium geht davon aus, dass mit der Erweiterung des Bahnangebots nach Fertigstellung der laufenden und geplanten Projekte rund 5,5 Mio. Personen, die
bisher mit privaten Pkw reisten, auf die Bahn umsteigen werden.
Die 212 km lange Hochgeschwindigkeitslinie zwischen der Hauptstadt Ankara und Konya
wurde bereits im August 2011 eingeweiht. Bei den laufenden Projekten in diesem Bereich
handelt es sich vor allem um die 533 km lange Streckenführung zwischen Ankara und der
knapp 14 Mio. Einwohner zählenden Wirtschaftsmetropole Istanbul. Allein auf dieser Linie,
deren erster Teilabschnitt zwischen Ankara und Eskisehir im Jahr 2009 fertiggestellt wurde,
sollen nach Abschluss der Arbeiten jährlich 17 Mio. Bahnpassagiere reisen. Die Fahrzeit wird
von bisher acht Stunden auf nur noch drei Stunden sinken. Die offizielle Eröffnung der Strecke Ankara - Istanbul wird nach den Worten des Verkehrsministers zeitgleich mit der Inbetriebnahme des Marmaray-Unterwasserschienentunnels unter dem Marmara-Meer am
30.9.13 erfolgen.
Hochgeschwindigkeitsnetz soll von Ankara
aus auch in östliche Richtung verlängert werden
Die Bauarbeiten für die 663 km lange Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Ankara und
Izmir, der drittgrößten Stadt des Landes, sollen bis zum Jahr 2015 zum Abschluss gebracht
werden. Hier soll die Fahrzeit von bisher acht auf dreieinhalb Stunden reduziert werden.
Derzeit wird an der Teilstrecke Ankara - Polatli gearbeitet. Ein weiteres wichtiges Projekt
bezieht sich auf die Strecke zwischen Ankara und der Industriestadt Bursa, südöstlich von
Istanbul. Auf dieser Linie werden nach Fertigstellung voraussichtlich 6 Mio. Bahnpassagiere
pro Jahr reisen. Die Fahrzeit wird nur zwei Stunden und 15 Minuten dauern. Das Hochgeschwindigkeitsnetz soll von Ankara aus auch in östliche Richtung über Yerköy und Yozgat
bis nach Sivas verlängert werden. Auf dieser 405 km langen Strecke soll die Fahrzeit von
bisher zwölf auf zwei Stunden verringert werden können. Langfristig sollen auch die Städte
Erzincan und Kayseri im Osten und Antalya an der südlichen Mittelmeerküste in das Netz
einbezogen werden.
In Verbindung mit dem Bau der neuen Schienenwege soll in Ankara ein neuer Bahnhof für
Hochgeschwindigkeitszüge gebaut werden. Für dieses Projekt bewarb sich bislang lediglich
das Konsortium der türkischen Baufirmen Limak Insaat, Kolin Insaat und Cengiz Insaat. Der
neue Bahnhof auf einer Fläche von 21.600 qm soll Bahnsteige mit einer Länge von 420 m
erhalten. Die jährliche Abfertigungskapazität wird 15 Mio. Passagiere betragen. Es sollen
gleichzeitig zwölf Hochgeschwindigkeitszüge halten können. Im Gebäude sollen auf zwei
Etagen auch ein Fünf-Sterne-Hotel, Restaurants und Cafes entstehen.
Die städtischen Nahverkehrsnetze auf Schienengrundlage werden ebenfalls ausgebaut. Projektträger sind hier die städtischen Verkehrsbetriebe, die von der Zentralregierung finanzielle
Unterstützung erhalten. Die Arbeiten am U-Bahnprojekt Ankara werden vorangetrieben. Sie
sollen 2013 abgeschlossen werden. Im August 2012 unterzeichneten Verkehrsminister Binali
Yildirim und Vertreter der VR China ein Abkommen für die Lieferung von 324 Waggons für
die U-Bahn Ankara. Dafür stellte die chinesische Seite einen Kredit in Höhe von 3 Mrd. US$
bereit. Des Weiteren sollen in Verbindung mit der geplanten neuen Mega-Stadt in Tuzla, östlich von Istanbul, auch neue Schienenwege gebaut werden, die eine optimale Verkehrsanbindung ermöglichen. Dazu soll die im August 2012 eröffnete 22 km lange neue UBahnstrecke im asiatischen Teil Istanbuls vom Stadtbezirk Kadiköy nach Kartal in absehbarer Zeit bis nach Pendik/Kaynarca um weitere 4 km ausgebaut werden (Q: GTAI,
30.11.2012)