Wischen statt Sprühen

Transcription

Wischen statt Sprühen
T I T E L
2 6
Wo ist Flächendesinfektion notwendig, wo entbehrlich?
Wischen statt Sprühen
Jürgen Eberhard, Andreas Schwarzkopf
Hausreinigung und Flächendesinfektion halten nicht nur Ihre Praxisräume sauber, sondern verhüten auch
Infektionen bei Personal und Patient.
Doch in welchen Bereichen muß die
Helferin desinfizieren1, und wo reicht
die reinigende Hand der Putzfrau?
Ein hohes Übertragungsrisiko weisen diejenigen Flächen auf, die mit Haut (insbesondere Hände) und Schleimhaut von Patient und Personal berührt werden. Auch
Flächen, die mit Sekreten und Exkreten
in Kontakt kommen, bergen besonderes
Risiko. Über Staub oder Verwirbelungen
können Mikroorganismen dann auf andere Patienten, Flächen oder Instrumente
übertragen werden.
Helferin fortbilden!
„Ich habe alle Helferinnen einen Tag auf Hygienelehrgang geschickt. Das hat sich sehr bewährt, weil
ein Hygieneplan erstellt wurde und sich das Engagement der Helferinnen grundlegend gebessert hat:
Seitdem kümmern sie sich eigenverantwortlich um
sämtliche Hygienemaßnahmen.“
Dr. med. Fritz Meyer
Hygieneschulungen des VHAD: siehe www.vhad.de, Tel./Fax: (08638) 98 23 35
Für Flächen mit häufigem Hand- oder
Hautkontakt und Flächen, die für aseptische Arbeiten vorgesehen sind, empfiehlt
sich eine routinemäßige Desinfektion. Dazu gehören:
• Sanitärbereich für Patienten (Toilettenstuhl, Waschbecken und Umgebung,
Armaturen)
Der Allgemeinarzt 13/2005
• Medizinische Geräte (Monitore, Tastatur, Außenflächen bei medizinischen Geräten mit häufigem
Kontakt, Infusionsständer, EKG-Gerät, Lungenfunktionsgerät, Stethoskop, Kabel)
• Behandlungsstühle, Liegen, Tragen, Wickeltisch
• Arbeitsflächen von Verbandswagen
• Arbeitsflächen für die Zubereitung von Spritzen,
Infusionslösungen, etc.
• Türgriffe, Schalter, Bedienelemente, Haltegriffe
Kreppapier reicht nicht. Hauptsächlich Behand-
lungszimmer, Labor und Toilette sind kontaminiert
– die betroffenen Oberflächen müssen dort mindestens einmal täglich desinfiziert werden. Unter Oberflächen ist übrigens alles zu verstehen, was nicht Fußboden oder Instrument ist. Im Behandlungszimmer
gehören mit Sicherheit die Tische (Arbeitsflächen)
und Verbandswagen dazu. Computer und Tastatur
werden von Arzt und ggf. Patient berührt und müssen
ebenso einer täglichen Prozedur unterzogen werden.
Untersuchungsliegen sind zwar oft mit Kreppapier
überzogen, die Helferin sollte sie aber trotzdem jeden Tag desinfizieren. Genauso medizinisches Gerät
wie Lungenfunktionsgeräte und EKG-Geräte. Stethoskope übrigens wie Flächen, nicht wie Instrumente
behandeln: Da sie bei verschiedenen Patienten am
nackten Oberkörper angelegt werden, mehrmals täglich mit alkoholischem Flächendesinfektionsmittel
abwischen!
Toilette zusätzlich desinfizieren. Die Patiententoi-
lette sollte zusätzlich zur normalen Unterhaltsreinigung einmal am Tag desinfiziert werden. Dabei aber
nicht nur Toilettenstuhl und Brille, sondern auch alle
anderen Bereiche einbeziehen, mit denen der Patient
in Berührung kommt: Waschbecken und Armaturen,
Druckknöpfe bei Handfön, etc. Diese Kontakte werden oft unterschätzt. Saure Sanitärreiniger entfernen
T I T E L
2 7
© practica
nahmetisch mehrmals täglich desinfiziert, bei aktueller Verschmutzung sofort.
Das Labor benötigt einen
eigenen Reinigungs- und
Desinfektionsplan: Desinfektionsplan zu erwerben
beim VHAD, Tel./Fax:
086 38/98 23 35. Auf Türklinken tummeln sich generell zahlreiche Erreger,
weil jeder hingreift. Die
Helferin sollte sie mehrmals täglich mit DesinfekWischdesinfektion ist effektiver:
Sprühdesinfektion benetzt die Fläche
tionsmittel abreiben.
Keime werden zusätzlich auf menicht vollständig und ist gesundheitschanische Weise entfernt
schädlich fürs Personal
Für Flächen ohne häufigen
Haut- oder Händekontakt
kann auf eine routinemäßige Desinfektion verzichtet werden. Dazu
Kalkflecken und damit potentielle Schlupfwinkel für
Bakterien.
gehören: Fußböden, Wände, Lampen,
Heizkörper, Lüftungsauslässe.
Tummelplatz Türklinken. Im Labor ist davon auszugehen, daß die Helferin täglich mit infektiösem
Wartezimmer nur reinigen. In AnMaterial (Blut, Urin) umgeht. Deshalb ist es sinnvoll,
meldebereich, Wartezimmer, Flur und
daß sie Oberflächen wie Arbeitsplatten und BlutentBüro sind Desinfektionsmaßnahmen ▸
Sehr geehrte Frau Doktor,
sehr geehrter Herr Doktor,
die Anzahl von Medikamentenfälschungen nimmt in Deutschland und in vielen anderen Ländern
stark zu. Wie Sie aus der Presse entnehmen konnten (der Spiegel berichtete ausführlich in
seiner Ausgabe vom 04.07.2005), ist davon auch unser verschreibungspflichtiges Präparat
REDUCTIL®, welches für die Behandlung von krankhaftem Übergewicht zugelassen ist,
betroffen. Vertriebsquellen dieser Medikamentenfälschungen sind meist unseriöse Internetseiten,
die gefälschte Präparate aus Ländern wie China und Indien anbieten. Die Risiken, die sich
durch die Einnahme illegal hergestellter und gefälschter Arzneimittel ergeben, können für die
Gesundheit Ihrer Patienten schwerwiegend sein. Abbott und andere von Arzneimittelfälschungen
betroffene pharmazeutische Unternehmen haben das Bundesgesundheitsministerium informiert,
welches sich in Zusammenarbeit mit den zuständigen Ermittlungsbehörden verstärkt mit dieser
Problematik auseinandersetzt.
Wir bitten Sie: Unterstützen Sie uns bei der Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen. Informieren Sie
Ihre Patienten über die Gefahren, die von gefälschten Arzneimitteln aus illegalen Internetquellen ausgehen
können. Verschreibungspflichtige Medikamente dürfen nur vom Arzt verordnet und von behördlich genehmigten
und kontrollierten Apotheken vertrieben werden.
Abbott empfiehlt aus diesen Gründen Ihren Patienten:
Lassen Sie sich REDUCTIL® nur von Ihrem behandelnden Arzt verschreiben
Meiden Sie grundsätzlich unseriöse Bezugsquellen
Beziehen Sie keine verschreibungspflichtigen Arzneimittel über Internet-Auktionshäuser
Kaufen Sie REDUCTIL® nur in einer Apotheke in Deutschland
Kaufen Sie keine REDUCTIL®-Fälschungen aus China oder Indien
Meiden Sie Präparate, die aufgrund Ihrer Produktionsart, Wirkstoffmenge und Zusammensetzung gesundheitsschädigend sein können,
wie z. B. die Produkte „LiDa“ oder „LiDa Dai Dai“ und „Evolution Slim & Slender”.
• Vertrauen Sie nur dem Original von Abbott
•
•
•
•
•
•
Bei Fragen oder Hinweisen wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an uns.
Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung.
Ihre Abbott GmbH & Co. KG
Abbott GmbH & Co. KG
Knollstraße, 67061 Ludwigshafen
Postfach 210805, 67008 Ludwigshafen
Tel: +49-(0)6 21-5 89-0
Fax: +49-(0)6 21-5 89-28 96
Web: www.abbott.de
T I T E L
2 8
Klinkenputzen als Werbegag
„Türklinkendesinfektion nutze ich
als Werbeeffekt: in Grippezeiten
lasse ich eine Helferin alle zwei
Stunden durch die Praxis gehen
und vor den Augen der Patienten
die Klinken desinfizieren. Die Patienten finden das richtig gut. Es
dient auch dem Eigen- und Personalschutz.“
Dr. med. Fritz Meyer
nicht notwendig – Reinigung genügt hier.
Ausnahme: Erbricht sich ein Patient, dann
das Erbrochene mit Einmalhandschuhen
aufnehmen, dann die Stelle reinigen und
desinfizieren.
Fußböden brauchen normalerweise in keinem Praxisraum desinfiziert zu werden.
Personal und Patienten laufen ja sowieso mit Straßenschuhen darauf. Es reicht,
wenn die Putzfrau diese mit einem normalen Fußbodenreiniger behandelt – zwei bis
dreimal wöchentlich. Bei sichtbarer Verschmutzung z. B. im Winter sollte die Helferin natürlich sofort drüberwischen. Nur
bei kleinen Operationen ist es sinnvoll, den
Boden vorher zu desinfizieren. Der Patient
könnte mit seinen Schuhen Keime auf die
Behandlungsliege hochschleppen.
Wann welches Desinfektionsmittel?
Neben den klassischen Flächendesinfektionsmitteln, die Aldehyde enthalten, gibt es
heute ein breites Angebot von Wirkstoffen
(s. Desinfektionsmittelliste der DGHM).
Besonders beliebt sind aldehydfreie Mittel, die eine geringe Geruchsbelästigung
und gute Reinigungswirkung aufweisen.
Sie sind auch für große Flächen geeignet.
Vorsicht: nicht anwenden für Geräte, die
Merkblatt für die Helferin
Wieviele Keime bei einem Fingerabdruck, Speicheltröpfchen, Urin bzw.
Stuhl jeweils durch Reinigung und durch
Desinfektion inaktiviert werden können, finden Sie im
Internet unter www.allgemeinarzt-online.de. Dort finden
Sie auch „Goldene Regeln“ im Umgang mit Flächendesinfektionsmitteln.
Der Allgemeinarzt 13/2005
rosten oder korrodieren können, da das Wasser nur
langsam verdunstet (lange Einwirkzeit!).
Desinfektionsmittel vertragen sich auch nicht mit
allen Oberflächenmaterialien – dazu müssen die
jeweiligen Herstellerangaben beachtet werden (s.
Sicherheitsdatenblatt2). Beim Verdünnen der Desinfektionsmittelkonzentrate hält die Helferin das vorgegebene Mischungsverhältnis exakt ein, indem sie
eine Meßhilfe verwendet.
Alkohol zur Schnelldesinfektion. Alkoholische Flä-
chendesinfektionsmittel haben dagegen eine kurze
Einwirkzeit – sie verdunsten schnell. Deshalb eignen
sie sich gut für die schnelle Desinfektion zwischendurch, z.B. während der Behandlung oder zwischen
zwei Patienten. Materialien, die schnell rosten oder
korrodieren können (z.B. elektrische Geräte oder Stethoskope) sollten im allgemeinen damit desinfiziert
werden, weil die Oberflächen rasch trocknen. Alkohol
kann aber nur auf kleinen, optisch sauberen Flächen
angewendet werden: für große Flächen würde man
sehr viel Alkohol brauchen, der in kurzer Zeit viele
gesundheitsschädliche Dämpfe an die Luft abgibt.
Achtung: Alkohol ist nicht für Plexiglas und viele
Kunststoffe geeignet: diese bekommen feine Haarrisse.
Sprühen oder Wischen? Desinfektionsmittellösun-
gen (v.a. alkoholische) werden gern in Sprühflaschen
angeboten. Aber der Sprühstoß einer Flasche benetzt
eine Fläche nie vollständig, in den Lücken können
Erreger überleben. Deshalb nach dem Sprühen immer
nachwischen! Durch das Reiben werden die Erreger
zusätzlich mechanisch entfernt. Optimal wäre, generell auf das Sprühen zu verzichten und nur zu wischen.
Denn beim Sprühen entstehen gesundheitsschädliche
Aerosole, die das Personal einatmet. Wichtig: beim
Wischen Einmalhandschuhe tragen, da die meisten
Desinfektionsmittel nicht hautfreundlich sind.
1) Geltende Vorschriften: Biostoffverordnung, TRBA/BGR 250,
Infektionsschutzgesetz, RKI-Richtlinie
2) Entsprechende Sicherheitsdatenblätter und Betriebsanweisungen sind bereitzuhalten
Jürgen Eberhard
1. Vorsitzender VHAD e.V.
85283 Wolnzach
PD Dr. med. Andreas Schwarzkopf
Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie
97708 Bad Bocklet