Kreisentwicklungskonzept 2014 - Kreisverwaltung des Rhein

Transcription

Kreisentwicklungskonzept 2014 - Kreisverwaltung des Rhein
Rhein-Lahn-Kreis
K re is en tw ickl ungs ko nzep t 2 014
K re is en tw ickl ungs ko nzep t 2 014
Entwurf 12.3.2014
Projektträger
Rhein-Lahn-Kreis
Landrat Günter Kern (bis 31.1.2014)
Erste Kreisbeigeordnete Gisela Bertram
Andrea Kleinmann, Horst Klöckner, Jörg Vesper (Abt. 6, Bauen und Umwelt)
Ute Hahn (Büroleitung)
Bearbeitung
IfRInstitut für Regionalmanagement
Dipl.-Geogr. Sven Lachmann
Dipl.-Ing. Mathias Rettermayer
Dipl.-Geogr. Christina Gehlen
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Inhalt (Übersicht)
Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis befindet sich im Anhang
ZUSAMMENFASSUNG
1 EINFÜHRUNG
1
3
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
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1.7
3
3
3
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5
6
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2
2.1
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4
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6
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7
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7.4
7.5
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7.7
7.8
7.9
7.10
7.11
IfR
MOTIVATION: DER DEMOGRAFISCHE WANDEL
INTEGRIERTER ANSATZ
REGIONALENTWICKLUNG AUF KREISEBENE
ROLLE UND AUFGABEN DER LANDKREISE
KREISENTWICKLUNGSKONZEPTE: STRUKTUR UND AUFGABE
GREMIEN DES KEK DES RHEIN-LAHN-KREISES
BAUSTEINE DER ERARBEITUNG SOWIE MITWIRKUNG UND BETEILIGUNG
DER RHEIN-LAHN-KREIS UND SEINE NACHBARREGIONEN
LAGE IM RAUM
POLITISCHE GLIEDERUNG
REGIONALENTWICKLUNG IM RHEIN-LAHN-KREIS: PLANUNGS-INSTRUMENTE UND KONZEPTIONEN
DIE ANGRENZENDEN RÄUME: ENTWICKLUNGSZIELE UND FUNKTIONALE VERFLECHTUNGEN
FOKUS: DEMOGRAFISCHER WANDEL
HISTORISCHE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG RHEIN-LAHN-KREIS
HISTORISCHE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IN DEN GEBIETSKÖRPERSCHAFTEN
BEVÖLKERUNGSPROGNOSEN – BLICK IN DIE ZUKUNFT
GESELLSCHAFTLICHER WANDEL („BUNTER“)
„WENIGER, ÄLTER, BUNTER“ IM RHEIN-LAHN-KREIS
METHODIK VON BESTANDSAUFNAHME UND SWOT
11
11
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12
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22
22
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AUFBAU
MAßSTÄBE DER BEWERTUNG
BLICKWINKEL UND QUELLEN
BEWERTUNG AUS DER PROBLEMLAGE ODER AUS EINEM ZUKUNFTSBILD HERAUS
UNTERSCHIEDLICHE ORTE UND RAUMSTRUKTUR
58
58
59
59
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BESTANDSAUFNAHME UND STÄRKEN-SCHWÄCHEN-ANALYSE
61
VERKEHRLICHE ANBINDUNG UND MOBILITÄT
VIRTUELLE ANBINDUNG
KINDERBETREUUNG UND BILDUNG
GESUNDHEITSVERSORGUNG
PFLEGE UND TEILHABE
NAHVERSORGUNG
ENERGIE, WASSER, ABFALL
SOZIALES GEFÜGE
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND WOHNEN
FREIZEIT UND NAHERHOLUNG
REGIONALE WIRTSCHAFT OHNE TOURISMUS
KULTURLANDSCHAFT RHEIN-LAHN
TOURISMUS
REGIONALES SELBSTBILD, AUFSTELLUNG UND ZUSAMMENARBEIT
FINANZIELLE AUSSTATTUNG
METHODIK DER ENTWICKLUNGSSTRATEGIE
PRÄMISSEN
DIE ENTWICKLUNGSZIELE
PROJEKTE UND HANDLUNGSANSÄTZE
ENTWICKLUNGSZIELE, PROJEKTE UND HANDLUNGSANSÄTZE
VERKEHRLICHE ANBINDUNG UND MOBILITÄT
VIRTUELLE ANBINDUNG
BILDUNG UND KINDERBETREUUNG
GESUNDHEITSVERSORGUNG
PFLEGE UND TEILHABE
NAHVERSORGUNG
ENERGIE, WASSER, ABFALL
SOZIALES GEFÜGE
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND WOHNEN
FREIZEIT UND NAHERHOLUNG
REGIONALE WIRTSCHAFT
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194
194
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221
223
229
233
235
2
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.12
7.13
7.14
7.15
8
8.1
8.2
8.3
8.4
KULTURLANDSCHAFT RHEIN-LAHN
TOURISMUS
REGIONALES SELBSTBILD UND ZUSAMMENARBEIT
FINANZEN
STRATEGISCHER WEG
WARUM EIN STRATEGISCHER WEG?
STRATEGISCHER WEG RHEIN-LAHN: PRÄMISSEN
REGIONALENTWICKLUNGSPROZESS AUF KREISEBENE
DIE „STRATEGISCHEN THEMEN“(AUF DEM STRATEGISCHEN WEG)
9 ANHANG: BEFRAGUNG DER ORTSBÜRGERMEISTER
10 ANHANG: INHALTSVERZEICHNIS
11 PROJEKTE UND HANDLUNGSANSÄTZE IM ÜBERBLICK
IfR
Entwurf 12.3.2014
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Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Abkürzungsverzeichnis
AK
Arbeitskreis
LEP
Landesentwicklungsplan
ARGE
Bundesagentur für Arbeit
LILE
BAB
Bundesautobahn
BauGB
Baugesetzbuch
Lokales Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept (Konzeptionelle
Grundlage in LEADER-Regionen)
BBSR
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und
Raumforschung
LK
Landkreis
LStrG
Landesstraßengesetz
LWTG
Landesgesetz über Wohnformen und
Teilhabe
MIV
Motorisierter Individualverkehr
MVZ
Medizinisches Versorgungszentrum
MWKEL
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung
Rheinland-Pfalz
MYK
Landkreis Mayen-Koblenz
NGA
Next-Generation-Access (Netzwerktechnologie, die traditionelle Telekommunikationsnetze wie Telefonnetze, Kabelfernsehnetze, Mobilfunknetze
durch eine einheitliche Netzinfrastruktur ersetzt)
BgmO
Ortsbürgermeister
BMG
Bundesministerium für Gesundheit
BuGa
Bundesgartenschau
DeHoGa
Deutscher Hotel- und Gaststättenverband
demogr.
demographisch/er
DGH
Dorfgemeinschaftshaus
EBA
Eigenbetrieb Abfallwirtschaft
EFRE
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung
ELER
Europäischer Landwirtschaftsfonds für
die Entwicklung des ländlichen Raums
EMS
Landkreis Bad Ems
EnEv
Energieeinsparverordnung
NSG
Naturschutzgebiet
Entwicklungsprogramm
OG
Ortsgemeinde
Europäischer Sozialfonds
ÖPNV
Öffentlicher Personennahverkehr
Einwohner
PKW
Personenkraftwagen
FBBE
Frühkindliche Betreuung, Bildung und
Erziehung
QWD
Qualitätsgastgeber Wanderbares
Deutschland
FNP
Flächennutzungsplan
REK
Regionales Entwicklungskonzept
FOS
Fachoberschule
RettDG
Rettungsdienstgesetz
GG
Grundgesetz
RGB
Rechnungs- und Gemeindeprüfung
GWG
Gewerbegebiet
RLP
Rheinland-Pfalz
HoGa
Hotel- und Gastronomiebetriebe
RROP
Regionaler Raumordnungsplan
HWK
Handwerkskammer
SAN
Sanierungsprogramm
HZE
Hilfen zur Erziehung
SEK
Schulentwicklungskonzept
IfD
Institut für Demoskopie
SIM
Rhein-Hunsrück-Kreis
IGS
Integrierte Gesamtschule
SPNV
Schienenpersonennahverkehr
IHK
Industrie- und Handelskammer
SST
Soziale Stadt
ILE
Integrierte ländliche Entwicklung
StaLa
Statistisches Landesamt
ILEK
Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept
STU
Stadtumbau
STR
Strukturprogramm
ISB
Investitions- und Strukturbank
SWOT
ISIM
Ministerium des Innern, für Sport und
Infrastruktur des Landes RheinlandPfalz
strenghts-weakness-opportunitiesthreads (Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken)
SWR
Südwestrundfunk
JUZ
Jugendkulturzentrum
TN
Teilnehmer
KEK
Kreisentwicklungskonzept
UdSSR
KHS
Kreishandwerkerschaft
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
KMK
Kultusministerkonferenz
UNESCO
kWh
Kilowattstunde
Organisation der Vereinten Nationen
für Erziehung, Wissenschaft und Kultur
LAG
Lokale Aktionsgruppe (Steuerungsgremien in LEADER-Regionen)
VG
Verbandsgemeinde
VRM
Verkehrsverbund Rhein-Mosel
LBM
Landesbetrieb Mobilität
WEA
Windenergieanlage
LEADER
Liaison entre actions de développement de l’ économie rurale (dt.: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft;
Förderprogramm der Europäischen
Union für den ländlichen Raum)
WFG
Wirtschaftsförderungsgesellschaft
WW
Westerwaldkreis
ZGG
Zentrales Grundstücks- und Gebäudemanagement
ZOK
Zentrale-Orte-Konzept
ENT
ESF
EW
IfR
4
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Zusammenfassung
Das vorliegende Kreisentwicklungskonzept (kurz: „KEK“) des Rhein-Lahn-Kreises stellt
als strategisches Instrument der Kreisentwicklung die gemeinsam getragenen, langfristig
orientierten Zielsetzungen für die Entwicklung des Landkreises dar und benennt konkrete
Handlungsansätze und Projekte zu ihrer Erreichung. Darüber hinaus beschreibt das KEK
einen für den Rhein-Lahn-Kreis neuen, strategischen Weg der Regionalentwicklung, den
der Kreis zukünftig beschreiten möchte.
Zielsetzung des KEK war die Erarbeitung eines übergreifenden Gesamtkonzeptes, das die
aktuelle und zu erwartende Situation des Rhein-Lahn-Kreises ausführlich darlegt und hierauf aufbauend die Weichen für eine weitere positive Gesamtentwicklung der Region
stellt.
Ausgangspunkt für das KEK ist der demografische Wandel. Seine heutigen und zukünftigen Auswirkungen und die hiermit verbundenen Herausforderungen waren Motivation für
den Rhein-Lahn-Kreis, die Erarbeitung eines Kreisentwicklungskonzeptes anzugehen.
Folgerichtig betrachtet das KEK noch vor den eigentlichen Themenfeldern in ausführlicher
Weise die demografische Situation des Kreises und seiner Teilregionen (Kap. 3).
Dabei bestätigen sich für den Rhein-Lahn-Kreis alle drei Aussagen des „Leitmotivs“ des
demografischen Wandels, seine Menschen werden „weniger, älter und bunter“ - wenn es
auch teilregional einige Unterschiede gibt. Leben heute noch etwa 122.000 Menschen im
Rhein-Lahn-Kreis werden es im Jahr 2030 noch etwa 110.000 sein. Die Verschiebung hin
zu einer „älteren“ Bevölkerung hat bereits begonnen und wird sich noch deutlich verstärken, so wächst die Gruppe der „65+“ bis 2030 anteilig um etwa 24%. Hinzu kommt: Die
Lebensformate werden „bunter“ und erzeugen gerade im ländlichen Raum – „wo man
sich kennt und nahe steht“ - erhebliche Anpassungen und oft auch ein „Umdenken“.
Für die Erarbeitung des KEK wurde ein umfassender thematischer und prozessualer Ansatz gewählt. Bestandsaufnahme und „SWOT-Analyse“ wurden miteinander verzahnt und
für 15 die Kreisentwicklung maßgeblich berührende Themenfelder durchgeführt (Kap. 5).
Bei dieser ebenso breit wie im Detail angelegten Betrachtung wurden die Stärken und
Risiken deutlich benannt. Hier steht der Rhein-Lahn-Kreis gemeinsam mit allen Landkreisen vor den Herausforderungen, die Elemente der Daseinsvorsorge zu sichern und darüber hinaus die Lebensqualität zu wahren. Es zeigt sich aber auch, dass der Rhein-LahnKreis Stärken zu bieten hat, die oft wenig bekannt sind oder nur in geringem mit dem
Kreis als Region in Verbindung gebracht werden.
Aus der umfangreichen Analyse wurden im nächsten Schritt für die gleiche Bandbreite
der Themenfelder jeweils Entwicklungsziele, Maßnahmenbereiche und Projekte abgeleitet
und definiert (Kap.7).
Das KEK Rhein-Lahn widmet sich dabei auch vielen Themen, die nicht im formalen Zuständigkeitsbereich des Kreises liegen und die der Kreis auch nicht direkt beeinflussen
kann. Es ist somit nicht als reine „Handlungsanweisung“ für den Kreis angelegt, sondern
nimmt sich der Regionalentwicklung im Gesamten an.
Dem entsprechend richten sich die im KEK definierten Erkenntnisse, Ziele und Handlungsansätze grundsätzlich an alle unterschiedlichen Akteure und Institutionen, die an
der Entwicklung der Region mitwirken.
Das KEK wurde in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl dieser Akteure in einem ca. anderthalbjährigen Prozess erarbeitet. Die Verbandsgemeinden sowie die Stadt Lahnstein,
die Ortsgemeinden, Kammern, Verbände und Institutionen der Region, Kirchen, Gewerkschaft, Bürgerinnen und Bürger sowie als Mittelpunkt des fachlichen Austausches die ein-
IfR
1
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
zelnen Fachabteilungen der Kreisverwaltung brachten sich mit hoher Motivation selbst
aktiv ein.
Als informelles Instrument der Kreisentwicklung ist das KEK so stark oder schwach, wie
es die Menschen des Kreises selbst machen und lebt von der gemeinsamen Erkenntnis,
dass die positive Entwicklung einer Region eine Gemeinschaftsaufgabe aller Menschen
ist. Die Rückmeldungen und der Grad des Interesses und der Mitwirkungsbereitschaft
aller oben Genannten haben gezeigt, dass die Region – trotz ihrer Heterogenität und
trotz dessen, dass sie wenige natürliche Bindeglieder hat –gewillt ist, ihr KEK und damit
ihren Kreis gemeinsam stark zu machen.
Die zu Beginn des KEK bestehenden Fragen „Lassen sich Fragestellungen der Regionalentwicklung auf der Kreisebene sinnvoll bearbeiten?“ und „gelingt es, die Menschen mitzunehmen und auf der Kreisebene mit teilweise abstrakten Themen anzusprechen?“ können eindeutig mit Ja beantwortet werden.
Drei Gesprächsabende mit Bürgerinnen und Bürgern haben gezeigt, dass viele Menschen
nicht nur an konkreten Projekten vor Ort , sondern auch an der Diskussion und Gestaltung von Zielen und Handlungs-Leitlinien sehr interessiert sind und den Dialog mit der
Politik und mit der Verwaltung suchen und führen wollen.
Dieser Dialog in der Region und die Behandlung der gesamten Bandbreite aller Themen
mit ihren Herausforderungen, nicht nur vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, haben zu der grundlegenden Erkenntnissen geführt, dass die „klassischen“ Handlungsansätze und Projekte der Regionalentwicklung allein nicht ausreichen, um die Entwicklung einer Region langfristig positiv zu beeinflussen und die gesetzten Ziele zu erreichen. Von entscheidender Bedeutung ist das Denken und Handeln der Menschen selbst.
Es ist dafür verantwortlich, ob konkrete Maßnahmen letztlich zur Wirkung kommen oder
nicht.
Für viele Ziele und Handlungsansätze des KEK wurde deshalb immer wieder ein stärkeres
regionales Bewusstsein als Voraussetzung definiert. Konkret sind hier Kompetenzen wie
Eigenverantwortung, Eigeninitiative, Wertschätzung für das Bestehende, Offenheit oder
Solidarität im nachbarschaftlichen Umfeld angesprochen.
Um durch das Instrument der Kreisentwicklung die Entwicklung des Rhein-Lahn-Kreises
tatsächlich positiv zu beeinflussen, gilt es parallel zur Verfolgung der Ziele und Handlungsansätze die Bewusstseinsbildung für die Notwendigkeit der Anpassung von Denkund Verhaltensweisen einzuleiten und aktiv zu betreiben.
Auf dieser Erkenntnis setzt der „strategische Weg“ (Kap. 8) an, der die themenfeldbezogenen Ziele, Handlungsansätze und Projekte (Kap. 7) flankiert. Bewusstseinsbildung als
Prozess ist hier elementarer Baustein der Kreisentwicklung, nicht nur Bestandteil von
Einzelprojekten.
Dass die Beschreitung dieses Weges Zeit benötigt und schnelle Erfolge nicht zu erwarten
sind, wird mit vorliegendem KEK bewusst akzeptiert. Hierzu gehört auch, dass das KEK
zwar Erkenntnisse festhalten kann – letztlich aber die Menschen des Kreises selbst im
Zuge der weiteren Kreisentwicklung („KEK-Umsetzung“) eruieren müssen, welche gemeinsamen Ziele und Werte als Leitlinien der Rhein-Lahn-Region weiter verfolgt werden
sollen. Das KEK zeigt den Weg dazu auf.
Mit dem Beschluss des KEK durch den Kreistag am 24.3.2014 hält der Rhein-Lahn-Kreis
ein strategisches Werkzeug in der Hand. Es liegt im Interesse aller Akteure der Region,
die Ziele, Handlungsansätze und Projekte (Kap. 7) nun aktiv zu verfolgen bzw. in die
Umsetzung zu bringen, ebenso wie den strategischen Weg (Kap. 8) zu beschreiten.
IfR
2
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
1
Einführung
1.1
Motivation: der demografische Wandel
Entwurf 12.3.2014
Die Gremien des Rhein-Lahn-Kreises haben den Beschluss zur Erstellung des KEK „unter
dem Blickwinkel des demografischen Wandels“ gefasst. Der demografische Wandel berührt die Aufgaben der Kreise in vielen Aspekten unmittelbar, in weiteren Aspekten mindestens mittelbar.
Die Erarbeitung des KEK folgt damit der Überzeugung, dass sich durch eine aktive Auseinandersetzung mit dem demographischen Wandel und seinen Folgen zusätzliche Entwicklungsimpulse für quasi alle Daseinsbereiche ergeben bzw. noch ergeben werden. Dies
erfordert klare Leitlinien für zukünftiges Handeln, die im KEK erörtert und festgehalten
werden.
Entsprechend werden die demografischen Entwicklungen und Prognosen im KEK noch
einmal in einem eigenen Kapitel kurz beleuchtet – obschon die meisten Daten hieraus frei
zugänglich und auch bekannt sind. Es wird dadurch einfacher aus den Kapiteln heraus
den direkten Bezug zur Demografie herzustellen.
1.2
Integrierter Ansatz
Im Rhein-Lahn-Kreis wurden – wie in allen Landkreisen - in der Vergangenheit mehrheitlich anlassbezogene Fachplanungen erstellt. Diese berücksichtigen ggf. schon für ihre
spezifischen Fragestellungen demografische Aspekte (z.B. die Geburtenzahlen bei der
Schulentwicklungsplanung), stellen aber kein gebündeltes strategisches Konzept dar.
In einem Kreisentwicklungskonzept ist eine integrierte, umfassende Betrachtung aller in
der Kreisentwicklung relevanten Themenbereiche notwendig. Erst hierdurch ergeben sich
Erkenntnisse zu Überschneidungen und teils auch gegensätzlichen Handlungsnotwendigkeiten der einzelnen Aktionsbereiche (Fachbereiche).
Dem umfassenden und integrierten Einstieg in die Konzeption folgt im zweiten Schritt die
Konzentration auf die Fragen: Was sind die „Stellschrauben“ von Politik und Verwaltung
der Kreisebene. Wie sollten und können wir unser Handeln anpassen? Was sind konkrete
Schritte, die sich aus der Konzeption ableiten lassen?
1.3
Regionalentwicklung auf Kreisebene
Die Arbeitsgruppe „Landesplanung/ Kreisentwicklung“ des Landkreistages hat den Kreisen einen „Handlungsauftrag“ mitgegeben, ihre Funktion als überörtlicher Träger der
kommunalen Selbstverwaltung zu nutzen, um lokale Initiativen und Strategien anzustoßen, zu entwickeln und zu vernetzen.
Die Erfahrungen mit Entwicklungskonzepten auf der kommunalen und interkommunalen
Ebene zeigen, dass zahlreiche regionale Handlungsoptionen nur bedingt bei den Gemeinden oder Verbandsgemeinden sondern eher auf der Kreisebene angesiedelt sind bzw. erst
dort wirksam werden können. Beispielhaft seien hier das Schul- und Kinderbetreuungswesen, die Gesundheitsversorgung oder ausgewählte Bereiche der Infrastruktur genannt.
Eine regionale Betrachtung und interkommunal abgestimmte Handlungsweisen („nicht
jeder muss alles vorhalten“) schaffen Vorteile für die Gesamtregion - also den Kreis sowie letztlich für die kommunalen Einheiten innerhalb derselben.
IfR
3
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Dies bedeutet keine Abkehr von der kommunalen Selbstverwaltung, sondern eine Verbesserung der interkommunalen Abstimmung und der Abstimmung zwischen Kommunen
und dem Kreis bei der Festlegung von gemeinsamen Zielen und den zu leistenden Aufgaben. Die Konzeption liefert einen abgestimmten politischen Handlungsrahmen, an dem
sich die Akteure innerhalb des Kreises orientieren.
Der Landkreistag führt hierzu aus1:
Rechtlich ist die Erstellung von Kreisentwicklungskonzepten eine freiwillige
Selbstverwaltungsaufgabe und lässt sich aus den Aufgabenbeschreibungen der
Landkreise in den Kommunalverfassungen der Länder herleiten.2

Damit unterscheidet es sich wesentlich von den formalen Instrumenten der Regionalplanung, dem Landesentwicklungsprogramm (LEP) auf Landesebene und dem Regionalen
Raumordnungsplan (RROP) auf Ebene der Planungsgemeinschaften.
Hinzu kommt, dass die „geübte“ Ebene der Regionalentwicklung in den letzten Jahren in
der Mehrheit durch Zusammenschlüsse von Kommunen – in Rheinland-Pfalz: Verbandsgemeinden – gebildet wurde. Gerade im Zuge des LEADER-Wettbewerbes, wurde in den
letzten beiden Perioden, wie auch für die ab 2014 anstehende Periode, als Rahmenbedingung gesetzt, dass keine Kreis-Kulissen teilnehmen sollen, sondern Kooperationen von
Verbandsgemeinden, die Teile mindestens zweier Kreise sind.
1.4
Rolle und Aufgaben der Landkreise
3
Rheinland-Pfalz zählt insgesamt 24 Landkreise und 12 kreisfreie Städte. Es ist deren Aufgabe, die Selbstverwaltungsaufgaben der jeweiligen Gebietskörperschaft z.B. im schulischen und kulturellen Bereich, im Sozialwesen, in der Jugendhilfe und in der Abfallwirtschaft wahrzunehmen. Dabei sind die Landkreise per se für die Erfüllung der kommunalen Aufgaben zuständig, die über die Bedeutung der Gemeinde hinausgehen, also für
überörtliche Belange.
Die Aufgaben der Kreisverwaltung spalten sich zwei Bereiche, zum einen sind dies kommunale Angelegenheiten, zum Zweiten arbeitet sie als staatliche Verwaltung, d.h. das
Land und der Bund bedienen sich kommunaler Verwaltungseinrichtungen.
Die (Land)Kreisordnungen der Bundesländer übertragen den Landkreisen die einzelnen
Aufgaben.




Bau und Betrieb von Infrastrukturen, z.B. Kreisstraßen, Kreis-Kliniken, Abfallwirtschaft, Rettungsleitstellen, Katastrophenschutz.
Bau und Betrieb von Kultureinrichtungen: Volkshochschulen, Musikschulen, Fahrbibliotheken und
Bildstellen
Wirtschaftsförderung
Gewährträger für den Bestand der Kreissparkassen
1
DEUTSCHER LANDKREISTAG: Kreisentwicklungskonzepte als politisches Instrument zur Gestaltung des demografischen Wandels. Handreichung mit konzeptionellem Muster (vgl. PDF bd-98)
2
Beispielsweiseheißt es in § 122 Abs. 2 der Kommunalverfassung des Landes Brandenburg: „Der Landkreis
erfüllt in seinem Gebiet in eigener Verantwortung alle die Leistungsfähigkeit der k reisangehörigen Gemeinden
und Ämter übersteigenden öffentlichen Aufgaben, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist und die Aufgaben nicht durch kommunale Zusammenarbeit erfüllt werden. Er fördert die kreisangehörigen Gemeinden und
Ämter bei der Erfüllung ihrer Aufgaben, ergänzt durch sein Wirken die Selbstverwaltung der Gemeinden und
Ämter und trägt zu einem gerechten Ausgleich der unterschiedlichen Belastungen der Gemeinden und Ämter
bei. Er fördert insbesondere die wirtschaftliche, ökologische, soziale und kulturelle Entwicklung seines Gebietes
zum Wohle der Einwohner.“
3
Quelle:http://www.wahlen.rlp.de/kw/info/pub/LK-VG-GDE_in_RLP_und_ihre_Aufgaben.pdf
IfR
4
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Der überwiegende Teil der Aufgaben wird den Landkreisen durch Gesetz übertragen. Zu
diesen „Pflichtaufgaben“ gehören


örtliche Sozialhilfe, Jugendhilfe, Bauaufsicht, Straßenverkehrszulassung. Fahrerlaubnisse, Immigration
Untere staatliche Verwaltungsbehörde
Wenn Bund und Länder zur Erledigung staatlicher Aufgaben die Landkreise in Anspruch
nehmen, behalten sie sich insoweit ein Weisungsrecht vor. Diese Aufgaben der Landkreise fallen in die Zuständigkeit des Landrates. Dienstleistungen dieser Art sind beispielsweise die Bau- und Gewerbeaufsicht, der Lastenausgleich und das Kraftfahrzeugwesen.
1.5
Kreisentwicklungskonzepte: Struktur und Aufgabe
Kreisentwicklungskonzepte sind – wie oben beschrieben – ein neues und noch in der
Entwicklung befindliches Instrument. Dies gilt nicht für „Kreisentwicklung an sich“. Dr.
Markus Mempel4 führt dazu aus, dass 47 % aller Landkreise die Kreisentwicklung als Instrument verwenden.
Laut einer Umfrage des Landkreistages hatten vor zwei Jahren sogar schon rund 50 %
aller Kreise in Deutschland bereits ein „KEK“. Nach Einschätzung des Landkreistages ist
die Tendenz weiter steigend. Rückmeldungen zur Erarbeitung, der Akzeptanz und Umsetzung liegen jedoch noch nicht vor.5
Die vom Landkreistag angegebene Zahl lässt auf der Ebene der Kreise des Landes Rheinland-Pfalz nicht direkt nachvollziehen. Nur wenige Landkreise pflegen in dem Sinne einen
offenen Umgang mit ihren Kreisentwicklungskonzepten, dass diese im Internet über die
Online-Angebote der Kreise selbst, auffindbar sind, z.B. der Kreis Mayen-Koblenz sowie
der Kreis Germersheim.
Die Angabe von 50 % könnte auch darin begründet sein, dass aktuell sehr verschiedene
konzeptionelle Ausarbeitungen – auch aus der Zeit vor der Aufforderung durch den Landkreistag – als „KEK“ interpretiert werden können.
Für die Struktur, den Ablauf und die Aufgaben eines KEK gibt es noch „geübtes“ Verfahren. Der Landkreistag hat hierzu einen sehr umfassenden Bearbeitungsvorschlag gemacht und als Orientierungsrahmen an die Kreise weitergegeben 6.
Das KEK ist zwar nicht in erster Linie kein Instrument zu einer Strukturreform der Kreisverwaltung oder der Gestaltung der Kreis-bezogenen Aufgaben. Dennoch leiten sich aus
den Ergebnissen natürlich Vorschläge ab, die zu Neuausrichtungen in der Verwaltung,
Kooperationen und die gemeinsamen Wahrnehmungen von Aufgaben führen können.
Letztlich werden auch die in Rheinland-Pfalz aktuell laufenden Überlegungen zu Gemeindegebietsreformen als Thema aufgegriffen, da sie für die zukünftigen Entwicklungen des
Kreises und der Kommunen – ob direkt betroffen oder nicht - allein schon aus der laufenden Diskussion heraus eine Rolle spielen.
4
MEMPEL, M (2012): Kreisentwicklungskonzepte. In: BUNDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT UND ERNÄHRUNG. DEUTSCHE
VERNETZUNGSSTELLE LÄNDLICHE RÄUME [Hrsg.]: Chance! Demografischer Wandel vor Ort: Ideen-KonzepteBeispiele. Bonn. oder http://www.netzwerk-laendlicher-raum.de/themen/demografischerwandel/instrumente/kreisentwicklungskonzepte/
5
Telefonate mit Dr. Markus Mempel, Deutscher Landkreistag, im Mai 2013 und im Februar 2014
6
Quelle: Landkreistag Rheinland-Pfalz (LKT RP): Sonderrundschreiben.
S 879/2009, Schlussbericht der
Arbeitsgruppe
„Landesplanung/Kreisentwicklung“
des
Landkreistages;
Muster
eines
Kreisentwicklungskonzeptes, vom 04.11.2009, S. 2
IfR
5
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
1.6
Entwurf 12.3.2014
Gremien des KEK des Rhein-Lahn-Kreises
Die Erarbeitung des Kreisentwicklungskonzeptes wurde durch die Mitwirkung und Beteiligung verschiedener Gremien auf eine breite Basis gestellt. Gerade den gewählten Vertretern der Bürgerinnen und Bürger kommt als Multiplikatoren eine entscheidende Rolle sowohl bei der Erarbeitung als auch bei der Umsetzung des Kreisentwicklungskonzeptes zu.
Die einzelnen beteiligten bzw. eingerichteten Gremien sind:
Lenkungsgruppe
Die Lenkungsgruppe steuert die fachliche und strategische Lenkung
der Erarbeitung. Sie setzt sich zum einen aus Personen der Verwaltung als auch aus Vertretern der im Kreistag vertretenen politischen
Fraktionen zusammen. Die Mitglieder im Einzelnen:
Günter Kern, Landrat Rhein-Lahn-Kreis (bis 31.1.2014); Gisela Bertram, Erste Kreisbeigeordnete (ab 1.2.2014); Frank Puchtler, SPD;
Matthias Lammert, CDU, Heinz Scholl, FWG; Leo Neydek, Bündnis 90/
Die Grünen; Monika Becker, FDP; Ulrich Lenz, Die Linke; Ute Hahn,
Kreisverwaltung, Büroleitung; Andrea Kleinmann, Horst Klöckner Jörg
Vesper, Kreisverwaltung, Abt. 6 Bauen und Umwelt
Die Lenkungsgruppe führte im Zuge der Bearbeitung insg. 8 Sitzungen durch.
Ein hervorstechendes Merkmal der Lenkungsgruppe war die offene
und fundierte Diskussion sowohl der inhaltlichen als auch der strategischen Fragestellungen, die bei unterschiedlichen Meinungen zu
Einzelfragen von einem breiten Konsens in der generellen Ausrichtung getragen war. Von hoher Bedeutung war auch die durch die
Lenkungsgruppe mögliche frühzeitige Einbindung der politischen
Fraktionen und Parteien.
Kreis-Ausschuss
und Kreistag
Kreis-Ausschuss und Kreistag zeichnen gemäß ihrer Aufgabe sowohl
für die Beauftragung des KEK sowie seinen Beschluss verantwortlich. Ihnen kommt zusätzlich als Schlüsselakteuren eine wichtige bei
der „Bewerbung“ der Themen und Verbreitung des Prozesses zu.
Am 10.03.2014 sprach der Kreis-Ausschuss seine Empfehlung zum
Beschluss des KEK gegenüber dem Kreistag aus.
Am 24.03.2014 erfolgte der Beschluss des vorliegenden KEK durch
den Kreistag des Rhein-Lahn-Kreises.
Arbeitskreis
der
hauptamtlichen
Bürgermeister
Im Rahmen der Sitzungen des Arbeitskreises der hauptamtlichen
Bürgermeister des Rhein-Lahn-Kreises am 18.9.2013 in Nassau und
am 25.11.2013 in Diez wurde das KEK zum jeweils aktuellen Arbeitsstand vorgestellt, die weitere Vorgehensweise der Erarbeitung
erläutert sowie die Überlegungen zum Ansatz des „strategischen
Weges“ aufgezeigt und diskutiert.
Bürgermeister-
In der Bürgermeister-Dienstbesprechung des Rhein-Lahn-Kreises
am 01.03.2013 wurde das KEK in seinem Arbeitsstand vorgestellt
sowie der weitere Ablauf der Erarbeitung skizziert. Hier startete
auch die umfangreiche Befragung der Ortsgemeinden, deren Ergebnisse im Anhang dargestellt sind und an der sich über die Hälfte der
Gemeinden beteiligt hat.
Dienstbesprechung
IfR
6
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
1.7
Entwurf 12.3.2014
Bausteine der Erarbeitung sowie Mitwirkung und Beteiligung
Die Erarbeitung einer jeden Konzeption erfordert den Einsatz verschiedener Bausteine.
Konzeptionen in der Regionalentwicklung können sich dabei in einigen Fragen auf quantitative Informationen stützen, bauen aber in der Mehrheit auf qualitativen Einschätzungen
und Aussagen auf. Diese gilt es möglichst insoweit zu „verdichten“ und darzustellen, dass
die Konzeption auf der einen Seite die vielschichtige Bandbreite der Entwicklungen abdeckt, auf der anderen Seite aber eben auch zu klaren Aussagen kommt.
Im Kreisentwicklungskonzept für den Rhein-Lahn-Kreis konnten bzgl. der zu verwendenden Bausteine – also der Frage „Wie erarbeiten wir unser KEK“ und „Wer wird bei der
Erarbeitung wann einbezogen“ die Vorschläge des Landkreistages sowie die Erfahrungen
aus anderen Regionen als Orientierung herangezogen werden.
Die Lenkungsgruppe hat hierbei von Beginn an eine Ergebnis- und Regionsbezogene Vorgehensweise angestrebt, ebenso wie ein enger Einbezug der Akteure der Region. Die
Verzahnung der Arbeiten von Anfang an mit den beteiligten Institutionen und Akteuren,
der Kommunalpolitik und wichtigen Akteuren aus den Fachinstitutionen und Verwaltungen sowie der Bevölkerung war zentraler Bestandteil der Arbeiten.
Lerneffekte die während der Erarbeitung in den einzelnen Bausteinen gemacht wurden,
wurden diskutiert und direkt flexibel in der Erarbeitung umgesetzt.
Die letztlich angewendeten Bausteine der Erarbeitung waren:
(1) Recherchen in vorhandenen Konzeptionen, Fachplanungen und weiteren Informationsmaterialien

In das KEK flossen Informationen aus etwa 50 verschiedenen Konzeptionen und
Fachplanungen ein. Diese sind jeweils an den entsprechenden Verweisstellen in
den einzelnen Kapiteln zitiert

Hinzu
kommen
Informationen
aus
zahlreichen
Presseberichten
und
Pressemitteilungen, die sich mit Themen der regionalen und der Ortsentwicklung
befassen

Bei den quantitativen Analysen wurden mehrheitlich Daten des statistischen
Landesamtes Rheinland-Pfalz verwendet.
(2) Arbeitsgespräche mit den Bürgermeistern der Verbandsgemeinden / Stadt Lahnstein

Im März und April 2013 wurden mit allen hauptamtlichen Bürgermeistern der 7
Verbandsgemeinden und der Stadt Lahnstein Arbeitsgespräche geführt

Dabei wurden die vier Betrachtungsebenen der „SWOT-Analyse“ – also Stärken,
Schwächen, Chancen und Risiken – sowohl für die teilregionale als auch für die
Kreisebene erörtert. Besonderes Augenmerk galt den Potenzialen für eine
intensivere
interkommunale
Zusammenarbeit
und
den
möglichen
Synergieeffekten gemeinsamen Handelns
(3) Arbeitsgespräche mit den Leitungen der Fachabteilungen der Kreisverwaltung
IfR

Mit den einzelnen Fachabteilungen der Kreisverwaltung wurden im Laufe der
Erarbeitung zwei, zum Teil auch drei Arbeitsgespräche geführt

Hinzu kamen Arbeitsgespräche mit den verschiedenen besonders vom
demografischer Wandel berührten Fachstellen: Leitung der Gleichstellungsstelle,
Seniorenbüro „die Brücke“, Beauftragter für Migration und Integration

Ähnlich wie in Baustein (2) lag auch diesen Gesprächen eine SWOT-Betrachtung
zugrunde, hier mit besonderem Blick auf den eigenen Fachbereich und den sich
zeigenden Auswirkungen des demografischen Wandels. Zudem wurden
Entwicklungsziele und mögliche Handlungsansätze im jeweiligen Fachbereich
erörtert
7
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Die Mitarbeiter lieferten darüber hinaus eine Vielzahl von Materialien und
Beiträgen, die in das KEK eingearbeitet werden konnten
(4) Arbeitsgespräche und Arbeitskreis mit den Vertretern von IHK, HWK, KHS, Arge, DGB
und Vertretern der Unternehmerschaft
Im Rahmen von mehreren Arbeitsgesprächen mit den Vertreterinnen und Vertretern sowie einem Arbeitskreis zum Thema „Regionale Wirtschaft“ am 6.9.2013 in der Kreisverwaltung (s. Vermerk zum Arbeitskreis) wurde das für die Regionalentwicklung so zentrale
Thema ausführlich behandelt.
(5) Fragebogen-Aktion mit den Ortsgemeinden

im Zuge des KEK wurde eine Befragung der Ortsbürgermeisterinnen und
Ortsbürgermeister durchgeführt. Die Auswertung der einzelnen Fragen ist
ausführlich im Anhang dieser Konzeption dargestellt. Die Ergebnisse fließen in
zahlreiche Kapitel des KEK ein

Die Befragungsaktion wurde auf der Bürgermeisterdienstversammlung am 1.
März 2013 angekündigt und erläutert. Der Rücklauf gestaltete sich zunächst
schwach: bis zum ersten Teilnahmeschluss hatten sich nur 17 der 137
Ortsgemeinden beteiligt. Nach einem zweiten Aufruf haben dann deutlich mehr
OGn einen Bogen eingesendet. Die Anzahl der Teilnehmenden betrug schließlich
58.

In die Auswertung der Gemeinde-bezogenen Fragen flossen zusätzlich noch 13
Ortsgemeinden aus der VG Diez ein, deren Aussagen aus den Befragungen zum
Regionalen Entwicklungskonzept Diez-Montabaur übernommen werden konnten.
Trotz dieser „Doppel-Abfrage“ nahmen 10Ortsgemeinden auch noch einmal an
der Befragung zum KEK teil

Die Teilnahme-Häufigkeit nach Verbandsgemeinden: Bad Ems (6), Diez (10+13),
Hahnstätten (7), Katzenelnbogen (3), Loreley (10), Nassau (9), Nastätten (13)

Aus der Entwicklung und der letztlich erreichten Gesamtzahl der Teilnehmenden
Ortsgemeinden konnte in der Lenkungsgruppe abgeleitet werden, dass die
Sensibilität gegenüber den Herausforderungen wächst und dass auf der örtlichen
Ebene durchaus Bereitschaft vorhanden ist, sich neben den „lokalen“ auch
intensiv in die „regionalen“ Themen zu engagieren
(6) Hinweise und Diskussionen in der Lenkungsgruppe und den weiteren GremienTerminen
Auf die Funktion als Gremium wurde bereits oben hingewiesen. Wichtig waren hier auch
die zahlreichen inhaltlichen Hinweise aus der Lenkungsgruppe, die weiter verfolgt wurden
und eingeflossen sind (siehe hierzu die Vermerke der Sitzungen).
(7) Gesprächsabende Rhein-Lahn
Zur Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in die Erarbeitung des KEK wurden drei Gesprächsabende durchgeführt. In den Gesprächsabenden wurden die Bürgerinnen und
Bürger zunächst über das KEK allgemein informiert, um danach zu einem Thema in die
Diskussion und Gruppenarbeit einzusteigen. Die Teilnehmer waren aufgefordert, grundsätzliche und individuelle Sichtweisen einzubringen.
Zum ersten Abend kamen nur etwa 30 Personen, hierfür wurde v.a. die recht kurze Vorlaufzeit der Ankündigung verantwortlich gemacht. Zum zweiten und dritten Abend kamen
dann jeweils etwa 70 bis 80 Menschen. Unter ihnen befanden sich auch viele sog.
„Schlüsselakteure“ aus Politik, Fachinstitutionen und Vereinen oder anderen Gruppen.
Die Diskussionen an den Gesprächstischen verliefen sehr zielorientiert. Die Ergebnisse
wurden von den Akteuren selbst vorgestellt und mit dem Plenum weiter diskutiert.
IfR
8
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Der Erfolg der Abende, die Resonanz aus der Bevölkerung und die angeregten Diskussionen und guten und anschlussfähigen inhaltlichen Beiträge der Bürgerinnen und Bürger
bestätigten die Richtigkeit des Ansatzes und fordern zugleich dazu auf, den Dialog zu den
regionalen Entwicklungsthemen weiter zu führen.
Die Ergebnisse flossen direkt in das KEK ein, die Ergebnisse wurden im Detail in eigenen
Dokumentationen festgehalten und sind auf der Internet-Seite des Rhein-Lahn-Kreises
eingestellt.
Die drei Gesprächsabende im Überblick:
Gesprächsabend „Pro-Rhein-Lahn“ am 13. Januar 2014 um 18.30 Uhr in Birlenbach
Die Tatsache, dass der Rhein-Lahn-Kreis sehr viele gute Argumente für ein Leben hier zu
bieten hat in Verbindung mit der Tatsache, dass die Vorzüge des Lebens in unserem
Kreis und auf dem Land allgemein den Bewohnern oftmals nicht mehr genug bewusst
sind war thematische Ausgangsbasis des Abends.
Die Bürgerinnen und Bürger diskutierten sehr engagiert entlang folgender Fragestellungen:

Warum wohne ich hier gerne und warum sollte jemand in Zukunft gerne im Kreis
wohnen?

Was schätzen wir am Leben im Rhein-Lahn-Kreis besonders / was ist uns
besonders wichtig?

Welche Werte haben wir völlig aus den Augen verloren?

Wie können wir uns die verloren gegangenen Werte wieder bewusst machen?

Wie können wir auch andere von diesen Werten überzeugen?
Gesprächsabend „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“ am 27. Januar 2014 um 18.30 Uhr
in Dachsenhausen
Der Gesprächsabend in Dachsenhausen zum Thema „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“
widmete sich der im KEK formulierten Zielsetzung “Die Wertschätzung der
wirtschaftenden Menschen und Betriebe sowie deren Produkte und Leistungen steigern
(„Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“), s. Kap. 7.11.6.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Abends brachten sich engagiert zu folgenden
Fragestellungen ein:

Qualitäten. Welche Qualitäten (regionale Produkte, Dienstleistungen) mit hoher
Bedeutung für Kundinnen und Kunden haben wir heute schon zu bieten?

Bedarfe. „Wofür sind wir wirklich bereit, (mehr) Geld vor Ort auszugeben?“ (Was
müssen regionale Produkte bieten, was müssen regionale Dienstleistungen
bieten?)

Bewusstsein. Wie können wir es schaffen, den Wert regionaler Produkte und
(Dienst-) Leistungen wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken?

„Bindemittel“. Was hält eine regionale Wirtschaftsgemeinschaft zusammen?

Angebote. Was können oder sollen die Unternehmen bieten, wie können
Wirtschaftende auf die Menschen (Arbeitnehmer, Kunden) vor Ort „zugehen“?
Gesprächsabend „Engagement vor Ort“ am 30. Januar 2014 um 18.30 Uhr in Bogel,
Mehrzweckhalle
Ausgangspunkt des Abends waren die im KEK formulierten Thesen, dass „Engagement
vor Ort“ in allen Themenfeldern der Kreis-/Regionalentwicklung eine Rolle spielen kann
und dies in Zukunft immer stärker tun wird und dass das Bewusstsein für die
IfR
9
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Notwendigkeit und die Bereitschaft für das Engagement vor Ort unabdingbare
Voraussetzungen für eine künftige positive Entwicklung unserer ländlichen Region sind.
Auf dieser Basis drehten sich die Gesprächskreise u.a. um folgende Fragen:
IfR

Engagement heute: An welchen Stellen zeichnet das ehrenamtliche Engagement
unser Dorf- und Stadtleben heute aus?

Herausforderungen: In welchen neuen Bereichen könnte bürgerschaftliches
Engagement vor Ort zukünftig wirksam werden? Wo können oder müssen wir
„Defiziten“ mit unserem Engagement begegnen?

Unterstützung: Welche Hindernisse stehen bei der praktischen Ausübung im
Weg? Welche Unterstützung wäre wirklich hilfreich?

Bewusstsein: Was können wir der „Konsumhaltung“ („Irgendjemand wird’s schon
tun!“) entgegen setzen?
10
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
2
Der Rhein-Lahn-Kreis und seine Nachbarregionen
2.1
Lage im Raum
Der Rhein-Lahn-Kreis liegt im östlichen Rheinland-Pfalz und grenzt im Osten und Südosten an das Bundesland Hessen. Die westliche Grenze des Landkreises markiert der Rhein.
Linksrheinisch grenzen der Rhein-Hunsrück-Kreis und der Kreis Mayen-Koblenz an. Im
Nordwesten schließt der Kreis an die kreisfreie Stadt Koblenz und im Norden an den Westerwaldkreis an.
Die nächstgelegenen Oberzentren sind Koblenz und Mainz sowie das hessische Wiesbaden. Die Städte Bad Ems, Lahnstein, Sankt Goarshausen, Nastätten und Diez besitzen
die Funktionen von Mittelzentren.
Die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main mit dem deutschen Finanz- und Bankenzentrum
Frankfurt-Eschborn und dem internationalen Flughafen Frankfurt ist vor allem für die nahe der A3 gelegenen Gemeinden sowie über die sog. Bäderstraße (B260) gut erreichbar
(vgl. hierzu Kap. 5)
2.2
Politische Gliederung
Die heutige politische Gliederung geht wie überall in Rheinland-Pfalz auf die letzte Verwaltungsreform zurück. Viele der aktuellen Zuordnungen und auch der gewachsenen Bezüge der Bevölkerung gehen jedoch auf die weit zurückreichende und wechselvolle Geschichte des Rhein-Lahn-Kreises bzw. seiner Orte und der hier Regierenden zurück. Hier
sei auf die umfangreiche Fachliteratur verwiesen, z.B. „Die Geschichte des heutigen
Rhein-Lahn-Kreises“ von Dr. Hubertus Seibert.
Seibert schreibt: „Ausgangs des Mittelalters glich die politische Landkarte des Rhein-LahnKreises einem bunten Flickenteppich: Nach dem Aussterben der Grafen von Diez (1386)
und Katzenelnbogen (1479) in männlicher Linie drängten sich noch mehr als 12 verschiedene Herren auf engem Raum.“
Durch die Neuordnung durch den Wiener Kongress 1815 findet sich fast das komplette
Kreisgebiet im Herzogtum Nassau wieder. Diese Struktur überdauerte bis zum Jahr 1867.
Im Zuge der Bildung des Regierungsbezirks Wiesbaden wurden dann 1867 der Unterlahnund – der Rheingaukreis gebildet. Aus letzterem ging 1885 der Kreis St. Goarshausen
(Loreleykreis) hervor.
Im Rahmen der Gebietsreform von 1969 wurde dann aus den oben Genannten der RheinLahn-Kreis neu gebildet. Kreisstadt ist seitdem Bad Ems an der Lahn. Am 1. Juli 2012
wurden die am Rhein gelegenen Verbandsgemeinden Braubach und Loreley zusammengeschlossen und tragen den Namen Verbandsgemeinde Loreley.
IfR
11
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Abb. 1
Entwurf 12.3.2014
Die „Teilregionen“ im RheinLahn-Kreis
Quelle:
http://www.gewerbeflaechen-rheinlahn.de/rhein-lahn-kreis/vg_karte_520px.png
Zum Kreis gehören:

Stadt Lahnstein

Verbandsgemeinde Bad Ems (8
Ortsgemeinden und die Stadt Bad
Ems)

Verbandsgemeinde
Diez
(22
Ortsgemeinden und die Stadt Diez)

Verbandsgemeinde Hahnstätten (10
Ortsgemeinden)

Verbandsgemeinde Katzenelnbogen
(Stadt Katzenelnbogen, 20 Ortsgemeinden)

Verbandsgemeinde Loreley (19 Ortsgemeinden und die Städte St. Goarshausen,
Braubach und Kaub)

Verbandsgemeinde Nassau (Stadt Nassau, 18 Ortsgemeinden)

Verbandsgemeinde Nastätten (Stadt Nastätten, 31 Ortsgemeinden)
2.3
Regionalentwicklung im Rhein-Lahn-Kreis: Planungs-Instrumente und
Konzeptionen
Wie in jedem Kreis existieren auch im Rhein-Lahn-Kreis zahlreiche für die Kreisentwicklung relevante formelle Planungen als auch informelle Konzeptionen, in der Regel mit
Bezug auf eine Kulisse oder ein bestimmtes Thema.
In der nachfolgenden Tabelle sind die Themen-übergreifenden Planungen und Konzeptionen aufgeführt. Hinzu kommen die Fachplanungen zu bestimmten thematischen Einzelfragen, wie der Gesundheitsplanung oder dem Öffentlichen Nahverkehr. Diese werden in
den jeweiligen Kapiteln der SWOT benannt und dargestellt.
Tab. 1
Themen-übergreifende Planungen und Konzeptionen im Rhein-Lahn-Kreis und
den Nachbarregionen
Bezeichnung
Hrsg.
Jahr
Bezugsraum
Formelle Planungen
Landesentwicklungsprogramm
RLP
2008
Rheinland-Pfalz
Regionaler Raumordnungsplan
Planungsgemeinschaft
2007
Region MittelrheinWesterwald
Informelle Planungen und Konzeptionen im Rhein-Lahn-Kreis (Auswahl)
Masterplan Welterbe Oberes
Mittelrheintal
Land Rheinland-Pfalz
2013
Oberes Mittelrheintal
(Gebietskulisse
Zweckverband)
Lokales Integriertes Ländliches
Entwicklungskonzept (LILE) der
Lokale Aktionsgruppe (LAG)
Mittelrhein
2007
LEADER-Region Oberes
Mittelrheintal (inkl. VG
IfR
12
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
LEADER-Region Mittelrhein
Länderübergreifendes Regionales
Entwicklungskonzept LimburgWeilburg-Diez
Loreley)
Wirtschaftsförderung
Limburg-Weilburg-Diez
GmbH
2007
LK Limburg-Weilburg
VG Diez
LK Limburg-Weilburg
VG Diez
Regionales Entwicklungskonzept
Diez-Montabaur
VGn Diez und Montabaur
ILEK und Regionalmanagement
Lahn-Taunus:
-
Integriertes Ländliches
Entwicklungskonzept (ILEK)
Nassau-Katzenelnbogen
VG Nassau, VG
Katzenelnbogen
-
Ergänzung um Bad Ems im
Regionalmanagement
VG Bad Ems
Stadtentwicklungskonzept
(Schwerpunkt Stadtmarketing)
Stadt Bad Ems
2012
VGn Diez und Montabaur
seit
2007
VG Nassau,
VG Katzenelnbogen,
VG Bad Ems
2002 /
2013
Stadt Bad Ems
Informelle Planungen und Konzeptionen in den Nachbarregionen (Auswahl)
Entwicklungskonzept Stadtregion
Koblenz-Neuwied (inkl. Konzept für
Kulturraum)
Koblenz-Neuwied mit
Auswirkungen auf
angrenzende Gemeinden, z.B.
Lahnstein
Regionales Entwicklungskonzept
Rheingau
Zweckverband Rheingau
Kreisentwicklungskonzept MayenKoblenz
Kreis Mayen-Koblenz
ZukunftsIdeen Rhein-Hunsrück-Kreis
Rhein-Hunsrück-Kreis
2.3.1
Teil des Landkreises
Rheingau-Taunus
2012
Kreis Mayen-Koblenz
Rhein-Hunsrück-Kreis
formelle Planungs-Instrumente
Die räumliche Entwicklung wird maßgeblich durch die Raumordnung bestimmt. Sie legt in
ihren Plänen und Programmen Ziele und Grundsätze fest, die von den nachgeordneten
Planungsebenen berücksichtigt bzw. beachtet werden müssen.
Die beiden Hauptinstrumente werden hier nur kurz vorgestellt. Ihre inhaltlichen Aussagen sind in die späteren, thematischen Kapitel integriert.
Auf Ebene des Landes Rheinland-Pfalz stellt das Landesentwicklungsprogramm (LEP) die
Gestaltungs- und Rahmenbedingungen für die räumliche Entwicklung. Das aktuelle LEP
IV (rechtskräftig seit 25. November 2008) enthält Aussagen zur Entwicklung vom Teilräumen und Standorten, zur Sicherung und Entwicklung der Daseinsvorsorge, zur Gestaltung und Nutzung der Freiraumstruktur, zur Sicherung und Fortentwicklung der Infrastruktur sowie zur Raumwirksamkeit von Finanzströmen. 7. Das „Zentrale-Orte-Konzept“
(ZOK) wurde für das LEP IV weiterentwickelt und an die sich ändernden Bedingungen
angepasst8.
Auf der regionalen Ebene konkretisieren die regionalen Raumordnungspläne die Ziele und
Grundsätze des Landesentwicklungsprogramms. Sie haben die Aufgabe, „die regionsspezifischen Struktur- und Entwicklungsprobleme aufzuarbeiten und die überregionalen Vorgaben mit den regionalen Bedürfnissen abzustimmen“9. Der Bereich des Rhein-Lahn-
7
Rheinland-Pfalz, Ministerium des Inneren und für Sport (2008): Landesentwicklungsprogramm LEP IV.
Rheinland-Pfalz, Ministerium des Inneren und für Sport (2010): Die zukünftige Rolle der zentralen Orte. S. 8
9
Rheinland-Pfalz, Ministerium des Inneren und für Sport: Homepage http://www.mwkel.rlp.de/ Landesplanung/Programme-und-Verfahren/Regionale-Raumordnungsplaene/ (Zugriff Jan. 2013)
8
IfR
13
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Kreises gehört der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald an. Der Regionale
Raumordnungsbericht 2007 ist rechtskräftig und enthält Aussagen zu allen Teilräumen
der Planungsgemeinschaft. Er befasst sich im Schwerpunkt mit den Themenkomplexen
Demografische Entwicklung und Nachhaltige Regionalentwicklung10.
Auf der lokalen Ebene sind für die Aufstellung der Bauleitplanung die Gemeinden und
Städte zuständig. Die Bauleitplanung ist zweistufig - Flächennutzungsplan und Bebauungsplan - aufgebaut. Nach Festsetzung des Baugesetzbuches ist jede Gemeinde dazu
verpflichtet einen Flächennutzungsplan (vorbereitender Bauleitplan) aufzustellen. Die
Bebauungspläne (verbindlicher Bauleitplan) werden aus dem Flächennutzungsplan entwickelt. Obschon diese Planungen auf der lokalen Ebene angesiedelt sind, haben sie in ihrer
Gesamtheit einen starken Einfluss auf die Regionalentwicklung. Am deutlichsten wird dies
im Thema Siedlungsentwicklung (siehe hierzu Kap. 5.9).
2.3.2
Informelle und Themen-übergreifende Planungen und Konzeptionen im RheinLahn-Kreis
Für Teilbereiche des Rhein-Lahn-Kreises liegen verschiedene Themen-übergreifende Planungen und Konzeptionen vor. Diese beziehen sich auf Teilräume innerhalb des Kreises
(z.B. Stadtentwicklungskonzept) oder schließen Teilbereiche des Rhein-Lahn-Kreises mit
ein, z.B. das Entwicklungskonzept der LEADER-Region Oberes Mittelrheintal.
Nachfolgend werden einige bedeutende Konzeptionen kurz beschrieben:
LEADER-Region Oberes Mittelrheintal und Lokale Aktionsgruppe 11
In der Gebietskulisse der aktuellen LEADER-Region12 „Oberes Mittelrheintal“ sind 39
Städte bzw. Ortsgemeinden in 6 Verbandsgemeinden und 4 Kreisen zusammengeschlossen. Entsprechend der LEADER-Maßgaben können hier nur die „ländlichen“ Gemeinden
miteinbezogen werden. Im Rhein-Lahn-Kreis ist dies die VG Loreley jedoch ohne Dachsenhausen; die Stadt Braubach ist kooperierendes Gebiet.
Aufgabenstellung von LEADER-Regionen ist gemeinhin das Entwickeln und die Umsetzungsunterstützung von konkreten regionalen und lokalen Projekten. Diese werden –
wenn den Vorgaben entsprechend – i.d.R. mit etwa 50 finanziell aus dem ELERStrukturfonds unterstützt. Die Handlungsfelder der LEADER-Region im Einzelnen:




Ausbau eines dezentralen, landschaftsorientierten Beherbergungsangebots
Verstärkte Kooperation zwischen Weinbau, Gastronomie und Tourismus
Pflege und Gestaltung der Kulturlandschaft - Landschaftsgärtnerei
Aktivierung und Ausbau des kulturlandschaftlichen Potentials
Umgesetzte Projekte (Auswahl):




Gestaltung des Ortseingangs in Dörscheid
ehem. kurfürstliche Amtskellerei in Kaub, Sanierung des Daches
Werbefilm im Besucherzentrum Loreley
Beleuchtung Burg Pfalzgrafenstein, Stadt Kaub
Im Sommer 2013 hat der Zweckverband darüber hinaus LEADER-Anträge zu den Projekten „Mittelrheinkirsche“ sowie „William-Turner-Route“ gestellt.
10
Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald: Homepage: http://www.mittelrhein-westerwald.de/ Regionaler_Raumordnungsbericht_07.plg?ActiveID=1101 (Zugriff Jan. 2013)
11
Homepage LAG Oberes Mittelrheintal: www.lag-mittelrhein.de
12
Programm LEADER+, Förderperiode 2007-2013
IfR
14
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Masterplan Welterbe Oberes Mittelrheintal
Der Masterplan Welterbe Oberes Mittelrheintal wurde im Februar 2013 verabschiedet. Er
stellt ein „Gesamtkonzept“ für die Entwicklung der Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal
mit seinen Städten und Gemeinden zwischen Bingen am Rhein / Rüdesheim am Rhein
und Koblenz dar.13
Der Masterplan führt zehn Visionen als Zukunftsperspektiven für die Entwicklung des
Oberen Mittelrheintals auf14:










Mehr Ruhe im Welterbe Oberes Mittelrheintal
Zukunftsfähige Mobilität, die leistungs- und tragfähig sowie bezahlbar ist
Schutz und Entwicklung der Kulturlandschaft sowie Pflege der Baukultur
Zukunftsfähige Kommunen mit Standort- und Lebensqualität
Attraktiver Standort für Unternehmen und Arbeitsplätze
Naturnaher und kulturorientierter Tourismus mit regionalem Profil und regionalen Genussprodukten
Attraktiv für junge Menschen
Identität und Verantwortung für das Welterbe Oberes Mittelrheintal
Koordinierte Zusammenarbeit, Vernetzung und Ehrenamt
Welterbe-verträgliche Gestaltung der Energiewende
Nach der einjährigen Erarbeitung des Masterplans in einem kombinierten Analyse- und
Beteiligungsprozess soll in einem breit aufgestellten Beteiligungs- und Kommunikationsprozess ein Umsetzungskonzept entwickelt werden, welches der Abstimmung von Maßnahmen und Projekten entlang der Visionen dient.15
Länderübergreifendes Regionales Entwicklungskonzept Limburg-Weilburg-Diez
Die Wirtschaftsförderung Limburg-Weilburg-Diez GmbH hat im Jahr 2006 die Erarbeitung
eines länderübergreifenden regionalen Entwicklungskonzeptes beauftragt. Das Konzept
zielt auf eine Verbesserung der Wertschöpfung für die Region Limburg-Weilburg im Sinne
der integrierten ländlichen Entwicklung ab und bietet mit seinen formulierten Leitzielen
und Leitprojekten eine Grundlage für die gezielte und nachhaltige Sicherung und Entwicklung des Projektraumes. Die im Rahmen des Konzeptes entwickelten Projekte und
Maßnahmen beziehen sich aufgrund der Förderung durch die hessischen Förderprogramme ELER, EFRE und ESF nur auf die Bereiche Limburg und Weilburg.16
Regionales Entwicklungskonzept Diez-Montabaur17
Das Regionale Entwicklungskonzept (REK) der Verbandsgemeinden Diez und Montabaur
(Westerwaldkreis) beinhaltet sowohl die Entwicklung von strategischen Leitlinien als auch
von konkreten Projekten. Die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Ortsgemeinden, den Städten und ihrem Umland sowie auch über die Verbandsgemeinde-Grenzen
hinweg steht dabei im Mittelpunkt. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwick-
13
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz; Energie und Landesplanung RLP: Masterplan Welterbe Oberes Mittelrheintal, S. 8
14
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz; Energie und Landesplanung RLP: Masterplan Welterbe Oberes Mittelrheintal, S. 38 ff.
15
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz; Energie und Landesplanung RLP: Masterplan Welterbe Oberes Mittelrheintal, S. 53
16
Wirtschaftsförderung Limburg-Weilburg-Diez GmbH, Landkreis Limburg-Weilburg, Verbandsgemeinde Diez
(2007): Länderübergreifendes Regionales Entwicklungskonzept (REK) Limburg-Weilburg-Diez
17
Verbandsgemeinde Diez, Verbandsgemeinde Montabaur (2012) Zukunft auf den Punkt bringen. Regionales
Entwicklungskonzept für die Verbandsgemeinden Montabaur und Diez
IfR
15
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
lung zeigt das REK Lösungsansätze in verschiedenen Themenbereichen auf - von der Daseinsvorsorge über die Siedlungsentwicklung und die wirtschaftliche Entwicklung bis hin
zur Aktivierung von ehrenamtlichem Engagement.
Auf Grundlage der erarbeiteten Entwicklungsstrategie sollen künftig verschiedene Projekte und Maßnahmen in den beiden Teilregion – gemeinsam und getrennt –umgesetzt werden. Seit November 2013 erfolgt die Umsetzungsphase mit dem fachlichen Schwerpunkt
zum Thema MobilitätILEK und Regionalmanagement Lahn-Taunus
Für die ILE-Region Lahn-Taunus (Verbandsgemeinden Bad Ems, Katzenelnbogen und
Nassau) wurde von 2006 bis 2008 ein integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK)
erarbeitet. „Basis für das ILEK ist eine Analyse der regionalen Stärken und Schwächen.
Darauf aufbauend werden Handlungsansätze (z. B. land- und forstwirtschaftliche Produkte, Dorfentwicklung, Energie, Tourismus, etc.) benannt und Entwicklungsziele für die Region definiert. Hauptziel des ILEK ist es jedoch, dass erste Maßnahmen und Projekte beschrieben und umgesetzt werden.“18
Das daran anschließende ILE-Regionalmanagement versteht sich als Umsetzungsprozess
des ILEK, in dem die Bürgerinnen und Bürger der Region sowie weitere Akteure die formulierten regionalen Ziele durch die Umsetzung und Durchführung von Projekten verfolgen. Das Regionalmanagement Lahn-Taunus setzt schwerpunktmäßig Projekte und Maßnahmen in den Handlungsfeldern „Gewerbliche Bestandspflege“, „Wohn- und Lebensqualität, Dorfentwicklung, demografische Entwicklung“, „Tourismus, Naherholung, Kultur“
und „Natur und Umwelt, Landwirtschaft, Entwicklung der Kulturlandschaft, Erneuerbare
Energien“ um.19
Stadtentwicklungskonzept Bad Ems
Studenten der International School of Management (Campus Frankfurt) erarbeiten im
Rahmen eines universitären Praxisprojektes ein neues Stadtentwicklungskonzept für die
Stadt Bad Ems. Neben den Schwerpunkt Tourismus Schwerpunkt wird sich das Konzept
mit den Themen Wohnungsmarkt, Innenstadtgewerbe und kulturelle Angebot der
Kurstadt beschäftigen.20
2.3.3
Themen-übergreifende Planungen und Konzeptionen in den Nachbarregionen
Entwicklungskonzept Stadtregion Koblenz-Neuwied
Das Stadtentwicklungskonzept der Stadtregion Koblenz-Neuwied aus dem Jahr 2003
zeigt Kooperationsmöglichkeiten der Städte Neuwied und Koblenz unter dem Oberbegriff
Kulturraum auf. Der Stadtrat Neuwied hat den „Ergebnisbericht … als gutachterliche,
18
Impulsregionen RLP, Homepage:
http://www.impulsregionen.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/b81d6f06b181d7e7c1256e920051ac19/8bcfcd09
1f0cc79dc1257457003009eb?OpenDocument, Zugriff Juli 2013
19
ILE Lahn-Taunus, Homepage: http://www.ile-ilek.de/handlungsfelder.php, Zugriff Juli 2013
20
Rhein-Zeitung (27.9.2012): Studenten analysieren die Stadt Bad Ems. Homepage: http://www.rheinzeitung.de/region/lokales/bad-ems_artikel,-Studenten-analysieren-die-Stadt-Bad-Ems-_arid,490008.html,
Zugriff Juli 2013
IfR
16
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
informelle und ausdrücklich unverbindliche Diskussionsgrundlage für weitere interkommunale Initiativen oder Abstimmungen zur Kenntnis genommen.“ 21
Regionales Entwicklungskonzept Rheingau
In den Jahren 2005 bis 2007 wurde durch den Zweckverband Rheingau für die gleichnamige Region ein regionales Entwicklungskonzept erarbeitet. Anlass zur Erarbeitung dieser
Konzeption war die Bewerbung beim Hessischen Ministerium für Umwelt, ländlichen
Raum und Verbraucherschutz als Lokale Aktionsgruppe der Region (LAG) um Aufnahme
in das Programm ELER der Europäischen Union.
Die „Region Rheingau“ ist ein Teil des Landkreises Rheingau-Taunus. Bezugspunkte für
den Rhein-Lahn-Kreis sind zum Einen die nahe gelegenen Orte des Mittelrheintals und
hier vor allem Lorch und das etwa 20 km von Kaub entfernt liegende Rüdesheim, zum
Zweiten die Orte des zumeist bewaldeten Rheingaugebirges: Espenschied und Ransel.
Kreisentwicklungskonzept Mayen-Koblenz
Der Landkreis Mayen-Koblenz hat im Jahr 2010 auf Basis des Musterkonzeptes des Landkreistages Rhein-Land-Pfalz ein Kreisentwicklungskonzept erarbeitet. Im Rahmen der
Konzepterarbeitung wurden Leitziele und Unterziele für die zukünftige Entwicklung des
Kreises erarbeitet. Das Kreisentwicklungskonzept liegt aktuell in der Entwurfsfassung vor
und bedarf der weiteren politischen Diskussion und Legitimation.22
Zukunftsideen Rhein-Hunsrück-Kreis
Vor dem Hintergrund der Auswirkungen des demographischen Wandels und der entsprechenden Herausforderungen für Bereiche der Daseinsvorsorge erarbeitet der RheinHunsrück-Kreis mit seinen Verbandsgemeinden und der Stadt Boppard im Rahmen des
Projektes „Zukunftsideen“ modelhafte Lösungen.
Ziel des Projektes ist es, in einem breit angelegten Partizipationsprozess mit Zukunftswerkstätten und Online-Partizipation, Handlungsansätze zur Gestaltung des demografischen Wandels in verschiedenen Bereichen (z.B. schulischen und medizinischen Versorgung, im Einzelhandel sowie bei der Mobilität) aufzuzeigen und diese mit dem Themenfeld der Wertschöpfung aus der regenerativen Energieerzeugung zu verknüpfen. 23
Regionales Entwicklungskonzept Limburg-Weilburg
Der Landkreis Limburg-Weilburg erstellt im Jahr 2014 ein neues Regionales Entwicklungskonzept im Rahmen seiner Bewerbung als LEADER-Region für die neue Förderperiode 2014 bis 2020. Hierbei ist eine enge Kooperation mit den rheinland-pfälzischen Nachbarkommunen angedacht, die ggf. auch eine Bewerbung als LEADER-Region einreichen
werden.
21
Sitzungsdienst Stadt Neuwied, Homepage Alleris net: http://www.sitzungsdienstneuwied.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=4584&options=8, Zugriff Juli 2013
22
Landkreis Mayen-Koblenz: Entwurf eines Kreisentwicklungskonzeptes für den Landkreis Mayen-Koblenz,
Stand 06.06.2011
23Rhein-Hunsrück-Kreis, Homepage Zukunftsideen: http://www.zukunftsideeen.de/ueber-uns/, Zugriff Juli
2013
IfR
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Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
2.3.4
Entwurf 12.3.2014
Fachplanungen mit Raumbezug
Nahezu jede Planung zu einem bestimmten Fachgebiet hat immer auch einen Raumbezug, weil sie sich auf Standorte bezieht und Entwicklungen an Standorten anstößt.
2.4
Die angrenzenden Räume: Entwicklungsziele und funktionale Verflechtungen
Der Rhein-Lahn-Kreis ist - wie jeder andere Kreis –auch von den Beziehungen zu seinen
„Nachbarn“ geprägt. In diesen Beziehungen spiegeln sich die naturräumlichen Bedingungen ebenso wie historisch gewachsene Strukturen.
Nachfolgend werden die wichtigsten angrenzenden Räume benannt und kurz charakterisiert. Vielfach wirken sich die Entwicklungen dieser Nachbarräume direkt auf die Kreisentwicklung aus, weshalb es sich insbesondere lohnt die Planungen und Konzeptionen
derselben in den Blick zu nehmen.
2.4.1
Das Oberzentrum Koblenz / Der Großraum Koblenz-Neuwied
Koblenz und der gesamte Großraum mit seinen - je nach Zuordnung - zw. 250.000 und
300.000 Einwohnern24 hat für den nordwestlichen Teil des Kreises eine hohe Bedeutung.
Hierfür sind u.a. ausschlaggebend:

das Angebot an Arbeitsplätzen (s. auch Kapitel 4.9 – Regionale Wirtschaft)

die oberzentralen Versorgungseinrichtungen des langfristigen und speziellen
Bedarfs

die nach-schulischen Bildungseinrichtungen, v.a. Universität (6815 Studierende
und 911 Beschäftige im WS 11/12)25 und Hochschule, früher: „Fachhochschule“
(8.000 Studierende in Koblenz, Höhr-Grenzhausen und Remagen)26
Landesweit bedeutsame Entwicklungsbereiche und- schwerpunkte:
Im LEP wird der Entwicklungsbereich Koblenz/Mittelrhein/Montabaur als „Entwicklungsbereich mit oberzentraler Ausstrahlung und Funktionen“ bewertet. Zielvorgaben des Entwicklungsbereiches sind27:





Die oberzentralen Funktionen im Oberzentrum Koblenz einschließlich der oberzentralen Verknüpfungsfunktion im Schienenschnellverkehr in Montabaur (ICE) sollen ausgebaut und mit den zentralörtlichen Funktionen der übrigen Standorte verknüpft werden.
Kompetenzen im IT-Medien-Bereich und als Logistik-Standort stärken und ausbauen.
Potenziale im Bereich Gesundheitswesen, Verwaltung und Bundeswehr sind zu prüfen.
Touristische Potenziale (u. a. Oberes Mittelrheintal) sollen ausgebaut und genutzt werden.
Kooperation zwischen den sogenannten Herzstädten Koblenz, Neuwied, Andernach, Bendorf, Lahnstein und Mayen stärken.
Als „Projekte“ nennt das LEP:

Projekt mit regional ausstrahlender Dimension: Mittelrhein (Kap. 2.2, S. 70)
24
Einwohnerzahlen nach StaLA RLP, März 2013: Koblenz 106.677, Neuwied 64.184, VG
Valendar 15.067, Bendorf 17.053, VG Weißenthurm 32.999, Andernach 29.452, Lahnstein 17.795. Gesamt: 283.227
25
http://www.uni-koblenz-landau.de/uni/zahlen-daten-fakten(Zugriff April 2013)
http://www.hs-koblenz.de/Wir-ueber-uns.992.0.html(Zugriff April 2013)
27
LEP, Kap. 2.2, S. 66f
26
IfR
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Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Projekt mit standortbezogener Dimension: Rheinquerung St. Goar und St. Goarshausen (Kap.
2.2, S. 70)
Im RROP wird der Raum „Koblenz-Neuwied“ als „besonders planungsbedürftige Region“
eingestuft. Wichtig für die Kreisentwicklung: Die Stadt Lahnstein wird zu diesem Großraum unmittelbar hinzugezählt.
Der Raum Koblenz-Neuwied ist verkehrlich stark ausgebaut und miteinander vernetzt. Im
RROP wird das Ziel dargestellt den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zwischen Koblenz, Andernach, Neuwied und Lahnstein attraktiv zu gestalten und zu Nahverkehrsachsen weiter zu entwickeln (vgl. RROP, G159, S. 73).
Ein wichtiges Element hierbei ist auch das „Entwicklungskonzept Stadtregion KoblenzNeuwied (inkl. Konzept für den Kulturraum), das nach Wunsch des RROP weitergeführt
und umgesetzt werden soll (vgl. RROP, G 161, S. 75).
2.4.2
Der Raum Limburg-Weilburg-Diez
Historisch gewachsene Beziehung
Durch die gemeinsame Zugehörigkeit zum Herzogtum Nassau - die seinerzeit zwar noch
einen deutlich größeren Raum umschloss - ist zwischen Limburg, Weilburg und Diez eine
historisch-kulturräumliche Beziehung erwachsen, die für die Städteregion als Basis für die
heute existierenden engen wirtschaftlichen und sozialen Verflechtungen gesehen werden
kann. Diese Verflechtungen erstrecken sich nicht allein auf die Stadt Diez, sondern auf
deren gesamtes VG-Gebiet sowie große Teile der Verbandsgemeinden Hahnstätten und
Katzenelnbogen.
Zwei Mittelbereiche – ein Verflechtungsraum
Aus dem Blick der Regionalplanung zählen Diez und Limburg zu den „Entwicklungsbereichen im Landesgrenzen-überschreitenden Zusammenhang mit landesweiter Bedeutung“.
Die Beiden werden als zwei miteinander verknüpfte „Mittelbereiche“ dargestellt, die ein
gemeinsames Raumnutzungskonzept aufstellen sollen28.
Zu den beiden „Mittelbereichen“ zählen auf Rhein-Lahn-Seite neben der VG Diez noch die
VGn Hahnstätten und Katzenelnbogen, auf Limburger Seite noch Beselich, Brechen, Elz,
Hadamar, Hünfelden und Runkel. Damit umfasst dieser Raum eine Gesamtfläche von 534
qkm. Während diese Fläche fast hälftig auf Hessen und Rheinland-Pfalz entfällt, wohnen
auf hessischer Seite 85.000, auf rheinland-pfälzischer Seite nur etwa 44.000 Menschen.
Hierdurch deutet sich bereits an, dass der hessische Mittelbereich in seiner Entwicklung
in vielen Aspekten stärkere Kräfte entwickeln kann.
Verbesserbare Kooperation
Im Länder-übergreifenden Regionalen Entwicklungskonzept Limburg-Weilburg-Diez wurde auf die – trotz der mannigfaltigen Verflechtungen - unzureichend ausgeprägte Kooperation der Partner als ein übergreifendes, gesamtregionales Risiko hingewiesen29. Auch
der RROP (Kap. 4.3 G170, S. 76) fordert die kommunalen Gebietskörperschaften dazu
auf, für eine „frühzeitigere und intensivere Koordinierung der Planungen regelmäßig zusammen zu kommen“. Die angestrebte und die tatsächliche Entwicklung soll verglichen
und aneinander angepasst werden.
28
29
RROP, G165, S. 75
REK Limburg, Weilburg, Diez (2007): S. 2
IfR
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Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Wirtschaftsregion fehlen laut gemeinsamen REK
noch gemeinsame Zielsetzungen und ein gemeinsames Regionalmarketing. Hier wird besonders auf die verbesserungswürdige Zusammenarbeit zwischen den Städten Limburg
und Diez hingewiesen, die jedoch durch das REK schon verbessert werden konnte.
Entwicklungsimpulse
Im Bereich „Diez(/Limburg)“ werden durch die ICE-Strecke (Bahnhof Limburg Süd) neue
Entwicklungsimpulse erwartet.
Die weitere Entwicklung soll – nach RROP (G165-167, S. 75-76) - im gemeinsam aufgestellten Raumnutzungskonzept koordiniert werden.




2.4.3
Um Wanderungsgewinne zu erzielen gilt es, ein zusätzliches Arbeitsplatzangebot zu entwickeln
und dadurch den Fernpendleranteil weiter zu verringern
Des Weiteren sollen Diez und Limburg intensiv bei Planung und Nutzung von zentralörtlichen
Einrichtungen kooperieren
Für eine optimierte Ost-West Anbindung (Koblenz-Gießen) und eine bessere Anbindung an den ICEBahnhof Limburg Süd ist eine Angebotsverbesserung der Bahnstrecke im Lahntal notwendig
Zur Entlastung der Städte Limburg und Diez ist die Planung und die Verwirklichung der Südumgehung Limburg voranzutreiben
Das Obere Mittelrheintal: Von Koblenz bis Rüdesheim
Ein großer Teil des sog. „Oberen Mittelrheintales“ fällt direkt in den Rhein-Lahn-Kreis,
namentlich die Stadt Lahnstein und die VG Loreley.
Zweckverband als Bindeglied
Der Verflechtungsraum Oberes Mittelrheintal ist heute durch die Gebietskulisse des
gleichnamigen Zweckverbandes klar umrissen. Dessen Mitglieder sind:








Stadt Koblenz
Landkreis Mayen-Koblenz
VG Rhens mit Stadt Rhens, OG Brey, OG Spay
Rhein-Hunsrück-Kreis
Stadt Boppard, VG St.Goar-Oberwesel mit Stadt St. Goar, Stadt Oberwesel, OG Damscheid, OG
Niederburg, OG Perscheid, OG Urbar, OG Wiebelsheim
Rhein-Lahn-Kreis
Stadt Lahnstein, VG Loreley mit Stadt Braubach, OG Dachsenhausen, OG Filsen, OG KampBornhofen, OG Osterspai, Stadt St.Goarshausen, Stadt Kaub, OG Auel, OG Bornich, OG Dahlheim,
OG Dörscheid, OG Kestert, OG Lierschied, OG Lykershausen, OG Nochern, OG Patersberg, OG
Prath, OG Reichenberg, OG Reitzenhain, OG Sauerthal, OG Weisel, OG Weyer
Landkreis Mainz-Bingen
Stadt Bingen, VG Rhein-Nahe mit Stadt Bacharach, OG Breitscheid, OG Manubach, OG MünsterSarmsheim, OG Niederheimbach, OG Oberdiebach, OG Oberheimbach, OG Trechtingshausen, OG
Waldalgesheim, OG Weiler bei Bingen
Rheingau-Taunus-Kreis
Stadt Lorch, Stadt Rüdesheim am Rhein
Bundesland Rheinland-Pfalz
Bundesland Hessen
Die genannten Gebietskulissen im Welterbe-Gebiet haben sich im Jahre 2005 zu einem
Zweckverband zusammengeschlossen. Der Zweckverband nimmt sich der Aufgabe an,
das Welterbe-Gebiet in seiner wirtschaftlichen, kulturellen, ökologischen und sozialen
Funktion zu sichern und weiterzuentwickeln.
IfR
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Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Planerische Aussagen
Das RROP macht für das Obere Mittelrheintal folgende Aussagen 30:






Für das Obere Mittelrheintal wird eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung angestrebt
(G183)
Konzepte für die Sicherung und Weiterentwicklung der Kulturlandschaft sollen aufgestellt werden
(G184)
Der Besondere Charakter dieser Kulturlandschaft soll bewahrt und behutsam weiterentwickelt werden. Eine Wiederbelebung aufgegebener Landnutzungen soll angestrebt werden (G185)
Der städtebaulichen Erneuerung und der Dorferneuerung kommt eine besondere Bedeutung
zu. (Innenbereichsentwicklung, Erschließung von Brachflächen, Schließen von Baulücken) (G186)
Die Bevölkerungszahl in der Region soll stabilisiert und das Arbeitsplatzangebot ausgebaut
werden (G187)
Freiräume der naturräumlichen Einheit ,,Oberes Mittelrheintal‘‘ sollen von größeren Siedlungen
und Einzelbauwerken freigehalten werden und ein Zusammenwachsen der Ortschaften vermieden werden. Hangbebauung soll ebenso vermieden werden (G188)
Hinzu kommen konkrete Ziele der Raumordnung31:



Die Planungen zum rechtsrheinischen Radweg sind zeitnah fertigzustellen und umzusetzen
(Z190)
Gravierende bauliche Mängel sind auf längere Sicht zu beseitigen oder in ihrer Wirkung durch
Umgestaltung zu mindern (Z191)
Lärmsanierungsmaßnahmen sind auf beiden Seiten der Rheinschiene weiterzuführen (Z192)
Schutz und Weiterentwicklung
Die besondere Wertschätzung der natürlichen und kulturellen Ausstattung des WelterbeBereiches geht mit einem erhöhten Volumen an Schutzmechanismen einher, die auf den
verschiedenen Planungsebenen in Erscheinung treten. Diese Mechanismen erfordern von
den Kommunen, dem Kreis sowie den weiteren Behörden und Fachstellen ein „Mehr“ an
Aufwand bei der Umsetzung von Projekten, v.a. baulicher Art.
Vor- und Nachteile dieser Situation und inwieweit sie ggf. zu verbessern wäre, wird in
den nachfolgenden Kapiteln jeweils näher erörtert.
Entwicklungsthemen
Aus den überregionalen Planungen gehen die auch vor Ort als „drängend“ bewerteten
Herausforderungen bereits deutlich hervor. Insgesamt steht die Teilkulisse „Rheintal“ im
Rhein-Lahn-Kreis vor folgenden Herausforderungen.
Im Einzelnen werden diese in den nachfolgenden Kapiteln diskutiert:




30
31
Besondere demografische Situation (Stichworte: „Abwanderung“, „Verschiebung der Altersverteilung“), wechselseitiger Bezug zu u.g. Aspekten
Lärm und Lärmschutzmaßnahmen in Bezug auf Lebensqualität und Wohnwert
Situation des Tourismus, u.a. in Bezug auf Aufenthaltsqualität und Qualitätsverbesserungen der
Infrastruktur und in den Betrieben (vgl. 0, ab S. 148)
Rheinquerung: Aktuelle Situation und Zukunftsperspektiven bez. auf Fähren und eine mögliche
Brücke (vgl. Kap. 5.1.3)
RROP, Kap. 4.6 G183 – G 188, S. 79f
RROP, Kap. 4.6, Z190 – Z192, S.
IfR
21
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3
Entwurf 12.3.2014
Fokus: demografischer Wandel
Folgt man dem in Kap. 2 bereits zitierten Landesentwicklungsprogramm, so handelt es
sich beim Rhein- Lahn- Kreis um einen „Raum mit höherem demographischen Problemdruck mit einer schrumpfenden Bevölkerung, in dem die Wanderungsgewinne kleiner als
der Sterbeüberschuss ausfallen. Hinzu kommt noch die Einordnung als Raum mit besonderen altersspezifischen Aspekten, nämlich einer Problemlage(s.u.) bei den 65 bis 80Jährigen.32
Das KEK steht in seiner Gesamtheit unter dem notwendigen Fokus der bereits eingetretenen und noch zu erwartenden Folgen des demografischen Wandels. Entsprechend wird
das nachfolgende Kapitel – ähnlich dem LEP – einen Blick auf die historische Entwicklung
und die Prognosen werfen. Dazu werden auch die einzelnen Bewegungen, v.a. Geburten
und Wanderungen, mit betrachtet. Eine Differenzierung auf die Ebene der Teilregionen ist
bei einem heterogenen Kreis wie dem Rhein-Lahn-Kreis dabei unabdingbar.
In den daran anschließenden Kapiteln, v.a. bei der Formulierung von Zielen und Handlungsansätzen (ab Kap. 5) hat das KEK die Aufgabe, die Entwicklungen des „weniger-“,
„älter-“ und „bunter-“Werdens nicht allein als „Problemlage“ (s.o.) zu betrachten, sondern gerade die darin auch liegenden Chancen zu erkennen und daraus Strategien für die
eigene Zukunft abzuleiten.
3.1
Historische Bevölkerungsentwicklung Rhein-Lahn-Kreis
Die Bevölkerung im Rhein-Lahn-Kreis zählt zum Zeitpunkt der Bearbeitung 121.833 Einwohner (Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2013). Mit einer Bevölkerungsdichte von
156,7 EW/km² ist der Landkreis dünner besiedelt als das Land Rheinland-Pfalz (201,4
km²)33.
Abb. 2
Bevölkerungsentwicklung 1962 bis 2012, IfR, eigene Darstellung
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Zugriff März 2014, Datenstand 31.12.12
32
33
LEP IV, Tabelle 2, Seite 47; Karte 2, Seite 49; Karte 3, Seite 52
Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Stand Dezember 2012
IfR
22
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Die vorliegende Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung im Rhein-Lahn-Kreis bezieht
sich auf die Entwicklung der letzten 50 Jahre. Im Jahr 1962 lebten 117.054 Personen im
Kreis. Nach einem Bevölkerungszuwachs bis 1967 auf 120.821 EW schrumpfte die Zahl
bis 1987 auf eine Einwohnerstärke auf 115.748 zurück.
In den 90er Jahren erfuhr der Kreis einen erneuten Bevölkerungsanstieg und erreichte
seinen Höchststand von 129.684 EW in 2002. Seitdem ist die Bevölkerungsentwicklung
rückläufig. Dies bedeutet seit 2002 einen Rückgang um ca. 5,5% im Rhein-Lahn-Kreis.
Bei einer „überblickartigen“ Betrachtung von Abb. 2 wird eines direkt deutlich: Ein „Wandel“ hat in der Bevölkerungsentwicklung auch in den letzten 50 Jahren immerwährend
stattgefunden. Hieraus entsteht in der Grafik ein „Zwei-Wellen-Bild“ mit je zwei Phasen
des Anstiegs und des Abschwungs. Die Faktoren der Aufschwungsphasen wurden in der
Vergangenheit vielfach analysiert, zu ihnen zählen u.a.:

Höhere Geburtenziffer (allgemein)

Geburtenstarke Jahrgänge im zeugungsfähigen Alter (allgemein)

Wanderungsgewinne durch Zuzug v.a. im regionalen Kontext aufgrund von sich
verändernden „Basis-Kosten“ (Mieten, Baupreise), Besteuerung und Förderung
(regional unterschiedlich, v.a. „Stadt-Land“)

Wanderungsgewinne
durch
Spätaussiedlung (allgemein)
3.1.1
Zuzug
im
internationalen
Kontext,
u.a.
Altersstruktur
Neben der Veränderung der Bevölkerungszahl kam es bereits in der Vergangenheit zu
einer Verschiebung der Altersstruktur. Der Anteil der unter 20-Jährigen hat im Zeitraum
von 2002 bis 2012 von 21,3% auf 18,1% abgenommen. Gleichzeitig kam es zu einer
Zunahme des Anteils der ≥ 65-Jährigenvon 19,2% auf 22,4%.
Im Vergleich zum Land Rheinland-Pfalz ist die Bevölkerung im Rhein-Lahn-Kreis älter –
landesweit hat sich der Anteil der unter 20-Jährigen von 21,4 auf 18,8% verringert, wohingegen der Anteil der ≥ 65-Jährigenvon 18,2% auf 20,6% gestiegen ist.
Abb. 3
Entwicklung der Altergruppen2002 bis 2012, IfR, eigene Darstellung
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014
IfR
23
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Betrachtet man die absoluten Bevölkerungszahlen in den Altersklassen im gesamten
Rhein-Lahn-Kreis, so zeigt sich folgendes Bild: Sowohl die Altersklasse der unter 20Jährigen als auch die Altersklasse der 20- bis 65-Jährigen hat von 2002 bis 2012 abgenommen, um 5090 und 4375 Personen, wohingegen die Altersklasse der ≥ 65-Jährigen
um 2396 Personen zugenommen hat.
Tab. 2
Historische Entwicklung der Altersklassen 2002 bis 2012 absolut und
prozentual im Rhein-Lahn-Kreis
Altersklasse
2002 (Anzahl)
2012 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
unter 20 Jahre
27.612
22.052
-5560
-20,14
20 bis 65 Jahre
77.212
72.491
-4721
-6,11
≥ 65 Jahre
24.860
27.291
2431
9,78
129.684
121.833
-7851
-6,05
insgesamt
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Dez 2012
Damit hat die Altersklasse der unter 20-Jährigen um 20,14% deutlich und die der 20- bis
65-Jährigen um 6,11% abgenommen, die der ≥ 65-Jährigen hat hingegen um 9,78%
zugenommen.
3.1.2
Natürliche Bevölkerungsentwicklung
Die jährlichen Geburten- und Sterbezahlen im Kreisgebiet unterliegen im Betrachtungszeitraum von 1975 bis 2012 deutlichen Schwankungen.
Abb. 4
Quelle:
IfR
Natürliches Bevölkerungssaldo Rhein-Lahn-Kreis 1975 bis 2012
Statistisches
Landesamt
RLP,
Online-Angebot,
Zugriff
im
März
2014.
Hinweis:
24
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Das Minimum der jährlichen Geburtenzahl wurde 2010 mit 842 Geburten erreicht, 1990
das Maximum mit 1313 Geburten. Bis in das Jahr 1987 bleibt die Geburtenzahl unter
1200 Geburten, dann stieg die Zahl der jährlichen Geburten bis 1990 an und erreicht
nach Schwankungen in 1996 ein weiteren Höhepunkt mit 1289 Geburten. Seitdem ist
eine rückläufige Entwicklung zu beobachten. Ebenso unterliegen die jährlichen Sterbefälle
Schwankungen. 1975 lag die Zahl der Sterbefälle bei 1708 (Maximum), 2012 bei 1470,
damit haben die jährlichen Sterbefälle langfristig betrachtet leicht abgenommen (Minimum: 1368 in 1994).
Der jährliche Saldo der natürlichen Bevölkerungsentwicklung ist im Betrachtungszeitraum
1975 bis 2012 durchgehend negativ, d. h. es starben jedes Jahr mehr Menschen als Menschen geboren wurden (siehe Abb. 4 Dieser „Gestorbenen-Überschuss“ lag im Jahr 1975
bei -682 und erreichte im Jahr 2010 einen annähernden Wert mit -625 (Minimum: -108
in 1994).
3.1.3
Wanderungen
Einen weiteren Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung haben die Wanderungsbewegungen in und aus dem Kreis (siehe Abb. 5.
Abb. 5
Zu- und Fortzüge über die Kreisgrenze hinweg 1975 bis 2012
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Zugriff März 2014
Insgesamt schwankt die Zahl der jährlichen Zuzüge über den Betrachtungszeitraum von
6.644 Zuzügen in 1975 bis 7.910 Zuzüge in 1990. Seit Ende der 1980er lässt sich bei
Schwankungen ein Anstieg bis zum Höchstwert in 1994 beobachten, seitdem gehen die
jährlichen Zuzüge bei Schwankungen wieder zurück.
Die Zahl der jährlichen Fortzüge zeigt eine ähnliche Entwicklung wie die Zahl der jährlichen Zuzüge und bewegt sich – mit Ausnahme der späten 80er und frühen 90er Jahre
auf ähnlichem Niveau.
Der jährliche Wanderungssaldo schwankt deutlich über den Betrachtungszeitraum. Der
Saldo war von 1978 bis 1986 positiv, d. h. sind in diesen Jahren deutlich mehr Menschen
in den Rhein-Lahn-Kreis zugezogen als Menschen sie verlassen haben. Im Jahr 1987 war
IfR
25
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
der Saldo negativ (-181). Ab Ende der 80er Jahre ist der Wanderungssaldo deutlich positiv (Höchstwert 2.614 in 1989) und kehrt sich ab 2004 ins Negative. Damit ziehen mehr
Menschen aus dem Kreis weg wie zuziehen.
Fasst man die Salden der natürlichen Bevölkerungsbewegung und der Wanderungen zusammen, zeigt sich folgendes Bild (siehe Abb. 6.). Ausschlaggebend für die positive Bevölkerungsentwicklung im Landkreis sind die Wanderungsbewegungen über die Landkreisgrenzen hinaus.
Der Wanderungssaldo ist ab 1978 positiv und fällt lediglich im Jahr 1987 ins Negative.
Mit dem Jahr 1988 beginnt eine Phase stetiger (wenn auch geringer werdender) Wanderungsgewinne. Von 1989 bis 1991 befördern die „Zusatzeffekte“ Spätaussiedlung und
Deutsche Einheit die Wanderungsgewinne auf Höchststände. Noch bis in das Jahr 2003
verläuft die Kurve dann durchweg positiv und fällt erst in den darauf folgenden Jahren ins
Negative (in den Jahren 2006 und 2007 unter den Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung). Der natürliche Bevölkerungssaldo bleibt im gesamten Betrachtungszeitraum
negativ.
Abb. 6
Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung und Wanderungssaldo 1975 bis
2012
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Zugriff März 2014
IfR
26
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3.2
Entwurf 12.3.2014
Historische Bevölkerungsentwicklung in den Gebietskörperschaften
Die im vorangegangenen Kapitel beschriebenen Entwicklungen zeigen sich im Kreis
räumlich differenziert. Der Vergleich der Bevölkerungsentwicklung zwischen den Verbandsgemeinden und der Stadt Lahnstein macht deutlich, dass alle Gebietskörperschaften, mit Ausnahme der VG Loreley, VG Braubach und der Stadt Lahnstein, im Zeitraum
von 1962 bis 2002 einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen konnten. Seit diesem Zeitpunkt ist die Bevölkerungszahl in allen Gebieten zurückgegangen.
Abb. 7
Bevölkerungsentwicklung nach Gebietskörperschaften in % von 1962 bis 2012
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Zugriff März 2014. Darstellung: IfR
3.2.1
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Diez
Lebten 1962 nur 21.846 Menschen in der Verbandsgemeinde Diez, so stieg die Bevölkerung mit Schwankungen bis zum Jahre 2002 auf einen Höchstwert von 26.025 EW an.
Seitdem ist die Bevölkerungsentwicklung nahezu durchgängig rückläufig, von 2002 bis
2011 hat die Bevölkerung bereits um 3,7 % abgenommen, 2012 lag die EW-Zahl bei
24.827.
Somit ist der demographische Wandel bezogen auf ein „Weniger“ an Bevölkerung in der
Verbandsgemeinde Diez bereits in den letzten Jahren sichtbar.
In der Verbandsgemeinde Diez lässt sich seit in den vergangenen Jahren eine Verschiebung in der Altersstruktur der Bevölkerung erkennen. Der Anteil der unter 20-Jährigen ist
von 2002 mit 22,3% auf 18,8 % in 2012 gesunken, wohingegen sich der Anteil der 20bis 65-Jährigen kaum verändert hat (2002: 60,5%; 2012: 60,6%). Der Anteil der ≥ 65Jährigen hingegen ist von 2002 mit 17,3 % auf 20,7% in 2012 angestiegen.
IfR
27
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Abb. 8
Entwurf 12.3.2014
Bevölkerungsentwicklung VG Diez 1962 bis 2012
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.12, Zugriff März 2014.
Tab. 3
Historische Entwicklung der Altersklassen 2001 bis 2012 absolut und
prozentual in der VG Diez,
Altersklasse
unter 20 Jahre
20 bis 65 Jahre
≥ 65 Jahre
insgesamt
2002 (Anzahl)
2012 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
5.795
4.667
-1127
-19,46
15.755
15.045
-710
-4,51
4.475
5.139
664
14,84
26.025
24.827
-1198
-4,60
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.12, Zugriff März 2014.
Vergleicht man die Entwicklung der Altersstruktur der Verbandsgemeinde Diez mit der
des Rhein-Lahn-Kreises von 2002 bis 2012 ergeben sich keine deutlichen Unterschiede.
Sowohl in der Verbandsgemeinde Diez als auch im Landkreis hat sich die Altersstruktur
hin zu einer älter werdenden Bevölkerung verändert. Die Bevölkerungsstruktur im RheinLahn-Kreis fällt sowohl 2002 als auch 2012 geringfügig älter aus (vgl. Tab. 11).
3.2.2
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Hahnstätten
Lebten 1962 nur 7.595 Menschen in der Verbandsgemeinde Hahnstätten, so stieg die
Bevölkerung mit Schwankungen bis zum Jahre 2004 auf einen Höchstwert von 9.875 EW
an. Seitdem ist die Bevölkerungsentwicklung nahezu durchgängig rückläufig, von 2002
bis 2011 (aus Gründen besserer Vergleichbarkeit wird der gleiche Zeitraum betrachtet)
hat die Bevölkerung bereits um 3,91 % abgenommen, 2012 lag die EW-Zahl bei 9.336.
Abb. 9
IfR
Bevölkerungsentwicklung VG Hahnstätten 1962 bis 2012
28
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Der Anteil der unter 20-Jährigen ist von 2002 mit 22,9% auf 19,7 % in 2012 gesunken,
wohingegen sich der Anteil der 20- bis 65-Jährigen kaum verändert hat (2002: 59,8%;
2012: 5976%). Der Anteil der ≥ 65-Jährigen hingegen ist von 2002 mit 17,4 % auf
20,6% in 2012 angestiegen.
Tab. 4
Historische Entwicklung der Altersklassen 2001 bis 2012 absolut und
prozentual in der VG Hahnstätten
Altersklasse
2002 (Anzahl)
2012 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
unter 20 Jahre
2.238
1.839
-398
-17,82
20 bis 65 Jahre
5.847
5.574
-273
-4,68
≥ 65 Jahre
1.698
1.923
225
13,26
insgesamt
9.783
9.336
-447
-4,57
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Im Vergleich der Entwicklung der Altersstruktur der Verbandsgemeinde Hahnstätten mit
der des Rhein-Lahn-Kreises von 2002 bis 2012 ergeben sich keine deutlichen Unterschiede. Sowohl in der Verbandsgemeinde Hahnstätten als auch im Landkreis hat sich die Altersstruktur hin zu einer älter werdenden Bevölkerung verändert (vgl. Tab. 11).
IfR
29
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3.2.3
Entwurf 12.3.2014
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Katzenelnbogen
Lebten 1962 nur 7.444 Menschen in der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen, so stieg die
Bevölkerung mit Schwankungen bis zum Jahre 2004 auf einen Höchstwert von 9.717 EW
an. Seitdem ist die Bevölkerungsentwicklung leicht rückläufig, von 2002 bis 2012 (aus
Gründen besserer Vergleichbarkeit wird der gleiche Zeitraum wie beim Rhein-Lahn-Kreis
betrachtet) hat die Bevölkerung bereits um etwa 3 % abgenommen, 2012 lag die EWZahl bei 9.281.
Abb. 10
Bevölkerungsentwicklung VG Katzenelnbogen 1962 bis 2012
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Der Anteil der unter 20-Jährigen ist von 2002 mit 23,4% auf 19,9 % in 2012 gesunken,
wohingegen sich der Anteil der 20- bis 65-Jährigen kaum verändert hat (2002: 58,8%;
2012: 60,3%). Der Anteil der ≥ 65-Jährigen hingegen ist von 2002 mit 17,7 % auf
19,9% in 2012 angestiegen.
Tab. 5
Historische Entwicklung der Altersklassen 2001 bis 2012 absolut und
prozentual in der VG Katzenelnbogen
Altersklasse
2002 (Anzahl)
2012 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
unter 20 Jahre
2.245
1.847
-398
-17,73
20 bis 65 Jahre
5.637
5.596
-40
-0,72
≥ 65 Jahre
1.699
1.847
147
8,71
insgesamt
9.581
9.281
-300
-3,13
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Im Vergleich der Entwicklung der Altersstruktur der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen
mit der des Rhein-Lahn-Kreises von 2002 bis 2012 ergeben sich keine deutlichen Unterschiede. Sowohl in der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen als auch im Landkreis hat sich
die Altersstruktur hin zu einer älter werdenden Bevölkerung verändert (vgl. Tab. 11).
IfR
30
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3.2.4
Entwurf 12.3.2014
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Nastätten
Abb. 11
Bevölkerungsentwicklung VG Nastätten 1962 bis 2012
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Lebten 1962 nur 12.607 Menschen in der Verbandsgemeinde Nastätten, so stieg die Bevölkerung mit Schwankungen bis zum Jahre 2003 auf einen Höchstwert von 17.032 EW
an. Seitdem ist die Bevölkerungsentwicklung nahezu durchgängig rückläufig, von 2002
bis 2012 hat die Bevölkerung um etwa 3,5 % abgenommen, 2012 lag die EW-Zahl bei
16.244.
Der Anteil der unter 20-Jährigen ist von 2002 mit 22,6% auf 19,4% in 2011 gesunken,
wohingegen sich der Anteil der 20- bis 65-Jährigen kaum verändert hat (2002: 59,9%;
2011: 60,8%). Der Anteil der ≥ 65-Jährigen hingegen ist von 2002 mit 17,6 % auf
19,8% in 2011 angestiegen.
Betrachtet man die absoluten Bevölkerungszahlen in den Altersklassen in der Verbandsgemeinde Nastätten, so zeigt sich folgendes Bild: Sowohl die Altersklasse der unter 20Jährigen als auch die Altersklasse der 20- bis 65-Jährigen hat von 2002 bis 2012 abgenommen, wohingegen die Altersklasse der ≥ 65-Jährigen um etwa 9% zugenommen hat.
Tab. 6
Historische Entwicklung der Altersklassen 2001 bis 2012 absolut und
prozentual in der VG Nastätten
Altersklasse
unter 20 Jahre
20 bis 65 Jahre
≥ 65 Jahre
insgesamt
2002 (Anzahl)
2012 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
3.835
3.070
-764
-19,94
10.163
9.876
-286
-2,82
2.982
3.298
315
10,58
16.980
16.244
-736
-4,33
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
IfR
31
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Im Vergleich der Entwicklung der Altersstruktur der Verbandsgemeinde Nastätten mit der
des Rhein-Lahn-Kreises von 2002 bis 2012 ergeben sich keine deutlichen Unterschiede.
Sowohl in der Verbandsgemeinde Nastätten als auch im Landkreis hat sich die Altersstruktur hin zu einer älter werdenden Bevölkerung verändert. Es ist lediglich festzuhalten, dass die Bevölkerung im Rhein-Lahn-Kreis sowohl 2002 als auch 2011 geringfügig
älter ist (vgl. Tab. 11).
3.2.5
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Loreley
Die Verbandsgemeinden Braubach und Loreley schlossen sich, wie in Kap. 2.2, (S.11)
beschrieben zu einer gemeinsamen VG mit Namen „Loreley“ zusammen. Für die Betrachtung der demografischen Entwicklung liegen die Daten naturgemäß noch getrennt vor,
wurden für die nachfolgenden Ausführungen aber summiert.
Im Jahr 1962 lebten 11.961 Menschen in der Verbandsgemeinde Loreley (alt) und 8401
Menschen in der ehemaligen VG Braubach, zusammen also 20.362 Einwohner. Seitdem
ist die Bevölkerungsentwicklung nahezu durchgängig rückläufig, von 2002 bis 2012 hat
die Bevölkerung um 11,16% abgenommen, 2912 lag die EW-Zahl bei 16.712. Damit hat
die Verbandsgemeinde Loreley im Vergleich zum Rhein-Lahn-Kreis keinen Bevölkerungszuwachs mehr erfahren.
Abb. 12
Bevölkerungsentwicklung VG Loreley (VG Loreley „alt“ plus ehem. VG
Braubach) 1962 bis 2012
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Der Anteil der unter 20-Jährigen ist von 2002 um etwa 24,5%. In diesem Zeitraum hat
die VG – statistisch betrachtet - etwa 1000 junge Menschen verloren, sodass 2012 noch
17,7% Unter-20-Jährige in der VG Loreley wohnten. Auch der Anteil der 20- bis 65Jährigen ist gesunken (2002: 58,1%; 2012: 57,5%). Der Anteil der ≥ 65-Jährigen hingegen ist von 2002 mit 20% auf 24,7% in 2012 angestiegen.
Betrachtet man die absoluten Bevölkerungszahlen in den Altersklassen in der Verbandsgemeinde Loreley so zeigt sich folgendes Bild: Sowohl die Altersklasse der unter 20Jährigen als auch die Altersklasse der 20- bis 65-Jährigen hat von 2002 bis 2011 abge-
IfR
32
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
nommen, um 600 (25,84%) und 809 Personen (13,12%), wohingegen die Altersklasse
der ≥ 65-Jährigen um 224 Personen (10,53%) zugenommen hat.
Tab. 7
Historische Entwicklung der Altersklassen 2001 bis 2012 absolut und
prozentual in der VG Loreley (VG Loreley „alt“ plus ehem. VG Braubach)
Altersklasse
unter 20 Jahre
20 bis 65 Jahre
≥ 65 Jahre
insgesamt
2002 (Anzahl)
2012 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
3.916
2.958
-957
-24,46
10.929
9.609
-1319
-12,07
3.807
4.128
320
8,43
18.652
16.712
-1940
-10,40
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Im Vergleich der Entwicklung der Altersstruktur der Verbandsgemeinde Loreley mit der
des Rhein-Lahn-Kreises von 2002 bis 2011 ergeben sich hinsichtlich der Grundtrends
keine deutlichen Unterschiede. Sowohl in der Verbandsgemeinde Loreley als auch im
Landkreis hat sich die Altersstruktur hin zu einer älter werdenden Bevölkerung verändert.
Es ist jedoch festzuhalten, dass die VG Loreley unter den Verbandsgemeinden den höchsten Wert bei den „Ü65“ innehat (die Stadt Lahnstein ausgenommen), und dass die generelle Entwicklung hin zum „weniger“ und „älter“ im Vergleich zu den anderen Verbandsgemeinden früher einsetzte.
IfR
33
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3.2.6
Entwurf 12.3.2014
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Bad Ems
Lebten 1962 nur 16.025 Menschen in der Verbandsgemeinde Bad Ems, so stieg die Bevölkerung bis zum Jahre 1982 auf eine Zahl von 18.352 EW an. Nach einem „Einbruch“
der Bevölkerungszahl bis 1987 auf 16.806 stieg sie bis 1992 auf einen Höchstwert von
18.397 EW an. Seitdem ist die Bevölkerungsentwicklung durchgängig rückläufig, von
2002 bis 2012 hat die Bevölkerung um 6,7 % abgenommen, 2012 lag die EW-Zahl bei
16.342 und erreicht damit fast das Niveau von 1962.
Abb. 13
Bevölkerungsentwicklung VG Bad Ems 1962 bis 2012
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014.
Der Anteil der unter 20-Jährigen ist von 2002 mit 19,5% auf 16,6% in 2012 gesunken,
wohingegen sich der Anteil der 20- bis 65-Jährigen kaum verändert hat (2002: 58,8%;
2012: 58,9%). Der Anteil der ≥ 65-Jährigen hingegen ist von 2002 mit 21,7% auf 24,5%
in 2012 angestiegen.
Betrachtet man die absoluten Bevölkerungszahlen in den Altersklassen in der Verbandsgemeinde Bad Ems so zeigt sich folgendes Bild: Sowohl die Altersklasse der unter 20Jährigen als auch die Altersklasse der 20- bis 65-Jährigen hat von 2002 bis 2012 abgenommen, um 696 und 864 Personen, wohingegen die Altersklasse der ≥ 65-Jährigen um
200 Personen zugenommen hat.
Tab. 8
Historische Entwicklung der Altersklassen 2002 bis 2012 absolut und
prozentual in der VG Bad Ems
Altersklasse
unter 20 Jahre
20 bis 65 Jahre
≥ 65 Jahre
insgesamt
IfR
2002 (Anzahl)
2012 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
3.409
2.713
-696
-20,42
10.310
9.625
-684
-6,64
3.803
4.004
200
5,28
17.522
16.342
-1180
-6,73
34
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Im Vergleich der Entwicklung der Altersstruktur der Verbandsgemeinde Bad Ems mit der
des Rhein-Lahn-Kreises von 2002 bis 2011 ergeben sich keine deutlichen Unterschiede.
Sowohl in der Verbandsgemeinde Bad Ems als auch im Landkreis hat sich die Altersstruktur hin zu einer älter werdenden Bevölkerung verändert. Es ist lediglich festzuhalten,
dass die Bevölkerung in der Verbandsgemeinde Bad Ems sowohl 2002 als auch 2011 geringfügig älter ist (vgl. Tab. 11).
3.2.7
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Nassau
Lebten 1962 nur 10.871 Menschen in der Verbandsgemeinde Nassau, so stieg die Bevölkerung bis zum Jahre 1967 auf eine Zahl von 11.435 EW an. Nach einem „Einbruch“ der
Bevölkerungszahl bis 1987 auf 10.837 stieg sie bis 2002 auf einen Höchstwert von
12.385 EW an. Seitdem ist die Bevölkerungsentwicklung durchgängig rückläufig, von
2002 bis 2012 hat die Bevölkerung bereits um 7,92 % abgenommen, 2012 lag die EWZahl bei 11.335.
Abb. 14
Abb.Bevölkerungsentwicklung VG Nassau 1962 bis 2012
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Der Anteil der unter 20-Jährigen ist von 2002 mit 21,1% auf 17,7% in 2012 gesunken,
wohingegen sich der Anteil der 20- bis 65-Jährigen kaum verändert hat (2002: 59,7%;
2012: 59,7%). Der Anteil der ≥ 65-Jährigen hingegen ist von 2002 mit 19,3% auf 22,7%
in 2012 angestiegen.
Betrachtet man die absoluten Bevölkerungszahlen in den Altersklassen in der Verbandsgemeinde Bad Ems so zeigt sich folgendes Bild: Sowohl die Altersklasse der unter 20Jährigen als auch die Altersklasse der 20- bis 65-Jährigen hat von 2002 bis 2012 abgenommen, um 602 und um 621 Personen, wohingegen die Altersklasse der ≥ 65-Jährigen
um 184 Personen (7,7%) zugenommen hat.
IfR
35
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Tab. 9
Entwurf 12.3.2014
Historische Entwicklung der Altersklassen 2002 bis 2012 absolut und
prozentual in der VG Nassau
Altersklasse
2002 (Anzahl)
2012 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
unter 20 Jahre
2.608
2.006
-602
-23,07
20 bis 65 Jahre
7.388
6.767
-621
-8,41
≥ 65 Jahre
2.389
2.573
184
7,70
12.385
11.335
-1050
-8,48
insgesamt
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Im Vergleich der Entwicklung der Altersstruktur der Verbandsgemeinde Bad Ems mit der
des Rhein-Lahn-Kreises von 2002 bis 2012 ergeben sich keine deutlichen Unterschiede.
Sowohl in der Verbandsgemeinde Bad Ems als auch im Landkreis hat sich die Altersstruktur hin zu einer älter werdenden Bevölkerung verändert (vgl. Tab. 11).
3.2.8
Historische Bevölkerungsentwicklung Stadt Lahnstein
Lebten 1962 nur 20.304 Menschen in der Stadt Lahnstein, so stieg die Bevölkerung bis
zum Jahre 1967 auf eine Zahl von 20.421 EW (Höchststand) an. Danach kam es zum
einem Bevölkerungsverlust bis 1987 eine Einwohnerzahl von 17.784erreicht war. Nach
einem erneuten Bevölkerungsanstieg bis 1997 mit 18.927 EW ist die Bevölkerungsentwicklung seitdem durchgängig rückläufig. Von 2002 bis 2012 hat die Bevölkerung bereits
um 5,3 % abgenommen, 2012 lag die EW-Zahl bei 17.756.
Abb. 15
Bevölkerungsentwicklung Stadt Lahnstein 1962 bis 2012
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Der Anteil der unter 20-Jährigen ist von 2002 mit 19% auf 16,5% in 2012 gesunken,
wohingegen sich der Anteil der 20- bis 65-Jährigen kaum verändert hat (2002: 59,6%;
IfR
36
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
2012: 58,6%). Der Anteil der ≥ 65-Jährigen hingegen ist von 2002 mit 21,4% auf 24,9%
in 2012 angestiegen.
Betrachtet man die absoluten Bevölkerungszahlen in den Altersklassen in der Stadt Lahnstein so zeigt sich folgendes Bild: Sowohl die Altersklasse der unter 20-Jährigen als auch
die Altersklasse der 20- bis 65-Jährigen hat von 2002 bis 2012 abgenommen, um 636
bzw. um 778 Personen, wohingegen die Altersklasse der ≥ 65-Jährigen um 414 Personen
(10,3%) zugenommen hat.
Tab. 10
Altersklasse
unter 20 Jahre
20 bis 65 Jahre
≥ 65 Jahre
insgesamt
Historische Entwicklung der Altersklassen 2002 bis 2012 absolut und
prozentual in der Stadt Lahnstein
2002 (Anzahl)
2012 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
3.566
2.930
-636
-17,84
11.183
10.405
-778
-6,96
4.007
4.421
414
10,34
18.756
17.756
-1000
-5,33
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Im Vergleich der Entwicklung der Altersstruktur der Stadt Lahnstein mit der des RheinLahn-Kreises von 2002 bis 2011 ergeben sich keine deutlichen Unterschiede. Sowohl in
der Stadt Lahnstein als auch im Landkreis hat sich die Altersstruktur hin zu einer älter
werdenden Bevölkerung verändert (vgl. Tabelle x). Es lässt sich jedoch festhalten, dass
die Bevölkerung der Stadt Lahnstein sowohl 2002 als auch 2011 geringfügig älter ist (vgl.
Tab. 11).
IfR
37
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3.2.9
Entwurf 12.3.2014
Zusammenfassung historische Bevölkerungsentwicklung
Zusammenfassend lässt sich für die historische Bevölkerungsentwicklung im Rhein-LahnKreis festhalten, dass der demografische Wandel bereits in den vergangenen 10 Jahren
angekommen ist - wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung in den einzelnen
Gebietskörperschaften. Die Bevölkerung im Projektgebiet hat sich bereits reduziert und
auch die Verschiebung der Altersstruktur in Richtung einer älter werden Bevölkerung hat
bereits stattgefunden (siehe Tab. 11).
Die vielfach zitierten Schlagworte „wir werden weniger“ und „wir werden älter“ sind im
Rhein-Lahn-Kreis bereits Teil der aktuellen Entwicklung.
Tab. 11
Historische Entwicklung der Altersgruppen 2002 bis 2012 im Vergleich
Gebiet
Bev.-Gr.
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
RheinLahnkreis
U20
21,3
21,1
20,8
20,6
20,2
19,9
19,6
19,2
18,8
18,4
18,1
Ü65
19,2
19,6
20,2
20,9
21,4
21,7
21,9
22,1
22
22,2
22,4
VG Diez
U20
22,3
21,9
21,4
21,2
20,9
20,6
20,3
20
19,7
19
18,8
Ü65
17,2
17,9
18,3
19
19,4
19,6
20
20,2
20
20,3
20,7
VG Hahnstätten
U20
22,9
22,6
22,7
22,3
22,1
21,6
21,4
21,1
20,5
19,9
19,7
Ü65
17,4
17,8
18,1
19,1
19,7
20,1
20,3
20,5
20,4
20,5
20,6
VG
Katzenelnbogen
U20
23,4
23,1
23,2
23,1
22,5
22,4
21,9
21,4
20,8
20,2
19,9
Ü65
17,7
18,1
18,2
18,7
19,1
19,3
19,4
19,7
19,8
19,8
19,9
VG Nastätten
U20
22,6
22,3
22,1
21,8
21,5
21
20,5
19,9
19,6
19,4
18,9
Ü65
17,6
17,8
18,5
19,1
19,3
19,5
19,6
19,7
19,6
19,8
20,3
VG Loreley
U20
21,9
21,8
21,5
21
20,5
20,2
19,7
19,3
19
18,3
17,7
Ü65
20
20,7
21,4
22,3
23,2
23,7
24,1
24,3
24,4
24,9
24,7
VG Braubach
U20
19,8
19,7
19,4
19,3
19,5
19
18,8
18,7
18,4
18,1
--
Ü65
20,9
21,5
22,1
22,5
23,2
23,3
23,4
23,5
23,6
23,8
--
VG
Ems
U20
19,5
19,5
19,3
19,2
18,6
18,4
18,1
17,9
17,2
16,8
18,1
Ü65
21,7
21,9
22,4
23
23,5
23,8
23,9
24,2
24,3
24,5
22,4
U20
21,1
20,9
20,5
20,1
19,9
19,2
18,9
18,5
18
17,9
17,7
Ü65
19,3
19,7
20,4
21,3
21,7
22,2
22,2
22,5
22,4
22,8
22,7
U20
19
19
18,5
18,2
17,9
17,7
17,5
17,3
16,9
16,6
16,5
Ü65
21,4
21,8
22,8
23,5
24
24,5
24,9
25
25
24,9
24,9
Bad
VG Nassau
Stadt
Lahnstein
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Online-Angebot, Datenstand 31.12.2012, Zugriff März 2014. IfR, eigene
Darstellung
Geburten
Vergleicht man die Entwicklung der Geburtenziffer (Geburtenzahl je 1000 Einwohner) im
Zeitraum 1975 bis 2011 in den Gebietskörperschaften des Rhein-Lahn-Kreises mit der
des Kreises und des Landes Rhein-Land-Pfalz, so zeigen sich deutliche Unterschiede.
Die Geburtenziffer unterliegt starken Schwankungen. Im Durschnitt liegt die jährliche
Geburtenziffer im Rhein-Lahn-Kreis bei 9,1 (Rheinland-Pfalz: 9,9). Insgesamt wird deutlich, dass die Geburtenziffern in den Gebietskörperschafen im Rhein-Lahn-Kreis zu Be-
IfR
38
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
ginn der Beobachtung im Jahr 1975 und im Jahr 2011 unter der des Landes RheinlandPfalz liegen.
Eine Ausnahme stellt das Gebiet der Verbandsgemeinde Nastätten dar. Die Geburtenziffer der Verbandsgemeinde Nastätten (10,6) und der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen
(10,5) liegen über dem Landes- und Kreisdurchschnitt (siehe Abb. 16).
Abb. 16
Geburtenziffer in den Gebietskörperschaften im Vergleich
Quelle: Statistisches Landesamt RLP
Neben der Geburtenzahl hat die Anzahl der Gestorbenen einen Einfluss auf das natürliche
Bevölkerungswachstum. Die Gestorbenen-Ziffer unterliegt geringeren Schwankungen und
ist demzufolge weniger ausschlaggebend für die Bevölkerungsentwicklung in einem Gebiet.
Wanderungen
Die zweite Komponente des Bevölkerungswachstums ist das Wanderungssaldo (Differenz
zwischen Zu- und Fortzügen über die entsprechende Gebietsgrenze). Auch dieses unterliegt deutlichen Schwankungen, die vor allem durch veränderte Rahmenbedingungen
(politische Ereignisse) beeinflusst werden.
Der Vergleich der Wanderungssalden je 1000 Einwohner in den Gebietskörperschaften
des Rhein-Lahn-Kreises und des Landes Rhein-Land-Pfalz zeigt diese Schwankungen. Der
Anstieg der Wanderungssalden in den Jahren 1989 bis Mitte der 90er Jahre folgt in fast
allen Gebietskörperschaften dem landesweiten Trend und übersteigt diesen teilweise.
Diese Entwicklung ist neben anderen Gründen auf die Wiedervereinigung Deutschlands
zurückzuführen (vgl. Kap. 3.1.3, S. 25).Nach dieser Phase ist ein Negativ-Trend zu beobachten, mit einigen Schwankungen nach oben in der VG Diez (1997: 17,5 je 1000
EW), VG Nassau (1999: 19,8 je 1000 EW) und VG Katzenelnbogen (2001: 28,9 je 1000
EW).
Im Jahr 2011 weisen die meisten Gebietskörperschaften einen negativen Wanderungssaldo je 1000 EW auf, die ehemalige Verbandsgemeinde Brauchbach ist leicht positiv mit
0,7 je 1000 EW und die VG Katzenelnbogen liegt mit einem Wanderungssaldo je 1000
IfR
39
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
EW von 2,6 über dem des Landes Rheinland-Pfalz mit 2,2. Die stärksten Bevölkerungsverluste durch Wanderung weisen die Verbandsgemeinde Hahnstätten, mit -13 und die
ehem. Verbandsgemeinde Loreley mit -10,8 auf.
Abb. 17
Wanderungssalden je 1000 Einwohner in den Gebietskörperschaften im
Vergleich
Quelle: Statistisches Landesamt RLP
IfR
40
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3.3
Entwurf 12.3.2014
Bevölkerungsprognosen – Blick in die Zukunft
Das Entwicklungskonzept für den Rhein-Lahn-Kreis nimmt den demografischen Wandel in
den Fokus. Dies setzt eine intensive Auseinandersetzung mit der bisherigen und der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung voraus. Im Folgenden wird ein Überblick der Bevölkerungsvorausberechnungen für den gesamten Landkreis und für die Verbandsgemeinden
gegeben.
Das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz stellt verschiedene Bevölkerungsvorausberechnungen für den Landkreis und die Verbandsgemeinden zur Verfügung. Basisjahr ist
das Jahr 2010, von diesem Jahr werden die Vorausberechnungen für das Jahr 2030 und
das Jahr 2050 berechnet. Nachfolgend wird jeweils die mittlere Variante für das Jahr
2030 verwendet34.
3.3.1
Bevölkerungsprognose für den Rhein-Lahn-Kreis (2010 – 2030)
Laut mittlerer Bevölkerungsvorausberechnung wird die Einwohnerzahl im gesamten
Rhein-Lahn-Kreis bis 2030 auf 110.297 schrumpfen. Ausgehend vom Jahr 2010 mit einer
Einwohnerzahl von 123.601 geht die Bevölkerung bis 2030 um ca. 10,8 % zurück.
Die Verschiebung der Altersstruktur wird bis 2030 weiter voranschreiten, hin zu einer
älter werdenden Bevölkerung. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird nach Prognosen im
Zeitraum von 2010 bis 2030 von 18,8% auf 16% weiter abnehmen. Gleichzeitig wird
auch der Anteil der 20 bis 65-Jährigen von 59,2% auf 53,3% zurückgehen. Der Anteil der
≥ 65-Jährigen wird zunehmen, von 22% in 2010 auf 30,7% in 2030.
Die mittlere Prognose sagt für die Gruppe der unter 20-Jährigen einen Rückgang um 24
% voraus. In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einer Veränderung von 5.567 EW. Auch für die Gruppe der 20 bis 65-Jährigen kann man nach den vorliegenden
Prognosen von einem Rückgang von 19,6% ausgehen (absolut -14.358 EW).
Der Anstieg der Zahl der Gruppen ≥ 65-Jährigen wird weiter fortgesetzt. Bis zum Jahr
2030 gehen die Prognosen von einer Zunahme dieser Gruppe um 24,3% aus (absolut:
6621 EW).
Tab. 12
Altersklasse
Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen 2010 bis 2030.
2010 (Anzahl)
2030 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
unter 20 Jahre
23.239
17.672
-5.567
-24
20 bis 65 Jahre
73.125
58.767
-14.358
-19,6
≥ 65 Jahre
27.237
33.858
6.621
24,3
123.601
110.297
13.304
-10,8
insgesamt
Quelle: Statistisches Landesamt RLP. Rheinland-Pfalz 2030. Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung
für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-LahnKreis. Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
34
Statistisches Landesamt RLP. Rheinland-Pfalz 2030. Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung für
die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-Lahn-Kreis.
Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
IfR
41
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3.3.2
Entwurf 12.3.2014
Bevölkerungsprognose für die VG Diez
Laut mittlerer Bevölkerungsvorausberechnung wird die Einwohnerzahl in der Verbandsgemeinde Diez bis 2030 auf 23.650 schrumpfen. Ausgehend vom Jahr 2010 mit einer
Einwohnerzahl von 25.196 geht die Bevölkerung bis 2030 um ca. 6,1% zurück.
Die Verschiebung der Altersstruktur wird bis 2030 weiter voranschreiten, hin zu einer
älter werdenden Bevölkerung. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird nach Prognosen im
Zeitraum von 2010 bis 2030 von 19,7% auf 16% weiter abnehmen. Gleichzeitig wird
auch der Anteil der 20 bis 65-Jährigen von 60,3% auf 55,8% zurückgehen. Der Anteil der
≥ 65-Jährigen wird zunehmen, von 20% in 2010 auf 28,2% in 2030.
Die mittlere Prognose sagt für die Gruppe der unter 20-Jährigen einen Rückgang um 23,4
% voraus. In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einer Veränderung von 1.159 EW. Auch in der VG Diez nimmt die Gruppe 20 bis 65 Jahre weiter ab, um 13,2%
bis 2030. Deutliche Veränderungen werden für die Bevölkerungsgruppe ≥ 65 Jahre vorausgesagt: Bei dieser Gruppe gehen die Prognosen von einer Zunahme um 32,3% aus.
Tab. 13
Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen 2010 bis 2030 für die VG
Diez
Altersklasse
2010 (Anzahl)
unter 20 Jahre
20 bis 65 Jahre
≥ 65 Jahre
insgesamt
2030 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
4.954
3.795
1.159
-23,4
15.201
13.187
2.014
-13,2
5041
6.668
1.627
32,3
25.196
23.650
1.546
-6,1
Quelle: Statistisches Landesamt RLP. Rheinland-Pfalz 2030. Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung
für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-LahnKreis. Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
3.3.3
Bevölkerungsprognose für die VG Hahnstätten
Laut mittlerer Bevölkerungsvorausberechnung wird die Einwohnerzahl in der Verbandsgemeinde Hahnstätten bis 2030 auf 8.771 schrumpfen. Ausgehend vom Jahr 2010 mit
einer Einwohnerzahl von 9.536 geht die Bevölkerung bis 2030 um 8% zurück.
Die Verschiebung der Altersstruktur wird bis 2030 weiter voranschreiten, hin zu einer
älter werdenden Bevölkerung. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird nach Prognosen im
Zeitraum von 2010 bis 2030 von 20,5 auf 16% weiter abnehmen. Gleichzeitig wird auch
der Anteil der 20 bis 65-Jährigen von 59,2% auf 54,8% zurückgehen. Der Anteil der ≥
65-Jährigen wird hingegen zunehmen, von 20,4% in 2010 auf 29,1% in 2030.
Die mittlere Prognose sagt für die Gruppe der unter 20-Jährigen einen Rückgang um 27,9
% voraus. In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einer Veränderung von -545
EW. Auch in der VG Hahnstätten nimmt die Gruppe 20 bis 65 Jahre weiter ab, um 14,8%
bis 2030. Deutliche Veränderungen werden für die Bevölkerungsgruppe ≥ 65 Jahre vorausgesagt: Bei dieser Gruppe gehen die Prognosen von einer Zunahme um 31,6% aus.
IfR
42
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Tab. 14
Entwurf 12.3.2014
Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen 2010 bis 2030 für die VG
Hahnstätten
Altersklasse
2010 (Anzahl)
2030 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
unter 20 Jahre
1.951
1.406
-545
-27,9
20 bis 65 Jahre
5.643
4.810
-833
-14,8
≥ 65 Jahre
1.942
2.555
613
31,6
insgesamt
9.536
8.771
765
-8
Quelle: Statistisches Landesamt RLP. Rheinland-Pfalz 2030. Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung
für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-LahnKreis. Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
3.3.4
Bevölkerungsprognose für die VG Katzenelnbogen
Laut mittlerer Bevölkerungsvorausberechnung wird die Einwohnerzahl in der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen bis 2030 auf 8.442 schrumpfen. Ausgehend vom Jahr 2010
mit einer Einwohnerzahl von 9.369 geht die Bevölkerung bis 2030 um 9,9% zurück.
Die Verschiebung der Altersstruktur wird bis 2030 weiter voranschreiten, hin zu einer
älter werdenden Bevölkerung. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird nach Prognosen im
Zeitraum von 2010 bis 2030 von 20,8 auf 16,5% weiter abnehmen. Gleichzeitig wird
auch der Anteil der 20 bis 65-Jährigen von 59,4% auf 53,1% zurückgehen. Der Anteil der
≥ 65-Jährigen wird hingegen zunehmen, von 19,8% in 2010 auf 30,3% in 2030.
Die mittlere Prognose sagt für die Gruppe der unter 20-Jährigen einen Rückgang um 28,2
% voraus. In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einer Veränderung von -550
EW. Auch in der VG Katzenelnbogen nimmt die Gruppe 20 bis 65 Jahre weiter ab, um
19,5% bis 2030. Deutliche Veränderungen werden für die Bevölkerungsgruppe ≥ 65 Jahre vorausgesagt: Bei dieser Gruppe gehen die Prognosen von einer Zunahme um 38,1%
aus.
Tab. 15
Altersklasse
Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen 2010 bis 2030 für die VG
Katzenelnbogen
2010 (Anzahl)
2030 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
unter 20 Jahre
1.947
1.397
-550
-28,2
20 bis 65 Jahre
5.567
4.483
-1.084
-19,5
≥ 65 Jahre
1.855
2.562
707
38,1
insgesamt
9.369
8.442
-927
-9,9
Quelle: Statistisches Landesamt RLP. Rheinland-Pfalz 2030. Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung
für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-LahnKreis. Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
IfR
43
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3.3.5
Entwurf 12.3.2014
Bevölkerungsprognose für die VG Nastätten
Laut mittlerer Bevölkerungsvorausberechnung wird die Einwohnerzahl in der Verbandsgemeinde Nastätten bis 2030 auf 14.942 schrumpfen. Ausgehend vom Jahr 2010 mit
einer Einwohnerzahl von 16.496 geht die Bevölkerung bis 2030 um 9,4% zurück.
Die Verschiebung der Altersstruktur wird bis 2030 weiter voranschreiten, hin zu einer
älter werdenden Bevölkerung. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird nach Prognosen im
Zeitraum von 2010 bis 2030 von 19,6 auf 16,2% weiter abnehmen. Gleichzeitig wird
auch der Anteil der 20 bis 65-Jährigen von 60,8% auf 51,4% zurückgehen. Der Anteil der
≥ 65-Jährigen wird hingegen zunehmen, von 19,6% in 2010 auf 32,4% in 2030.
Die mittlere Prognose sagt für die Gruppe der unter 20-Jährigen einen Rückgang um 25,4
% voraus. In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einer Veränderung von -820
EW. Auch in der VG Nastätten nimmt die Gruppe 20 bis 65 Jahre weiter ab, um 23,5%
bis 2030. Deutliche Veränderungen werden für die Bevölkerungsgruppe ≥ 65 Jahre vorausgesagt: Bei dieser Gruppe gehen die Prognosen von einer Zunahme um 50,3% aus.
Damit wird die Bevölkerungsgruppe ≥ 65 Jahre der Verbandsgemeinde Nastätten im Vergleich zum Kreis und den anderen Gebietskörperschaften, nach den vorliegenden Bevölkerungsvorausberechnungen, am stärksten von der Bevölkerungsalterung betroffen sein.
Tab. 16
Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen 2010 bis 2030 für die VG
Nastätten.
Altersklasse
2010 (Anzahl)
unter 20 Jahre
20 bis 65 Jahre
≥ 65 Jahre
insgesamt
2030 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
3.237
2.415
822
-25,4
10.034
7.681
2.353
-23,5
3.225
4.846
1.621
50,3
16.496
14.942
-1.554
-9,4
Quelle: Statistisches Landesamt RLP. Rheinland-Pfalz 2030. Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung
für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-LahnKreis. Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
3.3.6
Bevölkerungsprognose für die VG Loreley (ehem. VG Braubach und VG Loreley)
Laut mittlerer Bevölkerungsvorausberechnung wird die Einwohnerzahl in der Verbandsgemeinde Loreley bis 2030 auf 13.863 schrumpfen. Ausgehend vom Jahr 2010 mit einer
Einwohnerzahl von 17.127 geht die Bevölkerung bis 2030 um 19,1% zurück. Im Vergleich zum Rhein-Lahn-Kreis und den Verbandsgemeinden im Kreis wird die VG Loreley
nach vorliegenden Prognosen den größten Bevölkerungsverlust erfahren.
Auch die Verschiebung der Altersstruktur wird bis 2030 weiter voranschreiten, hin zu
einer älter werdenden Bevölkerung. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird nach Prognosen im Zeitraum von 2010 bis 2030 von 18,7 auf 16,4% weiter abnehmen. Gleichzeitig
wird auch der Anteil der 20 bis 65-Jährigen von 57,2% auf 49,6% zurückgehen. Der Anteil der ≥ 65-Jährigen wird hingegen zunehmen, von 24% in 2010 auf 24% in 2030.
Die mittlere Prognose sagt für die Gruppe der unter 20-Jährigen einen Rückgang um 29,1
% voraus. In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einer Veränderung von -934
EW. Auch in der VG Loreley nimmt die Gruppe 20 bis 65 Jahre weiter ab, um 29,9% bis
2030. Deutliche Veränderungen werden für die Bevölkerungsgruppe ≥ 65 Jahre vorausgesagt: Bei dieser Gruppe gehen die Prognosen von einer Zunahme um 14,6% aus.
IfR
44
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Tab. 17
Entwurf 12.3.2014
Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen 2010 bis 2030 für die VG
Loreley
Altersklasse
2010 (Anzahl)
2030 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
unter 20 Jahre
3.207
2.273
-934
-29,1
20 bis 65 Jahre
9.804
6.874
-2.930
-29,9
≥ 65 Jahre
4.116
4.716
600
14,6
17.127
13.863
3.264
-19,1
insgesamt
Quelle: Statistisches Landesamt RLP. Rheinland-Pfalz 2030. Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung
für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-LahnKreis. Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
3.3.7
Bevölkerungsprognose für die VG Bad Ems
Laut mittlerer Bevölkerungsvorausberechnung wird die Einwohnerzahl in der Verbandsgemeinde Bad Ems bis 2030 auf 14.775 schrumpfen. Ausgehend vom Jahr 2010 mit einer Einwohnerzahl von 16.530 geht die Bevölkerung bis 2030 um 10,6% zurück.
Die Verschiebung der Altersstruktur wird bis 2030 weiter voranschreiten, hin zu einer
älter werdenden Bevölkerung. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird nach Prognosen im
Zeitraum von 2010 bis 2030 von 17,2% auf 15,7% weiter abnehmen. Gleichzeitig wird
auch der Anteil der 20 bis 65-Jährigen von 58,5% auf 53,5% zurückgehen. Der Anteil der
≥ 65-Jährigen wird hingegen zunehmen, von 24,3% in 2010 auf 30,8% in 2030.
Die mittlere Prognose sagt für die Gruppe der unter 20-Jährigen einen Rückgang um 18,4
% voraus. In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einer Veränderung von -524
EW. Auch in der VG Bad Ems nimmt die Gruppe 20 bis 65 Jahre weiter ab, um 18,3% bis
2030. Veränderungen werden für die Bevölkerungsgruppe ≥ 65 Jahre vorausgesagt: Bei
dieser Gruppe gehen die Prognosen von einer Zunahme um 13,3% aus.
Tab. 18
Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen 2010 bis 2030 für die
Verbandsgemeinde Bad Ems
Altersklasse
2010 (Anzahl)
2030 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
unter 20 Jahre
2.847
2.323
-524
-18,4
20 bis 65 Jahre
9.664
7.898
-1.766
-18,3
≥ 65 Jahre
4.019
4.554
535
13,3
16.530
14.775
-1.755
-10,6
insgesamt
Quelle: Statistisches Landesamt RLP. Rheinland-Pfalz 2030. Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung
für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-LahnKreis. Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
3.3.8
Bevölkerungsprognose für die VG Nassau
Laut mittlerer Bevölkerungsvorausberechnung wird die Einwohnerzahl in der Verbandsgemeinde Nassau bis 2030 auf 9.704 schrumpfen. Ausgehend vom Jahr 2010 mit einer
Einwohnerzahl von 11.477 geht die Bevölkerung bis 2030 um 15,4% zurück.
IfR
45
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Die Verschiebung der Altersstruktur wird bis 2030 weiter voranschreiten, hin zu einer
älter werdenden Bevölkerung. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird nach Prognosen im
Zeitraum von 2010 bis 2030 von 18% auf 15,9% weiter abnehmen. Gleichzeitig wird
auch der Anteil der 20 bis 65-Jährigen von 59,2% auf 52% zurückgehen. Der Anteil der
≥ 65-Jährigen wird hingegen zunehmen, von 22,4% in 2010 auf 32,1% in 2030.
Die mittlere Prognose sagt für die Gruppe der unter 20-Jährigen einen Rückgang um 25,3
% voraus. In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einer Veränderung von -523
EW. Auch in der VG Nassau nimmt die Gruppe 20 bis 65 Jahre weiter ab, um 26,2% bis
2030. Veränderungen werden für die Bevölkerungsgruppe ≥ 65 Jahre vorausgesagt: Bei
dieser Gruppe gehen die Prognosen von einer Zunahme um 21,1% aus.
Tab. 19
Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen 2010 bis 2030 für die VG
Nassau
Altersklasse
2010 (Anzahl)
2030 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
unter 20 Jahre
2.069
1.546
-523
-25,3
20 bis 65 Jahre
6.837
5.045
-1.792
-26,2
≥ 65 Jahre
2.571
3.113
742
21,1
11.477
9.704
-1.773
-15,4
insgesamt
Quelle: Statistisches Landesamt RLP. Rheinland-Pfalz 2030. Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung
für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-LahnKreis. Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
3.3.9
Bevölkerungsprognose für die Stadt Lahnstein
Laut mittlerer Bevölkerungsvorausberechnung wird die Einwohnerzahl in der Stadt Lahnstein bis 2030 auf 16.150 schrumpfen. Ausgehend vom Jahr 2010 mit einer Einwohnerzahl von 17.870 geht die Bevölkerung bis 2030 um 9,6% zurück.
Die Verschiebung der Altersstruktur wird bis 2030 weiter voranschreiten, hin zu einer
älter werdenden Bevölkerung. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird nach Prognosen im
Zeitraum von 2010 bis 2030 von 16,9 auf 15,6% weiter abnehmen. Gleichzeitig wird
auch der Anteil der 20 bis 65-Jährigen von 58,1% auf 54,4% zurückgehen. Der Anteil der
≥ 65-Jährigen wird hingegen zunehmen, von 25% in 2010 auf 30% in 2030.
Die mittlere Prognose sagt für die Gruppe der unter 20-Jährigen einen Rückgang um 16,8
% voraus. In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einer Veränderung von -510
EW. Auch in der Stadt Lahnstein nimmt die Gruppe 20 bis 65 Jahre weiter ab, um 15,3%
bis 2030. Veränderungen werden für die Bevölkerungsgruppe ≥ 65 Jahre vorausgesagt:
Bei dieser Gruppe gehen die Prognosen von einer Zunahme um 8,4% aus.
IfR
46
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Tab. 20
Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen 2010 bis 2030 für die
Stadt Lahnstein
Altersklasse
2010 (Anzahl)
unter 20 Jahre
20 bis 65 Jahre
≥ 65 Jahre
insgesamt
Entwurf 12.3.2014
2030 (Anzahl)
Veränderung
(absolut)
Veränderung
(prozentual)
3.027
2.517
-510
-16,8
10.375
8.789
-1586
-15,3
4.468
4.844
376
8,4
17.870
16.150
-1.720
-9,6
Quelle: Statistisches Landesamt RLP. Rheinland-Pfalz 2030. Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung
für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-LahnKreis. Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
3.3.10
Gebietskörperschaften im Vergleich
Die dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung für die Gebietskörperschaften im
Rhein-Lahn-Kreis zeigt, dass sich die Teilräume im Kreis unterschiedlich entwickeln werden.
In allen Verbandsgemeinden und in der Stadt Lahnstein wird die Bevölkerung weiter
schrumpfen. Der Bevölkerungsrückgang bewegt sich im Zeitraum von 2010 bis 2030 zwischen 6,4% in der Verbandsgemeinde Diez und 19,1% in der Verbandsgemeinde Loreley
(ehem. VG Loreley und VG Braubach). Im gesamten Rhein-Lahn-Kreis wird die Bevölkerung im gleichen Zeitraum einen Bevölkerungsverlust von 10,8% erfahren.
Unterschiede lassen sich auch bei der Verschiebung der Altersstruktur in den einzelnen
Gebietskörperschaften erkennen. Der Anteil der unter 20-Jährigen reduziert sich durchweg in allen Teilräumen. Im Rhein-Lahn-Kreis nimmt diese Gruppe im Jahr 2030 noch
einen Anteil von 16% ein. Mit 15,6% hat die Stadt Lahnstein im Jahr 2030 den geringsten Anteil an unter 20-Jährigen, die Verbandgemeinde Katzenelnbogen mit 16,5% den
größten Anteil dieser Altersgruppe.
Auch der Anteil der 20 bis 65-Jährigen reduziert sich weiter. Lag dieser in allen Teilräumen im Jahr 2010 noch um die 60% (im Rhein-Lahn-Kreis: 59,2), so reduziert sich auch
dieser deutlich bis zum Jahr 2030 (Rhein-Lahn-Kreis: 53,3%).
Der Anteil der Altersgruppe ≥ 65 Jahre nimmt in allen Gebietskörperschaften zu. In der
VG Diez nimmt diese Altersgruppe im Jahr 2030 einen Anteil von 28,2% ein (2010:
20%), in der VG Loreley liegt der Anteil in 2030 bei 34% (2010: 24%).
IfR
47
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3.4
Entwurf 12.3.2014
Gesellschaftlicher Wandel („bunter“)
Neben dem „Bevölkerungsverlust“ und der „Alterung der Bevölkerung“ stellt die „Herterogenisierung“ die dritte Dimension des demographischen Wandels dar. Im Rahmen
der Heterogenisierung wächst zum einen der Anteil an internationalen Zuwanderern (Internationalisierung) und zum anderen gewinnt die Individualisierung der Haushalts- und
Lebensformen immer mehr an Bedeutung.35
3.4.1
Individualisierung: Veränderte Familien- und Arbeitssituation – Ganztagsbetreuung - Singularisierung
Die Situation der Familienstrukturen in Deutschland befindet sich im Wandel. Individualisierungstendenzen und die Pluralisierung der Lebensstile betreffen heute auch die kleinste Einheit des gesellschaftlichen Zusammenlebens – die Familie – und haben u.a. direkte
Auswirkungen auf den Bedarf und die Gestaltung von Kinderbetreuungsangeboten.
Im Jahr 2011 lebten in Deutschland 8,1 Mio. Familien mit Kindern unter 18 Jahren. Der
größte Anteil der minderjährigen Kinder lebt in Familien mit einem verheirateten Elternpaar (2011: 5,7 Mio. Familien), dies entspricht einem Anteil von 71 %. Im Vergleich zum
Jahr 1996 hat sich dieser Anteil um ca. ein Drittel reduziert. Im gleichen Zeitraum haben
sich die Familien in Lebensgemeinschaften (nichteheliche Lebensgemeinschaften, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften) fast verdoppelt (1996: 452.000; 2011: 743.000).
Auch die Zahl der Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil hat sich stark erhöht,
von 14 % auf 20 % der Familien mit Kindern unter 18 Jahren. Alleinerziehende Mütter
sind in der Überzahl.36
Auch die Erwerbssituation in den Familien hat in den letzten 15 Jahren einen Wandel
vollzogen. So ist der Anteil der Familien, in denen nur ein Elternteil, der Vater, erwerbstätig ist um 10 % gesunken, wohingegen die Erwerbsbeteiligung von Müttern gestiegen
ist. Auch die Zahl der teilzeitbeschäftigten Mütter ist im gleichen Zeitraum stark angestiegen - von 51 % im Jahr 1996 auf 70 % im Jahr 2010.37 Dementsprechend nimmt der
allgemeine Bedarf an Kinderbetreuung und an flexiblen Betreuungsangeboten zu.
Nach Untersuchungen des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) sehen Eltern in ländlichen als auch in städtischen Räumen grundsätzliche Verbesserungsbedarfe bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Diese beziehen sich auf Ganztagsbetreuungsangebote
von Kindergarten- und Schulkindern, sowie Mittagessen in der Schule oder während den
Betreuungszeiten.38
So haben sich – neben der eigentlichen Schule - auch im ländlichen Raum begleitende
Betreuungsangebote in bis dato nicht gekannter Zahl und Ausgestaltung entwickelt, die
den o.g. Erwartungen entsprechen sollen. Diese gewollte bzw. von der Schule zunehmend geforderte („G8“) Nachmittagsaktivität der Kinder und Jugendlichen hat Auswirkungen auf das Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen. Oft steht für individuelle
35
Friedrich & Schlömer (2013): Demographischer Wandel. Zur erstaunlich späten Konjunktur eines lang bekannten Phänomens. In: Geographische Rundschau 65, H.1., S. 51
36
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2012): Familienreport 2012, Leistungen, Wirkungen, Trends. S. 14
37
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2012): Familienreport 2012, Leistungen, Wirkungen, Trends. S. 71
38
Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (2013): Land In Form, Magazin für ländliche Räume. Familie
Land Leben. S. 17
IfR
48
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
oder vereinsgebundene Aktivitäten im Heimatort bzw. auch innerhalb der Familie nur
noch wenig Zeit zur Verfügung. Die möglichen Auswirkungen dieser Veränderungen bezogen auf die gerade für den ländlichen Raum enorm wichtige „Bleibeorientierung“ bzw.
„Rückkehrneigung“ der Kinder und Jugendlichen sind noch nicht absehbar (vgl. auch Kap.
5.8).
Individualisierung und Singularisierung
Bei dem Prozess der Individualisierung ist gleichzeitig auch von einer Singularisierung zu
sprechen.39 Bezieht sich Individualisierung primär nur auf die eigenständigere Gestaltung
der individuellen Lebensweise, bezeichnet die Singularisierung speziell die Lebensform
des Alleinlebens.40 Darunter fällt auch die Zunahme kleinerer und die Abnahme größerer
Haushalte. Immer mehr Menschen leben in kleineren privaten Haushalten. Ein- und
Zweipersonenhaushalte sind eindeutig zur dominierenden Haushaltsgröße in Deutschland
geworden. Vor allem im Alter steigt die Zahl an Singlehaushalten. Schon jetzt beträgt der
Anteil an Einpersonenhaushalten in Verdichtungsräumen und Großstädten mehr als 50
Prozent.41 Zusätzlich lässt sich aktuell auch ein besonders hoher Anstieg an Singlehaushalten in ländlichen Gebieten beobachten. 42
3.4.2
„Neue Medien“ und ihr Einfluss auf Kinder, Jugendliche und Schule
Kinder und Jugendliche stehen, wie auch die übrigen Bevölkerungsgruppen, unter dem
ständigen Einfluss der sich kontinuierlich ändernden Medienwelt. Die Nutzung des Internets in der Freizeit und der gezielte Einsatz des Mediums im Unterricht sind schon heute
eine Selbstverständlichkeit.

So nutzen im Jahr 2010 bereits 25 % der Kinder zwischen 6 und 7 Jahren „zumindest selten“ das
Internet. In der Gruppe der 12 bis 13-Järigen sind dies bereits schon 90%. Kinder und Jugendliche
nutzen das Internet als reine Informationsplattform, sehen Filme und Videos online, besuchen regelmäßig soziale Netzwerke (z.B. SchülerVZ, Facebook) und nutzen E-Mail, Chats und Instant
Messenger zur Kommunikation.
Die Nutzung des Internets von Kindern und Jugendlichen birgt vielerlei Risiken. Neben
dem Thema Datenschutz weisen auch die Konfrontation mit ungeeigneten Inhalten (Gewalt, Pornographie) oder Cybermobbing Gefährdungspotenziale auf mit denen sich neben
den Eltern v.a. die Schule auseinandersetzen muss. 43
Weitere Medien die bereits Einzug in die Kinderzimmer und die Schulen gehalten haben
sind Spielkonsolen und Handys.

Im Jahr 2010 besitzen bereits 14% der Kinder zwischen 6 und 7 Jahren ein Handy, in der Gruppe
der 12 bis 13-Jährigen sind 90 % in Besitz eines eigenen Handys.44
Das Fernsehen ist das am meisten genutzte Medium von Kindern und Jugendlichen.
39
Laux H.D: (2012): Deutschland im demographischen Wandel. Prozesse, Ursachen, Herausforderungen. In:
Geographische Rundschau 64, H. 7-8, S. 41
40
Wehrhan, R. u. V. Sander le Gall (2011): Bevölkerungsgeographie. Darmstadt, S. 61
41
Laux H.D: (2012): Deutschland im demographischen Wandel. Prozesse, Ursachen, Herausforderungen. In:
Geographische Rundschau 64, H. 7-8, S. 41
42
Sternberg, M. (2010): Alter(n) in ländlichen Räumen und demographischer Wandel. Eine Analyse in vier
deutschen Gemeinden. Studien zur Demographie und Bevölkerungsentwicklung Band 3., Hamburg, S. 96
43
Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest (2010): KIM-Studie 2010. Kinder + Medien, Compuer –
Internet, S. 30 ff.
44
Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest (2010): KIM-Studie 2010. Kinder + Medien, Compuer –
Internet, S. 52
IfR
49
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Nach Ergebnissen der KIM Studie sehen 76% der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 13 Jahren jeden Tag oder fast jeden Tag fern. Auch hier nimmt die Nutzungsdauer mit dem Alter zu.45
Studien zum Einfluss von Fernsehkonsum auf die kognitiven Fähigkeiten bei Kindern und
Jugendlichen zeigen, dass bei Vielsehern im Alter zwischen 3 und 5 Jahren (mehr als drei
Stunden täglich) deutliche Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten (Konzentration,
Lesefähigkeit, Sprachverständnis, mathematische Fähigkeiten) auftreten können. 46
Im Rahmen der Interviews zum KEK wurde von mehreren Seiten der Hinweis aufgenommen, dass in den letzten Jahren bei Einschulungsuntersuchungen gehäuft Auffälligkeiten
wie Sprachprobleme und Störungen der kognitiven Fähigkeiten festgestellt wurden.
DieGründe dafür werden u.a. in den genannten Entwicklungen gesehen.
Der richtige und gezielte Einsatz von Medien im privaten als auch im schulischen Bereich
stellt Eltern und Lehrer vor neue Herausforderungen. Der Förderung von Medienkompetenz kommt demnach eine entscheidende Rolle zu. Die Landesregierung Rheinland-Pfalz
hat vor diesem Hintergrund ein 10-Punkte-Programm „Medienkompetenz macht Schule“
entwickelt. Auch Schulen im Rhein-Lahn-Kreis haben als Projektschulen an diesem Programm teilgenommen:47
3.4.3
Internationalisierung
Internationale Wanderungsgewinne haben die eben genannten Trends der Bevölkerungsschrumpfung und der Alterung lange Zeit abgeschwächt oder sogar kompensiert, jedoch
hat sich auch zeitgleich die Zusammensetzung der Bevölkerung nachhaltig verändert. 48
Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs und einem Arbeitskräftemangel in der Bundesrepublik Deutschland wurden bereits 1955 erste Anwerbeverträge mit anderen Ländern abgeschlossen.49 Stammten die ersten Gastarbeiter in den 1960er und 1970er Jahren noch meist aus Südeuropa oder der Türkei, so kamen ab den 1980er Jahren auch
eine Vielzahl der Zuwanderer aus außereuropäischen Ländern, viele auch als Flüchtlinge.
Eine Gros der von den damals als Gastarbeitern angeworbenen Menschen blieben in
Deutschland und ließen ihre Familie nachziehen. Hinzu kamen diverse Spätaussiedler aus
Polen, Rumänien oder aus den heutigen Nachfolgestaaten der UdSSR. 50
Laut dem aktuellen Migrationsbericht lebten im Jahr 2011 circa 15.962.000 Personen mit
Migrationshintergrund im engeren Sinne in Deutschland. Als Personen mit Migrationshintergrund werden alle nach 1949 auf das Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland
Zugewanderten, sowie alle in Deutschland als Ausländer oder als Kinder von Zugewanderten geborene Personen, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit, bezeichnet. 51 Der
45
Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest (2010): KIM-Studie 2010. Kinder + Medien, Compuer –
Internet, S. 19
46
Der Einfluss des Fernsehens auf die geistige und emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Onlie
Zugriff: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MEDIEN/Fernsehwirkung.shtml (Stand Mai 2013)
47
Bildungsserver Medienkompetenz mach Schule RLP: Online-Angebot:
http://medienkompetenz.rlp.de/schulen.html (Stand Mai 2013)
48
Maretzke& Schlömer (2012): Was ist der demografische Wandel? In: Bundesanstalt für Landwirtschaft und
Ernährung. Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume [Hrsg.]: Chance! Demografischer Wandel vor Ort:
Ideen-Konzepte-Beispiele. Bonn, S. 8
49
Drepper-Cramer (2011): Der demographische Wandel in den Kommunen: Antizipatorische politische Entscheidungen angesichts struktureller Umbrüche. Uelvesbüll, S. 185
50
Friedrich & Schlömer (2013): Demographischer Wandel. Zur erstaunlich späten Konjunktur eines lang bekannten Phänomens. In: Geographische Rundschau 65, H.1, S. 53
51
Laux H.D: (2012): Deutschland im demographischen Wandel. Prozesse, Ursachen, Herausforderungen. In:
Geographische Rundschau 64, H. 7-8, S. 41
IfR
50
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund steigt weiter. Zusätzlich ist auch eine
steigende Variation der Vielfalt dieses Anteils an der Gesamtbevölkerung zu erkennen. 52
Im Rhein-Lahn-Kreis lebten im Jahre 2011 insgesamt 6.214 Ausländerinnen (3.205) und
Ausländer (3.009), dies entspricht einer Prozentanteil an der Gesamtbevölkerung von
5,1%. Die mit Abstand größte Gruppe stammt davon aus der Türkei (1.289), gefolgt von
Italien (517) und Polen (455). Diese Reihenfolge entspricht in etwa der durchschnittlichen Verteilung für das gesamt Land Rheinland-Pfalz. Hinzu kommen Zuwanderer aus
dem ehemaligen Jugoslawien (294), der Russischen Föderation (211) und Serbien (166).
Die Entwicklung des Anteils an der Gesamtbevölkerung entspricht in etwa jener der
Nachbarkreis SIM und MYK, die als typisch ländliche Räume hier auch deutlich unter dem
RLP-Durchschnittswert rangieren. Hier spielt der höhere Migrationsanteil in den Städten
die entscheidende Rolle.
Abb. 18
Anteil der
Ausländerinnen und
Ausländer an der
Gesamt-bevölkerung
im Vergleich [%]
Quelle:
Statistisches
Landesamt
Rheinland-Pfalz,
Datenstand
2011,
Zugriff Juni 201353
Zieht man die jüngsten Daten
der Kreisverwaltung hinzu zeigt sich ein deutlicher Anstieg der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Waren es zum Stichtag 31.12.2010 noch 6.093, so waren am
30.6.2013 schon 6.515 Menschen ausländischer Herkunft registriert. Dies entspricht einem Anstieg von fast 7% in 30 Monaten.54
52
Friedrich & Schlömer (2013): Demographischer Wandel. Zur erstaunlich späten Konjunktur eines lang bekannten Phänomens. In: Geographische Rundschau 65, H.1, S. 53
53
Datenquelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Datenstand 2011, Zugriff Juni 2013
54
Angaben der Kreisverwaltung, Hr. Nickel, August 2013
IfR
51
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
3.5
Entwurf 12.3.2014
„Weniger, älter, bunter“ im Rhein-Lahn-Kreis
Vom Publizisten Dr. Winfried Kösters bis zur Bundeskanzlerin hat sich das Motto „weniger
– älter – bunter“ zum Leitspruch des demografischen Wandels entwickelt.
Die damit plakativ ausgedrückten drei Dimensionen des demographischen Wandels …

„Bevölkerungsverlust“,

„Alterung der Bevölkerung“ und

„Heterogenisierung“ bzw. Pluralisierung der Lebensformen
… sollen nachfolgend für den Rhein-Lahn-Kreis verifiziert werden und die vorliegenden
Erkenntnisse zusammengefasst werden: Wir werden „weniger, älter, bunter“ – in welchem Maße und mit welchen lokalen Unterschieden?“
3.5.1
„weniger“
Die bisherige Entwicklung
Im Jahr 1962 lebten im Rhein-Lahn-Kreis 117.054 Menschen. Nach einem Bevölkerungszuwachs bis 1967 auf 120.821 EW schrumpfte die Zahl bis 1987 auf eine Einwohnerstärke von 115.748 zurück.
In den 90er Jahren erfuhr der Rhein-Lahn-Kreis – wie die meisten ländlichen Regionen in
Deutschland - einen erneuten Bevölkerungsanstieg und erreichte seinen Höchststand von
129.684 EW in 2002. Seitdem ist die Bevölkerungsentwicklung rückläufig. Dies bedeutet
von 2002 bis ins Jahr 2013 einen Rückgang um ca. 5,5%.
In den einzelnen Teilräumen des Kreises verlief die Bevölkerungsentwicklung (seit Beginn
der vorhandenen statistischen Daten 1962) bis 2002 sehr unterschiedlich. Während z.B.
die Stadt Lahnstein seit 1962 bereits kontinuierlich Einwohner verlor, hatte die VG
Hahnstätten bis 2002 einen permanenten (wenn auch über die Zeit unterschiedlich starken) Zugewinn an Einwohnern zu verzeichnen (vgl. Abb. 7).Seit 2002 nimmt nun aber in
allen Teilräumen des Kreises die Einwohnerzahl ab.
Die Dimension „weniger“ hat zwei Teil-Aspekte, die für die Bevölkerungsabnahme ausschlaggebend sind:
(a) Der natürliche Bevölkerungssaldo (Verhältnis Geburten zu Sterbefällen)
Der jährliche Saldo der natürlichen Bevölkerungsentwicklung ist im Betrachtungszeitraum
1975 bis 2011 für den gesamten Kreis durchgehend negativ, d. h. es starben jedes Jahr
mehr Menschen als Menschen geboren wurden(vgl. Abb. 4). Dieser „GestorbenenÜberschuss“ lag im Jahr 1975 bei -682 und erreichte im Jahr 2010 einen ähnlichen Wert
mit -625.
Vergleicht man die Entwicklung der Geburtenziffer (Geburtenzahl je 1000 Einwohner) im
Zeitraum 1975 bis 2011 in den einzelnen Gebietskörperschaften des Rhein-Lahn-Kreises
mit der des Kreises und des Landes Rhein-Land-Pfalz, so zeigen sich deutliche Unterschiede.
Die Geburtenziffer unterliegt starken Schwankungen. Im Durchschnitt liegt die jährliche
Geburtenziffer im Rhein-Lahn-Kreis bei 9,1 (Rheinland-Pfalz: 9,9). Insgesamt wird deutlich, dass die Geburtenziffern in den Gebietskörperschafen im Rhein-Lahn-Kreis zu Beginn der Beobachtung im Jahr 1975 und im Jahr 2011 unter der des Landes RheinlandPfalz liegen.
Eine Ausnahme stellt das Gebiet der Verbandsgemeinde Nastätten dar. Die Geburtenziffer der Verbandsgemeinde Nastätten (10,6) und der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen
IfR
52
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
(10,5) liegen über dem Landes- und Kreisdurchschnitt. Beide Verbandsgemeinden profitieren hier u.a. noch von Zuzügen der letzten Jahre, die auch mit der relativen Nähe zur
Rhein-Main-Region in Verbindung gebracht werden können.
Für die Zahl der Geborenen ist neben der Geburtenziffer auch die Zahl der Frauen im
Alter zwischen 26 und 35 Jahren von Bedeutung. Die Geburtenhäufigkeit ist gegenwärtig
bei Frauen dieser Altersspanne am höchsten55.
So liegt die jährliche Geburtenziffer seit Ende der 1990er Jahre relativ konstant bei 1,4
Kindern je Frau. Da im gleichen Zeitraum jedoch die Zahl der potentiellen Mütter im Alter
zwischen 26 und 35 Jahren stark zurückging, sank die Gesamtzahl der Geburten. In den
kommenden Jahren wird die Zahl der Frauen zwischen 26 und 35 Jahren noch relativ
stabil bleiben. Nach 2020 wird diese Altersgruppe jedoch entlang der zu erwartenden
Verschiebung in den Altersgruppen deutlich schrumpfen, wodurch ein erneutes Geburtentief entstehen kann56.
Eine Umkehr dieser Entwicklung kann langfristig und in immer stärkerem Maße nur durch
einen Anstieg der Geburtenhäufigkeit erfolgen. Ausgleichende Effekte durch Zuzüge müssen demnach immer stärker ausfallen, sollen sie noch eine Wirkung auf die Bevölkerungszahl entfalten.
(b) Der Wanderungssaldo (das Verhältnis von Zuzügen in den Kreis zu Fortzügen aus
dem Kreis)
Der Wanderungssaldo für den gesamten Rhein-Lahn-Kreis ist ab 1978 positiv und fällt
lediglich im „Ausnahmejahr“ 1987 ins Negative. Mit dem Jahr 1988 beginnt eine Phase
stetiger (wenn auch geringer werdender) Wanderungsgewinne. Von 1989 bis 1991 befördern die „Zusatzeffekte“ Spätaussiedlung und Deutsche Einheit die Wanderungsgewinne
auf Höchststände.
Noch bis in das Jahr 2003 verläuft die Kurve dann durchweg positiv und fällt erst in den
darauf folgenden Jahren ins Negative (in den Jahren 2006 und 2007 unter den Saldo der
natürlichen Bevölkerungsbewegung).
Der Vergleich der Wanderungssalden je 1000 Einwohner in den einzelnen Gebietskörperschaften des Rhein-Lahn-Kreises und des Landes Rhein-Land-Pfalz zeigt einige Schwankungen. Der Anstieg der Wanderungssalden in den Jahren 1989 bis Mitte der 90er Jahre
folgt in fast allen Gebietskörperschaften dem landesweiten Trend und übersteigt diesen
teilweise.
Diese Entwicklung war - neben anderen Gründen - auf die Wiedervereinigung Deutschlands zurückzuführen (vgl. Kap. 3.1.3, S. 23).Nach dieser Phase ist ein Negativ-Trend zu
beobachten, mit einigen „Ausreißern“ nach oben, z.B.1997in der VG Diez, 1999 VG Nassau oder 2011 in der VG Katzenelnbogen.
Das entscheidende Jahr der Trendwende war das Jahr 2004. Seit diesem Jahr ist ein
permanenter, leicht negativer Wanderungssaldo festzustellen. Für einen ländlichen
Raum, der per se durch Schaffung von Baumöglichkeiten sowie dem Ausbau der Infrastruktur im Bereich Bildung und Betreuung Voraussetzungen für Zuzug (und Bleiben!)
geschaffen hat, ist dies eine kritische Entwicklung – zumal vor dem Hintergrund der oben
beschriebenen Geburtenentwicklung.
55
Statistisches Bundesamt;
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Geburten/Geburten.html
56
Statistisches Bundesamt;
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Geburten/Geburten.html
IfR
53
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Im Jahr 2011 weisen die meisten Gebietskörperschaften einen negativen Wanderungssaldo je 1000 EW auf.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass seit ca. 12 Jahren der Faktor „Weniger“ im gesamten Rhein-Lahn-Kreis angekommen ist, in Teilräumen bereits schon früher.
Die weitere Entwicklung
Die dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung für die Gebietskörperschaften im
Rhein-Lahn-Kreis zeigt, dass sich die Teilräume im Kreis unterschiedlich entwickeln werden.
In allen Verbandsgemeinden und in der Stadt Lahnstein wird die Bevölkerung weiter
schrumpfen. Der Bevölkerungsrückgang bewegt sich im Zeitraum von 2010 bis 2030 zwischen 6,4% in der Verbandsgemeinde Diez und 19,1% in der Verbandsgemeinde Loreley
(ehem. VG Loreley und VG Braubach). Im gesamten Rhein-Lahn-Kreis wird die Bevölkerung im gleichen Zeitraum einen Bevölkerungsverlust von etwa 11 % erfahren, womit die
Bevölkerung von heute 122.000 auf dann etwa 110.000 Menschen sinken wird. Für das
Jahr 2060 gehen die Prognosen von einem Gesamtrückgang von 20 bis 30% gegenüber
2010 aus, womit der Rhein-Lahn-Kreis im Bereich oder unterhalb der „Marke“ von
100.000 Einwohnern liegen würde.
Die Trends, die dies bedingen, sind nach heutigem Ermessen stabil: Der „natürliche Saldo“ ist seit 1975 negativ (sehr stabile Geburtenraten bundesweit), der „Wanderungssaldo“ ist seit 2004 leicht negativ. Des Weiteren verstärken sich die Trends selbst, z.B. können „Kinder, die heute nicht geboren werden, morgen keine Kinder bekommen“.
Es kann aus diesen Gründen davon ausgegangen werden, dass trotz aller Unsicherheiten
die angeführten Prognosen eintreffen werden.
Eine Beeinflussung dieser Entwicklung ….
…. über Geburtenziffer (kaum beeinflussbar)
… über regionalen Zuzug (in geringem bis mittleren Maße beeinflussbar)
… über überregionalen / internationalen Zuzug (in geringem bis mittleren Maße beeinflussbar)
… über Sicherung der Bestandsbevölkerung (in mittlerem Maße beeinflussbar)
… ist insgesamt nur in geringem Maße möglich.
Mögliche „Zusatzeffekte „von außen“ sind für den Rhein-Lahn-Kreis noch nicht erkennbar
aber auch nicht ausgeschlossen. So ist zwar im Zusammenhang mit der sog. „Wirtschafts- und Finanzkrise“ die Zuwanderung nach Deutschland, v.a. aus Südeuropa, in
letzter Zeit stark angestiegen. Laut statistischem Bundesamt zogen im vergangenen Jahr
1,08 Millionen Menschen nach Deutschland - so viele wie vor 17 Jahren. 765.000 Zuwanderer kamen aus europäischen Ländern, besonders aus Süd- und Osteuropa. 2012 zogen
369.000 Menschen mehr nach Deutschland als fort (höchster Wert seit 1995). 57
57
Die Zuwanderung nahm nach Angaben des Statistikamtes hauptsächlich aus den Ländern der Europäischen
Union (EU) zu. Vor allem aus den südeuropäischen Euro-Staaten mit Arbeitslosenquoten von mehr als 50 Prozent kamen wie bereits 2011 deutlich mehr Zuwanderer. Aus Spanien kamen 9000 oder 45 Prozent mehr Einwanderer. Aus Griechenland (plus 10.000) und Portugal (plus 4000) kamen jeweils 43 Prozent mehr, aus Italien
(12.000) 40 Prozent mehr. Die meisten ausländischen Zuwanderer stammen aus Polen (68.100), Rumänien
(45.700), Ungarn (26.200) und Bulgarien (25.000).
IfR
54
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Deutschland verzeichnet erst seit 2010 wieder einen positiven Wanderungsüberschuss
zwischen Zu- und Fortzügen. Insgesamt zogen demnach 2012 1,081 Millionen Ausländer
und Deutsche nach Deutschland, während 712.000 Menschen das Land verließen. Die
Zuzüge stiegen um 13 Prozent. Ob die Einwanderer erwerbstätig sind, ergibt sich aus der
Statistik nicht. Von diesen Zuzügen profitieren in erster Linie die urbanen und suburbanen Räume. Die ländlichen Regionen können (noch) keine merklichen Wanderungsgewinne aus diesem Trend ziehen.
Für den Rhein-Lahn-Kreis wird sich - insgesamt betrachtet – die Entwicklung zum “weniger“ fortsetzen. Dabei gilt es zum einen die Herausforderungen anzunehmen, die in der
neuen Situation liegen. „Weniger“ muss keinesfalls direkt „schlechter“ bedeuten. Jedoch
wird es zunehmend notwendig sein, die Tragfähigkeiten von Strukturen und Leistungen
noch genauer zu hinterfragen und hier auch neue und unbequeme Lösungen zu finden.
3.5.2
„älter“
Die bisherige Entwicklung
Neben der Veränderung der Bevölkerungszahl kam es bereits in der Vergangenheit zu
einer Verschiebung der Altersstruktur. Der Anteil der unter 20-Jährigen hat im Zeitraum
von 2002 bis 2011 von 21,3% der Gesamtbevölkerung auf 18,4% abgenommen. Gleichzeitig kam es zu einer Zunahme des Anteils der ≥ 65-Jährigen von 19,2% der Gesamtbevölkerung auf 22,2%.
Im Vergleich zum Land Rheinland-Pfalz ist die Bevölkerung im Rhein-Lahn-Kreis älter –
landesweit hat sich der Anteil der unter 20-Jährigen von 21,4 auf 18,8% der Bevölkerung
verringert, wohingegen der Anteil der ≥ 65-Jährigenvon 18,2% auf 20,6% gestiegen ist.
Betrachtet man die absoluten Bevölkerungszahlen in den Altersklassen im gesamten
Rhein-Lahn-Kreis, so zeigt sich folgendes Bild: Sowohl die Altersklasse der unter 20Jährigen als auch die Altersklasse der 20- bis 65-Jährigen hat von 2002 bis 2011 abgenommen, um 5090 und 4375 Personen, wohingegen die Altersklasse der ≥ 65-Jährigen
um 2396 Personen zugenommen hat.
Damit hat die Altersklasse der unter 20-Jährigen um 18,43% deutlich und die der 20- bis
65-Jährigen um 5,67% abgenommen, die der ≥ 65-Jährigen hat dahingegen um 9,64%
zugenommen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Rhein-Lahn-Kreis bereits deutlich
„älter“ geworden ist. Blickt man in die Zukunft, verstärkt sich dieses Bild enorm.
Folgende Faktoren sind letztlich für zwei Veränderungen bestimmend:
a) Steigende Lebenserwartung
Der positiv zu wertende Faktor der steigenden Lebenserwartung wirkt sich entsprechend
auf die Größe der Gruppe der älteren Menschen aus.
b) niedrige Geburtenziffer
Der bereits unter 3.5.1 beschriebene, stabile Faktor der niedrigen Geburtenziffer bzw.
der Geburtenrate führt zu einer Verringerung der Gruppe der jungen Menschen. Wie bereits beschrieben treten hier sich selbst verstärkende Effekte auf, indem Nachkommen
nicht vorhandener Generationen ebenfalls „ausbleiben“.
Die weitere Entwicklung
Die Verschiebung der Altersstruktur wird bis 2030 weiter voranschreiten, hin zu einer
älter werdenden Bevölkerung. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird nach Prognosen im
Zeitraum von 2010 bis 2030 von 18,8% auf 16% weiter abnehmen. Gleichzeitig wird
IfR
55
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
auch der Anteil der 20 bis 65-Jährigen von 59,2% auf 53,3% zurückgehen. Der Anteil der
≥ 65-Jährigen wird zunehmen, von 22% in 2010 auf 30,7% in 2030.
Die mittlere Prognose sagt für die Gruppe der unter 20-Jährigen einen Rückgang um 24
% voraus. In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einer Veränderung von 5.567 EW. Auch für die Gruppe der 20 bis 65-Jährigen kann man nach den vorliegenden
Prognosen von einem Rückgang von 19,6% ausgehen (absolut -14.358 EW).
Der Anstieg der Zahl der Gruppen ≥ 65-Jährigen wird weiter fortgesetzt. Bis zum Jahr
2030 gehen die Prognosen von einer Zunahme dieser Gruppe um 24,3% aus (absolut:
6621 EW).
Unterschiede in der erwarteten Verschiebung der Altersstruktur lassen sich in den einzelnen Gebietskörperschaften erkennen. Mit 15,6% hat die Stadt Lahnstein im Jahr 2030
den geringsten Anteil an unter 20-Jährigen, die Verbandgemeinde Katzenelnbogen mit
16,5% den größten Anteil dieser Altersgruppe. Als weitere Beispiele seien genannt: In
der VG Diez nimmt die Altersgruppe über 65-jährigen im Jahr 2030 einen Anteil von
28,2% ein (2010: 20%), in der VG Loreley liegt der Anteil in 2030 bei 34% (2010: 24%).
Die Veränderungen (ca. 24 % weniger Menschen „U 20“ und gleichzeitig ca. 24 % mehr
Menschen „Ü 65“ in 2030 gegenüber 2010) legen prägnant dar, welches Ausmaß die
Herausforderungen auf die Region im Aspekt „älter“ annehmen werden.
3.5.3
„bunter“
Neben dem „Bevölkerungsverlust“ und der „Alterung der Bevölkerung“ stellt die „Heterogenisierung“ die dritte Dimension des demographischen Wandels im Rhein-Lahn-Kreis
dar. Während für den Bevölkerungsverlust und die Alterung der Gesellschaft die angeführten Zahlen sehr gut die Situation und die Prognosen abbilden, ist die Heterogenisierung weit schwieriger (er-)fassbar.
Klar ist, dass im Rahmen der Heterogenisierung zum einen der Anteil an internationalen
Zuwanderern (Internationalisierung) wächst und zum anderen die Individualisierung der
Haushalts- und Lebensformen immer mehr an Bedeutung gewinnt (vgl. Kap. 3.4). Darüber hinaus spielen allgemeine gesellschaftliche Trends und Entwicklungen eine Rolle, die
in vorliegendem KEK auch im „strategischen Weg“ (Kap. 8) angerissen sind.
Nachfolgend sind die augenfälligsten Faktoren überblickartig zusammengefasst:
a) Internationalisierung

Im Rhein-Lahn-Kreis lebten im Jahre 2013 etwa 6.800 Ausländerinnen und
Ausländer, dies entspricht einer Prozentanteil an der Gesamtbevölkerung von
etwa 5 %. Die Entwicklung des Anteils an der Gesamtbevölkerung entspricht in
etwa jener der Nachbarkreis SIM und MYK, die als typisch ländliche Räume hier
auch deutlich unter dem RLP-Durchschnittswert rangieren. Hier spielt der höhere
Migrationsanteil in den Städten die entscheidende Rolle.
b) Veränderung der Familienstrukturen

mehr nichteheliche Lebensgemeinschaften

mehr gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften

mehr kinderlose Paare

mehr alleinerziehende Eltern.

neue „Familienformen“ wie die sog. „ multilokale Familie“ (Mitglieder wohnen weit
voneinander entfernt) oder die „Bohnenstangenfamilie“ (Stammbaum hat kaum
„Seitenäste“ mehr, durch Fehlen von Onkeln, Tanten, Cousins und Cousinen).
c) Veränderung der Erwerbssituation in Familien
IfR
56
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

Anstieg der Familien, in denen beide Eltern erwerbstätig sind

Anstieg der teilzeitbeschäftigten Mütter

Anstieg der Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind

Anstieg von prekären Beschäftigungsverhältnissen etc.
d) Individualisierung

Eigenständigere Gestaltung der individuellen Lebensweise (s.u. auch die weiteren
gesellschaftlichen Trends)
e) Singularisierung

Mehr allein lebende Menschen, hiermit verbunden auch die Zunahme kleinerer
und die Abnahme größerer Haushalte.
f) „Neue Medien“ und ihr Einfluss …

… insbesondere, aber nicht nur auf Kinder und Jugendliche

Gewachsene Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten,
Wissen und Vernetzungsmöglichkeiten im globalen Maßstab

Bedeutungsabnahme
Regionalzeitungen
lokaler
und
regionaler
verfügbares
Informationswege,
z.B.
g) starke Betonung materieller Werte, Streben nach „Mehr“

Verlust an Wertschätzung für immaterielle Werte

ständige Verfügbarkeit von einer immer breiteren Vielfalt von Produkten,
Konsumgütern und Dienstleistungen

Abnahme der Fähigkeit, Bestehendes und Vorhandenes Wert zu schätzen
h) hohe allgemeine Mobilität …

… und dadurch zahlreiche Wahlmöglichkeiten und Entscheidungsfreiheit beim
Einkauf von Produkten und bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen
j) „globale“ Orientierung in Bezug auf viele Fragen der Lebensgestaltung

regionale und lokale Bezüge verlieren an Bedeutung
k) Allgemeine „Schnelllebigkeit“

„Informations- und Reizüberflutung“

Probleme der „Sortierung“ von „Was ist wirklich wichtig?“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung hin zum „bunter“ für den
Rhein-Lahn-Kreis – wie für alle ländlichen Räume - große Herausforderungen aber auch
große Chancen mit sich bringt. Während das „bunter“ in städtischen Räumen deutlich
früher und intensiver „angekommen“ ist und „angenommen“ wurde, können ländliche
Räume hier noch Entwicklungsschritte beschreiten, die sie im positiven Fall auch von andern Regionen abheben können.
Dabei geht es darum, den Menschen (seine Bedürfnisse, sein Engagement) in den Mittelpunkt zu stellen und eine Vielfalt der Lebensformen zu ermöglichen. Willkommenskultur
ist dabei nur ein Stichwort. Ein konsequentes Annehmen des „bunter“ wird damit zur
strategischen Aufgabe der Kreisentwicklung (vgl. auch Kap. 8.4.5 „Alle Menschen mitnehmen - Integration und Inklusion“) und kann auch ein Weg sein, dem „weniger“ zu
begegnen.
IfR
57
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
4
Entwurf 12.3.2014
Methodik von Bestandsaufnahme und SWOT
Die „Stärken-Schwächen-Chancen-Risiko“-Analyse liefert das „Fundament“ für die weitere Diskussion der einzelnen Handlungsansätze der Entwicklungsstrategie für den RheinLahn-Kreis. Die Analyse wird nachfolgend der einfacheren Lesbarkeit halber als „SWOT“Analyse bezeichnet, was der - auch in Deutschland geläufigen - Abkürzung der englischsprachigen Bezeichnung entspricht („strenghts-weaknesses-opportunities-threads“).
4.1
Aufbau
Das KEK Rhein-Lahn verzichtet auf ein eigenes Hauptkapitel zu einer „wertfreien“ Bestandsaufnahme. Die Beschreibung der Ausgangssituation ist also direkt in die SWOT
integriert.
Zum Abschluss eines jeden thematischen SWOT-Unterkapitels folgt dann die tabellarische
SWOT-Übersicht sowie ein Kapitel.
In jeder SWOT-Analyse stellt sich die Frage der Abgrenzung der zu betrachtenden Themenbereiche. Diese sind immer auch abhängig von den spezifischen Schwerpunkten im
Projektgebiet. Hier wird es immer Überschneidungen zwischen den einzelnen Themenfeldern geben, auf die im Einzelnen hingewiesen und ggf. querverwiesen wird.
4.2
Maßstäbe der Bewertung
Die Grundfrage einer jeder Stärken-Schwächen-Betrachtung lautet: „Welchen Maßstab
setzen wir eigentlich an, wenn wir vorhandene Ausstattungen im Rhein-Lahn-Kreis bewerten?“
Eine praktikable Lösung bietet der Vergleich mit vergleichbaren Räumen. Hierzu ziehen
wir in den nachfolgenden Betrachtungen die unmittelbaren Nachbarkreise heran:

Landkreis Mayen Koblenz (MYK)

Landkreis Westerwald (WW)

Landkreis Rhein-Hunsrück (SIM)
Ein Vergleich mit den Landkreisen Limburg-Weilburg und Rheingau-Taunus ist aufgrund
der unterschiedlichen Datenstrukturen nur in einigen Fällen möglich.
Hinzu kommt der Vergleich mit dem Mittelwert der Landkreise in Rheinland-Pfalz, dem
Mittelwert des kompletten Landes und zuletzt mit dem Mittelwert der kreisfreien Städte.
Gerade der letzte Vergleich soll in keinem Fall zu der Aussage führen, dass sich der
Rhein-Lahn-Kreis oder irgendeine ländliche Gebietskörperschaft mit den städtischen Bereichen „messen“ lassen kann oder soll. Es geht auch nicht darum, Versorgungsstandards
städtischer Räume im ländlichen Raum zu erreichen.
Ziel ist es vielmehr, klar aufzuzeigen, dass „Land“ und „Stadt“ in nahezu allen Aspekten
große Unterschiede aufweisen. Hier gilt es, deutlich zu machen, dass die Stärken und
Potenziale des ländlichen Raumes von jeher Andere waren und sind, als jene der Städte.
Das muss v.a. dann Berücksichtigung finden, wenn in der weiteren Konzeption die Entwicklungsstrategien zur Erreichung des Verfassungszieles der „Herstellung gleichwertiger
Lebensverhältnisse" (Artikel 72 Absatz GG) formuliert werden.
Aber: Das ist nur die halbe Lösung. Die Frage bleibt: Wo liegt das eigene, oftmals individuell sehr unterschiedlich ausgeprägte und auch wandelbare Maß dafür, ob z.B. eine Versorgungsleistung „stark“ oder „schwach“ ausgeprägt ist?
IfR
58
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Jahrzehnte des Wachstums auch der ländlichen Regionen haben gerade diese Wahrnehmung sehr in die Höhe wachsen lassen.
Wichtig ist: Der Blick auf die Nachbarregionen oder andere Bezugsräume ist dabei nur
der Beginn einer „Bewusstmachung“ des eigenen Status. Diese Bewusstmachung kann
und muss in der Region fortgeführt werden, um letztlich aus dem Bewusstsein auch
Wertschätzung entstehen zu lassen.
4.3
Blickwinkel und Quellen
Auch hängt die Einordnung davon ab, wer die Bewertung vornimmt. Zumal in der konzeptionellen Regionalentwicklung immer nur eine Minderheit der Interpretationen auf
Basis von „harten Daten“ (Statistiken, etc.) beruhen wird, da sonst die direkten Einschätzungen von Akteuren zu kurz kämen.
Daher wurde bei der Erarbeitung der SWOT großer Wert darauf gelegt, möglichst viele
Einschätzungen zu hören. Die einzelnen Quellen sind jeweils in den Textpassagen benannt. Generell wurden in die SWOT folgende Bausteine eingearbeitet:

(a) Expertengespräche mit den Bürgermeistern der Verbandsgemeinden / Stadt
Lahnstein

(b) Expertengespräche
Kreisverwaltung

(c) Expertengespräche mit den Vertretern von IHK, HWK, KHS, ausgewählten
Vertretern der Unternehmerschaft

(d) Rückmeldungen der Fragebogen-Aktion aus den Ortsgemeinden

(e) Hinweise und Diskussionen in der Lenkungs- und Steuerungsgruppe

(f) Recherchen in vorhandenen Konzeptionen, Fachplanungen und weiteren
Informationsmaterialien
4.4
mit
den
Leitungen
der
Fachabteilungen
der
Bewertung aus der Problemlage oder aus einem Zukunftsbild heraus
Ob etwas als Chance für die Entwicklung des Kreisgebietes bzw. eines Teilraumes angesehen wird, hängt zum einen von der heute vorhandenen Ausprägung ab (wo steht das
Projektgebiet, auch im Vergleich zu ähnlich strukturierten Räumen), genauso aber auch
davon, welche Entwicklungsvorstellung, welche Vision, welches Zukunftsbild man für das
Projektgebiet zugrunde legt.
Die Entwicklung von Gedanken über ein solches Zukunftsbild ist ein Prozess, der quasi
„automatisch“ im Zuge der Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes mit startet und
klassischerweise am Ende einer Konzeption steht: „Ich kenne meine Stärken und Chancen, auf welchen baue ich mein Zukunftsbild auf?“
Aber auch der umgekehrte Weg – soz. unter Zuhilfenahme eines „provisorischen“ Zukunftsbildes“ ist machbar: Gerade die Einschätzung, ob etwas eine Chance sein kann
oder nicht, ist eher möglich, wenn man die SWOT nicht wie bislang häufig üblich, allein
aus der Problemlage sondern zusätzlich aus einem Zukunftsbild heraus erarbeitet: „Ich
kenne mein Ziel, was hilft mir dabei es zu erreichen?“ Vereinfachte Beispiele wären „gesunde Region“, „aktive Region“ oder wirtschaftsstarke Region“ (vgl. hierzu auch Kap.
7.14.3 „Projekt: Entwicklung von regionalen Leitlinien / eines regionalen Leitbildes“).
Die Vielschichtigkeit des Kreises, seiner Bezüge und Merkmale, bieten kein „naheliegendes“ gemeinsames Zukunftsbild an. Ein solches Bild liegt eher in der Verfolgung einer
oder mehrerer gemeinsamer Aufgaben, wie sie in Kapitel 8.4 beschrieben werden.
IfR
59
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
4.5
Entwurf 12.3.2014
Unterschiedliche Orte und Raumstruktur
Gerade das Gebiet eines Kreises kann in sich nicht homogen sein. Zum Einen gibt es eine
Vielzahl unterschiedlicher Ortstypen, zum Zweiten historisch gewachsene Teilräume, die
für die regionale Entwicklung eine entscheidende Rolle spielen.
Es ist nur in den seltenen Fällen möglich, allen Ortsgemeinden im Rhein-Lahn-Kreis (die
Stadtteile und Ortsteile kämen noch hinzu) „pauschale“ Stärken und Schwächen zuzuordnen, die ohne Ausnahme für alle Orte im Gebiet gelten können.
An dieser Stelle ist es denkbar, in der SWOT eine methodische Differenzierung und Einordnung der einzelnen Gemeinden anzuwenden. Eine solche raumstrukturelle Differenzierung diente im REK Diez-Montabaur als Arbeitsinstrument …



… zur strukturellen Einordnung der unterschiedlichen Orte im Projektgebiet
… zur Vereinfachung der Lesbarkeit (statt: „in den eher ländlich geprägten, weniger zentralen Orten
…“)
… zur vereinfachten Darstellung differenzierter Handlungsansätze (Projekte) für unterschiedliche
Ortstypen und zwischen unterschiedlichen Ortstypen: „nicht jeder muss alles machen“
Als Differenzierungsmerkmale wurden im REK die „Zentralität“, die „Funktionalität“ sowie
das „Verhältnis von Eigenentwicklung zu Entwicklung von außen“ der Orte herangezogen.
Die Orte im Projektgebiet wurden unter diesen Merkmalen drei „Typen“ zugewiesen.
Für das KEK Rhein-Lahn wird eine solche Raumstrukturelle Gliederung nicht angewendet.
Hauptgrund hierfür ist die größere Bandbreite unterschiedlicher Typen von Orten, die
mindestens eine vier-stufige oder noch stärkere Differenzierung nötig machen würde.
Der Effekt der Vereinfachung wäre damit nicht mehr gegeben.
IfR
60
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
5
Bestandsaufnahme und Stärken-Schwächen-Analyse
5.1
Verkehrliche Anbindung und Mobilität
Neben einem dichten Straßennetz unterschiedlicher Klassifizierungen, welches die Grundlage für den motorisierten Individualverkehr (MIV) sowie den straßengebundenen ÖPNV
(Busverkehr) und Taxi-/Mietwagen-Verkehr darstellt, verfügt der Kreis über überregionale Schienenverbindungen sowie den Rhein und die Lahn als Wasserstraßen. Der öffentliche Personennahverkehr stützt sich, wie in nahezu allen ländlich geprägten Regionen, auf
den Schienen- und Busverkehr. Der Güterverkehr im Kreis verteilt sich auf Straßen,
Schienen und Wasserstraßen.
Die räumlichen Gesamtplanungen LEP IV und der Regionale Raumordnungsplan enthalten
Aussagen zu Sicherung und Fortentwicklung der Verkehrsinfrastruktur.
5.1.1
Bundes- und Landesstraßennetz
Durch das Gebiet des Rhein-Lahn-Kreises verläuft selbst nur ein sehr kurzes Stück Bundesautobahn, eine Anschlussstelle auf Kreisgebiet gibt es nicht. Die Bundesautobahn 3
verläuft an der nord-östlichen Grenze des Rhein-Lahn-Kreises und schließt diesen an die
über die nächst gelegenen Auffahrten bei Görgeshausen (Westerwaldkreis) und Limburg
(Hessen) an das großräumige Autobahnnetz an 58. Auch die Auffahrt Montabaur ist für
viele PKW-Nutzer im Kreis relevant.
Die weiteren überregionalen Straßenverbindungen im Überblick:

parallel zum Rhein (B 42)

zwischen St. Goarshausen über Nastätten nach „Zollhaus“(B 274)

von Lahnstein über Bad Ems südlich in Richtung Hessen (B 260, sog.
„Bäderstraße)

von Diez aus in Richtung Süden (B 54) 59

Die B 417 verbindet Nassau mit Diez. Zur Entlastung der Innenstadt von Diez ist
hier ein Tunnel vorgesehen60
Der RROP beschreibt darüber hinaus weitere zwei Ausbau-Projekte61:

Die B 54 Südumgehung Diez/Limburg mit Querspange Holzheim soll begonnen
bzw. weitergeführt werden

Der leistungssteigernde Ausbau der L 335, mit den Umgehungen der Orte
Marienfels und Miehlen soll begonnen werden
Eine Veränderung der Autobahn-Infrastruktur im Nahbereich des Kreises ist mittelfristig
nicht vorgesehen bzw. zu erwarten. Eine umso größere Bedeutung kommt den „Anschlüssen“ an die, wichtigen Nord-Süd-Achsen BAB 3 und BAB 61 zu. Diese sind aus weiten Teilen des Kreisgebietes aus heutiger Sicht nicht ideal. Dies betrifft …
58
Ministerium des Inneren und für Sport: LEP IV, Karte
Ministerium des Inneren und für Sport: LEP IV, Karte
60
Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald: RROP
61
Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald: RROP
59
IfR
funktionales Verkehrsnetz,
funktionales Verkehrsnetz,
Mittelrhein-Westerwald, S.
Mittelrhein-Westerwald, S.
S. 148
S. 148
35 und S. 62
61
61
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

… die Erreichbarkeit der BAB 3 aus Richtung Hahnstätten, Katzenelnbogen,
Nastätten und der südlichen VG Diez

… die Erreichbarkeit
Katzenelnbogen
5.1.2
der
BAB
61
aus
Richtung
Loreley,
Nastätten
und
Kreis- und Gemeindestraßen62
Ergänzt wird das überregionale Straßennetz durch ein dichtes Netz an Kreis- und Gemeinde-straßen. Im Rhein-Lahn-Kreis ist das Zentrale Grundstücks- und Gebäudemanagement (ZGG) für den Bau und die Unterhaltung der Kreisstraßen zuständig. Teile dieser Aufgabe, wie Planung, Bau und Betrieb, obliegen gemäß § 49 Abs. 3 Landesstraßengesetz (LStrG) der unteren Straßenbaubehörde, dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) in
Diez.
Die Kreisstraßen werden regelmäßig, so zuletzt in 2011, befahren, um den Straßenzustand auf einer Skala von 1 – 4,5 zu bewerten. Anhand der Ergebnisse aus der Zustandsbewertung und nach Abstimmung mit den Verbandsgemeinden und Ortsgemeinden erarbeitet die Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem LBM ein 5-JahresBaupogramm nach Prioritäten.
Der Fokus der Ausbauplanung liegt auf dem Bereich der freien Strecke, um den vorhandenen Unfallproblematiken entgegenzuwirken. Darüber hinaus soll i. d. R. eine Ortsdurchfahrt pro Jahr in Angriff genommen werden.
Das Ziel des Kreises ist es dabei ein größtmögliches Straßenbau-Volumen pro Jahr in Höhe des Werteverzehrs aus der Abschreibung zu realisieren, um so einem Investitionsstau
entgegenzuwirken.
Grundsätzlich soll das Kreis- und Gemeindestraßennetz so beibehalten werden. Die Priorität liegt klar bei der fachgerechten Unterhaltung des Netzes. Darüber hinaus wurde in
der Vergangenheit am Beispiel von einzelnen Straßenabschnitten ergebnisoffen über die
Abstufung von Kreisstraßen zu Gemeindestraßen diskutiert.
5.1.3
Rheinquerungen - Fährverbindungen
Eine Brücke über den Rhein ist im gesamten Bereich des Rhein-Lahn-Kreises nicht vorhanden. Die nächsten Brücken sind nach Norden die sog. „Koblenzer Südbrücke“ (B 327)
und in Richtung Süden die Schiersteiner Brücke (BAB 643).
Die Querung des Rheins und die Anbindung des linksrheinisch angrenzenden RheinHunsrück-Kreises erfolgt über Autofährverbindungen und über Schiffsverbindungen. Diese verbinden folgende Orte63:

Autofähre Kaub – Oberwesel (6 Uhr – 19 Uhr)

Autofähre St. Goarshausen – St. Goar (5.30 Uhr–0 Uhr)

Schiffsquerung Bornhofen – Bad Salzig: Keine Autofähre, nur Fußgänger und
Radfahrer, Abfahrten Bornhofen 9:20, 10:20, 12:20, 14:05, 15:20, 16:35)

Autofähre Filsen – Boppard (6:30 Uhr – 19 Uhr)
Laut LEP sind die Rheinfähren als wesentliches Verbindungselement langfristig zu sichern
und leistungsfähig zu gestalten64. Der Betrieb der Rheinfähren ist zeitlich begrenzt – zwi-
62
63
Expertengespräche mit ZGG
Rheintal.de online Portal: Rheinfähren/Verkehr & Transport im Rheintal
IfR
62
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
schen 5:30 Uhr und 0 Uhr je nach Standort – und an den Wasserstand des Rhein gebunden – keine Verbindung bei Hoch- und Niedrigwasser.
5.1.4
Die „Mittelrheinbrücke“
Wie oben benannt gibt es im Abschnitt zwischen Koblenz und Wiesbaden keine Brücke,
die die beiden Rheinseiten verbindet. Der Rhein als trennendes Landschaftselement kann
in diesem Bereich nur mit den Rheinfähren (s.o.) überwunden werden.
Die Querung des Rheins mit Hilfe einer Brücke im oberen Mittelrheintal ist seit Jahrzehnten Thema in Politik, Wirtschaft und Bürgerschaft. Zahlreiche Aktivitäten, Initiativen und
Diskussionsrunden für und gegen die Rheinbrücke bestimmen das politische Geschehen
beiderseits des Rheins. Die Diskussion um die Rheinbrücke ist seit dem Koalitionsvertrag
der rot-grünen Landesregierung im Jahr 2011 wieder neu entflammt und war im Prozess
der Erstellung des Masterplans Welterbe Oberes Mittelrheintal ein zentrales Thema.
Neben Bürgervereinen wie „Pro Brücke“ sprechen sich auch die Vertreter der Wirtschaft
und des Handels IHK, HWK, DeHoGa, Kreishandwerkerschaft Rhein-Hunsrück, Einzelhandelsverband, Verband des Verkehrsgewerbes und Initiative Region Mittelrhein 65, deutlich
für den Bau der Rheinbrücke bei St. Goar /St. Goarshausen aus. Auch die SPD im RheinLahn-Kreis und im Rhein-Hunsrück-Kreis sind entgegen der Haltung der Landesregierung
für den Bau der Brücke.
Die Gegner der Brücke sehen den Bau mit großer Skepsis und befürchten einen starken
Eingriff in die die einzigartige Kulturlandschaft und Natur des Oberen Mittelrheintals. Im
„Aktionsbündnis Welterbe Mittelrheintal“ haben sich Vertreter von Verbänden der Zivilgesellschaft aus dem Bereich Kulturerbe, Denkmalpflege und Landschaftsschutz zusammengeschlossen.66
Aufgrund der Bedeutung des Themas seien die aktuellen planerischen und politischen
Aussagen noch einmal angeführt.
Nach dem RROP ist im Bereich St. Goar / St. Goarshausen eine Rheinbrücke
notwendig. In den Begründungen/ Erläuterungen heißt es:



„Die Rheinquerungen sollen verbessert werden, damit die Trennwirkungen des Rheins vermindert
und vor allem der rechtsrheinische Bereich besser für den Tourismus erschlossen wird. Durch eine
Rheinbrücke kann vor allem der rechtsrheinische Bereich wesentlich besser an die gewerblichen
Entwicklungsbereiche entlang der Autobahn A 61 angebunden werden. Der Standort und die Gestaltung der Brücke müssen dem Charakter der einzigartigen Kulturlandschaft und ökologischen
Gesichtspunkten Rechnung tragen.“67
Der Koalitionsvertrag 2011 – 2016 der aktuellen Landesregierung lehnt den Bau
der Mittelrheinbrücke ab: „Die Pläne zum Bau einer Mittelrheinbrücke werden von
64
Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald: Regionaler Raumordnungsplanung Mittelrhein-Westerwald, S.
34
65
IHK Koblenz: Brandbrief an die Landesregierung, Wirtschaft fordert Mittelrheinbrücke , online Zugriff:
http://www.ihkkoblenz.de/servicemarken/medien_und_oeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen/2108454/Brandbrief_an_die_Lan
desregierung_Wirtschaft_fordert_Mittelrhei.html;jsessionid=BB0098DB79504627EAF0A72FB3A3C2E5.repl21
(Stand März 2013)
66
LoreleyInfo: Aktionsbündnis Welterbe Mittelrheintal, online Zugriff:
http://www.loreleyinfo.de/rhein/mittelrheinbruecke/2011-01-26-aktionsbuendnis-welterbe-mittelrheintal.php
(Stand März 2013)
67
Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald: Regionaler Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald, S. 66
IfR
63
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
der Landesregierung nicht weiter verfolgt. Es wird ein ausgeweiteter Fährbetrieb
bis 2016 erprobt.“68
Im Februar 2013 wurde der Masterplan Welterbe Oberes Mittelrheintal
veröffentlicht. Dieser nimmt eine differenzierende Haltung ein, baut aber im
Grundsatz auf der im Koalitionsvertrag geäußerten Position auf.





Im Vorwort des Zweckverbandes Oberes Mittelrheintal heißt es: „Es muss uns gelingen, die trennende Wirkung des Rheins zu überwinden und mit Hilfe der vielgeforderten Mittelrheinbrücke ein
attraktives Angebot für eine hohe Mobilität in der Region zu schaffen.“69
Die Stärken-Schwächen-Analyse führt unter dem Punkt „Mobilität“ die Schwäche auf: „verkehrliche
Erreichbarkeit wird v. a. wegen fehlender Mittelrheinbrücke von der Wirtschaft, aber auch vielen
Kommunen und Bürgern als unzureichend empfunden“.70
Die Verbesserung der Mobilitätsinfrastruktur zählt zu den künftigen Herausforderungen im Bereich
des Welterbes Oberes Mittelrheintal: „Die Verkehrslage im Oberen Mittelrheintal ist verbesserungsbedürftig. Ferner stellt der Rhein sowohl im öffentlichen Verkehr als auch im Individualverkehr reine natürliche Barriere dar. Der unmittelbare Übergang zwischen den beiden Rheinseitenwird im Abschnitt zwischen Bingen am Rhein /Rüdesheim am Rhein und Koblenz traditionell über sechs Fährverbindungen hergestellt ... Auch eine verbesserte Fährverbindungwird von vielen Akteuren im
Welterbegebiet als unzureichend empfunden. Insbesondere von der Wirtschaft, aber auch von vielen Kommunen wird eine Rheinbrücke bei St. Goar – St. Goarshausen zur Verbesserung der verkehrlichen Infrastruktur als zwingend notwendig erachtet.
Dem gegenüberhat die Landesregierung von Rheinland-Pfalz im Koalitionsvertrag vom Mai 2011 für
die laufende Legislaturperiode bis 2016 festgelegt, dass die Pläne zum Bau einer Mittelrheinbrücke
von der Landesregierung nicht weiter verfolgt werden. Über diese langfristige Zukunftsfrage der
Verbesserung der Querungsmöglichkeiten des Rheins hinaus werden im Oberen Mittelrheintal aber
auch kurz- und mittelfristig innovative und wirtschaftlich tragfähige Verkehrskonzepte zu entwickeln sein.“71
Es ist im KEK nicht möglich, diesem bereits sehr intensiv bearbeiteten und diskutierten
Thema neue Erkenntnisse hinzuzufügen. In den geführten Gesprächen wurden die bekannten Positionen zur „Mittelrheinbrücke“ bestätigt.
5.1.5
Radwegenetz
Im Rhein-Lahn-Kreis gibt es einige „funktionale“ Radwege-Verbindungen – oft entlang
von klassifizierten Straßen – die z.B. für den Weg zum Arbeitsort oder für die Freizeitnutzung in Anspruch genommen werden. Rein topografisch bieten hier nur die Tallagen von
Rhein und Lahn sowie die Höhenplateaus für eine „breite“ Nutzung gute Voraussetzungen. Für die meisten Teile der Bevölkerung und damit für die Zielgruppe der „durchschnittlichen Radfahrenden“ sind die Höhenunterschiede abseits beider Tallagen der entscheidende Hinderungsgrund für die Nutzung des Fahrrades. Hier gilt es, die Entwicklung
im Bereich der „E-Bikes“ im Blick zu halten, da mit diesen die Topografie „entschärft“
werden kann.
In der Abteilung „Bauen-Planen-Umwelt“ ist das Referat 60 im Jahr 2013 mit der Aktualisierung der Radwegeplanung befasst. Ziel ist u.a. die Beschilderung noch nicht ausgeschilderter Routen nach dem Leitfaden des Landes.
Ein besonderer Fokus liegt im Rhein-Lahn-Kreis auf dem „touristischen“ Radfahren (vgl.
Kap. 5.13.4, S. 174). Im Rhein-Lahn-Kreis verlaufen zwei zertifizierte Radfernwege - der
68
Landesregierung RLP: Koalitionsvertrag 2011-2016 „Den sozial-ökologischen Wandel gestalten“, S. 64
MWKEL RLP: Masterplan Welterbe Oberes Mittelrheintal, S. 7
70
MWKEL RLP: Masterplan Welterbe Oberes Mittelrheintal, S. 31
71
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz; Energie und Landesplanung RLP: Masterplan Welterbe Oberes Mittelrheintal, S. 33-34
69
IfR
64
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Lahn-Radweg (63 km) von Lahnstein bis Limburg und der Rhein-Radweg (Kaub bis Lahnstein)72.
Themenrouten, wie der Loreley-Aar-Radweg zwischen St. Goarshausen und Hahnstätten
(44 km), der Aar-Radweg zwischen Diez und Bleidenstadt in Hessen (43 km), die Waldund Wieseroute bei Diez (21,5 km) ergänzen das Radwegenetz 73.
Der Lahntalradweg wird - nach einer Studie der Universität Marburg (2002)– im Jahr von
etwa 240.000 Radfahrern befahren. Zwischen Geilnau und Laurenburg weist die Route
entlang der Lahn eine „Lücke“ auf.
Entsprechend verlässt die beschilderte Radroute im Bereich Laurenburg den Verlauf der
Lahn und wird über die Orte Scheidt und Holzappel geführt und trifft bei Geilnau wieder
auf die Lahn. In diesem Bereich müssen über 200 Höhenmeter überwunden werden. Im
Radwanderportal des Landes Rheinland-Pfalz „Radwanderland“ wird zwischen Balduinstein und Laurenburg die Nutzung der Bahn empfohlen 74. Im Bereich des Lahnbogens
liegt das Naturschutzgebiet Gabelstein – Hölloch. Bisherige Bemühungen zum Ausbau des
Radweges entlang der Lahn scheiterten trotz breiter Unterstützung aus der Bevölkerung
und seitens der Tourismus-Wirtschaft an den Verordnungen des NSG75.
Die Bürgerinitiative Pro Lückenschluss fordert den Ausbau des Weges entlang des Gewässers und diskutiert verschiedene Alternativrouten („Zwei-Brücken-Lösung“, „Tunnellösung)“76. Auch der RROP fordert „zur Erhöhung der Attraktivität und der Verkehrssicherheit“, dass bestehende Lücken im Radwegenetz geschlossen werden sollen77; siehe
hierzu Kap. 7.1.7, Handlungsansatz: Vervollständigung des Radwegenetz, S. 200.
5.1.6
Öffentlicher Personennahverkehr
Organisationstruktur und Nahverkehrsplanung
Der Öffentliche Personennahverkehr im Rhein-Lahn-Kreis wird im Verkehrsverbund
Rhein-Mosel organisiert. Der Kreis als Aufgabenträger des ÖPNV ist einer von neun VRMGesellschaftern (Kreise und Städte). Der Betrieb des Öffentlichen Personennahverkehrs
wird durch mehrere Verkehrsunternehmen durchgeführt78.
Es gilt generell zu berücksichtigen, dass die Schülerbeförderung die Pflichtaufgabe des
Kreises ist. Daraus ergeben sich bestimmte Linien die per se bedient werden müssen.
Alle weiteren Linien werden auf freiwilliger Basis durchgeführt.
Seit 1.1.1996 ist der Rhein-Lahn-Kreis Aufgabenträger des ÖPNV. Daher ist der Kreis
angehalten einen Nahverkehrsplan aufzustellen, der im Bedarfsfall fortgeschrieben wird.
72
Radwanderland RLP, Zugriff: http://www.radwanderland.de/application/routenplaner?routing=radrouten
(Stand März 2013)
73
Radwanderland RLP, Zugriff: http://www.radwanderland.de/application/routenplaner?routing=radrouten
(Stand März 2013)
74
Radwanderland RLP: Radfernwege, online Zugriff:
http://www.radwanderland.de/application/routenplaner?routing=radrouten (Stand März 2013)
75
BUND Kreisgruppe Rhein-Lahn, http://rhein-lahn.bundrlp.de/themen_projekte/lahnradweg/bund_position_zur_radwegvariante_durch_das_naturschutzgebiet/ (März
2013)
76
Bürgerinitiative Pro Lückenschluss, online Zugriff: http://www.pro-lahntalradweg.de/alternative-wege (Stand
März 2013)
77
RROP (Kap. 3.1.2.4, G138, Seite 65)
78
Verkehrsverbund Rhein-Mosel. http://www.vrminfo.de/verkehrsverbund/ueberuns/?style=bigger\\\\\\\\\\\\\\\%27%2F*N*%2Fand%2F*N*%2F\\\\\\\\\\\\\\\%271\\\\\\\\\\\\\\\%27%3D\\\\
\\\\\\\\\\\%271#c399 (Stand Februar 2013)
IfR
65
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Zur Zeit der Erarbeitung des Kreisentwicklungskonzeptes liegt der Nahverkehrsplan von
1998 vor. Hinsichtlich der aktuellen Gegebenheiten und Bedürfnisse wird der Plan im Zuge des ÖPNV-Konzeptes Rheinland-Pfalz Nord neu gefasst. Die voraussichtliche Fertigstellung ist für den Zeitraum 2015/2016 avisiert.
Vor dem Hintergrund der Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen in allen Teilräumen (im Raumordnungsgesetz verankerter Grundsatz der Raumordnung) soll das Nahverkehrskonzept für den Rhein-Lahn-Kreis dazu beitragen, die „Mobilitätsbedürfnisse der
Bewohner im Rahmen der Daseinsvorsorge zu befriedigen“79. Darauf aufbauend werden
drei wesentliche Leitziele für die Angebotsgestaltung des Nahverkehrs formuliert:

„Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV

Sicherung der ÖPNV-Mobilität

Steigerung der Wirtschaftlichkeit des ÖPNV“80
Für die Fortschreibung des Nahverkehrsplans werden verschiedene Ergänzungen und
Anpassungen vorgeschlagen, die wirtschaftliche Lösungen für den Rhein-Lahn-Kreis als
ÖPNV-Aufgabenträger für den lokalen Busverkehr und den Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz Nord für RegioLinien gewährleisten sollen.

Linienbündelung,
„zu
dem
Zweck,
eine
dauerhafte,
kostengünstig
Verkehrsbedienung im Sinne eines wirtschaftlichen Ausgleichs zwischen
ertragsstarken und ertragsschwachen Linien zu sichern“ 81

„Erreichbarkeit des Bahnhofs Limburg (Lahn) zum Tarif des Verkehrsverbunds
Rhein-Mosel (VRM) ist zu gewährleisten.“82
Prüfen: gemeint ist der Regionalbahnhof?

„Voraussetzungen für die Erteilung einer Genehmigung für Linienverkehre nach
PBefG ist der Abschluss eines Qualitätssicherungsvertrages mit der
Verkehrsverbund
Rhein-Mosel
GmbH
(VRM)
zu
Fahrzeugund
Haltestellenausstattung,
Fahrgastinformation,
Fahrpersonalqualifikation,
Kommunikation und Vertrieb, soweit dies mit den einschlägigen gesetzlichen
Bestimmungen vereinbar ist.“83
Darüber hinaus werden von Kreisseite weitere Handlungsbedarfe zur Verbesserung des
Mobilitätsangebotes im Rhein-Lahn-Kreis gesehen. Hierzu zählen die Steigerung des Bekanntheitsgrades bestehender ÖPNV-Angebote im gesamten Kreisgebiet sowie der Ausbau von ergänzenden Mobilitätsangeboten84.
Mögliche Lösungsansätze für den bedarfsgerechten Ausbau der Mobilitätsangebote sind
neben Bürgerbussen auch die Zusammenarbeit zwischen Taxi-Unternehmen und Kommunen. Um die entstehende Konkurrenz zum Linienverkehr nicht zum Nachteil für die
Region werden zu lassen, müssen die ergänzenden Angebote mit allen Beteiligten abgestimmt bzw. gemeinsam erarbeitet werden.
79
Rhein-Lahn-Kreis (1998): Nahverkehrsplan des Rhein-Lahn-Kreises, S. 7
Rhein-Lahn-Kreis (1998): Nahverkehrsplan des Rhein-Lahn-Kreises, S. 7
81
Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises: Abteilung/ Referat 3/ 36: Vorlage für die 14. Sitzung der IX. Wahlperiode (15.10.2012). Anlage 1 zur Ergänzung des Nahverkehrsplans des Rhein-Lahn-Kreises, S.1
82
Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises: Abteilung/ Referat 3/ 36: Vorlage für die 14. Sitzung der IX. Wahlperiode (15.10.2012). Ergänzung des Nahverkehrsplans des Rhein-Lahn-Kreises, S.3
83
Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises: Abteilung/ Referat 3/ 36: Vorlage für die 14. Sitzung der IX. Wahlperiode (15.10.2012). Ergänzung des Nahverkehrsplans des Rhein-Lahn-Kreises, S.3
84
Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises, Abteilung 3: Betreff: Kreisentwicklungskonzept, Abteilungsleiterrunde am 2. Februar 2012 (1.2.2012)
80
IfR
66
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Schienenverkehr in der Region
Der öffentliche Personennahverkehr stützt sich im Rhein-Lahn-Kreis auf den Schienenund Busverkehr. Überregionale Schienenverbindungen verlaufen entlang der Flusstäler
von Rhein und Lahn. Über die rechtsrheinische Rheinstrecke ist die Verbindung an die
Zentren Koblenz im Norden und Wiesbaden im Süden gewährleistet. Eine weitere überregionale Anbindung erfolgt über die Lahntalstrecke von Koblenz nach Gießen.
Personenschienenverkehr (Linien, Taktung):
\ 466 Neuwied-Koblenz-Rüdesheim-Wiesbaden85

Liniennummer VIA 10, Taktung Mo-Fr: Stündlich zwischen 4 Uhr und 22 Uhr
\ 466 Wiesbaden-Rüdesheim-Koblenz-Neuwied 86

Liniennummer VIA 10 (), Taktung Mo-Fr: Stündliche Zwischen 5 Uhr und 22 Uhr
\ 625 Koblenz Hbf –Limburg (Lahn)-Wetzlar-Gießen (Lahntalbahn)87


RE 25: Taktung Mo -Fr: 2-Stundentaktung zwischen 6 Uhr und 20 Uhr
VEC /HLB: Taktung Mo-Fr: Stündlich zwischen 4 Uhr und 20 Uhr
\ 625 Gießen –Wetzlar-Limburg (Lahn)-Koblenz Hbf (Lahntalbahn)88


RE 25: Taktung Mo -Fr: 2-Stundentaktung zwischen 7 Uhr und 22 Uhr
HLB /VEC Mo-Fr: Stündlich zwischen 5 Uhr und 21 Uhr
Im Sommer 2016 soll der Betrieb des Personenverkehrs auf der Aartalbahn zwischen
Diez und Zollhaus (VG Hahnstätten) wieder aufgenommen werden. Hierfür erfolgte der
Ankauf der Strecke durch die VG Hahnstätten und die VG Diez. Der Betrieb soll in den
Rheinland-Pfalz-Takt eingebunden und an dem bestehenden Busverkehr angepasst werden.89
Busverkehr in der Region
Neben dem Schienenpersonennahverkehr ist der Busverkehr das zweite Standbein des
ÖPNV im Rhein-Lahn-Kreis.
Hier nehmen v.a. die Regio-Linien eine wichtige verbindende Funktion zum Fernverkehr
ein. Aktuell existieren im Raum drei Regio-Linien: Miehlen-Nastätten-Wiesbaden (200),
Koblenz-Lahnstein-Nastätten (543), St. Goarshausen-Nastätten, Katzenelnbogen, Diez,
Limburg (580). Das System wir dann im Zuge der neuen Konzeption verändert.
Zahlreiche lokale Buslinien stimmen die Anzahl der Fahrten und die zeitliche Lage der
Touren vor allem auf die Schulstandorte und Unterrichtszeiten ab. Die Beförderung zu
Schulen und Kindertagesstätten bildet das Rückgrat des ÖPNV im Rhein-Lahn-Kreis. Die
Kinder stellen in der Fläche mehr als 80 Prozent aller Fahrgäste. Diese Beförderung ist
deshalb dort die wirtschaftliche Grundlage für die Aufrechterhaltung eines ÖPNVAngebots. Jede Veränderung bezüglich der Schul- und Kindertagesstätten-Struktur hat
deshalb auch gravierende Auswirkungen auf den Busverkehr.90
Bereits heute ist ein erheblicher Teil des Kreisgebietes über den Verkehr zu Schulen und
Kindertagesstätten angebunden, der eine Pflichtaufgabe des Kreises darstellt. Doch auch
diese Linien können aufgrund von rückläufigen Kinderzahlen nicht in allen Bereichen wirt-
85
Deutsche Bahn: Kursbuch der Deutschen Bahn (DB) 2013: Tab.-Nr. 466, online Zugriff:
www.bahn.de/Kursbuch (Stand 20.2.2013)
86
DB: Kursbuch der DB 2013: Tab.-Nr. 466, online Zugriff: www.bahn.de/Kursbuch (Stand 20.2.2013)
87
DB: Kursbuch der DB 2013: Tab.-Nr.625, online Zugriff: www.bahn.de/Kursbuch (Stand 20.2.2013)
88
DB: Kursbuch der DB 2013: Tab.-Nr.625, online Zugriff: www.bahn.de/Kursbuch (Stand 20.2.2013)
89
Rheinzeitung (20.6.2012): Positives Gutachten für Aartalbahn, online Zugriff http://www.rheinzeitung.de/region/diez_artikel,-Positives-Gutachten-fuer-Aartalbahn-_arid,442171.html (Stand März 2013)
90
http://www.rhein-lahn-info.de/oepnv/index.htm (Stand Februar 2013)
IfR
67
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
schaftlich betrieben werden. Angebote außerhalb dieser Beförderung sind freiwillige Aufgaben.
5.1.7
Anbindung an den Schienen-Fernverkehr
Im Kreisgebiet verkehren keine Züge des Fernverkehrs. Haltestellen mit Anbindung an
den Fernverkehr liegen in Koblenz, Wiesbaden, Montabaur und in Limburg-Süd. Die Fernverkehrsbahnhöfe sind über die Verbindungen des Bus- und Schienennahverkehrs zu
erreichen.
Die Lahntalstrecke hat neben ihrer regionalen Bedeutung auch eine Funktion im überregionalen Kontext. Sie stellt die einzige Ost-West-Verbindung zwischen der Siegstrecke im
Norden (Köln/Siegburg-Gießen) und dem Rhein-Main-Gebiet dar.
Der RROP fordert „für eine optimierte Ost-West Anbindung (Koblenz-Gießen) und eine
bessere Anbindung an den ICE-Bahnhof Limburg Süd … den leistungsfähigen Ausbau und
Betrieb der Schienenstrecke im Lahntal.“91
5.1.8
Bedarfsgerechte / ergänzende Mobilitätsangebote
Bereits heute werden/sind in Teilbereichen des Kreises verschiedene ergänzende Angebote installiert. Mit diesen Angeboten reagieren die Kommunen auf die Lücke zwischen dem
verfügbaren (finanziell realisierbaren) ÖPNV-Angebot und dem zusätzlichen Mobilitätsbedarf der Bürgerinnen und Bürger. Der Kreis unterstützt die Entwicklung dieser Angebote
fachlich.
Nachfolgende Tabelle verdeutlicht, dass es zuvorderst die zentralen Teilregionen, also
jene abseits der Rhein- und Lahn-Achse sind, die hier tätig werden. Die Vorgehensweisen
unterscheiden sich dabei stark voneinander. Allen gemein ist die ständige Auseinandersetzung mit der Frage, welches Angebot zum aktuellen (sich verändernden) Bedarf passt
und zudem noch im avisierten Rahmen finanziell unterstützt werden kann.
Der Ausbau der bedarfsgerechten ÖPNV-Angebote zur Verbesserung der Mobilität der
Bewohner in allen Teilbereichen des Kreisgebietes wird in die Fortschreibung des Nahverkehrsplans aufgenommen (siehe Kap. 5.1.6.).
Tab. 21
Übersicht Aktivitäten der VGn zu ergänzenden ÖPNV-Angeboten
Verbandsgemeinde
Aktivitäten
VG Bad Ems
Keine ergänzenden Angebote. Die Stadt Bad Ems verfügt über eine sehr gute ÖPNVAnbindung (Lahntalbahn, regionale Buslinien).
VG Diez
Keine ergänzenden Angebote, im Lahntal und auf gut frequentierten Linien keine
Probleme. In einigen OGn ergänzender Mobilitätsbedarf; Projektansatz im REK DiezMontabaur: Entwicklung lokale ergänzende Angebote gemeinsam mit den OGn
VG Hahnstätten
Jugend-Taxi: Im Bereich der VG Hahnstätten können Jugendliche und junge
Erwachsene zwischen 14 und 21 Jahren (Schüler, Studenten und Azubis mit
Nachweis bis 24 Jahre) das Jugendtaxi nutzen. Die VG Hahnstätten kooperiert für
dieses Angebot mit dem Taxiunternehmen Hahnstätten und erstattet die Hälfte des
Fahrscheins im Wert von 3 €.92
91
Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald: Regionaler Raumordnungsplanung Mittelrhein-Westerwald, S.
30
92
VG Hahnstätten: Flyer Jugend-Taxi Hahnstätten, online Zugriff http://www.vghahnstaetten.de/vg_hahnstaetten/Aktuelles/Jugendpflege/Jugendtaxi/Flyer%20Jugendtaxi%201.pdf (Stand
März 2013)
IfR
68
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
VG Katzenelnbogen
Entwurf 12.3.2014
Einrichbus: Als Ergänzung zum Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs fährt
seit August 2009 der Einrichbus im Bereich der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen.
Der Einrichbus stellt ein bedarfsgerechtes Mobilitätsangebot dar, welches die
Bedienlücken des Linienbusverkehrs schließt.93
Der Einrichbus hat sich in dieser Zeit zu einem stark identitätsstiftenden Merkmal der
VG Katzenelnbogen entwickelt.94
Mobilitätszentrale: Als zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um den öffentlichen
Personennahverkehr wurde bei der Verbandsgemeinde Katzenbogen eine
Mobilitätszentrale eingerichtet. Die Servicestelle berät Hilfesuchende individuell und
unter Berücksichtigung aller vorhandenen Verkehrsmittel95.
VG Nassau:
Keine ergänzenden Angebote, die Stadt Nassau ist sehr gut mit ÖPNV versorgt
(Lahntalbahn, Verkehrsknotenpunkt im Kreis)
Stadt Lahnstein
Keine ergänzenden Angebote, die Stadt Lahnstein ist sehr gut mit ÖPNV versorgt
(Rheinschiene, Lahntalbahn)
VG Loreley
Nastätten
5.1.9
und
VG
In den VGn Nastätten und Loreley wurde das sog. „ALFA-Bus“-Projekt
(AnrufLinienFAhrt) in Betrieb gesetzt. Grundlage ist ein Vertrag mit den
Konzessionsbetrieben der Nassauischen Verkehrs-Gesellschaft mbH. Es handelt sich
um ein „AST-System“, das an Linien angepasst ist. Jede OG wird bis zu 4 mal
angefahren (ohne Anruf, keine Fahrt). Das Projekt ist als Versuch über 1 Jahr
Probebetrieb angelegt. Angestrebt ist eine Pilot-Förderung durch das Land, gefördert
wird nur die Impuls-Investition, nicht der Betrieb. Die Fahrzeuge fahren nach festem
Fahrplan entlang der Buslinien, doch nur wenn sich Fahrgäste beim Betreiber
melden. Darüber hinaus besteht ab der Stadt Braubach am Wochenende das
sogenannte Nachttaxi. Hiermit haben die Fahrgäste Anschluss vom letzten Bus aus
Koblenz zu den Ortsgemeinden entlang der Rheinschiene bis nach Kamp-Bornhofen
und nach Dachsenhausen.
Erreichbarkeit (innerhalb und außerhalb) PKW
In der Region ergeben sich in Abhängigkeit von der Raum- und Siedlungsstruktur und
dem damit verbundenen Straßennetz Fahrtzeiten zum nächstgelegenen Grundzentrum
bis zu 26 Minuten. Die gemäß Regionalplan grundsätzlich zu unterschreitende Fahrtzeit
zu grundzentralen Orten ist damit in allen Fällen gewahrt, auch wenn insgesamt 13 Orte
Fahrtzeiten von 20 und mehr Minuten aufweisen.36 Die durchschnittliche Erreichbarkeit
der Grundzentren in den zugeordneten Nahbereichen beträgt 7,6 min im motorisierten
Individualverkehr; über diesem Wert liegen 441 Fahrtbeziehungen.“96
Die innere Erschließung der Orte im Rhein-Lahn-Kreis über das enge Netz der Bundes-,
Landes- und Kreisstraße ist als insgesamt als gut zu bezeichnen. Jedoch ist die „Durchquerung“ des Kreises und das Erreichen der „Anschlusspunkte“ an die überregionalen
Achsen für Teilregionen zeitaufwändig.
Die Mittel- und Oberzentren außerhalb des Kreisgebietes sind je nach Standort über Bundesstraßen und die an den Kreis angrenzende Bundesautobahn A3 zu erreichen. Ziele
westlich des Rheins sind direkt über die Rheinfähren (vgl. 5.1.3) über die Autobahnen
A3, A48 und A61 zu erreichen.
Tab. 22
Ausgewählte Beispielentfernungen in Minuten Fahrtzeit MIV / ÖPNV
93
http://www.einrichbus.de/ (Stand Februar 2013)
Experten-Gespräch mit Bürgermeister Gemmer, VG Katzenelnbogen
95
http://www.einrichbus.de/mobilitaetszentrale.html (Stand Februar 2013)
96
Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald (2006): Regionaler Raumordnungsbericht MittelrheinWesterwald, S. 26
94
IfR
69
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Bad
Ems
Nassau
Diez
Sankt
Goarshausen
Nastätten
Hahnstätten
Braubach
Lahnstein
Katzenelnboge
n
Koblenz
19 /15
(RE)
28 /22
(RE)
39 /40
(RE)
34 /33
(VIA)
38 /62
(VIA,
BUS)
46 /91
(RE,
BUS)
14 /12
(VIA)
13 /6
(VEC)
51 /
Limburg (Stadt)
34 /28
(RE)
37 /
12 /11
(RE)
59 /78
(VIA,
RE)
42 /56
(BUS)
18 /36
(BUS)
42 /56
(VIA,
RE)
41 /38
(RE)
26 /
Limburg (ICEBahnhof)
32 /43
(RE,
BUS)
35 / 36
(RE,
BUS)
12 / 17
(BUS)
58 /89
(BUS)
42 / 61
(BUS)
17 / 40
(BUS)
40 /107
(VIA;
VEC,
BUS)
39 /53
(RE,
BUS)
26 /
Wiesbaden
63 / 92
(RE,
BUS)
53 / 85
(RE,
BUS)
44/ 55
(RE,
BUS,
ICE)
52 / 57
(VIA)
39 / 68
(BUS)
42 /107
(BUS)
64 / 78
(VIA)
68 /85
(VIA)
40 /
Frankfurt
75 / 97
(RE)
77 /90
(RE)
57 / 73
(RE)
76 / 97
(VIA)
63 /114
(BUS,
VIA)
56 /97
(BUS,
ICE)
83 /110
(VIA,
ICE)
82/ 107
(RE)
64 /
A61 AS KOWaldesch97
26
34
48
41
44
55
20
19
55
A61 AS Buchholz
32
40
52
44
(Fähre)
50
59
26
25
59
A61 AS Laudert
41
49
60
41
(Fähre)
57
(Fähre)
67
35
34
63
(Fähre)
A3 AS Montabaur
18
22
24
45
43
31
25
24
A3 AS Diez
26
25
16
53
43
26
33
32
A3 AS Limb.
31
34
12
59
42
19
38
37
A3 AS Bad Camb.
42
41
19
61
44
19
44
44
A48 AS Bendorf
22
35
32
39
43
39
19
18
Quellen/Anmerkungen:
Berechnung
von
Ortsmitte
zu
Ortsmitte,
bezieht
tageszeitspezifische
Verkehrsbedingungen nicht mit ein (Berufsverkehr, Baustellen, Witterungsverhältnisse. Quelle MIV: Fahrzeit
berechnet mit google Maps, schnellste Verbindung; Quelle ÖPNV: Fahrzeit berechnet mit bahn.de, schnellste
Verbindung)
Die Entfernung zwischen den Verwaltungssitzen der Verbandgemeinden und der Stadt
Lahnstein zum nächst gelegenen Autobahnanschluss beträgt je nach Standort zwischen
12 Minuten Fahrtzeit (Diez – A3 AS Limburg) und 42 Minuten Fahrzeit (Nastätten - A3 AS
Limburg) (siehe Tabelle oben). In einem Großteil der Gemeinden im Rhein-Lahn-Kreis
beträgt die Fahrzeit zu der nächsten Anschlussstelle zwischen 20 und 35 Minuten. 35
Minuten Fahrtzeit und mehr werden in den südlich gelegenen Gemeinden der VG Nastätten bis zur nächsten Autobahnauffahrt benötigt.
Lagebegünstigt in Bezug auf die Entfernung zur nächsten Anschlussstelle auf die A3 sind
die Gemeinden der Verbandgemeinden Diez und Hahnstätten sowie einige Gemeinden
der VGn Bad Ems und Nassau. Hier liegen die Distanzen je nach Standort größtenteils
zwischen 5 und 20 Minuten Fahrtzeit (siehe Abb. 27).98
97
98
Via Rheinbrücke Koblenz
Stat. Monatshefte Rheinland-Pfalz (2008): Wirtschaftsatlas Rheinland-Pfalz macht Strukturen sichtbar. S. 820
IfR
70
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
In 70 % der rheinland-pfälzischen Gemeinden benötigen die Einwohner eine durchschnittliche Fahrtzeit von weniger als 20 Minuten zum nächsten Autobahnanschluss. 99
Abb. 19
Kartenausschnitt Rhein-Lahn-Kreis - Durchschnittliche Fahrtzeiten zum
nächsten Autobahnanschluss
Quelle: Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz (2008): Wirtschaftsatlas Rheinland-Pfalz macht Strukturen
sichtbar. S. 820
5.1.10
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Infrastruktur des Kreisstraßennetzes in gutem
Zustand
Nur Teilbereiche der Region sind gut über Autobahnen an das Fernstraßennetz angebunden
(Nordosten und Osten über A 3, Nordwesten
über A 61)
5-Jahresplan zum Kreisstraßenausbau wirkt
befriedend und gibt klare Prioritätenliste vor
Zwei zertifizierte Radfernwege (touristisch relevant)
Verschiedene ergänzende Angebote in der Region (s. Tabelle)
Mobilitätszentrale der VG Katzenelnbogen
Teile der Region (z.B. VG Nassau) durch ÖPNV
gut erschlossen (Nassau Verkehrsknotenpunkt
im Kreis).
99
Teile des Landkreises schlecht erreichbar (auch
innerhalb der Region)
„Führung“ der Bundes- und Landesstraßen teilweise ungünstig
Rhein wirkt als Barriere zum Rhein-HunsrückKreis und zur überregionalen Anbindung über
die A 61 im Westen.
Dissens in der Frage „Pro oder Contra Mittelrheinbrücke“.
Stat. Monatshefte Rheinland-Pfalz (2008): Wirtschaftsatlas Rheinland-Pfalz macht Strukturen sichtbar. S. 820
IfR
71
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
ÖPNV-Anbindung in Teilen des Kreises nicht
zufriedenstellend
Bestehende ÖPNV-Linien im Kreis meist zu wenig frequentiert / genutzt (überwiegend durch
Schüler)
Schienen-Güterverkehr im Rheintal führt zu
massiver Lärmbelastung der Orte (v.a. nachts).
Auch im Lahntal nehmen Güterzüge und damit
Lärmbelästigung zu
Fehlender Lückenschluss im Lahnradweg
Chancen
Risiken
Straßenbau unter Standard oder mit angepassten Lösungen
Ausbau- und Unterhaltungszustand der Verkehrsinfrastruktur kann zukünftig nicht mehr
aufrecht erhalten werden (weniger Nutzer Einwohner in der Region - bedeutet höhere
Kosten für den Einzelnen). Trend zu höheren
Energiepreisen verstärkt Risiko zusätzlich.
Ergänzende ÖPNV-Angebote, z.B. durch bestehende Unternehmen (z.B. Taxi-Unternehmen)
in Abstimmung mit den Linienbetreibern
Weiterer Ausbau der Radwegeverbindungen
(Lückenschlüsse und ergänzende Routen)
Verbindung
verschiedener
Mobilitätsformen
kann neue Lösungswege aufzeigen (s. z.B.
http://www.mobilfalt.de)
Weiterer Ausbau der Möglichkeiten zur OnlineBestellung und Belieferung kann die Problematik der unzureichenden Mobilitätsangebote ggf.
entschärfen
Potenziale im MIV, z.B. (ältere) Frauen, die
immer nur „Beifahrerinnen“ waren, sind trotz
Besitz eines Führerscheins teilweise nicht mehr
in der Lage, ein Fahrzeug zu führen bzw. fühlen
sich hierfür zu unsicher
ÖPNV-Ergänzungsangebote können in Konkurrenz zu Linien treten
Busverkehr wird fast ausschließlich über den
Schülerverkehr sichergestellt (Risiko bei rückläufigen Schülerzahlen)
MIV als wichtigster Mobilitätsträger im ländlichen Raum wird kostspieliger aufgrund steigender Energiepreise (Öl). E-Mobilität bietet noch
keine Alternative für Pendler
wohnortnahe Angebote (z.B. Nahversorgung,
Bildungsangebote, Kulturangebote) gehen weiter zurück, Mobilitätseinschränkungen steigen
Bei alternativen Mobilitätsformen steht oft eine
psychologische Barriere „im Weg“. Z.B. ist die
Taxi-Nutzung im ländlichen Raum oftmals nicht
als Alternative angesehen oder der ÖPNV wird
gegenüber dem MIV als geringwertiger eingeschätzt
Bereitstellung eines umfangreichen ÖPNV ist im
Hinblick auf die Überalterung der Gesellschaft
nur bedingt wirkungsvoll. Der gesundheitsbedingt nutzbare Zeitraum zwischen „Möglichkeit
zur Nutzung MIV“ und „Keine Möglichkeit mehr
zur Nutzung des ÖPNV“ erscheint kurz.
IfR
72
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.2
Entwurf 12.3.2014
Virtuelle Anbindung
Nachfolgende Betrachtung der Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken gliedert sich in die Unterkapitel „Breitbandanbindung“ sowie „Mobilfunk“, wobei der Schwerpunkt der Darstellung im Thema „Breitbandanbindung“, und hier in der nicht-mobilen
Anbindung liegt.
Der Grund hierfür liegt einerseits in der Tatsache, dass Abdeckung mit mobilen Diensten
wie UMTS oder LTE durch die Kommunen und den Landkreis nur in sehr geringem Maße
beeinflussbar sind. Mobile Lösungen bekommen durch den Erfolg von Smartphones, Tablet-PCs und ähnlichen Anwendungen auch eine immer stärkere Bedeutung im täglichen
Leben. Sie werden aber hinsichtlich der Bandbreiten und der Stabilität der Verbindungen
auch in der Zukunft nicht die Leistungsfähigkeit von Festnetzlösungen haben und diese
nicht ersetzen können. Mobile Lösungen sind ein „Shared-Medium“, d.h. je mehr Nutzer
sich im Bereich eines Funkmastes im System befinden, umso geringer ist die für jeden
verfügbare Bandbreite. Dazu kommt, dass sie in ihrer Qualität stark variieren und teilweise durch die Topographie, Witterungseinflüsse und die jahreszeitlich unterschiedliche
Vegetation beeinflusst werden können. Dies führt dazu, dass auch bei den regionalen
Unternehmen die mobilen bzw. Funklösungen wenig Zuspruch finden.100.
Die Recherche des Ist-Zustandes sowie der Aktivitäten im Rhein-Lahn-Kreis im Thema
„Breitbandanbindung“ bedient sich verschiedener, jeweils angegebener Internetgestützter Quellen sowie insbesondere auch der Expertengespräche mit den Bürgermeistern der Verbandsgemeinden, der Wirtschaftsförderung des Rhein-Lahn-Kreises sowie
IHK und HWK und Unternehmen der Region. Des Weiteren wurden die Veröffentlichungen
der Verbandsgemeinden/Stadt Lahnstein auf ihren Internet-Auftritten verwandt.
5.2.1
Breitbandanbindung
Die Qualität der Breitbandanbindung im Rhein-Lahn-Kreis ist sehr inhomogen ausgeprägt. Im Breitbandatlas Deutschland des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologiewerden die Bandbreitverfügbarkeit in % je Haushalt nach unterschiedlichen Bandbreiten und Technologiegruppen aufgezeigt. In Bezug auf die leitungsgebundene Technologie verfügen >95 % der Haushalte in den engeren Kernbereichen der größeren Orte
(Bad Ems, Nassau, Lahnstein, Diez, Sankt Goarshausen, Nastätten, Katzenelnbogen und
Hahnstätten) über eine Bandbreite von ≥6 MBit/s. Höhere Bandbreiten (≥16 MBit/s, ≥50
MBit/s) sind nur noch in Teilbereichen der Orte verfügbar (Standorte von Hauptverteilern
der Deutschen Telekom). In den meisten Gemeinden im Rhein-Lahn-Kreis ist die Verfügbarkeit von Bandbreiten ab ≥6 MBit/s deutlich geringer (0-10 %)101
Die Rahmenbedingungen des Telekommunikationsmarktes haben dazu geführt, dass viele Gemeinden im ländlichen Raum nicht in den Versorgungsausbau der privaten Anbieter
mit einbezogen wurden. An diesem Punkt haben sich viele Kommunen dafür entschieden,
die Voraussetzungen für eine Breitbandversorgung zu verbessern und Ausbauleistungen
zu übernehmen bzw. finanziell zu unterstützen.
Das Land Rheinland-Pfalz wiederum hat diese Bemühungen mit EU-Fördermitteln unterstützt, wobei aufgrund Mindestanforderungen und der beschränkt verfügbaren Mittel nur
100
S. “Standort Rhein-Lahn-Kreis”: Ein Positionspapier der regionalen Wirtschaft, IHK Koblenz, 2013, S. 8
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Breitbandatlas (Online Zugriff http://www.zukunftbreitband.de/DE/Breitbandatlas/breitband-vor-ort.html, Stand Februar 2013)
101
IfR
73
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
ein Teil der Anträge positiv beschieden werden konnte. Zielsetzung dieser Förderung war
auch nur die Herstellung einer Grundversorgung mit einer Bandbreite von mindestens 2
Mbit/s. Dies alles hat mit zu dem oben beschriebenen heterogenen Bild der Versorgung
geführt, das im Rhein-Lahn-Kreis wie in vielen anderen ländlichen Kreisen heute vorzufinden ist.
Um für die verbliebenen, schlecht versorgten Kulissen Lösungen zu finden, setzen sich in
jüngster Zeit verstärkt die Verbandsgemeinden mit dem Thema Verbesserung der Breitbandversorgung auf VG-Ebene auseinander. Zum Teil unternehmen parallel auch einzelne Ortsgemeinden weitere Anstrengungen.
Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die bisherigen Aktivitäten der Verbandsgemeinden zum Ausbau leistungsfähiger Internetanbindungen.
Tab. 23 Übersicht Aktivitäten im Rhein-Lahn-Kreis zur Ermittlung Ist-Situation und zum
Ausbau der Breitbandanbindung
Verbandsgemeinde
Stadt / Institution
VG Bad Ems
/
Aktivitäten
DSL-Portal (Quelle: http://www.bad-ems.de/vg_bad_ems/DSL-Portal/)
2011: Bedarfsermittlung der Haushalte und Unternehmen in der Stadt Ems und allen
Ortsgemeinden mittels Fragebogen
Ermittelter Bedarf in den Orten Gemeinden Becheln, Dausenau, Fachbach, Frücht,
Kemmenau, Miellen und Nievern der eine Förderung durch das Land Rheinland-Pfalz
rechtfertigt.
VG strebt den Ausbau der passiven Breitbandinfrastruktur über die Schaffung eines
kommunalen Leerrohrnetzes an, welches über einen Betreiber mit der
entsprechenden aktiven Infrastruktur ausgestattet werden soll. Ein Betreiber soll im
zweiten Halbjahr 2013 ausgewählt werden.
Aufgrund der Tatsache, dass die Gemeinden relativ nah beieinander liegen und hohe
Einwohnerzahlen aufweisen, ist der Aufwand für die beschriebene Lösung als relativ
gering zu bezeichnen.
VG Diez
2012: Beauftragung einer Machbarkeitsstudie
Mai 2012: Bedarfserhebung zur Breitbandversorgung mittels Fragebogen
September
2012:
Veröffentlichung
Breitbandversorgungsübersicht
der
Verbandsgemeinde Diez (detaillierte Übersicht über Versorgungssituation in den
einzelnen Ortsgemeinde)
Quelle: http://www.vgdiez.de/vg_diez/Aktuelles/Breitbandversorgung/
Danach wird in 13 Ortsgemeinden eine leistungsfähige Breitbandversorgung auch
durch Kabel Deutschland zur Verfügung gestellt. Es verbleiben lt. Bürgerbefragung 9
Ortsgemeinden mit einer unzureichenden Versorgung. Diese Ortsgemeinden sind:
Aull, Cramberg, Gückingen, Dörnberg mit dem Ortsteil Kalkofen, Eppenrod,
Heistenbach, Langenscheid, Scheidt, Wasenbach und der Ortsteil Ruppenrod der OG
Isselbach.
Die OG Hambach setzt eine eigene Lösung zur Verbesserung der Anbindung um
(Versorger Telekom), gefördert durch das Land Rheinland-Pfalz.
Die von der VG Dietz geplante Versorgungslösung ist wettbewerbsrechtlich nicht
durch die vorhandenen Rahmenregelungen zwischen der EU und der Bundesrepublik
Deutschland abgedeckt. Es ist daher eine eigene Notifizierung durch die EU
notwendig.
VG Hahnstätten
Der Versorgungsstand in der VG Hahnstätten erreicht 2013 fast flächendeckend
16.000
bis
50.000
Kbits/s.
(Quelle:
http://www.vghahnstaetten.de/vg_hahnstaetten/Aktuelles/Allgemein/DSLVersorgung/DSL%2012%202012.pdf
Lediglich die OG Hahnstätten selbst ist in Teilbereichen noch schlechter versorgt.
Bei neuen Erschließungsmaßnahmen werden nach Aussagen der VG Hahnstätten
immer direkt auch Glasfaserkabel oder zumindest Leerrohre mitverlegt, um
zukünftigen Anforderungen an die Versorgung gerecht werden zu können.
VG Katzenelnbogen
IfR
2006: Bestandsaufnahme
74
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
2006: Bürgerumfrage im Informationsblatt
2011: Umfrage zur DSL-Ausstattung in den Ortsgemeinden Berndroth, Dörsdorf,
Eisighofen und Rettert (kein DSL vorhanden oder DSL langsamer ist als 2 MBit/s)
(Quelle:
http://www.verbandsgemeindekatzenelnbogen.de/uploads/download_dateien/Sachstand2011.htm)
In der VG Katzenelnbogen wurden in der Vergangenheit verschiedene Lösungswege
zur Verbesserung der Breitbandversorgung auf Ebene der Ortsgemeinden
beschritten. Dem entsprechend finden sich auch verschiedene Techniken im Einsatz,
die zu unterschiedlichen Versorgungsgraden in der VG führen. Ein koordiniertes
Vorgehen der gesamten VG und/oder das Anstreben einer bestimmten technischen
Lösung war und ist nicht geplant.
VG Nassau
2006: Gründung der DSL-Initiative in der VG Nassau
2007: Pilot-Projekt Attenhausen
2007: DSL-Infoveranstaltung in Attenhausen
2008-2011: Einzelprojekte in den Gemeinden siehe Übersicht
(Quelle: http://ratsinfo-nassau.de/bi/vo0050.php?__kvonr=928)
Die VG Nassau will eine Lösung für gesamte VG erarbeiten (im Moment
Bestandsaufnahme laufend). In viele Gemeinden wurden bereits Leerrohre verlegt.
Ein Netzbetreiber für die gesamte VG soll gefunden werden.
Stadt Lahnstein
n.n
VG Loreley
Neue Chance: entlang der Bahnlinie verläuft Betonkanal, ggf. geeignet für
Einlagerung von Leerrohr (Präzedenzfall in anderer VG)102
VG Nastätten
In Bearbeitung (Miehlen bewilligt)
Rhein-Lahn-Kreis
Aktivitäten der Wirtschaftsförderung
2013: NGA-Konzept für den Rhein-Lahn-Kreis
Befragung
Koblenz
der
IHK
Im Oktober 2012 wurde von Seiten der IHK Koblenz eine „Blitzumfrage“ zum Bedarf
an
schneller
Breitbandanbindung
im
Landkreis
bei
Gewerbetreibenden
durchgeführt.103
Als Ergebnis wird festgehalten: „In fast allen Kommunen ist die Situation suboptimal.
Vor allem die Gewerbetreibenden auf den Höhenlagen entlang des Rheins und auf
dem Taunus melden großen Bedarf: In den Verbandsgemeinden Nastätten,
Katzenelnbogen und Nassau geben über 90 Prozent der Unternehmen an, dringend
auf schnelle Internetverbindungen angewiesen zu sein. Tatsächlich zufrieden mit der
verfügbaren Grundversorgung ist jedoch nur ein kleiner Teil der Befragten,
mancherorts sind es sogar weniger als fünf Prozent. Auch in den Verbandsgemeinden
Bad Ems, Diez und Loreley steht einer starken Nachfrage kein entsprechend
leistungsfähiges Netz gegenüber. Selbst dort, wo gegenwärtig noch gute
Bedingungen herrschen, befürchten offenbar viele Unternehmen, dass die Bandbreite
für den wachsenden Bedarf von Morgen nicht mehr ausreicht.“104
5.2.2
Aktivitäten der Landesregierung und des Landkreises : „NGA“-Konzept
Das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur beabsichtigt zur Optimierung der
Breitbandinfrastruktur im Rhein-Lahn-Kreis ein „NGA“-Konzept („Next Generation Access“) Konzept gemeinsam mit dem und für den Rhein-Lahn-Kreis durchzuführen. Hierzu
wurde am 01.03.2013 in der Dienstversammlung der Bürgermeister informiert.
Das NGA-Konzept verfolgt bis 2020 das Ziel, den Breitbandausbau im gesamten RheinLahn-Kreis auszubauen und Bandbreiten von ≥30 MBit/s zur Verfügung zu stellen. Bereits heute sind 31% der Haushalte mit Bandbreiten von ≥50 MBit/s versorgt. Das Konzept beinhaltet:
102
Expertengespräch VG Loreley
S. “Standort Rhein-Lahn-Kreis”: Ein Positionspapier der regionalen Wirtschaft, IHK Koblenz, 2013, S. 8
104
ebenda
103
IfR
75
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

Information aller Beteiligten und Aufgabenzuordnung

Bedarfserhebung

Erfassung der Breitbandinfrastruktur

Abstimmung über Bedarfserhebung und Bewertung

Erstellung einer Machbarkeitsstudie

Vorstellung und Abstimmung der Machbarkeitsstudie

Beauftragung Detailplanung auf Grundlage der Machbarkeitsstudie105
Das angedachte NGA-Konzept muss mit den höchst unterschiedlichen Ausgangslagen der
Verbandsgemeinden ebenso umgehen wie mit den unterschiedlichen Umsetzungsständen
verschiedener Lösungen, die in den VGn entweder bereits angegangen wurden oder aktuell angegangen werden.
5.2.3
Aktivitäten der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Lahn
Seit 2007 setzt sich die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Lahn (WFG) für die flächendeckende Versorgung mit DSL ein. Zunächst wurde eine Umfrage des Versorgungsstandes in allen Gemeinden durchgeführt, wonach 50% mit der Versorgung unzufrieden
waren106
Im weiteren Verfahren konnte die WFG in einigen Fällen bei der Umsetzung von Funklösungen für Gemeinden und Zusammenschlüsse von Gemeinden unterstützend wirken.
Das Thema Breitbandversorgung ist im Bereich der Wirtschaftsförderung weiterhin präsent. Direkte finanzielle Unterstützungsleistungen von Ausbauprojekten sind der WFG aus
finanztechnischen Gründen allerdings nicht gestattet.
Auch eine institutionalisierte Koordination von Aktivitäten im Landkreis zur Verbesserung
der Ist-Situation auf der Kreisebene existiert im Moment nicht. Hierauf weist auch das
Positionspapier der IHK Koblenz „Standort Rhein-Lahn-Kreis 2020“ hin.107 Hier wird ausdrücklich auf die Chance der Verzahnung von Aktivitäten auf der Gemeindeebene hingewiesen.
5.2.4
Mobilfunk
In einzelnen Teilen der Region bestehen Defizite in Bezug auf die Abdeckung mit Mobilfunk, was in Gesprächen in Zuge der Erarbeitung des KEK deutlich wurde. Weiterhin gab
es einzelne Hinweise hierzu im Zuge der Befragung der Ortsgemeinden. Nicht nur für die
Möglichkeit des Telefonierens mittels Mobiltelefon spielt die Abdeckung eine Rolle. Mit
den Mobilfunk-Standards UMTS und vor allem LTE liegt mittlerweile eine hohe Bedeutung
der Abdeckung für die (mobile) Internetnutzung vor. Diese Bedeutung wird weiter steigen und macht eine gute Abdeckung, aus diesem Blickwinkel, zum wichtigen Standortfaktor.
105
Ministerium des Inneren, für Sport und Infrastruktur RLP: Präsentation Schnelles Internet im Rhein-LahnKreis– Optimierung der Breitbandinfrastruktur – Bürgermeister-Dienstversammlung am 1. März 2013 in Bad
Ems.
106
Pressedienst Rhein-Lahn-Kreis: Online-Zugriff http://www.rhein-lahn-info.de/pressedienst-2007/037-07.htm,
Stand Februar 2013)
107
S. “Standort Rhein-Lahn-Kreis”: Ein Positionspapier der regionalen Wirtschaft, IHK Koblenz, 2013, S. 8
IfR
76
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.2.5
Entwurf 12.3.2014
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Bewusstsein für die Bedeutung des Standortfaktors Breitband im Kreisvorhanden
Breitbandanbindung in Teilen bzw.in bestimmten OGn nach wie vor unzureichend
Einige Teile der Region bereits heute gut angebunden
In Teilbereichen WLAN-Lösungen installiert, die
zwar kurzfristig Verbesserungen gebracht haben, aber nicht zukunftsfähig sind
Initiativen zum Breitbandausbau einzelner VGn
und OGn teilweise erfolgreich abgeschlossen
oder laufend. Hier meist zukunftsfähige Lösungen (Anbindung über Glasfaser) umgesetzt oder
angestrebt
In Kernbereichen größerer Siedlungen mind. 6
MBits verfügbar
Teilweise auch kleine Ortsgemeinden über o.g.
Lösungen leistungsfähig versorgt
In der Vergangenheit keine regional abgestimmte Vorgehensweise zur Bestandsaufnahme, Ausbau etc. erfolgt. Aktuell gestartete Aktivitäten des Kreises gemeinsam mit der Landesebene stoßen auf sehr unterschiedliche Ausgangslagen in den VGn, die schwierig koordinierbar sind.
In der Vergangenheit vorhandene Fördermöglichkeiten der Landesebene sind ausgelaufen
Chancen
Risiken
Breitbandverfügbarkeit
als
entscheidender
Standortfaktor für Unternehmen und Privatpersonen
unzureichende Breitbandanbindung verhindert
Ansiedlung von Unternehmen und Privatpersonen
Leistungsfähige
Internet-Anbindung
kann
Schwächen im Bereich verkehrlicher Anbindung
teilweise ausgleichen
Aktivitäten zur Verbesserung der Situation sind
nicht ausreichend aufeinander angestimmt (inhaltlich und/oder zeitlich)
Genaue Kenntnis der Situation vor Ort wie die
Versorgungssituation, die vorhandene Infrastruktur der Versorger (z.B. Leitungstrassen,
Hauptverteiler, Kabelverzweiger) und Dritter
(z.B. bestehende Trassen der Bahn, Wasserversorgern, etc.) bietet die Chance der Umsetzung
intelligenter und kostengünstiger Verbesserungen/Lösungen
Unzureichende Kenntnisse über vorhandene
Infrastrukturen, die zur Verbesserung der Versorgung benutzt werden können, führen zu
Fehlentscheidungen beim Ausbau
Bei ohnehin anstehenden Erschließungs- oder
Reparaturmaßnahmen kann u.U. das gezielte
Verlegen von Leerrohren spätere notwendige
Ausbaumaßnahmen erheblich erleichtern oder
die Schließung von Lücken ermöglichen
Nutzung der Einflussmöglichkeiten des Landkreises bei z.B. Leitungsbetreibern, um die
(mit-)Nutzung von Infrastrukturen zu ermöglichen
IfR
Das „Setzen“ auf die falsche technische Lösung
führt zu einer nicht zukunftsfähigen Lösung.
Lösungen, die heute schnell genug sind, sind
dies morgen ggf. nicht mehr.
Neue technische Verbesserungen machen eine
permanente Beschäftigung mit dem Thema
notwendig und können bestimmte Entscheidungen und Ausrichtungen beeinflussen (z.B. Thema Vectoring).
Probleme in Gemeinden oder Ortsteilen mit
weniger als 80 bis 100 Haushalten, weil die
laufenden Betriebskosten für eine Glasfaseranbindung (Kosten der aktiven Technik) höher
sind als die möglichen laufenden Erträge.
77
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.3
Entwurf 12.3.2014
Kinderbetreuung und Bildung
Grundsätzlich bildet das Themenfeld „Kinderbetreuung und Bildung“ eine der zentralen
Säulen für die langfristig positive Weiterentwicklung der Region. Die Menschen des
Rhein-Lahn-Kreises stellen DAS Potenzial für seine positive Entwicklung dar. Folgerichtig
muss ihrer Entwicklung von Beginn an (Kinderbetreuung, Bildung, Ausbildung, etc.)
höchste Aufmerksamkeit gewidmet werden, will der Rhein-Lahn-Kreis sich für die Herausforderungen der Zukunft wappnen.
Mit der Schulentwicklungsplanung und dem Kindertagesstätten-Bedarfsplan besitzt der
Landkreis aktuelle bzw. fortlaufend aktualisierte Orientierungshilfen im Themenfeld. Zusätzlich zu diesen Planungen wurden für die SWOT die Aussagen aus den Fachgesprächen
mit der Kreisverwaltung sowie den Bürgermeistern herangezogen.
Sowohl die Trägerschaft der Einrichtungen (OGn, VGn, Kreis, private und gemeinnützige
Träger) als auch die Organisationsstrukturen stellen sich sehr unterschiedlich dar und
werden im Rahmen der SWOT-Analyse nachfolgend jeweils getrennt betrachtet.
5.3.1
Kinderbetreuung
KITAs: Bedarfsplanung und Versorgungsstand
Die Planungsmöglichkeiten in den Gemeinden sind aufgrund der kurzen „Vorlaufzeit“ naturgemäß eingeschränkt. Alle Gemeinden leisten einen großen Einsatz zum Erhalt ihrer
Kindertagesstätten, die einen wichtigen Baustein in der Wohnortqualität ausmachen.
Konkurrenz zwischen den „Kitas“ findet nur vereinzelt statt, in den allermeisten Fällen
wird die wohnortnahe Einrichtung bevorzugt.
Im gesamten Kreisgebiet bestehen zur Zeit der Konzepterarbeitung 76 Kindertagesstätten108. Die Einrichtungen sind in ortsgemeindlicher (z.T. in Zweckverbänden), kirchlicher
oder privater Trägerschaft. Hiervon sind zwei Einrichtungen Waldkindergärten. Für alle
diese Kindertagesstätten wird zweimal pro Jahr die Kindertagesstätten-Bedarfsplanung
fortgeschrieben. Die Fortschreibung basiert auf Daten des Statistischen Landesamtes und
erfolgt in enger Abstimmung zwischen der Kreisverwaltung (Abt. Jugend und Familie)
und den Einrichtungen vor Ort.
Der Rechtsanspruch auf einen „Kita“-Platz für Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres ab 1.8.2013 führt dazu, dass im Kreis neue Kindertagesstätten gebaut, bzw. Erweiterungen an bestehenden Einrichtungen vorgenommen werden. Für das Jahr
2013/2014 wird nach den Berechnungen von einem Bedarf an 1020 Plätzen ausgegangen. Diesem steht ein Bestand an 1038 Betreuungsplätzen gegenüber, der bis zum Ende
der aktuell vorgesehenen Ausbauphase auf 1089 Plätze ausgeweitet wird. Die Gesamtversorgung liegt im gesamten Kreisgebiet demzufolge über 100%.
Der Versorgungsstand bezogen auf die einzelnen Verbandsgemeinden weicht davon jedoch deutlich ab. So liegt die Versorgungsquote in der VG Loreley bereits bei 126,4%,
wohingegen in der Stadt Lahnstein mit 79% der Versorgungsanspruch noch nicht erfüllt
werden kann.109
108
Rhein-Lahn-Kreis, jobcenter Rhein-Lahn, Agentur für Arbeit: Wohin mit den Kids. Kinderbetreuungsmöglichkeiten im Rhein-Lahn-Kreis. Stand Mai 2012
109
Rhein-Lahn-Kreis (2012): Kindertagesstätten-Bedarfsplan Stand 2012/2013
IfR
78
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
In Teilbereichen des Rhein-Lahn-Kreises waren vor der Einführung des Rechtsanspruches
Schließungen von Kindertagesstätten in der Bedarfsplanung festgehalten. Aktuell finden
sich einige Gruppen in Planung bzw. bereits im Bau, sodass bis zum Ende der aktuellen
Ausbauphase etwa 240 Gruppen mit 1089 Betreuungsplätzen zu Verfügung stehen werden.110
Die Kindertagesstätten im Kreis verursachen pro Jahr 30 Mio. Euro an Personalkosten,
wovon der Kreis einen Anteil von 40% trägt. Allein für das Jahr 2013 entsteht dadurch
ein Kreditbedarf von 4,5 Mio. Euro.
Um den Versorgungsstand sowie die Bereitstellung von flexiblen Betreuungsangeboten zu
ermöglichen, stellen „Tagesmütter“ einen wichtigen Baustein dar. Die Vereinfachung der
Einsatzmöglichkeiten und der Abbau von administrativen und gesetzlichen Hürden stehen
aktuell in der Diskussion. In der aktuellen Situation (Stichworte: Besteuerung, HygenieVerordnung, Förderleistung gering, Mitarbeit in KITAs nicht oder nur stark eingeschränkt
möglich) sind im Rhein-Lahn-Kreis viele Tagespflege-Plätze verloren gegangen oder sind
gefährdet. Gerade Tagesmütter brauchen für ihr Wirken volle Unterstützung in den begleitenden Fragen, sodass sie sich voll auf die eigentliche Betreuungstätigkeit konzentrieren können.
Qualität der Betreuung
Neben der quantitativen Verbesserung der Betreuungsangebote für Kinder stehen die
Kommunen und Träger der Betreuungseinrichtungen auch vor qualitativen Herausforderungen. So steigt mit dem Ausbau der Betreuungsplätze auch der Bedarf an qualifizierten
Betreuungsfachkräften, die den wachsenden Ansprüchen an eine „moderne und kindergerechte Kindertagesbetreuung“ gerecht werden.111 „Der Wandel der Familienstrukturen
und die zunehmenden Individualisierungsprozesse sind Auslöser für neue Anforderungen
an die Betreuung, Erziehung und Bildung des Kindes in Kindertageseinrichtungen, weil
sich sowohl das Tätigkeitsfeld als auch die erforderlichen Kompetenzen der Erzieherinnen
pluralisierten und diversifizierten.“112
Hinsichtlich der Personalausstattung weist Rheinland-Pfalz einen Personalschlüssel bei
der Betreuung von 1: 3,4 für Kinder unter 3 Jahren auf. Der empfohlene Personalschlüssel der Bertelsmann-Stiftung liegt für diese Altersgruppe bei 1:3. Die Ausgaben für die
frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung (FBBE) sind in Rheinland-Pfalz höher als
im Bundesdurchschnitt, so wurden im Jahr 2008 durchschnittlich 3.224 Euro pro Kind
unter 6 Jahren ausgegeben (Bundesdurchschnitt 2.779 Euro).113
Grundsätzlich wird im Bereich der Kinderbetreuung im „Kita“- bis zum Grundschulalter
ein Qualitäts-Vorsprung der ländlichen Räume wahrgenommen, der sich noch nicht durch
Erhebungen untermauern lässt. Dieser Vorteil ist durch die direkteren und weniger anonymen Beziehungen zwischen Trägern, Erziehern, Eltern und Kindern begründet und
110
Rhein-Lahn-Kreis (2012): Kindertagesstätten-Bedarfsplan Stand 2012/2013
111
Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (2010): Stellungnahmen und Positionen. Qualität von Erzie-
hung, Bildung und Betreuung in Kindertageseinrichtungen –Einschätzungen zum Ausbau der Kindertagebetreuung für Kleinkinder, S. 2
112
Karin Krey: Wie beeinflussen veränderte Familienstrukturen die Erzieherausbildung? S.11
113
Bertelsmann Stiftung: Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme 2011. Länderbericht Rheinland-Pfalz
(online abrufbar: http://www.laendermonitor.de/bundeslaender/rheinland-pfalz/landesbericht/index.html,
Stand 15.5.2013)
IfR
79
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
führt zu flexibleren, besser in der Region vernetzten (Ehrenamt, Vereine) und qualitativ
hochwertigeren Angebotsstrukturen.
5.3.2
Grundschulen
Die Verbandsgemeinden und die Stadt Lahnstein haben die Trägerschaft der Grundschulen inne. Insgesamt gibt es 26 Grundschulen im Kreis 114:
Tab. 24
VG
Grundschulen in Rhein-Lahn
Anzahl
6-10
Jährige
Grundschule (Name)
Ort
Schüler
Klassen
Züge
Ernst-Born-Schule
Bad Ems
81
5
1-1-2-1
Freiherr-vom-Stein-Schule
Bad Ems
229
12
3
"Limesschule" Arzbach
Arzbach
45
3
GS Dausenau
Dausenau
43
2
GS Fachbach-Nievern
Fachbach
51
4
1
Karl-von-Ibell-Schule
Diez
370
17
4-4-5-4
Pestalozzischule
Diez
216
11
3-3-3-2
GS Birlenbach
Birlenbach
66
4
1
G- und HS Esterau
Holzappel
159
8
2
Waldorfschule Diez
Diez
n.n.
n.n.
n.n.
GS Hahnstätten
Hahnstätten
248
12
3
99
5
1-1-2-1
Katzenelnbogen
331
15
3-4-4-4
Lahnstein
71
4
1
Schillerschule
Lahnstein
236
12
4-3-3-2
Goetheschule
Lahnstein
223
12
3
Marksburgschule Braubach
Braubach
86
5
1-2-1-1
GS Dachsenhausen
Dachsenhausen
53
4
1
GS Kamp-Bornhofen
KampBornhofen
55
4
1
Willy-Brandt-Schule
Osterspai
61
4
1
Loreleyschule
St.
Goarshausen
185
12
3-2-2-2
88
4
1
250
12
3
89
5
1-1-2-1
2010/20
30115
Bad Ems
Diez
Hahnstätten
539/ 456
885/ 736
384/ 273
GS Niederneisen
Katzenelnbogen
389/ 276
GS im Einrich
Stadt
Lahnstein
526/ 484
GS
Friedrichssegen
Loreley
586/ 453
Lahnstein-
Josef
Guggenmos
Dahlheim
Nassau
398/ 305
GS
Dahlheim
GS Freiherr-vom-Stein
Nassau
GS Singhofen
Singhofen
114
Internetpräsenzen der Verbandsgemeinden, Stand Jan. 2013
Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-Lahn-Kreis. S. 7-14, Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot
115
IfR
80
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Nastätten
597/ 478
Entwurf 12.3.2014
Mühlbachschule
Miehlen
331
16
4
GS Blaues Ländchen
Nastätten
238
12
3
Quelle: IfR, eigene Zusammenstellung. Informationen durch ZGG (Fr. Weitzel), Internet-Seiten der VGn / Stadt
Lahnstein. Stand August 2013
Nach der dritten kleinräumigen Bevölkerungsvorausberechnung für den Rhein-Lahn-Kreis
(mittlere Variante) wird sich die Anzahl der 6 bis 10-Jährigen bis zum Jahr 2030 weiter
reduzieren. Die Prognosen gehen von einem Rückgang von 19,6% aus (Absolut 2010:
4.304, 2030: 3.630)116. Dementsprechend sinken auch die Schülerzahlen im Landkreis.
Wie auch die Entwicklung der Gesamtbevölkerung in den einzelnen Gebietskörperschaften (siehe Kap. 3), wird sich die Entwicklung der 6-10 Jährigen in den Teilräumen unterschiedlich vollziehen:

Lahnstein: -8%, VG Bad Ems: -15,4%, VG Diez: -16,8%, VG Hahnstätten: -28,9,
VG Katzenelnbogen: -29%, VG Loreley: -22,7%, VG Nassau: -23,4%, VG Nastätten: -19,9%
Diese demografischen Anpassungen ziehen prinzipiell die Möglichkeit nach sich, dass einige der Grundschulen in der Zukunft kooperieren müssen bzw. die Zahl der Klassenzüge
reduzieren müssen.
Letztlich muss auch die Schließung von Standorten diskutiert werden, wenn sich aufgrund abnehmender Schülerzahlen ein qualitätsvoller Unterricht nicht mehr aufrechterhalten lässt. Die Schließung einer Schule würde wiederum einen erhöhten Mobilitätsbedarf in der betroffenen Teilregion nach sich ziehen.
In allen Verbandsgemeinden und in der Stadt Lahnstein (siehe Tabelle oben) bestehen
verschiedene Angebote an Ganztagsschulen. Offene Ganztagsschulen bieten Betreuungsangebote an, welche neben unterrichtsbezogenen Ergänzungen (einschließlich Hausaufgabenbetreuung), themenbezogene Vorhaben und Projekte, Förderung und Freizeitgestaltung beinhalten.117118
5.3.3
Schulentwicklungsplanung
Im Rhein-Lahn-Kreis wurde die Schulentwicklungsplanung im Bereich der allgemeinbildenden Schulen sowie für den Bereich der berufsbildenden Schulen bis hin zu dem Fachoberschulbereich in den vergangenen Jahren, begleitet durch ein Fachgutachten konzipiert. Im Jahr 2008 wurde sie von den politischen Entscheidungsgremien verabschiedet
und zwischenzeitlich zum großen Teil umgesetzt.
Die Zielsetzung der Schulentwicklungsplanung lässt sich drei Aspekten zuordnen:

Die Stärkung des gymnasialen Angebotes über den Kreis verteilt

Die Einleitung von notwendigen Veränderungen aufgrund der Demografie

Die Berücksichtigung der Schulstrukturreform
Diese Planung wurde in ihren Grundaussagen durch die Entwicklungen der letzten Jahre
bestätigt. Die Strukturreformen einerseits sowie die Schülerzahlen und Anmeldungen
andererseits haben zu Anpassungen im Schulbereich geführt, die für die einzelnen
116
Dritte kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung für die Verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden (Basisjahr 2010). Ergebnisse für den Rhein-Lahn-Kreis. Gebietsstand: 1.7.2012. Online-Angebot.
117
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz: Ganztagsschule (online
abrufbar: http://www.mbwwk.rlp.de/bildung/schule-und-bildung/ganztagsschule/, Stand 15.5.2013)
118
Bildungsserver Rheinland-Pfalz: Bildungsatlas (online abrufbar:
http://ganztagsschule.rlp.de/bildungsatlas.html, Stand 15.5.2013)
IfR
81
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Standorte erhebliche Veränderungen und auch Schließungen mit sich brachten. Genannt
seien, die Entwicklungen bei den IGS, den Realschulen Plus sowie den Fachoberschulen.
In seinen Hauptaussagen ist die Schulentwicklungsplanung nach wie vor aktuell und die
vorgezeichnete Entwicklung noch nicht abgeschlossen. Dennoch kann in Zukunft wiederum der Bedarf entstehen, die Planung zu aktualisieren bzw. fortzuschreiben (vgl. Kap.
7.3.6Handlungsansatz: bei Bedarf Fortschreibung oder Aktualisierung des SEK für die
weiterführende Schulen)
5.3.4
Förderschulen
Im Kreis existiert ein insgesamt gut angenommenes paralleles Angebot an Förderschulen
und Schwerpunktschulen. Gerade in diesem Bereich hat sich einerseits durch die demografischen Entwicklungen und andererseits durch die sich aktuell entwickelnden gesellschaftlichen und pädagogischen Erfordernissen und den Ansatz der Inklusion die Schullandschaft in wenigen Jahren stark verändert bzw. wird sich noch weiter verändern.
In den letzten Jahren ging die Nachfrage nach Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen zurück, da Schüler mit Lernbeeinträchtigungen auch den Unterricht in i.d.R. Schwerpunktschulen besuchen können (Image-Problem, Wahlmöglichkeit der Eltern). Die Nachfrage nach Förderschulen mit dem Schwerpunkt Sprache und dem Schwerpunkt ganzheitliche und motorische Entwicklung ist weiterhin hoch.
Daraus resultiert ein Bedarf für ein Konzept um die Zukunft der Förderschulen im RheinLahn-Kreis aktiv zu gestalten. Das ZGG hat hierfür bereits eine ausführliche Zusammenstellung der aktuellen Bedarfslage vorgelegt, das auch die Errichtung eines Beratungszentrums am Standort Singhofen einschließt. Das Konzept wurde in der Sitzung des
Schulträger-Ausschusses am 12.2.2014 einstimmig beschlossen, vgl. „Handlungsansatz:
Neuordnung der Förderschullandschaft, Kap. 7.3.5.
Im Rhein-Lahn-Kreis gibt es derzeit noch vier Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Die Standorte dieser Schulen sind Bad Ems, Altendiez, Nastätten und Lahnstein.
Gemeinsam ist diesen Schulen, dass sie seit der Einführung der Schwerpunktschulen unter einem starken Schülerrückgang leiden. Nach einem ersten Trend ist davon auszugehen, dass im Schuljahr 2013/14 die ersten Schulen unter die gesetzliche Mindestgröße
gemäß Schulgesetz fallen werden.119
Im Rhein-Lahn-Kreis ist derzeit noch keine Schule mit dem Förderschwerpunkt sozialemotionale Entwicklung eingerichtet. Schüler mit diesen Symptomen werden vielfach in
Schwerpunktschulen oder Förderschulen Lernen mit den anderen Schülern beschult, ohne, dass entsprechend geschulte Fachpädagogen Hilfestellung leisten können. Eine fachgerechte, wohnortnahe Förderung fehlt. Einige Schüler werden kostenpflichtig in speziellen Einrichtungen als Internatsschüler untergebracht. Da die Standorte der Einrichtungen
Oberbieber, Mayen, Idstein und Aulhausen ist, sind lange Anfahrten notwendig, oder die
Kosten für die Unterbringung sind zu tragen.
5.3.5
Weiterführende allgemeinbildende Schulen
Kaum ein anderer Bereich war in den letzten Jahren mit dem Rückgang der Schülerzahlen so intensiv von den bereits greifenden demografischen Effektenberührt wie das
Schulwesen. Dies gilt im ländlichen Raum in besonderem Maße für die weiterführenden
Schulen, da an den einzelnen Standorten meist wenige, speziell ausgerichtete Schulen
119
IfR
Information durch ZGG, „Unterbringung Förderschulen“
82
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
existieren und sich ein Wegfall aufgrund des Unterschreitens der gesetzlich geforderten
Schülerzahlen in starkem Maße auf den wegfallenden aber auch auf die umliegenden
Standorte auswirkt.
Diese Situation wird im Landkreis intensiv diskutiert, Aspekte der Diskussion sind u.a.:




Bezugspunkte für Schülerinnen und Schüler und Eltern und Lehrer, etc. ändern sich
Investitionen in Schulgebäude, etc. wurden getätigt, neuerliche Umgestaltungen notwendig
Gewachsene Schulstandorte fallen weg / drohen wegzufallen, negative Wahrnehmung vor Ort
Mobilität (ÖPNV) muss veränderten Situationen angepasst werden
Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der Entwicklung der Schülerzahlen sowie der Übergänge trifft die o.g. Schulentwicklungsplanung Aussagen zur
zukünftigen Schulentwicklung im Rhein-Lahn-Kreis bis zum Schuljahr 2012/13. Zwischenzeitlich wurden in den verschiedenen Planbereichen einige Ansätze der Planung
umgesetzt oder entsprechende Veränderungen vorgenommen.
Die weiterführenden Schulen, die Förderschulen und die Berufsbildenden Schulen befinden sich größtenteils in der Trägerschaft des Kreises. Die Tatsache, dass der Kreis nicht
der Träger aller weiterführenden Schulen ist, hat in der Vergangenheit zu einer Konkurrenzsituation der Standorte beim Ausbau der Schulen und einem verstärkten Bemühen
um Schülerinnen und Schüler geführt.
Tab. 25
Die weiterführenden Schulen im Überblick
VG/Stadt
Real. plus
IGS
Gym.
Förderschulen
Bad Ems
Realschule plus
Schiller-Schule,
Bad Ems
(Träger VG)
S 337
Z 3-2-3-2-3-1
In Nassau
S 267
Z 2-2-2-2-3-2
---
GoetheGymnasium,
Bad
Ems
S 928
Z Sek I: 4-4-4-5-44
Z Sek II: 4-4-4 (76-6)
Adolf-ReichweinSchule, Bad Ems,
Förderschwerpunkt
Lernen
S 43
Nassau
--(ehem.
Hauptschule
und Realschule,
angegliedert an
Schillerschule
Bad Ems)
---
---
Erich-Kästner-Schule,
Singhofen, Schwerpunkte: ganzheitliche
und motorische
Entwicklung
S 121
Oranienschule
Singhofen, Förderschwerpunkt Sprache
S 65
Z 4-2-0-0
Diez
Theodissa
Realschule Plus,
Diez, SPS
S 553
Z 0-8-4-5-3-4
---
Sophie-HedwigGymnasium, Diez
S 885
Z Sek I 8-0-3-4-4-5
Z Sek II 5-4-4 (66-4)
Fröbelschule Diez,
Altendiez
Schwerpunkt Lernen
S 30
Hahnstätten
Realschule plus
Hahnstätten(Tr
äger VG), SPS
S 363
Z 2-3-3-3-4-2
---
---
---
Katzeneln
Realschule Plus
---
---
---
IfR
BBS / Waldorf /
Andere
Schulformen
Waldorfschule
Diez (G13)
Privater Träger
S 279
Z Sek I 1
Z Sek II 1
NicolausAugust-OttoSchule,
BBS
Diez
S 1.224
83
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
bogen
Katzenelnbogen, SPS
(mit FOS
Verwaltung,
Gesundheit)
S 661
Z Sek I 4-5-54-5-3
Z Sek II 2-2
Lahnstein
Realschule plus,
SPS
(Träger Kreis)
S 800
Z 5-5-5-5-7-5
Entwurf 12.3.2014
JohannesGymnasium (privat)
S 889
Z Sek I 3-4-3-3-3-3
Z Sek II 7-7-6
Freiherr-vom-SteinSchule
Lahnstein
Schwerpunkt Lernen
S 81
BBS Lahnstein
S 1.250
Marion-DöhnhoffGymnasium (Kreis)
S 651
Z Sek I 3-2-3-2-3-3
Z Sek II 5-3-3
Loreley
Loreleyschule
St.
Goarshausen
(VG),
SPS
S 326
Z 3-2-3-3-3-1
---
Wilhelm-HofmannGymnasium,
St.
Goarshausen
S 838
Z Sek I: 4-4-4-3-44
Z Sek II: 5-4-3 (55-5)
---
Nastätten
---
NicolausAugustOttoSchule
S 625
Z4
---
Taunus-Schule,
Nastätten
Schwerpunkt Lernen
S 50
Quelle IfR, eigene Zusammenstellung. Informationen durch ZGG der KV Rhein-Lahn, Fr. Weitzel. Stand August
2013. „S“ = Schülerzahl, „Z“ = Züge, SPS = Schwerpunktschule
Für die einzelnen Planbereiche im Rhein-Lahn-Kreis sind aufgrund des Rückgangs von
Schülerzahlen weitere Anpassungen vorgesehen. Zum Teil wirken sich diese bereits aktuell aufgrund der Anmeldungen für das Schuljahr 2013/2014 aus:
Planbereich Bad Ems – Nassau



Da mit den Anmeldungen für das Schuljahr 2013/2014 die gesetzlich vorgesehene 3-Zügigkeit
nicht erreicht wurde (43 statt 51 Anmeldungen), wurden die Lahntal-Hauptschule und die DietrichBonhoeffer-Realschule zum 31. Juli 2013aufgehoben
Die in Nassau unterrichteten Klassen sind von August 2013 an organisatorisch der SchillerRealschule plus in Bad Ems zugeordnet. Aber: die 43 Kinder aus den VGn Nassau und Bad Ems, die
im laufenden Schuljahr für die Klassenstufe fünf in Nassau angemeldet sind, sollen dort noch bis
zum Ende ihrer Schulzeit unterrichtet werden
Die Unterbringung der zum Schuljahr2014/2015 neu in Bad MEs einzuschulenden Schüler ist durch
die VG Bad Ems zu regeln
Planbereich Hahnstätten/Katzenelnbogen

Die RealschulePlus Katzenelnbogen hat für das Schuljahr 2013/2014 Anmeldungen im Bereich von
4 bis 5 Zügen während in der Realschule plus Hahnstätten die Anmeldezahlen unter der notwendigen 3-Zügigkeit liegen
Planbereich St. Goarshausen/Braubach


Für die Loreleyschule in St. Goarshausen – Realschule plus – wurde ein für 3 Züge zu geringes
Schülerpotential aus dem Einzugsbereich prognostiziert
Bisher kann die Schule Anmeldungen knapp über der geforderten Mindestzahl von 51 vorweisen.
Leitet man zukünftige Schülerzahlen im Schwerpunkt über die Geburtenentwicklung ab, steht das
Erreichen der geforderten 3-Zügigkeit in Frage
Planbereich Lahnstein
IfR
84
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn



Entwurf 12.3.2014
Die Realschule plus wird derzeit in allen Klassenstufen in mindestens 5 Zügen unterrichtet. Die 4Zügigkeit wird künftig angestrebt
Die Kaiser-Wilhelm-Schule wurde zum Schuljahr 2013/2014 aufgehoben und die verbleibenden
Schüler in die Realschule plus Lahnstein integriert
Im Marion-Dönhoff-Gymnasium Lahnstein wurde das G8-Gymnasium eingeführt
Planbereich Diez


Im Jahr 2011 wurde die Oranienschule aufgehoben und in die Theodissa-Realschule plus integriert.
Damit wurde ein wichtiger Schritt zur langfristigen Stabilisierung der Schullandschaft vollzogen.
Im Planbereich Diez gab und gibt es einen manigfaltigen, in beide Richtungen laufenden „Austausch“ über die Landesgrenze hinweg, v.a. betreffend der Gymnasien von Diez und Limburg
Planbereich Nastätten

Hier wurde aufgrund der Schulentwicklungsplanung eine IGS eingerichtet. Zum Schuljahr
2015/2016 wird die Einrichtung der Oberstufe beantragt
Ganztagsunterricht an weiterführenden Schulen ist heute weit verbreitet. An der ErichKästner-Schule und der Oranienschule in Singhofen sowie am Marion-DönhoffGymnasium in Lahnstein (ab Klasse 7) ist der Ganztagesunterricht verpflichtend, an allen
anderen Schulen in „Angebots-Form“.120
Fazit: In den Planbereichen Bad Ems und Nassau, Hahnstätten und Katzenelnbogen sowie St. Goarshausen hatte die Schulentwicklungsplanung eine mögliche kritische Situation bezogen auf das zu erwartende Schülerpotenzial skizziert. Die Anmeldungen für das
Schuljahr 2013/2014 – bzw. deren Verteilung – haben v.a. in Nassau und auch in
Hahnstätten eine kritische Situation herbeigeführt.
Die aus der aktuellen demografischen Situation erforderlichen Anpassungen werden in
der Region unter hohem Aufwand und unter intensiven Diskussionen umgesetzt werden
müssen. Es gilt - dort wo dies möglich ist - Kooperationen der einzelnen Standorte miteinander anzustreben, um die einzelnen Schulstandorte und deren Infrastruktur bestmöglich (weiter) zu nutzen. Darüber hinaus werden analog der Entwicklung der Schülerzahlen
möglicherweise auch weitere Konzentrationen nötig werden, so z.B. im Planbereich
Hahnstätten-Katzenelnbogen oder im Bereich St. Goarshausen-Nastätten.
5.3.6
Berufsbildende Schulen
Im Rhein-Lahn-Kreis bestehen zwei Berufsbildende Schulen, die auch Abschlüsse zur
Fachhochschulreife anbieten. Zu diesem Bereich und zur Frage einer möglichen Fachoberschule im Rhein-Lahn-Kreis hat das ZGG im Jahre 2010 eine Ausarbeitung vorgelegt.
Die BBS Diez umfasst in der Berufsfachschule I die Schwerpunkte Wirtschaft, Elektrotechnik, Metalltechnik, Hauswirtschaft und Gesundheit/Pflege. In der BF II die Schwerpunkte Betriebswirtschaft/Technik, Gesundheit/Pflege und Hauswirtschaft/Technik.
Weiterhin bestehen in der BBS Diez die Bildungsangebote „Höhere Berufsfachschule Betriebswirtschaft“ und „Berufsoberschule I Technik“. Darüber hinaus ist hier das Berufliche
Gymnasium in den Bereichen Wirtschaft und Technik angesiedelt.
Die BBS Lahnstein umfasst in der Berufsfachschule I die Schwerpunkte Wirtschaft sowie
Elektro-/Metall-/Holztechnik. In der BF II die Schwerpunkte Wirtschaft und Verwaltung
sowie Technik. Es findet sich hier die Höhere Berufsfachschule für Betriebswirtschaft,
Energiesystemtechnik und Polizei. Außerdem sind hier die Berufsoberschulen I und II in
den Bereichen Technik/Wirtschaft vertreten. Weiterhin ist hier noch die Fachschule Technik im Bereich Betriebsinformatik angesiedelt.
120
IfR
Informationen der KV, ZGG, August 2013
85
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Beide Berufsbildenden Schulen stehen in Konkurrenz zu größeren Schulstandorten in
unmittelbarer Nachbarschaft (Diez – Limburg/Lahnstein - Koblenz) und müssen deshalb
„Nischen“ finden, um zu bestehen.
An die Realschule Plus in Katzenelnbogen ist mittlerweile eine Fachoberschule mit den
Schwerpunkten Wirtschaft sowie Gesundheit/Pflege angegliedert. Sie rundet das Portfolio
der Rhein-Lahn-Schulen ab und greift mit den zwei Fachrichtungen wichtige Themen auf,
die gerade mit Blick auf die Herausforderungen des demografischen Wandels und der
Stärkung der heimischen Wirtschaft zukunftsweisend sind.
5.3.7
Erwachsenenbildung
Im Rhein-Lahn-Kreis existiert eine Vielzahl von räumlich unterschiedlich aufgestellten
und zu verschiedenen Themenschwerpunkten agierenden Formate von Erwachsenenbildung. Dies ist zum einen kreisweit agierende Kreisvolkshochschule.
Das Volksbildungswerk im Nassauer Land e.V hat seinen Kernbereich in der Verbandsgemeinde Nassau hat, wird aber auch von Menschen aus dem gesamten Kreis und darüber hinaus in Anspruch genommen.121
Initiative 55plusminus
Aus dem vielfältigen Angebot und der Tatsache, dass sich hier mehrere Anbieter mit
durchaus unterschiedlichen Ansätzen etabliert haben, kann die Schlussfolgerung gezogen
werden, dass es eine große Nachfrage für qualifizierte Weiterbildungsangebote in der
Fläche gibt.
Damit verfügt der Rhein-Lahn-Kreis schon heute gute Voraussetzungen um dem – in Zukunft tendenziell noch weiter wachsenden Bedarf an persönlicher Weiterbildung gerecht
zu werden, vgl. hierzu Handlungsansatz: „Lebenslanges Lernen“ (Kap. 7.3.3, S. 207).
Sie kommen aus unterschiedlichen Berufen, sind alle sehr motiviert und bieten unter dem
Leitsatz "Aus der Praxis für die Praxis" einen qualifizierten praxisbezogenen Unterricht.
Die bisherigen TeilnehmerInnen kamen überwiegend aus dem Rhein-Lahn-Kreis, etwa die
Hälfte davon aus Singhofen oder der unmittelbaren Umgebung. Selbst aus Hessen (u.a.
Bad Schwalbach, Heidenrod) sind regelmäßig TeilnehmerInnen zu verzeichnen.
5.3.8
Tabellarische SWOT
Stärken
Sehr gut bearbeitetes Thema im Rhein-LahnKreis, sehr gute Kenntnisse der Ausgangslagen
und Prognosen sowie abgeleiteter Handlungsnotwendigkeiten
bei Baumaßnahmen spätere multifunktionale
oder anders geartete Nutzung einplanen
Schwächen
Kindertagesstätten:
Versorgungsgrad im Landkreis unterschiedlich
verteilt. „Versorgungslücken“ im Bereich Lahnstein, Nassau und Diez
Grundschulen:
Kindertagesstätten:
-
121
Träger ist der „Verein der Freunde und Förderervon Bildung und Weiterbildung im Nassauer Land e.V.“.
Nach eigenen Angaben (Homepage) nahmen seit dem Start im Herbst 1999 mehr als 4000 Personen an den
Kursen und Workshops des VBW im Nassauer Land e.V. und seinen Vorläufer-Institutionen teil. Hinzu kommen
noch ca. 200 Personen auf verschiedenen Einzelveranstaltungen. Seit dem 27.08.2011 ist der VBW Mitglied in
der LAG „anderes lernen“... und damit staatlich anerkannt nach dem rheinland-pfälzischen Weiterbildungsgesetz.
IfR
86
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Gesamtversorgung liegt im gesamten Kreisgebiet über 100%; insg. gut aufgestellt.
Weiterführende Schulen / Förderschulen
Planungssicherheit durch KindertagesstättenBedarfsplanung (Fortschreibung 2 mal pro Jahr)
Imageproblem der ehem. Hauptschulen und der
Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen (sinkende Schülerzahlen)
Ausbaumaßnahmen bzgl. U3 und U2-Kindern
größtenteils abgeschlossen
Grundschulen:
Gute Ausstattung mit Grundschulen, räumliche
Verteilung ausgewogen
Weiterführende Schulen:
Abgestimmtes Schulentwicklungskonzept
Breit gefächertes Angebot an gut ausgebauten,
weiterführenden Schulen mit Förderschulen und
Fachoberschule
v.a. aus dem zentral-südlichen Bereich sind per
ÖPNV nicht alle Standorte weiterführender
Schulen gut erreichbar; weniger Wahlmöglichkeiten als in gut angebundenen Orten
keine Einrichtung für SE-Kinder im Kreis
Schulgebäude
Gemeinsame Nutzung von Sporthallen durch
Schulen und Vereine teilweise problematisch,
hohe Kosten für Kreis
Attraktive Schulen in den umliegenden Städten
(Limburg, Koblenz, …) bereichern das Angebot
(Wahlmöglichkeiten) und stärken damit den
Wohnwert der Gemeinden im Projektgebiet
Chancen
Risiken
Allgemein:
Allgemein:
Schaffung bester Bedingungen für BetreuerInnen und LehrerInnen als Voraussetzung für die
Erhaltung der hohen Qualität
Vermehrte auftretende Sprachprobleme und
Störungen der kognitiven Fähigkeiten (Einschulungsuntersuchungen)
Aspekt der Qualität der Betreuung und der
schulischen Angebote wird bisher teils zu wenig
berücksichtigt. Wichtig, weil die Kinder immer
mehr Zeit in der Schule verbringen („Den Menschen, nicht die Infrastrukturen in den Mittelpunkt der Betrachtungen rücken“), z.B. Personalaufstockung, Weiterbildung, Kooperationen
mit Vereinen, Einsatz von Ehrenamtlichen, …
(Vorsicht: keinen zusätzlichen Stress aufbauen)
Weiterer Rückgang der Kinderzahlen, weiteres
Absinken der Geburtenrate
Kindertagesstätten:
Anreize für junge Familien: „Wohnen im RheinLahn-Kreis“. Flexible und qualitativ hochwertige
Kinder-Betreuung als zentraler Standortfaktor
Stärkere Flexibilisierung (Randzeitenbetreuung)
sowie Qualitätssicherung weitere -verbesserung
der Betreuung
Grundschulen und weiterführende Schulen
Frühzeitige Kooperation der Standorte bei erkennbarer Unterauslastung (z.B. Dislozierung,
wenn von allen Partnern mitgetragen)
Räumliche Bündelung von Schulen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der einzelnen
Standorte
IfR
Nachlassende Bindung an Familie, Dorf, Vereine
durch verstärkte Ganztagesbetreuung undunterricht, dadurch sinkende Bleibeorientierung
bzw. Rückkehr-Motivation
Kindertagesstätten:
Rechtsanspruch auf Kindertagesstätten-Platz U2
kann bei nicht vorhanden Betreuungsangeboten
zu gerichtlichen Klagen führen (ab August
2013)
OGn müssen als Träger der Einrichtungen auftreten, wenn Einrichtungen nicht (mehr) in anderer Trägerschaft geführt werden können
Grundschulen:
Träger der GS erhalten die Schule in Einzelfällen „um jeden Preis“, finanzielle Tragfähigkeit
nicht gewährleistet
Weiterführende Schulen:
Ggf. weitere Umstrukturierungen (Schließungen) notwendig, die den „Schulfrieden“ in der
Region stören können
87
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.4
Entwurf 12.3.2014
Gesundheitsversorgung
Die Gesundheitsversorgung gehört zu den klassischen Bereichen der Daseinsvorsorge.
Der entscheidende Baustein sind die medizinischen Einrichtungen vor Ort. Nicht minder
wichtig und in den letzten Jahren verstärkt vertreten sind mobile GesundheitsDienstleistungen, die zum Wohnort des „Kunden“ kommen. Das Thema „Pflege“ hat in
den letzten Jahren stark an Bedeutung und an Komplexität gewonnen, sodass diesem ein
eigenes SWOT-Kapitel gewidmet wird (s. Kap. 4.6).
5.4.1
Planung der Gesundheitsversorgung
Die Planung der Gesundheitsversorgung ist für die kommunale und auch für die KreisEbene nur bedingt möglich. In Rheinland-Pfalz obliegt es der Kassenärztlichen Vereinigung RLP die ambulante medizinische Versorgung im Rahmen der sog. „Bedarfsplanung“
zu sichern. Von der jeweiligen Versorgungsdichte eines Gebiets hängt ab, ob dort weitere
Ärzte einer bestimmten Fachgruppe zugelassen werden können. Je nachdem spricht man
dann von einem „offenen“ oder einem „gesperrten“ Planungsbereich.




Es gibt Möglichkeiten, trotz Sperre im Wunschgebiet zugelassen zu werden – etwa über den Weg
der Praxisübernahme, das heißt über die Fortführung einer Praxis, deren Inhaber die vertragsärztliche bzw. vertragspsychotherapeutische Tätigkeit beenden will. Auch die sog. „qualitätsbezogene
Sonderbedarfsfeststellung“ kann zur Zulassung führen, zum Beispiel dann, wenn der Bewerber besondere Qualifikationen vorzuweisen hat122
Arztstellen, die im Kreisgebiet nicht besetzt sind werden auf der Internet-Seite der Kassenärztlichen Vereinigung veröffentlicht123
Für den Planungsbereich des Rhein-Lahn-Kreises bestehen Zulassungssperren für folgende Fachärzte: Anästhesisten, Chirurgen, fachärztliche Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen. Dies bedeutet, dass aus Sicht
der KV der Rhein-Lahn-Kreis in diesen „Fachgruppen“ gut versorgt ist
Für die Fachbereiche Augenmedizin, Kindermedizin und Hausärzte dürfen weitere Zulassungen erfolgen, bis eine Überversorgung eingetreten ist124
Eine weitere Möglichkeit der ambulanten medizinischen Versorgung stellen Medizinische
Versorgungszentren (MVZ) dar. MVZ werden in Kooperation von mindestens zwei Ärzten
unterschiedlicher Fachbereiche oder Schwerpunktbezeichnungen geführt. „Durch die
Gründung eines MVZ können allerdings keine neuen Sitze in einem Planungsbereich geschaffen werden. Vielmehr müssen Vertragssitze in den vorgesehenen Fachgruppen offen
sein.“125 MZV in der Region und den Nachbarregionen (Auswahl)126:





Medizinische Versorgungszentren Diez (beide im DRK Klinikum): (a) Chirurgie und Anästhesie sowie (b) Innere Medizin und Hausärztlicher Internist
MVZ in Koblenz: Medizinisches Versorgungszentrum Mittelrhein GmbH(Chirurgie, Frauenheilkunde,
Geburtshilfe, Gynäkologie, Innere Medizin, Neurochirurgie, Nuklearmedizin, Psychosom. Medizin,
Psychotherapie)
MVZ in Montabaur (Allgemeinmedizin, Anästhesiologie)
MVZ in Limburg (Anästhesiologie, Frauenheilkunde, Geburtshilfe)
MVZ in Rüdesheim(Diagnostische Radiologie, Frauenheilkunde, Radiologie)
Weitere Steuerungsebenen sind:
122
123
Quelle: http://hausarzt.rlp.de/niederlassung/ (Februar 2012)
(http://www.kv-rlp.de/mitglieder/beratung-service/anzeigenmarkt.html#c2832).
124
Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in Rheinland-Pfalz. Übersicht über Veränderungen bei
Zulassungsbeschränkungen
–
Stand:
November
2012,
online
Zugriff:
http://www.kvrlp.de/presse/hintergrundinformationen/bedarfsplanung-wird-ueberarbeitet.html (März 2013)
125
Kassenärztliche Vereinigung RLP, online Zugriff: http://www.kvrlp.de/mitglieder/versorgungsformen/mvz.html (Stand März 2013)
126
Verzeichnis der Medizinischen Versorgungszentren, online Zugriff: http://www.mvz.de/rheinland-pfalz.htm
(Stand März 2013)
IfR
88
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
„Gesundheitsplanung“ durch den Kreis

Generell stößt die Kreisebene bzw. der Fachbereich „Gesundheit“ bei der Planung bzw. konzeptionellen Arbeit an seine Grenzen bzgl. der hierfür verfügbaren Kapazitäten.

Die Präventions- und Innovations- Ärztenetz Oranien-Nassau eG (PIANO)

Länderübergreifender Zusammenschluss von derzeit 115 Haus- und Fachärzten sowie Psychotherapeuten in der Region Nassau-Oranien (Landkreis Limburg-Weilburg/Bad Camberg sowie Verbandsgemeinde
Diez). Die Genossenschaft verfolgt als Netzwerk die Ziele127:

Förderung des Überlebens regionaler vertragsärztlicher / psychotherapeutischer Versorgungsstrukturen

Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung vor Ort

Wirtschaftliche Förderung der Mitglieder (Hausärzte, Fachärzte, Psychotherapeuten)

Ansprechpartner in Sachen GESUNDHEIT in der Region
5.4.2
Im Überblick: Hausarzt-, Zahnarzt- und Facharzt-Praxen, Apotheken
Im Vergleich mit den Nachbarkreisen sowie den Landkreisen insgesamt liegt die Ausstattung mit Praxen und Apotheken über dem Durchschnitt (siehe Tab. 26). Selbstredend
kann hier die Versorgungsdichte der kreisfreien Städte und damit auch des Landes insgesamt nicht erreicht werden (vgl. Kap. 4.1).
Es gilt hier in jedem Fall zu beachten, dass die Angaben des Statistischen Landesamtes
hier nur eine bedingte Aussagekraft haben können und nur zu einem ungefähren Vergleich mit den Nachbarregionen dienen sollen. Für die tatsächliche Versorgung der breiten Bevölkerung im Rhein-Lahn-Kreis sind die Daten der Kassenärztlichen Vereinigung,
die im „Kreisatlas zur Vertragsärztlichen Versorgung“ veröffentlicht werden, ausschlaggebend.
Tab. 26
Freipraktizierende Ärztinnen und Ärzte sowie Zahnärztinnen und Zahnärzte
und öffentliche Apotheken
Freipraktizierende
Ärztinnen und Ärzte
Verwaltungsbezirk
Freipraktizierende
Zahnärztinnen/-ärzte
Öffentliche Apotheken
insgesamt
Einwohner
je
Ärztin/ Arzt
insgesamt
Einwohner
je Zahnärztin/-arzt
insgesamt
Einwohner
je
Apotheke
Rhein-Lahn-Kreis
164
748
65
1.886
32
3.832
Mayen-Koblenz
281
746
102
2.056
50
4.194
Rhein-Hunsrück-Kreis
140
723
50
2.023
25
4.046
Westerwaldkreis
232
852
100
1.977
43
4.598
Rheingau-Taunus-Kr.
225
814
n.n.
n.n.
n.n.
n.n.
Limburg-Weilburg
n.n.
n.n.
n.n.
n.n.
n.n.
n.n.
Rheinland-Pfalz
6.297
635
2.198
1.819
1.103
3.626
Kreisfreie Städte
2.513
409
762
1.350
358
2.873
Landkreise
3.784
785
1.436
2.069
745
3.988
Datenquelle: Statistisches Landesamt, Datenstand am 31. Dezember 2011 nach Verwaltungsbezirken. Auszug
durch
IfR,
Februar
2013.
Daten
für
den
Rheingau-Taunus-Kreis:
http://www.kreise.de/__cms1/themen/medizinische-versorgung/683-beitrag-rheingau-taunus-kreis.html.
127
PIANO: online Zugriff
http://www.pianoeg.de/portal/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=24&Itemid=86
, Stand März 2013
IfR
89
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Stand: 2010. Hinweis: Daten der hessischen Kreise. Datenstruktur mit RLP nicht vergleichbar. Stat. Landesamt
Hessen ist kontaktiert (April), Ergebnis steht aus. Ggf. eignet sich noch Nutzung von Daten des BBSR (in
Bearbeitung)
Zum Vergleich mit den hessischen Nachbarkreisen können verfügbare Daten des BBSR
aus dem Jahr 2009 herangezogen werden. Demnach unterscheidet sich die „Ärztedichte“
der drei Landkreise nur geringfügig:



Rhein-Lahn-Kreis: 711,3 Einwohner je Ärztin/ Arzt
Limburg-Weilburg: 685,9
Rheingau-Taunus-Kreis: 736,2
Folgt man den Zahlen des Statistischen Landesamtes aus Tab. 26 (S. 89) ist die Bevölkerung im Rhein-Lahn-Kreis verglichen mit den anderen Landkreisen gut mit Haus- und
Fachärzten versorgt. Dies ist über den Kreis verteilt aufgrund der räumlichen Bevölkerungsverteilung differenzierter zu bewerten.
Die aktuellen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung geben für den Kreis 66 Zahnärzte
an.
Grad der Versorgung nach Bundes-Bedarfsrichtlinie
Um letztlich aber den Grad der Versorgung einschätzen zu können, lassen sich unterschiedliche Bemessungswerte heranziehen. Im Jahr 2012 wurde von der Bundes-Ebene
hierzu die „Bedarfsplanungs-Richtlinie“ des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG)
erstellt:

Durch das BMG wurde im Bundesanzeiger v. 31.12.2012 hierzu der maßgebende Beschluss des
Bundes-Ausschusses veröffentlicht: „Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung vom 20.12.2012 die Neufassung der Richtlinie … über die Bedarfsplanung sowie die Maßstäbe
zur Feststellung zur Überversorgung und Unterversorgung in der vertragsärztlichen Versorgung
(Bedarfsplanungs-Richtlinie) in der Fassung vom 15.9.2007 … zuletzt geändert am 6.9.2012 … beschlossen.128
Der Richtlinie nach werden die einzelnen Kreise unterschiedlichen „Raumtypen der Versorgung“ zugewiesen. Dieser gilt nach § 11 nicht für die Hausärztliche Versorgung, hier
ist die Verhältniszahl unabhängig vom Raumtyp:1 Hausarzt zu 1671 Einwohnern. Für die
Fachärzte wurde der Rhein-Lahn-Kreis nach § 12 Typ 4 zugewiesen:






Kinderärzte
1 : 3990 (bezieht sich auf die Gruppe der „bis unter 18-Jährigen)
HNO-Ärzte
1: 33071 EW
Augenärzte
1: 22151 EW
Psychotherapeuten
1: 8587 (inkl. KiJU- Psychotherapeuten)
Kinder- und Jugendpsychotherapeuten
1: 16.909 (bezieht sich auf die Gruppe der „bis unter
18-Jährigen)
Gynäkologie
1: 6371 (bezieht sich auf weibliche Bevölkerung)
Die bundesweit festgelegten Verhältnis-Zahlen werden jährlich aufgrund der demographischen Entwicklung angepasst. Auf Landesebene können diese Zahlen weiter modifiziert
werden, indem bei der Berechnung der Faktor Morbidität berücksichtigt wird. 129
Diese Verhältnis-Zahlen müssen als „Mindest-Ausstattung“ interpretiert werden, die i.d.R.
von den rheinland-pfälzischen Landkreisen deutlich (teils um das Doppelte) übertroffen
werden, woraus nicht abgeleitet werden kann, dass alle Teilregionen per se gut versorgt
wären.
128
Bundesanzeiger vom 31.12.2012: http://www.g-ba.de/downloads/39-261-1621/BPL-RL_2012-1220_BAnz.pdf
129
Kassenärztliche Vereinigung RLP, online Zugriff:http://www.kvrlp.de/presse/hintergrundinformationen/bedarfsplanung-wird-ueberarbeitet.html (Stand Mai 2013)
IfR
90
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.4.3
Entwurf 12.3.2014
Hausärzte
Um die Situation der Hausärztlichen Versorgung in Rhein-Lahn zu bewerten, können in
der Summe folgende Informationen und Statistiken herangezogen werden:

Im Vergleich mit den umliegenden Landkreisen weist der Rhein-Lahn-Kreis
derzeit noch einen guten Versorgungsgrad auf (vgl. Tab. 26, S. 89)

Der Bedarfsrichtlinie des Bundes folgend (s.o., 1:1.607) ist die Bevölkerung im
Rhein-Lahn-Kreis mit einem Arzt pro 748 Einwohner sehr gut versorgt.

Die räumliche Verteilung der Praxen zeigt die zu erwartende heterogene
Verteilung mit Tendenzen zur schwächeren Versorgung abseits der Städte (vgl. 0,
S. 1)

Zu den Hausärzten, die in Rhein-Lahn selbst angesiedelt sind, ergänzen weitere
Hausärzte der benachbarten Kreise/Städte des Versorgungs-Angebot, hier v.a. im
Raum Koblenz und im Raum Limburg.

Informationen aus den Verbandsgemeinden/Ortsgemeinden zu den Praxen selbst,
v.a. bzgl. der Altersstruktur der praktizierenden Hausärzte. Die Situation ist hier
vor Ort i.d.R. gut bekannt und die Unterstützungs-Bemühungen setzen oft weit
vor dem anstehenden Aufgabe-/Übergabe-Termin ein. Als Beispiele seien
genannt:





Situation in der VG Diez, Teilregion Esterau: Einziger Arzt wird 2015 aufhören. Wenn keine Übergabe gelingt, wird wsh. auch die Apotheke schließen.
Situation in VG Bad Ems: hoher Altersdurchschnitt, „Markenzeichen“ von Bad Ems ist gefährdet
Situation VG Hahnstätten: Das Hauptproblem der ärztlichen Versorgung wird im Bereich Augenheilkunde gesehen.
Situation VG Katzenelnbogen: Psych.-Klinik in Katzenelnbogen will ärztliches Zentrum auch mit anderen Ärzten aufbauen. Des Weiteren laufen Bestrebungen der VG-Verwaltung mit niedergelassenen Ärzten die ärztliche Versorgung zukünftig zu sichern. Mehrere Konzepte werden geprüft
Situation Nastätten: Stadt selbst gut besetzt, in verschiedenen Gemeinden werden in den nächsten
Jahren (Weisel, Dachsenhausen, Gemmerich) wird es wsh. eine Problematik der Neubesetzung geben
Fazit: Über das gesamte Kreisgebiet betrachtet ist die Versorgung mit Hausärzten noch
gut ausgeprägt. Die heterogene Verteilung führt zu einem geringeren Angebot in einigen
Teilregionen, v.a. im südlich-zentralen Bereich. Große Sorgen bereitet gerade hier die
Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte sowie die oftmals unklare Übergabe-Situation.
Nach Angaben des „Kreisatlas“130 ist die Altersstruktur der Hausärzte im Rhein-LahnKreis ist durch einen hohen Anteil von praktizierenden Vertragsärzten im Alter von über
54 Jahren gekennzeichnet. Es muss damit gerechnet werden, dass ein großer Anteil der
Hausärzte noch in diesem Jahrzehnt altersbedingt aus der vertragsärztlichen Versorgung
ausscheidet und somit ein hoher Nachbesetzungsbedarf für Hausärzte entsteht. Ausgehend von einem aktuellen, mittleren Ausscheidealter von 62 Jahren ergibt sich für den
Rhein-Lahn-Kreis bis 2020 ein Nachbesetzungsbedarf 43 Ärzten (52%) bei den zugelassenen Ärzten. Bei den angestellten Ärzten entsteht kein Nachbesetzungsbedarf.
Pauschal betrachtet ist es für angehende Ärzte aktuell vergleichsweise weniger interessant, eine eigene Hausarzt-Praxis „auf dem Land“ zu übernehmen als sich beispielsweise
einer Praxisgemeinschaft anzuschließen oder in einem Krankenhaus zu arbeiten. Die
Gründe hierfür sind vielschichtig und liegen u.a. bei den Dienstzeiten, ÜbernahmeKosten, Kosten der Praxisführung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der ganz persönlichen Einschätzung der Standortfaktoren vor Ort.
130
IfR
Kreisatlas zur Vertragsärztlichen Versorgung für den Rhein-Lahn-Kreis 2013, Kap. 4.4.2
91
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.4.4
Entwurf 12.3.2014
Fachärzte
Neben den Allgemeinen Ärzten rückt die Versorgung mit Fachärzten in den letzten Jahren
zunehmend in den Blickpunkt und wird als Qualitätsmerkmal einer Region wahrgenommen. Eine Auflistung der Facharztpraxen zeigt, in welchen Teilbereichen im Rhein-LahnKreis die Fachärzte niedergelassen sind. Darüber hinaus werden auch die Niederlassungen der Fachärzte im näheren Umfeld (Koblenz, Limburg, Rhein-Hunsrück-Kreis) mit berücksichtigt (siehe nachfolgende Tabellen).
Hier gilt es einen weiteren Aspekt zu beachten: Die fachärztliche Versorgung wird teils –
v.a. von der älteren Bevölkerung - nicht angenommen. In vielen Fällen werden v.a. ältere Menschen über den Hausarzt in die Klinik eingewiesen und erhalten erst dort die fachärztliche Behandlung.
(a) Situation Kinderärzte

2 Kinderärzte in Diez, je 1 in Bad Ems, Lahnstein und 2 in Nassau

Katzenelnbogen, Loreley, Hahnstätten ohne Kinderarzt

Praxis Nastätten mit hoher Bedeutung für südliche Loreley, Nastätten und
Katzenelnbogen

Der Bedarfsrichtlinie des Bundes folgend (s.o., 1:3.990) ist die Bevölkerung im
Rhein-Lahn-Kreis mit einem Kinderarzt pro ca. 3.225 Kindern und Jugendlichen
(bis 18 Jahre) nicht mehr ausreichend versorgt.
Fazit: Im Bereich der Kinderärzte besteht im zentral-südlichen Bereich - VGn Nastätten,
Loreley und Katzelnbogen - eine starke Abhängigkeit von den Praxen der umliegenden
Städte. Hier sind die Fahrwege teils sehr weit.
Tab. 27
Kinderärzte im Rhein-Lahn-Kreis (und im näheren Umfeld)
Name
Ort
Einflussbereich (Sitz außerhalb)
Katharina Link
Bad Ems
Matthias Petrig
Diez
Folckert Schmidt
Diez
Susanne Lübke
Lahnstein
Christina Bingel, Rainer Steeger
Nassau
Tatjana Parr
Boppard
Loreley
Stephan Plum, Stefan Rackwitz
Limburg
Diez
Christina Bez
Elz
Diez
Christina Merkt-Seiwert
Limburg
Diez
diverse
Koblenz
Lahnstein Bad Ems, Loreley
Datenquelle: Arztfinder der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP): online
http://www.kv-rlp.de/info-center/info-center/arztfinder/arztfinder-start.html (Stand März 2013)
Zugriff:
(b) Situation Augenärzte

Insg. 4 im Kreisgebiet (je 1 in Diez, Lahnstein, Bad Ems und Nastätten)

Katzenelnbogen, Nassau, Loreley, Hahnstätten ohne Augenarzt. Praxis Nastätten
mit hoher Bedeutung für südliche Loreley, Nastätten und Katzenelnbogen

Der Bedarfsrichtlinie des Bundes folgend (s.o., 1:22.151) ist die Bevölkerung im
Rhein-Lahn-Kreis mit einem Augenarzt pro ca. 30.450 Einwohnern nicht mehr gut
versorgt
Tab. 28
Name
IfR
Augenärzte im Rhein-Lahn-Kreis (und im näheren Umfeld)
Ort
Einflussbereich (Sitz außerhalb)
92
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Kalogreant Dittmer
Bad Ems
Gerd Scheurer (plus David Boger)
Diez
Guntram Finken
Lahnstein
Silvia Emmer
Nastätten
Peter Ziegler
Boppard
Loreley
diverse
Koblenz
Bad Ems, Loreley, Lahnstein
Datenquelle: Arztfinder der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP): online
http://www.kv-rlp.de/info-center/info-center/arztfinder/arztfinder-start.html (Stand März 2013)
Zugriff:
Fazit: Wie bei den Kinderärzten besteht auch im Bereich der Augenärzte im zentralsüdlichen Bereich eine starke Abhängigkeit von den Praxen der umliegenden Städte sowie von der Praxis in Nastätten. Hier sind die Wahlmöglichkeiten gering, die Fahrwege
dagegen teils weit. Die Praxis in Boppard stellt für die südliche Loreley nur bedingt eine
Alternative dar.
Die Zahlen entsprechen den Einschätzungen vieler VG- und OG-Bürgermeister, dass die
Augenarzt-Versorgung vor Ort (in den betroffenen Regionen) als jener Facharztbereich
mit den größten Versorgungsproblemen wahrgenommen wird. Die schwache Versorgung
in den genannten Teilregionen führt in der Folge zu einem verstärkten „Patienten-Druck“
auf die vorhandenen Praxen, was zu langen Vorlaufzeiten für Termine und damit faktisch
zu einer schlechteren Versorgung für die direkt im Einzugsbereich (Diez, Lahnstein, Bad
Ems, Nastätten) wohnenden Patienten führt.
(c) Situation HNO-Ärzte

Insg. 4 im Kreisgebiet (Bad Ems, Lahnstein, Diez und Nastätten), plus Belegärzte
in Kliniken Lahnstein und Bad Ems.

Katzenelnbogen, Nassau, Loreley, Hahnstätten ohne HNO-Arzt

Praxis Nastätten mit hoher Bedeutung für südliche Loreley, Nastätten und
Katzenelnbogen

Gemäß Bedarfsrichtlinie des Bundes (s.o., 1:33.071) ist die Bevölkerung im
Rhein-Lahn-Kreis mit einem HNO-Arzt pro ca. 30.450 Einwohnern ausreichend
versorgt.
Fazit: Auch bei den HNO-Praxen besteht im zentral-südlichen Bereich eine starke Abhängigkeit von den Praxen der umliegenden Städte sowie von der Praxis in Nastätten. Die
HNO-Ärzte sind stark im Nord-West-Teil des Kreises konzentriert. Diese VersorgungsSituation wird weniger negativ wahrgenommen als jene der Augenärzte, was neben dem
faktisch größeren Angebot auch auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass anders als bei
den Augenärzten bei den Behandlungen größere Überschneidungsbereiche zu den Hausärzten bestehen, die diese mit abdecken können.
Tab. 29
HNO-Ärzte im Rhein-Lahn-Kreis (und im näheren Umfeld)
Name
Ort
Bemerkungen /
Bertram Schlager, Hans Serf
Bad Ems
Katalin Bruckner
Diez
Frank Padberg
Lahnstein
Eric Daubitz
Nastätten
Michael Schröter
Bad Ems
Belegarzt i.d. Para.-Klinik, Praxis in Montabaur
Ravi Subramanian
Bad Ems
s.o.
Gabriele Dederichs
Lahnstein
Belegärztin in Klink Lahnstein, Praxis in Koblenz
Peter Schendzielorz
Lahnstein
s.o.
Einflussbereich (Sitz außerhalb)
IfR
93
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Rami Kabbani
Boppard
Loreley
diverse
Koblenz
Bad Ems, Loreley, Lahnstein
Datenquelle: Arztfinder der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP): online
http://www.kv-rlp.de/info-center/info-center/arztfinder/arztfinder-start.html (Stand März 2013)
Zugriff:
(d) Situation Psychiatrie und Psychotherapie (inkl. KiJu-Psychotherapeuten)

Insg. 9 Fachärzte im Kreisgebiet (Bad Ems, Diez, Lahnstein).

Nassau, Loreley, Hahnstätten, Nastätten und Katzenelnbogen ohne Fachärzte für
Psychiatrie und Psychotherapie

Schwerpunkte in den Bereichen entlang der Lahn Bad Ems, Diez und Lahnstein

Hinzu kommen 15 Dipl.-Psychologen und Dipl.-Psychologinnen, die Leistungen im
Fachbereich übernehmen, aber keine Facharzt-Zulassung haben

Der Bedarfsrichtlinie des Bundes folgend (s.o., 1:8.587) ist die Bevölkerung im
Rhein-Lahn-Kreis mit einem Facharzt für Psychotherapie pro ca. 13.500
Einwohnern nicht ausreichend versorgt.
Fazit: Für den Fachbereich Psychiatrie und Psychotherapie besteht im Rhein-Lahn-Kreis
eine gute Versorgung. Versorgungsschwerpunkte liegen in den städtischen Bereichen
entlang der Lahn in Bad Ems, Diez und Lahnstein. Die Bereiche der VG Loreley und der
VG Hahnstätten sind nicht versorgt, sodass hier eine starke Abhängigkeit von den Praxen
der „Lahn-Achse“ sowie den Praxen in Katzenelnbogen und Nastätten besteht. Hier sind
die Wahlmöglichkeiten gering, die Fahrwege dagegen teils weit. Die Praxen in Boppard
stellen für die südliche Loreley nur bedingt eine Alternative dar.
Tab. 30
Ärzte im Bereich Psychatrie und Psychotherapie im Rhein-Lahn-Kreis
Name
Ort
Boris Ihsche
Bad Ems
Bemerkungen
Dietmar Both
Diez
Markus Jensen
Lahnstein
Erich und Christine Krausbeck
Bad Ems
Facharzt für Psychatrie / Psychotherapeutin
Gerhard Lippert
Lahnstein
Neurologie, Psychatrie und Psychotherapie
Alfred Schwarz
Lahnstein
Psychotherapie
Ingo Pavel
Lahnstein
Psychatrie und Psychotherapie
Kerstin Mach und Jens Mach (angestellt)
Diez
Psychosomatische Therapie und Psychotherapie
Datenquelle: Arztfinder der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP): online
http://www.kv-rlp.de/info-center/info-center/arztfinder/arztfinder-start.html (Stand März 2013)
Zugriff:
Im Bereich der Kinder- und Jugend-Psychatrie und-Psychotherapie im Speziellen gibt es
im Rhein-Lahn-Kreis keinen zugelassenen Arzt. Im Kreis agieren 7 Kinder- und Jugendpsychater bzw. –psychotherapeuten. Damit ist der Rhein-Lahn-Kreis hier deutlich unterversorgt.
http://www.kv-rlp.de/info-center/info-center/arztfinder/arztfinder-start.html (Stand März 2013)
(e) Situation Gynäkologie
IfR

Insg. 9 Praxen mit 13 Ärzten im Kreisgebiet, nur Loreley und Katzenelnbogen
ohne gynäkologische Praxen

Praxen in Nastätten und Hahnstätten mit hoher Bedeutung für südliche Loreley
und Katzenelnbogen
94
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Der Bedarfsrichtlinie des Bundes folgend (s.o., 1:6.371) ist die Bevölkerung im
Rhein-Lahn-Kreis mit einem Facharzt für Gynäkologie pro 9.370Einwohnern nicht
mehr gut versorgt.
Fazit: Für den Fachbereich Gynäkologie besteht im Rhein-Lahn-Kreis bereits eine Unterversorgung. Ein Versorgungsschwerpunkt liegt im Bereich der Stadt Lahnstein. Die Bereiche der VG Loreley und der VG Katzenelnbogen sind nicht versorgt, sodass hier eine
starke Abhängigkeit von den Praxen der „Lahn-Achse“ sowie den Praxen in Nastätten
und der Praxis in Hahnstätten besteht. Hier sind die Wahlmöglichkeiten gering, die Fahrwege dagegen teils weit. Die Praxen in Boppard stellen für die südliche Loreley nur bedingt eine Alternative dar.
Tab. 31
Gynäkologen im Rhein-Lahn-Kreis
Name
Ort
Bemerkungen / Einflussbereich (Sitz
außerhalb)
Jörg Knipphals
Bad Ems
Andreas Jespen-Föge
Lahnstein
Gemeinschaftspraxis Schönfeld,
Schreiber, Wiehn
Lahnstein
Ruth Bachmann-Ilkhtchoui
Balduinstein (VG Diez)
Gemeinschaftspraxis Verma-Führing/
Khorrami /Gürtler
Diez
Anna und Peter Sliwa
Hahnstätten
Frank Abraham
Nassau
Martin Mengringhaus
Nastätten
Kerstin Pesch
Nastätten
Bruno Busch
Lahnstein
Belegarzt (Praxis in KO)
Antonios Krokolis
Lahnstein
Belegarzt (Praxis in KO)
1 Praxis mit 3 Ärzten
1 Praxis mit 3 Ärzten
Datenquelle: Arztfinder der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP): online
http://www.kv-rlp.de/info-center/info-center/arztfinder/arztfinder-start.html (Stand März 2013)
5.4.5
Zugriff:
Bereitschaftsdienstzentralen
Im Rhein-Lahn-Kreis wird der Bereitschaftsdienst durch die Bereitschaftsdienstzentralen
(BDZ) Koblenz, Nastätten und Limburg (KV Hessen) sichergestellt . 84.360 Einwohner
werden durch die Bereitschaftsdienstzentralen in Koblenz und Nastätten versorgt. Die
25.056 Einwohner der Verbandsgemeinde Diez werden durch die Bereitschaftsdienstzentrale Limburg der KV Hessen versorgt.131
Für die restlichen 13.199 Einwohner der Stadt Bad Ems und umliegender Gemeinden waren bis Ende 2013 noch dezentrale, von den Vertragsärzten vor Ort organisierte Bereitschaftsdienste zuständig. Seit 1. Januar 2014 ist dieser Bereich an die Bereitschaftsdienstzentrale (BDZ) Nastätten angegliedert worden.132
Patienten können grundsätzlich jede beliebige BDZ im Land aufsuchen. Für Patienten aus
der Verbandsgemeinde Bad Ems liegen die nächstgelegenen BDZ in Koblenz, in Montabaur und in Nastätten. Hausbesuche für Patienten aus der Verbandsgemeinde Bad Ems
werden nach neuer Regelung ausschließlich von der BDZ Nastätten aus organisiert, was
131
Kreisatlas zur Vertragsärztlichen Versorgung für den Rhein-Lahn-Kreis 2013
.vgl. http://www.kv-rlp.de/presse/pressemitteilung/kv-rlp-gliedert-bad-ems-an-die-aerztlichebereitschaftsdienstzentrale-nastaetten-an/
132
IfR
95
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
von vielen Menschen in der Teilregion als nicht ausreichendes Angebot wahrgenommen
wird.
5.4.6
Kliniken
Die Wahrnehmung als besonderer Standort für das Thema Gesundheit – hier ist v.a. das
untere Lahntal als Schwerpunkt zu nennen - rührt zu einem Teil auch aus der guten Bestückung mit Kliniken. In diesem Bereich hat der Rhein-Lahn-Kreis teils deutlich bessere
Kennzahlen vorzuweisen als seine Nachbarkreise (vgl. Tab. 32), wobei die angegebene
Zahl „7“ nicht exakt nachvollzogen werden kann. Im Rhein-Lahn-Kreis finden sich – wie
in Tab. 33 dargestellt - insgesamt 5 Kliniken der GV noch 3 Fachkliniken und weitere 4
Fachkliniken mit den Schwerpunkt Rehabilitation (vgl.), also 13 Kliniken, wodurch der
Vergleich noch deutlicher zugunsten des Rhein-Lahn-Kreises ausfallen müsste.
Tab. 32
Kliniken, deren Bettenzahl und Personal nach Verwaltungsbezirken
Kliniken
Darunter allgemeine Kliniken
insgesamt
aufgestellte
Betten
insgesamt
Aufgestellte
Betten
Einwohner je
Bett
hauptamtl.
Rhein-Lahn-Kreis
7
1.012
6
947
129
98
47
846
Mayen-Koblenz
5
980
3
588
357
129
8
1531
Rhein-Hunsrück-Kr.
2
435
2
435
233
89
5
1076
Westerwaldkreis
2
534
2
534
370
127
10
1443
Rheinland-Pfalz
95
25.375
79
23.401
171
6.565
315
581
kreisfreie Städte
28
12.541
26
12.541
82
4.273
99
235
Landkreise
67
12.834
53
10.860
274
2.292
216
1185
Verwaltungsbezirk
Beleg-
Ärztinnen/Ärzte
Einwohner je
Arzt
Datenquelle: Statistisches Landesamt, Datenstand am 31. Dezember 2011 nach Verwaltungsbezirken. Auszug
durch IfR, Februar 2013. Hinweis Daten der hessischen Kreise. Datenstruktur mit RLP nicht vergleichbar.
Diese Ausprägung stellt ein wichtiges „Markenzeichen“ des Kreises dar. Auch wenn ein
Teil der Einrichtungen ihre Auslastung über den „Kurbetrieb“, Rehabilitation und ähnliche
Sparten erzielen, so werden diese doch von innen wie von außen als Bausteine einer guten Versorgung wahrgenommen. In den Kliniken hat sich eine Vielzahl von Arbeitsplätzen
entwickelt, die einen wichtigen Faktor auf dem Arbeitsmarkt der Region darstellen.
Die gute Versorgung im Krankenhaus-Bereich hat in der Vergangenheit zu Überlegungen
geführt, bei notwendigen Schließungen (z.B. bei den „Akut-Kliniken“) auf den sehr gut
versorgten Bereich des unteren Lahntals zurückzugreifen. Dies gilt es aus Sicht der Region im Sinne der Erhaltung des „Markenzeichens“ zu vermeiden.
Die Vielfalt des Angebotes an Kliniken, die im Rhein-Lahn-Kreis angesiedelt sind, drückt
sich in Tab. 33 aus.
Tab. 33
Name
Kliniken im Rhein-Lahn-Kreis
Ort
Paracelsus Klinik Bad Ems
133
IfR
Typ
Betten
Tagesstationär betten
KZP Fachrichtungen
133
GV
140
(mind.) (158)
Kurzzeitpflegeplätze
96
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Hufeland-Klinik
Bad Ems
FK
220
Pneumologie, Allergologie, Naturheilverfahren
und Orthopädie
Lahntalklinik
Bad Ems
FK
200
(Reha)
AOK-Klinik
Bad Ems
FK
166
(Reha)
kardiologische und orthopädische Rehabilitation
Malbergklinik
Bad Ems
FK
180
(Reha)
Rehabilitationsklinik, Klinik für Anschlussheilbehandlungen versch. Krankheiten
Helios-Klink
Diez
FK
237
Vorsorge- und Rehabilitationsklinik: „Fachklinik für Mutter, Vater und Kind sowie Fachklinik
für Psychotraumatologie“
0
0
(Reha)
Reha-Leistungen und Anschlussheilbehandlungen (AHB), Chinesische Medizin
DRK Krankenhaus
Diez
GV
140
Innere, Allg. Chirurgie, Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie, Anästhesie, Intensiv, sowie
Belegabt. in Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie
Fachklinik Katzenelnbogen
Katzenelnbogen
FK
65
Offenes Krankenhausfür Psychiatrie und Psychotherapie
Medizinisches
Zentrum Lahnhöhe
Lahnstein
FK
302
Psychosomatische Medizin und Ganzheitliche
Heilkunde
St. Elisabeth
Krankenhaus
Lahnstein
GV
220
Marienkrankenhaus
Nassau
GV
70
Innere Schwerpunkt Altersmedizin, altersmedizinische Rehabilitation, internistische Akutversorgung
Stiftsklinikum
Mittelrhein
Nastätten GV
93
Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie, Paliativmedizin, u.w.
Maharishi Ayurveda (Privat)
Bad Ems
45
Ganzheitliche Heilkunde
Orthopädie (100 Betten)
10
(Psych.)
12
Innere, Psychiatrie, Anästhesie, Intensiv,
Chirurgie, u.w.
Quellen: Zusammenstellung durch IfR. Informationen durch Internet-Seiten der jeweiligen Kliniken. Zugriff im
März und April 2013 und Weiterleitung der Abteilung Gesundheitsversorgung, Fr. Kästner, April 2013.
Hinzu kommen im näheren und weiteren Umfeld Kliniken in Limburg, Bad Camberg, Idstein, Bad Schwalbach, Montabaur sowie ein umfangreiches Angebot in Koblenz.
5.4.7
Rettungswesen und Notarztversorgung
„Das Rettungswesen ist eine öffentliche Aufgabe der organisierten nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr und der staatlichen Daseinsvorsorge und gliedert sich in Notfallrettung und
Krankentransport.“134
Der DRK-Rettungsdienst-Rhein-Lahn Westerwald GmbH ist gemäß öffentlich-rechtlichem
Vertrag mit der Durchführung des Rettungsdienstes beauftragt. Das LandesRettungsgesetzt schreibt fest, dass in allen Landkreisen und kreisfreien Städte Rettungswachen vorzuhalten sind, deren Lage die Einhaltung der Hilfeleistungsfrist von 15 Minuten ermöglichen. Der Rhein-Lahn-Kreis stellt dieses Gesetz durch die Rettungswachen an
den Stadtorten Bad Ems, Diez, Nassau, St. Goarshausen, Nastätten, Katzenelnbogen und
Lahnstein sicher. In Braubach wurde am 9.9.2013 eine neue Rettungswache eingeweiht.135
134
Bundesärztekammer, Online Zugriff http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=1.306.1131, Stand
Februar 2013)
135
Pressedienst Rhein-Lahn-Kreis: Online Zugriff, http://www.rhein-lahn-info.de/pressedienst-2012/11512.htm, Stand Februar 2013)
IfR
97
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
In den Rettungswachen des Rhein-Lahn-Kreises sind per se keine Notärzte „stationiert“,
Vielmehr gibt es ein „Rendezvous-System“ bei dem Rettungswagen und Notarzt sich am
Einsatzort treffen.136
Zuständige Rettungsdienstbehörde für die Landkreise Westerwald, Altenkirchen, Neuwied
und Rhein-Lahn ist die Kreisverwaltung des Westerwaldkreises in Montabaur. Diese hat
gemäß § 23 Abs. 2 RettDG die Notarztversorgungsbereiche des Rhein-Lahn-Kreises festgelegt:
1. Stadt Lahnstein und nördliche Verbandsgemeinde Loreley; Abdeckung durch das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz
2. Verbandsgemeinden Diez, Hahnstätten und östlicher Teil der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen; Abdeckung durch das DRK-Krankenhaus in Diez
3. Verbandsgemeinden a) Nastätten, südliche Loreley und westlicher Teil Katzenelnbogen b) Nassau und
Bad Ems. 137
Die vier eingesetzten Notarzteinsatzfahrzeuge – inklusive Fahrer – werden von der DRK
Rettungsdienst GmbH Montabaur bereitgestellt und finanziert. Diese sind wie folgt stationiert:
Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz,
Rettungswache Diez,
Rettungswache Nastätten und
Rettungswache Nassau bzw. Firma Rescue Jaeger GbR, Singhofen.
Sofern der Notarzt einmal nicht zur Verfügung steht (z. B. weil parallel zwei Notfälle vorliegen), wird auf ein benachbartes System (evtl. auch in Nachbarkreisen), tagsüber
manchmal auch auf einen Rettungshubschrauber, zurückgegriffen.
Die notärztliche Versorgung im Bereich Braubach/Lahnstein ist bislang problemlos verlaufen. Im Gebiet Diez/Hahnstätten/Katzenelnbogen (Ost) ist das Notarzteinsatzfahrzeug im
vergangenen Jahr insgesamt 17 Mal kurzzeitig nicht einsatzbereit gewesen (Ausfallquote:
0,77%). Die Versorgung dieses Gebietes ist nach Auffassung der Kreisverwaltung des
Westerwaldkreises jedoch sichergestellt.
Im restlichen Kreisgebiet war es im Bereich der Verbandsgemeinden Nastätten, südliche
Loreley und Katzenelnbogen (West) zu Beginn des Jahres 2011 jedoch zu gravierenden
Veränderungen gekommen, da das Stiftungsklinikum Mittelrhein den Vertrag über die
Sicherstellung, Übertragung und Finanzierung der Notarztversorgung gekündigt hatte.
Insgesamt kann die notärztliche Versorgung als gesichert angesehen werden. Der o.g.
Fall zeigt allerdings, dass bei kurzfristiger Auflösung von bestehenden Verträgen ein erheblicher organisatorischer Aufwand nötig wird, um die Versorgung sicher zu stellen.
136
Nachfolgende Angaben zur Notarztversorgung aus der Niederschrift zur 22. KA-Sitzung, 21.2.2011, Anfrage
der SPD-Fraktion.
Erläuternder Hinweis: Die Notarztversorgung in Rheinland-Pfalz ist im Landesgesetz über den Rettungsdienst
sowie den Notfall-und Krankentransport (Rettungsdienstgesetz – RettDG) geregelt. Hiernach sind die Kliniken
im Rahmen ihrer Aufgabenstellung und Leistungsfähigkeit verpflichtet, Ärzte gegen Erstattung der ihnen
entstehenden Kosten als Notärzte zur Verfügung zu stellen. Soweit darüber hinaus Bedarf besteht, wirken
niedergelassene und andere Ärzte, ärztliche Arbeitsgemeinschaften und ärztliche Mitarbeiter sonstiger
geeigneter Einrichtungen im Notarztdienst mit. Als Notärzte dürfen nur Ärzte mit einer entsprechenden
Zusatzausbildung (Notfallmedizin) tätig werden.
137
Hinsichtlich der unter Ziffer 3 aufgeführten Bereiche muss jeweils zwischen einer „Tagversion“ (Montag bis
Freitag 8:00 bis 17:00 Uhr) und einer „Nacht-, Wochenend-und Feiertagsversion“ unterschieden werden. Nähere Ausführungen siehe Niederschrift KA, 22. Sitzung, 21.2.2011
IfR
98
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.4.8
Entwurf 12.3.2014
SWOT-Übersicht: Gesundheitsversorgung
Stärken
Schwächen
Ausstattung mit Hausarztpraxen noch gut (siehe Risiko)
Facharztversorgung bezogen auf den ganzen
Landkreis noch ausreichend, jedoch mit räumlichen Unterschieden und teils schon größeren
Defiziten (Kinderärzte, Augenärzte)
Sehr gute Ausstattung mit Kliniken im Kreis und
angrenzenden Regionen
Thema Gesundheitsversorgung umfasst zwei
„Standbeine“: Versorgung der Einwohner und
Versorgung von Kurgästen, Feriengästen etc.
(= „Markenzeichen“ der Region)
Wenig Steuerungsmöglichkeiten vor Ort aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen
„Überalterung“ der Ärzte, unklare PraxisÜbergabe bzw. –Übernahme-Situationen
Thema wird im Sinne der Regionalentwicklung
(Gesundheitsversorgung nicht nur als Daseinsvorsorge sondern als Dienstleistung für Gäste
etc.) noch nicht stark genug vermarktet
Chancen
Risiken
Die Stärken im Thema „Gesundheitsversorgung“ eignen sich als Bausteine eines „Regionalmarketings“
fehlende Neubesetzung von Arztpraxen bei altersbedingter Aufgabe
Veränderte Altersstruktur der Bevölkerung führt
zu größerem Bedarf an Dienstleistungen im
Thema (Chance, bei guter Angebotsqualität und
guter Positionierung)
Attraktivitätssteigerung der Region insgesamt
über weiteren Ausbau der Gesundheitsversorgung
IfR
Tendenz zu räumlich ungleichgewichtiger Verteilung der Arztpraxen (Hausärzte und v.a.
Fachärzte)
Rückzug aus der Fläche von Dienstleistungen
der Gesundheitsversorgung verursacht Mobilitätsanforderungen, die ggf. mit dem bestehenden Angebot nicht abgedeckt werden können
99
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.5
Entwurf 12.3.2014
Pflege und Teilhabe
Der Bereich „Pflege und Teilhabe“ wird zum einen charakterisiert durch die entsprechenden Einrichtungen wie „Seniorenheime“ oder „Pflegeheime“ sowie die in der Fläche agierenden mobilen Pflegedienst-Betriebe im Bereich „Pflege“. Die entscheidende Stellschraube ist hier auf nationaler Ebene mit der Pflegeversicherung bzw. den Leistungsvorgaben je nach Pflegeklasse vorgegeben. Entsprechend dieser Vorgaben hat sich im
Rhein-Lahn-Kreis das Angebot ausgerichtet und entwickelt.
Im Bereich „Teilhabe“ haben sich stationäre und teilstationäre Einrichtungen der Behindertenhilfe etabliert. Die ambulante Betreuung befindet sich erst im Aufbau durch die
Träger. Finanziert werden die Leistungen über die Eingliederungshilfe gemäß SGB XII.
Der Bereich „Pflege und Teilhabe“ ist im Rhein-Lahn-Kreis als Schwerpunkt-Bereich erkannt, der in besonderem Maße von den Auswirkungen des demografischen Wandels betroffen ist und noch stärker sein wird. Die Anforderungen konnten u.a. auf der letzten
Regionalen Pflegekonferenz Rhein-Lahn-Kreis am 13. Juni 2013 noch einmal sehr konkret
herausgearbeitet werden.
5.5.1
Regionale Pflegekonferenz
Aufgabe der Regionalen Pflegekonferenz ist die Mitwirkung bei der Planung, Sicherstellung und Weiterentwicklung der pflegerischen Angebotsstruktur im Rhein-Lahn-Kreis.
Ziel ist insbesondere die Einbeziehung des bürgerschaftlichen Engagements und die Bildung kooperativer Netzwerke auf örtlicher Ebene.
Weiteres Ziel ist die Sicherstellung einer leistungsfähigen und wirtschaftlichen Angebotsstruktur und deren bedarfsgerechte Weiterentwicklung in den Bereichen der ambulanten,
teil- und vollstationären Pflege sowie der komplementären Hilfen im Vor- und Umfeld der
Pflege, um die Pflege und die damit zusammenhängende soziale Betreuung nachhaltig zu
gewährleisten.
Eine der wesentlichen Aufgaben des Kreises ist die Pflegestrukturplanung, wobei der
Fachbereich bei der Planung, Konzeptionellen Arbeit und Koordination an seine Grenzen
bezüglich hierfür verfügbarer Kapazitäten stößt. Gleiches gilt für den Bereich der Teilhabe.
5.5.2
Leistungsempfänger und -spektrum
Der Wunsch vieler Menschen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden oder zumindest wohnortnah zu leben, wird in jüngerer Zeit durch zahlreiche Befragungen auf
lokaler und regionaler Ebene immer wieder bestätigt (z.B. Buchfinkenland-Gemeinden im
Kreis WW). Diesem Wunsch kann durch Mobile Pflegedienste sowie durch Einrichtungen
der Tagespflege nachgegangen werden. Darüber hinaus sichern Angehörige von pflegeund betreuungsbedürftiger Menschen den Verbleib im Eigenheim. Wohnraum und Wohnumfeld müssen entsprechend an den Bedarf ausgerichtet und entsprechend angepasst
sein.
Auch wenn im ländlichen Raum insgesamt der Anteil an Pflege durch Familienangehörige
im Verhältnis zu städtischen Räumen aktuell noch hoch liegt (vgl. Tabelle unten -> Pflegegeld), kommt den stationären Einrichtungen und Pflegediensten eine weiter wachsende
Bedeutung zu.
Der Rhein-Lahn-Kreis liegt beim Verhältnis von ambulanter und stationärer Pflege im
Mittel der Landkreise und ähnlich den benachbarten Kreisen MYK und WW. Im RheinHunsrück-Kreis hat sich dagegen eine andere Situation mit einem Übergewicht an ambu-
IfR
100
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
lanter Pflege entwickelt, was auch auf geringere Bevölkerungsdichte und die geringere
Zahl zentraler Orte im Kreis SIM zurückzuführen sein könnte.
Eine Aussage zur tatsächlichen Versorgungslage kann aus diesen Daten nur bedingt abgeleitet werden. Hier geht es um die Frage, ob und unter welchen Rahmenbedingungen
des den Pflege-Bedürftigen im Kreis gelingt, einen Betreuungsplatz zu erhalten. Anhaltspunkte können z.B. Aussagen von Pflegeheim-Leitungen zu Auslastung oder Wartelisten
sein.
Tab. 34
Übersicht zu den Leistungsempfängern im Pflegebereich
Stationäre Pflege
Verwaltungsbezirk
Insgesamt
Je 1000
Einwohner
Ambulante
Pflege
Darunter:
Vollstationäre
Pflege
Pflegegeld
zusammen
Rhein-Lahn-Kreis
3.623
30
651
1.031
1.004
1.941
Mayen-Koblenz
6.666
32
1.084
1.644
1.600
3.938
Rhein-Hunsrück-Kr.
3.467
34
927
817
776
1.723
Westerwaldkreis
5.996
30
1.172
1.660
1.1618
3.164
Rheingau-Taunus
5340
29
1102
1434
1393
2804
Limburg-Weilburg
6487
38
1229
1305
1261
3953
Rheinland-Pfalz
112.743
28
23.284
32.017
31.278
57.442
Kreisfreie Städte
26.014
25
5.369
9.032
8.881
11.613
Landkreise
86.729
29
17.915
22.985
22.397
45.829
Datenquelle: Statistisches Landesamt RLP. Statistische Berichte 2012: Pflegeeinrichtungen und
Pflegegeldempfänger 2012 (Datenstand 2011). Hessen: Datenquelle Hessen: Hessisches Statistisches
Landesamt. Statistische Berichte. Die Pflegeeinrichtungen in Hessen am 15. Dezember 2011 (Datenstand
2011).
5.5.3
Stationäre Pflege- und Betreuungseinrichtungen
Die stationären Pflege- und Betreuungseinrichtungen nehmen im Bewusstsein der Bevölkerung einen hohen Stellenwert ein. Das Vorhandensein von wohnortnahen und qualitätsvollen Einrichtungen wird als wichtiger Standortfaktor wahrgenommen.
Der Begriff „Pflegeheim“ bezeichnet dabei „Einrichtungen zur dauerhaften, stationären
Unterbringung und pflegerischen Versorgung von Menschen, die wegen körperlichen,
geistigen oder psychischen Einschränkungen nicht in der Lage sind, in einer eigenen
Wohnung zu leben.“138
Neben den klassischen Wohnangeboten für pflege- und betreuungsbedürftige Personen
wie Pflegeheimen (Altenheimen, Seniorenheimen), gibt es heute eine Tendenz zur Ausdifferenzierung und Kombination von unterschiedlichen Wohn- und Lebensformen für
ältere Menschen.
Entsprechend haben sich in den letzten Jahrzehnten weitere alternative Wohnformen für
Pflegebedürftige entwickelt. Zu diesen zählen „Betreutes Wohnen“, „Service Wohnen“,
„Seniorenresidenzen“, „Senioren-Wohngemeinschaften“ oder andere alternative Wohn-
138
DocCheck Flexikon: online Zugriff: http://flexikon.doccheck.com/de/Pflegeheim#Definition (Stand März
2013)
IfR
101
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
projekte. Dabei gibt es bislang keine allgemein gültigen Abgrenzungen oder Definitionen.139
Basisziel des „Betreuten Wohnens“ ist es, alten Menschen auch bei Nachlassen der Leistungsfähigkeit und zunehmender Hilfebedürftigkeit eine selbständige Lebensführung in
vertrauter Umgebung zu ermöglichen. Betreutes Wohnen ist nicht an eine bestimmte
Wohnform gebunden, sondern ist grundsätzlich in der eigenen Wohnung ebenso wie in
einer Seniorenwohnung möglich. Der Leitsatz des betreuten Wohnens lautet: Soviel Selbständigkeit wie möglich und so viel Hilfe wie nötig.“140
Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht der Pflegeheime und der Angebote des betreuten Wohnens im Rhein-Lahn-Kreis, wobei hier aufgrund der Vielzahl der Angebote und
der ständigen Weiterentwicklung kein Anspruch auf Vollständigkeit gegeben werden
kann.
Entscheidend ist: Auch wenn sich in den zentralen Orten Schwerpunktbereiche herausgebildet haben, so ist doch in jeder der 8 Teilregionen des Kreises mindestens eine Einrichtung vorhanden, sodass wir von einem grundsätzlich in der Fläche vorhandenen Angebot
ausgehen können. Bei Betrachtung der vorhandenen Einrichtungen zur Bevölkerungszahl
kann ggf. im Bereich Nastätten ein zusätzlicher Bedarf ausgemacht werden.
Aktuell bieten alle genannten Einrichtungen auch Kurzzeitpflegeplätze und vier Einrichtungen bieten teilstationäre Plätze (Kamp-Bornhofen, Bad Ems, Katzenelnbogen, Nassau).
Tab. 35
Pflegeheime und Angebote des betreuten Wohnen
Teilregion
Ort
Name
Träger
Plätze
Bad
Ems
Bad Ems
Katharinenhof Lahnblick
Privat
129
Bad Ems
Georg-Vömel-Haus
AWO
136
Arzbach
Caritas Alten-zentrum St. Josefsheim
Caritas
70
Diez
AWO Seniorenzentrum ,,Haus am Hain‘‘
AWO
101
Diez
Haus Deul Seniorenwohnpark
Privat
48 Zwei-Zi.-Whg.,
3 App. und 3 WGn
Diez
AWO Seniorenresidenz Diez Oranienstein
AWO
47 Wohnungen
Hahnstätten
Hahnstätten
Haus Deul Seniorenresidenz Aartal
Privat
28 Whg. und 7 App.
Hahnstätten
Cura Sana Pflegeheim
Katzen
elnbo.
Katzenelnbogen
Theodor Fliedner Stiftung (Seniorenstift)
Katzenelnbogen
Lahnstein
Diez
Privat
68
Diakonie
114
Senioren Centrum
Privat
95
Lahnstein
Pro Seniore Residenz
Privat
151
Lahnstein
Caritas Altenzentrum Haus St. Martin
Caritas
79
Lahnstein
Residenz Rosengarten
Privat
?
KampBornhofen
Haus Marienberg
L (DPMW)
133
Nassau
Nassau
Haus Hohe Lay
L (Diakonie)
100
Na-
Nastätten
Pflegeheim Paulinenstift
L (Diakonie)
73
Loreley
139
140
Haus Blütenweg
18
www.wohnen-im-alter.de (Stand März 2013)
http://www.pflege-deutschland.de/pflege-ratgeber/betreutes-wohnen.html (Stand März 2013)
IfR
102
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
stätten
Kehlbach
Entwurf 12.3.2014
Haus Kehlbach
Privat
22
Quelle: AOK Rheinland-Pfalz, Liste der zugelassenen stat. Pflegeeinrichtungen http://www.aok.de/rheinlandpfalz-saarland/gesundheit/102405.php(Zugriffszeitraum Januar 2014). Internet-Seiten der Anbieter, die nicht
von der AOK gelistet werden.
Auch Pflege- und Betreuungseinrichtungen außerhalb des Kreises können grundsätzlich
von Menschen aus dem Rhein-Lahn-Kreis in Anspruch genommen werden. Um nur einige
zu nennen gehören hierzu u.a. Einrichtungen in folgenden Orten:







in Boppard (Evangelisches Altenzentrum Mühlbad, Seniorenhaus zum Heiligen Geist)
in Elz (GWG Seniorenzentrum Haus Elz, St. Josefshaus Altenzentrum)
in Koblenz (Caritashaus St. Elisabeth, Seniorenzentrum Asterstein, Alten- und Pflegeheim St.Barbara, Altenheim Maria vom Siege, Caritashaus St. Elisabeth, Seniorenzentrum Asterstein, Stiftung ELTZERHOF Koblenz, Theresiahaus GmbH
in Horbach (Ignatius-Lötschert-Haus)
in Montabaur (AZURIT Seniorenzentrum Montabaur)
in Rüdesheim (St. Thomas-Morus-Haus)
in Limburg (Pflegeheim St. Georg, Pflegeheim Heppelstift)
Im Kreis gibt es bislang keine expliziten „alternativen“ Wohnprojekte, die Wohn- und Betreuungsangebote außerhalb der klassischen Seniorenheime und betreuten Wohnformen
anbieten. Hierzu zählen u.a. die sog. „Alten-WGs“. Im benachbarten Westerwaldkreis
besteht seit 2010 das Modellprojekt Seniorenwohngemeinschaften Marienrachdorf. Das
Wohnprojekt bietet Platz für 16 Bewohner/innen in zwei Wohngemeinschaften in Verbindung mit einem bewirtschafteten Bauernhof141.
Tab. 36
Die stationären Pflegeeinrichtungen im Vergleich
Verfügbare Plätze in Pflegeheimen
Pflegebedürftige in Pflegeheimen
Stationäre
Pflegeheime
insg.
insgesamt
Je 1000
EW
Je 1000
EW. ab 65
Jahren
insgesamt
Je 1000
EW
Je 1000
EW. ab 65
Jahren
Rhein-Lahn-Kreis
13
1216
10
45
1.041
8
38
Mayen-Koblenz
25
2015
10
47
1.700
8
39
Rhein-Hunsrück-Kr.
12
934
9
44
848
8
40
Westerwaldkreis
27
2246
11
57
716
8
43
Rheingau-Taunus
23
1625
-
42
1449
8
36
Limburg-Weilburg
30
1454
-
43
1424
8
39
Rheinland-Pfalz
472
39.991
10
49
32.758
8
40
Kreisfreie Städte
112
11.228
11
55
9.264
9
45
Landkreise
360
28.763
10
47
23.494
8
38
Verwaltungsbezirk
Datenquelle: Statistisches Landesamt RLP. Statistische Berichte 2012: Pflegeeinrichtungen und
Pflegegeldempfänger 2012 (Datenstand 2011). Hessen: Hessisches Statistisches Landesamt. Statistische
Berichte. Die Pflegeeinrichtungen in Hessen am 15. Dezember 2011 (Datenstand 2011).
141
http://msagd.rlp.de/soziales/wohnen/beispiele-aus-den-regionen/betreute-wohngemeinschaftmarienrachdorf/
IfR
103
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.5.4
Entwurf 12.3.2014
Häusliche Alten- und Krankenpflegedienste
Ergänzt wird das Angebot der stationären Pflegeeinrichtungen durch private und gemeinnützig organisierte ambulante Pflegedienste und Hilfedienstleistungen.
Die ambulanten Pflegedienste leisten in der Regel häusliche Krankenpflege nach ärztlicher Verordnung (Behandlungspflege). Dazu gehört zum Beispiel die Versorgung von
Wunden, Richten und Verabreichen von Medikamenten oder die Gabe von Injektionen etwa von Insulin bei Diabetikern. Auch häusliche Intensiv- und Beatmungspflege gehört
zu dieser Leistungsart, die in der Regel im Rahmen der Krankenversicherung finanziert
wird.142
Die so genannte Grundpflege - Verrichtungen, die zu den alltäglichen Hilfen zur Körperpflege, Mobilität und Nahrungsversorgung gehören - wird ebenfalls von diesen Diensten
angeboten.
Viele Ambulante Pflegedienste bieten über die rein pflegerischen Hilfen hinaus weitere
Dienstleistungen an („Essen auf Rädern, Fahrdienste, hauswirtschaftliche Hilfen).
Die in der Tabelle benannten Dienste haben in der Regel einen Versorgungsbereich der
sich mindestens über zwei oder mehr Teilregionen (VGn) erstreckt, wobei hier gesicherte
Angaben nur schwer zu erhalten sind.
Tab. 37
Ambulante Pflege- und Dienstleistungsangebote im Rhein-Lahn-Kreis
Name
Sitz
Friedenswarte Unterwegs
Bad Ems
VIKTA ambulanter Pflegedienst
Bad Ems
Cura Sana Pflegedienst
Diez
Kirchliche Sozialstation Diez (AHZ)
Diez
Mobiler Pflegedienst Astrid Schneider
Diez
Privater Pflegedienst Manuela Iwanow
Diez
Ambulanter Pflegedienst Brigitte Huth
Lahnstein
Caritas-Sozialstation Lahnstein-Braubach (AHZ)
Lahnstein
Mobiler Alten- und Krankenpflegedienst Barbara Väth
Lahnstein
Ihre Pflege daheim
Weisel
Stift mobil
Katzenelnbogen
Ambulante Dienste am Marienkrankenhaus Nassau
Nassau
Diakoniestation Loreley-Nastätten (AHZ)
Nastätten
HeilPflege24 GmbH
Hahnstätten
Pflegedienst Claudia Rois
Weisel
Quelle: Internet-Seiten der genannten Dienste, sowie www.psp-rhein-lahn.de. (Zugriffszeitraum April 2013)
Neben den eigentlichen Pflegediensten agieren im Kreis eine Vielzahl von Menschen und
Betrieben als sog. „Hauswirtschaftliche Hilfen“. Diese stammen u.a. aus den Bereichen
Haus- und Gartenservice, Objektreinigung, Umzüge und Kleintransporte, Hausmeisterservice, etc. und bieten sehr unterschiedliche Dienstleistungen entlang der Bedürfnisse
142 http://www.psp-rhein-lahn.de/wegweiser/ambulante-pflege/haeusliche-alten-undkrankenpflegedienste.html
IfR
104
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
älterer Menschen. Teils firmieren sie direkt als „Seniorendienst“ bzw. „Familienentlastender Dienst“. Hinzu kommen verschiedene „Fahrdienste“ der unterschiedlichsten Anbieter.
Auch Pflegedienste außerhalb des Kreisgebietes halten ihre Angebote für die Bewohner
des Rhein-Lahn-Kreises vor. Verflechtungen bestehen hier natürlich vor allem in den
Randbereichen des Kreises.
Betrachtet man die Ausstattung bzw. Nutzung von mobilen Pflegediensten im Vergleich
mit den Nachbarkreisen bzw. der Landesebene, so liegt der Rhein-Lahn-Kreis im Bereich
der Durchschnittswerte bzw. bei der Nutzung durch die Pflege-Bedürftigen eher etwas
darunter, also „stationärer“ ausgerichtet. Wie oben schon beschrieben, zeigt sich hier
eine deutlich unterschiedliche Ausrichtung gegenüber dem Pflege-technisch „mobiler“
veranlagten Rhein-Hunsrück-Kreis.
Tab. 38
Pflegedienste und den von Pflegediensten betreute Pflegebedürftige im
Vergleich
Ambulante
Pflegeeinrichtungen
Von mobilen Pflegediensten betreute Pflegebedürftige
insgesamt
Pflegebedürftige je
Pflegedienst
Pflegebedürftige je
1000 EW ab
65 Jahren
Pflegebedürftige je
1000 EW
196 (49)
651
72
24
5
23
550 (138)
1.084
47
25
5
8
321 (55)
927
116
44
9
Westerwaldkreis
27
716 (184)
1.172
43
30
6
Rheingau-Taunus
29
441 (87)
1102
38
27
6
Limburg-Weilburg
33
485 (139)
1229
37
33
7
Rheinland-Pfalz
446
11.667
(3.125)
23.284
52
28
6
Kreisfreie Städte
123
3.471
(1.096)
5.369
44
26
5
Landkreise
323
8.196
(2.029)
17.915
55
29
6
Verwaltungsbezirk
Rhein-Lahn-Kreis
Mayen-Koblenz
Rhein-Hunsrück-Kr.
Pflegedienste
Personal
(Vollzeit)
9
Datenquelle: Statistisches Landesamt RLP. Statistische Berichte 2012: Pflegeeinrichtungen und
Pflegegeldempfänger 2012 (Datenstand 2011). Hessen: Hessisches Statistisches Landesamt. Statistische
Berichte. Die Pflegeeinrichtungen in Hessen am 15. Dezember 2011 (Datenstand 2011).
5.5.5
Pflegestützpunkte143
Die Pflegestützpunkte sind ein kostenloses Beratungsangebot, das im Zuge der gesetzlichen Pflegeversicherung in Rheinland-Pfalz eingerichtet wurde. Sie werden gemeinschaftlich finanziert von den Kranken und Pflegekassen in Rheinland-Pfalz, dem Sozialministerium des Landes Rheinland-Pfalz sowie den Landkreisen und kreisfreien Städten in Kooperation mit den Trägern der Beratungs- und Koordinierungsstellen.
Rund um die Themen Pflege, Versorgung, Krankheit und Behinderung - für Betroffene,
pflegende Angehörige und interessierte Bürgerinnen und Bürger – werden Informationen
und Beratungen “aus einer Hand” angeboten.
143
http://www.psp-rhein-lahn.de/
IfR
105
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Die Pflegestützpunkte haben sich die Koordination aller Möglichkeiten der Versorgung im
Pflegefall zur Aufgabe gemacht. Die Kooperation mit einer Vielzahl von im Thema tätigen
Institutionen ist hierfür Voraussetzung.
Sie arbeiten auch eng mit ehrenamtlich tätigen Menschen oder EhrenamtsOrganisationen zusammen. So stehen alle Pflegestützpunkte im Rhein-Lahn-Kreis als
fachliche Ansprechpartner mit den "NeNa's" - den "Netten Nachbarn" - in Verbindung und
begleiten deren Treffen.
Folgende Pflegestützpunkte finden sich im Rhein-Lahn-Kreis:

Pflegestützpunkt Bad Ems;
Nassau

Pflegestützpunkt Diez;
und Katzenelnbogen

Pflegestützpunkt Lahnstein;
nördliche VG Loreley

Pflegestützpunkt Nastätten; Verbandsgemeinden Loreley (südlicher Bereich) und
Nastätten
5.5.6
Zuständigkeit: Verbandsgemeinden Bad Ems und
Zuständigkeit: Verbandsgemeinden Diez, Hahnstätten
Zuständigkeit:
Stadt
Lahnstein
und
Bereich
Regionale Demenznetzwerke
Demenznetzwerke sind Zusammenschlüsse von Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Institutionen, die im Thema “Pflege” und “Demenz” arbeiten. Das sind vor allem
die Pflegestützpunkte in Rheinland-Pfalz, die z.B. gemeinsam mit Organen der Kreis- und
Stadtverwaltung, Informations- und Beratungsstellen kirchlicher und privater Träger sowie Anbietern ambulanter und stationärer Unterstützung Kooperationen eingehen.
Rheinland-Pfalz zählt derzeit rund 30 regionale Demenznetzwerke.144 Die Netzwerke haben es sich zur Aufgabe gemacht, Schnittstellen in der Versorgung demenziell erkrankter
Menschen zu verbessern, sie organisieren Informationsveranstaltungen und setzen Handreichungen zur Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen um. Sie sind vor Ort die zentralen Anlaufstellen für alle, die sich über Demenz informieren, sich in der Netzwerkarbeit einbringen wollen oder für all diejenigen die Hilfe
und Unterstützung suchen.
Im Rhein-Lahn-Kreis bestehen folgende Netzwerke:
(a) Netzwerk Demenz Diez-Hahnstätten-Katzenelnbogen
Einzugsgebiet des Netzwerks: Verbandsgemeinden Diez, Hahnstätten und Katzenelnbogen. Kooperationspartner/Mitglieder im Netzwerk:

Altenzentrum der Arbeiterwohlfahrt Diez; Senioren-Centrum-Catzenelnbogen; Seniorenbeirat Katzenelnbogen; Kirchliche Sozialstation Diez; Pflegestützpunkt Diez; Privater Pflegedienst Iwanow;
Psychiatrische Institutsambulanz der Fachklinik Katzenelnbogen; Theodor-Fliedner-Stiftung
(b) Netzwerk Demenz Bad Ems-Nassau
Einzugsgebiet des Netzwerks: Verbandsgemeinden Bad Ems und Nassau
Kooperationspartner/Mitglieder im Netzwerk:

144
Altenpflegeheim Haus Hohe Lay, Nassau; Alten- und Pflegeheim Georg-Vömel-Haus, Bad Ems;
Ambulante Dienste am Marienkrankenhaus, Nassau; Barmer-GEK, Bad Ems; CaritasAltenzentrum St. Josef, Arzbach; DRK-Betreuungsverein Rhein-Lahn e.V.; Evangelische Kirchen-
http://www.lzg-rlp.de/demenz/netsmap/netzwerkprofile.php
IfR
106
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
gemeinde, Dienethal; Evangelische Krankenhausseelsorge im Evangelischen Dekanat Nassau;
Friedenswarte Unterwegs, Bad Ems; Jugendzentrum, Bad Ems; Katharinenhof Haus Lahnblick,
Bad Ems; Marienkrankenhaus, Nassau; Paracelsus-Klinik, Bad Ems; Pflegestützpunkt Bad EmsNassau; Stiftung Scheuern, Nassau; Verbandsgemeinde Bad Ems; Verbandsgemeinde Nassau;
VIKTA Ambulanter Pflegedienst
(c) Netzwerk Demenz Lahnstein-Braubach
Einzugsgebiet des Netzwerks: Stadt Lahnstein und nördlicher Bereich der VG Loreley.
Kooperationspartner/Mitglieder im Netzwerk:

AWO Betreuungsverein Rhein-Lahn; Pflegestützpunkt Lahnstein; Caritas-Altenzentrum Haus Sankt
Martin; Caritas-Sozialstation Lahnstein-Braubach; Evanglische Krankenhaus- und Altenheimseelsorge Dekanat Nassau; Altenpflegeheim Haus Marienberg – Kamp Bornhofen; Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, BP-LWTG Koblenz; Kreisverwaltung Rhein Lahn, Abteilung Gesundheitswesen; Pro Seniore Residenz Lahnstein; St. Elisabeth Krankenhaus Lahnstein, Stadtverwaltung Lahnstein; Verbandsgemeinde Loreley; eine Privatperson
(d) Netzwerk Demenz Loreley-Nastätten
Einzugsgebiet des Netzwerks: Verbandsgemeinde Loreley und Verbandsgemeinde Nastätten. Kooperationspartner/Mitglieder im Netzwerk:

5.5.7
Altenpflegeheim Paulinenstift Nastätten; Diakoniestation Loreley-Nastätten; Ihre Pflege daheim,
Weisel; AWO Nastätten; Nachbarschaftshilfe NeNa; Hospizdienste und Grüne Damen am Krankenhaus Nastätten; VDK Nastätten; Stadt Nastätten; Verbandsgemeindeverwaltung Nastätten;
Verbandsgemeindeverwaltung Loreley; Evangelische Kirchengemeinde Nastätten; Katholische Kirchengemeinde Nastätten
Betreuungsvereine
In Betreuungsvereinen arbeiten hauptamtliche Kräfte, die ehrenamtliche Kräften unterstützen. Im Rhein-Lahn-Kreis sind folgende Betreuungsvereine aktiv:




5.5.8
Betreuungsverein
Betreuungsverein
Betreuungsverein
Betreuungsverein
der AWO Kreisverband Rhein- Lahn e.V. in Braubach
Nassauer Land e.V. in Bad Ems
des Deutschen Roten Kreuzes Kreisverband Rhein- Lahn. e.V. in Bad Ems
Westerwald-Rhein-Lahn in Lahnstein
Angebote für Menschen mit Behinderung
Die vielleicht bekannteste Einrichtung der Behindertenhilfe im Rhein-Lahn-Kreis ist die
Stiftung Scheuern mit ihren zahlreichen Angeboten. Die Bandbreite erstreckt sich im
Rhein-Lahn-Kreis aber auf viele weitere Anbieter.
Tab. 39
Überblick der Einrichtungen für behinderte Menschen im Rhein-Lahn-Kreis und
ihrer Angebote
Träger
Einrichtungen
behinderte
Menschen
vollstationär
teilstationär
ambulant
Caritasverband
WW/Rhein-Lahn e.V
vollstat. Wohnen geistig beh.
Menschen,
Standort St.
Goarshausen,
38 Plätze, weitere Standorte
im Kreis Westerwald
Werkstatt für behinderte Menschen
(WfbM), 95 Plätze,
Standorte Lahnstein,
St. Goarshausen,
weitere Standorte im
Westerwald
Ambulante Dienste
Stiftung Scheuern
vollstat. Woh-
WfbM, 345 Plätze,
Betreutes Wohnen für
IfR
von
für
Sonstiges
107
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
nen für geistig
behinderte
Menschen;
Standorte Nassau, Nastätten,
Bad Ems, Laurenburg, 645
Plätze
Entwurf 12.3.2014
Standorte Nassau,
Bad Ems, Singhofen;
Tagesförderstätte
104 Plätze, Standort
Nassau
geistig beh. Menschen, 12 Plätze u. für
psych. beh. Menschen, 24 Plätze;
ambulante Dienste
Lebenshilfe Rhein-Lahn
Integrative Kindertagesstätte, 34 Plätze, Standort Singhofen
ambulante Dienste
AWO Gemeindepsychiatrie gGmbH
Tagesstätte für
psych. beh. Menschen, 18 Plätze,
Standort Bad Ems
Betreutes Wohnen für
psych. beh. Menschen, 24 Plätze;
ambulante Dienste;
Integrationsbetrieb,
Standorte Miehlen,
Dausenau
puraVita GmbH
vollstat. Wohnen für psychisch behinderte Menschen,
Standort Nassau, 39 Plätze
ambulante Dienste
geplant
Diakonisches Werk
Lebenshilfe Limburg
Diez e.V., Lebenshilfe
Wohnen gGmbH;
Fachstelle für
Suchthilfe; Kontakt- u. Informationsstelle für
psych. beh. Menschen (KIS),
Standorte Bad
Ems, Diez
vollstat. Wohnen für geistig
behinderte
Menschen
Standort Diez,
52 Plätze, weitere Standorte
in Limburg
WfbM, 108 Plätze,
Standort Diez, weitere Standorte in
Limburg
AiL-Assistenz im Leben
5.5.9
ambulante Dienste
ambulante Dienste
Ev. Kirchengemeinde
Altendiez
Quelle: Internet-Seiten
Kreisverwaltung.
Kontakt-u. Beratungsstelle für
psych. beh. Menschen (KIS),
Standort Bad
Ems
Integrative Kindertagesstätte, 10 Plätze, Standort Altendiez
der
Anbieter,
Zugriff
Januar
2014.
Rückkopplung
mit
Fachabteilung
der
Betreuung von psychisch kranken Menschen
Die unten angeführte Listung der Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen
orientiert sich an den Inhalten des „Wegweiser für Betroffene von psychischen Erkrankungen“ der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Rhein-Lahn-Kreises.145:
Nach Aussagen des Fachbereichs steigen die sog. Unterbringungsfälle tendenziell in den
letzten Jahren deutlich an, Schätzungen gehen von einer Vervierfachung innerhalb weni-
145
Zur Beschreibung der jeweiligen Leistungen bzw. Angebote s. „Wegweiser für Betroffene von psychischen
Erkrankungen“ der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Rhein-Lahn-Kreis, http://www.rhein-lahnkreis.de
IfR
108
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
ger Jahre aus. Als Unterbringungsfälle werden generell Menschen bezeichnet, die sich
oder andere gefährden. Im Gefährdungsfall erfolgt eine Einweisung mit Arztbescheinigung und Richterbeschluss in die geschlossene psychatrische Abteilung in Lahnstein (St.
Elisabeth) bzw. bedingt auch in Katzenelnbogen.
Themenbereich „Arbeitsförderung/ Berufliche Eingliederung“








AWO GPZ Rhein-Lahn, OptiServ - „Ihr Partner im Alltag“, Integrationsbetrieb
AWO Gemeindepsych. Zentrum Rhein-Lahn, Dorfläden, Integrationsbetriebe
Caritas Werkstätten Westerwald/ Rhein-Lahn
Diakonisches Werk Westerwald, BBD – Berufsbegleitender Fachdienst
Diakonisches Werk Westerwald, IFD – Integrationsfachdienst
Fortbildungsakademie der Wirtschaft, BTZ Neuwied
Lebenshilfe Limburg, Werkstatt
Stiftung Scheuern, MDZ- Montage- u. Dienstleistungszentrum, Bad Ems
Themenbereich „Beratung“






Caritas Koblenz, Zentrum für ambulante Suchtkrankenhilfe
Diakonisches Werk Rhein-Lahn, Fachstelle für Suchthilfe
Jugend- und Drogenberatung Limburg, Psychosoziale Beratungsstelle
Kreisverwaltung Rhein-Lahn, Eingliederungshilfe (SGB XII)
Kreisverwaltung Rhein-Lahn, Sozialpsychiatrischer Dienst
Pflegestützpunkte im Rhein-Lahn-Kreis
Themenbereich Betreutes Wohnen, Soziotherapie




AWO Gemeindepsychiatrisches Zentrum, Bad Ems,
Betreutes Wohnen/ Pers. Budget- Hilfe nach Maß/ Soziotherapie
Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, Ambulante Assistenz
Stiftung Scheuern, Nassau, Leben mit psychischer Erkrankung
Themenbereich „Betreuung (n. BGB)“





Arbeiterwohlfahrt Rhein-Lahn, Betreuungsverein, Braubach
Betreuungsverein Westerwald- Lahn, Kadenbach
Betreuungsverein Nassauer Land, Bad Ems
Deutsches Rotes Kreuz, Betreuungsverein, Bad Ems
Kreisverwaltung Rhein-Lahn, Betreuungsbehörde
Themenbereich „Kinder- und Jugendliche“



Gleis 9 ¾- Angebote für Kinder psychisch kranker Eltern und deren Eltern
Kreisverwaltung Rhein-Lahn, Jugendamt
Vitos Klinik Rheinhöhe, Kinder- und jugendpsychiatr. Ambulanz, Idstein
Kliniken




Fachklinik Katzenelnbogen (Offenes Krankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie, Tagesklinik,
Psychiatrische Institutsambulanz)
HELIOS-Klinik Diez
Krankenhaus Lahnhöhe, Lahnstein
St. Elisabeth Krankenhaus, Lahnstein (Psychiatrisch- psychotherapeutische Abteilung, Tagesklinik,
Psychiatrische Institutsambulanz)
Kontakt- und Informationsstellen (KIS), Offener Treff



AWO, GPZ Bad Ems, Kontakt- und Informationsstelle
Diakonisches Werk Rhein-Lahn, Knospe-Offener Treff, Bad Ems
Diakonisches Werk Rhein-Lahn, Kontakt- und Informationsstelle, Diez
Psychiater/ Praxisgemeinschaften




IfR
Dr. Dietmar Both, Diez
Dr. Markus Jensen, Lahnstein
Dr. Erich Krausbeck, Dr. Christine Krausbeck, Boris Ihsche, Bad Ems
Gerhard Lippert und Ingo H. Pavel, Lahnstein
109
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Selbsthilfegruppen Sucht und Psyche Selbsthilfegruppen für Angehörige von psychisch
kranken Menschen




Diakonisches Werk Rhein-Lahn, Gesprächskreis für Angehörige, Diez
Fachklinik Katzenelnbogen, Angehörigengruppe
Förderverein Seelische Gesundheit, Lahnstein
Landesverband der Angehörigen, Regionalgruppe Lahnstein
Selbsthilfegruppe für psychisch erkrankte Menschen


AWO, Gemeindepsychiatrisches Zentrum Bad Ems, Selbsthilfegruppe
Selbsthilfegruppe für Depressionen und Angststörungen
Selbsthilfegruppen Sucht


Diakonisches Werk Rhein-Lahn, Suchtgruppen
Selbsthilfegruppen Sucht im Rhein-Lahn-Kreis
Tagesstätte

AWO Gemeindepsychiatrisches Zentrum Bad Ems, Tagesstätte
Wohnheim

5.5.10
Privates Wohnheim für psychisch kranke Menschen, Nassau
Allgemeine Bestimmungsfaktoren und Herausforderungen im Pflege- und Teilhabebereich
Der Bereich Pflege und Teilhabe wird von zahlreichen Faktoren und Vorgaben bestimmt,
die nicht auf der regionalen Ebene angesiedelt sind. Hinzu kommen Entwicklungen im
Bereich der Investitionen oder auf dem Arbeitsmarkt, die sich in diesem Bereich ebenfalls
stark auswirken.
Ohne eine Berücksichtigung derselben ist ein Agieren auf der kommunalen bzw. KreisEbene nicht möglich. Das Gros der Aussagen stammt direkt aus den Experten-Interviews
in (aber auch außerhalb) der KV. Teilweise wurden diese Aspekte bereits in anderen Kapiteln erörtert, sodass hier eine überblicksartige Auswahl erfolgen kann.
IfR

Risiko der in der Breite vorhandenen Grundsicherung im Alter (Stichwort:
„zunehmende Altersarmut, vgl. Kap. 3.4)

Allgemein hoher Kostendruck, Risiko von negativen Auswirkungen auf die
Pflegeleistungen

Die meisten Angebote des „Betreuten Wohnens“ sind für viele Menschen nicht
bezahlbar (Folge: Pflegestufe 1 wird angestrebt)

Bisher gesetzlicher Konflikt auf/durch Landesebene (bis inkl. 31.12.13): Ein
Stationärer Platz ist für den Kreis günstiger als ein mobiles Pflegeangebot (das
Land ist bei stationärem Angebot stärker finanziell beteiligt), obwohl der Platz
insgesamt teurer wird.

Betreuungsstrukturen durch rechtliche und organisatorische Vorgaben
unflexibel (z.B. Trennung von Pflege und Behindertenbetreuung)

Trend: Menschen kommen in immer
Verfassung in Pflege-Einrichtungen

Trend: Menschen wollen gerne im eigenen Haus bzw. möglichst wohnortnah
verbleiben. Die vorhandenen Strukturen befördern aktuell eher den Wegzug in
größere
Orte
mit
entsprechenden
Einrichtungen
und
gesicherter
Grundversorgung

Investitionen/Bedarfe. Die Mehrheit der Investoren ist aktuell nur im Bereich der
stationären Angebote aktiv; hier gilt die Überschlagsrechnung: „ab 80 Plätzen
rechnet sich eine Einrichtung“; im ländlichen Raum fehlt damit allgemein eine
höherem
Alter
und
tlw.
multi-morbider
110
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Angebotsstruktur in den „Übergangsbereichen“ (zw. Pflegediensten und
stationären Angeboten)und an kleinen, dezentralen Angeboten auf dem Dorf.
Fachkräftemangel in vielen Branchen, insbesondere auch im Pflege-Bereich (vgl.
Kap. 5.11.5, S. 155)


Die Pflege-Konferenz hat eine Arbeitsgruppe Fachkräfte. Das letzte Treffen hatte nur einen teilnehmenden Anbieter. Daraus lässt sich schließen, dass kooperative Ansätze aktuell bei den Anbietern nicht verfolgt werden. Jeder kümmert sich zunächst selbst um seinen Betrieb
Die Herausforderungen im Pflegebereich wurden auch in einer Stellungnahme des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge zusammengefasst: 146Die Forderungen
sind in fünf Bereichen dargestellt:

1.Den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff zügig einführen

2.Verzahnung mit der Eingliederungshilfe mit Weitsicht angehen

3.Flexibilisierung der Leistungen

4.Keine Leistungsverschiebungen von der Kranken-in die Pflegeversicherung

5.Sozialräumlichen Kontext in der Pflege gestalten
5.5.11
Inklusion
Inklusion beschreibt die Möglichkeit, jedes Menschen, sich vollständig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen – und zwar von Anfang an und
unabhängig von individuellen Fähigkeiten, ethnischer wie sozialer Herkunft, Geschlecht
oder Alter. Menschen mit und ohne Behinderungen, alte und junge Menschen, Menschen
mit und ohne Migrationshintergrund leben, arbeiten, wohnen in einem sozialen Umfeld.
Zielsetzung eines inklusiven Sozialraumes ist die Schaffung individueller Lebensräume
und die Ermöglichung eines selbstbestimmten und gemeinschaftlichen Lebens aller Menschen. Nach dem Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. sind die
Merkmale eines inklusiven Sozialraumes147:
1. Gleichbehandlung und Nicht-Diskriminierung
2. Barrierefreiheit und Kultursensibilität
3. Begegnungs-und Netzwerk- sowie Beratungs- und Unterstützungsstrukturen
4. Partizipation an planungs-, Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen
5. Inklusion von Anfang an (offene kinder- und Jugendarbeit, inklusive Bildungseinrichtungen)
6. Wertschätzung von Vielfalt und umfassende Teilhabe
Im Rhein-Lahn-Kreis kommt dem Thema Inklusion in vielen Bereichen eine wachsende
Bedeutung zu, z.B. bei der Thematik der Förderschulen, der Integration von Menschen
mit Behinderung oder Menschen mit Migrationshintergrund. In den meisten dieser Bereiche stehen die in den letzten Jahren gewachsenen Strukturen durch den inklusiven Ansatz vor einem großen Wandel bzw. hat dieser Wandel schon Einzug gehalten. Der Ansatz
der Inklusion erfordert allgemein eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik,
die über die teils erheblichen finanziellen Herausforderungen hinausgeht, Erfahrungen
austauscht und das Bewusstsein für Inklusion und die mit ihr verbundenen Chancen
146
https://www.deutscher-verein.de/05-empfehlungen/empfehlungen_archiv/2011/DV%2045-11.pdf, Januar
2012
147
www.deutscher-verein.de/05-empfehlungen/alter-altenhilfe/Eckpunkte_fuer_einen_inklusiven_Sozialraum
IfR
111
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
stärkt (vgl. 7.5.8 „Handlungsansatz: Aufbau eines inklusiven Sozialraums“ und Kap.
8.4.5 „Alle Menschen mitnehmen - Integration und Inklusion“).
5.5.12
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Stationäre Einrichtungen fast über gesamten
Kreis verteilt
Fachkräftemangel im Bereich der Pflege und
Teilhabe (allgemein, s.o.)
Regionale Pflegekonferenz als Impulsgeber
Pflege sehr „stationär“ ausgerichtet. Entgegen
dem wachsendem Bedarf für ambulante und
dezentrale Angebote
Ambulanter Bereich gut ausgebaut
Netzwerk Demenz, Beratungsangebote für Pflegestrukturen
Mögliches Defizit bei der Ausrichtung der Angebotsstrukturen, Alternative Wohnprojekte fehlen
Chancen
Risiken
„Pflege“ ist ein wachsender Wirtschaftsbereich
(Arbeitsplätze, regionale Wertschöpfung)
Zahlreiche allgemeine Risikofaktoren, die sich
auf den Rhein-Lahn-Kreis auswirken: Bevorteilung von stationären Angeboten, Kostendruck,
zusätzliche Kosten durch neue Leistungen, Altersarmut, Fachkräftemangel, …
Entlastung der Pflegedienste durch bürgerschaftliches Engagement (Bürgervereine, Dorfgemeinschaften)in der Begleitung/ Unterstützung älterer Menschen (nicht Pflege)
Intensive Auseinandersetzung und Umsetzung
des inklusiven Ansatzes
Entwicklung strategische Ziele und Maßnahmen-Koordination über den Fachbereich der
Kreisverwaltung
5.5.13
Demographische Rahmenbedingungen und Konsequenzen
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung wird sich der Bereich „Pflege und
Teilhabe“ zu einem der Schwerpunkt-Themen – allerdings auch mit den größten Herausforderungen – für die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum entwickeln.
weniger

Die Abnahme der Gesamtbevölkerung zieht eine „Ausdünnung“ der Bevölkerung
v.a. in den kleineren und mittleren Orten nach sich. Dies hat negative
Auswirkungen auf die Kapazitäten der Einzelnen in der „Vorstufe“ zur Pflege
ehrenamtlich unterstützend für Ältere tätig zu werden
älter
IfR

Der Anteil der alten Menschen steigt. Verschiedene Schätzungen gehen aufgrund
der älter werdenden Bevölkerung von einer deutlichen Steigerung bis hin zu einer
Verdopplung des ambulanten und stationären Pflegebedarfes bis 2050 aus

Zugleich wird seitens der Medizin die Einschätzung vertreten, dass der Anteil
gesunder und für sich selbst sorgender Personen innerhalb der Gruppe der
älteren Menschen größer wird und sich noch auf höhere Jahrgänge verschieben
wird. Dies wird den o.g. Gesamttrend aber maximal abmindern.
112
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
bunter
IfR

die Wandlung, oder scharf formuliert auch die „Auflösung“ der historisch
gewachsenen Familienstrukturen hat bedeutende Konsequenzen für die Frage,
inwieweit für die kommende Generation der Alten eine „Pflege in der Familie“
noch umsetzbar sein wird. Die hierzu unabdingbare jüngere Generation unterliegt
dabei mindestens folgenden Tendenzen:

(a) der Wohnort der Eltern-Generation und der Generation der Jüngeren
unterscheiden sich und liegen zunehmend weiter auseinander

(b) aufgrund des innerhalb der Familien der mittleren Generation erhöhten
Beschäftigungsvolumens steht v.a. den für familiäre Pflegeleistungen historisch in
Anspruch genommenen Frauen weniger Zeit zur Verfügung

(c) die Bevölkerungsgruppe der jüngeren und mittleren Generation nimmt in der
Gesamtzahl ab

(d)
die
familiären
Bindungen
sowie
die
damit
„Verpflichtungsgefühle“ gegenüber der Eltern-Generation
Intensität, die Bereitschaft für häusliche Pflege nimmt ab
einhergehenden
verlieren ihre
113
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.6
5.6.1
Entwurf 12.3.2014
Nahversorgung
Entwicklung der Nahversorgung im Rhein-Lahn-Kreis
Die Situation der Grundversorgung mit Lebensmitteln vor Ort stellt sich für viele Ortsgemeinden in ähnlicher Weise dar: Mit dem heute erreichten privaten Mobilitätsniveau (vgl.
5) sind die ehemals fast flächendeckend vorhandenen kleinen Läden in den meisten Orten aufgegeben worden.
Im Rhein-Lahn-Kreis gibt es mehrere Standorte, an denen alle Handels-Einrichtungen des
täglichen aber auch des mittelfristigen Bedarfs gebündelt sind - dies sind v.a. Bad Ems,
Diez, Hahnstätten, Katzenelnbogen, Lahnstein, Nassau, Nastätten, Braubach und Sankt
Goarshausen - also i.d.R. die Sitze der Verbandsgemeinden bzw. die Orte, die auch über
die Landesplanung als zentrale Orte dargestellt sind.
Rückzug der „Dorfläden“, Bäcker und Metzger
In der Fläche gelingt es in einigen Ortsgemeinden einen „Dorfladen“ zu halten. Diese sind
i.d.R. privat geführt, zum Teil besteht hier die Problematik der offenen Nachfolgeregelung. Bäcker und Metzger als „Spezial-Versorger“ gab es bis vor etwa 20 Jahren noch
flächendeckend mit zum Teil mehreren Betrieben v. a. in den größeren Dörfern. Die
Preisentwicklung sowie die zunehmende Bindung der Back- und Fleischwaren an die Supermärkte haben hier zu einer erheblichen Ausdünnung geführt. Die meisten der noch in
den Dörfern vorhandenen „Bäcker“ sind Verkaufsstellen größerer Backbetriebe. Unter den
Metzgern hingegen finden sich noch einige familiengeführte und von der Bevölkerung für
ihre Qualität hoch geschätzte Betriebe.
Vor allem die Bäckereien, aber auch einige der Metzger führen zusätzlich ein „Begleitsortiment“, das aber aufgrund des Preisniveaus von der Bevölkerung nur „im Notfall“ genutzt wird.
Mobile Versorger
In den Dörfern sind in unterschiedlicher Ausprägung mobile Versorger unterwegs. Ob z.B.
ein mobiler Backwaren-Verkauf in den Ort kommt, macht sich zumeist am Vorhandensein
oder Nicht-Vorhandensein von lokalen Einrichtungen fest. Über die gesamte Fläche fahren die Versorger mit Tiefkühlkost die Dörfer an. Hinzu kommen Verkäufer von Eiern sowie Gemüse.
Mobile „Vollsortimenter“ wie etwa von der Firma Heiko „Kaufzuhaus“ sind im Kreis ebenfalls aktiv. Die letzthin positive Markt-Entwicklung dieser Lebensmittel-Lieferanten liefert
das entscheidende Argument dafür, dass sich im ländlichen Raum grundsätzlich und absehbar kein Versorgungsdefizit entwickeln wird, zumal der Verkauf auf Wunsch „vor der
Haustür“ und die Lieferung ebenso auf Wunsch „in den Kühlschrank“ erfolgen kann.
„Hofläden“
Ergänzt wird das Nahversorgungsangebot durch das Angebot der landwirtschaftlichen
Direktvermarkter. Die Betriebe sind im Direktvermarkter-Verbund „Natürlich aus dem
IfR
114
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Rhein-Lahn-Kreis“ zusammengeschlossen und verkaufen ihre Produkte in Hofläden oder
auf Wochen- und Bauernmärkten (Bad Ems, Nassau, Nastätten, Braubach).148
5.6.2
Handlungsmöglichkeiten für Kommunen und Private
Die oben beschriebene Entwicklung des Rückzugs der Nahversorgung in der Fläche wird
allgemein als Mangel gewertet, den es zu verbessern gilt. Die Handlungsmöglichkeiten
für Kommunen und Private sind aber stark begrenzt.
Zielkonflikt
Zahlreiche Institutionen, u.a. die Kreishandwerkerschaft, fordern heute, keine weiteren
Gewerbe-Ansiedlungen auf der „grünen Wiese“ mehr zuzulassen, um die weitere Schließung von kleineren Einkaufsläden und den völligen Funktionsverlust der kleinen Orte zu
verhindern. Die Kommunen sind hier seit Jahren einem Zielkonflikt ausgesetzt. Einerseits
müssen sie ein attraktives Einkaufsangebot vorhalten, das auch mit den Nachbarstandorten konkurrieren kann - anderseits ist die Belebtheit der kleinen Orte und Ortskerne ein
wichtiger Baustein zur Wahrung der Attraktivität derselben.
Ein zusätzlicher Zielkonflikt entsteht durch – wiederum wünschenswerte - private Dorfinitiativen, wie z.B. die „Backes“-Projekte, die über die Produktion und den Verkauf von
Lebensmitteln (hier Backwaren) das Einkaufsverhalten im Dorf beeinflussen – zum Nachteil noch vorhandener lokaler Bäcker.
Kaufverhalten entscheidet
Wichtigster Faktor bei der Installierung und Sicherung von kleinen, dezentralen Nahversorgungseinrichtungen bleibt das Kaufverhalten der Endverbraucher. Auch die zahlreichen Projekte und Förderinitiativen der Vergangenheit konnten hier im konkreten Einzelfall allenfalls einen unterstützenden, nicht aber den für die Gesamtsituation wirksamen,
entscheidenden Beitrag leisten. Die Landes-Initiative „M.Punkt.RLP“ hat dieser Erkenntnis
Rechnung getragen. Hierüber wurden geförderte Machbarkeitsstudien für Dorfläden erstellt, in denen dieser Aspekt stärker als in der Vergangenheit berücksichtigt wurde.
Gute Erfahrungen mit nachhaltiger Sicherung von „Dorfläden“ konnten bei den sog. „kooperativen Lösungen“ zwischen privatem Einzelhandel und den Dorfgemeinschaften gemacht werden. Diese können mit verschiedenen Maßnahmen und einem unterschiedlichen Grad der Verbindlichkeit ausgestaltet werden, z.B. bewusstseinsbildende Maßnahmen („support your local dealer“), Gründung von Genossenschaften oder sogar von lokalen Kapitalgesellschaften um das Kaufverhalten quasi über eine freiwillige Selbstverpflichtung zu binden.
Standortfaktor … v.a. für ältere und allein-lebende Menschen
Die Erreichbarkeit von Nahversorgungseinrichtungen – vor Ort, wohnortnah erreichbar
oder mobil – ist ein wichtiger Faktor für den Wohnwert eines Ortes. Dies trifft aber eher
auf die damit einhergehende Belebung des Ortes, weniger auf die tatsächliche Versorgungsleistung zu. Der größte Anteil der im Rhein-Lahn-Kreis lebenden Menschen ist privat mobil und sowohl in der Lage als auch – aufgrund der Wahlmöglichkeiten - gewillt
sich außerhalb seines Wohnortes zu versorgen.
148
Natürlich aus dem Rhein-Lahn-Kreis: Online Zugriff http://direktvermarkter-rlk.de/pages/service-undinformation/wochenmaerkte-in-der-region.php, Stand Februar 2013
IfR
115
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Konsequenzen lassen sich jedoch sehr wohl mit Blick auf die nicht-mobilen Menschen,
zumeist aus der älteren Bevölkerung ableiten. Hier fehlen zum einen die genannten
Wahlmöglichkeiten sowie der kommunikative Aspekt des „sich Versorgens“, was zu einer
Minderung der Standortqualität v.a. in den kleinen Orten geführt hat und noch weiter
führen wird.
Gerade den Punkt des „Kommunikationsdefizits“ in den Dörfern greifen Projekte auf, die
den Einzelhandel mit weiteren Funktionen, so z.B. auch einem Dorfcafé, verbinden. Damit verstärkt sich die Kundenbindung für den Betreiber und der Ort erhält einen belebten
Kommunikationsort. Ein Beispiel hierfür im Kreis ist der Dorfladen in Winden in der VG
Nassau.
5.6.3
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Im Kreis insg. gutes und vielfältiges Nahversorgungsangebot (v.a. in den größeren Orten und
Städten)
In vielen kleinen Dörfern keine Versorgungseinrichtungen mehr, dadurch Verlust an Wahlmöglichkeiten und Belebtheit
Vorhandensein von mobilen Versorgern (Bäcker, Metzger, Vollsortimenter)
Ergänzende Angebote der Direktvermarkter
Chancen
Risiken
Kooperative Lösungen zwischen privatem Einzelhandel und den Dorfgemeinschaften (z.B.
bewusstseinsbildende Maßnahmen, Gründung
von Genossenschaften).
Attraktivitätsverlust der Orte für wachsende
Gruppe der Älteren und Nicht-mobilen und auch
für junge Familien
EZH multifunktional anlegen, z.B. mit Postservice, Dorfcafé, W-LAN-Punkt, …
Offene Nachfolgesituation in kleinen familiengeführten „Dorfläden“, häufig Schließung bei anstehendem Generationswechsel
Unterstützung der mobilen Versorgungsangebote, dort wo lokale Händler fehlen (kommunikative Halteplätze, Bestell- und Lieferservice)
Mehr Selbstversorgung / Gartennutzung / Kleintierhaltung im privaten Bereich (nur im ländlichem Raum möglich = Standortargument für
„Leben auf dem Land“)
Rolle der Bürgervereine und Dorfgemeinschaften im Bereich Nahversorgung stärken, nur
dortwo Versorgungslücken zu schließen sind
IfR
116
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.7
Entwurf 12.3.2014
Energie, Wasser, Abfall
Die Bereiche Energie, Wasser und Abfall markieren wichtige Ver- bzw. Entsorgungsbereiche, von denen nur die Abfallbeseitigung unmittelbar in die Kompetenz des Kreises fällt.
Während der Bereich der Energieversorgung überwiegend von den Marktpartnern (Netzbetreiber, Versorger und Abnehmer) bestimmt wird, sind bei der Wasserver- und entsorgung i.d.R. die Kommunen selbst bzw. deren Werke/Eigenbetriebe zuständig. Der aktuell
am heftigsten diskutierte Bereich betrifft die Erzeugung von Energie auf Basis erneuerbarer Energieträger und hier vor allem die Windenergie.
5.7.1
Energieversorgung und –verbrauch
Der Vergleich mit den unterschiedlichen Energieverbräuchen anderer Kreise sowie innerhalb des Kreises gibt Aufschluss über Schwerpunktverbräuche unter den verschiedenen
Nutzergruppen. Dabei gilt es zu beachten, dass ein hoher Verbrauchswert pro Einwohner
bei den Gruppen „Industrie“ und „Gewerbe, Handel, Dienstleistungen“ natürlich ursächlich auf das Vorhandensein von ebensolchen Einrichtungen/Betrieben hinweist. Eine Aussage darüber, ob Letztere einen verhältnismäßig hohen und verbesserbaren Energieverbrauch aufweisen ist nur bei spezifischer Betrachtung der Betriebe selbst (Branche, Sanierungsstand, …) möglich.
So zeigen sich in Tab. 40 die erwartbar hohen Werte im Bereich der Industrie in Lahnstein (u.a. Chemie, Papier) und Hahnstätten (u.a. Bau, Steine, Erden). In Hahnstätten
schlägt v.a. der extrem hohe industrielle Wärmeverbrauch zu Buche, der sich letztlich
auch auf den Wert des Gesamt-Kreises auswirkt. Den größten Beitrag liefert hier vermutlich die Kalk-Industrie, die hier Kaolin abbaut und zu Kalk weiterverarbeitet.
Bei den privaten Strom- und Wärmeverbräuchen nimmt die VG Loreley eine besondere
Position ein. Aufgrund der vergleichsweise geringen Bautätigkeit der letzten Jahrzehnte
v.a. in den unmittelbaren Rheingemeinden (eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten
der Ortsgemeinden), fehlen hier die weniger Energie-verbrauchenden Gebäude neueren
Datums. Hinzu kommt der auch im Bereich Tourismus feststellbare, allgemeine Sanierungsstau durch Ungunstfaktoren wie den Bahnlärm und die oft engen Zuschnitte der
Grundstücke und Gebäude.
In Bezug auf die kreiseigenen öffentlichen Gebäude kann festgehalten werden, dass die
entsprechenden Maßnahmen im Bereich der energetischen Sanierung durchgeführt wurden. Über das zentrale Grundstücks- und Gebäudemanagement des Kreises besteht hier
ein lückenloser Überblick über die Situation.
Im Vergleich zu den Nachbarkreisen zeigen sich kaum signifikante Unterschiede. Ein
sichtbares Defizit bei der Reduzierung der Verbrauchswerte gibt es weder bei den privaten noch bei den öffentlichen Abnehmern. Der Westerwaldkreis sticht erwartungsgemäß
im Bereich der Industrie mit etwas höheren Werten heraus. Der WärmeGesamtverbrauchswert des Rhein-Lahn-Kreises wird – wie oben bereits erörtert - in der
Summe deutlich vom Wert aus Hahnstätten überlagert.
Tab. 40
Energieverbrauch nach Nutzergruppen
Verwaltungsbezirk
Energie [kWh/EW]
Insg.
Private
GHD
Rhein-Lahn-Kreis
2.550
477
506
1.525
Mayen-Koblenz
2.831
439
401
1.936
IfR
Wärme [kWh/EW]
Indust. Öffentl.
Insg.
Private
GHD
Indust. Öffentl.
42
26.330
9.824
2.162
14.045
301
55
18.079
9.614
2.589
5.619
257
117
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Rhein-Hunsrück-Kr.
2.710
450
370
1.838
53
19.424
9.805
2.811
6.522
287
Westerwaldkreis
3.545
406
629
2.433
77
22.953
9.331
2.739
10.682
201
PGM Mitt.-West.
3.104
421
516
2.102
65
21.102
9.441
2.916
8.459
287
Bad Ems
1.934
450
605
823
56
23.646
9.793
2.810
10.763
280
Diez
1.838
434
532
815
57
16.663
9.482
2.337
4.434
409
Hahnstätten
4.130
480
316
3.292
43
91.550
9.675
1.173
80.421
281
Katzenelnbogen
1.759
497
409
816
36
16.700
9.384
1.419
5.588
309
Lahnstein
4.390
431
511
3.404
45
28.794
9.606
2.741
16.104
343
Loreley
(Braubach/Loreley)
3.017
605
336
2.056
21
22.807
11.033
1.241
10.339
194
1.230
634
311
252
34
20.441
11.478
1.045
7.415
504
Nassau
2.783
435
653
1.625
70
18.898
9.558
2.800
6.172
369
Nastätten
2.186
487
612
1.087
0
19.090
9.618
2.234
7.38
0
Quelle: Endbericht zum Projekt "Energiebilanzen für die Planungsregion Mittelrhein‐Westerwald" im Auftrag der
Planungsgemeinschaft Mittelrhein‐Westerwald, Koblenz. Auftragnehmer: STRATA Gesellschaft für Daten‐ und
Informationsmanagement. Erstellungsdatum 04.03.2013. Datenstand: 2010. Erläuterung: GHD = Gewerbe,
Handel, Dienstleistungen
Wie oben bereits angesprochen, dient die Analyse der Energieverbräche letztlich dazu,
die Einsparmöglichkeiten in den Blick zu nehmen. In der Steigerung der Energie-Effizienz
liegen dabei Chancen sowohl für Private als auch Unternehmen. Das Thema „EnergieEffizientes Bauen“ wird in Kap. 5.9.5, (S. 136) näher betrachtet. Der Kreis unterstützt in
diesem Thema über die Wirtschaftsförderung mit Beratungs- und Informationsangeboten.
5.7.2
Versorger und Netz-Betreiber
Bis auf wenige Ausnahmen (Bereich Braubach) gehört das Gebiet des Rhein-Lahn-Kreises
zum Strom-Verteilnetzgebiet der SYNA Energie AG, einem Tochterunternehmen der
SÜWAG-Gruppe. Das gleiche Unternehmen übernimmt auch die Gasversorgung im nahezu kompletten Kreisgebiet.
In einigen Verbandsgemeinden gab bzw. gibt es Bestrebungen seitens der VGn die Netze
zu übernehmen bzw. mit zu übernehmen (z.B. Diez, Katzenelnbogen, Hahnstätten). In
diesem Zusammenhang hat die RWE im Jahr 2012 eine Art Genossenschaftsmodell mit
Ortsgemeinden und Bürgern vorgestellt, das bisher allerdings nicht zum Tragen gekommen ist. In diesem Modell hätte die SYNA die Anlagen gebaut und betrieben. In der VG
Loreley gibt es Überlegungen von potenziellen Betreibern auf privater Ebene ein ähnliches Modell zu realisieren.149
5.7.3
Energieerzeugung, Erneuerbare Energien
Der Bereich der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern hat mit den veränderten Rahmenbedingungen (Einspeisevergütung) für Kommunen und Private erheblich
an Interesse gewonnen.
Grundsätzlich gilt es die unterschiedlichen erneuerbaren Energieträger zu unterscheiden.
Beim Vergleich mit den Nachbarkreisen (siehe Tab. 41) wird deutlich, dass im RheinLahn-Kreis – wie auch im Kreis MYK - der „klassische“ erneuerbare Energieträger Wasserkraft 2011 noch in der Führungsposition lag, während in SIM und WW der Wind schon
149
IfR
Expertengespräch Wirtschaftsförderung, Januar 2013
118
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
„vorbeigezogen“ ist. Im Rhein-Lahn-Kreis leisten die 12 Wasserkraftanlagen gemeinsam
den Großteil der Erzeugung erneuerbarer Energien.
Es ist davon auszugehen, dass sich dieses Verhältnis aufgrund der Dynamik des Windenergie-Marktes und den entsprechenden Entwicklungen in den meisten Verbandsgemeinden entweder bereits geändert hat oder in Kürze ändern wird.
Neben dem sich entwickelnden Energieträger Wind und dem bereits etablierten Träger
Wasser spielt die Biomasse im Kreis keine und die Fotovoltaik eine eher untergeordnete
Rolle (2010 allerdings noch doppelt so stark wie der Wind).
Tab. 41
Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien 2009 bis 2011 nach kreisfreien
Städten und Landkreisen
Insg.
Wind
Verwaltungsbezirk
Rhein-Lahn-Kreis
Wasserkraft
Biomasse
Fotovoltaik
Sonstige
Anteil am
Land
Veränder
ung zu
2009 [%]
[Mio kWh] in 2011
82,8
11,0
50,8
/
21,0
0
1,8
+5,0
Mayen-Koblenz
144,8
12,8
69,3
24,0
34,1
4,6
3,2
+0,4
Rhein-Hunsrück-Kr.
347,0
293,5
0
12,1
41,4
/
7,7
+68,8
Westerwaldkreis
298,7
144,0
1,4
118,7
34,4
0,2
6,6
+19,9
7,4
/
6,3
/
1,2
/
-
-
28,2
4,8
19,5
/
3,9
<0,1
-
-
Bad Ems
Diez
Hahnstätten
1,6
/
<0,1
/
1,5
/
-
-
Katzenelnbogen
9,5
5,6
/
/
3,9
/
-
-
15,3
/
14,3
/
1,0
/
-
-
Loreley
1,1
/
/
/
1,1
/
-
-
Nassau
12,1
/
10,7
/
1,4
/
-
-
Lahnstein
Nastätten
7,1
0,6
/
/
6,5
/
-
-
Rheinland-Pfalz
4.528,4
2.099,5
755,3
691,5
940,5
41,6
100
21,4
kreisfreie Städte
329,9
45,0
108,3
44,0
119,5
13,1
7,3
13,9
4198,4
2054,5
647,0
647,5
821,0
28,5
92,7
22,1
Landkreise
Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Statistische Berichte 2013: Regionale Stromeinspeisung aus
erneuerbaren Energien 2011
5.7.4
Windenergie
Vorgaben
Der Bereich Windenergie-Erzeugung wird aufgrund der planerischen Vorgaben - bzw.
nicht existierenden Vorgaben - weitgehend durch die VGn bestimmt. Das Land Rheinland-Pfalz hat hierzu am 28.5.2013 in einem Rundschreiben an alle Kommunen noch
einmal alle Informationen zur planerischen Umsetzung zusammengefasst 150. Darin wird
den Kommunen grundsätzlich empfohlen, „im Einklang mit den raumordnerischen Vorga-
150
Hinweise für die Beurteilung der Zulässigkeit der Errichtung von Windenergieanlagen in RheinlandPfalz(Rundschreiben Windenergie). Gemeinsames Rundschreiben des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz,
Energie und Landesplanung, des Ministeriums der Finanzen, des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten und des Ministeriums des Innern, für Sport und Infrastruktur Rheinland-Pfalz
vom 28.05.2013
IfR
119
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
ben durchentsprechende Darstellungen in Flächennutzungsplänen bestimmte Standorte
für Windenergieanlagenfestzulegen. Eine Negativplanung, die darauf gerichtet ist, Anlagen zu verhindern, ist rechtlich nicht zulässig.“ Der Kreis tritt hier als Akteur nur als Genehmigungsbehörde für die Windenergieanlagen auf.
Wichtig für den Rhein-Lahn-Kreis ist, dass „die Errichtung von Windenergieanlagen auf
der Ebene der Regionalplanung in den Kernzonen der UNESCO-Welterbegebiete Oberes
Mittelrheintal und Obergermanisch-Raetischer Limes auszuschließen ist. Die Rahmenbereiche der Welterbegebiete stehen einer Ausweisung dann entgegen, wenn diese mit dem
Status des UNESCO-Welterbes nicht vereinbar ist. Die Prüfung der Vereinbarkeit mit dem
Welterbestatus erfolgt“ für das Obere Mittelrheintal (aktuell)auf der Grundlage einer Untersuchung der Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Sichtachsen. Die Ergebnisse
sollen mit der UNESCO abgestimmt werden und, falls erforderlich, durch weitergehende
Gutachten zu belegen.
Für die Bewertung der Bereiche
Abb. 20
Historische Kulturlandschaften im
außerhalb der Kernzonen hat das
Rhein-Lahn-Kreis
MWKEL im Juli 2013 ein „Kulturlandschafts-Gutachten“
vorgelegt,
in dem die einzelnen historischen
Kulturlandschaften bewertet werden. Die Ministerin empfiehlt, alle
Räume in den Wertstufen 1 und 2
(Skala von 1 bis 5) von WEA freizuhalten und vorsorglich als Ausschlussflächen
festzusetzen.
Im
Gutachten wurde für den RheinLahn-Kreis das „Lahntal“ (Kennnummer 7.1) mit Stufe 1 „herausragende Bedeutung“ bewertet. In
einem Pufferbereich bis 5.000 m
Quelle: Konkretisierung der landesweit bedeutsamen
um die Ausschlussfläche soll die
historischen Kulturlandschaften zur Festlegung,Begründung
und Darstellung von Ausschlussflächenund Restriktionen für
potenzielle Sichtbeziehung durch
den Ausbau der Windenergienutzung (Z 163 d). Hrsg:
eine geplante WEA im Rahmen eiMWKEL, Juli 2013 (Ausschnitt IfR)
nes anlagenbezogenen Genehmigungsverfahrensgezielt und geprüft
werden (Einzelfallprüfung). Das Obere Mittelrheintal (2.1) wurde im Rahmen dieses Gutachtens nicht bearbeitet, sondern unterliegt einer gesonderten Betrachtung (s.o.).151
Damit neue Windenergieanlagen auch bei Nachbarortsgemeinden und den dortigen Bürgerinnen und Bürgern Akzeptanz finden, empfiehlt das Land interkommunale Windparks
und das Instrument des „Solidarpakts“ – das ist die freiwillige Teilung wirtschaftlicher
Vorteile auf alle Ortsgemeinden einer Verbandsgemeinde. Im Rhein-Lahn-Kreis streben
u.a. die VGn Katzenelnbogen, Loreley, Nastätten und Bad Ems solche „Solidarpakte“ an.
Ausbau-Status im Rhein-Lahn-Kreis
Generell wird beim Vergleich mit den Nachbarkreisen (s.o.) deutlich, dass die Erschließung der Windenergie sich im Rhein-Lahn-Kreis mit einer zeitlichen Verzögerung voll-
151
MWKEL: Pressemitteilung vom 30.7.2013 sowie „Kulturlandschafts-Gutachten“, abrufbar im Internet:
http://www.mwkel.rlp.de/Landesplanung/Programme-und-Verfahren/Landesentwicklungs-programm-LEPIV/Teilfortschreibung-LEP-IV-Kap-5-2-1-Erneuerbare-Energien/
IfR
120
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
zieht. Das LEP IV stellt hierzu im Kapitel Erneuerbare Energien fest, dass der Rhein-LahnKreis bis auf wenige Ausnahmen nur sehr wenige landesweit bedeutsame Räume hoher
Windhäufigkeit aufweist152, was im Schwerpunkt an der zu geringen Höhenlage festzumachen ist.
Zu Beginn des Jahres 2013 befinden sich 18 Windenergieanlagen am Netz, wodurch die
„Top-Standorte“ bezogen auf die Windhöffigkeit schon besetzt sind. Bezogen auf ihre
Dimension handelt es sich bei den 18 durchweg noch um „kleine“ Anlagen. Bei keiner der
Anlagen wurde bzw. wird aktuell ein „Repowering“ durchgeführt.153
Zu erwarten ist der Bau von Windenergieanlagen v.a. auf den Lahn-Taunus-Höhen in den
Bereichen der VGn Hahnstätten, Katzenelnbogen und Nastätten sowie in der VG Diez. In
den Bereichen der Bad Ems und Loreley (Höhengemeinden, hier abhängig von der Untersuchung der Sichtbeziehungen) werden nach aktuellem Stand durch die Ausschlüsse der
Abstandsregelung und Naturrestriktionen nur wenige Flächen überhaupt genehmigungsfähig zur Verfügung stehen, in den VGn Nassau und Lahnstein wsh. gar keine.
5.7.5
Fotovoltaik
Die Entwicklung von Fotovoltaik-Anlagen hat im Kreis bis zum Jahr 2011 zu einem Einspeise-Volumen von 21 kWh/Ew. geführt. Die meisten Projekte im Kreis werden dabei
von der „pro regionale energie eG“ umgesetzt, einer Genossenschaft, die in Anlagen zur
Erzeugung von regenerativen Energien (alle Energieträger) investiert. „Zweck der Unternehmung ist die Planung, Finanzierung und der Betrieb dieser Anlagen mit Beteiligung.
von Kommunen und Bürgern154.“
Ein Schwerpunkt der Fotovoltaik-Einspeisung und Nutzung liegt mit 6,5 kWh/Ew. bis dato
in Nastätten, hier wurden u.a. die Volksbank, die Taunusschule und das Schulzentrum
ausgestattet.
Zur Unterstützung privater Maßnahmen hat der Rhein-Lahn-Kreis in Zusammenarbeit mit
der Nassauischen Sparkasse das Solarkataster Rhein-Lahn entwickelt, das den Interessierten eine erste Auskunft über das Solarpotenzial ihres Hauses gibt.
5.7.6
Wasserver- und Entsorgung
Die Kompetenz für die Wasserver- und entsorgung liegt bei den Verbandsgemeinden
(plus Stadt Lahnstein) bzw. den hieraus gebildeten gemeindlichen Werken/Betrieben. In
diesem Bereich haben die Teilregionen in der Vergangenheit mit Kooperationen über
(Verbands-)gemeindegrenzen hinweg bei baulichen Maßnahmen bzw. Fragen der Erschließung einzelner Ortslagen Kosten einsparen können.
Der demographische Wandel hat auch Auswirkungen auf die technischen Infrastrukturen
der Wasserversorgungs- und Wasserentsorgungsleitungen.
Der Rückgang der Bevölkerung und somit rückläufige Nutzerzahlen können zukünftig
dazu führen, dass die entsprechenden Infrastrukturen nicht mehr ausreichend ausgelastet sind. Daraus ergeben sich dann auch neue Herausforderungen an Wartung und Betrieb der Leitungen (Stichwort: erhöhter Bedarf an „Rückspülung“).
152
LEP IV RLP, Karte 20
Expertengespräch Wirtschaftsförderung Rhein-Lahn-Kreis
154
http://www.pro-regionale-energie.de
153
IfR
121
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Entscheidende Konsequenz ist, dass die Kosten für den Ausbau, den Erhalt und die Sanierung der Anlagen in Zukunft aber von einer geringeren Anzahl an Personen getragen
werden müssen. Für die Leitungsgebundenen Infrastrukturen spricht man hier von der
sog. „Kostenremanenz“: Die Einwohnerzahl nimmt ab, die Kosten bleiben bzw. können
sich sogar weiter erhöhen (steigende Standards, u.U. höherer Pflegeaufwand).
In vielen Orten ist schon heute ein Sanierungsstau zu verzeichnen. Gleichzeitig ist der
Anspruch an die Versorgungsstandards sehr hoch und steigt weiter an. Die Schere zwischen: „Was kann die öffentliche Hand noch leisten?“ und dem „hohen Anspruch an Versorgungsstandards“ geht dabei weiter auseinander.
5.7.7
Abfall
Die aktuelle, 4. Fortschreibung des Kreislaufwirtschaftskonzeptes für den Rhein-LahnKreis wurde in 2013 fertiggestellt (Gültigkeitszeitraum 2014 bis 2018). Die Fortschreibung setzt seine Schwerpunkte auf die Diskussion möglicher zukünftiger Strategien vor
dem Hintergrund der Novelle KrWG155 insbesondere in der Ausweitung der Bioabfallerfassung und der Umsetzung der erweiterten Wertstofferfassung. Des Weiteren wird das mit
der Novelle LAbfWG156 zusätzlich geforderte Instrument des kommunalen Stoffstrommanagements in das AWK implementiert.
Das Konzept geht zunächst auf die bestehenden Rahmenbedingungen ein (u.a. die demographische Entwicklung) und stellt ausführlich die abfallwirtschaftliche Situation im
Rhein-Lahn-Kreis dar. Weiterhin werden umfangreiche Prognosen zur Entwicklung der
Abfallmengen bis 2020/2025 gegeben. Schließlich definiert das Konzept Ziele und Maßnahmen für den Geltungszeitraum.
Im Rahmen des KEK soll an dieser Stelle lediglich auf die Bedeutung des Abfallwirtschaftsbetriebes und seiner Einrichtungen für den Landkreis sowie die hieraus entstehenden Chancen (vgl. Kap. 7.7.5) hingewiesen werden. Darüber hinaus wird aufgrund der
Aktualität des Konzeptes und der umfassenden Behandlung der Thematik auf seine Inhalte (Analyse, Ziele und Maßnahmen) verwiesen.
5.7.8
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Umfangreiche Nutzung der Wasserkraft
Windkraft:
Landkreis
Modernes und leistungsfähiges Abfallzentrum in
Singhofen
Keine
Top-Windhöffigkeiten
im
In Teilgebieten hohe Energieverbräuche bei
Privaten durch Sanierungsstau / hohen Anteil
alter, nicht sanierter Bausubstanz
Chancen
Risiken
Ausbau der Erzeugung erneuerbarer Energien
allgemein. Dadurch regionale Wertschöpfung.
Ausbau Windenergie, wenn unverträglich für
Gemeinwesen und Landschaftsbild
Ausbau Windenergie, wenn verträglich für
Gemeinwesen („solidarisch“) und Landschaftsbild.
Abfallbeseitigung: Fixkosten pro Einwohner
steigen bei sinkender Einwohnerzahl
Chancen in Teilregionen durch Energievermark-
155
Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von
Abfällen
156
Landesabfallwirtschaftsgesetz - Rheinland-Pfalz
IfR
122
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
tung und/oder Netzbetrieb
Abfallwirtschaftskonzept aktuell in Aufstellung
(darunter Teilkonzepte wie Bioabfallkonzept,
Standortkonzept Singhofen), dadurch neue
Entscheidungsgrundlagen, ggf. für stärkere
eigene Wahrnehmung von Aufgaben
Anlage in Singhofen noch stärker auslastbar,
Übernahme von Dienstleistungen für umliegende Regionen möglich
5.7.9
Demographische Rahmenbedingungen und Konsequenzen
weniger

Alle Bereiche (Strom, Wasser, Abfall): Abnahme der Gesamtbevölkerung.
Weniger Verbrauchs-bezogene Gebühren pro Jahr durch weniger Haushalte,
zusätzlich verstärkt durch – grundsätzlich positiv zu bewertende – Einsparungen.
Mögliche Folge ist die Erhöhung der Grundgebühren, Fixkosten müssen anders
verteilt werden.
älter / bunter

IfR
Abfall: Wachsender Anteil älter und allein-lebender Menschen, Probleme beim
Bereitstellen der Abfallbehälter an die Straße. Ggf. werden in der Zukunft
zusätzliche Service-Angebote notwendig(z.B. Müll aus Keller holen)
123
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.8
Entwurf 12.3.2014
Soziales Gefüge
Vielleicht einer der signifikantesten Unterschiede, die zwischen einem Leben „auf dem
Land“ und einem Leben „in der Stadt“ wahrgenommen werden können, liegt in den sozialen Beziehungen. Die Enge der Bindungen zu den Mitmenschen, die Vertrautheit des Umfeldes und der freiwillige Einsatz für das Wohl der Nachbarn und dörflichen oder kleinstädtischen Gemeinschaft werden gemeinhin als typische Merkmale und positive Faktoren
des „Landlebens“ definiert.
Der Rhein-Lahn-Kreis kann seinem sozialen Gefüge nach mehrheitlich dem „ländlichen
Raum“ zugeordnet werden. Ausgeprägte „städtische Milieus“ sind in den benachbarten
Städten Koblenz, Limburg (eingeschränkt) oder Wiesbaden zu finden. Diez und Lahnstein, die beiden größten Städte im Rhein-Lahn-Kreis sind in ihrem Charakter eher ländlich-kleinstädtisch geprägt, das soziale Gefüge in den Ortsteilen und Nachbarschaften ist
oft eher mit den umliegenden Dörfern als mit den größeren Städten vergleichbar.
Ein Großteil der finanziellen Aufwendungen (72% der Ausgaben) des Kreises fällt im Bereich soziale Sicherung an. Ein gut funktionierendes soziales Gefüge, in dem viele Aufgaben ehrenamtlich erfüllt werden, entlastet in verschiedenen Bereichen die Gemeinden
und den Kreis.
5.8.1
Ehrenamtliches Engagement im Überblick
Ehrenamtliches Engagement war und ist eine der Säulen der Lebenswelt des ländlichen
Raumes. Dieses Engagement trägt viele Gesichter, um nur einige zu nennen:

Engagement in politischen Gremien oder politischen Ämtern

Engagement
in
Vereinen
(z.B.
Vorstandsarbeit,
Betreuungsarbeit, Einsätze bei Aktivitäten/Festen)

Engagement in der Feuerwehr und Jugendfeuerwehr

Engagement in Verbänden, Kirchen und Interessensgruppen (z.B. Naturschutz,
Heimat- und Brauchtumspflege)

Bürgerschaftliches
Engagement,
z.B.
in
„Nachbarschaften“
oder
„Bürgervereinen“, z.B. „Die Brücke“, „Initiative gemeinsam aktiv werden 55
plusminus“
Ausbildungs-
und
Das ehrenamtliche Engagement rangiert im Landkreis, so wie in vielen ländlich geprägten
Regionen, nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. Der Einfluss des demographischen
Wandels auf das ehrenamtliche Engagement ist vielseitig – z.B. zunehmende Individualisierung sowie Veränderungen der Erwerbs- und Familienstrukturen – und bringt gleichzeitig Chancen und Risiken mit sich (siehe Kap. 5.8.7).
5.8.2
Die „Elemente“ im sozialen Gefüge, eine Auswahl: Kinder, Jugendliche, Frauen,
Senioren, Migranten und „Neubürger“
Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen nehmen verschiedene Aufgaben und Rollen im
sozialen Gefüge ländlicher Gemeinden und Regionen ein. Dabei geht es bei dieser Betrachtung nicht um die Angebote, welche die einzelnen Gruppen NUTZEN, sondern in
welchen Formen und in welchem Maß sie eingebunden sind und sich selbst ENGAGIEREN.
IfR
124
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Kinder und Jugendliche
Kinder sind neben dem Familienleben vor allem über die Kindertagesstätten und die
Grundschulen in das soziale Gefüge eingebunden. Über diese Institutionen beteiligen sie
sich beispielsweise an traditionellen und kulturellen Veranstaltungen in den Dörfern und
Städten oder gestalten diese mit.
Jugendliche und junge Erwachsene werden größtenteils über die lokalen Vereine, Feuerwehren und Freizeittreffs (kirchlich und kommunal) in das soziale Gefüge integriert. Hier
übernehmen sie beispielsweise Aufgaben in Vereinsvorständen oder beteiligen sich an der
Ausrichtung von Veranstaltungen.
Der direkte Zugang zu den Jugendlichen erfolgt über die Jugendarbeit vor Ort, die neben
Freizeitangeboten auch viel Präventivarbeit leistet. Eine Übersicht über die Jugendarbeit
in den Verbandsgemeinden, mit den Programmen der offenen Treffpunkte bietet die Broschüre „Get it“ des Kreises. Zunehmende schulische Verpflichtungen (Ganztagsunterricht
an weiterführenden Schulen) schränken jedoch das Zeitbudget der Jugendlichen für ehrenamtliche Tätigkeiten stark ein (siehe Kap. 3.4.1).
Frauen
Frauen nehmen im sozialen Leben der Gemeinden und der Vereine eine besondere Rolle
ein. Das „Netzwerk“ der Nachbarschaftshilfe (frei oder organisiert) wird zu einem Großteil
von Frauen getragen.
In einigen Orten im Rhein-Lahn-Kreis gibt es sehr aktive und engagierte Ortsringe der
Landfrauen, die ein breites Angebotsspektrum vorhalten – von Informationsveranstaltungen, wohnortnahen und kostengünstigen Fortbildungen, berufliche Weiterbildungen und
Studienreisen. Die Angebote und Themen sind generationsübergreifend und richten sich
an verschiedene Bevölkerungsgruppen, z.B. spezielle kindgerechte, altersspezifische Kurse durch geschulte Ernährungsberaterinnen in Kindergärten und Schulen.
Traditionell von Männern dominierte Vereine (Sportvereine, Fußball) und die freiwilligen
Feuerwehren öffnen sich zunehmend für Frauen.
Im Bereich der politischen Gremien und Ämter sind Frauen heute immer noch deutlich
unterrepräsentiert. Von den 136 Gemeinden im Rhein-Lahn-Kreis werden aktuell nur 9
von Ortbürgermeisterinnen geführt157, wenn die Tendenz hier auch nach oben zeigt. Dies
steht ganz im Gegensatz zur allgemein gewachsenen Bedeutung und aktiven Rolle der
Frauen für und in den Dorfgemeinschaften. Unter diesem Gesichtspunkt wäre eine stärkere Repräsentanz von Frauen als Ergebnis der nächsten Kommunalwahl wünschenswert.
Senioren
Eine weitere wichtige Rolle im sozialen Gefüge nehmen die Senioren ein. In vielen Vereinen, v.a. im Bereich Kultur und Traditionspflege, nehmen Senioren wichtige Aufgaben
wahr und bekleiden Vorstandsämter. Auch in den ehrenamtlich besetzten Gemeinderäten
bringen sie ihre Erfahrungen und Ortskenntnisse ein.
Mit der Zunahme der Bevölkerungsgruppe „65 und älter“ wächst gleichzeitig ein neues
Potenzial an ehrenamtlichem Engagement heran. Senioren wollen sich in der Mehrheit
aktiv in die Gemeinschaft einbringen und einen sinnvollen Beitrag für diese leisten. Seniorenhilfedienste wie die „Netten Nachbarn (=NeNA) des Seniorenbüros „die Brücke“ oder
157
IfR
Siehe www.rhein-lahn-info.de; Stand August 2013
125
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
die verschiedene Projekte der „Initiative 55 plusminus“ (siehe Kap. 5.8.4) nutzen dieses
Potenzial schon heute und setzen es zielgerichtet ein.
Die Beiträge, die Senioren für die Gemeinschaft leisten, betreffen alle Lebensbereiche
und richten sich an verschiedene Alters- und Bevölkerungsgruppen. Weitere Ansätze, die
ebenfalls von Seniorenbüro „die Brücke“ begleitet werden, sind „Vorlesepaten“ und
„Wunschgroßeltern“ (siehe Kap. 5.8.4).
Migranten
Die Integration von Migranten sowie die soziale Beratung und Betreuung von Asylbewerbern und ausländischen Flüchtlingen ist eine Aufgabe der Kreisebene und wird durch die
Arbeit des Beauftragten für Migration und Integration und weiterer hauptamtlicher und
ehrenamtlicher Menschen wahrgenommen. Hierfür arbeitet die Kreisverwaltung intensiv
mit Nichtregierungsorganisationen zusammen158.
Wie in Kap. 3.4.3 beschrieben, leben im Kreis etwa 6.800Menschen mit ausländischer
Herkunft. Hierzu zählen aktuell nur 313 Asylbewerber bzw. geduldete Flüchtlinge, die auf
Basis der Einwohnerzahlen der Verbandsgemeinden/Stadt Lahnstein auf diese verteilt
und in aller Regel in privaten Unterkünften aufgenommen werden.
Zu den o.g. 6.800 Menschen hinzu kommt eine nicht genauer bestimmbare Zahl von etwa 5.000 sog. „Spätaussiedlern“ bzw. deren Nachkommen. Zusammen genommen haben
die Menschen mit Migrationshintergrund im Rhein-Lahn-Kreis damit einen Anteil von fast
10 %.159. Tendenziell wird dieser Anteil weiter steigen, wofür u.a. weitere Zuzüge sowie
die spezifischen Geburtenziffern (höher als der Durchschnitt) und die Altersverteilung in
der Gruppe der Migranten ausschlaggebend sind.
Diesem Anteil von 10 % gegenübersteht der Anteil von Migranten, die z.B. in Vereinen
oder der lokalen Politik aktiv sind. Auch wenn hierzu keine expliziten Zahlen vorliegen ist
dieser nach wie vor sehr niedrig.
Die größte Gruppe der Mitbürgerinnen und Mitbürger mit ausländischer Staatsbürgerschaft stammt aus der Türkei. Neben dem allgemeinen Beratungsangebot für Migration
und Integration setzt sich der Beirat für Migration und Integration intensiv für die Belange der ausländischen Bevölkerung ein und führt verschiedene Projekte und Maßnahmen
durch (z.B. Kunstausstellung für Künstlern/innen mit Migrationshintergrund in 2013)160.
Spezielle Angebote für junge Migrantinnen und Migranten werden in enger Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden und Jugendzentren vorgehalten 161.
„Neubürger“
Die Integration von sog. „Neubürgern“ oder auch „Zugezogenen“ ist seit Jahrzehnten
eine wichtige Aufgabe und bleibt es auch weiterhin. Zuvorderst ist hier die Ortsebene
angesprochen. Über Nachbarschaften, Dorfgemeinschaften, Vereine und andere lokale
Aktivitäten gelingt die Zusammenführung oft am leichtesten.
Eine pauschale Einschätzung zum Grad der Integration von Neubürgern im Rhein-LahnKreis ist kaum möglich. Die Situation variiert hier stark von Ort zu Ort. Hinzu kommt der
158
Rhein-Lahn-Kreis Homepage: http://www.rhein-lahn-info.de/integration/index.htm (Stand Juni 2013)
Angaben des Beauftragten für Integration und Migration, Februar 2014
160
Rhein-Lahn-Kreis Homepage: http://www.rhein-lahn-info.de/beirat-fuer-migration/index.htm (Stand Juni
2013)
161
Jugendamt Rhein-Lahn-Kreis (2013): Team Jugendpflege/ Jugendschutz des Rhein-Lahn-Kreises, Programm
2013.
159
IfR
126
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Aspekt, dass ein Teil der neu Hinzuziehenden dem „integriert werden“ auch keinen hohen
Stellenwert beimisst, sondern ihren „Wohnort“ genau als solchen definiert.
Zumindest für die Gruppe der „Integrationswilligen“ stellt der erreichte Grad der persönlichen Integration und Bindung an die lokale Gemeinschaft aber einen Standortfaktor dar,
der bei anstehenden Standortentscheidungen zum Tragen kommt.
Auf der konzeptionellen Ebene haben sich auch die Dorfmoderationen und Dorfentwicklungskonzepte der jüngeren Zeit mit diesen Fragen auseinandergesetzt und dorfspezifische Lösungen diskutiert bzw. gefunden.
5.8.3
Vereinsleben
Vereine sind eine tragende Säule des gesellschaftlichen Lebens in ländlich geprägten Regionen, wie dem Rhein-Lahn-Kreis. Im Kreisgebiet besteht eine breite Vereinslandschaft
mit Sportvereinen162, Gesangs- und Musikvereinen, Fördervereinen, freiwilligen Feuerwehren u. v. m. Diese Vereinslandschaft funktioniert in der Summe noch gut, insbesondere in kleineren, weniger Lage-begünstigten Orten, in denen das Dorfleben ein zentraler
Standortfaktor ist.
Einige Vereine sehen sich bereits heute mit Überalterungstendenzen konfrontiert. Dies
hat im Wesentlichen vier Gründe:

1. manche Vereine sind mit ihren Angeboten für Kinder und Jugendliche –auch
gegenüber den
vielfältigen
Angeboten
der modernen
Medienwelt
vergleichsweise unattraktiv

2. der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung sinkt

3. personelle Faktoren auf Ebene der Übungsleiter und Vorstände bei der
Aktivierung von Kindern und Jugendlichen.

4. Geringeres zeitliches Budget bei den Kindern und Jugendlichen durch
Nachmittagsbetreuung und - unterricht
Neben dem nur für Teile der Vereinswelt zutreffenden Rückgang an Mitgliedern bzw.
„Nutzern“ aus der jüngeren und mittleren Altersgruppe, ist mittlerweile die Mehrzahl der
Vereine von einer Überalterung der Vorstände und einer Abnahme der neben den Vorständen wirkenden, ebenso wichtigen weiteren „Aktivkräfte“ betroffen. Hier stellt sich in
einigen Vereinen teils die Zukunftsfrage der Fortführbarkeit der Aktivitäten.
Dennoch lässt sich festhalten, dass es in der Summe eine aktive Kinder- und Jugendarbeit gibt. Hier spielen die Sportvereine – und innerhalb dieser Gruppe deutlich die Fußballvereine bzw. –abteilungen - die Hauptrolle. Insgesamt gibt es im Rhein-Lahn-Kreis
253 Sportvereine, die eine große Anzahl ehrenamtlich Aktiver binden. Hinzu kommen die
in vielen Orten vorhandenen und gut aufgestellten Jugendfeuerwehren.
Auch für Seniorinnen und Senioren gibt es in den Vereinen ein historisch gewachsenes
Angebot, das in den letzten Jahren weiter an Bedeutung gewonnen hat. Darüber hinaus
haben sich einige „klassische“ Vereinsaktivitäten in den letzten Jahren in ihrer Mitgliederstruktur so verändert, dass sie heute im Grunde Senioren-Aktivitäten entsprechen. Hierzu zählen u.a. einige der Gesangvereine der Region. Vielerorts sind im Senioren-Bereich
neben den Vereinen auch die Ortsgemeinden selbst, die Frauengemeinschaften oder auch
die Kirchen aktiv.
162
IfR
Anzahl Sportvereine im August 2013: 257. Quelle: Abt. 9 Kreisverwaltung
127
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Die Verbandsgemeinden und die Ortsgemeinden unterstützen die Vereine v.a. bei der
Bereitstellung von Räumlichkeiten.
5.8.4
Ehrenamtliches Engagement im Rhein-Lahn-Kreis
Das Ehrenamtliche Engagement und die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger sich
ehrenamtlich zu engagieren ist sehr hoch. Der Wunsch der Bürgerinnen und Bürger sich
aktiv in das Gemeinwesen einzufügen und sich für die Gemeinschaft zu engagieren ist in
Rheinland-Pfalz insgesamt sehr hoch und in den letzten Jahren weiter gestiegen. Landesweit waren im Jahr 2009 41 % (1999: 33 %) der ab 14-jährigen Bevölkerung freiwillig engagiert. Die gestiegene Anfrage, v.a. von Senioren; sich ehrenamtlich in Projekten
der „Brücke“ zu engagieren, bestätigt auch für den Rhein-Lahn-Kreis diesen Trend163.
Besonderheit „Die Brücke“
Der Rhein-Lahn-Kreis weist eine Besonderheit bezüglich des ehrenamtlichen Engagements auf. Das Seniorenbüro „Die Brücke“ des Rhein-Lahn-Kreises wurde 1995 im Rahmen eines Bundesmodellprogramms gegründet. Bis heute bringen 250 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter ihre Kompetenzen ehrenamtlich in den 24 Projekten des Seniorenbüros
ein. Unter den Freiwilligen befinden sich Seniorinnen und Senioren im Vor- und Ruhestand. Ebenso arbeiten ältere und jüngere Frauen und Männer, die in Teilzeit beschäftigt
oder arbeitssuchend sind, ehrenamtlich mit. 620 Bürgerinnen und Bürger haben sich bis
heute dem im Jahr 1999 gegründeten Förderverein angeschlossen. Mehrmals wurden
Projekte des Seniorenbüros ausgezeichnet. 2006 erhielt die Einrichtung den „Ehrenamtspreis des Ministers des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz“ für herausragende Projekte der Kommunen. Die Tätigkeiten des Seniorenbüros im Einzelnen:

Ansprache und Netzwerkaufbau: Aufbau von Kontakten zu Freiwilligen und
Organisationen, Gewinnung von Organisationen für eine zeitgemäße Arbeit mit
Freiwilligen

Information und Öffentlichkeitsarbeit: Tätigkeiten für Freiwillige werden
vorgestellt und damit Angebote und Nachfragen in den Bereichen Kultur,
Ökologie/Umweltschutz, Sport und Soziales transparent gemacht. in einer
differenzierten Öffentlichkeitsarbeit wird für eine „neue Kultur“ der Freiwilligkeit
geworben

Beratung:
In
Gesprächen
werden
die
Motive,
Interessen
und
Rahmenbedingungen von Freiwilligen geklärt sowie mit Organisationen Konzepte
und Modelle für deren Arbeit mit Freiwilligen entwickelt. Ein solches Gespräch
trägt über die Information hinaus zur Klärung und Orientierung für potentielle
Freiwillige bei; es verpflichtet jedoch niemanden, sich bei einer Organisation zu
melden oder gar zu engagieren

Vermittlung: Das Seniorenbüro möchte der „richtigen“ Person den Weg in „die
passende“ Tätigkeit aufzeigen. Jede/r sollte sinnvoll nach seinen Fähigkeiten und
Neigungen eingesetzt werden

Begleitung: Freiwillige werden fachlich und persönlich unterstützt. Den
Freiwilligen stehen immer Ansprechpartner für Rückfragen im Zusammenhang
163
Staatskanzlei Rheinland-Pfalz (2010): Zivilgesellschaft, freiwilliges Engagement und soziales Kapital in
Rheinland-Pfalz. 1999 – 2004 – 2009.Ergebnisse der repräsentativen Trenderhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement Ergebnisse der repräsentativen Trenderhebung zu Ehrenamt , Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement. S. 5-6
IfR
128
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
mit ihrer Suche nach einem Engagement oder bei ihrer aktiven freiwilligen
Tätigkeit zur Verfügung
Das Seniorenbüro „Die Brücke“ hat seit der Eröffnung im Jahr 1995 Bürgerinnen und
Bürger, insbesondere die anwachsende Gruppe der Älteren „aktiv in gesellschaftliche Gestaltungsprozesse einbezogen“ und somit neue Potentiale zum Wohle der Gesellschaft
erschlossen. Als Engagement fördernde Einrichtung ist das Seniorenbüro „Die Brücke“ im
Rhein-Lahn-Kreis nicht mehr wegzudenken. Anfallende Auslagen, wie z.B. Reisekosten,
werden den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erstattet. Eine Haftpflichtund Unfallversicherung erfolgt über die Kommune.
Nachfolgend sind einige herausragende Projekte des Seniorenbüros herausgegriffen:

Ein Erfolgsprojekt der „Brücke“ ist „Nette Nachbarn –NeNa“ (2005 ausgezeichnet
mit dem Innovationspreis für Freiwilligenagenturen). Die „Netten Nachbarn“
bieten vielseitige Hilfen für Senioren an wie Besuche, Spaziergänge,
Gesprächspartner, Einkaufshilfe, Arztbegleitung, kleine Reparaturen. 164

Ein Angebot von Alt für Jung bietet das Projekt „Berufswahlpaten“. Jugendliche,
v.a. aus problematischem sozialem Umfeld, junge Erwachsene ohne
Schulabschluss oder Lernschwache und Ausländer, erhalten Unterstützung und
Begleitung bei der berufliche Orientierung und der Eingliederung in Ausbildung
oder Arbeit165.

Ein Beratungsangebot für alle Bevölkerungsgruppen in Rhein-Lahn-Kreis wird
durch das Projekt „Energiesparfüchse (mobil) im Rhein-Lahn-Kreis“ geleistet. Zu
„Energiesparfüchsen“ geschulte Bürgerinnen und Bürger beraten in ihrem Umfeld
und geben Informationen zu Energie- und Umweltfragen166.

Das Projekt „Wunschgroßeltern“ bietet einen Rahmen, in dem Alt und Jung
miteinander in Kontakt treten können. Die verschiedenen Generationen gestalten
gemeinsam Freizeit miteinander, sind im abgesprochenen Rahmen füreinander da
und lernen voneinander.

Angesichts des demografischen und sozialen Wandels suchen immer mehr ältere
Menschen nach neuen Formen des Wohnens. Um dieser gesellschaftlichen
Veränderung gerecht zu werden, wurden Freiwillige zu „Wohnberaterinnen und
Wohnberatern“ ausgebildet. Sie sind Bürgerinnen und Bürgern bei der Auswahl
geeigneter Wohnformen und beim Einstieg in gemeinschaftliche Projekte
behilflich.

Die „Seniortrainerinnen und Seniortrainer“ bringen ihre Kompetenzen mittlerweile
in 20 Projekten generationenübergreifend ehrenamtlich in einem selbst
gewählten Engagement-Bereich ein. Sie haben in den vergangenen Jahren die im
Rhein-Lahn-Kreis bestehende Projekte vernetzt, neue Projekte angestoßen,
Kontakte geknüpft und konnten weitere Engagierte für ihre Vorhaben
hinzugewinnen. Durch das Wirken als Multiplikatoren und Impulsgeber
unterstützen und regen sie freiwilliges Engagement an und fördern somit eine
positive Sichtweise des Alters. Sie sehen es als Chance an, den demografischen
Wandel vor Ort mitzugestalten und sind zu wichtigen Partnern bei Institutionen,
Vereinen und Verbänden geworden
164
Seniorenbüro die Brücke Rhein-Lahn-Kreis: Projektbeschreibung „Nette Nachbarn -NeNa“ (online abrufbar:
http://www.rhein-lahn-bruecke.de/Projekt/nena.htm, Stand Juni 2013)
165
Seniorenbüro die Brücke Rhein-Lahn-Kreis: Projektbeschreibung: Projektbeschreibung „Berufswahlpaten“
(Online abrufbar: http://www.rhein-lahn-bruecke.de/Projekt/berufswahlpaten.htm, Stand Juni 2013)
166
Seniorenbüro die Brücke Rhein-Lahn-Kreis: Projektbeschreibung: Projektbeschreibung „Energiesparfüchse“
(Online abrufbar: http://www.rhein-lahn-bruecke.de/Projekt/mobile_energiesparfuechse.htm, Stand Juni 2013)
IfR
129
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Die „Senioren-Sicherheitsberater“ transportieren das Thema Sicherheit zu den
älteren Menschen. Sie engagieren sich in Vorträgen oder Einzelgesprächen. In
Fortbildungsveranstaltungen seitens der Polizei in Koblenz oder externer
Referentinnen und Referenten erfolgt eine permanente Fortbildung
Die Projekte der Brücke stehen nicht in Konkurrenz zu Angeboten der freien Wirtschaft
(Fachbetrieben, private Dienstleistungen). So bewegen sich z.B. die Angebote der „Netten Nachbarn“ im Bereich der niedrigschwelligen Hilfeleistungen.
Die „Brücke“ ist bereits weit in die Teilregionen des Rhein-Lahn-Kreises vernetzt. Initiativen auf Verbandsgemeinde- und Ortsebene sollten aus Sicht des Kreises stark mit der
„Brücke“ vernetzt und abgestimmt sein.
„Initiative gemeinsam aktiv werden 55 plusminus“
Auch auf kleinräumigeren, lokalen Ebenen wird ehrenamtliches Engagement gefördert
und gebündelt. Die Initiative, deren Träger das Evangelische Dekanat St. Goarshausen
ist, ist seit 2004 aktiv und hat seit der Gründung über 100 Projekte durch Vernetzungsund Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Die Initiative versteht sich als „Plattform, die Menschen in ihrem eigenen Bemühen um persönliche Weiterentwicklung vernetzen will“.
Die über diese Plattform angebotenen Projekte haben eine große Bandbreite und betreffen unterschiedliche Themenbereiche - von Aktionen für „Alt und Jung“, wie beispielsweise Handwerks- und Lesepaten in Kindertagesstätten, über Freizeitaktivitäten wie „Exkursionen und Wanderungen“ bis hin zu Informationsveranstaltungen und Kursen rund
um die Themen „Computer und Technik“. Die angebotenen Projekte und Veranstaltungen
sind kostenfrei. Die Interessierten entscheiden selbst über den Umfang ihres Engagements.167
5.8.5
freiwillige Feuerwehr und Katastrophenschutz
Noch findet sich in den meisten Dörfern im Rhein-Lahn-Kreis eine eigene Feuerwehr.
Nach Einschätzung von Mitarbeitern der Kreisverwaltung wird diese Dichte zukünftig
nicht mehr haltbar sein, insbesondere aufgrund von Nachwuchsproblemen.
Einige der Feuerwehren haben auf die veränderte Situation mit einer verstärkten Kinderund Jugendarbeit reagiert und Zuwächse bei den jüngeren Mitgliedern erzielen können.
Wie im ländlichen Raum üblich, übernimmt die Feuerwehr auf den Dörfern neben ihrem
Kernauftrag auch Funktionen im sozialen Bereich. So stellt die Feuerwehr in sehr kleinen
Dörfern oftmals den letzten, institutionalisierten sozialen Treffpunkt im Dorf.
Auch der Katastrophenschutz wird im Landkreis durchweg über das Ehrenamt sichergestellt. Auch hier ist perspektivisch mit Problemen hinsichtlich der Gewinnung von Nachwuchskräften zu rechnen. Einen positiven Trend stellt das stärkere Engagement von
Frauen bei der Feuerwehr / beim Katastrophenschutz dar.
5.8.6
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Weitgehend intaktes soziales Gefüge („Klima“)
in den Dörfern, Städten und Ortsteilen, ausge-
Vereine: Mangel an Führungskräften (Vorstandsarbeit);abnehmende
Engagement-
167
Initiative gemeinsam aktiv werden 55plusminus: Homepage (Stand Juni 2013):
http://www.i55plusminus.de/nc/systemseiten/startseite.html
IfR
130
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
prägter Gemeinschaftssinn („man kennt sich,
man hilft sich“)
Vielfältige und aktive Vereinslandschaft
hohe Anzahl und großes Engagement ehrenamtlich aktiver Menschen
kreisweites Seniorenbüro „die Brücke“ als aktive und bündelnde „Schaltstelle“ und weitere
Initiativen, wie „Initiative 55 plusminus“
Bereitschaft der Mitglieder; Mangel an Nachwuchs, z.B. durch geringere zeitliche Verfügbarkeit von Kindern und Jugendlichen
Freiwillige Feuerwehren zum Teil mit Nachwuchsproblemen
Geringe Mitwirkung von Frauen in der politischen Arbeit
Engagierte Jugendarbeit vor Ort, viel Präventivarbeit
Chancen
Risiken
Wachsendes Potenzial an bürgerschaftlicher und
projektbezogener
Engagement-Bereitschaft,
v.a. von Senioren
Zunehmende Individualisierung der Bevölkerung (in Vereinen: „aus aktiven Mitgliedern
werden Nutzer“)
Nachbarschaften und Dorfverbünde als Chance
für Versorgung und Betreuung
Rückgang des ehrenamtlichen Engagements in
„klassischen“ Engagement-Formen wie Vereinen
und Feuerwehr
Generell gute Integrationsbereitschaft
Rhein-Lahn-Bevölkerung
der
Vereine: Anpassung an veränderte Nutzer- und
Altersstruktur der Mitglieder (der potenziellen
Mitglieder)
Vereine: Kooperationen von Vereinen untereinander, mit Schulen und weiteren Gruppen
Vereine: zunehmend starke Konzentration der
Aufgaben und Verantwortung auf einige wenige
Personen
Abnehmendes „Zeitbudget“ der Kindern und
Jugendlichen für Vereins- und Dorfleben
Stärkere, systematische Einbindung von Migranten und „Neubürgern“ in das soziale Gefüge
und Gewinnung für Engagement-Formen
5.8.7
Demographische Rahmenbedingungen und Konsequenzen
weniger

Rückgang der Anzahl an Mitgliedern und Aktiven in den Vereinen, Mangel an
Nachwuchskräften für Vorstands- und Vereinsarbeit allgemein.
älter

Wachsende Gruppe der „65-jährigen und Älter“: wachsendes Potenzial für
ehrenamtliches Engagement.
bunter
IfR

Individualisierung und Pluralisierung der Bevölkerung führt zum Rückgang der
Nachfrage nach „klassischen“ Vereinsangeboten. Bereitschaft sich in diesen
Vereinen zu engagieren geht zurück.

Bedarf an niedrigschwelligen Hilfeleistungen, die nicht
Familienstrukturen abgedeckt werden können steigt.
Engagement gewinnt zunehmend an Bedeutung.
mehr durch die
Bürgerschaftliches
131
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.9
Entwurf 12.3.2014
Siedlungsentwicklung und Wohnen
Für das Bild des Landkreises spielt die Entwicklung der Siedlungsflächen und ihrer Baustruktur eine zentrale Rolle. In vielen ländlich geprägten Räumen ist das Thema Siedlungsentwicklung sehr präsent und mit einem unmittelbaren Handlungsdruck verbunden.
Dieser Handlungsdruck wird am deutlichsten an dem bereits aktuellen sowie potenziellen
Leerstand in den Innenlagen, der mit einem Wertverfall von Immobilien einhergeht. Das
Thema Innenentwicklung ist daher eines der relevanten Entwicklungsthemen ländlicher
Regionen (s.u).
5.9.1
Raumstruktur der Teilregionen
Siedlungsentwicklung und Wohnwert im Rhein-Lahn-Kreis wurden und werden entscheidend von der unterschiedlichen Raumstruktur und Ausrichtung der einzelnen Teilregionen
geprägt. Insofern lässt sich kein einheitliches Bild des Landkreises zeichnen. Es überwiegt
der „ländliche Raum“ mit einzelnen zentralen Orten (Grund- und Mittelzentren). Nassau,
Bad Ems, Lahnstein sowie der nördliche der Teil der VG Loreley werden als „verdichtete
Räume“ eingeordnet, teils mit konzentrierter, teils mit disperser Siedlungsstruktur. Eine
gute Übersicht bietet die Raumstrukturgliederung nach dem LEP IV:
Tab. 42
Bad Ems
Raumstrukturgliederung der Teilregionen des Rhein-Lahn-Kreises nach dem
LEP IV
Verdichtungsraum; Verdichteter Bereich mit disperser Siedlungsstruktur. (Karte 1, Seite 6)
Ort Bad Ems: Mittelzentrum (Karte 2, Seite 7)
Mittelbereich Bad Ems: Bad Ems und Nassau (Tab. 1 Zentrale Orte, Seite 12)
Stadt/Gemeinde/Ortsteil mit regional bedeutsamen, siedlungsgeschichtlich oder kulturhistorisch
besonders wertvollen Ortskernen: Dausenau und Bad Ems (Tab. 3, Seite 27)
Diez
Ländlicher Raum; Ländlicher Bereich mit disperser Siedlungsstruktur. (Karte 1, Seite 6)
Ort Diez: Mittelzentrum
Ort Holzappel: Grundzentrum, kooperierendes Zentrum (Karte 2, Seite 7)
Mittelbereich Diez: Diez, Hahnstätten und Katzenelnbogen (Tab. 1 Zentrale Orte, Seite 12)
Neben dem nördlichen Mittelrhein, Siegerland, Mayen und Montabaur soll auch Diez wichtige
Entlastungsfunktionen für die hochverdichteten Räume übernehmen, den Schwerpunkt der
siedlungsstrukturellen und wirtschaftlichen Entwicklung bilden und damit auch die
Erreichbarkeiten sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der umliegenden ländlichen Gebiete
verbessern. (1.2 G9 , Seite 3)
Stadt/Gemeinde/Ortsteil mit regional bedeutsamen, siedlungsgeschichtlich oder kulturhistorisch
besonders wertvollen Ortskernen: Diez (Tab. 3, Seite 27)
Hahnstätten
Ländlicher Raum; Ländlicher Bereich mit disperser Siedlungsstruktur. (Karte 1, Seite 6)
Katzeneln
bogen
Ländlicher Raum; Ländlicher Bereich mit disperser Siedlungsstruktur. (Karte 1, Seite 6)
Ort Hahnstätten: Grundzentrum (Karte 2, Seite 7)
Ort Katzenelnbogen: Grundzentrum (Karte 2, Seite 7)
Stadt/Gemeinde/Ortsteil mit regional bedeutsamen, siedlungsgeschichtlich oder kulturhistorisch
besonders wertvollen Ortskernen: Katzenelnbogen (Tab. 3, Seite 27)
Lahnstein
Verdichtungsraum; Verdichteter Bereich mit konzentrierter Siedlungsstruktur Karte 1, Seite 6)
Ort Lahnstein: Mittelzentrum, kooperierendes Zentrum [freiwillig] (Karte 2, Seite 7)
Qualitative
Weiterentwicklung
hochverdichteter
Räume.
Mittelzentren
sollen
im
Agglomerationsbereich Koblenz/ Neuwied in ihren speziellen Funktionen gestärkt werden. Die
interkommunale Zusammenarbeit soll innerhalb dieses Raumes gestärkt werden. Eine Grundlage
dafür bildet das Entwicklungskonzept Stadtregion Koblenz/Neuwied. Zusätzlich sollen zwischen
IfR
132
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
den Siedlungsbereichen ausgedehnte Freiflächen erhalten werden. (1.2 G8 , Seite 3)
Loreley
Braubach: Verdichtungsraum; Verdichteter Bereich mit konzentrierter Siedlungsstruktur. (Karte
1, Seite 6), Loreley (alt): Ländlicher Raum; Ländlicher Bereich mit disperser Siedlungsstruktur.
(Karte 1, Seite 6)
Braubach: Grundzentrum (Karte 2, Seite 7)
St. Goarshausen: Mittelzentrum, kooperierendes Zentrum [verpflichtend] (Karte 2, S. 7)
Mittelbereich St. Goar und St. Goarshausen: St. Goarshausen und Nastätten (Tab. 1
Zentrale Orte, Seite 12)
Stadt/Gemeinde/Ortsteil mit regional bedeutsamen, siedlungsgeschichtlich oder kulturhistorisch
besonders wertvollen Ortskernen: Braubach und Kaub (Tab. 3, Seite 27)
Nassau
Verdichtungsraum; Verdichteter Bereich mit disperser Siedlungsstruktur. (Karte 1, Seite 6)
Ort Nassau: Grundzentrum (Karte 2, Seite 7)
Stadt/Gemeinde/Ortsteil mit regional bedeutsamen, siedlungsgeschichtlich oder kulturhistorisch
besonders wertvollen Ortskernen: Nassau (Tab. 3, Seite 27)
Nastätten
Ländlicher Raum; Ländlicher Bereich mit disperser Siedlungsstruktur. (Karte 1, Seite 6)
Ort Nastätten: Mittelzentrum, kooperierendes Zentrum [verpflichtend] (Karte 2, Seite 7)
Quelle: Ministerium des Inneren und für Sport RLP (2008): Landesentwicklungsprogramm (LEP IV)
5.9.2
Entwicklung der „Rheintalgemeinden“ und „Lahntalgemeinden“ („Leben in
Rhein- und Lahntal“)
Die Siedlungen entlang des Rheins und der Lahn erstrecken sich langgezogen (v.a. im
Rheintal) am Verlauf der Flüsse. Die tief eingeschnittenen Flusstäler von Rhein und Lahn
boten den Siedlungen von jeher nur eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten in der
Fläche. Die Enge der Täler und die Hochwassergefährdung schränken bis heute die Entwicklung der Flächen für Siedlung, Verkehr und Gewerbe stark ein, was einer der Gründe
für die in Kapitel 3 beschriebene, teils deutliche Abnahme der Einwohnerzahlen, v.a. in
den Rheingemeinden ist.
Neben der Funktion Wohnen sind die größeren Orte wie Lahnstein, Bad Ems, Nassau und
Diez wichtige Versorgungszentren und Gewerbe- bzw. Arbeitsstandorte. Der Tourismus
spielt entlang beider Flusstäler eine bedeutende Rolle und hat historisch als auch aktuell
eine prägende Wirkung auf die Gestalt der Siedlungen.
Faktor Bahn im Rheintal
Die Siedlungen im Oberen Mittelrheintal werden beidseits des Rheins von Bahntrassen
durchzogen. Das einst wichtigste Verkehrs- und Transportmittel „Bahn“ bringt heute vielfältige Nachteile und Beeinträchtigungen der Wohn- und Aufenthaltsqualität im Mittelrhein mit sich – vom Bahnlärm bis hin zur Barrierewirkung der Bahngleise in den Ortslagen. Die wenigen still gelegten oder zukünftig ungenutzten Bahnflächen stellen jedoch
auch Flächenpotenziale dar, die für die Siedlungsentwicklung genutzt werden können.
Durch die Aufwertung und Umgestaltung von Bahnhofsbereichen (z.B. Bahnhof Braubach168) kann das Wohnumfeld in den Rheintalgemeinden zusätzlich verbessert werden.169
Das Mittelrheintal ist einem besonderen Faktor bei der Bewertung der Siedlungsentwicklung und des Wohnwertes ausgesetzt. Der Schienenverkehrslärm, der durch etwa 650
168
ISIM-Pressestelle: 03.12.2012 Infrastruktur / Rhein-Lahn-Kreis, Minister Lewentz: 550.800 Euro für Bahnhof
Braubach
169
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinlandpfalz (2013): Masterplan
Welterbe Oberes Mittelrheintal, S. 23-31
IfR
133
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Züge pro Tag (etwa die Hälfte davon sind Güterzüge) 170 verursacht wird, trägt erheblich
zur Minderung der Wohn- und Aufenthaltsqualität bei.
Durch den Einsatz von leiseren Zügen, die mit den sog. „Flüsterbremsen“ ausgestatten
sind, könnte der Lärm im Oberen Mittelrheintal deutlich reduziert werden. Darüber hinaus
wirken passive Lärmschutzmaßnahmen an den Wohngebäuden, wie Schallschutzfenster,
und Maßnahmen entlang der Bahntrasse, z. B Lärmschutzwände.
5.9.3
Entwicklung der „Höhengemeinden“ („Leben auf den Lahn-Taunus-Höhen“)
Im Vergleich zu den Siedlungen in den Tälern von Lahn und Rhein haben die Höhengemeinden bessere Entwicklungsmöglichkeiten in der Fläche. Die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen prägte die Entwicklung der Siedlungen in diesen Teilbereichen der Region – nördlich und südlich der Lahn, östlich des Rheins und im Taunus.
Die zumeist kleineren Orte sind heute „reine“ Wohnstandorte. Ausnahmen bilden die größeren Siedlungen wie Nastätten (Mittelzentrum), Katzenelnbogen, Hahnstätten, Miehlen,
Singhofen und Holzhausen die darüber hinaus weitere Funktionen übernehmen (z.B.
Nahversorgung, medizinische Versorgung, Schulstandorte).
Historisch betrachtet ist die verkehrliche Anbindung, v.a. für den motorisierten Individualverkehr, ausschlaggebend für die Entwicklung dieser Siedlungen. Einige überregionale
Straßenanbindungen (Bundes- und Landesstraßen) durchziehen den Kreis - verkehrsgünstig gelegene Dörfer profitieren davon. Darüber hinaus wird zukünftig die „virtuelle“
Anbindung (Breitbandanbindung) ein weiterer wichtiger Faktor für die Entwicklung der
Höhengemeinden sein.
5.9.4
Altersgerechtes Wohnen
Ein wichtiger Teilaspekt der Siedlungsentwicklung ist die Anpassung und der Umbau der
Ortsgemeinden zu altersgerechten Wohnorten. Die Auswirkungen des demographischen
Wandels mit einer wachsenden älteren Bevölkerungsgruppe stellen hier neue Herausforderungen an das Leben und Wohnen v.a. in den Dörfern.
Eine Vielzahl von Gemeinden haben diese Bedarfe erkannt und reagieren u.a. mit Abfragen zu spezifischen Bedürfnissen (z.B. Bürgerversammlung in der Stadt Lahnstein). Auch
existieren teils „Seniorenratgeber“ oder ähnliche Wegweiser, in den die für ältere Menschen relevanten Informationen zusammengefasst sind.
Einige Aspekte, die auch schon in anderen Kapiteln thematisiert wurden, sind:
(a) Erreichbarkeit von Versorgungseinrichtungen vor Ort bzw. durch Mobilitätsangebote

Vgl. Kap. 5.4 „Gesundheitsversorgung“ und Kap. 5.6 „Nahversorgung“
(b) Barrierefreie Dorfgestaltung
170

Bezogen auf den öffentlichen Raum und die öffentlichen Gebäude haben sich
einige Ortsgemeinden bereits aktiv mit diesen Themen auseinandergesetzt.
Instrumente
sind
z.B.
abgesenkte
Gehwege
und
zugängliche
Gemeinschaftseinrichtungen

Die Handlungsmöglichkeiten, die über die Pflichtaufgaben in den öffentlichen
Gebäuden hinausgehen, sind aufgrund der finanziellen Auswirkungen der
Kommunen jedoch oft eingeschränkt.
RROP, Kap. 4.6, ab S. 80
IfR
134
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Beispiel: ständiger Haushaltsansatz „Barrierefreiheit“ in der Stadt Lahnstein von
20.000 Euro, z.B. Absenkungen von Bürgersteigen
Auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger besteht der aus zahlreichen Befragungen ableitbare Wunsch, in den eigenen vier Wänden oder zumindest im gewohnten örtlichen
Umfeld wohnen zu bleiben. Hieraus resultiert eine deutliche Diskrepanz zwischen Angebot
und Nachfrage.
(c) privater barrierefreier (altersgerechter) Wohnraum

Es existiert insgesamt wenig privater altersgerechter Wohnraum

Die Förderungen zum altersgerechten Umbauen werden nicht nachgefragt (hohe
Auflagen)

Ein altersgerechter Umbau wirkt sich auf den Wert der Immobilie (noch) nicht in
erforderlichem Maße aus171

Ggf. neue Entwicklung: 40- bis 55-Jährige bauen im Ort zweites Haus neu,
„Stammhaus“ nicht kosteneffizient/barrierefrei sanierbar, wird eher verkauft.172

Das Land Rheinland-Pfalz fördert über
die Investitions- und Strukturbank
Rheinland-Pfalz (ISB) die Einrichtung von Wohngruppen sowie die Herstellung
von Mietwohnungen (auch barrierefrei) über zinsvergünstigte Darlehen. Die
Einrichtung von Wohngruppen mit z.T. häuslicher Pflege sind bisher nur auf
Initiative einzelner privater Personen ermöglicht worden. Hier mangelt es noch an
einer
standardisierten
Vorgehensweise.
Die
Herstellung
von
neuem,
barrierefreiem Wohnraum erscheint im Rhein-Lahn-Kreis allerdings nur in
verdichteten Räumen (Mittelzentren) attraktiv zu sein. Gelegentlich werden von
freiberuflichen Pflegedienstleistern z.B. ehemalige Bauernhöfe zu einer
Wohngruppe umgenutzt. Fernmündliche Anfragen zu Liegenschaften im RheinLahn-Kreis lagen vor.

Darüber hinaus können über das Modernisierungsdarlehen der ISB (ISB-Darlehen
seit dem 1.4.2013) Maßnahmen zur Barrierefreiheit gefördert werden.
(d) Verfügbarkeit von häuslicher Pflege

vgl. Kap. 5.5.4 „Häusliche Alten- und Krankenpflegedienste“
(e) Gemeinschaftliches Wohnen

Die vorhandenen Seniorenheime genießen zwar hohes Ansehen - kleinere,
dezentrale, Betreuungsformate werden aber zunehmend gewünscht und
gebraucht.

Hinzu kommt: Größere Seniorenwohnheime haben Kostenvorteile bei Bau und
Betrieb und erfahren aktuell ein hohes Investitionsengagement von vielen Seiten.

Formate von „Generationenübergreifendem Wohnen“ selten, zumeist in zentralen
Orten

vgl. Kap. 5.5.3 „Stationäre Pflege- und Betreuungseinrichtungen“
Insgesamt gilt: Ein umfassendes seniorengerechtes Wohnen gibt es bislang nur in wenigen Orten. Tendenziell gilt: Je kleiner der Ort, desto schwieriger lässt sich ein altersgerechtes Angebot umsetzen. Dies schafft Vorteile für Städte/Orte wie Lahnstein, Diez,
Nastätten, Nassau oder Bad Ems.
Orte ohne entsprechenden Strukturen und Angebote werden für die zunehmend älter
werdenden Bewohner unattraktiv und verlieren an Wohnwert. Dies kann letztlich zu einer
171
172
IfR
REK Diez-Montabaur, AK Siedlungsentwicklung
Expertengespräch Gewerbeverein Katzenelnbogen
135
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Konzentration der Älteren in jenen Orten führen, in denen die Voraussetzungen für altersgerechtes Wohnen geschaffen sind, welches eher die zentralen Orte sein werden.
Für einzelne Bereiche, wie beispielsweise die Stadt Bad Ems, kann sich die Vermarktung
auf bestimmte Bevölkerungsgruppen fokussieren. Für die Stadt wäre ggf. eine noch stärkere Positionierung im Bereich „Wohnen für Best Ager“, in Verbindung mit den Themen
Gesundheit und Freizeit (Kuren, Therme, etc.) sinnvoll.
5.9.5
Energieeffizientes Bauen / Umbauen
Bezogen auf das einzelne Gebäude steht, neben dem altersgerechten Bauen bzw. Renovieren, das energieeffiziente Bauen bzw. Renovieren im Fokus der Regionalentwicklung.
Insbesondere im Bereich der Renovierung werden für die Bauherren Maßnahmen zur Isolierung des Gebäudes relevant, die jedoch mittlerweile über die vorhandenen rechtlichen
Vorgaben (insbesondere EnEV) weitestgehend geregelt sind. Eine weitergehende Steuerung für den privaten Bereich ist nicht erforderlich.
Die Bewusstseinsbildung im Thema ist jedoch nach wie vor ausbaufähig. Dies gilt mittlerweile nicht mehr allein für die bloße Notwendigkeit von Maßnahmen als vielmehr für
die komplexen Fragen der richtigen Anwendung und Kombination der einzelnen Maßnahmen am Gebäude. Hier sind seit einigen Jahren jedoch sehr intensive Bemühungen
der Verbraucherzentralen, der privaten Energieberater, der Kommunen und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Rhein-Lahn-Kreises zu verzeichnen.
5.9.6
Reserven in den Außenbereichen
Für die Außenbereiche der Siedlungen gilt generell ein Rückgang an Nachfrage nach Bauland und die rückläufige Ausweisung von neuen Baugebieten. Ausnahmen bilden z.B.
Teilbereiche der VG Nastätten, der Bereich um Diez (Nähe zu ICE-Bahnhof Limburg), der
nördliche Bereich der VG Bad Ems (Nähe zu Koblenz und Autobahnen) und entlang der
Bäderstraße (Nähe zu Rhein-Main).
In vielen Gemeinden stehen ausreichende Reserven in den bereits ausgewiesenen Neubaugebieten zur Verfügung.
Probleme ergeben sich bei diesen Reserven v.a. durch die i.d.R. gehandhabte Vorfinanzierung der Erschließung durch die Verbandsgemeinden bzw. die Gemeindewerke. Die
Beiträge werden dann aber erst bei Realisierung der Baumaßnahme fällig, was in der aktuellen Situation zu einem Minus in der Bilanz führt.
5.9.7
Innenbereiche: teilregional Leerstand und Unternutzung
Punktuell sind die Innenbereiche der Orte schon heute von Leerstand und Unternutzung
betroffen. Diese Entwicklung wird sich voraussichtlich in Folge der demographischen Entwicklung weiter fortsetzen und ausweiten.
In den Ortskernen leben häufig ältere Menschen oder finanzschwache Bevölkerungsgruppen, die hier günstigen Wohnraum erwerben können. Leerstände und untergenutzte Gebäude (nur noch eine Person lebt in einem Haus, Leerstand von ehemaligen Betriebsgebäuden) führen langfristig zum Zerfall der Bausubstanz und schließlich zur Verödung der
Ortskerne.
In den Siedlungen entlang des Rheins haben Lärmbeeinträchtigungen durch Bahn und
Bundesstraße zusätzlichen Einfluss auf die Siedlungsentwicklung, hier prägen die Leerstände und Unternutzungen das Bild einiger Orte bereits heute nachdrücklich.
IfR
136
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Längerfristige Leerstände von Wohngebäuden sind aus Sicht vieler Ortsgemeinden aktuell
nur ein punktuelles, jedoch durchaus vorhandenes Thema. Diese konzentrieren sich auf
„klassische Problemlagen“ wie z.B. alte Gebäude an engen Ortsdurchfahrten mit hohem
Verkehrsaufkommen, Lagen entlang der Bahnstrecken/Ortsdurchfahrten in den Rheinund Lahntalgemeinden, etc.
Ein „Zeiger“ für die wachsende Bedeutung der Leerstands-Problematik ist die Zunahme
von Anzeigen bzgl. des baulichen Zustandes von Gebäuden. Waren dies früher Einzelfälle
zählt die Kreisverwaltung hier aktuell etwa einen Fall/Monat, wobei die Situation teilweise
auch durch kleine Sicherungsmaßnahmen, manchmal aber auch nur mittels Abriss bereinigt werden kann. Die KV (Abt. Bauen) geht hier zukünftig von einer Verstärkung der
Problematik aus.
Eine neue Option bei der Entwicklung von Innenbereichen ergibt sich durch eine Neuerung bei der „Förderung von Modernisierung und Erwerb“ seitens der Investitions- und
Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) –Geschäftsbereich Wohnraumförderung. Mittlerweile
wird über das Programm auch Abriss und Neubau im Innenbereich gefördert. Hinzu
kommt, dass in der Novelle des Baugesetzbuchen (BauGB) eine Änderung für verfallende
Bauwerke geschaffen werden soll, nach der Gemeinden leichter auf „herrenlose“ Gebäude
zugreifen können (BauBG-Novelle 2013 XIII. Schrottimmobilien – Rückbau- und Entsiegelungsgebot (§179 Abs. 1 Satz 1 Bau GB)).
5.9.8
Leerstandskataster
Als ersten Schritt zur Erfassung der Leerstände und Flächenpotenziale („Baulücken“) haben einzelne Verbandsgemeinden Leerstandskataster erstellt, so wurden z.B. die Kataster
in Bad Ems, Nassau und Katzenelnbogen im Rahmen des Regionalmanagements erarbeitet. Die VG Diez hat 2011 in allen Ortsgemeinden ein Leerstands-, Baulücken- und Alterskataster aufgestellt.
Aufgrund der räumlichen Unterschiede im Rückgang der Bevölkerung ist die genaue
Kenntnis der Ist-Situation und der Potenziale für die künftige Entwicklung in jedem Ort
unumgänglich und – nach zahlreichen Erfahrungen vor Ort – oft schon der erste Schritt
für konkrete Verkäufe, Umnutzungen, etc..
Ein strategischer, regionaler Ansatz zur Aktivierung von Innenentwicklungspotenzialen
wurde bis dato noch nicht erarbeitet (vgl. Kap. 7.9.5 Handlungsansatz: „Demografiefeste Siedlungsentwicklung“).
5.9.9
Entwicklung der Nachfrage
Die vorhandenen Leerstände, die Flächenpotenziale in den bereits bebauten Bereichen
sowie nicht gefüllte Neubaugebiete weisen darauf hin, dass der Rhein-Lahn-Kreis insgesamt ein „Angebotsmarkt“ ist. Entscheidende Auskunft gibt letztlich die Entwicklung der
getätigten Veräußerungsfälle sowie der Baulandpreise, die gemittelt auf Kreisebene zur
Verfügung stehen.
IfR
137
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Abb. 21
Entwurf 12.3.2014
Entwicklung der Veräußerungsfälle
Datenquelle: Statistisches Landesamt Rheinlandpfalz, Datenstand 2011, Zugriff Mai 2013
Bei den Veräußerungsfällen seit 1986 zeigt sich deutlich eine vergleichsweise schwache
Entwicklung des Marktes im Rhein-Lahn-Kreis. Die absoluten Zahlen sind hier natürlich
abhängig vom Bezugsraum, also dessen Einwohnerzahl und Fläche, dennoch zeigt sich,
dass MYK und WW in den 1980er und 1990er noch eine stabile bis steigende Nachfrage
zu verzeichnen hatten, die v.a. gegenüber dem Ausgangsjahr 1986 angestiegen ist. Die
Entwicklung im Rhein-Lahn-Kreis verlief hier weniger ausgeprägt und pendelt in den vergangenen Jahren jeweils knapp über 100 Fällen.
Abb. 22
Entwicklung der Baulandpreise
Datenquelle: Statistisches Landesamt Rheinlandpfalz, Datenstand 2011, Zugriff Mai 2013
Bei den Baulandpreisen hat sich die Situation in den betrachteten Kreisen weitgehend der
Ausgangssituation entsprechend weiter aufwärts entwickelt. Ein „Einknicken“ der Preise
ist noch nicht erkennbar. Wichtig bei dieser Betrachtung: Die tatsächlich gezahlten lokalen Preise schwanken hierzu natürlich beträchtlich, eine Aufschlüsselung nach VG-Ebene
liegt leider nicht vor.
IfR
138
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Rhein-Lahn rangiert hier hinter MYK, das deutlich mehr Zentren-nähere und damit teurere Wohnbereiche aufzuweisen hat, kann sich aber im Preisgefüge vor WW und SIM halten.
Die Beobachtungen der Kreisverwaltung (Abt. Bauen, Planen, Umwelt) entsprechen der
beschriebenen Entwicklung. Die Anzahl neuer Baugebiete ist mittlerweile rückläufig.
Nachfrage nach Bauland gibt es noch in der VG Nastätten, ebenso im Raum Diez (durch
ICE-Bahnhof Limburg) und im nördlichen Bereich der VG Bad Ems. Demzufolge befasst
sich die Abteilung größtenteils mit Änderungen von bestehenden B-Plänen.
Mietpreise und Mietwohnungsbau
Der Rhein-Lahn-Kreis ist der Mietenstufe 1 zugeordnet (außer Lahnstein und Diez.
Mietstufe 2). Nach Erfahrungen der Förderstelle wird auch im Bereich der Mittelzentren
nur selten einen Kaltmiete von 4,50 €/m² bei nicht preisgebundenem Wohnraum überschritten. Die Mietstufe 2 in Diez ist sicherlich auf Pendler ins Rhein-Main-Gebiet bzw.
durch die Nähe zu Hessen zurückzuführen. Bei der Stadt Lahnstein (eigene Förderstelle)
spielte in der Vergangenheit auch der Bundeswehr-Standort eine gewichtige Rolle. Darüber hinaus wird dort der größte Bestand an preisgebundenem Wohnraum (öffentlich
geförderter Wohnraum) im Rhein-Lahn-Kreis vorgehalten.
Im neuen Wohnungsbauprogramm soll der Bedarf an Mietwohnungen in den Ballungszentren noch besser gefördert werden Für den Rhein-Lahn-Kreis hat dies keine Auswirkungen. Seit Dezember 2008 wurde nur ein einziges Mal zu einem geplanten Bau von Mietwohnungen – konkret in Bad Ems - als beteiligte Behörde Stellung genommen. Es besteht de facto keine Nachfrage. Bezahlbarer Wohnraum ist genügend vorhanden.
Fazit: Nachfrage ist regional gedeckt
Im regionalen Kontext kann die Nachfrage nach Gebäuden und Wohnbauland durch die
vorhandenen Angebote gedeckt werden. V.a. die schwache Entwicklung der Veräußerungsfälle bestätigt hier die Berichte aus den Ortsgemeinden. Es besteht demnach – regional betrachtet – mittelfristig kein Bedarf an weiteren Neubaugebieten.
Die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt lässt sich allerdings nicht per se innerhalb des
genannten regionalen Kontextes „streuen“. Wie in allen ländlichen Regionen richtet sie
sich stark nach der spezifischen Lage zum Arbeitsort und den daraus resultierenden Pendelentfernungen (vgl. Kap. 5.1.9 „Erreichbarkeit (innerhalb und außerhalb) PKW“).
5.9.10
Zielgruppe Pendler
Viele Gemeinden im Rhein-Lahn-Kreis richten sich mit in ihrem Angebot klar an potenzielle Zuzügler, die ihren Arbeitsplatz in den umliegenden Großräumen/Oberzentren haben.
Die funktionalen Beziehungen zu den umliegenden Regionen (Pendlerbeziehungen, etc.)
werden in Kapitel 5.11.3 (ab S. 151) ausführlich beschrieben. Die dortigen Aussagen
können in Bezug auf die Nachfrage nach der Funktion Wohnen in den einzelnen Teilregionen entsprechend übertragen werden.
Die VGn Katzenelnbogen, Hahnstätten und Nastätten sehen sich als Zuzugsraum für
Pendler ins Rhein-Main-Gebiet. Hier besteht nach Aussagen der Verbandsgemeinden eine
deutliche Wirkung der Grenzsituation zu Hessen. Obschon die hessischen Nachbarorte
nur wenige Kilometer näher an den Arbeitsstätten im Rhein-Main-Gebiet liegen, wirkt die
Grenze als „Barriere“, hinter der die Nachfrage stark zurückgeht.
IfR
139
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Potenzielle Wohnbereiche für Pendler in den Großraum Koblenz sind v.a. Lahnstein, Bad
Ems, Loreley sowie Teile von Nastätten. Die VGn Diez und Hahnstätten eignen sich entsprechend für Pendler in die Region Limburg-Weilburg.
5.9.11
Baukultur
Die Städte und Dörfer im Rhein-Lahn-Kreis sind durch ihre kleinteilige Struktur geprägt.
Eine einheitliche Baukultur für den Kreis gibt es nicht, die Teilregionen sind hier unterschiedlich ausgeprägt. Vorherrschend sind Fachwerkhäuser und Gehöfte aus dem 17. bis
19. Jahrhundert. Objekte aus der Zeit des Jugendstils sind vermehrt in den Siedlungen
an Rhein- und Lahn zu finden.
Es ist festzuhalten, dass sich viele Objekte in den Ortslagen in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand befinden. Sanierungsmaßnahmen an einzelnen Bauelementen (Fassade, Fenster und Türen, Dach) werden häufig nicht sachgerecht und materialgetreu
durchgeführt. Eine Verfremdung der regionalen, bzw. örtlichen Baukultur ist die Folge.
Die Neubausiedlungen in den Ortsrandlagen sind ebenfalls nicht durch eine regionale
Baukultur und Architektur geprägt.
Der Kreis empfiehlt hier grundsätzlich die Einbindung von gut ausgebildeten Architekten,
sowohl bei der Erhaltung und Sanierung von Objekten in den Ortsmitten, als auch bei der
Gestaltung von Neubauten.173 Das Bewusstsein für die Ästhetik der Wohngebäude als
auch für die Gestaltung von öffentlichen Plätzen und Straßenräumen ist nur gering ausgebildet.
Für den Bereich des Welterbes Oberes Mittelrheintal hat die Initiative „Baukultur für das
Welterbe Oberes Mittelrheintal“ einen Leitfaden herausgegeben, der hilfreiche Tipps für
die Sanierung von Altbauten und Anregungen für die Gestaltung von Neubauten gibt. Der
Erhalt von historischen Baustrukturen und die Weiterentwicklung der Siedlungen stehen
demnach nicht im Widerspruch, sondern beleben die Städte und Dörfer entlang des Mittelrheins. Der Leitfaden befasst sich mit allen Gewerken, mit der Auswahl von Materialien
und Farben sowie mit der Gestaltung von Außenanlagen.
Die Baukultur einer Region oder von Teilregionen ist ein klarer Standortfaktor „Die gebaute Umwelt prägt das Bild – das „Image“ – einer Region und beeinflusst unser tägliches Leben und unser Wohlbefinden.“174
Die gestalterischen und architektonischen Besonderheiten der Siedlungen im Rhein-LahnKreis können nur durch behutsame und fachlich ausgeführte Sanierungs- und Neubaumaßnahmen gesichert werden.
5.9.12
Dorferneuerung
Das Land Rheinland-Pfalz und der Bund stellen Fördermittel für die Durchführung von
öffentlichen und privaten Maßnahmen in Gemeinden und Städten zur Verfügung. Für viele Orte liegen Dorferneuerungskonzepte vor, die die Voraussetzung für den Erhalt von
Fördermitteln im öffentlichen und privaten Bereich bilden. Oftmals veraltete Konzepte
müssten jedoch fortgeschrieben oder neu aufgestellt werden. Die knappe finanzielle Ausstattung vieler Gemeinden im Kreis lässt jedoch oftmals weder Investitionen für die Konzepterarbeitung noch die spätere Umsetzung der Maßnahmen zu.
173
174
IfR
Stellungnahme des Kreises (Feb. 2013)
Initiative Baukultur für das Welterbe Oberes Mittelrheintal: Leitfaden Baukultur, S. 7
140
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Tab. 43 zeigt eine Übersicht über die Gemeinden des Rhein-Lahn-Kreises, die über ein
Dorferneuerungskonzept verfügen. Schwerpunktgemeinden der Dorferneuerung in den
letzten 5-7 Jahren sind die Gemeinden Burgschwalbach, Oberneisen, Hahnstätten und
Winden.
Tab. 43
Orte mit Dorferneuerungskonzept im Rhein-Lahn-Kreis
Teilregion
Orte mit Dorferneuerungskonzept
Orte
ohne
Dorferneuerungskonzept
Bad Ems
Arzbach, Becheln, Dausenau (außerhalb des förmlich
festgesetzten Sanierungsgebietes), Fachbach, Frücht, Nievern
Kemmenau, Miellen
Diez
Altendiez,
Aull,
Balduinstein,
Birlenbach,
Cramberg,
Dörnberg, Eppenrod, Geilnau, Gückingen, Heistenbach,
Holzappel, Holzheim, Horhausen, Isselbach (Umgebung alte
Schule), Laurenburg, Scheidt, Steinsberg, Wasenbach
Charlottenberg, Hambach,
Hirschberg, Langenscheid
Hahnstätten
Hahnstätten, Burgschwalbach, Flacht,
Lohrheim, Niederneisen, Oberneisen
Netzbach, Schiesheim,
Mudershausen
Katzenelnbogen
Allendorf, Berghausen, Berndroth, Biebrich, Bremberg,
Dörsdorf, Eisighofen, Ergeshausen, Gutenacker, Herold,
Klingelbach, Kördorf, Niedertiefenbach, Rettert, Schönborn
Ebertshausen,
Mittelfischbach,
Oberfischbach, Rickenroth,
Roth,
Nassau
Nassau (Bergnassau-Scheuern), Attenhausen, Dienethal,
Dornholzhausen, Oberwies, Pohl, Seelbach, Singhofen,
Sulzbach, Weinähr, Winden
Dessighofen, Geisig,
Hömberg, Lollschied,
Misselberg, Oberndorf,
Schweighausen,
Zimmerschied
Nastätten
Berg, Bogel, Buch, Diethardt, Ehr, Endlichhofen, Eschbach,
Gemmerich, Hainau, Himmighofen, Holzhausen, Hunzel,
Kasdorf, Lautert, Marienfels, Miehlen, Niederbachheim,
Niederwallmenach,
Oberbachheim,
Obertiefenbach,
Oberwallmenach, Oelsberg, Rettershain, Ruppertshofen,
Strüth, Weidenbach, Welterod, Winterwerb
Bettendorf, Kehlbach,
Lipporn
Loreley
St. Goarshausen (Stadtteile Ehrenthal u. Wellmich), Auel,
Bornich, Dachsenhausen, Dahlheim, Dörscheid, Filsen, KampBornhofen, Kestert, Lierschied, Lykershausen, Nochern,
Osterspai, Patersberg, Prath, Reichenberg, Reitzenhain,
Weisel, Weyer
Sauerthal
Kaltenholzhausen,
Quelle: Rhein-Lahn-Kreis: Dorferneuerung im Rhein-Lahn-Kreis (online abrufbar: http://www.rhein-lahninfo.de/landkreis/dorferneuerung.htm, Stand 12.6.2012)
5.9.13
Städtebauförderung und Stadtsanierung
Im Rahmen der Städtebauförderung werden verschiedene Teilprogramme angeboten, für
die Städtebauförderungsmittel für gebietsbezogene und gebietsunabhängige kommunale
Vorhaben zur Verfügung gestellt werden. Der Einsatz der Fördermittel ist dabei insbesondere darauf ausgerichtet, „die Innenstädte und Ortskerne der zentralen Orte zur dauerhaften Gewährleistung ihrer Funktion zu sichern und zu stärken, städtische Gebiete mit
sozialen oder strukturellen Problemen im inneren Gefüge zu stabilisieren und im Stadtgebiet zu positionieren sowie Brachflächen im Zuge der militärischen und zivilen Konversion
zur Schaffung von Arbeitsplätzen zu revitalisieren und für zukunftsorientierte Nutzungen
zu öffnen.“175 Ohne die Beteiligung an diesen Programmen ist den kleinen und mittleren
Städten im Rhein-Lahn-Kreis die Umsetzung zahlreicher Stadtentwicklungsmaßnahmen
heute kaum noch möglich.
175
IfR
Ministerium des Inneren und für Sport RLP (2009): Kommunale Förderbilanzen 2003 – 2008. S. 23
141
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Im Rhein-Lahn-Kreis nehmen folgende Städte an den Teilprogrammen der Städtebaulichen Erneuerung teil:
Tab. 44
Städtebauliche Erneuerung: Programme und teilnehmende Städte im RheinLahn-Kreis (in Bearbeitung)
Teilprogramm
Stadt
Sanierungsprogramm (SAN)
Diez,
zuletzt
12.7.:
800.000
bewilligt:
Ordnungsund
Baumaßnahmen i.d. Altstadt
Das Sanierungsprogramm (§ 142 BauGB) dient der Entwicklung von Stadt- und Ortskernen,
aber auch anderen zentrumsnahen Gemeindegebieten mit gebietsbezogenen städtebaulichen
Missständen.
Nastätten, zuletzt 12.7.: 300.000
bewilligt: Neuordnung von Flächen
und
private
Modernisierungsmaßnahme im Stadtkern
Bad Ems
Nassau
Entwicklungsprogramm (ENT)
Das Entwicklungsprogramm (§§ 165, 142 BauGB) dient vor allem der Konversion großer Militär, Bahn-, Gewerbe- und Industriebrachen oder der Sicherung von Standorten für
Infrastruktureinrichtungen.
Soziale Stadt (SST)
Das Programm Soziale Stadt (§§ 171e, 142 BauGB) dient der Entwicklung von Stadt- und
Ortsbereichen, in denen verschärfte soziale sowie wirtschaftliche und städtebauliche Probleme
bestehen und die deshalb einen besonderen Entwicklungsbedarf haben.
Stadtumbau (STU)
Das Programm Stadtumbau (§§ 142, 171b, 172 BauGB) dient der Entwicklung von Stadt- und
Ortsbereichen oder Gewerbestandorten, die als Folge der demographischen und wirtschaftlichen
Entwicklung von erheblichen städtebaulichen oder wirtschaftsstrukturellen Funktionsverlusten
bedroht oder betroffen sind und einen besonderen wirtschaftlichen oder technologischen
Erneuerungs- und Entwicklungsbedarf haben.
Aktive Stadtzentren
Das Programm Aktive Stadtzentren(§§142, 171b, 171b Abs. 2, 172 BauGB) dient der
Entwicklung von Funktionsverlusten bedrohter zentraler Versorgungsbereiche, die als Standorte
für Wirtschaft und Kultur sowie als Orte zum Wohnen, Arbeiten und Leben erhalten und
entwickelt werden sollen.
Historische Stadtbereiche
Das Programm Historische Stadtbereiche (§§ 172, 142 BauGB) dient der Erneuerung von
innerstädtischen Gebieten, um insbesondere historische Stadtkerne mit denkmalwerter
Bausubstanz
Ländliche Zentren
Sankt Goarshausen, Braubach
Das Programm Ländliche Zentren (§§ 142, 171b, 171e, 172 BauGB) dient der Erneuerung von
innerstädtischen Gebieten in kleinen Städten, die zur Sicherung und Stärkung der öffentlichen
Daseinsvorsorge in ihrer zentralörtlichen Funktion für die Zukunft handlungsfähig gemacht
werden sollen.
Strukturprogramm (STR)
Kaub, Nassau, Dausenau
Quelle: Ministerium des Inneren und für Sport RLP: Städtebauliche
http://www.isim.rlp.de/staedte-und-gemeinden/staedtebauliche-erneuerung/,
Informationen angefragt
5.9.14
Erneuerung (online abrufbar:
Stand Juni 2013). Weitere
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Typische Standortvorteile der ländlichen Räume: Günstige Immobilien- und Baulandpreise,
große Grundstücksflächen; Wohnwertfaktoren
Natur, Landschaft, Sicherheit
Beginnende Leerstands-Problematik in Teilregionen/Orten (z.B. Rheintal: Kaub und St. Goarshausen)
Gebäude- und Bauland-Reserven vorhanden
Best-Practice-Bsp im Bereich der Dorfentwicklung: Osterspai, Miehlen (Gestaltung), Burg
IfR
Orte und Ortskerne teils mit baulichen und pflegerischen Mängeln
Leerstandskataster noch nicht flächendeckend,
kein regional bekanntes und vergleichbares
„Bild“ zur Situation, kaum strategische und
142
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Schwalbach (Prozess der Erarbeitung)
verbindliche Ableitungen
Dorferneuerungskonzepte in den meisten Orten,
geförderte Projekte im öffentlichen und privaten
Bereich (hoher privater Mitteleinsatz)
Faktor Lärm im Rheintal
Grenze mit Hessen wirkt teils als Barriere für
potenzielle Zuzügler
Maßnahmen der Stadtentwicklung
Günstiger Wohnraum, insbesondere im ländliche geprägtem Raum
Chancen
Risiken
Konzentration auf Innenentwicklung, Ausrichtung von Planung und Vermarktung
Über Bedarf erschlossene Flächen bei laufenden
Kosten / Kostenremanenz
Bewusstsein für (teil-)regionale Baukultur und
regionale Identität
Zunahme der Wohnungs- und Gewerbeleerstände, v.a. in den Ortsmitten, aber auch mit
zeitlicher Verzögerung in Neubaugebieten
Erleichterungen und Förderungen von Abriss
und Neugestaltungen in den Ortsinnenbereichen
Beteiligung von Ortsgemeinden an Erschließungskosten, dadurch geringere Neigung zur
Erschließung regional nicht gebrauchter Baugebiete
Dorferneuerungskonzepte oft veraltet, fehlende
Finanzmittel der Gemeinden
Bei Nicht-Schaffung von altersgerechtem Wohnraum: Wegzug älterer Menschen in Städte
Regionale Bündelung der Ergebnisse der Leerstandskataster
Herstellung von barrierefreiem Wohnraum mit
z.T. Pflegeplätzen durch Neuerrichtung oder
Umnutzung von Gebäuden in Verbindung mit
Pflegedienstleistern
IfR
143
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.10
Entwurf 12.3.2014
Freizeit und Naherholung
Ein entscheidender Baustein für einen hohen Wohnwert der Gemeinden und Städte im
Rhein-Lahn-Kreis ist das Vorhandensein von vielfältigen Freizeitangeboten für verschiedene Bevölkerungsgruppen und die Möglichkeit der Naherholung.
5.10.1
Freizeitangebote und -einrichtungen
Kulturelles Angebot
Ein gut entwickeltes Freizeitangebot lässt sich in hohem Maße an dem Vorhandensein
eines vielfältigen und in der Fläche präsenten Kulturangebotes festmachen. Der RheinLahn-Kreis nimmt für sich in Anspruch eine „Kultur-Landschaft ganz besonderer Art“ zu
sein. Bausteine sind z.B. die Kulturhäuser, Kultur- und Künstlerinitiativen und freischaffende Künstler. Hinzu kommen über die Grenzen des Kreises hinaus bekannte Veranstaltungen.
Die Vermarktung des Kulturangebotes erreicht die Menschen auf vielen Ebenen, zum einen über die Träger/Kulturschaffenden selbst, zum zweiten über die Gemeinden und zum
dritten über das „Kultur-Portal“ des Kreises, das sich zum Ziel gesetzt hat, die an der
Kulturarbeit beteiligten Institutionen und Personen darzustellen und zu vernetzen.
Eine Auswahl des Kulturangebotes im Rhein-Lahn-Kreis176:
Überregional bedeutende
Veranstaltungen
Kulturvereine und
Kulturinitiativen
Kulturhäuser, Galerien,
Museen und Sammlungen
Bartholomäusmarkt und Blumenkorso Bad
Ems
Brückenfestival Bad Ems
Diezer Kunstwoche
Oraniensteiner Konzerte Diez
Nacht der offenen Ateliers Herold
Walpurgisnacht im KREML Kulturhaus
Nassauer Michelsmarkt
Obernhofer Vollmondnächte
Lahneck-Live Lahnstein
Ardeck-Spiele Holzheim
Lahneck-Spiele Lahnstein
Kultur Aktiv im Nassauer Land
LahnArtists
Kunst-Etage Diez
Theater "Die Mühlbacher"
SO-Theater, Diez
Katzenelnbogener Ritterspiele
Country & Western Games Kördorf
Gruppe KK Kunst und Kultur
KuKuNat KunstKulturNatur Netzbach
Palette Einrich Kultur im Einrich
Theatergruppe Kunterbundt e.V.,
Ruppertshofen
Künstlergemeinschaft Neuwagenmühle,
Kördorf
Musikverein 1898 e.V. Zollhaus
Theater "Die Mühlbacher"
Heimatverein Miehlen e.V.
Kaleidoskop
Volxtheater Dörnberg
Künstlerhaus Schloss Balmoral Bad
Ems
Kellertheater Casa Blanca Bad Ems
Burg Nassau
Leifheit-Kulturhaus Nassau
Cafe Rosenstolz Balduinstein
Kulturscheune Marienfels
Freiraum im Sponheimer Hof
KULT-UR INSTITUT Bettendorf
KREML Kulturhaus
Kalkwerk Diez
Brigitte Klever Galerie, Strüth
Städtische Bühne Lahnstein
Staatsbad-Bad Ems
Theodissabühne Diez
Haus Eberhard Diez
Buchhandel
Bad Ems: Buchhandlung Elisabeth Adam;
Buchhandlung Meckel
Bornich: Brückner Buchhandlung
Diez: Willamowski; Schuhmacher OHG
Katzenelnbogen: Buch und Stift
Lahnstein: Mentges M.J. Buchhandlung;
Buch- u. Schreibwaren-Handlung
MariaStaudt
Nassau: Buchhandlung am Markt
Nastätten: Bücherland
St. Goarshausen: Buchhandlung Manuela
Welfens
Kinos
"LICHTBLICK" e.V. Programm-Kino Bad
Ems
Kino Lahnstein
Kino-Center Nastätten
KREML Kulturhaus, Programmkino und
Kinderfilmprogramm
Künstler-Vermittlung und
Event-Agenturen
Loreley Events- Konzertagentur &
Künstlervermittlung, Lierschied
RentEvent Eventagentur, Bad Ems
Werner Wenzel, Bad Ems
Künstlergemeinschaft
Neuwagenmühle, Kördorf
Ein Vergleich mit anderen Regionen oder Kreisen ist hier zwar kaum zu ziehen, auffällig
ist aber die gute Ausprägung im Bereich der musischen und Theater-Kultur. Trotz einiger
176
http://www.rhein-lahn-info.de/kultur/index.htm, Zugriff im Mai 2013
IfR
144
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Angebote und Initiativen „in der Fläche“ profitiert der Landkreis hier insgesamt von der
Entwicklung aktiver Kulturangebote in den Städten entlang der Lahn-Schiene.
Freizeit im Verein
Die Gestaltung der Freizeit ist im Rhein-Lahn-Kreis, wie in vielen ländlich geprägten Regionen, stark durch das vorhandene Angebot an Vereinen geprägt. Daran oft gebunden
ist die gemeinschaftliche Nutzung von entsprechenden Freizeiteinrichtungen (Sportanlagen, Dorfgemeinschaftshäuser, Grillhütten), die aber i.d.R. auch „Privaten“ offen stehen.
Vereine und lokale Gruppen bieten Freizeitmöglichkeiten unterschiedlicher Art für alle
Altersgruppen an. Die klassischen Vereine wie Sport-, Musik- und Gesangsvereinen sind
flächendeckend vorhanden und wurden im Kap. 5.8, „Soziales Gefüge, Ehrenamt, Vereine“ ausführlich betrachtet.
Fokus: Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche
Gerade die Vereine halten auch spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche vor (z.B.
Kinder- und Jugendmannschaften, Kinderchor, Jugendorchester).
Vereinsunabhängige Freizeitgestaltungmöglichkeiten für Kinder- und Jugendliche sind
vielerorts durch öffentliche Spiel- und Bolzplätze sowie Jugendräume gegeben. Der
Rhein-Lahn-Kreis und einzelne Ortsgemeinden und Städte bieten Freizeitangebote für
Kinder und Jugendliche an. Das Team Jugendpflege des Rhein-Lahnkreises bietet ein Kultur- und Freizeitprogramm für Jugendliche sowie spezielle Angebote für Migranten/ innen, Mädchen und Jungen an177.
Darüber hinaus gibt es in allen Verbandsgemeinden und in der Stadt Lahnstein offene
Jugendkulturzentren, wie beispielsweise das JUZ in Bad Ems oder das JUZ in Diez. Sie
bieten den Kindern und Jugendlichen „offene Treffs“ (z.B. Kicker, Billard, Brettspiele, Musik), als auch feste Programme (z.B. Mädchentreffs und Kurse) und Ferienaktivitäten
an178.
Die Möglichkeit sich außerhalb der privaten „Vier Wände“ und der Schule zu treffen ist für
Jugendliche sehr wichtig. Aufgrund der finanziellen Ausstattung der Gemeinden sind
vielerorts die Angebote jedoch deutlich eingeschränkt, bzw. es werden keine weiteren
Aktivitäten angeboten. Für Familien mit Kindern und Jugendlichen verlieren diese Orte an
Wohnwert.
Darüber hinaus nutzen die Jugendlichen auch Freizeitangebote in den angrenzenden Zentren Koblenz, Limburg, Wiesbaden und Frankfurt (z.B. Kino, Einkaufen, Diskotheken). Die
Erreichbarkeit dieser Freizeiteinrichtungen und -angebote ist für den Wohnwert der Gemeinden im Rhein-Lahn-Kreis von hoher Bedeutung(Mobilitätsangebote).
5.10.2
Naherholungsaktivitäten, z.B. Spazieren gehen, Radfahren, Baden und Reiten
Naherholungsangebote, wie gut ausgebaute und gepflegte Spazier- und Radwege und
attraktive Treffpunkte wie Dorfplätze, sind wichtig Faktoren für die Bewertung der Wohnund Aufenthaltsqualität eines Ortes. Die „Stellschraube“ liegt hier klar bei den Ortsgemeinden, von denen viele in den letzten Jahren mit hohem Engagement attraktive Strukturen geschaffen haben, z.B. lokale Rundwanderwege, Themenwege, Radfahr-gerechte
Verbindungen zu benachbarten Orten, Erlebnisgärten oder Wasserspielplätze.
177
178
Rhein-Lahn-Kreis, Team Jugendpflege/ Jugendschutz des Rhein-Lahn-Kreises, Broschüre Programm 2013.
Rhein-Lahn-Kreis, Netzwerk Jugend in Rhein-Lahn-Kreis (2010): Get it, Don´t sleep---open your eyes.
IfR
145
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Neben den „klassischen“ Naherholungsaktivitäten „Spazieren gehen“ und „Radfahren“ hat
sich das Reiten zu einem neuen Schwerpunkt entwickelt. In zahlreichen Dörfern (z.B. in
Dörnberg, Ergeshausen, Miehlen, Braubach) finden sich Reiterhöfe, die zwar auch ein
Angebot für Wohnbevölkerung vor Ort (z.B. Einstellplätze, Pferdepension, Reitstunden,
Voltigieren) darstellen, i. d. R. aber von Reitgästen außerhalb des Kreises frequentiert
werden.
Zusätzlich zu den lokalen Wegen dienen auch die überregionalen touristischen Infrastrukturen, wie der Rheinsteig oder der Lahntal-Radweg, der Bevölkerung vor Ort als Naherholungsangebote. Die Nähe zur Natur und die reizvollen Landschaften (Flusstäler und
Mittelgebirge) werden als besondere Stärken der Gemeinden genannt (Befragung der
Ortsbürgermeister).
Ein Freizeit-Baustein, der auch für den Tourismus, mehr aber noch für Bevölkerung vor
Ort von Bedeutung ist, ist das Baden respektive Schwimmen. Der Rhein-Lahn-Kreis ist
hier mit seinen Schwimmbädern, einem Badesee und der Tauch-Station gut ausgestattet:
















Oranienbad, Diez
Freibad, Singhofen
Emser Therme, Bad Ems
Staatsbad Bad Ems
Städt. Hallenbad Lahnstein
Tauchbasis Diez
Waldschwimmbad Nastätten
Herthasee, Holzappel
Schwimmbad Holzhausen
Schulschwimmbad Miehlen
Baggersee Diez
Freibad Birlenbach
Freibad Katzenelnbogen
Freibad Kamp-Bornhofen
Freibad Lahnstein
Hallenbad St. Goarshausen-Heide
Da in einigen Teilregionen ein klarer Schwerpunkt darauf gesetzt wird, ein attraktiver
Wohnstandort zu sein, kommt - in diesen Orten noch mehr als dem Tourismus - dem
Thema Naherholung eine hohe Bedeutung zu. Der Bereich der Naherholung fungiert hier
als „weicher“ Standortfaktor, der im Sinne eines Innenmarketings in Richtung der aktuellen und zukünftigen Wohnbevölkerung verwendet werden kann.
5.10.3
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Gut ausgeprägtes kulturelles Angebot
Eingeschränkte Freizeitangebote für ältere Jugendliche auf lokaler Ebene
Zahlreiche Vereine mit vielfältigen Angeboten,
auch für Kinder und Jugendliche
Gute Ausstattung der vereinsgebundenen und
„freien“ Aktivitäten mit Räumlichkeiten (Sportanlagen, Vereinsheime, DGH)
Teilweise große Entfernungen zwischen Wohnort und Freizeiteinrichtungen in den Städten
(Kino, Diskotheken)
Freie Treffpunkte und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche (Bolzplätze, Spielplätze,
Jugendtreffs)
Naherholungsangebote (Spazier- und Radwege)
in attraktiver Landschaft
Touristische Infrastrukturen sind für die heimi-
IfR
146
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
sche Bevölkerung gut erreichbar und nutzbar
Chancen
Risiken
Innenmarketing: attraktive Wohnstandorte mit
hohem Freizeit- und Erholungswert (= Wohnwert) in der Region
Geringe finanzielle Möglichkeiten der Kommunen zur Investition in „weiche Standortfaktoren“: Erhaltung des Kulturangebotes und der
Freizeiteinrichtungen
Ehrenamtliches/bürgerschaftliches Engagement
für Dorfgestaltung (Dorfbild, Freizeitstrukturen,
Spazierwege) einsetzen
5.10.4
Demographische Rahmenbedingungen und Konsequenzen
Weniger

Rückgang der Bevölkerungszahl führt insgesamt zum Rückgang
Mitgliederzahlen
in
den
Vereinen
(bestimmte
Angebote:
Fußballmannschaften) können nicht mehr vorgehalten werden)

Rückgang des Anteils der Kinder- und Jugendlichen führt ebenfalls dazu, dass
Jugendabteilungen in den Vereinen nicht mehr ausgelastet sind und
entsprechende
Angebote
nicht
mehr
vorgehalten
werden
können
(Jugendmannschaften, Kinderchor)

Abnahme
der
Bevölkerung
führt
zu
Gemeindehaushalten. Freiwillige Ausgaben
Kürzungen betroffen
Einnahmeverlusten
in
für Freizeit-Infrastruktur
der
z.B.
den
von
Älter

Veränderung der Altersstruktur in den Vereinen führen zu Anpassungen inden
Angeboten

Lokale Naherholungsangebote sind wichtige weiche Standortfaktoren v.a. für die
wachsende ältere Bevölkerungsgruppe
Bunter

IfR
„klassische“ Vereinsangebote in den Dörfern verlieren an Attraktivität für eine
immer stärker individualisierte Gesellschaft, Nachfrage nach „freien“ Angeboten
der Freizeitgestaltung an die Gemeinden und Vereine
147
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.11
Entwurf 12.3.2014
Regionale Wirtschaft ohne Tourismus
Das Themenfeld „Regionale Wirtschaft“ besitzt für die Regionalentwicklung immer eine
herausragende Bedeutung. Quantität und Qualität der verfügbaren Arbeitsplätze vor Ort
sind ein wichtiger Bestimmungsfaktor für eine positive Entwicklung der Region. Dies gilt
auch und insbesondere für Landkreise, die als sog. „Auspendlerkreise“ gelten können und
selbst wenige große Arbeitgeber besitzen.
Da die Tourismuswirtschaft im Rhein-Lahn-Kreis einen eigenen, sehr bedeutenden
Schwerpunkt mit besonderen Aspekten bildet, wird sie in einem eigenen Kapitel behandelt.
Die Erörterungen zum Thema Regionale Wirtschaft stützen sich im Wesentlichen auf die
geführten Expertengespräche mit den Fachinstitutionen, den Bürgermeistern, der Wirtschaftsförderung sowie einigen Unternehmen aus der Region. Letztere zielen mit ihren
Aussagen in die gleiche Richtung wie die sie vertretenden Institutionen.
Seitens der IHK wurden für das KEK das noch im Entwurf befindliche Positionspapier Standort Rhein-Lahn 2020, die Auswertung der DSL-Umfrage (Okt. 2012) sowie die
Schwerpunktbetrachtung der IHK-Standortanalyse für den Rhein-Lahn-Kreis (28.7.2011)
zur Verfügung gestellt. Für weiterführende Informationen zur Regionalen Wirtschaft seien
diese beiden empfohlen
5.11.1
Kurzprofil der regionalen Wirtschaft179
Die Wirtschaftsstruktur im Rhein-Lahn-Kreis ist geprägt vom Mittelstand. Er bildet das
Rückgrat der Wirtschaft, große Unternehmen finden sich nur wenige. Im Landkreis dominieren Familienbetriebe aus Handwerk, Handel und Dienstleistung. Insbesondere der
Dienstleistungsbereich ist gut ausgebildet, ca. die Hälfte aller Arbeitsplätze im Landkreis
sind in privaten und öffentlichen Dienstleistungsbetrieben zu finden.
Industrieller Mittelstand ist vorhanden wenn auch beschränkt auf bestimmte gewachsene
Standorte (z.B. Lahnstein). Konzentrationen auf bestimmte Branchen sind durchaus erkennbar: Chemie, Kunststoff, Elektrotechnik, Feinmechanik Eisen- und Metallwaren, Maschinenbau, Holz- Papier und Druckgewerbe und Medizintechnologie.
Insgesamt findet sich im Rhein-Lahn-Kreis ein vielfältiges Spektrum an unterschiedlichen
Arbeitsplätzen. Die Quantität der Arbeitsplätze (nur wenige große Arbeitgeber) ist jedoch
gering, weswegen ein stark negatives Pendlersaldo vorliegt (vgl. Kap. 5.11.3, S. 151).
Diese Pendlersituation ist ein Grund für die niedrige Arbeitslosenquote im Rhein-LahnKreis - diese lag Ende 2012 bei lediglich 3,7 %.
Die gewachsenen Beziehungen zu den umliegenden Regionen prägen auch die regionale
Wirtschaft. Diese wurden bereits in Kap. 2.4 (S. 18) ausgeführt und stellen sich grob gegliedert wie folgt dar:



179
Der Bereich rund um Lahnstein sowie große Teile von Bad Ems und Loreley sind stark in Richtung
der Stadt Koblenz orientiert
Nastätten, Katzenelnbogen und Hahnstätten (v.a. die südlichen Bereiche) sind in Richtung
Mainz/Wiesbaden orientiert
Der Bereich Diez und Hahnstätten ist eng mit Limburg verknüpft. Ansätze zur gemeinsamen Abstimmung der Wirtschaftstätigkeiten sind über die regionale Kooperation Limburg-Weilburg-Diez
vorhanden (vgl. Kap. 2.4.2)
S. “Standort Rhein-Lahn-Kreis”: Ein Positionspapier der regionalen Wirtschaft, IHK Koblenz, 2013
IfR
148
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Die wichtigsten Standortfaktoren im Rhein-Lahn-Kreis
Die bestimmenden Standortfaktoren im Rhein-Lahn-Kreis sind in der Mehrheit an anderen Stellen im KEK erörtert. Bezogen auf ihren Einfluss auf die heimischen Unternehmen
ist es wichtig, sie hier noch einmal in der Übersicht aufzuzeigen:





5.11.2
Breitband-Ausstattung(vgl. Kap. 0). Betriebe können teils nicht/nur schwer an Ausschreibungen
teilnehmen, Abschreckung für Zuzugswillige Fachkräfte, etc.
Verkehrs-Infrastruktur(vgl. Kap. 5). Die „großregionale“ Lage ist gut. Starke Abhängigkeit von
Straßen-Verbindungen. Die „Anschlussstellen“ fehlen bzw. sind schwach ausgebaut. „BlockadeSituation“ Rheintal, z.B. Schwerlast-Transporte laufen über Koblenz-Waldesch, Probleme bei
Durchfahrten unter Brücken mit über 7,5 t vielfach unmöglich. Baustellen-„Management“, parallele
und lange andauernde Baustellen „schneiden“ Kundenwege ab und verändern Kundenorientierung
teils langfristig
Standortbindung. Stark ausgeprägte Bindung der Unternehmen an den Standort (s.u.)
Verhältnis Unternehmen zu Politik und Verwaltung. Intensive Kontaktflächen: z.B. Wirtschaftsempfang, Runder Tisch Handwerk, konkrete Verbesserungen, z.B. Kreisweiter HandwerkerParkausweis. Genehmigungs-Management.
„Weiche“ Standortfaktoren, v.a. an Landschaft und Tourismus gebunden
Betriebe in der Region
Charakteristisch für die Betriebe in der Region ist ein hoher Anteil Inhaber-geführter Unternehmen mit starker Bindung an den Standort. Diese Bindung ist in vielen Fällen familiär bestimmt. Die meisten Betriebsstätten befinden sich im Eigentum, Pachtverhältnisse
spielen eine geringere Rolle180.
Die Mitarbeiter in den Firmen kommen zumeist aus der unmittelbaren Umgebung, entsprechend bringen sie eine hohe Bindungskraft an die jeweilige Firma mit.
Die o.g. Standortfaktoren führen nur selten zu Standortwechseln. Die Bindung an den
gewachsenen Standort ist so stark, dass in den meisten Fällen das komplette, vor Ort
realisierbare Anpassungspotenzial ausgeschöpft wird, bevor es zu einem Wechsel kommt.
Stärker ins Gewicht fallen hier nicht stattfindende Betriebsübergaben von einer Generation auf die Nächste.
In der Industrie herrscht eine gute Durchmischung von verschiedenen technischen Bereichen. Ein ausgewiesenes Rhein-Lahn-bezogenes Cluster existiert nicht, auch wenn es
einige auffällige thematische Häufungen gibt- so ist z.B. Lahnstein der drittgrößte Chemie-Standort Deutschlands181.
Einige bekannte Betriebe der Region sind:
Tab. 45
Bekannte Betriebe in der Region (Auswahl)
Stadt Lahnstein
VG Bad Ems
180
181
IfR
Lahnstein
Zschimmer und Schwarz
Chemische Fabriken
Lahnstein
Philippine Saarpor
Technische Kunststoffe
Lahnstein
Neenah
Papiere
Bad Ems
Heuchemer
Verpackungen
Bad Ems
Heinen u. Löwenstein
Medizintechnik
Bad Ems
Heyer Medical AG
AnästhesieInhalationsgeräte
Bad Ems
SIEMENS & CO – Heilwasser
pharmazeutischeErzeugnisse
und
Quelle: Expertengespräch Kreishandwerkerschaft
Quelle: Expertengespräch Stadt Lahnstein
149
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
und
Quellenprodukte
des
Staatsbades Bad Ems GmbH &
Co. KG
(Emser
Pastillen)
Bad Ems
Ebinger-Schnaß Keramik UG
Keramikarbeiten
Nassau
Leifheit
Haushaltstechnik
Nassau
Stiftung Scheuern
Behindertenhilfe
MEN - Metallwerk
Elisenhütte GmbH
Munition
Kalkprodukte
Diez
Schäfer-Kalk(Verwaltung
in
Diez, Werk in Hahnstätten)
Kalkprodukte
Diez
W. F. Kaiser u. Co.
Backformen
Birlenbach
Fachingen
HeilMineralbrunnen GmbH
VG Hahnstätten
Hahnstätten
Werk: Schaefer Kalk GmbH &
Co KG
Kalkprodukte
VG Nastätten
Lautert
Erlenbach
Maschinen
VG Nassau
VG Diez
und
Salz,
Emser
Mineralwasser
Niederwallmenach
Beyer
Fleischhof
VG Katzenelnbogen
Katzenelnbogen
SF Technik Deutschland
Werkzeugtechnik
VG Loreley
Braubach
BSB (Berzelius Metall)
Bleihütte
Quelle: IfR, eigene Zusammenstellung
Obschon – wie oben erörtert – die Betriebe einen starken Heimatbezug aufweisen, besteht andererseits die Einschätzung, dass in der Wechselbeziehung zwischen Bevölkerung
und Wirtschaft die entscheidende Rolle der wirtschaftenden Menschen und Betriebe für
die Entwicklung in der Region noch nicht ausreichend erkannt wurde. Bei den Unternehmen handelt es sich um mehr als „Arbeitsplatz-Anbieter“. Sie sind die Aktivposten vor
Ort, in den Betrieben entstehen Innovationen und Austausch über die Kreisgrenze hinaus. Mit ihren Produkten und Dienstleistungen prägen sie auf starke Weise das Bild der
Region.
Wichtige Stärken der heimischen Unternehmen sind die „Kundennähe“ und der Service.
Dies wird gerade von sog. Zugezogenen festgestellt und gegenüber den Firmen auch so
geäußert182.
Neben den demografisch beeinflussten Aspekten der Ausbildung und der FachkräfteSicherung (siehe unten) steht auch die „Kunden-Seite“ der Unternehmen unter demografischem Einfluss. Handel und Handwerk zählen verstärkt ältere Bevölkerung zu ihren
Kunden. Diese lassen einerseits gerne Arbeiten von Fachleuten übernehmen, erkennbar
sind aber andererseits zunehmend finanzielle Probleme gerade bei dieser „Kundengruppe“. Folgen sind u.a., dass oft nur die nötigsten Arbeiten beauftragt werden sowie Ratenzahlungen zunehmen.183
182
183
Expertengespräch Gewerbeverein Katzenelnbogen
Expertengespräch Gewerbeverein Katzenelnbogen
IfR
150
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.11.3
Entwurf 12.3.2014
Einpendler und Auspendler
„Der Rhein-Lahn-Kreis ist ein Pendlerkreis“. Diese Aussage fällt immer wieder in zahlreichen Gesprächen und Befragungen. Betrachtet man das Verhältnis von Beschäftigten am
Arbeitsort zu jenen am Wohnort so bestätigt sich dieses „negative Pendlersaldo“.
Pendlersaldo
Den etwa 9.500 Einpendlern, die von außerhalb des Kreises in den Rhein-Lahn-Kreis
kommen um hier ihrer Beschäftigung nachzugehen stehen über 23.000 aus dem Kreis
hinaus pendelnde Rhein-Lahn-Bürgerinnen und Bürger gegenüber. Das bedeutet wiederum, dass von den 42.484 im Rhein-Lahn-Kreis wohnenden Menschen, die einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen, dies über die Hälfte nicht im Kreis tut,
sondern auspendelt.
Tab. 46
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.06.2012
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
am
Arbeitsort
am
Wohnort
Einpendler
über jew.
Grenze
Auspendler
über jew.
Grenze
Differenz
EWZ
/1000
Pendlersaldo
Rhein-Lahn-Kreis
28.829
42.484
9.449
23.104
-13.655
122,6
- 111,4
Mayen-Koblenz
58.186
74.309
22.514
38.637
-16.123
209,7
-76,9
Rhein-Hunsrück
31.919
36.568
8.828
13.477
-4.649
101,2
-45,9
Westerwaldkreis
60.665
72.203
17.159
28.697
-11.538
197,7
-58,4
Rheingau-Taunus
n.n.
n.n.
n.n.
n.n.
n.n.
n.n.
n.n.
Limburg-Weilburg
47.630
59.011
15.920
27.118
-11.198
170,3
-65,7
Rheinland-Pfalz
1.247.599
1.379.314
n.n.
n.n.
-131.715
3.999,1
-32,9
kreisfreie Städte
501.686
340.082
n.n.
n.n.
161.604
1.028,4
157,1
Landkreise
745.913
1.039.232
n.n.
n.n.
-293.319
2.970,7
-98,8
Quelle Kreisdaten: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Zugriff im April 2013). Quelle letzte drei Zeilen:
Rheinland-Pfalz Regional. Kreisfreie Städte und Landkreise in Rheinland-Pfalz - Ein Vergleich in Zahlen. Quelle
Daten Limburg-Wetzlar: Kennzahlen der Beschäftigungsstatistik, Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar,
Gebietsstand Januar 2013. Stichtag 30.09.2012.
Hinweis: Der Pendlersaldo wird im Verhältnis zu 1 000 Einwohner ausgewiesen. Der Indikator ergibt sich dann
als Differenz zwischen den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz in der jeweiligen
Region haben, jedoch in einer anderen Gegend wohnen (Einpendlern) und denen, die im jeweiligen Gebiet
wohnhaft sind, aber anderenorts arbeiten (Auspendlern).
Aus der Differenz zwischen Einpendlern und Auspendlern ergibt sich im Verhältnis zur
Einwohnerzahl für den Rhein-Lahn-Kreis ein im Vergleich zu den Nachbarkreisen hohes
negatives Pendlersaldo.
Eine hohe Aussagekraft haben auch die Zahlen, aus welchen Gebieten die Einpendler
stammen, respektive in welche Gebiete Auspendler pendeln, um Ihre Beschäftigung auszuüben.
IfR
151
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
„Auspendler“
Tab. 47
Sozialversicherungspflichtig-Beschäftigte am Wohnort („Zielrichtung der
Auspendler“)
davon aus den Verbandsgemeinden:
Bad Ems
Loreley
Diez
Hahn-stätten
Katzenelnbogen
Nassau
Nastätten
RheinLahnKreis
Lahnstein,
Stadt
Region, Wohnort
(der soz.-pfl.
Beschäftigten)
Soz.-pfl.
Beschäftigte am
Arbeitsort
28.920.588
42.484
5.928
5.462
5.713
8.452
3.344
3.487
4.009
6.089
Rhein-Lahn-Kreis
28.829
19.380
2.328
2.950
2.676
3.095
1.112
1.594
2.433
3.192
Koblenz
66.130
5.409
2.007
1.105
1.130
162
27
64
429
485
Limburg-Weilburg
46.478
3.914
38
46
27
2.539
772
336
83
73
Rheingau-TaunusKreis
39.152
2.273
15
13
469
224
376
407
93
676
123.165
2.146
14
27
259
234
267
456
132
757
insgesamt
Insgesamt
Wiesbaden
Westerwaldkreis
60.665
1.720
182
387
122
537
66
56
282
88
508.321
1.336
54
46
85
556
282
152
51
110
58.186
1.101
419
249
192
41
9
16
90
85
103.252
522
46
28
78
102
56
61
35
116
Neuwied
54.697
520
182
110
79
52
8
9
41
39
Rhein-Hunsrück-Kr.
31.919
361
96
44
152
5
-
3
19
42
Main-Taunus-Kreis
88.652
326
12
9
22
98
66
43
19
57
Groß-Gerau
89.043
202
8
8
22
40
31
29
6
58
Lahn-Dill-Kreis
85.803
125
20
8
3
54
14
9
5
12
Frankfurt am Main
Mayen-Koblenz
Mainz
Offenbach
106.562
122
5
3
9
44
19
15
11
16
Mainz-Bingen
48.195
116
12
5
37
9
7
10
4
32
Hochtaunuskreis
80.441
116
3
5
10
47
26
8
4
13
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Statistik-Service Südwest. Datenstand 30.6.2012. Hinweis 1: Aufgeführt sin
die Städte/Kreise in die mehr als 100 Berufspendler aus dem Rhein-Lahn-Kreis pendeln.
Hinweis 2: Die
Unterscheidung von Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten „am Wohnort“ bzw. „am Arbeitsort“ führt oftmals
zu Verwirrung, v.a. da die Bezugsregion – der Rhein-Lahn-Kreis – hier zweimal erscheint. Folgende Lesart
empfiehlt sich: 42.484 „arbeitende“ Menschen wohnen im Rhein-Lahn-Kreis, von diesen arbeiten 19.380
Menschen direkt im Heimatkreis. Der „Rest“, also 23.104 (siehe 0), arbeitet außerhalb des Kreises, davon
5.409 in KO, 3.914 in Limburg-Weilburg, etc..
Bedeutendster Arbeitsplatzstandort für die Bürgerinnen und Bürger des Rhein-LahnKreises – außerhalb des eigenen Kreises - ist Koblenz, wo aktuell etwa 5.400 Menschen
aus Rhein-Lahn arbeiten. Dies bedeutet wiederum, dass 8 % von den 66.130 in Koblenz
insgesamt sozialversicherungspflichtig beschäftigt arbeitenden Menschen (dort Wohnende
und Einpendler) Einpendler aus dem Rhein-Lahn-Kreis sind. Diese stammen in erster Linie aus Lahnstein, Loreley und Bad Ems, aber auch die Anteile aus Nassau und Nastätten
liegen trotz größerer Entfernung noch hoch.
Auf Koblenz folgt der Kreis Limburg-Weilburg als nächst-bedeutender Arbeitsstandort.
Hier liegt die Konzentration deutlich auf den beiden VGn Diez und Hahnstätten, mit Abstrichen noch Katzenelnbogen. Auch für Limburg-Weilburg gilt: 8 % der dort arbeitenden
Menschen sind Rhein-Lahner und von diesen kommen wiederum 65 % aus der VG Diez,
was die sehr enge Verzahnung nochmals verdeutlicht.
IfR
152
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Aus der Tabelle werden die unterschiedlichen Lagen und verkehrlichen Anbindungen zwischen den einzelnen Teilräumen sehr deutlich (Bsp.: Lahnstein 2000 Auspendler nach
Koblenz, Hahnstätten nur 27).
Auffällig ist, dass die hessischen Nachbarregionen und auch die nicht unmittelbaren
Nachbarregionen wie Frankfurt und Wiesbaden für den Rhein-Lahn-Kreis – die absoluten
Pendlerzahlen betrachtet - insgesamt bedeutender sind als etwa der Kreis Mayen-Koblenz
oder der Kreis Neuwied, die auch ein großes Arbeitsplatzangebot vorhalten.
„Einpendler“
Von den 28.820 Menschen die im Rhein-Lahn-Kreis einer sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigung nachgehen, sind 19.380 direkt in Rhein-Lahn wohnhaft. 9.449 Menschen
pendeln von außen in den Rhein-Lahn-Kreis ein. Tab. 48 zeigt hier Pendelbewegungen
auf, die im öffentlichen Bewusstsein teilweise auf ganz andere Weise wahrgenommen
werden.
Tab. 48
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort („Herkunftsorte der
Einpendler“)
Region Wohnort
Soz.-pfl.
Beschäftigte
am
Wohnort
RheinLahnKreis
Lahnstein,
Stadt
Bad Ems
Loreley
Diez
Hahnstätten
Katzenelnbogen
Nassau
Nastätten
davon nach Verbandsgemeinde:
Insgesamt
28.920.588
28.829
5.185
5.121
2.065
6.367
1.174
1.478
3.457
3.982
Rhein-Lahn-Kreis
42.484
19.380
3.236
3.008
1.651
3.455
827
1.182
2.666
3.355
Limburg-Weilburg
57.676
1.971
16
59
6
1.535
174
79
78
24
Westerwaldkreis
72.203
1.865
277
649
19
592
29
35
219
45
Koblenz
34.991
1.366
743
340
67
40
*
*
119
47
Mayen-Koblenz
74.309
972
501
244
65
57
-
9
65
31
Rheingau-Taunus-Kr.
63.703
588
9
7
44
112
65
88
65
198
Neuwied
62.789
320
123
106
10
34
5
6
23
13
Rhein-Hunsrück-Kr.
36.568
231
88
50
48
*
-
*
12
22
Wiesbaden
96.510
99
5
3
15
26
8
14
6
22
Lahn-Dill-Kreis
89.022
92
*
*
-
58
3
-
15
12
Cochem-Zell
21.910
62
24
13
6
*
*
-
4
10
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Statistik-Service Südwest. Datenstand 30.6.2012. Hinweis: Aufgeführt sind
die Städte/Kreise aus denen mehr als 60 Berufspendler in den Rhein-Lahn-Kreis pendeln.
Die beiden stärksten Einpendler-Herkunftsregionen für den Rhein-Lahn-Kreis sind Limburg-Weilburg und der Westerwaldkreis. Während gegenüber Limburg-Weilburg das
Pendlersaldo deutlich negativ ausfällt (1971 Einpendler zu 3.914 Auspendlern) pendeln
vom Westerwaldkreis – unter Betrachtung der absoluten Anzahl der Pendler - sogar mehr
Menschen nach Rhein-Lahn ein (1.865) als aus (1.720), was v.a. auf Bad Ems und Diez
als Arbeitsstandorte zurückzuführen ist.
Die Mehrzahl der Einpendler stammt aus anderen Landkreisen, also ländlichen Gebieten
wobei hier Städte wie Limburg oder Andernach integriert sind. Daneben pendeln aber
auch 1.366 Menschen aus Koblenz, 320 aus Neuwied und 99 aus Wiesbaden ein. Zählt
man zu diesen noch niedrig geschätzte 300 aus o.g. Städten (die innerhalb von Landkrei-
IfR
153
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
sen liegen) hinzu, so resultieren daraus mindestens 2.000 „Städter“, die in den RheinLahn-Kreis einpendeln. Diese stellen ein Potenzial dar, das in Kapitel 5 bei der Frage der
Strategien zur Beeinflussung der Bevölkerungsentwicklung betrachtet werden kann.
Betrachtet man die unmittelbaren Nachbarkreise fällt ein deutliches Gefälle bei den Pendelbeziehungen mit den einzelnen Nachbarregionen auf.
Tab. 49
Ausmaß der Pendelbeziehungen zwischen den Nachbarregionen des RheinLahn-Kreises
Soz.-pfl.
Beschäftigte
Arbeitsort
Davon
„Einpendler“ Soz.-pfl.
Davon „Auspendler“ in
am aus Rhein-Lahn-Kreis Beschäftigte am den Rhein-Lahn-Kreis
Wohnort
[Anzahl/%]
[Anzahl/%]
Koblenz
66.130
5.409
8,2
34.991
1.366
3,9
Limburg-Weilburg
46.478
3.914
8,4
57.676
1.971
3,4
Rheingau-Taunus-Kreis
39.152
2.273
5,8
63.703
588
0,9
Westerwaldkreis
60.665
1.720
2,8
72.203
1.865
2,6
Mayen-Koblenz
58.186
1.101
1,9
74.309
972
1,3
Rhein-Hunsrück-Kr.
31.919
361
1,1
36.568
231
0,6
Neuwied
54.697
520
0,9
62.789
320
0,5
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Statistik-Service Südwest. Datenstand 30.6.2012. Neue Zusammenstellung
durch IfR.
Hält sich wie oben ausgeführt das Pendlersaldo mit dem Westerwaldkreis annähernd die
Waage, fallen die übrigen Saldi negativ aus. Auffällig sind die in beide Richtungen („Ein“
und „Aus„) niedrigen Werte in der Beziehung zum Rhein-Hunsrück-Kreis, an den der
Rhein-Lahn-Kreis auf langem Abschnitt unmittelbar angrenzt. Hier ist davon auszugehen,
dass die verkehrliche Blockade durch den Rhein eine intensivere Pendlerbeziehung verhindert.
5.11.4
Ausbildung
Das Thema „Ausbildung“ hat in den letzten fünf bereits stark an Bedeutung zugenommen
und dies wird sich nach Aussagen der Kammern und der befragten Betriebe noch weiter
steigern. Folgende Tendenzen sind erkennbar:
IfR

Die Anzahl der geschlossenen Verträge nimmt ab

Ausbildungsplätze werden in steigendem Maße nicht besetzt

Starke „ländliche Prägung“ des Ausbildungsmarktes: Jugendliche, Eltern und
Betriebe haben einen guten Überblick über das Angebot und die Nachfrage, „man
kennt sich“

Eine steigende Zahl von Betrieben bemängelt die „Qualität“ der potenziellen
Auszubildenden. Oftmals müssen die Bewerberinnen und Bewerber noch weiter
schulisch fortgebildet werden (und können die Lehre erst ein bis zwei Jahre
später antreten)

Praktika entwickeln sich zum wichtigen Einstiegs-Baustein, Praktikumsbörsen
wirken unterstützend und funktionieren i.d.R. gut

Kooperationsvereinbarungen
zwischen
Arbeitswelt
und
Schulen
anschließenden Werbe- und Infoaktionen) helfen den Jugendlichen
Übergang

Betriebe müssen zunehmend stark selbst aktiv werden und Jugendliche bewerben
(mit
beim
154
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

5.11.5
Entwurf 12.3.2014
Imageproblem der Arbeitswelt, v.a. des Handwerks, gegenüber längerer
Schullaufbahn besteht nach wie vor, obwohl heute die Mehrzahl der
Handwerksberufe „sauber“ und technisch anspruchsvoll ist und fortlaufende
Weiterbildungen möglich sind.
Fachkräfte
Eine der größten Herausforderungen der zukünftigen Entwicklung der regionalen Wirtschaft besteht in der Gewinnung und Sicherung von Fachkräften. Gerade für die ländlichen Räume und die hier ansässigen Unternehmen ist es in Konkurrenz zu den Städten
ungleich schwerer ihre Attraktivität deutlich zu machen und Fachkräfte zu gewinnen.
Nach den Einschätzungen aus den Expertengesprächen haben die Kommunen ihren Möglichkeiten entsprechend ihre „Hausaufgaben“ weitgehend gemacht:

Ausreichend attraktive Bauplätze sind vorhanden

Bildungs- und Betreuungs-Angebote wurden in den letzten Jahren mit großem
Aufwand ausgebaut
Für die kommunale Seite nur bedingt beeinflussbar bleibt der Faktor der verbesserbaren
Verkehrs- und Versorgungs-Infrastruktur, also Straßen- und Bahnverbindungen sowie
Ärzte-Angebot, etc. (siehe einzelne Kapitel). Hinzu kommt der „Auswahl-Vorteil“ der
städtischen Regionen, da hier dem Einzelnen jeweils eine Vielzahl von Bildungs-, Kulturund Versorgungseinrichtungen zur Auswahl stehen.
In den letzten Jahren setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Betriebe verstärkt selbst
aktiv werden und sich um Fachkräfte „bewerben“ müssen.
Ein mögliches Potenzial besteht in der längeren Beschäftigung der bereits in den Unternehmen vorhandenen älteren Fachkräfte. Aber: Gerade viele Handwerksberufe eignen
sich nur bedingt für ältere Mitarbeiter.
Möglichkeiten der Umgestaltung der Arbeitsbedingungen sowie der rechtzeitigen Gesundheits-Vorsorge sind bekannt, werden aber nur in einer Minderheit der Betriebe systematisch angewendet. Dieses Potenzial sollte genutzt werden. Dies bedeutet, dass Mitarbeiter
bereits im „mittleren“ Alter verstärkt auf ihre Gesundheit achten, keine Gesundheitsschädlichen Tätigkeiten ausführen und die Arbeitsabläufe verträglicher gestalten. Dies
wirkt sich zu einem Faktor für Arbeitende und Unternehmer aus (Ersparnis von Krankheitstagen, Ermöglichung einer längeren Lebensarbeitszeit).
Ein weiteres, wichtiges Potenzial liegt in ausländischen Kräften. Für die Ansprache und
die Gewinnung dieser Kräfte ist es erforderlich, eine entsprechend ausgerichtete Willkommenskultur zu etablieren. Gleichzeitig muss ein entsprechend angepasstes Marketing
auf hierfür geeigneten Ebenen eingesetzt werden.
5.11.6
Wirtschaftsförderung mbH
Die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft Rhein-Lahn mbh (kurz: „WFG“) wird von drei
Partnern gebildet: dem Landkreis vertreten durch Landrat (Vorsitzender), der Nassauischen Sparkasse („Naspa) mit 35% Anteil sowie der Volksbank Rhein-Lahn mit 9% Anteil. Die Mitgliederversammlung tagt in der Regel zwei Mal jährlich. Ihr gehören fünf weitere, vom Kreistag bestimmte Personen an.
Die Arbeit der WFG ist stark auf einzelne, konkrete Projektumsetzungen bezogen, viele
Aktivitäten erstrecken sich auf den Bereich des Tourismus. Bis dato konnte vor allem
touristische Infrastruktur finanziell gefördert werden (z.B. die Jugendherbergen in Kaub
und Diez, das Römerkastell in Pohl). In Zukunft ist dies der WFG – wie allen vergleichbaren steuerbefreiten WFGn - nicht mehr gestattet. Möglich ist lediglich noch „allgemeine
IfR
155
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Förderung des Fremdenverkehrs durch Werbung für die Region“. Zu den weiteren Aktivitäten und Aufgaben der WFG zählen:







Mitglied in Lahn-Taunus-Touristik und Tourismusgemeinschaft Tal der Loreley
Regelmäßige Veranstaltungen: Forum Existenzgründung
Anzeigenschaltungen
Beratertage als Ergänzung zum Gründertag: Einstündige Beratungsgespräche mit Experten der KfW
Forum zukunftsfähiges Haus (zweijährig)
Wirtschaftsempfang mit den Partnern IHK, Rheinzeitung, Kreishandwerkerschaft (jährlich)
Gewerbeflächen-Info-System (Pflege durch Fachfirma)
Ein neuer Schwerpunkt der Tätigkeit der WFG wird in den nächsten Jahren die Gruppe
der Jugendlichen bilden und hier im Schwerpunkt sozial Benachteiligte bzw. Jugendliche
mit Schwierigkeiten beim Einstieg in den Arbeitsmarkt.
5.11.7
Kooperationen und Netzwerke
Die oben genannten Handlungsfelder Ausbildung und Fachkräfte liefern die Überleitung
zur Frage, ob die Unternehmen hier jeweils besser für sich selbst oder in Kooperationen
gemeinsam agieren. Solche Kooperationen und Netzwerke können zum Einen unter Unternehmen der gleichen Branche bzw. verwandter Branchen wirken („Cluster“), sie können aber den regionalen Standortbezug aufgreifen und ein Bindeglied zwischen Unternehmenswelt und Politik und Verwaltung darstellen. Für den Rhein-Lahn-Kreis sind hier
bspw. die Bereiche Tourismus aber auch bei Chemie/Kunststoff denkbar und werden u.a.
von der IHK für verstärkte Kooperationen vorgeschlagen.
Ansätze für stärkere Netzwerkbildung gab und gibt es im Rhein-Lahn-Kreis (Beispiel:
„Wirtschafts-Empfang“), teils fehlt es hier auch auf der Seite der Unternehmen am Bewusstsein für die Bedeutung sowie an der Bereitschaft zum eigenen langfristigen Engagement.
Wichtige Akteure im Bereich der regionalen Wirtschaft sind die Gewerberinge und –
vereine. Prinzipiell sind diese in allen Teilregionen vorhanden, der Aktivitätsstatus variiert
jedoch stark. Auch treten bei Wechsel oder Ausfall der Führungspersonen immer wieder
„Brüche“ auf, die sich auf die Aktivitäten und die Außenwahrnehmung negativ auswirken.
Als aktuell positives Beispiel kann hier der Gewerbeverein Katzenelnbogen dienen, der
zeitgleich mit vier Vorsitzenden agiert, die sich die strategischen Aufgaben teilen.
5.11.8
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Niedrige Arbeitslosenquote
negatives Pendlersaldo
Mittelstand / KMU ist Rückgrat der regionalen Wirtschaft
Wenige Großbetriebe, wenig Industrie
viele Familienunternehmen
Bindung an die Region
mit
starker
guter Branchenmix, vielfältiges Arbeitsplatzspektrum
(teilregional),
starker
Dienstleistungsbereich
gute Bestandspflege über die Wirtschaftsförderung
Viele Gemeinden sind in Bezug auf Gewerbesteuer abhängig von wenigen Firmen,
insg. geringe Gewerbesteuer-Einnahmen
Gewerbegebiete in Konkurrenz mit umliegenden GWGn mit Lage-Nachteilen
In Tallagen von Rhein und Lahn kaum Gewerbeentwicklung möglich
Unternehmen verfügen teils über nicht
ausreichende Breitbandversorgung
Probleme
IfR
in
der
Verkehrsinfrastruktur
156
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
(Rhein-Blockade, Anschlüsse an A3)
Chancen
Risiken
Anwerben von Fachkräften, Willkommenskultur aufbauen
Beginnender Auszubildenden- und Fachkräfte-Mangel, Nichtbesetzung von Stellen
Zahlreiche interessante Unternehmen, in
der Region und im Umland zum Teil wenig
bekannt
Kaum alternative Steuereinnahmen für
einzelne Gemeinden bei Aufgabe von Firmen
Bewusstsein für Bedeutung und Wert des
„Wirtschaftens“ schaffen, „regionale Gemeinschaft“ von Unternehmen, Kunden
und Wohnbevölkerung
Steigende Rohölpreise führen zu steigenden Belastungen der Pendler, negative
Beeinflussung als Rhein-Lahn-Kreises als
Wohnstandort
Verbesserung der Verkehrs-Infrastruktur,
v.a. der Erreichbarkeit in Richtung Westen
(Querung Rheintal Ri. A61, Mittelrheinbrücke/Verbesserung Fähren) und Osten (A3)
Weitere Rückzug des lokalen Handels
durch Bevölkerungsrückgang, zunehmenden Online-Handel
IfR
157
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.12
Entwurf 12.3.2014
Kulturlandschaft Rhein-Lahn
Die Kulturlandschaft der Region mit ihren vielfältigen Teilräumen stellt eine der zentralen
Stärken des Rhein-Lahn-Kreises dar. Ihre Bedeutung reicht in Teilen bis auf die internationale Ebene, belegt durch die Aufnahme des oberen Mittelrheintales in die Liste der
UNESCO Weltkulturerbe.
Diese Landschaft in ihrer Einzigartigkeit stellt an sich, ohne Bezug zu weiteren Handlungsfeldern, bereits einen hohen Wert dar. Das Bewusstsein für diesen Wert ist bei den
regionalen Akteuren zumindest teilweise vorhanden, was die Expertengespräche zur Erarbeitung des KEK sowie die Ergebnisse der Befragung der Ortsbürgermeister gezeigt
haben.184
Über die Wahrnehmung und die Wertschätzung des Bestehenden erwachsen die Möglichkeiten, die Besonderheiten noch stärker für die Entwicklung der Region insgesamt zu
nutzen, z.B. über die touristische Inwertsetzung.
5.12.1
Naturraum und Flächennutzung
Der Landkreis ist vorrangig geprägt von den namensgebenden Flüssen - Rhein und Lahn.
Der Rhein bildet die westliche Grenze des Kreises, die Lahn durchfließt den Kreis von
Nordost nach Westen und mündet in Lahnstein in den Rhein.
Der Kreis erstreckt sich über eine Fläche von 782,33 km 2. Davon ist fast die Hälfte
(46,8%) bewaldet. 38,6% der Fläche dienen der landwirtschaftlichen Nutzung, 12,1%
sind Siedlungs- und Verkehrsfläche und 1,7% Wasserfläche185. Bei der landschaftlichen
Heterogenität des Kreises liefert erst die Verteilung auf die einzelnen Gebietskörperschaften ein deutliches Bild:
Tab. 50
Flächennutzung in den einzelnen Gebietskörperschaften
Gebietskörperschaft
Bad Ems
Diez
Hahnstätten
Katzenelnbogen
Lahnstein
Loreley
Nassau
Nastätten
Gesamtfläche
(km²)
Flächenanteile (%, Auswahl)
Landwirtschaft
Wald
Siedlung, Verkehr
57
21
62
15
106
38
43
17
57
48
36
13
104
46
42
10
38
13
62
20
168
34
51
9
97
33
55
11
156
52
37
11
Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, April 2013
In Loreley, Lahnstein, Bad Ems, Nassau und in Teilen Diez kommen die tief eingeschnittenen Flusstäler von Rhein und Lahn zum Tragen, in deren Umfeld sich aufgrund von Relief und nicht ausreichender Bodenbildung v.a. Waldlagen befinden. Das Aartal hat hingegen einen eher offenen Charakter.
184
185
IfR
S. Ergebnisse der Expertengespräche sowie Ergebnisse der Befragung der Ortsbürgermeister
Statistisches Landesamt RLP. Online-Angebot, Stand 31.12.2011, Jan. 2013
158
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Im zentralen Bereich des Kreises sind die weitgehend offenen und landwirtschaftlich genutzten Hoch- und Hanglagen anzutreffen, dies gilt v.a. für Nastätten, Katzenelnbogen
sowie Teile von Hahnstätten, Diez und Nassau, aber auch für die „Höhengemeinden“ der
VG Loreley. Eine Besonderheit bildet die Stadt Lahnstein mit ihrem hohen Anteil an Siedlungsfläche sowie dem hohen Waldanteil.
Nach der Naturräumlichen Gliederung des Landes Rheinland-Pfalz treffen im Rhein-LahnKreis die Naturraumeinheiten (3. Ordnung) „Mittelrheingebiet“, „Taunus“, „GießenKoblenzer-Lahntal“ und „Westerwald“ zusammen186.
Die Vielfältigkeit der Landschaft auf engstem Raum wird durch die Tatsache unterstrichen, dass sich gemäß LEP IV folgende Landschaftstypen im Rhein-Lahn-Kreis finden187:

Tallandschaft der Kleinflüsse und Bäche der Mittelgebirge

Weinbaulich geprägte Tallandschaft der großen Flüsse im Mittelgebirge

Waldbetonte Mosaiklandschaft

Offenlandbetonte Mosaiklandschaft

Agrarlandschaft
5.12.2
Freiraum- und Ressourcenschutz: Planerische Vorgaben
Nachfolgend werden zentrale Ausweisungen des LEP IV und des RROP in Bezug auf den
Freiraum- und Ressourcenschutz gelistet. Für die exakte räumliche Verortung wird auf
die die entsprechenden Kartenwerke verwiesen (s. Quellenangaben):
Im Sinne des benannten Potenziales „Landschaft“ für die Entwicklung des Landkreises
allgemein kommt der Sicherung und der Weiterentwicklung von Freiraum und natürlichen
Ressourcen bzw. der verschiedenen Schutzgüter eine hohe Bedeutung zu.
LEP IV






Landesweit bedeutsame Bereiche für den Freiraumschutz (Regionaler Grünzug): Lahntal und
Oberes Mittelrheintal
Landesweit bedeutsame Erholungs- und Erlebnisräume (Räume mit landesweiter Bedeutung
für Erholung und Landschaftserlebnis): Oberes Mittelrheintal, Niederwesterwald, Lahntal, Hintertaunus188
Kernflächen/Kernzonen des Biotopverbunds189
Landesweit bedeutsame Ressourcen für den Grundwasserschutz und die Trinkwassergewinnung, Bereiche von herausragender Bedeutung hierfür finden sich in weiten Teilen des Landkreises190
Landesweit bedeutsamer Bereich für den Hochwasserschutz: Rhein- und Lahngebiete im
RLK191
Klimaökologische Ausgleichsräume befinden sich in den Gebieten nördlich und südlich von
Diez. Außerdem verläuft im Raum Diez in nord-südlicher Richtung eine Luftaustauschbahn192. Weitere klimaökologische Ausgleichsräume befinden sich im Großraum Koblenz, einschließlich der Gebiete rund um Lahnstein und westlich von Bad Ems.
RROP
186
Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz: Karte Naturräumliche Gliederung von Rheinland-Pfalz 2009
187
Rheinland-Pfalz, Ministerium des Inneren und für Sport (2008): Landesentwicklungsprogramm LEP IV, S. 112
188
Rheinland-Pfalz, Ministerium des Inneren und für Sport (2008): Landesentwicklungsprogramm LEP IV, S. 113
und Anhang, Anlage 2, Seite 175ff
189
Ebenda, Seite 120
190
Ebenda, S. 124
191
Ebenda, S. 126
192
Ebenda, S. 130
IfR
159
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn



Entwurf 12.3.2014
Vorbehaltsgebiete mit besonderer Klimafunktion: Teile der VG Diez, Teile der VG Hahnstätten193
Vorbehaltsgebiete Erholung und Tourismus: Vorbehaltsgebiete für Erholung und Tourismus
sind im Rhein-Lahn-Kreis, bis auf wenige Ausnahmen, flächendeckend ausgezeichnet.194 In den
Vorbehaltsgebieten Erholung und Tourismus soll der hohe Erlebniswert der Landschaft erhalten und
nachhaltig weiterentwickelt werden. Dem Schutz des Landschaftsbildes soll bei raumbedeutsamen
Entscheidungen besondere Bedeutung zukommen. Für den Ausflugsverkehr soll der besonders hohe Erlebniswert der Lahn mit deren bedeutenden Landschaftsbildelementen und den Bereichen mit
starker Hangneigung erhalten werden.
Naturpark Nassau: Der hohe Erlebniswert dieser Kulturlandschaften soll als Grundlage für die Erholungsfunktion und den Tourismus nachhaltig geschützt werden.195
Der nördliche Teil des Kreisgebietes gehört dem Naturpark Nassau an. Er erstreckt sich
zwischen den Städten Montabaur (Westerwaldkreis), Diez, Nastätten und Lahnstein über
eine Fläche von etwa 590 km². Die Vegetation ist auch hier durch die landwirtschaftliche
und forstwirtschaftliche Nutzung weitestgehend bestimmt. In einigen schwer zugänglichen Lagen, z.B. in den Steillagenbereichen, sind noch natürliche Waldgesellschaften
vorzufinden. Im Naturpark sind derzeit 10 rechtskräftige Naturschutzgebiete ausgewiesen.196(siehe Kap. 5.12.5)
5.12.3
Landschaftsbildprägende Elemente
Zu den natürlichen Elementen (tief eingeschnittene Flusstäler, Bewaldung, etc.) treten
die anthropogenen Einflüsse für die Entstehung und den Charakter der Region hinzu. Neben der Einflussnahme durch Landwirtschaft, Weinbau und Forstwirtschaft, sind es die
Siedlungen und historischen Gebäude wie Burgen und Schlösser, die die Region prägen
und erst ihren einzigartigen Charakter (s. Welterbe) ausmachen.
Im LEP IV ist das obere Mittelrheintal sowie das Lahntal als landeweit bedeutsame historische Kulturlandschaften ausgewiesen.197 Ergänzt ist diese Ausweisung um die Angaben
zu den charakteristischen Merkmalen „Burg“, „Stadt- Ortsbilder“, „Welterbe Limes“ sowie
„Welterbe Oberes Mittelrheintal“ (s. hierzu Abschnitt 4.13.3).
Tab. 51
Dominierende landschaftsprägende Gesamtanlagen mit bedeutender
Fernwirkung
Lahnstein
Burg Lahneck, Martinsschloss,
Löhnberger Mühle,
Johanniskirche,
Allerheiligenbergkapelle,
Loreley
Kamp-Bornhofen: Burgen Sterrenberg und Liebenstein
Braubach: Marksburg
St. Goarshausen: Loreleyfelsen, Burg Maus, Burg Katz
Kaub: Pfalzgrafenstein, Burg Gutenfels
Hahnstätten
Burgschwalbach: Burg Schwalbach
Mudershausen: Burg Hohlenfels
Nassau
Seelbach: Ehem. Prämonstratenserabtei Arnstein
Nassau: Burg Nassau
Katzenelnbogen
Burg Katzenelnbogen
193
Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald, Regionaler Raumordnungsplan RROP, S. 30
Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald, Regionaler Raumordnungsplan RROP, S. 49ff
195
Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald, Regionaler Raumordnungsplan RROP, S. 49ff
196
Rhein-Lahn-Kreis: www.rhein-lahn-info.de, Stand Jan. 2013
197
Rheinland-Pfalz, Ministerium des Inneren und für Sport (2008): Landesentwicklungsprogramm LEP IV, Seite
116
194
IfR
160
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Diez
Entwurf 12.3.2014
Diez: Grafenschloss und Schloss Oranienstein
Balduinstein: Schloss Schaumburg, Burg Balduinstein
Quelle: RROP Mittelrhein-Westerwald, S. 25
5.12.4
Alleinstellungsmerkmal: Zwei UNESCO Welterbe in einem Landkreis
Die Tatsache, dass der Rhein-Lahn-Kreis zwei UNESCO-Weltkulturerbe beheimatet bzw.
von beiden durchzogen wird, stellt ein absolutes Alleinstellungsmerkmal dar. Sowohl der
germanisch-rätische Limes als auch das obere Mittelrheintalsind in die Liste der UNESCOWelterben aufgenommen worden.
Limes
Der germanisch-rätische Limes trennte das römische Reich vom freien Germanien im
Norden. „Der obergermanische Limes beginnt nahe Andernach im rechtsrheinischen
Rheinbrohl, der rätische Limes im Rotenbachtal bei Schwäbisch Gmünd. Er endet nahe
Regensburg, bei Hienheim an der Donau.“ Im Jahr 2005 wurde dieser Teil des römischen
Grenzwalls als Welterbestätte ernannt198. Im Bereich des Rhein-Lahn-Kreises verläuft der
Limes auf einer Strecke von 33 km 199. Er tritt bei Arzbach (VG Bad Ems) im Nordwesten
in den Kreis ein und verlässt südöstlich von Holzhausen an der Haide (VG Nastätten) den
Kreis200. Für Touristen ist der Limes zu Fuß oder per Rad auf dem Limes-Wanderweg oder
dem Deutschen Limes-Radweg erlebbar. Rekonstruierte Türme, z.B. bei Arzbach und Bad
Ems sowie Ausstellungen und Veranstaltungen laden zu Erkundungstouren ein201.
Oberes Mittelrheintal
Die im Rheintal gelegenen Städte und Gemeinden zwischen Koblenz im Norden und Bingen in Süden gehören seit 2002 zum UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal. Diese Kulturlandschaft ist einerseits geprägt durch das tief eingeschnittene Tal des Rheins mit seinen angrenzenden Hochflächen und andererseits durch seinen großen Reichtum an kulturellen Zeugnissen. Hier ist die Dichte an Burgen und anderen Baudenkmälern so hoch wie
in keiner anderen europäischen Kulturlandschaft202. Damit kommt dem Tourismus in dieser Teilregion des Rhein-Lahn-Kreises eine besondere Bedeutung zu (vgl. Kap. 5.13). Die
Dichter und Künstler der Rheinromantik prägten seit Beginn des 19. Jahrhunderts das
Bild und die Wahrnehmung des Mittelrheintals und verhalfen dem Tourismus somit zum
„Durchbruch“203.
Der Schutzstatus und seine Auswirkungen
Seit dem Jahr 2005 existiert eine gemeinsame Kriterien-Liste für die Kultur- und Naturgüter, die für jedes Objekt geprüft werden. Diese zehn Kriterien sind auch entscheidend
für die Erhaltung des Schutzstatus und die jeweiligen Prüfungen durch die UNESCO. Als
Schutz- und Erhaltungsplan, die die Erhaltung sicherstellen sollen,fungieren der Management-Plan und der Masterplan. Bedeutendste(und letzte) Sanktionsmöglichkeit bei
198
Der Limes in Rheinland-Pfalz, www.welterbe-limes-rlp.de, Stand Jan. 2013
Rhein-Lahn-Kreis: http://www.rhein-lahn-info.de/limes/limes-ausfuehrlich.htm, Stand Jan. 2013
200
Verein Deutsche Limes Straße: http://www.limesstrasse.de/index.php?id=178, Stand Jan. 2013
201
Der Limes in Rheinland-Pfalz: http://www.welterbe-limes-rlp.de/index.php?id=15&L=0%20class%3Dl, Stand
Jan. 2013
202
Oberes Mittelrheintal: www.welterbe-mittelrheintal.de, Stand Jan 2013
203
Romantischer Rhein: http://www.romantischer-rhein.de/themen/rheinromantik.html, Stand Jan. 2013
199
IfR
161
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Verstößen ist die Streichung von der Welterbeliste, womit das Schutzziel aufgegeben
wird.204 Daneben existieren weitere Möglichkeiten wie Empfehlungen, Forderungen bzw.
Aufnahme auf die „Rote Liste“.205
Der Welterbe-Schutzstatus bringt den Gemeinden - neben dem touristischen Effekt –
zusätzliche Auflagen mit ein. Diese betreffen die Fragen des Natur- und Landschaftsschutzes sowie der baulichen Gestaltung von Neubauten. Speziell das Thema Windenergie-Anlagen wird aktuell diskutiert und untersucht (vgl. Kap. 5.7.4). Hier steht die Frage
der Sichtbeziehungen im Raum, also konkret: Welche Standorte sind für Windenergieanlagen geeignet, ohne dass sie das Landschaftsbild derart negativ beeinflussen, dass in
der Folge eine Aberkennung des Welterbe-Status drohen würde?
Betroffen sind auch touristische Maßnahmen, wie die Sommerrodelbahn in der VG Loreley, deren Rückbau – Stand Juli 2013 – empfohlen wird.
In den meisten bekannten Konfliktfällen wurde in der Vergangenheit eine für die UNESCO
akzeptable Lösung herbeigeführt. Die entsprechende Kompromissbereitschaft in den betroffenen Regionen rührt daraus, dass der Titel „Welterbe“ neben seiner kultur- und naturbewahrenden Funktion v.a. auch die genannten Tourismus-fördernden Effekte mit sich
bringt.
5.12.5
Naturpark Nassau
Große Bereiche des Rhein-Lahn-Kreises sind vom Naturpark Nassau eingenommen. Der
Rhein-Lahn-Kreis (etwa 70% der Naturparkfläche) und der Westerwaldkreis (30%) bilden
den „Zweckverband Naturpark Nassau“206. Im November 1963 wurde das Gebiet als
"Landschaftsschutzgebiet Naturpark Nassau" von der Bezirksregierung ausgewiesen. Eine
Erweiterung erfolgte 1979 in den Räumen Braubach - Kamp-Bornhofen und Altendiez Gückingen.207
Aufgabe des Verbandes ist es, „Maßnahmen des Natur- und Landschaftsschutzes im
Rahmen der Landesverordnung zu fördern sowie Erholungsgebiete zu erschließen und der
Bevölkerung zugänglich zu machen.“ Hieraus leiten sich touristische Potenziale v.a. für
die Bereiche Wandern und Radwandern, aber auch den Kanutourismus ab.
Abb. 23
Narturpark Nassau: Gebietskulisse
Nach Angaben des Zweckverbandes 208gibt es im
Naturpark Nassau 10 rechtskräftig ausgewiesene
Naturschutzgebiete:

Ruppertsklamm, Koppelstein, Grube Einsiedel,
Nieverner Wehr, Hollerich, Gabelstein/Hölloch, Steinbruch
Fachingen, die Stelzenbachwiesen, der Spießweiher und die
Schottel bei Osterspai.
Ausgewählte Freizeiteinrichtungen sind:

Waldlehrpfade bei Lahnstein, Katzenelnbogen, Bad
Ems, Höhr-Grenzhausen, Hillscheid und Simmern, der Mittel-
204
Deutsche UNESCO-Kommission e.V., http://www.unesco.de/welterbe.html, Stand Juni 2013
Kreisverwaltung Rhein-Lahn, Abt. 9
206
Verbandsordnung des "Zweckverbandes Naturpark Nassau" vom 13.12.1985
207
Landesverordnung über den "Naturpark Nassau" vom 30. Oktober 1979
208
http://www.naturparknassau.de/html/
205
IfR
162
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn


5.12.6
Entwurf 12.3.2014
rhein-Lehrpfad bei Kamp-Bornhofen, der Biotoplehrpfadbei Niederelbert und der bergbaulichgeologische Lehrpfad bei Dörnberg
Der Naturpark Nassau verfügt über etwa 290 km überregionale und 750 km regionale Wanderwege
(vgl. Kap. Tourismus), ca. 150 Wanderparkplätze, alle mit Hinweisschildern für mögliche Wanderrouten
Schwimmbäder gibt es in Birlenbach, Nassau, Singhofen, Bad Ems, Montabaur; Thermalbäder in
Lahnstein (aktuell nicht in Betrieb) und Bad Ems. Golfplatz Denzerheide
Landwirtschaft
Wie die Tabelle zur Flächennutzung zeigt, ist die Verteilung der landwirtschaftlichen Nutzfläche auf die einzelnen Gebietskörperschaften aufgrund deren Struktur und Lage (Höhengemeinden, Talgemeinden) sehr unterschiedlich.
Landwirtschaftliche Nutzfläche
Die landwirtschaftliche Nutzfläche im Kreis liegt mit 38,3 % der Gesamtfläche etwas unter dem Durchschnitt von Rheinland-Pfalz mit 42,3%.209 Im LEP IV sind landesweit bedeutsame Bereiche für die Landwirtschaft im Rhein-Lahn-Kreis relativ flächendeckend
(bis auf die Talbereiche) in kleinräumiger Struktur ausgewiesen 210. Dies zeigt, dass die
Landwirtschaft für die Region einen durchaus bedeutenden Stellenwert besitzt. Dies gilt
im regionalen Kontext stärker für die Funktion zur Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft als für die Bedeutung als Wirtschaftsfaktor bzw. die Bereitstellung von Arbeitsplätzen.
Die landwirtschaftliche genutzte Fläche hat sich nach den Jahren des Rückgangs – i.d.R.
zugunsten der Siedlungs- und Verkehrsflächen – seit Mitte der 90er Jahre stabilisiert und
ist letzthin sogar leicht angestiegen. Dies rührt zum Einen aus einer grundsätzlichen
Nachfrage nach Flächen durch die Landwirtschaft, aber zum Zweiten auch aus der - zum
Beispiel im Vergleich mit dem Kreis SIM – vergleichsweise geringeren Siedlungsbauaktivität (siehe Abb. 24).
Abb. 24
Entwicklung der
Landwirtschaftlichen
Flächen im Vergleich
Quelle: Statistisches LARLP, Datenstand
Juni 2013. Hinweis: Entwicklung in Prozent
zum Bezugsjahr 1971
Der überwiegende Anteil der landwirtschaftlichen Flächen wird für
Ackerland genutzt (19.264 ha).
Das Dauergrünland nimmt mit
7.744 ha etwa einen Flächenanteil
von 28 % ein. Andere Dauerkulturen rangieren bei lediglich 109
ha.211
209
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Daten 31.12.2012
Rheinland-Pfalz, Ministerium des Inneren und für Sport (2008): Landesentwicklungsprogramm LEP IV, Seite
135
211
Quelle: Statistisches Landesamt RLP, Bodennutzung landwirtschaftlicher Betriebe 2010, Zugriff Juni 2013
210
IfR
163
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Bodengüte
Grundsätzlich entsprechen die Voraussetzungen im Rhein-Lahn-Kreis Landwirtschaft zu
betreiben, denen einer durchschnittlichen Mittelgebirgslage. Die Ertragspotenziale liegen
mehrheitlich im „mittleren Bereich“, wobei in einigen Teilgebieten durchaus sehr hohe
Potenziale zu finden sind (siehe Abb. unten).
Abb. 25
Ertragspotenzial der Böden im Rhein-Lahn-Kreis
Quelle: Landesamt für Geologie und Bergbau. http://www.lgb-rlp.de/online-karten.html
IfR
164
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Betriebliche Entwicklung
Obwohl die Landwirtschaft, wie in allen Teilen von Rheinland-Pfalz, den stärksten Strukturwandel bereits hinter sich hat, sinken die Betriebszahlen nach wie vor. Im Jahr 2010
existierten im Landkreis noch 544 Betriebe. Die strukturelle Anpassung verläuft dabei im
Landkreis nicht anders als in den Vergleichskreisen (siehe Abb. 26):
Abb. 26
Entwicklung der
Anzahl der Betriebe
im Vergleich
Quelle: Statistisches LARLP, Datenstand
Juni 2013. Hinweise: Entwicklung in
Prozent
zum
Bezugsjahr
1971;
Zeitabstände teilweise nicht gleichförmig,
z.B. zwischen 2005 und 2010.
Betrachtet man die Größe der
Betriebe sowie deren Flächenausstattung zeigt sich, dass im
Rhein-Lahn-Kreis der Wandel hin
zu wenigen Betrieben mit höheren Flächenanteilen vergleichsweise weit fortgeschritten ist, wohingegen in WW und SIM noch eine größere Anzahl kleiner und „kleinster“ Betriebe wirtschaften (vgl. Abb. 27).
Abb. 27
Landwirtschaftliche Betriebsgrößen im Vergleich: Anzahl Betriebe [%] nach
Größenklassen
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Statische Berichte: Größenstruktur landwirtschaftlicher Betriebe,
geänderte Fassung v. 17.4.12, Datenstand 2010, Zugriff Juni 2013.
Die Aufgliederung nach den Flächenanteilen verdeutlicht dieses Bild. Die Betriebe über
100 ha Betriebsgröße - dies sind 16 Prozent aller Betriebe - bewirtschafteten 2010 fast
50 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche im Kreis. Zum aktuellen Zeitpunkt dürfte sich
dieses Verhältnis noch weiter verschoben haben.
IfR
165
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Abb. 28
Entwurf 12.3.2014
Landwirtschaftliche Betriebsgrößen im Vergleich: Flächenanteil nach
Größenklassen [%]
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Statische Berichte: Größenstruktur landwirtschaftlicher Betriebe,
geänderte Fassung v. 17.4.12, Datenstand 2010, Zugriff Juni 2013.
Hieraus ist der Schluss zu ziehen, dass den wenigen, großen Betrieben heute eine überragende Bedeutung bei der Bewirtschaftung der Flächen und damit für die Erhaltung der
Kulturlandwirtschaft zukommt.
Viehhaltung und -schlachtung
Im Rhein-Lahn-Kreis ist die Zahl der gehaltenen Tiere in den letzten Jahrzehnten insgesamt stark zurückgegangen. Dies betraf am stärksten die Schweine-, aber auch die Rinderhaltung (2010: 16.892 bzw. 11.658). Die Haltung von Schafen hat dagegen seit den
90er Jahren eine stabile Entwicklung genommen (2010: 5799). Leichte Zuwächse sind in
der Pferdehaltung zu verzeichnen (2010: 1151), wobei diese zunehmend als „HobbyPferde“ und nur noch in geringem Maße als Arbeitstiere eingesetzt werden. Die „HobbyHaltung“ von Pferden durch Privatpersonen führte in jüngerer Vergangenheit zu einigen
Konfliktfällen durch nicht ausreichende Sachkenntnis und/oder nicht ausreichende finanzielle Ausstattung der Halter.
Die in Tab. 52abgebildete, rückläufige Entwicklung – v.a. bei Schweinen und Rindern rührt zuvorderst aus dem landwirtschaftlichen Strukturwandel und der Aufgabe vieler
kleiner Familienbetriebe, die die Tiere nicht mehr versorgen konnten oder wollten.
Tab. 52
Entwicklung der
Viehhaltung in RheinLahn-Kreis
Quelle: Statistisches Landesamt RheinlandPfalz, Datenstand 2010, Zugriff Juni 2013.
Im Rhein-Lahn-Kreis ist in Niederwallmenach ein großer Schlachtbetrieb beheimatet. Dies stellt eine
regionale Besonderheit und aufgrund der kurzen Anfahrtswege einen wichtigen Standortfaktor für die
IfR
166
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Viehhaltende heimische Landwirtschaft dar. Der Schlachthofbetreiber möchte nach eigenen Angaben „aus der Region für die Region“ schlachten.212Die Rinder kommen hierzu
nahezu komplett aus dem Landkreis, die Schweine größtenteils.213
Rolle und Verankerung im öffentlichen Bewusstsein
Zu beachten sind hier ebenfalls die Auswirkungen des Strukturwandels auf das soziale
Gefüge. Stammten die entscheidenden Landwirtbewirtschafter in einer Gemeinde vor
Jahrzehnten durchweg aus der Gemeinde selbst, werden die Flächen einer Gemeinde
heute zunehmend von Großbetrieben bewirtschaftet, die ihren Sitz oft weder in der Gemeinde selbst noch in mittelbarer Nachbarschaft haben. Dies wirkt sich negativ auf das
„Bewusstsein“ für die Rolle der Landwirtschaft in einem ländlich geprägten Raum wie
dem Rhein-Lahn-Kreis aus.
Hinzu kommen hier Faktoren wie die zunehmende Spezialisierung und Mechanisierung
der Betriebe, die die moderne Landwirtschaft immer weiter von dem größtenteils noch
vorhandenen „idyllischen“ Bild einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft entfernen. Auch die
bauliche Gestaltung der Gehöfte in Form von zweckmäßigen, großen Gebäuden trägt zu
dieser Entwicklung bei.
Gehörten „Landwirtschaft“ und „Leben im ländlichen Raum“ bis vor 5 Jahrzehnten wie
selbstverständlich zusammen, ergeben sich heute nur noch für wenige Menschen direkte
Berührungspunkte - und wenn doch, rühren diese teils aus Konflikt-Situationen rund um
Emissionen oder der Nutzung von Wirtschaftswegen.
Neben der Landbewirtschaftung wirkt sich hier der Rückgang der Viehhaltenden Betriebe
besonders gravierend aus, da hierdurch ein prägendes Element des ländlichen Raumes
sukzessive wegfällt (s.o.).
5.12.7
Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte / Diversifizierung
Neben den „klassischen“ Vermarktungswegen der landwirtschaftlichen Produktion, z.B.
über die Genossenschaften, haben sich in den letzten Jahren einige Betriebe offensiv im
Bereich der Direktvermarktung positioniert. Schätzungen gehen von einer Direktvermarkter-Quote von 20 bis 25 % aus.214
Der Kreis unterstützt diese Betriebe mit seiner Initiative „Natürlich aus dem Rhein-LahnKreis“ Die Initiative ist ein Ergebnis des „lokale Agenda 21-Prozesses“, sie entwickelt gemeinsame Aktionen und führt regelmäßige Veranstaltungen in der Region durch. Die Betriebe sind auf Wochenmärkten 215 und Großveranstaltungen216 in der Region präsent.
Das wichtigste Marketing-Instrument ist das Direktvermarkter-Verzeichnis „Natürlich aus
dem Rhein-Lahn-Kreis“ als Broschüre und im Internet, das von der Wirtschaftsförderung
des Kreises gestaltet und verbreitet wird.217
Neben der Ab-Hof-Vermarktung kommt der Vermarktung über den lokalen Einzelhandel
eine wichtige Rolle zu. Hier hat sich die Situation in den letzten zehn Jahren deutlich po-
212
http://www.metzgerei-bayer.de/
Expertengespräch Kreisverwaltung, Abt. Landwirtschaft
214
Expertengespräch Kreisverwaltung, Abt. Landwirtschaft
213
215
z.B. Bad Ems: mittwochs, Nassau: donnerstags, Nastätten: freitags, Braubach: samstags
216
Bauernmarkt in Nastätten, jedes Jahr im Mai, samstags (vor Muttertag). Blaufärbermarkt in Nastätten, jedes
Jahr Anfang November, sonntags
217
http://www.direktvermarkter-rlk.de/
IfR
167
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
sitiv entwickelt. Die meisten Handelsketten führen heute eine eigene Regionalmarke und
andersartige regionale Kennzeichnungen oder integrieren die Produkte lokaler Produzenten in ihr Sortiment. Als ein Beispiel für ein frühes Engagement in diesem Bereich mag
der REWE in Katzenelnbogen gelten, der auch die lokal erzeugten Fleisch- und Wurstwaren weiter vermarktet.
Abb. 29
Standorte der
Direktvermarkter im
Zusammenschluss
„Natürlich aus dem RheinLahn-Kreis“
Quelle:
http://www.rhein-lahn-info.de/datenimport/broschueren/natuerlichdirektvermarkter.pdf
Die Kombination Landwirtschaft und Tourismus wird im Rhein-Lahn-Kreis von insgesamt
nur drei Betrieben angewendet:



Ponyhof Ludwig, Schweighausen
Landhaus Lichius, Hömberg
Ferienhof Taunusblick, Hömberg
Diese Betriebe sind auf dem rheinland-pfälzischen Portal „Urlaub auf Bauern- und Winzerhöfen“ bzw. „NatUrlaub“ gelistet.
Weitere Möglichkeiten zur Diversifizierung ergeben sich z.B. in den Bereichen EnergieErzeugung und dem Anbieten von Versorgungsleistungen. Hierzu liegen keine weiteren
Informationen vor.
5.12.8
Weinbau
Im Rhein-Lahn-Kreis wird entlang des Rheins und entlang der Lahn Weinbau betrieben.
Dabei handelt es sich überwiegend um Steillagen-Weinbau, der Einsatz von Maschinen ist
kaum möglich. Alle Weinlagen des Rhein-Lahn-Kreises liegen im Anbaugebiet Mittelrhein.
Es ist eines von 13 Gebieten in Deutschland. Der geographische Begriff „Mittelrhein“ umfasst die Weinlage beiderseits des Flusstales. Auf einer Länge von etwa 100 Kilometern
von Kaub bis Koblenz und bis zum rechtsrheinischen Königswinter kurz vor Bonn. Die
Weinlagen an der Lahn sind hierin integriert.
IfR
168
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Rheintal
Das Rheintal zeichnet sich durch viele Sonnentage und eine windgeschützte Lage aus.
Dabei wirken sowohl der Rhein als auch die Schieferfelsen als Wärmespeicher. Die überwiegenden Rebsorten sind Riesling, Müller-Thurgau, Kerner und Spätburgunder.218
Im Rheintal betreiben aktuell noch ca. 25 Betriebe Weinbau mit einem Schwerpunkt von
neun Betrieben in Kaub.219 Die genaue Flächenmenge ist nicht bekannt, da die Statistiken
das Weinbaugebiet als Ganzes erfassen. Generell finden sich aktiv bewirtschaftete Weinbaulagen in den Gemeinden Kaub, Dörscheid, Bornich und St. Goarshausen. Nördlich des
St. Goarshausener Stadtteiles Wellmich findet sich bis Lahnstein rechtsrheinisch durch
den Mangel an geeignet ausgerichteten Lagen kein Weinbau mehr.
Die Erzeugung und Vermarktung verläuft sowohl über direktvermarktende Betriebe als
auch über die Winzergenossenschaft „Loreley“ Bornich e.G., die im Bereich der Gemarkungen Bornich, St. Goarshausen und Dörscheid agiert.
Lahntal
An der Lahn wird seit dem 13. Jahrhundert Wein angebaut. Im 19. Jahrhundert existierten ca. 100 ha Weinbergsfläche im Bereich von Limburg bis Lahnstein. Heute werden in
den Gemeinden Weinähr und Obernhof noch etwa sechs ha von sechs Winzern bewirtschaftet. Als Folge des Weingesetzes von 1971 wurde die „Großlage Lahntal“ dem Anbaugebiet Mittelrhein zugeordnet. Die gesamte Erzeugung wird als Flaschenwein vermarktet. Allen Weinbaubetrieben ist ein Gasthaus oder eine Gutsschänke angeschlossen.220
Einen wichtigen Baustein zur Zukunftsfähigkeit des Weinbaus an der Lahn stellte das aktuell laufende Bodenordnungsverfahren im Bereich der Weinbergslage in Obernhof und
Weinähr dar. Im Ergebnis werden brach liegende Flächen von Bäumen und Büschen befreit und die Anbaufläche auf mehr als zehn Hektar vergrößert. Die erste volle Ernte auf
den neuen Flächen wird voraussichtlich im Jahr 2018 eingefahren werden können. Die
Flurbereinigung soll auch die Voraussetzungen für eine effizientere Bewirtschaftung der
Weinberge schaffen und die einzusetzenden Arbeitsstunden pro Hektar verringern. 221
5.12.9
Forstwirtschaft
Wie in Kap. 5.12.1 und Tab. 50 dargestellt, erstrecken sich die größten Waldbestände in
unmittelbarer und mittelbarer Nachbarschaft der beiden Flusstäler. Dies hat in vielen
Teilräumen eine recht ausgeprägte Hängigkeit und erschwerte Bewirtschaftungsverhältnisse zur Folge. In den VGn Nastätten und Hahnstätten geht die Bedeutung des Waldes
gegenüber den landwirtschaftlichen Flächen zurück, liegt aber mit 36 bzw. 37% Flächenanteil nur knapp unter dem Landesdurchschnitt von 42%.
218
http://www.rhein-lahn-info.de/wein-tips/tips.htm
219
http://www.rhein-lahn-info.de/wein-tips/winzer.htm
220
http://www.mittelrhein-wein.com/weinland/lahn.html
221
http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/bad-ems_artikel,-Lahnwein-Winzer-erhoffen-sich-von-
Flurbereinigung-mehr-Flaeche-und-weniger-Handarbeit-_arid,537973.html
IfR
169
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Insgesamt ist der Rhein-Lahn-Kreis mit fast 47% Flächenanteil Wald ein sehr waldreicher
Kreis. Davon sind etwa 57% Mischwald, 29% Laubwald und 9% Nadelwald. Seit 1978 hat
die Waldfläche um knapp 7% zugenommen (RLP gesamt: 8,7%). 222
Die Waldbewirtschaftung wird im Rhein-Lahn-Kreis von zwei Forstämtern aus organisiert:


Forstamt Lahnstein: Stadt Lahnstein, VG Bad Ems, VG Nassau, VG Diez, VG Hahnstätten, VG Loreley Nord
Forstamt Nastätten: VG Loreley Süd, VG Nastätten, VG Katzenelnbogen
Die Bedeutung der Forstwirtschaft ist insg. nur schwer abschätzbar. Daten über Forstbetriebe, Mitarbeiterzahlen, etc. liegen auf Kreisebene nicht vor. Im Kreisgebiet existieren
noch einige kleinere und mittlere Holzbau-Unternehmen. Zu Sägewerken findet sich in
den Branchenverzeichnissen aktuell nur ein Unternehmen in Braubach.
5.12.10
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
attraktive Kulturlandschaft
Bewusstsein in der Bevölkerung für den Wert
der Landschaft teilweise gering ausgeprägt
Zwei Welterbe im Landkreis
Naturpark Nassau
Vielfältige Betriebsstruktur von Kleinstbetrieben
zu Großbetrieben
Zahlreiche Direktvermarkter
Landwirtschaft: Teilbereiche mit geringer Bodenqualität und ungünstiger Topographie
Mangelndes Bewusstsein für die Rolle und den
Wert der Landwirtschaft
Schlachthof in Niederwallmenach
Wenige diversifizierte Betriebe, wenig Aktivität
im Tourismus
Chancen
Risiken
Sicherung und stärkere Vermarktung des attraktiven Landschaftsbildes und seiner prägenden Elemente, weitere Bewusstseinsbildung für
den Wert der Kulturlandschaft
Landwirtschaft: Aufgaben weiterer Betriebe
durch fehlende Betriebsnachfolger, ggf. fehlende Flächenbewirtschaftung, weiterer Verlust an
„Bindung“ der Landwirtschaft im Heimatraum
Natur, Landschaft und Landbewirtschaftung
(Trend „Landlust“) als Entwicklungspotenzial
Negative Auswirkungen von
anlagen auf das Landschaftsbild
Stärkung der Landwirtschaft durch regionale
Wertschöpfung und Vermarktung, Diversifizierung, Anbindung an den Tourismus
Beschränkungen in der Weiterentwicklung der
Gemeinden und Privater durch den WelterbeStatus
Windenergie-
Bewusstseinsbildung für Wert und Rolle der
Landwirtschaft im ländlich geprägten Kreis
„Selbstversorgung“ im privaten Bereich (aktueller Trend zu Garten, Kleintierhaltung etc.)
222
StaLA
RLP.
Statistischer
Bericht
Landwirtschaft
2011.
http://www.statistik.rlp.de/fileadmin/dokumente/nach_themen/verlag/baende/band400_die_landwirtschaft_20
11.pdf
IfR
170
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.13
Entwurf 12.3.2014
Tourismus
Der Tourismus nimmt im Rhein-Lahn-Kreis eine bedeutende Position ein. Wenn auch einige strukturelle Aspekte mit denen anderer Wirtschaftsbereiche vergleichbar sind (z.B.
die Situation im Bereich Ausbildung, Fachkräfte), so rechtfertigt die touristische Ausrichtung, insbesondere der Gemeinden entlang des Rheins aber auch entlang der Lahn die
Erörterung in einem eigenen Kapitel.
Auch das LEP IV kommt im Kapitel „Erholung und Tourismus“ zur Feststellung, dass der
Rhein-Lahn-Kreis „bis auf wenige Ausnahmen in den Verbandsgemeinden Nastätten, Katzenelnbogen, Hahnstätten und Diez … als landesweit bedeutsamer Bereich für Erholung
und Tourismus angesehen werden“ kann 223.
Unter „Tourismus“ wird hier ausschließlich der Bereich verstanden, der von Gästen, die
von außen in die Region kommen genutzt wird. Davon getrennt ist der Bereich der „Naherholung“ zu sehen. Hier stehen zuvorderst die einheimische Bevölkerung und der
„Wohnwert“ der Region im Fokus (siehe hierzu Kapitel 5.10).
5.13.1
Destinationen und touristische Marketingstruktur
Der Gast in einer Region orientiert sich in aller Regel nicht an politisch-administrativen
Räumen oder Regionen, sondern an touristischen „Destinationen“. In Rheinland-Pfalz
sind diese Destinationen in der Mehrheit an den Flüssen und Gebirgslandschaften festgemacht. Entsprechend ordnen sich die Teilregionen des Rhein-Lahn-Kreises zwei Destinationen zu:

Das Rheintal von Kaub bis Lahnstein als "Tal der Loreley": Touristikgemeinschaft
Tal der Loreley, s.u.

Das Lahntal von
Touristik, s.u.
Diez
bis
Lahnstein:
Touristikgemeinschaft
Lahn-Taunus-
Die südöstlichen Bereiche des Kreises lassen sich landschaftlich am ehesten dem nördlichen Taunus zuordnen. Eine touristische Anbindung an die Taunus Touristik Service e.V.,
die nur auf hessischer Seite agiert, findet aber nicht statt.
Neben den beiden regionalen Zusammenschlüssen gibt es in jeder VG und der Stadt
Lahnstein eigene Touristeninformation bzw. „Verkehrsämter“. Diese nehmen gebündelt
die Aufgaben für die einzelnen Ortsgemeinden/Städte wahr.
Nahezu alle touristischen Angebote und Strukturen im Kreis lassen sich den beiden o.g.
Destinationen zuordnen. Einen Sonderfall bildet das Welterbe Limes, das mehrere Destinationsbereiche durchquert (Rheintal, Lahntal, Taunus, …).
„Rhein-Touristik Tal der Loreley e.V.“
Die „Rhein-Touristik Tal der Loreley e.V.“ mit dem Loreley Besucherzentrum erstreckt
sich sowohl auf die rechts- und linksrheinischen Gemeinden des oberen Mittelrheintales
von Kaub bis Lahnstein. Die touristischen Highlights sind kaum in Gänze aufzählbar, benannt seien nur die zahlreichen Burgen, der Loreley Felsen, die große Anzahl mittelalterlicher Stifts- und Pfarrkirchen und das einzigartige Landschaftsbild des Rheintales. Das
kennzeichnende gemeinsame Merkmal ist der Status der Region als anerkanntes „Welterbe“ durch die UNESCO. Dieser Status liefert auch ein entscheidendes Vermarktungsar-
223
IfR
LEP IV, Karte 18, Seite 143
171
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
gument für das gesamte Obere Mittelrheintal. Der hierzu gegründete Zweckverband (vgl.
Kap. 2.4.3, S. 20) übernimmt u.a. auch touristische Aufgaben, z.B. die Führung eines
Gastgeberverzeichnisses.
Neben der regionalen Organisation gibt es auf der lokalen Ebene beiderseits des Rheines
noch eine Vielzahl weiterer Tourist-Informationen mit eigenem Personal, Vermittlungsservice und Aktivitäten, z.B. die „TIn“ in Boppard, Osterspai, St. Goar und Lahnstein sowie die Verkehrsämter Braubach, Kamp-Bornhofen, Kaub und Lorch
Touristikgemeinschaft Lahn-Taunus-Touristik224
Durch die Touristikgemeinschaft Lahn-Taunus-Touristikwird der gesamte Lahntal-Bereich
ab der hessischen Landesgrenze bis zur Mündung in den Rhein abgedeckt. Mitglieder sind
neben den direkten Lahn-Anlieger-Verbandsgemeinden Diez, Nassau und Bad Ems noch
die Stadt Lahnstein sowie für den „Taunus-Bereich“ die Verbandsgemeinden Hahnstätten
(Aartal), Katzenelnbogen (Einrich) und Nastätten (Blaues Ländchen).
Neben der Lahn mit ihren Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten verfügt der Lahn-TaunusRaum über zahlreiche einzelne Sehenswürdigkeiten, wie z.B. Kirchen, Quellen, Burgen
oder Schlösser.
Die Lahn-Taunus-Touristik e.V. selbst sowie die drei lokalen Tourismus-Organisationen
entlang der Lahn (Touristik im Nassauer Land e. V., Touristinformation Stadt Diez, Stadtund Touristikmarketing Bad Ems e. V.) sind wiederum Mitglied im länderübergreifend
aufgestellten Lahntal Tourismus Verband225, der Dachorganisation für den Tourismus im
Lahntal.
5.13.2
Tourismus-Strategie des Landes
In den letzten Jahren erfolgt die Vermarktung der touristischen Infrastruktur in Rheinland-Pfalz im Schwerpunkt entlang der in der „Tourismus-Strategie 2015“226 entwickelten
vier Leitthemen: „Wandern“, „Radwandern“, „Wein“ und „Ich-Zeit“ (Wellness). Diese vier
Themen stehen wiederum in Verbindung mit dem neuen Strategiefeld II „Profilierung
durch Regionalität, Kultur und Natur“.
Die für den Rhein-Lahn-Kreis wichtigen Themen „Kultur“ und „Natur“ werden also „quer“
zu diesen vier Leitthemen vermarktet. Themen und Strukturen, die sich hier nicht oder
nur bedingt einordnen, werden in der (RPT-gestützten) Vermarktung wie auch bei Landesförderungen weniger stark unterstützt.
Im Rhein-Lahn-Kreis betrifft dies allen voran das Welterbe Limes ebenso wie kleinere
Strukturen wie den Herthasee in Holzappel (VG Diez). Hier gilt, dass ihre Entwicklung von
der/den Gemeinde(n) und weiteren Unterstützern vorangetrieben wird, es aber bei größeren Investitionen und bei der Vermarktung oft an Unterstützung mangelt.
Bezüglich der thematischen Orientierung seitens des Landes greifen im Projektgebiet die
touristischen Angebote aus allen vier Bereichen. Hinzu kommt noch das Thema „Wasserwandern“, v.a. in Bezug auf die Lahn.
224
225
226
IfR
Quelle: http://www.rhein-lahn-info.de
Quelle: www.daslahntal.de
Quelle: http://www.mwkel.rlp.de/File/Tourismusstrategie-2015-pdf
172
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.13.3
Entwurf 12.3.2014
Die touristische Ressourcen
Vor der Betrachtung der einzelnen im Rhein-Lahn-Kreis möglichen touristischen Aktivitäten gilt es, sich die eigentliche „Basis“ des Tourismus in der Region Überblicks-artig zu
verdeutlichen. Dies sind einerseits echte „Highlights“ wie das Mittelrheintal oder auch das
Lahntal sowie andererseits Potenzialbereiche, in denen der Tourismus heute (noch) keine
bedeutende Rolle spielt.
Mittelrheintal

Alleinstehendes Landschaftsbild, Auslöser für
Impulsgeber für bedeutende Künstler und Werke
sog.
„Rhein-Romantik“
und

Teil der Welterbe-Region Oberes Mittelrheintal

Zahlreiche Burgen und Burgruinen

Global bekanntes Highlight Loreley

Weinbau bei Kaub und St. Goarshausen

Gewachsene touristische Entwicklung mit zahlreichen HOGA-Betrieben in allen
Orten entlang des Rheins

Bahn als historischer Gunstfaktor bzgl. Erreichbarkeit, heute nachteilig wg.
Lärmemissionen

Erschließung / Aktivitäten, u.a.: Wandern, Radwandern, Ausflüge/“sight-seeing“,
Ausflugsschifffahrt (siehe Kap. 5.13.4)
Lahntal

Attraktives Landschaftsbild durch tief eingeschnittenes Tal und bewaldete
Hangebereiche, Teilbereich im Naturpark Nassau

Bad Ems als bedeutender Kur- und Badeort

Zahlreiche Burgen und Schlösser

Historie (Oranien-Nassau), v.a. Diez und Nassau

Erschließung / Aktivitäten, u.a.: Wandern, Radwandern, Kuren, Ausflüge/“sightseeing“, Wasserwandern, Ausflugsschifffahrt (siehe Kap. 5.13.4)
Limes

Abschnitt im Rhein-Lahn-Kreis 33 km gehört zu den am besten erhaltenen
Abschnitten am deutschen Limes

Welterbe-Status

Rekonstruierte Limes-Anlagen, z. B. Freilichtmuseum Kastell Pohl, Stephansturm
Arzbach

Erschließung / Aktivitäten, u.a.: Wandern, Radwandern
eingeschränkt) Ausflüge/“sight-seeing“ (siehe Kap. 5.13.4)
(Zielgruppen-
Potenzial-Bereiche
IfR

3 Potenzial-Bereiche: „Blaues Ländchen“ (v.a. VG Nastätten), Einrich (v.a. VG
Katzenelnbogen), Aartal (VG Hahnstätten)

landschaftlich attraktive Mittelgebirgs-Kleinregionen, Bekanntheitsgrad mittel bis
gering, keine Alleinstellungsmerkmale

Lage im Einzugsbereich der touristischen Destinationen Rheintal, Lahntal und
Taunus sowie unmittelbar/mittelbar zum Limes
173
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Erschließung / Aktivitäten, (teils gegeben, teils potenziell) u.a.: Wandern,
Radwandern (Zielgruppen-eingeschränkt) Ausflüge/“sight-seeing“ (siehe Kap.
5.13.4)
5.13.4
Die touristische Aktivitäten
Die oben beschriebenen touristischen „Ressourcen“ des Landkreises lassen sich auf unterschiedliche Weise erfahren und erleben. Oftmals sind die einzelnen Aktivitäten dabei
nicht strikt voneinander trennbar sondern werden vom Gast kombiniert, so sind z.B.
zahlreiche Radwanderer gleichzeitig auch Kultur-interessierte „Ausflugs-„ bzw. „Städtetouristen“.
Wandern
Der „Boom“ den das Wandern in den letzten Jahren erlebt hat, hat auch vor dem RheinLahn-Kreis nicht halt gemacht. Die wichtigsten Wanderwege im Kreis bzw. die diesen
durchqueren sind in Tabelle Tab. 53 aufgelistet. Darüber hinaus gibt es in der Region
noch eine Vielzahl weiterer lokaler Wanderwege, die oft als Rundwanderwege von den
Gemeinden angelegt wurden.
Tab. 53
Regionale und überregionale Wanderrouten im Rhein-Lahn-Kreis
Wanderweg
Zertifikat
Verlauf
Internet-Seite / Quellen
Rheinsteig
QWD
rechtsrheinisch von Bonn bis
Wiesbaden, 320 Km
http://www.rheinsteig.de
ca. 750.000 Gäste/Jahr227
Rheinhöhenweg(tlw. von
Rheinsteig
überlagert)
---
rechtsrheinisch von Bonn bis
Wiesbaden,
ca.
272
Km
(unterschiedliche Angaben)
n.v.
Lahnwanderweg(neu seit
2012, in RLP
teils
schon
2010)
QWD
Im RLK von Lahnstein bis
Diez,
ca.
65.
Km.
„Lahnhöhenweg“ insg. von der
Quelle bis zur Mündung ca.
290 Km.
Eigene HP: http://www.lahnwanderweg.com/
Limesweg
/
Limeswanderweg
---
von Rheinbrohl bis Eining
(Donau) 550 Km, verläuft
quer durch den Kreis
Eigene HP: http://www.limeswanderweg.info/
Aar-Höhenweg
---
Von
Taunusstein/Orlen
(Hessen) bis Diez, 62 Km
Eigene HP n.v.
(zw. Diez
und
Lahnstein)
Quellen:
http://www.lahnwanderweg.com/lahnwander
weg/index.html
http://de-de.daslahntal.de/public/aktiv-imlahntal/wandern/lahnwanderweg/
Quellen,
u.a.:
http://www.wwvhg.de/limesweg1.htmhttps://www.rother.de/t
itpage/4432.php
Quelle,
www.wanderkompass.de/Hessen/aarhohenweg.html
u.a.:
http://www.vghahnstaetten.de/vg_hahnstaetten/Tourismus
Anmerkung: „QWD“ = Qualitätsweg Wanderbares Deutschland. Im Rhein-Lahn-Kreis
Premiumwege, die mit dem Deutschen Wandersiegel „DW“ ausgezeichnet wurden.
gibt
es
keine
Das Wandern hat sich im Tourismus-Bereich im Zuge der „Premium-Bewegung“ zu einem
bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. In der Region gilt dies v.a. für den Rheinsteig.
227
IfR
Schätzung durch Rheinsteig-Büro, Frank Gallas (Abfrage im Mai 2013)
174
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Entlang der Lahn gibt es hier noch Entwicklungsmöglichkeiten, da der Lahnwanderweg
erst vor kurzem zertifiziert und damit für ein breiteres Publikum interessant wurde. Deutlich wird dies u.a. an der vergleichsweise geringen Anzahl der „Wanderfreundlichen Gastgeber“. Außer in Bad Ems findet sich nur ein Betrieb in Balduinstein (VG Diez) und drei in
der VG Nassau. Wohingegen allein in der VG Loreley – bedingt durch den Rheinsteig allein 22 Betriebe das Qualitätssiegel führen.
Tab. 54
Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland im Rhein-Lahn-Kreis
VG
Anzahl
… in den Orten
Loreley
22
1 Dörscheid, 5 Kamp-Bornhofen, 7 Kaub, 3 Kestert, 1 Osterspai, 4 St.
Goarshausen, 1 Nochern
Lahnstein
3
3 Stadt Lahnstein
Bad Ems
6
6 Stadt Bad Ems
Nassau
3
2 Nassau, 1 Weinähr
Diez
1
1 Balduinstein
Quelle: http://www.wanderbares-deutschland.de/ (Stand April 2013)
Radwandern
Das „touristische“ Radfahren erfährt im Rhein-Lahn-Kreis seine Bedeutung durch die beiden hier verlaufenden zertifizierten Radfernwege - den Lahn-Radweg (63 km, Abschnitt
von Lahnstein bis Limburg) und den Rhein-Radweg (Abschnitt von Kaub bis Lahnstein)228.
Themenrouten, wie der Loreley-Aar-Radweg zwischen St. Goarshausen und Hahnstätten
(44 km), der Aar-Radweg zwischen Diez und Bleidenstadt in Hessen (43 km), die Waldund Wieseroute bei Diez (21,5 km) ergänzen das Radwegenetz 229.
Der Lahntalradweg - nach einer Studie der Universität Marburg (2002) von etwa 240.000
Radfahrer/Jahr befahren – weist zwischen Geilnau und Laurenburg eine „Lücke“ auf. Diese wurde in Kapitel 5.1.5 (S. 64) bereits erörtert.
Die Höhenregionen südlich der Lahn eignen sich aufgrund der Höhenunterschiede eher
für eher sportlich orientierte Zielgruppen.
Wasserwandern (Kanu)
Als touristische Aktivität kommt im Bereich der Lahn noch das Thema „Wasserwandern“
hinzu. Auf einer Strecke von ca. 160 km ist die Lahn mit dem Kanu ganzjährig befahrbar.
Hauptsaison ist allerdings zwischen April und Oktober, die Schleusen sind ab April täglich
geöffnet, von November bis März nur nach Anmeldung. Verschiedene Anbieter bieten
Touren für unterschiedliche Zielgruppen an.
Die VGn sind zum Teil dem Bundesverband für Kanufahrer angeschlossen. Nach o.g. Studie der Universität Marburg frequentieren ca. 120.000 Wasserwanderer im Jahr die Lahn.
Diese Zahl kann sich mit dem Ausbau der Infrastruktur noch deutlich nach oben entwickelt haben. Nach einer bundesweiten Untersuchung ist die Lahn sogar der beliebteste
Kanu-Wanderfluss Deutschlands.230
228
Radwanderland RLP, Zugriff: http://www.radwanderland.de/application/routenplaner?routing=radrouten
(Stand März 2013)
229
Radwanderland RLP, Zugriff: http://www.radwanderland.de/application/routenplaner?routing=radrouten
(Stand März 2013)
230
http://lahntours.de/lahn_kanu_lahn.html
IfR
175
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Offizielle Ein- und Ausstiegsplätze im Rhein-Lahn-Kreis sind Diez, Laurenburg, Obernhof,
Nassau, Bad Ems und Niederlahnstein. Sie verfügen alle über Toilettenanlagen, Rastplätze und Informationstafeln zu Unterkünften, Gastronomie, ÖPNV-Anbindungen, etc..231
„sight-seeing“ / Ausflugs- bzw. Städtetourismus
Im Rhein-Lahn-Kreis stechen u.a. die Städte Diez, Nassau, Bad Ems sowie Lahnstein mit
ihrem touristisch-kulturellen Angebot heraus und werden entsprechend als „Ausflugsorte“
angefahren. Sie bauen auf den Reiz der teils mittelalterlichen (Diez)teils klassizistischen
(Bad Ems) Stadtkulissen sowie auf die Highlights wie den Schlössern und Burgen in Diez
und Nassau. Begleitend weisen alle vier genannten ein ihrer Größe entsprechendes Kultur-, Einkaufs- und Gastronomie-Angebot auf, dessen Ausprägung für den „Städtetouristen“ von hoher Bedeutung ist, hier aber im Einzelnen nicht bewertet werden kann.
Kuren
Ein besonderer Baustein im Tourismus-Spektrum des Rhein-Lahn-Kreises ist die Kurstadt
Bad Ems. Hierzu einige Kennzahlen / Merkmale232:

Staatlich anerkannter Kurort

15 Heilquellen, alkalisch-muriatische Säuerlinge

Traditioneller Ruf als Heilbad für Katarrhe und Asthma

Betriebe/Einrichtungen:
Staatsbad-Bad
Ems,
Kurtheater,
Marmorsaal,
Brunnenhalle, Kurorchester, Kurpark, Emser Therme/Thermalbad, Hufeland-Klinik
(Zentrum für Pneumologie, Beatmung und Naturheilmedizin), Paracelsus-Klinik,
Dryander-Klinik, AOK-Klinik, zahlreiche kleinere Anbieter von Gesundheits-,
Rehabilitations- und „Wellness“-Leistungen
Das „Kuren“ war und ist einem Wandel in Bezug auf seine Gästestrukturen unterworfen.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte zunächst der Übergang vom Refugium privater Gäste zum Heilbad für Kurgäste, die auf Basis von Maßnahmen der Versicherungen zur Kur in eine Klinik oder ein Sanatorium entsandt wurden. 233
Schon seit einigen Jahren werben die Tourismusstellen und die Anbieter wieder verstärkt
um private Besucher mit Wellness- und Gesundheitsorientierung. Dennoch sind nach Angaben des Statistischen Landesamtes (2010) die Bettenauslastungen in den Kurkliniken
in Rheinland-Pfalz allgemein leicht rückläufig, auch die Übernachtungen in den Heilbädern
gehen ebenfalls leicht zurück. Dennoch weisen die Heilbäder unter den Tourismusorten
die allgemein die längste durchschnittliche Verweildauern auf (siehe auch Tab. 55, S.
177), was im Sinne der Wertschöpfung als positiver Faktor zu bewerten ist.
Bad Ems rangiert nach einer Untersuchung des Landes in der Werbedarstellung weit vorn
im Vergleich zu den anderen 20 Kurorten im Land. Bad Neuenahr weist dagegen mit Abstand die höchsten Übernachtungszahlen in RLP auf. 234
Weitere
Wie in jeder Region gibt es im Rhein-Lahn-Kreis noch weitere Angebote und Strukturen,
die sich eher indirekt einem der o.g. „Aktivitätsbereiche“ zuordnen lassen oder aber meh-
231
http://de-de.daslahntal.de/public/aktiv-im-lahntal/wasserwandern/ausstiegsstellen/
Quelle: http://www.staatsbad-badems.de/thermal_heilquellen.html
233
http://www.bad-ems.de/vg_bad_ems/
234
Rhein-Zeitung vom 13.02.2013, www.rhein-zeitung.de/region/bad-ems_artikel,-Bad-Emser-Touristikerwollen-Luecken-im-Angebot-schliessen-_arid,554107.html
232
IfR
176
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
reren zuzuordnen wären, die aber nichts desto weniger für das Gesamtbild der Region
bedeutend sein können. Im Kreis sind hier u.a. zu nennen: der Kletterpark in Diez, die
Sommerrodelbahn in St. Goarshausen oder der Märchenwald in Burgschwalbach.
5.13.5
Tourismus in Zahlen
Die allgemein bekannten Kennzahlen, die die touristische Leistungsfähigkeit einer Region
beschreiben sind die Anzahl der Betriebe, Betten, Gäste und Übernachtungen sowie die
durchschnittliche Verweildauer in Tagen.
Tab. 55
Kennzahlen im Tourismus im Vergleich
VG’n im RLK
Betriebe
Angebotene
Betten
Gäste
Übernachtungen
Ø Verweildauer (Tage)
Bad Ems
25
1643
47.741
328.851
7
Loreley
56
2.610
90.906
214.883
2
Stadt Lahnstein
11
1.127
41.437
108.688
3
Diez
15
731
27.824
90.644
3
Nassau
17
642
19.232
53.474
3
Katzenelnbogen
5
0
7697
18.334
2
Nastätten
7
0
0
0
/
Hahnstätten
2
0
0
0
/
St. Goar-Oberwesel
33
1.875
114.902
242.526
2
Stadt Boppard
35
2.439
117.279
315.925
3
8
324
11.462
22.719
2
Rhein-Lahn-Kreis
139
7.183
240.881
827.364
3
WW
100
5.188
264.689
702.824
3
SIM
146
7.322
413.286
890.543
2
MYK
161
7.270
300.011
673.633
2
Øaller Landkreise
128
6.935
261.061
778.842
/
Rhens
Quelle: Statistisches Landesamt RLP. Stand: Tourismus 2012. Zugriff: Mai 2013
Im Vergleich aller Landkreise in Rheinland-Pfalz wird deutlich, dass der Rhein-Lahn-Kreis
bei der Anzahl der Gäste leicht unter dem Durchschnitt - bei den Betrieben, Betten sowie
Übernachtungen aber über dem Durchschnitt liegt. Die hohe Zahl an Übernachtungen
wird in der Mehrheit über den Kurtourismus in Bad Ems generiert. Die Verweildauer entlang des Rheins bleibt dazu im Vergleich deutlich zurück, was aber auch in den linksrheinischen VGn so beobachtet werden kann.
In Katzenelnbogen, Nastätten und Hahnstätten spielt der Tourismus bis dato eine geringe
Rolle, was an den niedrigen bzw. nicht darstellbaren Zahlen erkennbar ist.
Betrachtet man die gleichen Kennzahlen in ihrer historischen Entwicklung seit 1994 (siehe Tab. 56) so fällt ins Auge, dass sich die Zahl der Betriebe, der Betten und auch der
Übernachtungen nicht über den Ausgangswert hinaus entwickeln konnten. Die Zahl der
Gäste aber ist - entsprechende Schwankungen inbegriffen – gestiegen. Die daraus resultierende Abnahme der Verweildauer ist keine für den Rhein-Lahn-Kreis spezifische Entwicklung, sondern entspricht dem allgemein erkennbaren Trend zu Kurzreisen, Wochenend-Ausflügen und häufigeren Wechseln der Übernachtungsorte.
IfR
177
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Gut auszumachen ist der sog. „BUGA-Effekt“ durch die Bundesgartenschau in Koblenz im
Jahr 2011 mit sprunghaft steigenden Werten bei den Gästen und Übernachtungen sowie
einem leichten Anstieg der Betriebe und Betten schon seit 2009, quasi im Vorgriff des
eigentlichen BUGA-Jahres.
Tab. 56
Veränderung der
touristischen
Kennzahlen seit
1994
Quelle: Statistisches Landesamt RLP.
Stand: Tourismus 2012. Zugriff: Mai
2013
Der Anstieg bei der Zahl der Gäste darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der RheinLahn-Kreis gegenüber der insgesamt in Rheinland-Pfalz erfolgten Aufwärtsentwicklung
seit 1994 erkennbar zurück gefallen ist. Dies gilt für die Anzahl der Betriebe und der Betten in besonderem Maße für die Zahl der Gäste und auch der Übernachtungen (vgl. Tab.
57).
Tab. 57
Entwicklung der touristischen Kennzahlen im Vergleich seit 1994
Betriebe
Angebotene
Betten
Gäste
Übernachtungen
Bad Ems
-31
-19
+10
-7
Loreley
-7
+25
+51
+17
Stadt Lahnstein
-21
-14
-16
-34
Diez
+36
+54
+54
+121
Nassau
-35
-36
-9
-57
St. Goar-Oberwesel
-25
+1
+49
+23
Stadt Boppard
-31
-24
+12
+4
Rhens
-33
-20
-17
-30
Rhein-Lahn-Kreis
-16
-4
+16
-9
WW
-33
-12
+41
-3
SIM
-22
-1
+69
+27
MYK
-12
-9
+21
-11
Øaller Landkreise
/
/
/
/
Rheinland-Pfalz
-10
+4
+40
+8
Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Zugriff April 2013). Hinweis: Für Nastätten, Katzenelnbogen
und Hahnstätten liegen aufgrund der niedrigen Werte keine Zahlen für 1994 vor (nicht darstellbar).Hotel-
und Gastronomie
IfR
178
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Ankerpunkt für touristische Wertschöpfung sind zuvorderst die touristisch ausgerichteten
Hotel- und Gastronomie-Betriebe. Die Mehrzahl der touristisch relevanten Betriebe ist in
den größeren Orten angesiedelt mit klarem Schwerpunkt entlang von Rhein und Lahn.
Hinzu kommt hier eine große Zahl an kleinen und mittleren Privatquartieren, die sich
auch in der Fläche verteilt finden lassen. Entsprechende Gastgeberverzeichnisse der Tourismus-Organisationen sind vorhanden.
Wie in vielen Regionen stehen im Rhein-Lahn-Kreis die Betriebe der Hotellerie und mehr
noch der Gastronomie vor großen Herausforderungen betreffend „Nachfolgeregelung“
und „Qualitätssicherung“. Hier durchleben die Betriebe oftmals kritische Phasen, in denen
sich die Zukunftsfähigkeit entscheidet.
Explizite regional ausgerichtete Angebote wie regionale Speisekarten, Produkte oder regionaltypisches Ambiente sind in der Minderzahl. Auch hat gerade entlang des Rheins die
Zahl der Betriebe mit familiärem Heimatbezug zugunsten einer internationalen Durchmischung abgenommen, was die ehemals vorhandene regionale Ausprägung weitgehend
„verwässert“ hat.
Mit dem Bereich der Hotel- und Gastronomiebetriebe hat sich in den letzten Jahren u.a.
die IHK intensiv auseinandergesetzt, zahlreiche Befragungen durchgeführt und Handlungshinweise gegeben. Insgesamt wird von der IHK eine bis auf wenige Ausnahmen geltende Qualitätsabnahme des HOGA-Angebotes sowie ein zunehmend problematischer
Investitionsstau konstatiert235. Dies deckt sich mit der Beobachtung der Abteilung Bauen,
Planen, Umwelt der Kreisverwaltung, dass in den Tourismus-relevanten Teilregionen entgegen der Notwendigkeit eine eher schwach ausgeprägte Bautätigkeit festzustellen ist.
5.13.7
Aktivitäten der Wirtschaftsförderung im Tourismus
Die Wirtschaftsförderung des Rhein-Lahn-Kreises hat in den letzten Jahren die Entwicklung der Angebote und Vermarktungsstrukturen unterstützt. Dies erfolgte v.a. dort, wo
die Eigenmittel nicht ausreichten bzw. die Fördermaßnahmen des Landes oder der EU
nicht greifen konnten. Einige ausgewählte Aktivitäten:

Hotelklassifizierungsprogramm

Weinmarketing, u.a. jährliche Veranstaltung: Unser
(gemeinsam mit Winzergenossenschaft Loreley-Bornich)

Finanzielle Unterstützung baulicher Maßnahmen, wie Limeskastell Pohl

Herausgabe touristischer Themenkarten und Broschüren

TV-Reihe „Entdecke Rhein-Lahn“
5.13.8
Kreis,
unser
Wein
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Alleinstellungsmerkmal: Zwei Welterbe in einem
Kreis: Mittelrheintal und Limes
Rückgang der Gäste und Übernachtungen, v.a.
in den Rheingemeinden
attraktive Landschaft und einzelne touristisch
interessante Orte, gute und gewachsene Voraussetzungen für touristische Aktivitäten
Nachteilige Begleitentwicklungen in den Rheingemeinden, z.B. Bahnlärm, Entwicklung der
Orte
Touristische Infrastruktur größtenteils in gutem
Zustand
„Lücken“ in der touristischen Infrastruktur, u.a.
Lahntalradweg
235
IfR
Expertengespräch IHK, Hr. Hover (März 2013)
179
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Kurtourismus in Bad Ems als Schwerpunkt der
Übernachtungen
Funktionierende Vermarktungsstruktur der vorhandenen Destinationen
Entwurf 12.3.2014
Qualitätsdefizite im Bereich HOGA: Investitionsstau, fehlendes regionales Profil, mangelnde
Auslastung
Wirtschaftsförderung aktiv bei Unterstützung
der touristischen Infrastruktur und Vermarktung
Chancen
Risiken
Qualitätsverbesserungen der Tourismusinfrastruktur, u.a. Lückenschluss Radweg
Langfristige „Nichtlösung“ der problematischen
Gesamtentwicklung
der
Rheingemeinden(Bahnlärm, verkehrliche Blockade-Situation,
demografische und Orts-Entwicklung)
Zertifizierte Wanderwege auch in der Fläche mit
Anschluss an bestehende Fernwanderwege als
Extratouren oder Rundwege
Qualitätsverbesserungen der privaten Tourismusangebote, u.a. Anreize für Investitionen,
Etablierung regionaler Produkte und Merkmale,
Nutzung der Landschaft über Erlebnisgastronomie
Inwertsetzung des ländlichen Tourismus in den
Potenzial-Bereichen Aartal, Blaues Ländchen,
und Einrich. Nähe zu umgebenden Destinationen nutzen (Private Anbieter)
Konsequente Ausrichtung auf die bereits erkannten Trendbereiche (TS RLP 2020) sowie
Konzeptionelle Vorbereitung auf neue Zielgruppen/Trendbereiche
5.14
5.14.1
Regionales Selbstbild, Aufstellung und Zusammenarbeit
Das „Selbstbild“ des Kreises
Im Zuge der Erarbeitung des KEK wurde sowohl in den Expertengesprächen mit den Bürgermeistern, der Verwaltung und den Fachstellen als auch in der Befragung der OrtsBürgermeister die Frage zum „Selbstbild“ des Kreises gestellt bzw. erörtert („Was zeichnet den Kreis aus, wie und wo nimmt man ihn wahr?“). Alle diese Aussagen sind aufgrund Ihrer Ausprägung zwar nicht quantitativ auswertbar, geben jedoch einen stichhaltigen Eindruck von der Wahrnehmung des Kreises.
Heterogenität und gemeinsame Merkmale
Ein wichtiger, im Vorhinein zu beachtender Aspekt ist die generelle Heterogenität des
Rhein-Lahn-Kreises. Dies gilt für das Gros der rheinland-pfälzischen Kreise. So wird in
der Nachbarschaft auch der Rhein-Hunsrück-Kreis aus Flusslandschaft und Mittelgebirge
gebildet, Mayen-Koblenz umschließt Flusslandschaft, landwirtschaftlich begünstigtes Offenland und bewaldetes Mittelgebirge.
Bei der Bildung eines Kreis-bezogenen Selbstbildes sind landschaftlich oder kulturhistorisch homogenere Kreise bevorteilt. Dies gilt z.B. für den benachbarten Westerwaldkreis oder die Landkreise in der Vorderpfalz, die landschaftlich einheitlicher ausgestattet
sind.
IfR
180
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Die Heterogenität des Rhein-Lahn-Kreises findet ihren Ausdruck in den von den Befragten
zahlreich genannten Begriffen „Vielfalt“, „Vielfältigkeit“ oder gar „ganz Rheinland-Pfalz in
einem Kreis“.
Die in der Bürgermeister-Befragung und den Expertengesprächen meistgenannten
Kernargumente mit Kreisbezug sind:



Zwei Welterbe in einem Kreis (der „Zwei-Welterbe-Kreis“)
Vielfalt, landschaftliche Vielfalt, kultur-historische Vielfalt
Landschaft und Natur
Hinzu kommen einzelne Bausteine, die zwar lokaler Natur sind, den Kreis aber über seine
Grenzen hinaus bekannt gemacht haben:





Loreley (international)236
Welterbe Mittelrheintal (international) und Limes (eher national)
Tourismus im Rheintal (international)
Tourismus im Lahntal (national)
Kurstadt Bad Ems (national)
Die Ergebnisse der BGMO-Befragung Frage 1: Der Landkreis „Was zeichnet für Sie den
Rhein-Lahn-Kreis im Besonderen aus?“ bestätigen dieses Bild des Kreises (siehe auch
vollständige Übersicht der Ergebnisse im Anhang). Der Aspekt „Natur und Landschaft“
erzielte hier mit 25 Nennungen den Top-Wert. Eine weitere Besonderheit aus Sicht der
Ortsbürgermeister ist die räumliche „Lage“ des Kreises (14 Nennungen) zwischen den
Zentren Koblenz, Limburg und dem Rhein-Main-Gebiet.
Wiedereinführung der „Alt-Kennzeichen“
Nach der Änderung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung wurde für den Rhein-Lahn-Kreis
die Zulassung der sog. „Unterscheidungskennzeichen“ Kennzeichen GOH und DIZ für St.
Goarshausen und Diez im Straßenverkehr ermöglicht.
Zwar wurde das Kennzeichen EMS in der Befragung der Ortsebene nicht als gemeinsames Merkmal explizit aufgeführt. Es lässt sich aber festhalten, dass gerade heterogene
Kreiskulissen kaum über ein nach außen und innen stärker wahrnehmbares Merkmal verfügen, als eben das gemeinsame KfZ-Kennzeichen. Ob die Wiedereinführung von „AltKennzeichen“ die Bindungskräfte eines Kreises tatsächlich schwächt, kann nur gemutmaßt werden. In jedem Fall entfällt eines der wenigen eindeutig dem Kreis und all seinen
Teilregionen zuzuordnenden Erkennungsmerkmale.
Regionale Identitäten – Zugehörigkeitsgefühl
Neben den geschichtlichen und kulturellen Zusammenhängen sowie der territorialen Zugehörigkeit stellt die landsmannschaftliche Verbundenheit ein Merkmal zur Ausbildung
von regionaler Identität, bzw. Zugehörigkeitsgefühlen zu einem Raum dar.
Das Gebiet des heutigen Rhein-Lahn-Kreises (seit der Kreisgebietsreform 1969) wurde in
den vergangenen 200 Jahren im Zuge historischer Ereignisse mehrmals neu gegliedert
und unterschiedlichen Verwaltungs- und Herrschaftsgebieten zugeordnet. Ab 1806 gehörten die meisten Gebiete zum Herzogtum Nassau, mit Ausnahme des französisch verwaltetem Pays Reservé, welches nach dem Wiener Kongress Nassau zugeschrieben wurde.
Nach der Annexion durch Preußen im Jahr 1866 wurde das Gebiet als Regierungsbezirk
Wiesbaden (Unterlahn- und Rheingaukreis) Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau.
236
Hinweis aus Expertengespräch VG Loreley: Loreley nimmt in einem Ranking den 4. Platz der „Bekanntesten
Lokalitäten der Welt“ ein.
IfR
181
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Zwanzig Jahre später teilte Preußen das Rhein-Lahn-Gebiet in die die Landkreise St.
Goarshausen und den Unterlahnkreis (Verwaltungssitz Diez).237
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahmen die Besatzungsmächte, USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion die Neugliederung und Strukturierung des Deutschen Reiches vor. Diese Gliederung folgte weder historischen Ländergrenzen, wirtschaftlicher und finanzieller Leistungsfähigkeit noch landsmannschaftlicher Verbundenheit. Für
die Besatzungsmächte waren die militäradministrativen und politischen Kriterien ausschlaggebend238. Demnach wurde diese Gliederung lediglich als Übergangslösung angesehen und blieb Bestandteil der Neugliederungsdebatte in den darauffolgenden Jahrzehnten.
In den Volksbegehren von 1954 wurde der Wunsch nach einer Neugliederung von Rheinland-Pfalz noch einmal deutlich, welcher sich auch auf Bereiche des heutigen Rhein-LahnKreises bezog. „Im Westerwald, dem Unterlahngebiet und Nordwesttaunus konnten sich
kulturräumliche Bindungen“ an Hessen-Nassau weiterhin halten, welche „sich einer rheinischen Orientierung nicht einfügen“239. Die darauf folgenden Volksentscheide wurden am
19.1.1975 durchgeführt. Die Ergebnisse zogen einen Schlussstrich unter die Neugliederungsdebatte in Rheinland-Pfalz. In den Abstimmungsgebieten, in denen es um die Angliederung von Teilregionen an die Länder Nordrhein-Westfalen und Hessen ging, wurde
die aktuelle Zugehörigkeit zum Bundesland Rheinland-Pfalz bestätigt.
So grenzen noch heute zwei „Landsmannschaften“ (Hessen-Nassau, Rheinland) im Gebiet
des Rhein-Lahn-Kreises aneinander, die sich hinsichtlich ihres Dialektes und der kulturellen und geschichtlichen Prägung unterscheiden. Eine Regionale Identität, die sich an den
Grenzen des heutigen Rhein-Lahn-Kreises orientiert, hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte noch nicht entwickelt und etabliert.
Darüber hinaus bestehen innerhalb des Kreises weitere kleinräumigere Gliederungen und
Zugehörigkeiten. Beispielhaft sind hier das „blaue Ländchen“ (gleichzusetzen mit dem
Gebiet der Verbandsgemeinde Nastätten) und „der Einrich“ (größtenteils Verbandsgemeinde Katzenelnbogen) zu nennen. Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte,
wie der „Einrichbus“ oder die touristische Vermarktung des blauen Ländchens, zeigen
eine Rückbesinnung auf diese historisch gewachsenen Gebietskörperschaften.
5.14.2
Vermarktung und Informationsfluss nach innen und außen
Der Kreis als Verwaltungseinheit ist immer auch ein „Bezugsraum“. Dieser wird von den
einheimischen Bürgerinnen und Bürgern zuvorderst mit den Verwaltungsbezogenen (Ämter, Genehmigungen, Kennzeichen, …) und politischen Aktivitäten (Landrat, Kreistag, …)
in Verbindung gebracht. Hinzu kommen bekannte „Funktionsbereiche“ wie der Großteil
der weiterführenden Schulen, der Abfallbereich sowie Ehrenamtsinitiativen („die Brücke“)
und die Vereinsförderung. Die Erwartungshaltung derjenigen, die den Rhein-Lahn-Kreis
von „außen“ betrachten richtet sich nach dem Motiv des persönlichen Interesses.
Bei der „Vermarktung“ nach innen und außen können grundsätzlich sechs verschiedene
Zielgruppen betrachtet werden:

237
(a) Gäste
Vgl. Rhein-Lahn-Kreis: Homepage http://www.rhein-lahn-info.de/geschichte/index.htm, Zugriff Juli 2013
238
GREULICH, S. (1995): Ländergliederung im Grundgesetz. Entwicklung und Diskussion der Ländergliederungsoption nach dem Grundgesetz. Baden-Baden, S.25
239
Die Problematik des Richtbegriffes „Landsmannschaftliche Verbundenheit“ bei der Länder-Neugliederung. In:
Westfälische Forschungen Band: 26. Münster, S. 34
IfR
182
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
vgl. Kap. 5.13 Tourismus





(b)
(c)
(d)
(e)
(f)
einheimische Wohnbevölkerung
einheimische Unternehmen
potenziell zuziehende Wohnbevölkerung (Arbeitsplatz in oder außerhalb Rhein-Lahn)
potenziell „zuziehende“ Fachkräfte (Arbeitsplatz in Rhein-Lahn, Wohnort außerhalb)
potenziell zuziehende Unternehmen
Die nachfolgend beschriebenen, relevanten Instrumente der Vermarktung richten sich in
verschiedener Intensität an diese sechs Zielgruppen.
Presse
Die wichtigsten Instrumente für Verbreitung von Informationen innerhalb der Kreisregion
sind dabei die „Amtlichen Mitteilungsblätter“ der Gemeinden, über die die sog. „Informationen aus dem Kreis“ weitergegeben werden:








Stadt Lahnstein: Rhein-Lahn-Kurier
VG Nassau Nassauer-Land - Heimat- u. Bürgerzeitung der VG Nassau
Bad Ems: Verbandsgemeinde Bad Ems aktuell
VG Nastätten: Blaues Ländchen aktuell - Heimat- u. Bürgerzeitung VG Nastätten
VG Katzenelnbogen: Informationsblatt für den Einrich - VG Katzenelnbogen
VG Hahnstätten: Mitteilungsblatt für den Bereich der VG Hahnstätten
VG Loreley: Infos aus der Verbandsgemeinde Loreley
VG Diez: Amtsblatt der Verbandsgemeinde Diez und der Ortsgemeinden
Die wichtigste „Regionalzeitung“ ist die Rheinzeitung. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt
sich über den gesamten ehemaligen Regierungsbezirk Koblenz sowie die Stadt Mainz
samt Umland mit insgesamt 16 verschiedenen Lokalausgaben und 8 unterschiedlichen
Titeln. Der Rhein-Lahn-Kreis wird von der Rheinzeitung mit zwei Lokalausgaben bedient
und damit quasi „zweigeteilt“:


Rhein-Lahn-Zeitung Bad Ems/Lahnstein (Bad Ems, Loreley, Nassau, Nastätten, Lahnstein)
Rhein-Lahn-Zeitung Diez (Diez, Hahnstätten, Katzenelnbogen)
Dieser Umstand führt zu einer wahrgenommenen „Informationsblockade“ zwischen dem
Ost- und dem Westteil des Kreises, da die Lokalnachrichten i.d.R. nur in der jeweiligen
Ausgabe veröffentlicht werden. Der Versuch einer einheitlichen Kreis-bezogenen Ausgabe
konnte nicht langfristig umgesetzt werden.240
Internet
Im Internet ist der Rhein-Lahn-Kreis v.a. über die Homepage der Kreisverwaltung,
www.rhein-lahn-info.de, präsent. Grundsätzlich finden sich hier alle Informationen, die
von Bürgerinnen und Bürgern nachgefragt werden können. Nach ihrer Erstellung wurden
sukzessive neue Informationen integriert und zusätzliche Elemente/Unterseiten angebaut, sodass die Struktur tendenziell unübersichtlich geworden ist. Das Design entsprach
nicht mehr den heutigen Maßstäben. Die beschriebenen Mängel wurden seitens der
Kreisverwaltung erkannt und sind im Zuge einer Neugestaltung der Internet-Angebote
aufgegriffen worden.
Alle Verbandsgemeinden und die Stadt Lahnstein betreiben jeweils ihre eigene Homepage. Diese diesen sowohl als Verwaltungs- und Serviceplattform für die einheimische Bevölkerung, als auch als wichtige Einstiegsseite für potenzielle Wohnbevölkerung und Unternehmen. Die Gemeinden haben diese Chance erkannt und ihre Internet-Seiten entsprechend gestalterisch angepasst.
240
IfR
Kreisverwaltung Rhein-Lahn, Fr. Hahn
183
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Im Frühjahr 2013 ist das neue Portal „Zukunft Arbeit in der Region“ hinzugekommen. neues Portal „Zukunft Arbeit in der Region“. Träger des Portals sind die Agentur für Arbeit Montabaur, die WFG Rhein-Lahn sowie die WFG Westerwaldkreis. Das Portal spricht
v.a. diejenigen an, die die Region bis dato von außen betrachten und richtet sich an potenziell zuziehende Wohnbevölkerung und Fachkräfte aber auch an heimische Unternehmen mit Fachkräftebedarf. Die Ansprache erfolgt über wenige, klare Infos in einem modernen Design.
Veranstaltungen
Einmal jährlich findet ein Treffen zwischen Landrat und den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Ortsbürgermeistern statt.241Diese Veranstaltungen sind in der Regel sehr gut
besucht und werden gut angenommen. Treffen der Bürgermeister der verbandsfreien
Gemeinden und der Verbandsgemeinden mit dem Landrat finden mindestens vierteljährlich statt. Die Besprechungen dienen der Abstimmung wichtiger Fragen und Themen, die
den Landkreis und die Gemeinden gemeinsam berühren 242.
Zum 40-jährigen Jubiläum des Rhein-Lahn-Kreises fand am 5. Oktober 2009 der letzte
„Tag der offenen Tür“ im Kreishaus in Bad Ems statt. Hunderte von Besuchern erkundeten die Räumlichkeiten der Kreisverwaltung und informierten sich über die Angebote und
Dienstleistungen des Kreises. Ein buntes Rahmenprogramm für die ganze Familie rundete
die Jubiläumsfeier ab243. Das große Besucheraufkommen und das entgegengebrachte
Interesse der Bürgerinnen und Bürgern an den Aufgaben und Tätigkeitsfeldern der Kreisverwaltung zeigen, dass Veranstaltungen dieser Art in regelmäßigen Abständen wiederholt werden könnten. Der Kreis könnte damit auf sein umfassendes Beratungsangebot
aufmerksam machen und den Kontakt zwischen Verwaltungsmitarbeitern und der Bevölkerung verbessern.
Touristisches Marketing
Im touristischen Bereich erfolgt die Ansprache der Gäste über die nach Destinationen
geordneten Internet-Portale. Dies ist in aller Regel sinnvoll, da Gäste sich nicht an kommunalen Grenzen orientieren(vgl. Kap. 5.13.1). Vor Ort sind die Tourist-Infopunkte die
wichtigsten Anlaufstellen.
Nur schwer einzuschätzen ist der Einfluss der touristischen Portale und Informationen auf
die potenziell zuziehende Bevölkerung. Sicher spielen sog. „weiche Standortfaktoren“ bei
der Entscheidungsfindung immer eine Rolle und touristische Highlights in der Nähe eines
potenziellen neuen Wohnortes sind hier hinzu zu zählen. Die aktive Informationssuche
dürfte aber in den meisten Fälle über andere Wege erfolgen.
Film und TV
Der Südwestrundfunk (SWR) ist die öffentlich-rechtliche Medienanstalt für BadenWürttemberg und Rheinland-Pfalz und damit auch für den Rhein-Lahn-Kreis. Das Fernsehprogramm und die Radiosender des SWR können in allen Haushalten mit Kabel und
Satellitenanschluss im Kreis empfangen werden. Darüber hinaus stellt die Medienanstalt
241
Festsetzung der Landtagsordnung (LKO) § 41 Abs. 4
Vgl. Landkreisordnung §41 Abs. 4 (2009): abrufbar unter:
http://www.kommunalbrevier.de/kb.epl?dn=ou%3DLandkreisordnung%20%28LKO%29%2Cou%3DGesetzeste
xte%2Cou%3DKommunalbrevier%2Cdc%3Dkomb%2Cdc%3Dgstbrp)
243
Rhein-Lahn-Kreis: Pressedienst, Oktober 2009 „Besucherscharen eroberten die offene Kreisverwaltung“
(abrufbar unter: http://www.rhein-lahn-info.de/pressedienst-2009/index.htm, Zugriff: Juli 2013)
242
IfR
184
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
ein umfangreiches Onlineangebot zur Verfügung. Mit dem Format „Stadt Land Kreis“
stellt der SWR seit 2011 für je eine Woche einen der 24 Landkreise und die 12 kreisfreien
Städte in Rheinland-Pfalz vor.244 Vom 2. bis 9. Februar 2012 war der SWR im RheinLahn-Kreis unterwegs.
Der private Regionalsender „TV Mittelrhein“ bietet ein tägliches Programm aus regionalen
Nachrichten mit den Schwerpunkten Wirtschaft, Politik und Bildung sowie Sport, Kultur
und Magazinbeiträgen für die Regionen Mittelrhein und Eifel. Über das Kabelnetz und den
Livestream auf der Homepage www.tv-mittelrhein.de kann der Sender auch im RheinLahn-Kreis empfangen werden245.
Die Film-Reihe „Entdecke Rhein-Lahn“ (145 Folgen) von Westerwald-TV und TV Mittelrhein wurde mit finanzieller Unterstützung der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft RheinLahn mbH produziert. Die Sende-Reihe stellt Sehenswürdigkeiten, Wirtschaftsunternehmen, Organisationen und Institutionen im Rhein-Lahn-Kreis vor. Die Filme dürfen zu
Werbezwecken benutzt werden. Die Verbreitung erfolgt z.B. via DVD-Versendung an Unternehmen. Eine Fortsetzung der Film-Reihe wird angestrebt.
5.14.3
Kooperationen innerhalb des Kreises
Kooperationen zwischen unterschiedlichen Partnern, ob kommunal, privatwirtschaftlich
oder gemeinnützig, verfolgen das Ziel personelle und finanzielle Ressourcen gezielt und
sparsam einzusetzen. Vor dem Hintergrund der finanziellen Haushaltssituation vieler Gemeinden sind Kooperationen im öffentlichen Bereich zunehmend unumgänglich. Darüber
hinaus ermöglicht die Zusammenarbeit in bestimmten Themenfeldern den Erfahrungsaustausch und –gewinn der beteiligten Kooperationspartner.
Zwischen den einzelnen Gebietskörperschaften im Rhein-Lahn-Kreis bestehen Kooperationen auf verschiedenen Ebenen – Ortgemeinde-Ortsgemeinde, OrtsgemeindeVerbandsgemeinde, Verbandsgemeinde-Verbandsgemeinde - und in unterschiedlicher
Intensität. Auch die Zusammenarbeit zwischen Gebietskörperschaften, Institutionen und
Privaten wird im bestimmten Themenbereichen bereits praktiziert (siehe Anhang, Ergebnisse der BGMO-Befragung, Frage 4c).
Die Ergebnisse der BGMO-Befragung (hier: Frage 4c: „Wie kann die Entwicklung Ihrer
Gemeinde positiv beeinflusst werden? Bei welchen Themen kooperieren Sie bereits, wenn
ja mit wem?“) zeigen, dass v.a. Kooperationen zwischen einzelnen Ortsgemeinden und
Verbandsgemeinden eingegangen werden. Die am häufigsten genannten Themen sind:
Erneuerbare Energien, Kinderbetreuung, Tourismus und DSL. Darüber hinaus wird die
Zusammenarbeit der Kooperationspartner als gut und bürgernah bewertet.
Tab. 58
Kooperationspartner und
Erhebung IfR)
Kooperationsthemen
(Quelle:
BgmO-Befragung,
Kooperationsthemen (Häufigkeiten, insg. mind. 5 Nennungen)
Erneuerbare
Energien (v.a.
Windenergie)
Kinderbetreuung
Tourismus
gute Zusammenarbeit mit anderen
Kommunen
DSL
einer Ortsgemeinde
1
5
1
0
0
mehreren Ortsgemeinden
8
6
2
4
0
Kooperation der Gemeinde
mit…
244
SWR: Stadt Land Kreis: abrufbar unter: http://www.swr.de/landesschau-rp/slk/slk-daten//id=7569612/nid=7569612/did=7831882/q1u3lj/index.html, Zugriff Juli 2013
245
Vgl. Homepage TV-Mittelrhein: www.tv-mittelrhein.de
IfR
185
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
einer Verbandsgemeinde
2
0
3
4
3
mehreren Verbandsgemeinden
0
0
1
0
0
Rhein-Lahn-Kreis
0
0
1
1
1
Vereine / Initiativen
0
0
0
0
0
Private / Unternehmen
3
1
0
0
0
mehrere Kooperationspartner
3
0
0
0
0
Sonstige (Nachbarkreise, Land)
1
0
3
0
0
Keine Angabe
0
0
0
0
1
Quelle: BGMO-Befragung im KEK Rhein-Lahn, Juni 2013
Einige Beispiele für eingegangene Kooperationen auf Ebene der Ortsgemeinden sind:




Gemeinsame Friedhöfe in Flacht und Niederneisen, Dörsdorf und Eisighofen
Planungsverband „Freizeitanlage Herthasee“: Projektbezogene Kooperationen der Ortsgemeinden
und weiterer Partner
Solidarpakte im Bereich Windenergie in verschiedenen Verbandsgemeinden ( siehe Kap. 5.7)
Forstverbände
Auch die Verbandsgemeinden und die Stadt Lahnstein kooperieren in bestimmten Themenfeldern miteinander:


Wasserver- und –entsorgung; z.B. Kooperation VG Diez – VG Katzenelnbolgen (Kläranlage), VG
Diez – VG Montabaur (Kläranlage) (siehe Kap. 5.7)
Mobilität: ALFA-Bus-Konzept: VG Loreley – VG Nastätten (siehe 5)
Das sicherlich intensivste Kooperationsprojekt der letzten Jahre war und ist die Zusammenführung der beiden Verbandsgemeinden Braubach und Loreley zur „neuen VG“ Loreley.
Die Auflistung von Kooperationen ist an dieser Stelle nur beispielhaft möglich. Kooperationen zum Zweck von Themen-übergreifende Planungen und Konzeptionen im RheinLahn-Kreis und den Nachbarregionen werden in Kap. 2 ausführlich erläutert.
5.14.4
Die Kreisverwaltung / die Aufgaben des Kreises
Die allgemeine Aufgabenstruktur wurde bereits in Kap. 1.4 beschrieben. Wichtig ist: Das
„Bild“, das die Bürgerinnen und Bürger von ihrem Kreis haben, wird entscheidend durch
seine Aufgaben bestimmt.
Aufgabenstruktur
In der Kreisverwaltung arbeiten insgesamt 340 Menschen. Die Verwaltungsgliederung
des Rhein-Lahn-Kreises befindet sich aufgrund von Schwerpunktverlagerungen und neuen Aufgabenverteilungen in einem Prozess der Neuordnung. Die aktuelle Verwaltungsgliederung wird also in Kürze in veränderter Form erscheinen. Zur Zeit arbeitet die KV
mit 9 Fachabteilungen sowie 5 zentralen bzw. „ausgelagerten“ Abteilungen:











IfR
Zentralabteilung (ZA)
3 Sicherheit, Ordnung und Verkehr
4 Soziales
5 Jugend und Familie
6 Bauen und Umwelt
7 Gesundheitswesen
8 Veterinärwesen, Lebensmittelüberwachung, Wirtschaft und Landwirtschaft
9 Finanzen, Kommunales und Sport
Rechnungs- und Gemeindeprüfung (RGP)
Zentrales Grundstücks- und Gebäudemanagement (ZGG)
Eigenbetrieb Abfallwirtschaft (EBA)
186
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG)
Aus der gegebenen Struktur wird deutlich, dass der Kreis faktisch alle Lebensbereiche der
Bürgerinnen und Bürger direkt oder indirekt berührt. Viele der beim Kreis angesiedelten
Aufgaben ließen sich unter Motto „Sicherung der Lebensqualität“ zusammenfassen.
Aufgabenwahrnehmung
In den Expertengesprächen mit den Abteilungen der Kreisverwaltung konnten einige
Themen-übergreifende Aspekte und Herausforderungen festgehalten werden:

Viele der Leistungen des Kreises, z.B. bei der finanziellen Beteiligung im Betrieb
der Kindertagesstätten oder im Bereich der Schulen sind den Bürgerinnen und
Bürgern nicht präsent

Die Wahrnehmung der den Abteilungen (gesetzlich) zugewiesenen Aufgaben
unter großem Druck. Dies ist teils durch die Nicht-Besetzung von Planstellen
begründet. Daraus folgt, dass im laufenden „Betrieb“ letztlich Prioritäten gesetzt
müssen und Aufgaben zeitlich nach hinten verschoben werden
5.14.5
Tabellarische SWOT
Stärken
Schwächen
Der Kreis wird überwiegend mit positiven Aspekten identifiziert
gemeinsame (kreis-bezogene) Identitätsmerkmale schwach ausgebildet: geografisch, kulturhistorisch und abstrakt
regelmäßiger und aktiver Austausch zw. Ortsgemeinden, Verbandsgemeinden und Landrat
Öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie
Wirtschaftsempfang und „Unser Kreis, unser
Wein“
Zahlreiche Kooperationen auf kommunaler Ebene, zwischen Kommunen, Institutionen und
Privaten in verschiedenen Themenbereichen
Film-Reihe „Entdecke Rhein-Lahn“ (bisher 145
Folgen)
Ortsgemeinden als Keimzelle der Entwicklung,
mit eigenen Organen und Kompetenzen werden
als Stärke und Vorteil empfunden
Wichtigste überregionale
„zweigeteilt“
Zeitung
im
Kreis
Bedeutung des Autokennzeichens „EMS“ oft
unbekannt (Verwechslung mit „Emsland“), identitätsstiftendes Merkmal Autokennzeichen wird
durch zusätzliche Kennzeichen „geschwächt“
Homepage des Kreises entspricht nicht dem
aktuellen Anspruch an ein Internetangebot
Schwacher Informationsfluss „über die Grenze“
von und nach Hessen (Verbreitungs- und Berichterstattungsgrenzen Presse und TV)
Chancen
Risiken
Entwicklung eines gemeinsamen Leitbildes und
gemeinsamer Entwicklungsziele als Anker für
die Entwicklung einer gemeinsamen Identität
Weiteres „Auseinanderdriften“ des Landkreises,
unterschiedliche Bezüge und Interessen der
Teilregionen verhindern Zusammenarbeit und
gemeinsames Vorgehen
Hierzu: Herausarbeiten der kennzeichnenden
Merkmale und entwickelbaren Chancenbereiche
(KEK ist erster Schritt)
neues Portal „Zukunft Arbeit in der Region“ für
Fachkräfte und Unternehmen: „modernes“ Bild
des Kreises, Fachkräftegewinnung
weitere Kooperationen auf allen Ebenen
Steigerung der Effizienz und als Reaktion
die sich verschiebenden TragfähigkeitsAuslastungsgrenzen (Bevölkerung nimmt
Standards sollen gehalten werden)
Weitere Aufgabenzuweisungen durch Bund und
Land an die Kommunen und den Kreis, die mit
den vor Ort einsetzbaren Ressourcen kaum
umgesetzt werden können
zur
auf
und
ab,
teilregionale Zusammenschlüsse und Konzeptionen zur Wahrnehmung gemeinsamer Chancen,
IfR
187
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
z.B. via LEADER, Starke Kommunen Starkes
Land und weiterer Formate
5.14.6
Demographische Rahmenbedingungen und Konsequenzen
weniger

Das Aufgaben-Spektrum von Kreis und Kommunen bleibt stabil bzw. steigert sich
noch (Infrastrukturen bleiben, trotz Bevölkerungsabnahme; Standards steigen
weiter).
Dieses
Spektrum
muss
dann
aber
von
einer
geringeren
Gesamtbevölkerung finanziell getragen werden

Der Bedarf an Kooperationen zwischen Kommunen, Institutionen und Privaten,
v.a. im Bereich der infrastrukturellen Ausstattung (technische und soziale
Infrastruktur) und deren Finanzierung, steigt vor dem Hintergrund einer
rückläufigen Bevölkerungszahl an
älter

Das Aufgabenportfolio des Kreises muss an eine älter werdende Bevölkerung
angepasst werden. Durch die wachsende Anzahl älterer Menschen kommt es zu
einer Verschiebung der Aufgabenschwerpunkte, z.B. im Bereich „Pflege und
Betreuung“ (Gesundheitswesen)
bunter

IfR
Die zunehmende Heterogenisierung (Internationalisierung und Individualisierung)
der Bevölkerung steht zum Teil in Konflikt zur Entwicklung einer gemeinsamen
Identität (Zugehörigkeitsgefühl). Die Frage, wie ein modernes regionales Leitbild
als Anker für die Entwicklung einer gemeinsamen Identität eingesetzt werden
kann, ist von zentraler Bedeutung
188
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.15
Entwurf 12.3.2014
Finanzielle Ausstattung
Die finanzielle Situation des Rhein-Lahn-Kreises wird alljährlich in den Haushaltsplänen
ausführlich dargestellt und nimmt in der Diskussion in den politischen Gremien einen
großen Raum ein. An dieser Stelle sollen einige wesentliche Eckpunkte der Finanzlage
benannt werden, ohne alle im Einzelnen mit Tabellen und Diagrammen zu hinterlegen.
5.15.1
Aktuelle Haushaltssituation im Überblick
Der Haushalt des Rhein-Lahn-Kreises für das Jahr 2014 kann in Kürze wie folgt zusammengefasst werden246:

„Ergebnisverschlechterungen“ (erhöhter Zuschussbedarf) im Teilhaushalt 7
Jugend und Familie, bei den Tageseinrichtungen für Kinder, inklusive der
Übernahme von Elternbeiträgen sowie der Beförderung zu Kindertagesstätten

Verbesserungen erzielt der Kreis aus der Kreisumlage (gestiegene Steuerkraft),
aus den allgemeinen Zuweisungen des Kommunalen Finanzausgleichs, den
Erträgen aus Verwaltungs- und Benutzungsgebühren sowie dem geringeren
Zuschussbedarf im Teilhaushalt 6 (höhere Bundesbeteiligung an der
Grundsicherung) und weiteren Bausteinen

Im Saldo verbleibt noch ein Jahresfehlbetrag 2014 von 1,772 Mio. €, der sich im
Vergleich zum Vorjahr um 6,627 Mio. € reduziert hat. Die Änderungen im
Kommunalen Finanzausgleich bringen finanzielle Verbesserungen mit sich,
können aber einen weiteren Jahresfehlbetrag im Ergebnis-Haushalt nicht
verhindern.

Aktuell keine Aufnahme weiterer Liquiditätskredite notwendig
5.15.2
Einnahmen247
Der Einnahmebereich „Steuern, allgemeine Zuweisungen und Umlagen“ ist mit 474 €/Ew.
der größte Einnahmebereich, wie in allen Kreisen. Er stieg in den letzten Jahren leicht an,
liegt aber ca. 5 % unter dem Durchschnitt der Landkreise in Rheinland-Pfalz.
Der Einnahmebereich „Zuweisungen vom Land“ ist dagegen stärker gestiegen. Der
Rhein-Lahn-Kreis generiert hier überdurchschnittlich hohe Einnahmen (217 €/Ew. in
2011, Mittel der Landkreise: 142 €/Ew. in 2011). Eine allgemeingültige Aussage bezogen
auf eine größere „Abhängigkeit“ von Landesmitteln kann hieraus nicht gefolgert werden,
da viele Zuweisungen Projekt-bezogen ausgeprägt sind, z.B. zählen hierzu zahlreiche
Schulbaumaßnahmen oder Maßnahmen im Zuge der Konjunkturprogramme, die gerade
in den letzten Jahren wirksam wurden.
Um die Finanzlage des Kreises überhaupt einordnen zu können, bedarf es eines Blickes
auf die Einnahmen der Gemeinden – die über die Kreisumlage ihren Kreis in erheblichem
Umfang finanzieren.
Der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer hat nach den Daten des Statistischen
Landesamtes in den letzten 30 Jahren nahezu eine Verdopplung erfahren, vollzieht aber
aufgrund seiner Natur eine gleichförmige Entwicklung in allen Landkreisen. Währenddes-
246
247
IfR
Vorbericht zum Kreishaushalt 2014, Fazit
In der doppischen Haushaltsführung werden die Einnahmen als „Erträge“ oder „Einzahlungen“ dargestellt.
189
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
sen unterliegt der Einnahmebereich der Gewerbesteuer erheblichen Schwankungen und
zeigt auch die deutlichen strukturellen Unterschiede zwischen den Landkreisen auf.
Die Gemeinden im Rhein-Lahn-Kreis haben sich bei der Gewerbesteuer seit 1983 auf einem niedrigen Niveau – in etwa vergleichbar mit dem Rhein-Hunsrück-Kreis - bewegt. Im
Rhein-Hunsrück-Kreis sind die Gewerbesteuer-Einnahmen jedoch, parallel zu MYK und
WW, ab dem Jahr 2004 weiter gestiegen, wohingegen der Rhein-Lahn-Kreis eine leichte
Abwärtsbewegung hinnehmen musste. Auch mit dem stärkeren Einbruch der drei Nachbarkreise in den „Rezessions-Jahren“ 2007 und 2008 konnte der Rückstand noch nicht
wettgemacht werden.
Bezüglich der Gewerbesteuer befinden sich im Rhein-Lahn-Kreis einige Gemeinden in
starker „Abhängigkeit“ von einzelnen, größeren Firmen. In dem damit verbundenen Potenzial für größere Schwankungen der Haushalte liegen gleichermaßen Chancen und Risiken.
Abb. 30
Gewerbesteuereinnahmen 1983 bis 2010 im Vergleich [€/Ew.]
Datenquelle: Statistisches Landesamt, Datenstand 31.12.2010, Zugriff Mai 2013
Die Umlage der Gemeinden auf ihren Kreis wurde in allen vier Vergleichskreisen in den
letzten Jahren erhöht. Auffälliges Zeichen auch des demografischen Wandels ist es, dass
nach Jahren des Anstiegs des Umlagevolumens(in Euro/Einwohner) seit 2009 hier eine
Stagnation eingetreten ist – und dies obwohl in einigen Kreisen (auch im Rhein-LahnKreis) die Umlage erhöht wurde.
Aufgrund des in den letzten Jahren weiter gewachsenen Aufgabenspektrums wurde in
allen Landkreisen die Kreisumlage – in unterschiedlicher Weise – erhöht. Der Westerwald-Kreis hat über vier Jahre hinweg die Umlage bei 40% stabil gehalten, was in den
Jahren 2009 bis 2011mit einer relativen Abnahme der Mittel (Euro/Einwohner) einherging.
IfR
190
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Abb. 31
Entwurf 12.3.2014
Entwicklung der
Kreisumlage
(Euro/Einwohner)
Datenquelle: Statistisches Landesamt
Rheinland-Pfalz,
Datenstand
31.12.2011, Zugriff Mai 2013
Abb. 32
Entwicklung der
Kreisumlage (%)
Datenquelle: Statistisches Landesamt
Rheinland-Pfalz,
Datenstand
31.12.2011, Zugriff Mai 2013
5.15.3
Ausgaben248
Die Bruttoausgaben des Rhein-Lahn-Kreises rangieren leicht unter dem Durchschnitt der
Landkreise (1.144 €/Ew. gegenüber 1.216€/Ew.). Von 2006 bis 2011 stiegen die Ausgaben um 25%. Damit verlief der Anstieg der Ausgaben leicht oberhalb der Entwicklung in
den Nachbarkreisen im gleichen Zeitraum (20-24%).
Einen Großteil (465 €/Ew.) wendet der Kreis für soziale Ausgaben auf, hier liegt er 8
€/Ew. günstiger als der Durchschnittswert aller rheinland-pfälzischen Landkreise.
Tab. 59
Entwicklung ausgewählter Bruttoausgaben von 2006 bis 2011 im Vergleich
Verwaltungsbezirk
Rhein-Lahn-Kreis
Personalkosten
Lfd. Sachaufwand
Soziale Ausgaben
2011 [€]
2006-2011 [%]
2011 [€]
2006-2011 [%]
2011 [€]
2006-2011 [%]
17.427.509
+11
14.595.095
+41
57.231.305
+22
248
In der doppischen Haushaltsführung werden die Ausgaben als „Aufwendungen“ oder „Auszahlungen“ dargestellt
IfR
191
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Mayen-Koblenz
18.679.072
+5
24.755.784
+94
105.534.722
+48
Rhein-Hunsrück-Kr.
14.907.838
+23
23.271.519
+129
46.722.432
+28
Westerwaldkreis
24.894.207
+40
22.806.336
+32
100.416.727
+74
Datenquelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Datenstand 31.12.2011, Zugriff Mai 2013
Blickt man auf die drei Nachbarkreise haben sich die entscheidenden Ausgaben-Bausteine
im Vergleich eher moderat nach oben entwickelt. V.a. bei den für den Haushalt entscheidenden Sozialausgaben konnte der Rhein-Lahn-Kreis in den letzten Jahren höhere Ausgabensteigerungen vermeiden.
Zur Verteilung auf Personalkosten und Sachaufwand ist letztlich keine allgemeingültige
Aussage möglich. Dies rührt zum Beispiel aus der Unterschiedlichkeit bei den Personalstrukturen und der Frage, ob bestimmte Aufgaben mit „haus-eigenen“ Kräften oder durch
Auftragnehmer ausgeführt werden (Reinigung, Sozialarbeit, …).
5.15.4
Kommunale Finanzen
Die kommunale Finanzlage soll hier nicht im Einzelnen mit Zahlen dargelegt werden. Generell lässt sich feststellen, dass die finanzielle Ausstattung der einzelnen Gemeinden und
Verbandsgemeinden mehrheitlich stark angespannt ist. Die Einnahmen durch die Gewerbesteuer wurden in Abb. 30 dargestellt. Hier liegen in den einzelnen Gemeinden naturgemäß sehr unterschiedliche Ausprägungen je nach Anzahl und Ausprägung der Gewerbebetriebe vor.
Ein „Monitor“ der schwierigen finanziellen Situation liegt in den Entscheidungen und Hinweisen der Kommunalaufsicht an die Kommunen. Hier häufen sich die negativen Stellungnahmen auch zu Maßnahmen kleinerer Dimension, wie z.B. Bestuhlungen in Dorfgemeinschaftshäusern.
Infrastruktur: Vermögen und Folgekosten
Gemeinden, Verbandsgemeinden und Kreis sind die Träger der verschiedenen öffentlichen Infrastrukturen. Beim Kreis liegen v.a. die Kreisstraßen und die meisten weiterführenden Schulen.
Die Kommunen waren und sind gehalten in den verschiedenen Infrastrukturbereichen zu
investieren. Diese Investitionen bringen grundsätzliche Risiken mit sich, die die Kommunen stets mit einkalkulieren müssen:

Folgekosten allgemein. Miteinbeziehung aller Folgekosten von Infrastrukturen in
die Gesamtkalkulation des Projektes und der zukünftigen Haushalte

Folgekosten von geförderten Maßnahmen. Bei Förderungen wird i.d.R. der Bau
bzw. die Anschaffung hoch gefördert. Der Betrieb und die laufenden Kosten
bleiben außen vor und können dann zu Problemen in den Gemeinden führen

Förderung/Zinsen. Empfänger von Förderungen müssen die Maßnahmen i.d.R.
vorfinanzieren und zahlen entsprechende Zinsen für hierzu notwendige
Kreditleistungen
5.15.5
Stärken
IfR
Tabellarische SWOT
Schwächen
192
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Geringe Steigerungsraten bei den Ausgaben im
Vergleich zu Nachbarkreisen
Entwurf 12.3.2014
Finanzielle Handlungsfähigkeit vieler Gemeinden stark eingeschränkt, starke Überschuldung
Erhebliche Überschuldung des Kreises249
Insgesamt geringe Steuerkraft: Gewerbesteuer
und Einkommenssteuer
Chancen
Risiken
Frühzeitige politische Auseinandersetzung mit
den Leistungsspektren von Kreis und Kommunen: Anpassungen, im Einzelfall auch Wegfall
Negative Auswirkungen durch demografische
Veränderungen: Rückgang der Steuereinnahmen, Verbleib/Steigerung der Ausgaben
Zusammenlegung von Leistungen, kombinierte
Nutzung von Infrastrukturen
die wirtschaftliche Lage des Rhein-Lahn-Kreises
bleibt weiter angespannt, z.B. durch KostenSteigerungen im Bereich der Sozialleistungen
sowie der Kindertagesstätten
Kostenvorteile durch Kooperationen der Gemeinden untereinander sowie des Kreises mit
Nachbarkreisen/anderen Institutionen, u.a. bei
sehr fachspezifischen Aufgabenbereichen
Diskussion über anzuwendende Standards und
Entwicklung von Lösungen zur Anwendung von
niedrigeren Standards in den hierfür in Frage
kommenden Bereichen
Überprüfung der Möglichkeiten zur stärkeren
Akquise von EU-Fördermitteln
249
IfR
S. Haushaltssatzung und Haushaltsplan für das Haushaltsjahr 2013, S. 9
193
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
6
Methodik der Entwicklungsstrategie
6.1
Prämissen
Entwurf 12.3.2014
Die Erarbeitung einer Entwicklungsstrategie für den Rhein-Lahn-Kreis berücksichtigt
mehrere miteinander verschnittene Prämissen:
Breite Themenpalette
Bestandsaufnahme und SWOT des KEK (Kap. 5) sind aufgrund der Vielzahl der zu berücksichtigenden Themen sehr umfangreich ausgearbeitet worden. Für eine nachvollziehbare Ableitung von Zielen - und letztlich einer Strategie - ist dies unabdingbar
Die gleiche Bericht-Struktur der Themenpalette aus der SWOT wird auch in der Entwicklungsstrategie beibehalten (z.B. wird in SWOT 5.1 und Entwicklungsstrategie 7.1 jeweils
das Thema „Verkehrsanbindung und Mobilität“ behandelt). Dies erleichtert die Lesbarkeit
und Nachvollziehbarkeit der Rückschlüsse und Ableitungen.
„Demografischer Wandel“
Wie in Kap. 1.1 ausführlich dargestellt sind die Auswirkungen des demografischen Wandels für das KEK sowohl die eigentliche Haupt-Motivation als auch ein in allen Ableitungen
heranzuziehender Maßstab. Das Demografie-Profil und die Schlussfolgerungen in den drei
Kategorien „weniger-älter-bunter“ liefert hierzu die inhaltliche Grundlage.
„Multi-Ebenen-Gefüge“
Der Kreis als Gebietskulisse ist gewissermaßen die Summe seiner selbständigen Gemeinden. Insofern ist eine Kreisentwicklung ohne die Berücksichtigung aller Planungs- und
Gestaltungsebenen nicht möglich. Im Sinne einer tatsächlich regional wirkenden Entwicklungsstrategie können sich Ziele und Handlungsansätze somit nicht alleine auf den Kreis
und seine Zuständigkeitsbereiche beschränken, sondern beziehen die Gemeinden sowie
zahlreiche weitere Gruppen und Institutionen mit ein. Ebenso spielen die übergeordneten
Ebenen des Landes und des Bundes in viele Fragen hinein (vgl. hierzu auch Kapitel 1.2,
Integrierter Ansatz).
6.2
Die Entwicklungsziele
Im Schritt nach der Bestandsaufnahme und dem Stärken-Schwächen-Profil (Kap. 5) folgt
die Ableitung von „sektoralen“ Entwicklungszielen für alle in Kap. 5 betrachteten Themenbereiche. Konkret bedeutet dies, dass für jeden Themenbereich ein Ziel oder mehrere Ziele formuliert werden.
Diese leiten sich aus dem SWOT-Themenbereich selbst ab und berücksichtigen Aspekte
des Demografischen Wandels (Kap. 3). Um die Ausführungen aus den Kapitel 3 und 5
nicht noch einmal in Gänze zu wiederholen, werden diese Argumente für die Entwicklungsziele (sowie die Projekte und Handlungsansätze) jeweils im ersten Unterkapitel
(5.X.1) als „Ausgangssituation“ sowie „Demographischer Wandel Kompakt“ stichwortartig
zusammengefasst.
Die Ziele dienen insbesondere zur strategischen Ausrichtung der Aktivitäten im jeweiligen
Themenbereich. Sie „zeigen die Richtung“, in die sich konkrete Aktivitäten in der Region
IfR
194
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
im jeweiligen Themenbereich (im KEK „Projekte und Handlungsansätze“, s.u.) orientieren
sollen.
Somit kommt den Zielen eine hohe langfristige Bedeutung zu. Ihre „Gültigkeit“ soll auch
unabhängig von den im KEK formulierten Handlungsansätzen und Projekten (weiter-)
bestehen und sie sollen auch zukünftigen Aktivitäten in der Region „den Weg weisen“.
6.3
6.3.1
Projekte und Handlungsansätze
Grundsätzliche „strategische Natur“
Der Begriff „Projekt“ gehört mittlerweile im Bereich der Planung und bei Erstellung von
Konzeptionen auf allen Ebenen zu den meistgebrauchten Termini. „Projekte“ stehen dabei meistens am Ende der Erarbeitung einer Konzeption und werden als eigentliches,
„vorzeigbares“ Ergebnis verstanden. Der Begriff selbst beinhaltet allerdings eine gewisse
Deutungs-Bandbreite. Vielfach verstehen – und noch wichtiger: erwarten - die unterschiedlichen Beteiligten hierunter etwas ganz unterschiedliches. Dies bedingt eine Abstimmung im Vorfeld über die Ausgestaltung der „Projekte“ bzw. generell die Abstimmung über die Frage: „Was sollen unsere spezifischen Ergebnisse sein?“.
Der Einschätzung nach, die diesem Kreisentwicklungskonzept zugrunde liegt, kann das
KEK einen wichtigen Baustein für die zukünftige Entwicklung der Region und seiner Teilregionen leisten, in dem es einen deutlichen Handlungsrahmen setzt und Handlungsaufträge erteilt.
Damit erhält ein KEK einen starken strategischen Charakter. Diese Strategie muss die
einzelnen politischen Handlungsebenen (Kreis, Verbandsgemeinden, Ortsgemeinden)
berücksichtigen und sie im Sinne eines gemeinsamen Handlungsauftrages „mitnehmen“.
Auf der Kreisebene sollten „Projekte“ dementsprechend eher „strategischer Natur“ sein,
z.B. im Sinne einer Anpassungsstrategie in einem Teilbereich der Daseinsvorsorge, an
der die Gemeinden oder auch Dritte dann partizipieren können. Auf Ebene der Gemeinden sind „Projekte“ eher kleinteiligere Initiativen und auch konkrete Planungen zu Einzelobjekten.
6.3.2
Zweck: Zielerfüllung
Die im KEK angeführten Projekte und Handlungsansätze dienen grundsätzlich dazu, einen
Beitrag zur Erreichung der formulierten Entwicklungsziele zu leisten.
Die Projekte und Handlungsansätze leiten sich, ebenso wie die Ziele, aus den Erkenntnissen der SWOT und der Demografie-Studie sowie aus Expertengesprächen etc. im Zuge
der KEK-Erarbeitung ab. Sie sind nicht als abschließende Aufzählung zu verstehen, weitere Ansätze können und sollen über den weiteren Einbezug von Akteuren hinzukommen.
Weiterhin kann auch ein „Wechsel“ von Projekt zu Handlungsansatz und umgekehrt erfolgen, was sich meist im Zuge der Umsetzung zeigen wird.
6.3.3
Was ist der Unterschied zwischen Projekt und Handlungsansatz im Sinne des
KEK Rhein-Lahn?
Zweck der Unterscheidung zwischen Projekt und Handlungsansatz ist es, die Funktion des
KEK als Basis für nachfolgende konkrete Umsetzungen zu stärken. Die Frage, was von
den vielen Ideen und Lösungsansätzen im KEK tatsächlich (in absehbarer Zeit) umgesetzt
werden kann, hängt maßgeblich davon ab, ob der Landkreis überhaupt im jeweiligen
IfR
195
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Thema selbst agieren kann. Dem entsprechend wurde in vorliegendem KEK die Unterscheidung folgendermaßen vorgenommen:
Als „Projekt“ bezeichnete Ansätze müssen folgende Bedingungen erfüllen:

Zentrale Bedeutung aufgrund der Erkenntnisse aus der SWOT und der in den
Entwicklungszielen formulierten Erfordernisse

Die „Stellschraube“ muss beim Kreis oder gemeinsam beim Kreis und den
Gemeinden liegen.
Handlungsansätze hingegen …

… richten sich entweder an andere Akteure oder Stellen, auf die der Landkreis
keinen direkten „Zugriff“ hat

… oder aber sie richten sich an den Kreis und sind per se bereits Teil der aktuell
wahrgenommenen Aufgaben.
6.3.4
Wie funktioniert die Umsetzung?
Anders als in bekannten Regionalentwicklungsprozessen auf der verbandsgemeindlichen
Ebene, z.B. im Zuge der ILE, empfiehlt sich für das KEK keine „künstliche“ Gruppierung
zu neuen inhaltlichen „Handlungsfeldern“ mit neuen Arbeitskreisen (Ausnahme: siehe
Kap. 8, „Strategischer Weg“).
Hier besteht per se immer die Schwierigkeit, dass diese nicht den entwickelten Strukturen des Kreises und der Gemeinden entsprechen und somit das Risiko in sich tragen, ein
„Fremdkörper“ zu bleiben, der eine parallele Existenz neben den Gremien, Ausschüssen,
etc. führt.
Projekte und Handlungsansätze des KEK Rhein-Lahn sind in den meisten Fällen klar
adressiert: Wer ist „zuständig“, welche weiteren Partner sind beteiligt, welches sind die
Aufgaben? Die Umsetzungen finden durch die existierenden Strukturen von Politik und
Verwaltung statt. Wenn hierzu Anpassungen (z.B. Integration einer Institution oder eine
neue Kooperation) empfohlen werden, ist dies in der Projektbeschreibung benannt.
Entscheidender Erfolgsfaktor dabei ist, dass die politischen Ebenen die Umsetzung nachfragen bzw. selbst aktiv vorantreiben. Projekte, die sich „von alleine“ umsetzen – soweit
die vielleicht banale Erkenntnis aller Entwicklungsprozesse – gibt es nicht.
6.3.5
Gibt es eine Priorisierung?
Einzige „Priorisierung“ im KEK ist die beschriebene Unterscheidung zw. Projekt und Handlungsansatz. Darüber hinaus sind die die einzelnen Projekte und Handlungsansätze nicht
„gegeneinander“ priorisiert. Es gibt keine Auswahl unter den Projekten. Jedes Projekt ist
für sich sinnvoll, da es der Erfüllung eines oder mehrerer regionalen Entwicklungsziele/s
dient.
Der Ansatz einer „Bewertung“ - in manchen Prozessen teils durch „Vergabe von Punkten
oder Noten durchgeführt - oder „Filterung“ anhand von festgelegten Filterfaktoren (zeitliche und finanzielle Realisierbarkeit, Akzeptanz der Bevölkerung, ökologische Verträglichkeit, etc.) wurde im KEK diskutiert aber letztlich verworfen. Schon die anzulegenden „Filter“ oder Bewertungssysteme selbst sind auf der Kreisebene kaum quantitativ eindeutig
zu fassen, sodass eine Bewertung immer in höchstem Maße subjektiv ausfallen wird.
IfR
196
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
7
Entwicklungsziele, Projekte und Handlungsansätze
7.1
Verkehrliche Anbindung und Mobilität
7.1.1
Ausgangssituation

Straßennetz: Eine gute innere und äußere Erschließung des Landkreises mittels
Straßen ist für die zukünftige Entwicklung unabdingbar. MIV, nicht
schienengebundener ÖPNV und ergänzende Bedarfsangebote sind auf ein
funktionsfähiges Straßennetz angewiesen (Ausbau und Unterhaltung)

Gemeinden mit guter verkehrlicher Anbindung im Kreis benennen diesen Faktor
als eine ihrer Hauptstärken (vgl. hierzu die Ergebnisse der Befragung der
Ortsbürgermeister, Frage 2a)

Der MIV wird seine Bedeutung für den Raum auch zukünftig behalten

Der Rhein-Lahn-Kreis wird mittel- bis langfristig weiterhin einen hohen Anteil an
Auspendlern aufweisen

Steigende Ölpreise werden die Mobilität weiter verteuern und stellen ein Risiko
für den Auspendler-Kreis dar

Der ÖPNV unterliegt weiterhin einem Wandel hinsichtlich seiner Finanzierung und
Auslastung: Schülerzahlen insg. rückläufig, einzelne Schulstandorte gefährdet.
Bevölkerung in ländlichen Bereichen abnehmend.

Die Konzentration der Versorgungs-Infrastruktur auf die zentralen Orte wird sich
in den nächsten Jahren noch weiter fortsetzen. Daraus kann steigender Bedarf
und wiederum größeres Interesse seitens der Verkehrsunternehmen resultieren
Demografischer Wandel „Kompakt“

„weniger“: Straßen-Infrastruktur und ÖPNV-Angebote werden von einer geringer
werdenden Gesamtbevölkerung in Anspruch genommen und (finanziell) getragen.

„älter“: tendenziell mehr Menschen mit Mobilitätseinschränkungen - abhängig
von (a) deren Wohnort im Alter (verbleiben die Älteren im Dorf oder ziehen sie
„in die Stadt“?) und (b) von der Dauer deren MIV-Nutzung

„bunter“: Klassische „Fahrdienste“ in der Familie und für Bekannte nehmen ab,
„Individualisierung“ und kleinere, „gemischtere“ Familieneinheiten nehmen zu,
dadurch erhöhter Bedarf an ergänzender Mobilität (Ebene teilregional: VG, Stadt,
Dorf, Nachbarschaften)
Neben den demografischen Trends darf die Frage nach der persönlichen Finanzierbarkeit
der Mobilität nicht außen vor bleiben. Ein viel benutztes Schlagwort ist hier die sog. „Altersarmut“. Selbst wenn mehr ältere Menschen die gesundheitlichen Voraussetzungen für
die Teilnahme am MIV mitbringen, ist es nicht sicher, welcher Anteil derselben sich diese
Mobilität auch wird leisten können.
7.1.2

IfR
Entwicklungsziele
Die
festzustellende
Tendenz
von
verminderten
Angeboten
und
Versorgungsinfrastrukturen in der Fläche kann zwar in einigen Fällen mit
Einzelprojekten, z.B. bei der Nahversorgung durch eine Änderung des
Kaufverhaltens (vgl. Kap. 7.11.6 Projekt: „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“
von Unternehmen, Arbeitenden und Bevölkerung und Kapitel 8 „Strategischer
Weg“) abgemildert werden.
197
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Eine Umkehr dieser Tendenz ist aktuell aufgrund der demografischen und gesellschaftlichen Entwicklung nicht erkennbar bzw. erscheint nur mittel- bis langfristig erreichbar
(vgl. Kap. 8, „Strategischer Weg“).
Die zielführende Reaktion zur Sicherung der Erreichbarkeit der Infrastrukturen bzw. der
Angebote und damit der Sicherung eines entscheidenden Wohnwertfaktors liegt in der
Schaffung, Erhaltung und Kommunikation eines attraktiven Mobilitätsangebotes.
Im Thema Mobilität ist eine Vielzahl von Handlungsansätzen unter zwei Entwicklungszielen vereinigt:
 (A) die Verkehrs-Infrastruktur im Innern erhalten und die Verbindungen und
Anschlüsse an das Fernverkehrsnetz verbessern

Handlungsansatz:
Verbesserung
Verkehrsachsen (Kap. 7.1.3)
der
Anschlüsse
an
überregionale

Handlungsansatz: Erhaltung und Ausbau der inneren Straßen-Infrastruktur
(Kap. 7.1.4)

Handlungsansatz: Verbesserung bestehender Fährverbindungen (Kap. 7.1.5)

Handlungsansatz: Umsetzung der „Mittelrheinbrücke“ politisch verfolgen (Kap.
7.1.6)

Handlungsansatz: Vervollständigung des Radwegenetzes (Kap. 7.1.7)
 (B) die Bevölkerung soll mit attraktiven Mobilitätsangeboten zu den Einrichtungen der Versorgung gelangen können

Handlungsansatz: Sicherung des lokalen und regionalen öffentlichen Verkehrs
(Kap. 7.1.8)

Handlungsansatz: Ergänzende teilregionale Mobilitätsangebote (Kap. 7.1.9)

Projekt: „Mobilitäts-Netzwerk Rhein-Lahn“ (Kap. 7.1.10)
7.1.3
Handlungsansatz: Verbesserung der Anschlüsse an überregionale Verkehrsachsen von Bahn und Straße
Teilbereiche der Region sind schlecht an das überregionale Netz angebunden. Bezogen
auf die Straße sind aus vielen Orten die nächsten Anschlüsse an die BAB 61 und die BAB
3 weit entfernt (vgl. Kap. 5.1.1, Bundes- und Landesstraßennetz). Hinsichtlich der Bahn
gilt es, die Anschlüsse der Regionalbahnen im Rhein- und Lahntal sowie der neu entstehenden Aartalbahn an das Fernverkehrsnetz zu sichern und zu verbessern.
Dabei sind v.a. zwei Zielgruppen im Blick:

Auspendler, die über die Autobahnen bzw. Bundes- und Landesstraßen ihren
Arbeitsort erreichen müssen

Lokale Unternehmen, die über das Fernstraßennetz Produkte liefern bzw.
erhalten und Arbeitskontakte wahrnehmen
Beide Bereiche sind für die Entwicklung des Kreises entscheidend, Verbesserungen wirken sich direkt auf Wohnort- und Unternehmensstandort-Entscheidungen aus. Es steht
außer Frage, dass unter diesem Handlungsansatz keine in ihrer Umsetzung unrealistischen Verkehrsinfrastrukturprojekte eingefordert werden sollen.
Die Anschlüsse an die überregionalen Verkehrsachsen erfolgen über die Bundes- und
Landesstraßen. Ein stetiges Hinwirken auf die weitere Verbesserung der entsprechenden
Infrastruktur auf politischer Ebene und die Anwendung der entsprechenden planerischen
Instrumente (Meldungen an die Verkehrswegeplanungen)sind als Handlungsansätze weiterhin zu verfolgen.
IfR
198
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.1.4
Entwurf 12.3.2014
Handlungsansatz: Erhaltung und Ausbau der inneren Straßen-Infrastruktur
Entsprechend der elementaren Bedeutung der inneren Straßen-Infrastruktur für die Gesamtentwicklung des Landkreises gilt es, das bestehende Straßennetz der Kreis- und
Gemeindestraßen in seinem Bestand zu erhalten. Grundsätzlich soll das Kreis- und Gemeindestraßennetz so beibehalten werden. Die Priorität liegt klar bei der fachgerechten
Unterhaltung des Netzes.
Primär erfolgt die Umsetzung dieses Handlungsansatzes über die bewährten Instrumente
des Kreises bzw. des Landesbetrieb Mobilität (5-Jahres-Baupogramm nach Prioritäten,
siehe Kapitel 5.1.2 Kreis- und Gemeindestraßen).
Anpassungen der Standards prüfen
Dabei gilt es, in Zukunft noch stärker zu hinterfragen, ob einige Standards für Kreis- und
Gemeindestraßen den spezifischen Bedarfen vor Ort angepasst werden können, um so
Kosten zu sparen und dem effektiven Bedarf gerecht zu werden.
Als mögliche konkrete Maßnahme ist hier die Abstufungen von Kreis- zu Gemeindestraßen zu nennen. Diese Möglichkeit wurde im Rhein-Lahn-Kreis am Beispiel von einzelnen
Straßenabschnitten bereits in der Vergangenheit ergebnisoffen diskutiert. Diese Diskussion gilt es, in Zukunft fortzuführen und zu erörtern, welche Straßenverbindungen nicht
zwingend über den Standard einer Kreisstraße verfügen müssen. Dabei geht es letztlich
um die Überprüfung des Verhältnisses zwischen Ausbaustandard und Funktion des Straßenabschnittes.
Sicherung der Lebensqualität durch Ausbaumaßnahmen und Vermeidung von Durchgangsverkehr
Neben der reinen Erhaltung des Straßennetzes, gilt es aber auch weiterhin, jene straßenbaulichen Maßnahmen anzugehen, die helfen, die Lebensqualität der Menschen in den
Orten zu verbessern. Hierzu gehören zuvorderst Umgehungsstraßen von schwer belasteten Ortsbereichen, die gerade in der Pendlerregion Rhein-Lahn-Kreis im Bereich der Bundes- und Landesstraßen notwendig sein können. Als Fallbeispiel sei die Initiative für eine
Ortsumgehung von Braubach genannt.
Zur Erhaltung der Infrastruktur gehört auch, dass die Kreisstraßen von auf diesen von
vorgesehenem Durchgangsverkehr freigehalten werden sollen. Hier haben u.a. die weit
verbreiteten Navigationssysteme dazu beigetragen, dass bestimmte Strecken mittlerweile
als „Abkürzungen“ vom Lastverkehr genutzt werden.
7.1.5
Handlungsansatz: Verbesserung bestehender Fährverbindungen
Die Querung des Rheins ist im gesamten Bereich des Rhein-Lahn-Kreises nur über die
bestehenden Fährverbindungen möglich, die nächsten Brücken sind nach Norden die sog.
„Koblenzer Südbrücke“ (B 327) und in Richtung Süden die Schiersteiner Brücke (BAB
643), vgl. hierzu Kapitel: 5.1.3Rheinquerungen - Fährverbindungen.
Als Querungs-Möglichkeit ist eine Brücke gegenüber Fähren im Vorteil. Gründe hierfür
sind u.a. die ständige Nutzbarkeit, der eingeschränkte Transport von großdimensionierten Lasten und Ladungen sowie die direkten Kosten für die Nutzer.
Dennoch soll auf die kurz- bis mittelfristige Verbesserung der bestehenden Fährverbindungen hingewirkt werden, da dies die greifbarste Möglichkeit zur Verbesserung der Situation darstellt.
Grundsätzlich gilt es, die Querungs-Situation in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Entsprechend können dieser und der nachfolgend dargestellte Handlungsansatz nur aufeinander
IfR
199
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
abgestimmt umgesetzt werden. Allen Beteiligten ist klar, dass es nicht möglich sein wird
beide Lösungen in gewünschtem Umfang zu realisieren.
7.1.6
Handlungsansatz: Umsetzung der „Mittelrheinbrücke“ politisch verfolgen
Nach breiter Einschätzung der Menschen vor Ort verbleiben auch unter verbesserten
Fährverbindungen (vgl. Kap. 7.1.5) Standortnachteile (Güterverkehr, Fahrtzeiten, Kosten), die nur durch einen Brückenbau ausgeglichen werden könnten. Darum ist die Behebung der „Rheinblockade“ durch den Bau einer Brücke ein in der Region von der Mehrheit
unterstützter Handlungsansatz.
Die Umsetzung soll möglichst derart erfolgen, dass der Welterbe-Status nicht gefährdet
wird (vgl. auch Kapitel: 5.1.4Die „Mittelrheinbrücke“).
Auf die Umsetzung des Handlungsansatzes ist auf politischer Ebene weiter hinzuwirken.
Die Chancen einer Realisierung sind aktuell nur schwer einzuschätzen. Die größte Abhängigkeit besteht hier von der Umsetzungs- und Finanzierungsbereitschaft seitens der Träger und Beteiligten sowie den möglichen Beschränkungen durch den Welterbe-Status.
Abseits dieses Handlungsansatzes ist es notwendig und in der Region bereits erkannt,
nicht den Blick auf die Chancen zu verstellen, die sich in der Region auch ohne den Bau
einer Brücke ergreifen lassen. Das KEK greift diese Erkenntnis in zahlreichen Projekten
und Handlungsansätzen auf.
7.1.7
Handlungsansatz: Vervollständigung des Radwegenetzes
Das Radwegenetz spielt für die Entwicklung der Region vorrangig im Bereich des Tourismus eine wichtige Rolle und soll entsprechend gefördert und weiter ausgebaut werden
(siehe Kapitel 5.1.5Radwegenetz).
Die Radwegeverbindungen mit „funktionaler“ verkehrlicher Bedeutung für die Region sind
überwiegend auf die Tallagen beschränkt. Mit Blick auf die Höhenlagen sollte die Entwicklung im Bereich der Fahrräder mit Elektro-Unterstützung weiter vorangetrieben werden.
Hinzu kommt hier die mögliche Speisung aus erneuerbaren Energien, die soz. Vor Ort
gewonnen werden können. Ein stärkerer Ausbau der Infrastrukturen in diesem Bereich
kann auch Anstöße für die touristische Entwicklung der Höhengemeinden in den Bereichen von Aartal, Einrich, Blauem Ländchen oder beiderseits der Lahn geben.
Sowohl für die touristische als auch „alltägliche“ Nutzung sind Durchgängigkeit und Qualität der Radwegeverbindungen zu gewährleisten. Die bedeutendste Lücke im Netz stellt
nach wie vor die Unterbrechung des Lahntalradweges entlang der Lahn zwischen Laurenburg und Geilnau dar bzw. dessen Führung über die die Höhenlagen bei Scheidt. Die negativen Auswirkungen auf den Tourismus sind in der Region vielfach beschrieben worden.
7.1.8
Handlungsansatz: Sicherung des lokalen und regionalen öffentlichen Verkehrs
Als wichtiger Standortfaktor für den Auspendler-Kreis stellen sich die Anbindung über die
Lahntalbahn und „Rheinschiene“ an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn dar. Ebenfalls sind die regionalen Buslinien (siehe Kapitel 5.1.7 „Anbindung an den SchienenFernverkehr“) als elementare Mobilitätsangebote der Region zu sichern.
Neben deren Bedeutung für Pendler, zeichnet es die Region aus, dass über die Lahntalbahn und die Rheinschiene gute Anbindungen an das Fernverkehrsnetz der Bahn bestehen.
Ein wichtiger Ansatzpunkt zur Sicherung des öffentlichen Verkehrs ist es, sowohl die Bedeutung dieser Anbindungen als auch der lokalen Bus-Verbindungen in das ÖPNV-
IfR
200
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Konzept Rheinland-Pfalz einzubringen. In diesem Zusammenhang muss auch die Aartalbahn genannt werden, ihre Durchgängigkeit hat hohe Bedeutung für die Anbindung der
Region.
Auf regionaler Ebene erfolgt aktuell die Erarbeitung und Umsetzung der neuen Nahverkehrskonzeption. Mit diesem Instrument sollen die Linien insgesamt wirtschaftsfähiger
aufgestellt werden. Ein Mittel hierzu ist die sog. „Linienbündelung“.
Ein wichtiger Aspekt – und schon seit vielen Jahren Teil der Anstrengungen des Verkehrsverbunds Rhein-Mosel – ist die Harmonisierung in Tariffragen mit den Nachbarräumen, v.a. in Bezug auf den Raum Limburg als auch entlang der Rheinschiene nach Süden
(Stichwort: „Übergangstarife“). Um Vorteile für die Pendler zu erlangen, gilt es diese Bemühungen weiter fortzusetzen.
7.1.9
Handlungsansatz: Ergänzende teilregionale Mobilitätsangebote
Ein auf dem heutigen Standard gesichertes oder in Teilen auch verbessertes ÖPNVAngebot wird nicht alle Mobilitäts-Bedürfnisse abdecken können. Es bleibt ein zusätzlicher
Bedarf, der teilregional sehr unterschiedlich ausfällt.
Daraus folgt, dass ergänzende - oder auch: „Bedarfs-bezogene“ - Angebote zum „klassischen“ ÖPNV notwendig sind. Hierfür gibt es in der Region bereits verschiedene Lösungen
in Anwendung bzw. Aufbau, (Einrich-Bus, Alfa-System).
Grundsätzlich müssen diese Angebote nah am Bedarf der Bürgerinnen und Bürger und
nah an den bestehenden/fehlenden Versorgungseinrichtungen vor Ort entwickelt werden.
Die Gestaltungsebene ist damit die Ebene der Verbandsgemeinde, bzw. kooperierender
Verbandsgemeinden.
Ein möglicher und zu vermeidender Zielkonflikt liegt bei der Entwicklung ergänzender
Angebote, wenn sie sich in Konkurrenz zu den Linienangeboten befinden. Diese können
dadurch Fahrgäste verlieren, würden damit geschwächt, was wiederum den regionalen
ÖPNV insgesamt schwächen würde. Darum ist dort wo möglich, ein enges Zusammenwirken mit den bestehenden Verkehrsbetrieben (Linienbetreibern) sinnvoll. Auch die Taxiund Mietwagen-Unternehmen sind hier als mögliche „Füller“ von Bedarfslücken miteinzubeziehen.
Um die entstehende Konkurrenz zum Linienverkehr nicht zum Nachteil für die Region
werden zu lassen, müssen die ergänzenden Angebote mit allen Beteiligten abgestimmt
bzw. gemeinsam erarbeitet werden.
Grundsätzlich sollten hier alle Formate von Mobilität in die Erörterungen mit einbezogen
werden. Nicht immer muss ein ergänzendes Mobilitäts-Angebot durch die öffentliche
Hand bewerkstelligt werden, teils können auch Lösungen über private „Dorfautos“ oder
Nachbarschaftshilfe zum Einsatz kommen. Wichtig ist, dass das gesamte Optionsfeld der
verschiedenen Lösungen ebenso bekannt ist wie die genauen die Bedarfe und die bestehende Angebote vor Ort.
7.1.10
Projekt: „Mobilitäts-Netzwerk Rhein-Lahn“
Ableitung
Im Rhein-Lahn-Kreis als Flächen- und Auspendlerkreis müssen bei der Gestaltung der
Mobilität zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden. Im Wesentlichen. sind dies der Individualverkehr, die „Bahn“, der ÖPNV und die ergänzenden Angebote sowie die Bedarfslücken und die sich verändernde Nachfrage.
IfR
201
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Die Verkehrsbeziehungen sind dabei sowohl von lokaler als regionaler und überregionaler
Ausprägung. Um das „Mobilitäts-System“ in seiner Gesamtheit zu sichern und weiterzuentwickeln, gilt es, die wechselseitige Information und Koordination sowohl bezogen auf
die Angebote als auch auf die Nachfrageseite auf regionaler Ebene zu stärken.
Das kreisweite Vorgehen der Teilregionen ist vor allem mit Blick auf die Beförderung zu
Schulen und Kindertagesstätten - für die der Kreis zuständig ist - sinnvoll: ÖPNV, Schülerbeförderung und ergänzende Mobilitätsangebote müssen regional – also kreisweit abgestimmt werden. Andernfalls besteht die Gefahr einer gegenseitigen „Unterwanderung“ und damit einer Schwächung des Gesamtangebotes. Auch aus den Ergebnissen der
Befragung der Ortsbürgermeister (vgl. Frage 4a, Anhang) kann ein deutlicher Wunsch
zum Handeln gegenüber dem Landkreis abgeleitet werden.
Dabei stellt eine einmalige Konzeption keine Lösung dar, da sich die o.g. Faktoren schnell
und fortlaufend verändern („Mobilität ist kein Fahrplan“).
Hinzu kommt: Die Versorgungssituation wird oftmals von den Bürgern schlechter wahrgenommen und auch dargestellt, als sie tatsächlich ist, teils sind bestehende Angebote
gar nicht bekannt. Hier liegt ein Potenzial für zusätzliche Information- und Bewusstseinsbildung.
Projektziele

Verbesserte Kenntnis der Angebots- und Nachfragesituationen sowie deren
Entwicklung

verbesserte Koordination der einzelnen Mobilitätsangebote

stärkere Wahrnehmung und Kommunikation des Gesamtangebotes
Kurzbeschreibung der möglichen Maßnahmen
(A) Konzeptionelle Unterstützung der Gemeinden und der Angebotsträger

Anstoßen / Unterstützen ergänzender Studien: Verschneidungsmöglichkeiten von
Angeboten, Entwicklung der Bedarfe, etwaige Gemeindegrenzen-bezogene
Hürden
(B) Netzwerkstelle der verschiedenen Anbieter und Angebotsträger

regelmäßige Treffen mit den VGn und Verkehrsträgern, Unternehmen: Wie
entwickeln sich Bedarfe und Angebote? Welche Anfragen von Kunden können
aktuell von den Betreibern der ergänzenden Angebote nicht bedient werden?
(c) Regionale Koordination aller verschiedenen im Kreis aktiven Mobilitätsangebote.

Flexibles System, das auf kurzfristige Veränderungen der Angebote und Bedarfe
reagieren kann.

Verschneidung mit Diskussion über Standards, vgl. Kap. 8.4.1 „Die Standards
kennen“: Was ist uns wichtig, was brauchen wir eigentlich?

Schwerpunkt Schülerbeförderung: Welche Flexibilisierungen sind hier möglich?
Z.B. bei Schulbeginn und Schulendzeiten.
(d) „Verschneidung“ der Mobilitätsangebote mit den Bedarfen aus der Daseinsvorsorge in
regionalem Maßstab
IfR

Fragen der Erreichbarkeit der Grundversorgungs-Einrichtungen werden mit
einbezogen: „Mobilität ist kein Selbstzweck“, „wer muss/will wohin?“

Mobilitätsbedarfe
bestehen
und
entstehen
in
vielen
Bereichen
Daseinsvorsorge, wenn diese weiter vom Wohnort der Menschen wegrückt.
der
202
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Vordringlichstes Beispiel ist die Gesundheitsversorgung: Wie kommen die
Menschen zum Arzt / Facharzt. Diese Fragen müssen in der Regel im regionalen
Kontext betrachtet werden.
(e) Neue Impulse für die Mobilität: Initialisierung und ggf. auch Übernahme der Trägerschaft für neue Mobilitätsformate

z.B. Regionale Organisation von Fahrgemeinschaften, kommunales oder privates
Car-Sharing

verstärkte Nutzung neuer Kommunikationstechniken und Prüfung
Anwendbarkeit von Modellvorhaben (z.B. „drive by“, Mobilfalt, etc.)

„Mobilisierung“ bis dato nicht mobiler Menschen (z.B. viele Frauen im ländlichen
Raum, ohne Fahrpraxis und/oder tagsüber ohne Auto)
der
(f) Information

Fahrgast und seine Bedürfnisse sind entscheidend, Infos können lokal durch
Verkehrsunternehmen (NVG, RMV) weitergegeben werden. Es gilt, die
vorhandenen Kapazitäten (Mobilitätszentralen) zu nutzen

Aufgabe des Projektes ist vielmehr: Verdeutlichung der Qualität des Angebotes
und seiner Grenzen (nicht „schön reden“, aber gutes vorhandenes Niveau
deutlich machen). Den allgemeinen Informationsstand zum ÖPNV-Angebot sowie
zu den weiteren Mobilitätsangeboten verbessern.

Senden einer klaren Botschaft: „Bei uns bist Du mobil / Mobilität ist in RheinLahn ein zentrales Thema“
Umsetzung
Die „technische“ Umsetzung kann grundsätzlich auf zwei Arten erfolgen, die auch miteinander in Kombination gesetzt werden können.

Als fachliches Gremium der Beteiligten der regionalen und lokalen Ebene sowie
den Betreibern mit regelmäßigen Treffen. Hier fehlt allerdings die Funktion des
„Kümmerers“

Als zusätzliche Ressource beim Kreis in Form einer
Information und Koordination der einzelnen Maßnahmen
„Andock-Stelle“
für
Träger des Projektes ist der Landkreis. Entscheidender Partner sind die Verbandsgemeinden, u.a. als Träger der ergänzenden Mobilitätsangebote und aufgrund deren Kenntnis
der Gemeinde-bezogenen Mobilitätsangebote und –bedarfe. Hinzu kommen der Verkehrsverbund und die Verkehrsunternehmen der Region.
7.2
7.2.1
Virtuelle Anbindung
Ausgangssituation
Die nachfolgend formulierten Entwicklungsziele sowie die zugehörigen Projekte und
Handlungsansätze basieren auf folgenden Rahmenbedingungen und Annahmen (vgl.
SWOT Kapitel 4.3.1):
IfR

Neben der physischen/verkehrlichen Anbindung ist die virtuelle Anbindung ein
zentraler Standortfaktor insbesondere für die Funktionen Arbeiten und Wohnen,
aber auch für den Tourismus

große Teile der Region mit Defiziten: Bandbreiten in Bezug auf Zukunftsfähigkeit
zu gering
203
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

Zu geringe Bandbreiten werden sowohl von Privatpersonen als auch von
Unternehmen als gewichtige Standortnachteile in der Region benannt. Viele
Ortsbürgermeister des Kreises sehen in einer schlechten Anbindung eine zentrale
Schwäche ihrer Gemeinde (vgl. hierzu die Ergebnisse der Befragung der
Ortsbürgermeister, Frage 2b)

Stetig steigende
Anschlusses

Trend zu verstärkter Heimarbeit bzw. zu flexiblen Arbeitszeitmodellen wirkt als
Verstärker. Betrifft v.a. Auspendlerkreise.

weiter steigende Bedeutung des Standortfaktors insgesamt (Trends: mobile
Informationsbereitstellung, mobiles Arbeiten)

Die kabelgebundene Technik (Glasfaser) ist nach wie vor als zukunftsfähigste
Lösung anzusehen. Die verschiedenen Funklösungen variieren stark in ihrer
Leistungsfähigkeit, sind aber alle nur als “zweitbeste Lösung” anzusehen

Mobile Nutzungen nehmen stark zu, leistungsfähigere Netze (Mobilfunk) sind
zunehmend
verfügbar.
Mobile
Lösungen
ersetzen
jedoch
nicht
die
kabelgebundene Infrastruktur, sie sind als Ergänzung anzusehen
7.2.2
Anforderungen
an
die
Qualität
/
Leistungsfähigkeit
des
Entwicklungsziel
Ohne Zweifel ist die Ausstattung mit einer guten Breitbandanbindung heute eines der
wichtigsten Standortmerkmale eines Ortes und gehört zu den ersten Fragen, die ein potenzieller Neubürger vor Ort stellt und die auch für die Lebensqualität der Einheimischen
entscheidend ist. Oftmals wird das Leben auf dem Land erst dann als attraktiv dargestellt, wenn zu den klassischen ländlichen Faktoren Natur, Ruhe, Zusammenhalt, etc. der
virtuelle Zugang zur Vielfalt der Welt über das Internet gegeben ist.
Hinzu kommen Standortnachteile für Unternehmen, die an ihrem Standort nur bleiben
können oder diesen nur wählen, wenn ein leistungsfähiges Internet gegeben ist.
Die nachfolgenden zwei Handlungsansätze und das Projekt sind alle einem übergeordneten Entwicklungsziel zuzuordnen, bei dem es in einigen Orten bzw. Teilregionen darum
geht einen Rückstand aufzuholen, in anderen den erreichten hohen Standard zu halten.
Hierbei ist unter dem aktuellen Stand der Technik nach Möglichkeit immer der kabelgebundenen Technik (Glasfaser) der Vorrang zu geben, mobile Lösungen können eine sinnvolle Ergänzung darstellen.
 (A) Breitbandanbindung in aktuell unterversorgten Teilregionen verbessern
(„Rückstand aufholen“) und eine langfristig zeitgemäße Breitbandanbindung
im Kreis flächendeckend sicherstellen („hohen Standard halten“)

Handlungsansatz: “Intelligente Nutzung
Reduktion der Ausbaukosten” (Kap. 7.2.3)

Handlungsansatz: “Kooperative Lösungen” (Kap. 7.2.4)

Projekt: “Zentrale Kompetenzstelle auf Ebene des Landkreises” (Kap. 7.2.5)
7.2.3
vorhandener
Infrastrukturen
zur
Handlungsansatz: “Intelligente Nutzung vorhandener Infrastrukturen zur Reduktion der Ausbaukosten”
Ableitung
Die Kenntnis über vorhandene, möglicherweise nutzbare Infrastrukturen verschiedener
Träger ist Voraussetzung für eine kostengünstige Lösung (z.B. Identifikation der tatsäch-
IfR
204
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
lich notwendigen / günstigsten Lückenschlüsse auf Basis der genauen Kenntnis der Infrastruktur der Deutschen Telekom wie Standorte von Kabelverzweigern, Hauptverteilern
und Leitungstrassen.
Günstig wäre die Zusammenführung der Informationen auf der Kreisebene bei der zentralen Kompetenzstelle).
Umsetzung

Bestandsaufnahme aller vorhandenen Infrastrukturen, die u.U. für den Ausbau
genutzt werden können. Hierbei auch Einbezug von Infrastrukturen der Bahn, des
Bundes, etc.

Zusammenführung der Erkenntnisse auf Ebene des Landkreises

Umsetzung auf Ebene der Verbandsgemeinden unter Koordination des zentralen
Ansprechpartners
7.2.4
Handlungsansatz: “Kooperative Lösungen”
Die gemeinsame Vorgehensweise zum Ausbau der Breitbandanbindung hat sich in vielen
Regionen bewährt. Oftmals können gemeinsam Infrastrukturen zur Versorgung mehrerer
Kommunen genutzt werden. Welche Ebene sich für die Kooperation anbietet (VG, Kreis)
muss im Einzelfall bestimmt werden. Entscheidend ist, dass administrative Grenzen bei
der Suche nach Kooperationen nicht ausschließend wirken. Koordinierend kann hier die
zentrale Kompetenzstelle des Kreises fungieren. Handlungsansatz 5.3.3 und 5.3.4 sind
eng verknüpft.
Die Umsetzung erfolgt praktisch über die gemeinsame Suche nach Kooperationslösungen
über administrative Grenzen hinweg (kostengünstig, zukunftsfähig). Eine Koordination
über eine zentrale Kompetenzstelle auf Ebene des Kreises bietet sich hierfür an.
7.2.5
Projekt: “Zentrale Kompetenzstelle auf Ebene des Landkreises”
Ableitung
Im Thema “Breitband” existieren zahlreiche, teils widersprüchliche Auffassungen zu den
verschiedenen Ausbaumöglichkeiten - verlässliche Informationen und Beratung sind rar.
Die zentrale Aneignung von detaillierten Kenntnissen in der Region zu Rahmenbedingungen, Anforderungen, Technologien, Nutzerverhalten, aktuellen Entwicklungen einerseits
sowie der vorhandenen Ist-Situation (Versorgungssituation, vorhandene Infrastrukturen,
laufende Aktivitäten etc.) ist wichtig, um den Standortfaktor auch zukünftig im RheinLahn-Kreis qualitativ hochwertig besetzen zu können.
Da sich die Anforderungen (Bandbreiten, die heute ausreichen, sind morgen bereits nicht
mehr zeitgemäß bzw. ausreichend), Rahmenbedingungen (z.B. Förderungen, Verhalten
der Anbieter) und Techniken(v.a. im mobilen Bereich) im Thema ständig weiterentwickeln, ist eine permanente Beschäftigung mit dem Thema in der Region erforderlich.
Die Entstehung von Kooperationen im Themenfeld (Kostenvorteile, gemeinsame Nutzung
von Infrastrukturen) kann durch eine zentrale Kompetenzstelle ebenfalls ideal befördert
werden.
Die möglichen Maßnahmen sind:
IfR

Bündelung der Kompetenz im Thema Breitband an zentraler Stelle

Ansprechpartner zur Koordination und Verzahnung von Aktivitäten auf VG-Ebene
(s. HA Kooperative Lösungen)
205
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

7.3
7.3.1
Entwurf 12.3.2014
Zusammenführung der Ist-Situation auf der VG-Ebene (s. HA 5.3.4).
Bildung und Kinderbetreuung
Ausgangssituation
KITA

Hoher Standard erreicht: Gesamtversorgung liegt im gesamten Kreisgebiet über
100%; insg. gut aufgestellt. Planungssicherheit durch KindertagesstättenBedarfsplanung (Fortschreibung 2 mal pro Jahr). Ausbaumaßnahmen bzgl. U3
und U2-Kindern größtenteils abgeschlossen
Grundschulen

Kreis ist gut ausgestattet, räumliche Verteilung ausgewogen
Weiterführende Schulen

Abgestimmtes Schulentwicklungskonzept. Breit gefächertes Angebot an gut
ausgebauten Schulen. Attraktive Schulen in den umliegenden Städten

Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen mit sinkenden Schülerzahlen. Gutes
paralleles Angebot von Förder- und Schwerpunktschulen ist vorhanden,
Elternwille entscheidet

Schließung von –gut ausgebauten - Schulstandorten aufgrund Unterschreitung
von Anmeldezahlen (51 Schüler für 3-Zügigkeit)
Erwachsenenbildung

Der Erwachsenenbildung („lebenslanges Lernen“) wird eine hohe Bedeutung für
die Regionalentwicklung zugemessen – sowohl mit Blick auf die persönliche
Entwicklung als auch für die fortlaufende Qualifizierung für sich wandelnde
berufliche Ansprüche. Dies gilt auch, aber nicht nur vor dem Hintergrund des
demographischen Wandels
Demografischer Wandel „kompakt“:

„weniger/“älter“: bei weiter stabil-niedriger Geburtenrate und negativem (oder
nur schwach positivem) Wanderungssaldo weiter abnehmende KITA-Kinder- und
Schülerzahlen

„weniger/älter“: dem „Lebenslangen Lernen“ kommt eine wachsende Bedeutung
zu, sowohl im Hinblick auf das Berufsleben als auch für die persönliche
Entwicklung und die Möglichkeiten sich ehrenamtlich zu engagieren

„bunter“:
neue,
erhöhte
Anforderungen
an
die
Betreuungsund
Bildungseinrichtungen durch veränderte Arbeitssituationen und sich wandelnde
Familienstrukturen.

„bunter“: Nachmittagsbetreuung und Ganztagsunterricht
Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen zunehmend
7.3.2
bestimmen
das
Entwicklungsziel
Der Rhein-Lahn-Kreis hat mit der Schulentwicklungsplanung in der Vergangenheit einen
Prozess durchlaufen, der die grundlegenden Fragen der Ausstattung mit Bildungseinrichtungen beantwortet hat. Damit verbinden sind in der Folge die konkreten Standortfragen,
die immer auch abhängig von elterlichen Entscheidungen sind.
IfR
206
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Die Entwicklungsziele im KEK Rhein-Lahn greifen zum einen den Aspekt der Qualität der
Betreuung und der schulischen Angebote auf – und hier auch einen stärkeren HeimatBezug und eine engere Bindung der Menschen im ländlichen Raum zu den Einrichtungen.
Die vorhandene Qualität wird bisher – v.a. als regionales Merkmal – teils zu wenig wahrgenommen und angewendet und könnte zu den „Pro Rhein-Lahn-Faktoren“ zählen, vgl.
Kap. 7.9.6Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“).
Wenn die Zielsetzung erreicht werden soll, möglichst viele Schulstandorte zu sichern und
zukunftsfähig aufzustellen, so zieht dies ein „mehr“ an Kooperationsbereitschaft nach
sich, als dies in der Vergangenheit bei einzelnen Fragen der Fall war. Dies wird u.a. am
Beispiel der Berufsbildenden Schulen deutlich, in dem nur durch sinnvolle Zusammenarbeit der beiden BBS mit den Realschulen Plus und weiteren Partnern die Vielfalt der
Standorte gesichert werden kann.
 (A) Schulstandorte sichern und zukunftsfähig aufstellen

Handlungsansatz: „Grundschulentwicklungsplanung“ (Kap. 7.3.4)

Handlungsansatz: Neuordnung der Förderschullandschaft (Kap. 7.3.5)

Handlungsansatz: bei Bedarf Fortschreibung oder Aktualisierung des SEK für
die weiterführende Schulen (Kap. 7.3.6)
 (B) Hohen Qualitätsstandard von Bildung und Betreuung sichern und besser
„vermarkten“

Handlungsansatz: Jugendhilfe - Planungssicherheit und gute Einrichtungen im
Kreis zum Wohl der Kinder und Jugendlichen (Kap. 7.3.7)

Projekt: Stärkere Einbindung Ehrenamt, Vernetzung mit „Dorf“ und „Stadtteil“
(Kap. 7.3.8)

Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und
Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“) (Kap. 7.9.6)
 (C) Lebenslanges Lernen stärken

7.3.3
Handlungsansatz: „Lebenslanges Lernen“ (Kap. 7.3.3)
Handlungsansatz: „Lebenslanges Lernen“
Nicht nur vor dem Hintergrund der Auswirkungen des demografischen Wandels (v.a.
„weniger“ und „älter“) kommt dem lebenslangen Lernen und der lebenslangen Bereitschaft und Flexibilität zur Aus- und Weiterbildung eine hohe Bedeutung für die eigene
(Persönlichkeits-) Entwicklung zu. Für die Entwicklung der Region wiederum ist jeder einzelne Mensch entscheidend, sind doch die Menschen das bedeutendste „Potenzial“ einer
Region.
Die bestehenden Formate im Landkreis (s. Kapitel 5.3.7 Erwachsenenbildung) zielen in
diese Richtung und sind zu begrüßen. Gerade bei der bestehenden Vielfalt sind eine gute
Koordination der Aktivitäten sowie sinnvolle Kooperationen anzustreben. Eine Beschäftigung mit dem Thema wird in Zukunft immer bedeutender werden, hierzu sollten die beteiligten Akteure nach gemeinsamen, auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnittenen
Angeboten suchen.
IfR
207
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.3.4
Entwurf 12.3.2014
Handlungsansatz: „Grundschulentwicklungsplanung“
Für die Infrastrukturen und Standorte der Grundschulen besteht erkennbar zwar kurzfristig kein konkreter Anpassungsbedarf, grundsätzlich wird die stabil niedrige Geburtenrate
in Verbindung mit dem negativen Wanderungssaldo mittel- bis langfristig zu weiteren
Anpassungen führen. Eckpunkte hierzu sind die Verringerung von Zügen, Jahrgangsübergreifender Unterricht, Kooperationen von Standorten, und ggf. auch Schließungen.
Hier erscheint eine regionale Koordination („Planung“) zur Gestaltung der Grundschullandschaft sinnvoll, vgl. auch Kapitel 5.3.2Grundschulen.
Die Trägerschaft und damit auch die Planungshoheit zu den Standorten und Modellen der
Grundschulen liegt bei den Verbandsgemeinden.
Dennoch kann eine kreisweite Abstimmung der Planungen und der zukünftigen Aktivitäten im Thema im Sinne einer „Grundschulentwicklungsplanung“ einen sinnvollen Beitrag
leisten.
Diskussionen zur Anpassung der Strukturen an die Anforderungen der Zukunft sollten
gemeinsam auf regionaler Ebene unter Einbeziehung der Möglichkeiten zur Kooperation
geführt werden. So bieten sich zwei im Grundsatz verschiedene Wege, die es im Rahmen
der zukünftigen Ausrichtung zu diskutieren gilt und die sich vereinfacht so charakterisieren lassen:

Dezentrale Lösungen mit kleinen Schulen, Zusammenlegung von Klassen, wenige
Lehrer, stärkerer Heimatbezug

Zusammenlegung von Schulen: weniger Schulen, mehr Züge, mehr Lehrer, mehr
pädagogische Möglichkeiten, bessere Abfederung gegenüber demografischen
Entwicklungen, höherer Aufwand für Schülertransport (ÖPNV jedoch als Angebot
unabhängig von Schülerbeförderung wichtig)
Hierbei spielt in erster Linie der Wille der Menschen vor Ort die entscheidende Rolle, wobei gerade bei sehr kleinen Schulen, auch die Rahmenbedingungen (Kosten, Logistik,
pädagogische Aspekte) klar vermittelt werden müssen.
7.3.5
Handlungsansatz: Neuordnung der Förderschullandschaft
Um im Bereich der Förderschulen weiterhin ein gutes Angebot im Rhein-Lahn-Kreis anbieten zu können wird es nötig sein, die Standortfragen offensiv anzugehen. Das nur
schwer planbare Schulwahlverhalten der Eltern hat sich pauschal ausgedrückt zum Nachteil der Förderschulen entwickelt (siehe hierzu aktuelle Vorlagen des ZGG).
Trotz der allgemein guten Arbeit der Förderschulen in den letzten Jahren ist hier auch ein
sozialer Druck entstanden, der die Entscheidung oftmals gegen die Förderschule beeinflusst.
Aus der geringeren Nachfrage entsteht ein Konzentrationsbedarf, der vom zuständigen
Fachbereich des ZGG ausführlich dargestellt und während der Erarbeitung des KEK noch
laufend weiterentwickelt wurde. Diese Konzeption beinhaltet auch die Schließung von
Standorten sowie eine mögliche Angliederung von Schülern mit Störungen der sozialemotionalen Entwicklung an die Förderschulen Lernen
Entscheidender Faktor sollte – pauschal gesprochen – das Wohl des Kindes sein. Aber
auch das „Lehrerwohl“ ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt: „Wie lässt sich der „Dienst aus
dem Koffer“ mit vielen einzelnen zu betreuenden Kindern stemmen und wie können wir
hier unterstützend wirken?“
Grundsätzlich sollte gelten, im Kreis das komplette Förderschulangebot mit guten Erreichbarkeiten „heimatnah“ für die Kinder vorzuhalten. Aktuell stehen für die verhaltens-
IfR
208
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
auffälligen Kinder nur die Kreis-externen Schulen in Neuwied oder Mayen zur Verfügung.
Dies führt zu weiten Wegen, zu einer hohen Belastung der Kinder und letztlich zu hohen
Kosten für den Kreis.
In den Erfahrungen des Kreises steht die Frage der Inklusion nach am Anfang. So haben
beide Modelle (Regeleinrichtungen – spezialisierte Einrichtungen) unterschiedliche Erfahrungen erbracht. Dabei gilt es, keine vorschnellen Urteile zu fällen, sondern eine intensive Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen zu führen, um den inklusiven Ansatz
in der Region weiterentwickeln zu können.
Hierzu ist ein aktives Netzwerk notwendig, dass diesen Dialog regelmäßig führt und die
Erkenntnisse sammelt und weiterträgt. Aufgrund der Herausforderungen in allen Bereichen der Förderschulen wird künftig durch das Land Rheinland-Pfalz angestrebt, Beratungszentren anzusiedeln.
Hierzu hat der Rhein-Lahn-Kreis am 6.1.2014 seine Interessensbekundung abgegeben,
dies am Standort Singhofen umzusetzen. In der Sitzung des Schulträgerausschusses am
12.2.2014 wurde der vom ZGG ausgearbeitete Vorschlag zur Umsetzung am Standort
Singhofen (Nutzung des Nordflügels der Grundschule Singhofen für die Oranienschule
unter Bereitstellung zweier Container) einstimmig beschlossen.250
Einige Eckpunkte des angestrebten Förderzentrums sind (Aufzählung ZGG):

Ein Förderzentrum kann in der Lehrerausbildung des Förder- und
Regelschulbereiches sowie der Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte
überregional eine zentrale Rolle spielen

Hilfestellung durch Fachtagungen
Problemen in den Einsatzschulen.

Der Einsatz von Förderschullehrern und -lehrerinnen in Regelschulen kann von
hier aus koordiniert und geleitet werden

Beratung von Eltern und Erziehungsberechtigten von Kindern mit Förderbedarf
jeglicher Art

Die Verwaltung des Förderschulangebotes im Rhein-Lahn-Kreis könnte hier
zentral erfolgen

Information und Koordination beim Aufbau von Strukturen, Förderung von
Kooperationen

Enge Einbindung der Jugend- und Sozialhilfe sowie der Wiedereingliederungshilfe
und der Integrationshelfer
7.3.6
und
Beratungsangeboten
bei
speziellen
Handlungsansatz: bei Bedarf Fortschreibung oder Aktualisierung des SEK für
die weiterführende Schulen
Das KEK kann weder eine „Aktualisierung“ noch eine Ergänzung der Schulentwicklungsplanung bzw. der KITA-Bedarfsplanung darstellen. Bei den weiterführenden Schulen ist in
diesem Jahr die in der Schulentwicklungsplanung dargestellte Anpassung eingetreten.
Zunächst betroffen war der Standort Nassau, weitere Anpassungen sind in der Zukunft
nicht ausgeschlossen.
Neben den demografischen Veränderungen können auch andere strukturelle Veränderungen eintreten, z.B. eine weitere Schulschließung oder –umstrukturierung oder auch neue
Schulgründungen in oder im direkten Umfeld der Region.
250
Vgl hierzu Niederschrift über die Sitzung des Schulträgerausschusses des Rhein-Lahn-Kreises am
12.02.2014 in der Erich-Kästner-Schule Singhofen
IfR
209
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Insofern durch diese Veränderungen eine Situation eintritt, die durch die vorhandene
Schulentwicklungskonzeption nicht mehr abgedeckt ist tritt der Bedarf für eine Fortschreibung bzw. Neufassung ein, um wieder eine Basis für eine gemeinschaftlich getragene Vorgehensweise bei der Schulentwicklung liefert.
Auf Basis der vorhandenen Konzeption gelten weiterhin die Maßnahmenvorschläge zur
Sicherung der aktuellen Schullandschaft, allen voran die frühzeitige Kooperation von
Standorten bei erkennbarer Unterauslastung, z.B. Dislozierung, wenn von allen Partnern
mitgetragen. Hinzu kommt auch, dass bei Baumaßnahmen noch stärker eine evtl. spätere multifunktionale oder anders geartete Nutzung eingeplant werden sollte.
7.3.7
Handlungsansatz: Jugendhilfe - Planungssicherheit und gute Einrichtungen im
Kreis zum Wohl der Kinder und Jugendlichen
Eine Jugendhilfeplanung, die die Kinder und Jugendlichen von ihrer Geburt bis ins Jugendalter erfasst, ist derzeit im Kreis nicht vorhanden. Eine solche Planung berührt die
Aufgabengebiete der Jugend- und Sozialhilfe, aber auch der Schulentwicklung. Gerade
hier ist eine Verzahnung wichtig.
Ein wichtiger Aspekt ist das Aufzeigen von „Übergängen“ der Kinder von einer Betreuungs- oder Unterstützungsform in eine andere. Das System hat sich hier in den letzten
Jahren als „durchgängig“ erwiesen, was auch ein positiver Effekt einer größeren Vielfalt
von Einrichtungen und Leistungen ist.
Bezogen auf die Hilfen zur Erziehung („HZE“) gibt es im Rhein-Lahn-Kreis nur wenige
stationäre Einrichtungen (Dausenau, Kamp-Bornhofen, Nastätten, Diez, Niederwallmenach).
Die Planung ist eng mit dem Ausbau von bestehenden und dem Bau von neuen Einrichtungen verbunden. Denn: Von Seiten der freien Träger (also der potenziellen Investoren)
erfolgen regelmäßig Nachfragen an die Kommunen und an den Kreis zu lokalen und regionalen Bedarfslagen im Hinblick auf konkrete (Aus-)Baumaßnamen. Hier ist eine gute
Kenntnis der Entwicklung der Fallzahlen, vor allem aber auch der „potenziellen“ Fallzahlen sowie der Veränderungen bei den Angebotsnachfragenentscheidend, denn sie schafft
Planungssicherheit und fördert die Bereitschaft zu Investitionen.
Zudem können auch die in die im Jugendhilfe-Bereich zur Verwaltung und Betreuung eingesetzten Personal-Ressourcen besser geplant und gesteuert werden.
Die Erstellung und langfristige Umsetzung einer Jugendhilfeplanung obliegt dem Kreis.
Um seine Wirkung zu entfalten könnte die Planung fortlaufend aktualisiert und regelmäßig im dafür zuständigen Jugendhilfe-Ausschuss (2 Sitzungen/Jahr) aufgerufen werden.
7.3.8
Projekt: Stärkere Einbindung Ehrenamt, Vernetzung mit „Dorf“ und „Stadtteil“
Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit in der Schule. Damit kommt dieser
„Lebenszeit“ eine immer größere Bedeutung zu, auch in Bezug auf die Bleibeorientierung
der jungen Menschen – vereinfacht ausgedrückt: „Wenn die Kinder nicht mehr ins Dorf
kommen, muss das Dorf zu den Kindern kommen“.
Das Angebot an Ganztagschulen und flexiblen Betreuungsangeboten in Kitas und Schulen
ermöglichte und erforderte schon in den letzten Jahren neue Kooperationen zwischen den
Betreuungs- und Bildungseinrichtungen und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen,
allen voran den lokalen Vereinen.
Dabei ist es aus Sicht der Regionalentwicklung wichtig, dass es sich bei KITA und Schule
nicht um „isolierte“ Orte der Betreuung und Bildung handelt, sondern dass diese – wie
IfR
210
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
schon heute oft der Fall – ein elementarer und integrierter Teil von Dorf und Stadt sind,
der in aktivem Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen, etc. steht.
Eine wichtige Prämisse ist, dass das „Mehr“ an Angeboten nicht zu einem „Mehr“ an
Stress führen darf. Bestehende Freizeitangebote von Vereinen, wie die von Sport- und
Musikvereinen, müssen in das Betreuungsangebot der Schulen integriert werden und
nicht als zusätzliche Angebote auftreten. Der Vermeidung von sog. „Freizeitstress“ bei
Kindern und Jugendlichen sollte dabei eine große Bedeutung zugeschrieben werden. Andernfalls wird die Ganztagesbetreuung zum Streitfall und zum „Konkurrenten“ von Ehrenamt und Vereinswesen.
7.4
7.4.1
Gesundheitsversorgung
Ausgangssituation

Ausstattung mit Hausarztpraxen und Apotheken noch über dem Durchschnitt der
Nachbarkreise und Landkreise in RLP

Facharztversorgung bezogen auf den ganzen Landkreis noch gut, jedoch mit
räumlichen Unterschieden

„Überalterung“ der Ärzte, zahlreiche unklare Praxis-Übergabe bzw. –ÜbernahmeSituationen, Gefahr der fehlenden Neubesetzung bei Aufgabe von Praxen

Sehr gute Ausstattung mit Kliniken im Kreis und angrenzenden Regionen

Die gute Gesundheitsversorgung im Kreis wird im Sinne der Regionalentwicklung
(Gesundheitsversorgung nicht nur als Daseinsvorsorge sondern als Dienstleistung
für Gäste etc.) noch nicht stark genug vermarktet

Tendenz zur Konzentration der Dienstleistungen der Gesundheitsversorgung
(Rückzug aus der Fläche): verursacht Mobilitätsanforderungen, die ggf. mit dem
bestehenden Angebot nicht abgedeckt werden können

Trend zu medizinischen Versorgungszentren (MVZ) klar erkennbar

„Gesundheitsplanung“ durch den Kreis: Hierfür notwendige Kapazitäten bei der
Kreisverwaltung zu gering, Zuständigkeiten liegen weitgehend bei der
Kassenärztlichen Vereinigung
Demografischer Wandel „kompakt“:

„weniger/älter“: das „Weniger“ an potenziellen Patienten wird durch die älter
werdende Bevölkerung der Bevölkerung (höherer Bedarf an med. Versorgung pro
EW) ausgeglichen

„älter“: die Nachfrage nach Leistungen der Gesundheitsversorgung wird aufgrund
der sich weiter verschiebenden Altersstruktur steigen. Nachfrage nach Leistungen
der Gesundheitsversorgung an der Schnittstelle zur Pflege wird ebenfalls steigen

„älter“: „Überalterung“ der Ärzteschaft“, Probleme bei Nachbesetzung von Praxen

„bunter“: Das Berufsbild „Landarzt“ liegt bei den Medizinern aufgrund der
Rahmenbedingungen aktuell nicht im Trend: Probleme bei der Nachbesetzung
von Praxen
7.4.2
Entwicklungsziele
In den nächsten Jahren ist die Schließung und Nicht-Neu-Besetzung zahlreicher Praxen
„alten Typs“ sowohl aufgrund der Altersstruktur der Ärzte als auch der wenig attraktiven
Konditionen der Praxisführung zu erwarten.
IfR
211
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Für den Kreis wurden zum Thema Gesundheitsversorgung zwei Entwicklungsziele festgehalten.
Das erste Entwicklungsziel („Standard sichern“) ist mit zwei sich ergänzenden Handlungssträngen zu verfolgen, zum Einen die Ansiedlung und Weiterführung von Ärzten/Praxen weiter aktiv zu unterstützen, zum Zweiten die Mobilität der Patienten (ggf.
auch der Ärzte) sicher stellen.
Die medizinische Versorgung und die angebotenen Dienstleistungen verfügen im RheinLahn-Kreis aktuell über eine in Teilen gute Ausstattung (einerseits für die Einwohner und
anderseits für Gäste/Kurgäste). Dieses Merkmal wird in der Vermarktung der Region bisher kaum genutzt.
 (a) Bestehenden Standard der Gesundheitsversorgung sichern, weiterentwickeln und „vermarkten“

 Handlungsansatz: „Niederlassungsmanagement“, Unterstützung bei Aufbau
von MVZ / Ärztehäusern (Kap. 7.4.3)

 Handlungsansatz: Gesundheitsplanung auf der Kreisebene und stärkere
Vernetzung der Akteure (Kap. 7.4.4)

 Handlungsansatz: Delegationslösungen zur Entlastung der Hausärzte (Kap.
7.4.5)

 Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und
Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“) (Kap. 7.9.6)
7.4.3
Handlungsansatz: „Niederlassungsmanagement“, Unterstützung bei Aufbau von
MVZ / Ärztehäusern
Die Ausdünnung von Hausarzt- und Facharztpraxen in der Fläche nimmt nach wie vor
weiter zu. Parallel erfolgt eine Konzentration von Praxen in den zentralen Orten. Sog.
„Multipraxen“ bieten dabei viele Vorteile, z.B. die gemeinsame Nutzung von Infrastrukturen, die Bündelung von Dienstleistungen, ein breiteres Angebot für Patienten sowie Kostenersparnisse.
Hinzu kommen auch Vorteile für die Sicherstellung der Erreichung der Ärzteversorgung
über die Frage der Mobilität, da statt vielen in der Fläche verstreuten, nur ein Knotenpunkt angefahren werden muss.
„Multipraxen“ bieten darüber hinaus die größte Chance bzw. praktikabelste Möglichkeit,
auf eine Ansiedlung von Fachärzten „in der Fläche“ hinzuwirken.
Für die Entstehung war und ist eine intensive Unterstützung durch die Kommunen (Ansprache, Gebäude, Planung, Rahmenbedingungen, ...) sowie durch den Landkreis (Beratung, Koordination, „Vermarktung“) sinnvoll und notwendig.
Konkrete Maßnahmenbereiche sind:
IfR

Finanzielle Unterstützung, Bereitstellung von Gebäuden (Kommunen)

offensive „Werbung“, Nutzen von Netzwerken und Kontakten der vorhandenen
Ärzte, Ausbau von Praxisräumen, etc. (Kommunen/Kreis), ggf. könnten auf der
Homepage des Rhein-Lahn-Kreises freiwerdende Praxen und lukrative Angebote
eingestellt werden, falls gesetzmäßig möglich

Fester Ansprechpartner für niederlassungswillige Ärztinnen und Ärzte besteht bei
der KV (2 „Lotsen“ in RLP). Hier ist eine engere Verzahnung zwischen Lotsen,
Kommunen und Kreis anzustreben.

flankierend: Schaffung eines freundlichen Investitionsklimas, gute KITAs und
Schulen (Kommunen, „Vermarktung“ auch über Kreis)
212
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Aktuell erschweren die rechtlichen Vorgaben teilweise die Ansiedlung bzw. das Betreiben
von MVZ. Hier sollte eine Überprüfung der Vorgaben und ein Abgleich mit den konkreten
Anforderungen und Bedürfnissen erfolgen.
7.4.4
Handlungsansatz: Gesundheitsplanung auf der Kreisebene und stärkere Vernetzung der Akteure
Die Planung der Gesundheitsversorgung ist für die Kreisebene per se als Aufgabe vorgesehen und aufgrund dessen, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Gesundheitsversorgung auch über Verbandsgemeinde-Grenzen hinweg wahrnehmen auch sinnvoll. Konzeptionelle Bausteine bestehen u.a. bei den Themen Zahngesundheit, PSAG, Arbeitskreis
Suchtprävention, Pflegekonferenz oder Arbeitskreis Demenz. Die Kapazitäten der Kreisverwaltung reichen jedoch für die Durchführung einer umfassenden Planung nicht aus.
Ziel der Planung – die auch einen stark koordinierenden Effekt in sich trägt - ist die stärkere Vernetzung der Hauptakteure im Thema untereinander und mit weiteren Akteuren
(Kassenärztliche Vereinigung, Politik, Verwaltung, Wirtschaftsförderung, Wirtschaft, etc.)
zur Stabilisierung der Gesundheitsversorgung.
Maßnahmenbereiche, die zu einer regionalen Gesundheitsplanung gehören, im Überblick:
Schaffung von Einrichtungen der Gesundheitsversorgung im Kreis unterstützen



z.B. Kinder- und Jugend-Psychiater (laut Bedarfsplan wieder vorgesehen, Ziel: Vermeidung weiter
Anfahrtswege, Schaffung von Arbeitsplätzen im Kreis)
Unterstützung der Anstrengungen der Kommunen zur Ansiedlung von Ärzten und Einrichtung von
MVZ (s.o.)

Netzwerkarbeit. Präventions- und Innovations- Ärztenetz Oranien-Nassau eG
(PIANO) auf Rhein-Lahn-Kreis ausdehnen und um weitere Partner erweitern oder
ähnliches Netzwerk aufbauen und entsprechend erweitern

stärkere Verzahnung der stationären mit der ambulanten Versorgung





Ziel ist ein längst mögliches Verbleiben des alten, gebrechlichen und polymorbiden Bürgers in im
Flächenlandkreis an seinem ländlichen Wohnort
Eine weiterführende fachärztliche Behandlung kann z.B. durch den Ausbau von medizinischen Versorgungszentren insbesondere an den Kliniken der Region etabliert werden, um auch eine ggf. erforderliche stationäre fachärztliche Behandlung anschließen zu können
Stärkung der personellen Kapazitäten
Wichtige Prämisse: Die Verzahnung stationäre und ambulante Versorgung wird nur in Zusammenarbeit mit Kassenärztlichen Vereinigungen möglich sein.
Ggf. Geronto-Psychatrie-Planung (Medizinischer Bereich und „Post-Medizinischer
Bereich“: Beschäftigung, Betreuung etc.), stärkere Koordination
Um die Vorgehensweise insgesamt zu unterstützen, sollte eine Einbindung in das Programm des Ministeriums „Gesundheit und Pflege 2020“ angedacht werden.
7.4.5
Handlungsansatz: Delegationslösungen zur Entlastung der Hausärzte
Faktisch führt der Wegfall vieler Allgemeiner Ärzte im ländlich strukturierten Rhein-LahnKreis auch zu der Überlegung, Delegationslösungen einzusetzen, um die bestehenden
Hausarztpraxen zu entlasten, z.B. im Bereich der Hausarzt-Besuche vor Ort. Denn: Nicht
für alle Leistungen im medizinischen Bereich muss immer ein Arzt eingesetzt werden.
Zukünftige Probleme bei der Sicherstellung des Versorgungsangebotes in der Fläche können so abgemildert werden. Dazu gehört aber auch, dass das entsprechende Berufsbild
an Attraktivität gewinnt und aufgewertet wird.
Bei der Umsetzung gilt es zu beachten, die Kosten für einzelne Hausärzte i.d.R. zu hoch
liegen. Hier müssen Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung geprüft und angewen-
IfR
213
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
det werden. Zudem werden Finanzierungsmodelle auch zur Ausbildung der sog. „Verah’s“
(Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis) gebraucht.
Weitere Möglichkeiten der Entlastung – gerade für den ländlichen Raum - liegen u.a. in
der Telemedizin, der Telematik und im Einsatz von Notfallsanitätern.
7.5
7.5.1
Pflege und Teilhabe
Ausgangssituation

Allgemein: Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung wird sich der
Bereich „Pflege und Teilhabe“ zu einem der Schwerpunkt-Themen – allerdings
auch mit den größten Herausforderungen – für die Daseinsvorsorge im ländlichen
Raum entwickeln.

Zahlreiche allgemeine Risikofaktoren, die sich auch auf den Rhein-Lahn-Kreis
auswirken (Bevorteilung von stationären Angeboten, Kostendruck, „Altersarmut“,
Fachkräftemangel, …)

Im Kreis insgesamt gute Ausstattung mit stationären Einrichtungen zur Pflege

große Nachfrage nach dezentralen, kleinen Einrichtungen „vor Ort“

Die Mehrheit der Investoren ist aktuell nur im Bereich der stationären Angebote
aktiv; hier gilt die Überschlagsrechnung: „ab 80 Plätzen rechnet sich eine
Einrichtung“; im ländlichen Raum fehlt allgemein eine Angebotsstruktur in den
„Übergangsbereichen“ (zw. Pflegediensten und stationären Angeboten)und an
kleinen, dezentralen Angeboten auf den Dörfern

Betreuungsstrukturen durch rechtliche und organisatorische Vorgaben
unflexibel (z.B. Trennung von Pflege und Behindertenbetreuung)

„Netzwerk-Demenz“ ist „Leuchtturm“ in diesem Thema

Bereich „Pflege“ ist auch ein wachsender Wirtschaftsbereich (Arbeitsplätze,
regionale Wertschöpfung)
tlw.
Demografischer Wandel „kompakt“
IfR

„weniger“: Abnahme der Bevölkerung v.a. in den kleineren und mittleren Orten
mit negativen Auswirkungen auf die Kapazitäten in der „Vorstufe“ zur Pflege und
bei der „häuslichen Pflege“

„älter“: Verschiedene Schätzungen gehen von einer deutlichen Steigerung bis hin
zu einer Verdopplung des ambulanten und stationären Pflegebedarfes bis 2050
aus

„älter“: Zugleich wird seitens der Medizin die Einschätzung vertreten, dass der
Anteil gesunder und für sich selbst sorgender Personen innerhalb der Gruppe der
älteren Menschen größer wird und sich noch auf höhere Jahrgänge verschieben
wird: Menschen kommen in immer höherem Alter und multi-morbider Verfassung
in Pflege-Einrichtungen

„bunter“: Wandlung bzw. die „Auflösung“ der historisch gewachsenen
Familienstrukturen mit Konsequenzen für „Pflege in der Familie“; (a) Wohnort
der Eltern-Generation und der Generation der Jüngeren unterscheiden sich und
liegen zunehmend weiter auseinander; (b) erhöhtes Beschäftigungsvolumen in
den Familien steht v.a. den für familiäre Pflegeleistungen historisch in Anspruch
genommenen Frauen weniger Zeit zur Verfügung; (c) die familiären Bindungen
sowie die damit einhergehenden „Verpflichtungsgefühle“ gegenüber der ElternGeneration verlieren ihre Intensität, die Bereitschaft für häusliche Pflege nimmt
ab
214
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

7.5.2
Entwurf 12.3.2014
„bunter“: Gruppe der Menschen mit psychischen Erkrankungen vergrößert sich
und muss bei zukünftigen Planungen etc. stärker gesondert in den Blick
genommen werden
Entwicklungsziele
„Pflege und Teilhabe“ ist einer der entscheidenden Bereiche für die zukünftige Entwicklung des ländlichen Raumes allgemein. Hier wird sich in besonderer Weise zeigen, ob wir
vor dem Hintergrund der demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen in der
Lage sein werden sowohl ein lebenswertes „Alt sein“ als auch eine umfassende Teilhabe
zu ermöglichen.
Zum zweiten geht es darum, die gute Pflege-Versorgung - die auf vielen unterschiedlichen Säulen aufbaut (stationäre Einrichtungen, mobile Dienste, dörfliche und nachbarschaftliche Gemeinschaften) – als Merkmal des Rhein-Lahn-Kreises auszubauen und auch
nach außen zu tragen
 (A) „Alt werden und Teilhabe im Rhein-Lahn-Kreis“ mit vielfältigen Angeboten auch in der Fläche sichern

Handlungsansatz:
„Pflege-Konzeption“
(Pflegestrukturplanung)
„Teilhabeplanung“ für den Rhein-Lahn-Kreis (Kap. 7.5.3)
und

Handlungsansatz: Förderung von „alternativen“ Betreuungs- / Wohnformen in
der Fläche (Kap. 7.5.4)

Handlungsansatz: Entlastung der Pflegedienste durch bürgerschaftliches
Engagement in der Begleitung/Unterstützung älterer Menschen (Kap. 7.5.5)

Handlungsansatz: Flexibilisierung der Pflege durch Änderung von gesetzlichen
Vorgaben (Kap. 7.5.6)

 Handlungsansatz: Gemeindepsychiatrischer Verbund (Kap. 7.5.7)

 Handlungsansatz: Aufbau eines inklusiven Sozialraums (Kap. 7.5.8)
 (B) Das Merkmal „gute Pflege-Versorgung“ als Markenzeichen für den RheinLahn-Kreis ausbauen

Hier geht es darum ein klares Bild zu erzeugen - „bei uns kannst Du beruhigt alt
werden“. Analog der Gesundheitsversorgung kann der Bereich „Pflege und
Teilhabe“ zu einem der „Pro Rhein-Lahn“-Faktoren ausgebaut werden

Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und
Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“) (Kap. 7.9.6)
7.5.3
Handlungsansatz: „Pflege-Konzeption“ (Pflegestrukturplanung) und „Teilhabeplanung“ für den Rhein-Lahn-Kreis
Grundsätzlich ist der Bereich „Soziales“ der größte Ausgabenbereich des Kreises. Dies
stellt keinen Mangel oder eine Schwäche dar, sondern markiert auch die ServiceLeistungen des Kreises.
Wie oben dargestellt bietet sich im Pflege-Bereich ein entscheidendes Zukunftsthema.
Die Frage, ob die Dörfer eine Zukunft haben, entscheidet sich mit daran, ob die Älteren
„auf den Dörfern“ werden wohnen bleiben können. Entscheidend für Teilhabe ist, dass
alte Menschen und Menschen mit Behinderungen nicht gezwungen sind in stationäre
Maßnahmen umzuziehen, sondern ambulant betreut werden können. Selbstbestimmung
im Alter und bei Behinderung muss für alle Akteure handlungsleitend sein und vor institutionellen Interessen stehen.
IfR
215
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Der Landkreis selbst kann dabei die zahlreichen Projekte und Leistungen auf der Ortsebene mit den heutigen Möglichkeiten nicht steuern. Eine solche Steuerung ist aber notwendig, um die einzelnen Maßnahmen effektiv aufeinander abstimmen zu können. Die
Kapazitäten der Kreisverwaltung reichen für die Durchführung einer umfassenden Planung nicht aus.
Einige Eckpunkte zu einer „Pflege-Konzeption“ sowie einer „Teilhabeplanung“ sind:

Die Entwicklung von strategischen Zielen und Maßnahmen

Maßnahmen kennen und ausrichten. Ca. 2 Treffen Jahr, Orientierung an
vorhandenem
Angebot
und
Bedarfen.
Ideen
zur
Entwicklung
der
Angebotsstruktur. Teilnehmende: Kreis, Verbandsgemeinden, Gemeinden,
Pflegestützpunkte. Einzelne Betriebe kommen je nach Fragestellung/Region
hinzu.

Pflegekonzeption/Pflegestrukturplanung und Teilhabeplanung sind heute zwei
getrennte Bereiche, die zunächst auch getrennt geführt werden sollten. Ziel muss
es aber sein, im Sinne eines inklusiven Sozialraums alle Bereiche der
Sozialplanung (siehe 7.5.10) zukünftig zusammenzuführen.

Sicherung und Ausbau der Pflegekonferenzen als bestehendes Gremium zur
Vernetzung im Thema. Pflegekonferenzen dienen zur Ideenentwicklung, als
Kooperationsplattform, Informationsplattform etc.

Koordination verschiedener Aktivitäten im Thema, die aktuell parallel laufen,
jedoch besser abgestimmt werden müssen. Bestehende „Verbünde“ im Thema
müssen gefestigt werden
7.5.4
Handlungsansatz: Förderung von „alternativen“ Betreuungs- / Wohnformen in
der Fläche
Über zentrale, stationäre Einrichtungen ist bereits eine gute Versorgung im Kreis mit „Altenwohnen / betreutem Wohnen“ gewährleistet.
Dem Wunsch der älteren und behinderten Menschen, in ihrem Ort oder zumindest ihrer
VG bleiben zu können, kann über dezentrale Lösungen Rechnung getragen werden. Sie
sollten als Ergänzung der zentralen (größeren) Einrichtungen wirken und Alternativen
bieten.
Im Kreis gibt es bislang keine expliziten „alternativen“ Wohnprojekte, die Wohn- und Betreuungsangebote außerhalb der klassischen Seniorenheime und betreuten Wohnformen
anbieten. Verschiedene Modelle sind denkbar, etwa „Alten-WGs“ oder kleine, dezentrale
Betreuungsformen sowie deren Verzahnung mit mobiler Versorgung oder auch unter Einbindung ehrenamtlicher Tätigkeiten.
Erörterung der verschiedenen Möglichkeiten / Zusammenstellung und Kommunikation
von Best-Practice-Beispielen im Rahmen eines prozessualen Ansatzes)

7.5.5
Im benachbarten Westerwaldkreis besteht seit 2010 das Modellprojekt Seniorenwohngemeinschaften Marienrachdorf. Das Wohnprojekt bietet Platz für 16 Bewohner/innen in zwei Wohngemeinschaften in Verbindung mit einem bewirtschafteten Bauernhof. 1100 Euro für Pflegeplatz in umgebautem Gebäude.
Handlungsansatz: Entlastung der Pflegedienste durch bürgerschaftliches Engagement in der Begleitung/Unterstützung älterer Menschen
Da sich aufgrund der demografischen Entwicklung der Bereich „Pflege und Teilhabe“ einerseits zu einem der Schwerpunkt-Themen entwickeln wird, anderseits hier aber auch
enorme Probleme bei der Bewältigung zu erwarten sind, wird das stärkere ehrenamtliche
IfR
216
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Engagement unumgänglich werden, vgl. hierzu auch Kap. 7.8.5, Handlungsansatz: privates Engagement auf der lokalen Ebene.
Die stärkere Aktivierung und Einbindung des Ehrenamts im Bereich der Pflege kann nur
„indirekt“ erfolgen, indem dieses für Tätigkeiten eingesetzt wird, die nicht im Bereich der
Pflege liegen. Hierdurch kann eine Entlastung der Pflege-Fachkräfte erfolgen.
Angesprochen sind u.a. Bürgervereine, Nachbarschaften, Dorfgemeinschaften, „Die Brücke“, …
7.5.6
Handlungsansatz: Flexibilisierung der Pflege durch Änderung von gesetzlichen
Vorgaben
Bestehende rechtliche Vorgaben verhindern oftmals eine Entstehung von flexiblen, innovativen und dezentralen Angeboten (s. Ansätze oben). Hier ist der Gesetzgeber gefordert, diese Vorgaben zu überprüfen und im Sinne der zukünftigen Herausforderungen
ggf. anzupassen. Hierzu gehört auch, dass Betreuungsstrukturen flexibilisiert und Parallelstrukturen aufgelöst werden müssen. So sind Pflege und Behindertenbetreuung traditionell getrennte Bereiche.
Ein Impuls könnte durch ein „Pflege-Konzept Rhein-Lahn“ (vgl. Kap. 7.5.3) gesetzt werden.
Ansätze für die Umsetzung sind:

Harmonisierung
der
unterschiedlichen
Rechtsgebiete:
Altenpflege,
Eingliederungshilfe, Abstimmung mit den Kliniken („wer darf wo was…“)

Entlastung der Fachkräfte durch die Möglichkeit, auch „Nicht-Fachkräfte“ für
bestimmte Tätigkeiten einzusetzen (Ansatz zur Lösung des Fachkräfteproblems
sowie Möglichkeit zur Kostensenkung)

Überprüfung und ggf. Senkung von bestimmten Standards (Bsp. Vorgaben
hinsichtlich Brandschutz)

Verwaltung der Zuwendungen an
Harmonisierungen realisiert werden

Pflege und Behindertenbetreuung harmonisieren
7.5.7
Empfänger
etc..
Wie
können
hier
Handlungsansatz: Gemeindepsychiatrischer Verbund
Im Landesgesetz für psychisch kranke Personen (PsychKG) ist geregelt, dass die Planung
und Koordination der Hilfen, die im Rahmen eines Gemeindepsychiatrischen Verbundes
erbracht werden sollen, den Landkreisen und den kreisfreien Städten verpflichtend obliegt. Es gibt aktuell keine verbindliche Struktur für den Gemeindepsychiatrischen Verbund und keine Ressourcen für Psychiatriekoordination und Planung.
Die Eckpunkte die im Handlungsansatz „Pflege-Konzeption (Pflegestrukturplanung) und
Teilhabeplanung“ aufgezählt werden, sollten für den Personenkreis der Psychisch kranken
Menschen ebenfalls umgesetzt sein (vgl. auch

Psychiatrieplanung und –Koordination

Verbindliche Regelungen für den Gemeindepsychiatrischen Verbund
7.5.8
Handlungsansatz: Aufbau eines inklusiven Sozialraums
Der Aufbau eines inklusiven Gemeinwesens ist heute ein von vielen Seiten getragenes
Ziel. Dieser Ansatz erfordert jedoch zum einen erhebliche strukturelle Anpassungen, zum
anderen ist hierfür parallel auch ein gesellschaftlicher Wandel Voraussetzung. Dieser
IfR
217
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Wandel braucht Impulse und eine fortlaufende Auseinandersetzung der Bürgerinnen und
Bürger mit dem Thema vor Ort (vgl. 8.4.5 “Alle Menschen mitnehmen - Integration und
Inklusion“).
Der Gewinn eines inklusiven Sozialraumes ist eine Steigerung der Lebensqualität aller
Menschen durch eine barrierefreie Gestaltung aller Lebenslagen. Dies benötigt Zeit und
eine kontinuierliche Begleitung des Prozesses. Entsprechende zeitliche und personelle
Ressourcen in den Kommunalverwaltungen sind hierfür eine wichtige Voraussetzung 251.
Ansätze für die Umsetzung sind:
251
IfR

Federführung bei den Kommunen: Bündelung der Verantwortung; Koordination
der Akteure

Querschnittsaufgabe innerhalb der Verwaltung: Zusammenführung vorhandener
Planungen zu einer inklusiven Sozialplanung

Angebotssteuerung: Angebotsstrukturen sind für alle Menschen zugänglich, kein
Ausschluss wegen Alter, Behinderung, kultureller Herkunft

Beratung: integrierte wohnortnahe Sozialberatung in kommunaler Hand, neutral
und trägerunabhängig

Barrierefreiheit: barrierefreie Lebensräume, barrierefreie Kommunikation, barrierefreie Dienstleistungen

Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft: offen für alle; Ergänzung
zur professionellen Unterstützung; Ressourcen zur Zusammenarbeit Mittler- und
Multiplikatoren-Funktion

Partizipation: Beteiligung der Bürgergesellschaft im Prozess, Betroffene als Experten in eigener Sache, Akzeptanz

Schulung: Thematik muss erläutert werden, um die Theorie in die Praxis zu vermitteln
www.deutscher-verein.de/05-empfehlungen/alter-altenhilfe/Eckpunkte_fuer_einen_inklusiven_Sozialraum)
218
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.6
7.6.1
Entwurf 12.3.2014
Nahversorgung
Ausgangssituation

Es besteht aktuell kein tatsächliches Versorgungsproblem im Rhein-Lahn-Kreis
(Einzelhandel und mobile Versorger decken Bedarf ausreichend ab). Hierbei ist
vorausgesetzt, dass das Erreichen der Einzelhandelseinrichtungen sichergestellt
ist (Mobilität) bzw. die Möglichkeit der Nutzung der mobilen Versorger besteht.

In vielen kleinen Dörfern existieren keine Versorgungseinrichtungen mehr,
dadurch Verlust an Wahlmöglichkeiten und Belebtheit. ABER: Auch das
Vorhandensein eines “Tante-Emma-Ladens” auf dem Dorf (Dorfladen als
“Idealfall”) bietet sehr eingeschränkte Wahlmöglichkeiten gemäß heutigen
Standards und Ansprüchen.

Der Rhein-Lahn-Kreis besitzt einen starken Erzeugerzusammenschluss regionaler
Produkte
Demografischer Wandel „kompakt“

„weniger“: Generelle Abnahme der Wohnbevölkerung in der Fläche, v.a. in den
kleinen Orten. Hierdurch Verlust von Kundenpotenzial für noch bestehende
Einzelhändler

„älter“: Steigender Anteil älterer und allein lebender Menschen für die fehlende
Wahl- und Kommunikationsmöglichkeiten ein Standortnachteil sind/werden

„bunter“: Steigender Anteil an Internet-gestützten Einkäufen, auch im Bereich
des „kurzfristigen Bedarfs“
7.6.2
Entwicklungsziel
Für den Rhein-Lahn-Kreis kann aktuell kein „echtes“ Versorgungsproblem ausgemacht
werden. Das Nicht-Vorhandensein von lokalem Einzelhandel, v.a. in den meisten kleinen
Dörfern wird über eigene Mobilität bzw. über „Mitnahme“ durch Familienangehörige oder
Freunde und Bekannte gelöst. Mobile Voll-Versorger nehmen im Rhein-Lahn-Kreis heute
noch keine größere Bedeutung ein, stellen aber mit ihrem Angebot und einer möglichen
Ausweitung soz. eine „Versicherung“ für die Zukunft dar.
Die Konzentration der Versorgungseinrichtungen auf die zentralen Orte wird grundsätzlich so fortbestehen bzw. sich eher noch verstärken. Um einen guten Grad an Versorgung
zu sichern, zeichnen sich allerdings auch praktikable Lösungsmöglichkeiten ab, die sich
unter zwei Entwicklungszielen bündeln lassen:
 (A) Sicherung der Nahversorgung über erreichbaren lokalen Einzelhandel,
mobile Versorger
IfR

Die Verbindung von Nahversorgung und ÖPNV wird bis dato als nur in geringem
Maße vereinbar angesehen. Lebensmitteleinkäufe sind i.d.R. mit öffentlichen
Verkehrsmitteln unkomfortabel zu lösen. Hier sind neue Lösungen gefragt

Handlungsansatz: Ergänzende teilregionale Mobilitätsangebote (Kap. 7.1.9)

Projekt: „Mobilitäts-Netzwerk Rhein-Lahn“ (Kap. 7.1.10)

Unter den Aspekten der Dorfgemeinschaft, Kommunikationsort, „kurze Wege“,
etc. kommt der Entstehung von lokalen Initiativen für multifunktionale
Einrichtungen eine wichtige Rolle zu, die dann auch eine deutliche positive
Wirkung auf die Versorgungssituation haben. Diese Einrichtungen müssen in der
Regel aber in hohem Maße aus der Bevölkerung gewollt und getragen werden,
um erfolgreich bestehen zu können
219
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Handlungsansatz: Förderung der Entstehung von lokalen Multifunktionszentren
(Kap. 7.9.3)
 (B) Steigerung der Wertschätzung für lokales und regionales Einkaufen, regionale Produkte sowie die Möglichkeiten der Selbstversorgung

Handlungsansatz: Bewusstseinsbildung für das lokale und regionale Einkaufen
(Kap. 7.6.3)

Handlungsansatz: Bewusstseinsbildung für die Möglichkeiten, die das Landleben
im Bereich der Selbstversorgung bietet (Kap. 7.6.4)

treten, siehe Teilzeit-Lösungen

Projekt: „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“ von Unternehmen, Arbeitenden und
Bevölkerung (Kap. 7.11.6)
7.6.3
Handlungsansatz: Bewusstseinsbildung für das lokale und regionale Einkaufen
Ableitung
Die vielfältigen Aktivitäten des Rhein-Lahn-Kreises bzw. der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Zusammenhang mit der Direktvermarkter-Initiative sollen fortgeführt und ausgeweitet werden.
Obwohl oder gerade weil das Einkaufen beim Erzeuger für die Nahversorgung beim aktuellen Einkaufsverhalten eine eher untergeordnete Rolle spielt, soll auf das Bewusstsein
für die Vorteile und Möglichkeiten des Einkaufens beim Erzeuger verstärkt hingewirkt
werden. Die Stärkung der regionalen Wertschöpfungskette ist nur ein Grund, der diesen
Ansatz lohnenswert macht. Kurze Transportwege und die hiermit verbundene Ressourcenschonung sind ebenso Gründe wie frische, schmackhafte Lebensmittel direkt vom Hof.
Umsetzung
Weiterer Ausbau der Aktivitäten im Bereich des Direktvermarkter-Zusammenschlusses,
insbesondere im Hinblick auf die Bewusstseinsbildung für den Wert der regionalen Produkte und des Einkaufens vor Ort
Anknüpfung an die Aktivitäten der Wirtschaftsförderungsgesellschaft zur Bewerbung des
Direktvermarkter-Zusammenschlusses allgemein
7.6.4
Handlungsansatz: Bewusstseinsbildung für die Möglichkeiten, die das Landleben
im Bereich der Selbstversorgung bietet
Der Wert des Lebens auf dem Land besteht auch darin, dass es Möglichkeiten bietet, die
dem Stadtbewohner verschlossen bleiben. Eine dieser Möglichkeiten ist die (teilweise)
Selbstversorgung mit Erzeugnissen aus dem eigenen Garten und Obstgarten, aber auch
aus der eigenen (Klein-)Tierhaltung.
Die Herausstellung dieser Möglichkeit als absolutes Alleinstellungsmerkmal des Landlebens gegenüber dem Stadtleben im Sinne eines Argumentes “Pro Land” bewirbt das
Landleben im Allgemeinen. Für den Rhein-Lahn-Kreis bietet sich hier die Möglichkeit, gegenüber umliegenden verdichteten Räumen “zu punkten”.
Bausteine der Umsetzung:
IfR

Herausarbeitung der Möglichkeiten der Versorgung mit eigenen Produkten

Präsentation von guten Beispielen aus der Region

Vermittlung / Inszenierung der damit verbundenen Lebensqualität
220
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.7
7.7.1
Entwurf 12.3.2014
Energie, Wasser, Abfall
Ausgangssituation

Die Einsparung von Energie / Energieeffizienz ist primärer Ansatzpunkt im
Bereich „Energie“

In Teilgebieten hohe Energieverbräuche bei Privaten durch Sanierungsstau /
hohen Anteil alter, nicht sanierter Bausubstanz. Großes Einsparpotenzial durch
Sanierung etc.

Ausbau der Erzeugung erneuerbarer Energien allgemein als Chance. Dadurch
auch regionale Wertschöpfung möglich

Berücksichtigung von Zielkonflikten bei der Nutzung erneuerbarer Energien

Modernes und leistungsfähiges Abfallzentrum in Singhofen; bestehende Anlage
noch stärker auslastbar

Alle Bereiche (Strom, Wasser, Abfall): Abnahme der Gesamtbevölkerung.
Weniger Verbrauchs-bezogene Gebühren pro Jahr durch weniger Haushalte,
zusätzlich verstärkt durch – grundsätzlich positiv zu bewertende – Einsparungen.
Mögliche Folge ist die Erhöhung der Grundgebühren, Fixkosten müssen anders
verteilt werden

Abfall: Wachsender Anteil älter und allein lebender Menschen, Probleme beim
Bereitstellen der Abfallbehälter an die Straße

Aktuelles Abfallwirtschaftskonzept des Landkreises liegt vor, Orientierung an
dessen Inhalten
7.7.2
Entwicklungsziel
Die Einsparung von Energie bzw. der effiziente Einsatz von Energie sind unter dem Aspekt des Umweltschutzes und unter dem Aspekt der regionalen Wertschöpfungsketten
die primäreren Ansatzpunkte im Thema „Energie“ (vgl. hierzu auch SWOT Kap. 4.8.1).
Die verstärkte Erzeugung, aber Nutzung und Vermarktung von erneuerbaren Energien ist
für den Rhein-Lahn-Kreis grundsätzlich zu begrüßen, wobei hier zwei Prämissen befolgt
werden sollten. Zum gilt es, dort wo möglich, gemeinschaftlich vorzugehen und solidarische Lösungen anzuwenden, um Eingriff und Nutzen bestmöglich vor Ort auszutarieren.
Zum zweiten ergeben sich zuvorderst bei der Nutzung der Windenergie mögliche Zielkonflikte mit Fragen des Wohnwertes sowie der Entwicklung der Kulturlandschaft, die bewusst thematisiert und diskutiert werden sollten.
 (A) Energieeinsparung / Energie-Effizienz unterstützen

Handlungsansatz: Umsetzung des Abfallwirtschaftskonzeptes
Aufgaben für den Abfallwirtschaftsbetrieb (Kap. 7.7.5)

Handlungsansatz: Energieeinsparung / Energie-Effizienz (Kap.7.7.3)
und
neue
 (B) Grundsätzliche Stärkung der Nutzung Erneuerbarer Energien unter Beachtung möglicher Nutzungskonflikte

Handlungsansatz: Solidarlösungen bei der Windenergienutzung (Kap. 7.7.4)
 (C) Infrastruktur und Dienstleistungen den demografischen Änderungen anpassen

IfR
Handlungsansatz: Umsetzung des Abfallwirtschaftskonzeptes
Aufgaben für den Abfallwirtschaftsbetrieb (Kap. 7.7.5)
und
neue
221
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.7.3
Entwurf 12.3.2014
Handlungsansatz: Energieeinsparung / Energie-Effizienz
Die Wirtschaftsförderung des Rhein-Lahn-Kreises ist vor diesem Hintergrund im Bereich
der Information und Bewusstseinsbildung sehr aktiv. Diese Aktivitäten sollten weiter
fortgeführt und nach Möglichkeit noch ausgeweitet werden
Neben dem „direkten“ Nutzen der Energie-Einsparung bieten sich in diesem Themenbereich auch Chancen für regionales Handwerk, Berater und weitere Akteure zur Stärkung
der regionalen Wertschöpfungskette.
7.7.4
Handlungsansatz: Solidarlösungen bei der Windenergienutzung
Die Nutzung des Windes als Energiequelle ist – wie oben erörtert - als grundsätzlich sehr
sinnvoll einzustufen.
Solidarlösungen schaffen Akzeptanz und ermöglichen die Suche nach möglichst verträglichen Standorten über die Gemeindegrenzen hinaus. Hierdurch können Vor- und Nachteile
„gerecht“ verteilt werden. Umsetzungsbeispiele sind hierfür auf Ebene der Verbandsgemeinden in- und außerhalb der Region vorhanden.
Vor der Anwendung von Solidarlösungen bei der Windenergienutzung steht die faktische
Umsetzbarkeit, die in Teilregionen im und entlang des Mittelrheintales durch den Welterbe-Status erschwert wird.
Für den Rhein-Lahn-Kreis ergibt sich hier grundsätzlich – wie für jeden ländlichen Raum
– die Notwendigkeit ein ausgewogenes Verhältnis zwischen zwei Zielsetzungen zu gewährleisten: Zum einen dem Ziel einer „verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien“ sowie zum zweiten der ebenso notwendigen „Erhaltung der wertvollen Kulturlandschaft.
Dies gilt umso mehr, wenn die Qualität eines Landschaftsbildes mit „offenem“ Charakter
als wertvoll für die Region bzw. für Teilregionen eingeschätzt wird.
Bei derartigen Ziel-Überschneidungen ist generell eine intensive Auseinandersetzung und
Meinungsbildung vor Ort notwendig, die auch mit den in Kap. 8 formulierten strategischen Aufgaben in Verbindung steht:

Kap. 8.4.2: „Wer sind wir: Was zeichnet uns aus und woran wollen wir arbeiten?“

Kap. 8.4.3: „Werte diskutieren und gemeinsam getragene Wertevorstellungen
finden“
7.7.5
Handlungsansatz: Umsetzung des Abfallwirtschaftskonzeptes und neue Aufgaben für den Abfallwirtschaftsbetrieb
Der Abfallwirtschaftsbetrieb ist mit dem neuen Abfallwirtschaftskonzept zukunftsfähig
aufgestellt. Die hierin beschriebenen Ziele und Maßnahmen gilt es zu verfolgen bzw. umzusetzen. Es wird an dieser Stelle auf das vorliegende Abfallwirtschaftskonzept verwiesen.
Dennoch seien an dieser Stelle drei Kernbereiche hervorgehoben, die insbesondere vor
dem Hintergrund des demographischen und gesellschaftlichen Wandels zukünftige Chancen bieten:

IfR
Vor dem Hintergrund der zu erwartenden Anpassungserfordernisse durch den
demografischen Wandel gilt es, aufkommende neue Bedarfe an ServiceLeistungen zu erkennen und aufzugreifen. Hier spielt vor allem der Faktor „älter“
eine wichtige Rolle mit ganz konkreten Hilfeleistungen wie „Müll rausbringen“
oder eine „Rund-um-Paket“ zur Entsorgung von Sperrmüll oder anderen AbfallSorten. Hinzu kommen ggf. stärkere Beratungsleisten vor Ort. Tendenziell kann
es hier sinnvoll sein, solche Leistungen stärker in den Eigenbetrieb aufzunehmen
222
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
(z.B: Angebot von Service-Leistungen wie etc.). Vor einer Vergabe von
Leistungen sollte geprüft werden, ob die Leistung in „Eigenregie“ nicht im Sinne
der Entwicklung der Region sinnvoller ist.

Die gut aufgestellte Anlage in Singhofen kann und sollte noch stärker für die
Behandlung von Abfällen aus umliegenden Regionen genutzt werden.

Generell stellen Kooperation mit Nachbarregionen Chancenbereiche dar, die auch
in jüngsten Initiativen aufgegriffen wurden (Kooperation mit Neuwied)
7.8
7.8.1
Soziales Gefüge
Ausgangssituation

Weitgehend intaktes soziales Gefüge („Klima“) in den Dörfern, Städten und
Ortsteilen, ausgeprägter Gemeinschaftssinn („man kennt sich, man hilft sich“)

Vielfältige und aktive Vereinslandschaft, hohe Anzahl und großes Engagement
ehrenamtlich aktiver Menschen

kreisweites Seniorenbüro „die Brücke“ als aktive und bündelnde „Schaltstelle“
und weitere Initiativen wie „Initiative 55 plusminus“

Engagierte Jugendarbeit vor Ort, viel Präventivarbeit

Vereine: zunehmende Konzentration der Aufgaben und Verantwortung auf einige
wenige Personen, Mangel an Führungskräften (Vorstandsarbeit); abnehmende
Engagement-Bereitschaft der Mitglieder; Mangel an Nachwuchs, z.B. durch
geringere zeitliche Verfügbarkeit von Kindern und Jugendlichen.

Mangelnde Wertschätzung der ehrenamtlichen Tätigkeiten in der „Breiten“
Bevölkerung, auch teils in Vereinen seitens der „Nutzer“ von Angeboten.
Wertschätzung wird gegenüber Belohnungen als wichtiger eingeschätzt.

Freiwillige Feuerwehren zum Teil mit Nachwuchsproblemen

Rückgang des ehrenamtlichen Engagements
Formen wie Vereinen und Feuerwehr

Abnehmendes „Zeitbudget“ der Kinder und Jugendlichen für Vereins- und
Dorfleben

Nachbarschaften und Dorfverbünde als Chance für Versorgung und Betreuung
(neue bzw. „alte“ Aufgabenbereiche für das ehrenamtliche Engagement)

Geringer Anteil an Frauen in politischen Gremien der Region, geringer Anteil an
Ortsbürgermeisterinnen

Engagement und Zusammenhalt vor Ort werden von und in den Ortsgemeinden
als wichtigste Stärke angesehen. Als Merkmal der gesamten Region wird es bis
dato nicht ausgemacht (vgl. Ergebnisse der Befragung der Ortsbürgermeister).
in „klassischen“ Engagement-
Demografischer Wandel „kompakt“
IfR

„weniger“: Rückgang der Anzahl an Mitgliedern und Aktiven in den Vereinen,
Mangel an Nachwuchskräften für Vorstands- und Vereinsarbeit allgemein.

„älter“: Wachsende Gruppe der „65-jährigen und Älter“ ist Potenzial für
ehrenamtliches Engagement. Veränderte Angebotsformen und neue Themen in
den Vereinen notwendig

„bunter“: Individualisierung und Pluralisierung der Bevölkerung führt zum
Rückgang der Nachfrage nach „klassischen“ Vereinsangeboten. Bereitschaft sich
223
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
in diesen Vereinen zu engagieren geht zurück („aus aktiven Mitgliedern werden
Nutzer“)

7.8.2
„älter/bunter“: Bedarf an niedrigschwelligen Hilfeleistungen, die nicht mehr durch
die Familienstrukturen abgedeckt werden können steigt. Bürgerschaftliches
Engagement gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Entwicklungsziele
Das attraktive soziale Umfeld – untermauert von starkem ehrenamtlichem Engagement
vor Ort – erhält insgesamt eine viel stärkere Bedeutung, der als sog. „weicher Standortfaktor“ für den ländlichen Raum noch zu schwach ausgedrückt ist.
Getragen wird das Engagement von der Eigeninitiative der Menschen in der Region, die
für sich hierin zum einen eine sinnvolle Aktivität sehen müssen und bei der Ausübung
nicht auf Hürden stoßen sollen.
Die Eigeninitiative der Menschen vor Ort hat herausragende Bedeutung sowohl für die
eigene, persönliche Entwicklung als auch für die Gesamtentwicklung der Region. Denn:
Es sind die Menschen, die „die Region ausmachen“ und für die Entwicklung der Region
bestimmend sind.
Aufgrund dieser hohen Bedeutung stellt die Entwicklung von Eigeninitiative bei den Menschen des Rhein-Lahn-Kreises im Sinne des in diesem KEK formulierten „strategischen
Weges“ (s. Kap. 8) eine Aufgabe dar, die über alle Handlungsfelder und Lebensbereiche
hinwegreicht und für die Gesamtentwicklung des Rhein-Lahn-Kreises entscheidend sein
wird.
Das Thema wurde in der Reihe der Gesprächsabende aufgegriffen. Hier hat sich gezeigt,
dass es eine Vielzahl von Menschen in der Region gibt, die ein hohes Interesse daran
haben sowohl an den Zielen als auch an konkreten Handlungsansätzen auf der regionalen
Ebene mitzuwirken.
Ein ebenso intensiv diskutierter Ansatz auf dem 3. Gesprächsabend in Bogel war die Entwicklung einer Willkommenskultur in den Orten und bei den Menschen. Hier sind zum
einen die in vielen Fällen noch nicht wirklich „angekommenen“ Neubürger gemeint und
zum zweiten auch die zahlreichen Menschen aus anderen Herkunftsländern.
Gerade Menschen mit Migrationshintergrund bedürfen einer aktiven „Ansprache“ und
„Mitnahme“, die oft ganz anders ausgeprägt sein muss, als wir sie sie kennen. Dies ist
eine Voraussetzung, damit es uns gelingt, auch Menschen zu integrieren, die sich bisher
nicht in unserem Gefüge einfinden konnten und so unser Miteinander vor Ort stärken
können.
Das Kreisentwicklungskonzept formuliert darum zum Themenfeld zwei Entwicklungsziele,
die sich wechselseitig ergänzen:
 (A) eine Willkommenskultur entwickeln, das Miteinander stärken

Dieses Entwicklungsziel kann nicht durch einen einzelnen Handlungsansatz
umgesetzt werden. Es ist daher folgerichtig als „strategische Aufgabe“ zu
betrachten, die gesamt-regional angegangen werden muss,

 strategische Aufgabe: Alle Menschen mitnehmen - Integration und Inklusion“
(Kap. 8.4.5)

Handlungsansatz: Neubürger und ausländische Mitbürger im Ehrenamt (Kap.
7.8.6)
 (B) private Engagement-Formen und Eigeninitiative auf der lokalen Ebene
stärken
IfR
224
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

Die Umsetzung dieses Entwicklungsziels erfolgt schon heute über zahlreiche
Initiativen vor Ort im Kreisgebiet. Die wachsende Bedeutung muss von regionaler
Ebene – neben praktischen Hilfen, s.o. – auch über einen motivierenden
Begleitprozess verdeutlicht und unterstützt werden

Projekt: „Zentrale Unterstützung für das Ehrenamt“ (Kap. 7.8.3)

Handlungsansatz: Entwicklung von Eigeninitiative bei Kindern und Jugendlichen
(Kap. 7.8.4)

Handlungsansatz: privates Engagement auf der lokalen Ebene (Kap. 7.8.5)

Querschnittsaufgabe: Besondere Bedürfnisse und Anforderungen der Frauen im
ländlichen Raum (Kap. 7.8.7)

 strategische Aufgabe: Eigeninitiative fördern (Kap. 8.4.4)
7.8.3
Projekt: „Zentrale Unterstützung für das Ehrenamt“
Ableitung
Das ehrenamtliche Engagement spielt für das Leben im Rhein-Lahn-Kreis eine tragende
Rolle. Eine noch intakte, starke Vereinsstruktur, die freiwillige Feuerwehr, das kreisweite
Seniorenbüro „die Brücke“ sowie zahlreiche Initiativen in den Orten sind nur die augenfälligsten Bereiche, in denen das Ehrenamt seine Wirkung entfaltet. Die Bedeutung des
Ehrenamtes wird auf Grund der Auswirkungen des demografischen Wandels weiter steigen, vielfältige Aufgaben können nur angegangen werden, wenn eine starke Bereitschaft
zu Eigeninitiative und Engagement besteht.
Dieser Bedeutung des Ehrenamtes steht ein starker Wandel in der Gesellschaft gegenüber (s.o.). Hoher administrativer Aufwand „um die eigentliche Tätigkeit herum“ wie Versicherungen, finanzielle Abwicklung, Organisation, Einhaltung rechtlicher Vorschriften,
mangelnde Wertschätzung, etc. erschweren das Engagement.
Die Entlastung der ehrenamtlich Tätigen in Arbeiten, die nicht direkt die Ausübung der
eigentlichen Tätigkeit betreffen, ist Gegenstand des Projektes. Des Weiteren soll auch
verstärkt auf die zusätzliche Gewinnung von Ehrenamtlichen bei verschiedenen Zielgruppen hingewirkt werden. Hier sind zum einen die Senioren im Blick, die bereits heute mit
dem Seniorenbüro „die Brücke“ eine sehr gute Anlaufstelle im Kreis haben. Zusätzlich
richtet sich das Augenmerk auf die Vielzahl von sog. „Neubürgern“, von sich vielerorts
noch eher wenige Menschen in die lokalen Netzwerken des Ehrenamtes einbringen. Besonders deutlich wird dies bei den Menschen mit Migrationshintergrund.
Vom Projekt sollen vor allem auf der lokalen Ebene die Vereine, Dorfverbünde und Nachbarschaften aber auch solche Menschen profitieren, die sich heute noch nicht engagieren
und zunächst Informationen von „neutraler Stelle“ benötigen.
Umsetzung
Die Aufgaben der zentralen Unterstützung sollten u.a. umfassen:
IfR

Technische Seite des Ehrenamts unterstützen / Bürokratie abnehmen

Unterstützung der ehrenamtlichen Tätigen bei Werbung und Öffentlichkeitsarbeit

Förderung der Wertschätzung in der Bevölkerung

Information und Bewusstseinsbildung bei den bereits Aktiven vor Ort (z.B. „Wie
baut man eine Willkommenskultur auf“?)

Koordination von Tätigkeiten im Landkreis, Unterstützung bei der notwendigen
Abstimmung zw. Akteuren („Netzwerk Engagement vor Ort“)
225
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

Beratung in rechtlichen Aspekten, Organisationsangelegenheiten, Buchführung,
Versicherungen, Steuerprüfungen, etc.

Zentrale Ansprache von Bevölkerungsgruppen, die sich nur in geringem vor Ort
engagieren oder vor bekannte Hemmschwellen stehen

Zusätzlich denkbar: Funktion als zentraler Ansprechpartner nicht nur für die
bereits Aktiven, sondern auch für interessierte Bürgerinnen und Bürger, die sich
gerne engagieren wollen („Wie kann ich mich einbringen? Wohin kann ich
wenden?“, „Zu welcher Organisation passt mein Anliegen?“)
Die zentrale Unterstützung könnte aufgrund des übergreifenden Charakters der Aufgaben
auf der räumlichen Ebene des Landkreises angesiedelt sein. Für die Trägerschaft sind
verschiedene Modelle denkbar, möglich wäre u.a. eine Integration an das kreisweite Seniorenbüro oder auch die Integration in bestehende Verwaltungen.
Akteure im Projekt sind neben dem Landkreis die Verbandsgemeinden, Ortsgemeinden,
bestehende Netzwerke, Nachbarschaftsverbünde, die Bürger selbst sowie Vereine und
weitere Akteure der Region.
Zentral für den Erfolg des Projektes ist zum einen eine enge Verzahnung und Abstimmung der Aktivitäten mit den bestehenden Strukturen und Aktivitäten in der Region sowie zum zweiten der Grad an tatsächlichen Erleichterungen und Entlastungen, die vor Ort
entstehen.
7.8.4
Handlungsansatz: Entwicklung von Eigeninitiative bei Kindern und Jugendlichen
Ableitung
Die Denkweise, Verantwortung in der und für die Region (das eigene Umfeld) zu übernehmen, hat sich in den letzten Jahren eher zurückentwickelt und durch die demografische Entwicklung droht sich diese Tendenz noch zu verstärken.
Grundsätzlich sind hier alle Bevölkerungsgruppen angesprochen. Kindern und Jugendlichen soll in diesem Handlungsansatz aber eine besondere Aufmerksamkeit zukommen.
Begründet ist dies u.a. durch einen starken positiven Zusammenhang, der zwischen dem
Grad der vor Ort entwickelten Eigeninitiative (Lebensumfeld-Gestaltung) und der Bleibeorientierung von Kindern und Jugendlichen besteht, also der Neigung in der Heimat zu
verbleiben oder – z.B. nach abgeschlossenem Studium – wieder in die Heimatregion zurückzukehren.252 Beispielhaft ausgedrückt, geht es weniger darum, den Kindern einen
tollen Spielplatz zu präsentieren, sondern sie beim Bau „mitzunehmen“ und selbst aktiv
werden zu lassen.
Die zweite Ableitung des Handlungsansatzes ergibt sich direkt aus den in diesem Kapitel
formulierten Ausgangsbedingungen im Themenfeld „Soziales Gefüge, Ehrenamt, Vereine“. Ohne Eigeninitiative („was kann ich für andere tun“ statt „was können andere für
mich tun“) fehlen zukünftig die Handelnden im so wichtigen sozialen Gefüge – gerade
unserer ländlichen Region – in den verschiedensten (ehrenamtlichen) Tätigkeitsfeldern.
Da die Bedeutung z.B. von Nachbarschaftshilfe, sozialen Netzwerken und der gegenseitigen („ehrenamtlichen“) Hilfe insgesamt wieder steigen wird, muss hier auf die Wieder-Entwicklung der Eigeninitiative, auch und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen,
hingewirkt werden. Indirekt widmet sich dieser Ansatz auch den Erwachsenen, da sie die
252
IfR
Vgl. Ergebnisse aus Befragungen von Prof. Vogelgesang, Universität Trier, www.waldemar-vogelgesang.de
226
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
jüngere Generation nur durch das Vorangehen als „gutes Beispiel“ wirklich werden überzeugen können.
Umsetzung
Die beste Möglichkeit, auf das beschriebene Bewusstsein hinzuwirken, bietet sich in
Schulen, Kitas, Jugendeinrichtungen, etc. - aber auch im Dorf bzw. im direkten Lebensumfeld kann über konkrete Maßnahmen gearbeitet werden. Wichtig hierbei ist, dass die
Maßnahmen das Interesse der Kinder und Jugendlichen treffen. Experten im Thema (Pädagogen, Jugendpflege, Schulsozialarbeit) sollten in die Planung und Durchführung der
Aktivitäten einbezogen sein.
Die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, tatsächlich „echte“ Eigeninitiative zu entwickeln, sollte im Mittelpunkt der Maßnahmen stehen. Die Freiwilligkeit des Engagements
ist hierbei eine wichtige Maßgabe.
Im ersten Schritt gilt es, Aufmerksamkeit und Akzeptanz für das Thema zu gewinnen.
Hierzu können die vorhandenen Netzwerke im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit bzw.
der Schulen, Schulsozialarbeit, etc. genutzt werden.
Die Definition von konkreten Maßnahmen, die den Handlungsansatz in tatsächliche Umsetzung bringen, stellt dann den zweiten Schritt dar – also die Frage „wie können wir in
unserem Dorf / in unserem Stadtteil die Kinder und Jugendlichen besser einbinden / besser aktiv werden lassen“?)
7.8.5
Handlungsansatz: privates Engagement auf der lokalen Ebene
Ableitung
Vor dem Hintergrund der Folgen des demografischen Wandels wird die Notwendigkeit
wachsen, mehr Aufgaben in Eigeninitiative vor Ort zu leisten.
Dies wird auch deshalb notwendig werden, da langfristig einige öffentliche Leistungen
(von Bund, Land, Kreis oder Kommune) teilweise nicht mehr im bisher gewohnten Standard aufrechterhalten werden können. Tendenzen hierzu sind heute schon erkennbar und
wurden von den Bürgerinnen und Bürgern eingebracht („der Bauhof hat ja eh zu viel zu
tun, dann machen wir das eben“).
Gerade an diesem Punkt gilt es aber zu beachten, dass ein generelles Spannungsfeld
zwischen “Ehrenamt” und “entlohnter Arbeit” besteht, auf das im Rahmen des Themas
geachtet werden muss. Es gilt zu vermeiden, dass „reguläre“ berufliche Tätigkeiten durch
ehrenamtliche Tätigkeiten zurückgedrängt werden.
Umsetzung
Als Konsequenz aus der Erkenntnis muss sich jeder einzelne Bürger sowie jede „Gemeinschaft“ von Bürgern (auf verschiedenen Ebenen) fragen welche Leistungen …

… er/sie will bzw. braucht,

… selbst übernommen werden können und

… selbst übernommen werden dürfen (z.B. versicherungstechnische Fragen etc.).
Dazu gehört im Gegenzug zur Frage, welche (bisherigen) Standards bzw. Leistungen
„von oben“ nicht mehr vorgehalten bzw. übernommen werden können. An diesem Punkt
betrifft die Diskussion nicht mehr nur jede einzelne Gemeinschaft vor Ort sondern erlangt
regionale Bedeutung: „Welches Leistungsbild kennzeichnet unsere Region, was machen
wir auf welcher Ebene“?
IfR
227
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Als Handlungsansätze kommen sehr viele der in vorliegendem KEK behandelten Themenbereiche in Frage. Angefangen von der Mobilität (Fahrdienste etc.) über die Versorgung,
Betreuung oder Leistungen der Daseinsvorsorge können zukünftig in vielen Themen „Lücken“ entstehen, die gefüllt werden müssen.
Nachbarschaften und Dorfverbünde als Chance zur Übernahme von aktuell noch öffentlichen Aufgaben stellen eine Chance und einen Handlungsansatz dar. Rechte und Pflichten
müssen jedoch immer aufeinander angestimmt sein. Dieser sehr umfassende Handlungsansatz kann in vorliegendem KEK nur „angedacht“ werden. Zur Umsetzung ist ein langfristig angelegter Prozess der Diskussion und Entscheidungsfindung erforderlich, der die
begonnenen Wandel aktiv begleitet.
7.8.6
Handlungsansatz: Neubürger und ausländische Mitbürger im Ehrenamt
Der Anteil von sog. „Neubürger“ sowie im speziellen Mitbürgern mit Migrationshintergrund rangiert nach wie vor vielerorts auf einem geringen bzw. steigerungsfähigen Niveau. Hierfür sind – wie in Kap. 5.8.2dargestellt – Hemmnisse auf „beiden Seiten“ verantwortlich, deren Überwindung oft besonderen persönlichen Einsatz erfordert. Das Bestreben hier Verbesserungen zu erreichen wirkt dabei in zwei Richtungen: Zum einen
wird das Engagement vor Ort durch neue Menschen gestärkt, zum zweiten verbessern
wir die Integration von Mitbürgern und stärken weiter den Zusammenhalt in den Gemeinschaft vor Ort.
Der hier formulierte Ansatz kann als Maßnahme nicht für sich alleine umgesetzt werden.
Er ist eng verbunden mit einer aktiven Ansprache und Unterstützung wie sie im Projekt:
„Zentrale Unterstützung für das Ehrenamt“ (Kap. 7.8.3) angedacht ist.
Darüber hinaus bedarf es hier noch grundlegende Informationen und „Anstöße“ im Hinblick auf die Denk- und Handlungsweisen vor Ort. Entsprechend sollte dieser Ansatz Teil
der generellen Herangehensweise über den „strategischen Weg“ werden und wird inKap.8.4.5 „Alle Menschen mitnehmen“ aufgegriffen.
7.8.7
Querschnittsaufgabe: Besondere Bedürfnisse und Anforderungen der Frauen im
ländlichen Raum
Grundsätzlich können alle Themen im KEK eine spezifische Relevanz in Bezug auf Frauen
entfalten. Das KEK sieht diese Aspekte als Querschnittsaufgabe.
Dennoch wurden im Zuge der KEK-Erarbeitung einige spezifische Aspekte behandelt.
Hierzu wurden Abstimmungen mit der Gleichstellungsbeauftragten 253 des Landkreises
geführt. Hintergrund ist (auch) der demografische und gesellschaftliche Wandel und damit verbundene sich verändernde Lebensbilder der Frauen im ländlichen Raum mit anderen Aufgaben und anderen Verantwortungsbereiche.
Konkrete, direkt umsetzbare Handlungsansätze / regionale Angebote mit spezieller Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Frauen können sein:
253
IfR

Fahrermutigungstraining für Frauen gemeinsam mit dem Seniorenbüro

weiterhin verstärkte Kooperation mit den LandFrauen

stärkere Thematisierung einer „Zeitpolitik für Familien“, bis hin zur Entwicklung
von „Zeitpolitik“ als Standortfaktor für den Rhein-Lahn-Kreis. Der Kreis könnte
hier Ideengeber, Bewusstseinsbildner sein. Das Ziel muss dabei immer
Gleichstellungsbeauftragte nach der Landkreisordnung
228
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Lebensqualität
Lebensentwürfe
betrachten

7.9
7.9.1
sein,
nicht
Effektivität.
Aufgrund
ist es sinnvoll, diesen Aspekt auch
Entwurf 12.3.2014
der
verschiedenen
Frauen-spezifisch zu
als Plattform: Veranstaltung am 15. Oktober „Internationaler Tag der Frauen im
ländlichen Raum“, Kooperationsveranstaltung im Kreishaus mit den Landfrauen
Rhein-Lahn
Siedlungsentwicklung und Wohnen
Ausgangssituation

(Typische) Standortvorteile des ländlichen Raumes: Günstige Immobilien- und
Baulandpreise, große Grundstücksflächen; hoher Wohnwert (Werte des Lebens
auf dem Land,

Beginnende Leerstands-Problematik in Teilregionen/Orten (z.B. im Rheintal), Orte
und Ortskerne teils mit baulichen und pflegerischen Mängeln

kein regional bekanntes und vergleichbares „Bild“ zur Situation der Leerstände,
kaum
strategische
und
verbindliche
Ableitungen
aus
bestehenden
Leerstandskatastern der VGn

Faktor Lärm im Rheintal wirkt sich negativ auf die Wohn- und Aufenthaltsqualität
in den betroffenen Gemeinden aus

Im regionalen Kontext über-Bedarf erschlossene Bauflächen bei laufenden Kosten
/ Kostenremanenz
Demographischer Wandel „kompakt“

„weniger“: sinkende Bevölkerungszahlen führen zu sinkender Nachfrage nach
Wohnraum insgesamt; regional stehen mit Blick auf die abnehmende
Bevölkerung ausreichende Reserven in Ortskernen und Neubaugebieten zur
Verfügung (teilweise Überangebot)

„weniger“: sinkende Einwohnerzahlen aber steigende Standards, dadurch steigen
die Kosten pro Einwohner für Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen

„älter“: Nachfrage nach seniorengerechtem Wohnen (privat, gemeinschaftlich,
betreut, mit Pflege) wird künftig weiter ansteigen; Im betreuten Wohnen / der
Pflege werden kleinere, dezentrale Betreuungsformate gewünscht und gebraucht

„bunter“: „klassische“ Zielgruppe des ländlichen Raums, Familien mit Kindern,
nimmt ab; kleinere Familien, kinderlose Paare und Alleinstehende nehmen trotz
Kostennachteilen die flexibleren Wohnangebote in den Städten in Anspruch

„bunter“: Neue Formen des Zusammenlebens / Alleinlebens
Zielgruppen für „Leben auf dem Land“ angesprochen werden
7.9.2
können
als
Entwicklungsziele
 (a) die hohe ländliche Wohnqualität in allen Gemeinden des Rhein-LahnKreises herausarbeiten und stärken
IfR

Handlungsansatz: Förderung der Entstehung von lokalen Multifunktionszentren
(Kap. 7.9.3)

Handlungsansatz:
Reduktion
des
Schienenverkehrslärms
Rheintalgemeinden weiter politisch verfolgen (Kap. 7.9.4)
in
den
229
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und
Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“) (Kap.7.9.6)

 Strategische Aufgabe: Wer sind wir: Was zeichnet uns aus und woran wollen
wir arbeiten? (Kap. 8.4.2)
 (b) die Siedlungsentwicklung „Demografie-fest“ machen

Handlungsansatz: „Demografie-feste Siedlungsentwicklung“ (Kap. 7.9.5)
 (c) Qualitätsvolle verkehrliche sowie virtuelle Anbindung der Gemeinden
langfristig sichern

Für alle Gemeinden gilt, dass eine gute verkehrliche und virtuelle Anbindung
Voraussetzung ist, um als Wohnstandort attraktiv zu sein. Diese „harten“
Standortfaktoren bilden die Grundlage für alle weiteren Ziele und Anstrengungen,
eine hohe Wohnqualität auf den Dörfern zu erhalten

 Entwicklungsziele und Projekte in Kap. 7.1 „Verkehrliche Anbindung und
Mobilität“ und Kap. 7.2 „Virtuelle Anbindung“
7.9.3
Handlungsansatz: Förderung der Entstehung von lokalen Multifunktionszentren
Wo immer die Entstehung von tragfähigen Versorgungseinrichtungen vor Ort möglich ist,
sollte dies unterstützt werden. Voraussetzung für das Funktionieren von „Dorfläden“ in
kleinen Dörfern ist meist das Vorhandensein eines Betreibermodells unter Beteiligung der
Einwohner (Genossenschaft, Verein, sonstige Beteiligungsmodelle) sowie die Multifunktionalität der Einrichtung. Die Information über diese Möglichkeiten, aber auch der bestehenden Grenzen auf der VG-Ebene sollte angedacht werden.
Der Ansatz verfolgt mehrere Zielaspekte: Dorfgemeinschaft / Kommunikation / Nahversorgung / kurze Wege
Eckpunkte der Umsetzung:

Informationsbereitstellung
über
Versorgungseinrichtungen vor Ort

Vorstellung
funktionierender
Betreibermodelle, etc.

Aber
auch:
Bewusstseinsbildung
hinsichtlich
der
Grenzen
von
Versorgungseinrichtungen: Voraussetzungen für die Tragfähigkeit, realistische
Einschätzung der Akzeptanz bei den Menschen vor Ort etc.
7.9.4
die
Modelle
Möglichkeiten
und
multifunktionaler
Grenzen
von
Einrichtungen,
Handlungsansatz: Reduktion des Schienenverkehrslärms in den Rheintalgemeinden weiter politisch verfolgen
Die enorm hohe Lärmbelastung in den Rheintalgemeinden ist ein seit Jahrzehnten in der
Region präsentes Thema, das auch in den kommenden Jahren keine schnellen Lösungen
erwarten lässt. Die Entwicklung hat zu starken Wohnwertverlusten, Wegzug, Leerständen
sowie Problemen im Bereich der touristischen Inwertsetzung geführt (vgl. Kap. 5.9.2).
Insgesamt kommt dem Faktor „Bahnlärm“ eine so große Bedeutung zu, dass er alle weiteren Fragen der regionalen Entwicklung deutlich überlagert. Dies umso mehr, da es sich
hier um einen Mangel in einem Bereich handelt, der „klassischerweise“ zu den Stärken
des ländlichen Raum zählt, nämlich die Verbindung von Landschaft mit Ruhe und den
„weichen“ Wohnwertfaktoren im Allgemeinen.
Die verantwortlichen Akteure (Bund, Land, Deutsche Bahn) haben das Problem vom
Grundsatz her erkannt, für die Umsetzung von Maßnahmen gibt es allerdings nur in Tei-
IfR
230
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
len zeitliche Horizonte, die die Bevölkerung vor Ort zufrieden stellen könnten. Aus diesem
Grund gilt es weiter, auf die Umsetzung von Lärmschutzmaßnahmen ist auf politischer
Ebene weiter hinzuwirken.
7.9.5
Handlungsansatz: „Demografie-feste Siedlungsentwicklung“
Ableitung
Im regionalen Kontext kann die Nachfrage nach Gebäuden und Bauland zur wohnlichen
Nutzung durch die vorhandenen Angebote gedeckt werden. Es besteht demnach – regional betrachtet – mittelfristig kein Bedarf an weiteren Neubaugebieten. Jedoch ergibt sich
auf Ortsebene ein sehr differenziertes Bild.
Die genaue Kenntnis dieser Situation(en) auf Ortsebene ist Voraussetzung für das „richtige“ Steuern der Siedlungsentwicklung gemäß den Anforderungen der Zukunft.
 siehe auch Kapitel 5.9, Siedlungsentwicklung und Wohnen, hier v.a. Kapitel 5.9.6 bis
5.9.9.
Die Folgen des demografischen Wandels erfordern eine stärkere Behandlung des Themas
„altersgerechtes Wohnen“ in der Region. Es gilt, „Altwerden“ im Dorf bzw. in der näheren
Umgebung (innerhalb der VG) zu ermöglichen. Bei Nicht-Schaffung von altersgerechtem
Wohnraum droht der Wegzug älterer Menschen in die Städte
 siehe auch Kapitel 5.9.4, Altersgerechtes Wohnen
Umsetzung
Vorlauf:

interkommunale Einigung
Maßnahmenbündel
auf
Projektumsetzung,
Aufgabenverteilung
und
Maßnahmenbereich Innenentwicklung

(a) Erfassung der Ist-Situation und des voraussichtlichen Bedarfes
(Leerstandskataster) auf Basis einheitlicher Standards. Zusammenführung der
einheitlichen
Informationen
auf
regionaler
Ebene
über
z.B.
ein
Kooperationsprojekt der Verbandsgemeinden. Ziel muss es sein, ein „regionales
Bild“ bezüglich der vorhandenen Leerstände, Baulücken, Potenzialflächen etc. zu
bekommen, auf welchem interkommunale Kooperationen und Abstimmungen
sinnvoll aufbauen können.

Abstimmung mit den Erkenntnissen und Anforderungen des landesweiten
Projektes "Raum plus" (Informationen über Leerstände und hieraus
resultierenden Entwicklungsnotwendigkeiten auf Flächennutzungsplanebene)

(b) Absichtserklärung („Resolution“) der Bürgermeister des Landkreises zur
Berücksichtigung der Anforderungen des demografischen Wandels bei der
Siedlungsentwicklung, z.B. durch vorrangige Nutzung von Baulücken, genaue
Prüfung des Bedarfes an Neubauland etc.

(c) Information und Bewusstseinsbildung

(d) Förderung von Sanierung und Folgenutzung von Bestandsgebäuden in den
Gemeinden
im
Rahmen
bestehender
Förderprogramme
(z.B.
Dorferneuerungsprogramm)

(e) Förderung von Abriss und Neugestaltungen in den Ortsinnenbereichen im
Rahmen bestehender Förderprogramme
Maßnahmenbereich Altersgerechtes Wohnen
IfR
231
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

(a) Sicherstellung der Erreichbarkeit von Versorgungseinrichtungen vor Ort bzw.
durch geeignete Mobilitätsangebote, siehe Projekt 7.1.11

(b) stärkere Berücksichtigung der barrierefreien Dorfgestaltung

(c) Förderung von Angeboten betreuter, gemeinschaftlicher Wohnformen in der
Fläche; Herstellung von barrierefreiem Wohnraum mit z.T. Pflegeplätzen durch
Neuerrichtung
oder
Umnutzung
von
Gebäuden
in
Verbindung
mit
Pflegedienstleistern

(d) Verknüpfung „altersgerechtes (und energieeffizientes) Bauen/Renovieren“ mit
regionalem
Handwerk.
Bildung
von
Betriebskooperationen,
regionale
Leistungsschau

(e) Entwicklung von Lösungen/Modellen, die den Standards gerecht werden, aber
„bezahlbar“ bleiben, Experten-Runde mit lokalen Architekten, Banken, Investoren
Maßnahmenbereich flexible, neue Wohnformen
(a) Entwicklung von Angeboten an flexiblen, bedarfsgerechten Wohnungen (z.B.
Single-Wohnungen), ggf. Förderung von Investitionen im Rahmen bestehender
Förderprogramme

7.9.6
Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“)
Ableitung
Es gibt viele gute Gründe, im Rhein-Lahn-Kreis zu leben. Das Bewusstsein für den Wert
des Wohnens auf dem Land und die Vorzüge des Landlebens ist bei vielen Menschen jedoch verloren gegangen. Dies gilt für alle ländlichen Regionen, nicht nur für den RheinLahn-Kreis. Ziel ist es, auf das Wiedererlangen dieses Bewusstseins im Rhein-Lahn-Kreis
hinzuarbeiten.
Projektziele sind die Definition der Faktoren „Pro Land“ bzw. „Pro Rhein-Lahn-Kreis“, die
Bewusstseinsbildung bei der einheimischen Bevölkerung für den Wert des Lebens in der
Region sowie die Vermarktung nach außen.
Am 13. Januar 2014 fand im Zuge der KEK-Erarbeitung ein Gesprächsabend zum Thema
„Pro Rhein-Lahn“ in Birlenbach statt. Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern wurde
der Handlungsansatz besprochen und Gründe für das Leben im Rhein-Lahn-Kreis gesammelt. In einer regen Diskussion und an „Gesprächstischen“ wurden zahlreiche Faktoren gesammelt, die aus Sicht der Bürger u.a. das Leben im Rhein-Lahn-Kreis ausmachen.
Mögliche Bausteine der Umsetzung:
Maßnahmenbereich A: Definition der Faktoren „Pro Land“ bzw. Pro Rhein-Lahn-Kreis
(Werte des Lebens auf dem Land), u.a.

Natur, Landschaft

Ruhe, Zeit

Sicherheit

Garten/Selbstversorgung
Gesundheit, gesundes Leben


IfR
Mögliche Botschaft: „Bei uns (auf dem Land!) kannst Du beruhigt alt werden“. Unterscheidung zwischen Versorgung für die Einwohner (alt werden, s.o.) und in der Versorgung für Gäste der Region
(Gesundheitstourismus, Kuren, etc.)

KITAs, Schulen, Qualität von Bildung und Betreuung

Nachbarschaft, soziale Kontakte, Vereine
232
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

Gastfreundschaft

Eigenheim, Baukultur

Attraktivität für Senioren, gute Gesundheitsversorgung, Sicherheit
Maßnahmenbereich B: Bewusstseinsbildung für die Werte („Innenmarketing“, „Wertschätzung des Bestehenden“)
Der Gesprächsabend am 13. Januar 2014 diente nicht nur zu einer Sammlung
von Faktoren „Pro-Rhein-Lahn“, sondern war auch ein erster kleiner Schritt zur
Bewusstseinsbildung für den Wert des Lebens auf dem Land. Dies wurde durch
die intensive Diskussion des Handlungsansatzes und dem intensiven Nachdenken,
auch über grundlegende Dinge, erreicht. Die Reaktionen der Bürger zu diesem
Ansatz waren durchweg positiv.

Maßnahmenbereich C: Außenmarketing, aufsetzend auf der Bewusstseinsbildung im Kreis
Zielgruppen (und Themen s.o.) definieren, z.B.

(a) Auspendler (Wohnen im Rhein-Lahn-Kreis) und Einpendler (Arbeiten UND
Wohnen im Rhein-Lahn-Kreis)

(b) Familien („Lust machen auf Familie)


Kinderbetreuungs- und Bildungsinfrastruktur, Beratung etc. (Familien-freundliches Milieu schaffen).
Hier haben alle Gemeinden stark vorgelegt. „Rendite“ muss jetzt eingefahren werden. Zusätzlich
weitere flexible Angebote:
(c) Senioren (Wohnen im Alter)
Potenzielle Themenbereiche:

„Wohnen für Best Ager“ in Verbindung mit den Themen Gesundheit und Freizeit
(Kuren, Therme, etc.), vgl. Kapitel 4.10.4 „Altersgerechtes „Wohnen“

Baukultur als Standortfaktor. Das Bewusstsein für die regionale Baukultur muss
gestärkt werden; eine Kultur des „Schönmachens“ entwickeln. Z.B. durch
Informationsveranstaltungen, Transport von „Best-Practice-Beispielen“ der
Dorfentwicklung, etc.

der Dorfentwicklung
7.10
7.10.1
Freizeit und Naherholung
Ausgangssituation

Gut ausgeprägtes kulturelles Angebot

Zahlreiche Vereine mit vielfältigen Angeboten, auch für Kinder und Jugendliche

Gute Ausstattung der vereinsgebundenen und
Räumlichkeiten (Sportanlagen, Vereinsheime, DGH)

Freie Treffpunkte und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche (Bolzplätze,
Spielplätze, Jugendtreffs)

Naherholungsangebote (Spazier- und Radwege) in attraktiver Landschaft

Touristische Infrastrukturen und Highlights sind für die heimische Bevölkerung
gut erreichbar und nutzbar

Eingeschränkte Freizeitangebote für ältere Jugendliche auf lokaler Ebene.
Teilweise große Entfernungen zwischen Wohnort und Freizeiteinrichtungen in den
Städten (Kino, Diskotheken)
„freien“
Aktivitäten
mit
„Demographischer Wandel kompakt“
IfR
233
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

„Weniger“: Rückgang der Bevölkerungszahl führt insgesamt zum Rückgang der
Mitgliederzahlen
in
den
Vereinen
(bestimmte
Angebote,
z.B.
Fußballmannschaften, können nicht mehr vorgehalten werden); insb. führt der
Rückgang des Anteils der Kinder- und Jugendlichen dazu, dass Jugendabteilungen
in den Vereinen nicht mehr ausgelastet sind

„Weniger“: Abnahme der Bevölkerung führt zu Einnahmeverlusten in den
Gemeindehaushalten. Freiwillige Ausgaben für Freizeit-Infrastruktur von
Kürzungen betroffen

„Älter“: Veränderung der Altersstruktur
Anpassungserfordernissen in den Angeboten

„Älter“: Lokale, gut erreichbare Naherholungsangebote sind wichtige weiche
Standortfaktoren v.a. für die wachsende ältere Bevölkerungsgruppe

„Bunter“: „klassische“ Vereinsangebote in den Dörfern verlieren an Attraktivität
für eine immer stärker individualisierte Gesellschaft, Nachfrage nach „freien“
Angeboten der Freizeitgestaltung an die Gemeinden und Vereine
7.10.2
in
den
Vereinen
führen
zu
Entwicklungsziele
Der hohe Freizeit- und Naherholungswert des Rhein-Lahn-Kreises bildet ein zentrales
Element für seinen hohen Wohnwert. Für die positive Gesamtentwicklung der Region
(Wohnen als zentrale Funktion des Auspendlerkreises) gilt es, den Freizeit- und Naherholungswert zu sichern.
Da es sich i.d.R. um freiwillige Maßnahmen auf lokaler Ebene handelt, stehen diese immer unter der Beschränkung der hierfür vorhandenen Mittel. Hierbei handelt es sich aber
auch um Aufgaben, die schon heute in verstärktem Maße von „Dorfverbünden“ und
Gruppen von Engagierten übernommen werden. Dieser Trend wird und muss sich weiter
verstärken.
Die im Themenfeld Freizeit und Naherholung formulierten Entwicklungsziele führen zu
Projekten und Handlungsansätzen, die eng mit anderen Themenfeldern verschnitten und
dort abgebildet sind.
 (A) Sicherung des hohen Freizeit- und Naherholungswertes der Region

Projekt: „Zentrale Unterstützung für das Ehrenamt“ (Kap. 7.8.3)

Handlungsansatz: privates Engagement auf der lokalen Ebene (Kap. 7.8.5)

strategische Aufgabe: Eigeninitiative fördern (Kap. 8.4.4)
 (B) Bewusstseinsbildung für den … und Vermarktung des bestehenden hohen
Freizeit- und Naherholungswert
IfR

Auf Basis des funktionierenden „Innenmarketings“ gilt es, das Außenmarketing zu
verstärken. Nur so ist es auch möglich, potenzielle Neubürger des Kreises von
seinen Stärken zu überzeugen.

Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und
Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“)(Kap. 7.9.6)

Strategische Aufgabe: Werte diskutieren
Wertevorstellungen finden (Kap. 8.4.3)
und
gemeinsam
getragene
234
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.11
7.11.1
Entwurf 12.3.2014
Regionale Wirtschaft
Ausgangssituation

Mittelstand / KMU254 ist Rückgrat der regionalen Wirtschaft, viele
Familienunternehmen mit starker Bindung an die Region, Wenige Großbetriebe,
wenig Industrie

„Auspendlerkreis“

niedrige Arbeitslosenquote

beginnender Auszubildenden- und Fachkräfte-Mangel, Nichtbesetzung von Stellen

guter Branchenmix, vielfältiges Arbeitsplatzspektrum (teilregional), starker
Dienstleistungsbereich, zahlreiche interessante Unternehmen, in der Region und
im Umland zum Teil wenig bekannt

Unternehmen verfügen teils über nicht ausreichende Breitbandversorgung,
Probleme in der Verkehrsinfrastruktur (Rhein-Blockade, Anschlüsse an A3, etc.)

Gewerbegebiete in Konkurrenz mit umliegenden Gewerbegebieten mit LageNachteilen, in Tallagen von Rhein und Lahn kaum Gewerbeentwicklung möglich

Weitere Rückzug des lokalen Handels durch Bevölkerungsrückgang zunehmenden
Online-Handel
Demografischer Wandel „kompakt“:

„weniger“: weniger Kunden in der Region, weniger Azubis und Fachkräfte aus der
Region

„älter“: veränderte Kundenbedarfe, Herausforderungen der letzten Phase ihrer
längeren Lebensarbeitszeit (betrifft Arbeitnehmer und Arbeitgeber)

„bunter“: veränderte Familienstrukturen, weiter starke (evtl. noch steigende)
Nachfrage nach qualitativen, flexiblen Betreuungsangeboten (Standortfaktor für
Arbeitende und Unternehmen)
7.11.2
Entwicklungsziele
Trotz der weichen Standortfaktoren und der gut entwickelten „Heimatbindung“ der Unternehmen sind es vor allem die „harten“ Standortfaktoren, die über das Ansiedeln, Bleiben oder Weggehen eines Unternehmens entscheiden. In den Bereichen Verkehr und
Breitband bestehen im Kreisbereich Defizite, die die Entwicklung entscheidend hemmen.
Neben dem Vorhandensein oder der Entwicklung dieser „harten“ Standortfaktoren schafft
ein deutliches Zukunftsbild über die Dinge „die gehen“ und jene „die nicht gehen“ Sicherheit und eine verlässliche Perspektive. Solche Sicherheit führt bei wirtschaftenden Menschen i.d.R. zu verstärkter Investitionsbereitschaft.
Dabei ist es nicht so, dass alle Standortverbesserungen jetzt und heute „geliefert“ werden müssten. Es geht vielmehr um eine ehrliche und realistische Darlegung der Stärken
und Schwächen sowie um eine zeitliche Perspektive für die nächsten angestrebten Fortschritte. Dieses Bild lässt sich dann auch in authentischer Weise nach außen tragen und
„vermarkten“.
 (A) Die Ausgangsbedingungen des Wirtschaftens in der Region verbessern
254
IfR
KMU: Kleine und mittlere Unternehmen
235
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

 Entwicklungsziele und Projekte in den Kapiteln7.1, Verkehrliche Anbindung und
Mobilität sowie Kap. 7.2, Virtuelle Anbindung und allen weiteren Kapiteln

 Handlungsansatz: Kooperationen zwischen Unternehmen und mit anderen
Partnern (Kap. 7.11.3)


Handlungsansatz:
Bewerbung
Zugangsebenen (Kap. 7.11.4)
des
Standortes
auf
verschiedenen
 (B) Junge Menschen ausbilden und im Kreis halten, Erwachsenen gute Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen

Die Menschen machen die Region aus, Ihre Aus- und Weiterbildung stellt die
Weichen für die zukünftige Entwicklung (nicht nur im Bereich regionale
Wirtschaft)

 Handlungsansatz: Ausbildung und Fachkräfte gewinnen und halten (Kap.
7.11.5)

 Handlungsansatz: „Lebenslanges Lernen“ (Kap. 7.3.3)
 (C) Die Wertschätzung der wirtschaftenden Menschen und Betriebe sowie
deren Produkte und Leistungen steigern

 Projekt: „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“ von Unternehmen, Arbeitenden
und Bevölkerung (Kap. 7.11.6)
 (D) Verlässliche Standortperspektiven erzeugen und vermitteln


Handlungsansatz:
Bewerbung
Zugangsebenen (Kap. 7.11.4)
7.11.3
des
Standortes
auf
verschiedenen
Handlungsansatz: Kooperationen zwischen Unternehmen und mit anderen
Partnern
Ableitung
Der Mittelstand bzw. die KMU sind das Rückgrat der regionalen Wirtschaft bzw. machen
die Wirtschaftsstruktur des Kreises aus. Das „fitmachen“ für zukünftige Aufgaben ist für
kleine und mittlere Unternehmen oftmals ein Problem. Das Tagesgeschäft lässt eine ausreichende Beschäftigung mit den Themen wie „Begegnung des Fachkräftemangels“,
„sonstige Anpassung an die Folgen des demografischen Wandels“ oder „Marketing“ nicht
zu. Viele Aufgaben können von diesen Unternehmen alleine nicht gestemmt werden.
Durch eine Kooperation mit anderen Unternehmen und/oder anderen Partnern können
Aufgaben gemeinsam angegangen werden. Hier liegt ein großes, bisher noch unzureichend genutztes Potenzial für die Unternehmensentwicklung und damit die Regionalentwicklung.
Umsetzung
Verantwortliche Stelle für die Anbahnung von Kooperationen sind die Wirtschaftsförderungen der Verbandsgemeinden sowie des Kreises.
Es gilt zu bedenken, dass das laufende Tagesgeschäft die Möglichkeiten des Engagements gerade der kleinen Unternehmen in diesem Bereich eng begrenzt.
Maßnahmenvorschläge

IfR
Gemeinsame
Werbeaktionen,
z.B.
bei
Start
und
Beendigung
Straßenbaumaßnahmen („wie können Kunden weiter in den Ort kommen“)
von
236
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

Anwendung von Kooperations-Lösungen verschiedener Partner. Ggf. modellhafte
Anwendungen in noch nicht erprobten Bereichen (z.B. auch der Daseinsvorsorge)

Regelmäßige lokale Gesprächsrunden: lokale Wirtschaftsausschüsse
Verbandsgemeinden, IHK, Gewerbering und Vertreter der Branchen
der

Unterstützung der lokalen Gewerbeverbünde.
Erfolgsfaktoren. Motto: „Ganz oder gar nicht“.
und
7.11.4
Aufzeigen
der
Vorteile
Handlungsansatz: Bewerbung des Standortes auf verschiedenen Zugangsebenen
Der Rhein-Lahn-Kreis hat sehr viele positive harte und weiche Standortfaktoren zu bieten
(s. hierzu Kap. 5.11). Diese sind oftmals zu wenig bekannt bzw. werden noch zu wenig
transportiert. Um auf die Ansiedlung von Unternehmen hinzuwirken ist ein verstärktes
Standortmarketing Voraussetzung.
Als erster Schritt ist die Erstellung eines entsprechend ausgerichteten regionalen Marketingkonzeptes zu empfehlen, um das Thema entsprechend fundiert und strukturiert anzugehen.
7.11.5
Handlungsansatz: Ausbildung und Fachkräfte gewinnen und halten
Ableitung
Im Kreis ist der beginnende Auszubildenden- und Fachkräfte-Mangel von vielen Seiten
erkannt. Die Nichtbesetzung von Stellen mit entsprechend ausgebildeten Fachkräften und
schulgebildeten Berufsanfängern stellt ein Risiko für die Unternehmen und auch die öffentlichen Arbeitgeber dar. Der demografische Wandel (das „weniger“) liefert hierfür v.a.
im Azubi-Bereich schon heute den Hauptgrund. Hinzu kommen individuelle Berufs- und
Standorteinschätzungen bei der der Rhein-Lahn-Kreis in hartem Wettbewerb mit teils
besser ausgestatteten Regionen steht.
Gerade die Folgen des demografischen Wandels erfordern den Blick an dieser Stelle auf
das gesamte Spektrum der arbeitenden und wirtschaftenden Menschen zu werfen, also
die „weniger“ und „bunter“ werdenden Jugendlichen als Azubis von heute und morgen
auf der einen Seite sowie die bestehenden („ausgewachsenen“) Fachkräfte auf der anderen Seite.
Umsetzung
Allgemein gibt es für die Umsetzung dieses Handlungsansatzes zahlreiche „Angriffspunkte“. Gerade die Gruppe der Jugendlichen ist im Schnittbereich zwischen Schule, Eltern,
weiterführenden Bildungseinrichtungen und Betrieben nur mit vereinten Bemühungen „zu
greifen“. Abstimmungen auf gemeinsame Ziele und gemeinschaftliches Vorgehen kosten
die Beteiligten Zeit und Geld, liegen aber letztlich im Interesse Aller, zuvorderst der Jugendlichen.
Die Kreisebene bietet sich für diesen Handlungsansatz an, da einerseits die „kritische
Masse“ an Unternehmen auf kleineren räumlichen Ebenen zu gering ist und andererseits
der Raum noch nicht zu groß ist (Thema Erreichbarkeit). Entscheidungen für einen Betrieb als Ausbildungsplatz fallen meist regional, nicht auf Ebene des Ortes bzw. der VG.
Außerdem ist es erforderlich, gegenüber potenziellen Azubis eine gewisse „Auswahl“ anbieten zu können.
IfR
237
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Maßnahmenbereich: Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben der Region

Bestandsaufnahme der Ist-Situation (wer kooperiert bereits mit wem). Hier ist
eine realistische Einschätzung der tatsächlich „laufenden“ Aktivitäten erforderlich.
Oftmals bestehen Kooperationsvereinbarungen o.ä., ohne dass diese mit
tatsächlichen Aktivitäten hinterlegt sind

Zusammenführung interessierter Akteure:
„Nachfrage“, Planung erster Aktivitäten

Umsetzung erster Maßnahmen: Die Erfahrung zeigt, dass einzelne „Köpfe“ aus
Unternehmen und Schulen als Kümmerer erste (auch kleine) Aktivitäten starten
müssen, um

Ableitung aus Kapitel 5.11.4 „Ausbildung“
Aufnahme
von
„Angebot“
und
Maßnahmenbereich: Berufsspektrum Rhein-Lahn
Die Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in der Region sind zu wenig bekannt. Hier gilt
es eine verstärkte Kommunikation und Bewerbung der vorhandenen Berufsbilder und
Ausbildungsmöglichkeiten zu betreiben. Ein Instrument hierfür ist bereits das neue Internetportal http://www.fachkraefte-regional.de/ des Rhein-Lahn- und Westerwaldkreises.
Maßnahmenbereich: Anwerben von Fachkräften von „außerhalb“
Im Jahr 2013 wurde der Bedarf, auf potenziell interessierte Fachkräfte auf andere Weise
zuzugehen, aufgegriffen und in einem neuen Portal umgesetzt („Zukunft Arbeit in der
Region“, http://www.fachkraefte-regional.de/). Dies erfolgt gemeinsam mit dem Westerwaldkreis.
In erster Linie sind es weiterhin die Betriebe, die nach Fachkräften selbst aktiv Ausschau
halten. Wichtig ist, dass bei den automatisch auftretenden Fragen der potenziell in die
Region kommenden Menschen die Region auf kompakte und attraktive Art Antworten
vorhält: Wo kann mein Kind zur Schule gehen, wo ist die nächste KITA, wie steht es um
das kulturelle Angebot?
Verantwortliche Stelle für die Koordination der benannten Maßnahmen ist die Wirtschaftsförderung Rhein Lahn. Wichtige Partner sind die weiterführenden Schulen sowie
die Kammern und Unternehmen bzw. Unternehmerverbünde.
Im Sinne einer „Anwerbung“ von ausländischen Kräften ist auch die zielgerichtete Ansprache im Ausland anzudenken. Fragen wie „Welche Länder“, „welche Branchen“, „wer
spricht an“, „Bereitschaft der Region“, etc. gilt es zunächst zu klären.
Maßnahmenbereich: Im Kreis vorhandene Potenziale nutzen
Noch vor einer Anwerbung von Kräften von außerhalb gilt es, auch die im Kreis vorhandenen Potenziale auszuschöpfen, auch wenn dies für beide Seiten oft mit höherem Aufwand verbunden sein kann:
Auch Arbeitgeber müssen sich bewegen, auf die „schwächeren“ Jugendlichen
zugehen, fehlende Qualifikationen bieten und daran arbeiten

Teilzeit-Arbeitsformen stärken.


255
IfR
Teilzeit-Potenziale werden noch nicht in ausreichendem Maße genutzt; gerade für Frauen ist dieses
Feld interessant, die Lebensentwürfe sind viel vielschichtiger geworden; teils fehlen Informationen
teils Bereitschaft; Teilzeitausbildungen zur Zeit im Rhein-Lahn-Kreis nicht vorhanden. Über das
Jobcenter wurde kein Platz vermittelt, 10 Bewerber wären da.255
Expertengespräch Jobcenter/ARGE
238
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

Kinderbetreuungsangebote in/aus Betrieben

Flexible Arbeitsplatz-Angebote für den Senioren-Bereich

Nutzung des großen Potenzials bei den Alleinerziehenden, Zielsetzung: früher,
auf freiwilliger Basis wieder in den Arbeitsmarkt eintreten, siehe TeilzeitLösungen
7.11.6
Projekt: „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“ von Unternehmen, Arbeitenden
und Bevölkerung
Ableitung
Der Landkreis war und ist ein „Auspendlerkreis“. Dies wird in der Tendenz auch in absehbarer Zukunft so bleiben, da Neuansiedlungen von Unternehmen nicht in dem Maße zu
erwarten sind, um hier eine Umkehr bringen zu können.
Ziel muss es daher sein, die vorhandenen Stärken (kleine und mittlere Unternehmen, die
Menschen vor Ort, Handwerksbetriebe, die regionale Verwurzelung, etc., vgl. Kapitel:
5.11.2Betriebe in der Region) als Basis für die weitere wirtschaftliche Entwicklung zu sehen. Eine bessere Wertschätzung für das Wirtschaften in der Region ist Voraussetzung
für die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung.
Umsetzung
Die Stärkung der regionalen Wirtschaft kann wirksam nur über einen solchen „Bund“ erfolgen. Anders als bei den notwendigen Infrastruktur-Ausbau steht die Region von einer
Aufgabe, die sie allein mit den vorhandenen „endogenen“ Kräften angehen kann und
auch muss.
Die Umsetzung dieses Projektes bedingt zunächst die Abstimmung der relevanten Partner
über seine Durchführung und im zweiten Schritt eine genaue Maßnahmendefinition.
Dabei geht es nicht in erster Linie um Geld oder einer Art werbender „Kampagne“, sondern wiederum um die Bildung des Bewusstseins hinsichtlich von Werteinschätzungen.
Die einzelnen Maßnahmen können sich in verschiedenen anderen Initiativen und Projekten wiederfinden. Wichtiger Erfolgsfaktor ist eine dauerhafte zentrale Überprüfung, ob
und in welcher Form die einzelnen Maßnahmen der „regionalen Wirtschaftsgemeinschaft“
angewendet werden und Wirkung erzielen.
Es ist nicht entscheidend, dass bestehende Projekte und Initiativen hier mit einem neuen
„Label“ versehen werden (kann, muss aber nicht). Vielmehr sollen diese Maßnahmen auf
ihre Wirksamkeit bezüglich der Bewusstseinsbildung überprüft werden.
Ganz entscheidend ist, dass es sich nicht primär um eine Werbekampagne handelt, die
die Menschen in Rhein-Lahn als „Kunden“ anspricht. Im Mittelpunkt steht die Bedeutung
der realen Verflechtungen der Menschen vor Ort als Arbeiter, Kunden und Unternehmer
unter- und miteinander.
Vor einem „Sinneswandel“ setzt dieser Ansatz ein Aufeinander-Zugehen aller Gruppen
voraus, bei dem auch die Bereitschaft mitgebracht werden muss, sich mit den Erwartungen und Bedarfen der jeweils „anderen Seite“ auseinander zu setzen.
Verantwortliche Stelle für die Durchführung des Projektes ist die Wirtschaftsförderung.
Wichtig: Die Umsetzung dieses Projektes – also der expliziten Fokussierung auf die regionalen wirtschaftenden Menschen und Unternehmen - wird flankierend unterstützt über
den „strategischen Weg“ und hier vor allem durch die Wahrnehmung der strategischen
IfR
239
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Aufgaben „Erkennen der eigenen Stärken“ und „Wertschätzung des Bestehenden“ (vgl.
Kap. 8.4.2).
Maßnahmenvorschläge:

Kundenbefragungen „neuen Stils“. Keine „Meckerbox“,
Aufeinandertreffen von Bürgern und Unternehmen.

Regelmäßige Tage der offenen Tür, ggf. zentral organisiert als verlässliche Reihe

Weiterentwicklung
der
bestehenden,
gut
funktionierenden
(Wirtschaftsempfang, Runder Tisch Handwerk“ etc.)

Gemeinsame Entwicklung neuer Dialog-Formate von Politik bzw. Verwaltung mit
Unternehmen

Zweite Phase: „Regionale Kampagne“ Nicht allein auf den Kreis bezogen, „lokal
und regional ist beides immer gut“
7.12
7.12.1
sondern
echtes
Formate
Kulturlandschaft Rhein-Lahn
Ausgangssituation

Der Rhein-Lahn-Kreis verfügt über eine sehr attraktive Kulturlandschaft

Er beherbergt zwei Welterbe (Alleinstellungsmerkmal)

Naturpark Nassau

Landwirtschaft: Vielfältige landwirtschaftliche Betriebsstruktur, zahlreiche
Direktvermarkter im Kreis. Wenige diversifizierte Betriebe, wenig Verknüpfung
von Landwirtschaft und Tourismus

Landwirtschaft:
Topographie

Schlachthof in Niederwallmenach mit regionaler Ausrichtung

Bewusstsein in der Bevölkerung für den Wert der Landschaft teilweise gering
ausgeprägt

Mangelndes Bewusstsein für die Rolle und den Wert der Landwirtschaft

Sicherung und stärkere Vermarktung des attraktiven Landschaftsbildes und
seiner prägenden Elemente, weitere Bewusstseinsbildung für den Wert der
Kulturlandschaft als Chance

Natur, Landschaft und Landbewirtschaftung
Entwicklungspotenzial für die Region

„Selbstversorgung“ im privaten
Kleintierhaltung etc.) als Chance

Stärkung der Landwirtschaft durch regionale Wertschöpfung und Vermarktung,
Diversifizierung, Anbindung an den Tourismus als Chance

Bewusstseinsbildung für Wert und Rolle der Landwirtschaft im ländlich geprägten
Kreis erforderlich

Negative Auswirkungen von Windenergieanlagen auf das Landschaftsbild in
empfindlichen Bereichen als Risiko

Beschränkungen in der Weiterentwicklung der Gemeinden und Privater durch den
Welterbe-Status als Risiko
Teilbereiche
mit
geringer
Bereich
Bodenqualität
(Trend
(aktueller
und
ungünstiger
„Landlust“)
Trend
zu
bietet
Garten,
Demographischer Wandel „kompakt“:
IfR
240
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn


7.12.2
Entwurf 12.3.2014
„weniger“: Geringere Bevölkerungsdichte kann auch mehr „Freiraum“ für die
Einwohner in den Siedlungen bedeuten. Voraussetzung ist eine qualitätsvolle
Entwicklung der Freiräume.
„bunter“: Trend zur „Landlust“ bietet Chancen für den Rhein-Lahn-Kreis
Entwicklungsziele
 (A) die attraktiven Kulturlandschaften im Rhein-Lahn-Kreis sichern und
„vermarkten“

 Handlungsansatz: Herausarbeitung, Pflege und Vermarktung der für die
Teilregionen typischen kulturlandschaftsprägenden Merkmale / Elemente (Kap.
7.12.3


Handlungsansatz:
Weitere
Unterstützung
Direktvermarktung im Landkreis (Kap. 7.12.5)
der
landwirtschaftlichen
 (B) das Bewusstsein für den Wert von Natur und Landschaft und dem „Leben
auf dem Land“ stärken

 Handlungsansatz: Nutzung des Trends „Landlust“ (Kap. 7.12.4)

 Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und
Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“) (Kap. 7.9.6)

 strategische Aufgabe: Werte diskutieren
Wertevorstellungen finden (Kap. 8.4.3)
7.12.3
und
gemeinsam
getragene
Handlungsansatz: Herausarbeitung, Pflege und Vermarktung der für die Teilregionen typischen kulturlandschaftsprägenden Merkmale / Elemente
Eine zentrale Stärke des Rhein-Lahn-Kreises ist seine Landschaft und sein Landschaftsbild. Dabei gibt es nicht DIE Landschaft oder DAS Landschaftsbild im Rhein-Lahn-Kreis,
sondern es existieren mehrere, sehr unterschiedliche Landschaften in den einzelnen Teilregionen. Gerade dies macht aber auch den Reiz des Landkreises aus. In diesem Sinne
gilt es, diese absolute Stärke noch besser Herauszuarbeiten und sowohl nach innen als
auch nach außen zu vermarkten.
Umsetzungsmöglichkeiten:
IfR

Herausarbeitung der für die Teilräume typischen Landschaftselemente

Entwicklung von Projekten zur Pflege und Entwicklung dieser Merkmale.

Einbindung der relevanten Akteure und Aufbau auf bestehenden Strukturen in
der Region. Nutzung des vorhandenen Fachwissens.

aktive und bewusste Vermarktung der „Vielfältigkeit auf engstem Raum“ (Innenund Außenmarketing)

Bewusstseinsbildung für den Wert der Landschaft „an sich“ (d.h. unabhängig von
Aspekten der touristischen Inwertsetzung oder anderen monetären Aspekten). In
diesem Zusammenhang stärkere Betonung von immateriellen Werten wie
Gesundheit, Ruhe, Ursprünglichkeit, Authentizität. S. hierzu Kap. 8, der
strategische Weg.
241
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.12.4
Entwurf 12.3.2014
Handlungsansatz: Nutzung des Trends „Landlust“
Ableitung
Der Wert des Lebens auf dem Land wird ganz wesentlich von den Faktoren „Landschaft“
und „Natur“ gebildet. Die Voraussetzungen im Rhein-Lahn-Kreis in dieser Hinsicht sind
wie beschrieben hervorragend. Vor dem Hintergrund des aktuellen Trends „Landlust“ (s.
z.B. die Auswahl an Magazinen zum Thema) ergibt sich hier die Chance für den Landkreis, mit den eigenen Stärken zu wuchern und auf die Bewusstseinsbildung für den Wert
des Landlebens hinzuwirken.
Am 13. Januar 2014 fand in Birlenbach im Zuge der KEK-Erarbeitung ein Themenabend
„Pro-Rhein-Lahn“ statt, in dem mit Bürgerinnen und Bürgern Argumente für das Leben
im Rhein-Lahn-Kreis besprochen und gesammelt wurden. Sowohl für die Herausarbeitung
der Faktoren als auch für die Bewusstseinsbildung stellt dieser Abend einen ersten kleinen Schritt in die Umsetzung dar.
Umsetzung

Herausarbeitung der Werte des Lebens im Rhein-Lahn-Kreis

Bewusstseinsbildung für die entsprechenden Werte bei der Bevölkerung („warum
wohne ich gerne hier?“).

Untermauerung des „Landlust“-Gedankens
Merkmalen des Landlebens

Intensive und professionelle Vermarktung der Aspekte
7.12.5
mit
„echten“
Argumenten
und
Handlungsansatz: Weitere Unterstützung der landwirtschaftlichen Direktvermarktung im Landkreis
Der erfolgreiche Erzeuger-Zusammenschluss „Natürlich aus dem Rhein-Lahn-Kreis“ stellt
ein Modellprojekt für die Stärkung der regionalen Wertschöpfungskette, die Schonung
natürlicher Ressourcen sowie die Förderung der landschaftsbildprägenden Landwirtschaft
dar. Es gilt, diesen Zusammenschluss weiter zu fördern und die Aktivitäten weiter auszudehnen.
7.13
7.13.1
Tourismus
Ausgangssituation

Alleinstellungsmerkmal: Zwei Welterbe in einem Kreis: Mittelrheintal und Limes;
attraktive Landschaft und einzelne touristisch interessante Orte, gute und
gewachsene Voraussetzungen für touristische Aktivitäten

Kurtourismus in Bad Ems als Schwerpunkt der Übernachtungen

Funktionierende Vermarktungsstruktur für Lahn
Destinationen „Lahntal“ und „Romantischer Rhein“

Rückgang der Gäste und Übernachtungen, v.a. in den Rheingemeinden, hier
nachteilige Begleitentwicklungen, v.a. Bahnlärm, Entwicklung der Orte

„Lücken“ in der touristischen Infrastruktur, u.a. Lahntalradweg

Qualitätsdefizite im Bereich HOGA: Investitionsstau, fehlendes regionales Profil,
mangelnde Auslastung
und
Rhein
durch
die
Demographischer Wandel „kompakt“:
IfR
242
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Der Bereich des Tourismus ist aus zwei Richtungen durch den demografischen Wandel
betroffen. Zum einen sind es die in der Tourismus-Branche tätigen Menschen in der Region, zum Zweiten die Gäste, deren demografisches Bild sich verändert.

„weniger“: Abnahme der Gesamtbevölkerung, v.a. der jüngeren Gruppe dadurch
geringeres Potenzial von heimischen Arbeitskräften
„weniger“: Abnahme Gäste-Potenzial aus Deutschland und Europa, Wettbewerb
wird schärfer, wachsende Bedeutung außereuropäischer Zielgruppen

„älter“: Anteil der „Älteren“ unter den Gästen wächst, veränderte Anforderungen
an Infrastrukturen und Vermarktung, weiter wachsende Bedeutung des Faktors
Barrierefreiheit

„älter/bunter“: Anteil „Familien mit Kindern“ unter den Gästen geht weiter
zurück. Nur Regionen, die für diese Gruppe schon bisher explizite Angebote
aufweisen, können hier noch ausreichende Gästezahlen erreichen (z.B.
Wasserwandern auf dem Lahntal)

„bunter“: Veränderungen in den familialen Strukturen, weitere Erhöhung des
Individualreisenden-Anteils, neue Konstellationen von „Gästegruppen“ erfordern
entsprechende (neue) Angebote seitens der Destinationen
7.13.2
Entwicklungsziele
Der Bereich des Tourismus hat in den letzten Jahren einen erheblichen Wandel sowohl
bei den Angebotsstrukturen als auch auf der Nachfrageseite der sich verändernden Zielgruppen erfahren.
Der Tourismus – und hier v.a. die touristische Vermarktung - muss dabei immer die
Blickrichtung des Gastes einnehmen und sich an den Destinationen orientieren, nicht an
administrativen Grenzen. Die Vermarktung der im Rhein-Lahn-Kreis liegenden Destinationen (s. hierzu Kap. 5.13) ist über die bestehenden Strukturen sichergestellt.
Abseits der eigentlichen Vermarktung gibt es aber durchaus Unterstützungsmöglichkeiten
die in der Region vom Kreis aber auch von weiteren Partnern aufgegriffen werden können, vor allem in Bezug auf die Verbesserung der lokalen Angebots-Strukturen.
Die drei Entwicklungsziele im Themenfeld Tourismus konzentrieren sich daher auf die
konzeptionellen Voraussetzungen sowie den daraus resultierenden Anstößen für die Angebotsentwicklung vor Ort.
 (A) eigene Stärken und Perspektiven erkennen, Konzeptionelle Voraussetzungen schaffen

Die Umsetzung des Entwicklungsziels liegt eine zwei-stufige Vorgehensweise zu
Grunde. Im ersten Schritt bzw. begleitend steht die grundsätzliche Frage nach
den Stärken und Schwächen der Region. Hier geht es in der Zukunft noch stärker
darum, neben den bekannten Stärken des Naturraums (Welterbe) auch „weiche“
regionale Faktoren mit hineinzubringen, die z.B. aus dem Zusammenleben
erwachsen (besondere Form von Gastfreundschaft, besonderes Lebensgefühl was
sich auf Gäste überträgt,
.). Dies ist mit der grundsätzlichen Frage nach den
Merkmalen der Region verbunden

 strategische Aufgabe: „Wer sind wir: Was zeichnet uns aus und woran wollen
wir arbeiten? (Kap. 8.4.2)

 Handlungsansatz: Kooperationen zwischen Unternehmen und mit anderen
Partnern (Kap. 7.11.3)

 Querschnittsaufgabe: Kooperationen strategisch ausbauen (Kap. 7.14.5)
 (B) Investitionen anstoßen und unterstützen
IfR
243
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
 Handlungsansatz: Investitionsstrategie und –programm (Kap. 7.13.4)

 (C) Kooperationen und Vernetzung stärken

 Handlungsansatz: Touristische Konzeptionen (Kap. 7.13.3)

 Handlungsansatz: Kooperationen zwischen Unternehmen und mit anderen
Partnern (Kap. 7.11.3)

 Querschnittsaufgabe: Kooperationen strategisch ausbauen (Kap. 7.14.5)
7.13.3


Handlungsansatz: Touristische Konzeptionen
Zahlreiche Stärken sind auf Bahnlärm, Perspektive der Lärmreduzierung
Verweis auf „Regionales Selbstbild“, nützt Tourismus (= „halbes Tourismus-Konzept“)
Um die touristischen Angebote koordiniert und zielgerichtet zu entwickeln, gilt es die
konzeptionelle Basis zu verbessern. Hierzu sind „Tourismuskonzepte“ das geeignete Instrument. Die Bezugsräume können sich dabei an den touristischen Destinationen oder
aber an den Teilregionen des Kreises orientieren. In den Konzeptionen zu betrachten sind
dabei u.a.

Angebotsstrukturen,
z.B.
Wanderwege,
Radwege,
Gastronomie,
Informationsangebote, Gästeführungen, Erreichbarkeiten (jeweils Stärken,
Schwächen, Perspektiven)

Vermarktungswege (s.o.)

Entwicklung der bis dato erreichten und potenziellen Zielgruppen

Vereinbarkeit und Orientierung mit den Zielsetzungen und Perspektiven der
fortgeschriebenen Tourismusstrategie des Landes
Touristische Konzeptionen können hierbei auch für die Teilregionen interessant sein, die
in der Vergangenheit zwar bereits als „Potenzialbereiche“ erkannt wurden, aber bis heute
noch keine stärkere touristische Entwicklung erfahren haben: das Aartal, der Einrich und
das Blaue Ländchen. Gerade für diese Teilregionen geht es dann auch darum, auf welchen Wegen effektive Vermarktung stattfinden kann und wo sinnvolle Kooperationsmöglichkeiten liegen.
Drei wichtige thematische Aspekte, die auch in der Tourismusstrategie des Landes thematisiert werden sollten in den Konzeptionen in jedem Fall eine Rolle spielen:
(a) Regionalität
In einigen Teilbereichen der Region unterliegt touristische Angebotsstruktur einer „Internationalisierung“. Dagegen ist Identifizierbarkeit mit regionaltypischen Merkmalen zurückgegangen. Hier gilt es die bereits bekannten und auch neue regionale Merkmale herauszuarbeiten und als Leitlinien der Entwicklung zu beachten. Diese Merkmale werden
sich für die verschiedenen Teilräume durchaus unterschiedlich darstellen. Insbesondere
die Herausarbeitung und Stärkung der Merkmale des „ländlichen Tourismus“ spielt hier
eine große Rolle.
(b) Barrierefreiheit
Das Thema Barrierefreiheit ist bereits seit einigen Jahren bei den Angebotsträgern bekannt. Aus unterschiedlichen Gründen liegt die Umsetzung teils noch hinter den Bedarfen
zurück. Hinzu kommt, dass sich die Anforderungen stetig wandeln. Umso wichtiger ist
Auseinandersetzung mit der Frage, welche Zielgruppeneine Region bzw. eine Teilregion
überhaupt sinnvollerweise ansprechen kann und will. Gefragt ist ein zielgerichteter Ausbau
(c) Kooperationen
IfR
244
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Im Zuge der Erarbeitung des Kreisentwicklungskonzeptes wurde auch die Frage der möglichen Erstellung eines Tourismus-Konzeptes durch den Kreis bzw. auf Ebene des Kreisgebietes erörtert. Ein solches „regionales“ Konzept sollte sich vor allem auf die Aspekte
konzentrieren, die nicht unmittelbar die Destinations-bezogene Vermarktung betreffen.
Eine regionale Betrachtung kann z.B. die Suche nach gemeinsamen touristischen Merkmalen und vor allem die Auslotung von neuen Kooperationsmöglichkeiten - konkret:
neuen Angebotskombinationen – beinhalten.
Im Ergebnis sendet die konzeptionelle Aufbereitung der touristischen Situation und Entwicklungsmöglichkeiten ein Signal an die Leistungsträger vor Ort und liefert eine zusätzliche Sicherheit für die Tätigung von Investitionen (vgl. Handlungsansatz: Investitionsstrategie und –programm, Kap. 7.13.4)
Neben der Stärkung der Strukturen durch Kooperationen vor Ort, verbleiben - gerade in
Verbindung mit den beiden Welterbe-Bereichen – Strukturen, die mit den in der Region
vorhandenen Kräften kaum getragen werden können. Ein Beispiel wäre das Besucherzentrum an der Loreley aber auch Aspekte rund um den Limes. Hier gilt es hinsichtlich
der Trägerstrukturen neue Aufstellungen zu prüfen, die die „klassischen“ gemeindlichen
Träger vor Ort entlasten ohne sie zu „entmündigen“. Zu dieser Fragestellung wird aktuell
ein Pilotprojekt zu verschiedenen touristischen Highlights des Landes erarbeitet.
7.13.4
Handlungsansatz: Investitionsstrategie und –programm
Investitionsbedarfe mit direktem und indirektem touristischen Bezug werden im RheinLahn-Kreis an vielen Stellen geltend gemacht. Um einige Beispiele für strukturverbessernde Maßnahmen zu nennen:

Generelle bauliche
Erlebnisgastronomie
Investitionen,
z.B.
im
HoGa-Bereich,
Ausbau
von

Investitionen in Barrierefreiheit

Qualitätsverbesserungen, Zertifizierungen und Prämierungen bei öffentlichen und
privaten Angeboten

Lückenschlüsse im Radwegenetz, Beschilderung von und zu HOGA-Betrieben und
anderen Angeboten

Zertifizierte Wanderwege auch in der Fläche mit Anschluss an bestehende
Fernwanderwege als Extratouren oder Rundwege

Etablierung von regionalen Elemente (Produkte und Merkmale) in den Strukturen
und Angeboten
Wie im Handlungsansatz: Kooperationen zwischen Unternehmen und mit anderen Partnern (Kap. 7.11.3) ausgeführt, stellt die deutliche konzeptionelle Grundlage eine wichtige Basis für die Bereitschaft und zielgerichtete Ausführung von Investitionen dar. In einigen Teilregionen des Rhein-Lahn-Kreises steht dabei die aktuelle Verfügbarkeit von Mitteln bei den Leistungsträgern im starken Gegensatz zur Notwendigkeit der Durchführung
von Maßnahmen.
Ein konzeptionelles Fundament kann dementsprechend nur ein Baustein auf dem Weg zu
konkreten Verbesserungen sein. Auch die finanzielle Seite muss weiter und in noch stärkerem Maße berücksichtigt werden, um vor allem die historisch gewachsenen touristischen Angebote zu erhalten und für die Zukunft fit zu machen.
Hier zählen u.a. folgende Maßnahmen:

IfR
Sicherung der Förderkulissen auch für die Tourismus-Förderung für Rhein, Lahn
und die Höhenlagen (u.a. LEADER) sowohl für private als auch für öffentliche
Projektträger
245
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

lokale Verbünde und partnerschaftliche Aufstellungen
Infrastruktur-Maßnahmen
zur Umsetzung von

weitere Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung, v.a. in Bereichen, in denen
EU und Land nicht unterstützen

ggf. Entwicklung eines zusätzlichen Fonds für private Maßnahmen mit Bindung an
bestimmte inhaltliche Auflagen („Regionalität“)
Die einzelnen Maßnahmen sollten im Sinne einer Investitionsstrategie auf der regionalen
Ebene „zusammengeführt“ werden. Denkbar wäre z.B. die Aufgabenbereiche der Information und Fördermittelberatung (siehe auch Handlungsansatz: FördermittelManagement, Kap. 7.15.3, S. 254) zu bündeln und stärker auszubauen und privaten und
öffentlichen Investoren einen zentrale Ansprechmöglichkeit zu liefern. Dies ist aufgrund
der in den letzten Jahren weiter gestiegenen bürokratischen Auflagen sinnvoll, die in vielen Fällen Investitions-hemmend wirken.
In den Blick genommen werden sollte dabei auch die langfristige Sicherung der Investitionen, da es sich bei den meisten Förderung lediglich um Anschübe handelt, die Folgekosten aber bei den Trägern verbleiben und teils nicht in Gänze mit einkalkuliert wurden.
7.14
7.14.1
Regionales Selbstbild und Zusammenarbeit
Ausgangssituation

gemeinsame
(kreisbezogene)
Identitätsmerkmale
schwach
ausgebildet:
geografisch, kulturhistorisch und abstrakt; kein gemeinschaftlich getragenes
Leitbild

regionale Stärken (z.B. gute Ausstattung mit Bildungseinrichtungen) werden
nicht als regionale Stärke sondern nur als Stärke auf Ortsebene gesehen (s.
Ergebnisse der Befragung der Bürgermeister, Frage 2)

Zahlreiche Kooperationen auf kommunaler Ebene, zwischen
Institutionen und Privaten in verschiedenen Themenbereichen

regelmäßiger und aktiver Austausch zw. Ortsgemeinden, Verbandsgemeinden
und Landrat

Öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie Wirtschaftsempfang und „Unser
Kreis, unser Wein“, Film-Reihe „Entdecke Rhein-Lahn“ (bisher 145 Folgen),

Wichtigste überregionale Zeitung im Kreis „zweigeteilt“, identitätsstiftendes
Merkmal Autokennzeichen wird durch zusätzliche Kennzeichen „geschwächt“
Kommunen,
Demographischer Wandel „kompakt“
IfR

„weniger“: Bevölkerung nimmt ab, aber Aufgaben-Spektrum von Kreis und
Kommunen bleibt stabil bzw. steigert sich noch (Infrastrukturen bleiben;
Standards steigen weiter). Dieses Spektrum muss von einer geringeren
Gesamtbevölkerung getragen werden

„älter“: das Aufgabenportfolio von Kreis und Gemeinden muss an eine älter
werdende
Bevölkerung
angepasst
werden,
Verschiebung
der
Aufgabenschwerpunkte

„bunter“ die zunehmend heterogene Bevölkerungsstruktur (neue „Familien“Strukturen,
Internationalisierung,
Individualisierung,
…)
erzeugt
neue
Lebensmodelle und schafft neue Herausforderungen für die Entwicklung
gemeinsamer Identitäten und Aufgaben
246
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.14.2
Entwurf 12.3.2014
Entwicklungsziele
Im Themenbereich Regionales Selbstbild und Zusammenarbeit stößt die bis zu diesem
beschrittene Methodik an ihre Grenzen. Die hier abgeleiteten Entwicklungsziele und die
ihnen zugeordneten Projekte und Handlungsansätze sind kaum voneinander zu trennen.
Dies rührt aus der Tatsache, dass das Thema grundsätzlich mit einem hohen Abstraktionsgrad einhergeht und stark von strategischen Aufgaben geprägt ist.
 (A) Selbstbild stärken und Leitlinien aktiv entwickeln

Der Rhein-Lahn-Lahn-Kreis verfügt über kein klares regionales Selbstbild bzw.
keine homogene regionale Identität. Damit zusammenhängend ergibt sich auch
kein gemeinsam getragenes Zukunftsbild, was wiederum eine fehlende
„Aufbruchs-Stimmung“ bedingt, aus der sich ein auf endogene Potenziale
ausgerichtetes Handeln entwickeln könnte

Die Entwicklung eines gemeinsam getragenen Selbstbildes und gemeinsamer
Leitlinien als Anker und „Fundament“ für die Umsetzung der Projekte und
Handlungsansätze wird als Projekt aufgegriffen - zusätzlich ist aber die
Verfolgung dieses zentralen Zieles unter dem „Dach“ eines langfristigen
Prozessansatzes erforderlich

Projekt: Entwicklung von regionalen Leitlinien / eines regionalen Leitbildes
(Kap. 7.14.3)

 strategische Aufgabe: „Wer sind wir: Was zeichnet uns aus und woran wollen
wir arbeiten?“ (Kap. 8.4.2, S. 262)
 (B) Bestehende Kooperationen stärken und neue Kooperationsmöglichkeiten
auf allen Ebenen prüfen und bilden

Querschnittsaufgabe: Kooperationen strategisch ausbauen (Kap. 7.14.5)
 (C) Neu-Justierung von Aufgaben und Standards diskutieren und umsetzen

Die Diskussion von Standards soll als ein Thema im strategischen Weg (s. Kap.
8) aufgegriffen werden

 strategische Aufgabe „Die Standards kennen“: Was ist uns wichtig, was
brauchen wir eigentlich? (Kap. 8.4.1, S. 262)

Auch auf die Kreisverwaltung kommen neue und veränderte Aufgaben zu, auf die
sie reagieren muss

Handlungsansatz: die Kreisverwaltung auf die
demographischen Wandels ausrichten (Kap.7.14.6)
7.14.3
Herausforderungen
des
Projekt: Entwicklung von regionalen Leitlinien / eines regionalen Leitbildes
Aufgrund fehlender naturräumlicher oder sonstiger Homogenität des Kreises kann die
Bildung einer regionalen Identität nur auf Basis von „abstrakten“ Themen, Zielen oder
Werten erfolgen. Diese Tatsache sollte jedoch nicht als „Mangel“ wahrgenommen werden
sondern als Chance. Sie bietet ein größeres Potenzial für eine tragfähige, zukunftsfähige
Regionalentwicklung als „einfache“ bzw. „offensichtliche“ Themen für eine gemeinsame
Identität.
Die Vorgehensweise lässt sich in grundsätzlich in verschiedenen, aufeinander aufbauenden Schritten darstellen:
Erster Schritt:

IfR
Das „Selbstbild“ herausarbeiten: gemeinsame Merkmale, Stärken, Schwächen,
Werte, Ziele
247
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Entwurf 12.3.2014
Hierzu ist ein intensiver Prozess notwendig, s. Kap 8., „Strategischer Weg“
Zweiter Schritt:

das „Leitbild“ bzw. die „Leitlinien“ definieren

Definition von gemeinschaftlich getragenen Themen und Leitlinien, die sich als
Bausteine eines regionalen Leitbildes eignen

Mögliche thematische oder auch abstrakte Aspekte sind, in ungeordneter
Reihenfolge: Zwei Welterbe in einem Kreis (der „Zwei-Welterbe-Kreis“),
landschaftliche Vielfalt, kultur-historische Vielfalt, Landschaft und Natur (was
kommt darin zum Ausdruck?), „kulturelle Region“, „gesunde Region“, „aktive
Region“, „der Mensch im Mittelpunkt“ / „Persönlichkeitsentwicklung“,
„Eigenverantwortung,
Engagement“,
„Wertschätzung
des
Bestehenden“,
„Solidarität“
7.14.4
Handlungsansatz: Vermarktung und Informationsfluss nach innen und außen
verbessern
Im Bereich der Vermarktung des Landkreises im Sinne der Kreis- bzw. Regionalentwicklung lassen sich Potenziale der Verbesserung feststellen. Hier besteht durchaus wiederum
ein Zusammenhang zum Fehlen eines deutlichen Selbstbildes, welches für eine klare Innen- und Außerdarstellung eine wichtige Basis darstellt.
Zwar gibt es mehrere positive Ansätze zur stärkeren Vermarktung und Präsentation der
Region (z.B. Filmreihe „entdecke Rhein-Lahn“ oder Internet-Portal „Zukunft Arbeit in der
Region“), jedoch sind hier weitere Maßnahmen, eingebunden in eine Gesamtkonzeption,
notwendig.
Der Internet-Auftritt wurde im Zeitraum der KEK-Bearbeitung grundlegend überarbeitet
und entspricht nunmehr den heutigen Ansprüchen. Die Kreisentwicklung nimmt auf der
sehr „frischen“ Seite noch keinen großen Raum ein. Wichtig ist: Sobald eine KEKUmsetzung und eine intensive Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern startet, steht
das Internet-Angebot in der Pflicht, die aktuellen Diskussionsstände aktuell vorzuhalten.
Mögliche Einzelmaßnahmen in diesem Handlungsansatz sind:

„Zweiteilung“ der Rhein-Zeitung aufheben, ggf. Etablierung eines Regionalteiles

und/oder: Etablieren neuer regionaler Kommunikations-Formate abseits der
Regionalzeitungen

stärkere Information der Bevölkerung über die Tätigkeiten und Aufgabenbereiche
der Kreisverwaltung; Tätigkeiten und Aufgaben des Kreises „sichtbarer machen“.
Den Menschen bewusst machen: „Der Kreis begleitet Dich von der Windel bis zur
Bahre“

hierzu gehört: Veranstaltungen wie „Tag der offenen Tür“ ausbauen

Portal „Zukunft Arbeit in der Region“ als zentrale Informationsplattform nutzen
und sukzessive ausbauen; mit weiteren Informationen hinterlegen und
verknüpfen

Fortsetzung und Weiterentwicklung der erfolgreichen Film-Reihe „Entdecke
Rhein-Lahn“

Informationsfluss von und nach Hessen verbessern, konkreter Ansatz noch unklar

Prüfung von Möglichkeiten sog. „soziale Medien“ wie Facebook, Twitter oder
deren Nachfolger auf regionaler Ebene als Informations- und Austausch-Plattform
einzusetzen
Die Einzelmaßnahmen sollten auf Basis eines gemeinsam getragenen Leitbildes erfolgen
und im Rahmen eines Marketingkonzeptes für die Region koordiniert werden. Vgl. hierzu
IfR
248
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
auch die Ansätze im Kap. 7.11 Regionale Wirtschaft, Handlungsansatz: Bewerbung des
Standortes auf verschiedenen Zugangsebenen.
7.14.5
Querschnittsaufgabe: Kooperationen strategisch ausbauen
Die themenübergreifende Notwendigkeit für eine stärkere Kooperation auf allen Ebenen
ergibt sich insbesondere aus den sich verschiebenden Tragfähigkeits- und Auslastungsgrenzen – die Bevölkerung nimmt ab, Standards sollen aber gehalten werden.
Hinzu ist im Zuge des Fortschritts eine immer stärkere Spezialisierung von Aufgaben und
Anforderungen sowohl an die Kommunen als auch an Private, z.B. Unternehmen getreten. Um diese weiter vorzuhalten und sachgerecht auszufüllen können Kooperationen
einen entscheidenden Beitrag leisten.So haben beispielsweise die Ergebnisse der Befragung der Ortsbürgermeister eine noch steigerungsfähige Bereitschaft zur intensiveren
Zusammenarbeit aufgezeigt. In vielen Bereichen werden die Chancen durch Kooperationen Vorteile zu erzielen nicht oder nur in geringem Maße gesehen.
Festzuhalten ist: Kooperationen sind kein Selbstzweck und nicht jede interkommunale
oder andere Zusammenarbeit muss per se einen Effizienz-Gewinn erbringen. In der
Summe aber konnten kooperative Ansätze in der Vergangenheit überzeugen und werden
vor dem Hintergrund des demografischen Wandels noch an Bedeutung gewinnen.
Die Frage, wie der Kooperations-Gedanke stärker angewendet werden kann lässt auf verschiedene Weise angehen. Denkbar ist die intensive und regelmäßige Kommunikation
von guten Beispielen, aber auch die Installation des Kooperations-Themas, z.B. in einem
der Ausschüsse des Kreises oder in einer Fachabteilung der Kreisverwaltung.
Die Kreis-Kulisse
Einen für den Rhein-Lahn-Kreis stark beachteten Bereich stellt die Erörterung einer möglichen Gebietsreform dar. Grundsätzlich geht es hier darum, die Diskussion offensiv und
ohne Ängste zu führen – allein schon aus der Historie heraus: Gebietskulissen ändern
sich immer, wie auch der Rhein-Lahn-Kreis selbst zeigt. Letztlich bleiben der Mensch und
sein direktes Umfeld im Mittelpunkt.
Formal steht die Phase möglicher Veränderungen der Kreis-Kulissen erst ab dem Jahr
2016 an. Für den Rhein-Lahn-Kreis kann auf Basis der auch im KEK dargestellten Themen und Herausforderungen die gedankliche Auseinandersetzung schon im Vorfeld starten, auch um möglicherweise den Prozess auf Seiten des Landes aktiv mitsteuern zu
können. Bei den Überlegungen sollte grundsätzlich keine „Kooperations-Richtung“ ausgeschlossen werden: SIM, WW, MYK, KO, aber auch Hessen.
Einige Kooperationen mit dem Rhein-Hunsrück-Kreis könnten über den Bau der „Rheinbrücke“ erst effizient werden (z.B. Feuerwehr).
Bei Kooperationen, die Gebietskörperschaften betreffen, gilt es eine Vielzahl von Faktoren
zu berücksichtigen, von denen wir zwei herausheben möchten:

Das Prinzip „Vor dem Vorhang - hinter dem Vorhang“. Vor dem Vorhang müssen
die Kommunen und der Kreis „nah bei den Menschen“ sein; hinter dem Vorhang
können Strukturen gebündelt werden

Vorhandene regionale Bezüge und Identitäten - die insbesondere auf der
Ortsebene und in Teilräumen bestehen – müssen erhalten werden
Maßnahmen, um Kooperationen stärker zu befördern:

IfR
Erfolgreiche Kooperationen in der Region stärker bewerben (Innerhalb und
außerhalb des Kreises)
249
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014

Kooperationsmöglichkeiten mit Nachbarkreisen eruieren und anwenden, z.B.
gemeinsame Fachkräfte, Aufgabenteilungen, -kooperationen (konkrete Bsp: bei
Epidemien könnten Kooperationsmodelle greifen, um Fachkräfte aus anderen
Regionen einzusetzen; Fusion von Personalräten)

ggf.: „Kooperations-Beauftragter“, der das Thema regelmäßig aufruft, bewirbt
und nachhakt

regelmäßiger Aufruf eines „Kooperations-Berichtes“ im Kreis-Ausschuss: „Welche
Kooperationen entwickeln sich in welchen Bereichen?“
Thematische Ansätze für Kooperations-Bereiche im Rhein-Lahn-Kreis sind:

Verwaltungs-Fachpersonal. Fachabteilungen des Kreises haben/finden teilweise
zu wenige Fachkräfte für teils sehr spezielle Aufgaben mit geringen Fallzahlen.
Kooperationen sind hier auch außerhalb des Kreises, über die Kreisgrenzen
hinweg sinnvoll, z.B.: spezielle Fachkräfte „teilen“, gemeinsame Ordnungsämter,
Archiv-Wesen, gemeinsame Gesundheitsvorsorge für Mitarbeiter

Erneuerbare Energien. Bestehende Initiativen für Solidargemeinschaften in den
Gemeinden ausbauen, vgl. Handlungsansatz: Solidarlösungen bei der
Windenergienutzung (Kap. 7.7.4)

Kinderbetreuung. Zusätzliche und flexible Angebote durch Kooperationen von
Trägern, mit Unternehmen, Tagesmüttern (Rechtslage aktuell hinderlich), etc.

Breitbandanbindung, vgl. Handlungsansatz: “Kooperative Lösungen” (Kap. 7.2.4)

Gemeinsame kommunale Infrastrukturen: Friedhöfe, Dorfgemeinschaftshäuser,
Bauhöfe

technische
Argumente
VGn) aber
sollten die
intensiviert

Mobilität. Mobilitätsfragen enden in der Regel nicht an Gemeindegrenzen,
Kooperationen bei ergänzenden Mobilitätsangeboten mit anderen Gemeinden
oder auch anderen Partnern können Synergieeffekte schaffen, vgl. Projekt:
„Mobilitäts-Netzwerk Rhein-Lahn“ (Kap. 7.1.10)

Feuerwehren. Die wachsenden technischen Ansprüche sowie der teils eintretende
Mangel an Engagierten vor Ort bringen einige Wehren in kritische Situationen.
Kooperationen mit benachbarten Wehren können ein geeigneter Weg sein, vgl.
hierzu „freiwillige Feuerwehr und Katastrophenschutz“ (Kap. 5.8.5)
Infrastruktur, Wasserver- und –entsorgung; hier gibt es im Kreis
zum einen für eine regionale Koordination (Kreis, Zweckverband der
auch für ein Belassen der teilregionalen Aufstellung. In jedem Fall
Bemühungen, Synergien durch Kooperationen zu erschließen weiter
werden. Hier sind auch Kooperationen außerhalb des Kreises denkbar
Für mögliche weitere Kooperationsthemen kann die Auswertung der Befragung der Ortsgemeinden noch zusätzliche Hinweise geben. Siehe hierzu im Anhang

Tab. 68, Frage 4c. Bei Welchen Themen kooperieren Sie bereits, wenn ja mit
wem? Hier: Aufschlüsselung nach Kooperationspartnern.

Tab. 69, Frage 4d. Wie kann die Entwicklung Ihrer Gemeinde positiv beeinflusst
werden?
Bei
welchen
Themen
bestehen
aus
Ihrer
Sicht
weitere
Kooperationsmöglichkeiten?
7.14.6
Handlungsansatz: die Kreisverwaltung auf die Herausforderungen des demographischen Wandels ausrichten
Weitere Aufgabenzuweisungen durch Bund und Land an die Kommunen und den Kreis in
Verbindung mit den Rahmenbedingungen vor Ort führen dazu, dass die Aufgaben mit den
vor Ort einsetzbaren Ressourcen kaum umgesetzt werden können. In den nächsten 10
IfR
250
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Jahren geht ein Drittel der Mitarbeiter der Kreisverwaltung in Rente. Ziel der Kreisverwaltung bleibt die Ausbildung und das Halten junger Menschen. Hier besteht jedoch ein Zielkonflikt, da gleichzeitig auch Kosteneinsparungen durchgeführt werden müssen.
Die Anpassung des Aufgabenportfolios des Kreises an eine älter werdende Bevölkerung
und an die Erfordernisse des demografischen Wandels allgemein erfordert einen Ausbau
der Bereiche, in denen ein erhöhter Aufwand entsteht, z.B. in Bereichen Pflege und Teilhabe, Gesundheitswesen oder der Jugendhilfe, in denen steigende Anforderungen bzw.
Fallzahlen vorliegen.
Zur Wahrung der Aufgabenwahrnehmung der Kreisverwaltung ist hier die Sicherung bzw.
der Ausbau der Personalstärke erforderlich.
Neue Schwerpunkte leiten sich auch aus den im KEK Rhein-Lahn dargestellten Projekten
und Handlungsansätzen ab, die ggf. zusätzliches Personal erfordern werden, z.B. in den
Themen

Mobilität, vgl. Kap. 7.1.10, Projekt: „Mobilitäts-Netzwerk Rhein-Lahn“

Breitband, vgl. Kap. 7.2.5, Projekt: “Zentrale Kompetenzstelle auf Ebene des
Landkreises”

Pflege und Teilhabe, vgl. Kap. 7.5.3, Handlungsansatz: „Pflege-Konzeption“
(Pflegestrukturplanung) und „Teilhabeplanung“ für den Rhein-Lahn-Kreis

Soziales Gefüge und Ehrenamt, vgl. Kap. 7.8.3, Projekt: „Zentrale Unterstützung
für das Ehrenamt“

Regionales Selbstbild, Aufstellung und Zusammenarbeit, vgl. Kap. 7.14.4,
Handlungsansatz: Vermarktung und Informationsfluss nach innen und außen
verbessern und Kap. 7.14.5, Querschnittsaufgabe: Kooperationen strategisch
ausbauen (evtl. „Kooperations-Beauftragter“)

Finanzen, vgl. Kap. 7.15.3, Handlungsansatz: Fördermittel-Management
Maßnahmen wie z.B. die Förderung von Heimarbeitsmöglichkeiten oder die Kooperation
mit anderen Landkreisen in Fachthemen (z.B. gemeinsame Fachkräfte, Aufgabenteilungen, s.o.) bieten Chancen für eine zukunftsfähige Ausrichtung.
IfR
251
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.15
7.15.1
Entwurf 12.3.2014
Finanzen
Ausgangssituation

Finanzielle Situation stark angespannt, Überschuldung des Kreises

Finanzielle Handlungsfähigkeit
eingeschränkt

Insgesamt geringe Steuerkraft: Gewerbesteuer und Einkommenssteuer

Starke Abhängigkeit von Landeszuweisungen

Positiv: Geringe
Nachbarkreisen

Sozialbereich
als
Ausgabenzuwächsen

Frühzeitige politische Auseinandersetzung mit den Leistungsspektren von Kreis
und Kommunen erforderlich: Anpassungen, im Einzelfall auch Wegfall

Zusammenlegung von Leistungen, kombinierte Nutzung von Infrastrukturen als
Möglichkeit zur Kosteneinsparung

Kostenvorteile durch Kooperationen der Gemeinden untereinander sowie des
Kreises mit Nachbarkreisen/anderen Institutionen, u.a. bei sehr fachspezifischen
Aufgabenbereichen denkbar

Diskussion über anzuwendende Standards und Entwicklung von Lösungen zur
Anwendung von niedrigeren Standards in den hierfür in Frage kommenden
Bereichen

Überprüfung der Möglichkeiten zur stärkeren Akquise von EU-Fördermitteln
des
Steigerungsraten
größter
Landkreises
bei
den
und
der
Ausgaben
Ausgabenbereich
Gemeinden
im
stark
Vergleich
unterliegt
zu
stetigen
Demographischer Wandel „kompakt“

„weniger“: Rückgang der Steuereinnahmen, Verbleib/Steigerung der Ausgaben:
Bevölkerung nimmt ab, aber Aufgaben-Spektrum von Kreis und Kommunen bleibt
stabil bzw. steigert sich noch, Infrastrukturen bleiben; Standards steigen weiter.
Dieses Spektrum muss von einer geringeren Gesamtbevölkerung getragen
werden

„älter“: Infrastrukturen und Dienstleistungen müssen z.T. an älter werdende
Bevölkerung angepasst werden, hierdurch entstehen zusätzliche Kosten

„bunter“: Mehr Menschen benötigen Hilfen im Sozialbereich, Sozialausgaben des
Kreises steigen weiter
7.15.2
Entwicklungsziele
Allen Überlegungen voran – gewissermaßen als übergeordnetes Entwicklungsziel- steht
die Verfolgung einer nachhaltigen und ausgeglichenen Haushaltspolitik. Hier hat der
Rhein-Lahn-Kreis in den letzten Jahren große Anstrengungen vollbracht und trotz wachsender Aufgaben an vielen Stellen noch Kosten sparen können. Auch die Steigerung seiner Ausgaben konnte der Kreis in den letzten Jahren im Vergleich zu den Nachbarkreisen
auf niedrigem Niveau halten.
Schon 2006 hatte der Rhein-Lahn-Kreis hierzu ein strategisches Entwicklungsziel formuliert, dass die Finanzpolitik bestimmt: „die Nachhaltigkeit im Umgang mit den Lebensgrundlagen gewährleisten“.
Trotz dieser Herangehensweise musste im Kreis-Haushalt des Jahres 2013 festgehalten
werden, dass „der Anstieg des nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrags und dieweitere Verschuldung des Landkreises … weiter voranschreiten wird“.
IfR
252
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Die entlastenden Erträge aus dem Kommunalen Entschuldungsfonds sowie eine höhere
Bundesbeteiligung an der Grundsicherung (Sozialhilfegesetzbuch)sind hier bereits berücksichtigt. Die wirtschaftliche Lage des Kreises gerät dadurch insgesamt noch weiter
unter Druck.
Entsprechend werden zum einen strukturelle Veränderungen in der Finanzausstattung
der Kommunen nötig, ohne die der Kreishaushalt langfristig nicht ausgeglichen werden
kann.
Hinzu kommen auch weitere Anstrengungen bzgl. der Einhaltung des Konnexitätsprinzips, in dem Sinne, dass die Kosten auch in korrekter Weise derart verteilt werden, wie
die Aufgaben zugewiesen bzw. wahrgenommen werden.
Zum dritten wird der Rhein-Lahn-Kreis die aktuell schon bestehenden und auch neue
Wege gehen, die eine nachhaltige Haushaltsgestaltung „im Innern“ unterstützen können.
Hierzu formuliert das KEK nachfolgend vier Entwicklungsziele:
 (A) Nutzung der vorhandenen Möglichkeiten zur Einsparung von Kosten

Kooperationen, z.B. bei der gemeinsamen Nutzung von Infrastrukturen oder
gemeinsamen
Wahrnehmung
von
Service-Leistungen
nehmen
eine
Doppelfunktion hinsichtlich der Aufgabensicherung und der Kostenersparnis ein

„Querschnittsaufgabe: Kooperationen strategisch ausbauen“ (Kap.7.14.5, S.
249)
 (B) Verstärkte Akquise und sinnvoller Einsatz von Fördermitteln für die Region

Handlungsansatz: Fördermittel-Management (Kap. 7.15.3)
 (C) Offene Behandlung und Diskussion des Themas „Versorgungsstandards“

Die Region (wie die meisten ländlichen Räume) muss sich der Frage stellen,
welche Versorgungsstandards sie sich zukünftig leisten will und kann.
Notwendige Anpassung von Infrastrukturen aufgrund des demografischen
Wandels (Ausbau oder Rückbau) gehen mit Ausgabensteigerungen oder
Einsparungen einher

Das KEK empfiehlt, diese Diskussion in der Region aktiv zu führen und als
„strategische Aufgabe“ wahrzunehmen, die über das Thema der finanziellen
Ausstattung hinausreicht

 siehe „Die Standards kennen“: Was ist uns wichtig, was brauchen wir
eigentlich? (Kap. 8.4.1)
 (D) Regionale Wertschöpfung stärken – Stärken des regionalen Denkens und
Handelns

Zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe und Stärkung der regionalen
Wertschöpfungskette ist die Bewusstseinsbildung für die Wichtigkeit von
regionalem Denken und Handeln erforderlich.

treten, siehe Teilzeit-Lösungen
Projekt: „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“ von Unternehmen, Arbeitenden und
Bevölkerung (Kap.7.11.6, S. 239)

IfR
 strategische Aufgabe „Werte diskutieren
Wertevorstellungen finden“ (Kap. 8.4.3, S. 262)
und
gemeinsam
getragene
253
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.15.3
Entwurf 12.3.2014
Handlungsansatz: Fördermittel-Management
Die Akquise von Fördermitteln stellt für Kommunen, Kreise und Regionen mittlerweile oft
die einzige Möglichkeit dar, zusätzliche Finanzmittel zu generieren. Insbesondere für die
Umsetzung von Maßnahmen im Bereich der freiwilligen Ausgaben ist die Akquise von
Fördermitteln unumgänglich. Es gilt, in diesem Bereich Kompetenzen konsequent auszubauen und alle bestehenden Möglichkeiten zu nutzen und sinnvoll anzuwenden.
Mindestens ebenso wichtig, wie die Erlangung von zusätzlichen Finanzmitteln „von außen“, ist aber auch der nachhaltige Umgang mit diesen. Es liegt in der Natur vieler Fördermaßnahmen, dass diese zunächst nur einen Anschub leisten, die Folgekosten aber
nicht unterstützt werden und teils in der Region nicht richtig eingeschätzt werden.
Konkrete Maßnahmenbereiche für Handlungsansatz sind:

Ausbau von Kompetenzen im Bereich Fördermittel-Management in der Region

Informationen zu Chancen an private und öffentliche Projektträger gezielt
kommunizieren, Schulung von Akteuren

Konsequentes
und
regelmäßige
„Screening“
Fördermöglichkeiten auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene

Aufzeigen der Möglichkeiten UND Grenzen des Einsatzes von Fördermitteln:
Stärkere Beachtung des Aspektes der Folgekosten, („Fördergelder sind nicht per
se immer auch ein Gewinn für den Ort / für die Region“)

Unterstützung der Projektträger bei der Antragstellung
aller
bestehenden
Die genannten Aufgabenfelder sind zentral für die Region sind bis dato noch nicht abgedeckt. Bestimmte Informationen kann die Wirtschaftsförderung leisten, vielfach sind auch
in den Verbandsgemeinden Personen mit Teilen dieses Aufgabenspektrums betraut.
Es gilt zu prüfen, ob eine zentrale Informations- und Kontaktstelle hier einen SynergieVorteil für die Region erzeugen könnte. Im Ergebnis muss ein „Mehr“ an Unterstützung
zur effektiven Nutzung des bestehenden „Förderdschungels“ auf Seiten der öffentliche
und private Träger von Projekten stehen.
IfR
254
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
8
Strategischer Weg
8.1
Warum ein strategischer Weg?
Entwurf 12.3.2014
Das oberste Ziel des KEK ist es, auf die Gesamtentwicklung des Rhein-Lahn-Kreises positiv Einfluss zu nehmen. Hierfür wurde im KEK zunächst der „klassische“ Weg beschritten,
in dem - auf Basis einer Stärken-Schwächen-Analyse - Ziele, Handlungsansätze und Projekte definiert wurden. Diese Vorgehensweise hat sich seit Jahren in der Regionalentwicklung bewährt. Jedoch zeigt sich auch, dass Anspruch und Erfolg in der Regionalentwicklung immer mehr auseinanderklaffen.
Zwischen den gesetzten Zielen und tatsächlich über Projekte erreichten Erfolgen besteht
eine deutliche Diskrepanz, selbst bei grundsätzlich als erfolgreich zu bewertenden (Einzel-)Projekten. Hierdurch entsteht eine zunehmende Unzufriedenheit der beteiligten Akteure (Politik, Projektträger, Bürger, Berater, etc.).
Hierfür können verschiedene Ursachen als verantwortlich gekennzeichnet werden. Diese
überlagern die konkreten Handlungsansätze in der Form, dass sie nicht genug „Schlagkraft“ entwickeln können bzw. ihre Wirkung nicht zur Entfaltung kommt:
8.1.1
Demografische Veränderungen werden spürbar
Zum einen spielen natürlich die bereits heute spürbaren Auswirkungen des demografischen Wandels zunehmend eine Rolle. In jedem der 14 themenbezogenen Kapitel dieses
KEK wurden die Effekte beschrieben, wodurch wiederum deutlich wird, dass kein Bereich
von den Auswirkungen unberührt bleiben wird.
Als grundsätzliche Folge lässt sich festhalten, dass viele Strategien und Projekte einfach
nicht mehr so „funktionieren“ wie wir dies in den Jahrzehnten des Bevölkerungswachstums und starker jüngerer und mittlerer Altersgruppen gewohnt waren. Tragfähigkeiten
von Strukturen und Leistungen sowie die Bedürfnisse der Menschen haben sich bereits
gewandelt und werden dies noch deutlich stärker tun.
8.1.2
Persönliches Denken und Handeln der Menschen ist der zentrale Faktor
Zum zweiten konnte im Zuge der Erarbeitung des KEK Rhein-Lahn in vielen Themenfeldern unabhängig voneinander gemeinsam mit den eingebundenen Akteuren die Erkenntnis herausgearbeitet werden, dass grundlegende gesellschaftliche und individuelle „Faktoren“ oder „Rahmenbedingungen“, und hier vor allem die Denk- und Handlungsweisen
der Menschen, bestimmend sind und sozusagen „vor“ den fachspezifischen Lösungen
liegen bzw. diese überlagern.
Beispielhaft sei genannt, dass auch die Menschen im Rhein-Lahn-Kreis in abnehmendem
Maße auf die heimischen Angebote sondern überregional oder sogar „global“ orientiert
sind und für das Gros der Menschen diese Angebote auch erreichbar sind. Die Kenntnis
und der Wert lokaler und regionaler Angebote sind dabei bei Vielen in Vergessenheit geraten (s.u.).
Zudem haben sich – auch ermöglicht und befördert durch den per se begrüßenswerten
technischen Fortschritt und materiellen Wohlstand - in den letzten Jahrzehnten Entwicklungen durchgesetzt, die sich auf das Denken und Handeln der Menschen und damit die
Regionalentwicklung intensiv auswirken.
IfR
255
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Dies bedeutet aber explizit nicht: „Früher war alles besser“. Wichtig ist jedoch, sich diesen Veränderungen bewusst zu werden und sowohl deren positive wie auch negative
Wirkungen zu erkennen.
Um nur einige Aspekte zu nennen, die sicher nie für die Gesamtheit der Menschen so
zutreffen, aber als Tendenzen deutlich erkennbar werden:

Weitgehend hohe allgemeine Mobilität und dadurch zahlreiche Wahlmöglichkeiten
und Entscheidungsfreiheit beim Einkauf von Produkten und bei der
Inanspruchnahme von Dienstleistungen

Ständige Verfügbarkeit von einer immer breiteren Vielfalt von Produkten,
Konsumgütern und Dienstleistungen

Gewachsene Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten,
Wissen und Vernetzungsmöglichkeiten im globalen Maßstab

„globale“ Orientierung in Bezug auf viele Fragen der Lebensgestaltung, regionale
und lokale Bezüge verlieren an Bedeutung

Wandel (Aufbrechen) der familiären und gesellschaftlichen Strukturen, hin zu
einer im stärkeren Maße möglichen individuellen und „freien“ Gestaltung des
eigenen Lebensentwurfs

Starke Betonung materieller Werte, Verlust an Wertschätzung für immaterielle
Werte

Permanentes Streben nach „Mehr“ (verbunden mit der Überbetonung materieller
Werte) und dadurch immer stärkerer Verlust der Fähigkeit, Bestehendes und
Vorhandenes Wert zu schätzen (siehe auch 2. Gesprächsabend: „Eine Kultur des
„Genug“ entwickeln“)

Allgemeine „Schnelllebigkeit“, Informations- und Reizüberflutung, Probleme der
„Sortierung“ von „Was ist wirklich wichtig?“ (mit großen Chancen für den
ländlichen Raum, siehe 1. Gesprächsabend)
verfügbares
Faktoren wie diese haben dazu geführt, dass zahlreiche der Aspekte des persönlichen
Denkens und Handelns sich von der lokalen und regionalen Ebene ein Stück weit „losgelöst“ haben. War der persönliche Bezugsraum „früher“ eindeutig auf Familie, Dorf oder
Stadt begrenzt, so ist dies heute so nicht mehr der Fall.
Dies betrifft letztlich die persönlichen Entscheidungen jedes Einzelnen zu den Fragen des
eigenen Lebens:

Wo und wie will ich wohnen, was kaufe ich ein, in welchem Maß und wobei
engagiere ich mich, wie verbringe ich meine Freizeit und – vielleicht am
Bedeutendsten - was schätze ich Wert?“
Viele der in der Regionalentwicklung und auch in diesem KEK in Kapitel 5 formulierten
Projekte und Handlungsansätze benötigen aber gerade einen lokalen und regionalen Bezug der handelnden Menschen, also das Bewusstsein, dass die lokale und die regionale
Bezugsebene für das eigene Leben (in diesem ländlichen Raum, wo ich wohne), von
höchster Bedeutung ist („Identifikation“ und „Wertschätzung“).
8.1.3
Ein strategischer Ansatz wird notwendig
Aus den oben genannten Gründen braucht eine Region, ergänzend zur „klassischen Vorgehensweise“, einen zusätzlichen Ansatz. Im vorliegenden KEK des Rhein-Lahn-Kreises
wird dieser Ansatz als „strategischer Weg“ im Sinne eines Arbeitstitels bezeichnet. Im
Zuge einer weiteren Bearbeitung dieses „Weges“ sollte diese methodische Bezeichnung
ggf. durch eine schlagkräftigere Benennung ersetzt werden.
IfR
256
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Ausgangspunkt dieses Weges ist, dass das Handeln jedes einzelnen Menschen die Entwicklung der Gesamtregion bestimmt. Dieses Handeln jedes Einzelnen hat jeweils nur
einen kleinen Beitrag zur Gesamtentwicklung (positiv oder negativ), in der Summe jedoch ist dies der Faktor, der die Entwicklung der Region bestimmt.
Die Handlungsweisen der Menschen werden durch ihre Denkweisen bestimmt. Will man
also an den Handlungsweisen der Menschen etwas verändern, muss zunächst an den
Denkweisen angesetzt werden und führt damit dem in Kapitel 8.1.4 dargestellten elementaren Bedeutung der Bewusstseinsbildung.
Grundsätzlich darf dieser Ansatz jedoch keinesfalls als Manipulation der Menschen verstanden werden! Im Gegenteil: Der Ansatz will auch und insbesondere die eigenständige
Initiative und die Übernahme von Verantwortung fördern.
In einer Regionalentwicklung, die sich nicht „nur“ das Bestreben der Umsetzung („technischer, klassischer“) Projekte konzentriert, gilt es, einen strategischen Weg zu beschreiten. Auf diesem Weg wird ganz bewusst der Versuch unternommen, grundlegende persönliche und gesellschaftliche Denk- und Handlungsweisen zu hinterfragen und im besten
Fall deren schrittweise Veränderung anzugehen.
Der „strategische Weg“ flankiert auf diese Weise die Verfolgung der in Kap. 7 formulierten Entwicklungsziele sowie die Umsetzung der Handlungsansätze und Projekte und bildet das „gedankliche Rückgrat“ für zukünftige Herausforderungen und Projekte im Landkreis.
8.1.4 Bewusstseinsbildung als elementarer Baustein der Regionalentwicklung
Das Hinwirken auf die Denkweisen - und damit Handlungsweisen - der Menschen kann
auf regionaler Ebene nur über eine aktive Bewusstseinsbildung erfolgen.
In der Regionalentwicklung bereits auf der Projektebene oder „Thema-Ebene“ bewährt
und immer häufiger praktiziert - z.B. in den Themen „Ortsinnenentwicklung oder „regionale Produkte“- wird sie auf dem „strategischen Weg“ elementarer Bestandteil der Anstrengungen der Kreis- bzw. Regionalentwicklung.
Für viele Ziele und Handlungsansätze des KEK wurde immer wieder ein stärkeres regionales und lokales Bewusstsein als Voraussetzung definiert. Konkret sind hier Kompetenzen wie z.B. Eigenverantwortung, Eigeninitiative, Wertschätzung für das Bestehende,
Offenheit oder Solidarität im nachbarschaftlichen Umfeld angesprochen, die regionalem
Denken und Handeln zugrunde liegen. Diese thematischen Ansatzpunkte werden als sog.
„strategische Aufgaben“ in den einzelnen Kapiteln unter 8.4 beschrieben.
8.2
Strategischer Weg Rhein-Lahn: Prämissen
Die konsequente Verfolgung eines solchen „strategischen Weges“ stellt per se einen sehr
hohen Anspruch dar, der auf diese Weise für eine in sich eher heterogene Region wie den
Rhein-Lahn-Kreis nur wenige Beispiele haben dürfte. Der „strategische Weg“ baut auf
einigen grundlegenden Prämissen auf.
8.2.1 Akzeptanz der Langfristigkeit: Regionalentwicklung braucht Zeit!
Die Tatsache, dass die Beschreitung dieses Weges viel Zeit benötigt und schnelle Erfolge
nicht zu erwarten sind, wird mit vorliegendem KEK bewusst akzeptiert.
Hierzu gehört auch, dass das KEK nur erste Beispiele für Denk- und Verhaltensweisen im
Sinne von Beispielen geben kann. Die Menschen des Kreises müssen im Zuge der KEK-
IfR
257
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Umsetzung selbst eruieren, wo die Knackpunkte liegen, an welchen Denk- und Verhaltensweisen angepackt werden muss und welche gemeinsamen Werte als Leitbilder hierfür
dienen können.
8.2.2 Prozess und Projekte bedingen sich gegenseitig
Das Verfolgen eines solchen „strategischen Weges“ bedingt einen Prozess, in dem die
Diskussion stattfinden und sichtbar werden kann. Die Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Instrumenten der Regionalentwicklung - auch in „klassischen Formaten“ - haben
immer wieder gezeigt, dass nur durch das Vorhandensein eines langfristig angelegten
und aktiven Mitwirkungsprozesses Veränderungen und Umsetzungen angestoßen werden
können.
Der Prozess flankiert die Umsetzungsvorbereitung und Umsetzung von (Einzel-) Projekten für die verschiedenen räumlichen Ebenen, wie sie in vorliegendem KEK in Kap. 7 für
die Kreisebene beschrieben sind.
Und: Nur aus dem kontinuierlichen Prozess entstehen dann auch langfristig weitere konkrete, qualitativ hochwertige, für die Entwicklung der Region gewinnbringende Umsetzungsprojekte.
8.2.3 Erwartungshaltung
Insgesamt ist für den Prozess eine niedrige Erwartungshaltung an die direkt sichtbaren
Erfolge bei gleichzeitig hoher Erwartungshaltung an die Kontinuität der Aktivitäten („steter Tropfen…“) anzulegen.
Die Erwartungshaltung der Bevölkerung richtet sich in der Regel vor allem auf das „Wieder-Erkennen“ von erörterten Punkten im politischen und administrativen Bereich. Dabei
geht es nicht primär darum, Vorschläge direkt als umgesetzt zu erkennen, sondern vielmehr darum, die Entscheidungsfindungen langfristig zu bereichern.
8.2.4 Betrachtungsebene: lokal und regional
Der strategische Weg soll sowohl lokale als auch regionale Bezüge (Denk- und Handlungsweisen) fördern. Gerade in der „Sortierung“ zwischen lokaler (gemeindlicher) und regionaler (Kreis-) Ebene besteht ein großes Potenzial für neue Ansätze und Kooperationen.
Die Kreisebene erscheint für einen Prozess zur Bewusstseinsbildung ideal, da hier die
„kritische“ Masse an Personen, Institutionen, Firmen, etc. vorhanden ist, um auch „abstrakte“ Themen diskutieren zu können und den Prozess in Gang zu bringen sowie immer
wieder punktuelle Akzente zu setzen um die Entwicklung nicht abreißen zu lassen.
Bereits heute begleitet der Rhein-Lahn-Kreis den Menschen thematisch und verwaltungstechnisch „von der Wiege bis zur Bahre“. Diese Tatsache wird jedoch im Alltag oftmals
nicht wahrgenommen (vgl. hierzu auch Kap.7.14, Regionales Selbstbild).
Eine Konzentration auf lokale und regionale Betrachtungsebenen bedeutet dabei NICHT
eine Einschränkung des Blickfeldes oder gar eine Rückkehr zu einem „Kirchturmdenken“.
Der „Blick über den Tellerrand“ und der Austausch mit anderen Menschen und Regionen
nimmt im Gegenteil weiter an Bedeutung zu.
IfR
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Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
8.2.5 Rückhalt
Der strategische Weg braucht den Rückhalt und die Unterstützung sowohl der breiten
politischen Ebene als auch der zahlreichen weiteren „Schlüsselpersonen“ aus Unternehmen, Vereinen und Institutionen.
Als „Träger des Weges“ empfehlen sich daher zum einen die höchsten demokratischen
Instanzen der Region: Kreistag und Landrat. Zum anderen besteht aufgrund der engen
Verflechtungen der lokalen und regionalen Ebene und aufgrund dessen, dass der Kreis
letztlich die „Summe seiner Gemeinden“ ist, die Notwendigkeit, dass auch die Verbandsgemeinden als Träger des Weges auftreten.
Erster Schritt hierzu ist der Beschluss des Kreistages am 24.3.2014. Zum Start in die
„Umsetzung“, also das aktive Begehen des „strategischen Weges“ wäre zur Untermauerung und als Signal an die Mitwirkenden z.B. eine „Resolution“ denkbar, in der der Wille
zu einer intensiven und langfristigen Vorgehensweise bekundet wird.
8.2.6 Mitwirkung
strategischer Weg
Entwicklung
und
Weiterentwicklung
BürgerInnen
Politik
Verwaltung
Institutionen
Unternehmen
…
…
Anwendung
Der strategische Weg kann nicht „von oben“ bzw. aus einer Konzeption heraus „verordnet“ werden. Dies gilt sowohl für den Prozess der Entwicklung und Weiterentwicklung
sowie für die eigentliche Anwendung und insbesondere für seine „Themen“.
Wenn die Anwendung des Weges in der Breite wirken soll, so gilt die Annahme, dass
auch die Entwicklung und Weiterentwicklung bereits breit angelegt werden muss: „Gut
gemachte Entwicklung ist halbe Anwendung“.
Das heißt: Bürgerinnen und Bürger sollen und müssen sich nicht nur „einbringen“, sondern den Weg selbst ausgestalten. Dies stellt einen höheren Anspruch sowohl an die Gestaltung des Prozesses.
Entscheidend ist aber, dass die Verteilung von Kompetenzen und Aufgaben klar geregelt
und kommuniziert wird. Eine breite Mitwirkung kann und darf in unserem bewährten demokratischen System keine Instanzen ersetzen oder deren Aufgaben übernehmen. Die
politischen Vertreter und Gremien nehmen die ihnen zugewiesene Rolle weiter ein, politische Diskussion in den Räten bleibt in den Sachfragen unabdingbar und darf auch nicht
in andere Formate verlagert werden. Dies ist keine „Limitierung“ des Mitwirkungsprozesses, sondern kann diesen im Gegenteil sogar von konkreten Sachfragen „entlasten“ und
so gedankliche Freiräume schaffen.
IfR
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Entwurf 12.3.2014
Die im KEK nachfolgend dargestellten „strategischen Aufgaben“ weisen in der Regel einen
langfristigen Charakter auf und betreffen Grundsatzfragen, sodass direkte Überschneidungen mit aktuellen politischen Fragestellungen die Ausnahme bilden werden.
Sehr wohl soll der Mitwirkungsprozess aber die politischen und administrativen Ebenen in
dem Sinne positiv beeinflussen, dass Diskussionen - über konkrete Einzelentscheidungen
hinaus - mit langem Atem geführt werden können und die Entscheidungsfindungen der
Zukunft mit Argumenten bereichern.
Im Gegenzug brauchen die Aktiven, die sich für ihren Kreis einbringen, das Versprechen,
dass der Prozess „ernst gemeint“ ist (siehe Kap. 8.2.5 „Rückhalt“).
Hier lässt sich ein verändertes Verständnis der Rolle der Bürgerinnen und Bürger im
Rhein-Lahn-Kreis ableiten. Die Menschen vor Ort sind mehr als „Einwohner“, sie sind die
Persönlichkeiten, deren Gedanken wahrgenommen werden und deren persönliches Handeln entscheidend ist.
8.3
Regionalentwicklungsprozess auf Kreisebene
8.3.1 Warum einen Regionalentwicklungsprozess?
Insbesondere zwei Argumente sprechen dafür, dass der Rhein-Lahn-Kreis zur effektiven
Umsetzung des „strategisches Weges“ und damit des KEK insgesamt einen prozessualen
Ansatz verfolgen sollte:
(1) Ein Regionalentwicklungsprozess erzeugt und vertieft gemeinsam getragene Erkenntnisse und trägt sie weiter. Nur ein Prozess ermöglicht das Hinwirken auf Denk- und Verhaltensweisen durch Bewusstseinsbildung.
Dies gilt insbesondere für strukturelle Themen auf der langfristigen Zeitskala (demografischer Wandel), die in der Bevölkerung weniger präsent sind als tagesaktuelle Themen auch wenn sie, z.B. bei der drohenden Schließung einer Schule ursächlich mit dem strukturellen Thema zusammenhängen.
(2) Aus den regelmäßigen Treffen entstehen Ansätze für neue Projekte und gemeinschaftliche Herangehensweisen:

Regionalentwicklung ist interdisziplinär angelegt, wenn Kontakte nicht aktiv
hergestellt werden, findet der interdisziplinäre Austausch nicht statt und die o.g.
Potenziale können nicht entwickelt werden.

Aus den kontinuierlichen Aktivitäten des Prozesses entstehen oft erst konkrete
Projekte und Handlungsansätze
8.3.2 Wie kann ein Regionalentwicklungsprozess auf Kreisebene aussehen?
Die Ausgestaltung des Regionalentwicklungsprozesses, also die Umsetzung des KEK, sollte sich an folgenden Eckpunkten orientieren:
Klar strukturierte Prozessplanung vor Beginn

der Prozess sollte klar vorgezeichnet sein, eine deutliche Einordnung zu den
„Kompetenzen“ ist hilfreich, in den Formaten selbst sollte „Denkfreiheit“ bestehen

der Prozess sollte animierendsein, ernst im Thema aber nicht schwer in der
Aufmachung
Installation eines „Kümmerers“
IfR
260
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn

Ein zentraler Ansprechpartner und Organisator
koordinierenden und organisatorischen Aufgaben
Entwurf 12.3.2014
vor
Ort
übernimmt
die
Bedienung von zwei Ebenen

Der Prozess sollte immer die Möglichkeit bieten, die grundsätzlichen Fragen bei
Bedarf aufzurufen („strategische Ebene“). Eine Konzentration auf ausgewählte
Themen („Arbeitsebene“) muss jedoch parallel vorgenommen werden
weitere Aktivierung und Einbindung der Akteure

Eine Kerngruppe von Aktiven hat sich – neben den politisch Aktiven - bereits in
den 3 Gesprächsabenden eingebracht und Interesse an weiterer Mitarbeit
bekundet

Akteure, die in der Erarbeitung des KEK noch nicht eingebunden waren/sind

Intensive Einbindung der VG- und Ortsebene
Themen und Aufgaben

Gemeinsame Erörterung der Themen für den strategischen Weg und die
Bewusstseinsbildung, Beschluss durch die politischen Gremien

Das KEK gibt hierzu Beispiele unter Kap. 8.4
Formate

Die Formate und Instrumente von regionalen Mitwirkungsprozessen sind heute
enorm vielfältig und reichen weit über die bekannten „Arbeitskreise“ hinaus.

Bei der Festlegung muss eine Orientierung an den eigentlichen Aufgaben und
Themen erfolgen: „An welchen Stellen und zu welchen Themen brauchen wir
Formate mit Diskussions-Ansatz, mit Informations- oder einem GesprächsAnsatz?“
Kommunikation

Ganz im Sinne von Erich Kästner – „Tue Gutes und rede darüber“ muss ein
solcher
Prozess
von
einer
umfassenden
und
gut
erkennbaren
Kommunikationsarbeit begleitet werden.

Dies erstreckt sich sowohl auf passive Informationsangebote, als z.B. Dinge zum
Nachlesen auf Internet-Seiten, als auch auf aktive Bespielung von Themen, die
im Mitwirkungsprozess erarbeitet werden, z.B. durch die Presse oder auch
Formate der sog. „social media“
8.4
Die „strategischen Themen“(auf dem strategischen Weg)
Die Definition der thematischen Ansatzpunkte für den strategischen Weg ist Aufgabe der
Startphase des Prozesses selbst (s. Kap. 8.2.6 und 8.3.2).
Im KEK Rhein-Lahn werden hierzu beispielhaft Aspekte genannt, die auf dem Weg angegangen werden können. Dies geschieht zum einen, um die Bedeutung hervorzuheben
und zum zweiten um den Weg „sichtbarer“ zu machen: „Um welche Denk- und Handlungsweisen kann es hier eigentlich gehen?
Diese Themen sind teilweise eng miteinander verknüpft. Dies verdeutlicht, dass es sich
tatsächlich um EINEN Weg handelt, nicht um die Verfolgung von voneinander losgelösten
Themen.
Aus dem KEK Rhein-Lahn konnten folgende Themen herausgearbeitet werden:
IfR
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8.4.1 „Die Standards kennen“: Was ist uns wichtig, was brauchen wir eigentlich?
Im Zusammenhang mit den themenbezogenen bzw. sektoralen Projekten und Handlungsansätzen (s. Kap. 7) sollte generell eine Diskussion zu der Frage geführt werden,
welchem Anspruch die Maßnahme gerecht werden soll.
Hier gilt es, nach einzelnen Gruppen und deren Bedürfnissen zu unterscheiden, man betrachte hier als Beispiel das Thema „Mobilität“ (s. Kap. 5.1 und 7.1) mit den verschiedenen Ansprüchen und Bedarfen der diversen Zielgruppen oder das Thema „Gesundheitsversorgung“ (s. Kap. 5.4 und 7.4).
In allen Themenbereichen geht es um die Frage: Welchen (Versorgungs-)Standard wollen
und können wir uns zukünftig noch leisten? Diese Frage muss offensiv angegangen werden. Im Ergebnis sollten klare Botschaften für alle Menschen in der Region (und potenzielle Neubürger) stehen: Was sind die Standards? Was wollen wir sichern? Was können
wir sichern?
Ein Nachdenken über Standards bedeutet nicht (zwangsläufig) weniger Infrastruktur! Der
Rhein-Lahn-Kreis ist aufgrund seiner Voraussetzungen und seiner Entwicklung kein Rückbau-Raum! Es bedeutet vielmehr, dass sich die Menschen der Region bewusst Gedanken
zum Umbau, zur intelligenten und flexiblen Nutzung, zu Kooperationen, zu innovativen
Lösungen, etc. machen.
Zu diesem Ansatz gehört auch, bestehende Stärken offensiv herauszustellen und zu
kommunizieren (z.B. die gute medizinische Versorgung im Kreis), bestehende Schwächen
oder Nachteile eines ländlichen Raumes aber auch nicht zu verstecken.
8.4.2 Wer sind wir: Was zeichnet uns aus und woran wollen wir arbeiten?
Aus vorliegendem KEK können zu dieser Fragestellung viele Informationen und Erkenntnisse gezogen werden. Die Kapitel 5.14 und 7.14 „Regionales Selbstbild“ und auch Erarbeitungsschritte, z.B. der Gesprächsabend „Pro Rhein-Lahn“ am 13.1.2014 in Birlenbach)
widmeten sich speziell diesem Thema.
Der Rhein-Lahn-Kreis hat hier – das haben die Ergebnisse im KEK gezeigt – keine einfache Ausgangssituation. Nur wenige Aspekte werden als gemeinsame Merkmale wahrgenommen. Dies richtet den Blick – wie im Projekt: Entwicklung von regionalen Leitlinien /
eines regionalen Leitbildes (Kap. 7.14.3) dargelegt – auf eher „abstrakte“ Gemeinsamkeiten, wie gemeinsame Werte oder auch gemeinsam zu verfolgende Aufgaben.
Es geht hier nicht um eine reine „Sammlung“ von Stärken und Schwächen und der
„Zeichnung eines Bildes der Region“. Es geht vielmehr darum, dass sich die Menschen
der tatsächlichen Vorteile (und tatsächlichen Nachteile) ihrer Region bewusst werden:
Was ist wirklich wichtig? Was brauche ich wirklich? Was bietet mir meine Region? Welchen Wert hat dies für mich? Es geht darum, den Wert des Lebens auf dem Land wieder
greifbar zu machen.
Diese Fragestellungen sind eng mit den Ansatzpunkten 8.4.1 und 8.4.3 und 8.4.4 verknüpft.
Neben der Herausarbeitung gehört in den nachfolgenden Schritten die „Vermarktung“ der
Aspekte im Sinne einer Bewerbung der Region zu diesem Ansatz.
8.4.3 Werte diskutieren und gemeinsam getragene Wertevorstellungen finden
Gemeinsam getragene Werte können auch als Leitlinien für den Rhein-Lahn-Kreis dienen
IfR
262
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Entwurf 12.3.2014
Welche Werte sind uns wichtig? Auf welchen Werten basiert unser tägliches Denken und
Handeln? Was schätzen wir Wert?
Die heutige Überbetonung materieller Werte führt zu einem Verlust an immateriellen
Werten. Die spürbare Unzufriedenheit basiert zu einem großen Teil auf dem Verlust der
Fähigkeit, das Bestehende Wert zu schätzen.
Wir müssen wieder lernen, die immateriellen Werte zu schätzen. Was ist wirklich wichtig?
Soziales Netzwerk, Familie, Gesundheit, Zufriedenheit. Der ländliche Raum ist zur Betonung der „ursprünglichen“, immateriellen Werte besser geeignet als der urbane Raum.
Dies bedeutet jedoch nicht: „Früher war alles besser“ und „Wir brauchen uns nicht weiterzuentwickeln“. Im Gegenteil soll der Ansatz zu einer bewussten Beschäftigung mit der
Frage führen:

Wohin will ich mich (wohin wollen wir uns als Region) entwickeln?

Welche gemeinsamen Ziele und Werte legen wir hierfür an?

Was halten wir gemeinsam für wirklich wichtig und sinnvoll für uns

und was „halten andere für sinnvoll für uns“ (Wecken von Wünschen durch
Werbung, etc.)?
Die Diskussion um das was „uns wirklich etwas wert ist“, kann und soll letztlich auch zu
einer Erhöhung der Wertschöpfung in der Region führen. Wenn wir z.B. die Qualität von
Produkten und Dienstleistungen vor Ort wieder mehr zu schätzen lernen, werden wir
auch wieder mehr Geld in unserer Region ausgeben.
8.4.4 Eigeninitiative fördern
Die Denkweise, Verantwortung in der und für die Region (das eigene Umfeld) zu übernehmen, hat sich in den letzten Jahren eher zurückentwickelt und durch die demografische Entwicklung droht sich diese Tendenz noch zu verstärken.
Da die Bedeutung z.B. von Nachbarschaftshilfe, sozialen Netzwerken und der gegenseitigen („ehrenamtlichen“) Hilfe insgesamt wieder steigen wird, muss hier auf die Wieder-Entwicklung der Eigeninitiative hingewirkt werden.
In vorliegendem KEK sind hierzu einzelne Handlungsansätze beschrieben (s. Kap. 7.8.4
und 7.8.5), das Thema sollte jedoch aufgrund seiner hohen Bedeutung auf Ebene des
strategischen Weges, d.h. des Gesamtprozesses getragen werden.
8.4.5 Alle Menschen mitnehmen - Integration und Inklusion
Der Mensch im Mittelpunkt
Der Mensch steht im Mittelpunkt der Regionalentwicklung. Sowohl sind die Anstrengungen der Regionalentwicklung darauf ausgerichtet, den Menschen in der Region zu Gute zu
kommen. Gleichzeitig macht, wie beschrieben, das Handeln jeden einzelnen Menschen
die Entwicklung der Region aus.
Der Einbezug aller Menschen im Sinne der Integration und der Inklusion spielt nicht nur
aufgrund der sich verändernden gesellschaftlichen Strukturen auf Basis der demographischen Veränderungen („weniger“, „älter“ und „bunter“) eine große Rolle. Jeder einzelne
Mensch in der Region ist wichtig und es gilt, dies bei allen Entscheidungen, Weichenstellungen und Aktivitäten zu berücksichtigen.
IfR
263
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Das KEK berücksichtigt diese Tatsache bereits über seine Art und Weise der Erstellung
(Einbezug möglichst vieler Akteure), aber besonders über den vorgeschlagenen „strategischen Weg“.
Inklusion
Aktuell bewegt hier viele Regionen die Frage, inwieweit sie mit der „Inklusion“ einen Ansatz verfolgen können, der ein Stück früher ansetzt als die über Jahre geübte „Integration“. Gerade weil wir die tatsächliche Umsetzung – und auch die Umsetzbarkeit - in vielen
Bereichen noch nicht vollständig erfassen können, lohnt es sich das Thema umso aktiver
vor Ort zu diskutieren und voran zu bringen.
Das grundsätzliche Ziel sich allen Menschen zu öffnen, allen Menschen gleiche Voraussetzungen der Teilhabe zu ermöglichen und auch im ländlichen Raum hierfür Voraussetzungen zu schaffen darf dabei keine Frage der technischen und finanziellen Umsetzung allein
sein. Es geht eben auch darum, zu erörtern wie wir uns dieses gesellschaftliche Ziel bei
uns vor Ort konkret vorstellen und wie wir es gemeinsam umsetzen wollen.
Dabei sollte die hier in Kap. 8.4.5 formulierte strategische Aufgabe, „Alle Menschen mitnehmen - Integration und Inklusion“, die Ausgangsbasis darstellen. Es ist aber zudem
wichtig, die Umsetzung eines inklusiven Sozialraumes sukzessive durch einen gesonderten Handlungsansatz zu begleiten, der stark an den Themenbereich „Pflege und Teilhabe“
angegliedert ist, sich aber keinesfalls auf diesen beschränkt (vgl. Kap. „Handlungsansatz:
Aufbau eines inklusiven Sozialraums“, Kap. 7.5.8).
Entwicklung einer Willkommenskultur
In der weiteren Bewusstseinsbildungs-Arbeit gibt es einige sehr praktische Ansatzpunkte,
die als regional ausstrahlende strategische Aufgabe angegangen werden können, einer ist
die Entwicklung einer Willkommenskultur:
IfR

Die Ansprache der Menschen, die in den Rhein-Lahn-Kreis kommen ist der erste
und zugleich fundamentale Schritt zu einem „Miteinander“. In vielen Orten erfolgt
solch eine „mitnehmende“ Ansprache noch nicht

Hierzu gehört die Vorstellung von Angeboten, die aktive aber zwanglose
Einladung zu Aktivitäten und die Einladung im Ort auch Engagement einbringen
zu können

viele Menschen mit Migrationshintergrund und auch Spätaussiedler bringen dabei
ganz andere Wertevorstellungen mit. So ist für uns ganz selbstverständlich die
Feuerwehr ein Teil des bürgerschaftlichen Engagements, in Ländern wie der
Türkei gehört sie zur Polizei, in anderen Ländern existiert sich überhaupt nicht

Sprache bleibt ein Schlüssel zu einem guten Miteinander. Hier gilt es, die
Anstrengungen und auch die Bereitschaft weiter zu intensivieren

Das Miteinander braucht wechselseitiges Bemühen. Die Einladung ist immer auch
eine Aufforderung, die vielleicht nicht beim ersten Anlauf ergriffen wird und dann
im Sinne eines „positiven Drucks“ erneuert werden muss

Sportvereinen kommt eine besondere Bedeutung zu, denn sie haben vielleicht die
niedrigste „Eintrittsschwelle“, da zunächst die fehlende Sprache kein
Hinderungsgrund sein muss. Hierzu gibt es im Kreis zahlreiche gute Beispiele, mit
Nassovia Nassau sei hier nur ein Verein benannt

In aller Regel fehlt den in der Region neuen Menschen auch das Wissen um die
die vorherrschenden Bräuche, Werte und Gepflogenheiten. Die im Zuge der
Einbürgerung verpflichtenden Integrationskurse leisten hier einen ersten Beitrag
– „regionale“ Elemente kommen in den Inhalten der Kurse aber nicht vor. Hier
wäre es generell möglich, weitere freiwillige „Kurse“ anschließen zu lassen,
264
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
obschon die Bereitschaft zur Teilnahme zunächst als nicht sehr hoch eingeschätzt
werden sollte

IfR
Zahlreiche Ansätze unterstützt auch das Land im Zuge der Initiative
„interkulturelle Öffnung der Kommunalverwaltung“. Hier finden Kommunen gute
Hinweise, an welchen Stellen sie praktisch vorgehen können, z.B. bei der
breiteren Aufstellung des Personals oder der Gestaltung der Ansprache in den
Verwaltungen
265
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
9
Entwurf 12.3.2014
Anhang: Befragung der Ortsbürgermeister
Die Antworten der Ortsbürgermeister umfassen ein sehr vielfältiges Spektrum. Anhängend an die Tabellen sind jeweils EINIGE Interpretationen angeführt. Grundsätzlich lässt
sich aber festhalten, dass sich in den Antworten noch ein großes Reservoir an qualitätsvollen Aussagen und Ansätzen befindet. Dieses gilt es unbedingt im Zuge der weiteren
Bearbeitung vieler regionaler Fragestellungen immer wieder aufzurufen.
Insbesondere für die Behandlung der „strategischen Aufgaben“ im Sinne einer KEKUmsetzung stellt die Auswertung ein wichtiges Fundament dar.
Es muss jedoch festgehalten werden, dass die Interpretierbarkeit der Angaben nicht immer eindeutig ist. I.d.R. wird zwar die „gemeindliche Sicht“ dargelegt, manchmal ist aber
auch die „individuelle Sicht“ ablesbar.
Tab. 60
Frage 1. Der Landkreis: „Was zeichnet für Sie den Rhein-Lahn-Kreis im
Besonderen aus?“
Nennungen
Häufigkeit
Häufigkeit
Landschaft und Natur
29
Der Heimatkreis
1
Lage
14
Problematische Infrastruktur
1
Tourismus
12
Lücken in der tourist. Ausrichtung
1
Welterbe
10
begrenztes kulturelles Angebot
1
ländliche (bodenständige) Struktur
5
Überschuldung Kreis u. Kommunen
1
Kultur
4
kein einheitlicher Kreis
1
Verkehrliche Anbindung
3
Bürgerinnen und Bürger
1
schlechte Verkehrsinfrastruktur
3
Nachhaltigkeit
1
Naherholung
3
Überschaubare Größe
1
Großes ehrenamtliches Engagement
3
Gute Wirtschaftsförderung
1
Kitas
2
Wegzug junger Menschen
1
Infrastrukturausbau
2
wenig attraktive Arbeitsplätze
1
Niedrige Immobilienpreise
2
weite Entfernung zu den Zentren KO
und Rhein-Main
1
Ansprechbar bei Problemen, kooperativ
bei Anrufen und Anfragen
2
schwache Internetverbindung
1
KMU
1
Bürgernähe
1
Schulen
1
Landwirtschaft
1
Wohnqualität
1
geringes Freizeitangebot
1
Vereine
1
Bundeswasserstraße Lahn
1
Abzocker der Gemeinden
1
Schwacher Industriesektor
1
Kurze familiäre Dienstwege
1
Starker Dienstleistungssektor
1
Insgesamt werden deutlich mehr positive als negative Dinge (rot) genannt. Die Bürgermeister identifizieren den Kreis mehrheitlich mit positiven Merkmalen, was umso bedeutender ist, da es sich hier - wie bei allen Fragen - um eine offene Frage handelte.
„Landschaft und Natur“ (plus „Naherholung“) wird sehr oft benannt:

IfR
Diese Nennung wirkt für eine Region im ländlichen Raum naheliegend und auf
den ersten Blick bei der Suche nach gemeinsamen kennzeichnenden Merkmalen
im Sinne der Regionalentwicklung wenig hilfreich. So ist z.B. „Landschaft und
266
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Natur“ im Sinne eines Marketings kein Alleinstellungsmerkmal. Jedoch kann
vermutet werden, dass sich hinter diesen Nennungen mehr als nur das
Landschaftsbild und die zugehörigen natürlichen Merkmale verbergen.

Entsprechend lohnt es sich, die vertiefende Frage, was damit genau gemeint ist
und welcher Wert darin gesehen wird (z.B. Optik, Ruhe, ländliches Lebensgefühl,
Natürlichkeit etc.) zu stellen. Die Erörterung der sich dahinter verbergenden
Faktoren und die zugehörigen Werte ist ein möglicher Ansatz zur
Bevölkerungsbeteiligung im KEK, wie bereits im ersten Gesprächsabend in
Birlenbach („Pro Rhein-Lahn-Faktoren“) praktiziert und als „strategische Aufgabe“
in Kapitel 8 zur Umsetzung vorgeschlagen.
„Lage“ wird ebenfalls noch häufig benannt:

Diese Nennung ist nicht eindeutig interpretierbar: Sie kann sowohl positiv oder
negativ gemeint sein. Es könnte teilweise auch z.B. eine großräumigere Lage wie
z.B. „mitten in Europa“ gemeint sein
weitere Nennungen:

Objektiv messbare, den Kreis auszeichnende Merkmale wie z.B. die gute
Ausstattung mit Kitas, Schulen, die vorhandene Wohnqualität, die Infrastruktur,
etc. werden als positive Merkmale des Kreises eher selten benannt. Im Gegensatz
dazu werden diese auszeichnenden Merkmale für die Ortsebene sehr wohl
gesehen (vgl. Frage 2)

Die Kennzeichnung des Kreises mit negativen Merkmalen beschränkt sich auf
Einzelnennungen, die v.a. auf Schwächen der Infrastruktur, der finanziellen
Situation, der Lage oder der allgemeinen Standortqualität zielen
Tab. 61
Frage 2a. Was macht Ihre Gemeinde heute im Besonderen aus? Im positiven
Sinne: „Welche Stärken hat Ihre Gemeinde?“
Nennungen
Häufigkeit
Nennungen
Häufigkeit
Gute Dorfgemeinschaft, ehrenamtliches
Engagement und Vereine
39
Dorferneuerungskonzept
2
Verkehrsgünstige Lage, Anbindung
20
Naturpark
2
Kita und Schule im Ort
19
kaum/ keine Leerstände
2
Wohnwert
13
Gute Anbindung an ÖPNV-Netz
2
Landschaft, Natur
11
Nähe zu Diez und Limburg
2
Tourismus (Infrastruktur, Gastronomie)
9
Kommunale Kooperationen
1
Einkaufsmöglichkeiten, Dorfladen
9
Landwirtschaft
1
DSL
8
Organisierte u. engagierte Jugend
1
Freizeit
7
Wachsende Einwohnerzahl
1
Gute Infrastruktur
7
Schwarze Zahlen
1
Kneipe/ Gastronomie
6
Erdgas
1
Arbeitsplätze
5
Heimatgefühl
1
Ortsbild
3
Gut ausgebaute Straßen
1
Finanzen/ ausgeglichener Haushalt
3
Weinbau an der Lahn
1
„Wir“-Gefühl, Bürgersinn
3
Neue Ortsumgehung
1
kinder- und familienfreundlich
3
Guter Waldbestand
1
3
Gute Investitionsmaßnahmen der
Gemeinde
1
Nähe zu KO und FfM
3
Hohe Wohn- u. Lebensqualität
1
Junge Familien, viele Kinder
2
Kulturelles Erbe
1
Attraktive
Preisen
IfR
Immobilien
zu
günstigen
267
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Welterbe
2
Baudenkmäler
1
Ärztliche Versorgung
2
Noch Nachfrage nach Bauland
1
Kultur
2
Gesundheitsstandort
1
schuldenfrei
2
Gute Dorfgemeinschaft / KITA, Schule, Wohnqualität im Ort:

Über die Hälfte der teilnehmenden Ortsbürgermeister
Dorfgemeinschaft als Stärke des eigenen Ortes
benennt
die
gute

Da diese Faktoren auf der Gemeindeebene benannt werden, gleichzeitig aber
nicht auf der Kreisebene als positive Merkmale (s. Frage 1) lässt sich ableiten,
dass die Bürgermeister ihre lokalen Stärken der Orte nicht mit der Region (dem
Kreis) identifizieren, sondern nur mit ihrer Gemeinde selbst

Diese Tatsache ist im Sinne der Regionalentwicklung - aber auch der
Dorfentwicklung weiter zu entwickeln, da ein regionaler „Zusammenschluss“ von
Stärken (z.B. gute Ausstattung mit Bildungseinrichtungen) sehr viel deutlicher
wahrnehmbar wird. So richten viele Familien ihre Wohnortsuche zunächst nach
der Ausstattung einer Region und entscheiden sich erst dann für einen
bestimmten Ort

Hier sollte auf ein gemeinsames Bewusstsein und eine gemeinsame Vermarktung
der Stärken hingearbeitet werden: (s. hierzu die Ableitungen und Ansätze in
Kap. 7.14Regionales Selbstbild und Zusammenarbeit, S. 246)
Verkehrliche Anbindung:

Die verkehrliche Anbindung wird im Kreis insgesamt zu Recht als entscheidendes
Thema gesehen („Auspendlerkreis“). Gut angebundene Orte benennen
folgerichtig diesen Faktor als lokale Stärke, die sich direkt auf
Wohnstandortfragen auswirkt. Vgl. hierzu auch die Ableitungen und Ansätze in
Kap. 7.1
Tab. 62
Frage 2b. Was macht Ihre Gemeinde heute im Besonderen aus? Im negativen
Sinne: „Welche Schwächen hat Ihre Gemeinde?“
Nennungen
Häufigkeit
Nennungen
Häufigkeit
Breitbandversorgung / DSL
31
Freizeitverhalten spielt sich
außerhalb der Gemeinde ab
1
Fehlende Einkaufsmöglichkeiten,
Dorfladen
24
Starke Lärmbelästigung durch KfZ
1
ÖPNV
19
Jugend immer seltener für Ehrenamt
zu gewinnen
1
Haushalt/ Finanzsituation
15
Keine Gewerbeflächen wg.
Topographie
1
Demographische Entwicklung
14
Landwirtschaftliche Flächen werden
an Ortsfremde verkauft
1
Keine/ wenig Arbeitsplätze /Gewerbe
12
Welterbe-Titel hemmt Entwicklung:
Energiewende, Siedlungsentwicklung
1
Verkehrliche Anbindung
9
schlechter Zustand schützenswerter
Gebäude
1
Keine ärztliche Versorgung
6
Kinderspielplätze sanierungsbedürftig
1
Leerstand
6
Sanierung der K 87 erforderlich
1
Keine Kneipe/ Gastronomie
5
Bahnlärm
1
Dorfgemeinschaft und Vereine
5
touristisch kaum erschlossen
1
Lage (weite Wege zur Arbeit)
5
Pfarrstelle nicht besetzt
1
IfR
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Keine Mittelrheinbrücke
4
Fehlende Kommunikationsorte
1
Betreuungsmöglichkeiten für Senioren
3
Flurbereinigung wurde abgelehnt
1
Keine Nachfrage nach Bauplätzen
3
Neubürger nicht integriert
1
Schwacher Immobilienmarkt
3
zu wenige Gästebetten
1
Kita und Schulen
2
Wegzug junger
Mietwohnungen)
Nachfolgerproblem im Einzelhandel
2
keine
preislich
Ausdehnungsmöglichkeit
Innenentwicklung, Verfall des Ortskerns
2
Raser Ortsdurchfahrt
1
fehlende Ortsumgehung
2
Gestaltungssatzung
1
Mobilfunk
1
Überlastung des Ehrenamts
1
Menschen
(keine
1
adäquate
1
„Breitbandversorgung“ liegt bei den Nennungen an erster Stelle:

Die Breitbandversorgung wird, wie die verkehrliche Anbindung, als eine Art
„Grundvoraussetzung“ für die positive Weiterentwicklung der Dörfer gesehen.
Dem entsprechend kommt auch dem Ausbau der Breitbandanbindung und den
Initiativen der Gemeinden und des Kreises eine hohe Bedeutung zu (vgl. hierzu
die Ableitungen und Ansätze in Kap. 7.2Virtuelle Anbindung).
„fehlende Einkaufsmöglichkeiten“ und „Mobilität“ sind eng miteinander verknüpft:

Entweder die Versorgung muss im Ort präsent sein oder der ÖPNV muss das
Erreichen des Versorgers ermöglichen. (vgl. hierzu die Ableitungen und Ansätze
in Kap. 7.1 verkehrliche Anbindung und Mobilität).
Die „Demografische Entwicklung“ wird von 14 Bürgermeistern als Schwäche gesehen:

Siehe auch Frage 3b zu Risiken

Ohne hier einzeln Gemeinden zu benennen, lässt sich hier pauschalisiert
feststellen, dass hier v.a. jene Gemeinden, in denen deutliche demografische
Veränderungen bereits „angekommen“ sind, ihre Schwächen nicht mehr an
Einzelaspekten festmachen, sondern allgemein „die demografische Entwicklung“
quasi als „Basis-Problem“ benennen.
Tab. 63
Frage 3a. Vor welchen zukünftigen Herausforderungen steht Ihre Gemeinde?
Im positiven Sinne: „Welche Chancen hat Ihre Gemeinde?“
Nennungen
Häufigkeit
Nennungen
Häufigkeit
Dorfgemeinschaft und
Gemeinschaftseinrichtungen
11
Rel. Gute ÖPNV-Anbindung
2
Tourismus
10
(Weinbergs-) Flurbereinigung
2
Schnelles DSL
8
Straßenausbau
2
Erneuerbare Energien (v.a. Windkraft)
8
Ort
für
junge
Familien
Jugendliche attraktiv gestalten
Wohnqualität
7
stabile Gemeinde, kein Wachstum
2
Bauplätze/ Neubaugebiete
6
Mobile Netze
1
Ortsinnenentwicklung
6
Gesundheitsstandort
1
Ansiedlung von Neubürgern
5
Bürgernähe
1
Dorferneuerung
5
Wachstumsgemeinde (b)
1
Gewerbegebiete neu ordnen /ansiedeln
4
Jugend fördern
1
Mittelrheinbrücke
4
Schaffung von Wohnangeboten für
ältere Menschen
1
IfR
und
2
269
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Versorgungseinrichtungen
und ärztliche Versorgung)
(Einkaufen
Entwurf 12.3.2014
3
Attraktives Freizeitangebot
1
Finanzielle Konsolidierung
3
Vermarktung
Natur
landwirtschaftliche Angebote
Spezifische Lage
3
gute Infrastruktur und Arbeitsplätze
1
Kommunale Kooperationen
2
Vernetzung Wein und Kultur
1
Gute finanzielle Situation
2
gute Anbindung
1
geringe Mietpreise im Verhältnis zu Ko/
Lahnstein/MYK
2
und
1
Allgemein ist bei dieser Frage eine deutliche Aufgliederung in Einzelaspekte mit niedrigen
Nennzahlen festzustellen. Daraus resultierend sind bei den Chancen auch weniger gemeinsame Schwerpunkte erkennbar als bei den Stärken und Schwächen („ChancenVielfalt“).Unbedingt zu beachten ist die Tatsache, dass in der Summe deutlich weniger
Chancen als Stärken oder Schwächen benannt werden, was dafür spricht, dass die lokalen wie auch regionalen Chancen entweder nicht oder nur von Wenigen gesehen werden.
Im Sinne der Regionalentwicklung liegt aber gerade im Bereich der Chancen und deren
Entwicklung ein großes Potenzial der Region.
Das Thema „Wohnqualität“ wird von 7 Bürgermeistern als Chance benannt. Hier lässt
sich nicht genau ausmachen, welche konkreten Werte sich hinter diesen Nennungen aus
Sicht der Orte verbergen. Ein Anfang wurde hierzu im 1. Gesprächsabend in Birlenbach
gemacht, die Vertiefung dieser Frage ist Teil einer KEK-Umsetzung.
Die Nennung von „Bauplätze/Neubaugebiete“ als Chance ist insbesondere in den „Wachstums-Gemeinden“ erklärbar. Im regionalen und demografischen Kontext sollte grundsätzlich der Entwicklung der Innenbereiche eine größere Bedeutung zugemessen werden
(vgl. Kap. 7.9.5, Handlungsansatz: „Demografie-feste Siedlungsentwicklung“).
Tab. 64
Frage 3b. Vor welchen zukünftigen Herausforderungen steht Ihre Gemeinde?
Im negativen Sinne: „Welchen Risiken steht Ihre Gemeinde gegenüber?“
Nennungen
Häufigkeit
Nennungen
Häufigkeit
Demographischer Wandel
25
Rückläufige Zahlen im Tourismus
2
Haushalt/ finanzielle Ausstattung
20
Politik: Entwicklung ländlicher Räume
1
Wegzug v.a. der jungen Bevölkerung ,
da keine Arbeitsplätze vor Ort
18
Keine Unternehmensnachfolger
1
Leerstände
15
Baugrundstücke nur in privater Hand
1
Verfremdung und Verödung Ortskern
8
Verwaltungsreform
1
DSL
7
Welterbe-Status hemmt Entwicklung
(Energiewende,
Siedlungsentwicklung)
1
Ärztliche Versorgung
4
Bauplätze unverkäuflich
1
ÖPNV
4
Lebensmittelladen
werden schließen
Einkaufsmöglichkeiten, Dorfladen
3
Thema Windenergie spaltet das Dorf
1
Verkehrliche Anbindung
2
große
Anwesen
(Ortskern
alte
Struktur) sind in der Unterhaltung zu
teuer
1
2
Hochwasserauslaufgebiet
1
Verlust
Vereine
der
Dorfgemeinschaft
und
Keine Nachfolger in der Landwirtschaft
IfR
und
Gaststätte
1
2
270
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Der Demografische Wandel wird bei dieser Frage 25 Mal benannt (Schwäche: 12, Chance: 0). Mehrheitlich wird er also als Risiko oder Schwäche betrachtet. Chancen werden
ihm nicht beigemessen.
„Situation der Haushalte / Finanzen“:

Zeichen für Verunsicherung. Parameter verändern sich, die „gewohnte Rechnung
geht nicht mehr auf“

Ein möglicher Ansatz, auch im Sinne einer der „strategischen Aufgaben“:
„Zuversicht“ durch Vertrauen in die eigenen Stärken und Werte

Diskussion über und Anpassung von Standards. Das System verändert sich, darin
liegen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen
Ärztliche Versorgung, Einkaufen, ÖPNV niedrig:

Mögliche Interpretation: Entweder herrscht für diese, objektiv betrachtet
bestehenden Risiken, ein mangelndes Problembewusstsein vor oder die
Sicherstellung der Versorgung wird in den Dörfern schon außerorts, also „mobil“
gedacht

Jedoch wird in Frage 2b („Schwächen der Gemeinde“) die ÖPNV-Anbindung 18
mal als Schwäche benannt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, im Thema
Mobilität entsprechend geeignete Handlungsansätze zu verfolgen, siehe hierzu
die Ansätze in Kap. 7.1 Verkehrliche Anbindung und Mobilität
Leerstände als Risiko sehen 15 Bürgermeister für Ihren Ort:

IfR
Es kann davon ausgegangen werden, dass das objektiv bestehende Risiko für
weit mehr Ortsgemeinden vorhanden ist. Eine weitere Bewusstseinsbildung für
dieses Thema und die Beschäftigung mit den Lösungsmöglichkeiten ist
Bestandteil im Projekt Demographie-feste Siedlungsentwicklung (Kap. 7.9.5)
271
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Abb. 33
Entwurf 12.3.2014
Frage 4a. Wie kann die Entwicklung Ihrer Gemeinde positiv beeinflusst
werden? Was können Sie Selbst tun und was sollte die VG/ der Kreis hier tun?
Hinweis: Häufigkeit der Nennungen je Gebietskörperschaft
Breitband und ÖPNV:

Für die Themen Breitband und ÖPNV kann aus dem Ergebnis der Befragung ein
eindeutiger Wunsch zum Handeln gegenüber dem Landkreis abgeleitet werden.
Siehe hierzu Kapitel 7.1.11 Projekt „Mobilitäts-Netzwerk-Rhein-Lahn“
KITA, Bildung:

Diese Themen werden wenig genannt. Hieraus kann abgeleitet werden, dass der
Versorgungsstandard insgesamt als gut eingeschätzt wird
Ortsinnenentwicklung:

Das Thema ist deutlich bei den Gemeinden selbst angesiedelt. Das „Heft des
Handelns“ soll in der Hand behalten werden

Generell wird die Ortsinnenentwicklung (noch) nicht als regionales Thema
gesehen. Dennoch ergeben sich – wie bereits aus den vorherigen Fragen
abgeleitet - gerade in diesem Thema Handlungsansätze im KEK für eine regionale
Denk- und Handlungsweise (vgl. hierzu Kapitel 7.9 Siedlungsentwicklung und
Wohnen)
Dorfgemeinschaft:

Wird deutlich als eine gemeindliche Aufgabe gesehen
Haushaltssituation
IfR

Wird als großes Risiko gesehen, siehe Frage 3b. Hier aber wenige Nennungen

Mögliche Interpretation: Wird als „unveränderbar“ wahrgenommen. „Umlage
senken“ ist nur aus Sicht Weniger eine Lösung
272
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Tab. 65
Entwurf 12.3.2014
Frage 4a. Wie kann die Entwicklung Ihrer Gemeinde positiv beeinflusst
werden? Was können Sie Selbst tun und was sollte die VG/ der Kreis hier tun?
Nennungen ohne Zuordnung
Gemeinde, VG, Kreis
Häufigkeit
DSL
10
Nennungen: Gemeinde
Dorfgemeinschaft
unterstützen
Häufigkeit
und
Vereine
16
Tourismus
8
Erneuerbare Energien
10
ÖPNV
7
Ortsinnenentwicklung
9
Verkehr
4
Siedlungsentwicklung
(Bauplätze/
Förderungen für junge Familien)
7
Erneuerbaren Energien
4
Haushaltssituation
Entschuldung
7
Ortsinnenentwicklung
4
DSL
6
3
Dorferneuerung
6
Ärztliche Versorgung
3
Kinderbetreuung und Bildung
5
Nahversorgung (Einkaufen)
2
Wirtschaft
Gewerbeansiedlung
5
Aufhebung der Veränderungssperren
durch das Welterbe-Diktat
2
Tourismus
3
Kooperationen v. Kommunen, Bürgern,
Vereinen, Wirtschaftsunternehmen
2
Verkehr
(Straßen,
Ortstraßensanierung/ -Ausbau)
3
Anwerbung von
Ballungsgebieten
1
Ärztliche Versorgung
2
Bildungspolitik stärken (Land)
1
ÖPNV
2
Entwicklung des Welterbes Limes
1
Kooperation von Kommunen
1
Junge Familien anwerben
1
positive Präsentation des Ortes
1
Naturschutz und Landwirtschaft durch
Flurbereinigung optimieren
1
Nahversorgung (einkaufen)
1
Wirtschaft unterstützen (Angebote für
Gewerbe schaffen)
1
Vermarktung Leerstände
1
Kinderbetreuung und Bildung (Schulen
an
zentralen,
gut
ausgebauten
Stadtorten erhalten)
1
Kommunikationsverbesserung
Bürgerbeteiligung
Dorfgemeinschaft
unterstützen
und
Vereine
Umzugswilligen
aus
Nennungen:Verbandsgemeinde
Häufigkeit
verbessern/
unterstützen/
und
1
Angebote für Senioren
1
Neubürger in Dorfgemeinschaft und
Vereine integrieren
1
Nennungen: Kreis
Häufigkeit
DSL
12
ÖPNV
16
ÖPNV
10
DSL
12
Ärztliche Versorgung
7
Verkehr (Straßen)
8
VG-Umlage senken
6
Ärztliche Versorgung
6
Erneuerbare Energien
5
Kinderbetreuung und Bildung
6
Tourismus
4
Erneuerbare Energien
5
Kinderbetreuung und Bildung
4
Kreisumlage senken
4
Siedlungsentwicklung
(Bauplätze/
Förderungen für junge Familien)
3
Finanzielle Ausstattung verbessern
4
Finanzielle Ausstattung verbessern
3
Tourismus
2
Nahversorgung (Einkaufen)
1
Wirtschaft
2
IfR
273
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Landwirtschaft
1
Beratungsleistungen ausbauen
2
Kinder- und Jugendarbeit
1
Landwirtschaft
1
Ortsinnenentwicklung
1
Bauaufsicht lockern
Verkehr (Straßen)
1
Abfallentsorgung:
und Service
Tab. 66
1
Zuverlässigkeit
1
Rheinbrücke
1
Förderung
von
Eigentümern
schützenswerter Gebäude
1
Ortsinnenentwicklung
1
Dorferneuerung unterstützen
1
Frage 4b. Wie kann die Entwicklung Ihrer Gemeinde positiv beeinflusst
werden? Welche Aktivitäten in den o.g. Themen ergreifen Sie bereits?
Nennungen
Häufigkeit
Nennungen
Häufigkeit
Häufigkeit
Nennungen
Häufigkeit
Dorfgemeinschaft fördern, Jung und Alt,
Einrichtungen für Vereine
23
Rheinbrücke fordern
1
DSL
19
Bildung von Facharbeitskreisen
1
Erneuerbare Energie
11
Einwohnerbefragung
1
Dorferneuerung
9
Bürgerservice durch Bauhof
1
Ortsinnenentwicklung
7
Reaktivierung Aartalbahn
1
Siedlungsentwicklung Bauplätze/
Förderung junge Familien
5
Ortsumgehung B54
1
Gewerbeflächen/ -ansiedlung
5
Leerstandskataster
1
Kinderbetreuung ausbauen (c)
5
Verkehrsberuhigende Maßnahmen
1
Flurbereinigung
4
Bürgerinitiative Bahnlärm
1
Ärztliche Versorgung
4
Naturschutzbeauftragte
1
Tourismus
3
Jugendarbeit
1
ÖPNV
3
regelmäßige Bürgerinfo
"Bürgerstammtisch"
1
2
Stadtentwicklungskonzept
1
Ortsstraßenausbau
2
Einzelhandelskonzept
1
Seniorenarbeit
2
Stadtmarketingorganisation
1
Betreuung und Wohnen für Senioren
2
Dorftreff
1
Nahversorgung attraktiv gestalten
2
Haushaltskonsolidierung
1
Angebote für Familien
"Familienfreundlichkeit"
und
Kinder
Die Tatsache, dass bereits viele Ortsgemeinden im Bereich der Förderung der Dorfgemeinschaft aktiv sind bietet gute Voraussetzungen, um hier entsprechende unterstützende Handlungsansätze zu installieren. Einige – zum Teil schon sehr konkrete - Unterstützungsbereiche wurden auf dem 3. Gesprächsabend in Bogel herausgearbeitet (siehe auch
Projekt „Zentrale Unterstützung für das Ehrenamt, Kap. 7.8.3).
Im Thema Breitband sind die Aktivitäten der Ortsgemeinden grundsätzlich zu begrüßen.
Ein regionale Vorgehensweise bzw. Koordination kann zusätzliche Synergieeffekte erzeugen Hier setzt das Projekt 7.2.5 „Zentrale Koordinierungsstelle“ sowie der Handlungsansatz 7.2.4 Kooperative Lösungen“ an.
IfR
274
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Die Tatsache, dass nur 3 Bürgermeister den Kita-Ausbau nennen, kann über den bereits
weitgehend abgeschlossen Ausbau („auf hohem Niveau angekommen“) erklärt werden.
Tab. 67
Frage 4c. Wie kann die Entwicklung Ihrer Gemeinde positiv beeinflusst
werden? Bei Welchen Themen kooperieren Sie bereits, wenn ja mit wem?
Kooperation der Gemeinde mit…
Häufigkeit
Kooperation der Gemeinde mit…
Häufigkeit
einer Ortsgemeinde
18
Vereinen / Initiativen
6
mehreren Ortsgemeinden
20
Privaten / Unternehmen
4
einer Verbandsgemeinde
18
mehrere Kooperationspartnern
7
Sonstigen (Nachbarkreise, Land)
7
mehreren Verbandsgemeinden
1
Rhein-Lahn-Kreis
5
Kooperation im Thema
Häufigkeit
Kooperation im Thema
Häufigkeit
Erneuerbare Energien (v.a. WKA)
19
gesellschaftliche, kulturelle
Verbindungen
1
Kinderbetreuung
13
Dorferneuerungskonzept
1
Tourismus
12
Grünabfall
1
gute Zusammenarbeit mit Kommunen
9
Infrastruktur
1
DSL
5
Seniorenarbeit
1
Seniorenbetreuung
3
Freibad
1
Feuerwehr
4
Ortsinnenentwicklung
1
Forstwirtschaft
4
Entwicklung Welterbe Limes
1
Grundschule
3
Jagd
1
Dorfgemeinschaft
3
Bahnlärm
1
Abwasser
2
Jugendarbeit
1
Vermarktung Leerstände und Bauplätze
2
Naturschutz
1
Flurbereinigung
2
Weinbau
1
Verkehr
2
Lahn als Wasserstraße
1
Bauhof
2
Gewerbeansiedlung
1
ÖPNV
2
Kirmes
1
kirchliche Arbeit KiJu und Erwachsene
2
Friedhofsbewirtschaftung
1
Vereine
2
Einzelhandelsentwicklung
1
Verwaltung
1
Im Thema „Breitband/DSL“ benennen nur wenige Ortsbürgermeister KooperationsAktivitäten, obschon in einigen Verbandsgemeinden gebündelte Lösungen angestrebt
werden (auch bereits im Zeitraum der Befragung). Insgesamt wird das Thema als sehr
wichtig eingeschätzt (siehe vorherige Fragen), der niedrige Wert bei den Kooperationen
zeigt, dass das Potenzial hier gemeinschaftlich Kosten zu sparen nicht gesehen wird und
zeigt ggf. auch den Bedarf an Information und Koordination im Thema Breitband – wichtige Voraussetzungen für keine Kooperationen.
Die „Vermarktung von Leerständen und Bauplätzen“ erhält ebenso einen niedrigen Wert.
Da der Immobilienmarkt von vielen potenziellen Zuziehenden aber regional erfasst wird,
wären auch hier ein höherer Wert und entsprechende Maßnahmen erstrebenswert.
Tab. 68
IfR
Frage 4c. Bei Welchen Themen kooperieren Sie bereits, wenn ja mit wem?
Hier: Aufschlüsselung nach Kooperationspartnern.
275
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Kooperationsthemen (Häufigkeiten, insg. mind. 5 Nennungen)
Erneuerbare
Energien (v.a.
Windenergie)
Kinderbetreuung
Tourismus
gute Zusammenarbeit mit anderen
Kommunen
DSL
einer Ortsgemeinde
1
5
1
0
0
mehreren Ortsgemeinden
8
7
2
4
0
einer Verbandsgemeinde
3
0
3
4
3
mehreren Verbandsgemeinden
0
0
2
0
0
Rhein-Lahn-Kreis
0
0
1
1
1
Vereine / Initiativen
0
0
0
0
0
Private / Unternehmen
3
1
0
0
0
mehrere Kooperationspartner
3
0
0
0
0
Sonstige (Nachbarkreise, Land)
1
0
3
0
0
Keine Angabe
0
0
0
0
1
Kooperation der Gemeinde
mit…
Tab. 69
Frage 4d. Wie kann die Entwicklung Ihrer Gemeinde positiv beeinflusst
werden? Bei welchen Themen bestehen aus Ihrer Sicht weitere
Kooperationsmöglichkeiten?
Kooperation im Thema
Häufigkeit
Kooperation im Thema
Häufigkeit
ÖPNV
8
Kommunalisierung Forst
1
DSL
7
Aufgabenteilung Straßenmeistereien,
Bauhöfe
1
Tourismus
7
Zusammenarbeit mit LBM
1
Dorfgemeinschaften, Vereine
5
Mobile Netze
1
Erneuerbare Energien
5
Energie Sparen
1
Feuerwehr
4
Seniorenbetreuung MGH
1
Ortsinnentwicklung
2
Wasserversorgung
1
Versorgung, Einkaufen
2
Gewerbeansiedlung
1
Ärztliche Versorgung
2
Grünschnittplatz
1
Jugendarbeit
2
Kommunale Kooperation
1
Seniorenarbeit
2
VG-Bauhof
1
Standards hinterfragen
1
Verkehrsinfrastruktur
1
Landwirtschaft (Flurbereinigung)
1
Beim Thema Breitband sehen sieben Gemeindevertretern Chancen für Kooperationen.
Angesichts der hohen Zahl die das Thema als Schwäche (31 Nennungen, Frage 2b) einschätzen, erscheint dies als sehr niedriger Wert und zeigt wiederum, dass Kooperationen
nur von Wenigen als Lösungsweg gesehen werden.
Die acht Nennungen für „ÖPNV“ wären zu hinterfragen, ob hier ggf. eher gemeinsame
Lösungen für ergänzende Mobilität gemeint sind, da die Organisation des eigentlichen
ÖPNV ja auf der überregionalen Ebene gesteuert wird.
Die Feuerwehr wurde viermal als Kooperationsbereich genannt. Dieses – wenn auch noch
geringe – Potenzial gilt es in jedem Fall auszuschöpfen und mit einigen Gemeinden im
Sinne einer Vorreiterrolle voran zu gehen.
IfR
276
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
Hinzu kommen noch diverse Infrastrukturaspekte mit relativ niedrigen Nennzahlen, die
ebenso anzugehen und dann bekannt zu machen sind, wie im Thema Feuerwehr erörtert.
Tab. 70
Frage 5. Möchten Sie weiter über die Erarbeitung des
Kreisentwicklungskonzeptes informiert werden und ggf. an zukünftigen
Arbeitsterminen zur Erarbeitung des Kreisentwicklungskonzeptes teilnehmen?
Wenn ja, welches Thema/ welche Themen interessieren Sie besonders?
Thema
Häufigkeit
Thema
Häufigkeit
DSL/ mobile Netze
9
Jugendarbeit
1
Tourismus
8
Erhalt der Kulturlandschaft und
Denkmalpflege
1
Ortskern, Siedlungsentwicklung,
Wohnwert
7
Umwelt
1
Erneuerbare Energien
6
Handwerk und Handel
1
ÖPNV
3
Land- und Forstwirtschaft
1
Nahversorgung
2
Ärztliche Versorgung
1
Ausbau Verkehrsinfrastruktur
2
Demographische Entwicklung
1
Finanzen
2
Einzelhandel
1
Gesundheit
1
Arbeitsplätze
1
Auffällig ist hier die Vielzahl von Nennungen zu konkreten, fachlichen Themen, bei denen
Information und Koordination durchaus auf der Kreisebene (im Rahmen des KEK und ggf.
auch generell) gesehen wird.
Interessant ist, dass hier sieben Nennungen zur Ortsinnenentwicklung erfolgen. Dies
könnte als ein Potenzial für eine stärkere regionale Betrachtung des Themas gedeutet
werden.
Bemerkenswert ist der gering ausgeprägte Wunsch sich allgemein mit der demografischen Entwicklung zu befassen. Während unter Risiko 25 Nennungen zu verzeichnen waren, zeigt hier nur ein Gemeindevertreter Interesse. Dies rührt möglicherweise vor allem
aus einer generellen Unsicherheit, wie das Thema überhaupt anzugehen ist.
Viele der im KEK Rhein-Lahn dargestellten „strategischen Aufgaben“ tauchen hier als
Nennungen, die von Interesse für die Gemeinden wären, nicht auf. Die Gemeindevertreter denken bei Lösungen zuerst an konkrete fachliche Themen. Dies zeigt, dass die Auseinandersetzung mit solchen „abstrakten“ Fragestellungen kein Bedarf ist, der heute
schon von der Ortsebene nach oben kommuniziert würde und verdeutlicht somit, dass
das Beschreiten des „strategischen Weges“ mit einem langen Atem ausgestattet sein sollte.
IfR
277
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
10
Entwurf 12.3.2014
Anhang: Inhaltsverzeichnis
ZUSAMMENFASSUNG
1 EINFÜHRUNG
1
3
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
3
3
3
4
5
6
7
2
MOTIVATION: DER DEMOGRAFISCHE WANDEL
INTEGRIERTER ANSATZ
REGIONALENTWICKLUNG AUF KREISEBENE
ROLLE UND AUFGABEN DER LANDKREISE
KREISENTWICKLUNGSKONZEPTE: STRUKTUR UND AUFGABE
GREMIEN DES KEK DES RHEIN-LAHN-KREISES
BAUSTEINE DER ERARBEITUNG SOWIE MITWIRKUNG UND BETEILIGUNG
DER RHEIN-LAHN-KREIS UND SEINE NACHBARREGIONEN
2.1
2.2
2.3
2.3.1
2.3.2
2.3.3
2.3.4
2.4
2.4.1
2.4.2
2.4.3
3
LAGE IM RAUM
POLITISCHE GLIEDERUNG
REGIONALENTWICKLUNG IM RHEIN-LAHN-KREIS: PLANUNGS-INSTRUMENTE UND KONZEPTIONEN
formelle Planungs-Instrumente
Informelle und Themen-übergreifende Planungen und Konzeptionen im Rhein-Lahn-Kreis
Themen-übergreifende Planungen und Konzeptionen in den Nachbarregionen
Fachplanungen mit Raumbezug
DIE ANGRENZENDEN RÄUME: ENTWICKLUNGSZIELE UND FUNKTIONALE VERFLECHTUNGEN
Das Oberzentrum Koblenz / Der Großraum Koblenz-Neuwied
Der Raum Limburg-Weilburg-Diez
Das Obere Mittelrheintal: Von Koblenz bis Rüdesheim
FOKUS: DEMOGRAFISCHER WANDEL
3.1
3.1.1
3.1.2
3.1.3
3.2
3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.2.4
3.2.5
3.2.6
3.2.7
3.2.8
3.2.9
3.3
3.3.1
3.3.2
3.3.3
3.3.4
3.3.5
3.3.6
3.3.7
3.3.8
3.3.9
3.3.10
3.4
3.4.1
3.4.2
3.4.3
3.5
3.5.1
3.5.2
3.5.3
4
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
5
5.1
5.1.1
5.1.2
5.1.3
5.1.4
5.1.5
IfR
HISTORISCHE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG RHEIN-LAHN-KREIS
Altersstruktur
Natürliche Bevölkerungsentwicklung
Wanderungen
HISTORISCHE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IN DEN GEBIETSKÖRPERSCHAFTEN
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Diez
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Hahnstätten
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Katzenelnbogen
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Nastätten
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Loreley
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Bad Ems
Historische Bevölkerungsentwicklung VG Nassau
Historische Bevölkerungsentwicklung Stadt Lahnstein
Zusammenfassung historische Bevölkerungsentwicklung
BEVÖLKERUNGSPROGNOSEN – BLICK IN DIE ZUKUNFT
Bevölkerungsprognose für den Rhein-Lahn-Kreis (2010 – 2030)
Bevölkerungsprognose für die VG Diez
Bevölkerungsprognose für die VG Hahnstätten
Bevölkerungsprognose für die VG Katzenelnbogen
Bevölkerungsprognose für die VG Nastätten
Bevölkerungsprognose für die VG Loreley (ehem. VG Braubach und VG Loreley)
Bevölkerungsprognose für die VG Bad Ems
Bevölkerungsprognose für die VG Nassau
Bevölkerungsprognose für die Stadt Lahnstein
Gebietskörperschaften im Vergleich
GESELLSCHAFTLICHER WANDEL („BUNTER“)
Individualisierung: Veränderte Familien- und Arbeitssituation – Ganztagsbetreuung - Singularisierung
„Neue Medien“ und ihr Einfluss auf Kinder, Jugendliche und Schule
Internationalisierung
„WENIGER, ÄLTER, BUNTER“ IM RHEIN-LAHN-KREIS
„weniger“
„älter“
„bunter“
METHODIK VON BESTANDSAUFNAHME UND SWOT
11
11
11
12
13
14
16
18
18
18
19
20
22
22
23
24
25
27
27
28
30
31
32
34
35
36
38
41
41
42
42
43
44
44
45
45
46
47
48
48
49
50
52
52
55
56
58
AUFBAU
MAßSTÄBE DER BEWERTUNG
BLICKWINKEL UND QUELLEN
BEWERTUNG AUS DER PROBLEMLAGE ODER AUS EINEM ZUKUNFTSBILD HERAUS
UNTERSCHIEDLICHE ORTE UND RAUMSTRUKTUR
58
58
59
59
60
BESTANDSAUFNAHME UND STÄRKEN-SCHWÄCHEN-ANALYSE
61
VERKEHRLICHE ANBINDUNG UND MOBILITÄT
Bundes- und Landesstraßennetz
Kreis- und Gemeindestraßen
Rheinquerungen - Fährverbindungen
Die „Mittelrheinbrücke“
Radwegenetz
61
61
62
62
63
64
278
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.1.6
5.1.7
5.1.8
5.1.9
5.1.10
5.2
5.2.1
5.2.2
5.2.3
5.2.4
5.2.5
5.3
5.3.1
5.3.2
5.3.3
5.3.4
5.3.5
5.3.6
5.3.7
5.3.8
5.4
5.4.1
5.4.2
5.4.3
5.4.4
5.4.5
5.4.6
5.4.7
5.4.8
5.5
5.5.1
5.5.2
5.5.3
5.5.4
5.5.5
5.5.6
5.5.7
5.5.8
5.5.9
5.5.10
5.5.11
5.5.12
5.5.13
5.6
5.6.1
5.6.2
5.6.3
5.7
5.7.1
5.7.2
5.7.3
5.7.4
5.7.5
5.7.6
5.7.7
5.7.8
5.7.9
5.8
5.8.1
5.8.2
5.8.3
5.8.4
5.8.5
5.8.6
5.8.7
5.9
5.9.1
5.9.2
5.9.3
5.9.4
5.9.5
5.9.6
5.9.7
5.9.8
5.9.9
5.9.10
5.9.11
5.9.12
5.9.13
5.9.14
5.10
5.10.1
IfR
Entwurf 12.3.2014
Öffentlicher Personennahverkehr
Anbindung an den Schienen-Fernverkehr
Bedarfsgerechte / ergänzende Mobilitätsangebote
Erreichbarkeit (innerhalb und außerhalb) PKW
Tabellarische SWOT
VIRTUELLE ANBINDUNG
Breitbandanbindung
Aktivitäten der Landesregierung und des Landkreises : „NGA“-Konzept
Aktivitäten der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Lahn
Mobilfunk
Tabellarische SWOT
KINDERBETREUUNG UND BILDUNG
Kinderbetreuung
Grundschulen
Schulentwicklungsplanung
Förderschulen
Weiterführende allgemeinbildende Schulen
Berufsbildende Schulen
Erwachsenenbildung
Tabellarische SWOT
GESUNDHEITSVERSORGUNG
Planung der Gesundheitsversorgung
Im Überblick: Hausarzt-, Zahnarzt- und Facharzt-Praxen, Apotheken
Hausärzte
Fachärzte
Bereitschaftsdienstzentralen
Kliniken
Rettungswesen und Notarztversorgung
SWOT-Übersicht: Gesundheitsversorgung
PFLEGE UND TEILHABE
Regionale Pflegekonferenz
Leistungsempfänger und -spektrum
Stationäre Pflege- und Betreuungseinrichtungen
Häusliche Alten- und Krankenpflegedienste
Pflegestützpunkte
Regionale Demenznetzwerke
Betreuungsvereine
Angebote für Menschen mit Behinderung
Betreuung von psychisch kranken Menschen
Allgemeine Bestimmungsfaktoren und Herausforderungen im Pflege- und Teilhabebereich
Inklusion
Tabellarische SWOT
Demographische Rahmenbedingungen und Konsequenzen
NAHVERSORGUNG
Entwicklung der Nahversorgung im Rhein-Lahn-Kreis
Handlungsmöglichkeiten für Kommunen und Private
Tabellarische SWOT
ENERGIE, WASSER, ABFALL
Energieversorgung und –verbrauch
Versorger und Netz-Betreiber
Energieerzeugung, Erneuerbare Energien
Windenergie
Fotovoltaik
Wasserver- und Entsorgung
Abfall
Tabellarische SWOT
Demographische Rahmenbedingungen und Konsequenzen
SOZIALES GEFÜGE
Ehrenamtliches Engagement im Überblick
Die „Elemente“ im sozialen Gefüge, eine Auswahl: Kinder, Jugendliche, Frauen, Senioren, Migranten und „Neubürger“
Vereinsleben
Ehrenamtliches Engagement im Rhein-Lahn-Kreis
freiwillige Feuerwehr und Katastrophenschutz
Tabellarische SWOT
Demographische Rahmenbedingungen und Konsequenzen
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND WOHNEN
Raumstruktur der Teilregionen
Entwicklung der „Rheintalgemeinden“ und „Lahntalgemeinden“ („Leben in Rhein- und Lahntal“)
Entwicklung der „Höhengemeinden“ („Leben auf den Lahn-Taunus-Höhen“)
Altersgerechtes Wohnen
Energieeffizientes Bauen / Umbauen
Reserven in den Außenbereichen
Innenbereiche: teilregional Leerstand und Unternutzung
Leerstandskataster
Entwicklung der Nachfrage
Zielgruppe Pendler
Baukultur
Dorferneuerung
Städtebauförderung und Stadtsanierung
Tabellarische SWOT
FREIZEIT UND NAHERHOLUNG
Freizeitangebote und -einrichtungen
65
68
68
69
71
73
73
75
76
76
77
78
78
80
81
82
82
85
86
86
88
88
89
91
92
95
96
97
99
100
100
100
101
104
105
106
107
107
108
110
111
112
112
114
114
115
116
117
117
118
118
119
121
121
122
122
123
124
124
124
127
128
130
130
131
132
132
133
134
134
136
136
136
137
137
139
140
140
141
142
144
144
279
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
5.10.2
5.10.3
5.10.4
5.11
5.11.1
5.11.2
5.11.3
5.11.4
5.11.5
5.11.6
5.11.7
5.11.8
5.12
5.12.1
5.12.2
5.12.3
5.12.4
5.12.5
5.12.6
5.12.7
5.12.8
5.12.9
5.12.10
5.13
5.13.1
5.13.2
5.13.3
5.13.4
5.13.5
5.13.6
5.13.7
5.13.8
5.14
5.14.1
5.14.2
5.14.3
5.14.4
5.14.5
5.14.6
5.15
5.15.1
5.15.2
5.15.3
5.15.4
5.15.5
6
METHODIK DER ENTWICKLUNGSSTRATEGIE
6.1
6.2
6.3
6.3.1
6.3.2
6.3.3
6.3.4
6.3.5
7
PRÄMISSEN
DIE ENTWICKLUNGSZIELE
PROJEKTE UND HANDLUNGSANSÄTZE
Grundsätzliche „strategische Natur“
Zweck: Zielerfüllung
Was ist der Unterschied zwischen Projekt und Handlungsansatz im Sinne des KEK Rhein-Lahn?
Wie funktioniert die Umsetzung?
Gibt es eine Priorisierung?
ENTWICKLUNGSZIELE, PROJEKTE UND HANDLUNGSANSÄTZE
7.1
7.1.1
7.1.2
7.1.3
7.1.4
7.1.5
7.1.6
7.1.7
7.1.8
7.1.9
7.1.10
7.2
7.2.1
7.2.2
7.2.3
7.2.4
7.2.5
7.3
7.3.1
7.3.2
7.3.3
7.3.4
7.3.5
7.3.6
7.3.7
IfR
Naherholungsaktivitäten, z.B. Spazieren gehen, Radfahren, Baden und Reiten
Tabellarische SWOT
Demographische Rahmenbedingungen und Konsequenzen
REGIONALE WIRTSCHAFT OHNE TOURISMUS
Kurzprofil der regionalen Wirtschaft
Betriebe in der Region
Einpendler und Auspendler
Ausbildung
Fachkräfte
Wirtschaftsförderung mbH
Kooperationen und Netzwerke
Tabellarische SWOT
KULTURLANDSCHAFT RHEIN-LAHN
Naturraum und Flächennutzung
Freiraum- und Ressourcenschutz: Planerische Vorgaben
Landschaftsbildprägende Elemente
Alleinstellungsmerkmal: Zwei UNESCO Welterbe in einem Landkreis
Naturpark Nassau
Landwirtschaft
Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte / Diversifizierung
Weinbau
Forstwirtschaft
Tabellarische SWOT
TOURISMUS
Destinationen und touristische Marketingstruktur
Tourismus-Strategie des Landes
Die touristische Ressourcen
Die touristische Aktivitäten
Tourismus in Zahlen
Hotel- und Gastronomie
Aktivitäten der Wirtschaftsförderung im Tourismus
Tabellarische SWOT
REGIONALES SELBSTBILD, AUFSTELLUNG UND ZUSAMMENARBEIT
Das „Selbstbild“ des Kreises
Vermarktung und Informationsfluss nach innen und außen
Kooperationen innerhalb des Kreises
Die Kreisverwaltung / die Aufgaben des Kreises
Tabellarische SWOT
Demographische Rahmenbedingungen und Konsequenzen
FINANZIELLE AUSSTATTUNG
Aktuelle Haushaltssituation im Überblick
Einnahmen
Ausgaben
Kommunale Finanzen
Tabellarische SWOT
Entwurf 12.3.2014
145
146
147
148
148
149
151
154
155
155
156
156
158
158
159
160
161
162
163
167
168
169
170
171
171
172
173
174
177
178
179
179
180
180
182
185
186
187
188
189
189
189
191
192
192
194
194
194
195
195
195
195
196
196
197
VERKEHRLICHE ANBINDUNG UND MOBILITÄT
197
Ausgangssituation
197
Entwicklungsziele
197
Handlungsansatz: Verbesserung der Anschlüsse an überregionale Verkehrsachsen von Bahn und Straße
198
Handlungsansatz: Erhaltung und Ausbau der inneren Straßen-Infrastruktur
199
Handlungsansatz: Verbesserung bestehender Fährverbindungen
199
Handlungsansatz: Umsetzung der „Mittelrheinbrücke“ politisch verfolgen
200
Handlungsansatz: Vervollständigung des Radwegenetzes
200
Handlungsansatz: Sicherung des lokalen und regionalen öffentlichen Verkehrs
200
Handlungsansatz: Ergänzende teilregionale Mobilitätsangebote
201
Projekt: „Mobilitäts-Netzwerk Rhein-Lahn“
201
VIRTUELLE ANBINDUNG
203
Ausgangssituation
203
Entwicklungsziel
204
Handlungsansatz: “Intelligente Nutzung vorhandener Infrastrukturen zur Reduktion der Ausbaukosten”
204
Handlungsansatz: “Kooperative Lösungen”
205
Projekt: “Zentrale Kompetenzstelle auf Ebene des Landkreises”
205
BILDUNG UND KINDERBETREUUNG
206
Ausgangssituation
206
Entwicklungsziel
206
Handlungsansatz: „Lebenslanges Lernen“
207
Handlungsansatz: „Grundschulentwicklungsplanung“
208
Handlungsansatz: Neuordnung der Förderschullandschaft
208
Handlungsansatz: bei Bedarf Fortschreibung oder Aktualisierung des SEK für die weiterführende Schulen
209
Handlungsansatz: Jugendhilfe - Planungssicherheit und gute Einrichtungen im Kreis zum Wohl der Kinder und Jugendlichen210
280
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Entwurf 12.3.2014
7.3.8
Projekt: Stärkere Einbindung Ehrenamt, Vernetzung mit „Dorf“ und „Stadtteil“
210
7.4
GESUNDHEITSVERSORGUNG
211
7.4.1
Ausgangssituation
211
7.4.2
Entwicklungsziele
211
7.4.3
Handlungsansatz: „Niederlassungsmanagement“, Unterstützung bei Aufbau von MVZ / Ärztehäusern
212
7.4.4
Handlungsansatz: Gesundheitsplanung auf der Kreisebene und stärkere Vernetzung der Akteure
213
7.4.5
Handlungsansatz: Delegationslösungen zur Entlastung der Hausärzte
213
7.5
PFLEGE UND TEILHABE
214
7.5.1
Ausgangssituation
214
7.5.2
Entwicklungsziele
215
7.5.3
Handlungsansatz: „Pflege-Konzeption“ (Pflegestrukturplanung) und „Teilhabeplanung“ für den Rhein-Lahn-Kreis
215
7.5.4
Handlungsansatz: Förderung von „alternativen“ Betreuungs- / Wohnformen in der Fläche
216
7.5.5
Handlungsansatz: Entlastung der Pflegedienste durch bürgerschaftliches Engagement in der Begleitung/Unterstützung älterer
Menschen 216
7.5.6
Handlungsansatz: Flexibilisierung der Pflege durch Änderung von gesetzlichen Vorgaben
217
7.5.7
Handlungsansatz: Gemeindepsychiatrischer Verbund
217
7.5.8
Handlungsansatz: Aufbau eines inklusiven Sozialraums
217
7.6
NAHVERSORGUNG
219
7.6.1
Ausgangssituation
219
7.6.2
Entwicklungsziel
219
7.6.3
Handlungsansatz: Bewusstseinsbildung für das lokale und regionale Einkaufen
220
7.6.4
Handlungsansatz: Bewusstseinsbildung für die Möglichkeiten, die das Landleben im Bereich der Selbstversorgung bietet 220
7.7
ENERGIE, WASSER, ABFALL
221
7.7.1
Ausgangssituation
221
7.7.2
Entwicklungsziel
221
7.7.3
Handlungsansatz: Energieeinsparung / Energie-Effizienz
222
7.7.4
Handlungsansatz: Solidarlösungen bei der Windenergienutzung
222
7.7.5
Handlungsansatz: Umsetzung des Abfallwirtschaftskonzeptes und neue Aufgaben für den Abfallwirtschaftsbetrieb
222
7.8
SOZIALES GEFÜGE
223
7.8.1
Ausgangssituation
223
7.8.2
Entwicklungsziele
224
7.8.3
Projekt: „Zentrale Unterstützung für das Ehrenamt“
225
7.8.4
Handlungsansatz: Entwicklung von Eigeninitiative bei Kindern und Jugendlichen
226
7.8.5
Handlungsansatz: privates Engagement auf der lokalen Ebene
227
7.8.6
Handlungsansatz: Neubürger und ausländische Mitbürger im Ehrenamt
228
7.8.7
Querschnittsaufgabe: Besondere Bedürfnisse und Anforderungen der Frauen im ländlichen Raum
228
7.9
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND WOHNEN
229
7.9.1
Ausgangssituation
229
7.9.2
Entwicklungsziele
229
7.9.3
Handlungsansatz: Förderung der Entstehung von lokalen Multifunktionszentren
230
7.9.4
Handlungsansatz: Reduktion des Schienenverkehrslärms in den Rheintalgemeinden weiter politisch verfolgen
230
7.9.5
Handlungsansatz: „Demografie-feste Siedlungsentwicklung“
231
7.9.6
Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“)
232
7.10
FREIZEIT UND NAHERHOLUNG
233
7.10.1
Ausgangssituation
233
7.10.2
Entwicklungsziele
234
7.11
REGIONALE WIRTSCHAFT
235
7.11.1
Ausgangssituation
235
7.11.2
Entwicklungsziele
235
7.11.3
Handlungsansatz: Kooperationen zwischen Unternehmen und mit anderen Partnern
236
7.11.4
Handlungsansatz: Bewerbung des Standortes auf verschiedenen Zugangsebenen
237
7.11.5
Handlungsansatz: Ausbildung und Fachkräfte gewinnen und halten
237
7.11.6
Projekt: „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“ von Unternehmen, Arbeitenden und Bevölkerung
239
7.12
KULTURLANDSCHAFT RHEIN-LAHN
240
7.12.1
Ausgangssituation
240
7.12.2
Entwicklungsziele
241
7.12.3
Handlungsansatz: Herausarbeitung, Pflege und Vermarktung der für die Teilregionen typischen kulturlandschaftsprägenden
Merkmale / Elemente
241
7.12.4
Handlungsansatz: Nutzung des Trends „Landlust“
242
7.12.5
Handlungsansatz: Weitere Unterstützung der landwirtschaftlichen Direktvermarktung im Landkreis
242
7.13
TOURISMUS
242
7.13.1
Ausgangssituation
242
7.13.2
Entwicklungsziele
243
7.13.3
Handlungsansatz: Touristische Konzeptionen
244
7.13.4
Handlungsansatz: Investitionsstrategie und –programm
245
7.14
REGIONALES SELBSTBILD UND ZUSAMMENARBEIT
246
7.14.1
Ausgangssituation
246
7.14.2
Entwicklungsziele
247
7.14.3
Projekt: Entwicklung von regionalen Leitlinien / eines regionalen Leitbildes
247
7.14.4
Handlungsansatz: Vermarktung und Informationsfluss nach innen und außen verbessern
248
7.14.5
Querschnittsaufgabe: Kooperationen strategisch ausbauen
249
7.14.6
Handlungsansatz: die Kreisverwaltung auf die Herausforderungen des demographischen Wandels ausrichten
250
7.15
FINANZEN
252
7.15.1
Ausgangssituation
252
7.15.2
Entwicklungsziele
252
7.15.3
Handlungsansatz: Fördermittel-Management
254
8
8.1
8.1.1
IfR
STRATEGISCHER WEG
WARUM EIN STRATEGISCHER WEG?
Demografische Veränderungen werden spürbar
255
255
255
281
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
8.1.2
8.1.3
8.1.4
8.2
8.2.1
8.2.2
8.2.3
8.2.4
8.2.5
8.2.6
8.3
8.3.1
8.3.2
8.4
8.4.1
8.4.2
8.4.3
8.4.4
8.4.5
Persönliches Denken und Handeln der Menschen ist der zentrale Faktor
Ein strategischer Ansatz wird notwendig
Bewusstseinsbildung als elementarer Baustein der Regionalentwicklung
STRATEGISCHER WEG RHEIN-LAHN: PRÄMISSEN
Akzeptanz der Langfristigkeit: Regionalentwicklung braucht Zeit!
Prozess und Projekte bedingen sich gegenseitig
Erwartungshaltung
Betrachtungsebene: lokal und regional
Rückhalt
Mitwirkung
REGIONALENTWICKLUNGSPROZESS AUF KREISEBENE
Warum einen Regionalentwicklungsprozess?
Wie kann ein Regionalentwicklungsprozess auf Kreisebene aussehen?
DIE „STRATEGISCHEN THEMEN“(AUF DEM STRATEGISCHEN WEG)
„Die Standards kennen“: Was ist uns wichtig, was brauchen wir eigentlich?
Wer sind wir: Was zeichnet uns aus und woran wollen wir arbeiten?
Werte diskutieren und gemeinsam getragene Wertevorstellungen finden
Eigeninitiative fördern
Alle Menschen mitnehmen - Integration und Inklusion
Entwurf 12.3.2014
255
256
257
257
257
258
258
258
259
259
260
260
260
261
262
262
262
263
263
9 ANHANG: BEFRAGUNG DER ORTSBÜRGERMEISTER
10 ANHANG: INHALTSVERZEICHNIS
11 PROJEKTE UND HANDLUNGSANSÄTZE IM ÜBERBLICK
266
278
1
IfR
282
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
11
Projekte und Handlungsansätze im Überblick
Handlungsansatz: bei Bedarf Fortschreibung oder Aktualisierung des SEK für
die weiterführende Schulen (Kap. 7.3.6)
7.1
Verkehrliche Anbindung und Mobilität
(A) die Verkehrs-Infrastruktur im Innern erhalten und die Verbindungen
und Anschlüsse an das Fernverkehrsnetz verbessern
 Handlungsansatz:
achsen Kap. 7.1.3)
 Handlungsansatz:
(Kap. 7.1.4)
 Handlungsansatz:
 Handlungsansatz:
7.1.6)
 Handlungsansatz:
Verbesserung der Anschlüsse an überregionale VerkehrsErhaltung und Ausbau der inneren Straßen-Infrastruktur
Verbesserung bestehender Fährverbindungen (Kap. 7.1.5)
Umsetzung der „Mittelrheinbrücke“ politisch verfolgen (Kap.
(B) Hohen Qualitätsstandard von Bildung und Betreuung sichern und besser „vermarkten“
 Handlungsansatz: Jugendhilfe - Planungssicherheit und gute Einrichtungen im
Kreis zum Wohl der Kinder und Jugendlichen (Kap. 7.3.7)
 Projekt: Stärkere Einbindung Ehrenamt, Vernetzung mit „Dorf“ und „Stadtteil“
(Kap. 7.3.8)
 Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“) (Kap. 7.9.6)
(C) Lebenslanges Lernen stärken
Handlungsansatz: „Lebenslanges Lernen“ (Kap. 7.3.3)
Vervollständigung des Radwegenetzes (Kap. 7.1.7)
(B) die Bevölkerung soll mit attraktiven Mobilitätsangeboten zu den Einrichtungen der Versorgung gelangen können
 Handlungsansatz: Sicherung des lokalen und regionalen öffentlichen Verkehrs
(Kap. 7.1.8)
 Handlungsansatz: Ergänzende teilregionale Mobilitätsangebote (Kap. 7.1.9)
 Projekt: „Mobilitäts-Netzwerk Rhein-Lahn“ (Kap. 7.1.10)
7.2
Virtuelle Anbindung
(A) Breitbandanbindung in aktuell unterversorgten Teilregionen verbessern („Rückstand aufholen“) und eine langfristig zeitgemäße Breitbandanbindung im Kreis flächendeckend sicherstellen („hohen Standard halten“)
Handlungsansatz: “Intelligente Nutzung vorhandener Infrastrukturen zur Reduktion der Ausbaukosten” (Kap. 7.2.3)
Handlungsansatz: “Kooperative Lösungen” (Kap. 7.2.4)
Projekt: “Zentrale Kompetenzstelle auf Ebene des Landkreises” (Kap. 7.2.5)
7.3
Bildung und Kinderbetreuung
(A) Schulstandorte sichern und zukunftsfähig aufstellen
Handlungsansatz: „Grundschulentwicklungsplanung“ (Kap. 7.3.4)
Handlungsansatz: Neuordnung der Förderschullandschaft (Kap. 7.3.5)
IfR
Entwurf 26.2.2014
7.4
Gesundheitsversorgung
(a) Bestehenden Standard der Gesundheitsversorgung sichern, weiterentwickeln und „vermarkten“
 Handlungsansatz: „Niederlassungsmanagement“, Unterstützung bei Aufbau
von MVZ / Ärztehäusern (Kap. 7.4.3)
 Handlungsansatz: Gesundheitsplanung auf der Kreisebene und stärkere Vernetzung der Akteure (Kap. 7.4.4)
 Handlungsansatz: Delegationslösungen zur Entlastung der Hausärzte (Kap.
7.4.5)
 Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“) (Kap. 7.9.6)
7.5
Pflege und Teilhabe
(A) „Alt werden und Teilhabe im Rhein-Lahn-Kreis“ mit vielfältigen Angeboten auch in der Fläche sichern
 Handlungsansatz: „Pflege-Konzeption“ (Pflegestrukturplanung) und „Teilhabeplanung“ für den Rhein-Lahn-Kreis (Kap. 7.5.3)
 Handlungsansatz: Förderung von „alternativen“ Betreuungs- / Wohnformen in
der Fläche (Kap. 7.5.4)
 Handlungsansatz: Entlastung der Pflegedienste durch bürgerschaftliches Engagement in der Begleitung/Unterstützung älterer Menschen (Kap. 7.5.5)
1
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
Handlungsansatz: Flexibilisierung der Pflege durch Änderung von gesetzlichen
Vorgaben (Kap. 7.5.6)
 Handlungsansatz: Gemeindepsychiatrischer Verbund (Kap. 7.5.7)
 Handlungsansatz: Aufbau eines inklusiven Sozialraums (Kap. 7.5.8)
(B) Das Merkmal „gute Pflege-Versorgung“ als Markenzeichen für den
Rhein-Lahn-Kreis ausbauen
Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“) (Kap. 7.9.6)
7.6
Nahversorgung
(A) Sicherung der Nahversorgung über erreichbaren lokalen Einzelhandel,
mobile Versorger
 Handlungsansatz: Ergänzende teilregionale Mobilitätsangebote (Kap. 7.1.9)
 Projekt: „Mobilitäts-Netzwerk Rhein-Lahn“ (Kap. 7.1.10)
 Handlungsansatz: Förderung der Entstehung von lokalen Multifunktionszentren
(Kap. 7.9.3)
(B) Steigerung der Wertschätzung für lokales und regionales Einkaufen,
regionale Produkte sowie die Möglichkeiten der Selbstversorgung
 Handlungsansatz: Bewusstseinsbildung für das lokale und regionale Einkaufen
(Kap. 7.6.3)
 Handlungsansatz: Bewusstseinsbildung für die Möglichkeiten, die das Landleben im Bereich der Selbstversorgung bietet (Kap. 7.6.4)
 Projekt: „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“ von Unternehmen, Arbeitenden
und Bevölkerung (Kap. 7.11.6)
7.7
Energie, Wasser, Abfall
(A) Energieeinsparung / Energie-Effizienz unterstützen
Handlungsansatz: Umsetzung des Abfallwirtschaftskonzeptes und neue Aufgaben für den Abfallwirtschaftsbetrieb (Kap. 7.7.5)
Handlungsansatz: Energieeinsparung / Energie-Effizienz (Kap. 7.7.3)
(B) Grundsätzliche Stärkung der Nutzung Erneuerbarer Energien unter
Beachtung möglicher Nutzungskonflikte
 Handlungsansatz: Solidarlösungen bei der Windenergienutzung (Kap. 7.7.4)
(C) Infrastruktur und Dienstleistungen den demografischen Änderungen
anpassen
IfR
Entwurf 26.2.2014
 Handlungsansatz: Umsetzung des Abfallwirtschaftskonzeptes und neue Aufgaben für den Abfallwirtschaftsbetrieb (Kap. 7.7.5)
7.8
Soziales Gefüge
(A) eine Willkommenskultur entwickeln, das Miteinander stärken
 strategische Aufgabe: Alle Menschen mitnehmen - Integration und Inklusion“
(Kap. 8.4.5)
 Handlungsansatz: Neubürger und ausländische Mitbürger im Ehrenamt (Kap.
7.8.6)
(B) private Engagement-Formen und Eigeninitiative auf der lokalen Ebene
stärken
 Projekt: „Zentrale Unterstützung für das Ehrenamt“ (Kap. 7.8.3)
 Handlungsansatz: Entwicklung von Eigeninitiative bei Kindern und Jugendlichen (Kap. 7.8.4)
 Handlungsansatz: privates Engagement auf der lokalen Ebene (Kap. 7.8.5)
 Querschnittsaufgabe: Besondere Bedürfnisse und Anforderungen der Frauen
im ländlichen Raum (Kap. 7.8.7)
 strategische Aufgabe: Eigeninitiative fördern (Kap. 8.4.4)
7.9
Siedlungsentwicklung und Wohnen
(a) die hohe ländliche Wohnqualität in allen Gemeinden des Rhein-LahnKreises herausarbeiten und stärken
 Handlungsansatz: Förderung der Entstehung von lokalen Multifunktionszentren
(Kap. 7.9.3)
 Handlungsansatz: Reduktion des Schienenverkehrslärms in den Rheintalgemeinden weiter politisch verfolgen (Kap. 7.9.4)
Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“) (Kap.7.9.6)
 Strategische Aufgabe: Wer sind wir: Was zeichnet uns aus und woran wollen
wir arbeiten? (Kap. 8.4.2)
(b) die Siedlungsentwicklung „Demografie-fest“ machen
Handlungsansatz: „Demografie-feste Siedlungsentwicklung“ (Kap. 7.9.5)
(c) Qualitätsvolle verkehrliche sowie virtuelle Anbindung der Gemeinden
langfristig sichern
 Entwicklungsziele und Projekte in Kap. 7.1 „Verkehrliche Anbindung und Mobilität“ und Kap. 7.2 „Virtuelle Anbindung“
2
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
7.10
Freizeit und Naherholung
(A) Sicherung des hohen Freizeit- und Naherholungswertes der Region
Projekt: „Zentrale Unterstützung für das Ehrenamt“ (Kap. 7.8.3)
Handlungsansatz: privates Engagement auf der lokalen Ebene (Kap. 7.8.5)
strategische Aufgabe: Eigeninitiative fördern (Kap. 8.4.4)
(B) Bewusstseinsbildung für den … und Vermarktung des bestehenden
hohen Freizeit- und Naherholungswert
Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und Ver-
marktung („Pro Rhein-Lahn“)(Kap. 7.9.6)
 Strategische Aufgabe: Werte diskutieren und gemeinsam getragene Wertevorstellungen finden (Kap. 8.4.3)
Entwurf 26.2.2014
(A) die attraktiven Kulturlandschaften im Rhein-Lahn-Kreis sichern und
„vermarkten“
 Handlungsansatz: Herausarbeitung, Pflege und Vermarktung der für die Teilregionen typischen kulturlandschaftsprägenden Merkmale / Elemente (Kap. 7.12.3
 Handlungsansatz: Weitere Unterstützung der landwirtschaftlichen Direktvermarktung im Landkreis (Kap. 7.12.5)
(B) das Bewusstsein für den Wert von Natur und Landschaft und dem
„Leben auf dem Land“ stärken
 Handlungsansatz: Nutzung des Trends „Landlust“ (Kap. 7.12.4)
 Projekt: Der Wert des Lebens auf dem Land: Bewusstseinsbildung und Vermarktung („Pro Rhein-Lahn“) (Kap. 7.9.6)
 strategische Aufgabe: Werte diskutieren und gemeinsam getragene Wertevorstellungen finden (Kap. 8.4.3)
7.11
7.13
Regionale Wirtschaft
Tourismus
(A) Die Ausgangsbedingungen des Wirtschaftens in der Region verbessern
(A) eigene Stärken und Perspektiven erkennen, Konzeptionelle Voraussetzungen schaffen
 Entwicklungsziele und Projekte in den Kapiteln7.1Verkehrliche Anbindung und
Mobilität, 7.2Virtuelle Anbindung und allen weiteren Kapiteln
 Handlungsansatz: Bewerbung des Standortes auf verschiedenen Zugangsebenen (Kap. 7.11.4)
Handlungsansatz: Kooperationen zwischen Unternehmen und mit anderen Partnern (Kap. 7.11.3)
(B) Junge Menschen ausbilden und im Kreis halten, Erwachsenen gute
Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen
Handlungsansatz: Ausbildung und Fachkräfte gewinnen und halten (Kap.
7.11.5)
Handlungsansatz: „Lebenslanges Lernen“ (Kap. 7.3.3)
(C) Die Wertschätzung der wirtschaftenden Menschen und Betriebe sowie
deren Produkte und Leistungen steigern
 Projekt: „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“ von Unternehmen, Arbeitenden
und Bevölkerung (Kap. 7.11.6)
(D) Verlässliche Standortperspektiven erzeugen und vermitteln
 Handlungsansatz: Bewerbung des Standortes auf verschiedenen Zugangsebenen (Kap. 7.11.4)
7.12
Kulturlandschaft Rhein-Lahn
IfR
 strategische Aufgabe: „Wer sind wir: Was zeichnet uns aus und woran wollen
wir arbeiten? (Kap. 8.4.2)
 Handlungsansatz: Kooperationen zwischen Unternehmen und mit anderen
Partnern (Kap. 7.11.3)
 Querschnittsaufgabe: Kooperationen strategisch ausbauen (Kap. 7.14.5)
(B) Investitionen anstoßen und unterstützen
 Handlungsansatz: Investitionsstrategie und –programm Kap. 7.13.4)
(C) Kooperationen und Vernetzung stärken
7.14
Regionales Selbstbild und Zusammenarbeit
(A) Selbstbild stärken und Leitlinien aktiv entwickeln
Projekt: Entwicklung von regionalen Leitlinien / eines regionalen Leitbildes
(Kap. 7.14.3)
 strategische Aufgabe: „Wer sind wir: Was zeichnet uns aus und woran wollen
wir arbeiten?“ (Kap. 8.4.2)
(B) Bestehende Kooperationen stärken und neue Kooperationsmöglichkeiten auf allen Ebenen prüfen und bilden
Querschnittsaufgabe: Kooperationen strategisch ausbauen (Kap. 7.14.5)
3
Kreisentwicklungskonzept Rhein-Lahn
(C) Neu-Justierung von Aufgaben und Standards diskutieren und umsetzen
 strategische Aufgabe „Die Standards kennen“: Was ist uns wichtig, was brauchen wir eigentlich? (Kap. 8.4.1)
Handlungsansatz: die Kreisverwaltung auf die Herausforderungen des demographischen Wandels ausrichten (Kap. 7.14.6)
7.15
Finanzen
(A) Nutzung der vorhandenen Möglichkeiten zur Einsparung von Kosten
„Querschnittsaufgabe: Kooperationen strategisch ausbauen“ (Kap.7.14.5)
Entwurf 26.2.2014
Handlungsansatz: Fördermittel-Management (Kap. 7.15.3)
(C) Offene Behandlung und Diskussion des Themas „Versorgungsstandards“
 strategische Aufgabe „Die Standards kennen“: Was ist uns wichtig, was brauchen wir eigentlich? (Kap. 8.4.1)
(D) Regionale Wertschöpfung stärken – Stärken des regionalen Denkens
und Handelns
 Projekt: „Regionale Wirtschaftsgemeinschaft“ von Unternehmen, Arbeitenden
und Bevölkerung (Kap. 7.11.6)
 strategische Aufgabe „Werte diskutieren und gemeinsam getragene Wertevorstellungen finden“ (Kap. 8.4.3)
(B) Verstärkte Akquise und sinnvoller Einsatz von Fördermitteln für die
Region
IfR
4