Newsletter Ecole d`Humanité
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the Newslet ter Ecole d’Humanité January | Januar 2013 Hasliberg Goldern, Switzerland the 2 von der Schulleitung January | Januar 2013 Neuanfang Eröffnungsrede Herbst 2012 Barbara Hanusa MA 1989|'90, '07|'08, Schulleitung seit 2009 Jedes Jahr im September ist der Anreisetag der «Neuen» mit ihren Eltern. Ein spannender Tag für uns Alle. Wie wird es gehen? Haben die Eltern mit ihren Kindern die richtige Wahl getroffen? Stimmen unsere Einschätzungen, dass Schule und Jugendliche zusammenpassen? Wie wird die Kooperation zwischen Schule und Elternhaus gelingen? Wie sieht die Schulgemeinschaft im nächsten Jahr aus? Ashley und ich versuchen in der jeweiligen Begrüssungsrede ein Stück der Arbeit in der Ecole transparent zu machen. In diesem Jahr ging es mir vor allem darum, wie wir Lernen organisieren: Liebe Eltern, liebe Gäste! Heute ist ein Neuanfang. Heute beginnt die Geschichte zwischen euch, euren Kindern und der Ecole so richtig. Angefangen hat sie schon etwas eher: Irgendwie habt ihr uns gefunden, habt ihr von uns gehört. Es gab ein erstes Kennenlernen bei einem Besuch, dazwischen haben Kontakte stattgefunden, vielleicht Telefonate und ein Vertrag. Heute fängt es an: Ihr seid mutige Menschen, ihr Eltern von unseren Neuen. Mutig, weil ihr auf einen anderen Weg des Lernens setzt! In bildungspolitischen Diskussionen hört man immer wieder Argumente, die um Effizienz kreisen. Da heisst es: SchülerInnen lernen nicht ohne einen gewissen Druck. Allein Selektion und Leistungsdruck bringen Leistungsträger und Trägerinnen hervor. Schule lehrt, was man später im Leben braucht. Kinder müssen marktfähig gemacht werden. Und dann, vielleicht sogar nur dann, können sie mithalten in einer globalisierten Welt. Das ist die eine Seite. Und es gibt eine zweite: Studien zufolge haben 40% aller SchülerInnen in Europa Angst vor der Schule, das fängt schon bei PrimarschülerInnen an. Nicht wenige werden krank, weil sie dem herrschenden Leistungsdruck oder dem angestrebten Tempo nicht gewachsen sind. Viele fallen aus dem System heraus. Entdeckungsfreude, Offenheit, Lust zum Gestalten und Lebensfreude ist der grösste Schatz, den Kinder mit auf diese Welt bringen. Niemand, so überlegt der Hirnforscher Gerald Hüther, hat bislang unter Effizienzgesichtspunkten berechnet, wie gross der Verlust für eine Gesellschaft beziffert werden muss, wenn einem Kind die Lern- und Lebensfreude schon in der Schule geraubt wird. Wenn er oder sie mit «Null Bock» weiter durch die Schule, die Ausbildung und weiter durchs Leben geht. Würde man das berechnen, so würde eventuell deutlich, dass die Folgekosten des gegenwärtigen Bildungssystems grösser sind als die dafür aufgewendeten Mittel. In der Ecole beschreiten wir andere Wege des Lernens: 1. Lernen braucht keine Noten Über die Relativität von Noten ist schon unendlich viel geforscht und diskutiert worden. Es wurden immer wieder ähnlich strukturierte Versuche gemacht. Man gibt beispielsweise denselben Aufsatz 20 verschiedenen Lehrpersonen, die ihn bewerten sollen. Am Ende gibt es die Noten von 6 bis 1 dafür und jede Note ist wirklich gut begründet. In Bayern hatte eine Primarschullehrerin grosse Probleme mit ihrer Dienstaufsicht, weil ihre gesamte Klasse in den landesweiten Vergleichstests sehr gut abgeschlossen hatte. Statt Gaussscher Normalverteilung Lernerfolg auf der ganzen Linie, das würde heissen, dass in ihrem Fach die gesamte Klasse das Gymnasialniveau erreicht hat. Das wollte und konnte man seitens der Schulbehörde so nicht from the directors the January | Januar 2013 akzeptieren. Das konnte nicht mit rechten Mitteln zustande gekommen sein. Die Lehrerin gibt ihre Unterrichtsmethoden als Begründung des Erfolgs aller an. Noten sollen aber differenzieren und sortieren. Was sagt eine Note eigentlich über das Lernen aus? Was darüber, wie ein Kind arbeitet, die Welt entdeckt und versteht? Was haben Noten damit zu tun, ob jemand kompetent, teamfähig, verantwortungsbewusst, kreativ oder engagiert ist? Denn das sind die Fähigkeiten, die wir Menschen für die Zukunft brauchen. Lernen passiert bei uns ohne Noten aber nicht ohne Anstrengung. Dass die Ecole anstrengend ist, werden Sie zukünftig von ihren Kindern hören. Es ist anstrengend, in einer kleinen Gruppe zu lernen. Man kann sich nicht abducken. Es ist anstrengend, selbst zu wählen und zu entscheiden, was ich lernen will. Ohne Noten, aber nicht ohne Anstrengung! 2. Lernen braucht Begeisterung Lernen, eigenes Entdecken und Gestalten kann Freude machen. Angst und Druck sind keine Gelingensbedingungen für nachhaltiges Lernen. Das weiss man in der Pädagogik schon lange und seit der Hirnforschung kann man es neurophysiologisch auch beweisen. Begeisterung wirkt wie Dünger fürs Gehirn! (Gerald Hüther). Denn nur dann, wenn SchülerInnen mit Freude und Begeisterung neues Wissen erwerben, sich neue Fertigkeiten aneignen, nur dann werden im Gehirn die wichtigen Zentren für echtes Lernen aktiviert. Solche Begeisterung kann man nicht erzwingen. Wir laden dazu ein, sich hier auf Neues einzulassen. Zu fragen, was interessiert mich wirklich? Wie will ich die Welt begreifen und auf sie zugehen? Jugendliche erleben in der Ecole, dass sie starke und kompetente Persönlichkeiten sind, die ihre Potenziale entfalten dürfen. Jede und jeder kann etwas richtig gut. Werde der Mensch, der du bist, das heisst auch: Finde dein Potential. Wenn ich das finde, wenn ich Erfolg habe, dann traue ich mich später auch an für mich schwierigere Sachen heran. 3. Lernen braucht den ganzen Menschen Table of Contents | Inhaltsverzeichnis Neuanfang2 Roughly Zones 4 Naturwissenschaftliches Projekt – Der Traum vom Fliegen 6 Von Findlingen und anderen Reisen 8 Fest oder doch flüssig? 9 Pilz, pilziger, am pilzigsten… 10 Physik ist lebendig… Nachruf auf Rigmor Poeschel People | Leute Natalie Lüthi-Peterson Come and celebrate LPC's 65th Birthday Neue Mitarbeiter | New Mitarbeiter 2012 Impressum Editor | Redaktion Contact | Kontakt Foto Frontpage | Titelseite Reverse Side | Rückseite Guido Bieri [email protected] Guido Bieri Kleiner Nesterdstern | four-footed earthstar (Geastrum quadrifidum) Arjuna Brütsch Balm bei Brienz 14 14 15 16 17 18 Gelernt wird niemals nur mit dem Kopf, sondern mit Hand, Herz, Kopf und Fuss. Hier bietet das Internat Möglichkeiten, die es sonst in der anders organisierten Schule weniger gibt. Lernen findet rund um die Uhr statt: Neben den Kursen bietet die Ecole unzählige Möglichkeiten in Begegnungen zu lernen. Wie gehen andere Jugendliche mit Streit um? Wie mit Freundschaften? Wie mache ich meinem Tutor verständlich, was ich gerne lernen will? Wie artikuliere ich in der Familiengruppe was mich stört? Wie kommen wir am Esstisch als Grossfamilie miteinander aus? Lernen passiert über Bücher, Begegnung und Gespräch, beim Handwerken, beim Wandern und beim Skifahren. Die Ecole ist ein riesiges Lerntreibhaus, zu dessen Fenstern die Berge hereinschauen und das Ihrige zum Lernen dazu tun. Lernen ohne Noten, mit Begeisterung, mit dem ganzen Menschen. Lernen wird unterstützt von einem heterogenen, bunten und engagierten Team von PädagogInnen. Ihr mutigen Eltern topft eure Kinder heute in dieses Lerntreibhaus ein. Wir freuen uns auf gute gemeinsame Lernjahre und auf Wachstum mit euren Kindern und mit euch. Fichten-Keimling 3 the 4 January | Januar 2013 von der Schulleitung happiness, or deeper living – okay or not okay? Don’t look for a handbook of regulations. It’s your call. Your call. From now on a lot of things are your call. Try to call well. But not too well. And not always well. Don’t plant your peach tree in the Arctic, but don’t always follow the rules in the gardening book, either. No risk, no fun. But on the other side: no limit, no life. Roughly Zones Graduation Speech 2012 Ashley Curtis MA 1988–1993, 1995–2004, Director since 2009 A bunch of people, or maybe just a couple, sit around a wood stove in a farmhouse in the middle of winter while a storm rages outside. They’re worried about the peach tree that they planted in the fall. This wind and this cold may be too much for it, and it may die on this night, and never bear leaves again. They question why they insisted on planting a peach tree so far north, in such a climate, and blame it on the human tendency not to accept reasonable limits. Here’s the poem, by Robert Frost: We sit indoors and talk of the cold outside. And every gust that gathers strength and heaves Is a threat to the house. But the house has long been tried. We think of the tree. If it never again has leaves, We’ll know, we say, that this was the night it died. It is very far north, we admit, to have brought the peach. What comes over a man, is it soul or mind--That to no limits and bounds he can stay confined? You would say his ambition was to extend the reach Clear to the Artic of every living kind. Why is his nature forever so hard to teach That though there is no fixed line between wrong and right, There are roughly zones whose laws must be obeyed? There is nothing much we can do for the tree tonight, But we can’t help feeling more than a little betrayed That the northwest wind should rise to such a height Just when the cold went down so many below. The tree has no leaves and may never have them again. We must wait till some months hence in the spring to know. But if it is destined never again to grow, It can blame this limitless trait in the hearts of men. You’re now finishing up your 2, or 3, or 4, or 5, or 7, or 9 years at the Ecole and are about to head off into the big world out there. The Ecole is a very strange place for a number of reasons, one of which is its special combination of freedoms and limitations. There aren’t many other places where students can ski glaciers, make swords, milk goats, and solve elaborate murder mysteries and call it all school, where they can talk to their teachers who are also their parents and hike leaders and cleaning supervisors with so few rules of engagement, or where it is so easy to invent and offer activities and courses, from Michael Schreier’s Imaginary Television to Nutella Tasting in all its variations. On the other hand, 17-year-olds are expected to be in their houses or the library by 8.15 at night, not to smoke, drink, game, surf, text, toke, tube, twitter, watch dvds or even go to local restaurants. That these rules are actually fictions, that they pretend to be against certain activities but are mainly there to clear away some time and space for other things – like the freedoms I just mentioned – is something you’ve certainly figured out by now. We think our rules, within our context, are generally helpful, for a time. But for you, that time is over. (Or will be in a few days, don’t get me wrong.) But what then? During your adolescence these rules from the directors provided you with guidelines, in certain areas, about what is okay and what is not okay. How will you answer those questions now? What is okay to do and what is not okay? This question sometimes tortures many of us, and if it gains the upper hand in our consciousness, it can even lead to lives deformed by indecision and guilt. Certain people, on the other hand, seem to breeze right past it – some with admirable lightness and grace, others leaving destruction and hurt in their paths. What is okay to do and what is not okay? I obviously can’t give you an answer, but what I want to do is give you a poem. It’s the one I quoted at the beginning of this talk, and the title, which I haven’t yet told you, is “There Are Roughly Zones.” This title comes from one of the lines in the poem, which reads: “though there is no fixed line between wrong and right,/ There are roughly zones whose laws must be obeyed.” Ecole rules draw some pretty fixed lines between wrong and right – it’s time for you to leave these now. And I recommend that you not believe that such fixed lines really exist at all, because belief in their existence can lead either to fanaticism or to the indecisive guilt I described above. On the other hand, there are roughly zones whose laws must be obeyed. Stepping outside of these zones is both dangerous and hurtful. And lightness and grace come from somewhere in between, from a recognition that you yourself decide where to go and where to stop, you and no one else, but that going too far will damage both yourself and others. My favorite line in the poem is, “It is very far north, we admit, to have brought the peach.” The people in the poem, obviously, are either very close to or have crossed over into a rough zone where peach trees simply can’t survive. There are several wonderful things about this situation. One is that they won’t know for months whether the tree has survived or not – it will look just the same until spring, and only when the leaves come out, or don’t, will they be able to tell what really happened in the storm they’re experiencing now. The consequences of your decisions often aren’t apparent for a long time, if they ever are. We live with ambiguities. Another thing I like in the line is its absurdity: “It is very far north, we admit, to have brought the peach.” Without its context it’s a whacky sentence, and you would have no idea what it means. And what I particularly like is the kind of rueful good humor I hear in it, a kind of, well, we may be idiots, but it was worth a shot, wasn’t it? Sort of reminds me of asking a student in our family, who we’ll call Joe to protect his semi-innocence – if he had taken the bus to Reuti (not allowed), and the sheepish grin he gave me when he finally answered, “well, yeah, kind of.” But best of all, it’s a peach. Succulent, sweet, juicy, delicious – what’s more pleasurable than a peach? (Don’t answer that.) The people in the poem may have strayed somewhat into the wrong zone, but it was in the name of pleasure, sweetness, life. And they didn’t stray too far – they didn’t, as the poem later reminds us, bring the peach tree “clear to the Arctic”. Sometimes we risk a tree. And sometimes we risk other things, including a little moral consistency, for the pursuit of pleasure, or the January | Januar 2013 5 I like to give the graduating seniors a symbolic present with their diplomas. This year I give you a poem and a peach. “There Are Roughly Zones” is in your diploma case. The peaches are in this basket. Eat the peach soon, or it will rot. The poem has been around since 1936, and will survive. Spore forming capsule of a moss covered with ice the 6 Course January | Januar 2013 Naturwissenschaftliches Projekt – Der Traum vom Fliegen Von der Praxis zur Theorie Diesem Grundsatz wird in den Naturwissenschaften schon oft nachgelebt, nur versteht man oft unter Praxis einen chemischen oder physikalischen Versuch. In diesem Kurs nahmen wir das Wort Praxis noch etwas genauer und gingen schon ziemlich zu Beginn der Kursperiode daran, das erste freifliegende Fahrzeug, das einen Menschen tragen konnte, nämlich den Heissluftballon, als Modell zu bauen. Mit Seidenpapier, Klebstoff und Schere machten wir – 10 Schülerinnen und Schüler zwischen 12 und 16 Jahren – uns ans Werk und innerhalb von vier Stunden sind fünf farbige Heissluftballone entstanden. Mit Brennspritbrennern ausgerüstet, starteten wir sie an einem kühlen Spätsommermorgen oben an der Hauspiste. Gross war die Spannung: Fliegen sie wohl? Haben wir genau genug gearbeitet? Reicht die Treibstoffmenge oder haben wir gar zu viel eingefüllt und der Ballon ist zu schwer, um abzuheben? Gross war die Erleichterung, als nach einiger Aufwärmzeit der erste Ballon erst langsam, dann immer schneller an Höhe gewann und nach wenigen Minuten nur noch als kleines Pünktchen am Himmel sichtbar war. Auch der zweite und dritte Ballon stiegen bald in die Höhe, dann aber kam der Wind und das Starten wurde zur Herausforderung. Trotz gemeinsamem Bemühen, konnten wir nicht verhindern, dass die letzten beiden Ballone Feuer fingen und verbrannten. Zurück im Kurslokal standen dann die Fragen im Raum: Was waren die Gründe für Erfolg und Misserfolg? Wie ist das nun mit der Treibstoffmenge? Könnte man nicht eine Kamera an den Ballon anhängen und Luftbilder von der Ecole und ihrer Umgebung machen? Wie viel Last kann so ein Ballon überhaupt tragen und wie Kurs the January | Januar 2013 7 gesteuert? Wie kommt es, dass ein geübter Segelflieger wie ein Greifvogel stundenlang in der Luft bleiben kann? Auch hier wurde die Geschichte des Segelflugs durch Vorträge erhellt und ein Einblick in die Anfänge des Motorfluges gegeben, der uns auch noch weiter beschäftigen wird. Als praktisches Projekt wird uns in der dritten Kursperiode der Bau eines flugfähigen Luftschiffes, eines Zeppelins, beschäftigen. Wegen seiner Grösse kann nicht jeder sein eigenes Gerät bauen, wir werden also gemeinsam ein, ev. zwei Luftschiffe anfertigen. Da wir hier nicht auf fertige Baupläne zurückgreifen können, müssen wir selber planen. Einiges an Theorie haben wir schon in den früheren Projekten kennen gelernt. Während der Arbeit werden sich dann die Probleme ergeben, die wir im Team besprechen müssen. Gemeinsam suchen wir nach Lösungen, beim Material und insbesondere beim Antrieb, wo auch elektronische Probleme angegangen werden müssen. Hier ist Teamarbeit, Kreativität und Flexibilität gefragt. Wird es uns wohl gelingen? Eines kann ich sagen: Die Gruppe ist sehr motiviert. Ich bin zuversichtlich. Christian Egli und SchülerInnen Arina, David, Géraldine, Leon, Leon, Nicolina, Ramona, Sofie, Sunyan, Till kann man das berechnen? Die nächsten Tage befassten wir uns nun mit der Theorie. Von der Wärmeausdehnung, über die Gesetze des Auftriebs bis zur Dichte arbeiteten wir uns durch die physikalischen Grundlagen des Heissluftballons. Mit zwei Vorträgen zur Pionierzeit des Ballonflugs und einem Einblick in die Welt der modernen Heissluftballonfahrt rundeten wir das Thema ab. In der zweiten Kursperiode stand das Thema Segelflug im Zentrum. Schon Leonardo da Vinci machte erste Studien und entwarf verschiedene Flugapparate, aber erst nach vielen Misserfolgen und Irr wegen gelang es Otto von Lilienthal einen Gleiter zu bauen, der es ihm erlaubte, einige hundert Meter durch die Luft zu segeln. Wir bauten als Einstieg ein Segelflugmodell aus Balsaholz. Hier war schon einiges handwerkliches Geschick erforderlich. Vor allem die gewölbte Flügelform und das Austrimmen des Flugzeugs stellte eine Herausforderung dar. Auch hier war die Spannung gross als wir die Gleiter zum ersten Mal fliegen liessen. Einige segelten auf Anhieb majestätisch durch die Luft und landeten sanft auf der Wiese. Andere hoben ihre Nase stolz in die Höhe, um sie kurz darauf steil in die Erde zu rammen. Wieder andere gerieten kurz nach dem Start in Schieflage und stürzten seitwärts ab. Hier war Korrekturarbeit gefragt: Höhen- und Seitenruder mussten angepasst werden, verzogene Holzteile gerichtet und Ungleichgewichte mit Bleikugeln auskorrigiert werden, bis alle Segler ein gutes Flugverhalten zeigten. Auf die Praxis folgte wieder die Theorie. Was hat es mit der gewölbten Tragfläche auf sich und welche physikalischen Gesetze spielen hier eine Rolle? Wie wird ein Segelflugzeug gestartet, stabilisiert und mit welchen Rudern Sunyan baut den Segelflieger aus Balsaholz zusammen the 8 January | Januar 2013 Course Kurs the January | Januar 2013 Fest oder doch flüssig? Von Findlingen und anderen Reisen Die Lage der Ecole in einer beeindruckenden Hochgebirgslandschaft ermöglicht es, im Geografieunterricht vieles direkt vor Ort zu erfahren. Wandernde und kollidierende Kontinente oder die Auswirkungen vergangener Eiszeiten werden so wirklich greifbar. Während der Intensivwoche Ende Oktober konnten Murod, Arjuna, Sara und Fabian (Maturaklasse 11) die Geschichte eines Findlings rekonstruieren, Folgen der Auffaltung und Erosion der Alpen studieren und die aktuelle Bedrohung eines Dorfes durch Naturgefahren betrachten Roman Jaschok Ich bin ein Findling, dessen Geschichte wahrscheinlich vor etwa 300 Mio. Jahren im Grimselgebiet begann. Aus aufsteigendem und sich langsam abkühlendem Magma entstand tief im Erdinneren mein Granitgestein. Dann hat das Tethysmeer sehr viele Sedimente über mir abgelagert und so wurde ich vor 90-200 Mio. Jahren durch Druck und Hitze zu einem Gneis umgeformt. Vor 90 Mio. Jahren begann die afrikanische Platte die europäische zu rammen und ich wurde dadurch nach oben gedrückt. Im Findling nahe der Strasse Brünig-Hohfluh Laufe einer langen Zeit wurden die Sedimentschichten über mir abgetragen. Darauf hat mich ein Gletscher mitgerissen und mich vor über 10'000 Jahren einfach an der heutigen Stelle zwischen Hasliberg und Brünig liegen gelassen. Aber ich fand es nicht so schlimm, denn die Aussicht war wundervoll. Vor 100 Jahren haben die Menschen vor mir eine Strasse gebaut. Nun fahren immer mehr Autos durch, deren Abgase mir das Leben schwer machen. Naja, auch meine Zeit ist mal vorbei. Fabian Bienz Ein Montagnachmittag, es ist schon halb drei gewesen und ich komme wieder mal zu spät zum Geographieunterricht. Ein Blick auf die Berge sagt mir, dass sich der Nebel nicht gelichtet hat. Sonst sehen wir fast jeden Tag die Schönheit des Rosenlauigletschers. Mir fällt wieder eine vergangene Stunde ein: Es war ein klarer Tag und wir haben rübergeschaut und alle möglichen Details, über die wir im Buch gelesen hatten, auf das Tal vor uns übertragen: Wir fanden das Nähr- und Zehrgebiet, die Nunatakker, das vom Gletscher ausgeschliffene Haslital, das Hängetal des Rosenlaui mit dem dazu gehörigen Wasserfall (Reichenbachfall), der sich, wie wir auch gelernt haben, immer mehr rückwärts einschneidet und die typischen, vom Gletscher abgerundeten Felsen und Hügel, wie auch um die Ecole herum. Heute bringt Roman uns einen Zeitungsartikel mit. Er heisst: «Eine Insel auf Weltreise». Wieso Weltreise? Weil die Insel Spitzbergen in mehreren hundert Millionen Jahren 15000 Kilometer gewandert ist. Von der Antarktis bis in die Arktis. Wie ist dies möglich? Erstaunt höre ich, dass Alfred Wegener, ein deutscher Polarforscher und Geophysiker, vor rund 100 Jahren die Vermutung aufgestellt hat, dass der innere Teil der Erde flüssig ist und wir auf verschiedenen Platten darauf «herumtreiben», wenn auch sehr gemächlich. Eine Behauptung welche heute als selbstverständlich angesehen wird, wurde von der Generation meiner Grossmutter belächelt. Was hat sie noch in der Schule gelernt? Was hat aber jetzt Spitzbergen für eine Bedeutung? Weshalb können wir überhaupt wissen, dass die Theorie der Plattentektonik stimmt? Hundertprozentig sicher können wir natürlich nie sein, aber Alfred Wegener bekam durch die Funde auf Spitzbergen genügend Hinweise, um sich von der Richtigkeit seiner Vermutung zu überzeugen. Roman lächelt über unsere Annahme, dass man im Eis fossile Pinguine gefunden hat, welche am Nordpol wirklich nichts zu suchen haben, sagt aber, dass wir gar nicht so falsch liegen. Denn im Gestein kann man wirklich unglaublich viele Überreste von Tieren und Pflanzen finden, welche unmöglich genau dort, in der Arktis gelebt haben können. Die Insel hat sich im Laufe ihrer Reise stark verändert, sie wurde zusammen gedrückt und teilweise wieder etwas aufgeschmolzen. Und in Steinbrüchen findet man Gesteine, welche unter tropischen Bedingungen entstanden sind. Wir schliessen die Stunde mit der Feststellung, dass es eines Tages wieder nur einen einzigen Kontinent geben könnte, denn der Atlantik wird immer grösser und was dort an Meeresboden neu entsteht, wird im Pazifischen Ozean eingespart. Arjuna Brütsch Faltungsspuren am Balm bei Brienz 9 the 10 Course January | Januar 2013 Kurs Essen oder Gift? Pilz, pilziger, am pilzigsten… Filziger Gelbfuss, Nebelkappe, Mehlräsling, Schopftintling, Bitterer Schleimkopf, Schleiereule, Gewimperter Erdstern, Goldzahn-Schneckling, Fichten-Blutreizker, Grubiger Milchling, Espen-Rotkappe, Violetter Rötelritterling, Parasol, Nadelschwindling, Rettichhelmling, Stachelbeer-Täubling… …sind die deutschen Namen einiger Pilze, die wir an einem Freitag im Oktober in den Wäldern um die Ecole gefunden haben. Im Rahmen des Kurses «Nutzen – vom Gras bis zur Kuh» haben wir während einer einstündigen Exkursion in den Wäldern rund um die Ecole 57 Pilzarten gefunden, mindestens, denn einige liessen sich auf die «Schnelle» nicht bestimmen. Das Gemisch aus viel Regen und Wärme führte dieses Jahr zu einer grossartigen Pilzvielfalt. Als Unterrichtender in Biologie an der Ecole kann ich, dank der Freiheit den Unterricht zu gestalten, auf aussergewöhnliche Phänomene dann eingehen, wenn sie passieren und vertieft bear- Louise und Erik the Helper rüsten Pilze für die Spagetthi beiten. Einmal ist es ein Massenvorkommen von Maikäfern, dann Spitzmäuse, die Katzen nicht fressen oder eben wie dieses Jahr die Pilze. Weil die Pilze, neben Pflanzen und Tieren, die dritte grosse Gruppe (ein eigenes Reich sogar) der Lebewesen sind, können auch am Beispiel der Pilze einige der grundlegenden Phänomene in der Biologie anschaulich behandelt werden. Plötzlich wird die Zellatmung (bei der Hefeteigherstellung), das Ergebnis der Meiose (Sporenpulver) oder die Symbiose (Lebensgemeinschaft zwischen Pilzen und den Waldbäumen) sicht- und greifbar. Die Teile der Ökosysteme, Produzenten (grüne Pflanzen), Konsumenten (Tiere) und Zersetzer (Pilze) werden zu einem Ganzen. Die SchülerInnen haben gelernt die Vielfalt der Pilze anhand gemeinsamer Merkmale in Gruppen einzuteilen, teilweise bis zur Bestimmung der Art. Wenn die Art dann sicher bestimmt war und sich als essbar herausstellte, wurde der Pilz gegessen, denn Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Lest selber… Guido Bieri the January | Januar 2013 11 Vergiftungssymptome des Grünen Knollenblätterpilzes (links) und des Fliegenpilzes (rechts) Das Thema ist «Nutzen aus der Natur”. Dazu gehören Pflanzen, Tiere und auch Pilze. Letzteres haben wir am genauesten angeschaut.Wir waren im Wald, haben sie gesucht, haben sie mit Hilfe von Büchern bestimmt und die Merkmale ins Heft geschrieben. Einmal, das hat mir besonders gefallen, waren wir in kleineren Gruppen im Wald Pilze suchen, um sie am Tag darauf zu rüsten, zu kochen und anschliessend zu essen. Wir fanden aber auch giftige Pilze, oder solche mit einer abnehmbaren schleimigen Haut. Jetzt sind wir gerade daran einen Vortrag über Pilze vorzubereiten. Ich mache einen über Giftpilze, weil mich interessiert was alles passieren kann, wenn man sich beim Sammeln nicht genug gut auskennt, einen giftigen isst und daran vielleicht sogar stirbt. Und was man genau hat, was genau mit einem passiert, wenn man einen solchen giftigen Pilz isst. Wir haben auch noch die Pflanzen durchgenommen. Mit der Photosynthese, Befruchtung und so weiter. Doch das interessiert mich nicht so, denn ich hatte das alles schon früher mal in der Schule. Was mir auch nicht so gefallen hat war, als wir in der Bibliothek einen langen Text voll mit Infos lesen mussten. Das fand ich langweilig. Allgemein aber gefällt mir der Biokurs, denn er ist sehr abwechslungsreich. Zum Beispiel haben wir auch manchmal so kurze Filme geschaut und haben versucht die Fehler bei Galileo rauszufinden. Wir haben im Herbsttrimester den Nutzen der Lebewesen angeschaut. Wie zum Beispiel Früchte: diejenigen Pflanzenteile, die Samen enthalten, Louise Schneider werden von den Biologen als Frucht bezeichnet. Aber vor allem haben wir uns mit Pilzen befasst. Beispielsweise haben wir Gruppen kennengelernt, die unterschiedliche Aufgaben in einem Waldökosystem haben: Zersetzer, die totes Holz, Laub usw. abbauen, Parasiten, die z.B. Bäume abtöten können und Mykorrhizapilze, die mit Bäumen in Partnerschaft leben. Aber wir haben uns am meisten auf Esspilze konzentriert. Wir haben Grüner Knollenblätterpilz und die Pilzwurzel (Mykorrhiza), die verschiedenen Merkmale gelernt. Wir sind in den Wald gegangen und seiner Verbindung zum Wirtsbaum, mit der er in enger haben sehr viele Pilze gesucht. Die Esspilze haben wir dann mit Spaghetti Symbiose lebt. gegessen. Die Giftpilze haben wir bestimmt, wie zum Beispiel den Grünen Knollenblätterpilz, einer der giftigsten. Wenn diese sich in einer Pilzmahlzeit befinden, verursachen die Gifte sehr starke Symptome und führen ohne Behandlung zum Tod. Doch mein Lieblings Pilz ist immer noch der Lilafarbene Rötelritterling. (Lepista nuda). Arik Himmel Nutzen der Pilze Jan Fehlmann schafft Ordnung the 12 Course January | Januar 2013 Riesenschirmling (Macrolepiota procera) mit > als 30 cm Durchmesser the Kurs January | Januar 2013 Sooo fein… Ich kam und komme gern in diesen Kurs. Es gefällt mir, dass wir viele Sachen ausprobieren. Zum Beispiel haben wir im Wald einen Grünen Kollenblätterpilz gefunden und haben ihn mitgenommen und ihn anschliessend im Klassenzimmer beschrieben. Oder wir sind eine Stunde in den Wald gegangen und haben Pilze gesucht. Nachher haben wir alle essbaren geschnitten und sie mit Pasta gegessen. Es war sooooo fein… Ich habe in diesem Kurs so viel gelernt, das ich so schnell nicht wieder vergessen werde. Zum Beispiel den Lebenszyklus eines Ständerpilzes. Jan Fehlmann Merkmale sind wichtig… Ich finde diesen Kurs toll. Ich werde viel davon behalten können, denn wir haben Pilze gesammelt und dann bestimmt. Hätten wir nur alles auswendig gelernt, hätte ich gar nichts gelernt. Wir haben gefunden und gegessen: - den Mehlräsling - den Fichtenreizker - die Schleiereule - den Purpurfarbenen Röterritterling Am wichtigsten waren für mich die Merkmale des Grünen Knollenblätterpilzes. Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) › Hut: grün bis perlweiss › Geruch: Süsslich aufdringlich › Stiel: mit einer Knolle und einer lappigen Haut an der Basis › Gift: tödlich Am liebsten gegessen habe ich den: Mehlräsling (Clitopilus prunulus) › Hut: weiss › Geruch: nach feuchtem Mehl, wenn er nass ist riecht man es sehr gut. › Lamellen: herablaufend und wichtig, mit einem rosa Schimmer › Sporenpulver: rosa Mykorrhiza Das Wort «Mykorrhiza kommt aus dem Latein und bedeutet : «Pilzwurzel». Die Mykorrhizapilze gehen z.B mit Bäumen eine Symbiose ein. Der Pilz erhält Zucker und somit Energie vom Baum, der Baum bekommt im Gegenzug Wasser und andere Mineralien, die er dringend braucht. Pilzsymbiosen können auch mit Tieren (z.B. Blattschneider-Ameisen) oder auch mit krautigen Pflanzen (z.B. Orchideen) vorkommen. Suthichay Wattakawanit «Ausbeute» von einer Stunde Pilze sammeln 13 the 14 Course | People January | Januar 2013 Physik ist lebendig… …in Frau Eisenhauers Kurs Rebekka Gerber und Kevin Gehri auch für Arik, Charlotte, Julian und Timon Als unser Physikkurs am Anfang des Trimesters begann, lernten wir durch unsere eigene körperliche Leistung die Begriffe Kraft, Arbeit und Leistung und die Einheiten Joule, Newton und Watt kennen. Wir alle rannten Treppen hoch, stoppten Zeiten, versuchten schwere Gegenstände hochzuheben und verglichen dann unsere Leistungen. Wir machten viel, bei dem wir gegen die Anziehungskraft der Erde arbeiteten, z.B. wenn wir mit einem Stock (Hebel) versuchten, einen schweren Gegenstand anzuheben. Immer merkten wir, wenn wir Arbeit sparten, war der Weg länger. In unserem Physikbuch ist eine DVD, auf der viele Versuche als Computeranimationen dargestellt sind. Man kann Veränderungen machen, wie ein anderes Gewicht oder eine andere Höhe nehmen. Die anzuschauen, machte auch Spass. Wir besassen seit September ein Comic «Erneuerbare Energie», in dem wir neben dem Kurs arbeiteten. So wussten wir schon einiges, als wir in der 2. Kursperiode das Thema «Energie» hatten. Dort machten wir ganz lustige Versuche. Eine Brausetablette in einer Filmdose war Raketentreibstoff. Ein Glas Mineralwasser, in das wir eine Handvoll Rosinen warfen, war ein Aquarium, die Rosinen stiegen hoch und runter, ganz langsam, wie Fische. Unser komplett neues Thema, das mehr draussen als drinnen stattfand, war Himmelskunde. Dabei lernten wir ein Buch von Martin Wagenschein kennen. Jeder von uns hatte aus dem Internet einen Ausdruck von seinem Buch: «Die Erde unter den Sternen». Nachruf auf Rigmor Poeschel 10. Juni 1932–4. Oktober 2012 Rigmor Poeschel Frau Poeschel kam früh in Kontakt mit der Reformpädagogik, weil sie einige Jahre als Jugendliche in der Schule war, die Anna Geheeb, die Schwester von Paulus, mit Otto Erdmann und seiner Frau gegründet hatte. Eigentlich kam sie in die Ecole, weil sie nach ihrer Ausbildung als Chemielaborantin ein halbes Jahr Zwischenzeit hatte, bevor sie eine Arbeitsstelle in Kanada antreten wollte. Dieses halbe Jahr gedachte sie auszufüllen, indem sie als Helferin hierher kam und hängen blieb. Sie lernte nämlich in diesem halben Jahr ihren Mann kennen und ging nicht mehr weg. Was sich durch ihr Leben durchzieht, ist Klarheit, Direktheit, die uns nicht immer gepasst hat, und ihre absolute Fürsorge! Ich erlebte das selber: unser Ismael, der zwischen neun und zwölf Jahren immer wieder verunfallte. Da kam ein Telefon eines Nachmittags, er habe ein Loch im Kopf. Bis ich vom Blatti in der Post war, war Ismael gewaschen, seine Jacke auch, er war absolut ruhig und wusste, was auf ihn zukommt und ich bin nur noch bei Herrn Poeschel ins Auto gesessen und mit ihm zum Hausarzt gefahren. Ich musste wirklich nichts tun, als nur mein Kind zum Arzt zu begleiten und zurückzubringen. Ich lernte Frau Poeschel eigentlich erst so richtig nach ihrer Pensionierung kennen und schätzen. Da fing sie zum Beispiel mit über 70 an, Auto fahren zu lernen. Und da, Entscheidungskompetenz war eine andere Stärke bei ihr: Sie hatte sich ein neues Auto gekauft, das war zwei Wochen alt und dann verursachte sie einen Selbstunfall auf der Autobahn. Das Erste, was sie den Menschen fragte, der ihr aus dem Auto half, war: «Habe ich irgendjemanden verletzt?» Was machte sie anderntags? Sie war einen Tag im Spital, verkaufte ihr Auto und kaufte ein GA und fuhr nie mehr selber. Ihr war das Singen in Interlaken im Schlosschor sehr, sehr wichtig. Das gab ihr Lebensenergie, gerade auch dann, als ihr Mann krank geworden war. Das war etwas, das zog sie konsequent durch. Jeden Dienstagabend ging sie in diesen Chor und organisierte, dass jemand bei ihm war und ihn hütete. Ich erlebte sie mit der Demenzerkrankung ihres Mannes offen und direkt. Sie informierte alle Mitmenschen in ihrem Umfeld. Sie erlebte auf einem Seniorenausflug auf dem Schiff, dass jemand Fremdes sagte: «So einen nimmt man doch nicht mit!» Da war sie schlagfertig und antwortete: istUmbau Ihnen jainnur zu wünPhil«Da beim Hohfluh schen, dass Sie diese Krankheit nie bekommen!» Leute Sie war überhaupt sehr kontaktfreudig. Sie erzählte immer wieder von ihren Begegnungen, wenn sie unterwegs gewesen war. Einmal war der Bus voll, die Kindergartenkinder fuhren vom Turnen nach Hause, und sie wusste, ‹ich kann nicht bis zum Brünig stehen›. Da bat sie: «Ihr zwei, ihr habt doch so kleine Hintern, könnt ihr nicht ein bisschen zusammenrutschen, dass ich da auch noch eine kleine Ecke habe, dass ich mich hinsetzen kann?» Und dann plauderte sie mit ihnen, bis sie ausstiegen. Oder, das amüsierte mich besonders: Im Sommer war sie unterwegs nach Interlaken mit ganz viel Asiaten im Abteil. Die knipsten wie wild und dann meinte sie zu den beiden, die bei ihr im Viererabteil sassen: «Jetzt setzen Sie sich doch einmal hin, schauen Sie diese Bergwelt an, Sie können doch nicht dauernd knipsen! Sie haben ja nachher überhaupt keine Ahnung, wo Sie gewesen sind und was Sie gesehen haben. Lassen sie diese Natur auf sich wirken!» Diese beiden Menschen setzten sich hin und begannen zu schauen. Sie war dankbar für jeden Besuch, während der Betreuung ihres Mannes, aber auch nachher, als sie alleine war. Für mich war es etwas ganz Schönes zu erleben, dass sie nie klagte. Sie wollte im Gespräch wie abschätzen, ist es richtig, was ich denke? Eigentlich mag ich nicht mehr, eigentlich brauche ich eine Auszeit. Ist es richtig, dass ich jetzt entscheide, dass mein Mann 2, 3 Wochen in die Klinik geht und ich Ferien machen kann? Sie spürte ganz gut, jetzt habe ich keine Kraft mehr, jetzt muss ich für mich sorgen. Und nachher freute sie sich wieder auf die Aufgabe mit ihm. Was ich auch etwas sehr Schönes an ihr fand, sie sah in den Einschränkungen, die sie in den letzten fünf Jahren erlebte, immer das: «Ich kann ja immer noch ...», und dann zählte sie auf, was sie immer noch kann. Und das fand ich wirklich bemerkenswert. Sie freute sich im letzten Jahr, in dem sie noch lebte, sehr an der Natur, sei das, wenn sie drinnen sass und hinausblickte oder auf dem Balkon draussen, einfach schauen. Und sie sagte mir auch verschiedene Male: «Auch wenn ich öfters allein bin, ich fühle mich nicht allein. Ich habe so Vieles, an das ich denken kann. Meine Welt ist sehr reich.» the January | Januar 2013 Sie las auch gerne bis zum Schluss. Bei meinem zweitletzten Besuch erstaunte sie mich: «Wissen Sie was? Jetzt habe ich doch das gesamte Werk von Charles Dickens und habe gestern festgestellt, ich habe den Roman «Great Expectations» nicht. Ich habe ihn heute bestellt. Das werde ich als Nächstes lesen.» Sie war auch eine begnadete Erzählerin. Wenn sie aus ihrer Kindheit, aus ihrer Jugendzeit erzählte, das war einfach spannend und dann kam immer: «Gell, das haben Sie nicht gewusst?» Sie redete in den letzten Wochen und Monaten abgeklärt, getrost vom Tod. Der hatte für sie nichts Bedrohliches. Sie sprach über ihre Beerdigung, es war ganz klar, wo und wie sie das haben möchte und der Pfarrer berichtete mir einmal: «Ich erlebe das selten, dass jemand so genau darüber spricht, was er will, wenn er einmal nicht mehr da ist.» Wie sie ihre letzte Diagnose bekam, dass sie vielleicht noch zwei Tage, vielleicht noch zwei Monate, vielleicht auch noch zwei Jahre leben werde, fragte der Arzt sie als Erstes: «Was möchten Sie denn noch erleben?» Da äusserte sie spontan: «Meinen 80. Geburtstag, den möchte ich noch mit meinen Kindern und ihren Familien feiern.» Und das war etwas ganz Besonderes. An ihrem Geburtstag hatte sie ein «offenes Haus». Ich ging vorbei, eigentlich wollte ich nur etwas bringen, und da waren ganz viele Menschen in ihrer Stube, zwei ihrer Söhne mit ihren Frauen waren dort, sie servierten allen Kaffee, Kuchen, Tee, und es war ein ganz fröhliches, schönes Beisammensein und am anderen Tag feierte sie mit ihrer Familie im kleinen Kreis. Sie ist für mich ein Vorbild geworden, zum Beispiel im Annehmen dessen, was unvermeidlich ist. Sie ist für mich Vorbild geworden, von ihrem positiven Denken her, und auch Vorbild im ruhigen Abschiednehmen. Wenn ich sie besuchen ging, dann war es ein Geben und Nehmen. Ich bin jedes Mal gestärkt aus diesem Besuch nach Hause zurück an meine Arbeit gegangen. Fränzi Bächtold-Barth People | Leute Births | Geburt Deaths | Todesfälle › 8. November 2012: Eva, Tochter von MarieJosé, ehemals van Gelder H 9|'95–6|'96 und Jasper van der Werff ten Bosch › 23. November 2012: Natalie Lüthi-Peterson MA 4|'49–3|'61, › 18. August 2012: Yael Ilona, Tochter von Isabelle und David Müller-Weber (MA 8|'00–6|'02). 15 › 14. Oktober 2012: Rigmor Poeschel MA 9|'56–6|'95 9|'95–11|'12, Director 4|'61–7|'95 Natalie Lüthi-Peterson † the 16 January | Januar 2013 People Leute the January | Januar 2013 17 26 February 1926 – 23 November 2012 Natalie Lüthi-Peterson died on the 23rd of November, 2012, in her home. Her family was at her side for the last weeks of her life. After many days of struggle she went to sleep and passed away peacefully. Natalie’s life, work, and character are, as we all know, so remarkable and inspiring that no short summary could ever do them justice. It is inconceivable to think of the Ecole without Natalie. Yet that is what we are challenged to do now. Our special sympathy goes out to Armin, Piet, Molly, Chris, Doey, and their families. A ceremony was held at the Ecole on Saturday, December 1st, to remember Natalie together and celebrate her life. Natalie's death occurred only just before the printing of this issue of the Ecolianer. The next issue will be dedicated to an appreciation of Natalie and all that she has given to so many of us, to the Ecole and LPC, and to the world. Come and celebrate LPC's 65th Birthday Thursday 4–Sunday 7 July 2013 at the Ecole d'Humanité Luethi Peterson Camps International turns 65 next summer! While most people retire at that age, LPC has no such plans. On the contrary, there are still 6–7 camps each year and in 2013 we are planning a special event: from 4th–7th July 2013 we will have a reunion or “World Gathering”, bringing together over 100 LPC-ers to celebrate the past, present and future of LPC. Retirement age is a time to stop and admire all that has been created, developed, achieved; an opportunity to come together and celebrate. In LPC terms it’s a chance to remember, to exchange stories, to (re-)discover that there really are other people who know what “Putzpause” means and who can sing the same songs as you, even if you have never met before. It’s a time to share and have fun, while celebrating the unique world that we have in common. Retirement is also when we think about what to do next. “LPC” has retired and from now on, the name of our organisation is “LPC International”. What will the name change mean? What will be different about the “new” organisation? Are we still “international”? What does the future hold? Who knows what ideas might come from our reunion, or which conversations might cause something to change somewhere? Whether you want to see old friends, meet new people, dance those dances you have almost forgotten, share stories about your LPC-experiences, make music or enjoy the beauty of the Hasliberg, you are very welcome to join us and over 100 others for the first weekend in July 2013. If you want to attend, please visit the LPC website at www.luethipetersoncamps.org to find out how to register as a participant. If you have questions – or no access to internet –, feel free to contact Sue Howells on +41-32 968 32 61 or Piet-Hein van der Ploeg on +31-71-5420390. Piet-Hein & Sue LPC Saint Sulpice in Neuchatel from 2009 the 18 People January | Januar 2013 the Leute January | Januar 2013 Neue Mitarbeiter | New Mitarbeiter 2012 Christian Egli K 69–76, MA seit'12 Nach 36 Jahren wieder zurück an der Ecole Am Ende meiner siebenjährigen Schulzeit an der Ecole stand für mich fest: ich möchte einmal einen pädagogischen Beruf ausüben. Vorher aber möchte ich einen Beruf erlernen, die Welt entdecken und erst dann, mit Lebenserfahrung, mich dem Lehrerberuf widmen. So habe ich dann ein Landwirtschaftsstudium absolviert, habe während vier Jahren in einem Entwicklungsprojekt in Bhutan gearbeitet, und anschliessend in einem Öko-Büro Natur- und Landschaftsschutzprojekte bearbeitet. Nach dem Besuch eines Lehrerseminars begann ich an einer Rudolf Steinerschule vor allem naturwissenschaftliche Fächer zu unterrichten. Nach 16 Jahren hat sich nun die Gelegenheit ergeben, dass ich einen Urlaub machen konnte. Endlich war die Gelegenheit da, mir einen Wunsch, den ich schon lange hegte, zu erfüllen, nämlich an der Schule zu mitzuarbeiten, in der ich den wichtigsten Teil meiner Jugend verbracht und so viele Impulse für mein Leben erhalten habe. Es hat geklappt. Seit Sommer unterrichte ich Mathematik und ein Naturwissenschaftsprojekt und führe zusammen mit einer Kollegin eine kleine Ecole-Familie. Vieles ist noch vertraut, vieles ist auch neu und ungewohnt. Das Leben geht auch an der Ecole nicht vorbei. Das soll auch so sein. Betsy Winston & Michel Raab Michel and I decided to move from Coyhaique, Chile to the Hasliberg because we were ready for a change of pace (and seasons). I worked here between 2003 and 2005 as a Math, EFL and Science teacher. I left because I was ready for some more adventure, but I thought I would want to come back some day. Two years ago, I got my Masters in Teaching of Science and then everything fell into place. Luckily, Michel was happy to try something new as well. We love living in the mountains and all the activities that surround the lifestyle, such as climbing, trail-running, biking and skiing. I'm happy to be back and look forward to settling in more as the year goes on.we are excited about our roles in the new Eco-literacy program; we are enjoying getting to know the hiking trails around the Haslital and out into the rest of the Berner Oberland, and we look forward to the coming of Winter and getting our snow legs, learning how to manage everyday life in the snowy alps! We feel very fortunate to join the Ecole community and look forward to establishing ourselves here in the coming years. Marnie & Daniel Davis Wood Although we moved to the Ecole together in August 2012, the experience has been brand new for only one of us and a return to a familiar lifestyle for the other. Marnie spent some time in 2000-01 at the Ecole as a helper and later became a Praktikantin. While studying Education in Melbourne, Australia and Oulu, Finland, and then working in education policy for a state government in Australia, Marnie remained close to the Ecole through her work as a director of Luethi-Peterson Camps. Dan had his first taste of Ecole life visiting the Hasliberg for the LPC Christmas Conference. He was twelve months into a PhD in Melbourne at the time, but, over the following years, the idea of living and working at the Ecole remained appealing and the end of Dan’s studies in July 2012 offered the perfect opportunity for this big lifestyle change for both of us. Having enjoyed a gorgeous first summer on the Hasliberg, we’re now settling in with our teaching duties (EFL for Marnie; English and History for Dan), family life in Haus Sandra, and the many other projects Ecole life gives us the chance to pursue. Having been keen vegetable gardeners at our home in Melbourne, we are excited about our roles in the new Eco-literacy program; we are enjoying getting to know the hiking trails around the Haslital and out into the rest of the Berner Oberland, and we look forward to the coming of Winter and getting our snow legs, learning how to manage everyday life in the snowy alps! We feel very fortunate to join the Ecole community and look forward to establishing ourselves here in the coming years. Gillian Bell Hong Bödeker Thilo Bödeker Marnie Davis Wood Christian Egli Michel Raab Michael Dürst Hello, I am a Praktikant at the Ecole this year. I came to the ecole as a student in 2005 and stayed here for one year. It is a wonderful gift to be able to spend another year here, where I am teaching English and Nonviolence, as well as many afternoon courses that I very much enjoy. Like many others at the moment, I am from Rhode Island, USA. I am a recent college graduate and am enjoying finding my way in the world. . & Nate Wigton Hi, I have come to the Ecole with Gillian; drawn to the school’s commitment to outdoor education. After studying as a marine archaeologist and training as a collegiate distance runner, I come to the school bringing a mixed bag of knowledge and experience. In my free time I have a passion for freediving and spearfishing. Michael Dürst & Carolyne mit Sohn Maron Daniel Davis Wood Gillian Bell Jochen Rettig Nate Wigton 19 Betsy Winston Seit meiner Jugendzeit welche ich als Mitarbeiterkind an der Ecole verbracht hatte war für mich klar, dass ich eines Tages wieder an die Ecole zurückkommen würde. Nun, nach 24 Jahren Abwesenheit ist der Moment der Wahrheit gekommen! Es freut mich sehr, dass wir hier als Familie ankommen durften. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön für den herzlichen Empfang, den uns die Ecole Gemeinschaft bereitet hat!. the 20 January | Januar 2013