Alles im Fluss - Union Investment Real Estate GmbH
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Alles im Fluss - Union Investment Real Estate GmbH
Ausgabe 2/2008 Finanzkrise Neue Strategien sind gefragt Airport-Citys Wenn aus Flughäfen Städte werden Alles im Fluss Der japanische Immobilienmarkt birgt Chancen und Risiken Raum & mehr _3 I n h a lt Eines von Yokohamas Wahrzeichen ist der Landmark Tower. Zur Sache Shoppingcenter: Erhebliche Nebenwirkungen Titel 4 Alles im Fluss Der japanische Immobilienmarkt spürt die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise. Von Monika Walther Märkte 10 Frostiges Klima Die Krise der globalen Finanzmärkte setzt auch Immobilieninvestoren zu. 14 Anflug auf Aerotropolis Flughäfen rüsten sich für die Zukunft. Sie wollen selbst das Reiseziel werden. 16 Interview Professor Rudolf Juchelka. Der Flughafen als Aufenthaltsort? konzepte Warum eigentlich nicht! Singapur 18 Phönix aus der Asche Warum es manchmal besser ist, ein Gebäude abzureißen und neu zu bauen. macht es vor. 22 Für morgen bauen Der Megatrend der Immobilienwirtschaft heißt Nachhaltigkeit. 25 Interview Jerry Yudelson. 26 Sinnliche Bauten In Flagship-Stores gehen Kunden auf Tuchfühlung mit Marken und Produkten. Shoppingcenter liegen in Deutschland nach wie vor im So sind in den meisten untersuchten Städten kaum nennens Trend. Sowohl die Entwickler als auch die international agierenden werte Umsatzsteigerungen infolge von Centeransiedlungen in In Investoren sehen in Deutschland – trotz der insgesamt vergleichs nenstadtlage feststellbar. Wohl aber sind teilweise sehr deutliche weise hohen Verkaufsflächenausstattung – noch beachtliches Po Mietpreisrückgänge und Immobilienwertverluste zu verzeichnen. tenzial für moderne Centerkonzepte. Selbstverständlich sollen die Mittelfristig treten häufig Verschiebungen im innerstädtischen se in städtebaulich integrierten Innenstadtlagen entstehen und Branchenmix zulasten der cityprägenden modischen Sortimente hier zu einer Stärkung und Belebung der urbanen Zentren bei auf, die dann mit entsprechenden Verlagerungen der Passanten- tragen – so verlangen es jedenfalls die bundesweit gültigen Leit und Kundenströme in Richtung Center einhergehen. Naturge linien der nationalen Stadtentwicklung ebenso wie die kommu mäß fallen diese Effekte umso stärker aus, je kleiner die Stadt ist. nalen Genehmigungsinstanzen. Doch wie sieht es in der Praxis Entscheidend ist jedoch vor allem, wie sich das Verhältnis von ge aus? Ist das ursprünglich als „Zentralitätsmaschine für die Zwi planter Ladenanzahl im Shoppingcenter zu Anzahl, Qualität und schenstadt“ konzipierte Shoppingcenter wirklich geeignet, dem räumlicher Verteilung der Ladenlokale in den 1a-Lagen darstellt. hochzentralen Ort Innenstadt noch mehr Anziehungskraft zu Selbst bei einem quantitativ noch ausgeglichenen Verhältnis droht verleihen? das sensible innerstädtische Gleichgewicht schon gefährlich ins In erster Linie nämlich stehen nicht etwa die kränkelnden oder Wanken zu geraten, denn in puncto Management und funktio gar schrumpfenden Städte im Fokus der Developer, sondern vor nale Flächenorganisation ist das Shoppingcenter den traditionellen allem die Erfolg versprechenden umsatzstarken Standorte. Dort Geschäftslagen zweifelsohne weit überlegen. übersteigt die Mieternachfrage das begrenzte, oftmals kleinteilig strukturierte Flächenangebot in den Hauptgeschäftslagen deutlich, die Mieten sind entsprechend hoch und die Vermietungsaussichten portfolio Prime Property Award: der Seewürfel in Zürich. Rubriken 3 Zur Sache Shoppingcenter: Erhebliche Nebenwirkungen. 32 Nachrichten Telekommunikationsanbieter bevor- zugen Citylage, Miet- und Kaufpreisentwicklung, Sustainable Investment Conference, Jahrbuch Energieeffizienz, Immobilienstudium, Hotelinvestments, Studie zu Offenen Immobilienfonds. 34 Impressum/Kontakt Titelbild Designer zeigen ihre Mode im New Yorker Stadtteil Soho. gut. Welche Wirkungen entfaltet dann aber ein Shoppingcenter im 30 Immobilien im Stresstest Risiken zu managen gehört zum Tagesgeschäft Offener Immobilienfonds. Yokohama ist die zweitgrößte Stadt Japans. Sie gehört zum Ballungsgebiet ihrer großen Schwester Tokio. Der Landmark Tower im Stadtteil Minato Mirai 21 ist mit fast 296 Metern das höchste Gebäude des Landes. innerstädtischen Funktionsgefüge, in stadträumlicher, handelsbe trieblicher und immobilienökonomischer Hinsicht? Wann und unter Titelcover: LOOK / age fotostock; drr.net/Munshi Ahmed; PR; laif/The New York Times/Redux; privat Nominiert für den Siehe auch „Miet- und Kaufpreisentwicklung“, Seite 32 welchen Voraussetzungen überwiegen die positiven oder negativen Effekte? Und aus wessen Perspektive eigentlich: aus Sicht des Bür germeisters und der Kommunalpolitiker, die ihre Entscheidungen im Nachhinein immer als Erfolg verkaufen (müssen)? Aus Sicht des Grundeigentümers, der sich um eine angemessene Nachvermietung seines Ladenlokals sorgen muss und noch dafür gescholten wird, dass er nicht in einen neuen Fassadenanstrich investieren will (oder kann)? Oder aber aus Sicht des Konsumenten, der sich zwar über den neuen Multimediamarkt und genügend Parkplätze im Center freut, jedoch darüber ärgert, dass die Auswahl vor allem an Textil geschäften in der Fußgängerzone nach und nach immer dürftiger wird? Fragen, denen wir seit 2006 nachgehen – und auf die unsere noch laufende Studie bereits erste Antworten liefert. Monika Walther ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HafenCity Universität Hamburg. Sie begleitet das seit September 2006 auf über drei Jahre angelegte und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Auswirkungen Innerstädtischer Shopping Center auf die gewachsenen Strukturen der Zentren“. www.hcu-hamburg.de/stadtplanung/projektmanagement Tradition im Schintoschrein und quirliges Leben im Vergnügungspark Odaiba an der Bucht von To- Titel kio prägen gleichermaßen das Bild der japanischen Hauptstadt. In der weltweit größten Metropolregion leben 34,4 Millionen Menschen. Alles im Fluss Deutsche Investoren zeigten zuletzt zunehmendes Interesse am japanischen Immobilienmarkt. Nun aber spürt man auch in Nippon die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise robertharding.com/Panoramic Images/Steve Petsch; Deepol/Marco Bohr Raum & mehr 4_ Chancen für den UniImmo: Global: das Geschäftshaus Solado Harajuku im Einkaufsviertel Takeshita-Dori, Tokio (oben). Der Bezirk Umeda, Osaka (Mitte) und wehende Fahnen zum Knabenfest (unten). Titel Jahrelang suchte man Japan auf der Mental Map deutscher Immobilieninvestoren vergeblich. Aus gutem Grund hatten institutionelle Anleger das Land auf ihrer geistigen Weltkarte zumindest vorübergehend ausgeblendet. Eine schwere Wirtschaftskrise ließ die Immobilienblase Mitte der 1990er-Jahre jäh platzen. Die Preise stürzten ab und erholten sich lange nicht: Gut zehn Jahre lang hielt die „bleierne Zeit“ auf Japans Immobilienmärkten an. Seit knapp drei Jahren nun geht es wieder bergauf. Grund genug auch für deutsche Investoren, das Land von Ikebana und Sushi neu zu entdecken. Angelockt werden die Kapitalanleger vor allem von der guten wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre, aber auch der Innovationskraft des Landes. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt befindet sich in der längsten Aufschwungphase der Nachkriegszeit. Infolge der Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten und pessimistischeren Konjunkturaussichten stellt sich allerdings die Frage, wie es auf dem japanischen Immobilienmarkt weitergehen wird. Denn die Auswirkungen der amerikanischen Immobilien- und Finanzkrise sind auch in Nippon zu spüren, wie Jürgen Maurer von der Bundes agentur für Außenwirtschaft (bfai) aus Tokio berichtet. „In Japan geht die Angst vor einer Stagflation um“, lautet seine Einschätzung. Nun hoffe man darauf, dass der Höhepunkt der internationalen Finanzkrise erreicht sei, weil die japanische Volkswirtschaft dann relativ unbeschadet davongekommen wäre. „Nach dem gegenwärtigen Stand der Informationen haben die Geldhäuser in Japan wenig Appetit auf riskante Papiere entwickelt – im Gegensatz zu den amerikanischen und europäischen Banken“, berichtet Maurer. Dennoch haben die acht großen Bankengruppen Japans für das vergangene Geschäftsjahr 2007 infolge der Subprime-Krise Abschreibungen von mehr als 900 Milliarden Yen (rund 5,6 Milliarden Euro) vornehmen müssen. Insgesamt bescherte die US-Subprime-Krise den weltgrößten Finanz instituten Abschreibungen und Kreditverluste von 468 Milliarden Dollar (300 Milliarden Euro). Japans größte Städte Millionen Menschen in Japan. Davon fast 34,4 Millionen in der Metropolregion Tokio. Japan Osaka Nagoya Tokio B ü r o m a r k t g e w i nnt a n D y n a m i k Yokohama Innerstädtische Büromarktzonen Tokios Bürofläche in den zentralen Stadtbezirken in 1.000 m2 1 Minato-ku 4 5 2 1 3 6.760 2 Chiyoda-ku 6.398 3 Chuo-ku 4.206 4 Shinjuko-ku 2.847 5 Shibuya-ku 1.787 Quelle: DTZ Research, März 2008 mer. Besonders wichtig: Die Unternehmen benötigen eine staatliche Lizenz. Nachholbedarf gibt es auch hinsichtlich der Markttransparenz. „Informationen über Immobilienkäufe sind kaum zu erhalten. Auch die öffentliche Hand stellt keine Marktdaten zur Verfügung“, berichtet Kaneko. Zudem ist der Markt bisher fest in der Hand einiger weniger großer Unternehmen und Projektentwickler, etwa Mitsubishi Estate, die an Tokios Topstandort Marunouchi im Stadtbezirk Chiyoda-ku zu den größten Grundbesitzern gehören. Z i n s n i v e a u i n J a p a n b l e i bt n i e dr i g Auch die Konjunkturabkühlung in vielen westlichen Ländern bekommt Japan zu spüren. „Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten sind bereits gesunken, höhere Materialkosten und ein starker Yen haben die Profitaussichten der Unternehmen verschlechtert“, meint Maurer. Die Kosten für die Kapitalaufnahme blieben indes moderat. „Die Politik der niedrigen Zinsen wird von der Bank of Japan beibehalten.“ Dennoch rechne die Zentralbank für dieses Jahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent. Neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielen das Marktumfeld, die Investitionssicherheit und die Markteintrittsbarrieren für Immobilieninvestoren eine wichtige Rolle. Auf eine neue gesetzliche Beschränkung, die seit April 2008 für in- und ausländische Investoren gilt, weist Yoshiki Kaneko, Chef von DTZ Japan in Tokio, hin. Demnach müssen Investoren, die eine Zweckgesellschaft (SPC) gründen, welche als Käuferin und Eigentümerin der Immobilie fungiert, eine lokale Asset-Management-Gesellschaft als Partner beauftragen. Diese Asset-Management-Gesellschaften übernehmen die Betreuung der Mieter, überwachen Mietverträge und Mietzahlungen, managen die gebäudebezogenen Dienstleistungen und berichten an den Eigentü- Grundsätzlich bestehen für ausländische Immobilieninvestoren keine Beschränkungen beim Kauf von Grund und Boden. Beim Erwerb von Immobilien gilt es allerdings manche Besonderheit des Markts zu beachten. „Im Prinzip kann ein Kaufvertrag direkt mit dem Eigentümer abgeschlossen werden“, erläutert Maurer. Da der Erwerb von Grundeigentum jedoch eine Vielzahl bürokratischer Schritte und Dokumente erfordere, werde in der Regel ein lizenzierter Immobilienmakler zum Kauf hinzugezogen. Sapporo Im Januar 2008 lebten 127,7 In den vergangenen Jahren hat der Immobilienmarkt in Japan wieder an Dynamik gewonnen. „Die Bautätigkeit in den Ballungszentren hat zugenommen“, beschreibt Maurer die Lage. Das Angebot an Büro- und Gewerbeimmobilien sei ebenso wie die Nachfrage deutlich gestiegen. Neben Büro- und Wohngebäuden geht in den Geschäftsbezirken der wichtigsten Wirtschaftsmetropolen Tokio, Osaka, Nagoya und Sapporo die Entwicklung hin zu Multifunktionskomplexen mit Büros, Einzelhandel, Restaurants und zum Teil auch Hotels und Wohnungen. Die Dynamik kommt nicht von ungefähr. „Die von der Regierung unterstützte städtische Entwicklungsplanung spielt eine wichtige Rolle“, erläutert Maurer die Anreizmechanismen. Baurechtliche Bestimmungen für kommerzielle Flächen seien erleichtert worden. Doch sind in Tokio in diesem Jahr erste Bremsspuren feststellbar. Potenzielle Büromieter halten sich mit Entscheidungen zurück, um zu sehen, in welche Richtung sich der Markt entwickelt. Nachdem die Büromieten im vergangenen Jahr aufgrund des relativ geringen Angebots kräftig gestiegen sind, verläuft der Anstieg nun langsamer, wie Jane Murray, Leiterin Research für die Region Asien-Pazifik bei Jones Lang LaSalle (JLL), berichtet. Die kommenden zwölf Monate werden aus ihrer Sicht spannend. Viel hänge jetzt von den Veränderungen der weltwirtschaftlichen Lage ab. „Allerdings sind die Fundamentaldaten auf den asiatischen Immobilienmärkten gut. Das un- Deregulierung der japanischen Wirtschaft nimmt zu Union Investment; robertharding.com/Panoramic Images/Steve Petsch; drr.net/JTB Photo Raum & mehr _7 Drei Regionen an der Ostküste Japans Versuch, die Wirtschaft entsprechend be- ten wirtschaftspolitischen Zielen zählten stellen mehr als 60 Prozent der Bevölke- stimmten Zielvorstellungen zu beeinflus- die Förderung ausländischer Direktinvesti rung und über zwei Drittel der Wirtschafts- sen. Seit den 80er-Jahren tritt diese Poli- tionen, die Vertiefung der wirtschaftlichen leistung, berichtet Frank Robaschik von tik zunehmend zugunsten einer bewussten Integration mit den ostasiatischen Nach- der Bundesagentur für Außenwirtschaft Deregulierung und Privatisierung in den barn, Umweltschutz und Energieeinspa- (bfai). Hierzu zählen Kanto mit der Haupt- Hintergrund“, beschreibt Robaschik die rungen. Generell ist der Staat nur noch in stadt Tokio, die zugleich das wichtigste Politik des Landes. In den 90er-Jahren und wenigen Bereichen unternehmerisch tätig. Finanzzentrum des Landes ist; des Wei- zu Anfang des 21. Jahrhunderts habe die Dazu gehören das Finanzwesen mit staat- teren Kinki mit Osaka sowie Chubu mit der staatliche Unterstützung bei der Sanierung lichen Kreditinstituten und Versicherungen Verwaltungshauptstadt Nagoya, wo To- des Bankensystems und von Unternehmen sowie die Wasserver- und -entsorgung, yota angesiedelt ist. „Japan ist bekannt mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten im der Verkehr, aber auch Aktivitäten im Bil- für seine Industriepolitik, das heißt den Vordergrund gestanden. Zu den wichtigs- dungs- und Gesundheitswesen. Raum & mehr 8_9 terscheidet die Situation von anderen Zyklen in Japan, in denen die Leerstandsraten höher und die Profitabilität der Unternehmen geringer waren“, meint Murray. Wirtschaftsmacht Japan im August war man für den Offenen Immobilienfonds UniImmo: Global – erneut in Tokio – erfolgreich: Im Stadtteil Harajuku, mit seinem Einzelhandelsstandort Takeshita-Dori das Zentrum der japanischen Teenagerkultur und Trendsetter für die globale MangaSzene, wurde für 91 Millionen Euro das Geschäftshaus Solado Harajuku erworben. Die Mietfläche von 1.380 Quadratmetern ist komplett an Fashion- und Food-Händler vermietet. Trotz vereinzelter deutscher Engagements sind es aber immer noch US-Amerikaner und im vergangenen Jahr erstmals Australier, die bei ausländischen Investoren in Japan den Ton angeben. Zu den aktivsten Unternehmen zählen die AIG Group, GE Real Estate und Morgan Stanley. Insgesamt flossen 2007 etwa 2,7 Milliarden Dollar aus dem Ausland auf den japanischen Immobilienmarkt, ermittelten die Analysten von DTZ. Im Jahr zuvor waren es gerade einmal 1,35 Milliarden Dollar. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 4,6 Billiarden Dollar, mehr als einem Zehntel der globalen Wertschöpfung, ist Ja- Hinzu kommt, dass die Japaner nach der letzten Finanz- und Immobilienkrise nicht zu Übertreibungen neigen. In den begehrtesten Lagen, zu denen auch das Wirtschaftszentrum (CBD) von Tokio zählt, kommen nach Angaben von JLL in diesem Jahr nur zwei neue Gebäude auf den Markt. Hierzu gehört der Akasaka Biz Tower mit rund 99.000 Quadratmetern Fläche, der im Januar fertiggestellt wurde und voll vermietet ist. Die Leerstandsrate im CBD ist im Vergleich zum vierten Quartal 2007 leicht von 2,1 auf 3 Prozent gestiegen. Mit einem weiteren spürbaren Anstieg des Leerstands sei 2008 jedoch nicht zu rechnen. Auch in den Tokioter Teilmärkten Otemachi und Marunouchi im Bezirk Chiyoda-ku ergänzt in diesem Jahr nur der Marunouchi Trust Tower das Angebot. Etwa 50.000 Quadratmeter Fläche verteilen sich auf 37 Stockwerke. Entwickelt wird das Gebäude von Mori Trust. Mieter ist Shangri-La Hotels and Resorts. Die Leerstandsquote in Otemachi und Marunouchi ist mit knapp unter 1 Prozent extrem niedrig. An Dynamik hat auch der Wohnimmobilienmarkt gewonnen. Vor allem die Zahl der Eigentumswohnungen ist in den vergangenen drei Jahren gestiegen. Denn die Mieten sind in den zentralen Lagen Tokios inzwischen so hoch, dass viele Erwerbstätige in den Vorstädten leben: Auf mehr als 31 Euro pro Quadratmeter kletterte die Miete für Topobjekte, ermittelte DTZ. Mit dem Kauf eines Wohnimmobilienportfolios in bester Innenstadtlage von Tokio hat auch die Union Investment Real Estate AG ihren Eintritt in den Markt vollzogen. Das Immobilienpaket wurde für den Offenen Immobilienfonds ImmoInvest: Europa von Fleg Future Life Entry Group International erworben, einem am Tokioter Markt etablierten Entwickler von Wohn- und Geschäftshäusern. Der Kaufpreis für ein Bestandsgebäude und fünf weitere im Bau befindliche Wohnobjekte mit rund 140 Wohneinheiten beträgt umgerechnet rund 50,7 Millionen Euro. In diesem Jahr hat Union Investment ihr Engagement in Japan weiter ausgebaut und ein Bürogebäude für den Fonds UniImmo: Global erworben. Das Investitionsvolumen für das elfgeschossige Shiomi pan nach den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Anteil der G8-Staaten an der Weltwirtschaft Angaben für 2005 in Mrd. Dollar 16.442 12.498 übrige Welt USA 4.609 Japan gesamt 44.317 Mrd. Dollar 753 2.792 Deutschland Russland Großbritannien Kanada 1.728 2.127 Italien Frankreich Quelle: Bundesfinanzministerium Koyama Office Building im Tokioter Innenstadtbezirk Koto-ku beträgt rund 130 Millionen Euro. Das 1995 fertiggestellte Grade-A-Gebäude ist vollständig vermietet. „Der Leerstand in diesem Segment beträgt am Nebenstandort Koto-ku zurzeit lediglich 1 Prozent. Damit sind in Koto-ku, wie auch in Zentral-Tokio, faktisch keine freien Büroflächen verfügbar“, sagt Steffen Wolf, Leiter der Niederlassung Singapur der Union Investment Real Estate AG. „Die expansive Strategie sowohl der einheimischen als auch der ausländischen Unternehmen lässt eine weitere Verknappung hochwertiger Büroflächen und damit Ertragssteigerungen bei auslaufenden Mietverträgen erwarten“, prognostiziert Wolf. Vor diesem Hintergrund ist das Interesse der Gesellschaft an Japan nach wie vor hoch. „Wir wollen in diesem Jahr weitere Abschlüsse in Japan, aber auch in Südostasien tätigen“, sagt Wolf. „Vorrang wird die breite Streuung der Investments in der Region haben“, beschreibt er die Ankaufstrategie. Bereits Japans Volkswirtschaft im Überblick Jahr Bruttoinlandsprodukt 1 1,9 2006 Privater 2 Verbrauch 3 Verfügbare 1 Einkommen Inflationsrate (Konsumpreisindex) 1,7 0,3 Arbeitslosen7 quote Kreditzinsen 4 (Prime) 0,1 4,1 1,8 Staats5 verschuldung 149,0 1,5 1,2 0 0,2 3,8 2,4 150,0 2008 6 1,4 – 1,6 0,8 – 1,0 0 1,0 – 1,2 3,8 2,1 148,0 2009 6 1,7 – 2,0 1,0 – 1,5 0,2 0,5 – 1,0 3,7 2,4 145,0 2007 Kein Wunder, dass dieser Ansturm auf die japanischen Immobilienmärkte 2007 zu einem harten Wettbewerb um gute Objekte führte. Die Folgen waren Preissteigerungen und damit sinkende Renditen. Inzwischen ist die Nachfrage nach Immobilien aufgrund der internationalen Finanzkrise leicht gesunken. Banken finanzieren, ähnlich wie in Deutschland, selektiv und prüfen genau, ob eine Immobilie marktgängig ist. „Kredite sind teurer geworden. Die Margen der Banken liegen bis zu 100 Basispunkte höher als im vergangenen Jahr“, sagt Kaneko von DTZ. Die fehlende Liquidität könnte auch Auswirkungen auf die Preisentwicklung haben und zu steigenden Renditen führen. Für Investoren mit Eigenkapital sind das gute Aussichten. Seinen Nimbus hat sich Japan damit auch unter Immobilienanlegern zurückerobert: Land der aufgehenden Sonne. Christiane Harriehausen 2.260 1.108 1) reale Veränderung zum Vorjahr in Prozent 2) nominale Veränderung pro Haushalt und Kalenderjahr 3) Veränderung in Prozent 4) langfristige Kredite, jeweils Januar des Kalenderjahres in Prozent 5) in Prozent des BIP 6) Prognose 7) in Prozent Quelle: bfai, Regierungsangaben, 2008 Das 2006 eröffnete Tokioter National Art Center von Stararchitekt Kisho Kurokawa (oben). Japanisches Kulturdenkmal: die jahrhundertealte Brücke im Garten des Kaiserpalastes in Kioto (unten). laif/Zenit/Jan-Peter Boening; robertharding.com/Panoramic Images/Alvis Upitis G e r i n g e r L e e r s t a nd Titel R a u m & m e h r 1 0 _ 1 1 M ä r k t e Frostiges Klima Die Zukunft der globalen Immobilienmärkte sieht derzeit nicht rosig aus. Investoren passen ihre Strategien an Die europäischen und US-amerikanischen Immobilienmärkte befinden sich in der Sackgasse: Weil die globale Finanzkrise weiter um sich greift, bleiben Investoren misstrauisch. In der Folge fallen die Immobilienpreise auf fast allen Märkten, doch auch dies macht es für Anleger nicht leichter: Von günstigem Fremdkapital können sie nämlich derzeit nur noch träumen. Kein Zweifel: Investoren müssen sich in Zukunft wohl deutlich stärker ins Zeug legen, um Werte zu schaffen. Leicht wird es nicht: Laut der New Yorker Immobilienforschungs- und -beratungsfirma Real Capital Analytics (RCA) brachen die Immobilienumsätze im ersten Quartal 2008 weltweit um 46 Prozent ein. Zwischen Januar und März wurden rund um den Globus Immobilienverkäufe im Volumen von 154 Milliarden Dollar getätigt – fast eine Halbierung dessen, was im gleichen Zeitraum des Vorjahres umgesetzt wurde: Hier summierte sich das Transaktionsvolumen auf 283 Milliarden Dollar. In den USA sorgte noch dazu die Tatsache für Unruhe, dass Eu ropa laut RCA im ersten Quartal Nordamerika den Rang als aktivster Markt für Immobiliengeschäfte ablief. Gleichwohl erscheint dies eher als Pyrrhussieg, inbesondere dann, wenn man berücksichtigt, dass die europäischen Umsätze zwischen Januar und März 2008 um 40 Prozent in den Keller gingen. „Schon als sich im August 2007 die Kreditkrise ausbreitete, war dies das Ende vom Lied”, meint Robert White, Präsident und Gründer von RCA. Doch während die globalen Immobilienmärkte eine große Herausforderung bleiben, gibt es immer noch lohnende Anlageklassen, die man im Auge behalten sollte. So bewahrt sich zum Beispiel London weiterhin seine internationale Anziehungskraft – und das bei fallenden Preisen und steigenden Erträgen, sodass London heute preiswerter ist als noch vor einem Jahr. Laut Tony Horrell, Leiter Capital Markets Europe bei Jones Lang LaSalle (JLL) in London, sind die Erträge in der City of London von 4,5 Prozent im Sommer des vergangenen Jahres inzwischen auf circa 5,75 Prozent gestiegen. Und es werden nach wie vor große Deals abgeschlossen. Im vergangenen Mai zum Beispiel verkaufte British Land das Willis Building – ein Gebäude mit Kultstatus in der City of London – für 400 Millionen Pfund an die Londoner St. Martins Property Group. Der direkt gegenüber dem Lloyd’s Building gelegene Komplex von Stararchitekt Lord Norman Foster bietet insgesamt rund 46.000 Quadratmeter Nutzfläche in zwei aneinandergrenzenden Gebäuden. Ebenfalls im Mai 2008 wurde Londons größtes Messe- und Konferenzzentrum, das ExCeL Exhibition and Conference Centre, für 321 Millionen Pfund an eine britische Tochter der Abu Dhabi Absturz der Umsätze Zwei Quartale dauerte es, dann hinterließ der Schock der Infolge der US-Subprime-Krise hat sich das weltweite Immobilienklima deutlich abgekühlt. Corbis/Arcaid/Natalie Tepper W e i t e r h i n l o h n e n d e A n l a g e zi e l e Auch das zweite Quartal 2008 brachte keine Erholung: Laut RCA stürzten die Immobilienumsätze in Europa im April um 71 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab. Allerdings traf es einige Märkte weniger stark als andere. Während die Umsätze in Belgien, Deutschland, Großbritannien und Irland in den ersten vier Monaten dieses Jahres in Abhängigkeit von der Anlageklasse zwischen 40 Prozent und 70 Prozent fielen, widersetzten sich einige Märkte dem Trend – und das mit überraschenden Ergebnissen. Spanien, die Türkei, Rumänien und Bulgarien gehörten zu den wenigen Ländern, die einen Umsatzanstieg verzeichnen konnten. So stieg die Zahl der Büro-Deals in Spanien während dieses Zeitraums um das Dreifache, wenn auch das Ergebnis durch den Kauf des Boadilladel-Monte-Finanzkomplexes am Stadtrand von Madrid durch Propinvest für mehr als 1,9 Milliarden Euro im Februar leicht verzerrt wird. US-Subprime-Krise seine Spuren in den Statistiken. Im ersten Quartal 2008 brachen die Immobilieninvestitionen weltweit abrupt ein. Besonders hart traf der Absturz die Märkte auf dem amerikanischen Kontinent. Weltweite Immobilieninvestitionen in Mrd. Dollar Asien Europa 149,3 95,2 38,1 I/2007 * Prognose Amerika 144,7 104,6 53,2 II/2007 130,6 84,2 61,1 III/2007 127,3 75,0 72,8 IV/2007 56,0 48,5 48,6 I/2008* Quelle: Real Capital Analytics R a u m & m e h r 1 2 _ 1 3 M ä r k t e Die Krise auf den internationalen Finanz- Punkte auf 49,8 Punkte einbrechen, und reicht: 36 Prozent der britischen Investo- märkten hat die konjunkturelle Großwet- auch der Erwartungsindex deutscher Im- ren erwarten, dass sich das Investitions- terlage in Europa deutlich verschlechtert. mobilienprofis rutschte um 11 Punkte auf klima für heimische Büroimmobilien bis Besonders hart traf es Großbritannien, den allerdings immer noch vergleichs- zum Frühjahr 2009 weiter verschlechtern doch auch Deutschland und Frankreich weise günstigen Wert von 67,4 Punkten. wird. „Der britische Immobilienmarkt hat müssen sich auf ein Tiefdruckgebiet ein- Schlusslicht ist – wie kaum anders zu er- das Vertrauen der Investoren noch nicht stellen. Entsprechend beeinträchtigt zeigt warten – Großbritannien. Hier gab der Er- zurückgewinnen können“, kommentiert sich das Klima für Immobilieninvestiti- wartungsindikator noch einmal um fast Reinhard Kutscher, Vorstandssprecher der onen in den drei größten europäischen 9 Punkte auf 40,6 Punkte nach – tiefster Union Investment Real Estate AG, das Er- Volkswirtschaften. Der von Union Invest- Wert seit Beginn der Erhebung des Im- gebnis. Anders in Deutschland: Hier ma- ment im Frühjahr erhobene Investitions- mobilieninvestitionsklima-Index im Jahr chen sich Preisanpassungen oder Finan- klima-Index sank in Großbritannien signi- 2005. Und die Talsohle ist noch nicht er- zierungsengpässe noch bei Weitem nicht fikant von 65,4 auf nur noch 60,6 Punkte (siehe Grafik Seite 13). Dagegen fielen die Rückgänge in Deutschland und Frank in dem Maße bemerkbar wie in Groß zent der befragten deutschen Investoren Entwicklung seit 2005 in Punkten Deutschland reich mit jeweils etwa 3 Punkten Verlust zum Herbst 2007 vergleichsweise mo- britannien. Entsprechend wollen 43 Pro- Investitionsklima-Index Europa Frankreich Großbritannien Frühjahr 75 70 in diesem Jahr mehr in Immobilien investieren als im Vorjahr. In Frankreich und derat aus. Wesentlich deutlicher aller- 65 in Großbritannien planen dies gerade 25 dings verschlechterten sich die Zukunfts- 60 beziehungsweise 28 Prozent. In diesem erwartungen der befragten Investoren: Frankreichs Immobilieninvestoren ließen den Teilindikator gleich um mehr als 17 55 Herbst werden die großen europäischen 50 2005 2006 2007 Quelle: Union Investment Real Estate AG, Studie „Immobilieninvestitionen in Europa 2008“ 2008 Immobilienanleger erneut nach ihrer Einschätzung zum Investitionsklima befragt. S k a n di n av i e n b l e ib t au f d e m R a da rs c h ir m Auch Skandinavien haben viele Investoren auf dem Radar. Das starke wirtschaftliche Wachstum der Region zeigt, dass diese besser als viele andere europäische Märkte für Krisen gerüstet ist. Laut Horrell von JLL ist insbesondere der Büromarkt im aktuellen Klima eine gute und sichere Investition, denn in Spitzenlagen erwirtschaften Büros heute eine Anfangsrendite von circa 5 Prozent, gegenüber 4,25 Prozent im letzten Jahr. Und selbst in den USA zeigen sich einige ImmobilienAnlageklassen trotz schlechter werdender wirtschaftlicher Bedingungen weniger anfällig als andere, so Frank Liantonio, Leiter des Bereichs US-Capital Transaction Services bei Cushman & Wakefield in New York. „Für Core-Investoren bieten innerstädtische Büromärkte an der Küste, etwa in Los Angeles und San Francisco, solide Investitionsmöglichkeiten. Denn die Perspektiven für Angebot und Nachfrage sind hier gut. Obwohl die Preise zwischen 5 Prozent und 15 Prozent unter denen des Vorjahres liegen, sollten Investoren bedenken, dass der Kaufpreis einem Rabatt auf den Wiederbeschaffungswert gleichkommt“, sagt Liantonio. Auch Seattle gehöre in diese Gruppe, denn sein Büromarkt weise ein stabiles Mietwachstum auf. In Märkten wie Boston und New York können Investoren darüber hinaus den Wert ihrer Büroimmobilien steigern, indem sie diese sanieren und neu positionieren, sodass sie höhere Mieten abwerfen. Laut Liantonio sind auch amerikanische Logistikimmobilien ein guter Kauf, insbesondere in Hafengebieten wie dem nördlichen New Jersey: „Der Bau dieser Immobilien dauert nicht lange, sodass die Bebauung einfach der Nachfrage entsprechend vorangetrieben und auch wieder gestoppt werden kann.“ Obwohl es an der Deal-Front bisher ein zähes Jahr war, zeigt sich eine wachsende Akzeptanz des niedrigeren Preisniveaus. Dazu Liantonio: „Die Preise werden nicht mehr so stark steigen wie früher.“ Trotzdem lassen sich auch immer noch große Geschäfte machen – wenn der Preis angemessen ist. Erst im vergangenen Mai Deutsche Investoren weniger skeptisch Es ist noch nicht allzu lange her, da wurde hiesigen Immobilieninvestoren ihr vermeintlich typisch deutscher Pessimismus vorgehalten. Ein Jahr nach Beginn der Finanzkrise hat sich das Bild gewandelt. Briten und Franzosen sehen skeptischer in die Zukunft als ihre deutschen Nachbarn. Investitionsklima-Index Europa Umfrageergebnis1 in Punkten Trend seit 2007 25 Großbritannien Frankreich Deutschland 50 75 nst ig ve r halt e n ungü g Getrübte Stimmung unter Europas Investoren esearch beim Immobilienberatungsunternehmen DTZ in London, R gibt es in den neuen Märkten wie Prag, Moskau, Kiew und Bukarest noch einige gute Anlagemöglichkeiten. In Bukarest liegen die Spitzenerträge im Einzelhandel heute laut Cushman & Wakefield mit circa 7,5 Prozent genauso hoch wie im letzten Jahr, also in etwa gleichauf mit Moskau und etwas unter den Erträgen in Kiew mit 9 Prozent. „An diesen Märkten gibt es nach wie vor einen gewaltigen Nachholbedarf“, meint Valente. „Allerdings existiert kein Markt losgelöst vom anderen, und bis wir wissen, wie lange die globale Verunsicherung anhält, ist es schwer vorherzusagen, in welchem Maße die Konsumausgaben beeinträchtigt werden.” Im Juni 2008 erwarb die seit Januar 2008 zur Aberdeen-Property-Investors-Gruppe gehörende deutsche Immobilienfondsgesellschaft Degi das Iris Shopping Centre Titan in Bukarest für 140 Millionen Euro. Mit der französischen Supermarktkette Auchan als Hauptmieter besteht das Center aus zwei miteinander verbundenen Immobilien mit einer Bruttomietfläche von circa 48.000 Quadratmetern und 2.000 Parkplätzen. ns t i großen Stil in Deutschland ein. So erwarb der Whitehall Fonds 2007 insgesamt 37 Immobilien für 2,45 Milliarden Euro vom GrundwertFonds des deutschen Immobilienfondsmanagers Degi. Im vergangenen Mai warb Corestate Capital, eine Züricher Immobilienmanagementfirma, 486 Millionen Euro Eigenkapital für ihren Private-Equity-Immobilienfonds Corestate German Residential Limited ein. Der Fonds, der bis 2014 laufen soll, zog das Interesse großer institutioneller Kapitalanleger auf sich, darunter die ING Real Estate Select aus den Niederlanden und die britische Morley Asset Management. Corestate hofft, den Fonds, der direkt und indirekt in Wohnimmobilien in ganz Deutschland investiert, mit einer Fremdkapitalaufnahme von 75 Prozent auf ein Zielinvestitionsvolumen von 2 Milliarden Euro anwachsen zu lassen. Laut Christian Schulte Eistrup, Geschäftsführer bei Corestate Capital, bietet Deutschlands Wohnungssektor „attraktive Preise und gute Chancen, eine ganze Reihe von Mehrfamilienobjekten zu kaufen“. Trotz rückläufiger Konsumausgaben aufgrund der Belastung durch die Finanzkrise sowie steigender Nahrungsmittel- und Benzinpreise sind Investoren keineswegs gezwungen, sich vom Einzelhandelssektor abzuwenden. Laut Joe Valente, Leiter Global gü National Exhibitions Company (Adnec) verkauft. Auch Deutschlands Büroimmobilienmärkte „trotzen“ laut Horrell von JLL der Krise und bieten nach wie vor in jeder Beziehung günstige Gelegenheiten. Laut Cushman & Wakefield liegen die Spitzenerträge für Büros in Berlin genau wie im letzten Jahr bei circa 5,25 Prozent. Ähnliches gilt nach wie vor für Deutschlands Wohnungsmarkt: Im Vergleich zu vielen anderen westeuropäischen Märkten bietet er immer noch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Juni verkaufte Deutschlands größtes Bundesland Nordrhein-Westfalen seine Wohnungsbaugesellschaft, die Landesentwicklungsgesellschaft NRW (LEG), für 3,4 Milliarden Euro an den Whitehall-Immobilienfonds von Goldman Sachs – bundesweit der größte Deal seit Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007. Die mit Fremdkapital unterlegte Transaktion umfasst 93.000 Wohnungen in Städten wie Bonn und Köln. Der Verkauf ist Teil der Strategie von Nordrhein-Westfalen, den Haushalt auszugleichen, indem man sich von öffentlichem Eigentum, darunter auch Immobilien, trennt. Marktbeobachtern zufolge gehörte wohl auch das britische Private-Equity-Unternehmen Terra Firma Capital Partners zu den Bietern. Goldman Sachs und ihr Whitehall-Fonds kaufen schon seit der Markterholung 2006 im 0 100 Großbritannien 60,6 Frankreich 66,4 Deutschland 68,1 1) Befragungszeitraum: 2. Quartal 2008 Quelle: Union Investment Real Estate AG, Studie „Immobilieninvestitionen in Europa 2008“ stimmte der New Yorker Immobilienentwickler Harry Macklowe dem Verkauf des General Motors Buildings und dreier weiterer Wolkenkratzer in Manhattan für 3,95 Milliarden Dollar inklusive Verbindlichkeiten an Boston Properties zu, um überfällige Kredite abzahlen zu können. Bei der Transaktion wurde das GM Building mit fast 3 Milliarden Dollar bewertet und ist damit teuerstes Bürogebäude der Welt. Während der Kauf des GM Buildings im Juni 2008 abgeschlossen wurde, soll laut Boston Properties der Erwerb der anderen Gebäude in 540 Madison Avenue, 125 West 55th Street und des Two Grand Central Tower voraussichtlich bis Ende September abgeschlossen sein. Investoren schließlich, die auf höhere Erträge um die 7 Prozent aus sind, sollten nach Meinung von Steve Collins, Geschäftsführer des Bereichs internationale Kapitalmärkte bei JLL in New York, gezielt Büroimmobilien in den Vorstädten der großen amerikanischen Metropolen wie New York und Boston ins Visier nehmen, da diese Büros höhere Erträge erwirtschaften als New Yorks Spitzenlagen, die gewöhnlich bei einer Anfangsrendite von circa 5,5 Prozent liegen. Europas Immobilieninvestoren aber, dies zeigt die aktuelle Investmentklima-Studie von Union Investment (siehe Kasten), konzentrieren sich vorerst wieder auf ihre jeweils etablierten Kernmärkte. Die Risikofreude, so scheint es, hat ihnen die Subprime-Krise gründlich verdorben. Sara Seddon Kilbinger Stadtzentren der Zukunft: der geplante Berliner Großflughafen BBI (oben) und der Changi Airport in Singapur mit neuem Terminal. R a u m & m e h r 1 4 _ 1 5 M ä r k t e Anflug auf Aerotropolis Flughäfen sind nicht mehr länger nur Zwischenziel für Reisende – Die Stadt der Zukunft hat eine Startbahn in die weite Welt, Einkaufszentren an den Landebahnen, Designerboutiquen zwischen den Terminals, grüne Lounges, Ladenstraßen und Luxusrestaurants. „Aerotropolis“ nennt John D. Kasarda die Städte der Zukunft. Der Professor an der renommierten Kenan-Flagler Business School der Universität North Carolina ist seit Anfang der 90er-Jahre einer der Vordenker der neuen Form des Fliegens und Lebens am Rande der Rollbahn. Der Traum der Aerotropolis-Stadt- Weltweit größte Flughäfen nach Passagieraufkommen Passagiere 2006 in Mio. Rang Stadt (Flughafen) Passagiere 1 Atlanta (ATL) 84,8 2 Chicago (ORD) 77,0 3 London (LHR) 67,5 4 Tokio (HND) 65,8 5 Los Angeles (LAX) 61,0 8 Frankfurt/Main (FRA) 52,8 30 München (MUC) 30,8 82 Düsseldorf (DUS) 16,6 Quelle: ADV Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen, 2007 Europäische Non-Aviation-Umsätze im Vergleich Umsatz 2007 je Passagier in Euro, Passagiere in Mio. Flughafen Passagiere Umsatz München 1 14,4 33,9 London-Heathrow 13,9 67,3 Oslo 12,8 19,0 Manchester 1 12,2 22,0 AdP-Paris 1, 2 12,2 86,4 London-Gatwick 10,4 32,0 Frankfurt/Main 8,9 54,2 Düsseldorf 7,5 17,8 Amsterdam 7,5 47,8 Köln-Bonn 7,1 10,5 1) enthält Umsätze aus in Eigenregie betriebenen EH- und Gastro-Geschäften 2) Umsatz, Passagieraufkommen für Aéroports de Paris (AdP) sind kombiniert Quelle: Geschäftsberichte der Flughäfen, A.T. Kearney entwickler: Der Flughafen soll nicht mehr nur Umsteigeplatz zwischen zwei Terminen oder in den Urlaub sein, sondern das Ziel an sich. Geschäftsreisende sollen essen, schlafen, Besprechungen abhalten, ins Kino gehen, einkaufen, ja sogar Golf spielen können, ohne das Flughafengelände verlassen zu müssen. Und auch all jene, die am Flughafen arbeiten – am Frankfurter Flughafen sind es etwa 60.000 Menschen – sollen städtisches Flair atmen. Vor allem in den USA und in Asien verfolgen die Flughäfen das Aerotropolis-Konzept. Im Hong Kong International Airport Chek Lap Kok können Reisende in mehr als 30 Designerboutiquen einkaufen. Singapurs Changi Airport hat eigene grüne Inseln mit Wasserfällen und Schmetterlingspark geschaffen. Das Wüsten emirat Dubai plant unter dem bescheidenen Namen Dubai World Central die größte Aerotropolis der Welt. Insgesamt 1,2 Millionen Quadratmeter Büro-, Logistik- und Produktionsfläche nebst Wohnungen sollen direkt am Flughafen entstehen. Auch die europäischen Flughäfen sind von dem neuen Stadtkonzept angetan, wenn auch in kleineren Dimensionen. Vor den Terminals entstehen vermehrt Stadtteile, die neben Büros oder Logistikflächen auch Wohnungen, Krankenhäuser und WellnessOasen, Kindergärten, Unterhaltungs- und Freizeiteinrichtungen bieten. Mit den Einnahmen aus Projektentwicklungen und Vermietungen wollen sich die Flughafenbetreiber unabhängiger machen von den schwankenden Erträgen der Luftfahrt. Zum Teil mit Erfolg. Nach Angaben von Peter Rothmann vom Beratungsunternehmen A.T. Kearney macht das von der Luftfahrt unabhängige Geschäft bei einigen Top-Flughäfen mittlerweile mehr als die Hälfte der Umsätze aus. Flughäfen aus der zweiten Reihe kommen auf einen Anteil von 30 bis 40 Prozent. Neben der Immobilienentwicklung und -vermietung gehören zu den sogenannten Non-Aviation-Aktivitäten allerdings auch die Wartung der Flugzeuge und die eigene Gastronomie. Gute Geschäfte mit Immobilien Maßgeblicher Treiber, auf den die Flughäfen setzen, ist das Immobiliengeschäft. Für die Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport ist die Entwicklung und Vermietung mittlerweile sogar Teil des Kerngeschäfts. Die Abteilung Retail & Properties steuerte im vergangenen Jahr immerhin 20 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Beim operativen Ergebnis (Ebit) von 335 Millionen Euro macht der EVS Digitale Medien/Berliner Flughäfen; drr.net/Munshi Ahmed sie wollen in Zukunft das Ziel an sich sein. Zum Arbeiten, Einkaufen, Leben R a u m & m e h r 1 6 _ 1 7 M ä r k t e Geschäftszweig Immobilien mit fast 245 Millionen Euro sogar den Löwenanteil aus. Die Gewinne aus der reinen Luftfahrt nehmen sich mit 45 Millionen Euro dagegen relativ bescheiden aus. Ähnlich sind die Verhältnisse an den anderen deutschen Drehkreuzen wie Düsseldorf oder München. So will zum Beispiel der Düsseldorfer Flughafen in den kommenden Jahren die Hälfte des Gesamtumsatzes mit dem Non-Aviation-Geschäft erzielen. Dazu entstehen in Düsseldorfs Airport-City derzeit Gebäude mit rund 250.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche für Hotels, Büros, ein Hightech-Medizininstitut und ein neues Porsche-Verkaufszentrum. Um einen echten Stadtcharakter zu erzeugen, setzt der Flughafen zudem auf grüne Ruhezonen und Teiche im „Stadtgarten“. „Mit der Airport-City liegen wir weltweit im Trend“, ist sich Flughafenchef Christoph Blume sicher. In München will Rainer Beek als Leiter des Immobilienmanagements der Flughafengesellschaft den Ausbau zur Airport-City vorantreiben. In den kommenden zehn Jahren sollen bis zu 20.000 Quadratmeter Bürofläche entstehen. Der Non-Aviation-Anteil soll dann mindestens 60 Prozent der Umsätze ausmachen. Am neuen Berliner Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) schließlich planen die Entwickler die Airport-City gleich mit ein. Ab 2009 sollen hier Büros, Konferenzcenter, Hallen für Logistikunternehmen, Hotels und Wohnungen entstehen. Investoren können entlang einer zentralen Plaza sechs- bis siebengeschossige Gebäude mit einer Gesamtfläche von bis zu 160.000 zum Jahr 2016 sollen dort Bübei rund 12 Euro. Auch im MünLinks ros und Läden mit insgesamt chener Airport Business Park sind Dubai World Central www.dwc.ae die Mieten nicht mit den besten 700.000 Quadratmetern Fläche Dallas/Fort Worth www.dfwairport.com Innenstadtlagen vergleichbar. entstehen. Im Airrail Center auf John D. Kasarda www.aerotropolis.com/author.html Kein Zweifel, das Konzept dem Dach des ICE-Fernbahnhofs Fraport Airrail Center www.airrail.de funktioniert nicht überall. An der sind derzeit noch einmal 140.000 Fraport Gateway Gardens www.gateway-gardens.de Quadratmeter Büros, Läden, PraZufahrt zum Flughafen in Weeze Singapur Changi Airport www.changiairport.com xen, Restaurants und Hotelzimam Niederrhein etwa prangt zwar mer im Bau. Nun geht die Angst unübersehbar das Schild „Welcome to Airport City“. Doch auf dem ehemaligen Gelände der um, dass etablierte Mieter die neue City attraktiver finden und das britischen Luftwaffe stehen gerade einmal ein Billigflieger vor Stadtzentrum verlassen. Experten wie Juchelka und Rothmann se Air-Force-Baracken und ein modernes Terminalgebäude. Von eihen in der Konkurrenz zwischen dem Flughafen draußen und der ner Stadt am Flughafen ist weit und breit nichts zu sehen. Solche Innenstadt hingegen kein Problem. „Die Flughäfen schaffen sich zum großen Teil ihre eigene Nachfrage, und die geht nicht zuKonzepte haben in den Augen von Projektentwicklern und Inveslasten der Innenstädte“, sagt Rothmann. Auch die notwendige toren langfristig kaum Aussicht auf Erfolg. Für Ursula Schumacher Immobilienkompetenz eignen sich die Flughafengesellschaften von Züblin Development in Düsseldorf ist entscheidend, dass die mehr und mehr selbst an. „Viele Flughäfen haben verstanden, Städte hinter dem Flughafen groß genug sind. Außerdem braudass die Projektentwicklung Bestandteil des Kerngeschäfts ist“, chen die potenziellen Mieter viele Flugverbindungen in alle Welt, zieht Rothmann ein erstes Fazit. und sie schätzen die Nähe zur Innenstadt. „Die Airport-City kann Alexander Heintze nie eine Strategie für jeden Flughafen sein“, warnt A.T.-KearneyExperte Peter Rothmann. Um attraktiv zu sein, brauche man eine kritische Größe. Er sieht die Grenze bei mindestens zehn Millionen Passagieren im Jahr. Die Nähe zur Innenstadt sei eine weitere Voraussetzung. „Ein paar Büros auf die Wiese zu setzen reicht nicht aus“, sagt Rothmann. Quadratmetern realisieren. Derzeit macht der Non-Aviation-Bereich in den Berliner Flughäfen rund 30 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Die Hälfte davon kommt aus dem Immobilienbereich. Der neue Hauptstadtflughafen BBI soll bereits mit einem flugunabhängigen Anteil von 40 Prozent starten. Nach Ansicht von A.T. Kearney bleibt den Flughäfen gar keine Wahl: Sie müssen sich künftig zu Airport-Citys entwickeln, um konkurrenzfähig zu bleiben. Auch Beek in München ist sich sicher, dass der Wettbewerb zwischen den Drehkreuzen am Boden entschieden wird. Europäisches Vorbild und Pionier der Entwicklung hin zur Flughafenstadt ist Amsterdams Airport Schiphol. Einzelhandel, Büros und Freizeitflächen wurden nach und nach ausgebaut. Heute können Reisende nach der Passkontrolle sogar die Meisterwerke niederländischer Künstler in einem eigenen Museum betrachten. Und tatsächlich: Mittlerweile gehört der Standort Schiphol zu den teuersten Büroadressen in den Niederlanden. Die Spitzenmieten für Büros am Flughafen stiegen im vergangenen Jahr auf 350 Euro pro Quadratmeter im Jahr. Damit gehört der Bürostandort Flughafen zu den teuersten in Europa. Auch in Frankfurt stiegen die Spitzenmieten im Flughafenareal unaufhaltsam und könnten durchaus mit der Innenstadt gleichziehen. Doch ist diese Entwicklung keineswegs garantiert. Am Düsseldorfer Flughafen kosten Büros zwischen 8 und 12 Euro pro Quadratmeter und Monat. Die besten Lagen der Innenstadt kommen auf 22 Euro; der Durchschnitt liegt K o n k u rr e n z z u r I n n e n s t a d t ? „Internationale Standortqualität entscheidet“ An den deutschen Flughäfen schießen die Airport-Citys aus dem Boden. Ob das Konzept auf Dauer erfolgreich ist, fragte RAUM & mehr Professor Rudolf Juchelka, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Geographie e. V. RAUM & mehr: Welche? Juchelka: Die ist von Standort zu Standort unterschiedlich. Es gibt Flughäfen, die haben einen sehr hohen Anteil an Geschäftsreisenden. Die Büronutzung könnte man hier wesentlich ausbauen. Bei anderen Flughäfen ist wiederum der Einzelhandel noch sehr schwach ausgebildet. Da könnte man viel mehr tun. Eine Patentlösung gibt es nicht. RAUM & mehr: Kann die AirportCity überall erfolgreich sein? Juchelka: Alle kleinen ehemaligen Regionalflughäfen entwickeln derzeit Airport-City-Konzepte. Das ist ein völlig falscher Ansatz. Sie sollten sich auf die eigenen Stärken und auf eine spezielle Nutzung beschränken. Das mögen in einem Fall Gewerbe- oder Logistikflächen sein, in einem anderen Fall ein touristisches Potenzial für Ferienflieger. RAUM & mehr: An welchen Standorten haben Airport-Citys denn eine Berechtigung? Juchelka: Wir reden hier über internationale Verkehrsflughäfen, die eine entsprechende internationale Standortqualität besitzen und auch für den normalen Verkehr gut erreichbar sind. RAUM & mehr: Können Sie uns einige erfolgreiche Beispiele nennen? Juchelka: Ein sehr gutes Beispiel ist Amsterdam. Die haben mit dem Einzelhandel angefangen, sind aber mittlerweile zu einer riesigen Flughafenstadt mit Hotels und Bürodienstleistern gewachsen, die nichts mit dem Flughafen zu tun haben. Sehr schön sind teilweise auch die Entwicklungen im asiatischen Raum. In Singapur geht man zum Beispiel mittlerweile auf den Flughafen, um sich zu treffen, um Lifestyle zu spüren, aber auch um dort zu arbeiten. RAUM & mehr: Und in Deutschland? Juchelka: Da würde ich im Moment Frankfurt, München und Düsseldorf nennen. In München hat alleine durch die Eröffnung des neuen Flughafens eine ganze Region geboomt. Das ist schon eher eine Airport-Region. Frankfurt hat tolle Pläne, und die passen meines Erachtens hervorragend in die Region, wenn auch die Planung sehr groß angelegt ist. Aber manchmal muss man auch klotzen. Düsseldorf hat aus meiner Sicht mit einer gewissen Bescheidenheit den richtigen Ansatz gewählt. www.geographie.de laif/Hemispheres/Michel Gotin; PR RAUM & mehr: Gibt es ein Erfolgsrezept für eine Airport-City? Rudolf Juchelka: Es gibt für keine Stadt ein sicheres Konzept. Städte entwickeln gerade durch den Mix ihr Charakteristikum. Dieser Mix macht die Stadt als urbanen Raum aus. Genauso ist es bei den Airport-Citys. Wenn ich nur auf Einzelhandel oder Büros oder Hotels setze, ist das Konzept zum Scheitern verurteilt. Sie brauchen eine ausgewogene Struktur. Wenn es auch kein Patentrezept gibt, so sehen die Fachleute doch ein paar Eckpfeiler für den Erfolg. Flughäfen mit einem hohen Anteil an Geschäftsreisenden werden demnach eher mit Hotels, Parkplätzen und Büros ihre Gewinne machen. Deren Mieter sind hauptsächlich Firmen, die am Flughafen arbeiten oder deren Mitarbeiter viel unterwegs sind, Unternehmensberatungen und Firmen mit vielen Außendienstmitarbeitern etwa. Frachtdrehkreuze wie Köln/Bonn, Frankfurt oder Leipzig bemühen sich dagegen um die Ansiedlung von Logistikunternehmen. Diese Cargo-Citys können aber nach den Erfahrungen von Rothmann nur Erfolg haben, wenn man auch Frachtgesellschaften für den Airport begeistern kann. Und auch touristische Erweiterungen können bei einigen Ferienflughäfen funktionieren, glaubt Geographie-Professor Rudolf Juchelka von der Universität Duisburg-Essen. Als dritten Weg versuchen einige Betreiber, den Flughafen selbst zur Stadt zu machen. So ist Frankfurt ganz behutsam auf dem Weg, zu einer echten Aerotropolis zu werden. Mehr als 4 Milliarden Euro sollen allein in die Immobilienprojekte Airrail Center, Gateway Gardens und Mönchhof-Gelände gesteckt werden. Über 60.000 Menschen leben und arbeiten bereits heute in der „Stadt“. Neben Shopping-Erlebniswelten, Büros, Messe- und Ausstellungshallen sollen künftig auch Wellness-, Lifestyle- und Unterhaltungsangebote entstehen. Nicht immer zur Freude der Städte. So ist man in Frankfurts City nicht gerade begeistert, dass nur ein paar Kilometer weiter der neue Flughafen-Stadtteil Gateway Gardens entsteht. Bis Der Frankfurter Flughafen (unten) will bald zur Airport-City werden, in Dubai (oben) ist man schon so weit: Im Luxushotel Grand Hyatt ist kein Zimmer kleiner als 39 Quadratmeter. Raum & mehr 18_19 Ko n z e p t e Phönix aus der Asche Der Bürovermietungsmarkt ist hart umkämpft, und die Nutzer werden immer anspruchsvoller. Statt Bestandsgebäude aufwendig zu sanieren, sind Abriss und Neubau manchmal die wirtschaftlich bessere Alternative der auf Sanierungsprojekte spezialisierte Frankfurter Architekt Peter Bieker, „bedeutet dies zwar viel Fläche pro Etage. Die Nutzung ist aber eingeschränkt, da große Bereiche ohne natürliche Belichtung sind.“ Räume oft zu niedrig Hinzu kommt die Raumhöhe. „Heute möchte man eine lichte Raumhöhe von 2,75 bis 3 Metern haben“, weiß Architekt Engel. Wenn schon das Bestandsgebäude nur 2,75 Meter aufweist, stehen die Planer vor einem unlösbaren Problem. Denn die Anforderungen an die technische Infrastruktur sind stark gewachsen. Für die nötigen Kabel sind neue Doppel- oder Hohlraumböden nötig, und die verkleinern die Raumhöhe zusätzlich. Mit einer weiteren Schwierigkeit sah sich die Düsseldorfer NPC-Gruppe konfrontiert, als sie Ende 2007 das Zürichhaus in Düsseldorf erwarb. Das wurde, wie Fred Schelenz, Geschäftsführer der NPC North Property Consulting, berichtet, 1950 erbaut und 1962 erweitert – wobei die beiden Bauabschnitte unterschiedliche Raumhöhen aufwiesen. Solche Versprünge sind eine denkbar schlechte Voraussetzung, um anspruchsvolle Mieter für die Flächen zu gewinnen. Die Sanierung sei deshalb „keine Option“ gewesen, sagt Geschäftsführerin Nicole Nagel: Selbst bei einer aufwendigen Revitalisierung wäre eine Miete von nicht mehr als 15 bis 17 Euro pro Quadratmeter und Monat zu erzielen gewesen. Jetzt aber bewege man sich auf dem Niveau der Düsseldorfer Spitzenmiete – und die wird von Maklern auf 22,50 Euro beziffert. Hinzu kommt, Vorher: Der von Egon Eiermann entworfene Firmensitz von Hochtief (links) stand zwar seit 1997 unter Denkmalschutz, wurde aber abgerissen. Nachher: Die schlanken Türme des WestendDuo sind energieeffizient. picture-alliance/dpa; fab-pics/Thomas Ott Wenn Gregor Büchner an die Stätte seines einstigen Wirkens zurückkehrt, blickt er auf die neuesten Kollektionen eines Sportartikelherstellers. Denn in der Tauentzienstraße 7 B in Berlins City-West, wo der heutige Direktor Research, Marketing & Strategy von Jones Lang LaSalle (JLL) mithalf, die Geschäfte von Jones Lang Wootton im Nachwende-Berlin in Schwung zu bringen, steht jetzt ein Flagship-Store von Nike. Der damalige Eigen tümer Investa entschied sich Ende der 90er-Jahre, das nicht mehr zeitgemäße Bürogebäude aus den Nachkriegsjahren durch einen Neubau mit einem hohen Einzelhandelsanteil und vier Büro geschossen zu ersetzen – für Büchner eine nachvollziehbare Entscheidung: „Die Nutzung war nicht mehr der erstklassigen Lage angemessen.“ Vor der Frage, wie sie mit ihren in die Jahre gekommenen Bürogebäuden umgehen sollen, stehen zahlreiche Eigentümer – und es werden immer mehr. „Vor allem Bauten aus den 60er- und 70erJahren entsprechen nicht mehr den Anforderungen, die heutige Nutzer an Ausstattung, energetische Qualität und Raumzuschnitt stellen“, sagt Jürgen Engel, Gesellschafter des Frankfurter Architekturbüros KSP Engel und Zimmermann. Gerade Klimaschutz und nachhaltige Bewirtschaftung stellen Eigentümer von Bestandsgebäuden vor neue Herausforderungen (siehe dazu „Klima schützen im Bestand“, Seite 20). Während es früher weniger moderne Bürogebäude gegeben habe, sei die Konkurrenz durch zahlreiche Neubauten mittlerweile so groß geworden, dass alte Immobilien in vielen Fällen „auf dem Mietmarkt nicht mehr platziert werden können“. Das bestätigt Wulf Meinel, Geschäftsführer der Carlyle Group: „Nutzer verlangen durchweg hohe Qualität.“ Diese sei oftmals durch eine Sanierung nicht in gleichem Maß zu realisieren wie mit einem Neubau. Das Unternehmen entschied sich daher, das im vergangenen Jahr erworbene Versatel-Haus in Stuttgart nicht zu sanieren, wenn Telekommunikationsanbieter Versatel im Jahr 2009 auszieht. Das Gebäude wird stattdessen abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt. Nicht nur beim Versatel-Haus stellen dabei Flächenzuschnitt und Raumstruktur die Eigentümer vor besondere Herausforderungen. Bis in die 80er-Jahre hinein wurden Bürogebäude auf klassische Zellenbüros zugeschnitten. Flexible Lösungen mit Großraum- und Kombibüros sind darin nur schwer zu realisieren, da oftmals tragende Wände im Weg stehen und die Raumtiefe entweder zu gering oder zu großzügig ist. „Sind Gebäude sehr tief“, erläutert Raum & mehr 20_21 Ko n z e p t e dass eine Sanierung nicht unbedingt günstiger ist als ein Neubau. „Wenn Sanierungsmaßnahmen vorgenommen werden, die umfangreich in die Gebäudestruktur eingreifen, kann das teurer werden, als wenn das Haus abgerissen und neu gebaut wird“, sagt Architekt Bieker. Damit scheint der Fall klar: Der Abriss ist für Bürogebäude aus den Nachkriegsjahrzehnten die beste Alternative. Doch vor dieser pauschalen Schlussfolgerung warnen die Fachleute. „Man muss sich jedes Mal die Situation im Detail anschauen“, betont Gregor Büchner, JLL-Experte. So mache es zum Beispiel einen Unterschied, ob ein Eigentümer das Objekt günstig eingekauft habe und auch mit einer niedrigen Miete einen ordentlichen Ertrag erwirtschafte oder ob das Gebäude zu einem hohen Wert in den Büchern stehe. „Wenn die Nachfrage so groß ist“, so Carlyle-Geschäftsführer Meinel, „dass für das revitalisierte Objekt genügend preisbewusste Mieter zu finden sind, kann man auch auf einen Abriss verzichten.“ Und Oliver Barth, Leiter der Frankfurter Atisreal-Niederlassung, weist darauf hin, dass ein „richtig gut saniertes Objekt“ eine gleich hohe Miete wie ein Neubau erzielen könne. Besonders zu beachten ist der Aspekt des Bestandsschutzes. „Gerade in den 50er- und 60er-Jahren wurden viele Hochhäuser errichtet, die man heute planungsrechtlich so nicht mehr bauen dürfte“, berichtet Architekt Engel. Wer aber nach einem Abriss nur noch eine deutlich geringere Geschossfläche realisieren darf, wird sich auf jeden Fall für die Sanierung seines Objekts entscheiden. Wie komplex der Umgang mit den in die Jahre gekommenen Bürogebäuden ist, zeigt sich bei der Frage der Autostellplätze. Ein wesentlicher Grund für die NPC-Gruppe, das Zürichhaus in Düsseldorf abzureißen, liegt darin, dass es keine Möglichkeit für eine Tiefgarage bietet, während der Neubau 50 Parkplätze aufweisen wird. Doch es kann auch genau umgekehrt sein: Während die Behörden früher im Zuge der autogerechten Stadtplanung oft großzügig Stellplätze genehmigten, zeigen sie sich heute meist restriktiv – freilich nicht, ohne vielfach eine hohe Ablösesumme für fehlende Stellplätze einzufordern. „Ein Gebäude, das ausreichend Parkplätze hat“, sagt deshalb Atisreal-Fachmann Barth, „wird meist nicht abgerissen.“ Wintergärten ins Gebäude einfügten, um die Belichtungssituation zu verbessern. Bei vielen Bestandsgebäuden jedoch gehen die technischen Herausforderungen viel weiter. Die heutigen Brandschutzvorschriften etwa können es erforderlich machen, ein zusätzliches Treppenhaus anzubauen. Sorgen bereitet zudem oft der schlechte Schallschutz. Und schließlich stellt in vielen Fällen die Tragfähigkeit der Geschossdecken eine Einschränkung für die Nutzung dar. „Früher“, erläutert Peter Bieker, „wurde die Tragfähigkeit auf 200 Kilogramm pro Quadratmeter angelegt, heute werden 500 Kilogramm für Serverschränke und Archive verlangt.“ „Handlungsbedarf“, so Engel, „besteht im Übrigen auch, weil die Behörden Gebäude aus den 50er- bis 80er-Jahren verstärkt unter Denkmalschutz stellen. Eigentümer versuchen deshalb, noch vorher umzuplanen, da sie im Fall des Denkmalschutzes wesentlich eingeschränkter sind.“ Keine Frage also, dass der Umgang mit alten Büroimmobilien in Zukunft ein wichtiges Thema bleiben wird – immerhin, vermutet Engel, „stehen schätzungsweise 60 bis 70 Prozent der Bürogebäude in Deutschland vor dem Problem, wie sie zukunftsfähig gemacht werden sollen“. Christian Hunziker Abr i ss e i n e s D e n k m a l s Und wie sieht es mit dem Denkmalschutz aus? „Auch in diesem Fall ist ein Abriss nicht ausgeschlossen“, weiß Architekt Bieker. Bestes Beispiel dafür ist das WestendDuo in Frankfurt am Main: 2002 setzte Hochtief Projektentwicklung den Abriss ihres Firmensitzes in der Bockenheimer Landstraße durch, obwohl das vom renommierten Architekten Egon Eiermann entworfene Gebäude seit 1997 unter Denkmalschutz stand. „Es wies konstruktive Mängel auf und schottete das Westend ab“, erläutert Jürgen Engel, dessen Büro den Neubau verantwortete. „Zudem war es in seiner Gestalt kein authentischer Eiermann-Bau mehr, und es hatte eine problematische Raumstruktur.“ Das an seiner Stelle entstandene WestendDuo dagegen weist eine größtmögliche Flexibilität und eine effiziente Energieversorgung auf. Allein technische Gründe gaben auch den Ausschlag dafür, dass der Astraturm auf dem Hamburger Bavaria-Gelände fallen musste. Ursprünglich planten KSP Engel und Zimmermann eine Sanierung des Turms. Dann zeigte sich, dass der unter dem Hochhaus verlaufende Entsorgungskanal sanierungsbedürftig war, weshalb sich die DWI Grundbesitz als Bauherrin aus Sicherheitsgründen für einen Neubau entschied. Gleichwohl gibt es Beispiele, in denen die Revitalisierung wirtschaftlich erfolgreich war. Das aus den 70er-Jahren stammende einstige Hochhaus der hessischen Landesbank in Frankfurt, das heute den Namen Garden Towers trägt, genügt nach einer Kernsanierung zeitgemäßen Ansprüchen. Das Problem der Raumstruktur lösten KSP Engel und Zimmermann, indem sie zweigeschossige Die energetische Qualität von Gebäuden ordnung für die einzelnen Bauteile maxima maligen Unilever-Hochhauses in der Ham wird bei der Anmietentscheidung immer le Dämmstandards fest. Ist damit der Abriss burger Innenstadt an. Doch nicht immer wichtiger, gleichzeitig werden die gesetz veralteter Büroimmobilien unumgänglich? lässt sich im Bestand das umsetzen, was der lichen Vorgaben immer strenger. Hamburg Nein, sagen die Fachleute. „Es gibt zumin Umwelt hilft: Der 140 Meter tiefe Brunnen, beispielsweise verpflichtet in seiner im Juli dest bei Gebäuden, die nicht unter Denk dessen Grundwasser das neue WestendDuo 2008 in Kraft getretenen Klimaschutzver malschutz stehen, immer Lösungen, um die in Frankfurt kühlt und heizt, war nur nach ordnung Bauherren, energetische Standards heutigen Energievorschriften einzuhalten“, dem Abriss seines Vorgängers möglich. Car einzuhalten, welche die Vorgaben der Ener sagt Architekt Jürgen Engel. Bei denkmal lyle-Geschäftsführer Wulf Meinel gibt daher gieeinsparverordnung um mehr als 30 Pro geschützten Objekten könne die energe zu bedenken: „Die Nachfrage nach umwelt zent unterschreiten. Sie legt fest, wie viel tische Modernisierung allerdings „sehr gerechten Standards steigt, sie sind in be Heizenergie Gebäude maximal verbrauchen schwierig und aufwendig“ sein. Möglich ist stehenden Gebäuden aber häufig nicht zu dürfen. Dies betrifft nicht nur Neubauten: sie dennoch. Diesen Beweis tritt Union In erreichen.“ Auch bei Komplettsanierungen legt die Ver vestment mit der Revitalisierung des ehe www.klima.hamburg.de picture-alliance/dpa/Ullrich Perrey; KSP-architekten/Carsten Brügmann Klima schützen im Bestand Vorher: Verloren wirkte das Verwaltungsgebäude (oben) auf dem Gelände der ehemaligen Bavaria-St.Pauli-Brauerei in Hamburg vor vier Jahren. Nachher: Heute bietet das Dach des neuen Astraturms einen spektakulären Blick auf die Hansestadt. Raum & mehr 22_23 Ko n z e p t e gap-architekten/Martin Dudeck; Dennis Gilbert; Union Investment (2); Adam Mork Für morgen bauen Der Megatrend der internationalen Immobilienwirtschaft heißt Nachhaltigkeit. Auch in Deutschland gibt es nun ein Gütesiegel für vorausschauendes Bauen Wer hätte das gedacht? Was noch vor wenigen Jahren als bestenfalls lobenswerte, doch wenig Erfolg versprechende Idee einer kleinen Gruppe überzeugter Umweltaktivisten galt, ist heute zum Leitbild der Immobilienbranche geworden. Das Thema Nachhaltigkeit sei „der Megatrend der nächsten Jahrzehnte“, sagt Knut Riesmeier, Geschäftsführer einer der größten institutionellen Immobilienanleger Deutschlands, der Meag Munich Ergo AssetManagement. Auch der Baukonzern Hochtief beobachtet in seinem Kerngeschäftsfeld einen „grundsätzlichen Wandel“ der Kundenanforderungen – und das weltweit: „Insbesondere große und anspruchsvolle Projekte werden künftig nur noch nach Nachhaltigkeitskriterien geplant und realisiert“, lautet die Prognose. Heute erzielen die Essener erst circa 10 Prozent ihrer Leistung mit nachhaltigen Bauvorhaben. 2011 soll der Anteil in Deutschland bei 50 Prozent, in Europa bei mindestens 25 Prozent liegen. Das Kalkül könnte aufgehen, denn die Großen der Branche sind längst eingeschwenkt auf den grünen Kurs. Bei US-Projektentwickler und Global Player Hines etwa werden bereits heute weltweit alle neuen Entwicklungsprojekte so geplant und ausgeführt, dass sie die Prime Property Award 2008 Insgesamt 90 Immobilienprojekte aus 18 europäischen Län- Anforderungen des US-Nachhaltigkeitszertifikats LEED (Leadership in Energy & Environmental Design) oder eines entsprechenden nationalen Siegels erfüllen. „Eine solche Zertifizierung gibt uns bereits im Planungsstadium die Sicherheit, dass die anvisierte Qualität eines Gebäudes bei der Fertigstellung auch umfassend erreicht wird“, begründet Beate Reinartz, Senior Construction Manager bei Hines Immobilien in München, die Bedeutung verbindlicher Gütesiegel aus Sicht eines Developers. Während in den USA und Kanada, in Australien, Großbritannien, Frankreich oder Japan bereits seit Jahren entsprechende Zertifizierungssysteme bestehen, mussten sich interessierte Projektentwickler, Bauunternehmen und Investoren in Deutschland bis zu diesem Sommer gedulden. Erst im vergangenen Juni stellten die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) und das Bundesbauministerium das erste deutsche „Gütesiegel für nachhaltiges Bauen“ vor. Erstaunlich, dass man sich ausgerechnet hierzulande so viel Zeit ließ. Denn ökologisches und energieeffizientes Bauen hat in Deutschland eine lange Tradition: Schon vor 30 Jahren trat die erste „Wärmeschutzverordnung“ in Kraft, heute heißt sie Energieeinsparverordnung und setzt Neubauten strenge Grenzen beim Energieverbrauch. Werner Dorß von der Frankfurter Kanzlei FPS Fritze Paul Seelig, die wie Hines, Hochtief oder Union Investment zu den Gründungsmitgliedern der DGNB gehört, nennt einen Grund, warum Deutschland länger als einige andere Länder auf ein Zertifikat warten musste: „Dies ist gewiss auch eine Folge der komplexen Materie, mit der wir es zu tun haben.“ ren aus, die ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltige Immobilienprojekte in Europa verwirklicht haben. Darunter sind spektakuläre Neubauten, Entwicklungsmaßnahmen im Bestand oder umfassende Gebäudesanierungen. Eine elfköpfige Jury ermittelte die Gewinner in einem mehrstufigen Verfahren. Bekannt gegeben werden die Preisträger des mit 30.000 Euro dotierten Award auf der Expo Real. Gastredner ist der LEED-Experte Jerry Yudelson aus den USA. Preisverleihung: Sustainable Investment Conference 7. Oktober 2008, 10.00 bis 13.00 Uhr Expo Real, München Planning & Partnerships Forum (Halle C3) www.prime-property-award.de das Paul-Wunderlich-Haus in Eberswalde (oben links), das Blue Fin Building, ein Bürogebäude auf der Londoner Bankside (oben rechts), der Shopping Square Meydan dern bewarben sich um den diesjährigen Prime Property Award. Union Investment zeichnet mit dem Award Investo- Fünf Teilnehmer der 13 Projekte umfassenden Shortlist des Prime Property Award 2008: e n e rgi e s p a r e n r e i c h t n i c h t Nachhaltig nämlich darf sich ein Gebäude nicht allein deshalb nennen, weil es besonders wenig Heizenergie verbraucht. Will sich ein Gebäude mit dem Nachhaltigkeitssiegel, einem stilisierten grünen Blatt, schmücken, muss es deutlich mehr zu bieten haben. „Zu den Besonderheiten des deutschen Zertifizierungssystems gehört, dass es auf dem Lebenszyklusgedanken aufbaut“, erklärt Hines-Managerin Reinartz. Neben ökologischen Aspekten des Green Building bezieht das Siegel auch ökonomische und soziokulturelle Themen ein. Die Aussicht auf den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg eines Gebäudes wird von den Zertifizierungsstellen ebenso bewertet wie umweltverträgliche Baustoffe, die Güte der ingenieurtechnischen Bauausführung oder „weiche“ Faktoren wie Behaglichkeit und Raumqualität. „Was nützt der perfekte Bau, wenn sich die Menschen, die in ihm arbeiten oder leben, nicht wohlfühlen, weil sie Fenster nicht öffnen können und sich daher eingesperrt fühlen“, schildert FPS-Anwalt Dorß anschaulich die Nachhaltigkeitsphilosophie. Ähnlich wie bei den internationalen Vorläufern – wie das bereits erwähnte US-Siegel LEED, Istanbul (Mitte links), der Konzertsaal des Alsion im dänischen Sonderborg (Mitte rechts) und die Institutsgebäude auf dem Campus der Fachhochschule in Salzburg (unten). Raum & mehr 24_25 Ko n z e p t e das britische BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) oder das französische HQE (Haute Qualité Environnementale) – gibt es auch das deutsche Siegel in vier Qualitätsstufen: Bestanden, Bronze, Silber und Gold. Als Benchmark dienen die gesetzlich vorgegebenen Standardanforderungen: Je deutlicher sie übertroffen werden, umso edler die Farbe der Medaille. Welche Kriterien Bauherr und Investor erfüllen wollen und welches Siegel sie anstreben, wird im Vorfeld gemeinsam mit den Zertifzierungsstellen festgelegt. Diese prüfen die Einhaltung der Kriterien kontinuierlich während der gesamten Bauphase und halten Abweichungen fest. Nur wenn nachgebessert wird, gibt es das gewünschte Zertifikat. Die erste Zertifizierungsrunde soll noch in diesem Jahr zu Ende gebracht werden. Die ersten Gütesiegel könnten dann im Januar 2009 vergeben werden. Das Bürogebäude Capricorn im Düsseldorfer Medienhafen (oben) bewirbt sich ebenso um den Prime Property Award 2008 Manche Schwäche überwunden Union Investment; Ferit Kuyas wie das Wohn- und Büroquartier Seewürfel in Zürich (unten). Die Jury des Prime Property Award 2008 4 Frank Billand, Mitglied des Vorstands der Union Investment Real Estate AG, Hamburg 4 Holger Bisgaard, Architekt und Leiter der Abteilung Stadtplanung im Ministerium für Umwelt, Kopenhagen 4 Joan Busquets, Architekt und Professor für Stadtplanung, Barcelona 4 Bas van Holten, Mitglied der Geschäftsführung, OVG Projectontwikkeling, Rotterdam 4 Reinhard Kutscher, Vorstandssprecher der Union Investment Real Estate AG, Hamburg 4 Garrie Renucci, Partner bei Gardiner & Theobald, London 4 Andreas Schreurs, Managing Director Hines Europe, London 4 László Szekér, Architekt und Leiter der internationalen Architekturvereinigung UIA, Budapest 4 Werner Sobek, Architekt und Professor am Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren, Stuttgart 4 Jörn Walter, Oberbaudirektor Freie und Hansestadt Hamburg 4 Irene Wiese-von Ofen, Präsidentin a. D. der International Federation for Housing and Planning, Den Haag/Essen „Da es sich um ein freiwilliges Qualitätssiegel handelt, kommt es jetzt entscheidend darauf an, dass sich bedeutende Marktteilnehmer für das DGNB-Zertifikat entscheiden“, sagt Werner Dorß und zeigt sich überzeugt von der Qualität des Siegels auch im internationalen Vergleich. Da es schon zur „zweiten Generation“ der Zertifikate gehöre, überwinde es so manches Defizit, die andere Gütesiegel allein schon aufgrund ihres Alters zeigten. „Überdies können beim deutschen Zertifikat Schwächen in einem Segment nicht durch besondere Stärken in einem anderen Segment kompensiert werden“, lobt der Experte die konsequenten Zielvorgaben. Weil das deutsche Siegel im Unterschied zu allen anderen auch regionale Besonderheiten berücksichtige, sei es weltweit einsetzbar. Mit diesen Voraussetzungen ist es gut möglich, dass Deutschland einen weiteren Exportschlager bekommt. Doch zunächst gilt es, Projektentwickler wie Investoren vom Nutzen des Siegels zu überzeugen. Die Chancen stehen gut. Denn ohne eines der gängigen Zertifikate sind Topobjekte heute kaum mehr am Markt zu platzieren – auch wenn die Baukosten für nachhaltige Objekte um 5 bis 10 Prozent höher liegen als bei konventionellen Gebäuden. „Bei Ankäufen von Premium-Büroobjekten in Toplagen können wir es uns gar nicht leisten, die national jeweils geltenden Zertifizierungsstandards außer Acht zu lassen“, sagt Reinhard Kutscher, Vorstandssprecher der Union Investment Real Estate AG. Auch die Meag, Immobilien-Vermögensverwalter der Münchener-Rück-Gruppe, schaut auf die globale Zertifizierungslandschaft: „Wir werden uns länderspezifisch und vielleicht sogar objektspezifisch für ein Zertifikat entscheiden“, sagt Geschäftsführer Knut Riesmeier und ergänzt: „Wir setzen große Hoffnungen in das DGNB-Zertifikat.“ Welcher Nachhaltigkeitsstandard sich am Ende durchsetzt oder ob es sogar einmal ein europäisches Siegel gibt, ist völlig offen. Sicher hingegen ist: In den Anlagestrategien europäischer Immobilieninvestoren spielt das Thema eine zunehmend wichtige Rolle. Das zeigt unter anderem die im Sommer veröffentlichte repräsentative Union-Investment-Umfrage unter institutionellen Immobilienanlegern aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien: Fast 60 Prozent der Befragten planen, künftig deutlich mehr in nachhaltige Immobilien zu investieren. Anne Wiktorin „Der Durchbruch ist zum Greifen nah“ Ökologisches Bauen ist kein neues Thema. Einer, der sich seit vielen Jahren mit umweltbewusstem Bauen beschäftigt, ist der US-amerikanische Ingenieur und Harvard-Absolvent Jerry Yudelson. Wir fragten ihn nach seiner Einschätzung zur Zukunft nachhaltiger Immobilieninvestitionen RAUM & mehr: Seit 25 Jahren beschäftigen Sie sich mit grünem Bauen. Ist nun endlich der Durchbruch erreicht? Jerry Yudelson: Ja, der Durchbruch ist zum Greifen nah, wenn auch nicht in jedem Land und auch nicht bei allen Typen von Gebäuden und bei jeder Art der Nutzung. Ich gehe aber davon aus, dass sich in den kommenden fünf Jahren Green Buildings zumindest in den entwickelten Märkten als Standard etablieren werden. Denn ein solcher Standard wird nicht zuletzt in zunehmendem Maße auch von der öffentlichen Hand gefordert. Besitzer und Entwickler sollten sich deshalb zum einen selbst zügig informieren und fortbilden. Zum anderen sollten sie auf diesem Weg aber auch ihre Architekten, Ingenieure und Zulieferer mitnehmen. RAUM & mehr: Wird sich das grüne Bauen angesichts der extrem gestiegenen Energiepreise zu einem Selbstläufer entwickeln? Yudelson: Energieverbrauch ist ja nur einer von vielen wichtigen Faktoren in der Nachhaltigkeits gleichung: Dazu gehören genauso die Senkung von Flächen- und Wasserverbrauch, der Schutz von Ressourcen und die Verbesserung von Raum- und Luftqualitäten. Allerdings wird zu Recht erwartet, dass nach dem Ölpreis auch die Strompreise rasant steigen werden. Deshalb bleibt natürlich die Sorge um die künftige Energieversorgung ein bedeutender Antrieb der Nachhaltigkeitsdebatte. Elektrizität ist schließlich die Hauptenergiequelle zum Betreiben gewerblich genutzter Immobilien. Und das trägt gewiss dazu bei, dass besonders hier nach Möglichkeiten gesucht wird, Einsparpotenziale zu heben. Doch über reine Einsparmaßnahmen hinaus zeichnet sich außerdem ein Trend zu Null-Energie-Häusern ab, also zu Gebäuden, die nicht nur über Einsparungen, sondern zudem über den Einsatz von vor Ort nutzbaren regenerativen Energien eine verbesserte NettoEnergiebilanz erreichen. RAUM & mehr: Welches Land hat Ihrer Ansicht nach die Nase vorn beim Thema nachhaltiges Bauen? Yudelson: In Großbritannien gibt es mittlerweile etwa 1.200 zertifizierte Gewerbeimmobilien. Ebenso viele zählt man in den USA. Bezieht man diese Zahl allerdings auf die Gesamtbevölkerung, so erscheint Großbritannien selbstverständlich führend. Doch wenn wir die jährliche Zunahme neu zertifizierter Gewerbeobjekte in den USA als kumuliertes Gesamtergebnis betrachten, so lässt sich dort ein Anstieg von jährlich mehr als 75 Prozent feststellen. Die USA werden sich daher, davon bin ich überzeugt, in den kommenden fünf Jahren als führende Nation bei der Umsetzung nachhaltiger Gebäudekonzepte etablieren. RAUM & mehr: Auch Deutschland hat nun ein Siegel für nachhaltiges Bauen. Halten Sie diese nationalen Zertifizierungssysteme für sinnvoll? Yudelson: Insbesondere für so große Länder wie Deutschland scheint mir ein nationales Zertifizierungssystem durchaus sinnvoll, weil es auf die örtlichen Gegebenheiten und die Interessen nationaler und überregionaler Architekten, Entwicklungs- und Baufirmen ausgerichtet ist. Ich gehe davon aus, dass das künftige deutsche Zertifizierungssystem in seiner Bewertung rigoroser sein wird als sein britisches oder amerikanisches Pendant. Sollten die Deutschen ihre Gebäude so intelligent entwerfen wie ihre Autos, ist davon auszugehen, dass die deutsche Immobilienbranche im weltweiten Vergleich schon bald zur Musterklasse in Sachen Nachhaltigkeit aufsteigen wird. lich eine Fotovoltaikanlage und habe auch Sonnenkollektoren installiert. Außerdem nutzen wir Regenwasser zur Bewässerung der Außenflächen. Und obschon das Haus noch keine zehn Jahre alt ist, habe ich bereits die Fenster ausgetauscht, damit die thermische Isolierung noch besser wird. Außerdem fahre ich einen Wagen mit Hybridantrieb und gehe zu Fuß ins Büro. Interview: Anne Wiktorin RAUM & mehr: In Deutschland gibt es viel Kritik am US-amerikanischen LEED-Standard. Er bleibe, so das Argument, vielfach hinter Standards zurück, die in Deutschland und anderen europäischen Ländern längst gesetzt sind. Was entgegnen Sie auf diese Kritik? Yudelson: Es ist ein Leichtes, Standards zu kritisieren, wenn man sie an hehren Idealen misst. Doch immer noch werden auf den meisten fortentwickelten Märkten Immobilien entworfen, die nicht nachhaltig sind. Die Phase der Kritik sollte deshalb abgeschlossen werden, meine ich. Wichtiger scheint es mir jetzt, sich ans Werk zu machen und wirklich nachhaltige Gebäude und Städte zu bauen. RAUM & mehr: Welches ist Ihr ganz persönliches grünes Lieblingsprojekt? Yudelson: Ich lebe das, was ich propagiere: Mein Haus im Süden Arizonas steht mitten in der Wüste – die Sonne ist dort ein perfekter Energielieferant. Ich betreibe deshalb selbstverständ- Jerry Yudelson ist Berater und war langjähriges Präsidiumsmitglied des U. S. Green Building Council (USGBC). Yudelson lebt in Tucson/Arizona. www.greenbuildconsult.com Raum & mehr 26_27 Ko n z e p t e Im Dezember 2001 eröffnete Prada seinen neuen Flagship-Store in Manhattan (links) und setzte damit ein Zeichen im traumatisierten New York. Ziel nicht nur für Sportfreunde, sondern längst auch für Touristen ist Niketown auf der Berliner Tauentzienstraße (oben). Selbst Mobilfunkbetreiber wie O2 setzen mittlerweile auf begehbare Werbung (unten). Sinnliche Bauten Flagship-Stores sind mehr als nur die Visitenkarte eines Unternehmens: Sie sind Werbung zum Anfassen und Hineingehen. Hier erleben Kunden eine Marke hautnah und werden dazu noch mit allerlei technischen Gimmicks unterhalten laif/The New York Times/Redux/Fred R. Conrad; Saba Laudanna; PR; drr.net/Kenzaburo Fukuhara Raum & mehr 28_29 In New York trifft man sich bei Hugo Boss zum Kaffeetrinken. In Wien ist der Lunch bei Gartengestalter Lederleitner ein Muss. Und in Berlin strömen tagtäglich unzählige Touristen zum Nike-Store, denn der Laden gilt ebenso als Sehenswürdigkeit wie das Brandenburger Tor oder der Reichstag. Die Beispiele ließen sich endlos aneinanderreihen. Jede Metropole kann heute mit sogenannten FlagshipStores – Flaggschiffen der Konsumwelt – aufwarten, die eher Erlebniswelten als Verkaufsfläche sind. „Die Dimension der Flagship-Stores hat sich eindeutig verändert. Ganz bewusst werden heute in die Boutiquen Cafés, Ausstellungen und andere Attraktionen integriert“, sagt Jons Messedat, Leiter des Instituts für Corporate Architecture in Stuttgart. Flagship-Stores haben eine klare Funktion: Sie sollen Emotionen und Sympathien wecken, den Kunden en passant in die Welt der Marke einführen und ihm den Lebensstil, den sie verkörpert, schmackhaft machen. Entsprechend gekonnt wird sie in Szene gesetzt. „FlagshipStores sind letztlich die dreidimensionale Verkörperung einer Marke und damit eine wichtige Form der Werbung“, sagt Messedat. Kurzum: Flagship-Stores sind begehbare Werbung. Und weil es immer schwieriger wird, mit klassischer Werbung die Konsumenten zu erreichen, gewinnen Luxustempel als Marketinginstrument zunehmend an Bedeutung. Denn im Gegensatz zur klassischen Werbung sprechen sie den Konsumenten nicht nur visuell und auditiv an, sondern auch über den Geruchs- und Tastsinn. „Wir werden jeden Tag mit audiovisuellen Reizen überflutet. Das physische Erlebnis hingegen ist ein Kanal, der noch nicht so überlastet ist. Deshalb sind wir darüber empfänglicher“, sagt Frank Roost, Stadtplaner an der Technischen Universität Dortmund und Autor des Buchs „Branding Center“. Genau das ist der Grund, warum sich inzwischen viele Unternehmen die teuren Geschäfte in den besten Lagen der Metropolen leisten. 40 Millionen Dollar investierte beispielsweise Prada in seinen New Yorker Flagship-Store, der im Dezember 2001 in der ehemaligen SohoDependance des Guggenheim-Museum eröffnet wurde. Kein Geringerer als Stararchitekt Rem Koolhaas hat den Laden entworfen, dessen Umkleidekabinen ein besonderes Erlebnis bieten: Hier können sich die Kunden filmen lassen und auf Knopfdruck die unterschiedlichen Kleidungsstücke noch einmal anschauen. „Mit technischen Gimmicks arbeiten mittlerweile fast alle Flagship-Stores“, sagt Roost. Auf eine andere Form des Erlebnisses zielt Adidas ab. In den weltweit rund 60 Flagship-Stores des Sportartikelherstellers wird ein Straßenmarkt inszeniert – als Reminiszenz an jenen Ort, an dem in den 50er- und 60er- Was ist eigentlich ein Flagship-Store? Sein Name ist Programm: Er ist das Flaggschiff, das Vorzeigeobjekt eines Unternehmens – oder seiner Marke(n). Hier will man zeigen, was man kann und was man hat. Und dafür ist nur das Beste gut genug: die beste Lage in den bekanntesten Metropolen, die besten Architekten und Desig ner, die luxuriöseste Ausstattung mit den neuesten technischen Finessen – und dem kompletten Sortiment, direkt und brandneu aus den Werkshallen. Jahren die Sportschuhe und Jacken des Firmengründers Adi Dassler wiederentdeckt wurden. Gerade weil es Adidas in dieser Zeit nur auf Flohmärkten zu kaufen gab, erlangte die Marke Kultstatus. Diesen Mythos greifen die „Original Stores“ auf. Die Produkte liegen auf gro ßen Tischen oder hängen an den Wänden. Es gibt keine Umkleidekabinen und keine festen Einbauten. „Auf einem Flohmarkt kauft und sucht man ganz anders als in einem Laden. Diese Erfahrung wollen wir vermitteln“, sagt Harald Gründl, Partner des Designers Eoos, der das Konzept für Adidas entwickelte. Für Gründl ist die größte Herausforderung, eine Marke auf den Punkt zu bringen. „Nicht jedes Konzept steht jeder Marke gleich gut“, sagt er. D e r k u n d e s o l l e hrf u r c h t s p ü r e n Bewusst hat Eoos bei Adidas auf die für den Großteil der FlagshipStores typischen architektonischen Glorifizierungsstrategien verzichtet. Wer in anderen Flagship-Stores als Kunde den Raum betritt, soll hingegen Ehrfurcht spüren. Von Ralph Lauren ist das Bonmot über seinen Flagship-Store in der Madison Avenue in New York überliefert, das dieses Phänomen treffend zusammenfasst: „Ich habe so viele Menschen beobachtet, die hereinkommen und sichtlich geblendet sind.“ Kein Wunder: Das „Rhinelander Mansion“, in der Ralph Lauren in New York seine Marke präsentiert, ist eines der wenigen Jugendstilhäuser New Yorks. Viele alte Stilelemente sind erhalten. Unter anderem die wuchtige Holztreppe, die Holzvertäfelungen und die Kamine. Die Wände sind mit Kaschmirstoffen bezogen, überall hängen Foto- Berühmte Flagship-Stores Flagship-Store Stadt Adresse Bemerkung Polo Ralph Lauren New York 867 Madison Avenue Der 1986 eröffnete Shop an der edlen Madison Avenue gilt als Mutter aller Flagship-Stores. Berühmt ist sein Interieur, das kunstvoll den Lebensstil wohlhabender Ostküsten-Amerikaner inszeniert. Prada New York 575 Broadway, at Prince St. (Soho) Prada heuerte den Architekten Rem Koolhaas an, um den neuen Shop in der ehemaligen Soho-Dependance des Guggenheim-Museum zu gestalten. Entstanden ist ein Laden, der Standards setzte. Niketown Berlin Tauentzienstraße 7 B 1999 öffnete Niketown in Berlin seine Pforten. Was niemand gedacht hätte: Mittlerweile zählt der Laden an der Tauentzienstraße zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Hermès Tokio 4–1, Ginza 5-chome, Chuo-ku In Japan spielen Flagship-Stores eine besondere Rolle: Sie müssen auch architektonisch ein Zeichen setzen. Für Hermès schuf Architekt Renzo Piano ein Unikat aus 13.000 Glasbausteinen. O2 München Marienplatz 19 Auch Mobilfunkanbieter O2 betreibt in München einen Flagship-Store. Sein Ziel: dem Kunden die neuen Kommunikationstechnologien zu erklären und erstrebenswert zu machen. Quelle: eigene Recherche grafien in edlem Schwarz-Weiß. Hier spürt man das Amerika der Ostküste. Nicht weil Ralph Lauren einer der ersten war, der 1986 einen Vorzeigeladen eröffnete, gilt das Geschäft in der Madison Avenue als Mutter aller Flagship-Stores, sondern weil hier die Ehrfurcht besonders kunstvoll inszeniert wird. Mittlerweile leisten sich nicht mehr nur die großen Modelabels den Luxus Flagship-Store. Der Elektronikkonzern Saturn, der Mobilfunkanbieter O2, die Lebensmittelkette Spar, der Strumpfhersteller Falke, die Kaufhauskette Karstadt, der Fliesenhersteller Bisazza oder der Möbelhersteller ligne roset nutzen Flaggschiff-Immobilien als Marketinginstrument. „Jede Marke wird so physisch und psychisch erlebbar“, sagt Sabine Keggenhoff, Designerin des Falke-Stores in Berlin. Der japanische Lifestylekonzern Muji hat auf der Düsseldorfer Königsallee und im Münchener CityQuartier Fünf Höfe auf dem deutschen Markt Fuß gefasst. „Durch die Läden lernen wir unsere Kunden kennen. Daran, was sie kaufen, erkennen wir, was ihnen gefällt und was sie zum Leben brauchen. Gleichzeitig kommunizieren wir unser Konzept, unsere Gedanken und unsere Ideen“, sagt Akihiro Kamogari, DeutschlandManager von Muji. Doch nicht alles, was sich Flagship-Store nennt, ist auch wirklich ein Vorzeigegeschäft. „Es gibt die echten Flagship-Stores und einfach nur gute Shops, die sich trotzdem Flagship-Store nennen“, sagt Christian Mikunda, Autor des Buchs „Marketing spüren“. Weil der Begriff mittlerweile ein wenig abgegriffen klingt, nennt Prada seine Flagship-Stores schon „Epicenter“, Adidas „Original Store“ und Karstadt „Idealhaus“. Das repräsentiere, sagt Kevin Roche, Ladendesigner bei Karstadt, „eine neue Generation von Warenhäusern“. Vor wenigen Monaten hat das erste „Idealhaus“ in der Limbecker Straße in Essen eröffnet. „Hier geht es nicht mehr darum, wie man den Kunden am geschicktesten durchs Haus führt, sondern wie man die Waren am besten präsentiert.“ Die Flächen wurden neu aufgeteilt, das Storedesign modernisiert. 23 Millionen Euro hat Karstadt investiert. Gerade weil Unternehmen bereit sind, große Summen für Flagship-Stores auszugeben, sind sie weit mehr als reine Marketinginstrumente. Hier wird experimentiert, avantgardistische Interieurs und Exterieurs entstehen. Und nicht umsonst gelten sie heute vielfach als Landmarken der Innenstädte. „Früher waren es die Paläste und Kirchen, die besucht wurden. Heute sind es Hotellobbys, Flagshipund Concept-Stores“, sagt Marketingprofi Mikunda. Und so entbrennt gelegentlich ein Wettstreit um die mutigsten und originellsten Bauten – zum Beispiel in Tokio. Hier haben alle großen Marken Zeichen gesetzt. Renzo Piano baute für Hermès einen Turm aus 13.000 Glasbausteinen. Die Baseler Architekten Herzog & de Meuron errichteten für Prada einen sechsgeschossigen Glaskristall, der von der Presse als „Lichtfest der Sinne“ gefeiert wurde. Armani wiederum trumpft mit einem 20 Millionen Dollar teuren Turm mit einer Fassade aus milchweißem Plexiglas auf. Entworfen hat das Gebäude der italienische Stardesigner Massimiliano Fuksas. Aus dem Stadtbild sind die architektonisch oft einzigartigen Flagship-Stores nicht mehr wegzudenken. Ihr Lebenszyklus indes ist deutlich kürzer als der von anderen Handelsimmobilien – Zeichen ihrer Beständigkeit ist allein der Wandel. Und genau diese Dynamik ist es, die den Reiz der Stores ausmacht – auch und erst recht in Zukunft. Johanna Lutheroth K ONZEPTE In Tokios Stadtteil Ginza steht ein Flagship-Store der Superlative: Für das französische Luxuslabel Hermès schuf Stararchitekt Renzo Piano einen Turm aus 13.000 Glasbausteinen. Raum & mehr 30_31 Portfolio Immobilien im Stresstest Immobiliengesellschaften richten ihre Risikomanagementsysteme neu aus. Für Kapitalanlagegesellschaften verlangt dies das Gesetz. Doch für viele ist das Risikomanagement bereits wesentlicher Bestandteil ihrer Unternehmenssteuerung und Portfoliooptimierung Unter professionellen Immobilieninvestoren gilt die Regel: Die Eckpunkte des „magischen Dreiecks“ aus Risiko, Rendite und Liquidität müssen im rechten Verhältnis zueinander stehen. Die Liquidität ist dabei noch das kleinste Problem. Diese nämlich ist im Immobilienmarkt nach wie vor im Überfluss vorhanden. Dagegen rückt das Verhältnis von Risiko und Rendite immer deutlicher in den Blickpunkt der Investoren. „Hier war bis vor wenigen Jahren die Rendite wesentlicher Anlagemaßstab. Heute sind Renditeaussagen ohne Risikobetrachtung nichts mehr wert“, sagt Andreas Peter von der Unternehmensberatung Dr. Peter & Company in Offenbach. Das Unternehmen berät deutsche Großbanken und Sparkassen, Versicherungen und Asset-Management-Gesellschaften bei der Weiterentwicklung ihrer Risikomanagementsysteme. Bei der Bewertung des Risikos von Immobilieninvestments verlassen sich die Strategen auf harte Daten und Kennzahlen. Alle denkbaren Risiken werden sachlich durchgerechnet. Zum Beispiel: Wie verändert sich die Rendite bei einzelnen Objekten, aber auch im gesamten Portfolio, wenn die Miete sinkt, zugleich aber die Finanzierungskosten steigen? In diese Analysen und Prognosen gehen steigende Verwaltungs- und Betriebskosten ein, aber auch Worstund Best-Case-Szenarien bei Cashflow, Wertentwicklung und Inflation. „Zudem finden Stresstests für wesentliche wertrelevante Risiken statt, indem etwa lang andauernde Leerstände wichtiger Objekte unterstellt und die Folgen für die Fondsrendite berechnet werden“, betont Anne Keilholz von Ernst & Young Real Estate, Expertin für Offene Immobilienfonds. s t ä n d i g e A n a ly s e d e r R i s i k e n Seit jeher steht der Umgang mit spezifischen Immobilienrisiken bei den Offenen Immobilienfonds weit oben auf der Prioritätenliste. Anspruchsvolle Risikomanagementsysteme wurden entwickelt und bereits umgesetzt. Neue Herausforderungen – die sich sowohl aus der Internationalisierung des Geschäfts ergeben wie auch der aktuellen Finanz- und Immobilienkrise geschuldet sind – machen eine noch stärkere Professionalisierung und kontinuierliche Weiterentwicklung der Systeme erforderlich. „Immobilien werden zunehmend in unterschiedlichste steueroptimale gesellschaftsrechtliche Strukturen verpackt“, so Keilholz. „Die Risikomanagementsysteme der Kapitalanlagegesellschaften müssen diesem Umstand Rechnung tragen.“ Unternehmensberater Peter ergänzt: „Die Erweiterung des geografischen Aktionsradius erlaubt zwar eine bessere Diversifizierung der Portfolios, führt meist aber gleichzeitig zu einer erheblichen Veränderung des Risikoprofils.“ So müssen Anleger bei Investitionen außerhalb der Euro-Zone die Wechselkursrisiken beachten, ebenso die unterschiedlichen Regeln und Gepflogenheiten auf den Märkten, die politischen Rahmenbedingungen und alle möglichen anderen Einflussfaktoren. „Deutsche Investoren müssen ihre Risikomanagementsysteme entsprechend aufrüsten, womöglich sogar neu ausrichten“, sagt Andreas Peter. Dass schriftliche Dokumentation und Berichterstattung stimmen, ebenso die internen Organisationsstrukturen für die Aufgabe richtig konzipiert sind, versteht sich von selbst. „Nur dann ist sichergestellt, dass das Zielportfolio regelmäßig definiert und überprüft werden kann und dass bei An- und Verkauf von Objekten und bei der Vermietung der Risikoaspekt ausreichend berücksichtigt wird“, so Frank Hippler, Leiter Risikomanagement bei Deka Immobilien Investment. Auch Fondsanbieter Union Investment verfügt als nationaler wie internationaler Akteur längst freiwillig über ein systematisches Risikomanagement. Denn, erläutert Ulla Ruckpaul, Risikomanagerin bei der Union Investment Real Estate AG: „Durch die Globalisierung der Immobilienaktivitäten der Offenen Immobilienfonds kann sich gerade auch ein Risikopotenzial wegen unzureichender Kenntnis des ausländischen Markts, aber auch wegen rechtlicher und steuerlicher Hindernisse im Ausland ergeben.“ Schon aus diesen naheliegenden Gründen werden Immobilien gesellschaften ihr Risikomanagement aus eigenem Antrieb weiter professionalisieren. Auch der Gesetzgeber hat dazu entsprechende Vorschriften definiert: Für Aktiengesellschaften gilt bereits seit 1998 das „Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmens bereich“ (KonTraG) – also auch für all jene Kapitalgesellschaften (KAGs), die als AGs firmieren. Für die von den KAGs aufgelegten Immobilien-Sondervermögen gilt das KonTraG hingegen nicht. Vielmehr wird das Risikomanagement von Offenen Immobilienfonds seit 2008 im Investmentgesetz § 80 b geregelt. Neu ist das im Grunde allerdings nicht, denn bereits seit der ersten Fassung dieses Gesetzes sind KAGs über die Derivateverordnung verpflichtet, ein geeignetes Risikomanagementsystem für Sondervermögen zu ha- „Die Erweiterung des geografischen ben. Mit der Neufassung reagierte die Bunbeziehungsweise neue Systeme zu installieAktionsradius erlaubt zwar eine bessere desregierung auf die Vertrauenskrise der Ofren. Aus gutem Grund: „Wertanpassungen Diversifizierung der Portfolios, führt meist fenen Immobilienfonds vor gut zwei Jahren, bei Immobilien und Finanzierungsengpässe aber gleichzeitig zu einer erheblichen als hohe Mittelabflüsse durch verunsicherte mit negativen Effekten auf Liquidität und/oder Veränderung des Risikoprofils.“ Anleger zu bewältigen waren und einzelne Rendite könnten schließlich Folgen der Krise Fonds erstmals vorübergehend die Rücknahsein“, warnt Berater Andreas Peter. Andreas Peter, Dr. Peter & Company Unternehmensberatung, Offenbach me der Fondsanteile aussetzten mussten. Die Risiken zu identifizieren ist gut – aber längst neue Norm verpflichtet seitdem auch Offene nicht ausreichend. Im zweiten Schritt gilt es, Immobilienfonds, sicherzustellen, dass alle mit dem Immobiliensie zu bewerten. Zwei simple Beispiele mögen dies verdeutlichen. Beispiel eins: In einem Wohnungsportfolio mit 400 Parteien stehen sondervermögen verbundenen Risiken erkannt, beurteilt, gesteuzwei Wohnungen leer, bei drei Mietern gibt es Probleme mit der reert und überwacht werden. Ausdrücklich nimmt die Regierung mit gelmäßigen Mietzahlung. Beispiel zwei: Ein Gewerbeobjekt hat elf dem neuen Gesetz die Fondsbranche für das Zinsänderungs- und kleinere und einen Hauptmieter. Dieser stellt konkursbedingt seine Ausfallrisiko, das Liquiditäts- und Währungsrisiko sowie sonstige Mietzahlungen ein, eine Anschlussvermietung ist zunächst schwieMarktpreisrisiken in die Pflicht. Gleiches gilt für Risiken, die sich rig. In welchem Beispiel das Risiko für die Portfoliorendite höher aus dem operativen Geschäft ergeben. ist, das sieht auch der Laie auf den ersten Blick. Doch Anlageprofis Damit wurde in eine verbindliche Form gegossen, was bei den betrachten deutlich komplexere Modelle – und brauchen daher zur meisten Immobilienanlagegesellschaften ohnehin zum TagesgeBewertung entsprechend ausgefeilte Methoden. Die Palette reicht schäft gehört: kritische Entwicklungen möglichst rasch zu erkennen, dabei von sogenannten Korrekturverfahren über die Sensitivitätsum vorbeugend oder zeitnah gegensteuern zu können. Das Risiko und Szenarioanalyse bis hin zu Scoring-Modellen und Monte-Carlowachsender Leerstände etwa lässt sich mindern, indem möglichst Simulationen, die auch Wahrscheinlichkeiten einbeziehen. Expertin frühzeitig der Dialog mit dem Mieter gesucht wird – und ihm beiKeilholz: „Die Immobilienbranche arbeitet meist mit der Szenario spielsweise ein attraktives Angebot für eine vorzeitige Vertragsveranalyse. Das setzt voraus, dass die richtigen Faktoren berücksichtigt längerung unterbreitet wird. werden. Dann können Szenarien mit wesentlichen Risikotreibern auch bis ans Ende durchgerechnet werden.“ Üblich ist die Einteiverschiedene Szenarien lung in Standard-, Worst- und Best-Case-Szenario. Wie die KAGs im Detail ihr Risikomanagement ausgestalten, Neben harten Daten wie Leerstand, Instandhaltungskosten, Verdies überlässt der Gesetzgeber den Unternehmen weitgehend zinsung des Restwerts oder Diskontierungssatz finden auch weiche selbst. Schließlich sind Standardlösungen wegen der Komplexität Faktoren Eingang in die Risikobewertung. Das können Lage und und der unterschiedlichen Ausrichtung der Geschäfte bei Offenen Nutzungsart, aber auch eine sich eintrübende Investitionsstimmung Immobilienfonds nicht praktikabel. Gleichwohl gibt es Versuche der als Folge der US-Finanzkrise sein. Deutsche Immobilieninvestoren Vereinheitlichung: Ob gewisse Mindestanforderungen erfüllt werempfinden diese laut einer Umfrage von Union Investment zwar den müssen, damit beschäftigt sich derzeit eine Arbeitsgruppe beim „noch nicht als Gefährdung für die Schönwetterlage“. Doch zeigen BVI Bundesverband Investment und Asset Management e. V. sie vor dem Hintergrund von Subprime andererseits eine steigende Alexander Heintze Bereitschaft, ihre Risikomanagementsysteme weiterzuentwickeln Wer Risiken managen will, muss sie zuvor Risiken erkennen und bewerten identifizieren und strukturieren. Unterschieden Für das Immobilienportfolio gelten … Volkswirtschaftliche Risiken Konjunkturverlauf Arbeitslosigkeit Einkommens- und Kaufkraftentwicklung Änderungen im Zinsniveau Standortrisiken Branchenrisiken Wirtschaftskraft der Gemeinde Angebot und Nachfrage Leerstand in der Gemeinde Nachbarbebauung Infrastruktur Angebot und Nachfrage Baukonjunktur Leerstand Mietpreisverfall Technologische Neuerungen Planung Kosten Termine Qualität Verwertung Flexibilität Drittverwendung Veräußerung dungen und solchen, die sich unmittelbar aus der Immobilie ergeben. Zu den Metarisiken gehört die konjunkturelle Entwicklung ebenso wie etwa die Entwicklung des Flächenleer- Beim Objekt sind zu beachten … Entwicklung wird dabei zwischen übergeordneten Gefähr- Ertragsausfall Mieterbonität Inflation Leerstand Vertrag Bewertung Nutzung Bewirtschaftung Verwaltung Instandhaltung Funktionsfähigkeit Quelle: Nico Brocar, „Risikomanagement von Immobilienportfolios mit besonderer Betrachtung der Risikobewertung“, Dipl.-Arbeit 2007 Wertänderung Kosten Standort Bausubstanz stands im jeweiligen Markt. Objektbezogene Risiken ergeben sich während des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie: von der Planung über die Nutzung bis zum Wiederverkauf. Auf der diesjährigen Expo Real steht das Thema Nachhaltigkeit Raum & mehr 32_33 Nachrichten auf dem Programm. Konzepte und Praxisbeispiele energetischer Sanierung Telekommunikationsanbieter mieten Läden in bester Citylage 4 Die Telekommunikation ist in den letzten zehn Jahren tungsunternehmen Kemper’s Jones Lang LaSalle hat das Te- eine der expansivsten Branchen bei der Anmietung von Ein- lekommunikationsangebot in den 25 wichtigsten deutschen 4 Was hat die Immobilienwirtschaft von der Europä- zelhandelsflächen in Innenstadtlagen geworden. Das auf Einkaufsstraßen untersucht. Noch im Jahr 1998 spielte der ischen Union in Sachen Energieeffizienz zu erwarten? Einzelhandelsimmobilien spezialisierte Immobilienbera- Mobilfunk in Deutschlands 1a-Lagen praktisch keine Rol- Rechnet sich das Sieben-Liter-Haus für Wohnungsunter- le. Bis 2004 stieg der Anteil der an Telekommunikations- nehmen? Wie lassen sich Gebäude auch im laufenden Be- anbieter vermieteten Ladenlokale bereits auf 4,4 Prozent. trieb energetisch sanieren? Und welche Vorteile hat das Durchschnitt rund sechs Mobilfunkanbieter. Besonders bei Konferenz macht nachhaltiges Investieren zum Thema kleinen Ladenlokalen mit 50 bis 100 Quadratmetern Ver- 4 Wie setzen Immobilieninvestoren aus Europa und den Wirtschaft finden sich in dem Sammelband Beiträge vie- kaufsfläche ist die Branche die wichtigste Mietergruppe. USA Nachhaltigkeitskriterien strategisch um? Antworten ler Experten aus dem Bereich der Energie- und Gebäude- Die Standorte befinden sich fast ausnahmslos in besten In- gibt die Sustainable Investment Conference, die erstmals technik. Dabei überzeugt das Jahrbuch nicht allein durch nenstadt- oder sehr gut besuchten Stadtteillagen. Stark auf der Münchener Gewerbeimmobilienmesse Expo Real seine Fülle an Zahlen, Daten nachgefragt werden auch Flächen in Shoppingcentern. Mit stattfindet. Fondsgesellschaften wie die britische Igloo Re- und Fakten zum Thema En- einem Anteil von mehr als 10 Prozent der jeweils verfüg- generation und die Hamburger Union Investment Real ergieeffizienz. Bestechend baren Läden sind die Mobilfunkanbieter auf dem Dortmun- Estate AG sowie Projektentwickler Icade aus Frankreich, ist insbesondere die Vielzahl der Westenhellweg, der Limbecker Straße in Essen und der OVG Projectonwikkeling aus den Niederlanden und Ham- der Beispiele aus der Praxis Breiten Gasse in Nürnberg vertreten. Gering ausgeprägt ist merson aus Großbritannien berichten, wie sich nachhal- von Planern, Investoren und der Anteil mit unter 5 Prozent auf den Mannheimer Plan- tige Investments rechnen. Special Guest ist der LEED-Ex- Nutzern. ken und der Petersstraße in Leipzig. Kemper’s Jones Lang perte Jerry Yudelson, der das US-Zertifikat für nachhaltige Jürgen Pöschk (Hrsg.), LaSalle erwartet, dass Unternehmen auch im zweiten Halb- Immobilien maßgeblich mit entwickelte. Energieeffizienz in jahr 2008 zu den wichtigsten Nachfragern von Einzelhan- Sustainable Investment Conference, Expo Real, Gebäuden. Jahrbuch delsflächen in den deutschen Innenstädten gehören wer- am 7. Oktober 2008, 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr, Planning 2008, Berlin 2008, In den 25 wichtigsten deutschen Einkaufsmeilen finden sich im den. Im ersten Halbjahr 2008 gingen 8 Prozent der vermie- & Partnerships Forum, Halle C3 ISBN: 978-3936062045 Durchschnitt rund sechs Telekommunikationsanbieter. teten Einzelhandelsflächen an die Branche. Weitere fünf Jahre später liegt er bei 7,6 Prozent. In den 25 wichtigsten deutschen Einkaufsmeilen finden sich im Energie-Contracting? Fragen, auf die das aktuelle Jahrbuch „Energieeffizienz in Gebäuden“ umfassende Antworten gibt. Neben Autorenbeiträgen aus Politik und Masterstudiengang für Immobilienprofis Miet- und Kaufpreisentwicklung 4 Noch vor 15 Jahren suchten Interessierte einen immo- Wie Shoppingcenter in Innenstädten wirken Ladenmiete in 1a-Citylage in Euro/m /Monat 1 4 Innerstädtische Shoppingcenter wirken sich negativ auf die 80 2 Städte mit Shoppingcenter Städte ohne Shoppingcenter An der Universität bilienwirtschaftlichen Studiengang an einer deutschen Regensburg stu- Universität vergeblich. Das hat sich geändert: Heute zählt diert die deutsche Entwicklung der Ladenmieten und Kaufpreise für Geschäfts- 75 häuser in den gewachsenen Einkaufslagen aus. Dies zeigt 70 lor-Studiengänge mit immobilienökonomischen Inhalten. eine Studie der HafenCity Universität Hamburg, in der die 65 Keimzelle der universitären Ausbildung war der Lehrstuhl Miet- und Wertentwicklung von Einzelhandelsflächen in 15 60 Es zeigt sich, dass die Spitzenmiete in Städten mit InnenstadtCenter gegenüber 1996 im Mittel um 11 Prozent gesunken ist, in Einzelfällen wie in Karlsruhe sogar um 23 Prozent. Dramatisch sanken die Immobilienwerte für innerstädtische Geschäftshäuser: In den um ein Center ergänzten Innenstädten büßten Handelsimmobilien fast 20 Prozent ihrer durchschnittlichen Verkehrswerte vor Ansiedlung der neuen Magneten ein, in Karlsruhe sogar mehr als 30 Prozent. Siehe auch „Zur Sache“ von Monika Walther, Seite 3 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 1) Ladenlokale größer als 100 m2 Wert-Index, 1996 = 100 110 Städte mit Shoppingcenter Städte ohne Shoppingcenter 100 90 80 70 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Basis: 15 Städte mit und 27 Städte ohne Shoppingcenter 2006 2007 Quelle: HCU Hamburg ecopix/Eckel; PR/Andi Schmid; picture-alliance/dpa/Armin Weigel Städten mit und 27 Städten ohne Center untersucht wurden. Immobilienelite. die Gesellschaft für Immobilienforschung (gif) 20 Bache- für Immobilienökonomie an der European Business School (EBS) in Oestrich-Winkel. Im vergangenen Jahr wechselte das Institut unter dem neuem Namen Irebs Institut für Immobilienwirtschaft an die Universität Regensburg. Neben dem Bachelor-Studiengang bietet das Irebs zum Wintersemester 2008/09 auch den Studiengang „Master of Science in Real Estate“ an. Die ersten 66 Studierenden starten im Oktober ihr auf vier Semester angelegtes Programm mit den Schwerpunkten „Investment & Finance“, „Development & Management“ sowie „Real Estate & Regional Economics“. Kontakt: [email protected] Torre Diagonal Litoral, Barcelona Raum & mehr 34_35 Nachrichten Das Nachbargebäude, der Torre Diagonal Mar, zählt schon seit Dezember 2004 zum Immobilienbestand der Union Investment Real Estate AG. Nun gehört auch der Torre Diagonal Litoral zum Porfolio. Im Juni 2008 wurde das vier Jahre alte, 13-geschossige Gebäude mit 18.500 Quadratmetern voll vermieteter Bürofläche für den institutionellen Immobilienfonds Immo-Invest: Europa angekauft. Hotels in Deutschland bleiben für Investoren interessant 4 Unter der weltweiten Finanzkrise jahr 2008 nur noch Objekte im Wert weiligen regionalen Hotelmärkten. leidet auch der Markt für Hotelinvest- von 13,9 Milliarden Dollar ihre Besit- Die größte Skepsis zeigen Investo- ments. So wechselten im ersten Halb- zer. Im Einjahresvergleich entspricht ren gegenüber dem amerikanischen dies einem Rückgang von 76 Prozent, Markt, optimistischer sind sie in Asien so die aktuelle Studie „Hotel Investor und Europa. Auch Deutschland zählt Sentiment Survey“ von Jones Lang zu den bevorzugten Investmentstand- LaSalle (JLL). Auch in der zweiten orten. Auf „Kaufen“ steht zum Bei- Hälfte des Jahres 2008 werde sich die spiel die Investoren-Ampel in Ham- Zurückhaltung der Investoren nicht burg und München. An Angeboten legen, prognostizieren die Analysten. dürfte es nicht mangeln: Nach einer Durchaus differenziert bewerten sie Studie der auf Hotellerie spezialisier- dabei die Situation auf den je- ten Beratungsgesellschaft Horeal aus Berlin werden demnächst fast 2.000 25hours heißt die Hotelidee, die den Hotels – 13 Prozent des deutschen Be- Geschmack junger Gäste treffen soll. stands – zum Verkauf stehen. Fürstenhof, Frankfurt am Main Das repräsentative Premiumbürogebäude in Toplage erwarb Union Investment im Juli 2008 für den Offenen Immobilienfonds UniImmo: Deutschland. Direkt im Frankfurter Bankenviertel zwischen Gallusanlage und Kaiserstraße umfasst der 1900 erbaute Fürstenhof über 18.000 Quadratmeter moderne und voll vermietete Nutzfläche. Offene Immobilienfonds senken die Risiken im Portfolio 4 Wenn die Aktienmärkte kriseln, entfalten Offene Im- und verbessern damit die sogenannte Diversifikation. Dar- mobilienfonds ihre Stärken. Zu diesem Schluss kommt ein unter verstehen Experten die Streuung und Mischung der Wissenschaftlerteam um Professor Lutz Johanning, Lei- einzelnen Anlageklassen. Bärbel Schomberg, Mitglied im ter des Lehrstuhls für Empirische Kapitalmarktforschung Vorstand des BVI, sagt: „Das Ergebnis unserer Studie zeigt an der WHU Otto Beisheim School of Management, und deutlich, dass Offene Immobilienfonds für eine erfolg- Professor Bernd Rudolph, Vorstand des Instituts für Kapi- reiche Asset Allocation unverzichtbar sind.“ Ziel der Un- talmarktforschung und Finanzierung an der Ludwig-Ma- tersuchung war es, die unter Rendite-Risiko-Gesichtspunk- ximilians-Universität München. Offene Immobilienfonds, ten bestmöglichen Anteile Offener Immobilienfonds in so das Ergebnis der Studie im Auftrag des BVI Bundesver- privaten und institutionellen Portfolios zu bestimmen. Da- band Investment und Asset Management e. V., steigern bei zeigte sich, dass Immobilienfonds die Risiken von Port- in den Portfolios privater und institutioneller Investoren folios vor allem deshalb effizient senken können, weil sie nicht nur die Rendite. Sie reduzieren zudem das Risiko kaum mit anderen Anlageklassen korrelieren. Ko n ta k t RAUM & mehr Das Immobilienmagazin der Union Investment Real Estate AG Chefredaktion Elke Hildebrandt, PR- und Redaktionsbüro Anne Wiktorin, Facts & Figures Herausgeber Union Investment Real Estate AG Caffamacherreihe 8, D-20355 Hamburg Art-Direktion Frauke Backer/backerdesign.com Chef vom Dienst Heiko Hamann Verantwortlich für den Inhalt Fabian Hellbusch (Leiter Immobilien Marketing und Kommunikation der Union Investment Real Estate AG) Bildredaktion José Blanco (Ltg.), Veit Hengst Infografik Jens Storkan Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder. Litho Stephan Müller-Siemens E-Mail an die Redaktion [email protected] Verlagsleitung Frank Parlow Verlag Facts & Figures GmbH (ein Unternehmen der Financial Times Deutschland) Stubbenhuk 3, D-20459 Hamburg Telefon: +49 (40) 319 90-622 E-Mail: [email protected] Druck Druckhaus Berlin-Mitte GmbH, Schützenstraße 18, D-10117 Berlin RAUM & mehr erscheint halbjährlich im 13. Jahrgang in deutscher und englischer Sprache. Aktuelle Auflage: 24.000 Exemplare Union Investment Real Estate AG, Caffamacherreihe 8 , D-20355 Hamburg Telefon: +49 (40) 349 19-0 Fax: +49 (40) 349 19-191 E-Mail: [email protected] Asset Management - Deutschland Tel.: -171 - Core Markets Tel.: -172 - Emerging Markets Tel.: -439 - Asia Pacific Tel.: -224 - Shopping Center Tel.: -187 - Hotel Gruppe Tel.: -465 Projektmanagement Tel.: -251 Vermietung Tel.: -478 Marketing und Kommunikation/ Pressestelle Tel.: -160 oder -139 www.union-investment.de + + + D i e n ä c h s t e R A U M & m e h r- A u s g a b e e r s c h e i n t i m M ä r z 2 0 0 9 + + + PR; Union Investment (3) I m pr e ss u m Woodland Pointe, Herndon/Virginia Von hier aus steuert Volkswagen sein USA-Geschäft: Der deutsche Autobauer sicherte sich das erst im Januar 2008 fertiggestellte Gebäude mit rund 17.200 Quadratmetern Bürofläche für eine Mietlaufzeit von 15 Jahren. Im Juni 2008 erwarb Union Investment die weithin sichtbare „ClassA“-Immobilie mitten in der Metropolregion Baltimore-Washington für den Offenen Immobilienfonds UniImmo: Global. Wir eröffnen neue Perspektiven. Für gemeinsamen Erfolg. Nur wer bereit ist, Dinge auch mal anders zu sehen, kann neue Perspektiven entdecken. Ein Prinzip, dem wir seit jeher folgen und das uns zu einem der führenden europäischen ImmobilienInvestment-Manager gemacht hat. Mit mehr als 40 Jahren Immobilien-Know-how agieren wir souverän auf den globalen Märkten und haben dabei stets die volle Wertschöpfung im Blick. Beleg hierfür ist unser exklusives Portfolio von 185 Qualitätsimmobilien in 22 Ländern weltweit. Darunter ausgezeichnete Werke und sogar ein echter Rembrandt: der „Rembrandt-Tower“ in Amsterdam. Ein wahres Meisterwerk moderner Baukunst und höchster Eleganz. Für die Zukunft haben wir noch Einiges vor. Mit innovativen Produkten und strategischen Partnerschaften wollen wir neue Märkte erschließen. Schaffen wir gemeinsam bleibende Werte! Schließlich ist Erfolg erst richtig schön, wenn man ihn teilt. www.union-investment.de Stand B2.142 Bitte senden Sie RAUM & mehr regelmäßig und kostenfrei an meine unten stehende Adresse $ Ich bin bereits RAUM & mehr-Leser, aber meine Anschrift hat sich geändert. Bitte senden Sie RAUM & mehr künftig an diese Adresse Titel Torre Diagonal Litoral, Barcelona $ Ich bin ein neuer RAUM & mehr-Leser. Bitte freimachen Vorname Nachname Funktion Rückantwort Ausgabe 2/2008 Telefon Union Investment Real Estate AG Redaktion RAUM & mehr Postfach 30 11 99 20304 Hamburg E-Mail Firma Postfach/Straße PLZ-Ort Land Informationsmaterial anfordern. Bitte senden Sie folgende Unterlagen an meine Adresse $ Vorherige Ausgabe von RAUM & mehr $ Unternehmensbroschüre Union Investment Real Estate AG $ Unterlagen zum Prime Property Award Fürstenhof, Frankfurt/Main Sie können alle Postkarten auch als Fax-Antwort senden an (0 40) 55 28 97 89 Bitte freimachen Titel Vorname Rückantwort Ausgabe 2/2008 Nachname Union Investment Real Estate AG Redaktion RAUM & mehr Postfach 30 11 99 20304 Hamburg Funktion Firma E-Mail Postfach/Straße PLZ-Ort Land Meine Leser-Empfehlung für RAUM & mehr. Bitte senden Sie RAUM & mehr regelmäßig und kostenfrei auch an Titel Vorname Nachname Funktion Firma Woodland Pointe, Herndon/Virginia Sie können alle Postkarten auch als Fax-Antwort senden an (0 40) 55 28 97 89 Bitte freimachen Postfach/Straße PLZ-Ort Land Mein Vor- und Nachname Firma Sie können alle Postkarten auch als Fax-Antwort senden an (0 40) 55 28 97 89 Rückantwort Ausgabe 2/2008 Union Investment Real Estate AG Redaktion RAUM & mehr Postfach 30 11 99 20304 Hamburg